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Full text of "Mittelhochdeutsches Wörterbuch : zu den Deutschen Sprachdenkmälern Böhmens und der mährischen Städte Brünn, Iglau und Olmütz : (XIII. bis XVI. Jahrhundert)"

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GERMANISCHE   BIBLIOTHEK 

HERAUSGEGEBEN  VON 

WILHELM    STREITBERG. 

I.    SAMMLUNG 
GERMANISCHER    ELEMENTAR-    UND    HANDBÜCHER. 


IV.  REIHE:    WÖRTERBÜCHER. 
DRITTER    BAND: 

MITTELHOCHDEUTSCHES    WÖRTERBUCH 

ZU    DEN     DEUTSCHEN    SPRACHDENKMÄLERN    BÖHMENS 

UND    DER.MÄHRISCHEN    STÄDTE:    BRUNN,    IGLAU    UND 

OLMÜTZ     (XIII.  — XVI.  JAHRHUNDERT) 

VON 

Dr.  FRANZ  JELINEK 


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HEIDELBERG  1911 
CARL  WINTERS   U  N  I VERSITÄTSBU  C  H  H  AN  DLU  N  G 


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j  WÖRTERBUCH 

ZU   DEN 

DEUTSCHEN   SPRACHDENKMÄLERN 

BÖHMENS  UND  DER  MÄHRISCHEN  STÄDTE 

BRUNN,  IGLAU   UND  OLMÜTZ 

(XML    BIS    XVI.   JAHRHUNDERT) 
VON 

Dr.  FRANZ  JELINEK 

K.  K.  DIREKTOR  DES  STAATSGYMNASIUMS  IN  IGLAU 


GEDRUCKT  MIT  UNTERSTÜTZUNG 

DER  GESELLSCHAFT  ZUR  FÖRDERUNG  DEUTSCHER  WISSENSCHAFT, 

KUNST  UND  LITERATUR  IN  BÖHMEN 


509505 


HEIDELBERG  1911 
CARL  WINTERS   U  N  I VERSITÄTSBUCH  H  ANDLU  NG 


Vorwort. 


Der  Gedanke  zu  dem  vorliegenden  Wörterbuch  kam  mir,  als  ich 
1889  bei  der  Untersuchung  der  luxemburgischen  Kanzleisprache  auf 
den  interessanten  Wortschatz  der  Wenzelsbibel  aufmerksam  wurde 
und  gleichzeitig  beim  Studium  des  berühmten  Bergrechtes  meiner 
Vaterstadt  Iglau  erkannte,  daß  auch  in  diesem  eine  reiche  Fund- 
grube für  das  deutsche  Wörterbuch  nicht  minder  wie  für  die  deutsche 
Rechtsgeschichte  zu  erschürfen  sei.  Die  Sprache  eines  großen  Teiles 
derselben  und  des  Iglauer  Stadtrechtes,  wie  sie  in  den  Iglau  er  Codices 
A  und  B  vorliegt,  desgleichen  die  Übersetzung  von  U — A.  Igl.  B 
und  der  umfangreichen  4  Bücher  der  Const.  geht  auf  Johannes 
von  Gelnhausen  zurück,  der  in  Iglau  als  Stadtschreiber  von  1400—1404 
nachzuweisen  ist,  nachdem  er  lange  vorher  Grubenschreiber  in  dem- 
selben Kuttenberg  gewesen,  in  dem  der  Stifter  der  kurz  vor  1400 
entstandenen  Wenzelsbibel,  der  Prager  Bürger  Martin  Eotlev  1378 
als  magister  mouetae  (Münzmeister)  nachgewiesen  ist  (Tomek, 
Zäklady  z.  B.  188  Nr.  858),  und  dann  die  Schulung  in  Kaiser  Karls  IV. 
Kanzlei  unter  Johannes  von  Neumarkt  durchgemacht  hatte.  Des 
letzteren  in  die  2.  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  zurückreichenden 
Übersetzungen  von  Hier,  und  Sol.  wurden  daher  auch  herangezogen. 
Der  aus  diesen  Quellen,  geschöpfte  Wortschatz  stellt  den  der  luxem- 
burgischen Kanzleisprache  des  14.  Jahrhunderts  dar  und  bildet  den 
Grundstock  des  Wörterbuches.  Der  Sprache  und  Entstehungszeit 
dieser  Quellen  am  nächsten  stehen :  das  Buch  der  Prager  Malerzeche 
von  1348,  die  prosaische  Böhmische  Chronik,  der  in  den  letzten 
Jahren  des  14.  Jahrhunderts  von  einem  Saazer  Stadtschreiber  verfaßte 
Ackermann  von  Böhmen,  sowie  das  Brünner  und  Prager  Stadtrecht. 
An  diese  wurden  die  übrigen  der  weiter  unten  aufgezählten  Denk- 
mäler angereiht,  von  denen  einige  —  die  Dichtungen  Ulrichs  von 
Eschenbach  ( W.  v.  W.  und  Alex.)  und  Heinrichs  von  Freiberg  —  in 
'lie  2.  Hälfte  des  13-,  der  mitteldeutsche  Dalimil  in  den  Anfang  des 


VI  Vorwort 

11.  Jahrhunderts  zurück,  viele  aber  bis  weit  ins  16.,  ganz  vereinzelte 
sogar  ins  17.  und  18.  Jahrhundert  heraufführen. 

Die  Denkmäler  zeigen,  abgesehen  von  dem  ganz  mitteldeutschen 
Dalimil  und  dem  noch  die  mhd.  Lautgestalt  zeigenden  Dichtungen 
Ulrichs  von  Eschenbach  und  Heinrichs  von  Freiberg,  den  nhd. 
Vokalismus,  daher  wurden  die  Stichwörter  in  der  nhd.  Gestalt,  zu- 
meist mit  Aufgebung  des  konsonantschen  Auslautsgesetzes  angesetzt, 
so  daß  z.  B.  üf,  üz  unter  auf.  aus,  lougen  unten  laugen,  stigen 
unter  steigen,  iu  und  öu  unter  eu  zu  suchen  ist,  se  steht  unter  ä, 
doch  auch  unter  e:  durch  Verweisungen  wurde  nachgeholfen.  Die 
Konsonantengruppen  sl,  sm,  sn,  sw  sind  in  dieser  Gestalt  (nicht 
unter  schl  usw.),  ht,  hs  jedoch  als  cht,  ehs  (z.  B.  achten,  vuchs),  ph 
als  pf,  anlautendes  f  unter  v.  die  Zeitwörter  in  der  Nennform,  auch 
die  trennbar  zusammengesetzten  unter  der  Präposition  zu  suchen. 

Indem  ich  dieses  Werk,  an  das  ich  die  Mußestunden  vieler  Jahre 
verwendet  habe,  die  mir  mein  Beruf  und  die  Mitarbeit  an  deutschen 
Lesebüchern  frei  ließen,  der  Öffentlichkeit  übergebe,  fühle  ich  sehr 
wohl,  wie  viel  ihm  trotz  der  größten  Sorgfalt  zur  Vollkommenheit 
fehle,  glaube  aber  doch  mich  der  Hoffnung  hingeben  zu  können,  es 
werde  als  eine  namhafte  Ergänzung  zu  den  beiden  mittelhoch- 
deutschen Handwörterbüchern  und  zu  Grimms  deutschem  Wörter- 
buch der  deutschen  Wissenschaft  willkommen  sein. 

Schließlich  fühle  ich  mich  gedrängt,  auch  an  dieser  Stelle  der 
Gesellschaft  zur  Förderung  deutscher  Wissenschaft,  Kunst  und 
Literatur  in  Böhmen  für  die  Bewilligung  eines  namhaften  Beitrages 
zu  den  Druckkosten,  den  Professoren  an  der  deutschen  Universität 
in  Prag  Hofrat  Johann  von  Kelle,  Karl  von  Kraus,  Alois  Pogatscher 
und  August  Sauer  dafür  meinen  tiefgefühlten  Dank  auszusprechen, 
daß  sie  das  Werk  geprüft  und  dem  genannten  Verein  wärmstens 
empfohlen  haben,  der  Direktion  der  Wiener  Hofbibliothek  und  dem 
Bürgermeister  von  Iglau  Vinzenz  Inderka  für  das  freundliche  Ent- 
gegenkommen bei  der  Benützung  der  kostbaren  Handschriftenschätze 
der  Hofbibliothek,  beziehungsweise  des  Iglauer  Stadtarchives,  end- 
lich der  verehrten  Verlagsbuchhandlung  vou  Carl  Winter  in  Heidel- 
berg für  die  Übernahme  in  ihren  angesehenen  Verlag. 

Iglau,  den  30.  März  1911.  Dr.  Franz  Jelinok. 


Quellen- Verzeichnis. 


1.  Schöne  Literatur. 

1.  >V.  v.  W.  oder  Wh.  v.  W.  =  „Wilhelm  v.  Wenden".  Ein 
Gedicht  Ulrichs  von  Eschenbach,  herausgegeben  von  Wendelin 
Toischer,  Prag  1876  als  I.  Band  der  von  Ernst  Martin  begründeten 
„Bibliothek  der  mittelhochdeutschen  Litteratur  in  Böhmen".  Der 
Dichter  Ulrich  von  Eschenbach  —  ob  er  ein  Verwandter  Wolframs 
von  Eschenbach  gewesen,  ist  ungewiß  —  gehört  (nach  der  Sprache, 
den  Keimen  und  Besonderheiten  im  Wortschatz)  nach  Mitteldeutsch- 
land, nicht  nach  Baiern,  und  lebte  am  Hofe  Wenzels  IL  von  Böhmen. 
Diesen  und  die  ihm  1278  (nach  Pfemysl  Ottokars  II.  Tode)  zu  Iglau 
vermählte  Tochter  Rudolfs  von  Habsburg,  namens  Ghita,  verherrlicht 
der  Dichter  als  Wilhelm  von  Wenden  und  dessen  Gemahlin  Benc. 
Die  Dichtung  (zitiert  nach  Versen)  ist  zwischen  1287—1297,  wahr- 
scheinlich zwischen  1289—1290  entstanden. 

2.  Alex.  =  „Alexander"  von  Ulrich  von  Eschenbach,  heraus- 
gegeben von  Wendelin  Toischer,  Tübingen  1888  (183.  Band  der 
Bibliothek  des  Litterarischen  Vereins  in  Stuttgart).  Das  Gedicht 
hat  28000  Verse,  der  Anhang  (zitirt  als  Alex.  Anh.)  2100  Verse, 
beide  werden  nach  dem  Verse,   der  das  Schlagwort  enthält,  zitiert. 

3.  Trist.  =  Tristau  (6890  Verse,  eine  der  Fortsetzungen  des 
Gedichtes  „Tristan"  von  Gottfried  von  Straßburg),  Leg.  =  Die  Legende 
vom  heiligen  Kreuze  (882  Verse),  Kf.  oder  Ritterfahrt  =  Die  Ritter- 
fahrt des  Johann  von  Michelsberg  {eines  böhmischen  Bitters  nach 
Paris,  330  Verse).  Schretel  =  Das  Schrätel  und  der  Wasserbär 
(352  Verse).  Alle  4  Dichtungen  in  dem  Werke  „Heinrich  von 
Freiberg,  mit  Einleitungen  über  Stil,  Sprache,  Metrik,  Quellen  und 
die  Persönlichkeit  des  Dichters,  herausgegeben  von  Dr.  Alois  Berat". 
Halle  a.  d.  Saale,  Verlag  Max  Niemeyer  1906.  Der  Dichter  Heinrich 
von  Freiberg  dürfte  wohl  aus  einem  von  Freiberg  in  Sachsen  nach 
Leitmeritz  ausgewanderten  Geschlechte  stammen,  daselbst  etwa  1235 
geboren,  an  der  dortigen  —  1298  bezeugten  —  städtischen  Latein- 
schule sein  Latein  gelernt  haben;  Anfang  oder  Mitte  der  50er  Jahre 
des  13.  Jahrhunderts  kam  er  mit  Smilo  von  Zittau  (später  von 
Lichtenburg)  nach  Deutschbrod.  Die  Lichtenburger  gelangten  mit 
dem  Jahre  1251  in  den  Besitz  ausgedehnter  Gebiete  an  der  böhm.- 
mährischen  Grenze  (auch  Bergwerke  z.  B.  bei  Schlappenz)  und  waren 


VIII  Quellen-Verzeichnis 

als  deutsche  Kolonisatoren  hier  bedeutend.    Heinrich  von  Freiberg. 
war  wohl  bürgerlicher  Herkunft  und  lebte  zwischen  1240 — 1300. 

4.  Dal.  •=  die  mitteldeutsche  Übersetzung  (eines  Unbekannten)  der 
Alttschechischen  Chronik  des  Dalimil,  Anfang  des  14.  Jahrhunderts; 
die  beiden  ersten  Zahlen  bedeuten  Seite  und  Zeile  der  Ausgabe  von 
Venceslav  Hanka  im  48.  Band  der  ..Bibliothek  des  Litterarischen 
Vereines  in  Stuttgart-',  die  beiden  Zahlen  in  Klammern  bedeuten 
Kapitel  (Nummer)  und  Zeile  der  immerhin  weit  besseren  Ausgabe 
von  Josef  Jirecek  im  III.  Band  der   ,.Fontes  reruin  Bohoemicarum". 

5.  Böhm  Chr.  bedeutet  die  weit  geschmackvollere  prosaische 
Übersetzung  derselben  Dalimilschen  Chronik  wohl  aus  dem  14.  Jahrb.. 
von  einem  Unbekannten  in  demselben  III.  Band  der  von  Josef 
Jirecek  herausgegebenen  Fontes  rerum  Bohoemicarum.  sie  ist  in 
70  Kapitel  und  110  Abschnitte  geteilt  und  wird  nach  den  Ab- 
schnitten zitiert. 

6.  Aek.  =  „Der  Ackermann  von  Böhmen",  hg.  v.  Job.  Knie- 
schek,  Prag  1877  (in  der  Bibliothek  der  mhd.  Lit.  in  Böhmen,  2.  B.) 
zitiert  nach  Seiten  und  Zeilen;  eine  Xeuausgabe  durch  Dr.  Alois 
Bernt  befindet  sich  im  Druck.  Entstehungszeit:  Ende  des  14.  Jahr- 
hunderts, Heimat  Saaz. 

7.  Ernst  =  Die  Sage  vom  Herzog  Ernst,  Fassung  D  im  I.  Band 
der  ,. Deutschen  Gedichte  des  Mittelalters'-  hg.  von  von  der  Hagen  und 
Büsching;  daß  diese  von  Ulrich  von  Eschenbach  herrührt,  hat  Zwier- 
zina  in  der  Zsch.  f.  deutsches  Altertum  44  S.  289  und  45  S.  411 
betont  und  Jahnke  in  den  ..Studien  zum  Wilhelm  von  Wenden", 
1  >i>-ertation.  Goslar  1903  stimmte  ihm  zu. 

2.  Bechtsdenkmäler. 

8.  Prag.  Str.  =  Das  Statuarrecht  von  Prag  (Nummer  1—47). 
Prag.  ßb.  =  Das  Rechtsbuch  von  Prag  (Nr.  1—206),  beide  zitiert 
nach  Nummern,  die  Seiten  der  Vorrede  I  —  C  II  in  lat.  Ziffern,  nach 
dem  Werke:  ..Das  altprager  Stadtrecht  aus  dem  XIV.  Jahrhunderte 
nach  den  vorhandenen  Handschriften  zum  ersten  Mal  herausgegeben 
und  erläutert  von  Emil  Franz  Bössler.  Mit  einer  Vorrede  von  Jacob 
Grimm,  Prag  1845.  (Deutsche  Rechtsdenkmäler  aus  Böhmen  und 
Mähren  I.  Band.) 

9.  Brunn.  Str.  I.  u.  II.  in  dem  Werke:  Die  Stadtrechte  von 
Brunn  aus  dem  XIII.  u.  XIV.  Jahrhundert,  nach  bisher  ungedruckten 
Handschriften  herausgegeben  und  erläutert  von  Emil  Franz  Rössler, 
Prag-  1852  (Deutsche  "Rechtsdenkmäler  aus  Böhmen  und  Mähren 
II.  Band,  Friedrieh  Tempsky).  Brünner  Str.  I,  bedeutet  daraus  das 
Schöffenbuch,  von  dessen  730  Nummern  nur  Nr.  479  deutsch  ist  (die 
andern  sind.,  lat.)  —  Brunn.  Str.  II.  =  die  Beilagen  und  zwar: 
Nr.  1 — 36.  Übersetzung  und  Bearbeitung  des  von  König  Wenzel  I. 
1243  für  Brunn  (fußend  auf  dem  Wiener  von  1221)  erteilten  Stadt- 
rechtes, der  „Jura  originalia".  Nr..  37—110  Stadtrecht  von  Brunn 
ans  dem  Anfang  des  14.  Jahrb.  (Änderung  und  Fortbildung  des 
früheren).  —  Nr.  111—174  König  Wenzels  II.  Judenrechte  zu  Brunn. 
—  Nr.  145—152  Mautrechte.  —  Nr.  153  Ottokar  11.  Handfeste  über 
die    städtische    Gerichtsbarkeit    (nach    dem    Original    Znaim    1276 


Quellen-Verzeichnis  IX 

Mai  28).  —  Nr.  155  König  Wenzels  II.  Handfeste  über  den  Jahr- 
markt (Prag1.  1291  Juli  13).  —  Nr.  156—162  Wenzels  II.  Handfeste 
über  die  Wahl  der  Schöffen,  Stadtsteuern,  Stadtgerichtsbarkeit  Ver- 
folgung der  Räuber;  Brunn.  1293  März  13;  Nr.  163  König  Wenzels  II. 
Handfeste  über  die  Bruckmant,  Brunn  1293.  —  Nr.  164-178  Hand- 
festen König  Johanns.  —  Nr.  179—243  einzelne  Schöffensatzungen, 
alles  zitiert  nach  Nummern. 

10.  Eger.  Str.  =  „Die  Stadtgesetze  von  Eger  aus  den  Jahren 
1352—1460,  hg.  v.  Dr.  Ferdinand  Khull',  im  12.  Jahresbericht  des 
II.  Staatsgymuasiums  in  Graz  1830/1,  dabei  bedeutet  A  die  Auf- 
zeichnung der  Stadtgesetze  von  1352,  B  die  davon  abweichende 
Fassung  von  1400,  C  die  dritte  Fassung  von  1460;  die  Stadtgesetze 
stammen  von  denen  Nürnbergs  ab.  —  St.  Z.  =  der  Stadt  Zoll  (1352, 
Beilage  1;  Burg.  =  Burger  recht,  Beilage  2;  Uug.  =  Bestimmung 
des  Ungeldes,  Beilage  3;  Fr.  =  Verordnung  über  die  Freiung, 
Beilage^;  Leibg.  =  Leibgedinge  (abgedruckt  bei  Mayer  im  Archiv 
für  öst,  Gesch.  LX  1880  I.  Hälfte),  L.  Meing.  =  Leibgedinge  des 
Arztes  Meingoss,  Beilage  5  von  1352,  M.  U.  =  Stiftung  einer  ewigen 
Messe  in  Waldsassen,  Beilage  6  von  1385;  zitiert  wird  nach  Ab- 
schnitten und  Sätzen. 

11.  Chili!».  =  Einige  Dorfweisthümer  (Ban-  und  Bergteidinge) 
aus  Mähren  von  P.  Ritter  von  Chlumeeky  im  Archiv  für  Kunde 
Osterr.  Geschichtsiiuellen  17.  B.  1857  Beilage  I.  und  zwar  bedeutet: 
I.  =  die  Rüguug  von  Urbau  von  1604,  IL  =  die  Rügung  des 
Aigenns  Kaludorff  von  1575,  III.  =  Mühlfrauner  Rügung  von  1604, 
IV.  =  Rausenbruckherische  Riegung  1604,  V.  =  Oblasser  Riegung 
von  1604,  VI.  =  Auszug  aus  einer  alten  Rügung  von  1575,  VII. 
=  Bergteidingsbuch  des  Marktes  Pöltenberg  von  1574,  VIII.  =  Ur- 
alte Weinbergrechte  zu  Seelowitz  von  1402  und  IX.  =  Dy  Gwon- 
heit  des  marktes  Modrycz,  um  1514. 

12.  Aus  dem  Buche  „Deutschböhmische  Dorfweistümer"  von 
Schlesinger,  Sonderabdruck  aus  dem  XV.  Jahrgang  3.  Heft  der  Mit- 
teilungen des  Vereines  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen: 
Rüge  v.  Pröhl  =  eine  Rüge  von  Pröhl  (im  Saazer  Kreis)  von  1536; 
Dreiding  von  Politz  =  ein  Dreiding  aus  Politz  nach  einem  Mskr. 
des  18.  Jahrb.,  Teiding  v.  Friedberg  aus  der  Zeit  1654 — 1697. 

13.  Igl.  Str.  =  Iglauer  stadtrechtliche  Schöffensprüche  in  dem 
Werke  „Der  Oberhof  Iglau  in  Mähren  und  seine  Schöffensprüche  aus 
dorn  13.— 16.  Jahrhundert  von  Dr.  J.  A.  Tomaschek,  Innsbruck  1868; 
zitiert  nach  Nummern  (bei  längeren  auch  mit  Hinzufügung  der 
Seite),  die  Zahlen  der  —  selbständig  gezählten  —  jüngeren  Sprüche 
stehen  in  Klammern. 

14.  Igl.  B.  =  Übersetzung  des  stadtrechtlichen  Teiles  der 
Iglauer  Handfeste  B  durch  Johannes  von  Gelnhausen  in  dem  Werke : 
„Deutsches  Recht  in  Österreich  im  XIII.  Jahrhundert"  von  I.  A. 
Tomaschek,  Wien  1859.    Zitiert  nach  Abschnitten. 

15.  Von  dem  Buch  „Das  böhmische  Bergrecht  des  Mittelalters 
auf  Grund  des  Bergrechtes  von  Iglau"  von  Prof.  Dr.  Adolf  Zycha, 
Berlin  1900  (Verlag  von  Franz  Vahlen)  wird  der  I.  Band  („Die 
Geschichte  des  Iglauer  Bergrechtes  und   die  böhmische  Bergwerks- 


X  Quellen- Verzeichnis 

Verfassung")  zitiert  als  Zycha  I.  nach  Seiten ;  aus  dem  II.  Band  („Die 
Quellen  des  Iglauer  Bergrechts"1))  als: 

Igl.  U— A  =  die  lat.  Iglauer  Stadthandfeste,  die  ein  vom  Stadt- 
notar über  die  Verhandlung  des  Königs  Wenzel  I  und  seines  Sohnes, 
des  Markgrafen  Premysl  Ottokar  (II.)  mit  den  Iglauern  Bürgern 
1249  aufgenommenes  Protokoll  darstellt,  das  durch  Anhängung  der 
Siegel  der  beiden  Fürsten  bekräftigt  wurde,  in  der  deutschen 
Übersetzung  des  Johannes  von  Gelnhausen  (zitiert  nach  Para- 
graphen). 

Igl.  U — B  =  die  deutsche  Übersetzung  (eines  unbekannten  Ver- 
fassers) der  von  den  Bürgern  (auf  Grund  der  in  U — A  erhaltenen 
Autonomie)  vorgenommenen  Ergänzung  der  Stadthandfeste  (etwa  aus 
der  Zeit   zwischen  1265—1280)  ebenfalls  nach  Paragraphen  zitiert. 

DIR  I.  IL  III.  die  wohl  im  Auftrage  des  Iglauer  Stadtrates 
erfolgte  deutsche  Kodifikation  des  weiter  entwickelten  deutschen 
Iglauer  Bergrechtes,  I.  (==  die  erste  Bedaktion)  in  27  Paragraphen 
(nach  ihnen  mit  Beifügung  der  Abschnitte  zitiert)  wohl  aus  dem 
letzten  Jahrzehnt  des  13.  Jh.:  II.  eine  um  die  §ij  28  und  2it  vermehrte 
2.  Bedaktion  aus  dem  Anfang  des  14.  Jh.:  III.  die  durch  die 
§§  30—43  vermehrte  3.  Redaktion,  deren  Igl.  Hs.  nach  1370  her- 
gestellt wurde. 

Const.  =  die  deutsche  Übersetzung  (durch  Johannes  von  Geln- 
hausen) der  „Constitutiones  juris  metallici  Wenceslai  II."  oder  wie 
sie  sich  selbst  nennen.  Jus  regale  montanornm.  die  auf  Grund  des 
Igl.  Bergrechtes  (DIRI.,  auf  Veranlassung  Wenzels  II.  (1282 — 1305) 
von  dem  italienischen  Rechtsgelehrten  magister  Goezius  von  Orvieto 
zwischen  1300 — 1305  abgefaßt  wurden,  zitiert  nach  den  vier  Büchern 
I—  IV),  Kapitel  und  Paragraphen. 

Igl.  Dgr.  =  die  Entscheidungen  des  Oberhofes  Iglau  in  Berg- 
sachen.  zitiert  nach  den  118  Nummern  der  Zychaschen  Ausgabe,  die 
zweite  Zahl  bedeutet  hierbei  den  Abschnitt;  da  diese  auch  in  der 
unzureichenden  Ausgabe  von  I.  A.  Tomaschek  v.  Stratowa  „Das  alte 
Bergrecht  von  Iglau  und  seine  bergrechtlichen  Schöffensprache'', 
Innsbruck  1897.  vorliegen,  so  seien  hier  neben  die  Nummern  der 
Zvchasehen  Ausgabe  die  der  Tomaschekschen  in  Klammern  angeführt: 
Nr.  1  (70).  2  (77)  3  (110),  4  (109),  5  (62),  6  (101),  7  (65).  8  (73), 
9  (fehlt).   10  (98),   11  (108),   12  (129),   13  (130),  14  (54),  15  (45),  16 


J)  Zu  diesem  II.  Bande  des  Werkes  meines  lieben  Freundes  habe 
ich  beigesteuert:  die  Abschrift  des  lat...  Textes  von  U— B  nach  der 
Iglauer  Handfeste,  die  der  deutschen  Übersetzung  von  U— A  nach 
dem  Kodex  A.  die  von  U — B  nach  E  und  die  Lesarten  von  L  und  V; 
die  Abschrift  des  I.  und  IL  Buches  der  Konstituti>uienübersetzung 
nach  D.  und  die  des  III.  und  IV.  Buches  nach  E.  die  Lesarten  von 
D  und  die  des  lat.  Textes  der  Const.  nach  einer  Hs.,  ferner  die  Ab 
schritt  der  Sprüche  Nr.  12.  13.  92  nach  D.  22.  30.  36  und  69  nach 
E,  3.  4.  6.  10.  11.  22.  31.  40.  41.  46.  47.  48.  50.  52.  53  (bis  §  11) 
60.  67.  98.  99.  104  nach  C.  die  Lesarten  zu  den  aus  B  abgeschriebenen 
Sprüchen  nach  Kudex  C.  ferner  war  ich  an  der  Herstellung  dei 
deutschen  Texte  und  der  Revision  beteiligt. 


Quellen-Verzeichnis  XI 

(66),  17  (67),  18  (64),  19  (71a),  20  (68),  21  (52),  22  (109  a)  23 
(S.  18f),  24  (69),  25  (74),  25a  (fehlt),  26  (83),  27  (84),  28  (86),  29 
(93),  30  (124),  31  (112),  32  (85),  33  (fehlt),  34  (94)  35  (151  tschech.), 
36  (125),  37  (78),  38  (62.  63),  39  (127),  40  (100),  41  (107),  42  (fehlt), 
43  (46),  44  (80),  45  (91),  46  (99),  47  (102),  48  (101),  49  (117;,  50 
(105),  51  (128),  52  (106  S.  91  doppelt),  53  (116),  54  (95  S.  96  doppelt), 
55  (115),  56—59  (118-121),  60  (111),  61  (139),  62  (140),  63  (90), 
64  (92),  65  (95),  66  (70),  67  (103).  68  (51),  69  (123),  69  a  (fehlt),  70 
(53),  71  (57),  72  (als  N/44  nach  B,  als  122  nach  F),  73  (72),  74  (82), 
75  (55),  76  (71h),  77  (147),  78  (79),  78  a  (3),  78b  (4),  79  (138),  81 
(75),  82  (56),  83  (132),  84  (133),  85  (142),  86  (151),  87  (152),  ss 
(148),  89  (141),  90  (88\  91  (fehlt),  92  (131),  93  (135),  94  (136),  95 
(134),  96  (87),  97  (50),  98  (112  S.  102  doppelt),  99  (113),  100  (114), 
101  (61),  102  (160),  103  (47).  104  (106),  105  (49),  106  (58),  107  (143), 
108  (144),  109  (145),  110  (146),  111  (149),  112  (150),  113  (1),  114 
(2),  115  (48),  116  (59),  117  (81),  118  (122).  — 

Ihrer  Entstehung  nach  gehören  vor  1268  Nr.  23,  vor  1325: 
Nr.  15.  43.  72.  78.  78h.  97;  zwischen  1325—60  Nr.  1.  2.  7.  8.  14. 
16—21.  24-28.  30.  32.  36-38.  43-44.  m.  68.  70—76.  78  a.  78  b.  81. 
82.  96.  101.  105.  106.  113—117;  zwischen  1360-85  Nr.  5.  9.  29.  34. 
42.  54.  63—65;  ins  14.  Jh.  auch:  Nr.  33.  36.  91:  --  zwischen 
1400—1407  Nr.  3.  4.  6.  10.  11.  22.  31.  40.  41.  46-50.  52.  55—60. 
67.  69.  98.  99.  104;  —  1424  Nr.  39;  um  1450  Nr.  12.  13:  --  1493 
Nr.  77.  88;  —  ins  1.  Jahrzehnt  des  16.  Jh.  Nr.  83.  84.  92—95. 
109-112;   in  die  Zeit  von  1510-1514  Nr.  35.  «5—87.  89.  107—109. 

Igl.  Mut.  sind  die  25  Nummern  der  Tglauer  Mutungen  aus  dem 

16.  Jahrb.  aus  dem  V  Abschnitt  des  Zychaschen  Buches.  — 

16.  Igl.  Kspr.  =  einige  wenige,  in  Zychas  Werk  fehlende 
bergrechtliche  Iglauer  Sprüche  für  Kuttenberg,  enthalten  in  dem 
1.  Anhang  zu  dem  Aufsatz  ..Johannes  von  Gelnhausen.  Kritisch- 
historische Studie  von  Dr.  B'Bretholz  in  der  Zschr.  des  deutschen 
Vereines  für  die  Geschichte  Mährens  und  Schlesiens,  redigiert  von 
Dr.  Karl  Schober,  Brunn.  1903,  7.  Jahrgang  1.— 4.  Heft,  während 
der  2.  Anhang  den  kaum  in  orthographischen  Varianten  von  der 
Ausgabe  Zychas  abweichenden  Text  der  Übersetzung  der  Con- 
stitutiones  durch  Joh.  von  Gelnhausen  nach  dem  Originalkodex  (jetzt 
im  Brünner  Stadtarchiv)  bietet. 

17.  Igl.  Stb.  sind  die  Iglauer  Stadtbücher  (handschriftlich 
im  Iglauer  Stadtarchiv,  Schrank  1)  und  zwar  I.  B.  aus  der  Zeit  von 
1359—1377,  IL  von  1378—1408,  III.  1408-1472,  lila  von  1410-1433, 
IV.  1419— 1519,  V.  1473—1514.  zitiert  nach  Band  und  Blatt,  wobei 
a  die  Vorder-,  h  die  Rückseite  bedeutet,  (Die  folgenden  Bände:  VI. 
von  1514-1529,  VII.  von  1520-1620,  VIII.  von  1529—1542,  IX.  von 
1542-1551!.  X.  von  1556—1584,  XI.  von  1584—1609,  XII.  von  1609—1637 
sind  nicht  für  das  Wörterbuch  ausgenützt.) 

18.  Igl.  Ms.  —  Urkunden  der"  Iglauer  Meistersinger  I.  Teil  von 
Dr.  Franz  Streinz  (Programm  des  Staatsgymnasiums  in  Wien, 
III.  Bez.  1901/2)   zitiert  nach  Seiten.     Sie  gehören  dem  Anfang  des 

17.  Jahrhunderts  an. 

19.  Prag.  Mz.  =  Buch  der  Präger  Malerzeche  von  1348,  als 
13.  Band  der  Quellenschriften  für  Kunstgeschichte  und  Kunsttechnik, 


XII  Quellen-Verzeichnis 

hg.  v.  Eitelberger,  Wien  1878  und  im  selben  Jahre  in  Prag  neu 
herausgegeben  von  Patera  und  Ferdinand  Tadra. 

20.  Eger.  Z.  0.  =  Die  Egerer  Zunftordnungen.  Ein  Beitrag 
zur  Gescbichte  des  Zunftwesens.  Von  Dr.  Karl  Siegl,  Hg.  v.  Verein 
f.  Gesch.  der  D.  in  Böhmen,  Prag  1909,  zitiert  nach  Nummern  und 
Abschnitten.  Es  sind  Nummer:  1  die  der  Bader  und  Barbierer  (1584), 
2—6  der  Bäcker,  (1512.  1535.  1536.  1550.  1555).  Nr.  7  der  Binder- 
gesellen (1550),  8  der  Binder  (1551),  9  der  Färber  (1652),  10  der 
Flaschner  (1559),  11  der  Glaser  (1583),  12  der  Goldschmiede  (1584), 
13-15  der  Hufschmiede  und  Wagner  (1500.  1573.  1609),  16— 18  der 
Hutmacher  (1460.  1524.  1536),  19  u.  20  der  Kürschnergesellen  (1488. 
1490),  21  deren  Zech-  und  Tanzordnung  (1600),  22—24  der  Maurer, 
Zimmerleute  und  Bauhaudwerker  (1470.  1559.  1579),  25  der  Maurer 
und  Steinmetzen  (1746).  26  der  Messerschmiede  (1609).  27  der  Metzger 
(um  1440).  28  der  Fleischhauer  und  Garköche  (1526).  29  der  Müller 
(1532),  30.  31  Müller-  und  Mühlordnung  (1572.  1586).  32.  33  der 
Mulzer  und  Bräuer  (1400.  1584),  34  der  Pfefferküchler  (1618).  35  der 
Biemer  (1584).  36.  37  der  Botgerber  und  Lederer  (um  1350  u.  1567). 
38  der  Sattlergesellen  (1560).  39  der  Sattler  (1615),  40  Lohnordnung 
der  Schröter  (1403).  41  der  Schuhmacher  (1653).  42.  43  der  Seiler 
(1538  u.  1591),  44  der  Tischler  (1577),  45  der  Töpfer  (1566),  46  der 
Tuchmacber  (1653).  47  u.  48  der  Zimmerleute  (1559  u.  1711). 

21.  Eger.  Aelitb.  I.  u.  IL  =  Das  Achtbuch  des  Egerer  Schöffen- 
gerichtes aus  der  Zeit  von  1310—1390  (I).  vom  Jahre  1391-1668 
(II)  Von  Dr.  Karl  Siegl.  (Prag  1901  u.  1903  Verl.  des  Ver.  f.  Gesch. 
d.  D.  in  B.  in  dessen  Mitteilungen  39.  u.  40.  Jahrgang  zuerst,  dann 
gesondert  erschienen)  zitiert  nach  Nummern. 

22.  Buch  der  Gebr.  =  Das  Buch  der  Gebrechen  am  Egerer 
Schöffengericht.  Von  Heinrich  Gradl,  Stadtarchivar  in  Eger  (im 
Archiv  für  Geschichte  und  Altertumskunde  von  Oberfranken,  15.  B. 
2.  Heft  S.  215—275,  aus  der  Zeit  von  1379. 

23.  Miud.  d.  Egerl.  =  Die  Minderung  des  Egerlandes  von 
Heinr.  Gradl,  ebda.  15.  B.  3.  Heft;  zitiert  nach  Seiten. 

24.  01m.  Stb.  =  Olmützer  Stadtbuch  in  der  Schrift :  ,.Über  das 
Olmützer  Stadtbuch  des  Wenzel  von  Iglau"  von  Wilb.  Sauger,  hg. 
von  der  historisch-statistischen  Section  der  k.  k.  mährisch-schlesischen 
Gesellschaft  zur  Beförderung  des  Ackerbaues,  der  Natur-  und  Landes- 
kunde, Brunn  1882,  C.  Winiker  (in  den  „Monumenta  Rerum  Bohemico- 
Moravicarum  et  Silesiacarum,  Sectio  IL  Liber  III.),  zitiert  nach 
Nummern,  bei  längeren  Stücken  daneben  mit  Seitenangabe. 

25.  Aussig.  Urkdb.  =  Urkundenbuch  der  Stadt  Aussig,  hg.  v. 
Dr.  Adalbert  Horcicka,  zitiert  nach  Nummern. 

26.  Stb.  Brüx  =  Das  Stadtbuch  von  Brüx  bis  zum  Jahre  1526 
bearbeitet  von  Dr.  Ludwig  Schlesinger,  Prag  1876,  zitiert  nach 
Nummern. 

27.  Budiv.  l'rkdb.  =  Urkundenbuch  der  Stadt  Budweis,  hg. 
v.  Karl  Köpl,  I.  B.  1.  Hälfte  von  1251—1391.  Prag  1901. 

28.  Böhm. -Kämmt z  =  Geschichte  der  Stadt  Böhmisch-Kamnitz 
und  ihres  Gerichtsbezirkes  im  Mittelalter  von  Karl  Linke  in  den 
..Mitteilungen  des  A'ereines  f.  Gesch.  der  Deutschen  in  Böhmen. 
XIX.  Jahrgang  S.  215—279. 


Quellen-Verzeichnis  XIII 

3.  Städtechroiiikeu. 

Vor  den  „Deutschen  Chroniken  aus  Böhmen,  Verlag  des  Vereines 
f.  Gesch.  der  Deutschen  in  Böhmen",  Prag  1879.  1881.  1884  behandelt 
der  I.  B.  : 

29.  Elbog.  Chr.  =  „Die  Chronik  der  Stadt  Elbogen  (1471—1504), 
bearbeitet  von  Dr.  L.  Schlesinger,  und  zwar  S.  1—138  die  Chronik, 
S.  139—177  verschiedene  Beilagen  (a.  1451 — 1506),  zitiert  nach  Seiten 
und  Zeilen,  die  freilich  in  der  Ausgabe  selbst  nicht  gezählt  sind: 
der  IIB.: 

30.  Traut.  Chr.  =  Simon  Hütteis  Chronik  der  Stadt  Trautenau 
(1484—1601),  bearbeitet  von  Dr.  L.Schlesinger,  zitiert  nach  Seiten; 
der  III.  B. : 

31.  Eger.  Chr.  =  „Die  Chroniken  der  Stadt  Eger,  bearbeitet 
von  Heinrich  Gradl";  und  zwar  Nr.  1—99  (S.  3—61)  die  Chronik  des 
Pankraz  Engelhart  (von  1560),  Nr.  105—177  (S.  73—177)  die  „Manual- 
Chronik  des  Andreas  Baier  (bis  zum  Jahre  1594);  Nr.  996 — 1035 
S.  183  —  232  die  Ausgabslisten  der  Stadt  Eger  (1390  —  1440); 
Nr.  1036—1040  S.  233—238  das  Wahlbüchlein  von  1560;  Nr. 
1041—1215  S.  241—390  Beilagen  aus  den  Jahren  1389—1553  (die 
Nr.  1216—1304,  Daten  zum  Verzeichnis  der  Egerer  Geschlechter 
boten  für  das  Wörterbuch  keine  Ausbeute).  Zitiert  wird  nach 
Nummern,   bei  längeren  Stücken  mit  daneben  stehender  Seitenzahl. 

4.  Religiöse  Literatur. 

32.  W — B  bezeichnet  die  für  den  deutschen  Kaiser  Wenzel  (als 
König  von  Böhmen  Wenzel  IV.)  von  dem  Prager  Bürger  Martin 
Rotlev  gestiftete,  prachtvoll  illustrierte  deutsche  Bibel,  die  am  Ende 
des  14.  Jahrhunderts  —  wohl  in  Prag  —  entstanden  ist  und  sich  in 
6  mächtigen  Foliopergamentbänden  in  der  Wiener  Hof  bibliothek  (als 
Nr.  2759— 64,  alte  Signatur  M.  S.  Ambras  18)  befindet;  sie  ist  noch 
ungedruckt. 

Hierbei  bedeutet  dien.  (=  Genesis)  das  I.,  Ex.  (=  Exodus)  das 
IL,  Lev.  (=  Leviticus)  das  III.,  Xum.  (Numeri)  das  IV.  und  Deut. 
(Deuteronomium)  das  V.  Buch  Mosis;  Jos.  =  das  Buch  Josue 
(24  Kapitel);  Richter  =  das  Buch  der  Richter  (11  Kapitel);  Ruth 
=  das  Buch  Ruth  (4  Kapitel);  Köu.  1  =  das  I.Buch  Samuels 
(31  Kapitel);  Kön.  II  =  das  IL  Buch  Samuels  (24  Kapitel);  Kon.  III 
—  das  I.  Buch  der  Könige  (22  Kapitel);  Kön.  IV  =  das  IL  Buch 
der  Könige  (25  Kapitel) ;  Par.  I  und  Par.  II  bezeichnen  das  I.  und 
IL  Buch  Paralipomenon  oder  der  Chronik,  jenes  mit  29,  dieses  mit 
36  Kapiteln :  Esdr.  I  =  das  I.  Buch  Esdras ,  im  Hebräischen  Esra 
genannt  (10  Kap.);  Esdr.  II  =  das  IL  Buch  Esdras,  auch  Nehemias 
genannt  (13  Kapitel);  Esdr.  III  =  das  nicht  kanonische  III.  Buch 
Esdras;  Tobias  =  das  Buch  Tobias  (14  Kapitel);  Judith  =  das 
Buch  Judith  (16  Kapitel);  Esther  =  das  Buch  Esther  (16  Kapitel); 
Job  =  das  Buch  Job  oder  Hiob  (42  Kapitel);  Ps.  =  das  Buch  der 
(150)  Psalmen;  Spr.  =  die  Sprüche  Salomons;  Pred.  oder  Prediger 
=  Eclesiastes  oder  Prediger,  von  den  Hebräern  Koheleth  genannt 
(12  Kapitel):   Hohe  Lied  =  das  Hohelied  Salomons.   hebräisch   Sir 


XIV  Quellen-Verzeichnis 

Hasirim  (8  Kapitel):  Sirach  =  das  Buch  Ecclesiasticus,  deß  Sohnes 
Sirachs,  griech  auch  Panaretos  genannt  (51  Kapitel) ;  Is.  =  Prophe- 
zeiung des  Isaias  oder  Jesaias  (6G  Kapitel);  Jer.  =  Prophezeiung 
des  Jeremia8  (52  Kapitel);  Klage  Jer.  =  Threni,  das  ist  Klagelieder 
des  Propheten  Jeremias  (5  Kapitel);  Barueh  =  Prophezeiung 
Baruchs  (6  Kapitel);  Ez.  =  Prophezeiung  Ezechiels  (48  Kapitel), 
—  Das  Buch  Daniel  und  die  12  kleineren  Propheten  wie  das  I.  und 
IL  Buch  der  Machabäer  fehlen  in  der  Wenzelsbibel. 

33.  T— B  =  „Der  Codex  Teplensis,  enthaltend  die  Schrift  des 
newen  Geczeuges.  Älteste  deutsche  Handschrift,  welche  den  im 
XV.  Jahrhundert  gedruckten  deutschen  Bibeln  zu  Grunde  gelegen, 
herausgegeben  von  P.  Philipp  Klimesch.  München  1881.  Nach  der 
Hallenser  Dissertation  von  W.  Weis  („Untersuchungen  zur  Be- 
stimmung des  Dialectes  des  Codex  Teplensis.  1886)  fiele  diese 
Übersetzung  in  eine  nicht  viel  südlicher  als  Prag  gelegene  böhmische 
Landschaft,  die  Abschrift  (Schreiber  B)  in  das  bühm. -obersächsische 
Sprachgebiet,  beide  in  die  beiden  letzten  Jahrzehute  des  IL  Jahrhunderts. 

Matth.  Mark.  Luk.  Job.  bezeichnen  die  Evangelien  des  Mat- 
thäus, Markus,  Lukas  und  Johannes. 

Btb.  (=  Botenbuch)  die  Apostelgeschichte ;  die  Briefe  des  Paulus 
sind  bezeichnet  mit:  Köm.  =  an  die  Römer,  Korinther  I.  und  IL, 
der  I.  und  IL  Brief  an  die  Korinther,  Galater  =  der  Brief  an  die 
Galater,  Eph  =  an  die  Epheser,  Philipper  =  an  die  Philipper, 
Kolosser  —  an  die  Kolosser,  Thess.  I.  und  IL  =  I.  und  IL  Brief  an 
die  Kolosser.  Tim.  I.  und  IL  =  I.  und  IL  Brief  an  Timotheus, 
Titus  =  an  Titus,  Philemon  =  an  Philenion,  Juden  =  an  die 
Hebräer;  Briet  Jak.  =  Brief  des  Jakobus,  Peter  I.  und  IL  =  I.  und 
IL  Brief  des  Petrus,  Joh.  I.  IL  III.  =  I.  IL  III.  Brief  des  Johannes, 
Judas  =  Brief  des  Judas,  Off'enb.  =  die  Offenbarung  des  hl.  Johannes 
oder  die  Apokalypse. 

34.  Joh.  v.  Igl.  =  eine  deutsche  Erklärung  der  10  Gebote 
durch  Johannes  de  Iglavia  in  der  Handschrift  Nr.  1(346,  2  der  Wiener 
Hofbibliothek.  Der  Zusatz  z.  B.  10.  Geb.  bedeutet  die  Erklärung  des 
10.  Gebotes. 

35.  Hier.  =  „Das  Leben  des  heiligen  Hieronymus  in  der  Über- 
setzung des  Bischofs  Johaunes  VIII.  von  Olmütz",  herausgegeben 
von  Anton  Benedict,  Prag,  1880  (in  der  „Bibliothek  der  mhd.  Lite- 
ratur in  Böhmen.  Begründet  von  Ernst  Martin,  hg.  von  Verein  für 
Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen,  III.  Band) ;  diese  von  Johann 
von  Neumarkt  (nach,  seinem  Geburtsort  in  Schlesien)  zwischen 
1371 — 75  geschaffene  Übersetzung  wird  zitiert  nach  Seiten  und  Zeile 
des  Druckes. 

36.  Sol.  =  die  lateinischen,  fälschlich  dem  Augustinus  zu- 
geschriebenen Soliloquien  (Selbstgespräche)  in  der  Übersetzung  des 
Johann  von  Neumarkt  aus  der  Zeit  von  1353 — 1364  (wohl  zwischen 
1358 — 1363)  hg.  v.  Dr.  Anton  Sattler  in  den  Programmen  des  fürst- 
bischöflichen Gymnasiums  am  Seckauer  Diözesan-Knabenseminar  in 
Graz  1900 — 1902,  zitiert  nach  den  unten  stehenden  Seiten  und  nach 
Zeilen. 

Von  diesen  Quellen  sind  Nr.  17,  32  und  34.  darunter  11  mächtige 
Folianten,  nur  handschriftlich  vorhanden. 


Quellen- Verzeichnis 


XV 


Abgekürzte  Bezeichnung  dieser  Quellen  nach  der 
Reihenfolge  des  Alphabets. 

Die    nebenstehende    Zahl    zeigt,    unter    welcher    Nummer    des 
Quellenverzeichnisses  nähere  Aufklärung  zu  suchen  ist. 


Ack.  s.  6. 
Alex.  s.  2. 
Alex.  Anh.  s.  2. 
Aussig.  Urkdb.  s.  25. 
Böhm.  Chr.  s.  5. 
Böhm.  Kamn.  s.  28. 
Brunn.  Str.  s.  9. 
Brüx  Stb.  s.  26. 
Buch  der  Gebr.  s.  22. 
Budweiser  Urkdb.  s.  27. 
Chlum.  s.  11. 
Const.  s.  15. 
Dal.  s.  4. 
DIE».  15. 

Dreiding  v.  Politz  s.  12. 
Eger.  Achtb.  s.  21. 

.,      Burg.  s.  10. 

„      Chr.  s.  31. 

„      Fr.  s.  10. 

„      L.  Meiug  s.  10. 

„      M.  U.  s.  10. 

„      Str.  s.  10. 

„      St.  Z.  s.  10. 

„     Ung.  s.  10. 

„      Z.  0.  s.  20. 
Elbog.  Chr.  s.  29. 
Ernst  s.  7. 
Hier  s.  35. 


Igl.  B  s.  14. 

„    Bgr.  s.  15. 

„    Ms.  s.  18. 

„    Mut.  s.  15. 

„    Rspr.  s.  16. 

„    Stb.  s.  17. 

„     Str.  s.  13. 

„    U — A  s.  15. 

„    U— B  s.  15. 
Job.  v.  Igl.  s.  34. 
Leg.  s.  3. 

Mind.  d.  Egerl.  s.  23. 
Olm.  Stb.  s.  24. 
Prag.  Mz.  s.  19. 
„      Rb.  s.  8. 
„  Str.  s.  8. 
Rf.;  Ritterf.  s.  3. 
Rüge  v.  Pröhl  s.  12. 
Schretel  s.  3. 
Sol.  s.  "36. 
Stb.  Brüx  s.  26. 
T— B  s.  33. 

Teiding  v.  Friedberg  s.  12. 
Traut.  Chr.  s.  30. 
Trist,  s.  3. 
W— B  s.  32. 
W.  v.  W.  s.  1. 
Zycha  I.  s.  15. 


Andere  Abkürzungen. 


a.  =  anno. 

Acc.  oder  Akk.  =  Akkusativ, 
d.  p.  =  der  Person,  d.  S.  =  der 
Sache. 

Adj.  =  Adjektiv,  Eigenschafts- 
wort. 

Adv.  =  Adverb,  Umstandswort, 
adv.  =  adverbiell. 

bildl.  =  bildlich. 

Comp.  =  Komparativ. 

Dem.  =  Deminutiv,  Verkleine- 
rungswort. 

Ein].  =  Einleitung. 


f.  =  Femininum,  weibliches  Ge- 
schlecht. 

fr.  oder  franz.  =  französisch. 

Gen.  =  Genitiv,  2.  Fall; 

in  Verbindung  W— B  Gen.  = 
Genesis  der  Wenzelsbibel. 

Inf.  =  Infinitiv,  Nennform. 

intr.  =  intransitiv. 

Jh.  =  Jahrhundert. 

L.  =  Mittelhochdeutsches  Hand- 
wörterbuch von  Dr.  Matthias 
Lexer. 

lat.  =  lateinisch. 


XVI 


Quellen-Verzeichnis 


m.  =  Maskulinum,  männlich. 
mhd.  =  mittelhochdeutsch, 
nhd.  =  neuhochdeutsch. 
Nom.  =  Nominativ,  1.  Fall. 
Part.  =  Partizip,  Mittelwort, 
poln.  =  polnisch. 
Präp.  =  Präposition,  Vorwort. 
Prät.  =  Präteritum. 
Pron.  =  Pronomen,  Fürwort, 
red.    —    (ursprünglich)    redupli- 
zierend, 
slav.  =  slavisch. 


Sing.  =  Singular,  Einzahl. 

st.  =  stark  biegend. 

stv.  =  stark  biegendes  Zeitwort. 

subst.  =  als  Hauptwort  gebraucht. 

Subst.  =  Substantiv,  Hauptwort. 

tr.  =  transitiv. 

unpers.  =  unpersönlich. 

unreg.  =  unregelmäßig. 

v.  =  von. 

vgl.  =  vergleiche. 

:  =  reimend  auf. 


Ablautsreihen  «1er  starken  Zeitwörter. 


Il 
12 


Präsens 

z.  B.  gibe: 

nime ; 


Präteritum 
Singular, 
gap: 
nam; 


13    i,  hilfe: 


LI 


a,  half; 


Präteritum 
Plural, 
ä,  gäben; 
ä,  nämen; 

u,  hülfen; 


Partizip 
Präteritum. 

e,  gegeben; 

o     (u),     ge- 
nomen ; 

o     (u),     ge- 
holfen ; 

i,  gestiegen; 


i,    (mhd.),    ei    ei,  steic;  i,  stigeu; 

inhd.),stigen; 
III a     in    (mhd.),   eu    ou,  bouc;  u,  bugen; 

(nhd.)  biuge; 

III  b     iu(mhd.),eu,ie    6,  zöch;  u,  zugen; 

(nhd.)  ziuhe: 

IV  a  (e)  var;  uo  (md.  ii.  nhd.     uo      (md. 

ü)  vuoren;  vuoren; 

V       a,  ä,  uo  ei  ou    ie.  stiez, ;  ie,  stiegen : 

(6)  z.B.  stöz,e; 

Die  Bezeichnuug  der  Klassen  I  bis  III  entspricht  der  bei  Lexer, 
mir  daß  die  III.  hier  in  a  und  b  gegliedert  ist,  dagegen  entspricht 
hier  die  IV.  Klasse  bei  Lexer  der  Klasse  I  4,  die  V.  Klasse  den  redupli- 
zierenden bei  Lexer  (1 1,  I  2,  I  3,  II  und  III). 


o,  gebogen; 

o,  gezogen; 

ft)     a,  gevarn; 

wie  im  Präs. 
z.B.  gestoben. 


Mit  *  sind  jene  Wörter  bezeicJtnet.  die  weder  im  Mhd.  Wb.  von 
Beneke ,  Müller,  Zarnke,  noch  in  dem  Lexers  oder  höchstens  aus 
diesen  Quellen  (\V.  v.  W.  Trist.  Prag.  Str.  Prag.  Bb.  Brunn.  Str.) 
belegt  sind.  Es  sind  folgende  2135  )Yorte,  von  denen  diejenigen, 
deren  Deutung  oder  Erklärimg  unsicher  ist.  hier  mit  *  bezeichnet  sind: 


abend -e^en  Str.,  abend -regen,  aber-slich,  ab-beu  Adj.  *,  ab- 
gerurt,  ab-gevelzt,  ab-gewicht*.  ab-hauunge,  ab-keren,  ab-kundigung, 
ab -leibig,    ab-lenung.    ab-lesund.    ab -malung.    ab-marscheiden,    ab- 


XVII 

nutzung-,  ab-pflücken,  ab-sagunge,  absckied-täding,  ab-spennig,  ab- 
steigung-,  ab-stellung,  abtes-lehen,  abtisch,  ab-trinken,  ab-tüung, 
ab-vertung,  ab-vürung,  ab -wachsen,  ab -wandeln,  ab -wegen,  ab- 
wendig, achsil-span,  ach-vart,  acker-recht,  acker-reut,  acker-teil, 
ahm,  aldö-selbest,  al-hiesig,  aller-behendest,  -bequemlieh,  -durch- 
leuchtigist,  -vugleichst,  almer-sloz,,  al-seufzend,  altär-herre,  alt-knecht, 
alter-opfer,  alt-vateriseh,  al-vliez,end,  al-wallend,  al-zu-bezeiten,  am- 
bechter, ambechtung,  amisei,  amts-burgermeister,  an-botwaren,  ander- 
weidunge,  an  -  enphenklich ,  an -gagern,  an -gehegt,  an -genügen, 
angestikeit,  an-gölden,  an-göllung,  an-haft,  an-hengung,  an-krentung, 
an-ligunge,  an-merkunge,  an-pleien,  an-plareu,  an-rumpeln,  an- 
schrauzen,  an-sankhan(!)*,  an-stimmeD,  aut-gift,  an-vadern,  an-vechten, 
an-vechter,  an-vertigen,  an-veuern,  au-vorderung,  an-weiserin,  an- 
werden,  an-wesen,  an-zeigeu,  an-zerreu,  aquilo,  arc-heftig,  arm- 
gespan,  arme-mennin,  armutei,  armutel,  artikels-brief,  astecht,  at- 
mitzen,  auf-gebot,  auf-dingen,  auf-höre,  auf-krcenei),  auf-lage,  auf- 
lauger,  auf-laufung,  auf-lä^ung,  auf-leg-register,  auf-macher,  auf- 
richtung,  auf-rürig,  auf-schauer,  auf-schrenken,  auf-sinken,  auf-sten, 
auf-weisuug,  aus-bereden,  aus-biutlich,  aus-eiseu,  aus-kerunge,  aus- 
kirnen, aus-lendung,  aus-nember,  aus-raufuuge,  aus-reien,  aus-reutehi*, 
aus-rumpeln,  aus-setzung,  aus-schreiten,  aus-sckröten,  aus-schuppen, 
aus-schürfen,  aus-sueien,  aus-vellig,  aus-warterin,  awersant. 


B 

bacher,  bader-knecht,  bad-ke^^el,  bad-tüch,  ban-dich,  barbarön, 
barbier,  barchant-werk,  barschaft,  baselisken-auge,  bauer-pferd,  bauer- 
sechswöchnerin,  bäurisch,  beamis,  beckel-huot*,  becken-kuecbt,  -schräge, 
becken-werk,  be-ding,  be-geitigen,  be-geitiger,  beginstnus,  be-gnügde, 
be-gnüglich,  be-gnüg-sam,  be-gnügtler,  be-gnügung,  be-grebtnis,  be- 
guntnusse,  be-halt-lich,  be-halt-sam,  be-hant-haben,  be-hüllunge,  be- 
hülzunge,  bei-lag,  beilde,  bein-gespau,  beispild,  bei-vellig,  bei-wesung, 
beiz,  be-jechung,  be-lernen,  be-listigung,  be-lue,  be-meiligunge,  be- 
uielden,  be-meltlich,  be-nennung,  be-nötigen,  be-noetung,  be-nüglich, 
be-rainen,  be-rede,  be-reinung,  be-remiteln,  berg-emmer,  ber-gewand, 
berg-grube,  berg-gezauwe,  berg-gut,  berg-1  achter,  berg-lich,  berg- 
man,  bergung,  berg-vreiuuge,  berg-werk,  berg-werks- vergleich, 
bericbt-leut,  ber-lein,  bern-stube,  bersck-büchse,  be-rubsam-lich,  be- 
rür-lich,  be-schediger,  be-scheidikeit,  be- schick  nnge,  be-schidunge, 
be- schirm -rede,  beschit-brief,  be-seligen,  be-sicherung,  be-spurzen, 
bestands-weis,  be-steer,  be-stendler,  be-streuunge,  be-swserden,  be- 
teiding,  beteidiiigs-man,  betel-vür,  be-trübsaluuge,  bette-gewendlich ; 
beugel,  beigil;  beutel-mül,  bevelh-haber,  be-vrunt,  be-vüren,  be-weg- 
lich,  be-wellung,  be-willen,  be-wingen,  be-wust,  be-zaunen,  be-zunget, 
bider-leute,  bienenwald,  bier-eigen,  binsen-strauch,  birgig,  biterin, 
bittelei,  bittlefse,  bläb-slag,  blaten-geier,  bieg,  bleibling,  bleihutte, 
blezen,  bochnicze,  bock-stolle,  bodemen,  boden-steiu,  bogen-ort,  bor- 
stube,  bosten-,  -posten-brief,  boten  -briefe-  trager,  bot-heit,  botwarei, 
botzen,  brand-schettig,  brant-messe,  brechelen,  breeherin,  brech-haus, 
kegeln*,  pregeln,  breu,  bren-brief,  brest-haftig,  bret-kloz,  breucliig, 

Jelinek,    Wörterbuch.  \) 


XVIII 

breueh -liehen,  breu-holz,  breu-tag,  breutunge,  breu- urbar,  brichtig, 
brief-leute,  biöt- nieder,  bruck-tor,  brüderkeit,  brüder-teil,  brüder- 
toehter,  brun-ländl- wiese,  brunung,  brust-winde,  brüunge,  büch- 
druckerei,  buchen -stock,  bück-halter,  buchs-bauruin,  büchsen-kugel, 
-schieben,  -schiff er,  buchung,  puchung,  bulgen-macher,  bündisch, 
bürg  (=  Eunuch,  Diener),  burgen-recht,  bürger-rneister-schaft.  burg- 
güt,  burn,  büz-vlec. 

D. 

dachs-vel,  dannenherö.  dar-legung,  daust,  deck-beil,  dendel-mark, 
denk-zetel,  derfter-drin,  deub-heit,  deub-strafen,  deuchten,  deutsch- 
haus, dich'tikeit,  dieberei,  dienstikeit,  diez,  stf.,  donder-streich,  doner- 
döz,,  doner-schric,  dreiding,  drei-gekrönt,  drei-gerüdert.  dreiling-vaz,, 
drei-seitl-kendl,  dreu-brief,  dril- gerudert,  drinn*,  drö-brief,  drom 
(=  drum),  drossdram*,  druck- form -setzer,  drnmel- schlager,  dump- 
lächter,  durch-genge-stelle.  durch-lustig,  durch-pelzen,  durch-spehen, 
durch-vornieren. 

E 

e-brechtig,  ebtissinne,  ederein,  eder-mäl,  eger-holz,  egerisch, 
Eger- leite,  ehe -leiblich,  ehender,  eid-pfenning,  eigen -dienst,  eigen- 
lich  Adv.,  ein -bewilligen,  -gehörimge,  -heischen,  -hendlicht,  einiger- 
lei,  ein-legen,  -leiben,  -maner,  -muten,  -raten,  -sacker,  -schaffen, 
-schuldigen,  -segen,  -slag,  -slahen,  -streichen,  -tragen,  -trechtig, 
-trechtic-lich,  -ti-echtikeit ,  -vordrer,  -forieren,  -wegen,  -werber, 
-werfen,  -werren,  -wonunge,  einzen-pferd,  ein-zünften,  eis-bau,  eisen- 
gezeuge,  eis-meister,  eitel-bar,  eit-loch,  ellen-bernde,  ent-eigenen, 
ent-einigen,  entgegen-leuten,  ent-hebigkeit,  -hoffenen,  -lauf,  entlehent- 
niäl .  ent-satzunge,  -senften.  -seuberkeit.  -seubung,  -sliez,ung, 
-sprie^unge,  -Urlauben,  -vreien,  -vreniden,  -werfer,  -wüschen,  enzamt- 
alter,  -erbe,  -erzogen,  -gelich,  -gevangner.  -knecht,  -ritter,  -sitzend, 
-süchung,  -werk er,  -werkuug,  enzrinzen*,  erb-aninäz.ung,  erb-ansprech, 
erb-eid,  erb- gang -stolle,  erb-gebirge,  -geld.  -gericht,  -gesehen, 
-gewerke,  -grübe,  -grub -Schreiber,  -haltung,  er-bitung,  erb-leute, 
erb -samkl eich,  erb-sez,z,eii,  -süber- grübe,  -smid,  erbe-spil,  -stolle, 
-stolner,  -Untertan,  er-butig,  erb-wappen,  -zins-gelt,  erden-knolle, 
erderunge,  er -donnern,  -dunsten,  eren-mantel,  -verkleinerlich,  er- 
grabnüsse,  er-hebuug-brief,  er-holunge,  -körunge,  -kündiget,  -leuchti- 
keit,  -leuterung,  -quicker,  -reglich,  -reiten,  ersamen,  er-schauwern, 
er-schellunge,  er- schreck -sal,  er-schürbeu,  -slahung,  ersten -lieh,  er- 
stickunge,  er-süchter,  -sundern,  -teidingen,  -varukeit,  -vreuwunge, 
-werblich,  erzet-pfennig,  erz-teiler,  eschern,  Esel-dorf,  esel-keuchel, 
esel-m8ez,ig,  esse-meister,  essen -geld,  etzen,  e -vroelichkeit,  ewigilig, 
exemplär-büch,  ez,-ban. 

G 

gähes,  galine,  gampt,  gang-stein,  ganst-lich,  gart-brüder,  garte- 
eisen.  gar-zal,  gatten-hün,  gaukel-weis,  ge-pawer-volk,  ge-bitlich 


XIX 

ge-blez,e,  ge-blickt,  ge-blümede,  ge-breme,  ge-burg",  gedechtnis-büch, 
ge-deihenüsse,  ge-denklich,  ge-dreieckt,  ge-dupelt,  gegen -antwort, 
-dön,  -heit,  -louf,  -nächber,  -nutzunge,  -stufe,  -Wortes,  gegeter- 
venster,  ge- hindert,  ge-horsamkeit,  ge-hörsainichen,  ge-hörsamung, 
ge-host,  ge-humbt,  geinzekeit,  geisselunge,  geitigunge,  ge-kneufelt, 
ge- kochte,  ge-kretz,  geld- einlege -lädlin,  ge- leine,  ge-leit-brief,  ge- 
lich-sam,  ge-lichsen-heit,  ge-litschert,  ge-lübdnis,  ge-luber,  ge-lübig, 
ge-lübuis,  -lustsamen,  geraecht-leute,  gemein-eldester,  ge-raeinsamer, 
ge- nieint.  ge-nächenung,  ge-näd-sam,  ge-nech-lich,  ge-nera-habung, 
Geomancia,  ge-peinikeit,  ge-recher,  gerecht -haftig,  -haftigen,  ge- 
rechtig, gerichts- erlang,  -peitsche,  ge-rinkelt,  gesatz  -  Ordnung, 
geschicht-lich,  geschoz,-nemer,  ge-seinst,  gesellen-singschül,  ge-siger, 
ge-slepp,  ge-sling,  gesnitz-werk,  ge-speist,  ge-spil  stn.,  ge-sprächikeit, 
gestein-rulle,  gestift-altär,  ge-streuche,  ge- stritte,  ge- sümpfe,  ge- 
swere,  ge-tref lieh,  ge-turme,  ge-turre,  geuden-reich,  geu-kuecht,  geut, 
ge-verdlich,  ge-vere,  ge- vierwinkelt,  ge-iiecke,  ge-vletz,  ge-vogilt, 
ge-vrid-sam,  ge-vridsam-lich,  ge-waltigung,  gewand-kamer,  -presse, 
-schere,  ge-welbel,  ge-werd,  ge-wunnung,  ge-wurmelt,  gezeug-brief, 
ge-zwinlingt,  gibelein,  gibel-venster,  gie^-kanel,  gigen-garren, 
gimmin,  glach,  glauz-blüme,  -gevar,  gleissende  (==  ge-lichsende), 
glied-ma^,  glö^-ling*  glüb-nis,  gnäden-tau,  -taYel,  -sam,  golaezer, 
gold-macher,  gotes-lesterei,  got-link*,  grausamkeit,  gremnüsse,  grem- 
schaft,  gremsen,  greniz- ackerunge,  grenizen-besehreiber,  greniz- 
gedechtnis,  -kreiz,  -mülstein,  -recht,  -rein,  -streit,  -stritte,  -weide, 
Griffenstolle,  gris-gramig,  -gramung,  gröz,-günstig,  -günstig,  grüben- 
schreiber,  grund-brief,  gründel,  grüntel,  grund-greniz,  -lös,  -vestig, 
gunstlich. 


H 

habarte*,  hacken -smid,  hader- lumpin,  halben -bech,  halm-wurz, 
hamer-stat,  handeis -buch,  handlungs-tag-,  hant- eisen,  -reichunge, 
-streich,  -wenden,  -werks-kerze,  -werks-zeche,  -zeichen,  harlaz.-weber*, 
haruasch-geld,  -geriete,  -kamer,  harn-krüg,  haspler,  häufe,  haupt- 
gang, -geschütz,  hauptil,  haupt-vride-brief ,  -zeche,  haus-gibel,  -hal- 
tung,  -kompter,  hausner,  heb-stange,  hehil,  heidech,  hei-holz,  heilig- 
sani,  heim-gemach,  heim(e)-lich  stn. ,  -vertiguug,  heiu-buchen-stock, 
heintig,  heirat-man,  Heirias,  heirling,  helbde,  helfen-teil,  henge-bank, 
herab-schaffuug,  her-berger,  her-heim,  her-hinder,  her-meister,  hermel- 
wiz,,  hern-gegen,  herren-lehen,  her-schauwen,  hers-vluot,  her- 
widerumb,  herzen,  herzu -komen,  hese*,  heufe,  heuler,  heulunge, 
heuräts-tag,  heu -rechen,  -schür,  heven-  sieder,  hief-dorn,  hiesig, 
himel-grave,  -hof,  himels-reif,  hinach-volgens,  hinder- werfung, 
-ziehung,  hiner-knecht,  hin-kerunge,  hin-kunt't,  hin-lä^er,  -läz,unge, 
-vlucht,  -vürunge,  Höch-deutschland,  höch-gräflich,  -kostig,  -müeten, 
-vleizjg,  -wild,  hock-schar,  hoffen-trunken,  höf-tafel,  -wonung,  hol- 
duug,  holunke,  holz-heider,  -klause,  -mandät,  -riese,  -wurmel,  hörnen, 
hserunge,  hospitalisch,  hunderter,  hundert-vechtig,  hunds-kappe,  -vut, 
hür-handel,  hurten,  husser,  hüt-gadem,  hütten-kost,  hutt-grund,  hütt- 
stat,  hütung,  hüt-weg. 

b* 


XXII 

quater-stück.  queler,  quetschieren,  quitscken. 

K 

racher,  rani-hof,  rappier,  ratig-,  rät  -  Schaffung,  räts-persön,  rät- 
tünnelin,  rauch -heller,  rauuer,  recht  -brecher,  -brecherin,  -brief, 
-haftigeu,  -macher,  -tisch,  rechtuug,  recht -vlüchtig.  rede -rieh,  refel- 
werk,  reformation,  regent,  reihel,  rein  stf..  reinisch,  reis-slos,  -slosser, 
reit-zedel,  rem-hof,  reu,  rendl-mül,  reng,  rengsburger,  ren-vau,  rent- 
herre,  -Schreiber,  reutig,  reut-leute,  reut-me^er,  rieht -leute, 
rincrerotes,  riug-leute,  ritter- ernst,  ritters-mantil,  ritter-scheften, 
roböt-man,  rocken -beck,  -möl,  roinaney,  rone-baum,  rör,  rösen-gasse, 
ros-stallung,  rotterei,  rotting,  rüben-kirckweik,  Eüben-zagel  (=  Rübe- 
zahl), run-,  runi-baum.  ruom-rae^e,  -wort,  rüst-baum. 

s 

sac-band,  sal-raacher,  salzuuge,  sand-seiger,  sauiter-niacher,  sappen, 
sat-blaw,  sauer -ampfer- hübe],  sauer -ainpf-wise.  sauer -teigeu  swv., 
sauf  er.  saupe,  saupnik,  Schacht -rad,  schaden -gelt,  -sack,  schadung, 
schaeffen-,  schepen-brief,  sehäf -meister,  schappe,  zappe;  scharf -gräb- 
lein, schar -strich,  schar -werken,  schau -meister.  schaurig,  schawer- 
waz.z.er-weg.  -wetter,  -wind,  Schechtel,  schef-tor,  -turn,  scheier-leiu, 
scheiter.  schelung.  schemelern.  schem-likeit,  -wort,  schenken-meister. 
schenk-sontag,  schepfen  sicr.  schepfen-brief,  scke'rf,  scherper,  scherpfer, 
schichtig,  schiok-wärts,  schid.  -niauer,  schiefferieren,  schif-nian,  schin- 
dunge,  schiz,-stat.  schon  stf.  ?,  schoen-melzners-gasse,  schön-pfennig, 
schorn,  schötzeu-kopf,  schoben,  schranzen,  schronecht,  schül-geinez,, 
-halter,  -kunst,  -raeisterei,  -ordenunge,  -stublin,  -veier,  schuolören*, 
schupfrig,  schurpf,  schur-schere.  schuster-kör,  -zeche,  schutz-berg- 
werk,  schutz-geld,  sechs-wöcherin,  seige-richt,  seiger-spehr,  seil-riclit. 
selb-mugend.  selduug,  sel-vart.  Sel-wein,  sem-lichkeit,  seilende,  seiä. 
seufel,  seuffen-gerin,  sibeu-geste'rnet,  sichel-niüle,  sicherz,.  sicht-spiegel, 
sicken,  side- Schneider,  siech -heusei,  siede,  sig-baum,  sig-behalte- 
rinue,  siges-opfer,  siges-opfer-tier,  signet*.  singundig,  skorpen-wurme, 
släf-trunken,  slag-dill,  -nnil,  slegel-gasse,  -helb,  sleif-hütte,  sleisse, 
sleiz,en-leuchten.  Slesing,  sleuder-stein,  sling-lein,  sioter-becke*,  sraseh- 
leich,  smelz-gadem,  smide-ammeebt,  -ampt,  -kuecht,  -zuuder,  snappen- 
hut*.  snarnig,  sneid-ling,  solen-schawer,  sol-sneider,  somer-turm.  sorg- 
lichkeit, sotan,  söteu,  speier*,  speileu  sivv.,  speis -ochse,  spiler-gasse, 
spital-müle,  spitel- garte,  -herre.  -tor,  -vleisch,  spitz -treid,  spreng. 
Sprengung,  spreuter,  spürunge,  stalligkeit,  stam-lig,  stangen-kriecher, 
stank-haus.  stark -rieche,  -waltig.  stat-krämer,  -reiter,  -stein,  -tafel, 
-veld.  stauh- wolle,  standen -reuter.  stech -rede,  steg-reifnerer,  steiu- 
gerülle,  -hübe],  -klippe,  -Schneider,  stemme -rieme*,  stendig,  stenge- 
kopf,  sterbs-leufte.  sterbens-zeit,  stern-gewalt,  stollen-gang,  -meister, 
-recht,  stoller,  stolner,  stolpern,  straf -gleit,  strauz,- rauber  (oder  für 
straz,-rauber) ,  strä^-mord,  -reiter,  streng -mutig,  streuchecht,  strich- 
wind, stritzel*,  strö- triste,  stubke*  (aus  tscheeh.  stupek,  stoupek  = 


XXIII 


Landstreicher),  stürb-ling,  stürmerinne,  stürm -rüschende,  -veuer, 
sturzen-gasse,  sturz-vaz,,  Stutzer,  süch-stolle,  süden-osten,  südnisch, 
sumer-mantel,  sunder -rote,  sunnen-brehende,  suns-herre,  svvackeln, 
swatzer,  -bolz,  swebel-  liebt  -lin,  swer-mütikeit,  swiger-vrawe. 


tabak-trinken,  tag-schicht,  tal-neige,  tamasebke,  tän-berg, 
tarraß-puebse,  tauben-keucbel,  tausenter,  teidiugs-leute,  teig-teglicb, 
teiler-bar,  teil-haftigleich,  teil-stat,  -zedel,  temper-lich,  tenein,  terevent, 
tesse,  tetic-lich,  tetner,  tetzem,  teube,  tiseb-bier,  -gerüste,  tjost-geselle, 
toben-birnig,  tören-kolbe,  tor-stock,  toten-jar-register,  töten-schein, 
tötiguuge,  toet-liug,  traubeu-speierl,  trauer-macher,  trauren-wender, 
-wenderin,  treber-gasse,  trecbsel-stül,  tres-kainer-tür,  tretunge,  treu- 
brief,  treugen,  tritt- weg,  trink-kopf,  triscb  (bei  L.  nur  einmal  belegt), 
triuuipliier-lichen,  troisierer,  trossse-bübe,  trugen-schaft,  tschabrün, 
tücb-bereiter,  tüch-macher-knecht,  -macher-kur,  -presse,  -weber,  tugend- 
bernde,  tünieb,  tupphelecht,  tür-gerichte,  türken-glocko,  turrer, 
twaben,  -e  stf.,  twerch-gasse,  -wand,  twireb-zaun. 

ü 

übel-bandlunge ,  -sagen,  -sagunge,  -tüung,  über-decke,  -eckern, 
-eintragen,  -geer,  -geert,  -ge-höcht,  -geung,  -hangen,  -heimlicb, 
-heimelicb,  -kererinne,  kerunge,  -schaffen,  -schar-raasse,  -schar-recht, 
-schi-ecken,  -sez,e,  -stülpen,  -swelig,  -swenimen,  -trenken,  unbekoni- 
leicb,  -unraerkleicb,  -unundersuchleicb,  -unvernenileich,  -vallung, 
-vorniren,  -vreveln,  -waebsung,  -Wechsel,  -wesend,  -wesleich,  -wes- 
leicben,  -wunderleich  (-en),  um-angsten,  um-drewen,  -graben,  -haben, 
-haus,  -raien,  -rank,  -steunge,  -teilunge,  -vüerung,  un-ausle^lich,  un- 
aufheblicb,  un-ausgesetzt,  -bedechtlich,  -bedrungen,  -begrünt,  -bekum- 
leich  (-en),  -beleutet,  -beresplieb,  -beschedenlicb,  -betrecht,  -betroffen, 
-bevrunt,  -bewost,  -bindlicb,  -danks,  under-ambechten,  -ambechtung, 
-bilden,  -burggrave,  -eingen,  -backen,  -stat,  -Steiger,  -weislich, 
-würfig,  un-echt-lich,  -enthebig,  -entredlich,  -erhörlich,  -erlaufen, 
-ersueblicb  (-en),  -erverleich,  -gearbeitet,  -gebeut,  -gebiechsam,  -ge- 
brestlich, -geerbt,  -gegurtet,  -geleichlicb,  -geleit,  -geng,  -genglich, 
-gerüret,  -gesauerteigt,  -gesebankt,  -gesit,  -gestreng,  -getrunken, 
-gevalten,  -gevogt,  -gewonlichkeit.  -güticher,  -gütig,  -gutlichkeit, 
-kuntlich,  -lezjeich,  -nächberlicb,  -nachteilig,  -nützlicbkeit,  -priester- 
licb,  -prüflich,  -rechtlickeit,  -reinerin,  -reinig,  -rciniglichen,  -reinlich- 
keit,  -satig,  -schutzlich,  -spürlich,  unten  (?)  su-v.,  un-tödig,  -tödikeit, 
-Übung,  -vaulend,  -verantwort,  -vergeltlich,  -vergez,z,en-heit,  -vergolt, 
-verhütlich,  -vernomen,  -versagen-licb,  -verstellich,  -verswendet,  -ver- 
ursacht, -verweislich,  -verzechet,  -verzerleich,  -veulich,  -vleiz,,  vol- 
acht,  -vol-segenlicb,  -wonhaft,  -zerbrochenkeit,  -zulä^ung,  ur  (uhr), 
urbarer-buch,  urteil-autwort,  urteiler,  ürten-geselle. 

V 

vaechel,  vähung,  valet-predigt,  vanen-trager,  vaset,  vasnacht- 
tanz,  vatz-baube*,  vaust-reebt,  vaz,-geld,  -vüllen,  vecht-meister,  veier- 


XXIV 

rastunge,  veierunge,  veier-zal,  veig-maul,  veig-maul-bauni,  veil-habeu, 
veil-turn,  veilzer,  veindbrief,  veinig,  veits-tanz,  veld-halder,  veldnus, 
veldsteiger,  velleiu,  feuiol,  ven-recht,  ver-aldunge,  -antworterin, 
-bannenschaft,  -behren,  -blanken,  -breiten,  -briugunge,  -bruenen, 
-brünusse ,  -brüunge,  verbillige,  verders,  ver-dienstnüsse,  -dolden, 
-donen,  -einikeit.  -grausamen,  -heckler,  -hengnus,  -hoffung-,  -höhung, 
-holzen,  -hülflich,  -hutern,  -jäworten.  -jäwoitung,  -lag,  -lagern, 
-lagerung.  -laufung,  -lehenschatt,  leib-diiigen,  -meiligunge,  -nunftik- 
lichen,  -oeden,  -pfandung,  -pfenden,  -pfenigen,  Pflichtigen,  -pttuck-brief, 
ver-reiter.  -richterinne,  -richtnus,  rickts-brief,  -ringen,  -rückunge, 
-schaffen,  -schepfen,  -schlichen (?)*,  -sernüsse,  -silen*,  singen,  -sinnec- 
lich,  -smsechlichkeit,  ver-sinsebnüsse,  -sorglichen,  -sprenzen,  -strafen, 
-süns-herre,  -tauschen,  verte,  ver-tünüsse,  -Unmenschen,  -unwirden, 
-üppig,  -üppigen,  -Ursachen,  -veiern,  -vleugen,  -vlüchet,  -vorsten, 
-vreimarkeu.  -vürisch.  -wachten,  -wandelich,  -war.  verwe-haus,  ver- 
widersachen,  -zechuuge,  -zeiung,  -zelnüsse.  -zerlichkeit,  -zettung, 
-zeunen,  -zoglicbkeit.  -vetzen,  veuer-besen,  -streif,  -streim,  -streimig, 
-valke,  veulde,  vierden-teil,  vier-meister,  vihe-knecht,  vil-haberin, 
vilz-gezelt,  viol-schoene,  visch-halter,  -haut,  vlaschner,  vleck-haftigen, 
vlecknis,  vleck-werk,  vleisch-leute,  vleischner,  vletz-loch,  vliegen- 
geslechte,  fliez,endig,  vlie^-waz^er,  vliz,8ere,  vliz,z,igung,  vlöz^el,  flueg- 
geschirre,  vlügel-werk,  vlüt-rinue.  vlüzen,  vogel-kösz,  -zouber, 
-zouberei,  -zouberinne,  foldt,  vol-endunge,  volgens,  vollen-hoch, 
vollent,  föllung,  vor-bedechtig,  vor-begürten,  -bezeugen,  vor-eher, 
vor-eid,  -erkennen,  -gezalt,  -haut,  -heckler,  -heusei,  -keren,  -lägung, 
-laufen,  -leuflich,  forn-teichlin,  vor-schicken,  -stand,  -stat,  -staten 
Adj.,  -steter,  fort-triften,  vor-ublich.  vraun-tor,  vrei-vechter,  vrenc- 
lich,  vreuden-lön,  vreund-willig,  vride-gebot,  -hez^ig,  -wrand,  vrön- 
leichnams-tag,  vron-schaft.  vrum-berg,  -er,  vnio-mursel,  -predigt, 
-worten,  vuchs-rücke,  vündeler,  vuoter-barn,  vuoz,-turiner,  vür-bilden, 
vür-butig,  -dacb,  -dienerin,  -gebitunge,  -gehegt,  gesten,  -nemig, 
Türsten-stat,  vurst-gelt,  vür-trechtlichen,  -werfuuge. 

w 

wacbsen  Adj.,  wäfen-tüm,  wag-baum,  wagen-bürd,  wäg-kamer, 
walt-dieb,  -eile,  -sache,  -zinse-gelt,  wandel-stat,  -vrei,  wander-schaft, 
want-rutte,  war,  warf-vadem,  wärleichnams-tag.  warnigen,  wascherei, 
waz,z,er-ber,  -gewürke,  -holzbauleute,  -hris,  -klause,  -krügelein,  -kunst, 
-perln  svw.,  -scheppe,  wedirnmme,  wege-lägern,  weg-steuer,  weibs- 
kleid.  weib-suchtig,  weich-vasten,  weiden-z wiesei,  weil-zeit,  wein- 
herre.  -kufil,  -lesen,  -ranie.  -stecke,  weiseu-habe,  weiz,-grosche, 
weidecht,  welt-wärheit,  welzung,  Went;  wer,  wehr  {Hokblock), 
werg  stn.,  werg  Adj.,  werk-gezeug,  -stücke,  -zeug-strempfel,  wenn-  . 
stube,  werunge  (Besatzung,  Bedeckung),  westnisch,  wichtikeit,  wider- 
anspräche,  -anspreckunge,  -genzen,  -jagen,  -kalzen,  -kererinne,  -ne'men, 
-ordenen,  -purren,  -sacherinne,  -vüller,  -wertiglich,  -wirdig,  wilde- 
ling.  winds-braut,  wind-schacht,  -schaufeln,  -stille,  winkel-recht, 
wirbelig,  Avirk-nüsse,  wirts-haus.  wischel,  wispel,  wladeke,  wol-ermelt, 
wol-gevallung,  wolken-spor,  wol-lustigen,  -meiuung,  -sagen,  -tüung, 
-Weisheit,    worfer,     wücher-nemer,     wüest-heit.     wulleu    swo.    stn. 


XXV 

wünnen-heil,   wunnic-lichen  siov.,   wim-weide,    würk-stul,   würmeln, 
wurren  siov. 

Z 

zagel-los,  zam-kauf,  zank-handel,  zapfen -gelt,  zauber-geist,  -lister, 
zauder,  zäum -Stricker,  zech -buch,  zechen-wint,  zech-lade,  -meister- 
amt,  -meister-tüm,  -Ordnung,  zehend-boding,  -schaff'el,  zehen-eimerig, 
zeheuen,  zeidel,  zeigen,  zeinein,  zeit-wesen,  zell-vart,  zelung,  zenk, 
zen-leg,  zenturio,  zenzel,  zepfler,  zer-brockenkeit,  -dünnen,  -kuüllunge, 
-knutschen,  -slakunge,  -tretunge,  zesamenung,  zeuf,  ziechende,  ziegel- 
scheune,  ziek-emme,  zier-haftig,  zigen-balg,  -bock,  zi-muos,  zinnerer, 
zins-henne,  zoge-brücke,  zol-lade,  zü-büez,en,  zü-burger,  zü-einuug, 
zugegen-wertig,  zü-gehoerige,  zü-geleufte,  zü-liaften,  zuhauf'-legunge, 
zü-heusel,  -läz,,  -legen,  -neigunge,  -neme,  zunft-mez,ig,  zü-reden. 
-richten,  zu-rings,  zurück-gen,  -werfen,  zii-sachen,  -sager,  zusammen- 
bot,  -gebot,  -gelüben,  -glubunge,  -halter,  -legunge,  -rimpfen.  -slahen. 
-tragen,  -varen,  zü-schaffen,  -schicken,  zuschicke  -grosche^  zu  -sitzer. 
zu-stend,  -stendig,  -tragen,  -n'tzen,  -vriden,  -vur,  zuvuran,  zu-vürunge. 
-wachsung,  -wintern,  -ziehen,  zweifel-rede,  zweigecht,  zweilig-tisch- 
tüch,  zwein-rede,  zwei -seitlich,  zweng-lich,  zwerch-holz,  zwilingel, 
zwirbel-wind,  zwiselecht. 

Im  Wörterbuch  gehört  *  auch  zu  eleu  Worten:  kantoresse,  kin- 
konie,  kitting,  kreiz- schieben,  -uhrla,  krolais.  küh-slüz^el,  lauetz- 
knntschaft,  leichnam-botich,  leien-prieste).  ligen-hübel,  lösung-amt, 
mosanze,  ore-wetschelin,  stemme -nme,  türken-glocke,  veuer-valke, 
wirknüsse  stuf,  (im  II  b.  wirknus),  zech-büch,  zer-tretunge,  zetebar. 

Unter  den  Stichworten:  Bergregal,  berg-teil,  berg-vreiuuge  und 
berg-werks-vergleich,  die  in  unseren  Quellen  entweder  —  wie  das 
:J.  und  :;.  —  höchst  selten,  oder  —  teir  das  1.  und  i.  überhanpi  nicht 
belegt  sind,  glaubte  ich  aus  sachlichen  Gründen  das  Nötige  nach 
Zycha  1  zusammenstellen  tu  sollen.. 


A. 

Abba  lat.  abbas.  Abba  vater,  dir  sint  alle  dink  nmglich,  T — B 
Mark.  14,  36. 

ab-bern  stv.  I,  2  abnehmen,  verloren  gehn.  wenn  so  der  tac 
abe  birt  und  sich  die  sunne  lsez,et  nider,  Alex.  9851 ;  da^  mi  manger 
jugent  wirt  gröz,  dienst  verlorn  und  abe  birt  unbelohnt  bleibt, 
Wh.  v.  W.  543. 

ab-biten  stv.  1,1  =  von  jemandem  etwas  durch  Bitten  erlangen. 
einen  eines  dinges  abreden  noch  abpiten  lassen,  Eger  Str.  C  92. 

ab-bleien  (bliuwen  stv.  III  ?)  pfänden:  der  wirt  hat  macht, 
den  gast  zu  pfänden  und  abzubleyen,  Eg.  Chr.  N  104. 

ab-brechen  stv.  I,  2  Abbruch  tun,  nicht  zahlen,  jemandem  etwas 
wegnehmen:  wer  seinem  leibe  abebricht  u.  vastet,  Hier.  52,  15.  Sind 
dem  male  und  das  in  die  steure  vor  mancher  zeit  ist  abgeprochen 
(die  Unterstützung  im  Bergbau  nicht  mehr  gewährt  wurde),  Igl.  Bgr. 
42,  3.  swaz  er  den  beiden  abebrach  (als  Beute  abnahm),  daz  was 
milteclich  vergeben,  Wh.  v.  W.  3675.  üf  dem  walde  rouber  wären, 
die  der  strafen  vären  wolten  unde  brächen  abe  die  liute  nöten  umb 
ir  habe,  Wh.  v.  W.  5494. 

ab-breclier  stm.  der  den  Armen  das  ihnen  Gebührende  vor- 
enthält, ob  ein  wirt  beschuldiget  wirt  in  dem  rat,  daz  er  böse 
knecht  adir  abprecher  halde  (er  muß  sich  das  erste  Mal  reinigen 
durch  einen  Eid,  das  ziceite  Mal  selbdritte  schtvören,  das  dritte  Mal 
wird  ihm  die  Stadt  verwiesen  und  er  verliert  sein  Bürgerrecht), 
Prag.  Str.  179. 

ab-brennen  swv.  Haus  und  Hof  anzünden.  Ladenbach  hat 
bekant,  das  er  den  scholtzen  in  Qualisch  hat  abgebraeut.  Chr. 
v.  Trautenau  327. 

ab-bruch  stm.  Abbruch,  Schädigung,  domit  uns  doran  kain 
uuczimlich  abpruch  geschehe,  Igl.  Bgr.  107,  1.  on  a.  ewr  freiheit, 
Eg.  Chr.  1187  S.  359. 

abe-her  Adv.  von  oben  her.  yn  den  wingärten  sliffende  abeher, 
Stb.  Brüx  325. 

ab-beu    Adj*  =  ungebaut  (Lexer  abebü   stm.  Liegenlassen  des 
Baues  von  Bergwerken  und  Weingärten):  Do  pleib  die  —  verbrante 
grübe  —  abpew  etwilang,  Igl.  Bgr.  90,  3. 
abe-  s.  ab-. 

äbend-ez,z,en,  äbent-Ss^en  stn.  Abendessen,  Abendmahl.  Ozias 
machte  ein  gros  abentessen,  W — B  Judith  6,  19  (coenam  magnam); 
dp  er  (Christus)  in  dem  lesten  abentessen  (Abendmahl)  seinen  iungern 
ein  grosses  Urkunde  seiner  libe  wolte  bezeigen,  Hier.  43,  23.    zu  dem 

Jelinek,  Wörterbuch.  1 


2  abend -ez,z,en  —  ab -gen 

abendez,z,en  der  prautlauft  (Hochzeitmahl)  des  Lammes.    T — B  Offenb. 
19,  9.    Matthäus  23,  6.    Luk.  14,  24.    Joh.  13,  3. 

abend-e^en  *stv.  I, 1  zu  Abend  essen :  ich  ge  in  (=  in  hinein) 
zu  im  und  abendisse  mit  im  und  er  mit  mir,  T— B  Offenb.  3,  20. 

äbend-regen  stm*  (serotinus  imber,  Spätregen),  W — B  Jer. 
3,  3.     Bei  Lexer  kommt  zwar  abentsunne  und  abentwint  vor. 

äbend-ste'rne  swstm.  machest  ersteende  den  abentsterne  über 
die  sune  der  erden?  (nuniquid  vesperum  super  filios  terrae  consurgere 
facis?),  W— B  Job  38,  32. 

äbeud-tranc  stm.  bei  Lex.  nur  aus  Jer.  belegt,  =  Abendtrank, 
Wh.  v.  W.  1647. 

äbenteuer  (äventiure)  stf.  etwas  Wunderbares,  in  dem  — 
haupte  des  menschen  —  ist  kunstereich  allen  gottern  verborgen 
äbenteuer,  Ack.  38.  17.    streit  und  ebentewre,  Böhm.  Chr.  17.  50.  110. 

abenteuerlich  Adj.  ein  ieder  abenteuerlich  u.  sinnig  man, 
Ack.  S  46,  13. 

ab-erdingen  sicv.  (bei  Lex.  abdingen  =  durch  Verhandlung 
sich  abfinden)  im  Prozeß  abgewinnen,  abnehmen:  den  clostern  noch 
den  Juden  gelt  aberdingen,  Str.  Eger  A II 1  (abdringen  B  11). 

aber-slich*  (uberslich  E.  G.)  stm.  Schlacke?  (Lexer:  slich 
=  Schlamm,  Schlick,  Kot),  aberslich,  gechrez  u.  semleich  sachen, 
Igl.  Bgr.  N  1. 

ab-erzeugen  (abe-ziugen)  swv.  durch  Zeugenschaft  vor  Gericht 
abgewinnen:  Nimant  mack  dem  andern  sein  gut  abeherezugen ,  her 
enmuge  sich  pas  gewern,  den  (als  daß)  im  imant  sein  gut  aber- 
czeugen  muge  u.  wert  pas  sein  leip.  u.  sein  gut,  DIR  LTI,  tj  36. 

ab-e^en,  ab-essen  stv.1,1  wegessen:  im  das  sein  —  abtrunken 
und  abgessen  hat,  Eg.  Achtb.  II,  11. 

ab-gang  stm.  das  Fehlen  einer  Sache,  Mangel,  ^Gebrechen, 
Chron.  v.  Traut.  136.  mangel  und  abgangk  gehabt,  Stb.  Brüx  441. 
damit  sie  in  allen  dingen  furgesehen  wer  und  keiu  abgangk  hab, 
Igl.  Stb.  Y  166  d.  furhaltend  den  a.  und  mangel,  der  auf  irem  hanndt- 
werk  czu  diseu  czeiten  aufkümbt  und  entsteet,  Y236a.  so  ein  mülner 
an  seiner  wür  ein  a.  an  etwas  biet,  V  257  c.    a.  und  schaden  V  257  c. 

ab-geleibt  part.  Adj.  verstorben,  der  sich  mit  des  Abgeleibten 
—  wittib  dermalen  in  der  guth  (in  Güte)  vortragen  gehabtt,  Eg. 
Achtb.  II  207- 

ab-gelten  swv.  bezahlen :  welcher  aus  den  brüdern  —  das  haus 
besiezen  wil,  derselbe  gelts  dem  andern  obe,  Igl.  Stb.  III A  160  a. 

ab-gen  st.  red.  Zw.  eingehen,  aufhören;  fehlen,  abschaffen,  Chron. 
v.  Traut.  28.  57.  287.    were  sache,  das  einer  von  todes  wegen  abgienge. 
Stb.  Brüx  157.    nu  ist  daselbst  das  pergwerk  apgegangen,   also  das 
nu  ain  tailes  gerten  gepawet  sein,  Igl.  Bgr.  31,  1.    die  2  leben,  du 
im  apgangen  sein  —  derfullen  auf  dem  andern  Stollen,  Igl.  Bgr.  58,  6 ; 
dass  unser  mitpurger  guter  gedechtnuss  von  todeswegen  abgangei 
ist,   Igl.  Str.  289.     vorpyeten   diselben   gespreche,   das   si   ir   abgei 
(davon  ablassen),  Igl.  Str.  189.    dieselben  10  seh.  g.   sollen  meine 
hausfrawn  abgeen  an  irem  drittail  und  meinen  kindern  czugeen  czi 
iren  czwei  teilen,  Igl.  Stb.  III A  102a.     die  mir  des  niht  abe  gärj 
sie  enclagen  iuwer  leit  mit  mir,   Alex.  11984.    als  unser  craft  ma 
gesten  nibtes  wir  in  abe  gen,  11988. 


ab-gerurt  —  ab-läzig  3 

ab-gerurt*  Adj.  =  oben  erwähnt,  diser  abgerurte  brife,  Stb. 
Brüx  257. 

ab-gefloz,z,en  part.  Adj.  abgelaufen:  den  13.  Novembris  ab- 
geflossnes  80.  Jahrs  (1580),  Eg.  Achtb.  II 204. 

ab-gewicht*   stn.    Geoinetria  hilfet  do  nicht  —  gegen  den  Tod 

—  mit  irera  rechten  abgewicht,  Ack.  40, 16. 

abgots-haus   stn.    Götzentempel,  T — B  I.  Korinther  8,  10. 

ab-grimd  stmn.  Abgrund,  Tiefe.  Ler  mich,  allertifstes  apgrund 
(abyssus  profundissima) ,  Sol.  67,  19.  vertreib  die  vinsternnsz  ab 
dem  antlutz  des  abgrundes  meiner  gedanken,  5,  7.  die  erde  was 
aber  unnucz  und  lere  u.  vinsternusse  waren  auf  der  gestalt  der  abe- 
gruud,  W — B,  Gen.  1,  2.  daz,  vinster  a.,  Sol.  89,  31.  gevallen  uncz 
in  das  a.,  Sol.  71,  22  u.  25.  legt  in  in  das  abgrund,  T— B,  Offenb.  50,  3. 
stf.:   die  abgrunde  rufet  an  die  abgrunde,  W—  B  Ps.  41,  8. 

abhendig  Adj.  (Lex. :  abh.  bringen  =  bei  Seite  schaffen,  rauben, 
abh.  machen  =  entwenden)  das  das  gut  nicht  abhendik  werde,  Prag 
Str.  61.  alles  was  lebet,  musz  von  unser  (des  Todes)  hende  a. 
werden,  (G)  Ack.  16,  3.  ich  wil  in  a.  machen  und  toten,  Böhm. 
Chr.  57.    s.  ab-wendig. 

ab-hauimge*  (Lex.  howunge  =  Sectio)  stf.  (das  Fällen  von 
Bäumen)  in  der  abhowunge  des  holczes  die  aks  enpfarn  ist  von  der 
hant,  W— B  Deut.  19,  5. 

ab-keren*  siov.  sich  abwenden  von:  der  könig  thet  den  Behmen  a. 
Traut.  Chr.  29. 

ab-kenmge  stf.  aversio :  deine  abkerunge  wirt  dich  anschreien 
(aversio  tua  increpabit  te),  W — B  Jer.  2, 19.  u.  die  stat  ist  dervullet 
mit  apkerunge,  W — B  Ez.  9,  9. 

ab-komen  stv.  I,  2  von  etwas  loskommen,  begab  sich,  das 
Mathias  Kromer  (der  einen  Teich  mit  Fischbrut  besetzt  hat)  von 
unfrides  wegen  den  nicht  fechsen  mecht,  so  sol  er  denselben  beseczt 
lassen  sein  auf  das  ander  iar  und  dorumb  sol  er  dem  Janco  Schon- 
melczer  umb  das  ander  iar  obkomen  (eine  Vergütung  zahlen)  noch 
seinem  willen,  Igl.  Stb.  III  328  c.     Elbog.  Chr.  147,  25. 

ab-kratzen  subst.  Inf  das  hous  heisse  her  ubirkraczen  inwendig 
um  und  umme  und  das  pulver  des  abkraczens  —  czustrewn  an  eine 
gar  unreine  stat  (pulverem  rasurae)  W — B  Lev.  14,  49. 

ab-kundigung*  stf.   Festsetzung  eines  „tages":  Eg.  Chr.  1179. 

ab-läz,,  ab-laz,  (mhd.  abeläz,)  stm.  =  Erlassung ,  Verzeihung. 
der  priester  erwirbt  im  ablas  und  wirt  im  vorgeben,  W — B  Num. 
15,  28.  durch  abläz,  siner  missetät  um  für  seine  Missetat  Verzeihung 
zu  erlangen,  Legende  653.  einmaliges  Ablassen  eines  Fischteiches: 
Jocub  pawrhainzl  hat  dem  laslaben  xl  guidein  gelihen  auff  den  teich 

—  also  das  er  sol  desselben  geniessund  sein  czwen  ablas  mit  dem 
laslab  in  gleichem  teil,  Igl.  Stb.  V 26b.  si  sullen  mit  einander  ain 
ablas  (des  Teiches)  haben  V39d. 

ab-läz,en  (auf  abelän)  stv.  red.  I,  2  erlassen,  nachsehen,  den  eit 
ablassen  kann  der  Teil,  gegen  den  die  Zeugen  geführt  werden,  falls 
er  will,  Const.  IV  12,  17.  sie  mit  irem  teich  unbetwungen  sullen 
sein  abczulassen   (ihn  abzulassen)  und  czu  trucken,  Igl.  Stb.  V  78  c. 

ab-läz,ig  ( =  abel8ez,ec)  Adj.  1.  verzeihlich,  2.  nachlässig.  Wenn 
der  richter  wolt  ablässig   sein,  wolt  ein  solchen  (schädlichen)  man 


4  ab -ledigen  —  ab -rede 

nicht   bewahren   nach  noth,    so  war  der  richter  wandel   verfallen, 
Chlum.  1 53,  wegen  ihrer  ablessigen  nachlässigkeit,  Chr.  v.  Traut.  121. 

ab-ledigen  swv.  ablösen:  czwen  halbe  Teich  abkaufen  und  a.. 
Igl.  Stb.  V  150b.     czins  a.  111210c,  III  124b.  152a,  Vl65d. 

ab-legen  swv.  ablegen,  abstellen,  erstatten,  vergüten;  ist  das  sein 
widersach  wil  sich  richten  und  ablegen  componere,  sich  in  Güte 
ausgleichen),  Ig].  Bgr.  72.  wellet  keinem  tail  ab-  noch  czulegen 
sunder  got  vor  äugen  haben  (=  unparteiisch  richten),  Igl.  Bgr.  84,  2. 
S.  460,  7.  treit  mir  ieman  keinen  haz,  —  dem  wil  ich  daz,  legen  abe, 
Alex.  26278.    das  sol  man  im  wieren  (wehren)  und  a.,  Igl.  Stb.  V  176  d. 

ab-leibig*  (ab-libe)  Adj.  tot.  das  er  in  a.  gemacht  hat,  Eg. 
Achtb.  II 199,  200,  201,  217. 

ab-leibung  (abe-libunge)  stf.  Tod,  Mord*  an  Mckel  Kessler 
—  begangene  a.,  Eg.  Achtb.  II  ad  218. 

ab-lemmg*  stf.  Schuldentilgung:  gelt  zur  a.  gemeiner  stat  — 
wenden,  Traut.  Chr.  216. 

ab-lesund*  part.  Adj.  unczt  auf  das  ablesund  jar  (=usque 
ad  annum  remissionis.  ..Erlaßjahr" ,  jedes  5U.  Jahr),  W— B  Ez.  46, 17. 

ab-marseheiden*  swv  (von  marcscheide  stf.  Grenzbestimmung) 
abgrenzen,  die  kaiszrischen  doerfer  a.,  Chr.  Traut.  333.  das  Hriesen- 
gebirg  helfen  abzumarscheiden.  da  hat  der  Girzig  z  Rzasue  seinen 
marscheidtcompast  angestellt  im  Hrisengrund  u.  gemessen  bis  auf 
die  oberste  spitze  des  Hrisenberges,  190.  berge  u.  thal  abge- 
marscheidet  190. 

ab-mez,z,en  stv.  1 1  (abe-mez,z,en)  durch  Messen  aberkennen,  das 
sie  uns  mit  dem  unrechten  abgemessen  haben,  das  müssen  sie  uns 
mit  dem  rechten  widerkeren,  Igl.  Bgr.  40, 1.  S.  351,  37.  41, 1.  S.  357,  8. 

ab-nemen  stv.  12  hinwegnehmen,  tilgen:  der  da  abnimt  di  sünd 
der  weit,  T — B  Joh.  1.  29;  verringern:  den  nucz  gemainer  stat  nicht 
abczunemen  sunder  auf czunemen  —  sein  wir  schuldig,  Igl.  Stb.  V  259  a. 

ab-nemer  stm.  Berauber  (bei  Lex.  nur  aics  Benn.  2193,  Ackerm. 
MSH  2,  217.  270a  belegt)  aller  ding  entwerfer  und  abnemer,  Ack.  58,  6. 

ah-nutzung*  (bei  Lex.  nur  abenutz  =  Nießbrauch)  stf.  mich 
meiner  spolierten  gutter  sambt  den  vorhaltenen  abnutzungen  — 
genedigst  restituieren,  Chron.  Traut.  100. 

ab-pflüeken*  (mhd.  pflücke)  swv.  carpere:  recht  als  prligt  ein 
ochse  das  gras  bis  an  die  wurcze  abeczupflucken,  W — B  Num.  22,  4. 

ab-raum  (abe-rüm)  stm.  was  weg  zu  räumen  ist,  Schutt,  Erde, 
die  steine  und  den  a.  abzuräumen,  Chr.  Traut.  170. 

ab-reehenen  swv.  die  steuerpflichtige  Habe  verrechnen.  "Wie 
ein  manne  sol  ab -rechen  mit  der  stat,  Prag  Str.  116.  Bei  Entsagung, 
Niederlegung  des  Bürgerrechtes,  die  3 mal  vor  Gericht  gelautmert 
werden  mußte,  wurden  die  Güter  des  Abtretenden  beschrieben,  ditl 
Gläubiger  zur  Namhaftmachung  ihrer  Forderungen  anqewiesen 
Ein  dem  Gericht  verschwiegenes  Gut  verfiel  der  Stadt,  Prag  Str 
LXXXV.  Das  du  mit  dir  lassest  aberechen,  was  diner  schulde  were 
Stb.  Brüx  187. 

ab-rede  stf.  1.  Ausrede,  2.  Leugnung,  3*  Verabredung,  Vertrag 
es  ist  ein  abred  geschehen  von  der  beseczung  des  halben  teiche 
(Besetzimg  mit  Fischbrut),  Igl.  Stb.  111328b.  ein  abred  —  zweie 
nachpawren  von  wegen  des  pruns,  III  325  c.  die  gegenwurtige  a.  sol  i: 


ab -reden  —  ab -schütten  5 

dem  statpuch  der  herren   von  Igla  geschrieben  und  bewart  werden, 
V52b. 

ab-reden  swv.  durch  Reden  (gerichtliche  Klage)  einem  etwas 
abnehmen;  einen  eines  dinges  abreden  noch  abpiten  lassen,  Eg.  Str. 
C  92.  absprechen:  in  ir  er  lesterleichen  abreden  und  absneiden,  Igl. 
Stb.  IV  117  b.  ichn  mac  dem  tränke  (dem  Liebestrank)  nicht  sin  art 
abe  gereden  noch  eukan,  Trist.  261. 

ab-reiz,en  (mhd.  aberiz,en,  entreißen,  rauben)  stv.  II.  — 
1.  reißen,  2.  abzeichnen,  abmalen,  Chr.  Traut.  177.  193.  ob  der„ 
teich  in  der  czeit  von  siben  jaren  obriss,  wie  es  sich  gepuret  (aus 
welchem  Grund  immer)  ausgenomen  von  den  veinten,  so  sol  in  der 
Jacub  Smucker  auf  sein  aigene  darlegung  (Kosten)  vermachen  und 
pessern,  Igl.  Stb.  III  232  b.    (wenn  der  Teich  reißt  durch  Dammbruch.) 

ab-richten  sivv.  gutmachen,  den  Streit  beilegen,  componere,  vgl. 
sich  richten  und  ablegen,  sich  vorrichten:  und  wollen  sich  abrichten 
(componere  voluerint),  Igl.  Bgr.  72.  vor  Gericht  abfertigen,  Chr. 
v.  El  bogen  30,  33;  =  bezahlen:  die  zwen  sweher  des  breutigams  u. 
der  breute,  ob  die  da  sint,  schrillen  die  spilleute  aberichten,  iet- 
licher  3,  jedem  spilman  6  behemischer  gross  und  kein  gewant  noch 
kleider  6n  geverde,  Eger  Str.  B  12. 

ab-sagen  sivv.  Fehde  ankündigen:  Eg.  Chr.  N.  330. 

ab-sagunge*  stf.  (abesagen,  mit  Worten  zurücknehyyxen ,  auf- 
kündigen, abesage  =  Zurücknahme  eines  gegebenen  Wortes)  hier  Über- 
gang des  Schlosses  von  Brüx  in  andere  Hände,  Stb.  v.  Brüx  345. 

ab-schaben  stv.  IV.  sich  schnell  entfernen,  sich  fortscheren, 
imp.  schab  ab  Zeichen  der  Abweisung.  Nun  wart  zu  mir  gesprochen : 
schab  ab  (durch  den  Tod  seiner  Frau),  Ack.  5,  3. 

ab-scheiden    stv.  red.  II  entscheiden,  Chr.  v.  Elbogen  130,20. 

ab-scheiden  stn.  Abscheiden,  Abschied:  noch  seinem  a.  von 
dieser  werlt,  Igl.  Stb.  V  259  a. 

ab-scheidunge  stf.  Weggehen,  Entfernung,  alle  die  tage  seiner 
abscheidunge  (separationis),  W — B  Num.  6,  8.  =  alienatio,  Job  31, 3. 
in  abscheidunge  wirt  mich  teilen  der  herre  von  seinem  volke, 
Js.  56,  3. 

ab-schied  mhd.  abeschit  (Entscheidung,  Bescheid)  stm.  dass  du 
(Bischof  v.  Regensburg)  durch  den  Bann  deinem  Abschied  (Ent- 
scheidung) nachzusetzen  tringest,  Mind.  Egerl.  S.  71. 

ab-schied-täding*  stn.  Taiding,  an  welchem  die  Gemeinde- 
rechnung geprüft,  das  Absolutorium  erteilt,  die  Taidingartikel  vorge- 
lesen, gemindert  oder  gemehrt  wurden,  in  Friedberg  wohl  meist  am 
Montag  nach  dem  Palmsonntag  also  im  Frühlingsbeginn.  Taiding 
v.  Friedberg,  N.  46.  47.  48. 

ab-schröten  stv.  red.  V.  abschneiden,  abladen*:  die  bir- 
schrötter  —  haben  den  Weinschenken  abgeschroten  1565  aimer, 
Traut.  Chr.  231. 

ab-schütten     swv.    sich    entschlagen,     abschütteln,     abziehen. 

=  eximere    aliquem    de    hereditate,   es    ist    verboten,    quamvis    in 

civitatibus     quandoque     hat    ex     consuetudine,     quod     propinquus 

venditoris    emptorem    modo,    qui   dicitur    „abschütten"   repellat    ab 

rf  empto,  Brunn.  Str.  I.  363  —  Und  ab  ein  man  ein  haus  oder  ein  erbe 

^  hat  und  ein  ander  man  zins  hat  auf  demselben  erbe  oder  hause  und 


6  ab -sein  —  ab -teilen 

Avolde  der  sein  baus  oder  erbe  verkauften  eim  andern  und  derselbe, 
der  zins  darauf  hat,  wolde  den,  der  das  erbe  oder  haus  verkauft 
abeschutten  von  seines  zinses  wegen,  das  mag  nicht  gesein,  Prag. 
Str.  108.  (Der  Gültherr  oder  Rentenkäufer  konnte  den  Besitzer 
der  Liegenschaft  in  dem  freien  Verkaufe  des  Gutes  nicht  hindern 
(abeschutten).  di  4  seh.  d.  czins  obledigen  und  obschitten  mit  ein- 
ander oder  getaut,  Igl.  Stb.  111210  c. 

ab-sein  stv.  zu  Ende,  abgeschafft  sein:  alle  spruch,  stosz,  Un- 
gunst —  czwischen  in  schullen  absein,  Igl.  Stb.  1Y  182  a. 

ab-setzen  svw.  des  Amtes  entsetzen:  das  die  ir  eitgenossen  ader 
wir  ader  unser  camerer  abseezen  sol,  das  nicht  ein  suchtiges  schaf 
die  ganeze  hert  suchtig  mache,  Const.  1 5,  4. 

ab-slag  (abe-slac)  stm.,  1.  Abschlag,  Erniedrigung  der  Forderung, 
2.  dürres  Holz,  3.*  =  abe-slage  stf.  Abzug,  Ablauf:  das  wasser,  das 
von  dem  abslag  (der  Mühle)  get  auf  des  Lebuschen  graben,  Igl. 
Stb.  III  106  c  III A  138  b. 

ab-slahen  stv.  IV.  1.  in  Abschlag  bringen.  Was  kost  der  ant- 
worter sol  absiahen,  wenn  er  geheissen  ist,  das  ding  wider  zu  keren, 
Const.  IV  19,  3,  das  man  als  vil  den  saumigen  absiahe  am  lone,  als 
vil  czeit  sie  versaumpt  haben,  Const.  1 12,  6  und  12,  abgeslagen  not- 
dorftige  und  nueze  koste  IV  19,  3;  den  nuez  von  dem  acker  dorft  si 
nach  der  stat  recht  nicht  absiahen  an  deme  gehle,  Igl.  Str.  59.  2.  mit 
Gewalt  nehmen,  entreissen:  Chr.  v.  Traut.  263;  5.  erschlagen:  sein 
bruder  Wenzel  Hoffmann,  der  im  abegeslagin  wart  zeu  Meystersdorf, 
Stb.  Böhm.-Kamnitz  I,  N.  88. 

ab-spennig*  Adj.  vgl.  siev.  spenen  =  abwendig  machen:  so  einer 
dem  andern  seine  hauer,  grueber,  —  u.  a.  arbeiter  zum  Weingarten 
u.  zu  feldt  aufredet  u.  abspennig  macht,  der  muß  5  fl  Strafe  zahlen, 
Chlum.  VII  25. 

ab-stän  an.  stv.  IV.  intrans.  absteigen,  von  eüvas  ab-,  zurück- 
treten, abfallen,  auf  etwas  verzichten,  verlieren:  swer  so  krieget  nach 
fremder  habe,  swen  der  stät  der  sinen  abe,  daz  ist,  daz  man  selten 
klaget.  Wh.  v.  W.  6192.  biz,  daz  sie  aller  irer  habe  gerlich  gestunden 
abe,  Wh.  v.  W.  5367.  da  (ze  grabe)  in  gestet  der  richtuom  abe,  Alex. 
27920.  daz  sie  dem  edlen  werden  man  (Darius)  in  triuwen  wseren 
abe  gestän,  es  an  Treue  hätten  fehlen  lassen,  Alex.  16402. 

ab-stechen  stv.  I,  2  durchschneiden:  hat  im  selbst  die  gurgel 
abgestochen,  Traut,  Chr.  313. 

ab-steigimg*  stf.  Abhang,  Abfall  eines  Berges:  zu  der  a.  des 
berges  der  olebaum,  am  Abhang  des  Ölbergs,  T — B  Luk.  19,  37. 

ab-stellig*  (mhd.  abstendig)  Adj.  seine  Verpflichtung  nicht  ein- 
haltend: er  —  sein  vorwilligung  und  zusag  —  a.  worden  ist,  Eg. 
Chr.  1179. 

ab-streichen  stv.  II  die  Hand  beim  Eide  abziehen,  wer  dies  tut, 
quinque  libras  pro  emenda  solvet  juramento  nihilominus  modo  debitc 
procedente,  Brunn.  Seh.  46. 

ab-teilen  stov.  1.  tretmen,  wieder  nehmen:  was  man  unsenr 
herrengott  ezu  einmal  gibt,  das  schal  man  im  furpas  nimmer  abteilen 
Igl.  Str.  242.  S.  137.  etwas  dinges  mit  gerichte  angenomen  ader  abge 
teilt,  Const,  III  9,  2  (für  abgesprochen  Cod.  DE),  die  bestatten  =  ab 
geteilte  kinder.   Igl.  Str.  61  (34  c)  =  solche  die  ihr  Erbteil  schot 


abtes-lehen  —  ab-wesen  7 

bei  Lebzeiten  der  Eltern  erhalten  haben,  vorn  handwerk  abgeteilt 
und   verworfen,   Igl.  Stb.  V  220 d. 

abtes-lehen*  stn.  die  einem  Abte  als  Grundherren  gemessenen 
2  Herrenlehen,  Igl.  Bgr.  N  5,  6.  51,11.  16,1—3:  doruber  wart  ge- 
teilt, das  der  apt  czu  den  selben  aptesleben  volles  recbt  hat  u.  nicht 
der  kunig,  16,  3  —  wanne  dasselbe  perkwerk  auf  seinem  gut  auf 
der  aptei  vunden  sei  u.  der  perk  darauf  gemessen  ist,  16,  2.  Const. 
III  6,  2  u.  sonst. 

abt-gott,  abtgott  sehr  häufig  für  ab-gott  stnm.  Abgott,  Götze 
von  dem  aptgotte  moloch  (idolo  Moloch)  W— B  Lev.  20,  2.  3.  4  u.  s. 

ab-tilgunge  stf.  Vernichtung,  abolitio,  eradicatio:  worden  ist 
es  in  ein  abtilgunge  zusammenslahender  hubel  u.  gemawerter  stete 
(in  eradicationem),  W— B  Is.  37,  26. 

abtisch*  Adj.  von  einem  Abt  eingesetzt:  der  aptisch  richter. 
Eg.  Chr.  652. 

ab-trag  stm.  Buße,  Genugtuung  Chr.  v.  Eger  143.  Michko  hat 
—  einen  öffentlichen  abtrag  than,  Igl.  Ms.  18.  die  ordenlichen 
mercker  ein  widerruff  und  schriftlichen  abtrag  (Abbitte)  begehret, 
Igl.  Ms.  20  u.  21.  a.  und  widerkar  thun,  Eg.  Chr.  1188.  a.  und  be- 
kerung,  1144.  1142. 

ab-tragen  stv.  IV.  wegschaffen,  abbauen:  das  ercz  heimlich  ab- 
tragen wird  wie  die  Nichtbauhaflhaltung  des  Bergwerks  mit  Verlust 
des  Abbaurechtes  bestraft,  Const.  III 1,  6.  das  er  im  suliche  smachait 
hatt  müssen  abtragen  {abbitten)  mit  worten,  Igl.  Stb.  V  217c.  {eine 
Schuld)  bezahlen;  abschwächen:  des  helmes  herte  den  slac  ab  truoc, 
Alex.  8256. 

ab-tragung  stf.  =  ab-trag  {Entschädigung) :  um  sein  schmerezen 
ein  Widerlegung  ixnd  abtragung  thun ,  Igl.  Str.  S  334  N  68. 

ab-treten  stv.  I,  1  sich  entäußern,  das  ich  des  gutes  bin  ab- 
getreten, Igl.  Str.  236. 

ab-trinken*  stv.  I,  3  wegtrinken,  einem  Getränk  stehlen:  das 
er  im  das  sein  dipleich  und  rewpleich  bei  tage  und  bey  nacht  ab- 
truncken  und  abgessen  hat,  Eg.  Achtb.  II 11. 

ab-trünue  Adj.  abtrünnig,  du  abtrünner  (apostata),  W — B 
Job  34,  18. 

ab-tun  unregelm.  V.  beseitigen,  sotane  listikeit  czumale  abetun 
(submovere),  Const.  I  7,  8.  (S.  77, 13.) 

ab-vertung*  stf.  Ausrüstung  mit  Vollmacht,  mit  gnuglicher 
a.  irer  freyheit  —  briven  zu  Prag  erschinen,  Chr.  Elbog.  60,  3. 

ab-vürung*  stf.  Abfuhr:  wege  durich  abefurung  willen  des  ercz 
czu  den  molen  und  hutten,  Igl.  Bgr.  26,  2. 

ab-wachsen*  st.  IV.  decrescere.  ein  sulches  leben,  im§r  es 
wechset  imer  es  abewechset  (decrescit),  Sol.  8,  24. 

ab-wegen*  swv.  messen,  das  wasser,  die  Aupa  ist  abgewegen 
worden,  Chr.  v.  Traut.  114.  115.  124. 

ab-welen,  abe-weln  swv.  einen  Gewählten  absetzen:  ob  er  (der 
vürste)  si  ein  tyraunus  —  mit  rehte  weit  man  in  dar  abe,  Alex.  Anh.  1141. 

ab- wendig*  Adj.  getrennt,  geschieden:  alles,  was  lebet,  musz 
von  unserer  hende  abwendig  werden,  Ack.  16,  3. 

ab-wesen  subst.  Inf.  (abe-wesen)  stn.  Abwesenheit:  als  irre 
schaf  in  abewesen  ires  hirten,  Hier.  101,  3 


8  ab -zeugen  —  achteil 

ab-zeugen  (mhd  abe  -  ziugeii)  sivv.  durch  Zeugenschaft  abge- 
xoinnen:  der  im  sein  gut  abeczeugen  wolde,  Igl.  Str.  242,  denne  ims 
iniant  abegeczeugen  muge  241;  wenne  is  uns  apczeugen  schul  oder 
muge,  Igl.  Bgr.  98,  1. 

ab-zug  stm.  Abzug,  Heimgang:  im  auf-  und  abzug  auf  die 
schulen  geistliche  lieder  aufspielen,  Igl.  Ms.  19. 

ab-zug-brief  stm.   s.  weglosz,  Chr.  v.  Elbog.  109,  7. 

ach  (ahe  stf.)  Fluß,  Wasser.  Aquae  meatus,  vulgariter  dictus 
ach,  duplex  est,  Brunn  r.  II  76.  322. 

achse  stf.  =  Achse,  vier  reder  durch  icliche  gründe  (bases) 
u.  ereine  echsen,  W — B  Kön.  III  7,  30. 

achsel-bein  stn.  Schulterknochen,  Schulter,  dem  knappen  üf 
sin  a.  legte  er  sine  zeswen  hant,  Trist.  1230. 

achsil-span*  (v.  ahsel  u.  spange  sivstf.)  armilla.  achsilspan 
und  orringe  u.  armgespan  (armillas,  inaures,  annulos  et  dextralia, 
W— B  Ex.  35,  22. 

achsil-gespan*  stn.  (armilla)  manch  achsilgespan,  die  wugen 
czehen  scot  (armillas  totidem  pondo  siderum  decem),  W — B  Gen. 
24,  22.  guldine  orringe  und  achsilgespan,  Gen.  24,  30  u.  47.  ich  nam 
—  sein  achsilgespan,  das  do  was  an  seinen  armen,  Kön.  II 1,  10. 

acht  {mhd.  aht,  ahte)  stf.  Meinung,  Gesinnung,  Berechnung, 
Verhältnis,  Geschlecht,  Stand,  Ansehen,  der  wolde  mich  in  —  armer 
ahte  hau  (wenig  schätzen),  Wh.  v.  W.  5417.  in  wünneclicher  ahte, 
70.  das  kint  sie  haben  wolden  gevorht  in  wirdeclicher  aht,  35. 
ich  hab  in  armer  waete  aht  Krist  ze  suochenne  gedächt,  968. 
Willalm  der  tet  in  der  aht,  als  er  wser  bi  fröuden  mäht,  swie  doch 
mit  jämer  ranc  sin  lip,  840.  in  richelicher  ahte  sinen  heim  sie  im 
ertrahte,  7267.  einen  gräwen  roc  und  zwene  schuo  nach  gebüres 
ahte  mir,  lieber  Munt,  betrahte  (suche  mir  einen  grauen  Bock  und 
2  Bauernschuhe  zu  erwerben),  448.  do  der  bot  —  war  des  huses 
ahte  genam,  Ernst  2093.  ir  zal  ich  iu  niht  sagen  wil,  wan  ich 
ir  ahte  niht  enweiz,,  Alex.  23078  und  5801.  ich  bans  in  der  ahte 
min  (ich  schätze  sie)  daz,  ir  wol  drin  tusent  sin,  12227.  als  ichz, 
in  miner  ahte  hän  (nach  meinem  Dafürhalten),  15551.  iuwer 
manheit  wol  geliche  stet,  als  ich  ir  ahte  prüeven  kan,  10969.  der 
wigant  in  sin  ahte  nam  (berechnete  den  erlittenen  Schaden), 
15194.  wolt  ir  die  ahte  (von  den  7  Fürsten  Trojas)  erkennen, 
Homerus  kann  sie  wol  genennen,  4809.  —  das  gewürme  in  die 
erde  kroch,  daz,  was  sin  art  und  sin  ahte,  Alex.  23151.  daz, 
velt  erlühte  in  der  aht,  als  des  meien  süez,e  hsete  bräht  vil  bluomen 
ze  stiure  der  heide  3339.  liute,  daz.  niemant  ir  art  und  ir  acht  er- 
kente,  Ernst  3732. 

acht  (ähte,  aehte)  stf.  Verfolgung,  öffentl.  gebotene  Verfolgung, 
Acht:  in  der  unwiderbringenden  swersten  acht  gotes  beleibent  (ihr, 
o  Tod),  Ack.  2,  6.  die  geschriben  wären  an  die  sehte,  Wh.  v.  W.  5498. 
in  ir  selbes  (ihres  Reiches)  sehte  seite  sie  (die  rouber)  daz  werde 
wip,  5481.  die  flüchtigen  Angeklagten  kann  der  bergmeister  wol  drei 
raitunge  eischen  und  in  die  echte  tun,  DIR  §  23a  6.  den  — 
wolde  er  tuon  in  sin  aehte,  Alex.  17348. 

achteil  stn;  =  1js.  ein  achteil,  das  die  urbar  genant  ist  ('/'s 
des  gewonnenen  Erzes  eines  gemessenen  Berges,  das  als  Abgabe  dem 


achtber  —  acker- recht  9 

Könige  von  Böhmen  als  Landesherren  gehört),  Igl.  Bgr.  51,  7.  (An 
der  Stelle  Igl.  Ms.  3;  „wirtt  auch  irem  khürchenambt  kheinen  achttl 
bringen  sunder  vilmer  fürderlicher  sein"  ist  ivohl  kein  nachteil  zu  lesen). 

achtber,  aht-bsere  Adj.  achtbar,  achtungsicert:  des  grossen 
achpern  lerers  sancti  Augustini,  Sol.  1,  5.  Adv.  gecleidet  gar  aht- 
baere,  Alex.  Anh.  1908. 

ackt-bseren  swv.  ahtbaere  machen;  Ruhm  verleihen:  die  keiser- 
liche  wirdekeit  —  so  gar  tiurlich  vor  sol  a.  dich  (o  Vaterstadt), 
Alex.  Anh.  1856. 

achten,  ahten  sivv.  beachten,  erwägen,  überlegend  durchgehen, 
schätzen :  wolle  wir  unsern  schaden  achten  (schätzen),  Hier.  101,  26. 
er  hie^  da^  volc  überal  scharn  und  ahten  mit  der  zal  (bei  der  Heer- 
schau zählen),  Alex.  2428.  daz,  er  in  herzen  achte  und  achtende 
betrachte  alle  sine  vuore  und  alle  sin  leben,  Trist.  201.  als  er  die 
sünde  geachte,  Trist.  273. 

achtnuss*  stf.  Aufmerksamkeit,  auf  solch  ding  gar  wenig  a. 
geben,  Chr.  Eger  9. 

achtimge  stf.  Aufmerken,  Gutdünken,  Schätzung:  schein,  zu 
des  achtuug  (im  Vergleich  zu  dem,  dem  gegenüber)  alle  liecht  sint 
vinsternusse,  Ack.  55,  21.  licht,  zu  dem  u.  zu  des  achtung  alle  liht 
sein  ein  vinsternusz,  Sol.  31,  28.  die  sele  wirt  auch  genisen  der 
besten  gut,  gein  der  achtung  aller  ander  ding  zu  niht  sein  geczelt 
(quoruin  comparatione  cuncta  haec  —  velut  nihilum  computatur, 
Sol.  53,  23.  alle  achtunge  noch  dem  scot  des  heilictumes  wirt 
gewegen  (omnis  aestimatio  siclo  sanctuarii  ponderantur),  W — B 
Lev.  27,  25. 

ach-vart*  stf.  Wallfahrt  nach  Aachen,  vgl.  sel-vart,  röm- 
vart  und  die  Geldmittel  hierzu:  ich  schaff  (vermache)  ein  achfart  und 
ein  selfart,  Igl.  Stb.  III  322  d.  ein  vorrichtnus  mit  Rom  —  und  mit 
Achverten  ablegen,  Igl.  Str.  224. 

acke  (mhd.  ecke,  egge,  stswf.  stn.  1.  Schneide  einer  Waffe, 
2.  Ecke,  Winkel)  stf.  der  stolle  heisset  auch  die  czeil  ader  linie 
ader  die  ecke  (H,  acke  D)  —  die  acke,  von  der  die  hewer  ercz  hawen 
(=  acies),  Const.  II  4,  2.    s.  ecke. 

acker-leute  st.  PI.  (=  agricolae):  Ist  das  ich  habe  —  die  sele 
irr  ackerleute  gepeinigt,  so  wachse  mir  vor  getreide  disteln  und  vor 
gersten  dorner,  W— B  Job  31,  39.  40  u.  Jer.  52,  16. 

aeker-mami  stm.  agricola,  arator,  colonus,  W — B  Gen.  4,  2. 
Ich  bins  genant  ein  ackerman,  von  vogelwait  ist  mein  pflüg,  ich 
wone  in  Beheimer  lande,  Ack.  4,  6  (nach  Martins  Vermutung  sym- 
bolisch zu,  fassen  =  mein  Erwerb  kommt  von  der  Feder,  wie  auch 
die  entsprechende  Stelle  im  tschechischen  Gegenstück  symbolisch  den 
Weberberuf  deutet,  darnach  wäre  der  Verfasser  einer  der  Schulrektoren 
und  Notare  von  Saaz  (um  1399). 

acker-niaz,  stn.  als  ältestes  erscheint  in  Böhm.-Kamnitz  (Linke 
S.  309)  1393  das  Viertel  und  die  Ruten,  später  1490  mißt  man  nach 
Gewenden  und  Beeten. 

acker-recht*  stn.  =  Bezug,  Nutzung  des  Ackerteils:  merkleiche 
pergwerk  pei  uns  gewesen  sein  uff  der  thumherren  grünt  von  Präge, 
davon  sie  urbar  (=  1j3  der  Urbar)  u.  akkerrecht  merkleich  genomen 
haben,  Igl.  Bgr.  31, 1. 


10  acker-reut  —  admirät 

acker-reut*  (=  riute  stfn.)  durch  Ausrodung  dem  Walde  ab- 
gewonnener Acker,  Taiding  v.  Friedberg  58. 

ackers-gebeude*  (vgl  mhd.  gebü  =  Gebäude,  bestelltes  Feld) 
stn.  Ackerbau:  ein  man  dem  akkersgepeude  gegeben  (bomo  agri- 
culturae  deditus)  W— B  Par.  H  26, 10. 

aeker-teil*  stn.  Mitbaurecht  des  Grundherrn  (vielleicht  der 
Untereigentümer ,  Bauern  desselben)  zu  1/32  =  der  32.  Korb  Erzes 
gegen  Tragung  der  Kost,  die  spätestens  bei  Einwurf  von  Kübel  u. 
Seil  anzubieten  ist.  Im  Laufe  des  XV.  Jh.  ging  das  Ackerteil  in 
die  Erbkuxen  (4  von  128  also  lj3i)  über,  die  durch  den  Max. 
Vergleich  v.  1575  auf  2  reduziert  wurden,  falls  wegen  mangelnden 
Forstbestandes  der  Grundherr  kein  Holz  liefern  konnte.  Das  Acker- 
teil bildet  nebst  a)  den  2  Herren-  (Abtes)lehen ,  b)  einem  Drittel  der 
Urbar  von  jedem  gemessenen  Berg,  einschliesslich  der  Nebenlehen 
(wofür  im  XV.  Jh.  falliveise  der  teilweise  Nachlass  des  Zehnten  vom 
Landesherren  gewährt  wird);  c)  erst  spät  endlich  auch  einer  Ent- 
schädigimg des  Grundeigentümers  für  Bergschaden  u.  zwar  für 
Haldensturz  u.  bei  Einschlagung  von  Bauen  die  Entschädigung  des 
Grundeigentümers  eines  Bergiverks.  Zycba  I  S  189 — 192,  Igl.  Bgr. 
ackersteil,  N  23,2.  N  24.  der  herren  reebt  ist  ein  dritteil  zu 
nemen  des  achten  teiles,  das  die  urbar  beisset,  und  in  dem  ge- 
messen perge  ein  czweiunddreissigteil,  das  beisst  ein  ackerteil;  und 
also  wer  do  beswert  wirt  in  eime,  der  wirt  erhaben  in  dem  andern, 
Const.  II  3,  4.  ein  czweiunddreissigteil  das  beisst  ein  ackerteil  u. 
gehurt  samt  '  3  der  Urbar  dem  Grundherrn,  Const.  II  3,  3.  auf  dem- 
selben eigen  hat  mau  allewege  abgeschut  ackerteil  den  32.  trock, 
seint  der  perk  gestanden  ist,  Endurteil:  als  der  hoff  und  das  vor- 
genante eigen  hat  ackerteil  enpfangen  u.  genumen,  als  schol  es  auch 
noch  tun,  Igl.  Bgr.  N  25.  Der  apt  von  Czedlicz  hat  auch  die  ge- 
werken  von  der  funtgruben  angesprochen  von  des  ackerteils  wegen 
ume  ein  czwaiunddreissigteil ,  Igl.  Bg.  N  21.  Die  seltsame  Ent- 
scheidung des  Igl.  Oberhofes,  daß  die  gewerken  dies  nicht  schuldig 
sind  zu  geben,  erklärt  Zycha  II  331  damit,  daß  hier  nur  das  Abts- 
lehen nicht  aber  die  7  Lehen  in  Klostergrund  ragten,  zieht  aber 
1 190  die  Erklärung  vor,  dass  die  Hintersassen  des  Abtes,  nicht  der 
Abt  bezugberechtigt  waren,     ackerteil  nemen,  Igl.  Str.  52. 

ackes,  ax,  PI.  exe,  mit  unorgan.  t,  axt,  PI.  exte  stf.  Axt:  die 
tor  —  wurden  mit  exen  uf  geslagen,  Alex.  9495.  exe,  W — B 
Baruch  6,  14. 

adal-ar,  adel-ar  stm.  Adler,  er  wirt  dir  des  edelen  adelers 
flugel  geben,  Hier.  69,  14,  W— B  Lev.  11,  13.  11, 14.  zwen  vettieb 
ainz,  micheln  adalarz,,  T— B  Offenb.  12, 14.    ain  stimme  ainz,  adaler  8, 13. 

adel  stn.  m.  Geschlecht,  edles  Geschlecht,  edler  Stand,  Voll- 
kommenheit, daz,  adel,  Trist.  2156,  rechte^  adel  1371,  sin  höhez, 
adel  56;  richez,  adel,  Leg.  51.    in  kunigliches  adel,  Böhm.  Chr.  6.  41. 

aden  (mhd.  ätem,  äten)  stm.  Atem,  Hauch,  Lebenskraft,  Geist. 
diu  habe  al  wir  sin  und  äden,  Alex.  Anh.  7. 

adinirat  (entstellt  aus  amiral,  nach  mittellatein.  Umdeutung 
admiratus)  Titel  des  Chalifen  stm.  swm.*,  Alex.  1885.  4637,  5234, 
6029,  6034,  6501,  6806,  6844,  8571,  12476,  13892,  16847,  al  der 
heiden  admirät  muoz,  riebe  und  erön  von  im  (dem  baruch)  euphän 


äffe  —  alberein  11 

17154,  des  admiräten  tot  16965,  16121,  21381,  man  ssehe  den  admirät 
(=  Darius)  unfrö,  Alex.  5421,  5432,  5495,  5565. 

äffe  sivm.  Affe,  Tor.  du  kintlicher  äffe  (sagt  Darius  von 
Alexander),  Alex.  5543. 

äffen  swv.  intr.  zum  Narren  werden,  tr.  zum  Narren  machen: 
er  was  geaffet  dö,  Alex.  19618;  nein,  er  was  geaffet  542,  ich  wsen 
uns  dise  gote  äffen  3116,  das;  man  in  int  äffe  1253. 

affen-heit  stf.  Torheit,  ich  zel  es  für  ein  affenheit,  swer 
durch  siuen  übermuot  an  im  selben  übel  tuot,  Wh.  v.  W.  3792;  die 
affenheit  der  toren  (fatuitas  stultorum),  "W— B  Spr.  14.  24,  in  den 
profeten  der  stat  Samaria  hab  ich  gesehen  affenheit,  W — B  Jer.  23,  13. 
a.  hat  uns  dar  zuo  (euch  zu  bekriegen)  bräht.  Alex.  2637. 

after-ding  stn.  Gerichtsitzung  nach  dem  regelmäßigen  ding 
(elichen  ding,  e  ding)  s.  ding. 

after-kösen  swv.  nachreden,  verleumden :  die  do  afterkosen  von 
meiner  sele  (detrahentes  animae  meae),  W — B  Ps.  70,  13. 

alter  -  kösunge  stf.  üble  Nachrede  (detractio)  W—  B  Buch  d. 
Weish.  1,  11. 

after-rede  *  stf.  böse  Nachrede,  Verleumdung,  afterred  oder  kosen 
oder  enezihen  mit  worten  einem  andern  menschen,  Job.  v.  Igl.  5.  Gebot. 

after-reu  (=  after-riuwe)  stf.  Nachreue,  Nachweh,  Betrübnis: 
das  du  nit  bekomert  werdest  mit  afterrew,  Ack.  3,  15. 

after-snit  stm.  (Schnitt  von  hinten,  Verleumdung)  aftersnyt 
czu  czweien  grosschen  u.  dorunder  (aber  nicht  darüber)  dürfen  die 
Refler  (Schuhflicker)  kaufen  und  verarbeiten  (hier  also  =  Leder- 
abfälle), 01m.  Stb.  110b. 

after-spräche   stf.   Nachrede,     unkust  vil  a.  hat,  Alex.  24881. 

agen  stm.,  agene  stf.  Spreu:  ich  zeuch  aus  den  agen  (Splitter) 
von  deinen  äugen,  du  selbst  siehst  nit  den  trom,  der  da  ist  in  deirn 
äugen,  T — B  Luk.  6,  42.  waz,  sichstu  den  agen  in  den  äugen  deins 
bruder  und  sichstu  nit  den  trom  in  deim  äuge?  Matth.  7,  3  u.  5. 

agerloster,  aglastir  (ahd.  agalastra,  mhd.  agelster,  agalster) 
swf.  Eider,  noch  heute  im  Eqerl.  äghalästa,  Chr.  v.  Eger  N  446. 
vil  aglastir,  Dal.  102, 19  (44,  55). 

aliiu*  Interj.  der  Begrüßung:  ahiu,  Parmenois  Tristan! 
Trist.  1986. 

aht  s.  acht. 

ähte,  sehte   stf.   Verfolgung,  Acht  s.  acht. 

aimay*  stm.  Nashorn:  ein  snellez,  tier  vil  groez.er  dann  ein 
elefant:  aimay  ist  daz,  genant;  ez,  truoc  —  an  der  stirne  vorne  drin 
gröz,e  scharfe  hörne,  Alex.  21680,  die  hörn  der  künec  behalten  hiez,, 
da  mit  der  aimay  so  stiez,  21694. 

ait-loch  s.  eit-loch. 

äle  swf.  Ahle,  subula:  nym  ein  ale  und  durchbore  im  das  öre 
in  der  tür  deines  hauses,  W — B  Deut.  15,  17,  durchbore  im  sein  ore 
mit  einer  alen,  Ex.  21,  6. 

albeg  s.  alle-wec. 

alberein  (mhd.  alberin  von  alber  =  Pappelbaum)  Adj.:  Jacob 
nam  albereim  gerten  grüne  und  mandeleine  und  ohorneine  und  eines 
teiles  schelte  her  sie,  und  do  er  di  rinden  abgeezoch,  do  schinen  sie 
an  dem  gescheiten  weiss,  W— B  Gen.  30,  37. 


12  al-  bereite  —  almusner 

al-bereite  (=  albereit,  Adj.  u.  Adv.)  =  öfters,  bisweilen.  Wb. 
v.  W.  791. 

aldö-selbest*  Adv.  =  daselbst:  die  aldoselbest  gegenwurtig 
waren,  Hier.  134,  28. 

al-gar  (flekt.  al-garwer)  Adj.  ganz  bereit,  von  des  lenzen  craft 
gekrenzet  stunt  daz,  velt  algarwe  in  wunne  bernder  varwe,  Alex. 
Anb.  549. 

aller-behendest*  Adj.  geschicktest,  klügst:  der  mensch  —  ist 
das  a.  u.  das  allerfreiest  gottes  werkstuck,  Ack.  38, 12. 

aller-bequeinlich*  (von  mhd.  bequsemelich)  Adj.  nützlicher, 
mehr  frommend :  als  si  erkennen,  was  unserm  gemeinen  nucze  a.  sei 
(melius  expedire),  Const.  II  4,  10. 

aller -durchleuchtigist*  (v.  mhd.  durcb-liubtec  strahlend,  er- 
haben, berühmt)  Adj. :  a.  fürst  u.  herre  her  Karl  (IV.)  Sol.  1,  1. 

aller-erleuchtigist  Adj.  a.  bern  Mathias,  Eg.  Chr.  1 127. 

aller-menielich  (=  aller-mannelich)  Pron.  jedermann,  Hier.  26, 9. 
4,  6.    allermeniclich  offenbar  verkündet  8,  8. 

aller-gewist  Adj.  =  sicherste:  das  gesicht,  das  allergewist 
zeuge,  Ack.  38, 19. 

aller- sclieutzlicliist  (Sup.  von  mhd.  schiuzlich)  Adj.  häßlichst: 
das  allerschoniste  gepild  —  es  wer  das  a.,  Olm.  Stab.  79. 

aller-vugleichst*  Adv.  —  am  besten,  passendsten:  keuffen,  wo 
in  das  a.  czu  tun  were,  Igl.  Bgr.  26, 1. 

aller-wimnenclichst  Sup.  des  Adj.  glückseligst:  die  a.,  schar. 
Trist.  4385. 

alle-tvec,  alle-wege  Adv.  überall,  immer:  der  allewege  reeh- 
tichlicben  richtet,  Hier.  17,  8,  der  geist  wider  den  leip  u.  der  leip 
wider  den  geist  allewege  vichtet  17,  16.  der  so  gross  wunder  allewege 
wurket  115,9;  20,10—14;  =  semper  Sol.  34,  5.  13.  14;  35,  1.  2; 
36,  20.  28;  3,  9;  19,  18.  alweg  also,  Igl.  Str.  229;  nicht  albeg  gericht 
seczen  und  ergen  lassen,  Igl.  Bgr.  N  62,  3;  Chr.  v.  Elbogen  42.  25.  39. 
9,  46;  54,  33;  al  wegen  10,  9.  54,  4;  allewegen  54,  28  u.  32.  alle  jar 
albeg  czu  sand  Girgen  tag  sol  er  im  ader  sein  eriben  —  raichen 
u.  geben  4  seh.,  Igl.  Stb.  V  169  a,  albeg  auf  weinachten,  V  255b. 
alle  jar  albeg  den  dinstag  nach  Georgii,  V  197b. 

al-ineektikeit  (=  al-mehtec-heit)  stf.  Albnacht:  noch  der 
grossen  vild  deiner  almechtikeit  (sec.  multitudinem  magnificentiae 
tuae),  Sol.  56,10;  gelaubet  in  die  a.  seiner  kreften,  Hier.  67,1. 
Sol.  27, 14. 

alliier,  almerei  (=  almerie)  stf.  Schrank,  Kasten,  Chr.  v. 
Traut.  163.  234;  trüben  und  almerey,  Igl.  Str.  327. 

almer-sloz,*  stn.  (G.-sloz,z,es)  Schloß  an  einem  Schrank:  er 
ist  im  schuldig  umb  ein  almerslosz  12  gr.,  Igl.  Stb.  V  154  a. 

al-mitalle  (verstärktes  mitalle,  Hpt.  7,  125.  mit  Instrum. 
von  al)  Adv.  gänzlich,  ganz  u.  gar:  sein  herre  uns  wert  das 
almital  cze  tun,    Igl.  Str.  224. 

almusen  (almuosen)  stn.  Almosen,  T — B  Btb.  10,  4.  10,  30. 
almisen,  Böhm.  Cbr.  95. 

alniusner  (almuosensere)  stm.  almusnerin  *  stf.  der  Almosen 
gibt  oder  nimmt,  hier  in  letzterer  Bed.:  Und  ist  es  nicht  sein 
tegleich  gesind  an  allin  dingen  adir  sein  almusner  adir  almusnerin, 


al- raune  —  amacht-mann  13 

nimt  ers  (leiht  er  Kerze  und  Tuch  aus  der  Zeche  aus)  darubir 
(gegen  diese  Bestimmung),  er  gibt  ein  vierdunk  czu  puss,  Prag. 
Mz.  20. 

al-rauue  stswf.  (=al-rüne)  mandragora:  fand  alraunen,  W — B 
Gen.  30, 14.  ein  teil  von  den  alraunen ,  die  alraunen  wiltu  mir 
nemen,  Gen.  30, 15. 

alrest  =  aller  -  erst   Adv.  =  dann  erst,  Igl.  Str.  38. 

al-seufzend,*  al-siufzend *  part.  Adj.  schwer  seufzend:  al- 
siufzende  sprach  Tristan,  Trist.  344.  1045.  2309,  3616. 

altäre,  altaere,  alter  stm.  Altar,  stn.*:  damit  die  capellen 
und  das  altar  —  aufgepawt  und  verpracht  werd,  Igl.  Stb.  V  198  a. 

altär-herre  *  swm.  Priester,  der  an  einem  dazu  bestimmten 
Altare  eine  Stiftungsmesse  zu  lesen  hat,  Chr.  v.  Traut.  25,  26,  36. 

altäriste  swm.  Altardiener:  die  mer  gemelten  drei  capplan 
und  altaristen,  Igl.  Stb.  V  59  d. 

alter-opfer*  stn.  Opfer  am  Altar:  Aruspex  nach  alteropfers 
rauch  in  zukunft  tuende  auszrichtung,  Ack.  41, 16. 

alters-eine  Adj.  ganz  allein:  sie  saz,  clagende  a.  in  irm 
gemache,  Alex.  836.    daz,  ich  nieman  enhan  wann  din  a.,  4329. 

alt-uerre  swm.  alter  Herr,  Patriarch,  Ahnherr,  Senior  einer 
geistl.  Körperschaft,  Landesältester:  mit  den  altherren  der  erden 
(cum  senatoribus  terrae),  W — B  Spr.  31 ,  23. 

alt-knecht  s.  kneclit. 

alt-sez,z,en  part.  Adj.  seit  langer  Zeit  angesessen :  do  (zu  Grenz- 
streitigkeiten) sol  man  altsessen  leut  czufuren,  Igl.  Stb.  II  72.  umb- 
sessener  u.  altsessener  leut,  292  (S  200). 

al-vanz  (mhd.  ale-vanz)  stm.  eigentlich  aus  der  Fremde  her- 
gelaufener Schalk,  dann  sachl.  Possen,  Schalkheit,  Betrug,  Geschenk, 
Gewinn:  das  in  (den  richter)  kein  gab  ader  alfantcz  vom  rechten 
nicht  abwende,  Olm.  Stb.  79. 

alt- vaterisch*  Adj.  altvaterisch,  altertümlich  ein  a.  kessel, 
Igl.  Stb.  V  149  b. 

al-vliez,end*  part.  Adj.  schivimmend:  alvlie^ende  in  dem 
waz,z,er,  Trist.  3211. 

al-wallend*  part.  Adj.  siedend:  einen  pfeffer,  der  was  al- 
wallende  heiz,,    Trist.  5291. 

al-zu-bezeiten*  Adv.  vor  der  rechten  Zeit,  voreilig:  a.,  wann 
si  noch  nicht  haben,  der  si  bedurften,  so  pitten  si  gesworne,  Const. 
II  2, 12. 

al-zu-hant  (=  al-ze-hant)  Adv.  allsogleich;  Igl.  Str.  308  (S  218 
u.  219).    also  blüet  mein  leben  u.  dorret  alzuhant  (statim),  Sol.  8,  21. 

al-zu-mäl  (=al-ze-mäl)  Adv.  allzumal,  ganz:  der  same  sei 
denn  des  ersten  (zuvor)  in  dem  ertreich  alzumal  gestorben,  Hier.  42,  21. 

aniacht  (=ambachte,  ambet)  stn.  Amt,  Beruf,  Gottesdienst, 
Messe:  amacht  (=Amt,  Traut,  Chr.  152;  amechte,  Chr.  v.  Eger 
N  1116.    eines  fursten  amecht  ist  am  gerichte  czu  sitzen,  Böhm.  Chr.  95. 

amacht-mann,  ameckt-inann,  amp-maun  (=  ambet-man, 
amt-man)  stm.  der  ein  Amt  zu  verwalten  hat,  Diener,  ritterb  artiger 
Dienstmann.  Bezeichnung  für  den  Stadtrichter  in  Böhm.-Kam- 
nitz,  Linke  S.  300  Anm.  PI.  amechtlute  =  Amtleute,  Stb.  Brüx 
N344. 


14  ä- macht  —  ampt 

ä-inaeht,  ä-iiieelit  (=ä-makt)  stf.  Ohnmacht.  Mangel  an 
Kraft:  abe  mich  ein  huste  anqueme  oder  ein  amecht,  Igl. 
Str.  286. 

amatist,  ametiste  swm.  Amethyst:  in  einem  amatisten  ergraben 
wol  mit  listen,  Alex.  21 169.    der  amatist  was  so  clär,  Ernst  2407. 

ambacliten ,  ambechten  swv.  dienen:  Alsust  kam  nit  der  snn 
der  meide,  daz,  man  im  ambechte,  wan  daz  er  ambecht,  T — B  Matth. 
20,  28.  27,  55.  25,  44.  Mark.  10,  45.  daz,  mich  mein  swester  lest  allein 
ambechten.  Luk.  10,  40.  keim  ze  weren  im  ze  ambechten  Btb.  24,  23. 
die  engel  genachten  sich  und  ambechten  im,  Matth.  4,  11.  wan  ioch 
dise  hent  habent  geambecht  di  dink,  di  mir  waren  notdurftig  und 
den  di  mit  mir  sint  =  ich  habe  mir  und  den  Meinen  den  Lebens- 
unterhalt durch  meiner  Hände  Arbeit  erworben,  Btb.  20,  34, 

auibechter*  stm.  Diener:  der  sei  euer  a.,  T— B  Matth.  20,  26. 
der  unter  euch  ist  der  mer,  der  werd  euer  a.,  Matth.  23, 10.  26,  58. 
Luk.  4. 20.  di  Phariseer  santen  a. ,  daz,  si  in  fiengen,  Joh.  7, 32. 
12,  26.  Mark.  9,  34.  14,  54.  der  a.  Götz  (Gottes),  Körn.  13,  4  und  6. 
mit  den  bischofeu  und  mit  den  ambechtern,  Philipper  1, 1. 

ambeehtumr *  stf.  Dienst,  Amt:  so  ich  vollende  di  a.  dez, 
wortz,,  T— B  Btb.  20,24.  um  di  einzigen  a.,  Luk.  10,40  daz,  loz,  der 
a.  {=  Anteil  am  Apostelberuf),  Btb.  1,17.  di  stat  dir  a.  die  Stelle 
dieses  Apostelamtes,  Btb.  1, 25.  si  heten  auch  Johannes  in  der  a. 
zum  Gehilfen  im  Apostelamt,  Btb.  13, 5.  Btb.  11,29.  Offenb.  2, 20. 
dieweil  ich  bin  ain  pot  der  haiden,  ernstlich  ich  ere  mein  a.,  Rom.  11, 13. 

ain-höz.  (=ane-böz,)  stm.  Amboß:  anders  es  must  der  Immer 
den  amposz  treffen  u.  hert  wider  hert  sein,  Ack.  29,  8. 

am  bulle  s.  am  pulle. 

ä-mecütic  Adj.  ohnmächtig,  schwach:  do  vil  si  aber  nider 
und  wurt  gar  amechtig  (paene  exaniniata),  W — B  Esther  15, 18.  das 
amechtige  houbt  neigte  sie  auf  die  dierne,  Esther  15, 10. 

ainei  (=  amie)  swf.  Geliebte,  Buhle:  Ja  herr,  ich  war  ir  fridel, 
si  mein  amei,  Ack.  6, 13. 

amis  stm.  n.  (als  n.  auch  die  Geliebte)  der  Geliebte :  min  süez,er 
amis,  gehab  dich  wol !  Wh.  v.  W.  1990.  manic  edele  herzoginne  was 
da  mit  ir  amise,  Alex.  26804.    Tristanden  ir  amisen,  Trist.  4771. 

amisei*  stm.    Geliebter:   Tantrisel,  der  triuwen  a.,  Trist,  5063. 

amme  swf.  1.  Mutter,  insofern  sie  das  Kind  säugt,  2.  Amme, 
3.  Hebeamme:  ir  ammen  (nutricem)  W — B  Gen.  24,  59.  35,8. 

amm-olf  stm.  Erzieher,  Pflegevater:  kunige  werden  deine 
ammolfen  und  kuniginne  werden  (deine)  ammen,  W — B  Js  49, 23. 
Mardocheus  do  was  ein  ammolf  (nutritius)  der  tochter  seines  bruders 
Odisse,  die  auch  mit  seinem  (sie!  statt:  mit  einem  andern)  namen 
was  geheissen  Hester,  W— B  Esther  2,  7.  Nu  santen  dorumme  die 
probste  des  houses  u.  die  vorweser  der  stat  u.  die  grosten  der 
gepurt  u.  die  ammolfen  (nutritii)  sprechende,  Kön.  IV  10,  5. 

Amol*  (amor,  amür  stm.)  stf.*  Liebe,  Liebes  göttin*:  vrou 
Amor  was  da  niht  laz.,  Alex.  301.  wem  Amor  gesiget  an,  der  darf  niht 
sorgen  niere,  swen  sie  mit  minnen  gere  in  sin  herze  schiuz,et,  Alex. 
346  ff. 

ampt  stn.  (=  ambaht)  Amt:  der  König  hat  gesaezt  mit  diesem 
gepote  unezubrochlich  czn  haiden,  das  kein  perkmeister  meer  ampte 


arapt-liute  —  anden  15 

ader  mer  meisterschefte  den  einis  haben  sol ,  Const,  I  7,  23.  von  der 
Schreiber  ampt  handelt,  Const.  I  8.  vgl.  auch  Bergbehörden.  Noch 
irem  Dienst  nnd  irm  ampte  (secnndnm  officia  et  oultum  sunm,  W — B 
Num.  7,  8). 

ampt-liute  st.  PI.  Diener:  die  ampt-liute  kämen,  die  die 
tische  abenämen,  Wh.  v.  W.  1552.  auch  bekumpt  es  wol  der  urborer 
bescheidenheit,  das  si  in  irem  ampte  alsotane  richtere  nnd  ainpt- 
leute  haben,  die  do  weise  u.  getrewe  sein,  Const.  I  4,  8.  wir  —  tail 
euch  czu  einem  rechten,  das  steiger,  hutleut  und  ander  amptleut 
nicht  verrer  kraft  haben  czu  besagen,  denne  also  verre  als  ir  ampt 
get,  und  an  der  stat,  do  sie  ir  ampt  begen  und  üben  u.  tuen  schullen, 
Igl.  Bgr.  116,  2.    amptleut  von  beiden  teilen,  Igl.  Rspr.  I. 

anipt-man  (=ambet-man,  amt-man)  stm.  das  dheines  ampt- 
mannes  geczeugnusse  kraft  habe,  er  neme  denn  von  den  urborern 
den  eit,  Const.  I  12,4.  Willehalmes  amptman  warn  gemeine  üf 
dem  plan,  Wh.  v.  W.  1326. 

anipulle  swf.  Lampe,  Ampel :  er  hat  czum  altar  czwu  silbrein 
ambullen  umb  11  seh.  gekauft,  Igl.  Stb.  V  198  b. 

an  s.  äne. 

anbrengen  unregelm.  Zw.  (md.  Form  für  an-bringen  =  weg- 
geben) hier  aber  =  anspornen*,  incitare:  anbrengen  czu  der  arbeit, 
Const.  II  1, 9.  die  bauleute  mit  gueter  trostunge  anbrengen  czu 
sotaner  grossen  sweren  arbeit,  Const.  II  4,  4  (invitare).  wir  wollen 
auch  nicht,  das  weder  selbscholn  weder  ir  fursprechen  weder  ander 
leute  von  iren  wegen  die  geezeugen  mit  bete  ader  mit  lone  an- 
preDgen  (=  verleiten)  in  czu  nueze,  Const.  IV  11,10.  wer  suliche 
—  unezimliche  ursach  weste  und  dasselbig  auff  di  eldrn  Gesellen 
nicht  anprecht  {ihnen  nicht  anzeigte),  ist  zu  puess  verfallen  7  d., 
Igl.  Stb.  V  177  d. 

an-be-haben  (ane-be-haben)  sivv.  einem,  etwas  ihm  abgewinnen: 
wer  dem  andern  ein  ross,  das  her  im  vervangen  hat,  anbehabt,  der 
mac  die  eisen  und  den  czaun  czu  demselben  rosse  nicht  behaben, 
Igl.  Str.  92. 

an-beter  (=an-betsere  nur  md.  Belege)  stm.  Anbeter:  so  das 
er  vorterbte  die  anpeter  Baals  (eultores  Baal),  W — B  Kön.  IV  10. 19. 
III  18, 25. 

an-botwaren  swv.  (von  botwar  Schmähung)  fälschlich  be- 
schuldigen vor  Gericht ,  verleumden ,  Brunn.  Str. :  wo  einer  dem 
andern  vrefleich  vorpeut  u.  anpotwart,  das  gehört  dem  chunich  zu, 
in  sein  gericht,  Brunn  Str.  II 11.  —  der  schol  das  püessen  mit 
4  mareken,  II 56.  der  schol  sich  wol  ee  vorsehen,  das  er  in  iht  an- 
potwar  und  welle  im  mit  unrechte  seines  ackers  abgewinnen,  I  479 
s.  botwarei. 

an-dachtikeit  (=  an-daechtic-heit)  stf.  andächtige  Verehrung, 
Hier.  202, 16. 

ande  (mhd.  ande,  ant)  Adj.  schmerzlich:  minem  herzen  ist  diz 
ande,  sol  ich  von  dieem  lande,  Wh.  v.  W.  5406.  Isöten  ande  und 
ange  doch  was,  duz,  sie  so  lange  des  lieben  spiles  (Beischlafes)  solde 
enpern,  Trist.  1 109.  im  was  öt  ande  und  ange,  4790.  mir  gar  ande 
ist,  Böhm.  Chr.  98. 

anden  s.  anten. 


16  ander -halp  —  an-enphenklick 

ander-halp  Adv.  auf  der  andern  Seite,  anderwärts:  das  is  (das 
strittige  Erz)  weder  einhalp  noch  anderhalp  gefalle  (=  keiner  der 
streitenden  Parteien  zufalle),  DIB,  1 15,  1.  anderhalben  des  Jordans. 
T— B  Joh.  3,  26. 

an-dersterben  s.  an-sterben,  anderunge  s.  endemnge. 
ander-weit  Adv.  zum  zweiten  Male,  sehr  oft:  und  anderweit 
{wieder  am  jüngsten  Tage)  werde  ich  ummegeben  mit  meinem  velle 
(et  rursus  circumdabor  pelle  mea),  W — B  Job  19,  26.  Ir  werdet  mich 
anderweit  sehen,  Hier.  67,  14.  ich  glaube,  das  ich  mit  diser  haut  a. 
umbeczogen  werde,  60, 18.  dorczu  wer  mir  uuczimlich  a.  czu  reden, 
222,  4.  das  sie  die  glocken  hette  anderweit  geleutet,  177, 17.  und  do  sie 
a.  czu  im  quamen,  166,  8.  mein  sele  ist  a.  besweret  mit  dem  fleische, 
146, 28.  in  czeiten  des  jüngsten  tages,  so  sele  und  leip  anderweit  ge- 
sammet  werden,  Hier.  141, 16.  144,  25.  145, 16.  Igl.  Bgr.  83, 3.  swert 
er  übel  sam  der  vorsprech,  so  vorleuset  ain  holung  u.  swert  anderwaid. 
Brunn  Str.  H,  202.  also  das  her  im  seiner  recht  nicht  anderwaide 
gedinget  bette  u.  hette  geiaget,  Igl.  Str.  227.  a.,  do  in  het  gesechen 
ain  ander  dirn,  T— B  Mark.  14,  69.  a.  fragt  in  Pilatus  Mark.  15,  4. 
der  nit  a.  wirt  geborn,  Joh.  3, 3.  3,  4.  3,  7.  Jhesus  sprach  a.  zu  im, 
Matth.  4,  8. 

ander-weiden  swv.  nochmals  tun,  wiederholen:  doch  ist  mein 
meinung,  das  man  —  sulche  diug  —  nicht  anderweiden  sulle, 
Hier.  145,  22.  mitten  in  sulchen  worten  wart  er  sulche  geberde 
andervveiden ,  138,  15.  nu  anderweitet  er  das  wort  von  der  gutet 
gots,  Sol.  47,  23.  drei  clagen,  der  ich  nicht  darf  anderweiten,  wenn 
ewer  gnad  hat  sie  wol  gehört,  Igl.  Str.  291  (S.  197).  anderweidet 
seine  torheit  (iterat  stultiam),  W — B  Spruch.  26, 11.  meine  kunst 
ich  anderweide  (repetam  scientiam  meam),  Job  36,  3.  wie  gar  snode 
bistu,  anderweidende  deine  wege  (quam  vilis  facta  es  nimis,  iterans 
vias  tuas),  Jer.  2,  36.  czu  dem  andernmal  er  das  selbe  nicht  ander- 
weitet, Job  33,  14.  anderweit  im  alle  die  red,  di  obgeschriben  stet. 
Igl.  Stb.  H121d. 

ander-weidunge*  stf.  Wiederholung,  zweites  Gesetz:  Dornach 
hebt  sich  an  das  buch  Deuteronomius,  das  do  ist  also  gesprochen  das 
buch  der  anderweidunge  der  e.,  W — B  Deut.  Überschrift  (I  B  174c). 

an-dingen  swv.  einen  gerichtlich  ansprechen,  vor  Gericht  be- 
rufen, hier  aber  pachten:  Wie  das  er  von  im  ein  teicht  —  umb 
23  s.  auff  meissner  gr.  angediengt  hat,  Igl.  Str.  72  (S.  339). 

äne,  an  Adv.  bei  Verb,  mit  Gen.  beraubt,  ledig:  der  künec  von 
Ubiäne  was  siner  briefe  nicht  äne  (hatte  sie  auch  erhalten),  Wh. 
v.  W.  3535. 

ane-genge  s.  an-genge. 

ane-herre  s.  an-herre. 

ane-lich    Adj.  u.  Adv.   ähnlich,  Wh.  v.  W.  7240. 

anen  s.  anten. 

änen  swv.  mir.  mit  Gen.  ledig,  beraubt  sein;  refl.  sich  ent- 
äußern, verzichten  auf  m.  Gen.:  Wer  in  frauwen  dinsten  ist,  der 
musz  sich  aller  missetat  anen  mit  recht,  Ack.  47,  5.  der  künic  sol 
sich  unser  änen,  Alex.  21358  =  von  iwis  trennen. 

au-enphenklich*  Adj.  ivohlge fällig ,  T— B  I.  Brief  Petri  2,  5. 
ain  anenphenklich^  opphir,  Philipper  4,  18.    dicz  ist  gut  und  a.  vor 


an -erben  —  an-genge  17 

Got,  I.  Timotbeus  2,  3.  ain  anenphenklichz,  volk,  Titus  2,  14.  im 
ist  a.  von  aim  igleren  geslecbt,  das;  in  furcht,  Btb.  10,  35.  daz, 
oppber  meines  dienstes  werd  a.  den  heiligen  in  Jerusalem,  Römer  15,  31. 
daz,  a.  iar  dez,  Herren  (das  Gnadenjahr ,   das  Jubeljahr),  Luk.  4,  19. 

anwerben  swv.  als  Erbe  auf  einen  übergehen:  ein  hantfest,  die 
in  nicht  anerbet,  Igl.  Str.  67.  ein  ieder  mensch  ist  uns  (sagt  der  Tod) 
ein  sterben  schuldig  und  ist  im  angeerbet  zu  sterben,  Ack.  30,  8. 
unrecht  guet,  iz,  sei  angeeribt  oder  angestorben,  Job.  v.  Igl.  7.  Gebot. 
Thebäner  strit  an  erbet,  Alex.  2769. 

aue-vraiie  s.  an-vraue. 

an-gagern*  swv.  anfahren,  anschreien:  von  dem  povel  —  an- 
gegagert  und  gekaft,  Ritterf.  217. 

an-gang  stm.  =  ane-genge  stn.  Anfang:  das  vom  angange 
der  werlt  nicht  gehört  ist,  Const.  III  6, 13;  „Angang"  als  Vorbedeutung : 
di  da  gelauben  an  antgift,  aniganch  —  und  ander  ding,  Joh.  v.  Igl.  1. 

ange  Adj.  (prädikativ):  unangenehm.  Isöten  ande  und  ange  doch 
was,  Trist.  1109. 

an-geborn  part.  Adj.  angeboren,  natürlich:  er  schrei  in  großem 
grimme  sin  angeborne  stimme,  Schretel  244.  a.  sigel,  Traut.  Chr.  60. 
Eg.  Chr.  1191- 

an-ge-haben  =  an -haben  sivv.  angreifen,  abgewinnen:  und 
wollen  di  mit  dem  Stollen  disen  di  leben  angehaben,  Igl.  Bgr.  75,  1. 

an-gehegt*  part.  Adj.  vor  Gericht  vorgebracht:  Jan  Sander  ver- 
hoff, er  sei  den  waisen  aus  an^ehegter  ursach  nichs  verpflicht,  Igl. 
Bgr.  85,  2. 

an-geliören,  -geliceren  swv.  zukommen,  sich  bezichen  auf: 
gebet  der  werlde,  das  sie  angehört,  Hier.  33,  18.  wizzet ,  das  ir  die 
sundigen  werlt  nichtes  angehöret  (ihr  angehört)  44,  11.  Alles  perk- 
recht,  des  wir  gebrauchen,  entweder  das  gehört  die  leut  an  oder  die 
silbergruben  an  oder  die  lehenschafft,  anspräche  u.  ire  czugehorungen 
oder  angehorunge,  Const.  Vorrede  §  4.  ir  vaterlich  eribtail,  das  sie  an- 
gehört und  zugepurt,  Igl.  Stb.  111326  a. 

angel  stmf.  1.  Stachel,  2.  Fischangel,  3.  Türangel:  der  richter 
sol  von  den  gesworn  geleitet  werden  sam  ein  tur  in  dem  angl 
(sicut  cardine  ostium  gubernatur) ,  Const.  I  5,  5.  Von  dem  alle 
himelische  ordenunge  aus  irem  geewigten  angel  nimmer  treten  mag, 
Ack.  56,  16.  du  fluiden  scharpher  angel  (Vernichter  der  Freuden), 
Alex.  13546.    leg  den  angel,  T— B  Matth.  17,  26. 

an-gen,  an-gän  an.  red.  Zw.  einen  get  ein  dinc  an  =  trifft  ihn: 
Wer  das  aber,  das  mich  oder  mein  erben  chainerlai  not  angieng,  also 
das  ich  das  vorgenant  gericht  müsset  verchauffen,  verseczen  oder  hin- 
lassen, Budweiser  Urkdb.  476.  anfangen,  vorhaben  mit  jemandem: 
waz,  got  —  mit  uns  anegät,  des  sollen  wir  im  gnade  sagen,  Ernst  3228. 

an-genge  stn.  Anfang.  Im  anegenge  schepfte  got  himel  und 
erde,  W — B  Gen.  1,  1.  von  dem  a.  des  jares,  Deut.  11,  12;  zu  Silo 
gewonet  hat  mein  name  von  a.,  Jer.  7,  12.  der  da  geschuf  den  man 
und  daz,  weip  am  anegeng,  T— B  Matth.  19,4.  an  dem  a.  was  es 
nit  also,  19,  8.  Luk.  Vorrede  2.  Joh.  1,  —  1.  Brief  Joh.  1, 1  u.  2,  7.  — 
äne  —  a.  die  wite  und  ouch  die  lenge  —  hat  din  gevvalt  be- 
sehen, Alex.  16253.  an  a.,  1.  1123.  10105.  von  der  weit  a.  11132. 
Trist.  6734. 

Jelinek,  Wörterbuch.  2 


18  an-ge-nugen  —  an -heben 

an-ge-nugen*  sicv.  genügen:  Was  ir  mir  czu  einem  rechten 
teilet,  do  genüget  mir  wol  an,  Igl.  Bgr.  65,  5. 

anger  stm.  auch  f.  Grasland,  eigentl.  u.  Midi:  Ir  (o  Tod)  habt 
meiner  wunnen  licht  somerblumen  mir  ausz  meines  hertzen  anger 
jemerlichen  ausgerewtet,  Ack.  4,  11.  der  brünen  bluomen  anger 
(weibl.  Scham),  Trist.  5969. 

an-gesicht  stf.  Ansehen,  Aussehen,  Gesicht:  schönes  antliczes 
und  czirlicher  angesicht,  W — B  Gen.  39,  6.  als  ein  halme,  der  balde 
verswindet  vor  angesichte  des  windes ,  Hier.  5,  13.  sie  enblösten 
seinen  heiligen  leip,  der  so  enpferbet  was,  das  grausamig  sein  an- 
gesicht (Anblick)  were  19,  9. 

äugest,  äugst  stf.  Bedrängnis,  Besorgnis,  Furcht,  einen  sun 
zwivaltiger  angst  =  der  zweimal  der  Hölle  würdiger  denn  ihr  T — B 
Matth.  23,  15. 

augestikeit*    stf.  Bedrängnis    a.  und  notdorffte,  Eg.  Chr.  1167. 

au-gewinneu  stv.  I,  3  abgewinnen :  nimant  kan  —  den  erb- 
stollen im  mit  rechte  angewinnen ,  D I R  1 10.  im  mag  dornach 
(icenn  er  6  Wochen  im  Bergwerk  unangestprochen  baut)  niemancz  mit 
rechte  nichte  angewinnen,  Igl.  Bgr.  12,  2.  teil  —  von  vorsumenisse 
der  koste  —  angewinnen,  DIR  I  22  u.  16.  Igl.  Bgr.  66,  2. 

an-gie^en  stv.  III  b.  den  Inhalt  eines  Gefäßes  durch  Ein- 
gießen messen,  Maß  und  Gewicht  prüfen.  Dornach  umb  angiessen, 
umb  unrecht  eilen  u.  glot,  umb  unrecht  getreid,  was  dovon  puss 
gevallet,  der  ist  2  teil  des  richters  und  das  dritteil  der  scheppen 
Igl.  Str.  276  (S  182).  umb  angiessen,  das  ist  5  grozze  oder  was  die 
scheppen  daruf  seczen  181.  ir  muget  angissen  an  alle  Sachen:  an 
wein  u.  an  pier,  wenne  euch  gelust  und  nicht  wenn  der  richter  wil; 
und  was  pusse  ir  dorauf  seczet,  das  muget  ir  tuu  u.  das  schol 
nimand  Widerreden  257  b  (S  150).  wie  oft  man  sol  pfenden  gen  an 
dem  angissen  weins  257  a. 

an-gie^er  stm.  öffentl.  Messer  der  Flüssigkeitsmaße:  a.  wein- 
koster  u.  messer,  Igl.  Str.  257  a.  das  man  steteklichen  angisser  solt 
bestellen  u.  haben,  die  do  an  unterlass  wein,  pir  und  allerlai  trank 
angussen,  das  der  gemein  gerecht  geschee,  Olm.  Stb.  52. 

an-gölden*  swv.  an  einen  Geldforderungen  stellen,  anbetteln 
man  soll  weder  praut  noch  preutigam  nicht  a.  noch  in  kein  geli 
abnemen,  Eger  Str.  C  8. 

an-greit'en  stv.  II  in  Angriff  nehmen,  sich  anschicken  zu  etwas 
dornach  wil  ich  meine  teidinge  angreifen,  Igl.  Bgr.  65,  2.  Da  habe] 
di  selben  den  Stollen  wider  angegriffen  u.  sint  gevarn  mit  eineri 
offenen  durchslack  in  dasselbe  bergwerk,  Igl.  Bgr.  74,  1.  Z.  16. 

an-haft*  stm.  Anhaftung:  sie  trugen  gar  über  ein  an  lütei 
licher  minne  kraft  sunder  wankes  anhaft,  Wh.  v.  W.  4176.  (bei  Lexe 
nur  durch  diese  Stelle  belegt.) 

au-hang  (ane-banc)  stm.  was  sich  an  etwas  anhängt,  Tau,  B( 
gleiter,  Hure,  Eigentümlichkeit*,  angehängte  Bedingung,  gelich  b( 
wiset  min  sin  daz,  der  kinder  anhanc  si  waz,  site  den  ammen  wone 
bi,  Alex.  13441. 

au-heben  stv.  IV.  anfangen:  czu  machen  haben  sie  das  ang« 
haben,  W—  B  Gen.  11,  6.  hier  hebit  sich  an  das  1.  buch  usw.,  W— 
öfters,     die    masse    des   newen   pergis   schol   sich   anheben    in   d 


an-hebunge  —  an -laufen  19 

greniczen  u.  czil  des  purgerlehens,  Igl.  Bgr.  U-A  13.  wer  ain  Stollen 
anhebt,  U — A  15.  an  schaden  des  ersten  anhebenden  dinges  (sine 
laesione  rei  principalis),  Const.  IV  19,  3.    S.  287.  Z.  9. 

an-hebunge  stf.  exordium,  Anfang,  das  ein  ende  einer  Sachen 
der  andern  sachen  anhebunge  nicht  sein  sol,  Const.  IV  17,  1. 

an-hengen  stov.  an  jem.  hängen,  czorn  anhenget  euch  (furor 
imminet  vobis),  W— B  11167  b.  er  wirt  anhangen  seiner  hausvrowen, 
Gen   2,  24. 

an-henguug*  stf.  Anhänger,  Parteigenossen:  das  sich  ander 
meiner  herren  a.  zu  sein  schew  sullen  entpfahen,  Elbog.  Chr.  72,  3. 

an-lierre  (an-herre)  sinn.  Ahnherr,  Großvater:  dinen  vater  du, 
herre,  hast  erslagen,  der  aneherren,  die  ich  bi  dir  hän  getragen  =  den 
Großvater  derer,  die  ich  dir  geboren  habe,  Alex.  3084.  Dal.  31,  1 
(6,  41). 

an-kapien  swv.  verivundert  ansehen,  angaffen:  mit  offnem  munde 
ankapfen  sie  sie,  W — B HIB.  117 d. 

an-keren  swv-  tr.  angreifen,  anwenden:  das  si  (die  gescheft- 
leut)  das  gelt  durch  meiner  sei  selikait  a.,  Igl.  Stb.  V  41  c. 

an-kerben   stov.    aufs  Kerbholz  zeichnen,  Chr.  v.  Traut.  231. 

an-komen  stv.  I,  2  mit  Acc  zu,  an  oder  über  einen  k.,  eitlem 
beikommen:  dö  bat  die  vrouwe  huote  spehen,  ob  man  si  (die  Räuber) 
anekseme,  daz,  man  in  daz,  leben  nseme,  Wh.  v.  W.  5478.  welichen 
sie  ankumen  mugen  (quos  invenire  poterunt),  Const.  I  15, 9.  Und 
ob  sie  sotane  nicht  ankumen  mugen,  das  sie  di  an  underlos  unserrn 
camerer  antworten  (quodsi  ipsius  copiam  habere  non  poterint), 
Const.  1 15,  9.  nach  des  briefes  laut,  der  mit  rechte  mich  ankumen 
ist  (an  mich  übergegangen)  u.  den  ich  mit  meinem  gehle  geloset,  Igl. 
Str.  272b;  =  erhalten,  erben:  Chr.  v.  Elbogen  9,  39.  36,  7. 

an-kreutung*  stf.  (ein  md.  Wort  von  krot  stn.  u.  kroten, 
kröten,  kruden)  Anfechtung,  Belästigung:  trewens,  fluchens,  zetter- 
geschreies,  hendewindens  u.  aller  ankreutung  sein  wir  allen  enden 
untz  her  wol  genesen,  Ack.  3, 1. 

an-langen  swv.  gerichtlich  fordern*:  er  soll  in  dorumb  (um 
die  bezahlte  Schuld)  nicht  mer  anlangen,  Igl.  Str.  57,  S  325. 
dorumb  er  die  gewerken  menigmal  angelangt  hat  (zur  Zahlung  ge- 
mahnt), Igl.  Bgr.  80,  2.  so  ir  von  dem  bemelten  Ruswurm  mit  den 
brieffen  angelanget  werdet,  83, 1.  und  ich  darumme  nie  angelanget 
(gerichtl.  angesprochen)  bin,  99, 1.  mein  bitten  u.  anlangen  Igl.  Ms.  3 
==  bitten ,  Chr.  v.  Traut.  86.  88.  252.  das  ich  ang.  noch  anteidingen 
wil,  Stdb.  Brüx  335.  Der  Jude  Lebe  versprach,  dass  er  alle,  die 
der  sachen  czu  schicken  gehabt  haben,  der  sachen  halben  in  ewigkeit 
nicht  anlangen,  nicht  beteidingen,  aufhalden  noch  kummern  wil, 
Stdb.  Brüx  N  293.  dass  er  unsere  bürgere  von  Eger  domite  (Reichsacht 
seitens  des  Landgerichtes  zu  Nürnberg)  nicht  anlange  noch  bekümere, 
Mind.  des  Egerl.  S  69. 

an-laufen  stv.  V.  iviederholt  um  etwas  angehen:  mit  vleis  fur- 
e|bringen  und  a.,  Eg.  Chr.  1099  S.  282.  so  müssen  wir  unsern  hern  — , 
unser  freiheit  und  alt  herkomen  zu  erhalten,  a.,  Elbog.  Chr.  86,  2; 
der  Abgesandte  des  Rats  hat  di  hern  der  landtafel,  auch  Kern  cantzler 
:]j angelaufen ,  96,  7 ;  also  haben  sie  —  unsern  hern  —  und  uns  ange- 
loffen, sie  und  ire  stat  —  zu  retten,  150,  32. 


20  an-läz,  —  an-neinen 

an-läz,  (=  ane-läzj  sttn.  Kompromiß ,  doch  ist  ein  entlicher 
anlasz  durch  di  hern,  lant  und  stete  gemacht  wurden,  der  k.  mt. 
(Majestät)  wider  den  Türken  gelt  und  ein  stewer  zu  geben,  Chr.  v. 
Elbogen  101,  14.    anlast  8.  22. 

an-lä^n  (ane-läz,en,  -län)  ablassen,  nachlassen,  refl.  abtrünnig 
werden)  st.  red.  V.:  wen  sich  die  leufte  geswynde  anlassen,  Chr. 
v.  Elbogen  17, 14-.  so  schaff  ich  dem  sun  meiner  swester  Barbara 
3  seh.  g.,  ab  er  sich  wol  anlassen  wurd  und  nicht  ain  keezer  wer, 
so  gol  man  im  die  reichen,  Igl.  Stb.  III,  112  c  =  wenn  er  sich  brav  hält. 

an-legen  swv.  anwenden,  gebrauchen,  Chr.  v.  Traut.  3.  di  losung 
a.  =  bemessen.  Chr.  v.  Elbogen  64,  6.     marter  a.  Böhm.  Chr.  37. 

an-leite  stf.  1.  Anleitung,  2.  Immission,  Einsetzung  eines  um 
Schadenersatz  Klagenden  in  des  Beklagten  Güter,  3.  Anschreibgebühr 
bei  Kauf,  Verkauf,  4.  bei  Eintritt  ins  Handwerk,  5.  Eintritt  als 
Kolonist,  4.  Ein  Schneider,  der  Meister  werden  luill,  gebe  auch  ein 
halbe  schock  ze  anlait,  ein  vierdunk  desselben  halben  schockes  den 
schepfen  u.  den  andern  vierdungden  sneidern,  Prag.  Str.  45.  — 5.  War 
das  zur  Kolonisation  überlassene  La?id  leicht  kultivierbar  oder  schon 
im  Anbau  begriffen,  so  mußte  die  Zinsung  schon  im  ersten  Jahr 
erfolgen,  ja  in  manchen  Fällen  eine  Art  Anzahlung  (Anlait,  Analeit, 
Handgeld.  Toppgeld,  peeunia  porrectoria  —  pro  induetionalibus  nomine 
proprietatis  et  heredariae  possessionis,  tschech.  „nawal" )  gegeben  iverden. 
Mitt.  d.  Yer.  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhmen  XV.  B.  3.  Heft  S.  170. 

an-leitung   stf.  s.   anleite,  Chron.  v.  Traut.  99. 

an-ligen  stv.il  mit  Dat.  1  auf  einem  lasten,  2.  angelegentlicl 
bitten,  3.  bevorstehen,  bestimmt  sein,  4.  Sorge  tragen  für.  1.  durcl 
armut  u.  anligunde  not,  Hier.  48,  6.  allen  gebrechen,  die  do  totlichei 
leuten  anligende  sint,  62,  13.  3.  also  das  der  anligende  sebade  — 
understanden  werde  (ut  periculum  imminens  evitetur),  Const.  1 11, 1 
4.  notdürftigen  dingen  anligen  (—rebus  necessariis  insudare),  Const. 
9  Einl. 

an-ligunge*  stf.  Aufgabe,  Obliegenheit:  unsere  sache  u.  an 
ligunge,  Olm.  Stdb.  132,  S.  100. 

an  -  merkunge  *  stf.  Anzeichen,  Beginn:  do  sie  abgienk  de 
perk  an  des  tages  anemerkunge  (cum  descenderet  moutem  circa  ortui 
diei),  do  liefen  ir  enkegeu  die  speher  der  Assyren,  W — B  Judith  10, 1: 

an-muten  (-muoten)  Inf.  des  swv.  Zumutung:  sulches  des  baps 
a.,  Eg.  Chr.  40. 

an-mütunge  stf.  Zumutung:  alle  tage  new  anmutung  od< 
keufen,  alle  wachen  fremde  aufsetzung  oder  muffeln,  Ack.  45,  13. 

an-na?ine  Adj.  angenehm:  gar  anneme  was  sulcher  dinst.  Böhi 
Chr.  48. 

an-neigen  sivv.  hinneigen,  niederlegen ;  der  sun  der  meid  hat  n 
do  er  sein  haubt  angeneig,  T — B  Luk.  9,58. 

an-neinen  stv.  12  —  1.  über  sich  nehmen,  2.  sich  anmaßen,  3.  fei- 
nehmen, arretieren:  1.  wurd  angenumen  ein  streit  (initum  belluil 
W — B  Par.  I  20,  4.  sich  annemen,  teil  czu  bawen,  Const.  I  7.  8.  * 
sullen  sie  sich  irer  guetor  widerumb  annemen  u.  underfahen.  I. 
Bgr.  93,  3  (S.  479, 10).  sie  sich  pöser  gewonheit  annamen,  Böh. 
Chr.  102.  2.  wer  ist  also  hochvertig,  das  er  —  sich  wider  uns  (a» 
König)  anneme  so  grosser  kuniglicher  eren?  Const.  I  5,  10.   S.  67.. 


an-pleien  —  an-saz  21 

3.  gefeucklich  a.  gefangen  nehmen  Chr.  v.  Elbogen  14,  24.  73,  27. 
97,  236,  peinlich  a.  88.  31.  Eg.  Chr.  1187  S.  358. 

an-pleien*  swv.  anfahren:  warumb  piaist  du  mich  an?  Igl.  Str. 
(76)  S  343.    vielleicht  verlesen  für  an-plaren. 

an-plaren*  swv.  v.  plärren  blöken,  schreien  wie  eine  Geiß:  er 
im  nichts  gesprochen  hab  noch  angeplart,  Igl.  Str.  76  S  343. 

an-praren*  sivv.  anstoßen  (?)  angeczart  u.  angeprart,  Igl.  Str. 
76  S  343. 

an-rechen  swv.    aufzählen,  Chr.  Traut.  252. 

an-reimen  swv.  angreifen,  besonders  zu  Pferd:  der  e  an  dem 
anrenne  ersluoc  Polimenne,  Alex.  19677. 

an-richten  swv.  in  Ordnung  bringen:  ein  brunnen  ist  wider 
angericht  und  gezogen  worden,  Traut.  Chr.  8. 

an-rüren  (an-rüeren,  an-ruoren)  swv.  angehen,  betreffen:  die  das 
anruret  (quorum  interest),  Const.  I  9,  4.  als  verre  es  disen  artikel  an- 
ruret,  so  wollen  wir,  das  die  saezunge  mit  allen  iren  unterscheiden  alle 
amptleute  des  gepirges  anrure  (ad  omnes  prorogari),  Const.  I  7,  23. 
was  die  menge  anruret,  das  ist  von  der  menge  czu  beweren, 
Const.  I  7, 11 ;  in  dienstl. ,  amtliche  Tätigkeit  ziehen :  Chr.  v.  Eger 
Nr.  931. 

an»rumpeln*  swv.  hervorbrechen,  erumpere:  anr.  wil  ich  machen 
den  wint  des  ungewiters  in  meinem  unmute,  W — B  Ez.  13, 13. 

an-sagen  sivv.  ansagen,  eingestehen,  versprechen,  anklagen,  sich 
anmelden:  sich  mit  dem  rechten  ansagen,  Igl.  Bgr.  83,  3.  das  er  sich 
czur  schaezung  angesagt  hat,  83,  3.  sich  a.  =  melden,  daß  man 
Wein  schenken  will,  Olm.  Stb.  63.  ist  sich  auch  von  der  gauzen 
gesellschaft  angesaget  worden  (Klagen,  Beschwerden  gegen  ihn  vor- 
gebracht) ,  Igl.  Ms.  14.  wer  —  meister  werden  wil ,  sal  sich  dem 
hantwerk  ansagen,  Igl.  Stb.  III  185  c. 

an-schlag  stm.  Anschlag  an  ein  Brett,  Ankündigung,  anschlag- 
brief  oder  postenbrief  der  Meistersinger,  Igl.  M.  s.  postenbrief. 

an-schlagen   stv.   s.  an-slahen. 

an-schieben   stv.  111 b   es  einem  =  1.  einem  Vorschub  leisten, 

A  begünstigen,  Chr.  v.  Elbogen  S  11,  16  u.  162, 11.    den  kauf  anschieben 

u|  =  dem  Pfandgeber  das   Vorkaufsrecht   an  dem   von  ihm  gegebenen 

\\\  Pfand  lassen :  die  purigen  hetten  sollen  das  pfant  3  vierezehen  tage 

vor   dem  rechten   aufbieten,   dann  verkaufen   u.  so  sollen  sie  dem 

Tochaner  (hier  dem  Pfandgeber)  den  kauf  anschieben  u.  aus  dem  Erlös 

der  Bürge  bezahlt  werden,   Igl.  Str.  (56)  (S.  324).     keiner  sol  nichts 

verkaufen  noch  versetzen,   er  sal  es  dem  andern  zufur  a. ,   Elbog. 

jul  Chr.  11, 16.     gesazt  pfant   —  den  rat  a.  und  mit  seiner  gewissen 

verkaufen,  Prager  Str.  137 

an-schrauzeu*  swv.  anfahren,  lästern,  increpare:  mein  antlicz 
ihab  ich  nicht  gekart  von  den  anschrauezenden  u.  den  speienden  in 
v.  mich,  W— B  Js.  50,  6. 

an-schreiben   stv.  11  protokollieren :  Elbog.  Chr.  21,  24. 

an-schreien  stv.  111  u.  swv.  anfahren,  increpare:  vil  leute  zu 
strafen  u.  an  zu  schreien,  Const.  I  8,  4. 

an-saz  stm.  1.  Einführung  in  den  rechtlichen  Besitz  2.  Vor- 
haben, Anschlag*:  sulchem  geswinden  furnemen  und  ansatz  nach, 
Eg.  Chr.  1160. 


22  an -setzen  —  an-sprseche 

an-setzen  swv.  bei  Lexer  nur  =  hintergehen,  betrügen,  zwu  halbe 
fuder  angesetzte  pfeil  =  Pfeile  mit  eisernen  Spitzen  (?)  Stdb.  Brüx  345. 

an-sichtig   Adj.   sichtbar,  deutlich,  Chr.  v.  Traut.  95.  268.  269. 

an-sinnen  stv.  I  3   ivie  nhd.,  Chr.  v.  Elbogen  51,  18. 

an-sitzen  stv.  II.  bergm.  siclo  wo  festsetzen  mit  dem  Bau:  des 
ist  er  angesessen  in  dem  selben  erbstolleu  auf  der  rechten  wasser- 
seige,  Igl.  Bgr.  76,  1.  als  er  hinter  dem  alten  stollenhaupt  sei  an- 
gesessen czehen  leben,  76,  2;  man  darf  nicht  näher  als  auf  1  Klafter 
(lachter)  an  einen  fremden  Schürf  heranrücken  (ansiezen),  Const.  II 
1,  4  u.  Igl.  Bgr.  1,  7. 

au-slag  sim.  1  Anschlag  an  ein  Brett,  2.  Vorbereitung  des 
Schützen  zum  Abschießen,  3.  Plan,  4.  Angebot,  Antrag:  4.  künig 
Mathias  hatte  dem  bapst  Paulo  —  anschlag  gemachet,  so  ime  di 
stat  Eger  eingeraumet  wurde,  so  wollte  er  alle  ketzerei  im  ganzen 
Beheimer  lande  —  ausrotten,  Eg.  Chr.  40  S.  32. 

an-slagen  stv.  1Y.  =  schätzen:  sie  mir  die  pferde  anslagen 
und  uff  ein  gelt  schätzten  iczlichs  besunder,  Stdb.  Brüx  244.  stewer 
a.  bestimmen,  auferlegen,  Chr.  v.  Elbogen  125,  26.  29.  an  die  Glocke 
mit  dem  Schwengel  schlagen:  Chr.  Elbogen  113,  7.  als  man  so  hört 
(lauschte),  hat  angeslagen  (die  Ratsglocke)  und  di  gemein  sich  ge- 
samelt,  136,  16.  das  si  in  dem  selben  hof  anslahen  (Tuch  an  den 
Bahnen)  und  verben  sol,  Igl.  Stb.  III  134a.  ankündigen:  ein  christl. 
singschul  anzuschlagen  u.  zu  halten,  Igl.  Ms.  3. 

an-spenniger  s.  einspänniger,  Chr.  v.  Eger. 

an-spräche  stf.  gerichtl.  erhobener  Anspruch,  Forderung:  alle 
ansprach  ader  f orderunge ,  die  zwischen  den  leuten  geteidingt  wirt, 
die  teilt  man  also:  entweder  sie  sein  von  personen  ader  von  den 
dingen,  Const.  IV  6,  5.  so  spricht  denn  Peter  das  ding  an  sam  seins 
in  dem  gerichte,  so  ist  die  anspräche  in  das  ding  (realis  petitio) 
ebda.  Umb  sust  wirt  des  clagers  anspräche  czugelassen,  ab  der 
antworter  das  angesprochene  ding  nicht  besiezet  noch  mit  argelist 
hat  gelassen  besiezen ,  IV  6,  7.  Hat  der  Angesprochene  behauptet, 
das  Ding  zu  besitzen,  hat  es  aber  nicht,  so  wird  er  verurteilt:  dem 
clager  czu  aller  seiner  nochvolge  u.  schaden  ader  als  vil  der  clager 
sweret  in  dem  krige,  verleugnet  er  den  Besitz  des  angespr.  Dinges, 
so  fällt  es  ohne  weitere  Gerichtsverhandlung  dem  clager  zu,  Const. 
IT  6,  7  u.  8.  lehen  halden  über  jar  u.  tag  an  alle  anspräche  u.  teidinge, 
Igl.  Bgr.  59, 2  =  S.  414, 15.  das  sie  das  16  teil  haben  gekauft  u.  in 
gehabt  an  a.,  90,  6.  der  bergmeister  hat  gewalt  —  czu  richten  umb 
alle  anspräche,  es  sei  umb  kaufe  u.  mutunge  oder  glubde  u.  auch  umb 
kostversaunmusse,  DIR  23  a,  3.  und  ich  mit  stewer  und  keinerlei  a. 
begriffen  bin,  Igl.  Bgr.  42,  2.  von  sulcher  fordrung  u.  a.  wegen,  Stdb. 
Brüx  349  u.  226.  Wer  erbe  u.  eigen,  nachdem  u.  es  im  vor  richter 
u.  scheppen  auf  wirt  gegeben  jar  u.  tag  an  ansprach  hat  besessen, 
dem  mag  man  sein  vurpas  von  recht  nicht  a.  gemachen,  Igl.  Str.  49. 
a.  hindert  gewer,  Prag  Eb.  143.  das  sie  im  derselben  teil  an  alle  ir 
und  irer  kinder  a.  wolde  abtreten  lediklich,  Igl.  Espr.  IV. 

an-spra?clie  Adj.  angefochten:  e  das  das  gut  ansprech  ist 
worden.  Igl.  Str.  242b,  er  reit  auf  das  gut  u.  macht  das  ansprech; 
der  das  erb  anspreche  gemacht  hat,  Igl.  Str.  245.  erb,  das  ansprach 
wert  von  jar  zu  jar,  Prag.  Eb.  143. 


au -sprechen  —  an -sterben  23 

ansprechen  stv.  I,  2  einen  =  von  ihm  etivas  fordern  auch  mit 
Acc.  der  Sache:  des  tailes,  das  die  hutte  anspricht,  Igl.  Bgr.  100,1. 
den  perg  pauten  sie  lang,  bis  das  sie  angesprochen  wurden  118,1. 
als  sie  dornach  (nach  der  lehenschaft)  steen  u.  a.,  39,  9.  hat  er  den, 
(der  einen  gemessenen  Berg  6  Wochen  baut)  in  den  6  Wochen  nicht 
angesprochen,  er  mag  ir  im  hinnach  nicht  angewinnen,  DJB,  1 16. 
ob  man  diselbe  gemeinschaft  anspricht  oder  beclaget  u.  sich  sie 
weret,  Const.  I  7, 12.  die  aide  gewonheit,  di  pilleich  genant  ist  ein 
pöse  rechtprecherin ,  das  ist,  das  nimant  den  andern  wider  an- 
sprechen muge,  er  sei  denne  vor  von  im  mit  gerichte,  das  iczunt 
angehaben  ist,  erledigt  u.  enpunden,  Const.  IV  7, 6.  der  anworter 
ist  genant,  unib  das  er  antwortet  umb  das  ding,  das  man  anspricht, 
IV  4, 2.  einen  anspr.  in  —  —  qerichtl.  belangen  wegen  — :  Chr. 
v.  Elbogen  10,  39.  63,  24.  78,  29.  129,  24.  einen  umb  verdahten  mut 
ansprechen,  Eger  Str.  A  X  1,  B  36.  welcher  das  ander  anspricht  umb 
ein  e,  enpricht  das  mit  dem  rechten,  das  angesprochen  wirt,  so 
schol  das,  das  daz  ander  angesprochen,  —  der  stat  10  pfunt  haller 
geben,  Eger  Str.  VI  5.  wie  man  einen  man  anspricht,  also  schol  her 
antworten,  Igl.  Str.  229.  Ist  abir  der  kämpf  angesprochen  (wohl  ver- 
lesen oder  verdruckt  für  angeprochen  =  si  indictum  fuerit  duellum), 
Igl.  Bgr.  73.  er  in  von  wegen  einen  diebstal  angesprochen  hat,  Igl. 
Stb.  V217b. 

an-sprecher  stm.  Kläger:  der  vursprech  des  ansprechers,  Igl. 
Str.  245  u.  ö. 

an-sprechig  Adj.  angefochten ,  die  guter  zu  a.  sind,  Chr.  v. 
Traut.  95. 

an-spruch  stm.  Eimvand  gegen  die  Rechtmäßigkeit  des  Be- 
sitzes, Igl.  Bgr.  100, 1.  an  dem  selben  a.  (Rechtsanspruch)  und  umb 
die  übrigen  czuspruch  ist  es  also  unternomen  worden,  das  es  sol 
steen  auf  ein  pesser  ausweisung  frumer  leut,  won  in  got  wider  in 
haim  hilft.  Igl.  Stb.  III  A  163  b. 

an-sprüchig  (an-sprüch)  Adj.  (rechtlich)  angefochten:  dieweil 
die  gemelten  guter  zu  ansprechig  sind  oder  nach  ansprüchig  werdeu, 
Traut,  Chr.  95. 

an-stal  stm.  (bei  L.:  Anstellung,  Waffenstillstand):  mit  ge- 
brechen ist  bekumert  aller  leut  anstal,  Ack.  43,  2. 

an-stän  unregelm.  red.  V.  anstunden  sprechende  (instabant 
dicentes),  W— B  Ex.  5, 13.  sich  ividmen,  obliegen:  die  witwe  anste 
tagz,  und  nacht^  den  flehungen  (Gebeten),  T— B  I.  Tim.  5,  5.  anstet 
(anhanget  XI.  Bibel)  dem  gepet  Kolosser  4, 1.  di  anstendeu  ding 
noch  kumftigen  (Gegenwärtiges  noch  Zukünftiges),  T — B  Römer 
8,38. 

an-stand  stm.  Anstellung,  Amt,  Friede,  Miete:  das  verfallen 
bestandtgelt  und  anstandt  bei  den  inwonern  der  stat  Trautnaw  zu 
ersuchen  (einheben),  Traut.  Chr.  126.  113.  126. 

an-stellen   swv.   aufschieben,  Chr.  v.  Elbogen  88,  21. 

an-sterben  stv.  12  einen  =  durch  Todesfall  anjem.  kotnmen:  So 
|  ist  es  (Anteil  an  einer  halben  Hütte)  mich  von  meinem  vater  ange- 
| stürben,  Igl.  Bgr.  98,1.  wen  noch  ein  erblink  da  ist,  den  is  ange- 
worben ist  von  seinem  eldervater  u.  von  seinem  eevater  100,1;  mit 
allem  dem,   das  sie   angestarb  von  irem  vater,  Igl.  Str.  307  (S  214), 


24  an -stinken  —  an -treffen 

wenne  si  das  von  rechtes  anvalles  wegen  anderstorben  wer  von  dem 
egesprocken  irem  elicken  vater,  227.  das  mick  anderstorben  ist,  236. 
das  erb,  das  si  anderstorben  scbolt  sein  von  irem  vater,  236.  was 
si  (die  Mutter)  mir  bat  gegeben,  das  ist  mein  u.  bab  als  gut  recht 
dorczu  als  sie  {seine  Frau)  u.  ist  mich  anderstorben  von  meinem 
eleichen  vater,  263  (S  159),  unrecht  guet,  angeerbt  oder  angestorben, 
Job.  v.  Igl.  7. 

an-stinken  stv.  1  3  (mit  gutem  oder  schlechten  Gertich)  an- 
duften: „mich  stinkt  der  Pehem  an  als  ein  stinkendes  az",  Böhm. 
Chr.  71.  Conrad,  der  Sohn  Sobeslaics  sagt:  mich  stinkit  an  bi  nom 
der  bemisch  ödem  recht  als  ein  totir  hunt,  Dal.  126,  6  (71, 41). 

an-stoz,  an-stuss  stm.  1.  Angriff,  Anfechtung,  2.  Grenze, 
3.  das  zu  einem  Gut  Gehörige.  1.  die  weil  di  stad  an  der  grentz 
gelegen  ist,  vil  austusse  inusz  leiden,  Elbog.  Chr.  58,  30;  deshalben 
wir  (Elbogner)  meher  den  andere  leuth  geferlickeit  und  a.  haben 
zu  besorgen,  73.  41. 

ant  stmf.  Enterich,  Ente:  die  valken  —  ervlugen  manegen 
wilden  ant,  Trist.  1141. 

anten  (=  anen)  swv.  ahnen,  voraussehen:  Die  pferde  wollen 
nicht  in  die  Stadt,  es  anthet  sie  etwas  (daß  ihr  Herr  in  Türschen- 
reuth  den  Tod  finden  werde),  Chr.  v.  Eger  926,  Anin. 

anten  (anden)  swv.  ahnden,  rügen,  rächen,  strafen:  di  sach 
—  in  rachsal  nimmermer  geanthen  noch  geeffern  soll,  Mind.  des 
Egerl.  S  73.  dises  nimermer  anden  noch  rechen,  Eg.  Chr.  1089. 
viertel  —  hab  in  —  erlös  gezaelt  darmnb,  das  er  eine  berichte 
(geschlichtete)  sache  wider  in  geant  bette,  Elbog.  Chr.  82, 6;  des 
ninier  gein  ander  zu  anten  —  noch  in  rachsal  furzunemen,  3,  16. 

ant-gift*  stf.  Gegengabe,  durch  die  man  den  Zauber  brechen 
kayin:  alle  die  da  gelauben  an  antgift,  aniganch,  an  nachvuef,  an 
patunige  und  an  ander  ding,  Joh.  v.  Igl.    1.  Gebot. 

ant-lütze  (mhd.  ant-lütte,  -lütze,  -litze,  -lit,  -litte,  -liht)  stn.: 
vertreib  di  vinsternusz  ab  dem  antluts  des  abgrundes  meiner 
gedanken,  Sol.  5,  6  u.  10, 19.  als  vor  des  fewers  antlutz  das  wachs 
verschmilzt,  45,  6.  dein  a.  (faciem  tuam),  3,  33.  4,  5.  wenn  wir  mit 
offenbarm  a.  dein  a.  schawen  werden,  21,  5  u.  6.  wann  du  ire 
weinenden  klagebaeren  antlutze  angesehen  hast,  Hier.  18,  2.  c 
sein  a.  seiner  Vernunft  als  erleuchtet  werde,  22,  20.  das  du  bereitet 
hast  vor  a.  u.  vor  gesichte  alles  Volkes  90,  20. 

an-tragen  stv.  I,  4  ausmachen,  anklagen:  1.  als  sie  das  vormals 
beiden  seiten  betten  angetragen.  Hier.  199,23;  2.  Chr.  v.  Elbogen 
86, 34.  88. 4.  126. 12.  beschwernüsse  —  den  eitern  dieser  brüder- 
schaft  an  zu  tragen,  Igl.  Ms.  24.  einen  hinterlistigen  Anschlag 
machen :  mit  sinem  sun  truoc  er  daz,  an,  daz,  er  dem  süe^en  werden 
man  mit  der  vergift  solde  vergeben,  Alex.  26857.  wie  daz  ange 
tragen  wsere,  18110.  die  zwo  (beim  Urteil  des  Paris  verschmähtet 
Göttinnen)  des  gewuogen,  den  rät  sie  sint  antruogen,  daz,  Tröjä  zer- 
stoeret  wart,  Alex.  4916.  wie  die  (Alexanders  Schwester)  was  au  I 
dem  rate,  da  sin  tot  wart  angetragen  (beschlossen),  Alex.  27547. 

an-trechtig  s.  ein-trechtig 

an-treffen  stv.  1, 2  berühren,  betreffen :  alle  dink,  als  vil,  ah 
sie  das  gerichte  antreffen,  Const.  I  6,  6. 


an -treten  —  an-val  25 

an-treten  stv.  1, 1:  di  di  sache  alle  drei  angetreten  hat  (an- 
ging), Igl.  Str.  263.    gener,  den  die  sache  antrit,  34. 

ant-vogel  stm.  (zahme  und  toilde)  Ente:  mir  ist  der  antvogel 
tot,  der  diu  guldin  eiger  legte  (Alexander  begründet  damit,  warum 
er  den  von  seinem  Vater  den  Persern  gezahlten  Tribut  nicht  weiter 
zahlen  will)  Alex.  4184,  3413. 

ant-werk  stn.  Belagerungsmaschine,  Maschine:  vil  antwerch 
er  machen  hat,  Ernst  1398. 

ant-worten  (mhd.  auch  antwürten)  swv.  1.  übergeben,  2.  als 
Geklagter  sich  verteidigen,  Rede  stehen,  3.  entsprechen:  1.  das  Straf- 
geld, Wandel  in  unser  camer  a.,  Const.  I  7, 8.  das  si  di  smide 
(welche  gegen  die  Verordnimg  handeln)  an  underlos  unserm  camerer 
a.,  1 15, 10,  Chr.  v.  Traut.  165.  sich  a.  praesentieren  Chr.  v.  Elbogen 
22,  28 ;  2.  nimant  kan  gezwungen  werden  für  den  andern  zu  a.,  Igl. 
Str.  104 ;  3.  das  der  gewin  muge  der  pauleute  koste  u.  arbeit  geant- 
worten, Const.  II  3,  8.  das  di  fruchte  u.  nueze  billich  mugen  geant- 
worten u.  die  pauleute  mit  guter  trostunge  anprengen  mugen  czu 
sotaner  grossen  sweren  arbeit,  Const.  II  4,  4. 

ant-worter  (mhd.  ant-würter)  stm.  der  Beklagte,  Gegner,  Brunn. 
Str.  I  479.  derstet  der  clager  auf  den  a.  berait  phenning  mit  einem 
rechten  — ,11231.  dem  chlager  u.  dem  a.  ein  recht  tun,  11,200. 
Prager  Str.  125  u.  ö.,  Igl.  Str.  I  S  353.  anklager  u.  antw.,  Igl.  Bgr. 
80, 1.  wie  der  clager  u.  a.  sich  halden  sullen  in  dem  gerichte  be- 
handelt, Const.  IV  3.  ab  der  a.  nicht  gesteet  (erscheint),  so  der  richter 
czu  gerichte  siezet,  so  mag  er  (der  Richter)  sein  ungehorsamkeit 
rügen  u.  besaezen.  —  ab  der  clager  nicht  gesteet,  so  mag  der  ant- 
worter bitten  durch  des  clagers,  saumpnusse  willen,  das  er  mit  urteil 
ledig  werde  u.  enpunden  von  seiner  clage  gerichtes  halben,  IV  3,  1  u. 
IV  4, 15.  für  Nichterscheinen  auf  genanntem  Tag  steht  dem  a.  eehaf tig 
beschirmunge,  helfrede  zu  IV  4,  14.  es  sol  auch  der  clager  noch- 
volgen  dem  gerichte,  do  der  a.  ist,  IV 4, 17.  Chr.  v.  Elbogen  11,  36. 
a.  (Überreicher)  diez  brifes,  Igl.  Stb.  V  12 d.  Igl.  Rspr.  III.  V.  XIII. 
XIV. 

an-vadern*  swv.  vor  Gericht  fordern:  er  weis  nimancz  darumb 
anfadern  den  in,  Igl.  Str.  N.  58.  S  325. 

an-vadrung  s.  an-vorderung. 

au-yahen  stv.  red.  I,  2  gestohlenes  Gut  in  Beschlag  nehmen, 
eine  Sache  durch  Ergreifung  als  die  seine  ansprechen :  seinem  phaffen 
mag  man  wol  ein  ross  in  wertleichem  gericht  anphahen,  wan  ein 
ross  ist  nicht  ein  geistleich  ding,  Brunn.  Str.  II  (228).  was  rosse 
geraubet  werden  auf  der  veint  gut  —  der  mag  man  nicht  czu  recht 
angevahen,  Igl.  Str.  94. 

an-val  stm.  1.  feindlicher  Überfall.  2.  was  herabfällt,  Äste, 
Schnee.  3.  was  hinzukommt.  4.  Anfall  eines  Gutes  durch  Erbschaft 
oder  Lehen;  Erbschaft.  5.  Abgabe  des  Erben  für  Verleihung  eines 
Hofes:  1.  umb  anfeilen  über  acker  der  gemeine  adir  einer  dem 
andern,  Aussig  Urkdb.  N  139.  4.  Anfall  des  Erbteils  von  einem 
Kinde  auf  das  andere,  Igl.  Str.  (2b.)  der  vrawen  bruder  hat  an- 
j  gesprochen  einen  rechten  anval  seiner  eleichen  swester  dritteil  an 
dem  erbe  u.  petgewant,  Igl.  Str.  269.  ab  si  nu  neher  sein  desselben 
anfalls  wen  die  formunden,  305.     105  schock,  die  si  im  schuldig 


26 


an-vang  —  an-vangen 


weren  um  einen  rechten  auval,  246.  229.  von  eines  anvalles  wegen, 
den  sein  eleich  vater  gelassen  hette  seiner  eleichen  swester,  229. 
ausgenomen  der  anvell,  ab  in  der  mit  recht  angepuren  wurde,  301 
(S.  208).  der  anfal  sol  sein  von  einem  kind  auf  das  ander, 
Igl.  Stb.  V92a.  so  ein  kind  stirbt,  sol  sein  anfal  (Erbteil) 
auf  des  andern  gefallen,  V182c.  ich  schaff  mein  enyklein  20  seh. 
mit  anfal  von  einem  auf  das  ander,  V97d.  meinen  drei  swestern 
ieder  schaff  ich  5  seh.  mit  dem  a.  von  einer  auf  die  ander, 
V  51  c.  er  hat  geschafft  sein  hab  sein  hindern  mit  a.  und  seiner 
hausfrawn  das  drittail  noch  dem  statrechten,  m  326b.  ich  schaff 
meiner  hausfrau  iren  drittail  und  den  hindern  czwai  tail  mit  a.  von 
einem  auff  das  ander,  Y167b.  so  sol  derselbig  a.  von  meinen 
enyklein  gefallen  auf  meine  paide  tochter  und  mit  a.  von  einer  auf 
die  ander,  V  189  b.  den  anfal  von  unser  mueter  —  wann  ich  priester 
wir,  der  sol  auch  auf  sie  gefallen,  V200c.  in  des  Spruchs  und 
anfalls  halben  quitt  und  ledig  gesagt,  Igl.  Stb.  V  32 d.  nochdem  als 
si  (Lida)  ein  anfal  hat  czum  Czaslabs  (in  Czaslau)  in  dem  gelassen 
gut  ires  bruders  —  denselben  iren  tail  des  anfals  hat  sie  der  Jungfrau 
Dorothea  irer  swester  übergeben  frey  und  ledig,  V172a.  als  ir 
styffpruder  umb  den  —  anfal  irs  bruders  —  sich  gemüet  und  geraist 
hat  an  irer  stat  und  dornoch  denselben  anfal  mit  rechten  erlangt 
hat.  dorumb  hat  sie  im  desselben  anfals  gleichen  halfentail  umb  sein 
müe  übergeben,  V173b.  sein  vaeterlichs  anfahl  verkauft,  Traut. 
Chr.  53.  =  Zweifel :  das  sulche  anfeile  in  dir  nicht  bleiben  mugen, 
Hier.  83, 2.  3.  =  Anfeindung,  Anspruch:  Marquard  v.  Poreschin 
verleiht  1387  dem  Markte  Kaplitz  das  Budweiser  Stadtrecht,  also  be- 
schaidenleich .  das  cbain  anffal  nicht  macht  noch  chraft  haben  schol 
noch  mag,  Budw.  Urkdb.  445.  1.  Erbe,  Chr.  v.  Traut.  53.  2.  Geld, 
das  der  Ubernehmer  eines  Lehensyutes  dem  Obereigentümer  zu  zahlen 
hat,  Chr.  v.  Elbogen  9,  43  u.  158,  3. 

an-vang,  aue-vang  stm.  1.  Anfang.  2.  Vindication,  Arrestation 
eitles  gestohlenen  Gutes.  3.  dieses  selbst:  an  den  heiligen  tagen  u. 
in  den  aneven°-en  der  manden  u.  in  den  andern  hochezeiten,  W — B 
Par.  123,  30  (IH.  B  29  b  auch  72  a  u.  107  b  u.  V.  176  b.  103  b.  119  c 
=  Ps.) :  anefang  u.  ende  (=  Gott.  Ack.  56,  2.  2),  Brunn.  Str.  II  208. 
von  dem  rechten,  das  anfang  haisset,  gefallen  dem  richter  12  haller 
vom  ochsen  oder  ku  u.  von  idem  klainen  viehe  4  heller,  Igl.  Str.  87. 
a.  der  rosse,  94.  mit  dem  verfangenen  Rosse  behält  man  nicht  Zaum 
und  Eisen,  92.  wenn  der  Beklagte  sich  ausiceist,  daß  er  das  Pferd 
auf  öffentl.  Markt  gekauft  hat,  gilt  er  zwar  nicht  als  Dieb,  aber  er 
behält  es  nicht.  120.  für  den  a.  eitler  Sache  gebührt  dem  Richter 
1  Groschen,  wenn  der  Wert  nicht  zu  ermitteln,  132.  wem  ein  Pferd 
angefangen  ivird,  soll  innerhalb  einer  best.  Frist  den  vor  Gericht 
bringen,  von  dem  er  es  gekauft,  sonst  verliert  er  es,  120.  319. 

an-vangen,  an-vengen  swv.  =  an-vahen:  wer  seiu  phert  mit 
dem  rechten  bei  imanden  anefanget,  der  gevallen  dem  richter 
30  haller,  dem  schreibe  10;  Der  Beschuldigte  kann  sich  so  lange 
auf  den  berufen,  der  es  ihm  verkauft  habe,  bis  man  den  rechten 
vorkauffer  vindet;  sodann  allererst  wirt  das  phert  mit  dem  rechten 
—  u.  zwar  mit  dem  aide  auf  dem  pferde  in  Gegenwart  v.  2  Nachbarn 
behalden.  Igl.  Str.  B  66. 


an-vallen  —  an-wentleu  27 

au-valleu  stv.  red.  1,  1  1.  angreifen,  2.  zufallen,  bes.  gerichtlich 
oder  erblich:  wer  im  daune  das  sein  zu  unbillicher  weise  hat  an- 
gevallen,  Eger  Str.  39,  teding  von  wegen  des  32-teils,  das  einem  vor- 
leiher  angevellet  (zukommt),  Igl.  Bgr.  22,  3. 

an-vara  stv.  red.  1,4  bergm.  einen  Stollen  beginnen:  der  den 
Stollen  hett  angevarn,  Igl.  Bgr.  U — B  20. 

au-veckten*  stv.  I,  2.  einen  a.  =  gegen  ihn  eine  rechtliche 
Forderimg  erheben:  ab  di  genant  Vicenzin  mit  icht  angefochten 
wurde  von  seines  swehers  wegen,  das  er  (Joh.  Lulleich)  si  vertreten 
schol,  Igl.  Stb.  III 128  a. 

an-vechter*  stm.  Angreifer,  Versucher:  der  a.  was  nicht  (ten- 
tator  defuit),  Sol.  41,  25.  31. 

an-vechtunge*  stf.  feindl.  Angriff:  laidige  a. ,  schentliche  Zu- 
versicht u.  schemliche  ferung  die  bezwinge  euch  gröblichen  an  aller 
stat,  Ack.  2,  1.  wunder  nimpt  uns  sollicher  unerhörter  a.,  die  uns 
nie  mer  hat  begeint,  Ack.  5,  11.  a.  der  bösen  geiste,  Hier.  20,  24. 
der  werkle  u.  des  fleisches  a.,  17,  18  u.  22,  13.  di  an  alle  anvechtunge 
sich  selber  noten  czu  böz,en  gedancken,  Joh.  v.  Igl.  10.  Gebot. 

an-veilen  swv.  —  feilbieten,  Chlum  161.  er  hat  sich  ver- 
willigt, so  im  der  teich  oder  di  wisen  immer  hinfur  fail  würd,  so 
sol  er  czu  voraus  dasselb  dem  Parchanter  oder  sein  eriben  anfallen, 
Igl.  Stb.  V  87  b.  das  ainer  dem  andern  seinen  halfentail  für  all  andern 
a.  sol,  V88a.  86b.  wolt  er  den  teich  verkaufen,  so  sol  am  ersten 
denselben  dem  Schemelczer  widerum  a.  und  verkaufen,  Igl.  Stb. LT  181  b. 
sein  czil  czum  ersten  seinem  bruder  a.,  V43b.  dorum  sie  das  haus 
mochten  ausrufen  lassen  zum  verkaufen  und  anzuveilen,  V  56  b.  V  45b. 

an-vellig,  Adj.  angreifend,  beißend:  ab  einer  einen  hunt  hett, 
der  anfällig  wer,  Chlum.  V  26. 

an-vertigen*  swv.  angreifen,  gerichtlich  belangen:  er  hat  die 
purger  darüber  zu  pfenden,  ze  a.  und  ze  beclagen,  Eger  Str.  Meing.  13. 

an-vertigunge*  stf.  Angriff:  den  tot  zwingt  die  a.  des  clagers, 
die  weiszheit  (ivohl  Wahrheit)  zu  sagen,  Ack.  55,  4. 

an-veuern*  swv.  anzünden,  refl.  sich  entzünden:  es  hat  sich 
auch  der  schafhof  angefeuert,  Eg.  Chr.  424.  es  fewerten  die  stat- 
müln  über  das  wasser  (übers  Wasser  hinüber)  an,  54. 

an-vrau,  ane-vrouwe  stf.  Ahnfrau:  Röxä  —  ir  ein  clüs  und 
ir  anvrouwe  hiez,  machen,  Alex.  27101.  ir  (der  kinder)  anefrouwe 
ich  bin,  Alex.  3086.    sante  Ludmillen,  seiner  anfrawen,  Böhm.  Chr.  25. 

an-liirdern  swv.   vor  Gericht  laden,  Chr.  v.  Traut.  155. 

an-vorderung*  stf.  Rechtsanspruch:  kainerlei  zusprach  noch 
anfadrung  der  sach  halben  czu  haben,  Igl.  Stb.  V  23  a.  44  c. 

an-walde,  an- walte  swm.  Anwalt,  Vertreter;  des  kunigs  an- 
walden,  Igl.  Bgr.  53,  21.  36,1.  des  kunigreiches  zu  Beheim  ampt- 
leuten,  anewaldeu,  Stdb.  Brüx  112. 

an-wank  verlesen  für  ane-vank:  daz,  wir  sin  etlich  a.  seiner 
gescheph  (daß  wir  seien  gleichsam  die  Erstlinge  seiner  Geschöpfe), 
T— B  Jak.  1,  18. 

an-weiserin*  (bei  Lexer  wohl  anwiser)  stf.  Anleiterin:  dise 
zwo  tugende  sin  aller  fügende  anwiserin,  Alex.  Anh.  1298. 

an-wenden  swv.  angrenzen,  wie  weit  ein  jede  grentze  gehet 
und  anwendet,  Chr.  v.  Traut.  205.  212.  271. 


28  an-wesen  —  arc-heit 

an-wSsen*  unregelm.  Zw.  angehen,  sich  beziehen  auf,  zu- 
kommen: hab  ich  eczwas  nicht  gewost,  das  anweset  mich,  W — B 
Job  6,  25. 

an-Tviserin   s.   anweiserin. 

an-zal  stf.  Zahlungsanteil,  des  globe  wir,  selbschuldigere  u. 
bürgen  wir  u.  unser  erben  alle  mit  gesampter  haut — das  sich  unser 
keiner  sal  noch  enmag  mit  seiner  bezalunge  u.  anzal  von  den  andern 
scheiden  Stdb.  Brüx  127. 

au-zeigen*  swv.  nachweisen?  des  erbstollen  ersessen,  ange- 
czaigte  gewehren  u.  gerechtikeit  benemen,  Igl.  Bgr.  77,  3. 

an-zenien  stv.  12:  gotes  diener  u.  gotes  hofgesind  —  wol  an- 
zimet.  das  si  fridlichen  sein,  Hier.  19,  22. 

an-zeppen  sivv.  (=  an-zapfen):  die  stadtrichter  sollen  die 
vas  anczeppen  u.  am  vorkauffen  helfen  u.  fuderlich  sein,  Olm. 
Stb.  82. 

an-zerren*  swv.  anpacken?  er  hat  in  vor  dem  hause  angeczart 
u.  angeprart  Igl.  Str.  (76)  S  343. 

an-ziehen  stv.  III.  als  Eigentum  für  sich  in  Anspruch  nehmen: 
der  sich  di  pfaune  anczuhet,  Igl.  Str.  108.  ich  sech  ie  gar  gerne, 
das  ir  der  ding  halben  nit  so  hart  a.  thet  {wenn  ihr  die  Streitfrage 
nicht  so  ernst  nehmen  loolltet)  Eg.  Chr.  1144. 

apoteke  sivf.  Apotheke,  Spezereiladen,  Behälter:  über  die 
apotheken  des  olis,  Ölbehälter,  W—  B  Par.  127,28. 

apoteken-pulver   stn.  :    salben  u.  allerlei  a.  Ack.  9, 1. 

apoteker   stm.   pigmentarius  W — B  Par.  =111  B  91b. 

aptisch  s.  abtisch. 

aquilo*  (lat.  aquilo)  sivm.  Norden:  drei  tor  vonaquilonT  —  B 
Offenb.  21,  13;  von  aquilon  und  von  mitten  tag,  Luk.  13,29. 

arbeisz,  arbes,  erbeisz  (areweiz)  stf.  Erbse,  Chr.  v.  Traut.  195. 
196.  280.  291.  326.  337.    Eger.  Chr.  104. 

arbeit  stfn.  Arbeit,  Mühsal,  Not,  Strafe:  Kumt  alle  zu  mir, 
die  ir  in  der  arbeit  und  seid  geladen,  ich  wider  mache  euch,  T — B 
Matth.  11,28. 

arbeiten  swv.  Wer  auf  fremdem  Grund  ein  Haus  baut,  aus 
fremdem  Holz  ein  Schiff,  aus  fremder  Wolle  oder  Seide  ein  Tuch 
macht,  verliert  die  Arbeit,  das  Haus  gehört  dann  dem  Grundherrn, 
tat  er  es  aber  unwissentlich  (bona  fide),  so  ist  billig,  daß  der  Grund- 
herr ihm  für  die  Arbeit  eine  Widerlegung  tue,  Igl.  Str.  228.  drei 
arbeitende  irer  (=erer)  tageschicht,  das  heissen  3  lange  schiebt  DIB. 
22  b.  auch  sol  kain  meister  noch  kein  geselle  das  hautwerk  wider 
dem  willen  der  meister  arbeiten,  Igl.  Stb.  V  256  a. 

are,  arg  stn.  Böses.  Übel,  Bosheit:  dis  nicht  anten  noch  effern 
in  keinem  argk,  Elbog.  Chr.  75, 11. 

arehe,  arke  (=  arke,  arc,  arche,  arch)  stswf  Arche.  Fahrzeug, 
Kiste,  Sarg,  Holz-  u.  Strohhaufen.  Befestigung''  des  Ufers  gegen 
das  Reißen  des  Stromes,  Chr.  v.  Traut.  184.  185.  311,  ein  Vorbau 
in  einem  Gebäude,  Erker,  231.  mache  dir  ein  arche  von  gefugen 
holezern.  wonunglein  mache  in  die  arche  —  300  doumelen  sol  haben 
die  lenge  der  archen  und  50  doumelen  ir  breite  und  30  d.  ir  hohe, 
W — B  Gen.  6, 15.  —  der  in  sins  herzen  arken  sie  nü  mit  triuwen 
meinte,  Trist.  5018. 


arc-heftig  —  arnunge  29 

arc-heftig*  (archaft  bei  Lexer  nur  aus  Böhm,  belegt)  Ad/j '.  sehr 
schlimm:  ein  archeftiges  volksgeslechte  (geutem  procacissimam), 
W— B  Deut.  28,50. 

arc-heit  stf.  Böses:  ewer  vater  hat  mit  archeit  mich  umstanden 
(circumvenit  me)  W— B  Gen.  31,7.  Geiz:  T-  B  Mark.  7,  22.  di 
arkait,  di  da  ist  ein  dienst  der  apgot,  Kolosser  3,  5.  II.  Petri  2,  14. 

arc-wan  stm.  Verdacht,  Argwohn :  weder  haz,  noch  a.  trage  ich 
gein  iuch,  schoene  Isöt,  Trist.  1014. 

arkellei  stf.  aus  mlat.  artellaria,  lat.  ars;  Artillerie,  Chr.  v. 
Eger  83. 

arniatliiti  Spezereien:  tragent  di  a.  T — B  Luk.  24,1. 

arm-brust  stn.  so  soll  er  das  armbrust  verlorn  haben,  Prager 
Str.  41.  ein  a.  u.  einen  eisinhut,  Stdb.  Brüx  214.  guter  a.  czwei, 
Igl.  Stb.  in  314  d.  Traut.  Chr.  42.  Eg.  Chr.  24.  Elbog.  Chr.  135. 

armbrustinacker-geselle*  swm.  Gehilfe  eines  Bogners:  Eg. 
Chr.  204. 

arm-gespan*  (v.  gespan  stn.)  stn.  Armspange,  dextraliola  W — 
B  Judith  10,  3,  Ex.  35,  22. 

anu-knecht   stm.   Leibeigener  die  zwen  a.,  Eg.  Chr.  1150. 

arm-leute,  armen-leute  PI.  v.  armnian  stm.  Bauer,  Häusler, 
Chr.  v.  Eger,  1140.  1170.  1171.  1172  und  Elbog.  Chr.  11,  35.  11,  39. 
106,  32.   mit  iren  armerleut,  137,  4  öfters. 

arm-man  stswm.  Häusler,  armer  Bauer:  bitte,  wollent  mein 
arman  geruchen  an  entgelt  los  zu  lassen,  Eg.  Chr.  1160.  die  zwen 
armener,  1169.  Elbog.  Chr.  71. 

arme-meuuin*  stf.  arme  Frau:  sein  köchin,  mein  a.,  Eg.  Chr.  256. 

armtit  (armuot  stf.  armuote  stn.)  stn.:  domit  du  erfüllen  wild 
das  armut  deiner  hungerigen  kinder,  Sol.  56,  30.  in  der  erden  meines 
armutes  W — B  Gen  41,  52.  min  einvaltigez,  armuot  daz,  nemt  vür 
guot,  Schretel  151.    das  liehe  a.  was  grosz,  Traut.  Chr.  277. 

armütei*  stf.  armütel*  stn?  Armut:  in  geringer  narung  in 
armutei  und  niedrigem  stände,  Traut.  Chr.  123.  in  meinem  armutel 
W— B  Par.  I  22, 14. 

amen  swv.  Lernten,  pflügen*,  2.  verdienen,  3.püßen  für  etwas, 
4.  einen  &.  =  es  ihn  entgelten  lassen:  1.  hettet  ir  nicht  gearnt  in 
meiner  kalben,  mein  ratsal  hettet  ir  nicht  funden  (si  non  arassetis 
in  vitula  mea,  non  invenissetis  propositionem  meam)  W — B  Richter 
14, 18.  die  ochsen,  die  amten  (arabant),  Job.  1,  14.  die  —  getriuwen 
—  muosten  sust  es  arnen  und  lident  von  iuch  straffen,  Ernst 
574.  er  giht,  daz,  ir  ez,  im  arnet  (büßet),  Alex.  5227.  vil  süre  du 
arnen  muost  die  unzucht,  die  du  gegen  mir  tuost,  Alex.  5528.  17990. 

arn  stm.  Ernte:  der  edel  barne,  des  fremden  ich  gap  arne  mit 
leitlichem  smerzen,  Wh.  v.  W.  6777. 

arnunge  stf.  Verdienst:  so  nemen  wir  Ion  noch  unser  arnung 
(digna  factis  reeipimus) ,  Sol.  11, 14.  Kein  ir  (der  Geschöpfe)  arnung 
vordert  das,  danne  deine  gnade  ist  vorgangen,  wenn  du  alle  dink 
in  deiner  gute  geschepft  hast,  wenn  alle  schepfung  gleicher  arnung 
woren  (quia  omnium  nulla  fuere  merita),  Sol.  23,  31 — 35.  nach  a. 
Hier.  193,  28.  an  all  ir  arnung  ( Verdienste) ,  Sol.  69,  10.  das  der 
gantz  mensch  noch  seiner  a.  (pro  meritis)  eintweder  er  ader  di  hell 
enphach,  Sol.  86,  6.    der  zal  und  der  namen  und  der  boze  arnung  bei 


30  apprille  —  auf-beren 

dir  allein  erkennet  ist  =  quorum  dinumeratio  nominum  et  meritorum 
pravorum  apnd  te  est,  Sol.  70, 17. 

apprille  swm.:  in  dem  ersten  manden  Msan,  das  ist  in  dem 
apprillen,  W — B  Esther  11,  2.  in  dem  ersten  manden,  der  do  genant 
ist  Nisan,  den  wir  nennen  den  apprillen,  W — B  Esther  3,  7. 

ars  stm.  After :  machet  fünf  erse  u.  fünf  meuse  guldeiner  (quin- 
que  anos  anreos  facietis  et  qninqne  mnres  anreos),  W — B  Kün.  I  6,  5. 
er  were  des  wert,  das  man  im  di  czende  mit  einem  steine  in  den  hals 
schlüge,  das  si  im  czu  dem  arse  ausfilen,  Igl.  Str.  172. 

ars-belle  stf.  nates,  clunis:  die  man  wurden  geslagen  in  den 
heimlichen  teilen  der  arspelle,  W — B  Kön.  I  5,12.  her  vorterhte  sie 
in  die  heimlichkeit  der  arspelle  die  Azoten  u.  alle  ire  creisse,  Kön. 
I  5,  6.    nakt  u.  parfus  mit  aufgedakten  arspellen,  Is.  20,  4. 

ars-loch  stn.  Aft er,  anus ;  Mastdarm:  ir  arslocher  vorn  vorvaulten 
(computrescehant  prominentes  extales  eorum),  W — B  Kön.  I.  5,  9. 

art  stmf.  (einmal  n.),  1.  Ackerbau,  2.  dessen  Erträgnis,  3.  Land, 
4.  Herkunft,  Abkunft,  5.  Natur,  Beschaffenheit,  Art.  5.  dinen  hohen 
art,  din  cläre  geburt  ellendeclich  hän  ich  verfurt  (dich  Edle  —  habe 
ich  in  die  Fremde  geführt)  Wh.  v.  W.  1969.  die  marggrevische  art 
die  obere  oder  gebirgische  Markgrafschaft  Baireuth  (im  Gegensatz 
zur  unteren  =  Önolzbach)  als  waldiges  Land  v.  hart  (=  Wald)  erklärt, 
Chr.  v.  Eger  1202.  1205. 

artikel  stm.  Abschnitt  eines  Schriftstückes,  Punkt:  uns  diser 
artikel  unterweist,  Igl.,  Bgr.  1,  1  u.  s. 

artikels-brief*  stm.  Statuten,  Satzungen  der  Meistersinger- 
zunft: Igl.  Ms.  5. 

äs  stn.  Fleisch  eines  toten  Körpers,  Aas:  hilf  uns  —  got,  wenn 
so  der  werlde  tot  unser  äs  bringet  ze  grabe,  daz.  vor  dir  die  sele 
ruowe  habe,  Alex.  8999-  stanc  von  den  ervelten  äsen,  3704.  so  vil 
sie  der  nider  sluogen,  daz,  sie  üf  den  äsen  riten.  7931. 

asche   swm.  ein  Flußfisch:  die  Äsche,  Chr.  v.  Traut.  123. 

asche  swm.  Asche:  mich  erden  und  aschen,  las  mich  reden,  Sol. 
81,  31. 

aseher-mitwoch*  (=  asch-tac)  stm.  sie  f.  stf.*  an  der  a.,  Traut. 
Chr.  237.    noch  dem  a.,  (6.  Febr.  1505)  Eg.  Achtb.  IT  132. 

aseher-varb  Adj.  aschfarbig,  grau  wie  Asche  praun,  gel  und 
a.,  Eg.  Chi-.  1200. 

aspudiz  Natterngift:  daz,  aiter  aspudiez  (venenum  aspidum  ist 
unter  iren  lespen,  T — B  Bömer  3,  13. 

astecht*  mhd.  astec,  estic)  Adj.  ästig,  ramosus:  sie  machten 
in  weide  der  abtgoter  u.  seulen  ouf  allen  hoen  hubein  und  under 
allem  astechten  holeze  (subter  omne  lignum  nemorosum),  W — B 
Kön.  IV  17, 10.  auf  allen  astechten  eichen  (subter  universam  quercum 
frondosam),  Ez.  6,  13.  under  allem  astechten  holeze  (sub  omni  ligno 
frondoso),  Jer.  2,  20. 

atmitzen*,  adiniczeii*  siev.  anfahren:  Do  in  Sobezlab  der 
gruelich  an  admiezt  unhuorlich.  der  bot  als  ser  irsrak,  daz  er  zeu 
haut  tot  lak,  Dal.  151,  38  (67, 118). 

aui'-beren  (üf-bseren)  swv.  auf  die  Bahre  legen,  aufbahren:  sie 
beserket  wart  und  üfgebert,  Trist.  6591.  sin  licham  wart  üfgebert, 
6483. 


auf- bieten  —  auf- geben  31 

auf-Meteu  stv.III.  bekannt  machen:  das  pfant  drei  vierczehen 
tag  noch  einander  vor  den  rechten  aufbieten   Igl.  Str.  S.  324. 

auf-brechen  stv.  1,2  anbrechen:  do  der  tac  üf  brach,  Alex.  21707. 

auf-erstendiinge  stf.  Auferstehimg,  Hier.  81,1.  tag  der  (in 
der)  gemeinen  auf-derstendunge,  131,  8.  197,  25.  Sol.  86,  8.  Ich  bin 
di  auferstendung  und  daz,  leben,  T — BJoh.  11,25.  daz,  er  derstet 
in  der  a.  an  dem  jüngsten  tag,  Joh.  11, 24,  Matth.  22, 23.  28.  30 ; 
27,  53.    a.  der  toten,  Matth.  22,  31.  Luk.  2,  34. 

auf-geben  stv.  1,1:  1.  übergeben,  verleihen;  2-  zu  Gmisten 
jemandes  auf  ein  Recht  verzichten;  3.  fahren  lassen,  darauf  ver- 
zichten: 1.  ob  ein  hous  vorprint,  ee  das  man  is  aufgibt  (gerichtlich 
dem  Käufer  übergibt),  so  ist  is  dem  vorprunnen,  der  is  vorkauft  hat, 
Prager  Rb.  140.  es  ist  ein  recht,  das  der  kewffer  den  verkewffer 
ee  sal  weren  (bezahlen),  e  er  im  das  erbe  aufgebe,  Igl.  Str.  S  370. 
die  pfenning,  die  do  gevallen,  do  man  erb  oder  heusser  vor  dem 
richter  aufgibt,  Igl.  Str.  276  (S  180).  erb  u.  eigen  vor  richter  u. 
scheppen  a.,  49.  unser  mitpurger  —  hat  seiner  hausfrawen  von 
gutem  willen  aufgegeben  u.  vorreicht  —  vor  dem  rat  —  700  unge- 
rische  gülden  auff  seime  haus  am  Ringe  gelegen,  Olm.  Stb.  146. 
Nimant  mag  ouch  erbe  und  eigen  aufgeben  noch  vorseczen  dan  vor 
dem  richter  und  vor  den  scheppen,  DIR  III  3S.  Igl.  Bgr.  90,5. 
Wer  dem  andern  sein  erbe  vor  gerächte  aufgibt  redlichen,  Igl.  B.  25, 

I  u.  3.  ab  denne  der  vorkaufer  wider  spricht,  di  selben  teile  auf 
czu  geben  (resignare),  als  gewonlich  ist,  vor  dem  pergmeister,  Const. 
III  8, 1.  weder  der  kauffer  weder  der  geber  (statt  der,  dem  etwas 
gegeben  wurde)  behalden  kein  recht  in  den  gekaufften  oder  gegeben 
teilen,  di  sein  in  denn  vor  dem  pergmeister  von  den  vorkaufern  oder 
gebern  aufgeben,  Const.  1116,9.  der  leczte  kauffer,  dem  die  ge- 
kaufften teil  aufgeben  sein,  so  wirt  er  doch  vorgeczogen  für  alle,  die 
vor  im  gekauft  haben,  den  die  gekauften  teil  nicht  aufgegeben  sein, 
III 6,  8 — 3.  die  teil  aufgeben  (resignare)  den  pergmeistern  Const.  1 7, 21. 
Wer  auch  eczliche  teil,  von  was  Sachen  das  sei,  auflest,  der  sol  di- 
selben  aufgeben  den  pergmeistern,  das  si  den,  der  sie  nemen  wirt,  in 
die  teil  weisen,  als  recht  ist,  I  7,  21.  will  man  perkwerke  aufg.  durch 
des  wassers  willen,  so  soll  man  kundigen  den  urborern  an  einer  mit- 
wochen  furmittages,  das  sie  an  dem  nehesten  sunabent,  der  darnoch 
geet,  furmittags  aufnemen  dasselbe  perkwerk  mit  dem  ausgeczogen 
wasser  als  recht  ist.  Die  Aufgeber  behalten  dann  pfert,  strenge  und 
alles  zum  Wasseraufziehen  Nötige,  nur  das  Rad  und  was  niet-  und 
nagtlfest  ist  (czunegilt),  lassen  sie  zurück.  Wer  aber  das  Bergwerk 
nicht  aufgibt,  verliert  Pferd  und  Strang,  und  wenn  das  Wasser  einen 
andern  Berg  ertränkt,  wird  es  auf  seine  Kosten  ausgezogen,  Const. 

II  3,13—14.  Von  aufgeben  ains  pergis  dem  andern  durich  wasser 
halbe.  -  welcher  perg  den  andern  wasser  halbe  hindert,  das  schol 
man  dem  richter  drei  tage  kundigen,  u.  waun  die  3  tag  ausgeen,  so 
schol  man  den  perg,  der  da  hindert,  dem  perge  aufgeben,  der  da 
gehindert  ist,  mit  dem  rechten,  Igl.  Bgr.  U — A.  8.  1.  zwei  mark 
geldes  —  die  das  kint  dem  Kunel  hat  aufgegeben  unbetwungeulichen, 
Igl.  Str.  285.  das  kint,  das  sie  dem  Kunel  hat  a.,  das  schol  sie  auch 
entweren,  285.  4.  ausliefern,  anzeigen:  wer  böse  leute  nicht  auf- 
geben  wollte,  gegen  den   sollen  die  verbündeten  Städte  ziehen,  Stb. 


32  auf-gebung  —  auf-hebunge 

v.  Brüx  139.  die  wise,  wenn  nürt  die  greniczstein  werden  an  die 
stat  eingesaczt,  aufczugeben  und  czu  freyen,  Igl.  Stb.  III  198d. 
Niklas  Regel  bat  aufgeben  sein  haus  —  seiner  eleichen  hausfraun, 
Igl.  Stb.  III 134  d.  er  hat  den  selben  czins  2  mark  aufgeben  dem 
Peter  freundl,  III  150  c.  Matthias  Kromer  hat  auffgeben  czu  der 
gemain  sein  teichl,  IV  195  a.  als  mein  swiger  irer  guter  demselben 
Barthelmes  (ihrem  zweiten  Mann)  vor  nie  abgetreten  noch  uffgeben 
hat  vor  keinem  gesworn  scheppen  (nur  ein)  64  teil  an  denselben 
teilen  (Bergteilen),  Igl.  Bspr.  II.  auch  hat  her  dem  Mul  hausl 
czu  dem  bemelten  ffreimark  1  scb.  gr.  auffgeben  und  czwen  schöber 
schütt,  Igl.  Stb.  V  254c.  Gertl  hat  dem  richter  —  auffgeben  und 
mecbtig  gemacht  alles  sein  gut,  III  A  116  a. 

auf-gebung  stf.  1.  Aiif gebung ,  Einführung  in  die  Gewähr, 
2.  Verzicht,  3.  Auferlegung:  das  die  uffgebung  der  guter  u.  habe, 
varund  u.  unvarund,  zwischen  man  u.  weib  u.  zwischen  andern 
personen  u.  auch  vorcziehuug  der  guter  u.  erbe,  die  für  dem  Bäte 
gescheen,  vorpracht  u.  bestetigt  werden,  ist  gewonheit  in  Olmütz. 
Olm.  Stb.  144.  sein  recht  mit  a.  ader  verschreibung  behalten,  Igl. 
Bgr.  89,  4  =  Verzicht:  Const.  113, 13  u.  s.  abetretunge  u.  uffgebuuge 
des  egenanten  gerichtes  (der  gerichtsteile  in  Brüx),  Stdb.  Brüx  169. 
a.  eines  ackers,  Igl.  Stb.  IV  210d. 

auf-gebot*  stn.  s.  aufbieten:  ein  pfant  für  lidlon  gibt  der 
protess  an  dem  andern  tage  mit  rechte  —  hin  an  aufgebot,  Igl. 
Str.  199. 

auf-gen*   stn.   das  Aufbrechen,  Verschwenden,  Eger  Str.  C  18. 

auf-haben  twv.  aufrecht  halten,  erhalten:  ein  man,  der  in  der 
e  lebt,  kan  kein  mittel  aufhaben ;  ist  er  zu  gutig,  ist  er  zu  scharpf : 
an  in  beiden  wirt  er  mit  schaden  gestrafet,  Ack.  45,  10. 

auf-halden  stv.  V.  festnehmen,  arrestare:  unser  guter  a.  u. 
pf enden,  Stb.  Brüx  142.  das  er  in  ewikeit  der  Sachen  halben  nicht 
anlangen,  nicht  beteidingen,  aufhalden  noch  kummern  wil,  Stb.  Brüx 
293,  ist  icht  gescheen,  das  nicht  gescheen  sulde,  das  das  uffgehalden 
(gehindert,  rückgängig  gemacht)  werde,  323.  guter  a.  uud  hindern. 
Traut.  Chr.  47.  Böhm.  Chr.  77. 

auf-lialter  stm.  Erhalter:  gantz  mechtiger  erquicker,  aufhaltei 
unde  vernichter  des  wesens  (Gott),  Ack.  58,  5. 

aut'-haltimge  stf.  Erhaltung,  Stütze:  aller  weit  aufhaltung 
vestung  u.  merung  sint  die  werden  frauwen,  Ack.  47,  11.  2.  Be 
schlagnahme:  uffhaldunge,  entwenduuge  ires  gutes,  Stb.  Brüx  337.  _ 

anf-hauen  (=  üf-houwen)  stv,  V.  aufhauen,  aufbrechen:  di« 
dröer  haben  kauf leut  angegriffen ,  die  wagen  aufgehawen ,  Chr.  v] 
Traut.  323. 

auf-heben  stv.  IV.  in  die  Höhe  heben,  erheben,  (Segel)  heißen 
hissen:  si  hüben  auf  ainen  segel,  T — B  Btb.  27,  40.  eine  Bückver 
gütung  einheben:  was  si  darauf  (auf  den  gegen  Prag  geführten  Wein 
darauflegen  und  darleien  mit  furlou  u.  kostunge,  das  si  das  wide 
uff  heben,  Igl.  Stb.  II 121  d. 

auf-hebunge  stf.  Einhebung*  einer  Zahlung,  habent  die  ge 
werken  von  dem  Stollen  von  den  gewerken  von  dem  hanginde 
eigenschaft  mit  gutem  willen  genuinen  ein  aufhebunge,  die  ande 
u.  die  dritte  —  si  schullen  sie  furpas   nemen ,   Igl.  Bgr.  75,  2.    ul 


auf- höre  —  auf -legen  33 

kebunge  zolles,  Stb.  Brüx  123.  (vgl.  mhd.  üf-heben  =  Geld  erheben 
u.  üf-hebe-gelt.) 

auf-höre*  (vgl.  bei  L.  höre,  hoere  stf.  das  Hören)  stf?  das 
Aufhören,  Ende:  aber  des  kein  a.  van  im  haben  (er  hört  nicht  auf, 
uns  zu  quälen)  Elbog.  Chr.  107,  25. 

auf-komen  stv.  1  2.  auf komen,  in  die  Höhe  kommen,  entstehen : 
auf  des  (gruntherrn)  grünt  oder  erbe  ein  newes  perkwerk  aufkumpt, 
Igl.  Bgr.  29.  abgangk  und  niangel ,  der  auf  irem  hanndtwerch  auf- 
kümbt  und  entsteet,  Igl.  Stb.  V  236a. 

auf-krcenen*  swv.  wie  eine  Krone  aufsetzen,  eine  Mißgeburt 
hatte  auf  dem  haubt  hohe  zepf,  wie  sich  die  itzige  zeit  aufkroenen, 
Chr.  v.  Traut.  247. 

auf-lage*  stf.  Auferlegung  neuer  Lasten  und  Abgaben:  ohn 
einige  ferner  a.  (für  die  Brotbänke),  Traut.  Chr.  191.  Carolus  quintus 
—  die  pauern  befreihet  vor  newrer  auflag  iher  herschaften,  56. 
zu  diser  a.  (Türkensteuer)  hat  sich  ein  ider  sonderlich  seines  ver- 
mügens  halben  schätzen  müssen,  Eg.  Chr.  77.  stewre,  hilf  ader  auf- 
lagen, 1196  S.  369. 

auf-langer*  stm.  eine  Art  Mantel:  czwen  swarcze  mantel  — 
ainer  auflanger,  der  ander  glockmantel,  Igl.  Stb.  V  263  a. 

auf-lauf  stm.  Auflauf,  Aufruhr,  kainer  wirt  schuldik  des 
auf  lauf  z,,  T — B  Btb.  19,  40.  kein  a.  noch  samnung  wider  den  rat 
und  gesworne  gemein  machen,  Elbog.  Chr.  63,40. 

auf-laufeii  (üf-loufen)  red.  stv.  anschwellen,  anwachsen  auf- 
geloffne  uncosten,  Traut.  Chr.  96. 

aui'-laufimg*  stf.  rote  Ruhr,  (Krankheit)  von  dem  darmgicht 
oder  von  der  auflaufung  der  denn,  T — B  Btb.  28,  8. 

aui'-läz,en  stv.  red.  V.  aufgeben  ein  Recht:  a.  die  recht,  Const. 
III  8,  1.  in  der  weise  auflest  man  czimlich  recht  u.  clage  teidinge, 
III  8,  1.  auflassen  der  kriege  (cessiones  licium)  III  8,2.  welich  man 
sein  teil  auflesset  des  mittwoches  vor  mittag,  der  dorffe  nicht  gelden 
die  koste  derselben  wochen,  es  were  denne,  das  er  vor  etwas  schuldig 
were,  Igl.  Bgr.  78.  si  heften  des  sorge,  das  mannig  bergwerk  u.  mannig 
grübe  aufgelassen  wurde,  die  sunst  gebawet  wurden,  Igl.  Bgr.  36, 1. 
wolde  sie  die  teil  (Bergteile)  —  ufflassen,  so  wolde  ich  di  teil 
lozen  (durch  Zahlung  der  kost  vor  dem  Verliegen  schützen),  Igl. 
Rspr.  IV. 

auf-laz,z,img*  stf.  (doch  bei  L.  belegt:  üfläz-gelt  =  Bezahlung 
f.  die  üf-laz,z,uuge)  Einführung  in  die  „Gewer" ,  sie  geschieht  vor 
gehegter  bank  adir  vor  einem  vollen  rothe,  mit  gutem  willen  und 
mit  wolbedachtem  mute  u.  mit  gesundem  leibe,  ungetwungen  u. 
gedrungen,  Stb.  Bö  hm.-Kamnitz  Nr.  15.  27.  121.  Kinder,  welche  eine 
Auflassung  aufgeben,  müssen  sich  verpflichten,  sie  nach  ihrer  Mündig- 
keit nachzuholen,  Nr.  36.  Hier  finden  Auflassungen  nicht  ivie 
im  Sachsenspiegel  bloß  in  Echteding,  sondern  auch  im  Afterding  u. 
sonst  in  gewöhnlichen  Ratssitzungen  statt  u.  erhalten  Gültigkeit 
nicht  erst  nach  Jahr  u.  Tag  (=  1  Jahr  6  Wochen  3  Tage)  bei 
Nichteinspruch  des  nächsten  Erben;  nur  einmal  ist  eine  Rückkauf - 
d  frist  in  „Jahr  u.  Tagen"  festgesetzt  (Nr.  3)  Linke  S  308. 

auf-legen  siov.  1.  beisteuern,  2.  anstiften:  1.  unter  einander  — 
[  samlen  und  ein  ieder  etwas  auflegen,    mit  welchem  gelt  wir  die 

Oelinek,  Wörterbuch.  3 


34  aufleg-register  —  auf-rürig 

öffentlichen  singschulen  mögen  bestellen,  Igl.  Ms.  10.  die  laden  zum 
auflegen ,  12, 1.  dise  (par  winterhandschue)  gewan  Marcus  Michko 
beim  auflegen,  13.  das  er  solche  aufsetze  getan  und  aufgeleget 
hette,  Hier.  163,  13.  3.  auferlegen,  erheben:  wer  ungelt,  czolle, 
maute  an  unsern  willen  gesaczt  adir  ufgelegt  hette,  Aussig  Urkdb.  139. 
di  puess  sol  er  czuhant  auflegen  (=  erlegen,  zahlen),  Igl.  Stb.  V  177b. 
vorlegen,  vorzeigen:  ire  freiheiten  und  grundbriefe  auch  a.  und  hören 
lassen,  Elbog.  Chr.  131, 12. 

aufleg-register*  stn.  Verzeichnis  derer,  die  Beiträge  leisten, 
Igl.  Ms.  12. 

auf-legung  stf.  1.  Auferlegung ,  2.  Auflage,  3.*  Erlegung 
{Zahlung)  einer  Geldsumme:  sich  in  gleichen  tail  tauen  mit  gleicher 
auflegung,  Igl.  Stb.  III  327  d.  (s.  söd.)  Boleslaw  —  wolde  nicht 
grosse  a.  tun  (viel  auf  den  Krieg  wenden)  und  tagete  mit  den 
Polen,  Böhm.  Chr.  33. 

auf-leinen  swv.  1.  anlehnen,  befestigen,  2.  refl.  sich  aufrichten, 
aufwallen:  2.  aufleinen  werden  sich  seine  vlute  u.  nicht  ubergeen 
werden  sie  das  (das  dem  Meer  auferlegte  ewige  Gesetz),  W — B  Jer.  5,  22. 
sich  wider  die  gefreiten  singer  u.  beisitzer  nicht  aufleinen,  Igl.  Ms.  23. 

aul'-macher*  (bei  Lex.  aufmacherinne,  die  sich  aufputzt,  Huren- 
mutter) stm.  Kuppler:  aufmacher  und  auf  macherin  die  sint  des 
teufeis,  Joh.  v.  Igl.  6.  Geb.  Aufruhrer,  welche  die  furnembsten  a. 
und  aufrurer  der  gemein  geweßen,  Chr.  v.  Eger  N.  352. 

auf -macherin  stf.  Kupplerin,  Hurenmutter:  Joh.  v.  Igl.  6.  Gebot. 

auf-neuien  stv.  1  2  in  Besitz  nehmen,  sich  in  die  „gewer"  ein- 
führen lassen:  das  erbe,  gekauftes  haus  usw.  a. ,  wer  do  kauft  ein 
erbe  oder  ein  haus  oder  ein  saczunge,  —  das  aufnemen  schölle  vor  dem 
richter  u.  vor  den  gesworn  vor  gehegter  pauk,  Igl.  Str.  259  (S  152  f.). 
das  geteidingt  ist  u.  uffgenommen,  Stb.  Brüx  135.  wir  sein  schuldig 
—  der  stat  nucz  nicht  abczunemen  sunder  auffczunemen ,  Igl.  Stb. 
V  259  a.  Und  also  als  er  die  stuff  hat  aufgenomen  und  hat  dowider 
nie  nicht  gerett  uncz  auf  disen  heutigen  tag,  Igl.  Bgr.  53,  19.  di 
stuff  nam  das  ander  teil  für  vol  uff,  das  ander  wolde  ir  nicht  uff- 
nemen  denne  uff  recht,  Igl.  Bspr.  I.     di  teil  ufnemen,  IV. 

auf-neiinmg  stf.  (bei  L.  nur  susceptibilitus  Dfg.  569a)  Hebung, 
Förderunq :  irem  bemelten  hantwerk  (der  leinweber)  zu  auffn einung, 
Igl.  Stb.  V  28b.    a.  ihres  handtwerks,  Traut,  Chr.  244. 

auf-reden  swv.  (bei  Lex.  hin-  u.  herreden)  aufhetzen:  die 
arbeiter  —  dem  andern  aufreden  u.  abspennig  machen,  Chlum.  VII  25. 

aufrecht,  üfreckt  Adj.  1.  aufrecht,  emporstehend,  schlank, 
2.  noch  nicht  gefallen,  3.  aufrichtig,  4.  untrer  fälscht:  mit  dem  üf- 
rehten  gerichte  kieset  under  in  einen  wisen  man,  Wh.  v.  Wh.  3862. 

auf-reiz,en   stv.   den  Aufriß  machen*,  Chr.  v.  Traut.  177. 

auf-richten  swv.  emporrichten:  von  der  hoffenunge,  die  man 
a.  sol  zu  got,  Sol.  27,  25;  einen  Schaden  ersetzen:  Brunn  Str.  352,  26. 

auf-richtung*  stf.  Wiederherstellung:  zu  a.  der  mühl  und 
forbergs  300  schock  verbauen,  Traut.  Chr.  74. 

auf-rür,  -ruor  stf.  Aufruhr,  Tumult:  di  hern  mit  grosser  a. 
gesucht,  Elbog.  Chr.  113,15.  128,21. 

auf-rürig"'  Adj.  zum  Aufstand  bereit:  Tomas  Müntzer  machte 
die  pauern  a.,  Traut.  Chr.  56. 


auf -sagen  —  auf- sinken  35 

auf-sagen  sivv.  aufkündigen,  absagen,  renuntiare:  dorumb  hab 
er  vor  einem  rat  solichs  gescheft  (Testament)  aufgesagt  u.  sich  des 
geeisert  =  entäußert,  darauf  verzichtet,  Igl.  Bgr.  85,  2. 

auf-sagunge  stf.  Absage,  Kündigimg:  u.  dise  einunge  schol 
steen  u.  weren  3  ganze  jar  noch  datum  des  brifes  —  6n  alle  auf- 
sagung,  Mind.  d.  Egerl.  43.  die  a.  (des  Bündnisses  zur  Erhaltung 
eines  teilweisen  Friedens  in  der  Gegend)  schol  gescheen  kegen  Eger 
in  den  gesworen  rate  der  einunge,  44. 

auf-satz   stm.   1.  Auflegen  von  Abgaben  u.  diese  selbst,  2.  Zinsen, 

3.  Verordnung,  Bestimmung,  4.  Vorhaben,  Absicht,  5.  Plan,  List,  Hinter- 
gedanke, Hinterlist,  Nachstellung,  Betrügerei,  Streifzug.  1.  Sust  sullen 
sie  aller  ufsecze  u.  beswerung  frei  sein  u.  ledig  für  allermeiniclich.  — 
aller  ufs.  u.  beswerung  zukumfticlich  überhaben  sein,  Igl.  Bgr.  51,  7  u.  8. 

4.  es  beguude  der  selbe  geistliche  jungeliug  nicht  von  aufsatze 
(absichtlich)  sunder  von  geschieht  (zufällig)  der  seinen  swester  hant 
beruren,  Hier.  205,  1.  oder  solten  wir  durch  aufsatzes  durch  liebes 
oder  durch  leides  willen  die  leute  lassen  leben,  Ack.  9,  4 — 5.  das  er 
alle  sulche  ding  u.  aufsetze  getan  u.  aufgeleget  bette,  auf  die  rede, 
das  er  den  heil,  gottesknecht  Silvanum  u.  die  hl.  frauwen  —  zu 
bösen  worten  brechte ,  Hier.  163, 13.  der  teufel  begunde  —  als  ein 
zorniger  ungeduldiger  lebe  alle  arglistige  wege  mit  allem  falschen 
aufsatze  —  suchen,  Hier.  203, 19.  mit  falschen  reten,  mit  bösen  auf- 
setzen, 98,  25.  sust  (außer  urbar  und  l\32  des  leihers)  sullen  sie  aller 
ufsecze  und  beswerung  frey  sein  und  ledig,  Igl.  Stb.  V  IIa  und  b. 

auf-satzimg,  uf-satznng  stf.  (mhd.  uf-setzunge)  Festsetzung, 
gesetzt.  Anordnung  das  sie  die  burger  czu  Brux  zu  keinerlei  bern,  beten, 
stewren,  ufsaezung  oder  keinerlei  beswernussen  dringen  (=  Steuer- 
befreiung der  Stadt  auf  10  Jahre),  Stb.  Brüx  129. 

auf  schauer*  stm.  Aufseher:  widrigens  sollen  die  schaffern  u. 
aufschauere  (der  Herrschaft)  selbige  (zur  Robot  untaugliche  Personen) 
nicht  annehmen,  sondern  zurückschicken,  Dreiding  v.  Politz. 

auf-schreiben  stv.  aufkündigen,  aufsagen,  Chr.  v.  Elbogen  84,  32. 
wiz,t,  daz,  nach  miuem  libin  (wenn  mein  Geliebter  sterben  sollte) 
meinem  leben  wil  ich  nit  (ivohl  mit)  ufschribin  (will  ich  auch  nicht 
leben)  Dal.  94,26  (39,90). 

auf-schrenken*  swv.  für  ausgeschenkten  Wein  oder  Bier  ein- 
nehmen, das  gut,  das  aus  seinen  weinen  wer  aufgeschrankt  u.  aus- 
gevullet  an  czwaifumfczik  schok.    Igl.  Str.  232. 

auf-sehuug,  uff-sehuug  stf.  Aufsicht:  das  man  desterpas  uff 
die  rauber,  dieb  u.  beschediger  uffsehung  hab,  Olm.  Stb.  80. 

auf-setzen  swv.    1.  aufsetzen,  2.  aufladen,  3.  aufs  Haupt  setzen, 

4.  auferlegen,  5.  aufhelfen,  6.  einsetzen,  7.  anordnen,  verordnen.  —  ich 

schaff,  das  die  vurmunden  ein  ersamen  und  ein  fromen  priester  sullen 

n  haben  von  meinem  gut  und  denselben  priester  uffseezen  und  ab,  Igl. 

i.  Stb.  III  A  102  b. 

auf-setzung  stf.  feindliche  Bänke,  feindl.  Betragen:  alle  tage 
'  neu  anmutung  oder  keufen,  alle  wochen  fremde  a.  oder  muffeln, 
Ack.  45, 14. 

auf'-sinken*    stv.  13    (von  sinken   einen  Schacht  in  die  Teufe 

te  richten),     do   kein  Schacht  auffgesunken  ist.    Igl.  Bgr.  46, 2.      vgl. 

sinken  einen  Schacht:  „Deutsches  Bergwörter ouchu  von  Heinr.  Veith. 

3* 


36  a\xf- sitzer  —  auf-välien 

auf-sitzer  stm.  der  auf  einem  Tiere  sitzt  oder  reitet:  nu- 
der den  fuz,en  ires  oufsiczers  (sedentis),  W  -B,  Num.  22,27. 

auf-schiez,en  stv.  III  in  die  Höhe  schießen,  hoch  emporragen: 
ir  müre  —  mit  üfgeschoz,z,en  turnen,  Alex.  5965. 

auf-slag  stm.  1.  Mehrforderung  bei  Zinsen,  Wucher:  dehainer- 
laie  a.  oder  vürsecz  tun,  Eger  Str.  A.  XV,  8.  —  2.  Aufschub:  nu  nach- 
dem wir  ein  versaczung  zu  der  krön  gen  Behem  u.  doch  eiu  reich- 
stat  sind,  so  haben  wir  lengern  aufslagk  (Aufschub  von  Bann  und 
Interdikt)  nit  erlangen  mügen  Chr.  v.  Eger  1117.  3.  Aufschlag  zum 
Preise  oder  der  Pfandsumme:  keinen  aufslag  tun  (mehr  verlangen 
als  auf  das  verpfendete  Schloß  Brüx  ffeliehen  war),  Aussig  Urkdb. 
181. 

auf-slahen  stv.  I  4  intr.  im  Preis,  in  den  Kosten  in  die  Höhe 
gehen:  also  das  si  koste  (..Bergkost")  hett  ungeschlagen  wol  fünf 
mark.  Igl.  Rspr.  IV.  die  kirchen  a.  (mit  Geivalt  öffnen)  Böhm. 
Chr.  61. 

auf-spreizen,  auf-spreuczen  (mhd.  üf-spreiten)  swv.  auseinander- 
spreizen, auseinander  spannen:  mit  eim  blawen  dunst  —  wirt  der 
rath  dem  gemainen  man  das  maul  aufspreitzen,  Chr.  v.  Traut.  121.  der 
do  aufspreuczet  hat  als  von  nichte  die  himel  (qui  extendit  velut 
nihilum  coelum),  W—  B,  Js.  40,  22. 

auf-steiger  stm.  Reiter,  ascensor:  das  ros  vorspottet  sie  u.  iren 
(!)  aufsteiger,  W — B  Job.  39.  18.  a.  des  hiemels  (coeli  auxiliator  der 
zum  Himmel  hinauffährt),   Deut.  33,26. 

auf-stecken   swv.   „ausstechen",  ein  Zeichen,  daß  mit  dem  Ver- 
kauf begonnen  werde,   am  Geschäftslokale  ausstecken,     pfragner  u. 
pfragnerin  sollen  auch  weder  am  freitag  zu  abend  noch  am  sunabend  i 
alle  die  weil  und  der  kost  stecket,  den  man  die  zween  tag  aufstecken  | 
wil,  nichts  noch  keinerlei  auf  dem  markt  nit  furkaufen.  Eger  Str. 
C.  110  s.  kost. 

auf-sten*  stv.  14  halten  zu,  Partei  nehmen  für:  ich  bitt  euch,  als 
ir  meines  herren  ambtleut  seit,  das  zu  mir  uffsteet,  wanne  die  sache 
meines  herren  des  kunigs  ist,  Igl.  Stb.  V  10  c.  aus  den  Sachen  uns 
viel  —  gebrechen  a.  (entstehen)  werden,  Eg.  Chr.  1067. 

auf-stöz,,  uf-stöz,  stm.  feindlicher  Zusammenstoß,  Streit:  nach 
menigern  czwitrachten  und  uffstos,  01m.  Stb.  59.  uffstos  und  czwi- 
tracht  von  czechen  und  hantwerkern,  52.  108  f.  czweiunge  noch 
uffstosse,  108  a.  uffstos  und  kriege,  101.  vormeiden  uffstoss,  czwi- 
trachten und  geverlikeit,  98.  96. 

auf-tfumg  (üf-tuounge)  stf.  das  Öffnen,  daz,  mir  werd  ge- 
geben daz,  wort  in  der  a.  meines  mundes,  T — B  Epheser  6, 19. 

aufte*  stf.  gloria,  Herrlichkeit:  in  der  aufte  der  wegen  (in 
gloria  quadrigarum),  W — B  Judith  1, 4. 

aut'-vähen,  -rangen  red.  stv.  1.  fest  fassen  und  halten,  2.  gefangen 
nehmen,  3.  befriedigen,  4.  einem  etwas  auf-,  wegfangen,  5.  aufnehmen 
für  (übel),  wan  di  heiter  (Fischhälter)  mit  wasser  aufgefangen  (ge- 
füllt) sint,  so  sullen  sie  von  dem  wasser  ein  schrit  frey  haben,  Igl. 
Stb.  V  100  c,  so  sol  man  (den  oben  gelegenen  Teich)  wider  verseczen 
(mit  Fischbrut)  und  auffallen,  V32a.  das  er  sein  teicht  auffahen 
mag  als  hoch,  das  er  an  Wenczlaw  thani  eins  halben  mans  hoch  stee, 
V19a. 


auf-vart  —  aus -brechen  37 

auf-vart  stf.  1.  Fahrt  stromaufwärts,  2.  Himmelfahrt:  2.  an  dem 
abent  der  uffart  unsers  herren,  Igl.  Stb.  V  100  b. 

auffart-tag  stm.  Himmelfahrt stag:  nach  unsers  hern  a.  Eg. 
Chr.  1030  S.  223.  N  1145. 

auf-werfen  stv.  I  3  refl.  sieh  rasch  umwenden,  abfallen,  tr.  zu 
eüuas  erwählen,  machen:  wir  mugen  von  uns  selber  einen  fursten 
a.  oder  mugen  wol  äne  fursten  sin,  Böhm.  Chr.  34. 

auf-werfunge  stf.  (belegt  nur  MH  2,88  als:  Empörung)  das 
Auf  werfen:  wirt  machen  einen  streit  in  aufwerfunge  der  hubel  (in 
jactu  aggeris,  wenn  er  den  Wall  ausgeworfen)  und  in  stiftunge  der 
grebin,  W— B,  Ez.  17, 17. 

auf'-ziehunge  stf.  dilatio :  Const.  IV  17,  6.  ( Verzögerung  des  Ge- 
richtes, Hinausschieben  desselben  durch  heilige  Zeit),  noch  sol  (der 
clager  u.  antworter)  piten  a.,  domit  er  das  gerichte  fühe  u.  der  krieg 
gehindert  werde,  Const.  IV  9,  5. 

auf-zog  stm.  Aufschub,  Verzug:  aufczog  des  rechten,  Const.  IV 
17,  6.  IV  18,  5.    a.  und  frist,  Eg.  Chr.  1127. 

auf-zug  stm.  Aufzug,  -marsch:  im  auff-  und  abzug  auff  die 
schulen,  Igl.  Ms.  19. 

aug-apfel  (=ouge-apfel)  stm.:  behut  als  den  ougapfel  seines 
ougens,  W — B  Deut.  32, 10.  unsers  rechtens  ordenunge  —  als  ein  aug- 
apphel  unversehrt  czu  halden,  Const.  IV  7, 10. 

aug-brä  stswf:  Augenbraue:  sein  nisen  ist  schein  des  vewers 
und  seine  ougen  als  die  augbrau  des  morgens  (ut  palpebrae  diluculi, 
die  Wimpern  der  Morgenröte),  W— B  Job.  41,  9. 

augel-weide  (bei  Lex.  auch  öugelweide)  stf.  Augenweide:  ein 
zuchtiges,  keusches  u.  an  eren  uuverrucktes  weip  ist  vor  aller  ir- 
discher a.,  Ack.  46, 17.  er  het  im  die  a.  ze  tröste  genomen,  Alex. 
18496.  6879.  in  lichter  öugelweide,  13461.  dise  vroelich  öugel- 
weide, Trist.  572.     o.  spehen,  Trist.  575,  862,  864. 

augen-blic  stm.  1.  Blick  der  Augen,  2.  kurze  Zeit,  Augenblick. 
1.  du  wibes  süez,er  ougenblic,  Alex.  13797. 

äugest (e).  angst,  ougst  stswm.  August:  in  des  ougstes  zit,  der 
gerne  grö^e  hitze  git,  Alex.  21487. 

augst-muii   stm.    August  Traut.  Chr.  157.  184.  225.  285.  312. 

aug-vane  (ouge-vane)  swm.  Schleier,  Schweißtuch:  er  sach  den 
augfanen  (schwaisztuch  11.  Bibel),  der  da  was  uf  sehn  haubt,  T — B 
Joh.  20,  7.  sein  (des  Lazarus)  antluz  was  gepunden  mit  eim  augfanen 
(schwaiz,tuch  11.  Bibel),  Joh.  11,44.  dein  gewicht  („Pfund")  han 
ich  verborgen  in  dem  augfanen  (Schweißtuch,  in  sudario),  Luk.  19,20. 

augentlichcn  Adv.  deutlich:  es  sein  gar  mancherlei  Sachen,  die 
do  not  sein  a.  zu  beschreiben,  Olm.  Stb.  149. 

aus-beredeu  *  sw.  ausmachen,  ausbedingen:  das  ist  in  den  bethe- 
digungen  ausgeczogen  u.  mercklichen  ausbereth,  Stb.  Brüx.  325. 

aus-besliez,en  stv.  III  ausschließen,  nicht  gelten  lassen:  wo  ist 
dein  wunniclich  (dein  Rühmen,  gloriatio)?  si  ist  ausbeslossen,  T— B 
Römer  3,  27. 

aus-bintlicli*  Adj.  vorzüglich,  a.  gut  weizen  oder  rokhen  prot, 
Chr.  Traut.  137.  (von  aus-binden  =  ausnehmen,  als  Bedingung  setzen?) 

aus-hrechen  stv.  1,2  tr.  herausnehmen,  -reißen,  bergm.:  auf 
einem  durchgebrochenen  Gang  weiter  arbeiten,   intr.  hervorbrechen, 


38  aus -buchen  —  aus-komen 

sich  zeige?!,  die  ougen  umbrechen  =  blenden,  Alex.  27853.  äugen  a., 
Böhm.  Chr.  14.  33.  36.  40.  44. 

aus-bucken,  aus-puchen  (mhd.  üz-bochen  auspocben),  swv. 
aus-plündern,  sie  haben  im  dorffer  auspucht,  Chr.  v.  Elbogen  106, 13. 

aus-bündig  Adj.  ausgezeichnet:  Maxiniilianus  (I.)  der  held  — 
in  allen  ritterspieln  a.,  Traut.  Chr.  7. 

aus-bürgen  swv.  durch  Bürgschaft,  Zahlung  einer  Bürgschafts- 
summe befreien:  seine  nachgepawern  haben  in  {den  ivegen  Totschlags 
Gefangenen)  awsgepurget  auf  ein  vorrichtnus,  Igl.  Str.  224. 

aus-dingen  siuv.  1.  ausbedingen,  vorbehalten,  Traut.  Chr.  175. 
2.  sichern,  schonen,  3.*  zum  Bruch  eines  Vertrages  verleiten:  das  kein 
meister  dem  andern  seinen  gesellen  aus  der  werchstat  nicht  ausdingen 
noch  auskauften  soll,  das  er  bei  im  arbeit  —  pey  der  puess  12  weisse 
groschen,  Igl.  Stb.  V  256  b.  kein  meister  dem  andern  seinen  gesellen 
aus  der  werchstat  a.  oder  entfremden  sol,  das  er  bei  im  arbeit,  pei 
der  pues  halb  pf unt  wachs,  V  177  a. 

aus-druckenung  stf.  11  ortlaut:  da  noch  a.  der  forrede  (Verein- 
barung) nicht  folge  gescheen,  Stb.  Brüx.  337. 

aus-eisen*  swv.  vom  Eise  befreien,  den  12.  tag  decembris  — 
ist  ein  Bayer  und  papirgesell  ertrunken,  als  er  die  rade  auszeisen 
wolt,  Chr.  Traut.  182. 

auser-hall)  (=üz,er-kalp.  -halbe  -halben),  Adv.  u.  Praep.  m. 
Gen.  außer  dem  Bereiche,  außerhalb:  es  sei  aus  bevelhnus  des  vaters 
ader  auserhalb  durch  sich  selbs,  Igl.  Bgr.  85,  4. 

aus-erkom  pari.  Adj.  v.  üz,-kiesen  auseneälden :  dem  künec  — 
der  manheit  ist  vor  üz,erkorn,  Alex.  12221. 

aus-geben  stv.  1, 1.  1.  ausliefern :  wie  di  guter  waren  ausgegeben 
(ihren  Eigentümer  übergebe?)),  Igl.  Rspr.  V.  die  hab  auf  recht  aus- 
geben, Mind.  Egerl.  35.  2.  verheiraten:  seinem  kinde,  das  her  aus- 
gegeben hatte,  Igl.  Str.  269.  Prag  Eb.  149.  weun  man  si  ausgeb., 
Igl.  Stb.  HI,  129c,  3.  namhaft  machen*,  bestimme?!*,  Chr.  v.  Elbogen 
24,  41.  25, 16,  25.    26,  21. 

aus-gebunge  stf.  Auszahlung:  grosse  koste,  czerunge  uud  uus- 
gebunge  der  e  genannten  4000  (römischer)  guidein.  Mind.  d.  Egerl.  S.  53. 

aus-holern  swv.  aushöhlen:  die  steine  ausholern  die  wasser, 
W— B  Job.  14, 15. 

aus-jagen  swv.  ve?treibe?r.  aus  dem  sinne  ausztilgen  u.  aus- 
jagen, Ack.  31, 10. 

aus-jeten  swv.  aus-jäten  :  das  wir  alle  uberÜüssigkeit  ausreuten 
u.  a.  sullen,  Ack.  11,  2. 

aus-kerunge*  stf.  Auswurf,  Abschaum:  wir  sein  gemacht  als 
ein  a.  diser  werlt  (purgamenta),  T— B  I  Korinther  4, 13. 

aus-kiesen  s.  ans-erkorn. 

aus-kirnen*  swv.  (v.  kirnen,  kernen  Kerne  auslösen,  das  Erz  aus 
dem  tauben  Gestein  durch  Zerklei?ier?i)  ausscheiden  die  erczscheider 
—  das  ercz  a.,  das  guete  von  dem  bösen  (enucleant),  Const.  1,19. 

aus-komen  stv.  I,  2.  sich  verbreiten,  zu  Ende  gehen:  da  die 
selben  jar  auskamen,  Igl.  Str.  308  (S.  218).  daz,  si  sich  zum  ersten 
liefen  in  daz,  mer  und  auszukumen  [sich  zu  rette?i)  zu  dem 
land.  T— B  Btb.  27,  43.  wie  er  ist  auskumen  von  dem  mer,  Btb. 
28, 4. 


ausladung  —  aus -reuten  39 

ausladung  stf.  (=  üz,-ladunge)  über  die  Baulinie  hinaus- 
reichender,  über  die  Straße  vorspringender  Bau,  an  den  kragsteinen 
in  der  a.,  Chr.  v.  Traut.  124.    die  a.  zum  erker,  170. 

aus-legen  swv.  aussetzen,  ausladen,  verbrämen,  erfüllen,  aus- 
rüsten; schmücken;  bestimmen;  auslegen,  erklären,  das  si  auslegten 
(aussetzten)  ire  kint,  da^  si  icht  wurden  geleblickt,  T — B  Btb. 
7, 19.  do  waz,  ein  schiff  auslegund  di  purd  {aus  dem  die  Waren 
ausgeladen  wurden),  Btb.  21,  3.  er  ersach  die  richeit,  die  aldä  was 
üzgeleit,  Ernst  2204. 

aus-legunge  stf.  Auslegung,  Deutung:  nu,  wie  mugen  wir 
vornemen  der  richtere  irsal  u.  czweifel  —  ab  von  uns  nicht  ausgeet 
des  rech'en  auslegunge?  Const.  I  5, 10. 

aus-lender  stm.   Fremder,  extraneus,  Igl.  B.  24. 

aus -lendig  Adj.  fremd  mit  aim  auslendigen  manne,  Igl. 
B.  8. 

aus  -  lendisch  Adj.  ausländisch,  fremd:  Böhm.  Chr.  34.46. 
63.  93. 

aus-lendung*  stf.  Landungsplatz,  Lände:  sie  merkten  ein  stat 
habent  di  a.  (ein  gestat  11.  Bibel),  T— B  Btb.  27.  39. 

aus-leuten  (u^-liuten)  swv*  zu  Grabe  läuten:  man  hat  im 
(Kaiser  Ferdinand  1564)  lange  dann  eine  ganze  stunde  ausgeleut 
alhie,  Traut.  Chr.  177. 

aus-man  stm.  fremd:  burger  ader  a.  ( peregrinus  ) ,  Eger 
Str.  B.  27. 

aus-marichen  (üz,-merken)  swv.  abgrenzen:  als  weit  das  mit 
marchstain  ausgemaricht  warden  ist  von  einer  stros  zu  der  andern, 
Igl.  Stb.  V  129  c. 

aus-neinber*    stm.   Ausgedinger:  Taiding  v.  Friedberg  N  52. 

aus-nemen  stv.  1,2  1.  herausnehmen,  ausschließen,  2.  hervor- 
heben, bestimmen:  2.  von  ausnemender  {bestimmter)  rede  des  ant- 
worters wider  den  clager,  Const.  IV  7.  die  kegenrede  wirt  wider- 
triben  mit  ausgenommener  Widerrede  (exceptio  eliditur  —  per  repli- 
cationem)  Const.  IV  7, 1. 

aus-nl:munge  stf.  Vertragsklausel:  an  alle  üznemunge,  Brunn 
Str.  385,  171;  lehenschefte,  die  man  mit  der  clausein  u.  ausnemunge 
vorleihet,  das,  alsopalde  die  lehenheuer  an  den  ordenlichen  gank 
komen,  das  sie  davon  lassen  u.  sullen  keines  ganges  czu  in  peiten, 
Const.  III  2. 

aus-raufimge *  stf.  laceratio,  das  Ausraufen:  a.  der  har,  W — B. 
Esther  14,  2. 

aus-reieu*  swv.  mit  Musik  von  Haus  zu  Haus  ziehen:  die 
hochzeit  sullen  nicht  a.  von  haus  zu  haus   Eger  Str.  A  I  9  u.  B  10. 

aus-reinen  swv.  abgrenzen:  Policzer  hat  verkauft  der  Michel 
Darin  von  seinem  feld  in  der  kolerin  ein  fleckl,  als  ver  es  ausgeraint 
ist,  zwischen  irem  teich  und  dem  steig,  Igl.  Stb.  V  162  c. 

aus-reiter  stm.  ein  Diener,  der  nur  zu  bestimmten  Verrich- 
tungen ausgesendet  ivurde  und  daneben  die  Geschäfte  eines  Post- 
boten besorgte,  8  a.  und  24  landshütter,  Chr.  v.  Traut.  281.  soldener, 
ausreiter  u.  helfer,  Mind.  d.  Egerl.  24. 

aus-rcuten  (=üz-riuten)  swv.  exarare,  evellere:  somerblumen, 
aus  meines  herzen  anger  ausgereutet,   Ack.  4, 12.    alle  überflüssig- 


40  aus-reutung  —  aus- rieh  tung 

keit  ausreuten  u.  ausjeten ,  11, 2.  ein  vewer,  alle  geslechte  ous- 
reutende  (omuia  eradicans  genirnina),  W — B  Job  31, 12.  sam  eines 
poumes  hat  er  abgenomen  meine  hoffenunge,  Job  19, 10.  aber  die 
uberkerer  (praevaricatores)  werden  alle  ausgereutet  sam  die  dorn, 
Könige  II  23, 6.  die  habe  wirt  ausreuten  u.  ousgereutet  (sie  sub- 
stantia  eradicabitur),  Sirach  21, 5.  die  des  ausreutens,  Prediger  3, 2. 
das  her  holez  u.  stockech  —  ausgereutet,  Igl.  Str.  51. 

aus-reutung  stf.  das  Ausroden,  Entwurzelung,  Vertilgung:  ein 
a.  u.  ein  vorworfunge  hastu  mich  gesaezt,  W — B  Klagen  Jer.  3,  45. 
so  wil  ich  ausreuten  das  geslechte  in  a.  u.  vorlisunge,  spricht  der 
herre  (evellam  —  evulsione),  Jer.  12, 17. 

aus-richten  swv.  1.  glätten,  2.  schlichten,  versöhnen,  3.  aus- 
statten, ausrüsten,  4.  abfertigen,  bezahlen,  vergüten,  5.  für  einen  be- 
stimmten Dienst  halten,  6.  verspotten,  7.  erklären  explicare,  8.  Fragen 
beantworten:  4.  were  auch,  ob  ein  besesze  oder  leger  {Belagerung)  würde 
u.  ob  man  an  dem  geleger  ader  süst  schaden  neme,  dorumb  schold  iczliche 
herschaft  die  seinen  selbs  ausrichten,  die  schaden  betten  empfangen, 
Mind.  d.  Egerl.  42,  =  bezahlen,  Chr.  Elbogen  124,29.  Brüx  Stb.  N  294. 
ir  kunige,  ir  sullet  vorsteen  u.  lernen,  wie  ir  die  werlt  ausrichtet, 
Const.  IV  9, 4.  sich  selber  u.  unter  einander  a.  Const.  III  6,  13. 
3.  dorumbe  (um  50  seh.  gr.)  di  benanten  bruder  ir  swester  katruschen 
(=  Katharina)  kchlaiden  sulln  und  czu  pett  und  czu  tische  a. 
(=  ausstatten),  Igl.  Stb.  III  193 d.  di  tochter  mit  petgewant  a., 
III  329  c.  si  haben  si  ausgericht  mit  cleidern  czu  pet  und  czu  tisch 
für  1  schock,  Igl.  Stb.  III  4.  2  seh.  gr.  derselben  manischen  (=  Marie), 
wenn  man  si  ausgeb  {verheirate)  und  dem  Wentslaben  irem  stieffater 
auszurichten,  III  129  c.  czu  der  morgengab,  di  man  im  vormalen  zu 
seinem  weib  geben  und  ausgericht  hat,  111135a.  III  A  161b.  sein 
tail,  was  im  angepurt,  a.  und  beczallen,  III  128  a.  das  selbig  gelt 
a.  auf  di  nochgeschrieben  teg,  III  133c.  III  159b.  das  er  seiner 
stief muter  für  ir  morgengab  ausrichte  60  seh.  IL  34  d.  den  czins 
a.,  111135b.  einen  jartag  a.  und  halten,  Y  197b.  einen  jartag 
a.  und  vorpringen,  V  259b.  meinen  leezteu  willen  a. ,  V  164d.  30 
selmes  a.,  V  164d.  10  selpad  in  4jaren  noch  einander  auszurichten, 
V  163 d.  ein  selpad  a.,  V  155  c.  7.  der  sache  kunnen  wir  nicht  aus- 
gerichten,  Igl.  Str.  257.  S.  149, 1.  das  wir  sie  nicht  czubande  ausge- 
lachten mugen  (expedire),  Const.  1 5, 1.  wir  sprechen,  das  wir  die  artikel 
nicht  kunen  ausrichten,  Igl.  Bgr.  2,  5.  wer  mag  sulche  werk  anders 
ausgerichten.  nur  das  sie  gescheen  in  hochvertigem  mute,  Hier.  49,  6. 
andere  seine  tugent  a.  =  zu  erzählen,  Hier.  16, 19. 

aus-richter  stm.  —  -iu  stf.  aller  ding  ausrichter,  visirer,  ent- 
werfer  u.  abenemer  {Gott),  Ack.  58,  6.  arismetrica  —  der  zal  behende 
ausrichterin ,  Ack.  40, 16.  czu  disem  geschefft  {letzten  Willen)  hab 
ich  mir  derkoren  zu  furmunden,  zu  ausrichtern  und  vorwesern  domit 
zu  handeln  und  czu  mechtikleichen  di  erbern  weisen  manen  Hans 
Eberl  usw.,  Igl.  Stb.  III  112  c. 

ans-richtung  stf.  Deutung,  Bezahlung,  Entscheidung,  Beilegimg 
eines  Streites:  aruspex  nach  alteropfers  rauch  in  zukunft  tuende 
ausrichtung,  Ack.  41, 16.  umb  sulche  habe  u.  gut  uus  ein  gancz  a.,' 
kerung  u.  benugen  gescheen  ist,  Stb.  Brüx  226.  234.  244.  220.  bis 
mir  ein  a.  geschit,  Mind.  Egerl.  29.    ich   wil  euch   czuhant  ein  a. 


ans -roden  —  aus -setzen  41 

machen ,  Igl.  Bgr.  64,  2.  S.  428,  3.  der  richter  schal  in  (die  wegen 
eines  Kaufes  in  Streit  gerieten)  ein  a.  geben,  Igl.  Str.  186.  nach 
a.  deiner  tiefen  heimlichen  gerieht,  Sol.  69,  6.  das  —  gescheft  einen 
ganzen  furgang  und  a.  haben  sol,  Igl.  Stb.  III  200 d. 

aus-roden  sivv.  auf  die  rede,  das  er  —  ausroden  u.  vertreiben 
schulle  alle  dorn,  Hier.  S  6, 23. 

aus-rüi'en  (-ruofen)  stv.  red.  V.  einen  Berg  oder  Stollen  =  6 
Sonntage  nacheinander  in  der  Kirche  zum  Betriebe  auffordern, 
widrigenfalls  die  Verleiher  sie  andern  verleihen  können:  Ist  das  ain 
perk  oder  stolle,  die  da  gemessen  sein  und  dornach  wüste  sein, 
die  schol  man  6  suntage  ausrufen,  das  die,  der  die  berge  sein, 
arbeiten  sollen;  oder  auff  den  6.  vorgangen  suntag,  arbeiten  sie 
nicht,  so  schullen  die  urbarer  czu  in  nemen  die  gesworn  u.  schullen 
auf  das  ausgeruffen  gepirge  cziehen  oder  geen;  und  vinden 
sie  daselbst  gepirge  wüste,  so  mugen  die  egenanten  urbarer 
dasselbe  gepirge  ledicleich  vorleihen,  wem  sie  wollen,  Igl.  Bgr. 
U— A  §  7. 

aus-rüfunge  stf.  1.  Aufforderung  zur  Bauhafthaltung  eines 
Berges  oder  Stollens,  2.  Ankündigung  des  Schichtenwechsels,  3.  münd- 
liche  Bekanntmachung:  1.  die  a.  in  der  kirchen,  das  man  wolle  ein 
perkwerk  wiederpawen,  das  vorwust  ist,  Const.  II  4,8.  2.  Ist  das 
das  czil  (einer  besteunge)  kumpt  auf  ein  tag,  der  czu  arbeit  be- 
scheiden ist,  czuhant  in  der  neuesten  ausrufunge  der  ersten  nacht- 
schicht  so  beheldet  der  besteer  furpas  nichtesnicht  rechtens,  Const. 
III  6,  16. 

aus-runipeln*  swv.  mit  Ungestüm  hervorbrechen:  der  do  pindet 
die  wasser  in  den  wölken,  so  das  sie  nicht  a.  miteinander  unter 
sich,  W — B  Job.  26,  8.  und  alezuhaut  durch  die  heimlichkeit  der 
naturen  des  bouches  kot  im  ausrumpelte,  Richter  3,  22.  wer  hat  vor- 
slossen  mit  türen  das  mer,  do  es  ausrumpelte  sam  aus  einer  per- 
muter,  Job.  38,  8. 

aus-satzuiig  stf.  1.  Satzung,  Ordnung,  2.  Privileg*,  3.  Aus- 
stattung*, Dotierung:  1.  das  di  Crani  also  noch  wilkur  der  stat  a. 
ausgesatezt  sein,  Olm.  Stb.  104.  alle  handel  alhie  czu  Olomuncz  bei 
irer  a.  und  gewonheiten  behalden  werden,  132  (S  103).  das  si  in 
unser  cromrecht  wider  unser  Cramheuser  aussatzung  greifen,  132 
(S  102).  haben  die  cromer  noch  alder  aussaezung  u.  wilkur  der 
Stat  Olomuncz  brief  über  ire  czeche  u.  innunge  gehabt ,  132  S  106. 
noch  recht  u.  a.  diser  stat,  62.  2.  Chr.  v.  Elbogen,  24,12.  25,7. 
33,41.  26,11.  36,37.  3.  handwercher,  die  in  der  Stadt  bürger  und 
zur  a.  gehören,  Chr.  v.  Traut.  89.  die  a.  oder  freiheit,  Elbog.  Chr. 
36,  36.  bei  rechten  und  aussatzungen  zu  behalten,  127, 19.  4.  Ver- 
mietung: a.  u.  besteunge  (Mietung  locatio  et  conduetio),  Const,  III 
6,12. 

aus-schreiben  stv.  II.  einen  Namen  aus  einem  Verzeichnisse 
streichen,  löschen,  der  Bürgen  gegen  ein  Fryg-eld  aus  dem  Stadtbuch 
nach  Erfüllung  des  Verbürgten,  Stb.  Böhm.-Kamnitz,  188. 

aus-setzen  swv.  vermieten:  umb  wie  vil  lones  Peter  das  ding 
schaezt,  das  man  a.  schol  oder  hinlassen,  umb  als  vil  sei  es  hiu- 
gelasseu ,  Const.  III  6, 12.  2.  ausstatten :  das  die  heuser  mit  cramen 
ausgesaezt  sein,   Olm.  Stb.  132.  (S.  101).     ausstatten,  dotieren,  Chr. 


42  aus-setzig 


aus-sneien 


v.  Traut.  5.  60.  89.  die  heiratleut  —  die  heirat  czwischeu  in  gemacht 
und  beschlossen  haben  also  das  der  Partlme  Spiczpartl  seinen  sun 
ausg-eseczt  hat  mit  dem  halben  grossen  teucht,  Igl.  Sth.  V  275 d.  das 
"Wolffl  hat  sein  tochter  czu  pett  und  czu  tisch  für  30  seh.  ausgeseezt 
und  mit  einer  halben  wisen,  V  279  d.  sein  tochter  a.  mit  1  seh.,  V 152  a. 
V  153  c.  das  selbig  dierndl  ausseezen  czu  pett  und  czu  tisch,  V  163  d. 
V32b.  VlOld.  er  —  sal  sein  tochter  Anna,  die  er  mit  der  vorigen 
hausfrauen  Begina  gehabt  hat,  aus  demselben  seinem  vorlasenem 
gute  ereziehen  u.  furpas,  wenn  sie  mundig  wurd  u.  czu  jaren  kweme, 
zu  tisch  u.  zu  pett  aussetezen,  so  als  gewonheit  ist,  auch  soll  sie 
1/3  des  Vermögens  bekommen,  Olm.  Stb.  151. 

aus-setzig  (=  ü^-setzic)  Adj.  leprosus :  W — B  Nnm.  5,  2.  do 
czoch  her  die  haut  ausseezig  her  wider  aus,  Ex.  4,  6.  opfer  des 
ausseezigen,  Lev.  14,  32.  13, 12  a.  sam  ein  sne,  Kön.  IV  5,  27.  das  er 
einem  aussetzigen  geleich  was,  Hier.  19, 12.    Böhm.  Chr  87. 

aus-setzikeit  stf.  =  Aussatz:  W — B  Lev.  13,  6.  u.  7.  der  slac 
der  a.  =  plaga  leprae,  Lev.  13,  2.  13,  20.  die  har  in  ein  weisse  vor- 
wandelt u.  die  gestalt  der  a.  legir  der  hout  und  dem  andern  fleische, 
der  slac  der  a.  ist  es,  Lev.  13,  3.  wenne  der  priester  die  stat  der  a. 
legir  dem  andern  fleische  u.  die  har  in  weis  vorkart  sieht  (qui  cum 
viderit  locum  Jeprae  humiliorem  carne  reliqua  et  pilos  versos  in 
candorem),  Lev.  13,  20. 

aus-setzung*  stf.  das  die  mulen  noch  rechter  a.  des  Magde- 
burgischen rechten  u.  gemeinen  nutz  diser  stat  gehalden  wurden, 
Olm.  Stb.  52.  also  vil  grosse  u.  unvorgeltliche  a.  u.  besteunge  (tot 
magnas  et  pretiosissimas  locationes  et  conduetiones),  Const.  III  6, 13. 

aus-sehiez,en  stv.  III  aber  sich  hat  ein  edelman  —  ausge- 
schossen —  und  der  ganzen  cron  viend  wordeu  (vielleicht  Schreib- 
fehler für  ausgeschlossen)  =  er  hat  dem  König  von  Böhmen  nicht 
den  Treueid  geleistet,  Chr.  v.  Elbogen  43, 13.  er  mid  dem  swert  ein 
weg  uz,schos  (bahnte  durchs  Gestrüpp) ,  Dal.  91, 11  (38, 12).  sich 
hat  ein  edelman  auszgeschossen  (nahm  nicht  teil)  Elbog.  Chr.  43,  13. 

aus-schröten*  red.  stv.  V.  schroten,  mahlen:  damit  der  weiz 
zum  semelmel  aufs  beste  ausgeschrotten  werde,  Traut.  Chr.  136. 

aus-schuppen*  (mhd.  schupfen,  schupfen)  sirv.  durch  Stoßen 
in  schaukelnde  Bewegung  bringen,  schlendern,  abiveisen,  mit  der 
„Schicpfen"  strafen,  ausstoßen,  ausschließen :  das  sie  mit  sotaner 
argelist    ire    mitgewerken    a.    und    ausgescheiden     mugen,    Const. 

m  5, 13. 

aus-schürfen,  -schürpfen*  su:v.  durch  Abgraben  und  Auf- 
werfen  herstellen:  unter  den  gotes  thürlein  war  ein  bastey  aus- 
geschüft  (so!)  als  ein  bolwerck,  das  hiess  man  die  katzen,  Eg.  Chr. 93. 

aus-sclmz,  stm.  Ausschuß,  Kommission  mit  bestimmter  Aufgabe: 
da  hat  die  gantze  gemain  ain  a.  erwellet,  die  Sachen  gemeiner  Stadt 
in  befohlen,  Traut.  Chr.  154.  die  (sich  empörenden  Bürger)  machten 
ein  a.  auf  80  menner,  mit  burgermeister  und  rathe  —  zu  handien, 
Eg.  Chr.  56. 

aus-slalien  stv.  IV.  vertreiben:  die  sune  der  ousgeslagenen 
(filii  excussorum),  W— B  Ps.  126  (127),  4. 

aus*-sneien  (sniwen,  snien  stv.  IL  u.  swv.)  swv.  schneien: 
es  hat  einen  guten  schnee  ausgeschneidt,  Eg.  Chr.  987. 


aus-spehen  —  aus-trenken  43 

aus-speheii  sivv.  auskundschaften:  Moyses  sante,  die  do  ous- 
spehten  die  stat  Jaser,  W — B  Num.  21,  32. 

aus-speiisen  swv.  {wohl  zu  spennen  swv.  spannen):  die  hauer 
—  aufm  Kuttenberg  —  gewonnen  si  (menschl.  Gebeine)  nur  mit  dem 
kraczen  u.  tragen  sie  ausspensend,  das  nichts  anders  dann  wie 
weiroch  ruch  (es  war  nämlich  noch  ein  Stück  kasell,  Priesterkleid, 
an  der  Leiche  des  von  Hussiten  erschlagenen  Priesters),  Chr.  v. 
Traut.  12  (v.  1492). 

aus-sprechen  stv.1,2  entscheiden:  was  wir  zwischen  in  us- 
sprechen  werden,  das  sie  das  beiderseit  stete  halden  sollen,  Mind.  d. 
Egerl.  32.    was  ich  zwischen  in  scheide,  ausspreche  u.  mache,  79. 

aus-spruch  stm.  Entscheidung:  von  des  a.  wegen  zwischen 
euch  und  den  forstern,  Mind.  d.  Egerl.  76.  das  wir  lehenhewer  unsern 
willen  czu  dem  a.  geben  betten ,  Igl.  Bgr.  40,  3.  ein  aussprach  u. 
ein  gemecht  der  scheppfen,  49,  2.  die  herren  des  rats  und  auch  die 
eidern  herren  haben  ein  ausspruch  gemacht  umb  die  sach  und  czu- 
spruch,  die  czwischen  dem  Jörgen  Tewffl,  kursner  und  Veit  kürsner 
gewesen  sein,  Igl.  Stb.  III  327  b.  ein  geczeug,  der  czu  dem  ausspruch 
geruft  worden  ist,  III  A  137  a. 

aus-sten  unregel.  stv.  IV.  ausharren  vor  Gericht,  Chr.  v. 
Elbogen,  25, 43.  119, 26.  129, 34.  also  das  ainer  dem  andern  kain 
schult  gibt  noch  yn  nichte  ausstet  yn  kainer  geltschult  ader  Wider- 
legung, Igl.  Stb.  V.  198  b. 

aus-stellig,  aus-erstellig  (=  üz,-stellic)  Adj.  ausstehend:  das 
austerstellig  gelt,  das  man  noch  schuld  ist  czum  prunne  (ein  Berg- 
werk), wol  8ü0  mark,  die  vorpitet  uns  auff  ein  recht,  Igl.  Bgr.  40, 1. 

aus-teilen  swv.  zerlegen*,  zerteilen*:  welicher  acker  ist  aus- 
getailt  worden  in  13  garten,  Igl.  Stb.  IV  210c. 

auster  swm.  Südwind  (lat.  auster)  den  austern  wint,  T — B 
Luk.  12,  55. 

aus-trag  stm.  Schlichtung,  Entscheidung :  bis  zu  a.  der  Sachen, 
Eg.  Chr.  1166. 

aus-tragen  stv.  IV.  heraustragen,  hinbringen:  ee  dann  das  selbig 
leder  anderswo  gefürt  wirt,  so  sal  er  das  dreimal  gen  markt  aus- 
tragen, Igl.  Stb.  V  81  d.  di  gesworn  meister  sollen  hüet  (Hüte),  die 
nicht  kaufmansgut  wert  sein,  von  dem  selben  meister  a.  (konfiszieren) 
und  czuschneiden,  V256a.     von  gelde  a.,  DIR.  III. 

aus-traglick  (ü^-tragenlick,  -tregenlich)  Adj.  schlichtend,  ver- 
söhnend: a.  und  pillich  antwort,  Eg.  Chr.  1162. 

aus-tragunge  stf.  Vereinbarimg:  dise  gegenwortige  a.  die  sal 
also  beschriben  ligen  in  der  stat  buche  auf  die  rede,  Prag.  Str.  64. 
ausgenumen  der  a.,  die  da  geschriwen  stet  in  der  stat  puch  von  der 
schult  wegen,  60. 

aus-treuken    swv.    in    Teichgrund   verioandeln :    was    man    im 

■  ausgetrenkt  hat ,  dafür  hat  im  herr  abt  geben  ein  wisen ,  Igl.  Stb. 

V254b.    so  sie  die  heiter  (Fischhälter)  hoher  schütten  wolten,  was 

j sie  damit  a.,  das  sol  auch  bleiben,  V  100b.     wenn  die  herren  ietz 

oder  darnach   den  selben  teich  wolten  hoher  oder  weiter  schütten 

.(vergrößern)  und  machen,    was  sie  dem   Mathia  damit  wurden   a., 

das  sol  er  auch  zu  der  gemain  geben,  IV  195  a.     wan  si  (Kernteich 

und  newteich  bei  Piestau  =  Pistau)  beschütte  und  beseczte  und  was 


44  aus -treten  —  aus -wendig 

sein  ist  (des  Frantz  holczen),  austrenken  werden,  dofür  geben  und 
beczalen  sal  25  seh.  gr.  III  183  c.  so  die  vor  geinelten  brüder  den 
selben  teich  hinfur  grosser  machen  wollten,  was  sie  damit  a.,  das 
sol  im  der  La9lab  vou  sein  pawrn  alles  freyen,  Vr  37  a. 

aus-treten  stv.  I, 1  abtreten  von  den  Gerichtsbänken:  Do  Messen 
wir  sie  von  paiden  tailen  a.  u.  wolden  urteil  sprechen,  Igl.  Bgr.  11, 5. 

aus-tftn  unregelm.  Zw.  aus  der  Liste  der  Geächteten  streichen: 
Eg.  Achtb.  II  147. 

aus-varen  stv.  IV.  bergm.  das  Verlassen  der  Grube:  Do  be- 
kanten  sie  (die  obersten  Steiger)  das  sie  das  gesehen  hetten  in  den 
dreien  ausfarenden  schichten  nocheinander  (=  bei  dreimaligem 
Schichtwechsel),  Igl.  Bgr.  67,  6.  refl.  sich  rechtfertigen :  ist  er  noch 
des  ambts  entsetzt  worden,  biß  er  sich  der  Sachen  außfuhre,  Eg. 
Chr.  942. 

aus-vart  stf.  1.  Exodus:  das  buch  der  a.  von  egipten,  das  do 
genant  ist  exodus,  W — B  Ex.  Schluß.  2.  exitus:  ousvart  des  todes, 
Ps.  68,  21.  _ 

aus -rechten  (uz,-vehten  herausdringen)  stv.  I,  2  verdrängen, 
vertreiben,  expugnare*:  ofte  haben  sie  mich  ausgevochten  von  meiner 
jugende  (saepe  expugnaverunt  me  a  juventute  mea),  W — B  Ps.  128, 1. 

aus-veilen  sivv.  feilbieten,  verkaufen:  wo  aber  einer  wer,  der 
solches  (ein  Erbe  mit  Miteigentümern)  ohne  wissen  u.  worth  des 
andern,  zu  dem  das  erb  gehöret,  wolt  a.,  hat  der,  der  auf  dem  erb 
sitzet,  macht  u.  recht,  dass  er  in  kauf  mag  stehen,  Chlum.  I,  61.  so 
sol  man  den  obgemelten  iren  drittail  durch  gotes  willen  ausfailen,  wo 
die  herren  erkenueten,  das  es  am  genötigisten  wer,  Igl.  Stb.  V  104c. 

aus-yellig*  Adj.  seinen  Verpflichtungen  nicht  nachkommend, 
wo  wier  benentem  hern  Schellndorf  hierinen  ausfellig  und  solchen 
zins  —  nicht  bezalen  würden,  Chr.  v.  Traut.  47.  mir  Fritz  Fleisch- 
man  sulcher  richtung  auszfellig  [wurde],  Chr.  v.  Elbogen  77, 14. 

aus-vluz,  stm.  Ausfluß:  Ursprung,  aus  dem  alle  reine  auszflusz 
fliessen  (=  Gott),  Ack.  57, 6. 

aus-warten  sivv.  ausdauernd  obliegen:  das  unser  volk  (Berg- 
leute) seiner  arbeit  u.  unsers  u.  des  gemeinen  nuezes  muge  nuczlich 
ausgewarten ,  Const.  12,1  (insudare).  kein  foit  oder  statschreiber 
soll  wein  oder  hier  schenken  noch  handel  treiben,  sunder  sollen  irer 
ampt  alein  ausworten  u.  derselben  ampt  geniß  alein  geprauchen  u. 
dovon  leben,  Olm.  Stb.  61.  so  wil  ich  der  weis  auswarten  mit  fül- 
wein  und  mit  andern  Sachen,  Igl.  Stb.  II  120b.  wenne  die  herrn 
warten  des  Stechens  (Turniers)  und  der  worffel  aus,  Böhm.  Chr.  102. 
sie  warten  des  (des  landes  peste)  aus,  79.  iderman  wirt  seiner  vesten 
a.;  31. 

aus-warterüi*   stf.    Pflegerin:  meines  leibes  a.,  Ack.  15, 1. 

aus-weisung  stf.  1.  Ausweisung,  2.  Inhalt,  3.  Hypothek:  3.  wer 
denne  eldere  a.  haben  wert,  der  selb  derheb  das  gelt,  als  ferre  es 
langt,  Igl.  Stb.  11140  a. 

aus-wenden  sivv.  sich  erstrecken,  reichen:  er  hat  frei  fischen, 
so  ferre  als  seine  guter  a.,  Chr.  v.  Traut.  60. 

aus-wendig  Adj.  u.  Adv.  äußerlich,  ausivärüg:  die  gäbe  (ein 
reines  schönes  weib)  heisset  gäbe  vor  aller  irdischer  auswendiger 
gäbe,  Ack.  12,  15.     licht,   das  vorplendet  alle  a.  Hecht,  Ack.  55,  20. 


aus -werfen  —  äventiuren  45 

die  a.  rede  ist  ein  zeichen  der  innern  gedanken,  Hier.  57, 15.  a.  leute 
(extranei),  Str.  Eger  B  13.  a.  geste  (peregrini)  C  93,  von  auswendiges 
richters  recht ,  Const.  I  4,  3.  weder  mit  auswendigen  noch  mit  in- 
wendigen sinnen  got  funden  wirt,  Sol.  73,  29.  got  —  nicht  hegreift 
das  a.  ftilen  (tactus),  75,23.  in  di  auswendigen  schone  dink  was 
ich  ungestalter  also  gevallen,  Sol.  75,  38.  —  Adv. :  das  ampt  —  des 
richters  —  wirt  etwenne  geubet  a.  des  gerichtes,  Const.  1 4, 1.  a.  den 
gemerken  (reieu  E)  des  Stollen,  II  5, 10.  auswendig  dem  (extra  quem) 
niht  gotes  ist,  Sol.  101, 5.  •  nihts  werd  a.  sein  (exterius),  98,21. 
wen  ich  übel  a.  sucht,  das  inwendig  was,  74, 15. 

aus-werfen  stv.  I,  3  herauswerfen ,  beseitigen,  treiben:  si 
gedachten,  ob  si  mochten  ausgewerfen  daz,  schif  (zum  Landungsplatz 
treiben) :  T — B.  Btb.  27,  39.  uncz  daz,  er  ausgewirft  daz,  urtail  zu 
der  Überwindung  (bis  er  das  Recht  zum  Siege  gebracht  hat,  ejiciat 
ad  victoriam  Judicium),  Matth.  12,  20.  do  warf  sich  die  Wlasta  vor 
in  allen  aus  (trennte  sich  von  den  übrigen)  und  reit  unter  sie, 
Böhm.  Chr.  15. 

aus-woner  stm.  wer  nicht  inwoner  einer  Stadt  ist:  ab  ein 
rath  einen  a.  in  di  stad  zu  mitburger  oder  mitwoner  aufneme,  Elbog. 
Chr.  13,  20. 

aus-würflmg  str.  Fehlgeburt  abortivus,  W— B  Num.  12,  12. 
Job.  3,  16.    Prediger,  6,  3. 

aus-zeigen  swv.  zeigen,  weisen:  ein  fleckl,  als  weit  sein  hoff- 
mark (Hof räum)  auszaigt,  Igl.  Stb.  V  33  c. 

aus-zienen  stv.  111  ausnehmen,  vorbehalten,  Cbr.  v.  Traut.  97. 
das  ist  in   den  bethedigungen    (Verträgen)  ausgeczogen  u.  merck- 

I  liehen  ausberedt,   Stb.  Brüx.  325.     wir   wollen  den  frid  (Waffenstill- 
I  stand)  vestielich  halten  —  noch  seine  helfer  dorynn   —  nit   auß- 
gezogen  (ausgenommen),  sunder  dorin  begriffen  haben,  Eg.  Chr.  1085. 
aus-ziehung   stf.   Ausnahme*,  Chr.  v.  Traut.  18. 
aus-zug  stm.   Vorwand,  Ausfluclä,  Chr.  v.  Elbogen  87,  26.  141, 15. 
als  ir  uns  —  geschriben  habt  mit  vil  einslegen  und  auszugen,  hau 
wir  verlesen,  Eg.  Chr.  1142. 

aus-zucken  svw.  aus-,  wegziehen,  austrocknen,  die  brun  vor  hitz 
auszuckt  es  bald,  Chr.  v.  Traut.  276. 

autorität  sivstf.  soweit  sich  unser  autorität  erstrecket  Urkdb. 
Aussig  44. 

auwe,  aw  (ouwe)  stf.  Wasser,  vom  Wasser  umflossenes  Land, 
Au  =  Au  im  Egerl.,  Eg.  Achtb.  II 101. 

auwe,  ouwe  (ouwe,  öwe,  owe)  Interj.,  der  Klage,  des  Wunsches, 
des  Erstaunens,  er  swuor  ir  leit,  ir  laue  ouwe  (substantivisch 
gebraucht),  Alex.  10036. 

äventeur,  äventiure  (aus  franz.  aventure,  mittellat.  adventura) 

![  wunderbares  (meist  glückliches)  Ereignis,  Erzählung  davon,  Gedicht, 

«  Abschnitt  eines  solchen,  Trist.  1450 — 1465.     gein  (uz,,  in)  der  a.  tan, 

:  1674.   1693.   2051.     da  man  der  a.  gelt  mit  Karies  löte  widerwac, 

5   1676.    von  avoy  an  strites  a.  manger  üf  dem  wale  ( Walstatt)  bleip, 

Alex.  14093,  s.  auch  abenteuer. 

äventiuren  sivv.  durch  gefahrvolle  Unternehmungen  aufs  Spiel 
.,  setzen,  wagen:  sine  jugent  die  gehiuren  die  wil  er  (Tristan)  a., 
*   Trist.  1452. 


4-6  avoy  —  bach-,  bak-oven 

avoy  Interj.  (aus  franz.  ab  voi)  ba  sieb!  avoy,  wie  dö  wart 
gestriten,  Alex.  16632.  13607.  von  avoy  an  strites  aventiure  manger 
üf  dem  wale  bleip,  Ales.  1-4093. 

awersant*  Adv.  aber  sogleich:  Dornach  a.,  als  sieb  die  keezerei 
in  Behem  u.  nemlich  zu  Prag  begunde  anzuheben,  Olm.  Stb.  54. 

äwisck-bauin  (v.  mhd.  ibesche  f.)  stm.  Eibischbaum,  Chr. 
v.  Traut.  235. 

äwisch-bere,  -berre,  -behre  stf.  Eibischbeere,  Chr.  v. 
Traut.  235. 

ax,  ackes  stf.   Axt  s.  ackes. 

äz,  stn.  Speise,  Futter  =  übermäze  an  tranc  und  äze,  Alex. 
24894. 


B 

(Die  Worte,  die  bald  mit  anlautendem  b,  bald  mit  p  geschrieben 
erscheinen,  stehen  hier  unter  B.) 

bäc  s.  Mg. 

back  stmf.  bes.  md.  u.  alem.  gerne  f.;  nach  Peters  kommt  es 
als  f.  heute  noch  in  Nordböhmen,  auch  im  angrenzenden  öst. 
Schlesien  vor:  nim  des  wassers  ous  der  bach  u.  geusse  das  ouf 
die  erde  und  was  du  schepfest  ous  der  bach,  das  wirt  vorwandelt 
in  blut,  W — B  Ex.  4,  9.  do  legte  her  hüte  (insidias)  in  der  pach 
(in  torrente),  Könige  I  15,5.  fünf  gar  durchsichtiger  steine  ous  der 
pach,  Könige  I  17,  40.  an  die  stat  der  pach  Cison,  Kichter  4,  7.  die 
pach  Cison  czoch  ir  toten  (traxit  cadavera  eorum),  Richter  5,  21. 
weiden  von  den  pechen  (salices  de  torrente)  Lev.  23, 40.  sambt 
dem  Peterdorffer  wasser  oder  die  bach,  Traut.  Chr.  5.  m. :  den 
selben  pach,  genant  Radban,  Mind.  des  Egerl.  20. 

bache  swm.  Schinke,  geräucherte  Speckseite:  ob  imant  pochen 
(pachen  II  u.  III)  oder  Seiten  in  di  stat  füret  oder  gest  kauften  in 
der  stat,  so  schol  man  geben  von  jedem  pochen  1  pfenn.  u.  von  jeder 
seiten  1  helbling,  Budw.  Urkb.  N  477.  swer  da  vuert  pachen,  der 
gibt  von  dem  pachen  ain  phenning,  Brunn.  Str.  II 150. 

bachel*  sin.  kleiner  Bach:  das  bachel,  so  durch  Kailendorf 
fliesset,  Chlum.  II  20. 

bach-haus  stn.  Bäckerei:  Chr.  v.  Elbog.  11,10.  in  dem  pach- 
huse,  Stb.  Brüx  346,  wegen  der  Bachhauser,  Chi.  II  15.  hin  gienc 
er  in  ein  bachhüs,  Schretel  167. 

back-stein  (==mhd.  bäg- stein,  Zankstein,  den  scheltende  Weiber 
zur  Strafe  um  den  Hals  träges  mußten,  vgl.  RA.  720)  stm.  wenn- 
zwo  trauen  oder  dirnen  öffentlich  mit  einander  schlügen  oder  roufeten 
oder  sich  schendeten  (=  beschimpften),  so  sollen  sie  beide  ohn  alle 
gnad  den  baebstein  vor  allermännig  tragen,  Taiding  v.  Friedberg  37. 

bach-,  bak-oven  stm.  Backofm,  Prag.  Str.  168.  do  wart  ein 
vinsterr  nebil  und  erscheine  ein  rouchender  backoven  u.  lampen 
des  fewers,  geende  czwischen  den  teilungen  (eine  Feuerflamme,  hin- 
durchgehend zwischen  jenen  geteilten  Opferstücken)  W  —  B  Gen. 
15, 17.  gekochte  opfer  der  heilicheit  in  dem  backoven  (in  clibano) 
Lev.  2,  4.    daz,  er  in  den  bachoven  kroch,  Schretel  264. 


bach-werk  —  baldekine.  47 

back-werk  stn.  1.  Backwerk,  2.  Bäckerhandiverk:  wenn  es  den 
Bäckern  wegen  Teuerung  unmöglich  wärt  das  pachwerk  zu  ver- 
sorgen. Traut.  Chr.  138  unten ,  getreide  sur  noturft  ires  pachwerks 
—  einkaufen,  136. 

backen-slag  stm.  Ohrfeige,  Schlag  auf  die  Backe:  der  gab 
Jhesus  ein  b.,  T— B  Joh  18,  22.  di  andern  gaben  im  pachensleg  an 
sein  antlucz,  Matth.  26,  67.    Böhm.  Chr.  83. 

backen-streich *  stm.  Ohrfeige:  mein  notdurfft  aischt,  des 
packenstreichs  dermassen  nit  lenger  zu  gewarten,  Eg.  Chr.  1143. 

back-zan  stm.  Backenzahn:  ouf  tat  unser  herre  den  back- 
czan  in  des  esils  kinbacken  und  ous  im  vlussen  wasser  (molarem 
dentem),  W — B  Richter  15,  19.  mit  backczenen  (molaribus), 
Spr.  30, 14. 

bader  stm.  Eigentümer  oder  Verwalter  einer  Badstube:  den 
pader,  der  der  stuben  maister  ist,  Igl.  Str.  200.  er  ist  verantwortlich, 
wenn  eihem  außerhalb  (nicht  innerhalb)  der  Badstube  sein  Gewand 
wegkommt.    Cunraden  den  pader,  Eg.  Achtb.  I  33. 

bader-knecht*  stm.  Gehilfe  eines  Baders,  Badhausbesitzers: 
er  beschuldigt  den  Jagen teuffl,  paterknecht,  lgl.  Stb.  V  173c. 

bader-pfanne*  swstf.  Kessel,  Pfanne  zum  Hitzen  von  Wasser 
für  Bäder:  sie  darf  nicht  gepfändet  werden,  Igl.  Str.  108. 

bad-kez,z,el  *  stm.  Kessel  in  einem  Badhaus,  Igl.  Stb.  III  198  b, 
V206a. 

bad-lön  stmn. :  wenn  ein  Jude  podet,  so  sal  er  dem  pader  einen 
groschen  zu  padlon  geben,  die  judiu  lj%  gross,  Olm.  Stb.  128. 

bad-stube  swf.  Bade-haus,  -stube:  Juden  dürfen  sich  nur  bar- 
bieren, ire  kinder  beschern  u.  zur  ader  lassen,  in  welcher  padstuben 
sie  paden,  Olm.  Stb.  128.  iren  halben  erbczius  auf  die  padstuben  des 
Lorencz  paders  abtreten,  Igl.  Stb.  III  A136a. 

bad-tüch*  (-tuoch)  stn.  Badetuch:  ein  walchisches  padtuch, 
JIgl.  Stb.  V  281  c.     ein  b.  III  198  b. 

bäg  stm.  lautes  Schreien,  Zank,  Streit:  Heinrich  muoste  liden 
Jdisen  päc  (Todesstreich),  Ernst  1144. 

bägen  stv.  V.  swv.  laut  schreien,  streiten :  waz,  sie  dar  gevrägten 
oder  nach  zins  bägten,  Alex.  22904.  ern  ruocht,  waz,  mir  bägen,  er 
kan  uns  der  habe  so  letzen,  Alex.  24072. 

bägen  stn.  Zanken,  Streit,  Widerrede,  ir  sult  mir  äne  bägen 
folgen,  Alex.  12829. 

bahrer   stm.   Bohrer,  Chr.  Traut.  234. 

balas,  balax  stm.  eine  Art  blasser  oder  ganz  weißer  Rubine 
von  einem  indischen  Lande  Balasam  benannt,  franz.  balais):  to- 
mzius  und  licht  balas,  Alex.  Anh.  2013.  2093. 

balbierer  s.  barbierer. 

baldekin,  paldekein  stm.  kostbarer  aus  Seide  u.  Goldfäden 
ßlnoireartig  gewobener  Stoff  aus  Bagdad,  dann  auch  anderer  Seiden- 
l  toff:  so  schol  man  czu  allen  leichen  dehain  paldekein  noch  seidein 
i luch  nicht  haben,  Eger  Str.  A  V 1,  B  21.  mit  edelem  baldikin,  Trist. 
\  ,1:451.  von  einem  baldikine  wart  im  ein  himel  ertracht,  Ritterfahrt 
3-70.  gar  schone  ein  niuwer  b.,  darüf  keklich  daz,  ors  sin  —  trat, 
.85.  dö  nam  sie  da^  b.  von  dem  antlitze  sin  (des  toten  Tristan), 
Trist,  6559. 


48  balsemen  —  bauer-vüerer 

balsemen  stw.  1.  Balsam  geben,  2.  balsamieren,  3.  durch  Balsam 
den  Geruch  oder  Geschmack  einer  Speise  erhöhen.  2.  Isöt  gebalseniet 
und  beserket  wart,  Trist  6590. 

balt  Adj.  kühn,  schnell,  eifrig :  kügender  fremden  was  sie  balt, 
Wh.  v.  W.  4430.  verheget  betten  sie  den  walt  —  ietweder  sit  der 
strafen  balt,  6063  f.  Tantrisel  was  mit  rede  balt,  Trist.  5099.  an 
siner  clage  nibt  ze  balt  was  daz,  süez,e  fröiwelin:  rebte  clage  tet 
sie  sebin,  Alex.  16990.  der  unverzagte  an  manbeit  balt,  6018.  an 
tilgenden  balt,  an  valsebe  blint,  10640. 

bau  (G.  -irues)  stm.  Gebot  unter  Strafandrohung,  Einberufung 
zum  Gericht,  Verbot,  Kirchenbann:  Den  pan  (exeommunicationem) 
mag  man  aueb  melden  wider  den  richter  ader  den  clager  u.  mag 
den  pewern  in  iczleicbem  teile  ader  stucke  des  kriges  {Prozesses). 
Aber  der  antworter,  der  in  dem  banne  ist,  den  twinget  man  czu  ant- 
worten, das  imand  nicht  werde  geseben  frumen  gewinnen  von  seiner 
posen  list,  Const.  IV  7,  4.     PI.  benne,  Chr.  Eger  1100. 

baue  stm  f.  Gen.  Dat.  auch  umlautend.  PI.  benke  u.  banke, 
1.  Gerichtsbank,  2.  Fleischbank,  3.  Brustioehr.  1.  Der  Richter  u.  die 
Schöffen  sollen  bloß  in  den  vier  penken  richten  außer  in  bestimmten 
Fällen:  wenn  der  Richter  oder  der  Bürgermeister  von  der  Stadt 
wegen  oder  von  des  Gerichtes  wegen  oder  ein  sebeppe  oder  ge- 
sworner  geriebtssebreiber  oder  ein  gesworner  pütel,  um  unezuebt, 
die  im  von  seines  amptes  wegen  erpoten  ist,  kegen  imand  czu  tai- 
dingen  hat  oder  der  richter  eines  enlenden  mannes  wort  spricht  — 
da  gen  die  scheppen  wol  an  ein  gespreche,  Igl.  Str.  188.  Wanne  ein 
man  den  andern  vor  den  virpenken  begreifet,  so  mag  her  in  wol 
ansprechen  um  gelt  oder  um  unezucht  und  her  schol  im  antworten, 
Igl.  Str.  85,  vor  den  vier  penken ,  139.  140.  141.  2.  das  hiuf ür  die 
fieischacker  czu  Olomuncz  uff  itczlicbe  pank  anderthalb  Rind  und 
uff  ein  halbe  pank  ein  gancz  Rind  all  wochen  slahen  sollen,  Olm. 
Stb.  98 d. 

bauchen  s.  baneken. 

band  s.  bant. 

baneken  swv.  umhertummeln,  sich  durch  Bewegung  erlustigen: 
die  e  lägen  sam  din  wip  die  wolden  banchen  nu  den  lip,  Alex., 
2344. 

ban-dich*  stn.  (woft{=ban-teidinc  stn.  das  für  einen  Bezirk 
(ban)  an  einem  bestimmten  Tage  abgehaltene  Gericht)  kommt  ah 
dreimaliges  Gericht  im  Jahre  (1264)  in  einem  mährischen  Dorf  vor. 
Erben  —  Emier,  Reg.  II  N  442,  Mitt.  d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in 
Böhmen  XV  S  172. 

baner,  baiuier,  banier  stfn.  Banner,  führendes  Zeichen  einet 
Schar:  Do  du  das  paner  vor  Alexander  fürtest,  Ack.  27, 1.  wan  meinei 
freuden  achtber  baner  ist  mir  leider  untergangen,  Ack.  7,  6.  wo  dei 
kunik  oder  sein  gewalt  mit  offener  banyer  czu  veld  leid,  Igl.  Str.  94 
nu  was  sin  banir  nider  komen,  die  der  künc  von  Dächas  nider  brach 
Alex.  21902. 

baner-herr  swm.  Herr  des  Bannes,  der  Gerichtsbarkeit,  Chr 
Traut.  281. 

baner-vüerer  stm.  Fahnenträger:  panerfurer,  under  des  pane: 
niemant  siglos  wirt  (=  Gott),  Ack.  56, 18. 


ban-gericht  —  bar  49 

ban-gericilt  stn.  =  ban-teidinc,  Grimm  Wb.  3,  695:  Wenn  ban- 
gerichte hett  keinen  verczog,  Igl.  Str.  280. 

han-hiui*  stti.  =  Pflichthuhn,  die  gemein  czu  Oblass  rügt  — 
das  wir  Panhüner  sein  schuldig  von  jedem  hauss  eine  in  das  Convent 
zu  den  Fasebang  und  mer  gattenbüner  zu  den  Pfingsten,  Chlum.  V2. 

banier  s.  baniier. 

bau-lich  Adj.  verderblich,  schrecklich:  daz,  sie  banlicben  dol 
liten,  Legende  482. 

banmmg  stf.  Exkommunikation:  b.  Egers  im  Jahre  1469,  Eg.  Chr.  40. 

baut  stn.  VI.  bant  —  md.  auch  bende  —  bender,  bander  hier  Eisen- 
bänder an  der  Tür:  negel  und  panter  ausezogen  u.  die  lecher  ver- 
schmiert in  seinem  haus,  Igl.  Str.  (72)  S  339.  das  er  panter  abgeprochen 
hat,  ebda.  Was  man  von  Eysern  —  Gatern  oder  panthen  arbeit,  das 
sal  alles  gancz  sein  und  gerecht,  Olm.  Stb.  117,  2.  —  seit  gedenkent 
neiner  pant  {meiner  Bande),  T — B  Kolosser  4, 18. 

ban-teiding  stn.  ein  für  einen  Bezirk  (ban)  an  einem  her- 
kömmlichen Tage  abgehaltenes  Gericht,  Igl.  Str.  38.  39.  40.  Eröffnung: 
ler  Älteste  aus  dem  Rat  spricht  zum  Richter :  „  Herr  Richter,  ist  es 
Zeit,  das  Gericht  zu  eröffnen  u.  Frieden  zu  gebieten?"  Antwort: 
,Ja,  es  ist  schon  Zeit,  aber  welchen  Frieden  gebietet  Ihr?"  Der 
Älteste  antwortet:  „Gottes  Frieden,  unseres  Herrn  Frieden,  des 
Richters  und  der  Konsuln  Frieden  und  aller  derer,  die  den  Frieden 
ieben."  Der  Richter:  „Diesen  Frieden  bekräftige  ich;  der  sich  gegen 
hn  durch  Worte  vergeht,  der  soll  mit  Geld  u.  körperlichen  Strafen 
gestraft  werden.  Darum  nehme  jeder  sich  inacht,  seine  Sache  mit 
geziemenden  Reden  zu  führen."  Nach  einem  gleichlautenden  Weis- 
\um  nach  Kolin  befehlt  darauf  der  Richter  dem  Gerichtsboten  öffent- 
lich auszurufen:  „Hat  jemand  etwas  vor  Gericht  zu  sprechen,  der 
\rete  vor  die  Herren";  und  kein  Konsul  darf  ohne  dringende  Ursache, 
o  lange  das  Gericht  dauert,  aus  den  vier  Bänken  treten,  Igl.  Str. 
|31a.).  Zum  b.  zitiert  man  nur  einmal  und  verurteilt  in  ihm  auf 
Ver  Stelle,  38;  eine  von  einem  b.  in  ein  anderes  Gericht  geschobene 
\lache  soll  ganz  so  wie  im  b.  behandelt  werden,  39.  Ein  Rainbrecher 
\oll  den  Rain  in  3  Tagen  wiederherrichten,  wenn  im  b.  geteidingt 
|;wde,  sonst  in  14  Tagen,  135.  Alles,  was  vor  gehegter  Bank  be- 
gannt wurde,  hat  Kraft,  341-  b  =  judiciuin  peremptorium,  j.  gene- 
I  ale ,  322.  Igl.  B.  29.  in  banteidingen  haben  die  geezeugen  nicht 
!  olung  (sonst  czwir  nach  dem  ersten),  Igl.  Str.  S.  360.  sie  ist  ge- 
standen in  panteiding  rechten,  Igl.  Stb.  IV  206 d.  vor  gehegtem  p., 
•V117a.  er  hat  aufgeboten  ein  pfandt  in  panteding  recht,  IV  251  d. 
Ille  ladunge  —  czu  dem  ordentlichen  gerichte  —  sein  sam  bantei- 
j|  inge  czu  vornemen  (peremtorie  citande),  Const.  IV  2,  7.  Conclusum 
I  iey  gehaltener  Panthättung  Anno  1658  den  25.  February,  Chlum.  II 20. 

ban-terin*  stf.  mit  Binden  beschäftigte  Feldarbeiterin:  So  einer 
jem  andern  hauer,  grueber,  Scheiter,  Pantern,  Precherin  oder  dergl. 
Arbeiter  'zue   Weingarten    und    zue    feldt    aufredet  und   abspennig 
!  lacht,  muß  er  5  f.  Strafe  zahlen,  Chlum.  VII  25. 

ban-1'eiertage   stm.    gebotener  Feiertage,  Eger.  Str.  C  54.  55. 
bar   Adj.md.  ßekt.   barvver  =  nackt,  bloß,  bar:  mit  baren  füezen, 
6  {7— B  Kön.  II 15,  20.    par  gelt,  Stb.  Brüs.  441.    beczalt  in  bar  gelt, 
jbl.  Stb.  V  101a.  102  (anno  1493)  103  d. 

Jeliuek,    Wurterbucb.  4 


50  barbarön  —  bart 

barbarön*   3».    Barbare:  der  b.  gevaugen  wart,  Alex.  9732. 

barbier*  stf.  Teil  der  Rüstung  oder  des  Helmes,  der  den  Hals 
und  die  Backen  schützt:  dem  fürsten  in  druiigen  durch  die  b.  die 
spriz,en,  Alex.  8195. 

barbierer,  balbierer  stm.   Bartscherer,  Traut.  Chr.  224. 

barehant  stm.  Barchent:  auch  sal  kein  kramer  uoch  Sneyder  — 
parchant  kauften,  er  (dieser)  sei  denn  in  der  schawe  gewesen,  Olm. 
Stb.  92a.    zwen  tozen  hosen,  acht  barchan,  Ig-].  Rsp.  V. 

barehanter  stm.  Barchentweber:  die  gancze  czecbe  der  Czichner 
und  der  Parchanter  Meistern,  Olm.  Stb.  108a. 

barehant- werk*  stn.  Zunft  der  Barchenhceber.  uff  dem  parchant- 
werk,  Olm.  Stb.  108. 

barehe  (barke  stswf.  Barke),  wahrscheinlich  aber  parc,  -kes 
stm.  Umzäunung:  daß  er  (Zdymir  von  Zedwitz )  —  17  feuer- 
pfeil  bereit  mit  scblachten  (hölzernen  Uferbefestigungen) ,  parchen 
und  aller  nothdurft  grüß  (?)  die  Stadt  zu  verrathen,  Eg.  Chr. 
1043,  4. 

bare  stswf.  Sänfte,  Bahre,  Totenbahre:  Vorwar  der  künic 
David  gienk  noch  der  par  (feretrum),  W — B  Kön.  II  3,  31.  600 
par  erez ,  Igl.  Bgr.  39,  5.  ein  pore  ereztes  102.  Perdicas  fromte 
dö  manege  bare,  Alex.  13976.  da  Tristant  lac  töter  üf  der  baren, 
Trist.  6553. 

barig  s.   bürge. 

barig-schaft  s.  bürg-schaft  11.  har-schaft. 

bär-kerze,  pör-kerze  sie  f.  Kerze  bei  einer  Totenbahre,  Egei 
Str.  A  V  1  B  21.  porkerzen  darf  man  auch  bei  Leichen  von  noch 
nicht  7  jährigen  Kindern  haben,  Eger  Str.  A  1. 

barmekeit  stf.  Barmherzigkeit:  in  ganzer  gerechtigkeit  hat  ei| 
ein  süez,e  barmekeit,  Wh.  v.  W.  521.  milte  u.  die  süez,en  barmekeit 
2878.  _    I 

barmen  swv.  einem  b.  ihn  erbarmen,  sein  Mitleid  erregen,  siel 
über  einen  b.  sich  seiner  erbarmen:  die  —  tugent  sin  edle  süez,e  jugen 
des  mit  barmder  senfte  twanc  daz,  er  also  mit  jämer  ranc,  Alex 
10353. 

barmunge  stf.  Erbarmen,  Mitleiden:  oder  hat  got  seiner  l 
vorgessen?  Hier.  67, 25.  sag  mir  durch  dein  b.  (per  miseratione 
tuas),  was  bistu  mir?  Sol.  81,25.  82,3.  77,36. 

barn  stn.  Kind,  =  Sohn  auch  m.:  der  edel  barne  wird  de 
sweher  Wilhelms  genannt,  Wh.  v.  W.  6776.  des  edelen  Riwaline 
barn,  Trist.  1508.  2249.  Trist.  4022.  6735.  Isalden  barn  4299.  Ef.  lA 
des  küneges  barn,  Alex.  1906.  Mnus  was  des  swester  barn,  der  bi 
mit  hurte  kam  gevarn,  Alex.  8221.  des  hohen  Jupiters  barn,  6971 
der  werlde  barn,  Ernst  13.    der  Adelheide  barn,  Ernst  115. 

bar-sekaft*  stf.  Bargeld :  so  schaff  ich  von  der  barigschaft,  di 
ich  lass,  das  sind  1  guidein  und  35  gr.  —  Igl.  Stb.  III  112  a. 

bart  stm.  PI.  berte  Bart  als  Zeichen  der  Mündigkeit.  Geschlecht: 
reife:  die   nicht   part  haben,    werden   darumb   vorkorn    (nicht  zv\ 
Zeugenschaft  zugelassen),  wann  in  ist  noch  nicht  des  gemutes  richtun 
u.  sein  die  jungen  unter  XIV  und  die  meide  unter  XII  jaren,  Cons 
IV.  12,4. 

hart  =  Panther  s.  part. 


barte  —  bau-leute.  51 

harte  siof.  breites  Beil,  Brunn  Str.  II 187.  das  sie  eine  barte 
an  dem  Schilde  füren,  dorait  ire  vorfarn  weren  geköpft,  Böhm. 
Chr.  73.  wen  die  barte  nber  ewerm  halse  wirt  sten,  55.  so  wirt 
euch  die  parte  an  den  halz  gesaczt  werden,  106.  der  henger  (Henker) 
hatte  eine  p.  in  seiner  haut,  56.  wie  er  dem  kinde  mit  einer  parten 
absluge,  21. 

bartocht,  bartecht  s  bertecht. 

bariich  (bäruc,  —  ckes)  stm.  —  äer  Gebenedeite,  Titeides  Ghali  fen. 
der  b.  daz,  ampt  hat,  daz,  al  der  heiden  admirät  muoz,  riebe  und  erön 
yon  im  enphän,  Alex.  17153.  17149.  17335.  17339. 

bariin  stm.  Baron,  Großer  des  Reiches,  geistlicher  oder  welt- 
licher Herr,  Trist.  517,  s.  unter  lant-herre. 

bar-füz,  (=bar  —  vuoz,  —  vüez,e)  Adj.  nacket  und  parfus  W— 
B  Js.  20,  4.  predigern,  parfussen  (aus  diesem  Orden)  und  spital  sol 
man  nicht  mer  geben,  wenn  zu  einem  tisch  geste  haben,  Eger  Str. 
C24. 

bas,  baz,  Adj.  u.  Adv.  Komp.  v.  wol:  trat  hinezu  bas  (propius), 
W — B  Gen.  44, 18.    pas,  passer  =  wohl,  besser,  Chr.  Eger  1186. 

basauient-borten*  swm.  von  fr.  passement,  Borten  zur  Ver- 
zierung oder  Einfassung,  Chr.  Traut.  323. 

baselisken-auge  *  (v.  basiliske  siom.)  stn.:  Pitagoras  gleicht 
uns  zu  eines  mannes  schein,  der  het  baseliscenaugen,  die  wanderten 
an  allen  enden  der  weit,  Ack.  23, 14. 

hast  stmn.  (PI.  beste)  Rinde,  Bast:  mit  dem  seibin  baste  — 
an  der  eichin  aste  erhink  er  sinen  gevatir,  Dal.  86,  6  (34,  101). 

bau,  bü  (bü,  bou,  Gen.  büwes)  stmn.  Bestellung  der  Felder  u. 
Weingärten:  nieman  buwes  dar  in  phliget,  Wh.  v.  W.  3856.  sol  hinfur 
das  selbig  paw  also  yn  der  hoch,  als  iecz  stet,  pleiben  uud  nit  hoher 
pawt  werden,  Igl.  Stb.  V  168  a. 

bauchet  (bücheht)  Adj.  bauchig:  daz,  pauchet  kendl,  Igl.  Stb. 
V96a. 

bauen  (buwen,  biuwen,  bouwen)  unregelm.  swstv.  intr.  ange- 
messen sein,  wohnen;  tr.  das  Feld  bestellen;  bewohnen;  daz,  mer  b. 
li Schiffahrt  treiben;  die  strafe  b.  sich  einen  Weg  bahnen,  ihn  gehen, 
1  fahren,  absol.  seine  Zuversicht  gründen  auf.  alle  dink  sint  mir  er- 
»laubt,  wan  alle  dink  pawent  nit  (aedificant,  alles  ist  mir  erlaubt,  aber 
\  nicht  alles  erbaut),  T — B  I  Korinther  10,23.  s.  auch  biuwen. 
bauer  s.  bau  wer. 

bauer-pferd*  stn.   Zugpferd:  Traut.  Chr.  183. 
bauer-sechswöchnerin*   stf.   Bäuerin,  die  vor  6  Wochen  ent- 
mbunden  hat,  Traut.  Chr.  351. 

bauke  (ptike)  swf.  Pauke:  die  zwene  puttel  haben  die  (wegen 
[Unzucht  gefangen  gesetzte)  maid  mit  der  paucken  zum  Pruckthor 
ijlhinaus  getromelet,  Eg.  Chr.  918. 

baukeu  swv.  mhd.  püken  die  Pauke  schlagen:  der  poukenden 
«jungen  vrowen,  W — B  Ps.  67,  26.    tymbanistriarum. 

bau-leute  (=bu-liute)   st.  PL   Bauern:  pauleute,  die  das  feit 
u|pawen   (camporum  eultores),   Const.  I  15, 10.     durch  armer  pauleut 
M\(=  Bergleute)  wegen,  Igl.  Bgr.  1, 1.     ebenso:   unseres  gebirges  pau- 
leute überheben  an  czerunge  u.  kosten ,   Const.  I  9, 1.     bouleute  (= 
Bauern),  W— B  Gen.  47, 19. 

4* 


52  bau -lieh  —  be- dachen 

bau-lieh  (bin-,  bft-lich)  Adj.  in  pawlichem  wesen  {Bauwesen) 
mit  thoren,  thurrae,  Elbog.  Chr.  55, 1. 

hauin  (=  boum)  stm.  Baum  (ein  seltsamer  Gen.l):  es  mag 
auch  kein  haut  das  minste  blat  des  baumens  gemachen,  Sol.  24,  29. 

bau-inan  stm.  1.  Bauer,  2.  Pächter  eines  Bauerngutes,  3.  Berg- 
bautreibender: 1.  Dal.  28,  28  (5,  34)  nemt  iueh  czu  herezog  ein  pauman 
160,31  (70).  3.  wer  aber  das  ein  ander  pauman  das  ding  fleissiger 
gepawet  het,  Const.  IV  19,  3.  2.  Ist  aber,  das  ein  herre  seinem  bau- 
manne vor  scheppen  verbeutet,  das  er  niemande  seinen  reyen  breche 
oder  er  müsse  dasselbe  verbussen,  domit  wirt  der  herre  ledig  unde 
der  b.  sal  die  busse  leiden,  awe  er  imande  seinen  reyen  brichet,  Igl. 
Str.  S  370.  1.  er  was  ein  bauman  der  philistischen  erden  (colonus 
terrae  Palaestinorum).  W — B  Gen.  21,  34.  den  lantman  und  den 
bouman,  der  do  bei  euch  pilgereimet  (indigenae  et  colono,  qui 
peregrinatur  apud  vos),  W — B  Ex.  12,  49.    s.  büman. 

baum-garte  swm.  Baumgarten:  wie  sie  (die  menschen)  peltzen 
baumgarten,  Ack.  53, 16.  do  man  noch  poumgerten  siten  (wie  in 
Obstgärten)  wasser  doreinleitet,  "V\T— B  Deut.  11, 10. 

bau- recht  (=  bü-recht  stn.  Hofgerechtigkeit,  Grundeigentum : 
Das  Baurecht  soll  mit  nachfolgenden  Worten  gehegt  werden,  Chlum. 
VI  1. 

bäurisch*  Adj.  bäuerlich,  bäurisch:  die  gert  ist  ein  zeichin 
miner  paurischin  gepurd,  Dal.  30, 14  (6, 15).  von  einer  p.  art,  30,  21 
(6,23). 

bauunge  stf.  ~Wohnung,  Erbauung:  in  der  powunge  (in  ex- 
struendo),  W — B  IL  Par.  14,  7.  czu  bawung  der  bergwerk  holez 
kauften,  Igl.  Bgr.  26,  3.  di  ding,  di  da  sint  zu  der  pawung,  was  zw 
Erbauung  dient,  F — B  Römer  14,  19.  der  da  weissagt,  der  redl 
den  menschen  czu  der  pawung  und  zu  der  Unterweisung,  I.  Ko- 
rinther 14,  3. 

bau-wein  (=  bü-win)  stm.  Eigenbau:  es  sei  Bau-  oder  Kauft' 
wein,  Chi.  IV  28.  kein  fremden  wein  ins  Aigen  führen  —  dieweil 
Bawwein  vorhanden  ist,  Chi.  DI  18. 

bauwer  (büwpere,  bouwaere)  stm.  Bauer,  Erbauer,  Schöpfer:  de: 
erden  kloses  pawer  (=  Gott),  Ack.  56,  20. 

beainis*  stm.  (franz.)  schöner  Freund,  Geliebter:  min  b.,  Trist 
4775. 

becke  swm.  Bäcker:  ich  Wernel  der  peck,  Eg.  Achtb.  I  lc 
Walther  Kupferberger,  der  peck,  II  36. 

beckel-lmot*  stm.  den  potestät  sluoc  Tristan  durch  den  1 
unz  uf  die  zungen  hin  zu  tal,  Trist.  3304. 

beeken-geselle   swm.    Geselle  eines  Bäckers,  Olm.  Stb.  101. 

beoken-knl'cht*  stm.  Bäckergeselle:  den  hermann,  peckenkneclr 
Eg.  Achtb.  II  36.    Wilhelm,  p.,  des  nickel  wagners  sun,  II 100. 

beeken-werk*  stm.  Zunftstube  der  Bäcker:  Die  Peckei 
peckengesellen  ader  Mulner,  czwischen  den  ufstoss  und  krieg  g( 
schee,  die  sullen  das  an  die  gesworn  Meister  uff  dem  Peckenwer 
bringen  und  sich  dorumb  —  lassen  vorrichten,  Olm.  Stb.  101. 

becken-zeche   stswf.   Bäckerzunft:  Traut.  Chr.  116.  135. 

be-dachen  swv.  mit  einem  Dach  versehen,  so  gar  ist  ez,  (da 
hüz,)  vermüret  und  bedachet,  Trist.  5780. 


bedacht  —  be-gehung  53 

bedacht,  beclaht  part.  Adj.  s.  bedecken. 

be-dächt  part.  Adj.  bedacht  besonnen:  wer  umb  bedahten  mut 
beklaget  und  beredt  wirt  oder  mit  bedähtem  mut  ein  unfuge  tut, 
der  mus  der  stat  5  pfunt  geben  oder  nem  sich  selbe  dritte  davon 
mit  dem  rechten,  Eger  Str.  B  36. 

bedechtnusse   stf.    Erwägung,  Const.  I  4,  5. 

be-decken  swv.  bedecken:  bedackten  ire  pürge  (castra)  W — B 
Ex.  16, 13.  aller  siner  huoben  velt  hete  bedaht  ein  cleinez  gelt, 
Alex.  4745. 

be-deckung  stf.  Bedeckung,  Beschönigung:  b.  seins  unbillichen 
handeis,  Eg.  Chr.  1164. 

bedenken  swv.  refl.  sich  besinnen:  das  er  sichs  bedechte  (ad 
meditandum)  W— B  Gen.  24,  63. 

be-deuter  s.  bediuter. 

be-deutlich  (be-diuteclichen)  Adv.  1.  deutlich,  2.  bedeutungs- 
voll, 3.  nämlich*:  3.  wan  si  (meine  zwei  sun)  zu  iren  ver- 
nünftigen jaren  kumen,  b.  zu  achtzehen  jaren,  des  mechtig  und 
gewaltig  sullen  sein,  Igl.  Stb.  III  148b,  c.  ain  hantfesten  uff  16 
grossen  jeriges  czinses  uff  der  stat  czum  Czaslabs,  b.  uf  der  ganczen 
gemaine  III  A  161.    mit  den  urburern  b.  ubereinkomen,  Const.  II 4, 12. 

bediuter  stm.  Ausleger:  als  mir  der  rede  bediuter  {mein 
Geivährsmann)  jach,  Wh.  v.  W.  2078. 

be-drangen,  -drengen  swv.  bedrängen:  stete  und  inwoner  wider 
ir  recht  und  freiheit  bedrängt  werden,  Elbog.  Chr.  134,  7. 

be-drücken  siov.  niederdrücken,  überivältigen:  er  wart  bedruckt 
mit  swerem  slaf,  T— B  Btb.  20,  9. 

bedanken  swv.  (Prät.  bedühte,  bedüht) :  dich  bedaucht  (Praet.), 
du  habest  uns  wenig  gegeben ,  Sol.  66, 32.  dich  hat  bedaucht  in 
deinem  sinne,  Hier.  221, 12. 

be-dunkuug   stf.   Meinung,   Vorwand,  T— B  Btb.  27.  30 

begabung,  begebung  =  stf.  Schenkung,  Chr.  Traut.  17.  18. 

be-gach  s.  be-jehen. 

be-gän  s.  be-gen. 

begateu    (mhd.    begaten,     md.    begaden)    sivv.     1.   erreichen, 

treffen,  2.  ins  Werk  setzen,  durchführen:  nü   was  der  turnei  begat 

t.  Wh.  v.  W.  7364.  =  mit  einem  Gatten   versehen:    wie    wol    ist    im 

geschechen,   den  du  mit  einem    reinen  unvermeiligten  gatten    (= 

Weibe)  hast  begattet,   Ack.  12, 18. 

begeben  stv.  I,  1  trans.  hingeben,  unterlassen,  freilassen;  refl. 
sich  in  ein  Kloster  begeben:  sit  sin  begeben  (seid  dessen  überhoben), 
Alex.  15105.  kint  bestaten  oder  begeben  in  orden,  Eger  Str. 
B  19. 

be-gechung  s.  be-jeehnng. 

begegenen,  begeinen  sivv.  begegnen,  feindl.  entgegentreten: 
welicherlei  Sachen  dir  sei  von  uns  mit  zwenglicher  gewalt  begeint, 
.  Ack.  4, 2.  wunder  nimpt  uns  sollicher  ungehorter  anfechtung,  die 
uns  nie  mer  hat  begeint,  Ack.  5,  12.  afterrew  musz  iedem  ver- 
warren  man  begeinen,  19,  2.  das  im  nit  Unwillen  darnach  begeine, 
28, 10.  mir  snlches  ruches  vormals  nie  begeint  was,  Hier.  114, 4.  der 
erste,  der  dir  begant  (ivohl  begeint)  wirt,  Böhm.  Chr.  19. 

be-gebuug  &.  be-jeehung. 


54  be-geitigeu  —  be-ginstnuss 

be-geitigen*  swv.  begehren:  der  da  sieht  daz,  weip  sie  zu  b., 
ieczuut  hat  er  sie  geebrecht  in  seim  hercz  T — B  Matth.  5, 28.  daz, 
fleisch  begeitiget  (gelüstet)  wider  den  geist,  Galater  5, 17.  als  auch 
sie  begeitigen  (sich  gelüsten  lassen),  I.  Korinther  10,  6.  ir  begeitigt  und 
enthabt  nit,  Jak.  4,  2.  der  geist,  der  da  entweit  in  euch,  der  be- 
geitigt zu  dem  nide  (hat  der  Geist,  der  in  uns  icohnt,  einen  Hang 
zu  dem  Xeide?),  Jak.  4, 5.  nit  begeitig  daz,  ding  deinz,  nechsten, 
Körner  13,  9. 

be-geitiger*  stm.  einer,  der  etwas  begehrt:  daz,  wir  nit  sint 
b.  der  ubeln  ding.  I.  Korinther  10,  6. 

begen,  begän  unregelm.  stv.red.  hier  festl.  begehen,  feiern:  Die 
herzoginne  zucht  begienc  (übte,  zeigte):  in  wirde  sie  alle  enphienc,  Wh. 
v.W.  1-406.  mit  einander  lieplich  sie  (Tristan  und  Gäwän)  sich  begiengen 
=  waren  gegeneinander  sehr  liebenswürdig,  Trist.  2671.  Des  morgens, 
do  wir  in  begiengen  (bestatteten),  do  legten  wir  seinen  heiligen 
leichnam  bedachten  mit  einem  leinen  sacke  —  bei  der  krippen, 
dorinne  unser  herre  Cristus  in  seiner  kintheit  etwenne  geweinet 
hat,  Hier.  95,  6.  do  si  (di  amptleut)  begen  und  üben,  Igl.  Bgr.  116. 
wen  man  den  lieben  seien  —  mit  einem  selambt  wurd  begeen, 
Igl.  Stb.  V  257  c  das  uns  diee  reuplich  beschedigung  —  gancz  un- 
besorgt (unvermutet)  und  unbewart  bescheen  und  begangen,  Eg. 
Chr.  1141. 

begengnüsse  (=  beganenisse)  sin.  Leichenbegängnis:  man  sol 
zu  einem  itlem  begenknüsz  nicht  iner  kerzen  haben  dann  vier  u.  ein 
opferlicht,  alle  nicht  über  16  pfunt,  Eger  Str.  C  37.  ire  forfordern 
und  erben  mit  einem  loblichen  b.  und  jartag  begehen  lassen,  Elbog. 
Chr.  12,11.  2  =  Lebensunterhalt:  zu  dem  begenknisse  deiner  meide 
(ad  victum  ancillae  tuae),  W — B  Spr.  27,  27. 

begerig  (=  begirec,  begiric)  Ad},  begehrenswert* :  du  lustige, 
begerige  speise,  Hier.  88,  13.  Es  ist  auch  nicht  des  begerigen 
(volentis),  Sol.  51,  21. 

be-görn  swv.  mit  Gen.  oder  an:  auf  bergwerk,  wo  man  an  uns 
begert,  Igl.  Bgr.  107,  2. 

begerung  stf.  Begehren,  Wunsch,  Gegenstand  der  Sehnsucht: 
Nu  mus  ich  dich  vinden,  begerung  meines  hertzen  (desiderium), 
Sol.  2,6.  b.  aller  der  gutete,  domit  du  mich  genert  hast,  Sol.  33,  i2. 
36,  32.  dorauf  ist  seine  (des  Satans)  einige  begerung,  das  er  die  sele 
fresz ,  42,  30.  auf  das  ich  mit  ewiger  b.  dein  beger ,  30,  3.  b.  des 
fleisches  oder  der  äugen,  Ack.  48,  3.  sundige  b.,  Hier.  11,  6.  nicht 
wander  furbas  mer  nach  b.  des  fleisches,  Hier.  18, 12.  b.  =  desiderium 
Sol.  98,  20.  die  rufenden  begerungen  unserz,  herren,  Sol.  102.  34 
affectus,  cupido,  W— B  III  56  b.  V  6  b.  42  d.  T— B  Joh.  8.  44. 

begießen  stv.  III  benetzen,  Midi,  von  Gnaden  gesagt:  dei 
süez,e  name  (Krist)  in  so  begöz,  Wh.  v.  W.  351. 

beginmiss  stf.  Anfang:  liecht,  das  in  der  b.  gesprochen  hat 
werde  liecht!  Ack.  56, 1. 

begiustnuss*  stnf.  (r.  mhd.  beginst  stf.)  Anfang:  b.  aller  weis 
heit  ist  vorcht  unsers  herren,  Hier.  21,  5.  ein  b.  aller  bösen  ding« 
ist,  wer  seiner  krankheit  turstiklichen  gelaubet,  Hier.  21, 10.  dt 
bist  ein  b.  u.  auch  ein  ende  aller  dinge,  88,6.  87,22.  got  b.  unc 
auch  ein  ende  ist  aller  schepfenunge,  146,  3.    in  beginstnusse  meine 


be-girde  —  be-gnügung  55 

rede,  150,5.  151,9.  von  b.  =  a  principio,  Sol.  63,  8.  als  du  mich 
in  der  b.  von  nicht  gemacht  hast,  Sol.  52, 14.  das  wort,  das  gewesen 
ist  in  dem  b.  bei  got,  das  ist  engelisch  creatur,  22,  3.  u.  6.  wort, 
das  in  dem  b.  gesprochen  hat:  werd  ein  licht!  10,29.  deine  guttet, 
die  du  mir  von  b.  her  verlihen  hast ,  19, 2.  höchste  worheit  und 
worhaftige  höh  u.  b.  aller  schepfung,  23,  23.  aller  ding  b.  und  auch 
end.  vor  dem  b.   und  vor  dem  anheben  der  werlt  bistu  got,   Sol. 

77. 23.  unwandelbar  b.  sint  in  dir,  77,  30.  b.  aller  creatüren,  83,  5. 
als  si  (die  majestat)  nie  b.  gewan,  83,  9. 

be-girde,  -gerde  stf.  Begierde,  Verlangen:  do  wir  horten  des 
hofmeisters  b.  (=  Begehren),  Igl.  Rspr.  III. 

begirlich  Adj.  begehrenswert,  desiderabilis:  begirliche  (aus- 
erivählte)  steine,  W — B  Js.  54, 12.  geben  wil  ich  dir  die  begirliche 
erde  (das  Land  des  Verlangens ,  das  ersehnte  Land),  das  uberclare 
erbe  der  here  (exercituum)  der  heiden,  W — B  Jer.  3, 19. 

be-girlich  Adv.  1.  mit  Begierde  lüstern,  2*  inständig,  ein- 
dringlich: bitte  wir  euch  b.,  Igl.  Stb.  II  102  c. 

begirimge  =  begerunge  stf.  Verlangen:  grosze  b.,  grosze  lib 
haben  sie  zu  uns,   Sol.  66,1.    nim  von  mir  die  b.  (concupiscentias), 

29.24.  verterb  mein  b.  mit  deiner  suszikeit,  30,1.  die  werlt  ist 
voller  strick  der  b. ,  b.  des  fleisches  und  der  äugen,  30,16—20.  so 
wirt  ersetet  alle  begirung  meines  hertzen,  Sol.  32,37.  Sol.  92, 36. 
aber  das  gemeine  gemischte  volk  —  braute  in  der  begirunge  des 
vleisches,  W— B  I  143c.     (Num.  11,  4). 

begnaden   sivv.    ein  Privileg  erteilen :  Chr.  v.  Traut.  35. 

begnädunge  stf.  Privileg  (bei  Lexer  nur  2  Belege):  oder  sie 
werden  die  b.  Verliesen  (Privilegium  amittere),  Const.  II  4,  5.  Traut. 
Chr.  4.  14. 

be-gnügde*  (=  genüegede)  stf.  Genüge,  Befriedigung:  von 
der  begnugde  dez,  herczen  rett  der  munt  (aus  der  Fülle  des  Herzens), 
T— B  Luk.  6,45. 

be-gniigeu  (begenüegen,  be-nüegen)  swv.  genug  haben:  der  da 
hat  dem  wirt  gegeben  und  im  gegnugt  (bis  er  genug  hat),  T — B 
Luk.  19,  26.  Matth.  25,  29.  von  den  dingen ,  der  in  begnüget ,  Luk. 
21,4.  wie  manige  mietling  begnugent  brotz,  Luk.  15,17.  di  e 
under  in  gieng  (subintravit,  ist  dazivischen  gekommen),  daz,  di  misstat 
begnügt  (überhandnehme),  Römer  5, 19.  wan  neur  begnüg  eur  ge- 
rechtikait  nit  iner  den  (nicht  vollkommener  sein  ivird  als)  der  schriber 
und  Phariseer,  ir  get  nit  in  daz,  reich  der  himel,  Matth.  5,  20. 

be-gnüglich*  Adj.  hinreichend  groß,  reichlich:  si  habent  ez, 
(daz,  leben)  begnugclich  =  damit  sie  das  Leben  haben  überreichlich, 
T— B  Joh.  10, 10.  ain  b.  menge,  Btb.  14,  1.  er  macht  ein  begnug- 
lichez,  wort,  Btb.  11, 1. 

be-gmig-sam*  stf.  Überfluß,  Fülle:  wan  von  der  begnugsam 
des  herczen  redet  der  munt,  T — B  Matth.  12,  34. 

be-gniitftler*  Adj.  reichlich:  si  (die  Ältesten  des  Rates)  gaben 
begnugtleren  schacz  den  hutern  (den  Wächtern  des  Grabes  viel  Geld), 
T— B  Matth.  28, 12. 

iK'-tfiiiitfiing*  stf.  Hülle,  Überfluß:  ich  kum  zu  euch  in  be- 
j  gnugung  de/,  segens  Kristi,  T— B  Römer  15,  29.  di  b.  der  gnaden, 
Römer  5,  17. 


56  be-grabmige  —  behabeu 

be-grabunge  stf.  Begräbnis:  das  sie  in  ein  rechte  e  treten 
(an  Stelle  der  bisherigen  freien  Liebe)  und  ir  b.  betten  auf  den 
heiligen  steten,  Böhm.  Chr.  32. 

be-grebde  stf.  Begräbnis:  an  dem  tag  meiner  begrebd,  T — B 
Job.  12, 7. 

be-grebnis  stf.  Grabstätte*,  Chr.  Traut.  64.  =  Bestattung  der 
Toten:  es  würde  uns  messe,  bigrebnisse  nidergelegt  und  benomen, 
Stb.  Brüx  379.  zur  kirchen  und  begrebnus  belayten,  Igl.  Stb.  V 
177b. 

be-grebtnis*  stf.  Begräbnis:  kost  die  b.  28thahler6w.gr., 
Eg.  Chi-.  715.    zu  irer  begrebtnus,  542.  550. 

begreifen  stv.  II  umfassen,  in  Worte  fassen,  ergreifen,  in 
sich  fassen,  mit  dem  Eid  bekräftigen:  ob  sie  in  in  ichtes  irresales 
begreifen  mochten,  Hier.  12, 21.  ob  mich  ein  slaf  begriffe,  10,17. 
nu  mus  ich  dich  b. ,  gut  =  amplectar  te  bonum,  Sol.  2, 20.  =  in 
sich  fassen:  Chr.  v.  Traut.  128.  das  si  (die  Briefe)  in  allen  iren  be- 
greiften (dem  Inhalte  nach)  untuglich  sein  und  furbas  niere  kein 
kraft  noch  macht  haben,  Mind.  Egerl.  22.  die  geezeugen  müssen  das 
b.  mit  irem  ayd,  Igl.  Str.  300.  wie  im  gescheft  begriffen  ist  (wie 
es  im  Testament  steht),  Igl.  Str.  (71)  S  337.  di  gewaltigen  be- 
griffent  (Druck:  begriffen t)  ez,  (daz,  reich  der  himel),  T— B  Matth. 
11. 12. 

begreifung  stf.  1.  Umfang,  2.  Inhalt,  3.  Verständnis,  ^Macht- 
bereich*: 1.  hantfesten  in  allen  iren  meinuugen  und  begriffungen, 
Stb.  Brüx  225.  2.  Chr.  v.  Traut.  128.  168,  25.  4.  Selig  sei  der  herr, 
der  uns  nicht  gegeben  hat  in  b.  irr  zen  (in  captionem  dentibus 
eorum),  Sol.  43,28. 

begrüez,en  stov.  1.  begrüßen,  2.  zum  Zweikampf  herausfordern, 
3.  gerichtl.  ansprechen.  3.  Chi",  v.  Elbogen,  S.  10,  3.  di  mülner  sullen 
die  herren  des  rats  begrüssen  und  bitten,  Igl.  Stb.  V257c. 

begimtnusse*  =  beginstnus  stfn.  Anfang:  Und  wann  die 
laduuge  ein  beguntnusse  und  ein  grund  ist  der  ordenunge  des 
rechten,  so  sullen  wir  dovon  als  von  dem  furnemigisten  teile  von 
ersten  besehen,  Const.  IV  2, 1. 

begürten  swv.  begurte,  begurtet  u.  begurt,  umgürten,  erfassen : 
den  gurtel  der  kunige  entloset  er  und  begurtet  mit  einem  stränge 
ir  lenden,  W—  B  Job.  12, 18.  ain  ander  begurt  dich,  T— B  Joh.  21, 18. 
betrachte,  —  wie  ich  mit  swaere  bin  begurt,  Wh.  v.  W.  1081,  de* 
herre,  mit  sinnen  begurt  (mit  Verstand  begabt),  alsüs  stunt  sin  ant- 
wurt,  3875.  solich  angest  in  begurte  dö  man  in  ze  dem  töde  fuorte 
Alex.  18377.  der  lip  mit  jämer  was  begurt,  9320.  liute  unde  lanl 
mit  solichem  jämer  wurden  begurt,  4081.  mit  leide  b.  2044.  mit 
strites  antwurten  sul  wir  ir  craft  b.,  12189.  ob  nü  iuwer  höht 
geburt  der  gote  sippe  hsete  begurt,  10678. 

behabeu  swv.  (sieh  auch  anbehaben)  behaupten,  festhalten 
gerichtliche  Klage  oder  Forderung  gewinnen:  Brunn  Str.  38.  Wei 
dem  andern  ein  ross,  das  her  im  vervangen  hat ,  anbehabt ,  der  mag 
die  eisen  und  den  czaun  czu  demselben  rosse  nicht  behabeu,  Igl 
Str.  92.  das  hernach  geschrieben  stet  in  einem  geoffenbarten  ge 
tichte,  die  in  kriechischer  czungen  und  puchstaben  sint  behabei 
{abgefaßt),   W    B  IV  174a.  Esther  10,  Anm.     her  muss  es  behabei 


be-haft  —  behalter  57 

auf  dem  creuze  (durch  einen  Eid),  das  her  das  (ihm  anvertraute) 
swert  verloren  hab ,  Igl.  Str.  196.  mit  derselben  hantfest  mag  her 
nichtesnicht  b.  noch  beczugen,  67.  er  gebärt  (benahm  sich,  schenkte 
so  reichlich),  als  er  niht  behaben  wolt,  Wh.  v.  W.  1617.  unser 
frouwe  (die  Wirtin)  an  uns  ir  pris  behabet  hat,  1671.  Er  behabt 
sinen  Stollen  mit  recht,  Igl.  Bgr.  U— B  15.  der  den  ganch  enphangen 
hat  von  erste,  der  behabt  sin  recht  daran  also,  das  sin  ganch 
pi  dem  ersten  von  den  schephen  gehawen  wiert,  Igl.  Bgr.  U — B  5. 
wer  das  —  ercz  —  pehaben  schol,  U — B  24.  Holofernes  behabte 
(obtinuit,  bemächtigte  sich)  alle  stete  u.  alle  woner  der  erden,  W— B 
Judith  3,  7.  sie  waren  behabt  mit  (ergriffen  von)  micheler  vorcht, 
T — B  Luk.  8,  37.  er  wolde  ouch  den  selben  knaben  (des  Bess^ls 
Sohn)  —  die  lant  b.,  Alex.  17624. 
be-haft  s.  be-heften. 

behage  stf.  (auch  behege)  Gefallen:  sie  waren  wol  in  sime 
behage  (=  waren  von  ihm  gut  aufgenommen),  Wh.  v.  W.  5014.  den 
wirt  zu  belügen,  ist  vlt,  der  werdekeit  behage,  2681. 

behagen  swv.  gefallen  mit  Dat.,  md.  auch  mit  Acc:  allen  den 
herren  er  (sin  rät)  behaget,  Wh.  v.  W.  6021.  ob  dir  gerechtigkeit 
behaget,  Hier.  84,  25.  Es  behagt  den  eldisten  auch ,  das  ein  ieder 
perkmann  sein  recht  gancz  in  gemessen  pergen,  in  lehen  und  in 
lehenscheften  behalde,  Const.  III  1,  9.  was  heute  richter  und 
scheppen  behaget,  das  missevellet  in  morgen  in  einer  semlichen 
geschieht,  Const.  I  5,  8.  das  ich  behage  vor  dir  (ut  placeam  coram 
Deo)  W— B  Ps.  55, 13. 

be-halden,  be-halten  stv.  red.  1, 1  für  sich  behalten,  bewahren, 

bewirten,  einhalten,  vor  Gericht  erhärten,  gewinnen:  der  kunig  wirdet 

nicht  behalden   (gerettet)  mit  seinem  reichtume  noch  mit  kreften, 

Hier.  29,  13.     dasselbe   ist   nur   der   einige   weg,  domite   man   das 

himelreich  beheldet,  43,  8.    wann  in  diesem  heutigen  tage  alle  seine  be- 

gerunge  behalden  hat  Jeronimus  (seine  Wünsche  erfüllt  gesehen),  102, 12. 

ab  der  perkmeister  das  dorste  b.  auf  dem  cruez  mit  seinem  eide,  Igl. 

Bgr.  117,  2.    ein  sotan  eigenknecht  ist  genant  von  b.  (a  servando), 

Const.  IV  12, 2.    Und   ist  es,    das   iener,    der   geladen   ist,    als   oft 

geschieht,  laukent,  das  di  ladunge  czu  im  nicht  komen  sei,  so  mag 

der  lader  das  behalden  mit  seinem  eit  an  cz  weiffei,  Const.  IV  2,  2. 

|  die  urborer  sollen  —  alles  perkvolk  vor  allen  unrechten  unschadhaft 

■  behalden  u.  beschirmen,  I  2, 1.  I  4,  2.     als  der  perkmeister  der  ersten 

•leiunge  bekant  hat  und  es  auch  mit  seinem  eide  behalden  hat,  Igl. 

i Bgr.  34,  3  u.  4.     Polimites   vor   milte   niht   behielt,    Alex.  3136.  — 

tretten:  o  her,    macht  uns  behalten  (rette  uns),  T— B  Matth.  8,25. 

J14,  30.    dein  treue  hat  dich  gemacht  behalten  (dein  Glaube  hat  dir 

{geholfen),  Matth.  9,22.     die  andern  macht  er  b.,  sich  selber  mag  er 

nit  machen  b.,  Matth.  27,42.  Luk.  23,35.     verstecken:  do  nam  die 

junckfraw  Gutte  an  sich  ein  kappe  und  behilt  sich  hinter  dem  alter 

MAltar)  Böhm.  Chr.  42.    Kochan  behilt  sich  under  einem  stein,  34. 

be-halderin  s.  be-halteriu. 
t        behalter  stm.  Beobachter,  Halter,  Bewahrer,  Erlöser,  Vormund, 
\Ort,  wo  Fische  gehalten  iverden,  Chr.  v.  Elbogon  97.  24.  Jhesum  den  b. 
Ilsrael,  T— B  Btb.  13,23.     des  behalters  Jhesu  Kristi,  II.  Petri  2,20. 
wir  paiten  des  b.  unsers  Herren,  Philipper  3,  20.    ein  b.,  der  da  ist 


58  be- halterin  —  be- heften 

Christus,  Luk.  2, 11.  Götz,  unsers  b.,  Titus  3,  4.  got,  mein  b.,  Luk.  1, 47. 
ein  gewer  b.  der  werlt  {wahrhaftig  der  Heiland  der  Welt),  Joh.  4, 42. 

be-halterin  stf.  Schützerin,  Retterin:  schara  ist  ein  behalderin 
der  sselikeit.    Ales.  Anh.  1526. 

be-haltig,  be-haldig  Adj.  verborgen  gehalten:  eine  behaldige 
turstikeit  =  fidueiam  repositam,  Sol.  22,  32.  sein  fraw  —  sol 
behaltig  sein  alles  des  (es  behalten),  das  er  hat  und  gebrauchet  czu 
tische  und  czu  pette,  Igl.  Stb.  II 139  c.  ob  wir  daran  (dem  christl. 
Glauben)  behaltic  sin  (daran  festhalten),   Wh.  v.  W.  5816. 

be-halt-lich*  Adj.  schützend,  Rething  bringend:  der  tilgende 
taete  —  die  wären  im  b.,  Alex.  Anh.  101. 

behaltnusse  stf.  (=  behaltnisse):  nach  behaltnusse  meiner 
gelubde  =  meinem  Gelübde  geynäß,  Hier.  151, 1.  mit  behaltnusse 
des  rechten  (aequitate  observata) ,  Const.  IV  18, 9.  si  sullen  das 
wasser  in  seiner  b.  behalden  (in  reeeptaculo),  II  3,  7. 

be-halt-sam*  stf.  Rettung,  Heil:  daz  in  got  geh  di  b.  durch 
sein  hend,  T— B  Btb.  7,25.  die  b.  ist  in  diesem,  Btb.  4, 12.  Offenb. 
7, 10.  Römer  10, 10.  der  Juden  misstat  ist  ain  b.  den  haiden,  Römer, 
11,  11.  daz,  dise  b.  Götz  ist  gesant  den  haiden  Btb.  28,  28.  daz,  du 
seist  zu  ainer  b.  unez  an  daz,  end  (Grenze)  der  erd,  Btb.  13,  47.  ich 
pitt  euch  zu  enphachen  di  speiz,  um  euer  b.,  Btb.  27, 34.  heut  ist 
gemacht  b.  disem  haus.  Luk.  19,  9.  allez,  fleisch  sieht  die  b.  unsers 
Gotes,  Luk.  3,  6.  b.  ist  von  den  Juden  (das  Heil  kommt  von  den 
Juden),  Joh.  4,  22.  daz,  hörn  der  b.,  Luk.  1,  69.  enphacht  den  heim 
der  b.,  Eph.  6. 17.  geben  wissentheit  der  b.  =  Gewißheit  des  Heiles, 
Luk.  i,  77.  mein  äugen,  die  habent  gesehen  dein  b.,  Luk.  2,  30.  daz, 
erbe  der  b.,  Juden  1.  14.  2.  3.  9,  28.  daz,  Evangelium  ewer  b..  Eph. 
1, 13.  zu  der  b.  durch  den  glauben,  IL  Timoth.  3, 15.  daz,  mir  diez 
kamt  zu  der  b.  (zur  Seligkeit  gedeihen  wird),  Philipper  1, 19.  1,28. 
2,  12.  nu  ist  gemacht  b.,  Offenb.  12, 10. 

behaltung  stf.  Erhaltung,  Behauptung,  Behälter,  schützender 
Ort,  Schutz:  meres  stram  mit  aller  irer  b.,  Ack.  11, 1.  die  erde  unde 
alle  ire  b.  ist  auf  unstettigkeit  gepawet  51,  8.  bei  behaldung  seiner 
sele,  01m.  Stb.  84.  bei  b.  u.  vorlast  irer  seien,  Olm.  Stb.  76.  aber 
die  behaldunge  (Inhalt)  des  briefes  was  die,  so  das  allen  landen 
luint  wurde,  das  bereit  weren  die  Juden  zu  nemen  raehunge  von 
iren  veinden,  W  —  B  Esther  8,  13.  czu  pesser  Sicherheit  und'] 
pehaltung  diez  meins  gescheffts  (Testaments),  Igl.  Stb.  V  41c 

be-hanthaben*  swv.  einhalten,  daran  festhalten:  als  alle  handl 
und  aussaezung  in  dieser  stat  Olomuncz  bei  irer  aussaezunge  und  ge- 
wonnenen behanthabt  werden,  Olm.  Stb.  132.  S.  103. 

be-hausen  s.  be-hiisen. 

be-hausuns*  (be-hüsunge)  stf.  Wohnung:  Eger.  Achtb.  II  170 
190.  196.  157.  202.'  216.  221. 

be-heften  swv.  Prät.  behafte,  Part,  beheftet,  behaft,  umstricken 
fesseln,  begaben:  daz,  vordertail  des  schiffes  belaib  beheftet  =  bliel 
unbeweglich  stecken,  T— B  Btb.  27,  41.  behefte  mich,  herre  zu  deiner 
vorchten,  Hier.  22. 17.  er  (min  vater)  hat  bi  lebelicher  kraft  eine;  I 
forsten  tochter  mir  hehaft  (mich  mit  ihr  verlobt),  die  ich  nach  sinn 
töde  nam,  Wh.  v.  W.  6632  f.  vil  Beheni  wein  von  im  behaft  (ge  ! 
fangen  worden)  Dal.  60,  27  (21,  54). 


be- hegen  —  be- helfen  59 

be-hegen  swv.  hegen,  als  Eigentum  schützen,  in  Anspruch 
nehmen:  wann  er  mit  sulcher  sach  des  gutes  icht  beilegen  mug  oder 
gclmlle,  Igl.  Str.  232. 

be-heg-lich,   be-hegelich    Adj.    wohlgefällig:   iuwer  rät  — 

sint  wöI   behegelich,  Wh.  v.  W.  1768.     ,bene'  das  saget  behegelich, 

;  b.  gevellet  wol,  4322.     do  ist  in  der  nasen  der  ruch  verzimmert  zu 

beheglicher  senftigkeit  alles  lustsames  u.  wunnsames  riechens,  Ack. 

Ij  39,  5.   wenn  mir  mein  b.  zeit  und  der  libe  tag  meiner  seiden  itzund 

I  komen  ist  (mein  Sterbetag),  Hier.  18, 18.  wie  b.  auch  dem  al- 
[  j  mechtigen  gote  sulche  predige  sei ,  24,  27.     das  er  b.  sei  der  gnade 

seines  kuniges,  42,6.     wer  sulch  opfer  b.   dem  almechtigen   gote, 

II  49,  23.  die  reichen  leben  in  beheglichen  (=  behaglichen)  suzzen  tagen, 
I  56, 15.  gewinne  dir  behegliche  wort,  domite  allermeniclich  geleret 
{  werde,  70,  12.  hochfart  u.  geitikeit  nicht  beheglich  sein  dem  al- 
j  mechtigen  gote ,  107,  8.  als  dir  behegleich  gewest  ist  (complacuit), 
1  Sol.  25,  25.  behegleiche  senftikeit  der  ruch  (odorum  suavitates)  54,  9. 
I  als  dir  b.  was  (placuerit),  63, 18.  als  das  langest  beheglich  gewest 
I;  ist,  Const.  I  7, 22.  Was  einst  b.  gewest  ist,  das  sol  furbas  nicht 
:  missehagen,  1115,2.  so  das  es  sei  beheglich  (placabilis),  W — B 
I  Lev.  19,  5.  das  beheglich  ist  in  den  ougen  unsers  herren,  Deut.  12,  28. 
I  das  beste  wil  ich  tun,  was  im  b.  ist,  Judith  12, 14.  das  es  niuge 
I  beheglichen  gesein  (placabilis),  Lev.  22,  29.  got  mache  in  euch  be- 
1  heglichen  {gewogen),  Gen.  43,  14.  in  beheglicher  czeit  (tempore 
;f  placito,  zur  Zeit  der  Gnade)  hab  ich  dich  erhört,  Js.  49,  8.     got  be- 

hegenleich  zu  sein  (placere)  Sol.  87,  2.  daz,  behegleich  sei  dem  smack, 
(■75,7.  69.  einen  solichen  (vormund),  der  do  meinen  kindern  und  der 
.1,  ganzen  gemein  tugleich  und  behegleich  wer,  Igl.  Stb.  III  149a. 
i'  imantz,  der  in  nicht  b.  were  —  aus  der  stat  Urlauben,  Elbog.  Chr. 
\  108,40. 

beheglichkeit  =  be-hege-licheit  stf.  Wohlgefallen,  Willkür, 
nj eigenes  Ermessen,  Gefallen:  damit  czu  tun  u.  czu  lassen  nach  der 
iijjb.  ires  willens,  Igl.  Bgr.  53,7.  unsere  unverdrossen  diuste  mit  stetir 
■>\  biheglichkeit  u.  wolgefallen,  Stb.  Brüx  379.  daran  erezeigt  ir  uns 
-<[!  sonderliche  b.  u.  wolgefallen,  Mind.  Egerl.  36  u.  69.  daran  ir  sunder- 
=:  liehen  unserm  gnedigen  herren  dem  Römischen  u.  Behemischen  künige 
jjiigrosse  b.  und  danknemkeit  tut,  Mind.  Egerl.  46.  unsern  fruntlichen 
i  "(linst  in  steter  beheglichkeit  zuvor,  Igl.  Rspr.  V  S  51.  unser  b.  stete 
zuvor  VI. 

Beheim    stn.    Böhmen:    Beheim   ich   bescheid    alsus:    ,be'    das 

.t;diutet  beatus  ,heim'  domus  oder  mansio,  das  sprichet  ouch  ze  diute 

so;  ein  eigen  hüs  u.  staetiu  wonunge,  Wh.  v.  W.  4353if.    kunig  czu 

Beheim,  Sol.  1,3.    kunig  czu  Behem,  Igl.  Bgr.  LT— A  Einl.    do  berg- 

'i  .werk  fanden   wart  in  Behemen  u.   in  Merhern,  D  I R  I  Einl.     Der 

Name  kommt  bekanntlich  von  den  kelt.  Bojern;  ihre  Nachfolger,  die 

i  \germ.  Stämme  Böhmens,  übertrugen  ihren  Name?i  Bajo-varii  =  Be- 

>  \wohner  des  Landes  der  Bojer  (Baia),  auf  Bayern. 

be-liiUi'  stm.   Ausflucht,  Voncand,  Chr.  Traut.  127. 

be-helfeii   stv.1,3  behülflich  nein,  rejl.  als  Hilfe  brauchen:  das 

man   in  keinen   andern   ader  andere  denn  unsere  kunigliche  macht 

ader  an  unsern  camerer  furpas  beruften  u.  behelfen  sal  (ut  —  appelletur 

provoceturve),  Const.  I  5, 10.     kein  gewouheit  mag  die  deupheit  be- 


60  be-heltnusse  —  be-hendig-keit 

helfen,  II  2. 13.  an  dem  tage  des  heiles  bin  ich  beholfen  gewesen 
dir  (auxiliatus  sum  tili) ,  W — B  Js.  49,  8.  sich  auf  etwas  behelf  en 
=  sich  darauf  berufen,  Chr.  Elbog.  17,  27.  behelfen  mit  dem  rechten, 
Igl.  Rspr.  I.  das  dasselbe  Hause  unser  offen  Hause  sein  soll,  uns 
davon,  daraus  u.  darein  zu  behelffen  zu  unsern  nötten  wider  alle 
unsere  veinde ,  Mind.  Egerl.  17.  sunder  das  si  uns  und  im  (dem 
underkamerer  an  unser  stat)  geroten  u.  beholfen  sein,  Urkb.  Aussig 
139.    wer  im  dazu  beholfen  ist,  Stb.  Brüx  93. 

be-heltnusse  =  behaltnisse  stf.  Erhaltung,  Wahrung:  alle 
dise  ding  wollen  wir,  das  si  mit  b.  des  rechten  gepessert  sullen 
werden  (juris  ordine  observato),  Const.  IH  1,  7.  die  unsers  rechten 
b.  nicht  achten  (nostri  juris  observantiam),  IV  1, 2.  äne  des  rechten 
b.  ader  widerprengunge  ader  des  rechten  minnermige  (sine  jure 
retinendi,  recuperandi  aut  minuendi,  in  9,  Einl.  des  rechten  b.  ist  an 
dem,  das  einer  gebrauche  der  silbergruben,  als  vor  geredt  ist,  III  9, 1. 

Beheiuer-land    stm.   Böhmen:  Böhm.  Chr.  84. 

behemiseh  Adj.  böhm.  (vielfach  =  tschechisch)  Albrecht  wolde 
die  pebemischen  czungen  gar  vortilgen,  Böhm.  Chr.  101.  Ottokar  II. 
sagt:  ich  wil  machen,  das  man  auff  der  prucke  czu  Präge  kein  p. 
wort  wirt  hören,  92.    p.  czunge  Vorrede  zur  Böhm.  Chr. 

be-hende  Adj.  geschickt  zu  brauchen,  schnell  von  leibl.  Gefügig- 
keit u.  geistiger  Eignung:  Wo  hat  ie  werkman  gewurket  so  behendes 
und  reiches  werkstucke  —  als  eines  menschen  haupt?  Ack.  38, 15. 
darin  (im  menschen)  alle  behende  werk,  alle  kirnst  u.  meisterschaft 
mit  Weisheit  sint  gewirket ,  39. 16.  Arismetrica  —  der  zal  behende 
ausrichterin,  40, 16.  ein  prediger  behender  worte,  ob  er  sein  predig 
nicht  bestetiget  mit  tugentlichen  werken,  der  ist  nur  ein  wind, 
Hier.  25, 25.  die  behenden  weisen  leute,  224,24.  b.  hantwerk, 
Const.  II  3,  5. 

be-hendigen  swv.  (einhändigen,  Gr.  Wb.  5,  318):  der  teufel 
sein  strick  verborgen  hat  nicht  allein  in  werken  des  fleisches  — 
sunder  auch  in  geistlicher  Übung  u.  hat  bebendigt  (hat  in  der  Hand) 
die  selben  sein  strengen  stricke,  Sol.  47,  6.  antwort  —  bei  ein  — 
langsamen  boten  b.,  Eg.  Chr.  1162. 

be-hendig-keit  stf.  Schnelligkeit,  Geschicklichkeit,  Schlauheit, 
List,  Ausflucht:  der  capitel  sint  34.  darinn  man  hübsches  sinnes  ge- 
tieftes b.  wol  findet,  Ack.  1,  5.  er  hat  die  Schilde  irer  (der  Ketzer)  b. 
mit  feuriger  kraft  des  gelauben  verbrennet,  Hier.  4,  3.  dennoch  mochte 
ich  solche  wunderhaftige  b.  mit  nichte  zu  worte  bringen,  Hier. 
117, 13.  wir  widerweren  auch  aller  alder  gewonheit  sotane  b.  (sub- 
tilitatem),  Const.  IY  20, 12.  etwenne  helfen  alle  b.  der  leute  nicht, 
das  man  das  wasser  oben  ausezihe,  H  4,  1.  Dorumb  so  sein  vil  b. 
(subtilitates)  von  den  eitern  funden,  wie  man  dasselbe  wassei 
ubertawer  u.  überwinde,  die  alle  tage  von  den  newen  behendec- 
lieber  gebessert  werden,  H  3. 5.  so  geet  uns  sere  czu  herezen 
di  b.,  die  gewonheit  und  irresal,  di  di  fursprechen  haben,  Igl.  Str 
299.  solche  b.,  di  der  leut  ungeluk  suchet  noch  gibt  kein  hülfe  de) 
worhait  noch  der  gereebtikeit  (daß  nämlich  der  furspreche,  ehe  ei 
sich  zu  etwas  anderem  wendet  oder  sich  berufen  hat.  keinen  Fuf 
wegrühren  dürfe).  299.  Igl.  Rspr.  VI  S  55.  wie  ein  rat  auf  in  ertihtei 
b.  noch  seinem  leib,  ere  und  gut  gestanden,  Elbog.  Chi'.  81, 46. 


be-hendig-lich  — beide -samt  61 

be-hendig-lich  Adj.  u.  Aclv.  geschieht,  genau:  das  mark  meiner 
wurtzel  besihestu  behendicleicher  (subtilius),  Sol.  37, 1. 

be-hern  sivv.  mit  Heeresmacht  überziehen,  erobern:  Nabuchodo- 
noser  streit  wider  Arphaxat  und  beherte  in  (obtinuit  eum,  ivard 
seiner  mächtig)  auf  ainem  grossen  velde,  das  do  heisset  Ragau,  W— B 
Judith  15.  Und  Holofernes  steig  über  alle  ire  casteln  und  beherte 
alle  gemawerte  stete  (obtinuit  omnem  munitionem) ,  Judith  2, 12. 
Gutam  er  gresunt  hebert  {eroberte  er,  ohne  daß  sie  verletzt  wurde) 
Dal.  98,  6  (42,  32). 

be-herten.  swv.  Prät.  be-herte,  -harte,  Part.  -hart,  sichern, 
behaupten,  bekräftigen,  durch  Kampf  erzwingen:  ob  Wenczlab 
desselben  geltes  icht  lieher  sei  czu  b.  und  czu  behalden  mit  seinem 
eigen  briete,  Igl.  Str.  259.  S.  153,  3.  (über  den  Stabreim  Gr.  R — A 
S7ff.).  das  ir  wellent  beherten  ir  lande  den  pris,  Wh.  v.  W. 
7301  f.  sie  wolden  mit  striten  b.  da^  sie  im  niht  wurden  diensthaft, 
Alex.  5970.    ir  behert  (beraubt)  mich  nicht  der  eren  min,  596. 

beninisch  Adj.  böhmisch:  ir  haus,  gelegen  in  der  Behmischen 
gassen  (=  Böhmgasse),  Igl.  Stb.  111199  a. 

behm-gasse  swf.  Name  einer  Gasse:  in  der  pehmgassen,  Igl. 
,  Stb.  V  98  a. 

be-holzen,  be-hülzen   swv.   mit  Holz  versehen :  ein  ersam  rath 
;  hat  dem  galgen  lassen  new  beholtzen,  Eg.  Chr.  332. 
behrn  s.  bern. 

be-hüllen  swv.  bedecken:  dein  gewant,  mit  dem  du  behullet 
I  wast,  mit  nichte  vor  alder  nam  das  ab,  W — B  Deut.  8,  4.  sie  behulte 
:ez,  (daz,  hundel)  da  mite,  Trist.  4585. 

be-hüllunge*  stf.  Bedeckung,  Überschattimg:  in  der  behullunge 
deiner  vlugel,  W — B  Ps.  35,  8.  60,  5.  kein  b.  ist  der  verlust  (nulluni 
'■■  est  operimentum  perditioni),  Job  26,  6. 

be-bülzunge*  stf.  das  Versehen  mit  Holz,  Holzlieferung:  auch 
Jsol  inen  die  notdürftige  b.  zu  irem  pergwerke  aus  unsern  Traut- 
inawischen  (—  kaiserl.)  weiden  —  umb  den  gebürlichen  waldzins 
ilervolget  werden,  Traut.  Ohr.  253.  vgl.  berg-vreibeit.  die  wält 
{ weide)  und  b.  (werden  als  Regalien  aufgezählt),  Traut.  Chr. 
jjll3.  126. 

be-hurt  s.  bu-lmrt. 
be-hürten  swv.   s.  buhurdieren. 

be-huseu  sivv.   1.  mit  einem  Haus  versehen,  2.  ansiedeln:  1.  vil 
lierren  er  behüste  do,  Alex.  26128;  2.  die  hiez,  er  b.  dar  (in  Theben), 
liilex.  3828. 

be-hüten    (be-hüeten)    swv.    bewahren,    beschützen,    vorsichtig 
mein,  verhindern:  so  behut  (halte)  di  gepot,  T — B  Matth.  19,17.    alle 
link  hab  ich  behut  (beobachtet,  befolgt),  Matth.  19,  20. 

bei  Präp.  mit  Dat.,  md.  auch  Acc:  du  kennest  nit  golt  bei  blei 
ij'Htc/ii  Gold  von  Blei  unterscheiden),  Ack.  46,  2. 

beident-,    bedent-,  beideu-halben   Dat.  als  Adv.  auf  beiden 
Reiten:  silbergruben  sollen  zu  dem  minsten  1  perglachter  von  einander 
entfernt  sein,  also  das  peidenhalben  der  runpaum  sich  gemachsamleich 
i  |nuge  umbkeren,  Const.  II 1,  4. 

beide-samt    Abd.    beide    zusammen:    paid-samt   mit   einander 
W— BIII  36  d. 


62  beierisch  —  bein-gewand 

beierisch  Adj.  Bayrisch:  in  den  peierischen  walt,  Böbra.  Chr. 
41.  Dal.  106,  5  (46). 

bei-ge-stendig  (=  bi-ge-stendec  Adj.)  sin  =  beistehen,  adesse, 
Igl.  B.  S  193. 

bei-graft  (=bi-,  be-graft)  stf.  Begräbnis:  in  dem  tage  der 
b.,  Hier.  95, 17.  96, 4.  Saut  Eusebius  b.  —  zu  banden  nenien  {in 
der  Schrift  besprechen),  150, 4.  ein  igleicb  man  bat  vrei  wilkor  zu 
kisen  sein  b.,  wo  er  will,  Prag.  Bb.  110.  keine  beygraft  haben 
(sepulturas  carere),  Igl.  B.  43.  das  recht  der  beigrafte,  W — B  Gen. 
23,  4.  czureisset  ewer  gewant  und  gurtet  umme  euch  sekke  u. 
claget  vor  der  peigraft  Abners,  Kön.  II  3,  31.  als  ein  faules  as 
wirstu  nicht  haben  geselleschaft  mit  in  noch  halt  in  der  p.,  Is.  14.  20. 
in  p.  eines  esels  wirt  er  begraben ,  Jer.  22, 19.  und  geben  wirt  er 
die  posen  umme  die  p.  (pro  sepultura),  Is.  53,  9.  des  fürsten  bigraft, 
Alex.  27216.  beczalen  die  peygraft,  Igl.  Stb.  V  149  b.  ob  sie  mein 
hausfraw  ir  beigraft  nicht  hie  wolt  haben,  III  153b.  czu  meiner 
peigraft,  V  95  a.  das  sie  zu  den  heiligen  (in  der  Nähe  der  Kirche) 
beigraft  hetin,  Dal.  80,  21  (32,  38). 

bei-gürtel  (=  bi-gürtel)  stm.  Geldkatze:  wer  das  habe  gelegt 
in  unser  b.,  W — B  Gen.  43,  22.  der  richter  ruckte  im  (dem  Diebe) 
einen  b.  aus  dem  pusen  mit  Pfenningen,  Igl.  Str.  271.  er  bette  gelt 
gesehen  in  einer  peigurteln  (also  hier  sicf.),  271.  pfennige  in  dem 
bigurtel  sin,  Dal.  55, 35  (18,  84). 

beihel  (=  bihel)  stn.  Beil:  du  bist  gewesen  ir  hamer,  ir 
amboz  u.  ir  b.,  Hier.  66, 17. 

bei-lager,  -leger  (bi-leger)  stn.  Beilager :  den  3.  jan.  1586  hat  i 
Augustus,  churfürst  zu  Sachsen,  sein  b.  gehalten,  Eg.  Chr.  705.  dises 
keyserliche  b.  3.  des  hern  Hansen  ehlichen  beilegers,  Traut.  Chr.  109. 

beilde*  (=  bilde)  stn.  Beispiel,  Bild:  böz,  beilde,  Joh.  v.  Igl. 
5.  Gebot. 

bei-leiftig*  Adv.  ungefähr:  hett  die  herren  b.  1000  fl  ge- 
standten,  Eg.  Chr.  171. 

bein  (=  bin,  bin)  stswf.  Biene:  Von  den  peinen.  Ein  schwärmen- 
der Bienenschwarm,  der  sich  in  des  Nachbars  Hof  oder  Haus  nieder- 
läßt, gehört  dem,  der  ihn  zuerst  fängt,  Prag.  Bb.  133. 

bei-namen  (=  bi-,  be-namen)  Adv.  im  vollen  Sinne  des  Wortes, 
namentlich  binamen  (fürwahr)  ez,  ist  erbermeclich,  swä  zwei  geliebe 
also  scheident  sich,  Wh.  v.  W.  4113.  beinamen  =  insbeso7idere,  Hier. 
171,  30.  ein  warhaftiger  cristen,  b.  ein  priester  und  ein  geistlichei 
man  —  sal  nur  got  besitzen,  42, 16.  das  wir  dich  und  dein  heiligen 
und  b.  unsern  heiligen  St.  Ieronimus  also  loben  müssen,  129,  6.  laser 
vil  guter  gebete  und  b.  den  salter  137, 12.  ander  dinge  b.  was  in 
nach  dem  tode  widerfaren  was,  145, 13.  allermeuniclicben  und  b 
hinge  leute,  202,  8.  b.  ein  leben  von  seinem  stollenhaupt,  Igl.  Bgr 
76,4. 

beinen-wald  s.  bienen-v.  ald. 

beiu-gespan*  stn  Fußspange;  beingespan,  achsilgespan  u 
vingerlein  u.  armgespan  und  kettelein  (periscelides),  W — B  Num 
31,  50. 

bein-genaud  stn.  Beinbekleidung,  er  tet  von  im  die  vinger 
lin  und  sin  bein°-ewant,  Ales.  26034. 


bein-schretig  —  beiten  63 

beiu-scbretig  (bein-schroetec)  Adj.  den  Knochen  verletzend,  bis 
auf  den  Knochen  gehend:  painschretige  wunden,  Igl.  Stb.  V  37c.  82 d. 
199  d.  271c. 

beiuzig  (mhd.  beinzigen,  aus  bi-einzig)  Adv.  einzeln,  einzig, 
Chr.  Eger  1020,  in  letzterer  Bedeutung  im  Egerl.  noch  heute  als 
bainzi. 

bei-scbaft  (bi-schaft)  stf.  belehrendes,  Beispiel,  Fabel:  b.  gab 
ich  euch,  T — B  Joh.  13, 15.  gib  dich  selb  in  ein  peischaft  {erweise 
dich  als  ein  Vorbild)  guter  werk,  Titus  2,  7.  bis  ain  peischaft  (im 
Druck  fälschlich  perschaf,  ebenbiid  11.  Bibel)  der  getreuwen  in  dem 
wort,  I.  Timoth.  4, 12.  in  den  trubsalen,  di  ir  erleidt  zu  der  pei- 
schaft (in  ein  exempel  IL  Bibel)  dez,  gerechten  urtails,  IL  Thess. 
1,5.  neint  bischaft  (ein  Beispiel  an)  des  ubeln  ausgang,  Jak.  5,  9. 
si  sint  gemacht  in  pischaft  zu  enthaben  di  pein  des  ewigen  feuers, 
Judas  1,  7. 

bei-slafen  (subs.  Inf.  bi-slafen)  stn.  Beischlaf:  das  du  ge- 
brouchest  meines  beislafens,  W — B  Gen.  38, 16.  die  vrowen,  di  do 
man  derkant  haben  in  beislafen,  die  erwurgit.  —  Aber  die  meide 
und  alle  wlpliche  iuncvrowen,  die  behaldet  euch,  W — B  Nuni.  31, 
17  u.  18. 

bei-släfunge  (=  bi-släfunge)  stf.  Beilager:  der  do  was  vor- 
weser  über  die  b.  des  kuniges,  W — B  Esther  2, 14. 

bei-slag  (=bi  slac)  stm.  Abfall  beim  Schlagen,  schlechte,  nach- 
geschlagene Münze:  bei  allerlei  muntz  beisiege  und  bei  weihe  un- 
weib  müssen  wesen,  Ack.  47, 13. 

bei-sorge  (=  bi-sorge,  bei  Lex.  nur  md.  Belege.)  stf.  Be- 
sorgung, Fürsorge,  Seelsorge,  was  schon  ist,  das  ist  mit  teglicher  b. 
swere  zu  halten,  Ack.  30,  21.  Besorgnis:  auch  weren  sie  ohn  alle 
b.  und  gewehr  auf  die  grentzen  gegangen,  Traut.  Chr.  208. 

bei-spel  (=bi-spel)    stn.  Parabel,  Gleichnis:  zu  einem  b.  der 

|  vorsmehunge  und  der  ungehorsamkeit,  W— B  Esther  16,24.  und  ouf 

hub  her  sein  b.  u.  sprach  (assumpta  parabola  sua  dixit),  Num.  23,  7. 

|  nam  ein  b.  und  sprach,  Num.  24,  3.    nemende  sein  b.  (assumens  para- 

bolam  suam),  Job.  27, 1. 

bei-spild*  stn?  exemplum:  zu  einem  beispilde,  W — B  Num. 
5,  21  u.  5,  27. 

bei-stendig  (  =  bi-stendec)  Adj.  beistehend,  behilflich:  alle 
gotes  zirung-  sol  b.  wesen,  wider  euch  zu  wurken,  Ack.  10, 13.  bei- 
stendiger  aller  bedürftigen,  58, 1.  der  etat  b.  u.  gehorsam  sein,  Igl. 
Str.  190b  S  108.  imand  vor  gerichte  mit  seinem  eide  b.  sein,  Igl. 
B.  33.  der  stat  b.  und  gehorsam  sein,  Igl.  Stb.  II  107  a.  107  b.  Elbog. 
Chr.  28,  2.  28,  7.  43, 2.  77, 42. 

bei-stendiger  (bi-stender)  stm.  1.  Augenzeuge,  2.  Helfer:  2.  nahen- 
der b.  =  Gott,  Ack.  58, 1. 

beiten  (=  beiten)  swv.  zögern,  warten,  einem  Frist  geben: 
ibeit  des  blinden,  Sol.  7,  29.  Wes  beitestu?  worumb  bekerest  du  nicht 
klein  hertz  in  besserunge  gegen  gote,  Hier.  37, 19.  kume  schire  und 
lass  dein  beiten,  63,  5.  gleicherweis  als  ein  mitling  seines  werkes  und 
: seiner  arbeit  ende  beitet,  also  beite  ich  dein,  75.  12.  gerechten  ge- 
Irichtes  b.,  81,  18.  wir  waren  beitende  eines  sulches  urteiles,  147,  25. 
nicht   langer  des  beitet,  ir  gebt  im  kristenliches  reht  (Taufe),  Wh. 


64  bei  teil  —  be-jac 

v.  W.  3277.  seiner  czeit  Leiten,  Const.  1 5, 1.  wir  wollen  nicht,  das 
die  smide  oder  ander  arbeiter  auf  ein  vierteil  jars  und  etwenn  mer 
oder  minner  beiten  ires  vordienten  lones ,  I  15,  3.  durch  peiten  des 
lones,  IV  18, 1.  es  entaugt  nicht  czu  p.  do,  do  nicht  hilft  das ,  des 
man  gepeitet  hat  IV  11,  5.  si  (die  fursprechen)  sullen  nicht  dovon 
schaden  nemeu,  dovon  sie  pilleich  Ion  b.,  IV  4, 11.  darinne  nicht  zu 
p.  ist,  II 1, 7.  das  nach  ordenlicher  saczunge  iderman  seiner  czeit 
p.  sol,  das  er  in  seinen  Sachen  ein  gut  antwort  habe,  15, 1-  Igl.  Str. 
40.  Prager  Str.  103.  beite  dornach  ander  siben  tag,  W — B  Gen.  8, 10 
u.  12.  Judith  10,  6  u.  I  79b.  Beit,  wider  beit,  beit,  wider  beit,  Sol. 
94,  28.  wir  beiten  sein ,  wenn  er  kura  von  der  hochzeit,  Sol.  94, 35. 
das  du  auf  dem  ufer  des  himelischen  landes  unser  beitest,  Sol.  97,  35. 
baitend  T — B  Job.  5,  3.  Luk.  1,  21.  bait  wir  eins  andern,  Luk.  7, 19. 
do  ir  Paulus  beite  zu  Athen ,  Btb.  17, 16.  du  beides  (hast  zu  er- 
warten) ein  gros  ubil,  Dal.  74,  28  (30,  19). 

beiten,  biten  (mhd.  biten)  stv.  II  warten,  zögern  wes  biten 
wir?  Wh.  v.  W.  7121.  was  mugeu  wir  biten?  ja  sult  ir  mit  mir 
riteu  vür  die  geerten  herzogin,  6290. 

beitler  (biutelsere  -er)  stm.  Beutelmacher,  Lederarbeiter ;  einer 
der  durchbeutelt,  durchsiebt,  ein  b.,  der  die  orgel  alhie  gemacht  hat, 
Chr.  Traut.  50. 

beitsche  s.  peitsche. 

beitunge  stf.  Verzug,  Verzögerung ,  Erwartung:  du  herr,  bei- 
tunge  Israhel,  Sol.  58, 35.  und  was  ist  newr  mein  beitung?  Sol. 
94,  29.  gab  und  Ion  ir  b.,  Sol.  99,  40.  ir  peitunge  was  sich  worden 
(periit  exspectatio  eorum),  W — B  Ez.  19, 5.  wo  ist  nu  dorumme 
mein  p.  (praestolatio) ,  Job.  17, 15  u.  Gen.  8, 10.  vor  vorchten  vor 
der  baitung.  T — B  Luk.  21,  26.  ain  fraizlich  paitung  dez,  urtails, 
Judeu  10,27. 

bei-vellig*  Adj.  zustimmend,  anhänglich:  mich  dahin  zu 
notigen,  in  des  beifelliger  [zu  werden]  Elbog.  Chr.  78, 18. 

bei-weilen  (bi-,  be-wilen)  Adv.  bisiceilen:  ob  mich  b.  wider 
meinen  willen  ein  slaf  begriffe,  Hier.  10, 16.  b.  wart  ich  erczornet 
über  mich  selben,  11, 10.  24, 15.  du  twingest  sie  b.  zu  sunden,  53,  26. 
wann  b.  so  schrei  er  mit  grausamigen  antlutz,  137,  21.  116, 14. 

bei-wesen  (=  bi-wesen)  stn.  Anwesenheit,  Beisem.  Gesellschaft: 
Es  ist  sitte,  das  man  die  leut,  die  den  tot  vorschult  haben,  für 
gericht  pringt  u.  in  irem  b.  urteil  über  sie  spricht,  Olm.  Stb.  89. 
in  b.  des  herrens  Endres  Lederer,  Elbog.  Chr.  69,  26. 

bei-wesung*  stf.  Anivesenheit,  Gegenivart :  in  b.  und  vorjehung 
Bernhartz  von  Schonpergk,  Elbog.  Chr.  2, 1. 

»  beiz*,  peiz*  stm.?  Leinwand,  Byssus:  di  here  —  nachvolgten 
im  auf  weissen  rossen,  gevasset  mit  weissem  peiz  reinen  (vestiti 
byssino  albo  et  mundo),  T — B  Offenb.  19, 14. 

bei-zeichen  (=  bi-zeichen)  stn.  1.  Symbol,  2.  Gleichnis,  3.  Be- 
deutung: vom  munde  zu  munde  rede  ich  zu  im  und  offenbar  nicht 
durch  ratsal  und  beiezeichen  (figuras),  W — B  Num.  12,  8. 

beiden  sivv.  beizen:  er  beizje  der  stat  so  nähen,  Alex.  3407. 
er  reit  beiden  mit  dem  valken  sin,  Trist.  1137. 

be-jac,  -ges  stm.  Beute,  Errungenschaft,  Vorteil,  Geschäft: 
Vil  diner  wirde  bejac  mir  suo^e  in  minem  herzen  lac,  Wh.  v.  W 


be -jagen  —  be- klagen  65 

1054  f.  ein  sinnig  berze  gap  ir  rät,  das  trahte  üf  weltlich  bejac, 
739 f.  ie  üf  dem  ros  ein  barnesch  lac  vollen  guot  vif  ritterlich  bejac, 
3158.  aldar  sie  kämen  durch  bejac  und  nämen,  swaz,  sie  fnnden, 
5505.  da  bite  ich  umb  der  nar  b.,  4953.  ein  lieplichez,  kosen  —  git 
dicke  bi  hohem  mvvote  pin  und  doch  an  Minden  bejac,  7064 ff.  üf 
prises  bejac  riten,  Alex.  18593.  Alex.  Anh.  768. 

be-jageu  swv.  erbeuten,  erringen;  refl.  sich  beschäftigen,  sein 
Leben  erhalten,  das  ich  habe  von  mir  diu  flnht  bejaget  mit  miner 
unzuht  (ich  hätte  durch  mein  ungebührliches  Betragen  dich  von  mir 
getrieben),  Wh.  v.  W.  1104 ff.  =  verfolgen,  Chr.  Elbogen  91,  28.  ritter- 
lichen pris  den  muoz,  ich  nimmerme  b.,  ob  ich  dir  unrecht  welle 
sagen,  Trist.  361. 

be-jechen,  be-jeken  stv.1,1  mit  G.  bekennen,  beichten,  zu- 
gestehen: begehent  ir  sund,  T — B  Matth.  3,  6.  der  mein  begicht 
(sich  zu  mir  bekennt)  vor  den  leuten  und  ich  begich  sein  vor  meinem 
vater,  Matth.  10,  32.  si  giengen  alle,  daz,  si  beiechen  (bei  der  Volks- 
zählung), Luk.  2,3.     er  begache  und  laugent  nit,  Joh.  1,20. 

be-jechung*  stf.  Bekenntnis,  wir  behalten  (lasset  uns  fest- 
halten an)  di  unbeweglich  begechung  unser  Zuversicht  (Hoffnung), 
jT — B  Juden  10,23.  di  begehung  des  mundes  wirt  getan  zu  der  be- 
|  haltsam,  Römer  10, 10.  in  den  tagen  der  begehung  (der  Schätzung, 
:  Beschreibung ,  professionis) ,  Btb.  5,  37.  begich  gute  begehung  (be- 
t  kenne  eine  gute  bekanntnucz  XI.  Bibel)  I.  Tim.  6, 13.  6,14. 

be-kennen  siuv.   erkennen,  bekannt  machen,  zu  eigen  geben,  refl. 

izur  Erkenntnis  kommen:  Je  grosser  lieb  zu  b.,  ie  grosser  leit  zu 

lemperen  lieb,  Ack.  16,  18.     Es  ist  offenbar,  wer  im  rechten  (vor 

\Gericht)  bekennet,  den  hat  man  für  den,  der  überwunden  ist,  Const. 

IV  10, 1.   wer  im  rechten  bekennet,  muss  1.  czu  seinen  rechten  jaren 

kommen  sein.   2.  williclich  u.  unbetwungen  b.    3.  wissende  u.  nicht 

jkon  irrsal  der  sachen  b.    4.  wider  sich  b.    5.  im  gerichte.    6.  vor 

peinem  richter.     7.   in  kegenwortikeit  seines  widersachen  ader  des 

schaffers.   8.  von  einem  sichern  ding  ader  sicher  grosse.   9.  von  dem 

Klinge,  dovon  die  clage  ist,  Const.  IV  10. 

be-kent-lich  (be-keune-lick)  Adj.  erkennbar,  bekannt:  alle  dinc 
I  —  sint  dir  b.  und  wissentlich,  Alex.  Anh.  21.  das  doch  der  arman 
In  keinerlei  weise  bekentlichen  (zugibt)  Elbog.  Chr.  71. 

be-kent-nusse  =  bekantnisse,  bekentnisse  stfn.  Bekenntnis. 
mFür  den  Beklagten  belastendes  B.  hat  nur  in  den  oben  unter  bekennen 
i  ingegebenen  Fällen  Gültigkeit,  Const.  IV  10. 

be-keren  sivv.  hin-,  umwenden,  verwandeln,  zu  einem  Glauben, 
Ii6-,  anwenden,  in  den  früheren  Zustand  bringen:  ertznei,  zu  b. 
Inenschleiche  gebrechen,  Sol.  54,  20.  =  zur  widerkar  (s.  d.)  bringen, 
■  3hr.  v.  Eger  1143.  bekert,  abgetragen  und  gewandelt  =  gebüßt, 
1.143.  sich  umwenden:  Ihesus  bekert  sich  und  sprach,  T — B  Luk. 
|153, 28.  si  funden  den  stein  bekert  (weggewälzt)  von  dem  grab, 
,  j  juk.  24,  2.  do  ich  waz,  bekert.  als  ich  mich  umgewendet,  Offenb.  1, 12. 
be-kerung  stf.  1.  Krisis  einer  Krankheit,  2.  Bekehrung,  3.  Lehre, 
*!f.  Vergütung:  so  euch  nit  abtrag  und  b.  von  mein  son  beschech, 
\  aüsst  ir  euch  —  beclagen,  Eg.  Chr.  1144.  2.  an  Saut  pauls  tag  Be- 
;:erung,  Eg.  Achtb.  II  118. 

be-klagen   swv.   über  oder  gegen  einen  kl.,  Chr.  Traut.  1C5. 

Jelinek,  Wörterbuch.  5 


66  be-klagunge  —  be-kumern 

be-klaguuge  stf.  (Diefenb.  gl.  164  lamentatio)  Klage,  querela: 
weune  beclagunge  hat  er  in  mir  fanden,  W — B  Job.  33, 10. 

be-komen  s.  be-kumen. 

be-komern  s.  be-kumern. 

be-koinerung  stf.  (Lesart  nach  Cod.  E  für  underwinden)  = 
Inangriffnahme,  Const.  II  1,  2  u.  3.  S  119,  19  u.  24. 

be-korn  sicv.  schmecken,  kosten,  kennen  lernen  (mit  Gen.,  Acc. 
oder  Nebensatz)  prüfen,  versuchen  mit  Acc:  bekoret  sint  unser  veter 
ftentati  sunt),  W— B  Judith  8,  21.  das  er  dich  bekorte  (tentaret), 
Deut.  8, 2.  zagheit  er  nie  bekorte,  Alex.  4644.  da  von  (infolge  der 
Ermordung  so  vieler)  manic  herze  bekort  jämer,  der  im  e  was  un- 
kunt,  8314.  sulch  jämer  wir  nie  bekorten,  als  wir  von  im  horten, 
Ernst  3487.  do  er  ez,  het  bikort  (den  Wein  mit  Galle  gekostet  hatte), 
T— B  Matth.  27, 34.  er  het  b.  da^  wa^er,  Joh.  2,  9.  di  bekoren  nit 
meins  abentessens,  Luk.  14,  24.  nit  enrurt  noch  bekort  noch  begreift 
alle  dink,  di  da  sint  in  der  verderbung.  Kolosser  2,  22.  wir  haben 
gelobt  —  uns,  nichtz  ze  b.,  bis  daz,  wir  Paulus  derslugen,  Btb. 
23, 15.  di  nicht  b.  den  tod,  Matth.  16.  28.  daz,  di  genad  Götz  bekort 
den  tod  um  all.  (den  Tod  für  alle  erleide),  Juden  2,  9.  di  habent  auch 
bekort  di  himilischen  gab,  Juden  6,  4. 

be-korunge  stf.  Versuchung:  Nicht  soltu  vorsuchen  deinen 
herren  gote,  als  du  vorsuchet  hast  an  der  stat  der  bekorunge  (in 
loco  tentationis).  W — B  Deut.  6, 16.  b.  durch  den  krieg  (wegen  des 
Zankes)  der  kinder  von  Israel  (tentatio  propter  jurgium  f.  Isr.), 
Ex.  17,  7.  jene  aber,  die  b.  nicht  empfangen  haben  (qui  tentationem 
non  susceperunt)  sint  gestoret  von  dem  storer,  Judith  8,  24  f.  Nu 
hab  ich  bißher  nit  gehört,  wo  man  dergleichen  kuckenfleisch  genomen 
hab,  imand  kein  b.  gescheen  sei  (s.  widerkar),  Chr.  Eger  1143  (Ver- 
gütung, Schadenersatz),  ob  di  b.  ist  heiig  und  der  samnung  =  wenn 
aber  die  Erstlinge  heilig  sind,  so  ist  es  auch  die  Masse,  T — B 
Bömer  11, 16. 

be-krenken  swv.  schwächen,  verletzen:  liht,  das  kein  vinster- 
nusz  bekrenkt,  Sol  31,  33. 

be-krien  swv.  beschreien,  laut  preisen:  bekriet  schone  und 
beschrit  wart  des  fürsten  höchgezit,  Trist.  511. 

be-kumen,  (be-konien)  stv.  I,  2  kommen,  gelangen,  sich  er- 
eignen, erholen,  zu  statten  kommen,  biz,  daz,  wir  dir  bekomen  sten 
(vor  dich  kommen),  Wh.  v.  W.  2122.  swar  sie  vor  e  bekämen  (wohin 
sie  früher  auch  immer  gekommen  sein  mögen),  5011.  Ist  aber,  das 
dem  antworter  kein  meldunge  ader  beschirmunge  bekumpt  noch, 
hilf  et  (Xisi  competat),  Const.  IV  7,  6.  das  in  ruch  und  gemach  davon 
bekume  (quod  —  ipsis  proficiat  ad  quietem).  I  Torr.  8  41.  auch 
bekumpt  es  wol  der  urborer  bescheidenheit  (discretioni  urbariorum 
convenit),  I  4,  8.  II  2, 10.  dovon,  das  alle  dink  gleich  bekumen  dem  l 
gerechten  u.  dem  ungerechten  (aeque  eveniant),  W — B  Prediger  9,  2. 

be-kumeru,  bekomern  md.  für  be-kümbern,  bekumberi) 
sivv.  belästigen,  in  Not  bringen,  in  Arrest  setzen,  beschäftigen,  siel 
mit  eticas  b.,  es  pflegen:  die  —  röubsere  —  den  walt  bekumberi 
beten,  Wh.  v.  W.  5901.  freude,  leit,  vorcht  und  hoffnung,  die  vier 
alle  weit  bekümmern,  Ack.  33,  2.  mit  gebrechen  ist  bekummerl 
aller  leut  anstal.  Ack.  43.  2.    Darumb  so  sei  wir  so  sere  bekommen 


be- legen  —  be-lenten  67 

mit  dir,  48, 15.  dann  wart,  das  dn  nit  bekomert  werdest  mit 
afterrew,  3, 14.  ich  bekumer  mich  mit  der  red  (loqnutione  implicar), 
Sol.  6, 1.  der  ist  mir  ein  wint,  der  die  oren  beknmert,  Hier.  25,  26. 
In  grausamen  vorchten  der  nachtgesichte,  so  der  slafe  pfliget  czu 
b.  die  leute,  W — B  Job  4, 13.  dorumb  das  der  undercamerer  mit  vil 
gescbäften,  das  lande  berurenden,  bekümmert  was,  Olm.  Stb.  132. 
S  105.  Wenn  imand  hoffenunge  bat  czu  dem  perkwerk  —  so  under- 
windet  er  sich  einer  breiten  u.  bekomert  ein  stat  in  einem  freien 
fehle,  ein  grübe  zu  machen,  Const.  II 1,  3.  S.  119,  32  nach  E.  Er 
hat  das  mit  der  stat  prif  zu  Präge  und  anderwo  bekumert  an  unser 
wissen,  Igl.  Str.  235.  werfet  von  euch  alle  uberkerunge,  in  der  ir 
euch  habt  bekümmert  (qnibus  praevaricati  estis),  W — B  Ez.  18,  31. 
die  vorte  sint  b.  und  die  pfuczen  sint  enczunt  mit  fewer  (vada 
praeoccupata  sunt),  Jer.  51,  32.  sie  bekümmerten  den  vort  des  Jor- 
danis  (besetzten  die  Furt),  Richter  3,  28.  Holoernes  b.  alle  ire  creisse 
von  Cilicia  uncz  bis  czu  den  enden  Jafet,  Judith  2, 15.  Und  alles 
gesinde  Effraims  schrei  und  b.  die  wasser  und  den  Jordan  uncz  bis 
czu  Bethara  (=  Bethbera),  Richter  7,  24.  alle  waren  sie  bekümmert 
von  dem  wein  (fatigati  a  vino),  Judith  13,2.  vinsternüsse  haben 
sie  b.  (fatigaverunt) ,  Judith  9,7.  do  Wlasta  het  daz,  lant  be- 
kommert,  Dal.  46,21  (14,5).  anlangen,  beteidingen,  aufhalden, 
bekümmern,  Stb.  Brüx.  293  u.  227.  bekumert  von  dem  unrainen 
Geist,  T — B  Mark.  1, 23.  di  mit  unkenschen  gedanken  ir  hercz 
bechumern,  Job.  v.  Jgl.  10.  G.,  alle  di  ier  sinne  damit  b.  als  alle 
die  davan  gern  boren  reden  6.  Gebot. 

be-legen  sivv.  bergm.  ein  Bergwerk  mit  Knappen  belegen:  das 
er  es  —  das  ort  —  zu  rechte  belegen  mag,  DIR  23a,  10.  legten 
wir  nicht  heuer  dar,  si  (der  munczmeister  u.  andere)  wolden  von 
meines  herren  des  kunigs  wegen  die  orter  selber  mit  heuern  belegen, 
ilgl.Bgr.  53,21. 

be-legunge  stf.  Belagerung:  werden  wirt  sie  —  die  stat  — 
Jin  ein  b.,  W— B  Ez.  4,  2  u.  4,  7. 

be-leiben  s.  be-liben. 

be-leibliuc  s.  bleihling. 

be-leilmng*  stf.  Überbleibsel,  Rest:  si  hüben  auf  die  b.,  T — B 
[Matth.  14,  20. 

be-leichtcn  s.  be-leuchten. 

be-leiten  swv.  geleiten,  Geleite  geben:  wie  er  an  siner  wider- 
Ivart  von  der  kristenheit  beleitet  wart  mit  mangem  fürsten  lobesani, 
|Wh.  v.  W.  5548.  wirt  is  not  sein  —  in  zu  beleiten,  Stb.  Brüx  352. 
Iden  herren  sie  beleiten  zu  schiffe,  Trist.  1558.  wer  hat  in  beleitet 
liier,  Alex.  20509.  den  (meister,  sun  oder  tochter  eines  meisters) 
Nullen  alle  maistern  und  gesellen  zur  kirchen  und  begrebnus  belayteu, 
[gl.  Stb.  V  177b. 

be-lernen*  sivv.  belehren:  welche  werden  wissen  zu  defen- 
llieren  ohne  mein  b.,  Igl.  Ms.  25.  Bei  L.  belernunge  =  Belehrung 
aus  Thiir.  Rd. 

be-leuchten  (be-liuhten)  swv.  beleuchten,  erhellen:  wachs  kaufen 
II—  die  obgemelte  mess  czu  beleuchten,  Igl.  Stb.  V  164a. 

be-Ieuten  (be-liuten)  sivv.  mit  Geläute  bekanntgeben:  die 
lljlocke  —  dormite  die   wecbter   auch  solten  das  l'euwer  b. ,   Traut. 


68  be-liben  —  be- nennen 

Chr.  143.     ich  —  habe  dieses  fewer  beleutet  mit  der  ratkglocken, 
167. 

be-liben,  bliben  stv.  II.  in  gleichem  Zustand  bleiben,  unter- 
bleiben, tot  bleiben,  übereinkommen*:  so  sein  alle  rete  u.  die  eldisten 
doran  mit  einander  beliben,  das  — ,  Olm.  Stb.  57.  snnderlichen  sein 
auch  die  rete  mit  den  eidern  doran  vestiklichen  b.,  58.  61.  62. 

be-ligen  stv.  1,1,  liegen  bleiben,  dabei  bleiben,  tot  bleiben, 
trans.  belagern:  Sloss  Karlstein,  das  iczunt  belegen  ist,  Aussig 
Ukdb.  177. ' 

be-listigung*  stf.  (von  be-listen  =  durch  List  erreichen):  Über- 
listung, er  wird  die  stat  wider  einnemen  durch  b.  wider  geschrieben 
freiheit,  Ch.  Traut.  120. 

be-lue*  Seeungeheuer:  die  argen  b.  die  ritt  er  zugen  sie  in 
den  se,  Alex.  21 569.  ipomites  und  b.  mangem  manne  täten  we, 
22375. 

beizen  swv.  propfen,  einnisten  lassen:  er  palczte  dy  Tutschin 
gewaltlich  (begünstigte)  Dal.  161,  20  (71, 18). 

be-iueiligunge*  stf.  (von  be-meilegen  =  beflecken)  Befleckung, 
contagio:  die  leute  mit  semlicher  bemeiligunge  vorunreinet,  W — B 
Num.  19, 18. 

be-melden*  sivv.  erwähnen:  die  bemelt  funtgrueb,  Igl.  Mutg. 
11  u.  24.  die  bemelten  partheien,  die  b.  Stollen,  Igl.  Bgr.  111.  das 
sol  ihme  bemelt  u.  verriebt  werden,  Traut.  Chr.  3. 

be-melt  =  obengenannt :  des  b.  Schaczl,  Igl.  Stb.  III  326  b.  der 
b.  Wenczlaw,  di  b.  margareta,  III  325  a. 

be-meltlich*    Adj.   angeblich,  Chr.  Traut.  126. 

ben  s.  pen,  Chr.  Traut.  139. 

be-nachten,  be-nahten  swv.  über  Nacht  bleiben,  übernachten: 
da  benähte  üf  der  ouwe  daz,  her,  Alex.  23152.  einem  b.  einem  nächt- 
licher Weile  geschehen:  die  noch  was  ein  maget,  als  ir  benachtet 
noch  betaget  were  der  dinge  ichtes  icht,  da  von  man  brüt  den 
briuten  spricht,  Trist.  869-872. 

bendel  stm.  Band,  Binde:  ein  roter  pendel  (vitta  coccinea) 
W — B  Ps.  (=VB  126  b).  die  zusamenbant  ein  iacintisch  pendil,  das 
sie  sich  claffende  icht  wekilten  u.  wurden  bewegit  von  einander 
(daß  sie  nicht  loshingen  und  voneinander  verrückt  würden),  W — B 
Ex.  39, 19. 

bendlein  (=  bendelin,  bendel)  stn.  Bändchen,  Binde:  mit 
iacinthischen  b.,  Ex.  28,  28. 

be-neben  Adv.  und  Präp.  seiheärts,  zur  Seite:  b.  im  zöcli 
man  daz,  sine  (ros),  Alex.  Anh.  1931. 

be-nemen  stv.  1,2  wegnehmen,  entziehen,  berauben,  refl.  siel 
entledigen:  der  schar  der  hüfe  die  zal  benam,  nieman  sie  kund« 
erahten,  Alex.  6236.  das  du  im  das  leben  hast  benomen,  Böhm 
Chr.  98. 

be-neniung  stf.  Wegnahme :  bey  der  pen  der  b.  aller  wirdikei 
(Entziehung  aller  Würden)  Eg.  Chr.  1125  S.  303. 

be-nennen  sivv.  meist  rückumlautend  =  bestimmen,  anberaumen 
verheißen,  zueignen:  auf  einen  benanten  rechtistag  vorladen,  Igl 
Bgr.  107. 1.  aller  fürsten  lant  wären  zuo  zinse  im  benant  (ver 
pflichtet).  Alex.  900.    diner  kröne  sin  benant  vil  fürsten  (untertan] 


benent-lich  —  be- mimen  69 

Alex.  121-11.  wa^  im  fürsten  wären  b.  —  die  wurden  besant,  26751. 
waz,  im  boten  wirt  gesant  den  sint  die  trinkvaz,  b.  (zum  Geschenk 
bestimmt),  26404. 

be-nennung*  stf.  (guter)  Ruf,  Ruhm:  swelhe  da  sint  guter  b. 
(bonae  famae),  T— B  Philipper  4,  8. 

benent-lich  Adv.  mit  ausdrücklichen  Worten:  reichen  und 
geben  b.  500  gülden  reinisch,  Traut.  Chr.  94. 

be-nentnusse  stn.  (bei  Lexer  nur  aus  Freiberger  Rechts- 
denkmälern belegt) :  noch  der  czal  der  b.  =  iuxta  numerum  vocabu- 
lorum,  ihrer  Namen),  W — B  Num.  26,  53. 

be-nimen  (wohl  das  mhd.  beneimen)  swv.  festsetzen,  bestimmen, 
verheißen:  umb  kees  u.  eier,  den  armen  leuten  zu  der  abentspeis 
benimpt  u.  bestelt,  Olm.  Stb.  73. 

bennig  Adj.  im  Banne  befindlich,  geboten  oder  verboten  unter 
Androhung  von  Strafe,  Chr.  Eger  1108. 

be-nötigen*  (be-noeten)  swv.  zivingen:  des  wir  benotigt,  ew. 
k.  mt.  zu  clagen ,  Elbog.  Chr.  107,  3.  ir  mitburger  also  nit  b.  (be- 
drängen) 102,18.  sunder  sich  benotigt,  di  von  Elpogen  zu  smehen, 
118,  10. 

be-ncetung*  stf.  Bedürftigkeit,  Notlage:  der  armenleut  b.  zu 
wegen  (in  Rechnung  zu  ziehen,  berücksichtigen)  Eg.  Chr.  1140. 

bensei  stm.  —  pensei,  pinsel,  Pinsel:  darüber  brün  wol 
stende  brä,  als  sie  mit  dem  bensei  da  ze  wünsche  sin  gestrichen, 
Wh.  v.W.  1506  ff. 

be-nug  Adj.  b.  thun  =  genügen,  er  hat  damit  seinem  ampt 
nicht  benug  getan ,  Chr.  Elbogen  76,  29.  so  ist  —  dy  gros  schuld 
und  angst  (Bedrängung  durch  Feinde)  auf  unsern  nacken  gewachsen, 
nit  wissen  noch  betrachten  kunnen,  wie  dy  benug  zu  tun,  Chr.  v. 
Eger  N.  1123  S.  300. 

be-migen  subst.  Inf.  stn.  Genüge:  das  einem  itczlichen  Rechte 
und  ein  b.  geschee,  Olm.  Stb.  146.  Christus,  unser  liber  herr,  Petro, 
seinem  Vicario,  antwort  czwa  swert  czu  benugen  off  erden:  das  ein 
swert  geistlicher  u.  das  ander  werntlicher  ordenung,  Olm.  Stb.  76. 
das  den  armen  kranken  mit  essen,  mit  trinken  und  mit  dem  leger 
ein  b.  geschee,  73.    dem  Spruche  ein  b.  tun,  Elbog.  Chr.  39,  2. 

be-nugen,  =  benüegen  swv.  genug  haben,  zufrieden  sein:  benugt 
sein,  Chr.  Elbogen  16, 17.  64, 1.  71,  30.  78, 1.  105, 16.  b.  =  genügen, 
nachkommen :  39,  2. 

be-nügig  Adj.  b.  machen  =  zufriedenstellen,  befriedigen:  wie 
wol  wier  ihme  umb  die  kaufsumma  —  durch  Versicherung  b.  gemacht, 
Chr.  Traut.  67.    Elbog.  Chr.  78,  7. 

beuüg-lich*,  -en  Adv.  genügend,  in  zufriedenstellender  Weise: 
Ib.  u.  notturfticlich  geantwort,  Eg.  Chr.  1072  S.  261. 

be-niimen  md.  für  be-nuomen  swv.  namhaft  machen,  urkundl. 
'.verheißen:  der  lehenschefter  freue  sich  des  rechten,  das  im  der  lehen- 
Iherre  benumet  und  bescheidet  (quod  sibi  concessor  dixerit  deputandum), 
Const.  III  5, 16  S.  191.  ein  stete  stunde  des  tages  b.  ader  bescheiden 
(assignare) ,  III  5, 13.  so  haben  wir  beiden  teilen  des  einen  be- 
numpten  tag  gelegt  vor  uns  in  Rat  zu  komen,  Olm.  Stb.  132  S  105. 
ho  sal  —  die  geltschult  dem  Closter  czu  sent  Bernhardin  czum  Baw 
—  gevallen  —  dorczu  sie  es  benumpt  u.  beschaft  (vermacht)  haben, 


70  be-quemlich  —  be-rede 

155.  ein  gesworen  des  rates,  der  dorczu  benumet  (bestimmt)  ist,  den 
slussel  haben  sal,  49.  in  irem  benumten  (dedicato)  heiligen  ampte, 
W — B  Par.  I  25, 1.  das  er  benumte  in  ir  teil  (ut  traderet),  Estber  2,9! 
die  er  im  benumet  hette  zu  einer  tochter  (quam  sibi  adoptaverat* 
in  filiam),  Estber  2, 15.  die  Sterke  irr  bende  der  gewalt  irr  abtgoter 
benumende  (robur  manuum  suarum  idolorurn  potentire  deputantes, 
zuschreibend),  Estber  14,  8.  die  selben  benümpten  personen,  Eger  Str. 
13.  benumen  =  namhaft  m.,  Cbr.  Elbogen  25, 11.  25,  21.  26, 15.  er 
hat  bekannt  und  benumet  seiner  eelicben  frawen  —  200  prager  muncz, 
Igl.  Stb.  II  169a. 

be-quemlieh  Adj.  passend,  aequalis  geeignet,  nütz:  Du  strafest 
mit  rede,  die  dir  nicht  b.  ist,  W — B  Job.  15,3.  der  eit  b.  ist,  die 
kriege  zu  entscheiden,  Const.  IV  9, 1.  ob  das  b.  sei  unserm  gemein 
nueze  —  daselbst  einen  Stollen  zu  messen,  II  5, 1.  was  unserm  ge- 
meinen nueze  allerbequemlichst,  114,10.  darnoch  in  den  wirdigen 
bochezeiten  sol  man  die  perkmeister  mit  einer  bequemlichen  Steuer 
und  hülfe,  nicht   mit  ereze,   sunder  mit  pfennigefn]  trösten  I  7.22. 

ber  sivm.  Bär:  und  her  giengen  czwen  peren  (tirai)  aus  dem 
walde,  VT— B  Kön.  IV  2.24. 

be-rainen*  die  Grenzen  ziehen,  -bezeichnen)  siev.:  weide,  wisen 
-  mit  allem  dem,  das  darezu  beraynet  ist  u.  in  denselben  reinen 
begriffen  ist,  vorleiben  u.  reichen,  Mind.  Egerl.  17  (a.  1389). 

be-rainung  s.  be-reiimng. 

be- rasten*  r.  raste,  reste  siov.  ausruhen,  rasten:  ouf  dem 
beraste  der  geist  (super  quos  requieverit  spiritus),  W — B  Num. 
11,  26. 

be-räten  stv.  red.  12  1.  (v.  rät  Rat)  =  überlegen,  anordnen,  reji. 
mit  sich  zu  Rate  gehen,  2.  (v.  rät  =  Vorrat,  Lebensunterhalt)  aus- 
rüsten, unterhalten,  mit  etwas  versehen.  2.  wan  er  (Gott)  reich  ist 
zu  beraten  allermeniclich,  Hier.  59, 15.  er  (Gott)  sol  uns  noch  be- 
raten, er  ist  noch  hoher  gäbe  rieh,  Wh.  v.  W.  5399.  nicht  anders 
wir  da  häten,  sus  wären  wir  beraten  (so  schlecht  ausgestattet),  6683 f. 
die  beriet  man  des  toufes  sä,  7768.  also  mich  got  vor  diser  stat 
diser  zweier  süne  beraten  bat  (mir  beschert),  7492.  sit  ich  von  der 
guoten  schiet,  diu  mich  der  zweier  süne  beriet  (sie  mir  gebar), 
6613.  ist  das  euch  got  berett  (iciedcr  Ertrag  vom  Bergbau  gibt), 
Igl.  Bspr.  IV. 

be-rauchen  swv.  beräuchern:  dar  nach  berouchte  er  (Alex.)  den 
sarc  (Achills)  mit  wirouch  und  mit  mirre,  Alex.  4994. 

be-raumen,  -re innen,  -reimen*  (von  rümen  Platz  machen,  iveg- 
räumen,  weichen)  swv.  festsetzen,  bestimmen:  Chr.  Traut.  150.  191. 
204.  249.  262.  270.  dem  grossen  grenitzsteine,  den  er  itzt  b.  lesst, 
Traut.  Chr.  150. 

bere  s.  berg. 

bere  s.  berre. 

be-rechten  (=be-rehten)  swv.  vor  Gericht  aussprechen,  aus- 
machen, richten,  verurteilen,  hinrichten:  daselbst  sol  er  (der  Er- 
mordete) berechtund  werden,  Chlum.  1 6. 

be-rede*  stn.?  stf.?  Vereinbarung,  Bedingung  (der  Übergabe): 
dorauff  worden  die  pered  geleutert  und  gelobten  (die  Gefangenen) 
recht  gefencknis;  Eg.  Chr.  1185  S.  356. 


bereden  —  be- reiten  71 

bereden  swv.  für  jemanden  Zeugnis  ablegen:  wen  er  einen  un- 
schuldigen nicht  bereden  wil  —  u.  er  sein  unschult  wol  weis,  Joh. 
v.  Igl.  5. 

be-red-leute  st.  PI.  (von  bereden  mündl.  festsetzen,  beweisen 
durch  Eid  oder  Kampf  sich  verteidigen),  Zeugen  einer  Vereinbarung: 
die  b.  oder  hochczeitleut,  die  dan  czwischen  in  ein  berednus  ge- 
macht haben.  Olrn.  Stb.  151. 

be-redmis  (=  beredmisse)  stf.  1,  Verabredung,  Vertrag,  2.  Reini- 
gung, Entschuldigung:  1.  ein  obeschrift  ous  unserm  register  der  b. 
mit  dem  Libak,  unserm  mitpurger,  Igl.  Str.  323  S  234.  auff  suliche 
b.  (Versprechen),  Igl.  Bgr.  80,  2.  ein  berednus  gemacht,  Olm.  Stb.  151. 
2.  Quod  Martinus  expurgatiouem  homicidii  habere  non  potest  sibi 
impositi  de  iure  hoc  est  vulgariter  dicendo:  Martin  mak  kein  be- 
rednus habin,  Brunn  Str.  I  730  S.  336.  —  1.  von  wegen  einer  Verlust, 
dorumb  er  mit  ir  ein  freundlich  b.  thun  hat,  Igl.  Stb.  V  195  d.  ein  b. 
u.  ainung  gemacht  ist,  V217d.  III  A  99b.  ein  b.  von  einer  rinnen 
wegen,  III A  158a.  111133a.  ein  freuntliche  berednus  und  ein 
ganz  ewigs  gemecht,  III  206  d.  also  hield  er  mit  Adams  hausfraw 
ein  b.  (Versuch  einer  gütlichen  Beilegung  ihres  Rechtshandels), 
III  39  d. 

be-redunge  stf.  Verabredung,  gütliche  Beilegung,  Beweisführung, 
Anspruch:  das  er  keine  clage  oder  b.  getun  mag  (questionem 
movere),  Const.  II  3, 11.  wie  im  die  selbig  schuld  über  die  b.  seiner 
schuldiger  (=  Schuldner)  nicht  beczalt  ist,  Igl.  Bgr.  93,  3.  was  wir 
mit  iuch  in  b.  haben  =  verabredet  haben,  Stb.  Brüx  257.  het  er  b. 
(Unterredung)  mir  gegeben,  sin  oheim  mochte  noch  hiute  leben, 
Ernst  1183.  1216. 

be-reinen  s.  be-rainen. 

be-reinung*  stf.  Schlichtung  eines  Rechtstreites:  den  dingen 
gutliche  rw  geben,  bis  es  zu  beraynung  komen  mag,  Eg.  Chr.  N.  1170. 

be-reit  Adj.  =  bar:  bereites  gut,  Brunn  Str.  II 231.  II  175. 
derstet  der  clager  auf  den  antwurter  b.  Pfenning  mit  einem  rechten, 
II  231.  wer  selgeret  wil  machen  an  seinen  lesten  czaiten,  der  schol 
das  nicht  an  erbe  und  an  eigen  [tun]  sunder  an  bereitem  gelde 
II 175.  nur  um  b.  gelt,  Prager  Str.  117.  berait  pfenning  vorpieten, 
Igl.  Str.  97.  siebenthalb  und  dreissik  schok  grosser  phenning  Prager 
muncz  und  czal,  die  wir  von  in  perait  emphangen  haben,  Budw. 
Urkb.  445.  mit  bereytem  gelde  nach  gewonlichem  kauffe  czu 
beczalen ,  Stb.  Brüx  178.  umb  b.  gelt  hingeben ,  Eger  Str.  A  XV  12. 
—  20  schock  gross,  die  ich  im  hie  berait  hab  müssen  beczalen,  Igl. 
Rspr.  V.  das  er  berait  im  das  beczalt  hab,  Igl.  Stb.  111326a. 
18  seh.  gr.  bereites  geldes,  11164  b.  beczalen  mit  gutem  beraitem 
gelt,  III  133  c.  ich  vermeld  beraiez  (bereitetes)  malcz  czwai  prau,  Igl. 
Stb.  V  269  d,  bar  bereit  geldt,  Traut.  Chr.  159. 

be-reiten  (mhd.  be-reiten)  swv.  rüsten,  benachrichtigen,  kennen 
lehren,  berechnen,  herzählen,  Rechenschaft  ablegen,  mir  ist  leit,  daz, 
ich  den  menschen  hän  bereit  (geschahen),  Alex.  11242. 

be-reiten  (=  be-riten)  stv.  II  reiten  auf  (einem  Weg,  Pferd), 
angreifen,  einholen  durch  Reiten,  bergm.  durch  Umreiten  abgrenzen*: 
Wer  do  spricht,  das  im  ein  erbehaftig  stolle  gelegin  si,  ab  is  sin 
not  were,  der  sal  bewisen  mit  siner  hantfesten,  das  im  dorezu  be- 


72  be- reit -schaft  —  berer 

rethen  (II:  bellten)  adir  gegebiu  si  DIR  14.  Gewöhnlich  —  nicht 
notwendig  —  erfolgt  durch  diese  Bereitung,  circum-equitando ,  die 
Verleihung  eines  Erbstollen  und  „Erbes"  (im  engeren  Sinne)  oder 
„Erbgebirge"  =  Felder,  deren  Größe  im  bes.  Fall  bestimmt  wird 
(oft  mehrere  gemessene  Berge  samt  Überscharen ,  Const.  113,8),  in- 
dem der  oberste  Regalbeamte  u.  eine  Abordnung  des  Rates  auf  den 
Berg  ritten  u.  die  Grenzen  bestimmten,  die  verlochsteint  (Const. 
II  3, 12)  ivurden,  Zycha  I  215 f.  vgl.  auch  I  233  Anm.  22.  czu  bereiten 
u.  ezn  weisen  die  reynen,  die  —  etwenn  geschahen  und  gereinet 
wurden.  Mind.  d.  Egerl.  19. 

be-reit-schaft  stf.  Zubereitung,  Ausrüstung,  Gerätschaft,  bares 
Geld:  als  sie  (die  Kaufleute)  ze  dem  se  «sohlen  u.  b.  koufen  wolden, 
"Wh.  v.  W.  5454.  er  kam  ze  lande  mit  b.  und  mit  phande,  Alex.  1244. 
an  b.  uf  den  velden  niuwan  von  gezelden  nämen  sie  also  kreftic 
guot,  14421.  manegen  rubin  —  saeh  man  üf  dem  borten  dar,  da 
die  b.  ane  hienc,  der  des  werden  lip  bevienc,  12297.  der  küne- 
ginne  ich  hän  beschaft  (vermacht)  alle  min  b.,  26998,  sie  mochten 
siden  oder  braten,  ab  sie  die  b.  häten  (etwas  zu  braten  hatten), 
Ernst  3544.  das  niemant  umb  deheine  b.  noch  umb  dehein 
gelt  spilen  sol,  Prag.  Str.  18.  das  ein  knecht  seime  herren  verstolen 
hat  von  b.  an  kleinot  und  auch  an  gewant  wol  auf  70  schocke  wert, 
Igl.  Str.  271.  kauffen  b.  zum  gemerck,  Tgl.  Ms.  19.  kaufmanschaft 
um  b.  kaufen.  Eger  Str.  A  XY  11.  es  sol  niemand  dehein  b.  guidein 
grosse  phennige  oder  halber  noch  deheinerlei  muncze  —  verkaufen 
noch  geben  —  umb  merunge  (Zinsen)  auf 'deheinerlaie  frist,  Eger 
Str.  XV  2.  al  mein  beraitsckaft  mitsambt  aller  und  jeglicher  meiner 
und  irer  geltschuld,  Igl.  Stb.  Y  275b.  das  sie  bei  irer  muem  des 
Margreta  Wenczl  parchanterin  czu  Igla  gar  nichsnicht  hat  weder 
in  peraitschaft  noch  an  geltschuld  noch  an  klayneten,  V  153  c.  die 
b.  Überantwort  und  verreicht  (ausgefolgt),  V  180c.  was  ich  hab  an 
b.,  das  schaff  ich  meiner  hansfrawn,  III  30  c.  100  gülden  in  b. 
Y  31  a.    in  b.  las  ich  60  gülden,  Y  67 d. 

be-reitunge  stf.  Bereitung:  an  die  b.  (praeter  praeparationes) 
iener  manne,  die  bekümmert  hette  die  gevenknüsse  (quos  occupaverat 
eaptivitas\  W — B  Judith  7,  2.  Rüsttag*,  der  Tag  vor  dem  Sabbat h: 
ez,  was  die  beraitung,  di  da  ist  vor  dem  samstag  (=  Karfreitag), 
T — B  Mark.  15, 42.  an  dem  tag  nach  der  Beraitung  (karfreitag 
11.  Bibel),  Matth.  27, 62.  ez.  was  di  b.  (karfreitag  11.  Bibel),  Job. 
19.  31.  um  di  b.  der  Juden  (von  des  karfreitags  wegen  11.  Bibel), 
Joh.  19,42. 

be-remfteln*  (vgl.  Lexer  u.  Schnuller  Bagr.  Wb.  rampfen, 
raffen,  rampfel  =  habgierige  Person)  sicv.  berauben,  Chr.  Traut. 
118. 

be-röngen  (bei  L.  nur  belegenen,  beregnon,  W.  v.  Eh.  51,  25. 
berengen.  H.  v.  N.  362)  sivv.  besprengen:  di  berengt  asche  (cinis 
aspersus),  T — B  Juden  9, 13. 

be-rennen  stov.  berante,  berant  =  begießen,  laufen  lassen, 
bestürmen,  angreifen:  swseret  im  daz,  iht,  ob  er  mich  daz,  ros 
berennen  (—  mich  reiten)  siht,  Wb.  v.  W.  3192. 

berei'  (bei  L.  nur  in  ge-berer)  stm.  Erzeuger,  PI,  Eltern: 
sun,  gehorsamt  den  perern,  T— B  Kolosser  3. 20. 


be-respen  —  berg  73 

be-respen  (berespen,  berefsen)  siuv.  tadeln:  Und  Jhesus  berespt 
in  und  der  tenfel  gieng  ans  von  im,  T — B  Mattb.  16, 17.  Jhesns 
berespt  in  (den  unreinen  teufel),  Luk.  4, 35.    er  berespt  si  (di  tenfel), 

4,  41.  er  b.  den  wint,  8,  24.  er  b.  den  unreinen  geist  9,  42.  9,  55. 
welcher  von  euch  b.  mich  der  sund,  Joh.  8,  46.  wir  werdeu  b.  vom 
herren,  I.  Korinther  11, 32.  mit  was  berespent  di,  di  da  widerstent 
der  warheit,  IL  Timoth.  2,  25.  dorum  si  wurden  berespt  von  im  mit 
aller  turstikait,  Btb.  6, 10.     di  sundern  berespe  vor  allen,  I.  Timoth. 

5,  20.  ze  b.  alle  die  ungengen,  Judas  1, 15.  b.  dese  geurtailte,  Judas 
1,22.  ir  werd  berespt  von  der  e  als  di  obergeer  (Übertreter),  Jak. 
2,  9.  si  mochten  nit  b.  seine  wort  vor  dem  volke,  Luk.  20, 26.  si 
berespten  sie  (di  iunger),  Luk.  18, 15.  Peter  begond  in  zu  b.,  Mark. 
8,  32.  Herodes  wart  b.  von  im  um  Herodiadem,  Luk.  3, 19.  meister, 
berespe  dein  iunger,  da^  si  swigen,  Luk.  19, 39.  di  b.  in,  daz,  er 
swige,  Luk.  18, 39.  er  b.  si,  er  gebot  daz,  si  dicz  keinem  sagen, 
Luk.  9,  21.  di  geselschaft  berespete  si,  daz,  si  swigen,  Matth.  20,  31. 
Matth.  16,22.  Epheser  5, 11.  di  ich  lieb  hab,  di  b.  ich  und  kreftig 
si,  Offenb.  3, 19. 

be-respuuge  stf.  Tadel:  in  der  b.  dez,  Herren,  T— B  Epheser 
6,4.  er  hett  di  b.  in  seiner  tobheit,  empfing  die  Strafe  für  seinen 
Unsinn,  IL  Petri  2, 16. 

be-reuen,  be-reweu,  beriuwen  stv.  III.  mich  beriuwet  ein 
dinc  =  bereue  es,  bin  betrübt  darüber)  reuen,  dauern:  Es  —  beräwe 
in,  das  er  den  menschen  het  gemacht  in  der  erden  (paenituit  eum), 
W — B  Gen.  6,  6.  mich  rewet,  das  in  habe  gemacht,  Gen.  6,  7.  nicht 
es  in  berawen  hat,  Jer.  20, 16.  daz.  nie  keinen  man  berau ,  betrübte, 
Alex.  1637. 

berg  stm.  Berg:  wider,  gegen,  ze  berge  empor:  er  begunde  — 
die  hende  uf  gegen  berge  heben  —  gegen  den  lüften,  Alex.  10528. 
Bergm.  ein  für  Bergbau  durch  Abbauwürdigkeit  des  Erzes  und  das 
nötige  Maß  geeignetes  Gebiet,  Feld  oder  Berg.  Beim  Bergmessen 
wird  im  Igt.  Bergt:  ein  maßwürdiger  Metallgang,  seiner  Längen- 
ausdehnung, dem  „Streichen"  nach  aufgeteilt,  Einzelunteryiehmungen 
zugeteilt,  die  ihn  nach  der  Richtung  seines  Falles  zu  verfolgen 
haben.  Zu  Seiten  seiner  Salbänder  im  Hangenden  und  im  Liegenden 
wurde  Feld  von  bestimmter  Ausdehnung,  die  Vierung,  zugegeben. 
Das  Iglauer  Grubenfeld  war  demnach  ein  gestrecktes  Feld  mit 
ewiger  Teufe  nach  dem  Fallen  des  Ganges.  Als  Vierung  ivurden, 
einerseits  um  die  Beivequngsfreiheit  für  den  Abbau,  andererseits  um 
die  —  besonders  in  Iglau  und  vorzugsiveise  im  Hangenden  vor- 
handenen —  Quertrümmer  einzuschließen,  beigegeben:  3ll2  Lanen 
(Lehen)  im  Hangenden  und  1  Lane  im  Liegenden:  Unde  wo  ein 
berg  oder  Stollen  funden  wirt  oder  ausgearbeitet  wirt,  da  schol  man 
inne  haben  auff  das  hangende  vierdhalb  lehen  und  auff  das  ligende 
ain  lehen  (zu  je  7  lachter,  Klafter)  die  höe  und  die  teufe  in  gleicher 
masse  (altitudo  et  profundum  in  aequali  statura),  Igl.  Bg.  U — A  §  2. 
Und  swo  ein  perch  funden  wirt  oder  ein  Stolle  wiert  angenomen, 
der  pehabt  czu  recht  an  sinem  haugunden  vierthalbe  lehen  und  an 
seinem  ligunden  ain  lehen  [hoch]  und  tief  in  gleicher  weise,  U — B 
§  2.  —  Deutscb-Broder  Recht  (69)  —  So  ist  von  ersten  czu  wissen, 
das  ein  iczleicher  gemessen  perg  beheldet  siben  lehen  in  die  slihte 


74  berg 

(gerichtes  in  die  lenge  nach  des  ganges  cznge  E)  und  das  hangende 
hat  vierdhalb  lehen  und  das  ligende  hat  nur  ein  leben,  und  iczleiches 
lehen  beheldet  in  im  siben  lachter,  Const.  II 2, 1.  —  Unde  ein 
iczlicher  stolle  beheldet  das  recht,  das  ein  gemessen  berg  hat  uff 
sin  hangendes  und  uff  sin  ligendes:  uff  sin  hangendes  vierdehalb 
(vier  Ib)  lehen  und  uff  sin  legindes  eins  (ein  halp  F.),  DIR  §5,2. 
Das  Bergmaß,  die  Längenausdehnung  nach  dem  Streichen  des 
Ganges,  betrug  7  Lehen  {oder  Lernen  von  je  7  lachter,  Klafter)  also 
4'J  Klafter:  nämlich  3%  Lanen  oder  24l'l2  Klafter  nach  den  2  Seiten 
vom  Birnbaum.  Entstanden  ist  dies  Maß  tvohl  so,  daß  an  die  — 
als  Mindestentfernung  zweier  Schürfe  verlangte  —  Ausdehnung  von 

1  Lehen  nach  2  Seiten  noch  je  ein  und  an  diese,  so  auf  3  Lehen 
erweiterte,  Fundgrube  noch  je  2  {die  sogenannten  4  endeisten)  Lehen 
angeschlossen  wurden.  Nachdem  mindestens  2  der  Stadt geschworenen, 
denen  das  Vermessmigsrecht  zustand,  den  Gang  des  Muters  geprüft 
hatten,  ob  er  im  Stollenort  mindestens  1  Klafter  auf  der  Sohle  und 
3lt  Klafter  hoch  anstehe,  dann  entweder  selbst  das  Erz  angeschlagen 
hatten  oder,  wenn  sie  nicht  sachverständig  waren,  es  in  ihrer  Gegen- 
wart hatten  anschlagen  lassen  und  versiegelt  nach  dem  Schmelzgaden 
oder  der  Hütte  gebracht  hatten,  wurde  es  daselbst  geprüft,  ob  es 
maßwürdig  sei,  d.  h.  ob  es  1ji  Marie  Blicksilbers  (einen  vierdung 
gutes  geplicktes  Silbers)  nach  Deckung  der  Hüttenkost  gebe.  Sie 
können  auch  mehrere  Gänge  in  demselben  priifen  und  einen  maß- 
loiirdigen  darunter  suchen.  Auf  künftige,  erhoffte  Maßwürdigkeit 
einzugehen,  ist  ihnen  nach  den  Const.  II  2, 12  streng  verboten.  Die 
7  Lehen  werden  nun  mit  der  Schnur  vom  Runbaum  aus  (DIR 
§  13,  3.  Const.  II  2,  3  u.  Igl.  Bgr.  N.  4)  —  unter  mehreren  Gängen 
desselben  Finders  von  dem  aus,  von  welchem  dem  Bergwerk  alle 
Notdurft  geschieht  {gefördert,  Wasser  entzogen  und  Wetter  gebracht 
wird:  von  dan  alle  fordemus  aus  und  inget,  Igl.  Bgr.  6,  7)  —  gemessen. 
Wenn  der  Aufschluß  durch  einen  Stollen  erfolgte,  so  wird  von  der 
Fundstelle  an  gemessen,  (Igl.  Bgr.  U — A  5,  U — B  12). 

An  die  7  genannten  Lehen  (lanei  principales  der  Const,  =  ge- 
messener Berg  im  engeren  Sinne)  wurden  dann  nach  beiden  Seiten 
je  ein  Königs-,  ein  Bürger-  und  ein  Herrenlehen  gemessen  Wenn 
aber  bergfreies  Feld  {infolge  von  zu  nahen  Bergwerken  auf  dem- 
selben Gang)  gegen  beide  Stollenörter  zu  fehlt,  so  verlieren  zunächst 
nur  die  von  den  äußersten  Nebenlehen  an  Maß1)  Wenn  aber  die 
Lehen  (3Va)  zwar  nach  einer  Seite  sich  ergehen  und  hier  noch  berg- 
freies Feld  sich  anschließt,  nach  der  andern  aber  nicht  Platz  ist,  so 
sind   detn    Finder    alle   Lehen   nach   der   einen  und  im   Anschluß 

2  Königs-,  2  Bürger-  und  2  Herrenlehen  zu  messen  {diese  Neben- 
lehen heißen  dann  wohl  auch  „Sechslchen").  Hierbei  ist  nach  U — A 
und  B  von  der  Grenze  des  hindernden  Berges,  nach  den  Const.  und 
DIR  §  13,  7.  Igl.  Bgr.  N  7.  8.  9  von  der  Fundgrube  aus  zu  messen. 
Was  zwischen  dieser  und  dem  Nachbarberge  bleibt,  wird  —  mit 
Ausnahme  von .  J/2  Klafter  neben  dem  Schacht  für  die  ungestörte 
Arbeit  —  zur  Überschar.    Doch  gibt  es  eine  solche  zwischen  2  Berg- 

x)  Was  aber  unter  2  Lehen  {—lWeJtr)  bleibt,  wird  nicht  ver- 
messen, sondern  Überschar. 


berg  75 

werken  auf  verschiedenen  Gängen  (also  im  Hangenden,  bzio.  Liegen- 
den) nicht.  Die  Nebenlehen,  ztdetzt  Igl.  Bgr.  N  51  im  Jahre  1419 
envähnt,  kommen  im  15.  Jh.  ab,  Zycha  I.  209—224.  Belege  über  die 
Vermessung  a): 

Wer  einen  neuen  perk  vindt,  dem  sal  man  messen  siben  leben 
uff  paide  Seiten,  dem  herren  kunige  ein  lehen  auf  beide  seilen  und 
ein  purgeriehen.  (Mangelhafte  Übersetzung  von:  mensurentur  ei 
septem  lanei,  ex  utraque  parte  domino  regi  unus,  ex  utraque  parte 
burgensibus  unus),  Igl.  Bgr.  U  —  A  §  3.  —  Der  einen  newen  perck 
vindet,  dem  scliol  man  mez,en  siben  leben,  itwedertkalb  dem 
kunige  ein  leben  u.  itwederthalbe  den  burgern  einez,,  U — B  §  3. 
Das  Fehlen  der  Herrenlehen  (an  diesen  Stellen)  erklärt  sich  ivohl  dar- 
aus, daß  die  Igl.  Bergwerke  auf  königl.  Grunde  waren  u.  die 
Künigslehen  eben  die  Herrenlehen  waren.  —  man  misset  ikweder- 
balben  der  funtgruben  vierdebalb  leben,  donacb  an  iczlicber  siten  ein 
konigesleken  (dem  kunige  ein  leben  III)  unde  dornoch  ein  purger- 
ieben (abteslehenla)  unde  ein  berrenleben,  DIB,  §13,  6.  —  Ab- 
weichend auch  im  Deutschbroder  B.  (07) :  ex  utraque  parte  mensure- 
tur  domino  regi  laneus,  postea  Henrico  et  fratribus  suis  primo  dictis 
(also  das  Herrenlehen),  postea  iuratis  laneus  (also  erst  jetzt  das 
Bürgerlehcn)  sicut  regi.  —  Man  sol  auch  messen  einem  iczlichcn  perge 
vierdhalb  lehen  an  icleichem  teile  (allenthalben,  das  ist  auf  beide 
stoluort  Cod.  E)  an  czu  heben  mitten  in  dem  wirbel  des  rumpaumes. 
Darnach  sol  man  uns  (=  dem  Könige)  messen  ein  lehen  gleicherweis 
und  ein  purgeriehen  und  ein  berrenlehen,  Const.  II  2,  3.  —  b.  Messung 
nach  einer  Seite:  Wo  man  einen  perk  messen  scbol  u.  bindert  das 
dann  das  purgeriehen  (==  Ende  eines  andern  Berges)  also  das  er  czu 
dem  minsten  vierdhalb  leben  nicht  bebalden  mak,  so  schol  di  egenante 
masse  (die  7  Lehen)  des  newen  pergis  sich  anheben  in  der  greniczen 
und  czil  des  (fremden)  purgerlehens,  und  also  beheldet  er  die  rechte 
masse :  siben  lehen,  darnach  dem  herren  kunigen  czwai  lehen  und  den 
gesworen  schullen  sie  czwai  lehen  messen  (=  Bür geriehen),  Igl. 
U — A§  13. — Swo  man  einen  perch  mezen  schol,  das  es  der  purger 
lehen  hindert,  daz  er  zu  dem  ministen  vierthalb  lehen  nicht  mag 
gehaben,  die  vor  genant  maze  schol  man  anheben  czu  ende  der  purger 
leben  und  also  pehelt  er  sin  recht  mäze  der  siben  leben;  darnach 
meze  man  dem  kunege  czwei  lehen  und  den  purgern  czwei,  Igl. 
U— B§21.  —  Mag  sich  dise  masse  (7  Lehen  -f-  0  Nebenlehen)  nicht 
irgehen  vor  andir  bergmassen,  so  misset  man  diese  lehen  alle  an  einer 
siten  noch  einandir.  Unde  was  czwischen  dem  nufange  unde  den 
bergen  (der  perge  hohen,  Cod.  B.,  der  purger  len,  Cod.  M.)  ist  oberig, 
das  heisset  man  ein  obirschar,  DIR  §13,7.  —  Mag  aber  di  mase 
nicht  gereichen  durch  die  nehekeit  eines  andern  gemessen  perges 
auf  peide  Seiten  (oder  stolnorter,  Cod.  E)  als  vor  geredet  ist,  so 
sol  man  auf  eine  seiten  (ein  stat  oder  stoln  E)  alle  siben  lehen  mit 
sampt  künigslehen,  purgeriehen  u.  berrenlehen  mit  allen  seinen 
rechten  peide  in  hangendem  und  ligendem  messen,  Const.  II  2,  4. — 
Sint  dem  malen  und  sich  die  masse  an  peiden  seiten  nicht  ergen 
mag,  so  schal  man  czu  der  funtgruben  anheben  u.  schol  den  gewerken 
all  ir  lehen  an  einer  seiten  (auf  ein  stoluort  EF)  nach  einander 
messen,  Igl.  Bgr.  N  7,  3.  —  Seit  Ende  des  Mittelalters  wird  in  Sachsen 


70  berg 

wie  in  Böhmen  nach  dem  doppelt  so  großen  Wehr  (  =  2  Lehen) 
gemessen,  das  wohl  urspr.  in  Schlesien  und  zwar  1342  zuerst  im  Gold- 
berger  Recht  vorkommt.  Eine  Fundgrube  wird  jetzt  zu  3  Wehren 
=  42,  die  „endeisten  Lehen"  (jetzt  die  „nächsten  u.  andern  Maße") 
zu  je  2  Wehren  =  28  Klaftern  gemessen;  statt  der  7  Lehen  (=49 
Klafter)  gab  es  jetzt  7  Wehre  (ä  2  Lehen)  also  98  Klafter.  Die 
Breite  betrug  jetzt  S^a  Klafter  ins  Hangende  und  3l/2  ins  Liegende, 
ausschließlich  der  Gangesbreite.  Auch  konnten  —  wie  früher  schon 
in  Schlesien  und  Ungarn  —  auch  mehr  oder  weniger  enrlelste  Lehen 
geliehen  werden.  Das  Budolfinische  Patent  von  1604,  Art.  6  stellte 
das  alte  7  Lehenmaß  doch  mit  der  neuen  „Vierung"  wieder  her,  Zvcha 
I  213-215. 

Der  so  gemessene  Berg  muß  mindestens  so  abgebaut  ic erden,  daß 
alle  erschroteten  Erze  angegriffen  und  nicht  etwa  verzimmert  werden 
(Const.  1 11, 2)  it.  daß  in  den  7  Lehen  mindestens  mit  3  Schächten 
(je  einem  in  der  Fundgrube  und  in  den  endeisten  Lehen),  in  jedem 
Lehen  wenigstens  mit  3,  in  jeder  Lehenschaft  mit  1  Ort  gebaut 
werde:  Ein  islick  perch  in  siben  lehen  geteilt  sebol  czu  reebte  czn 
dem  ministen  haben  drei  scheebt  und  in  iglichem  leben  drie  orter 
u.  in  islicher  lebensebaft  ein  orte  und  mag  niebt  furpas  petwungen 
weiden ,  Igl.  U — B  §  lü.  Buwet  der  nufenger  di  sebin  lehen  mit 
drien  schechten,  (nämlich-^)  vuntgruben  unde  czwei  endilste  lehen, 
der  urbarer  mag  in  nicht  hoher  gedririgen,  ein  lehen  mit  drien 
ortern,  eine  lehenschaft  mit  eime  orte,  DIR  §14,2.  —  Es  behagt 
den  eldisten  auch,  das  ein  ider  perkman  sein  recht  gancz  in  gemessen 
perge,  in  lehen  u.  in  lehenscheften  bebalde,  wer  es,  das  di  gewerken 
eins  gemessen  perges  alle  siben  lehen  mit  drein  silbergruben  aus- 
pauten,  aber  die  lehen,  die  vorlihen  sein  umb  unser  sicher  eigen- 
schaft.  wie  man  die  nennet,  mit  einer  silbergruben  u.  mit  drein 
ortein,  di  lehenschaft  mit  einem  orte  nure  gepawet  werde.  Aber  die 
newen  leute  sein  vil  behender  —  und  mithengen,  daz  ein  iczlich 
lehen  sol  ausgepawet  werden  mit  seiner  eigen  silbergruben  u.  mit 
so  vil  ortern,  als  vil  do  werden  mugen  an  schaden  der  ge- 
werken,  Const.  III  1.  9  u.  10.  Dieses  „unverhüllte  Baubbausgstcm  des 
Wenzelschen  Gesetzes"  dürfte  aber  praktisch  unbeachtet  geblieben 
s<  in.     Zycha  I  313. 

3.  bedeutet  berg  das  als  zu  geringhaltig  aufgeschüttete  Gestern, 
Halde.  Wenn  dieses  nicht  jedermann  zur  Durchsuchung  auf  etwaigen 
Meinen  Gewinn  (den  cloppern)  überlassen,  sondern  bergm.  Verarbeitung 
wieder  zugeführt  wird,  ist  es  urbar-pflichtig :  Ein  man  czuhet  perk 
aus  einer  gruben  u.  schüfet  den  auf  ein  halden  u.  wil  di  clopper 
auf  der  selben  halden  nicht  lassen  kloppen  u.  vurt  den  selben  perk 
czu  niul  u.  melt  u.  arbeit  in  selber;  u.  dorum  wil  der  urbarer  urbar 
von  der  selben  balden  nemen,  wanne  her  wil  in  niht  vorwissen,  er 
schütte  auch  erez  auf  di  selben  balden.  Entscheidung:  wanne  her 
die  halden  den  clopfern  werte,  ber  schol  von  rechte  urbor  davon 
geben,  Igl.  Bgr.  N  18.  —  was  in  got  in  den  vier  lehen  beschert,  es 
sei  erez,  kiz.  perk  ader  gang,  das  do  phennig  gilt  ader  gelden  mag 
—  hier  wohl  sonstu-ie  brauchbares  Gestern,  Igl.  Bgr.  51,11. 

4.  =  Kuttenberg:  So  er  im  pergk  gefangen  gesessen  ist,  Igl. 
Str.  (60)  S  328.    Do  czog  Albrecht  auf  der  Pehem  schade  und  legerte 


berg- bau -recht  —  berg-buch  77 

sich  mit  macht  vor  dem  Pergk.  —  sie  derwerten  den  Pergk  und 
Kollen  {Kolin)  Böhm.  Chr.  100. 

berg-bau-recht  stn.  hauptsächlich  das  Recht,  Bergteile  zu  besitzen, 
kam  allen  Stünden:  Herren  (z.B.  2  Pfalzgrafen  vom  Rhein  am  Igl. 
Bergbau  beteiligt)  Rittern,  Bürgern,  Bauern  und  Knechten;  auch 
nicht  gesessenen  und  bis  1568  ivohl  auch  den  Juden  zu,  bis  diesen 
der  Aufenthalt  in  Kuttenb.,  Joachimstal  und  allen  böhm.  Bergwerken 
verboten  wurde.  Bergbeamten  wurde  öfters,  z.  B.  1573  allen  zu 
Joachimstal  das  Mitbauen  verboten,  doch  bald  wieder  erlaubt,  da 
diese  lieber  ihre  Ämter  niederlegten.  Das  b.  besteht  1.  an  Neufängen 
im  Schutz  der  notw.  Schürf-  und  Ausrichtungsarbeiten,  2.  an 
gemessenen  Bergen,  3.  an  Erbe  im  eng.  Sinne  =  gemessenen  Feldern 
von  im  einzelnen  Falle  zu  bestimmender  Größe,  4.  selten  an  (un- 
gemessenen) Distriktsfeldern,  5.  Suchstollen  in  wassernötigem  Gebirge, 
6.  Erbstollen  (für  Abfuhr  von  Wasser  und  Einfuhr  von  Wind). 
Schur ferlaubnis  in  bergfreiem  Feld,  auch  Vereinbarung  mit  dem 
Grundherrn  braucht  man  bald  nicht,  doch  darf  man  an  fremde 
Schürfe  nicht  näher  als  1  (seit  der  Kuttenb.  Ref.  von  1579:  31^) 
Klafter  heranrücken,  um  das  Umdrehen  des  fremden  und  eigenen 
Runbaumes  zu  ermöglichen,  Zycha  I  202 — 9. 

Bergbaufreiheit  s.  bergfreiunge. 

Berg-behörde  a)  regalherrliche,  beziehungsweise  grundherrliche: 
1.  der  bergmeister,  als  magister  montium  de  Igla  in  einer  Urkunde 
von  1227  bezeugt,  oberster  Beamter  des  legi.  Grundherrn  des  Igl. 
Bergwerkes,  noch  U  —  BS  16  u.  17  erwähnt,  verschwindet  bald,  iveil 
bloß  grundherrlich,  2)  die  urbarer,  die  öfters  auch  münezmeister 
genannt  werden,  3)  berghofmeister  in  Kuttenberg,  4.  seit  1528  (ohne 
lange  Dauer)  „oberster  Berghauptmann",  5.  Urbarschreiber  und  die 
von  ihnen  ernannten  Schreiber,  6.  die  obersten  Steiger  7.  mar(c)- 
scheider.  In  den  Immunitäten  werden  nur  der  bergmeister  und 
zehentner  —  nach  Vergleich  von  1534  gemeinsam  vom  Guts-  und 
Regalherrn  bestellt  — . 

berg-buch  stn.  Die  schon  nach  dem  ältesten  Bgr.  U — A  u. 
U — B  1  D I R  1, 18  über  Verleihungen  ausgestellten  Handfesten,  be- 
kräftigt mit  dem  Siegel  der  Bergbehörde  und  der  Stadt,  (in  dem 
Schemn.  R.  nur  der  Stadt)  werden  in  Iglau  seit  der  2.  Hälfte  des 
14.  Jh.  in  das,  nach  Art  der  Gerichtsbücher  —  unter  Zeugenschaft 
des  mitwirkenden  Rates  —  geführte  Bergbuch  eingetragen,  das  beioeis- 
kräftig  ist,  während  seit  DIR  III  §  3i  schlichte  Verzeichnungen  der 
verleihenden  Beamten  ausdrücklich  —  und  darnach  auch  Freib. 
R  —  B  §  42  —  für  unkräftig  erklärt  xcerden.  Die  Annaberger 
(von  1509)  und  darnach  die  Joachimstaler  B.  0.  faßt  dann  die 
Eintragung  ins  Bergbuch  als  primär  und  die  den  Parteien  erteilten 
Handfesten  als  Abschriften  auf,  so  daß  alles,  was  nicht  in  den 
2  Büchern  (1.  für  neue  und  2.  für  wiederaufgenommene  Zechen) 
steht,  als  unkräftig  erscheint.  Kenntnisnahme  der  Eintragungen 
steht  jedermann  zu,  Zycha  1297  f.  leiunge  nach  des  perges  pueb, 
Igl.  Bgr.  Nr.  45,  4.  ein  achteil  —  verschrieben  in  das  bergbuch  vor 
dem  bergmeister,  89,  2.  noch  irem  bekentnusse  u.  des  puches  laut,  65. 
beweisen  mit  pergs  puch  ader  des  pergs  hantveste,  91.  Vereinbarung 
=  wilkur,  eingetragen  in  des  pergs  puch,  40.  52.  53.    Verlesung  der 


78  berg- eisen  —  berg-gericht 

bewarung  aus  dem  statbuch  von  wegen  des  Stollens,  N.  69a  (a.  1552). 
ein  teil  der  schuldiger  {Gläubiger)  di  do  hatten  in  des  perges  puch, 
Igl.  Str.  231  u.  232.  bergbuch,'  Igl.  Str.  232.  291.  327.  329.  332.  ein 
stuften,  die  in  das  pergepuch  pracht  ist,  Igl.  Rspr.  1 1,  S.  35,  ein 
abschritt  us  unsers  pergspuch,  Epr.  V. 

berg-eisen  stn.  =  ferruin  montanum,  Werkzeug  zum  Steine 
brechen,  Const.  I  12,  10.  schlegel  und  b.,  Chr.  v.  Traut.  148.  Nach 
Agricola  B.  111  ist  es  9  „Quärfinger"  lang,  1  '/s  breit,  1  dich. 

berg-emmer*  stm.  auf  Weinbergen  üblicher  Eimer,  Chlum. 
YIII  26  s.  unter  berggenosse. 

berg-erb-lehen  stn.  perg  erblehen,  Cod.  H.  bergisch  erb- 
lehen,  I).     erbbergwerkeu,  E.  Const.  II  2, 15  s.  erbgebirge. 

berg-genosse  swm.  Geschworener  auf  einem  Weinberge:  Wer 
do  verkauftet  oder  kauftet,  wo  man  den  Perkmeister  nicht  gehaben 
mag,  so  mac  ein  Percgenoss  leihen  und  aufnemen,  er  geb  nur  dem 
percmeister  sein  recht,  Chlum.  VIII 3.  ein  Perc-Emmer  —  scholl 
gehemmet  sein  nach  der  Percgenossen  Rat  und  schol  sein  gibig  und 
gebig  zu  nemen  u.  zu  geben.  Chlum.  VIII  26.  Perckmaister  u.  sein 
Perckgenosse,  Chlum  VII  8.  Ir  percmeister  und  ir  perc-genoz,z,en, 
habt  ir  das  recht  besessen,  so  well  wir  rügen  das  percrecht  und  das 
gepirges  recht,  Chlum.  VII 1. 

berg-gericht  stn.  Gericht  in  Bergiverksangelegenhciten.  Nach 
Zycha  I  S.  321 — 326 :  1.  Verfassung.  Das  ordentl.  Berggericht  setzt 
sich  aus  einem  Richter  (s.  bergricuter)  u.  den  Berg  geschworenen 
(s.  diese),  im  Bedarfsfälle  unter  Zuziehung  der  Stadt  geschworenen 
zusammen:  wann  des  not  ist  in  grossen  Sachen,  so  sullen  die 
geswornen  des  pergis  di  gesworn  der  stete  und  eldisten  aus  dem 
folke  czu  in  rufen,  wan  was  man  forschet  von  vil  leuten,  das 
vindet  man  dester  leichter,  Const.  I  5, 7.  In  jüngerer  Zeit  fällen 
nur  mehr  die  Stadtgeschworenen  das  Urteil,  so  in  Iglau  nach  dem 
Spr.  Nr.  92,  so  in  Kuttenberg  nach  Igl.  Bgr.  Nr.  49, 11  u.  53,23. 
Bas  Richter amt  fällt  dem  Urbarer  bzw.  —  in  Kuttenberg  regelmäßig 
dem  Münz-  oder  Hofmeister  zu,  an  deren  statt  —  wie  in  einer 
Urkunde  von  1311,  Emier  III  N.  31  —  der  Kämmerer  oder  auch  der 
Unterkämmerer  des  Königs  in  dessen  Stellvertretung  den  Vorsitz 
übernehmen  kann.  DIR  §  23  a,  2  heißt  es:  Es  sol  auch  kein  urborer 
noch  kein  bergmeister  berggerichte  sitzen,  er  hah  czum  miusten 
czwen  schopphen  dobei  czu  seinen  geswornen  amptleuten.  —  Const. 
I  4.  4 :  Wir  seczen  ouch  —  das  weder  di  urborer  weder  der  richter, 
den  si  seczen,  kein  perkgerichte  hegen  oder  besiezen  sullen,  es  sein 
denne  czu  dem  miusten  czwen  scheppfen  kegenwortig. 

Neben  dem  ordentlichen  Gerichte  fungiert  nämlich  in  gering- 
fügigen Sachen  das  Gericht  des  vom  Urbarer  an  seiner  statt  mit 
Zustimmung  der  Gewerken  des  Berges  einzusetzenden  Bergrichters, 
(Const.  I  4,  4  s.  oben  und  DIR  §  15,  2 :  kein  urbarer  hat  das  recht, 
einen  richter  czu  seczen  uff  einem  berge  an  der  gewerken  willen) 
und  das  des  Bergmeisters,  die  beide  wenigstens  mit  2  Berg- 
geschworenen besetzt  sein  sollen  (DIR  §  23  a,  2  u.  Const.  I  4,  4  s.  oben 
und  Const.  I  7,20:  Czu  irem  (der  perkmeister)  ampte  u.  gerichte 
gehört  auch,  das  sie  kleine  widerdrise,  do  nicht  blut  vorgossen  ist, 
di  geschehen  sein  in   den  steten,   die  in  bevolen  sein,  di  niugen  si 


berg-gericht  79 

richten  czwischen  iren  undertanen.  Si  gehört  auch  an  di  gewalt, 
czu  richten  von  den  lehenscheften,  es  were  denn,  dass  die  sache  so 
swer  und  gros  were  ader  wer  czwischen  furtrefi'lichen  leuten,  so 
gehört  die  sache  an  grossem  richtstul.  Der  Bergrichter,  zuletzt 
Const.  I  6  genannt,  verschwindet  im  XIV.  Jh.  Von  diesen  Gerichten 
geht  die  Berufung  an  das  ordentl.  Berggericht.  Auch  die  organi- 
sierte Knappschaft  führte  zu  einer  gewissen  Rechtsprechung  der 
Aeltesten. 

2.  Zuständigkeit  a)  sachliche.  Die  Berggerichte  sind  ausschließ- 
lich kompetent  in  edlen  Bergsachen  und  zwar  nach  dem  Brünner 
Schöffenbuch,  R.  I.  478  (Rössler  S.  219  fi\)  nbi  rnontana  sita  sunt,  et 
non  ibi,  ubi  domini  —  montanorum  —  habitare  consuerunt.  Auch 
der  König  nimmt  hier  sein  Recht,  Igl.  Bgr.  N.  22,  3 :  Des  gibt  sich 
der  kunig,  der  monezemeister  u.  der  hofmeister  czu  den  scheppen 
des  berges  czura  Chutten  urteil,  also  das  sie  ein  recht  nach  irein 
gewissen  und  eide  darüber  sohlen  sprechen,  Aveme  das  32.  eines 
gemessen  berges  angehöret  mit  rechte.  —  Bergsachen  sind  jene 
Zivilsachen,  die  „ursprünglich  von  bergwergks  wegen  —  herkomen", 
Igl.  Bgr.  N.  107,  2.  so :  Schuldklagen  um  Samkost  oder  um  Lidion, 
Klagen  auf  „Kluft  u.  Gänge",  Metall,  Streitigkeiten  aus  dem  Kaufe 
von  Bergteilen,  um  aberslich  oder  um  gechrecz  oder  um  semlich 
dink  —  schol  man  auf  dem  perge  —  nicht  in  der  stat  gerichte  — 
vor  dem  perkrichter  oder  vor  dein  munezmeister  von  recht  taidingen, 
Igl.  Bgr.  105.  Ferner  vgl.  Freib.  Str.  XXXVII  5  u.  Schneeberger 
B.  0.  v.  1479  §  1,  2.  Außerdem  gehören  hierher  „kleine"  Frevel,  bei 
denen  es  sich  nicht  um  den  Tod  eines  Menschen  handelt:  Wiert 
aver  einer  wunt  oder  erslagen,  der  richter  von  den  pergen  nimpt 
wol  mezer  und  swert;  die  grose  pueze  gehöret  dem  richter  an  von 
der  stat,  Igl.  U — B  28.  Ein  itlich  bergmeister  hat  auch  das  recht, 
das  er  alle  unfuge,  die  mit  Worten  oder  mit  wereken  an  seiner 
gruben  u.  in  den  vier  wentten  seiner  kauwen  gescheen,  selber  mag 
richten  und  nindert  anderswo  dar  schibenn,  an  allein  wunden  und 
todtschlege ;  wann  ime  der  frevel  gepusset  wirt,  so  sol  er  sie  furbass 
an  den  marektrichter  weisen,  die  sach  zu  volfurn  u.  zu  volenden, 
DIR  §  23a,  5.  Den  flüchtigen  Täter,  soll  er  3  mal  vorladen  und 
dann  im  Marktgerichte  beschreibenn  u.  auch  öffentlich  verzelen 
(=  ächten)  lassen  23a,  G.  Czu  irem  (der  bergmeister)  ampte  u. 
gerichte  gehört  auch,  das  sie  kleine  widerdrise,  do  nicht  blut  vor- 
gossen  ist,  die  geschehen  sein  in  den  steten,  die  in  bevolen  sein,  die 
mugen  sie  richten  czwischen  iren  uudertanen,  Const.  I  7, 20.  Wir 
tailen  euch  —  czu  einem  rechten,  das  der  perkmeister  umb  dibe, 
wunten,  plutrunst  oder  ume  ander  sache,  di  in  der  gruben  oder  in 
der  kauwen  oder  an  der  tailstat  geschehen,  czu  richten  hat,  Igl. 
Bgr.  N.  106, 2.  Nach  den  angeführten  Stellen  u.  DIR  23  a,  3:  ein 
itlich  bergmeister  hat  gewalt  alle  clag  zu  richten,  die  vor  ime 
beclagt  werden,  um  teil,  si  sein  erbelich  oder  verlihen,  umb  alle 
anspräche,  es  sei  umb  kauffe,  umb  mutunge  oder  glubde  und  auch 
umb  kostvorsaumnusse  —  gehören  vor  den  Bergmeister;  auch  Zivil- 
klagen aus  Teilkäufen,  Versprechen  um  Kostverlegung  und  aus 
Lehenschaften ;  vor  den  Bergrichter  aber  —  für  den  später  auch  der 
Bergmeister  tritt  —  alle  Sirafklagen.     b)  Die  örtliche  Zuständigkeit 


80  ber-gewand  —  bgrg-bauer 

umfaßt  das  ganze  Bergwerksrevier  in  Zivilsachen,  dagegen  in  Straf- 
sachen nur  soiccit,  als  der  Frevel  in  der  Grube,  Kaue  oder  Teilstatt 
geschehen  ist,  DIR  23  a,  5.  Const.  I  7,  20.  Igl.  Bgr.  N.  106,  während 
im  übrigen,  soweit  der  Berg  reicht,  das  Stadtgericht  richtet,  U — B  27. 
„Verzählunq"  auf  dem  Berg  zielt t  die  durch  das  Stadtgericht  nach 
sich,  DIB  23a.  6. 

Verfahren  wie  beim  Stadtgericht.  Der  Versuch  der  Const.  das 
fremde  Prozeßverfähren  einzuführen,  ist  mißglückt. 

Die  Zeugenschaft  steht  zu:  um  kost  von  tailen  auf  perkwerk 
—  einem  gesworen  perkmeister  oder  gesworn  perkscriber,  Igl.  Bgr. 
N.  113,  umb  munczgelt  —  einem  geschworen  sebriber,  der  muncz- 
sebriber  ist  u.  der  muncz  gesworen  bat,  Nr.  115.  Steiger,  butleut 
und  ander  amptleut  —  haben  —  niebt  verrer  kraft  czu  besagen 
denne  also  verre,  als  ir  ampt  geet,  und  an  der  stat,  do  si  ir  ampt 
begen  und  üben  u.  tuen  schulleu,  Nr.  116.  das  man  einem  manne 
umb  di  selbe  kost  (von  Bergteilen)  nicht  dorf  vuergepieten,  er  sei 
gesessen  oder  nicht,  sunder  alle  tag  vurt  mau  in  wol  vur  den 
richter;  und  wes  in  der  perkmaister  oder  der  perkscreiber  (gruben- 
schreiber  E)  uberezeugen,  das  schol  er  alezuhant  mit  phenningen 
oder  mit  guten  phanden  vorrichten,  Nr.  114.  Nach  D  I R  23  a,  4  hat 
der  pergmeister  auch  zu  gestatten  aller  glubte  und  aller  saezunge  u. 
willekur  u.  allerbande  rede,  di  vor  ime  gescheen,  mit  vollen  rechten. 

ber-gewand*  stn.  Kleid,  varender  habe  u.  pergewandes  und 
kleinote  uuderwant  sich  der  vrawen  sweher  ires  mannes  vater, 
Igl.  Str.  269. 

berg-grube*  swf.  Bergwerk,  bergmännischer  Einbau  in  die 
Erde,  ob  Stollen  oder  Schacht,  zumeist  argentifodina:  czu  gemeinem 
nueze  der  perkgruben,  Const.  I  9,  2. 

berg-gezauwe*  stn.  Bergbaugerät,  einfaches  Werkzeug  für 
Bergbau:  was  denne  unter  der  masse  gelassen  wirt  in  den  berk- 
geezawen  (berggeezeug  E),  es  sei  eiserein  oder  holezein,  das  pleibt 
allesampt  den  newen  vindern  (=  in  instrumentis  montanis),  Const. 
II  2,  7.  Bei  Veith,  Bergicb.  Gezau,  Gezäu,  Gezeu  belegt  aus  Mathesius 
„Sarepta"  1571  Nürnberg;  Döring,  Sachs.  Bergreyhen,  II 60  u. 
Bergordn.  f.  d.  Churfürstenthum  Köln  7,25  und  Brassert:  Bergord, 
der  preuß.  Lande,  617  =  Gezäh(e),  jedes  Werkzeug,  das  der  Bergm. 
bei  seinen  Arbeiten  gebraucht. 

berg-gut*  stn.  =  Bergteil:  das  —  Ffricz  Ruswurm  ettlichen 
leuten  auf  ire  bergkguter  geliehen,  die  sie  im  für  seiu  schuld  in  das 
pergkpuch  verschrieben  haben,  Igl.  Bgr.  N.  93,  3. 

berg-haubtman  stm.  regalherrlicher  Oberbeamter  in  Bergwerken 
außerhalb  Kuttenbergs  (in  diesem  an  seiner  statt  der  berghofmeister. 
An  ihrer  Spitze  steht  seit  1528  bis  etwa  1534  als  oberstes  Organ 
der  zentralen  Bergwerksverwaltung  der  Traut.  Chr.  45  genannte 
Christof  von  Gendorf,  oberster  perghauptman  in  Behaim,  dann  jedoch 
wieder  der  oberstmünzmeister. 

berg-hauer  stm.  Berghäuer:  die  Kuttenbergischen  b.,  Traut. 
Chr.  ein  berghewer,  Eg.  Cbr.  413.  —  wohl  verlesen  für  berg  (=  taubes 
Gestein):  ir  (der  gewerken  vom  Korn)  wasser,  perkhauer  und  all 
andre  furclrung  zu  demselben  gemessen  perg  zur  Gersten  ist  aus- 
gangeu,  Igl.  Rspr. 


berg-herre  —  berg-kost  81 

berg-herre  sicm.  Gewerbe:  dieselben  (Akk.)  vingen  die  pergk- 
herren  alle  auff  einen  tag.  —  und  mussten  doch  ire  tochter  den 
pergklierren  sonen  geloben  czu  geben,  Böhm.  Chr.  102. 

be'rg-kost(e)  stf.  Kosten  des  Bergbaues  usw.  1.  für  die  Berg- 
arbeit. Da  es  zumeist  kapitalistisch  beteiligte,  nicht  persönlich  selbst 
arbeitende  Gewerken  waren,  heißt  der  für  die,  diese  Arbeit  ver- 
richtenden Lohnarbeiter  zu  zahlende  Lohn  „gemeine  pergkost" 
(communis  expensa  montana),  Const.  17, 15;  1115,7  in  dem  Sinne, 
daß  sie  von  jedem  Gewerken  für  die  auf  seine  Teile  kommenden 
Arbeiter,  nicht  aber,  als  ob  sie  von  allen  Gewerken  gemeinsam  für 
alle  Arbeiter  zu  bezahlen  wäre.  Darum  werden  diese  mit  Lohn- 
forderungen nicht  an  die  Gewerkschaft,  sondern  an  die  partes,  pro 
quibus  laboraverint,  gewiesen,  zahlt  ursprünglich  jeder  Gewerke  seine 
Lohnarbeiter  beim  wöchentl.  Gedinge  aus,  später  (in  den  böhm.- 
mühr.  Quellen  zufällig  nicht  belegt,  in  Sachsen  nach  der  Schneeberger, 
B.  0.  v.  1479  §  8  u.  v.  1492  §  10,  im  Schwarzwald  durch  die  Münster- 
thaler  B.  0.  schon  1372  bezeugt)  der  Gewerkschaftsbeamte,  aber  nur 
die  Arbeiter,  für  die  er  von  den  einzelnen  Gewerken  den  Lohn  er- 
halten, andere  muß  er  mit  Lohnforderung  an  den  säumigen  Gewerken 
weisen.  Die  Annaberg  -  Joachimst.  B.  0.  ordnet  erst  bestimmt  den 
Lidion  unter  die  allgemeinen  (=  gemeinsamen)  Auslagen  der  Gewerk- 
schaft ein. 

Um  den  Lohn  kann  1.  wenn  die  Pfennige  verdient  d.  h.  nach 
Bestätigung  durch  die  Aufsichtsorgane  die  Schichten  voll  verfahre)! 
wurden  und  außerdem  2.  der  Löhnungstermin  eintrat,  wenn  aber 
nach  Freib.  B.  R.-A.  §  17  „die  gewerken  vor  dem  bergmeistere  — 
willekurn,  ire  kost  zu  wurffen  czu  geben  (=  zu  zahlen,  wenn  ein 
bestimmter  Betrag  aufgelaufen)  adir  uftage"  (==  bestimmte  Termine) 
dann,  wenn  unter  Erfüllung  von  1.  dieser  Betrag  oder  'Termin  er- 
reicht ist,  geklagt  werden  „um  Teil".  Nach  einem  vor  der  Vollver- 
sammlung der  Geiverken,  später  (D  I  R  §  22a,  1  und  im  jüngeren, 
Freib.  R)  vor  dem  Berggericht  in  mehreren  Terminen  [um  „Erbteile" 
nach  DIR  22a,  1  in  3  gedingen  —  raitungen  — ,  um  Lehenschafts- 
teile in  3  Tagen  nacheinander,  DIR  §  22  b ;  Mahnklagen  können 
nach  Vereinbarung  der  Geicerken  nach  §  22  c  entfallen]  durchgeführten 
Verfahren  wird  durch  diese  Versammlung  oder  Gericht  der  wegen 
Kostver säumung  beanspruchte  Bergteil  dem  klagenden  Arbeiter  — 
ohne  Rücksicht  auf  die  Höhe  der  Schuld,  (Const.  I  7, 15)  eingeant- 
u -ortet,  den  dieser  nun  zu  verlegen  hat  und  wohl  häufig,  da  ihm 
hierzu  das  Geld  fehlt,  verkauft.  Doch  kann  er,  wenn  der  Teil  z.  B. 
die  Forderung  nicht  deckt,  auf  ihn  verzichten  u.  für  seine  Forderung 
wie  für  jede  andere  Schuld  den  Gewerken  pfänden  lassen,  da  dieser 
mit  seinem  ganzen  Vermögen  haftet  u.  sich  auch  nicht  durch  Auf- 
geben seiner  Stellung  als  Gewerke  der  Verpflichtung  entziehen  kann, 
sondern  trotzdem  schuldig  bleibt;  Igl.  Bgr.  N.  78  heißt  es  daher: 
welick  man  sein  teil  auflesset  des  mittwoches  vor  mittag,  der  dorffe 
nicht  gelden  die  koste  der  selben  wochen,  es  were  denne,  das  er  vor 
etwas  schuldig  were.  — 

Nur  um  „bergkost"  kann  auch  Erz  (=  die  Ertragsquote  des 
mit  dem  Lohn  säumigen  Gewerken)  gepfändet  (verboten)  werden  s. 
verbieten  u.  Kommerimg:  Is  enmag  auch  kein  mau  des  andern  erez  äff 

Jelinek,  Wörterbuch.  g 


82  berg-kost 

dem  berge  vorbitten  adir  vorsprechen  uinine  keine  schulde,  wenne 
alleine  unime  die  sammekoste  der  gewerken,  DIR  §21.  Hoch  um 
gemeine  pergkoste  ist  czimlich  idem  arbeiter,  ercz  vorpieten  und 
hindern  an  allen  eit,  Const.  III  5,  7.  die  perkmeister  —  sulleu  mit 
grosen  fleise  behüten,  das  man  nimant  um  keinerlei  schult  sein  ercz 
hinder  nur  umb  gemein  pergkost  (samenkost  an  der  gruben  E), 
Const.  I  7.  15.  —  Freib.  R.-B.  §  35,  Sehern.  B.  B.  (17).  —  Diese  Kom- 
mer ung  geschieht  durch  den  Bergmeister  durch  Hineinstecken  eines 
Pflockes  in  die  bei  der  Erzteilung  dem  Gewerken  zufallenden  3Ietcdl- 
häufchen. 

b.  Kosten  für  den  gemeinschaftlichen  Aufwand,  Herstellung  von 
Maschinen  wie  Förderungs-  u.  Wasserhebungswerken,  Windfärujen, 
Einstellung  von  Treibpferden  u.  dgl.,  Bezahlung  der  gemeinsamen 
Amtleute.  Ferner  wurde  für  edle  gemeinschaftlich:  Leder,  Seile, 
Kübel,  Eisen.  Unschlitt  u.  dgl.  angeschafft.  Zur  Bezahlung  dieser 
Auslagen  muß  ein  gewerkschaftlicher  Verlag  bestanden  haben.  Erst 
in  der  Xeuzeit  hatte  dieser  auch  den  Arbeitslohn  auszuzahlen. 

Der  Beitrag  zu  diesem  Verlag  war  im  wöchentl.  Gedinge  zu 
zahlen  oder  durch  T 'fänder  sicher  zu  stellen,  3 malige  Versäumnis 
führt  den  Verlust  des  Bergteiles  herbei:  Ist  das  iemant  tail  hat  an 
eim  gepirge  u.  auzerhalb  laudes  ist  (offenbar  aber  auch  einer  im 
Lande)  versäumet  sein  bestellet1  oder  sein  püeger  drei  gedinge,  das 
er  seiner  cost  darezu  nicht  geit  (nicht  engibet  B.  engibet  M.)  er 
verleust  sein  tail  mit  rechte,  DIR  28.  Was  man  phant  umb  diselbe 
kost  verseezet,  di  mak  der  perkmaister  oder  der  perkscreiber  oder 
die  gewerken  alezuhant  an  alles  aufgepot  hin  czu  den  Christen  oder 
hin  czu  den  Juden  vorseezen,  Igl.  Bgr.  X.  78  a.  Um  Kost  versetztes 
Erb  —  schol  er  in  drin  tagen  losen.  Tut  er  des  nicht,  an  dem 
virden  tag  mag  man  das  selb  erb  verseezen,  vorkaufen  oder  di  kost, 
do  er  es  vur  verseezet  hat,  darauf  gewinnen,  wie  man  mag.  X.  78  b. 
—  Nach  jüngerem  sächs.,  über  Joachimstal  nach  Böhmen  ver- 
nüanzten  Hecht  wird  die  Zubuße  vierteljährig  gezahlt  u.  aus  den  3 
Gedingen  eine  Frist  von  4  Wochen;  doch  scheint  es  in  Kuttenberg 
beim  alten  Brauch  geblieben  zu  sein. 

Nach  Versäumung  dieser  4  wöchentlichen  Frist  wird  nach  sächs. 
Becht  u.  Schneeberg  B.  0.  v.  1492,  Schreckenb.  Entw.,  Annaberger 
u.  Joachimsth.  B.  0.  auf  Grund  eines  vom  Schichtmeister  vorgelegten 
Berichtes  der  Teil  durch  Ausschreibung  aus  dem  Gegenbuch  u.  Ein- 
tragung ins  „Betardatbuch"  zugunsten  der  Gewerkschaft  entzogen, 
die  ihn  veräußern  oder  den  gehorsamen  Geiverken  zuteilen  kann. 
Seit  15G0  so  für  ganz  Böhmen  vorgeschrieben. 

Der  säumige  Gewerke  haftet  auch  nach  Aufgabe  des  Teiles  mit 
seinem  gesamten  Vermögen  für  Kost  in  der  vom  geschicorenen  Berg- 
meister oder  -Schreiber  bezeugten  Höhe,  Spr.  113  u.  114.  Wer  seinen 
Teil  nach  Mittwoch  Mittag  aufläßt,  haftet  für  die  Kost  der  ganzen 
Woche,  Igl.  Bgr.  Nr.  78:  welich  man  sein  teil  auflesset  des  mittwoches 
vor  mittag,  der  durfte  nicht  gelden  die  koste  derselben  wochen,  es 
were  denne,  das  er  vor  etwas  schuldig  were.  —  Auch  hier  ist  Erz- 
verbot, Kommerung,  gestattet. 

Beule  Arten  von  Kost  (a  und  b)  mußten  unter  allen  Umständen, 
auch  wenn  das  Bergwerk  noch  nicht  ertragfähig  war,  gezahlt  werden. 


berg-lachter  —  berg-ineister  83 

Erst  seit  Ende  des  Mittelalters  war  dies  bei  einigen  Zechen  nicht 
mehr  nötig,  seit  nur  der  Reingewinn  u.  zwar  in  Geld  —  bei  Aus- 
beutezechen —  ausgezahlt  wurde,  andere  keiner*  abwarfen  —  „sich 
verbauten"  d.  h.  gerade  die  Kosten  deckten,  während  atif  Zubuß- 
sechen sogar  darauf  gezahlt  wurde. 

berg-lachter*  =  berc-kläfter,  ein  Langenmaß  beim  Bergmessen, 
s.  lachter,  nach  Schemu.  Bgr.  Wagner  165  =  3  Ellen  der  Stadt. 

berg-leute  s.  berg-liute. 

berg-Iich,  berg-leich*  Adj.  zum  Berge  gehörig:  mit  wasser 
und  mit  ander  perkleicher  notdorfft,  Igl.  Bgr.  53, 4.  das  im  mit 
perkleichem  rechten  gepuren  mag,  40, 6.  mit  pergleicher  arbeit, 
47,  2.  51, 1.  welchen  man  in  den  obgenanten  leben  —  mit  berklicher 
arbeit  begriffe  und  funde,  51,10.  nu  hab  ich  di  lehen  ettliche  czeit 
mit  berkclicher  arbeit  gebawet,  Igl.  Stb.  V  10  b.  als  nimand  von 
fremden  perkwerken  zu  uns  kumen  ist  mit  offen  durchsiegen  mit 
berklicher  arbeit,  Igl.  Rspr.  VII.  man  sol  und  mag  in  einem  freien 
mit  perklicher  arbeit  arbeiten,  di  weil  nicht  ein  durchslag  geschieht, 
Igl.  Rspr.  VIII.  der  lehen  mit  berklicher  arbeit  zu  geniesen, 
Igl.  Stb.  V  11c. 

berg-liute,  berg-liite,  -leute  st.  PI.  dis  sint  di  pergrecht,  di 
—  von  den  burgern  von  der  Igla  u.  von  den  eldesten  bergluten 
bestetiget  u.  beschriben  sin  — ,  DIR  I.  Einl.  purgern  u.  perkleuten, 
U— A,  Einl. 

berg-man  stm.  PI.  berg-leute,  jeder,  der  sich  mit  Bergbau 
beschäftigt,  sowohl  Gewerke  als  Bergarbeiter,  Knappe  und  alle  für 
das  Bergwerk  arbeitenden  Handwerker,  das  wir  (=  lehenheuer) 
und  ain  iczleich  perkman  dester  sicher  u.  dester  pas  gepawen 
reuigen,  Igl.  Bgr.  40, 1   (S.  352,  6)  u.  sonst. 

berg-meister  stm.  a)  regal-  oder  grundherrlicher  oberster 
Beamter,  magister  montium,  in  einer  Urkunde  von  1227  in  Iglau 
neben  dem  Urbarer  bezeugt,  ist  als  königl.  oberster  Beamter  des  auf 
königl.  Grund  gelegenen  Iglauer  Bergtverks,  nicht  als  Lokalbeamter 
des  Regalherrn  zu  betrachten.  Sein  Amt  fiel  in  Iglau  als  grund- 
herrlich bald  der  neuen  Bergwerksverfassung  zum  Opfer,  zuletzt 
erwähnt  Urk.-B  §  16  u.  17.  Seitdem  versteht  man  in  Iglau  unter 
b.  den  Gewerkschaftsvorstand.  In  Freiberg  ist  der  b.  zunächst 
Leiter  des  dem  Landesherrn  gehörenden  Freiberges  und  wird  zum 
obersten  regalherrl.  Beamten;  in  Schemnitz  (schon  Seh.  Bgr.  1)  durch 
die  Stadt  ernannt.  In  Iglau  erscheint  im  16.  Jh.  (so  Edikt  von 
1586)  als  Bergmeister,  in  Kuttenberg  als  Hofmeister,  1586  als  Ober- 
bergmeister ein  oberster  regalherrl.  Beamter. 

b)  Seit  in  Iglau  und  Kuttenberg  die  Geschäfte  des  regalherrl. 
Bergmeisters,  an  den  ursprünglich  ihm  untergebenen  Urbarer  über- 
gegangen, also  in  der  Blütezeit  des  Bergbaus,  versteht  man  in 
Böhmen  und  Mähren  unter  Bergmeister  den  von  den  Gewerken  aus 
ihrer  Mitte  gewählten  Geiverlcschaftsvorstand.  Er  mußte  wenigstens 
1  32  Teil  haben:  Di  gewerken  nemen  einen  bergmeister,  wen  si 
wullen,  also  das  derselbe  teil  mit  in  habe  czum  minsten  ein  czwei- 
unddrissigteil;  unde  wer  an  des  urbarers  statt  ist,  der  sal  im  den 
eit  geben,  DIR  §  13, 9.  Und  dovon  so  gepiten  wir  vestielich  u. 
seezen,  das  kein  perkmeister  nur  aus  den  gewerken  des  selben  perges 

6* 


84  berg-meister 

—  erweit  sul  werden,  der  czu  dem  niinsten  ein  czweiunddreissigteil 
in  dem  selben  perg  babe.  Und  demselben  snllen  di  nrborer  den  eit 
staben,  das  er  uns  und  den  gewerken  alle  trewe  getreulich  beweise, 
Const.  I  7.  2  u.  3.  Diese  Bedingung  fällt  durch  die  Joachimstaler 
B.-O.  Art.  15.  36.  38  weg.  Nach  Igl.  Recht  darf  keiner  zugleich  bei 
zwei  Gewerkschaften  Berg-meister  sein:  —  unser  angeboren  mildikeit  — 
hat  gesaczt  mit  diesem  gepote  unczubrochlich  czu  halden.  das  kein 
perkmeister  meer  ampte  ader  mer  meisterschefte  denn  einis  haben 
sol;  wann  wo  er  czu  in  peiden  eilet,  do  vollendet  er  keines  wol, 
Const.  17,  23.  Nach  sächs.  Quellen  (Schneeberger  B.-O.  v.  i477  §2. 
Annaberger  u.  Joachimstaler  ß.-O.  Art.  37)  darf  er  jedoch  bis  zu  6, 
aber  beieinander  liegende  Gruben  verwalten.  Nach  dem  Schreckenb. 
Entwurf  §  13,  Annaberger  u.  Joachimst.  B.-O.  Artikel  36  ist  er  zu 
einer  Kautionsstellung  verpflichtet.  Frauen  sind  1604  Rudolf.  Pat. 
Art.  1  von  diesem  Amt  ausgeschlossen.  Die  Bergm.  ursprüngl.  die 
ersten  Aufnehmer  eines  Bergwerks,  Bergleute,  die  dieses  durch  ihre 
Initiative,  Opfer  an  Arbeit  und  Geld  emporgebracht  und  daher  unter 
den  Gewerken  die  erste  Stelle  einnahmen,  ■ —  später  Schichtmeister 
genannt,  wurden  dann  einer  Schar  von  Beamtenaspiranten  ent- 
nommen, die  nur  ihre  Versorgung  suchten;  sie  werden  mit  Wochen- 
lohn, in  älterer  Zeit  außerdem  mit  Festtagsgeschenken  bezahlt:  idem 
bergmeister  sol  man  alle  wochen  siben  grossen  rechen,  als  das 
langest  beheglich  gewest  ist  den  eidern;  dornoeb  in  den  würdigen 
hochezeiten,  als  gewonleich  ist,  noch  dem  gewinne  der  silbergruben, 
den  si  vor  sein,  so  sol  man  si  —  mit  einer  bequemlicben  Steuer  u. 
hülfe,  nicht  mit  ereze.  sunder  mit  pfennigen  trösten.  Const.  I  7,  22. 
Joach.  B.-O.  Art.  15.  Vgl.  Schneeberger  B.-O.  1492  §5-  Schreckenb. 
Entw.  §  58.  Er  hat  den  Urbarem  den  Eid  zu  leisten:  Das  kumet 
dan  davon,  das  ein  itzlich  bergmeister  den  eidt  entphahen  muss  von 
den  urborern  und  swern  muss  offenbar,  alss  wol  des  kuniges  nutz 
und  der  urborer  alss  seiner  gewerken  zw  fudern  u.  zu  werben  u. 
iren  schaden  zu  wenden,  DIR  §23(a),  9.  demselben  (bergmeister) 
sullen  die  urborer  den  eit  staben,  das  er  uns  u.  den  gewerken  alle 
trewe  getreulich  beweise,  Const.  I  7,  3. 

Zu  seinen  Pflichten  gehört  die  ökonomische  Verwaltung  der  Zeche, 
weshalb  er  mindestens  einmal  in  der  Woche  das  Grubengebäude  zu 
besehen  hat  u.  nach  dem  wöchentl.  Bericht  der  Hut-  und  Zimmerleute 
usw.  das  Nötige  zu  verfügen  hat:  Und  ab  er  nicht  allewege,  so  sol 
er  doch  eins  in  der  wochen  selber  in  die  silbergruben  steigen,  di 
im  bevolhen  sein;  es  wer  denn  das  in  ehafte  not  hinderte,  und  sol 
doselbst,  was  gebreebsam  ader  irresam  ist,  getreulich  pessern,  Const. 
I  7,  4.  Und  sol  von  der  arbeit  der  (^zukünftigen  wochen  mit  seinen 
amptleuten  vorbesehen  u.  schicken  u.  in  allen  sacben  sein  ampt  czu 
nuez  der  gewerken  redlichen  üben,  also  das  er  in  der  silbergruben. 
di  im  bevolhen  ist,  nichtesnicht  ungeordiniret  dohinden  lasse,  I,  7.  5. 
Es  ist  auch  für  in  czu  tun  aller  koste  rechnunge,  dass  man  nicht 
unnueze  czerung  habe  ader  nueze  ader  notige  czerun^e  nicht  under- 
wegen  lasse,  I  7, 19.  Vgl.  auch  Joach.  B.-O.  Art.  39.  40.  42.  48.  54ff. 
Nach  außen,  insbesondere  bei  Anweisung  verliehener  Lehenschaften. 
Teilveräußerungen ,  Verpfändung  der  Zeche  u.  im  Prozeß  vertritt  er 
die  Gewerkschaft:  Es  mag  auch  kein  man  kein  lehenschaft  belegen 


berg-meister  85 

in  keiner  gruben,  er  entpfa  si  van  dem  bergmeister;  der  sol  im  dan 
geben  ein  gesworn  man,  der  das  ort  beschawet,  ob  es  ledig  lige  und 
abpawe,  und  vindet  er  es  dan  also,  das  er  es  czu  rechte  belegen 
mag  u.  das  es  der  czeche  nicht  schedelich  ist,  so  mag  er  es  belegen 
u.  pawen  an  hindernnsse,  DIE  §23a,  (10).  Auch  ist  das  ein  recht, 
das  kein  bergmeister  auff  keinen  andern  tag  noch  umb  kein  ander 
eigenschafft  imand  icht  leiheun  sol  vil  oder  wenig,  dann  als  di  ge- 
wercken  gesetzet  u.  ime  gebotten  haben  zu  verüben.  Leihet  er  icht 
anderss  und  kumet  des  zu  krige  und  entpfallen  im  di  gewercken, 
sein  leihen  hat  nit  kreffte.  Wer  aber  das,  das  van  ungewinne  di 
eigenschafft  zu  swer  wurde  und  der  tag  zu  kurtz  den  lehenhawern 
u.  das  di  zeche  davan  verwüste,  so  sol  der  bergmeister  di  gewercken 
besenden  uff  einen  genannten  tag  u.  manen,  das  si  beide  eigenschafft 
u.  tag  also  setzen  und  kiseu,  da  man  umb  gepawen  muge,  oder  sol 
es  selber  in  gebitten  zu  hauwen,  das  di  zeche  icht  verwüste.  Thuu 
si  dan  das  nicht,  so  sol  es  der  bergmeister  bringen  an  di  urborer, 
DIR  §  23  a,  8  u.  9.  si  sullen  i'urpas  nindert  vorleihen  leben  ader 
orter  an  der  gewerken  sunderlicbe  laube  noch  über  das  czil,  das  in 
diselben  bescheiden  haben,  sonst  sol  das  mit  rechte  kein  kraft  haben, 
Const.  17, 7.  kein  b.  soll  kein  teil  in  allen  lehenscheften,  do  si 
vorleihen,  sich  annemen  czu  pawen.  Was  wider  dise  unser  saczunge 
getan  wirt,  das  sol  darben  alles  rechten  und  aller  tat;  verfeilet  aber 
der  b.  in  disem  gepote,  so  sol  man  in  smehlich  abseczen  u.  sol 
nimmer  czu  keiner  meisterschaft  ader  ampte  auf  dem  gepirge  hoffe- 
nunge  haben.  Allen  Gewinn,  den  der  Bergm.  vom  Verleihen  von  Lehen- 
schaften  zum  Schaden  der  Freiheit  des  Gebirgs  hat,  sol  der  camerer 
czwifach  (vom,  Bergmeister  u.  den  Gewerken)  als  pusse  antworten 
in  unser  camer,  Const.  I  7,  8.  Indem  man,  gestützt  auf  dieses  Becht 
der  Verleihung  von  Lehenschaften  durch  den  gewerkschaftlichen  Berg- 
meister Iglaus,  das  auch  in  das  Freiherger  Bergr.  aufgenommen  ist, 
diesen  Bcrgm.  (Iglaus)  mit  dem  regalherrlichen  Freibergs  identifizierte, 
glaubte  man  1482  in  Freiberg  fälschlich  an  die  Notwendigkeit  des 
Eingreifens  des  regalherrl.  Bergm.  bei  Begründung  von  Lehenschaften 
und  so  entstand  unter  ausdrücklicher  (mißverständlicher)  Berufung 
auf  das  Iglauer  Bergrecht  daselbst  ein  l'rozeß. 

Die  Vertretung  der  Gewerkschaft  durch  den  Bergm.  beim  Prozeß 
lehren  die  meisten  Sprüche  des  Igl.  Bgr.,  bei  Verpfändung  der  Zeche, 
Joach.  B.-O.  Art.  62.  Der  b.  soll  besehen,  1.  das  den,  di  under  in 
arbeiten,  recht  Ion  u.  zu  rechter  czeit  vorgolden  werde  —  ader  in 
di  teil,  umb  di  si  gearbeitet  habeu,  czueigen;  2.  das  man  nimaut 
umb  keinerlei  schult  sein  ercz  hinder,  nur  umb  gemein  pergkost, 
Const.  I  7, 15.  3.  das  man  nur  den  Frzscheidem,  Bulgenmachern  u. 
den,  di  di  czeit  u.  stunden  künden,  alleine  lone  mit  ercze,  Const. 
I  7,  IG.  4.  das  der  Ion  für  die  Arbeiter  ausreiche,  domit  si  sich 
generen  mugen,  I  7, 17.  5.  er  soll  die  warheit  erfarn  von  aller  ge- 
legenheit  des  gepirges  alle  wochen  von  den  hutleuten,  czimmer- 
leuten  usw.  u.  besehen  umb  holcz,  eisen,  strenge  usw.,  17,18.  für 
im  ist  rechnuuge  czu  tun  aller  koste,  I  7, 19. 

Der  Bergmeister  ist  endlich  Richter  (mit  wenigstens  2  Berg- 
geschworenen als  Beisitzern)  in  geringfügigen  Sachen.  Die  Berufung 
von   seinem    wie   des   Bergrichters  Gericht   geht  an  das   ordentliche 


86  berg  -  meister 

Gericht  des  Urbar ers  (Münz-  oder  Hofmeisters  in  Kuttenberg):  Es 
sol  auch  kein  urborer  noch  kein  bergmeister  berggerichte  sitzen,  er 
hab  zum  minsten  zwen  schopphen  dobei  zu  seinen  geswornen  ampt- 
leuten.  Was  si  da  miteinander  urteiln,  das  hat  volle  crafft,  es  sei 
dan,  das  es  imant  straffe  u.  sich  beruffe  an  das  recht  vor  di  urborer 
u.  di  scheppfen,  und  ob  di  schepphen  selber  ein  urteil  verschiben  in 
ir  morgensprach,  DIR§23a(2).  Ein  itlich  bergmeister  hat  gewalt, 
alle  clag  zu  richten,  di  vor  ime  beclagt  werden,  umb  teil,  si  sein 
erbelich  oder  verlihen,  umb  alle  anspräche,  es  sei  umb  kauffe,  umb 
mutunge  oder  glubde  u.  auch  umb  kostversaumnusse,  DIR  23a  (3). 
Der  bergm.  hat  auch  czu  gestatten  aller  glubde  und  aller  satzunge 
u.  willekur  u.  allerhande  rede,  di  vor  ime  gescheen,  mit  vollen  rechten, 
23a,  i.  er  hat  auch  das  recht,  das  er  alle  unfuge,  di  mit  worten 
oder  mit  wercken  an  seiner  gruben  und  in  den  vier  wentten  seiner 
kauwen  gescheen,  selber  mag  richten  und  nindert  anderswo  dar 
schibenn,  an  allein  wunden  u.  todtschlege;  wann  ime  der  frevel  ge- 
pusset  Wirt,  so  sol  er  si  furbass  an  den  marctrichter  weisen,  di  sach 
zu  volfuren  u.  zu  vollendin,  5.  Ist  aber,  das  derselb  schuldige  vor- 
fluchtig wurdt  u.  vor  dem  b.  dem  gerichte  nicht  gesteet,  er  mag  in 
wol  drei  raitunge  lassen  eischen  u.  in  die  echte  thun.  Wenne  das 
geschieht,  so  sol  man  inne  dann  in  dem  rnaretgerichte  lassen  be- 
schreibenn  u.  auch  verzelen  öffentlich,  D  I  R  23a  6.  Wir  tailen  euch 
auch  czu  dem  andern  male  czu  einem  rechten,  das  der  perkmeister, 
um  dibe,  wunten,  plutrunst  oder  ume  ander  Sache,  di  in  der  gruben 
oder  in  der  kauwen  oder  an  der  tailstat  gesehen,  czu  richten  hat. 
Aber  was  ausserhalb  auf  dem  leben  oder  auf  dem  gepirge  ge- 
schieht, das  schol  der  statrichter  richten,  N.  106,  2.  Czu  irem  (der 
Bergmeister)  ampte  u.  gerichte  gebort  auch,  das  si  kleine  widerdrise, 
do  nicht  blut  vorgossen  ist,  di  geschehen  sein  in  den  steten,  di  in 
bevolen  sein,  di  mugen  si  richten  czwischen  iren  undertanen.  Si 
gehört  auch  an  die  gewalt,  czu  richten  von  den  lehenscheften ,  es 
were  denn,  das  die  sache  so  swer  und  gros  were  ader  wer  czwischen 
furtreff  liehen  leuten,  so  gebort  di  sache  an  grossem  richtstul  (so 
sullen  sie  suchen  das  erste  gerichte  Gr.),  Const.  I  7,  20.  Wer  auch 
eczliche  teil,  von  was  Sachen  das  sei,  auflest,  der  sol  diselben  auf- 
geben den  pergmeistern ,  das  si  den,  der  si  nemen  wirt,  in  di  teil 
weisen  als  recht  ist,  1  7,  21  u.  Const.  III  8, 1.  Zu  seiner  Unterstützung 
gestattet  ihm  das  spatere  Becht  (Joach.  Zus  Art.  12  von  1525,  Schmidt! 
S.  150  ff.)  einen  Jungen,  nicht  aber  mehr  zu  halten. 

Doch  sullen  die  kauffer  gescheid  sein  in  disem  teile,  das  si  czu 
voraus  di  gekauften  teil  in  den  newen  runden,  do  kein  perkmeister 
ist,  czukant  vor  den  gewerken  in  heissen  aufgeben  u.  auflassen, 
von  den  vorkauffern,  Const.  III  6,  8. 

Wir  wollen  auch  nicht,  dass  der  pergmeister  in  allen  sachen  der 
lehenschefte.  darinne  er  der  erste  geezeug  sein  muss,  kein  gerichte 
besiezen  sol,  wann  nimand  mag  in  derselben  sache  richter  und 
geezeug  sein,  Const.  Dil  5, 11.  Die  Ernennung  der  Berggeschworenen 
(Berg-  oder  Schichtmeister,  Steiger,  Schreiber,  Zimmer-  und  Hut- 
hute) ist  nach  Ansicht  der  Iglauer  nur  dann  ausschließlich  Sache 
der  Gewerken,  wenn  ihnen  dies  —  wie  in  lglau  —  durch  ein  regal- 
herrliches Privileg  geicährt  worden  ist:   Spruch  Nr.  101.    Czu  dem 


berg-ineister  87 

leczten  teil  wir  euch:  Haben  di  gewerken  an  irer  hantvest,  das  in 
der  herczoge  das  hat  erleubt,  das  si  scheppen  seczen,  so  mugen  si 
es  wol  getuen  mit  recht;  also  mugen  auch  di  urborer,  ob  es  in  der 
herczog  hat  vorlihen.  Ist  des  alles  nicht,  so  hat  der  herczoge  von 
rechte  scheppen  czu  seczen  oder  weme  her  das  von  seinem  gewalt 
empfilhet.  Dies  ist  auch  aus  Const.  I  5,  2  heraus  zu  lesen.  1530  hat 
Schlich  die  Freiheit,  jene  zu  ernennen  als  Grundherr  für  Himelstein 
und  Hauenstein,  während  den  Zehentner  der  König  unter  Tragung 
der  halben  Besoldungskosten  ernennt,  (Zycha  I  150).  In  Ferdinandei- 
schen Bergwerksvergleich  von  1534  ist  der  Bergm.  grundherrlich.  Im 
Gegensatz  zu  lglau  bildet  sich  in  Freiberg  das  Amt  des  Berg- 
meisters, der  hier  auch  —  nicht  ein  Mitglied  des  Rates  —  ivohl  als 
Redaktor  des  Freiberger  Bergrechtes  A  erscheint,  zum  obersten  regal- 
herrUchen  Amt  für  das  ganze  Land,  aus,  das  auch  in  den  folgenden 
Jahrhunderten  fortbestand,  1466  wurde  für  die  Bergwerke  außerhalb 
der  Pflege  Freibergs  ein  zweiter  und  ein  Unterbergmeister  eingesetzt, 
{Freiberger  Urkuudenb.  II  N.  1048).    Hier  bleibt  dies  Amt  von  der 

—  wie  in  Böhmen  verpachteten  Urbar  und  Münze  getrennt.  Zu 
Ende  des  15.  Jahrhunderts  dringt  in  Sachsen  (Annaberger  B.-O.  von 
1509  Art.  4  und  danach  in  der  Jochachimst.)  das  Verbot  durch,  daß 
kein  Bergmeister  über  eine  Grube,  an  der  er  selbst  Teile  hatte, 
rechtsprechen  dürfe,  1589  ivird  in  Joachimstal  bestimmt,  daß  er 
höchstens  4  Kuxe  mitbauen  dürfe,  jedoch  das  Einschreiben  derselben 
auf  Frau  und  Kind  verboten  sei,  doch  in  Kuttenberg  drang  dies 
nicht  durch,  da  die  Bergmeister  und  Beamten  lieber  auf  ihre  Stelle 
als  auf  das  Mäbaurecht  verzichten  wollten. 

Nach  der  Joachimsth.  B  0.  Art.  29  soll  der  Bergm.  schede- 
lichen Bau  abschaffen  u.  nutzliche  Baue  angeben.  Nach  Art.  92 
fungiert  er  mit  den  gesworen  u.  andern  unvordechtigen  berkvor- 
stendigen  statt  der  4  Schiedsrichter  bei  blindem  Durchschlag. 

In  der  Annaberger  und  darnach  in  der  Joachimst.  BO.  wird 
Gedingarbeit  uff  ertz  und  in  fundigen  tzechen  äne  des  bergmeisters 
willen  ader  sunderliche  tzulassung  verboten,  (Zycha  I S  301). 

Nach  dem  Schemnitzer  Bergr.  Punkt  2—5  wird  der  Bergmeister 
vom  Richter  und  Rat  ernannt  und  von  des  Königs  Kammer  besoldet. 
Nach  Punkt  14  können  Fristungen  „von  dem  raate  u.  dem  perck- 
maister  ye  14  tag,  als  oft  es  not  geschieht"  erteilt  werden,  nach  dem 
Göllnitzer  B,.  v.  1400  „ein  viertel  jar  oder  mer,  (Zycha  I  81  u.  I  316). 

Einen  in  Ausübung  seines  Amtes  trägen  Bergm.  sollen  die  Ge- 
werken, falls  diese  aber  „mit  seiner  saumpnus  u.  irresal"  einver- 
standen sind,  die  Urbarer  absetzen  u.  „von  in  selber  doselbist  einen 
perkmeister  czuhant  setzen,  Const.  I  7,  6. 

c. )  =  Hüter  eines  Weinberges:  Der  bergmeister  hat  solches 
(Einschreiben  von  Vieh  in  einen  fremden  Weinberg)  zu  verwandlen. 
Die  Wandel  (Geldstrafen)  gehören  dem  Bergm.  zu  oder  dem  Dorf- 
richter, Chlum.  1 13  u.  14.  Wir  rüegeu,  dass  so  viel  das  Berchrecht 
betreffend  ein  perckmeister  u.  czwen  perekhgenossen  erwehlet  werden 

—  die  unter  Eid  Ruhe  u.  Ordnung  auf  den  Weinbergen  erhalten 
1*.  Streitigkeiten  daselbst  schlichten  sollen,  Chlum.  VII 1.  so  sullen 
di  da  (Weingärten)  bawen,  den  ez  der  b.  (der  Frager  Weingärten) 
vorlihet,  Stadtb.  v.  Brüx  N  108.    die  konige  czu  Behem  mugen  alle 


88  berg-ordnnng  —  berg-recht 

jar  u.  so  oft  des  not  wirt,  einen  b.  seczen  und  entseczen,  Stdb.  Brüx 
N  108.  Perckhinaister  u.  sein  Perckhgenosse,  Chlum.  VII  8.  Ir 
percmeister  u.  ir  percgenossen  habt  ir  das  recht  besessen,  so  well 
wir  rügen  das  percrecht  u.  des  gepirges  recht,  Chlum.  VIII 1  u.  3. 

berg- Ordnung*  stf.  —  Bergrecht:  ich  —  mut  —  ein  fund- 
gruben  —  u.  einen  erbstollen,  der  fundgrueben  zu  guet,  mit  aller 
irer  gerechtigkheit  nach  laut  der  b.,  Tgl.  Mutung  N  13. 

berg-recht  stsivn.  Über  das  älteste  deutsche  Bergrecht,  vgl. 
Zycha,  Das  Becht  des  ältesten  deutschen  Bergbaues  bis  ins  13.  Jh., 
Berlin  1899;  über  das  Igl.  Bgr.  Zycha:  Das  böhm.  Bergr.  des  Mittel- 
alters auf  Grundlage  des  Bergr.  v.  Iglau  I  und  II,  Berlin  1900,  Vahlen. 

1.  Iglau,  das  neben  der  slav.  Burg  Iglava  als  Sitz  einer  landes- 
fürstl.  Praefektur  und  daher  nach  Jirecek  (Cod.  juris  Boh.  I  S.  82) 
selbst  als  Haupt  einer  Provinz  zuerst  1174  und  zuletzt  als  solcher  noch 
1214  erscheint,  muß  zwischen  1214 — 1227  von  der  Provinzialgerichts- 
barkeit  eximiert  worden  sein,  was  in  der  Handfeste  stillschweigend 
vorausgesetzt  wird  und  aus  dem  sonst  unbegreiflichen  Fehlen  eines 
Praefekten  von  Iglau  in  einer  an  die  Iglauer  sich  richtenden  Urk. 
r.  122?  sich  ergibt.  Die  dadurch  erwiesene  numerische  und  polit. 
Kräftigung  der  jungen  deutschen  Gemeinde  ivar  hauptsächlich  eine 
Folge  des  bereits  1227  blühenden  Bergbaues,  in  welchem  Jahr  König 
Ottokar  1.  die  Wahrung  der  Rechte  des  Petrus  v.  lamnitz  vor  allem 
dem  Gerichte  seines  Iglauer  obersten  Beamten  und  der  Igl.  Berg- 
geschworenen empfahl,  so  daß  das  Igl.  Bgr.  bereits  zu  externer  Be- 
deutung gelangt  erscheint.  Als  oberstes  Gericht  in  Bergsachen  hat 
es  Ottokar  auch  1238  betrachtet  und  1234  selbst  in  Iglau  Recht  ge- 
nommen. Als  Weistim  der  Berggemeinde  um  die  Mitte  des  13.  Jh. 
in  die  1.  Handfeste  der  Stadt  (Ä)  aufgenommen,  setzt  es  eine  — 
vollends  wenn  man  es  als  ein  in  Iglau  entstandenes  Recht  annehmen 
ivollte  —  sehr  lange  Entwicklung  voraus.  Mindestens  muß  man  die 
Anfänge  in  die  letzten  Jahrzehnte  des  12.  Jh.  zurückversetzen,  wenn 
man  auch  seine  Elemente  als  aus  der  Fremde  übertragen  wird  be- 
trachten müssen. 

Für  die  Heimat  der  deutschen  Kolonisten  in  Mühren  zuerst 
bes.  unter  dem  Markgrafen  Wladislaw,  1197 — 1222,  unter  K.  Otto- 
kar I.  beziehungsweise  Wladislaw,  Heinr.  v.  Mähren,  K.Wenzel  I. 
(wohl  bes.  deutscher  Bergleide)  und  Ottokar  II.  wird  für  ältere  Koloni- 
sation (bis  Anfang  des  13.  Jh.)  hauptsächlich  der  Niederrhein  ge- 
halten. Wenn  sich  auch  (Tomaschek,  Deutsches  Becht  in  Österr. 
S.  80ff.)  flandrisch-wallonische  Elemente  im  Igl.  Stadtrecht  deutlich 
nachweisen  lassenund  die  Kaufmannskolonie  in  Iglau  wohl  aus  nieder-. 
rhein.  Elementen  bestanden  haben  mag,  so  weist  doch  Zycha,  die 
vorherrschende  Meinung,  daß  fränk.  Bergbau  und  fränk.  Bergrecht 
vom  Rhein  und  Main  ostwärts  bis  nach  Schlesien,  nordwärts  bis  an 
den  Harz  und  über  Meißen  nach  Böhmen,  Mähren  und  Oberungarn 
gezogen  sei,  zurück,  da  den  geringen  Ähnlichkeiten  zwischen  dem 
Bergrecht  des  Harzes  und  dem  Freibergs  —  das  mit  Iglau  die 
größte  Verwandtschaft  zeigt  —  bedeutende,  ja  wesentliche  Unterschiede 
gegenüberstünden.  Er  findet  die  Grundbestandteile  des  Igl.  und  Frei- 
berger  Bgr.  in  den  Alpenländern  (bes.  in  Urk.  über  den  Silberberg- 
bau um  Trient  1185 — 1213,   auf  dem  Zessenberg  1185 — 1216,  den 


berg-recht  89 

Massanischen  Statuten  aus  dem  13.  und  beginnenden  14.  Jh.).  Und 
wenn  man  schon  die  —  iveü  nicht  erweisbare  —  'Einwanderung 
deutscher  Bergleute  aus  den  Alpenlandern  direkt  nach  Iglau  nicht 
annehmen  wolle,  kämen  die  größtenteils  den  Alpenländern  direkt  oder 
indirekt  entstammenden  Bergleide  des  böhm.  Bergbaugebietes  zu- 
nächst in  Betracht,  da  in  den  Sudetenländern  mindestens  seit  1213 
deutscher  Bergbau  im  Anfang  des  13.  Jh.  weit  verbreitet  war.  Frei- 
berg könne  man  endlich  zum  mindesten  mit  demselben  Recht  als  die 
Tochter  wie  als  Mutterstadt  Iglaus  betrachten.  Seine  Bitte  an 
Iglau  um  Mitteilung  des  Gesamtrechtes  deute  die  Erinnerung  an  die 
Herkunft  des  Freiherger  Hechtes  an  und  war  sicher  nicht  an  die 
eigene  Tochterstadt  gerichtet.  Der  Ausbau  des  Bergrechts  in  Freiberg 
sei  sicher  auf  derselben,  den  Alpenländern  entstammenden  Grund- 
lage erfolgt  wie  in  Iglau,  bis  im  14.  Jh.  in  Freiberg  das  kodifizierte 
Iglauer  Bergr.  aufgenommen  wurde.  — 

Ein  Einfluß  des  —  nach  Ausweis  vieler  slav.,  vom  Bergbau  her- 
rührender Ortsnamen  in  den  Sudetenländern  und  Oberungarn  —  ge- 
wiß vor  und  ivohl  einige  Zeit  neben  dem  deutschen  bestehenden  slav. 
Bergbaues  auf  den  deutschen,  muß  mit  Bücksicht  auf  seinen  primi- 
tiven, nicht  in  die  Tiefe  dringenden  u.  nicht  gewerkschaftlichen  Be- 
trieb für  ausgeschlossen  gelten,  wie  ja  auch  die  technischen  Aus- 
drücke des  deutschen  Bergbaues  keinerlei  slav.  Einfluß  zeigen. 

2.  Nach  der  alten  und  allgemeinen  Tradition  (Teithner,  „Versuch 
einer  natürlichen  und  polit.  Geschichte  der  böhm.  und  der  mährischen 
Bergwerke",  Wien  1780)  begann  der  Bergbau  Iglaus  und  zwar  wie 
überall  nicht  durch  bergm.  Schürfen,  sondern  infolge  eines  zufälligen 
Fundes  auf  dem  Altenberger  Zug  im  W.  der  Stadt  auf  landesherrl. 
Grund,  der  „gefreit"  d.h.  jedermann  zu  Schürfversuchen  und  dem 
Finder  gegen  geivisse  Leistungen  zur  dauernden  Ausbeute  überlassen 
wurde,  hängt  also  nicht  mit  der  kolonisatorischen  Tätigkeit  der  bei 
Iglau  begüterten  Orden  des  hl.  Johannes  von  Jerusalem  und  der 
deutschen  Brüder  zusammen,  da  sonst  das  Fehlen  grundherrlicher 
Gerechtsame  in  den  ältesten  Stählten  nicht  verstündlich  icäre.  Geist- 
licher Besitz  war  hier  an  den  Bergwerken  nicht  beteiligt.  Beim 
Tausch  der  Iglauer  Kolonie  (nebst  dazugehörigen  Dörfern  und  Maut- 
stellen) gegen  Trebitsch  seitens  des  Markgr.  Premgsl  1234  (1240  wieder 
landesfürstl.J  war  das  Bergwerk  nicht  mit  inbegriffen. 

3.  Die  Größe  des  Bergbaugebietes  und  der  Bergmannskolonie  bis 
zur  Mitte  des  13.  Jh.  ist  unbekannt,  ivar  jedenfalls  nicht  bedeutend, 
sollen  doch  (Sternberg  1  S.  50)  1278  auf  dem  ältesten  und  be- 
deutendsten Kuttenberger  Bevier  (dem  Kublik)  mir  300  Bergleute 
angesessen  gewesen  sein.  Der  Ertrag  muß  gleichwohl  trotz  mäßigen 
Reichtums  der  Gänge,  groß  gewesen  sein,  da  sich  König  Wenzel  1. 
bei  seiner  Aussöhnung  mit  seinem  Sohne  Ottokar,  für  die  Über- 
tragung der  Markgrafschaft  Mähren  als  Gegenleistung  nur  den 
halben  Ertrag  der  offenbar  durch  Silbereinlösung  wichtigen  Münze 
von  Iglau  ausbedang. 

4.  Die  Berggemeinde  besaß  selbständige  Organisation  und  eigenen 
Wirkungskreis,  die  dem  Landesfürsten  geschworenen  Grubenamtleute, 
Berg  geschworenen,  bildeten  unter  Vorsitz  des  Bergmeisters,  des  grund- 
und  regalherrlichen  Beamten  des  Landesherrn  (bis  in  die  Mitte  des 


90  berg-recht 

13.  Jh.}  das  regelmäßige  Berggericht  und  setzen  in  Fragen  der  Ord- 
nung auf  dem  Berg  Recht.  Diese  Beamten  verteidigten  die  Rechte 
des  Regalherrn,  so  die  Stadtgeschworenen  unter  Vorsitz  des  landes- 
fürstlichen (Stadt-)  Richters  und  die  der  Gewerken,  die  zugleich  Bürger 
waren  und  mit  der  Kaufmannskolonie  die  Stadtgemeinde  bildeten 
(s.  gesworene  der  stat).  Diese  beanspruchen  für  die  Bürgerschaft 
die  Bürgerlehen  und  gegen  das  eigentl.  Recht  des  Königs,  daß  diese 
sich  nicht  verliegen,  ferner  auch  die  Überscharen.  Die  beiden  letzteren 
Ansprüche  bekämpft  Wenzel  in  den  Const.  II  2,  5  u.  6. 

5.  Von  höchster  Wichtigkeit  für  die  Entwickhing  des  Iglauer 
wie  des  Freiberger  Bgr.  ivar  es  1.  daß  auf  landesherrlichem  Grund  ge- 
graben wurde  und  dadurch  ursprünglich  grundherrliche  Rechte  des 
Landesherrn  als  regalherrlich  aufgefaßt  wurden  und  die  ursprünglich 
vom  Landesfürsten  als  Grundherrn  erteilte  Bergbaufreiheit  gleichsam 
als  vom  Regalherrn  geforderte  Pflicht  von  jedem  Grundherrn  verlangt 
wurde.  (S.  Bergregal  und  bergfreiheit).  2.  daß  die  Bergleute  nicht 
Slaven,  sondern  Deutsche  waren,  die  als  mit  voller  Autonomie  aus- 
gestattete Kolonisten  ihrem  slavischen  Berg-  und  Landesherrn  frei 
gegenüberstanden.  Wie  das  „deutsche  Recht"  wurde  bes.  das  Berg- 
recht als  ihr  persönliches,  von  ihnen  selbst  zu  findendes  Recht  be- 
trachtet, nach  dem  zu  leben  ihnen  grundsätzlich  zugesprochen  war, 
(Zycha  I,  1—46). 

6.  Verbrieft  erscheint  das  Igl.  Bgr.  zugleich  mit  dem  Stadfr.  in 
der  zwischen  15. — 24.  Aug.  124!)  unter  Anwesenheit  K.  Wenzels  I.  und 
seines  Sohnes  Ottokar  IL  entstandenen  Igl.  Handfeste  (U — A.).  Aus 
dieser  ging  die  verlorene  Quelle  des  von  den  vier  Söhnen  Zmils  von 
Licktenburg  der  Stadt  Deulschbrod  verliehene  Stadt-  undw  Bergrecht 
v.  1278  (gedruckt  von  Sternberg,  Jirecek,  Bocck,  Emier,  Celakovsky) 
herror. 

Etwa  zwischen  1265 — 1280  erfolgte  auf  Grund  der  Autonomie 
Iglaus,  bekräftigt  durch  das  Insiegel  der  Stadt  die  zweite,  vom  Stadt- 
rat veranlaßte,  durch  einige  Verbesserungen  und  Ergänzungen  aus- 
gezeichnete Stadthandfeste  B.   (U— B). 

Unter  Weglassung  des  Stadtrechtes  und  der  privilegialen  Form, 
um  einerseits  eine  verläßliche,  mit  der  jüngeren  Rechtsbildung  über- 
einstimmende, viele  praktisc/ie  Fragen  regelnde  Grundlage  für  Ent- 
scheidungen zu  haben,  als  auch  als  Gesamtiveisung  an  ansuchende 
Städte,  ließ  der  Stadtrat,  sicher  nicht  durch  einen  Regalbeamten, 
sondern  durch  den  Stadtnotar  (wie  bei  U—  B)  das  DIR  I.  Fassung 
(§  1 — 27 )  wahrscheinlich  im  letzten  Jahrzehnt  des  13.  Jh.  (in  den 
Const.  schon  benützt)  herstellen  Original  nicht  erhalten.  Die  Ab- 
schriften stammen  von  dem  nach  Freiberg  gesandten  Exemplar  her. 
Eine  zweite  Fassung  des  DIB  (Ia)  liegt  vor  in  einer,  wahrscheinlich 
als  Rechtsweisung  für  eine  fremde  Stadt  (wohl  Kuttenberg)  bestimmten, 
ivegen  eines  Formfehlers  aber  zurückbehaltenen,  mit  dem  Bürgersiegel 
versehene  Aufzeichnung.  Sie  enthält  außer  textlichen  Abweichungen 
gegenüber  1  zwei  Zusatzartikel.  Ib  ist  eine  icohl  durch  die  Kutten- 
berger  durch  Umstellung  der  2  Zusatzartikel  und  zahlreiche  Ab- 
weichungen veränderte  und  selbst  1363  weitergegebene  Form  der  von 
ihnen  von  Iglau  an  Stelle  von  Ia  erhaltenen  Fassung  in  einer  Frei- 
berger Hs.  Cod.  Z.      Sie  zeigt  wiederholt  Benützung  der  Const.  — 


berg-recht  91 

Die  III.  Fassung  (in  einer  Brünner  Hs.  aus  der  Mitte  des  14.  Jh. 
und  einer  Iglauer  Hs.  v.  1370)  zeigt,  ohne  Scheidung  des  Stadtr.  und 
Bevor.  11  weitere  Artikel  und  bildet  die  Grundlage  für  das  jüngere 
Fr  eib  erger  Bergt.  — 

Const.  Als  erster  und  letzter  suchte  König  Wenzel  II.  (1283 — 
1305)  seiner  Neigung  für  die  Rechtswissenschaft  folgend,  auch  iveil 
bei  der  weiten  Verbreitung  des  Iglauer  Bergrechtes ,  das  diese  so 
geheim  hielten,  die  Lage  günstig  ivar,  ein  allgemeines  Landesberg- 
recht zu  kodifizieren,  ließ  sich  etwa  1295  den  magister  Goczius  von 
Orvieto,  utriusque  juris  tarn  canonici  quam  civilis  professoreni  ido- 
neum  kommen  and  durch  ihn  die  Coustitutiones  juris  met.  Wen- 
ceslai  II.  oder  eigentlich  „jus  regale  montanorum"  abfassen.  Das 
Original  scheint  nicht  erhalten  zu  sein  und  war  ivohl  (nach  15,  10) 
in  der  kgl.  Kammer  aufbewahrt,  jedenfalls  nicht  den  Kuttenbergern 
überreicht  worden,  nicht  für  diese  allein,  sondern  montanis  per 
regnum  Bohemie  universis  waren  sie  bestimmt.  Daher  ist  die  Be- 
zeichnung der  Const.  als  „Kuttenberger  Bergordnung"  (Wagner,  A. 
Schmidt  u.  a.)  unrichtig.  Nach  seibstgeivählter  Systematik  werden 
darin  sämtl.  Artikel  des  DIR  I.  Fassung  (§1—27)  verarbeitet; 
auch  die  Igl.  Handfeste  B  oder  auch  noch  A  lag  dabei  vor.  Zijcha 
vermutet,  es  sei  zur  Herstellung  der  Const.  wohl  den  Iglauern  ihr 
Recht  abverlangt  (entlichen)  worden.  Praktische,  offenbar  Kutten- 
berger Bergleute  wurden  zu  einer  Enquete  zugezogen,  wie  zahlreiche 
Rügen  gegen  Praktiken  der  Urbarer,  Bergmeister,  Steiger,  Metall- 
käufer und  gegen  Mißbräuche  bei  Muhmgen,  Verleihungen  usw.  be- 
zeugen. Der  König  selbst  nahm  wohl  persönlich  Einfluß  auf  die 
Redaktion.  In  blumenreicher,  etivas  breiter  lat.  Sprache  wird  der 
Stoff  möglichst  systematisch  geordnet,  mit  reichlichen  Zitaten  aus 
dem  röm.  Recht  wie  mit  Arabesken  verziert,  im  IV.  Buch  der  erste 
Versuch  einer  Kodifikation  des  röm. -kanonischen  Prozesses  für  ein 
tveltlichcs  Gericht  im  Mittelalter  gemacht.  Die  Abfassung  fällt  in- 
folge der  Erwähnung  des  Regierungsantrittes  Wenzels  in  Polen  u. 
(II  4,  14)  der  Münzreform  von  1300  zwischen  1300  und  Wenzels  Tod 
1305.  Eine  Wiener  Hs.  des  16.  Jh.  gibt  das  Jahr  1303  an.  Trotz 
mehrfacher  Reformversuche  im  KV.  und  XVI.  Jh.  blieben  die  längst 
veralteten  Const.  bis  zur  Einführimg  des  jetzt  geltenden  österr.  Berg- 
gesetzes (von  1S54)  in  Kraft. 

Trotz  der  in  den  Const.  wiederholt  sich  äußernden  Eifersucht 
des  Königs  gegen  den  Iglauer  Oberhof  und  dem  Gebot,  daß  die  Kutten- 
berger nicht  an  diesen,  sondern  an  die  kgl.  Kammer  appellieren 
sollten,  beriefen  sich  diese  nach  loie  vor  selbst  in  solchen,  durch  die 
Const.  entschiedenen  Fragen  nach  Iglau,  wo  die  Const.  schon  1325 
bekannt  und  dann  durch  Johannes  von  Gelnhausen  (als  Stadtschreiber 
in  Iglau  zwischen  1390  bis  1404  tätig)  ins  Deutsche  übersetzt  wurden. 
Die  Iglauer  benützten  jetzt  für  Entscheidungen  und  Rechtsmitteilungen 
vielfach  die  Const.  und,  noch  1589  wurde  ein  Prachtkodex  mit  lat. 
Text,  deutscher  und  tschechischer  Übersetzung  von  Joh.  Hynconius  dem 
Iglauer  Stadtrat  gewidmet. 

7.  Verbreitung  des  Iglauer  Bergrechtes,  a)  Entstehung  des 
jüngeren  Freiberger  Bgr.  Während  in  Freiberg  zw.  1297 — 1307 
ein    umfangreiches    Stadtrecht    zustande    kam,     gelang    nur    ein 


92  berg-recht 

mangelhafter  Vorentwurf  des  Bergrechts  und  dem  Bat  des  Berg- 
meisters folgend,  sah  sich  diese  berühmte  meißnische  Bergstadt  zur 
Bitte  an  Iglau,  der  obersten  Autorität  in  Bergsachen,  um  Rechts- 
müteüung  offenbar  bald  nach  1307  gezwungen.  Nachdem  Freiberg 
schon  vorher  in  den  Besitz  von  DIR  Ib  gelangt  war,  erhielt  es  nun 
die  III.  Fassung  und  aus  der  Vereinigung  des  älteren  Fr  eiber ger 
Rechtes  mit  dieser  entstand  1346 — 1375  das  jüngere  Freiberger  Recht. 

b)  Das  Deutschbroder  Stadt-  und  Bergrecht  v.  1278,  gegeben  von 
den  4  Söhnen  Zmils  (wahrscheinlich  des  Erbauers  der  Feste  Lichten- 
burg)  —  es  gewährt  die  von  ihrem.  Vater  gegebenen  Rechte  und  Frei- 
heiten ..aueta  et  eniendata"  —  ist  eine  Bearbeitung  einer  älteren 
von  Zmil  v.  Lichtenburg  herrührenden,  aus  der  lgl.  Handfeste  A 
hervorgegangenen  Vorlage.  Sie  ist  aus  der  lgl.  Ü — A  und  nicht 
etwa  aus  einer  allmählichen  Zusammenstellung  des  in  Iglau  beob- 
achteten Brauches  entstanden,  wie  die  wörtliche  Übereinstimmung  u. 
vielfach  noch  gleiche  Anordnung  wie  in  U — A  beweist  (Zycha  I  66 ff.). 

c)  Dem  Haber  er  Steig  folgte  mit  der  Eröffnung  von  Bergwerken 
u.  Iglauer  Kolonien  auch  das  lgl.  Bgr.,  seit  1255  Kuttenberg  (auf 
landesfürstl.  Grund  wie  in  Iglau),  1261  (zuerst  genannt)  Kolin  u. 
1289  Czaslau;  in  beiden  letzteren,  tcohl  sicher  Iglauer  Kolonien,  übt 
Iglau  einige  Zeit  noch  das  Vermessungsrecht  und  bezog  daher  den 
Ertrag  der  Bürgerlehen ;  1272  erwirbt  es  das  Vermessungsrecht  über 
die  Bergwerke  in  Ausk  und  in  denen,  die  zwischen  diesen  und  Iglau 
etwa  aufkommen. 

Unter  Wenzel  II.  wird  die  Neustadt  apud  Cbrudim  antiquam  mit 
lgl.  Bgr.  bewidmet. 

d)  Über  die  Aufnahme  des  lgl.  als  allgemeinen  Bergr.  nach 
Schlesien  vgl.  Steinbeck  I  S.  53  ff.  1271  erhielt  Troppau  für  die 
Bergwerke  in  Bensch  von  Ottokar  das  lgl.  Bgr.,  1273  erbittet  sich 
das  Kloster  Kamenz  vom  Herzog  Heinr.  v.  Münsterberg  das  böhm. 
=  Iglauer  Bgr. 

e)  Das  lgl.  Bgr.  bildet  die  Grundlage  für  das  Oberungarns  und 
damit  für  das  gesamte  ungar.  Bergr. 

Im  slav.  Oberungarn,  z.  T.  auch  in  Siebenbürgen  iveisen  zahl- 
reiche Namen  wie  Kutienberg ,  Schüttenhofen,  Lukaivitz,  Iglo,  Neu- 
dorf (in  der  Zips.  urspr.  Iglahaza  1297),  die  beiden  letzteren  wohl 
von  Iglau  kolonisiert,  Tajova  (nach  der  Thaya)  Rabenstein  {xoohl 
nach  Rabstei>i  in  Mähren;.  Mittelberg  (in  Siebenbürgen,  wohl  nach 
dem  bei  Deutschbrod  gelegenen  gleichnamigen  Berge)  auf  die  Her- 
kunft dieser,  besonders  durch  Bela  IV.  (1235 — 1270)  nach  Abwehr 
der  Mongolengefahr  begünstigten  deidschen  Kolonisten  Ungarns  hin. 
Das  deutsche  Schemnitzer  Berg-  und  Stadtrecht  in  seiner  jetzigen 
Gestalt  beruht  auf  einer _  erst  (kaum  vor  dem  Ende  des  14.  Jh.) 
entstandenoi  deutschen  Übersetzung  der  Iglauer  U — B  und  zwar 
Stadtrecbt  Punkt  2  (lgl.  U— B  §  1),  3  (2—8.  10.  12),  4  (14),  5  (15 
bis  20,  23 — 26),  der  inhaltlich  jüngere  Teil  des  Bergr.  neben  originellen 
Satzungen  ungefähr  in  gleichem  Umfang  eine  Verarbeitung  folgender 
§§  des  lgl.  Bergr.  Punkt  3  (DIR  §  15),  15  (19),  16  (25  u.  26),  17  (21); 
aus  welcher  Fassung  des  DIR  dies  stamme,  läßt  sich  nicht  genau 
feststellen,  zwar  fehlen  die  Zusatzartikel  der  II.  und  III.  Fassung, 
doch   liest   es    oft    wie   die  III.      1327  erhielten   die  Kolonien  des 


berg-recht  93 

Gründener  Bodens  das  Iglauer  durch  Verleihung  des  Schemnitzer 
Bergr.  an  den  Oberhof  Göllnitz.  Dann  kam  es  hier  selbst,  mit  Zu- 
grundelegung des  Schemnitzer  Bergr.,  um  1400  zu  einer  Aufzeichnung. 
Unter  dem  Namen  Kuttenberger  wurde  das  Iglauer  Bergr.  1328  an 
Kremnitz  verliehen  und  bildet  so  den  Ausgangspunkt  für  die  Krem- 
nitzer  B  0  von  1492  und  1512  und  da  auf  den  3  genannten  oberung. 
Bergrechten  die  ungarische  BO.  Maximilians  v.  1575  beruht,  so 
bildet  das  Iglauer  Bergr.  die  Grundlage  der  ungarischen  Berggesetz- 
gebung. 

f)  Schon  im  13.  Jh.  ivar  der  Grund  zur  Alleinherrschaft  des 
Igl.  Bgr.  in  den  böhm.  und  zur  Vorherrschaft  in  den  angrenzenden 
Ländern  gelegt,  obgleich  der  Iglauer  Bergbau  sehr  bald  von  dem  uner- 
hörten Bergsegen  Kidtenbergs  locit  übertroffen  wurde  und  endlich  ganz 
erlosch  und  damit  die  letzten  Kenner  des  Bergr.  verschwanden.  Bas  14. 
Jh.  brachte  der  Stadt  den  Vollgenuß  der  geiconnenen  Autorität.  1303 
wird  Symonsdorf  im  Czaslauer  Kreis,  1311  Kolin,  1325  Schüttenhofen 
mit  Igt.  Becht  bewidmet,  1331  Chotebof  darin  bestätigt,  1345  die  Berge 
von  Jamnitz  für  ihr  Bergwerk  in  Schicken  damit  bewidmet  und  den 
Iglauern  daselbst  durch  Karl  IV.  das  Vermessungsrecht  zugesprochen. 
Wohl  manche  Berggemeinde  mag  damit  wohl  noch  bewidmet  worden 
sein  (so  wohl  Kuttenberg  und  Eile,  doch  ist  von  vielen  nur  der 
Becht szug  nach  Iglau  nachgewiesen  so  von:  Römerstadt,  Beichen- 
stein, Mesritsch,  Triesch,  Sternberg,  l'atlaun,  Pilsen.  Karl  IV.  sagt 
1345:  de  omnibus  et  singulis  montanis  cuiuscnmque  metalli  per  to- 
tum  regnum  Bobemie  in  dubiis  senteneiis  ad  civitatem  Jglaviensem 
civesque  ipsos  pro  babeuda  vera  et  justa  sentencia  recurritur  (Emier 
IV  N.  1600,  Zycba  I  S.  104).  Um  1500  nennt  der  Bat  selbst  sein 
Gericht  „das  höchste  reebt  in  diesem  kuniglicben  regimenth,  Bgr. 
Nr.  92  u.  111 ;  und  1514  sagen  die  Gewerken  von  Medl  über  Iglau: 
daß  sie  anderswo  in  diesem  Lande  nirgend  Becht  zu  suchen  toissen 
denn  in  Iglau,  ivo  für  jedes  Bergrecht  im  Königreich  die  Haupt- 
steile  ist  lind  der  Hauptsitz,  Bgr.  N.  86,2.  Mit  dem  Niedergang  des 
Iglauer  Bergbaues  und  dem  Übergang  des  Bergbaues  in  grund- 
herrlichen Betrieb  erlahmte  die  rechtbildende  Kraft;  durch  den 
Grafen  Schlick,  den  Herrn  von  Joachimstal  wird  1518  für  sein 
Bergiverk  im  Konradgrüner  Tal  fast  wörtlich  die  Annaberger  BO. 
eingeführt  und  sie  gewinnt  immer  mehr  Boden  in  den  böhm.  Ländern. 
Bald  überflügelte  der  Oberhof  Joachimstal  den  Iglauer.  Über  den 
Kampf  zwischen  diesem  neuen  ^deutschen"  (=  sächischen)  mit  dem 
alten  Iglauer -Kuttenberger,  „böhmischen1'  Bgr.  und  die  endgültige 
Regelung,  vgl.  Zycba  I  113—123. 

Dis  sin'  di  bergrecht,  di  von  allirerst,  do  bergwerck  funden  wart 
in  Bebemen  unde  in  Herbem,  von  den  burgern  von  der  Ygla  unde 
von  den  eldesten  berginten  bestetiget  unde  besebriben  sin  unde  vor- 
sigilt  mit  der  stad  unde  der  burger  ingesegil,  ein  iczlichem  berg- 
manne  czu  vorlisen  unde  czu  gewinnen  DIR  I  geben  wir  (von 
Iglau)  zu  erkennen,  das  wir  unser  bergrecht  allein  im  kunigreich 
czu  Behm  gebraueben  u.  mittailen,  Igl.  Bgr.  N.  108.  Lieber  Herr, 
gerubt  zu  wissen,  dass  wir  auf  Eisenbergwerke  kein  Recht  haben, 
sondern  nur  auf  Gold  und  Silber,  Igl.' Bgr.  N.  86,4.  Idoch  so 
habe   wir  warbaffticleich  vornomen,   wie  das  ganeze  perkrecht  mit 


94  berg-regal 

der  auslegunge  widerigen  sinnen  vorirret  und  betrübet  sei.  umb  das 
der  leute  gedecbtnuss  krank  ist  —  so  seczen  wir  mit  disein  geböte 
ewicleicb  czu  weren,  das  die  ur borer.  die  gesworn.  die  richtere  und 
di  perkmeister  nicht  anders  richten  sullen,  denn  als  in  unsern 
rechten  begriffen  ist,  und  mit  guten  siten,  die  nicht  wider  unser 
recht  sein,  pisher  gehalden  ist.  Const.  I  5,  8  u.  9.  Darum b  wir  wollen 
in  disem  puch,  das  sunderleich  heissen  sal  kunigs  perkrecht,  allen 
gebrechen  des  rechten  erfüllen,  und  was  do  in  dem  alten  rechten 
czweiffels  ist  gewest,  das  wollen  wir  pas  entsliessen  u.  wollen  ein 
leutere  lere  des  perkrechten  idem  manne  geben.  Const.  Einleitung  §  3. 
Und  darumb  so  mus  man  von  ersten  wissen,  das  das  pergrecht  ent- 
weder es  ist,  wi  man  ein  ding  gewinnet  ader  wi  maus  beheldet  ader 
wi  maus  widerprenget  ader  wi  maus  minnert.  Const.  111,1  Hier, 
hebet  sich  an  das  Privilegium  des  koniges  Wenczlaw  vom  perkrecht 
czu  deucze.    Const.  Überschrift  in  E. 

Uerg-regal.  Das  Igt  Bgr.  ist  das  älteste,  das  sich  auf  der 
Verbindung  von  Bergregcdität  und  Bergbaufreiheit,  der  Grundlage  des 
modernen  deutschen  Bgr.,  erhebt.  Während  ursprünglich  der  Grundherr 
im  Besitze  der  bergherrlichen  Gerechtsame  tear  und  der  Staat  nur  ein 
Abgabenbezugsrecht  besaß,  ivurde  aus  letzterem  ein  kgl.  Verleihungs- 
recht gegenüber  dem  Grundeigentümer  (2.  Form:  Grundeigentümer- 
beleihung)  und  endlich  3.  Einzelverleihung  jeder  Grube  direkt  an 
den  Finder  (Finderbeleihung).  Zycha.  ältestes  Bergr.  Abschnitt  I — HI 
und  VI.  Das  rasche  Zusammenwachsen  von  Bergregcdität  und  Berg- 
haufreiheit wurde  besonders  dadurch  gefördert,  daß  in  Iglau  (wie  in 
Eile,  Mähr. -Neustadt,  Kuttenberg,  Ireiberg)  der  Landes-  zugleich 
Grundherr  war,  so  daß  die  grundherrliche  Beleihung  des  Finders 
als  staatliche,  die  grundherrliche  Aufsicht  als  staatliche  Kontrolle 
aufgefaßt  werden  konnte.  Die  im  Interesse  des  Königs  (Erhaltung) 
i'itd  der  Bergleute  (Nichterhöhung  der  Abgabe)  gelegene  Organisation 
des  Bergbaues  wurde  dann  auch  auf  Privatgründe  ausgedehnt ,  die 
der  Bergbaufreiheit  anfangs  widerstrebenden  Grundherrn  durch  Anteil 
am  Ertrag  abgefunden.  Die  gänzliche  Loslösung  des  Bergbaus  vom 
Grundherrn  erfuhr  aber  eine  Bückbildung,  so  daß  schließlich  derselbe 
Zustand  erreicht  wurde  wie  im  Sachsenspiegel,  regale  Belehnung  des 
Grundherrn,  der  jedoch  die  bisherigen  Formen  der  Finderbeleihung 
beobachten  mußte,  Vogtei  des  Grundherrn,  die  seit  dem  16.  Jh. 
keiner  regalen  Belehnung  mehr  bedurfte.  U — A  (Zycha,  Ältestes  Bgr. 
S.  78)  tcahrscheiulidi  für  den  Bereich  eines,  vom  mähr.  Landesfürsten 
gefreiten  Berges  niedergeschrieben,  nennt  wie  V — B  daher  keinen 
Grundeigentümer,  das  Vcrleihungsrecht  des  Frbarers  (§  1)  bezieht 
sich  nur  auf  das  gefreite  Gebiet.  Erst  das  DIB  (§5,  6,  13  Herren- 
lehen, 25  und  direkt  26)  hat  ein  allgemeines,  r  egales  Finderbeleihungs- 
recht  zur  Grundlage.  Am  schärfsten  kommt  die  Regalität  in  den 
Const.  II  2, 15  zum  Ausdruck,  ico  das  kgl.  Gesetzgebiuigsrecht  in 
Bergsachen  auf  das  Kammereigentum  an  den  Bergiverken  gestützt 
wird.  Schon  vor  TJ — A,  schon  1227  habe)i  die  böhm.-mähr.  Landes- 
fürsten das  Bergregal  ausgeübt,  nicht  ohne  Widerspruch  der  Grund- 
herrn. Die  Regalität  war  urspr.  ein  im  Reich  lä)igst  überlebtes,  im 
Osten  noch  lebendes  Zehentbezugsrecht ,  dann  Grundeigentümer- 
beleihung  ,   dann   in  der  2.  Hälfte  des  13.  Jh.  durchgeführte  Finder- 


berg-regal  95 

beleihung.  (1258  hat  der  kgl.  Beamte  auf  der  Lichtenburger  Herr- 
schaft Deutschbrod  plenariara  facultatem  —  porrigendi  quoslibet 
raontes  sive  meatus,  Emier  Regesta  ßoh.  et  Moraviae  II  N.  195). 
Sie  ist  in  ihrer  definitiven  mittelalterl.  Form  keine  tschechische  Ein- 
richtung, sondern  zum  mindesten  durch  die  deutschen  Bergleute  aus- 
gebildet, das  Wort  Urbar  in  der  Sonderbedeutung  „Bergwerksabgabe1' 
bis  ins  15.  Jh.  nur  in  den  böhm.  Ländern  und  den  durch  das  böhm. 
Bergr.  beeinflußten:  Schlesien,  Polen  und  Ungarn,  erst  seit  dem 
15.  Jh.  auch  anderwärts  üblich.  Übertragung  des  Regals  durch  das 
Reich  an  Böhmen  scheint  nicht  stattgefunden  zu  haben.  König 
Albrecht  erhebt  dem  König  Wenzel  IL  gegenüber  Anspruch  darauf, 
muß  ihn  aber  nach  dem  unglücklichen  Krieg  von  1305  im  Frieden 
ausdrücklich  aufgeben.  Durch  die  goldene  Bulle  Karls  IV.  ist  das 
Bergregal  den  böhm.  Königen  dauernd  gesichert.  Eine  bedeutende 
Einschränkung  der  Erträgnisse  des  Bergregals  erfolgte  seit  Karl  IV. 
durch  Steuern  (s.  diese),  Beschränkung  des  Silbereinlösungsrechtes  der 
Krone,  durch  Fristungen  und  Bergfreiheiten,  die  fast  die  ganzen 
Bergwerke  in  grundherrliche  Gewalt  brachten.  Mit  dieser  Entkräftung 
der  staatlichen  Macht  in  Böhmen  bes.  seit  der  2.  Hälfte  des  15.  Jh. 
ergreifen  auch  auf  kgl.  Bergwerken  Bürgermeister  und  Rat  der  kgl. 
Bergstädte  auch  in  Bergsachen  die  Jurisdiktion  über  die  Bergleute 
und  verdrängen  z.  Teil  die  unmittelbar  regalherrliche  Verwaltung 
außer  in  der  Verwaltung  der  Urbar,  so  in  Kuttenberg  und  Iglau,  in 
welch  letzterer  Stadt  alle  Blutungen  des  16.  Jh.  bei  Bürgermeister 
und  Rat  angebracht  werden. 

2.  Rechte  aus  dem  Bergregal:  a)  vorbehaltene  Mineralien  sind 
seit  dem  13.  Jh.  unbestritten  Silber  und  Gold,  die  niederen  Metalle 
galten  zwar  als  de  jure  dem  König  zustehend,  doch  wird  an 
dieser  Rechtsanschauung  nicht  festgehalten.  In  der  goldenen  Bulle 
Karls  IV.  werden  als  regal  erklärt:  universae  auri  et  argenti 
fodinae  atque  minerae  stanni,  cupri,  ferri,  plumbi  et  alterius  cuius- 
cumque  generis  metalli  ac  etiam  salis,  im  Bergwerksvergleich  von 
1534  werden  „aus  Gnade"  die  niedern  Metalle  und  im  Max. 
Vergleich  auch  Alaun,  Kupferivasser  und  Schivefel  den  böhm. 
Ständen  Überlasseti,  1556  zuerst  von  Ferdinand  eine  Verleihung 
auf  Steinkohlen  im  Saatzer,  Leitmeritzer  und  Schlauer  Kreis  er- 
teilt, b)  Verleihungsrecht  s.  Verleihung,  c)  Aufsicht  über  die  Pro- 
duktion nur  zur  Verhinderung  einer  Benachteiligung  des  Regalherm 
durch  Hinterziehung  oder  Versäumung  seines  Anteils  {durch  Nichtbau) 
d)  Finanzielle  Rechte  =  Urbar  im  weiteren  Sinne  und  zwar  1.  Urbar 
im  engeren  Sinne  (s.  d.)  =  der  8.  Korb  des  geivonnenen  Erzes  in 
natura.  2.  1/1C  von  den  Lehenschaften  (außer  der  Urbar  von  diesen, 
da  Igl.  Bgr.  Nr.  23,  3  die  Urbar  der  Königslane  erwähnt  wird,  die 
also,  wie  regelmäßig,  verlehenschaft  war)  außer  von  Lehenschaften  in 
Bürgerlehen  und  in  den  sogenannten  „Erbgebirgen",  Const.  I  16,  2 
und  II 2, 15  und  zwar  1jiG  von  der  Lehenschaftsförderung  voriceg 
abgezogen,  nicht  etwa  von  der  an  die  Verleiher  der  Lehenschaft 
abzustattenden  „Eigenschaft" ,  da  Const.  II  2, 15  das  16tel  auch  in 
den  lanei  regales  und  superfluitates  (Überscharen)  gefordert  wird. 
Vgl.  Ig].  Spruch  N.  17.  3.  vorbehaltenes  Abbaurecht  an  den  2  Königs- 
lanen  (je  einer  zu  beiden  Seiten  des  vermessenen  Berges  an  dessen 


96  berg-richter 

,.endelsten  Lehen"  anschließend  und  an  den  Überscharen,  die  nach 
U — A  §  14  und  U — B  §  22  den  Bürgern  (Stadtrat),  nach  den 
Const.  II  2, 5.  non  obstante  Iglaviensi  constitucione  dem  Begal- 
herrn,  endlich  nach  der  Joachimstaler  B  0.  von  1518  (aus  der 
Annaberger  von  1509  Art.  24  übernommen)  je  zur  Hälfte  den  An- 
rainern zufiel.  4.  MitbaurecM  an  jeder  Grube  (,,'  32  des  Leihers", 
um  das  sich  1405  der  König,  der  Münz-  und  der  Kuttenberger  Hof- 
meister, alle  3  als  angebliche  Leiher  stritten,  bis  es  dem  letzten  durch 
Entscheidung  Iglaus  zugesprochen  wurde,  und  zwar  ist  es  nicht  Be- 
soldimg des  Beamten,  sondern  ein  Teil  der  Urbar.  Man  vgl.  DIB, 
§13,1,  Const.  II 1,  5  und  112.15;  über  den  Streit  Spruch  Nr.  22. 
5.  Eine  Schicht  im  Schmiedeneuntel  (DIB  §14.1,  Const.  II  2, 15, 
Spruch  Nr.  20.  30,  5.  36,  2.  IT— B  §  10  und  Const.  III  1,  9.)  seit  nach 
Ausscheidung  der  Schmiede  aus  der  Gewerkschaft  und  Entlohnung 
nach  Art  anderer  Arbeiter,  die  Geicerken  das  früher  den  Schmieden 
zugewiesene  Neuntel  an  sich  zogen  itnd  den  normalen  Gewerkenteilen 
gleichstellten  (Zycha,  Ältestes  Bgr.  S.  103).  Hie  übrigen  3  Schichten 
des  „Schmiedeneuntels"  wurden  nicht  von  sämtlichen  Gewerken  ab- 
gebaut, sondern  veräußert  und  so  von  eigenen  Geicerken  abgebaid. 
e)  Becht  der  Edelmetalle inlösung  s.  "Wechsel.  Der  Nutzen  des  Berg- 
regals, für  den  Kimig  Wenzel  Const.  III  6, 13  dem  Himmel  mit  auf- 
gehobenen Händen  dankt,  war  bedeutend.  Kuttenberg  lieferte  damals 
der  legi.  Kammer  jährlich  10  000  Mark  Silbers;  König  Albrecht  ver- 
langt von  König  Wenzel  die  Urbar  von  6  Jahren  oder  80000  Mark. 
foerg-riehter  stm.  Bergrichter.  Neben  dem  ordentlichen  Gericht 
(in  welchem  der  Urbarer,  bezw.  der  Münz-  oder  Hofmeister  oder  statt 
dessen  in  Stellvertretung  des  Königs  der  Kämmerer  oder  Unter- 
kämmerer Bichter  ist)  füngiert  in  geringfügigen  Bergangelegenheiten 
entweder  der  Bergmeister  oder  der  Bergrichter  mit  ivenigstens  zwei 
Berggeschworenen.  Er  wird  an  des  Urbarer s  Stelle  von  diesem  mit 
Zustimmung  der  Geicerken  eingesetzt.  Kein  urbarer  hat  das  recht 
einen  richter  czu  seezen  uff  einem  berge  an  der  gewerken  willen, 
D  I B  15,  2.  Wir  seezen  auch,  —  das  weder  die  urborer  weder  der 
richter,  den  si  seezen,  kein  perggerichte  hegen  oder  besiezen  sullen. 
es  sein  denne  czu  dem  minsten  czwen  scheppfen  kegenwortig, 
Const.  14,  4:  vgl.  auch  DIB  23a,  (2).  De>  Bergrichter  verschwindet 
(zuletzt  Const.  I  6)  im  14.  Jh.  Vgl.  berg-gericht.  Er  soll  nach 
Const.  16:  nicht  recht  gericht  vorkeren;  er  soll  sich  mer  halden 
nach  des  rechten  geseezen  denn  noch  seinem  willen  (1),  eher  einen 
schedlichen  hinlassen  als  einen  unschuldigen  toten  (2),  sich  samklich 
erpiten  reichen  u.  armen  gleich  in  iren  notdurften;  auch  sol  der 
richter  gute  siten  haben  u.  Stetigkeit  volkumener  leute ;  auch  nimmer 
den,  di  de  krigeu,  seinen  mut  offenbarn  mit  seinem  antlicze  (3); 
er  soll  auch  clug  sein,  das  er  alle  dink,  di  vor  im  geschehen,  lasse 
durch  einen  Schreiber  von  wort  czu  worte  in  ein  puch  seezen  mit 
guter  geezeugnusse  der  geswom,  di  do  pei  sein.  Und  czuvoraus 
sol  er  mit  fieisse  di  urtel  beschreiben  lassen,  di  man  geschoben  hat 
in  der  gesworn  morgensprache.  Es  sullen  auch  alle  acta,  als  si 
sich  han  augehaben,  pei  im  bleiben  (4\  er  sol  an  dem  anfange,  als 
er  sich  des  gerichtes  underwindet,  für  den  perkscheppen  sweren,  als 
vor  geredet  ist  vou  den  urboreru.  u.  sol  alle  die  artikel.  die  in  dem 


berg-scheppe  —  berg-schreiber  97 

eide  der  urborer  begriffen  sein,  unczubrochenlich  balden  u.  beschirmen 
(7)  ab  der  ricbter  mit  imand  sache  bett,  ader  sein  vater  ader  rauter 
ader  prüder  ader  swester,  so  sol  er  —  nicht  czu  gerichte  siezen; 
wenn  es  ist  schedlich,  wo  man  under  eim  vordaebten  richtere  kriget 
(8).  —  teidinge  umb  aberslich,  geebreez  u.  ä.  —  schol  man  auf  dem 
perge  vor  dem  perkrichter  oder  vor  dem  munezmeister  taidingen, 
Igl.  Bgr.  Nr.  105. 

berg-scheppe,  -scheppfe,  -scheffe  sivm.  Bergschöffe  s.  Grimm 
D  Wb.  1,  494f.,  jurati  montanorum,  die  Grubenamtleute  außer  dem 
Berg-  oder  Schichtmeister  mit  dem  sie  (Steiger,  Schreiber,  Zimmer- 
und  Hutleute)  das  (niedere)  Berggericht  bilden,  welche  dem  Regal- 
her ni  den  Eid  treuer  Amtsführung  geschivoren  haben,  Const.  I  5,  2 
und  Bgr.  Spr.  Nr.  65,  6  nimmt  ihnen  der  Kämmerer  oder  die  Schöffen 
{Stadtrat?)  den  Eid  ab,  nicht  der  Münzmeister,  nach  DIR  13,9. 
Const  I  3,  3  und  einem  Kuttenbcrger  Privileg  von  1329  der  Urbarer; 
denn  die  regalen  Einnahmen  hingen  in  hohem  Grade  ab,  ob  der 
Hutmann  die  Beiseiteschaffung  noch  nicht  verzehnteter  Förderung 
verhinderte,  die  Zimmerleute  frische  Anbrüche  nicht  verdecken  ließen 
und  dergl.  Sie  setzten  in  internen,  die  Ordnung  auf  dem  Berg 
betreffenden  Fragen  Recht  unter  Vorsitz  des  Bergmeisters  (U — A  §  17 
mit  U — A,  Schluß  der  Bürgerfreiheiten)  tmd  fungierten  als  regelm. 
Berggericht.  Die  oberste  autonome  Rechtsetzung  ivar  aber  in  den 
Händen  des  Stadtrates  unter  Vorsitz  des  landesfürstl.  Richters,  die 
Berggeschworenen  wirkten  nur  als  Berater  mit.  Vgl.  gesworene 
der  stat.  —  U — A,  Schluß  der  Bürgerfreiheiten:  Darnach  wollen 
u.  gepieten  wir,  was  di  scheppfen  unser  stat  und  di  perkscheppfen 
durch  gemainen  nuez  schicken  u.  seezen,  das  schol  von  allen  unvor- 
ruckt  gehaldeu  werden.  —  Igl.  Bgr.  Nr.  14 :  doruber  ward  geteilt, 
das  di  scheppen  von  der  stat  (Czukmantel)  u.  nicht  die  scheppen 
von  dem  perkwerk  czu  dem  purgeriehen  recht  haben.  Di  selben 
scheppen  auch  von  der  stadt  schullen  perge  messen  u.  nicht  di  perk- 
scheppen.  —  Nach  Const.  14, 2:  alle  urborer  —  sullen  für  unserm 
camerer  u.  für  unsern  pergscheppen  offenlichen  swereu  — .  ingesigel 
d.  b.  IV  14,  2. 

Die  b.  sorgen  mit  dem  Urbarer  für  die  Ordnung  auf  dem  Berge, 
insbesondere  den  Lebensmittelverkauf  (Const.  I  3,7 ;  15,14)  und  üben 
bei  Bauten  baubehördl.  Funktionen  (Const.  I  5, 15.  Spruch  N.  23. 
Nach  Ansicht  der  Iglauer  (Bgr.  Spr.  N.  101)  ist  die  Ernennung  der 
b.  (Grubenamtleute)  nur  dann  alleinige  Sache  der  Gewerken,  -wenn 
diesen  wie  in  Iglau  und  Kuttenberg  ein  Privileg  hierzu  erteilt 
iv  orden  ist. 

berg-schreiber  stm.  a)  regal-  oder  grundherrl.  Schreiber,  Unter- 
beamter der  Urbarschreiber,  von  den  Urbarem  (Const.  I  8,5)  ernannt, 
besorgen  die  laufenden  Aufschreibungen  in  den  lokalen  Urbarämtern 
auch  die  Verrechnungen  der  wöchentlichen  Kost  von  Bauen  der 
Urbarer.  Nach  der  Joachimst.  B  0.,  Teil  1,  fungiert  neben  dem 
Zehentner  als  ein  Unterbeamter  ein  Gegen-  (Urbar-)  Schreiber  und  ein 
Bergschreiber. 

b)  gewerkschaftlicher  =  Grubenschreiber,  der  die  Verrechnungen 
führt,  Igl.  Bgr.  N.  78a.  Um  kost  von  tailen  auf  perkwerk  mag  ein 
gesworner  perkmeister  oder  ein  gesworner  perkscriber  (in  E  daraus 

Oelinek,  Wörterbuch.  I 


98  berg-teiding  —  berg-teil 

grubenschreiber  korrig.)  auf  einen  igleichen  man  wol  gesten  u.  ge- 
czeugen,  Igl.  Bgr.  Nr.  113.  das  man  einem  manne  umb  dieselbe  kost 
nicht  dorf  vuergepieten,  er  sei  gesessen  oder  nicht,  sunder  alle  tag 
vurt  man  in  wol  vnr  den  riehter:  und  wes  in  der  perkmeister  oder 
der  perkschreiber  (E  daraus  grubenschreiber  verbessert)  uberczeugen, 
das  schol  er  alczuhant  mit  phenningen  oder  mit  guten  phanden  vor- 
richten, Spr.  N.  114.  Als  underpergschreiber  auf  dem  Kuttenberg 
des  Peter  Schobers  von  Igla  czeiten  u.  grubenschreiber  über  sechs 
gruben  pei  her  Thoma  Wollfals  czeiten  ivar  Johannes  v.  Geiln- 
hausen  tütig,   ehe  er  (1357— 1378)  Registratur  Karls  IV.  wurde. 

berg-teidiug  sin.  WemberggeruM:  Die  bergmeister  sollen 
auch  jährlichen  2  offene  Perckthadung  halten,  eines  am  St.  Georg, 
das  andere  an  St.  Lorenztag,  Chlum.  VIII:  Wir  ragen  auch,  dass 
czwei  Percteiding  schollen  sein  in  einem  jare,  eines  des  nechsten 
suntages  nach  sent  Jörgen  Tage  —  u.  dez  ander  des  suntages  vor 
sent  Lorenzentage,  Chlum.  VIII  4. 

berg-teil  sin.  gewöhnt.  kurz  teil  genannt,  sind,  wie  Zycha,  Alt. 
Bgr.  S.  137 — 150  und  1238 — 252  gegenüber  der  älteren,  neuerdings 
von  Opet  und  Ermisch  wieder  aufgenommenen  falschen  Ansicht 
ausfuhrt,  nicht  reale,  räumlich  begrenzte  Teile  des  Grubenfeldes  noch 
ideale  Teile  des  Berggebäudes  —  bei  Nichtbetrieb  z.  B.  auch  gegen 
den  Willen  des  Besitzers  tritt  Heimfäll  an  den  Ilegalherrn  ein.  über- 
haupt entscheidet  über  Verwertung  und  Verwaltung  der  Grube  die 
Majorität  der  Gewerken  —  sondern  die  aus  dem  gemeinschaftl.  Zu- 
sammenwirken  (Werken)  der  Gewerken  hervorgegangenen  Anteile  au 
der  Bergbauunternehmung,  Ertragsquote,  Mitgliedschaftsr öüe,  heute 
Kux.  Obgleich  es  räumlich  abgegrenzte  Teile  des  Grubenfeldes 
gab  —  die  6  Lehen:  .-.'Königs-,  2  Bürger-,  2  Herrenlehen;  in  den 
7  Lehen  selbst  Lehenhäuern  überlassene  Teile  —  so  haben  diese 
doch  mit  den  Gewerkenteilen  nichts  zu  tun.  Schon  im  12.  Jh.  nicht 
bloß  im  Iglau-Kuttenberg-Freiberger  Bgr.  erweisen  sich  die  Teile  als 
ideale  1.  weil  sie  [l  s,  '  ie,  J  32)  durchaus  nicht  mit  dem  Grubenfelde 
(7  Lehen  zu  ?  Klaftern,  oder  in  Goslar  13,  je  13  Fuß  von  einander 
abstehende  Gruben)  stimmt,  2.  weil  man  sich  nicht  denken  könnte, 
welcher  reale  Teil  dem  Verleiher  (]  3i)  und  Grundherrn  C  S2)  zu- 
gesprochen würde,  da  die  realen  Teile  doch  sicher  nicht  gleichwertig 
und  gleicherzhaltig  sein  könnten;  3.  weil  im  Igl.  Bgr.  auch  —  dann 
ganz  unerklärlich  —  Teile  an  Stollen  vorkommen;  4.  weil  das  Gruben- 
feld selbst  durch  Vergebung  und  Einziehung  von  Lehenschaften  den 
Umfang  beständig  wechselte',  5.  da  die  Förderung  aus  edlen,  durch 
die  Gewerkschaft  selbst  abgebauten  Anbrüchen  der  Gruben  icie  auch 
die  von  Lehenhäuern  eingehobenen  Ertragsquoten  {Eigenschaft)  zu- 
sammengeschlagen und  je  nach  Größe  der  Teile  an  die  einzelnen 
Gewerken  auf  geteilt  wurden  und  deshalb  die  Zuweisung  eines  einzelnen 
Raumes  cm  die  einzelnen  keinen  Sinn  gehabt  hätte.  Hie  richtige 
Deutung  der  scheinbar  für  reale  Teile  sprechenden  Stellen  siehe 
Zycha  I  242 — 244  („Vermietung"  nach  dem  Freiberger  Bgr.  A  §  2, 
locatio,  conduetio,  aussaezunge  u.  besteunge  nach  Const.  III  0, 12, 
Verleihen  DIB  §24  eines  Zweiunddreißigtels  oder  mehr,  ferner  über 
Const.  I  15.  4  und  Igl.  Bgr.  N.  90,  2).  Hie  Stelle  DIR  §  24  lautet: 
Ist  das   ein  man   siner  teil  iht  vorlihet  einem  andern  manne,   is  si 


berg-teil  99 

an  bergen,  Stollen,  lehen  adir  lehenschaften  —  wenn  dieser  siner 
eigenschaft  nicht  engebit,  er  vorhast  mit  rechte  sine  lehenschaft.  — 
Const.  I  15,4:  wenn  einer  sich  um  Arbeitslohn  pfänden  läßt,  muß  er 
tticht  bloß  die  Pfändungskosten  zahlen,  sondern  es  sol  sich  der  perk- 
raeister  underwinden  aller  seiner  teil,  wo  er  sie  hat,  u.  sol  davon 
peide  den  smiden  nnd  auch  den  mitgewerken  genug  tun.  Da  können 
die  Teile  nur  in  derselben  Grube  gedacht  sein,  da  der  Bergmeister 
(Const.  I  7,  23)  dies  Amt  nur  in  einem  Bergwerk  versehen  darf ,  doch 
sind  deutlich  Anteile  am  Schmiedeneuntel  und  andere  Teile  gemeint. 
Nach  Igl.  Bgr.  N.  90, 2  hat  ein  Mann  von  einer  Frau  1j1G  einer 
Kiesgrube  gekauft  und  für  die  ihr  noch  zu  zahlende  Summe  von 
200  schock  gross  dieses  und  sein  eigenes  Sechzehntel  verpfändet ,  da 
die  Grube  aber  infolge  eines  {zur  Erweichung  des  Gesteines)  gesetzten 
Brandes  verbrannte ,  borgte  er  sich  vom  Bergmeister  Geld  aus  mit 
den  Worten:  vorleget  mich  mit  gelde  zu  dem  geweitigen  von 
meinen  teilen  =  borgt  mir  soviel,  als  auf  midi  mit  meinen  2/16  zum 
Gewältigen  der  Grube  kommt.  Über  Freiberger  Bgr.  A  §  22.  Frei- 
berger Urkdb.  I  S.  11.  Trient  R.  Cod.  Wang.  S.  323  Note  68,  S.  448 
aand  446)  vgl.  Zycha,  Recht  des  alt.  deutschen  Bergb. 

2.  Die  Zahl  der  Teile  betrug  4,  8,  16  oder  32  {auch  im  alpenl. 
Bergr.  z.  B.  auf  dem  Berg  Zessen,  in  Trient,  doch  kommen  auf 
Zeiring  in  Steierm.  3,  6,  11,  12,  18  und  36tel,  im  Freiberger  1/3 
des  Begalherrn  vor)  in  Iglau  sind  jedoch  diese  Teile  zusammen  nur 
8/9,  da  das  Schmiedeneuntel  außerhalb  der  Normalzählung  steht 
(s.  d.).  —  Viertel  und  das  Schmiedeneuntel  scheinen  urspr.  die  Ein- 
heiten gebildet  zu  haben  {nach  Const.  I  16,  2  soll  die  Ausbeute  nach 
4  Schichten  geteilt  werden),  doch  müssen  schon  damals  Zweiund- 
dreißigstel abgeteilt  worden  sein  wie  ll3t  des  Verleihers  und  Grundherrn 
{Ackerteil)  sowie  die  Abstimmung  nach  V32  beweisen.  Diese  Zweiund- 
dreißigstel und  die  4  Schichten  des  Schmiedeneuntel  bilden  dann  die 
Einheiten  und  also  auch  die  Zahl  der  Gewerken.  Bauen  mehrere 
z.  B.  1/38  oder  eine  Schicht  des  Schmiedeneuntels ,  so  stellen  sie  der 
Gewerkschaft  gegenüber  nur  einen  Gewerken  dar,  als  deren  Vertreter 
der  Veräußerer  der  Schicht  oder  des  Teiles  gilt.  Für  diese  Unter- 
teile eines  kleinsten  (Vsa)  Bergteiles  {oder  einer  Schicht  des  Schmiede- 
neuntels) kommt  seit  1327  (Emier  III  Nr.  1400)  der  Ausdruck  Kux 
vor.  Indem  später  diese  Kuxbesitzer  selbst  die  Bechte  von  Gewerken 
erhielten,  erscheint  deren  Zahl  auf  128  erhöht.  Nach  Agricola 
{1556)  hätten  patrum  memoria  metallici  Snebergi  primo  diviserunt 
in  128  partes,  welche  Teilung  dann  nach  Joachimstal  und  von  da 
nach  Böhmen  übertragen  worden  sei.  Die  Nebenlehen  erscheinen 
in  Viertel  und  diese  in  deren  Schichten  geteilt  (Emier  m  31  ivird 
1  .ic  in  laneo  civili  genannt.) 

3.  Verurkundung  der  Teile  oder  Bücher  über  die  Mitglieder  der 
Gewerkschaft  kennen  die  Iglauer  Quellen  nicht.  Mißbräuche,  wie  sie 
Const.  III  6, 8.  (etliche  pose  leaate  sein  gewont,  das  sie  in  neuen 
funden  (die  noch  keinen  Bergmeister  haben)  mer  teil  voi'kauffen,  denn 
si  doselbist  haben  —  darumb  soll  sich  der  Käufer  die  gekauften 
Teile  czuhant  vor  den  gewerken  in  heissen  aufgeben  aa.  auflassen 
vor  den  vorkaufern  und  Const.  II  1, 13  wird  aus  demselben  Grunde 
bestimmt:  das  der  erste  emphaher  (eines  Ganges)  sol  einen  igleichen 

7* 


100  berg-teil. 

aus  den  gewerken  mit  seinen  teilen  nennen,  u.  sol  auch  keiner  teil 
doselbist  haben,  denn  den  er  hat  genennet)  gerügt  werden,  führten 
erst  an  der  Wende  des  15.  und  16.  Jh.  in  Sachsen  zur  Forderung 
der  Bergbehörden:  1.  nach  erfolgter  Beleihung  ein  Verzeichnis  der 
Gewerken  zu  überreichen  wtd  2.  in  einem  Gegenbuch  nur  jene  als 
Gewerken  aufzunehmen,  die  bis  zur  ersten  Rechnung  Zubuße  gegeben. 
Dasselbe  gilt  für  spätere  Teüveräußerungen. 

4.  Die  Art  der  Übereignung  durch  Auflassen  und  Einweisen 
läßt  den  Teil  (wie  heute  den  Kux)  als  unbewegliche  Sache  erkennen. 
Ob  er  auch  als  solche  beim  Erbgang  behandelt  wurde,  muß  unent- 
schieden bleiben. 

5.  Der  Teil  ist  unbeschränkt  übertragbar  und  kann  veräußert, 
auch  ver-  und  gepfändet  werden,  ohne  daß  die  Mitgeioerken  es 
hindern  können,  während  in  der  Goslaer  Ordnung  v.  1471  Verkauf 
und  Verpfändung  von  Bergteilen  an  die  Zustimmung  des  Rates  ge- 
knüpft ist.,. 

Die  Übereignung  des  Bergteiles  infolge  von  Kauf  (z.  B.  kostete 
1  ,6  der  Grube  auf  dem  Schusterplatz  in  Kuttenberg  und  Vi«  an 
einem  Biirgerlehen  1311  300  Schock  Gr.),  Tausch  oder  Schenkung  ge- 
schieht durch  Auflassung  (Resignation)  in  die  Hände  des  Vorstands 
der  Gewerkschaft,  der  dann  den  Erwerber  investiert,  ei  nieeist:  Wer 
auch  eczliche  teil,  von  was  Sachen  das  sei,  auflest,  der  sol  diselben 
aufgeben  den  perkmeistern,  das  si  den,  der  si  neinen  wirt,  in  di  teil 
weisen,  als  recht  ist;  ader  der,  den  mau  einweisen  solde,  sol  der  teil 
darben  u.  mag  auch  nicht  bewern,  das  er  ichtesicht  rechtes  habe, 
man  hab  si  denne  aufgeben  u.  sei  darein  geweiset,  Const.  I  7,21,  wi 
neuen  funden,  wo  kein  Bcrgm.  ist,  soll  dies  vor  den  Gewerken  ge- 
schehen, 16,8;  wann  weder  der  kauffer  weder  der  geber[!]  behalden 
kein  recht  in  den  gekauften  ader  gegeben  teilen,  di  sein  in  denn 
vor  dem  pergmeister  vor  den  vorkauffern  ader  gebern  aufgeben,  und 
mugen  si  nicht  beclagen  vor  dem  richter,  wie  wol  si  sie  anreden 
mochten,  umb  das  in  di  teil  nicht  aufgeben  sein.  _  Die  Veräußerung 
mußte  übrigens  nach  deutschreclitl.  11  eise  durch  Übergabe  eines  An- 
geldes bekräftigt  werden,  die  den  Charakter  eines  Wandels  annehmen 
kann:  Doch  lassen  wir  si  (kauffer  ader  vorkauffer  bei  Rückgang  des 
Kaufes)  äne  wandel,  es  were  denn  iczund  etwas  hantgift  darau 
geben;  u.  wenn  das  geschieht,  der  den  kauf  nicht  halden  wil,  so  sol 
vorlisen  der  kauffer  das,  das  er  geben  hat,  ist  es  aber  der  vorkauffer. 
so  sol  er  es  czwifach  widerkeren,  wiwol  nichtesnicht  von  der  hant- 
gift geredt  ist,  Const.  III  6,5. 

Die  Übereignung  kann  auch  verbrieft  werden,  Igl.  Bgr.  Spr.  89,3. 
die  daselbst  89,2  abgelehnte  Ab-  und  Zuschreibung  im  Gegenbuch 
wird  in  der  Joachimst.  Bgr.  gefordert,  nur  muß  sie  (Art.  94) 
taut  Annaberger  BO.  innerhalb  4  Wochen  nach  Abschluß  des  Ge- 
schäfts geschehen,  sonst  ist  der  Gegner  an  den  Vertrag  nicht  ge- 
bunden. Teile  konnten  auch  gepfändet,  jedoch  nicht  die  Ausbeide 
verboten  werden  /Komerung),  da  durch  letztere  dem  Gewerken  der 
Fond  zur  Bezahlung  der  Kost  entzogen  worden  wäre,  der  dadurch 
befriedigte  Gläubiger  sie  aber  schwer  gezahlt  hätte.  Dies  ergibt  sich 
azis  DIR  21.  Const.  I  7,15.  III  5,7  und  Schemn.  Bgr.  Punkt  17.  Frei- 
berger  Bgr.  §  35  vgl.  rorMeten. 


bergung  —  berg-vreiunge  101 

Der  Bergteil  war  ferner  ein  gesetzliches  Pfand  für  den  Arbeiter, 
der  für  ihn  gearbeitet  hat,  auch  ein  Objekt  selbständiger  Besteuerung. 
Spekulation  in  Bergwerkswerten;  Verkehr  mit  Teilen,  später  Kux- 
kränzelei, brachte  viele  Mißbräuche  mit  sich. 

bergung*  stf.  =  gemez,z,ener  berg:  in  einem  iczlichen  gebirge 
das  bergung  haisset  {Zusatz  in  Ib)  mit  namen  nicht  mer  Stollen 
beschreiben  sin  weune  czweier  hande,  D  I R  2. 

berg- volk  stn.  Bergleute:  pirgvolk  im  Hriesengrnnd,  Tränt. 
Chr.  122.    das  b.  uns  geneme  machen,  Const.  I  2, 1.  I  5, 15. 

berg-freiheit  stf.  Bergbaufreiheit  und  Rechte  eines  gemessenen 
Berges,  in  welchem  brief  der  her  Christof  Sylber  ein  ganze  perg- 
freiheit  verschrieben  hat  über  das  goldpergwerk  zn  Glesendorf,  die 
grosse  Pinge  genant  am  Gülden  Rehorn  mit  allen  bergrechten,  Traut. 
Chr.  227.  ferner  sollen  auch  alle  inwoner  und  pawende  gewerken 
sampt  allen  denen,  die  solchem  perchwerke  zu  gutem  handien  mit 
zufürung  allerlei  victualien  auf  all  unsern  und  des  königreichs 
gründen  inmassen  ander  pergstedte  aller  zolle,  maut  und  aufläge 
frei  und  vor  meniglich  unvorhindert  sein,  253.  s.  bergvereiunge. 
Als  Ortsname:  das  stetlein  die  Birkfreiheit,  Traut.  Chr.  224.  dem 
berckstettlein,  genant  die  Pergfreiheit  unterm  Gülden-Rehorn  am 
wasser  Aupa  gelegen,  227.  zur  kirchen  auf  der  Bergfreiheit,  281 
(an  einer  späteren  Stelle:  in  der  Freiheiter  kirchen,  282),  336.  über 
die  brücke  zur  Jungenpuchen,  welches  man  itzt  die  Pirgkfreiheit 
nennt,  132. 

berg-vreiunge  *  stf.  =  Bergbaufreiheit.  Die  Umgestaltung  des 
ganzen  Landes  zu  einen  einzigen  gefreiten  Berg  hängt  mit  der 
Finderbeleihung  zusammen.  Das  Interesse  der  Bergleute,  sich  der 
Willkür  des  Grundherrn  zu  entziehen,  ging  mit  dem  des  Königs  zu- 
sammen, durch  Blüte  des  Bergbaues  die  Urbar  zu  erhöhen.  Die 
Grundherrn  wurden  durch  Vermessung  der  2  Herrenlehen,  das 
Ackerteil  und  ljs  der  Urbar  mitinteressiert  und  entscluldigt.  Die  b. 
gelangt  in  der  2.  Hälfte  des  13.  Jh.  mit  der  Finderbeleihung  zum 
Abschluß,  bis  sie  wieder  durch  das  Eindringen  der  grundherrl. 
Vogtei  und  deren  Lostrennung  von  der  regalen  Finderbeleihung  stark 
eingeschränkt  wurde  (doch  weitaus  nicht  so  wie  in  Schlesien) 
I.  Pflichten  des  Grundherrn:  1.  Schürfen  und  Gewinnen  von  Metallen 
ist  jedem  Bergmanne  vom  Grundeigentümer  zu  gestatten:  wann 
imand  hoffenunge  hat  czu  dem  perkwerk  —  so  underwindet  er  sich 
einer  breiten  czu  einer  silbergruben  czu  machen  in  einem  freien 
fehle,  do  idem  manne  umb  u.  umb  czimlich  ist  czu  arbeiten  u.  erez 
czu  suchen,  Const.  II 1,  3.  Nach  Igl.  Bgr.  Nr.  26,  2  darf  der  Grund- 
herr nicht:  vias  et  semitas  de  novo  faetas  vel  faciendas  ad  dieta 
montana  tendentes  —  inhibere.  Wie  es  scheint  durfte  sogar  auf 
dem  unter  Haies  und  Hof  gelegenen  Grund  gegraben  werden,  in 
Kittenberg  wurde  in  der  Stadt  selbst  gebaut,  (Sternb.  I  S.  52  und 
Igl.  Bgr.  N.  52,5  und  59,4  liegt  das  Bergwerk  „zum  prun  in  unsers 
herrn  des  kunigs  haus").  Erfolglose  Arbeit  oder  Auflassung  des 
Baues  verpflichtet  nicht  zur  Wiederherstellung  des  früheren  Zustandes; 
ivenigstens  steht  nichts  davon  in  unseren  Quellen.  2.  Duldung  der 
Anlage  von  Kauen  auf  16  Hofstätten :  Ein  iglicher  gemezner  (newer) 
perk  schol  behalden  czu  recht  sechezehen  hovestet,  U— B  9.     Es  ist 


102  berg-vreiuuge 

czu  wissen,  das  ein  iczleich  perg  in  dem  erbe,  darinne  er  gemessen 
ist,  äne  imandes  Widerrede  16  hofstete  noch  pergrechte  beheldet  u. 
also  vil  weit  u,  breit  czn  irer  Viehweide,  als  ein  mensche  mit  einem 
pogen  eins  geschisen  mag,  Const.  II  3, 1.  (Darüber)  bescheide  wir 
also,  das  di  gewerken  aus  sechezen  hofsteten  mugen  eine  machen 
oder  czwo  oder  mer  czu  fieischpenken,  czu  protpenken  oder  eine 
padestuben,  das  stet  an  in.  Wil  aber  imant  aus  der  maze  der  16 
hofstete  des  vorgenanten  gepeudes  icht  paweu,  das  mus  her  mit  des 
hern  gunst  tun,  des  das  gut  ist,  Igl.  Bgr.  Spr.  27.  —  bescheid  wir 
also,  das  ein  icklich  gemessen  perk  schol  16  hofstete  vrei  haben; 
u.  darinne  mag  man  schenken  pier,  met  u.  wein.  Und  di  schollen 
ordenieich  gepawet  sein  pei  der  czeche,  das  mugen  gewandern  peid 
mit  wegen  u.  sust  an  alle  hindernisse.  Und  schullen  haben  czu 
irer  viechweide  um  und  umme  sich  also  verre,  als  ein  man  mit  einem 
pogen  geschiessen  mag  von  der  czeche ,  Spr.  N.  28  und  29,  3  und  4. 
Unde  also  vil  gemessener  berge  legin  in  eins  erbestollen  marscheide, 
also  manch  sechezen  hofestete  [beheldet  der  stolle]  £>  I B  8,  2.  Der 
tiefste  Erbstollen  sol  als  oft  16  hof stete  behalden,  als  vil  perge  dem 
selben  Stollen  czugeschicket  sein,  Const.  II  4,  24.  3.  Gewährung  von 
Hutweide  bis  Bogenschußweite  im  Umkreis,  s.  die  obigen  Zitate; 
4.  Holz  zu  Schacht-  und  Stollenbautcn  unter  Tag  hat  der  Grundherr 
<irm  gemessenen  Berg  unentgeltlich  zu  gewähren,  wenn  er  Widder 
besitzt.  Igl.  Bgr.  X.  23,6;  ferner  D I  B  26,  2.  Von  bergwerkes  friheit: 
was  dasselbige  bergwerck  holczes  bedarff  in  den  gruben,  das  sal 
im  der  herre  nicht  weren,  er  si  geistlich  ader  werltlich.  —  Const. 
113,2:  Darnoch  von  den  weiden  desselben  erbes,  darinne  der  perg 
gemessen  ist,  sullen  die  pergleute  alles  das  umbsust  nemen,  das 
alleine  notdurft  in  den  silbergruben.  Jüngere  Igl.  Sprüche  (N.  26,3: 
wenn  alles  holez,  des  die  bergleute  dorfen  in  der  gruben  und  in  den 
Stollen  under  der  erden  u.  ober  der  erden  czu  rinnen  u.  czu  kawen, 
das  sol  in  der  herre  geben.  —  Spr.  96. 2 :  Aber  der  herre ,  auf  des 
gute  das  perkwerk  leit.  der  muss  alles  das  holez,  das  man  in  di 
gruben  darf  u.  czu  den  kauwen,  geben,  ab  hers  gehaben  mag.)  — 
ziehen  auch  den  Bedarf  für  die  Kauenbauten  und  für  Holzkohlen 
für  die  Schmiede  und  Hütten  in  die  Abgabepflicht  des  Gutsherrn. 
Im  Bergwerksvergl.  von  1534  wird  wie  im  Igl.  Bgr.  die  unentgeltliche 
Holzlieferung  nur  für  ..Schächte,  Fundgruben  und  Stollen,  was  sich 
zum  Auszimmern  unter  der  Erden  gebührt1'  und  „soviel  sich  auf 
des  Herren  Gründen  das  Holz  erstrecken  mag"  gefordert,  dagegen 
müsse  das  Holz  zu  Häusern,  Schmelzhütten  und  zum  Kohlenbrennen 
von  den  Gewerken  gekauft  werden  doch  zu  einem  billigen  Preis,  der 
allenfalls  behördlich  geregelt  wird.  5.  Freier  Weg  und  Steg:  be- 
stehende Wege  dürfen  vom  Grundherrn  nicht  gesperrt  werden,  Igl. 
Bgr.  X.  26, 2.  —  6.  Erst  der  Max.  Bergwerksvergl.  von  1575  verlangt 
vom  Grundherrn  Wasserfluß  zu  gestatten,  durch  Benützung  der 
Privatwässer  für  Künste,  Aufbereitung-  und  Hüttenwerke  und  zwar 
gegen  Bezahlung.  7.  Hütten  =  Erzmühlen  und  Schmelzhütten  dürfen 
nach  Igl.  Bgr.  ohne  Entschädigung  für  Grundbenützung  gebaut 
werden,  wenn  der  Grundherr  das  Ackerteil  erhält,  sonst  muß  der 
Grund  käuflich  erworben  werden.  Bestehende  Mühlen,  die  zu  Auf- 
oereitungswerken  umgewandelt   werden,  Zinsen  weiter,  wenn  bisher. 


berg-vrid  —  bergwerks-vergleich  103 

Igl.  Bgr.  N.  26, 4.  Zins  von  Kauen  und  Hütten  und  renale  Ver- 
leihung  von  Hütten  kommen  in  Böhmen  erst  spät  auf.  Weder  die 
( 'onst.  noch  Karl  IV.  1351,  erst  K.  Wladislaw  verfügt  nach  Sternb.  I 
S.  St  über  einen  Hüttenzins  in  Kuttenberg.  Nach  dem  Max.  Berg- 
werksvergl.  soll  der  Grundherr  Poch-  und  Hüttenwerke  enttveder 
selbst  errichten  und  gegen  Zins  benützen  lassen  oder  zinsfrei  durch 
die  Gewerken  errichten  lassen. 

Auch  von  den  sraelczhutten,  di  gesaezt  ader  gepawet  sein  in 
dem  selben  erbe,  si  sullen  von  nimande  getwungen  werden,  czins 
czu  geben .  wann  di  vorgäbe  di  heisst  pergfreiunge ,  Const.  II  3,  3 
(=  haec  praerogativa  dicitur  montanorum).  —  b'.  Die  angesessenen 
Bergleute  genießen  volle  Freizügigkeit,  Verkehrs-  und  Abgabenfreiheit 
ihrer  durch  mannigfache  Privilegien  auch  von  Abgaben  an  den 
Landesherrn  befreiten  Güter  und  unterstellen  dem  Gericht  des  Königs 
oder  dessen,  dem  es  der  König  empfiehlt:  Insuper  de  judicio  ipsius 
inontis  et  de  aliis  diversis,  que  sunt  in  monte,  dominus  ipsius  terre 
se  intromittit ,  Igl.  Bgr.  N.  23,  5,  quia  dicti  montani  possint  resi- 
denciam  capere  in  locis  et  emere  necessaria,  ubicumque  videbitur 
ipsis  melius  expedire  tarn  diu,  donec  facultas  ipsis  aderit,  ibi  domos 
ediücare  in  montibus  penes  czecham,  N.  26, 1.  Der  Erwerb  von 
Bauerngütern  icar  ihnen  gestattet  und  führte  zur  Erlassung  der 
Besidenzp flicht.  Durch  den  Bergioerksvergl.  von  1534  tverden  sie 
der  grundherrlichen  Gerichtsbarkeit  und  bäuerlichen  Abgabenpflicht 
unterworfen,  behalten  aber  ihre  Freizügigkeit  und  freien  Güter- 
verkehr. IL  Bechte  des  Grundeigentümers:  1.  die  zwei  Herren-  bez. 
Abteslehen,  2.  das  Ackerteil,  3.  Ein  Drittel  der  Urbar,  4.  erst  spät: 
Ersatz  für  Bergschaden  durch  Haldensturz  und  Einschlagung  von 
Bauen.     (Vgl.  darüber  Zj'cha  1 176 — 193). 

berg-vrid,  berc-vrit  stm.  sin.*  Bergfried,  Turm  einer  Burg, 
Alex.  10192.  daz,  berevrit  sebiere  was  bereit,  10196.  mit  perfriden, 
W — B.  Hohes  Lied,  4,  4.  ich  wil  seezen  jaspensteyne  deine  perfride 
(ponam  jaspidem  propugnacula  tua)  Js.  54,  12.  turmälinlicher  Ele- 
fantensattel: ich  hau  vernomen  —  daz,  vil  helfande  tragen  vil  berc- 
vride  und  daz,  die  sin  wol  beriht  mit  geschoz.ze,  Alex.  19893. 

berg-werk*  st«,  meist  gemessener  berg,  „gebirg",  ,,silbergrube:' 
genannt,  Bergwerk:  dem,  der  das  perkwerk  verleihet,  U — A  16.  Das 
die  Urbarer  mit  wissen  der  scheppfen  schullen  das  p.  halden,  U — A 
17.  do  si  (die  gewerken)  das  p.  enphangen  haben,  Igl.  Bgr.  Nr.  32,  2. 
Und  freimarkt  sal  ein  iglich  neugefunden  bergwerk  haben,  N.  30 
und  32.  3.  als  ein  gemeiner  vorleiher  —  aller  seiner  p.  —  auf  dem 
egenanten  p.  czu  Pilsen,  N.  29, 1.  weg  u.  stege,  die  do  gingen  czu 
dem  obgenanten  b.,  N.  26,  2.  aber  betten  die  molen,  e  sie  czu  dem 
nuez  des  bergwerks  gekart  wurden,  icht  geezinset,  denselben  czins 
solden  die  bergleute  auch  leiden,  N.  26,  4.  wenn  ir  p.  podenlos  ist 
u.  nicht  sol  hat,  N.  47,  2  und  sonst  Traut.  Chr.  253. 

bergwerks-vergleich,  -vergleichung,  a)  Ferdinandeischer  von 
1534,  in  tschech.  Sprache  abgefafst.  Auf  einer  mangelhaften  Über- 
setzung des  Peter  Stierba  bertthen  mehrere  Drucke,  so  der  von 
Schmidt  I,  S.  163 ff.,  vgl.  Sternberg  II,  S.  244 ff.  daselbst  II,  235 ff., 
über  dessen  Geschichte,  vgl.  Steinbeck  I,  S.  158 ff.:  1.  Die  niedern 
Metalle  (Messing,  Zinn,  Eisen,  Blei,  Quecksilber)  tverden  ganz  dem 


104  ber-haft  —  be-richten 

Grundherrn  überlassen;  2.  auf  bestehenden  Gold-  und  Silberberg- 
werken  fällt  der  halbe  Zehent  dem  Grundherrn  zu  (der  halbe  und 
der  „Wechsel"  bleibt  dem  König),  ihm  auch  die  Vogtei  und  das  Be- 
lehungsrecht  gegen  Anerkennung  der  Bergbaufreiheit,  —  nw  der 
Zehentner  und  Silberbrenner  soll  des  gemeinsamen  Interesses  wegen 
von  beiden  bestellt  werden  — ,  4  Erbkuxe  (=  Ackerteil),  Verpflichtung 
der  Herrschaft,  Holz  zu  Bauten  unter  Tag  umsonst,  über  Tag  zu 
einem  {allenfalls  behördl.  zu  bestimmenden)  billigen  Preis  abzugeben. 
Ein  beschränktes  Aufsichtsrecht  über  Beschiverden  der  Bergleute 
gegenüber  dem  Grundherrn  kommt  dem  König  zu,  der  sich  freie 
Hand  vorbehält  neuen  Silber-  und  Goldbergiverken  gegenüber. 
3.  Bestehende  Fristungen  und  Freiheiten  bleiben  bis  zum  Erlöschen 
in  Kraft,  dann  findet  der  Yergl.  Anwendung.  Dieser  wurde  Landes- 
gesetz für  Böhmen,  für  Mähren  wurde  durch  Ferdinands  General- 
begnadigung und  Fristung  der  Bergwerke  in  Mähren  von  1562 
(Schmidt  3,  S.  12)  der  Zehent  auf  6  Jahre  ganz  erlassen,  grundherrl. 
Verleihung  nach  der  Joachimst.  BO.  (1548)  durchgeführt.  Silber 
tmd  Kupfer  sollen  in  die  Münze  nach  Frag  oder  Kuttenberg  zur 
Einlösung  abgeführt,  Gold  gegen  1  w.  Groschen  vom  Lot  frei  ver- 
kauft werden  dürfen,  b)  Maximilianischer  von  1575.  Der  deutsche 
Originaltext  gedruckt  bei  Schmidt  3,  S.  293  ff.  (vgl.  Sternberg  II, 
304  ff.  und  Steiubeck  I.  S.  180  ff.)  Er  ist  eine  Abänderung,  besonders 
aber  Ausführung  von  a).  1.  Der  König  verzichtet  nicht  nur  auf 
die  Hälfte,   sondern  noch  auf  ein  Viertel  des  Zehents  für  25  Jahre; 

2.  der  Silbereinlösungspreis  tcird  bestimmt;  3.  die  4  Kuxe  seien  nur 
dann  der  Herrschaft  zu  verbauen,  icenn  diese  das  zu  Grubenbauten 
unter  Tag  nötige  Holz  wirklich  besitzt,  sonst  nur  2;  4.  Klagen  gegen 
den  Grundherrn  sollten  an  den  Obermünzmeister  gerichtet  icerden, 
der  sich  beim  Scheitern  von  Vergleichsversuchen  Belehrung  beim 
Landrecht  zu  holen  hat;  5.  Die  Freiheiten  der  kgl.  Bergstädte 
werden  bestätigt  und  bes.  auf  die  Privilegien  von  Kuttenberg,  Berg- 
reichenstein, Eile  und  Knin  verwiesen.  1628  wird  dieser  Vergleich 
auf  Mähren  ausgedehnt.  —  a.  1580  Traut.  Chr.  253. 

ber-haft  Adj.  I.  fruchttragend ,  fruchtbar  also  der  süez,e  tou 
die  erde  bringet  b.,  Alex.  1639.  der  lenze  —  die  erde  bringet  b., 
8374.  2.  schwanger  von  minne  und  rechter  liebe  kraft  wart  die 
frouwe  b.,  Alex.  748.  von  des  engeis  worte  kraft  ein  reine  magt 
wart  b.,  2016;  W.  v.  W.  683.  2785. 

be-richen  (be  riehen,  be-richsenen)  swv.  beherrschen:  von  dir 
(Betlahem)  get  aus  ein  laiter  (Führer),  der  da  berichet  mein  volk 
Israel,  T— B.  Matth.  2,  6.  do  Poncius  Pilatus  bericht  Jude  (Land- 
pfleger von  Judäa  icar),  Luk.  3, 1. 

be-richt  stmf.  1.  Bericht,  Belehrung,  2.  Einrichtung  eines 
Hofes,   Gerätschaften,  3.   Vertrag,  gütliche  Beilegung,   Versöhnung. 

3.  die  bemelt  taylnng  und  bericht  ist  geschehen,  Igl.  Stb.  V 
182  c. 

be-richten  swv.  Praet.  berichte,  Part,  berichtet  u.  bericht,  in 
richte  bringen,  ordnen,  gestalten,  bestellen,  einen  Streit  schlichten, 
einen  b.  =  unterweisen,  versehen  mit  (Gen.  der  Sache  oder  doppelten 
Akk.)  bezahlen,  befördern,  verleumden:  wie  man  b.  (es  einrichten) 
müge ,  daz  wir  bliben  bi  eren ,  W.  v.  W  1755.    daz  er  daz,  lant  biz. 


be-richt  —  be-richtunge  105 

her  nach  grözen  eren  hat  bericht  (verwaltet),  7665.  dö  gar  diz  lant 
was  bericht  nach  kristen  orden,  7835.  die  tische  und  sitze  berihte 
man  mit  rehter  phlihte,  1451  f.  diu  phert  —  heizet  berihten  sä,  6288. 
hab  ich  des,  vrouwe,  von  in  wer  (die  Gewähr  einerseits),  ob  ich  sie 
vür  iuch  bringe  her,  und  sie  berihtent  iht,  daz  dekein  übel  an  in 
geschiht?  6045.  der  (Krist)  sol  mit  siner  güete  berihten  ir  gemüete, 
daz  —  =  ihren  Sinn  so  wenden,  daß  —  6735.  die  czwitracht  be- 
teidingt  und  beriht  sind,  Stdb.  v.  Brüx  N.  353.  des  toufes  ich  im 
berihte  (gebe  ich  ihm),  W.  v.  W.  3296.  wenn  er  hatz  angenomen  u. 
selber  beriht  u.  beczalt  hat,  Igl.  Bgr.  N.  80,  3.  reflex.  =  sich  in  den 
rechten  Stand  setzen,  ausrüsten,  sich  friedlich  vergleichen,  sich  losmachen 
von  (Gen.):  und  uns  gutlich  einten  u.  berihten,  Mind.  d.  Egerl,  S.  35. 
die  sich  richeit  rlizzen  in  hoher  schoenheit  melde  berihten  sich  ze 
velde,  W.  v.  W.  7294.  da  (zur  höchgezite)  sollten  zuo  berihten  sich 
al  ir  herren,  6972.  daz  ze  der  verte  (Reise  zum  Hoftag)  rilich  im 
ieglich  man  berihte  sich,  7005.  er  berihte  sich  mit  richeit  siten, 
7023.  wol  berichte  sich  der  vremde  rote  gar  mit  ritterlicher  koste 
ze  dem  turnei,  7286  f.  Dornach  berihtet  er  sich  mit  dem  hl.  leich- 
nam  unseres  herren  (ließ  sich  „versehen"),  Hier.  137,  7.  manig  mensch, 
das  sich  in  dem  latein  nicht  b.,  kond.  Solil.  1,  14.  durch  eczlicher 
Sachen  willen,  daraus  wir  uns  nicht  kunnen  b.,  Igl.  Bgi'.  1,1.  aus- 
rüsten: hei^ent  sie  sich  berihten  mit  uns  die  hervart  phlihten,  Alex. 
2745.  ze  strite  b.  7194,  23858.  ze  wer  b.,  11974,  4214.  wol  man 
sich  berihtet  sach,  4372.  schif  her  b.,  Alex.  Anh.  654.  einen  Zwist 
schlichten:  da^  truwe  ich  schiere  hän  bericht,  Trist.  2464.  erzählen: 
da^  (mer  von  Tristan)  —  hat  meisterlich  berichtet  Gotfrit  von 
Sträub urc,  Trist.  14.  da^  sie  in  b.  künde,  wä  von  daz,  wsere,  Alex. 
25394.     waz,  wolt  ir,  her?  des  berihtet  mich,  Alex.  24531. 

be-richt  part.  Adj.  ausgerüstet :  tüsent  man  wol  berihter  schilde, 
Ernst  3079.    wol  berichter  man,  Alex.  2754. 

be-richter  stm.  =  Ordner,  Zurechtweiser,  Friedenstifter,  Ver- 
mittler: der  (frage  u.  antwort)  solt  der  wirt  b.  sin  czwischen  im  u. 
dem  gaste,  W.  v.  W.  3359  f. 

be-richter  s.  brichtig. 

be-richtikeit  stf.  Schlichtung,  Verständnis:  ich  hab  gesehen 
u.  gehört,  daz  man  frouwen  wisheit  jach  u.  in  b.  vil  sprach  üf  alle 
Sachen  wol  ze  raten,  die  wile  sie  wirte  häten,  W.  v.  W.  1017. 

bericht-leut  *  st.  Fl.  Leute,  die  zwischen  zwei  Streitenden 
eine  Versöhnung  (bericht)  gestiftet  und  Zeugen  dieses  Vertrages:  Igl. 
Stb.  III  151a;  ill  135  a  V  43  d. 

be-richtuiige  stf.  Verrichtung,  Beilegung,  Schlichtung  einer 
Angelegenheit:  an  dem  er  der  b  (=  Auskunft)  gert,  W.  v.  W.  5896. 
durch  des  willen  wir  gewilkurt  haben  czu  einer  b.  darumb  =  einem 
Vergleich  zugestimmt,  Igl.  Bgr.  N.  53,21.  die  alle  iren  willen  dorczu 
gegeben  haben,  das  man  soleiche  b.  czwussen  in  machte,  das  man 
das  bergwerk  also  bewarte,  das  es  nicht  verturbe  u.  ungebawet 
blibe,  N.  36, 1.  umb  alle  ubelhandlung,  ab  die  zu  b.  quemen,  —  an 
der  puss  hat  der  richter  das  czweiteil  u.  die  scheppen  das  dritteil, 
Igl.  Str.  N.  276,  S.  182,  u.  N.  308.  ein  berichtnng  und  taylung  ist 
geschehen  zwischen  den  waysen  des  Engelharts  huetters  seligen  und 
dem  Lorencz  Brünner,  Igl.  Stb.  V  160  a.;  Eg.  Chr.  N.  1022. 


106  be-riechen  —  bern 

be-rieeheu  stv.  III.  rauchen:  daz,  er  in  sein  haus  gangen  ist 
und  mit  verslossuer  türe  und  mit  berochenen  fewr  —  in  begriffen 
hat,  Eg.  Achtb.  II 11. 

berille,  barille  su-m.  der  Edelstein  Berill.  Brille,  saphire 
und  berillen,  Alex.  Anh.  2011. 

ber-lein*  stn.  Gebärmutter.  Mutterschoß:  swie  daz,  er  ieczunt 
was  vil  nach  hundertjerig  und  da^  perlein  (Yulva)  Saren  tot  {nicht 
gebärungsfähig).  T — B  Eömer  4, 19. 

bermie-lich  Adj.  =  berme-lich,  Erbarmen  erregend.  Ach  tod 
deiner  b.  tat.  Hier.  S.  98.  8. 

benn-liehen  Adv.  Erbarmen  erregend:  do  sach  er  gar  b.  u. 
weit  umb  sich,  Böhm.  Chr.  31.  der  sich  b.  (kümmerlich)  genert,  Dal. 
171,38(76). 

ber-müter  (ber-muoter)  stf.  1.  Gebärmutter.  2.  Bauchgrimmen. 
Kolik.  1.  Worumme  bin  ich  nicht  in  der  permuter  gestorben? 
W— B,  Job.  3, 11.  alles,  das  do  auftut  die  p.,  Ex.  13, 12.  der  mich 
—  iu  der  p.  einen  (statt  eine  =  er  allein)  hat  gepildet,  Job.  31, 15. 
die  voulen  unreinen  neczil,  die  do  ausgeen  von  der  mitte  irr  p.  das 
Häutchen  der  Sachgeburt.  Deut.  28,  57.  und  e  du  ousgiengest  von 
der  p.,  hab  ich  dich  geheiligt,  Jer.  i,  5. 

ber-müter-munt  stm.  Öffnung  der  Gebärmutter.  W — B.. 
Sprichw.  30.  IG. 

hörn  stv.  12  hervQrbringen,  gebären,  (Eier)  legen,  Frucht  tragen: 
man  sach  e  guldin  eiger  bern  des  künec  Philippus  henne,  Alex.  1826. 
wä  von  die  jär  niht  enbernt  so  sie  die  liute  mangels  wernt.  Alex. 
8369. 

bern  swv.  schlagen,  loshauen,  betreten:  Alexander  wil  sie  also 
mit  swerten  bern.  Alex.  7134.    esil  bern,  Dal.  28,  19  (15 1. 

bern  stn.  das  Losschlagen:  üf  sich  ir  uiigevüegez,  bern  sach 
man  wol  in  beiden  hern,  Alex.  11871. 

bern  stmf.  aus  dem  slav.  berna  (tschech.)  =  Landesst  euer : 
Daz  die  purger  nicht  pern  schullen  geben,  daz  die  purger  ge- 
maineu  pern,  der  auf  daz  gantz  lant  was  geslagen.  tms  habent  geben, 
Brünner  Str.  II  158.  Und  czu  dem  erstenmal  sag  wier  seu  (die  Brünner 
Bürger)  vrei  von  allem  pern  u.  von  aller  chunigssteuer,  man  nem 
seu  gemeinlich  in  dem  lant  oder  besunderleich  —  (von  Dörfern. 
Meierhöfen.  Ackern  oder  sonstigem  Erbe)  noch  uns  noch  unsern  erben- 
chainen  pern  noch  chain  chunigssteuer  noch  gemainleich  noch  be- 
sunderleich —  nimmer  geben  schollen,  Brunn.  R.  II  170  (K.  Johann. 
Hdf.  Prag  1319).  Die  Bürger  Iglaus  zahlen  von  ihren  Besitzungen 
außerhalb  der  Stadt  keine  Bern,  sondern  bloß  ihre  Holden;  purger. 
die  außerhalb  der  Stadt  Liegenschaften  haben,  müssen  in  der  Stadt 
dafür  Losung  geben  u.  ouch  dorum,  das  dyselben  purger  von  den- 
selben czinsgelt  nicht  bern  durften  geben  dem  forsten  noch  in  die 
hervart  reiten,  wiewol  ir  holden  bern  geben  —  wann  sy  nicht  peren 
davan  geben,  sam  dy  pawren  tun,  Igl.  Str.  192.  Wir  haben  in  (den 
Bürgern  v.  Aussig)  an  sulcher  summen  des  bern  das  ist  an  den 
ezweinezig  u.  hundert  marken,  als  oft  man  in  die  pliigt  ufseezen, 
20  mark  an  iglicher  summen  abgelassen,  ivelche  dafür  der  Stadt 
Brüx  zugeschlagen  icerden  sollen,  falls  aber  diese  Stadt  die  Mehr- 
zahlung verweigert,    soll   ihr  yiederlagsreclit   an  Aussig   übergehen, 


berride  —  be-rüfen  107 

Aussiger  Urkdb.  N.  121.  die  unrecht  losuuge  oder  bern  oder  Steuer 
von  leuten  nemen,  Job,  v.  Igl.  7;  Chr.  v.  Eger  N.  98;  v.  Traut.  157. 
auf  jedes  haus  einer  jeden  Stadt  in  Bebein  3  schock  houszsteuer  oder 
bebrn  oder  ungelt,  wie  man  es  nennen  mocht,  in  ein  jar  zu  erlegen, 
193.  235.  328.  berna  =  allgemeine  Sammlung,  collectio  generalis 
traf  zumeist  den  Bauer  und  Stadter,  also  jene,  welche  Zins  zahlten. 
Der  Adel  zahlte  von  Gütern,  welche  er  selbst  bewirtschaftete  oder 
für  seinen  Unterhalt  bewirtschaften  ließ,  keine  Berna.  Sobald  er 
das  Gut  emphgteutisch  vergab,  also  zinsbarmachte,  icard  es  auch  berna- 
pflichtig,  Mitt.  d.  Vereins  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhmen  XVr,  Lit. 
Beilage  S.  41  (in  einer  Anzeige  von  Jos.  Emiers,  Ein  Bernaregister 
des  Pilsner  Kreises  von  1379).  b.  =  kgl.  Steuer,  von  allen  Unter- 
tanen gemeinsam  entrichtet,  Linke  S.  298. 

b6rn.de  pari.  Adj.  v.  bern  (stv.  1,  2)  absol.  oder  mit  Gen.  her- 
vorbringend, fruchtbar:  Willehalm  der  voller  tugend  bernde,  W. 
v.  W.^489. 

bern-stübe  *  swf.  Amtsstube,  in  der  die  Bern  auf  die  einzelnen 
Steuerträger  verteilt  oder  eingehoben  wird,  Chron.  v.  Eger  N.  49. 

be-rochen  s.  be-riechen. 

berrej  perre  (=  bere)  stswm.  aus  gr.-lat.  pera  ein  sack- 
förmiges Netz,  egerländ.  noch  als  bea:  do  hat  man  lassen  fischen 
mit  perren  u.  mit  henden,  Chr.  v.  Eger  N.  193. 

berschaft  s.  beischal't. 

bersch-büchse*  (bühse)  swstf.  Jagdgewehr :  mit  des  Möllings 
perschpuchsen,  Eg.  Chr.  N.  903. 

bertecht,  bartocht,  bartecht  Adj.  bärtig:  betwinge  wir  und 
drucken  untter  uns  die  bertechten  pocke  (wenne  sich  die  manne 
noch  heidenischer  gevvouheit  bilden  und  trugen  alle  lange  perte, 
Böhm.  Chr.  8.  undirtenig  wir  uns  den  purn  (Bauern)  schir  unde[r]  di 
partatin  bock?  Dal.  33,  25  (8,  27). 

berting  stm.  Klosterbruder,  do  singen  die  pertinge  daz,  tor 
zu.  Böhm.  Chr.  42. 

be-rubsamlich*  Adj.  Ruhe,  Versöhnung  bringend:  gutwillige, 
freuntliche  und  b.  verainigunge  und  berichtung,  Igl.  Stb.  V  52  b. 

be-rüchen,  be-ruochen  sivv.  m.  Akk.  pflegen,  sich  einer  Sache 
annehmen:  damit  der  bach  berucht  (gepflegt)  sei.  Taiding  v.  Fried- 
berg 6.  di  beruchten  Stephan  =  sorgten  für  seine  Bestattung,  T— B. 
Btb.  8,  2.  die  wunden  wurden  da  gebunden  nach  ir  not  beruochet, 
Ernst  4007. 

be-rüchtung  von  berüchtigen  stf.  die  Tätigkeit,  durch  die 
man  einen  in  üblen  Ruf  bringt,  Chron.  v.  Elbogen  76,  31.  76,  37. 

be-rüfen  (be-ruofen,  herliefen)  stv.  V.  u.  swv.  zusammen- 
rufen, proklamieren,  schelten,  tadeln,  refl.  appellieren:  Wollt  ir 
mich  von  meiner  clag  schrecken,  des  beruf  ich  mich  mit  euch  an 
gott,  Ack.  51,  1.  Von  sulchen  beswerungen  mag  man  sich  redlichen 
berufen:  ab  der  richter  imand  czu  dem  rechten  heischet  an  dem 
heiligen  tage  ader  wenn  nicht  gericht  ist;  ader  ab  er  die  mase  über- 
tritt, wenn  er  rechtens  helfen  sol;  ader  ab  er  des  rechten  nicht 
helfen  wil  und  in  ähnl.  Dingen.  Die  alte  Gewohnheit,  daß  man 
sich  b.  müsse,  e  sich  der  richter  umbkert  czu  andern  Sachen  und 
daß  man  nicht  getar  ein  fuss  von  danne  ruren,  wird  verworfen;  denn 


108  be-rüfunge  —  beruft 

ist  das  nicht  genuk,  das  er  von  der  stat  nicht  gee.  ee  er  urteil 
strafe  ader  wenn  er  seinen  willen  darczu  tut  offenlich?  Const.  IV 
20,  11  und  IV  20.  21:  ab  der,  der  sich  berufet,  er  sei  denne  mit 
ehafter  not  behindert,  seine  berufunge  innewendig  vier  wochen  nicht 
vollendet,  so  sol  man  in  für  den  haben,  der  sich  nicht  beruftet  hat, 
u.  wider  den  er  sich  berufet  hat,  dem  sol  er  genuk  tun  umb  seine 
czerunge,  die  er  redlich  getan  hat.  —  in  Const.  IV  20, 14  u.  s.  wird 
berufuDge  nur  an  den  König  verlangt,  sol  man  di  sache  alleine  für 
unser  kegenwortikeit  prengen,  IV  20, 3 :  Auch  noch  perkrechte  so 
sol  der  richter  kein  urteil  sprechen,  sonder  er  sol  volfuren  der 
scheppen  urteil;  u.  übertritt  er  denne  darinne  di  mase  (an  eime 
kleinen  als  wol  als  an  eim  grossen,  IV  20,  4).  ader  besweret  er 
ettlich  teil,  man  mag  sich  redlich  berufen.  —  das  peide  richter  u. 
scheppen  mit  allem  Heise  sich  bewaren  sullen.  das  si  imand,  di  vor 
in  kriegen,  nicht  sache  geben,  sich  czu  beruften,  IV  20,  4.  Als  oft 
man  von  dem  urteil  der  urborer  ader  der  gesworn  ader  von  der 
richter  gewalt  oder  von  keiner  beswerunge  sich  beruft,  das  man  an 
keinen  andern  ader  andere  dann  unsere  kunigliche  macht  ader  an 
unsern  camerer  furpas  b.  und  behelfen  sol;  wann  wir  meinen  u. 
setzen,  das  di  perkrecht  furpas  mer  nindert  czimleicher  pleiben  denn 
in  unser  camer,  Const.  I  5, 10.  Doch  half  dies  nichts,  denn  nach 
wie  vor  berief  man  sich  auf  den  Igl.  Überhof  in  Bergangelegenheiten 
s.  berg-recht. 

be-rüfunge  stf.  Berufung  an  ein  höheres  Gericht,  Appellation. 
Über  Art  und  Weise  der  b.,  Igl.  Str.  299;  wer  die  b.  innerhalb  der 
gegebenen  Frist  nicht  vollführt,  ohne  durch  ehafte  Not  gehindert  zu 
sein,  verliert  das  Recht  dazu,  Igl.  Str.  325  und  oben  unter  berufen. 
Wer  das  infolge  der  Berufung  gefällte  Urteil  verwirft,  zahlt  50  Mark 
Goldes  Strafe,  Igl.  Str.  302.  Er  hat  sein  b.  iczund  leicht  in  czehen 
wochen  adder  mer  nicht  vollfurt.  —  der  dem  rechten  nicht  gehorsam 
ist  gewesen,  hat  seine  b.  u.  sein  recht  vorlorn ,  Igl.  Str.  325.  Noch 
pergrechte  so  ist  die  b.  ein  tat  u.  clage,  di  do  begreifet  ettleiches 
urteiles  strafunge,  domit  imand  unrecht  besweret  ist,  Const.  IV  20, 1. 
Formel  der  b.:  her  richter,  das  urteil,  das  die  scheppen  wider  mich 
gesprochen  haben,  straffe  ich  u.  wil  ein  pessers  prengen  von  der 
>tat,  von  der  ichs  czu  rechte  prengen  sol  oder:  ist  das  urteil  ge- 
sprochen wider  geschriben  recht  ader  wider  gewonliche  ordenunge 
des  gerichtes,  dorumb  so  ist  das  urteil  nisnicht,  das  wil  ich  redlich 
beweren  u.  beweisen.  Const.  IV  20, 13.  TVer  sich  mit  Unrecht  beruft 
hat.  muß  auch,  dem  widersachen,  als  der  richter  schaczet,  czerunge 
u.  koste  widerkeren,  Const.  IV  20, 15.  H  enn  aber  dem  Beruf  er  recht 
gegeben  icird,  so  sol  der,  der  di  beruffuuge  erkennet  [dem,  der  das 
urteil  gestraft  hat]  auch  di  czerunge  heissen  widerkeren  u.  man  sol 
auch  widerruffen  alles,  das  noch  der  redlichen  berufunge  gescheen 
ist  czu  schaden  dem,  der  sich  berufet  hat,  wan  als  lange  die  b. 
stet,  so  ist  nichtesnicht  czu  vernewen,  IV  20, 16.  die  b.  ist  nichtes- 
nicht.  di  man  tut,  ee  man  besweret  ist,  IV  20,  8.  nimande  sol  sein 
eigen  wille  czihen  darczu,  das  er  sich  berufe,  sunder  notige  notdurft: 
wann  di  b.  sol  nicht  schirmunge  sein  arger  list  u.  poser  täte,  sunder 
ein  hülfe,  di  unschult  czu  beweisen,  IV  20, 10. 

beruft  pari.  Adj.  =  berühmt.  Chron.  v.  Eibogen  93,  23. 


be-rugiichen  —  be-sagen  109 

be-rüglichen   Adv.   in  Ruhe,  Traut.  Chron.  92. 

be-rügt  part.  Adj.  unangefochten:  das  der  Veit  kursner  deu 
Jörgen  teuffl,  kursner  ein  berugten  man  schol  lassen  bleiben,  Igl. 
Stb.  III  327  b. 

berureu  sivv.  erwähnen:  das  obin  berurte  sloss  Brux,  Stadtbucb 
v.  Brüx  N.  341. 

be-rür-lich*  Adj.  berührbar.  dem  man  sich  nähern  kann:  ir 
babt  euch  nit  genacbent  zu  dem  berurlichen  (Berge,  sondern  zu 
einem  brennenden)   feur,  T— B  Juden  12, 18. 

bereinige  stf.  1.  menstruatio ,  2.  Geburt*,  Entstehung:  das  in 
allen  sacben  eines  zurrüttung  des  andern  berung  sei,  Ack.  50, 16. 

ber-vrit,  berg-f'rit  1.  hölzerner  Belagerungsturm  auf  Rädern, 
2.  zur  Verteidigung  gebauter,  gewöhnt,  steinerner  Turm:  s.  berg- 
vrid. 

be-saclieu  swv.  einrichten,  beiverkstelligen:  si  darüf  wislich 
sunneu,  wie  sie  die  stat  gewunnen,  das  besachten  mit  einander,  Alex. 
Anh.  593.    ein  vürste  —  die  nahthuote  besachte,  Alex.  Anh.  529. 

be-sage  stf.  1.  Wortlaut,  Inhalt,  2.  Anklage.  2.  der  besage 
mag  er  sich  entschuldigen,  Prag.  Rb.  86.  nach  besag  eines  artikels 
eines  konigl.  briefs,  Traut.  Chr.  129.  146.  265. 

be-sage  stm.  swm.  den  valschen  besagen  Verleumder,  W — B. 
Psalm  71  (72),  4.  die  menige  der  valschen  besager,  Job.  35,  9.  der 
besager  geczeugnus,  Igl.  B  46. 

be-sagen  swv.  1.  beklagen,  anklagen:  wesait  man  =  Angeklagte 
Brunn.  Recbt  (38)  (39),  118;  wiert  iemant  pesait  um  ein  totslag  u. 
welle  sich  unschuldigen,  II  38.  Ist  das  iemant  besait  wiert  um  ein 
totslag  u.  sich  des  bechent,  er  hab  die  chraft  mit  chraft  vertrieben, 
da^  ist  notwere  seines  leibes ,  II  8.  Die  vor  sulchem  gerichten  die 
armen  sele  besaget  hatten,  Hier.  220,  2.  er  mag  es  wol  beczewgen, 
beweren  u.  b.,  Igl.  Str.  I,  S.  362  oben.  Welich  leben  di  (geswornen) 
besagen  (beschuldigen),  das  si  di  nechsten  lehen  trenken  mit  irem 
wasser  —  D I R  I  §  6,  2.  her  besagte  seine  brüder  umb  eine  böse 
sünde  gegen  seinem  vater,  W— B.  Gen.  37,  2.  das  ir  die  mass  czihen 
lasset,  wenn  si  wirdig  fluiden  u.  besagt  ist,  Igl.  Bgr.  N.  11, 1.  u. 
wanne  her  (der  Hirte)  yniant  besagt  (beschuldigt),  Igl.  Str.  42.  vor 
dem  hohen  gerichte  b.  (coram  majori  iudicio  accusare),  Igl.  B  17. 
hören  die  scheppen  von  yn  selben  (ohne  Aufforderung  durch  den 
Richter)  icht  in  dem  markte  oder  in  dem  leithause  unnucze  rede, 
di  von  einer  leichtikeit  geschit,  do  haben  si  nicht  recht,  einen  man 
dorumb  zu  besagen;  idoch  sehen  sie  unczucht,  rauffen,  slahen  oder 
wunden,  da  haben  sie  craft  czu  besagen,  Igl.  Str.  I,  S.  358  u.  macht 
der  geswornen  czu  b.  u.  rügen  (accusandi  potestatem),  Const.  IV  11,  8. 
von  dem  selben  (in  dem  zu  messenden  Gang  gehauenen)  silber  baben 
sie  besaget  u.  auch  czu  irem  eit  genuinen,  das  man  pilleich  einen 
perk  messen  schulle,  Igl.  Bgr.  N.  5.  Das  selbe  ercz  ging  abe  in  der- 
selben czeit,  das  es  czu  der  mas  nicht  wart  besaget,  N.  5, 3  und 
N.  5,  4  und  5.  Steiger,  hutleut  u.  ander  amptleut  nicht  verrer  kraft 
haben  czu  besagen  (=  Zeugenschaft  zu  geben)  denne  also  verre, 
als  ir  ampt  get,  Igl.  Bgr.  N.  116.  das  gesworen  marscheider  also 
vinden  u.  b.  auf  iren  eit,  N.  76, 5;  di  Steiger  sprachen:  wenne  wir 
haben  über  der  erden  nicht  czu  b.  sunder  in  der  gruben,   N.  64, 2. 


110  be-sagen  —  be-schatzen 

sint  dem  malen  u.  die  scheppen  das  wasser  besebeii  u.  besaget  betten, 
N.  66j  1.  das  di  selben  amptleut  geseben  u.  besaget.  —  als  her 
besehen  u.  b.  ist,  N.  63, 4.  het  aber  imaut  in  besaget  (verklagt,  ver- 
leumdet), Ernst  965.  wer  in  gegen  inch  besagt  hat,  998.  dar  umb 
snlt  ir  sie  niht  b.  (beschuldigen),  Alex.  16120.  daz,  si  fanden,  do 
von  si  in  besagten ,  T — B  Lnk.  6,  7.  Job.  8,  6.  si  begunden  in  b., 
Luk.  23,2.  23.10.  um  was  sache  er  wer  besagt,  Btb.  23,  28.  24,2. 
daz,  ich  euch  bin  ze  b.  bei  dem  vater,  Joh.  5,  45.  Moyses  ist  der  euch 
besäet.  Job.  5, 45.  wenn  er  mich  und  dich  dem  kunige  besaget, 
Böhm.  Chr.  52. 

be-Sager  stm.  Ankläger:  so  dein  b.  kument,  T— B  Btb.  23,  35. 
24,  8.  25, 16. 

be-sagunge  stf.  Anklage:  Und  do  (vor  Gottes  Gericht)  der 
unfletigen  teufel  b.   lange  geweret  bette,    Hier.  219,  23.  b.,  W — B 

111  85  c.  valsche  b.  =  calumnia,  W —  B  Deut.  28,  29.  czeuch 
verre  von  valseher  b.,  Js.  54, 14.  Das  ist  die  stat  der  besuchunge 
(visitationis)  alle  valsche  b.  (lauter  Unrecht)  ist  in  ir,  Jer.  6,  6.  ab 
ein  gefangener  von  unrechter  b.  des  neyds  —  eingepracht  wer, 
Olm.  Stb.  89.  sie  (die  Gefolterten)  werden  oft  ir  selbs  u.  anderer 
unschuldiger  leute  morder  mit  unrechter  b.  ebenda,  nit  Avellst 
enphachen  di  b.  (nimm  keine  Klage  an)  wider  den  prister,  T — B 
Timoth.  5, 19. 

be-ssemen  swv.  besäen:  über  ire  besaamde  felder  zu  treiben 
(näml.  Vieh),  Eg.  Chr.  1199  S.  376.  nicht  die  besaambte  felder  ver- 
wüsten. S.  377. 

be-samt,  be-saiiinient.  be-sampt  1.  Adj.  ganz:  mit  gantzer 
meiner  besampter  kraft  (tota  mente  mea).  Sol.  35, 6.  besamment 
beid  naturen  (utramque  ereaturam),  83.27.  2.  Adv.  in  gleicher 
Weise:  deine  gab,  die  du  itzunt  besampt  (pariter)  freunden  u. 
feinden  gibst.  55.3.  der  (hl.  geist)  von  in  beiden  b.  entspreusset, 
86,  16. 

be-samung   stf.   Versammlung  Igl.  Stb.  V  256b. 

be-sarkeu  s.  be-serken. 

be- Satzung  stf.  1.  Befestigung.  2.  Besetzung  eines  Teiches  mit 
Fischbrut,  2.  ein  ablass  (eines  Teiches)  haben  auf  ein  gleiche  b., 
Igl.  Stb.  Y  39  d.  nach  der  besaezung  des  gerichtes,  Eröffnung  der 
Gericldsverhandlung,  Igl.  Stb.  V  10c. 

be-saufen  (be-süfen)  stv.  III.  einsinken,  versinken,  ertrinken. 
trans.*  verschlingen*,  einschlürf ev*:  di  erd  tet  auf  iren  mund 
und  besof  den  floz,,  den  der  trakk  liez,  von  seinem  mund,  T — B 
Offenb.  12. 16.  der  tot  ist  besoffen  {verschlungen)  in  oberwindung, 
I.  Korinther  15,  54. 

be-schaffen  stv.  IV.  erschaffen:  wan  seine  (des  himels)  genade 
uns  b.  bat,  Const.  III  6, 13.  die  Juden  gelauben  an  einen  got,  der 
himel  u.  erd  b.  hat  Joh.  v.  Igl.  1.  sie.  =  heißen:  wir  haben  unserm 
pfleger  —  befohlen  und  ernstlich  beschafft  zu  genanten  Czedwitzer 
und  seinen  gutern  mit  ernst  zu  greifen,  Eg.  Chr.  1175. 

be-schaffuug  stf.  =  Geschöpf.  Es  wurde  gefressen  —  ein 
iglich  lebendig  b.  di  ander,  Ack.  S.  11, 11. 

be-sehatzen  swv.  )>tit.  schwerer  Steuer.  Kontribution,  Lösegeld 
belegen;  nach  Zahl  und  Wert  anschlage?^,   um  daz,,  daz,  si  mich  be- 


be-sckauwen  ■ —  be-scheidenheit  111 

raubt  babeu  und  beschatz  ich  (schätze  ich)  —  100  scbock,  Eg. 
Aclitb.  I  23.  den  künic  und  alle  die  er  gevienc  beschazt  der  hoch- 
gemuote,  Alex.  23903.  ir  (der  Gefangene?))  weih  und  kindlein  be- 
schaczt  werden,  Eg.  Chr.  N.  1123,  S.  300. 

be-schauwen  swv.  betrachten  erspähen:  wie  die  Sachen  ge- 
handelt u.  beschawet  werden,  des  solt  du  uns  underweisen,  Mind. 
d.  Egerl.  81. 

be-schauwung  stf.  Betrachtung:  mit  den  ringeln  in  beschawung 
(aus  conteniplationum  suarum)  verbergen  die  Cherubim  u.  Ser.  das 
autlutz  vor  dem,  der  do  sitzet  auf  dem  hohen  stul,  Sol.  80,  31.  b. 
der  wunden  durch  die  geswornen,  Ig].  Str.  (62).  Wenn  ein  ver- 
wundeter nicht  durch  die  geschworenen  Schöffen  seine  Wunden  be- 
schauen läßt,  verliert  er  seine  Rechtsa?isprüche;  ebenda. 

be-sehediger*  Stm.  Schaden-,  Unruhstifter:  straßrauber  und 
b.,  Eg.  Chr.  1162.  1187,  S.  358  f. 

be-schehen  stv.il  geschehen,  durch  höhere  Fügung  sich  er- 
eignen :  an  einem  morgen  ez  beschach,  W.  v.  W.  5536.  das  uns  dise 
reuplich  beschedigung  —  gancz  unbesorgt  und  unbewart  bescheen 
und  begangen,  Eg.  Chr.  1141. 

be-scheide   stf.   Bestimmimg:  mit  der  b.,  daz  —  Eg.  M.  U.  6. 

be-scheidekeit  s.  be-scheidikeit. 

be-scheiden  part.  Adj.  bestimmt,  deutlich,  verständig :  erberige, 
b.  leute  =  personae  idoneae  et  discretae,  Const.  IV  2, 15.  wen 
senden  wir  dar  —  der  wese  so  bescheiden  (klug),  W.  v.  W.  6023 f. 
Chron.  Traut.  124. 

be-scheideu  stu.  V.  1.  trennen,  schlichten,  2.  zuweisen  durch 
Schiedsspruch,  3.  durch  den  Richter,  4.  durch  Testament:  2.  Erbteil, 
wer  di  mit  clage  wil  gewinnen  vor  kost,  di  ime  darauf  wirt  b.  von 
den  ratleuten,  DIR  22  a  1.  b.  tage  =  termini :  Schol  ymand  einen 
man  vorprengen  zu  b.  tagen,  der  umb  ungerichte  beclaget  ist,  stirbt 
er  di  weill,  man  scholl  den  toten  vorprengen  u.  ist  domit  ledig, 
Prag.  Rechtsb.  126.  do  beschiet  mau  in  peiderseit  einen  tag,  Igl. 
Str.  251.  —  3.  ich  bescheide  meiner  muter  10  schock  auf  mein  haus, 
Igl.  Str.  324,  S.  235.  ein  gut,  —  das  ein  piderman  —  vor  totpet- 
leuten  beschaiden  hat,  300.  si  wold  sich  an  dem,  des  ir  prüder  be- 
schiden  hat,  nicht  lasen  genügen,  233.  seine  dink  schaffen  u.  be- 
scheiden,   247,  S.  140.     Joseph  in  der  tröume  beschied,  Alex.  11390. 

be-seheideuheit  stf.  1.  Verstand,  kluges  Handeln;  2.  Ver- 
pflichtung; 8.  richterl.  Entscheidung;  4.  Bedingung;  5.  Was  zur 
Befriedigring  eines  Bedürfnisses  hinreicht.  1.  b.  behelt  die  lust 
bei  gemach,  Ack.  29, 12,  sorge  u.  b.  wonten  stet  an  irem  (meiner 
Fraxi)  hofe  15,  5.  alle  Weisheit,  alle  b.,  Hier.  73, 12.  din  wiplich  b. 
(Klugheit)  W.  v.  W.  1114.  auch  bekumt  es  wol  der  urborer  l>. 
(discrecioni  urbariorum  convenit),  Const.  I  4,  7.  wir  piten  euer  lt., 
das  ir  uns  des  weiser  machet,  Igl.  Str.  170.  wir  piten  euer  vor- 
sichtige b.  mit  ganczem  üeisse,  das  ir  uns  des  weiser  machet,  252 
u.  s.  Und  mein  b.  (mansuetudo)  hat  mich  gemeret  W — B  Kön.  II 
22,36.  —  3.  Begent  die  b.  (=fügt  euch  meiner  Entscheidung)  Ack. 
29,  7.  —  4.  di  urbarer,  den  wir  unser  urbar  in  einer  b.  (certis  con- 
dicionibus)  u.  umb  ein  sichern  genis  gelassen  haben,  Const.  I  4, 7. 
aller  dinge  b.  sint  da  (in  Tyrus)  mit  namen  u^  geleit,  Alex.  9593. 


112  be-scheidenlich  —  be-scheude 

die  b.  dein  zorue  staete  vorwesen  sol,  Alex.  Anb.  1324.  inäz,e  mit  b.. 
Trist.  69. 

be-seheidenlieh  1.  Adj.  bescheidlicb  Cod.  E  für  bescheiden 
hülfe  tun  Const.  I  7,  16  =  hinreichende.  2.  Adv.  die  eigenschaft 
sal  in  den  hantfesteii  —  mit  allen  Unterscheidungen  (bescheidlicb 
=  distincte)  geleutert  werden,  Const.  II  4, 12.  andir  lehen  —  gefallen 
{fallen  zu)  deme,  der  recht  dorczu  hat  also  b. :  den  urbarem  koniges 
lehen,  den  herren  ir  lehen,  den  burgern  ir  lehen,  DIR  5,  1.  si  haben 
gelihen  also  b.,  daz  si  in  den  selben  leben  czwene  schacht  nider 
schullen  sinken  vertiklich  noch  des  hofmeisters  u.  der  steiger  rat, 
Igl.  Bgr.  N.  45.  4.  —  liehen:  das  das  craft  sulle  haben  also  be- 
scheidenlichen  (unter  der  Bedingung,  mit  der  Bestimmung),  das  an 
irem  geschefte  des  koniges  nucz  u.  des  gebirges  furderunge  offinbar 
irscheinen  möge,  DIR1.  slüz,z,ele  glich  den  slüz,z,eln,  die  er  ge- 
drücket vant  alhie  in  da^  wachs  b.,  Trist.  5981. 

be-seheidikeit*  stf.  Klugheit:  wie  er  das  mit  listikait  u  mit 
beschaydikait  aus  dem  Hainzen  gepracht  hat,  Igl.  Str.  (60)  S.  327. 

be-seheiuen  swv.  zeigen,  zu  erkennen  geben,  mit  Acc.  der 
Sache,  Dat.  der  Person.  Und  man  im  bescheinte,  was  Krist  der 
name  meinte.  W.  v.  W.  362f.  die  vor  die  vlucht  bescheinten  (sich 
stellten,  als  ob  sie  flehen),  die  karten  wider  die  antlicz  u.  sterclich 
widerstunden,  W — B  Richter  20,  41.  ja  enweiz,  ich,  waz,  ez,  meinet 
oder  waz,  ez,  uns  bescheinet,  Alex.  662.  dem  küng  er  (Daniel)  be- 
scheinte, waz,  ieglich  wort  meinte,  955.  er  im  bescheinete,  waz,  die 
sendung  meinete  1853,  min  sin  dir  daz,  bescheinet,  waz,  der  troum 
meinet  7751,  er  weinende  bescheinet  der  großen  sünde  missetät, 
Leg.  341.  den  (frouwen)  sie  dienst  mit  triuwen  hetten  bescheinet 
(erwiesen),  Alex.  3658. 

be-sehemen  swv.  in  Schmach  bringen,  verletzen:  wann  die 
ordnuuge  der  vornuuft  wirt  bescheint  (confunditur),  Const.  I  2,  4. 
er  beschemte  (warf  ihm  spöttisch  vor)  des  konigs  son  mit  dem  pade, 
Böhm.  Chr.  52. 

be-sehemige  s  be-sehoenung. 

be-sehern  stv.  1 2  (ich  beschir,  beschar,  PI.  beschären,  beschorn) 
kahl  scheren:  das  hat  bescher  her  czuhant  an  demselben  tage  seiner 
reiniguuge,  W — B  Num.  6,  9. 

be-seheten  (be-schatewen)  swv.  beschatten:  die  kraft  des 
Höchsten  beschettent  dich.  T  — B  Luk.  1.  35. 

be-schetigen  swv.  obumbrare:  beschetiget  (beschirmt)  hastu 
über  mein  houbet,  W— B  Ps.  139,8. 

be-sehetigung  stf.  Schatten,  obumbratio:  bi  dem  —  vater  der 
licht  —  nit  ist  di  vorwandelunge  noch  di  b.  der  stunden  (vicissi- 
tudinis  obumbratio  =  ein  Schatten  von  Wandel),  T — B  Jak.  1, 17. 

be-seheude  (be-schiude,  be-schouwede)  stf.  Anschauung,  Anblick, 
Angesicht,  wir  underweisen  unser  herczen  in  seiner  (gotes)  be- 
scheud,  T— B  I  Brief  Joh.  3, 19.  dein  gepet  und  dein  almusen  sint 
ufgestigen  in  gedenkung  in  die  b.  gotz,  Btb.  10,  4.  dein  almusen 
sint  kumen  in  gedenkung  vor  der  b.  Gotz,  Btb.  10,  31.  nu  sei  wir 
all  gegenwertig  in  deiner  b.,  10,  33.  in  der  b.  Gotes,  Btb.  4, 19.  ich 
fursach  den  Herren  zu  allen  zeiten  in  meiner  b.,  Btb.  2, 25.  in 
seiner  b.  (verlesen  besehend),  Epheser  1.  4.    in  der  b.  euer  aller  (vor 


be-schickunge  —  be-schoenen  113 

euren  Augen,  wie  ihr  alle  sehet),  Btb.  3, 16.  er  macbt  gnad  got  in 
der  b.  aller,  27,  35.  von  der  b.  dez,  ratz,,  5,  41,  dise  schickten  si  vor 
di  b.  der  boten  (stellten  sie  den  Aposteln  vor)  und  betend  legten 
sie  in  auf  die  hend,  6, 6.  er  gab  im  (Josef)  Weisheit  in  der  b., 
Pharaonz,  7, 10.  in  der  b.  der  kirchen  III.  Brief  Joh.  1,  6  in  der  be- 
sehend seiner  junger,  Joh.  20,  30.  in  der  b.  seinez,  tronz,,  Offenb.  1,  4 
u.  20, 12.    in  der  b.  des  Lames,  Offenb.  7,  9.    in  der  b.  Götz,  8,  2. 

be-schickunge*  stf.  Vermächtnis,  letzter  Wille:  Jaromir  er- 
mante  in  (den  bruder)  an  sulche  teilunge  und  b.,  di  ir  bruder 
Sbitynhnyew  tat,  Böhm.  Chr.  49. 

be-schidunge*  stf.  Verfügung  bei  der  scheidunge  (Tod),  letzter 
Wille,  Testament:  er  tet  ein  redlich  b.  an  seinen  leezten  czeiten, 
Igl.  Str.  324,  S.  235 ,  248.  des  pergs  puch,  do  der  frawen  —  b.  red- 
leich  beschriben  u.  bewart  ist  291,  S.  197.  di  b.  besecz  ich  mit 
euch  247,  S.  141,  326.  328.  das  sie  Averen  totpetleut  irer  beschidung 
=  Testamentszeugen  289  c,  ob  ir  beder  eleicher  vater  hernach  mit 
kainer  b.  oder  mit  kainen  prieffen  ir  erbtail,  das  her  ir  (bei  ihrer 
Hochzeit)  vorgelobt  hat,  anders  imant  vorschriben  oder  vorgeben 
muge,  248.  der  beruffte  —  totpetleut  als  vil,  als  er  der  bedurfte, 
czu  seiner  beschidung,  305b.  di  b.  ist  auch  nie  vor  kainem  rat  — 
gelautmert  noch  bewart  worden,  300.  das  das  ir  leezte  b.  wer, 
236,  S.  132;  263,  S.  163  u.  S.  162.  mein  swiger  hat  mit  wolbedachtem 
mut  ein  b.  getan  vor  zweien  gesworn  scheppen,  Igl.  Rspr.  IV.  seines 
swehers  b.  ( Vermächtnis),  IV.  ein  furmund  etwen  frau  Angnesen  b.  XII. 

be-schinden  stv.  I  3,  Part,  beschunden  und  sui.  beschindet, 
1.  schälen,  enthäuten,  2.  berauben,  spoliare  m.  Acc.  und  Gen.:  ir 
werdet  b.  die  egipten  =  spoliabitis  Aegyptum,  W — B  Ex.  3,  22.  die 
nakten  hastu  beschunden  des  gewandes,  Job.  22,  6.  das  arme  povil 
haben  sie  beschunden  =  vulgum  pauperem  spoliaverunt,  Job.  24,  9. 

be-schirmer  stm.  Beschützer :  ich  bin  dein  b.,  W—  B  Gen.  15, 1. 

be-schirm-rede*  stf.  Verteidigungsrede,  exceptio:  Idoch  an 
gevere  czu  vorsteen,  so  ist  ein  igleich  b.  ein  ausgenomen  rede 
genannt,  wann  in  der  b.  meint  er  seines  widersachen  willen  un- 
kreftig  machen,  Const.  IV  7, 1. 

be-schirmunge  stf.  Schutz,  Verteidigung:  als  die  namen  der 
b.  und  Widerrede  mancherlei  genannt  sein,  Const.  IV  7,  1.  so  mag 
der  antworter  furlegen  sein  b.,  IV  7, 2.  das  auch  wir  unser  b.  u. 
Widerrede  dester  fürsichtielicher  geordinieren  IV  2,  3.  aber  von  den- 
selben steten,  die  zu  b.  den  vluchtigen  werden  ausgesundert  (quae 
ad  fugitivorum  subsidia  separantur),  W — B  Num.  35, 13.  wer  di  b. 
(im  Druck  fälsch:  beschrinnung)  virluset,  den  rad  er  virkuset,  Dal. 
26,  5  (4,  9). 

beschit-,  be-schiet-brief*  stm.  v.  be-schit,  -schiet  stm.  u.  be- 
schiden,  bescheiden.  Testament:  mit  dem  beschidbrieff,  da  anhanget 
das  grosser  insigel  der  stat,  Igl.  Str.  305  b.  der  b.  laut  den  fur- 
munden  als  lauge,  unez  das  der  junge  kumpt  czu  seinen  vornunftigen 
iaren,  czu  iren  guten  treuen,  290  u.  305. 

be-schoenen  stvv.  beschönigen,  schön  machen,  sich  von  einem 
Verdacht  reinigen:  Einer,  der  mit  Brandlegung  gedroht,  jedoch  nicht 
dabei  ertappt  worden  ist,  mag  sich  selbsibender  beschöuen,  Igl.  Str. 
B.  49.     beschonter  ausrede  bedarf  wol  schuldiger  man,  Ack.  20,  9. 

Jelinek,  Wörterbuch.  Q 


114  be-schoenunge  —  begchüten 

be-sekoemmge  stf.  Beschönigung,  Vorwand:  das  uiebt  mit  b. 
des  czimleicheu  unezimliches  getan  werde,  Const.  I  7,  8.  Ist  aber  die 
sache  emploset,  so  mag  mau  si  mit  sotaner  b.  (nicht  loie  in  Hs.  H. 
und  im  Druck  benehniunge)  nicht  widerprengen  =  velamento  tali 
(die  Behauptung,  man  habe  sich  geirrt)  nullatenus  restauretur,  IV 
10, 8.  sie  haben  auf  ein  b.  (zum  Schein)  mit  rossen  den  roubern 
lassen  nacheilen,  Traut.  Chr.  346.  nun  tat  ich  in  nicht  wol  ver- 
trawen,  wann  si  mochten  esz  darumb  an  mich  pracht  haben  zu  einer 
beschemig  (wohl  für  b.),  das  sie  es  iczund  nicht  thun  betten  wollen 
und  dorumb  zu  konigk  gesant,  Elbog.  Chr.  159,  30. 

beschreiben  stv.  II  1.  aufzeichnen,  2.  schriftlich  festzetzen, 
durch  Urkunde  überweisen,  3.  schriftlich  kommen  heißen,  4.  ver- 
bannen. 1.  wenn  (da)  du  in  deinen  henden  mich  beschriben  hast, 
so  lis  diselben  schrift  u.  heile  mich,  Sol.  7,  6.  2.  Das  sint  die  recht, 
die  den  nufengern  beschrebin  sint,  DIR  I  §  13.  was  in  beschriben 
u.  Torlihen  ist,  DIR  III 30.  weme  des  koniges  gewaldiger  liher  — 
icht  vorlihet  —  u.  beschribet  das ,  das  craft  sulle  haben  —  D I R  1. 
vgl.  auch  Chron.  Traut.  5.  4.  echten  lassen  u.  b.,  Brunn  R  II  (5). 
wiert  iemant  um  ein  totslagf  beschriben,  der  beleih  an  allen  under- 
laz  iar  u.  tag  von  der  stat  II  40.  3.  die  man  besenden  u.  beschriben, 
W.  v.  W.  1212.  die  schuld  hab  ich  lassen  b.  (schriftlich  zusammen- 
stellen) auff  einer  czedl,  Igl.  Stb.  V  273  b. 

be-schreien  (beschrien)  stv.  II.  u.  stv.  (Praet.  beschrei,  —  schre, 
—  schrite;  Part,  beschrien,  —  schrirn,  beschriet,  —  schrit)  1.  ins 
Gerede  bringen,  2.  beklagen,  beweisen,  3.  verkündigen,  4.  bes.  vom 
Beschreien  der  Übeltäter,  Grimm  Wb.  I  1595.  5.  Durch  Schreien  er- 
füllen: 1.  so  ein  feuer  in  einem  haus  auskumbt  über  das  dach  u. 
das  es  beschriren  (darüber  Lärm  gemacht)  ward,  der  ist  dem  richter 
an  alle  gnad  1  schock  (wandel,  schuldig)  Taiding,  v.  Friedberg  21. 
kombt  aber  der  Landtrichter  nicht  darzu  (zu  einem  ehrenrührigen 
Wortwechsel  auf  der  Straße)  u.  beschreit  solches  nicht,  so  sollen  die 
wandel  sie  ihrem  gruutherrn  u.  ihrem  verordneten  Richter  heimb- 
tragen  in  sein  haus,  Chlum.  I  38.  4.  b.  eines  Diebs  mit  13  pferden, 
Chron.  Traut.  326.  5.  das  die  vierwinkel  von  ir  kain  (keinem  der 
Kinder)  ie  beschrien  sein  —  das  sie  die  vierwinkel  nicht  beschrigen 
haben,  Igl.  Str.  263  S.  160,  die  Lebens-  u.  Erbfähigkeit  des  neuge- 
borenen Kindes  wird  darnach  beurteilt,  I.  Grimm  R.  A.  75.  be- 
kriet  schone  und  beschrit  wart  des  fürsten  höchgezit,  Trist.  511. 
durch  boten  wart  ein  hervart  beschrit  —  üf  ein  geleite  zit,  Ernst 
3861. 

be-schröten  stv.  V.  Praet.  beschriet,  behauen,  beschneiden :  alle, 
die  do  beschroten  sind  in  einen  schöpf  (am  Haupte  geschoren),  W — B 
Jer.  9,  26.  Job  —  zureis  sein  rock  u.  beschrit  sein  houbt,  Job.  1, 20. 
ob  dem  weib  ist  lesterlich  (schimpflich)  zu  beschroten  oder  zu  be- 
schern  (daß  ihr  die  Haare  geschoren  werden),  T  — B  I.  Korinther 
11,6. 

be  -  schüten,  be-sekuten  sivv.  1.  begießen,  beschütten,  2.  be- 
decken, 3.  überwältigen,  4.  beschützen,  5.  befreien,  6.*  durch  Auf- 
schütten eindämmen,  einen  Teich  anlegen:  wann  si  die  kern  =  und 
new  teich  bei  Pistau  beschütt  und  beseezte  (mit  Fischbrut),  Igl.  Stb. 
111183  c. 


be-schutz-gelt  —  be-setzen  115 

be-schutz-gelt  styi.  (v.  beschütz  stm.  Beistand,  Schatz)  Be- 
zahlung für  Schutz.  Ein  dorf  gibt  4  schock  groschen  czu  b.,  Stadtb. 
v.  Brüx  N.  196. 

be-schutzunge  stf.  Schutz:  uiider  schatten  meiner  b.  =  sub 
umbra  culininis  mei,  W — B  Gen.  19,  8. 

be-sehen  stv.  I  1.  erblicken,  2.  betrachten,  untersuchen,  3.  be- 
denken, 4.  besorgen,  für  jemand  sorgen,  5.  mit  acc.  und  gen.  {der 
Sache)  mit  etwas  versorgen,  6.  refl.  sich  umsehen.  4.  daz  er  (der 
amptman)  bessehe  die  stete,  daz  man  darinne  vaste  hete  alle  gesetze 
unde  reht,  W.  v.  W.  4101  f.  Wann  es  ist  gut  in  disem  teile  {beim 
Erzverbieten),  das  man  armen  leuten  besihet  (providere),  di  ettwenne 
nicht  purgen  gehaben  mögen  u.  haben  andere  wo  nicht  czu  nemen, 
domit  sie  ire  teile  pawen  u.  vorkosten  nur  von  dem  selben  ercze, 
Const.  III  5,  6.  so  meinen  wir  unsere  perkleute  leuterlich  u.  gene- 
diclich  czu  b.  (providere),  das  iderman  an  des  andern  schaden  in 
seinen  greniczen  genuk  habe  III  6, 13.  6.  doch  er  sich  wol  under 
in  besach,  W.  v.  W.  7235. 

be-seligen*  swv.  beare,  glücklich  machen:  des  himels  —  gnade 
—  uns  beseliget  hat,  Const.  III  6, 13. 

beseme,  besme  swm.  be'sem  stm.  Besen,  Zuchtrute,  daz, 
haus  —  gereinigt  mit  pesemen  und  gezirt,  T — B  Matth.  12,44. 

be-senden  swv.  rück  umlautend  =  kommen  lassen:  die  man  b. 
u.  beschriben,  W.  v.  W.  1212.  ir  herren  sie  wolde  b.,  6373.  sin 
herren  mit  briefen  er  besande,  64.  Käedin  was  besaut,  Trist.  332. 
die  wurden  alle  besant,  516.  roten,  die  er  mit  brieven  mohte  be- 
senden, Alex.  9913.  do  besauten  wir  den  alten  rat  und  baten  sie, 
das  si  uns  underweisten  des  Urteils,  Igl.  Rspr.  I. 

be-serken,  -sarken  swv.  in  den  Sarg  legen:  Isöt  —  gebalsemet 
und  beserket  wart,  Trist.  6590. 

be-setigen  swv.  satt,  zufrieden  machen,  besetiget  sein  =  zu- 
frieden sein,  Chron.  v.  Elbogen  72, 18.  87, 41.  93,  7. 

be-setzen  siuv.  rückunü.  1.  b.  mit  Menschen  bevölkern.  2.  Pächter, 
Lehensleute  z.  B.  auf  ein  Gut  setzen.  3.  ein  Gericht  zusammensetzen. 
4.  bestimmen,  durch  Zeugen  feststellen*.  5.  umlagern,  festhalten. 
6.  eine  Sache  mit  Geld  =  es  darauf  antuenden.  7.  einem  etwas  ver- 
machen. 8.  Ersatz  zusagen:  4.  Das  bekenntnuss  besaczten  di  von 
der  scheunn  u.  auch  der  hofimaister  mit  meinen  herren  den  scheppfen, 
Igl.  Bgr.  N.  6,  2.  das  b.  der  bergmeister  von  den  sechslehen  mit  uns  u. 
dem  hofmaister,  N.  57,  6.  mit  den  das  auch  besaczt  wer,  N.  63, 1. 
ich  besecz  das  mit  ewern  gnaden,  das  sie  sich  an  kainerlei  ge- 
czeuknuss  geczogen  haben,  N.  40,  2.  er  beseczt  is  (das  der  erbstollen 
nicht  gebaut  worden)  mit  den  schepphin,  DIR  I.  9.  Secht,  ir  herren, 
hie  hab  wir  vor  haissen  beseczen  czu  der  masse,  Igl.  Bgr.  N.  6, 2. 
Do  besaczten  die  vorgenannten  —  des  rates  u.  des  perkspuch  be- 
kenntnuss, N.  40,  7.  sein  recht  kundigen  u.  offenlich  b.  vor  etlichen 
gesworn,  Const.  II 1,  7.  das  mit  geczeugnusse  beseczen,  II  2,  3.  des 
clagers  ungehorsamkeit  rügen  u.  besaczen  {fälschlich  f.  besagen), 
Const.  P7  3,  1.  Dag  wart  besaczt  mit  den  scheppen ,  Igl.  Str.  245. 
247,  S.  141.  das  besaczte  Petir  mit  den  scheppen ,  229.  wann  sie 
die  teich  beschütt  und  beseczte  {mit  Fischbrut),  Igl.  Stb.  III  183c. 
das  sie  den  teich  mit  einander  in  gleichen  teil  b.  nüczen  und  ge- 


116  be-setzunge  —  be-släfen 

niessen  sullen,  V  38  d.   so  scliullen  sie  den  teich  b.  und  des  geniessund 
sein  zu  gewin  und  zu  verlust,  V26b. 

be-setzunge  stf.  wenn  nicht  =  besitzunge,  Besitz,  dann  das 
durch  Zeugen  Erhärtete:  ir  leib  u.  gut  u.  ire  b.  beschirmen.  Igl. 
Bgr.  N.  98.  2.  b.  eines  teiches  (mit  Fischbrut),  Igl.  Stb.  III  328 b. 
328  c.  s.  be-satzung. 

be-sez,z,en  part.  Adj.  1.  besessen  (vom  Teufel).  2.  belagert. 
3.  angesessen,  begütert.  2.  umb  Medatem  sie  in  mante  und  al  der 
besehen  schulde,  daz,  er  in  (den  Belagerten)  gsebe  hulde.  Alex.  15082. 

be-sichern  swv.  sichern,  fest,  sicher  machen:  auf  di  stras  leute 
zu  besiebern  die  strass  —  schicken,  Elbog.  Chr.  61,  3.  das  new 
gleyt  zu  geleiten  und  b.,  61, 14. 

be-sicherung*  stf.  Sicherung:  b.  und  bereitung  der  Strasse. 
Elbog.  Chr.  61,  31. 

be-sicht  stf.  Umsicht,  Sorgfalt,  Begutachtung*,  Prüfung*: 
auf  das  sulchs  (ihre  Klagen  über  Bedrückung)  zu  besieht  und  rainung 
komen.  Eg.  Cbr.  1170. 

be-siehtigung  stf.  Begutachtung,  Prüfung:  domit  das  (die 
Klagen  über  Bedrückung)  zu  b.  komen  und  dorinn  gruntliche  er- 
farung  mag  gehabt  werden,  Eg.  Chr.  1183. 

be-sinnen  stv.  I  3  und  sw.  1.  nach-,  ausdenken.  2.  zur  Er- 
kenntnis bringen.  3.  mit  Überlegung  begaben :  freuden,  die  menschen- 
hertze  nie  und  nimmer  mag  b. ,  Hier.  38,  7  und  148,  26.  dein  al- 
mechtikeit  so  gross  ist.  das  si  kein  creature  gesagen  noch  b.  mag, 
82,10.  das  solche  zirheit  (Sehn  uck)  menschliche  vornunf  t  mit  nichte 
b.  kan,  122.  17.  wer  ditz  swache.  zurgenkliche  leben  recht  besinnet, 
104,  2.    der  wol  besinnete  Tristan,  Trist,  133. 

be-sitzen  1.  stv.  I,  1.  besitzen:  e  der  krieg  angehaben  ist,  so  | 
sol  man  fragen  ab  er  (der  antworter  —  Geklagte)  das  ding  besieze, 
u.  spricht  er,  das  er  das  ding  besieze,  das  er  nicht  besiezet,  der 
denn  den  krig  doruber  mit  im  heldet,  der  wirt  vorurteilt  dem  clager 
czu  aller  seiner  nochvolge  u.  schaden  ader  als  vil  der  clager  sweret 
in  dem  kriege,  Const.  IV  6,  7.  Leukent  aber  der  antworter,  das  er 
nicht  besieze  das  ding  u.  doch  dasselbe  angesprochen  ding  besass, 
so  twinget  man  in  nicht  furpas  des  clagers  pittunge  oder  anspräche 
czu  antworten,  sunder  daran  wirt  er  vorpuset,  das  auf  den  clager, 
der  do  bewert,  das  der  antworter  das  gepeten  ding  besiezet,  di 
besiezunge  desselben  dinges  mit  des  richters  macht  geleitet  und  ge- 
wechselt wirt.  wie  wol  er  nicht  bewert,  das  das  ding  sein  sei, 
wann  di  gerichte  sullen  nicht  czu  gespotte  sein ,  IT  6, 8.  2.  fest- 
sitzen (im  Sattel)  küm  man  in  besitzen  sach,  Alex.  9064.  3.  sivv. 
hinsitzen,  gericht  b.  —  Gericht  halten:  Der  richter  frag  offenlich 
von  den  geswornen,  ab  man  an  dem  tage  u.  die  stunde  des  tages 
muge  czimlich  czu  (unnötig  ergänzt)  gericht  siezen.  So  urteilen  die 
gesworen,  den  tag  u.  die  stunde  czimleich  sein,  gericht  czu  sein 
umb  das  es  kein  heilig  tag  ist  noch  auch  die  stunde  zu  spete 
Const.  IV  4,  5  u.  ö.  Igl.  Bgr.  u.  Str. 

be-sitzimge  stf.  Besitznahme,  Aneigmmg ,  Besitz,  czu  seine] 
b.  —  ad  possessionem  suam,  W — B  Lev.  25,  10  u.  Const.  IV  6,  8. 

be-släfen  stv.  red.  V.  =  beschlafen:  ist  das  ein  man  —  di« 
hausvraw  seines  nesten  nicht  beslefet  (non  violaverit),  W — B  Ez.  18,  6 


be-slie^en  —  be-standigkeit  117 

be-sliez,en  stv.  III.  umschließen,  gefangennehmen,  aus-,  zu-, 
beschließen,  enden:  er  beslo^en  Johannes,  T— B  Luk.  3,20. 

be-slie^unge  stf.  Einschließimg:  b.  des  himels  armonei,  Beiwort 
für  Gott,  Ack.  56, 11.   dise  clausel  u.  b.  =  haec  clausula,  Const.  II  5, 10. 

be-smiren  (mhd.  be-smirwen)  swv.  beschmieren:  der  mensch  ist 
ein  besnüret  binstock,  Ack.  36,8. 

be-sneidunge  stf.  (be-snidung)  Beschneidung,  Vorhaut:  David 
brachte  ire  (der  200  Philister)  b.  =  praeputia,  W— B  Kön.  18,25 
und  27. 

be-sniten  Part,  von  besniden  (zurecht  schneiden  Gewand  und 
Worte),  zugestutzt:  sohlen  wir  euch,  als  ir  schreibt,  darum  ersucht 
haben,  wer  villeicht  dergleich  besnytener  antwort  (voller  Hinter- 
gedanken) von  euch  begegnet,  Eg.  Chr.  N.  1162,  S.  336. 

be-sorg  stm.  Besorgnis,  Vermutung:  wie  wol  ich  des  kein  be- 
sorgk  noch  wissen  ewers  posen  willens  gehabt,  Eg.  Chr.  1168.  zu  b. 
des  Hussen  predig  immer  einzureissen,  29. 

be-sorgeu  siuv.refl.  vermuten:  Do  besorgten  sie  sich,  das  leicht 
die  vocher  in  den  wagnern  (einem  Bergwerk)  nicht  czuslahen  weren 
(zugemacht) ,  Igl.  Bgr.  N.  63,  2,  S.  423, 15.  ein  iklich  sich  seibin  be- 
sorge und  sich  nach  willin  karge !  Dal.  35,  33  (9, 10).  nit  besorgt 
(unerwartet),  Eg.  Chr.  1142. 

be-sorgunge  stf.  Besorgung,  Obsorge:  grosze  b.  haben  sie  umb 
uns  =  magnus  est  effectus  dilectionis  eorum  erga  nos,  Sol.  65, 40. 

be-sprechen  stv.  I,  2  mit  Akk.  der  Sache :  verabreden,  besprechen ; 
Akk.  der  Person:  anreden,  beschuldigen,  refl.  sich  beraten:  sinen  rät 
der  fürste  besprach  ze  den  er  triuwen  sich  versach,  Alex.  10563. 

be-spurzen*  sivv.  anspeien:  si  begond  in  zu  bespurczen,  T — B 
Mark.  14,  65.    si  bespurczten  in,  Mark.  15, 19. 

be-stän,  be-sten  stv.  IV.  1.  stehen,  zurückbleiben:  und  die  arche 
bestund  auf  den  armenischen  pergen  (requievit),  W— B  Gen.  8,  4.  — 
2.  auf  etwas  stehen,  es  besetzen.  3.  zugefroren  sein.  4.  feindlich 
angreifen,  bes.  von  Krankheiten  und  Leidenschaften.  5.  etwas  auf 
sich  nehmen,  wagen.  6.  mieten,  bestehen:  als  Mieter,  Pächter  ein 
Gut  übernehmen,  Chron.  Traut.  120.  7.  eines  dinges  b.  =  es  erwerben. 
8.  bestanden  sin  m.  G.  oder  Akk.,  zu  etivas,  einer  Zahlung,  Buße 
verpflichtet  sein,  etivas  verwirkt  haben:  er  ist  bestanden  mit 
9  marken ,  D  I R  II  29.  er  ist  bestanden  czehen  march ,  Brunn.  R. 
II 49.  dem  richter,  II.  206.  darumb  ist  er  b.  dem  richter  mit 
60  Schillingen  (stabit  judici  in  pena  60  solidorum,  Igl.  Str.  B.  34. 
wer  sich  berüfft  unbillich  an  die  obriste  herrschaft,  der  ist  bestanden  der 
pusse  czehen  phunt,  35.  der  ist  dem  richter  b.  mit  72  hallern,  Igl. 
Str.  159.  so  sal  er  seins  hals  bestanden  sein,  Stdtb.  Brüx  N.  108. 
der  im  mit  der  sache  bestanden  (unterlegen)  ist,  Igl.  Str.  I,  S.  362. 
4.  unwiz^ende  er  in  ein  huote  (Hinterhalt)  kam,  von  der  er 
wart  bestanden  (angegriffen),  Alex.  24  081. 

be-stand  stm.  1.  Bestand.  2.  Waffenstillstand.  8.  Pacht,  Miete, 
Chron.  v.  Traut.  94. 

be-stand-brief  stm.   Pachtvertrag,  Chron.  Traut.  92. 

be-stand-gelt   stn.   Pachtgeld,  Chron.  Traut.  94.  113.  126. 

be-standigkeit  (=  be-stsetec-heit):  zu  ewigwährender  b.  sind 
die  siege!  angehängt  worden,  Urkdb.  Aussig  N.  44. 


118  be-stand-jar  —  bestellen 

be-stand-jar  stn.  Mietsjahr  nach  ausgang  dieser  b.;  in  disen 
6  b.,  Chron  Traut.  94. 

be-stands-leut   st.  PI.   Pächter  Mieter,  Traut.  Chr.  93. 

be-stand-iveise  Adv.  pachtweise,  Traut.  Chr.  246.  in  b. 
ebenda  107. 

be-staten  swv.  Praet.  bestatte,  Part,  bestatet,  bestat:  1.  an 
eine  Stelle  bringen.  2.  gestatten.  3.  venvenden.  4.  pachtweise  über- 
lasseil. 5.  Kinder  ausstatten,  verheiraten.  6.  euphem.  begraben: 
5.  W.  wart  wolgemuot,  daz,  er  ze  werden  dienste  hat  siniu  werden 
kint  bestat,  W.  v.  W.  6413f.  bestatet  ein  man  kinder  bei  leben- 
dingen leibe  mit  genanter  margengabe,  wanne  derselbe  man  hernach 
stirbet,  ob  her  halt  an  gescheit  (Testament)  vurscheidet,  di  bestatten 
kinder  haben  mit  den  unbestatten  nicht  erbtail,  Igl.  Str.  61.     wenn 

—  unsere  bürger  —  ir  kint  bestatent  oder  begebent  in  orden  oder 
wenn  ein  priester  sein  erste  messe  singt  —  so  soll  nur  Vater,  Mutter 
und  Geschwister  zu  ihm  gehen  und  ihn  beschenken,  Eger  Str.  A  IV  1, 
B  19.  5.  nach  ir  stiegen  hohen  art  wart  bestat  daz,  werde  wip  (mit 
Heiratsausstattung),  Alex.  3839.  6.  Er  hat  auch  freieu  wilkür,  wo 
man  in  b.  schulle,  daz,  man  in  bestat,  Brunn.  B.  II  32. 

be-stseten  swv.  md.  besteten,  Praet.  bestatte,  Part,  bestaetet, 
bestset,  1.  festmachen,  2.  bestätigen,  3.  festsetzen,  4.  Sicherheit  für 
etwas  leisten,  5.  mit  Beschlag  belegen,   6.  verheiraten,    7.  aufspüren 

—  Wild:  2.  aus  (form  u.  weise,  inhalt)  unser  alten  geschrieben  u. 
bestatten  bergrechten,  Igl.  Bgr.  N.  77, 1.  12,1.  92,1.  111.  bestaten, 
Chron.  v.  Elbog.  64,  36.  besteten  =  bestätigen,  gestatten,  65, 2.  wart 
dicz  (die  Ehe)  zwischen  in  beiden  mit  triuwen  und  mit  eiden  be- 
stetet,  als  iz,  solde  sin,  Trist.  653. 

be-stechen  stv.  12  einen  Erzgang  treffen,  Erz  im  Gange  ab- 
hauen zur  Prüfung  der  Maß  Würdigkeit:  das  der  pergmaister  —  u. 
seine  gewerken  ercz  czu  der  mas  (=  maßwürdiges)  bestochen  hatten 
noch  gehaiss  des  hoffmaisters  u.  der  obristeu  steiger,  Igl.  Bgr.  N.  11, 1. 
Do  füren  —  die  obristen  steiger  —  furpas  mit  einander  u.  quamen 
auf  die  orter,  do  man  hatte  bestochen  czu  der  masse,  N.  6,  2.  Der 
gang  wart  bestochen,  noch  —  beschlagen,  zur  hutten  gefurt  ge- 
worcht  u.  bewart  als  recht  ist,  N.  52, 1.  die  czwen  gesworn  scheppen 
besahen  den  gang,  das  der  under  sich  und  für  sich  bestochen  was 
als  recht  ist,  Igl.  Rspr.  VII. 

be-steer  *  stm.  Pächter,  Mieter,  Übernehmer  einer  Lehenschaft, 
conductor  im  Gegensatz  zum  hinlasser  (locator):  der  richter  sal  be- 
sorgen, das  er  dem  besteer  schirme  u.  halde  alles,  das  er  (der  hin- 
lasser) gelobt  hat,  Const.  III  6, 15.  der  b.  sol  sich  furschen,  das  er 
in  keinen  sacken  das  recht  der  besteunge  (conductionis)  czubreche 
ader  das  er  kein  recht  des  bestanden  dinges  nicht  erger  mache  ader 
nicht  gehenge,  das  es  erger  werde.  III  6, 15.  Wer  eine  Vereinbarung 
übertritt,  ist  es  ein  besteer,  so  ist  er  vorvallen  von  allem  seinem 
rechten,  das  er  aus  der  besteunge  begriffen  hat,  III.  6, 15.  und  wann 
das  czil  des  hinlasseus  vorgeet,  so  ist  alles  recht  des  besteei's  vor- 
loschen,  III  6, 16. 

bestellen  swv.  rückimil.  =  besetzen,  belegen  mit  Bergleuten: 
die  tiffen  [aufgelasseneyi]  lehen  habent  unsere  urbarer  bestalt  (deren 
Bau  verfügt)  u.  czihen  das  wasser  in  den  Stollen,  Igl.  Bgr.  N.  71, 1. 


be-steller  —  be-steunge  119 

be-steller  stm.  bevollmächtigter  Vertreter  eines  am  Bergbau 
nicht  persönlich  teilnehmenden,  meist  abwesenden  Gewerken :  schaffer 
der  koste  (des  den  Gewerken  vertretenden  Lohnarbeiters),  die  man 
heisset  besteller,  Const.  1 14,  4.  Auch  ist  das  recht,  das  kein  b.  von 
sin  selbis  vorsüraenisse,  is  si  an  koste  adir  au  andern  dingen,  nimant 
(seinem  Vollmachtgeber)  siner  teil  nicht  vorwirken  adir  vorlisen  mag, 
DIR  1 20.  Ist  das  iemant  tail  an  eim  gepirge  hat  und  auszerhalb 
landes  ist,  versäumet  sein  b.  oder  sein  pfleger  drei  gedinge,  daz  er 
seiner  cost  darczu  nicht  geit,  er  verleust  sein  teil  mit  rechte, 
DIR  II  28. 

be-stendicheit  stf.  Treue,  Festigkeit:  wollten  sie  ire  unschuldt 
durch  b.  ires  gemutes  u.  sterke  ires  leibs  mit  einem  Kampfe  {Zwei- 
kampf) beweisen,  Mind.  d.  Egerl.  S.  71. 

be-stendig  Adj.  1.  beständig,  dauerhaft,  2.  erwachsen:  1.  auf 
die  rede,  das  sulche  falschheit  nicht  b.  sei,  so  kuin  der  warheit 
trostlich  zu  hilfe,  Hier.  154,  24.  der  3.  munch  ist  noch  b.  (noch  nicht 
davongelaufen),  Eg.  Chr.  910. 

be-stendler*  stm.  Vertreter!  s.  be-steller:  das  wergelt  u.  alle 
unrechte  gaben ,  die  in  (=  sich)  vormals  die  foyt  ader  ire  b.  zuge- 
zogen haben,  die  sein  nu  abgenommen  worden,  Olm.  Stb.  80. 

be-stentuüsse  stf.  Status,  Zustand:  uusers  gemeinen  nutzes 
b.  halden  wir  wol  (statum  nostrae  rei  publicae  sustentamus,  Const. 
IV  9,  3.  und  ratvragten  in  ubir  irs  wesens  b.  =  super  statu  suo, 
W — B  Richter  20,  27.  (mhd.  bestendnisse  =  Befestigung,  Be- 
kräftigung). 

be-stetigen  swv.  .<?.  oben  bestän  u.  be-st?eten,  dis  sint  die  berg- 
recht,  die  von  den  burgern  v.  der  Ygla  u.  von  den  eltesten  berg- 
luten  bestetigt  u.  beschrieben  sin  u.  vorsigelt  mit  der  stad  unde  der 
burger  ingesegil,  D  I  R  I  Einl.  Werne  des  koniges  gewaldiger  liher 
mit  rate  der  burger  u.  der  geschworn  von  der  Igla  icht  vorlihet 
unde  bestetiget  under  seinen  ingesigel  unde  under  dem  i.  der  stad 
v.  d.  Igla  beschribet,  D  I R  I,  1.  veste  u.  gancz  ist  das  gerichte,  das 
von  den  meisten  geurteilt  u.  b.  wirt,  Const.  1 4,  4.  Bestetige  mich, 
herre  got  Israhels  (confirma  me),  W — B  Judith  13,  7  u.  9.  die  (Jo- 
hann u.  Elisabeth)  man  do  beide  bestetigt  czu  konig,  Dal.  234, 7 
(106).  an  ewer  k.  g.  (Mathias)  als  an  einem  bestetigten  konig  der 
Romischen  kirchen,  Elbog.  Chr.  151.  42. 

be-stetigung  (bestsetigunge)  stf.  Bestätigung,  dauernde  Ein- 
richtung:* dasz  sal  also  von  in  und  allen  iren  erben  zu  ewigen 
zeiteu  ein  b.  sein  und  gehalten  werden,  Elbog.  Chr.  10, 18. 

be-stetnüsse  stf.  conventio,  Zustimmung,  Bestätigung :  gedinge 
u.  b.  di  nemen  recht  (pacta  e  conventione  legem  suscipiunt.  Const. 
III 1, 15.  gedinge  nemen  recht  u.  saczunge  aus  der  b.  (Cod.  D., 
vestenusse  H),  II 11  und  13. 

be-stetung  (=  be-stsetunge)  stf.  Bestätigung:  Sotane  b.  bewere 
wir  also,  das  dovon  kein  schade  gescbeh  unser  urbar,  Const.  II,  1, 10. 
b.  des  böhm.  Königs  durch  den  deutschen  König,  Dal.  175,  21  (78). 

be-steunge  stf.  conductio,  Miete:  Ist  aber  das  der,  der  genant 
(die  Höhe  der  Miete  anzugeben)  nicht  wil  ader  mag  das  Ion  aus- 
sprechen, so  ist  die  b.  für  nichtesnicht  sam  für  kein  geschaczt  Ion, 
u.   dasselbe    recht   behaart    uns    in   aussaczung-e  u.  b.   u.   hat  auch 


120  bestin  —  be-sulgen 

fuge  u.  stat  iu  kaufen  u.  voikaufen,  Const.  III  6, 12.  b.  werden  in 
einer  gleichnusse  kauffs  u.  vorkauffes  beredet,  ist  das  iener  u.  diser 
in  die  b.  u.  aussaczuuge  übereinkommen  nacb  der  saczunge  des 
kauffs  ader  lones,  wan  äne  lön  kein  b.  hat  furgank,  III  6, 12.  von 
allen  seinen  rechten,  das  —  der  besteer  —  aus  der  b.  bestanden  u. 
begriffen  hat,  III  6, 15.  Wenn  beim  Ausgang  einer  b.  (Miete  einer 
Zeche)  gewonnenes  Erz  nicht  ausgezogen  ist,  so  meinen  die  einen, 
daß  es  den  besteern  bleiben  solle,  andere,  daß  diese  kein  Recht  mehr 
darauf  hätten,  die  dritten  sagen,  es  müsse  zur  offenbaren  Teilung 
kommen  zwischen  besteern  u.  hinlassern.  Darauf  die  Const. :  Ist  aber 
daz,  das  ercz  derselben  wochen.  in  der  sich  endet  die  hinlassunge,  nicht 
ausgeczogen  ist,  nur  dasselbe  mugen  die  besteer  (verbessert  aus 
hinlasser,  das  hier  alle  Hs.  haben)  czu  in  fechsnen  (cziehen  E). 
was  aber  erczes  von  der  vodrigen  wochen  vor  dem  geendeten  czil  in 
der  silbergruben  pleibet.  das  haben  sie  vorlorn  —  si  weren  denne  von 
ehafter  not  gehindert  es  aus  zu  ziehen,  Const.  III 6, 18.   s.  auch  gedinge. 

bestin,  bästin  Adj.  von  Bast:  sin  taschin,  di  was  pestin.  Dal. 
29,  4  (5, 46).  si  strickten  im  einen  pesten  straugk  an  den  hals, 
Böhm.  Chr.  34.     er  hing  in  —  mit  einem  pesten  stränge  34. 

be-stotzen  =  bestürzen,  bestorzen  (md.)  sivv.  umstürzen,  ein- 
stürzen, umwenden:  si  funden  do  einen  gank,  der  sich  gesaczt  hat 
von  dem  hangenden  in  das  ligende  u.  funden  den  bestoczten  fünf 
vierteil  lank  und  eines  lachters  tiff,  Igl.  Bgr.  N.  6,  2. 

be-stözen  stv.  III.  1.  bearbeiten,  glätten.  2.  vollstopfen.  3.  an- 
fahren, schelten.  4.  verstoßen.  2.  ohne  das,  was  mit  nage  behafft 
u.  mit  erdt  bestossen,  Chluni  I  59.  3.  waz,  in  der  meister  an  gerief 
oder  erkliche  bestiez,,  Alex  1675. 

be-streminge*  stf.  (vom  sivv.  beströuwen,  bedecken,  bestreuen): 
her  vorwandilte  mit  b.  (aspersione)  der  aschen  seinen  munt  u. 
seine  ougen.  W— B  Kön.  11120,38. 

be-striekung*  stf.  Faselung  (mit  einem  Strick):  in  gefengk- 
liche  haft  und  b.  komen,  Eg.  Chr.  1191. 

be-stümeln  sivv.  verstümmeln,  obtruncare:  Welcher  den  andern 
des  marktages  wunt  —  dem  bestuml  man  die  hant,  Brunn.  R. 
II,  62.  wan  sie  mich  bestümelt  sehen,  Alex.  15  533.  so  wir  be- 
stümelten  lip  heim  brengen,  Alex.  15589. 

bestung  =  best?etunge  stf.  Befestigungen  Festmachung ,  El- 
bogener  Chr.  61, 9. 

be-stürzen  sivv.  umstürzen ;  umwendend  bedecken;  bestürzt  machen; 
refl.  sich  stürzen* :  di  swein  bestürzten  sich  in  dem  mer,  T — B  Matth.  8, 32. 

be-siichen,  be-suochen  swv.  nachsehen,  durchsuchen,  besuchen: 
wer  des  niht  geloubet,  dise  rede  er  besuoche  in  herzogen  Ernstes 
buoche,  Alex.  25101.  und  do  er  alles  das  besuchte  u.  vant  nichtes- 
nicht.  do  sprach  her,  W — B  Gen.  31,34. 

be-suehuuge  (=  besuochunge)  stf.  visitatio:  deine  b.  (Heim- 
suchung) hat  behütet  meinen  geist,  W — B  Job.  10, 12.  in  der  czeit 
irr  b.,  Jer.  8, 12.  an  alle  b.  unser  crom  er  iununge  u.  bruderschaft 
(ohne  ihr  Mitglied  geworden  zu  sein\,  Olm.  Stb.  132.  S.  100. 

be-sulgen  von  sol,  Pfütze)  mhd.  gewöhnt,  besolgen,  besoln 
swv.  besudeln:  den  potich  mit  blute  besulget  (truncum  suo  sanguine 
volutatum).  "W— B  Judith  14,4. 


be-sunder  —  be-tagen  121 

be-sunder  Adv.  abseits,  unter  vier  Augen :  diu  f ürstin  —  eines 
tages  in  b.  nam  u.  spracb,  W.  v.  W.  6534. 

be-swserden*  =  be-swseren,  betrüben,  unangenehm  sein:  die  bete 
(den  ersten  Angriff'  in  der  Schlacht  machen  zu  dürfen)  künde  b.  von 
Atheniä  die  werden,  Alex.  3297.  di  bete  {den  ersten  Streich  gegen 
die  Feinde  führen  zu  dürfen)  künde  beswserden  Atheniä  die  werden, 
Alex.  3297. 

be-swseren,  be-sweren  swv.  rückuml.  1.  belästigen,  2.  betrüben, 
3.  drückendes,  ungerechtes  Urteil  fällen  gegen  einen.  2.  dö  gedähte 
ich,  ich  möhte  dich  b.  mit  den  leiden  mseren,  W.  v.  W.  5256.  3.  be- 
sweret  er  (der  richter)  ettlich  teil,  mau  mag  sich  redlich  berufen, 
Const.  IV  20,  3  u.  s.  —  Werde  besweret  (gravida)  fundeu,  W — B  V  196  d. 

be-swsernusse  stf.  Bedrückung:  wie  wol  sich  die  vom  Elbogen 
irer  beswernus  an  die  k.  mt.  (=  mayestät)  —  erclagt,  Elbog.  Chr. 
106, 21  f.    zu  schaden  und  b.  uns  u.  der  urbar,  Const.  I  21,  1. 

be-swserunge  stf.  1.  Bedrückung,  Grund  zur  Klage,  gravamen: 
zu  grossem  schaden  u.  beswerunge  uns  u.  der  urbar,  Const.  I  21, 1. 
si  sullen  aller  ufsecze  u.  beswerunge  überhaben  sein,  Igl.  Bgr. 
N.  51,  8.  arbeit,  unselde,  b.,  Hier.  65,  8.  keine  b.  wirt  uns  an  dem 
losse  (nulla  erit  in  pretio  difficultas),  W — B  Num.  20, 19.  des  un- 
geltes u.  des  lantpernes  u.  aller  anderer  b.  frei  und  ledig  sein, 
Stadtb.  v.  Brüx  N.  108.  man  enweis  nicht  von  der  alden  b.  (traurige 
Lage  Böhmens  nach  Pr.  Ottokars  II.  Tod).  Const.  II,  5,  9 ;  bes.  von 
ungerechten  Urteilen:  das  er  nicht  so  leichte  in  eins  andern  b.  ge- 
czeugnusse  füre  —  in  gravamen  al  terms  proferat  f als  am  testimonium, 
Const.  IV  11,  7.  man  berufet  sich  —  von  b.  der  gesworn  scheppen, 
ab  si  wider  das  recht  unrecht  urteil  sprechen,  Const.  IV  20,  2.  als 
oft  man  von  keiner  b.  sich  berufft  (a  quocumque  gravamine,  I  5, 10. 
Prager  Str.  80,  125.  93.  135.  Brunn.  R.  II.  177.  das  ist  mir  ein  gros 
b.,  sulichs  czu  leiden  von  meinem  aigen  kindt,  Igl.  Stb.  V  215  a. 
sulche  unsere  b.  zu  verhören,  Elbog.  Chr.  107,  5.  bei  der  b.  (Ver- 
hängung) der  excommunicacion  Eg.  Chr.  1125,  S.  303.  solche  b. 
=  Interdikt,  1129. 

be-sweichen  s.  beswicnen. 

foe-swern  stv.  IV.  mit  swv.  Praes.  beschivören:  Notenkunst  mit 
irem  süssen  gebeten,  mit  irem  starken  besweren,  Ack.  41, 12. 

be-swerunge  stf.  Verschwörung,  coniuratio  (v.  swern,  stv.  IV. 
mit  sw.  Präsens),  gepotscheftet  wart  Daviden,  das  Achitofel  wer  in 
der  b.  mit  Absalon  W — B  Kön.  II.  16,  31.  Ob  ich  b.  habe  gehabt, 
wider  meinen  herren  u.  habe  in  vorterbet,  welcher  hat  dise  alle 
geslagen  (si  ego  coniuravi) ,  IV  10,  9.  Athalia  schrei :  Ein  b. !  ein 
b.!  Kön.  IV.  11, 14. 

be-swicken  stv.  II.  trans.  hinter gehn,  betrügen:  dö  sie  (Evä) 
der  tiuvel  besweich  und  sie  listeclich  ersleich,  Alex.  10251. 

bet  stn.  (auch  bett)  1.  Ruhebett,  Feld-,  Gartenbeet  (zu  biten 
urspr.  liegen) :  ein  halb  bet  von  rein  (=  Rain),  Rüge  v.  Pröhl  N.  23. 
24.  nu  wollen  —  die  von  Eger  —  auf  den  gutern  pet  nemeu,  das 
da  unrecht  ist,  Mind.  d.  Egerl.  S.  77.  körn  auf  czwain  schock  petten 
—  u.  zu  der  sat  2  strich  gersten,  Igl.  Stb.  III  193  c. 

be-tagen  siuv.  Part,  auch  beteit  1.  tagtn,  Tag  werden.  2.  er- 
scheinen, zu  teil  werden.     3.  die  Zeit  den  Tag  hinbringen,  erleben. 


122  bet-brief  —  bete-liche 

4.  mit  Akk.  der  Person  jemandem  erscheinen  als  Glück  oder  Un- 
glückstag. 5.  widerfahren.  6.  vorladen.  7.  festsetzen.  8.  sich  b. 
=  altem.  9.  Bit  males  in  vröude  nie  betaget  —  sit  er  mich  nach 
im  hie  ellendeclichen  lie,  W.  v.  W.  6855  f.  so  sin  wir  saeleclich  be- 
taget (so  ist  es  für  uns  ein  glücklicher  „Hoftag"  7119 f.  2.  u.  5. 
swenne  mir  der  selten  tac  betaget,  daz,  mir  getrfiwet  würde  ein 
maget,  Trist.  1073.  ein  schoene  maget,  daz,  mir  so  schoene  nie  be- 
taget in  herzen  noch  in  ougen  wart  1084,  in  wart  dö  vröuden  me 
betaget,  wan  ob  sie  beten  erjaget  tüsent  hirze  oder  tüsent  swin, 
3589.  die  noch  was  ein  maget,  als  ir  benachtet  noch  betaget  were 
der  dinge  ichtes  icht,  da  von  man  brüt  den  briuten  spricht,  669 — 872. 
8.  sie  ist  der  järe  wol  betaget  volwachsen  und  schcene  genuoc,  3870. 
Isöt  vol  wachsen  unde  wol  betaget,  98.  —  ir  wellet  die  (Gefangenen) 
b.  (ihnen  einen  Gerichtstag  ansetzen),  Eg.  Chr.  1186,  S.  357,  di  ge- 
fangen uff  purgschaft  zu  b.  und  mit  in  vor  ewer  königliche  gnade 
zu  tagen  furkumen,  1165.  het  ir  mich  vor  lengest  derhalb  betagent 
(vor  Gericht  gefordert),  1159. 

bet-brief  stm.  Empfehlungsschreiben:  umme  einen  petpryeff  ein 
purger  schol  geben  einen  grossen  dem  Schreiber,  Igl.  Str.  258  b.  ein 
b.  mit  der  scheppen  sigel,  258  a. 

bete-haus,  böt-haus  (=  bete-hüs)  stn.  jüd.  u.  heidn.  Tempel, 
oraculum.  W — B.  s.  ubervorniren ;  des  betehüses  wercman,  Legende  685. 

be-teidigung    stf.    1.    Verabredung.     2.   Rechtsstreit*,    Fehde*. 

2.  das  wir  mit  den  hern  von  Plauen  in  b.  steen  (in  Fehde  begriffen 
sind),  Eg.  Chr.  N.  1088. 

be-teiding*  stn.  stf.  (gerichtliche)  Verhandlung  und  deren 
Entscheidung:  dordurch  der  bethedingk  zuruckt  wurde  (der  Aus- 
gleich gebrochen),  Elbog.  Chr.  153,  16. 

be-teidingen  (aus  be-tage-dingen)  swv.  1.  verabreden,  unter- 
handeln, vertragsmäßig  feststellen.    2.  in  einen  Vertrag  einschließen. 

3.  gerichtlich  anklagen:  1.  was  berett  u.  beteidingt  worden  ist,  Mind. 
d.  Egerl.  72.  Er  ist  beteidingt  uf  hüten  (heutigen?)  dinstag  noch 
Egidy  im  53.  jar  der  minneren  zal  (1453)  zcu  abekomen  der  Juden 
u.  judinen,  zu  Rochlitz  u.  zcu  Brüx  sitzende,  daß  die  gefangenen  Juden 
für  ihre  Befreiung  650  fl.  rhein.  zu  zahlen  hätten.  Stb.  v.  Brüx.  292. 
anlangen,  b.,  aufhalten,  bekümmern,  Stb.  Brüx  N.  293.  Wie  sich 
Sachen  handeln  u.  b.  Averden,  Olm.  Stb.  84.  2.  so  hän  ich  einen  vride 
genumen  und  beteidinget  dar  in  alle,  die  hie  mit  iuch  sin,  Trist.  2471. 

beteidings-iiian*,  betedings-man*  stm.  Vermittler:  der  ein 
b.  gewest  ist  des  frides  czwischen  —  ewern  herrn,  iuch  u.  uns  uff 
peile  parteien,  Stb.  Brüx  N.  257. 

be-teidung  =  be-teidiguuge  stf.  Verabredung,  Abschluß  eines 
Vertrages,  Chron.  Elbog.  1, 1.  weder  die  bethadigung,  weder  den 
fride,  Stb.  Brüx  N.  325. 

betelei  stf.  (von  betelen  sivv.)  Die  Bettelei,  mendicitas,  W — B 
V  110c. 

betel-geld   stn.   Armengeld,  Traut.  Chr.  283. 

bete-llch  Adj.  bittend,  icorum  zu  bitten  ziemt:  gutliche  pett- 
liche  pett  und  ersuchung,  Eg.  Chr.  N.  1154. 

bete-liche,  -en  Adv.  wie  zu  bitten  ziemt,  bittend:  als  si  uns 
betlich  ersuchen  haben  lassen,  Elbog.  Chr.  57,  20. 


betel-vür  —  be-trägen  123 

betel-vur*  stf.  das  Betteln:  Falls  ein  Mann,  der  seiner  Frau 
„ir  morgengab  bescheiden"  ohne  seine  Schuld  in  Not  gerät,  sollen 
ire  frnnt  sie  anweisen  mit  bete  u.  nicht  czwingen,  das  sie  ire 
morgengab  verkaufen  oder  versetzen  lasse,  das  sie  mit  sulcher  Steuer 
die  betelfur  vermeiden  mugen  (=  ne  mendicare  compellatur)  Prager 
Rb.  111.    jnra  Iglav.  art.  2  p  208. 

bet-gewand,  -gewendlich  s.  bette-gewand,  -gewendlich. 

be-tichten  swv.  (Praet.  be-tihte,  Part,  be-tihtet,  be-tiht)  schreiben, 
dichten,  ersinnen,  in  einem  Gedichte  erzählen:  der  sant  Jeronimus 
wirdigkeit  gancz  beschreiben  oder  b.  iuuge,  Hier.  17, 3.  sein  arbeit, 
domit  er  des  kochwirdigen  sant  Jeronimi  leben  beuchtet  u.  be- 
schriben  hat,  230,  23.  daz,  mer  —  so  blüende  hat  betichtet  meister 
Gotfrit  von  Sträzjburc,  Trist.  13. 

bet-läutung  stf.  Das  Lauten  zum  Gebet:  so  einer  in  der 
quatemberwochen  am  mitwochen  oder  freitag  u.  sambstag,  auch  am 
freitag  durch  das  ganze  jähr  —  früh  vor  b.  in  den  feldern  zu  äzten 
{weiden)  begriffen  wirt,  soll  wandel  geben  ein  schock,  Taiding  v. 
Friedberg  N.  47. 

bet-lein  s.  bette-lein. 

be-traehten  swv.  1.  bedenken ,  erwägen.  2.  dadurch  finden. 
3.  behandeln:  das  pose,  das  er  hette  betrachtet  (ausgedacht)  wider 
die  Juden,  kerte  wider  in  sein  houbt,  W— B  Esther  9, 25.  Einen 
grawen  roc  u.  zwene  schuo  nach  gebüres  ahte  mir,  lieber  Munt, 
betrachte  =  (suche  mir  zu  verschaffen),  W.  v.  W.  449.  denn  die 
czeit  u.  stunde  leiden  nicht,  das  man  sich  volliclich  bedenken  u. 
b.  muge  (deliberandi  consilium),  Const.  IV  2,  3.  —  3.  Julius  betracht 
(behandelte)  Paul  menschlicher  ding  (human),  T — B  Btb.  27,  3. 
auch  ein  grosse  forcht  und  b.  (subst.  Inf.)  müssen  haben  mit  wachen, 
zirckelln  torhüten  u.  andern,  Eg.  Chr.  1123,  S.  300. 

be-trachtung  stf.  1.  Trachten  nach  chva.fi.  2.  innere  An- 
schauung. 3.*  Vorsorge  für:  das  stet  in  der  geschefftleut  henden, 
das  sie  ein  b.  tun  im  und  sein  vorf ädern  umb  irer  sei  selikeit,  Igl. 
Stb.  III  328b. 

be-tragen  swv.  auch  stv.  IV.  1.  sich  nähren,  seinen  Unterhalt 
haben:  des  (zu  pflügen)  pflac  er  unde  was  sin  site,  wan  er  betruoc 
sich  da  mite,  Schretel,  304.  2.  sich  vertragen  * :  wer  aber  sach ,  das 
sich  der  rosenmülner  ader  sein  nachkomen  mit  in  nicht  mochten 
betragen,  Igl.  Stb.  V  168  b.  so  sie  sich  miteinander  nicht  mochten  b., 
V106b,  180  b. 

be-trägen  swv.  unpers.  mit  Akk.  der  Person,  G.  oder  über  m. 
Akk.  der  Sache:  1.  verdrießen,  überdrüssig  werden.  2.  nicht  gelüsten 
nach:  wolt  iuch  nicht  betragen  miuer  rede,  so  wolt  ich  brechen  den 
kriec,  W.  v.  W.  3928  ff.  In  den  selben  tagen  begonde  got  b.  (taedere) 
über,  Israel  W — B  Kön.  IV.  10,32.  mich  sol  des  nicht  b.,  ich  en- 
welle  ez,  gegen  im  wägen,  Alex.  1655.  2309.  lät  iuch  des  nicht  b., 
ir  enwellent  sagen  mir,  4046.  ob  in  des  niht  beträgete,  daz,  er 
mich  ichtes  vrägete,  Trist.  813.  du  wilt  in  iezu  vrägen,  solde  es  in 
ouch  b.,  994.  so  vil  —  gevräget,  daz,  mich  sin  halt  betraget,  2294. 
sint  daz,  nu  hie  betraget  mich  (da  es  mir  hier  langweilig  ivird),  4286. 
daz,  iuch  des  welle  b. ,   Alex.  1529.     durch  sie  (diu  wip)  in  des  niht 


124  be-treten  —  be-twang 

beträgte,  8214.  dem  sag  ichz,  äne  b..  wie  mich  dise  rede  si  ankörnen, 
27600.  der  künic  und  die  künegin  durch  geselleclich  gewin  mer 
dan  durch  b.  an  irm  bette  lagen,  3013. 

be-treten  stv.il  treffen,  überraschen:  dö  betratten  di  —  den 
fursten,  Böhm.  Chr.  85. 

be-triegunge  stf.  Trug.  Versuch  zu  betrügen:  in  dem  jüngsten 
tagen  kument  spotter  in  b.,  T — B  II.  Petri  3,  3. 

be-tvüben  swv.  trüben,  verdunkeln,  schwärzen,  betrüben,  turbare: 
do  di  Syren  wurden  betrübet ,  "VV — B  Kön.  IV  7, 15.  und  ob  si  alle 
werden  betrübt  (Anstoß  nehmen)  an  dir,  ich  wirde  nimer  betrübt,  T — B 
Matth.  26,33.    dicz  betrübt  euch  (gibt  euch  dies  Anstoß)?  Joh.  6,  62. 

be-trüber  (=  be-trüebsere)  stm.  turbator,  Störefried :  unnucze 
storer  u.  b.  unsers  perkwerks,  Const.  1 15, 1. 

be-trübnus  stn.  (---  be-trüebenisse  stfn.),  Betrübnis:  du  die 
freud  u.  ich  das  betrupnusz,  Sol.  6,  25.  hoffnung  in  meinem  b.  (in 
omni  tribulatione  mea),  Sol.  2, 19. 

be-trübsal  (betrüebesal)  stn.    Ärgernis:  T— B  Luk.  17,1. 

be-trübsalunge*  stf.  Kummer,  tribulatio:  betrupsalunge  hat 
uns  begriffen ,  W — B  Jer.  6,  24.  in  b.  des  murmelns  ist  deine  lere 
in  (in  tribulatione  murmuris  doctrina  tua  eis),  Js.  26, 16.  noch 
werden  sie  vrucht  tragen  in  b.  (in  conturbatione),  Js.  65,  23. 

be-trübimge  (=  betrüebunge)  stf.  contritio:  die  betrubunge 
der  tochter  meines  volkes,  W — B.    Klagen,  Jer.  3, 48. 

be-trugnuss  =  betrügnisse  stf.  Falschheit:  gemalte  b.  wird 
der  Mensch  genannt,  Ack.  36, 15. 

bets ,  betschir  (mhd.  pitschier  Zimr.  ehr.  3.  565, 4.  petschat, 
betschat  aus  slav.  pecet)  stn.  Petschaft,  Siegel:  Traut.  Chron.  142. 
ein  pets  mit  ainem  hierschen,  Igl.  Stb.  V  149b. 

foet-tafel*  stf.  (v.  beten)  oraculum,  propitiatorium,  W — B 
Ex.  35, 12.  ouch  machte  her  ein  gnadentafel,  das  ist  ein  betetafel, 
Ex.  37. 6.  David  ratvragte  die  pettetafel  (consuluit  oraculum), 
Kön.  II  21, 1.  guideine  gehemerte  cherubim  czu  beiden  Seiten  der 
betetafel,  W— B  I  79 d.  ir  nebil  u.  ir  rouch  bedecke  die  bettafel, 
Lev.  16, 13. 

bette-genosse  (=  bette-genöz,)  stm.  Bettgenosse:  wol  im,  den 
du  so  mit  reinem  betgenossen  begäbest,  Ack.  43, 16.  Trist.  4837. 

bette  -  geselle  sivm.  Bettgenosse:  die  lieben  bettegesellen, 
Trist,  5429. 

bette-gewand  stn.  Bettzeug:  das  petgewant,  darauf  dieselbe 
ist  gelegen,  Igl.  Stb.  III  52  c,    unterpett  und  b.,  V  150  c. 

bette-gewendlich*  stn.  Bettzeug:  ein  rock  u.  pettgewentlich, 
Igl.  Stb.  V  148  c. 

bettelein  stn.  1.  kleines  Bett.  2.  Beilager*:  2.  daz,  wir  geen 
nit  in  petleinen  (im  cubilibus,  Schlafkammern)  und  in  unkeuschen, 
T— B  Römer  13. 13.  s.  pötel. 

bette-stat  stf.   Bettstatt.  Schlafstätte:  W— B  Lev.  15,  4.  15,5. 

bette-zieehe  swf.  Bettzieche:  küssen  und  pettezihen,  Igl.  Stb. 
III  A132a. 

bet-vart  (=  bete-vart)   stf.   Bittgang,  Wallfahrt:  Prag.  Rb.  62. 

be-twang  (=  be-twanc,  be-zwanc,  -ges)  stm.  Bedrängnis,  Un- 
gemach, Chron.  v.  Eger  N.  1093. 


be-twengen  —  bevelh-haber  125 

be-twengen  sivv.  in  Bedrängnis  bringen:  das  herze  was  be- 
twenget  (beklommen) ,  W.  v.  W.  1936.  ir  herze  bleip  b.  von  der 
hingen  löuwen  klän,  die  daz  serlich  grifen  an,  W.  v.  W.  2094 ff. 

be-twingen  stv.  I  3  bedrängen,  beengen,  einschließen,  der  Frei- 
heit berauben:  wann  die  keiserliche  recht  u.  des  gemeinen  volkes 
recht  di  sein  betwungen  mit  kraft  (leges  et  plebiscita  per  vim  sunt 
coactae),  Const.  III  5, 12. 

be-twungeliche,  -en  Adv.  gezwungen,  unfreiwillig:  solden  sie 
im  dienstes  jenen,  da^  müeste  betwuDgelick  geschehen,  Alex.  18850. 
nit  b.,  wan  williglich,  T— B  I.  Peter  5, 2. 

beuchil  (=  biuchel,  -in)  stn.  kl.  Bauch,  ventriculum:  die 
schulder  u.  das  b.  des  ochsen,  W — B  Deut.  18,  3.  an  ir  biuchel,  Trist.  706. 

beugel*,  beigil*  stn.  ringförmiges  Gebäck:  prezel  und  beugel 
pachen,  Traut.  Chr.  137.    prezen  oder  beigel,  138. 

beulich  (biulich)  Adj.  und  Adv.  zum  Bau  geeignet;  im  gutem 
Zustand:  das  schlosz  mit  dechern,  thoren  usw.  —  in  ihren  costen 
bewlich  halten,  Traut.  Chr.  93.    die  papirmühl  peulich  halten,  94, 1. 

beutel  (biutel)   stmn.    Beutel,  Tasche,  Trist.  1530. 

beuteler,  beutler  (biutelsere)  stm.  Beutelmacher,  Taschner: 
Eg.  Chr.  1039. 

beuten  (mhd.  biuten)  swv.  erbeuten,  Beute  machen.  Sie  betten 
bei  Wirzperg  gepeut,  Buch  der  Gebr.,  S.  230.  Chron.  v.  Eger  N.  1079. 

be-vähen,  be-vän  red.  stv.  V.  umfassen,  begreifen  in  sich,  er- 
fassen, mit  Furchen  einfassen:  swaz  der  himel  bevät  und  alles,  daz 
die  erde  hat,  W.  v.  W.  2850.  der  zal  driu  tüsent  bevienc  (betrug), 
Alex.  12111.  die  jämer  gröz,  bevienc,  16  960.  waz,  uus  noch  strites 
ie  bevienc,  daz,  ez,  uns  sseliclichen  gienc,  21409.  dö  sich  die  vogel 
liefen  ze  tal,  sie  beviengen  den  se  überal,  21  712. 

be-valteu  stv.  red.  V  zusammenfalten,  umstricken,  auffallen*, 
kümmern'*:  den  herren  wenic  des  bevilt,  daz  er  in  vor  im  halten 
sach,  W.  v.  W.  3246. 

be-varen  stv.  IV.  (bei  Lexer  nur:  de  meist  in  der  werlde 
bevarn  weren,  Chr.  7,  264,5)  erfassen,  ergreifen:  die  das  erb  b.  der 
ewigen  selikeit  (qui  haereditatem  capiunt  salutis),  Sol.  65,  4. 

be-velh  stm.  (f.)  1.  Übergebung,  2.  Obsorge,  3.  Befehl*-,  befehlich 
aus  der  kamer,  Traut.  Chr.  207.  ausser  vorwissen  und  schriftlichen 
befehlich,  94  Z.  4.  ein  befehlich  des  erzherzog  Ferdinands  ist  ge- 
komen,  114. 

be-velhen  stv.  13  md.  bevelen  überlassen,  übergeben,  anver- 
trauen, begraben,  anheimstellen,  ein  Geschäft  übertragen:  Ist  abir, 
das  er  des  nicht  gehabin  mag,  deme  die  eigenschaft  (einer  Lehen- 
schaft) geboret,  so  sal  er  sie  usteilen  mit  wissen  eines  gewerken  u. 
sal  sie  etweme  befeien,  DIR  24.  bevelhent  iuch  dem  segel  niht 
(verlaßt  euch  nicht  auf  das  Segel,  sondern  rudert),  Alex.  4463.  b. 
der  erde  (begraben),  9161.  er  wart  bevolhen  der  erde,  23788.  man 
bevilhet  sie  (die  an  Krankheiten  Verstorbenen)  ouch  der  erden,  2208. 
sie  bevelhet  die  selbig  narung  gaucz  u.  gar  irm  sun  dem  Jocuben 
Schausichselber,  Igl.  Stb.  V  193  a. 

bevelh-haber*  stm.  Bevollmächtigter,  Beauftragter:  dem  land- 
vogt  ader  seinen  bevelhlhabern,  Eg.  Chr.  1194.  deme  von  Gendorf 
oder  seinen  befehlichhabern,  Traut.  Chr.  114. 


126  be-velhnüsse  —  be-vridunge 

be-velknüsse  stf.  Auftrag,  Befehl:  seintteiimalen  dem  Fr. 
Ruswurm  u.  seinen  gewerken  die  drei  czechen  u.  ein  Stollen  —  auff 
fürstlicher  genad  verschaffen  u.  bevelhnus  durch  den  bergmeister  ver- 
liehen sein,  Igl.  Bgr.  N.  83,  2.  aus  b.  des  vaters,  85,4.  das  keiu 
burger  weder  inwoner  des  gastes  hab  noch  gut  in  befelnuß  enphahe 
in  sulcher  mas ,  das  er  im  das  vorkaufte,  sunder  das  der  gast  sein 
gut  selbs  handl  u.  vorkaufe,  als  er  recht  hat,  Olm.  Stb.  55.  wie  wol 
wir  —  der  sach  halben  in  sunderheit  kain  b.  (ausdrücklichen  Befehl) 
haben,  Eg.  Chr.  1134. 

bevelhs-brief  *  stm.  schriftlicher  Befehl:  ein  b.  an  dise  dörfer, 
huldung  oder  mansglüb  zu  thun,  Traut.  Chr.  75. 

be-velkunge  stf.  Auftrag,  ein  b.  der  Schikoc  Nikuschin  —  von 
irer  messgewant  wegen,  Igl.  Stb.  III  218c.  noch  ir  b.  (in  ihrem  Auf- 
trag), Eg.  Chr.  1148. 

be-vesten  swv.  befestigen,  bestätigen:  disen  —  brieff  mit  unser 
majestat  ingesigel  b.,  Igl.  Str.  B.  S.  194.  sie  befestenten  ire  treue 
unter  einander,  Böhm.  Chr.  10. 

be-viln  swv.  unpers.  mir  bevilt  ein  dinc  oder  meist  eines 
dinges,  —  mir  ist  dessen  viel  oder  zuviel,  bin  dessen  überdrüssig: 
der  kost  (des  Aufwandes)  sol  uns  nicht  beviln,  W.  v.  W.  1225.  helfe, 
der  in  (Gott)  nicht  bevilde,  Alex.  6694.  umb  sünde,  der  in  niht  be- 
vild,  7717.  die  Beier  ir  bevilte,  wie  man  sagt  sie  sin  mute  (ironisch), 
12269.  daz,  er  solde  machen  von  golde  nach  im  gröz,e  bilde  und  in 
des  niht  bevilde,  26994.  des  begunde  ouch  dise  b.,  sie  vorchten  die 
melde,  Ernst  2910.  wenic  dich  des  bevilde,  wä  man  gegen  hurtec- 
licher  tjost  solde  komeu  mit  richer  kost,  Alex.  27434.  sines  gevertes 
mich  bevilde,  5767.  dar  umb  in  (Midas)  siner  tage  bevilt  (wurde 
seines  Lebens  überdrüssig) :  im  wären  esels  oren  gezilt,  5903.  künec- 
licher  milde  niht  in  bevilde,  Alex.  Anh.  1406.  der  arbeit  niht  sol 
beviln  mich,  Anh.  105.  ez,  —  was  der  volle  dez,  (ez.z,ens)  bereit,  als 
sie  des  wolde  niht  beviln,  Anh.  2073.  wirdikeit  dich  niht  bevilte, 
Alex.  13796.  ob  dich  sin  niht  bevilt,  so  ervar  die  wärheit,  Trist. 
3991 ;  W.  v.  W.  3246. 

be-vliez,eu  stv.  III  fließend,  bedecken,  umfließen:  er  vant  die 
bluomen  befloz^en  (mit  Tau  benetzt),  Alex.  7223. 

be- vordem  swv.  vorfordern,  zitieren:  etliche,  die  da  regieren, 
befördern  u.  straffen,  die  andern,  welche  geregiert,  befördert  u.  ge- 
straffet werden,  Igl.  Ms.  24. 

be-vreien  (=  be-vrien)  swv.  befreien:  wie  unser  befreite  (be- 
stätigte] Schulordnung  vermag,  Igl.  Ms.  27.  21.  11. 

be-vriden  swv.  Schutz  und  Friede  verschaffen:  einen  lantman 
die  czwene  ze  herren  wolten  hän,  daz,  sie  der  bevritte,  W.  v.  W.  3921. 
der  sin  lop  ie  wol  bevritte  vor  unprise,  Alex.  27322.  du  wirdest  si 
in  —  und  auswendig  befriden  in  deinem  frid  (pacificare),  Sol.  98,  26. 
das  selb  czinsgelt  b.  von  der  stat,  ob  si  losung  dovon  gebeD,  das  ist 
ein  kranke  bevridung,  Igl.  Str.  192.  umzäunten:  Brunn.  R.  I.  479. 
den  weg  über  die  prucken  beczaunen  und  befriden,  Igl.  Stb.  II 170. 

be-vridunge  stf.  (Einzäumimg)  An  der  oben  bei  bevriden 
zit.  Stelle,  Igl.  Str.  192  ist  ivohl  eher  bevriunge  zu  lesen  =  Be- 
freiung. Beilegung  eines  Zwistes:  darmit  es  zu  b.  und  vorgleichung 
komen  möchte,  Traut.  Chr.  302. 


be-vrunt  —  be-wegen  127 

be-vrunt*  Adj.  mit  großer  Verwandtschaft:  Etczlichen  wein- 
herren  merkliches  verterben  doraus  erginge  u.  liemlicben  den  armen 
u.  unbefrnnten,  die  durch  die  pas  habunden  u.  pas  befrunten  domit 
(daß  mehrere  Weinbesitzer  zu  gleicher  Zeit  den  Wein  „uf getan  u. 
geschenkt"  haben)  gedrungen  u.  beswert  wurden,  Olm.  Stb.  53. 

be-vüren*  sivv.  (vgl.  Schmid,  Schwab.  Wb.  209)  das  letzte 
Reinmachen  durch  den  Maurer  beim  Gipsen,  Traut.  Chr.  170. 

be-w»ren  s.  beweren. 

be-warn  swv.  bewahren,  verschließen  (einen  Brief),  behaupten, 
festhalten,  verhüten,  refl.  sich  inacht  nehmen,  vor  dem  Urteil  sich  das 
Berufungsrecht  sichern:  der  fursprech  —  stund  auf  u.  hat  sich  be- 
wart czu  dem  urtail,  Igl.  Bgr.  N.  47,  5.  geltschuld  im  statpuch 
b.  Igl.  Stb.  V  26  b.  —  an  manheit  der  bewarte,  Alex.  10998. 

be-warunge  1.  Sorgfalt,  2.  das  bewarn  der  Ehre  durch  Zu- 
sendung eines  Fehdebriefes,  praeservantia,  «3.  Wahrung  eines  Rechtes*: 
meine  herren  (scheppen)  —  die  Verlesung  der  bewarung  aus  dem 
statbuch  von  wegen  des  Stollens  ervarn  haben,  Igl.  Bgr.  N 69  a. 

be-wegen  stv.  II  Prät.  bewac  und  bewuoc  nach,  14  refl.  mit 
G.  sich  abivenden,  entschlagen,  verzichten  auf:  er  durch  Krist  sich  be- 
wac gar  hoher  wirde,  der  er  phlac,  W.  v.  W.  2758.  hoher  koste  sie 
sich  bewac  (ließ  es  sich  was  kosten),  7028.  trächeit  sich  die  be- 
wägen, Alex.  4466.  Sturmes  sie  sich  bewägen,  2510.  der  sich 
stürmens  da  bewuoc,  5280.  daz,  volk  sich  strites  gegen  im  be- 
wuoc, 5211.  daz,  herz  sich  zagheit  bewac,  4032.  der  ie  zagheit  sich 
bewac,  5490.  Polimites  muost  sich  des  riches  bewegen,  3134.  er 
was  verwunt  so  sere,  daz,  er  sich  immermere  strites  und  ritterschaft 
bewac,  3617.  die  sunne  het  schines  sich  bewegen,  3504.  alles  des 
huses  wirde  und  sines  gemaches  zirde  —  der  herre  in  hervart  sich 
bewac  (verzichtete  auf),  6223.  sie  heten  doch  lebens  sich  bewegen 
(jede  Hoffnung  auf  Rettung  aufgegeben) ,  dar  umb  siez,  —  torsten 
gewägen,  9576.  —  sich  aufs  Gerateicohl  wozu  (mit  oder  ohne  G.) 
entschließen:  er  bewac  sich  daz,  er  rüeren  began  —  an  der  tür  der 
kemenäten,  Trist.  2776.  daz,  sich  daz,  volc  des  bewigt ,  daz,  sie  die 
veste  wellen  geben,  Alex.  1582.  ich  hau  mich  doch  des  bewegen, 
daz,  ich  wil  strites  gegen  ihm  phlegen,  2267.  daz,  er  strites  sich 
gegen  dem  bewac,  2475.  der  künec  sich  des  bewac  die  naht  er  in 
harnasche  lac,  3529.  die  sineu  Aväm  noch  so  bewegen,  daz,  sie  doch 
strites  wolden  phlegen,  3619.  Thebäner  heten  sich  bewegen,  sie 
wolden  mit  im  (Alex.)  strites  phlegen,  3177.  Eschinus  wolde 
||  tjostierens  phlegen  gegen  dem  fürsten  bewegen  (den  kühnen),  3582. 
er  bete  sich  des  gegen  in  b.  er  wolt  daz.  länt  verderben,  2497.  alleine 
ich  ritens  mich  bewac,  5763.  gegen  den  —  die  Sturmes  phlegen  — 
ich  mich  hän  bewegen,  10830.  Alexander,  der  sich  des  bewac,  mit 
her  die  stat  er  al  uinbe  lac,  5967.  Alexander  sich  bewac  durch  die 
wunden  wolt  er  bliben  (zu  Theben),  3934.  ze  büwen  er  (der  künic), 
sich  bewac  ein  hüs,  4816.  er  sich  des  bewuoc,  er  wolde  den  eidem 
rechen,  3142.  wol  dir,  die  sich  minne  gegen  dir  bewigt,  3453.  daz, 
paradis  dem  gebirge  (Kaucasas)  nähen  ligt,  daz,  ez,  sich  rüerens  dar 
an  bewigt  (daß  es  angrenzt),  4534.  si  bewugen  (nötigten)  in  sagent: 
0  herr,  beleih  mit  uns,  wan  es  ist  abent,  T — B  Luck,  24,  29.  (hier 
wohl  ein  vereinzelt  st.  Prät.  zum  sivv.  bewegen,  bewegen). 


128  be-weg-lich  —  be-werlich 

be-weg-lich  (Adj.  auch  be-wegenlich):  beweglich,  von  fahrender 
Habe:  in  allen  irem  beweglichem  gute,  W— B  Judith  15,8. 

be-weglich*  Adj.  v.  bewegen  sivv.  bewegend,  bestimmend. 
Traut.  Chr.  124.  264. 

be-weglichkeit  (mhd.  nur  be-wegelicheit  Secund.,  428),  stf.  Ver- 
änderlichkeit, Wechsel:  das  auch  sulche  teiding  in  ewig  czeit  durch 
b.  herczenlicher  trew  u.  liebe  —  behertet  sein  u.  bleiben  mögen, 
Stb.  Brüx.  N.  349. 

bewegnus  (=  be-wegenisse)  stf.  Bewegung,  Entschluß,  Beweg- 
grund: er  hat  von  aigen  b.  kremerey  ausgelegt,  Olm.  Stb.  132 
S.  101. 

be-wegunge  stf.  Bewegung,  Beiz;  Augenblick  (infolge 
schlechter  Übersetzung  von  momentum):  euch  ist  nit  ze  kennen  di 
zeit  oder  di  b.  (Stunde,  augenblick  11.  Bibel),  T — B  Btb.  1,  7. 

be- weiden  (=  beweidenen  siov.  nur:  piweidinöter  depasta,  Gl. 
Virg.  1,  26)  b.  werden  sie  (die  Hirten)  euch  in  kunst  u.  in  lere  = 
pascent  vos  scientia  et  doctrina),  W — B  Jer.  3, 15. 

be-weinen  sivv.  beweinen,  refl..  über  etwas  weinen :  des  sich  arm 
und  reich  grosz  beweint,  Elbog.  Chr.  18,  9. 

be-weisen,  (bewisen).  1.  anweisen,  m.  Gen.  belehren.  2.  be- 
weisen. 8.  bezahlen.  4.  als  Lehen  überweisen.  5.  verpfänden,  got 
sol  ir  noch  bewisen  mich  =  soll  mir  den  Weg  zu  meiner  Frau 
weisen,  W.  v.  W.  6646.  alsAich  der  rede  bewiset  bin  (ivie  ich  er- 
fahren habe) ,  3353.     got  Amön  bewiste  im  ein  krüt,   Alex.  22  997. 

be-weisung  (be-wisunge)  stf.  Schuldschein,  Hypothek:  wer  b. 
hett  auf  der  frawn  Ela  haus,  das  er  die  für  uns  precht,  Igl.  Rspr. 
XIII. 

be-wellen  stv.  I  3  in  oder  um  etwas  wälzen,  ringsumgeben; 
versehen;  besudeln,  beflecken:  von  seiner  aigen  geitikeit  abgezogen 
und  bewollen  (verlockt,  gereizt),  T — B  Jak.  1,  14.  hassent  den  be- 
wollen rok,  der  da  ist  fleischlich,  Judas  23. 

be-wellung*  stf.  Umstrickung,  Fessel:  ich  sich  dich  —  in  der 
b.  der  ungankeit  (in  den  Banden  der  Ruchlosigkeit),  T — B  Btb.  8,  23. 

be-werben  stv.  sivv.  ?  hat  er  (der  neue  Meister)  also  ausgeweist 
und  auch  dorczu  bewerbt  hat  und  aufgenomen  wirt,  Igl.  Stb.  V  28c. 

be-weren  (=bew8eren)  swv.  rückuml.,  bewärte,  bewseret,  be- 
wärt; bewähren,  erproben,  di  ochsen  ze  beweren,  T — B  Luk.  14,  19. 
1617  ist  auf  einhelliges  erkennen  beweret  worden  —  die  nei  (neue) 
bewerte  Iglauer  weiß  Phillipp  Hagers  von  Nürenbergk,  helt  25 
reimen.  —  Hab  ich  einen  thon  —  bewehret,  Igl.  Ms.  S.  17.  der 
wäre  dink  beweret  (qui  verum  deierat,  auf  die  Wahrheit  schwört), 
W — B  Prediger  9,  2.  erhärten,  dartun:  pewert  er  (der  aus  Notwehr 
einen  erschlagen  hat)  das  selb  sibent  bewerlicher  manne  u.  das  under 
den  siben  ein  gesworner  schephe  sei,  so  wirt  er  gar  unschuldig, 
Brunn.  Str.  II  8.  ferner  II  4,  7,  8,  9,  10,  13,  21,  32,  185,  198,  209. 
Es  kumpt  u.  geschieht  auch  oft,  das  man  b.  mus  das  in  gerichte  — 
furgelegt  ist,  Const.  IV  11  E.  geltschult  vormal  in  dem  andern  stat- 
puch  bewart,  Igl.  Stb.  Y26b. 

be-werlich  Adj.  zu  billigen,  probalilis.  b.  man,  Brunn  R.  H  8. 
rationabilis :  Davon  so  bewern  wir  mer  den  sinn  der  newen  leute 
in  disen  Sachen,  der  mer  bewerlich  ist,  Const.  IH.  1,  11. 


be-werunge  —  bez,z,ern  129 

be-werunge  (=  be-wrerunge)  stf.  Beweis,  Bestätigimg  der 
Wahrheit:  ich  gelobe  in  guten  treuen  mit  b.  des  gegenwärtigen 
briefes,  Mind.  d.  Egerl.  S.  23.  als  die  ernstliche  b.  schein  worden  ist 
(prout  evidentissimum  apparuit  argumentum)  an  dem  grossen  kunige 

—  Herrn  Ottacker  (IL),  unserm  liben  vater,  Const.  II  5,  9.  Die  b. 
ist  eines  czweifel haften  dinges  redliche  lauterunge  —  vor  dem  richter 
in  des  widersachen  kegenwortikeit,  Const.  IV  11, 1.    die  b.  geschieht 

—  mit  geezeugen,  mit  offenbaren  briffen,  mit  hantvesten,  mit  dem 
eide  u.  mit  rechter  vorwenunge,  IV  11,  2.  den  gehört  an  die  b., 
der  das  ding  geben  hat,  nicht  den,  der  sein  leukent,  IV  11,  3.  alle 
b.  noch  der  beschreibunge  der  heiligen  romischen  keiser  sollen  sein 
an  alles  czweifels  lauter  und  schon  sam  daz,  clare  licht  IV  11,  6. 
wer  do  fordert  ettwas  dinges,  der  sol  mit  im  prengen  seine  b., 
IV  11, 17.  ferner  IV  17,  1  u.  s. 

be- willen*  Adv.  mit  Zustimmung:  auserhalb  b.  desselben 
meisters,  Igl.  Stb.  V  177  b. 

be-willigen  swv.  1.  icie  nhd.  2.  refl.*  sich  bereit  erklären*: 
2.  wie  das  ich  mich  gegen  den  herrn  gewerken  auf  dem  bergw. 
Hangenstein  bewilligt  hab,  das  ich  in  ir  hutten  u.  gruben  ver- 
sargeu  soll,  Igl.  Bgr.  N.  80,  4.  haben  wir  auch  uns  gutwillig  darzu 
bewilliget  und  bekant,  Traut.  Chr.  47. 

be-willigung  stf.  Einwilligung,  Vereinbarung:  ein  b.  ist  ge- 
schehen von  einer  fridmawer  wegen,  Igl.  Stb.  V  277a. 

be-winden  stv.  13  1.  umwinden,  umivickeln,  2.  bekleiden,  3.  um- 
stricken: daz,  kint  hiez,  sie  (Jokaste)  b.  mit  sideuen  tuochen  linden, 
Alex.  2883.  des  orses  (Pücival)  gebeine  b.  mit  s.  t.  1.  und  vüegen 
in  ein  grap,  23545.  3.  dester  mer  wirt  der  mensch  bewunden  mit 
vinsternusz  der  sunden  (involvitur),  Sol.  44,  26. 

be-whigen*?  stv.  1  3  führen:  er  wart  bewungen  von  dem  geist 
in  di  wüst,  T — B  Luk.  4,  1  {wenn  kein  Lesefehler  vorliegt). 

be-wisen  s.  be-weisen. 

be-wust*  stf.?  Kenntnis:  6n  eines  räts  willen  u.  b.,  Eger.  Str. 
C.  73.  ohne  b.  unserer  obrigkeit,  Igl.  Ms.  S.  9.  der  clage  —  über 
ein  rat  zum  Elpogen  hinter  ir  bewust  (ohne  ihr  Wissen)  gescheen, 
Elbog.  Chr.  73, 15.  mit  erbitung  sulch  ihrer  und  unserer  bewust 
{was  ihnen  und  uns  bekannt  ist),  Elbog.  Chr.  55,  7.  es  geschähe  ohne 
b.  eines  erbarn  rathes,  Eg.  Chr.  13  S.  20. 

be-zaunen*  {von  zun,  zoun  stn.  Zaun)  swv.  mit  einem  Zaun  um- 
geben :  den  weg  (über  die  prucken  über  die  Igla  czu  Fustorff )  sal 
, « die  gemein  von  fustorff  von  beiden  seiten  beczawnen  und  befriden 

•  und  vormachen,  als  oft  es  not  wirt,  Igl.  Stb.  II  170a. 

be-zeihen,  -zihen  stv.  II  beschuldigen:  als  er  in  und  sein  weip 
,  dieberei  beezigen  (Hs.  bezogen)  hat,  Igl.  Stb.  V  18d. 

bez^ern  swv.  1.  verbessern,  2.  vergrößern,  beschleunigen,  3.  rechtl. 
'  m.  Dat.  vergüten,   entschädigen,   4.  büßen,   für  etwas  Strafe  leiden: 

•  j  sint  dem  malen  und  sie  unvorezugen  das  urteil  nicht  gepessert  (= 
:  „gestraft")  haben,  als  ein  recht  ist,  so  ist  iederman  mit  der  höchsten 

•  puse  vervallen;  wen  wer  eines  Urteils  nicht  volgen  wil,  der  sol  es 
I  pessern  an  der  stat  {sogleich),  tut  her  das  nicht,  her  mus  das  urteil 

leiden,  Igl.  Bgr.  N.  65, 7. 

Jelinek,   Wörterbuch.  O 


130  bez^erunge  —  bier-eigen 

bez^erunge  stf.  1.  Besserung,  2.  Buße,  Strafe,  3.  bes.  Wer- 
geid. 4.  Düngung  eines  Ackers:  2.  72  phenninge  und  (?)  in  b.  oder  straf. 
Taiding  v.  Friedberg  1.  das  gut,  das  do  beisset  pesserung,  des  mag 
ein  man  dem  andern  nicbt  verpieten  {mit  Verbot  belegen)  an  allain 
umb  erstandnes  guet,  das  ber  in  der  purger  tavel  hat  geschriben, 
Igl.  Str.  95.  di  b.  gevellet  dem  forderer,  Igl.  Str.  181.  ist  das  im 
b.  wirt  gesaczt  (pretium  impositum),  W — B  Ex.  21,  30.  2.  Ersatz, 
Brunn.  B.  (235).  so  scbol  er  {der  Besitzer  des  Viehes)  daz  selb  tier 
dem  gelaidigten  menseben  czu  pesserung  geben,  Brunn.  B.  II,  235. 
ich  tu  pez,z,erung  von  guetem  gemuet  für  mich  (will  mich  verant- 
worten), T — B  Btb.  24, 10.  do  si  beten  enphangen  di  pessrung 
(Bürgschaft  erhalten  hatten)  von  Jason,  Btb.  17,  9.  1.  zu  des  ge- 
peudes  pesseruuge,  des  tempils  gebt  —  das  gelt  —  wider  =  ad  in- 
staurationem  templi  reddite  —  peeuniam,  W — B  Kön.  IV  12,  7.  3. 
Wergeid:  Igl.  Str.  I  S.  356  oben;  es  fällt  an  den  Forderer,  181,  an  die 
Kinder  des  Getöteten  und  nicht  an  seine  Verwandten,  281.  De  in- 
terdicto  peeuniae,  dietae  pesserunge.  quod  peeunia,  quae  in  compo- 
sitione  homieidii  vel  alterius  casus,  qui  vulgarita  „pesserung"  dici- 
tur,  dari  debet,  interdici  non  potest,  Brunn.  R.  1 393. 

be-zeugnus  stn.  (beziugnüsse)  Zeugnis:  Do  borten  wir 
scheppfen  das  b.,  Igl.  Bgr.  N.  67,  6. 

be-zücht  (mhd,  bi-ziht  stf.  stm.?  stn.?  Beschuldigung,  als  er 
aber  solcbs  bezücbts  fort  leugbar  war,  Traut.  Chr.  31. 

be-zucken,  be-zücken  swv.  1.  über  einen  plötzlich  kommen, 
überlisten,  betören,  2.  schnell  wegziehen,  3.  Worte  schnell  sprechen: 
1.  so  das  sie  vordruckten  in  dem  gerichte  den  armen  —  u.  die  waisen 
beezuckten  (pupillos  diriperent),  W —  B  Js.  10,  2. 

be-zunget  *  part.  Adj.  beredt:  Wer  mer  spräche  kann  denne 
eine  u.  schal  einen  aid  sweren,  der  schol  in  der  spräche  sweren,  di 
her  allerpeste  kan  u.  in  der  er  allerpeste  beezunget  ist,  Igl.  Str.  N.  22. 

bidenien  swv.  beben,  zittern:  er  begont  ze  pidemen  und  zu 
derschrecken,  T— B  Mark.  14,  33. 

bi-  derbe  (auch  be-derbe,  mit  Hochton  auf  1.  oder  2.  Silbe) 
tüchtig,  angesehen,  brauchbar,  nütze:  lustsam,  fro  u.  wolgemut  ist 
ein  man,  der  ein  biderbes  weip  hat,  Ack.  43,  7.  schonten  wir  nicht 
der  biderben  frawen,  von  den  unbiderben  künden  wir  vielmer 
singen  u.  sagen,  45, 19.  mit  piderben  leuten  überwunden,  Eger  Str. 
A  XV  8. 

bi-derben  s.  bidern. 

bider-man  stm.  Ehrenmann :  das  gelt  —  wer  nicht  sein,  sunder 
eines  bidermannes,  Igl.  Rspr.  V.  S.  54. 

bidern,  bi-derben,  biderben  swv.  nützen,  gebrauchen:  auch  hat 
sie  geschafft  ein  kessel  czu  unserm  spital,  den  sol  man  zu  andern 
dingen  nicht  pidern  weder  nüczen  wen  czum  päd  den  armen  leuten, 
Igl.  Stb.  III A  137  b. 

bienen-wald,  *  bene-wold*  stm.  hohle  Bäume  mit  ivilden 
Bienen  zur  Bienenzucht,  Böhm.-Kamnitz  Linke  S.  296. 

bier  stn.  Bier:  wein  und  hier  (sicera,  „berauschendes  Getränk") , 
T— B  Luk.  1, 15. 

bier-eigen*  Adj.  biereigen  oder  die  kleine  Gemeinde  icurden 
in  späterer  Zeit  die  alten  Bürger  v.  Böhm.-Kamnitz  genannt,  da 


bier-glocke  —  bilder  131 

das  alte  Bürgertum  an  den  Besitz  eines  brauberechtigten  Erbgutes 
geknüpft  war.  67  Hofbesitzer  gehörten  hierzu.  Die  später  Zuge- 
wanderten erhielten  nicht  mehr  dieses  Vollbürgerrecht  u.  bildeten  mit 
jenen  zusammen  „die  ganze  (auch  die  große)  Gemeinde'' .  Die  (bier- 
eigenen) Vollbürger  haben  die  ganze  Administrativgewalt  der  Ge- 
meinde, sind  persönl.  frei,  haben  nie  eine  Robott  zu  leisten,  besetzen 
das  Gericht  als  Bürgermeister  oder  Schöffen,  haben  das  Recht  eines 
innungsmäßigen  Betriebes  eines  Gewerbes  sowie  das  Recht,  Handel 
zu  treiben,  Linke  S.  295.  Die  andern  („Gärtner"  und  „Häusler") 
haben  der  Bürgerschaft  Geschoß  zu  zahlen,  das  Marktrecht  und 
können  sich  durch  6  Wahlmänner  an  der  Wahl  der  6  Stadtältesten  be- 
teiligen, von  ihnen  zahlen  die  G.  der  Herrschaft  jährt,  „etzliche  Zins 
u.  Hafer",  die  H.  müssen  ihr  jährlich  2  Tag  mit  Schneiden  u.  lxj2 
Tage  mit  Grashauen  robotten,  während  3.  die  Bauern  auf  den 
Dörfern,  die  als  Nebeneriverb  Müllerei  und  Bienenzucht  im  Bienen- 
wald treiben,  ursprüngl.  frei  waren,  außer  den  Abgaben  dem  Grund- 
herrn Grundzins  in  Geld  und  Getreide  und  gewisse  Robott  leisten 
mußten,  Linke  S.  296. 

bier-glocke  (auch  bir-,  pir-glocke)  swf.  Glocke  zur  Bezeich- 
nung der  Sperrstunde  der  Wirtshäuser:  über  die  p.  im  leitbaus 
sitzen,  Eger  Str.  C  66.  des  nabtes  nach  der  p.,  C  67.  es  war  ver- 
boten, nach  der  b.  an  ein  offens  Hecht  auf  die  Gasse  zu  gehen  oder 
hier  sich  aufzuhalten,  in  den  Wirtshäusern  zu  trinken  oder  zu 
spielen,  Traut.  Chron.  211. 

bier-glöeklein  stn.  kleine  Bierglocke:  das  b.  zu  leuten,  Traut. 
Chr.  197. 

bier-haus  stn.  Bierschenke:  hader  in  einem  piherhause  bei 
nacht  gescheen,  Elbog.  Chr.  69, 11. 

biet  stfn.  Gebiet:  der  schol  überall  in  des  chuniges  piet  vor- 
czalt  (geächtet)  sein,  Brunn.  R.  II  61;  Dal.  80,  3  (32,  20). 

bieten  stv.  III  (bisweilen  Inf.  hinten  und  hüten)  anbieten, 
darreichen,  strecken,  gebieten,  in  Acht  und  Bann  tun,  reß.  sich  wider- 
setzen: die  Persän  buten  sich  ze  wer,  Alex.  9014.  daz,  er  sich  ie 
gegen  der  herte  bot,  11006.  der  roc  sich  an  der  lenge  bot  (er- 
streckte sich)  nicht  verrer  dan  unz  üf  die  knie,  Trist.  1178.  ez, 
muoz,  mir  immer  vüegen  not  daz,  ickz,  iu  ie  so  guot  gebot  (es  so 
gut  mit  Euch  gemeint  habe),  Alex.  20403.  der  muoste  liden  die 
selben  not,  die  man  e  sinen  geverten  bot,  3646. 

bieter,  piter  stm.  Avsucher,  einer,  der  ansucht,  daß  ihm  ein 
„Berg"  gemessen  iverde,  Const.  112, 11. 

bigraft  s.  beigraft. 

bilbis  (bilbiz,,  bilwiz.)  m.  f.  n.  Kobold:  und  die  bilbis  und  die 
zauberin  können  vor  uns  (dem  Tod)  nicht  bleiben,  Ack.  8, 15. 

bilde  stn.  1.  Bild,  Gebild,  Werk  der  bildenden  Kunst,  2.  Glocken- 
mantel, 3.  Menschenbild,  Gestalt,  4.  Art,  5.  Vorbild,  Beispiel:  O  du 
lichte  lampe  suzzes  bildes,  Hier.  15,  2.  6.  das  ich  b.  geb  deiner 
allersenftigisten  suzzikeit  (ut  exemplum  tribuam),  Sol.  49,  29. 

bilder  (=  bildsere)  stm.  1.  Bildner,  2.  Vorbild:  ungleicher 
bilder  aller  menschenantlitz,  Ack.  56, 14.  O  du  lichter  b.  aller  tugend- 
licher geduld,  Hier.  15,  2.    uncz  bis  do  her  ist  der  pilder  des  briefes 

9* 


132  bildhauer  —  bitterkeit 

(exeniplar  epistolae),  W — B  Estber  13,  7  Ann.  Das  ist  der  pilder 
dises  briefes  des  kuniges  Artaxersis  Esther  16  Einl. 

bildhauer*  stm.  Bildhauer:  rueister  Wolf,  püthawer,  Eg. 
Chr.  900. 

bild-,  bilde -sam  Adj.  [bei  Lcxer  „bildsam"]  vorbildlich*: 
traget  brinnunde  licht  in  ewern  kenden  bildsames  lebens,  Hier.  54,  7. 
sulcher  heiligen  bildesamen  leben  volgen,  128,  9.  die  sich  seines  hl. 
bildesanien  lebens  gebessert  hetten,  156, 19. 

bildunge  stf.  Bildnis,  Gestalt:  auch  besunder  das  nach  b. 
dises  valles  (unter  Einwirkung  dieses  warnenden  Beispiels)  nimant 
seinen  eigen  kreften  furbas  gelauben  wurde,  Hier.  212, 14. 

bilwiz,  s.  bilbis. 

bin  md.  Präp.  mit  Dat.  aus  bi,  be  und  in  =  innerhalb:  daz 
sie  wider  kaemen  bin  dem  jär,  W.  v.  W.  5274.  bin  der  zit,  Alex. 
26  317. 

binden  stv.  I  3  binden,  fesseln,  verpflichten:  der  rat  (Vertrag) 
were  gepunden  mit  100  schocken  grosser  pfennig,  Igl.  Str.  243.  min 
sorge  ich  hohe  binde,  Alex.  23396. 

binsen-strauch*  (mhd.  binez,,  bin^  stm.  und  swf.  und  struch 
stm.)  =  Binsenstrauch,  scirpus:  mag  nu  gegrunen  der  pynsenstrauch 
an  veuchte  oder  mac  gewachsen  ein  gestrute  (carectum,  Riedgras) 
äne  wasser,  W— B  Job.  8,  11. 

birgen  s.  bürgen. 

birgig*  Adj.  bergicht,  montuosus:  in  den  b.  steten,  W — B 
Jer.  33, 13. 

birgesch  Adj.  bergicht:  Aber  erst  so  phlegen  sie  czu  machen 
in  dem  fuse  des  perges  Stollen  in  dem  pirgeschem  gepirge  (=  bergichtem 
Bergbaugebiet),  das  man  das  trenkende  wasser  unden  ausfure, 
Const.  H  4, 1. 

birg-yolk,  -yreiheit  s.  berg-volk,  -vreiheit. 

biret  stn.  Barett:  das  swarcz  und  das  braun  biret,  Igl.  Stb.  V  149b. 

bischaft  s.  beischaft. 

bischof ,  -res  stm.  1.  Bischof.  2.  pontifex:  2.  Joachim  aber, 
der  höchste  pischof  von  ierusallem,  W — B  Judith  15,  9.  Caiphas  — 
der  was  pischof  (Hoher  Priester)  des  jares,  T — B  Job.  11, 49. 

bisch-,  bis-tiiom  stn.  bischtumer  u.  der  bischofe  wesen, 
Hier.  216, 7. 

biter  stm.  Ansuchet-*  besonders  um  Vermessung  eines  Berges: 
man  sol  alles  recht  u.  alle  vorsichtikeit  in  des  personeu  als  in  dem 
ersten  piter  halden,  Const.  II  2,  11.    s.  auch  bieter. 

biterin*  stf.  Weib,  das  zum  Einladen  der  Gäste  herumgeschickt 
wurde:  den  piterin.  so  die  zu  ersten  messen  einsegen  ader  zu  einer 
leich  ader  hochzeit  biten,  Eger  Str.  C  42. 

bittel  (auch  Mittel)  =  bütel  stm.  Gerichts-,  Polizeibote,  Büttel, 
Traut.  Chr.  286. 

bittelei*,  büttelei*  stf.  Amtsstube  des  Büttels,  Arrest  (?), 
Traut.  Chr.  285.  286.  der  zum  rathman  gewählte  Baier  sagt:  ob 
ich  auch  heut  swaeren  werde,  steht  bein  mir,  ist  doch  die  büttelei 
den  huuden  nicht  gebauet,  163.  Eg.  Chr.  815. 

bitterkeit  stf.  Bitterkeit,  Leid:  beleiben  in  swacher  sündiger 
b.,  Hier.  5, 7. 


i 


bitt-lefse  —  blaten-geier  133 

bitt- leise*  swf?  Wortspid  mit  wiclefitae  ivie  anfangs  die 
Husiten  auch  genannt  wurden:  gelobt  sei  dein  narn  durich  die  bitt- 
lefsen.    Holienfurter  Husitenvater unser. 

bittimge  stf.  (Lexer  nur:  oranien  D  F  G  398c)  Bitte,  bes.  um 
Recht:  das  der  clager  nicbt  durch  unrichtige  u.  irresarae  pittunge 
ader  forderunge  willen  von  dem  teidingen  des  gerichtes  getrieben 
werde,  Const.  IV  6,  2.  Mein  p.  u.  mein  gepete  sint  dise  (petitio  et 
preces),  W— B  Esther  5,  7.  ist,  das  der  kunig  meine  p.  erfüllet, 
Esther  5,  8.  die  sich  am  rechten  gegen  in  noch  ires  rechten  b.  nicht 
wollen  genügen  lazsen,  Mind.  des  Egerl.  24. 

biuchel  s.  beuchel. 

biutel  s.  beutel. 

biuwen  (buwen,  bouwen,  biuwen)  unregelm.  st.  siv.  v.  intr. 
das  Feld  bebauen,  als  Bauer  leben;  angesessen  sein,  icohnen;  trans. 
bebauen;  bewohnen.  Part.  sw.  gebüwet,  gebouwet,  st.  gebftwen, 
gebiuwen,  gebouwen:  den  man  größer  wisheit  jach,  da^  sie  die  mit 
triuwen  lange  heten  gebiuwen  (gehegt,  gepflegt,  besessen  hätten), 
Alex.  2235.  er  hiez,  sie  nach  ir  triuwen  da  (an  der  Stätte  des  zer- 
störten Theben)  phlegen  unde  biuwen  (sich  ansiedeln),  Alex.  3830. 

blab  (blä,  -wes)  Adj.  blau  (in  der  Farbensymbolik  =  treu): 
Hoer  noch  ein  wunder  plab!  si  snitin  in  ouch  di  nasin  ab,  Dal. 
149,34  (67,39). 

bläb-slac,  -ges*  (aus  blä,  -wes  blau  und  slac,  -ges)  stm.  livor, 
blaue  Flecken  verursachender  Schlag:  und  von  seinen  plabslegen  sei 
wir  gesunt  worden ,  W — B  Js.  53,  5.  umb  plabslege  dem  selbschol 
(dem  Verletzten)  einen  vierdunk,  dem  richter  u.  den  scheppen  ein 
vierdunk,  Igl.  Str.  181;  und  257  b;  20  peul  u.  plabsleg,  10,  S.  59. 
|  einen  blawen  slack,  28.  ein  plabslack,  40.  plauschlag,  Brunn. 
K.  I  267.    ein  plabslag  under  den  äugen,  Igl.  Stb.  V  153  b. 

bladecken  s.  wladeke.    Chron.  v.  Elbog.  24,7.  24,31. 

bla?jen,  bleen  Praet.  blsete,  bläte,  Part,  geblset,  geblän.  trans. 
und  refl.  aufblähen,  eigentl.  und  bildl.:  ir  geist,  in  dem  sie  sich 
bieten  (tumebant)  gegen  im,  W—  B  Richter  8,  3. 

blaue  Adj.  blinkend,  glänzend,  weiß,  schön:  der  edel  wise  von 
alter  blanc,  W.  v.  W.  4395  und  7192.  daz,  er  denne  rite  gein  dem 
blanken  lande  hin,  Trist.  4213.  4289. 

blas  stn.  brennende  Kerze:  vor  minen  herren  was  enzunt  ein 
starkez.  blas,  Alex.  26418. 

blase-,  bläs-balk  stm.  Blasebalk.  Ein  blaszbalk  tvird  der 
Mensch  genannt,  Ack.  S.  36,12.  doch  sivm.*  PI.  blasebalgen:  Traut. 
Chr.  36.  41.  50.  s.  bor-kirebe. 

blä-slac  s.  bläb-slac. 

blat  (PI.  blat,  -e)  stn.  Blatt,  Laub:  die  linde  —  mit  esten 
und  mit  blaten  gap  vollen  wint  und  großen  schaten,  Trist.  1157. 

blate,  plate  (aus  mlat.  plata)  swf.  1.  Platte  2.  eiserner  Brust- 
harnisch. 8.  Mönchsglatze,  Mönch:  2.  laut  u.  leute  mit  Schilden, 
platen  (thoraeibus)  u.  swerten  beschirmen,  Const.  IV  4, 10. 

blaten-geier*  stm.  glatzköpfiger  Geier:  Radisslaw  —  begunde 
Sent  Wenczlaw  plattengeyer  czu  nennen  uud  sein  domit  czu  spotten 
durch  seiner  andacht  willen,  Böhm.  Chr.  28  (mit  höhnischer  Anspielung 
auf  die  Tonsur  der  Geistlichen). 


134  bläter  —  bliaut 

bläter  (=  blätsere)  swf.  Blase,  Blatter,  Pocke:  pustula,  W — B 
Lev.  13,  2. 

blat-vüz,  (blate-vuoz,)  stm.  Plattfaß,  sagenhafter,  mißgestalteter 
Mensch :  die  blatf  uoz,e,  Ernst  3885. 

blä-Tverk  s.  blö-werk. 

blech  stn.  Blattchen:  bedecke  mit  ereinen  blechern  (laminis 
aeneis),  W— B  Ex.  27,  6  und  28,38. 

blech-hant-sehüch  stm.  Igl.  Stb.  III  112b  auf  der  strazse  nam 
die  kursen  u.  plechhantschucb,  Eger  B.  d.  Gebr.  225. 

bieg*  wohl  be-leg  stn.  Pflasterung:  5  seh.  g.  sullen  gefallen  zu 
dem  pleg  pey  der  langen  prucken,  Igl.  Stb.  III 152  d.  czu  dem  pleg 
vor  unser  frawn  thor,  V  204b.  von  dem  gelt  schaff  ich  ein  pleg 
czu  machen  under  dem  cziglteich,  so  ver  es  wendt  (das  Geld  reicht), 
V  154c. 

blecken  siev.  Prät.  blacte,  blähte  tr.  sehen  lassen,  zeigen,  intr. 
sichtbar  werden,  sich  zeigen,  da  vor  (vor  der  Stadt)  des  veldes 
wenic  blecket,  mit  gezelden  ez,  was  bedecket,  Alex.  3338. 

bleibling*  stm.  (von  bliben,  be-liben;  dazu  leibe  stf.  äleibe) 
stf.  Überbleibsel:  in  die  bleibelinge  deiner  speise  (in  reliquias  eiborum) 
W — B  Ex.  8,  3.  die  b.  der  unkeuscher,  die  prister  der  seckten  der 
gotinne  cybile,  die  do  waren  uberbliben  in  den  tagen  Asa,  seines 
vaters.  vortilgte  her,  Kön.  III  22,  47.  nicht  lies  her  in  ir  kein  b., 
Jos.  10.  37  und  39  (1 225  c).  heil  sint  worden  die  b.  des  volkis, 
Richter  5, 13.  aber  die  kinder  Israels  erslugen  alle  b.  der  stat  in  dem 
swerte,  Richter  20,  48.  Vorbrüe  die  b.  in  dem  vewer,  Ex.  29,  34.  die 
wort  des  puches,  die  do  gesant  hat  Jeremias,  der  profete  von  ieru- 
salem,  zu  den  bleiblingen  der  alden  der  hingefurten,  Jer.  29, 1.  Heile, 
herre,  dein  volke.  die  b.  Israels,  31,  7.  Ferner  Job.  18, 19  u.  III  70c. 
72  b.  91  d  V  22  a  u.  s. 

bleibung  (be-libunge  nur  aus  Rudolst.  r.  s.  208  belegt)  stf. 
Überbleibsel*,  Best*  di  pleibung  der  brechung-  (reliquias  fragmentorum, 
die  übriggebliebenen  Brotstücke) ,  T — B  Mark.  6,  49.  er  nam  di 
beleibung  und  gabs  in,  Luk.  24,  44.  streit  mit  den  pleibungen 
(reliquis.  den  übrigen)  von  irem  samen.    Offenb.  12, 17. 

bleien  s.  blien. 

blei-hutte  *  (von  bli,  -wes,  -ges  stnm.  u.  hätte)  sivstf.  Bleihütte : 
der  die  pleihuteu  ,.zu  den  Räuden"  dreistunt  jär  u.  tag  inne  gehabt 
hat,  Igl.  Bgr.  N.  100,  2. 

blei-wäge  (=  bli-wäge  amussis)  stf.  Bleiwage:  Umme  di  pleiwag 
bescheid  wir  euch  also,  das  di  gehört  di  herschaft  (Grundherrn)  an, 
Igl.  Bgr.  N.  32,  1.  statera  plumbi,  Bestimmungen  über  ihren  Ge- 
brauch, Igl.  Str.  179. 

bleue  (=  blaewe)  stf.  durch  Schlagen  entstandener  blauer  Fleck, 
livor:  die  plewe  u.  der  zuswolne  slak,  W — B  Js.  1,  6. 

bleuen,  blöwen  (=bliuwen)    stv.  111  —schlagen,  bleuen:  den 

nac  sach  man  den  alten  werden  bliuwen  üf  di  erden,  Alex.  10426. 

Eger  Chr.  N.  104.    haar  oder  flax  lassen  blowen,  Taiding  v.  Friedb.  N  43. 

blezen*   Iterativ,  v.  biegen  stev.  blöken  von  den  Ziegen,  W — B 

nil33d. 

bliant  (blialt,  bliät)  stm.  golddurchicirkter  Seidenstoff,  bes.  von 
purpurbrauner  Farbe:  ir  mantel  was  ein  bliant.     Trist.  4480.  4584. 


blic  —  blüen  135 

blic,  -ckes  stm.  Glanz,  Blick,  b.  der  bliczen,  W— B  P8. 
134,6. 

blicken  (Prät.  blicte,  blihte)  sivv.  blicken,  ausstrahlen,  glänzen: 
wi  ein  cron  wolt  aus  Merbern  b.,  Dal.  64,  33  (24,  4). 

bilde  stswf.  Steinschleuder:  üz  der  stat  uz  einer  bilden  swief 
der  mangen  meister  einen  stein,  Alex.  970'2.  Alex.  Anb.  691. 

blieii  Adj.  aus  Blei,  wie  aus  Blei,  (mit  Blei)  beschwert:  daz, 
im  was  sam  ein  blien  berc,  Trist.  5284. 

blikze  (mhd.  blicze,  blikize)  swm.  Blitz:  unser  herre  gab 
donner  und  bagil  u.  laufende  plikczen  ouf  die  erde,  W — B  Ex. 
9,  23.  ous  dem  vewer  ein  plickcz  gende,  Ez.  1,  13.  in  die  gleichnisse 
des  glenczenden  b.,  Ez.  1,  14;  Ps.  143,  6.  ein  ungewitter  mit 
dondern   und  blixen,  Chr.  v.  Traut.  61.  179,  s.  blix. 

blindikeit,  blindec-heit  stf.  (meist  md.  Quellen)  Blindheit. 
mein  b.  wirdet  erleuchtet,  Hier.  61,  21.  65, 19.  der  b.  begert  ich, 
Sol.  17,  1.  nicht  anders  ist  b.  wenn  beraubung  des  lihts,  13,  20.  ist 
nicht  kunst  (scientia)  sunder  b.  11,  3.  oberstes  liht,  das  (Acc.)  kein 
b.  vervinstert,  31,  32.  du  hast  erleuchtet  mein  b.  —  we  der  b.,  das 
ich  dich  nicht  sach,  82,  15.  82,  8.  we  der  b.,  in  der  ich  nicht  mocht 
des  himels  licht  beschawen,  89,  35. 

blix  swm.    s.  blikze,  Blitz,  Traut.  Chr,  61, 179. 

blixen  =  blikize   swv.   blitzen,  Traut.  Chr.  61,  168. 

bloch  stm.  PI.  bloch,  blöcher,  Block,  dickes  Brett,  Bohle,  eine 
Falle,  Trist.  2881.  2702.  2707. 

bloede  Adj.  1.  gebrechlich,  schwach.  2.  zaghaft,  etwas  er- 
schrocken :  als  Gabriel  die  reinen  bloeden  sach  =  die  über  die  erste 
Ankündigung  erschrockene  Maria,  W.  v.  W.  2910-  unwerlich  und 
bloedez,  volc,  Alex.  20820.  blöde,  unvermüglich,  schwach  eine  lange 
zeit,  Traut.  Chr.  118. 

bloedikeit  stf.  1.  Gebrechlichkeit,  Schwäche.  2.  Zagheit:  mischte 
dine  gotheit  zu  menschlicher  b.  Legende,  62.  —  2.  Dal.  52,  15 
(17,  16). 

blö-werk  stn.  (aus  blä)  Blau-,  Kobaltwerk,  Eger  Chr.  N.  363. 

blöz,  Adj.  nackt,  entblößt,  enticaffnet,  nichts  als,  bloß,  mit  G. 
frei  von,  beraubt:  da  von  sie  wurden  lebens  blöz,,  Alex.  8341. 

blöz,-leich,  Möglichen  (=  bloez,-liche,  -en)  Adv.  1.  unverhüllt, 
offenbar.  2.  gänzlich:  2.  das  her  im  des  erbes  plosleich  abtreten 
scholle,  Igl.  Str.  230.  wenn  sich  die  egenanten  zwen  perkmaister 
desselben  priefs  mitsampt  den  sechslehen  ploslichen  hatten  vorzihen, 
Igl.  Bgr.  53, 15. 

blne  stf.  (von  blüejen  swv.)  Blüte:  in  der  besten  plue  fiel  eine 
solche  gehling  gefrust  ein,  Eger.  Chr.  N.  28. 

blüen  (=  blüejen)  swv.  auch  rückuml.  intr.  blühen,  trans.  blühen 
machen,  als  Blüte  tragen:  ob  sie  (die  verfluohten)  der  walt  noch 
künde  blüen,  wir  suln  sie  doch  mit  strite  müen,  Alex.  9947.  sie 
wolde  daz,  blüende  blüemelin  irs  blüenden  magettuomes  wern, 
Trist.  702.  wä  blüende  wort?  2.  daz.  (mer  von  Tristan)  —  so 
blüende  hat  betihtet  Gotfrit  von  Sträz,burc  12  f.  wol  geblüemet  und 
wol  geberlt  ist  siner  (Gottfrieds)  blüenden  vünde  kränz,  34.  üz, 
blüendem  sinne,  20.  rechte  als  der  rösen  würfe  dar,  sus  bluoten  in 
der  stunde  die  wort  üz.  sinem  munde,   1305.    und  in  der  blüenden 


136  blüine  —  blüt-suchtig 

czeite  was  es  (Frühlingszeit).  W — B  Gen.  48,  7.  in  dem  manden  der 
b.  czeit  (mensi  verni  teniporis),  Ex.  34,  18. 

blüme,  bluouie  sivmf.  Blume,  Blüte,  bildl.  das  Schönste  seiner 
Art:  0  wol  dir  werdiu  Nazaret,  din  name  ze  diute  ein  bluome  stet, 
W.  v.  W.  2826  f.  (Beim  hl.  Bernhard  in  der  1.  Homilie,  Super  missus 
est,  IL  p.  35  der  Ausgabe  von  Mabillon  Paris  1667  bei  Fr.  Leon- 
hard  heißt  es:  Xazareth  interpretatur  flos.  In  der  bluomen  (Nazaret) 
wolt  ein  bluome  (Christus)  uns  ze  heil  werden  geborn  u.  von  rose 
äne  dorn  und  in  der  bluomelichen  zit  (hierin  vom  hl.  Bernhard  und 
den  sonstigen  Berichten  abiceichend),  W.  v.  W.  2835 ff.  als  die  blum, 
die  do  wechset  auf  dem  paum ,  Sol.  8, 19.  Geleidigt  wirt  er  sam 
ein  weingarte  in  der  ersten  blumen  seine[r]  trauben  u.  als  der  ol- 
paume,  vorwerfende  seine  blute,  W — B  Job.  15,  33. 

blümen  (=  blüemen)  sicv.  mit  Blumen  schmücken ,  verherr- 
lichen: die  dernert  wurden  in  geblümten  tuchern.  die  um- 
mehelsten  die  kot  (qui  nutriebantur  in  croceis,  amplexati  sunt 
stercora),  W — B,  Klagen  Jer.  4,  5. 

blümen-,  bluonien-krenzelin*  stn.  kleiner  Blumenkranz,  Trist. 
3765. 

blund  Adj.  blond:  die  blunde  Isot,  Trist.  49.  281.  1423.  2336. 
2356.  3007.  3055.  die  bele  blunde  Isot.  199.  785.  3259.  u.  s.  zu 
Isöten  der  Wunden  belen  üz,  Irlant,  127. 

blnnderu  s.  plündern. 

blnot  G.  blüete  u.  bluot  PI.  blüete  stf.  Blüte.  Wenne  so  es 
dennoch  ist  in  der  blute,  noch  wirt  nicht  abgerupft  mit  der  hant, 
vor  allen  wurczen  vordorrt  es,  W — B  Job.  8,12. 

blut-runs,  -runst  (=  bluot-runs,  -runst)  stmf.  blutige  Wunde: 
Ist  daz  ein  mait  oder  ein  ersam  weip  mit  czurissem  gewant  u. 
pluetruns  chlait  u.  nicht  czeugnusse  hat,  der,  da  sie  auf  chlait,  der 
mach  sich  unschuldig  mit  2  czeugen,  chlait  sie  aber  an  czurissens 
gewant  u.  an  pluetruns,  so  unschuldigt  sich  ener  allain  auf  dem 
chreucz ,  Brunn.  R  II 41.  Ist ,  das  imand  auff  den  andern  ain  b.  in 
dem  gerichte  erstee,  so  gefeilet  dem  selbeschol  (dem  Verwundete?!,) 
1  2  mark  u.  dem  richter  u.  scheppfen  1ji,  Igl.  Str.  B.  76;  Igl.  Str.  171; 
10  S.59;  28  S.  40.  umme  plutrunst:  '^niark  dem  selbschol,  dem  richter 
16  gros,  den  scheppen  8  gross,  257  b.  czu  richten  über  plutrunst  u. 
andere  Sachen,  die  in  der  kauwen  oder  an  der  teilstat  gesehen,  hat  der 
bergmeister,  Igl.  Bgr.  X.  106.  ein  plutrunst  an  dem  haup  [t],  Igl.  Stb.  V 
161b,  210  d.  37  d.  auf  den  lenden  ein  b.,  V  153  a.  welicher  andern 
haup  ein  plutrunst  gehabt  hat,  V153b.  ein  wunden  am  haup  als 
ein  b.,  Y181a:  182  b.  ettlich  b.  under  dem  angesicht,  V82d.  neben 
der  painschretigen  wunten  ein  b.,  V  37  c. 

blüt-sueht  (=  bluot-sucht)  stf.  Menstruation:  siben  tage  wirt 
sie  unrein  noch  den  tagen  der  abscheidunge  der  blutsuchte,  W — B 
Lev.  12, 2. 

blüt-suchtig  Adj.  menstruata:  Ist  das  ein  man  zu  einer  b. 
vrowen  nicht  enget  (ad  mulierem  menstruatam  non  accesserit),  W — B 
Ez.  18,  6.  als  ein  uureinikeit  der  b.  vrowen,  Is.  30, 22.  ire  tragenden 
vrowen  u.  ire  b.  sie  anruren  (de  sacrifieiis  eorum  foetae  et  menstru- 
atae  contingunt,  Baruch  6,  28. 


blüt-vergie^er  —  boll-werk  137 

blut-vergie^er  (=  bluot-vergie^er)  stm.  Und  derfullet  ist  die 
erde  mit  plutvorgisern  (sanguinibus),  W—  B  Ez.  9,  9.  di  der  fursten 
rechte  echter  und  blutvorgisser  waren,  Böhm.  Chr.  54. 

bliit-flus  (=  bluot-vlöz,)  stm.  Blutfluß,  Menstruation:  welches 
weip,  so  das  mened  widerkumet  (inense  redeunte)  hat  den  Aus  des 
blutes,  W —  B  Lev.  15, 19.  ist  das  der  man  mit  ir  breutet  in  der 
czeit  des  blutfiusses,  Lev.  15,  24. 

boben-e  (md.  auch  boven)  Adv.  und  Praep.  m.  Acc.  oben,  ober- 
halb :  wer  dorinne  erbeitet  hoben  dem  wassir,  der  mus  das  thun  mit 
willen  des  Stollen  u.  einer  gewerken,  DIR  I.  4,  3. 

bochnicze*,  puchnieze*  (wohl  nicht  aus  der  Form  bochenz 
für  vochenz  (e)  swstf.  Art  Kuchen  oder  Weißbrot,  sondern  aus  dem 
tschech.  bochnik)  stf.  Laib:  Las  mich,  des  pite  ich,  an  ein  teil  der 
priesterschaft,  so  das  ich  esse  ein  bochnicze  brotis  (buccelam  panis), 
W — B  Kön.  12,36.  legen  wil  ich  vor  dich  ein  puchnicze  brotis 
(buccelam  panis),  so  das  du  essest  u.  werdest  wider  stark,  Kön.I 
28,  23. 

bock-stolle*  (icohl  aus  boc,  -ckes  stm.  Bock  und  stolle  swm. 
Stütze,  Gestell,  Pfosten,  Fuß)  swm.  Fuß  eines  Holzbockes  (Bauge- 
rüst), hölzernes  Gestell,  die  schwilbogen  ausgeschlagen,  die  bockstoln 
genant,  Traut.  Chr.  170. 

bodein,  podem  stm.  Boden,  Faßboden,  Faß,  Eger  Str.  AXIII2. 
B.  37  und  St.  Z.  4.  von  iedem  poden  (Faß)  icenn  man  in  der  zeit 
v.  Walpurgen  tag  bis  auf  send  Michels  tag  schenkt,  zahlt  man 
1  pfunt  haller,  Eger  Str.  AXII2.  das  schlosz  mit  den  dechern, 
thoren ,   podemen  —  bewlich  halten,  Traut.  Chr.  93. 

bodemen*  swv.  mit  Boden  versehen?  man  sal  auch  kein  inerl- 
eisen  einniten  in  kein  neues  reisslos,  sunder  es  sol  recht  gepodemt 
sein  u.  dorczu  gefidert  u.  gelott  u.  in  keinerlei  mas  vorsmit,  Olm. 
Stb.  117, 1. 

boden-los  (=  bodem-lös)  Adj.  bodenlos,  von  einem  Bergwerk, 
das  keine  Sohle,  Wasserscige  hat :  u.  das  der  ander  freischacht  b.  ist 
worden,  Igl.  Bgr.  N.  5,  2.  wenn  ir  perkwerk  podenlos  ist  u.  nicht  sol 
hat,  N.  47,2. 

böge  swm.  1.  Bogen  als  Waffe,  2.  Halbkreis,  3.  Regen-,  4.  Sattel- 
bogen. 1.  davon  meine  ich  nicht  ze  hoffen  in  den  bogen  meiner 
naturlichen  Vernunft,  Hier.  5,  23.  beim  Weinstock*:  wann  einer  be- 
griffen würd  in  Weingarten,  der  pögen  aufhieb,  klareben  abschnitt 
usw.,  Chlum.  1 12. 

bogen-ort*  stn.  Setzlinge  von  Weinstöcken.  Wer  grub  stocke 
oder  pogen-örter  aufczug  u.  von  dem  votter  abschneidet,  im  czu 
frumen  u.  dem  Weingarten  zum  schaden,  er  verkauff  sie  oder  secze 
sie  an  ein  andre  stat,  wirt  er  begriffen  damit,  so  ist  er  des  halses 
vervalleu  u.  gehört  auf  den  rost,  Chlum.  VIII  16. 

bole  sivf.  Brett,  Bohle:  zwelf  kerzen  gröz,  alsam  die  boln, 
Ritterf.  162. 

bolle  sie  f.  kugelförmiges  Gefäß:  was  mochs  (kannst)  tu  mit 
deinem  swerte  czuhawen?  Do  sprach  er:  „einen  holen  (tschech. 
zrnov  =  Mühlstein,  Böhm.  Chr.  50. 

boll-werk  (bol-werc)  stn.  Bollwerk:  die  mawern  mit  schroten, 
bollwerken  und  sturmfeuern  —  befestigen  Hessen,  Eg.  Chr.  86. 


138  bord  —  botech 

bord  s.  bort. 

borgen  swv.  worauf  (G.)  acht  haben,  Nachsicht  haben  in  Be- 
ziig auf  (G.),  anvertrauen,  borgen,  entlehnen,  schuldig  bleiben,  unter- 
lassen: sie  begunden  einander  borgen  siege  und  gelten  ungezalt, 
Alex.  3598. 

bor-kirehe  stf.  die  Emporkirche:  es  wurden  gebaut  —  die 
blasebalgen  auf  die  purkirche  (Kirchenchor) ,  Traut.  Chr.  36.  die 
blasebalgen  über  das  schüllercbor  auf  die  porkirche  gebaut,  41.  die 
blasebalgen  waren  auf  der  purkirchen  und  rumpelten  gar  zu  sehr,  50. 

borse  (=  burse)  stswf.  1.  Börse,  Geldbeutel,  2.  best.  Summe 
Geldes,  3.  gemeinschaftl.  zusammenlebende  Genossenschaft  und  deren 
Haus,  4.  Kosthaus  vieler  Studenten,  geben  einen  groschen  aus 
unserr  borsen  (des  Konventes  vom  Kloster  ^Yaldsassen) ,  Eger  Str. 
M.  U.  4. 

bor-stube*  swf.  hochgelegene  Stube,  zu  der  eine  Treppe  hinauf- 
führt :  b.  über  dem  frauenzimmer,  Traut.  Chr.  148.  230 

bort  stmn.  Rand,  Schiffsrand,  Bord:  üf  des  waz,z,ers  bort  da 
stet  ein  linde  wolgestalt,  Trist.  4682.  üf  des  kiles  bord  (auf  Deck 
des  Schiffes),  Ernst  3361. 

böse,  boese  Adj.  böse,  schlecht,  gering,  wertlos:  in  (Darius) 
bunden  die  argen  losen  üf  einen  wasren  bösen,  Alex.  16  430. 

boesern  swv.  intr.  schlechter  werden,  trans.  schlechter  machen: 
wie  die  rede  der  kunige  werden  geposert  (depraventur) ,  W — B 
Esther  16.  7. 

bös-tieit  stf.  malitium:  vil  b.  =  multa  malitia,  W — B  Gen.  6,  5. 
wenne  es  ist  posheit  =  nam  scelus  est.  Lev.  18,  23. 

bosse,  posse  swm.  Bildwerk,  Relief:  sie  (eine  geschnitzte 
Tafel,  das  jüngste  Gericht  darstellend)  ist  mit  fein  golde  inwendig 
in  der  föllung,  die  possen  vergoldet,  (vgl.  bosseln:  Grimm  Wb.  1264, 
Schmid  Schwab.  Wb.  S.  87,  Vilmar  kurhess.  Id.  bosseln):  Traut. 
Chr.  35. 

hosten-,  posten-brief*  stm.  Aushängeschild  der  Meistersinger: 
Den  Anschlag  oder  postenbrieff,  an  welchem  der  garten  sampt  den 
alten  12  meistern  u.  den  7  güldenen  pforten  von  schönen  Ölfarben 
u.  mit  goldt  gemalen,  gestehet  in  allem  p.  14  sch(ock),  Igl.  Ms.  S.  12. 

bot  stn.  Angebot*:  das  pot  was  verre  von  dem  rechten  kaufe 
sam  er  um  das  bot  nisnicht  wiste  (woste  H)  =  exhibitionis  illius 
ignarus,  Const.  I  21, 1.  Gebot:  Moyses  vernam  aldä  die  zehen  bot, 
Alex.  11448.  laut,  das  dem  konig  u.  den  von  Eger  stund  zu  pot, 
Eg.  Chr.  1068. 

böte  f.  (Fremdwort  aus  dem  Tschech.  bota)  Stiefel,  Schuh :  die 
boten  sullen  mit  drote  geheft  sein  u.  sullen  uberstempt  sein  czu 
baiden  Seiten  bis  an  die  spicz.  01m.  Stb.  113. 

böte  swm.  Bote,  Bevollmächtigter,  Apostel:  dicz  sint  die  namen 
der  12  poten,  T— B  Matth.  10,  2. 

botech,  potich  stm.  Rumpf  Leib:  Und  wenne  ire  fursten  zu- 
samengelaufen  zu  dem  geczelde  Holofernis  u.  vinden  in,  den  potich, 
in  seinem  pette,  mit  blute  besulget,  so  wirt  vallen  vorchte  auf  sie 
(eum  truncum),  W— B  Judith  14, 4.    Vgl.  auch  leichnampotich. 

botech,  -e  stm.  swf.  =  Bottich:  Von  klein  potigen  u.  klein  kübel 
1  helbling,  Budw.  Urkb.  N.  477,  S.  252. 


bötel  —  botzen  139 

bötel  (bettelin?)  stn.  kleines  Bett,  Liegerstatt:  er  hat  sich  ver- 
pflicht  die  frau  Lilleichin  ir  lebtag  in  dem  selben  haus  czu  halten 
mit  einem  pötl,  Igl.  Stb.  V  84  b. 

boten-briefe-trager*  stm.  Diser  (Fehde-)  brife  ist  uns  geant- 
wort  worden  von  einem  siechten  b.,  Stb.  Brüx  N.  257. 

boten-bröt  stn.  Geschenk  für  die  Überbringung  einer  Nachricht. 
Ist  das  her  (ivenn  er)  alleine  ist,  ein  gut  potenbrot  (gute  Botschaft) 
in  seinem  munde ,  W — B  Kön.  II  18,  25.  dem  ich  muste  geben  das 
p.  =  mercedem  pro  nuntio),  Kön.  II  4, 10.  ein  vilguot  b.,  Ernst 
1999.  Trist.  2176.  5292.  Alex.  1168. 

boten-biicli  stn.  Apostelgeschichte.  T — B. 

bot-heit*  stf.  Botschaft  er  atnt,  Amt  eines  Apostels:  um  daz,  ich 
gewon  der  pothait  in  dirr  keteu  (legatione  fungor  in  catena),  daz, 
ich  turre  gereden,  als  ez,  mir  gezimt,  T — B  Epheser  6,  20.  wir  ge- 
wonen  der  pothait  (legatione  fungimur)  in  Kristo,  IL  Korinther  5,  20 
und  12, 12.  di  stat  der  pothait  (des  apostelamts  11.  Bibel),  Btb.  1,  25. 
durch  Kristum  wir  enphiengen  di  genad  und  di  pothait,  Römer  1,  4. 

bot-m£ez/igkeit  stf.  Untertänigkeitsverhältnis:  herschaft,  schlosz 
u.  stadt  Trautnaw  —  mit  freiheiten,  gerichten,  potmesigkeiten, 
Traut.  Chr.  65.  66. 

bot-schaft  stf.  1.  Botschaft.  2.  Gesandschaftsbericht.  3.  Voll- 
macht. 4.  dem  ordentl.  Gericht  nachfolgende  Gerichtssitzung:  durch 
ire  erbere  volmechtige  b.,  Stb.  Brüx.  N.  225.  an  botscheften  —  be- 
müht werden,  Prager  Str.  130. 

bot(e)-schaften,  -scheften  sivv.  verkünden,  melden:  Und  ge- 
gepotscheftet  wart  Sisare,  W — B  Richter  4,  12.  so  das  ich  euch  p. 
seine  wort  (nt  annunciarem)  Deut.  5,5.  ich  wil  b.  herrn  Pharao 
I49b.  IV  126b.  127d.  128c.  132a.  Do  wart  gebotschepft  Abraham 
Gen.  22, 20 

botwarei,  potwarei*  stf.  (vgl.  das  tschech.  Schimpfwort  pot- 
vora)  Verleumdung:  Calumpnia  ist  ein  falsche  furlegunge  ader  ein 
unrechte  hinlegunge,  die  er  wissentlich  erdacht  hat,  das  heisset  czu 
deucz  potwarei,  Const.  IV  9, 2.  Der  eit  umb  die  warheit  ist  also, 
wenn  einer  swert,  das  er  in  guten  trewen  nicht  mit  p.  clagen  u. 
antworten  wolle  (non  calumpniandi  animo),  IV  9,  2.  Von  ersten  soll 
der  clager  swern,  das  er  nicht  mit  p.  den  krieg  anhebe  sunder  er 
glaube,  das  er  seine  gute  sache  habe  —  das  er  sich  meine  mit  keiner 
p.  czu  beschirmen,  IV  9,  4.  Wir  meinen  czu  stillen  die  potwerei  — 
Nu  meine  wir  denselben  irrsal  (daß  nämlich  ein  Geklagter,  ehe  er 
des  1.  Rechtsluindels  ledig,  den  Kläger  nicht  wieder  klagen  dürfe), 
der  manche  potwerei  bedecket  —  mit  unser  Weisheit  czu  pessern, 
IV  7, 6.  das  wir  allewege  —  die  unschuldigen  —  unvorseret  be- 
halden  für  aller  p.  u.  unrecht,  IV  9,  3.  domit  wir  meinen  czu  stillen 
die  potwerei  vil  krigischer  leute,  IV  7, 6.  (mhd.  botwar  stm.  und 
botwarn  sivv.  schmähen). 

botwareier,  =  mhd.  botwarer  stm.  Verleumder:  Es  ist 
auch  für  czu  sehen  mit  fleisse,  das  nicht  die  unschuldigen  leute  — 
mit  versprechen  und  vorpieten  ires  erczes  von  etlichen  potwareieren 
unpillich  betrübt  werden,  Const.  III 5,  6. 

botzen*  (ivohl  aus  borzen  =  intumescere,  anschwellen  vgl. 
Grimms  Wb.  u.  blitzen),  swv.  Knospen  treiben,  ins  Kraut  schießen: 


140  brä  —  braut-messe. 

ist  das  er  iu  (den  Weingarten)  nicbt  angreifet  zu  Burhen  (!)  mit  dem 
Wein-Messer,  so  ander  leut  baben  zugehawt,  daz,  der  wein  poczet, 
so  hat  er  den  Weingarten  verloren,  Chlum.  VIII  33. 

brä  stsivf.  PL  brä  und  brawen  (sw.)  brän  Wimper,  Braue: 
darüber  brün  wol  stende  brä,  W.  v.  W.  1506. 

brach  stm.  Gekrach.  Lärm:  von  ir  tjost  der  spere  crach  und 
inanic  tambüren  brach,  Alex.  12864.  daz,  der  tambüren  brach  man  in 
der  owe  nibt  wol  vernam,  9058. 

bräch-mäne,  pröch-iuän  swm.  (-mänöt  stm. )  Brachmonat,  Juni, 
Siban:  Aber  es  was  die  czeit  des  dritten  menedis,  der  do  genant 
ist  Siban,  den  wir  nennen  den  prachmanen,  W— B  Esther  8,  9.  des 
manden  Siban,  den  wir  nennen  brachman,  Baruch  1,  8.  das  gancz 
monat  juny,  den  prochman,  Eger.  Chr.  N.  1136.  brachmon,  Traut. 
Chr.  168.  176.  193.  210.  218.  225.  226.  231.  305.  311.  325. 

bracht,  braht  stm  f.  Lärm,  Geschrei:  dö  was  von  tambüren 
gröz,  braht,  Alex.  5269.  büsinen  braht  was  da  groz,  6053,  so  biutet 
sin  (des  brunnen)  wal  mit  duz,z,e  braht,  9810.  üf  dem  wal  albereit 
des  heres  braht,  12345.  so  gäben  ir  büsinen  braht,  14864.  des 
hörn  es  b.,  Alex.  Anh.  405.     die  vogel  huoben  ir  süez,en  b.,  Alex.  4576. 

Bramburgk  =  Brandenburg,  Böhm.  Chr.  93. 

brand-schettig*  Adj.  brandig,  prantschettigen  oder  ratigen 
weitzen,  Traut.  Chr.  137. 

brand-stat  stf.  Brandstätte:  die  prantstat  frev  und  ledig  auf- 
geben, Igl.  Stb.  III  207b. 

brange  s.  prange. 

brant-weüi  (brant-win)  stm.  Branntwein:  kein  gast  zum  b. 
sitzen  sol,  Traut.  Chr.  248. 

brasen  (prasem)  stm.  ein  kostbarer  grüner  Stein  (mittellat. 
prasius),  Alex.  Anh  2093. 

brat-markt  stm.  s.  brot-markt,  Saazer  Urkb.  S.  49. 

brau  (briuwe)  stn.  Gebräu:  beraicz  inalcz  czwai  b.,  Igl.  Stb.  V269d. 

brausen  s.  brüsen. 

braut  (brüt,  auch  briut,  brout)  stf.  Verlobte,  neu  Vermählte, 
junge  Frau;  Beischläferin:  ob  sie  des  willen  were  ein  brüt  da  be- 
darf man  Tristant  iren  trat  nicht  vil  umbe  vrägen  zwar,  Trist. 
837.  ir  muoter  baut  sie  nach  der  briute  site  die  mit  namen  was 
ein  brüt,  853.  di  noch  was  ein  maget  als  ir  benachtet  noch  betaget 
were  der  dinge  ichtes  icht,  da  von  man  brüt  den  briuten  spricht, 
869 — 872.  Isöt  die  brüt,  928.  du  salt  min  erweite  brüt  immer  vor 
allen  wiben  sin,  Ernst  238. 

braut-lauf  (=brüt-louf,  -louft)  stmfn.  Vermählungsfest,  iveil 
einst  ein  Wettretinen  um  die  Braut  stattfand;  hier  stf.:  von  der 
pr.  oder  hochzeit  wegen  —  zu  kirchen  gen,  Eger  Str.  A  I  3,  B  8. 
brautlauft,  T — B  Luk.  14,  8.  Joh.  2, 1.  der  da  macht  b.  seim  sun, 
Matth.  22,  3.  zu  der  b.,  Matth.  25,  10.  mugent  den  di  sun  der 
prautlauft  gevasten,  diweil  der  preutigam  ist  mit  in  ?  Mark.  2,  19 
(die  Hochzeitleute  filii  nuptiarum).  zu  den  brautlauften,  Luk.  20,  35. 
di  b.  des  Lammes  sint  kumen,  Offenb.  19,  7.  19,  9. 

braut-messe*  (von  brüt  und  messe  stf.,  auch  stv.):  niman  schol 
die  messe,  die  man  b.  heiszet,  mer  vrumen  oder  erczeugen  zu 
sprechen  oder  zu  singen,  Eger  Str.  AIS. 


braut-schaft  —  brech-haus  141 

braut-schaft  (=  brüt-schaft)  stf.  Vermählung:  Und  bies  ein 
Wirtschaft  gar  ein  grosse  bereiten  allen  fursten  u.  seinen  knecbten 
umme  die  zusamengebunge  u.  umme  die  prautscbaft  Hester,  W — B 
Esther  2,  18.  einen  man  aus  iren  früuden  u.  ous  irr  p.  gesellen  (de 
pronubis),  Judith  14,  20.  gebt  sie  im  czu  einer  housvrowen  u. 
[machen]  czusanien  mit  einander  b.  (et  iungamus  vicissim  connubia), 
Gen.  34,  9.  das  sie  machten  p.  (matrimonia),  Esd.  I.  9,  14.  der  p. 
=  desponsationis,  Hohes  Lied  3, 11. 

breche  stf.  1.  Flachsbreche.  2.  ein  dieser  ähnl.  Strafwerkzeug*, 
Eger  Chr.  N.  370  U.  ö.  eine  Vorrichtung,  in  der  Personen  wegen 
gewisser  Vergehen  zur  Strafe  der  öffentl.  Beschämung  ausgesetzt 
wurden:  es  ist  die  breche  alhie  auf  dem  kirchhof  gebawet  worden, 
Traut.  Chr.  313.  er  lisz  ein  b.  bauen  neben  di  pforte  zur  strafe  der, 
so  got  lesterten  und  schendeten  30,  der  her  pfarher  —  hat  lassen 
eine  b.  auf  dem  kirchhof  bauen  vor  die,  so  gott  lesterten  oder  vor 
die  huren  und  buben,  vor  haderleute,  es  sei  fraun  oder  man,  183. 
unten,  er  ist  in  der  prechen  gestanden  die  gantze  frue  predig  aus, 
404.  463.    drei  tag  in  der  prechen  stehen,  370.  223.  290. 

brechelen*  stn.   Flachsbrecheln,  Taiding  v.  Friedb.  N.  60. 

brechen  stv.  I  1  intrans.  1.  entzwei  brechen,  zerbrechen. 
2.  aufhören.  3.  gewaltsam  plötzlich  vordringen.  3.  an  die  würme 
begund  er  b.,  der  er  vil  ze  tode  sluoc,  Alex.  23070.  4.  sich  verbreiten, 
trans.  5.  brechen,  pflücken,  losbrechen,  losreißen,  befreien.  6.  unter-, 
abbrechen,  stören.  7.  schlichten,  beilegen.  8.  Versprochenes  nicht 
leisten  (brechende  bürgen).  9.  ungültig  machen.  10.  zerstückeln 
(Güter  zerlegen).  11.  reime  b.  durch  Reim  verbundene  Verse  syn- 
taktisch trennen.  12.  daz,  zil  b.  darüber  hinaus  vordringen.  13.  sich 
bemühen  um,  sich  zuwenden.  14.  unpersönlich:  mangeln.  4.  Tholo- 
meus  daz,  swert  durch  den  lewen  stach,  also  der  künic  sich  von  im 
brach,  Alex.  25794.  5.  doch  er  die  ougen  von  ir  brach,  Alex. 
23464.  6.  Taxillis  den  strit  dö  brach  den  Pörus  üf  sich  entwichen 
sach.  Alex.  20005.  er  lie  sie  biten,  das  ir  dehein  sin  sitzen  breche, 
bis  er  guote  nacht  in  sprseche,  W.  v.  W.,  1650.  dirre  troum  den 
släf  ir  brach  W.  v.  W.,  2096.  7.  wolt  iueh  nicht  betragen  miner 
rede,  so  wolt  ich  b.  den  kriec  (eueren  Streit  schlichten),  W.  v.  W. 
3928.  —  9.  het  er  si  (di  beschidunge)  wellen  anders  tun,  er  wer 
wol  mechtig  gewesen  den  brieff  (Testament)  czu  prechen  und  einen 
andern  machen,  Igl.  Str.  III.  326. 

brechen  stn.  1.  das  Brechen.  2.  Gebrechen,  Mangel:  du  findest 
b.  und  eitelkeit  darinnen,  Ack.  52, 19. 

brechen-hal»,  -halben  Adv.  mangels  (nur  aus  Chr.  5.  26,28): 
Des  zu  urkund  hab  ich  —  den  bürgemeister  zu  Brux  gebeten,  das 
her  sein  insigel  —  an  disen  brief  hat  gedruckt,  des  ich  iczunt  ge- 
brauche brechenhalben  des  meinen  Stb.  Brüx  N.  294. 

brecher  stm.  der  etwas  bricht:  herre  Tot,  aller  e  brecher, 
Ack.  18,  5. 

brecherin*  stf.  Flachsbrecher  in:  einer  b.  hat  man  alle  Tag  als 
Lohn  zu  geben  8  pfenge,  Traut.  Chr.  252.  der  flachs  war  entbrant, 
den  die  b.  an  ofen  gelegt  hatten,  336. 

brech-haus*  stn.  Haus  zum  Flachsbrechen:  das  b.  ist  abge- 
brannt, Traut.  Chr.  300. 


14:2  brechunge  —  breiten 

brechunge  stf.  Brechung,  Ungültigmachimg,  Widerlegung: 
kegeurede  des  antworters  ist  der  fordernnge  (des  clagers)  b.  und 
widertreiben,  Const.  IV  7,  1.  —  abgebrochenes  Stück:  daz,  da  was 
überbliben  von  den  brechungen  (Brotstücken),  T — B  Matth.  15,  37. 
12  korb  vol  der  b.,  14,  20.  di  pleibung  der  prechung,  Mark.  6,  43. 
in  weicherweis  si  in  beten  derkant  an  der  b.  des  brots  (an  der  Art, 
das  Brot  zu  brechen),  Luk.  24,  35. 

bregeln,  pregeln*  stn.  ein  verbotenes  Spiel,  Eger  Str.  A 
XIII,  2. 

Wehen  stv.  1 1  und  swv.  1.  plötzlich  und  stark  leuchten,  strahlen, 
funkeln.  2.  laut  schallen.  1.  es  erscheint  den  ougen  ein  brehender 
(A.  behender)  schein  von  der  höh  und  von  dem  antlutz  deines  lihts, 
Sol.  91,  2.  er  sach  in  üz,  iu  allen  b.  (hervorleuchten),  Alex.  13601. 
von  gezierde  liehtez,  b.,  12330.  üf  shne  helme  sach  man  b.  von 
gesteine  rieh  zimierde,  5688.  er  sach  uz,  manegem  venster  b.  manegen 
munt  rösen  glich,  14554.  manegen  liebten  stein  man  sach  wol  bi 
der  naht  darinne  (im  guldiuen  hüs)  b.,  20981.  vier  listen  sach  man 
drinne  (in  dem  mantel)  b.,  Trist.  4486.  —  die  mit  ir  liehtem  glaste 
her  in  min  herze  vaste  kan  so  wunnenclichen  b.,  Trist.,  4547.  der 
vröuden  brehende  sunne,  1367.  Jsöt  quam  —  recht  als  ein  morgen- 
röt  und  als  ein  brehender  sunnenschin  Tristanden  in  daz,  herze  sin, 
786.  die  were  kumen  ein  morgenröt  gein  jener  brehenden  sunnen, 
4441.  hie  schein  golt  gein  brehendes  goldes  schin  899.  als  ein 
brehendez,  golt  vil  clär  daz,  paradis  erlüchte  gar,  Legende  269.  da 
von  ein  brehender  (durchdringender)  smac  geschach  (von  der  gerte) 
554.  — 

brehen   stn.    Glanz,  Schimmer:    zeit  mit  zwei  knoufen  guldin 

—  die  buten  den  ougen  solichez,  brehen,  Alex.  4009.  die  eröne  — 
gap  von  liebte  solichz,  brehen,  daz,  ich  küm  mohte  üf  gesehen,  5137. 

—  doch  schöz,  sie  underwilen  ein  b.  im  mit  spilenden  ougen,  Trist. 
5860.  ir  roeselechter  wangen  b.  gap  den  rösen  widerglast,  4390.  mit 
ir  spilenden  ougen  b.  tet  sie  kunt,  5262.  — 

breiden  s.  briden. 

breite,  -en  stf.  1.  Breite,  breiter  Teil.  2.  großer  Acker:  wenn 
imand  hoffnnnge  hat  czu  dem  perkwerk,  so  underwindet  er  sich 
einer  breiten  und  bekomert  ein  stat  in  einem  freien  felde,  ein  grübe 
czu  machen  (so  in  D,  bereiten  H)  Const.  II 1, 3.  In  wiesen  soll 
einer  sein  braiten  suchen  czu  St.  Georgen  tag,  aber  im  acker  —  in 
der  brach;  so  aber  einer  sein  breite  suchen  wolte  zu  St.  Michailis 
tag  u.  seinen  nächsten  wolt  schaden  thun,  so  sol  er  wandel  geben 
dem  richter  6  groschen,  Chlum.  IV  40.  Den  weg  auf  die  mühlen 
gen  Mitzmans  —  soll  der  müller  suchen  in  des  Burger  braiten,  IV  47. 
sein  breidt  in  dem  feldt  —  sol  man  suchen  —  14  tag  vor  u.  nach 
St.  Georgi,  V  22.  welcher  seine  braidten,  ess  sei  zu  felde  oder  zu 
Weingarten,  suchen  will,  soll  dasselbe  thuen  czu  rechter  weil  u. 
zeith,  als  14  tage  vor  u.  14  tage  nach  St.  Georgi  III 12. 

brei-orber  s.  breu-urbar. 

brei-tag  s.  breu-tag. 

breiten  Praet.  breite,  Part,  gebreitet,  gebreit  swv.  1.  breit 
machen.  2.  weithin  bekannt  machen.  3.  refl.  sich  ausdehnen,  anwachsen. 
1.  sit  din  (werlt)  unstete  uns  also  verleiten,   daz,  uns  kan  jämer 


brera  —  breu-knecht  143 

breiten,  Alex.  27492.  2.  das  sein  beiliger  name  gebreitet  u.  ver- 
kündet werde  allermeniglicb ,  Hier.  4,  6.  wie  erwirdigen  got  seinen 
namen  gemacbet  u.  g.  hat  in  alle  dise  werlde,  96,  21.  herr,  icb  bit 
dicb,  das  es  —  das  himlisch  licht,  —  g.  werd  u.  das  es  aus  dir  ge- 
breitet werd ,  Sol.  91,  8.  3.  sein  lob  —  sein  er  —  haben  sich  durch 
alle  laut  gebreitet,  Hier.  96,  25.  es  sei,  das  sich  das  perkwerk  breite, 
Const.  I  9, 1. 

brem,  -e  swm.  Bremse,  Stechfliege:  brenien  die  valten  tot 
(töteten)  liute  und  vihe  mit  strenger  not,  Alex.  11413. 

bremen  swv.  verbrämen:  verkert  gebrernt  auf  schwarz  gelw, 
auf  gelw  schwarz,  Traut.  Chr.  318.  320. 

bren*  m.  (mhd.  brenne  stf.  Feuer,  Flamme,  Lichtschein,  radius: 
gleicherweis  als  der  bren  des  mersterns  (stellae  maris  radius)  unser 
ougen  alleweg  derleucbtet,  Sol.  97, 19. 

bren-bi'ief*  stm.  schriftliche  Androhung  der  Brandlegung, 
Traut.  Chr.  282. 

bren-gadem  stn.  Schmelz-,  Brennhütte;  besonders  zum  Silber- 
schmelzen: in  dem  prengadem,  Igl.  Bgr.  N.  102,2. 

brengen  s.  bringen. 

bren-lin  s.  brimne-lin. 

bresten  stv.il  brechen,  reißen,  bersten:  das  swert  brast  ent- 
zwei, Alex.  9446. 

brest-hal'tig*  (=  brest-haft)  Adj.  bresthaft,  mangelhaft:  ein 
siechheusel,  darin  18  presthaftige  menschen,  Eg.  Chr.  103. 

bret-kloz*  (-tzes)  stm.  n.  Baumstrunk,  aus  dem  Bretter  ge- 
sägt werden  sollen:  brettklaetzer  feilen  und  schelen,  Traut.  Chr.  242. 
viel  holz  feilen  zu  bawen  und  brettklaetzer,  255. 

bret-miile  (bei  L.  nur  aus  C D S  belegt)  stf.  Sägemühle:  Traut. 
Chr.  60. 

bret-sneider  (-snider)  stm.  Besitzer  einer  Sägemühle:  Eg.  Chr.  679. 

bret-spil   stn.   Spiel  auf  dem  Brett :  Eger  Str.  B  28. 

breuch-lichen*  Adv.  üblich,  in  Brauch:  wie  bein  voriger 
pfandsherschaft  ist  b.  gewest,  Traut.  Chr.  148. 

breuen  (—  briuwen,  brüwen  u.  brouwen,  Praet.  brou,  PI.  briuwen, 
Part,  gebriuwen,  gebrouwen)  stv.  III  (Bier)  brauen:  die  prewer 
sollen  aus  einem  ganczen  malcz  nicht  mer  als  8  vas  gemeins  pirs 
prewen,  Olm.  Stb.  122. 

breuer,  prewer  (=  briuwer)  stm.  Brauer,  braxator:  den 
prewern  soll  man  kein  kost  oder  trank  sondern  10  gross  u.  einen 
czuber  treber  dem  meister,  von  einem  prew  gemein  pirs  u.  von 
einem  prew  aldes  pires  ader  merczens  14  gross  u.  dem  meister  einen 
czuber  treber.  Vom  malczmalen  eines  gemeinen  malczes  sol  man 
10  pfennig  geben,  Olm.  Stb.  122. 

breu-,  brau-haus  (briu-hüs)  stn.  Brauhaus:  Igl.  Stb.  III  120b. 
IV  243  b.  V  29  a.  101c.  103  a,  Olm.  Stb.  97  c. 

breii-hof*  (briu-hof)  stm.  Brauerei  und  deren  Hof:  ein  weg  — 
zu  geen  oder  czu  faren  durch  sein  breyhof,  Igl.  Stb.  V  91a. 

breu-holz*  stn.  Holz  zum  Bierbrauen:  Egerholz  (=  auf  der 
Eger  geflößtes),  preuholz  ader  prenholz  soll  man  nicht  auf  dem 
Markt  oder  den  Gassen  liegen  lassen,  Eg.  Str.  C.  50. 

breu-knecht   stm.   Braugehilfe :  Eg.  Achtb.  II  67. 


144  breu-ineister  —  brief-leute 

breu-ineister  (briu-meister)   stm.   Bräuer:  Eg.  Acbtb.  II  47. 

breu-pfanne  (briu-phanne)  sivstf.  Braupfanne:  sie  darf  nicht 
gepfändet  werden,  Igl.  Str.  108. 

breut  (=  brüt,  Nebenform  briut,  Gen.  briute)  stf.  Verlobte  oder 
Neuvermählte,  Braut,  junge  Frau,  Eger  Chr.  416. 

breu-tag*  stm.  Tag,  an  dem  jeder  einzelne  Melzer  sein  Bier 
zu  brauen  hat:  di  gemain  hat  nicht  gewilligt,  die  heuser  zu  zer- 
tailen  und  ferner  breitage  darauf  zu  geben,  Traut.  Chr.  285. 

breute-gam  (=  briute-gome,  -gume, -goume)  sicm.  Bräutigam: 
mein  b. ,  dem  ich  mich  behald  (cui  me  servabo) ,  Sol.  12,13.  hime- 
lischer  b.,  2,9.  ein  b.  des  blutes  (sponsus  sanguinis)  bistu  mir, 
W — B  Ex.  4.  25  u.  26.  aufheben  wil  ich  (auferain)  von  euch  —  die 
stimme  des  preutegumes  u.  die  stimme  der  prout,  Baruch  2, 23. 
preutigam  (=  Christus) ,  T— B  Matth.  9, 15.  her  briutegum  und 
iuwer  brüt,  Trist.  4957. 

breute-labe  s.  briute-labe. 

breuteln  s.  brütein. 

breuten  (=  briuten)  sicv.  intr.  sich  vermählen,  beiliegen,  trans. 
eine  zur  brüt  machen,  beiliegen:  Wer  do  preutet  mit  seines  vetern 
housvrowe  u.  enplecket  die  schemde  seiner  magschaft,  tragen  sullen 
sie  beide  ire  sunde,  an  kinder  sullen  sie  sterben,  W — B  Lev.  20,  20. 
die  tochter  Salphaad  —  preuten  (Praet.)  Maala  u.  Thersa  (uup- 
serunt*),  Num.  36, 11.  Breuten  sullen  sie,  wem  sie  wollen,  nur 
alleine  den  leuten  ires  geslechtes,  das  icht  vormischet  werde  die  be- 
siczunge  der  kinder  Israhels  von  gesiechte  in  gesiechte,  Num.  36, 
6 — 7.  der  sich  meiligt  mit  breuten  (qui  polluitur  coitu),  Lev.  15,  33. 
mit  allem  vihe  saltu  nicht  b.  noch  meilige  dich  mit  im,  Lev.  18,  23. 
wer  mit  einem  rinde  oder  einem  schaf  preutet,  Lev.  20, 15.  wer  do 
p.  mit  einem  wibe  in  dem  flusse  des  blutes  (in  fluxu  menstruo), 
Lev.  20,18.  Wer  do  b.  mit  einem  vihe.  des  todes  sol  her  sterben, 
Ex.  22, 19. 

breutunge*  stf.  Vermählung:  nicht  geneme  dem  pande  der  p., 
W— B  II  29  c. 

breu-urbar*  stfn.  Ertrag,  Abgabe  vom  Brauen,  Brauzins: 
1000  taler  geborgt,  vom  breiorber  und  mülnutzuugen  solch  gelt  wieder 
zu  erlegen,  Traut.  Chr.  283.  23. 

brichtig*  Adj.  (von  berihten  ausrichten,  verleumden),  Übeln 
Rufes:  mit  bösen  oder  gar  brichtigen  leuten  gemeinschaft  haben 
Dreiding  von  Politz,  19. 

bridel  s.  britel. 

briden  stv.  II.  flechten,  tveben,  nur  das  Part,  geboten  nach- 
weisbar: sperlachen,  die  meisterliche  warn  gebriten,  Trist.  883. 
phellel  mit  spseher  kunst  gebriten  üz,  siden,  Alex.  12882. 

brief,  -ves  stm.  Brief  Urkunde:  Sotane  prieff  mit  ingesigeln 
u.  der  geczeugen  underschrift,  den  ist  in  gerichte  u.  auswendig  des 
gerichtes  wol  czu  gelauben,  wann  sie  nicht  geschabt  sein  an  vor- 
dachter  stat,  das  ist:  an  dem  datum  ader  dem  eigennamen  ader  an 
geltczal,  wan  an  sotan  steten  merkt  man  leichte  die  falschheit  des 
priefs,  Const.  IY  14,  3. 

brief-leute*  st.  PI.  Zeugen  eines  schriftlichen  Testamentes: 
die  weil  (so  lange)  ich  das  obgeschriben  gescheffte  nicht  vorwurffe 


brief-vaz,  —  bringen  145 

und  briefleut  verender  oder  verkere,  so  sol  das  gescheffte  furgang 
haben,  Igl.  Stb.  III 153  d. 

briei'-vaz,  stn.  1.  Brieftasche.  2.  Spruchband,  Pergamenttafel 
in  kleiner  Schachtel  auf  der  Stirn  und  am  linken  Arm  befestigt, 
enthaltend  Teile  des  mosaischen  Gesetzes  II.  Mos.  13, 1 — 10.  13, 11 — 16. 
V.  Mos.  6,  4—9  und  11, 13 — 21  von  den  Juden  getragen  (gemäß) 
V.  Mos.  6,  8,  griech.  Phylakteria.    sie  weitern  ire  b.,  Matth.  23,  5. 

briererei  (bei  L.  brieveri  nur  aus  Ost.  W.  127,  37  als  Abgabe 
für  gerichtliche  Urkunden)  stf.  Urkunden*  über  verbriefte  Rechte: 
ausgesagt  neben  ihrer  alten  maiestet  und  verbronnenen  brieferei 
und  uralten  begnadungen,  Traut.  Chr.  4. 

brimmen  stv.  13  brummen,  brüllen:  der  teufel  als  ein  brimmender 
leb  sucht,  wen  er  fress,  Sol.  64,38  u.  Hier.  22, 1.  die  ketzer  rasten 
über  in  als  die  brimmenden  leben,  Hier.  12,5.  als  ein  lebe,  der  in 
zorne  briramet,  153, 18.  b.  werde  wir  alle  sam  die  pern  (ursi), 
W — B  Js.  59, 11.  do  erschein  ein  grimmer  iunger  lewe  brimmende 
u.  lief  im  enkegen ,  Richter  14,  5.  Noch  im  so  brimmet  der  laut, 
donen  wirt  er  in  der  stimme  seiner  grosse,  Job.  37,  4.  czurnende  u. 
brimmende  vrisset  es  (das  Boß)  die  erde,  Job.  39,  24.  drewende  mir 
hat  er  gebrummen  wider  mich  (knirschet  gegen  mich)  mit  seinen 
czenen,  Job.  16, 10. 

bringen,  brengen  unreg.  swv.  Praet.  brähte,  Neben  f.  breiigen 
besonders  md.  1.  bringen  v.  einem  Ort  zum  andern,  aus  einem  Zu- 
stand in  den  andern,  2.  inne  (-en)  b.  m.  Gen.  inne  werden  lassen, 
kennen  lehren,  3.  ez,  umbe  einen  b.  =  sich  um  ihn  verdient  machen, 
4.  zutrinken,  5.  beweisen.  1.  mochte  sie  sin  gewesen  unverdäht,  dar 
waere  vollic  ein  küssen  hräht  lieplich  an  ir  werdiu  kind,  W.  v.  W. 
6390.  ich  bin  zu  niht  braht  (ad  nihilum  redactus  sum) ,  Sol.  6,  32. 
12,32.  13,2.  got  bescherte  (in)  ercz;  u.  brachten  denselben  gank 
czu  hoff  u.  empfingen  den  gank  vom  hoffmaister  u.  begerten  der 
mas,  Igl.  Bgr.  N.  6, 1.  nemen  den  gemessen  perg  u.  den  prengen 
heraus  an  den  tag  u.  den  auch  nemen  mitten  vom  runpaum  u.  den 
wider  under  sich  brengen,  N.  55,  1.  das  er  die  mas  sol  nemen 
mitten  von  dem  runpaum  u.  sal  die  prengen  under  sich,  N.  56,7. 
sie  prachten  genge  u.  auch  silber  czu  hoffe  (meldeten  die  Maß- 
würdigkeit von  Silbergängen  beim  Hofmeister  an)  u.  gerten 
der  mazze  (verlangten  daher,  daß  ihnen  ein  Berg  gemessen  werde), 
N.  117, 1.  5.  Lehenhäuser  einer  „erblich  verliehenen"  Lehenschaft 
beklagen  sich,  sie  würden  von  dem  neuen  Bergmeister,  Steiger  und 
Schaffer  so  drangsaliert,  alzam  hette  wir  uns  vorpost  (verschlechtert 
in  der  Erfüllung  unserer  Pflicht),  das,  ab  got  wil,  niemant  auf  uns 
brengen  mag,  Igl.  Bgr.  N.  39, 2.  Dänes  Perseum  brähte  (zeugte), 
Alex.  6985.  sine  wort  er  gegen  mir  brähte  (richtete  an  mich),  Alex. 
5156.  so  wollen  wir  euch  mit  dem  rechten  von  einander  bringen 
(euern  Streit  rechtlich  beilegen),  Igl.  Rspr.  V.  der  marscheider  sol 
:  di  masse  nemen  mitten  vom  rumpaum  und  solt  di  under  sich  bringen 
!  und  sol  im  sein  recht  geben  under  der  erden  als  obir  der  erden, 
;  Igl.  Rspr.  I.  ob  man  das  mittel  von  dem  rumpaum  hinab  sulle 
bringen  bis  uff  den  gank  und  von  danne  im  under  der  erden  sulle 
geben  sein  recht  uff  das  hangend,  II.  das  ir  di  masse  sullet  nemen 
1  mitten  von  dem  rumpaum  und  sullet  die  under  sich  pringen  uf  den 

Jelinek,  Wörterbuch.  10 


146  brinnen  —  bruch 

gank  und  von  daime  sol  man  messen  uff  das  bangend  vierdhalb 
leben,  II. 

brinnen  stv.  1 3  brennen,  glühen,  leuchten:  zwo  kerzen  ob  ir 
brunnen,  Trist.  691. 

britel,  bridel  stm.  Zügel:  daz.  plut  gieng  aus  von  dem  see 
uncz,  czu  dem  pritele  (bisz  zu  den  zäumen  XL  Bibel)  der  rozze  T — B 
Offenb.  14,  20. 

briute-labe  stf.  Frühstück  der  Neuvermählten  nach  der  Braut- 
nacht: Karsie  —  gap  in  beiden  —  zu  briutelabe  stiure  ein  petit 
menscbiure,  Trist.  857. 

briuteln  (briutenj  sivv.  sich  vermählen,  beiliegen,  trans.  eine 
zur  brüt  machen,  ihr  beiliegen,  refl.  sich  wie  eine  Braut  oder  junge 
Frau  schmücken:  Di  sun  dirr  werlt  bruteint,  werden  geben  zu  den 
prautlauften ,  T — B  Luk.  20,  34.  di  da  werdent  gehabt  wirdig  der 
auferstendung  di  bruteint  nit  {werden  weder  verheiratet  werden  noch 
heiraten),  Luk.  20,  35. 

brcede,  bröde  Adj.  gebrechlich,  schicach:  von  dirre  broeden 
werlt,  Trist.  33. 

broedikeit,  broedec-heit  stf.  Schwäche,  Gebrechlichkeit:  des 
leibes  brodikeit,  Hier.  10,  3. 

brogen  sivv.  sich  erheben,  in  die  Höhe  richten;  groß  tun, 
prunken:  die  burger  sere  brogten,  Alex.  3577.  die  heiden  sach  man 
vaste  brogen,  14034. 

brosem(e),  brosine  stswf.  Brosame,  Krume:  auch  die  welfel  die 
essen  unter  dem  tische  von  den  prosmen  der  kinder,  T — B  Mark  7, 28. 

brost-winde  s.  brust-winde. 

brot-bauk  stfm.  Brotbank,  Brotladen :  Cristans  des  Plarers  prot- 
pank  ward  Gertrewten  geaigent,  Igl.  Str.  58.  über  ir  pratpenk  ein 
gewelbel  machen,  Igl.  Stb.  V257d. 

brot-ez,z,e  sivm.  Diener,  Gesinde:  Ein  gedingetir  protess  be- 
heildet  mit  seinem  aid  seines  lidlons  an  ein  quentein  einen  vierdunk, 
das  seint  14  grosse.  Und  wann  der  p.  sein  lidlon  derstet  oder  mit 
seinem  aide  behabt,  so  schol  im  das  der  herre  bei  sunnenschein  des- 
selben tages  gelten.  Beweist  aber  sein  herr  selbdritte,  das  her  im 
sein  lidlon  gegolten  hat,  her  geneust  sein.  Gibt  er  ihm  für  die 
Bezahlimg  ein  Pfand,  das  gibt  der  protess  am  andern  tage  mit 
recht  hin  an  aufgebot,  Igl.  Str.  199  {vgl.  Str.  v.  Wiener- Neustadt, 
v.  Meiller  S.  114.  174).  das  ein  knecht  u.  ein  p.,  der  sich  wol  ent- 
halden  hat  u.  seines  herren  eigen  {Leibeigener)  nicht  ist,  seinem 
herren  wol  mag  gesten  (Zeugenschaft  geben),  Igl.  Str.  41.  sie  müssen 
es  beweisen  mit  erbern  leuten,  das  sie  gedinget  u.  brotessen  sein 
gewesen,  Igl.  Str.  I  S.  366;  Igl.  Str.  111.  er  sei  denne  sein  p.  oder 
sein  geborn  wrunt  (=  frunt),  Prager  Str,  42.  ir  erben  noch  ir 
brotessen  nor  ir  gesellschaft,  Eger  Str.  A  XV  4. 

brot-markt  stm.  Brotmarkt:  das  sie  (die  Bürger  von  Saaz) 
schulen  und  mugen  in  der  wochen  ein  tag  freien  bratmarkt  haben, 
Saazer  Urkb.  S.  49. 

brot-mez.z,er*  stm.  Brotmesser :  mit  aim  brodmesser  gestochen, 
Eg.  Achtb.  II  218,  219.    mit  eim  prottmeßer  —  ermordt  hat,  II 213. 

bruch  stm.  PI.  brüohe  1.  Bruch,  Biß,  bes.  bergm.  in  Gegen- 
satz zu  freiem  Feld  und  gemessenem  Berg.  2.  bildl.  Bruch,  Mangel, 


brüch  —  brüen  147 

Vergehen.  3.  b.  legen  =  Hinterhalt  legen,  4.  b.  machen  =  Hinter- 
nisse in  den  Weg  legen.  1.  in  freiem  felde,  in  gemessen  ge- 
pirge  und  in  den  brachen,  die  man  im  bescheiden  und  reichen  sol 
(in  rupturis),  Const.  II,  4, 11  und  12;  113,12.  er  erbeite  also,  das 
er  die  berge  unde  die  brache  icht  risse,  die  dem  Stollen  beschriben 
sin,  DIR  4,4.    Was  brach  ist,   das  in  seiner  marscheide  lit,  14,3. 

brüch,  bruoch  s.  bruoch. 

brüchig  Adj.  wort-,  treu-brüchig,  gebrochen,  gebrechlich:  bruchig 
u.  etwie  vil  mit  sunden  vant  ich  —  die  leute  —  alle,  Ack.  42, 18. 
Und  in  welcher  sache  er  daran  brucheck  wurde,  Eger.  B.  d.  Ge- 
brechen S.  238;  wer  pruchig  und  ungehorsam  were,  Elbog.  Chr. 
68,  9.    wan  das  selbe  thor  alt  und  pruchig  wird,  Igl.  Stb.  III  157c. 

brücken  sivv.  eine  Brücke  machen,  überbrücken :  wanne  er  mit 
heiliger  seiner  lere  dir  gebrucket  hat  über  den  grausamen  Aus  dises 
tobendiges  meres,  Hier.  108,  9. 

bruck-gelt  stnm.  Brückenabgabe,  -geld:  prukgelt,  Olm.  Stb.  51. 

bruck-tor*  stm.  Tor  in  einem  Brückenturm  oder  in  der  Nähe 
einer  Brücke:  vorm  prucktor  beyn  Schrancken,  Eg.  Achtb.  II 125. 

brüder-haus  (bruoder-hüs)  stn.  Haus  zu  einer  Stiftung  für 
arme  Brüder  in  Christo :  Juden  —  und  b.,  Eg.  Chr.  103  S.  66. 

brüderkeit*  stf.  brüderliches  Einvernehmen,  gute  Freundschaft: 
zu  erhalten  —  lieb  und  gunst  auch  b.  —  auch  zu  weiteren  Steiger  = 
und  aufnemung  ihres  handtwerks,  Traut.  Chr.  244. 

brüder-schaft  stf.  Die  lieb  der  b.  (caritas  fraternitatis ,  die 
Bruderliebe)  beleih  in  euch,  T — B  Juden  13, 1.  b.  der  Meistersinger, 
um  deren  Begründung  in  Iglau  durch  Jacob  Pukane  und  Jonas 
Zeidler,  2.  Apr.  1571  angesucht  ivard,  Igl.  Ms.  S.  7. 

brüder-son  stm.  Sohn  des  Bruders:  er  hatte  vier  b.,  Böhm. 
Chr.  75. 

brüder-teil*  stmn.  Erbteil  eines  Bruders:  wie  der  Bernhart 
des  Janes  b.  hab  gehabt  in  allen  stücken,  Igl.  Stb.  IV  19a. 

brüder-tochter*  stf.  Agnyska,  des  Wenczlab  Tramplers  b., 
Igl.  Str.  294  S.  202. 

brüel  stm.  beivässerte  buschige  Wiese,  Brühl:  das  grosse 
Schüssen  —  hat  —  angehoben  uf  dem  Pruel  und  wiesen,  Eg. 
Chr.  626.    unterhalb  der  Burg  in  Eger  Chr.  N.  104. 

brüen  (=  brüejen,  brüen)  swv.  brühen,  setigen,  brennen:  einen 
durch  die  czen  pruen,  Olm.  Stb.  58.  wenn  der  czuchtiger  ausserhalb 
der  stat  Olomuncz  imantzt  pruet  oder  radpricht,  58.  wo  man  ein 
tuch  vail  vint,  da  har  czu  genumen  ist,  daz  schol  man  pruen,  Brunn. 
R.  II  108.  intrans.  brennen:  Wir  wellen  auch  daz,  das  alle  jar  auf 
send  Lucaztag  ein  schene  wandilkerz  van  neun  pfundin  wachsis,  wol 
gemolt  mit  varbe,  mit  golt  u.  mit  silbir  schon  gecziert,  schol  aus 
der  czech  geopfert  werden  czu  der  kirchen  auf  der  huele,  also  daz 
sie  bei  der  kirchin  beleiben  schol  u.  schol  bruen  czu  grossin  hoch- 
czeiten,  Prag.  Mz.  4.  (-So  richtig  nach  Ad.  Patera  und  Ferd.  Tadra 
„Das  Buch  der  Prager  Malerczeche,  Prag  1878  gegen  brünin  bei 
Pangerl,  Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  13.  B.).  wenne  vewer  in 
meinem  grimme  ist  enczunt;  über  euch  wirt  es  bruen  (ardebit), 
|W — B  Jer.  15,14.  uncz  bis  ewiclichen  wirt  es  bruen  (ardebit),  Jer. 
17, 4  u.  Js.  10, 16.    trans. :  mache  wir  czigel  und  b.  sie  in  dem  fewer, 

10* 


1-48  bruet  —  buchen 

W — B  Par.  I  14.12.  bruende  knoten  =  Feuerbrände,  durch  welche 
die  Stadt  Brüx  hätte  angezündet  werden  sollen,  Stb.  Brüx  N.  379.  — 
s.  auch  ver-bruen. 

bruet  (bruot)  stf.  durch  Wärine  Belebtes,  Brut:  pruet  der  hecht 
und  andere  fisch  soll  man  nicht  fangen  oder  soll  sie  wieder  aus 
dem  Netz  ins  Wasser  werfen,  Olm.  Stb.  121  b,  Igl.  Str.  203. 

brügel  stm.  Prügel,  Knüttel:  schlag  mit  einem  brügl.  Eg. 
Achtb.  II  217. 

brunft  stf.  Brand.  Brunst:  der  hirz  was  nicht  in  der  rechten 
brunft,  Trist.  2402. 

brunne  sicm.  Quellwasser ,  Brunnen:  die  brunnen  der  wasser, 
Sol.  2,  34. 

brünne-lin  stn.  Brünnlein:  er  hat  zuvor  das  wasser  (zur  Wasser- 
leitung) vom  brenlin  (wohl  brünlin)  in  der  Aldenstadt  bein  der 
stigen  abgewegen  herein  bein  der  obermühl,  Traut.  Chr.  124. 

brunn-ländl-wiese*   stf.   Taidiug  von  Friedb.  N.  58. 

brunst  stf.  1.  Brennen,  Brand,  2.  Hitze,  Glut,  3.  Glanz,  4. 
Brunstzeit,  5.  Begeisterung:  2.  in  der  b.  und  in  der  bekorunge  und 
in  den  grebern  der  gelust  habt  ir  gereiczet  den  herren,  W — B 
Deut.  9,22.  1.  in  der  grossen  b.  (Brand  der  Stadt),  Eg.  Chr.  5 
S.  12.  7.  4.  dieselbe  zeit  was  der  der  furste  in  der  b.  (der  Hirsche), 
Böhm.  Chr.  54. 

brunung*  stf.  Das  Verbrennen:  der  erde  (die  nur  Dornen  und 
Disteln  hervorbringt)  volendung  wirt  in  b.  (ihr  Ende  ist  Verbrennung), 
T— B  Juden  6,  8.    die  b.  des  vewers  W— B  Is.  10,  16. 

brüsen  su-v.  brauchen :  daz,  nü  der  brate  suste  und  in  der  hitze 
brüste.  Schretel  221. 

bruoch  stf.  Hose  um  Hüfte  und  Oberschenkel:  hemde  und  b., 
Alex.  16733.  ein  frawenpelcz  mit  prüchen  von  neyn  lampfein,  Igl. 
Stb.  Y220d. 

brüstel  stn.  Verkleinerungswort  von  Brust,  W — B  Lev.  7,  31. 
segen  der  b.  u.  der  beuche,  Gen.  49. 25.  sie  druckte  sie  (die  ver- 
schränkten Arme)  üf  ir  brustel,  Trist.  713. 

brust-winde*  swf.  Armbrustwinde:  ist  ein  knabe  von  11  jaren 
zu  der  b.  gegangen  und  aus  unfürsichtigkeit  ist  er  mit  der  brost- 
winde an  schlaff  geschlagen  worden,  das  er  in  3  stunden  bald  ist 
gestorben,  Traut.  Chr.  297. 

brüimge  *  stf.  Brennen,  Glut :  sie  (die  ere  =  Herrlichkeit)  wirt 
pruen  als  die  prunnge  des  vewers  (combustio),  W—  B  Js.  10, 16. 

büc  s.  buoc. 

büch-druckerei *  stf.  Bücherdruck:  im  1440  jar  erfand  Jo- 
hann Gutenberger  die  gewaltig  schone  und  grosse  kunst  der  b.  zi 
Strassburg,  Eg.  Chr.  N.  32. 

büehel  s.  btthel. 

buchen  (=  bochen  swv.  pochen,  trotzen,  plündern)  sivv.  zer 
trümmern,  zerschlagen,  bes.  feste  Plätze  brechen:  so  gedroht  u.  ge 
bucht  haben  —  wird  stat  und  laut  verboten,  Eger.  Chr.  N.  43  u 
556.  izt  das  Neustättl  von  den  von  Eger  gebucht  und  gewunnei 
worden,  155.  sie  hat  in  den  markt  und  den  mairhoff  gepucht.  Elbos 
Chr.  158, 33. 


büchen-stock  —  buckler  149 

buchen -stock*  stm.  Strunk  einer  Buche:  do  stehet  in  der 
au  wen  ein  b.,  Traut.  Chr.  207. 

biich-halter*  stm.  Buchführer:  Christoff  Schaff  er,  ir  kaiserl. 
maj.  b.,  Traut.  Chr.  306.  307.  309. 

büch-kamer  (=  buoch-k.)   f.   Bibliothek,  W— B  III  86d. 

biich-meister  =  buoch-m.)  stm.  librarius:  Schriftgelehrter  die 
Schreiber  u.  die  p.  des  kuniges,  W —  B  Esther  8,  9. 

buchs-baum  (=  buhs-boum)  stm.  aus  lat.  buxus,  Buchsbaum: 
das  man  von  loden,  penver  u.  von  puchspouni  chain  gelait  auf  der 
prucken  nicht  neinen  sol,  Prag.  Str.  47. 

buclis-bauineiii*  Adj.  aus  Buchsbaum:  b.  holcz,  W — B  Js.  30,  8. 

büchse  st.  sivf.  die  brif  aus  der  puchsin  neinen  {hier  zum  Losen 
verwendet,  Prag.  Mz.  11.  Geschütz:  ist  ein  grosse  puxen  gössen 
worden,  Eg.  Chr.  108. 

büchsen-kugel*  sie  f.  Gewehrkugel:  ein  büchsenschifter  —  hat 
die  schlosser  zu  Trautnaw  geleret  die  büxenkugeln  gissen,  das  man 
kau  5  schösse  (Schüsse)  iu  eine  büchsen  auf  einander  laden,  Traut. 
Chr.  229. 

büchsen -meister  stm.  bombardarius,  der  das  Schießen  mit 
einem  Geschütz  leitet,  Traut.  Chr.  229 ;  Eg.  Chr.  1023. 

büchsen-pulver  stn.  Schießpulver:  ein  fessel  b. ,  Brüx  Stb. 
N.  178  (a.  1422). 

büchsen-sckiez,en*  stn.  Schießen  mit  Gewehr  oder  Geschütz: 
1389  ist  das  puxsenschissen  durch  einen  munch  erfunden  worden, 
Eg.  Chr.  142. 

büchsen-schifter*  stm.  Erzeuger  von  Büchsenschäften,  Traut. 
Chr.  229. 

büchsen-stein  stm.  steinerne  Geschützkugel:  das  sie  die  b.  zu 
der  stat  fürten,  Eg.  Chr.  1025  S.  210. 

büchs-lein  stn.  kleine  Büchse:  da  hat  er  ein  kurtz  puchßlein 
in  seckel  bei  im  tragen  —  und  also  nach  den  wechtern  geschossen, 
Eg.  Chr.  917. 

büch-stabe  (=  buoch-stap,  -bes)  stsiom.  noch  iclichen  czungen 
u.  ihren  puchstaben,  W—  B  Esther  8,  9. 

buchung,  puchung*  stf.  Plünderung,  Zerstörung,  Eger.  Chr. 
N.  556.  (mhd.    bochen,  buchen  plündern). 

bücken  swv.  Brät,  buete,  biegen,  bücken:  bi  dem  (boesen 
hirten)  der  wolf  sie  bücket,  Alex.  5822. 

buckel  stswf.  1.  halbrund  erhabener  Metallbeschlag  in  der 
Mitte  des  Schildes,  Schildpuckel:  der  oberiste  Steiger  nam  das  zu 
seinem  eide,  das  die  marscheide  in  dem  puckel  —  das  die  gerechteste 
marscheide  were,  Igl.  Rspr.  XVII. 

buckerani,  buckerän,  buggeram  stm.  steifes  aus  Ziegen-  oder 
Bocksharen  geivebtes  Zeug:  buckeram  den  12  knehten  wart  gesniten, 
W.  v.  W.  3581. 

buckler  (=  buckelsere,  -er)  stm.  Schild  mit  einem  Buckel: 
sein  leichnam  ist  recht  als  gegossne  puckler,  W — B  Job.  41,6.  mein 
p.  u.  hörn  meines  heiles,  Kon.  II  22,  3.  der  p.  deiner  helfe  u.  das 
swert  deiner  eren,  Deut.  33, 29.  alle  die  vorkouften  p. ,  Kön.  III 
10,15.  300  deiner  p.  ous  vorsuchtem  golde  (peltae;,  Kön.  III 
10,  17.      wer  zu   solchem  kriege  oder   gevechte    chumt  mit    einem 


150  bude  —  bulgen-büz,er 


pugler  oder  mit  einem  schilt  usw.  —  der  sol  das  panzer  usw.  losen, 
Prag.  Str.  41.  persönl.  =  Schildmacher:  Wir  wellen,  daz.  dehein 
wremder  man  — ■  sich  czu  Prag  seczen  schol,  der  platner-,  puchler- 
oder  hehnerhantwerk  ze  wurchen,  er  bab  denn  der  stat  recht  em- 
pfangen u.  wirt  purger,  Prag.  Str.  30. 

bilde  (=  buode)  stswf.  Hütte,  Zelt,  Bude:  Benadab  aber  voller 
w  eines  trank  in  seiner  buden,  W — B  Kön.  III  20, 16  u.  Esdras  II 
8, 15  u.  16.  sult  wonen  in  den  b.  (in  umbraculis,  Laubhütten ,  Lev. 
23, 42.  G-epawet  hat  er  als  die  milve  (tinea)  sein  hous  u.  als  der 
hutman  seine  puden,  Job.  27, 18.  Ey  wie  schoene  sint  deine  b.  Ja- 
cob u.  deine  geczelt  Israhel  (tabemacula) ,  Nnm.  24,5.  vorlasen 
wirt  die  tochter  Syon  die  puden  (umbraculum,  Schattendach)  in  dem 
Weingarten,  Js.  1,8.  ir  buoden  beströuwen  und  florieren,  Trist. 
3406. 

bilden  sicv.  schlagen,  klopfen:  uff  daz,  velt  sie  vaste  budeten, 
sie  raubten  unde  ludeten,  Ernst.  785. 

blieben  sivv.  Prät.  buoz,te,  bessern,  ausbessern,  befreien  von; 
vergüten,  Buße  leisten:  einen  b.  =  ihn  bestrafen,  des  (Liebes- 
schmerzes) enmohte  ir  wip  noch  man  geblieben  (stillen)  wen  her 
Tristan,  Trist.  4620.  man  sagt  uns  von  des  meien  süez,en,  waz.  die 
sorgen  kunnen  b.,  Alex.  3898.  kumer  b.,  10826.  27825.  sit  wir 
müez,en  alle  sterben  und  des  geblieben  nieman  mac  wenne  got, 
26200.  daz,  man  missetat  den  armen  und  den  eilenden  ader  den 
unbefrunteu  puessen  und  pessern  solt,  Olm.  Stb.  60.  Elb.  Chr.  64,  4. 
s.  auch  zuo-büez.en. 

bü-haft  Adj.  bestellbar  (Acker)  bewohnbar,  beivohnt,  in  bergm. 
Betrieb  * :  findet  er  (der  Urbarer  mit  2  Schöffen)  den  erbstollen  nicht 
b.,  so  soll  er  ihn  verleihen,  wem  er  will,  D  I R  I.  9. 

bühel  stm.  Hügel,  perg  und  buchel,  T — B  Luk.  3,  5.  auf  dem 
pühel  zu  dem  waczkenreut .  Eg.  Achtb.  II 10.  ein  b.  auf  der  hut- 
weide, Eg.  Chr.  103. 

bühurt,  behurt  stm.  Ritterspiel,  bei  dem  Schar  in  Schar  ein- 
dringt, W.  v.  W.  ein  wunneclich  bühurt,  Trist.  924.  dö  nu  der  b. 
zurgie,  935.  sich  halten  in  dem  behurt,  Alex.  19058.  tanz,  behurt, 
ritterschaft,  Ernst  5493. 

buburdieren,  behurten  siov.  einen  bühurt  reiten:  dö  wart 
nach  der  minne  gir  behurtet  uf  der  minne  schilt  zu  rechte  vuoge 
gezilt,  Alex.  737.  W.  v.  W.  3631. 

bulge  sie  f.  Ledersack:  du  her,  der  das  wasser  in  die  luft  als 
ein  bulg  gspunden  hat  (colligasti  mare  in  aere  quasi  in  utere),  Sol. 
90,  21.  di  di  pulge  (st.)  machen  u.  pessern,  Const.  I  7, 16.  (refec- 
tores  bulgarum). 

bulgeu-büz.er,  pulgen-busser,  bulgen-macher*  stm.  Arbeiter 
zur  Herstellung  lederner  Säcke  und  Sammlung  des  Erzes  in 
ihnen:  Wir  wollen  auch,  das  kein  silbergruben,  auch  ab  erb- 
schaft  (erblich  E)  sei,  ein  sunderlichen  pulgenmacher  ader  pusser 
haben  sulle,  sunder  den  allein,  den  die  urborer  dem  ganczen  perk- 
werke  gemeinlich  anseczen  u.  geben,  das  nicht  durch  mancherlei 
ampt  willen  schände  u.  irrsal  enstee.  Der  selbe  sol  einen  eit  sweren, 
das  er  sein  ampt  getreulich  u.  vollecleich  volfure.  Den  wollen  wir 
auch,    das    er   begäbet  werde  mit  ercze,    Const.  1 17.     Außer  ihm, 


bu-man  —  bürg  151 

Bergmeister  (==  Scbicbtmeiser)  Steiger,  Hutmann  u.  Metallteiler, 
werden  später  „heuer  u.  erbeiter"  verpflichtet  (und  zwar  dann  der  herr- 
schafft) czimliche  eydespflicht  czu  thuen.  Dies  führte  dann  zur  Ein- 
führung des  obrigkeitl.  Dienstverhältnisses,  (ZychaI302,  Anm.  28). 
Nur  sie,  wie  die  Metall- teuer  u.  -scheider  können  mit  Erz  belohnt 
werden,  erst  später  (Joach.  BO.  Art.  42  u.  Zusatz -Art.  3  u.  8  von 
1525)  mit  guter  münze. 

bu-iuan  stm.  Bauer:  Alex.  25336.  25367.  Schretel  319.  324. 
346.  348  u.  s.  bauman. 

bim,  büne  stf.  1.  Erhöhung  des  Fußbodens  durch  Bretter, 
Bühne.  2.  Decke  eines  Gemaches.  3.  Verschlag  z.  B.  auf  einem 
Schiff.  4.  Brett,  Latte.  3.  die  obristen  Steiger  vor  den  scheppen 
bekant  han,  das  man  ein  pun  vunden  habe  in  einem  haspel  czu  den 
Wagnern  (einer  Zeche),  die  den  wint  gehindert  hat  an  seinem  czuge, 
Igl.  Bgr.  N.  63,  5. 

bündisch*  Adj.  in  einem  Bündnis  stehend,  verbunden: 
bundische  fürsten,  Eg.  Chr.  80.  —  1552  hat  sich  Augspurg  disen 
puntischen  fürsten  (Joh.  Friedr.  herzog  zu  Sachsen  u.  dem  lantgraf 
aus  Hessen)  übergeben,  87. 

Imune  1  ich  rase  nicht  ein  bunne  (:  wunne) ,  =  nicht  im 
geringsten,  Trist.  5399. 

bunt,  -des  stm.  1.  Fessel.  2.  Verband  einer  Wunde.  3.  Zu- 
sammengebundenes. 4.  Bündnis  und  Verbündete,  Vertrag*:  das  alle 
obgeschribene  rede,  punde,  stucke  u.  artickel  —  stete,  gancz  u.  un- 
vorruckt  von  uns  gehalden  sullen  werden,  Mind.  d.  Egerl.  S.  49. 

buoc,  -ges  PI.  büege  stm.  1.  Obergelenk  des  Armes,  Achsel. 
2.  Obergelenk  des  Beines,  Hüfte.  3.  Obergelenk  des  Vorderbeines,  der 
Bug  bei  Tieren,  z.  B.  bei  Pferden,  Trist.  1750. 

buode  s.  büde. 

buoz,-vellec  s.  bii^-vellig. 

buo^-vlec  s.  büz,-vlec. 

burd  stm.  =  burdo,  Bastard  von  einer  Eselin  und  einem 
Pferd:  verleihe  mir  deinen  knecht,  so  das  ich  oufhebe  die  pürde 
czweier  purden  (burdonum)  von  der  erden,  W — B  Kön.  IV  5, 17. 

bürde  stf.  und  swf.  Bürde,  Last:  under  der  bürden,  W — B 
Ex.  23,  5.  Das  sint  die  purden  (onera)  der  süne  Caath.  Num.  4, 15. 
worumme  hastu  ouf  mich  gelegt  die  pürde  alles  dises  Volkes,  Num.  11, 
11  u.  17. 

bürdel  (bürdelin)  stn.  kleine  Bürde,  Last,  Bündel:  alles,  das 
ich  ir  in  ein  pürdl  eingepunden  habe  u.  das  p.  ist  in  meiner  truhe 
verslossen,  Igl.  Stb.  V  265b. 

Iburg  (=  burc,  Gen.  Dat.  bürge,  ebenso  PI.  Burg,  Schloß,  castra) 
stf.:  auszerhalb  den  bürgen   (extra  castris),  W— B  Lev.  4,  12.    von 
pforten  czu  pf.  durch  die  mitte  der  pürge  (castrorum),  Ex.  22, 27. 
'  ge  herein  in  die  pürge  (in  castra),  Lev.  14, 8.    das  do  was  in  den 
pürgen,  Ex.  19, 16.  u.  17. 

bürg*    stswm.  PI.    mit  und   ohne   -er:    Eunuch,    Diener   (ivie 

\  mhd.  burc-  man  stm.)   u.  ous  der  stat  nam  er  einen  purk  (eunuchum), 

der  was  probest  über  die  streitenden  man,  W— B  ?  ,  under  die  hant 

Egei  des  purges  (eunuchi),  der  do  probist  u.  hutman  ist  der  kunig- 

lichen  vrowen,  Esther  2,  3.    czwen  bürge  u.  diener,  der  schenke  u. 


152  bürge  —  burger 

der  pecke,  Gen.  40, 1.  einen  ous  den  purgern,  Par.  I  28,  1.  II 18,  8. 
czwen  purge  des  kuniges  die  waren  pfortener  u.  sasen  an  der  ersten 
swellen  des  palast,  Esther  2,  21.  Holofernes  —  sprach  czu  Vagao  dem 
purgen,  Judith  12, 10. 

bürge  (mhd.  auch  borge)  auch  parig,  sivm.  Bürge:  also  das 
ein  gelt  des  andern  purge  scholde  pleiben,  u.  wanne  er  ir  nicht 
enget),  so  were  das  voder  (die  frühere  Rate)  verlorn  an  alle  wider- 
red, Igl.  Bgr.  N.  9().  1.  wie  er  für  in  parig  sei  worden  seinem  herrn 
umb  12  s.  Igl.  Str.  (56)  S.  323  u.  324.  (73)  S.  340.  die  parigenn  — 
hatten  sollen  das  pfant  drei  vierczehen  tag  noch  einander  vor  dem 
rechten  auffbitten,  dornoch  mit  ewern  rat  u.  wissen  verkaufen,  u. 
wann  sie  nu  das  verkauft  haben,  dann  so  sullen  sie  dem  Tochauer 
(Pfandgeber)  den  kauf  anschuhen.  Will  dieser  es  dann  um  die 
Summe  selbst  kaufen,  gut;  wenn  nicht,  soll  es  verkauft  werden  und 
aus  der  dafür  gelösten  Summe  der  Bürge  bezahlt  werden;  falls  aber 
hierzu  die  Summe  nicht  hinreicht,  so  muß  der  Pfandgeber  dem 
Bürgen  den  Rest  dazu  zahlen,  bleibt  aber  etwas  übrig,  so  ist  es 
diesem  auszufolgen,  (56)  S.  324.  das  er  im  ein  parig  ist  worden 
für  den  Niemcze  v.  Hodicz  um  ein  ressin,  (58)  S.  325.  dafür  hat 
im  der  bemelt  pfarrer  czu  parigen  geseczt  sein  swager,  den  Jacub 
Reindler,  Igl.  Stb.  V  105a.  die  hernoch  geschriben  parigen,  92d. 
di  birgen   (=  bürgen)  für  Zahlung  des  Lehrgeldes,  Traut.  Chr.  141. 

bürgel  stm.  Bürge,  Brunn.  R.  II 14.  20.  35.  37.  212.  213.  ein 
gelt  soll  dann  des  andern  purgel  sein,  Igl.  Stb.  III  A  159  b.  III  199  a. 
von  der  geltschuld  wegen,  dafür  er  mit  dem  Peter  Hassko  puigl  sein. 
Igl.  Stb.  III  128a.  111206c. 

bürgel-schaft  stf.  Bürgschaft:  welcher  purger  innerhalb  der 
statmauer  50  pfunt  wert  hab  —  der  bedarf  chaines  purgelschaft, 
Brunn.  R.  II  2.  auch  sullen  si  di  hab  mit  des  rates  zur  Iglaw  wissen 
den  kindern  vorpurgeln  und  nach  der  purgelschaft  sullen  si  die  hab 
erst  einnemen,  Igl.  Stb.  III  57  a. 

burgen-recht*  stswn.  (vgl.  mhd.  burgen-hant  obligatio  et 
cautio  fideiussorum,  Halt.  196).  die  purgen  begerten  purgenrecht 
(Recht  der  Bürgen),  Igl.  Str.  249.  das  urume  gelt  kain  man  purgen- 
recht mak  vurgeczihen,  den  sunder  her  sal  saczehant  antwurten, 
sam  iener  tet,  vur  den  her  purge  ist  worden,  184.  der  Bürge  für 
eine  Schuld  hat  kein  b.,  sondern  er  soll  sogleich  antworten,  aber 
um  Wunden  und  Unzucht,  da  hat  er  3  mal  14  Tage,  184.  Bürg- 
schaft für  eine  Mark  für  das  Verbleiben  durch  Jahr  und  Tag  in 
der  Stadt  bei  Erwerbung  des  Bürgerrechtes,  195.  Bürgschaft  mit 
gesamter  Hand,  249.  die  Bürgen  müssen  sich  für  den  entwichenen 
Schuldner  ins  Gefängnis  stellen,  330.  der  Bürge  für  einen  ent- 
wichenen Totschläger  kann  im  Gefängnis  mit  eisernen  Handfesseln 
gehalten  und  soll  mit  i\i  Brot  und  einem  Krug  Wasser  versehen 
werden,  224.  Bürgschaft  zur  ungeteilten  Hand  (2e).  für  eine  Geld- 
schuld, 279  (58).  für  die  Mitgift  (dos),  282.  Verpflichtung  des 
Bürgen,  (56.  64). 

biirger  (=  burgaere,  -er)  stm.  Bürger :  deiner  purger  (civium) 
"VV — B  Lev.  19, 18.  weme  des  koniges  gewaltiger  liher  mit  rate  der 
burger  unde  der  gesworn  von  der  Igla  icht  vorleihet ,  D I K  1, 1 
u.  s.  o. 


bürger-lehen  153 

bürger-lehen  stn.  =  Schöffenlehen.  Wie  der  König  hat  der 
zur  Zeit  der  Vermessung  eines  Berges  amtierende  Schöffenrat  (Stadt- 
geschworenen) den  Anspruch  auf  je  ein  (=  2)  Nebenlehen  zu  beiden 
Seiten  der  Fundgrube  des  Finders  (b.):  Wer  einen  newen  perk  vindt, 
dem  sal  man  messen  siben  leben  uff  paide  [ Seiten],  dem  herrn 
kunige  ein  lehen  auff  paide  seiten  u.  ain  purgeriehen ,  U — A  3. 
Der  einen  newen  perch  vindet,  dem  schol  man  mezen  siben  leben, 
itwederthalp  dem  kunige  ein  lehen  u.  itwedertbalbe  den  purgern 
einez,,  U — B  3.  Abweichend  Deutschbroder  Recht  (67):  ex  utraque 
parte  mensuretur  domino  regi  laneus,  postea  domino  Henrico  et 
fratribus  suis  primo  dictis,  postea  juratis  laneus  sicut  regi.  (Vgl. 
Zychal,  S.  69)  —  DIR  13,  6:  Also  das  recht  irgeht,  —  so  sal  man 
allirerst  messen.  Den  messern  gebit  man  sebin  Schillinge  der 
kurczen.  Unde  misset  ikwederhalben  der  funtgruben  virdehalp 
lehen,  donoch  an  iczlicher  siten  ein  konigeslehen  (III  dem  kunige 
ein  lehen)  und  dornoch  ein  burgerlehen  (Ia  abteslehen)  unde  ein 
herrenlehen.  —  Const.  II  2,  3 :  Mau  sol  auch  messen  einem  iczlichen 
perge  vierdhalb  lehen  an  iczleicbem  teile,  anczuheben  mitten  in  dem 
wirbel  des  rumpoumes.  Darnoch  sol  man  uns  (dem  König)  messen  ein 
lehen  gleicherweis  und  ein  purgeriehen  (ein  Lehn  den  Bürgern  der  Stadt ; 
End.)  u.  ein  herrenlehen.  —  Auf  die  Anfrage,  ob  die  statscheppen 
ous  dem  Czukmantel  oder  die  perkscheppen,  di  auf  dem  perkwerk 
sint,  purgeriehen  behalden  u.  perge  schullen  messen,  erfolgt  in  Igt. 
Bgr.  N.  14  die  Entscheidung:  das  die  scheppen  von  der  stat  und 
nicht  die  scheppen  von  dem  perkwerk  czu  dem  purgeriehen  recht 
haben.  Di  selben  scheppen  auch  von  der  stat  schulleu  perge  messen 
u.  nicht  di  perkscheppen.  —  Igl.  Bgr.  N.  15:  Den  purgern  von 
Troppau  —  ist  getailt  czu  einem  rechten:  das  das  purgeriehen  die 
scheppen,  die  czu  der  czeit  scheppen  sint,  so  man  einen  perk  misset, 
von  rechte  angehöret,  u.  diselben  scheppen  underwinden  sich  des 
selben  purgeriehen  u.  pawent  es  mit  ir  selbes  guet;  und  was  ge- 
winnes  und  nuczes  dovon  gevellet,  das  ist  ir  besunderlich  und  nicht 

1 1  der  stat  gemeinklich.  —  Außerdem  beziehen  die  vermessenden  Rats- 
mitglieder Sportein :  7  Schillinge  der  kurczen ,  U — A  4  u.  U — B  4. 
DIR  13, 6;  abweichend  Deutschbrod.  R:  quatuor  solidi;  Const.  II 2, 14: 

ir  |  czwelf  grosse  phennige ,  die  do  gelten  ein  vierdung  gewonliches 
Silbers  —  Igl.  Bgr.  Spr.  N.  9:  wer  di  purger  let,  ob  sie  nicht  messen, 
der  schol  die  kost  geldin  u.  czerung.  — 

Die  Verwertung  der  b.  erfolgt  entweder  durch  eigenen  Bau  (s. 
oben  Spr.  N.  15  und  Const.  II  3, 10)  oder  durch  Verkauf  (Const.  III 

n|i  6,2:  Ab  es  auch  geschee,  das  der  kauffer  gelaubte,  das  er  kaufte 
etliche  teil  in  einem  purgeriehen  u.  der  vorkauffer  vorkauft  in  einem 
aptes-  (also  Herren-)  lehen  —  so  ist  der  kauf  nichtesnicht)  oder  Ver- 
lehenschaftung :  Darnoch  gevellet  uns  (als  Urbar)  1/16  in  aller  lehen- 
schaft —  ausgenomen  alleine  die  purgeriehen  u.  pergerblehen,  von 
den  man  kein  sechczenteil  geben  sol,  IL  2,  15. 

Während  Igl.  Bgr.  N.  15  ausdrücklich  entschieden  wird,  der 
Nutzen  des  Bürgerlehens  sei  der  scheppen,  die  czu  der  czeit  scheppen 
sint  —  besuuderlich  und  nicht  der  stat  gemeinklich,  wird  er  durch 
Vertrag  Wenzels  IV.  mit  den  Kuttenbergern  v.  1401  (von  purger- 
iehen) den  burgern,  perkleuten  u.  der  gemein  des  berges  czun  Chuttn 


154  bürger-lehen 

zugewiesen,  und  so  erscheint  auch  in  der  Hds.  des  Klosters  Czedlitz 
und  der  Stadt  Kuttenberg  von  1418,  Igl.  Bgr.  N.  51, 11  die  gemeine 
des  egenanten  bergs  hiezu  berechtigt.  Wahrscheinlich  sind  so,  nach 
Wegfall  der  Herrenlehen  aus  den  b.  die  „Kuxen  der  Gemein"  ent- 
standen, s.  auch  uberschar.  Die  Kuttenberger  Schöffen  erhielten 
durch  einen  Gnadenbrief  v.  13S6  (Schmidt  1,  S.  133ff.,  Celakovsky  II, 
S.  774)  besonderes  Anrecht  auf  alle  erblos  erstorbenen  Berggüter. 
Über  die  Forderung  der  Iglauer,  daß  Bürgerlehen  sich  nicht  verliegen : 
Burgerlehen,  di  in  desen  bergen  (II,  Ia  u.  III:  den  pergen  des  Stollen) 
legen,  die  vor  benant  sin,  habin  das  recht,  wo  der  rase  czubrochen 
ist,  das  sie  sich  nicht  vorlegin  mögen  (==  durch  Nichtbau  zu  neuer 
Verleihung  verfallen),  DIR  6,1;  ereifert  sich  Wenzel  II.  in  den 
Const.  113,  9;  da  ja  nicht  einmal  Königslehen  gegen  das  Verliegen 
geschützt  seien:  Und  dovon,  als  oft  furpas  die  purgeriehen  also  lang 
czeit  ungepawet  bleiben,  das  sie  uns  schuldiglich  czugeteilet  werden : 
so  gepite  wir,  das  von  den  selben  lehen  als  von  andern  gerichtet 
sulle  werden;  wann  wo  ist  dieselbe  redlikeit,  da  ist  dasselbe  recht 
czu  seczen  u.  czu  machen. 

Die  Iglauer  Schöffen  hatten  das  Vermessungsrecht  und  damit 
Anspruch  an  die  Bürgerlehen  und  jene  Sportein  auch  in  Kolin 
{zuerst  1261)  und  Czaslau  (1289  genannt),  offenbar  Igl.  Kolonien, 
und  anfangs  wohl  auch  in  Kuttenberg  und  Detäschbrod  (hier 
höchstens  bis  1278)  ferner  seit  1272  in  Ausk  und  allen  zwischen 
diesen  und  Iglau  zu  vermessenden  Gruben.  Dies  letztere  von 
K.  Ottokar  1272  den  Iglauern  erteilte  Privileg  (Emier  II  770)  wurde 
von  Karl  IV.  1345  aufrechtgehalten  ( —  quod  —  montana  argenti 
in  Usk  super  fluvio  Losnicz  mensurare  sive  emensurare  —  ausmessen  — 
et  ibidem  civium  laneos,  qui  purgeriehen  vulgariter  nuncupantur, 
habere  debeant)  und  auf  alle  Gold-,  Silber-  und  sonstigen  Bergwerke 
im  Umkreis  von  4  Meilen  um  die.  Stadt  gegen  Mähren  zu,  bes.  auf 
die  Ggldgrubeyi  in  Schicken  ericeitert. 

Über  die  Rechte  der  Stolner  in  den  b.  s.  erb-stolle  und 
stollen-hieb. 

b.  können,  da  sie,  nach  DIR  6,1  wenigstens,  sich  nicht  ver- 
liegen, nur  mit  Zustimmung  der  Bürger  zu  einem  „Erbe"  verhand- 
festet werden,  s.  erbe.  Im  Bürgerlehen  wird  ljia,  sedecima  in  laneo 
civili,  offenbar  von  einem  Verkauf  des  Lehens  durch  die  Schöffen 
herrührend,  1311  erwähnt,  Emier  III,  N.  31. 

Wohl  mit  der  Aufhebung  der  b.  hängt  {wie  viele  Fristungen 
aus  Böhmen  aus  dem  16.  Jh.  zeigen)  zusammen,  daß  von  den  Ge- 
werken  2  Kuxen  1.  für  den  Gottesdienst  und  die  armen  leut,  so  von 
dem  perkwerch  schadhafft  werden,  2.  zu  gunsten  der  Gemein,  nach 
dem  Max.  Bergiverksvergl.  2  I'reikuxe  für  Schulen,  Kirchen  und 
Spitäler  von  jedem  Gold-  oder  Silberbergwerk  frei  gebaut  werden; 
und  erwartet  wird,  daß  von  den  niederen  Metallen  die  Stände  frei- 
willig ad  pios  usus  etwas  spenden.  Ein  Teil  dieser  Erträge  fließt 
dann  der  Knappschaft  zu;  dazu  kommt  als  2.  Fond  {zuerst  in  Sachsen, 
anfangs  >/2  Groschen  wöchentlich,  dann  7  Groschen  vierteljährig 
von  jeder  Grube  (Quatembergelder)  und  dieser  dient  zu  erhaldung 
der  geschwornen  u.  ander  gemeins  bergkwergks  nodturfft  1.  Joach 
B  0.  Art.  45.    II  51.    H  52.    Vgl.  Zycha  I  311  f. 


bürger-meister  —  burg-recht  155 

bürger-ineister  stm.  B.,  magister  civium:  der  b.  von  der  stat 
wegen,  Igl.  Str.  188.  allewege  über  4  wochen  sullen  di  scheppen 
einen  andern  b.  seczen,  dem  der  alte  Rechnung  zu  legen  hat  189  u. 
Olm.  Stb.  82. 

bürger-meister -Schaft*  stf.  das  Amt  eines  Bürgermeisters: 
itczlicher  burgermeister,  so  sein  b.  ausget,  gibt  itczlichem  Stotreitter 
6  gross,  Olm.  Stb.  82.  die  4  ratmannen  alein  vorwesen  die  b.,  77, 
S.  50. 

foürger-recht  stn.  Bürgerrecht  und  die  daraus  sich  ergebenden 
Pflichten  und  Abgaben:  wie  man  purgerrecht  empfahen  sal:  wer  b. 
wil  gewinnen,  der  schol  dem  richter  2  grosse  pfenning  geben  czu 
Urkunde  u.  scbol  purgen  seczen  für  eine  mark,  das  her  jar  u.  tag 
pei  der  stat  übel  u.  gut  leiden  wolle,  u.  dem  statscbriber  einen 
grossen  phennink  in  czu  schreiben.  Igl.  Str.  195.  Verlust  desselben 
durch  Fischkauf  außer  der  Stadt  203  in  dem  perkrechte,  in  den 
geistlichen  rechten  und  purgerrechten,  Const.  IV  10,  3. 

bürger-stolle  swm.  ein  von  einem  Bürgerlehen  benutzter  Stollen: 
Von  purgerstollen.  Ist  das  di  purger  dornach  oder  wer  der  ist, 
seinen  notdürftigen  Stollen  hat  (—  benützt),  den  mak  er  mit  dem 
vierden  taile  der  koste  ausarbaiten  u.  also  beheldt  er  in  {seine  Be- 
nützung), Igl.  U — A  12. 

bürge-,  barig-schaft  stf.  Bürgschaft :  das  di  purgen  der  purge- 
schaft  mögen  nicht  ledig  gesein,  Igl.  Str.  249.  ein  ieder ,  der  erib 
u.  aigen  hat,  kan  sich  damit  ledigen  u.  seiner  parigschaft  ein  ge- 
nügen thun,  wann  ein  ieder  mag  sich  mit  pfandten  aus  dem  thurm 
ledigen.  Wil  er  sich  aber  nicht  ledigen  noch  auspurgen,  so  sol  er 
siezen  so  lang,  unez  das  er  sich  frei  u.  ledig  mach,  es  sei  mit  gelt, 
mit  pfänden  ader  mit  parigen  (Bürgen),  (64)  S.  331.  für  eine  Schuld 
(56,  S.  323.  58.  59,  S.  326.)  die  parigschaft  sol  sein  auf  aller  seiner 
narung ,  Igl.  Stb.  V  157  c.  sie  der  parigschaft  halben  an  schaden 
halten,  V  151  d.  197  a. 

bürge-tor  stn.  Burg-,  Stadttor:  Artus  zuo  dem  b.  reit  in, 
Trist.  2533. 

burg-gräve  (—  burc-gräve  swm.  =  1.  Burggraf,  Alex.  2660. 
2.  Statrichter.    3.  Eunuch  *  Kämmerer,  W — B  Kön.  IV  25, 19. 

burg-güt*  stn.  Gut,  zu  dem  eine  Burg  gehört:  Elbog.  Chr. 
10, 43. 

burg-herre  swm.  1.  Burgherr,  Lehensherr.  2.  Eunuch* :  2.  dem 
purekherrn  Pharaonis,  dem  rittermeister  (eunucho  Ph.,  magistro 
militum) ,  Gen.  37, 36.  der  p.  Pharaonis ,  der  hermeister  (prineeps 
exercitus),  Gen.  39, 1. 

burg-leben  stn.  Burg  als  Lehen  für  die  Verteidigung  eines 
festen  Platzes:  die  mühlen,  so  zum  bureklin  gehörig,  Traut.  Chr.  246. 

bürg -recht  stn.  1.  hier:  jus  et  bonum  emphyteuticum,  das 
\  Gut  und  der  Zins,  Brunn  R.  I  117.  =  Erbzinsgeld,  census 
I  hereditarius ,  dieses  soll  nicht  heimlich,  sondern  vor  Richter  und 
]  Schöffen  aufgegeben  werden ,  Igl.  Str.  50.  es  hört  auf,  wenn  der 
.  Herr  3  Jahre  hinter  einander  weder  Zins  noch  Pfänder  dafür  er- 
1  halten  und  das  Gut  wird  ein  freies  Erbe  des  Herrn :  Das  ist  auch 
.  hie  getaut :  vindet  ein  man  drei  iar  noch  einander  umb  czins ,  der 
im    in    3  jaren   von  seinem  purkrecht  scholt  sein  gevallen,    nicht 


156  burg-stadel  —  buteche 

pfandes,  gener  vorleust  das  p.  und  der  herre  underwindet  sich  sein 
czu  einem  erb  54,  übereinstimmend  Brunn.  R  II  236,  fügt  aber  hinzu: 
er  solle  vor  Gericht  offenbaren,  das  er  um  seinen  czins  phant  hab 
gesucht  u.  habe  sein  nicht  funden.  —  Wer  do  nimpt  b.,  der  selbe 
ist  des  neher  erbe  czu  keufeu  denn  ein  ander,  Igl.  Str.  I,  S.  370  u. 
b.  oder  erbczinsgelt  aufgeben  u.  empfahen,  50.  umb  den  czins,  den 
Prokop  Paier  auf  der  Taubenmül  hat  in  purkrecht  weise ,  Igl.  Stb. 
III  206  a.  sie  haben  aufgeben  in  purkrecht  recht  einen  acker,  IV  210  c. 
er  hat  vom  Peter  Ledrar  aufgenomen  in  purgrecht  weis  den  hoff, 
genant  Stohlershoff,  V  161c.  2.  Bürger-,  Stadtrecht:  welcher  unser 
purger  von  uns  czihen  will  u.  sein  purkrecht  aufgeben  wil,  der 
schol  drei  vierczehentag  in  dem  gericht  urlaup  nemen,  Prager  Str.  99. 
p.  eniphahen  (nach  3  Jahren)  ebenda,  ein  jeder  burger  mit  einem 
ganzen  burgrecht,  Taiding  v.  Friedberg  N.  54.    DIR  III  §  39. 

burg-stadel  stm.  suburbana.  imterhalb  der  Burg  gelegener 
Stadtteil,  Traut.  Chr.  210. 

burg-stal  st?i.  Standort  einer  Burg  und  diese  selbst,  Eg.  Chr. 
1060. 

burg-vrid  stsivm.  1.  Burgfrieden.  2.  Weichbild*  einer  Stadt, 
Traut.  Chr.  138.  es  sol  auch  im  burgfriedt  zu  Trautnaw  niemand 
umb  lohn  bachen,  es  sei  dan  ein  beck,  der  die  zeche  halten  thut,  139. 

burn*  stot;.  refl.  sich  zutragen,  geschehen:  sich  burt  czu  einen 
czeiten,  das  ich  ein  lediger  vreier  knecht  was,  Igl.  Str.  237. 

burnen  (md.  für  brinnen,  brennen)  sivv.  versengen,  verbrennen: 
er  sach  sin  laut  b.  und  verhern,  -Ernst  1513. 

bursner  stm.  (bei  Lexer  nur:  =  bursarius  aus  Voc.  1482), 
Igl.  Bgr.  N.  51, 11  werden  im  Kloster  Czedlicz  neben  Abt,  Prior, 
uuderprior,  keiner,  ein  bursner  (Nicolaus),  pfortner,  prediger,  pfarrer 
erwähnt. 

burse,  burseli  stsu-f.  Börse,  Beutel,  gemeinschaftliche  Kasse, 
zusammenlebende  Genossenschaft,  Haus  der  Studenten,  diese  selbst: 
er  hat  ein  häufen  lose  pursch  an  sich  genomen  tag  und  nacht  ge- 
panketiert.  Traut.  Chr.  53. 

bürtig   Adj.   gebürtig.  Eg.  Chr.  420.  565.  661. 

büsauue  (=  büsine,  busüne)  swf.  bisw.  st.  Posaune:  als  ein 
schallende  busaune,  Hier.  13, 11. 

büsauner  (—  büsinsere,  büsunsere  stm.  Posauner:  unczen  sie 
in  der  stat  Luthaw  czwen  pusawern  —  ließen  ufpusawnen,  Olm. 
Stb.  44,  S.  240. 

busch  (=  husch,  bosch)  stm.  bosche  swm.  auch  mit  Umlaut: 
1.  Busch,  Gesträuch.  2.  Büschel.  3.  Gehölz,  Wald.  1.  iu  der  mitte 
des  busches,  W — B  Ex.  3,  2.  püsche  der  ecker  =  virgultum  agri, 
Gen.  2,  5. 

buschet  (=  buscheht)  Adj.  buschicht:  püschet  oder  äne  poume, 
W— B  Xum.  13,  21. 

busine  swf.  auch  Posaune :  man  vernam  von  vil  büsinen  luten 
schal,  Alex.  3466.  7853. 

büte  s.  bütte. 

buteche  (botech,  -e  stm.  sivf.  und  büte (n)  bütte  sivstf.)  Bottich: 
daz,  wa^er  üz,  den  butchen  viel  in  rinnen  guot  von  silber  gröz,, 
Ernst  2460. 


bütel  —  buz,-vlec  157 

bütel  stm.  1.  Gerichtsbote,  Büttel:  Von  den  rechten  des  butels : 
Ein  gesworn  bot  bat  kraft  1.  eines  furgebotes  czu  gesteen.  2.  vom 
richter  gesant  in  eines  burgers  haus,  eines  gastes  gut  daseibist  czu 
verbieten,  aber  den  gast  selbir  mag  man  nicht  verbieten,  sondern 
man  sal  in  für  den  richter  füren.  3.  der  Bürger,  in  dessen  Haus 
das  gut  verboten  ist,  braucht  es  nicht  innehalden,  dann  muss  es  der 
b.  czum  richter  füren.  4.  wen  er  einen,  der  um  unezucht,  raub  oder 
um  semleiche  bosheit  beklagt  ist,  dieses  vorhält  und  der  Betreffende 
ihm  entflieht  und  der  Bote  dies  mit  Zeugen  beweisen  kann,  so  gibt 
sich  der  Entflohene  schuldig,  der  Richter  kann  ihn  darum  ver- 
bannen: verczelen.  5.  wer  im  geantwurt  wird  um  schult,  der  ant- 
wurt  dieweilen  nimand  anders  umb  kein  schult  u.  umb  kein  sache. 
6.  er  kann  bezeugen,  ob  er  imant  furgeboten  oder  ob  er  imant  hat 
verboten  in  der  herberge  oder  in  einem  haus;  er  kann  dann  auf 
die  Frage  des  Richters  Zeugenschaft  geben,  Igl.  Str.  S.  362/3.  der 
p.  =  gesworn  pote,  194.  Regelung  seiner  Bezüge,  183.  ordinatum 
est,  quod  preco  cuilibet  homini  pro  decem  et  octo  hallensibus  (12 
=  1  groschen)  iusticiam  potes  facere  et  de  pignore  providere,  pro 
quo  sibi  a  reo  tantum  duo  parvi  denarii  cedent  seu  solvi  debent, 
183.  von  des  pütels  lone  von  des  gevangen  twegen,  Igl.  Str.  B.  48. 
umb  der  putell  Ion,  Prag.  Rb.  17.  wenn  ein  putel  einem  vergepeut 
in  das  gericht,  dem  sol  man  geben  einen  haller  ze  Ion  und  in  ehaften 
dingen  czwen  u.  nicht  mer,  Prag.  Str.  74.  dem  b.  muß  der  Ge- 
fangene für  jeden  Tag  und  Nacht  1  Schilling  haller  geben,  Eger 
Str.  XVII 1.  2.  Herold:  hies  schreien  einen  b.  (praeco),  W — B  Gen. 
41,  43.  Ex.  32,  5.  und  ein  b.  der  schrei  under  allem  here,  Kön.  III 22,  36. 

bütelei  s.  bitelei. 

buter  sivfm.  Butter:  b.  u.  milch,  W— B  Gen.  18,8  u.  VB.lllb. 
den  tonnen  mit  buttern,  Stb.  Brüx  N.  346.  vrischer  butern  gnuoc, 
Schretel  157. 

biitte  (büte,  bütte,  büten)  swstf.  Gefäß,  Bütte:  das  bir  noch 
auf  den  bütten  stund,  Traut.  Chr.  276. 

büwen  mhd.  auch  biuwen,  bouwen  unregelm.  st.  und  sivv.:  er 
vergap  ir  ungevuoge  mannicvalt  den,  die  mit  in  den  walt  büweten, 
so  daz  sie  äne  vär  vür  sie  gemeine  ksemen  dar,  W.  v.  W.  6399  ff., 
(vgl.  Ecke  L  115.  Wolfd.  1564,  den  Wald  durchziehen?)  — 

büz,,  biuz,  stm.  Schlag,  Schmiß:  der  ouch  sin  ros  mit  hurte  nam. 
mit  püz,e  er  an  den  fürsten  kam,  daz,  beide  ros  kämen  nider,  Alex.  20192. 

büz,-vellig  (buoz,-vellec)  Adj.  der  Strafe  verfallen,  Budw.  Urkdb. 
N.  477. 

bitterer,  pusserer  (büez,er)  stm.  Büßer:  1259  komen  die 
i.  pusserer  (Geißler)  in  das  lant,  die  gingen  mit  nackten  rucken  und 
hiben  sich  mit  peiezhen  (Geißeln),  Böhm.  Chr.  90. 

büz,-vlec*  (von  büe^en  swv.  undvlec,  Gen.  vleckes  stm.,  vlecke 

hwm.)  stm.  Flicklappen:  die  sneider  sollen  nicht  kursenwerk  under  die 

i  rocke  sneiden  noch  arbeiten  wedir  pußflecke  noch  anderlei,  Olm.  Stb.  103. 


c 


siehe  K  und  Z. 


158  dachs  —  darm-gicht 

D 

dachs  (dahs)  stm.  Dachs:  stille  swigeude  als  ein  dachs,  Trist. 
5907.  5927. 

daehs-vel  *   stn.   Dachsfell,  -pelz,  T— B  Juden  11,  37. 

dagen  swv.  (mit  G.)  schweigen  von  etwas:  hiemit  wart  der 
msere  gedaget.  Trist.  1412.    stille  swigen  und  dagen,  1297. 

damasten*  Aclj.  aus  Damast  {Zeug  aus  Damaskus)  ein  rots 
damaskens  par  ermel,  Igl.  Stb.  181  d. 

dank  PI.  denke  stm.  Denken,  Gedanken;  Wille,  Geneigtheit, 
Absicht;  Dank;  Preis  bei  einem  Wettstreit:  des  habe  nieman  keinen 
danc  (hoffe  nicht)  daz,  er  ie  gesaehe  ein  hüs  also  wsehe,  Alex.  22680 
wer  mir  hoch  zu  dangk  (sehr  loillkommen),  Elbog.  Chr.  161,  32. 

dank-neine  (=  dank-nseme)  Adj.  1.  mit  Dank  angenommen, 
angenehm,  willkommen.  2.  mit  Gen.  dankbar.  3)  nur  aus  Myet. 
und  Berth.  belegt:  der  (antwort)  wir  von  seinen  gnaden  dankneme 
seint,  Stb.  v.  Brüx  N.  379. 

dank-nemend  pari.  Adj.  dankbar;  zu  Dank  verpflichtet:  di 
des  d.  gen  uch  sein,  Eg.  Chr.  1080. 

dank-nemkeit  (dancn£emec-heit)  stf.  Dankbarkeit:  daran  ir 
sunderlichen  unserm  gnedigen  herren  dem  Komischen  und  Behe- 
mischen  künige  grosse  beheglichkeit  u.  d.  tut,  Mind.  d.  Egerl. 
S.  46.  den  man  ist  mein  lob  berait,  di  do  sint  wirdig  dancnemikeit 
l&eiHanka  falsch:  dauchmenichait,  bei  Jiricek  falsch :  danchmenichait),  1 
Dal.  43,  5  (11,  50). 

danne-ker(e)  stf.  das  Fortgehen:  die  mit  im  d.  gegen  Dario 
heten  über  mer,  die  mit  ihm  gegen  Darius  ziehen  sollten,  Alex. 
4298. 

dannenhero*  =mhd.  danne,  -en  1.  von  da  weg.   2.  kausal:  daher: 
2.  d.   auff  solche  unerweisl.  beschuldigung  die  ordentlichen  merker  j 
ein   widerruf   u.    schriftlichen    abtrag    (Abbitte)   von    gedachten    3 
Jüngern  begehret,  Igl.  Ms.  20. 

darauf-legen  sivv.  Spesen  für  etwas  vorstrecken:  was  sie  auf 
den  wein  d.  und  darleien  mit  furlon  und  kostunge,  das  sie  das  wider 
uff  heben,  wenn  die  wein  vortan  {verkauft)  werden,  Igl.  Stb.  II 121  d. 

Dariäne  m.    Untertan.   Krieger   des   Darius,   Alex.  5870. 

darben  sivv.  1.  darben.  2.  m.  Gen.  entbehren:  was  wider  dise 
unser  saczunge  getan  wird,  das  sol  darben  alles  rechten  und  aller 
tat,  Const.  I  7,  8.  das  es  schade  sei  der  freiheit  alles  gepirges,  das 
si  derselben  lehenschefte  mit  recht  darben  sullen,  Const.  I  7,  8. 

darlegung*  stf.  (wie  mhd.  dar-legen  stn.)  Aufwand,  Kosten, 
Chr.  v.  Elbog.  12,  16.  ein  bergwerk-bauhaftig  mit  d.  und  kosten 
muss  gehalden  werden,  Igl.  Bgr.  N.  93,  3.  das  sollen  sie  paide  mit 
einander  auf  gleiche  d.  pawn  und  machen,  Igl.  Stb.  V  43  a.  aufsein 
eigene  d.,  111329a.  auf  sein  eigen  gelt  und  d.,  m  193a.  133b. 
329a.  V69b.  25c  155a.  197b. 

darm-gicht  stn.  bei  Lexer  nur  aus  Hpt.  9,  386.  colica  Vocab. 
1482).  Darmgicht :  do  —  bestund  in  zuhand  die  d.  also  gar  swindic- 
lichen,  das  er  auf  seinem  heimelichen  gemache  alles  sein  gederme 
alzumal  vorlos  und  starb,  ee  denne  er  von  dem  heimelichen  gemache 
schid,  Hier.  211,  3.  ligen  gemut  (geplagt)  von  dem  d.,  T— B  Btb.  28,  8. 


I 


daume  —  denk-zetel  159 

daume  (düme)  swm.  Daumen,  große  Zehe:  ouf  die  doumeu 
der  rechten  Hant  und  des  fuz,es,  W — B  Lev.  14,  25. 

daum-elle  (dum- eile)  stf.  Maß  von  der  Spitze  des  Daumens 
bis  zum  Ellenbogen  („etwas  wenigs  mer  als  ein  halbe  Wienisch 
eilen",  Schm.  Fr.  1,  807):  czwu  doumellen  u.  ein  halbe,  W — B.  I 
79c,  d.  III  38b,  d.  Id.  300  douraelen  sol  haben  die  lenge  der  archen 
u.  50  d.  ir  breite  u.  30  d.  hohe  (cubitorum),  Gen.  6,  15.  man  sol 
merken,  dass  32  doumellen  machen  ein  sail,  9  sail  lang  u.  2  sail  prait 
unnd  ein  schritt  machen  ein  lechen,  Brunn.  R.  I  479,  S.  223.  gröz,e 
swin  gezanet  wol  dümellen  lanc,  Alex.  21663. 

daust*    Adv.   da  außen,  Eger  Chr.  N.  1186. 

dauz,en  (da  uze,  düz,e)   Adv.   draußen,  Traut.  Chr.  234.  355. 

decht-nuss  stn.  (—  dsehtnis  stf. )  cogitatus:  Gros  des  rates 
u.  unbegreiflichen  des  dechtnusses  (incomprehensibilis  cogitatu,  Bei- 
wort für  Gott,  W— B  Jer.  32,  19. 

deck-beil*  stn.  Zimmermannsbeil:  er  hat  auf  in  geworfen  mit 
einem  d.  und  in  getroffen  aufs  swert,  Igl.  Str.  (68)  S.  334. 

deck(e)  -sal  stn.  velamen,  Schleier,  Hülle,  Bedeckung:  di  har 
sint  ir  (dem  weip)  gegeben,  zu  aim  decksal,  T— B  I.  Korinther  11, 15. 
dicz  selb  d.  (Hülle  über  Mosis  Angesicht)  pleibt  underoffent  in  der 
lecz  (bei  der  Lesung)  dez,  alten  geczeug  (Bundes),  II.  Korinther  3, 14. 
so  si  werdeut  bekert  zu  dem  Herren,  daz,  d.  wirt  abgenomen,  II.  Ko- 
rinther 3,  16.  di  indirsten  teil  des  decksals  =  in  das  Innere  hinter 
dem  Vorhang,  Juden  6, 20.  di  ubunge  des  decksals  der  gewand 
(indumenti  vestimentorum  cultus  =  in  gesuchtem  Anzug),  I.  Petri 
3,  3.    durch  daz,  decksal,  daz.  ist  durch  sein  fleisch,  Juden  10,  20. 

degen  stm.  männliches  Kind,  Knabe;  Held,  Glaubensheld: 
Moyses  der  gotes  degen,  Legende  431. 

degen  slm.  Dolch,  Degen:  das  er  mit  einem  degen  durch  einen 
ätich  ermordet  hat  — ,  Eg.  Achtb.  II  221.  ein  beslagner  degen,  Igl. 
3tb.  III  326  b. 

deiberei   stf.   Diebstahl  s.  deube,  -erei,   Stb.  Brüx  N.  352. 

deichsel-wagen  (=  dihsel-w.)  stm.  Wagen  mit  Deichsel,  Gegen- 
satz, encz-wagen  für  ein  Zugtier) :  Und  wer  am  freitag  nach  mitten- 
ag ausfurt  kaufläwt  oder  furleut  oder  pauern,  di  aus  einer  meil 
iein,  di  schullen  geben  von  einem  d.  1  pfennig  u.  von  einem  enczwagen 
L  helbling,  Budw.  Stb.  N.  477.  für  die  maut  cze  Brunne,  die  auf 
las  haus  Spilberch  gehört,  gibt  der  einczwagen :  für  getraide,  holtz, 
preter,  eysen,  stahel;  aier,  kes,  waltobs,  wilpret  2,  für  obs,  saltz  4, 
für  mähen  (Mohn)  oder  maltz,  honick  im  vaz,z,e,  plai  oder  czin, 
■;hupfer,  wein,  tuech,  gesalzen  vische,  wiltwerch  oder  was  die  chursner 
mgehoret,  wachs,  wolle  6pfenning,  der  deichselwagen  das  Doppelte, 
3rünn.  R.  II 147—152. 

demnach  Konj.  ferner,  demnach,  Chr.  v.  Elb.  17,  14.  50,  28. 

demutikeit  s.  diemutikeit. 

denken  sw.  unregelm.  Prät.  dähte,  Part,  gedäht:  Umme  dise  sache 
iahe  ich  gedecht  (cogitavi)  mit  mir  sprechende,  W — B  Judith  10,  13. 

denk-zetel*  (zedele,  zedel,  zetel  stswf.  m.  n.)  Blatt  mit  Auf- 
zeichnung von  Ereignissen,  Gedenkblatt:  Memorial  oder  denckzettel, 
vasz  sich  in  diesem  jar  —  hat  zu  Trautnaw  zugetragen  und  er- 
Tangen, Traut.  Chr.  217. 


160  derb  —  deuberei 

derb  Adj.  ungesäuert;  substant.  —ungesäuertes  Brot:  der  tag 
der  derb  (ungehefelten  brot  der  wirt  genennet  der  ostertag  11.  Bibel), 
T— B  Luk.  22,  1.  22,  7.  Btb.  12,  3.  Mark.  14, 12.  da  was  daz,  ostern 
xind  di  derb  (di  ungeseuerten  ding  11.  Bibel),  Mark.  14, 1.  wir  wirt- 
schaften —  in  den  derben  der  lauter  und  der  warheit  =  lasset  uns 
Feste  feiern  —  mit  dem  ungesäuerten  Brot  der  Lauterkeit  und 
Wahrheit,  I.  Korinther  5,  9.  gerainigt  den  alten  hefel,  daz,  ir  seit  ein 
newe  besprengung  als  ir  seit  derben  (icie  ihr  denn  auch  ungesäuert 
seid),  I.  Korinther  5,  7. 

derfter-drin*  stf.  Hure  (Nach  Vilmar  hessisches  Id.  478  von 
därchen  umherschlendern  und  Trine {?):  der  bürgermaister  —  lisz 
mehr  dan  zehen  gute  d  oder  huren  etc.  von  Trautnaw  wegweisen, 
Traut.  Chr.  105. 

derme  stn.  PI.  dermer,  Gedärm,  Eingeweide  auch,  in  übertragener 
Bedeutung:  Des  biten  wir  durch  die  dermer  deiner  barmhertzikeit, 
das  du  geruchest  zu  heilen,  das  du  geschaffen  hast  (per  viscera 
misericordiae  tuae),  Sol.  62,  39.  dorumme  sint  betrübet  meine  dermer 
( viscera)  über  in,  W— B  Jer.  31,  20.  wenne  bewegt  wurden  alle  seine 
dermer  über  seinen  bruder,  Gen.  43,  30. 

derre  =  darre  sie  f.  Gestell,  Vorrichtung  zum  Dörren:  Wier 
gepieten  —  daz  vurbas  chain  derre  der  malcz  in  der  stat  schol  sein, 
Brunn.  R.  II  26  u.  76. 

derren  swv.  1.  austrocknen.  2.  Malz  dörren:  1.  das  ein  groser 
derrender  wint  wete  die  ganeze  nacht,  W — B  Ex.  14,  21. 

deub    stm.   Dieb,  Igl.  Str.  271,  B  90. 

de  übe  (=  diube,  diuve,  md.  dübe)  stf.  1.  Diebstahl.  2.  ge- 
stohlene Sache:  1.  Von  dem,  der  besagt  wirt  umb  raub  u.  d.,  wenn 
das  gestohlene  Gut  nicht  bei  ihm  gefunden  wird,  so  kann  er  sich 
bei  der  1.  Beschuldigung  durch  einfachen  Eid,  bei  der  2.  selbdritte 
reinigen,  beim  3.  mal  muss  er  leiden  der  besager  geezeuknuss,  Igl. 
Str.  B  47.  Unelich  kinder,  pfaffenkinder,  kompfenkinder,  spilleut- 
kinder,  die  roub  u.  deub  haben  abgelegt,  den  gibt  man  kein  wergeld 
noch  holbes,  Prag.  Rb.  175.  nicht  tu  deube,  W— B  Ex.  20.  15.  die 
deub  u.  roube  abgelegt  haben,  mögen  keinem  man  an  seinen  rechten 
gehulfen,  Prag.  Rb.  99,  190.  2.  Ob  einer  deup  oder  raub  offenbar 
hat  gekauft,  184.  271.  der  abir  den  andern  tac  seinen  deube  oder  sein 
raup  under  eim  andern  vindet,  der  das  offenbar  gekauft  hat,  184. 
ist  daz  iemant  an  deube  begriffen  wiert,  daz  40  pfenning  wert  ist, 
den  schol  man  hahen;  wirt  er  awer  an  minner  begriffen,  so  schol 
man  in  nicht  hahen:  man  schol  in  vuren  zu  der  schraiat  (Pranger, 
Lasterstein)  u.  schol  in  merchen  mit  einem  gluenden  eisen,  Brunn. 
R.  II  19.  119.  hat  der  dieb  nicht,  das  her  vor  die  deub  gebe  (pro 
furto  reddat)  W — B  Ex.  22,  3.  "Wirt  ein  dieb  gefangen  mit  einem 
d.,  das  sich  gein  12  pfennig  zihe,  dorumb  sol  man  in  villen  und 
schornen  u.  prinnen  durch  das  wange  u.  sal  im  die  stat  vorpieten; 
begreift  man  in  czu  dem  andern  mall  mit  deube  u.  sieht  das  geprant 
czeichen  an  im,  so  hat  er  vordient  den  galgen  umb  das  vorstolen 
gut,  Prag.  Rb.  181,  4. 

deuberei  (=  diuberie)  stf.  Diebstahl:  Wer  d.  tut  in  dem  an- 
czunden,  das  da  wert  ist  60  haller,  der  ist  häens  wert.  Igl.  Str.  B  50. 


deubheit  —  deutsch  161 

der  mit  raube,  mit  name  oder  mit  deubrey  umgeet,  Buch  der  Ge- 
brechen S.  239.    s.  auch  deiberei,  Brüx.  Stb.  352. 

deub-heit*  stf.  Diebstahl:  deupheit  hegen  (furtum  perpetrare), 
Const.  II  2, 13.  aus  deupheit  volget  kein  recht  sunder  die  pusse  — 
das  heilige  recht,  das  die  d.  vorbeut,  112,13.  nach  keiserlichen 
rechten  ist  deupheit  ein  trugenhaftiges  czuczihen  eines  fremden 
dinges,  die  Undankes  des  herren  geschieht  ebda,  von  der  deupheit, 
Prager  Bb.  178.  diephait,  Brunn.  B.  II  217.  du  solt  nicht  stelen 
oder  deubhait  begen,  Joh.  von  Igl.  7.  2.  gestohlene  Sache  mit  sulcher 
deupheit.  Igl.  Str.  271. 

deubliche,  -en  (=  diep-liche-en)  Adv.  in  diebischer,  heimlicher 
Weise:  ich  bin  deuplichen  abgetragen  von  der  hebräischen  erden 
(furto  sublatus  sum),  W — B  Gen.  40, 15.  wirt  einem  man  sein  pfert 
deuplich  oder  rauplich  genomen,  Prag.  Bb.  182.  wen  er  es  deuplich  (in 
diebischer  Absicht)  verleukent  hat,  190.  im  sei  dasselb  phant  vorstoln 
oder  enphuert  oder  eintragen  (=  entragen)  deupleich,  Brunn.  B.  II 118. 
Von  vihe,  das  d.  geslagen  ist  (de  furtiva  mactatione  pecorum):  wer 
ain  ochsen  oder  ku  oder  varch  oder  sotans  d.  slehit  —  er  mac  sich 
selbdritter  entschonen,  Igl.  Str.  B.  88.  wer  garben,  welcherlai  sat 
daz  ist,  von  fremden  eckern  gewaldicleich  odder  d.  (furtim)  nimpt, 
wirt  er  begriffen;  dem,  des  der  akker  ist,  schol  er  antworten  mit 
ainem  virdunge;  wirt  aber  imant  des  nachtes  begriffen  in  sotaner 
täte,  man  sal  in  als  einen  deup  vorpüssen,  Igl.  Str.  B.  90.  er  wolde 
dasselbe  silbir  entpfurt  haben  d.  unserm  herren  dem  keiser,  Igl. 
Bspr.  XVI. 

deub-sträfen*  sivv.  des  Diebstahls  beschuldigen,  furti  arguere: 
do  deubstrafe  mich  umbe,  W—  B  Gen.  30,  33. 

deuehten*  swv.  =  dünken,  Traut.  Ch.  222.  303. 

deuen  (=  diuwen,  diuhen,  tiuhen,  den  win  diuhen,  keltern) 
swv. :  Dew  ein  wenik  furpas  den  wein  (digere  paulisper  vinum 
„tue  ihn  von  dir!"),  W— B  I  Kön.  1,  14. 

deute  s.  diute. 

deutsch,  deutz  (diutsch)  Adj.  deutsch:  die  hantveste,  —  die 
meister  Johannes  v.  Geilnhausen  czu  deucz  gemacht  hat,  Igl.  Bg. 
U — A  Einl.  Hier  hebet  sich  an  das  Privilegium  des  koniges  Wencz- 
law  vom  perkrecht  czu  deucze,  Const.  Einl.  E.  Hier  —  die  m.  Jo- 
hannes v.  Geilnhausen,  etwenn  keiser  Karls  (IV.),  kunigs  czu 
Behem,  Schreiber,  iczunt  statschreiber  czu  der  Igla,  üs  dem  latin  zu 
deucz  gemacht  u.  geschriben  hat,  nach  Kodex  D.  das  buch  —  czu 
deutscher  czung  bringen,  Sol,  1, 12.  das  von  diser  deutschen  schrift 
manig  mensch  getröstet  werde,  Sol.  1, 13.  2.  subst.  ein  Dewtczer, 
den  ßewczhen,  Igl.  Str.  163.  der  erste  deutzsch  tihtere  zu  latine 
geschriben  fant,  Ernst.  2050.  dicz  erhal  in  diutsche  lant  obir  al, 
5122.  5163.  daz,  spricht  zu  diutsche  also,  5444.  do  man  gen  dewczen 
Brod  (Deutschbrod)  get,  Igl.  Stb.  IV  242  d.  das  deutschhaus  oder 
deutsch  orden,  Eg.  Chr.  103,  S.  65.  alhier  im  deutzschen  haus,  398. 
30  fl  deutzsche  bezahlung,  826.  die  deutzsche  litania  zu  halten, 
Traut.  Chr.  176.  so  jemand  —  ichtis  (etivas)  von  denselben  obge- 
nanten  gütern  gekauft  frei  aber  in  deutzschen  rechten,  aber  ver- 
endert  das  selbige  deutzsche  recht  in  denselbigen  gütern,  20. 

Jelinek,  Wörterbuch.  11 


162  deutschen  —  dienen 

deutschen  (=  diutschen)  sivv.  ins  Deutsche  übersetzen:  Hi 
hebent  sich  an  die  perkrecht  (Const.),  die  meister  Johannes  von  Gel- 
hausen gedeutschet  hat,  (Const.  Einl.  nach  G.)  so  —  hab  ich  das  ege- 
nante  buch  gedeutschet,  Sol.  1, 18. 

deutsch-kaus*  stn.  Haus  des  detitschen  Ordens,  Eger.  Chr.  103. 

deuwen  s.  deuen. 

diamant(e)  stsivm.:  darinn  mein  steter  herter  d.  ist  czubrochen, 
Ack.  7,  9. 

dichtikeit*  stf.  Härte,  Hartherzigkeit:  um  dihtikeit  eurez, 
herczen  gestat  euch  Moyses  ze  lassen  euer  weip,  T — B  Matth. 
19,8. 

dicke  stswf.  Dichte,  Dicke,  dichte  Schar,  dar  nach  criegt  er 
in  die  dicke,  Alex.  15259. 

dicken  swv.  dick  werden,  dick  machen,  refl.  sich  verdichten: 
Über  den  houfen  der  steine  werden  gedicket  seine  czweige  (den- 
sabuntur)  W — B  Job.  8, 17. 

die  s.  diech. 

dieberei*  stf.  Diebstahl:  dyberei,  Mind.  des  Egerl.  S.  38.  Eg. 
Chr.  582.  776.  als  er  in  und  sein  weib  d.  bezigen  hat,  Igl.  Stb. 
V18d. 

dieb-heit  stf.  s.  auch  deub-heit,  1.  Diebstahl,  2.  Gestohlenes: 
Wer  mit  d.  begriffen  wirt,  —  mit  der  waren  tat  uberwint  man  in. 
—  bei  dem  man  aber  nicht  d.  vindet  u.  der  ee  wol  [sich]  ent- 
halten hat,  der  beret  sich  wol,  wiert  er  um  d.  angesprochen,  Brunn. 
B.  II  217.  Wer  d.  mit  wissen  halt  II  218  von  iren  diephaiten 
(diebstalen  11.  Bibel),  T— B  Offenb.  9,  21. 

dieb-lich,  diep-liche  Adv.  diebisch,  heimlich:  das  stele  wir  d. 
armen  leuten,  Hier.  48,  4.  recht  sam  diepliche  (furtive),  W — B  Job. 
4,12.  sie  haben  6  pferd  rewblich  und  dieplich  genomen,  Eg.  Cr. 
1072  S.  261.  si  di  bruk  diplich  undirhibin  —  do  das  bemisch  her  — 
quam  uf  di  bruk,  aldo  zcubrach  er  der  ruck,  Dal.  197,22  (89)  die- 
selben czeit  villen  die  Peyern  diplichen  in  das  lant,  Böhm.  Chr.  89. 
sein  gut  dipleich  und  rewpleich  genumen  hat.  Eg.  Achtb.  III.  das 
sein  d.  und  r.  abtruncken  und  abgessen  hat,  II 11. 

dieb-licker-weis  Adv.  mir  mein  gut  d.  beraubt,  Eger.  Chr. 
N.  1188. 

diech,  (G.  diehes  PI.  diech,  -her)  stm.  Oberschenkel  bei  Mensch  und 
Tier:  er  schoss  im  durch  sein  d.  durch  u.  durch  u.  das  ross  under  im 
czu  tode,  Igl.  Str.  325.  ir  beide  diech,  ir  beide  knie  an  ir  biuchel 
druckte  sie,  Trist.  705.  wurme,  gröz,  als  eines  menschen  die,  Alex. 
22785. 

diehel  stn.  Oberschenkelchen:  wart  etzlicher  verruct  ir  schöz, 
daz,  ir  daz,  diehel  erblecte  blöz,,  Alex.  6878. 

dieft  s.  diepht. 

dielen  s.  dillen. 

diemutikeit,  demutikeit  stf.  Demut:  das  öl  rechter  dimuti- 
keit  in  den  lampen  ires  hertzen  —  nicht  behütet  hatten,  Hier.  23, 6. 
das  wir  auch  also  werden  von  unserer  demutikeit  ervrewet,  W — B 
Judith  8, 17. 

dienen  swv.  1.  dienen,  aufwarten  bei  Tisch,  sich  betätigen  in 
Gottes-,  Herren-  und  Frauendienst,  2.  zu  Dienste  tun,  3.  Gegendienst 


dienst  —  diez,  163 

leisten.  3.  Das  ir  das  tut  unvorczoglich ,  das  wolle  wir  kegen  euch 
dinen  an  allen  Sachen,  da  ir  unser  czu  bedurft  mit  rechten  trewen, 
Igl.  Bgr.  N.  1,  5. 

dienst,  dienest  stmn.  1.  Dienst,  Gottes-,  Lehendienst:  in  das 
d.  des  geczeldis,  W — B.  Ex.  39,  40.  das  biten  wir  —  durch  unsers 
armen  dinstes  willen,  Igl.  Bgr.  39, 11.  2.  Knechtschaft,  servitus:  der 
dinst  ist  ein  saczunge  noch  des  Volkes  recht,  domit  imand  wider  die 
natur  einem  fremden  herren  undertenig  wirdet.  Sie  wird  auf  die 
ursprüngl.  Kriegsgefangenschaft  und  Abstammung  von  Gefangenen 
zurückgeführt.  Und  ist  czu  wissen,  das  in  dem  dinste  allewege 
volget  die  gepurt  noch  dem  leibe  ader  pauche,  dovon  sie  komen 
sein.  Darnoch  ist  ein  ander  dinstikeit,  wenn  ein  mensche  under 
czweinczig  iaren  sich  umb  Ion  lesset  vorkauffen,  Const.  IV  12,  2.  1. 
Es  sein  auch  andere  knechte,  die  uns  dienen  in  trewen,  die  sein 
nicht  eigen  sunder  von  dinste  dinstknechte.  Ebenda  ich  bin  sin 
dienst,   er  sant  mich  her,  wir  sin  unglich  ich  und  er,  Alex.  26365. 

dienstbarkeit  (dienestbserekeit)  stf.  1.  servitus,  2.  Dienst*; 
2.  warinne  ich  euch  angeneme  d.  weisz  zu  erzeigen,  thu  ich  gerne, 
Elbog.  Chr.  17. 

diensthaftig  Adj.  zu  Dienst  verpflichtet:  die  uns  d.  sein 
(familiaritate  coniuncti) ,  Const.  IV  12,  14.  aller  d.  erden  (terrae 
servienti),  W— B  V118a. 

dienstikeit*  stf.  Dienstbarkeit,  Lohndienst  s.  oben  dienst, 
Const.  IV  12,  2. 

dienst-knecht  stm.  (freier)  Knecht:  ander  knechte,  —  die  sein 
nicht  eigen  (eigenknecht)  sunder  von  dienste  d.,  Const.  IV  12,2. 
Ludwig  Keßler,  d.  zu  Treuntz ,  Eg.  Achtb.  II  215.  185.  d.  Michels 
H  101. 

dienst-lich  Adj.  dienstbar,  -beflissen:  wo  ich  solches  widerumb 
mit  unterthänigkeit  dienstlich  sein  kann,  Igl.  Ms.  3. 

dienst- visch  stm.  Fisch  als  Abgabe  z.  B.  für  eine  vischenze 
(Fischereirecht):  die  bürg  zu  Eger  hat  einkommen  alle  wochen  ein, 
und  in  der  fasten  2  d.,  Eg.  Chr.  104  S.  68. 

diepht  f?  Diebstahl,  nit  tu  d.,  T— B  Matth.  19, 18.  15,  19. 
Luk.  18,  20. 

diern(e)  s.  dirn(e). 

diet  (md.  auch  dit)  stfnm.  Volk,  Leute,  stm.  Mensch,  Kerl: 
Wie  manigerlei  heidenischer  diet  hat  deine  gute  in  deinem  sun 
Jeronimus  gesampnet,  Hier.  8,  1.  wider  alle  ungelaubige  diet  hat 
er  ritterlichen  gevochten,  225,  15.  von  heidenischen  diet,  229,  27. 
er  wolt  sich  von  dem  lande  stein,  das  gerlich  al  die  diet  verheln, 
W.  v.  W.  416f.  das  volk  er  alles  wol  beriet  nach  ir  recht  die  varnde 
diet  (=  beschenkte  die  Fahrenden),  1628  f.  das  ich  al  der  diete  mit 
voller  macht  gebieten  kan,  6952  f.  di  vil  ungehiure  diet  (Alexanders 
Heer),  Alex.  2459.  swarz  geverwete  diet,  9762.  die  israelischen 
diet,  Legende  442.  der  werkle  dieten  gebieten,  Alex.  Anh.  1673. 
di  ungestalten  diet,  Ernst  4455.  2769.  clagt  in  (Rudolf  v.  Österr.) 
nit,  ir  bemisch  dit!  Dal.  219,  36  (99). 

Diet-rich  von  Bern:  Dietr.  v.  Pern,  Ack.  49, 1. 

diez,*  stf.  Traufe?  Wasserablauf?  michel  sal  haben  czu  dem 
halben  melczhaus  die  halb  diezz  und  den  halben  prun,  Igl.  Stb.  III 176  b. 

11* 


164  diesen  —  ding-haus 

diesen  stv.  III  schmettern,  rauschen;  in  die  Höhe  steigen,  an- 
schwellen: daz,  di  Tutschiii  durch  er  {ihre)  gegent  dieziu  (strömten, 
tschech.  postüpili),  Dal.  141,  24  (63,  90). 

dil  stswf.  swm.  Brett,  Diele:  träme  und  veste  diln,  Alex.  18717. 
dö  die  Drücke  was  bereit  und  mit  den  diln  gar  beleit,  18724. 

dillen  swv.  mit  Dielen,  Brettern,  Decken:  die  dielen  oder 
brethe  seind  über  sein  grab  gedielet  worden  unter  der  fraw  pfarrin 
gestüle,  Traut.  Chr.  347. 

ding  (dinc,  -ges)  stn.  Ding,  Sache,  Gerichtsverhandlung,  Ver- 
trag :  gehegtes  d.  =  versammelte  Gerichtssitzung,  Traut.  Chr.  70  und 
s.  häufig  z.  B.  Igl.  Bgr.  N.  67,  1.  was  vor  dem  Gericht  ausgemacht 
(gedingt)  wird,  heißt  ding,  dann  auch  die  Versammlung  selbst. 
echte  d.  (nur  1442.  1449.  1495.  1477  und  1484  erivähnt,  bis  1477. 
elich  d.  dann  eding,  eheding,  Gerichtssitzung,  meist  einmal  des 
Jahres  unter  Anwesenheit  eines  Vertreters  der  Obrigkeit,  während 
der  Wahlen  vorgenommen  und  über  Beschicerden  einzelner  gegen 
Korporationen,  über  Vorlagen  der  Grundobrigkeit  u.  dgl.  verhandelt 
ivurde.  Sämtliche  Dörfer  mußten  hiezu  ihre  Vertreter  schicken;  loar 
hiezu  noch  eine  zweite  Sitzung  nötig,  so  heißt  sie  after-ding,  Linke 
Böhm.-Kamnitz  S.  300.  ivas  im  d.  (vor  den  vier  Bänken)  verhandelt 
wird,  hat  Kraft  und  Macht,  S.  301.  er  lies  dem  kaufmanschatz 
czu  dinge  gepiten  u.  —  clagen  um  sein  taglon,  Böhm.  Chr.  77. 
ding  =  Leinwandzeug:  das  leinan  ding,  Igl.  Stb.  V80c.  was  von 
leinem  ding  ist,  das  ist  versperrt,  V  49  b,  51  d.  kain  weip  sol  arbaiten 
praite  leinmet  sunder  smale  ding,  V  28  c. 

düig-bank  stf.  Gerichtsbank:  vor  gehegter  d.,  Stb.  Brüx  X.  441. 
das  vor  unser  gehekte  d.  komen,  Igl.  Bgr.  N.  89,  1. 

dingen  sivv.  intrans.  1.  Gericht  halten.  2.  vor  Gericht  reden, 
verhandeln,  seine  Sache  führen,  vor  Gericht  unterstützen.  4.  appel- 
lieren. 5.  einen  Vertrag  schließen,  trans:  6.  vor  Gericht  laden. 
7.  durch  Verhandlung  festsetzen.  8.  ausbedingen.  1.  der  vursprech 
dingte  im  alle  seine  recht,  Igl.  Str.  236.  245.  Igl.  Bgr.  N.  5,  3.  59,  2. 
46,  2.  52,  1  u.  3.  Do  dingte  in  der  f  urspreche  alle  ir  recht  —  u.  iaget 
nach  dem  bekenntnuss,  N.  6, 1.  eiu  vursprech,  der  dingt  uns  alle  unser 
recht  N.  118,  2.  der  herczog  wart  do  dingen  (versprach,  tat  Gelübde), 
daz,  er  (der  hl.  Apiollinaris)  geruchte  in  zu  bringen  czu  Pehem  uz, 
den  bandin,  Dal.  132,  29  (59,  94).  8.  in  der  Bedeutung  mieten  (ivie 
Myst.):  einen  gedingeten  knecht  schol  man  nicht  slahen,  Igl.  Str. 
157.  daz,  man  ain  urtail  hat  gedingt  („berufen")  an  den  herczogen 
(Albrecht  den  Lahmen  v.  Ost.),  Hf.  Br.  einen  gesellen  dingen  und 
seczen  —  an  der  herbrig  czu  dem  vater  (Herbergsvater),  Igl.  Stb. 
V  177  a. 

diug-haus  (dinc-hüs)  stn.  1.  Gerichts-.  2.  Rathaus.  3.  Synagoge. 
4.  Consistiorium.  5.  Halle  bei  einer  Kirche,  atrium:  da  namen  di 
ritter  des  richters  Jhesuin  in  dem  dinkhaus  (in  praetorium),  T — B 
Matth.  27,27.  in  den  hof  des  dinkhauses,  Mark.  15,16.  Joh.  18,28. 
18,  33.  Philipper  1, 14.  5.  Und  di  alter  (Altäre) ,  die  gemacht  hette 
Manasses  in  den  czweien  diukheusern  des  tempils  (in  duobus  atriis) 
unsers  herren,  die  czubrach  der  kunic,  "W— B  Kön.  P7  23, 12.  Ste 
in  dem  dinkhause  des  houses  unsers  herren ,  Jer.  26, 2.  und  das 
grossere  d.,   sinewel   von   dreien   czeilen  gehowner  steine  u.  einer 


dinne  —  dorf  165 

czeile  mit  gehobiltem  holcze,  Kön.  III  7, 12.  uncz  bis  an  das  grosse 
d.  (atrium  maius) ,  Kön.  III  7,  9.  das  inner  d.  des  kuniges ,  Esther 
4, 11.  sie  stunt  in  dem  d.  des  kuniclichen  houses,  Esther  5, 1 ;  ferner 
Par.  II 4, 9.  II 20, 5.  in  dem  d.  des  kerkers  (in  atrio  carceris), 
Esdr.  II  3,  25. 

dinne   Adv.   darinnen,  Chr.  v.  Elbog.  31, 13. 

dinsen  stv.  I  3  gewaltsam  ziehen,  zerren,  reißen:  etslich  (der 
ämei^en)  ein  lemmel  nach  ir  dans,  Alex.  23 138. 

dirn  (==  diern,  -e,  dirn,  -e)  stswf.  ich  sun  deiner  dirn  (ancillae 
tuae),  Sol.  90,  27.  der  dirn  (ancillae)  tu  semelichen,  W — B  Deut. 
15, 17.  und  ich  wil  ousgeen  mit  meiner  d.  (abra  mea),  Judith  8,  32. 
ich  habe  eine  d.,  das  ist  Bala  (famulam  Balam),  Gen.  30,  3.  di  dirn 
(Tochter  des  Jairus)  ist  nit  tot,  T— B  Mark.  5,  40.  5, 41.  Matth.  9,  24. 
9,  25.  der  dirn  (Herodias),  Matth.  14, 11.  Mark.  6,  22.  eine  von  den 
dirnen  des  obersten  phaffen,  Mark.  14,  66.  di  dimutikeit  seiner  dirne 
(Mariens),  Luk.  1,48.  wir  sein  nit  sun  der  dirne  (der  Magd),  wan 
der  freien,  Galater  4,  31. 

dirte  (=  dritte)  Ordnungszahlwort.  Hektor  was  der  dirte  suon 
—  des  Parmenio,  Alex.  4603.    der  dirte  tac,  6624. 

dirnel,  diernelin,  diernel  stn.  kleines  Dienstmädchen,  Mädchen : 
der  garten  sol  gefallen  auf  mein  dierndl  ursl,  die  ich  bey  mir  czeich 
und  halt,  Igl.  Stb.  V  103  d.    das  dürndl  [kleine  Tochter),  V  32b. 

disputieren  1.  swv.  disputare:  Und  her  disputierte  über  die 
holczer  von  dem  cedirpoum,  der  do  ist  auf  dem  libaniscben  perge, 
Kön.  III  4,  33.  2.  stn.  Ist  nu  wider  den  menschen  mein  d.  (disputatio 
mea),  so  das  ich  pillichen  nicht  sulle  betrübet  werden,  Job.  21,  4. 

distel  stmf.  Distel:  dorner  und  disteln  wirt  sie  dir  tragen, 
W— B  Gen.  3, 18.  die  d.  lasset  sie  (die  segensz  des  todes)  stän, 
Ack.  24, 16. 

diute  stfn.  Deutung,  Erklärung :  iu  ze  diute  sagen,  Alex.  165. 
22236. 

doben  (=  da  oben,  doben)  Adv.  da  oben :  doben  uff  dem  slosse 
lassen,  Stb.  Brüx  N.  343. 

dol,  -e  stf.  das  Leiden:  nach  wachenden  kumbers  dol  der 
guoten  was  in  släfe  wol,  W.  v.  W.  2086  f.  da^  si  banlichen  dol  liten, 
'Legende  482.  da^  ir  herre  leit  strites  dol,  Alex.  14262.  werlt,  ditz 
■  ist  ein  bitter  dol,  27365. 

donder  (auch  doner,  toner,  donre,  dunre)  stm.  Donner,  Traut, 
i   Chr.  64.  179. 

donder-streich  *  stm.  Blitzschlag:  ein  d.  hat  auch  in  pulver- 
t  türm  geschlagen,  Traut.  Chr.  230. 

dönen  (=  doenen,  dönte)  swv.  singen,  spielen  auf  einem  Instru- 
'.  \ment,  tönen,  donnern*:  und  über  sie  wirt  her  in  den  himeln  donen 
i   (tonabit),  W— B  Kön.  I  2, 10. 

doner-döz,*  stm.  Donnerschlag:  ein  weinen  also  grö^  als  ein 
i  heller  d.,  Alex.  27068. 

doner-schric*    (Gen.   schrickes)    stm.   Donnerschlag:    als   ein 

$   strenger  d.  —  wart  den  vinden  nach  gejagt,   Alex.  14191.    den  er 

was  e  ein  meigenplic,  den  ist  er  nü  ein  d.  ze  sehen  in  ir  ougen,  27  518. 

dorf  stn.  Dorf:  das  d.,  Schretel  43.  er  ligen  sach  ein  schoene 
:-:   (f.?)  d.,  41. 


166  dorf-grenitz  —  drei-leich 

dorf-grenitz   stf.   Dorfmark,  Traut.  Chr.  205. 

dorf-schaft  stf.  Dorf,  -gemeinde:  es  sampnet  sich  alle  d.,  Hier. 
170,  8  u.  11. 

dorf-vride  stm.  Dorfeinfriedung:  Von  wegen  des  dorffridtes, 
dass  ein  nachbahr  den  andern  verfrieden  soll  zu  rechter  zeit  —  thete 
aber  ein  viech  schaden  —  da  soll  sich  kheiner  rechnen  an  dem  viech. 
sondern  derselbige,  der  den  fried  nicht  gebessert  hat,  soll  des  ent- 
gelten, Chlum.  II 13. 

dorns-,  dors-tag   stn.   Donnerstag,  Traut.  Chr.  63.  71.  80.  147. 

dörpel-heit  (dörper-heit)  stf.  bäurisch-rohes  Benehmen:  den, 
die  sich  dörpelheite  Schemen  und  tragen  zuhtbseren  siten,  Alex. 
18886. 

dosewist  =  do  seibist,  da,  Igl.  Rspr.  I. 

döuwunge  stf.  Verdauung:  ez,  der  d.  hceret  zuo  (trägt  bei), 
Alex.  Anh.  577. 

döz,  stm.  Schall,  Geräusch  (von  (diesen):  tambür  und  pusinen 
gröz,,  gäben  do  schalbseren  döz,,  W.  v.  W.  1420 f.  mit  schalbserem  döz,e, 
1537.  rotumbel  gröz,  gäben  ungevüegen  döz,  Alex.  21840.  in 
schallebteren  döz.e,  Alex.  Anh.  451.  der  schal  so  michel  und  der  döz,. 
Trist.  1270. 

draejen  swv.  Prät.  dräte,  drsete,  drete,  sich  drehend  bewegen, 
wirbeln:  daz,  die  sträle  guldin  hin  drete  von  dem  helme  sin,  Trist. 
2072. 

dräte  Adv.  schnell,  eilig:  W.  v.  W.  1734,  sin  ors  unmäz,en  d. 
lief.,  Alex.  18988;  Alex.  10015;  Trist.  438.  1474.  6774.  Dal.  19,  2. 
drot  (:  gotj,  20,  7.  drot  (:  morginrot),  21,  26.  gebot:  drot,  24,  38. 
25,1. 

drei-ding*  stn.  eine  Art  Dorfgericht.  Im  namen  gottes  hab 
ich  dreiding  gehöget,  im  n.  g.  geb  ich  dreiding  widerumb  auf, 
Amen.  Schluß  des  Dreidings  von  Politz.  Im  Braunauer  Länd- 
chen fanden  sich  noch  im  18.  Jh.  Dorfgerichte  unter  dem  Namen 
„Dreidinge"  lebendig;  daß  diese  in  einem  gewissen  Zusammenhang 
mit  dem  3  mal  im  Jahr  abgehaltenen  Gerichten  des  13.  und  14.  Jh. 
der  Klosterbauern  von  Braunau  u.  Politz  stehen,  ist  wahrscheinlich, 
Schlesinger,  Deutschböhm.  Dorfweistümer  Mitteil,  des  Vereins  für 
Gesch.  der  Deutschen  in  Böhm.  XV  S.  174.  Über  Dreidinge  in 
Schlesien  vgl.  „Kurtzer  Unterricht  von  dem  nunmehr  veralteten  u. 
verloschenen,  aber  doch  hochnützlichen  u.  Gott  gefälligen  Dreydinge 
usw.,  Görlitz  1582,  Liegnitz  1595  u.  Leipzig  1615. 

dreies  s.  dries. 

drei-gekrönt*  Adj.  mit  dreifacher  Krone:  des  babstes  stule 
mit  seiner  dreigekronten  infel  wer  wir  (=der  Tod)  nun  gewaltig. 
Ack.  9,  8. 

drei-gerüdert *  Adj.  mit  drei  Ruderbänken:  noch  kein  gros 
dreigerudertes  schif  (trieris  magna)  czihen  wirt  durch  es.  W — B  Js. 
33,  21.    s.  auch  dril-geriidert. 

drei-leich  (=dri-lich.  drilch)  Adj.  dreifach:  d.  in  den  personen 
u.  einen  in  dem  wesen  (trinum  quidem  in  persona,  sed  uuum  in 
essen tia),  Sol.  87,  14.  drileichs  in  den  personen  u.  ein  in  der  wesung, 
101,  3. 


drei-lig  —  drischel  167 

drei-lig,  dreiling  (=  drilinc,  -ges)  stm.  bestimmtes  Maß, 
=  24  Eimer:  ein  dreilig  bier  und  vier  seidlein  wein,  Traut.  Chr. 
228.  einen  halben  Dreiling  wein,  Igl.  Str.  (59)  S.  326.  einen  dr. 
weins,  278.  317,  S.  229.  ein  runder  Holzblock  von  bestimmter  Länge. 
ein  dreiling  holz  ist  ein  wer,  50  ist  ein  zal,  50  zal  ist  ein  tausent, 
Traut.  Chr.  250. 

drei-seitl-kendl  *   stn.   3  Seitel  haltende  Kanne,  Igl.  Ms.  16. 

dreinel  stm.  Balke,  Riegel,  Keule:  er  ist  czu  geloffen  mit 
ainem  d.  u.  haben  also  den  Steffen  —  niedergeschlagen,  Igl.  Str.  (76) 
S.  343. 

dreng-lich  Adv.  in  Bedrängnis:  etlich  armleut  gefangen  — 
und  die  d.  und  gefencklich  gehalten  —  werden,  Eg.  Chr.  1123 
8.  300. 

dresekunge  stf.  (bei  Lexer  nur  aus  Br.  H  7,  95)  das  Dreschen: 
Die  tochter  Babilonis  ist  sam  ein  tenne  czu  der  czeit  ir  d.  (triturae), 
W— B  Jer.  51,  33. 

dreunge  stf.  (von  drsejen  unregelm.  swv.)  Drehung  s.  bei 
sliez,unge. 

dreu  (==drouwe,  dreuwe,  droe,  drön)  stf.  Drohung,  Traut. 
Chr.  50.  s.  drö. 

dreu-brief*  stm.  Drohbrief:  Traut.  Chr.  214.  282,  s.  drö- 
briet. 

dreuwen  (=  dröuwen)  swv.  drohen:  dein  hruder  drewet  dir, 
W-BI26d. 

dreu-rede  (=  dröu-rede)  stf.  Drohung:  Es  sal  auch  nimand 
von  richter  ader  scheppen  sich  beruffen  mit  d.  (=  wenn  diese  ihm 
ein  schlechtes  Urteil  in  Aussicht  stellen),  was  schadt  des  richters 
arge  meinung,  ab  die  werk  der  ungerechtikeit  niebt  nochvolgen, 
Const.  IV  20,  9. 

dreuer,  dröwer,  dröer,  droer  stm.  Droher,  Traut.  Chr.  211.  281. 
282.  275.  323.  324,  s.  dröer. 

dries,  dris  Adv.  dreimal:  dries  sie  den  sanc  sungen,  Alex. 
Anh.  1840. 

dril-gerudert  Adj.  d.  schiff  =  Triere:  kumeu  werden  sie  in 
d.  schiffen  von  dem  lande  ytalia  (in  trieribus  de  Italia),  W — B 
Num.  24,  24. 

dringen  stv.  13  1.  flechten,  weben.  2.  zusammendrücken,  drängen. 
3.  zu  höherer  Abgabe,  Leistung  nötigen.  4.  verdrängen.  5.  trans.: 
sich  drängen.  3.  der  urbarer  mag  in  nicht  hoher  gedringen  (mit 
mehr  Ortern  den  Berg  zu  bauen)  als:  1  lehen  mit  drien  ortern,  eine 
lehenschaft  mit  eime  orte,  DIR  14,2.  4.  ab  si  nicht  neher  sein,  das 
sie  haben  in  gewer  u.  in  gewalt,  czu  hesiezen  u.  czu  beherten,  be- 
halden  sein  —  wenn  das  sie  die  junkfrawe  u.  die  fraw  mit  der  clag 
davon  gedringen  mugen  ader  schullen,  Igl.  Str.  305.  5.  daz  dringen 
{Hinzudrängen)  die  guote  da  wolde  Tiden  äne  zorn,  W.  v.  W. 
1533  f. 

drinn*?  Teichname:  umb  den  newen  teich  auf  Zaisawer  grünt, 
drinn  genannt,  Igl.  Stb.  III  232  a. 

drischel  stf.  Dreschflegel,  tribula.  W— B  Par.  I  21,  23.  PI. 
sw.  die  drischein. 


168  drischuffel  —  druckform-setzer 

drischuflfel,  drüschuffel  (=  mhd.  drischüvel)  stnm.  (auch 
kämt,  der  drischüwl  nach  Gr.  Wb.  3.  431  zu  dreschen,  weil  am 
Eingang  des  Hauses  auf  der  Diele  gedroschen  wurde).  Türschwelle, 
Urnen:  Er  kniet  uf  daz,  drischowel  in  der  kirche,  Dal.  76,  10  (30,  75), 
76, 16  (30,  81).  wer  den  schaden  wil  vermidin ,  der  sol  den  vingir 
bei  der  tor  dem  drischowel  nit  legin  vor,  wen  er  in  zcusmuckt 
(zerquetscht)  192,  9  (85,  122).  ez,  fugit  nit  den  fingir  zcu  legin 
czuschin  (zwischen)  tor  und  d.  regin,  117,  5  (52,  35).  di  unib  ein 
druschouwel  kregtin  (stritten) ,  24,  6  (3, 19).  undir  dem  Petrech 
(Ortsname)  ein  drisschowel  glich,  32,  21  (7,  44).  durch  daz,  dris- 
schowel  do  wart  di  stad  gnant  Prag  (Tschech.  praha,  volkseti/molog, 
gedeutet  als  Schivelle),  32,  22  (7,  45).  droschowel,  32,  27  (7,  50).  Und 
der  fürst  wirt  got  anpiten  über  dem  drischschuffel  der  porten  u. 
wirt  ausgeen  (super  limen  portae) ,  W — B  Ez.  46,  2.  der  fürst  — 
wirt  steen  auf  dem  drüschuffel  (in  limine)  der  innwendigen  porten, 
Ez.  46,  2.  wasser  auf  ensprungen  under  dem  drüschuffel  des  hauss 
(in  latus  templi  dextrum),  Ez.  47, 1. 

drö  (drö,  drouwe)  stf.  Drohung:  den  argen  was  sein  rede  ein 
dro,  Wh.  v.  W.  4048. 

drö-brief*    stm,   Drohbrief,  Traut.  Chr.  282. 

dröer  stm.  Bedränger,  Bedroher:  es  haben  die  hern  von  Traut- 
naw  ihren  droer  gefangen  bracht,  Traut.  Chr.  211.  323.  des  drowers 
Gorge  Santmans  knechte  —  haben  einem  bauer  100  taler  ge- 
nomen,  281. 

dröeri,  dröerei,  dröore*  stf.  Drohung,  Traut.  Chr.  31.  83.  281. 

drom*  stn.  Tuchrest.  Sed  frusta,  volgariter  dromer,  ad  civi- 
tatem  Olomuczensem  reducere  non  debent,  sed  in  illis  foris  vendere, 
cui  possunt.  Fremde  Tuchmacher  dürfen  in  der  Stadt  Olm.  selbst 
nicht  Tuch  ausschneiden,  Olm.  Stb.  93a  3  u.  9.    s.  drum. 

dromede  (=  droinedär)  stn.  Dromedar:  die  uberflussikeit  der 
camelen  wirt  dich  bedecken,  die  dromeden  der  lande  Madian  u.  Effa, 
W— B  Js.  60,  6. 

dros  s.  droz,z,e. 

drossdrani*  stf.  Wasserablauf kanal  {vielleicht  aus  dror  stm. 
Sumpf,  trör  stm.  n.  her  abtropfende  Flüssigkeit,  got.  driusan,  herab- 
fallen und  dram  stm.  Gewoge;  oder  zudräni(e)  stsiom.  Balken  oder 
rame,  reme  swmf.  Stütze,  Rahmen):  Die  schüdt  in  der  d. ,  so  einer 
seinen  Gründt  di  schütt  nicht  wird  machen  und  durch  wasser  ein 
schad  gescheh,  so  ist  der  schuldig  wandel,  Chlum.  IV  50. 

drotz-lich  s.  traz-lich. 

drower  (=  dar-obe,  drobe)   Adv.    darüber,  Brunn.  Str.  II  206. 

droz,z,e  siom.  stsiuf.  Schlund,  Kehle:  der  Dorink  (Thüringer) 
sneit  dem  konige  vil  snel  ab  sin  dros  unnd  sin  kel,  Dal.  216,  34  (98). 

drucken,  drücken  swv.  1.  drücken,  bedrängen.  2.  auspressen. 
3.  coire  bei  Vögeln.  4.  ein  Buch  drucken.  1.  si  dructen  an  daz, 
fremde  her  (rückten  an  das  Heer  heran),  Alex.  3623.  mit  stürme  er 
an  die  stat  dructe,  5276.  du  siehst  daz,  dich  di  geselschaft  druet, 
T— B  Matth.  5,  31. 

druckform-setzer*  stm.  Setzer  in  einer  Druckerei:  Traut. 
Chr.  255. 


drum  —  durchgraben  169 

drum  stn.  PI.  drum,  -er  Endstück,  Ende,  Stück,  Splitter, 
Tuchrest  (Zoll  hiervon  auf  der  Prager  Brücke):  Item  de  usione, 
quantum  drum  dicitur,  IUI  gros,  Prag.  Str.  7,  S.  8.  hoffnung  aller 
drümer  der  erden  (omnium  finium  terrae  =  Gott),  Sol.  87,  33.  97,  36. 

druinel- Schlager*  stm.  Trommelschläger:  Bartel  Weisz,  d., 
Traut.  Chr.  330. 

drumen,  drinnen  swv.  in  Stücke  schlagen :  dö  wart  —  ir  herten 
schilt  von  in  gedrumet,  der  man  sie  blöz,  sach  riten,  Alex.  14288. 

drümlein  stn.  Demin.  von  drum:  1.  Haarlocke.  2*  Tuchrest 
siben  slaier  und  drei  drümlein,  Igl.  Stb.  V  149 d,  etliche  tuech  u. 
druemlein  (Tuchreste),  V  279c.  III  drumlen,  V  281b. 

drunzel,  drunzil  (mhd.  auch  trunze,  trunzel)  stn.  gebrochenes 
Sperrstück,  Speersplitter:  die  drunzilen  Stuben  —  in  die  luft,  Trist. 
1746.    durch  sin  houbt  daz.  drunzel  bort,  Alex.  13938. 

drüsse  (=  druos  stf.  drüese  swf.  Drüse,  Beule) ;  drusse  Drüsen- 
geschwür, Pestbeule:  das  dir  gott  di  drusse  gebe,  Elbog.  Chr.  105,  1. 

drüz.z,el  stm.  Gurgel,  Schlund,  bei  Tieren  auch  Rüssel,  Schnauze: 
den  keisir  der  kunig  uf  der  stet  ruckt  bi  dem  druszil  und  greif  im 
an  den  ruszel,  Dal.  187,  2  u.  3"  (83). 

düchtig  (mhd.  tühtec,  -ic)  Adj.  tüchtig,  brauchbar,  edel  und 
fein  gesittet:  Du  fragest,  war  zu  wir  duchtig  sein  und  waren, 
Ack.  24,  4. 

düiup-lächter*  (aus  düme  swm.  Daumen  und  lächter  md.  für 
läfter,  kläfter  fn.  Klafter  der  Bergleute,  ein  Längenmaß  von  4 
(dum-)  eilen;  so  helt  ein  dumplochtern  4  elen,  Traut.  Chr.  S.  190,  s. 
daumelle. 

dupeln  s.  gedupelt. 

dünken  unregelm.  sivv.  (Prät.  dühte,  später  dauhte,  Konj. 
diuhte,  Part,  gedüht)  scheinen,  dünken:  sie  gedauchte,  das  1000  pferd 
und  me  noch  in  reuten,  Böhm.  Chr.  36. 

dunten  (=  dä-unten)    Adv.    d.  =  da  unten,  Traut.  Chr.  281. 

durch-echten  (durch-sechten)  swv.  verfolgen,  subst.  Inf.  —  stn. : 
den  antwurten  (übergeben)  sie  euch  in  durechten,  T — B  Matth.  24,  9. 
den  wirt  alz,  inichelz,  d.,  Matth.  24,21.  nach  den  d.,  24,  29.  so  daz, 
d.  und  die  iagung  wirt  gemacht,  zehant  wirt  er  betrübt  umb  daz, 
wort,  Matth.  13, 21;  Mark.  13,24.  die  Juden  —  derwekten  ain  d. 
wider  Paulum  und  Barnabam,  Btb.  13,  50.  tailhaftig  in  dem  d.  und 
in  dem  reich,  Offenb.  1,  9.  wir  derleiden  daz,  d.  und  enthabens  =  wir 
erleiden  Verfolgung  und  dulden  es,  I.  Korinther  4,  12. 

durch-gen  (auch  durch-gän)  stv.  red.  unregel.  durchdringen: 
Durchgents  liht,  beit  des  blinden  =  lux,  quae  transis,  exspecta 
caecum,  Sol.  7, 29. 

durchgenge  -  stelle  *  stf.  Ort  mit  zollfreier  Warendurchfuhr: 
ein  marktfreie  d.,  welche  mit  einem  namen  genennet  wird  New 
Trautnaw  auf  der  Aupen,  die  iczund  unser  ist,  Traut.  Chr.  17. 

durch-gengig  Adj.  laxus,  penetrabilis,  pervius,  durchdringend: 
ewiges  wort,  das  durchgengiger  ist  wenn  kein  durchsneidents  swert, 
Sol.  2,  24. 

durch-graben  stv.  IV.  grabend  durchbrechen :  auf  die  rede  (damit), 
das  im  sein  haus  nicht  d.  wurde,  Hier.  21,  20. 


170  durch-gründen  —  durch-slag 

durch-gründen  swv.  bis  auf  den  Grund  dringen,  ganz  er- 
gründen :  der  erden  tief  durch  irdisches  guts  willen  d.,  Ack.  52,  7. 

durch-komen  stv.  1 2  bis  zu  den  abgebauten  Lehen  vordringen : 
der  czweier  schacht  ainer  d.  ist  u.  gevertiget  ist  also,  das  man  dor- 
mit  arbeit  allez,,  das  not  ist  czu  den  lehen,  Igl.  Bgr.  N.  45,  5  u.  8. 
vom  tag  ist  kain  schacht  d.  in  die  vorgenanten  lehen,  die  wir  uber- 
varen  haben,  Nr.  45,  6. 

durch-legen  swv.  1.*  ganz  und  gar  bedecken.  2.  mit  Zierrat, 
Edelsteinen  besetzen.  1.  aller  gaz,z,en  wege  man  hat  mit  riehen 
tuochen  durchleit,  Alex.  Anh.  1975. 

durch-leuchtig  (=  durch  -  liuhtec)  Adj.  alles  durchstrahlend, 
helleuchtend,  berühmt,  durchlauchtig):  das  die  kirche  erleuchtet 
wurt  mit  irem  durchleuchtigen  scheine,  Hier.  223,  2.  ir  durchliuhtec 
mündelin  —  sie  dem  fürsten  bot,  W.  v.  W.  747.  rubin  gar  durch- 
liuhtic  rot,  Alex.  9380.  der  durchleutigen  fursten,  Igl.  Bgr.  U — A 
Einl.  dem  durchleichtigisten,  grosmechtigen  —  fursten  u.  herrn 
Heinrichen   herezogen  czu  Sachsen,  Igl.  Bgr.  N.  108. 

durch-leuchtigkeit  (=  durch-liuhtec-heit ,  eontemplatio)  stf.: 
aber  unser  d.,  die  allewege  wacht  czu  gemache  der  undertenigen 
=  sed  nostre  serenitatis  provisio  semper  invigilans  commodis  sub- 
jeetorum),  Const.  I  7,  22. 

durch-liuhtic  s.  durch-leuchtig. 

durch-lustig*  Adj.  höchst  erfreulich,  höchst  beglückend:  Ir 
hapt  sie  hin  mein  d.  augenweide,  Ack.  6,  14. 

durch  -  nechtig  -liehen  (=  dur-nehtec-lich  von  dur-nehte, 
-nahte)  Adj.  vollkommen:  das  verre  wurkende  gehören  (Gehör) 
gar  d.  mit  einem  dünnen  feile  vergittert  zu  prufung  u.  unterscheit 
mancherlei  süsses  gedones,  Ack.  39,  1. 

durch-pelzen*  (von  beizen,  pelzen  sw.  aus  tat.  impellitare, 
pelzen,  pfropfen,  wie  durch-phlanzen  =  völlig  bepflanzen)  sivv.:  ge- 
pflanezet  hab  ich  meine  weingerten  u.  habe  sie  durchpelczet  (con- 
sevi  arboribus),  W — B  Prediger  2,  4. 

durch-reinig  (=  durch-rein)  Adj.  man  (vergl.  durchreinigen 
permundare,  Evang.  M.  3,  12).  ganz  rein:  d.  äugen,  purgatissimi 
oculi.  Sol.  92,  6. 

durch-slag  stm.  1.  Das  Durchschlagen,  2.  Durchlöchern.  3.  die 
Öffnung,  um  das  zurückgehaltene  Wasser  abzuleiten  (bergm.).  4*  bes. 
Herstellung  einer  offenen  Verbindung  zweier  Bergtverke  oder  eines 
Bergwerkes  mit  einem  Erbstollen  unter  Tag.  5.  Küchengerät  zum 
Durchseihen.     6.  Spitzes  Werkzeug  von  Eisen  oder  Stahl. 

4.  Da  im  Gegensatz  zum  heutigen  Bergmaß  (vertikal  von  den 
Enden  des  über  Tag  gezogenen  Maßes  in  die  Erde)  früher  das 
Grubenmaß  vom  Streichen  und  Fallen  des  geliehenen  Ganges  ab- 
hängt, kann  es  kommen,  daß,  „wo  andere  enploste  genge  von  einem 
hauptgange  ader  verlihen  massen  am  tag  genug  ferne  von  einander 
weren  und  doch  in  der  teufte  tzusamne  fielen".  Ein  solcher  Streit 
kann  nicht  durch  Markscheidekunst,  sondern  muß  durch  einen  Rechts- 
satz entschieden  werden  und  zwar  hat  der  Altere  im  Feld  den  Vor- 
zug vor  dem  Jüngeren,  der  die  Vierung  (das  Grubenmaß)  des  Alteren 
leiden  muß.  Das  Alter  im  Feld  wird  durch  die  Verleihungshand- 
feste erwiesen:  Wo  lehen  czu  krige  ligen  kegen  einander,  wie  vil 


durch-slag  171 

er  sein,  u.  eine  die  krigent,  in  sei  mer  und  e  vorlihen,  und  der 
leiher  oder  der  urbarer,  der  in  di  leben  vorlihen  hat,  ist  lange  vor- 
varn  (tot  oder  weggezogen),  do  si  sich  wellent  anezihen  (auf  den  sie 
sich  berufen  wollten),  welche  danne  ir  hantfesten  weisen,  domit  sie 
wollen  volvarn,  di  eldeste  und  di  e  geschriben  ist,  di  beheldet  ir 
recht  und  was  in  beschriben  ist  u.  vorlihen,  D  I R  30.  Pauwent 
czwaierlei  gewerken  pei  einander,  di  peiderseit  hantvesten  haben 
über  ir  lehen  und  durchslabent  sie  czu  einander  und  werdent  darum 
czu  krige,  welcher  dann  die  eider  hantvesten  hat,  dem  schol  man 
sein  recht  e  geben  deune  dem  andern,  Igl.  Bgr.  N.  43  u.  N.  44.  Auf 
Grund  solcher  schriftlichen  Zeugnisse  ivird  geteilt  czu  einem  rechten, 
das  man  dem  eidern  gemessen  berge  zu  der  Mawer  u.  allen  seinen 
lehen  ir  recht  nach  des  zuges  lenge  uff  das  hangende  u.  uff  das 
ligende  geben  sol,  N.  51,  12.  als  wir  clag  u.  antwort  und  auch  des 
pergspuch  abschrifft  gehört  u.  vornomen  haben,  so  taile  wir  czu 
ainem  rechten,  das  man  dem  eitern  perge  von  Sent  Jürgen  ee  (als 
dem  vom  prunne)  geben  schol  u.  messen  schol;  hat  dornach  der 
perkmaister  von  Sent  Jürgen  dem  p.  vom  prunne  icht  czu  schaden 
gehawen,  das  pesser  er  noch  dem  rechten,  Nr.  52,  6. 

b)  Recht  des  Enthauens.  Auf  rasches  Vordringen  in  die  Tiefe 
ist  dadurch  eine  Prämie  gesetzt,  da/s,  wer  eher  zur  Stelle  ist,  auch 
im  fremden  Felde  Erz  hauen  darf  bis  1.  er  mit  dem  auf  demselben 
Garige  rechts  oder  links  angesessenen  Nachbar  durchschlägig  xoird 
(„offener  Durchschlag")  oder  2.  gegen  seinen  Bau  auf  dem  Hangenden 
oder  Liegenden  von  dem  auf  einem  fremden  Gang  angesessenen 
Nachbar  Einspruch  erhoben  wird  („blinder  Durchlag").  Im  2.  Fall 
braucht  der  Einspruch  Erhebende  den  Durchschlag  nicht  abzuwarten. 

b)  1.  Da  naturgemäß  ein  Gang  zuerst  nach  dessen  Streichen 
abgebaut  wurde,  konnte  es  sich  lohnen,  dem  auf  dem  selben  Gange 
angesessenen,  entgegenarbeitenden  Nachbar  durch  rasches  Vordringen 
was  ab  zu  geivinnen,  während  dieser  natürlich  an  der  bedrohten 
Stelle  rasch  entgegenarbeitet ;  denn  mit  erfolgtem  offenen  Durchschlag 
(wobei  es  in  älterer  Zeit  sehr  gewalttätig  herging)  endet  das  Recht 
des  Enthauens.  Beide  Teile  müssen  nun  abivarten,  bis  die  Ge- 
schworenen die  Markscheide  weisen.  (Nach  andern  Quellen  z.  B. 
der  Kremn.  BO.  Art.  9  kann  ohne  Markscheidung  sofort  weiter 
gearbeitet  werden,  so  daß  jeder  dem  andern  3/4  Klafter  fernbleibt, 
nach  der  steir.  B  0.  v.  142-1,  Plattner  S.  24,  danu,  wenn  „der  Durch- 
schlag in  ödes  Gestein  geschieht"):  Ist  das  bergleute  nebin  einandir 
arbeiten,  is  sie  an  bergen,  lehen  adir  lehenscheften,  einer  mag  dem 
andern  enthauwen  unde  angewinnen  sines  berges  unde  sines  erezes, 
so  meiste  er  mag,  bis  das  si  kegin  einandir  durchslahen.  So  das 
geschit,  so  sullen  si  denne  beide  den  durchschlag  rümen,  bis  das  die 
gesworne  doczu  komen  unde  einen  iczlichen  bescheiden,  wo  er  in 
dem  sinen  mit  rechte  erbeiten  möge  an  hindernisse,  D  I R  19  (Schemn. 
Begr.  (15);  Freiberger  Bgr.  B.  §  34.  mit  dem  Zusatz  hinter  rümen: 
iczlicher  llt  eines  lochtirs,  Schemn.  B.  (8):  3U  eines  lochters).  In 
Igl.  Bgr.  N.  52,  2  sagt  der  bergmeister  von  Sent  Jürgen:  ich  glaub 
ewern  genaden  wol,  das  ir  nimant  in  mein  perkwerk  sent  so  lang, 
unez  das  wir  mit  durchsiegen  czusammen  komen.  Darnoch  in 
kurezer  frist  machten  sie  czwischen  denselben  perkwerken  (v.  Sent 


172  durch-slag 

Jürgen  u.  vom  prunne)  ainen  durchschlag  — ,  da  sagt  der  Bergm. 
vom  prunne:  es  ist  gescheen  ain  durchslag  czwischen  den  perkwerken 
czum  prunne  u.  czu  Sendt  Jürgen  (3).  Entscheidung:  das  man  den 
eitern  perge  von  Sent  Jürgen  ze  geben  schol  u.  messen  schol,  hat  dor- 
noch  der  perkm.  v.  Sent  Jürgen  dem  p.  vom  prunne  icht  czu  schaden 
gehawen,  das  pesser  er  noch  dem  rechten,  52,  6.  —  Es  fuget  sich 
czu  czeiten,  dass  ein  offen  durchslack  geschach  czwischen  2  gemessen 
pergen,  die  czu  häuf  durchslugen.  —  Do  behauten  die  Steiger,  das 
sie  durch  den  durchslak  gevaren  weren  czu  ainer  gruben  in,  czu  der 
andern  wider  aus,  Nr.  45, 1.  ein  d.  ist  geschehen  zwischen  den  — 
pergwerken,  dem  Schechtel  u.  den  Kaufleuten,  N.  46,  1.  als  si  —  ir 
gepeude  gevurt  haben,  pis  si  mit  einem  offen  durchslage  kumen 
sein  in  ander  leben  und  in  marscheider  darczu  gegeben  sein,  die 
haben  ein  steende  marscheide  gegeben  peiderseit,  Nr.  8,  1.  d. 
czwischen  send  Jürgen  u.  dem  perkwerk  czum  Goldsmiden,  N.  3,  1. 
d.  vom  himelstoss  czu  den  Wagnern,  5,  2.  W.  Kauffmann  —  u. 
Andres  Plumel  mit  iren  gewerken  —  hatten  czu  tedingen  von  ains 
durchslag  wegen,  der  czwischen  iren  pergwerken  gescheen  ist, 
N.  60,  1.  ferner  N.  40,  2:  N.  50,  1  u.  3;  53, 12  u.  13;  55,  1;  64,  1,  63. 
ob  der  dorchslag  aus  dem  schacht  in  den  obristen  alden  Schacht 
komen  sei  oder  nicht  N.  6,2.  sie  haben  uns  vorgeleget  wie  ein  d. 
czukumen  wer  aus  irer  gruben  in  di  gruben  genant  czum  Schirmer. 
—  Der  vorsprech  der  gewerkeu  von  den  Schirmern  sprach:  Es 
geschach,  das  ein  d.  czukumen  scholde,  des  si  sich  vorsahen, 
czwischen  in  u.  den  Wagnern  u.  gingen  czu  den  oberesten  steigern 
u.  paten  di  durch  eins  rechten  willen,  das  si  ir  diner  mit  in  in  ire 
grübe  sentten  ader  selber  mit  in  vuren:  si  vorsehen  sich,  es  were 
ein  d.  czw.  in  u.  deu  Wagnern  gesehen,  das  her  dorezu  vure  u. 
sehe,  das  kein  unfuge  icht  geschehe.  —  Noch  dem  kurczleich  do 
wart  durchslagen.  —  Do  sandten  di  oberisten  Steiger  ir  gesworn 
diner  in  peide  gruben  u.  enphalhen  den,  das  sie  best  eilten  und 
ouch  dopei  weren,  das  von  des  durchslages  wegen  kein  unfuge  icht 
geschech.  Di  selben  vuren  in  peide  gruben  czu  dem  d.  u.  sahen, 
dass  der  wint  entwer  ging  u.  sein  czuge  nicht  redlich  hette,  wider 
hiher  noch  dorthin,  und  das  der  d.  auch  dennoch  nicht  czu  was 
geweit.  —  Sie  bekommen  von  den  oberisten  Steigern  den  Auftrag: 
das  sie  die  vocher  in  paiden  gruben,  di  den  wint  gehindern  mochten 
an  seim  czuge,  czuslahen  scholden.  —  Igl.  Bgr.  N.  63,  2.  Obige  Be- 
stimmungen über  den  „Krieghau''  gelten  auch  für  Lehenschaften  u. 
selbständige  Lehen.  Nach  Freib.  Bgr.  §  12  werden  die  des  Markgrafen 
und  der  Markgräfin  aktiv  u.  passiv  vom  Enthäuten  ausgenommen, 
b)  2.  Da  der  Bau  auf  dem  Sangenden  oder  Liegenden  von 
zufälligem  Erzvorkommen  in  sogenannten  Nebentrümmern  abhing 
und  daher  von  de>i  Mitbewerbern  ein  Entgegenarbeiten  nicht  ver- 
langt werden  konnte,  wurde  über  einen  solchen  Streit  anders  ver- 
fügt. Das  gegenüber  der  ideellen  Markscheide  in  „blindem"  Durch- 
schlag gewonnene  Erz  bleibt  dem  Eingedrungenen  bis  zum  Wider- 
spruch, (Joach.  B  0.  Art.  92.  sali  doch  das  ertz,  so  vor  dem  vorbott 
gehauen  ist,  dem  bleiben,  der  es  gehawen),  von  da  an  kann  u.  soll 
zivar  weitergearbeitet,  das  gewonnene  Erz  bis  zur  Austragung  des 
Streites  durch  reale  Abgrenzung  der  Abbauberechtigungen  sequestriert 


durch-slag  173 

werden  (mit  der  huete  pehalten,  reservari  sub  custodia,  U — B  26. 
vorpurget  werden,  also  das  is  wedir  einhalb  noch  anderhalb  gefalle, 
bis  das  is  das  recht  entscheide,  DIR  15, 1.  Und  das  ercz,  da3  in 
der  czeit  aufgehaben  wird,  das  sol  man  legen  czu  einem  gemeinen 
manne,  das,  wen  der  krig  ende  hat,  das  maus  denne  gebe  dem  teile, 
das  gewunnen  u.  gesigt  hat,  als  das  recht  heischet,  Const.  1 10,  2. 
Die  Abgrenzung  nimmt  eine  Kommission  (3  von  den  Parteien  und 
einer  von  der  Bergbehörde  zur  Wahrung  der  Regalrechte  bestimmt) 
vor,  deren  Mitglieder  dürfen  an  keinem  der  streitenden  Bergwerke 
teilhaben,  später  (Joach.  B  0.  Art.  92)  der  Bergmeister  sampt  den 
geswornen  und  andern  unvordechtigen  bergkvorstendigen.  Die  Er- 
mittlung der  rechten  Markscheider  soll  erst  vom  Basen  aus  mit 
Schnur  und  Winkelmaß  versucht  werden,  falls  dies  nicht  gelingt,  ist 
der  blinde  in  einen  offenen  Durchschlag  zu  verwandeln  und  dann 
zu  messen.  Der  ältere  Berg  kann  (Recht  der  Vierung)  verlangen, 
daß  ihm  zuerst  gemessen  werde.  Auf  die  festgesetzte  Markscheide 
muß  der  Enthauende  zurückweichen.  Das  vom  Widerrufe  bis  zur 
Vollendung  des  Streites  gewonnene,  sequestrierte  Erz  fällt  dem  zu, 
in  dessen  Feld  es  gewonnen  worden,  wenn  in  dem  des  Gegners,  sind 
diesem  dafür  die  Kosten  zu  ersetzen:  Und  ist  in  keinem  Stollen 
oder  perge  an  dem  teil,  daz  da  heizet  hangendes  oder  liegendes, 
ercze,  oder  ob  es  funden  wiert,  da  man  an  czwifelt,  weder  es  uz 
der  siben  lehen  mase  si  oder  darinne,  und  peidenthalben  ein  griec 
under  den  gewerken  ist,  wer  daz  pehaben  schol,  so  schol  man  darczu 
chiesen  drie  frume  man,  di  ir  entweder  an  keinem  teile  angehorent, 
und  den  vierden  darczu  von  der  urburer  teil,  daz  die  vier  man  oben 
an  dem  rasen  ein  winkelmaz  nemen  u.  recht  pesen,  ob  man  den 
krieg  czwischen  in  muge  czufuren  (verrichten  E.).  Mac  des  danne 
also  nicht  gesehen,  so  muz  man  die  czwene  genge  czusamenvarn 
mit  einem  durichslage,  unde  schullen  die  vorgenanten  vier  man,  die 
dar  czu  gekorn  sint,  aver  (abermals)  ein  winkelmaze  cziehen,  u. 
swie  si  ez  danne  perichtent,  also  schol  ez  stete  peleiben,  Igl.  Bgr. 
U — B  2-4—25.  Buwet  ein  mann  uff  dem  hangenden  adir  uff  dem 
leginden,  also  das  man  nicht  enweis,  ap  is  czu  dem  berge  gehöre 
adir  ein  frihes  si,  das  sal  man  drien  gemeinen  mannen  geben  uff 
iren  eit,  dem  virden  von  des  urbarers  wegen,  also  das  ir  keiner  do 
teil  habe  an  dem  gebirge.  Di  sullen  obene  uff  dem  rasen  di  snure 
czihen  von  dem  höchsten  der  genge.  Mögen  si  is  gescheiden,  is  sal 
craft  habin.  Mögen  si  is  nicht  gescheiden,  so  sal  man  von  den 
gengen  der  sebin  lehen  einen  durchslag  faren  an  die  nuwen  genge. 
Wenne  is  denne  das  recht  gebit  mit  der  snure  unde  mit  dem  winkel- 
masse,  des  ist  das  ercz  usw.,  DIR  15,  1.  n.  Const.  1 10,  1. 

c)  Ein  Bergwerk  oder  selbständiges  Lehen,  das  durch  mangel- 
hafte Wasserhaltung  ein  anderes  zu  ertränken  droht,  sei  es  durch 
offene  Durchschläge  (nur  dann  im  Freiberger  Bgr.  B.  §  27)  sei  es 
durch  natürliche  Klüfte  und  Spalten,  kann  dem  mit  Ertränken  be- 
drohten auf  Verlangen  von  dessen  Gewerken  nach  3tägiger  Klage 
von  der  Bergbehörde  und  Bezeugung  durch  Geschworene  zugeeignet 
werden  (Igl.  Bgr.  N.  66). 

d)  Umgekehrt  hat  eine,  durch  Durchschlag  oder  sonstwie 
eine    andere    vom    Wasser    befreiende    Grube   Anspruch    auf  eine 


174  dnrch-slag 

(wohl  der  des  Erbstollen  entsprechende)  „Eigenschaft" ,  Const.  II 
3,  12:  Wir  seczen  auch,  das  alle  erbsilbergruben  —  nichtesnicht 
rechtens  auswendig  der  mase  ader  reine  in  den  bruchen  ader  in 
was  andern  dingen  in  behalden  ader  czuczihen  sullen,  nur  die 
eigenscbaft  von  den  perkwerken,  die  ertrinken  wollen,  di  ir  wasser 
ausczihen,  ausfuren  u.  austrucken  mugen.  —  Igl.  Bgr.  N.  68,  2: 
Wiwol  czwischen  den  gruben  czu  den  goltsmiden  u.  czu  dem  stain 
nicht  offen  durchsieg  sint  gesehen  —  so  teil  wir  euch  czu  einem 
rechten:  es  sei  kluft  czwischen  den  gruben  oder  ganezer  stein,  sint 
dem  mal  und  der  herezog  das  perkwerk  also  gelihen  hat  (wo  es 
treugete,  do  scholt  es  eigenschaft  nemen),  und  s.  d.  m.  das  di  gruben 
czu  den  goltsmiden  der  grübe  czu  dem  staine  wasser  benimt,  es 
gesche  durch  klufte,  die  man  gesehen  mag  oder  durch  risse  oder 
veule  oder  durch  eczlich  ander  sache  oder  seig,  der  menschlich  ge- 
siebte nicht  wol  gemerken  inak,  dennoch  schol  die  grübe  czu  dem 
staine  der  gruben  czu  den  goltsmiden  von  recht  eigenschaft  geben.  — 

e)  Durchschlügig  verbundene  Bergwerke  müssen  den  natürlichen 
Wetterzug  gegenseitig  didden  und  dürfen  ihn  nicht  durch  Windfänge 
verkehren  Igl.  Bgr.  N.  63  :  die  gewerken  czu  der  gruben  czum  Wagner 

—  haben  uns  vorgeleget,  wie  ein  durchslage  czukumen  were  aus 
irer  gruben  in  die  gruben  genant  czum  Schirmer,  u.  sprachen,  wi 
der  wint  sein  czuge  kreftiglich  gewunen  bette  durch  den  selben 
durchslag  in  di  Schirmer  u.  do  ausgangen  wer.  Nachdem  die  Ge- 
swornen  Steiger  einen  haspel  (in  der  Grube  der  Wagner)  funden, 
der  do  vorkleibet  u.  vorpunet  was,   den  lisen  si  aufprechen  u.  offen 

—  so  das  der  wint  sein  czuge  kreftigklich  wider  aus  den  Schirmern 
in  di  Wagner  gewunnen  hat  u.  in  den  selben  haspel  ausgangen  hat 
u.  noch  get  —  N.  64, 5:  Als  di  oberisten  Steiger  bekant  haben,  das 
si  gesehen  haben,  das  der  czechenwint  aus  dem  kunigeslehen  u. 
durch  di  lehen,  di  do  geboren  czu  dem  gartin,  sein  czok  vertigkleich 
ungehindert  durch  den  durchslag  gehabt  hat  u.  gangen  ist  in  di 
gruben  czu  den  Querczin  u.  doselbist  czu  irem  schachte  ist  aus- 
gangen u.  der  perkm.  u.  s.  gewerken  von  den  Querczin  dornach 
wintfeng  gesaezt  haben,  di  den  wint  wider  hinder  sich  in  des  gartin 
lehen  getriben  haben  — :  das  der  selb  czechenwint  aus  deme  kuniges- 
lehen u.  durch  die  lehen,  di  do  gehorent  czu  deme  gartin,  sein  czug 
schol  haben  durch  den  d.  ungehindert  in  di  Quercze  u.  czu  irem 
schachte  aus  —  u.  taile  di  wintfeng.  di  man  dornach  geseezt  hat 
von  den  Querczin,  das  di  faul  bleiben  schullen.  ■ — 

f)  Spat  entstand  das  Hecht  auf  entgeltliche  Benützung  eines 
fremden  Schachtes  zur  Fahrt,  einmal  schon  Kremn.  B  0.  Art.  21; 
Hangenst.  B  0.  v.  1542  Art.  23.  Schmidt  1,  S.  333  und  auf  unentgeltl. 
Verwendung  erschroteter  fremder  Grubemvasser.  Vergl.  Zycha  I  §24: 
Rechte  der  Bergwerke  gegen  einander. 

d.  eines  Erbstollen  in  eine  czeche:  Des  haben  di  selben  den 
stollen  wider  angegriffen,  di  in  vor  füren,  u.  sint  gevarn  mit  einem 
offenen  d.  in  das  selbe  perkwerk  u.  gerten  eines  rechten  („eigen- 
schaft") von  in.  —  Entscheidung:  Beweisen  di  gewerken,  der  der 
stolle  ist,  mit  einem  rechten,  das  her  ir  erbstolle  ist  und  si  mit 
offenem  d.  in  das  perkwerk  komen  sint,  so  teil  wir  dem  stollen  sein 
recht,    Igl.  Bgr.  N.  74.  —   das  hat  der  gesw.  marscheider  genumen 


durch-slahen  —  durch-wunden  175 

auf  seinen  ait,  das  her  (der  erbstolle)  von  der  rechten  wasserseig  in 
virdebalben  lehen  hat  erreicht  ir  lehen  u.  vorschroten,  aber  der  d. 
der  ist  auswendik  virdelhalb  lehen  czukomen.  —  Finden  4  gesworn 
inarscheider  (von  ihnen  einer  von  der  urborer  wegen),  die  weder  am 
Stollen  noch  dem  Bergw.  zum  Steine  Teile  haben  dürfen,  das  der 
stolle  in  vierdelhalben  lehen  auf  dem  hangenden  durchslagen  hat  u. 
nicht  alleine  irrechent  u.  verschroten  hat  die  lehen  czu  dem  stein, 
u.  besagen  das  auf  iren  ait,  so  schullen  di  von  dem  stein  ir  wasser 
in  den  Stollen  sturczen  u.  dem  Stollen  ein  sibendes  geben,  Igl.  Bgr. 
N.  73.  In  N.  74  lautet  die  Entscheidung:  di  weil  der  von  dem  erb- 
stollen dem  anderu,  der  vor  da  gepawet  hat,  mit  offen  durchsiegen 
nicht  wasser  benimet  noch  wint  pringet,  das  her  in  czu  keiner 
aigenschaft  von  rechte  nicht  getwingen  mag.  —  Ferner  N.  72.  76,  5. 
ein  d.  in  die  uberschar  czum  pawern  (Grube  in  Kuttenberg)  Igl.  Stb. 
V  10  b.    d.  vom  Czappenschen  zu  Sent  Mertein,  Igl.  Kspr.  I. 

Wann  ein  Neufänger  mehrere  unter  Tag  durchschlägig  ver- 
bundene Gruben  verschiedenen  Rechtes  besitzt,  kann  er  von  den  mit- 
bewerbenden Findern  genötigt  werden  vor  der  Bergbeh.  auf  dem 
Hundbaum  zu  schwören,  daß  das  maßwürdig  befundene  Erz  wirk- 
lich aus  der  im  deshalb  zu  messenden  Grube  stamme.  U— B  7, 
D I R  13, 5.  Const.  II  2,  6  s.  neuf  äuger. 

Wenn  Lehenschaften  auf  Nebentrümmer  verliehen  werden,  so 
dürfen  die  Lehenheuer  nur  bei  „unbedingten''  Verleihungen  auch 
nach  dem  Durchschlag  in  den  Hauptgang  weiterarbeiten,  bei  „be- 
dingten", (Const.  III 1,  12.  III  2)  müssen  sie  beim  d.  vom  Bau  ablassen. 

Feuersetzen  zur  Mürbemachung  des  Gesteins  ist  nur  bei  Durch- 
schlägen nicht  gestattet,  Massan.  Statut.  6. 

durch-slahen  stv.  IV.  1.  durchprügeln.  2.  durchbohren. 
3.  schlagend  durchbrechen:  3.  pauwent  —  gewerken  u.  durchslahent 
si  czu  einander,  Igl.  Bgr.  43  f=  einen  durchslag  machen,  das  der  stolle 
auf  dem  hanguuden  in  3 1/a  lehen  durchslagen  habe  in  die  lehen  czu 
dem  steine  (=  mit  d.  eingedrungen)  DIR  I.  19.  —  4.  mit  Metall- 
schmuck  versehen :  ein  cleit  —  mit  gulde  wol  durchslagen,  Ernst  2618. 

durch-sneiden  (-sniden)  stv.  II.  zerschneiden,  verwunden,  bildl. 
mit  Schmerz  durchdringen:  ewiges  wort,  das  durchgengiger  ist 
wenn  kein  durchsneidents  swert,  Sol.  2,  24. 

durch-spehen*  sw.  kundschaftend,  spähend  durchstreifen:  do 
durchspehten  sie  die  erde,  W — B  Num.  13,  22. 

durch-vart  stf.  Durchfahrt,  Durchgang :  Nu  thue  auf  die  d. 
meiner  oren  (penetralia) ,  Sol.  2,  23.  der  gestirne  durchvart ,  Trist. 
230.  durch  dieselbe  d.  (durch  das  thor  des  melzhauses)  sal  der 
Michel  Besniczer  faren,  Igl.  Stb.  III  151c. 

durch  -  veucliten  (-viuhten)  sw.  durchnässen:  sein  gepeine 
werden  durchveuchtet  (irrigantur),  W — B  Job.  21,  24. 

durch- vomieren*  (von  for-,  furnieren  swv.)  ganz  mit  Furnieren 
bedecken,  W — B  s.  sliez,ung. 

durch-wieren  swv.  mit  Gold  oder  Edelsteinen  durchlegen  ge- 
bende-gezieret  und  durchwieret,  Trist.  4509. 

durch-wunden  swv.  ganz  verwunden  (nur  aus  Wack.  pr.  99,  7. 
Gr  A  3, 238.  1351)  durchwundet  hat  er  meine  lenden  (convulneravit 
lumbos  m.)  W— B  Job.  16, 14. 


176  dur-echten  —  e 

dur-echten  s.  durch-sechten. 

dürft  stf.  Bedürfnis,  Not:  „Wann  dich  du  (—  dö)  ein  keisir 
zcu  höbe  (=  hove)  rufit,  so  brenne  eine  mil  (Meile)  um  dich  mit 
raube  dürft,  Dal.  99,6  (42,64). 

dürft  Adj.  nötig,  notwendig:  daz.  im  nit  was  dürft,  T — B 
Joh.  2,  25.  Matth.  6,  8.     es  ist  dürft,  daz.  die  trubsal  kumen,  Matth. 

18,  7.     den  gesunden  ist  nit  dürft  des  arczt,  Matth.  9,  12. 

dürftig',  dürftig  Adj.  Arm,  bedürftig:  dürftiger,  totleicher  = 
miser  et  mortalis ,  Sol.  8, 16.  wan  sie  des  dürftig  sein ,  Igl.  Stb. 
III  55  d. 

dürftig-heit  stf.  Unglück,  Not:  an  dem  tage  der  besuchunge 
u.  der  grosen  durfticheit,  W — B  Js.  10,3.  kumen  wirt  ouf  dich  d. 
(miseria),  Js.  47, 11.  dem  was  leide  über  ire  d.  (hatte  Mitleid  mit 
ihrem  Elend),  Richter  10,  16  ferner  II.  B.  14b.  VI.  IIa,  52b. 

dürkel  Adj.  durchbrochen,  durchlöchert,  mangelhaft*:  d.  ist 
din  (der  werlt)  triuwe,  Alex.  27315. 

dur-nechtig  (dur-nehte,  -nahte,  -nehtec,  -nahtec)  Adj.  voll- 
kommen, woran  nichts  auszusetzen  ist:  nach  durnechtiges  meisters 
siten,  Trist.  19.  d.  in  Jhesu  Kristo,  T — B  Kolosser  1,  28.  der  wille 
Gotes  —  wolgevallender  und  durnechtiger,  Römer  12,  2.  dorum  seit  d. 
alz,  euer  himlischer  vater  ist  d. ,   Matth.  5,  48.     ob  du  wilt  sein  d., 

19,  21.    ein  d.  volk,  Luk.  1, 17.    ein  ieglicher  sei  d.,  Luk.  6,  40. 

durnein  (dürnin)  Adj.  von  Dornen:  ain  d.  krön,  T — B  Mark. 
15,  17. 

dürre  (auch  dürre)  Adj.  dürr,  trocken,  mager:  bei  trüben  ge- 
trank,  auf  dürrem  ast,  betrübet  —  bleib  ich  u.  heul  an  unterlasz, 
Ack.  5,  4  vgl.  Wolfr.  Parz.  57, 10 ff. 

dürsten,  dursten  unpers.  swv.  dürsten:  laz.  dich  nach  sinem 
sun  durstin  (sei  ihm  gewogen,  hüte  ihn  wohl!),  Dal.  59, 16  (21,11). 
im  vient  si  wurden  durstin  und  kurn  in  czu  vurstin,  218, 25  (99). 

dürsten,  dursten  sivv.  unpers.  Prät.  durste  dürsten,  verlangen: 
helden,  die  sich  dürsten  län  nach  ritterlicher  tat,  Trist.  1310. 

durstig  (turstec)  Adj.  kühn:  keiner  was  durstig  in  zu  fragen 
von  des  hin  (wagte,  ihn  darum  zu  fragen),  T — B  Matth.  22, 46. 

duz,  (G.  duz.z.es)  stm.  Schall,  Geräusch:  also  kreftigen  duz,,  da 
mit  daz.  waz,z.er  tet  val  durch  daz.  bilde  hin  ze  tal,  Alex.  25254.  ein 
waz.z.ervluz.  gap  gar  sturmlichen  duz,,  Alex.  Anh.  606.  so  biutet 
sin  (des  brunnen)  wal  mit  duz.ze  braht,  Alex.  9840. 


E 

e  (=  e,  ewe)  stf.  1.  endlos  lange  Zeit,  Ewigkeit.  2.  Gewohn- 
heitsrecht, Recht,  Gesetz.  3.  bes.  Norm  und  Form  des  Glaubens. 
4.  Altes  und  Neues  Testament.  5.  Ehebund.  1.  von  ewen  zu  ewen 
immer  mere,  Legende  878.  2.  in  meiner  e  oder  nicht  (in  lege  mea), 
W — B  Ex.  16,  4.  in  der  e  unsers  herren ,  Lev.  5, 17.  sein  sullen  si 
alle  (unser  Hab  und  Gut)  under  deiner  e,  Judith  3,  4.  Als  di  e  ge- 
sprochen hat:  was  du  wild,  das  man  dir  tue,  das  tue  andern,  das 
gehört  dorczu,  Igl.  Str.  S.  356  oben.  3.  er  da  leben  solde,  swelcher 
e  er  wolde  (christl.  oder  heidnisch) ,  W.  v.  W.  6474.     die  geloubent 


eben  —  eben-starc  177 

an  den  höben  got  u.  geloubent  der  e,  als  er  gebot,  5807.  „nü  sagent 
des  kristen  e  u.  wie  iuwer  gloube  ste",  5812f.  lepte  diz  volc  nach 
unser  e,  (=  christlich)  ich  wolde  hie  wesen,  5410.  der  bischof  gap 
überal  die  e,  er  lerte  sie  des  kriuzes  segen,  7788.  fürstlich  recht, 
nach  kristen  e  gesegent,  7802.  do  treit  er  kristen  e.  sin  orden 
tsete  in  lihte  we  (weil  ihr  noch  Heiden  seid),  6870 f.  nach  Kristes 
e  getouft,  6827.  daz  wir  unser  e  verkürn  =  unser  Christentum 
aufgeben  sollen,  3458.  4.  got  gebot  in  der  alden  e,  Joh.  v.  Iglau 
4.  Gebot,  noch  der  e,  di  du  gegeben  hast  unsern  vetern  in  dem 
fewer,  Sol.  68,  20.  Mag  aber  der,  der  den  schaden  getan  hat  (Fuß, 
Hand,  Nase  oder  sonst  ein  Glied  einem  geraubt  hat)  des  geldes 
nicht  gehaben,  so  rieht  mau  nach  der  E  oder  nach  dem  rechten,  ain 
aug  um  das  ander,  haut  um  haut  und  also  um  die  andern  gelider, 
Brunn.  R.  II  9.  4.  daz,  uns  wil  triben  von  der  e,  die  der  werde  Moise 
üf  Sinai  dem  berge  nam,  Alex.  72i5.  5.  Ich  bin  vormalen  in  der 
lieben  lustigen  ee  gewesen,  Ack.  42, 14.  herre  Tot,  aller  e  brecher, 
Ack.  18,  5.  wer  seinen  sun  oder  tohter  verlobt  oder  zu  e  gibt, 
Eger  Str.  XVI.  1.  das  si  an  di  rechtin  e  tretin  (und  nicht  mehr 
Vielweiberei  pflegen),  Dal.  80,  20  (32,  37). 

eben,  -e  Adj.  glatt,  gerade  gleich,  gelegen* ,  passend*,  ent- 
sprechend: wie  mir  das  fugsam  u.  eben  ist,  Stb.  Brüx  N.  335  und 
Elbog.  Chron.  2, 19.  35,  22.  daz,  die  rede  sin  inuge  sinen  worten  eben, 
Alex.  Anh.  1691. 

eben,  -e  Adv.  1.  gleichmäßig,  paßlich.  2.  bequem.  3.  genau,  sorg- 
fältig. 4.  gleich.  1.  das  phert  —  gie  snelles  zeltens  eben,  W.  v.  W. 
7096.  3.  allez,  des  sie  muote,  daz.  stunt  so  ordelich  und  eben,  4111. 
er  vaz,t  —  die  wort  —  eben  in  sinen  muot,  Alex.  25945.  4.  da  (im 
himel)  er  gewaltecliche  eben  here  und  eben  riebe  sitzet  ze  sines 
vaters  hant.  W.  v.  W.  3069.  so  mereke  die  stat  gar  ewen  (genau), 
Böhm.  Chr.  59. 

eben-bilde  stn.  Ebenbild,  Abbild,  Vorbild:  vielleicht  gedenken 
(die  Ratsherrn  von  Elbogen),  mit  dem  ebenbild  zu  setzen  (ein 
warnendes  Beispiel  zu  geben),  das  sich  ander  meiner  gnedigen  hern 
anhengung  (seine  Anhänger)  zu  sein  schew  sullen  entpfahen,  Elbog. 
Chr.  72,  3. 

ebene  stf.  Ebene:  ein  teychtl,  ligund  hinter  sand  Johannes  in 
der  eben,  Igl.  Stb.  IV  245b.     ein  teich,  gelegen  in  der  eben,  V83a. 

eben-gröz,  Adj.  gleich  groß,  ebenbürtig:  mir  an  adel  ebengröz,, 
Trist,  5752. 

eben-her  Adj.  gleich  vornehm,  gleich  herrlich:  der  im  was  wol 
ebenher  =  ebenbürtig,  W.  v.  W.  3787.  3069. 

eben-hoehe  stf.  Belagerungswerkzeug,  das  in  gleiche  Höhe  mit 
der  Mauer  bringt,  Alex.  2515.  14965.  er  machen  hiez,  e.,  di  er 
hiez,  an  die  burc  mit  schiffen  leiten,  9236.  ietslich  e.  behielt  driu 
gaden,  9243.  sie  vielen  üz,  der  e.  dar  üf  (üf  die  müre),  9485;  Alex. 
Anh.  690.    guter  ebenhoe  viere,  Ernst  1399. 

eben-krist  (auch  -kristen  stswm.)  swm.  Mitchrist:  desselben 
bistu  schuldig  zu  geweren  deinen  ebeucristen,  Hier.  48,  25.  das  wir 
got  lib  haben  sullen  —  und  dorezu  unsern  ebencristen,  55,  19. 

eben-starc  Adj.  gleich  stark:  sin  ros  e.  und  vollenhoch  was 
ez,  zu  mäz,e  wol  dem  man,  Trist  1644. 

12 

Jelinek,   Wörterbuch. 


178  eben-teuren  —  echt(e) 

eben-teuren  (eben-tiuren)  swv.  in  gleicher  Höhe  (als  der  Wert) 
Bürgschaft  leisten :  Will  er  (wer  im  Streit  um  die  gewer  unterlegen 
ist)  denn  hinwider  teidingen,  so  scbol  er  dem,  der  di  gewer  erstanden 
bat,  den  Weingarten  ebentewren  und  clag  denn,  was  er  well,  mit 
also  vil  erbe  oder  mit  bereitem  (baren)  gelt  als  tewer  als  der  Wein- 
garten ist,  Cblum.  VIII  22. 

ebenthure,  ebentiure  s.  aventiure:  nacb  der  e.  sage,  Ernst 
4281.    als  mir  die  ebenthure  swur,  148. 

ebenunge  stf.  1.  Atisgleichimg,  Versöhnung.  2.  Ebene*:  2.  ouf 
der  e.  u.  velden  der  stat  Jericho  (per  plana  atque  campestria)  W — B 
Jos.  4.  13.  czu  der  erden  der  e.  (ad  terram  campestrem),  W — B  IV 
B  129c,  ferner  II  2a,  III  Ib.  in  den  gepirgen  und  in  der  e.  (in 
montanis  et  in  planitie),  Jos.  11,  2.  12,  8  u.  18,  18.  do  di  e.  ergie 
(Übergabe  der  Stadt),  Alex.  24582. 

ebich  (ebech,  ebich)  Adj.  verkehrt,  böse:  das  under  gen  berge, 
das  ober  gegen  tale,  das  ebich  an  das  recht  hat  die  meiste  menig 
Volkes  gekeret,  Ack.  51,  11. 

e-brechen  stn.  Ehebruch:  das  eprechen  ist  vorborgen  W — B 
Num.  5,  13.     begriffen  an  dem  e.  (in  stupro),  Num.  5,  13. 

e-brechen  swv.  ehebrechen:  sie  haben  ge-ebrecht  in  die  hous- 
vrowen  irr  vrunde  (moechati  sunt  in  uxores),  W — B  Jer.  29,  23. 

e-brecher  (=  e-brechsere)  stm.  Ehebrecher,  moechus,  W — B 
Lev.  20,  10. 

e-brecherinne  (e-brsecherinne)  stf.  Ehebrecherin,  adultera, 
W— B  Lev.  20,  10. 

ebrecher-turni  stm.  Turm,  in  dem  Ehebrecher  gefangen  ge- 
halten wurden:  ehebrecherturm,  Eg.  Chr.  675.  787.  804. 

e-brechtig*  Adj.  ehebrecherisch:  gesiecht  ubelz,  und  eebrechtigz,, 
T— B  Matth.  12,  39. 

e-breehunge  stf.  Ehebruch:  deine  e.  =  adulteria  tua,  W — B 
Jer.  13,  27.  der  beget  di  eprechung,  T— B  Mark.  8,  38.  10.  11; 
Matth.  15.  19. 

ebtei   stf.  =  abtei,  Eg.  Achtb.  II 198. 

ebtissine,  eptisehinne*   stf.   Äbtissin:  Böhm.  Ch.  46. 

echt  (md.  für  e-haft)  stm.  1.  Gesetzmäßigkeit.  2.  eheliche 
Geburt:  1.  ob  er  sein  recht  und  sein  echt  icht  pilleicher  geweren 
muge.  Igl.  Str.  229;  261  S.  157;  153  b.  ob  er  sein  recht  u.  sein 
echt  mit  seinen  amptleuten  u.  mit  seiner  marscheid  —  behalden 
mug,  Igl.  Bgr.  X.  44,  2.  erstanden  recht  u.  echte  —  erstanden  und 
erclagt  haben,  Mind.  des  Egerl.  S.  73.    für  echt,  Elbog.  Chr.  76,  33. 

echte-ding  (im  Gegensatz  zu  afterdinc,  Nachgericht)  stn.  (md. 
aus  ehaft  dinc)  ordentl.  Gericht,  Judicium  legitimum.  Böhm.-Kam- 
nitz,  Linke  S.  300  f. 

Seht  (e)  stf.  (ähte,  sehte)  Verfolgung,  Acht:  Swer  der  ist, 
der  an  disem  brief  (das  Egerer  Achtbuch)  geschriben  wirt  mit 
gericht  und  mit  rechter  urteile,  der  ist  in  des  riche^  echte  und  in 
des  landes  echt  und  auch  in  der  stat  echt.  Swer  der  ist,  der  an 
den  brief  geschriben  wirt,  der  kan  davon  nicht  kumen  an  des  richters 
wort  und  an  der  purger  wort,  di  zu  dem  rate  gehorent,  und  an  des 
schribers  recht,  Eg.  Achtb.  I  Einl.  die  in  echt  komen  und  in  die 
echt  bracht  werden,  II  Einl.,  II 1.  2.  3.,  in  die  echt  braht  wirt  mit 


echten  —  eder-mal  179 

volge  (Zustimmung)  der  scheppfeu  hie  zu  Eger.  II  Einl.  um  gült  u. 
echte  fride  u.  geleit  geben,  Eger.  Str.  B  34.  wer  aber,  das  der,  der  den 
schaden  (an  Weingärten)  tete,  bei  tag  oder  nacht  hinqueme,  so  sal 
man  in  einheischen  (vor  Gericht  laden),  kommt  er  nicht,  so  sal  man 
in  echten  u.  in  die  echte  tun  nach  recht  der  stat  czu  Präge,  Stb. 
Brüx,  N.  108  u.  Eger.  Chr.  N.  1067. 

echten  (=  ähten,  sehten)  swv.  verfolgen,  ächten,  in  die  Acht 
tun:  Dozelbinst  hat  mau  geecht  von  deme  seibin  totslag  Joeoff 
Scherczfeld,  den  richter  doselbinst  zeu  Meystersdorf,  Böhm.-Kamnitz 
Stb.  N.  88;  Linke  S.  301;  Stb.  Brüx  108;  Chr.  v.  Eger  N.  1068 
s.  vorzelen.  den  groszern  (von  den  Fröschen)  er  mit  virslinden 
(Verschlingen)  echt,  Dal.  123,  7  (55,  81). 

echter  (=  aehter,  ehter)  stm.  1.  Verfolger,  Feind.  2.  die  Acht 
vollziehender  Söldner.  3.  Geächteter.  1.  schedlicher  ächter  aller 
weite,  fraissamer  morder  aller  leute,  ir  Tot.  Ack.  1,  8.  ire  veinde 
u.  ire  echter  (persecutores)  W — B  Esther  9,  16.  In  swes  gewalt  ein 
echter  begrifen  wirt  und  weiz,  daz  er  ain  echter  ist  und  in  ein- 
nimmt mit  ezzen  und  mit  trinken  und  mit  allen  dingen,  derselb 
hat  daz  recht,  daz  der  echter  hat,  Eg.  Achtl.  I  Einl.  In  wes  gewalt 
ein  echter  begriffen  wirt  u.  weis,  das  er  ein  echter  ist  u.  in  ein- 
nimmet  mit  e^^en  und  mit  trinken  —  der  hat  daz  recht,  daz  der 
echter  hat,  Eg.  Achtb.  II  E.  Albrecht,  der  Pehem  echter,  Böhm. 
Chr.  101.    die  der  fursten  rechte  echter  und  plutvorgisser  waren,  54. 

ecke  (mhd.  auch  egge)  stswf.  stn.  1.  Schneide  einer  Waffe. 
2.  Ecke,  Kante,  Winkel.  3.  acies*,  de  qua  sectores  —  secant 
metallum:  der  stolle  heisset  auch  di  czeil  ader  linie  ader  di  ecke 
(H,  acke  D.)  von  der  die  hewer  erez  hawen,  Const.  II  4,  2. 

eckecht,  ecket  Adj.  eckicht:  die  gros  eckett  kanell,  Igl.  Stb. 
in  112  b. 

ecker-lenge*  stf.  (bestimmte)  Länge  eines  Ackers:  da  wer  noch 
ein  ziemlich  e.  bis  zum  des  hern  Silbers  granitz,  Traut.  Chr.  71. 

ecke-stein  stn.  Eckstein  eigentl.  und  bildl.:  e.  u.  vestenunge 
der  heiligen  christenlichen  kirchen,  Hier.  15,  4. 

edel  (e)  stf.  edle  Abstammung ,  edle  Art  bi  iuwer  edele  ich 
iueh  man,  Alex.  6962.    was;  hilf  et  edle,  waz,  hilfet  guot?  Alex.  7789. 

edeling  stm.  Sohn  eines  Edelmannes,  offte  wirt  einer  ein  e. 
genant  von  seines  gutes  willen,  Böhm.  Chr.  41,  85. 

edelkeit  (edelec-heit)  stf.  Adel,  Vorzug:  umb  das  die  e.  ader 
adel  im  selber  ein  recht  seezet  (Versprochenes  nicht  zu  geben,  wäre 
unedel)  Const.  III  7,  1.  nu  wolde  got  —  den  boum  lobesam  der 
heiligen  edelkeit  nicht  läz,en  darben,  Legende  783.  und  oft  straft  di 
armut  di  gebursche  edelkeit  (oft  sucht  bäuerliche  Armut  den  Adel 
heim,  =  sinkt  adelige  Herkunft  infolge  von  Armut  zum  Bauerntum 
herab),  Dal.  96,  16  (41,  17.) 

edeinen  (mhd.  gewöhnlicher  ätemen)  siov.  atmen:  auf  die  red, 
das  der  mensch  geedemen  mocht,  hastu  im  gegeben  di  lautrikeit 
der  luft,  Sol.  54,  4. 

ederein*  (von  ader  stswf.  Ader,  Sehne,  Nerv,  Bogensehne) 
Adj.  sehnig:  e.  strenge,  W— B  Bichter  16,  7. 

eder-mäl*  (e  mäles)  Adv.  ehedem,  einst,  einmal:  wer  edermal 
geswigen  het,  der  scholde  ewikleichen  sweigen,  Saazer  Urkdb.  S.  100. 

12* 


180  e-ding  —  ehaft 

e-ding  =  echt  ding,  Böhm.  Kanin.  Stb. 

effen  (Praet.  afte,  efte,  Part,  geaffet,  geeffet,  geffet)  sivv. 
äffen,  narren:  swaz  so  gerne  triuget,  effet  unde  liuget,  daz  sie 
wesen  dem  gehaz,  W.  v.  W.  5793.  ein  mensche  leuget,  das  er  effe, 
di  is  hören,  Joh.  v.  Iglau,  8.  Gehot.  din  maget  —  also  efte  Käedine 
mit  irem  zouherküsselin?  Trist.  6084. 

eifern  (auch  avern,  ävern)  swv.  1.  wiederholen,  er  eeuerte 
(replicavit)  alles,  das  im  unser  herre  hette  gepoten,  W— B  Nmn.  27, 23. 
2.  eine  Sache  gehässig  toieder  vorbringen,  tadeln.  3.  rächen:  also  dass 
keine  parthei  furbass  —  sulcher  verlauffunge  der  andern  in  arg,  noch 
rachsal  nimmermer  geanten  noch  geeffern  sullen  mit  worten  noch  mit 
wercken  —  6n  alle  argelist  u.  geverde,  Mind.  Egerl.  S.  79.  die  sach 
in  rachsal  nimmermer  geantten  noch  geeffern  sol,  S.  73.  noch  enwollen 
wir  alle  obgenannte  sache  u.  czwitrechte  —  nimmermer  geeffern  noch 
handeln  in  keiner  weise  ön  geverde,  S.  48.  sie  geloben  dies  —  nicht 
anten  noch  effern  in  keinem  argk.,  Elbog.  Chr.  75,  11.  3, 17.  dis  — 
hinfur  nimermer  anden,  effern  noch  rechen,  sunder  das  als  eine  ab- 
getane sach  —  halden,   Eger.  Chr.  1089. 

egel  sivf.  Blutegel:  der  egeln  sint  czwu  tochter,  W — B  Spr. 
30,  15. 

e-gelübede  stfn.  Ehegelöbnis:  den  25.  may  solle  die  Frantz 
Junckhern  Urschl  mit  dem  Jörg  Albrecht  des  ehegeliebts  halber  vor 
das  geistlich  recht  zue  Regenspurgk  stehen,  Eg.  Chr.  844. 

eger-holz*  stn.  von  der  Eger  angeschwemmtes  oder  auf  ihr 
geflößtes  Holz:  e.  oder  ander  prennholcz  ligen  laz^en,  Eger  Str.  A 
XII  1,  C  50. 

egerisch*  Adj.  zu  Eger  gehörig:  alle  e.  dörfer,  Eg.  Chr.  69. 
bei  der  e.  kantzlei  69.  die  Egerischen  geschlechter  101.  zwen  e. 
bawern,  49,  S.  37.  die  e.  soldner,  35.  36.  der  egerischen  feinde,  43. 
egerische  entrunnene  burger,  48.  di  egrischen  burger,  12.  uf 
mainung,  das  si  egrisch  weren,  1162.  di  e.  nonnen,  714.  840.  im 
e.  craiß,  728. 

Eger-leite*  swf.  (lite  swf.  Bergabhang,  Halde)  Egerufer:  Nu 
rügen  wir  unsere  gemein  auf  der  Egerleiten  neben  der  Eger 
herauf  bis  an  der  stat  gueter,  Rüge  v.  Prahl,  N.  37  u.  43. 

ehaft  Adj.  gesetzmäßig,  ehaft  ding  =  ordentl.  Gericht  s.  echte 
ding  und  ding,  Gegensatz  afterding:  der  aidpfermig  beträgt  czwen 
haller  pregisser  u.  in  ehaften  dingen  4  haller  u.  nicht  mer,  Prag. 
Str.  73.  der  butel  Ion  ein  haller  u.  in  ehaften  dingen  zwen,  Prag. 
Rb.  17.  welcher  man  dem  andern  pfant  sezt  varendes  gutes  (Faust- 
pfand) —  das  sol  ein  man  aufpieten  dreu  (3)  gericht  oder  in  ehaften 
dingen  zu  einem  mall,  23.  ehaft,  ehaftige  not  —  causa  legitima, 
Brunn.  Str.  I  472  u.  tl  191.  pro  causis  legitimis  absentiae,  quae 
vulgariter  „eehaft  not"  dicuntur,  1472.  ehaftiger  not  sint  vier:  di 
erst  heisset  die  herrennot ;  di  andere  haisset  Siechtum,  der  siech  nicht 
tugleich  wirt  an  geczeuge;  das  dritt  ist  venchnusse;  das  vierd  ist 
waz^ernot ;  u.  ierret  ein  man  der  vier  sach  aineu,  daz  er  ze  rechtem 
tag  vur  gericht  nicht  chomen  mag  (kann),  wiert  urtail  wider  in 
getailt,  das  hat  nicht  chraft,  II 191.  der  sechs  ehaft  not,  die  hie 
geschrieben  sint:  1.  eines  landes  furste  oder  sein  gewaldiger  camerer, 
der  mag  ein  igleiche  sache  wol  gehindern.    2.  fewer  oder  uberig 


ehaftig  —  eid  181 

-Wasserflut.  3.  gemeinen  landes  urleug.  4.  gevenknusse  oder  raub 
auff  demselben  wege.  5.  natürlicher  siechtum,  der  nicht  logenlich 
wiert  angeczogen.  6.  eines  vaters  oder  eines  elichen  weibes  tot, 
Igl.  Str.  S.  365.  in  kein  eehafte  not  daran  nicht  gehindert  hat,  Igl. 
Str.  325;  36;  I  S.  358,  Bgr.  N.  93,  2  u.  Const.  IV  2,  3.  Auch  ob  imand 
aufgehalten  wurde  von  e.  not,  Const.  I  7,  13.  verhindert  mit  e.  not, 
Const.  II  3,  11 :  wer  sich  außer  durch  e.  n.  gehindert,  nicht  inner- 
halb 4  Wochen  beruft,  verliert  das  Recht  dazu,  Const.  IV.  20,  21. 
eehafte  beruffunge  an  oberisten  richter,  Const.  IV  4,  18.  eehaftig  be- 
schirmunge  (s.  helfrede),  Const.  IV  4,  14.  Wer  aber  von  gebrechen 
wegen  oder  sust  von  ehaftiger  not  nicht  mit  seinem  eigen  leibe 
mochte  ausczihen,  der  solde  das  beweisen  vor  dem  rate,  Prag. 
Str.  64.  e.  sache  (legitima  causa) :  ob  si  (die  Gewerken)  über  di 
14  tage  bei  den  ersten  in  smiden  lassen,  dornach  so  mugen  sie  von 
in  nicht  weichen  äne  e.  sache,  Const.  I  15,  11.  wan  den  posen  vor- 
poten  sein  alle  eehaftige  Sachen  czu  handeln,  Const.  I  5,  4.  wenn 
man  beweiset  eehafte  sache,  dovon  er  nicht  kegenwortig  mocht  sein, 
so  soll  man  in  widerprengen  genczlich  czu  ganczer  sachen  an  alle 
minnerunge;  wann  von  allen  rechten  u.  gesetcze  entschuldiget  di 
twingende  notdurft,  Const.  IV  4,  14.  —  das  gericht  ist  eine  ehaftige 
tat  (actus)  dreier  personen,  das  ist:  des  richters,  des  clagers  u.  ant- 
worters, Const.  IV  4,  1.  der  als  contumax  verurteilte  clager  sol  in 
eehaften  czerungen  (expensis  legitimis,  Gerichtskosten)  vorvallen 
sein,  Const.  IV  4,  16.  Ob  einer  den  marktbach  ohne  ehafte  not  u. 
ohne  verlaub  auskehret,  —  den  sol  man  strafen  an  leib  u.  gut, 
Taiding  v.  Friedberg  3.  —  von  ehafter  sache  wegen,  Igl.  Rspr.  XV. 

ehaftig   Adj.   ehaft  s.  dieses. 

ehebrecher-turm  s.  ebrecher-turin. 

eke-geliebt  s.  e-gelübede. 

ehe-halte  (=  e-halte)  sivm.  der  das  Gebot  eines  andern  hält, 
zu  ihm  in  einem  Vertragsverhältnis  steht,  Dienstbote:  die  ehehalten 
s=  Dienerschaft,  Eger.  Chr.  N.  1197. 

eke-leiblich*  (=  e-lich)  Adj.  ehelich,  aus  gesetzmäßiger  Ehe 
stammend:  e.  Sohn,  Eg.  Achtb.  II  222. 

eher  (auch  äher)  stn.  Ähre :  siben  eher,  die  wuchsen  aus  einem 
halme  voller  getreides,  W — B  Gen.  41,  5  u.  I.  B  76  c.  zerreiben  di 
errecher,  T— B  Matth.  12,  1. 

ehern  (mhd.  auch  ahern)  sivv.  Ähren  lesen:  Wo  hastu  geehert, 
W— B  Ruth  2, 19.     Ruth  gienc  sit   ehern  uf  da^  velt,  Alex.  11487. 

ei  (Gr.  eies,  eiges  PI.  eier,  eiger)  stn.  das  Ei:  die  friuntschaft 
ist  enzwei,  ir  stet  mir  niht  vür  ein  ei,  Alex.  20418.  guldin  eiger 
Alex.  1826.    hei^ent  in  varen  die  eiger  czern,  3254. 

ei,  eiä  Interj.  Verivunderung,  Freude  ausdrückend:  eiä,  werder 
Willehalm,  W.  v.  W.  1984.  eiä,  Willalm,  min  amis,  1134.  eiä  guot 
sselic  wip,  2443.  eiä  süe^er  junger  man !  6166.  eia,  herre,  und  möht 
da^  sin,  6248.    eiä,  wol  üf!  wes  biten  wir?  7121. 

eid  stm.  Eid:  Über  ihn  handelt,  Const.  IV.  17:  in  allen  sachen, 
wo  bewerung  nicht  ist,  do  vorricht  man  den  krieg  mit  dem  eide  u. 
volget  noch  an  der  bewerunge  stat.  —  so  verhenget  der  richter  in 
gerichte  peiderseit  den  eit  ader  ein  teil  dem  andern  mit  laube  des 
richters.   —  die  sache,  die  mit  dem  eide  vorricht  ist,  von  meineits 


182  eide  —  eidem 

wegen  wirt  si  nicht  widersprochen;  aher  des  übertreten  der  heilikeit 
und  ere  des  eides  ist  got  genug  recher,  IV  17. 1.  —  von  wem  der  eit 
geheischen  wirt,  der  richter  twinget  in,  das  er  mus  entweder  gelden 
ader  sweren,  doraus  kise  er  eins  2;  keines  von  beiden  zu  tun  ist 
offenliche  schände  3,  ist  es  das  er  nicht  sweren  wil,  so  sol  im  der 
richter  nicht  rechtens  helfen  4,  ist  es,  das  der  clager  sweret,  so 
verurteilt  er  {der  Richter)  den  antworter,  der  nicht  sweren  wil,  der 
antwurter,  gilt  er,  so  ledigt  er  in,  gilt  er  nicht,  so  vorurteilt  er  in 
5,  der  eit,  ein  widertat  kriege  czu  entscheiden,  iverde  oft  in  un- 
gehöriger Weise  verweigert,  der  heiligen  czeit  czu  schonen  6,  darum 
soll  an  bestimmten  feiertagen  das  ordenliche  gerichte,  in  dem  der 
eit  gehört,  —  nicht  halden  7.  Auch  mag  der  teil,  wider  den  di 
geezeugen  gefuret,  ah  er  wil,  in  (diesen)  den  eit  ablassen  (erlassen), 
Const.  IV  12, 17.  ratent  mir  in  trewen  in  geswornes  eides  weise, 
Ack.  42,  13.  ein  offenes  ayd  (n.),  Eger  Chr.  N.  312.  wann  der 
munezmaister  kein  eid  czu  geben  hat  weder  steigern  noch  scheppen, 
sundern  der  camrer  von  unsers  hern  des  keisers  wegen  oder  die 
scheppen,  Igl.  Bgr.  N.  65,  6.  Der  Kläger  kann  dem  Beklagten  nur 
mit  Erlaubnis  des  Richters  den  Eid  nachlassen,  Igl.  Str.  7.  der 
Richter  kann  beide  ohne  Rücksicht  auf  einen  unter  ihnen  geschlossenen 
Vergleich  zum  Eide  nötigen,  wenn  er  den  Verdacht  hegt,  daß  sie 
diesen  getan,  um  ihn  um  sein  Strafgeld  zu  bringen  8,  jeder  soll  in 
der  Sprache  schwören,  die  er  am  besten  versteht  (s.  bezunget)  22. 
Form  des  Eides  wegen  Raub:  spoliatore  in  medio  bancorum  judici- 
alium,  ligatis  mauibus  posito,  actor  (scilicet  spoliatus)  jurabit  super 
caput  et  comam  eius,  quod  in  vulgari  dicitur:  auf  seinem  köpf  und 
auf  seinem  schöpf,  quod  in  strata  publica  spoliaverit  ipsum  rebus 
suis;  sie  eum  deus  adiuvet  et  omnes  saneti;  alii  autem  sex  testes 
eius  actoris  jurabunt  in  cruce,  quod  viderunt,  quia  eum  spoliaverit 
rebus  suis  27;  bei  Verwundungen,  Wunden  die  bestimmte  Namen 
haben,  sollen  dabei  genannt  teerden  z.  B.:  der  kamperwunden,  der 
mir  Konrad  schult  geit  an  dem  toten,  der  bin  ich  unschuldick,  das 
mir  got  also  helf  u.  das  cruez  und  alle  gotes  creueze  28.  Ein- 
wendungen gegen  den  Schivörenden  müssen  gemacht  werden,  bevor 
er  die  Finger  zum  Schwur  aufhebt  30,  ein  gewalthaber  schwört: 
Wes  Konrad  meiner  hausvrawen,  meinem  knecht  oder  meinem  gewalt 
schult  geit,  der  ist  si  oder  her  unschuldick;  das  mir  got  helff  u. 
das  cruez  u.  alle  gots  creueze  31,  der  Kläger  soll  den  Wert  der  ihm 
zur  Aufbewahrung  übergebenen,  von  ihm  verlorenen  Sache  eidlich 
angeben  156.  Wer  dem  ihm  vorgeschriebenen  Eid  andere  Worte 
zufügt,  der  fällt  mit  dem  Eide  (eepiseat,  dubitat,  snabet)  318. 
Reinigungseid  (jur.  purgationis)  (20),  Formel  (21)  31c  =  der  in  28, 
Form  des  Zeugeneides  (23),  unter  Eid  gegebene  Zeugenschaft  der 
totpet-,  ring-,  leitkauf-,  schiedleute  haben  nur  Jahr  und  Tag,  ins 
Stadtbuch  eingetragen  aber  für  ewige  Zeiten  Beioeiskraft  (23.) 

eide  (mhd.  neben  egede  häufig)   swf.    Egge,  W — BIII25b. 

eidem  stm.  1.  Schiciegersohn.  2.  Vater  der  Frau,  Schwieger- 
vater. 1.  W.  v.  W.  7018.  7032.  7118  W— B  Bichter  15,  6.  redte  czu 
seinen  eidemen  (ad  generös  suos),  Gen.  19, 14.  der  vater  der  hingen 
vrowen  sprach  czu  seinem  eidem,  Bichter  19,  5,  der  aine  der  selben 
frawen  aidem  ist,  Igl.  Str.  306c.     Hensel  des  Borwolfs  eidem  190b. 


eiden  —  eigen-dienst  183 

des  selben  marines  aiden,  81.  unserm  eideme,  Stb.  Brüx  478. 
Chr.  v.  Elbogen  77,  45.  78,  5.  irem  eidem  Tristanden,  Trist.  855. 
aidem,  Eg.  Achtb.  I  43,  aitem  17,  aiden  1159.  202.  104.  57.  von 
seins  aidems  wegen  II 104,  eidem  II 1.    eidin  Dal.  93,  7  (39,  48). 

eiden  swv.  1.  schwören.  2.  in  Eid  und  Pflicht  nehmen.  3.  be- 
schwören: 2.  wenn  er  sie  eidet,  Igl.  Str.  I  S.  358.  die  frane  mit  dem 
rechten  hoher  treiben  und  eiden,  Igl.  Espr.  V. 

eid-genosse  1.  Schöffen,  jurati,  gesworn  Bürger,  Prag.  Rb.  88. 
«onjurati  =  die  andern  scheppen,  Const.  I  5,  4;  Igl.  Bgr.  N.  1, 1; 
N.  34,  3  u.  5.  53,  22.  51,  5.  Igl.  Str.  B.  27.  Igl.  Str.  269.  2.  Eideshelfer, 
Prag.  Rb.  88.  der  euern  eitgenossen  gewalt  gezigen  hat,  Igl. 
Rspr.  XIV. 

eid-pfenning  *  {wie  eit-schilling)  stm.  Abgabe  an  den  Richter 
für  die  Eidesabnahme:  denarium  juramenti,  umb  die  aidpfennig, 
wer  do  swert  in  dem  gericht;  als  er  gesworn  hat,  soll  er  für  das 
creucz  czwen  haller  pregisser  legen  u.  in  ehaften  dingen  4  haller 
und  nicht  mer,  Prag.  Str.  73.  eydpfennig  und  schonpfennig  gehören 
allein  dem  richter,  Igl.  Str.  276  S.  182  u.  S.  180. 

eigen  Adj.  eigen,  Gegensatz  zu  vri,  eigenes  feuer  s.  eigenfeuer ; 
aigen  gut  =  Eigentum,  Brunn.  Str.  II.  186.  219. 

eigen  stn.  Eigentum,  bes.  ererbtes  Grundeigentum:  erb  u.  aigen 
Liegenschaft,  liegendes  Vermögen,  Brunn.  Str.  II 226.  228.  229  gesessen 
mit  erb  u.  eigen,  II 192.  226  handelt:  von  erbe  u.  von  aigen,  wi 
iz  erbe  von  vater  u.  von  muter  auf  das  ander  gesiecht.  —  Von  erb 
und  von  eigen:  ain  igleich  man  mag  aus  seinem  erb  wol  venster 
machen  in  gemain  gassen,  aber  in  seines  nachpawrs  hoffe  mag  er 
nicht  venster  machen,  er  hab  iz,  dann  mit  seinem  urlaub,  Brunn.  Str. 
II  229.  das  ein  hof  und  ein  eigen  leit  nahen  pei  unserm  perge, 
Igl.  Bgr.  N.  25, 1. 

eigen  unregelm.  v.  mit  verschobenem  Praet.  zueignen,  rechtlich 
zusprechen:  Welich  lehen  di  (gesworne  lüte)  besagen,  das  si  die 
andern  trencken,  di  sal  man  czu  den  andern  {dadurch  gefährdeten) 
«igen  in  drien  tagen,  di  heissen  dri  lange  schicht.  Also  gewinnet 
■ein  gemessen  berg  den  andern ,  ein  koniges  lehen  ein  burgerlehen, 
ein  burgerlehen  ein  herrenlehen  u.  dasselbe  wedirumme,  D  I  R  6, 2. 
so  auch  U— B  16,  U — A  8  den  perk,  der  da  hindert,  dem  perge 
aufgeben,  der  da  gehindert  ist,  mit  dem  rechten,  Const.  II  3,  7 
u.  10  Bgr.  N.  66,  3.  67,  7.  sind  fdem  malen  und  di  scheppen  ge- 
sehen haben  das  wasser  gen  von  dem  vreien  stein  {ein  Bergwerk)  in 
den  alten  stein  {ein  2.  benachtbartes  Bergw.)  u.  das  besagt  haben 
uf  iren  aid,  so  schol  man  die  grübe  und  di  lehen  von  dem  vreien 
stein  aigen  czu  den  lehen  von  dem  alten  stein  in  dreien  tagen,  das 
heisset  drei  lange  schicht,  N.  66,  3.  das  sie  die  kost  beczalet  oder 
■er  must  die  teil  {Bergteile)  hin  aigen,  Igl.  Rspr.  IV. 

eigen-dienst*  stmn.  Servitut:  Die  egenanten  dinste,  man  saget 
di  eigendinst  {vorher  waren  erwähnt  das  Recht:  durch  deine  silber- 
gruben das  wasser  czu  leiten  oder  ercz  oder  etwas  anders  ausczufuren 
ader  wint  durch  deine  in  meine  silbergruben  ein  czu  prengen),  ab 
si  geordent  mugen  werden  an  eines  andern  offenbar  hindernusse,  so 
gepieten  wir,   das  si  furpas  durch  gemeines  nuczes  willen  und  bei 


184  eigen-knecht  —  eigen-schaft 

behaldunge  aller  irer  teil  von  nimande  vorpoten  sullen  werden. 
Const.  IV  6,  6. 

eigen-knecht  stm.  leibeigener  Knecht:  ein  sotan  e.  ist  genant 
von  behalden  (servus  dicitur  a  servando),  Const.  IV  12,  2. 

eigen-kraft  stf.  Befähigung:  er  gab  dem  ein  5  phunt,  dem 
andern  2,  dem  andern  1,  eim  iegleren  nach  seiner  eigenkraft,  T — B 
Matth.  25, 15. 

eigen-liehe,  -en,  eigent-lieh*  Adv.  1.  als  Eigentum,  als  oder 
wie  ein  Leibeigener,  mit  namentl.  bestimmter  Beziehung.  3.  genau: 
3.  deine  sele  —  wesfr  alle  dink  e.,  Hier.  80,  6.  eygentlich  =  genau, 
Chr.  v.  Elbogen  24,  35. 

eigen-schaft  stf.  1.  Eigentum,  Besitz,  [dem  lehen  entgegen- 
gesetzt). 2.  Eigentümlichkeit.  3.  Unfreiheit,  Leibeigenschaft.  4.  ge- 
naue Angabe,  Nachricht  über  etivas.  4.  bergm.  proprietas*.  be- 
stimmte Quote*  vom  gewonnenen  Erz  a)  an  einem  Erbstollen,  b} 
einer  lehenschaft  an  die  Lehenherrn,  c)  aus  einer  Teilmiete,  d)  an 
entwässernde  Gruben  ohne  Erbstollen. 

1.  zu  rechter  ewiger  eigenschaft,  Aussiger  Urkb.  N.  29.  2)  "Wann 
oft  als  man  die  eigenschaft  der  worter  merkt  (proprietas  verborum 
attenditur),  so  vorleuset  man  den  sinn,  Const.  III 6,  4.  u.  ist  eine  eigene 
e.  der  czweier  Stollen  (proprie  proprium),  das  si  das  wasser  ausfureu  u. 
den  wint  einfuren  sullen  ader  si  heissen  nicht  stollen,  Const.  II  4, 1. — 
3.  in  e.  (als  Leibeigene)  gedien  iuwer  kint,  W.  v.  W.  3839.  hast  mich 
von  e.  erlost,  redemisti  me  de  servitio,  Sol.  33,  37.  Eigen  was  ich,  di 
eigenschaft  hett  ich  liep,  servus  eram  et  servitutem  amabam,  Sol. 
16,  38.  4.  und  in  welchen  Sachen  ein  rate  czweifelte  u.  uff  gancze 
e.  nicht  kumen  mochte,  Olm.  Stb.  89.  den  geordenten,  gefreiten  und 
ungefreiten,  welcher  aigenschaft  sie  sein  (wessen  Leibeigene  sie 
seien) ,  Eg.  Chr.  1125,  S.  303.  4  a)  Zuerst  erwähnt  1258 ,  Emier  II 
N.  195.  Eine  Abgabenquote,  regelm.  l/7  von  jenen  Gruben  entrichtet 
an  den  Erbstollen,  die  Erz  vor  Ort  haben.  Erbstollen  habin  das 
recht :  fert  man  mer  stollen  denne  einen  czu  eime  gebirge,  welchir 
der  allertiefste  ist,  der  beheldet  sein  recht  unde  die  eigenshaft, 
D  I R  8,  1.  beweiset  der  stollenmeister  mit  seiner  hantvest.  das  im 
der  herczog  den  stollen  czu  einem  erbstollen  vorlihen  hat,  und 
wanne  di  scheppen  bekant  haben,  das  er  treuget  (Wasser  entzieht) 
24  lochter,  so  teil  wir  czu  einem  rechten,  das  das  tifist  dem  stollen 
stollenrecht  (==  e.)  schol  geben,  Igl.  Bgr.  N.  71,  2.  di  vir  gesworen 
marscheiden  (czu  dem  minsten  3  erber  man  von  ewern  wegen  u. 
den  vierden  man  von  der  urborer  wegen),  also  das  ir  keiner  weder 
an  dem  stollen  noch  an  dem  lehen  czu  dem  steine  tail  habe  — 
schullen  des  stollen  gevert  beschowen,  und  vinden  di,  das  der  stolle 
in  vierdehalbem  lehen  auf  dem  hangenden  durchslagen  hat  und  nicht 
alleine  irrechent  (erreicht)  und  verschroten  hat  di  lehen  czu  dem 
stein,  und  besagen  das  auf  iren  ait,  so  schullen  di  von  dem  stein 
ir  wasser  in  den  stollen  sturczen  u.  dem  stollen  ein  sibendes  geben, 
N.  73,  2.  Doruber  wart  also  getailt.  1.  ist  das,  das  der  erbstolle, 
nachdem  und  sein  hantvest  spricht,  auf  seinem  rechten  gevert  vur 
sich,  hinder  sich  oder  under  sich  in  di  lehen  czu  dem  stein  durch- 
slagen hat  und  2.  ist  das  aber,  das  der  stolle  auf  dem  hangunden  in 
vierdehalben  lehen  oder  auf  dem  ligunden  in   einem  lehen  durch- 


eigen-schaft  185 

slagen  hat,  und  das  gesworn  marscheider  also  vinden  u.  also  besagen 
auf  iren  ait  —  in  beiden  Fällen  so  tail  wir  czu  ainem  rechten  nach 
der  hantfest  u.  nach  perkwerkes  recht,  das  di  lehen  von  dem  stein 
ir  wasser  in  den  Stollen  sturczen  schullen  u.  deme  Stollen  ein 
sibendes  geben,  Spr.  N.  76,  5.  N.  68,  1  u.  2.  N.  77,  2  u.  3; 
Const.  II  3,  12.  Das  sächsische  Recht  (Freiberg.  Bergr.  B  §  10, 
Schneeb.  B  0.  1487  §  7,  Annab.  B  0.  1509  Art.  89)  gewährt  nur 
1I9  und  so  auch  die  Joach.  B  0.  v.  1518  Art.  89.  Über  das 
Recht  auf  e.  von  dem  unter  der  Wasserseige  gewonnenen  Erz  be- 
stimmt die  2.  Joach.  B  0.  v.  1541,  daß  wenigstens  das  halbe  Neuntel 
zu  geben  sei.  Für  den  Fall  der  Wiederaufnahme  eines  alten  Stollen 
ermäßigt  die  Kuttenb.  Beform  v.  1579  die  e.  auf  1j12,  wenn  er  aber 
durch  ganzes  Gestein  weitergetrieben  wird,  soll  die  e.  wieder  1/9  sein. 
Stollen  aber,  welche  die  Erbtiefe  (10  Lachter  vom  Rasen  an)  nicht 
erreichen,  erhalten  keine  e.,  (Joach.  BO.  Art.  88),  doch  sei  (nach 
einer  dem  Herrn  v.  Rosenberg  1519  erteilten  Auskunft  von  Anna- 
berg) der  regalherrl.  Bergmeister  verpflichtet  „ein  ziemlich  Steuer  zu 
der  wasserseig  zu  machen".  Von  dem  in  einer  Lehenschaft  gehauenen 
Erz  haben  die  Lehenhäuer  die  e.  an  den  Erbstollen  zu  geben:  Di 
lehenhower  —  di  schullen  eigenschaft  geben  den  stollenmaistern  u. 
ouch  den  gewerken  (diesen  di  e.  4  b),  von  den  si  di  lehenschefte 
enphangen  haben,  Igl.  Bgr.  N.  38,  4. 

Außer  der  e.  hat  der  Erbstollen  noch  das  Recht,  von  der  ihm 
benützenden  Grube  für  die  in  ihr  liegende  Teilstrecke  des  Stollens 
1ji  der  Batikosten  zu  verlangen  („Recht  des  vierten  Pfennigs")  s. 
erbstolle. 

4b)  Die  an  die  Gewerkschaft  von  den  Lehenhauern  für  Über- 
lassung des  Abbaurechtes  zu  entrichtende,  je  nach  der  Schätzung  des 
erwarteten  Erzes  höhere  oder  niedere  (lj.2)  1/3  usw.)  Quote  der 
Ausbeute : 

Diselben  lehenschefte  vorleihet  man  mit  mancherlei  weise: 
etwenn  umb  halb  teil  des  gewinnes,  etwenn  umb  das  3.  teil  ader 
umb  das  4.  ader  umb  das  5.  teil  u.  also  für  sich  und  under  sich, 
nachdem  als  di  silbergrube  fruchtper  ist  und  als  si  sich  miteinander 
bereden,  Const.  III 1,  2. 

Das  '/ig,  das  der  König  (s.  urbar)  von  Lehenschaften  außer  in 
Bürgerlehen  und  sogen.  „Erbgebirgen1'  bezieht,  ist  nicht  1/16  von  der 
e.  (da  nach  Const.  112,  15  der  König  dies  l/ie  auch  von  den  ohne- 
hin ihm  gehörigen  Königslehen  und  Überscharen  verlangt,  also  von 
sich  selbst  verlangen  würde),  sondern  von  der  Gesamtförderung  der 
Lehenhauer  vor  Abzug  der  e.  Igl.  Bgr.  N.  17, 2  entscheidet  aus- 
drücklich: das  di  gewerken  das  selbe  (verlangte)  achteil  von  der 
eigenschaft  dem  kunick  nicht  schuldick  sind  czu  geben.  —  Vgl. 
Zycha  I  167,  Anm.  105.  Königslehen  und  Überscharen  wurden  regel- 
mäßig entweder  veräußert  oder  an  Lehenhäuer  gegen  e.  abgegeben: 
Igl.  Bgr.  N.  23  (mit  der  Verbesserung  und  Deutung  Zychas  in  der 
Anm.  dazu.  Const.  III  1,3:  Und  das  dester  grosser  eigenschaft 
von  unsern  (Königs)  lehen  u.  uberscharn  uns  erstee,  so  wollen  wir, 
das  man  si  hinlasse  ewikleich  ader  als  lange  czeit  si  es  genisen 
mugen,  di  das  aufnemen,  also  das  si  dovon  allerminst  lassen  sullen, 
wann  der  vorleust  sein  handvesten  (hier  über  die  Verlehenschaftung), 


186  eigenfeuer 

der  do  nicht  gebrauchet  der  gewalt,  di  im  geben  ist.  —  Vgl.  ferner 
ercz- teuer  und  lehenschaft,  steiger  mugen  (falls  nicht  der  berg- 
meister  oder  die  hutliute  an  seiner  stat)  di  egenanten  orter  u.  lehen- 
schefte  mit  laube  der  urborer  vorleihen  richtigen  arbeitern  umb  di 
groste  e.,  als  sie  mugen  u.  auf  kurczer  czil,  das  nicht  unser  perk- 
werke  in  keinem  teile  leer  u.  ungepaut  bleibe,  Const.  I  9,  3.  Ist  es 
aber,  das  under  mancherlei  pauleuten,  di  das  feit  pawen,  alsotan 
gedinge  ( Vertrag)  geschieht,  das,  wem  von  ersten  ein  perg  gemessen 
wirt,  da  di  andern  umb  ein  sicher  e.  pei  iren  lehenen  pleiben, 
Const.  I  15,  12  u.  II  1,  11.  teil  an  hespeln  oder  an  lehenscheften, 
di  furbass  umb  ein  junge  e.  sind  vorlihen,  DIR  22b.  Ein  Gedinge 
(Vertrag)  lautet  dahin:  das  die  egenanten  perkmaister  von  Sent 
Andres  u.  sein  gewerken  schullen  an  den  selben  ortern  haben  in 
den  sechslehen,  davon  geteidingt  ist,  von  allem  dem,  das  uns  do  got 
beschert,  czwu  Schicht  an  der  e.  auf  ir  paider  gelt  u.  kost  czu 
pawen,  Igl.  Bgr.  X.  53,  12.  wir  haben  in  darumb  (weil  wir  kein 
eigen  furderung  =  Weg  zum  Erzfördern  haben),  czwu  schicht  an 
der  e.  lassen  widerfaren  durch  irer  (von  uns  mitbenutzten)  hespel 
willen;  N.  53,  21.  53.  5  u.  40,  G. 

Während  die  Hauptgewerken  für  Förderung  des  vom  Hauptbau 
her  die  Lehenhäuer  bedrängenden  Wassers  zu  sorgen  haben,  müssen 
bei  Lösung  der  Zeche  durch  einen  Erbstollen  die  Lehenhäuer  die 
Stollensteiier  (*/,  später  1j9)  zahlen,  Igl.  Bgr.  N.  38,  4  u.  Freib.  Urkdb. 
II  S.  49.  — 

4  c)  heißt  eigenschaft  das  enüceder  in  einer  fixen  Summe  (Ion, 
merces)  oder  Ausbeutequote  (Const.  III  4,  1)  bestehende  Entgelt  für 
das  von  einem  Teilbesitzer  erworbene  Ausbeuterecht  seines  Teiles, 
gegen  die  Verpflichtung,  den  Teil  an  Stelle  des  Gewerken  zu  ver- 
bauen. Diese  e.  fällt  natürlich  nicht  der  Gewerkschaft,  sondern  den 
bestimmten,  seinen  Teil  vermietenden  Gewerken  zu: 

Const.  III  4,  1:  Dornach  sein  eczliche  einliczige  lehenschefte,  ab 
einer  allein  ader  auch  nur  czwene  aus  den  gewerken  ire  teile  vor- 
leihen czu  pawen  umb  ein  genant  teil  des  Gewinnes  (=  e.)  — 
DIR  24:  Ist  das  ein  man  siner  teil  icht  vorleihet  eim  andern  manne, 
is  sie  an  berge  [n],  Stollen,  lehen  adir  an  lehenscheften,  unde  ist 
das  jener,  der  sie  czu  lehenschaft  emphfangen  hat,  siner  eigenschaft 
nicht  engebit,  ir  sie  vil  ader  wenig,  er  vorhast  mit  rechte  sine  lehen- 
schaft. Ist  abir,  das  er  des  nicht  gehabin  mag,  deme  di  eigenschaft 
geboret,  so  sal  er  sie  usteilen  mit  wissen  eins  gewereken  unde  sal 
si  etweime  befeien.  Domete  beheldet  er  sin  recht  unde  sine  lehen- 
schaft. —  Die  Vermietung  erfolgt  der  Gewerkschaft  gegenüber  auf 
Gefahr  des  Teileigentümers,  sie  geschah  wohl  stets  nur  auf  Zeit  und 
führte  bei  Nichtzahlung  der  Eigenschaft  zum  Rückfall  des  Teiles  an 
seinen  Vermieter ;  in  späteren  Quellen  erscheint  sie  nicht  mehr.  — 
di  gewerken  —  sint  gesessen  auf  das  hangende  —  und  haben  etleich 
eigenschaft  gegeben,  Igl.  Bgr.  N.  75,  1. 

4  d)  Eigenschaft  =  Abgabe  an  eine,  die  eigene  vom  Wasser 
befreiende  (s.  treugen)  Grube,  wohl  gleich  der  an  den  Erbstollen  zu 
zahlenden,  Const.  II  3,  12  u.  Igl.  Bgr.  N.  68.  72,  2.   s.  bei  durch-slag. 

eigen-  veuer  stn.  Feuer  im  Haus,  Herdfeuer  im  Gegensatz  zu  „einge- 
legtem"  s.  einlegen,  Eger.  Chron.  54;  Elbog.  Chr.  3,  39;  Traut.  Chr.  122. 


eilende  —  ein-gehörunge  187 

eilende  (=  ilende)  Adj.  eilend,  schnell  geführt:  durch  einen 
seltsamen  und  eilenden  krieg,  Eger  Chr.  83. 

eilunge   stf.   Eile,  festinatio ,  W — B  V.  46  c. 

eimer  (einher,  eimer,  emmer)  stm.  Eimer:  gelasen  wart  das 
los  in  den  e.,  das  do  hebräischen  heisset  phur,  W — B  Esther  3,  7. 

ein  (e)  Adv.  einsam,  allein,  frei  von  (G.):  Ernst  der  valsche 
eine,  Ernst  585. 

einander  erstarrter  Acc.  oder  Dat.  1.  einer  dem  andern. 
2.  m.  e.  =  sumraatim :  der  pergrichter  sal  auch  mit  einander  das 
recht  gehen  (summatim  jus  reddere),  Const.  I  6,  3. 

ein-beslahen  stv.  IV.  versperren:  das  her  —  den  selben  wint 
einbeslagen  u.  czubereit  hette  in  czu  grossem  schaden,  Igl.  Bgr.  N.  64, 1. 

ein-bewilligen*  swv.  reft.  einivilligen,  zustimmen:  alsdan  hat 
sich  —  Christofen  einbewilliget,  Traut.  Chr.  96. 

ein-bilden  (=  in-bilden)  swv.  einprägen:  si  wolten  solcher 
reden  alle  —  wol  einbilden  und  dieser  reden  die  zeit  ihres  lebens 
wol  eingedenk  lassen  sein,  Chr.  v.  Traut.  205  (unten). 

ein-binden  stv.  I  3  dem  kinde  etwas  e.  =  als  Patengeschenk 
geben,  Eger  Str.  C  25. 

ein-binden  stn.  Büchereinbinden? :  czu  dem  heiling  crewz  (ehe- 
maliges Kloster  in  Iglau)  schaff  ich  all  werchzeug  czum  einpinten, 
Igl.  Stb.V  149  b. 

ein-bläsunge  stf.  Das  Einhauchen,  inspiratio :  die  e.  des  al- 
mechtigen  gibt  die  vornunft  (intelligentiam  dat) ,  W — B  Job.  32,  8. 

ein-born  part.  Adj.  eingeboren,  unigenitus :  Crist,  sinen  zarten 
sun  einborn,  Trist.  6880;  Legende  57.     W.  v.  W.  2953. 

ein-brengen  unregel.  Zw.  =  einführen:  wint  durch  deine  in 
meine  silbergruben  einczubrengen  (inferrej,  Const.  IV  6,  5. 

eincherlei  (von  einic,  einch)  =  irgend  ein,  Chr.  v.  Elbog.  2,  16. 
20,9.  34,  11.  46  usw. 

einec  s.  einig. 

einen  swv.  einigen,  vereinigen,  gütlich  schlichten:  ir  swager 
hat  die  sach  zwischen  in  freundlich  gemittlt  und  geaint,  Igl.  Stb.  V 
167  c.  43  d.  di  czwitracht  gericht  und  geaint,  84  c.  41  d.  202  c.  refl. 
sie  mochten  sich  —  wegen  der  marscheide  nicht  geainen,  Igl.  Rspr. 
XVII.  sie  schullen  im  davon  czinsen,  als  weit  sie  sich  mit  einander 
ainen,  Igl.  Stb.  V  25  c.  die  sach  freuntlich  verricht  und  geainet,  IV  209  b. 

einest  (=  eines,  eins)  Adv.  1.  einzig  und  allein.  2.  noch  ein- 
mal: 2.  Ack.  32,  6. 

ein-gang  stm.  das  Eingehen,  Eintritt,  Eingang,  Einschlag  ins 
Gewebe:  di  maister  —  sollen  auch  nach  handwerksbrauch  ihre  ein- 
genge  und  zusamenkunft  haben,  Traut.  Chr.  174. 

ein-,  in-geben  stv.  I  1  übergeben:  dieselbe  brive  soll  er  uns 
—  antwortten  u.  eingeben,  Mind.  d.  Egerl.  S.  33.  dem  marcgraven 
zcu  Missen  haben  wir  (Wenzel  IV.)  slos  u.  stat  zcu  Brüx  befolen 
u.  ingegebin,  Stb.  Brüx  N.  187. 

eingecht  (wenn  nicht  verlesen  für  einoete)  stf.  Einöde;  wann 
di  veste  an  einer  aingecht  (tschech.  u  püsci)  was  gelegiu  und  ge- 
macht, Dal.  91,  28  (31, 1). 

ein-gehörunge*  stf.  Zugehör:  slosz  und  margt  Valkenaw  und 
Heinrichsgrun  mit  aller  ein-  und  zugehorung,  Elbog.  Chr.  9,  8.    der 


188  ein-gemuot  —  einig-heit 

stad  Lichtenstad,   den  Monchof  mit  aller  irer  ein-  und  zugehorung, 
9,  27. 

ein-sreuiuot  Adj.  und  Ädv.*  einträchtig:  do  sprach  daz,  volc 
e.    Alex."  Anh.  1661. 

ein-giez,ung  (in-giez,unge)  stf.  Eingebung,  Eingießung:  e.  böser 
rethe,  Elbog.  Chr.  14,  15. 

ein-griff*  stm.  Eingriff  in  die  Rechte:  das  im  nicht  sulicher 
e.  (in  die  Rechte  der  Mündel)  geschehen  were,  Igl.  Bgr.  N.  85,  3. 

ein-halp  (Adv.  auf  die,  der)  einen  Seite,  DIB,  15, 1.  s.  ander- 
halp. 

ein-heiius  (=  in-heimisch)  Adv.  daheim:  als  er  nit  e.  gewesen, 
Chr.  v.  Eger  N.  1195. 

ein-heischen*  von  in  und  heischen,  eischen  {auch  red.  Prät. 
iesch)  siov.  vor  Gericht  laden:  so  sal  man  in  (den  Beschädiger 
eines  Weingartens)  e.,  komt  er  nicht,  so  sal  man  in  echten  und  in 
di  echte  tun  nach  recht  der  stat  czu  Präge,  Stb.  Brüx  X.  108. 

ein-hellig  Adj.  und  Adv.*  einhellig,  übereinstimmend,  T — B 
Btb.  7,  56.  si  komen  ainhellig  zu  im,  Btb.  12.  20.  si  warn  teglichz, 
volenden  ainhellig  im  tempel,  Btb.  2,  46.  si  hüben  uf  e.  di  stimme 
zu  dem  Herren,  Btb.  4,  24.  si  warn  alle  e.  unter  di  (in  der,  11.  Bibel) 
Torlauben  Salomons,  5,  12. 

ein-hendlicht*  Adj.  einhendig:  die  hat  nur  eine  band;  man 
nennet  sie  alwege  die  einhendlichte  Anna,  Traut.  Chr.  37. 

ein-liorn  (stmn.  einhürne  swm.)  stswm.  1.  Einhorn.  2.  Nas- 
horn; 3.  Büffel.  3.  einhornes  horner  (rhinocerotis)  sint  deine 
horner,  W — B  Deut.  33,  17.  des  stereke  gleich  ist  dem  einhorne, 
Num.  24,  8.  wil  nu  der  einhorn  dir  dienen  oder  wirt  er  wonen  czu 
deiner  crippen?  des  Nachts  an  deiner  Krippe  bleiben?  Job.  39,  9. 
wierstu  nu  pinden  die  einhornen  (sw.)  zu  amen  deiner  stat  (=  ad 
arandum  loro  tuo,  kannst  du  den  Büffel  binden  am  Seil  bei  der 
Furche?).  Job.  39,  10;  u.  absteigen  werden  die  einhornen  mit  in 
descendent  unicornes  cum  eis,  Js.  34,  7. 

einicht  Pron.  indef.  irgend  ein:  ohne  —  ainichtes  Weigerung, 
Traut.  Chr.  125. 

einig  (=  einec,  einic)  1.  einzeln,  vereinzelt.  2.  einzig.  3.  irgend- 
ein*. 4.  einträchtig*:  1.  ja  hat  der  einige  man  manic  tüsent  heiden 
von  ir  (der  heiden  gotte)  dienste  gescheiden,  W.  v.  W.  5803.  ver- 
einzelt, Chr.  v.  Eger  N.  1115.  2.  das  selbe  ist  nur  der  einige  weg, 
domite  man  das  himelreich  beheldet.  Hier.  43,  8.  hast  nicht  vor- 
tragen deinem  einigen  sune  durch  mich  =  non  pepercisti  unigenito 
filio  tuo  propter  me.  W— B  Gen.  22,  12  u.  16.  sweret  nicht  bei  himel 
noch  bei  erden  oder  sust  mit  einigem  eide.  Hier.  58,  22.  4.  er  soll 
sich  gesren  der  ganzen  gesellschaft  friedlich,  üblich,  einig  u.  wol  ver- 
galten, Igl.  Ms.  S.  23. 

u       eiuiger-lei*   Adj.  von  irgend  einer  Art:  von  allerlei  methalen 

Metallen),  wo  sich  der  e.  auf  gedachten  gründen  ereugeten  (zeigten), 

L'raut.  Chr.  126.    mich   des   zu   im   nicht   versehen   oder   einicherlei 

;n  irgend  einer  Beziehung)  pesorgt,  E°\  Chr.  1177. 
( '       einig-heit  (=  einec-heit)   stf.   1.  Einzigheit.    2.  Einheit,  Einig- 
,   -it.   3.  Einsamkeit:  2.  wanne  er  manchen  sunder  czu  e.  des  gelaubens 
.erbracht  hat,  Hier.  92.  2.    mein  unselikeit,  di  mich  von  deiner  e. 
widt  ' 


einig-liche  —  ein-leiten  189 

(ab  Imitate)  —  in  einen  val  zustrewet  hat,  Sol.  32,  26.  3.  du  hast 
lip  di  e.  (solitudinem)  und  ich  di  vild  (multitudinem),  Sol.  6.  13 
u.  21. 

einig-liche,  -en,  einecliche,  -en  Adv.  einzig,  in  einem  fort: 
er  sach  stete  u.  einecliche  dar,  Trist.  2637  und  3433.  einikleicher 
Igl.  Str.  143,  falsch  gedruckt  statt:  der  seihen  paider  eyn  ikleicher 
<==  jeder  von  beiden)  schol  es  vorpussen  mit  einem  halben  vierdung. 

ein-komen,  -kumen  (in-komen)  stv.  1 2  einlangen,  eintreffen: 
ir  last  das  urtail  einkumen  (es  fällen),  des  ich  euch  habe  gefraget, 
Igl.  Bgr.  N.  5,  3. 

ein-komen  stn.  die  Ankunft;  das  Vorfallende*,  tvas  geschieht*: 
das  ir  uns  —  grundiges  einkomen  —  vormeldet,  £g.  Chr.  1207. 

ein-la^en,  -lassen  stv.  V  refl.  sich  gestellen*,  begeben  zu: 
Traut.  Chr.  142. 

ein-legen*  swv.  dem  Kinde  Geld  als  Taufgeschenk,  Eger.  Str. 
A  VII 1  u.  B  16.  aufnehmen,  Traut.  Chron.  138.  ins  recht  e.,  Traut. 
Chr.  157.  die  Klage  bei  Gericht  vorbringen,  einzahlen,  249.  fewer 
einlegen  =  brandstiften,  Chr.  v.  Elbog.  3,  39.  wir  wollen  dich  darum 
straffen  und  als  unsern  mitburger  einlegen  (gefangen  setzen)  67,  34. 
disen  hern  einzulegen  (in  den  türm)  117,  18.  hat  in  e.  (gefangen 
nehmen)  wollen,  102.  82,  30.  82,  34.  gnante  hern  in  thurm  gefäng- 
lich e.,  121,  17.  gefencklich  e.  lassen,  Eg.  Chr.  1169.  investieren, 
einführen  den  Bischof  in  seine  Kirche :  uncz  das  —  bischolf  Johannes 
in  sein  kirchen  mit  grossen  eren  eingelegt  u.  uff  seinen  bischolfs- 
stul  gesaczt  ward,  Olm.  Stb.  54  S.  35.  si  hat  ein  prüf  über  di  selb 
mark  für  czeiten  eingelegt  (hinterlegt)  zu  dem  rat,  Igl.  Stb.  III  A, 
133  b.  dieselbigen  derffer  (Dörfer)  freyen  und  in  die  landtaffl  ein- 
legen als  landes  recht  ist,  III  194  a. 

ein-leger  stn.  in  der  Rechtssprache  „Einlager",  Bürgschaft: 
da  das  gelt  ader  das  einleger  den  vorgeschoben  Juden  verczogen 
mochte  werden,  sundern  wir  globen  si  czu  beczalne,  das  si  uns 
danken  sullen,  Stb.  Brüx  N.  126. 

ein-leger  stm.  (bei  Lexer  nur  belegt:  1.  Landstreicher  Oest. 
w.  137,16.  2.  Weineinleger,  Weinheber,  NP.  241;  Tuch.  76,  10) 
Bürge:  als  einlegers  (ivenn  nicht  vom  stn.)  recht  u.  gewanheit  ist, 
Stb.  Brüx  N.  126. 

ein-left,  -lift  Ordnungszahl  =  11.  in  der  aindlefften  stund  vor 
mittag,  Igl.  Mut.  7. 

ein-leiben*  (in  und  üben,  vgl.  mhd.  in-libunge  incorporatio) 
swv.  eintragen :  di  zusag  (daß  die  Meisterringer  Schule  halten  dürfen) 
in  euer  statpuch  e.  lassen,  Igl.  Ms.  5.  einverleiben:  so  haben  wir 
genedigist  bewilligt  obberürten  auszug  aus  bemelten  briefen  —  in 
diesem  unsern  brief  einzuleiben  und  zu  confirmieren,  Traut.  Chr.  86. 
87,  316. 

ein-leiten  (=  in-leiten)  swv.  1.  einführen.  2.  zu  etwas  bewegen. 
3.  übergeben*.  1.  di  praut  geet  zu  kirchen  zum  einlaiten  (so  in 
der  Hs.,  im  Druck  einleuten),  Eger.  Str.  C  10  (wie  Usch.  376  die 
preut  inlaiten  da  selbs  [in  die  Kapelle]  bei  Lexer)  wir  in  den 
brif  —  eingeleit  u.  geantwort  haben,  Stb.  Brüx  N.  348.  des  einlaiten 
und  den  kirchgang  der  sechswöchnerin,  Traut.  Chr.  324. 


190  ein-leiten  —  ein-sage 

ein-lich  Adj.  und  Adv.  in  eins  geflochten  oder  gewebt,  ein- 
heitlich, einig:  an  disen  drin  ein  einlich  got  ist  din  sin  nnd  kein 
got  mer  dan  du  einer,  Alex.  Anh.  64. 

ein-litzig  (=  ein-lütze,  -lützec)  Adj.  einzeln,  einfach :  einliczige 
lehenschefte  (concessiones  particulares)  =  Teilmiete,  Miete  von  Berg- 
teilen, Const.  1114,1  s.  unter  eigenschaft,  4c.)  einzeln:  Traut.  Chr. 
315.  u.  der  czihe  herabe  czu  einem  einliczigen  streite  (ad  singulare 
certamen),  W — B  Kön.  I  17,  8.  eillitzige  weiber  {alleinstehende), 
Traut.  Chr.  315. 

ein-lützec  s.  ein-litzig. 

ein-inachen  (in-m.)  swv.  das  mel  bei  den  pecken  e.  u.  bei  in 
pachen,  Eg.  Str.  C.  106. 

ein- inaner*  stm.  Einsammler  von  Strafgeldern:  einfodrer  u.  e. 
des  wandel,  Eger.  Str.  C  124  b. 

ein-neinen  (in-nemen,  Krone  23256  und  Anm.)  stv.  1 2  über- 
nehmen: meines  herren  des  chuniges  prieff  —  den  ich  eingenumen 
hän  u.  ouch  in  meiner  gewalt  hän,  Budweiser  Urkdb.  476.  si  haben 
bechent,  das  sie  ir  eribtail  gancz  und  gar  eingenomen  und  ent- 
pfangen  haben,  Igl.  Stb.  V  168  b.  das  er  gelt  czu  trewer  haut  (als 
Testamentsvollstrecker)  eingenomen  hat,  V  45a. 

ein-neniunge  (in-nemunge  nur  aus  Mz.  3,  58  s.  53  bei  L.  belegt) 

stf.    1.  Einvernahme  der  Urkunden  und  Zeugen.    2.  Abnahme  des 

Eides,  Eroberung:  für   uberfallunge   und   e.   der  stad,   Elbog.  Chr. 

62, 36.   62,  35.    als  sulche  gelubde   und  e.   der  eid  (Eidesabnahme) 

von  gnanten  hern  gescheen  ist,  19,  16. 

einöde,  einrede,  emoete,  einöte  stf.  Einsamkeit:  der  da  was 
in  der  ainod  mit  dem  engel,  T— B  Btb.  7,  38. 

ein-nöten  (=  in  und  nöten,  noeten  sw.  Praet.  nöte,  Part,  ge- 
noetet,  -notet,  -noet,  -not)  hier  mit  Gewalt  investieren:  kunig  Wencz- 
law  —  derwelte  ouch  (gegen  Joh.  v.  Lewtmusche=Leitomischl),  den 
er  nach  steter  anhaltung  u.  ubung  seiner  frunt  ie  mit  macht  u. 
gewalt  in  die  besiczung  einnoten  wolt  — ,  Olm.  Stb.  54,  S.  35. 

ein-räten*  sin.  ein  verbotenes  Spiel  um  Geld,  Egej  Stb.  A  XIII 2. 

ein-red  (in-rede  nur  aus  Narr.  111,  27  belegt)  stf.  Einwand, 
Eeplik:  nachdem  meine  herren  e.  u.  widerred  vernommen,  Igl.  Bgr. 
N.  69  a. 

eins  Zahladv.  einmal:  eins  in  der  wochen  soll  der  Bergm. 
mindestens  in  die  Gruben  steigen,  Const.  I.  7,  4. 

ein-sacker*  stm.  Einsacker:  Do  sint  in  dem  munde  zen,  alles 
leipfuters  teglich  malende  e.,  Ack.  39,  7. 

ein-sage  stf.  (nur  Halt.  1030  u.  Vilm.  185)  Einwand,  Einspruch: 
der  da  irgend  eine  e.  hat  oder  dasselbe  nicht  wolt  helfen,  Traut. 
Chr.  162.  293.  350. 

ein-sehaffen*  swv.  gewinnen:  das  sloss  ober  Brux,  das  sollen 
wir  zwischen  hie  u.  diesen  nehesten  weinachten  in  auch  e.  und 
bestellen,  Stb.  Brüx  N  135. 

ein-schuldigen*  (mhd.  nur  schuldigen,  schuldegen  mit  be-, 
ent-,  un-,  ver-  =  beschuldigen)  swv.  gerichtlich  mit  einer  Schtdd- 
f orderung  auftreten:  dorumb  (um  rückständigen  Lohn)  sich  die 
arbeiter  (hauer,  haspler  u.  a.)  in  steten  u.  dorffern  einschuldigt 
haben,  czu  in  klagen  u.  recht  begern,  Igl.  Bgr.  N.  79. 


ein-segen  —  eintrechtikeit  191 

ein-segen*  stn.  Einsegnen:  von  e.  in  die  orden,  Eger  Str. 
Überschr.  C  18,  zu  e.  in  der  pfarr  geste  haben,  C  24.  zu  hochzeiten, 
e.  oder  sust,  C  43. 

ein-sidel  stm.  Einsiedler  ich  schaffe  den  ainsidln  czu  der 
heiligen  drivaltikeit  (im  Wald  bei  Kremehiik)  ein  tuch,  Igl.  Stb. 
V  266  a. 

ein-sit  Ach.  auf  der  einen  Seite:  burc  unde  stat  einsit  wären 
bi  dem  grözen  se,  W.  v.  W.  1921  f. 

ein-slag*  stm.  1.  Einwand;  Zusatz,  Einlage.  2.  verfälschender 
Zusatz,  „Einschlag":  1.  als  ir  uns  —  geschriben  habt  mit  vil  ein- 
slegen und  auszugen  (Ausflüchten?),  hän  wir  verlesen,  Eg.  Chr.  1142. 
nimancz  sol  auch  an  einem  tuch  kein  ortphunt  oder  e.  zu  machen 
bei  dem  prant,  Igl.  Stb.  III 186  a. 

ein-slahen*  stv.  IV.  her  gm.  ein  leben  oder  schacht  e.  =  seinen 
Abbau  beginnen:  mit  derselben  rat  (eines  gesworn  scheppen  u.  gesw. 
ambtmannes  von  der  Stadt,  die  ihm  das  Bürgerlehen  überlassen  hatte) 
slug  er  (Ticz)  ein  burgerlehen  ein  in  dem  hangenden  —  später  do 
slug  Ticz  ein  andern  schacht  ein  in  dem  ligenden,  den  nam  er  auch 
ein  burgerlehen,  Igl.  Bgr.  N.  51,  4.  mit  der  scheppen  rat  slug  er 
ein  burgerlehen  ein  in  dem  hangenden.  —  er  slug  einen  schacht  ein 
in  dem  ligenden,  Igl.  Stb.  V  lOd.  —  nymancz  (kein  Tuchmacher) 
sal  auch  einsiahen  oder  einarbeiten  staubwolle  noch  faseth  bey  dem 
prant  s.  ein-slag),  Igl.  Stb.  III 186  a. 

ein-spenniger,  -spänniger  (ein-spennec  =  einrüsse)  stm.  Knecht, 
der  für  sich  allein  mit  einem  einzigen  Pferd  in  Dienst  tritt,  öfters 
in  Eger  Chron.  z.  B.  708.  408. 

ein-streiehen*  (von  streichen  siv.)  einfügen,  „einstreichen":  einen 
swalbczagel  ader  scharstrich  soll  der  Schlosser  nicht  einstreichen, 
es  sei  dann,  das  er  in  wolt  beseczen  ader  ansporen,  Olm.  Stb.  117, 1, 
techn.  noch  üblicher  Ausdr.  aus  der  Schlosserei  =  einen  Schwalben- 
schwanz am  Schlosse  „einstreichen". 

ein-trag  vgl.  mhd.  in-trac,  -ges  stm.  Nachteil,  Schaden,  Ein- 
wand, Widerspruch,  das  haben  die  vorgenanten  meister  und  pecken- 
gesellen  gelobt  u.  vorheissen  bei  trew  u.  eren  zu  halden  an  allen 
eintrag  {Widerspruch),  Olm.  Stb.  101.  an  uns  und  sonst  mennig- 
lichs  irrung,  eintreg  und  Verhinderung,  Traut.  Chr.  113. 

ein-tragen*  stv.  IV.  widersprechen:  Gaukelweis  tragt  ir  mir 
vor,  unter  valsch  tragt  ir  mir  ein,  Ack.  14, 14.  Ist  den  Got  ungeng 
(böse,  XI.  B.)  der  da  intrait  (eintraget,  XI.  B.)  den  zorn?  wenn 
er  straft?  T— B  Römer  3,  5. 

ein-trechtig  *  Adj.  einträchtig:  Es  hilf  et  etwen  mer  ein  ein- 
trechtiger  kleiner  häufe  denn  ein  gros  volk,  das  sich  hin  u.  her 
czuteilet,  Const.  1 5,  4.  dise  reise,  der  wir  e.  worden  sin  (zu  der 
wir  uns  beide  entschlossen  haben),  Trist.  4020.  —  1315  war  Ludwig 
der  Bayr  mit  antrechtigen  rath  aller  des  reichs  stende  zum  Römischen 
kaiser  erwälet,  Eg.  Chr.  10  S.  15.  1273  wurde  graff  Rudolph  von 
Habsburg  mit  antrechtigem  rath  und  beschluss  fast  aller  des 
heil.  Romischen  reichs  churfürsten  u.  fürsten  —  zu  einem  rom, 
kaysser  erkieset,  7  S.  13. 

eintrechticlich*  Adv.  in  Eintracht,  Const.  I  5,  4. 

eintrechtikeit*   stf.   Eintracht,   Const.  HI  7,  3. 


192  eint- weder  —  ein-val 

eint-weder  Pron.  aus  eindeweder,  einer  von  beiden  mit  folgen- 
der Teilung,  oder,  Ack.  29,  1.  30,  16.  32,  16. 

einunge  stf.  1.  Einheit.  2.  Übereinkunft.  3.  Bündnis,  freunt- 
lich  Verrichtung  und  ainung  zwischen  in  gemacht,  Igl.  Sth.  V  278  d. 
ein  herednus  und  ainung,  "V  217  d.  3.  das  di  purger  ire  punde  u.  e. 
vesticlichen  balden,  Const.  I  5,  16.  Si  mugen  auch  furpas  czu  im 
in  die  e.  nemen,  wen  si  wollen,  der  sie  der  e.  (zum  Schutz  des 
Landfriedens)  duncket  nucz  sein,  Mind.  d.  Egerl.  S.  42.  aus  ist 
geredt  worden,  daß  an  dem  rate  der  e.  (Bündnis  zum  Schutz  des 
Friedens  in  der  Umgebung)  eilf  siezen  sullen:  2  aus  dem  lande, 
Elbogen,  3  v.  Eger  (von  König  Wenzels  wegen),  2  von  herezog 
Ludwigs  u.  herezog  Johannsen  v.  Peyrn  wegen,  3  von  den  marc- 
grafen  u.  des  lantgrafen  von  Duringen  wegen  u.  einer  von  der  von 
Svvarczpurgk  wegen,  sie  sollen  3  jar  bestehen  6n  alle  aufsagunge, 
und  falls  sie  nicht  von  Wenzel  oder  einen  der  Fürsten  und  Herrn 
„aufgesagt" ,  gekündigt  werden,  sollen  sie  wieder  so  lang  bestehen, 
aufgesagt  llt  Jahr,  S.  43.  ein  ganeze  e.,  also  das  an  einander  ge- 
treulichen getroffen  u.  geraten  sein  schullen,  S.  39.  1.  di  einunge 
deiner  drivaltigkeit  ist  nur  allein  ir  selber  bekennet  (bekannt),  Sol. 
79,  2.  2.  einunge  auch  vereinigunge,  czusamenung,  czusamengeluben, 
streikartige,  Vereinigung  der  smide ,  conspirationes ,  Const.  I  15,  8. 
Zunft :  wir  wellen,  daz,  vuerwaz  (=  furbas,  fortan)  in  der  Stat  czu 
Brunne  nicht  ainung  schullen  sein,  denn  sunder  alle  marekttag 
mugen  alle  chaufleute,  von  welcher  stat  si  sein,  mit  irem  kaufschaez 
vreileich  czu  der  stat  cziehen,  awer  an  andern  tagen  mugen  die 
liut,  di  pei  der  stat  gesessen  sint,  im  kaufschaez  in  der  stat  ver- 
kaufen, Brunn.  R.  II  161.  die  mit  betrachtung  (Andacht  am  Feier- 
tag) nimmer  kein  rue  noch  ainunge  haben,  Jon.  v.  Igl.  3. 

ein-val  stm.  (in-val,  -lies)  1.  Einfall.  2.  Einfall  in  den 
Brunnenkasten.  3.  feindl.  Einfall.  4.  Eingriff  in  jemands  Recht, 
rechtlicher  Einsjjruch.  5.  Zivischenfall,  Interregnum.  6.  zufälliger 
Gedanke.  7.  Instinkt,  wie  euch  die  unsern  zu  Tirstein  einfeile 
tun  und  machen  an  weiden,  Mind.  des  Egerl.  S.  76.  keinerlei  klage 
noch  einfeile  tun,  S.  73.  auch  globe  wir,  vor  ander  einfeile,  da  das 
gelt  ader  das  einleger  den  Juden  vorgeschrieben  werden,  sundern 
wir  globen,  si  czu  beczalen,  Stb.  Brüx  N.  126.  daz,  si  dobei  behalten 
wurden  an  einfeil  und  an  alles  teiding,  Olm.  Stb.  108  a.  die  smid 
sollen  in  (den  slossern)  dorinnen  (im  Schmieden  eiserner  Fenster- 
gitter, Türen  und  „panthen")  kein  ainfal  thun,  118.  in  iren  handel 
einfeil  zu  machen  nicht  gestatten,  132  S.  99.  5.  was  do  einfalles 
und  czufalles  ist  (ivährend  des  Prozesses  auftauchende  Fragen  z.  B. 
ob  dieser  oder  jener  Zeuge  zu  vereiden  sei  u.  dgl.)  werden  entschieden 
durch  undersprechende  urteile,  Const.  IV  18,  5.  So  hat  das  gepirge 
(Weinberg)  daz  recht,  daz  man  ungemanet  schol  varen  ein  meil  von 
dem  gepirge  an  allen  einvall  (Widerspruch),  Chlum.  VIII  32.  darein 
in  niemands  ainfal  noch  irrung  tun  sol,  Igl.  Stb.  III  A  168  b.  wo  ir 
(meiner  frau)  mein  e  genanter  bruder  in  dem  ob  geschriben  ge- 
scherte ein  ainfal  machen  wurde,  so  tet  er  meiner  zelen  einen  grossen 
slag,  Igl.  Stb.  III  64  c.  domit  zu  tun  und  zu  lassen  an  ainfal  und  hinder- 
nus,  III  137  c.  da  sein  elter  sun  darein  (daß  er  sein  Haus  seiner  Frau 
zuschreiben  ließ)  chain  ansprach  noch  kain  ainfal  tun  sol,   III 135  a. 


ein-valdig  —  ein-werfen  193 

ein-valdig,  -feltig  Adj.  (=  ein-valtec,  ein-valt)  einfach:  Aber 
Jakob  was  ein  e.  man  (vir  simplex),  W — B  Gen.  25,  27.  ein  ein- 
veldiger  man,  Job.  1,  1.  einvaldige  wunden:  wer  sich  um  ein- 
voltigeu  wunden  unschuldigen  will,  der  schol  selbdritter  enprechen 
auf  dem  chreuz,  Brunn.  B.  TJ  47  u.  51.  e.  ait,  II  39.  einf eidig 
Schreiber,  die  allein  die  koste  der  gruben  beschreiben  in  mancherlei 
steten  E,  einfeltige  liut,  Schreiber  usw.,  G  Const.  I  8,  5. 

ein  -  v  aldiglich,  ein-felticlich,  -feldiclich  Adv.  einfach, 
schlicht:  ich  bitt  euch,  das  ir  meine  rede  einfeldiclich  uffnement, 
Igl.  Bgr.  N.  51,  1  u.  4.  N.  40,  2.  e.  teidingen,  N.  59,  1.  wiert  ober  ain- 
volticleich  auf  im  geclait  (wird  er  nur  von  einem  ohne  Zeugen  an- 
geklagt) er  (des  Hausfriedensbruchs,  haimsuchung,  Angeklagte)  mac 
sich  unschuldigen  auf  dem  chreuz ,  Brunn.  B.  II  39.  ainvaldiklich 
antworten,  Igl.  Bspr.  I. 

ein-valdikeit  stf.  Einfalt,  Einfachheit:  wenne  des  gerechten 
e.  vorspottet  man,  W — B  Job.  12,  4.  die  worheit  ist  ein  freundin 
der  einveldikeit  ( simplicitatis ) ,  Const.  IV 11,  11.  in  guter  e. 
IV  10,  3. 

ein- vallen  (in-vallen)  stv.  red.  V.  in  recht  e.  =  vor  Gericht 
kommen:  Wer  czu  Vrbaw  in  recht  einfeldt,  derselbig  soll  es  zu 
Vrbaw  mit  recht  vorenden,  Chlum.  I  69. 

ein-valt,  -e  stf.  Einfachheit,  Einfalt:  in  der  e.  meines  herczen, 
W— B  Gen.  20,  5. 

ein-varen,  -varn  stv.  IV.  bergm.  1.  einfahren  von  den  Bergl. 
in  die  Grube.  2.  trans.  z.  B.  einen  Stollen  in  eine  Grube,  Berg 
treiben.  1.  wan  die  hewer  einfarn,  Const.  1 12,  5.  2.  Do  wart  ein 
-erbstolle  eingevarn  in  ein  dertrunk(n)e  czech,  Igl.  Bgr.  N.  74,  1. 

ein-vln^  (=  in-fluz,,  -^es)  stm.  1.  Einfließen.  2.  übertr.  Ein- 
fluß. 3.  Ansteckung.  2.  gancz  wurkender  e.  alles  gestirnes,  Ack. 
56,  14. 

ein-vordrer*  stm.  der  Strafgelder,  wandel,  einzieht,  Eger.  Str. 
C  124  b. 

ein-forieren*  (mhd.  forier  =  franz.  fourrier  stm.  Quartier- 
macher) swv.  einquartieren:  das  man  die  fursten  (1389)  auch  in  vor- 
steten und  gartenheusern  e.  müssen,  Chr.  v.  Eger  N.  16;  Chr. 
Traut.  327. 

ein-wachsen  stv.  IV.  ein  teil  über  den  andern  claghaftigk  ein- 
gewachsen (klagbar  geworden),  Eg.  Chr.  1196. 

ein-weisen  svw.  in  die  „gewer"  einführen,  Igl.  Bgr.  N.  62,  5. 
wie  sie  das  bergwerk  erlangt  und  mit  recht  eingeweiset  sein  umb 
ir  lidlon,  N.  80,  2.  er  ist  in  die  regierung  und  vorwaltung  der  — 
kaiserischen  dörfer  —  eingeweist  worden,  Traut.  Chr.  311. 

ein-weisung  (=  in-wisunge)  stf.  Eintragung  des  Pfandrechtes 
auf  ein  Bergwerk  wegen  rückständigen  Arbeitslohnes,  Igl.  Bgr. 
N.  79,  1.  Einführung  in  die  „gewer" :  der  e.  wäre  copien  ewer  pergs- 
buchs  N.  92,  1. 

ein-werfen*  stv.  I  3.  zu  jemandes  Schaden  ins  Werk  setzen, 
inicere:  vereinunge,  di  etliche  aus  den  erczkaufern  wider  unsern 
gemeinen  nucz  —  eingeworfen  han,  Const.  121,1.  sie  werfen 
{wenden)  uns  also  vil  artickl  ein,  das  sich  doraus  niemant  vor- 
richten kau,  Igl.  Bgr.  N.  39, 10. 

Jelinek,  Wörterbuch.  13 


194  ein-werren  —  eisenhalte 

ein-werren *  siov.  verwickeln,  verpflechten:  Wer  ist  der  ein- 
wendende die  sinne  in  unvomunftige  rede?  W — B  Job.  38,  2. 

ein-wonunge*  stf.  (in-wonunge  icie  Myst.)  das  Verweilen: 
We  mir,  das  mein  e.  (incolatus  meus)  also  derlenget  (prolongatus) 
ist,  Sol.  94,  24. 

einzen-pferd  *  stm.  Einspänner,  einzen  (Adv.  Dat.)  =  einzeln 
vor  einen  Wagen  gespanntes  Pferd:  dnos  equos  vetriores,  volgariter 
Aynczenpfert,  Igl.  Stb.  III  62  c,  s.  einz-wagen. 

einzig  Adj.  einzeln :  als  in  unserm  register  zu  einczigen 
(detalliert,  im  einzelnen)  bezeichnet  ist,  Eg.  Chr.  1163. 

einzig  Adv.  einzeln,  Eger.  Chr.  1163.  Tische  —  nimmer  mit 
einander,  sunder  czu  eizig  verkaufen,  Olm.  Stb.  121b,  2. 

einz-wagen  stm.  einspänniger  Wagen:  Wer  Blei,  Zinn,  Kupfer 
xisw.  führt,  der  gibt  von  e.  6  und  von  dem  deichsehvagen  12  phennig 
(als  Mautgeld  am  Spielberg),  Brunn.  R.  II 147 — 152  17  mal),  welicher 
encz-wogen  wein  fürt,  der  schol  zu  hut  geben  1  phennig,  Budw. 
Urkb.  N.  477,  s.  auch  deichsel-wagen. 

eis-bau*  stm.  Eisbrecher  an  einem  Wehr:  die  herren  von 
Znaimb  sollen  den  eissbau  bei  dem  mühlgraben  machen  lassen. 
Chlum.  V. 

eischen  sicv.  auch  red.  Prät.  iesch,  Part,  geeischen,  mit  un- 
org.  h  —  heischen  mit  Dat.  oder  Acc.  der  Person.  1-  von  jemanden 
etwas  fordern,  mit  Acc.  der  Sache.  2.  mit  Acc.  der  Person:  vor 
Gericht  laden.  1.  wann  unser  herre  allermeniclichen  {die  ihr  nicht 
durch  Predigen  vom  Sündigen  abgehalten  habt,  von  euch)  vordem 
wil  u.  von  ewern  henden  hertiklichen  eischen,  Hier.  27,  7.  nicht  me 
davon  eischende,  verlangend,  Prag.  Str.  77.  als  die  rechichait  (Recht) 
haist  oder  aischt,  Brunn.  R.  II  6.  daz  sie  von  chainen  kaufschacz 
derselben  purger  czu  Brunne  maut  aischen  oder  vodern,  U  169. 
2.  vorladen:  Brunn.  R.  II 132.  den  flüchtigen  Angeklagten  kann  der 
Bergmeister  wol  3  raitunge  lassen  eischen  u.  in  die  echte  tun, 
DIR  23a,  6.  euer  vater  wai^,  was  euch  ist  dürft,  e  den  ir  im 
eischt,  T — B  Matth.  6,  8.  der  da  eischt  von  dir,  dem  gib,  5,  42. 
eischt  und  euch  wirt  gegeben,  7,  7.  ein  ieglich,  der  da  eischt,  der 
enphencht,  7,  8.  ob  im  sein  sun  eischt  prot,  gibt  er  im  den  einen 
stain?  7,  9.  aisch  von  mir,  was  du  wilt,  Mark.  6,  22.  was  aisch 
ich  ?  6,  24.  zuhant  iesch  sie  mit  eilen  sagent,  6,  25.  Sathanas  hat 
euch  geiescht,  das  er  euch  reitert  als  den  waiczen,  Luk.  22, 31r 
Joseph  von  A.  —  iesch  den  leip  Jhesus,  Mark.  15,  43,  er  iesch  ein 
tavel,  Luk.  1,  63.    aischent  das  er  werde  gekreuczigt,  23,  23. 

eischunge  stf.  Vorladung,  inquisitio,  gerichtliches  Verhör:  Brunn. 
Str.  H  132. 

eisen-berg  stm.  Eisenbergwerk:  unser  e.  (montana  nostra  ferri), 
Igl.  Bgr.  X.  82,  1. 

eisen-gezeuge*  stn.  Eisengeräte,  eiserne  Werkzeuge:  aks  und 
alles  e.  wart  nicht  gehört  in  dem  house,  do  das  wart  gepowet, 
W— B  Könige  in  6,  7. 

eisen -halte  (isen-halte  sie  f.,  -halt  stn.)  eiserne  Beinschelle, 
Fußeisen:  er  behut  enezamt  di  fuz,z,  mit  eisenhalten  (fuz,eisen  XI. 
Bibel),  T— B  Luk.  8,  29. 


eisen-huot  —  eit-oven  195 

eisen-huot  stm.  Kopfbedeckung  aus  Eisenblech:  Igl.  Stb.  III 
112  b;  Brüx.  Stb.  N.  244. 

eisen-smid  stm.  Eisenschmied:  der  e.  mit  der  veilen  hat 
geworcht  in  gluten  und  in  hemern  hat  er  das  gebildet,  W — B 
Is.  44, 12. 

eiserein  (iserin,  isenin)  Adj.  eisern,  aus  Eisen:  das  man  sie 
mit  eisereinen  keten  halden  muste,  Hier.  228,  8.  vorzeichent  —  mit 
einem  eisereinen  griffel,  W — B  Job.  19,  24.  Franz  Oderin,  perk- 
meister  zum  Eisrein  Waczlab  (Name  einer  Fundgrube),  Igl.  Rspr. 
VII.  VIII. 

eis-lich  (auch  eges-lich)  Adj.  u.  Adv.  schrecklich,  furchtbar,  ab- 
scheulich: daz,  schretel  —  was  gar  eislich  getan.  Schretel  189,  das 
eisliche  kunder,  71.     er  was  swarz  und  e.  getan,  Alex.  25922. 

eis-lich  (eis-,  eges-liche,  -en)  Adv.  schrecklich,  abscheulich:  er 
rief  eislich  und  lüte  gnuoc  Schretel,  318. 

eis-meister*  stm.  Peter  eysmeister,  Olm.  Stb.  95  c. 

eisner  (isener  calipsor,  DFG  90c)  stm.:  Eisenhändler:  der 
eisner  gibt  1  Pfennig  Marktgeld,  Budweiser  Urkb.  N.  477. 

eitel  Adj.  (itel) :  ein  eiteler  man  wirt  in  die  hochvart  erhaben, 
W— B  Job.  11,  12. 

eitel-bar*  (—  itel)  Adj.  eitel,  unfruchtbar:  ein  eitelbars  ert- 
reich,  das  an  deinen  segen  nicht  begrünt  u.  niht  frucht  bringt, 
Sol.  40,  20. 

eitelkeit  (itelkeit)  stf.  1.  Nichtigkeit.  2.  nichtige  Dinge. 
3.  Eitelkeit,  Hochmut.  1.  wenne  er  kennet  wol  der  leute  e.,  W — B 
Job.  11,  11.  2.  si  haben  mich  gehindert  in  iren  eitelkeiten  (in  vani- 
tatibus  suis),  Deut.  32,  21. 

eitel -lieh,  -en,  eitelleich  Adv.  vergebens,  ohne  Grund: 
Vorchtet  nu  nicht  Job  eitellichen  got  (frustra),  W — B  Job  1,  9.  e. 
(vane)  habe  ich  vorezert  meine  sterke,  Is.  49,  4.  du  scholt  nicht  in 
eitel  oder  eiteleich  enphahen  den  namen  deines  gotes,  Joh.  v.  Iglau 
2.  Gebot. 

eiter  stn.  Gift,  besonders  tierisches:  daz,  aiter  aspudiez 
Schlangengift,  T— B  Bömer  3,  13. 

eit-genosse  s.  eid-genosse. 

eit-loch*  stn.  Einmündung  des  Hauskanals  in  einen  anderen: 
so  es  sich  aber  begeb,  das  aitloch  czu  räumen,  so  sullen  sie  ir  ait- 
loch  fertigen  bis  in  der  stiefft  aitloch,  darnoch  sullen  sie  alle  drei 
miteinander  das  aitloch  fertigen,  Igl.  Stb.  V  242  a.  der  michel  sal 
ein  aitloch  füren  durch  di  mawer  des  Andres  in  sein  e.  doch  dem 
Andres  an  schaden,  III 176  b.  wen  das  gerind  verfault  der  durch 
das  wasser  geet  aus  dem  teich  czum  Ranczern  —  ein  anders  zu 
machen  oder  ein  attloch  (aitloch)  frai  zu  machen,  V  32a.  von  dem 
e.  das  do  get  von  des  penanten  Merbat  melczhaus  daz,  sol  der 
offtgenant  Merbat  fertigen  unez  an  das  attloch,  daz,  da  vom  hoff 
darein  tritt,  111121a. 

eit-oven  stm.  Feuerofen :  daz  hew  des  ackers,  daz,  heut  ist  und 
morgen  wert  gelegt  in  den  aitofen  (clibanum),  T — B  Matth.  6,  30. 
si  legent  alle  trubsal  in  den  aitofen  des  feuers,  Matth.  13,  42.  13,  50. 
seine  fuz.z,  gleicht  dem  messiug  als  in  dem  aitofen  prinnent  (dem  im 
Ofen  glühenden  Glanzerz),  Offenb.  1, 15. 

13* 


196  eit-pfennig  —  el-lende 

eit-pfennig  s.  eid — . 

eit-czucht  (=  eit-zuht  auch  adich,  aduht  aus  aquaeductus  stf. 
cloaca,  Kanal;  Wasserleitung):  es  sei  umb  mauern,  czeun,  eidt- 
czuchten,  wasserrinnen,  prunnen,  Olm.  Stb.  131. 

ek-lypsis  (griech)  stf.  Verdunkelung  eines  Sternes :  e.  daz,  heisset 
ein  gebreche,  Trist.  239. 

e-kone  swf.  Ehefrau:  sein  ekon,  T — B  Offenb.  19,7.  21,9. 
Zacharias  u.  seine  ekone  Elisabeth  Luk.  1,  5.    meine  e.,  1,  18. 

eider-,  elter- vater  stm.  Großvater:  wenn  noch  ein  erbling  da 
ist,  den  is  angestorben  ist  von  seinem  eldervater  u.  von  seinem 
evater,  Igl.  Bgr.  N.  100,  1. 

ele  s.  eilen. 

elend  s.  el-lende. 

elephant  (elefant,  elfant)  stm.  stn*  Elefant:  er  reit  ein  schoenez, 
e.,  Alex.  13073.    von  unkraft  daz,  e.  viel,  13116. 

e-lich  Adj.  1.  gesetzmäßig.  2.  ehelich.  1.  als  einem  rechten 
u.  elichen  berkmeister,  Igl.  Bgr.  N.  51,  11.  als  rechten  u.  e.  ratleut, 
N.  53,  12.  in  iren  elichen  rechten  sult  nicht  wandern  (nee  in 
legitimis  eorum  ambulabitis),  W — B  Lev.  18,  3.  ein  ewiges  eliches 
recht  (legitimum  sempiternum)  wirt  das  in  ewern  gesiechten,  Num. 
18,  23.  die  elichen  recht  =  leges ,  Lev.  26,  45.  an  irn  elichen  man 
(Ehemann),  Trist.  301.  zu  einem  elichen  wibe  508.  e.  ding  Böhm.- 
Kamn.  Stb.  Das  Gericht  in  dem  von  der  Krone  nach  deutschem 
Hecht  kolonisierten  Dorf  Tschepem  bei  Brüx  wurde  Judicium 
principale,  puta  plebiscitum  oder  gewöhnt  Elychding  genannt, 
es  lebte  in  den  Brüxer  Dörfern  als  Weistum  bis  ins  18.  Jh. 
fort.  Den  deutschen  Ehedingen  oder  gehegten  Gerichten  sind 
die  tschech.  unter  dem  Namen,  soudy  zahajene  nachgebildet, 
Mitteil,  des  Vereins  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhm.  XV  S.  173—175. 
s.  ehaft. 

eilen  (=elne,  ein,  elline,  eilen  stf.,  ele,  eile)  sivstf  Elle:  unrecht 
eilen  oder  gewicht ,  Eger  Str.  B  38.  ein  hemde  (linea,  Seil)  von 
12  elen  ummegab  die  peide  seulen,  W — B  Kön.  HI  7,  15.  er  zilt 
daz,  sper  wol  elen  lanc,  Alex.  13907. 

eilen  stn.  auch  ellent,  Mut,  Mannhaftigkeit  sus  (so  manchen 
Heiden  zu  töten)  im  sin  menlich  eilen  riet,  W.  v.  W.  3710.  das  volc 
ir  eilen  priset  5941.  die  süeze  wert  geherte  an  ir  amis  e.  merte, 
Alex.  13868.  nach  hoher  wirde  sin  eilen  strebt  (ranc),  191.  10011. 
prises  und  eilen  in  nie  verdroz,,  19387.  ir  menlich  e.  —  erswingen 
wellen,  12  233.  die  e  truogen  menlich  e.,  die  sach  man  sich  zegelich 
stellen,  16567.  rehter  e.  ein  blüender  cranz  wser  du  fürste  üz,er- 
welt,  13802.  den  fürsten  ellens  riche,  10975.  15814.  den  e.  vesten 
den  unverzagten  gesten,  5835.  3575.  18860.  ir  eilen  so  gebot,  daz, 
sie  einander  täten  we  Ernst,  1390.  di  ellens  riehen,  2327.  die 
ellens  snellen,  2315. 

ellen-bernde*  part.  Adj.  Kraft  verratend,  kühn:  mit  ellen- 
bernder  tat,  Alex.  10928. 

el-lende  md.  enlende  (auch  enelende)  stn.  1.  Fremde,  2.  Leben 
in  der  Fremde,  3.  Not,  Elend:  1.  eilende  hat  mit  kumber  phlicht, 
e.  git  senelichen  muot,  W.v.  W.  5309.  daz  sich  der  tiure  Wende 
sus  gap  in  das  e.  (in  die  Fremde  zog),  4142.    diu  werden  kint,  diu 


el-lende  197 

noch  in  e.  sint,  4703.  in  e.,  6523.  6527.  dö  ir  uns  in  e.  liezent 
(des  Herren  beraubt,  also  in  der  Fremde),  7667.  erwirp  uns  ein 
guot  ende  froelich  üz.  diesem  e.,  7914.  tumpheit  min  witze  ruorte, 
dö  ich  sie  in  e.  fuorte,  2723.  hei  kindes  geburt  die  seligen  martrin 
hiesz  wir  räumen  das  kurtz  schonende  eilende,  Ack.  19,  16.  eilend 
bawen  alle  leut  auf  erden,  30,  4.  die  unser  vorvaren  in  das  betrübt 
elend  vorjagt  haben ,  Elbog.  Chr.  110,  20.  von  der  stat  vorteilt  in 
das  e.,  Brunn.  R,  IT,  6.  dise  tilgende  wellent  e.  hän,  W.  v.  W.  3437. 
durch  sin  selbes  e.  da^  der  zarte  — ■  krist  —  durch  uns  leit,  Ernst 
3273.  der  wigant  in  enelende  gotes  hülfe  fant,  Ernst  3658.  en- 
lende:  Laz  mich  nicht  furbas  in  Adames  eilende  meines  vaters, 
Hier.  63, 16.  hastu  mich  widerbracht  von  sulchem  enlend  (de  exilio), 
Sol.  33,  37.  wir,  der  leben  (Dasein)  ist  in  dem  enlend  (in  exilio), 
97, 3.  di  von  dem  enlend  zu  dem  land  kumen  sint  (de  exilio  ad 
patriam),  95,  24.  in  das  enlende  (exilium),  W — B  Esdr.  I  7,  26.  vor- 
weisunge  des  enlendes,  Sirach  29,  30. 

el-lende  enlende  (auch  enelende)  Adj.  1.  der  in  oder  aus  der 
Fremde  ist,  fremd.  2.  unglücklich,  elend:  1.  er  für  aus  derselben 
stat  u.  wart  eilender  auf  der  erden,  Hier.  200,  3.  er  ist  hier  eilende, 
W.  v.  Wenden  3209.  wie  der  werde  mich  allhie  in  diser  stat 
eilende  lie,  7150.  von  mangem  eilenden  man,  den  ich  nach  im 
gevräget  hän,  6860.  die  e.  geste,  5209.  die  e.  herren,  5223.  die 
e.  =  fremden  Pilger,  4457.  swie  so  sie  e.  (in  der  Fremde)  sin  und 
sus  in  armüete  varn,  5055.  bilgerin  oder  eilender  man,  4289.  Ist 
das  ein  gast  oder  ein  pilgeren  oder  eilender  man  in  der  stat  vor- 
terwet  wiert,  den  schol  der  richter  u.  der  wiert  auch  vor  die  gesworn 
an  der  vreunt  stat  vordem  als  recht  ist,  Briinn.  R.  II 106.  II  210. 
Der  richter  mag  auch  einen  totschlag  an  einem  eilenden  (fremden) 
menschen  wol  fodern  mit  rechte,  doch  die  besserung  (wergeld)  sollen 
die  scheppen  iar  u.  tag  innehalden,  ab  imand  queme,  der  dem  toten 
mit  magschaft  habe  czugehort,  Igl.  Str.  I,  S.  356.  einem  eilenden 
menschen,  der  nicht  stathaft  ist,  soll  der  richter  einen  vursprechen 
schaffen  ebenda,  ein  eilende  vrowe,  W — B  Ruth  2, 10.  mit  der 
hulf,  dass  wir  ein  einige  elende  (für  sich  allein)  stat  sint  und 
ausserhalb  des  konigreiches  ligen,  Eger.  Chr.  N.  1115.  eines  iglichen 
enleuden  mannes  sache,  Igl.  Str.  114.  eines  enlenden  mannes  wort, 
188.  hoffenunge  wirt  er  des  eilenden  (egeno),  Job.  5,  16.  doch  swaeret 
mich  min  ellendez  leben,  W.  v.  W.  5241.  o  wie  gar  eilend  und  wie 
gar  unselig  sind  dieselben,  Hier.  207,  13.  er  meinet,  er  well  meine 
eilende  sei  mit  im  zu  füren  in  das  ewige  leben,  18,  24.  er  was 
eilend  oder  verre  lange  zeit,  T— B  Luk.  20,9.  er  für  ellent  in 
ein  verre  gegent ,  Luk.  15, 13.  dein  same  der  wirt  elende  (heimat- 
los) in  eim  fremden  land,  Btb.  7,  6.  an  mir  enlenden  (Heimat- 
losen), Trist.  341.  von  diesem  enlenden  man ,  1273.  enlender  gast 
dicz  landes,  4829.  4890.  der  vröuden  enlende,  der  trostlöse  Marke, 
6726.  die  enelenden  jungen,  Ernst  3789.  daz.  er  ein  enlende  ge- 
mayne  frawen  vom  leben  zum  tode  bracht  habe,  Eg.  Achtb.  II  53. 
frö  fuoren  die  genenden,  die  gotes  eilenden,  Ernst  3176.  dö  nam 
der  e.  (Darius)  Alexanders  hende,  Alex.  16809.  Philipp  an  des 
eilenden  (fremden)  herberge  er  reit,  250.  einen  eilenden  knecht, 
den  friczen,  des  Schroters  viheknecht,  Eg.  Achtb.  n50.    her  wecket 


198  eilen  declich  —  en-boeren 

ous  der  aschen  den  enlenden  (egenum  de  pulvere  suscitat),  W — B 
Kön.  I  2,  8.  ein  elender  u.  ein  armer  (egenus  et  pauper),  "W — B 
Ps.  71  (72),  13.  dem  eilenden  u.  dem  armen  Ps.  40,  (41)  2.  35,  14.  den 
enlenden  (egenum),  Spr.  31,  9.  heil  wirt  er  machen  den  eilenden 
(egenum)   Job.  5,  15.    zu  unterscheiden  davon:  en-lende  =  incola. 

ellendeclich,  -en  Adv.  1.  in  der  oder  in  die  Fremde*,  2.  jämmer- 
lich: 1.  dinen  honen  art,  din  cläre  geburt  e.  hän  ich  verfuort  (in 
die  Fremde),  W.  v.  W.  1969.  äne  tröst  er  dannen  gie  ellendec- 
lichen,  6230.     e.  län,  6857. 

ellen-riche  (ellent-riche)  Adj.  gewaltig,  tapfer:  der  e.  Tristant, 
Trist.  6235.  die  ellensriche  gesellen,  Alex.  19531.  mit  elentricher 
hant,  Rf.  259. 

ellent-haft  Adj.  tapfer,  kühn:  Wilhalm  sin  brot  verdienen  sol 
noch  mit  ellenthafter  hende,  W.  v.  W.  3374.  ritter  guot,  e.  gemuot, 
3335.  wip  tuont  wesen  e..  wip  sint  an  vinden  sigehaft,  1268.  5937. 
von  manegen  eilenthaften  man,  Alex.  18827.  bi  e.  muote,  18843. 
dem  e.  man,  18971.  19726.  mit  e.  wer,  19670.  mit  e.  wer  sach 
man  sie  strit  einander  geben,  20164.  16643.  mit  siner  e.  hant,  10957. 
11969.  mit  e.  hende,  27357.  e.  tat,  11907.  17488.  18185.  e.  helt, 
19394.  e.  kneht,  Ernst.  1300.  der  e.  Tristant,  Trist.  6445.  ritter  e., 
2279.  e.  herze,  70.  sin  e.  vreche  jugent,  Trist.  2004.  mit  e.  hant, 
2012.  2054.  2119.    der  degen  e.,  2046. 

ellent-haft  Adv.  kräftig:  die  zwene  in  menlicher  kür  so  e.  sich 
werten,  W.  v.  W.  5514. 

el-lent-lichen  Adv.  in  die  Fremde:  durch  den  (krist)  ich  e. 
var,  W.  v.  W.  2698. 

el-lich,  al-lich   Adj.  allgemein:  es  ist  ir  ellich  site,  Trist. 2952. 

elmerlin  (=  almerlin,  almerl),  stn.  kl.  Schrank,  Kästchen, 
Traut.  Chr.  234. 

el-schleger*  stm.  Öl-müller,  Traut.  Chr.  60. 

einänuel:  E.  der  name  bewiset  ,mit  uns  got',  Alex.  11753. 

einer  (=  emier,  einber)  stm.  einhänkeliges  Gefäß,  Eimer:  von 
idem  emer  honigs  qeben  Käufer  und  Verkäufer  (außer  den  Bürgern) 
1  Pfennig,  Budw.  trkdb.  N.  477. 

emeral  (amiräl)  stm.  Kalif,  Fürst:  manegen  tiuren  emeral, 
Alex.  23862. 

empf  s.  ent-v. 

einzig  (emz,ec)  Adj.  beständig,  beharrlich:  daz,  mir  ist  — 
emsigen  smerzen  meim  herzen,  T — B  Römer  9,  2. 

en-beiz,en  (=  en-biz,z,en)  stv.  II  essend  oder  trinkend  genießen: 
Weliches  tages  ir  der  frucht  empeissent,  des  todes  wert  ir  sterben, 
Ack.  24,  1.  dö  der  künec  von  Frankrich  in  einem  tiergarten  wolde 
enbiz,en,  Rf.  65.    dö  si  heten  enbiz,z,eu,  T— B  Joh.  21, 15. 

en-bern,  -binden,  -blecken,  -bloez,en,  -brechen  s.  ent-. 

en-bor,  -e  Adv.  1.  in  der ,  in  die  Höhe,  vor  Adj.  u.  Adv. 
steigernd,  manchmal  =  gering:  enborlang  darnach  (nicht  lange 
nachher),  W.  v.  W.  1021  u.  2089.  dar  nach  was  enbor  lanc,  Alex. 
1684.  2051.  26389. 

en-boeren  sivv.  erheben,  =  nhd.  empören:  ab  sich  darinne  (im 
slosz  von  Elbogen)  Unwille  wolt  entporen,  den  zu  unterkomen,  Elbog. 
Chr.  114,  9. 


en-brechen  —  ende-lichen  199 

en-brechen  stv.  I,  2.  intr.  hervorbrechen,  (mit  Dat.  oder  von) 
abfallen,  loskommen,  trans.  befreien,  refl.  sich  losmachen:  wie  ich 
mich  verhalten  und  von  in  entprochen  mucht,  Elbog.  Chr.  78,  44. 
es  wer  denn,  das  er  sich  von  in  noch  irer  stat  gewonheit  und  wil- 
kür  gescheiden  und  entsprochen  (wohl  verlesen  für  entprochen)  hette, 
Eg.  Chr.  1108.  er  wolde  sich  also  von  dem  keiser  mit  hobescheit 
enprechen,  Böhm.  Chr.  69. 

en-bürn  sviu.  in  die  Höhe  heben,  erheben:  wir  suln  in  zcum 
herczogtum  entpurn,  Dal.  121,  30  (55,  32). 

ende  stnm.  Ende,  Ziel:  wann  die  ende  des  gepotes  (fines  man- 
dati)  sein  fleislig  czu  halden,  Const.  I,  7,  7.  er  huop  sich  des  endes 
(schnell)  dar,  Alex.  539.  2492.  und  sein  bede  an  den  gehen  end 
gestorben,  Eger  Chr.  97. 

en-decken  (auch  ent- decken,  Prät.  endacte,  endahte,  Part. 
endecket,  endaht)  sivv.  aufdecken,  entblößen,  offenbaren:  die  (Geißler) 
indektin  di  rück  —  und  slugin  sich  mit  geissiln,  Dal.  199,  22  (90). 

ende-haft,  -haftig  Adj.  zu  Ende  kommend,  abschließend,  2. 
bestimmt,  e.  tag,  dies  finalis,  peremtoria,  Igl.  Str.  263,  S.  164.  das 
im  heute  ein  endehaftir  tag  her  bescheiden  ist  czu  gewinne  u.  czu 
vorhast,  263,  S.  163.  er  scholde  in  ein  endehafte  czeit  gelegt  u.  be- 
nant  haben  (==  Termin) ,  Igl.  Bgr.  N.  64,  2.  u.  3.  das  endehaftige 
urteil  (definitiva  sententia),  Const.  IV  18,  6. 

endel  Adj.  Snp.  endlist  (=  endelöst)  äußerst:  dieselbe  endlist 
stuff,  Igl.  Bgr.  N.  53, 17  u.  18.  endeiste  leben  sind  die  die  4  (Je  2 
zu  beiden  Seiten  von  den  ursprüngl.  3  Lehen  um  den  Runbaum) 
äußersten  Enden  der  Siebenlehen,  an  welche  sich  zu  beiden  Seiten  je 
1  Königs-,  Bürger-  und  Herrenlehen  (die  Sechslehen)  anschließen,  Igl. 
Bgr.  do  ich  abgesneit  das  endliste  teil  (Zipfel)  deines  mantils,  do  wold 
ich  nicht  recken  meine  hant  in  dich,  W — B  Kön.  1 24, 12.  lege  das 
ouf  das  endliste  teil  des  rechten  oren  (auriculae),  Lev.  14,  25  u.  28. 

ende-,  end-lich  (=  ende-,  endec-lich)  Adj.   1.  schließlich,  letzt. 

2.  endgültig.  3.  zum  Ziel  führend,  eilig.  4.  tüchtig.  2.  ist  inen 
aber  kein  entlich  autwort  wurden  (endgültiger  Bescheid),  Elbog. 
Chr.  95,  24.  zu  entlichen  entlauf  pleiben,  Eg.  Chr.  1177.  doch  ist 
ein  entlicher  anlass  durch  die  herrn,  laut  und  stete  gemacht  worden, 
der  k.  mt.  wider  den  Türken  gelt  und  ein  stewer  zu  geben,  Elbog. 
Chr.  101,  14.  4.  du  letil  (Lotter),  du  schelkel,  bist  endlich  u.  frum 
vom  vater  und  mueter,  khüm  her  czu  uns,  Igl.  Str.  (68)  S.  333.  sie 
erwiste  so  fürstlichen  sich,  aller  sache  so  endelich  u.  satzte  so 
ordelich  daz  laut  — ,  W.  v.  W.  4114.  wan  wir  in  langer  czeit 
zu    Behem    nit    endliches    (Tüchtiges)    hän    geschafft,    Ack.  5,  14. 

3.  nicht  bis  endlich  zu  zürnen  (ne  sis  velox)  W — B  Prediger  7,  9  u. 
V  183b.  =  häufig:  durch  die  endlichen  sigenunft  (propter  crebras 
victorias)  Par. 

ende-lichen  Adv.  1.  endgültig.  2.  eilends:  ist  daz  den  heiden 
leit?  „frouwe,  endelichen  ja,  W.  v.  W.  4535.  da  keren  wir  e.  zuo 
(in  diesem  Lande  bleiben  wir  endgültig),  5419.  czwen  purgen  (eu- 
nuchi),  des  cuniges  —  twungen  in  (Amam)  endlichen  (cito)  geen 
czu  der  Wirtschaft,  die  die  kuniginne  hette  bereitet,  W — B  Esther 
6,  14.  u.  endlich  (confestim)  giengen  sie,  Lev.  10,  5.  recht  als 
ein  pach,  die  do  endlichen  hinczeuhet  in  den  gründen  (qui  raptim 


200  enden  —  enges-, 

transit  in  convallibus) ,  Job.  6,  15.  =  cito,  festinato,  W— B  II  3  a. 
JJI62a.  IV  128  a.  Y48a.  130  c  den  lieben  toren  endelicb  hiez.  sie 
von  dannen  beben  sich,  Trist.  5509. 

enden  swv.  (Praet.  endete,  ante),  vollbriyigen,  endigen :  e  der  böte 
von  im  gie,  mit  der  rede  er  ante  gar,  als  im  sin  frouwe  sante  darr 
W.  v.  W.  7299.  mit  snellem  gedinge  (Vereinbarung)  er  ante  =  be- 
stellte 2  Plätze  im  Schiffe,  2317.  Und  von  •welchem  seinem  ricbter 
das  gerichte  angehaben  ist,  do  seibist  sol  es  auch  geendet  werden, 
Const.  IV  4,  18.  daz,  sich  daz,  viur  ante  und  an  schaden  vergienc- 
Alex.  22216. 

enderunge,  anderunge  stf.  Wechsel,  Veränderung:  ab  sich  in 
den  selbigen  ichtes  a.  der  dinge  ergebint,  Elbog.  Chr.  153, 15. 

ende-schaft  stf.  Beendigung,  Elbog.  Chr.  84, 15.  nochdem  die 
gehabt  zwitracht  ir  e.  erlangt  47,  26. 

end-krist  (Ende-krist)  stm.  Antichrist:  daz,  der  Endkrist  kumt,. 
T— B  1.  Brief  Joh.  2,  18.  4,  3.  2.  Brief  1,  7. 

en-eben  Adv.  und  Präp.  mit  G.  D.  Akk.  in  gleicher  Linie, 
neben:  do  daz,  tier  e.  hat,  da  mit  ez.  ez.z,en  mac,  dar  er  tjost  sieb 
bewac,  Alex. 

en-gän,  -gen  s.  ent-gen. 

en-gegen-Tvertig,  Adj.  gegenwärtig,  gegenüber:  er  ist  hie 
engegenwirtig,  T— B  Joh.  11,  28. 

engelisch  Adj.  bei  L.  nur  aus  W.  v.  Rh.  265,  27  belegt:  den 
engelisch  gewalt  in  dem  himel  furht  =  quem  contremiseunt  in  coela 
angelicae  potestates,  Sol.  90,  15.    die  da  brächten  engelischen  schin 

—  mit  in  in,  Trist.  561. 

en-gelt  stm.  Ersatz,  Grimm  WB  III  541  pretium:  het  ich  für 
die  gut,  die  rein  —  engelt  mit  iren  hindern  in  reinen,  vesten  ge~ 
Valien!  Ack.  12,  5. 

en-gelten  stv.  I  3  mit  Gen.  bezahlen,  vergelten,  kaufen,  wofür 
büßen  müssen,  durch  einen  zu  Schaden  kommen:  Es  gehört  uns  auch 
an,  das  niemand  unsers  perkwerkes  engelten  sulle  (ne  abutatur)r 
Const.  I  7,  10.  gegen  den  (man)  ir  engultent  nie  iuwer  kintheit, 
W.v.W.  986. 

engen  swv.  {Praet.  anete,  engte,  Part,  geenget,  genget)  be- 
engen, in  die  Enge  treiben,  einschränken:  daz  sie  frönden  rümes  enget, 
W.  v.  W.  2092. 

en-genzen  swv.  zerbrechen,  zerstören,  zerreißen:  4  tuch  von 
Bruchsal,  ein  entgeneztes,  5  Mechlisch  u.  2  entgenezte  (angeschriittene), 
Stb.  Brüx  N.  226. 

engerl  (engerlin)  stn.  kleiner  Anger,  weibliche  Scheide:  daz, 
ez,  (daz,  -waz,z,er)  hin  uf  vil  vaste  spranc  hin  an  daz,  engerl  also  zart 

—  aldä  die  brünen  bluomen  stän  —  und  als  daz  engerlin  wart  naz,  — , 
Trist.  3779. 

enges-,  engest-lich  Adj.  Angst  erregend,  gefährlich,  schreck- 
lich: dö  kam  ein  engeslicher  man,  —  der  het  borsten  als  ein  swinr 
Alex.  22591.  der  man  was  als  engeslich  getan,  daz,  er  in  sach  durch 
wunder  an,  26017.  die  frouwen  truogen  engeslich  gewant  (nämlich 
Kampfrüstungen),  21997.  ein  tier  —  ez,  was  sere  engeslich  einem 
ipomites  gelich,  22023.  Daniel  —  in  der  werlde  Spiegel  sach  vier 
engestlicher  tiere,  21 075.    manec  engestlicher  sweiz,  (Angstschiueiß), 


enges- 


ent-bern  201 


18550.  ein  engestlichez,  her,  13244.  vor  aller  engestlicher  not,  4. 
got  dich  —  lat  für  sin  engstlich  gericht,  Dal.  217,  7  (98). 

enges-,  engest-liche,  -en  Adv.  in  Gefahr  bringender,  Angst 
erregender  Weise:  er  sach  gegen  im  strichen  freisam  und  enges- 
lichen  vil  nätern,  Alex.  23240.  die  rede,  die  mir  so  engstlichen  lac 
(dem  Plan,  mich  zu  ermorden),  18289.  engestlich  ez,  uns  stät  (wir 
schweben  in  Gefahr),  Ernst  3220.  Alex.  27810. 

en-gesten  s.  ent-gesten. 

en-ginnen  stv.  1  3  aufschneiden,  öffnen,  Bresche  schießen: 
die  uz,ern  (Belagerer)  die  müre  engunnen,  da  von  sie  die  stat  ge- 
wannen, Alex.  3691. 

eninkel,  enikel  stm.  Enkel,  nach  Wack.  eigentlich  der  kleine 
Großvater,  dagegen  D  W  B  3,  485  f. :  derselben  chinder  chint ,  die 
eninchel  haissen,  die  sint  an  der  andern  sipp,  Brunn.  R.  II  226.  die 
schar  irr  nechsten  vründe  u.  irr  eninkel,  W — B  Job.  21,  8  u.  V  197  c, 
Igl.  Str.  305  a  u.  b. 

enink-,  enik-lein  (=  eninklin  Demin.  von  eninkel)  stn.,  Igl. 
Str.  (71)  S.  338  m.    dem  knechtlein,  meinem  e.,  Igl.  Stb.  III  59c. 

enkel  stn.  Knöchel  am  Fuß:  gecleidet  mit  einem  langen  rocke 
bis  auf  das  enkel,  W — B  Kön.  II 13,  18.  das  wasser  gieug  mir  unczt 
an  die  enkchel,  Ez.  47,  3.  so  gienc  in  biz,  üf  daz,  enkel  daz,  har,  Alex. 
22 115.  er  gink  in  dem  blude  und  bis  an  di  enkil  wude,  Dal.  138,  3 
(62,  28). 

en-leich  (=  anelich)  Adj.  ähnlich:  die  du  —  in  allen  Sachen 
gleich  u.  enleich  den  engein  gemacht  hast?  Sol.  21,  12. 

en-lende  (=  in-lende)  swm.  Inländer,  incola,  W — B  Ps.  119,  6. 
incolatus,  Ps.  119,  5. 

en-phahung  stf.  das  Empfangen,  Aufnahme:  do  di  tag  seiner 
e.  (Aufnahme  in  den  Himmel)  wurden  derfullt,  T — B  Luk.  9,  51. 
welchez,  wirt  di  e.  (Aufnahme)  neuer  (anders  als)  daz,  leben  von 
den  toten,  Römer  11,  15.  zu  empfahung  die  Ungrische  krön,  Traut. 
Chr.  10. 

en-phenden  sivv.  als  Pfand  in  knspruch  nehmen:  nicht  betrübe 
dich  umb  sulche  ketzerei,  di  sich  enpfendet  hat  (ausgegangen*  ist) 
von  schedenlichen  leuten,  Hier  132,  5. 

enpheng-nisse  stf.  stn  ?  Abgabe  vom  Verkauf  einer  Sache; 
Übergabe,  Einführung  in  die  gewer  (investitura) ;  Schwangerschaft: 
meren  wil  ich  dein  ungemach  und  deine  emphenknusse,  W — B 
Gen.  3, 16. 

enphetten  (ent-pheiten)  Prät.  enphette  swv.  entkleiden:  daz, 
er  enphette  sich,  Trist.  4904.    Tristan  hete  sich  enphettet,  3083.  662. 

en-sament,  en-samt  s.  enzamt. 

en-slingen  s.  ent-slingen. 

ent-bern  stv.  1  2  ohne  etivas  sein,  entbehren,  darauf  (Gen.)  ver- 
zichten: wenn  ich  dein  enbir  (dum  de  solo  careo),  Sol.  5,22.  iedoch 
unsanft  ich  din  enbir,  W.  v.  W.  977.  Wer  imant  mit  knottle  siecht 
odir  mit  dem  har  wider  die  erden  wirft  oder  mit  fussen  tritt,  der 
schol  der  haut  emperen  =  sie  verlieren,  Igl.  Str.  10  S.  59.  der  herr- 
schaft  ich  enbsere  (auf  die  H.  verzichtete),  W.  v.  W.  7599.  ob  dich 
min  lip  vermidet  und  din  zu  vrouwen  enpir,  Trist.  177.  leide 
msere  er  vernam,  der  er  gerne  hete  enborn,  Alex.  1767.  20111. 


202  ent-bindeu  —  ent-einigen 

ent-binden  stv.  1 3.  1.  losbinden,  lösen.  2.  entbinden,  3.  trop: 
erklären:  swaz  die  zwelfe  vinden  (für  die  Gemeinde  gesetzt,  ver- 
fügen), daz  sie  daz  mit  ihte  enbinden,  W.  v.  W.  3884.  daz,  ich  kan 
e.  ee  oder  die  weissagen,  T — B  Matth.  5, 17.  der  da  enpindet  einez, 
von  disen  minsten  gepoten,  5, 19.  enpand  (entheiligte)  den  samstag, 
Job.  5,  18.  ir  enpindt  diesen  teinpel  und  ich  derste  in  nach  3  tagen, 
Joh.  2, 19.  durch  den  die  prinnenden  himmel  werdent  entpunden, 
JJ.  Petri  3, 12.  daz,  hinderteil  des  schiffes  wart  enpunden  (zerschellt) 
von  der  sterk  des  meres,  Btb.  27,  41. 

ent-blecken  swv.  Prät.  enblacte  sichtbar  machen,  entblößen:  Noe 
wart  truncken  u.  wart  enplecket  in  seiner  buden,  W — B  Gen.  9,  21. 
die  schemde  —  soltu  nicht  e.,  W—  B  Lev.  18,  7 — 17  ö.  so  das  enplecke 
ir  schemde  (ut  revelet  turpitudinem  eius),  Lev.  18,  6.  enblecket 
ligen,  Alex.  11282. 

ent-,  en-bloezen  (en- blossen,  md.  entblößen)  sivv.  Prät.  en- 
blöz,te,  Part.  enbloez,et,  enblöz,t:  entblößen:  ewer  houbt  solt  ir  nicht 
entplössen,  W — B  Lev.  10,6.  entblosen  wil  ich  mein  swert  (es 
zücken) ,  Ex.  15,  9.  Wo  sein  (des  Richters)  antlicz  sein  mut  (Ge- 
danken) emblosset  (verrät),  Const.  I  6,  3.  ist  aber  die  sache  emploset 
=  der  Prozess  zu  Ende  (causa  decisa),  Const.  IV  10,  8.  enblosset 
euch  des  alden  sundigen  menschen ,  Hier.  50, 18. 

ent-,  en-brechen  stv.  1  2  intr.,  1.  losbrechen,  2.  entgehen  m. 
Gen.,  bes.  von  der  Klage  freigesprochen  werden,  trans.  3.  anbahnen, 
öffnen,  4.  erlösen,  5.  refi.  sich  befreien.  2.  Um  ein  blutruns  oder 
einen  plauslag  under  den  äugen,  do  ein  schramme  oder  ein  mail 
nach  pleibet,  des  man  sich  schämen  muss,  da  schal  ein  man  um 
enprechen  sam  um  ein  kamperwunden,  sonst  da  enpricht  ein  man 
slechtleich  um  mit  sein  eins  hant,  Igl.  Str.  147.  selb  dritter  en- 
prechen, Brunn.  R.  II 47.  umb  das  di  vom  Clingensmid  den  von 
jungen  Kaufleuten  der  ersten  clag  umb  den  durchslag  noch  nicht 
enprochen  sein ,  Igl.  Bgr.  N.  67,  9,  derer  entbrochenen  unterthanen 
(die  sich  ohne  Erlaubnis  der  Obrigkeit  von  der  Herrschaft  ent- 
fernten), Dreiding  v.  Politz  30.  ein  iecleich  unser  purger  ist  einem 
iecleichen  spilman  enprochen  mit  zwain  Schilling  hallern,  der  kurzen 
Schilling,  nicht  höher  schol  er  in  an  bereiten  (baren)  gelde  gaben,  Eger 
Str.  A  II  2.  VI.  5.  welches  daz  ander  ansprichet  umb  ein  e.,  emp riebt 
daz  mit  dem  rechten,  daz  angesprochen  wirt,  Eger  Str.  A  VI  5. 
5.  sich  e.  auf  dem  creuz,  Brunn.  R.  II,  47.  48.  das  sie  sich  der  clag 
enprechen  mit  dem  rechten,  Igl.  Str.  294  S.  202.  mocht  her  sich 
aber  mit  einem  rechten  von  im  eutprechen,  — ,  245  S.  139.  wirt 
er  fluchtig  u.  empricht  sich  von  dem  boten,  I.  S.  362  ein  burger, 
so  er  nimmer  burger  sein  u.  sich  von  hinnen  czihen  wil,  mus  sich 
mit  eines  rates  willen  u.  wissen  Urlauben  u.  entbrechen,  Eger  Str. 
C.  79. 

ent-eigenen*  swv.  berauben:  Enteigent  habt  ir  mich  aller 
wunnen,  beraubt  lieber  lebtag,  enpfreit  micheler  eren,  Ack.  12,  3. 

ent-einigen*  swv.  refl.  sich  entäußern:  also  e.  u.  eussert  sich 
unser  herr  burggraf  guter,  Mind.  d.  Egerl.  83.  der  guter  wegen,  der 
sich  der  —  fürste  geeussert  u.  entenigt  hat  —  der  soll  er  sich  noch- 
mals entenigen  u.  eussern  73.  Eger.  Chr.  N.  1067. 


ent-erben  —  ent-halsen  203 

ent-erben  swv.  1.  enterben.  2.  mit  Gen.  berauben.  3.  refl. 
sich  von  der  Herrschaft  ausschließen.  4.  mit  Gen.  eines  Dinges 
beraubt  sein :  biz  sie  (die  lantherren)  einander  gar  verderbten  u.  ir 
herschaft  sieb  enterbten,  W.  v.  W.  3790.  sie  (die  lantherren)  beten 
sieb  enterbet  gar,  3798. 

ent-gan,  -gen  unregelm.  red.  Zw.  entgehen,  entkommen,  fehlen: 
so  in  (den  frowen)  die  wirte  entgiengen,  W.  v.  W.  1022.  enken, 
Dal.  103,  5  (44, 73). 

entgegen  -leuten*  (Muten,  Prät.  lüte,  Part,  gelütet,  geliut) 
swv.  mit  Glockengeläute  eynpfangen :  man  hat  im  (dem  neuen  Pfarrer) 
mit  der  grossen  glocken  lenger  dan  ein  halbe  stund  entgegengeleuttet, 
Traut.  Chr.  178. 

ent-geltnisse,  ent-keltnisse  =  ent-geltnus  stf.  (äne  e.  =  un- 
entgeltlich) an  seinem  rechte  einem  czu  entkeltnisse  komen  =  zu 
statten  kommen,  Igl.  Str.  263  S.  164.     Vergütung :  Elbog.  Chr.  2. 

ent-gesten  swv.  1.  entkleiden.  2.  abziehen  von:  do  sie  heim 
komen  in  die  stuben  und  engesten  und  auszogen,  do  flos  das  (an 
ihnen  gefrorene)  plut  von  in,  Böhm.  Chr.  74.  in  derselben  nacht 
entgesten  sich  die  Beham  in  ein  cristenlicben  fride,  60. 

ent-haben  swv.  bleiben,  warten;  fest,  ruhig  halten;  geduldig 
ertragen;  refl.  sich  aufhalten;  sich  enthalten:  er  enthab  den  einen 
herrn  und  versmecht  den  andern,  T — B  Matth.  6,  24 ;  Luk.  16,  13. 
er  enthabt  (geduldet,  11.  Bibel)  den  ungesichtigen  als  gesechent, 
Juden  11,  27.  zu  enthaben  (erleident,  11.  Bibel)  die  pein  des  ewigen 
feuers,  Judas  1, 7.  wir  starken  sullen  enthaben  di  krankhait  der 
sichen  (wir  Starken  müssen  die  Gebrechen  der  Schivachen  tragen), 
Bömer  15,  1.  Got  entbabt  (ertrug)  die  vaz  des  zorns,  Römer  9,  22. 
von  welchem  siechtum  er  waz,  enthabt  (mit  welcher  Krankheit  er 
auch  behaftet  ivar),  Joh.  5,  4.  Ire  äugen  wurden  in  enthabt  (waren 
gehalten),  daz  si  sein  nit  derkanten,  Luk.  24,  16.  daz,  er  wurd  ent- 
habt (befreit)  von  der  helle  (der  Todesnacht),  Btb.  2,  .24.  —  daz,  ir 
euch  entbabt  (enthaltet)  vor  den  geoppherten  dingen  der  apgot,  Btb. 
15,  29.  enthabt  euch  (verweilet)  hie  und  wacht  mit  mir,  Matth.  26,  38. 
diu  ougen  sie  eine  stunde  niht  enthaben  künde,  so  daz  sie  aber 
an  in  sach,  W.  v.  W.  5655. 

ent-habunge  stf.  1.  Statthaftigkeit:  wir  gedenken  der  lieb  und 
der  e.,  I.  Thessalonicher  1,3.  2.  Langmut:  in  der  enthabung  Gots 
(in  sustentatione  Dei),  Römer  3,  26.  3.  Zuversicht :  ob  wir  behalten 
den  anevang  seiner  e.  (anfängliche  Zuversicht)  vest  unez  an  daz. 
end,  Juden  3,  14.  4.  das  Wesen:  daz  er  (Krist)  sei  ein  pild  seiner 
e.  (Ebenbild  seines  Wesens),  Juden  1,  3. — 5.  Enthaltsamkeit:  in  der 
wissenhait  di  e.,  in  der  e.  di  gefridsam,  II.  Petri  1,  6.  —  6.  Besitz, 
Gut:  ein  beleibent  e.,  Juden  10,  34.  der  gelaub  ist  ein  e.  der  ding, 
11,  l.    die  da  het  verzert  alle  ir  e.  an  den  erezten,  Luk.  8,  43. 

ent-halden  s.  ent-halten. 

ent-halder  s.  ent-halter. 

ent-haldung  s.  ent-haltung. 

ent-halsen,  ent-helsen  swv.  enthaupten:  man  enthalset  in 
(den  in  Bigamie  Lebenden),  Prag.  Rb.  204.  si  inthelstin  si  mit  ir 
gut,  Dal.  209,  20  (93). 


204  ent-halten  —  ent-laden 

ent-halten  stv.  V. :  1.  absol. :  stillhalten.  2.  m.  Acc.  auf-,  zurück- 
halten. 3.  Bewirtung  und  Schutz  gewähren,  refl.  4.  sich  aufhalten. 
5.  festhalten.  6.  behaupten.  7.  mit  Gen.  von  etwas  sich  zurück- 
halten. 1.  verczeuch  u.  enthalt  u.  bisz  nicht  zu  snel,  Ack.  3. 13. 
sweig,  enthalt  20,  4.  an  entheldin,  Elbog.  Chr.  153,  21.  2.  Was 
ist  mir,  das  mich  des  enthelt  (detinet),  Sol.  94,  24.  3.  schützend 
lenken,  regieren,  erhalten:  entheltst  du  micht  nicht,  so  kum  ich 
wider  zu  nicht,  Sol  28,  4  u.  13.  28,  20.  ich  enpfand  nicht,  das  du  mich 
enthieldest  bis  an  die  czeit  38,  28  u.  31.  so  wer  ich  anderweit 
gevallen,  du  hest  mich  denn  enthalden  (nisi  me  sustinuisses)r 
40,  38.  du,  herr,  hast  mich  dir  enthalten  und  hast  mich  dir  u. 
mir  behalten  (regebas),  41,  18.  in,  der  mich  entheldet  (regit, 
=  Gott)  76,  35.  Du,  der  entheldest  die  weld  in  der  Weisheit  des 
hl.  Geistes,  102,  16.  durch  den  alle  dink  beschirmt,  enthalten  (sub- 
sistunt)  u.  enquickt  werden,  87,  25.  6.  wie  lang  sie  (die  Geschöpfe) 
sich  enthalten  (erhalten),  Ack.  14,  1.  ein  prot-ess,  der  sich  wol  ent- 
halden hat  u.  seines  herrn  eigen  nicht  ist,  Igl.  Str.  41.  wanne  got 
ofte  sich  entheldet  u.  vortreget  (schont)  den  sundern  gar  zu  langen 
fristen,  Hier.  29,  28.  nicht  enthalde  dich,  eile  u.  ledige  mich,  63,  22. 
das  ich  mich  des  enthild,  das  hastu  gepoten,  Sol.  41,  15.  hie  stet 
min  man,  nach  dem  ich  mich  e.  hän  24  jär,  W.  v.  W.  7498.  er 
gefenclich  angenomen  und  enthalten  (gefangen  gehalten)  wirt,  Elbog. 
Chr.  73,  27. 

ent-lialter  stm.  Erhalter,  salvator:  mein  schirmer,  mein  e., 
mein  zuflucht,  Hier.  90,  2.  Jeronimus  ist  ein  e.,  beschirmer  u.  lerer 
gewesen,  225,  20.    er  ist  ein  e.  der  gerechtikeit,  98,  17. 

ent-haltnus  stf.  1.  Aufenthalt.  2.  Zurückhaltung:  1.  wie  er 
mit  ettlichen  seinen  heifern  sein  e.  in  meinem  gebiet  u.  herrschaft 
hab.    Eg.  Chr.  1152. 

ent-haltung,  -haldung  stf.  1.  Enthaltsamkeit.  2*  Aufführung, 
Lebenswandel.  2.  die  brief  seiner  gepurdt,  lerjar,  auch  erbarn  ent- 
haltunge  (Sittenzeugnis),  Igl.  Stb.  V  176 d.  der  do  wil  maister  (Tuch- 
machermeister) werden  und  das  hantwerk  treiben,  derselbig  sal  briff 
und  kunschaft  pryngen  seiner  gepurt  und  seiner  enthaltung  von  den, 
do  er  vor  ist  gewesen,  III  184  c. 

ent-hauwen  stv.  V.  1.  loshauen.  2.  losmachen,  bergm.  einen 
andern  erczes  e.  =  in  fremdem  Grubenfelde  Erz  hauen:  einer  mag 
dem  andern  e.  u.  angewinnen  sines  berges  u.  sines  erczes,  so  meiste 
er  mag  (bis  es  zum  Durchschlag  kommt)  DIEL  19.  des  erczes 
haben  sie  uns  vil  enthawen  in  unser  lehenschaft,  Igl.  Bgr.  N.  39,  4 
(sogenannter  ,.Krieghau"). 

ent-hebigkeit*   stf.    Enthaltsamheit.  T— B  Galater  5,  23. 

ent-helsen  s.  ent-halsen. 

ent-hoffen*  swv.  erhoffen,  erwarten:  des  wir  doch  e.,  Eg.  Chr. 
1123  S.  299. 

ent-keltnisse  s.  ent-geltnisse. 

Ent-krist  (=  Ente-,  Ende-krist)  stm.  hier  swm.  Antichrist,  ge- 
deutet als  der  am  Ende  kommende  Christus,  bei  des  Entchristen 
czeiten.  Joh.  v.  Igl.  1.  —  I.  Joh.  2,  18.  4,  3.  —  IL  Joh.  7. 

ent-laden  stv.  IV.  1.  entladen,  ausladen,  mit  Gen.  2.  befreien. 
3.  berauben,     werltl.  fröude   ist  ein  swere  bürde,   der  unser  vater 


ent-lauf  —  ent-reden  205 

sant  Jeronimus  nu  entladen  ist,  Hier.  101,  5.  wan  er  itzund  des 
todlichen  gewandes  e.  ist,  17,  19.  so  trotziger  Worte  —  so  ein  rat 
wol  billig  von  dem  orte  van  im  entladen  (verschont  hätte  bleiben 
sollen)  El  bog.  Chr.  82,  40.  des  hat  ein  rat  sunabent  dar  nach  geben, 
si  sulcher  reise  zu  entladen  (ihnen  zu  erlassen  beschlossen),  wen  si 
mit  in  gericht  (ausgeglichen)  seien,  Elbog.  Chr.  96,  32.  do  wir  sulchs 
(solcher  Beschimpfung  unseres  Bürgermeisters)  pillich  entladen  von 
im  gewest,  105, 10.  in  verhoffung,  seines  notrechtens  wider  unsere 
freiheit  und  altherkomen  gewonheit  entladen  (zu  sein),  111,  23  f.  wir 
beten  ewer  gnads  uns  rechtens  zu  entladen  (es  uns  zu  erlassen,  mit 
unserem  Herren  zu  rechten),  50,  1. 

ent-lauf*  stm.  Ausgang  einer  Sache,  (endgültige)  Erledigung: 
zu  entlichen  entlauff  —  pleiben,  Eg.  Chr.  1177. 

ent-ledigen  (en-ledigen)  swv.  freimachen  aus  Fesseln,  Ver- 
pflichtungen welch  mensch  —  sein  sei  enledigt  in  der  hell  (eripiat 
de  manu  inferni),  Sol.  61,  38. 

ent-lehen,  -lehenen  swv.  entlehnen,  auf  Borg  nehmen:  wer  ent- 
lehent  (mutuo  postulaverit)  W — B  Ex.  22,  14. 

entlehent-inäl  *  stn.  Vergeltung,  Entgelt:  widergeben  daz,  e. 
den  vetern  =  ihren  Eltern  Entgelt  leisten,  T — B  I.  Timotheus  5,  4. 

ent-leiben  (ent-liben)  sivv.  entleiben,  töten:  das  er  sein  eeweib 
—  entleibtt,  ermordtt  uud  umbbracht  hat,  Eg.  Achtb.  II  204. 

ent-leuchten  (ent-liuhten)  swv.  erleuchten:  di  erd  wurd  ent- 
leucht  von  seiner  (des  engeis)  wunniclich  (Herrlichkeit,  gloria), 
T — B  Offenb.  18,  1.  den  geist  der  Weisheit  —  zu  e.  di  äugen  ewerz, 
herzen,  Epheser  1,  18.  ein  licht  entleucht  (erstrahlte),  Btb.  12,  7. 
an  dem  abent  des  samstags,  der  da  entleucht  (erschien),  Matth. 
28,1. 

ent-lich  s.  ende-lich. 

ent-liden  swv.  dimembrare,  zergliedern,  losmachen:  nicht  lasz 
mich  vorbasz  mer  entlidet  werden  in  vil  glider,  Sol.  101,  16. 

ent-,  en-loesen  sivv.  losmachen,  lösen :  diu  cläre  nicht  enlösete, 
swan  sie  von  im  kösete,  W.  v.  W.  4243  f. 

ent-nacken,  nacten  smw.  entblößen:  nimer  tac  in  des  verdröz,, 
er  enwurde  richer  wät  entnact  u.  mit  der  armen  wät  bedact, 
W.  v.  W.  570. 

ent-neinen  stv.  1 2  entfernen :  Das  di  gotleich  suszikeit  al  dise 
gegenwurtig  pitterkeit  endnimt  (tollit),  Sol.  56,  25.  dem  du  ent- 
nimpst  erhebunge  seiner  äugen  (abstuleris)  30,  23.  von  dem  du  ent- 
nimpst  begirung  des  fleisches,  30, 26  u.  29.  so  er  (der  mensch)  went, 
er  süll  sten,  so  wirt  er  entnumen  (colliditur),  9,  20. 

ent-nichten,  ent-nihten  swv.  zunichte  machen:  des  wart  an 
wiben  entnihtet  vil  fröiden,  Alex.  11830.  der  veinde  craft  er  gar 
entnihte,  13238. 

ent-nücken,  -nucken  (auch  ent-nicken)  swv.  einnicken,  ein- 
schlafen :  diu  guote  mit  släfe  was  entnücket,  W.  v.  W.  2074. 

ent-reden  swv.  verteidigen,  durch  Beden  frei  machen,  von 
einer  Anklage  durch  Beweis,  purgare:  der  antwurter  entredet  sich 
{gegen  die  Ansprache  seines  Hirten  um  Lohn  im  Betrage  von  mer 
als  einem  virdung)  baz,  auf  dem  creucze,  denn  in  der  clager  mit  rechte 
überwinden    muge,    Igl.  Str.  S.  369  u.    Diomedes    entrete   sich    dö, 


206  ent-rednüsse  —  ent-scheiden 

Alex.  18529,  e.  er  sich  begunde,  26-173.  des  welle  er  sich  entreden 
so,  Ernst  999.  1089;  Elbog.  Chr.  90,  29.  der  keiser  mit  bet  gegin 
den  furstin  entret  (entschuldigte  sich),  Dal.  73,  15  (29,  30). 

ent-rednüsse  stf.   Reinigung  vor  Gericht,  Brunn.  R.  II  21. 

ent-reiten  (ent-riten)  stv.  II  reitend  entfliehen:  diebe,  welche 
dem  kloster  2  rosz  hatten  entriten,  Traut.  Chr.  52. 

ent-retten  swv.  retten,  eine  belagerte  Stadt  entsetzen:  das  die 
marggrafen  ungeverlich  helfen  sollen  das  —  sloss  Karlstein  —  zu 
e.,  Aussig.  Urkdb.  N.  177.  wir  haben  die  burger  und  stat  entrett 
und  behalten,  Elbog.  Chr.  148,  17. 

ent-richten  swv.  1.  aus  der  rihte  bringen,  die  Lage  da- 
durch verschlimmern  oder  verbessern.  2.  in  Unordnung  bringen. 
3.  schliclden,  entscheiden,  entricht  sein  =  erfahren  haben:  als  si  des 
von  in  entricht  sein,  Olm.  Stb.  54  S.  34. 

entrisch  Adj.  altertümlich,  befremdlich*  unheimlich*:  die  stark- 
waltigen  leben  (Löwen)  in  entrischen  wustungen,  Ack.  13,  17  und 
Anm. 

entsage-brief  stm.   Fehdebrief,  Eg.  Chr.  1072  S.  261. 

ent-sagen  swv.  1.  Freundschaft  auf  und  Fehde  ansagen  refl. 
sich  befreien,  auch  vor  Gericht.  1.  er  enkunde  dem  herzen  nicht 
entsagen,  ez,  wolte  in  ze  jämer  jagen,  W.  v.  W.  2726 f.  das  ir  — 
an  entsagen,  mich  also  gefordert  hapt,  Ack.  21,  4.  2.  lanc  ist  der 
walt,  daz  sie  der  aller,  die  sie  jagen,  in  der  wilde  sich  gar  entsagen 
(ihnen  entkommen),  W.  v.  W.  5929 — 31,  mit  swserlichen  leiden  wie 
sich  entsagt  der  heiden,  dirre  antwürte  sage,  855.  Dimus  möhte 
sich  ouch  so  mit  mir  der  schult  entsaget  hän,  (von  der  Anklage  da- 
durch befreit  haben,  daß  er  die  Schuld  auf  mich  geschoben  hätte), 
Alex.  18531.  so  hset  ir  entsagt  (mir  Fehde  angekündigt),  18996. 
wie  sie  den  mannen  entsagten,  Böhm.  Chr.  9.  do  entsagete  die 
tochter  dem  vater  und  die  swester  dem  prüder,  9.  do  wolde  der 
kaiser  den  pehemischen  fursten  e.,  67.  darumb  entsage  dir  ich 
auff  dein  Leben,  39.  es  ist  beszir,  das  wir  lebin,  dan  das  sie  uns 
also  intsagin,  Dal.  54,  27. 

entsaint  s.  enzamt. 

ent-satiln,  -satelen  swv.  (nur  aus  Wwh.  232,  5  var.)  ent- 
satteln: fürte  in  in  herwerge  u.  entsatilte  die  camelen,  W — B  Gen. 

24,  32. 

ent-satzunge*   stf.  Ankündigung  der  Fehde:  Stb.  Brüx  X.  257. 

ent-schaft  s.  ende-schaft. 

ent-scheid  (ent-sehit,  -des)  stm.  Bescheid,  Entscheidung:  wollet 
unsers  entscheids  warten,  Elbog.  Chr.  30,  8. 

ent-scheiden  (mhd.  auch  ent-schiden)  stv.  red.  und  stv.  II. 
1.  unterscheiden.  2.  rechtl.  entscheiden.  3.  auseinandersetze?i ,  be- 
scheiden: 1.  zorniger  man  kau  nicht  e.,  Ack.  29,  13.  die  auf  erden 
sassent  under  der  gestirne  umbgenge  u.  entschieden  die  planeten, 

25,  9.  2.  ab  uns  der  erbberr  doraus  mochte  e.,  noch  unser  clag  und 
noch  irer  antwort  Igl.  Bgr.  N.  39,  6.  das  ich  euch  daraus  e.  schol 
N.  39,  9  u.  Olm  Stb.  130.  3.  er  hette  gerne  gefraget  imanden,  der 
in  dieser  dinge  entscheiden  hette,  Hier.  93,  3.  alsdan  wert  ir  ent- 
scheiden werden,  Elbog.  Chr.  50,  2.  der  (rat  zu  Eger)  sal  sie  des 
entscheiden,  63,  35. 


ent-schichten  —  ent-setzen  207 

ent-schichten  sivv.  einen  Streit  schlichten,  Entscheidung  treffen: 
Chr.  v.  Elbog.  109,  9.  di  schuster  u.  die  sol-sneider  haben  uns  uf 
peiden  teilen  gepeten,  das  wir  si  e.  sulden  mit  einander,  Olm.  Stb. 
110a.  die  deutschen  u.  behem.  schuster  haben  gebeten,  sie  doraus 
(ihren  Streitigkeiten)  zu  entscheiden  u.  e.,  130.  czu  entscheiden  u. 
paide  widerpartei  zu  entschichten,  132,  S.  99. 

ent-schickunge  stf.  deordinatio.  noch  sulchen  bereden  u.  ent- 
schickungen,  Stb.  Brüx.  N.  227. 

ent-schid  (ent-schit,  -des)  stm.  Entscheidung,  endgültiger  Be- 
scheid: alsdann  durch  mich  —  nach  billichem  und  entlichem  ent- 
schied gehandelt  sal  werden ,  Elbog.  Chr.  73,  9.  ein  rechtlichen  e. 
—  gerne  halten,  106,  30.  bei  rechtspruchen  und  entschiden  —  gne- 
diglich  bleiben  lassen,  124,  8.  er  hat  bemisch  den  entschied  zwischen 
den  hern  und  burgern  geret,  36,12.  des  zu  urkundt  ist  diser  ent- 
schiede gleichlauts  gezwifacht,  denen  vom  adel  einer  und  dem  rathe 
der  stat  Eger  der  ander,  Eg.  Chr.  1196  S.  370.  er  wird  die  stat  — 
widerumb  zu  einigkeit  und  entschiedt  der  herrschaft  bringen  mit 
ahlösung  der  pfandschaft  gegen  der  herrschaft,  Traut.  Chr.  119  unten. 

ent-schidung  (ent-scheidunge)  stf.  Entscheidung:  verschobener 
urteil  e.  und  erfarung,  Elbog.  Chr.  59,  22.  der  hern  der  cron  recht- 
liche e.  106,  36. 

ent-schonen  sivv.  reinigen  von  einem  Verdacht,  einer  Anklage: 
sich  selbdritte  e.,  Igl.  Str.  B  88. 

ent-schuchen  (=  ent-schuochen)  swv.  die  Schuhe  ausziehen: 
hous  des  entschuchten  (discalceati),  W — B  Deut.  25,  10. 

ent-schul dünge  stf.  (nur  aus  Hpt.  18.  78.  212)  Entschuldigung: 
ab  imand  aufgehalten  wurde  von  ehafter  not  —  den  sol  allein  di 
not  e.  helfen,  Const.  I  7, 13. 

ent-schumphieren  swv.  besiegen:  von  ungestalt  vil  tieren 
mugen  sie  uns  e.,  Alex.  12436.  daz  keie  entschumpfieret  was,  Trist. 
2225. 

ent-,  en-schüten  swv.  befreien,  eigentl.  die  schüten  =  Wehren 
der  Belagerer  zerstören:  der  entschutet  von  aller  gäbe  seine  hende, 
W — B  VI  35a.  die  itzund  alles  bösen  entschutet  sint  (exuti),  Sol. 
95,  32.  enschute  dich  von  dem  staube  W —  B  Js.  52,  2.  das  sloss 
Karlstein,  das  ieczund  belegen  (belagert)  ist  u.  die  leute,  die  doruff 
belegen  sint,  zu  entschutten  u.  zu  entsetzen,  Aussig.  Urkdb.  N.  177. 
damit  mein  son  und  die  fromen  leut  entschütt  (von  der  Belagerung 
befreit)  mochten  werden,  Elbog.  Chr.  152,  12. 

ent-schütunge  stf.  entschüttung  =  Befreiung,  Chr.  v.  Elbogen 
148, 25. 

ent-setzen  swv.  Brat,  entsatzte,  -satte,  Bart,  ent-setzet,  -satzt, 
-sat.  1.  absetzen,  2.  aus  dem  Besitz  bringen,  berauben,  3.  ent- 
setzen, befreien,  4.  außer  Fassung  bringen.  2.  ir  hawer  durch  sie 
entseczt  u.  ausgetriben  ist,  Igl.  Bgr.  N.  62,  5.  die  eine  parthei  sol 
die  andere  nicht  mit  gewalt  (wie  häufig  beim  „Durchschlag")  sunder 
mit  Ordnung  des  rechten  doraus  füren  u.  entseczen,  N.  62,  5.  er  hat 
uns  armen  leuthen  an  unsern  eren  entsetzt,  rat  und  gemein  trew- 
lose  vorreterische  boswicht  geschulten,  Elbog.  Chr.  107,  30;  Eger.  Chr. 
1185  S.  355.  Fehde  ankündigen* :  wie  her  Wilh.  v.  Ilburg  üch  entsaczet 
u.  doch  kein  schult  zu  üch  nicht  enhat,  Stb.  Brüx  N.  257.  die  von  Lawn 


208  ent-setzung  —  ent-sliez,ung 

haben  uns  (v.  Brüx)  entsaczet  u.  geschreben  —  wir  wollen  neben 
hern  Girziken  von  Podiebrad  ewer  feind  sein,  N.  257.  ein  entsaczet 
brife  =  Fehdebrief  ebda. 

ent-setzung  stf.  1.  Furcht,  Scheu,  2*  Beeinträchtigung ,  Ein- 
buße an  Ansehen:  2.  also  hat  sich  die  sach  erhalten,  viel  red,  vil 
nachrede,  gespot  und  e.  eim  rath  durch  di  hofischen,  Elbog.  Chr. 
37,  35. 

ent-seuberkeit*  (von  mhd.  entsüvern  s.  ent-seubern)  stf.  Un- 
sauberkeit,  Unreinigkeit :  greber  vol  totenpein  und  aller  enczeuberkait, 
•T— B  Matth.  23,  27.  enpflichent  den  enczeuberkaiten,  II.  Petri  2,  20. 
Epheser  5,  4.  Offenb.  16, 15.  trunken  von  dem  wein  ir  e.  (ihrer  Un- 
zucht, de  vino  prostitutionis  eius),  Offenb.  17, 2.  enczoberkait  der 
apgot,  Btb.  15,  20.    mit  wollusten  der  enczuberikait,  II.  Petri  2, 13. 

ent-seubern  (ent-süvern)  swv.  verunreinigen:  daz,  czu  dem 
mund  insget,  daz,  entczeubert  nit  den  menschen,  T — B  Matth.  15, 11. 
daz,  in  mag  e.,  Mark.  7,  15.  7,  18.  7, 23.  daz,  di  pfaffen  des  samcz- 
tags  e.  den  samcztag  in  dem  tempel  und  sint  an  schult,  Matth.  12,  5. 
si  gingen  nit  in  daz,  dinkhaus,  da^  si  icht  wurden  enczeubert,  Joh. 
18,  28.  manig  werdent  enczeubert  durch  sei,  Juden  12,  15.  petent 
oder  weissagend  mit  bedecktem  haupt,  der  enczeubert  sein  haubt, 
I.  Korinther  11,  4.  er  hat  enczeubert  dise  heilige  stat,  Btb.  21,  28. 
kain  ding  enczeubertz,  get  nit  in  si  (di  stat),  Offenb.  21,  26.  der 
da  ist  enczeubert,  der  enczeuber  sich  noch,  Offenb.  22,  11. 

ent-seubung*  stf.  Unreinigkeit:  in  der  abseczung  der  ent- 
czeubung  {Ablegung  körperlicher  Unreinigkeit,  carnis  depositio 
sordium),  T— B  I.  Petri  3,  21.       . 

ent-seuften*  sivv.  do  für  der  unschuldig  man  von  Nazareth 
auf  die  rede  (=  damit),  das  er  den  leuten  desselben  landes  ent- 
senften  mochte,  (ihrem  Gerede  zu  entgehen)  u.  für  gleicherweis  als 
zu  einer  Zuflucht  alles  seines  heiles  nach  Bethlehem,  Hier.  159,  25. 

ent-sitzen  stv.  II  intr.  /.  aus  der  ruhigen  Lage  kommen,  2. 
sich  einem  gegenüber  behaupten,  3.  sich  entsetzen,  furchtsam  ent- 
weichen :  wir  mugen  unsern  feinden  alhie  wol  entsiezen ,  Böhm. 
Chr.  2.  4.  trans.  und  refl.  fürchten,  erschrecken  vor:  4.  ein  urteiler 
waz,  in  einer  stat,  der  got  nicht  enforcht  und  den  menschen  nit 
entsage,  T — B  Luk.  18,  2.  ob  ich  got  nit  forcht  noch  den  menschen 
nit  entsieze,  18,  4. 

ent-släfen  stv.  red.  V.  einschlafen,  auch  übertr.:  wann  sie  (die 
Reichen)  in  reichtum  u.  in  wollusten  entslaffen  sint,  Hier.  28,  7. 
tr.  sivv.  einschläfern  das  der  zank  und  widerwill  zwischen  euch 
gestillt,  entschläft  u.  geendet  sei,  Aussig.  Urkb.  N.  44. 

ent-sliez,en  stv.  III.  1.  aufschließen,  öffnen,  2.  erklären,  3. 
refl.  sich  ausbreiten:  das  er  (Hier.)  die  heiligen  schrift  leuterlichen 
entslossen  hat,  Hier.  4,  11.  das  in  hebräischer  czungen  stet  ge- 
schriben,  mit  ganezen  trewen  hab  ich  entslossen,  W — B  Esther  10, 
Anm.  zu  2.  3.  u.  4.  Urloup  die  boten  nämen,  ze  dem  keiser  sie 
wider  kämen,  die  wisen  äne  verdrießen  horte  man  e.  der  kriechen 
willen  unde  wort,  als  sie  sie  heten  vernomen  dort,  Alex.  10902. 

ent-sliezung*  stf.  Schlußfolgerung:  Do  von  bleibt  die  e.,  das 
alle  dink,  di  niht  gemacht  sint,  niht  gut  sind,  Sol.  13,  34. 


ent-slifen  —  ent-vähen  209 

ent-slifen  stv.  II  entgleiten,  entfallen:  ob  mir  der  tac  ent- 
slifet  und  mich  die  naht  begrifet,  Trist.  4649.  Alexanders  güete 
entsleif  {da  er  zornig  wurde),  Alex.  2055.  daz,  in  strites  muot  ent- 
sleif,  14772.  der  engel  —  er  (Jakob)  einen  begreif,  da  von  im 
saelde  niht  eutsleif,  11322.  er  bat  alle  sine  man  daz,  sie  zwivel 
wolden  lan  und  zagheit  entslifen,  12769.  mir  ist  doch  fröide  ent- 
sliffen,  10919.  swie  mir  sselde  si  entsliffen,  unsselde  mich  hat  be- 
griffen, 14337. 

ent-slingen  stv.  1 3  intr.  sich  ausbreiten,  mit  Dat.  sich  los- 
winden, refl.  sich  aufrollen:  dar  üz,  enspruugen  und  über  die  erd 
enslungen  —  die  gertel  (3  Bäume)  einer  eilen  lanc,  Legende  420. 

ent-spenen  swv.  entwöhnen,  mit  Gen.  von  etwas  abwendig 
machen,  trennen:  liebes  entspent,  leides  gewent  hapt  ir  mich, 
Ack.  17,7. 

ent-sprechen  stv.  12  freisprechen,  Elbog.  Chr.  78,  44.  sich  los- 
sagen, Eg.  Chr.  1108.    wohl  verlesen  für  entsprochen  s.  en-brechen. 

ent- sprießen  stv.  III  1.  entsprießen,  entstehen,  2.  trans.  e. 
machen,  aufschließen:  der  hl.  Geist  von  in  beiden  entspreuszt,  Sol. 
86,  16.  an  des  houbt  oder  part  entspreusset  die  ousseczikeit,  W — B 
Lev.  13,  29.  e.  wirt  ein  stern  von  Jakob  u.  entsteen  ein  rute  von 
Israhel,  Num.  24,  17. 

ent-spriez,imge *  stf.  der  Ursprung,  das  Hervorgehen:  des  hl. 
geistes   entsprisunge  von  dem  vater  u.  von  dem  sune,  Hier.  117,  7. 

ent-springen  stv.  13  1.  entfließen,  2.  hervorspringen,  3.  ent- 
rinnen, 4.  erwachen  aus:  1.  an  der  clären  fürstin  juugen  noch 
deine  was  entsprungen  daz  wip  ze  dem  herzen  schicket  eben,  da 
von  sie  nar  den  kinden  geben,  W.  v.  W.  2009.  Als  ein  red  ent- 
sprungen ist  worden  auf  den  Hannsen  Peschl,  wie  er  des  nachts  mit 
ainer  laiter  auf  der  gassen  gegangen  sei  u.  die  selbig  laiter  an  ain 
haus  angelaint,  Igl.  Stb.  V  102b. 

ent-stän,  -sten  stv.  IV.  hier  1.  aufstehen,  sich  erheben,  2.  ent- 
stehen, werden:  1.  entsteen  wirt  ein  rute  von  Israhel  (cousurget), 
W — B  Num.  24, 17.  Und  do  si  waren  auf  dem  acker,  do  entstunt 
Cain  gegen  Abeln,  seinem  bruder,  u.  vorterbte  in,  Gen.  4, 8.  sam 
den  clagern  wider  di  antworter  di  pitunge  oder  forderuuge  ent- 
standen sein  (petitiones  proditae),  Const.  IV  7,  EM. 

ent-tragen  stv.  IV.  entziehen,  entwenden,  ivegtragen,  Traut. 
Chr.  259. 

ent-tün,  en-tün  (entuon)  unregelm.  Zw.:  sich  lossagen,  los- 
machen: das  sich  die  [von]  Elpogen  des  Hisserls  enthun,  mit  im 
nichts  zu  schicken  noch  zu  schaffen  haben,  Elbog.  Chr.  85,  15. 

ent-urlauoen*  swv.  verabschieden,  entlassen:  der  rat  —  hat 
das  Hecht  —  einen  zu  burger  aufzunehmen  und  zu  e.,  Elbog.  Chr. 
66,  31. 

ent- Valien,  en-,  em-pliähen ,  -phän  stv  V  1.  bergm.,  einen 
Gang  oder  Berg  verlielien  erhalten,  meist  =  Lehen  erhalten:  aber 
di  czum  2.  3.,  czum  vierden  male  u.  also  furpas  genge  enphahen, 
den  sol  man  in  igleichen  teil  der  silbergruben  nur  ein  halb  lehen 
messen  mit  den  vorgenanten  underscheidungen,  Const.  II  1 ,  10  u.  13. 
refl. *  entstehen*,  toerden*:  darumb  sich  teidiuge  enpfangen  haben, 
Igl.  Bgr.  53,  13.    uncz  an  die  czeit,  das  sich  emphenget  u.  aufstünde 

J  el  iuek  ,  Wörterbuch.  14 


210  ent-väher  —  ent-vremdung 

diser  lichte  tag-,  sant  Jeroiiiruus.  Hier.  3,  20.  in  meinem  kalden  leibe 
enphenget  sich  teglichen  der  unkeuschheit  snode  und  unbederbe 
bicze,  10,  21. 

eiit-vaher,  emphaher  stm.  Empfänger,  bergm.,  wem  zuerst  ein 
Gang  oder  Berg  gemessen  und  verliehen  wird:  der  den  gang  von  ersten 
empiiehet  —  der  erste  emphaher  sol  einen  igleicben  aus  den  gewerken 
mit  seineu  teilen  nennen,  u.  sol  auch  keiner  teil  doselbist  haben, 
denn  den  er  hat  genennet,  Const.  II 1, 13. 

ent-vallen,  en-,  empfallen  stv.V  1.  entfallen,  2.rn.Dat.  ver- 
loren gelien,  3.  als  Zeuge  versagen,  nicht  helfen,  4.  mir  emphelt  das 
urteil  =  verliere  den  Prozess,  Gr.  Wb.  5,  325.  einem  e.  =  im 
Prozeß  gegen  ihn  gewinnen  * :  3.  das  im  sein  beweisung.  di  her  mit 
der  stat  puch  haben  wolde,  gar  enpfallen  ist,  Igl.  Str.  242b.  Als 
sich  Jessk  an  czeugen  geczogen  hat  u.  im  diselben  czeugen  em- 
pfallen (fälschl.  steht  empfalhen)  sint,  diselben  teiding  hat  er  ver- 
lorn u.  kein  puss  dorczu,  Igl.  Bgr.  N.  118,  3.  Leihet  er  (der  berg- 
meister)  icht  anders  (als  die  Gewerken  xoollten)  u.  kumet  des  zu 
krige  u.  entpfallen  im  di  gewerken  (stimmen  sie  ihm  nicht  zu),  sein 
leihen  hat  nit  creffte ,  D  I R  23  a,  8.  4.  dem  das  urteil  emphallen 
(gegen  den  es  ausgefallen)  was,  Igl.  Str.  325.  ab  eine  einem  umb 
die  ee  ansprech  und  er  ir  mit  recht  entpfiel,  so  sol  dieselbe  auch 
5  jar  aus  stat  und  lant  sein,  Eger  Str.  C.  60. 

ent-vänusse,  entpliänusse  stf.  Empfang  eines  Lehens  (oder 
Bergmaßes)  susceptio:    die  ordenunge  der  e.,  Const.  II  2,  2. 

ent-veckteu,  enpuechten  stv.  12  (entgegen  sein,  sich  ent- 
ziehen? Pass.)  sich  e.  =  heimlich  davongehen:  er  wolde  sich  e., 
W.  v.  W.  420  (dieses  Zitat  fehlt  bei  L.). 

ent-veke-,  enpfehe-,  eupfeheu-lieh  (=  enphgehelich)  Adj. 
1.  empfänglich,  2.  aymehmbar:  1.  Dorumb  bekenne  ich  dir,  herre  mein 
got,  das  du  mich  geschepfet  hast  enpfeheleich  der  Vernunft  (capacem 
rationis),  Sol.  22,  16.  das  du  mich  e.  u.  mugleich  (fähig)  machst,  gotes 
sun  zu  werden  (susceptibilem),  24,  8.  hast  mich  e.  gemacht  sulcher  weis 
eren,  Sol.  23,  4.     das  die  sei  e.  worden  ist  deiner  majestat,  72,  33. 

ent-vreien,  enpfreien*  sicv.  berauben:  Enteigent  hapt  ir  mich 
aller  wunnen  —  enpfreit  micheler  eren,  Ack.  12,  4. 

ent-vremden,  empfremden  sivv.  entfremden,  entziehen  (m.  Dat.): 
sie  entvremdet  sich  (zog  sich  zurück)  bis  üf  die  vrist,  daz  die  volge 
(Verfolgung)  zergangen  ist,  W.  v.  W.  5978.  daz  er  sich  hat  ent- 
fremdet mir  (von  mir  getrennt),  4249.  ir  habt  mir  meiner  seiden 
haft,  mein  auszerwelte  turkeltaube  arglisticlichen  empfremdet  = 
geraubt,  Ack.  4,  13.  das  ein  andir  urbarer  im  das  (die  auf  einen 
Berg  mehrere  Jahre  nutzlos  \errvandte  Mühe  und  Arbeit)  mit  ge- 
walt  emphfremden  solde,  DIR  I.  18.  also  sullen  sie  auch  dovon  nicht 
lassen  u.  sich  dovon  entfremden  von  dem,  das  in  vorlihen  ist,  Const. 
II 4,  5.  das  Privilegium  der  begnadunge  wird  von  den  genomen  u. 
entfremdet,  II  4,  5. 

ent-vremdung,  enipfreni  dünge  stf.  Änderung,  Wechsel  bes. 
des  Gerichtes,  alienatio  judicii:  alle  e.  u.  wechselunge  des  gerichtes, 
die  gescheen  wider  gute  gewonheit  u.  wider  gemeinen  nucz  u.  ere, 
die  widerufen  wir,   Const.  III  8,  2.     und  darumb  so  leset  man  auch 


ent- weichen  —  en-twer  211 

nicht  czugeen  desselben  dinges  e.  (bei  einem  bloßen  Scheinkauf), 
wann  es  tank  pas,  was  in  der  warheit  geschieht,  denn  das  gleisende 
erdacht  ist  (nämlich  als  ein  plose  und  erdochte  vorkauffunge 
=  Scheinkauf),  Const.  III  6,  11. 

ent-weichen,  -wichen  (=  entwichen)  stv.  II  1.  entweichen,  im 
Stichelassen,  2.  um  Platz  zumachen,  weichen,  3.  abtreten,  zedieren: 
wollest  durch  dones  und  reimens  willen  deinen  sinnen  nicht  ent- 
weichen, Ack.  3,  11.  ist  darüber  von  dem  rechten  entwichen,  Eger 
B.  d.  Gebrechen  S.  220.  ent-wichent  iuwerm  muote  =  laßt  ab  von 
Euerer  Streitlust,  W.  v.  W.  3828. 

eilt- weisen  (ent-wiz.en)  stv.  II  vorwerfen,  tadeln:  Do  begund 
Jhesus  zu  e.  drohen  den  steten,  daz.  sie  nit  heten  gemacht  puzz., 
T— B  Matth.  11, 20. 

en-twelen,  (entwalte,  entwellet,  en-twalt)  swv.  trans  1.  zurück- 
halten mit  Gen.  oder  Präp.,  2.  intr.  sich  aufhalten,  zögern,  ver- 
weilen: ir  entwellen  was  unlanc,  W.  v.  W.  7093.  er  entweit  in  der 
stat  Nazaret,  T — B  Matth.  2,  23.  4, 13.  er  entweit  da  mit  seinen 
iungern,  Joh.  11,  54.  meister,  wo  entwelst  du?  Joh.  1,38.  Joh.  3,  22. 
Matth.  23, 21.  di  da  entwellen  in  Jerusalem,  Luk.  13, 4.  daz,  di 
vogel  des  himels  mugen  e.  unter  seinem  schaten,  Mark.  4,  32.  di 
ir  da  entwellt  in  Jerusalem,  Btb.  2, 14.  13,  27.  e.  in  Charran,  Btb. 
7, 2.  7,  4.  daz.  da  entwellt  in  mir  die  sund ,  Römer  7, 17.  7,  20.  ob 
der  geist  Götz  entwellt  in  euch,  8,  11.  di  da  entwelent  auf  der 
erd,  Offenb.  6, 10. 

en-twelunge  stf.  (hei  L.  nur  aus  Oberl.  323)  das  Wohnen:  es 
viel  Babilon  —  und  ist  gemacht  ein  entwelung  der  teufel,  T — B 
Offenb.  18,  2.  di  zil  ir  e.,  Btb.  17,  26.  ain  licht  daz,  entleucht  in  der 
e.  des  karkers,  Btb.  12,  7.  verkauften  di  besiezung  und  die  e.  (Hab 
und  Gut),  Btb.  2,  45. 

ent-wenden  (Prät.  ent-wante,  -wände,  Part,  ent-wendet,  -want) 
swv.  1.  intr.  m.  Dat.  entgehen,  2.  tr.  mit  Dat.  der  Pers.  entziehen, 
abwendig  machen,  3.  abwenden:  3.  was  wir  haben  mugen  ewern 
schaden  e. ,  das  haben  wir  gern  gethan  u.  noch  thun  wollen,  Stb. 
Brüx.  N.  257.    der  entwandten  nam  (s.  d.)  wegen,  Eg.  Chr.  1109. 

eiit-wenen  sivv.  entwöhnen,  ablactare:  bleibe,  bis  du  in  ent- 
wenest,  W — B  Kön.  1 1,  23.    er  wart  entwenet,  Gen.  21,  8. 

ent->venken  (Prät.  entwanete,  Part,  eutwenket),  swv.  ent- 
weichen, entgehen;  untreu  werden:  von  ir  (der  karrätschen)  kunnen 
sie  niht  e.,  Alex.  12782. 

en-twer  Adv.  in  twer  in  die  Quere,  hin  und  her:  diu  valsche 
ger  doch  vil  wite  vert  entwer,  W.  v.  W.  271.  under  in  lief  die 
msere  mit  vroelichem  muote  e.  den  äbent  hin  u.  her,  7201.  si 
sahen,  das  der  wint  (in  der  Grube)  e.  ging  u.  sein  czuge  nicht  red- 
leich  hette,  Igl.  Bgr.  63,  2  u.  63,  4.  sin  hant  lief  in  dem  strit  e.  hie 
mit  stiche,  dort  mit  slage,  Alex.  13  616.  er  sach  di  sinen  triben 
die  Kriechen  üf  der  ouwe  e.  (wie  die  Griechen  die  Seinen  über  die 
Au  jagten),  14143.  sie  triben  in  hin  und  er  sie  her  vaste  üf  Erbela 
e.,  13386.  nü  lief  sorge  dö  e.,  12378.  die  äugest  welzet  umbe  mich 
e.,  12180.  manege  rede  lief  e.  under  in,  19145.  minne  und  lust, 
die  giengen  e.  under  in  hin  und  her,  Trist.  761. 

14* 


212  ent-wBrden  —  ent-wicht 

ent-werden  stv.  I  3  zunichte  werden:  einem  e.  ihm  entkommen: 
der  hirz  den  hunden  gar  unerloufen  entwart,  Trist.  2413.  ir  wsere 
entworden  sorgen  drö,  Ernst  5275.  er  dancte  gote  der  guoten  vart, 
daz,  er  im  also  entwart,  1146.  man  solle  sich  verwaren,  damit  er 
anch  nit  entwerd  (entkomme),  Elbog.  Chr.  136.35.  er  ist  ent worden, 
128,  21.  des  nachts  ist  er  entworden  {entflohen),  100,  34.  Dal.  87,  2 
(35, 23) :     ist  entwerd  falsch  gelesen  für  enwer  (=  en-wsere). 

eut-werfen  stv.  1 3  auseinanderbreiten,  zeichnen,  malen,  weben, 
gestalten,  schreiben  [Runen  hinwerfen),  einrichten,  anstiften,  refl. 
sich  auf  werfen,  sich  gestalten,  sich  einer  Sache  (eines  dinges) 
entziehen :  dö  "\Vetzel  diseii  rät  entwarf  (darlegte,  gab),  Ernst.  3406. 
diu  (Fortuna)  unstete  sich  e  wol  entwarf  gegen  dem,  den  du  hie 
vellest    und  dem  töde  gesellest,  Alex.  6378. 

ent- werter*  stm.  aller  ding  ausrichter,  visirer,  e.  u.  abenemer, 
Ack.  58,  6. 

eut-wörferin  stf.  Prophetin:  Ydromancia,  in  wassergewurke  der 
zukunft  e..  Ak.  41,  9. 

ent- wem  u.  ent-wern  swv.  einem  etwas  nicht  gewähren,  ent- 
ziehen, berauben:  entweret  aller  freuden,  Ack.  12, 1-  seiner  schult 
darben  u.  entwert  sein,  Eger  Str.  C.  84.  welcher  erb  —  nach  toter 
haut  —  des  Weingarten  besitzer  sein  will,  der  schol  es  Urkunden 
mit  einem  pfening  in  dem  percteiding;  tut  er  das  nicht  u.  vorlest 
das  jar  u.  tag,  so  hat  er  sich  selber  entwert,  Chlum.  VIII  34.  di 
(ohne  des  Vaters  und  der  nächsten  Verwandten  Zustimmung  heiraten) 
schuln  auch  entwert  u.  enterbet  sein  alle  ir  vater  u.  muter  habe, 
Eger  Str.  A  XIV  1.  sint  si  frides  von  iu  gern,  des  solt  ir  si  niht  e., 
Alex.  2540.  ob  ir  in  diser  rede  entwert,  so  wiz,z,et,  daz,  er  an  iuch 
strites  gert,  Alex.  5226.  das  ich  meiner  guter  spoliert  und  ent- 
wehret werden  soll,  Traut.  Chr.  100. 

entwerren,  entwirren  stv.  1 3  entwirren,  in  Ordnung  bringen, 
verbotenes  Gut  frei  machen,  disbrigare:  das  wir  sie  der  gelobede 
entwerrin  an  allen  iren  schaden  u.  geverde  =  entheben,  uncz  das 
her  {der  Gepfändete)  es  von  jenem  entwirret,  der  es  hies  vorpiten, 
Igl.  Str.  194.  die  manschaft  entwerren  und  ledig  und  frey  machen, 
die  er  im  verworren  hat,  Igl.  Stb.  III  A  136a.  Darnach  entwar 
(säuberte)  er  kurczlich  der  herczog  Behem  rieh  von  den  fromden 
aldo,  Dal.  210,  33.  so  ist  unser  meinung  nie  gewesen,  das  des 
egenanten  Frankengruners  hausfraw  an  irer  morgengabe,  die  sie  an 
sulchen  (vom  König  dem  Forster  gegebenen)  gutern  hat,  keinerlei 
hindernuss  ader  schaden  habe  —  ader  der  entwerret  sein  solle,  Mind. 
d.  Egerl.  S.  28. 

ent-wesen  stv.  1, 1  nicht  (oder  ohn  etwas)  sein,  entbehren,  über- 
hoben sein  (Gen.):  sie  dücht,  sie  wseren  großer  sorgen  e.,  Ernst  3640. 

ent-wicht  gewöhnt,  en-wiht,  ni-wiht  stn.  nicht  etwas,  nicht, 
zunichte:  Es  (das  Alter)  ist  zu  allen  Sachen  entwicht  (untauglich), 
Ack.  30,  13.  dein  clage  ist  e.,  sie  hilfet  dich  nit ,  14,  8.  daz  lieb, 
daz,  man  an  kinden  sieht  dar  engin  (dem  gegenüber)  ist  alle  freude 
entwicht,  Ernst  5372.  daz,  waz,z,er  was  sür  und  enwiht,  Alex.  21536. 
bis  er  daz,  laut  bracht  en  wicht  und  in  aschin  virwandelt,  Dal. 
198, 17  (89). 


ent-wilden  —  enzamt-erbe  213 

ent-wilden  sivv.  1.  entfremden ,  fremd  sein  lassen,  3.  von  sich 
treiben  mit  Dat.,  4.  refi.  sich  in  verkappter  Gestalt  zeigen,  1.  alein 
er  entwildet  wsere  ir  cläre  sehenden  ougen,  ir  herze  spehte  tougen, 
wan  ez,  in  erkante,  W.  v.  W.  5601  ff. 

ent-wischen,  auch  entwüschen*  swv.  entiveichen,  scheiden, 
W — B  IV  128  c.  zn  frue  ist  sie  (meine  Freude)  mir  entwünschet 
Ack.  17, 18.    jenem    die    sele    entwischte,  Alex.  8346. 

ent- würk eil  unregelm.  »wv.  zerstören,  zunichte  machen:  wie 
Cresus  mit  Cyrö  streit,  —  daz,  er  (Cyrus)  in  siges  entworhte  (be- 
raubte), Alex.  14365,  daz,  er  (Davit)  in  (Uriä)  eren  het  entworht 
(durch  Verführung  von  dessen  Frau  Bersabe),  Alex.  11570.  er  hete 
ervorht,  ob  sie  ir  kinsche  wurde  entworht  durch  ir  scheene  mit 
gewalde  10360. 

ent-wiischen  s.  ent-wischen. 

ent-ziehen,  en-ziehen  stv.  III.  intr.  entgehn,  vergehen;  trans. 
und  refi.  entziehen:  also  kund  er  sie  des  e.,  daz,  sie  e  jähen  er  wolde 
fliehen,  Alex.  7347. 

ent-zücken  sw.  Prät.  -zuckete,  -zuete,  Part,  -zücket,  -zuet, 
eilig  wegnehmen,  rauben;  refi.  sich  losreißen,  entschlagen:  dö  ir  wart 
entzücket  ir  wunne  vil  und  frönden  hört,  W.  v.  W.  2075.  alzu  schire 
hapt  ir  mir  sie  entzucket,  die  getrewen,  die  gehewren,  Ack.  17,  18. 
ir  habt  mir  den  12.  buchstaben  —  aus  dem  aiphabet  gar  freisamlich 
enzucket,  4,  10.  do  mein  stete  housere  mir  so  snelle  ist  enezucket, 
31,  12. 

ent-züuden,  -zünten  Prät.  ent-zunde,  -zunte,  Part,  -zündet, 
-zunt  sivv.  intr.  zu  leuchten  (brennen)  beginnen,  trans.  in  Flammen 
setzen:  diu  (der  werlde)  zucker  ie  des  smeckens  pflac,  daz,  enzunte 
sin  nächsmac,  Trist.  6636. 

ent-zündunge  stf.  Brand:  do  si  Sachen  di  stat  irr  enczunduiig 
(die  Brandstätte  Babglons),  T— B  Offenb.  18,  18. 

entz-weder  =  eintweder  einer  von  beiden  mit  folg.  Teilung: 
entweder  — :  drei  jär,  encz weder  minner  oder  mer,  Igl.  Bgr. 
N.  42,  2. 

en-vollen  Adv.  im  vollem  Maße,  tüchtig,  ganz:  er  zeiste  im 
sine  wollen  mit  füstslegen  envollen ,  W.  v.  W.  4767.  envolleu  an- 
sehen, Trist.  2567. 

eu-wicht  s.  ent-wicht. 

enzamt  (aus  in-sament)  Adv.  zusammen,  zugleich  mit;  bei  (zu) 
sich:  diez  ist  mein  lieber  sun,  in  dem  ich  mir  entzamt  gefiel,  T—B  Matth. 
3,  17;  Mark.  1,  11;  Luk.  3,  22.  do  di  geselschatt  enezamt  luffen, 
Luk.  11,  29.  er  e.  rief  di,  Mark.  6,  7.  er  e.  rief  seine  12  iungern, 
Matth.  10,  1.  ob  mir  e.  gezeme  zu  sterben  (zugleich  mit  dir),  Mark. 
14,  31.  in  dem  e.  wol  gefiel  meiner  sele,  Matth.,  12,  18.  Maria 
behielt  alle  dise  wort  e.  tragent  in  irem  herezen,  Luk.  2,  19.  2,  51. 

enzaint-alter*  subst.  Adj.  Mitältester,  consenior:  ich  e.  und 
der  gezeug  der  martern  Krist.,  T— B  I.  Petri  5,  1. 

enzanit-erbe*  swm.  Miterbe:  den  enezamterben  der  gnaden 
des  lebens,  T— B  I.  Petri  3,  7.  di  haiden  ze  sein  enezamterben  und 
enezamt  leiblich  (Miteinverlcibte)  und  enezamt  teilhaftig  seiner 
gehaissungen,  Epheser  3,  6. 


214  enzamt-erzogen  —  er-amen 

enzamt-erzogen*  subst.  Adj.  Milchbruder,  collactaneus:  Manaen, 
der  da  was  ain  enezamtderzogener  Herodis,  Btb.  13,  1. 

enzaint-gelieh,  -geleich*  subst.  Adj.  Altersgenosse,  coaequalis: 
di  da  ruffent  iren  enczaintgelichen,  T — B  Matth.  11. 16.  vor  deinen 
enczanitgelichen  (mehr  als  deine  Genossen),  Juden  1,  9. 

enzaint-gevangner*  stm.  Mitgefangener:  Aristarcus  mein  e. 
T— B  Kolosser  4.  10.    Epafras,  mein  e.,  Philenion  23. 

enzaint-knecht*  stm.  Mitknecht:  slahen  sein  e .,  T — B  Matth. 
24,  49.  18,  28.  18,  31.  von  Epafrodito  unserem  liebsten  e.,  Kolosser 
1,  7.    ich  bin  dein  e.,  Offenb.  19,  10.  22,  9. 

enzamt-ritter*  stm.  Mitarbeiter,  Mitstreiter,  cominilito:  Archippo, 
uuserm  e.,  T — B  Philemon,  1,  2;  Philipper  2,  25. 

enzamt-sitzend*  part.  Adj.  am  selben  Tische  mit  jemand 
sitzend,  Tischgenosse:  Lazarus  was  einer  von  den  enczamtsiczenden, 
T— B  Job.  12,  2. 

euzamt-süekung*  stf.  Erörterung,  Wortwechsel:  do  aber  ein 
michel  e.  geschach,  T — B  Btb.  15,  7. 

enzamt- werker*  stm.  Mitarbeiter:  Epfroditum,  den  bruder  und 
e.  und  meinen  enzamtritter,  T  —  B  Philipper  2,  25.  daz,  wir  sin 
enczamtwirker  der  warhait.  III.  Brief  Job.  8. 

enzamt-werkung*  stf.  Mitwirkung,  Mithilfe:  si  predigten 
allenthalben  mit  der  e.  des  Herren  (Domino  cooperante),  T — B  Mark. 
16,  20. 

enzamt-ivirker  s.  enzamt-werker. 

enzeubern  s.  ent-seubern. 

enzeuberkeit  s.  ent-seuberkeit. 

enzeubung  s   ent-seubung. 

enzrinzen*  (Itvohl  verlesen);  hingehen  er  schult  di  ding  in  der 
gutigkait  (in  Güte)  uch  enzrinczen  lasssen  in  masse  mein  swecher 
(wie  mein  Schwiegersohn)  an  uch  begern  und  bringen  hat  lassen, 
Eg.  Chr.  N.  1154  S.  328. 

er  Pron.  der  3.  Pers.  erscheint  in  diesen  Quellen  überwiegend 
nach  md.  Weise  als  her.  stm.,  subst.  Pron.  er.  Mann,  Männchen 
s.  her. 

er  (auch  mhd.  er,  her,  gekürzt  besonders  in  der  Anrede  vor 
Namen  für  herre  swm. :  er  Hase  sal  volle  macht  haben,  Stb.  Brüx 
N.  340.  ern  Hildebranden  von  Einsiedel  —  ern  Ditterichen  von  Maltitz, 
Stb.  Brüx  N.  292.  er  Tristant,  Trist.  292.  345.  358.  400.  1232.  893. 
nach  den  töde  ern  Moises,  Legende  533. 

er-arbeiten  swv.  durch  Arbeit  ericerben:  alles,  das  si  mit  ein- 
ander derarbeit  haben,  Igl.  Stb.  V74a. 

er-arnen  srev.  1.  ernten.  2.  erwerben,  verdienen.  3.  entgelten. 
4.  erretten:  in  das  ewige  leben,  das  er  mir  erarnet  hat  mit  seinem 
teuren  unschuldigen  blute,  Hier.  18,  26.  das  hab  ich  mit  deheinem 
dinst  derarnet  (non  praecesserunt  merita  mea),  Sol.  25,  18.  selig 
sind,  di  derarnet  haben,  das  si  zu  dir  got  —  kumen  sind,  95,  21. 
di  erarnet  haben,  das  si  zu  so  vil  freuden  kumeu  sein,  96,  36.  dö 
erholt  maneger  sur  erarneten  solt,  Alex.  14075.  solt  ir  erarnen  so 
daz,  wip.  so  wirt  iueh  ir  minne  alzuo  swer.  Ernst  552.  Got  der  wirt 
erarnt   mit  sulchen  opphern   (promeretur  Deus),  T—  B  Juden  13,  16. 


er-augen  —  er-bauen  215 

er-augen  (er-ougen,  -öngen)  sivv.  vor  Augen  stellen,  zeigen: 
eraugent  ainander  an  allen  diemutikait,  T — B  I.  Petri  5,  5;  s.  auch 
er-eugen. 

erb-amnäz,ung*  stf.  Anmaßung  der  Rechte  eines  Grundherrn: 
befremd  uns  sulch  erbanmossung  nit  wenig  {daß  der  Gutsherr  Georg 
von  Zedwits  die  angrenzenden  Bauern  zwingen  wollte,  ihm  zu 
scharwerken  (Frondienst  leisten),  Eg.  Chr.  1172. 

erb-ansprech  *  stf.  (wie  an-spräche,  an-sprseche  stf.  letzteres 
im  Zürich.  B.)  gerichtl.  Anfechtung  des  Erbes  (unvarender  Habe) 
eines  andern:  Wer  dem  andern  ein  e.  (wohl  erb  ansprech)  machet 
u.  nach  der  ansprach  stille  swiget  jar  u.  tag  —  der  mag  hinnach 
das  selb  erb  mit  recht  nicht  angewinnen,  Igl.  Str.  47. 

er-bar,  er-bsere  Adj.  (=  er-bsere)  der  Ehre  gemäß  handelnd, 
edel,  dann  schmückendes  Behcort:  die  ehrbare  u.  züchtige  brüder- 
schaft  der  deutschen  meist ersingkunst,  Igl.  Ms.  24.  erwerg,  erbar 
man,  Brunn.  R.  II  9  u.  10.  er  pewer  sein  Unschuld  selbander  erberg 
man  u.  mit  einem  schephen,  II  9.  er  bewer  sein  Unschuld  mit 
funfe  erbergn  man,  II  10.  erber,  als  Titel,  Chr.  v.  Eger  N.  1080 
u.  ö.  als  Zeugen  sollen  ins  Gericht  nur  geführt  werden:  erberige 
u.  bescheiden  leute,  Const.  IV 12,  15.  das  warhaftig  wesen  unsers 
herren,  dorinne  alle  unser  erberige  wirdikeit  vorslozzen  ist  und 
immer  ewiclichen  bleibet,  Hier.  141,  27.  200  frauwen  erberiger 
siten,  174,  11.     erbern  weisen  und  üben  freunde!  Igl.  Rspr.  VII. 

er-bärkeit  (er-baerec-heit)  stf.  Ehre:  bei  was  erharkeiten  —  die 
vorfahren  —  gelebt  und  die  stat  geregieret,  Eg.  Chr.  S.  4  und  5. 
die  scheppen  sullen  mit  aller  erberkeit  das  gotlich  gepot  vorprengen, 
Const.  IV.  18,  2.  ewer  e.  (Gemeinderat,  Stadtgeschivorene),  Igl.  Str. 
222.  223.  233.  245;  Igl.  Bgr.  5,  6.  29  u.  s.;  Igl.  Rspr.  III.  halt  euch 
nach  ewer  erberkeit,  Böhm.  Chr.  10. 

erbser-lich  Adv.  ehrenvoll:  honeste:  der  sark  dorczu  was  reichlich 
und  erberlich  bereitet,  Hier.  229,  14.  Wir  seczen:  alle  perkleute, 
di  unser  mechtikeit  zu  richten  hat,  das  si  halten  unser  gepot  dicz 
rechten,  das  si  e.  leben  sullen,  keiner  den  andern  schedigen  - 
Const.  I.  Vorrede,  e.  bestatten,  Igl.  Stb.  V  151c.  das  gelt  e.  ent- 
lieht, V  148  b.    fürte  sie  erberlichen  zu  irem  vater,   Böhm.  Chr.  13. 

er-barmde,  er-bermede  stf.  Erbarmen,  Barmherzigkeit:  er 
gedacht  seiner  derbarmd ,  T — B  Luk.  1,  54.  also  gelaubent  auch  si 
nu  nit  an  ewer  derbarmd,  daz,  auch  si  begrifen  die  d.,  Römer  11,  31, 
ich  bit  euch  durch  di  d.  Götz,  Römer  12,  1.  verleich  di  d.,  des  ich 
mich  derbarme,  9,  15.  nit  begriffen  di  d.,  9,  25.  zu  tun  di  der- 
bermde  mit  unsern  vetern,  (um  unseren  Vätern  Gnade  zu  er- 
weisen), Luk.  1,  72.    durch  di  ineder  der  derbermde,  Luk.  1,  78. 

er-barmig  (er-barmec,  er-bärmic)  Adj.  barmherzig:  erparmig 
sei  wir  dem  posen,  W— B  VI  26  b.  subst.:  du  bist  barmhertziger  u. 
erbarmiger  (et  miserator),  Sol.  54,  24. 

er-bauen,  ir-büwen  (=  er-büwen,  -biuwen,  -bouwen)  unreg. 
sw.  und  stv.,  bauen,  an-,  aufbauen,  bereiten,  ausrüsten:  leute,  die  si 
mit  irm  gelde  erbaut  (ihre  Bergwerke  betrieben)  hetten,  Igl.  Bgr. 
N.  85,  2.  dovon,  das  man  eczliche  berge  u.  Stollen  in  manchem  järe 
nicht  ezu  nueze  irbüweu  mag,  DIRI.  18.    das  er  nachlässig  sei  u. 


216  erbe 

sich  nicht  erbauen  könne  =  aufraffen,  Dreiding  v.  Politz  13. 
reich  erz  wird  erbauet  (durch  Bergbau  gewonnen)  werden,  Traut. 
Chr.  119. 

erbe   stn.  1.  hint erlassenes  Gut,  Erbe   allgem.    erbe   u.   eigen 
Ererbtes   und   Erworbenes.    2.   Grundeigentum   im   Gegensatz  zum 
Lehen  und  beivegl.  Habe.    3.   Vererbung,  Erbschaft.     1.  immeriges 
versinken    u.    gefeile    sei    euch.     Tot,     zu    erbe    eigen    gegeben, 
Ack.  7,   13.      2.    aigen    u.     erb  =   Grundstück,    Haus  und  Hof: 
in  vremden  erbe  siezen,   Brunn.  R.  II 192.    aus  seinem  erb  venster 
machen,  II  229,   ein  hof,  ein  acker  oder  welcherlei  erb  das  ist,  Igl. 
Bgr.  N.  25  a.    Es  ist  czu  wissen,  das  ein  iczleich  perg,   in  dem  erbe 
(auf  wessen  Grund),  darinne  er  gemessen  ist,  16  hofstete  nach  perk- 
rechte  beheldet  u.  also  vil  weit  u.  breit  czu  irer  Viehweide,  als  ein 
mensche  mit  einem  pogen  eins  geschiessen  mag,  Const.  II 3,  1.    Von 
den  weiden  desselben  erbes,  darinne  der  perg  gemessen  ist,  sullen 
die  pergleute  alles  das  umbsust  nemen,  das  alleine  notdurft  ist  in  den 
silbergruben,    Const.  II  3,  2.     Dafür   bekommt   der   Grundherr    die 
2  Herrenlehen  und  das  Ackerteil;  s.  diese  u.  berg-vreiunge.    Ein 
um   Bergkost  versetztes  erb  schol  er  in  drin  tagen  losen.     Tut  er 
des  nicht,  an  dem  virden  tag  mag  man  das  selb  erb  verseezen,  vor- 
kauffen   oder  di  kost,  do  er  es  vur  verseezet  hat,  darauf  gewinnen, 
wi  man  mag,  Igl.  Bgr.  X.  78b.    erb  u.  aigen,  —  es  sei  vrei  oder 
her  hab  es  czu  purkrecht,  Igl.  Str.  150.    Her  Käufer  muß  den  Kauf- 
schilling früher  zahlen,   ah   der  Verkäufer  das  „Erbe"  aufläßt,  Igl. 
Str.  15.    jener  ist  so  lange  verpflichtet  die  Satzgläubiger  zu  bezahlen, 
bis  er  den  gezahlten  Kauf  Schilling  zurückfordert  oder,  wenn  er  selbst 
früher   Gläubiger  war,   die   Innehabung   des  Erbes  aufgibt;  wer  es 
dann    vom     Gläubiger     übernimmt,     auf    den    geht    dieselbe    Ver- 
pflichtung über.  83.     TT  o  das  erbe  gelegen  ist,  da  sol  man  antworten, 
91  (18c).     Wenn  einer  sein  Erbe  vor  Gericht  aufgeben  will,  so  darf 
er    dies    erst  nach  Austragung  der  darauf  geltend  gemachten  An- 
sprüche in  diesem  oder  nächst  folgenden  Gerichte  tun,  46  (resignatio 
hereditatis).     Die  auf  ein  Erbe  erhobenen  Ansprüche  müssen  binnen 
Jahr  und  lag  verfolgt  werden  (impetitio)  47.     das   Vermögen  eines 
Falschmünzers,  Selbstmörders  und  Verräters  fällt  der  Gattin  zu,  48. 
ein  vor  Bichter  und  Schöffen  aufgegebenes,  Jahr  und  Tag  ohne  An- 
spruch besessenes  Erbe  kann  nicht  mehr  angesprochen  werden,  49. 
wer  einem    andern   ein  Erbe  zueignet,    verliert   alles  Becht  darauf 
(Appropriatio  hereditatis)  52.     Versetzung  des  Erbes,  obligatio  (57. 
63.  193).     Von  2  Satzgläubigern  erhält  der  den  Vorzug,  der  sich  das 
Erbe  vom  Bichter  zueignen  läßt,  56.     der  spätere  Satzgläubiger  hat 
das  Becht,  das  Erbe  zu  verkaufen  und  dessen  Bäumung  zu  fordern, 
wenn   der  frühere   Satzgläubiger  dem  vorigen  Eigentümer  noch  die 
Innehabung  belassen  hat,  doch  muß  dieser  dann  mit  seiner  Forderung 
befriedigt  merden,   57.   107.     Wenn  dem   Gläubiger  einer  Brotbank 
oder  eines  Ackers  die  Nutznießung  eingeräumt  wird,  so  darf  er  sie 
nicht   verkaufen  sondern   muß   warten,   bis   ihn  der  Eigentümer  be- 
friedigt, 58,  jedoch  soll  nach  strengerem  Becht  der  bezogene  Nutzen 
nicht  als  Abschlagszahlung   gelten,   59.     Ein  Haus  verbrennt  dem 
Satzgläubiger,  wenn  er   nicht  den   Brand  ausnimmt,  63.     Die  Ver- 
setzung eines   Erbes   an   Juden   oder   Christen   darf  nicht  heimlich, 


erbe  —  erbe-herre  217 

sondern  soll  vor  den  Schöffen  geschehen,  193.  Versetzung  eines  Erbes 
vor  dem  Gericht,  (41).  Erwerb  des  Eigentums  an  einem  Erbe 
erfolgt  durch  den  ruhigen  Besitz  während  Jahr  und  Tag,  60.  Nach 
Tomaschek,  Oberhof.  —  e.  =  Bergwerkseigentum,  D  I R  I.  18. 

erbe  swm.  Nachkomme,  Erbe,  Igl.  Str.  247.  s.  erbe-bergwerk, 
erbgebirge,  erbrecht. 

erbe-bergwerk  stn.  =  „Erbgebirge".  Jedes  Bergwerk  (Grube 
oder  Stollen),  wird  als  in  Erbpacht  gegeben,  verliehen  mit  Rück- 
fall an  den  Verpächter  (den  Landesherrn)  bei  Mißbrauch  oder 
Nichtgebrauch,  weshalb  jedes  regelmäßig  verliehene  Bergwerk  (im  Gegen- 
satz zu  einer,  seitens  eines  so  Beliehenen  erworbenen  „Lehenschaft") 
„erbe"  =  dauernde  Bergbauberechtigung  heißt:  Werne  die  urberer 
mit  rate  der  gesworn  us  der  stat  zeunechst  dem  bergwerke  icht  vor- 
leben, is  8i  an  bergen,  an  Stollen,  an  lehen  adir  an  lehenschaften 
unde  das  vorhantfesten  undir  irem  ingesegil  unde  under  dem  i.  der 
burger  von  der  stat  czu  rechtem  erbe,  das  sal  craft  haben,  D  I R  18. 
Doch  kommt  der  Ausdruck:  erbgebirge  und  erbe-bergwerk  meist  nur  für 
erbe  im  engeren  Sinne  vor  =  Felder  von  fallweise  bestimmter  Größe, 
selbst  mehrere  Berge  samt  Nebenlehen  und  Überscharen,  von  allen 
Abgaben  außer  der  Urbar  befreit,  und  zwar  vom  Wasser  schwer  be- 
drängte Gruben,  dessen  Bewältigung  große  Kosten  verursacht,  Const. 
II  3,  8.  Die  Grenzen  werden  durch  Lochsteine  abgesteckt:  Wir  seezen 
auch,  das  alle  erbsilbergruben  mit  rechter  mas  und  greniezen  (oder 
stufte  E)  redlich  u.  underscheidlich  gemessen  sullen  werden,  u.  das 
si  nichtesnicht  rechtens  auswendig  der  mase  ader  reine  in  den 
brachen  ader  in  was  andern  dingen  in  behalden  ader  czuczihen 
sullen,  nur  die  eigenschaft  von  den  perkwerken,  di  ertrinken  wollen, 
di  ir  wasser  ausezihen,  ausfuren  u.  austrucken  mugen,  Const.  II,  3, 12. 
Wegen  der  außergewöhnlichen  Bedeutung  eines  solchen  Falles  und 
wohl  auch  der  Größe  des  Feldes,  werden  sie  in  feierlicher  Weise  vom 
obersten  Regalbeamten  und  einer  Abordnung  des  Rates  umritten 
(erbe  bereiten,  Freiberger  Urkdb.  II  S  9:  montanam  hereditatem 
debitis  montanorum  consuetudinibus  et  solemnitatibus  circum  equi- 
tando  designandam) :  Regelmäßig,  aber  nicht  notwendig,  wurde  wohl 
ein  Erbstollen  bei  der  Verleihung  zum  Zwecke  der  Wasserlösuag 
„beritten",  Zycha  I  215  f.  So  aber  ein  erbe-bergwerk  von  wasser- 
nott  oder  van  andern  sachen  also  kostpar  ist,  das  man  die  kost  mit 
clage  —  an  des  bergwerkes  schaden  so  lange  nicht  mag  irbeiten 
(deren  Zahlung  abwarten  kann),  was  willekur  u.  uff  welchen  tag 
die  gewerken  di  kost  mit  gemeinem  rate  zu  geben  seezen  u.  be- 
scheiden, zu  gewinne  u.  czu  Verluste,  mit  ires  bergmeisters  ge- 
wissen (=  Zustimmung),  das  hat  wol  crafft,  und  wer  seine  kost 
dan  nicht  engibet  uff  die  czeit,  der  hat  sein  teil  verlorn  an  alle 
Widerrede,  DlR22c.  von  lehenschaften  in  burgerlehen  und  pergerb- 
lehen  (bergisch  erblehen  D,  erbbergwerken  E)  soll  man  dem  König 
(als  einen  Teil  der  Urbar)  kein  sechezehenteil  geben  (wie  sonst), 
Const.  II  2,  15;  vgl.  auch  II  3,  12. 

erbed  s.  erbeit. 

erbe-haft  s.  erb-haft. 

erbe-herre  s.  erb-herre. 


218  erbe- eigen  —  er-bern 

erbe-eigen  stn.  ererbtes  Eigentum:  das  haus  ist  unser  e..  Igl.  Str. 
323.  Agnes,  des  Gregerg  Langkrogen  diern,  weliche  im  czu  erib- 
aygen  gegeben  ist.  bat  becbennt,  Igl.  Stb.  V148b. 

erbegen  s.  er  wegen. 

erb-eid*  stm.  beschworene  Erbuntertänigkeit:  aus  den  selben 
erbeiden  und  glubden  sullen  sis  ledig  lassen,  ETbog.  Cbr.  36,  28. 

erbeit  (arbeit,  arebeit)  stfn.  Arbeit  und  das  dadurch  Erioorbene, 
Werk,  Mühsal:  do  niissevil  ir  erbed  god  (beim  Turmbau  zu  Babel), 
Dal.  1,  25  (19,  27). 

erbeiten  swv.  refl.  sich  anstrengen,  bemühen,  abhärten :  er  be- 
gunde  sieb  selbe  erbeiten  und  an  die  stat  die  sinen  leiten.  Alex. 
9693. 

er-beiten  (=  erbiten  so  auch  W.  v.  W.)  stv.  II  abs.  warten, 
erwarten  m.  Gen.  (auch  mit  zuo):  die  beiden  turren  doeb  in  striten 
der  kristen  nibt  erbiten,  W.  v.  W.  4556.  ir  wiplich  güete  kume 
des  erbeite  (Praet.),  das  daz  essen  wart  bereite,  5644.  mit  liep- 
licben  sorgen  erbeiten  sie  des  morgen.  838.  das  man  die  (berg-)  kost 
mit  clage  an  des  bergwerkes  sebaden  so  lauge  nicht  mag  erbeiten,  D I K, 
22  c.  ferner  Chr.  v.  Elbogen  182,  30.  des  wendischen  fursten  der- 
peiten,  Böhm.  Chr.  58. 

erbeiter  (arbeiter)   stm.   Arbeiter,  Böhm.  Chr.  39. 

erbeit- lieh  (arbeit-lich)  Adj.  mühselig,  qualvoll:  ich  will  er- 
beitlicher  not  alle  die  mine  ergetzen,  Alex.  16206. 

erbeit-sam  ( arbeit -sam)  Adj.  beschwerlich,  mühselig:  ein  e. 
reichtum,  abuudantia  laboriosa,  Sol.  32,  28. 

er-beiz,en  (er-bei^en)  swv.  vom  Reittiere  absitzen  (eigentl.  es 
weiden  lassen):  üf  die  ouwe  man  sie  brähte,  da  sie  e.  wolden,  W. 
v.  W.,  1370.  do  diu  siuz,e  erbeiz,et ,  1403.  da  erheizten  vil  der 
werden  von  den  rossen  uf  die  erden,  3987.  der  fürste  —  erbeiz,te 
nider  vor  dem  hage,  6067.  an  ein  gras  mit  allem  gesinde  erheizet 
was  der  alte  werde  grise,  7104.  daz,  sie  gemein  erheizten  vor, 
Ernst  2605.  swä  ez,  erbeite,  da  erbeiz,e  ouch  ich,  Trist.  4321,  die 
boten  erbeiz,ten  an  daz,  velt,  Alex.  3993. 

erbel  s.  ermel. 

erbe-lös  Adj.  ohne  Erben,  ohne  Recht  des  Erben»  oder  Yer- 
erbens :  gedihtes  des  gar  spehen  bin  ich  ein  erbelöser  man ,  Trist  9. 

erben  swv.  Prät.  erbete,  arpte,  Part,  geerbet,  gerbet,  sich  ver- 
erben :  so  erbet  sein  guet  auf  sein  nechsten  vreunt,  Brunn.  R.  II  31. 
herren  liebe  enerbet  niht,  Alex.  19264.  da^  (daß  die  verheerende 
Überschwemmung  hereinbrach):  villicht  uf  si  geerbt  um  er  (=  ir) 
missetät,  die  si  begingin  ubir  sat,  Dal.  232,  21  (105). 

erbe-nöt  stf.  ererbte,  ewige  Not:  ir  erbenöt  —  was  die  minne. 
Trist.  2718. 

er-ber,  er-berge  s.  er-brere. 

er-berkeit  s.  er-barkeit. 

er-berlieh  s.  erbser-lich. 

er-bermde  s.  er-barmde. 

er-bermie- liehe,  -en  (erbarmec- liehe,  -en)  Adv.  erbarmend, 
mitleidsvoll:  du  erbarmtest  e.  über  din  creatüre  dich,  Legende  55. 

er-bern  stv.  1 2  1.  zum  Vorschein  bringen,  aufdecken,  2.  er- 
klären, 3.  gebären.    3.  diu  werden  kint  von  hohem  arte  erborn  sint, 


erbe-schaft  —  erb-haltung  219 

W.  v.  W.  6544.  al  ir  tuon  u.  ir  gebär  ist  näcb  hohem  arte  gar,  dar 
uz,  sie  erborn  sint,  6337.  alle  die  recht  u.  alles  das,  das  mir  die 
Fronboferin  —  empfolhen  hat  n.  dorczn  sie  mich  erborn  hat  —  die 
bornew  (=  vernew)  ich  und  gib  ir  crafft,  als  ob  ich  die  als  heut 
tete,  Igl.  Str.  328  S.  245.  200  ritter  von  art  vri  von  werden 
fürsten   erborn    (abstammend),  Alex.  6197. 

erbe-schaft,  erbe-spil,  erbe-stolle,  erbe-zeichen,  erbe-zil 
s.  erb-. 

erb-brief  (erbe-brief  nur  aus  Tucher  belegt)  stm.  ein  für  den 
jeweiligen  Eigentümer  eines  erbes  (einer  Liegenschaft)  gültige  Schuld- 
schein (oder  Urkunde) :  desselben  Hansen  (von  Warnsdorf  auf  Schloß 
Trautenau)  erbbriefe  und  übergaben  und  vogtai  zu  Trautnaw,  Traut. 
Chr.  3,  5. 

erb-gang-stolle*  swm.  =  erbstolle:  aufgenomen  die  5  mass  mit 
eribgankstollen,  Igl.  Mut.  11. 

erb-gebirge*  stn.  im  außerordentl.  Ausmaß  (selbst  mehrere 
„zusammengeschlagene"  Berge  und  Stollen  samt  allen  Lehen,  Lehen- 
schaften und  Überscharen)  gemessene  Berge,  montana  hereditaria, 
=  erbe-bergwerk  s.  d. :  der  —  siechten  Schreiber  —  ausseczung  (Be- 
stellung) sol  angehorn  unser  urborer  (Acc.  PI.),  ausgenommen  in 
erbgebirge  (di  do  czu  erbgruben  schreiben  E,  erbgrubenschreibern  G), 
doch  das  man  darumb  ratfragen  sol  die  egenanten  gesworn  Schreiber, 
Const.  18,5. 

erb-geld*  stn.  ererbtes  Geld,  Darlehen  auf  ewige  Zeiten:  10 
seh.  czins  des  ersten  gelts  nach  dem  eribgelt,  Igl.  Stb.  III  323b. 

erb-gericht*  stn.  G.  unter  einem  Grundherrn  bestellten  Richter, 
Erbvogtei:  Bis  gegen  Ende  des  14.  Jh.  besaß  Böhm.-Kamnitz  ein  e., 
denn  der  erste  Vogt,  den  dessen  Stadtbuch  nennt,  nennt  sich  erb-vogt 
v.  Kamnitz,  schon  seine  Söhne  um  1402  nicht  mehr,  Linke  S.  300. 

erb-gese^en*  Adj.  =  „gesessen",  hausansässig,  Hauseigentümer 
in  einer  Stadt:  under  den  —  Eideshelfern  —  schullen  czwen  e.  man 
sein  in  der  stat,  Brunn.  R.  II  38. 

erb-gewerke*  sivm.  Gewerlce  eines  vom  Begalbeamten  (nicht  erst 
von  Geiverken  als  Lehenschaft  verliehenen)  Bergwerks,  im  Gegensatz 
zu  den  lehenheuern,  Const.  I  1,  3.  E.,  in  den  übr.  Hs.  bloß 
gewerke.  erbengewerken  lehen,  Const.  II  2,  15. 

erb-grübe*  (-gruobe)  stsivf.  „Grube"  in  einem  „erbgebirge", 
Const.  I  8,  5  (Kodex  E  und  G),  s.  auch  erbsilbergrube. 

erb-grub-schreiber*  stm.  Schreiber  an  einer  erbgrube,  Const. 
I  8,  5  (Kodex  G). 

erb-güt  (erbe-guot)  stn.  Erbgut:  ligende  erbgüter,  gerten  u. 
ackerstück,  Traut.  Chr.  332. 

erb-,  erbe-,  -haft,  -haftig  Adj.  bergm.  1.  vererbbar:  noch 
der  erbleichen  nochvolge  czu  reiten,  so  sein  alle  perkwerk  erb- 
haftig,  umb  das  si  erben  nachvolgen  =  vererbar  sind,  Const.  II  4,  3. 
e.  stolle  =  erb-stolle,  Igl.  Bgr.  U— B  11;  U— B  15;  D  IR  §  4,  1  und 
§  2,  s.  erbstolle. 

erb-haltung*  stf.  Erbuntertänigkeit:  also  haben  bemelte  hern 
fli  k.  stad  Elbogen  in  der  e.  gehalten  und  besessen,  di  in  doch  umb 
ein  gelt  verpfant  gewest,  Elbog.  Cbr.  7,  25. 


220  erb-herre  —  er-blecken 

erb-herre,  erbtherr  sivm.  Grundherr:  von  unsern  erbherrn, 
herren  Jan  v.  Wartenberg,  Igl.  Bgr.  39,  1  u.  9.  erbtherr  Einl.  zur 
Euge  v.  Pröhl  und  N.  1.  6.  7.  über  ihr  Verhältnis  zum  Bergbau  s.  berg- 
vreiunge.  ackerteil  n.  herrenlehen.  sein  Erbherrn  Nickel  pergier,  Eg. 
Achtb.  II 119.  di  weil  ire  (der  Elbogener)  forfaren  den  Slicken,  noch 
keiner  herschaft,  snnder  konigl.  maiestet  gesworen,  irem  naturlichem 
erbhern,  Elbog.  Chr.  41, 16.  44,  19.  48,  34. 

erb-liuldiing  stf.  Treueid:  nu  haben  dieselben  burger  (von 
Elbogen)  vor  ewern  k.  g.  als  eim  rechten  konig  zu  Pehem  e.  getan, 
Elbog.  Chr.  147,  40.  149,  25.  150,  23.  e.  sweren ,  4,  9.  4, 12.  35,  37. 
König  Wladislaw  schreibt  den  Elbogenern:  wollet  hinfur  nimauds 
e.  thun  und  euch  also  halten,  als  ir  uns  als  ewerm  rechten  natür- 
lichem erbhern  und  konig  schuldig  und  pfiichtig  seit,  19,  29.  wie 
si  (di  gemein  von  Elbogen)  hern  Slicken  erbhultung  haben  sweren 
müssen,  21,  22.  sein  gnad  wolle  si  der  e.,  di  si  in  haben  thun 
müssen,  ledig  zelen,  27,  2.  28,  28.  39,  7.  39,  23.  39,  35.  41, 18.  41,  27. 

42,  16.  44,  29.  uns  sulcher  bezwungener  erbhultung  ledig  zu  lassen, 
40,  10.  40,  28.  41,  18.  13,  10.  das  si  den  von  Swamberg  an  stat  des 
konigs  zu  Hungern  e.  tun  solden,  Eg.  Chr.  1108. 

er-bidemen  sivv.  erbeben:  erpidemt  ist  die  erde,  W — B  Richter 
5,  4 ;  Könige  II  22,  8.  derpidempten  sie  liefen  zusamen  (erschrocken 
und  1.  z.).  T — B  Mark.  9,  14.  ich  bin  dersckrocken  und  derpidempt, 
Juden  12,' 21. 

er-biegen  stv.  III  beugen,  krümmen:  etzliche  von  hinnen  der- 
bugen  sich  durch  die  waz,z,er  und  stagen  (stigen)  über  die  mauer 
beim  Kutlturmdl,  Olm.  Stb.  N.  44. 

er-bieten  stv.  III.  darreichen,  ericeisen:  wol  siez,  dem  werden 
dö  erbot  (ließ  es  ihnen  gut  gehn)  Alex.  10593.  21052.  da  wart  ez, 
in  erboten  wol  (ging  es  ihnen  gut)  21 722.  11 935.  die  mit  ir  liebem 
Übe  mirz  so  minnenclich  erbot,  Trist.  3933,  3686.  3960,  308.  wen 
mirz,  noch  ie  alhie  erbot  Jsöt  die  wizgehande,  3980.  ietweders  im 
die  wirde  erbot,  daz.  sie  gein  im  gienge,  478.  —  der  wirt  ez,  im 
guotlich  erbot:  er  gap  im  bier  unde  bröt,  Schretel  153. 

er-biten  stv.  1 1.  erbitten,  durch  Bitten  erlangen,  durch  Bitten 
beivegen  zu  (Gen.);  verurteilen*:  er  war  —  gemartert  und  zum 
schwerdt  erbetten,  Traut.  Chr.  31. 

er-bittern  sivv.  trans.  kränken,  erbittern,  intr.  *  bitter  werden, 
schmerzen:  mein  pauch  der  erpittert  (amaricatus  est  venter  meus), 
T-B  Offenb.  10, 10. 

er-bitnng*  stf.  Bitte,  worum  gebeten  wird:  haben  di  burger 
den  hern  gebeten,  nicht  also  furzunehmen  (vorzugehen),  sunder  di 
hern  bei  irer  billichen  erbitung  zu  bleiben,  Elbog.  Chr.  117.  über 
sein  rechtlich  erpitung  (berechtigte  Bitte),  71,  36.  72,  7.  72,  19.  bei 
sulchen    glubden    und    pflichten    und    erpitung    bleiben    zu    lassen, 

43,  21. 

erb-land  stn.  Erbland,  Heimat:  dö  zugen  sie  zehant  frcelich 
in  ir  erbelant,  W.  v.  W.  7838. 

er-bleeken  Brät,  er-blacte,  -blähte,  Bart,  er -blecket  swv. 
sichtbar  machen,  sehen  lassen,  intr.*  sichtbar  werden,  sich  zeigen: 
daz,  ir  daz,  diehel  erbleckte  blöz,,  Alex.  6878. 


erb-lehen  —  er-b  reiten  221 

erb-lehen    stn.    als  „erbgebirge"  verliehenes  Lehen,   Const.  II 

2,  15  (bergisch  erbleben  Kod.  D,  pergerbleben  H.). 

erb-Ielienschaf't  stf.  ursprüngl.  lehenschaft,  als  „erbgebirge" 
verliehen:  Wir  tuen  euern  gnaden  zu  wissen  von  einer  e.  wegen 
— ,  das  uns  die  lehenschaft  erblichen  vorlihen  ist,  Igl.  Bgr.  N.39, 1. 

erb-leute*  st.  PI.  Erbuntertanen:  ewer  gnad  (Sebastian  Slick) 
sagt  und  wil,  das  wir  ewre  erbleuthe  sein  und  kein  andern,  nu 
schreibt  uns  di  k.  m(ajestet)  als  seiner  k.  g(naden)  erbleuthen, 
so  können  und  mugen  wir  nicht  zwene  erbhern  haben,  Elbog.  Chr. 
21,  22  f.    7,22. 

erb  (e)  -lieh,  erbeclich  Adj.  vererbbar,  als  dauernder  Besitz. 
1.  Berge  (oder  Bergteile),  insofern  sie  vom  Regalbeamten  verliehen 
sind,  nicht  Lehenschaften:  teil,  si  sein  erbelich  oder  verüben,  DIR 
23  a,  3.  so  sal  er  (der  Gläubiger)  —  seine  vorpfante  bergk-guetter 
hinfur  erblich  (als  Eigentum)  behalten,  Igl.  Bgr.  N.  93,  3.  2.  als* 
erb-gebirge,  erbberg-  werk:  ander  leut  —  haben  lehen  und  lehensrecht 
erbklich  enpfangen,  Igl.  Bgr.  N.  38,  2  u.  4.  do  wart  der  vorgenante 
steiger,  der  uns  die  lehenschaft  erblichen  vorlihen  hat,  wider  gesaezt 
zu  einem  steiger,  N.  39,  4. 

erb-lichen  Adv.  als  Erbe,  vererbbar:  e.  besiezen,  Igl.  Stb.  III 
68  b.  der  steiger,  der  uns  die  lehenschaft  e.  vorlihen  hat,  Igl.  Bgr. 
39,  4  u.  39,  1.  dasz  man  si  mit  erblichen  eiden  (eidliche  Gelobung 
der  Erbuntertänigkeit)  und  glubden  verstrickt  hat,  Elbog.  Chr.  36,  22. 
dauernd:  die  graenitzen,  welche  gemeiner  Stadt  erblichen  zugeheeren, 
Traut.  Chr.  130. 

er-blicken  (Prät.  er-blicte,  -blihte,  Part,  -blicket)  sivv.  intr. 
erglänzen,  erstrahlen,  trans.  erblicken:  nach  irn  siegen  sach  man 
viur  lieht  üf  der  hohe  erblicken  ü^  ires  helmes  randen  dicken,  Alex. 
11879. 

erb-ling  (erbe-linc,  -ges)  stm.  Erbe:  also  das  kain  erbling  nier 
plaib,  Igl.  Str.  308.  wenn  noch  ein  eiblink  do  ist,  den  is  ange- 
storben ist  von  seinem  eldervater,  Igl.  Bgr.  N.  100,  1. 

erb-man  stm.  erblicher  Dienstmann:  der  krönen  czu  Behemen 
gesessen  e.,  Mind.  d.  Egerl.  S.  45. 

erb-neme  (erbe-neme)  swv.  Erbe :  unsere  erbin  unde  erbnemen, 
Stb.  Brüx.  N.  227.  mit  seinen  erben  oder  erbnemen ,  Traut.  Chr.  97. 
74.  75. 

erb-,  erbe-recht  sisivn.  Recht  eines  erbgebirges  (außer geiv ähn- 
liches Maß  und  keine  Abgabe  außer  der  Urbar,  nicht  einmal  1liG  von 
Lehenschaften  darin  ist  als  Urbar  zu  entrichten):  ein  vorwustes 
bergwerk  mag  man  hinlassen  alleine  umb  das  achtteil,  der  urbor,  in 
erberecht.  Und  also  mag  man  in  erberecht  hinlassen  ein  lehen 
alleine  ader  meer  ader  ein  ganezen  berg  (sogar  mehrere),  Const.  II 

3,  8. 

erbolgen  part.  Adj.  von  erbeigen,  erzürnt:  wirt  uns  daz,  lant- 
yolk  erbolgen,  W.  v.  W.  6944.  des  si  wir  niht  erbolgen,  Alex.  6285. 
ir  wolt  mir  sin  e.,  2679.    den  schalkhaften  (Bösen)  sit  e.,  1418. 

er -borgen  swv.  ausborgen,  entlehnen:  ich  hab  kein  gelt,  ich 
kan  ouch  keins  erburgin,  Elbog.  Chr.  146, 16. 

er-breiten  sivv.  ausbreiten:  nu  musz  erbreitet  werden  mein 
gesiht  aus  dir  (dilatetur  ex  te),  Sol.  92,21. 


222  erb-richter  —  erb-stolle 

erb-riehter  stm.  vom  Grundherrn  bestellter  Richter,  Erbvogt; 
vom  Grundherrn  abhängig,  steht  er  an  der  Spitze  des  Dorfgerichtes. 
Sein  Amt  war  hier  an  ein  erbliches  freies  Bauerngut  „das  Gericht1' 
geknüpft.  Er  hatte  vor  den  übrigen  Dorfbewohnern  bedeutende  Vor- 
rechte. Mathes  Peschtzke  und  seine  rechten  Leibeserben  erhielten  bei 
der  Belohnung  mit  diesem  „Gericht"  zu  Dittersbach  durch  Sigmund 
v.  Wartenberg  das  Hecht,  frei  „czu  melzeu,  brauen,  zu  sebeuken,  zu 
schlachten  u.  zu  backen"  auch  frei  ..auf  dem  seinen  basen  mit 
horden  zu  schlagen  u.  zu  stellen".  Solche  „erbgerichte"  mit  einem 
erbrichter  an  der  Spitze  sind  bezeugt  in  den  Dörfern  um  Böhm.- 
Kamnitz:  Jonsbach,  Windisch-Kamnitz,  Gersdorf,  Dittersbach,  ein 
gemeinsames  Dorfgericht  hatten  Markersdorf  und  Freudenberg. 
Diesen  Dorfgerichten  standen  zu:  Erbabhandlungen,  Verfügung  über 
Waisengut,  dessen  Schätzung  und  Verkauf,  Verwaltung  der  Mündel- 
gelder, Schlichtung  kleiner  Streitigkeiten,  Linke,  Böhin.-Kamn.  S.  302. 
e.  zu  Krinsdorf,  Traut.  Cbr.  59. 

er-brimmeu  stv.  13  zu  brummen  beginnen:  daz, —  der  ber  vor 
zorne  lüte  erbrani,  Scbretel  242. 

erb-samk-leieb *  Adv.  als  erblicher  Besitz:  Und  das  lant  gevelt 
auch  zu  pesiezung  e.,  W— B  Ez.  47,  14. 

erb-schade*  sum.  Schaden  an  Erbgut  {Liegenschaften):  Nur 
um  czwairlai  sebaden  tuet  man  chlagern  recht:  daz,  ain  haisset  e. 
u.  das  ander  haisset  gelopter  schaden,  der  pewert  ist,  Brunn.  Ell 
209. 

erb-schaft  stf.  1.  Erbschaft,  2.  —  erbgebirge*,  vielleicht  ist 
erbebaft  zu  lesen:  das  kein  silbergruben,  auch  ab  si  erbschaft  ist  (erb- 
lich E.,  erbfuntgruben  End.)  ist,  ein  sunderlicben  bulgenmacber  ader 
pusser  baben  sulle  {wohl  aber  eigene  erbgrubenschreiber),  Const.  I 
17.  also  daz,  siu  herschaft  niht  ziuhet  ze  der  erbeschaft  {nicht  zu 
einer  erblichen  lüerde),  si  wein  in  einen  andern  man,  Alex.  Anh. 
974.  er  spricht  erbeschaft  {erhebt  Erbanspruch)  üf  diz  lant,  Alex. 
5220. 

erl>-sez,z,en*  Adj.  s.  erbgesez.z.en:  das  si  (dieCronier=Krämer) 
ire  Sachen  u.  gerechtikeit  mit  sulchen  erbern  altsessen  u.  erbsessen 
genugsamlichen  ausgeweist  u.  behalden  haben,  Olm.  Stb.  132  S.  107. 

erb-silber-grübe*  siostf.  Silber  grübe  in  einem  „erbgebirge", 
Const.  II  3, 12. 

erb-smid,*  -des  stm.  Schmied  für  ein  vom  Regalbeamten  ver- 
liehenes Bergwerk  {nicht  Lehenschaft)  arbeitenden  Schmiede,  faber 
hereditarius :  Aber  den  erbsmiden,  di  etwen  gewin  gehabt  han,  ab 
in  der  gewin  abgangen  ist  (durch  geringeres  Erträgnis  des  Berg- 
baues), die  lassen  wir  nicht  das  smidrecht  aufgeben,  Const.  1 15, 13. 

erb(e)-spil*  stn.  dauernder  Liebesverkehr:  Tristan  und  diu 
künegin  (Isöt)  die  triben  ir  aldez,  erbespil,  Trist.  3029. 

erb-stat  stf.  1.  Erbstätte,  2.  erbuntertänige  Stadt*:  seiner 
konigl.  m.  e.,  Elpogen.  Chr.  48,  8.   66,  28.    107,  43.    108,  2. 

erb-stolle  sivm.  Bedeutimg:  Erbstollen,  auch  erbehaftig  stolle 
heißt  im  Gegensatz  zum  suchstollen  und  dem  Abbaustolle?!.,  die  ohne 
dauernden  Zweck  gewissermaßen  in  der  Grube  aufgehen,  der  e.  nicht 
etwa  davon,  daß  er  mit  einem  erbe  (erbgebirge)  verbunden  ist, 
sondern  daß  an   ihm  ein  dauerndes  Recht  besteht,  ivie  wenn  einer 


erb-stolle  223 

um  den  andern  Erbe  wird,  Const.  II  4, 3:  Der  erbstoll  ist  ein  wasser- 
seige  unter  der  erden,  das  man  das  aide  gepirge  trucken  mache 
durch  des  erczes  willen,  das  doselbst  ertrunken  ist.  Er  heist  darumb 
ein  erbstolle,  sam  das  er  ewig  sei  durch  der  laugen  czeit  willen, 
czu  underscheid  ander  siech tes  gepirges,  di  sein  sam  kurcze  czeit 
kegen  dem  czu  reiten  (rechnen);  aber  noch  der  erbleichen  nochvolge 
czu  reiten,  so  sein  alle  perkwerk  erbhaftig,  umb  das  si  erben  nach- 
folgen. —  Die  Bedeutung  von  erbe  in  Zusammensetzung  als  „dauernd" 
zeigt  Haltans  Glossar:  vocabulum  erb  in  tali  compositione  non  here- 
ditatem  notat  sed  perpetuitatem  et  stabilitatem  ut  „Erbeinigimg". 
Zycha  I  232,  20  verweist  noch  auf  eribgewerke  =  Gewerke  im 
Schemnitzer  Recht  (s.  übrigens  auch  oben  unter  erbgewerke),  auf 
die  Erbschächt  im  Göllnitzer  und  auf  die  Erbstufen  =  dauernde 
Grenzzeichen  unter  Tag  nach  dem  Bergbüchlein  von  1519,  Erblehen- 
schaften  =  dauernde  Lehenschaften  und  daß  also  enterbter  Stollen 
nicht  einer  sei,  der  sein  „erbe"  verloren,  sondern  einer,  der  zu  be- 
stehen aufhört. 

In  eim  iczlichen  gebirge  mit  namen  nicht  mer  Stollen  •  be- 
schriben  sin  wenne  czweier  hande:  der  eine  heisset  ein  suchstolle, 
der  andir  ein  erbehaftig  stolle ,  D I R  2.  Es  sein  nur  czweierlei 
stollen,  der  alle  perkleute  geprauchen:  ein  erbstolle  u.  ein  such- 
stolle, Const.  II  4, 1. 

Ursprünglich  hieß  auch  der  e.  kurzweg  stolle,  so  in  der  UrJe.  v. 
1.258,  Emier  II  N.  195.  seinen  späteren  Namen  e.  erhielt  er,  iuie 
oben  erwähnt,  nicht  von  den,  ihm  wohl  regelmäßig  bei  der  Ver- 
leihung oder  auch  später  (Freib.  Bgr.  B  §  4)  geerbten,  verlassenen, 
ertrunkenen  Gruben  („erbe",  „erbgebirge");  und  nicht  der  aus  deren 
Eigenbetrieb  erzielte  Gewinn,  sondern  die  „Lösung"  fremder  Gruben 
und  die  dafür  erhaltene  Stollensteuer,  eigenschaft  bilden  seinen 
eigentl.  Zweck. 

b)  Stollenfeld:  Während  ein  e,  in  neuerer  Zeit  beliebig  weit 
ins  Gebirge  getrieben  werden  kann  und  damit  gegen  alle  Gruben, 
denen  er  Wasser  benimmt  und  Wind  bringt,  gewisse  Rechte  erwirbt, 
wird  in  unsern  Quellen  von  einer  Begrenzung  seines  Feldes,  einer 
Vermessung  mit  Abgrenzung  durch  Marksteine  gesprochen:  ein  perg 
oder  stolle,  die  da  gemessen  sein ,  U — A  7  U  B  14.  u.  sol  die  mar- 
schaide  geezeichent  werden  mit  grossen  steinen  (reienstein  E,  rain- 
stein G,  Lochsteinen  End.)  u.  mit  guter  geezenkmusse  der  gesworneu 
u.  ander  frumen  manne,  der  sachen  czu  ewigem  gedechtnusse,  Const. 
II  4, 12. 

c)  Rechte  des  Erbstollen  in  dein  bereits  verbrochenen  Teile  des 
Stollenfeldes  usio.  1.  gegen  Berge  oder  Brüche,  die  ihm  „beschrieben" 
sind,  „beschriebene  Gänge",  die  ins  Stollenfeld  einbezogen  worden 
und  ohne  ihn  wahrscheinlich  ertrunken  wären.  Solche  Gruben  können 
iveiter  gebaut  oder  neu  belegt  werden,  bis  in  eine  von  ihnen  der  e. 
in  der  Erbtiefe  (=  10  Klafter  vom  Rasen  an  gerechnet)  eingebracht 
wird.  Von  da  an  darf  nur  mit  seiner  Erlaubnis  aber  gegen  die 
Entrichtung  der  „eigenschaft"  —  V,  (in  sächs.  Quellen  lj0j  der  Aus- 
beute weiter  gebaut  werden:  Brenget  er  abir  sinen  stollen  an  di 
stat,  das  er  treuget  anderhalbes  lehens  tiff  adir  czu  dem  minsten 
czehen  lochter,  so  heisset  is  von  rechte  ein  erbhaftig  stolle.   Alle  di 


224  erb-stolle 

sebin  lehin,  die  denne  in  der  niarscheide  legin,  is  sin  vir  gemessene 
berge  ader  minner,  di  namhaftig  sin,  adir  was  brucb  ist,  das  in 
siner  marscbeide  lit,  wer  dorinne  arbeitet  boben  dem  wassir,  der 
mus  das  tbun  mit  willen  des  Stollen  unde  siner  gewerken,  D  I B  4,  3. 
Die  wile  aber  der  stolle  nicbt  treuget,  also  vor  gesprochen  ist,  di 
wile  erbeitet  ein  iczlich  man  wol  also,  das  er  di  berge  unde  die 
bruebe  icbt  risse,  di  dem  Stollen  beschrieben  sin,  4,  4.  Und  darnoch, 
wan  di  stolner  iren  Stollen  czimleicb  erbeben  pei  der  wasserleite 
(wasserseige  D)  u.  beben  an  czu  arbeiten,  czuhant  so  gewinnen  sie 
ein  sotan  recht,  das  nimand  an  iren  dank  innewendig  ires  Stollen 
gemerken  (in  den  reien  ires  stollen  E)  getar  in  ganczem  rasen 
arbeiten,  Const.  II  4, 13.  Und  ist  es,  das  der  stolle  also  vil  czunimpt, 
das  er  mit  seiner  kraft  auf  die  teufe  anderhalbes  lehens  ader  auff 
(czum  D)  minsten  auf  czehen  mass  getrucken  mag  und  den  wint 
inleiten,  so  gewinnt  er  allererste  den  namen  eines  rechten  stollen 
czu  haben  und  nimand  getar  darnoch  in  den  leben  ader  bruchen, 
die  czu  demselben  stollen  geboren,  arbeiten  über  das  wasser  an  der 
stolner  sunderliche  laube,  114,14.  Und  also  lange  er  abnimpt  also 
czu  trucken  machen,  so  mag  iderman  in  den  leben  u.  bruchen,  idoch 
von  gepote  der  urburer,  umb  u.  umb  arbeiten  also  verre,  das  di 
leben  u.  brache,  di  czugeschriben  sein  den  stollen,  mit  nichte  czu- 
ruttelt  u.  czurissen  werden,  wan  man  vorleiet  den  stollen  nicht 
darczu,  das  di  silbergruben ,  di  do  czu  pawen  tugen,  wüste  sullen 
werden,  sunder  was  unnucze  ist,  das  es  czu  nuczem  pawe  wider 
pracht  werde,  II,  4, 15. 

Der  e.  muß  in  dieser  Tiefe  durch  offenen  Durchschlag  ein- 
gebracht werden:  di  wil  der  von  dem  erbstollen  dem  andern,  der  vor 
da  gepawet  hat,  mit  offen  durchsiegen  nicht  wasser  benimet  noch 
wint  priuget,  das  her  in  czu  keiner  aigenschaft  von  rechte  nicht 
getwingen  mag,  Igl.  Bgr.  N.  72, 2.  vinden  di  vier  gesworn  mar- 
scheider  {darunter  einer  von  der  urborer  wegen) ,  das  der  stolle  in 
vierdehalben  leben  auf  dem  hangenden  durchslagen  hat  u.  nicht 
alleine  irrechent  u.  vorschroten  hat  di  lehen  czu  dem  stein,  u.  be- 
sagen das  auf  iren  ait,  so  schullen  di  von  dem  stein  ir  wasser  in 
den  stollen  sturczen  u.  dem  stollen  ein  sibendes  geben,  N.  73, 2  u. 
75,  5.  Beweisen  di  gewerken,  der  der  stolle  ist,  mit  einem  rechten, 
das  her  ir  erbstolle  ist  und  si  mit  offenen  durchslag  in  das  perk- 
werk  komen  sint,  so  teil  wir  dem  stollen  sein  recht  N.  74  s.  eigen- 
sehaft.  —  von  den  leben  wolde  der  stollemeister  ein  subendes  haben, 
des  wollen  im  di  urborer  nicht  geben  und  sprechen,  er  möge  kein 
erbstolle  nicht  sein,  sind  der  stollemeister  das  tiefste  wasser  aus  der 
czeche  nicht  wil  halden  in  dem  stollen  —  so  sprechen  di  urborer, 
der  berczog  habe  im  (dem  stollemeister)  den  stollen  nicht  vorligen 
(verliehen)  czu  einem  erbstollen,  her  muge  danne  von  rechte  ge- 
haisseu  ein  erbstolle  von  perkleuten  (d.  h.  nach  Bergrecht),  Igl.  Bgr. 
N.  71, 1.  —  ein  stolle,  der  an  dem  obristen  lichtloch  hat  ein  lachter 
dreisik  —  hat  das  recht,  das  ein  erbstolle  hat,  N.  70  vgl.  D  I  B  §  4, 3. 
■ —  si  sein  mit  demselben  erbstollen  teuffer  inkomen,  denne  sie  aus 
dem  freien,  N.  46,2.  erbstollen,  eribstollen,  Igl.  Mutung  N.  9.  10. 11.  12. 

Ein vom  e.  „verlassen",  also  im  Freien,  getroffenes,  beschriebenes 
Bergwerk,  icird  ihm  zwar  nicht  zugeeignet  als  „Erbe",  doch  erwirbt 


erb-stolle  225 

er  daran  das  Bergbaurecht;  tvohl  auch  —  wie  im  Göllnitzer  Bergr. 
v.  1400  nicht  beschriebene  Gruben,  die  aber  zur  Zeit,  da  der  e.  sie 
erreicht,  ins  Freie  gefallen  sind:  Kumet  ein  erbestolle  mit  siner 
wassirseige  an  die  genge  der  berge,  die  do  vor  benant  sin,  findet  er 
ercz,  alleine  das  doch  in  einem  frihen  si,  man  misset  keine  berge. 
Findet  er  abir  ercz  an  gengen,  di  vor  unvorschroten  unde  unvor- 
hawen  sin,  man  misset  im  einen  berg  (uff  sin  hangendes  3Vaj  uff 
sin  legindes  1  leben,  DIR  5,  2),  also  das  er  di  sebin  lehen  beheldet 
in  dem  rechten,  unde  er  sinen  Stollen  hat.  Andir  lehen,  si  sin  des 
koniges  adir  der  herren  adir  der  burger  gefallen  deme  der  recht 
dorczu  hat,  also  bescheidenlich :  den  urbarem  koniges  1.,  den  herren 
ir  1.,  den  bürgern  ir  lehen,  D  I R  5, 1.  Gruben,  die  ihr  Wasser  selbst 
halten  konnten,  brauchten  nach  älterem  Recht  den  e.  nicht  benützen, 
U — A  12  (U — B  20)  wird  nämlich  nur  von  „notdurfftigen  Stollen", 
(si  stollonem  necessarium  habuerint)  gesprochen,  dem  außer  der 
Eigenschaft  der  4.  Pfennig  der  Kosten  für  die  in  dem  ihn  be- 
nützenden Gruben  gelegene  Strecke  zu  geben  sei,  Const.  II  4,  22  wird 
dem  in  ein  Bürgerlehen  eingedrungenen  e.  wohl  der  Stollenhieb  aber 
kein  weiteres  Recht  eingeräumt,  es  were  denne,  das  di  purgere  den 
selben  Stollen  betten  notig  durch  das  wasser  aus  czu  czihen  u.  den 
wint  ein  czulaiten. 

Nach  jüngeren  Entscheidungen  aber  (Igl.  Bgr.  N.  71,  2  u.  76,  5) 
bleibt  es  den  Gewerken  nicht  freigestellt  zu  erwägen,  ob  eigene 
Wasserhaltung  oder  Stollensteuer  vorzuziehen  sei,  sondern  alle  von 
einem  e.  angefahrenen  Zechen,  ja  selbst  solche,  die  tiefer  als  die 
Stollensohle  lagen  und  ihr  Wasser  erst  zum  Stollen  emporheben 
mußten,  mußten  ihn  gegen  Entrichtung  der  Eigenschaft  und  des 
„vierten  Pfennigs1'  benützen.  Damit  verschwand  die,  jetzt  unnötige 
Abgrenzung  des  Stollenfeldes.  Rechte  des  e.  sind  1.  1/7  der  Ausbeute 
der  durchfahrenen  Gruben,  Lehen  usiv.  =  eigenschaft  s.  d.  2.  der 
vierte  phennig  =  1/4  der  Kosten  der,  auf  dem  ihn  benützenden 
Bergwerke  liegenden  Strecke:  Ist  das  die  purger  dornach  oder  wer 
der  ist,  seinen  notdurfftigen  Stollen  hat,  den  mak  er  mit  dem  vierden 
taile  der  koste  ausarbaiten  u.  also  beheldet  er  in ,  U— A  12.  Die 
burger  oder  swer  si  sin,  di  nuezen  den  Stollen  mitsampt  im,  doch 
pehelt  er  das  vierteil  der  kost  czu  sinem  Stollen,  der  den  Stollen  hat 
angevarn,  U — B  20.  Unde  di  wile  er  (der  e.)  in  dem  lehen  ist,  di 
wile  sal  das  lehen  dem  Stollen  das  virde  teil  der  kost  gebin.  Das 
kumet  dovon,  das  er  im  wasser  benimet  u.  wint  brenget,  D I  R  7, 2. 
Und  als  lange  si  denne  mit  dem  Stollen  in  iren  lehen  harren,  sulleu 
sie  das  vierde  teil  der  koste  (den  vierdten  Pfennig  oder  den  4.  Theil 
des  Unkostens,  so  auff  das  Stoll-Ort  gehet,  End.)  den  stolnern  gelden, 
Const.  II  4,  22. 

3.  Stollenhieb.  Bas  ältere  Recht  (U— A  9  u.  10. 11.  U— B 17. 18  u.  19.) 
gestattet  den  Stollenhieb  nur  mit  Zustimmung  der  Gewerken,  nämlich 
ihre  Lehen  und  nur  in  der  rechten  Wasserseige  und  zwar  nur  1  Klafter 
lang  zu  durchfahren  und  das  dabei  gewonnene  Erz  sich  anzueignen: 

U — A  9 — 10:  Wer  do  arbeitet  in  dem  Stollen  mit  vorhenknusse 
des  richters  und  der  purger,  und  ist  es,  das  sie  czu  dem  gemessen 
perge  oder  purgeriehen  kumen  u.  daselbst  arbeiter  vinden:  äne  ir 
Urlaub  u.   vorhenknuss  volfaren  sie  nicht  (9).     Vorhengen  sie  aber 

Jelinek,  Wörterbuch.  15 


226  erb-stolle 

czu  der  masse  auf  aine  lachter,  so  volfaren  sie,  doch  ausgenomen  ir 
recht,  das  ist  also  vil  er  (der  Erbstolner)  mit  seinem  stollen  in  der 
purgeriehen  über  sich  hewit ;  u.  was  er  des  gemessen  oder  gewinnen 
mak,  das  heheldet  er  ledicleich  (10).  Also  verre  ab  vor  in  dem 
egenanten  leben  ist  gearbeitet,  auch  mitten  in  dem  lehen  mak  er 
siezen  auff  das  tiffe;  und  was  er  gewinnes  mit  mittelmessigem  eisen 
under  sich  czu  im  geeziben  mak,  das  schol  im  czu  nutze  gefallen  (11). 
U — B  17—19:  Und  arbeitent  iemant  an  einem  stollen  mit  des 
richters  gunst  u.  der  purger  u.  des  peremeisters  u  des,  der  die  genge 
verleicht,  und  kumt  an  einen  gemezen  perch  oder  an  ein  purger- 
ieben u.  vindet  darinne  arbeiten,  er  mac  nicht  hindurich  gevarn  an 
iren  willen  (17);  ist  aver,  daz  si  im  gunnent,  so  schol  er  varn  einer 
lachter  lanch,  daz  ez  im  doch  an  sinem  recht  nicht  schade.  Daz 
recht  ist  also,  swaz  er  in  der  purger  lehen  mit  sinem  stollen  über 
sich  gehowen  mac,  u.  swaz  er  des  geniezen  mac,  daz  pehelt  er 
vreilich  (18).  Also  ob  in  dem  vorgenanten  lehen  e  gearbeit  ist,  so 
siezet  er  ouch  enmitten  in  dem  lehen  an  das  tiefist,  und  swaz  er  mit 
einer  kraezen  under  sich  geschaffen  mac,  daz  gebort  an  sinen  nuez  (19). 

Nach  U — A  11  u.  U — B  19  dürfen  also  mir  verlassene,  nicht  im 
Bau  gehaltene  Lehen  und  zwar  auch  Bürgerlehen,  die  ja  wenigstens 
nach  der  Forderung  der  Iglauer  (nicht  der  hiergegen  eifernden  Const.) 
sich  nicht  verliegen,  durchfahren  werden  und  zwar  auch  mitten  im 
Lehen,  also  auch  ohne  mit  der  Stollensohle  in  gleicher  Ebene  zu 
liegen.  Das  junge) e  Recht  erkennt  die  Notwendigkeit,  den  Bau  von 
Erbstollen  zu  fördern,  an  und  darum  heißt  es,  DIE,  7, 1:  Kumet 
derselbe  (e.)  an  ein  burgerlehen  (U — A  9  u.  A  17  czu  dem  gemessen 
perge  oder  burgerlehen,  Const.  114,20.  ivie  D  I R  nur  burgerlehen, 
II  5,  6.  richtig  und  klar  „czu  welchem  lehen  si  komen  mit  ireni 
stollen,  wie  auch  das  Freiberg.  Bgr.  §  10.  schlechtweg  „gemessin 
lehen"  sagt),  das  do  buwehaftig  ist  unde  nicht  geerbit  czu  dem 
stollen,  das  burgerlehen  mag  im  nicht  geweren,  er  fert  dorin  unde 
dodurch  also  besebeidenlich:  wenne  er  kumet  in  das  burgerlehen, 
alz  der  stolle  dar  ist  komen  uf  der  sale  (II  Ia  III  mit  dem  Zusatz 
des  stollen),  mag  er  wol  hauwen  obir  sich  unde  under  sich  also  hoch, 
als  er  mit  einer  kraezczen  gereichen  mag;  nicht  mer  nuezes  niinpt 
er  do.  Und  die  Const.  II  4,  20  u.  21 :  Wann  auch  die  stollner  mit 
irem  stollen  komen  czu  dem  purgeriehen,  das  man  pawet,  u.  ist  in 
nicht  czugeeignet,  an  dank  auch  der  purger  so  mugen  sie  eingeen 
mit  rechte.  Und  was  si  in  dem  geen  (also  farende  E)  mit  einer 
messigen  czappen  (schappen  D,  kraezen  E)  über  sich  czappen  (sappen 
D,  reichende  hawen  E)  mugen,  das  ist  ir,  und  was  si  aus  der  teufe 
gieicherweis  gewinnen,  das  ist  auch  ir. 

Das  Beeilt  der  e.,  das  Lehen  zu  durchfahren,  ist  also  nicht 
mehr  an  die  Zustimmung  von  dessen  Gewerken  geknüpft,  der  Stollen- 
hieb genauer  bestimmt.  Noch  genauer  wird  in  der  Joach.  B  0.  Art. 
87  das  Maß  auf  5U  Klafter  Höhe  über  der  Stollensohle  und  1/2 
Klafter  Breite  bestimmt.  Doch  muß  nach  Art.  88  wie  Igl.  Bgr. 
N.  76,  6  der  e.  die  Erbtiefe  erreicht  haben. 

2.  Dem  Stollen  nicht  „beschriebene",  sondern  „geerbte"  Lehen 
sind  mit  ihm  zu  einem  besonders  begünstigten  „Erbe"  im  engeren 
Sinne,  erbgebirge  (s.  dieses)  vereinigt. 


erb-Btolle  227 

d)  Hechte  des  e.  im  „v/nverbrochenen  Basen".  Die  Bergbehörde 
bestimmt,  wieviel  unterbrochenes  Feld  außer  dem  zur  Stollenanlage 
erfordert,  dem  e.  zugewiesen  wird.  In  diesem  darf  vom  Beginn  des 
Stollenbaues  keiner  ohne  seinen  Willen  einschlagen: 

Wo  er  denne  sinen  stollen  angenomen,  do  hat  er  das  recht,  das 
nimant,  wo  der  rase  uuczubrochen  ist,  czvvischen  sinem  Stollen  unde 
der  marscheide  insiczeu  mag  adir  thar  mit  rechte  an  sinen  willen, 
D  I  R  4,  2.  —  Und  darnoch ,  wan  die  stolner  iren  Stollen  czimleich 
erheben  pei  der  wasserleite  u.  heben  an  czu  arbeiten,  czuhant  so 
gewinnen  sie  ein  sotan  recht,  das  nimand  an  iren  dank  innewendig 
ires  Stollen  gemerken  getar  im  ganczen  rasen  arbeiten,   Const.  II 

4,  13.  Stößt  der  e.  auf  maßwürdiges  Erz,  so  wird  ihm  ein  Berg, 
mit  Aufrechterhaltung  der  Nebenlehen,  gemessen,  von  dessen  7  Lehen 
er  alle  Lasten  eines  Neufängers  zu  tragen  hat.  Nur  wenn  es  nötig 
erscheint,  erhält  er  besondere  Begünstigungen:  Kumet  e.  (der  e.) 
mit  siner  wasserseige  an  die  genge  der  berge,  die  do  vor  benant 
sin,  findet  er  erez,  alleine  das  doch  in  einem  frihen  si,  man  misset 
keine  berge.  Findet  er  abir  erez  an  gengen,  die  vor  unvorschroten 
unde  unvorhawen  sin,  man  misset  im  einen  berg,  also  das  er  di 
sebin  leben  beheldet  in  dem  rechten,  unde  er  sinen  stollen  hat,  DIR 

5,  1.  Geschieht  es  auch,  das  die  stolner  newes  erez  vinden  inne- 
wendig irer  mas  u.  das  doch  auswendig  den  pergen  u.  lehen  ist,  die 
in  czugeeigent  sein  u.  iczunt  langest  gemessen  sein,  do  seibist  sol 
man  in  einen  perg  messen  u.  sol  in  czugeben  unser  (des  Königs) 
lehen  u.  die  burgerlehen,  wann  wir  bestetigen  nimand  keinen  stollen 
mit  unsern  nantvesten,  wir  nemen  denn  bevor  aus  unser  u.  unser  purger 
recht,  Const.  II  4,  16.  Aber  in  den  siben  lehen,  di  in  ader  czu  dem 
perge  von  ersten  gemessen  sein,  alles  recht,  das  dem  stollen  vor- 
lihen  ist  peide  in  dem  hangenden  u.  in  dem  ligenden,  das  behalden 
sie  ledicleich,  II  4, 17. 

Die  Vermessung  des  e.  geschieht  wie  die  des  Suchstollen.  Ein 
Beispiel  von  1303  bietet  Urk.  bei  Sternberg  N.  50,  Emier  II  N.  1981. 
Die  Grenzen  werden  verlochsteint.  Eine  über  die  Verleihung  gegebene 
Hdf.  enthält,  was  dem  stolner  „dorezu  berethen  („umritten")  adir 
gegeben  si",  D  I R  4,  1.  Auch  hier  findet  die  Verleihung  wie  bei  einem 
„erbe",  „erbgebirge",  durch  Umreiten,  „erbebereitung"  statt. 

f)  Verlehenschaftung  von  Flügelstollen:  Es  mugen  auch  die  stolner 
innewendig  der  marscheide  ires  stollen  einem  andern  stollen  vorleihen 
umb  das  vierde  teil  gewinnes  und  mugen  im,  als  si  wollen,  von  irer 
eigenschaft  bescheiden.  Und  das  sprechen  eczliche,  das  das  ein 
rechtes  gefertte  sei  der  stollen  (tercium  genus,  stollonum  esse;  heissen 
eczliche  den  dritten  stollen  ader  die  dritte  underscheid  des  stollen, 
E.  Gr.),  Const.  II  5,  7. 

g)  Wenn  es  DIR  8,  2  heißt:  1.  Unde  also  vil  gemessener  berge 
legin  in  eines  erbestollen  marscheide,  also  manch  sechezehen  hofestete 
beheldet  der  stolle  u.  Const.  II  4,  24.  u.  als  oft  16  hofstete,  als  vil 
perge  dem  selben  stollen  czugeschicket  sein  (czu  geeignet  E);  ferner  2.: 
DIR  12:  Also  verre,  also  ein  man  mit  einem  bogen  geschissen 
mag,  also  verret  beheldet  ein  berg  feldis  (erbstolle  veldes  oder  ein 
gemessener  perk  B.,  bergstolle  veldes  M.),  doruff  di  berglute  ir  fihe 
spisen  —  und  3.  DIR  11:    Kein  urbarer  adir  liher  hat  die  gewalt, 

15* 


228  erb-stolle 

das  er  uff  keinem  erbehaftigen  Stollen  (II I  a  erbstollen)  adir  uff 
keinen  sebin  lebin  geseczen  möge  einen  bergineister  adir  einen  smit 
adir  einen  stiger  (II  Ib  mit  Zusatz:  nocb  kein  amptleut)  an  der  ge- 
werken  willen  und  Const.  II  4, 19 :  Wir  setczen  auch,  das  die  ur- 
burer  nocb  nimand  anders  den  stolnern  nicbt  seczen  sullen  sunder- 
liche  scbreiber  u.  steiger  nocb  keine  andere  amptleute,  sunder  unsere 
gemeine  Steiger  sullen  reckt  czu  steigen  ban  in  allen  silbergruben, 
di  in  unsern  namen,  das  alles  perkwerk  recht  gepauet  werde,  sullen 
fleissigleich  czuseben.  —  Wenn  ein  stolle  bestetiget  wirt,  der  sal 
selbs  das  recbt  des  stollenmeisters  dorinen  haben  (so  nach  EG.), 
es  wer  denne,  das  er  mit  seiner  saumpnusse  vordinte,  so  sal  man 
nur  einen  andern  ous  den  selben  stollnern  schicken  und  ordiniren 
(seczen  u.  machen  Gr.).  Noch  keine  andern  erczscheider  und  pulgen- 
puser  sullen  si  nicht  haben  denn  di  gemeinen  gesworen ;  so  bedeutet 
dies,  daß  1.  jeder  dem  Stollen  zufallende  gemessene  Berg  seine  16 
Hofstätten  behält  (wie  im  Deutschbrod.  E,  (63).  Jir.  S.  206  Igl.  U— B 
9,  Igl.  Bgr.  N.  27  u.  28, 1)  ebenso  2.  seine  Viehweide  (ivie  Const.  II 
3,1;  Igl.  Bgr.  N.  28,2;  im  Freib.  Bgr.  B  §  14  ein  bergstolle  adir 
ein  gemessin  berg).  Nach  8.  ist  der  stollenmeister  von  und  aus  den 
stollnern  zu  ivählcn  tcie  der  bergmeister  von  und  aus  den  Oewerken, 
die  übrigen  Amtleute  sind  zugleich  die  des  Berges. 

h)  Bauhafthaltung  und  Enterbung  der  e.  Da  vom  e.  eine  ganze 
Reihe  von  Gruben  und  Lehen  in  ihrem  Bestand  abhängen,  hat  er 
die  Pflicht  bei  Verlust  seiner  Berechtigung,  die  Wasserseige  im  Stand 
zu  halten  und  die  Lichtlöcher  (Richtschächte)  zu  fertigen:  U — B15: 
Ein  erbehafter  stolle  pehelt  sein  recht  also:  Ist  daz  der,  der  den 
stollen  powet,  sin  wasserseige  recht  und  redilichen  (pescheidenlich 
L,  bescheidenleichen  E)  uzfuret  u.  sine  liechtlocher  czu  recht  soubert 
u.  in  iaresvrist  an  sinen  stollen  howet  u.  nur  ein  lachter  lanch  howet 
u.  arbeit,  daz  er  mit  den  geczeugen  (mit  czweien  g.  E)  pewisen 
mac,  so  pehabt  er  sinen  stollen  mit  allen  recht,  DIR  10:  Hebet 
(heldet  III)  er  sine  wassirseige  uff  adir  fertiget  sine  lichtlocher  (sein 
lichtloch  recht  sawert  EF)  unde  hat  in  jare  unde  in  tage  ein  lochter 
an  dem  heupte  des  stollen  gefaren,  das  er  (mit  czweien  Zus.  in  E) 
bewisen  mag ,  nimant  kan  im  in  (seinen  stollen  II I  a)  mit  rechte 
angewinnen  (abgewinnen  Ia),  Const.  II  4,  8:  das  aide  recht  —  spricht, 
das  wer  durch  ein  gancz  iar  di  mase  für  dem  heupte  seines  stollen 
mit  arbeit  erfüllet  u.  volbrenget  u.  di  roren  ader  rinnen  des  wasser- 
seiges  furbet  (furbas  räumet  E>)  u.  räumet  u.  das  lichtloch  wol  aus- 
richtet, der  sol  mit  allen  rechten  seinen  stollen  besiezen  u.  behalden 
ader  an  alle  Urkunde  u.  lautperkeit  (lautmerunge  E)  mus  er  des 
emperen;  wann  weder  di  stolner,  weder  andere  perkleute  dasselbe 
recht  mit  Urkunden  mugen  si  nicht  widerbrengen,  das  si  iczund  mit 
saumpnusse  verlorn  hän;  wann  nicht  den  saumigen  sunder  den  ar- 
beitern  kumpt  esu  steure  das  perkrecht,  Freiberg.  Bgr.  B  §  12;  2. 
Joach.  B  0.  II 102.  Bei  Erzfund  müssen  die  Stolner  entweder  die 
Orter  selbst  belegen  oder,  um  ihre  Pflicht  nicht  zu  versäumen  sie 
verlehenschaften:  ab  die  erbstolner  erez  vinden  u.  farn  für  sich  mit 
dem  stollen  umb  eine  masse  (eines  lachters  lang,  End.),  so  vorleihen 
sie  das  erez,  was  nach  derselben  mas  (demselben  lochter  E)  czu 
vorleihen  ist,  ader  si  underweisen  ire  orter  doselbist  (oder  das  sie 


erbstolner  —  erb-teil  229 

die  orter  selber  belegen  E)  ader  unsere  gemeine  vorleiher  sullen 
vorleiben  alles,  das  czu  vorleiben  ist,  das  si  vinden  noch  der  (der- 
selben D)  masse,  Const.  II  5,  8. 

Dem  e.  wird  durch  die  Joach.  B  0.  Art.  89  der  Bau  mit  „Ge- 
sprängen" (Stufen,  durch  die  er  in  seiner  Fortsetzung  höher  zu 
liegen  kommt)  bei  Strafe  des  Verlustes  der  Stolleneigenschaft  ver- 
boten und  nur  aus  besonderen  Gründen  vom  Bergmeister  gestattet. 
Auch  sollen  alle,  die  in  einer  Zeche  tiefe  Stollenstrecken  oder  ander 
Örter  auflassen,  verbauen  oder  ver stürzen,  gestraft  werden,  Joacb. 
B.  0.  28. 

Verdrängung  eines  e.  aus  allen  seinen  Hechten  „Enterbung" 
durch  einen  neuen,  tieferen,  der  jetzt  an  seiner  statt  das  Wasser  ent- 
zieht und  Wind  einbringt.  Bestimmte  Tiefe  der  Unterfahrung  wird 
lange  nicht  gefordert:  DIR  8,1:  Fert  man  mer  Stollen  denne  einen 
czu  eime  gebirge,  welcbir  der  allirtiefste  ist,  der  bebeldet  sin  recht 
unde  di  (an  der  Ib)  eigenschaft.  Const.  II  4, 23 :  so  sol  der  tifste 
unde  der  do  tifer  truckent,  sein  recht  u.  sein  eigenschaft  für  andern 
Stollen  behalden  (zitiert  in  Igl.  Bgr.  N.  77,  3).  Freiberg.  Bgr.  B.  §  11. 
Erst  der  Joach.  Zus.-Art.  21  von  1525  und  dann  die  2.  und  3.  Joach. 
B  0.  (II  97,  bezw.  98)  verlangen  ein  um  7  Klafter  „saiger  gericht" 
tieferes  Einkommen  des  neuen  Stollen.  Nach  den  „Bergm.  Redens- 
arten" unter  „erbteuffe"  beträgt  die  Enterbungstiefe  „im  sticklichten" 
gebürge"  7,  im  „flachen  Felde"  aber  3lj2  Klafter. 

i)  Im  16.  Jh.  wurden  in  Iglau  nach  den  Mutungen  (Kod.  D 
Folio  25)  zioischen  1515 — 1577  zumeist  auf  der  Bantzer  Krim 
(Krümme)  oder  auf  Pistauer  Grund  (gegen  den  „Alten  Berg"  zu) 
zumeist  nur  Gruben  mit  Erbstollen  gemutet. 

erb-stolner*  stm.  stollonarii  hereditarii,  Bergleute,  die  an  einem 
erbstolle  arbeiten  z.  B.  Const.  II  5,  8.    s.  unter  erbstolle. 

erb -sünde  stf.  1.  Erbsünde.  2.  Sünde*  an  einem  „Erbe"  = 
liegender  Habe-,  Das  absichtliche  Zerbrechen  der  marscheide  an  dem 
acker  wird  mit  1 — 10  Mark  gestraft ;  wann  mit  semelicher  missetat 
heget  ein  man  erbsunde,  die  nach  dem  vater  auff  das  kint  u.  dornach 
auf  ander  nachkomling  erbet,  Igl.  Str.  I  S.  370. 

erb-teil,  erib-teil  stmn.  1.  Anteil  an  Erbe,  Erbschaft.  2.  Berg- 
teil* an  einem  Erbe  (Erbstollen,  gemessenen  Berg  oder  sonst  an 
einem  „Erbe"  z.  B.  „Erbgebirge").  1.  er  hat  sich  ires  vatterlichen 
eribtails  underwunden,  Igl.  Bgr.  N.  85,  4.  2.  Erbteil,  wer  di  mit 
clage  wil  gewinnen  vor  kost  (Bergbaukosten) ,  di  ime  darauff  wirt 
beschaiden  von  den  ratleuten,  sein  di  teil  an  erbestollen,  an  ge- 
messen bergenn  oder  sunst  an  erbelehen,  der  muß  darüber  clagen 
3  raittunge  vor  dem  bergkmeister  u.  den  gewereken  u.  muß  darnach 
boten  nemen  u.  di  kost  heischen,  als  si  vor  ist  beschriben,  (1).  Ist 
der  anderswo  gesessen,  des  di  teil  seindt,  also  das  ine  der  bergmeister 
noch  sein  böte  mit  einem  gewereken  nicht  gemanen  mugen,  so  sol 
der  bergmaister  mit  der  gewerken  gewissen  di  clage  an  di  urborer 
vor  den  schopphen  bringen;  di  sullen  dan  ir  brieff  darumb  senden 
u.  ine  manen,  di  kost  zu  geben;  gibet  er  ir  dan  nicht,  so  sein  di 
teil  verlorn  an  alle  Widerspruch  (2.)  Hat  er  aber  einen  verweser 
uff  dem  berge,  der  sein  ertzetpfeinige  einnimet  u.  kost  for  ine  gebet, 
u.  ob  das  den  gewereken  wissenlich  ist,  das  er  ime  sein  teil  hat 


230  erb-untertan  —  erd-bibunge 

entpfolben,  darf  man  keinen  brieff  darumb  sentten;  man  gewinnet 
sie  demselben  an  mit  vollen  rechten,  alß  er  selber  da  gegenwertig 
wer  (3)  DIE  22a  1—3. 

erb-untertan*  Adj.  einem  benachbarten  Gutsherrn  unterworfen. 
Der  Stadt  Böhm.-Kamnitz,  die  noch  1608  „gemeine  Stadt"  genannt  und 
der  ..gemein  Stadtrecht'  zugesichert  wird,  wurde  (8.  Sept.  1674)  auf  Be- 
treiben des  Grafen  Kinski)  von  Kaiser  Leopold  1.  mit  spitzfindiger 
Definition  die  Erbuntertänigkeit  aufoktroiert  und  1702  durch  kaiserl. 
Sentenz  bestimmt,  daß  sich  Bürgerm.  und  Rat  des  Städtchens  als 
„Bürgerin,  und  Bat  des  untertänigen  Städtlein"  Böhm.-Kamnitz  zu 
nennen  haben.  Erst  mit  der  Durchführung  der  Erbuntertänigkeit 
bürgert  sich  daselbst  die  Anschauung  ein,  daß  jeder  „Untertan"  persön- 
lich zur  Bobott  verpflichtet  sei,  während  früher  mit  dem  Aufgeben  der 
Bealität  auch  die  an  dieser  haftende  B ob ottp flicht  gegen  clen  Guts- 
herrn erlosch.  Seit  der  Mitte  des  15.  Jh.,  der  Einführung  der  „Laß- 
briefe", konnte  der  Gutsherr  durch  Verweigerung  des  Abzuges  eleu 
„Erbuntertänigen"  an  die  Scholle  fesseln,  Linke  S.  297 f.  Bernhardt 
von  Hryssenbürg  —  wollte,  die  personen  von  Trautnaw  solten  auch 
im  grabe  kniend  wie  andere  pawern  (als  erbunterthanen)  schweren, 
sie  weigern  sich,  denn  sie  wären  der  3.  stand  und  weren  inanni.  —  der 
burggraf  hat  ausgesprochen,  das  die  von  Trautnaw  man  weren  und 
ihr  kon.  mai[estet]  erbunderthane,  daß  sie  daher  stehendig  schweren 
solten,  Traut.  Chr.  146. 

er-burn  sivv.  in  die  Höhe  heben:  ob  in  tat  in  kumer  we,  sie 
muosten  sich  e.  als  e,  Alex.  17682.  darumb  di  lantlute  zeurntin  und 
mit  bet  si  derpurtin  (brachten  in  Aufruhr),  Dal.  203,  8  (92.) 

er-lmtig*  Adj.  erbötig,  bereit:  Privilegien,  di  wir  gnuglich 
alzeit  erputig  gewest  zu  beweisen  (vorzuzeigen),  Elbog.  Chr.  10, 14. 
42,  40.    dergleichen  er  sich  dann  auch  erpütig  ist,  Eg.  Chr.  1166. 

erb-vogtei,  erb-foitei  stf.  Erbvogtschaft,  Gericht  des  Guts- 
herrn, Grundherrn,  über  die  auf  seinem  Grund  Ansässigen.  Als 
dann  dise  Stat  Olomuncz  mit  einer  erbfoitai  ausgesaezet  ist,  Olm. 
Stb.  80.    die  alte  Trautnawische  erbfoitei,  Traut.  Chr.  218. 

erb-wappen*  stn.  Erbwappen,  Stammeswappen:  schild,  e.  und 
die  buchstaben  uinb  der  umbeschrift,  Stb.  Brüx  N.  152. 

erb(e)-zeichen  stn.  Erbwappen:  sin  (Tristands)  e.  dar  üf  lac, 
(an  dem  schilde),  Trist.  1913. 

erb  (ej  -zil  stn.  richer  habe  überlast  —  ist  mir  gezogen  erbezil, 
Alex.  5594. 

erb-zins  stm.  unablöslicher  Grundzins:  mit  parem  geld  und 
nit  an  erbzinsen,  Eger  Str.  C.  74.  abtreten  iren  halben  e.  auff  die 
padstuben,  Igl.  Stb.  III A  136  a. 

erb-zinsgelt*  stn.  =  Erbzins:  e.  aufgeben  u.  empfahen,  Igl. Str.  50. 

erden-klöz,  stmn.  1.  Erdscholle.  2.  Erdkugel:  1.  seine  erden- 
klose (glebae)  sint  golt,  W— B  Job.  28,  6.  2.  des  erdenkloszes  pauwer, 
Ack.  56,  20. 

erden ■  knolle *  swtn.  Erdklumpen,  Erdscholle:  einen  bald 
vallenden  erdenknollen,  Ack.  37, 3. 

erd-bibunge  stf.  Erdbeben:  doner  u.  geludem  u.  e.  u.  be- 
trübunge,  W— B. 


erd-bidem  —  eren-mantel  231 

erd-bidem,  -e  stswmn.  Erdbeben,  Traut.  Chr.  197.  230.  in  Eger 
ist  es  (a.  1540)  schivach,  aber  in  Joachimstal  ein  starkes  brüllen 
gewesen,  daß  die  berghawer  haben  vor  grosser  sorgnuss  ausfaren 
müssen,  Eg.  Chr.  74.  75. 

erd-bidinunge  stf.  Erdbeben:  T— B  Matth.  24, 7.  Btb.  16,26. 
Offenb.  8,  5.  11, 19. 

erderunge*  (von  ortern,  örtern  in  nhd.  Bed.  erörtern)  stf. 
Erklärung,  declaratio:  die  e.  deiner  rede,  W — B  Ps.  119, 13. 

er-diez,en  stv.  III.  laut  erschallen :  der  walt  da  erdöz,,  Trist.  3568. 
des  Ganges  vluz  erdiuzet  lüten  schal  gegen  Oriente  ze  tal,  Alex. 
19311. 

er-dingen  sivv.  unterhandeln,  Vertrag  schließen:  er  wert  in  mit 
irdingen,  das  si  nicht  furbaz.  gingen,  Dal.  21,  30  (2,  41). 

er-donern*  swv.  donnern,  intonare:  Nu  hastu  erdonert  mit 
groszer  stimme  in  das  innerst  or  meins  hertzen,  Sol.  82,  4. 

er-drücken  swv.  zu  Tode  drücken:  Aber  der  vrowen  sun  starp 
bei  der  nacht;  wenne  slafende  erdruckte  sie  in,  W — B  Kön.  1113,19. 
der  tot,  der  in  tausend  weisen  tegleichen  die  unseligen  leut  ertruckt 
(rapit),  Sol.  9,  6. 

er-dimsten*  (dunsten  sivv.  dampfen)  sivv.  e.  werden  =  aestuare: 
wenne  er  gesetigt  wirt,  wirt  getwungen  (arctabitur),  wird  erdunstet 
(aestuabit),  W— B  Job.  20,  22. 

er  stn.  ere  stn.  (Wig.  m.)  Erz,  Eisen:  der  stein,  zurinnet  von 
der  hicze,  wirt  in  ere  vorwandelt  (in  aes  vertitur),  W — B  Job.  28,  2. 
Ex.  27,  2. 

ere  stf.  Ehrerbietung,  Verehrung;  Ansehen,  Ruhm;  Ehre,  Ehr- 
gefühl; Sieg,  Herrschaft,  Geivalt,  personifiziert:  vrowen  Eren  amis 
üz,  erkorn,  Trist.  61.    als  daz,  eren  wirt  vermac,  W.  v.  W.  309. 

erech-tag  (=  er-tag,  erich-,  erigtag)  stm.  Tag  des  Kriegsgottes 
Er,  Eor,  Hern,  Dienstag:  erechtag,  Chr.  v.  Elbog.  26,  28.  eritag, 
64,  32.    eritztag,  126, 10. 

Ere -gerne  gebildeter  Eigenname  (der  die  Ehre  liebt):  der  hies 
pehemisch  Cztyrad,  duwcz  Eregerne,  Böhm.  Chr.  13. 

erein  (=  erin)  Adj.  ehern :  noch  mein  vleisch  ist  erein  (aenea), 
W — B  Job.  6, 12.  derselben  seulen  houpte  sullen  werden  guidein  u. 
gründe  (bases)  erein,  Ex.  26,  37.  e.  topfe,  Ex.  27.  3.  ein  erein  rein, 
Igl.  Stb.  V  172  c. 

er- eischen  swv.  1.  erfragen.  2.  erheischen*,  erfordern* :  wie 
unser  notturft  eraischt,  Chr.  Eger  N.  1123  S.  300.  so  sich  aber  eraischt, 
1106.  1164. 

eren  (mhd.  auch  ern)  swv.  erte,  geert  oder  stv.  V.  ier,  gearn, 
garn  ackern,  pflügen,  arare:  Nicht  soltu  eren  mit  einem  ochsen  u. 
mit  einem  esil,  W— B  Deut.  22, 10.  Helias  vant  Helizeum,  den  sun 
Saphat  ernde  (arantem)  in  czwelf  iochen  ochsen ,  Kön.  III 19, 19. 
vgl.  uberaru  u.  ubereckern,  Brunn.  B.  I  479. 

eren-bsere  auch  er-ba?re  Adj.  der  Ehre  gemäß  sich  benehmend: 
der  junge  e.,  der  edel  Bisenburgsere  mit  namen  Borae  der  ander, 
Alex.  Anh.  124. 

eren -kränz   stm.   ehrender  Kranz,  Krone  der  Ehre,  Ack.  6,,  4. 

eren-mantel*  stm.  Mantel  der  Ehre:  do  sant  ir  frau  Ere 
einen  e.  und  einen  erenkrantz,  Ack.  6, 4. 


232  eren-reich  —  er-getzen 

eren-reich  (-rieh)  Adj.  reich  an  Ehren,  ruhmvoll :  der  erenriche 
Tristant,  Trist.  6421.  der  e.  künec  Artus,  Trist.  1970.  der  e. 
Marke,  2453.  der  künec,  der  erenriche  von  Norwegen,  Schretel,  77. 
empflogen  ist  mir  mein  erenreicher  valke  (durch  den  Tod  meiner 
Ehefrau),  Ack.  10,  2. 

eren-vest  Adj.  (schmückendes  Beiwort  in  Anreden)  ruhmreich: 
ehrenfeste  herren,  Igl.  Ms.  8.  ewer  ernvest  und  herlichkeiten  vor- 
fahren ,  Eg.  Chr.  S.  4.  ewer  ernvest  (Bürgermeister  und  Rat)  — 
ewer  ernvesten  und  Weisheit  zu  eren,  S.  5.  einem  emvesten  rathe 
zu  Eger,  N.  7  S.  12. 

erer  (auch  erre,  erre)  Adj.  Steigerung  von  er,  früher.  Die 
4  Schichten  im  Bergbau  heißen  in  Iglau  und  Böhmen,  Mahren:  erer 
tagschicht,  loser-tag-,  erer  nacht-  und  loser-nachtschicht.  hat  (habt  ihr) 
das  beweist  mit  scheppen,  die  auf  dem  perkwerk  scheppen  sint  — ,  das 
es  drei  erer  tagschicht  ledig  (ungebaut)  ist  gelegen,  Igl.  Bgr.  82,  2. 
neque  in  eisdem  laboraverunt  infra  tempus,  quod  vulgariter  dicitur 
drei  erer  tagschicht,  82, 1. 

er-eugen,  er-eigen  (=  er-ougen,  -öugen)  sivv.  vor  Augen  stellen, 
zeigen:  den  schacht  sie  gepawet  haben,  also  lange,  pis  das  in  got 
etwas  dereugent  hette  erezes,  Igl.  Bgr.  N.  5, 3.  wir  verhoffen  — 
unser  freiheit  —  und  rechtspruch  zu  erewgen  (nachzuiveisen),  Elbog. 
Chr.  43,  18.  ferner:  bergwerk  —  wo  sich  der  einigerlei  auf  gedachten 
gründen  ereigten  —  vorbehalten,  Traut.  Chr.  113.  i26.  253,  s.  er-augen. 

er-gän,  -gen  stv.  red.  unreg. ;  refl.  zu  Ende  gehen,  verlaufen, 
bis  zu  Ende  reichen:  die  mass  hett  sich  wol  ergangen  nach  des 
ganges  lenge,  Igl.  Bgr.  N.  50, 1.  den  perg  (sein  Maß)  czihen,  als 
verre  er  sich  dergen  mag,  N.  57,  4.  nu  hoff  ich,  er  (der  zu  messende 
Berg)  muge  sich  nicht  ergeen  von  der  ersten  stuffen  wegen,  57,  4. 
al  min  ungemach  muoz,  ergän  —  ich  wil  iueh  ze  einer  muoter  hän, 
Alex.  8905. 

er- geben  stv.  1 1  trans.  heraus-,  wiedergeben;  Rechenschaft 
geben;  fahren  lassen,  in  jemandes  Gewall  geben;  refl.  sich  zeigen, 
sich  strecken;  sich  ergeben;  kraftlos  niedersinken:  daz,  die  beide  beide 
sich  mit  valle  ergäben  uf  den  plan,  Trist.  1753. 

er-gellen  stv.  I  3  aufschreien,  ividerhallen:  vil  bellender  hunde 
drö  schadet  harte  deine,  sunder  daz,  alleine  daz,  sie  von  ir  bellen 
von  siegen  dicke  ergellen.  Alex.  1872. 

ergern  swv.  1.  verschlimmern,  -schlechtem,  2.  zum  Bösen  reizen, 
ärgern,  refl.  1.  schlechter  icerden*,  2.  Ärgernis  nehmen  an  (Gen.): 
ab  —  ein  ding  —  sich  czukunftielick  pessert  ader  ergert,  der  genies 
ader  schade  geet  auff  den,  der  es  kaufft  hat,  Const.  III  6, 1. 

ergerunge  stf.  1.  Verschlecliterung,  2.  Ärgernis,  Anstoß  offen- 
diculum :  2.  das  Michol  im  (David)  wer  czu  einer  e.  (in  scandalum), 
W— B  Kön.  1 18,  21 ;  Ps.  68, 24.  der  da  isset  durch  di  ergerung  (der 
da  ißt,  obgleich  er  Anstoß  nimmt),  T— B  Römer  14,  20.  an  e.,  Btb. 
24, 16. 

ergest,  ergist  Sup.  von  arg:  do  di  Lanttirn  (—  die  von  Lucko) 
ir  ergistes  sän  (daß  es  ihnen  schlecht  ging),  Dal.  62,  28  (32,  25). 

er-getzen  (ergazte,  ergetzet,  ergazt  Kausativ,  zu  ergeben) 
swv.  1.  vergessen  machen,  2.  entschädigen,  vergüten,  m.  Äcc.  ge- 
xvöhnl.  Gen.  oder  Satz,   3.  erfreuen.     1.  Du  wilt,  daz  sie  der  muter 


er-getz-ligkeit  —  er-hebung-brief  233 

(deren  Tod)  ersetzet  werden,  Ack.  34, 1.  ergötzen  =  2.  wettmachen, 
Eger  Cbr.  N.  1069.  ir  und  al,  die  in  der  weide  sin,  ergetzent  mich 
niht  des  herren  min,  Alex.  8960. 

er-getz-ligkeit  stf.  1.  Vergütung.  2.  Belohnung :  zur  ehrlichen 
e.  —  etwas  zusammengetragen  —  uns   zu   ertgetzen,   Igl.  Ms.  24. 

ergetzunge  stf.  Vergütung,  Erkenntlichkeit,  Belohnung:  czu 
ergeczunge  (im  Text  fehlerhaft  ergeczeugunge,  hier  Unterstützung) 
desselben  gepeudes  (der  Grube  zum  Czappenschu),  Igl.  Bgr.  N.  11,  2. 
zu  widerstattunge  (der  notdorfft  der  stat)  u.  auch  etwas  zu 
einer  e.  u.  auch  dadurch,  das  sich  die  handwercker  u.  die  gancze 
armut  in  derselben  stat  mochte  desterpass  generen,  Aussig.  Urkdb. 
N. 147. 

er-giez,en  stv.  111  ausgießen,  in  eine  Form  gießen,  refi.  sich 
verbreiten:  ich  dergiezze  mich  mit  gedenken  (ego  in  transitoriis 
animo  diffundor,  Sol.  5,  35. 

er-glesten  (Prät.  erglaste)  swv.  aufleuchten,  glänzen:  des 
morgens,  dö  die  sunne  ergleste,  Alex.  6027. 

erg-lich,  -en  Adv.  in  böser  Absicht:  das  silber  des  keisers 
muncze  deuplich  und  erklich  entpfremden,  Igl.  Rspr.  XVI. 

er-graben  stv.  IV.  künstlich  in  Stein  oder  Metall  graben, 
gravieren:  di  dergrabenen  pilde  (sculptilia),  W — B  Jer.  51,  52. 

er-gralmüsse *  stn.  caelatura,  das  Gravieren,  Steinschneiden: 
noch  dem  e.  edler  steine  (caelatura  gemmarii),  W — B  Ex.  28,  11  = 

ergrabunge  stf.  Gravierung:  Und  ein  ergrabunge  („Kolo- 
quinten")  ouf  dem  lebs  (labium)  gienk  uinme  das  mere,  W— B 
Kön.  III  7,  24;  Par.  II  2, 7  u.  s.  Und  die  e.  was  cz wischen  den 
fugen  u.  czwischen  den  crönleinen  u.  den  gelenken  waren  lewen 
u.  ochsen  u.  cherubim,  Kön.  III  7,  28  u.  29.    s.  auch  kele. 

er-haft  Adj.  ehrenhaft,  glanzvoll:  kunstreich,  edel,  erhaft, 
fruchtig,  ertig  und  alles  was  lebet,  musz  von  unser  (des  Todes) 
hende  abwendig  werden,  Ack.  16,  2.  —  e.  vielfach  geschrieben  für 
e-haft   s.  d. 

er-hähen  stv.  V  erhän,  erhienc,  erhie,  erhangen  =  er/mn^ren : 
als  sie  derhangen  wurden,  Hier.  173,  5.  den  —  rauber  —  hat  man 
derhangen,  Igl.  Stb.  IV  18  a.  mit  dem  seibin  baste  —  erhink  er 
sinen  gevatir,  Dal.  86,  6  (34, 101). 

er-hähemisse*  stnf?  Erwürgung,  suspendium:  Umb  dicz  dink 
hat  erweit  e.  mein  sele  u.  mein  gepeine  den  tot,  W — B  Job.  7,15. 

er-hauwen,  er-houwen  stv.  1.  aushauen.  2.  stechen.  3.  durch 
Hauen  gewinnen.  4.  refl.  sich  durchschlagen:  ist  der  gank  under 
sich  derhauwen  (verhawen  E),  das  2  reder  u.  me  sckechte  sind  in 
das  tiefste  gevallen,  Igl.  Bgr.  N.  75, 1. 

er-heben  stv.  IV.  u.  swv.  das  st.  Part,  auch  erhän  1.  erheben, 
erhöhen.  2.  beginnen:  der  do  sitzet  auf  dem  hohen  erhebten  stul 
(solium  elevatum),  Sol.  80,  34.  von  dem  milden  Bolezlabin  wil  ich 
dirre  red  irhebin,  Dal.  79,  15  (32).  er  erhuop  sich  manheit  unde  craft, 
Alex.  5665.  sie  niemer  derhaben  und  uffgenumen  hat  wen  als  vil, 
als  oben  geschriben  stet,  Igl.  Rspr.  V. 

er-hebung-brief*  stm.  Stiftsbrief:  als  das  in  des  vormelten 
Spitals  e.  alles  begriffen  ist,  Olm.  Stb.  72. 


234  er-hebunge  —  er-kennunge 

er-hebunge  stf.  (exaltatio  nur  DFG  214  a  u.  Evaug.  L  1, 14 ; 
Br.  st.  8a,  Germ.  18,  97,  Heiligsprechung,  Dom.  66,  80).  Erhebung, 
Aufschlagen  der  Augen,  extollen tia:  dem  du  entnimst  e.  seiner  äugen, 
Sol.  30,  23.  noch  des  heiligen  creutztag  der  erhehung,  Kreuz- 
erhöhung, Elbog.  Chr.  106, 11. 

er-heischen  (=  er-eischen  swv.  Prät.  auch  st.  iesch.  Part,  ge- 
eischen)  sivv.  erfordern:  das  si  —  so  sich  zu  bürgerlichem  wesen 
nicht  erhaischt  (paßt)  zu  gezenk  und  aufruer  befleissigen ,  Elbog. 
Chr.  66,  25. 

er-hellen  stv.  13  1.  intr.  ertönen.  2.  trans.  durch  Geräusch 
aufwecken:  1.  Und  wenne  der  schal  der  busounen  lenger  erhillet  u. 
zubrochner  (et  concisior)  u.  in  ewer  oren  dirreiset,  W — B  Jos.  6,  5. 
die  erde  gegen  —  der  trachen  —  ätem  erhal.,  Alex.  21608. 

er-höehen,  er-noehen  swv.  erhöhen,  erheben:  frewet  euch  und 
derhocht  euch  (frohlocket*),  T— B  Matth.  5, 12. 

er-lioehuMge  stf.  Erhebung;  Selbstüberhebung,  exsultatio:  ieg- 
lich  solichen  derhochung  (ivohl  derhoehung)  di  ist  übel,  T — B  Brief 
Jakobus  4, 16. 

erholen  sivv.  1.  einbringen.  2.  Versäumtes  nachholen,  gut 
machen,  bes.  im  Gerichtsverfahren.  3.  erquicken.  4.  refl.  sich  er- 
holen. 5.  sich  besinnen.  4.  Ob  her  in  versäumet  an  keinem  (irgend 
einem)  seinen  rechten,  das  her  sich  des  derholen  mochte  mit  im  oder  mit 
eim  andern  (vorsprechen),  Igl.  Str.  227.  es  lautmeret  auch  der  fur- 
sprecb,  ab  er  sich  vorsaume  ader  irre  in  der  Sachen,  das  er  dem 
selbschuldigen  muge  seine  sache  erholen  und  widerprengen,  Const. 
IV  10,  5.    da  du  erholtes  dinen  tot  (fandst),  Alex.  13826. 

er-holunge  *  (=  holunge)  stf.  iteratio,  restauratio  juris  vel 
revocatio  verborum.  Von  der  holunge.  In  allem  aide  mak  icz- 
leicher  mensch  e.  haben  äne  die  banteidingen  =  erholunge  habere 
potest  nisi  in  judicio  peremtorio,  Igl.  Str.  B.  29. 

er-jeten  stv.  II  Praes  ergite  =  von  Unkraut  reinigen,  das 
Gute  vom  Schlechten  scheiden:  sin  herze  losheit  was  erjeten,  W.  v. 
W.  3245. 

er-jungen  swv.  tr.  u.  refl.  verjüngen:  du  erjungest  mein  grae 
har  gleich  dem  adlar,  Sol.  103,  22. 

er-kalten  sivv.  kalt  werden  (auch  in  übertragener  Bedeutung) 
so  derkalt  di  lieb  maniger  T— B  Matth.  24, 12. 

er-kennen  swv.  erkante  -kande;  erkennet,  erkant.  in  der  Bed. 
beschlafen:  Adam  vorwar  erkante  Evam  sein  housvrowe;  die  en- 
phieng  u.  gebar  Caj'n,  W—  B  Gen.  4, 1;  =  verstehen,  Sol.  1,  24.  da^ 
ich  iu  rede  tuo  erkant,  bekannt  mache,  Alex.  3221. 

er-kenner  stm.  Erkennen  Nu  muss  ich  dich  erkennen,  mein 
e.,  Sol.  1,  24. 

erkentnüsse  stfn.  Einsicht:  kunst  der  e.  (discernendi)  under 
dem  heiligen  u.  dem  unheiligen,  W — B  Lev.  10,  10.  die  stad  auf 
unser  erkentnusz  zu  pesseru,  Elbog.  Chr.  46,  16. 

er-kenmmge  stf.  1.  Erkenntnis.  2.*  Bekanntschaft,  die  Ver- 
wandten, (cognatio):  Ge  aus  von  deirn  lant  und  von  deiner  der- 
kennung,  T— B  Btb.  7,  3.  1.  got  ze  haben  in  di  derkennung  =  die 
Erkenntnis  Gottes  festzuhalten,  T— B  Römer  1, 28. 


er-kerren  —  erkriegen  235 

er-kerren  stv.  I  3  einen  lauten  Ton  von  sich  geben,  aufschreien: 
der  gast  die  swin  e.  hiez,  und  üf  die  erde  läz,en,  Alex.  21284. 

er-kiesen  stv.  III.  erkös,  2.  erküre,  PL  erkurn,  Part,  erkorn. 
1.  erwählen.  2.  gewahren.  3.  ersinnen,  erfinden.  2.  ob  sie  (die 
messer  mit  der  snur)  die  warheit  nicht  erkisen  mugen,  Const.  1 10, 1. 
sie  ketten  trost  an  in  {den  beiden  Knaben)  erkorn  (gefunden),  W. 
v.  W.  5289.     ein  newer  erkiester  (stv.)  rat,  Traut.  Chr.  91. 

er-kiesmig  stf.  Erwählunq,  Wahl:  e.  des  bürgermeisters,  Traut. 
Chr.  92. 

er-klagen  sivv.  1.  durch  Klagen  kund  tun.  2.  dadurch  erwerben 
vor  Gericht.  3.  gerichtl.  belangen,  bes.  auf  Schadenersatz:  2.  er- 
standene recht  u.  echte  —  erstanden  u.  erclagt  haben,  Mind.  Egerl.  73. 
daz,  er  siner  sünden  sich  gein  gote  erclagete  inneclich,  Trist.  3168. 
ich  habe  mich  also  vom  rechten  genomen  und  mich  des  an  die  ober- 
keit  —  erclagt,  Elbog.  Chr.  77,  9.  wie  wol  sich  die  von  Elbogen 
irer  beswernus  an  di  k.  m.  erclagt,  106,  21. 

er-klautoen  (v.  klüben,  klouben,  kliuben)  swv.  pflücken,  stück- 
weise auflesen  und  dadurch  gewinnen :  Alle  dis  rede  von  den  czehen 
geboten,  als  si  gescriben  sint,  hat  bruder  Johannes  von  der  ygla 
gelesen  u.  erclaubt  aus  der  hailigen  schrift  u.  hie  czu  einander 
bracht,  Job.  v.  Igl. 

er-klengen  (auch  erklenken,  Prät.  erklancte;  Part,  erklenget, 
erklenket)  swv.  erklingen  lassen  (machen):  dort  manic  pusin  unde 
hörn  wart  erklenget  gröze  mit  schalbserem  döz,e,  W.  v.  W.  1537. 
floitirer  u.  rotsere  die  erclancten  mange  süeze  note,  1426.  al  den 
werden  bevom  helle  schalbseriu  hörn  manic  meister  do  erklancte, 
1390.  czuhant  erclengte  her  die  busounen  ouf  dem  perge  Effraim, 
W— B  Kichter  3,  27. 

er-klengunge*  stf.  Das  Erschallenlassen,  das  Erklingen,  clangor: 
der  tack  der  dirklengunge  u.  der  busounen,  W— B  Num.  29,  1. 

erk-liche  Adv.  ekelhaft,  unangenehm:  waz,  in  der  meister  an 
gerief  oder  e.  bestieg  (unangenehm  anfuhr),  Alex.  1675  s.  erg- 
lich. 

er-komen  s.  er-quemen. 

er-kösen  swv.  refl.  sich  besprechen,  unterhalten  mit  einem: 
sie  solten  üs  üf  den  plan  die  frouwen  sich  e.  län  durch  ir  sunder- 
lich  gemach,  W.  v.  W.  1571.  güetlich  ich  mit  im  erkoste  (nicht 
refl*),  wol  mich  sin  rede  tröste,  6936.  Und  dorumme  vortrage  ich 
nicht  meinem  munde  (non  parcam)  u.  wil  mich  e.  mit  der  pitterkeit 
meiner  sele  (confabulabor),  W — B  Job.  7,  11. 

er-kösunge*  stf.  Unterhaltung,  eloquentia:  mein  e.  dir  nicht 
sei  swer,  W— B  Job.  33,  7. 

er-krenken  (=  krenken)  siov.  auch  rückuml.,  schwächen,  zu- 
nichte machen :  tut  er  des  nicht,  erkrenket  (wohl  zu  lesen  er  krenket) 
sein  recht  damit,  Chi.  VIII  24. 

er-kriegen  swv.  bekriegen,  erstreiten,  mit  Gewalt  erringen: 
wer  iht  erkriegt,  der  het  im  daz.,  Alex.  27121.  er  Alehern  alczumal 
irkrigt  (eroberte),  Dal.  166,  2  (73,  22).  bis  er  sie  (die  stat)  irkriet  hette, 
Dal.  107,  25  (47,19).  Herzog  Meska  erkriet  di  purk  (pruk  Jir.)  czu 
Präge  und  das  gancz  lant  bis  zu  Wischrad,  Dal.  (35, 11). 


236  er-krigen  —  er-leuchten 

er-krigen  stv.  II  erlangen,  ericerben:  dö  die  (richtuom  und 
ere)  der  man  erkrigen  hete  —  do  brächen  die  este,  Alex.  25948.  ir 
habt  den  hoesten  zu  erkrigen,  25994.  daz,  er  hat  so  hohen  pris  er- 
krigen,  Ef.  43.  sin  hant  beten  im  den  pris  erkrigen,  Trist.  2055. 
Tholomeus  (Ptolomäus)  eren  vil  ercreic,  Alex.  27149. 

er-külen  (er-küelen)  sivv.,  erkuolte,  erküelet  =  abkühlen,  sich 
erholen:  das  dirküle  der  sun  deiner  dierne,  W — B  Ex.  23,  12. 

er-külunge  (erkuolunge)  stf.  Abkühlung,  Erholung,  Ruhe, 
refrigerium :  das  ist  mein  e.,  W — B  Js.  28,  12.  vinden  werdet  ir  e. 
ewern  seien,  Jer.  6,  16. 

er-kimden  swv.  Prät.  erkunte  kundtun :  si  derkunten  (meldeten) 
Jhesus,  T— B  Matth.  14,  12.  18,  31. 

er-kündiget*  Part.  v.  erkündigen  (=  erkunden,  kunt  tun) 
Adj.  =  kundig,  Traut.  Chr.  12. 

er-lachen  swv.  auflachen:  bie  mit  erlachte  —  Lifrenis,  Trist. 
3888. 

er-län  s.  er-läzen. 

er-langen  swv.  1.  unvers.  langweilen.  2.  sich  sehnen,  ver- 
langen nach.  3.  trans.  erreichen:  3.  wenn  unser  herr  der  kunig 
wol  zu  erlangen  ist  gewest,  Igl.  Bgr.  85,  3.  dennoch  mocht  ich 
sein  höchstes  lob  mit  nichte  Verlangen  (genügend  aussprechen)  noch 
in  keiner  weis  berüren,  Hier.  5,  22.  uns  sol  des  wol  erlangen,  daz, 
wir  lcesen  unser  gevangen,  Alex.  19749. 

er-laub  stmn.  (=  urloup,  -bes)  hier  Erlaubnisschein*:  das 
jemandt  brieffe  oder  erlaube  in  des  reiches  forste  geben  weren, 
Mind.  d.  Egerl.  18. 

er-laufen  (=er-loufen)  stv.  V.  refl.  sich  zutragen,  verlaufen:  wi 
sich  die  sachen  (Streitigkeiten)  czwischen  bis  uf  den  heutigen  tag 
e.  u.  ergangen  haben,  Budw.  Urkdb.  N.  354.  tr.  einholen:  er  hat  im 
bei   nacht  sein  sitz  Codaw  erlaufen  (überfallen),  Elbog.  Chr.  15,  15. 

er-lä^en  red.  V.:  erlassen,  unterlassen:  ir  solt  michs  herre, 
e.,  solicher  rede  gegen  mir  mäz,en,  Alex.  566.  und  michs  ir  miune 
doch  niht  erlät,  382.  er  erliez,  seinen  bruder  czu  einem  fursten, 
Böhm.  Chr.  25. 

er-ledigen  sivv.  frei  machen:  des  volkes,  das  er  erlediget  hat 
(quem  redemit),  Sol.  99,  38. 

er-legen  swv.  niederlegen,  stürzen;  aus-,  ein-,  hinterlegen:  die 
Schweitzer  und  des  kayser  Maxymyliany  folck  erlegten  den  Vene- 
digern alle  ire  macht,  Traut.  Chr.  34. 

er-lemen  swv.  lähmen,  lahm  machen:  an  fliegen  und  an  henden 
erlernet,  Alex.  21188. 

er-lengen   swv.   verlängern,  zerzögern :  Sol.  94,  25. 

er-lengern  swv.  verlängern,  hinausschieben:  das  geleit  8  teg 
erlengert,  Eg.  Chr.  382. 

er-leschen  stv.  1,  2  erlöschen  (eigentlich  und  bildlich):  das  er 
den   achten  thag  hernach  todes  erloschen,  Eger.  Achtb.  II  207.  208. 

er-leuchten,  er-liuhten  swv.  trans.  erleuchten;  sehend  machen; 
intr.  aufleuchten:  zwen  man  in  derleucbten  gewande  (in  glänzenden 
Kleidern)  T— B  Luk.  24,  4.  von  ir  zierde  daz,  velt  erlühte,  Alex. 
6137. 


er-leuchtikeit  —  ermen  237 

er-leuchtikeit*  stf.  (vom  Adj.  erliuhtec,  glänzend),  Erleuch- 
tung, luminatio:  der  aller  liecht  ein  vater  ist  u.  aller  e.  anevank, 
Const.  I.  Vorr.  2.  ewer  erluchtigkeit  (Ernst  und  Albrecht  von 
Sachsen)  Elbog.  Chr.  156,  1.  156,  2. 

er-leuterung*  (von  erliutern,  erlütern)  stf.  Erläuterung,  Aus- 
führung im  einzelnen:  was  erleutterung  den  di  herrn  thuen,  wollen 
wir,  das  ir  euch  zu  beiden  seit  dar  nach  haldet,  Elbog.  Chr.  91,  20. 

er-lich  Adj.  berühmt,  ehrenvoll:  e.  künec,  Alex.  Anh.  1214. 
e.  kint,  Anh.  2037.  6  erlicher  Macedö  (=  Alex.)  Anh.  1832.  sie 
besatzten  die  tore  mit  erlicher  ritterschaft  Anh.  1810. 

er-liche,  er-leichen  Adv.  ehrenvoll,  prunkvoll:  suntage  u.  feier- 
tag  erlich  feiern,  solempniter,  Const.  IV  17,  7.  wi  erleichen  wir 
leben  mitten  unter  disem  bösen  gesiecht,  Sol.  65,  25.  erlicher  sterben 
ich  wirbe,  den  ob  ich  hinne  verbrinne,  Alex.  9316.  enphaugen  so  e. 
ern  wart  noch  so  riebe  in  der  starken  Babilone,  Alex.  Anh.  1985. 

er-ligen  stv.  111.  erliegen.  2.  ablassen.  3.  durch  Liegen  zu 
gründe  gehen:  3.  ein  alten  erlegenen  zech  (durch  Nicht-Bau  er- 
trunkene Grube),  Igl.  Mut.  4. 

er-liuehten  s.  er-leuchten. 

er-loesimge  stf.  Erlösung:  mein  derlözung  (liberator  meus), 
Sol.  2,  16.  si  pat  unsern  herren,  das  er  legte  ire  wege  czu  einer  er- 
losunge  seines  volkes  (ut  dirrigeret  viam  eius  ad  liberationem  populi 
sui)  W— B  Judith  12,  8.  di  derlosung  seinez,  volkes,  T — B  Luk. 
1,68. 

er-lüchtikeit  s.  er-leuchtikeit. 

er-lusten  swv.  ergötzen,  erfreuen:  mit  aller  meiner  krefte,  di 
sich  in  dir  erlustet,  Sol.  35,  12.  dorin  er  sich  mit  got  mit  tifen 
sinnen  suszicleich  erlustet,  1,  7. 

er-manen  siov.  1.  ermahnen.  2.  an  etwas  (Gen.)  erinnern. 
3.  antreiben:  so  dicke  ez  sie  ermante,  swan  sie  an  in  blickte  —  u. 
gedähte :  ei  wie  dieser  man  glich  dime  friunt  gebären  kan,  W.  v.  W. 
5605  ff. 

er-inannen  sivv.  ein  Mann  sein,  werden,  Mut  fassen:  Willehalm 
der  ermante  uf  genäde  er  behaute,  W.  v.  W.  2690. 

er-martern  (martern)  sivv.  martern,  peinigen:  Howora  —  der- 
marterte  den  fursten  pei  dem  allermeisten,  Böhm.  Chr.  34. 

ermec-heit,  ermekeit,  eruikeit  (armec-,  ermec-heit)  stf.  Elend, 
Armut:  ermikait  derleiden,  entbehren:  T  —  B  Philipper  4,  13.  ich 
waiz,  —  dein  e.,  Offenb.  2,  9.    ir  höchst  ermkait,  IL  Korinther  8,  2. 

ermel  stm-  Ärmel:  ein  pest  par  ermel  und  7  stuk  slayer,  Igl. 
Stb.  V  181a.  ein  rots  damaskens  par  ermel  und  czwai  grünseideue 
par  e.,  V  281  d.  ein  rauchs  par  e.,  V  275  a.  si  (Zwingl  und  Müntzer) 
wären  gewis,  das  inen  weder  schlissen  noch  schlagen  schaden  solt, 
sondern  sie  wolten  alle  kugel,  die  aus  den  puchsen  auf  sie  geschossen 
wurden,  one  schaden  in  die  erbl.  auffallen,  Eg.  Chr.  55. 

er-melden  swv.  (Prät.  -melte,  -malte)  angeben,  verraten:  habe 
ich  dem  treulossen  und  meinaidigen  Huner  Thoma  eiu  tag  ermelt; 
ist  aussen  pliben,  Eg.  Chr.  382. 

erinen  (Prät.  armte)  sivv.  arm  machen:  got  ermet  morgen 
riehen  man,  Alex.  39. 


238  er-merken  —  er-reizen 

er-merken  (merken)  sivv.  achtgeben,  beobachten,  beurteilen, 
erkennen:  wollen  wir  (König  Wladislaw  v.  Böhmen)  in  gnaden  er- 
mercken,  Eg.  Chr.  1180. 

er-mördern  (er-niorden,  er-morderon,  Prät.  erinorte,  ermurte) 
swv.  ermorden:  das  er  in  also  jeninierlich  ermördert  hat.  Eger. 
Acktb.  II  214. 

er-inoviereii  (e.  =  baneken)  swv.  tummeln,  refl.  sich  erlustigen: 
daz,  er  alle  morgen  —  ze  velde  se  niä^e  reit  —  und  sich  ermovierde, 
Alex.  Anh.  583. 

ern,  eren  stm.  Fußboden,  Tenne;  stn.  Erdboden,  Grund,  zu 
lat.  area:  sie  hat  kein  beweisunge,  das  si  in  eime  sulchen  erne  eine 
vreiunge  sullen  haben  dorinne,  Stb.  Brüx  X.  305. 

ern(e)st-lieke,  -liehen  Ädv.  1.  gerüstet,  kampfbereit.  2.  mit 
Ernst,  Eifer:  2.  das  gott  in  seinem  wort  ernstlichen  geboten,  das 
man  den  sabath  heili"1  halten  sol,  Igl.  Ms.  7.  wahrhaftig,  wahrlich: 
T— B  Matth.  23,  28.  26,24;  Luk.  3,  3.  4,23.  6,33.  12,39;  Mark. 
14,  21.  e.,  der  geist  ist  bereit,  wan  daz,  fleisch  ist  krank,  Matth. 
26,  41.  e.  der  stein  was  gar  gröz,,  Mark.  16,  4.  e.,  ein  ding  ist  not- 
durftig, Luk.  10.  42.  19,  23.  e.  sie  swigen,  Luk.  23,  56.  e.  gewerlich 
sag  ichz,  euch,  Matth.  5,  18.  13.  17. 

er-offen,  er- offenen  sivv.  eröffnen,  kundmachen:  do  wurden 
deroffeut  alle  dise  wort,  T— B  Luk.  1,  65. 

er-offenung  stf.  Eröffnung.  Offenbarung:  geist  der  Weisheit 
und  der  e.,  T — B  Epheser  1,  17.  e.  {Erscheinung)  unsers  herren 
Jhesu  Kristi,  I.  Korinther  1,  7:  Offenb,  1,  1.  tag  seiner  deroffenung 
zu  Jsrael,  Luk.  1,  80.  tag  der  e.  des  gerechten  urtail  Götz, 
Bönier  2.  5. 

er-quemen,  erkomen  stv.  12  erschrecken:  sie  so  sere  erquämen, 
Ernst  3690;  Trist.  2841;  Seth  erquam.  Legende  321. 

er-quicken  (auch  erkücken)  swv.  trans.  und  refl.  neu  beleben, 
vom  Tode  erwecken:  und  wist  nicht  wider  derquicket  (non  respirabis 
ultra),  unez  bis  du  wirst  vorwustet  mit  in  (extermineris),  W — B 
Judith  6,  4. 

er-quicker*  stm.  Neubeieber,  Erquicker:  gantz  mechtiger  e., 
aufhalter  unde  yernichter  des  wesens  =  Gott,  Ack.  58,  5. 

er-rechen,  er-recken  Prät.  errahte,  erreckete  swv.  1.  erregen. 
2.  erstrecken,  ausdehnen,  bewähren.  3.  durch  Strecken  erreichen,  er- 
langen, got  wolt  sin  craft  e.,  Alex.  11 142.  ir  eilen  mit  swerten 
errecken,  14067.  3.  das  si  —  erez  derrechent  haben,  Igl.  Bgr. 
N  5,  3  u.  5,  6. 

errecher  =  eher,  äher   stn.   Ähre :  T — B  Matth.  12,  1. 

er-reglich*  Adj.  geeignet,  zur  Zustimmung  zu  bewegen:  zu 
solcher  ihrer  erreglichen  ansuchung  (eindringlicher  Bitte),  Traut. 
Chr.  244. 

er-reiten*  (v.  reiten  =  rechnen,  berechnen;  auf  zählen,  bezahlen) 
sivv.:  wer  erreitet  di  spehenden  vornunft  der  himel?  Quis  enarabit 
coelorum  rationem  ?  W — B  Job.  38,  37. 

er-reizen  (er-rei^en)  sivv.  aufreizen:  der  czorn  des  herren 
wart  erreiezet  in  das  volk  (concitatus),  W — B  Num.  11,  33.  bis  das 
sie  (Drahomir)  die  heiden  auf  die  cristen  derreiezte,  Böhm. 
Chr.  27. 


er-sam  —  er-schiuhen  239 

er-sain  Adj.  ehrenvoll,  ehrbar,  gut  eingerichtet:  di  ersame  erde 
terram  egregiani,  W — B  Deut.  4,  22.  das  vas  —  das  ersame  (vas 
gloriose)  W— B.  Freu  dich  ersanier  man  eines  reinen  weibes,  frewe  dich 
reines  weib  ersames  mannes,  Ack.  12,  18.  Ist  das  ersamer  (so  teurer) 
sun  ist  Effraini  mir,  ob  es  ist  ein  czartes  kint  (filius  honorabilis)  W — B 
Jer.  31,  20.  bis  eresam  (esto  gloriosus),  Job.  40,  5.  Herr  burger- 
meister,  e.  weiser  herr  lgl.  Mut.  16  a  -  c.  ersamb,  weiser  herr  burger- 
meister  17.  den  ersamen  weisen  herren  burgermeister,  eldisten 
u.  geswaren,  lgl.  Bgr.  N.  80, 1.  den  e.  weisen  herren  rathmannen, 
scheppen  u.  geswarn  83,  1.  92,  1.  89,  1.  77,  1.  ersamer,  wol  weisen 
gunner,  107,  1.  den  ersamen  friczen  Russwurm,  84,  1.  mit  dem 
ersamen  Hansen,  ewern  mitgesworn,  83,  1.  Daruinb  bitten  wir  eur 
ersame  Weisheit  mit  allen  fleisse,  51,  5.  euer  ersamen  fursichtigkeit, 
lgl.  Ms.  6.  ersamen  weisen  und  liben  freunde,  lgl.  Rspr.  V.  e.  weisen 
u.  lieben  gunner  IV,  wir  bitten  euer  ersam  Weisheit,  V.  so  bitten  wir 
euer  ersame  Weisheit,  III.  e.  weis  liben  frunde  (=  Bürgermeister  und 
Rat),  Elbog.  Chr.  38,  23 ;  lgl.  Ms.  6.  ersamer  weiser  gunster  herr 
burgermaister,  3.  e.  w.  g.  gebietende  herren,  3.  4.  5.  6.  8.  ehrsame 
liebe  herrn,  8.  einem  ersamen  hochweisen  rat,  3.  zwen  ersame  des 
selben  klosters  muniche,  Hier.  206,  17. 

er-samen*  swv.  ehren,  glorificare:  u.  ersamen  wil  ich  sie 
(glorilicabo)  u.  nicht  werden  sie  vorswachen  (attenuabnntur)  W — B 
Jer.  30,  19.  in  dir  werde  ich  geersamet,  Js.  49,  3.  alle  die  sie  er- 
samten, Klagen  Jer.  1,  8. 

er-samig  Adj.  =  er-sam.  die  ersamige  frauwe,  Hier.  176,  7, 
176,  20.  177, 1.  184,  7.  der  e.  einsidel,  221,  2.  lernet  ewer  iungen 
tage  mit  ersamigen  werken  tugentlichen  cziren,  194,  7. 

er-sam-keit  (auch  ersamecheit)  stf.  dignitas,  honorificentia: 
kunigliche  wird  u.  e.,  lgl.  Str.  B.  S.  193.  nu  pit  wir  ewer  e.,  lgl. 
Str.  247.  als  wir  des  czu  ewerer  e.  guten  vertrauen  haben,  Stb. 
Brüx  N.  371.  du  e.  unsers  volkes  (honorificentia  populi  nostri), 
W— B  Judith  15,  10.    ewer  e.  (Ratsherrn),  Eg.  Chr.  1081. 

er-schauwern*  sivv.  (von  schür,  -e,  schour,  -e  stswm.  Unge- 
ivitter,  Hagelschauer),  Vernichtung,  Unwetter  hervorrufen:  erschawer 
mit  den  blitzen  (fulgura  coruscationem,  Sol.  2,  31. 

er-scheinen  swv.  zeigen,  beweisen:  als  er  ez,  (daß  er  sie  liebe), 
wol  erscheinete,  Trist.  315.  ein  siufzen  da  erscheinete  (zeigte  sich), 
1491.    die  vrouwen   ouch  erscheinende  wären  clegeliche  not,  6782. 

er  schellen  sivv.  erschalte;  erschellet,  erschalt;  ertönen  lassen: 
wenne  her  e.  wirt  die  busoune  (cum  coeperit  clangere  bucina),  W — B 
Ex.  19,  13.  die  vogelin  ir  süez,en  sanc  erschalten  üf  dem  rise,  Alex. 
Anh.  539.  mit  Geräusch  zerbrechen,  spalten:  Davit  erschellet  im 
(Goliä)  sin  hirne,  Alex.  12976. 

er-schellunge*  stf.  das  Ertönen,  Erklingen  clangor:  ist  aber, 
das  die  e.  lenger  u.  mit  vellen  underscheiden  (prolixior  atque  con- 
cisus)  erhillet,  so  sullen  sie  bewegen  die  bürge  (movebunt  castra), 
W-BNum.  10,  5. 

er-scheuhen  s.  er-schiuhen. 

er-schiuhen,  er-schiuwen  Prät.  erschühte,  scheu  machen:  ob 
die  unser  ros  erschiuwen,  Alex.  12437. 


240  er-sckrecken  —  er-spiln 

er-schreekeu  stn.  (vonstv.  erschrecken;  er-sckrecke  swm.  nur 
Voc.  1482):  Und  ewer  vorckte  u.  ewer  erschrecken  sei  nher  alle  tir 
der  erden,  W— B  Gen.  9,  2. 

er-schrecknus  stn.*  (erschrecknis  stf.  Jer.  n.  Vec.  1482)  das 
Erschrecken:  vor  verebten  des  e.,  W — B  Gen.  45,  3. 

er-schreck-sal*  stn.  Schrecken:  do  begriffe  das  e.  gotes  die 
umbligenden  stete,  W — B  Gen.  35,  5.  Und  Isak  erschrak  mit  grossem 
e.,  Gen.  27,  33.  mit  vorchten  u.  mit  e.  geiaget  (tremore  et  metu 
agitati),  Judith  15,  1. 

er-schreckimge   stf.  Schrecken,  terror:  W — B  Jer.  31,  21. 

er-schreien  stov.  zum  Rufen,  Schreien  bringen:  er  merke  die 
zit  —  daz,  er  das  swin  erschreiet  habe,  Alex.  21274. 

er-sclirieken  (er-schricte,  -schrihte;  erschricket,  erschriht)  sivv. 
trans.  und  intr.  erschrecken:  so  dicke  ez  sie  ermante,  swan  sie  an 
in  blickte,  das  sie  vor  liebe  erschrickte,  W.  v.  W.  5607. 

er-senürben*  von  schürfen,  schürpfen)  swv.  durch  Schürf  auf- 
schließen, ein  neu  erschurbten  gang  (=  neuer  sehr  otenen),  Igl.  Mut.  3. 

er-schüten  {auch  erschütten  Prät.  erschutte,  erschotte)  sivv. 
trans.  und  refl.  erschüttern,  schütteln:  wann  alles  mein  gebein 
derschutet  sich  u.  vorkranken  und  mir  meine  fuzze,  Hier.  IG,  21. 

er-seten  (=  er-saten,  -satten,  setten)  sättigen:  dersetet  werden 
wir  mit  solcher  deiner  susz,  Sol.  58,  9.  wenn  ich  es  —  das  höcliste 
Gut  —  besitz,  so  wirt  ersetet  alle  begierung  meines  hertzen,  32,  37. 
ich  wirt  ersetet,  3,  28. 

er-seufzen  (er-siufzen)  swv.  ersüfzte,  intr.  aufseufzen:  Tot 
bin  ich  und  erseuftz  (suspiro)  noch  dem  Leben,  Sol.  7,  23.  er  sach 
auf  in  den  himel  und  derseufzt,  T— B  Mark.  7,  34.  sin  herz  er- 
siufzete,  Trist,  772.     er  ersüft,  Alex.  13841. 

er-sitzen  stv.  11  —  1.  sitzen  bleiben.  2.  trans.  durch  Sitzen  er- 
werben: ersessen  angeezaigte  gewehren  u.  gerechtikait  eines  erib- 
stollen  —  benemen.  Igl.  Bgr.  N.  77,  3. 

er-slahen  stv.  IV.  nieder-,  zerschlagen,  totschlagen,  Part. 
erslagen  =  verzagt;  wort  e.  =  Worte  ertönen  lassen,  refl.  mit  Schlägen 
angreifen :  do  er  hört,  daz,  was  erslagen  der  buregräve  an  untriuwen, 
daz,  kund  in  lützel  riuwen,  Alex.  9158.  nit  derslah  (du  sollst  nicht 
töten)  T— B  Matth.  5,  21. 

er-slahung*  stf.  Schlachtimg,  Tötung:  gefurt  als  daz,  schaff  zu 
der  derslahung,  T— B  Btb.  8,  32.  wir  sein  gemaz,t  als  di  schaf  der 
e.  =  wir  sind  wie  Schlacht  schaf e  geachtet,  Kömer  8,  36. 

er-sleichen,  er-sliclien  swv.  schleiche7id  an  etwas  kommen, 
überrumpeln :  den  sie  (Minne)  mit  süez,er  minne  enphät  und  sin 
herze  mit  liebe  ersuchet,  der  ist  sselden  immer  gerichet,  Alex.  3911. 

erslingen  Adv.  nach  rückwärts,  mit  dem  Bücken  voran:  letz- 
licli  haben  sie  ein  ströern  man  in  des  Juden  cleiden  angezogen  und 
erszlinge  zum  fenster  heraushangen  lassen,  Traut.  Chr.  52. 

er-sneiden,  er-sniden  stv.  II  auf-,  zerschneiden:  al  nach  des 
wäpenrockes  siten  sin  covertiur  alsam  ersniten,  W.  v.  W.  7276. 

er-snellen  sivv.   ereilen,   erwischen:  pris  e.  Alex.  10940. 

er-spiln  swv.  spielen:  in  dem  turney  e.  manigirlei,  Dal.  188,15 
(84,  32). 


er-spiimen  —  ersten  241 

er-spiiineii  swv.  durch  Spinnen  erwerben:  was  sie  clerspiimen 
ausserhalb  —  der  arbeit,  das  sol  ir  sein,  Igl.  Stb.  V  165  b. 

er-sprengen  swv.  ersprengete,  ersprancte,  1.  springen  lassen. 
2.  lossprengen,  aufscheuchen.    3.  auseinander  sprengen.    4.  beendigen. 

2.  manec  heiden  wert  ersprancte  (setzte  in  Bewegung)  ir  ros  üf  der 
ouwen  ze  eren  des  landes  frouwen,  W.  v.  W.  1393.  die  Kriechen 
wolden  durch  strit  e.,  Alex.  12349.  die  ros  sie  vaste  ersprancten, 
3628.    manic  rote  lieht  ersprancte,  12859. 

er-spürn  swv.  ausspüren,  erforschen:  Ist  das  die  grundvesten 
der  erden  mugen  werden  erspuret  under  sich  (investigari),  W — B 
Jer.  31,  37. 

erst  Sup.  von  er  (auch  noch  erest,  erist),  des  ersten  1.  sobald 
als.  2.  zuerst,  vorher:  2.  der  same  —  sei  denn  des  ersten  in  dem 
ertrich  alczumal  (gänslich)  gestorben,  Hier.  42,  21. 

er-stan  s.  er-sten. 

er-staten  swv.  ersetzen:  was  im  an  den  20  sh.  abgeet,  das  wil 
er  im  derstatten,  Igl.  Stb.  V  36b. 

er-statung  stf.  Erstattung,  Ersatz:  so  wil  ich  des  genomen 
Schadens  e.  und  vorlegt  haben,  so  hoch  mag  erkant  werden  (der 
Schaden  berechnet  wird),  Elbog.  Chr.  79,  16. 

er-stecken  (erstahte;  erstecket,  erstaht)  swv.  ersticken  machen, 
suffocare:  ich  begreif  ir  kinne  u.  ich  ersteckte  u.  vorterbte  sie 
(suffocabam),  Kün.  I  17,  35.  die  dorn  —  erstecken  den  samen,  T — B 
Mark.  4,  7.    trukait  u.  geitikeit  ersteckent  daz,  wort,  Mark.  4,  19. 

er-steigen  swv.  1.  aufsteigen  machen.  2.  durch  Ersteigen  er- 
obern. 3.  ersteigen,  durch  höheres  Angebot  erwerben:  2.  wie  man 
uns  (unsere  Stadt)  e.  meinte,  Stb.  Brüx  N.  379. 

er-steinen  swv.  zu  Stein  werden,  verhärten,  verstocken,  vor 
Verwunderung  erstarren:  lip  und  herze  ir  wären  ersteinet  von  der 
unmacht,  Trist.  6529. 

ersten,  erstän  stv.  IV.    1.  intr.  offen  stehen.    2.  sich  erheben. 

3.  auferstehen  vom  Tode.  4.  entstehen;  trans.  5.  erwecken;  6.  vor 
Gericht  erwerben.  7.  ertragen:  erstanden  gelt,  Brunn.  R.  II  193. 
231.  Ein  armer  man  hatte  auf  einen  scheppen  gelt  erstanden, 
Igl.  Str.  105.  Was  erstandens  gehles  in  der  purgertavel  stet,  das 
mag  ein  man  beweisen,  das  her  es  hab  vorgolten,  denne  mit 
scheppen  allain,  100.  Was  man  schult  erstet  in  den  pantaidingen, 
das  schol  man  gelten  in  drein  tagen,  und  an  dem  virden  tag  so 
schol  der  richter  pfandes  darum  helfen,  101.  der  purge  (Bürge) 
schol  auch  in  14  tagen  vorrichten,  was  man  auf  in  derstet,  184; 
umme  gelt,  das  her  e  auf  in  derstandeu  hat,  186,  umb  gelt,  das 
in  tafel  derstandeu  stet,  56,  186.  daz,  sein  bruder  nem  daz,  weip 
und  er  erste  den  samen  seinem  bruder  (soll  ihm  Nachkommen- 
schaft erwecken),  T — B  Luk.  20,  28;  Mark.  12.  19.  ich  derste  (mache 
lebendig)  es  an  dene  iungsten  tag,  Joh.  6,  39.  ich  derste  in  an  dem 
iungsten  tag,  Joh.  6,  40.  Lazarus  den  er  het  derstund ,  Joh.  12,  9. 
Got  derstet  euch  einen  weissagen  von  ewern  brudern,  Btb.  7,  37. 
3,  22.  er  derstet  die  toten,  Matth.  10,  8.  do  er  Jhesum  derstund, 
13,  33  u.  13,  34.  di  Juden  derstunden  (reizten)  und  bewegten  di 
sei  der  haiden  zu  dem  zorn  wider  di  bruder,  Btb.  14,  2.  der  da  derstund 
unsern  Herren  Jhesus  Krist  von  den  toten,  Römer,  4,  24.    Das  clagten 

Jelinek,  Wörterbuch.  Iß 


242  §rsten-lich  —  er-swingen 

die  Polen  vor  dein  pabste  über  die  Pebem  und  erstunden  das  recht 
über  sie  {bekamen  ihnen  gegenüber  Recht),  Böhm.  Ohr.  44. 

ersten-lich  *  Adj.  erstklassig,  best:  den  auch  Abraham  gab  den 
zehenden  von  den  erstenlichen  (besten  11.  Bibel)  dingen  (den  Zehenten 
von  der  vornehmsten  Beute)  T — B  Juden  7,  4. 

er-st erben  stv.  I  3  absterben,  sterben  (Gen.  causae):  ob  daz, 
waizenkorn  nit  derstirbt,  T — B  Job.  12,  24. 

er-sterben  swv.  Frät.  ersterbete,  erstarpte,  töten:  wie  er  in 
möht  e.,  Alex.  26674:.  den  wolt  er  gar  verterben  und  an  dem  libe 
e.,  1016.  er  wolt  daz,  volc  e.,  2500.  die  fröide  wiltu  mit  jämers 
site  hiute  an  mir  e.,  10400.  so  wurde  mit  dir  ersterbet  vil  künste 
und  guoter  sinne,  8486.  sselde  an  den  Kriechen  ist  ersterbet,  7071. 
daz,  ir  die  vinde  ersterbet,  7570.  da  sin  (Christi)  süez,e  menschlich 
art  —  an  dem  criuze  ersterbet  wart,  4516.  sit  daz,  er  (Aleides)  ist 
ersterbet,  3768.  daz,  ez,  (das  ros)  me  dan  hundert  der  liute  hete 
ersterbet,  1713. 

er-stickunge*  stf.  Ersticktes:  daz,  ir  euch  enthabt  (enthaltet) 
vor  dem  blut  und  vor  der  derstikkung,  T— B  Btb.  15,  29. 

erstikeit  (erstec-heit)  stf.  Erstheit,  Anfang:  auch  wir  selb,  di 
da  haben  die  erstikait  des  geists  (die  Erstlinge  des  Geists,  primitias 
spiritus  habentes),  T — B  Körner  8,  23. 

er-stinken  stv.  I  3  zu  stinken  anfangen,  in  Fäulnis  über- 
gehen: dar  nach  irstunkin  czwei  tusint  menschen  vil  drat,  Dal. 
231,  27  (107).  der  rabe  (Xoes)  kam  auf  ein  äs,  daz,  uf  dem  velde 
erstunken  was,  Alex.  11266. 

erst-ling  stm.  Erstling  von  Tier  und  Pflanze,  primitiae, 
primogenita :  die  erstlinge,  die  sie  geloben,  die  hab  ich  dir  gegeben, 
W — B  Isum.  18,  11.  die  e.  von  deinen  rindern  und  deinen  schafen, 
Deut.  14,  23.  traget  die  garbe  der  eher,  die  e.  euers  snites,  zu  dem 
priester,  Lev.  23,  10.  in  den  erstlingen,  Esd.  DI  13,  31  ferner 
nil07ab,  vil  erstlinge  getreides  u.  weines,  11172  a. 

er-strecken  (Prät.  erstracte,  erstrahte)  swv.  ausdehnen,  hinaus- 
schieben: wip  verseret  herze  erstreckent  ze  höher  steige  rihte, 
W.  v.  W.  1263. 

er-süchen  (er-suochen)  swv.  aufsuchen;  von  einem  zu  erfahren 
suchen,  erforschen,  ergründen:  dersuch  di  schritt  und  sich,  daz,  der 
weissag  nit  aufstet  von  Galilee,  T — B  Joh.  7,  52. 

er-süchter*  stm.  Erforscher,  Prüfer:  sie  wissen,  daz,  ich  bin 
ain  dersuchter,  der  herezen  und  der  lanken  (der  Kerzen  und  Nieren 
erforscht),  T— B  Offenb.  2,  23. 

er-sundern*  swv.  trennen,  absondern:  die  beiden  Knaben  waren 
ersundert  u.  ir  wonunge  underscheiden,  W.  v.  W.  4725  f. 

er-süz,en  (er-süez,en)  swv.  süß  machen:  Dein  suszikeit  hat 
sant  Stephan  di  herten  stein  ersuszet  (dulcoravit)  Sol.  57,  26.  mit 
dem  tawe  seines  heiligen  geistes  ewer  hertze  dersussen,  Hier.  69,  1. 

er-swarzen  sivv.  (nur  icenig  belegt)  schwarz  werden:  Meine 
hant  ist  erswarezet  (denigrata  est),  W — B  Job.  30,  30. 

er-swingen  stv.  1 3,  schwingend  in  Bewegung  setzen.  _  2.  ab- 
streifen. 3.  im  Schivung  erreichen :  die  umbe  falsches  frien  in  strite 
ir  menlich  eilen  durch  räche  erswingen  wellen,  Alex.  12234.  da 
erswungen  sie  ir  lide  an  den  burgseren  sunder  fride,  Ernst  3027. 


er- tag  —  er-vseren  243 

er- tag,  irtag  stm.  Dienstag:  Eger  Chr.  N.  100.  egerl.  und  in 
südd.  Mundarten  noch  heute  erta  neben  däinsta;  au  dem  möntag, 
an  dem  ertag,  an  dem  mittwochen,  Eger  Str.  MU  2;  Eger.  Chr.  1025 
S.  210.  1030  S.  223;  Traut.  Chr.  87.  an  dem  eritag,  Elbog.  Chr.  64,  32. 
eritztag  126,  10. 

er-teidingen*  swv.  durch  Prozeß  etwas  erstehen,  ein  Recht 
darauf  bekommen  =  ersten :  Wie  man  vorlorn  pfennige  e.  sal  mit 
rechte,  Igl.  Str.  221. 

er-teilen  swv.  durch  Urteil  zuerkennen,  verurteilen  zu:  Tristan, 
dem  wart  erteilet  daz,  rat,  Trist.  3149. 

erte-reieli,  ertreich,  -rieh  stn.  (bair.-österr.  verkürzt  ert-rich) 
Erde,  Erdreich :  wie  sie  ackern  das  ertereich,  Ack.  53, 16.  du  vindest 
noch  vil  reiner  frumer  frawen  auf  dem  e.,  16,  12.  den  tieren  des  e., 
37, 19.  so  das  wisse  alles  ertreich,  W —  B  Kön.  1 17,  46,  =  terra, 
Chr.  v.  Eger  N.  1125  S.  302. 

ertig  (ertec)  Adj.  von  angestammter  guter  Beschaffenheit :  kunst- 
reich, edel,  erhaft,  fruchtig,  e.  u.  alles,  was  lebet,  muss  von  unser 
(des  Todes)  hende  abwendig  werden,  Ack.  16,  3. 

er-trachten  sivv.,  ertrahte;  ertrahtet,  ertraht.  1.  zu  Ende 
denken,  ergründen.  2.  ersinnen:  in  richelicher  ahte  sinen  heim  sie 
im  ertrahte,  W.  v.  W.  7268. 

er- trinken  stv.  I  1,  3  austrinken,  ertrinken,  bergm.  durch 
mangelhafte  Wasserhaltung  überschwemmte  Zeche,  Grube,  Bergwerk. 
Es  ist  ein  aldes  dertrunkes  perkwerk  ledik  gelegen  manik  iar  u. 
mangen  tak.  Do  wart  ein  erbstolle  eingevarn  in  eine  dertrunkene 
czech,  do  stund  das  wasser  bis  an  den  tag.  Des  wart  die  czeche 
durchslagen  u.  wart  getreugen  und  wurden  genge  etleich  czeit 
dorinne  gehawen,  Igl.  Bgr.  N.  74,  1.  die  grübe  czu  dem  staine 
ertrank,  nachdem  und  man  das  wasser  in  der  grübe  czu  den  golt- 
smiden  auflies  gen  (sich  sammeln  ließ)  N.  68,  2.  in  unser  dertrunken 
gepirge,  76,  4.  des  Stollen  maister  quam  in  einen  dertrunken 
schacht,  71,  1.  erez,  das  ertrunken  ist  (submersum),  Const.  II  4,  3. 
Die  Gewerken  des  mit  Ertrinken  bedrohten  Berges  können  verlangen, 
daß  ihnen  nach  3  tagiger  Klage  vor  dem  Berggerichte  die  sie, 
tränkenden  Lehen  oder  Berge  zugeeignet  icerden:  si  (die  urborer 
sullen  —  wenn  binnen  3  Tagen  nicht  Abhilfe  getroffen  ivird  —  di 
silbergruben  mit  dem  wasser,  das  do  trenket,  den  gewerken,  die 
ertrinken  wollen,  czueigen,  Const.  II  3,  7.  Welich  lehen  di  (gesworne 
lute)  besagen,  das  si  di  andern  trencken,  di  sal  man  czu  den  andern 
eigen  in  drien  tagen ,  di  heissen  drie  lange  schicht ,  D I R  6,  2 
U — A  8,  U — B  16,  Schemn.  Bergr.  5.  s.  treugen,  eigenschaft  u.  erb- 
gebirge. 

er-trücken,  er-drücken. 

erunge  stf.  Verehrung,  Ehrengeschenk:  ein  blech  der  heiligen 
erunge,  laminam  sacrae  venerationis  W — B  Ex.  39,  30.  si  sauten 
seine  poten  hinwider  lere  und  äne  e.  (sine  honore)  vorwürfen  sie 
sie,  Judith.  1, 11.  einem  czu  liebnüsz  u.  erung  icht  senden,  Eger 
Str.  C.  3, 13.  do  ersten  die  herren  Przyemisl  mit  gross  erunge, 
Böhm.  Chr.  7. 

er-vseren  swv.  (md.  erveren,  Brät,  ervärte,  Bart,  ervseret: 
1.  überlisten,  betrügen.  2.  in  Gefahr  bringen.  3.  erschrecken.  4.  be- 
iß* 


244  er-varn  —  er-volgen 

trüben,  erzürnen:  3.  der  koufman  wart  ervseret,  W.  v.  W.  5154; 
dö  wart  sie  (Maria  nach  der  Begrüßung  durch  den  Engel)  ervseret, 
ir  meitlicli  kiusche  beswasret,  2820  f.  er  gedähte,  daz  sie  ervaeret 
würde  u.  beswaeret,  ob  er  ir  die  wärbeit  sagte,  764  ff.  was  fürsteu 
in  der  werlde  sin  e.  sieb  des  namen  din,  Alex.  14738.  des  solt  er 
sieb  nibt  e.,  7166.  gäber  antwurt  im  gebrast,  wan  sie  bet  des 
strites  last  des  tages  ervaeret,  14395.  sie  hete  sin  knnft  ervaeret 
und  also  sere  beswaeret,  daz,  sie  volgten  sinen  Worten,  2581.  — 
st*  Prät.:  und  do  derfur  wir  uns  gar  eigentlicb  untereinander  (wir 
erstaunten),  Igl.  Stb.  II  80  b. 

er-varn  stv.  IV.  1.  reisen.  2.  unpers.  widerfährt,  icird  zuteil; 
trans.  3.  durchziehen.  4.  treffen,  erwischen,  überfallen.  5.  kennen 
lernen,  erforschen,  erfahren :  4.  Des  derfur  der  keyser  die  Pebera  auf 
dem  felde,  Böbni.  Chr.  68.  5.  das  die  Steiger  nicht  umb  falsch 
messunge,  als  anderswo  derfarn  ist  (sicut  visum  est  alias),  her- 
noch  gestrofet  werden,  Const.  I  9,  4.  refl.:  ich  hab  mich  des  ervaren, 
Hier.  25,  13.  Ich  halde  (dafür)  in  der  warheit  u.  und  habe  mich  des 
wol  erfaren,  40,  16.  u.  do  derfur  wir  uns  gar  eigentlich  unter  ein- 
ander u.  derfuren  under  uns,  das  der  Ulrich  Lulleich  —  schuldig 
was  u.  schuldig  ist,  Igl.  Str.  10,  S.  60. 

er-varnkeit,  *  derfarnekeit*  stf.  Erfahrung:  experientia, 
Const.  1 11,  3. 

er-farnusse  (er-varnisse  stfn.  nur  Voc.  G20a  belegt)  stf.  das 
mau  dises  rechten  volle  derfarnusse  habe  (plena  experientia  habeatur), 
Const.  IV.  7,  1. 

er-varunge  stf.  1.  Durchioanderung.  2.  Erfahrung.  2.  Und 
do  Aman  —  das  mit  e.  (experimento)  hette  geprufet,  W— B  Esther 
3,  5;  =  Ausforschung,  Erkundigung,  Chr.  Elbog.  53,  37.  58,  6.  ver- 
schobner  urteil  entschidung  und  e.  59,  22.  147,  42. 

er-vechten  stv.  1 2  erkämpfen,  refl.  sich  abmühen  um  etwas : 
so  tritt  und  erfaht  sich  auch  der  Pawle  Holzfogl  der  20  seh.  groß, 
die  darauf  verschriben  sind,  Igl.  Stb.  III  195  b. 

er-veiz,ten  swv.  feist  machen:  daz,  bercz  diez  volkz,  ist  der- 
faiz.t  (verstockt),  T— B  Btb.  28,  27;  Matth.  13,  15. 

er-vellen  Prät.  ervellete,  ervalte,  Part,  ervellet,  ervalt  swv. 
zu  Falle  bringen;  verführen;  niederwerfen,  erlegen;  refl.  sich  durch 
einen  Fall  töten :  an  dem  ervelten  volke,  Alex.  6676.  stanc  von  den 
ervelten  äsen,  3704. 

er-vinden  stv.  13  1.  ausfindig  machen.  2.  bemerken,  erfahren. 
3.  refl.  gefunden  werden.  4.  ein  Urteil  finden:  perait  u.  willig 
erfunden  werden,  Igl.  M.  5  u.  6. 

er-vindung  stf.  1.  Findung  (Fällung)  eines  Urteils,  Ent- 
scheidung 2*  Auffindung:  1.  sintemal  das  si  das  noch  k.  m. 
(majestet)  erfindung  und  recesz  —  gepawet  haben,  Elbog.  Chr.  61,  22. 
—  nach  des  hailigen  creuzes  e.,  Traut.  Chr.  174. 

er-vliegen  stv.  III.  im  Fluge  erreichen:  die  valken  ervlugen 
mangen  wilden  ant,  Trist.  1141. 

er-volgen  swv.  hier:  die  rechtl.  Zusprechung  eines  Gutes  er- 
langen: nimant  tut  dem  andern  unrecht,  der  sein  pilleiches  recht 
ersteet  u.  ervolget,  Const.  IV  7,  2. 


er-vollen  —  er-wegen  245 

er-vollen  swv.  1.  erfüllen.  2.  befriedigen.  3.  den  Anspruch 
auf  ein  Gut  genügend  erweisen,  es  zugesprochen  erhalten :  1.  do  ich 
von  nimant  ervollet  wart  =  implebar,  Sol.  32,  32. 

er-vorcht  s.  er-vürchten. 

er-vorschen  s.  er-vurschen. 

er-vreisen  siov.  1.  in  Schrecken  versetzen:  vel  stride  (viele 
Kämpfe)  wurden  in  Behem  irvreiszt  (durchgefochten),  Dal.  130,  3 
(58,  50),  wenn  nicht  erreiczt  =  erregt,  zu  lesen  ist. 

er-vriesen,  derfrisen  stv.  III  erfrieren:  ob  die  armen  in 
frostes  not  derfrisen,  Hier.  35,  5. 

er-vreuwunge*  stf.  Freude:  ein  iczlicher  betrübter  hat  der- 
frewunge  unter  bekanten,  Böhm.  Chr.  4. 

er-vugen*  (=vüegen,  vuogen)  swv.  zusammenfügen,  verbinden, 
wohin  schicken;  bewerkstelligen,  ermöglichen,  gestatten:  desz  sich  her 
Sebastian  willig  erpewt  zu  erfugen,  Elbog.  Chr.  39,  9. 

er-vülen  swv.  vül,  faul  werden,  faulen:  als  die  blum,  di  do 
wechset  ouf  den  paum  u.  zuhant  erfulet  (marcescit),  Sol.  8,  20. 

er-vüllen  swv.  (md.  ervullen)  Trat,  ervüllete,  -vülte,  Part. 
er-vüllet,  -vült,  -vult.  1.  voll  machen,  erfüllen.  2.  Befohlenes,  Ver- 
sprochenes erfüllen:  1.  nu  meint  der  perkmeister  zu  Sent  Andres, 
die  zwai  leben,  die  im  apgangen  sein  auf  das  stolnort  kegen  Sent 
Jörgen,  das  man  im  die  sulle  derfullen  auf  den  andern  Stollen  kegen 
den  sechslehen  werts,  Igl.  Bgr.  Nr.  58,  6.  das  meinen  gebrechen  der- 
fullen werde  des  gute  u.  des  volkomenheit,  Hier.  2,  3.  50  seh.  g. 
sol  er  im  czuhandt  entrichten  in  pargelt  und  das  uberig  sol  er  im 
erfüllen  mit  getraid  mit  riech  oder  mit  gelt,  Igl.  Stb.  V  199a. 

er-vüllunge  stf.  Erfüllung,  Befriedigung:  di  kirchen,  di  da 
ist  sein  leip  und  sein  derfullunge  (sein  Leib  und  die  Fülle  dessen, 
der  in  allem  durch  alle  erfüllt  wird),  T — B  Epheser  1,  23.  unez  daz, 
di  derfullung  (die  Fülle)  der  haiden  ingieng  (ihr  Übertritt  zur 
christl.  Kirche  erfolgt  ist),  Römer  11,  25.  von  seiner  d.  emphiengen 
wir  macht,  Joh.  1,  16. 

er-vürchten  unregelm.  swv.  Brat,  ervorchte,  Bart,  ervorcht, 
intr.  und  refl.  den  Mut  verlieren,  sich  fürchten,  tr.  befürchten;  in 
Schrecken  setzen:  an  den  kemenaten  was  kost  nicht  ervorcht 
(gescheut)  Ernst  2376.  sie  het  ein  crankez,  ouge  ervorht,  sold  ez, 
daz,  haben  gesehen  von  gezierde  liechtez,  brehen,  Alex.  12328. 

er-vurschen  (=  er-vorschen)  swv.  erforschen,  Elbog.  Chr.  124, 16. 
erfurst,  31,  29.  32,  30  u.  s. 

er-wallen  stv.  V.  1.  in  Wallung  geraten.  2.  aufkochen,  sieden. 
3.  überfließen:  3.  sin  ougen  sus  erwielen,  daz  im  die  treher  vielen, 
W.v.W.  2732  f. 

er-wecken  Brät,  erwacte,  -wahte,  Bart,  erwecket,  -waht)  swv. 
erwecken,  erregen:  sie  wolden  domit  die  Pehem  czu  streite  e.  (auf- 
reizen), Böhm.  Chr.  100. 

er-wegen  stv.  1 1  (Brät.  md.  nach  IV.  erwüc,  erwügen)  1.  in 
Bewegung  setzen :  ze  den  tafeln  der  herre  erwegen  schuof  amptliute, 
die  ir  phlegen  solten,  W.  v.  W.  1299 ;  refl.  mit  Gen.  2.  auf  etwas 
verzichten :  der  (meines  Landes  und  meiner  Habe)  erwsege  ich  mich, 
e  ich  verkür  diu  clären  kint,  daz,  süeze  wip,  2719  f.  3.  sich  wozu 
entschließen:  nü  hsert,  wes  er  sich  het  erwegen,    2027.    er  erwac 


246  er-wegen  —  er-werfen 

sich  auch  der  buoz,e,  Alex.  19823.  diu  küneginne,  diu  sich  süez,er 
minue  gegen  dem  herren  hete  erwegen.  4019.  sie  het  sich  alles  des 
erwegeu,  des  er  mit  ir  wolde  pflegen.  Trist.  757.  der  fürste  sich 
erwegen  hat,  niht  verre  von  einem  bürgetor  steic  er  al  den  sinen 
vor,  Alex.  20580,  ich  het  des  genzlich  mich  erwegen  daz,  ich  minne 
mit  triuwen  phlegen  gegen  im  mit  stseter  liebe  wolt,  Alex.  20321. 
der  sich  durch  pris  hete  e.  daz,  er  torste  gegen  vinde  riten  menlich 
nach  wirde  striten,  11 094.  er  vermeint  zu  erbegen.  si  wider  keiser- 
liche  und  konigl.  Privilegien  und  verschreibung  abzulesen,  Elbog. 
Chr.  86,  35.  die  frouwe  het  sich  kost  erwegen  (sich  es  etwas  kosten 
lasse7i)  W.  v.  W.  2271.  4.  sich  zu  entziehen  suchen:  der  sich  der 
5  pfund  (Strafgeld,  Wandel)  erwegen  wolt,  der  scholl  20  pfunt  haller 
geben,  Eger.  Str.  A  I  2,  B  4. 

er-wegen  sicv.  1.  erregen,  in  Aufregung  versetzen,  zum  Kampfe 
aufbieten:  ez  enwirt  daz  volc  gar  erweget  unde  daz  diu  lantschaft 
den  hac  zerbreche  mit  kraft,  W.  v.  W.  5919  f.,  daran  iu  wol  genüeget 
—  baz  dan  ob  ir  het  erweget  al  iuwer  lant  durch  sie  erreget,  6363  ff. 
die  (Streiter)  er  verre  hat  erweget,  Alex.  10687.  daz,  volc  —  ist  ze 
strite  durch  in  erweget,  10704.  die  roten  —  als  die  sin  kraft  het 
erweget  und  mit  brieven  mohte  besenden,  9912.  ein  engel  erwegete 
daz,  waz,z,er,  Legende  790.  er  wolte  die  gertelin  niht  e.  von  der 
stet,  623.  aufrur  gein  denselben  ewern  hern  zu  e. ,  Elbog.  Chr. 
122,  30.  da  sie  hetin  läge  geleit  und  vil  gutir  czu  dem  tode  irwegit, 
Dal.  44,  1  (12,  20).  2.  anregen,  anstiften,  Elbog.  Chr.  122,  30.  123,  28. 
124,  4.  Ob  zu  a  oder  b  zu  stellen?:  erewegen  —  zeigen,  dartun, 
Chr.  v.  Elbogen 43,  18.  refl.  sich  stürmisch  bewegen,  tosen:  das  sich 
erweg  das  mer  (tonet  mare),  Sol.  2,  28. 

er-wegen  pari.  Adj.  1.  entschlossen,  unverzagt.  2.  ausgezeichnet, 
erprobt:  die  beiden  frö  und  erwegen,  W.  v.  W.  160.  uns  komen  dort 
die  beide  erwegen,  Ernst  3067.    vinde  gar  erwegen,  Alex.  1739. 

er-welt  part.  Adj.  (von.  er-weln  svw.,  erwalte,  erwellet  Part. 
er  weit)  =  ausgezeichnet:  einen  sun  mit  namen  Saul,  ein  erweiter  u. 
ein  guter,  W— B  Kön.  1 9,  2. 

er-welunge  stf.  Erwählung.  {verlesen  für  entwelung  (Wohnung), 
T — B  Epheser  2,  22).  di  e.  (das  Hecht,  die  Ratsherrn  zu  wählen)  sal 
bleiben  bis  auf  weiter  Schaffung  —  konigl.  m.,   Elbog.  Chr.  61,  29. 

er- wenden  sivv.  (erwante,  -de,  erwendet,  erwant)  1.  rück- 
gängig machen,  abwenden.  2.  mit  Akk.  der  Pers.  abhalten.  3.  mit 
Dat.  und  Acc.  entziehen.  4.  refl.  aufhören.  2.  das  sie  den  edeln 
Wenden  nihte  mohte  erwenden  noch  ziehen  von  dem  muote  {seinem 
Vorhaben),  \V.  v.  W.  1127.  1.  Krist  erwende  mir  die  klage,  die 
ich  unergetzet  trage,  ob  ich  der  triuwen  rechte  tuo,  67S0f.  iedoch 
erwante  in  der  jagt  sin  guotez,  ros  —  daz,  under  im  darnider  viel, 
Alex.  20031.  sin  gemüete  er  senften  wolde  (Alex,  hätte  Philotas 
begnadigt),  daz,  erwante  Aminctas  18383. 

er-werblich *  Adj.  durch  Gewerbe  erworben:  dieweil  sie  (die 
becken)  auch  unter  mir  und  meinen  erben  oder  nacbkomen  ihre 
erwerbliche  nahrung  auch  gute  überhaben  künden  und  mochten  — , 
Traut.  Chr.  244  unten. 

er-werfen  stv.  13  1.  zu  Tode  werfen,  steinigen.  2.  gebären, 
fehlgebären :  1.  mit  steinen  sol  in  erwerfen  das  volk  (obruet),  W — B 


er-wem  —  er-wüscheu  247 

Deut.  21,  21 ;  Ex.  19,  13.  ob  ich  nvt  hinder  mich  springe,  so  erwerfen 
sie  mich,  Ales.  20598.  der  von  der  müre  (von  der  Mauer  herab) 
erworfen  wart,  3695. 

er-wem  swv.  tr.  und  refl  verteidigen,  behaupten,  sich  erwehren: 
also  erwerten  und  strafften  die  von  Eger  diesen  iren  feind,  Eg. 
Chr.  35,  S.  30. 

er-wildcn  swv.  1.  tuüd  werden,  verwildern.  2.  refl.  mit  Dat. 
entfremden,  von  jemanden  trennen*:  2.  sol  ich  läzen  dich  und  sol  ich 
mich  erwilden  dir,  W.  v.  W.  966. 

er-winden  stv.  1 3  hier :  ablassen :  ich  erwinde  niht,  ich  vol- 
vüere  diz  kleit,  als  ez  her  ist  geleit,  W.  v.  W.  811.  ich  bit  iuch, 
daz  ir  erwindent,  1039.  nü  du  der  (vart)  wilt  erwinden  niht,  1.150. 
her  Tristant  niht  e.  wolde,  er  und  sin  swager  kerten  dar,  Trist. 
1164. 

er-wirdig  Adj.  ehrenwert:  Ir  erwirdiger  ritter  suftzet  u.  klaget, 
Hier.  98,  21.    seinen  erwirdigen  tod  sagen,  Hier.  17,  5. 

er-wirdigen  sivv.  (Part,  mit  und  ohne  ge-)  1.  ehren,  honori- 
ficare.  2.  glücklich  preisen,  benedicere.  1.  so  hastu  mich  erwirdigt 
u.  gehöht  in  allen  creaturen ,  Sol.  52,  16.  das  du  si  erwirdigst  mit 
deinem  bilde,  53,  35.  2.  darumb  musen  dich  e.  deine  heiligen,  66,  38. 
dem  (hl.  Geist)  wol  zimlich  ist,  das  er  angebetet  u.  geerwirdigt 
werde  86,  30.  den  ich  erwirdig  mit  allem  meinem  hertzen,  87,  16. 
den  got,  der  himel  u.  erden  geschaffen  hat,  den  muszen  e.  himel  u. 
auch  erd,  88,  16.    dich  muszen  e.  alle  creaturen,  90,  26. 

er-wirdikeit  stf.  du  herr,  unser  e.  =  honorificentia,  Sol.  66,  39. 
di  ganz  e.  des  menschen,  glorificatio,  99,  31. 

er-wischen  sivv.  erwischen,  ergreifen:  Und  also  erwischte  Saul 
sein  swert  und  viel  dorein,  W — B  Könige  I  31,  4;  Par.  1 10,  4.  Phinees 

—  erwischte  ein  swert,  Num.  25,  7.  er  rackte  ous  seine  hant  u.  der- 
wischte  das  swert,  das  her  sluge  seinen  sun,  Gen.  22, 10.  do  e.  her 
sein  swert,  Richter  19,  20.  Und  do  sie  derwischten  den  kunig,  do 
fürten  sie  in  czu  dem  kunig  von  Babilon,  Jer.  52,  9.    Do  derwischten 

—  die  szwen  süne  Aarons  ire  rouchvas,  Lev.  10,  1.  alczuhant  er- 
wischten sie  in  u.  erwürgten  in  in  dem  wege  des  Jordanes, 
Richter  12, 6  u.  ob  imant  den  andern  bei  seinem  eelichen  weip 
erwischt,  ist  das  er  sie  beide  toten  wil,  er  ruf  den  richter  u.  den 
schepfen  darzu  u.  slach  durch  sie  beide  einen  pfall,  Prag.  Rb.  87. 
domit  derwischte  er  (der  Böhynenkönig)  den  keyser  pei  seinem  goller 
und  saczte  im  das  messer  an  die  keie,  Böhm.  Chr.  83.  er  hat  von 
dem  alter  ein  crucifix  erwuscht,  Eg.  Chr.  13,  S.  20. 

er- wundern  swv.  1.  Wunder  tun.  2.  refl.  sich  verwundern*: 
Ich  erwunder  mich  der  hoch  des  reichtums  deiner  Weisheit  (ex- 
pavesco  et  obstupesco),  Sol.  69, 18. 

er-wünsclien  (Prät.  erwünschte,  Part,  erwünscht)  sivv.  ivünschen, 
durch  Wunsch  verschaffen:  da  hielt  der  helt  in  strites  ger  als  er 
erwünschet  (durch  Zauber  festgebannt)  wsere,  Alex.  9357.  menlich 
er  üf  die  planie  hielt  als  er  erwunschet  wsere,  Alex.  3551.  in  größer 
zuht  stunden  sie  und  vroelich  gebaeren,  als  sie  da  erwünschet  wahren, 
Alex.  Anh.  1890. 

er-wüscheu  s.  er-wischen. 


248  erze  —  er-zeigung 

erze  (auch  erze)  stn.  Erz.  In  Igl.,  Kuttenberg ,  Deutschbrod 
kurz  am  „Haberer  Steig"  war  Säberbergbau,  also  Silbererz.  Andreas 
Sterly  in  seiner  Gesch.  der  kgl.  Kreis-  und  Bergstadt  Iglau  sagt 
darüber,  daß  die  Gänge  in  den  Iglauer  Gebirgen  „meistens  gegen  die 
Mittags-(S),  wenige  nur  gegen  die  Abendstunden  (W)  streichen.  So- 
viel die  Gesteine  aus  den  alten  und  netteren  Halden  zu  erkennen 
geben,  habe  das  Erz  aus  hexaedrischem  Eisenkies,  pyramidalem 
Kupferkies,  derbem  tetraedrischen  Kupferglanz,  größtenteils  aber  aus 
hexaedrischem  Bleiglanz,  von  rhombo  ethischem  Quarz  und  pris- 
matischem Baryt  begleitet,  bestanden.  Agricola  bemerkt,  daß  die 
Erze  in  den  Iglauer  Gebirgen  nicht  sehr  reich  an  Silbergehalt 
waren,  aber  desto  häufiger  einbrachen.  Indessen  zeigten  die  Proben 
aus  dem  17.  Jh.,  daß  damals  ein  Zentner  Bleischlich  im  Durchschnitt 
über  2  Mark  an  Silber  geliefert  habe.  —  Das  ercz  der  grübe  czurn 
czappenscb.uk  (in  Kuttenberg)  bat  wochenleich  gegolten  bei  2 — 8 
marken,  Igl.  Bgr.  N.  11,3.  nach  Ausweis  des  Urbarbuchs  habe  es 
20  und  eine  Woche  25  Mark  getragen,  ebenda,  was  in  got  ercz 
in  denselben  leben  bescbert,  es  sei  ercz,  kiz,  perk,  gank  ader  wie 
das  mit  sunderleichen  Worten  benant  mag  werden,  das  pbennige 
gilt  oder  geben  mag,  davon  scbullen  sie  unsrem  berrn  dem  kunig 
dinen  u.  geben  in  seine  muncz  ain  acbtail,  das  di  urbar  ist  genant 
u.  des  leiers  czwaiunddreissigtail,  Igl.  Bgr.  N.  11, 2.  —  Maßwürdig 
ist  das  Erz  in  einem  Gange,  wenn  das  von  mindestens  zwei  ge- 
schworenen Häuern  oder  unter  ihrer  Aufsicht  daselbst  gehauene, 
versiegelt  zur  Hütte  geführte  Erz  und  zwar  „ein  bitz  (U — B  8),  ein 
gebaufte  bar-erezes  (D  I B  13,  3  EF)  einen  vierdung  gutes  geplicktes 
silbers  über  die  buttenkost  gibt,  Vgl.  maz,Tvirdig  (U— B  8.  DIB  13,  3. 
Const.  II  2,  2.  Spr.  N.  1,  8.  2,  9.  —  Über  Verteilung  des  gewonnenen 
Erzes,  der  Ausbeute,  an  die  Gewerken  s.  erz-teiler.  —  Gegen  be- 
trügerisches Verschleppen  von  Erz,  um  es  der  Urbar  zu  entziehen, 
haben  die,  zu  diesem  Zwecke  vom  Begalherrn  in  Eid  genommenen 
geschivornen  Grubenamtleute  (bes.  Steiger,  Zimmerleute  und  vor  allem 
der  Urbarer)  aufzutreten:  Es  sullen  auch  sich  alle  leute  hüten 
fleissielich  bei  vorlisnusse  aller  irer  teil,  das  sie  kein  ercz  aufheben 
ader  ausfuren,  ee  man  in  den.  berg  misset,  an  der  urborer  sunder- 
liche  laube,  Const.  DI  1,  3.  —  Über  das  von  Lehenhäuern  am  Ende 
ihrer  Lehenschaft  noch  nicht  aus  der  Grube  geförderte,  gegrabene 
Erz  bestimmen  die  Const.  III  6, 18 :  Ist  aber,  das  das  ercz  derselben 
wochen,  in  der  sich  endet  die  hinlassunge,  nicht  ausgeezogen  ist, 
nur  dasselbe  mugen  die  besteer  (=  Lehenhäuer)  czu  in  fechsnen; 
was  aber  erezes  von  der  vodrigen  wochen  vor  dem  geendeten  czil  in 
der  silbergruben  pleibet  (außer  durch  ehaft  not  gezwungen),  das 
haben  sie  vorlorn.  —  Lonen  mit  ereze  —  soll  man  allein  die  bulgen- 
macher,  erezscheider  u.  die,  die  czeit  und  stunden  künden,  Const.  I 
7, 16.  Doch  muß  dieses  in  unverhüttetem  Zustand  gegeben  werden 
und  so  doch  zur  Einlösung  gelangen.  Später  (Joach.  B  0.  Art.  42, 
Zus.  Art.  3  u.  8  von  1525)  müssen  alle  Löhne  in  guter  Münze  ge- 
zahlt werden.    Das  Trucksystem  ivird  hierbei  bekämpft. 

er-zeigung  stf.  das  Erweisen,  ostensio:  so  must  ich  dein  Ver- 
handlung mit  vehdliche  erzaigung  zu  widerstatung  bringen  (durch 
Fehde  rächen),  Eg.  Chr.  118S. 


erzeneien  —  erz-kauf  249 

erzeneien  (erzenien,  erzenen,  erzen)  sivv.  heilen:  er  hat  ge- 
ertzeneiet  alle  gottes  erweiten,  Hier.  4, 8. 

er^enie  stf.  Arzenei:  kein  e.  im  tochte  (half  ihm),  Trist.  6319. 
dem  neuen  siechtum  newe  ercztnei  bereiten,  Const.  IV  7,  3. 

erzet-pfennig*  stm.  Erzanteil  an  der  Ausbeute  eines  Berg- 
werkes: Hat  er  (der  gewerke)  aber  einen  verweser  uff  dem  berge, 
der  sein  ertzetpfemiige  einnimet  u.  kost  for  ine  gebet,  D  I R  22  a,  3. 

er-zeugen,  erziugen  (mhd.  er-ziugen)  1.  machen  lassen,  bestellen, 
die  Kosten  wovon  bestreiten.  2.  hervor-,  zustandebringen.  3.  beweisen, 
bewähren.  4.  durch  Zeugen  überführen.  1.  brautmess  —  vrumen 
oder  erzeugen  durch  sprechen  oder  singen ,  Eger  Str.  A  5.  3.  daz  er 
haz  den  goten  treit,  das  erziuget  an  im  diu  kristenheit,  W.  v.  W. 
5786  f.  Is  enmack  ouch  kein  prüder  dem  andern  mit  nichte  gesten 
noch  mit  im  erczeugen ;  noch  ein  vater  seime  kinde,  D  I R  III 37. 

erziehen  stv.  III  1.  herausziehen.  2.  erziehen.  3.  einholen, 
erreichen.  4.  *  hin  und  her  zerren  W. :  her  im  sein  elich  weip  frevelich 
u.  smehlich  erczogen  (=  „verczogen")  hett,  Igl.  Str.  10  S.  59.  die  linde 
was  erzogen  mit  sulcher  pflege,  da^  sie  gap  vollen  wint  und  großen 
schaten,  Trist.  1156. 

er-zittern  (=  er-zitern)  sivv.  ich  bin  derzittert  u.  bin  erschrocken, 
Sol.  89,  32. 

erz-kauf  stm.  Eines  der  Urbarrechte  der  Regalherrn,  zu- 
sammenhängend mit  dem  ausschließlichen  Münzrecht  ist  das  auf  aus- 
schließlich Edelmetalleinlösung  (Vorkauf,  Wechsel,  losunge  cambium) 
durch  den  Landesherrn,  der  sich  dadurch  den  nötigen  Metallfond 
für  die  Münze  schuf  und  durch  die  Verpflichtung,  sich  allein  der 
Münze  zu  bedienen,  Münzgewinn  anderer  zu  hindern  suchte.  Obgleich 
das  Hecht  des  Wechsels  zweifellos  viel  älter  ist  (in  Schlesien  bestand 
schon  1203  ein  her  sogt.  Brenngaden,  bei  dem  alles  Gold  und  Silber 
zum  Kaufe  angeboten  werden  mußte,  Urk.  bei  Tschoppe -Stenzel 
S.  43  u.  278;  für  Freiberg:  Str.  VI  §  5,  17  u.  Freib.  Bergr.  A§9: 
das  silber  gehört  in  dy  muncze  czu  Friberg)  wird  er  in  böhm.-mähr. 
Quellen  zuerst  Const.  I  21,2  bezeugt:  Darnach  bestetigen  wir  den 
erczkauffern  alles  recht  u.  gerichte,  das  si  in  iren  smelczhutten  von 
alder  bewerter  gewonheit  pis  auf  dise  czeit  gehabt  haben,  also  das 
sie  das  gesmelczte  silber  czu  wechseln  in  unser  muncze  prengeu 
sullen,  Igl.  Bgr.  N.  97, 1  u.  3:  quod  quidque  de  metallo  derivatur 
sive  in  molendinis  principaliter  —  sive  quacumque  alia  vice  de 
accessorio,  quod  vulgariter  krecz  dicitur,  debet  in  cambium  presen- 
tari  u.,  97,7:  quia  aurum  angulose  cremantes  et  ad  cambium  non 
presentantes  rapti  et  ut  juris  est  convicti  auro  perdito  domini  regis 
gracie  subiacebunt.  —  Die  erzkaufer  sind  regelmäßig  die  Hütten- 
herrn, Const.  I  21,  2:  in  iren  smelczhutten.  In  der  Verordnung 
Wladislaws  von  i486,  (Sternb.  Urkdb.  N  88,  übersetzt  S.  217)  heißt  es: 
wenn  jemand  von  den  Erzkäufern  die  Hüttenarbeit  nicht  betriebe 
oder  nicht  verstünde,  soll  er  nicht  zugelassen  werden.  Sie  bilden  im  15. 
Jh.  eine  Zunft,  in  die  (nach  der  eben  erwähnten  Verordnung  Wladis- 
laivs), „nur  gute  u.  wohlverhaltene  Leute"  aufgenommen  werden 
durften.  Deren  Huf  war  wegen  verschiedener  Praktiken  beim  Erz- 
kauf kein  guter.  Gegen  ihre  Kartellierung  zum  Drücken  des  Preises, 
daß  nach   Verabredung  immer  der  folgende  weniger  bietet  als  der 


250  erz-kaufer  —  erz-stein 

frühere:  (Also  wurden  die  rechten  kauffer  mit  iener  listikeit  czweifel- 
haftig  u.  gingen  iren  weg  ungekaufft,  und  di  hingeber  vor  grosser 
vordrossenheit  mussten  sie  ir  ercz  umb  vil  minner  geldes,  denn  es 
wert  was,  vorkauffen,  czu  grossen  schaden  u.  beswernusse  uns  u.  der 
urbor  u.  des  ganczen  perkwerkes)  wenden  sich  die  Const.  I  21, 1  und 
bestimmen:  alle  die  das  übertreten,  der  gut  sol  allesampt  auch  mit 
beezignusse  poser  täte  an  widerrufen  in  unser  camer  vervallen  sein. 
Der  von  König  Georg  in  einer  Münzverordnung  von  1469  (Stern- 
berg. N.  85,  übersetzt  S.  203)  für  Leute  aus  dem  Herren-  oder  Ritter- 
stande gewahrte  freie  Silbericauf,  aber  nur  zu  eigenem  Gebrauch  und 
mit  der  Bedingung,  es  nicht  wieder  außer  Landes  zu  verkaufen, 
wurde  wohl  vielfach  mißbraucht,  deshalb  bedroht  Wladislaw  1486 
alle,  die  Silber  außer  Landes  führen  und  nicht  alles  in  die  Münze 
liefern  mit  höchster  Strafe  an  Leib  und  Gut.  Trotz  einzelner  Aus- 
nahmen, bes.  im  Anfang  des  16.  Jh.,  wird  das  regale  Silbereinlösungs- 
recht energisch  festgehalten  und  so  auch  noch  in  den  beiden  Bcrg- 
werksver gleichen  (s.  d.)  ivie  in  der  Rudolf.  B  0.  für  Schlesien  von 
1577  und  für  Glotz  von  1578,  (Steinbeck  I  S.  223  ff.  u.  229).  Der 
Nutzen  des  Landesherrn  aus  diesem  Recht  war,  bes.  im  14.  Jh.  in 
Böhmen  ein  bedeutender.  Kuttenberg  allein  lieferte  damals  der  kgl. 
Kasse  jährlich  mindestens  10000  Mark  Silber,  König  Albrecht  stellt 
an  K.  Wenzel  IL.  die  Forderung,  ihm  entweder  die  Urbar  auf  6  Jahre 
zu  überlassen  oder  80000  Mark  zu  zahlen.  Die  Iglauer  Bürger 
und  Pächter  der  Urbar  für  Böhmen  und  Mähren  {hauptsächlich  kam 
Kuttenberg  in  Betracht),  Baldwin  und  Conrad,  zahlten  unter  Otto- 
kar IL  (Sternberg  N.  33)  für  1  Jahr  10000  Mark. 

erz-kaufer  stm.   Erzeinkäufer,  Const.  I  21,  s.  erz-kauf. 

erz-marsclialk  stm.  Erzmarschall:  hern  Ernsten  auch  herzogen 
zu  Sachsen  des  hl.  Eom.  reichs  e.  und  kurfursten,  Elbog.  Chr.  157,  21. 

erz-müle  swf.  Pochwerk  zum  Zerkleinern  des  Erzes,  molen- 
dinum.  In  einem  Vertrag  von  1317  werden  in  Freiberg  den  Vögten 
v.  Plauen  als  Grundherrn  schrotambecht,  di  fieischbenke,  brotbenke, 
schu-benke,  badestoben  u.  erzmulen  zugesprochen.  In  Iglau,  kurz 
mülen  genannt,  gelten  sie  wie  alle  Kauen,  16  Hofstätte  eines  Berg- 
werks, für  frei  und  sollen  freien  Markt  haben.  Doch  dehnen  die 
Iglauer  hier  ihr  Privileg  offenbar  unberechtigt  auf  alle  Bergwerke 
aus;  denn  sonst  sind  die  Kauen  zinspflichtig  dem  Grundherrn.  Auch 
der  Landesherr,  offenbar  als  Grundherr  von  Bergwerken  auf  Königs- 
qrund,  belegte  sie  (zuerst  das  Schrotamt)  frühzeitig  mit  einem  Zins. 
D  I R  25.  Const.  II  3,  3.  Igl.  Bgr.  N.  26,  4;  96, 1.  Schemn.  Bgr.  16. 
Treib.  Bgr.  B  §  43.    s.  bergvreiunge  und  hofstat. 

erz-selialk  stm.  Erzbösewicht:  gerich  mich  an  dem  ertzschalke. 
dem  Tot!   Ack.  18, 15. 

erz-scheider*:  Die  e.  heissen,  di  do  ercz  zu  kleinen  stucken 
slahen  u.  scheiden  u.  auskirnen  das  gute  von  dem  posen.  Di  sullen 
die  bergmeistere  u.  gewerken  kisen ,  di  si  kennen  in  die  pesten 
sein,  u.  sullen  irer  arbeit  genug  tun  mit  erze,  Const.  1 19.  Erb- 
stollen —  sullen  keine  andere  erzscheider  u.  pulgenpusser  —  haben 
denn  di  gemeinen  geswornen,  Const.  II  4, 19. 

erz-stein  stm.  erzhaltiger  Stein,  Erz:  desselben  ganges  hab  ich 
mir    lassen    gewinnen    ein   erzstain   und  hab   den   pracht  meinem 


erz-teiler  —  essen-geld  251 

herren  dem  hofmeister  und  enpfing  von  im  den  gang  und  hofft,  das 
er  masswirdig  wurde,  Igl.  Kspr.  VII. 

erz-teiler*  stm.  Dem  Regalherrn  ivie  den  Getuerken  geschivorene 
Grubenamtleute,  welche  die  Ausbeute,  das  von  den  Gewerken  ge- 
förderte Metall,  zu  teilen  hatten.  Ihre  Tätigkeit  schildert  Const.  I, 
16 :  Von  ersten  vur  alle  dingen  sullen  sie  legen  der  urbor  das  achte 
teil.  Darnoch  (von  den  übrig  gebliebenen  :/8)  das  neunde  smidteil. 
Czum  drittenmale  das  sechczehende  teil,  das  uns  (der  Urbar  im 
weiteren  Sinne)  angepuret  aus  den  lehenschaften  (falls  solche  be- 
stehen), dann  den  Lehenhäuern  den  vereinbarten  Anteil  und  was 
erübrigt  (die  „Eigenschaft")  wird  unter  die  Gewerken  nach  Vierteln 
weiter  geteilt.  Weren  aher  das  Vi  6  u.  die  eigenschaft  nicht  da  (also 
wenn  es  keine  Förderung  von  Lehenhäuern  gibt),  czuhant  nach  dem 
neunden  smideteil  sol  man  das  uberige  erez,  als  vor  gesprochen  ist, 
in  vier  schicht  teilen.  Und  sullen  pei  dem  eide,  den  si  uns  haben 
gesworn,  nicht  mer  ader  minner  in  merikeit  ader  gutikeit  des  erezs 
weder  durch  neit  ader  gunst  dem  andern  teile  denn  ein  gerechtikeit 
gehen  (2).  Der  daividerhandeln.de  Teiler  soll  mit  Schmach  abgesetzt 
werden  (3).  Sie  sullen  haben  korbe,  domit  man  teilet,  di  gleich  sein 
durch  alles  unser  bergwerk  u.  di  von  alder  gewonheit  bewert  sein. 
Und  sullen  auch  die  czeit  und  stunde  der  teilunge,  als  ir  ampt  an- 
gehört, mit  allem  fleis  halden,  also  das  nichtesnicht  muge  irer 
saumpnusse  czugesachet  werden  (4).  Sie  sollen  —  wie  die  Bulgen- 
macher,  die  erezscheider  u.  di  di  czeit  u.  stunden  künden  —  mit 
erez  begabt,  belohnt  werden  (5).  —  Jeder  Gewcrke  verfügt  selb- 
ständig über  den  ihm  so  zugeiviesenen  Anteil  am  erbeuteten  Erz 
durch  Verkauf  an  die  Erzkäufer,  die  es  „verhütten"  und,  soweit  die 
Pflicht  besteht,  es  an  die  Münze  (Wechsel)  einliefern,  Const.  I  21. 

es  Dual  von  ir,  schon  mit  Pluralbedeutung ,  Höflichkeitsform 
für  du:  es  leigt  =  Ihr  lüget,  Igl.  Str.  (68)  S.  333. 

eschern*  siev.  einäschern,  sengen:  er  escherte  im  das  laut  wol 
halp,  Böhm,  Chr.  89. 

esel  stm.  Esel.  Der  Tod  sagt  zum  Ack.:  du  bist  zumal  ein 
cluger  esel,  Ack.  27,  20. 

Esel-dorf  *  stn.  aus  E.  weiser  gotlink,  Ack.  37,  8. 

eselinne,  eslinne  stf.  (eselinne,  eslin)  Eselin,  W— B  Num.  22, 
27.  22,  32.    di  eslinge,  22,  23. 

esel-keuchel*  stn.  (v.  kiuchel,  doch  dieses  nur  in  der  Bedeutung 
Küchlein  von  jungen  Hühnern)  junger  Esel,  pullus  asinorum.,  W — 
B  Js.  30,  24. 

esel-insezlg *  Adj.  einem  Esel  angemessen:  ein  eselmessig 
mülstein  (mola  asiuaria),  T— B  Matth.  18,  6.    Mark.  9,41. 

eslerei  stf.  Torheit,  Eselei:  was  taug  sollich  eslerei?  Ack. 
16,1. 

esse  stf.  Esse,  Feuerherd:  in  (zu)  der  steinen  esse,  Traut.  Chr. 
241. 

esse-nieister*  stm.  Meister  der  esse  (Esse,  Feuerherd),  Metall- 
arbeiter, Verfertiger,  Urheber:  nebeis,  schauwers,  regenbogens  — 
einiger  essemeister,  Ack.  57,  2. 

essen-geld*   stn,   Haussteuer,  Traut.  Chr.  328. 


252  estelle  —  eussern 

estelle  franz.  Stern:  a  Testelle  sente  Maria  sus  wart  daz,  closter 
genant,  Trist.  6804. 

Esto-inihi  lat.  Name  eines  Sonntags:  vor  dem  suntag  Estomilii 
(18.  Febr.),  Eg.  Achtb.  n  119. 

estreich,  estrich  =  esterich  von  astricus,  ostracus,  ootgaxov 
Estrich,  Fußboden  von  Zement  oder  Steinplatten,  stm.:  ein  wenig 
der  erden  von  dem  e.  des  geczeldis  las  her  dorein  (mittet),  W — B 
Num.  5, 17.  Und  her  undervornirte  das  hous  inwendik  mit  cedreinen 
getefil  von  dem  e.  des  houses  uncz  bis  an  die  höe  der  wende  und 
bis  an  das  obirgetefel,  Könige  m  6,15.  ouf  dem  estreiche,  der  mit 
smaragdischen  grünen  mermelsteine  was  gestrewet  (smaragdino  et 
Pario  Stratum  lapide  —  pavimentum),  Esther  1,  6.     Trist.  2525. 

et  (eht,  et.  oht,  6t)  Adv.  bloß,  nur:  der  künec  wolt  et  keren 
sinen  haz  an  die  stat,  Alex.  3786.     ist  er  et  vor  valsche  vri,   1446. 

etes-lich,  ezlich  (ete-,  et-,  etes-lich)  pron.  Adj.  irgend  ein: 
über  eczleiche  czeit  dornach,  Igl.  Bgr.  >\  34,  2. 

et-wan,  et-wenn  (ete-,  etes  — ,  et-wenne)  Adv.  etwan,  bisweilen, 
dann  und  wann,  Chr.  v.  Elbog.  23,  34.  36,  121.  2,  123.  38.  vormals 
103,  23.  etwenn,  vormals,  einst:  meister  Johannes  von  Geilnhausen, 
etwenn  des  keiser  karls  Schreiber  u.  iczunt  czur  Igla  statschreiber, 
Igl.  Bgr.  U— A  Einl. 

et-wer,  et-iras,  etz-was  (ete-,  et-,  etes-wer,  -wazj  unbest.  Fron, 
irgend  einer,  etwas:  Ist  es,  das  etwer  anhept  czu  powen,  Igl.  Bgr. 
U — B  13.  Hab  ich  nu  gesprochen:  brenget  eczwas  mir?  W — B  Job. 
6,  22.  Und  hab  ich  eczwas  nicht  gewost,  das  anweset  mich,  worumme 
habt  ir  enczogen  den  spruchen  der  Wahrheit  ?  Job.  6, 25.  da  bi 
(durch  den  Ring)  er  etiswes  ermant  wart,  Trist.  768. 

etwe  vil  =  ete -wie  vil  Adv.  ziemlich  viel,  Chr.  v.  Elbogen 
30,  25. 

et- wie  (ete-,  et-,  etes-wie)  Adv.  1.  irgendwie,  ungewiß  wie.  2. 
vor  Adj.  und  Adv.  verstärkend,  ziemlich,  sehr.  2.  bruchig  u.  etwie 
vil  mit  sunden  vant  ich  sie  {die  Leute)  alle,  Ack.  42,  18.  u.  meinet 
ich,  etwi  vil  zu  schreiben,  Hier.  113. 8.  Da  pleib  sie  (die  Grube) 
ligen  abpeu  etwi  lang,  das  man  ir  nicht  weidigen  wohl,  Igl.  Bgr. 
90,  3.  etwilang  noch  dem  vorprinnen  der  grübe,  90,  2.  Der  paute 
die  sechslehen  auch  etwilange  czeit,  N.  53.  8. 

etzen*   swv.   (auch  atzen)  speisen,  nähren,  Eger  Chr.  N.  1156. 

eugen  (=  ougen  und  öugen)  sivv.  vor  Augen  bringen,  zeigen: 
ir  wasser  nicht  eugent  noch  nicht  flusset  über  streif  noch  über 
Strossen,  Igl.  Bgr.  N.  66,  2.  nachdem,  als  sich  der  gangk  euget, 
Const.  H  4, 2. 

eule  (iuwel,  iule)  swf.    Eule,  W — B  s.  bei  habich. 

eusrist  (üssrist)  Sup.  von  üz,er,  ouz,er  von  üz,,  äußerlich,  aus- 
xcendig :   ouf  das  eusriste  teil  seines  rechten  orn ,  W —  B  Lev.  14,  28. 

eiissern  (uz,enen,  uz,en,  iuz,enen,  iuz,en)  refL  m.  Gen.  sich  ent- 
äußern, enthalten,  trans.  berauben:  von  euch  (Tod)  bin  ich  guter 
lebtag  enterbet  u.  aller  vrumbringenden  rent  geeussert,  Ack.  4, 17. 
der  guter  wegen,  die  sich  der  fürste  geeussert  u.  enteniget  —  der 
selben  guter  er  sich  nochmals  entenigen  u.  eussern  soll,  Mind.  d. 
Egerl.,  S.  73.  wir  —  eusserten  uns  der  nochgeschriben  dorfer  u. 
o-uter,  S.  74. 


evangeliste  —  gäbe  253 

evangeliste  sivv.   Evangelist,  Igl.  Bgr.  N.  39,  11. 

e-vater  stm.  rechtmäßiger  Vater:  den  is  angestorben  ist  von 
seinem  eldervater  u.  von  seinem  eevater,  Igl.  Bgr.  N.  100, 1. 

evern  sivv.  wiederholen,  vorwerfen,  rächen  s.  bei  eifern. 

e-vraue,  e-vrawe  sivf.  Ehegattin,  Igl.  Rspr.  V. 

ewe  s.  e. 

e-weil)  (e-wip)  stn.  Ehefrau,  Eg.  Achtb.  II  204. 

ewig,  ewich  (ewic)  Adj.  ewig,  von  Abgaben  und  Stiftungen, 
die  immer  bestehen  sollen:  ewiger  czins,  Igl.  Str.  242.  266.  =  Rente, 
Prag.  Str.  109.  ir  man  —  beschiden  bat  czn  getreuer  hant  einen 
ewigen  prister,  Igl.  Str.  242.  an  sein  maul  u.  czend  mit  ewicher* 
bant  (vor  vier  Schöffen)  geslagen  bat,  Igl.  Str.  (51)  S.  320. 
An  dieser  Stelle  ivohl  von  e  und  wicb,  —  bes  Adj.  geweiht,  also 
Schwurhand,  ein  ewige  mark  czinses,  die  schol  man  kauffen  frey 
und  ledig  von  meinen  gelassen  gutern  czum  Spital  in  der  vorstat, 
Igl.  Stb.  III  55  c.  icb  schaff  auch  ein  ewige  mark  czins,  die  icb  hab 
czu  pirpamerbof  („Birnbaumhof '")  czu  einem  ewigen  selgereth  also, 
das  mein  sun  der  vorgenant  die  selb  alle  iar  reichen  schol  Katherein 
mein  hausvrawn,  das  si  di  selb  mark  geb  durch  mein  sei  willen 
noch  irer  gewissen,  II 129  a.  ewige  mess  als  selgeret,  Igl.  Rspr.  XII. 
Igl.  Stb.  149  d. 

ewigilig*  stn.  (=  ewangeli)  Evangelium:  als  unser  liber  her 
Cristus  selbst  spricht  in  seinem  Ewigilig,  Olm.  Stb.  77. 

exemplar-büch  *  stn.  Stephan  Hübners  ganze  historie  —  findet 
man  klerlich  im  druck  auszgegangen  in  mittel  des  exemplarbuchs, 
Traut.  Chr.  185. 

ez,-ban*  (von  ez.z.en  und  ban  1.  stfm.  freier  Platz  in  einer  Flur, 
der  zur  Viehweide  benutzt  ivird,  auch  Erzicbbabn,  Ätzbahn:  in- 
mittentag seind  verboten  auf  allen  espan,  damit  man  nicht  hüeten 
solle  weder  küe  noch  schwein  bei  dem  wandel  72  pfenninge, 
Taiding  v.  Friedberg  8  u.  20. 

ez,z,e-brot*   stn.   eßbares  Brot,  Traut.  Chr.  196. 

ez,z,ende  part.  Adj.  (=  elende)  1.  essend.  2.  eßbar:  1.  essen- 
des pfant,  verpfändetes  Vieh,  D  I R  III 42.  Ein  e.  pf .  schol  man  3  tage 
halten;  lost  man  es  danne  nicht,  so  mag  man  es  an  dem  vier  den 
wol  vorkaufen,  Igl.  Str.  109.  2.  e.  ding  =  Speisen:  nichts  von  e. 
dingen  in  das  pade  tragen,  Eger  Str.  C.  32. 

erlaube  (ez.z,e-loube)  sivf.  Speisehalle,  T — B  Mark.  14, 15. 

ez,z,en-trager  stm.  Speisenträger:  dapifer.  Eger.  Str.  C.  11  u.  18. 

F  siehe    v 

G 

gäbe  stf.  Gabe,  Schenkung:  Das  heisset  eine  gäbe,  wann  einer 
dem  andern  ein  czimlich  ding  äne  twang  des  rechten  leuterlich  u. 
mildicleich  gibt,  und  wirt  volpracht,  wenn  der  geber  seinen  willen 
offenbart  für  frumen  leuten.  Und  denn  so  gepurt  dem  geber  die 
notdurft  von  rechte,  das  er  die  besiczunge  wandel  in  des  personen, 
der  sie  aufnimpt,  Const.  III  7,  1.    gäbe  unter  den  lebentigen,  ebenda. 


254  gäbe-pfand  —  gampt 

So  widerweren  wir  —  die  gäbe  czwischen  den  eeleuten,  von  der 
erger  u.  ermer  wurde  ir  eines  nnder  in,  es  were  denn,  das  die  gäbe 
bestetiget  wurde  mit  tode  ader  todes  wegen  des  gebers,  III  7,  3. 

gäbe-pfand  stn.  Lösegeld  des  Gefangenen :  von  den  gefangen  g. 
nam  aucb  da  der  wigand,  Ernst  879. 

gseber  (geber)  stm.  Geber:  unser  not  hat  der  g.  riche  bedacht 
vollecleche,  Ernst.  2227. 

gabilöt  stn.  kleiner  Wurfspieß:  scharphe  g. ,  Alex.  2463.  — 
zehen  tüsent  mit  gabiloten  scharf,  6223.  ein  gabilötes  swanc  im 
durch  den   linken   arm  dranc,  9697.  13560.    der  Irkänen  g.,  13777. 

gadem  auch  gaden,  (PI.  gadem  und  gedemer)  stn.  Kammer, 
Gemach,  Hier.  156,  28.  191,  11.  daz,  g.  da  sie  lac  diu  künegin, 
Trist.  2709. 

gagen  sicv.  ivie  die  Gans  schreien:  die  großen  hüben  dö  die 
flucht  u.  gageten  vil  balde,  Ernst  4243. 

geeke  s.  gech. 

ga?he-liche,  -en  Adv.  ungestüm,  heftig:  daz,  sie  niht  g.  die 
vinde  möhten  ersuchen,  Alex.  12363.    s.  gechling. 

gähen  sivv.  eilen,  tr.  durcheilen :  dö  den  (zweiten  Becher  Weines) 
der  schenke  brähte,  des  ich  auch  von  wege  gähte  (schaffte  ihn 
eilends  beiseite),  Alex.  26396.  hin  gähte  der  kurteise,  Trist.  1445. 
di  winde  weeten  und  gachten  an  daz,  haus  und  es  viel  nit,  T — B 
Matth.  7,  25.  7,  27.  manig  geselschaft  gachten  an  in  (eilten  ihm  zu), 
Luk.  5.  1.    daz,  si  gachten  an  in,  daz.  si  in  rurten  Mark.  3, 10. 

gähes*  (nur  in  adv.  Ausdr.:  in  allen  gähen,  stf.)  Adv. 
schleunigst,  W.  v.  W.  5088.  der  tot  im  daz,  herze  brach  so  gähes, 
Trist.  6398. 

galander   stswm.   Haubenlerche,  Alex.  4581;  Ernst  3522. 

galban  stm.*  (galban  stn.  eine  Staude,  Strauch,  Mgb.  367,  5; 
Voc.  v.  1482)  galbanus,  ein  Wurm*:  W— B  Prediger  24,  21. 

gal-brunne  (galg-brunne  swv.  Ziehbrunnen,  weil  die  Stütze 
des  Zieheimers  einem  Galgen  ähnlich:   Chr.  v.  Eger  Js.  103,  S.  65. 

galge  swm.  1.  Gestell  über  einem  Zieheimer.  2.  Galgen: 
2.  venne  ein  mensch  wirt  gehangen  an  den  galgen,  W — B  Deut. 
21,  22. 

galme*  (galie,  franz.  galie,  mlat.  galeida)  stswf.  Buder schiff 
mit  niedrigem  Bord,  Galeere:  ein  g.  und  ein  barke,  Alex.  4377.  tif 
des  küneges  galinen,  4381.  4388.  von  der  galinen  er  verwunt  die 
erde  (sclUeuderte  seinen  Speer  in  die  Erde),  4475;  Alex.  Anh.  608. 
galinen  und  segeten  sie  wol  berihtet  heten,  Alex.  24047. 

tralm  (galm.  PI.  galme)  stm.  Schall,  Ton:  diner  clage 
jämers  galm  —  mich  twinget  in  dem  herzen,  W.  v.  W.  1985  f.  wiz,e 
lewen  —  begunden  zesamme  stoßen  die  houbt  mit  galme  großen, 
Alex.  21654.  iuwer  worte  frecher  galm  komt  als  der  schür  an  die 
halm,  24511. 

gänien  (gämen.  meist  goumen)  sivv.  1.  Mahlzeit  halten.  2.  Wrache 
halten.  3.  acht  geben  auf  (Gen.).  4.  trachten  nach.  3.  der  rede  ist 
guot  ze  gamen,  wie  sie  kämen  zesamen,  W.  v.  W.  4864  f. 

gampt*  Schar:  Do  Sthir  mit  den  Pragern  gesampt  gen  den 
Lantmitern  (denen  aus  Lucany  im  Saazer  Kreis)  ein  vil  ebin  gampt, 
Dal.  56,  5  (19,  2). 


ganst-lich  —  gast  255 

ganst-lich*  (von  ganst  stf.  Wohlwollen)  Adj.  freundlich,  wohl- 
wollend, g.  an  czu  nenien  (die  Entscheidung  gutwillig  hinnehmen), 
Igl.  Bgr.  93,  1. 

ganz  Adj.  sie  sahen  das  wasser  gen  oder  fliessen  von  dem 
„vreien  stein"  in  den  „alten  stein"  in  offen  kluften  u.  durch  ganzen 
stein,  Igl.  Bgr.  66,  1. 

ganz-heit  stf.  Vollständigkeit,  Vollkommenheit:  einen  guldinen 
cepterstap  da  mite  er  dem  herren  gap :  siner  rede  ein  gewisheit  und 
ein  volle  g.  (als  Zeichen  der  Übergabe  der  Stadt),  Alex.  Anh.  1750. 
in  der  1er,  in  g.  (in  Unsträflichkeit,  in  integritate),  in  keusch,  T — B 
Titus  2  7. 

garbe   stsivf.   Garbe,  W— B  Deut.  24,  19. 

garbe-haus  (vgl.  bei  Lexer  gerwe-,  garwe-hüs  Sakristei,  vesti- 
bulum  und  gerwe-müle,  Mühle  zur  Enthülsung  des  Dinkels)  stn. 
das  feur  —  ist  auskörnen  in  bittner  Tinlins  garbehaus  vom  flachsdern 
der  Eimerin,  Traut.  Chr.  236,  7. 

garn  stn.  Garn,  Faden:  mit  der  unkeuschheit  garn  bestricket 
werden,  Hier.  53, 1.  St.  Peter  u.  Andreas  ir  schif  u.  ir  garn  Hessen 
u.  volgeten  dem  almechtigen  gote,  31, 12. 

gart  stm.  Stachel,  Treibstecken  (auch  bildlich):  mit  jaemerlichem 
garte  schiere  kerte  der  keiser  dan  gegen  dem  lande  Bractän,  Alex. 
14410.  hert  ist  dir  ze  streiten  wider  den  gart  (es  wird  dir  schwer, 
wider  den  Stachel  auszuschlagen,  contra  stimulum  calcitrare),  T — B 
Btb.  9, 5.   Btb.  26, 14. 

gart-brüder*  Htm.  Herumziehender  Herrenloser,  Krieger,  Lands- 
knecht, die  lantzknecht  —  welche  man  zum  ersten  blutszapfen 
nennet,  diser  gart  brüder  orden  weret  nach  bis  auf  disen  tag, 
Traut.  Chr.  13. 

garte-eisen*  stn.  eiserner  Stachel,  aculeus:  garteeisen  waren 
in  iren  zegeln,  T— B  Offenb.  9, 10. 

gartian  (gardiän)  m.  Guardian:  bruder  Hans,  geweßener  g., 
entloffen  aus  dem  closter,  Eg.  Chr.  910. 

gar-zal*  stf.  Summe,  Gesamtheit:  Und  Aduram  was  über  die- 
selbe garczal  dicz  gesindes  (super  huiuscemodi  indictione),  W — B 
Kön.  III.  5, 14.  ausgenomenlich  der  g.  (summa  exceptaj,  Par.  II  9,  14. 
wenne  du  genimest  die  g.  der  kinder  von  Israhel,  Ex.  30, 12.  heb 
ouf  die  iarczahl  (verschrieben  für  garczal)  aller  samenunge  der  kinder 
von  Israhel  durch  ire  mageschaft  (Tollite  summam  —  per  cog- 
nationes),  Num.  1, 2. 

garzün  stm.  (franz.  garcon)  Page,  Edelknabe,  W.  v.  W.  1334. 
Trist.  1160.  1209. 

gasse  (gazze)  swf.   Gasse,  platea,  W — B  V104d. 

gast  stm.  Fremder,  ungesessene  Leute,  die  in  der  Stadt  keinen 
eigenen  Herd  haben  und  sich  nur  zeitweilig  aufhalten,  keine  „Losung" 
zahlen  noch  sonstige  Lasten  der  Stadt  tragen,  dafür  auch  nur  Gastrecht 
genießen.  Gesetzlicher  Bürge  für  den  Gast  und  seine  Handlungen 
ist  sein  „gastgeb".  Ihnen  waren  Verkaufsgeschäfte  unter  einander 
und  mit  ihren  gastgeben  und  Wechselgeschäfte  verboten,  Prag.  Str. 
LXXXVHI.  Wer  auch  in  der  stat  gerichte  nicht  ist  gesessen  u. 
kumet  her  zu  markte  in  den  czehen  tagen  (von  hl.  cruczes  abent 
an  10  Tage  war  im  Herbste  Markt),  der  heisset  ein  gast,   Igl.  Str. 


256  gasten  —  gauch 

186.  Er  darf  nicht  Pfänder  aus  der  Stadt  wegführen,  110.  wenn 
er  einem  Bürger  eine  Schuld  nicht  zu  gehöriger  Zeit  zahlt,  kann  sich 
dieser  an  die  Güter  des  Gastes  in  der  Stadt  halten,  96.  loenn  er 
einen  andern  Gast  oder  Bürger  um  Geld  klagt,  soll  man  ihm  in 
3  Tagen  eines  vollen  rechten  helfen.  Ein  empfangenes  Pfand  soll 
er  sofort  und  nur  einmal  aufbieten  und  am  3.  Tage  dann  verkaufen, 
jedenfalls  darf  er  es  nicht  aus  der  Stadt  führen,  noch  einer,  dem  er 
es  versetzt,  wohl  aber  der,  dem  er  es  verkauft,  er  sei  Bürger  oder 
Gast,  Igl.  Str.  110.  Der  rat  mit  den  eidern  hat  beschlossen  —  das 
man  hinfur  auch  alhie  czu  Olomuncz  den  gesten  nicht  gestatten  sol 
in  der  wachen  meer  denn  einen  tag  am  mittwoch  zu  vorkauffen,  do- 
ran  die  geste  handeln  u.  vorkauffen  mugen,  es  sei  einem  gast  ader 
einem  inwoner  vil  ader  wenig,  Olm.  Stb.  55.  Sie  sollen  außer  am 
Mittwoch  in  der  Woche  wein  oder  tunöl  von  gesten  nicht  kaufen 
wol  aber  von  inwonern.  Kein  bürger  oder  inwoner  soll  für  seinen 
gast  dessen  Hab  und  Gut  verkaufen,  sondern  dieser  soll  es  selbst 
tun.  Die  geste  sullen  sust  in  keinen  herbergen  ligen  dann  in  gest- 
hofen.  Mit  ihnen  sollen  die  inwoner  keine  gemeinschaft  haben, 
wenn  dadurch  der  statmaut  u.  andern  genisen  abgen  möge,  Olm. 
Stb.  55.  sie  was  gedanken  nicht  ein  gast,  Trist.  695.  Beivirtung*: 
seind  hier  gewesen :  der  her  apt  von  Össigk,  abt  von  der  Töpel  und 
der  brobst  von  Kedischaw,  haben  zur  gast  gehabt  die  zwen  Schmidel, 
Eg.  Chr.  N.  278. 

gasten  (=  gesten,  Praet.  gaste  swv.)  tr.  zum  Gaste  machen,  ver- 
gleichend beigesellen,  refi.  als  fremd  behandeln,  entfremden)  hier  = 
Gast  sein*,  hospitari:  wo  er  gastet,  W — B  V181b. 

gast-gebe  swm.  Gastwirt,  Wirt:  Es  schol  auch  kein  gastgeb 
mit  seinem  gast  gemeinschaft  (gemeins.  Handelsgeschäfte)  nicht 
haben  bei  10  schok  gros  zu  pus,  Prag.  Str.  117. 

gast-haus   stn.   Herberge,  T — B  Luk.  2,  7. 

gastung  stf.  1.  Beherbergung  und  Bewirtung  von  Fremden. 
2.  Schmuck.  3.  Gelage*,  Festessen:  3.  man  sol  von  des  newen 
pristers  wegen  kein  g.  oder  Wirtschaft  haben  noch  machen,  Eger 
Str.  C  22.  Wirtschaft  u.  gastung  geistlich  oder  werntlich,  C  43.  C  15. 
1.  dieweil  sie  g.  gehalten  hat,  Traut.  Chr.  215. 

gastweis  (gast-wise)  Adv.  als  Gast:  er  quam  czu  einem  unsern 
mitpurger  in  sein  hous  g.,  Igl.  Str.  271. 

gate  swm.  Genosse,  Gatte:  das  unter  unvernunftigen  tieren 
ein  gat  umb  des  andern  tot  trauret,  Ack.  31,  20. 

gater  mn.  Gatter,  Gitter  als  Tor  oder  Zaun:  von  eisern  ein 
gatern,  Olm.  Stb.  117,  2.  dar  nach  sach  er  einen  gater.  nach  dem 
g.  was  ein  tor,  Alex.  24469.  24471.  24479.  1673.  durch  des  gatern 
want,  1678.  vür  den  gater,  1685.  den  gater  kiez,  er  entstiegen, 
1696.    üz  dem  gatern,  1699.    1664. 

gatten-hün*  stn.  (wohl  =  gater-henne:  Henne,  die  auf  das 
gater  fliegen  kann)  dass  wir  banhüner  (als  Anerkennung  und  Zins 
für  den  Schutz,  das  Vogteirecht)  sein  schuldig  von  jedem  haus  eine 
in  das  Convent  (zu  Oblass)  zu  den  faschang  u.  mehr  gattenhüner 
zu  den  pfingsten,  Chi.  V  2. 

gauch  (gouch)  stm.  1.  Kuckuck.  2.  Bastard.  3.  Tor,  Narr, 
Gauch:    3.  den  ir  da  füerent  als  einen  gouch,  Alex.  3267.    üppiger 


gaufe  —  ge-bau  257 

gauch,  Ack.  42.  6.  (Var.  nach  D).  —  3.  der  Tutschir  (Deutsche)  si  min 
gouch  um  czu  laufin  in  der  werlt,  Dal.  149,  9  (67,  14).  si  tetin  als 
di  gouch  und  geisiltin  sich  auch  {wie  die  Geißler),  200,  10  (90).  ieder 
man  tu  als  ein  gouch  und  lege  zcuhant  sein  wafin  an,  164,  9  (72). 

gaufe  (goufe)  sivf.  die  hohle  Hand:  pfeffers  ein  goufen  vol 
sant  er  dem  kaiser  Dario,  Alex.  1948. 

gaukel-weis*  (goukel-,  gougelwise)  Adv.  in  der  Weise  eines 
Zauberers  oder  Possenreißers:  g.  tragt  ir  mir  vor,  Ack.  14,14. 

gauuie  s.  giiine. 

gaum(e),  gouiu  (e)  stf.  prüfendes  Aufmerken:  daz,  er  da  bi 
neme  goum  (beobachte),  Legende  639.  er  nam  des  goum,  311.  Alesan- 
ders tet  des  g.,  Alex.  20609.  26037.  die  Kriechen  täten  an  im 
goume,  13254.  also  tet  er  der  viude  g.,  13627.  Ernst  4783.  Tant- 
risel  nam  des  küneges  rosses  goume  unde  hielt  ez,  bi  dem  zoume, 
Trist,  3559. 

gaumen  (goumen)  swv.  1.  eine  Mahlzeit  halten.  2.  Aufsicht, 
Wache  haben,  achtgeben  auf,  trachten  nach  (mit  G.):  sich,  daz,  wir 
des  goumen,  daz,  wir  uns  nicht  versoumen,   Ernst.  2862. 

gaumer  (goumel,  goumer)  stm.  Aufseher,  Hüter:  das  etliche 
huttreiter,  gaumer,  erczkauffer  unserm  gnedigen  herren  dem  kunige 
sein  silber  empfurt  und  gestolen  haben,  Igl.  Rspr.  XL 

gausz  PI.  geusz  (goufe,  gauff,  gauchs.  gausz)  swf.  hohle  Hand: 
sie  (Muscowitische  reuter)  haben  grosze  geusz  (PI.)  foln  pfeffer  in 
die  schusseln  geschott  und  mit  laffeln  gesopt,  Traut.  Chr.  325. 

ge-bär  stm.  ge-bäre,  -beere  stfn.  Gebärde,  Benehmen:  in  un- 
kunden  gebären  einander  hüten  sie  ir  gruoz.,  W.  v.  W.  4869  f.  mit 
hübschen  gebären  vil  kleine  sie  wilten  (hielten  sie  sich  wenig  auf), 
7043  f.  in  wiplichen  gebären,  wie  sie  gezieret  waren,  1476.  sus  was 
auch  ir  (der  kinder)  g.,  W.  v.  W.  2065.  er  saget  im  alle  die  gebär, 
wie  er  zuo  im  was  komen  dar,  Ernst  3815.  ir  gebaere  nam  sie  war, 
"W.  v.  W.  2191.  Diomedes  warf  sich  in  gebsere  (stellte  sich)  als  er 
unsinnic  wsere  und  hielt  sich  ze  dem  phluoge,  Alex.  18473. 

gebaeren  swv.  =  gebären:  alein  er  frö  gebeerte,  W.  v.  W. 
«77.  831. 

ge-bären  sivv.  intr.  und  refl.  sich  gebärden,  benehmen,  ver- 
fahren: han  ich  icht  —  ungleiches  gegen  euch  geparet,  Ack.  28,  15. 
ei  wie  diser  man  glich  dime  friunt  gebären  kan,  W.  v.  W.  5609. 
wie  man  damite  gebären  müge,  5988.  guot  herre,  wie  gebäret  ir  so '? 
6574.  ir  gebärt,  sam  ir  mir  sit  gehasz,  5711.  werden  ritter,  wie 
gebäret  ir  so?  1707.  nu  gebarte  (stellte  sich)  diu  vil  here,  als  ob 
sie  sliefe  sere,  900.  mit  semieichen  (silbereinen  u.  guideinen) 
phanden  sal  man  geboren  sam  mit  andern  pfänden,  Igl.  Str.  I,  S.  368. 
u.  gink  aus  di  selbe  sache,  wi  her  do  geporte,  Igl.  Str.  265,  S.  168. 
si  vorpurgten  in  um  eins  u.  um  das  ander  peide,  wie  her  gepart 
hatte,  ebenda,  die  ruoten,  die  von  got  gepelzet  wären  und  von 
Adam  gebären,  Leg.  632. 

ge-bau  (gebiuwe,  md.  gebüwe)  stn.  Bauwerk,  Gebäude,  kollektiv : 
die  gesworn  —  sollen  auch  besorgen  umb  das  gepaw  (D,  gepeud  H. 
u.  s.  =  de  aedificiis).  das  —  die  stat  —  mit  gepawe  wol  gecziret  sei, 
Const.  I  5,  15  D.,  andere  Hs.,  gepeude. 

J  el  inek,  Wörterbuch.  17 


258  ge-bauwed  —  ge-berlt 

ge-bamved  (gebuwede)  stn.  Gebäude:  das  er  1000  schock  auf 
das  g.  desselbin,  sloss  (Brüx)  legen  u.  vorbawen  sol,  Aussig.  Urkdb. 
S.  181. 

ge-bauwerisch,  ge  -  beuerisch  (ge-bürisch,  -biurisch)  Adj. 
bäurisch :  offt  kumpt  das  adel  in  gepawerisch  armut,  Böhm.  Chr.  41. 
merket,  wie  wir  alle  sind  von  gepawerischer  art  und  alle  von  einem 
manne  bekomen,  41.  do  stund  er  auf  von  der  gepawerischen  art 
und  reyt  mit  in,  6.  das  g.  volk,  3.  aus  meiner  gepawerischen  art 
wirf  kumen  ein  gepurt  (ein  Sproß),  3.  do  sach  ein  gepewerisch 
meit,  41.    vil  gepawerisch  volkes,  101. 

ge-pawer-rolk*  stn.  Bauernschar:  sie  namen  vil  gepawervolkes 
an  sich,  Böhm.  Chr.  100. 

gebe  swm.  (nach  Lex.  nur  in  Kompos.)  Geber:  bistü  (Krist) 
wärer  fröuden  gebe,  so  gip  mir  daz  — ,  W.  v.  W.  2456. 

geben  stv.  II  geben,  übergeben,  aufgeben:  do  gab  er  die  flucht 
(floh  er),  Böhm.  Chr.  98.    den  eid  g.,  Igl.  Bgr.  65,  6. 

ge-bende  stn.  Kollekt.  zu  bant,  Bayid,  Bandschleife,  Fessel, 
Kopfputz,  Stirn-  und  Wangenbinden :  fif  manic  stolz  gebende  (Haar- 
schmuck) wart  da  erhaben  (gesetzt)  liehter  kränz,  W.  v.  W.  1557. 
under  stolzem  g.  kam  dar  mannic  roter  munt,  7057  f.  gar  reines 
gebende  (mundum  muliebrem),  W — B  Esther  2,  9. 

gebe-pfand  stn.  Lösegeld  für  einen  Gefangenen:  er  hett  doch 
hinter  im  verlän  an  gefangen  g.,  da  er  rumte  daz,  laut,  Ernst  939. 
s.  gäbe-pfand. 

ge-be'ren,  gebern  stv.  1 2  hervorbringen,  zeugen:  der  samen  wart 
geborn  (ging  auf)  und  dort  (verdorrte),  wan  er  het  nit  feucht,  T — B 
Luk.  8,  6.  Abraham  gebar  Isaac,  Matth.  1,  2—16.  du  bist  mein  sun, 
ich  gebar  dich  heut  (sagt  Gott  über  Christus) ,  Btb.  13, 33.  do  di 
sunne  wart  geborn  (aufging,  exortus  est),  Mark.  4,  6.  als  ab  du  von 
mir  seist  geborn  (sagt  der  Kaiser  zu  Herzog  Ernst),  Ernst  460. 

ge-beren  swv.  *  (=  mhd.  gebern  stv.  während  das  sivv.  gebern 
nur  schlagen  heißt).  1.  hervorbringen.  2.  erzeugen.  3.  gebären: 
2.  Enoch  geperte  Yrad  u.  Y.  geperte  Manahel ,  W — B  Gen.  4, 18. 
Adam  geperte  einen  sun  nach  seinem  gleichnusse  u.  noch  seinem 
pilde,  Gen.  5,  3.  als  er  Seth  geperte,  Gen.  5, 4.  Sarai  —  hette  nicht 
gepert  kinder,  Gen.  16,  1. 

ge-berer  stm.  (nach  den  Belegen  bei  L.  wohl  md.)  Erzeuger, 
Vater,  W — B  V  171  b.  =  Eltern :  wan  di  sun  Stent  auf  wider  di 
geperer,  T— B  Mark.  13, 12.  ir  geperer,  Luk.  8,  56.  do  sein  g.  heten 
ingefurt  daz,  kint  Ihesus,  Luk.  2, 27.  dise  dink  sprachen  sein  g., 
Joh.  9,  20.  Moyses  wart  verholn  3  moned  von  sein  geperern, 
Juden  11,23. 

ge-berg  stnm.  Umschließung,  Verhau,  Versteck;  Verheimlichung: 
wir  fuogen  uns  in  ein  geberc  etswä  in  daz,  hole  werc,  Ernst  2583. 

ge-ber-lichkeit  stf.  (bei  L.  nur:  natalitia  DFG.  376a  n.  gl. 
261b)  generatio;  Leben:  mein  geperlichkeit  ist  hingenumen,  W — B 
Js.  38, 12. 

ge-berlt  part.  Adj.  mit  Perlen  geschmückt:  wol  geblüemet  und 
geberlt  ist  siner  (Gotfrit  von  Sträzburc)  blüenden  vünde  kränz, 
Trist.  34. 


ge-berunge  —  ge-bilde  259 

ge-berunge  stf.  generatio:  ire  g.  (PL),  W— B  Par.  11,29.  ein 
g.  vorget  und  ein  g.  widerkumet,  Prediger  1,  4.  in  ewern  geperungen 
und  wonungen,  Lev.  3, 17  u.  V  2d. 

ge-beude,  gepeude  (ge-büwede)  stn.  1.  Gebäude.  2.  bergm.  das 
Abbauen*  eines  Bergwerkes,  cultura.  3.  das  Bauen*  von  Häusern. 
2.  pei  seinem  gepeude  bleiben  um  l/7,  Igl.  Bgr.  65, 1.  Wer  auch  mit 
gepeude  in  dem  Stollen  sein  gelucke  versuchen  will,  Const.  II  4,  i2. 
in  dem  gepeude  des  gepirges  (Bergbau)  saumpnusse  gar  schedlich 
ist,  II  3, 11.  Aber  andere  g.  des  feldes,  als  palde  di  ledig  sein,  so 
belehent  man  di,  di  es  aufgefangen  u.  sich  des  underwunden  haben, 
III  5, 15.  recht  von  den  lehenen  vorleihen  auch  in  dem  g.  des  feldes, 
III  5, 14.  3.  Sie  sullen  auch  besorgen  umb  das  gebeud ,  das  man 
nichtesnicht  paut  in  den  offen  Strassen  u.  wegen,  I  5, 15.  Und  do 
sie  beswerte  der  kunic  von  Egipten,  u.  sie  in  dem  gepeude  seiner 
stete  (in  aedificationibus  urbium)  in  leime  u.  in  czigeln  hette  under- 
tenik  gemacht,  do  schriren  sie  zu  irem  gote,  W — B  Judith  5, 10. 
1.  das  die  stat  mit  gepeude  (Bauwerken)  wol  geczieret  sei,  Const. 
1 5, 16.  das  ander  halbteil  sol  gefallen  czum  gepeude  zu  unserm 
Spital,  Igl.  Stb.  in  A  135b. 

gebig  (=  gsebec)  Adj.  annehmbar,  bes.  von  Münz  und  Gewicht : 
der  perkemer  sol  sein  gibig  u.  gebig  zu  nemen  u.  zu  geben, 
Chlum.  VIII 26. 

ge-biet  (=  ge-biete  stn.  nur  aus  Apoll  und  Keller  Erz.)  stn. 
Gebiet:  umb  di  stat  u.  das  gepiet  umb  Brüx.  —  umb  den  ganczen 
gepiet  czu  Präge  (also  auch  m.*),  Stb.  Brüx.  N.  108. 

ge-biet,  -e  stnf.  Befehl,  Gebot:  daz  man  der  lantdiete  mit 
voller  gebiete  gebot  üf  röuber  varn,  W.  v.  W.  5909. 

ge-bieten  stv.  III  hier:  gebieten,  verfügen,  verhängen:  ab  got 
geput  über  mich  u.  über  mein  erben  also,  das  wir  all  abstürben, 
Budw.  Urkdb.  N.  476. 

ge-bietiger  (ge-bietegsere)  stm.  Gebieter,  Befehlshaber:  vor  der 
muter  der  heiligen  cristenhait  und  iren  gliedern  und  gepitigern, 
Eg.  Chr.  1123,  S.  300. 

ge-bietunge  (ge-bietunge)  stf.  1.  Befehl.  2.  Herrschaft,  impe- 
rium*: 2.  seist  gehorsam  seiner  gepitunge,  W — B  Deut.  26,  17. 
groser  in  der  g.  (maior  in  imperio) ,  Gen.  49, 3.  Arphaxad  hette 
undertenik  gemacht  seiner  g.  vil  heiden,  Judith  1, 1.  so  das  er  alle 
erden  seiner  g.  machte  undertenik,  Judith  2,  3.  1.  Vasthi  des  kuniges 
Assueris  g.,  das  er  durch  die  purge  hette  gepoten  (imperium,  quod 
per  eunuchos  mandaverat),  nicht  wolde  tun,  Esther  1, 15.  Und  in 
disem  pilde  alle  housvrowen  der  fursten  der  Persen  u.  der  Meden 
werden  ringe  wegen  (parvi  pendent)  die  g.  irr  manne,  Esther  1, 18. 
Mein  sint  die  gerechtikeite  u.  die  gepitungen  (justitiae  et  imperium), 
Js.  45, 25. 

ge-bilde  stn.  Gestalt,  äußere  Erscheinung:  daß  wir  den 
Nürnbergern  nicht  dauernd  freien  Durchzug  durch  unsere  Stadt 
gewährt  haben,  wird  uns  armen  von  unserm  hern  zum  ergsten 
gepild  (Vonvurf  gemacht)  und  zu  schaden  furgenumen,  Elbog.  Chr. 
121,  31. 

17* 


260  ge-bitlich  —  ge-breche 

ge-bitlieh*  Adj.  aufgetragen:  g.  czius  Tribut,  etica  wie  hau-zins: 
Wo  ist  (zu  ergänzen  eine  herde),  die  dir  gegeben  ist.  das  vich  deines 
gepitlichen  czinses  der  saczunge?  W — B  Jer.  13,  20  (pecus  inclytuni 
tuum). 

ge-bleze*  stn.  Blasebalg,  sufflatorium:  Czurunnen  ist  das  g., 
W— B  Jer.  6, 29. 

ge-blickt*  Adj.  glänzend,  gebücktes  silber  =  Blicksilber,  nach 
dem  Silberblick  beim  Treiben  genannt,  da  beim  Schmelzen  ( Treiben), 
wenn  das  Blei  und  andere  leichte  Metalle  abgeflossen  sind,  der  spröde 
Silberkuchen  mit  reinem  Glanz  (Silberblick)  zum  Vorschein  kommt. 
Maßwürdig  ist  Erz  und  berechtigt  zu  der  Forderung,  daß  einem  ein 
Berg  getnessen  werde,  icenn  das  unter  Aufsicht  zweier  Stadt  ge- 
schworener oder  von  diesen  selbst  gehauene  Erz  und  zwar  ein  teilerbar 
in  einer  Hitze  mindestens  „einen  virdunk  gutes  geplicktes  Silbers  über 
die  buttenkost"  gibt:  Und  ist  das  di  scbepben  nf  iren  eit  nement,  daz 
sie  an  dem  tiefisten  u.  in  dem  Stollen  solich  ercze  sehen  u.  lazen 
haben,  daz  ez  der  mase  wert  si,  u.  daz  ez  onch  also  versuecht  si, 
daz  sin  ein  hicz  czu  dem  ministen  einen  vierdunk  über  di  hutenkost 
gebe,  so  pehelt  er  sin  maze  mit  dem  recht,  als  da  vor  gesprochen 
ist,  Igl.  Bgr.  U — B  8;  DIR  13,3.  —  gibet  des  erczes  ein  teilerpar, 
das  vor  eine  hicze  hat  geheissen,  einen  vierdunk  gutes  geplicktes 
silbers  über  die  hutkost,  —  so  ist  es  maswirdik.  Igl.  Bgr.  N.  1,  9.  2.  9; 
Const.  II 2,  2.  II 5,  4.  —  vierczehen  geplickte  mark.  Igl.  Str.  301,  S.  209. 

ge-blümede *  stn.  Redeschmuck:  reden  mit  sulchem  geblumede 
XL.  so  lustiger  czirheit,  Hier.  224. 1. 

ge-blümt  part.  Adj.  v.  blüemen  schmücken,  verherrlichen :  seiner 
geblümten  rede,  Hier.  8,  5.  mit  geistlicher  sussikeit  seiner  geblümten 
worte  also  durchveuchtet,  5, 1.  geblüemet  schone  und  hübeschlich 
was  alle  sine  rede  gar,  Trist.  1302. 

ge-bogen  part.  Adj.  umgebogen:  zu  einem  zeichen  —  gebogene 
groschen,  Igl.  Rspr.  Y.  etlich  gepogen  gross  weren  gewesen  under 
dem  gelt,  domit  er  es  gezeichent  hett,  V.  gepogene  groschen  zu 
einem  warzeichen,  V. 

ge-brauchen  (ge-brüchen)  sivv.  auch  refl.  mit  Gen.  gebrauchen, 
genießen:  wie  sich  derselbe  vil  vermessener  —  untate  gebraucht  und 
übet,  Eg.  Chr.  1184.  gebrauchen  die  pauleute  ires  perkwerkes  nicht 
—  so  verlieren  sie  das  Recht  darauf  (nur  Bürgerlehen  verliegen  sich 
nach  der  Forderung  der  Igl.  —  nicht  aber  der  Const.  —  nicht), 
Const,  HT  1, 6. 

ge- brauchung  (=  gebrüchunge)  stf.  Gebrauch,  Genuß,  Brauch: 
Von  recht  und  alder  guter  geprauchung  ist  es  alhie  czu  Olomuncz 
in  ein  gewonheit  kumen,  daz  —  Olm.  Stb.  144. 

ge-breche  swm.  1.  Abgang,  Mangel.  2.  Krankheit:  1.  der 
(solicher  gerate)  g.  müet  mich  stfete  (=  nicht  eine  solche  Tafel 
geben ,  aufstellen  zu  können) ,  W.  v.  W.  2659.  hie  twanc  sie  gros 
gebreche  zuo  (zu  ihrem  Räuberhandwerk),  5531.  der  nacht  gebrechen 
(was  alles  in  der  Nacht  fehlt)  sei  aller  vergessen,  Ack.  45, 17.  wir 
wollen  in  disem  puch  allen  gebrechen  des  rechten  erfüllen,  Const.  I 
Vorr.  3.  eclipsis  —  daz,  heilet  ein  gepreche,  Trist.  240.  2.  Vvelchirlei 
g.  ( Verletzung)  er  im  hat  getan,  einen  semlichen  wirt  her  betwungen 
zu  leiden  (=  Aug  um  Auge,  Zahn  um  Zahn),  W— B  Lev.  24, 19. 


ge-brechlich  —  ge-bür  261 

der  do  gebrechen  habe  (maculam),  Lev.  21,  21.  1.  wie  sich  halten 
czwischen  czweien  Stollen  g.  (Rechtsstreit),  Igl.  Bgr.  N.  111.  daz,  die 
wiz,gehaude  Isöt  iren  gebrechen  und  ire  not  in  iren  sinnen  achte, 
Trist.  988. 

ge-brechlich  Adj.  mangelhaft,  zu  gering:  g.  gäbe  der  narunge 
(zu  kleiner  Lohn)  macht  die  diener  czu  dieben,  Const.  I  7, 17. 

ge-brech-sam  Adj.  1.  gebrechlich.  2.  nicht  hinreichend.  3*  seine 
Pflicht  versäumend:  2.  g.  —  sint  —  die  czungen  aller  leute,  Hier. 
109,  28.  3.  Sein  sie  (die  stolner)  aber  g.  (satimselig)  in  disen  vorge- 
nanten dingen  oder  an  etlichen  derselben  —  so  sein  sie  beraubt  alles 
rechten ,  das  sie  hatten  in  demselben  Stollen,  Const.  II  4,  6. 

ge-brechte  stn.  1.  Geschrei,  Lärm,  fragor.  2.  lärmender  Auf- 
zug, Gepränge:  1.  Aber  unser  herre  erschelte  ein  groses  g.  an  dem 
selben  tage  über  die  philisten  (intonuit  fragore  magno),  W — B  Kön. 
I  7,  10. 

ge-breme*  stn.  Verbrämung,  Einfassung  von  Kleidern,  Traut. 
Ohr.  318. 

ge-brest (e)  stswm.  Abgang,  Mangel,  Not,  Fehler:  wir  sein 
getrost  in  allen  unsern  gepresten,  T— B  I.  Thessalonicher  3,  7. 

ge-bresten  stv.ll  intr.  zusammenbrechen,  unpers.  an  etwas 
Mangel  haben:  daz,  si  icht  g.  (vergehen)  an  dem  weg,  T — B  Matth. 
15,  32.  im  begond  ze  g.  (geriet  in  Not),  Luk.  15, 14.  du  geprastest 
nit  (bist  nicht  müde  geworden),  Offenb.  2, 3.  —  du  berichtest  di  dink, 
di  da  geprestent  (ivas  mangelt),  Titus  1,  5. 

ge-brestig  Adj.  mangelhaft ,  gebrechlich:  kainer  was  g.  (arm) 
unter  in,  T— B  Btb.  4,  34. 

ge-breten,  ge-briten  pari.  Adj.  (von  briden  stv.  II  nur  im 
Part,  gebriten,  gebreten  nachweisbar)  verflochten,  verknüpft,  durch 
Dienst  oder  Lohn,  Eger  Chr.  N.  1074.  sonst  gebroten,  gewoben,  ge- 
flochten: gewant,  scharlachen  rot  undersniten,  diu  czwei  von  pbelle 
wol  gebriten  mit  golt  speehe  gar  geworcht,  W.  v.  W.  1621. 

ge-bruch   stm.   Mangel:    durch  g.  und  abganck,  Eg.  Chr.  1140. 

ge-brüder  (=  gebruoder)  m.  PI.  Gebrüder:  ob  czwene  gepruder 
eines  totpettes  gesten  mugen  =  Testamentszeugen  sein  können,  Igl. 
Str.  269.  das  czwene  g.  mit  einander  nicht  mügen  sein  scheppen, 
Igl.  B.  38.    Igl.  Stb.  V  148  a. 

ge-bündel  stn.  Bündel:  ein  g.  ysop  (fasciculum  hysoppi)  W — 
B  Ex.  12,  22. 

ge-bunden  (part.  Adj.  g.  zeit  =  in  der  Recht  und  Gericht 
auf  gewisse  Handlungen  beschränkt  sind,  Traut.  Chr.  182. 

gebunge  stf.  das  Geben,  die  Schenkung.  Auch  wenn  der  Geber, 
sobald  er  einmal  vor  frumen  leuten  seinen  willen  geoffenbart  hat, 
etwas  zu  schenken,  widerruft,  dennoch  so  hat  die  g.  volle  kraft,  Const. 
III  7,  1. 

ge-bür  stn.  was  sich  gebührt:  dester  lieber  thun  wir  aller  ge- 
bur,  was  euch  lieb  ist,  Eg.  Chr.  1170. 

ge-bür,  -e  stsicm.  1.  Mitbürger.  2.  Nachbar.  3.  Dorfgenosse, 
Bauer :  3.  nach  gebüres  ahte,  W.  v.  W.  448.  n.  g.  orden,  462.  herren, 
gebüre  u.  koufmann,  6181.  von  arte  ein  rechter  gebüre,  Schretel  55. 
Alex.  3331.   3680. 


i 


262  ge-burg  —  gech-lich 

ge-burg*  stn.  wohl  gebürg  wenn  nicht  verschrieben:  =  gebirge, 
btrgm.  für  Bergbaugebiet:  auf  dem  Wilantzer  g.,  Igl.  Mut.  21. 

ge-bürinne,  -biurinne  stf.  Bäuerin:  wi  herczog  Ulricb  —  ein 
gebuoru  uam  czu  der  e.,  Dal.  95,  33  (41). 

ge-burischeit  (ge-biuriscbeit)  stf.  bäurische  Art:  die  edel  mit 
der  g.  gemischit  stat,  Dal.  96,  20  (41,  20). 

gebür-lichkeit  stf.  Wohlanständigkeit,  Gebühr:  wie  wir  uns 
weiter  und  verrer  dorinne  nach  unser  g.  halden  sollen,  Eger.  Chr. 
1142.  wo  wir  auch  ewern  gnaden  allzeit  zu  üb  und  gefallen  in 
aller  g.  sein  konten  —  teten  wir  das  gerne,  1123  S.  301. 

ge-burn  [md.  für  ge-bürn,  auch  geborn)  swv.  1.  tr.  heben.  2. 
intr.  und  refl.  geschehen,  widerfahren,  zuteil  werden  (mit  Dat.). 
3.  rechtlich  zukommen,  gebühren.  2.  Wann  es  gepuret  sich  oft,  das 
— ,  Const.  in  1  Einl.  als  oft  sich  das  geburen  wirt,  Igl.  Bgr.  N.  53,  2. 
"Wenn  u.  wie  offt  das  geschieht  u.  sich  in  kunfftigen  czeiten  ge- 
buren wurdet  uff  czugen  u.  uf  gengen,  51,  7.  mannichmal  gepurt 
sich  auch,  das  leut  miteinander  zu  schaffen  haben  von  kaufs  wegen 
varunder  u.  unvarunder  hab,  01m.  Stb.  148.  Chr.  v.  Elbog.  143, 17. 
welcher  ouch  im  gebürte  ze  jagen,  Alex.  25085.  wenn  sich  das  ge- 
pure und  geschehe,  Igl.  Stb.  III  201b. 

ge-burt  (G.  ge-burt,  ge-bürte)  stf.  1.  Geburt.  2-  angeborner 
Stand.  Herkunft  bes.  aus  vornehmen  Geschlecht.  3.  Gebomes,  Ge- 
schöpf, Nachkommenschaft,  Sprößling:  1.  in  einer  andern  g.  (in  der 
widergeberunge  11.  Bibel),  T — B  Matth.  19,  28.  3.  von  allen  volken 
und  gepurten  {Nationen),  Offenb.  5,  9.  von  manger  edelen  g.  huob  sich 
ein  wuniclich  buhurt,  Trist.  923.  Isöte,  Isolden  geburt,  der  wart  er- 
teilet die  hurt,  Trist.  3143.  so  wirt  iuch  manige  stunt  min  geburd 
{meine  Nachkommen)  kestigund  mit  einer  isnern  gertin,  Dal.  29,  25 
(5,  67).  ein  gepurt,  die  do  wirt  aufsteigen  pis  in  kungliches  adel, 
Böhm.  Chr.  6.  der  was  Wladisslaws  gepurt,  Böhm.  Chr.  22.  lasse 
wir  die  furstenliche  g.  nicht  me  wachsen  noch  ire  gesiechte  auf- 
kumen,  34.  wenne  er  seiner  g.  und  Stammes  was,  103.  er  —  hat 
solches  kind  nicht  für  sein  geburth  nehmen  wollen,  Eg.  Chr.  319. 
volkomene  gebirt  {von  ehelicher  Abkunft),  Traut.  Chr.  141. 

ge-burt-lick  Adj.  g.  tag  =  Geburtstag,  W — B  Gen.  40,  20. 
noch  irr  gepurtlichen  ordenunge  (iuxa  ordinem  nativitatis  eorum), 
Ex.  28, 10.    T— B  Matth.  14,  6. 

geburts-brief  stm.    Geburtsschein,  Traut.  Chr.  54. 

ge-buwede  stn.  Gebäude:  ein  g.  und  ein  rieh  palas,  Alex. 
23419. 

gech  (gsehe)  stf.  Eile,  Schnelligkeit,  Ungestüm:  mit  ainer 
micheln  gech,  T — B  Mark.  5, 13.  mit  geche,  Luk.  8,  33.  si  machten 
gech  ainhellig  an  in  =  stürzten  einmütig  auf  ihn  los,  Btb.  7,  56. 
do  di  gech  der  heiden  und  der  Juden  was  gemacht  mit  iren  fürsten 
(als  die  H.  und  J.  sich  mit  ihren  Vorstehern  erhoben),  Btb.  14, 5. 
s.  gehe. 

gech-lich,  gechling  (gsehelich)  Adj.  ungestüm,  heftig:  in  der 
pesten  plue  (Blüte)  fiel  eine  solche  gehling  gefrust  ein,  Eg. 
Chr.  28.  steil  abfallend*:  unter  dem  gehlingen  gestaine,  Traut. 
Chr.  30. 


gechling  —  de-denkunge  263 

gechling,  gehling,  -en  (gsehelingen)  Adv.  ungestüm,  heftig, 
plötzlich,  T— B  Mark.  13,  36.  Btb.  16,  26.  Luk.  19,  11.  wenne  ein 
mensch  gehling  stirb,  Budw.  Urkb.  N.  445.  "W  — B  Num.  6,  9. 
gebling  gestorben,  Eg.  Chr. 813.  411.  wir  kumien  des  ieczund  also 
gehlich  nicht  vinden,  Igl.  Rspr.  XI. 

gecht  (gsehede,  gsehte)  stf.  Eile,  Schnelligkeit:  mit  micheler 
gecht  (mit  großem  Krachen),  T — B  II  Petri  3,  10. 

ge^dagen  sivv.  1.  intr.  schweigen.  2.  mit  Dat.  einem  ruhig 
zuhören.  3.  ablassen  von.  4.  trans.  verschiceigen:  2.  iuwer  bete 
sol  ich  g.,  W.  v.  W.  6477. 

ge-danc  (-kes)  PI.  gedanke,  gedenke  stm.  das  Denken,  der 
Gedanke:  wurde  denne  deme  sin  gut  gedenke  benomen,  so  wurden 
ime  böse  eiligen,  Ack.  34, 19. 

ge-dank-nisse*  stn.  das  Denken:  das  er  mit  dem  hl.  zwelf boten 
sprechen  muge,  unser  g.  ist  in  dem  himelreiche.  Hier.  42,  26. 

ge-decktielich  (ge-daechtic- liehe)  Adv.  in  Erinnerung:  das 
sie  es  g.  halden  =  ut  memoriter  teneant,  W — B  Deut.  31, 19. 

ge-dßchtnisse  (=  gedseht-nisse ,  -nüsse)  stn  f.  Andenken,  Er- 
innerung: hebt  her  ouf  das  g.  von  der  heilicheit  opfer  (tollet  memo- 
riale  de  sacrificio),  W— B  Lev.  2,  9.  vleissiclichen  ervorsche  der 
veter  gedechtnüsse  (diligenter  investiga  patrum  niemoriam),  Job.  8,  8. 
von  kunig  Johann  seliger  gedechtnüsse,  Igl.  Rspr.  XI.  mein  man 
seliger  gedechtnus,  Igl.  Rspr.  V.  ewer  g[naden]  sei  frischer  ge- 
dechtnusz,  Elbog.  Chr.  71,  6. 

gedechtnis-bücn*  stn.  Chronik:  ich  Simon  Hüttel,  beschreiber 
dieses  gedechtniszbuches,  Traut.  Chr.  231. 

ge-deihen,  ge-dilien  (neben  dem  stv.  ge-dihen,  -dien,  Prät.  ge- 
dech,  gedigen),  swv.  gedeihen,  geraten:  wir  sehen  oft  vil  der  reichen 
—  in  grosse  armut  u.  dornach  in  das  spital  g.,  Olm.  Stb.  73.  darnach 
ze  vuoze  sie  gedigen  =  kämpften  zu  Fuß  iceiter,  W.  v.  W.  4676. 
der  Kriechen  macht  was  do  gedigen  an  (beschränkt  auf)  Symachum 
und  Mcänor,  Alex.  19  568.  do  Mertel  sulch  zeugknusz  entfallen  und 
Fritzen  das  recht  gedigen,  ist  Mertel  mit  zorn  und  schelten  vam 
rechten  geflohen  und  rechtfluchtig  wurden,  Elbog.  Chr.  83,  32.  di  burk 
furbas  nit  gedieht  (gediecht,  Hanka,  blieb  unausgebaut.  verlassen), 
bis  daz  herezog  Ulrich  rieht  (regierte),  Dal.  95,  9  (39, 111).  sin  du 
wild  do  mid  gedichin  und  allein  mid  fromden  richin  (dich  auf  die 
Deutschen  stützen  willst),  Dal.  148,  16  (66,  69).  sint  ich  Got  dem 
richin  nit  anders  mag  gedichin  (Druck:  gedeichin),  ich  wil  den  tod 
beitin  und  nit  undirritin,  75,  1  (30,  28). 

ge-deihenusse,  gedeinusse*  =  ge-dihenusse  stf.  das  Gedeihen, 
durch  ir  (der  jungen  ungeraten  bürgere),  g.  willen,  Prag.  Str.  21. 

ge-denken  (=  ge-denken)  unregel.  sivv.  denken,  ge-,  ausdenken: 
gib  einem  gedanken,  der  dein  gedenk,  Sol.  3,  8. 

ge-denk-leich*  Adj.  wert  der  Erinnerung,  memorialis:  ein 
liepleichs  u.  immer  gedenkleichs  leben,  Sol.  94,  6. 

ge-denk-nus,  -nis  stf.  Andenken:  unvorschampter  boszwicht, 
ewer  böse  g.  lebe  u.  taure  hin  an  ende,  Ack.  2,  8.  czu  gedenknis, 
Dal.  155,  14  (68, 80). 

ge-denkunge  stf.  das  Gedenken:  ire  g.  wider  mich  =  medi- 
tationes,  W —  B  Klagen  Jer.  3,  62.     diez  tut  in  meiner  gedenkung, 


264  ge-dense  —  ge-dinge 

T— B  Luk.  22, 19.  Mark.  14,  9.  di  g.  des  gelauben  (=  da  ich  mir 
jenen  Glauben  in  die  Erinnerung  rufe,  recordationeni  accipiens  eius 
fidei),  II.  Tiniotheus  1,  4.  ich  macht  euer  g.  in  meinen  gepeten, 
Epheser  1,  16.  daz,  ich  mach  euer  g.  in  allen  zeiten,  Römer  1,  9. 
sein  g.  werd  gemacht  wüst  (falsch  übersetzt):  fiat  commoratio  eoriim 
deserta  =  ihre  Wohnstätte  stehe  verödet),  Btb.  1,  20. 

ge-dense  stn.  das  Hin-  und  Herziehen,  Gedränge,  Haufen: 
der  Hute  kam  gegen  im  ein  gröz,  gedense,  Alex.  25167. 

ge-denue  Koll.  von  darm  stn.  Gedärm:  di  senftikeit  deines 
gederms  =  dementia  viscerum  tuorum,  Sol.  103,  12.  W — B  Ps.  50, 12. 
Sirach  30,  7. 

gedigen,  -e  stn.  Dienerschaft ,  bes.  Dienstmannschaft  eines 
Fürsten,  Herkunft*?:  wie  sie  erfüeren  ir  g.,  W.  v.  W.  5231  f. 

ge-dinge  stn.  1.  Gericht.  2.  Vertrag.  3.  Versprechen  z.  B. 
einer  Zahlung.  4.  verspr.  Sache.  Schuld  oder  Zahlung.  5.  Be- 
dingung: 1.  Do  hegeten  die  urborer  ein  g.  u.  sossen  ein  gerichte,. 
Igl.  Bgr.  N.  66,  1.  Ist  das  iemant  teil  [bat]  an  eime  gepirge  u. 
auszerhalb  landes  ist,  versäumet  sein  besteiler  oder  sein  pfleger  drei 
gedinge,  daz  er  seiner  cost  darczu  nicht  geit,  er  verleust  sein  teil 
mit  rechte,  D  I R  II  28.  2.  gedinge  u.  bestetnusse  di  nemen  recht,. 
=  (pacta  ex  conventione  legem  suscipiunt),  Const.  III 1,  15.  schuldig 
von  gelubdes  wegen  entweder  von  gedingen  ader  gemechtes  wegen  (ex 
promisso  aut  ex  pacto),  IV  6,  5.  In  diesen  kauften  u.  vorkaufen  so 
nemen  die  g.  (pacta)  ein  recht,  darnoch  als  si  peide  teil  bereden, 
III  6,  7.  Darumb  ist  czu  wissen,  das  die  vinsternusse  (Unklarheit) 
des  gedinges  u.  berednusse  pillicher  schaden  sol  dem  vorkauffer,  der 
das  geredt  hat,  denn  dem  kaufer,  in  6,  3  a.  Es  ist  auch  gewonlich 
under  den  selben  der  genge  vindern  (=  neufengern),  di  nocbbawern 
sein  u.  ire  greniczen  czusammen  stossen,  das  si  sotan  gedinge  halden : 
ab  iener,  dem  von  ersten  der  perg  gemessen  ist,  das  di  andern 
pei  iren  lehen  (die  sie  dadurch  verlieren  würden)  umb  eine  sichere 
eigenscbaft,  als  si  czwischen  in  machen  u.  besteen,  pei  in  bleiben 
sullen;  wann  die  g.  nemen  recht  u.  saczunge  aus  der  bestenusse 
II 1,  11.  Ist  es  abir  das  unter  mancherlei  pauleuten,  die  das  feit 
pawen,  also  tan  g.  geschieht  —  das  gedinge  der  gewerken  — , 
1 15,  12.  mit  sulchem  g.  (tali  pacto),  Sol.  33,  35.  mit  sulchem  gedinge 
er  ante  =  schloß  den  Vertrag,  mietete  die  2  Schiffsplätze,  W.  v.  W. 
2317 :  Chr.  v.  Elbog.  N.  1110.  ein  geding  und  gemeebt  ist  geschehen 
umb  den  newen  teich,  Igl.  Stb.  III  232  a.  e^  geschach,  daz,  in  der 
künec  vride  gesprach  und  liez,  sie  ze  gedinge  (Friedensschluß,  Ver- 
trag) komen,  Alex.  21797.  sust  (durch  Auslieferung  des  Darius  an 
Alexander)  horten  sie  gedingen,  also  gerten  sie  ze  hulden  komen, 
15954.  daz,  dan  allez,  verturbe  in  stritlichem  gedinge,  14403.  daz, 
er  sin  g.  enphinge  (Bedingimg  der  Unterwerfung  annehmen),  Ernst 
4950.  üf  gedingen  wil  ich  hieb,  des  innen  bringen  (ich  will  es  euch 
genau  erklären),  Alex.  24631.  macht  ich  den  nit  ein  g.  mit  dir  um 
ein  tegleren  phennig  (habe  ich  denn  nicht  einen  Pf.  [=  Denar\ 
Tagelohn  mit  dir  vereinbart),  T — B  Matth.  20,  13. 

ge-dinge  swm.  stnf.  Geda?ike,  Hoffnung,  Ante artschaft:  sus 
wolt  sie  (die  Wirtin)  ir  ringen  ir  muot  (Schivermut,  Sehnsucht)  uf 
den  gedingen  — ,  =  Fran  Benes  Schivermut  mildern  mit  der  Aus- 


ge-don  —  ge-erbet  265 

sieht  auf  — ,  W.  v.  W.  2490 f.  wirst  haben  g.,  vorseezende  die  hoff- 
nuug  =  habebis  fiduciam,  proposita  tibi  spe,  W — B  Job.  11,  18. 
wan  daz,  der  g.  sie  üf  habete  {die  Hoffnung  sie  aufrecht  hielt),  Trist. 
6542.  daz.  was  ir  guot  g.  do  =  sie  freuten  sich,  daß  Alex,  gut 
gelaunt  war,  Alex.  19150.  gegen  töde  min  gedinge  waere  vil 
ringe  {mein  Schmerz,  sterben  zu  müssen,  wäre  klein),  solt  ich  noch 
daz^  erwerben,  daz,  ich  solde  also  {in  ehrlichem  Kampfe)  ersterben, 
Alex.  18571.  der  bischof  hette  gedingin,  er  wolt  daz,  volk  von  heid- 
nisze  gwoubeitin  bringin,  Dal.  80,  15  (32,  33). 

ge-don  stf.  Spannung,  Anstrengung,  Mühe:  die  burger  täten 
im  gedon,  Alex.  22941.  den  burgern  tet  daz,  viur  so  gedon  und  bot 
in  so  swache  won,  daz,  sie  vergäben  manger  wer,  Alex.  9261.  in 
tet  daz,  viur  doch  so  g.,  daz.  sie  muosten  da  von  sich  der  würfe 
mä^en,  9475.  ouch  täten  sie  dem  Macedon  mit  strites  tat  also  g., 
daz^  in  da^  müete  sere,  15404.  dem  werden  Macedon  mit  würfen 
täten  sie  g.,  20620. 

ge-doene  stn.  gedöne  md.  Gesang,  Melodie:  mancherlei  süsses 
gedones,  Ack.  39,  3.  ir  süezes  gedoenes  starken  schal  suoz.e  gap  die 
nahtigal,  Alex.  Anh.  569. 

ge-dranc,  -ges  stnm.  1.  das  Drängen.  2.  Drangsal.  1.  durch 
grossen  gedrank  des  volkes,  Hier.  228, 11.  '  wi  si  wider  ir  freiheit 
und  aussatzung  unrecht  und  g.  getan,  Elbog.  Chr.  25,  7.  26,  12. 

ge-dreieckt*  part.  Adj.  dreieckig:  ein  g.  semelbrot  —  collyri- 
dam,  W— B  Lev.  8,  26. 

ge- drei- tust*  part.  Adj.  dreifüßig:  g.  topfe  =  chytropodes, 
W— B  Lev.  11,  35. 

ge-drengnisse  stn.  Bedrängung:  aus  betrübten  g. ,  Traut. 
Chr.  118.  uns  ist  —  etwas  vast  gedrencknus  und  ungutlichkeit  — 
bescheen,  Eg.  Chr.  1072,  S.  260. 

ge-driet  part.  Adj.  {von  drien  swv.)  dreifach:  ir  wesen  do  ge- 
driet  schein  geloubet,  sie  warn  doch  niuwan  ein  {Dreifaltigkeit), 
W.  v.  W.  6119  f. 

ge-drollen  Part,  von  drillen  stv.  1  3  drehen,  abrunden:  beide 
tag  und  nacht  sin  schilt  gedrolliu  Tutschir  nasin  {die  den  Deutschen 
abgeschnitten  rvorden)  vollin,  Dal.  149,  38  (67,  43). 

ge-dupelt*  part.  Adj.  doppelt,  zwiefach:  der  eiste  söhn  heist 
mit  einem  gedupeltem  namen  Hans  Florian  Silber  —  mit  beider 
grossvaeter  namen  getauft  (a.  1578),  Traut,  Chr.  232. 

ge-dultikeit  stf.  gelassene  Ertragung:  diu  vürnseme  g.,  Alex. 
Anh.  1296. 

ge-erbe  swv.  immer  PI.  die  Erben:  seinen  gewerken,  iren  g. 
u.  nochkomelinge,  Igl.  Bgr.  N.  59,  4.  Procob  Paier  und  seinen  gerben 
geben  und  czinsen  alle  jar  jerlichen  zwu  mark,  Igl.  Stb.  III,  207a. 
111200  c.  meinen  geerbeu  und  nochkumligen,  Traut,  Chr.  60.  min 
gerbin  must  got  gedenkin,  wolt  er  mit  mir  ungruz.  schenkin  und 
wolt  mich  arm  machin,  Dal.  189,  25  (85,  25). 

ge-erbet  part.  Adj.  {wie  geerbe  Adj.)  1.  irgendwo  geerbet 
sein  =  dort  angesessen  sein,  dort  liegendes  Vermögen  {Erbe)  haben. 
2.  in  ein  „erbgebirge",  „erbbergwerk"  (mit  bes.  Vorrechten)  ver- 
wandelt: 1.  Wer  richter  in  einer  stat  wil  sein,  der  sal  czu  der  stat 
ge,erbet  sein;  wenn  ein  semeleich  richter  ist  fleissiger  der  stat  ere 


266  ge-ewigt  —  gegen-rede 

u.  nucz  czu  besorgen  u.  czu  bewerben,  wenn  ein  gast,  Igl.  Str.  I, 
S.  355.  Einem  manne,  der  geerbet  u.  gesessen  ist  bei  der  stat,  dem 
sal  man  vur  daz  gericbte  lassen  furgebieten  zu  einem  male  oder 
dreistund,  dornoch  die  sacbe  gros  oder  deine  ist  (unter  1/2  Mark 
1  mal).  Aber  der  ungeerbet  ist,  dem  gebeut  man  wol  alle  tage  rar 
den  ricbter,  u.  er  sal  antwurten  alczubant,  worumb  man  czu  im 
claget,  es  sei  denne,  das  er  sieb  mit  bürgen  vor  gewiss  macbet  bis 
vur  gerichte,  Igl.  Str.  I,  S.  354.  zum  ersten  sal  weder  mag  kein 
melczer  noeb  melczerknecbt,  der  in  der  stat  nicht  geerbet  ist,  pier 
legen,  Olm.  Stb.  97  c.  2.  ein  burgerleben,  das  do  büwebaftig  ist  unde 
nicht  geerbit  czu  dem  Stollen,  D  I R  7,  1.    Ferner  Igl.  Bgr.  N.  117,  3. 

ge-ewigt  part.  Adj.  (von  ewigen  1.  verewigen,  dauernd  fest- 
setzen. 2.  legitimieren):  zwang,  von  dem  alle  himelische  ordenung 
ausz  iren  geewigteu  angel  uimmer  treten  mag  =  Gott,  Ack.  56,  16. 

gegen-antwort*  stnf.  Ericiderung :  Nicki  Ungers  g.,  Igl.  Bgr. 
X.  83,  3.    wir  auch  ire  g.  gescheezt  u.  gewegen  haben,  N,  92,  1. 

gege  n-biet  stn.  Widerstand:  wan  daz,  er  gap  strites  g.  =  den 
Kampf  aufnahm,  Alex.  8165.  die  fuoz,genger  solden  warten,  daz, 
sie  heten  strites  g.  (als  Reserve,  als  Leibicächter  des  Königs  Darius), 
Alex.  6212. 

gegen-dön*  stm.  IViederhall:  heide  unde  velt  alle  mit  gegen- 
döne  erclungen,  Alex.  6057. 

gegen-druin,  -drumb*  stn.  eines  der  erzführenden  Gesteins- 
trümmer im  Hangenden:  ich  mueth  u.  beger  meines  gnedigen  herrn 
freies  als  nemlich  das  g.  nach  dem  tieffen  stollen  hinder  der  Michel- 
mül  gelegen  mit  einer  fundgrueben  mit  sambt  den  obernachsten 
masse  u.  ander  massen,  Igl.  Mut.  5.  —  das  g.  auff  dem  gang,  so  her 
Vicenz  treibt  durch  die  stat  2,  —  das  g.  nach  dem  tieffen  stollen 
mit  einem  erbstollen  u.  funtgruben,  14. 

gegenen,  gagenen  swv  entgegentreten,  begegnen:  ist  in  der  her 
bei  Tonitz  gegegent.  Elbog.  Chr.  92,  17. 

gegen-heit*  (wenn  nicht  Schreibfehler  für  gegenwertigkeit) 
stf.  =  Gegemvart:  gegenhait,  Eger.  Chr.  N.  1197,  S.  371.  in  vil 
gegenheiten  (Gegenden)  was  ein  grosse  sintflut,  Böhm.  Chr.  105. 

gegen-louf*  (nur  Trist.  =  Entgegenlaufen)  stm.  das  Zu- 
sammen-, Entgegenlaufen:  Und  nicht  ist  kein  widersache  noch  poser 
g.  (non  est  satan  neque  oeenrsus  malus),  W — B  III.  Kön.  5,  4.  dö 
(bei  Tristans  Ankunft)  wart  der  g.  so  gröz,,  Trist  1269. 

gegen-näckber,*  -nöckper  sivstm.  Nachbar  auf  der  andern 
Straßenseite:  der  g.  klag  u.  furpringunge,  Olm.  Stb.  132.  heuser,  die 
do  vil  enger  denn  irer  g.  heuser  weren,  132,  S.  99. 

gegen-niet  stm.  das  Anstreben  gegen  etwas,  das  Gegenteil  von: 
nü  tet  des  valsches  g.  Alex.  2359. 

gegen-nutzunge  *  st^.i  (den  Unkosten  gegenüberstehender)  Er- 
trag: alle  newe  gepew  and  forberge  beschrieben  mit  ihrem  costen 
und  der  gegennutzunge*»,  Traut.  Chr.  307. 

gegen-rede,  kegea-rede  stf.  Entgegnung  im  Prozeß,  Replik: 
als  wir  red  u.  g.  vo/numen  haben,  Igl.  Bgr.  N.  51, 12.  die  kegen- 
rede  (der  antworter)  äagen  sich  underweilen,  das  gerichte  czu  neigen 
ader  nidern  u.  unde  "weilen  des  clagers  forderunge  czu  widertreiben, 
Const.  IY  7  Einl.     Cnd  die  k.  (des  antworters  =  Geklagten)  ist  als 


gegen-stüfe  —  ge-liegt  267 

vil  gesprochen  sam  der  forderunge  brechunge  ader  widertreiben, 
Const.  IV  7, 1.  der  antworter  sol  seine  k.  tun  (reus  exceptiones  — 
opponat),  IV  3,  2. 

gegen-stüi'e*  ststvf.  als  Berggrenze  gehauene  Stufe  und  zwar 
im  Liegetiden  gegenüber  der  gewähnlichen  im  Hangenden:  die 
marscheider  schul]  en  die  kegenstuffen  an  dem  ligenden  weisen,  — 
wenne  sie  sich  nicht  mochten  gerichten  noch  der  ainen  stuffen  an 
dem  hangunden,  Igl.  Bgr.  N.  54,  1  u.  3. 

gegent,  gegnöte,  stf.  Gegend,  g.  des  meres  =  insula,  W — B 
Js.  41,  1.  42,  12,  gesehen  habeu  das  die  gegenten  des  meres  (insulae) 
u.  haben  sich  gevorcht,  Js.  42,  4.  in  den  gegnoten  Hebron,  Kön.  IL 
2,  3.  in  deu  gegnoten  bei  dem  Jordan,  Gen.  13,  12.  in  deinen 
gegnoten  (in  oppidis  tuis),  Deut.  12,  21.  czweinczig  gegnote 
(oppida),  Kön.  III.  9,  11.  er  gab  Wladisslab  in  Lamiter  gengt  (Jir., 
geugt  Hanka),  Dal.  51,  17  (16,  13). 

gegen-wortic  (-wertec,  -würtec)   Adj.,   W — B  Deut.  5,  3. 

gegen-wortic-lieit,  -wurticheit  (-wertecheit,  -wurtecheit)  stf. 
Gegenwart,  Anwesenheit,  Zeitlichkeit  (Myst.):  bis  in  dise  g.  (ad 
praesens)  W — B  Kön.  IV.  8,  6.  an  die  g.  des  kindes  (absente  puero), 
Gen.  44,  34.  die  sache  (beim  Berufen,  Urteilstrafen)  für  unser  (des 
Königs)  kegenwortikeit  prengen,  das  wir  erkennen,  ob  sie  wol  oder 
übel  gerichtet  sei,  Coust.  IV  20,  14.  das  ir  (der  urborer)  ste  tetrewe 
muge  in  unser  g.  mit  wirdiger  gunst  pilleich  gelobet  werden, 
Const.  I  3,  4.  in  k.  aller  gesworner  (in  der  morgensprache), 
Const.  I  5,  11.  in  beider  teile  kegenwurtikeit,  Igl.  Bgr.  N.  55,  1.  in 
k.  des  hoffmeisters,  N.  47, 1.  50,  2.  in  k.  beider  teil,  57,  2.  in  k. 
beider  bergmeister,  60,  1.  tu  wir  czu  wissen  mit  k.  dicz  prifs,  Igl. 
Str.  252;  Igl.  Stb.  III  55c.  in  gegenwortekeit  beider  teil,  Igl. 
Bspr.  V. 

gegen-wortes*  Adv.,  (wohl  verlesen  für  gegenwortic  =  an- 
wesend) di  do  g.  waren,  sahen  und  horten,  Prag.  Rb.  40. 

ge-gerbt  Adj.  tvohl  gesetzt :  Gramatica  mit  iren  scharpfen  unde 
wol  gegerbten  worten,  Ack.  40,  9. 

ge-geter-venster*  stn.  Fenster  guter,  cancellus:  Ochozias  vil 
durch  die  g.  seines  mushouses  (per  cancellos  coenaculi),  das  er  hatte 
zu  Samaria  u.  wart  sochen,  W — B  Kön.  IV.  1,  2. 

gegiter  stn.  Gitter:  durch  die  g.  (per  cancellos),  W — B 
Spr.  7,  6. 

gegnöt  s.  gegent. 

ge-hauset  s.  gehüset. 

gehe  (=  gaehe)  stf.  Eile,  Schnelligkeit,  Ungestüm:  das  man 
wider  die  g.  des  wassers  in  den  silbergruben  ein  mittel  leest  sam 
die  starke  wende,  di  man  striff  heiset,  Const.  II  3,  6.    s.  auch  gech. 

gehe  (gaehe  =  gäch,  -hes)  Adj.  jäh,  ungestüm,  schnell:  der  leute 
hiczigen  gehen  mut  geczemen,  Const.  I  4,  6.  Auch  sullen  di  gesworn 
in  den  spruchen  der  urtail  nicht  czu  gehe  sein,  I.  5,  6. 

ge-hecke  (bei  L.  nur  aus  Ls.  3,  63  stn.  Gehacke)  stf.?  Hecke: 
es  was  kein  geponter  weg  darczu,  sunder  ein  dicke  gehecke  und 
strewchecht  was  darumbe,  Böhm.  Chr.  38. 

ge-hegt  part.  Adj.  von  hegen  siov.  mit  einem  hac  umzäunen, 
die  Gerichtsstätte  abschließen  zum  Gericht:  gehegtes  gericht,  Igl. 


268  ge-heiligen  —  ge-hengen 

Rspr.  XVII.  in  (vor)  geheckter  pauk,  Igl.  Bgr.  N.  47, 1.  49,  4;  Olm. 
Stb.  96.  in  gehektem  dinge  (versammelter  Gerichtssitzung),  Olm. 
Stb.  84. 

ge-heiligen  stvv.  heilig  ic erden ;  heilig  machen:  um  si  (für  sie, 
die  Jünger)  geheilige  ich  mich  =  opfere  ich  mich,  daß  sie  zum 
Apostolat  geheiligt  seien,  T — B  Joh.  17,  19. 

ge-heini,  -e  stf.  Heimlichkeit,  Geheimnis:  seit  der  marscheider 
für  euch  kumen  ist  kegenwurtig  des  hofmeisters  und  des  muncz- 
meisters  in  einer  geheim  (geheimer  Sitzung),  Igl.  Rspr.  IL 

ge-hei^ung*  stf.  Verheißung:  di  da  sint  sun  der  g.,  T—B  Römer 
9,  8.  dicz  ist  daz,  wort  der  g.:  nach  disem  zeit  kom  ich,  Römer 
9,  9.     so  daz,  zeit  der  g.  genacht  (kommt),  Bth.  7,  17.  13.  23. 

ge-hellen  stv.  I  3  zusammenklingen,  zu-,  übereinstimmen: 
nimant  gehellt  (stimmt  zu),  T—B  Galater  5.  7.  nicht  allein  di  si 
(solche  Sünden)  tunt,  wan  auch  di  di  da  gehellent  den,  di  si  tunt, 
Römer  1,  32.  di  da  nit  gehellen  der  warhait,  2,  8.  enczamt  gehellet 
den  demutigen,  12,  16.  da  si  nit  waren  gehellet  (nicht  einer  An- 
sicht) und  sich  schiden ,  Paulus  sprach  ein  wort,  Btb.  28,  25.  ich 
zustund  (stand  auch  dabei)  und  gehal  enczamt  do  und  verwilliget 
darein,  Btb.  22,  20.  si  gehullen  der  ungankait  (Sünde),  II.  Thessa- 
lonicher  2,  11.  wir  gehullen  sagent,  Btb.  21,  14.  alle  di  im  gehullen, 
Btb.  5,  36;  Btb.  5,  39.  Joseph  v.  Arimathia  gehale  (verwilliget 
XL  Bibel)  mit  dem  rate  noch  iren  werken,  Luk.  23,  51. 

gelie-lich,  -ling  s.  geeh-lich,  -ling. 

ge-hellentlinif*  Adj.  zustimmend:  di  Weisheit  von  oben  —  ist 
gehellentlink  des  guten  (ist  dem  Guten  zustimmend),  Brief  Jacobus 
3,17. 

ge-hellig  Adj.  zustimmend:  bis  g.  deim  widerwirdigen  =  sei 
deinem  Widersacher  willfährig,  T — B  Matth.  5,  25.  Saulus  was  g. 
seines  (des  hl.  Stephan)  todes:  S.  stimmte  der  Steinigung  Stephans 
zu,  Btb.  7,  59. 

ge-helhmg  stf.  Zustimmung:  nit  weit  betrigen  aiuander  neur 
villeicht  von  der  g.  =  entziehet  euch  einander  nidit,  es  sei  denn 
mit  gegenseitiger  Einwilligung,  T — B  1.  Korinther  7,  5. 

ge-hemmet*  part.  Adj.:  der  perkemmer  scholl  g.  sein.  Chi. 
VHI  26,  s.  Kehuinbt. 

gehen  s.  gen. 

ge-henc-nüsse  s.  ge-heng-nüsse. 

ge-henge*  stn.?  Türangel:  die  tür  g.  von  silber  di  het,  Alex. 
Anh.  2084. 

ge-hengen  (Prät.  gehancte)  swv.  1.  nachgeben,  geschehen  lassen: 
2.  anhängen.  3.  die  Zügel  hängen  lassen:  1.  die  natür  gehenget 
nicht,  das  widerzemige  ding  bei  einander  bleiben,  Hier.  29,  2.  nicht 
gehenget,  das  euer  zorne  bis  auf  der  sunne  nidergank  wider  eurn 
bruder  were,  32,  15.  got  wolte  nicht  g\,  das  sant  Jeronimus  wirdi- 
keit  vorborgen  were,  118,  7.  er  bat  si,  das  si  im  sundiger  tat  u. 
Unflates  gunnen  u.  leiplichen  g.  (Beischlaf  gewähren)  wolte.  156, 25.  der 
gehenge  des  nicht,  das  es  im  zu  einem  oren  eingee  u.  zu  dem  andern 
ausgee,  174,  13.  das  sal  man  in  nicht  g.  (permittere),  Const.  I  20.  ab 
si  dorczu  nicht  g.  ad  er  die  missetat  nicht  stete  halden,  III 1,  8.  das  er 
icht  vordacht  sei,  das  er  darczu  gehenge,  IV  10,  9.    der  besteer  soll  sich 


ge-heng-nüsse  —  ge-heuer  269 

fursehen,  das  er  nicht  gehenge,  das  das  recht  der  hesteunge  erger  werde, 
III  6,  15.  der  wold  nicht  g.  seiner  pete  (acquiescere  precibus),  W— B 
Richter  11, 17.  er  g.  nicht  der  pette  des  volkes,  Par.  II 10, 15.  er  ge- 
hengte in  (acquievit  eis),  Par.  II  24, 17.  Und  do  Abram  irr  pete  ge- 
hengte, do  brachte  sie  Agar  ir  egiptische  mait,  Gen.  16,  2.  Aber  her 
wolde  nicht  g.  irr  pete,  Kön.  II 13,  14.  er  w.  n.  g.  den  pitenden,  Num. 
20,  21.  der  wold  in  nicht  g.  (concedere),  das  si  czugen  durch  sein 
lande,  Num.  21,  23.  Was  ist  das  wort,  in  dem  gehenget  hat  Ozias, 
so  das  er  gebe  di  stat  den  Assiren,  ist  das  unz  in  5  tagen  nicht 
kumet  helfe,  Judith  8, 10.  Gee  u.  rate  heimlichen  der  hebreinne,  so 
das  sie  mit  willen  gehenge  (consentiat)  zu  wonen  mit  uns,  Judith 
12,  10.  2.  das  volk  gehengte  dem  vride  (acquievit  pacto),  Kön.  IV 
23,  3.  an  einander  wol  gehengende  (sibi  consentientes),  Sirach  25,  2. 
Jacob  gehengte  seinem  willen,  Gen.  29,  28.  wolde  mit  nichte  g. 
den  bösen  unczimlichen  wercken  (acquiescens  operi  nefario)  Gen. 
39,  8.  Atropos  (die  Parze)  des  wol  gehenget ,  sie  enbrichet  (ver- 
kürzt) dir  diner  tage  niht,  Alex.  3740.  den  orsen  sie  gehancten 
5701. 

ge-heng-nüsse  (meist  ge-hanc-nüsse)  stf.  Zustimmung:  ein 
gescheft  (negotium),  das  mit  der  meisten  gehenknusse  bestetiget 
wird,  Const.  I  8,  3.  Es  ist  auch  offenbar,  das  in  kauffen  und  vor- 
kauffen  peider  g.  seiu  schol,  III  6,  2.  In  disen  lehenscheften  czeucht 
di  bestetigunge  u.  g.  hinder  sich  und  wirt  gegleichet  dem  gepote 
(ratihabitio  retrahitur  et  maudato  comparatur),  III  5,  2  u.  III 1,  8. 

ge-here  (ge-hsere,  koü.  zu  här  nur  Oberl.  501)  stn.  Haar:  be- 
scheren dem  nazareer  von  dem  g.  (caesarie)  seiner  heiligunge,  W — B 
Num.  6,  18. 

ge-hert  part.  Adj.  v.  heren  sivv.  verherrlichen,  schmücken:  diu 
trinität  gelieret  ist,  gelobet  u.  geeret,  W.  v.  W.  2898  f.  in  hete  der 
alte  g.  kurzewile  vil  geleret,  Alex.  2905.  die  gezelt  wären  g.  gröz, 
richeit  daran  gekeret,  3345.  Aristotiles  der  g.,  3748.  4103.  um  den 
hals  und  ze  der  brüste  was  er  wol  g.,  vil  richeit  dar  an  gekeret, 
5123.  er  was  g.  verre  baz,  dann  des  er  vor  in  strite  vergaz,,  12313. 
Alexander  der  wol  geherte,  16868.  doch  horte  man  den  geherten 
trcesten  die  verserten,  15359.  in  der  gote  palas,  der  do  vil  g.  was, 
15440,  s.  heren. 

ge-heuer,  srehiure  (=  ge-hiure,  gehiuwer)  Adj.  woran  nichts 
Unheimliches  ist,  geheuer,  lieblich,  angenehm,  sanft:  so  stete  u.  so 
geheuer  kam  uus  zu  handen  selten,  Ack.  6, 10.  alczu  schire  habt  ir 
mir  sie  entzucket,  die  getrewen,  die  geheuren,  17,  19.  gehiure:  die 
gehiuren  werden  wol  bedäht  mit  zühten  sprächen  guoten  nacht, 
W.  v.  W.  1696 f.  in  (den  gesellen)  sante  der  gehiure  richer  kleinste 
stiure,  3392  f.  des  hcesten  gotes  gehiuren  (=  Christus),  —  der  ein- 
horn  wirt  er  genamet,  2951  ff.  er  gap  der  gehiure,  der  im  was 
selbem  tiure  (gab  ihr  Trost,  den  er  selber  kaum  besaß),  804f.  lieber 
friunt  gehiure,  Trist.  353.  die  gehiure  Isöt,  794.  der  helt  g.,  Trist.  2038. 
2152.  2300.  3321.  Artus,  der  künec  g.,  2253,  5617.  die  g.  Brangame, 
4426.  der  Parmenois  g.,  1448.  sine  jugent  die  gehiuren  die  wil  er 
aventiuren,  1451.  so  hübsche  mere  g.  von  schcener  aventiure,  1259. 
der  g.  Adam,  Legende  227.  —  Clitus  der  vil  gehiure,  Alex.  4621. 
der  süez.e  vil  g.,   6987.    der  g.,  (Alex.)  8774.  15750.  15778.  16175. 


270  ge-hez,zjg  —  ge-hor-samheit 

16860.  die  reine  g.,  14527.  17176.  18314.  Köxä  die  gehiure,  26914. 
sin  wäpenroc  heten  der  vil  gehiuren  hende  geworht,  7870.  der  un- 
gestalt  und  doch  der  gehiur  beriet  die  wigande,  Ernst  3697. 

ge  -  hez,z,ig  (ge-haz,zec,  -hez,z,ec)  Adj.  verhaßt :  den  sun  der  ge- 
hessigen  (odiosae  sc.  uxoris)  sol  her  erkennen  den  erstgepornen, 
W — B  Deut.  21,  17.  2.  feindl.  gesinnt:  ewer  iclicher  sal  den  andern 
so  lip  haben,  das  er  g.  sei  den  sunden,  Hier.  32,  6. 

ge-hilze  (mhd.  auch  geheize)  stn.  Schwertgriff:  ein  swert,  das 
ist  vor  dem  gehulze  vorgolt,  Igl.  Stb.  III  64c.  Do  machte  her  im 
ein  swert,  zu  beiden  Seiten  scharf,  das  in  der  mitte  hette  ein  ge- 
hilze  (capulum)  wol  einer  spannen  lank,  W — B  Richter  3,  16.  stäche 
im  das  —  swert  —  in  seinen  bouch  also  vaste,  so  das  das  g.  dem 
eisen  nochvolgte  in  die  wunde,  3,  21.  u.  22.  sines  swertes  g.  — 
war  abe  gesprungen,  Trist.  2170.    2198. 

ge-hindert*  part.  Adj.  zum  Gebrauch  untauglich:  ausgenummen, 
der  do  were  einer  gehinderten  zungen,  Igl.  Rspr.  X. 

ge-hiure  s.  geheuer. 

gehlich,  gehling  (g?ehe-lich)  Adj.  Adv.  s.  gechling. 

ge-hörde  (md.  für  gehoerde)  stfn.  Gehörsinn:  meiner  g.  (au- 
ditui  meo),  W — B  Psalm.  50,  10.  wer  gelaubd  unserm  gehord  (Ver- 
kündigung), T — B  Joh.  12,  38.  von  der  g.  des  glaubens  (Annahme 
des  Glaiibens,  auditus  fidei),  Galater  3,  2.  wer  gelaubt  unser  ge- 
horde,  Römer  10, 16.  der  gelaub  ist  von  der  g.,  wan  di  g.  ist  durch 
die  wort  kristi,  10, 17.  sie  abekeren  di  g.  (das  Gehör)  von  der  war- 
hait,  IL  Timothens  4,  4. 

ge-hoeren,  gehören  (md.)  swv.  hören,  m.  Dat.  h.  auf,  intr.  mit 
Praep.  zukommen,  mit  an  und  Acc.  oder  Dat.  zukommen:  da  schullen 
weder  bete  noch  genade  vur  gehörn,  die  Zahlung  der  Strafe  (wandeis) 
aufhalten,  Eger  Str.  A3  u.  B  2.  wir  sein  das  lebende  recht  u.  ge- 
hört uns  an,  in  unserem  kunigreiche  recht  czu  seczen  u.  machen  u.' 
das  czu  leutern,  Const.  I  5, 10.  Maister,  gehört  ez,  nit  zu  dir  (liegt 
dir  nichts  daran),  daz,  wir  verderben,  T — B  Mark.  4,  38. 

ge-hoerig  (ge-hoerec)  Adj.  gehorsam,  was  angehört,  verstanden 
ivird*:  so  unser  dewtzsche  sprach  nit  gehörig  sein  wil  (man  sie  zu 
Prag  nicht  verstehen  will),  Elbog.  Chr.  110,  30. 

gehör-sain  Adj.  gehorsam  (mit  Dat.  der  Person,  Gen.  der 
Sache):  das  ir  in  gehorsamer  einickeit  mit  einander  lebet,  Elbog. 
Chr.  67,  5.  unser  demutig  g.  unterthenickeit  ewern  k.  gn.  als 
unserm  rechten  erbhern  alzeit  bereit,  92,  35. 

ge-hörsamen  sivv.  gehorsam  sein:  welche  ewern  als  unserem 
gebot  nich  gehorschamen  (so)  wollten,  Aussig.  Urkdb.  N.  44  (a.  1344). 
er  gehorsamt  euch,  T— B  Luk.  17,  6.  wint  und  mer  —  gehorsament 
im,  Luk.  8,  25.  Matth.  8, 27.  Mark.  4,  40.  di  geister  g.  im,  Mark. 
1,  27.  alz,  ir  zu  allen  zeiten  habt  gehorsament,  Philipper  2, 12.  sune 
gehorsament  euren  vetern  im  herren,  Epheser  6,  1.  knecht,  gehor- 
sament dem  fleischlichen  herren,  Epheser  6,  5.  Römer  6,  12.  6,  16. 
si  gehorsament  nit  al  dem  Evangelio,  10, 16.  di  im  gehorsamten, 
Btb.  10,  7. 

ge-hor-sainheit*  stf.  Gehorsam:  ich  euch  gepewt  in  der  craft 
der  heiligen  g.  und  pei  dem  pann  des  gesprochen  urtails ,  Eg.  Chr. 
1125.    S.  302.    in  der  waren  g.  des  stuls  zu  Rome,  1100. 


ge-hörsamicheu  —  geinzekeit  271 

ge-hörsamicheu*  Adv.  in  Gehorsam,  gehorsam:  des  hl.  ewan- 
gelien  warhaftige  lere  g.  halden,  Hier.  24,  7. 

gekorsainig-lich  s.  gehorsam- lieh. 

ge-hörsam-keit  (ge - horsamecheit)  stf.  Gehorsam:  umb  stete 
gancze  trewe  u.  volkomne  g.,  Stb.  Brüx  N.  108.  das  er  dem  e  ge~ 
nanten  hertzog  Fridrichen  g.,  gelud  (=  gelubd)  u.  huldung  tut, 
N.  189.  194  u.  181. 

gehorsain-lich,  -iglich,  f-en)  Adv.  gehorsam:  si  wollen  sich 
gehorsamglich  halten,  Elbog.  Chr.  69, 1.  g.  verdienen,  93,40.  das 
ir  euch  dermassen  gegen  ewr  herschaft  gehorsamlichen  verhaldet, 
39,  13.    g.  vordinen,  Eg.  Chr.  1148.    g.  verhalten,  1184. 

ge-hörsaniung*  stf.  Gehorsam :  der  g.  zu  dem  rechten :  „des 
Gehorsams  zu  der  Gerechtigkeit",  T— B  Römer  6,  16. 

ge-host*  part.  Adj.  mit  Hosen  bekleidet:  ein  ieder  gesell  ist 
schuldig  und  pfiichtig  alle  suntag  noch  essens  czu  dem  vater  (Her- 
bergsvater) in  die  herbrig  erberlich  gehoszt  und  geioppt  (in  an- 
ständiger Kleidung)  czu  komenn  und  1  pfenning  in  die  püchsen 
einzulegen,  Igl.  Stb.  V  177  c. 

ge-hüge,  gehügede,  gehügde  stf.  1.  Gedächtnis,  Erinnerung, 
Andenken.  2.  Nachdenken,  Erwägung:  1.  ob  deheiniu  so  gedähte 
daz  ir  gehügde  brähte,  W.  v.  W.  il43.  ob  ich  indert  vinden  kan  in 
mines  sinnes  genüge  rede,  Trist.  27. 

ge-huldigen  swv.  refl.  sich  mit  jemand  auf  guten  Fuß  stellen, 
sich  befreunden:  mit  dem  er  sich  gehuldigt  (also  bliben  sie  gute 
freunde,  Böhm.  Chr.)    Dal.  72, 17  (28,  67). 

ge-liülfig  (ge-hülfec)  Adj.  helfend:  u.  sal  dawider  nicht  g.  sein 
die  aide  rede  der  bergleute,  Const.  II,  5,  8. 

ge-hülze  stn.  Wald,  Holzwerk,  Eg.  Achtb.  II  222.  das  g.  (des 
fürdachs)  die  pferde  gar  nahend  erschlagen  hett,  Traut.  Chr.  183. 

gehulze  =  gehilze  s.  d. 

ge-hunibt*  part.  Adj.  (vgl.  humbelt  salz,  ein  Getreidemaß, 
Grimm  Wb.  1, 754)  wohl  =  geeicht:  alle  zehentschafft  sollen  gehumbt 
u.  mit  des  herren  oder  des  perckmaisters  zaigen  bezaignet  sein, 
Chlum.  VII  21  (der  perck-emmer  scholl  gehemmet  sein  nach  der 
perkgenossen  rat  u.  schol  sein  gibig  und  gebig  zu  nemen  u.  zu 
geben,  VII  26). 

ge-hurnet  (=  ge-hürnet)  part.  Adj.  von  hürnen  swv.  hurnte 
gehürnet,  gehurnt.  1.  mit  Hörnern  versehen.  2.  auf  dem  Hörn 
geblasen:  di  sahen  das  antlicze  Moysi  gehürnet  sein  (cornutam),  W — 
B  Ex.  34,  35. 

ge-hüset  part.  Adj.  (auch  be-hüset  von  hüsen  sivv.  1.  sich 
häuslich  niederlassen.  2.  wirtschaften,  haushalten.  3.  beherbergen) 
=  ansässig:  ist  er  uns  gehüset  nä?  W.  v.  W.  1498.     s.  auch  hüsen. 

geil  Adj.  von  toilder  Kraft,  mutwillig,  üppig:  sie  wurden  von 
siner  gäbe  geil  (froh),  Alex.  2343.  min  muot  ist  diner  wirde  geil 
(ich  freue  mich  deines  Ruhmes),  Ernst  234. 

gein-bertig  =  gegenwertec  Adj.  gegenwärtig,  vorliegend:  g. 
(dieses)  buch,  Eger.  Achtb.  II  Einl. 

geinzekeit*  stf.  Strenge,  Härte:  mit  uberiger  g.  (zu  großer 
Strenge),  Const.  I  2,  3  (Hs.  K.  für  gepeinikeit). 


272  geisselunge  —  geitigunge 

geisselunge*  stf.  Geißelung,  flagellum,  W—  B  V  171b  u.  Job. 
5,  21.    Judith  7, 20. 

geistikeit  (geistec-heit)  stf.  Geistiglceit,  spiraculum,  Odem: 
W— B  Job.  33.  4  (u.  Myst.).  dez,  g.  ist  üppig  =  dessen  Gottesdienst 
ist  eitel,  T— B  Jak.  1,  26. 

geistlich  Adj.  1.  geistlich.  2.  fromm.  3.  geistig:  nacb  geist- 
licher saczunge  (kanon.  Recht)  etliche  schult  sein,  ab  man  di  nicht 
richet,  so  ist  es  schult,  Const.  I  5,  16.  ich  bin  in  zeitleichen,  du  in 
geistleichen  dingen,  Sol.  5,  34. 

geistlikeit  stf.  geistliches  Leben,  Frömmigkeit,  geistlicher  Stand: 
in  der  g.  der  engel  (religione  angelorum,  im  Dienst  der  Engel), 
T — B  Kolosser  2,  18.  nach  dem  gewissen  gesleCht  unsers  (der 
Phariseer)  ordens  oder  g.,  nach  der  strengsten  Schule  unserer  Religion 
als  Pharisäer,  Btb.  26,  5. 

geitig  (gitec)  Adj.  gierig,  habgierig,  geizig:  ein  geitiger  sinnt 
(der  Mensch),  Ack.  36, 12.  ein  sulcher  geitiger  unseliger  man  stilet 
also  manigen  menschen,  Hier.  48,  9.  die  werlt  kan  locken  üf  gitic 
vart,  Alex.  27281.  der  tot  ist  ein  gitic  sac,  8350.  wir  werden  nit 
gemacht  geitik  (lasset  uns  nicht  lüstern  sein  nach  — ),  T — B  Ga- 
later  5,  26. 

geitig-heit,  geitikeit  (gitec-heit,  gitekeit)  stf.  Habgier,  Geiz: 
Das  gut  bringet  geruug  und  geitigkeit,  Ack.  48, 7.  etliche  leute 
sind  besweret  mit  geitikeit  — ,  etliche  mit  unfletigen  ungeschaften 
worten,  Hier.  23,  18.  wo  nimmersatte  g.'?  nur  allein  bei  den  reichen, 
34,  27.  in  sulchen  des  namen  prister  u.  munichen  ist  so  gar  uber- 
messig  geitikeit  gewachsen,  —  das  si  nur  durch  ire  g.  prister  werden, 
46,  26  u.  27.  di  selben  sind  besessen  mit  grosser  g.,  47,  6.  alle  g., 
55,  25.  hüt  dich  vor  g.,  70,  9.  hochfart  u.  g.,  107,  8.  178,  18.  mit 
grosser  g.,  Const.  I  7,  22.  14,6.  (geiczikeit,  Kod.  E),  W — B  Jer. 
8,  10.  sie  neigten  sich  gegen  der  g.  (declinaverunt  post  avaritiam). 
Kön.  I  8,  3.  der  künec  bediutet  die  gitikeit,  die  des  twinget  den 
man,  daz,  er  die  siule  betet  an,  Alex.  1002.  die  muoter  aller  schänden 
die  leiden  g.,  1501.  der  turn  (an  dem  römischen  Palast  der  Viktoria) 
kemerer  ist  die  leide  gitikeit,  Alex.  12544.  euer  geitikait  (eure  Be- 
gierden), T— B  Jak.  4,1.  ein  iegleicher  wirt  vorsucht  von  seiner 
eigen  g.,  Jak.  1,  14.  sint  si  (di  krieg)  den  nit  von  euer  g.,  di  da 
ritterscheftend  in  ewern  gelidern,  Jak.  4,  1.  di  kreuczigen  ir  fleisch 
mit  den  sunden  und  mit  den  geitikaiten,  Galater  5,  24.  darumb  di 
sund  reichsend  nit  in  ewern  totigen  leib,  daz,  ir  gehorsamt  iren 
geitikaiten,  Römer  6,  12.  ich  west  nit  di  g.  neur  di  spreche  =  ich 
hätte  nichts  von  der  Begierlichkeit  gewußt,  tcenn  das  Gesetz  nicht 
sagte,  du  sollst  nicht  begehren,  Römer  7,  7.  dise  enphiengen  teglich 
daz.  wort  mit  aller  g.  der  suchende  die  schrift  =  sie  nahmen  das 
Wort  mit  aller  Begierde  auf  und  forschten  täglich  in  der  Schrift 
nach,  Btb.  17,  11. 

geitig-licuen  (gitec-liche,  -en)  Adv.  gierig:  wie  sie  der  leute 
gut  und  arbeit  gleich  der  hellen  g.  verslinden,  Hier.  27,  23. 

geitigunge*  stf.  Geiz:  durch  die  posheit  seiner  g.  (propter 
iniquitatem  avaritiae)  bin  ich  erczurnet,  W — B  Js.  57,  17. 

geizekeit  stf.  Habgier,  Const.  I  4.  6  Hs.  K. 


geiagt  —  ge-läz,  273 

geiagt,  geieut  s.  ge-jaid. 

gejaid  (ge-jegede,  gejeide)  stn.  Jagd,  Jagdrecht,  Traut.  Chr.  65. 
66.  67.  69.  113.  126.  dovon,  das  er  as  von  seinem  geieide  (de 
venationibus,  Jagdbeute)*,  W — B  Gen.  25,  28.  brenge  mir  von  deinem 
geieide  (de  venatione  tua)  —  wenne  du  etwas  an  dem  geieide 
gevehest,  Gen.  27,  3.   I  B  25  b  c;  Elbog.  Chr.  10,  23  u.  7,  18. 

ge-kneufelt*  part.  Adj.  geknewselte  schue,  Knöpfelschuhe, 
Olm.  Stb.  113. 

ge-kochte*  stn.  das  Gekochte:  Gib  mir  auch  von  dem  roten 
gekochte  (de  coctione  hac  rufa),  W — B  Gen.  25,  30. 

ge-koese  (auch  gekose)  stn.  Bede,  Gespräch:  die  hahen  hehutet 
dein  g.  (eloquium  tuum),  W — B  Deut.  33,  9.  czu  ewern  gekose  er- 
hebet ire  hercze,  so  das  sie  gedechtik  sint,  wenne  hekoret  (tenta- 
ti  sunt)  sint  unser  veter,  so  das  sie  geprufet  wurden,  oh  sie  werlich 
(vere)  dienten  irem  gote,  Judith  8,  21.  mit  den  gekosen  des  hasses 
(sermonibus  odii)  Ps.  108,  3.  die  gekose  ir  lebsen  (sermonem  labiorum), 
Ps.  58,  13.  103,  34  u.  ö.  ous  irem  herczen  werden  sie  dir  vor- 
prengen  gekose  (de  corde  suo  proferent  eloquia),  Joh.  8, 10.  ab- 
genomen  haben  sie  von  irem  gekose  (abstulerunt  a  se  eloquia),  Job. 
32,  15.  höre  mein  gekose,  Job,  dorumme  u.  alle  meine  rede  vornim, 
Job.  33,  1.  lassen  wil  ich  wider  mich  mein  gekose  (dimittam  ad- 
versum  me  eloquium  meum),  Job.  10,  1.  ich  wil  seczen  (ponam)  czu 
meinem  gote  mein  g.,  Job.  5,  8. 

ge-kretz*  stn.  „Gekrätz",  „Kratz",  auch  heute  noch  =  Metallab~ 
fälle  beim  Bearbeiten,  besonders  beim  Schmelzen,  um  aberslich  (ubers- 
lich  E.  G.)  oder  um  gechrecz  —  schol  man  auf  dem  perge  vor  dem 
perkrichter  oder  vor  dem  munczmeister  von  recht  teidingen,  Igl. 
Bgr.  N  105. 

ge-laden  part.  Adj.  beladen:  die  ir  arbait  und  seid  geladen  (die 
ihr  mühselig  seid  und  beladen),  T — B  Matth.  11,  28. 

ge-lage  stn.  Gelage,  Gastmahl:  die  Behemen  musten  das  gloch 
bei  ein  pfenning  bezalen,  (mußten  es  büßen,  den  Kaiser  nicht  ins 
Land  gelassen  zu  haben),  Eg.  Chr.  83. 

ge-lsege  stn.  das  Liegen,  Lage,  Verhältnis,  Beschaffenheit: 
der  vinde  g.  und  ir  wer,  Alex.  11886. 

ge-langen  swv.  1.  tr  erreichen.  2.  unpers.  lange  dünken.  3. 
Verlangen,  Sehnsucht  nach  etwas  (Gen.)  haben.  3.,  Elbogen.  Chr.  89,  2. 

ge-lärt  part.  Adj.  (von  swv.  leren,  unterweisen)  gelärter  eid 
=  vorgesprochener  Eid:  er  hat  dem  haubtmann  ein  gelarten  eid  zu 
got  und  den  heiligen  gesworen,  Elbog.  Chr.  75,  23. 

ge-lauben  (ge-louben,  glouben)  swv.  glauben,  refl.  mit  G.  sich 
eines  Dinges  entschlagen,  ablassen  von  etwas:  die  jager  und  die 
hunde  sich  geloubten  der  vorlornen  jaget,  Trist.  2417.  daz,  in  (den 
Juden)  sint  gelaubt  (anvertraut  worden)  di  red  Götz,  T — B  Römer 
3,  2.  daz,  er  gleubte  siner  worte,  Ernst.  536.  sult  ich  dir  der  rede 
gleuben,  569. 

ge-laubig  (ge-loubec,  gloubec)  1.  gläubig.  2.  glaubxoürdig: 
disen  gerechten  gelaubigen  man,  Hier.  16,  15. 

ge-läz,  stmn.  1.  Verleihung.  2.  Bildung,  Gestalt.  3.  Benehmen: 
al  ir  tuon  u.  ir  g.  er  nach  hohem  arte  maz,,  W.  v.  W.  4996  f.  mit 
richem  geläze  berihter  sie  üf  die  sträze,   5278 f.    mit  frechem  ge- 

Jelinek,   Wörterbuch.  ]ß 


274  ge-läzen  —  ge-leichsam 

laze  (s.  frech) ;  an  ir  g.  höhen  art  sie  kos  u.  wirdeclicheu  ruom,  daz 
si  von  grösein  richtuom  u.  von  grözer  herschaft  komen  sint  in  ar- 
mut  kraft,  2197  ff.  die  vinde  im  stritlichen  geläz,e,  Alex.  7266.  Ei, 
werlt,  dise  unntäz,e  diner  lieblichen  geläz,e !   (Gebilde),  Alex.  27  310. 

ge-läz,en  stv.  V.  sich  benehmen,  betragen,  lassen,  senden  refl. 
sich  mit  etwas  beschäftigen:  war  mich  got  geläz,e  (wohin  mich  G. 
schickt),  Trist.  3671.    sie  enwiste  wie  g.,  W.  v.  W.  638. 

ge-läz,en  part.  Adj.  hinter-,  zurückgelassen:  ires  vaters  gelassene 
guter,  Igl.  Bgr.  N.  85,  4.  zu  iungst  kamen  auch  di  glaz,zen  meid 
(die  5  törichten  Jungfrauen),  T — B  Matth.  25,  11. 

geld  s.  gelt. 

gelden  (auch  gelten)  stv.  13  zurückerstatten,  bezahlen:  eine 
grübe  u.  hütte  in  Reichenstein  wird  verkauft  auf  bestimbte  teg  czu 
gelden,  Igl.  Bgr.  N.  88, 1. 

geld- einlege -ledlin*  stn.  Geldbüchse:  die  g.  (Sammelbüchse 
der  Türkensteuer)  sind  vor  alle  kirchen  zu  setzen  verordnet,  Traut. 
Chr.  316. 

ge-lechter  stn.  Gelächter,  Spott:  ein  g.  hat  mir  got  gemacht, 
W— B  Gen.  21,  6. 

ge-legelich  (nur  =  gelegen,  Kirchenb.  642,  7)  Adj.  wohl  „ge- 
legt" =  bestimmt*:  das  sie  ewrn  gnaden  czu  gelegelichen  tegen 
kumen,  Mind.  Egerl.  S.  57. 

ge-legen-heit  stf.  1.  Stand  der  Dinge,  Lage.  2.  Beschaffen- 
heit. 3.  Angrenzung:  durch  berge  u.  g.  der  wustunge,  Hier.  11,  12. 
in  di  gruben  varen  u.  besehen  alle  di  g.  der  gruben,  Igl.  Bgr.  N.  i,  9. 
funtgrueben  erstrecken  nach  g.  der  gang,  Igl.  Mut.  2.  das  si  be- 
sehen die  worheit  aller  g.  (ut  videant  cum  omnibus  circumstantiis 
veritatem),  Const.  II  3,  7.  die  warheit  von  aller  g.  des  gepirges  alle 
wochen  erfaren,  Const.  I  7,  18.  von  der  gesworn  g.  (De  officio 
juratorum),  1 5.  Überschrift,  besehen  alle  nueze  u.  g.  des  perk- 
werks,  13,1.  Dovon  so  haben  wir  besehen  fleissielich  die  g.  auf 
beiden  Seiten  (consideratis  utrisque  circumstantiis  diligenter),  IV  17, 
6.  die  g.  (circumstantias)  der  geezeugen  soll  der  Richter  zu  erfahren 
suchen,  IV  12,  9.    sweren  einen  eit,  umb  alle  warheit  u.  g.  czu  sagen, 

IV  8, 2.  di  artickeln  und  Ordnung  verkeren  —  noch  g.  der  czeit, 
Igl.  Stb.  V  256  c.     di  Ordnung  endern  und  czuseezen  noch  g.  der  zeit, 

V  178  d.  alle  g.  (gegenseitige  Lage)  der  dörfer,  wie  weit  eines  vom 
ander  gelegen,  mit  dem  zirkel  ausgemessen,  Traut.  Chr.  309.  so  weisen 
aus  u.  beezetigen  das  unsere  heuser  u.  ire  g.;  wenn  unsere  cram- 
heuser  enge  u.  klein  ausgesaezt  sein  u.  in  grosse  losunge  u.  geschoss 
—  gelegt  sein,  Olm.  Stb.  132  S.  101. 

ge-leger  stn.  1.  Lager.  2.  Belagerung*:  ob  man  an  dem  g. 
schaden  nam ,  Mind.  Egerl.  S.  42.  wer  in  dem  g.  (der  belagerten 
Burg)  petreten,  Eg.  Chr.  1185  S.  355.  ir  mayestat  —  schlugen  ir 
g.  (Lager)  bei  Mülesen  in  feld,  80. 

ge-legt  part.  Adj.  g.  tage  =  dilatoriae:  alle  gelegte  tage  (tege 
D.  H.),  ee  der  krieg  angehaben  ist,  di  sol  man  auch  melden  u.  fur- 
legen,  Const.  IV  7,3. 

ge-leichen  (ge-lichen)  swv.  convenire:  wenn  mugen  sulche  dink 
geleicht  werden?   Sol.  6,  8. 

ge-leichsam  s.  geliehsam. 


ge-leichsen  —  ge-lichsen-heit  275 

ge-leichsen  s.  ge-lichsen. 

geleichsen-heit  s.  gelichsen-heit. 

ge-leine*  stn.  (von  geleinen  sivv.  refi.  sich  lehnen.)  1.  Lehne, 
reclinatorium.  2.  das  Liegen,  Hohes  Lied  3,  10.  in  dem  g.  seines 
essens,  1, 11. 

ge-leit    (auch  geleite)   stn.   1.  Leitung,   Führung.     2.  Geleite. 

2.  sicheres  g.  (salvus  conductus),  Igl.  Str.  325.  wer  das  g.  überfüre, 
dem  kost  es  den  leip,  Eger  Str.  35. 

ge-leit-brief  *  stm.,   Igl.  Str.  235. 

ge-leiten  swv.  geleiten,  führen  zum  Schutz  und  dafür  die 
Gebühr  erheben,  Elbog.  Chr.  11,  3.  50, 19.  50,  30. 

ge-lende  stn.  Gefilde,  Land:  dö  sie  nü  waren  der  stat  so  nahe 
üf  dem  gelende,  Alex.  Anh.  469. 

ge-lender   stn.   Lehne,  Geländer,  W — B  V  126  a. 

ge-lenke  stn.  1.  Taille.  2.  Falte.  3.  Verbindung.  4-  Gewandt- 
heit: daz  hat  ouch  ein  g.  {Wendung  zum  Besseren)  daz  sich  unser 
pris  iht  krenke,  W.  v.  W.  1740 f.  die  anden  fünfe  (umbhenge)  mit 
semlichen  gleichen  g.  (nexu  simili)  sullen  czu  einander  hangen, 
W — B  Ex.  26,  3.  ein  eiserein  gelenke  ist  dein  hals  (nervus  ferreus 
cervix),  Js.  48,  4. 

ge-leuben  swv.  wissen*,  finden*:  si  (die  menschen  bei  der 
sintfiut)  gleubtin  in  selbir  kein  weg,  Dal.  19,  14  (1,  12). 

ge-leub-lich  (geloublich)  Adj.  glaublich,  wahrscheinlich,  gläubig: 
an  glewblich  Urkunde  —  clag  gestaten,  Elbog.  Chr.  38,  32. 

ge-leufte  (ge-loufe,  nur  wenig  Belege  bei  L.)  stn.  Auflauf, 
tumultus,  W — B  Js.  17, 12.    von  irem  gestreuse  und  g.,  Job.  3,  17. 

gelt',  gelpf  Adj.  glänzend,  von  heller  Farbe:  üz,  geifern  marmel- 
steine ein  grap,  Alex.  11113.   12515. 

gelf,  gelpf  stn.   1.  lautes  Tönen,  Fröhlichkeit.  3.  Glanz,  Pracht: 

I.  in  so  richem  gelfe  vernam  man  nie  anger  noch  die  heide,  Alex.  7844. 

3.  sin  kovertiur  in  wirde  was  von  richem  gelfe  erdäht,  Alex.  9389.  der 
gote  bilde  —  als  der  milde  sie  het  erziuget  von  richem  gelfe,  6161. 
die  beiden  —  kämen  in  kostbserem  gelfe  ze  Jerusalem  vor  die  stat, 
W.  v.  W.  3603, 

ge-lich-sam*  stf.  Gleichnis:  von  dem  feigbaum  lernt  di  g., 
T— B  Matth.  24,  32.  er  seit  in  auch  ein  g.,  Luk.  5,  36.  6,  39. 
er  lert  si  manige  dink  in  g.,  Mark.  4,  2,  er  sprach  zu  in  in  g., 
Matth.  22, 1.  ein  ander  g.  bort,  21,  33.  21,  45.  warum  redestu  mit 
in  in  geleichsam?  Matth.  13,  10.  ir  hört  di  gelichsam  des  seenden 
(vom  Sämann),  13,  18.    13,  24.     13,  34.     13,  36. 

ge-lichsen,  ge-lihsen,  ge-lihsenen  swv.  heucheln:  dez,  gelauben, 
der  in  dir  nit  ist  gelichsent  (der  ungeheuchelt  in  dir  lebt),  T — B 

II.  Timotheus  1,  5.  di  sich  gelichsenten  gerecht  =  die  sich  stellen 
sollten,  als  seien  sie  gerecht,  Luk.  20, 20. 

ge-lichsen  stn.  das  Heucheln,  die  Heuchelei:  di  Weisheit  von 
oben  urteilt  an  g.  (ist  erstlich  lauter,  pudica),  T — B  Jak.  3,  17.  di 
lieb  an  g.  =  die  Liebe  sei  ungeheuchelt,  Römer  12,  9. 

ge-lichsen-heit*  stf.  Heuchelei :  inwendig  seit  ir  vol  geleichsen- 
hait  und  ungankait,  T — B  Matth.  23,  28.  di  andern  Juden  gehullen 
seiner  gelichsenhait  (verstellten  sich  mit  ihm),  Galater  2, 13. 

18* 


276  ge-ligen  —  gelt 

ge-ligen  stv.  II  1.  darnieder  liegen.  2.  auf  einen  best.  Punkt 
des  Jahreskreises  zu  liegen  kommen,  fallen.  3.  niederkommen  ins 
Kindbett:  diu  vil  gewsere  mit  frühte  get  also  swsere,  so  ich  hoffe, 
in  kurczer  zit  daz  sie  zehant  gelit,  W.  v.  W.  1809. 

ge-lilgt  part.  Adj.  (von  liljen  swv.  mit  Lilien  versehen)  =  in 
Lilienform  verfertigt:  Und  ouf  die  houht  der  seulen  saczte  her  ein 
gelilgtes  werk  (opus  in  modum  lilii  posuit),  W — B  Kön.  III  7,  22. 

ge-limpf  (auch  glimpf)  stm.  seit  lö.  Jh.  sie.  1.  angemessenes, 
artiges  Benehmen.  2.  freundl.  Nachsicht.  3.  Befugnis,  Recht. 
4.  guter  Leumund.  6.  höhnisches  Benehmen,  Spott:  sunder  schimpfen 
u.  äne  argen  gelimpfen,  so  hän  wir  iueh  also  (zum  Fürsten)  erweit, 
W.  v.  W.  4020;  Elbog.  Chr.  79,  12.  86,  20.  141,  33  s.  glimpf. 

ge-lit-schert*  part.  Adj.  g.  wunden  =  Wunden,  bei  denen 
Glieder  abgehauen  oder  verstümmelt  werden,  ahd.  lidascart,  litschart : 
Von  glitschert  wunden.  Ist  daz  ainer  dem  andern  ein  vinger  absieht 
oder  wunt  oder  was  gelicze  er  vorwunt,  das  glitschert  wunden  haist, 
der  geh  dem  richter  2  phunt  u.  dem  wunten  5  phunt,  Brunn.  Str. 
II 10.  Ist  das  er  gesunt  wiert  an  den  wunden  u.  nicht  glitschert 
wiert,  so  geit  im  der,  der  in  gewunt  hat,  2  phunt  u.  dem  richter 
1  phunt,  II 12. 

ge-loben,  -lüben  swv.  geloben,  versprechen,  bürgen:  dofür 
geloht  hannus  Eberl  u.  Stephan  smid  und  entgegen  hat  gelobt  des 
frantz  Muckenprunner  zum  morgengab  nach  seiner  tochter,  Igl.  Stb. 
III  120  a.  als  wir  nimand  gelobt  haben  noch  nimand  vorschriben 
sein,  Igl.  Rspr.  XIII.  dasselbe  gelt  haben  si  gelobt  mit  gesampter 
hant  beczalen  mit  beraitem  gelt  auf  den  nächsten  sand  Jörgen  tag, 
Igl.  Stb.  III 127  c.  do  gelubt  der  obgen.  Joh.  den  obgen.  seinen  purgeln 
mit  dem  hoff  hinwider  si  zu  ledigen  und  unschadhaft  machen  an  alles 
gever,  III  210  d.  sie  —  gehxben  mit  gesampter  hant,  Ulla.  175  a. 
dofür  gelubden  die  obgen.  vorweser  die  Spitalherren  und  denselben 
vorwesern  gelubt  der  rat  und  ein  iczleicher  zukünftiger  rate,  III 192  d. 
er  gelubt  im  für  alle  freiheit  (des  verkauften  Hauses)  IV  247  b.  darzu 
so  hab  ich  für  denselben  Niclas  Vischer  gelubt  uf  dem  jarmarkt 
dem  Balthasar  Gros  für  XX  seh.  gross ,  die  ich  im  hie  berait  hab 
müssen  beczaln,  wenn  der  Mclas  Vischer  her  wider  quem,  das  er 
im  die  beczalen  solde,  V. 

ge-lobed  s.  gelubede. 

ge-lobdnis  s.  gelubdnis. 

ge-lösen  swv.  los  sein,  los  werden,  einbüßen:  nur  di  wil  er  di 
kost  het  (hielt  man  ihn  in  Ehren);  und  do  er  der  gelost,  acht  man 
in  [den  Herzog)  nit  mer,  Dal.  170,  31—33  (76,  21—22). 

ge-lot  (ge-loete)  stn.  Gewicht:  pussen  —  von  unrechter  eilen 
und  umb  unrecht  gelot,  Igl.  Str.  276  S.  180. 

gel-siden  (gel-sidin)  Adj.  von  gelber  Seide:  ein  slogier  g., 
Rf.  135. 

gelt  (G.  geltes,  geldes)  stnm.  1.  Bezahlung,  Vergeltung,  Ver- 
gütung. 2.  Einkünfte,  Rente.  3.  Preis,  Wert.  4.  geprägtes  Geld: 
1.  reichen  gelt  er  im  (dem  boten)  lech,  Ernst  389.  ieslicher  üf  der 
minne  gelt  nam  sin  ros  mit  dem  sporn,  Tristan  1738.  sin  gelt  der 
was  riche,  sin  habe  was  gemeine,  Alex.  183.  dem  do  tödes  Ion  ze 
gelte  gegeben  wart,  9735.    an  der  (meiner  Tochter)  du  suez.es  geltes 


gelten  —  ge-lübde  277 

Ion  vindes  und  vil  fröiden  won,  10932.  mit  strites  tat  —  buten  die 
neide  einander  g.,  13191.  die  mit  strites  gelde  wol  kunnen  — 
pungieren,  12245.  haben  wir  schaden  vor  genomen,  des  muge  wir 
wol  ze  gelte  komen,  11962.  er  jach  sie  müesten  ir  leben  algelich 
ze  gelte  geben,  15036.  20508.  da^  ewige  leben  sol  er  im  ze  gelde 
geben,  27596.    mit  gezelten  herlich  von  tiuren  gelten,  3974. 

gelten  stv.  1 3  zurückzahlen,  vergelten;  erwidern;  büßen,  ent- 
gelten, zahlen,  bezahlen;  Rente  bringen;  etivas  wert  sein,  kosten: 
doch  e  der  werde  wurde  gevalt,  er  eine  sich  mit  hunderten  galt 
(verkaufte  sein  Leben),  Alex.  13400. 

gelter  (auch  geltaere)  stm.  1.  der  eine  Schuld  zu  zahlen  hat, 
Schuldner.  2.  der  ein  Darlehen  gibt,  Gläubiger:  1.  sein  gelder, 
Igl.  Str.  S.  354.  2.  der  gelder  (Gläubiger),  Igl.  Str.  S.  367.  gelter, 
der  das  Pfandrecht  erworben  hat,  107.  108.  hat  ein  man  vur  das 
seine  gelter,  86.  wer  dem  pütel  uinb  eczleiche  sache  geantwort  wirt 
oder  seinem  g.  (suo  debitori),  Igl.  Str.  B.  40.  ich  wil  im  u.  seinem 
gelter  (hier  die  Witwe  als  Gläubigerin)  ein  sechczehenteil  wider- 
geben, also  das  sie  mir  100  schock  grossen  beczalen,  Igl.  Bgr.  N.  90,  5. 
ob  etlicher  ist  weis  und  gelter  =  weise  und  verständnisreich  =  wer 
die  Weisheit  in  göttlichen  Dingen  richtig  anzuwenden  weiß,  T — B 
Jakobus  3,  13. 

gelt-lich  Adj.  (nur  g.  pen  =  multa  Voc.  1482)  pecunialis: 
iuwer  golt  ich  also  nim  niht  üf  geltlichez  zil  (als  Bezahlung), 
niuwan  daz  ichz  iu  behalden  wil,  W.  v.  W.  2376. 

gelt-schuld  stf.  Schuld,  Forderung:  briffe,  die  uf  geltschulde 
innhalden,  Stb.  Brüx  N.  229.  solche  g.  um  kauffmansware  u.  pfembrt 
ist  entsprungen,  Igl.  Bgr.  N.  107,  2. 

gelt-zins  stm.  (nur  Mich.  M.  hof  33)  Zins  in  Geld  im  Gegensatz 
zu  Zinshühnern  und  -eiern,  Brüx.  Stb.  N.  196. 

ge-lübde  (auch  gelübede)  stfn.  Gelöbnis,  Versprechen:  der  im 
schuldig  ist  von  gelubde  wegen,  entweder  von  gedingen  ader  ge- 
mechtes  wegen,  Const.  IV  6,  5.  das  er  das  gelubd  hat  getan  u.  vor- 
heisen,  das  er  das  vorgenante  stoiort  ken  Görliczer  gruben,  das  er 
das  nicht  anders  weit  treiben  denn  den  gewerken  zu  frumen  — ,  Igl. 
Bgr.  N.  39,  4.  Wenn  einer  wil  dem  andern  gelubde  um  gelt  tun 
vor  im  (dem  Schreiber)  oder  erbe  oder  eigen  verseczen,  das  g.  sal 
er  nicht  beschreiben,  sie  bringen  einen  scheppen  denne  czu  im,  der 
das  g.  höre  u.  den  er  mit  namen  in  der  toffel  beschreibe,  Igl.  Str. 
S.  362.  Umb  ein  grosse  sache  u.  auch  umb  ein  gross  gelobde  hat 
scheppen  geczeugusse  nicht  kraft,  es  sei  denne,  das  sie  der  richter 
gesant  habe  oder  dozu  gebeten  sein,  Igl.  Str.  I  S.  358.    Wenne  ouch 

fut  ist  dein  gelubde  (promissio,  hier  Versprechen),  W — B  Judith  11, 21; 
's.  55,  9.  das  geczeld  des  gelubdes  (foederis  tabernaculum),  Num.  4,  4. 
gelubde  habe  ich  mit  in  geslagen  (pepigi  foedus),  Ex.  6,  4.  do  ich 
ingieng  under  si  zu  Damasch  (Damascus)  mit  gewalt  und  mit  dem 
gelubd  (Auftrag)  der  fursten  der  pfaffen,  T — B  Btb.  26,  12.  er  hilt 
den  lantlutin  nit  sin  gelobde  was  ein  wicht,  Dal.  139,  10  (63,  4). 
der  gefenknusz  und  gelubde  ledig  werden,  Elbog.  Chr.  25,  21. 
gefangne  —  auf  gelubde  ader  purgschaft  außgeben  (freilassen),  Eg. 
Chr.  1089.    aus  den  selben   erb-eiden  und  glubden  (dem  Erbherrn 


278  ge-lübdnis  —  ge-lustsamen 

geschivorenen  Eiden)  sulleu  sie  ledig  lassen,  Elbog.  Chi'.  36,  28.  das 
man  sie  mit  erblichen  eiden  und  glubden  verstrickt  hab,  36,  22. 

ge-lübdnis*  stfn.  Gelöbnis:  unangesehen,  das  sie  die  pflicht 
und  getrawickeit  (Treue)  globdnis  u.  huldung  dem  —  konige  haben 
getan,  Elbog.  Chr.  155,  24. 

ge-luber*  (von  gelüben  swv.  versprechen)  stm.  Verheißer,  pro- 
missor: du  —  got  —  bist  ein  g.  u.  ein  gelubd,  Sol.  100,  14. 

ge-lübig*  Adj.  einer  der  etwas  gelobt  hat:  sie  sind  mit  band 
und  mit  munde  an  ein  ander  glubig  wurden  (haben  einander  gelobt), 
ab  sie  imands  —  notrechten  wulde,  eins  das  ander,  als  der  adel  di 
stat  und  di  stat  den  adel  nicht  lassen,  sunder  an  einander  —  hulf- 
lich  und  retlich  sein,  Elbog.  Chr.  111,  38  f. 

ge-lübnis*  stnf.  Versprechen,  Gelöbnis:  wo  —  ein  geselle  er- 
funden würde,  das  er  sich  mit  eines  guten  mannes  kinde  vorglübet 
(verlobt)  hätte  und  seinen  glübnis  nicht  nachkeme  — ,  Traut. 
Chr.  173. 

ge-lücke,  glücke  stn.  1.  Geschick,  Glück.  2.  Zufall.  3.  Glücks- 
rad. 4.  Beruf,  Lebensunterhalt:  2.  Seth  in  gelückes  wege  quam 
wider  zu  sinem  vater  Adam,  Legende  395. 

ge-lücken  (auch  glücken)  sivv.  glücken;  Glück  haben:  einen  man, 
der  in  seinen  tagen  nicht  wirt  g.  =  qui  non  prosperabitur,  W — B 
Jer.  22,  30.  Und  gelückende  wirt  im  in  denselben  (prosperabitur), 
zu  den  ich  es  hab  gesaut,  Isaias  55,  11.  wir  sin  gelich  gelücket 
gar  =  in  ganz  gleicher  Lage,  Alex.  15  596. 

ge-luck-lich  Adj.  prosper:  nichtesnicht  wirstu  gelukliches 
haben,  W— B  Jer.  2,  37. 

ge-ludem  stn.  Lärm  (nach  den  Belegen  bei  L.  wohl  md.):  do 
erhub  sich  ein  gros  g.  in  den  purgen  der  Philisten  u.  wuchs  meklich 
u.  ie  lenger,  ie  grösser  (tumultus)  W — B  Kön.  I  14,  19.  von  dem  g. 
der  hochfart  (a  strepitu  pompae),  W — B  Jer.  47,  3. 

ge-lüppe  stn.  Giß,  Zaubersalbe:  wie  Tristant  wart  mit  g.  wunt, 
Trist.  6723 ;  Alex.  8063.  20  715.  ze  der  brüst  in  einer  schöz,  mit 
g.,  22934. 

ge-lust  sttnf.  (md.  immer  f.,  gelost  Pass.)  Begierde,  Gelüsten, 
Freude:  di  in  selig  g.  kumen  sint  (felici  iucunditate  adepti).  Sol. 
95,  29.  nach  triuwen  gelüste  ir  roter  munt  in  kuste,  W.  v.  W.  7505. 
Und  die  stat  wart  geheissen  greber  der  gelust  (sepulcra  concupis- 
centiae),  W— B  Num.  11,  34.  der  samen  der  g.  (semen  coitus), 
Samenfluß,  Lev.  15, 16  u.  22,  4. 

ge-lüstel  stn.  kleines  Verlangen,  Gelüsten:  ob  ein  g.  von  herzen 
Tristande  gät,  Tristan  714. 

ge-lusten  (auch  ge-lüsten)  sivv.  Praet.  gelüste,  tr.  sich  freuen, 
unpers.  mit  Akk.  der  Person  u.  Gen.  der  Sache:  an  etivas  Gefallen 
finden,  mit  Gen.,  Inf.,  Praep.  oder  Adv. :  ist  das  dich  —  kost  des 
fleisches  gelüstet,  W — B  Deut.  12,  15. 

ge-lustigen  swv.  (nur  DFG.)  sich  freuen:  g,  wirt  in  veistikeit 
ewer  sele  (delectabitur  in  crassitudine  anima  vestra),  W — B  Js.  55,  2. 
in  iren  unmenschlichen  sunden  hat  gelustiget  ire  sele  (delectata  est), 
Js.  66,  3. 

ge-lustsamen*  swv.  (v.  lustsam,  lieblich,  anmutig)  erfreuen, 
oblectare,  W— B  V  177a;  Prediger  2,  10;  Sirach  16, 1.  18,  32.  27.  32. 


ge-niach  —  ge-inecht  279 

ge-mach   stmn.   1.  Ruhe,  Wohlbehagen,   Annehmlichkeit,  Pflege. 

2.  Zimmer,  Wohnung:  in  solde  geschehen  gnot  gemach  (sie  sollten 
gut  aufgenommen  iverden),  W.  v.  W.  4991.  das  wir  mit  g.  wesen 
=  in  Ruhe,  1686.  wider  hervür  der  fürste  gie.  die  frouwen  er  hi 
gemache  lie,  1449.  das  get  uns  czu  herczen  durch  gutes  gemaches 
willen  des  gepirges,  Const.  I  5,  2.  unser  durchleuchtigkeit  —  alle- 
wege wacht  czu  gemache  der  undertenigen,  I  7,  22.  ab  unser  nucz 
auf  dem  perkwerke  —  den  suuderlichen  gemache  furgeczogen  wirt, 
II  5,  9.  als  czimlich  ist,  das  wir  fleissig  sein  des  gemaches  unser 
untertenigen,  I  5,  10.  sie  was  wert,  ob  ir  minneclich  gemach  von 
dem  herren  dö  geschach,  Alex.  3843.  unz  daz,  die  sunne  gerte  daz, 
sie  ze  gemache  wolde  gän  {zu  Raste,  untergehen  wollte),  5813.  dö 
die  sunne  sich  ze  gemache  stalt,  9831.  do'er  pilleich  fride  und  g. 
scholt  gehabt  haben,  Eg.  Achtb.  II  44.  durch  frides  u.  gemaches 
wegen,  Mind.  d.  Egerl.  S.  52.  der  selben  gemech  sol  der  Krzisane 
geprauchen  die  selben  2  jar  frei  und  ledig,  Igl.  Stb.  V106b. 

ge-machel  stsium.  Bräutigam,  Gemahl:  Joseph  ir  g.,  T — B 
Matth.  1,  19.    iren  lieben  g.,  Elbog.  Chr.  15,  21. 

ge-macliel(e)  swstf.  n.  Braut,  Gemahlin:  Maria  dein  g.,  T — B 
Matth.  1,  20.  1,  24.  in  die  archeu  —  nam  der  wise  man  zwei  ge- 
mahel  vogel,  tier  =  Pärchen,  Alex.  11257. 

gemack-sam  Adj.  bequem :  da  sie  g.  mugen  gesein  dopei,  Const. 
17,9. 

sre-machsamc-lick*  Adv.  (von  gemachsam),  bequem,  commode, 
Const  II 1,  4. 

ge-msez.e  s.  ge-mez,e. 

ge-mech-lich,    (-e,    -en)    Adv.    1.    bequem.     2.  mit    Bedacht. 

3.  langsam,  allmählich.  3.  drei  Weinreben,  die  wurffen  ous  g. 
(paulatim)  loup  u.  blute  u.  noch  der  blute  sach  ich  die  weiutrouben 
czeitigen,  W — B  Gen.  40, 10.  die  steine  (Acc.)  ousholern  die  wasser 
mit  ubergussen  gemeclichen  wirt  vorczeret  (paulatim),  Job.  14,  19. 

ge-mecht,  -e  stn.  1.  Verfertigung.  2.  Geschöpf.  3.  Vermächt- 
nis, Testament.  4.  gerichtl.  Handlung  und  Abmachung,  Verein- 
barung. 5.  Zusatz  zu  einer  Mischung:  2.  du  (got)  mein  macher 
u.  ich  dein  gemecht  (opus),  Sol.  78,  11.  Dein  g.  bin  ich  (plasma), 
6,  33.  4.  recht,  gesecze  u.  g.  (statuta),  Igl.  Str.  B  S.  194.  von 
puzze,  wer  ein  rat  oder  gemechte  prichet,  Igl.  Str.  187.  welches 
—  teil  —  der  teidinge  u.  gemechtes  übertritt,  das  sol  getwungen 
werden  von  dem  richter  alle  gerechtikeit  czu  tun  dem  andern 
teile,  Const.  III  6,  15.  er  sprach,  wie  das  ein  gemecht  und 
wilkur  gescheen  sein  czwischen  den  pergwerken  czum  Prunne  und 
czu  Sent  Jürgen,  Igl.  Bgr.  N.  52.  1.  dem  sol  dicz  g.  nicht  zu  hülfe 
noch  zu  Steuer  komen,  N.  51,  9.  darinne  redlich  g.  u.  wilkur  ge- 
schriben  sein,  N.  57,  4.  Dornach  ein  gemechte  geschach,  das  di  vom 
Thodel  in  (den  Preiskowern)  abtraten  eines  haspeis  (einzelnen  Schacht), 
der  do  genant  ist  czu  dem  Pirkner  —  sie  paidirseit  mit  wilkur  ein 
g.  machten,  N.  65,  1.  u.  diser  rat  u.  dicz  g.  ist  von  den  obgenanten 
ratleuten  vorpunden  pei  trawen  u.  pei  ern  kegen  peiden  teilen  — 
wer  des  gemechtes  nicht  enhild  — ,  N.  53,  13.  dem  teil,  das  das  g. 
helt,  N.  40,  6.     Da  machten  di  scheppfen  aines  vollen  rates  ein  aus- 


280  gemecht-leute  —  ge-mein 

sproch  u.  ein  g.,  das  in  des  perks  puch  geschriben  u.  gewert  ist, 
N.  40,  2.  die  eidern  mit  dem  rate  haben  das  Weinschenken  u.  das 
g.  (ihre  Bestimmungen  darüber)  =  N.  53)  vorhort  u.  aigentlichen 
gewegen  u.  erkaut,  das  es  not  ist  in  sulcher  mas  zu  halden,  Olm. 
Stb.  60.  das  oben  geschriben  gemechte  vom  weinschetzeu  u.  Wein- 
schenken, 60.  soliche  satczung  u.  g.  in  frischen  gedachtnuß  haben,  63. 
Darumb  so  sein  die  hernach  geschriben  gemacht  derdacht,  derfuuden 
u.  den  fleischhackern  aufgesatczt  warden,  98.  die  (Tuchmacher  — ) 
knappen  heimleich  under  in  vorboten  u.  ein  g.  machten,  das  den 
egenanten  Niclasen  Hebrl  sein  hausfrauen  noch  iren  hindern  nimaut 
ous  in  arbeiten  solde,  96.  ein  geding  und  ein  gemecht  ist  geschehen 
umb  den  newen  teich,  Igl.  Stb.  III  232  a.  ein  gemecht  uud  ein 
frundtleiche  Verrichtung,  III  194a.  ein  freye  wilkur  und  ein  g., 
III  194  c.  ein  frundtleiche  berednus  und  ein  gancz  ewigs  g.  —  umb  di 
Tawbenmul ,  III  206  d.  so  indert  eines  aus  in  wider  dicz  g.  tet  — 
das  er  das  nach  erkentnus  derselben  berichtleut  seinem  herren  sol 
verpüessen,  V44a.     ein  g.  über  eine  müle,  11140  c. 

gemecht-brief  stm.  Vertragsurkunde:  abschrift  eines  geinecht- 
brives  des  erwirdigen  herrn  Abts.  Igl.  Stb.  V  11  d. 

gemecht-leute*  st.  PI.  Leute,  die  einen  Vertrag  schließen  oder 
dessen  Zeugen,  Igl.  Stb.  III A  136b.  die  g.  und  mechtig  uberleut 
=  die  Vertragschließer  und  deren  Bevollmächtigte,  III 193 d.  194b. 
des  sint  g.  Johannes  Lulleich,  Janko  Schonmelczer  und  ffrentzl 
Holcz,  dis  also  czwischen  paiden  tailen  vorricht  haben,  das  der 
Ulreich  Payr  dem  procop  rechung  getan  hat  und  im  geantwurt  hat, 
alles  was  er  iunen  hat,  III 119  a.  119  b.  wir  vorgenanten  g.  (Zeugen) 
11160a.  136b.  138b.  g.  (Zeugen)  der  fruntlichen  Verrichtung,  ITJ 
327  d. 

ge-mein  Adj.  allgemein,  gemeinsam:  g.  urtail,  sententia  com- 
munis, Weist  um:  Und  ist  daz,  daz  ein  vorsprech  vor  chlag  u.  vor 
antwurt  noch  ainem  gemainen  urtail  vragt,  Brunn.  Str.  II  200. 
Von  den  vier  gemeinen,  was  macht  sie  haben,  von  alter  herkumen 
ist,  als  oft  ein  rat  gesaczt  wirt,  das  im  der  selb  rat  uud  die  gancze 
gemeine  vier  erbere  pidirwe  manne,  czwene  uz,  dem  alten  rate  und 
czwene  aws  der  gemeine,  kisen  sullen  und  den  bevelhen  der  gauczen 
gemein  notdurfft  und  nucz  mit  sampt  den  scheppfen  czu  besorgen  — , 
Igl.  Str.  190.  Sie  sind  vielleicht  ein  Ersatz  für  die  „Genannten" 
des  Prager  und  der  Babenbergischen  Rechte ;  im  Prager  und  Brünner 
Recht  sind  „die  gemeinen"  unbekannt.  Haind  Ortwein,  Nikusch  — , 
parchanter  und  Hanus  Elbil  der  vier  gemein,  Igl.  Stb.  III  39  b.  im 
(Tristan)  was  ein  gemeiner  lip  doch  lieber  wan  ein  ander  wip, 
Tristan  279. 

ge-mein,  -e  stf.  1.  Gemeinde.  2.  Anteil,  Gemeinschaft.  3.  Ge- 
meindeeigentum: 3.  das  si  haben  ein  gemein  — ,  der  hat  sich 
Hanns  Stocker  underwunden  u.  hat  di  vorprochen  (=  den  Rasen) 
u.  ains  tails  mit  weiden  bestakt,  Igl.  Str.  292  S.  199.  das  si  vor- 
puten,  das  di  gemein  u.  der  rasen  icht  vorruckt  wurde  furpas  u.  ver- 
pruchen.  Ebda.  Ein  g.  kann  sich  nicht  verligen,  S.  201.  N.  266. 
S.  170. 

ge-mein  (e)  Adv.  auf  gleiche  Weise,  zusammen,  insgesaynt:  di 
kunig  der  erd,   di  da  gemein  unkeuschten  mit  ir  (Babylon)  =  die 


ge-nieinec-lich  —  ge-melt  281 

K.  der  Erde  haben  mit  ihr  Unzucht  getrieben,  T — B  Offenb.  18,  3. 
18,9. 

ge-meinec-lich,  -en  (gemeinliche  -en)  Adv.  gemeinschaftlich, 
insgesamt:  u.  ander  scheppen  g.,  Igl.  Bgr.  1, 1.  rieh  und  arm  waren 
do  sin  (Tristans)  gemeineclichen  vrö,  Tristan  532.  nu  hat  uns  — 
der  kunic  geschriben,  das  wir  gemeniklich  unser  eldisten  zu  seinen 
gnaden  kumen  sollen  — ,  Igl.  Espr.  XII. 

gemein-eldester*  stm.  Ältester  der  „gemeinen'',  Traut.  Chr.  201. 

ge-mein-sanien  stvv.  1.  Gemeinschaft  haben  mit,  teilhaben  an. 
2.  Unzucht  treiben  mit,  beschlafen,  3.  tr.  und  refi.  vereinigen:  1.  di 
Juden  gemainsament  nit  mit  den  Samaritanern,  T — B  Job.  4,  9.  er 
gemainsamt  sich  zu  seim  weip  (wird  seinem  Weibe  anhangen),  Matth. 
19,  5.  di  got  alsust  gemainsamt,  der  mensch  enscheid  es  nit,  Matth. 
19,  6.  gemainsament  euch  in  den  notdurftigen  dingen  der  heiligen 
=  an  den  Bedürfnissen  der  Heiligen  nehmet  Anteil,  Eömer  12, 13. 
es  ist  verpannen  ain  man  Juden  ze  g.  und  ze  gen  alz,  zu  eim 
fremden  gesiecht  =  Tlir  wißt,  wie  ein  Jude  es  verabscheut,  sich 
einem  Fremdling  anzuschließen,  Btb.  10,  28. 

ge-inein- sanier*  stm.  wer  Unzucht  treibt  mit  jemand:  den  ge- 
mainsamern  der  manne  (beschlafern  der  knaben,  11.  Bibel,  Knaben- 
schänder), T — B  I.  Timotheus  1,  10.    I.  Korinther  6,  10. 

ge-mein-samunge  stf.  1*.  Gemeinschaft.  2.  Unzucht,  forni- 
catio  (bei  Lexer  aus  der  Bibel  von  14S3).  1.  die  gemainsamung 
deins  glauben,  T  —  B  Philemon  6.  di  lib  Götz  und  di  g.  dez, 
heiligen  Geistz,  II.  Korinther  13,  13.  ist  er  (der  kelch)  nit  g.  dez, 
plutes  Kristi,  I.  Korinther  10, 16.  in  der  g.  der  brechung  des  protz, 
Btb.  2,  42.  m 

ge-mein-schaft  stf.  1.  Gemeinschaft.  2.  Gemeinde,  mit  steten 
gemeinsebaften  u.  knechten,  Saazer  Urkdb.  S.  179.    s.  lantherre. 

ge-nieint*  part.  Adj.  gesonnen:  wen  sein  k.  m.  (königliche 
Majestät)  ist  nicht  g.  (willens)  eyn  czu  seezn  czu  schaden  ader 
missefal,  Eg.  Chr.  1127  S.  305. 

ge-meit  Adj.  1.  lebensfroh,  vergnügt.  2.  keck,  tüchtig.  3.  lieb- 
lich, schön:  3.  den  frouwen  gemeit,  W.  v.  W.  1633.  mangiu  frouwe 
clär  u.  gemeit,  7098.  wan  der  knab  hat  ein  gemaiters  hüettl 
gehabt  dann  ich,  Igl.  Str.  S.  265.  Alex,  der  gemeit,  Alex.  12109.  der 
herre  hübesch  u.  g.,  Trist.  1579.  1825.  der  helt  g.,  3387.  er  az, 
und  tranc  und  was  g.,  Schretel  174. 

ge-niel  (=  ge-msele)  stn.  Malerei,  Verzierung:  die  becken 
haben  die  stellen  (Verkaufsstände)  mit  gemehl  (nach  einer  gezeich- 
neten Skizze)  unterschiedenlichen  lassen  auszteilen,  Traut.  Chr.  193.  218. 

ge-melde  (==  ge-mselde)  stn.  Bild,  Gemälde,  Malerei,  Prägung 
auf  einer  Münze :  u.  grub  dorein  (in  die  Holztüren)  g.  (Schnitzwerk) 
der  cherubim  u.  die  gestalt  der  hende  (palmarum  species)  u.  machte 
doruber  g.  gar  hoch  übertretende  (anaglypha  valde  eminentia  W — B 
Kön.  III,  6,  32. 

ge-mellen  (=  ge-mahelen,  ge-mehelen)  swv.  sich  verloben,  ver- 
mählen: so  gezimt  nit  ze  gemellen,  T — B  Matth.  19, 10. 

ge-melt  part.  Adj.  genannt:  den  gemelten  thon,  Igl.  Ms.  S. 
17.    an  den  gemelten  tag,  Eg.  Achtb.  IL  101. 


282  ge-mengt  —  ge-nade 

ge- mengt  part.  Adj.  (vom  swv.  mengen)  gewirkt,  bunt:  ge- 
mengter kunst  (opere  vario),  W — B  Ex.  36,  8.  ein  rational  gemengtes 
werke  (rationale  opere  polymito,  einen  Brustschild,  künstlich  ge- 
wirkt), Ex.  39,  8.  einen  gemengten  rock  (tunicam  polvmitam),  Gen. 
37,  3  u.  23. 

ge-merk  (ge-merke)  stn.  1.  das  Gemerk  der  Meistersinger: 
kauffen  bereitschafft  zum  g. ;  gehet  es  bei  dem  g.  unrichtig  zu,  wie 
selbst  die  gewinner  bekennen;  Ja  man  acht  auch  keinen  jungen 
gefreiten  singer  würdig,  ein  g.  sehen  zu  lassen;  so  muß  doch  des 
tichters  g.,  weil  im  das  gesang  bekandt,  glat  sein,  Igl.  Ms.  S.  19. 
2.  abgegrenzter,  gemessener  Raum:  das  nimant  an  iren  (der  stolner) 
danck  innewendig  ires  stollen  gemerken  getar  in  ganczem  rasen  ar- 
beiten, Const.  II  4,  13.  umb  greniczen  u.  gemerken,  IV  5, 1.  der 
acker  mit  rain  u.  mit  gemerkhen,  Brunn.  St.  I  479.  des  gemerkchs 
Emath  (terminus) ,  W —  B  Ez.  47,  17.  die  gemärckh  oder  reinstein 
(Grenzsteine)  ausrotten  u.  vertilgen,  Chlum.  III  4.  wann  einer  ent- 
leibt wurde  auf  dem  gemerkh  (Grenze)  —  wo  der  merer  theill  hin- 
ligt,  daselbst  soll  er  hie  berechtund  werden,  Chlum.  I  6.  Heinrich 
an  dem  gemerke  was ,  Ernst  718.  der  keiser  kam  an  das  gemercke 
(Landes grenze),  Böhm.  Chr.  68. 

tremer-lich  (jsemer-lich)  Adj.  schmerzhaft,  jammervoll:  daz,  g. 
scheiden,  Trist.  5511. 

ge-mez,  stn.  Strophengattung:  Marcus  Michko  —  ist  durch 
alle  6  ordentliche  gemeß  geprobirt  u.  entlich  auff  erkenntniß  gefreiet 
worden,  Igl.  Ms.  S.  17. 

ge-niez,  (ge-msez,e)  Adj.  1.  maßhaltend,  mäßig.  2.  angemessen: 
2.  Tristan  den  zühten  was  geme^e,  Trist.  2153. 

ge-mez^en  part.  Adj.  (von  niez,z,en  stv.  1 1  messen,  zuteilen, 
gehen)  gemessener  tag  =  Termin:  Do  wart  gegeben  ein  g.  tag, 
Igl.  Str.  263  S.  162. 

ge-minne  Adj.  zugetan,  liebreich,  freundlich:  Tristan  was  ie 
von  kinde  g.  unde  mitesam,  Tristan  1228. 

ge-mirt  part.  Adj.  von  mirren  sivv. :  den  geruchsamen  gemirten 
poum  (myrtum),  Js.  41,  19. 

ge-muot  Adj.  gesinnt,  gestimmt,  wohlgefallend,  lieb:  dö  sprach 
der  reine  gemuote  man,  W.  v.  W.  6151.  „iuwer  gitecliche  girde,  die 
ir  nach  fremden  guote  traget,  iuch  mir  gelich  gemuoten  (gleichge- 
sinnt) saget"  (so  spricht  ein  Räuber  zu  Alex.),  Alex.  24120. 

ge-muoten  swv.  begehren,  verlangen,  mit  Dat.  gefallen:  daz  sie 
ander  wort  geviengen  (zu  hören  bekamen)  die  noch  wol  ir  wipheit 
huoten  u.  nie  krankheit  (Schwäche)  gemuoten,  W.  v.  W.  1025. 

gen,  gän  unregelm.  stv.  V.  gehen:  g.  zum  hals  =  ans  Leben 
gehen,  Elbog.  Chr.  24,  19. 

ge-nächenung*  stf.  Möglichkeit  einer  Annäherung,  Zutritt: 
durch  in  (Christus)  haben  wir  paid  g.  (zugang  11.  Bibel)  in  aim 
geist  zu  dem  vater,  T— B  Epheser  2,  18. 

ge-nade,  gnäde  stf.  1.  Ruhe.  2.  Behagen,  Glück,  Glückselig- 
keit. 3.  Herablassung,  Unterstützung.  Gunst,  Huld,  Gnade.  4.  Fuß- 
fall, um  zu  danken,  ausgesprochener  Dank:  0  got,  ich  mache  dir 
gnäde  (ich  danke  dir),  t— B  Luk.  18,  11.  Joh.  11,  41.  er  macht 
gnad  =  segnete,   Matth.  15,  36.     do  er  het  gemacht  gnad,  er  teilt 


ge-nad-sam  —  ge-nemekeit  283 

—  di  brot,  Job.  6,  11.  Mark.  8,  6.  er  nam  den  kelck  und  macht 
genad,  Mark.  14,  23.    Matth.  26,  27.    auf  g.  sten  s.  sten. 

ge-näd-sam*  Adj.  gnädig,  Gnade  enthaltend:  mit  deinen  genad- 
samen  brifen,  Hier.  99,  21. 

ge-nseme  s.  geneme. 

ge-nant  Adj.  Die  „Genannten"  bilden  den  größeren  bürgerl,  Rat 
und  vertreten  die  ganze  Bürgerschaft  (s.  gemeiner  in  lglau).  Die 
alten  Genannten  (gewöhnt.  8)  bildeten  mit  den  Bürgermeistern  den 
kleineren  Rat,  Prag.  Str.  129.  kein  man,  er  sei  schepfe  oder  ge- 
nanter oder  gemainer,  129.  genant  gelt  =  bestimmte  Summe,  Eger 
Str.  XV  5. 

ge-natüret  part.  Adj.  von  Natur  aus  beschaffen,  geartet:  Tristan 
mohte  auch  einen  stern  hän  mit  der  künigin  gemein,  der  g.  nach 
im  was  (bald  glänzte,  bald  trübe  ivar),  Tristan  257.  genatieret,  Traut. 
Chr.  55. 

genc-licli  Adj.  vergänglich:  wie  hinslichende  und  g.  ist  die 
werltliche  minne,  Tristan  6850. 

ge-necli-lich*  Adj.  nahbar,  dem  man  sich  nähern  darf,  accen- 
sibilis:  ir  habt  euch  nit  genachent  dem  geneclichen  feuer,  T — B 
Juden  12,  18. 

ge-nedikeit  (ge-nsedec-heit)  stf.  Wohlwollen,  Gnade,  Barm- 
herzigkeit, propitiatio  (in  W — B)  =  gegeben  habe  ich  deine  g. 
Egipten,  der  moren  laut  u.  das  lant  Sabba  vor  dich  (dedi  propitia- 
tionem  tuam  Aegyptum  etc.  pro  te,  als  Lösegeld  für  dich),  W — B 
Isaias  43,  3.  mit  der  hant,  mit  der  er  der  g.  czeichen  (signum 
clementiae)  beweiste,  Esther  8,  4. 

genedic-licli,  -en*  Adv.  gnädig,  freundlich:  mein  rede  ein- 
felticlich,  g.  und  gütlich  uffnemen,  Igl.  Stb.  VIOa;   W.  v.  W.  6475. 

ge-neig*  Adj.  geneigt,  gewogen:  bis  geneig  mir  sunder  =  sei 
mir  Sünder  gnädig,  T — B  Luk.  18,  13. 

ge-neme,  ge-nseme  Adj.  1.  annehmbar.  2.  angenehm,  ivill- 
kommen.  3.  schön,  freundlich.  4.  geneigt,  gewogen*:  3.  wie 
liutsselic  u.  genseme,  wie  hübsch  u.  wie  gezseme  ist  allez  ir  ge- 
bären, W.  v.  W.  5060ff.  ez,  was  allez  gezseme  liutsselec  unde  ge- 
nseme,  6510.  frouwe  Bene  diu  gar  genseme,  4302.  die  gensemen 
kindelin,  1959.  2.  einen  edel  u.  wol  genemen  tempel  hastu  denne 
gemacht  dem  almechtigen  gote,  Hier.  47,  20.  wurket  tugentlichen, 
diweil  diese  geneme  zeit  ist  dem  almechtigen  gote,  56,  23.  ein 
silberein  genem  vas  (acetabulum  argenteum),  das  do  wug  30  und 
hundert  schock  scot  (centum  triginta  siclos),  W — B  Num.  7,  25.  31. 
37.  67.  die  geneme  hinde  ( gratissimus  hinnulus ) ,  Spr.  5,  19.  des 
thimianischen  weirouches,  des  genemsten  unserm  herrn  (gratissimi 
thimiamatis),  Lev.  4,  7.  gäbe  sol  den  nemer  zu  genemen  (gern  ge- 
leisteten) dinsten  reiczen  (ad  grata  obsequia),  Const.  III  7,  1.  das  sie 
(die  urborer)  —  alles  percvolk  uns  geneme  machen  sullen,  I  2,  1. 
ich  habe  das  geneme  (bewillige,  gratum  habeo).  das  du  bitest, 
W — B  Gen.  30,  34.  wie  pergkwerksordnung  genem  helt,  Igl.  Mut.  15. 

ge-neniekeit  (=  ge-nsemec-heit  nur  aus,  Berth.  Kl.  241  =  An- 
nehmlichkeit, Beliebtheit)  stf.  Ernst,  gravitas,  Ansehen,  Autorität: 
Auch  sol  sein  an  den  geczeugen,  di  man  czuleset:  wierdikeit,  war- 
heit,  g.  u.  gute  siten,  Const.  IV  12,  9. 


284  ge-nende  —  ge-niez, 

ge-nende  Adj.  kühn,  mutig,  eifrig,  sich  sehnend  nach:  ein 
helt,  inenlich  und  g.,  Trist.  1339.  dem  stolzen  u.  dem  g.,  4667. 
got  der  g.,  Legende  107.  der  g.  (Äpelles),  Alex.  11792.  24330. 
24735.  26373.  di  genenden  hertecliches  kampfes  smide,  15246. 
daz,  den  g.  begunde  sere  erbarmen,  21188.  aucb  weinet  die  magt 
g.,  daz,  sie  was  eilende,  Ernst.  2681.  mutig,  männlich:  sines  muotes 
der  g.  der  böchgeborne  Wende,  W.  v.  W.  418 f.  dem  edeln  wirt 
genenden,  256.  3208.  2359.  der  sücze  wert  genende,  3375.  diu 
senfte  geuende,  4299. 

ge-nendec,  genendig  Adj.  —  genende:  Willalm  was  genendec: 
W.  v.  W.  886.  der  wirt  was  ein  g.  man,  3120.  genendic  (ivillig)  äne 
wider  kif  {Murren)  tun  die  beiden  Knaben  schwere  Arbeiten,  4746. 
=  mhd.  genenne  berühmt,  nominatus:  der  genendigste  (nominatissi- 
mus),  W — B  Par.  I  20,  11.  vornünftic  und  g.  üf  mauheit  und  üf  alle 
tilgend,  Tristan  1658.  als  die  bracken  üf  der  tiere  vart  waren  g., 
22079.    der  oucb  üf  prises  bejac  g.  (Adv.?)  torste  riten,  19771. 

ge-nenden  swv.  Prät.  ge-nande,  -nante,  ge-nendet,  genant  intr. 
wagen,  Mut  fassen,  sich  erkühnen,  sich  entschließen :  wisliche  sie 
(di  lantherren)  genanten,  bi  zit  sie  wider  wanten ,  W.  v.  W.  3801. 
Wiplich  sie  genante  ir  rät  sie  besante,  6818.  Sin  gotbeit  durcb 
uns  genante  daz  er  den  engel  sante  in  die  stat  ze  Nazaret,  2794. 
dem  (Albänus  in  Norwege)  erbot  der  herre  alsus,  daz  an  Krist  ge- 
nanden  (glaubten?)  das  volc  gar  von  drien  landen,  7745 f.  Willalm 
der  werte  genante  swaz  im  frouwe  Bene  sante,  7296.  wenne,  got, 
ich  genende  gerne  an  des  gebot,  Alex.  26202.  daz,  wir  mit  strit- 
licber  not  an  sie  g.  durcb  got,  Ernst  2084. 

ge-nendic-lich  Adj.*  kühn,  entschlossen,  vertrauensvoll:  daz, 
wir  den  Persän  —  sie  abe  erstriten  mit  genendielicber  craft,  Alex. 
21345. 

ge-nendic-lich,  -e,  -en  Adv.  kühn,  entschlossen,  vertrauensvoll: 
g.  sie  kämen,  W.  v.  W.  3545.  der  wirt  g.  sprach,  2788.  ein  bürger 
zuo  in  g.  sprach,  3819. 

ge-nendikeit  stf.  Kühnheit:  er  hielt  sin  bürgere  wol  und  dabi 
doch  in  vorhte:   sin  g.  daz,  worhte,  Alex.  14884. 

ge-net  pari.  Adj.  (von  nsejen,  nsejete,  näte,  nsete,  nähen,  kunst- 
reich steppen  und  sticken):  mit  geneter  kunst  (opere  plumario), 
W — B  Ex.  26,  31,    mit  genetem  werke,  mit  Stickereien,  Ex.  26,  36. 

ge-nieten  s.  nieten. 

ge-niez,,  geniez,  stm.  Benutzung,  Nutznießung,  Ertrag,  Genuß, 
Genußsucht:  der  schol  alles  geniesses  emperen  (lucri  expers  erit),  Igl. 
Bgr.  U — A  16.  di  urborer,  den  wir  unser  urbar  umb  einen  sichern 
genis  gelassen  haben  (pro  certa  pensione,  Preis),  Const.  I  4,  7.  wo  et- 
wenne  genies  gewesen  ist  (emolumentum),  1 15, 13.  verkauffen  umb  ein 
genanten  czins  u.  gnies  (pensione),  II  2, 16.  der  genies  ader  schade 
(einer  gekauften  Sache  geht  den  Käufer  an),  III  6,  1.  wann  wo  der 
genies  ist,  da  sol  auch  di  arbeit  sein,  III 1  15.  Dorumb  er  (der 
statschreiber)  über  den  gotczlon  den  hernach  geschrieben  geniß  hat, 
Olm.  Stb.  81.  geniesz  der  Stadt  =  Ertrag,  Traut.  Chr.  93.  wann 
wser  nü  min  daz,  minnecliche  fröuwelin  —  daz,  wurde  an  stelden 
min  geniez,,  Alex.  17014.  di  oucb  mit  des  closter  geniz  (auf  Kosten) 
czu  Kunigssal  begraben  wart,  Dal.  9,  6. 


ge-nie^en  —  ge-nüg-lich  285 

ge-nie^en  stv.  III.  tr.  inne  haben  und  benutzen,  mit  Gen.  von 
etwas  Vorteil  haben,  darüber  sein  Hecht  behaupten:  tar  sie  das  be- 
weisen mit  einem  rechten,  si  geneust  sein,  Igl.  Str. 221b.  manger 
varwe  sin  gewant  genöz,,  Alex.  5130.  er  sol  auch  der  wisen  und  der 
pin  (Bienen)  genisen,  Igl.  Stb.  III  321c.  des  halfenteils  genisund  sin, 
HI  328  d. 

genierlichen  Adj.  nutzbringend:  di  das  den  armen  kranken  g. 
anlegen,  Olm.  Stb.  73. 

ge-nist,  genist  stf.  Heilung,  Genesung,  Rettung:  da  (in  die 
lache)  senkete  ich  mich  in  durch  genist  des  lebens  min,  Trist.  1064. 
5615. 

ge-nist  (e)  stn.  Nester:  die  grifen  die  man  ofte  zucten  und  in 
ir  geniste  ructen  (in  ihren  Horst  entführten),  Alex.  25068. 

ge-nöte  Adv.  angelegentlich,  eifrig,  sehr:  er  gedächte  ouch  ie 
g.  an  sin  ander  Isöte,  Tristan,  169.  die  reizten  ie  g.  den  helt  üf 
niuwe  ritterschaft,  1424.    hie  mite  rief  er  g.  der  blunden  Isöte,  5361. 

ge-nötig  (==  ge-noetec)  Adj.  dringend,  eifrig:  durch  unfrides 
u.  auch  ander  genotiger  sache  wegen,  di  uns  u.  unser  gemeine  iczunt 
anligen,  —  unser  eidgenossen  czu  euch  nicht  senden  mugen,  Igl. 
Str.  332  S.  249  (u.  1415)  N.  330.  331.  vor  unfrid  und  auch  ander  g. 
Sachen  wegen,  Igl.  Rspr.  III.  ob  sie  —  ires  geldes  am  genotigisten 
notdurftig  werden,  Igl.  Stb.  V 167  c. 

ge-nöz,,  -e  stsivm.  1.  Gefährte,  Genosse.  2.  mit  Gen.  oder  Poss. 
=  an  Wesen,  Stand,  würde  gleich :  niht  ist  noch  nie  wart  sin  (Jesus) 
g.,  W.  v.  W.  2923.    wisheit,  der  himel  und  erde  genöz,,  Alex.  8417. 

ge-nöz,en  swv.  gleichstellen,  rechnen  zu,  zugesellen:  man  genozt 
in  zu  einen  diebe,  Chlum.  VIII 17. 

ge-nucht  stf.  Genüge,  Fülle :  spise  vil  bereit  von  manger  hande 
g.,  W.  v.  W.  156.  da  was  alliu  g.  von  kostlicher  spise,  1547.  daz 
er  vogel,  visch  u.  alle  g.,  wtirme,  tier  u.  alle  frucht,  sunne,  mäne 
u.  den  tac  —  geschepfet  hat,  3022  ff. 

ge-nucnt-sam  Adj.  reichlich,  uberrimus:  das  brot  des  getreides 
der  erden  wirt  genuchtsame,  W — B  Js.  30,  23.  einen  genuchtsamen 
ölpaum  einen  czirlichen  u.  einen  fruchtpern  (uberem)  —  hat  genant 
der  herre  deinen  namen,  Jer.  11,  16. 

ge-nüge,  md.  genüge  stf.  Genüge,  Fülle:  nim  si,  herre,  in  die 
volkomen  genüge,  do  genügt  den  minsten  als  den  grosten,  Ack. 
58, 10.  wir  mainen  —  an  dem  an  uns  gescheen  —  ein  genug  ge- 
west  were,  Eger.  Chr.  1162.  darumb  di  von  Nurenbergk  in  ein 
genug  gemacht,  des  ir  slosz,  stat  und  Warmpad  den  van  Nurenbergk 
ein  offnung  sein  sal  zcu  irer  notdorf  bei  tag  und  nacht,  Elbog.  Chr. 
120,  2. 

ge-nüg  (—  ge-nuoc,  -ges)  Adj.  genügend :  die  perkmeister  u.  ge- 
werken  sullen  errczscheider  kisen  u.  irer  arbeit  genuk  tun  (satis- 
facere,  bezahlen)  mit  ercze,  Const.  1 19. 

genügen  subst.  Inf. :  pflichtig  czu  verrechen  u.  ein  g.  czu  thun, 
Igl.  Bgr.  N.  85,  4. 

ge-nüg-lich  (=  genüegelich)  Adj.  genügend:  mit  genuglicher 
rechnung,  Igl.  Bgr.  N.  80,  4.  mit  genuglicher  macht ,  Elbog.  Chr. 
5,17. 


286  ge-nüglich  —  ge-räde 

ge-nüglich  Adv.  genügend:  des  g.  erinnert  worden,  Eg.  Chr. 
1070. 

ge-nüg-sam  (genuocsam)  Adv.  Fülle  habend,  bietend,  fruchtbar: 
genncsames  landes  (regio  uberrima)  ist,  das  vich  czu  weiden,  W — B 
Num.  32,  4.  sie  sich  des  alles  nach  aus  Weisung  eines  genügsamen 
revers  kegen  uns  —  verschrieben  haben,  Traut.  Chr.  95.  aus  genüg- 
samen wichtigen  Ursachen,  247  oben. 

ge-nüg-sam-keit  (genuocsamecheit)  stf.  copia,  abundantia,  Fülle, 
Überfluß:  ein  itczlich  g.,  di  niht  ist  mein  got,  ist  mir  ein  arniut, 
Sol.  32,  16. 

ge-niiksain-liche,  -en  Adv.  genügend,  zur  Genüge:  g.  u.  red- 
lichen sich  ausweisen,  Igl.  Bgr.  N.  83,  3.  das  sulche  Sachen  genuk- 
samklichen  beschriben  werden.  Olm.  Stb.  149.  g.  vermanet,  Eg.  Chr. 
1125  S.  302.    N.  44.    g.  verbürgen,  Elbog.  Chr.  71,  30. 

ge  -  liük  -  tüunge  (genuoctuounge)  stf.  Genugtuung,  satisdatio, 
Vollmacht:  kein  schaffer  (bevollmächtigter  Vertreter  eines  Gewerken) 
mag  gesein  in  eins  andern  dinge  äne  g.  (sine  satisdatione) ,  Const. 
IV  3,  3. 

ge-nutsain  (ge-nuhtsam)  stf.  Fülle,  Überfluß:  nu  wirt  oft 
tewerung,  do  wirt  (toohl  verlesen  für  ivas)  genutsam  (Hanka,  gemut- 
sam  Jirecek)  in  dem  lant  (im  tschech.  Text:  da  wird  im  Lande 
Durst  und  bisweilen  Hunger  sein),  Dal.  29,  2  (5,  44). 

genzen  sivv.  (nur  aus  Mgb.  355,  1  bei  L.)  ganz  machen,  wieder- 
herstellen: das  recht,  das  eins  (einmal)  verloschen  ist,  mit  der  weise 
mag  es  nicht  wider  gegenczet  werden  (redintegrari) ,  Const.  DZ  4,  8. 

genz-lichen  (auch  ganz-liche,  -eu)  Adv.  ganzlich:  „Wissent  ir, 
wer  der  (Krist)  ist?"  er  sprach:  genzlichen  ja,  W.  v.  W.  5714. 

Geoinancia*  stf.  eine  Art  Orakel:  —  allerlei  frag  behende  ver- 
antworterin  (Beanhvorterin),  Ack.  41,  7. 

ge-ordent  part.  Adj.  (v.  ordenen,  ordenön  sivv.)  einem  Orden 
angehörig:  er  sei  lai-brister  oder  g.  (=  Ordenspriester),  Eger. 
Str.  C.  18. 

ge-orset  part.  Adj.   beritten:   wol  georset  unde  starc  geriten 

—  kämen  sie,  Alex.  23867. 

ge-peinig-keit  stf.  Härte,  Strenge:  Die  urbarer  u.  ire  amtleute 
sullen  nicht  mit  uberiger  (überflüssiger)  gepeinigkeit  (grimikeit  D) 
das  volk  besweren  (austeritate),  -Const.  I  2,  3. 

ge-pöfel  (gepöfel,  gepüfel)  sin.  Eollekt.  zu  bovel,  gemeines  Volk: 
das  g.,  Eg.  Chr.  S.  19  Anm.  1,  S.  20. 

ger  stf.  Verlangen,  Begierde,  Sehnsucht:  also  was  er  in  liebe 
ger  (in  Erinnerung  an  seine  geliebte  Frau),  W.  v.  W.  3717. 

ge-rade,  gerat  Adj.  schnell  bei  der  Hand:  in  welches  menschen 
munt  der  eide  so  gerade  ist,  der  hat  gar  kleine  bekenntnusse  oder 
libe  gen  gote,  Hier.  58,  24. 

ge-rade  Stf.  nd.  iveibliches  Gerät,  Kleider  als  Erbe  (Grimm.  R.  A. 
566  ff.,  Weinhold  D.  Frauen  133  f.    Diz  gehört  zu  der  frawen  grad 

—  alles,  das  geworcht  ist  von  golde  u.  von  silber,  daz  zu  der 
frowen  gezird  gehört,  von  vingerlin,  furspan,  taschen,  schapeil  von 
seiden  (Druck:  scheiden)  geworcht,  die  vrowen  pflegen  zu  tragen, 
schaf,  gens  u.  anten  u.  hüner,  kosten  mit  aufgehobin  liden,  pett  u. 
phull,  küssen  u.  lailachen  u.  tischlachen,  umbhenk,  sperlachen,  rucke- 


ge-rsete  —  ge-rechtig  287 

lachen,  tebech,  twelin  u.  waipliche  claider  u.  gewende,  flachs  u. 
pfanne,  di  man  ausmitet,  di  gehören  zu  der  gerot,  becken,  leuchter 
usiv.,  Prag.  Rb.  159.  ein  wachskessel  der  gehört  nicht  zu  dem  erb 
(wohl  Liegenschaß),  sondern  zu  der  grad,  158.  die  g.  einer  witwe 
zu  Brüx  soll  an  ire  kinder  beide  mannes  und  weibes  gesiechte  noch 
irem  tode  zu  gleichen  teilen  genczlich  u.  gar  kumen  u.  gefallen, 
Stb.  Brüx  N.  157.  von  der  gerade  wegen  (Erbschaft  der  g.)  alle 
gerad  u.  alles  das,  das  sich  zu  gerade  cziehen  muge  u.  dorczu 
gehört,  von  einer  zu  Brüx  gesessenen,  frau  —  kumen  u.  gefallen 
sol  an  iren  eelichen  man,  doch  sol  man  davon  irer  nechsten  freundin 
noch  der  spinnel,  die  mit  der  stat  leidet  u.  schösset  (Steuern  an  die 
Stadt  zahlt)  zu  voran  —  den  besten  mantel  rock  u.  sleuer  —  geben 
u.  antworten,  Stb.  Brüx  N.  157. 

ge-rsete  stn.  1.  Rat.  2.  Beratung.  3.  Beirat.  4.  Überlegung. 
5.  Ausrüstung,  Fülle,  Reichtum:  5.  von  spise  guot  g.,  visch  unde 
wiltbrsete,  W.  v.  W.  5622  f.  der  mit  nichte  des  vergaz,  er  schüefe 
in  guot  g.,  als  man  im  bevolen  hsete,  5637  ff.  daz,  er  verrichten  solde 
die  wercman  und  er  in  taete  volley  gersete,  Alex.  Anh.  665.  Haus- 
rat, Gerätschaft:  den  leuchter  u.  sein  g.  (utensilia  eius),  W — B  Ex. 
30,  27.    das  geredte  des  heiligtumes,  Par.  I  9,  29. 

ge-raume  (ge-rüm,  -e)  Adj.  anberaumt  in  genug  weiter  Frist:  ein 
gewissen  tag  —  der  geraume  sei  u.  czu  dem  minsten  6  wochen  habe, 
ivenn  ein  Mann,  der  ferne  von  der  Stadt  ist,  vorgeladen  werden  soll, 
Igl.  Str.  I  S.  355.  wanne  so  sol  man  im  einen  so  geraumen  tag  geben, 
Igl.  Str.  117. 

gerben  (gerwen,  garwen)  swv.  1.  bereiten,  zubereiten.  2.  refl. 
sich  rüsten,  kleiden.  3.  in  Ertrag  kommen.  4.  geben:  Grammatica 
—  hilfet  do  nit  mit  iren  scharpfen  u.  gegerbten  Worten,   Ack.  40,  9. 

gere,  ger  stsivm.  1.  Wurfspieß.  2.  Waldname.  3.  meist  stv.  keil- 
förmiges Zeugstück,  das  unten  an  ein  Gewand  zur  Verzieruug  oder 
Erweiterung  eingesetzt  ist,  so  besetztes  Kleidungsstück,  Schoß,  Saum: 
4.  doch  beidenthalp  der  fürste  reiz  gegen  siner  siten  keren  üz  dem 
rocke  einen  geren,  W.  v.  W.  1997.  sie  entslöz  eine  kiste,  da  sie 
den  geren  wiste,  4803.  4811.  4815.  si  halen  (verbargen)  gar  ir  zu- 
geworfen geren  (Rockschöße),  5223.  6225.  6241.  ietweder  sit  mit 
miner  hant  reiz  ich  einen  geren  abe,  6681.  6694. 

gerbe  s.  ge-erbe. 

ge-recher*  stm.  Rächer:  got  aller  untat  g.,  Ack.  18, 16. 

ge-rechthaftig*  Adj.  gerechtfertigt:  di  wirker  der  e  di  werden 
g.  =  die  Vollbringer  des  Gesetzes  werden  gerechtfertigt  werden, 
T— B  Römer  2, 13;  Luk.  18,  14. 

ge  rechthaftigeu*  swv.  rechtfertigen:  di  weishait  ist  gerecht- 
haftigt  von  iren  sunen  =  von  Seiten  aller  ihrer  Kinder,  T — B  Luk.  7,  35. 
er  wolt  sich  selber  g.  und  sprach,  Luk.  10,  39.  die  offensunder  di 
gerechthaftigten  Got  (bezeugten  die  Gerechtigkeit  Gottes),  Luk.  7,  29. 
allez,  fleisch  wirt  nit  gerchthaftigt  vor  im  von  den  werken  der  e., 
Römer  3,  20.  der  da  glaubt  an  disen,  der  wirt  gerechtheftigt,  Btb. 
13,  39. 

ge-rechtig*  Adj.  gerecht:  di  gerechtigsten  aus  allem  volke 
kiesen,  Const.  I  5,  2. 


288  ge-rechtikeit  —  ge-reichen 

ge-rechtikeit  stf.  1.  Gerechtigkeit.  2.  Rechtspflege.  3.  rechtl. 
begründete  Befugnis,  Gerechtsame,  Privileg.  4.  rechtl.  begr.  An- 
spruch. 5.  rechtl.  gebührende  Abgabe:  wann  die  g.  ist  ein  stetiger 
u.  ewiger  wille,  idemmanne  sein  recht  czu  geben  —  das  recht  ist 
der  g.  nochvolge,  Const.  IV.  7, 10.  wer  die  (Steiger,  czimmerman 
oder  hutman)  straffet  durch  die  g.  mit  bösen  worteu  an  der  kauwen, 
oder  uff  der  teilstat  —  der  ist  bestanden  mit  9  marken  (3  für  den  ur- 
borer,  3  den  gewerken.  3  den  sachwalden  =  den  selbscholn),  DIR 
II  29.  2.  das  buch,  darinne  si  (die  bergleute  (wäre  g.  des  perk- 
werkes  erkennen  mugen,  Const.  Einl.  3.  der  erst  (vinder  eines  neuen 
pergis)  bleibt  (1  lehen  nach  beiden  seiten)  in  alle  seinem  rechten 
unde  g.,  Igl.  Bgr.  U — A  §  16.  wie  die  selbigen  paide  parthei  ir  g., 
klag  u.  antwort  gegen  einander  schriefftlich  geseczt  u.  gemacht.  — 
Caspar  Freiberger  u.  Donat  Starke,  di  dann  in  des  Nikln  Schumans 
von  der  Bresnicz  g.  u.  lehen  körnen  sint  und  steen,  mit  sambt  paiden 
partheien  iren  schriefftlichen  gerechtikaiten  u.  briefen,  hab  wir  — 
verlesen  lassen,  Igl.  Bgr.  N.  12.  1.  Also  seint  der  partei  vermeinte 
g.  (Rechtsanspruch)  czu  Schriften  gepracht,  107,  1.  wan  es  wer 
wider  unser  stat  g.  (Privileg),  109  u.  110.  ir  g.,  clag  u.  antwort, 
111.  einen  Schacht  mit  seiner  g.,  Igl.  Mut.  7.  ain  funtgruben  u. 
einen  erbstollen  mit  aller  irer  g.,  13.  9.  10.  11.  aufgenommen  die 
drit  mas  mit  aller  g.  11.  noch  bergrechte  verbriefte  g.  u.  lehen, 
Igl.  Bgr.  12,  2.  derselbigen  paiden  partheien  klage  —  u.  antwort  — 
mit  sambt  iren  schriftl.  gerechtikaiten  u.  brieffen  —  verhöret  u.  ver- 
lesen lassen,  13,  1.  mit  ihren  schrifftlichen  g.,  copien  u.  briefen,  92,  1. 
gewehren  u.  g.  des  erbstollen,  77,  3.  all  die  heuser,  die  iecze  sulicher  g. 
(Berechtigung  zum  Weinschenken)  gebrauchen  und  redlich  hergebracht 
haben,  die  sullen  zu  ewigen  czeitenn  dorinn  bleibenn  u.  nicht  ander,  noch 
inhalt  der  losungbucher,  Olm.  Stb.  63.  —  5.  dormith  wir  meinem 
gnedigen  herrn  seine  g.  (hier  Zoll)  entezogen,  Stb.  Brüx  N.  305.  sein  g. 
der  selben  mawer,  Igl.  Stb.  V.  261  d.  ein  kauf  ist  geschehen  umb  zu 
ein  gangk  —  mit  der  hernoch  geschoben  g.,  also  das  sie  beide  — 
die  fridwant  zwischen  dem  gangk  u.  dem  hoff  mit  einander  pawen 
und  pessern  sullen  auf  gleichen  teil,  Igl.  Stb.  V  151  d.  er  gibt  auf 
die  bemelt  wisen  seinem  swager  in  aller  g.,  IV  247  c.  Hanus  — 
seinem  bruder  sol  herausgeben  für  sein  g.,  die  er  zu  den  vor- 
gemelten  eriben  hat,  15  seh.  V  66  c.  privilegia,  brive  und  g.,  Elbog. 
Chi-.  12, 18. 

ge-rechtigunge :  stf.  Rechtfertigung,  justificatio:  meine  g. 
lasse  ich  nicht,  W— B  Job.  27,  6. 

ge-reden  swv.  geredete,  gereite,  gerette,  1.  reden.  2.  geloben, 
versprechen.  3.  einen  Reinigungseid  leisten.  2.  Elbog.  Chr.  39,  24. 
39,  41.  19,  23  u.  s.  Peschel  u.  sein  vorsprech  gerait  u.  gedait  hat, 
Igl.  Bgr.  N.  44,  2. 

ge-redig  (=  ge-redec)  Adj.  beredt :  Wann  ich  Eusebius  nicht 
gerediger  bin  u.  mir  in  gesprechikeit  nicht  zewet,  so  muzs  ich 
kurtzlichen  sagen  — ,  Hier.  8,  22.  Ich  bin  nicht  geredick  von  gestern 
und  von  egestern  u.  sint  dem  male,  das  du  hast  gesprochen  czu 
deinem  knechte,  ich  bin  gehinderter  u.  tregir  czungen,  W — B  Ex. 
4,10. 

ge-reichen  (ge-richen)  s.  reichen. 


ge-reinigen  —  ge-richt  289 

ge-reinigen  swv.  rein  werden:  Ich  wil,  gerainige.  T — B  Luk. 
5,  13;  Mark.  1,  41. 

ge-reinigung*  stf.  Reinigung :  g.  =  Waschen  der  Hände  und 
Gefäße  vor  dem  Gebrauch,  T  —  BJok.  2,  6;  Joh.  3,  25.  opher  um 
dein  g,  Luk.  5,  14 ;  Mark.  1,  44.  di  tag  der  g.  Marien  wurden 
derfullt,  Luk.  2,  22. 

ge-reisig  Adj.  zum  Kriegszug  gerüstet;  dazu  gehörig,  beritten: 
wann  der  Pardus  —  mit  mer  dann  mit  300  pt'erden,  gereisigem 
tochtigem  volk,  von  Behem  herab  geriten  sein,  Olm.  Stb.  N.  44.  das 
bei  uns  sechsthalb  hundert  geraisige  —  einkomen,  Eg.  Chr.  1209. 

ge-reit,  -e  Adj.  1.  auf  der  Fahrt  begriffen.  2.  umherschwärmend. 
3.  bereit.  4.  g.  gelt  =  Bargeld :  die  morgengabe  sei  ir  worden  mit 
geraiten  pfennigen,  Igl.  Str.  248.  richter  u.  scheppen  sollen  in  eines 
mannes  gewalt  gereite  pfenning  suchen,  um  den  Gläubiger  damit  zu 
bezahlen,  Igl.  Str.  fertig  u.  haar,  Traut.  Chr.  158.  169.  189.  215. 
285.  als  nach  gebüres  orden  diz  was  gereit  (bereit  gemacht)  worden. 
W.  v.  W.  462. 

ge-reite  stn.  1.  Wagen.  2.  Axisrüstung  des  Pferdes,  einzelnes 
Stück  derselben.  3.  Gerät,  Trist.  1525.  sin  zoum  und  sin  g.  klär, 
Bf.  123.  alle  claider  und  geraitt,  das  zu  meinem  leib  gehört,  das 
schaff  ich  meinem  sun,  Igl.  Stb.  III.  30  d. 

ge-reit-sclial't,    stf.    1.   Ausrüstung.     2.   Gerätschaft.     3.  Bar- 
schaft: 1.  si  nämen  mit  gewaltes  kraft  diu  phert  u.  alle  g.,  W.  v.  W. 
5463.    sie  an  g.  noch  hetten  guotes  volle  crafft,  Ernst  2013. 
ge-rete  s.  ge-rsete. 
ge-reuen  s.  ge-rhnven. 

ge-reune  (=  ge-riune)  stn.  heimliches,  leises  Sprechen,  Geflüster: 
Zu  mir  ist  gesprochen  ein  vorporgens  wort  u.  recht  sam  dieplichen 
hat  empfangen  mein  ore  die  ädern  seines  gereunes  (venas  susurri 
eins),  W— B  Job.  4, 12. 

ge-rich  stm.  n.  Rache,  Strafe:  daz,  an  vinden  diu  g.  gar 
nach  diuem  willen  ge,  Alex.  5452.  kere  an  mich  hiute  din  zornic  g., 
8464. 

ge-richt,  -e,  stn.  PI.  -e,  u.  -er  1.  Gericht,  Gerichtsbehörde  und 
-Versammlung.  Gerichtsverfahren.  3.  Urteil.  4.  Rechtfertigung  durch 
ein  Gottesurteil.  5.  Hinrichtung.  6.  Gerichtsgeivalt.  7.  Regierung. 
8.  Hausrat.  9.  Speise.  2.  Das  gericht  ist  eine  ehaftige  tat  dreier 
personen,  das  ist  des  richters,  des  clagers  u.  antworters,  Const.  IV 
4,  1.  Das  ordentlich  g.  ist,  wann  der  richter  czu  g.  siezet  auff  dem 
dem  gerichtstul  in  den  vier  benken  also  das  da  gesampnet  sein 
etliche  geworne  u.  andere,  die  czu  dem  g.  geboren,  IV  4,  4.  Er  frag 
offenlich  von  den  geswornen,  ab  man  an  dem  tage  u.  die  stunde  des 
tages  muge  czimlich  czu  gerichte  siezen.  So  urteilen  die  gesworen 
den  tag  u.  die  stunde  czimlich  sein  gericht  czu  siezen,  und  das  es 
kein  heilig  tag  ist  noch  auch  die  stunde  czu  spete  (5).  Und  wenn 
das  g.  mit  sotaner  ordenunge  geleget  ist,  so  sal  der  richter,  als 
gewonlich  ist,  gerichtes  fride  allen  leuten  gepieten,  das  sie  schonen 
u.  eren  das  gerichte  mit  czuchtigen  siten,  als  laug  es  wert  (6).  — 
Das  ausserordentliche  gerichte  ist,  wenn  man  an  gehegt  pank  (sine 
solempnitate)  kleine  Sachen  richtet,  die  teglich  bekomen,  IV  5,  1. 
g.  veiertage:  tag  noch  dem  ostertag  u.  auch  alle  suntage  u.  heilige 

Jelinek,  Wörtorbuch.  19 


290  ge-richte  —  ger-lich 

tage,  die  die  pfafheit  in  den  kirchen  gebieten  erlich  czu  feiern, 
Const.  IV  17,  7.  Es  sol  auch  der  clager  sam  noch  einer  regeln  noch- 
volgen  dem  gerichte,  do  der  antworter  ist,  wann  das  urteil,  das 
nicht  von  seinem  richter  gesprochen  ist,  das  pindet  nicht,  IV  4,  17. 
9.  0  du  allerhöchstes  gerichte,  (Speise)  allersussister  smack,  erwirdige 
speise,  Hier.  87,  5.  abtreten  ir  halp  teil  des  hauses  und  halp  teil  des 
gerichtes,  Igl.  Stb.  III  A  136  b.  Hanns,  richter  von  Wielancz  hat 
geschafft  auf  seinem  gericht  czum  Wielancz,  30  seh.  seinen  dreien 
enyklein  —  das  ander  jalles  das  g.  und  alles  das  zu  dem  gericht 
gehört,  darzu  all  sein  narung  unb  hab  farunde  und  unvarund  — 
seiner  tochter  und  seinem  eiden,  Igl.  Stb.  V  195  c. 

ge-richte  stf.  1.  Richtigmachung.  2.  gerade  Rechtung,  g.  Weg 
adv.  immerfort  oder  geradewegs,  heb  ouf  deine  ougen  in  die  gerichte 
(in  directum),  W — B  Jer.  3,  2. 

ge-riehte  Ädj.  und  Adv.  (=  gerihtes)  gerade,  direkt:  wi  er 
qujeme  g.  (geradenwegs)  dar,   Ales.  26  691. 

ge-riehtes  Adv.  geradewegs:  so  niust  ir  (Tod)  gerichtes  in  die 
helle,  Ack.  50,  4. 

ge-rickts-erlang*  stm.  Fällung  des  Urteils:  daz,  sie  die  vol- 
laist  —  nach  g.  nicht  gelegt  (erlegt)  haben,  Eg.  Achtb.  II 154. 

gerichts-peitsche  *  stf.  Geisel  als  Zeichen  richterlicher  Geicalt : 
die  gerichtspaitsche  und  das  gerichtssigel  überantworten,  Traut.  Chr. 
164,  152. 

ge-rigen  stn.  Koll.  zu  regen,  starker  Regen,  Regenguß:  weistu 
nu,  wenne  got  gepoten  hat  dem  g.,  so  das  er  czeigte  das  liecht 
seiner  wölken,  W—  B  Job.  37,  15.  in  seinem  (wohl  seinen)  gerigenen 
(PI.  oder  sw.?),  in  stillicidiis)  Ps.  64,  11. 

ge-ringe  Adj.  leicht,  behende:  si  scholden  klug  sein,  risch  und 
gering,  Böhm.  Chr.  9. 

ge-rinkelt*  pari.  Adj.  mit  rinke,  ringge  —  Schnalle  versehen: 
g.  schue,  Olm.  Stb.  113. 

ge-rinne  stn.  Rinnsal:  goz  uz  den  krug  in  das  gerinne  (in 
canalibus)  AV— B  Gen.  24,  20.     erfüllten  die  g.,  Ex.  2,  16. 

ge-riten  part.  Adj.  beritten:  gewäpent  und  starc  g.,  Alex. 
21439.     wol  georset  und  starc  g.,  23867. 

ge-ritte  (=  ge-riute)  stn.  durch  Reuten  urbar  gemachtes  Land: 
das  ist  die  rechte  graenitz  an  diesem  flösse  hinauf  durch  gestritte 
und  geritte  bis  an  der  Döberlin  grenitz,  Traut.  Chr.  204.  sie  — 
haben  das  grenitzflosz  (den  Grenzbach)  hienauf  durch  gestritte  und 
geritt  ausgereumbt  bis  zum  grenzborn,  271.  zwo  tonen  madiger 
hering  begraben  mit  den  geritten  (?),  Traut.  Chr.  255. 

ge-rimven  (Prät.  gerou)  stv.  III.  tr.  betrüben :  darnach  uf  der 
stet  und  in  geraw  sin  sund  (bei  Hanlca  fälschlich  gesund,  tschech. 
hfiecha.  Sünde  =  wenn  ihn  seine  Sünde  reute),  trost  in  got  an 
der  stund.  Dal.  173,  5  (76,  7). 

ger-lich  (auch  garliche,  -eu)  Adv.  gänzlich:  sie  jähen  daz  sie 
wolden  län  sich  g.  an  den  wisen  man,  W.  v.  AV.  1745.  die  kristen 
wären  g.  ervröut,  daz  sie  ze  helfe  baten  den  fürsten,  3666.  er  wolt 
sich  von  dem  lande  stein,  das  g.  al  die  diet  verheln,  417.  biz  daz 
sie  aller  irer  habe  g.  gestunden  abe,  5367.  wir  wellen  nach  dem 
höchgelopten  gote  g.  sten  zu  iuwerm  geböte,  6264.     daz   sie  von 


gerade  —  ge-rüet  291 

irretuom  der  heiden  g.  wolle  scheiden,  6739.  ez  ist  in  g.  unver- 
nonien  =  die  Bewohner  haben  über  meine  Herkunft  garnichts  ge- 
hört, 7136.  schäm  ist  aller  fügende  gerlich  sich  verrnugende,  Alex. 
Anh.  1548. 

gerade  part.  Adj.  v.  gern  swv.  verlangend,  sehnsüchtig  nach: 
Willehalm  der  saelden  g.,  W.  v.  W.  488. 

gerner  Komp.  v.  gern,  -e,  Adv.  dester  geraer,  um  so  lieber,  Tgl. 
Str.  186. 

geromanicia  stf.  (==  x^iQOfxavrda)  Wahrsagekunst  aus  der 
Hand:  G.,  nach  hend  u.  nach  deuten  ires  kreises  hübsch  warsagerin, 
Ack.  41,  11. 

gerstein  (gerstin,  girstin)  Adj.  von  Gerste:  das  czehende  teil 
gersteines  meles  einer  mas,  di  do  heisset  sat  (farinae  hordeaceae), 
W— B  Num.  5,  15.    5  gersteine  hrot,  T— B  Joh.  6,  9. 

gerte  stsivf.  Rute,  Zweig,  Stab:  hohen  tröst  —  gap  mir  din 
süeze  gerte  (Maria),  W.  v.  W.  7924.  wer  do  sieht  seinen  knecht  u. 
seine  mait  {Magd)  mit  gerten,  W — B  Ex.  21,  20. 

gertech  vgl.  (gertehe  stn.  Gartenanlage  stn.  virgultum:  Und 
oufsteigen  wirt  er  als  ein  g.  (wie  ein  Reis),  vor  im,  W — B  Js.  53,  2 
(wold  verschrieben  für  gertel). 

gertel,  gerte lin  stn.  kleine  Rute,  Zweig,  Schößling:  Legende 
422.  435.  468.  485.  539.  551.  583.  gertelin:  451.  521.  547.  578. 
610.  622. 

gertel  stn.  kleiner  Garten:  dem  hannsen  schaff  ich  das  gertel 
und  noch  seinem  tod  sol  es  beleihen  bei  seinem  altar,  Igl.  Stb.  III 
325  d. 

ge-rüchen  (md.),  geruochen  swv.  1.  intr.  mit  Gen.  oder  Inf. 
Rücksicht  nehmen  auf,  genehmigen,  gewahren.  2.  trans.  wünschen, 
begehren:  so  geruochent  ir  erst  mit  mir  gän,  W.  v.  W.  6152.  Jeroni- 
mus  bat,  das  der  richter  seinem  andachtigen  sune  geruchet  zu  geben 
die  immer  werende  himlische  freude,  Hier.  220,  12.  das  ir  uns  do- 
raus  gerucht  entscheiden,  —  das  ir  die  sach  gerecht  zu  handeln, 
Igl.  Bgr.  N.  39.  11.  das  si  mir  u.  meinen  gewerken  gerucht  czu 
leihen,  53, 15.  Ist  das  du  geruchest  czu  hören,  herre,  meiner,  so  wil 
ich  sagen  die  Wahrheit,  W — B  Judith  5,5.  das  wir  zu  sulchem 
kauften  u.  vorkauffen  — ■  willen  u.  gunst  zu  geben  u.  die  —  zuczu- 
fügen  u.  zueigenngnediclich  gerachten,  Aussig.  Urkdb.  N.  138  (a.  1405). 
das  ir  uns  gerucht  mit  dem  rechten  underweisen,  Igl.  Rspr.  IV.  ich 
bitt  euer  gnad,  das  ir  gerucht  euer  eidgenossen  überhören,  V. 

ge-rücht  (auch  gerucht)  stn.  1.  Duft,  Geruch.  2.  Ruf,  Nach- 
rede: 2.  eines  guten  leumdes  oder  gerüchts,  muß  der  sein,  der  in 
den  Rat  zu  Olmütz  gewählt  werden  soll,  Olm.  Stb.  64. 

ge-rüchlicken,  -rüglichen,  -rühlich  Adj.  in  Ruhe,  Traut.  Chr. 
56.  90.  165.  205.  289.  350.  sie  dabei  geruchlichen  (ohne  „Ansprache") 
u.  ungehindert  bleiben  lassen,  Stb.  Brüx  N.  124.  aine  hutte  hab  ich  in 
gehabt  —  6  jar  geralich  an  alle  anspräche,  Igl.  Bgr.  N.  99,  1.  ob 
ich  nicht  dieselben  teil  („Bergteile")  mitsamb  dem  uberlauf  geruch- 
lich (unangefochten)  sol  besiezen,  Igl.  Rspr.  IV. 

ge-rüet,  ge-rüt,  ge-rühet  part.  Adj.  (von  geruowen),  1.  ohne 
in  seinem  rechtl.  Besitz  durch  „Ansprache"  gestört  zu  werden:  ob 
ire  tochter  u.  die  guter  gerat  u.  an  ansprach  sullen  sein,  Igl.  Str. 

19* 


292  ge-rufe  —  ge-schaft 

294  S.  202.  g.  gueter,  307.  ich  bin  gerut  gesessen  maimich  jar, 
309.  2.  g.  feuer  =  erloschen:  Wenn  einer  wird  gefordert  (zu  Ge- 
richt) aus  seinem  hauss  bei  geruhetem  fewer  zur  näcbtl.  zeit,  Cblum. 
IV.  35.  in  gutem  gerutem  wesen  (in  Ruhe),  Elbog.  Chr.  74,  27.  aus- 
geruht, mit  frischen  Kräften,  aldä  mit  geruoten  scharn  kam  der 
fürste  schone  gevarn,  Alex.  8355.  2.  ohne  Arbeit  und  Beschiccrden 
in  Ruhe  lebend. 

ge-riife  s.  ge-ruofe. 

ge-runipil,  gerümpfel  stn.  Lärm,  Gepolter:  deiner  wasser  ge- 
rumpil  (cataractarum  tuarum),  W — B  Ps.  41,  8.  gerümpfel,  Traut. 
Chr.  36. 

ge-rüne  st.  (Koll.  zu  ronej  umgehauene  Baumstämme:  in  jenes 
gerünes  ende,  da  vindestü  ein  grüenez,  pfat,  Legende,  200. 

gerunge  stf.  Verlangen,  Sehnsucht:  das  gut  bringet  g.  u.  geiti- 
keit,  Ack.  48,  7.  gröz  gerunge  des  (nach  der  Taufe)  hat  er,  W.  v. 
W.  3284.  wes  der  man  g.  hat  (was  der  Mensch  begehrt),  Ernst 
3200. 

ge-ruofe  stn.  das  Rufen,  der  Lärm:  mache  wir  einen  schal 
und  ein  g.  Tristan,  2878. 

ge-ruot,  ge-ruowet  s.  ge-rüet. 

ge-ruoren,  -liieren  sicv.  in  Bewegung  setzen,  berühren,  intr.  sich 
bewegen:  davon  si  (die  böhm.  Herzoge)  in  einem  schilt  ein  adlar  gebilt 
in  einem  füre  geruoren  (tschech.:  v.  plamenem  scite  =  in  feuer- 
farbenem  Schilde)  mit  rechte  wol   gefurin,  Dal.  99,  11  (42,69). 

ge-rüstigt*  part.  Adj.  ausgerüstet:  mit  34  pf erden  nach  unsern 
vermögen  zugeschickt  und  gerustigt  an  ewer  k.  g.  (gnaden)  hofe 
zu  reiten,  Elbog.  Chr.  147, 16. 

ge-saint,  gesainpt  (auch  ge-sament)  part.  Adj.  vereinigt:  g. 
hant  =  gemeinschaftlich,  solidarisch :  geloben  aber  vil  leut  ein  gelt 
einem  manne  mit  g.  h.  zu  gebin,  Prag.  Rb.  11.  also  das  di  purger 
mit  den  beschuldigeten  alle  miteinander  mit  gesampter  hant  gelubet 
haben  czu  recht  gesten  vor  dem  camerer,  wen  her  gepeut,  Igl.  Str. 
249.  siben  —  scholdick  119  schock  mit  g.  h.  niemandes  ausge- 
nomen,  272.  Des  globe  wir  egenanter  selbschuldiger  u.  bürgen,  wir 
u.  unser  erben  alle  mit  gesampter  haut,  das  sich  unser  keiner  sal 
noch  enmack  mit  seiner  beczalunge  u.  anczal  von  deme  andern 
scheiden,  Stb.  Brüx  N.  126.  die  —  pürgen  —  habeut  alle  mit  samt 
im  mit  gesampter  haut  u.  unverscheidenleich  gelobt,  Buch  der  Ge- 
brechen, S.  240.   mit  g.  hant,  Elbog.  Chr.  75. 

ge-sang  (ge-sanc,  -ges  stnm.)  stn.  Gesang,  Lied.  Eger  Chr. 
N.  245. 

gesatz-ordnimg*  stf.  Rechtsordnung:  alle  polizei  und  gutte  g. 
wirt  —  zerrüttet,  Traut.  Chr.  121. 

ge-ssez,e  s.  ge-sez,e. 

ge-schackzabeit  part.  Adj.  schachbrettartig  eingeteilt:  g.  stunt 
daz  gemewer,  Ernst  2026. 

ge-scliaft  stf.  PI.  geschefte,  geschaft.  1.  Geschöpf.  2.  Schöpfung. 
3.  Beschaffenheit,  Eigenschaft:  1.  got  —  über  alle  g.  gewaltec,  W. 
v.  W.  3559.  der  krefrige  Jupiter,  der  aller  geschaft  ist  die  wäre 
wer,  4402.  Krist  ist  vor  aller  g.  («6er  sie  erhaben),  5722".  got  — 
ein  gebieter  aller  geschafte  gar,  5826.    schepfer  aller  geschaft,  7695. 


g-e-schaft  293 

nach  aller  dinge  g.  (Schöpfung),  Legende  28.  got  —  hat  erdäht 
aller  g.  (Geschöpf) ,  Alex.  10106.  im  was  kunt  wie  rehte  orde- 
nunge  stunt  aller  dinge  und  ir  g.,  11125.  aller  vische  g. ,  11180. 
vogel,  tier  und  alle  g. ,  18891.  mit  des  wortes  kraft  gemacht 
sin  alle  g. ,  Alex.  Anh.  46.  di  ungestalt  g.,  Alex.  23182.  dar  nach 
(vom  Nabel  abwärts  war  das  Kind)  wunderlich  gevar  in  manger 
tiere  g.,  23647. 

ge-scheft,  -e  (mhd.  auch  ge-scheffede,  -schepfede)  stf.  1.  Ge- 
schöpf, Werk.  2.  Beschäftigung ,  Geschäft.  3.  Angelegenheit ,  Er- 
eignis. 4.  Anordnung,  Auftrag.  5.  Testament.  6.  gerichtl.  Vertrag. 
7.  euphem.  =  Genitalien:  1.  sint  dem  anegeng  der  geschepft,  T — B 
Mark.  13,  19.  dir  g.,  Juden  9,11  di  newe  g.  (creatur  11.  Bibel), 
Galater  6,  15.  von  der  g.  der  werlt,  Römer  1,  20.  si  dienten  mer 
der  g\  den  dem  schepfer,  1,  25.  daz,  drittail  der  g.  in  dem  mer  di 
stürben,  Ofi'enb.  8,  9.  dem  (menschen)  er  gedähte  aller  siner  ge- 
schephte  fruht,  Alex.  11 185.  2.  an  irem  geschefte  (das  Verleihen  von 
Bergen),  DIR  II.  der  messer  gescheffte,  Gonst.  1 10, 1,  der  steiger 
g. ,  I  9,  4.  in  seinem  g.  hindern,  Igl.  B.  IL  4.  auf  soliche  be- 
leih u.  g.,  Igl.  Bgr.  85,  1.  solichs  geschefft  ires  vatern  —  hab  er 
vor  einem  rat  —  auffgesagt,  85,  2.  —  4.  auf  g.  und  bevelch,  Eger.  Chr. 
1191.  5.  Brunn.  Str.  II  31.  32.  176.  187.  225.  unser  mitpurger  hat 
eiu  redliche  geschaft  getan  u.  ist  tot,  Prag.  Str.  125.  das  geschefft 
wirt  nur  durch  den  (Druck:  dem)  tod  allererst  bestetigt  (erhält  Rechts- 
kraft), Prag.  Str.  135.  Gieng  aber  derselbe  ab  an  g.  u.  lies  ein  haus- 
frau  u.  ein  kint,  so  sal  die  fraw  an  seinem  gute  haben  ein  dritteil 
u.  das  kint  zwei  teil,  103.  wer  aber,  das  ein  man  abgienge  u.  ein 
gescheffte  tet  u.  kinder  lies  u.  Vormunden  het  gemacht  seines  ge- 
schefftes  (Testamentsvollstrecker)  u.  seiner  guter;  wer  denne  imand, 
der  do  Sprech,  das  im  der  tot  man  schuldig  wer,  derselbe  mac  die 
Vormunden  um  die  schult  ansprechen,  103.  Stirbt  imand  äne  haus- 
frawen  u.  erben  u.  hat  sein  gescheffte  nicht  getan  — ,  Igl.  B.  3. 
Ob  her  halt  an  g.  vurschaidet,  Igl.  Str.  61.  Beschait  ein  man  mit 
vornunft  u.  mit  wiczen  sein  guet  vor  erbern  leuten,  her  sei  sich 
oder  gesunt,  dasselbe  g.  hat  kraft  jar  u.  tag,  es  sei  danne,  das  her 
es  widerruff,  62.  Es  mochte  aber  das  geschefte  also  gros  sein  u.  als 
lank,  man  tete  dem  Schreiber  pilleicher  pas  (denn  1  Groschen)  von 
seiner  muhe,  258  b.  und  er  macht  ein  testainent  ader  gescheft  for 
richter  u.  geschwornen  bei  gueter  Vernunft  u.  wie  er  das  schickt, 
so  sol  es  ein  furgank  haben,  Rüge  v.  Pröhl  13.  so  er  aber  verschiedt 
an  g.,  14.  darnach  an  seinem  totbet  ein  redlich  g.  getan  hat,  Saazer 
Urkdb.  S.  101.  das  keine  frau  an  irem  totbette  kein  gescheffte  tuen 
sal  geistlich  oder  werltlich  an  ires  mannes  willen  u.  wissen,  Stb. 
Brüx  N.  157.  Eger  Str.  69.  70.  71—76.  das  selb  g.  der  bemelten 
waisen  vaters  sei  nicht  krefftig  gewesen,  Igl.  Bgr.  N.  85,  6.  er  hat 
ein  geschefte  gemacht  vor  erbern  leuten,  ab  got  an  im  icht  tet,  das 
sich  iczlichs  wüste,  woran  czu  halden,  Olm.  Stb.  143.  geschaft, 
Elbog.  Chr.  40,  27.  gescheft,  37, 12.  55,  39.  geschefte,  18, 16.  28, 10. 
29,35.  =  Gebot,  Erlaß,  Testament.  5.  da  er  sterben  scholde,  da 
tet  er  ein  geschefte,  Saazer  Urkdb.  S.  100.  daä  ob  geschriben  g. 
volkumleich  zu  verpringen,  Igl.  Stb.  III  A  164  b.  des  gescheftes  ge- 
zeug,  II  102  c.  III  57 d.    7.  Phineas  —  durchstach  sie  (die  Israeliten) 


294  ge-scheft-brief  —  ge-schicht 

an  den  stetin  der  geschefte  (in  locis  genitalibus) ,  W — B  Num. 
25,  8.  Abner  —  slug  in  u.  vorkarte  das  sper  u.  durch  stach  in  bei 
dem  geschefte  (in  inguine),  Kön.  II  2, 23.  Joab  stach  in  (Abner) 
bei  dem  g.  ein  in  der  rachunge  des  blutes  seines  bruders  Azael  u. 
her  starp,  II  3,  27. 

ge-scheft-brief  stn.  1.  geschriebenes  Testament.  2.  Befehls- 
brief: 1.  den  geschefftprieff,  Igl.  Str.  III.  305  u.  325.  noch  des  geschefts- 
briefs  laut,  Saazer  Urkdb.  8.  100.  denselben  g.,  den  er  durch  sein 
bete  willen  mit  unserm  statiusigel  neben  seinem  insigel  vorsigelt 
haben  u.  er  denn  dem  erbern  Hanussken  Weigel  zu  getrewer  hant 
ingelegt  u.  czu  behalden  geben  hot,  Olm.  Stb.  143. 

ge-scheft-leute  (-Hute,  PI.  von  geschert -man  =  totbettleute) 
PI.  =  Testamentszeugen:  der  N.  Elbl  ist  desselben  haus  mit  andern 
g.  ain  gescheftman  gewesen,  Igl.  Str.  323.  Wenn  gemeinikleich  di 
leut  machen  gescheftleut  durch  des  willen,  das  den  hindern  die 
narung  verhalden  würd,  oder  nicht  durch  des  willen,  das  in  di  g.  vertun 
oder  in  selbens  verhalden  sullen  u.  den  hindern  des  iren  nicht  geben, 
323  S.  235.  das  sie  meines  ob  geschriben  gescheftes  g.  seien,  Igl. 
Stb.  III  55 d.  52  c.  neben  der  g.  gewissen  (wie  Testamentszeugen, 
wissen),  111138a.    das  si  mein  todpettleut  und  g.  sein,  111224a. 

ge-seheft-man  st»i.  Testamentszeuge,  Igl.  Str.  323.  Igl.  Stb.  V 
95  d. 

ge-schehen-heit  stf.  das  Vorgefallene:  noch  g.  (nach  dem  V.), 
Eg.  Chr.  1177. 

ge-scheidic-lieh*  Adv.  vorsichtig,  klug:  Dorumb  so  ist  doniite 
allewege  g.  (cautius)  umb  czu  geen,  Const.  III 1,  17. 

ge-sckendig*  Adj.  schamlos:  seinen  unseligen  geschendigen 
sun,  Hier.  212,  2. 

ge-schendic-heit*  stf.  Schmach,  Schande:  damit  wird  Basan 
übersetzt,  W—  B  Ps.  67,  23. 

ge-schepnüsse  (=  mhd.  geschepfnisse,  -schefnisse  stn.)  1.  Er- 
schaffung. 2.  Geschöpf:  Dicz  sint  die  g.  himels  u.  der  erden,  W — B 
Gen.  2,  4. 

ge-schicht  (ge- schürt)  stf.  1.  Begebenheit ,  Ereignis.  2.  Ge- 
schichte, Umstände.  3.  Schickung,  Zufall.  4.  durch  oder  von  g.  = 
zufällig.  5.  in  aller  der  g.  =  bei  alle  dem:  3.  Wir  (der  Tod)  sein 
ein  g.,  die  alle  leut  feilt  (zu  Falle  bringt),  Ack.  23,  1.  4.  von  g. 
quam  ein  ander  ungeslachter  man  in  di  kirchen,  Hier.  160,  20.  161.  3. 
Von  g.  quame  ich  ouf  den  perk  Gelboe  (casu),  W — B  Kön.  II 1,  6. 
Von  g.  ist  das  geschehen,  Kön.  I  6,9.  Und  ist,  das  imand  v.  g. 
(fortuito)  und  an  has  u.  an  veintschaft  ichtesicht  derlei  tut,  erledigt 
sol  werden  der  unschuldige  ous  des  rachers  hende.  W — B  Num.  35,  22. 
5.  in  sulcher  g.  (icenn  Gott  an  einem  Sünder  Langmut  übt)  war  er 
zumeist  zu  fürchten,  Hier.  30,  1.  in  der  g.  (in  casu)  sullen  die  kriger 
eintrechticleich  drei  gemeine  man  kisen,  Const.  I  10,  1.  Der  clager 
sol  auch  gescheid  sein  in  der  g.  (in  casu,  in  dem  Falle),  das  er  das 
ding  forder  u.  heische  mit  allem  seinen  wesen,  das  dovon  entsteet, 
IV  6,  3.  II  2,  13.  Wir  lassen  vil  andern  g.  underwegen ,  die  man 
casus  heisset,  IV  10,  3.  diz  was  ein  wunderlich  g.:  er  wold 
ir  beider  haben  nicht  und  wold  ir  beiden  haben  nicht  und  wold  ir 
eine  doch  nicht  län,  Trist.  185.     die  wunderte  —  der  seltenen  g., 


ge-schicht-lich  —  ge-schoz,  295 

Trist.  2273.  sie  beten  ez,  für  minne  niht,  niuwan  vür  leitlich  g. 
(das  die  Frauen  der  Erschlagenen  sich  einen  jeden  mußten  hingeben), 
Alex.  8722.  sie  lac  doch  in  der  g. ,  als  oh  die  släfen  solde ,  Trist. 
2712.  got  —  hat  in  siner  hende  alle  g.  (alles  Geschehen)  beslo^en, 
Alex.  10115.  dise  mortliche  g.  (den  an  mir  begangenen  Mord), 
16823.  noch  enwest  er  (Philötas)  der  g.  nmb  sinen  lieben  vater 
niht  (das  sein  Vater  Permenio  auf  Alexanders  Befehl  ivar  getötet 
worden),  18  229.  von  der  hoehsten  craf t  kuint  die  g.  (daß  ich  die  Welt 
erobere),  22310.  hie  hcert  wunderlich  g. :  die  ros  wolden  vür  sich 
niht,  Alex.  Anh.  473.  die  vinde  keiner  g.  ze  genäden  nemen  niht, 
409.  unere  wir  haben  immer  mere  dirre  cranken  g.,  497.  tot  vil 
gelac  von  der  g.  (infolge  dessen),  Ernst  3117.  durch  die  g.  (deshalb) 
hän  ich  wider  inch  getan,  daz  ich  iuch  maget  hän  gelän,  Trist.  1090. 
nie  . —  suliche  g.,  (daß  Silber  außer  Landes  geführt  würde)  vormals 
geschehen  sein,  Igl.  Rspr.  XI. 

ge-schicht-lich*  Adj.  g.  buch  =  geschiht-buoch ,  Buch  der 
Geschichte,  Jahrbuch:  gegeben  zu  schreiben  in  die  ierlichen  geschicht- 
lichen pucher  (annalibus  traditum),  W — B  Esther  2,  23. 

ge-schicke  stn.  1.  Begebenheit.  2.  Anordnung.  3.  Vermächt- 
nis, Stiftung.  4.  Gestalt,  Bildung,  Benehmen:  4.  daz  so  liutsaelic 
u.  so  wünnesam  noch  so  wol  getan  g.  siner  ougen  blicke  an  menschen 
nie  vernsemen,  W.  v.  W.  5003  ff.  2.  mit  unser  —  gnedigen  herren 
rate,  geheisse,  g.  u.  gepote,  Mind.  d.  Egerl  S.  Egerl.  S.  44.  er- 
wünscht was  ir  (der  schoenen  vrouwen)  geschicke,  Alex.  23931.  der 
mäler  het  in  schöne  gemälet  —  al  sin  g.  u.  sin  gestalt,  17295. 

ge-schicket  part.  Adj.  1.  gestaltet.  2.  geordnet,  gerüstet, 
fertig-  3.  geschickt,  passend,  tauglich.  1.  manegen  wol  geschickten 
lip,  Alex.  20971. 

ge-schirre  stn.  1.  Geschirr,  Gerät.  2.  Übername  für  einen 
langen  Menschen.  1.  si  liesen  Zebeden  iren  vater  in  dem  schif 
mit  den  geschirren  (Fischereigeräten,  Netzen  usiv.),  T — B  Mark. 
1,  20.    die  roß  in  g.  gangen,  Eg.  Chr.  574. 

ge-schloz,  s.  ge-sloz,. 

ge-schinachen  Adj.  schmackhaft,  Traut.  Chr.  136. 

ge-schol  swm.  1  Schuldner.  2.  Gewährsmann.  1.  wem  ein 
ros  an  wirt  gevangen,  der  mag  seinen  kscholu  wol  gesteilen,  u. 
wan  das  ros  an  den  dritten  kschollen  chumpt,  derselb  schol  iz 
behalten  oder  Verliesen,  Brunn.  Str.  II  228.  3.  Gläubiger*:  was 
man    dem    geschollen    noch    schuldig   wer    (2  mal  in)    Chlum.  IX, 

ge-schoz,  (ge-schöz,,  -schoz.)  stn.  1.  Geschoß.  2.  Schußwaffe. 
3.  Stockwerk.  4.  Abgabe.  5.  rheumat.  Leiden.  4.  g.  u.  losunge, 
mit  den  wir  unser  teil  (eine  Schicht  im  Schmiedneuntel) ,  die 
der  urbor  volgen,  nicht  besweren  wollen,  Const.  II  2,  15.  das 
das  statvolk  —  desterpas  sein  g.  der  stat  zu  geben  hab,  Olm. 
Stb.  91.  g.  der  Bürgerschaft  an  den  Gutsherrn  in  Böhm.-Kamnitz, 
vom  Rat  auf  die  einzelnen  Gemeindemitglieder  verteilt  und  als 
ältestes,  wahrsch.  schon  im  14.  und  15.  Jahrhundert,  die  Summe  von 
17  Schock  Gr.  und  6  Pfennige  und  69  Scheffel  Rauchhafer  als  Bürger 
—  und  2  Seh.  33  Gr.  und  44  Scheffel  Rauchhafer  als  Gärtner- 
geschoß gezahlt  und  zwar  in  halbjährl.  Terminen  zu  Georgi  und 
Galli    entrichtet.     Bis   1394    bezog   der   Gutsherr   auch   Zins   vom 


296  ge-scho^-nemer  —  ge-selschaft 

Brauen,  den  Märkten,  von  der  Badstube  und  die  Ein-  und  Durch- 
fuhrzölle, Linke  Böhm.-Kamn.  S.  297.  ire  heuser  —  ligen  in  gar  ge- 
wonnener losunge  u.  g.,  Olm.  Stb.  132.  unser  cramheuser  sein  in 
gar  grosse  losunge  u.  g.  gelegt,  132  S.  101.  2.  trunken  wil  ich 
blutis  machen  mein  geschoss  (Pfeile,  sagittas),  W— B  Deut.  32,  42. 
die  g.  des  schalkhaftigen  (die  fenrigen  Pfeile  des  Bösewichtes),  T — B 
Eph.  6,  16. 

ge-scho^- neiner*  (=  gescho^aere)  stm.  Steuereinnehmer, 
exaetor:  das  geschrei  des  g.  er  nicht  enhoret,  W—  B  Job.  39, 7. 
Und  si  werden  undertenik  machen  ire  g.  (subjicient  exaetores  suos), 
Js.  14,  2. 

ge- schrift  stf.  1.  Schrift.  2.  Inschrift.  3.  Schriftwerk. 
4.  Schriftwechsel,  Korrespondenz.  3.  in  mannigs  weisen  meister  g. 
rindet  man,  Ack.  46,  9.  ze  lere  der  geschrifte  (der  hl.  Schrift)  wurden 
edel  kint  getan,  W.  v.  W.  7826  f.  denn  ich  wil  ditz  geschrifte  geben, 
Alex.  21056.  ewer  konigl.  gnad  g.  —  hab  ich  enpfangen,  Eger 
Chr.  1165. 

ge-schröten  stv.  V.  zerschneiden,  (Haare)  scheeren:  Ge- 
schrote  dein  bar  und  wirf  es  hin  u.  nim  in  die  richte  die  clage 
(et  sume  in  directum  planctum),  W — B  Jer.  7,  29. 

ge-schüche  (ge-schuobe,  -schüehe)  stn.  Fußbekleidung,  Schuh- 
werk: enpind  da^  g.  deiner  fuz^.  T-B  Btb.  7,33;  Job.  1,  27.  in 
seinem  geschühe,  das  do  was  an  seinen  fuzen,  W — B  Könige  EU  2,  5. 

ge-schüde  (ge-schuohede,  ge-schüehede)  stn.  Schuhwerk,  Schuhe, 
W— B  I  B  213  a.  (Deut.  33,  25)  u.  V  34  d.  nichten  weit  tragen  da^ 
geschuebd,  T  —  B  Luk.  10,  4.  zu  enpinden  den  riemen  seiner  ge- 
schuebde,  Luk.  3,  3;  Mark.  1,  7.    ze  tragen  sein  di  geschude,  Matth. 

3, 11. 

ge-sehen  stv.  1, 1  verstärkt  =  sehen:  ein  blinder  munich  — 
wart  gesehender,  Hier.  150,  17.  di  mit  gesehenden  ougen  vallen  und 
lebendik  in  die  helle  varn,  Sol.  92,  4. 

ge-seiust*  part.  Adj.  mit  segensen,  seinsen  =  Sensen,  Sicheln 
versehen:  400  grö^  geseinste  wagen:  Sichelwagen:  Alex.  21447. 

ge-sellec-licli  Adj.  nach  Geselle?^  Art:  mit  g.  kraft  wesen  so 
gar  vereinet  wir,  W.  v.  W.  6146  f. 

ge-sellen  swv.  zum  Gesellen  geben,  verbinden:  der  nü  gegen 
töde  was  gesellt.  Alex.  16755. 

ge-sellen-singschiil*  stf.  ist  auf  dem  rathaus  ein  g.  gehalten 
worden,  Igl.  Ms.  S.  15. 

gesellen  -  weis  Adv.  als  Geselle:  auf  dem  handtwerch  g. 
arbaiten.  Igl.  Stb.  V  176  c.  256  c.  220  c. 

ge-sellinue  (auch  ge-sellin)  stf.  Freundin,  Gefährtin,  Geliebte: 
das  wip,  das  du  mir  hast  gegeben  zu  einer  g.,  die  bat  mir  gegeben 
von  dem  boume  u.  ich  habe  gessen,  W— B  Gen.  3,  12.  mit  iren  ge- 
sellinen, Böhm.  Chr.  12. 

ge-selschaft,  ge-selle-schaft,  1.  Vereinigung  mehrerer,  Ge- 
nossenschaft. 2.  Handelsgesellschaft.  3.  Kleidung  mit  Abzeichen. 
4.  Freundschaft,  Liebe.  1.  u.  4.:  ich  wol  weiz,  das  du  in  brüder- 
licher geselleschaft  mit  im  gewesen  bist,  Hier.  112,  4.  Es  ist  urbarem 
czu  vorweisen  schemlich,  das  si  mit  posen  leuten  umbgeen  u.  irer 
hülfe  genissen  u.  czumal,  das  sie  es  haben  mit  heimlicher  g.  (quod 


ge-semptlich  —  ge-sicht  297 

non  carent  scrupulo  societatis  occultae),  Const.  I  4,  8.  2.  Nu  was 
ein  ander  piderman,  der  sprach,  das  her  g.  hette  mit  im  gehabt  an 
wainen  (gemeins.  Weinhandel),  Igl.  Str.  N.  231.  di  geselschaft  (das 
Volk)  wunderte  sich  über  seine  lere,  T— B  Matth.  7,  28. 

ge-semptlicli*  Adv.  =  mit  gesamter  haut:  doch  das  der  purgen 
(Bürgen)  furberürt  under  zweien  nicht  g.  geloben  (um  mit  g.  h.  zu 
geloben,   müssen  mindestens  2  einig  sein),  Stb.  Brüx.  292. 

ge-senften  swv.  lindern:  das  sie  das  böse  ires  hungers  gesenften, 
W— B  Gen.  41,  57. 

ge-serwe,  geserb  stn.  Kollektiv  zu  sar  (Rüstung),  der  Glücks- 
helm. Er  soll  vor  Gericht  schützen  und  der  Sache  des  Trägers 
den  Sieg  verschaffe?!,  Grimm  Myth.  828.  portacio  experimentorum 
vulgariter  dicendo  otiosa  delicias  querens:  sigstain,  holer,  wegwart, 
membranulaeque  ad  inoduni  retis  dispositae,  in  quibus,  quandoque 
nascuutur  pueri,  et  vocantur  in  vulgari  geserb  et  caracteres  et 
alia  multa  consimilia.  —  De  membranis  vero  famant  vetulae,  si 
recipiantur  IX  vel  ad  minus  V  et  habentur  cum  filo  aureo  et  sericeo 
in  ecclesia  per  novem  dies,  illo  tempore,  quo  horae  canonicae 
dicuntur  per  nonam  et  postea  ferantur  per  aliquem  ad  judicem  vel 
ad  Judicium,  ille  obtinet  causam  suam.  Advocati  etiam  consueveruut 
se  munire  sambuco  et  plantagine,  ut  vincant  in  causis,  Brunn.  Str.  I. 
730  S.  337  und  Einl.  XCV1. 

ge-sez,e,  gessez,e  stn.  Wohnsitz,  Sitz,  Stuhl,  Besitztum:  er  hiez, 
ein  gesäte  machen,  stark  keten  dar  an  smiden  und  die  an  die  grifen 
widen  (später  das  gestüele  genannt),  Alex.  24704.  24769.  ein  geses 
was  gesetzt  im  himel,  T — B  Offenb.  4,  2.  ain  regenpog  was  in  der 
Umhüllung  des  geseses,  Offenb.  4,  3.  ich  sach  geses  (Stühle)  und  si 
saz,en  auf  si,  Offenb.  20,  4.    vor  dem  geses  Götz,  Offenb.  14,  3. 

ge-sez,  (u.  gesez,z,e)  stn.  Sitz,  Wohnsitz,  Besitztum,  Lage:  si 
karten  wider  in  ire  gesese  (in  jedes  suas),  W — B  Richter  9,  55.  Und 
der  kunig  sas  ouf  seinem  trone  in  dem  gesese  des  palast  (in  con- 
sistorio  palatii),  Esther  5,  1.  Beide  Belegstellen  können  auch  zum 
vorigen  Worte  gehören. 

ge-sez,z,en  (ge-sez,z,en)  pari.  Adj.  wohnhaft,  ansässig:  wer  der 
sei,  der  ein  erb  (liegendes  Vermögen)  hab  in  der  stat,  doz,  zinshaftig 
ist  oder  z,inshaft  sei,  is  das  is  pesser  ist  denn  funfczig  schock  über 
den  zins,  so  ist  er  gesessen  u.  auders  nicht  nach  der  stat  recht, 
Prager  Rb.  138.  einen  gesessen  geczeugen  nennen  umb  einen  toten, 
Igl.  Str.  149.  her  sei  g.  oder  nicht,  85.  Ist  der  anderswo  g.,  des  die 
teil  seindt,  DIR  22a.  2.  gesessen  zu  — ,  Stb.  Brüx  N.  293.  noch- 
pawern,  die  auf  dem  lant  g.  sein,  Budw.  Urkdb.  N.  498.  Ich  Erhard 
Forster  czum  Neuenhause  (Feste  Neuhaus)  —  mit  wonunge  g., 
Mind.  d.  Egerl.  S.  23.  30.  31.  hier  in  der  stat  g.,  Olm.  Stb.  64.  do 
sprach  ein  Vormunde,  der  auf  dem  lande  ist  g.,  Saazer  Urkdb.  S.  100. 
die  niülner,  allenthalben  g.  umb  die  stat,  Igl.  Stb.  V  257  b. 

ge-setze  stn.  Festsetzung,  Gesetz:  Und  unser  hercze  sei  vol- 
kumen  mit  unsern  herren  gote,  so  das  wir  wandern  in  seinen  ge- 
seczen  (in  decretis  eins)  u.  behüten  seine  gepot  also  auch  heute, 
Kön.  III  8,  61. 

ge-sicht  stf.  1.  das  Sehen,  Anblicken.  2.  Anblick.  3.  Traum, 
Erscheinung,  Vision,  Aussehen,  Äußeres,  Gestalt.     1.   mit  gesichte 


298  ge-sichtig  —  ge-slepp 

der  ougen  (inspectione  oculorum)  di  weise  u.  den  sinn  diser  be- 
swerunge  —  behalden,  Const.  IV  11,  4.  3.  durch  den  troum  in  der 
nechtlichen  gesiebt,  W  —  B  Job.  33,  15  in  gesiebte  (in  visione) 
erscheine  ich  im.  Num.  12,  6.  er  gab  auch  manigen  blinden  di 
gesiebt.  T— B  Luk.  7,  21. 

ge-sichtig  Adj.  1.  sichtbar,  deutlich.  2.  sehend.  1.  daz,  di 
gesichtigen  wurden  aus  den  ungesichtigen  {daß  aus  Unsichtbaren 
das  Sichtbare  entstünde),  T — B  Juden  11,  3. 

ge-sidele   stn.   1.  Vorrichtung  zum  Sitzen,   Bänke  und  Tische, 

2.  Wohnstätte,  Wohnsitz:  mitten  dar  inne  ist  geworht  ein  g.  von 
—  helfenbeiu,  Alex.  12558. 

ge-siger*  stm.  Sieger:  der  undir  den  gesigern  als  ein  hörn  dem 
einhorn  irwirbit  ruoin  und  guten  leumt,  Dal.  134,  15f.  (60,  38).  der 
manbaft  g.,  220,  8  (100).  187,  23  (84,  2). 

ge-sinde  swm.  1.  Weggenosse.     2.   Gefolgsmann,   Dienstmann. 

3.  Hausgenosse.  3.  Desgleichen  mag  auch  ein  herschaft  einen 
gesind,  das  es  gedingt  het,  vir  woch  vor  autsagen,  ob  es  sein  nit 
haben  wolt,  Eger  Str.  C.  64.  Doch  ist  wohl  hier  einem  gesind, 
und  zwar  von  stn.  zu  lesen  = 

ge-sinde  stn.  1.  Gefolge,  Dienerschaft  wörtl.  und  bildl.  2.  Kriegs- 
leute. 3.  Gesellschaft,  Familie,  Geschlecht:  das  g.  Ezri  (familiae 
Esri),  W — B  Richter  6,  24.  ir  g.  der  volke  (familiae  populorum), 
Par.  1 16,  28.  von  dem  das  g.  der  Xamubeliten,  Num.  26, 12  — 18 f. 
ein  iglicher  herre,  er  sei  pose  ader  gut,  so  wirt  er  allewege 
geachtet,  als   er  g.  hat,  Const.  I  4,  8. 

ge-sinden  siev.  trans.  und  refl.  1.  zum  Gesellen  oder  Diener 
machen,  aufnehmen.  2.  sich  in  das  Gefolge  jemandes  begeben:  wiltu 
wesen  wol  gesindet  (willst  du  gute  Diener  haben),  Alex.  27931. 

ge-sinnet  part.  Adj.  von  sin,  gesinnt:  wo  euch  das  g.  wirt, 
(falls  ihr  wollt)  uns  das  zu  erkennen  geben.  Eger  Cbr.  1170. 

ge-sippe  swmf.  (von  Adj.)  nahe  Verwandte:  Do  sullen  nahe 
gesippen  nicht  in  eim  rate  sein,  Const.  I  5,  3.    (Rubrum  in  D.) 

ge-sippe  stn.  *  Verwandschaftsgrad*:  die  freunde  von  gepurt  u. 
die  freunde  von  weibes  wegen  pis  auf  das  fünfte  gesippe  vorkeust 
man  an  dem  geezeugnusse  (usque  ad  quintum  gradum),  Const.  P7 
12,  13.  gegen  freunde  u.  mage  pis  auf  das  fünfte  g.  (ad  quintani 
consanguinitatis  lineam)  sullen  fursprechen  nicht  gezwungen  werden, 
daß  sie  vursprechen  u.  teidiugen,  IV,  4. 10.    I.  5,  4. 

ge-sippet,  ge-sipt  part.  Adj.  verwandt:  die  nechsten  gesipten 
freunde,  Elbog.  Chr.  8,  10.  10,  34.  11,  1.  12,  27. 

ge-slackt  Adj.  wohlgeartet,  fein,  schön:  kein  g.  ader  geverbt 
gewant  über  die  por  nit  decken,  Eger  Str.  C.  38.  nü  tuot  so  wol, 
als  iuwern  tugenden  si  geslacht,  Schretel  83.  den  helden  gar  ge- 
suchten, Tristan  6199.     Tinas  von  arte  edel  und  g.,  4341. 

ge-slepp*  stn.  Gang  in  einem  Bergwerk  mit  schiefer  Ebene 
zur  Erzförderung :  sie  haben  furpas  gefaren  auff  demselben  Schacht 
ainen  czenczel  mit  ainem  geslepp,  Igl.  Bgr.  N.  6, 1.  in  einem  schacht, 
der  was  gesunken  6  lochter,  —  hatten  sie  gevaren  ainen  czenczel 
mit  ainem  geslepp  durch  ganezen  stain  unez  czu  ainem  hespel,  das 
was  wol  4  lachter  tief,  Nr.  6,  2.  do  sie  —  waren  in  dem  gesleppe 
Bethoron  (in  descensu  Bethoron,  Abhang  von  B.),  W— B  Jos.  10,  11. 


ge-sling  —  ge-stalt  299 

ge-sling,  -slink  stn.  (icohl  zu  ge-slingen  L.?)  Gedärm  und 
Fleischabfälle :  g.  in  die  roren  stassen  (=  stoßen),  Eger  Str.  C.  47. 

ge-sloz,  (ge-sloz,)  stn.  Schloß,  Burg:  Wiewol  sie  (die  Bürger 
von  Olmütz)  irem  herrn  (K.  Wenzel)  mit  dem  g.  u.  in  werntlichen 
sachen  treu  u.  gehorsam  leisten,  idoch  wolden  sie  ire  hende  uff  die 
pristerschaft  nicht  ousrecken  noch  sie  czu  leidigen  gestatten,  Olm. 
Stb.  54.  etlich  g.  der  veinde  (Hussiten),  N.  44  der  herr  vom  g.,  Chlum. 
I  48.  49.  52.    das  bemelt  gslos,  Eger.  Chr.  1188. 

ge-smeid  (ge-smide)  stn.  Metall,  -gerät  (Waffen,  Rüstung), 
Schmuck:  das  geschmeid,  das  den  hindern  czugepuret,  Ig).  Stb.  V 
105  d.  mein  silbrein  gevese  und  andre  geschmeid,  III  304  a.  was 
des  uberigen  geschmeides  gewest  ist  von  silber,  11160b.  silberein 
g.,  III  52  a.    von  silber  g.,  gurtel  ader  patemoster,  V  195  b. 

ge-snitz-werk*  stn.  Schnitzerei:  solch  vesperbilde  zusambt 
dem  öhlgarteu  geschnitzwerg  und  bildwerk  gestehet  20  seh.,  Traut. 
Chr.  36. 

ge-span  stm.  Gefährte,  Genosse,  Kompagnon:  So  mugen  ouch 
die  gespan  und  geselleschaft  desselben  krieges  an  gebot  teidingen 
also  doch,  das  der  geselle  ader  die  gesellen  das  ding  stete  halden, 
Const.  IV  3,  4. 

ge-speist*  stn.  Proviant,  Lebensmittel:  Elbog.  Chr.  137,  31. 

ge-spenge  stn.  Koll.  zu  spange,  Spangenwerk:  nam  das  g.  der 
puckeln  der  eunielichen  camelen,  mit  den  man  sie  pfliget  czu  cziren 
(ornamenta  ac  bullas),  W — B  Richter  8,  21. 

ge-sperre  stn.  1.  Sparrenwerk,  Gebälk.  2.  Spange.  3.  Saum: 
1.  so  mugen  sie  dachzimer  und  die  gesper  auf  dieselben  wantruten 
legen,  Igl.  Stb.  III  193  b.  er  hat  bewilligt  —  seinem  nochpar  in  sein 
hausdoch  die  gespier  czu  roffen,  Igl.  Stb.  V  238 d. 

ge-spert  pari.  Adj.  (v.  spern  swv.)  hastatus:  gewapent  eisen  u. 
mit  gespertem  holeze  (ligno  lanceato),  W — B  Köu.  II  23,  7. 

ge-spil*  stn.  Schauspiel:  den  18.  apr.  1585  ist  das  gespiel  von 
der  Rebeca  —  gehalten  worden,  Eg.  Chr.  692. 

ge-spil,  -e  sivmf.  Spielgevosse;  Freund,  -in:  Und  do  sie  gegienk 
mit  iren  gesellinnen  u.  m.  iren  gespilen,  do  beweinte  sie  iren 
magtum  auf  den  pergen,  W — B  Richter  11,  38. 

ge-spreche  (ge-sprseche)  stn.  1.  Sprechvermögen.  2.  Unter- 
redung, Beratung.  3.  beratende  Versammlung.  Die  Schoppen  gehen 
vor  Fällung  des  Urteües  an  ein  g.,  Igl.  Str.  271. 

ge-sprechikeit*  stf.  Beredsamkeit:  seiner  (des  Hieron.)  g., 
seiner  geblümten  rede,  domit  er  die  heiligen  schrift  aus  ebraischen 
u.  krichischem  gezung  in  latein  bracht  hat,  inusz  sich  alle  diese 
werlt  wundern,  Hier.  8,  5. 

ge-sprenge  stn.  1.  Sprengen.  2.  Ansprengen,  Einsegnung. 
3*  Ort  in  der  Kirche,  wo  das  geschieht (?):  czway  pild  macben 
lassen  in  die  tafel  (Altarbild)  yn  das  gespreng  (der  Wenzelskapelle 
der  Iglauer  Pfarrkirche),  Igl.  Stb.  V  152  b. 

ge-stalt  1.  stf.  2.  stm.*.  Gestalt,  Aussehen,  Beschaffenheit. 
1.  in  W— B  immer  =  facies :  von  der  g.  der  Pbilisten,  III  B  15  c. 
v.  d.  g.  des  pogens,  Ps.  59,  6.  von  der  g.  des  vewers,  Ps.  65,  10. 
nur:  die  g.  des  himmels  =  species  coeli,  Sirach  43,  1.  mit  traurikeit 
der  g.  =  tristitiam  vultus,  Prediger  7,  4.   die  do  waren  gegen  der  g.  der 


300  gestalt  —  gesten 

wustenunge  (contra  facieni  deserti)  u.  gegen  der  sudnischen  erden, 
Judith  2,  13.  wider  di  g.  des  windes,  Sirach  22,  21.  so  such  ich 
nicht  einen  g.  des  leibs  (speciem  corporis),  Sol.  74,  37. 

gestalt  s.  stellen. 

ge-stän  8.  ge-sten. 

ge-stat  (G.-des)  stn.  Gestade,  Ufer:  bei  dem  g.  (des  Sees 
Tiberias),  T— B  Matth.  13,  2.  13,  48. 

ge-steige  stn.  steile,  Anhöhe,  über  die  ein  oder  mehrere  Wege 
führen:  über  das  g.  der  scorpionen  =  per  ascensum  scorpionis, 
W — B  Num.  N  34,  4.  gegen  dem  gesteige  (contra  ascensum),  III  96  d 
u.  Jos.  18,  18.  das  g.  der  gegent  (per  ascensum),  IT  127  d.  von  dem 
g.  der  scorpen,  Richter  1,  36.  David  czoch  auf  das  g.  der  ölpoume 
steigende  u.  weinende  mit  bedaktem  houbte  u.  gieuk  mit  paren 
füzen  (clivum  olivarum),  Kön.  II 15,  30. 

gestein-rulle  *  sie  f.  (von  rulle,  rolle  swf.  rotulus)  Steingeröll, 
rupes:  die  waltesel  steen  in  den  gesteinrullen  (onagri  steterunt  in 
rupibus),  W— B  Jer.  14,  6. 

ge-stellen  swv.  Trat,  ge-stalte  a)  von  stal  (Stelle)  1.  an  einen 
Platz  schaffen.  2.  zum  Stehen  bringen,  beilegen.  3.  fangen.  4.  ins 
Werk  setzen.  5.  aufstellen,  ordnen.  6.  refl.  sich  schicken,  gestalten. 
7.  trachten  nach:  b)  von  stal  =  Stall.  8.  in  den  Stall  bringen. 
1.  =  als  Zeuge  vor  Gericht  bruigen:  den  totpetman  schol  man  g. 
und  di  scheppen  schollen  in  dorezu  twingen,  das  her  sage,  was  im 
dorezu  um  gewissen  sei,  Igl.  Str.  247.  Also  —  er  —  seine  geezeuknisse 
mit  der  stat  priefe  u.  mit  dem  totpetman  gestalt  hat,  260  S.  156. 

gesten  (auch  ge-stän)  stv.  IV.  gestuont;  gestanden,  gestän  intr. 
1.  stehen  bleiben,  stand  halten.  2.  sich  stellen,  hintreten,  besonders 
vor  Gericht.  3.  absteigen  vom  Pferde.  4.  mit  Dat.  zu  einem  stehen, 
helfen,  bes.  mit  Zeugenschaft,  trans.  5.  aushalten.  6.  zustatten 
kommen.  7.  mich  gestet  —  mich  kostet.  1.  da  haben  sie  bein  der 
badstuben  —  auf  in  gestanden  (gelauert),  Traut.  Chr.  37.  2.  also  als 
der  alt  scheppe  uns  vrefvleich  gestraft  hat  u.  die  czwene  Steiger  mit 
im  u.  nicht  gestanden  sein  unvorrucket,  als  ein  recht  ist,  Igl.  Bgr. 
N.  65,  6.  ist  aber  das  der  selbschuldige  vorfluchtig  wurdt  u.  vor 
dem  bergmeister  dem  gerichte  nicht  gesteet,  DIB  23a,  6.  1.  sein 
widerparth  Ffricz  Buswurm  noch  seiner  verwilligung  nicht  gestanden 
ist,  Igl.  Bgr.  N  83,  3.  Wenn  dem  antworter  der  clager  nicht  gesteet 
(vor  Gericht  erscheint),  so  der  richter  czu  gerichte  siezet,  so  mag  er 
(der  richter)  sein  uugehorsamkeit  rügen  u.  besagen  —  wenn  dies 
2  mal  geschehen,  kann  der  Geklagte  den  Richter  bitten,  das  er  mit 
urteil  ledig  werde  u.  enpunden  von  seiner  clage  gerichtes  halben, 
Const.  IY  3,  1.  der  ist  (zu  dreien  malen  eingeeischet  von  Frocoben) 
zu  seinem  rechten  nicht  gestanden,  dorum  hat  man  in  in  die  echt 
getan,  als  den,  der  sein  recht  nicht  hat,  Igl.  Stb.  IY.  87  c.  er  ist 
czue  dem  rechten  gestanden,  IY  204c.  —  4.  5.  6.  ab  in  des  die 
gezeuknus  des  hofmeisters  gestund  und  bekent  als  ein  recht  ist, 
Igl.  Bspr.  YIII.  das  mir  der  brive  über  die  leihung  des  gestet,  Igl. 
Stb.  Y.  10  b.  des  gestunden  ir  die  heiratleut,  Igl.  Str.  233.  ob  im  des 
diselbe  beweisunge  gestünde  u.  bekente,  als  ein  recht  ist,  259  S.  154 
u.  Igl.  Bgr.  Nr.  67,  4.  ab  in  die  beweisunge  des  gestund,  Igl.  Bgr. 
N.  64,  1.    wem   den  gesworn  leute  gesteent,  DIB  23a,  10.    Is  en- 


ge-stift  —  ge-streuche  301 

inack  ouch  kein  prüder  dem  andern  mit  nichte  gesteeu  noch  mit 
im  erczeugen  noch  ein  vater  seinem  kinde,  D  I R  III  37.  ein  protess 
(Dienstknecht)  seinem  herren  wol  mag  gesten,  Igl.  Str.  41.  Ist  das 
mir  —  der  Drive  über  die  leihung  des  gestet,  Igl.  Bgr.  N.  51,  2.  dem 
der  liher  gestet,  D  I  R  13,  4.  das  im  die  burger  u.  stat  von  Eger 
des  rechten  für  dem  lantgerichte  —  dem  richter  u.  den  mannen  zu 
Eger  nit  gestunden,  Mind.  d.  Egerl.  S.  21;  =  zu  gestehen:  Chr.  v.  El- 
bogen  27,  9.  28,  31.  46,  25  usw.  =  gestehen,  als  Zeuge  bekennen :  dem 
sie  zu  schaden  scholden  gesten  (gegen  den  sie  zeugen  sollten),  Igl. 
Str.  34.  das  si  der  sache,  do  si  um  wolden  gesten,  heiratsleute  weren 
gewesen,  34.  Und  was  der  hiert  gestet,  des  schol  er  auf  seinem 
stabe  ainen  aid  sweren,  das  im  got  so  helf  u.  alle  heiligen,  aber  im 
selben  mag  der  hiert  nicht  gesten,  42.  ein  hirt  mag  wol  gesten  um 
alle  den  geprechen,  der  an  dem  viech  geschieht  42.  —  In  morgeu- 
gabe  gesteeu  heiratleute  pass  dann  totpetleute,  267  S.  170.  er  mag 
wol  gesten  u.  geczeugen,  Igl.  Bgr.  N.  113.  ab  des  der  gesworn 
Steiger  gestet  u.  bekennet,  N.  117,  2.  Zu  2.  ab  der  clager  mit 
frevel  nicht  gesteet  (vor  Gericht  erscheint),  so  sol  man  den  antwurter 
enpinden  von  teidingen  des  gerichtes  u.  sol  den  clager  an  rechter 
czeruuge,  die  er  getan  hat  von  des  kriges  wegen,  mit  urteiln  vor- 
urteiln,  Const.  IV  4,  15.  —  seinttmalln  die  waisen,  noch  ire  geborne 
freunt  nit  noch  bergrechten  noch  den  tailen  czu  rechter  czeit 
gestanden  sein,  verhoff  Jan  Sander,  er  sei  den  waisen  aus  angehegter 
ursach  nichts  verprlicht,  Igl.  Bgr.  N.  85,  2.  7.  ein  zinnerne  schissel 
u.  ein  seitlkendl  —  gestehet  zusammen  2  seh.,  Igl.  Ms.  S.  15.  das 
bildnus  des  hochberümpten  poeten  Hannß  Sachsen  von  Nürnberg  mit 
schönen  Ölfarben  gestehet  1  seh.  12  g.  («.  1615,  noch  in  lglau  vor- 
handen), Igl.  Ms.  S.  15. 

ge-stift  stn.  Abfassung  einer  Erzählung,  Stiftung  eines  Klosters ; 
stf.  Stiftung,  Festsetzung;  stn.  Vereinbarung*,  pactum:  die  wort 
diez  vrolichen  gestifts,  W — B  Jer.  11,  3  u.  6.  der  mit  gewaltiger 
haut  der  gote  gestifte  (die  Gründung  der  Götter,  das  von  den  Göttern 
gegründete  Theben)  hete  verbrant,  Alex.  3966. 

gestift-altär*  stm.  Altar,  vor  dem  einer  Stiftung  gemäß  eine 
Messe  zu  lesen  ist:  auf  dem  g.  —  eine  sehlmesse  zu  lesen,  Traut. 
Chr.  349. 

ge-stin  (auch  gestinne)  stf.  Fremde:  diust  ein  gestin,  W.  v.  W. 
3977.    die  g.  (Amazonen)  dannen  riten,  Alex.  17610. 

gestreft  s.  ge-streift. 

ge-streift  (ge-strifet)  pari.  Adj.  gestreift :  drei  gestreffte  hand- 
tuecher,  Igl.  Stb.  V281c,  20  elen  gestreffte  leinbot,   V  281  c,  265  d. 

ge-streng-heit,  ge-strenkeit  (bei  Lexer  gestrengecheit,  Strenge, 
enthaltsame  Lebensweise)  stf.  in  der  Anrede  =  gestrenger  Herr: 
do  sein  g.  (der  hauptman  zum  Elbogen)  beder  teil  red  und  antwort 
guuglich  vernomen,  Elbog.  Chr.  84  14. 

ge-streng-lich *  Adv.  strenge,  nachdrücklich:  hirumb  ich  euch 
g.  gepewt,  Eger.  Chr.  1125  S.  302  u.  303. 

ge-streuche  *  (Koll.  von  strüch)  stn.  Gesträuch:  sie  was  nun 
kumen  in  dicke  g.  (strüchecht  L.  beides  falsch  übersetzt  für: 
Gedränge  =  tschech.  hüscie),  Böhm.  Chr.  15. 


302  ge-streuse  —  ge-sund 

ge-streuse  (ge-striuz,e  Koll.  zu  strüz.)  stn.  Strauß,  Kampf, 
Handgemenge:  ein  volk,  das  —  aller  gesiechte  eintrechtikeit  mit 
irem  g.  (dissensione)  czubreche.  W— B  Esther  13.  4.  Aldo  haben 
aufgehört  die  posen  von  irem  g.  (a  tumultu)  und  gelaufte  und  sint 
do  berastet,  müde  ir  sterke  (fessi  robore),  Job.  3,  17. 

ge-stritte,*  ge-strüte*  (=  ge-strüteht)  stn.  Gebüsch:  gestrute 
(carectum  mit  Riedgras  und  Binsen  bewachsener  Ort,  s.  binsen- 
strauch):  mac  gewachsen  ein  gestrute  äne  wasser,  W — B  Job.  8,  11. 
sie  haben  das  grenitzflosz  {den  Grenzbach)  hienauf  durch  gestritte 
und  geritt  (s.  d.)  ausgerenmbt  bis  zum  grenzbron,  Traut.  Chr. 
271.  204. 

ge-stüele  stn.  Koll.  zu  stuol.  geordnete  Menge  von  Stühlen:  er 
schuof  ein  g.  unervorcht,  —  da  die  forsten  solten  sitzen,  W.  v.  W.  115, 
man  beriht  {errichtete)  ein  g.  dar,  1293.  da  ein  g.  was  geworht, 
7179.  manic  g.  riche,  Ernst  2370.  da  er  üz,  dem  g.  (des  tempels) 
trat,  Alex.  Anh.  2019.  gestüelde,  Alex.  24711.  wart  das  new  gestüle 
in  der  kirche  gemacht  vor  der  herren  banck,  Traut.  Chr.  339. 

ge-stüppe  stn.  Staub  und  Staubähnliches;  {bildl.)  Nichtigkeit: 
daz.  gestupp  (de?i  Staub  eurer  Stadt)  —  daz,  schutt  wir  an  euch, 
T — B  Luk.  10,  11.  schutt  daz,  g.  von  euren  füz,z,en,  Mark.  6,  11; 
Matth.  10,  14;  Btb.  13,  51.  si  legten  daz,  g.  (Asche)  auf  ir  haubt 
und  riefen  wainent.  Offenb.  18, 19. 

ge-stügt  s.  stücken. 

gest-weise  (gast-wise)  Adv.  als  Fremder,  als  Gast:  das  er  were 
aldo  g.,  W— B  Gen.  12,  10. 

ge-suech  (ge-suoch)  stm.  1.  Nachforschung,  Birsch.  2.  Weide. 
3.  das  Weiderecht.  4.  Erwerb,  Gewinn.  5.  Zinsen  von  ausgeliehenem 
Geld.  5.  das  hauptguet  (Kapital)  u.  den  g.,  der  darauf  die  weil 
gegangen  ist,  Brunn.  Str.  II  118.  sein  rechten  g.,  rechtmäßigen 
Zinz,  II 144.  das  phant  schol  in  der  stat  gericht  versetzen  oder 
verkaufen.  Er  schol  iz  aber  nicht  um  g.  versetzen,  II 194.  noch 
um  das  hauptgeld  weder  umb  den  g. ,  Olm.  Stb.  58.  mancherlei 
czwitrachten  —  so  sie  (kristen  u.  Juden)  mit  einander  umb  gelt- 
schult, umb  gesuch  u.  umb  phantverseczung  zu  schaffen  u.  sich  mit 
einander  angelangt  haben,  49.  Um  solche  Streitigkeiten  hindan 
zu  halten,  haben,  1430  bürgermeister,  ratmannen  u.  gesworen 
schöpfen  2  Register  machen  lassen,  eines  über  Summen  bis  2  Mark, 
das  der  foite  stetes  bei  im  haben  u.  dorein  schreiben  lassen  soll  u. 
ein  2.,  über  2  Mark,  das  in  einer  lade  ie  czum  foit  verslossen  ligen 
soll,  zu  dem  ein  gesworner  des  rats  den  slüz,z,el  haben  soll,  Olm. 
Stb.  49.  gewinnen  guet  mit  unrecht:  mit  stein,  mit  rauben,  mit  ge- 
such. wucher  oder  mit  anderm  unrecht,  Joh.  v.  Igl.  9.  alle,  die  gut 
gewinnen  mit  gesuch  u.  mit  ubersazzen  u.  mit  uberchauffen  7.  von 
des  gesuches  wegen,  des  geldes  das  die  stat  für  unsern  herren 
(Markgr.  Jost  v.  Mähren)  gegeben  hat  und  geben  mus,  Igl.  Stb.  II 
106  c 

ge-sümpfe*  stn.  Sumpf:  bein  Künigshainer  g.,  Traut.  Chr.  54. 
bis  auf  ein  g.  und  wesserichten  boden,  131.  208.  209. 

ge-sund  stm.  Gesundheit,  TJuverletztheit:  des  bleter  zu  geist- 
lichem g.  sint,  Hier.  7,  13.  gebet  um  gesunt  u.  lang  leben,  Elbog. 
Chr.  93,  38. 


ge-sund  —  ge-sworne  303 

ge-simd  Adj.  gesund,  gesundheitförderlich:  ortus,  dictus  gesundt 
leyten,  IV  224c.  an  der  gesunten  lewten  (—  leiten),  Igl.  Stb.  IV 
194  d. 

ge-sunden,  -sunten  sivv.  Trat,  gesunte  1.  tr.  gesund  machen. 
2.  intr.  gesund,  am  Leben  bleiben:  1.  dein  gedechtnusz  gesundet 
mich  (sanat  me),  Sol.  3,  28.  ob  ez,  gezem  ze  gesunten  {heilen)  an 
dem  samstag,  T — B  Luk.  14,  3.  er  gesunt  manig  von  dem  siech- 
tumen,  Luk.  7,  21.  er  gesunt  alle  ungesunthait,  Slatth.  4,  23.  9,  35. 
er  gesundet  sie,  4,  24.  ich  kum  und  gesund  ez,,  8,  7.  er  gesundet 
alle,  di  da  heten  daz,  übel,  8,  16.  12,  15.  gesunt  {heilet)  di  siechen, 
10,8. 

ge-sundikeit  (gesundecheit  nur  Rcpr.  1,  401  bei  L.)  stf.  Gesund- 
heit, do  verkranket  niht  di  g.,  Sol.  96,  26. 

ge-sunken  s.  sinken. 

ge-sunnes  {wenn  richtig  gelesen)  Gen.  =  der  Meinung,  ent- 
schlossen: ein  e.  rath  —  war  gesunnes  {beschloß),  des  hern  Albrecht 
Siglers  haus  zu  einem  rathaus  zu  kaufen,  Traut.  Chr.  283. 

ge-swanz  st7i.  tanzartige  Bewegung;  Putzanzug  {Schleppe)  der 
Frauen :  die  pilgerine  in  irem  geswanze  nach  den  fidelen  süez,e  tanze 
an  wiz,er  hant  da  träten,  Ernst  5501. 

ge-swelle  stn.  stf.*  Grundbalken,  Schivelle:  Sant  Wenczlaw  — 
kniete  nider  auf  der  g.,  Böhm.  Chr.  30. 

ge-swellen  stv.  I  3  auf-,  anschwellen:  geswellende  dein  (deinen) 
bouch  zureisse  (tumens  uterus  tuus  disrumpatur),  W — B  Num.  5,  21. 

ge-swer  swm.  Geschwür:  voller  geswere,  T — B  Luk.  16,  21.  die 
hunde  lekten  sein  g.,  16,  20. 

ge-swere*  stm.?  die  Schwäger:  der  preut  sweher  noch  swiger 
noch  geswern  noch  die  andern  vreunt,  Eger  Str.  A  I,  6.  bruder  noch 
swester  noch  sweger  noch  gesweren,  B  9. 

ge-swestern  unregelm.  PI.  f.,  leibl.  oder  geistige  Schivestern: 
meine  gebrüder,  g.,  erben,  erbnemen  usw.,  Stb.  Brüx  N.  293. 

ge-swistereid,  -swistreid,  -swistret,  -schwistereid  stn.  meist  PI. 
Geschioister:  das  selbe  guet  auf  sein  g.  und  auf  ander  erben  scholde 
gevallen  u.  erben,  Igl.  Str.  82.  mit  andern  geswistret  (65)  S.  331 ; 
ge-swistreid,  Eger  Str.  A  I  7,  IV  2;  B  7.  9.  19;  C  3.  7.  16.  30.  die 
andere  rechte  geswistreide,  Stb.  Brüx  N.  157.  Andres  —  ist  geteilt 
von  sein  geswistred  und  von  der  muter,  das  er  und  sein  erben  kein 
ansprach  czu  den  erben  nimmer  haben  sal,  Igl.  Stb.  III  la,  ab  in 
der  selben  zeit  der  selben  kinder  ains  abging,  so  sol  das  obgenant 
gelt  auf  daz,  ander  sein  geswistrat  gefallen,  III  141  a.  czwai  tail 
gefallen  auf  des  kinds  geswistrat,  V37b.  das  er  sich  mit  der  muter 
oder  mit  geswistret  nicht  betrogen  {vertragen)  mocht,  V  22  d.  an- 
fanges  geswistre  ist  das  ende,  Ack.  29,  20. 

ge-swister-kint  (=  ge-swisterde-kint)  stn.  Geschivisterkind :  Do 
Jacob  —  woste,  das  si  waren  g.  (sciret  consobrinam  suam)  u.  die 
schaf  Labans  seines  oheims,  und  wegte  abe  den  stein,  mit  dem  der 
brunne  vorslossen  was,  W — B  Gen.  29,  10.  Diese  Form  nur  noch 
DFG  144  b.    seind  geschwisterdtkinder,  Eger.  Chr.  671. 

ge-sworne  swm.  der  geschworen  hat,  wozu  eidlich  verpflichtet 
ist.  1.  g.  der  stat.  =  Stadtrat.  Sie  bildeten  unter  Vorsitz  des  landes- 
fürstl.  Richters  in  Iglau  (judex  seu  advocatus,   er  war  nach  Toma- 


304 


ge-sworne 


gchek,  Deutsches  Eecht  in  Österr.  S.  58  u.  117  durchs  ganze  13.  Jh. 
Beamter  des  Landesherrn)  die  Körperschaft,  in  deren  Händen  — 
unter  bloß  konsultativer  Mitwirkung  der  Berggeschworenen  —  die 
oberste  autonome  Rechtsetzung  lag;  ferner  die  Vertretung  der  Rechte 
der  Gewerken,  die  eben  zugleich  Bürger  sind,  ferner  die  Erteilung 
von  Rechtsbelehrung  (die  erste  bekannte  Weisung  v.  1268,  Igl.  Bgr.  N.  23) 
von  Bergwerksverleihungen,  die  nur  consilio  =  consensu  juratorum 
Iglaviensium  erfolgen:  Was  die  urbarer  mit  rate  der  scheppfen  czu  der 
Ygla  in  dem  gepirge  oder  in  den  Stollen  imande  vorleihen  oder  geben 
under  irem  ingesigel  u.  der  urbarer,  das  schol  stete  u.  veste  sein 
äne  alle  Widerrede,  Igl.  Bgr.  U— A  1 ;  DIE  I.  1  ferner  Stollenrer- 
leihungen  nur  de  consensu  judicis  et  civium:  Wer  do  arbeitet  in  den 
stollen  mit  vorhenknusse  des  richters  u.  der  purger,  U — A  9;  wer 
mit  vorhenknus  des  richters  und  der  geschwornen  und  des,  der  das 
perkwerk  leihet  und  vorreicht,  ein  Stollen  anhebet  — ,  U  —  A  15; 
ferner  Heimfallserklürungen  nur:  assumptis  juratis:  verlassene  stollen 
oder  gemessen  perge  sol  man  6  Sonntage  ausrufen,  dann  schullen 
die  urbarer  zu  in  nemen  die  gesworn  u.  schullen  auf  das  ausgeruffen 
gepirge  czihen  oder  geen;  und  vinden  sie  daselbst  gepirge  wüste, 
mugen  die  egenanten  urbarer  dasselbe  gepirge  ledicleich  vorleihen, 
wem  sie  wollen,  U — A  7.  —  Sie  haben  Teil  an  der  Verwaltung  des 
Berges,  nehmen  für  die  Bürgerschaft,  bez.  den  sie  vertretenden  Rat 
die  Bürgerlehen  und  nach  U — A  14  das  zivischen  zwei  gemessenen 
Bergen  verbleibende  Feld  in  einem  geivissen  Ausmaß  (s.  überschar), 
ivorauf  als  auf  unvermessenen  Grund  nur  der  Regalherr  Anrecht 
hatte.  Doch  werden  Uberscharn  gegen  die  Igl.  Ansprüche  und  Ge- 
wohnheit vom  König  für  sich  in  Anspruch  genommen,  Const. 
II  2,  5.  Ebenso  bekämpft  König  Wenzel  IL  in  Const.  II  3,  9 
das  von  den  Iglauem  in  Anspruch  genommene  Privileg,  daß  sich 
Bürgerlehen  nicht  verliegen,  wogegen  doch  selbst  die  Königslehen 
nicht  geschützt   seien. 

2.  berggesworne  =  Grubenamtleide  der  Gewerkschaft:  berg- 
meister  =  Schichtmeister,  Steiger,  Schreiber,  czimmerleute,  hut- 
leute,  die  dem  Regalherrn  treue  Amtsführung  geschivoren  haben 
s.  bergscheppen.  berggericht  u.  bergmeister.  die  geswornen  seint 
genant  von  gesworn  eide,  den  sie  uns  tun  umb  gemein  nucz 
und  umb  die  trewe  u.  gerechtikeit,  die  sie  uns  tun  sollen. 
—  so  wollen  wir,  das  man  czu  dem  ampt  die  pesten  u.  ge. 
rechtiaisten  aus  allem  volke  kise  u.  ordinire  und  das  sullen  wir 
(der  König)  tun  ader  unser  camerer  an  unser  stat  und  sal  sie  auch 
nimand  anders  abseczen  (die  Iglauer  sagen  deren  Ernennung  sei 
Sache  der  Gewerken,  wenn  hiefür  wie  in  Iglau  und  Kuttenberg  ein 
regalherrl.  Privileg  erteilt  worden,  Igl.  Bgr.  X.  101),  Const.  I  5,  2. 
Und  also  vil  sal  man  ir  kisen,  das  sie  das  undertenige  folk  weisleich 
anleiten  mugen,  I  5,  3-  Es  sol  auch  nicht  sein  in  ainem  rate  der 
gesworn  ein  vater  mit  seinem  sun,  noch  ein  prüder  mit  seinem 
prüder,  noch  ein  sweher  mit  seinem  aidem  —  umb  das  sie  czu- 
sammenhangen  von  gesippe.  —  Wir  wollen  auch  nicht,  das  imant, 
der  posen  leumunt  hat,  czu  schepen  gesaczt  werde  —  falls  dies 
geschehen,  soll  er  abgesetzt  iverden,  das  nicht  ein  suchtiges  schaf  die 
gancze  hert  suchtig  mache,  I  5,  i.    wan  des  not  ist  in  grossen  Sachen, 


ge-swulst  —  ge-treuheit  305 

so  sullen  die  geswornen  des  pergis  die  gesworn  der  stete  u.  eldisten 
ous  dem  volke  czu  in  rufen,  I  5,  7. 

ge-swulst  stf.  Geschwulst:  si  matten  in  ze  sein  bekert  in 
g.  =  sie  erivarteten,  er  iverde  anschwellen,  T — B  Btb.  28,  6. 

ge-tän  part.  Adj.  gestaltet,  beschaffen,  gehörig:*  lantleut,  die 
mit  dienst  u.  steur  zum  Egerlandt  gethan,  Eger.  Chr.  12,  S.  18. 

ge-tät  stf.  Gen.  getaete,  getät  1.  Tat.  2.  Geschichte  3.  Ge- 
schöpf und  Gestalt,  Beschaffenheit.  3.  Zu  dir  ruf  ich,  deine  getat 
{plasma  tuum),  Sol.  7,  10. 

ge-teilt  s.  teilen. 

ge-teilte  stn.  nämlich  spil,  Wahl,  Bedingung:  do  hat  man  im 
zu  einer  straf  zwei  getheilte  gegeben :  er  solle  4  wochen  im  feilthurn 
ader  er  solle  200  thaler  aispalten  strafgelt  auflegen,  Eger  Chr.  909. 

ge-touft  part.  Adj.   getouftes  leben,  die  Taufe,  W.  v.  W.  342. 

ge-tefll  (ge-tevele)  stn.  Koll.  zu  tafel,  tabulata,  W — B  Ex. 
26,  29  Und  machte  an  die  wende  des  tempels  getefel  um  und  umme 
(tabulata  per  gyrum),  Kön.  III  6,  5.  III  6,  6.  zu  der  pesserunge  des 
getefels  u.  des  daches  des  tempels,  Par.  II  24.  5.  getefil  mit  rigel, 
Ex.  35,  11. 

geten  s.  jeten. 

ge-ticht  (ge-tiht,  -e)  stn.  1.  schriftl.  Aufzeichnung.  2.  Gedicht. 
3.  Fabel.  4.  Fälschung,  Lüge.  5.  Kunstwerk.  6  künstl  Befähigung. 
1.  die  dises  gegenwurtiges  deutsches  buch  meines  armen  getichtes 
sehen,  lesen  oder  hören  werden  (hier  =  Übersetzung  des  Lebens  des 
hl.  Hieronymus),  Hier.  231,  5.  Und  dieser  anevank  was  in  dem  ge- 
offenbarten getichte,  das  weder  in  hebräischen  noch  bei  keinem  aus- 
leger  (apud  ullum  interpretum)  wird  funden,  W— B  Esther  11, 
zwischen  1  u.  2.  getichtes  des  gar  spehen  bin  ich  ein  erbelöser 
man ,  Tristan  7 — 9. 

ge-trawen  (getrüwen)  stn.  Vertrauen,  Zuversicht:  wenne  der 
herre  hat  getrettet  (obtrivit)  deine  g.  (confidentiam  tuam),  W — B 
Jer.  2,  37. 

ge-trawen  (ge-triuwen,  getrüwen)  swv.  glauben,  trauen,  ver- 
muten: du  selber  wirdest  uns  nit  entrinnen,  wie  wenig  du  des 
ictzund  getrawest,  Ack.  14,  7.  das  es  behalden  werd,  als  ich  in  des 
getraw  uud  gelaube.  Igl.  Stb.  III  30  d. 

ge-trechte  (ge-trehte,  -trähte)  stn.  das  Streben,  Sinnen,  Trachten, 
Betrachtung:  nimant  hoffe  uf  sin  gesiechte  noch  uf  sin  tiefiz  g. 
{neufaj  —  do  smysla  hlubokeho),  Dal.  95,  26  (40,  14). 

ge-trei'licli*  (=  tref-,  treffe-,  treffen-lich)  Adj.  dringend,  not- 
wendig: als  das  —  auf  ditz  malen  (gegenwärtig)  vil  unsern  andern 
getreflichen  gescheft  nicht  hat  sein  mugeu,  Elbog.  Chr.  30,  22. 

ge-treide  (ge-tregede,  -trägede,  -treide)  stn.  1.  alles,  was  ge- 
tragen wird,  Kleidung,  Gepäck,  Last,  alles  Tragbare.  2.  was  der 
Erdboden  trägt,  Blumen,  Gras,  Getreide.  3.  Lebensmittel.  1.  müle, 
kemmel,  dromedar,  die  alle  g.  (Lasten)  truogen,  Alex.  21455.  von 
allen  und  itzlichen  getraiden  der  jerlichen  fruchte  — ,  Traut. 
Chr.  17. 

ge-treuheit  (ge-triu-heit)  stf.  Treue :  wir  sweren  in  getrewheit 
und  unterthenickeit  zu  halten,  Elbog.  Chr.  45,  27. 

Jelinek,   Wörterbuch.  20 


306  ge-trib  —  geu-knecht 

ge-trib  stn.  Drängen,  Antrieb:  durch  getrieb  und  anligen  — 
seiner  mutter,  Eger  Chr.  3. 

ge-tümel  (ge-tümele,  ge-tümmel)  stn.  Koll.  zu  tumel,  Lärm, 
Getümmel;  ich  sach  ein  gros  g.  (tumultum  magnum),  W — B  Kön. 
n  18,  29. 

ge-turme*  stn.  Reiterschar,  turma:  iclicher  nach  seinen  ge- 
turmen  und  scharen  u.  heren  (per  turmas  et  cuneos  atque  exercitum 
suum),  W— B  Num.  1,  52. 

ge-turre*  swm.  Verwegener,  von  getar,  geturren  unregelm.  v.i 
das  —  die  ubeltat  die  geturren  nicht  reicze,  übel  czu  tun  (ne  prae- 
sumptoribus  transeat),  Const.  I  Vorr.  2. 

ge-turst  G.  ge-turst,  -türste  PL  ge-türste  stf.  Kühnheit:  f  irrsten, 
die  man  sach  in  den  getürsten,  daz.  sie  sich  wern  wolden,  wä  sie 
striten  solden,  Alex.  5438. 

ge-türstpc-heit  stf.  Kühnheit,  Verwegenheit ,  Igl.  Str.  B  I. 

ge-türstec-lich  (-e,  -en)  Adv.  kühn,  verwegen:  das  nicht  —  yon 
imand  g.  müge  angefochten  oder  vornichtet  werden  (ne  per  aliquos 
praesumptuosos  impugnari  vel  irritari  valeat),  Igl.  Str.  B  I.  Ist 
aber,  das  er  dem  richter  adder  eczlichen  scheppfen  g.  schendet 
(presumptuose  vituperaverit)  B  44. 

ge  türstig  Adj.  kühn,  verwegen:  g.  und  ellenthaft,  Alex. 
Anh.  131. 

ge-twanc,  -ges  stmn.  1.  Einengung.  2.  Bauchgrimmen.  S.Be- 
drängnis, Gewalttat.  4.  Herrschaft,  Gewalt,  sinen  (eines  Land- 
mannes als  Herren)  getwanc  sie  niht  erliten  (würden  sie  nicht 
dulden),  W.  v.  W.  394-4.  sulchen  g.,  sulche  engestliche  not  (bei  der 
Trennung  der  Seele  vom  Leibe),  Hier.  145,  2.  der  künc  halt  uns 
alze  lange  in  unbilligem  getwange,  Alex.  18  028.  dö  sie  in  dem  g 
lange  gewesen  haten,  Ernst  3531. 

ge  twanc-sal  stn.  1.  Zwang,  Bedrängung.  2.  Antrieb:  1.  aus 
dem  g.  der  Egipten  (de  ergastulo  Egyptorum),  W — B  Ex.  6,  6. 

ge-twenge  stn.  Koll.  zu  twanc  1.  Gedränge.  2.  Bedrängnis. 
3.  Gerichtszwang.  1.  als  sie  kämen  in  die  huote  an  dem  wege  g., 
W.  v.  W.  5457.  der  erden  gestalt  und  ir  g\,  Alex.  16262.  sie  quämen 
zu  einen  vels  gröz,,  da  daz,  waz,z.er  durch  vloz,  kreftig  in  dem  g.r 
Ernst  3557. 

ge-twerg,  -twerc,  stn.  stm.  Zwerg:  Melöt,  daz,  vervluochte  g., 
Trist.  5283.    dem  getwerge,  5293. 

geuden  (auch  giuden)  swv.  großtun,  gloriari:  geudens  dur 
W — B  IV  130  a.  sie  geuden t.  (gloriautur),  IV  133  d.  in  allen  dingen 
geudende  (gloriantes,  sich  rühmend),  Sirach  43,  30.  die  in  iren  wapen 
u.  in  iren  lanczen  usw.  geuden,  Judith  9,  9.  Arphaxat  geudende  recht 
sam  geweidig  in  der  gewalt  seines  heres  u.  in  der  aufte  der  wegen 
(gloriabatur  quasi  potens  in  potentia  exercitus  sui  et  in  gloria 
quadrigarum   suarum),   Judith  1,  4. 

geuden-reich*  Adj.  freudenvoll:  freudenreich,  geudenreich  — 
waren  mir  —  sie  beide  (Tag  und  Nacht),  Ack.  5,  2. 

geu-knecht*  stm.  Bauernknecht  als  Schimpfwort:  das  glaube, 
du  üppiger  g. ,  Ack.  42,  6.  Nach  Schmeller  II,  S.  2.  gäu  =  Land, 
bes.  Flachland,  gäubauern  =  Bauern  von  der  Ebene,  gäumann 
=  Landmann,  gäuleute,  Landleute. 


geut  —  ge-verde.  307 

geut*  di  (Böhmen  sind  nach  Ansicht  der  Mailänder)  also 
grüelich  geut  (tschech.  tak  velmi  liuti),  daz  si  eszin  andir  leut, 
Dal.  107,  31  (47,  25). 

ge- Valien  stv.  V  hier:  zukommen,  auf  einen  entfallen  von  einer 
Geldstrafe  eine  best.  Summe:  Der  —  neun  marken  (Strafgelder) 
gevallen  den  urbarem  3,  den  gewerken  3,  dem  sachwalden  3,  D  I E, 
II.  29.  das  das  —  3  erer  tagschicht  =  3  Tage  ledig  befundene 
Bergtverk  —  czu  ewer  haut  ist  gevallen,  Igl.  Bgr.  N.  82,  2.  das  sol 
auf  den  Thoman  Huolka  und  auf  sein  e  gemelte  (oben  erivähnte) 
hausfraw  gefallen  (ihnen  zufallen),  Igl  Stb.  V  105  d.  also  das  ir  zu 
sand  Jörgen  tag  nochstkünltigen  gevallen  schullen  6  seh.,  111326c. 

ge-vang-lich  Adj  in  gefangkliche  verhafft  (in  Haft)  gebracht 
wurde,  Eg.  Achtb.  II  222. 

ge-var  flektiert  gevarwer  Adj.  Farbe  habend,  aussehend,  be- 
schaffen :  an  lürsteclicher  wirde  gar  was  er  gereht  und  gevar,  W.  v.  W. 
513.  sie  was  auch  wüneclich  g.,  4320.  wä  vünde  violin  gevar? 
Tristan  3. 

ge-vaer  s.  ge-ver. 

ge-vater  (ge-vatere,  gevater  swmf.)  stf.  geistl.  Mitvater,  Gevatter, 
-rin:  man  sol  zu  einem  iden  kinde  3  gefattern  nemen  u.  nicht  mer, 
Eger  Str.  C  26. 

ge-vaz,t  pari.  Adj.  von  ge-vaz,z,en  swv.  gerüstet,  gekleidet: 
mangen  helt  —  g.  nach  ritterlichen  siten,  Alex.  18790. 

ge-vechte  stn.  Kampf,  Gefecht:  Wo  richter  u.  scheppen  durch 
vrides  willen  czu  einem  g.  koment,  Igl.  Str.  185. 

ge-velle  stn.  1.  Fall,  Sturz,  Absturz.  Einsturz  einer  Wand. 
2.  die  Gefallenen  zusammen.  3.  Gegend,  durch  Baum-  und  Felsen- 
stürze unwegsam  geworden,  Geklüfte.  4.  Glück  im  Spiel,  Gelingen. 
5.  Abgabe,  Einkünfte.  6.  Gefallen.  1.  mit  manger  jost  gevelle  er 
fromte  ir  vil  zer  helle,  W.  v.  W.  3703.  immeriges  versinken  u. 
gefelle  sei  euch,  Tot,  zu  erbe  eigen  gegeben,  Ack.  7, 13.  3.  si  (Acc.) 
beschirmen  die  hubel,  die  do  sint  gesaezt  in  den  gevellen  (in  prae- 
cipitio),  W— B  Judith  7,  8.  5.  gefeil,  Traut.  Chr.  86.  sloz  u.  vesten 
czu  Brux  mitsampt  den  steten  Brux  u.  Ausk  auf  der  Elbe  mit  allen 
u.  iglichen  iren  renten,  nutzen,  czinsen,  gefeilen  u.  czugehorungen, 
Stb.  Brüx  N.  189. 

ge-vellen  Praet.  gevalte  swv.  zu  Fall  bringen,  niederwerfen: 
Von  unser  sünde  es  geschach,  darinne  uns  Eva  het  gevalt  u.  wir 
ze  fluste  warn  gezalt,  W.  v.  W.  2790. 

ge-venc-lich  Adj.   s.  ge-vang-lich. 

ge-venc-liche,  -en  Adv.  in  die  (der)  Gefangenschaft:  g.  ein- 
zihen,  Traut.  Chr.  148.  157.  hat  in  g.  angenomen,  Elbog.  Chr.  14,24. 
g.  genomen  werden,  Eger.  Chr.  49,  S.  36. 

ge-venc-nüsse  (ge-vanc-nisse,  -venc-nisse,  -nüsse)  stfn.  1.  Ge- 
fangenschaft. 2.  Gefangennehmung:  in  die  g.,  W — B  Num.  21,  29. 
er  ist  aus  der  gefengnis  entgangen,  Traut.  Chr.  261.  so  ir  in  ewer 
gefengknuss  habt  (die  ihr  gefangen  haltet),  Eger.  Chr.  1143. 

ge-verben  (ge-verwen)  swv.  färben:  bleibet  in  warhaftiger,  nicht 
in  geverbeter  gerechtikeit,  Hier.  33,  5. 

ge-verde  (gevserde)  stfn.  Hinterlist,  Betrug,  trüg.  Nebenabsicht, 
äne  g.  =  ohne  Hinterhalt,   aufrichtig:   Hieronymus  ist  auch  der- 

20* 


308  ge-verd-lich  —  ge-vert 

selbe,  der  äne  g.  alles  das  geredet  u.  volbracht  hat,  das  im  empholhen 
ist  von  got  gegen  kunigen,  fnrsten  u.  gegen  aller  werlt,  Hier.  6, 18. 
halden  redlichen,  —  also  das  kein  geferde  dorinnen  nicht  sein  solle, 
Stb.  Brüx  N.  257.  alle  argelist  u.  g.  hirgen  gancz  ußgesloßen, 
N.  253.  äne  arg  n.  alles  g..  N.  216.  dem  gluben  wir  die  vorge- 
nanten glnbde  stete  und  gancz  zu  halden  als  im  selber  an  alles  g., 
N.  93.  wir  haben  gesworn,  dieselben  gesetze  stet  zu  halten  ön  alles 
g.,  Eger  Str.  AI,  B  1.  weder  vor  noch  nach  ön  g.  bei  fünf  halben, 
All.  was  wir  zwischen  in  ussprechen  werden,  das  sie  das  beider- 
seit  stete  —  halden  sollen  u.  wollen  an  alles  g.  u.  argelist,  Mind. 
d.  Egerl.  S.  32.  ön  ark  u.  alles  geverde,  S.  39.  das  ich  —  schol  u. 
wil  halten  in  sulcher  weise,  das  mir  das  sein  schol  von  in  ön  alles 
g ,  S.  2-4.  Die  Rosenberg  müssen  Albr.  v.  Örferr.  vorbriefen,  daß 
während  dessen  krieg  (Fehde)  mit  dem  Schaumburger  diesem  aus 
dem  —  slosse  Everdingeu  keinerlei  hilf  —  weder  mit  cost  noch  sust 
geschehe  an  areverd.  Bndw.  Urkdb.  N.  354.  an  geferde,  Chr.  v.  Elbogen 
S.2,  13,46,  Traut,  Chr.  128. 

ge-verd-lich*  (ge-vser-lich)  Adj.  hinterlistig,  verfänglich,  heim- 
tückisch: diweil  si  mir  aber  mit  geverdlicher  ubung  nachgestellt, 
Eger.  Chr.  1181. 

ge-vere  (ge-vaere)  stfn.  Hinterlist,  Gefährdung:  u.  wir  ver- 
mugen  in  solichem  gefere  (später  unten:  in  s.  gefride)  nicht  zu 
steen,  Stb.  Brüx  N.  257.  an  argelist  u.  an  gevere,  Olm.  Stb.  96a 4. 
di  burgein  —  zu  ledigen  und  unschadhaft  machen  an  alles  gever, 
Igl.  Stb.  III  2 10  d. 

ge-vere,  ge-vaere  Adj.  1.  heimlich,  hinterlistig.  2.  feindselig. 
3.  eifrig,  versessen  auf.  (m.  Gen.)  2.  nie  kein  orden  wart  so  swsere 
noch  den  fröuden  so  geveere  als  Trennung  von  Liebenden,  W.  v.  W. 
4149  f. 

ge-vere*  stf.?  =  arrha,  Eidpfennig:  wan  lediclich  an  gevere 
sol  man  den  eit  fordern,  das  dester  leichter  di  warheit  in  dem  ge- 
richte  erscheine  (libere  sine  aliqua  arrha),  Const.  IV  9,  9.  alle  ge- 
czeugen,  ee  si  geczeuknusse  sprechen,  sollen  sweren  an  alle  pusse 
u.  an  gevere  (sine  omni  poena  vel  varra  (offenbar  =  arrha),  IT, 
11,  11. 

ge-verlikeit  (ge-vaerlicheit)  stf.  Hinterlist,  böse  Absicht:  czwi- 
trachten  und  g.,  Olm.  Stb.  98.  g.  und  anstusse  zu  besorgen  haben, 
Elbog.  Chr.  73,  41. 

ge-vert,  -e  stn.  Eoll  zu  vart,  1.  Zug,  Fahrt,  Reise.  2.  Zug  im 
Schachspiel.  3.  Gesamtheit  der  Gefährten.  4.  Erscheinung,  Benehmen, 
Art  und  Weise.  5.  Lebensiveise.  6.  Schicksal,  Umstände:  1.  das  ir  mir 
ze  wizzen  tuot  iuwer  g.  (Reise)  n.  iuwern  art,  W.  v.  W.  2676.  diser 
in  kumpänie  bat  u.  daz  er  seite  maere,  wannen  sin  geverte  (Weg) 
wsere,  4877  ff.  der  ritterschaft  geverte  die  luft  mit  stoube  müete, 
Alex.  6048.  da  (im  Gebirge)  in  "sanfte  g.  vlöch,  15132.  doch  was 
ir  g.  durch  den  stein  gar  herte,  Ernst  3587.  im  wsere  wol  bekant 
bez,z,er  g.  durch  daz,  lant,  Alex.  26086.  er  lset  sich  üf  daz,  g.  wider, 
daz,  der  mensche  ist  hin  gegangen  (er  eilte  auf  demselben  Wege  —  .  .), 
25142.  sagt  mir,  war  iur  g.  wseere  (wohin  ihr  zieht),  25934.  sin 
ros  snelles  gevertes  schöne  pflac,  Tristan  1699.  der  hirz  gein  Tintajol 
die  rihte  des  gevertes  lief,  2395.  recht vertig  ist  unser  gefert  (unser  Vor- 


ge-vetereide  —  ge-vletz  309 

gehen),  Ack.  4,  3.  3.  in  seinem  geverte  (in  comitatu  illius),  W — B  III 
47  c.  1.  der  erbstolle  —  auf  seinem  rechten  g.  durchslagen  hat  (= 
in  der  wasserseige),  Igl.  Bgr.  N.  76,  5.  des  Stollen  g.  beschowen, 
N.  73,  2.  Cschech  zcu  sinem  geverte  sprach,  Dal.  21,  22  (2,34).  4. 
Gattung,  genus,  Art:  Und  das  (eine  Lehenschaft  in  einem  Erb- 
stollen) sprechen  eczliche,  das  das  ein  rechtes  (wohl:  dirtes  =  3.)  ge- 
fertte  sei  der  Stollen  (tertium  genns  stollonum)  (den  dritten  Stollen 
oder  die  dritte  undersckeid  der  st.,  EG-.),  Const.  II  5,  7. — 5.  Ob  sie  von 
irem  sulchen  g.  (Vorgehen)  nicht  lassen  wollte,  Hier.  177,  21.  Recht- 
vertig  wir  wol  werden,  rechtvertig  ist  unser  gefert,  Ack.  4,  3.  5.  u.  6. 
In  dem  g.  dises  jungen  muniches  nemen  wir  sulche  leuterunge 
beide  unser  menschlichen  kraukheit  u.  des  teufeis  erge  (?),  das  davon 
billichen  die  armen  sunder  trost  emphahen  schollen,  Hier.  212,  29. 
ir  g   ich  klage  u.  ir  kumberliche  pin,  W.  v.  W.  5327. 

ge-vetereide  (ge-veterde)  Gevatter:  zu  der  tauff  sull  mitgeen 
die  g.,  Eger.  Str.  A  IUI.  die  g.  sullen  gevaterschaft  trinken,  AVII 
2  u.  B  17. 

ge-veze  (ge-vsez,e)  stn.  Gefäß  und  Gesamtheit*  der  Gefäße: 
den  tisch  mit  seinem  g.  (cum  vasis  suis),  W — B  Ex.  39,35. 

ge-vieret,  ge-fieret  part.  Adj.  stolz,  schön,  als  do  reit  der 
wol  gefieret,  Alex  3432.  der  wol  g.,  11013.  den  wol  gelierten 
künec,  12213.    der  wol  g.  man,  18976. 

ge-vieret  s.  vieren. 

ge-viert  part.  Adj.  von  vieren  swv.  vervierfachen,  würfel- 
förmig oder  viereckig  machen):  mit  gevirtem  werke  (opere  quadrato) 
W — B  Kön.  III  6,  35.  s.  auch  mittelveldunge.  ein  tiure  stein  ge- 
vieret,  Alex.  16925. 

ge-vierwinkelt*  part.  Adj.  —  quadrangulus ,  viereckig:  ein 
alter  (Altar)  g.,  W — B  Ex.  30,  2.  Und  auf  die  seulen  gevirwinkelte 
hölzer  ouf  iclicher  seulen  in  einer  gleichheit  (quadrangulator  ligna), 
Kön.  III  7,  5. 

ge-flguret  s.  flgüren. 

ge-vilde  stn.  1.  Gefilde.  2.  G.  im  Schild.  3.  bergm.  Bereich 
des  zu  bearbeitenden  Bodens.  3.  und  das  her  der  erste  finder  des 
gevildes  ist,  Igl.  Bgr.  N  1,  7.  dem  ersten  fundler  des  gevildes,  N. 
2,  1;  er  kerte  über  daz,  g.  hin  gein  der  der  wilde  Tristan  3223. 
durch  holz  und  über  g.,  3575.    er  fuor  üf  daz,  g.  hin,  Schretel  305. 

ge-ville  stn.  Felle,  Pelzfutter,  Unterfutter:  so  iemands  ain 
kursenberg  (Kürschnerarbeit)  oder  ander  gefill  ausserhalb  des  jar- 
markts  her  in  die  stat  precht,  Igl.  Stb.  V  221  b. 

ge-virret  (vom  swv.  ge-virren  refl.  entfernen)  part.  Adj.  ent- 
fernt: g.  (Kod.  H.)  g.,  geunirret  D,  ungeirret  E)  von  allem  not- 
twange  u.  geitickeit  (a  violentie  et  a  cupididate  remoti),  Const. 
14,6. 

ge- flecke*  stn.  Grenzzeichen,  Traut.  Chr.  209.  261.  s.  auch 
flecknis. 

ge-vletz*  (=  vletz,  -e  stn.)  stn.  1.  Tenne.  2.  Hausflur.  3. 
Vorhalle.  4.  Stubenboden.  5.  Lagerstatt.  2.  ist  beim  g.  (des  rat- 
hauses)  ein  schöne  capelle,  Eg.  Chr.  103  S.  66  (in  Eger  heute  pfietz). 


310 


gevogel  —  ge-vüegen 


ge-vögel  (ge-vögele,  -vügele)  stn.  Koll  v.  vogel,  volatile,  W — B 
Gen.  1,  20.  das  gevogel  des  himels,  Job.  12,  7.  des  gevögeis  oder 
krichender  tier,  die  sich  ruren  in  der  erden,  Deut.  4,  17. 

ge-vogilt*  part.  Adj.  gestickt  plumarius:  einen  gürtil  von  ge- 
netem  gevogilten  wercke  (opere  plumarii),  W — B  Ex.  28,  39.  von 
rotem  czwir  geverbet  u.  von  pfelle  czwir  gebleichet  mit  mancher 
hande  varbe  geneet  gevogiltes  werckis  (cocco  bistincto  et  bysso 
retorta  opere  plumarii),  Ex.  27,  16. 

ge-volgig  Adj.  gehorsam:  gehorsam,  g.  u.  undertenigk,  Mind. 
d.  Egerl,  S.  39.  wolt  ir  mir  g.  wesen,  Alex.  6527.  wes  in  die 
Scheppen  unterweisen,  des  sold  er  gefolgig  sein,  Igl.  Stb.  11140a. 
des  schulle  wir  g.  sein,  Eger.  Chr.  1065. 

ge-vorch*  stn.  arundo,  Schilf:  die  wilt  des  gevorchs  (feras 
arundinis),  W— B  Ps.  68,  31. 

ge-freien  (ge-vrien)  swv.  ein  verkauftes  Gut  von  den  An- 
sprüchen der  Erben  und  Schuldner  freimachen,  Prager  Str.  119  frei 
sprechen  im  Handwerk  und  in  der  Meistersingerzunft:  wir  gefreite 
singer  alhie,  Igl.  Ms.  11. 

ge-vrid-sain*  stf.  Geduld:  in  euer  gefridsam  besiezt  {werdet  ihr 
gewinnen)  eur  sele,  T — B  Luk.  21, 19.  hab  g.  an  mir  und  ich  ver- 
gilt dir  alle   dink  (und  ich  ivill  dir  alles  bezahlen),  Matth.  18, 26. 

18,  29.  in  der  g.,  Offenb.  1,  9.  2,  2.  2,  3.  2, 19.  du  hast  behut  daz, 
wort  meiner  g.,  3,10.  versmeestu  —  der  g. ,  Römer  2,  4.  den  di 
nach  der  g.  des  guten  werkes  (mit  Beharrlichkeit  in  guten  Werken) 
sint  ze  suchen  das  ewige  leben,  2,  7. 

ge-vrid-sam*  Adj.  geduldig:  selig  sint  di  g.,  T — B  Matth.  5,  9. 
di  lieb  izt  g.,  si  ist  gutig,  1.  Korinther  13,  4-    g.  (ruhig)  sein,  Btb. 

19,  36. 

ge-vridsam-lich*  Adv.  geduldig,  in  Geduld:  ich  bit  dich,  daz, 
du  mich  borst  g.,  T— B  Btb.  26,  3. 

ge-vristen  swv.  1.  aufschieben,  hinhalten.  2.  beschützen,  er- 
halten, retten:  2.  vor  sinen  zouberlisten  künde  sie  sich  niht  g., 
Alex.  634. 

ge-fröste  (ge-vrüste,  -vruste)  stn.  Frost,  Traut.  Chr.  38.  s.  ge- 
vruste. 

ge-vründen  fge-vriunden,  snd.  gevründen)  swv.  tr.  und  refl. 
gegen  oder  zuo  sich  mit  jemandem  befreunden,  auf  guten  Fuß 
stellen:  er  wolde  sich  mit  ir  (seiner  Frau)  g.  u.  sie  linden  (blandin) 
u.  sie  mit  im  herwider  füren,  W— B  Richter  19,  3. 

ge-vruste  stn.  Eis.  Frost:  wehende  got  volwechset  das  g.  (flante 
Deo  concrescit  gelu),  W— B  Job.  37, 10.  stf.*:  in  der  besten  plue 
fiel  eine  solche  gefrust  ein,  Eger.  Chr.  N.  28. 

ge-vüege  Adj.  fügsam,  artig,  geschickt:  g.  knappen,  W.  v.  W. 
1314.  ein  hübsch  g.  röte  (Schar),  7080.  ist  sin  (diese  Sitte)  durch 
ein  zucht  erdächt,  so  mac  ez,  wol  gevüege  sin,  Tristan,  831. 

ge-viiege-lich  Adv  angemessen,  passend:  siner  worte  begann 
er  gar  g.  alsus,  W.  v.  W.  2360. 

ge-vüegen  swv.  ge-vuogte,  -vuocte  tr.  verbinden,  bescheren; 
intr.  sich  ereignen,  gelegen  kommen,  zufallen:  daran  iu  wol  genüeget 
u.  iuwer  wirde  wol  gevüeget,  baz  dan  ob  ir  het  erweget  al  iuwer 
lant  durch  sie  erreget,  W.  v.  W.  6363  ff. 


ge-vüere  —  gewaltig  311 

ge-vüere  stn.  1.  Fuhrwerk.  2.  Gewinn,  Vorteil:  2.  der  stat  er 
u.  g.,  Brunn.  Str.  II  33. 

ge-vuoge  stf.  Schicklichhe.it,  Wohlanständigkeit:  mit  worten  g. 
undervuor  daz  diu  kluoge  =  brach  die  Klage  das  Gespräch  ab,  gab 
ihm  eine  andere  Wendung,  W.  v.  W.  2486. 

ge-wsefen  s.  ge-wefen. 

ge-wahen  stv.  1  V  Praet.  ge-wuoc,  md.  gewüc,  Part,  gewagen, 
sagen,  berichten:  ich  künde  iu  als  mir  gewuoc  der  diser  Sache  urhab 
was  u.  ich  in  sime  büoche  las,  W.  v.  W.  5445  ff.  als  sie  des  namen 
sin  gewuoc,  daz  antlütze  er  nider  sluoc,  5764.  dem  künge  er  sin 
heimlich  g-ewuoc,  Alex.  2934.  die  zwo  gotinne  des  gewungen,  den 
rät  sie  sint  an  truogen,  daz,  Trojä  zestoe.ret  wart,  4915.  die  äventiure 
mir  gewuoc,  daz,  er  doch  tet  da  strites  guuoc,  4797.  sin  menlich 
herze  des  gewuoc,  daz,  ze  manheit  horte,  4642.  dö  was  bereit  (als 
mir  gewuoc  der  meister)  alles  des  genuoc,  des  richem  künge  zam, 
3467.  jene  des  gewuogen,  die  die  tambüre  sluogen,  die  huoben  sich 
für  die  gezelt  vaste  —  üf  daz,  velt,  3471. 

ge-waldigen  s.  ge-waltigen. 

ge-waldigung  s.  ge-waltigimg. 

ge-\valt,  (-des,  -tes)  stm.,  (-weide,  -weite  stf.  md.  meist  f.) 
1.  Gewalt,  Macht.  2.  Herrschaft.  3.  Herrschaftsgebiet.  4.  Menge, 
Überfluß.  5.  Vollmacht:  l.  umb  grossen  g.,  den  er  von  gote  — 
enpfangen  hat,  Hier.  109,  23.  Du  entsetzest  die  mechtigen  von  ires 
gewaldes  stule,  87,  26.  das  —  den  armen  —  nicht  gewaldes  oder 
unrechtes  widervare,  49,  17.  wann  sie  nicht  gewaldes  haben  über 
die  untotliche  sele,  43,  5.  gewaldes  treibt  ir  zu  vil,  Ack.  28,  5  u.  s. 
Wir  haben  etwas  czu  klagen  umb  ein  gewalt,  der  uns  widerfaren 
ist,  Igl.  Bgr.  N.  40,  1.  von  grosser  g  wegen,  N.  40,  1.  das  sie  einen 
gemessen  perg  czu  wege  pracht  haben  von  ires  gewaldes  wegen 
{durch  schlechtes  Bergmessen),  davon  sie  uns  gepracht  haben  von 
grossem  gut  mit  irer  gewalt,  40,  1.  lehen  in  gewer  und  g.  haben, 
59,  2.  das  si  dester  grossem  g.  über  die  andern  mochten  haben, 
Joh.  v.  Igl.  9.  auf  das  sie  komen  oder  iemandes  mit  g.  {Voll- 
macht) an  irer  stat,  Igl.  Bgr.  N.  79,  2.  in  welchem  gewalt  tustu 
dise  dink,  Luk.  20,  2.  unter  dem  g.,  Luk.  7,  8.  ain  iegliche  sei  sei 
untertenig  den  obersten  geweiten,  wan  der  gewalt  ist  nur  von  Got, 
Römer  18,  1. 

ge- walten  stv.  V.  walten,  herrschen:  mit  G.  oder  an  über  etwas 
■Gewalt  haben:  minne  kan  g.  an  jungen  und  an  alten,  Alex.  339. 

ge-waltig,  ge-weldig"(ge-waltec,  -waltic,  -weltic)  Adj.  Gewalt 
■habend,  ein  Amt  bekleidend,  bevollmächtigt:  des  koniges  ge  waldiger 
liher,  DIR  I  1.  der  urbarer  oder  sein  gewaldiger  über,  D  I  R  3,  1. 
sie  (die  4  Jahreszeiten)  hetten  aber  vergessen,  das  sie  sich  gewaltiger 
{durch  Vollmacht  erlangter,  prekärer)  herschaft  rumten,  Ack.  54,  20. 
got,  der  mein  und  ewer  gewaltig  ist,  getrawe  ich  wol,  Ack.  14,  11. 
das  solliches  gewaltes  sunder  gottes  u.  ewer  niemant  ist  g.,  Ack. 
20,  16.  allem,  des  wir  gewaldich  sein,  Eger  Str.  XV  1.  des  pischofs 
von  der  Mynne,  des  obersten  araptmamies,  der  gewaldik  ist  des 
ganczen  landes  czu  Behem,  Igl.  Str.  268  S.  171.  er  schölle  sie  des 
g.  machen,  227.  das  wir  in  des  erbes  czweier  hüben  g.  machten, 
230.    das  si  (richter  u.  scheppen)  in  des  erbes  g.  machten,  236.    des 


312  ge-waltigen  —  ge-want 

wolt  her  in  dort  geweidig  machen,  245.  her  wer  der  junkvrowen 
nie  g.  worden,  240.  heilig  ist  der  her  Got  alles  gewaltig  (allmächtig), 
Offenh.  4,  8.  der  ein  g.  fürste  hiesz,  W.  v.  W.  6630.  er  wer  des 
fürstentums  g.,  Böhm.  Chr.  63.  ab  meine  bruder  alle  abgiengen 
so  sol  des  wacsko  sun  alles  meines  gescheftes  geweitig  seinr 
Igl.  Stb.  HI  38  b.  auch  schol  er  (der  eidem)  des  haus  mechtig  und 
geweitig  sein,  weil  er  lebt,  Igl.  Stb.  III  120b.  auch  schaff  ich,  das 
meine  kinder  nichtes  schullen  geweidig  sein,  sie  tun  denne  nach  der 
vurmunden  u.  nach  der  freunde  rat,  Igl.  Stb.  III A  102  b. 

ge-waltigen,  -weltigen  sivv.  Gewalt  anfun,  überwältigen:  er 
gewaldigt  uns  nach  seinen  gevallen,  Elbog.  Chr.  107,  14.  er  siecht 
und  gewaldigt  unsere  mitburger,  110,  36  u.  41.  ehe  di  hern,  di 
Slicken,  di  bemelte  Stadt  gewaldigt  und  genomen,  31,  33.  33,  16- 
überwältigen,  in  seine  Geivalt  bringen  bergm.  bes.  ein  ertrunkenes 
Beigwrk  durch  Wasserentziehung:  wen  sie  den  Schacht  vor 
geweidiget  haben,  Igl.  Bgr.  N.  69.  das  her  sie  (die  brennende  Grube) 
g.  wolde,  N.  90,  2. 

ge-waltiger  subst.  Adj.  Machthaber,  Beherrscher,  Herrscher: 
wir  Tot,  herre  und  g.  auf  erden,  in  der  luft  und  in  meres  straum, 
Ack.  24,  3.     aller  sterk  gewaltiger,  56,  8. 

ge-waltigung*  stf.  Überwältigung,  geicaltsame  Einnahme:  für 
der  gewaldigung  (der  Stadt  Elbogen  durch  die  Slick)  di  Stad  der 
slussel  und  nicht  die  herschaft  gewaldig  gewest  und  die  stat  in  hut 
gehalden,  Elbog.  Chr.  32,  4.  33,  22.  34,  14.  des  wir  armen  sulcher  g. 
gros  beswert  [sind],  107,  17.  mit  swerer  g.,  so  her  Sebastian  (Slick) 
sein  gnad  an  uns  beflissen  zu  thun,  107,  1. 

ge-waltsam  stm.  Macht,  Gewalt:  farunde  habe,  die  in  meines 
vaters  g.  gewest  ist,  Stb.  Brüx  N.  293. 

ge-wand-kainer  stf.  (nur  aus  Usch.  195  belegt)  vestibulum: 
drei  hutman  der  g.,  W — B  Jer.  52.  24.  Wenn  der  fürst  nu  ingeund 
ist  durch  den  weg  der  porten  der  heiligen  gewandskamer  (vestibuli) 
u.  durch  dieselbigen  porten  sol  er  wider  ausgeen,  Ez.  46,  8. 

gewand-presse*  stf.  Tuch-,  Kleiderpresse,  Igl.  Stb.  III  81c. 
200  c;  Traut.  Chr.  135. 

gewand-schere*    stf.    Tuchschere,  Igl.  Stb.  Ell  200  c. 

ffe-ivand-sneider  (-snider)  stm.  Tuch-,  Schnitthändler :  g.  =  Tuch- 
händler scheinen  die  bloß  zum  Verkauf  der  „edlen"  fremden  Tücher 
(aufgezählt  werden :  gewant  von  Gent,  Bruchsei,  Eiper,  Louen,  Dorn 
oder  ander  sollich  gewant :  vgl.  auch  Bräun.  Str.  II 146)  berechtigten 
zu  heißen.  Wer  solche  Tuche  in  der  stat  mit  der  eilen  versneiden 
will,  mus  in  der  Stadt  gesessen  sein  und  scholl  erb  haben  u.  von 
60  mark  losung  geben,  Brunn.  Str.  II 181.  die  g.,  die  kromer  usw. 
—  haben  uns  vorgelegt  ir  ehoften  gepresten,  den  sie  haben  u.  leiden, 
Prager  Str.  58.  Ouch  haben  wir  ausgetragen,  das  die  g.  rechte  mase 
schullen  gewen  u.  auch  ain  gewant  pei  seim  rechten  nomen  —  vor- 
kauffen,  ebenda.  Hern  Johanns  gewandsneiders  sun,  93.  Hern  Otten 
g.  sun,  48.     g.,  Olm.  Stb.  91.  92. 

ge-wand-sneiderinne  stf.    Tuchverkäuferin,  Prager  Str.  119. 

ge-want  Part.  v.  wenden  sivv.  mit  Dat.  oder  zu  =  im  Ver- 
hältnis stehend,  beteiligt,  zugehörig:  g.  sein  der  czeche,  Traut.  Chr. 
1 38.    di  ewern  k.  g.  verpflicht  und  gewandt  sint,  Elbog.  Chr.  152,  23. 


ge-wand-sneiderinne  —  ge-weldigen  313 

di  vam  Elbogen  sullen  iu  (bern  Mathis  und  Wentzlaw)  gewant  sein, 

2,  8.   3,  14.   148,  13.     nachdem  sie  uns  paiderseit  gewant  sein,  Eger. 
Chr.  1161.    s.  a.  wenden. 

ge-war  Adj.  bemerkend,  aufmerksam,  vorsichtig,  scharfsichtig: 
trewe,  gewar  u.  gutig,  Ack.  6,  9. 

ge-ware  (ge-war)  stf.  1.  Aufsicht,  Obhut.  2.  Sicherheit,  sicherer 
Aufenthalt,  Elbog.  Chr.  3,  1. 

ge-waere  s.  ge-were. 

ge-waer-lick  s.  ge-wer-lich. 

ge-wärkeit  stf.  Sicherung,  Sicherheit,  Heil:  Was  di  —  alt- 
sessen  leut  —  daran  beschaiden  nach  irer  sei  gewahrheit,  das  hat 
kraft,  Igl.  Str.  72. 

ge- warsame    stf.    1.   Aufsicht.      2.   Sicherheit,    sicherer    Ort. 

3.  Bürgschaft,  Beweismittel,  Rechtsverwahrung:  bis  ir  der  enden  ewer 
gewarsam  kumen  seit,  Eger.  Chr.  1159. 

jse- warten,  swv.  ausschauen  um  etivas  zu  beobachten,  etwas  zu 
empfangen,  einem  zu  dienen  oder  folgen :  der  muoter  —  willic  liute 
unde  lant  gewarten  ir  clären  hant,  W.  v.  W.  5358  f.  wie  oder  wo 
ich  des  gewarten  schulle,  wenn  wir  alle  totleich  sein  (ivie  ich  nach 
dem  etwaigen  Tode  unseres  Sohnes  die  Morgengabe  bekommen  soll), 
Igl.  Str.  263.  so  sol  die  fraw  Anna  des  gewartund  sein,  was  in 
dem  statpuch  geschriben  stet,  Igl.  Stb.  V  268a.  mit  demselben  slosse 
(Neuhaus)  —  dem  kuuig  u.  allen  seinen  nachkomen  in  der  cron  zu 
Beheim  —  getreulicheu  gewartende  sein  als  manne  der  cron  zu 
Beheim,  Miud  Egerl.  S.  33. 

ge-waete  s.  ge-wete. 

ge-wechste  (ge-wechsede)  stf.  Wachstum,  Wuchs:  er  was  lutzel 
an  der  g.,  T— B  Luk.  19,  3;  Matth.  6,  26. 

ge-wefen  (ge-wsefen)  stn.  Waffenrüstung,  Bewaffnung:  alz,  zu 
eim  dieb  seit  ir  ausgegangen  mit  geweffen,  T — B  Matth.  26,  55. 
nemt  daz,  gewefen  Götz,  Epheser  6,  15.  gevasset  {angetan)  mit 
dem  g.  dez,  iiehtz,,  Römer  13,  12. 

ge-wehr  s.  ue-wer. 

ge-weibt  Part  v.  ge-wiben  swv.  ein  Weib  nehmen)  verheiratet 
mit  einem  Weibe:  alle  jare  newes  cleiden  oder  teglichs  strafen  musz 
ein  geweihter  man  haben,  Ack.  45,  15. 

ge-weide  stn.  1.  Speise,  Weide.  2.  Eingeweide:  daz,  man  üf 
die  erden  sach  vallen  des  tieres  g.,  Alex.  13113. 

ge-weist  (von  ge-wisen  sicv.  führen,  anweisen,  unterrichten, 
zeigen)  Part.:  noch  dem  als  die  stuft'  czu  den  sechslehen  u.  Send 
Andres  (ein  anderes  Bergwerk)  g.  ist,  Igl.  Bgr.  N.  53,  22.  sie  sahen, 
das  der  durchslag  auch  dennoch  nicht  czu  was  geweist,  N.  63,  2. 

ge-welbel*  (Dem.  v.  ge-welbe)  stn.  Gewölbe:  sie  hat  ir  vergunt 
über  ir  protpenk  ein  g.  czu  machen,  Igl.  Stb.  V  257  d. 

ge-welbeu  sivv.  die  Mauerwölbung  aufstützen:  auch  mag  der 
Pawle  in  des  Teczners  mawer  neben  seinem  heusl  gewelben,  Igl, 
Stb.  V  267 d.  wölben:  czu  der  prucken  beim  kalchoft'en,  die  czu 
gewelben,  V  46  a. 

ge-weldec-lich,  en  Adv.  mit  Macht,  Dal.  97,  31  (43,  23).  143,  6. 
(64,  32). 

ge-weldigen  (ge-waltigen,  -weltigen)  s.  ge-wältigen. 


314  ge-weldig  —  ge-wer 

ge-weldig,  ge-weltig   s.   ge-waltig. 

ge-wende  sin.  1.  Wand.  2.  ein  Ackermaß.  3.  ein  Längen- 
maß. 3.  da  wart  der  herzoginne  we  vor  der  stat  wol  dri  g.,  W.  v.  W. 
1924 f.  dö  ich  —  üzerhalp  ir  tor  was  noch  driu  g.  vor,  da  wart  der 
lieben  vrouwen  min  we  ze  den  kindelin  (bekam  Geburtswehen), 
6665  ff.  gegen  eines  gewendes  mäze  fuorte  ich  sie  von  der  sträze, 
6669.  das  man  die  schnür  anlegen  sol  an  das  gewent  oder  die 
mawer  bei  der  haustür,  Igl.  Stb.  V  181b.  2.  Ein  rechte  daicze  mail 
kuniges  masse,  die  schol  vir  ecker  lenge  haben  u.  iede  eckerlenge 
sol  haben  czweliff  gewende,  das  siut  48  gewende  u.  iedes  g.  sol 
haben  30  messruten,  so  schol  jede  ruten  behalten  15  waldelen  ader 
rechte  holczeleu,  Brunn.  Str.  I  479.  g.  also  =  450  waldelen.  1.  wie 
sie  gewent  zeunen,  Ack.  53,  15.  ein  g.  niene  mer  sie  wären  von 
dem  her,  Alex.  Anh.  601.  so  nähe  —  6  g.,  470.  dö  er  noch  üf  dem 
gelende  ze  der  stat  het  ein  g.,  1824. 

ge-wendelech  stn.  Gewand:  das  uberig  g-ewentlich  (schaffe 
ich)  den  czwaien  swestern  miteinander,  Igl.  Stb.  V  172  b. 

ge-wendleich  s.  ye-won-lich. 

ge-wer  stf.  1.  investitura,  förmliche  Einführung  in  den  Besitz, 
rechtskräftig  gesicherter  Besitz,  Besitzrecht.  2.  Mundschaft.  1.  Der 
Begriff  g.  ist  ebenso  vieldeutig  wie  das  Wort  possessio  im  römischen 
Sinne,  bezeichnet  bald  die  bloße  lnhabung,  (Prager  Rb.  98).  dann 
auch  rechte  g.  =  Besitz  mit  Besitzrecht  und  wird  der  lediglich  ab- 
geleiteten g.  (mitgewer)  entgegengesetzt.  Die  rechte  gewehr  =  Eigen- 
tumsrecht an  einem  unbeweglichen  Gut  (erb  u.  eigen)  an  einem 
Stadtgrund,  Hause,  erb  u.  czins,  kann  nur  durch  gerichtliche  Auf- 
lassung, durch  Aufgabe,  vor  gehegter  Bank  erworben  werden, 
Prager  Rb.  39.  Die  Verhandlung  kann  nur  im  Beisein  der 
Schöffen  binnen  3  Gerichtstagen  gelautmert  ?t.  ins  Gerichtsbuch 
eingetragen  werden.  Prager  Str.  107.  109.  121.  —  Wer  die  gewere 
hat  an  eime  gute  —  der  hat  pesser  recht  mit  zeugen  sich 
weren  den  jener,  der  der  gewer  darbit,  Prag.  Rb.  98.  Sie  wird 
durch  Klage  unterbrochen:  Wie  lang  abir  ein  man  erb  under 
im  hat,  das  ansprach  wert  von  jar  zu  jar,  und  die  clag  bezeugen 
mag,  di  weil  hat  er  an  dem  erb  kein  gewer,  143.  wer  erbe 
und  aigen  hat  iar  und  tage  besehen  an  ansprach,  der  behaldet 
is  furbas  miten  gemache.  8  und  142.  das  er  die  ecker  het  in  g.  u. 
gewalt,  Igl.  Str.  51.  Der  vormund  hat  die  Güter  der  waisen  in  g. 
u.  gewalt,  bis  diese  zu  iren  vernünftigen  jaren  komen.  305.  das  sie 
haben  in  g.  u.  gewalt  czu  besiezen  u.  czu  behalten,  305  b.  wer  das 
pfent  zu  g.  u.  czu  gewalde  hat,  der  behabt  auf  dem  pfände  mit 
seinem  eide  bas  sein  gelt,  danne  es  im  der  antworter  gelauken 
muge,  l  S.  367.  Sind  dem  male  und  Conrad  der  Schrammen  alles 
sein  erb  —  an  ansprach  czu  g.  u.  czu  gewalt  mauick  jar  hat  gehapt 
u.  fridleich  hat  besessen,  82b.  ein  igleich  man  mag  auch  diselbe 
czeit  (K)  Markttage  vom  hl.  Kreuztag  an)  mit  czuchten  wol  fragen, 
welcherlei  g.  her  wil,  186.  Ob  man  mich  des  (bei  den  scheppen 
hinterlegten,  strittigen)  geldes  nicht  gewaldig  schölle  machen  und 
wider  in  mein  g.  antwurten  schulle,  231.  von  dem  gute,  das  sie 
czu  gewere  u.  czu  gewalt  hat  gehabt,  242.  unser  purger,  der  das 
erbe  in  der  g.  hat,  245.    ob  her  nu  icht  das  viertail  des  erbes  czu 


ge-wer  —  ge-werke  315 

g.  schulle  haben,  245.  er  hat  si  (czwu  mark)  czu  gewalt  u.  czu  g., 
250.  die  (hutte)  ich  3  jar  in  g.  gehalden  hab  an  allerlei  anspruch, 
Igl.  Bgr.  N.  100,  1.  wir  die  (lehen)  auch  manch  jar  u.  tag  in  g.  u. 
gewalt  gehabt  haben,  N.  53,  14.  das  wir  die  lehenschaft  noch  in  g. 
u.  gewalt  haben,  N.  40,  3.  ab  dem  clager  unvarende  habe  czuge- 
sprochen  wirt,  so  sol  —  der  richter  —  in  weisen  in  di  g.  derselben 
(mittere  in  posessionem),  Const.  IV  18,  11.  es  ist  nicht  genug  imand 
czu  weisen  in  die  g.,  man  beschirme  in  denne  darinne,  als  er  gelaitet 
ist,  IV  18,  11.  Sachen,  der  sie  in  gerulicher  u.  nüczer  gewere  seint, 
Stb.  Brüx  N.  170.  anderlei  Sachen,  der  sie  in  geruhlicher  u.  nutzer 
gewere  sint,  N.  124.  angeczaigte  gewehren  u.  gerechtigkeiten  des 
erbstollen  benemen,  Igl.  Bgr.  N.  77,  3.  si  haben  —  di  lehen  —  noch 
heutiges  tags  in  g.  vl  gewalt,  Igl.  Bgr.  N.  59,  2.  den  teich  so  lange 
in  gewer  und  in  nucz  halten ,  uncz  das  im  die  60  seh.  gr.  beczalt 
werden,  Igl.  Stb.  III  288  d. 

ge-wer  stf.  1.  Veiteidignngswaffe.  2.  Befestigungswerk,  Grenz- 
mauer: 1.  Von  der  g.  u.  von  waffen,  Brunn.  Str.  II  206:  alle  die 
verbotene  gewer:  ez,  sein  panzir,  schlappen,  hantschuch  schilt  u. 
czugesliffen  swert  u.  messer  u.  alle  unrechte  gewer,  Igl.  Str.  276. 
2.  also  das  den  rat,  die  eldisten  u.  die  gemein  ser  beraw  {reute),  das 
sie  in  friedlichen  czeiten  die  gewer  der  stat  nicht  gebessert  u.  also 
czugeleiten  heften  lassen.  —  dass  sie  in  fridlichen  czeiten  mit  nichte 
die  g.  der  stat  also  czugleiten  sollen  lassen,  sunder  vil  liber  von 
jar  czu  jar  bessern,  Olm.  Str.  54,  S.  36.  sie  sein  auf  dem  rathaus 
mit  dem  besten  gewehr,  Traut.  Chr.  153.  messer  oder  andere  ge- 
wehr,  139. 

ge-wer,  gewjere  Adj.  wahrhaft,  zuverlässig,  tüchtig:  diu 
gewsere  (Frau  Bene),  W.  v.  W.  4491.  unser  frouwe  diu  vil  g., 
1806.  diu  siuz,e  wise  g.,  7215.  gerecht  u.  g.,  4295.  das  ir  fürbas- 
mer  nimand  —  ia  ewer  stat  ufnemen  sollet  noch  wonen  lasset,  er 
swere  denne  vor,  uns  und  der  stat  getrew  u.  gewer  zu  sein  u. 
gewinne  burgerrecht,  Saazer  Urkdb.  S.  136.  diner  worte  wis  gewsere 
=  sei  wahrhaftig,  aufrichtig,  Alex.  27812.  der  frnme  und  der  gewere 
künic,  Tristan  6768.  ze  gote  gar  gewere,  Ernst  68.  secht  der 
gewere  Israhelit,  in  dem  da  nit  ist  trikeit,  T— BJoh.  1,  47.  dirr 
ist  im  g.  behalter  der  werlt,  Joh,  4,  42.  si  heten  all  Johannen  alz, 
einen  geweren  weissagen,  Mark.  11,  32.  ein  g.  weissag ,  Joh.  7,  40. 
einen  geweren  got,  17,  3.  der  mich  sant,  der  ist  g. ,  7,  28.  8,  26. 
daz,  g.  brot  von  dem  himel,  6,  32.  ein  g.  weinrebe,  15,  1.  alle  ding 
sint  g.,  10,  42.    mein  urtail  ist  g.,  8.    gewerz,  ez,z,en,  g.  trinken,  6,  56. 

ge-werb  (ge-werf,  ge-werp)  stm.  aufgetragenes  Geschäft,  Tätig- 
keit, Treiben,  Sireben;  Gewerbe;  Bewerbung ;  Verhandlung  vor  Gericht, 
Vertrag;  Waffe  der  Tiere,  waz,  sin  gewerp  da  wsere  {was  er  da  zu 
tun  habe),  Alex.  2952. 

ge-werd*   stn.   Einivand,    Widerruf:  an  alles  g.,  Olm.  Stb.  44. 

jre-werke  swm.  Teilhaber  an  einem  Bergwerk:  man  heist  sie 
g.  dovon,  das  si  peu  wirken,  das  ist,  das  sie  perge  paun,  Const.  I 
13,5.  Einteilung:  di  ersten  sein,  di  do  pawen  perge,  lehen  u. 
Stollen,  die  sie  von  den  urburern  emphangen  haben,  (1 13,  2).  Die 
aber  von  in  ettleich  lehen  emphahen  (=  Lehenhäuer)  ader  lehen- 
schaft, die  heissen  di  andern  g.,  (1 13,  3).    Aber  die  dritten  g.  sein, 


316  ge-werlich  —  ge-wicht 

di  von  den  andern  g.  lehen  oder  lehenschefte  empfahen  u.  also  fur- 
pas  (I  13,  4);  —  Igl.  Bgr.  N.  19,  1.  19,  2  N.  6,  3.  N.  76,  2;  DIR 
§  22  a  1  u.  2.  der  perkmeister  von  Sent  Mertein  mit  seinen  g.,  Igl. 
Espr.  I;  Traut.  Chr.  253.  254. 

ge-Tver-lick  (ge-wser-liche,  -en)  Adv.  in  Wahrheit,  sicherlich: 
g.  sag  ich  daz,,  T— B  Matth.  5,  26.  5.  18.  g.  sag  ich  euch,  Matth. 
11,  11.  16,  28.  18,  18.  19,  23.  21,  2l!  21,  31.  24.  2.  24,  34.  24,  47. 
25,  12.  25,  40.  25,  45.  26,  13.  26,  21.  26,  33;  Mark'.  3,  28;  Luk.  4,  24. 
7,9.  8,39.  10,15.  12,43.  14,18.  14,25.  12,37.  18,14;  Mark.  3,  28. 
8, 12;  g.  du  bist  der  sun  Gotes,  Matth.  14,  33.  26,  73. 

ge-wern  swv.  1.  gewähren,  was  jemand  zu  fordern  hat,  leisten. 
2.  bezahlen.  3.  Gewähr  leisten,  versichern.  3.  ein  aussprach  u.  ein 
gemecht,  das  in  des  perks  puch  geschrihen  u.  gewert  ist,  Igl.  Bgr. 
N.  40,  2.  das  in  der  Michel  Trop  alles  geldes,  das  er  im  schuldik 
ist,  gütlich  gewert  und  weczalt  hat,  Igl.  Stb.  II 152  d.  den  17.  Sept. 
sind  di  brotbenke  von  einem  e.  rath  gewert  geuomen  worden  {die 
neuerhauten  —  übernommen  worden),  Traut.  Chr.  312. 

ge-wern  swv.  1.  verteidigen.  2.  bewaffnen,  das  keiner  mit 
gewehrter  hant  in  die  leitgebheuser  zum  wein  gehen  soll,  Chlum. 
III  10.  mit  gewerter  hant  —  vor  das  rathaus  komen,  Traut. 
Chr.  225. 

ge-werre  swm.  Zwietracht:  sie  machten  —  einen  gewerren 
(ein  hadrunge  und  gewerre  L),  Böhm.  Chr.  56. 

ge-werren  stv.  I  3  infr.  mit  Dat.  stören,  hindern,  schaden, 
verdrießen:  swaz  in  (den  kinden)  leides  ie  gewar:  vrouwe  das  ist 
min  schult  gar,  W.  v.  W.  6587. 

ge-werschaft  stf.  Gewährleistung,  Sicherstellung:  wir  sein 
dem  —  kain  g.  zu  thun  schuldig,  Traut.  Chr.  66.  um  4000  schock 
die  gewehrschaft  auf  Wurchlabi  (ein  Gut)  mit  der  landtafel  und 
dan  aber  bei  der  hoftafel  auf  andere  seine  leheugutter  verschrieben 
hat,  108.     rechtskräftig  gesicherter  Besitz,  Chr.  v.  Traut.  108.  109. 

ge-wete   stn.    Kleidung,  Rüstung:  allez,  sin  g.,  Bf.  201. 

ge-wete  sivm.  der  mit  einem  andern  ZusammengejocJde,  Genosse: 
die  ouch  zem  tode  wurden  gewette,  Alex.  21 690. 

ge-wette  stn.  f.  1.  Verpfandung.  2.  dem  Richter  zufallende 
Geldbuße.  2.  das  man  von  allen  pussen  u.  g.  —  dem  foyt  den 
dritten  tail  u.  der  stat  die  czwa  teil  geben  sal,  Olm.  Stb.  80. 

ge-wicht  stn.  Igl.  Str.  12  e.  43  a.  44.  69.  Von  altersher  gilt  bei 
Strafbeträgen  f.  einen  Mörder  und  bei  Kompositionen  (friedl.  Ver- 
einbarungen) 50  Pfund  ä  30  Gr.,  sonst  1  Pf.  =  20  Gr.,  die  Mark  = 
48  Gr.,  ein  Vierding,  vierdung  (ferto)  =  12  Gr.,  das  Lot  =  4  Gr., 
ein  kurzer  Schilling  =  12  kleine  Geldstücke  =  1  böhm.  Gr.  (also 
ein  Unterschied  zwischen  Gerichtsmark  und  Mark  im  Verkehr  (vgl. 
12e)  Strafe  f.  mutivillige  MißJuxndlung  einer  Frau  durch  eine  andere: 
21l2  Mark  kurze  Schillinge  und  zwar  die  Mark  zu  48  Groschen, 
davon  entfällt  1  Mark  der  Klägerin,  1  dem  Richter,  l\2  den  consuln 
(43  a).  Strafe  der  kleinen  lerne  (Lähmung)  3  Mark  (ä  48  Gr.),  dem 
Beschädigten  (selbschol)  2  M.,  Richter  und  Schöffen  zu  gleichen 
Teilen  1  M.;  um  Blutrunst  dem  Beschädigten  (selbschol)  IM.,  dem 
Richter  16  Gr.,  den  Schöffen  8  Groschen.  (69). 


ge-wicke  —  ge-wiz,z,en  317 

ge-wicke   stn.  Wegscheide :  den  garten  auf  dem  gewik,  Igl.  Stb. 

V  184  d.    auf  dem  gwik,  V  163 d.    ein  acker,  gelegen  auf  dem  gwik, 

V  156  a. 

ge-wilde  stn.  Wildnis:  Konig  Wenczlab  der  milde  starb  (1306) 
und  nicht  uff  dem  gewilde,  Dal.  13, 24. 

ge-ivilligt  Part  v.  willigen,  auch  ge- willigen  =  bewilligen, 
einwilligen  vor  dem  Richter  zu  erscheinen,  vereinbaren:  das  er  auff 
den  gewilligten  gekorn  tag  vor  ewern  rechten  gestanden  ist.  Igl. 
Bgr.  N.  83,  3. 

ge-win  stm.  Gewinn,  Erwerb,  Vorteil,  Nutzen:  durch  gesellec- 
lich  g.  zur  Unterhaltung,  Alex.  3012. 

ge-Viinuen  stv.  I  3  durch  Arbeit,  Sieg  erringen :  Das  recht  ge- 
winnet man  mit  underwinden  {Beginn  eines  Bergwerks  in  unter- 
brochenem Rasen),  mit  lehenschaft,  mit  kaufte,  mit  ausseczen,  mit 
geben,  mit  auflassen  u.  mit  aller  täte,  mit  der  die  herschaft  u. 
gewalt  gewandelt  u.  geleitet  wirt  in  ein  fremde  persone,  Const.  II 
1, 2.  die  bergrecht  —  bestetiget  u.  beschriben  —  eim  iczlichen 
bergmanne  czu  voriisen  unde  czu  gewinnen  D  I R  I  Eml. 

ge-wimmng  stf.  Erwerb,  Gewinn:  uns  ist  ein  michel  g.  von 
disem  hantwerk,  T— B  Btb.  19,  25.  g.  {Eroberung)  der  stad,  Elbog. 
Chr.  22,  31. 

ge-wit*  part.  Adj.  befestigt:  alles  was  beim  stock  gewiett  und 
genagelt  ist,  das  sol  im  der  Augustin  lassen,  Igl.  Stb.  V  234a.  er 
sol  im  lassen  bei  dem  {verkauften)  haus  alle  schliemen  und  glos- 
venster  und  was  do  an  die  angel  ist  angehangen,  dorczu  gewit  und 
angenagelt,  III  195b  {genietet?) 

ge-wiz,z,en  swv.  gewiß  machen,  versichern:  ich  bin  des  wol  ge- 
wisset, er  muos  uns  laut  und  leben  län,  Alex.  12734. 

ge-wiz,z,en  (ge-wiz,z,en)  part.  Adj.  1.  bekannt.  2.  verständig, 
besonnen.  3.  gewissenhaft :  was  in  umb  diselb  sach  kunt  u.  gewissen 
wer,  Igl.  Str.  34.  do  den  scheppen  nicht  g.  um  ist,  72  was  in  g. 
ist,  247.  was  im  doczu  um  g.  sei,  247,  S.  142.  das  ist  auch  scheppen 
g.,  Igl.  Bgr.  N.  90,  5.  aller  heimlichen,  niemant  gewissener  Sachen 
warhaftiger  erkenner,  Ack.  57, 19.  daz,  ich  habe  gelebt  ein  Phariseer 
noch  dem  g.  gesiecht  unsers  ordens  (nach  der  strengsten  Schule 
unserer  Religion  als  Phariseer) ,  T — B  Btb.  26,  5.  im  sei  nicht  ge- 
wissen, ob  er  im  schuldik  sei  dann  ein  last  beringe,  Igl.  Stb.  II  156a. 

ge-wiz,z,en  stf.  1.  Kenntnis,  Kunde.  2.  Verständigkeit,  Wissen, 
ivas  sich  schickt.  3.  Gewissen.  1.  Ist  es  mit  des  gunst  u.  gewizen, 
der  die  perge  verlihen  hat,  Igl.  Bgr.  U — B  13.  er  hat  bekant  mit 
seiner  g.  {wenn  nicht  3),  Igl.  Str.  263.  mit  der  gewerken  g.  D  1  R 
22a,  2  mit  wolbedachtem  mute,  rechter  g.  u.  mit  ganczer  wilkur 
mechticleich  gesaczt  haben ,  Igl.  Bgr.  N.  40,  6.  der  ansprecher  nie 
beweiset  hat  —  das  er  den  brief  mit  gewissen  gewissen  {so!)  der  kinder 
ader  der  Vormunde  habe,  Saazer  Urkdb.  S.  100.  3.  es  stunde  czu 
seinen  trewen  czu  tun  u.  czu  lassen  nach  seiner  g. ,  Igl.  Str.  268. 
das  und  ander  wir  euch  seczen  auf  ewer  g.,  Igl.  Bgr.  N.  84,  2.  Wann 
in  die  prediger  umb  kleine  ding  groze  g.  machen  u.  die  groste  sunde 
bleibet  ungestrafet,  Hier.  24, 14.  er  hat  ausgesagt  auf  seine  höchste 
gewissen,  Traut.  Chr.  202.  204.  4.  Beglaubigung*  seitens  der  Obrig- 
keit.    Ein  pfant  —  das  ein  gast  von  einem  purger  erhalten  hat, 


318  ge-wiz,z,en-heit  —  ge-würke 

darf  er  nicht  aus  der  stat  führen  oder  senden:  er  mag  es  aber  in 
der  stat  wol  verkauften  einem  purger  oder  einem  gaste  mit  gewissen, 
Igl.  Str.  110.  Tomaschek  vergl.  dazu:  mit  dem  g.  das  ist  vor  czwen 
scheppfen  oder  genanten  oder  vor  dem  rat  Weist.  42.  u.:  vorsigilt 
mit  ewrer  stat  grossrem  anhangendem  ingesigil,  das  ewer  höchste 
gewissen  ist,  Igl.  Str.  308,  S.  215.  ander  fundler  haben  ouch  silber 
dort  ausgeprocht  mit  gewissen  in  dem  freien,  Igl.  Bgr.  N.  2,  1.  mit 
was  gewissen  man  den  (neugefunden)  gank  hawen  u.  wirken  sal, 
N.  1.  mag  man  aber  in  mit  guter  g.  überwinden  (beim  Gericht 
überführen),  so  sal  er  seins  hals  bestanden  sein,  Stb.  Brüx.  N.  108. 
die  gedult  wil  me  ein  vriundin  einer  guoten  g.  sin,  Alex.  Anh.  1333. 
der  mit  rainer  g.  sei  sorgsam  um  euch,  T  —  B  Philemon  2,  20. 

ge-wiz,z,en-heit  stf.  Wissen,  Kunde;  Verständigkeit;  inneres 
Bewußtsein.  Gewissen:  daz,  er  mir  enbiete  —  die  ganze  g.  des  Öles 
der  barmherzikeit  Legende,  191.  247.  als  er  —  het  g.  des  Öles  der 
barmherzikeit,  405. 

ge-wiz,z,en-lich  Adj.  bekannt,  offenbar,  bestimmt:  er  sei  dan 
gegenwertig  oder  ime  sein  g.  tag  beschiden  tedinges  czu  warten, 
DIR  23a,  1. 

ge-wiz,z,en-los  (wenn  nicht  falsch  gelesen)  Adj.  Jurist,  der 
gewissenlos  crist  (der  gewissen  behenden  Juristen  D),  Ack.  41, 18. 

ge-wiz.z.ic-lich  Adj.  gewiß,  klar,  offenbar:  Dorumme,  wenne 
sie  das  tun,  g.  ist  das,  daz,  sie  in  die  vorlust  werden  gegeben  (certum 
est,  quod  in  perditionem  dabuntur),  W — B  Judith  11, 12. 

ge-wonlich  Adj.  gewohnt,  üblich:  die  besiczer  der  padstuben 
—  sullen  13  arme  leut,  die  mit  czaicheu  als  gewendleich  ist,  dar- 
komen,  alle  wochen  frei  paden,  Igl.  Stb.  III  174  d. 

ge-worcht  (ge-worhte,  ge-worke,  ge-würhte)  stn.  Werk,  Tat, 
Arbeit:  sein  g.  =  facta  eius,  W — B  Ps.  63,10. 

ge-wüfe  s.  ge-wuofe. 

ge-wulken  (ge-wülke,  -wulkene)  stn.  Koll.  zu  wölke,  Gewölk: 
Do  alle  dink  volkomen  wurden,  do  bedakte  ein  g.  das  geczelt  des 
geczcuknusses  (tabernaculum  testimonii),  W — B  Ex.  40,  32.  in  dem 
g.  werde  ich  erscheinen  ouf  der  betetafeln  (super  oraculum),  Lev. 
16,2.  oufsteigen  wil  ich  ouf  die  hoe  der  gewulken  (nubium), 
Js.  14,  14.  ein  gros  gewulken  u.  ein  wellendes  vewer  (ignis  invol- 
vens),  Ez.  1,4. 

ge-wuunung*  stf.  Annahme,  Auserwählung:  da  mit  wir  en- 
phiengen  di  g.  (Adoption)  der  sun ,  T— B  Galater  4,  5.  g.  der  sun 
Götz  (Annahme  zur  Kindschaft  Gottes) ,  Römer  8.  23.  deren  (der 
Juden)  g.  ist  der  sun  Götz  (quorurn  adoptio  est  filiorum),  Römer  9, 4. 

ge- wünscht  pari.  Adj.  erwünscht,  schön:  sie  heten  gar  ge- 
wünschten lip,  Alex.  22131. 

ge-wuofe  (ge-wüefe)  stn.  Geschrei:  so  mache  wir  ein  g.,  einen 
schal  uud  ein  geruofe,  Tristan  2877. 

ge-würchte  stn.  Werk,  Gewebe:  noch  dem  g.  des  humerales  = 
iuxta  texturam  superhumeralis,  W — B  Ex.  28, 15. 

ge-würke  stn.  das  Wirken,  Tun:  alle  leut  mit  allen  irem  g. 
sint  vol  eitelkeit  worden,  Ack.  51, 18.  in  der  natur  gewurken  hastu 
nit  gesehen,  Ack.  13, 9. 


ge-würke  —  ge-zeuge  319 

ge-würken  (auch  gewirken)  Praet.  geworhte  unregelm.  swv. 
wirken,  arbeiten:  ein  ieglichs  gantz  gewurktes  mensche  =  den 
ganzen  Menschen,  Ack.  36, 16. 

ge-wurmelt*  part.  Adj.  vermiculus,  purpurn:  u.  ob  sie  (ewer 
sunden)  rot  sint  als  ein  gewurmeltes,  als  ein  weisse  wolle  sie  werden 
(et  si  fuerint  rubra  quasi  vermiculus),  W — B  Js.  1, 18. 

ge-zsenie  Adj.  ziemend,  gemäß,  angenehm :  swaz  der  Wirtschaft 
was  g.,  W.  v.  W.  1307.  wie  liutsaelic  u.  genaeme,  wie  hübsch  u. 
wie  g.  ist  allez,  ir  gebären,  5060ff.  er  was  allez,  g.,  liutsaelic  unde 
genaeme,  6509  t'.    sin  gebot  waer  in  g.,  6909. 

ge-zanet  part.  Adj.  (=  ge-zan  Adj)  mit  Zähnen  versehen: 
gröz,e  swin  gezanet  wol  dümellen  lanc,  Alex.  21 663.  starke  hörne, 
alumme  gezant  als  ein  sege,  23031. 

ge-zeit  (ge-zit)  stfn.  1.  Zeit  2.  Gebetsstunde:  1.  der  czu  den 
geczeiten  Steiger  ist  gewest,  Igl.  Bgr.  N.  39, 4.  2.  Und  Salomon 
opferte  czu  dreien  geczeiten  (tribus  vicibus)  durch  icliche  jar 
ganczenczunte  opfer  u.  fridsame  opfertir  ouf  dem  alter,  den  er  ge- 
powet  hette  unserm  herrn ,  W— B  Kön.  III  9,  25.  zu  den  gezeiten 
(damals),  Böhm.  Chr.  34. 

ge-zelt  stn.  Koll.  von  zeit,  Zelt:  Und  gegen  allen  brudern  über 
wirt  er  stecken  sein  g.,  W — B  Gen.  16, 12.  das  sint  die  gerete  des 
geczeldis  des  geczenknusse  (tabernaculi  testimonii),  Ex.  38,  21. 

ge-zemen  stv.  1 2  Prät.  auch  gezan,  angemessen  finden,  passend 
sein:  durch  gewonheit  so  im  des  gezam  (wie  er  es  gewohnt  ivar), 
W.  v.  W.  871. 

ge-zenke  stn.  Koll.  zu  zank,  Streit,  Gezanke:  Unser  vater  ist 
tot  in  der  wustenunge  noch  enwas  nicht  in  dem  g.  (in  seditione), 
das  do  gereiczet  wart  wider  unsern  herren,  W  -  B  Num.  27,  3. 

ge-zerf  stn.  eine  Waffe?  Pfeil?:  die  künigin  fuorte  einen  bogen, 
ein  gezerf,  Alex.  17414.  man  bot  dem  herren  (Darius)  wol  gezogen 
ein  gezerf  und  einen  bogen,  12292. 

ge-zeuge  (ge-ziuc,  -ges)  1.  Stoff,  Zeug.  2.  Ausrüstung,  Gerät' 
Schaft,  Waffe,  Kriegsmaschine.  3  reisige  Schar.  4.  Hoden.  5.  Gesamt- 
heit der  Zeugen,  Zeuge.  6.  Zeugnis.  7.  Bibel,  Altes  oder  Neues 
Testament,  Bund.  1.  Traut.  Chr.  192.  das  g.  (hier  Büchse)  u.  die  dinge 
widerkeren  (zurückstellen),  Stb.  Brüx  N.  345.  mit  seines  hantwerks  g., 
Ack.  23,  11.  das  geczewg,  das  do  zu  dem  hantwerk  gehört,  Stb.  III 
190  b.  die  vesten  berennen  und  belegen  lassen  mit  einer  anczal 
Volkes  und  ettlichem  geczeuge,  Eger.  Chr.  1077.  6.  mein  plut  des 
newen  g.,  T.  Marc.  14,  24;  Matth.  26,  28.  zu  Jhesus  dem  mitler  dez, 
newen  g.,  Juden  12,  24.  in  dem  plut  dez,  ewigen  gezeugt,  13,  20. 
gedenken  seinz.  heiligen  g. ,  T.  Luk.  1,  72.  Dicz  ist  der  kelch  der 
new  g.  (des  neuwen  gesetz  XI.  B)  in  meim  blut  — ,  Luk.  22,  20* 
ir  seit  sun  der  weissagen  und  des  g.  (testaments  XI.  B),  den  Got  hat 
geordent  zu  ewern  vetern,  Btb.  3,  24.  5.  doch  meine  ich  fremdes 
geczeuges  nicht  bedürfen,  Hier.  192,  19.  Niemant  sol  getötet  werden 
in  einem  geczeugen  wider  in  redende  (uno  contra  se  dicente  testi- 
monio),  W — B  Deut.  17,  6.  geczeugen  rufe  ich  himel  u.  erden,  Deut. 
4,  26  u.  30, 19.  grap  des  geczeugis  (tumulum  testis),  Gen.  31,  47. 
Galaad  das  ist  grap  des  geczeuges,  Gen.  31,  48.  Von  der  geczeuge 
kraft:   1.  die  scheppen  =  die  höchsten  geczeugen.    2.  der  scheppen 


320 


gezeuge 


stat  vertreten:  leikauffleute,  totbettleute.  Nicht  zugelassen  werden 
sollen  als  Zeugen:  1.  kint  under  14  jaren,  es  sei  clenne,  dass  die 
scheppen  sehen,  das  sie  sollich  Vernunft  haben,  das  sie  übel  u.  gut 
erkennen.  2.  toren  und  un weise  leute.  3.  wer  sich  auch  wol  nicht 
enthalten  hat.  4.  wer  auch  nicht  wol  gelaubig  ist  sam:  ein  Jude, 
ein  heide,  ein  keczer,  der  mag  auch  auf  eines  cristen  nicht  geczeuge 
sein.  5.  wer  auch  gar  notig  ist  (wegen  des  Verdachtes  der  Be- 
stechlichkeit), wen  er  sich  aber  erleich  gehalden,  so  mag  er  wol 
gesteen.  Wer  einen  solchen  Zeugen  ablehnen  will,  muß  es  tun,  ehe 
dieser  die  Finger  ans  Kreuz  gelegt  hat.  Zmgen  sollen  in  der  Sprache 
schwören,  die  sie  am  besten  können.  Geczeugen,  die  eine  Sache  be- 
greifen mit  dem  eide,  haben  holung  czwir  nach  dem  ersten,  Igl. 
Str.  I  S.  359f.  Von  neunerlei  leuten,  die  nicht  geczeugen  mugen  in 
gerichte :  czu  geczeugnus  sprechen  —  sein  vorpoten  in  dem  gerichte : 
1.  der  knecht  (eigenknecht).  2.  das  weip.  3.  der  nicht  part  hat. 
4.  der  vordacht  ist.  5.  der  unsinnige.  6.  der  pos  wort  hat  (infamis). 
7.  der  ungelaubige  —  als  die  Juden,  beiden,  ketczer  u.  alle  andere, 
die  Cristi  gelauben  leukent.  8.  der  arme.  Die  Zeugen  sollen 
haben:  wierdikeit.  warheit,  genemekeit  (gravitatem)  u.  gute  siten, 
Const.  IV  12,  9.  Darumb  sol  man  nicht  merken  auf  die  menige  der 
geczeugen  sunder  auf  die  leuter  trewe  u.  waren  geczeuknusse.  — 
Darnoch  sein  die  gelegenheit  (circumstantiae)  der  g.  mit  grossem 
fleisse  czu  erfarn:  ab  er  erbers  ader  straf ligs  lebens  sei,  ab  er  icht 
beschuldiget  sei  ab  er  durich  genies  ader  gunst  willen  geczeuge,  ab 
er  feint  sei  des,  wider  den  er  geczeug,  ader  ab  er  sein  freunt  sei, 
IV  12,  9.  di  g  sein  nicht  tugleich,  den  man  gepieten  mag  (quibus 
potest  imperari),  das  sie  geczeugen  werden,  umb  das  ir  tun  u.  lassen  in 
eines  andern  wilkur  stet,  IV  12, 12.  Item  die  freunde  von  gepurt  u.  die 
freunde  von  weibes  wegen  pis  auf  das  fünfte  gesippe  vorkeuset  man 
(lehnt  ab)  an  dem  geczeuknusse,  IV  12, 13.  auch  die  Zeugenschaft  der 
ingenossen  u.  housgesindes  ist  vordacht,  IV  12,  14.  Auch  mag  keiner 
sein  selbs  g.  sein  in  seiner  eigenen  Sachen;  u.  das  ist  sein  selbs 
sache,  der  genies  u.  purde  an  in  gehöret  in  seinem  namen,  IV  12, 11. 
Wir  wollen  auch  nicht,  das  der  perkmeister  in  allen  sachen,  der 
lehenschefte,  darinne  er  der  erste  geczeuge  sein  muss,  kein  gericht 
besiezen  sol ,  wan  nimand  mag  in  derselben  sache  richter  u.  geczeug 
sein,  III  5,  11.  Zu  alten,  kranken  oder  von  Armut  gedrückten  Leuten, 
soll  man  erberige,  bescheiden  leute"  senden  u.  jene  nicht  zur  Zeugen- 
schaft erst  ins  Gericht  führen,  IV  12,  15.  Wann  auch  die  geczeugen 
sich  vorpergen,  durich  neit.  gunst  ader  forebte,  so  sol  sie  der  richter 
twingen,  die  warheit  czu  geczeugen,  das  nicht  von  gebrechen  (aus 
Mangel  an)  der  geczeugen  die  warheit  underdruckt  werde.  Und  der 
richter  mag  ein  puse  darauff  (auf  die  Verweigerung  der  Zeugenschaft) 
seezen.  —  Mus  man  aber  twingen  die  geczeugen  cz,u  geezeugnusse, 
die  von  andern  rechten  u.  gerichte  sein,  so  wollen  wir,  das  unser 
camerer  sie  twinge,  an  furgeezog,  geezeugnusse  czu  reden,  IV  13, 
1  u.  2.  Wenn  man  in  wichtigeren  Sachen  die  Zeugen  heimlich  ver- 
hört, sol  man  der  geczeugen  bekentnusse  nicht  offenbaren;  es  sei 
denn,  das  peide  teile  von  ersten  sprechen,  das  si  keine  geezeugnusse 
furpas  füren  wollen,  IV  11,  14.  In  allerlei  Sachen,  wo  man  nicht 
benennet  di   czal  der  geczeugen,  so  tun  czwen  geczeugen  genuk, 


ge-zeug-brief  —  ge-zeug-nüsse  321 

IV  12, 18.  des  ist  ein  g.  Job.  Rudel  Igl.  Stb.  III A.  137  a.  Und  der 
da  sach,  der  gab  gezeng  und  sein  gezeug  ist  gewere,  loh.  19,  34. 
Dicz  ist  der  iunger,  der  da  gab  gezeug  von  diesen  dingen  und 
scbraib  dise  dink  und  wir  wiz.z.en,  daz,  sein  gezeug  ist  gewer,  21 ,  24. 
der  mich  sant  der  gibt  gezeug  von  mir,  Joh.  8,  18.  di  werk  —  di 
gebent  g.  von  mir  10,  25.  er  selber  gibt  g.  von  mir,  15, 27. 
Cornelius  hat  guten  gezeug  (gezeugknuß,  XI.  B)  von  allem  volk  der 
Juden,  Btb.  10,  22.  disem  gaben  —  sie  —  guten  g.,  16,  2.  Ob  ich 
gib  gezeug  von  mir.  selb,  mein  g.  ist  nit  gewere.  Ein  ander  ist, 
der  da  gibt  g.  von  mir  und  ich  waiz.z.,  daz,  sein  g.  ist  gewere,  den 
er  gibt  von  mir.  Ir  sant  zu  Johannes  u.  er  gab  gezeug  der  warheit 
Wan  den  gezeug  von  dem  menschen  enphach  ich  nit,  Joh.  5,  31 — 34. 
der  vater  —  gibt  g.  von  mir,  5,  37.  ir  euphacht  nit  unsern  gezeug 
(gezeugknusz  XI.),  T.  Joh.  3,  11.  dem  du  gebt  gezeug,  sich,  dirr 
tauft,  3,  26.  Ir  selb  gabt  mir  g.,  daz,  ich  sprach  —  3,  28.  keiner 
enphieng  seinen  gezeug,  3, 32.  di  gebent  g.  im  himel,  I.  Brief 
Joh.  5,  7—10. 

gre-zeug-brief*  stn.  schriftl.  Zeugenschaft,  Handfeste:  Alle  g. 
u.  di  di  warheit  bekennen,  di  sein  genant  hantvesten  und  offenbar 
schritt  (litterae  testimoniales)  —  das  —  instrument  —  sol  man 
kreftigen  mit  der  underschrift  czum  minsten  czweier  geczeugen  und 
mit  einem  namhaftigen,  kentlichen  ingesigele,  das  man  im  wol  ge- 
lauben  muge,  Const.  IV  14,  1.  Sotane  prieff  mit  ingesigeln  u.  der 
geczeugen  underschrift  den  ist  in  gerichte  u.  auswendig  des  gerichtes 
wol  czu  gelauben,  wann  si  nicht  geschabt  sein  an  vordachter  stat, 
das  ist:  an  dem  datum  ader  dem  eigen  namen  ader  an  der  geltczal ; 
wann  an  sotan  steten  merkt  man  leichte  di  falschheit  des  priefs. 
Si  sollen  auch  nicht  sein  durchstrichen,  czusniten  oder  czustochen 
(durchgestochen  E)  noch  in  keinem  teile  vorseret,  u.  das  an  den 
ingesigeln  scheine  recht  gestalt,  grabnusse  u.  czeichen.  (E.  fügt 
hinzu :  sie  sollen  auch  in  den  renden  voll  sein),  IV  14,  3.  Auch 
gepieten  wir,  das  di  geczeugen,  in  den  briefen  beschriben,  alle  sullen 
sein  gepeten,  IV  14,  4.  Aber  wenn  —  die  geswornen  sam  gemeine 
leute  {also  nicht  als  Amtspersonen)  geczeuknusse  czu  sprechen 
gefurt  werden  ader  wann  man  si  in  g.  einschreibet,  so  machet  ein 
gesworn  man  allein  nicht  ein  volle  bewerunge,  IV,  11,  8. 

ge-zeug-nüsse  stnf.  (=  ge-ziucnus  stf.  —  ziucnisse  stfn.) 
Zeugenschaft  Beweis:  wann  ein  sotann  (bestochener  ader  mit  pete 
überwunden)  geczeug  kumpt,  wi  wol  er  bekant  u.  frum  ist,  so  ist 
im  vorsagt  g.  in  den  sachen,  pei  den  er  nicht  gewest  ist,  noch  ge- 
sehen noch  gehört  hat  peider  sache.  —  die  hl.  e wangelisten  Johannes 
u.  Matheus  —  sprechen:  was  wir  gesehen  haben,  das  wissen  wir, 
und  was  wir  wissen,  das  geczeugen  wir  und  unser  geczeugnuss  ist 
war,  Const.  IV  11,  6.  Auch  taug  das  geczeugnusse  nicht,  ab  ein 
iclicher  geczeuge  ist  m  seinem  g.  sunderlich,  ader  ab  si  geczeugen 
und  nicht  gesworn  haben,  auch  in  was  wierden  oder  wesen  si  sein, 
IV  11,  9.  In  dem  munde  czweier  ader  dreier  stet  alles  g.  und  noch 
den  redlichen  gesetczen  so  ist  eines  geczeugens  g.  nicht  krefftig,  ab 
er  auch  gesatczt  ist  in  die  wierdikeit,  das  er  andern  leuten  bevor 
ist,  IV 11,  8;  Die  alte  Unsitte  wird  untersagt,  einfach  zu  sagen: 
was  der  (frühere)  czeuge  geredt  hat,   das  ist  mein  wort,  IV  12,  16. 

Jelinek,  Wörterbuch.  21 


322  ge-ziehen  —  gibig 

Auch  mag  der  teil,  wider  den  di  geczeugen  gefurt  werden,  ab  er 
wil,  in  den  eit  ablassen,  IV  12,  17.  in  die  —  arche  —  lege  das 
geczeuknüsse  (testimonium),  W — B  Ex.  25,  21;  ouf  der  arche  des 
geczeuknüsses,  Ex.  25,  22;  valsch  geczeugnüs,  Ex.  23,  1.  ferner  I  B. 
77  c,  80  a.  ouf  dem  perge  Hares,  das  in  der  ouslegunge  bedeutet 
geczeuknus  (in  monte  Hares,  quod  interpretatur  testaceo),  Kichter 
1,35. 

ge-ziehen  stv.  III.  trans.  ziehen,  in  Zusammenhang  bringen, 
daraus  entnehmen,  sich  beziehen  auf,  passen,  zukommen;  ausmachen, 
betragen;  angrenzen;  etwas  nach  sich  ziehen,  richer  habe  überlast 
ist  mir  gezogen  erbezil,  Alex.  5594. 

ge-zierde  stf.  Schönes,  Schmuck,  Pracht:  von  richer  g.,  W.  v.  W. 
7012.  man  kos  daz,  an  ir  gezirde,  daz,  sie  wip  heten  in  wirde,  Alex. 
3664.  di  gezierde  ir  (der  bluome  des  heus)  gestalt  verdarbe,  T— B 
Jakobus  1,  11. 

ge-zilt  part.  Adj.  (von  ziln,  zilen,  zillen  swv.  als  Ziel  aufstellen, 
zumessen):  auf  ernannte  u.  geczielte  czeit,  Igl.  Bgr.  N.  93,  2.  die  g. 
czeit  (den  Termin)  halden,  N.  93,  3. 

ge-zoc,  -ges  stnm.  1.  Hinziehen,  Säumen.  2.  das  Recht,  weg 
zu  zielten.  3.  Appellation,  Rechtszug.  4.  Wegschleppen,  Raub,  Dieb- 
stahl. 5.  feindl.  Angriff,  Kriegszug.  6.  Mannschaft,  Heeresfolge. 
7.  Ausrüstung,  Kleidung.  8.  Zugnetz,  das  die  fronpoten  desterpas 
uff  geczog  zu  sehen,  Olm.  Stb.  85.  5.  sie  gebuten  län  von  dem 
gezoge  (am  Ende  des  Tourniers),  W.  v.  W.  7392.  ein  dicker  roc,  äne 
tiuwer  kost  gezoc  (nicht  kostbar),  sunder  nach  rechter  demuot 
siten  467. 

ge-zogen  part.  Adj.  (wohl)  erzogen,  fein  gebildet:  er  spricht 
also,  daz,  g.  sine  wort  und  bescheiden  sin  gehört,  Alex.  Anh.  993. 

ge-zogenlichen  Adv.  anständig,  wie  es  feiner  Bildung  entspricht: 
nach  ir  minne  mannic  man  doch  g.  warp,  W.  v.  W.  3745.  der  gast 
g.  sprach,  Schretel  132.  den  heim  g.  sider  der  tiure  degen  abe  bant. 
Ef.  285. 

ge-znng  (ge-zunge,  -zünge)  stn.  Sprache:  seiner  (des  Hier.)  ge- 
sprechikeit,  seiner  geblümten  rede,  domit  er  die  heiligen  Schrift  aus 
ebraischen  u.  krichischem  g.  in  latein  pracht  hat,  musz  sich  alle 
dise  werlt  wundern,  Hier.  8,  5. 

ge-zwang  (=  ge-twanc,  -ges)  stmn.  Bedrängnis,  Traut.  Chr. 
118.  119. 

ge-ezwinlingt*  part.  Adj.  von  zwinelinc,  zwilinc,  zwilling  stm.: 
g.  vruchte  =  Zwillinge,  gemellis  foetibus,  W — B  Hohes  Lied  4,  2. 

ge-zwiden  swv.  einen  eines  dinges  oder  etwas  g.  =  tvillfahren, 
gewähren:  du  solt  an  in  (den  beiden  Knaben)  g.  mich,  du  solt  sie 
mir  ze  gesinde  geben,  W.  v.  W.  5151  f. 

gib  (—  gebe,  gibe  stf.)  stm.*  Gabe:  ir  enphacht  den  gib  dez, 
heiligen  Geistz,,   T— B  Btb.  2,  38.    des  gibs  (der  Gabe),  Bömer  5,  17. 

gibelein*  (Dem.  von  gibel  stm.)  stn.  kleiner  Giebel:  seind  die 
2  gibelein  auf  die  Kirchhalle  gebauet  worden,  Traut.  Chr.  236. 

gibel- venster *   stn.   Fenster  mit  Giebel,  Traut.  Chr.  319. 

gibig  Adj.  was  gern  genommen  wird,  gangbar:  der  perkemmer 
—  soll  sein  gibig  u.  gebig  zu  nemen  u.  zu  geben,  Chlum.  VHI  26. 


g'icht  —  glafneid  323 

gicht  stf.  Aussage,  Geständnis:  umb  di  tad  des  marines  gicht 
gememeclich  si  doch  ous  gebot,  Dal.  24,  37  (3,  50). 

gief  stm.  Tor,  Narr:  so  sprechen  wip  unde  man  du  sis  ein 
gief,  Tristan  5115. 

giel  stm.  Maul,  Rachen,  Schlund:  ez,  greif  dem  beren  in  den 
giel,  Schretel  239. 

gient  part.  Adj.  (von  jenen?)  verkündigend:  wir  haben  geben 
dem  herolt  u.  sein  ginten  gesellen  X  Pf.  von  Martini,  Eger  Chr.  N.  1000. 

giez,-kanel*  swf.  Gefäß  zum  Gießen,  phiala:  krüge  u.  crewel 
u.  gieskaneln  u.  morser,  W— B  Kön.  III  7,  49. 

giez,-kopf  *  stm.  phiala,  W — B  Par.  II  4, 11.  Bereite  ouch  ge- 
neme  vas  und  trinkvas  u.  rouchvas  u.  giskopfe  von  reinem  golde,  in 
den  man  sol  opfern  opferspeise,  Ex.  25,  29. 

giftig  Adj.  1.  =  gibig,  gsebic.  2.  giftig,  verrucht:  Des  berufet 
der  zoubrer  einen  teuf el  mit  seinen  giftigen  kunsten ,  Hier.  185,  3. 
das  er  seines  giftigen  meisters,  des  zaubrers,  gebot  mit  nichte  volenden 
mochte,  185, 17. 

gigen-garren*  swv.  mit  der  Geige  garren  =  zwitschern, 
klimpern:  sus  gienc  er  g.  glich  einem  rechten  narren,  Tristan  5169. 

gilfe  swm.  Zänker:  er  sprach  recht  als  ein  gilfe  (:  hilfe,  im 
Druck  hülfe),  Dal.  129,  9  (58, 18).  .. 

CJilge,  Gilige,  Gilje  Georg:  Ägidius  auf  sant  Giligen  tag,  Igl. 
Stb.  III  A  159  b. 

ginimiii*  Adj.  mit  Edelsteinen  besetzt:  manic  vaz,  g.,  Alex. 
21161. 

ginen  swv.  gähnen:  Und  das  kint  ginte  sibenstunt  u.  tat  auf 
seinen  munt  u.  seine  ougen  (oscitavit  septies) ,  W — B  Kön.  IV  4,  35. 

gir  stf.  Verlangen,  Begierde:  des  ungelouben  gir  =  Um- 
schreibung für:  ihren  Unglauben,  W.  v.  W.  5699.  uz,  sins  herzen  gir 
antwurte  im  er  Tristan ,  Trist.  345.  majestas  mit  gewaltes  gir, 
Alex.  12590. 

gir  stm.    Geier:  gires  vedern,  Rf.  129.  131.  133. 

girde  stf.  1.  Verlangen.  2.  Habgier.  3.  Sorgfalt:  3.  mit  sorg- 
hafter girde  =  (sorgfältigst)  diz  sie  gerlich  verswigen,  W.  v.  W. 
5229.  die  Kriechen  heten  sich  bedäht  von  ir  manheit  girde,  Alex. 
12347. 

girstein  (girgtin^  Adj.  aus  Gerste  bereitet:  czweinczig  girsteine 
brot  (paues  hordeaceos),  W — B  Kön.  IV  4,  42. 

gisel  stm.  n.  Kriegsgefangener,  Geisel:  die  wir  dovor  zcu  gysel 
u.  czu  phande  gesaczt  haben,  Stb.  Brüx.  478. 

gizec-heit  (gitec-heit)  stf.  Habgier,  Geiz:  nicht  durch  giczekeit, 
vor  dem  herczogen  zcu  nit  (um  ihn  zu  schicächen,  ließ  der  Kaiser 
viele  Vornehme  in  Böhmen  hinrichten) ,  Dal.  131, 16  (59,  45).  ach 
arme  g.,  du  bist  leidir  wit  und  breit,  122,  5  (55,  45). 

glach*  stn.  Gelage,  Traut.  Chr.  156.  das  gloch  bezalen  Redens- 
art, Chr.  v.  Eger  N.  83. 

glafneid,  glefneid,  gleifneid  glefnei  =  altfranz.  glaive, 
mhd.  glavin,  glevin,  glavie,  glevie,  gleve  stswf.  1.  Lanze. 
2.  Lanzenreiter.  3.  kleiner  Haufe,  Fähnlein  solcher:  3.  Chr. 
v.  Eger  N.  999.  so  sullen  uns  auch  dieselben  Erhart  u.  Nick- 
las,  ire    erben   u.   nachkomen    dienen   mit   zweien  glefnein,    doch 

21* 


324  glander  —  glaub-lich 

also,  das  wir  oder  unsere  nachkonien  in  ader  iren  nachkomen  umb 
allen  iren  gleuendinste  für  koste  u.  für  schaden  stehen  von  hausse 
zu  hausse,  Mind.  d.  Egerl.  S.  17.  das  er  mit  40  glefney  wolt  gehut 
haben  bei  Wiltstein,  Stb.  Brüx  S.  229. 

glander  stmn.  Glanz,  Schimmer:  in  liehter  waete  g. ,  Tristan 
1922.  4407.    steine  —  von  manger  varwe  g.,  4807. 

glander  Adj.  glänzend,  schimmernd:  wie  schoene  und  wie  g. 
jene  Isöt  doch  müge  sin,  Tristan  4000.  Kassien  schin  was  g.,  5870. 
Tristan  und  Isöt  in  zwein  sarken  g.  lägen  in  der  erden,  6820. 

glanst  stm.  Glanz:  das  sulchen  glanst  menschlich  äugen  nicht 
geleiden  mochten,  Hier.  165,  27.    in  dem  g.  deines  antlutz,  Sol.  99,  6. 

glänz  Adj.  hell,  glänzend:  lechelichen  g.  ein  munt,  W.  v.  W. 
1509.  schone  erweit  unde  g.  einen  lobelichen  kränz,  658f.  doch  sie 
mit  schcene  widerstreit  —  manger  frauwen  glänzen  schin,  1196 f. 
manger  i'arwe  glanzer  schin,  7901.  ir  —  der  weihe  —  glantze  varbe 
so  grossen  schaden  bringet,  Hier.  203, 14.  mer  (als  Wem)  reitzen 
die  schonen  antlutz  glantzer  frawen,  52, 17.  schöner  u.  glantzer  ist 
unser  vater  über  tausent  ander,  104, 27.  ir  geverte  glänzen  schin 
dö  bot,  Alex.  18794.  21736.  von  glänzen  Schilden,  12866.  13367. 
der  keiser  lsege  in  glänzen  schouwe  uf  Erbelä  der  ouwe  (bei  Arbela), 
9907.  daz,  mich  dühte  —  wie  der  sunnen  glanzer  schin  mit  im 
(lihte)  drunge  zen  wenden  in,  5117.  lüter  unde  g.  ist  siner  richer 
künste  bort,  Tristan  36. 

glanz-bliime*  swmf.  prächtige  Blume:  gel  u.  allerlei  glantz- 
plumen  hew  ich  für  mich  nider,  Ack.  22,  7. 

glanz-erde*  stswf.  glänzendes  Gestein?:  wie  sie  glantzerden 
suchent,  Ack.  53, 13. 

glanz-gevar*   Adj.   glänzend:  als  ein  lilje  g.,  Tristan  3266. 

glast  stm.  Glanz:  lüter  minne  ir  süezen  glast  bete  geworfen 
üf  din  kint ,  W.  v.  W.  266.  der  vierde  tac  (der  Schöpfung)  dö 
ergienc,  dö  die  luft  ir  glast  bevienc,  Alex.  11176.  der  sunnen  g., 
12488.  di  andern  himelstern  underwilen  ouch  enpern  ires  glastes, 
Trist.  249.  mit  ir  lichtem  glaste,  4545.  daz,  sie  (die  kerzen)  der 
lichten  sunnen  nähen  benämen  iren  g.,  Rf.  167. 

glits-vaz,  stn.  Glasgefäß,  Lampe:  10  maide,  di  da  nämen  ire  g., 
T— B  Matth.  25, 1.  25,  3.  25,  4.  begnugklich  g.  (viel  lampel  11.  Bibel) 
warn  in  dem  solerer  do  wir  waren  gesamment,  Btb.  20,  8  —  7  prin- 
nende  g.,  Offenb.  4,  5. 

glat-weg*  Adv.  gänzlich:  ist  die  papirmühl  —  g.  gebrand. 
Traut.  Chr.  145. 

glaub-briel"  (ge-loubs-brief)  stm.  Beglaubigungsschreiben:  legend 
vor  uns  seinen  glaubbrief  und  machtbrief  (Vollmacht),  Igl.  Stb. 
LH  39  d. 

glauber  stm.  Gläubiger,  creditor:  Von  mehreren  hat  auf  das 
Vermögen  des  Schuldners  den  ersten  Anspruch,  wer  sich  früher 
meldet,  Igl.  Str  12  c.  19  b.  Die  Gläubiger  eines  Testamentars  haben 
binnen  Jahr  und  Tag  ihre  Schuldforderungen  einzuklagen,  12  b.  sie 
sind  die  nächsten  Erben,  2f.  12c.  19b.  54b.  auff  die  genanten  won- 
lichen czinsteg  schullen  sie  czinsen  den  genanten  seinen  glaubern, 
Igl.  Stb.  III  156  a. 

glaub-lich  s.  gleublich. 


glaz  —  glimpf  325 

glaz,  glatz  stm.  Kahlkopf,  Glatze;  obere  Fläche  des  Kopfes: 
er  sluoc  den  an  den  hals,  den  an  den  glaz,  Alex.  19183. 

gleffe  (glavin,  glevin,  glavie,  glevie,  gleve)  stswf.  Lanze: 
Hawel,  der  gewan  im  mit  der  gleffen  einen  schilt  von  einander 
gespalden,  Böhm.  Chr.  88. 

gleichsen-heit  (ge-lichsen-heit  von  gelichesen  swv.  heucheln) 
stf.   Heuchelei:  leget  von  euch  alle  bosheit,  arge  list,  g.,  Hier.  50, 2. 

gleichsner*,  gleisener*  (vgl.  mhd.  ge-lichessere)  stm.  Heuchler: 
die  hoffenunge  des  gleisseuers  (hypocritae)  vorterbet,  W — B  Job.  8, 13. 
ein  iczleich  gleichzner  (hypocrita) ,  Job.  13, 16.  das  weis  ich  von 
anegenge  —  das  die  vreude  des  gleiseners  ist  gleich  einem  punkte, 
Job.  20,  5.  die  gleissener  u.  die  arglistigen  (simulatores  et  callidi), 
Job.  36, 13.    ein  gleisener  (Simulator),  V  B  95  a.  IV  10b.  VI  10c. 

gleissende*  Part,  als  Adv.  heuchlerisch,  simulate:  das  g.  erdacht 
ist,  Const.  III  6, 11. 

gleissenheit  (=  ge-lichsen-heit)  stf.  Heuchelei:  wie  vil  ist  der 
leider,  die  in  varben  geistlicher  gleizzenheit  zu  sulchen  sunden  ge- 
locket werden,  Hier.  53, 10. 

gleit  (ge-leit,  -e)  stn.  Schutz  auf  dem  Wege,  Zoll  für  das  Ge- 
leite, Chr.  v.  Elbogen  7,  9.  19, 16.  10,  31  usw. 

gleitz-gelt  (ge-leit-gelt)  stn.  Bezahlung  f.  das  Geleite,  Chr.  Elbog. 
65,  25. 

gleiz,,  gliz,  (gliz,,  glitz  G.  glitzes)  stm.  Glanz:  der  harnasch 
sant  durch  daz,  waz,z,er  gleiz,,  Alex.  6320.  wä  die  sunne  üf  den  sant 
gleiz,  mit  scbin,  da  wart  er  also  heiz,  —  9793.  gekroente  lewen 
silberwiz,  gaben  dar  abe  lichten  gliz,,  4386. 

glenstic-licli*  Adv.  v.  glanst  stm.  strahlend:  nichtesnicht  ist, 
das  für  das  clare  licht  so  g.  scheine  (clarius  lumine  fulgeat)  denn 
die  lauter  gerechtikeit,  Const.  IV  9,  3. 

glenze  stf.  Glanz,  Schimmer:  ein  leuchtende  glencze  an  der 
hout  (beim  Aussatz),  W — B  Lev.  13,  4.  dovon  das  alles  sein  vleisch 
in  ein  g.  vorkart  sei  (in  candorem  versa),  Lev.  13, 13. 

glesten  stn.  sivv.  glänzen:  diu  wise  u.  diu  cläre  mangem 
herzen  was  ze  väre,  das  twanc  ir  liuhtic  glesten,  W.  v.  W. 
3991  ff.  die  sperlachen  glesten  glänz  von  golde  fin,  Tristan 
2523.  ein  kränz  gleste  üf  des  helmes  kröne,  Rf.  127.  der  schin 
(der  8  knoufe)  vaste  in  die  ougen  gleste,  Alex.  3360.  ja  daz.  schcene 
morgenröt  (=  Isöt)  quam  in  sin  herze  glestende,  Tristan  1627. 

glestig  (=  glestec)  Adj.  glänzend:  er  hat  in  (den  geistl.  tempel) 
auf  einen  glestigen  leuchter  gesetzet,  Hier.  4,  22. 

gleub-lich,  glaub-lich  (ge-loub-lich)  Adj.  glaubwürdig,  wahr- 
scheinlich: gleublich  abeschrift  derselben  bullen,  Eger.  Chr.  1093. 

gliedinaß*  stn.?  Vereinsmitglied:  wollen  mich  als  ir  g.  (der 
Meistersingergenossenschaft)  in  iren  schütz  fassen,  Igl.  Ms.  S.  27. 

glimpf  stm.  angemessenes,  artiges  Benehmen,  freundliche  Weise; 
guter  Leumund:  des  in  keine  not  tete  noch  zu  glimpffe  ader  zu 
nuczen  komen  mochte,  Elbog.  Chr.  141,  33.  wie  mich  di  zum  Elbogen 
an  meinem  g.  und  hantwerk  uuverschult  gesmeht,  79,12.  wes  er 
sich  beclagen  sulle,  das  dem  glimpf  und  frid  wider  ist,  86,  20.  nach- 
dem er  —  in  derselben  Schrift  sich  unser  eren  und  glimphs  zu  be- 


326  glimpf-leich  —  gnäden-reich 

ruren  zu  vil  und  unpillich  understet,  Eger.  Chr.  1164.    nach  glinipffs 
zu  begeben  (freundlich  zu  verfahren),  1165.  Traut.  Chr.  154. 

glimpf-leiek  Adv.*  recht,  angemessen:  ob  sie  sich  gegen  mir 
und  meinen  hindern  freuntleich  und  g.  halden  werden,  darumb  wold 
ich  in  (den  Schuldnern)  gnad  erzaigen,  Igl.  Stb.  III  149b. 

gliz,  s.  glei^. 

gl  oben  s.  klauben. 

glocken-gie^er-nieister  stm.  Glockengießer ,  Traut.  Chr.  212. 

gloek-inantel  stm.  glockenförmiger  Mantel  (bei  L.  nur  aus 
Mone  2.  13.  183  belegt):  czwen  mantel:  ainer  auflanger,  der  ander  g., 
Igl.  Stb.  V  263  a.     einen  graben  g\,  III  199b. 

glock-speise  (glocke(n)-spise)  stf.  Glockenspeise:  Traut.  Chr. 
44.  50.  158. 

glöse  stswf.  erklärende  Anmerkung,  Auslegung,  Kommentar: 
der  kunic  aber,  das  do  geschehen  was,  schreip  er  in  die  gloze  der 
pucher  (in  comnientariis,  in  die  Geschichtsbücher),  W — B  Esther  12,  4. 

glosen  swv.  glühen,  glänzen:  ein  tiur  samit  gloste  von  roete, 
als  ob  er  brunne ,  Alex.  9376.  nach  viures  varwe  gloste ,  waz,  der 
werde  zu  im  fuorte  (=  harnasch),  11848.  Candaulus  von  golde 
gloste,  19780.    der  karratsche  von  golde  glost,  6152. 

glübde,  glübede  (ge-lübede,  -lübde)  stfn.  Gelöbnis,  Ver- 
einbarung, Chr.  v.  Eger  N.  1089.  anspräche  umb  kauffe  u.  mutunge 
oder  gelubde  u.  umb  kostversaumnusse,  D  I R  23  a,  3  u.  4.  wie  gelubet 
und  wilkure  alle  lantrecht  brechen,  DIR  22  c. 

glübnis*  s.  ge-lübnis. 

glückes-rad  stn.  Glücksrad  s.  Wackerna  gel  „Das  Glücksrad  und 
die  Kugel  des  Glücks"  in  Haupts  Zs.  VI  134—149:  do  du  zu  Pareisz 
auf  dem  gluckesrade  sassest,  Ack.  27,  14.  Trautnaw  wird  —  aber- 
mals in  höchstem  glücksrade  sein,  Traut.  Chr.  120. 

glück-selig  (ge-lück-sselec)  Adj.  glücklich,  mit  gutem  Erfolg: 
er  hatte  gar  gluckselige  streite  (erfolgreiche  Kämpfe)  mit  den 
Dewczen.  Böhm.  Chr.  93. 

glückseligkeit  (=  ge-lück-sselec-heit)  s^.  Glück:  in  g.  euer 
gutter  u.  leiber  mit  gesundheit  zu  verhalden,  Stb.  Brüx  N.  452. 

glüendig,  glündig  Adj.  glühend:  Johannes  Chises  schos  — 
einen  glundigen  pfi.1  in  den  herczog  (tschech.  stfelu  s.  nalepem 
vstfeli),  Dal.  127,  29  (57,  33  wenn  nicht  glüppigem  oder  gelüppetem 
zu  lesen  ist). 

glündig  s.  glüendig. 

glüen  (glüen,  glüejen,  Trat,  gluote,  glüete)  swv.  glühen:  in 
glüender  minne,  Tristan  50. 

gnade  (auch  genäde)  stf.  1.  sich  niederlassen,  um  zu  ruhen, 
Ruhe.  2.  Behagen,  Glückseligkeit.  3.  Herablassung,  Huld,  Neigung 
zur  Unterstützung.  4.  Dank:  4.  umme  der  gnaden  danksagunge. 
(pro  gratiarum  actione),  W— B  Lev.  7, 12.  'iuwer  gnade'  sprach  er 
'herre  min'  =  ich  danke  Euch,  mein  Herr,  W.  v.  W.  5039. 

gnäden-reich  Adj.  gnädig,  reich  an  Begünstigungen:  das 
gnadenreiche  jar  =  jubilaeus,  Jubeljahr,  W—  B  Num.  36,  4.  von 
dem  gnadenreichen  iar  anhebende  =  ab  anno  incipientis  jubilaei, 
Lev.  27, 17.    die  g.  iar  =  jubilaei  dies,  Lev.  27, 21. 


gnäden-tau  —  golz  327 

gnädentau*  stm.  Tau  der  Gnaden:  mit  deinem  gnadentawe 
labe  sie  (die  Seele  meiner  Frau),  Ack.  58,  9. 

gnäden-tayel*  swstf.  Gnadenthron  propitiatorium :  ein  g.  von 
reinem  golde  (mensam),  W— B  Ex.  25, 17.  beide  Seiten  der  gnaden- 
tafeln sullen  sie  (die  Cherubim)  bedecken  ousreckende  ire  flügel  u. 
behüllende  die  bettafel,  Ex.  25,  20.    vor  der  g.,  Ex.  30,  6. 

gnäd-sain*  Adj.  g.  kür  — adoptio:  das  ich  hab  die  g.  kür  der 
kinder  durch  dein  eingebornes  wort  (ut  habeam  adoptionem  filiorum), 
Sol.  22,  21. 

gnedig  (=  ge-nse-dec)  Adj.  liebreich,  voll  an  Gnaden,  Be- 
günstigungen: bis  zu  dem  gnedigen  iar  (usque  ad  jubilaeum,  W— B 
Lev.  27, 18. 

gneist  (gnist)  stm.  Grind,  sanies  (giiisfc  oder  grint  =  glabra 
Voc.  v.  1482):  Job  schabte  von  im  den  g.  und  das  eiter  mit  einem 
schirben,  siezende  in  dem  kote  und  in  dem  Unflate,  W — B  Job.  2,  8. 

gnist  stm.  Betrug:  also  mit  untriuwen  gnist  der  untriuwen 
meister  ist,  Alex.  6621. 

gogel  Adj.  ausgelassen,  lustig:  daz,  volc  was  üf  dem  anger 
gogel,  Alex.  3414. 

golaezer*  stm.  (vom  slav.  kolac)  Kuchenbäcker:  Es  ist 
von  alders  zu  Olomuncz  geAvonheit  gewesen  und  ein  aussetezung, 
das  sunderliche  pecken  gewesen  sein,  die  die  golaezer  geheissen 
haben  und  ir  sunderliche  czech  (Zunft)  hatten,  die  do  scheibelat 
prot  puchen  u.  gancz  rucken  wolgesmach,  Olm.  Stb.  99a. 

golden*  swv. :  gelt  abdringen  mit  g.  noch  mit  droe,  Eger 
Str.  B  11  =  A  II,  1.  geld  aberdringen  mit  gold  (?),  anders  in  C  8 
u.  B.  17. 

gold-niacher*  stm.  Alchemist:  den  29.  aug.  1585  ist  dem 
Jlieronimußen  Keßler  sein  doctor  und  golttmacher  zu  ein  schelm 
worden  und  entloffen,  Eger.  Chr.  699. 

gold-vaz,  stn.  goldenes  Gefäß:  er  nam  die  goltvaz,  üz,  dem 
tempel  von  Jherusalem,  Alex.  929. 

golf  (golf)  sum.  übermütiger  Schreier,  Prahler:  si  (die  Behem 
gegen  die  Deutschen)  schrien  uf  en  golf  als  uf  einen  wolf,  Dal. 
149,  30  (67,  35). 

golen  s.  goln. 

goller,  golnir  (gollier,  kollier,  aus  franz.  collier,  lat.  collare) 
stn.  Halsbekleidung,  Koller,  Halskette:  ein  guidein  golnir  (torquem 
auream),  W — B  Gen.  41,  42.  ein  czirlich  golnyr,  Spr.  1,  9.  an  die 
czirnüsse  u.  das  gespenge  und  die  purper  wat,  die  die  kunige  Madian 
gewont  betten  zu  gebrouchen,  u.  die  guideinen  golnyer  der  camelen 
{torques  aureas  camelorum),  Richter  8,  26.  domit  derwischte  er  (der 
Böhmenkönig)  den  keiser  pei  seinem  goller  und  saezte  im  das  messer 
an  die  kele,  Böhm.  Chr.  83. 

goln  swv.  laut  singen,  johlen,  Possen  treiben,  ausgelassen 
umhertollen:  in  toerischer  wise  lac  er  unde  gölte,  Trist.  5357.  der 
töre  alles  sines  gollens  pflac,  5378. 

golter  s.  kulter. 

golz  (golze,  kolze  aus  ital.  calzo,  calzone,  lat.  calceus)  nur  im 
PL  eine  Fuß-  und  Beinbekleidung,  und  irgend  ein  Stoff*  dazu: 
Parchant,  harras,  golez  und  gebleichte  leinbat,  Olm.  Stb.  92  a. 


328  gönstiglich  —  granizen 

gönstiglich  (=  günstec-lich)  Adv.  wohlwollend:  dies  mein  vor- 
brengen  —  wollen  ewer  christliche  liebe  g.  erwegen ,  Igl.  Ms.  S.  28. 

gorallein,  gorelein  s.  korallein. 

gotel  (göte,  götte,  gote,  gotte  swf.  Patenkind)  patrina:  wider 
freunde  u.  mage  bis  auf  das  5.  gesippe  —  wider  gevattern  u.  fettern 
u.  gotel  auch  wider  di,  den  si  von  vorkauffes  oder  kauffes  wege 
hulde  getan  haben,  sollen  di  fursprechen  (Advokaten)  nicht  gezwungen 
werden,  für  czu  sprechen  oder  czu  teidingen,  Const.  IV  4, 10. 

gotes-acker  stm.  Friedhof:  ein  garten  auf  dem  goczacker, 
Igl.  Stb.  V  160b.  Eger.  Chr.  1017. 

gotes-lesterei*  stf.  Gotteslästerung:  mit  grossen  g. ,  Eger. 
Chr.  909. 

gotes- taufer  stm.  der  hl.  Johannes  der  Täufer:  czu  saiind 
Johannes  gotestaufers  tag,  Igl.  Stb.  V  161  b.  zu  sand.  Johans  gotes- 
taufer  tag,  HI.  207  c.  210 d. 

gotes-weg  stm.  Wallfahrt:  do  Heynrich  der  Payir  —  ouf  dem 
gotesweg  czoch  u.  darnach  her  widerquam  u.  dasselb  gescheft  nicht 
widerrufte  u.  in  demselben  jar  gehling  starb,  Igl.  Str.  52.  do  ir  sun 
auf  den  gotesweg  wolte,  263  S.  161. 

got-leich  (got-lich)  Adj.  von  Gott  ausgehend,  sich  auf  ihn  be- 
ziehend, göttlich,  gottes fürchtig ,  fromm:  ir  lasst  uns  daruinb  ain 
gotlaich  recht  widerfaren,  Igl.  Bgr.  N.  40, 1. 

got-link*  stm?  lä  rinnen  den  Rein  als  ander  wasser,  ausz 
Eseldorf  weiser  gotlink  (sagt  der  Tod  zum),  Ack.  37,  8. 

gotzen-,  gotzschen- wagen*  stm.  Kutsche:  si  haben  den  eldisten 
judischen  rabi  gefangen,  auf  einem  gotzenwagen  geschmiedet,  auf 
das  schlosz  Schaetzler  geführt  und  ihn  geschätzt,  Traut.  Chr.  52. 
auf  einem  gotzschenwagen  angeschmidt  gen  Brige  gefürt,  255.  51.  236. 

gouch  s.  gauch. 

goufe  s.  gaufe. 

gouin(e)  s.  gaum(e). 

gouinen  s.  gaumeu. 

grab-gewant*  stn.  Hülle,  Tuch  über  den  Sarg:  über  die  por 
ein  siecht  g.  decken,  Eger  Str.  C  38.  g.  chauffen  und  hausarme  leut 
dorein  cleiden,  Igl.  Stb.  III  112  b. 

grab -misse  stfn.?  Gravierung,  Siegelabdruck:  das  an  den  inge- 
sigeln  scheine  rechte  gestalt,  grabnusse  u.  czeichen ,   Const.  IV  14, 3. 

grab-stickel  stm.  Grabstichel:  grab  es  mit  sinnes  g.  in  die 
Vernunft,  Ack.  11,  4. 

grau,  -e  stsicf.  1.  Spitze  eines  Haares.  2.  Barthaar,  bes.  an 
der  Oberlippe.  3.  sonst  Haare  auch  bei  Tieren.  4.  Grannen  an  der 
Ähre:  eteswa  üz,drungen  im  die  gran  doch  nicht  ze  dicke  um  den 
munt,  W.  v.  W.  2665f.  dem  jungen  man  —  alrerst  entsprungen  im 
die  gran,  Alex.  7494.  12095.  13846. 

granatapfel,  -epfel  stm.  Granat-,  Scharlachapfel:  granatöpfil, 
W — B  Num.  20,  5.  schellen  von  reinem  golde  die  saczte  sie  czwischen 
die  granatöpfil ,  Ex.  39, 23.  ein  guideine  schelle  u.  dornach  einen 
granatapfel  (m.  punicum.),  Ex.  39, 24. 

granizen  swv.  (vom poln.  granica)  umgrenzen:  wisen  u.  wismat 
ausgesatzt  u.  gegraniczt,  Olm.  Stb.  131  s.  grenizen. 


grans  —  grausam 


329 


grans  stm.  1.  Schnabel  der  Vögel.  2.  Maul  oder  Rüssel.  3  vulva, 
4.  hervorragender  Teil  eines  Körpers.  5.  Schiffsschnabel :  vil  größer 
elefant,  die  racten  ir  granse,  die  sie  haben  vor  dem  vlanse,  da  mit 
sie  wolden  vähen  die  Hute,  Alex.  22045.  sie  heten  ouch  scharfen 
grans :  etslich  ein  lenimel  nach  ir  dans,  Alex.  23 137. 

gras  stn.  Gras,  grasbewachsener  Ort:  Otten  von  dem  grase, 
Eg.  Achtb.  I  48. 

grase-garten  (gras-gart  stm.)  Grasgarten:  in  einen  grasgarten, 
Alex.  24751. 

grasen  swv.  Gras  schneiden,  grasen,  den  Bart  zupfen,  trans. 
weiden:  allein  wir  (der  Tod)  doch  manigen  kunstenreichen,  edlen 
usw.  —  leuten  fer  über  den  rein  hant  gegraset,  Ack.  3,  5. 

gras-hof  stm.  Rasenplatz,  Garten:  Die  wolrichende  veltblume 
ist  genomen  aus  dem  Grashofe  der  heiligen  Kirchen,  Hier.  105,  2. 

grau  swm.  Grausen:  graw  u.  vorcht  schaiden  von  euch  nit, 
Ack.  2,  9. 

graupe,  graupel  (grnpe)  swf.?  Graupe,  Hagelkorn:  mit  regen 
und  graupen,  Traut.  Chr  251.  ist  ein  grausam  weter  gewest  mit 
tonder  —  graupeln  und  regen,  235.  ein  semilmus  (polentam)  und 
groupen  W— B  Lev.  23,  14. 

grawen  (=  grüwen  stn.  grawe  stf.  (Belege  bei  L.  nur  aus 
Renn.  u.  Krone)  Grauen,  Grausen:  alle  monat  newen  unlustigen 
unflat  oder  g.  (gibt  es  in  mancher  Ehe),  Ack.  45,  14.  wenne  ein  g, 
ist  es  deinem  herren  got  (abominatio),  W — B  Deut.  17,  1.  ein  grawe 
vor  dem  herrn,  V.  BlOOd.  —  g.  pei  gote,  V  103b.  den  growen 
(abominationes)  u.  das  bö^e  u.  das  vorworfen  —  opfern,  Ex.  8,  26. 
mit  gesichten  in  grawen  zustossestu  mich  (per  visiones  horrore  me 
concuties),  Job.  7,  14.  ein  grawe  (abominabilis)  wirt  im  in  seinen 
tageu  das  prot,  Job.  33,  20.  do  der  schaten  ist  des  todes  u.  kein 
ordenunge  sunder  die  ewige  grawe  inne wonende,  Job.  10,  22;  u.  ir 
hoffenunge  ist  ein  grosser  grawe  der  sele,  Job.  11,  20. 

graus  (gruz,,  Gen.  grüz,,  griuz,e)  stmf.  1.  Sand-,  Getreidekorn. 
2.  Midi,  das  Geringste.  3.  Hagelkorn*.  4.  Hagelwetter*,  Univetter*? 
den  29.  April  1571  ist  nachmittag  umb  4  und  5  uhr  ein  solches  böses 
wetter  komen  mit  so  grossen  graussen,  der  gleich  vor  nie  khein 
mensch  gedenkt,  Eg.  Chr.  375.  292.  der  kol  von  einer  graus  wirt 
oft  czu  einer  flammen,  Dal.  34,  29  (8,  66)    (wenn  hierher  zu  stellen). 

grausam  (grüwe-sam).  Adj.  Grauen,  Schrecken,  Ekel  erregend: 
bedenke  den  forchtsamen  (furchtbaren)  tag,  den  grausamen  tag  got~ 
liches  zornes,  Hier.  37,  12.  also  sein  wir  dein  (Christi)  wartunde  in 
dem  grausamen  tage  des  vorchtsamen  letzten  gerichten  81,9;  über 
den  grausamen  fluz,  dises  tobendiges  meres,  108,  9.  wann  ire  (der 
Teufel)  gestalt  g.  ist,  das  nicht  ungeschafners  auf  diser  erden  imant 
erdenken  mochte,  138,  13.  nach  seinem  tode  wart  beide  in  der 
kirchen  u.  auf  dem  kirchhove  ein  so  sturmiger,  grausamer  don, 
196, 18.  grausam  u.  ungehorte  taiding  vechten  uns  an,  Ack.  2.  14. 
das  do  g.  wirt  euch  (quod  abominabile  erit  vobis),  W — B  Lev.  11,  20. 
grausam  ist  bei  gote,  der  das  tut,  Deut.  22,  5.  ein  g.  dink  (rem 
detestabilem),  Gen.  38,  10.  ein  icliche  sele,  die  do  tut  von  den  grau" 
sameu  ichtesicht  (de  abominationibus  his  quispiam),  Lev.  18,  29. 
die  do  assen  sweinein  vleisch  u.  das  grausame  (et  abominationem), 


330  grau-samig  —  grelle 

Js.  66,  17.  das  ich  habe  grausam  (quia  detester)  das  pette  der  un- 
besuiten  u.  aller  vremden,  Esther  14,  15.  die  gross  grausame  vinster- 
nuß  —  au  der  sonnen,  Eger.  Chr.  75.  ein  grausames  wetter,  79. 
ein  g.  weter,  Traut.  Chr.  235.  ich  wil  euch  grausemer  werden,  wen 
ich  ie  gewest  bin,  Elbog.  Chr.  69,  4. 

grau-samig*  Adj.  =  grausam  s.d.:  als  diser  grausamige  stürm 
aufgehört  bette,  Hier.  197,  1.  das  sie  (die  wüstunge)  den  munichen 
eim  grausamige  wonunge  äne  zweifei  machet,  10,  13.  seinen  leip, 
der  durch  hertikeit  —  willen  seines  lebens  also  enpferbet  was,  das 
grausamig  sein  angesicht  were,  19,  8.  wann  beiweilen  so  schrei  er 
mit  grausamigen  antlutz,  mit  vorkarten  äugen  als  ein  tobendiger 
u.  mit  starker  stimme,  137,  21.  zuhant  quam  der  böse  geist  in  bilde 
eines  grausamiges  menschen,  193,  23.  zuhant  wart  ich  ansichtig 
Buffum,  meinen  unseligen  nefen,  so  gar  ungestalten  u.  grausamiges 
gesichtes,  190,  11.  die  —  teufel  —  waren  so  übel  gestalt,  das  nicht 
grausamigers,  nicht  ungeschafners  imant  erdenken  mochte,  143,  18. 

grau-sam-keit*  stf.  ivas  Grauen,  Abscheu,  Ekel  erregt, 
abominatio:  ein  g.  ist  er,  der  euch  hat  erweit,  W — B  Js.  41,  24. 

grauz,  s.  graus. 

grause  (gruose)  stf.  Saft  und  junger  Trieb  der  Pflanzen:  der 
konig  sam  ein  grauz,  lud  den  herczog  zcu  hus  (huos  Jir.)  mit  sinen 
gunnern,  Dal.  190,  35  (85,  73)  (wenn  hierher  gehörig). 

grebe  (gräve)  swm.  königl.  Gerichtsvorsitzer,  Graf,  Dal.  94,  26 
(39,  103).  des  grebin  (Grafen)  tochtir  Psowo,  67, 16  (25,  26).  nuon 
grebin  warin  —  her  gevarn,  222,  28  (100).  von  dem  grebin  hoch- 
geburt  (39  Überschrift),  der  grebe  virkouft  die  grafschaft,  92,  16 
(39,  21). 

grebel  (=  paxillum  Sum.  Helbl.)  stm.  funiculus,  Strick:  seine 
(des  Vorhangs)  seile  mit  grebiln,  W — B  Ex.  39,  40. 

greb-nus  stf.  1.  Begräbnis.  2.  Grabstätte.  1.  mein  g.  erber- 
leich  bey  der  pfarr  begangen  sol  werden,  Igl.  Stb.  V  245b. 

greif,  -e  (grife)  swstm.  der  fabelhafte  Vogel  Greif:  den  adelar, 
den  greifen  =  aquilam  et  gryphem ,  W — B  Deut.  14,  12  u.  Lev.  11, 
13  u.  14. 

greifen  (subst.  Inf.  grifen)  stn.  das  Erfassen,  Tasten,  amplexus: 
ein  g.  über  alles  g.,  den(!)  nicht  begreift  das  auswendig  fülen,  Sol. 
75,  21. 

greifen  (grifen)  stv.  IL  tasten,  fühlen,  greifen:  die  wir  ge- 
griffen haben  mit  unsern  selbes  henden  —  beide  sein  wort  u.  seine 
kunst,  Hier.  3,  10.  arme  kinder,  die  zu  der  ee  wolden  greifen 
(heiraten)  stewern  (aussteuern),  Igl.  Stb.  III  153  b.  in  das  handwerk 
der  kürsner  greifen  (sich  Übergriffe  erlauben  durch  Herstellung  von 
Kürschnerwaren),  III  221  c. 

greiuen  (=  grinen)  stv.  II.  den  Mund  verziehen,  lachend, 
knurrend,  winselnd  weinen :  er  wirt  greinende  knaren  mit  den  czenen 
über  in,  W — B  V  21b.  der  ber  rampf  sich  unde  grein  ez,  an, 
Schretel  113. 

grelle  (auch  grel)  stswf.  das  Krallende,  Stechende,  Dorn, 
Gabel  zum  Herausstechen  der  Fische,  Spieß,  lancea:  ire  grellen 
(lanceas),  W— B  VI  2  c.  Und  czusmiden  werden  sie  ire  swert  zu 
Pflugscharen  u.  ire  grellen  (lanceas)  zu  sicheln,  Js.  2,  4. 


ge-sling  —  ge-stalt  331 

grellensiuid  stm.  Schmied  von  grellen;  als  Eigenname:  Heuel 
O.,  perkinaister  in  Kuttenberg,  Igl.  Bgr.  N.  36,  1. 

grem-miß*  stf.?  (von  gremen,  gram  machen,  refl.  sich  grämen) 
Gram,  Ärger:  als  dann  vil  g.  doraus  komen  sein  von  creiner  bande- 
lnnge  wegen,  Olm.  Stb.  132  S.  99.  wir  haben  angesehen  den  Un- 
willen u.  g.,  die  doraus  kumen  sein,  das  einer  uff  den  andern  wein 
ufgetan  u.  geschenket  hat,  so  oft  jederman  wolt,  Olm.  Stb.  52. 

grem-schaft *  stf.  Arger,  Verdruß:  dordurch  grosse  grem- 
schafte  entstehen  mochten,  Stb.  Brüx  N.  379. 

gremsen  (mhd.  gremen,  gremzen)  swv.  murren*,  aufbrausen*, 
fremere*,  furere*:  er  gremset,  W  —  B  Isaias  5,  29.  worumme 
haben  gegremset  die  heiden  (quare  fremuerunt  gentes),  Fs.  2,  1. 
gewispeit  haben  sie  (deine  veinde)  u.  gegremset  mit  den  czenden, 
Klagen  Jer.  2,  16.  do  du  gremsest  gegen  mir  (cum  fureres  adversum 
me),  Js.  37,  29. 

gremsen*  subst.  Inf.  stn.  Wut,  furor:  dein  g.,  W — B  V  43c; 
Ps.  73,  1. 

gremsig  Adj.  feindselig,  erbittert,  furiosus :  mit  dem  gremsigen 
manne,  W — B  Spr.  22,  24.  czornik  u.  g.  was  Helyn  =  Iratus  indignatus- 
que  est  Eliu,  Job.  32,  2. 

grenize,  grenze  (aus  poln.  granica)  stf.  Grenze:  do  weder 
grenicz,  stain  noch  rain  sein,  Igl.  Str.  292.  iren  nochpawern,  di  mit 
in  grenicz  halden,  Const.  II  3,  10.  czweiunge  umb  der  Stollen 
greniczen  u.  marscheid,  II  4,  12.  die  nachpaueru  sein  u.  ire  greniczen 
czusammenstossen,  II 1,  10.  die  Steiger  sullen  ouch  —  noch  gepote 
der  urborer  czweiunge  von  den  greniczen,  die  sich  hebt  czwischen 
den  marscheidern,  mit  rechter  mas  entscheiden  —  sie  sullen  auch 
nimmer  gedenken,  die  greniczen  ader  das  wasser  durch  gauczen  stein 
czu  czeigen  mit  czaubernusse,  I  9,  4.  Aber  alle  czweiunge  u.  stosse 
von  den  gemerken  u.  greniczen  ausczurichten,  das  gebort  —  der 
steiger  geschefte  an,  110,1.  Wir  seczen  auch,  das  alle  erbsilber- 
gruben  mit  rechter  mas  u.  greniczen  (oder  stuffe  E)  redlich  und 
underscheidlich  gemessen  sullen  werden,  II  3,  12  u.  s.  in  den 
greniczen  u.  czil  des  purgerlehens,  Igl.  Bgr.  U — A  13.  pies  an  die 
g.,  von  der  gemelten  grenicz,  Olm.  Stb.  59. 

greniz-ackerunge *  stf.  Grenzbezeichnung  durch  Umpflügen: 
die  grenitzen  durch  steine,  zeichen,  kreizbewme  und  newen  grenz- 
ackerungen  bezeichnet,  Traut.  Chr.  265  (vgl.  267:  ist  eine  gerade 
aufgeführte  grenitz  über  die  langen  wisen  —  mit  dem  pflüge  geackert 
worden). 

grenizen,  graenitzen  swv.  die  Grenze  bestimmen,  Traut.  Chr. 
147.  293.  294. 

grenizen-beschreifoer*  stm.  Zeichner,  der  die  abgesteckte  Grenze 
kartographisch  aufnimmt:  Simon  Hittel,  maier  g.,  Traut.  Chr.  201. 

grenitz-gedechtnis*  stn.  Erinnerung  an  die  Festlegung  der 
Grenze,  Traut.  Chr.  266;  s.  greniz-recht. 

greniz-kreiz*  (-kreuz)  stn.  in  Stein  oder  Baum  eingehauenes 
Kreuz  zur  Bezeichnung  der  Grenze:  solche  grenitzsteine  sind  aller 
mit  grenitzkreizen  bezeichnet  bis  zur  kreizbuchen,  Traut.  Chr.  267. 

greniz-mülstein*  stn.  als  Grenzstein  gesetzter  Mühlstein, 
Traut.  Chr.  267. 


332  greniz-rein  —  grint 

greniz-recht*  stn.  Brauch  bei  Bestimmung  einer  Grenze: 
Hans  Ficker,  primas  in  Trautnaw,  hat  disen  grenitzstain  selbst  be- 
kräftiget mit  dem  g.,  wie  vor  alters  und  nach  breuchlich  ist,  das  er 
mit  eigner  haud  hat  dise  drei  personen  von  Trautnaw  auf  dem 
ersten  greuitzstein  mit  rutten  gestrichen  —  zum  grenitzgedechtnis 
der  zeit,  Traut.  Chr.  266.  268.  269.  270. 

greniz-rein*  (=  rein)  stm.  Bain:  da  haben  sie  den  g.  aus- 
geackert, Traut.  Chr.  131.  207. 

greniz-streit*   stni.   Streit  um  die  Grenze,  Traut.  Chr.  288. 

greniz-stritte*  stn.  Grenzgebüsch,  mit  Binsen  bewachsenes 
Grenzland:  drei  g.,  Traut,  Chr.  288:  s.  gestritte. 

greniz-vlöz,  stm.  n.  Grenzbach,  Gretizpoß:  neben  dem  grenitz- 
flosse,  welches  das  hinterste  flosz  ist  gegen  Nickel  Firxen  Gutt, 
Traut.  Chr.  204. 

greniz-weide*  (von  wide)  swf.  als  Grenze  dienender  Weiden- 
baum: es  hat  aber  jemandis  itziger  zeit  die  grenitzweiden  weg- 
gebrent,  Traut.  Chr.  260. 

greu-lich  (griu-,  griuwe-lich)  Adj.  schrecklich,  Grauen  erregend, 
protervus:  einen  hochvertigen  sun  u.  einen  greulichen,  W — B  Deut. 
21,  18.  der  do  nicht  enkante  den  greulichen  (=  tyrannum),  do  er 
kriegre  wider  den  armen,  Job.  34,  19.  do  hin  die  greuliche  lere 
(crudele  dogma)  des  kuniges  gekumen  was,  do  was  grosse  clage  bei 
den  iuden,  Esther  4,  3.  subst.:  alle  greuliche  =  omnes  horribiles, 
Job.  20.  25.  welcher  hat  gehört  semliche  greuliche  =  talia  horribilia, 
Jer.  18,  13. 

greu-lich-keit  fgriuwe-lich-keit)  stf.  Grauen  erregendes  Wesen, 
Tyrannei:  die  czal  seiner  iar,  die  ist  ungewiss  seiner  g.  (tyrannidis 
eius),  W— B  Job.  15,  20. 

gries  (griez,)  stmn.  Sandkorn,  Sand,  sandiges  Ufer,  Kampf- 
platz: wir  sahen  dich  —  des  meres  griesz  u.  sein  vische  rechen, 
Ack.  26,  17.  recht  als  der  gris  des  meres,  W — B  Job.  6,  3.  des 
griez,es  (Wüstensandes)  hitze,  Alex.  9806. 

grif,  -ffes  stm.  das  Greifen,  Tasten,  der  Griff:  die  unkäuschen 
schinf  haben  mit  halsen,  küssen  u.  bösen  griffen,  Joh.  v.  Igl.  6. 

Oriffenstolle *  sicm.  Name  eines  Stollen:  gewerken  des  G., 
Igl.  Bgr.  N.  77,  1  u.  2. 

grif-stange  *    stswf.  =  sigbaum  s.  d.,  Igl.  Str.  B  72. 

grimme  stm.  (swm.)  Wut,  Grimm:  gar  czornig  wart  der  g. 
unseres  herren,  W— B  Num.  11, 10.  von  dem  czorne  seines  grimmen 
(ab  ira  furoris),  Deut.  13,  17.  der  gehe  grimme  =  Jähzorn,  V.  B 
109  b. 

grimmen  stv.  1  3  vor  Zorn  oder  Schmerz  wüten,  murren:  si 
grummen  wider  si  (das  Weib,  das  Christum  gesalbt  hatte),  T — B 
Mark.  14,  5. 

grimniec-lichen  Adv.  unfreundlich,  schrecklich,  wild,  furcht- 
bar, Tristan  2213.  2264. 

grimmunge  stf.   Wut,  furor,  W— B  V  33  c. 

grin  s.  griiene. 

griuen  s.  greinen. 

grint,  -tes  stm  Grind,  Grindkopf:  Ist  das  es  ein  narbe  hat 
oder  platern  oder  den  grint  oder  schupen  (scabiem),  W — B  Lev.  22,  22. 


gripfig  —  grübe  333 

gripfig  Adj.  reißend,  rapax;  handlich:  inwendig  sint  si  griphig 
wolf,  T— B  Matth.  7,  15. 

gritz  s.  grütze. 

gris- gramen,  -grainmen  sivv.  (mit  den  Zähnen)  knirschen: 
er  schaymt  und  grisgramt  mit  den  zenen,  T — B  Mark.  9,  17.  Jhesus 
grisgramt  (erschauerte,  infremuit)  im  geist  und  betrübt  sich,  Joh. 
11,  33.  warum  grisgrament  die  neiden?  Btb.  4,  25.  si  grisgramten 
mit  den  zenden  an  in,  Btb.  7,  54. 

grisgramen  stn.  das  Zähneknirschen :  weinen  und  g.  der  zende, 
T— B  Matth.  8,  13.  13,  50.  22,  13. 

gris-gramig *  (von  grisgramen  swv.  knirschen  mit  den  Zähnen, 
brummen)   Adj.:   wirdenlos  u.  g.  sterbet  (o  Tod),  Ack.  7,  15. 

gries-granmng*  stf.  das  Zähneknirschen:  do  wirt  weinen  und 
g.  der  zend,  T-B  Matth.  13,  42. 

grive  (griebe)  swm.  Griebe,  ausgeschmelzter  Fettwürfel,  cremium: 
als  ein  grive,  W — B  Ps.  101,  4. 

grobe-lich,  -liehen  Adv.  in  hohem  Maße,  sehr:  di  heren  ertin 
(ehrten)  in  gröblich,  si  machtin  en  czu  einem  furstin  loblich,  Dal. 
31,  12  (7,  3). 

gros,  groschen  (gros,  grosse)  stsivm.  Groschen :  6  gülden  ader 
2  mark  groschen,  Stb.  Brüx  N.  220. 

grcez,en  sivv  tr.  groß  machen,  refl.  sich  ausdehnen:  ich  wil 
grösen  deinen  namen  (magnificabo),  W — B  Gen.  12,  2.  der  herre 
gröste  in  in  die  höe,  l'ar.  II  1,  1.  gegroset  werde  darumbe  die  stereke 
unsers  herren,  Num.  14,  17.  der  Kriechen  kraft  nu  größte,  Alex. 
14310. 

gröz,-gönstig*,  -gunstig  Adj.  huldreich:  grossgönstige  liebe 
herren,  Igl.  Ms.  8.  grosgunstige  und  gebietende  liebe  herren  (== 
Bürgermeister  und  Rat),"Eg.  Chr.  S.  3  u.  5;    N.  40  S.  33. 

grö^-inechtig  (gröz,-mehtic  corpulentus  nur  DFG  152  c.)  Adj. 
hochherzig*:  dem  grossmechtigen  fursten  und  herrn,  Igl.  Bgr.  N.  108. 
der  grosmechtigen  krieg  (magnanimorum  contentio),  W — B  Richter 
5,  15. 

grö^-lich  (gröz,-,  groez-liche,  -en)  Adv.  aufs  höchste:  ich  bin 
g.  derfreut,  T— B  IL  Brief  Joh.  1,  3. 

grö^-muoter   stf.    Großmutter,  Igl.  Str.  V  207  c. 

grübe  (gruobe)  stswf.  Grube,  Steinbruch,  Höhle,  Bergwerk, 
Schacht:  s.  silbergrübe.  Als  Namen  von  grüben,  Schächten,  Berg- 
werken und  Stollen  werden  in  Igl.  Bgr.  genannt :  1.  nach  dem  1.  Berg- 
meister (meist  =  dem  ersten  Finder) :  g.  genant  Ruthart,  eine  andere 
czum  Leupold  (nach  dem  bergmeister  Leupold  Hanman)  in  Kutten- 
berg, (K.)  117.  g.  czum  Lichtenberger,  42,  1.  von  den  Madern,  8,  1. 
(in  K),  zun  jungen  Kaufleuten,  46.  47.  49,50.  67.  czun  Klingen- 
smid  (in  K)  47—50.  czum  Opel  (K)  czum  Passler  (der  zuerst  inge- 
slagen  hat),  53,  12.  czu  dem  Pirkner,  65,  1.  czu  den  Preiskowern 
(K.)  65.  czu  den  Querczen  (Bergm.  Quarcz  in  K),  64,  1.  czun 
Reff  lern,  10,  1  u.  7.  czun  Rosentelern,  36,  1.  czum  Schirmer  (in 
K.,  63.  czum  Schechtel,  in  K.  mit  durchslag  mit  dem  czun  Kauf- 
leuten verbunden),  46.  49.  50.  zu  den  Todein  (in  K.,  mit  durchslag 
zu  den  Preiskowern),  65.  alte  Sparergrub  in  Iglau,  Mut.  24.  perk- 
werk  czum  Goldsmiden  (in  Zuckmantel),  3,  68.  Griffenstolle  in  Schnee- 


334  gruben-schreiber  —  gründel 

berg  72.  eine  uberschar  czum  Pawer  51.  czum  Czappenschu,  11,  53. 
2.  nach  Heiligen  benannt;  in  K.:  czu  Saud  Andres,  11.  40,  6.  53.  mit 
dem  Bergwerk  zu  Jürgen  mit  Durchschlag  verbunden,  40,  6.  52,  5.  in 
Schneeberg:  St.  Georgen  (St.  Jürgen),  13.  62,  3.  St.  Kathrein,  13.  St. 
Mauricz,  62,  3.  St.  Margarethen,  61.  3.  nach  der  Lage:  im  garten,  64, 1. 
g.  im  graben  (K.),  52,  5.  czu  der  Scheunn  (K.)  6.  perkwerk  czum 
prunne  (K.),  40.  59.  czum  himelstos  {mit  den  von  den  Wagnern  mit 
Durchschlag  verbunden.  5.  czur  Mauer  (in  K.),  51.  auf  dem 
Spinczenberg  (auch  Spiczenberg  bei  K.),  16.  36,  1.  oder  nach  einem 
Merkmal:  g.  czum  eisrein  seil  (in  K.),  44.  zcum  kunigslehen,  59. 
nach  der  Messung  aller  6  Nebenlehen  nach  einer  Seite  hin:  vom 
secbslehen  (in  K.),  53,  12.  in  Eylaw  heißt  ein  Bergwerk  der  kunig- 
steiner,  118,  1.  czum  Reichenstein  (in  Bergreichenstein  in  Böhmen), 
25.  75.  97. 

grüben-sehreiber*  stm.  der  von  der  Geiverkschaft  bestellte, 
geschworene  Bergschreiber  im  Gegensatz  zu  dem  vom  Regal-  oder 
dem  Grundherrn  bestellten,  so  der  in  Igl.  Bgr.  X.  78  a  genannte  perk- 
schreiber  u.  X.  113  u.  114  ivo  Kod.  E  aus  perkscriber,  perkscreiber 
verdeutlichend  verbessert:  grubenschreiber.  X.  53,  6  heißt  es:  so 
haben  die  obgenanten  ratleute  —  den  Niclas  Silber  —  zu  perk- 
maister  gemacht  u.  den  Petir  Preiserger  zum  Steiger  u.  Paulum 
perkschreiber  daselbst  zum  grubenschreiber.  Als  g.  in  Kuttenberg 
wirkte  eine  Zeit  lang  Joh.  v.  Geilnhausen. 

Grubenfeld  s.  bergmessen. 

grüene  Adj.  grün,  frisch,  roh,  uneingesalzen:  der  saut  dar  grün 
vische  er  iczlichem  an  (so  richtig  Jiricek,  falsch  ein  Hanka)  houbt 
czu  tische,  Dal.  191,  5  (85,  81).  hat  man  bis  in  sumer  gereichte 
(=  geräucherte)  und  grine  bering  gehabt  zu  2  haiern  die  besten, 
Traut.  Chr.  256. 

gruft  (auch  kruft)  stf.  PI.  grüfte,  Gruft,  Höhle  eigentlich  und 
bildlich.  Am  berg  Horeb  —  do  bleib  er  (Elias)  in  einer  gruft, 
W—  B  Kön.  III 19,  9.  die  grüfte  (speluncas),  Richter  6,  2.  in  (zu)  der 
gruft  Odollam,  Par.  I.  11,  15 ;  Par.  II  20,  24.  die  fünf  künige  hatten 
sich  vorporgen  in  der  grüfte  (spelunca)  der  stat  Maceda,  Jos.  10, 17. 
Loth  bleib  in  einer  gruft,  Gen.  19,  30. 

grün  s.  grüene. 

grund  stm.  Grund  (eigentlich  und  bildlich):  an  den  g.  des  alters 
(in  basim  altaris),  W — B  Lev.  4,  7.  gründe  (bases  bei  einer  Säule 
oder  Statue),  IIIBla.;  39  d.  auch  machte  er  czehen  ereine  gründe 
(bases  aeneas),  Kön.  III  7,  27.  guideine  houpt  aber  silbereine  gründe, 
das  ist  füze,  Ex.  26,  32.  den  —  tafeln  —  geuse  40  silbereine  gründe, 
das  sint  füze  (bases  argenteas),  Ex.  26, 19. 

grund-brief*  stm.  Urkunde  über  Grundrechte:  di  hern  Slick 
werden  —  ire  freiheiten  und  grundbriefe  auch  auflegen  (vorlegen) 
und  hören  lassen,  Elbog.  Chr.  131,  12. 

gründel*,  grüntel*  (=ge-rinne)  stn.  Rinnsal:  das  wasser  aus 
dem  offen  grüntl  underhalb  des  dorfs  (Pistau)  sol  er  einfüren  (in 
den  teich)  uud  den  groben  räumen  frei  in  dem  heribst  oder  in  der 
fasten,  Igl.  Stb.  V  150  d.     ager  et  grüntl,  IV  194  d. 


grund-dienst  —  guft  335 

grund-dienst  (grunt-dienest)  stm.  an  den  Grundherrn  zu  ent- 
richtender Zins:  g.  oder  zünss,  so  von  gruntherrn  verordnet  werden, 
Chlum.  VII  20. 

grund-greniz  *  stf.  Grenze  des  Grundeigentums:  das  disz  die 
alte  g.  ist  zwischen  der  Stadt  Trautnaw  Bürgerwalde  und  czwischen 
Nickel  Firxen  —  güttern,  Traut.  Chr.  205. 

grund-herr  sivm.  Grundeigentümer:  das  der  g.  {nach  der  Ver- 
einbarung) schal  haben  den  dritten  pfennik  an  der  urbar,  Igl.  Br.  29,  2. 

gründig  (gründec)  Adj.  gründlich  in  die  Tiefe  gehend:  das  ir 
uns  —  grundiges  einkoinen  (genaue  Kundschaft)  vormeldet,  Eger. 
Chr.  1207. 

grund-lös*  Adj.  unerschöpflich:  von  seiner  (gotes)  grundlosen 
parmherczigkeit,  Olm.  Stb.  44. 

grund-veste  stf.  Grundfeste,  fundamentum :  Gramatica,  g.  aller 
guten  rede ,  Ack.  40,  8.  grundfest  aller  guten  werke ,  57,  13.  das 
geoffenbart  werden  die  grundfesten  der  werld,  Sol.  2,  36.  wann  es 
ist  nicht  ein  festes  gepau  (gepeude  H),  do  der  wille  gruntfest  gelegt 
hat,  Const.  I  6,  1.  die  gruntvesten  der  perge  wirt  es  (das  feuer)  vor- 
pruen,  W— B  Deut.  32,  22.  ferner,  III  B  87  a;  Jer.  50, 15;  Ps.  136,  7; 
Spr.  10,  25.  mir  ist  in  min  herze  geschoben  des  jämers  gruntveste, 
Alex.  821. 

grund-vesten  sivv.  gründen,  fundare :  du  hast  die  erde  gegrunt- 
vestet  (fundasti),  W — B  Ps.  101,  26.  in  dem  virden  iare  wart  gegrunt- 
vestet  das  hous  uusers  herren  in  mened  des  meien  (mense  zio),  Kön.  III 
6,  37.  es  ist  nicht  swerer,  zu  grundvesten  die  erd  auf  die  wasser 
wenn  die  wasser  zu  gruntvesten  auf  die  erd,  Sol.  25,  3.  wann  ez, 
(daz,  haus)  was  gegruntvestet  auf  einen  festen  stain,  T — B  Matth. 
7,25. 

grund-vestig*  Adj.  fest  begründet:  g.  stein  =  Grundstein: 
haldet  euch  an  den  gruntfestigen  lebendigen  stein,  den  got  erweit 
hat,  Hier.  57,  2. 

grund-vestigen  sivv.  gründen  auf  etwas,  fundare:  du,  der  ge- 
grundfestigt  hast  die  erd,  Sol.  102,  15. 

gruoz,-sain  Adj.  der  gerne  grüßt,  freundlich:  Her  Tristan 
hübsch  und  gruo^sam,  Tristan  1195. 

grtttze  stnf.  Grütze,  Grützbrei:  er  (herzog  Rudolf  von  Osterr.) 
wolt  nur  habin  gricz  alle  tage  in  siner  kuchin,  Dal.  219,  12  (99). 

grutzein  (grütschin  von  grutsch  m.  Hamster)  Adj.  von  einem 
Hamster  herrührend:  eichhorneins  und  gruczeins  mag  ein  kursner 
—  kauffen  als  vil,  als  in  gelust,  sonst  aber  nur  200  fei,  Olm. 
Sth.  103. 

gücht  ivohl  verschrieben  für  guet,  Elbog.  Chr.  143,  28. 

guft  stfm.  1.  lautes  Rufen,  Schall.  2.  laute  Freude.  3.  Herr- 
lichkeit. 4.  Übermut.  5.  Übertreibung,  Prahlerei :  1.  wiplicher  wirde 
sich  fröut  die  ruft,  w.  w.  git  schalies  guft,  W.  v.  W.  718 f.  gufte 
vielleicht  für  gift,  Elbog.  Chr.  7,  8.  do  gegen  dem  schöpfe  wset  der 
luft,  daz,  lobt  ouch  vür  der  Kriechen  guft,  den  sie  üf  der  dürre 
häten,  Mertin,  Alex.  21498.  durch  sin  wunderliche  guft  liez,  er  sich 
füeren  in  die  luft,  Alex.  24955.  ich  hänz,  vür  wunderlichen  guft, 
24206.  =  gifte  stf.  Gabe:  wi  wol  ein  rath  viel  und  ofte  umb  gufte 
und  gäbe  —  angefochten  ist  worden,  Elbog.  Chr.  7,  8. 


336  güften  —  gunst 

güften  (Prät.  gufte)  sivv.  und  subst.  Inf.  =  stn.  seine  Freude 
laut  äußern,  übermütig  sein,  laut  zurufen,  rühmen,  refl.  mit  G.  sich 
rühmen:  er  solde  sin  güften  läz,en  und  sich  rüemens  mäz,en,  Alex. 
7733.  wider  got  bat  sie  geguftet  (gloriatus  est),  W— B  Jerem.  48,  42. 
wie  lange  guft  geen  (statt  güften)  den  die  sunder?  (usquequo  peccatores 
gloriabuntur?),  Ps.  93,  3. 

gültig  (güftec)  Adj.  freudig:  der  lentz  sprach,  er  quicke  u. 
mache  guftig  alle  frucht,  Ack.  54,  13. 

gugel  (e)  auch  kugel ,  kogel  swstf.  Kapuze  an  Rock  oder 
Mantel:  die  hauben.  gugeln  und  waz,  man  in  uff  dem  haupt  vindet, 
01m.  Stb  80.  einen  roc  —  und  eine  gugelen  dar  an  üz,  snoedem 
tuoche,  Tristan  5134. 

gugelin  stn  kleine  Kapuze:  einen  kese  kiez,  Tristant  legen  in 
sin  gugelin,  Trist.  5145. 

guidein  (guldin,  gülden)  stm.  Goldmünze,  Gulden:  100  g.  und 
achtzig  g.  Reynisch  g.  enpfurt  und  entragen,  Eg  Achtb.  II  4.  —  60 
ungr.  guidein,  Igl.  Stb.  V  176  a.  wenn  er  das  gelt  (XXX  guld)  nider- 
legen wolt,  so  sol  er  legen  halb  gelt  und  halb  golt  und  ieden 
g.  sol  man  von  im  eins  gr.  teuer  nemen,  Igl.  Stb.  III  322  d. 

gult  (gülte,  gute,  md.  gulte,  gulde,  gilde)  stf.  1.  Schuld, 
Zahlung.  2.  Einkommen,  Rente,  Kapitalzinsen:  wer  von  gult  oder 
unfug  von  der  stat  entweicht,  —  muß  das  Bürgerrecht  erst  wieder 
gewinnen,  Eger  Str.  AVI  3;  B  25.  daz  er  von  keiner  gult  oder 
schult  wegen  nicht  entwichen  sei.  B  39;  C  85.  gult  und  echte, 
B  34;  C  87.  gult  achten  und  geben,  L.  Meing.  13.  jerlicher  zinse 
und  gulte,  Aussiger  Urkdb.  N.  136.  gült  =  Schuld,  Traut.  Chr.  46. 
95.  66.  67.  ieriger  gülde  (Abgabe),  Stb  Brüx.  N.  478.  in  die  Echt 
bracht  —  umbe  golt,  Eg.  Achtb.  I  27.  alle  renth,  gült,  czins  und 
nucz  einnemen,  Igl.  Stb.  V  97  c.  das  er  —  im  geben  hat  II  s  und 
von   guld   in   gold  und  berait  im  das  beczalt  hat,  111326a. 

gulter  (gülte  swm.  1.  Schuldner.  2  Gläubiger)  stm.  Rentmeister: 
man  mach  in  zu  einem  gesworen  gulter,  Eger  Str.  C  83. 

güme  (günie,  guome,  goume)  swstm  Gaumen,  Kehle,  Rachen: 
Und  noch  wirt  nicht  erhellen  in  meinem  gumen  (in  faucibus)  tor- 
heit,  W—  B  Job.  6,  30.  urteilet  nicht  des  essenden  güme  den  smak? 
Job.  12,  11.  wie  süsse  sint  meinem  gümen  deine  süssen  Spruche! 
Hier.  115,  10. 

guiinen,  günnen  unregelm.  sivv.  Praes.  s.  gan,  Praet.  gunde, 
gonde,  Part,  gegunnen,  gegunnet,  gegünnet,  gegündet,  gegunst; 
gönnen,  erlauben,  gewähren,  gnädig,  gewogen  sein:  welcher  arbeiter, 
ab  im  das  gelück  gan,  des  ersten  einen  gank  vindet,  Const.  II 1,  5. 
ist  es  aber,  das  in  das  gluck  gan,  II  5,  4;  Igl.  Rspr.  I. 

ginnen  (goumen)  sivv.  (eine  Mahlzeit,  Aufsicht)  Wache  halten: 
ich  must  sin  vast  g.  (tchech.:  proti  jemu  vstäti),  Dal.  73,  23  (29,38). 

gunner  stm.  Gönner,  Freund,  Anhänger:  ersamen  —  wol  weisen 
gunner,  Igl.  Bgr.  N.  107,  1.  ersamen  weisen  und  liben  gunner,  Igl. 
Bspr.  IV.  den  ersamen  und  gar  weisen  herren  lichter  und  schepfen 
uf  dem  Berg  zun  Chutten,  unsern  besundern  guten  gunnern  und 
grossen  furdrern,  Igl.  Rspr.  V  S.  53. 

gunst  stm.  Gunst,  Wohlwollen:  der  Gunst  ouch  da  sin  sidel 
hat,  Alex.  12647. 


gunstig  —  gütikeit  337 

günstig  Adj.  wohlivollend,  gewogen:  got  was  ir  gunstiger  hant- 
haber,  Ack.  15,  7.  gunstiger  herr  burgermeister,  Igl.  Ms.  3.  gunstige, 
gebietende  berren,   S.  3.  4.  5.  6.  8.     unsere  ginstige  obrigkeit,  S.  4. 

gunstlich*  (vgl.  Adv.  gunste-,  günstlicbe  und  Adj.  günstec- 
licb)  Adj.  wohlwollend,  gnädig:  freundlichen  dienst  u.  günstlicbe 
furdrung  bevor,  Igl.  Bgr.  N.  92,  1. 

guot  s.  gut. 

gürtel  stm.  stwf.  Gürtel:  zu  dem  gurtel  (ad  balteum),  W — B 
Ex.  39,  19.    furbegurt  mit  ainer  guldeiner  gurtel,  T — B  Offenb.  1,  13. 

gürtel-gewant  stn.  mit  dem  Gürtel  befestigtes  Gewand:  den 
statpoten  das  g.,  01m.  Stb.  80. 

gürten,  gurten  swv.  Prät.  gurte  =  gürten:  Nicht  vrewe  er 
sieb  gewapent  gegurt  gleicherweise  sam  entwapent  und  entgurt, 
W — B  Eon.  III  20, 11.    ist  er  mit  tilgenden  so  gegurt,   Ernst.  4510. 

güss  (güsse)  stf.  n.  Schtoall,  Überschivemmung :  ein  jeder  hat 
frei  zu  fischen :  am  pfüngstag  nachmittag  undt  am  freitag  vormittag 
und  in  einer  güss  biess  anr  dritten  tag,  Chlum.  V  27.  (also  wenn 
der  Fluß  austritt). 

gussig  (güssec)  Adj.  fließend,  flutend:  alzuhant  lloss  gussiges 
blut  aus  demselben  bilde,  Hier.  180, 21. 

gut  (guot)  Adj.  gut:  guter  freitag  =  Karfreitag,  Traut.  Chr. 
179.  238.  350. 

gut  (guote,  güete)  stf.  Güte,  Milde:  des  heiligen  geists  gut 
(clementiam),  Sol.  99, 17.  sin  wille  —  und  all  sin  muot  was  im  gein 
der  megde  guot  (freundlich,  ihr  gewogen),  Tristan  746.  ir  wille,  ir 
megetlicher  muot  was  ouch  gein  dem  manne  guot,  760. 

güt-heit  (guot-heit)  stf.  Güte:  brun,  aus  dem  alle  g.  fleusset, 
Ack.  55, 13. 

gütig  (güetec)  Adj.  gütig :  ist  er  (der  Ehemann)  zu  gutig  oder 
zu  scharpf,  an  in  beiden  wirt  er  mit  schaden  gestrafet,  Ack.  45, 10. 
guter  gewissen,  freuntholt,  trewe,  gewar  u.  zumal  gutig  was  sie 
gegen  allen  leuten,  Ack.  6,  8.  In  Fragen,  über  die  im  Recht  nichts 
ausgemacht  ist,  sollen  die  richter  volfarn  und  halden  di  gerechtikeit 
und  allewege  in  das  gutiger  (mildere)  urteil  sich  neigen,  Const.  IV 
18,10.  Du,  wenne  du  gutik  bist,  erparme  dich  unser  (pius),  W — B 
Judith  7,  20.  und  gerit  und  kom  aus  einem  posen  fursten  gar  ein 
gutiger  und  gnediger  f urste ,  Böhm.  Chr.  32.  an  allein ,  das  er 
seinen  lantsessen  alezu  gutig  ist  und  in  vil  vorsihet  (nachsieht),  55. 

gütikeit,  gütekeit  (güetec-heit,  güetikeit)  stf.  Güte,  Gnade: 
gottbrun  aller  gütekeit  (bonitatis),  Const.  Vorr.  Die  sorge  unser  g. 
wachet  czu  nueze  der  undertenigen  u.  hört  nicht  auf  czu  forschen, 
ab  icht  czu  straffen  sei  in  unserm  perkwerke,  I  5, 1.  mit  aller  g. 
(benignitate),  I  5, 12.  unsere  angeborne  gütekeit  (innata  nobis  pietas), 
Const.  III  5, 12.  III 1,  4.  alles  volk,  das  deine  (Gottes)  g.  (benig- 
nitas)  uns  czu  vorwesen  bevolhen  hat,  IV  18  Einl.  das  sie  (ge- 
swornen,  urborer  u.  richter)  mit  aller  g.,  die  ein  muter  ist  der  guten 
werke,  di  armen  beschirmen  sullen  für  den  hochfertigen  —  I  5, 13 
Auch  sol  man  halden  die  g.,  das  man  den  armen  arbeitern  alsotan 
Ion  seeze  u.  reche,  domite  sie  sich  generen  mugen,  I  7,  17.  g.  des 
erezes  (bonitas  metalli),  116,2.  Beckent  er  sich  dorezu  u.  wil  im 
di  C  gülden  für  sein  vatern  czalen,  so  wil  er  das  von  im  guttikait 

Jelinek,   Wörterbuch.  22 


338  gut-lich  —  habe 

aufnemen,  Igl.  Str.  (70)  S.  335.  unser  g.  (pietas),  W— B  Esther  16, 10. 
der  geist  der  kunst  u.  der  g.  (spiritus  scientiae  et  pietatis),  Js.  11,  2. 
wenne  das  slos  u.  die  stat  Brux  in  g.  ader  durch  recht  dem 
fursten  —  zcugesprochen  wurde,  Stb.  Brüx  N.  345  u.  346.  tut  di  g. 
der  werk,  di  da  sint  der  behaltsam  dez,  ewigen  lebens,  T — B 
Laod.  1,  9.  gitighait,  Galater  5,  22.  ir  schult  die  ding  in  der  g. 
uch  enezrinezen  lassen,  Eg.  Chi  1154.  im  den  Unwillen  vergeben 
und  in  gütikeit  lassen  fallen,  Igl.  Stb.  IV  209a.  geltschuld  ein- 
fodern  und  einpringen,  es  sei  in  der  güttikait  oder  mit  dem  rechten, 
V46b. 

gut-lich  (guet-,  guot-lich)  Adj.  1.  freundlich.  2.  ruhmvoll, 
herrlich:  1.  unser  g.  rat  kan  an  dir  nicht  geschaffen,  Ack.  35, 20. 
einfen]  gutlichen  tag  besuchen  vor  dem  vitzdum  zu  Amberg  (einen 
Gerichtstag  zur  Beilegung  des  Zwistes),  Eger.  Chr.  1154.  den  dingen 
gutliche  zw  (=  zu)  geben,  1170. 

gut-lich,  -liehen,  -leiehen  Adv.  gütig,  freundlich:  Hettestu 
uns  vormals  gütlichen  zugesprochen,  wir  hetten  dich  gutlich  unter- 
weiset, Ack.  29, 13.  das  wirdestu  g.  leiden,  48, 12.  empfahe  g.  die 
sele  meiner  allerliebsten  frauwen,  58,7.  dank  uns,  das  dir  von  uns 
so  gutlichen  ist  geschehen,  24,  7.  ir  ist  gutlich  u.  genedigelich  ge- 
schehen, 19,4.  der  witwen  hat  her  nicht  gutlichen  (bene)  getan, 
W — B  Job.  24,  21.  den  weisen  werden  sie  nicht  g.  tun  (benefacient)^ 
Baruch  6,  37.  das  si  —  von  unser  mildikeit  gutlich  getrost  werden, 
Const.  I  8,  2.  das  wir  dir  gutleichen  u.  keuschleichen  (pie  et  caste) 
—  dinen,  Sol.  71, 1.  das  ir  unser  armen  leut  clage  gutleich  u. 
freuntleichen  aufnemen  wellet,  Igl.  Bgr.  N.  40, 1.  uugutlichkeit  — 
g.  getragen,  Eger.  Chr.  1072  S.  262. 

güt-lich-keit  (guot-lichkeit)  stf.  1.  Güte.  2.  gütlicher  Vergleich: 
2.  in  g.  ader  durch  rechte  zcugeteilt ,  Stb.  Brüx  N.  341.  sie  haben 
kein  gunst  noch  g.  mugen  erlangen,  Elbog.  Chr.  69, 1. 

gutschen  (nthd.  gusten)  swv.  besänftigen:  Was  sie  (sein  slaf- 
vrouwe)  aber  czornik,  so  gutschte  er,  unez  bis  er  sie  wider  ge- 
machte gnediges  mutes,  W — B  Esdr.  III  10. 

gut- tat  (guot-tät,  guotät,  Gen.  Dat.:  -taete)  stf.  gutes  Werk: 
ir  habt  widergegolden  seinen  gutteten,  W — B  Richter  9, 16. 

güt-willikeit  (guot-willec-keit)  stf.  1.  Freigtbigkeit.  2.  Bereit- 
willigkeit*: ewer  g.,  Eger.  Chr.  1187  S.  358. 

gutzen  (aus  guckezen  zusammenges.)  Intens,  zu  gucken,  neu- 
gierig gucken,  schauen,  sivv.:  in  irdische  Wandlung  hastu  nit 
gegutzt,  Ack.  13, 11. 


habarte*  stm.  ein  Schimpficort:  so  er  in  geschendt  und  einen 
h.  gehaisen  hat  —  di  selb  smachait  sol  er  im  mit  warten  (Worten) 
genügsam  abtragen  noch  ewerm  rath,  Igl.  Str.  (56)  S.  324. 

habe  stf.  1.  Habe.  2.  Preis  im  Spiele.  3.  Griff,  Henkel. 
4-  Behältnis.  5.  Hafen.  6.  Benehmen ,  Betragen,  er  was  künec 
der  wilden  habe,  die  er  het  zwein  brüdern  abe  mit  strite  getwungen, 
Alex.  9893.    12092.     5.  von   dannen   sie   kaemen   üf  der  habe  und 


habe-dank  —  hagel  339 

wolden  wider  ze  lande,  W.  v.  W.  4468.  er  was  nü  komen  von  der 
habe,  aldä  er  sinera  wibe  entrann,  5565.  er  begonde  loufen  gein 
der  habe  hin,  Tristan  5613.  wie  vil  si  von  den  schiffen  abe  di 
anker  worffen  in  di  habe,  Ernst  1984.  si  wären  frö  üf  der  habe, 
1932;  Tristan  5665.  1564.  1577.  6.  1306  —  wnrt  sin  son  Wenczes- 
labe  von  einer  gar  bösen  habe  (durch  eine  Untat?),  der  was  ein 
Turink  —  czu  Olumucz  irstochin,  Dal.  13,  28. 

habe-dank  stm.  Dank  mit  Worten:  üz,  rotem  munde  wart 
geseit  minnenclicher  habedanc,  Rf.  301. 

haben,  hän  swv.  halten,  behalten,  tr.  u.  refl.  behandeln,  sich 
betragen,  sich  befinden;  als  etwas  auffassen;  innehaben,  besitzen:  er 
habte  sie  (hielt  die  abgeschnittenen  Ohren)  czn  dem  houbte  mit  fug, 
Dal.  58,  20.  (20,  28).  in  harnasche  üf  eime  orse  haben  sach  man  in 
in  dem  wahse  (auf  dem  Siegelabdruck)  streben,  Alex.  5606.  daz, 
volc  muost  sich  dar  in  (in  dem  graben)  haben  (aufhalten),  5806. 

haber  f.  Zeit  der  Haferernte*?:  dass  wir  schuldig  sein  roboth 
(=  Frondienst)  von  einem  halben  lähen  zu  der  Stadt  zu  ackhern 
einen  halben  tag  u.  zu  der  Haber  auch  einen  halben  tag,  Chlum. 
V,4. 

habich,  habecli  stm.  auch  swm.  Habicht:  den  ar  und  den 
habich  (accipitrem)  W— B  Lev.  11,  16;  Deut.  14,  15.  den  vedern  des 
valken  und  des  habichen ,  Job.  39,  13. 

hachel  (=  hagel)  stm.  Hagel:  ain  micheler  hachel  alz,  talent 
(ein  Hagel  wie  Zentnersteine)  staig  nider  vom  himel  auf  di  leut, 
T— B  Offenb.  16,  21. 

hachein,  hecheln   swv.   hecheln :  Taiding  v.  Friedberg  N.  60. 

hacken-büchse  s.  haken-büchse. 

hacken-sinid*  stm.  Schmied  v.  Hacken:  der  hackensmyde  vor 
dem  oberen  tore,  Eg.  B.  Gebrechen,  S.  219. 

hader-leute  st.  PI.  von  hadern  =  streiten  =  zanksüchtige 
Leute,  Chr.  Traut.  184. 

hader-lumpin*  stf.  eine  die  Hadern  sammelt  oder  in  zer- 
lumpter Kleidung  einhergeht:  19  jungkfrawen  —  und  die  h.  im  seel- 
haus,  Eger.  Chr.  280. 

hainer  stm.  Töpfer:  T— B  Römer  9,  21;  si  gaben  si  (di  30 
silbrin)  an  den  acker  des  haffeners,  Matth.  27,  10;  Eger.  Achtb.  II 126. 

haft  stm.  PI.  hefte  Band,  Halter,  Fessel,  Knoten,  Heftverband* 
einer  Wunde-  Festhaltung,  Haftung:  sie  hat  gefunden  an  der  tenken 
want  ein  wunden  mit  8  hefften,  Igt.  Stb.  V  166a. 

haft  stf.  (Gen.  hefte  u.  haft)  1.  Haft.  2.  Beschlagnahme. 
3.  woran  etivas  haftet,  fetztsitzt.  3.  ir  habt  mir  meiner  seiden  haft 
(=die  Quelle  meines  Glückes),  mein  auserwelte  turkeltaube  arg- 
listiclichen  empfremdet,  Ack.  4,  12. 

nag  =  hac,  -ges  stmn.  1.  Gebüsch.  2.  Einfriedigung.  3.  be- 
festigter Ort.  4.  umfriedeter  Wald,  Park:  2.  sie  giengen  vaste 
hind'an  für  den  hac,  W.  v.  W.  6154.  der  fürste  erbeizte  vor  dem 
hage  (vor  der  Räuberwohnung),  61)67. 

hagel,  hagil  stm.  Hagel,  Hagelschlag,  Verderben:  wenne  und 
ist,  das  der  h.  ouf  sie  vellet,  sie  sten  en  (=  grando),  W— B  Ex.  9,  19. 
9,  23.  u.  24.  vil  groses  hagils,  Ex.  9,  18.  winde  der  hagel  (pro- 
cellarum),  Ps.  10,  7.  Euphestio,  der  fröiden  hagel,  Alex.  10989. 


340  hagen-dorn  —  halfter 

hagen-dorn  (auch  hage-dorn)  stm.  Weiß-,  Hagedorn:  ist  aber, 
das  ir  nicht  enwöllet,  so  gee  ous  fewer  von  dem  h.  (de  rhamno)  und 
vresse  die  cedirpoume  des  libanischen  pergis,  W — B  Eichter  9, 15. 

häher  stm.  =  Henker:  nach  der  rede  bot  er  (Silvanus)  seinen 
hals  dem  haher  zu  slage  und  bat  in,  das  er  slage,  Hier.  154,  28. 
155,  1.  ouf  hüben  die  haher  ire  swert,  171,  30.  172,  1  u.  3.  aller- 
menniclich  und  beinamen  die  h.  sulcher  tot  derbarmet,  171,  30. 

hake,  haken  sivstm.  1.  Haken.  2.  Dachziegel  mit  haken- 
förmigen Erhöhungen.  3.  Pflug  ohne  Bäder  und  Vorderpflug  in  Ge- 
stalt eines  spitzen  Winkels:  3.  über  sin  haken  leint  —  Adam  sich, 
Legende  165. 

haken-büchse  =  häken-bühse  f.  größere  Büchse,  die  mit  einem 
Haken  auf  einem  Gestell  befestigt  wurde,  um  den  Schützen  gegen 
den  Bückstoß  zu  sichern,  Stb.  Brüx  N.  345.  alsbalde  hett  es  ange- 
fangen zu  krachen,  wie  man  ein  hackenbüchsen  abgeschossen  hett, 
und  noch  hartter,  Traut.  Chr.  347. 

halb,  -e  Adv.  lokal-  und  kausal  die  Seite  oder  Bichtung  oder 
Grund  bezeichnend:  Willehalmes  rote  lac  sin  halp  an  gewin 
(=  seinetwegen),  W.  v.  W.  7389.  durich  wasser  halbe,  welcher 
perg  den  andern  wasser  halbe  hindert,  Igl.  Bgr.  U— A  8. 

halben-bech*  Adv.  zur  Hälfte:  das  schol  ich  und  mein  erben 
h.  pessern  u.  machen  —  u.  das  ander  halb  tayl  das  schol  der  vor- 
genannt Andre  Prundel  oder  des  hofs  besitzer  pessern  u.  machen, 
Budw.  Urkdb.  N.  498. 

halb-gebäu  stn.  zimmerman  zum  bemelten  Steynesgrün  (Orts- 
name) auf  Halbgebäu  diß  Jahrs  in  seinem  aigenem  hauß  mit  einer 
hacken  geschlagen,  Eg.  Achtb.  TJ  220. 

halden,  halten  stv.  V.:  1.  hüten,  weiden.  2.  in  Stand  halten,  be- 
wahren. 3.  verehren.  4.  gefangen  halten.  5.  beherbergen.  6.  im  Brett- 
spiel gleichviel  wie  der  Gegner  einsetzen.  7.  behaupten,  festhalten  an 
etwas.  8.  im  Hinterhalt  liegen:  7.  Ich  halde  in  der  warheit  und  habe 
mich  des  wol  erfaren,  Hier.  40, 16.  —  8.  Elbog.  Chr.  125,  32,  34.  Des 
werden  die  Swoben  gewarent,  das  die  Pehem  auf  sie  warten  und 
hilden,  Böhm.  dir.  100.  die  waisen  h.  (erhalten)  u.  cziehen,  Igl. 
Stb.  "V  100c,  101a.  der  brief  hielt  (lautete)  so:  „Ich  bin  des  her, 
daz,  du  noch  bist  bi  libe,  Ernst  5172. 

halfen-teil  (halp -teil)  stn.  Hälfte  das  er  sol  des  halfenteils 
geniesund  sein.  Igl.  Stb.  III  328  d.  was  er  über  die  benant  sumb  den 
teich  tewrer  verkauft,  des  schol  er  dem  Schemelczer  h.  geben,  IV 
181b. 

haldunge  stf.  1.  Verwahrung,  Gewahrsam.  2.  Verhalten, 
Haltung.  3.  Inhalt  eines  Schriftstückes.  4.  Tenor  beim  Gesang: 
haldunge  =  declivitas,  Stütze*  sustentaculum:  understuczen  mit 
starker  haldunge,  Const.  1 11,  1.  der  zwinger,  Schlachthaus  —  sullen 
allenthalben  zu  gleicher  haltung  (Instandhaltung  auf  gleiche  Kosten) 
gemein  sein,  Elbog.  Chr.  11,  11.  diz  Privilegium  —  zu  einer  ewigen, 
festen,  steten  h.  einer  ganzen  gemein  —  erlangt  62,  12. 

hale  s.  halle. 

halfter  sivstf  Halfter:  sam  czeume  oder  sam  leitseil  oder 
halftern  ous  ere,  herabhangende,  W — B  Kön.  HI  7,  29. 


halle  —  hals-gerichte  341 

halle  stf.  1.  Halle.  2.  Platz  für  Bereitung  und  Aufbewahrung 
des  Salzes:  1.  er  hat  das  hildnusz  Christi,  das  iu  der  hale  im  öl- 
garten  kniet  —  hei  nacht  aus  der  kirchen  getragen,  Traut.  Chr.  135. 

haller,  heller  =  Hallenses,  benannt  nach  der  Reichsstadt 
Schwäbisch-Hall,  wo  sie  zuerst  geprägt  wurden:  80  pfunt  haller 
oder  24  pfunt  Regensb.  pfennig.  12  haller  machen  einen  Groschen, 
Igl.  Str.  183.  vorvallen  mit  30  Schillingen  der  kurczen  —  der 
czwellif  haller  einen  groschen  gilt,  Igl.  Bgr.  N.  46,  7.  mit  60  Schil- 
lingen guter  haller,  der  czwolfe  vor  eyn  grossen  gehen,  Igl.  Str. 
172  b.  die  pecken  müssen  in  Olmütz  immer  pfemert  (=  zu  einem 
Pfennig)  und  hallerwert  prot  pachen,  Olm.  Stb.  99  a. 

halm-wurz*  stf.  calamus,  Zimtrinde:  weirouch  von  Saba  und 
indische  Halmwurcze  (calamum),  W — B  Jer.  6,  20. 

hals  stm.  Hals:  das  gericht  zu  Selb  geboret  als  mit  hals 
und  hant  czu  dem  gerichte  der  stadt  u.  lande  czu  Eger,  Mind.  d. 
Egerl.  S.  10.  S.  83. 

hals-äder  stswf.  1.  Ader  am  Hals.  2.  Nacken:  2.  Die  horten 
sein  nicht,  sunder  sie  machten  herte  ire  halsader  noch  der  halsader 
irr  veter,  die  nicht  gehorsam  wolden  leisten  irem  herrn  gote,  W — B 
Kön.  IV  17,  14.  mit  einer  veisten  h.  ist  er  gewapent,  Job.  15,  26. 
Und  slug  czwir  in  seine  h.  und  sneid  im  ab  das  houbt,  Judith 
13,  10.  sie  haben  gehertet  ir  halsadern  {hier  sie),  Esdr.  119,16. 
also  immer  =  cervix.  die  ir  h.  unterlegten  um  mein  sei  =  welche 
für  mein  Leben  ihren  Hals  eingesetzt  haben,  T — B  Römer  16,  4. 
legen  den  joch  auf  die  h.  der  iungeren  (dem  Nacken  der  Jünger 
ein  Joch  aufzulegen)  Btb.  15, 10. 

hals-bein  stn.  Hahknochen,  Genick :  hertez,  halspainz,  {ihr  Hals- 
starrigen) und  unbesnitner  herezen  und  orn  ir  widerstund  zu  allen 
zeiten  dem  heiligen  geist,  T— B  Btb.  7,  51. 

hals-berg  stm.  hals -berge  stf.  der  Hals  und  Oberkörper 
deckende  Teil  der  Rüstung:  vasset  den  halsperg  dez,  rechtz,  (Panzer 
der  Gerechtigkeit),  T— B  Epheser  6,  15.  gevasset  mit  dem  h.  des 
gelauben,  I.  Thessalonicher  5,  8 ;  Offenb.  9,  9.  9,  17.  ein  silberwiz,er 
halsperc  Rf.  91.  von  silber  einen  h.,  Alex.  22000.  dö  der  h.  wante, 
8501 ;  Ernst  868. 

häl-schar  stf.  gestellte  Falle,  im  Hinterhalt  liegende  Schar: 
die  leide  h.  (daz,  bloch  mit  den  12  sensen),  Trist.  2752. 

hals-eisen  (hals-isen)  stn.  Eisenreifen  für  den  Hals  des  auf  dem 
Pranger  Stehenden:  die  breche  und  die  saulle  mit  dem  halszeisen, 
Traut,  Chr.  223. 

halsen  (mhd.  stv.  red.  V.)  swv.  um  den  Hals  fallen:  do  halset 
er  einen  iclichen  besunder,  Hier.  72,  3.  nu  müs  ich  dich  halzen, 
himelischer  breutigam,  Sol.  2,  8. 

hals-gerichte  stn.  Befugnis  über  den  Hals  zu  richten,  obere 
Gerichtsbarkeit:  Vor  dem  afterdinge  (20.  Nov.  1515  zu  Böhm.-Kam- 
nitz)  erMären  des  Richters  Sohn,  die  Geschworenen  u.  einige  Gemeinde- 
mitglieder von  Gersdorf,  das  sie  „mit  dem  halsgericht  und  czu  dem 
eedinge  mit  den  kreuezen  und  geburtbriefen  vein  keu  kempnitz 
gehören,  Böhm.-Kamnitz  Stdb.  II  M.  64,  S.  302.  du  salt  —  Christof 
Hofman  sein  h.  lassen  sitzen,  Elbog.  Chr.  133,  44. 


342  hals-slag  —  hanier-nieister 

hals-slag  stm.  Schlag  an  den  Hals,  si  slugen  in  mit  halssiegen, 
T — B  Matth.  26,  67.  ob  ir  sundet  und  leidet  ze  halsslege  =  Wenn 
ihr  wegen  Vergehungen  Züchtigungen   erduldet?  I.  Brief  Petri  2,  20. 

halt  Adv.  1.  mehr,  vielmehr.  2.  bekräftigend:  eben,  freilich, 
allerdings  3.  in  Einräumungssätzen:  auch.  4  als  Konj.  =  sondern 
auch.  1.  hier  mit  Negation  verbunden  =  nicht  einmal  ne  —  quidem: 
so  das  halt  nicht  einer  über  bleip  (ut  non  vel  unus  remaneret),  der 
die  geschieht  den  nachkümlingen  kündigte,  W— B  Judith  5,  13.  und 
nicht  wirt  halt  bellen  ein  bunt  wider  dich  (vel  unus  canis),  11, 15. 
Und  do  er  hette  gesehen  Mardocheum  siezende  vor  der  tür  des  palast 
und  nicht  alleine  gegen  im  nicht  oufsteende,  sunder  halt  noch  keinen 
wank  nye  tunde  (ne  motum  quidem)  von  der  stat  seiner  siezuuge, 
do  wart  er  gar  czornig,  Esther  5,  9.  Sie  wollen  das  vorezeren,  das 
sie  halt  mit  den  henden  nicht  solden  anruren  (quae  nee  mauibus 
deberent  contingere),  Judith  11,  12.  2.  wollten  sie  in  das  laut  halt 
nit  verderben  lassen,  Mind.  Egerl.  S.  83.  Und  er  wold  in  bald  über- 
winden. Ig.  Str.  160  a.  unz  das;  ez,  halt  gar  abent  was,  Tristan  2411. 
3.  in  Einräumungs-  und  Bedienungssätzen:  ob  sie  halt  scheppen 
sein,  Igl.  Str.  64.  Eyn  man  beweyset  pas  vergoldene  schult  selbdritte, 
danue  yn  eyn  anderer  uberwimlen  muge  halt  mit  scheppen,  das  her 
ym  schuldik  sey,  99.  der  richter  —  schol  ym  halt  also  toden  den- 
noch seyn  haupt  hayssen  absiahen,  185.  Und  ob  sie  es  halt  nicht 
in  der  stat  derarbeyt  hetten,  idoch  so  kauften  sy  u.  verkauffent  mit 
dem  gut,  das  yn  von  deine  czinsgelt  gevellet,  in  der  stat,  Igl.  Str. 
192.  das  her  sein  (spilgelt)  halt  dorezu  (czuin  czapfengelt)  nicht 
habe  geslagen,  198  sint  sy  (die  Bediensteten  einer  Badstube)  halt 
so  scathaft,  sy  schullen  den  schaden  allein  gelten  dem  mayster,  200. 
abe  sein  der  richter  nicht  tun  wolde  oder  halt  jener,  dem  sie  gesteen 
sullen  —  abe  sie  sein  selbe  halt  nicht  tun  wolden  — ,  ab  er  yn 
halt  ungeczogenleicb  füret  — ,  abe  im  halt  das  urteil  czu  gewinne 
wurt  geteilet,  er  verleuset  es  donnoch  und  verteilet  mit  der  sache, 
wenn  das  Urteil  einmal  in  die  Morgensprache  geschoben  und  er  zum 
2.  Gericht  (außer  wegen  ehafter  Not)  nicht  gekommen  ist,  Igl.  Str. 
S.  356  u.  358.    swie  niirz,  halt  ergät,  Scbretel  147. 

halt   PI    helt  stm.  Hinterhalt :  Eger.  Chr.  N.  1023. 

halten  s.  halden. 

halter  stm.  1  Bewahret;  Erlöser.  2.  Beobachter.  3.  Inhaber, 
Beivahrer.  4.  Fischhalter.*  4.  h.  gelegen  im  ledrtal,  Igl.  Stb.  IV 
250  b.  er  hat  im  von  seinem  garten  czu  hülf  geben  die  leyten  czu 
einem  h.,  IV  207  c.  die  fisch,  so  sie  kauffen  von  dem  teich  zum  halter 
und  vom  halter  gen  markt,  als  oft  das  not  tut,  auf  sein  darlegung 
füren,  V  25  c.  di  heiter  hoher  schütten,  V  100  b.  auch  haben  sie  in 
verhalten  (für  sich  behalten)  die  heiter,  V  100b. 

ham,  -e  swm.  Angelrute:  harne.  Traut.  Chr.  5.  60.  so  haben 
wir  frei  mit  dem  harnen  zu  fischen,  Buge  v.  Pröhl.  N.  38. 

hainer  PL  hemer,  -e  stm.  1.  Hammer,  malleus.  2.  Hammer- 
werk, Hammermühle  1.  einen  nagel  des  geczeldis  u.  einen  hamer, 
"W— B  Bichter  4,  21.    2.  =  Hammerwerk,  Traut,  Chr.  95. 

hainer-nieister  stm.  Besitzer  eines  Hammeriverks.  das  unser 
h.  —  unser  eisenberg  nicht  gebawet  hat.  Igl.  Bgr.  N.  82,  1.  h.  czu 
haßla,  Eg.  Achtb.  II 194.    h.,  Traut.  Chr.  270. 


hamer-smid  —  hangen  343 

hainer-sinit  stm.  Mind.  d.  Egerl.  S.  75  =  Schmied  in  einem 
Eisenhammer. 

hamer-stat*  stf.  Stätte,  für  ein  Hammerwerk,  Mind.  d.  Egerl.  S.  84. 

hamer-wagen*  stm.  Wagen  eines  Hammerwerkes?  Buch  der 
Gebr.  S.  241. 

haniilich  s.  heimlich. 

haud  s.  hant,  band-  s.  haut-. 

handel  stm.  1.  Handlung.  Handlungsweise.  2.  Vorgang,  Be- 
gebenheit.  3.  Streitsache.  4  Verhandlung.  5.  Waare.  3.  ais  sich 
ein  handel  aus  meinem  haus  durch  meinen  lerknaben  begeben  hat, 
Igl.  Stb.  IV  209  a. 

haiidels-buck*  stm.  Es  verzeichnet  alle  wichtigeren  Ereignisse 
aus  dem  Vereinsleben  der,  Igl.  Ms  S.  12. 

handels-tag*  stm.  Tag  zur  Verhandlung:  das  zwischen  sein 
f(ürstlichen)  g(naden)  und  dem  churfürsten  ein  h.  angestellt  worden 
sein  soll,  Eger.  Chr.  1204. 

handelunge  stf.  1.  Handhabung  einer  Sache.  2.  Behandlung, 
Aufnahme,  Bewirtung  einer  Person.  3.  Verhandlung.  4.  Tat. 
5.  Handelsverkehr.  1.  in  aller  haudelunge  des  gutes  {was  immer 
mit  der  Sache  vorging),  Igl.  Str.  256.  noch  der  h.  (post  tractatum) 
diser  materien,  Const.  IV  11,  4.  der  herre  in  (den  boten)  lie^  mit 
guoter  h.,  Tristan  1439.  alle  —  bur^er  der  statt  Eger  —  nicht 
anderswo  dann  vor  einem  erbarn  rath  h.  pflegen  {ihre  Rechtsstreite 
entscheiden  lassen)  abschieds  gewarten,  Eger.  Chr.  12  S.  18;  Elbog. 
Chr.  1, 5.  ab  eime  rate  —  etwas  all  eine  in  h.  zu  swere  [were] 
{wenn  er  etwas  nicht  zu  entscheiden  wagte),  66,  33. 

handler  auch  handeler  stm.  1.  wer  etwas  vollbringt,  verrichtet. 
2.  Unterhändler:  1.  ab  di  unschuldigen  von  den  posen  des  rechtens 
handlern  (ministros)  und  dienern  oft  beschediget  wurden,  Const. 
IV  7, 10. 

handlungs-leut  st.  PI.  Prozeßgegner:  fremde  h.,  Eger.  Chr.  48. 

handlung-tag*  stm.  Tag  zu  einer  Verhandlung  über  eine  Streit- 
sache: der  handluug-  und  vergleich  tag  (über  die  Bestimmung  der 
Grenze,  Eger.  Chr.  69  S.  45. 

haiii  stm.  das  Hangen,  Abdachung*:  alles  gebirge,  das  da 
seinen  hang  hat  auf  die  rechte  hand,  Traut.  Chr.  207. 

hangen  swv.  (für  das  Prät.  trat  das  st  hienc,  hie  von  hähen 
stv.  V.  ein,  md.  auch  sw.  Prät  hangete):  hangen:  do  das  geschach 
{das  Trinken  vorüber  war),  etlich  an  der  zünden  haue  (war  manchem 
die  Zunge,  schiver),  W.  v.  W.  1646.  das  bergwerk  noch  meinem 
höchsten  vleis  versargen  (=  besorgen,  in  Bau  halten),  wo  es  hanget 
oder  langet  wohl  =  im  Hängenden  und  Liegenden,  Igl.  Bgr.  N.  80,  4. 
hangendes,  hangundes  her  gm.  Kunstausdruck,  sehr  häufig  Igl.  Bgr., 
ist  in  den  „Bergm.  Redensarten",  Anhang  zum  Corp.  juris  et  syst. 
rer.  met.  v.  1698  erklärt:  hangendes,  das  ist  das  gestern,  so  über 
dem  saug  liget  und  gleichsam  des  ganges  dach  ist  —  Gegensatz 
„Liegendes"  =  da*  unter  dem  Gat<g  hegt,  was  rechten  ein  ge- 
messner  perk  solde  haben  under  der  erden  uff  sein  hangendes,  Igl. 
Rspr.  II.  Bei  einem  gemessenen  Berg  oder  Stollen  schol  man  inne 
haben  auff  das  hangende  vierdhalb  lehen  und  auf  das  ligende  ain 
lehen,  die  höe  und  die  teuffe  in  gleicher  masse  (in  equali  statura), 


344  hant  —  hant-gift 

Igl.  Bgr.  U — A  §  2.  wo  ein  perch  funden  wirt  oder  ein  stolle  wirt 
angenonien,  der  behapt  czu  recht  an  sinem  hangunden  vierthalb 
leben  u.  an  seinem  lignnden  ain  leben  [hoch]  und  tief  in  gleicher 
weise,  U — B  §  2.  ein  iczleicher  gemessen  perg  beheldet  siben  leben 
in  di  slichte  und  das  hangende  bat  vierdehalb  leben  und  das  ligende 
hat  nur  ein  lehen;  und  iczleiches  lehen  beheldet  in  im  7  lachter, 
Const.  II  2, 1.  man  schol  in  auch  geben  auff  ir  hangendes  u.  ligendes 
als  ain  recht  ist,  Igl.  Bgr.  40.  6.  alle  seine  (des  Stollen)  recht  auf 
hangundes  und  auf  ligundes,  76,4.  die  stufte  an  dem  hangunden, 
gegenstufe  an  dem  lignnden  weisen,  54,1.  10,1.  50,1.  Buwet  ein 
man  uff  dem  hangenden  adir  uff  dem  leginden,  DIRI  §15,1.  ob 
in  einem  Stollen  bangendes  oder  legimdes  ercze  funden  wiert,  Igl. 
Bgr.  U— B  §  24:  Igl.  Bspr.  II;  femer  Const.  1 10, 1.  II  4,  16  u.  s.  — 
s.  auch  bringen. 

hant  stf.  urspr.  nach  der  u- Klasse  daher  Gen.  Dat.  hande, 
handen,  dann  nach  der  i-Klasse  G.D.S.  und  PI.  hende.  Von  de>t 
Bedeutungen  seien  hier  nur  erwähnt  1.  Handschlag,  Chr.  v. 
Elbogen  25,26.  41,32.  2.  für  den,  der  über  eine  Sache  oder 
Person  Gewalt  hat.  ein  haus  vor  amtmannes  hant  nicht  aufge- 
nomen,  Chlum.  I  63.  wo  einer  ein  hauss  kaufft,  so  soll  er  solches 
aufnehmen  (sich  in  die  Gewehr  einführen  lassen)  vor  Gerichts 
handen  am  dritten  tage,  I  63.  czu  getreuer  hant,  Igl.  Str.  305  u. 
(34d):  und  sinddemmal,  das  der  Xiclas  Geyer  seinen  enikeln  mit 
allen  seynen  gutern  den  furmunden  besebaiden  hat  czu  tbun  und 
czu  lassen  czu  getreuer  hant  als  mit  irem  aygen  gut,  bis  das  kint 
czu  seinen  vornunftigen  iaren  nicht  komen  ist,  so  teilen  wir  czu 
einem  rechten,  das  di  furmunden  besser  recht  czu  dem  gut  haben 
dann  ymands  anders,  305b.  Es  schoi  nur  ein  rat  in  der  stat  sein. 
Den  schullen  richter  u.  scheppen,  dy  dorezu  gesworn  haben,  czu 
bauten  haben,  189.  czu  treuer  hant  s.  treu.  3.  =  Art,  Sorte,  -lei: 
keinerley  hande  Sachen,  Olm.  Stb.  87. 

hant-hant  stn.  Handfessel,  manica:  eiseine  h.,  W — B  Ps.  149,  8. 

hant-beschawer  stm.  Beschützer  mit  der  Hand:  nur  Ack.  56,  8. 
Beiwort  für  Gott,  nach  Grimm  "Wh  I  1548  beschauern  =  tueri, 
tegere,  schauer  =  Obdach. 

hant-büchse  f.  Büchse  zum  Schießen  aus  freier  Hand:  mit 
einer  hantbuchsen,  Stb.  v.  Brüx  N,  325  u.  395. 

hant-eisen*  stn.  ferrum  manuale:  er  schol  yn  (den  zahluvgs- 
unfähigen  Schuldner)  halden  weder  yn  kelde  noch  in  hieze  yn 
aym  h.,  Igl.  Str.  B.  37. 

hant -gebende  pari.  Adj.  durch  Handschlag  versprochen:  er 
hat  mit  hantgebenden  trewen  und  eren  gelobt,  Elbog.  Chr.  75,  21. 

hant-getät  stf.  1.  Schöpfung  der  Hand,  Geschöpf.  2.  frische 
Tat.  3.  Handlung:  2.  und  das  sol  offenbar  gescheen  mit  der  h. 
(per  rei  evidentiam),  Const.  II  4,  6.  1.  wan  sie  (die  Heiden)  sint 
gottes  h.,  TV.  v.  W.  3479.  Dein  h.  bin  ich  (factura  tua  sum), 
Sol.  6,  31.  der  iueh  vor  siner  hantgetät  gevürstet  hat,  Alex.  Anh. 
1379.    dise  h.,  Legende  8. 

hant-gift  stf.  1.  Geschenk.  2.  Verleihung.  3.  ein  stillschiveigend 
gegebenes  Geschenk,  das  nach  Volksglauben  geicisse  Krankheiten 
hervorbringen  oder  heilen  kann.     4.  Angeld*,  Angabe*  bei   Kauf, 


hant-haben  —  hant-reichen  345 

arra,  arrha:  wenn  —  iener  u.  diser  mit  einander  kanffen  und  umb 
das  gelt  ubereinkomen,  so  gibt  einer  dem  andern  (nicht  gegenseitig) 
czubant  ein  teil  des  hauptgeldes  ader  czu  hantgift,  das  der  kaufer 
vare  in  di  silbergruben  ader  sende  einen  andern  an  seine  stat,  der 
das  beschawe.  Tritt  er  vom  Kaufe  zurück,  so  verliert  er  die  h., 
tritt  der  Verkäufer  zurück,  muß  er  die  b.  czwifacb  widerkeren, 
wiewol  nicbtesnicht  von  der  hantgift  geredt  ist,  —  es  were  denne, 
das  sie  ein  ander  ding  czwischen  in  gesaczt  hetten ,  Const.  III  6,  6. 
nicht  alleine  des  gel  des  czelunge  (Auszahlung),  sunder,  wie  man 
sich  beredt  u.  ubereinkumpt,  das  hilft  dem  kauffe,  ab  wol  noch  nicht 
das  gelt  geczalt  ist  noch  hantgift  daran  geben  ist;  wann  was  der 
kauffer  czu  h.  gibt,  das  gehört  nicht  also,  das  äne  h.  kauff  u.  vor- 
kauff  nicht  furgank  haben  sullen,  sunder  das  man  desterpas  beweren 
muge,  das  iener  u.  diser  czu  in  in  sotanem  gelde  und  Ion  (=  Preis) 
ubereinkomen  sein.  Wann,  was  h.  geben  wirt,  das  ist  alleine  ein 
bewerunge  kaufes  u.  vorkaufens,  als  si  gesehen  sein,  Const.  III  6, 1 
und  III  6,  5. 

hant-haben  sivv.  1.  fest-,  anhalten.  2.  schützen,  schirmen, 
unterstützen.  2.  dobei  behalten,  h.  u.  schützen,  Stb.  Brüx  N.  112. 
das  sie  sich  des  unterezihen  u.  von  unsern  wegen  h.  süllen,  Mind. 
d.  Egerl.  S.  76.  ein  ehrbar  rath  wolt  sie  darüber  schützen  und  h., 
Traut.  Chr.  235.  unsere  Untertanen  und  getreuen  bei  recht  und 
aller  billigkeit  zu  h.,  schützen  usw.,  92.  90.  164.  254.  das  kein  teil 
wider  sein  gerechtikeit  verkurtzet,  sunder  dabei  gehalten  und  ge- 
handthabt  wird,  Elbog.  Chr.  94,  22.  wir  verhoffen,  ewer  g.  uns  bei 
sulcher  unser  freiheit  h.,  52, 14.  1.  so  soll  ihm  (/'.  ihn)  der  Richter 
h. ,  Chlum.  I  9.  do  sie  (die  Olm.  Bürger)  die  pristerschaft  wider 
ires  herrn  gepott  u.  willen  alhie  in  der  stat  nicht  lenger  h.  mochten, 
do  liesen  sie  die  Tumherrn  u.  die  Prister,  die  alhie  nicht  bleiben 
turften,  von  der  stat  gutlichen  cziehen,  Olm.  Stb.  54  S.  35. 

hant-haber  stm.  1.  Festnehmer.  2.  Beschützer:  got  was  ir 
gunstiger  h.,  Ack.  15, 7.  di  vier  erquicker  u.  h.  des  jares  (=  Jahres* 
Zeiten),  53,  8. 

hand-habung  stf.  Schutz,  Verteidigung:  zu  h.  dieser  Ordnung, 
Traut.  Chr.  139.     h.  thun  (Schutz  angedeihen  lassen),  136. 

hant-haft  Adj.  an  der  Rand  haltend,  h.  tat  =  frische  Tat, 
so  daß  der  Täter  z.  B  noch  die  Waffe  in  den  Händen  hält:  er  greift 
in  (den  Hehler)  an,  als  ob  die  tat  h.  sei,  Prag.  Rb.  184. 

haut -haftig  Adj.  den  mac  man  keiner  hanthaftigen  tat  be- 
schuldigen ,  Prag.  Rb.  184.  187.  wer  in  der  h.  tat  gefangen  wirt 
mit  deube  oder  mit  raube,  der  mac  sich  an  keinen  gesworn  czihen 
usw.,  187. 

hant-halten  stv.  V.  =  hant-haben,  beschirmen :  dabey  behalten, 
h.  und  schuezen,  Saazer  Urkdb.  S.  43. 

hantierunge  stf.  Kaufhandel:  des  halben  wir  mit  unser  h.  und 
gewerbe  —  grossen  nachteil  leiden,  Elbog.  Chr.  74, 8. 

hant-reichen  swv.  1.  darreichen.  2.  helfen,  unterstützen. 
3*  intrans.  Dienste  verrichten,  ministrare:  3.  Aber  Samuel  hant- 
reichte vor  dem  antlicz  unsers  herren,  W— B  Kön.  I  2, 18;  I  3, 1. 
diser  hantreichte  mir,  Ps.  100,  6. 


346  hant-reicheriu  —  hant-veste 

hant-reicherin  stf.  Dienerin,  ministra:  Musica,  des  gesanges 
uud  der  stimm  geordente  h.,  Äck.  41, 1. 

hant-reichunge*  stf.  Feuer-,  Kohlenpfanne:  topfe,  czangen  u. 
crewel  uud  haken  u.  des  fewers  h.  uud  seiueu  rost  usw.,  W — ß  Ex. 
38,3.  4.  welche  in  h.  (Hilfeleistung)  iu  der  uot  ihre  milde  band 
aus  lieb  und  gunst  gereichet  nach  des  feuers  braust,  Traut.  Chr.  278. 

hant-slag*  stm.  Laut?:  zu  haut  (sogleich  nach  der  Vermählung) 
hat  er   (der  junge  Ehemann)   einen  h.  —  ein  joch  usw.,  Ack  44,  9. 

hant-slite  sivm.  mit  der  Hund  zu  ziehender  Schlitten:  zu  hant 
hat  er  —  eiuen  anhang,  einen  hautsiitten  (hantslieten,  A,  hant 
schütten,  B  Dab),   ein  joch  (nämlich  an  seiner  Frau),  Ack.  44,9. 

hant-sneider  stm  Kaufleute,  die  Tuch  im  kleinen  verkaufen: 
die  chanfleut,  die  da  heiss^nt  h.  oder  chramer  dicz  landes,  di  geben 
ein  pfenning  zu  igleichem  slag  u.  sint  furbas  ledick,  Brunn.  Str. 
II 146. 

hant-stein  stm.  lapis  manualis,  schöne  Erzstufen,  die  bei 
besondern  Festen,  z.B.  bei  besonders  glucklichem  Fund,  den  Berg- 
meistern nach  alter,  durch  die  Const.  wegen  Entgan gs  der  Urbar 
(von  diesen)  verbotenen  Gewohnheit  gegeben  wurden:  Unsern  oren 
ist  auch  oft  furkomen,  das  in  denselben  hochczeiten  unser  urbor 
uicht  wenig  abgangen  sei  von  der  hautstein  wegen,  darczu  — 
haben  die  urburer  mitsampt  deu  urborschreiberu  wider  die  trewe, 
di  si  uus  schuldig  sein,  czu  schaden  vorbeuget  {zugestimmt). 
Fortan  soll  man  bei  solchen  festl.  Anlässen  die  Bergm  nicht  mehr 
mit  ercze,  sunder  mit  phennigen  trösten,  Const.  I  7,  22.    den  smiden 

—  mit  pheni^en  hautsteine  geben  (in  denariis  —  dare  lapides 
mauuales),  Const.  1 15,  6. 

hant-tät  stf.  1.  Geschöpf.  2.  gewaltsame  Tat:  2.  als  er  hie 
stet  ledik  und  1er  aller  posen  ursach  mit  kainer  h.  nicht  furpracht 
ist,  Igl  Rspr.  XVI. 

hant-veste  stf  selten  swf.  1.  Handhabe.  2.  Verbriefung  von 
Vorrechten,  Privilegien,  Urkunde.  2.  Traut.  Chr.  129  ire  privilegia, 
hantvesten  n.  brive,  Stb.  Brüx  N.  124.  gebrauche  meiner  hantvesten 
(sw.),  W— B  II  32b.  der  sttt  (Brunn)  h.  (von  1243).  Brüuu.  Str.  II 
207.  von  hantvesten  u.  priefen  handelt  Brunn.  Str.  II  220:  es  sei 
darauf  zu  achten,  das  au  einer  h.  icht  abyeschabeu  oder  durch- 
strichen und  leicht  ein  ander  schrift  hin  wider  geschrieben  sei  — 
da  der  h.  chraft  auleit  (Namen,  angeführte  Geldsummen  und  Datum), 
ist  sie  aber  an  einer  andern  Stelle  abgeschaben,  durchstrichen  oder 
überschrieben,  so  soll  man  sie  deswegen  nicht  als  falsch  „verwerfen". 

—  Wirt  h.  über  h.  gegeben,  so  tot  man  die  ersten  h.  mit  der 
andern  h.,  II  222.  h.  über  erb,  II  223  Von  ewigen  hantvesten. 
h.,  die  man  steten  geit  oder  eiuer  gemein  oder  um  eiu  ewigen  sach, 
di  sint  ewich.  Natürliche  Löcher  im  Pergament  (piermeit)  und 
mehrere  Löcher,  als  für  die  Insigel  nötig  sind,  sollen  ihrer  Echtheit 
nicht  schaden,  II  224.  Das  hantvesten  mit  ingesigeln  und  geczeutreu 
pesser  kraft  haben  denne  lebentinge  g-eczugen,  ob  si  halt  scheppen  seyn, 
Igl.  Str.  64.  Niemand  kann  verleugnen,  was  unter  seinem  Siegel  ge- 
schrieben ist,  65.  Eine  Hdf.  kann  durch  eine  spätere  getötet  werden, 
66.  Bedingungen,  tinter  denen  man  sich  auf  Hdf.  berufen  kann:  beruft 
sich  einer  auf  eine  h.,  di  im  nicht  geschriben  ist  und  do  er  nicht 


hant-veste  347 

inne  benant  ist  und  di  in  nicht  anerbet  oder  di  im  vor  einem  gerichte 
oder  vor  scheppen  nicht  aufgegeben  ist,  mit  der  h.  mag  er  nichtes- 
nicht  haben  noch  beczugen,  67;  mit  einer  unzulänglichen  Urkunde 
verliert  man  nicht  mehr,  als  man  mit  ir  beweisen  will,  68;  eine  Ur- 
kunde verliert  ihre  Kraft  durch  eine  wesentliche  Änderung,  74; 
Offene  Hdf.  unter  dem  kleinen  Siegel  haben  dieselbe  Kraft  loie  unter 
dem  großen,  76;  ein  Privilegium  verliert  seine  Kraft  durch  Nicht- 
einhaltung eines  durch  kaiserl.  Briefes  anberaumten  Tennines,  238; 
Hdf.  haben  mehr  Kraft  als  andere  Bekenntnisse,  246;  Briefe  ver- 
lieren durch  langen  Nichtgebrauch  ihre  Kraft:  das  kumpt  dovon, 
das  die  frau  und  ir  wirt  so  lange  czeit  sind  in  unser  stat  gewesen 
wol  18jar  und  nie  kein  anspräche  noch  beweisunge  gehabt  haben 
czu  dem  gute  und  des  gepot  ubersessen  haben,  das  ieder  mensche, 
der  prieffe  hett  über  erbe  oder  über  eygen  in  13  wochen  scholde 
beweisen  —  256;  —  Ansprüche  auf  die  Hälfte  der  liegenden  Hinter- 
lassenschaft auf  Grund  eines  mit  dem  Siegel  der  Stadt  Trebitsch 
bekräftigten  Gesellschaftsvertrags  zwischen  dem  Verstorbenen  und 
dem  Vater  des  Ansprechers  werden,  weil  sie  erst  nach  Jahr  und  Tag 
geltend  gemacht  werden,  abgewiesen,  (16);  —  Idoch  Juden  haben 
in  iren  hantfesten,  das  sie  alle  pfand  wol  nemen,  sunder  blutig 
gewand,  messgewand  und  ungebundes  getreide  —  bei  tages  licht 
vor  richter  und  scheppen.  Bei  Nacht  dürfen  sie  kein  Pfand  nehmen, 
Igl.  Str.  I  S.  368.  Von  einer  h.,  es  sei  vil  oder  wenik,  4  gross  von 
einem  purger  schol  her  —  der  Schreiber  —  nemen,  285  b.  —  hant- 
vesten  unf  offenbar  schrift,  das  ist  ein  Instrument  mit  schrift 
gemacht,  czu  beweren  ettwas  dinges,  und  das  sol  man  kreftigen  mit 
der  underschrift  czum  minsten  czweier  geczeugen  und  mit  einem 
namhaftigen  kentlichen  ingesigele,  das  man  im  wol  glauben  mag, 
Const.  IV  14,  1.  h.  behelt  ein  sunderlich  recht,  aber  das  instrument 
behelt  ein  gemein  recbt,  IV  15,  1.  Es  gibt  zweierlei  Hdf :  die  man 
gibt  der  personen  ad  er  der  stat.  Ist  das  di  person,  nicht  ubertrit 
di  person  (non  transscendit  personam),  und  ist  es  der  stat,  so  ist  die 
h.  ewig,  IV  15,  5.  h.  gibt  ein  sunderlich  recht,  IV  15,  2.  under  den 
h.  ettliche  ist  gebende,  ettliche  ist  bestetende  (dativum,  confirma- 
tivum),  IV  15,  4.  sein  si  (di  h.)  auf  ein  czeit,  u.  ist  die  gesaczte 
czeit  vorgangen,  so  sein  die  h.  furpas  nicht  tuglich,  IV  15,  6.  Auch 
ist  czu  merken:  1.  ob  etliche  underscheit  (Bedingungen)  in  den  h. 
geschriben  ist  uud  ist  si  nicht  erfüllet  und  volbracht,  so  bewert  sie 
aber  nichtesnicht.  2.  ebenso,  ab  si  Vorgängen  sein  von  missetat 
ader  das  man  ir  nicht  gebrauchet  hat;  ebenso  3.  ab  die  leczte  h. 
nicht  gedechtuusse  tu  von  der  ersten  (und  diese  also  ausdrücklich 
aufhebt),  IV  15,  6.  der  vorleust  sein  h.,  der  do  nicht  gebrouchet 
der  gewalt,  di  im  geben  ist,  III  1,  3.  in  den  h.  (in  privilegiis), 
II  4, 11.  wir  bestetigen  nimand  dheinen  Stollen  mit  uusern  h.,  wir 
nemen  danne  bevor  aus  unser  und  unser  purger  recht,  II  4,  15.  mit 
h.  geschieht  auch  beweruuge,  IV  11,  2.  von  kraft  der  ingesigeln  u. 
h.,  IV  14.  Wann  ein  h.  gegeben  wirt  über  erbe  und  üb  r  eigen 
oder  worüber  es  sei  und  was  das  ist,  ist  si  gerecht,  dem  sie  gegeben 
ist,  her  geneuset  des,  und  ist  sie  aber  ungerecht,  her  vorluset  nicht 
mer,  wau,  darüber  si  gegeben  ist.  Ist  aber  ein  ander  h.  geschriben 
und  voringesigelt,  di  der  kunik  hat  gegeben  under  seinem  ingesigel, 


348  hant-veste 

das  schol  haben  craft,  DIE  III  43.  Wer  do  spricht,  das  im  ein 
erbehaftig  stolle  gelegin  (=  verliehen)  si,  ap  is  sin  not  were,  der 
sal  bewisen  mit  siner  hantfesten,  das  im  dorczu  berethen  (II  be- 
riten  =  durch  Umreiten  abgegrenzt)  adir  gegebin  si,  DIR  14. 
welche  ire  h.  weisen,  DIR  LU  30.  h.  über  einen  erbstolle,  Igl.  Bgr. 
N.  76,  2  u.  5.  Die  älteren,  {nicht  durch  jüngere  ausdrücklich  auf- 
gehobenen) Hdf.  haben  den  Vorzug,  Igl.  Bgr.  N.  43,  2.  über  alle  die 
recht,  die  hie  beschriben  sint,  so  sind  di  purger  von  der  Ygla 
begnadet  von  czwain  knnigin  und  mit  derselben  kunige  h.  Was 
sie  czu  rechte  vinden  dem  kunige  czu  nucz  und  dem  gepirge  (den 
purgern,  III)  czu  vuderunge,  das  schol  craft  haben  an  alle  hinder- 
nusse  (u.  schol  pleiben  gancz  und  stete,  III)  DIR  I  27.  des  und 
des  andern  hantveste  gäben  obir  sich  die  geste,  Ernst  4987.  Kristus 
vertilgt  di  hantfesten  dez,  gepotz  =  löschte  den  wider  uns  lautenden 
Teil  der  Satzungen  aus,  T — B  Kolosser  2,  14. 

Iglauer  Handfeste:  Die  Iglauer  jura  originalia,  später 
schlechtweg  „die  hantveste"  genannt  (U — A)  ein  Pergamentblatt 
aus  der  Mitte  des  13.  Jh.  im  Iglauer  Stadtarchiv.  Zu  der  Zeit 
nach  der  Überwindung  der  Mongolengefahr,  wo  sich,  begünstigt 
von  König  Wenzel  I.  ein  intensiveres  Streben  nach  Kräftigung 
der  deutschen  Verfassung  geltend  machte,  in  der  1243  die  Landes- 
hauptstadt Brunn  ihre  Rechte  verbrieft  erhielt,  bekamen  auch 
die  Iglauer,  die  sich  in  dem  am  16.  Aug.  1241  beigelegten  Streite 
zwischen  König  Wenzel  I.  und  seinem  Sohne  Ottokar  des  Königs 
Gunst  unter  anderm  auch  durch  ihre  Unterstützung  bei  der  Belage- 
rung der  Prager  Burg  durch  ihre  sinnreichen  Maschinen  erworben 
hatten,  anläßlich  der  Anwesenheit  König  Wenzels  I.  und  seines 
Sohnes  Ottokar  in  Iglau  (15.  —  24.  Aug.  1249)  die  Verbriefung  ihrer 
Bechte,  besonders  des  jus  condendi  in  der  Iglauer  Handfeste.  Diese 
wurde  von  0.  Lorenz  (Österr.  Blätter  f.  Lit..u.  Kunst  1856)  und  nach 
ihm  von  Tomaschek  (Deutsches  Recht  in  Österr.)  als  Entwurf  be- 
trachtet, der  vom  Stadtrat  als  Grundlage  der  Stadtrechte  dem  König 
vorgelegt  u.  vorläufig  bis  zur  Ausstellung  der  Urkunde  durch  An- 
hängung der  Siegel  des  Königs  und  Markgrafen  bekräftigt  wurde, 
bis  ersterer  (Ottokar  Lorenz,  Deutsche  Geschichte  im  13.  und  14.  Jh., 
I  1863)  sich  auch  gegen  die  Originalität  des  Entwurfs  aussprach 
u>ul  dadurch  auch  Tomascheks  Überzeugung  wieder  ins  Wanken 
brachte  (Oberhof  1868),  ja  Lorenz  erklärte  die  Hdf.  als  eine  der 
„unerhörtesten  diplom.  Monstrositäten",  während  Zycha  in  den  „Mit- 
teilungen des  Vereins  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhmen  XXXLX  S.  lOff." 
und  Böhm.  Bgr.  1 46—62  ihre  Echtheit  und  Entstehung  erweist. 
Nach  ihm  stellt  sich  die  Hdf.  dar  als  „ein  vom  Stadtnotar  über  die 
Verhandlungen  des  Königs  und  Markgrafen  mit  den  Bürgern  im 
Jahre  1249  aufgenommenes,  durch  Anhängung  der  fürstl.  Siegel 
bekräftigtes  Protokoll".  Die  Hdf.  wurde  zuerst  1278  von  Budolf 
v.  Habsburg,  1359  von  Karl  TV.  ohne  Bedenken  ivegen  ihrer  Echt- 
heit, später  noch  wiederholt,  zuletzt  von  Maria  Theresia  1748  und 
Kaiser  Franz  1794  bestätigt  und  icurde  theoretisch  erst  durch  die 
österr.  Berggesetze  vom  23.  Mai  1854  Art.  II  als  obsolet  aufgehoben. 
Sie  zerfällt  in  3  Teile:  1.  die  das  Urkundenprotokoll  enthaltende  Ein- 
leitung, tvorin  König  Wenzel  als  Verleiher  und  Bestätiger  erscheint, 


hant-wenden  —  hant-werk  349 

der  Markgraf  Premysl  OttoJcar,  dem  die  Iglauer  Bürger  und  Berg- 
leute geschenkt  werden,  dem  Akt  durch  Änhängung  seines  Siegels 
beitritt.  2.  vier  Freiheiten,  darunter  das  Recht  der  staüiarischen 
Gesetzgebung  —  vom  König  una  cum  filio  nostro  verliehen.  3.  die 
Stadt-  und  endlich  bergrechtlichen  Statuten,  von  den  Bürgern  kraft 
der  erhaltenen  Autonomie  gekoren.  Für  diesen  3.  Teil  erscheint  der 
König  nur  durch  Verleihung  der  Autonomie  und  ausdrückliche  Be- 
stätigung als  Legislator,  sonst  aber  die  Bürger.  Von  den  bergrechtl. 
handeln  §§1  —  5;  §13,  14.  16  vom  Verleihen  und  Bergmaß:  §6 
und  15  vom  Such-,  §§  7—12  vom  Erbstollen;  §  7  und  8  speziell  von 
Verlust  und  Wiederverleihung  gemessener  Berge  und  Stollen  und 
Pflicht  der  Wasserhaltung ;  §  17  polizeiliche  Ordnung  des  Bergwesens 
durch  Urbarer  und  Geschworene.  Die  lat.  Hdf.  erscheint  übersetzt 
durch  meister  Johannes  von  Geilnhausen,  etwenn  des  Keiser  Karls 
Schreiber  und  iczunt  czur  Igla  statschreiber.  —  Die  2.  Redaktion 
der  Stadthandfeste  (U — B)  ist  eine  auf  Grund  der  ausdrücklich 
betonten  Autonomie  hervorgegangene  Auslegung  —  samt  Regelung 
gewisser  praktisch  sich  jeden  Augenblick  ergebender  Streitfragen  — 
der  1.  Hdf.  durch  den  Rat,  zwar  mit  Beibehaltung  der  Form  eines 
Privilegs  der  Fürsten  Wenzel  und  Premysl  Ottokar,  jedoch  durch 
das  Stadtsiegel  bekräftigt,  etwa  aus  der  Zeit  1265 — 1280,  sicher  erst 
einige  Jahre  nach  1249  und  vor  der  Redigierung  des  DIR  (Ende 
des  13.  Jh.)  erfolgt.  Ein  neues  Privileg  über  das  Vermögen  Ge- 
ächteter ist  eingefügt,  gewiß  nicht  eingeschmuggelt ,  sondern  kommt 
auch  im  Deutschbroder  Recht  von  1278  (das  auf  U — A  zurückgeht) 
vor  und  stellt  wohl  ein  eigenes  Privileg  dar,  bergr.  §§  5 — 11  (zwischen 
U — A  §  4  und  5  gestellt)  über  die  technische  und  juristische  Voraus- 
setzung der  Vermessung ;  §  15  über  Bauhafthaltung  der  Erbstollen 
systematisch  eingereiht;  §§  24  —26  über  Feldeskollission;  §§  27 — 29 
über  die  Kompetenz  des  Bergrichters ;  §  30  gegen  Übergriffe  der  Ur- 
barer bei  Beistellung  der  Gewerkschaftsvorstände.  Unabsichtlich 
scheint  U — A  §  16,  absichtlich  wohl  §  17  übergangen.  —  Sonst  ent- 
hält U — B  nur  erklärende  Zusätze,  vermeintliche  Richtigstellungen 
und  unbedeutende  Änderungen.  — 

hant-wendeii*  stn.  Handumdrehen,  kurze  Zeit:  ietczund  lebend, 
in  einem  h.  gestorben,  Ack.  30,  6. 

hant-werk  stn.  1.  Werk  der  Hände.  2.  Gewerbe.  3.  Zunft. 
4.  antwerc  =  Maschine:  2.  ich  hab  in  eines  lambs  halben  be- 
schuldigt für  dem  h.  (vor  den  geswornen  der  Fleischer  Zeche), 
Elbog.  Chr.  77,  33.  er  ist  vor  dem  h.  (den  Vertretern  der  Zunft) 
auf  ein  rath  geflohen  (hat  dort  seine  Beschwerde  vorgebracht),  11,  33. 
du  hast  also  geret  (gesprochen),  ist  ein  ganz  h.  bei  g^west,  67,  29. 
Unordnung,  die  sich  auf  dem  h.  der  tuchmacher  ergangen  haben,  Igl. 
Stb.  III 185  b.  si  sullen  dem  h.  gut  genug  sein  (dessen  nicht  verlustig 
werden),  V  87  c.  4.  das  wasser  mit  redern  u.  andern  behenden  handt- 
wercken  u.  geczeugen  —  auscziehen,  Const.  113,5.  da  hinder  uf 
schiben  sach  man  hantwerc  triben,  dar  üz,  sie  würfen  viur  in  die  stat, 
Alex.  9255.  daz,  sie  h.  mit  würfen  wegen,  9276.  daz,  hantwerk  (heim- 
licheit,  11.  Bibel,  mysterium  Geheimnis)  dez,  evangelium,  T — B 
Epheser  6, 19.  zu  der  volendung  der  heiligen  in  daz,  werke  dez. 
hantwerkz,    (für  die    Vollendung  der  Heiligen    zur   Ausübung    des 


350  hant-werke  —  harnasch-gersete 

Dienstes),  Epheser  4,  12.  habende  daz,  h.  des  gelauben  (das 
Geheimnis  des  Glaubens),  I.  Timotheus  3,  9.  er  ma^t  mich  getrewe 
setzent  in  daz.  h.  (daß  er  mich  für  treu  erachtet,  indem  er  mich  in 
das  Amt  einsetzte),  I.  Timotheus  1,  12. 

hant-werke  sicm.  hant-werker  stm.  der  berufsmäßig  ein 
Gewerbe  betreibt,  Maschinenbauer:  alle  hantwerken,  heuer  u. 
hespler,  Igl.  Bgr.  40,  1.  werk  der  hende  der  hantwerker,  W — B 
Deut.  27,  15.  Bestimmung  über  Künstler  und  Handwerker ,  die 
in  die  Stadt  kommen:  Bedingung  der  Erlangung  des  Meister- 
rechtes   in    der   Stadt,    Igl.  Str.  211. 

haut-werk-knecht  stm.  Handwerksgeselle:  die  h.  und  ander 
ledig  gesellen,  Eger  Str.  C  51.     ein  dienstknecht  oder  h.,  C  67. 

kantwerks-kerze  swf.  hölzerne  kerzenförmige  Träger,  in  denen 
Wachskerzen  stecken,  wie  sie  die  Handwerker  bei  Leichenbegängnissen 
eines  Zunft  genossen,  in  der  Kirche  beim  Namensfest  des  Zunft- 
patrons usw.  trugen:  er  nam  die  waxkerzen  von  den  hülzeu  hand- 
werkskerzen,  die  sie  zun  den  leichenbegrebnissen  brauchten,  und 
studiert  dabei,  Traut.  Chr.  353. 

hantwerks-zecke*  stsivf.  Zunft:  neben  ires  rechten  handt- 
werkszechen  gewonheit,  Traut.  Cbr.  214. 

hant-zeichen*  stn.  statt  der  Unterschrift  geltendes  Zeichen, 
Unterschrift:  mit  meinem  anhangenden  insiegel  und  unterschriebenen 
h.  verfertigt,  Traut.  Chr.  142. 

har-bant  stn.  Haarband  zum  Ordnen  oder  Schmuck  des  Haares, 
W— B  Prediger  12,  6. 

har-bloien  stn.  (von  bar,  -wes  =  Flachs  und  bliuwen  = 
schlagen)  Flachnklopfen ,  Taidingen  von  Friedberg  60. 

har-laclien  stn.  =  hierin  tuoch,  cilicium,  Teppich  aus  cilicischen 
Ziegenhaaren,  W — B  IV  130a.  gegurt  sint  sie  mit  h.,  Klagen 
Jer.  2.  10.  und  ummegebin  werden  sie  sich  mit  h.  (mit  Trauer- 
kleidern), Ez.  7,  18. 

harm-balg  stm.  Hermelinbalg:  diz  cleit  (Mantel)  —  mit  viren 
harmbalgen  was  underzogen,  Tristan  4491. 

liai'iias,  harnasch  stnm.  Harnisch:  harnusch  und  wopen,  Böhm. 
Chr.  9.  die  urborer  sullen  ouch  nicht  leiden,  das  imand  sich  czu 
harnasch  ader  czu  kriege  stelle,  Const.  1  2,  1.  von  pfert  uud  von 
harnuss,  Olm.  Stb.  80;  Eger  Chr.  1185  S.  355.  daz.  harnasch  sie 
nämen  von  den,  die  den  lip  da  verlureu  —  daz,  harnasch  den  povel 
front,  Alex.  3651  ff.  sie  sähen  daz,  velt  von  h.  glizen,  2559.  Zorcas 
an  den  beiiien  sunder  h.  was,  8516.  daz,  h.,  9465.  1527.  ich  schaff 
allen  meineu  harnusch,  Igl.  Stb.  III  30  c. 

haruasch-geld,  harnisch-gelt*  stn.  Bezahlung  an  die  Zunft 
beim  Mnstericerden  (womit  wohl  das  Recht  erworben  wurde,  fortan 
—  gelegentlich  —  einen  Harnisch  tragen  zu  dürfen):  wo  eines  pechen 
son  sich  setzet  und  dieses  handtwerck  treiben  wil,  der  —  sol  geben 
dem  handtwerck  8  groschen  harnischgelt,  von  jeder  banck  (Verkaufs- 
stand) 2  pfundt  wax,  1f2  fas  bir  und  dem  haudwerck  10  heller,  ein 
auslendischer  muß  dies  alles  doppelt  geben,  Traut.  Chr.  140. 

harnasek-genete*  stn.  alles,  zoas  zum  Harnisch  gehört: 
harnuschgeret,  arm  brüst  und  was  dorczu  gehört,  Igl.  Stb.  V  184  d. 


harnasch-kamer  —  haspel  351 

harnasch-kamer*  stf.  harnasch-hüs  =  Zeughaus:  sie  trugen 
—  die  schilt  —  wider  in  die  b.,  W— B  Kön.  III 14,  28. 

karn-krük*  stm.  verächtliche  Bezeichnung  für  den  Menschen: 
ein  ubelrichender  h.,  Ack.  36,  13. 

karpfer*  stm.  Harfner:  füret  mir  her  einen  h.,  W — B  Kön. 
IV  3,  15.     der  edle  h.  israhels,  Kön.  II 23, 1. 

harras  (=  mhd.  arraz,)  stm.  leichtes  Wollengewebe  {nach  der 
Stadt  Arraz  genannt)  Parchant,  Harras,  Golcz  u.  gebleichte  leinbat, 
Olm.  Stb.  92  a.    zwene  h.,  Igl.  Rspr.  V. 

karrasen  (arra^in)  Adj.  aus  harras:  ein  swarczen  h.  mantel, 
Igl.  Stb.  V  41a. 

kart-män  swm.  (=  hartmän,  -mänöt)  stm.  Bezeichnung  der 
harten  Winterszeit,  nach  der  harten  Schneedecke,  Nov.,  Dez.,  Januar, 
so  noch  in  Oberhessen  als  Hartmonat  für  Februar:  in  dem  czehen- 
den  mauen,  der  do  heisset  tebeth  (Tebet,  Tibitu),  den  wir  nennen 
den  hartmanen  (=  Dezember — Januar),  W—  B  Esther  2,  16.  s.  man, 
mänot. 

harz  stnm.  Harz,  bitumen:  rechte  als  der  same  corianders  in 
der  varbe  als  bedellisch  harcz  (coloris  bedelli),  W— B  Num.  11,  7. 

käscke  s.  kätscke. 

kasckier,  kartsckierer  (aus  ital.  arciero,  franz.  archer,  lat, 
arcus)  stm.  Bogenschütze,  Hatschier:  di  andern  reuter  sollen  — 
noch  den  haschieren  einziehen,  Eger  Chr.  1200  S.  379. 

haspel  auch  hespel*  stm.  1  Haspel,  im  Bergbau  eine  meist 
durch  Menschenkraft  bewegte  Fördermaschine  mit  horizontalliegender 
Welle  (s.  rundbaum,  runbaum).  2.  ein  Schacht,  aus  dem  mit  einem 
h.  gefördert  wird.  Die  Verleihung  auf  einen  bestimmten  Schacht 
heißt  Haspelrecht.  Wie  iveit  die  Lehenhauer  dann  in  der  Grube 
mit  ihrem  Bau  gehen  dürfen,  hängt  von  der  Vereinbarung  ab:  Vor- 
leihet man  imande  ein  h.,  den  sol  man  auspawen,  sam  si  sich  under 
einander  bereden.  Ist  aber  nichtesnicht  cz wischen  in  beredt,  so 
snllen  die  ersten  gewerken  den  andern  gewerken  czu  steure  komen 
(sie  unterstützen)  mit  leder  und  strengen  und  sullen  das  wasser  aus- 
czihen,  das  es  si  nicht  hindere  an  der  arbeit.  Treufet  es  aber,  so 
sullen  sie  ire  wasser  leiten  czu  der  wasserschepp  der  vodrigeu  ge- 
werken Es  ist  pilleich,  wer  den  gewinn  hat,  der  sol  auch  die  arbeit 
und  swernusse  haben,  Const.  III  5,  17.  ein  perkmeister  bekannte  in 
einem  vollen  rate,  das  er  gelihen  bette  seinen  lehenhowern  ein 
leben  und  lehensrecht  und  einen  haspel  und  haspeis  recht  u.  dorczu 
in  dem  frein  ein  halbes  lachter  und  eines  slegelhelbis  lang,  Igl.  Bgr. 
N.  34,  1.  —  Von  teil  gewinnen  an  hespelen  und  au  lehenscheften. 
Wer  teil  an  hespeln  oder  an  lehenscheften ,  die  furbass  umb  ein 
junge  eigenschafft  sindt  vorlihen,  vor  kost  (=  wegen  rückständigen 
Lohnes)  wil  gewinnen,  der  darff  nicht  mer  darüber  clagen  dann  drei 
arbeittende  irer(!)  tageschicht,  das  heissen  drei  lange  Schicht;  wann 
er  di  geclaget  und  boten  geuemet  und  sie  heischet,  als  recht  ist,  so 
hat  er  gewunnen,  DIR  II  22b.  —  Do  slug  eine  stuffe  und  quam 
mit  dem  leczten  lehen  in  unser  hespel  einen  und  hat  denselben 
haspel  mit  demselben  leczten  lehen  unden  gancz  begriffen,  Igl.  Bgr. 
N.  53,  14.  Dornach  ein  gemechte  geschach  czwischen  in,  das  die 
vom  Thodel  in  (den  Preiskowern)   abtraten   eines  haspeis,   der  do 


352  haspler  —  haupt 

genant  ist  czu  dem  Pirkner  und  das  si  in  gaben  czu  Steuer  (Bei- 
steuer, Unterstützimg)  II  mark,  das  si  scholden  vertigen  den  haspel, 
das  ir  wint  und  ir  rauch  scholt  ausgen  czu  im  (hier  also  Haspel 
zur  Wetterführung,  Ventilation),  N.  65,  1.  —  1.  in  den  hespeln,  N.  63,  2. 
wir  haben  unsere  hespel  ab  und  unsere  treckweg  aufgebaut  mit  unser 
sauer  arbait,  N.  53,  10.  durch  irer  hespel  willen  (wegen  deren  Mit- 
benützung) haben  wir  czwu  schicht  an  der  aigenschaft  in  lassen 
widerfahren,  N.  53,  21.  si  hatten  da  gevaren  ainen  czenczel  mit 
ainem  geslepp  durch  gauczen  stain  uncz  czu  ainem  hespel,  das  was 
wol  vier  lachter  tief,  N.  6,  2.  —  Er  (der  marscheider)  hat  uns  gefurt 
drei  hespel  über  sich  von  der  vorigen  stuff  und  hat  uns  geweist 
ein  andere  stuff,  Igl.  Rspr.  I. 

haspler*,  hespler*  stm.  den  Haspel,  die  Fördermaschine 
drehender  Bergarbeiter ;  loie  alle  kontinuierliche  Bergmannsarbeit  wird 
auch  die  ihr«  in  4  Bergstunden,  Schichten,  geleistet,  hauer,  haspler 
u.  arbeiter,  Igl.  Bgr.  79,  1.    hewer  und  hespler,  N.  40,  1. 

hätsche  (aus  franz.  hach,  lat.  ascia)  siof.  Beil,  Axt:  bogen, 
schilte,  hätschen,  soliche  wer  was  in  bi,  Alex.  6176. 

haube  (=  hübe)  sivf.  Haube,  Mütze,  Kopfbedeckung  für  Männer 
und  Frauen:  ein  leinein  hoube  (cidarim  lineam)  secze  her  ouf  sein 
houbt,  W — B  Lev.  16,  4.  houben  mit  iren  cronlein  ous  pfelle  (mitras 
coronulis  suis  ex  byssoj,  Ex.  39,  26.  secz  im  ouf  die  houben  ouf  das 
houbit  (tiaram),  Ex^.  29,  6.  leineine  rokke  u.  gurtil  u.  houben  (tiaras), 
Ex.  28,  40.  — 

haub-gelt  stn.  Haubengeld,  Morgengabe:  do  (als  sie  im  volgt 
czu  rechter  ee)  wart  czu  ir  gelaubt  rechtes  hawbgeldes  hundert 
schock  gr.  prager  pfennig,  Igl.  Str.  294  S.  202. 

haubet  s.  haupt. 

häuf  (hüfe,  houfe,  hüffe)  sivm.  Haufe,  Menge,  ze  houf(e),  ze 
hüfen  zusammen:  die  gemessen  perg,  die  czu  häuf  durchslugen,  Igl. 
Bgr.  45,  1.  die  scheppen  —  legten  das  burgerlehen  czu  häuf  mit 
den  abtslehen  und  das;  abtslehen  wart  mir  vom  abt  czu  dem  purger- 
iehen verüben,  51,  1.  also  das  si  czu  häuf  geleget  haben  ein  kuniges 
lehen,  2  abteslehen  und  ein  uberscbar  zwischen  den  2  gemessen  pergen, 
45,  4.  Und  wer  den  sach ,  ob  di  lehenhewer  von  send  Andres  ader 
di  lehenhewer  vom  Czappenschu  in  den  egenanten  sechs  lehen  mit 
offen  durchsiegen  zusamen  quemen,  so  scbullen  die  selben  lehen- 
hewer di  lehenschaft  zu  häuf  legen  und  schollen  davon  leiden  das 
vorgenante  neuntail,  wenn  sich  das  wirt  gepurn,  53,  3.  sie  legten 
das  burgerlehen  czu  hauff  mit  dem  abteslehen,  Igl.  Stb.  V.  10  a.  do 
traten  si  (die  eider  von  5  handwerkern)  czu  häuften  und  reckten  auf 
und  gelobten  czu  hauffen  zu  sten  wider  di  andern  gemein,  Igl.  Stb. 
II  106  d.  do  seine  Dewczen  czu  hauffe  (zusammen)  komen,  Böhm. 
Chr.,  72.  das  daselb  dreier  herren  grenitzen  daran  zu  hauffen  stossen, 
Traut.  Chr.  270. 

haupt,  houbet  stn.  1.  Kopf.  2.  das  Oberste,  die  Spitze.  3. 
Kapital*  der  Säulen.  4.  Anführer,  Oberhaupt,  Regent:  1.  karte 
sich  zu  des  bettes  houbet ,  W—  B  Gen.  47,  31.  sie  f unden  Sauin  in 
dem  geczelde  und  sein  sper  gestecket  zu  seinen  houbten  (ad  caput 
eius),  Kön.  I  26,  7.  das  sper,  das  do  ist  czu  seinen  houbten,  Kön. 
I  26, 11.    David  dorumme  nam  das  sper  und  den  köpf  des  wassers, 


haupt-brief  —  hauptil  353 

der  do  was  zu  den  houbten  saules,  Kön.  126,12.  sprich  nicht 
gefordert  von  des  rechten  wegen,  sunder  aus  aigen  haupt  (aus  freiem 
Antrieb),  Igl.  Bgr.  N.  57,  2.  —  3.  die  houbt,  W— B  HI  39 d.  ire 
knöppe  oder  ire  houbt,  III  39  a. 

haupt-brief  (houbet - brief)  stm.  Originalurkunde:  von  dem 
selbigen  vorloren  h.,  Stb.  Brüx.  N.  227.  die  h.,  die  obir  disen  freden 
gemacht  seint,  N.  223.  Christof  von  Gendorf  —  hat  der  becken- 
zeche aine  newe  confirmacion  und  privilegia  gegeben  ihres  hand- 
wergs  Ordnung,  meher  dann  sie  zuvor  in  ihrem  alten  haubtbriefe 
haben,  Traut.  Chr.  116.  dieweil  aber  die  h.  —  verbronen,  86.  der 
vornemste  (wichtigste),  h.,  21. 

haupt-decke,  houbet-decke  stf.  Kapital:  Czwu  czeilen  granat- 
öpfil  an  iclichem  neczlein  zu  bedecken  die  strenglein  der  houptdecken, 
die  do  waren  ouf  den  houbten  der  seulen,  W — B  Kön.  III 7,  42.  und 
czwu  h.  (capitella),  machte  her,  die  man  seczte  ouf  die  houbt  der 
seulen,  III  7,  16.    auch  II  25,  17. 

haupten  (houbeten)  sivv.  1.  intr.  einen  (an  einen)  h.  ihn  als 
Haupt  anerkennen.  2.  trans.  enthaupten :  1.  sie  —  haupten  an  einen, 
der  hies  Kochan,  Böhm.  Chr.  34. 

haupt-gang*  stm.  Hauptgang  des  Bergwerks  im  Gegensatz  zu 
den  Nebentrümmern  (im  Hangenden) :  auf  einem  trumb,  das  von  dem 
h.  wekfeldt  aus  der  vierung,  Igl.  Mut.  17. 

haupt-,  houbet-gelt  stn.  1.  Ersatz  für  gestohlenes  Gut.  2. 
Kapital*  im  Gegensatz  zu  den  Zinsen.  3.  Hauptsumme*,  Kauf- 
preis* im  Gegensatz  zur  Angabe  (hantgift)  1  u.  2,  Igl.  Str.  294.  307. 
309.  vorpflichten  noch  umb  das  h.  weder  umb  den  gesuch,  Olm. 
Stb.  58.  3.  ein  teil  des  hauptgeldes  —  czu  hantgift  geben,  Const. 
III  6,  6,    1.  sieben  ungerisch  guidein  houbtgelts,  Eg.  Achtb.  II  38. 

haupt-geschütz*  stn.  schweres  Geschütz:  so  ist  bei  der  stadt 
viel  grosses  h.,  Eger.  Chr.  103  S.  66. 

fiaupt-güt  (=  houbet-guot)  stn.  Kapital  im  Gegensatz  zu  den 
Zinsen,  so  geit  im  (dem  Juden,  der  gestohlenes  Gut  gekauft  hat) 
der  Christen  das  houptguet  und  den  gesuech,  der  darauf  dieweil 
gegangen  ist,  Brunn.  Str.  II 118.  czins  u.  h.,  Igl.  Str.  260.  wie  er 
—  ires  czinses  und  ouch  des  h.  dovon  nicht  bekommen  mochte,  309. 
h.  und  wucher,  Stb.  Brüx  N.  126  u.  127.  das  h.  ader  die  fruchte  (im 
Gegensatz  zu  den  zu  ihrer  Erringung  aufgewandten  Prozeßkosten), 
Const.  IV  19,  1.  h.  und  schaden,  Prager  Str.  2;  68;  Eger  Str.  A 
XV  8.  80  phunt  haller  der  stat  werung  houbtguts  u.  20  pf .  Schadens, 
Eg.  Achtb.  II 12.  29.  30-  37.  40.  49.  daz,  houbtguot  uns  hie  bestät, 
den  gewin  er  mit  im  füeret  hin,  Alex.  1998.  um  20  schock  groser 
phenninge  und  einen  vierdunch  haupgutes  und  um  10  schock 
Schadens,  Eg.  Achtb.  I  25.  um  12  schok  haupgutes  und  30  schok 
Schadens,  I  21.  um  drisich  pfunt  houpgutes  und  drisich  pfunt 
Schadens,  122.  —  45  seh.  des  h.,  Igl.  Stb.  V 96 a.  czins  mit  sanibt 
dem  h.  abgeledigt,  V  165  d. 

haupt-herre  swm.  1.  Hauptmann,  Anführer.  2.  Lehensherr. 
3.  Schutzherr  einer  Zunft,  einer  Kirche,  Patron:  Dorumb  das  man 
sant  Prokop  unsern  h.  nicht  feierte,  Olm.  Stb.  91. 

hauptil*  stn.  Kapital:  aber  die  haubtil  ader  die  houbtdecken, 
die  do  waren  ouf  den  czweien  seulen,  recht  sam  ein  getilgtes  werk 

Jelinek,  Wörterbuch.  23 


354  hanpt-leute  —  haus-gemach 

waren  die  gesmit  gegen  vier  doumelen  in  der  vorlauben,  W — B 
Kön.  ni  7,  19. 

haupt-leute  (houbet-linte)  PI.  von  bauptman:  do  di  czwen 
houb[t]lut  waren  (=  Reichsvenveser,  im  tschech.  Text:  za  starosty), 
Dal.  124,  8  (56,  5). 

haupt-inan;  houbet-inan  stm.  1.  die  Hauptperson  einer  Ver- 
einigung. 2.  eines  rechtlichen  Verhältnisses  oder  Handels.  3.  An- 
führer im  Kriege:  1.  die  houbetman  =  Anführer  der  Räuber,  W. 
v.  W.  6039.  houbtman  im  Egerlande,  Eg.  Achtb.  II 18—31.  Sdymir 
v.  Czedlicz,  b.  czu  Eger  u.  burggraf  czu  Elbogen,  II 13.  das  glaubent, 
bauptman  von  berge  {Ansprache  an  den  Tod),  Ack.  47,  15.  s.  W. 
Wachernagel ,  Kl.  Sehr.  I  307.  Anm.  6  und  Grimm ,  Myth.  S.  807. 
beide  geben  auch  nur  Vermutungen  über  den  Sinn  des  Ausdruckes. 
h.  zum  Elbogeu,  Elbog.  Chr.  16,  3.  dem  heuptmanne  der  pfleg,  Eger. 
Chr.  1184. 

haupt-inan-schaft  stf.  Würde  und  Stellung  eines  hauptman: 
er  hat  hern  Jeronym  sein  h. ,  pflicht  und  gelubde  mit  hand  und 
munde  aufgesagt,  Elbog.  Chr.  16,  25. 

haupt-polster   stn.   Kopfkissen,  Igl.  Stb.  V  41  a. 

haupt-schatz,  houbet-schaz  stm.  1.  Kapital.  2.  größte  Kost- 
barkeit: 2.  Tristandes  vröuden  houbetschatz  (die  blunde  Isöt), 
Tristan  4467. 

haupt-stat  (houbet-stat)  stf.  1.  Stätte,  wo  der  Kopf  sitzt.  2.  die 
vornehmste  Stätte  eines  Ortes.  3.  die  vornehmste  (Hauptstadt)  eines 
Landes.  4.  wo  das  Haupt  abgeschlagen  ivird,  Richtstätte:  3.  eine 
von  den  houbtstetin,  W —  B  Jos.  10,  2. 

haupt-vrauwe  swf.  Patronin,  besonders  wichtige  Heilige:  di 
den  sulchen  stein  (Grundstein  zu  einem  Spital)  in  der  ere  gotes 
zufur  und  ein  haubtfrawen  sanete  Elisabet,  Margarete  und  andern 
liben  heiligen  gelegt,  Elbog.  Chr.  104,  8. 

haupt-vride-brief*  stm.  Originalurkunde  über  Landfriedens- 
gebot: houptfriezbriff,  Stb.  Brüx  224. 

haupt-zeehe*  stswf.  Zeche,  deren  Zunftordnung  für  die  eigene 
Vorbild  ivar:  die  Schweidnitzsche  zechordnung  ist  von  Breszlau  aus 
der  Schlesznischen  haubtzeche  (der  tischler),  Traut.  Chr.  174. 

ha  us -arm   Adj.*   h.  leut  cleiden,  Igl.  Stb.  III  112  b. 

hausen  (hüsen)  swv.  intr.  und  refl.  1.  ein  Haus  bauen,  sich 
niederlassen.  2.  wohnen.  3.  mit  Dat.  einem  eine  Wohnung  bereiten. 
4.  haushalten,  wirtschaften.  5.  übel  wirtschaften.  6.  tr.  ins  Haus 
aufnehmen,  beherbergen:  1.  Eintweder  du  bist  sere  leidig  oder  Un- 
vernunft hauset  czu  dir,  Ack.  32,  17.  gehauset  u.  gehofet  und  noch 
heutiges  tages  hauset  u.  hofet,  Mind.  des  Egerlandes,  S.  68.  ir 
sinnic  herze  do  verjach,  daz,  sie  (vrou  Bene)  in  armer  wsete  vil 
wirde  gehüset  h?ete  (beherbergt  habe),  W.  v.  W.  2151.  mich  hüset 
hint  sin  wirdekeit,   daz,  lichte  ein  snceder  mir  verseit,  4954. 

haus-ei'e  (hüs-ere)  stf.  1.  Hausehre,  die  sich  in  Freigebigkeit, 
Gastlichkeit ,  Sicherheit  des  Hauses  zeigt.  2.  Ehre  des  Hausherrn: 
Die  reine  housere,  Beiwort  für  die  Frau,  Ack.  15,  9.  do  mein  — 
stete  h.  mir  so  snelle  ist  entzucket,  31, 12. 

haus-gemach  (hüs-gemach)  stm.  Wohnung :  do  sach  er  in  einem 
hove  guot  hüsgemach,  Schretel  45.    lät  mich  mit  iueh  über  nacht 


haus-gen6z,inne  —  haus-wirt  355 

bliben  under  dache  in  iuwerm  husgemache,  86.    zustoeret  u.  zurüttet 
ist  leider  al  min  h.,  131. 

haus-genözjune  stf.  Hausgenossin,  Inwohnerin :  mit  der  haus- 
genüsin  und  ihren  hindern,  Traut.  Chr.  238. 

haus  -  gesehen  Adj.  wie  hüs-gesezze  swm.  =  hüsgenoz,z,e, 
Wohnpartei  im  Gegensatz  zur  Afterpartei:  Wenn  irgend  ein  guter 
Mann  czu  Urbaw  h.  war,  nehm  ein  Inmann  auf  —  am  3.  tag  — 
soll  er  mit  im  gehen  zu  seinen  verordneten  Richter,  das  sich  solcher 
Inman  zusag  —  sonst  ist  der  Wirt  für  jede  Schlechtigkeit  seines 
Inwohners  haftbar,  Chlum.  I  35  u.  III  3.  hausgessene  Innwohner, 
III  3. 

haus-gesinde  (hüs-gesinde)  stn.  Hausdienerschaft:  Der  inge- 
nossen  und  h.  (zusamme?i  =  domesticorum)  geczeuknusse  ist  auch 
vordacht:  sam  die  knechte,  die  uns  in  g-uten  trewen  dienen,  und 
ander,  die  uns  dinsthaftig  sein,  Const.  IV  12,  14.  die  housgesinde 
meines  houses  (inquilini),  W — B  Job.  19,  15.  h.  (domestici),  V  181. 
Ps.  — 

haus-gibel*   stm.    Giebel  eines  Hauses,  Traut.  Chr.  134. 

haus-kompter*  (kommentiur,  kompter,  aus  altfr.  commendeor, 
lat.  commendator,  stm.  Komptur:  zu  czerung  gein  dem  Elbogen  von 
des  h.  wegen,  Eger.  Chr.  1025  S.  212. 

haus-nieid  (hüs-meit)  stf.  Hausmagd:  er  hat  nur  zwo  grosse 
starke  hausmaide,  die  im  kochten  und  bethen  (das  Bett  machten), 
Traut.  Chr.  49.  304. 

hausner*  stm.  den  smit,  des  husners  knecht  von  Trebendorf, 
Eg.  Achtb.  1 32. 

haus-rat  (hüs-rät)  stm.  Hausgerät:  alles  housratis  der  velle, 
W— B  Lev.  13,  59.  allen  h.,  Num.  19,  18.  allen  iren  h.,  was  sie  ge- 
haben mochten,  das  vorwusten  sie,  Num.  31,  10.  das  silbrein  gevese 
ader  silbrein  gerethe  noch  mannes  cleider  nicht  hausrat  ist,  Igl.  Str. 
324.  das  hausrait,  vil  oder  wenig,  Igl.  Stb.  V  147 d.  hof  und  haus- 
rat, V29a. 

haus-süchung  (hüs-suochunge)  stf.  =  heimsuochunge,  Haus- 
durchsuchung, um  ein  gestohlenes  Gut  zu  suchen,  Chlum.  II  11. 

hausung  (husunge)  stf.  Wohnung,  Haus:  ist  ein  h.  gewest  — 
hat  im  ein  rat  das  abkauft  und  bezahelt,  Elbog.  Chr.  104,  12;  Eg. 
Str.  C  40.    seinen  sun  in  seiner  h.  halten,  Igl.  Stb.  V34c. 

haus-vrawe  (hus-vrouwe)  swf  Herrin  im  Haus,  Gattin:  der 
geist  des  hasses  reiczet  den  man  wider  seine  housvrowen,  W — B 
Num.  5, 14.  von  seiner  hausvrawen  (uxore),  Const.  II 1,  6;  Igl.  Str.  31 
B  1.  Elisabeth  dein  h.,  T— B  Luk.  1,  13.  1,  24.  mit  Trosillen  seiner 
h.,  Btb.  24,  24.  mit  Saphira,  seiner  h.,  5,  1.  Priscillam,  sein  haus- 
frauwen,  18,  2. 

haus-wirt  stm.  Hausherr,  Vorstand  einer  Haushaltung:  gnediger 
h.  (summe  pater  familias),  Sol.  102,  28.  weste  (wüßte)  der  h.,  zu 
welcher  czeit  der  dip  komen  wolde,  Hier.  21,  18.  Gatte:  Igl.  Stb.  III 
227  b;  V  163  b.  das  er  Heinrich  von  Wirsberg  iren  h.,  bruder 
Schwager  und  vettern  an  leib  und  leben  beschedigt  hat,  Eger.  Achtb. 
II  207. 

23* 


356  haut  —  hefteu 

haut  (=  hüt)  stf.  (G.  hiute,  PI.  Mut,  -e)  Haut,  Fell:  von 
heuten  rocke  =  tunicas  pelliceas,  W — B  Gen.  3,  21.  do  du  auf  der 
heut  tantztest,  Ack.  27, 14. 

hauwe,  howe  ( —  hüwe,  hiuwe,  haw)  swm.  Nachteule,  Uhu, 
hubo:   W— B  Lev.  11,  17. 

hauwe  (houwe)  sie  f.  Haue,  Hacke:  Derselbe  man  (eine  Dar- 
stellung des  Todes)  füret  ein  hawen  in  seiner  rechten  hant  und  eine 
schaufei  in  seiner  linken,  Ack.  23,  8;  entweder  eine  Darstellung  des 
Saturnus  (Fulgentius  auetores  mythographi  Latini,  Lugd.  Bat.  et 
Amstelaed.,  1742  S.  626)  oder  des  Juppiter  Dolichenus  nach  Mit- 
teilung  von  0.  Benndorf,  vgl.  Fei.  Hettner,  De  Jove  Dolicheno, 
S.  2.  (in  sinistra  tenet  fulmen,  in  dextra  elevata  bipennem.  Ein 
heidnisches,  den  Tod  darstellendes  bilde  zertrümmert  Wolfdietrich, 
D  (B  Hb.  IV)  VI  114 ff.  nü  wären  mit  ir  houwen,  zwickein,  stein- 
bickeln,   hebstangen  komen  an  die  müre  —  die  gebüre,  Alex.  3674. 

—  wem  der  zimmerman  ein  holz  wil  sieht  besniden  und  krumme 
houwe  (Hiebe,  Schläge),  miden,  er  muoz  die  rihte  e  mezzen,  Alex. 
27566. 

hauYreu  (=  houwen,  hie,  hiewen,  gehouwen)  stv.  V.  hauen, 
stechend,  das  Pferd  spornend  davoneilen,  ab-,  um-,  behauen,  im 
Bergbau  durch  Abhauen  geioinnen:  Den  Weingarten  soltu  nicht 
ho  wen  (vineam  non  putabis),  W — B  Lev.  25,  4.  mit  Pflug,  mit 
Hawent  oder  mit  Schauffeln,  Chlum.  I  3. 

hauz-kappe*  swstf.  von  kappe  mantelartiges  Kleid  mit  Kapuze, 
Kutte  der  Mönche  und  Nonnen,  Bauernkittel,  Mantelkragen  oder 
Kapuze,  Mütze,  Kappe:  die  stat  Luthaw  —  übergeben  mit  einem 
guten  pferde,  einem  guten  panezer  u.  ainer  gutten  hauezkappen, 
Olm.  Stb.  44. 

hären  stm.  PL  haven,  heven,  Topf,  Hafen,  Brünner  Str.  II 
147.  149. 

heb  (e)-auime  sivf.  Hebamme,  Geburtshelferin,  obstetrix,  W — B 
Gen.  38,  27.    czu  den  hebammen  der  Hebreer,  Ex.  1,15;   Ex.  1, 17. 

heben  stv.  IV  mit  sw.  Präs.  1.  heben,  erheben.  2.  anfangen. 
3.  wichtig  oder  gleichgültig  dünken:  2.  als  er  den  strit  wolde  heben, 
Alex.  9978.    si  hüben  auf  einen  segel  (hißten),  T — B  Botenb.  27,  40. 

heb-stange*  stsivf.  Brecheisen,  Hebel:  mit  starken  hebestangen 

—  waren  komen  an  die  niure  —  die  gebüre,  Alex.  3677.  14966. 

hefel  (hebel)  stm.  1.  Hebel.  2.  stmn.  Hefe,  Sauerteig:  2.  wisset 
ir  nit,  daz,  ain  luczel  hefel  zeprecht  allen  sammung  =  daß  ein  wenig 
Sauerteig  den  ganzen  Teig  durchsäuert,  T— B  I.  Korinther  5,  6. 
wir  wirtschaften  nit  in  dem  alten  h.  noch  in  dem  h.  des  ubelz,, 
I.  Korinther  5,  8.  gerainigt  den  h.,  I.  Korinther  5,  7.  hut  euch  vor 
dem  h.  der  Phariseer  und  der  Verlaiter,  Matth.  16,  6.  16, 11.  ze  be- 
hüten vor  dem  h.  des  brotz,  16,  12. 

heftel  (auch  heftelin)  stn.  Haftel,  Häkchen,  Agraffe  am  Kleid, 
Drücker  an  einem  Schloß:  50  ereine  heftil,  so  das  man  das  dach 
nestilte,  W— B  Exod.  36,  18. 

heften  swv.  Prät.  hafte,  Part,  geheftet,  gehaft,  befestigen, 
binden:  ein  guot  h.  =  es  arrestieren:  in  ir  Schilde  unmä^en  vil  wart 
der  phile  gehafft,  Ernst  3039. 


heftig  —  heiden-schaft  357 

heftig   Adj.   1.  festbleibend,  beharrlich.    2.  mit  Beschlag  belegt. 

3.  ernst,  wichtig,  stark:  3.  in  allen  grossen  ader  hefftigen  Sachen 
(in  arduis  causis),  Const.  IV  2,  4. 

heftiglich,  -en  Adv.  stark,  heftig,  sehr:  du  tust  uns  heftigc- 
lichen  unrecht,  Ack.  5,  13. 

heft-lein  (heftelin)  stn.  Spange,  Agraffe  zum  Zusammenhalten 
eines  Kleides:  ein  vergolts  par  h.,  Igl.  Stb.  V  149b. 

hegen  sivv.  tr.  mit  einem  hac  umgeben,  umzäunten,  gericht  h. 
=  die  Gerichtstätte  abschließen,  um  zu,  Gericht  zu  sitzen:  ein  ge- 
richte  h.,  Igl.  Str.  185.  weder  die  urborer,  weder  der  richter,  den 
sie  (diese)  seczen,  kein  perkgerichte  hegen  oder  besiezen  sullen,  es 
sein  denne  czu  dem  minsten  czwen  scheppfen  kegenwortig,  Const.  I 

4,  4.  Do  hegeten  die  urborer  ein  geding  und  sosen  ein  gerichte, 
Igl.  Bgr.  66,  1.  wir  sassen  in  gehektern  diuge,  N.  67,  1.  di  da  ge- 
sessen weren  in  gehegter  teidinge,  Igl.  Str.  265.  Ir  richter  und  ge- 
schworne  —  seid  weiter  gefragt,  ob  es  zu  rechter  zeit,  das  ich 
dinge  högen  mag?  Antivort:  Ihr  hö'get  es  billig:  So  höge  ich  dieß 
ding  im  namen  gott  mit  allem  recht,  wie  ein  jeglich  gehögtes  ding 
von  rechts  wegen  haben  mag,  gebitte  recht  und  vorbitte  unrecht 
Dreiding  v.  Politz.  damit  das  recht  aber  gewönlicher  maßen  ge- 
högt  werden  möge,  so  werdet  ir  richter  und  geschworue  euern 
schö'ppentisch  einnehmen  usw.  Einl.  zu  diesem  Dreiding.  —  das  in 
den  vier  penken  in  geheiten  dinge  beschriben  wirt,  die  tavel,  die 
schol  haben  craft,  DIE  III  §  31.  hegen,  pflegen:  doch  so  heckte 
(begünstigte)  die  Dewczen  in  dem  lande,  Böhm.  Chr.  85. 

hegunge  stf.  (bei  Lexer  nur:  pro  custodia  fovenda,  quod  vul- 
gariter  dicitur  h. ,  MB  39,550  a.  1335)  noch  der  h.  des  gerichtes, 
Igl.  Str.  249. 

hehil  *  (ivenn  richtig  gelesen)  stf.  Schwiegertochter  \  sie  hiez,  sie 
für  sich  gen  und  von  hehil  irs  iclichen  vragt  sie  (um  Gesundheit  der 
Schwiegertöchter  beider,  tschech.  na  sve  nevesty  zdravie  vztäza), 
Böhm.  Chr. :  wie  es  irer  snure  ginge  und  ab  sie  gesund  und  frisch 
were,  Dal.  68,  14  (26,  20). 

heidech*  (bei  Lexer  beide,  hede  f.  stuppa,  Spreu)  stn.?  Reiser 
strauchartiger  Gewächse :  do  Paulus  het  gesament  ein  wenig  heidechs 
(vil  der  spreu  11.  Bibel)  und  het  ez,  gelegt  an  daz,  feur,  T— B  Btb. 
28,  3  (sarmentorum  aliquantam  multitudinem). 

neiden  stm.  eigentl.  subst.  Adj.  von  heide  (f) :  der  Heide,  Sarazen  : 
und  under  den  beiden  (inter  gentes)  wirt  es  nicht  geachtet,  W — B 
Num.  23,9. 

neiden  stm.  Heidekorn,  Buchweizen :  1  halb  strich  körn,  viertl 
hayden,  Igl.  Stb.  V  153  b. 

heidenisch  (auch  heidensch)  Adj.  das  Jerusalem  von  heidenischen 
ungelaubigen  diet  gevangen  u.  vorderbet  wirt,  Hier.  229, 26.  ain  h. 
weip,  T — B  Mark.  7,  25.  breugen  von  den  heidenischen  posen  glauben, 
Böhm.  Chr.  32.  sie  schrien  —  mit  einer  heidnisze  stimme  (tschech.: 
piavecky  kfikü),  Dal.  41,  6  (10, 147). 

heiden-schaft  (Gen.  -schaft,  -schefte)  stf.  Heidenschaft,  sämtliche 
Nichtchristen :  Dorumme  lies  unser  herre  alle  dise  h.  =  nationes  has, 
W — B  Richter  2,  23.  so  das  her  vortilgte  grose  h.  (nationes  maximas), 
Deut.  4, 38. 


358  heidnin  —  heimelich 

heidnin  (heideninne, -in,  -in)  stf.  Heidin:  wie  sie  (Olimpiades) 
ein  h.  si  gewesen,  ich  hoffe,  daz,  sie  si  genesen  —  mit  Adam  in 
himelriche,  Alex.  227.    die  was  ein  heideninne,  Böhm.  Chr.  25. 

neigen  (=  hö'uwen)  swv.  heuen,  Heumachen,  mähen:  das  — 
his  zur  alten  Kämpflwiesen  —  völlig  zum  heigen  liegen  bleiben 
sollen,  Taiding  v.  Friedberg  N.  58. 

hei-kolz*  stn.  gehegter  Wald,  (von  hei,  -e  stf.  Hegung):  von 
des  holcz  wegen  das  do  haisset  hayholcz  czu  hochendorff  (=  Hoch- 
dorf), Igl.  Stb.  III  119  b.  er  sol  über  drey  jar  zu  dem  uberigen  holcz 
im  hayholcz  abczuhawen  freyung  haben,  III  119  c. 

heilant  stm.  Erretter,  Heiland,  salvator:  einen  h.  —  so  heißt 
Aod.  W— B  Richter  I  3, 15. 

heil-bsere  Adj.  glückbringend:  iuwer  rät  uns  h.  und  uns  wol 
ze  nutze  weere,  Alex.  Anh.  1089. 

heilen  sivv.  gesund  machen:  sunder  ouf  einem  berge  heile  dich, 
W— B  Gen.  19, 17. 

heiler  (auch  heihere)  stm.  Heiland:  do  was  der  heilsere 
zu  der  helle  gevarn,  W.  v.  W.  3051.  mein  heiler,  Sol.  48,  32.  da 
Maria  Jesum  den  heiler  enphienc,  Alex.  4563. 

heilig  Adj  heilbringend,  heilig:  noch  der  beschreibunge  der 
heiligen  römischen  keiser  (divorum  imperatorum) ,  Const.  IV  11, 6. 
ein  heligz.  oppher,  T— B  Römer  12,  1. 

heilig -keit  (auch  heilekeit,  heilikeit)  stf.  1.  Frömmigkeit. 
2.  Heiligtum.  3.  Sakrament:  2.  powet  ein  h.  (sanctuarium) ,  W — B 
Ex.  26,33;  Ps.  77,69.  Jerusalem,  do  ire  h.  ist  (sancta  eorum), 
Judith  5,  23.     ob  deheine  h.  dises  holz  an  im  treit,  Legende  801. 

heilig-sain*  Adj.  heilbringend,  heilsam:  nach  der  bewegung 
des  waz^ers  heilicsam,  Legende  792.    daz.  selbe  holz  h.,  820. 

heilig-tüm  (heilec-,  heilic-tuom)  stn.  Heiligtum,  sanctuarium, 
W — B  Ex.  26,  83.  daz,  heilictuom  wart  dar  getragen  (um  darauf  zu 
schwören),  Tristan  502.  einer  der  größten  kirchlichen  Feiertage*: 
das  ir  ewre  mitburger  für  uns  auf  das  schierstige  (nächste)  heilig- 
thum  schicken  und  stellen  sullet,  Elbog.  Chr.  22. 

heiligunge*  stf.  sanctificatio :  das  dein  hous  bleibe  in  h.,  W — B 
Judith  9, 18. 

heil-sam  Adj.  heilbringend :  Jeronimus  ist  des  heilsames  wassers 
quellender  brunnen,  Hier.  224, 19. 

heil-tuoin  sin.  1.  Sakrament.  2.  Reliquie,  Heiltum:  er  hielt 
sie  (die  gerten)  vür  ein  h.,  Legende  472;  Böhm.  Chr.  43.  ein 
blechens  büchszlein  mit  h.,  Traut.  Chr.  240.  Heiliger  Tag*,  hoher 
Festtaq*:  aber  sulcher  ladung  (um  Martini)  ein  aufschub  nutz  aufs 
heilthum  (=  25.  Dez.)  künftig  genomen,  Elbog.  Chr.  109,  20.  darumb 
der  edeln  und  vam  Elpogen  Sachen  in  der  forigen  aufs  heilthum 
(Ostersonntag)  gein  Prag  anstehen  bliben  und  aufs  h.  Johannem 
Tuchmacher  u.  Caspar  Fitler  —  ein  rath  gein  Prag  verordent  (ab- 
geschickt) dunerstag  urm  (vor  dem)  h.  (27.  April),  128,  1 — 7.  128,  25. 

heim  stm.  Heimat,  Dat.  davon  als  Adv.  u.  Adj.  daheim,  zu 
Hause:  wer  aus  der  stat  und  nicht  haim  ist,  Eg.  Str.  B.  38. 

heune  swm.  Heimchen,  Hausgrille:  vil  heimen  und  grillen, 
Traut.  Chr.  284. 

heimelich  s.  heim-lich. 


heim-gemach  —  heimöt  359 

heim-gemach*  stn.  Heimat:  Domit  (mit  dieser  Entscheidung) 
für  iclicher  zu  seinem  h.,  Hier.  153,  7. 

heim-gen*  stv.  V  heim,  ins  Haus  folgen.  Wenn  einer  zu 
rechter  Zeit  den  Verlust  einer  Sache  anzeigt  und  sie  gefunden  wird, 
so  soll  ihm  sein  guth  wider  heimgehen,  Chlum.  I  50. 

heim(e)-lich  Adj.  1.  einheimisch  in  Gegensatz  zu  Gast.  2.  ver- 
traut. 3.  verborgen:  2.  den  (weisen  man)  wesent  sie  gerne  h., 
W.  v.  W.  5124.  3.  etwas  werkis  hette  sunderliches  u.  heimliches 
zu  schicken  (absque  arbitris),  W — B  Gen.  39, 11.  in  den  heimlichen 
(in  occulto),  Ps.  138,15.  slief  iener  —  in  seiner  heimelichen  camer 
{in  conclavi) ,  Könige  II.  4,  7.  trug  die  seufel  —  in  die  h.  camer 
(conclave),  Könige  II  13, 10.  Candacis  an  heimelicher  vart  dicke  von 
im  (Alex.)  erfröiwet  wart,  Alex.  20551.  die  oft  an  heimelicher  stat 
mit  vliz,e  den  stiegen  schepher  bat,  Ernst  277.  euch  gruz,ent  vil  im 
Herren  Aquilla  und  Prisca  mit  irer  hamilichen  kirchen  (samt  der 
Versammlung    in    ihrem    Hause,     cum     domestica    ecclesia),    T — B 

I.  Korinther  16,  19.      ire    handliche    kirche    (hausgenossen    kirchen 

II.  Bibel),  Römer  16,  4.  ob  si  den  vater  des  ingesindes  (Christum) 
ruffent  Belzebup,  wie  vil  mer  sein  heimlichen  (seine  Hausgenossen, 
domesticos  eins),  Matth.  10, 25.  ir  seit  purger  der  heiligen  und 
hamilichen  (Hausgenossen)  Gotes,  Epheser  2, 19.  ain  haimileichs  — 
glid  (membrnm  occultum),  Igl.  Str.  B  74.  di  si  nicht  wolt  lassen 
beschawen  bei  der  heimeligen  stat  (=  Scheide)  durch  frewlicher 
czucht  und  schäm  willen,  Igl.  Stb.  IL  80.  ein  heinelich  wunden,  40. 
h.  gemach  (Abort),  Hier.  214,  4  u.  5. 

hehn(e)-lich*  stn.  Gemach:  do  Daniel  —  an  siner  heimlich 
was  und  gegen  gote  sin  gehet  —  tet,  Alex.  27704.  Candacis  — 
behielt  daz,  bilde  riebe  in  ir  heimeliche,  17314.  wo  ist  daz,  haimlich 
(eszjauben  11.  Bibel),  T— B  Lux.  22, 11. 

heimlichkeit  stf.  1.  Freude.  2.  Vertraulichkeit.  3.  Verlobung, 
Vermählung.  4.  eheliche  Beiwohnung.  5.  Heimlichkeit,  Geheimnis. 
6.  der  frawen  h.  =  menstrua.  7.  Gemach,  zu  dem  nur  die  Ver- 
trauten Zutritt  haben.  8.  Abort:  5.  das  ich  derfaren  mochte  die  h. 
des  künftigen  lebens,  Hier.  139, 16.  du  uusprechliche  h.  (das  Gott 
nämlich  im  Brote  gegenwärtig  sei),  Hier.  85,  7.  alle  h.  der  Schrift, 
54, 16.  in  der  h.  deines  gerihts,  Sol.  63,  22.  ich  musz  verborgen  werden 
in  heimlikeit  (in  abscondito)  deins  antlutz,  Sol.  31,  8.  h.  =  secreta, 
W— B  Richter  3,  22;  Spr.  20,  30.  h.  der  himel  (arcana),  Par.  I  15,20. 
in  den  h.  (in  oecultis),  Ps.  63,  5.  die  vorscher  der  h.  =  secretorum 
scrutatores,  Js  40,  23.  Nabuchodonosor  hatte  mit  yn  (den  Ratgebern) 
die  h.  seines  rates  (mysterium  consilii  sui),  Judith  2,  2.  des  rates 
ader  gerichtes  h  —  die  wellen  wir  helen  und  nicht  offenbaren, 
Olm.  Stb.  87.  brief,  die  in  der  herren  h.  liegen,  01m.  Stb.  77.  die 
briefe  haben  wir  mitsamt  dem  urteil  und  allen  sachen  czu  einem 
ewigen  gedechtnus  in  türm  uff  dem  rathaus,  do  andere  der  stat  h. 
ligen,  miteinander  eingelegt,  Olm.  Stb.  132.  —  7.  alle  wort,  die  du 
immer  geredist  in  deiner  h.  (in  conclavi  tuo),  W — B  Kön.  IV  6, 12. 
under  dem  schaten  slefet  er  in  der  h.  des  pettes  (falsche  Lesart 
thalami  st.  calami),  W — B  Job.  40, 16.  darumbe  wüste  Albrecht 
alle  seinen  rat  und  h.  (Geheimnisse),  Böhm.  Chr.  96. 

heimöt  s.  heimuot. 


360  heim-setzen  —  heirat-leute 

heim -setzen  rückumlautend  swv.  anheimstellen:  Das  selbig* 
seczt  der  Haincz  ewer  weishait  haym,  Igl.  Str.  (60)  S.  327. 

heiiu-siich  (heim-suoche)  stf.  Hausfriedensbruch,  invasio  domus, 
Brunn.  Str.  I  367.  von  der  Anklage  kann  man  sich  simplici  iuramento 
expurgare  et  holung  habere.  Wann  h.  vorliegt,  lehrt  Brunn.  Str. 
1395. 

heim -suchen  sicv.  1.  besuchen.  2.  in  feindl.  Absicht  in  ein 
Haus  dringen.  2.  der  wirt,  der  gehaimsuchet  ist  von  paiden  Seiten 
seines  hauses,  schol  czwene  seiner  nochpawer  czn  geczeugen  haben, 
Igl.  B  67.  ein  micheler  weissag  ist  aufgestanden  under  uns  und  Got 
hat  heimgesucht  (visitavit)  sein  volk,  T— B  Luk.  7, 16.  ich  was  siech 
und  ir  haimsucht  mich,  Matth.  25,  36.  25,  43. 

heim-süchen  (heim-suochen)  stn.  Hausfriedensbruch:  Von  h. 
und  ubelhandlunge  in  dem  hause  oder  auswendig,  Igl.  B  79  u.  67. 
die  warheit  des  h.  und  der  beschirmunge  schol  er  bewern  selb- 
sibender  ebenda.  Von  h.  falscher  pfennige  =  de  libertate  domus  et 
falsis  denariis,  Igl.  B.  12. 

heiin  ■  süchunge  stf.  =  Hausfriedensbruch:  umb  h.,  Aussiger 
Urkdb.  N.  139;  Igl.  Str.  276.  falsch  h.,  I  S.  360.  umb  h.  —  das  ist 
der  hals  (kostet  den  Hals),  181  u.  257  b. 

heimuot,  heimöt  (heimuot(e),  heimüete,  heimöt(e),  heimode) 
stfn.  Heimat:  manger  an  sin  heimöt  kam,  Alex.  1242.  in  ir  heimuote, 
14239.  er  ging  in  sein  haimut,  T— B  Mark.  6, 1.  dö  er  zuo  heimote 
quam,  Ernst  82.  min  h.  hinnen  verre  lit,  W.T.W.  5739.  wä  ir 
h.  wsere,  4461.  von  sime  h.  biz  her,  5030.  min  h.  hinnen  verre  lit, 
5739. 

heim -vallen  stv.  V.  wieder  zu  fallen  (dem  früheren  Besitzer): 
der  teich  sol  dem  Wenzel  Scheihenkorp  wider  haymgefallen,  Igl. 
Stb.  V  150  d. 

heim-vart  stfn.  Gen.  -vart  u.  -verte:  1.  Heimkehr.  2.  Heim- 
führung, Vermählung:  hochczeit  oder  h.,  Eg.  Str.  B4,  C4  s.  das  folg. 

heiin -vertigung*  stf.  Heimführung  der  Braut,  Vermählung: 
zu  h.  ein  Wirtschaft  haben,  Eg.  Str.  C  4  vgl.  fertigen  und  Lexer 
heimvertigen  =  eine  Tochter  ausstatten. 

hein-büchen-stock*   stm.    Traut.  Chr.  150. 

heint  (hinte,  hinaht)  Adv.  heute  oder  gestern  nachts  (oder  abends) : 
h.  in  der  nacht,  Elbog.  Chr.  158,  41. 

heintig*  Adj.  heutig  (vgl.  Adv.  heint  =  hinaht  —  heute  nachts): 
heintiges  tages,  Igl.  Ms.  9. 

heirat  (=hirät)  stmf.  (f.  Gen.  -rät  u.  rate)  1.  Vermählung, 
eigentl.  Zurüstung  dazu;  heimliche  h.  bringt  nicht  Verlust  der  Erb- 
schaft mit  sich,  Igl.  Str.  79;  ein  Rechtsstreit  wegen  Eingehung 
der  Ehe,  237;  s.  auch  heurat,  Eger.  Chi*.  —  2.  Heiratsgut,  Chron. 
Traut,  109. 

heirät-güt  (hirät-guot)  stn.  Heiratsausstattung  einer  Tochter, 
Igl.  Stb.  V  267  a.  157  b. 

heirat-leute  st.  PI.  Zeugen  des  Eheversprechens:  per  festes 
idoneos,  qui  nuptiales  homines  dicuntur,  hoc  est  vulgariter  dicendo 
Binkleut  oder  Heurathleut,  Brunn.  Str.  I  202.  daz,  sint  recht  heirez- 
leut,  vor  den  das  gelub  (d)  geschieht,  Prag.  Str.  59.  wo  aber  die 
bewarnusse  nicht  geschieht  in  drein  vierzehen  (42)  tagen,  als  vor- 


heirat-man  —  heilig  361 

geschriben  stet,  so  schol  der  vorgenanten  heirezleuten  zeuknusse 
kain  kraft  haben  um  die  selben  sach,  59.  mit  heiratleuten,  Igl.  Str. 
32.  328.  233.  wie  h.  geczeugen  mugen,  306.  in  morgengabe  (dota- 
licio)  gesteen  h.  pass  dann  totpetleute,  267  S.  170.  zug  sich  ein  man 
an  h.,  wold  si  sein  gener,  dem  sie  czu  schaden  scholden  gesten, 
nicht  uberhebin,  si  mussten  das  begreifen  mit  irem  aid  auf  deme 
creucz,  das  sie  der  sache  —  h.  weren  gewesen,  34.  von  h.,  von  rat- 
leuten  u.  leikaufleuten  in  des  perges  puch:  der  man  einen  grossen 
dem  Schreiber,  von  totpetleuten  einen  grossen,  258  b.  Petir  Heyncz- 
man  gesprochen  hat  mit  heiratleuten  (als  Zeugen)  und  Heynczman 
sich  nicht  mit  h.  gewert  hat,  sunder  her  hat  sich  gewert  mit  einem 
erben  und  mit  scheppen,  mit  ratleuten  u.  mit  der  statpuche,  229  u. 
329;  Igl.  Stb.  V  148a.  100  a;  III  176  a. 

heirat-man*,  heiretsnian*  m.  Zeuge  des  Eheversprechens:  mit 
einem  h.,  Igl.  Str.  32.  das  ein  elicher  sun  seiner  muter  nicht  gesteen 
mochte  als  ein  heiratman,  an  den  sie  sich  geczogen  hette  als  an 
einen  h.  umb  erbteil,  226 ;  Prag.  Str.  207.  526.  czwen  heyrezman 
die  mugen  zeugen  umb  morgengab  ain  jar  und  ain  tag  und  nicht 
lenger,  59. 

heirät-tag  *  stm.  Hochzeit :  den  19.  hat  er  mit  der  frawen  Jörg 
Grefin  wieder  (da  er  Witwer  tcar)  sein  h.  gehalten,  Eger.  Chr.  677. 
seinen  heuratstag  halten,  359.  384.  386.  604.  810.  833.  871.  941. 

Heirias  m.  Tal  der  Meinen  Iglava  bei  Iglau:  das  gegendrum 
nach  dem  tieffen  Stollen  —  aufm.  H.  gelegen,  Igl.  Bgr.  Mut.  14. 
penes  molendinam  sub  heyrlas,  Igl.  Stb.  IV  224  d. 

heirling*  stm.?  eine  Art  Fell:  das  die  ledrar  —  dem  hant- 
werch  der  kürsner  —  die  heyrling  und  alles  felberg  (velwerk  =  Felle) 
sullen  lassen  ligen  in  den  penken  (ihnen  nicht  in  den  Verkaufs- 
ständen im  großen  ivegkaufen  sollen),  Igl.  Stb.  V  221b. 

heischen  =  eischen  sw.  auch  rd.  iesch,  geeischen,  mit  unorgan. 
Anlaut  h.  1.  abforschen,  fragen.  2.  fordern :  wenn  denne  alle  ding 
erfüllet  sein,  di  sich  h.  (requiruntur)  pei  newes  gepirges  vindern, 
Const.  II  5,  4.  so  mugen  sie  von  not  einen  oder  czwene  (steigere) 
czu  in  h.  (adjungi  requirant),  Const.  1 10,  2  b. 

heischunge  stf.  (auch  eischunge)  1.  Forderung.  2.  Vorladung 
vor  Gericht.  3.  gerichtl.  bewilligte  Frist.  1.  noch  h.  des  richters, 
Const.  IV  18,  9.  die  ladunge  ist  ein  redliche  h.  ader  furgepitunge 
czu  dem  rechten,  IV  2,  1.  wir  wissen,  daz,  wir  haben  haischung 
(bittung  11.  Bibel),  di  wir  haischen  von  im  =  daß  wir  das  von  ihm 
Erbetene  erlangen,  T — B  I.  Brief.  Job.  5,  15. 

heis(e),  gewöhnlich  heiser  Adj.  rauh,  heiser;  bildlich:  unvolU 
kommen,  schwach,  Mangel  habend  an  ((?.):  des  lob  was  nindert 
heiser,  Ernst  154. 

heistieren   swv.   eilen:  h.  unde  rennen,  Alex.  16491. 

heiter  Adj.  heiter,  klar:  es  wirt  heiter,  wan  der  himel  der  ist 
rot,  T— B  Matth.  16,  2. 

heiter (e)  Adv.  heiter,  klar:  ein  queckez,  viur  —  daz,  heiter 
brinnet  bi  der  naht,  Alex.  12303. 

heizz,ig  für  hez,z,ee,  haz.z,ec,  gehässig,  aufhetzend,  wie  auch  bei 
Lexer  Belege:  heiz,  für  hez.z,e  vorkommen,   Adj.  verhaßt:  die  h.  ge- 


362  heklein  —  helle 

wonheit  (odibilem)  und  den  bruch,  Const.  I  7,  8.  Variante  für  das 
richtige  hessig. 

heklein  (=  htekel)  stn.  Häkchen:  czwei  h.  und  also  manch 
vingerlin  (duos  uncinos  totidemque  annulos  aureos),  W — B  Ex. 
39,  16. 

hell)  (halp,  help,  -bes,  PI.  helbe)  stm.  Griff,  Stiel,  Heft  z.  B. 
an  einer  Axt:  das  (fehlt  eisen)  gegliten  ist  von  dem  h.  (de  manubrio), 
W— B  Deut.  19,  5. 

helbde*  für  Hälfte,  Stb.  Brüx  N.  225. 

helbling  (auch  helbelinc  und  helfelinc)  stm.  Münze  im  halben 
Wert  des  jeweiligen  Pfennigs:  ein  scot  hat  czweinczig  h.  (siclus 
viginti  obolos  habet),  W— B  Num.  18,  16.  Ein  scot  hat  nur  20  h., 
Ex.  30,  13.  Siclus  das  lat  (Lot)  swergewicht  das  wirt  wegen 
czwainczigk  helbling.  Ez.  45,  12.  Ein  eleich  weip  mag  irm  eleichen 
man  seines  guetes  nicht  mer  vertaidingen  den  drei  helwling,  Brunn. 
Str.  II.  186.  von  einem  schof  oder  einer  czigen.  die  man  treibet  durch 
die  stad  oder  umb  die  stat  oder  umb  der  stat  guter,  so  schol  man 
geben  von  idem  haupt  1  helbling,  Budweiser  Urkdb.  N.  477.  zwen 
sperling  sint  nit  verkauft  um  einen  helbling  (Pfennig,  Assarion 
*=  Vio  Ass,  kleine  Kupfermünze),  T-B  Matth.  10,  29. 

helfant  (elefant)  stm.  Elefant:  er  rite  h.  oder  swserez,  ros,  Alex. 
19650.     einen  h   21306. 

helfe-ba?re  Ad}.  Hilfe  bringend:  daz,  si  iu  h.  =  würde  euch 
helfen,  W.  v.  W.  3935. 

helfen-bein  stn.  Elfenbein:  ebur  ist  geheimen  h.,  Alex.  12559, 
des  helfenpainz.,  T— B  Offenb.  18.  12. 

helfen-beinein  Adj.  elfenbeinern:  h.  ringel  (eburneis  circulis), 
W— B  Esther  1,  6. 

helfen- teil*  stn.  m.  Anteil  zur  Unterstützung,  Pflichtteil: 
das  si  bescheiden  habe  von  irem  dritteil  —  iczleicher  einen  h.,  Igl. 
Str.  291  S.  197. 

heiter  stm.  Helfer,  Gehilfe:  mit  allen  unsirn  heifern  und  helfirs 
heifern,  Elbog.  Chr.  149.  34. 

helf-lieh  (u.  helfe-lich)  Adj.  hilfreich,  helfend:  das  wir  —  h. 
rät  einander  geben,  W.  v.  W.  1777. 

helf'-rede  stf.  Ausrede,  Ausflucht,  vorgebrachte  Rechtsstütze*: 
h.  brengen,  Igl.  Str.  I  S.  365.  kumet  er  czu  dem  gerichte  dan  nicht, 
so  hat  er  verloren,  es  sei  dan,  das  er  h.  muge  bringen  (eine  ehafte 
not  vorbringen  kann),  DIR  §23a,  1.  eehafte  beschirmunge,  di  do 
heisset  h.,  Const.  IV  4,  14.  h.  und  beschirmunge,  IV  4,  15;  s.  auch 
antworter.  Auch  den  wegen  Nichter  Schemens  zur  Tragung  der 
Prozeßkosten  und  Verlust  des  Prozesses  verurteilten  clager  —  mag 
seiner  h.  u.  beschirmunge  (Nachweis,  verhindert  geivesen  zu  sein 
durch  ehafte  not)  auch  geniesen  als  der  antworter,  IV  4,  15  Idoch 
mag  der  antworter  (Geklagte)  im  eehaftig  beschirmunge  behalden, 
di  do  heisset  h.,  das  ist,  ab  er  geheischen  ader  geladen  ist  czu 
hoherm  gerichte  ader  ist  siehe  ader  gefangen  ader  von  ander  eehafter 
Sachen  gehindert,  das  er  nicht  gesteen  (erscheinen)  mochte,  P7  4,  14. 

helle  stswf.  1.  Unterwelt.  Hölle.  2.  enger  Raum  zwischen  dem 
Ofen  und  der  Wand:  1.  in  die  h.  (infernum),  W — B  Gen.  37,  35. 
füren  czu  der  h.  (ad  inferos),  Gen.  42,  38. 


helle-barte  —  her-berge  363 

helle-barte  s.  helmbarte. 

bellen  (stv.  13,  hellen,  hillen  =  ertönen ,  gleichlauten,  sich 
rasch  bewegen  eilen)  hier  wohl  sivv.  lautwerden  lassen*,  refl.  sich 
bemerklich  machen:  hellende  die  busoune  in  die  vollknmmenheit 
(! statt:  in  profectionem  =  zum  Vorrücken),  W — B  Num.  10,  6. 

helle-rude  (rüde)  sivm.  Hatzhund  der  Hölle,  der  Teufel:  daz, 
lant  der  bellernden,  der  vil  ungetriuwen  Juden,  Alex.  4555.  ze  den 
Juden,  den  verfluochten  helleruden,  7640. 

kelliscli,  heisch  Adj.  höllisch,  zur  Hölle  gehörig:  kein  liute 
niuwan  die  heischen  kint,  di  durch  irn  übermuot  von  dem  himel 
sint  gestoben,  Alex.  24842. 

lielm-barte  swf.  Hellebarte:  wer,  daz,  man  heilet  helmbarten, 
Alex.  2457.  6207.  7525.  19903;  Ernst  4167.  ist  im  der  köpf  mit  einer 
zimerhack  und  hellenparten  creutzweiß  zurhawen  worden,  Eger. 
Chr.  926. 

helselin   stn.   kleiner  Hals,  Trist.  755. 

helimge  (bei  Lexer  nur  Hpt.  19,  183,  1  von  heln  stv.  1 2 
geheimhalten,  verhehlen)  stf.  Versteck,  latibulum :  Moab  bis  ir  h.  =  M. 
esto  latibulum  eorum),  W — B  Js.  16,  4. 

heine  (=  ham(e)  sivm.  Haut,  Hülle,  Fangnetz)  Netz:  Eger. 
Chr.  N.  1195. 

heinerer*  (von  hemeren  swv.  hämmern)  stm.  einer,  der 
hämmert:  ein  h.  und  ein  smit  in  alle  ereine  und  eisereine  werck, 
W— B  Gen.  4,  22  (maleator). 

heniisch,  heinsch  Adj.  versteckt;  hinterlistig,  boshaft:  der 
hemische  Antret,  Trist.  4655. 

henge-bank*  stf.  (bank  stmf.)  bergm.:  Hängebank,  auch 
Schacht-  oder  Tagekranz.  1  im  engeren  Sinne  die  quer  über  den 
Pfühlbäumen  eines  Haspels  liegenden  Pfosten,  auf  welche  die  Kübel 
gesetzt  werden,  um  sie  (leer)  an  das  Seil  zu  befestigen  und  in  den 
Schacht  hinunter  zu  lassen  (einzuhängen)  oder  gefällt  von  dem  Seil 
„abzuhängen"  und  auszuschütten.  2.  im  weiteren  Sinne  die  Mündung 
eines  Schachtes,  Veith,  Bergwörterbuch.  2.  der  stolle  hat  von  der 
h.  42  lochter,  Igl.  Bgr.  N.  76, 1. 

hengen  (Prät.  hanete,  hangete,  hengete)  sivv.  hängen  lassen 
dem  Roß  die  Zügel,  dem  Hund  das  Leitseil,  freien  Lauf  lassen; 
gestatttn;  nachjagen:  von  statten  gehen:  die  mit  den  spern  ouch 
"haneten  die  ros  si  vaste  erspraneten,  Alex.  3627.  under  das  dö  jene 
spraneten,  die  ouch  den  rossen  haneten,  9054. 

her  md.  Form  für  das  Fürwort  der  3.  Person  =  er,  in  der 
W — B  überwiegend,  dann  —  männl.  Geschlechts ,  Männchen:  und 
wolle  von  ochsen  (Vieh)  opfern  ein  ber  oder  ein  sie,  ungemeiligtes 
opfer  (offere  marem  sive  feminam),  W — B  Lev.  3,  1. 

her  stn.  Heer,  Verheerung  durch  Feinde;  überwältigende  Menge: 
in  die  orn  des  Herrn  des  Hers  (sabaoth  XI.  Bibel),  T— B  Jak.  5,  4. 

her-ab  Adv.  Wenczlab  —  was  zu  lange  herab  (säumte  zu 
lange),  Dal.  72  26.  (29,  6).    las  dich  heraber,  T-B  Luk.  4,  9. 

herab-schaffung*  stf.  energische  An  frage:  noch  viel  h.,  1.  warumb 
man  so  viel  Volkes  in  die  stat  Hesse,  El  bog.  Chr.  138,  2. 

her- berge  stswf.  1.  ein  Heer  bergender  Ort,  Feldlager. 
2.  Wohnung  überhaupt.    3.  kaiserl.  Palast.    4.  Beherbergung.    5.  das 


364  her-berger  —  herngegen 

Recht  darauf.  2.  an  der  h.  (diversorium),  W — B  Gen.  42,  27.  an 
der  herwerge ,  Ex.  4,  24.  ein  gantzer  hoff  soll  32 ,  ein  halber  16, 
ein  herbergk  8  schafe  halten,  Eger.  Chr.  1196  S.  370.     kein  gesellen 

—  dingen  noch  seczen  dan  an  der  herbrig  czu  dem  vater,  Igl.  Stb. 
V 177  a.  in  der  kemnet,  dorein  man  aus  der  stuben  geet,  freie 
herbrig  czu  haben,  V  226  d. 

her-berger*  stm.  Herbergsvater,  Beherberger,  Beschützer:  ez, 
gezimt  dem  pischof  ze  sein  ainen  h.  (h.  der  armen,  XI.  Bibel),  T— B 
I.  Timoth.  3,  2. 

herbst-mön  (herbest-mänot,  -mänet),  stm.  Herbstmonat,  Sep- 
tember, Traut.  Chr.  26.  219.  241.  252.  323. 

herde  s.  herte. 

herd-stat  stf.  Herdstatt,  Herd,  beivohntes  Haus:  12h.  —  ver- 
brendt,  Eger.  Chr.  266.    sind  abbrunnen  270  h.,  Eger.  Chr.  859. 

herein  (=  haerin)  Adj.  aus  Haaren,  hären:  legte  an  h.  gewand 
(indutus  cilicio),  W — B  Gen.  37,  34.  Achab  bedachte  sein  vleisch 
mit  hereinem  gewande,  Kon.  III  21,  27.  ire  priester  taten  sich  an 
in  h.  gewant  (ciliciis),  Judith  4,  9.  puz,z,  gemacht  in  herin  und  in 
aschen,  T— B  Matth.  11,  21. 

heren   sivv.  hermachen,  schmücken,  zieren:  ez,  hete  dem  Sarazin 

—  die  herzogin  sinen  wäpenroc  geheret,  gesteine  daruf  gereret, 
Alex.  3570.    der  vogel  neste  mit  Golde  waren  geheret,  23217. 

her-heim*  Adv.  nach  Hause:  es  sein  die  leute  auf  heute  her- 
haym  kumen,  Mind.  d.  Egerl.  S.  50.  als  ich  h.  kumen  pin,  Eger. 
Chr.  1159. 

her-hinder*  Adv.  nach  rückwärts:  Das  hinder  herfür,  das 
vorder  herhinder,  Ack.  51,  10. 

hering  (aus  lat.  halec  Salzfisch,  Diez  25)  stm.:  von  yder  tunnen 
h.,  die  man  fürt  in  unser  stat,  di  gest,  do  schol  man  geben  von  ider 
tunnen  1  pf.,  wenn  aber  die  Bürger  Heringe  einführen  und  sie  einem 
Gast  verkaufen,  so  soll  dieser  den  Pfennig  geben,  Budw.  Urkdb. 
N.  477.  ich  schaffe  den  prudern  czu  unser  frawn  XV  seh.  umb  hering, 
Igl.  Stb.  11155  c. 

her-lich  Adj.  vornehm,  prächtig,  herrlich:  an  dem  herlichen 
tag  (sunntag  XI.  Bibel),  T— B  Offenb.  1,  10. 

her-lichkeit  stf.  1.  Oberhoheitsrecht,  als  Titel:  uwern  irluchten 
herlickeiten,  Elbog.  Chr.  156,  12.  ewer  (des  Rats)  ernvest  und  her- 
lichkeiten  vorfahren ,  Eger.  Chr.  S.  4.  alle  diesze  obgeschriebene 
h.,  freiheit  und  stucke  globe  ich  —  zu  halden,  Traut.  Chr.  60. 

her-meister *  stm.  Feldherr:  prineeps  exercitus,  W — B  Gen. 
21,  22. 

herniel  (hermelin,  hermel,  harmel,  Verkleinerungsiv.  von  barm) 
stn.  Hermelin:  die  wisel,  die  maus,  der  cocodril  noch  seinem  gesiechte, 
das  h.  und  der  cameleon,  der  femol  u.  die  eidechse  und  der  molt- 
werf  —  alle  dise  sint  unrein,  W— B  Lev.  11,  29—31.  ein  samit  mit 
hermein  underzogen,  Ernst  2396. 

hermeMviz,  *  Adj.  weiß  wie  Hermelin:  ir  hermelwiz,e  scheitel, 
Trist,  697. 

herngegen,  hernkegen*  Adv.  dagegen,  ex  transverso:  Item 
ab  sie  herngegen  einen  gang  mit  einem  stollen  vinden,  Const.  II 
5,  4  u.  5. 


herren-gestüle  —  hersenier  365 

herren-gestüle  stn.  Sitzreihen  für  vornehme  Herren:  das  hern- 
gestülle,  dariu  ein  erbar  rath  ein  jede  person,  wie  sie  nach  der 
Ordnung  sitzen ,  also  auch  ire  stende  gleich  haben.    Traut.  Chr.  214. 

herpfen  (harpfen)  swv.  auf  der  Harfe  spielen:  Davit  herpfete 
süez,er  dceue  vil,  Legende  562. 

herren-lehen*  stn.  Herrenlehen,  die  zwei  den  weltlichen  oder 
geistlichen  Grundherren  als  Nebenlehen  zu  beiden  Seiten  der  Maße 
des  Finders  (Fundgrube)  zu  selbständigem  Abbau  vermessenen 
(je  ein)  Lehen.  Der  Begriff  der  h.  ist  den  latein.  Statuten  noch 
unbekannt,  erscheint  zuerst  in  Meißen  ( Urkunde  v.  1241).  Sie  waren 
mit  ein  Preis  für  die  Einführung  der  allgemeinen  Bergbaufreiheit. 
Ist  der  Grundherr  ein  Kloster,  heißen  sie  Abteslehen.  Siehe  diese 
unter  gruntherr,  Bergmaß,  kunigs-,  burgerlehen,  uberschar  und 
Bergregal.  Man  —  misset  ikwederhalben  der  funtgruben  virdehalb 
lehen  (dem  vinder),  donoch  an  iczlicher  siten  ein  konigeslehen  unde 
dornoch  ein  burgerlehen  unde  ein  herrenlehen,  DJB  13,  6;  Igl.  Bgr. 
N.  23,  3.  Man  sol  auch  messen  einem  iczlichen  perge  vierdhalb  leben 
an  iczleichem  teile,  anczuheben  mitten  in  dem  wirbel  des  rumpaumes. 
Darnoch  soll  man  uns  (dem  Könige)  messen  ein  lehen  gleicherweis 
und  ein  purgeriehen  und  ein  herrenlehen,  Const.  II  2,  3.  Ertrunkene 
Bergwerke  kann  man  verleihen  (hinlassen)  mit  allen  Lehen,  also  auch 
den  h.,  Const.  II  3,  8. 

herren-nöt  stf.  Verhinderung  am  Erscheinen  vor  Gericht 
(ehafte  not)  infolge  von  Herrendienst,  causa  reipublicae,  Brüuner 
Str.  II 191.  mit  wasser,  fewer  ader  h.  (Krieg)  —  das  got  nicht 
enwolle,  Igl.  Bgr.  N.  11,  2. 

her-schaft  stf.  Herrenwürde,  -macht,  Herrlichkeit,  Hochmtit, 
Besitz  und  Gewalt,  obrigkeitl.  Amt,  vornehme  Gesellschaft,  ver- 
sammelte Herren:  reichtum,  ere,  herrschafte  u.  mechtikeit  zu  sammen, 
Hier.  38,  21.  mein  herre  füret  mich  —  von  dinste  zu  herrschaften, 
61, 19.  Der  Beschenkte  gewinnet  die  besiczunge  (possessionem)  und 
mag  die  herschaft  (dominium)  wandeln  in  ander  personen,  Const.  III, 
7  Einl.  Kriegerschar.  Engelchöre:  heiliger  got  der  herrschaft  (exer- 
cituum),  Sol.  80,  36.    du  herre  ob  aller  herschaft,  Legende  5. 

her-schauwen*  swv.  Heeresmusterung,  Heerschau  halten:  her 
Felix  hat  mit  60  personen  geherschauet,  ..Traut.  Chr.  318. 

her-schauwunge  stf.  Heerschau,  Überblick  über  das  Heer:  so 
vil  ich  h.  hän,  Alex.  2335. 

herschen  auch  hersen  und  hersen),  sivv.  herrschen :  das  er  den 
vögeln  —  h.  solte  (gebieten)  Ack.  38,  1. 

her-schild  stm.  Heerschild,  Schild  als  Zeichen  des  Kriegs- 
aufgebotes, Heerbann :  der  uugerische  konig  musste  sich  lassen  tauften 
und  das  creucz  czu  einem  rechten  worczeichen  auf  den  herschilt 
lassen  malen,  Böhm.  Chr.  51.  do  (bei  Verleihung  der  Königswürde 
von  Böhmen)  vorwandelte  im  der  keiser  den  h.  und  gab  im  für  den 
swarczen  adeler  einen  weisen  leben  in  einem  swarczen  felde,  48. 

hersenier,  härs(e)nier  stn.  Kopfbedeckung  unter  dem  Helm: 
sin  guldin  hersnier  er  verschriet  dem  keiser  da  durch  die  stirne, 
Alex.  8554.  wer  daz,  h.  niht  gewesen,  er  wser  des  slages  niht 
genesen,  13519.  der  Krieche  durch  daz,  h.  —  imz,  mit  slage  spante 
(zielte),  13120. 


366  hers-vluot  —  hert-licheu 

hers-vluot*  stf.  Heeresmasse,  großes  Heer:  so  groz.e,  hersfluot, 
Alex.  12383. 

hert(e)  stf  Herde:  ein  herte  swein,  T— B  Matth.  8,  30.  8,31. 
heiz,t  erschien  die  swin,  waz,  der  in  den  herten  sin,  Alex.  22058. 

hertfe)  stf.  1.  Härte.  2.  dichtestes  Kampfgedränge.  S.Todes- 
kampf. 4.  Schulterblatt:  die  sich  torsten  wägen  geg:en  manger  juste 
herte  an  ritterlich  geverte,  W.  v.  W.  318.  Mehr  rüget  die  Gemein, 
dass  wir  schuldig  sein  zu  führen  ein  jedes  halbes  l jähen  einen 
halben  tag  in  den  härtten  (Zeit  der  Ernte  von  Korn,  Weizen 
und  Gerste)  und  in  den  haben  auch  den  halben  tag,  Chlum. 
V  5.  Alexander  sich  gegen  der  herte  (2)  ie  bot,  da  er  die  vinde 
schaden  lerte,  Alex.  7918.  11006.  19553.  in  strites  herte  wesen, 
20046.  ich  bin  selber  iuwer  geverte  durch  der  wilde  herte  (durch 
die  Wüste  der  Wildnis),  19112.  alrest  Alexander  hielt  gegen  der 
herte,  13223.  dö  kert  er  in  ein  herte,  in  ein  gröz.  ungeverte,  21315. 
da^  sie  dem  walde  entrannen  wären  und  üz,  der  herte  komen,  25843. 
manic  ungeverte  (in  dem  walt)  vil  engestlicher  herte  muoste  der 
fürste  aldä  dolu,  25801.    der  lantliute  h.,  21889. 

hertfe)  Adj.  hart;  grob,  rauh;  dicht  gedrängt;  anstrengend; 
schmerzlich:  er  reit  an  der  herten  mör  {Mohren),  Alex.  20171.  die 
edlen  muotes  herten  sich  dannoch  vaste  werten,  19571.  er  zogte 
in  ein  hertes  lant,  da  er  vinster  und  wüeste  vant ,  21 981.  ich  weiz,, 
daz,  du  bist  ein  herter  (hartherziger)  man,  T— B  Matth.  25,  24.  da 
mit  (daß  er  vom  Schiff  aus  einen  Speer  gegen  das  Land  schleuderte) 
tet  er  er  kunt,  daz,  er  da  herte  wolde  sin,  Alex.  4477. 

hertic-heit  s.  hertikeit. 

hertic-lich  Adj.  hart,  hartnäckig:  die  genenden  hertecliches 
kamfes  smide,  Alex.  15246. 

hertic-lich  (-liehe,  -liehen)  Adv.  auf  schwere,  grausame,  Weise, 
hart:  der  unbarmherzige  knecht  wart  h.  gestrafet,  Hier.  45,  20.  umb 
kein  untugent  hat  got  so  hertiklichen  gerichtet  als  durch  unkeuschheit, 
Hier.  52,  5.  dester  czoruiklicher  u.  hertielicher  er  richtet,  30,  3.  der 
turnei  herteclichen  stunt  volleclich  üf  mittentac,  W.  v.  W.  7386. 
wann  unser  herre  allermenniclichen  (die  ihr  nicht  durch  Predigen 
vom  Sündigen  abgehalten)  vordem  wil  und  von  ewern  henden 
hertiklichen  eischen,  Hier.  27,  7.  hie  kom  hertielichen  gevarn  der 
vogt  von  Babilöne,  Ernst  4808. 

hertikeit  (hertec-heit)  stf.  1.  eigentl.  und  bildl.  Härte.  2.  Ge- 
fahr, Not,  Kampfgedränge:  1.  als  er  empfinden  wart  der  erden  h. 
(den  harten  Boden,  auf  den  sein  nackter  Leib  gelegt  wurde),  Hier. 
19, 15.  der  ketzer  —  bleib  in  seiner  unreinikeit  u.  h.  ( Verstocktheit) 
seines  bösen  hertzen,  181,  9.  ir  wol  kunt  was  sulche  grosse  h.  irer 
swestern,  176,  21.  177, 10.  nicht  sich  an  die  herticheit  diez  Volkes, 
W— B  Deut.  9,  27.  er  hat  getwungen  seinen  leip  mit  gewandes 
h.  =  rauhem  Gewand,  Hier.  110,  2.  seinen  leip,  der  durch  h.  willen 
seines  lebens  (asketische  Lebensiveise)  also  enpherbet  war,  das  grau- 
samig  (von  fahler  Farbe)  sein  angesicht  were,  Hier.  19,  8.  er 
vqrcht  nit  di  h.  des  kunigs,  T— B  Juden  11,  27.  waz.  hertiket  sal 
enthaldin  werdin,  musz  alles  obir  ewir  gnadin  gute  leute  gehin, 
Elbog.  Chr.  144,  42. 

hert-lichen  Adv.   hart,  Eger  Chr.  N.  1070. 


hert-neckig  —  herzen  367 

hert-neckig  (hert-nackig)  Adj.  unbeugsam:  dicz  volk  ist  h., 
W— B  Ex.  34,  9. 

hert-schlechtig  (karte -slehtec)  Adj.  mit  Herzschlächtigkeit 
{Pferdekrankheit)  behaftet,  herzschlächtig:  h.  u.  ruczig  pfert,  für 
solche  kann  der  Käufer  binnen  3  Tagen  das  Geld  zurückverlangen, 
Brunn.  Str.  1 278.  Vorkauft  ein  man  ein  pferd  einem  andern,  er 
schol  im  czu  recht  geweren,  das  is  nicht  stetig  noch  starblind  noch 
ruzig  noch  herzsletig  (hartschlegig)  sei,  Prag.  Rb.  132. 

heruin-schlenkem  swv.  (von  slenken,  slenkern,  schleudern) 
herumschwingen,  schleudern:  den  7.  tag  marci  hat  das  mülrat  in  der 
nidermül  den  mülschitz  3  mal  herumgeschlenkert  —  auf  den  andern 
tag  darnach  kam  beim  Bartel  Baudischen  fewr  aus,  Traut.  Chr.  287. 

her-vart  stf.  (Gen  Dat.  herverte)  Heerfahrt,  Kriegszug:  in  allen 
turnieren,  in  allen  herfarten  tun  die  frauwen  ie  das  beste,  Ack.  47,  3, 
püken,  floiten,  schalmien  vil  (das  heizzent  die  herverte  spil),  W.  v.  W. 
3615.  in  der  hervart  und  in  der  beligunge  und  der  vorwustenunge 
(in  obsidione  et  vastitate),  W — B  Deut.  28,  57.  die  h.  phlihten, 
Alex.  2746.  Prziemissel  (Wenczlaws  son)  tat  seine  erste  herffart 
auff  die  Prewssen,  Böhm.  Chr.  89. 

her -wagen  stm.  1.  Kriegswagen.  2.  Sternbild  des  Wagens, 
großer  Bär.  1.  die  herwegen  nehenten  sich  zu  im,  W — B  Kön. 
II  1,  6. 

her-wät  (=  her-waete,  -gewsete  stn.)  stf.  Kriegsausrüstung, 
Rüstung,  Kriegskleid:  ob  einer  hinder  im  h.  liesse  und  hette  keinen 
sun,  so  soll  es  uff  die  tochter  gevallen,  wer  aber  do  keine  tochter, 
so  soll  —  die  h.  uff  den  nechsten  freunt  mannes  oder  weibes  gesiechte, 
die  mit  der  stat  leiden  und  schössen  (Stadtsteuer  zahlen)  —  gefallen, 
Stb.  Brüx.  N.  157. 

ker-widerumb*  Adv.  von  der  andern  Seite :  h.  desgleichen  (in 
contrario),  Eg.  Str.  C62. 

herz(e)  swm.  Dat.  S.  u.  Gen.  Acc.  PI.  zuweilen  st.,  Gen.  auch 
herzens) :  1.  Herz.  2.  Blitzen  des  Apfels.  3.  Herz  als  Sitz  der 
Seele,  des  Gemütes.  4.  des  Verstandes,  der  Vernunft:  hercze  und 
rat  vloch  von  in,  W — B  Judith  15, 1. 

herze-grund*  stm.  Grund  des  Herzens:  ausz  h.  geende  sinne, 
Ack.  39, 10. 

herze-leid   stn.   Herzleid:  Trist.  6764. 

herze-liche(n)  (auch  herzen-licke(n)  Adv. :  sie  erbot  h.  vär  al 
ir  werdem  libe,  W.  v.  W.  2531. 

herze(n)- liebe  stf.  Herzensfreude;  herzliche  Liebe:  vremde 
scheidet  herzenliep,  Trist.  319.  der  smerze  der  rechten  herzenliebe, 
Trist.  125.  swer  mit  zwein  lieben  liebe  phlicht  hat,  der  treit  h, 
nicht,  142.    sol  ich  nicht  herzeliebe  hän,  144.    ist  daz,  h.  nicht,  153. 

herzen  swv.  beherzt,  mutig  machen :  Swie  gar  der  küeue  Tristan 
manliches  herzen  was  ein  man  —  in  noch  verre  herzte  baz  die 
blunde  künigin  Isöt,  Trist.  1624.  so  was  der  man  geherzet  (mutig) 
wol,  1651. 

herzen*  (ivohl  aus  tschech.  harcovati,  dieses  aus  franz.  harcer) 
swv.  sich  umhertummeln,  Scharmützeln:  die  Pehem  ritten  und 
herczten  vil  ofte  (und  jageten  vil  dicke  L.)  vor  der  stat,  Böhm. 
Chr.  47. 


368  herzen-smerze  —  heuraten 

herzen  -  smerze  swm.  Herzleid:  mit  rechtem  herzensmerzen, 
Trist.  150. 

herze-ser  stn.  (mich  -sere  stf.)  innerer  Schmerz,  Herzleid:  über- 
lestic  h.,  W.  v.  W.  2466.  Willehalmes  überker  wiben  siufzec  herzen- 
ser  gap  und  jämers  volliu  not,  3706.  die  den  guoten  frumten 
herzeser,  Alex.  7083. 

herzig  falsche  Lesart  für  heiige  zit:  ob  ez,  nit  h.  (Hanka,  heiige 
czit  Jir. ,  tschech.  svätek)  wer,  du  must  gar  ser  leim  cleibin  den 
ganczin  tag,  Dal.  172,  25  (76,  89). 

her- zog  (-zöge)  swm.  Heerführer,  Herzog:  alles  himelischen 
heres  gewaltiges  h.,  Ack.  57,  2. 

hese*  stf.  ein  wasser  pfaff  Jokeln  den  bruder  ertrenckt,  in 
der  Stuben  den  boden  sambt  dem  ofen  mitte  hinweggefüret  und  die 
kleine  hese  ertrenket,  Traut.  Chr.  192  oben. 

hesein  (von  has,  -e  swm.)  Adj.  von  einem  Hasen  stammend: 
meinen  graben  (grauen)  rock  und  den  hesein  pelliz ,  Igl.  Stb.  III 
192b.  ein  hesen  pelcz,  Y  151c;  V  152  c;  V  264  d.  ein  heses  pelcz- 
lein,  V245c. 

hespler  s.  haspler. 

hetzen  sivv.  hetzete,  hatzete  =  hetzen,  jagen,  tr.  antreiben: 
hat  in  gehaczt  (später  unten:  gehetzt)  auf  die  von  Eger.  Buch  d. 
Gebrechen  227. 

heuen  s.  heuwen. 

heufe*  teten  wir  des  nicht  (die  nicht  rechtzeitig  gezahlte  gulte 
(Rente)  ihm  zwispeldig,  doppelt,  zu  geben),  swelchen  schaden  wir 
dann  des  vorgenanten  czwispeldung  nemen,  ez,  wer  an  heufen  gen 
kristen  oder  an  Juden  —  den  schaden  sollen  wir  mit  samt  den  vor 
genanten  hallern  von  unserer  stat  geben,  Eger  L.  Meing.  7. 

heulen  (hiulen)  swv.  Prät.  hülte,  md.  hulen,  heulen,  schreien: 
Ist  das  ir  ouszihet  zu  streit  gegen  den  veinden,  die  do  kriegen  wider 
euch,  erclengen  sullet  ir  heulende  mit  den  busounen,  W — B  Num. 
10,  9.    heulte,  IT  B  6  c. 

heuler  stm.*  (=  iuwel,  iule  swf.)  Eule:  Und  antworten  wirt 
do  der  h.  der  vogel  in  iren  heusern  (respondebunt  ululae),  W — B 
Js.  13,  22. 

heulunge*  stf.  das  Heulen,  ululatus:  h.  der  edlen  der  hert, 
W— B  Jer.  25, 36. 

heu-mön  (höu-mänöt,  -mänet)  stm.  n.  Heumonat,  Juli:  Traut. 
Chr.  177.  196.  211.  274.  285.  288.  325. 

heu-mönat   stm.  n.   Juli,  Traut.  Chr.  157. 

heune,  hüne  (hiune,  Hiune)  swm.  1.  Riese.  2.  Hunne,  Magjar: 
1.  die  grossen  heunen  müssen  vor  uns  (dem  Tod)  vallen,  Ack.  23,  2. 
Hünen  waren  aber  auf  der  erden  in  denselben  tagen  (gigantes), 
W-B  Gen.  6, 4. 

heimisch (=  hiunisch)  Adj.  1.  riesenhaft' ',  giganteus*.  2. hunnisch, 
magjarisch :  Do  haben  wir  gesehen  etliche  wunder  der  kinder  Enach 
von  heunischen  gesiechte  (de  genere  giganteo),  gegen  dem  wir  ge- 
gleichet wurden  als  die  heuschrecken,  "VV — B  Num.  13,  34. 

heupt-nian  s.  haupt-nian. 

heuraten  (hiraten)  swv.  heiraten:  ab  mein  hausfraw  heuretet 
und  man  nem,  Igl.  Stb.  III  323a. 


heurats-tag  —  himel-brot  369 

heurats-tag*  (v.  hirat)  stm.  Hochzeit:  her  Frantz  Junckherr  mit 
junckfraw  Barbara  sein  h.  gehalten,  Eger.  Chr.  N.  273.  359.  384.  386. 
s.  heirat-tag. 

heu -rechen*  stv.12,  subst.  Inf.  stn.:  Heu  zusammenrechen: 
sie  sind  aufs  h.  gezogen,  Traut.  Chr.  161  unten. 

heu-schrecke  (hiwe-schrecke)  (auch  höuschrecke,  -schricke)  sivm. 
solten  wir  (der  Tod)  allein  den  zweifaltern  u.  den  h.  rechnnng  tun 
umbe  ir  gesiecht,  Ack.  9,  2.  heuscbrecken  werden  es  alles  vressen, 
W— B  Deut.  28,38;  Ex.  10.  12.  13;  Num.  13,34. 

heu-schur*  (bei  Lexer  stf.  Heuscheune  nur  aus  Ack.  47, 19, 
also  dieser  Stelle  belegt)  Heuschober?:  die  heuschuren  ein  bürg,  die 
Tonaw  das  mere,  den  meuszaer  einen  valken  nennet  der  tore,  Ack. 
47, 19. 

heusen-lich  (hius-liche,  -en)  Adv.  mit  einem  Haus,  häuslich: 
so  etwas  lange  zeit  und  jare  in  der  königlichen  stad  Elbogen  hewsen- 
lich  gesessen  und  gewonet,  Elbog.  Chr.  54,  25 

heuwe  (höuwe,  houwe)   stn.   Heu,  T — B  I  Peter  1,24. 

hemven  (höuwen)  sicv.  heuen,  Heu  machen,  mähen:  er  hat  die 
wießen  gehewet  und  das  hew  mit  gewalt  hingefurt,  Eger.  Chr.  1174. 

lieuwer  (houwer)  stm.  der  da  haut,  Holz  haut,  als  Bergmann 
arbeitet.  Berghäuer:  wenn  sie  auch  vor  den  hewern  (Bergleuten) 
nicht  sicher  waren,  Böhm.  Chr.  100. 

he-fe  (mhd  hebe  m.  f  zu  heben,  Hebel)  Hefe:  mit  helfen  der 
Sündern  (faecibus  peccatorum)  haben  sie  mich  geunreinikt  (näml. 
deinen  Tempel),  Sol.  16, 19. 

hez,z,ig  Adj.  verhaßt:  Wie  h.  du  (Tod)  uns  bist,  wir  wollen 
dir  wünschen  usw.,  Ack.  19,20.  das  wir  pillich  pessern  sullen  di 
hessige  gewonheit  und  den  bruch  der  perkmeister  —  Const.  I  7,  8. 
s.  heilig. 

hez,z,ig  (hez,z,ec-liche,  -en)  Adv.  feindselig:  der  im  h.  wider  ere 
noch  guts  gaen,  Elbog.  Chr.  89. 

hez.z.-lich  (hez,z,ec-liche,  -en)  Adv.  feindselig:  h.  hassten  wir  an 
einander,  T— B  Titus3,3. 

hiel'-dorn*  (hiefe  sivstf.  Hagebuttenstrauch)  stm.  Heiderosen- 
stranch:  in  der  flamen  des  feurs  des  hifdorns  (busches  XL  Bibel), 
T — B  Botenb.  7,  30.  der  im  was  derschinen  in  dem  hifdorn  (brennender 
Dornbusch).  7, 35. 

hieg  (=  hieic)  Adj.  hiesig,  aus  unserer  Gemeinde :  desgleichen 
auch  die  hiege  stat  Olomuncz,  Olm.  Stb.  54  S.  36.  den  hiegen  mit- 
purgern,  55.  ein  hiiger  fischer  (<m  Gegensatz  zu  einem  fremden), 
Eg.  Str.  C  98  zur  Bildungssilbe  -ig  Martin  zum  Ack.  2,5. 

hiesig*  Adj.  hiesig:  gegen  hiesiger  stat,  Eg.  Achtb.  II 222 
(a.  1670) 

hiig  (==  hieic)  s.  hieg. 

hilze  (heize)  stswf.  Schwertgriff,  Hft:  daz,  swert  im  vor  der 
hende  brast  niht  verre  vor  der  hilze  entzwei,  Alex.  9447. 

hilzein  s.  hülzin. 

liimel-blic  stm.  Blitz:  als  ein  sneller  h.  wart  den  vinden  näch- 
gejagt, Alex.  14192. 

himel-brot  stn.  Manna,  Hostie:  gab  dir  czu  essen  h.  (cibum 
Hanna),  W— B  Deut.  8,  3. 

Oelinek,   Wörterbuch  24 


370  himel-grave  —  hinder-stellig 

hiniel-grave  *  sumi.  Herr  des  Himmels  im  Gegensatz  zum  helle- 
grave  (dem  Teufel),  Ack.  12, 16,  Cap.  9  vgl.  Gervin.  Lit.  2,  222  Anm. 

hiniel-hof*  stm.  Himmel,  nur:  des  himelhofes  gewaltiger, 
Ack.  56, 14. 

hiinel-keiser  stm.  Himmelsherr  =  Gott  oder  Christus:  Alex. 
Anh.  1463. 

himels-reif*  stm.  (von  reif,  stm.)  Himmelskreis:  Geomancia, 
mit  der  saczung  der  planeten  u.  des  h.  zeichen  auf  erden  allerlei 
frag  hehende  verantworterin,  Ack.  41,  6. 

himel-stern  m.  Stern  des  Himmels:  der  h.  =  stellarum  coeli, 
Sol.  42, 13.    die  andern  h.,  Trist.  247. 

himel-varb  (=  -var)  Adj.  himmelblau:  ummehenge  himelvarher 
varbe,  W— B  Esther  1,  6. 

himel-vart  stf.  Himmelfahrt:  do  die  h.  offen  was,  Ack.  19, 13. 

hinab-brengen,  -bringen  unregelm.  Zw.,  Praet.  Drähte,  Part. 
bräht,  hinabführen:  das  ich  die  stuff  des  gemessen  perges  zu  Send 
Andre  hinabprenge,  Igl.  Bgr.  N.  53,  17. 

hinach-yolgens *  Adv.   hierauf,  sodann:  Traut.  Chr.  288. 

hinaus-komen  stv.  12  bis  uff  unser  h.  =  eigenes  Erscheinen, 
Mind.  d.  Egerl.  3.  61. 

hindan  Adv.  1.  hinten.  2.  von  da  weg:  wanne  her  vor  heyn- 
dan  geteilt  ist,  Igl.  Str.  229.    (bei  der  Heirat  ausgestattet  worden  ist?) 

binde  swf.  Hinde,  Hirschkuh:  wenne  auch  die  h.  ouf  dem  acker 
hat  gepert  (Junge  geworfen),  W — B  Jer.  14,  5. 

hinder  Adv.  zurück:  hinder  sich  geen,  zurücktreten,  z.  B.  von 
einem  Kauf:  der  kaufer  ader  der  vorkaufer  mag  an  wandel  von  dem 
kaufe  ader  vorkaufe  abtreten  und  h.  sich  geen  —  es  were  denne  — 
ettwas  hantgift  daran  geben,  (III  6,  6).  will  er  denn  des  kauffes  nicht 
h.  s.  geen  und  vorgilt  nicht  den  selben  tag  das  gelt  volkumlich,  so 
vorleuset  er  di  gekauften  teil  mitsamt  dem  gelde,  das  iczund  geben 
hat,  III  6,  7.  manig  man  von  seinen  iungern  giengen  hinder  sich 
(fielen  von  ihm  ab),  T— B  Job.  6,  67. 

hinder-hüte  (-huote)  stf.  Nachhut:  sie  hatten  den  ein  h.  auf 
sie,  Böhm.  Chr. 

hinder-rede  stf.  üble  Nachrede,  Verleumdimg:  den  zorn,  die  h., 
T— B  Koloss.  3,  8. 

hinder-reden  stvv.  einem  h.  ihn  übel  nachreden:  nicht  weit  h. 
einer  dem  andern ,  T — B  Jak.  4,  11.  die  weip  —  sollen  sein  —  nit 
hinterredent,  I.  Timoth.  3,  11. 

bindern  swv.  hindern:  hindernder  berg.  welcher  perg  den 
andern  wasser  halbe  hindert  (ertränkt).  —  s.  aufgeben,  Igl.  Bgr. 
U — A  8,  4.  das  man  nimant  umb  keinerlei  schult  sein  ercz  hinder 
(pfände,  mit  Beschlag  belege)  nur  umb  gemein  pergkost,  Const.  I 
7,  15.    s.  auch  vorbieten. 

hinder-riicket  (=  -rucke)  Adv.  rückwärts :  in  den  puckl  h.  — 
gestossen,  Igl.  Ms.  26. 

hinder-stellig  Adj.  1.  was  zurückgestellt,  aufbewahrt  wird, 
übrig  bleibt.  2.  zurückbleibend.  3.  rückständig  von  einer  Schuld: 
2.,  Traut.  Chr.  187.  Aber  David  quam  zu  den  200  mannen,  die  do 
müde  h.  waren  bliben  noch  mochten  nicht  gevolgen  Daviden  (sub- 
stiterantj,  W— B  Kön.  I  30,  21.    3.  sein  h.  gelt,  Igl.  Bgr.  80,  4.    auch 


hinder-teil  —  hinläz,er  371 

die  argumenta  und  anders  mehr  nach  gelegenheit  und  geschichlig- 
keit  der  knaben  soll  nichts  (beim  Schulunterricht)  hintersteilig 
bleiben,  Traut.  Chr.  187. 

hinder-teil  stn.  1.  Rücken.  2.  Hinterteil,  podex:  1.  das  h. 
kerende  (terga  vertentes),  W—  B  IV  125  a.  130  b.  sie  sahen  das  h. 
Moysi  (tergum  Moisis),  Ex.  33,  8. 

hinder-tür  stf.  Hintertür:  ouf  beide  h.  und  ouf  die  ubertür 
der  heuser  (super  utrumque  postem  et  in  superliminaribus  domorum), 
W — B  Ex.  12,  7.  23.  do  gienk  her  ous  czu  der  h.  (per  posticum), 
Richter  3,  24. 

hinder-warts  (-wert,  -wart)  Adv.  nach  hinten,  zurück :  si  kom 
h.  unter  der  geselschaft,  T— B  Mark.  5,  27 ;   Luk.  7,  38. 

hinder- werfung*  stf.  Auskehricht,  Kehricht:  wir  sein  gemacht 
—  ain  h.  aller  uncz  her,  T — B  I.  Korinther  4, 13. 

hinder-wertlich  (=  hinder-werteclichen)  Adv.  von  rückwärts, 
Traut.  Chr.  298. 

liinder-ziehen  stv.  III  hinter  einem  ziehen,  ihm  in  den  Rücken 
fallen,  ablassen:  ob  er  sich  hinterzeucht  (abläßt),  ez,  gefeilt  nit 
meiner  sei,  T — B  Juden  10,  30. 

hinder-ziehung*  wir  sein  nit  sun  der  h.  in  verleuse,  wan  dez, 
gelauben  in  di  gewinnung  der  sele,  T — B  Juden  10,  39. 

hindurch-varen  stv.  IV  seinen  Stollen  durch  einen  andern 
(Stollen  oder  Berg)  treiben*:  er  mac  nicht  hindurch  gevarn  an  iren 
willen,  Igl.  Bgr.  U— B  17. 

hiner-knecht   stm.   der  h.  vom  Lahn,  Traut.  Chr.  197. 

hin-geber   stm.  Verkäufer,  Vermieter,  Const.  I  21,  1. 

hin-kerunge  *  stf.  Abwenden,  Entfremdung :  abgekart  das  volk 
in  streitlicher  h.,  W — B  Jer.  8,  5. 

hin-kunft*  stf.  der  hirz  lief  —  durch  sines  lebenes  gewin  und 
durch  sines  libes  h.,  Trist.  2401. 

hin-lauf  stm.  (bei  Lexer  nur  als  Durchfall,  Ruhr  belegt)  Ab- 
lauf: die  hinleufe  der  wasser  (decursus  aquarum),  W — B  Ps.  1,  3. 

nin-läz,en  stf.V  vermieten,  verleihen  an  Lehenhäuer:  Wann  des 
hinlassens  czil  auf  einen  heiligen  tag  wirt  bescheiden  —  dann  in 
der  vigilien,  als  man  beruft  di  leczt  tageschicht,  so  vorlischet  und 
geet  aus  alles  hinlassens  recht  der  besteer,  Const.  III  6,  16 — 18.  silber- 
gruben h.,  Const.  III 1,  11.  die  mül  verkaufen  oder  hinlassen,  Igl. 
Stb.  III  207  b.  ir  wellet  di  ding  h.  (verzeihen)  und  wellet  mitein- 
ander gutte  freundt  sein,  IV  187  a. 

hinläz,er*  stm.  Vermieter,  Geiverken,  die  einen  bestimmt  ab- 
gegrenzten Teil  im  Bergwerk  z.  B.  den  Abbau  von  Nebentrümmern 
an  Lehenheuer  gegen  prozentuellen  Anteil  an  deren  Geivinn  auf  be- 
stimmte Zeit  verpachten:  wann  der  tag  des  hinlassens  vorgienge,  so 
hinderte  di  h.  das  gelassen  ercz  in  irer  arbeit.  —  Ist  aber,  das  das 
ercz  derselben  wochen,  in  der  sich  endet  die  hinlassunge  nicht  aus- 
gezogen ist,  nur  dasselbe  mugen  die  besteer  czu  in  fechsnen,  was  aber 
erczes  von  der  voderigen  wochen  vor  dem  geendetem  czil  in  der 
silbergruben  pleibet,  das  haben  sie  (deren  lehenschaft  zu  Ende  ist) 
verlorn,  Const.  III  6,  18. 

24* 


372  hin-lä^unge  —  hitze 

hin-läz,unge*  stf.  Überlassung  einer  bestiynmten  Strecke,  eines 
Nehentrumms  und  der  gl.  in  einem  Bergwerk  an  Lehenhäuer,  s. 
hin-läz,en,  -lä^er. 

hin-legen  swd.  1.  beilegen,  Elbogen  Chr.  1,  14-.  3,  15.  sind  alle 
czuspruch  hingetan  und  hingelegt,  Igl.  Stb.  m  206 c.  h.  den  alten 
irresal,  Const.  Einl.  do  wirt  vil  krieges  und  teidinge  hingelegt, 
Const.  1Y  17  Einl.  irrunge  und  brache  h.,  Stb.  Brüx  N  326.  die 
sache  h.  und  enden,  Olm.  Stb.  132.  2.  icohin  verlegen,  anlegen.  3. 
veräußern:  ich  mag  mein  funtgrnben  h.,  was  mir  und  meiner  ge- 
werkschaft  gemessen  ist,  Igl.  Mut.  20;  Igl.  Stb.  III  206c. 

hinne-  s.  hin- 

hint  Adv.  heute  nachts,  W.  v.  W.  4954.  din  si  hint  die  wahte, 
Alex.  3526.     lät  mich  hint  dar  inne  sin,  Schretel  136. 

hin-tün  unregelm.  stv.  beseitigen:  sind  alle  czuspruch  hingetan 
und  hingelegt,  Igl.  Stb.  III  206c. 

hin-vart  {Gen.  -vart,  -verte)  stf.  1.  Abreise.  2.  Tod:  ze  siner 
hineverte,  Alex.  18600.  an  der  hineverte  reise,  27533.  aufirleczte 
hinfart,  Igl.  Stb.  V  85  c;    Stb.  III  328  a;    W.  v.  W.  5280. 

hin-vertigen  swv.  mit  Vollmacht  ausrüsten  und  abschicken: 
darauf  ein  rat  —  sie  —  mit  voller  macht  auf  mitfasten  zu  stehen 
hingefertigt,  Elbog.  Chr.  92,  15. 

hin-vlucht*  stf.  Flucht:  dodurch  an  der  h.  etlich  pferd  schad- 
haft worden  sein,  Eger.  Chr.  N  1158. 

hin-rur  Adv.  fortan:  am  sand  Georgen  tag  und  also  hinfur  alle 
jar,  Igl.  Stb.  111326  c. 

hin-yüran  Adv.  fortab,  in  Zukunft,  Traut.  Chr.  138;  Elbog. 
Chr.  47,  40. 

hin-vüren  (vüeren,  vuorte,  gevüeret,  gevuort)  hinwegführen, 
wegschleppen:  czu  der  hinfurenden  gevenknusse  der  stat  iherusallem, 
W-  B  Jer.  1.  3. 

hin-TÜrunge*  stf.  das  Hinwegführen  in  die  Gefangenschaft, 
transmigratio :  in  die  h.  und  in  eyn  gevenknusse  werden  sie  gen,  W — B 
Ez.  12,  11.    das  vunfte  iar  der  h.  des  kunigis  Joachim,  Ezech.  1,  2. 

hird-haus  s.  hirt-haus. 

hirn-schedel  stm.  Schädel,  calvaria:  sie  funden  —  den  h., 
W— B  Kön.  IV  9,  35. 

hirsen-kornelin  stn.  Hirsenkörnlein:  der  untriuwe  nie  gewan 
—  alsam  ein  h.,  Trist.  3148. 

hirte,  hirt  stswm.  Hirte:  das  ein  igleich  h.  sein  Ion  (under 
einem  virdung)  mit  eide  behabt  auff  seinem  stabe,  Igl.  Str.  S.  369  f. 

hirt-haus  (hirten-hüs)  stn.  Hirten  haus:  ist  das  h.  abprunnen, 
Eg.  Chr.  695. 

hirt-lich  Adj.  dem  Hirten  gehörig,  wachsam:  hirtliche  tasche, 
W— B  Kön.  1 17,  40. 

hischen,  heschen  stvv.  schluchzen:  ir  rede  begunde  sich  mischen 
mit  weinen  und  mit  hischen,  Alex.  800;  W.  v.  W.  775.  sin  herze 
in  jämer  hischet,  Alex.  4982.    dirre  gegen  töde  hischte,  8345. 

hitze  stf.  Hitze,  eigentlich  und  bildlich,  bergm.  ein  Schmelzungs- 
prozeß: das  sin  (von  dem,  in  einem  zu  messenden  Berge  von  den 
Schöffen  gefundenen  Erz)  ein  hicz  czu  dem  ministen  einen  vierdunc 
über  die  kutenkost  gebe,  so  pehelt  er  (der  Berg)  sin  mäze  mit  dem 


hitzec-leich  —  höch-zeit  373 

recht  (=  ist  er  maßwürdig),  Igl.  Bgr.  U— B  §  8.  ein  teilerpar  erczes, 
das  vor  ein  hicze  hat  geheissen,  Igl.  Bgr.  N  1,  9. 

hitzec-leich,  hitzic-lich  Adv.  mit  Eifer:  dein  antlutz  h.  und 
an  alles  underlas  suchen,  Sol.  102,  2.  in  derselben  junkfrawen  libe 
wart  er  so  gar  hitziclich  vorstrichet,  Hier.  198,  24. 

hitzen  swv.  heiß  werden,  erglühen:  0  lieh,  di  alleweg  {immer) 
hitzet  und  nimmer  derkaltet,  Sol.  52,  1. 

hitzig,  hitzeg  Adj.  hitzig,  eigentlich  und  bildlich:  das  man 
hedechtnuss  hab,  di  der  leute  hiczigen,  gehen  mute  widersteen  mag 
und  geczemen,  Const.  I  4,  6.  er  redt  mit  hiczigem  geist,  T — B  Btb. 
18,  25. 

Höch-deutschland  *  stn.  Oberdeutschland:  nachdem  ist  der 
kaiser  und  könig  —  von  Frankfurt  verreiset  durch  H.  auf  Lintz  in 
Ostreich,  Traut.  Chr.  168. 

höch-geampt*  Adj.  hohen  Banges:  prister,  si  sein  h.  oder  nider, 
Eg.  Str.  A  V  ,'h 

höch-gemüt,  -geinuot  Adj.  freudig  bewegt:  die  h.  herzogin, 
Trist.  669.     dem  h.  degen,  673.     ein  ritter  h.,  896. 

höch-gezit  stf.,  manchmal  stn.  Festlichkeit:  mit  rieh  gebender 
hende  diu  h.  nam  ein  ende,  W.  v.  W.  7822.  do  solt  ein  h.  ergän, 
6961.     des  tursten  h.  (Hochzeitsfest).  Trist.  512 

höch-gräf'lich*  Adj.  Ihr  hochgräffliche  Excellenz,  Eg.  Achtb. 
II  222. 

hoch -kostig*  Adj.  sehr  wertvoll:  er  liesz  die  hochkostigen 
edlen  steine  der  keuschen  reinikeit,  Hier.  198,  19. 

höch-müeten*  swv.  hochmütig  behandeln:  das  gericht  oder 
einen  burger  leidigen  und  h.,  Eg.  Str.  C.  90. 

höch-iniitikeit  (=  höch-müetec-heit)  stf.  Hochmut,  W — B 
Judith  6,  15. 

höch-rerlich  s.  höch-verlich. 

höch-vart  stf.  (Gen.  -vart,  -verte")  Hochsinn,  edler  Stolz, 
Pracht,  Hoch  ,  Übermut:  die  hochfart  des  lebens  zu  ere  sint  geneiget, 
Ack.  48,  6.  die  ere  bringet  h.  und  ruin,  48,  8.  die  gotinne  Pallas, 
die  in  vil  hochverte  schuof,  Alex.  3543. 

höch-verlich  (höch-verteclichen)  Adv.  stolz,  hoffärtig:  der 
abt  von  Folde  (Fulda)  hilt  sich  gar  hoch  verlieh  (Jir.,  hochrerlich 
Hanka  tschech.  nastrojne).  Dal.  185,  2  (83,  9). 

höch-verten  swv.  Was  hochvertet  dein  geist  wider  got,  also 
das  du  vorbringest  ous  deinem  munde  semliche  rede,  W — B  Job. 
15,  13.    alle  seine  tage  hochvertet  der  pose,  Job.  15,  20. 

hoch -vertic- liehe  (n)  Adv.  stolz:  hochfertielichen  tanzen, 
Hier.  36,  6. 

höch-vertigen  (auch  höchverten)  sivv.  Hoffart  zeigen,  üben: 
Welcher  aber  hochvertigt,  wollende  nicht  gehorsam  sein  des  priesters 
gepot,  der  czu  der  czeit  hantreichet  deinem  herren  gote  — ,  sterben 
sol  derselbe  mensch,  W— B  Deut.  17,  12. 

höch-wild*  sin  hohe  Jagd,  Jagdrecht  auf  Edelwild:  hoheit, 
obrigkait  und  regalien  als:  pergwerg,  schütz,  hohwild  udgl.,  Traut. 
Chr.  94. 

höch-zeit  (höch-zit,  -gezit)  stf.  manchmal  stn.  1.  hohes  kirchl. 
oder  weltl.  Fest.    2.  höchste  Freude.    3.  Vermählungsfeier,  Hochzeit: 


374  hochzeit-leute  —  höf-eisen 

1.  des  Johansen  Baptisten  h.  u.  veierunge  was  in  denselben  vristen, 
Hier.  223,  25.  leute,  die  grossen  heiligen  in  hochzeiten  grosse  wirde 
—  beweisen,  128,  2.  doselbist  (im  Himmel)  ist  tegliche  suz,z,e  h. 
der  heiligen  engel,  103,  8.  Wenne  es  ist  ein  h.  unserm  herren  got, 
W — B  Ex.  10,  9.  Behnte  dorumme  die  gepot  n.  die  veierliche  h. 
und  die  gerichte,  Deut.  7,  11.  (caeremonias) ;  die  h.  der  wochen 
mache  die  in  der  ersten  frucht  des  weiczsnites,  Ex.  31,  22.  die  h. 
der  ostern  (solemnitatem  azymorum)  soltu  behüten,  Ex.  34,  18  und 
Par.  II  30,  31.  die  h.  in  der  widerkernnge  des  iares,  Ex.  34,  22.  die 
h.  der  osterspeise  unseres  herren,  Lev.  23,  6.  die  h.  in  dem  ousgang 
des  iares,  Ex.  31,  18;  Esdr.  II  8.  Ende,  in  gewonlichen  h.  =  in 
festivitatibus  consuetis,  Const.  1 15,  6.  in  den  wirdigen  h.,  Const.  I 
7,  22.  3.  in  dem  tag  der  h.  (nnptiarum) ,  Sol.  56,  1.  heurat, 
heirat  (dafür  auch  N.  860  leibkauf,  Verlobung,  Heiratsversprechen) 
u.  hochzeit  (dafür  auch  Wirtschaft  =  Vermählungsmahl),  Eger  Chr. 
N.  810.  833.  871  u.  s.  Tristan  543.  550.  553.  950.  975.  983.  das  man 
zu  werltleichen  hochziten  (im  Gegensatz  zu  geistlichen  =  Priminz), 
niman  der  statleute  biten  noch  haben  schol  zum  essen  danne  sweher 
und  swiger,  (unbestatte  B)  bruder  und  swester  bei  5  pfänden  hallern 
(Strafe),  Eger  Str.  All;  B  3;  B  10  und  10. 

hochzeit-leute  st.  PI.  Vermählungszeugen,  Zeugen  des  Ehe- 
kontraktes: die  beredleut  ader  h.,  Olm.  Stb.  151. 

hoch -zeit -lieh  (=  höch-zitec-lich)  Adj.  fest  lieh :  gebrauchender 
newer  e  und  hochzeitlicher  recht  (ceremoniis) ,  W — B  Esther  3,  8. 
die  h.  tage  des  houses  israhel,  Judith  8,  6.  zu  den  hochzeitlichen 
tagen,  Judith  16,  27.  Aber  diser  h.  tak  der  sigenunft  (der  Sieges- 
feier) wirt  genomen  von  den  hebreern  in  die  czal  der  heiligen  tage 
und  wird  geveiert  von  den  iuden,  Judith  16,  31.  den  hochzeitlichen 
tag  (Osterfest)  machen  ze  Jerusalem,  T — B  Btb.  18,  21.  hochzeitlich 
gewant,  T — B  Matth.  22,  11  u.  12.  der  richter  hat  gewonheit,  durch 
den  hochzeitleren  tag  (Ostersonntag)  ze  laz,z,en  dem  volk  einen 
gefangen,  welchen  sie  wolten,  T — B  Matth.  27, 15;  Mark.  15,  6.  er 
macht  ihm  (seinem  Bruder  zu  dessen  Priminz,  ein  grosz  h.  essen 
(Festschmaus),  Traut.  Chr.  37. 

hoeker  stm.  Höcker,  Buckel:  ouf  dem  h.  der  camelen,  W— B 
Js.  30,  6. 

höckrecht  (=  hockereht)  Adj.  mit  einem  Höcker  versehen, 
buckelig:  mit  trifenden  ougen  oder  hökrecht,  W — B  Lev.  21,  20. 

hock-schar*   stf.   viergliedrige  Schar,  Menge,  Traut.  Chr.  122. 

höe-niesse*  stf.  Hochamt:  nach  der  hoemesse,  Elbog.  Chr. 
94,34.   99,11. 

hof,  -ves  PI.  hove,  höve  stm.  1.  Hof  beim  Haus.  2.  Wirt- 
schaftshof, Gebäude  samt  Grundstücken.  3.  Aufenthaltsort  eines 
Fürsten.  4.  festl.  Versammlung  von  Fürsten  und  Edeln,  Hoftag. 
5.  Turnierhof,  Turnier.  6.  Gerichts  Versammlung :  4.  u.  6.  üf  die 
ander  wochen  ein  hof  wart  dargesprochen,  daz  ein  iegleich  man  dar 
kaeme,  W.  v.  W.  4034.  in  die  stat  einn  hof  sie  (die  streitenden 
Landherren,  nämen,  3803.   bi  der  höchgezit  man  sprach  einen  hof,  199. 

höf-eisen  (höf-isen,  huof-isen)  stn.  Hufeisen:  daz,  das  Behmer- 
lant  mit  hoffeisen  und  mit  satteln  sol  bedeckt  werden,  Traut. 
Chr.  122. 


hoffen  —  hof-meister  375 

hoffen  swv.  Prät.  hofte  mit,  an,  zu,  in,  oder  Gen.  hoffen:  des 
himelreiches  hoffen,  Hier.  50,  12.  Dovon  meine  ich  nicht  ze  h.  in 
den  bogen  meiner  naturlichen  Vernunft,  5,  23.  traurenwender 
aller  in  dich  hoffender,  Ack.  58,  2. 

hoffen-lich  Adj.  verheißungsvoll:  ich  gedinge  an  die  h.  wort, 
Ernst  5. 

hoffen-tninken*   Adj.   hoffnungsselig,  W— B  V  B  20  d. 

hoffenunge,  hoffnung  stf.  Hoffnung,  Vertrauen:  vorcht  u. 
hoffnung,  Ack.  33,  2.  in  grosser  hoffenunge,  Hier.  2,  2.  sein  h.  ist 
nicht  gewesen  auf  seine  naturliche  kraft,  13,  27.  auch  keinerlei  h. 
in  diser  werld  reichtum  gesetzet,  14,  2.  anfechtunge  vermochte  sein 
h.  nicht  vorkeren,  22,  13.  auf  die  rede,  das  ir  ewer  dinst  und  h. 
nicht  vorliset,  30,  17.  0  wie  gar  unnutze  ist  sulche  h.  (auf  Gottes 
Verzeihung,  wenn  man  erst  auf  dein  Sterbebette  die  Sünden  bereut), 
39,  16.  wo  ist  denne  deine  h.?  40,  1.  durch  hoffenunge  ires  frumes 
(Aussicht  auf  Geivinn)  und  pessernnge  unsers  gepirges,  Igl.  Bgr. 
76,  4;  Const.  II 1,  3.  sie  sammeuten  getreide  in  ein  h.  des  Streites 
(in  praeparationem  pugnae)  W — B  Judith  4,  4.  —  czu  dem  kinde 
(Wenczlaw)  was  ein  gut  hoffunge,  Böhm.  Chr.  98. 

hoffunge  s.  hoffenunge. 

hof-gesinde  (—  hove-gesinde)  stn.  Hofdienerschaft:  gotes  diner 
und  gotes  hofgesind  wol  anzimet,  das  sie  fridlichen  sein,  Hier.  19,  22. 
di  Juden  schickten  in  wapen  (Waffen)  und  namen  das  h.,  Böhm. 
Chr.  86. 

hof-gesinde  swm.  Dienstmann:  der  edel  Sebastian  Slick,  unser 
h.  und  lieber  getrewer,  Elbog.  Chr.  91,  8.  her  Bernhart  von  Schön- 
berg, des  kunigs  diener  u.  hofgesinde,  Igl.  Bgr.  12,  1. 

hof-gräve  swm.  fürstl.  Gerichtsvorstand:  der  hovegräwe, 
Alex.  2397. 

hof-leute  PI.  Dienstleute,  hier  die  städtischen  nach  Analogie 
zu  den  fürstlichen,  Eg.  Chr.  N.  1162. 

hof-lich,  hove-lieh  Adj.  fein,  artig,  unterhaltend:  siner  hove- 
lichen  mer,  Tristan,  2167;  Schretefl. 

hof-march  (hove-marke)  stf.  Gesamtheit  von  Grundstücken  und 
Gebäuden,  die  zu  irgend  einem  Landhof  gehören,  deren  Bebauung 
und  Nutznießung  aber  gegen  gewisse  Abgaben  und  Zinsen  meist  als 
vererbliches  und  nicht  zurücknehmbares  Recht  an  andere  als  den  ur- 
sprüngl.  Besitzer  des  Landhofes  oder  der  Hofmark  übergegangen 
ist,  Schm.  Fr.  1, 1060.  sie  schullen  losungen  —  von  den  hofsteten 
und  hofmarchen  (Landhof,  curia),  Brunn.  Str.  II 172.  Hofraum:  ein 
fleckl  (Stück  Grund)  als  weit  sein  hoffmark  auszaigt,  Igl.  Stb.  V33c. 
halbe  h.,  111323c;  III211d. 

hof-meister  stm.  1.  Aufseher  über  die  Hofdienerschaft,  den 
Hofhalt  eines  Fürstsn.  2.  eines  Klosters.  3.  Aufseher  über  einen 
Hof,  Oberknecht,  laj  bergrechtlich  der  Berghofmeister  in  Kutten- 
berg, ein  königl.  Beamter,  der  bei  der  hohen  Bedeutung  dieses  Berg- 
werks  für  die  kgl.  Kammer  hier  neben  dem  Münzmeister  unter  dessen, 
ihm  gegenüber  nicht  näher  abzugrenzenden  Oberherrlichkeit  und 
neben  den  Verwaltern  der  Urbar,  zuerst  wohl  1338  (Cela- 
kovsky  II  S.  823.  825)  als  magister  curie  in  Montibus  Chutnis 
erscheint  und  weit  mehr  als  Münzmeister  und  Urbarer  die  Juris- 


376  hof-recht  —  hof-stat 

diktion  in  Bergwerksangelegenheiten  ausübt,  in  den  meisten  Iglauer 
Sprüchen  (Entscheidungen  für  Kuttenberg)  als  Vorsitzender  des  Kutten- 
berger  Berggerichtes,  nach  Igl.  Bgr.  Spr.  N.  22  als  oberster  Verleiher 
ersehend  und  wohl  auch  (vgl.  Steruberg  IIS.  110)  die  Gruben  zu  be- 
fahren hat.  Sein  Wirkungskreis  dehnte  sich  von  Kuttenberg  über  alle 
Bergwerke  des  Königreiches  aus  und  blieb  über  das  Mittelalter  hinaus 
erhalten,  auch  im  Oppendorfschen  Entwurf  uiird  er  als  Oberberg- 
meister im  Königreich  Böhmen  bezeichnet.  (Schmidt  3  S  451  ff.):  der 
pischof  gab  seiuen  gewalt  auf  dein  h.  vor  den  scheppen,  Igl.  Str. 
265  S.  1B7.  an  willen  des  richters,  der  scheppfen  u.  des  hoffnieisters, 
Igl.  Str.  304.  von  Franczen  von  Rosental,  etwan  hofmagister  auf  dem 
Berge,  323  S.  234.  das  sie  empfingen  ain  freies  perkwerg  von  dem 
h.,  Igl.  Bgr.  6,  1.  der  fursprech  von  unsers  herren  des  kuuigs  wegen 
—  sprach  czu  dem  hoffmaister.  den  er  an  sein  stat  hat  gesaezt,  das 
er  wurff  ain  urtail  an  meine  herren  die  scheppfen,  Igl.  Bgr.  6.  4; 
N.  11,  5  Im  Spruch  N.  22  wird  der  Streit,  wem  das  32tel  des  Ver- 
leihers gehöre,  wer  also  oberster  Verleiher  sei,  dahin  entschieden,  daß 
es  dem  hofmeister  als  einem  rechten  Verleiher  zugehore,  22,  4. 
Girzik  von  Cunstat  —  gubernator  und  obrister  h.  des  kunigreiches 
und  der  cron  zu  Pehmen,  Stb  Brüx  N.  337.  —  wunsamer  hofmeister 
=  Gott,  Ack.  56,  15.  des  munezmeisters  u.  auch  des  hofemeisters, 
Igl.  Rspr  II.  der  perkmeister  begert  von  dem  h.  und  von  uns 
(gesworu  scheppen),  das  man  den  marscheider  besenden  solt,  vgl. 
Rspr.  I  S.  35  Schaffer  von  Schaffendorf,  h.  des  bergampts  auf 
Kuttenberge,  Traut.  Chr.  333. 

hof-recht  (hove-reht)  sin.  1.  das  bei  Hof  geltende  Becht.  2.  das 
der  Hörigen  und  Dienstmannen  eines  Hofes.  3.  Dienstleistung  nach 
diesem  Becht.  4.  Musik  zu  Ehren  einer  Person,  auf  h.  =  auf  Kosten 
der  Person,  zu  der  man  kommt,  es  sollen  auch  die  örteugesellen, 
so  sie  es  wissen,  keinen  gesellen,  der  wider  das  handwerg  gethan 
hat,  nicht  anders  dan  auf  hofrecht  und  vertrag  dem  maister  zu- 
schicken, Traut.  Chr.  173.  das  (Würfelspiel)  ist  in  andern  landen 
ire  kurezweile  und  hofferecht.  Böhm.  Chr.  102 

hot'-richter  stm.  Bichter  am  Hofe  oder  im  Namen  eines 
Fürsten,  des  „Königs:  her  h.  Igl.  Str.  305.  h.  als  Vorsitzender  des 
Gerichtes  in  Caxlau,  305.  Ondreczko.  dieezeit  h.  der  königlichen  stet 
zu  Beheim,  Stb.  Brüx  X.  353.  Waczlav  Jenil  von  Czassla,  hofe- 
richter  des  konigriches  czu  Behemyu,  N.  119.  es  sollen  auch  die 
örteugesellen,  so  sie  es  wissen,  keinen  gesellen,  der  wider  das  hand- 
werg gethan  hat,  nicht  anders  dan  auf  hofrecht  und  vertrag  dem 
maister  zuschicken,  Traut.  Chr.  173.  das  (Würfelspiel)  ist  in  andern 
landen  ire  kurezweile  und  hofferecht,  Bühni.  Chr.  102. 

hof-stat  (auch  hove-stat)  stf.  1.  Platz  zur  Errichtung  eines 
Gebäudes,  Bauplatz.  2.  Wohnstätte  des  Herrn.  3.  ein  Flüchenmaß: 
1.  von  den  hofsteten.  Brunn.  Str.  II  172;  Prag.  Str.  S  67.  derselb  muß 
sich  an  der  hofstat  (Stätte  des  verbrannten  Hauses)  lassen  geungen,  Igl. 
Str.  63.  Von  dem  Grundherrn  eines  gemessenen  Berges  müssen  16  Hof- 
stätte frei  gegeben  werden  zur  Anlegung  von  Kauen,  in  denen  (abgesehen- 
von  den  Badstuben)  Fleisch,  Brot,  Kram,  Bier,  Met,  Wein  verkauft 
wurde:  Ein  islicher  gemezner  perk  schol  pehalten  czu  recht  16  hovestet, 
Igl.  Bgr.  U — B  §  9.    Unde  also  vil  gemessener  berge  legin  in  eins 


hof-tafel  —  holden  377 

erbestollen  inarscheide ,  also  manch  sechczen  hofestete  heheldet  der 
stolle,  DJB,  I  8,  2.  das  ein  iklich  gemessener  perk  schol  16  hof- 
stete frei  haben;  und  dorinne  mak  man  schenken  pier,  mete  und 
wein  und  di  schollin  ordenlich  gepawet  sein  pei  der  czeche,  das 
mugen  gewandern  paide  mit  wegen  und  auch  sust  an  alle  hindir- 
nusse,  Jgl.  Bgr.  N.  29,  3:  N.  27  u.  N.  29,  5.  28.  30,  3;  Const.  II  3, 1. 
Im  Gegensatz  zum  Igl.  Bgr.  mag  jedoch  in  Böhmen  vielfach  Zins 
hiefür  verlangt  worden  sein,  so  im  Kloster  Sedletz,  schließlich  belegte 
der  Landesherr,  ursprüngl.  wohl  als  Grundherr,  die  Kauen  mit  einem 
Zins,  zuerst  vom  Schroiampt  durch  die  Erlaubnis  zur  Einlagerung 
von  Wein  und  Bier  (für  Olmütz  1286,  Eniler  II  N.  601.  Iglau  zur 
Zeit  Ottokars  II.  oder  Wenzels  IL,  Emier  II  N.  2400.  Vgl.  Zycha 
Böhm.  Brgr.  I  S.  181  f.  der  tiefste  erbstollen  sal  behalden  als  offte 
16  hofstete  (areas),  als  vil  berge  dem  selben  Stollen  czugeschicket 
sein  (deputati),  Const.  II  4,  23.  hüsere,  hofestete,  dorffere  usw.,  Stb. 
Brüx.  N.  340;  Traut.  Chr.  97.  David  dorumme  koufte  die  hofstat 
(aream)  und  die  ochsen  umme  50  seclen  silbers,  W — B  Kön.  II  24,  24. 
ein  h.  zu  der  kirchen  zngehorund  zum  Ranczer  (bei  Iglau),  Igl. 
Stb.  III  134c.  heuser  und  h.  und  stat  und  in  iren  Vorwerken,  Olm. 
Stb.  131. 

hof-tafel*  stf.   Hofgericht,  Traut.  Chr.  96.  108.  109. 

hof-vrawe  (hove-vrawe)  sivf.  1.  Herrin  des  Hofes,  Lehens- 
herrin. 2.  die  bei  jemandem  zur  Miete  wohnt,  Wohnpartei  (die 
Besitzerin  des  Hauses  heißt  dann  herrschaft)   Igl.  Str.  221. 

hof-wonung*  stf.  Wohnsitz  eines  vornehmen  Herrn:  die  graffen 
—  zu  Chamb  —  hetten  ir  hoffwonung  zu  Fahburg  an  der  Donau, 
Eger.  Chr.^  1  S.  8. 

hof-zins  stm.  Zins  von  einem  Hof,  einem  Grundstück  oder 
einem  Zinsgut,  unterschieden  vom  Stadtzins,  Rente  usw.,  Brünner 
Str.  I  121.     Von  h.,  von  lidlon  und  von  trinckgelt,  handelt  II 196. 

höhen  haben  .stv.  V  hängen,  Eger.  Chr.  1031. 

höh-seite,  hö-seite  swstf.  der  schafferei  und  forbergstück  all 
ihr  zugehörung  als:  hoseiten,  wisen  usw.  —  hohseiten  verkaufen, 
Traut.  Chr  248. 

hol  stn.  und  m.  Loch,  Verliefung,  Öffnung:  ein  schiff  mus  der- 
trinken,  ob  es  durch  unfleisz  dar  marner  einiges  hol  (Leck)  gewinnet, 
Hier.  23,  16.  die  hebreer  czihen  aus  den  holern  (cavernis),  W — B 
Kön.  I  14,  11.  durch  den  vels  gienge  ein  hol,  Alex.  14947.  14960. 
14963. 

holti  (Imp.  von  holn)  Interj.  des  Anrufes,  auch  der  Freude: 
holä  vuoter!  ....    holä,  holä  küchenspise,  Trist.  580.  586ff. 

holde  sivm.  1.  Freund.  2.  Geliebter.  3.  treu  ergebener  Diener, 
Dienstmann.  4.  Zinsmann,  Bauer  der  Herrschaft.  4.  under  waz 
herschaft  sie  siczent  oder  wes  diener  oder  holden  sie  sein,  Brunn. 
Str.  II  154.  Geit  ein  holde  oder  ein  czinsmau  seinem  rechten  herrn 
nicht  seinen  czins  czu  dem  rechten  tag,  so  mag  er  darumb  wol 
phenten  selber  an  des  richters  stat,  II  236.  damit  dann  der  gemein 
ein  abbrach  geschieht  an  irer  gerechtigkeit  und  auch  dem  grünt- 
heren  an  seinen  holden,  Chlum.  I  61.  ir  holden  —  Pächter,  Igl. 
Str.  192. 

holden  s.  hulden. 


378  holdung  —  holz-klause 

holdung*  (huldnng)  stf.  Ablegung  des  Treueides,  als  sie  {eine 
Hussitenschar)  in  die  nechsten  derffer  sendeten,  das  vieh  nemen 
Hessen  und  zu  notten  anhüben  czu  holdung,  Olm.  Stb.  44  S.  24. 
seiner  königlichen  maiestet  h.  und  gehorsam  leisten,  Eger.  Chr.  1127 
S.  305.    das  ir  dem  konige  von  Ungern  h.  thetet,  1167  S.  341. 

holer  (=  holser),  holunter,  holunder,  verkürzt  holder,  holler) 
stm.  1.  Hollunder.  2.  ein  Blasinstrument  =  sambucus  als  Mittel 
zur  Zauberei,  Brunn.  Str.  I  730  S.  337. 

holstern  swv.  rollen,  fallen:  struchen  unde  holstern  begondens 
über  die  bette,  Tristan  2910. 

holnng(e)  stf.  Das  Recht,  Versehen  beim  Eide  zu  verbessern, 
die  Verbesserung  selbst,  reparatio  juramenti,  revocatio  verborum, 
Brunn.  Str.  I  59.  67.  311.  367.  423.  429.  442.  717.  Der  der  Notzucht 
Beschuldigte  soll,  wenn  er  nicht  9  Eideshelfer  findet  alleine  sweren 
9  aide,  den  ersten  an  hollung,  die  andern  mit  h.,  Prag.  Rb.  88.  Auch 
iderman  umb  allerlai  sach,  umb  di  man  in  ansprichet,  nach  seinem 
ersten  aid  sol  und  mag  zweier  h.  haben,  ob  im  das  sein  vursprech 
dinget,  Prag.  Str.  84.  geczeugen,  die  ein  sache  begriffen  mit  irem 
eide,  haben  h.  czwir  nach  dem  ersten,  aber  in  bantedingen  haben 
sie  nicht  h.  außer:  umb  totsiege,  notezogen,  falsch  heimsuchen  oder 
umb  ander  Sachen  —  die  einem  manne  an  den  hals  geen,  Igl.  Str.  I 
S.  360.  her  hat  auch  h.  an  den  aiden  czwir  nach  dem  ersten,  186. 
holung  und  gesprech,  als  oft  im  des  not  ist,  227  u.  I  S.  359.  Si 
juratus  —  petit  per  alios  coniuratos  suos,  debet  de  forma  juramenti 
informari  et  vulgariter  dicendo  h.  (nicht  helung)  habet  sicut  alius 
juratus,  Igl.  Str.  2  ferner  122  (31b).  Und  die  lautmerunge  ist  also: 
in  dem  ersten  anefange  des  krieges  so  beseezt  der  furspreche  seinem 
manne  ader  frawen,  wie  sie  heisset,  sein  recht  gancz  czu  sein,  das 
er  holunge  seines  rechten  gehaben  muge,  als  oft  in  des  not  wirdet. 
Und  als  oft  er  in  der  h.  feiet  an  einem  worte,  vellet  er  von  seinem 
rechten  in  disem  teile.  Darnoch  czwir  noch  dem  ersten  in  einem 
ieglichen  artikel  seines  irresales,  do  man  gan  sottane  guttete  des 
rechten,  do  hat  stat  die  egenante  holunge,  Const.  IV  10,  3 — 4;  Elbog. 
Chr.  150,  25;  s.  auch  lautmerunge. 

holunke*  sivm.  (aus  tschech.  holumek)  Spitzbube,  Hallunke: 
ehrlichen  schulhaltern  nicht  gebüren  wil,  wie  die  noluncken  und 
stubken  einander  verachten,  ausmachen  usw.,  Igl.  Ms.  S.  27. 

holz  PI.  holzer,  hölzer  stn.  Wald,  Gehölz,  Holz:  alles  holez, 
des  die  bergleute  dorfen  in  der  gruben  und  in  den  Stollen  under 
der  erden  und  ober  der  erden  zu  rinnen  und  czu  kawen,  das  sol  in 
der  herre  (unentgeltlich)  geben,  Igl.  Bgr.  26,  3.  es  sei  holtz  oder 
velt,  Mind.  d.  Egerl.  17. 

holz-elle  /.  (=  walteile),  Brunn.  I  N.  479  S.  223  =  Vis  einer 
rute.  er  pant  ir  fuz,z,  mit  dem  holez  (in  den  „Stock"),  T — B  Btb. 
16,  24 ;  s.  meile. 

holz-heider*  (=  holz-heie  swm.)  stm.  Waldhüter:  ohne  wissen 
des  holzhaider,  Taiding  von  Friedberg  N.  54;  nach  Schlesinger  ist 
heider  südd,  =  Hüter. 

holz-klause*  stsivf.  Schleuse  zum  Aufstauen  eines  Gebirgs 
baches  für  die  Holzflößung,  Traut.  Chr.  320. 


holz-lein  —  hörn  379 

holz-lein  (hölze-lin)  stn.  kleines  Holz;  Wäldchen:  in  czwaien 
dein  h.,  Eger.  Chr.  1192. 

holz-mandat*  stn.  schriftlicher  Befehl  in  Holzangelegenheiten: 
ein  scharf  h.  —  verlesen,  darin  das  geflüste  (geflößte)  schwatzerholz 
zu  stelen  verboten  worden,  Traut.  Chr.  310. 

holz-markt  stm.  Platz,  ivo  der  Holsmarkt  abgehalten  wird: 
grübe  czu  St.  Andres,  gelegen  auf  dem  h.  in  Kuttenberg,  Igl.  Bgr. 
53, 1.  2.  12. 

holz-meister  stm.  Meister  von  Holzarbeitern  (hier  Flößern), 
Waldhüter,  Traut.  Chr.  206. 

holz-riese*  (von  rise  stf.)  künstlich  aus  glatten  Baumstämmen 
gebaute  Rinnen  an  einem  Berg,  in  denen  Wasser,  Steine,  Sand  oder 
Holz  herabgeschossen  wird,  Traut.  Chr.  185.  186.  209.  238. 

holz-wurmel*  stn.  (von  holz-wurm  stm.)  kleiner  Holzwurm: 
David  ist  sam  ein  deines  h.,  der  in  einem  stürme  hat  vorterbt  acht- 
hundert, W— B  Kon.  II  23,  8. 

hoenen  swv.  herabwürdigen,  herabsetzen,  schmähen:  daz,  ir 
schoene  hoenet  (übertrifft)  —  aller  wibe  schoene,  Tristan  3919. 

hon  ig  stn.  wildes  h.,  T— B  Matth.  3,  4;  Mark.  1,  6.  ein  rochez, 
h.,  Luk.  24,  42.    wachs  oder  hönig,  Igl.  Stb.  V  164  c. 

honig-seim  stm.  Honigseim,  Honig:  sam  h.  smecket  mir  deine 
rede  (o  Tod),  Hier.  64,  2.  czu  der  erden,  die  do  fleusset  von  milch 
und  von  h.,  W— B  Es.  3,  17;  N.  13,  28.  14,8.  die  erde  vlissende 
von  milch  und  honicseim,  Lev.  20,  24;  Ex.  13,  5.  33,  3. 

honunge  stf.  Schmach,  blasphemia:  der  (1297  gekrönte  König) 
Wenczlab  lebt  auch  nach  der  kronunge  holt  mid  keiner  horminge 
(statt  honunge),  da  in  dicke  ist  mide  gelungin,  Dal.  13,  10.  Gegeben 
hab  ich  in  die  vorsterbunge  Jacob  und  israhel  in  ein  h.,  W — B 
Is.  43,  28. 

hop-garte  (tvohl  =  hopfe- garte)  swm.  Hopfengarten:  unsern 
hof  —  mit  baumgarten,  h.,  theichen,  wasserufern  usw.,  Stb.  Brüx 
N. 137. 

hör  Gen.  horwes  stn.  kotiger  Boden,  Schmutz:  gelust  legt 
sich  in  ein  swachez,  hör,  Alex.  24884.  mit  dem  werke,  daz,  in 
truoc  enbor,  warf  er  in  (den  Heidengott  Tervigant)  in  ein  swachez, 
hör,  W.  v.  W.  4610;  Brunn.  Str.  II  201.  er  macht  horb  von  den 
spaicheln  und  sielb  daz,  horb  üf  seine  äugen,  T — B  Joh.  9,6; 
Jhesus,  der  macht  hör  und  sielb  meine  äugen,  9,  11.  von  dem 
selben  samuung  des  horbes  (aus  einem  knollen  kots,  XI.  Bibel), 
Eömer  9,  21.     des  horbes  (kots  XI.  Bibel),  IL  Petri  2,  22. 

hordeln  (=  hördelen)  swv.  einen  Schatz  sammelm:  die  do 
Silber  hordiln  (thesaurizant),  W— B  Baruch  3,  18;  Ps.  37,  17. 

norden  (Prät.  horte,  kurte)  sw.  Schätze  sammeln:  richer 
habe  überlast,  der  du  hast  gehordet  vil,  Alex.  5593.    pris  h.  10956. 

horden  stn.  das  Schätzesammeln:  jamers  ganz  u.  leitlich  h., 
Alex.  13026. 

hoerer  (hoerer,  hoersere)  stm.  Zuhörer,  Hörer:  der  h.  der  rede 
gotis,  W— B  Num.  24, 16. 

hörn  PI.  hörn,  horner,  hürner,  hürner  stn.  1.  Hörn.  2.  auch 
als  Kopfputz.  3.  als  Symbol  der  Stärke.  4.  zum  Blasen.  5.  horn- 
artige  Masse.    6.  bergm.*  für  den  an  der  Welle  mit  hörnerartigen 


380  hörnecht  —  hoerunge 

Kurbeln  versehenen  Bunbaum  zum  Herausfordern  des  Erzes:  Dem 
nufenger  sal  man  geben  an  sein  gestelle  ein  hörn,  das  eins  halben 
lochters  lang  sie,  do  zwene  man  nebin  einandir  an  gestehen  mögen, 
DIE,  I  13,  8;  Igl.  Bgr.  1,  7.  Wir  seczen  auch,  das  den  jungen,  di 
do  arbeiten  in  dem  scheibelingen  hörne  ein  sicheres  Ion  mit  pfennigen 
als  andern  arbeitern  gesaczt  werde,  Const.  I  20.  —  Er  hatte  geuomen 
papir,  hörn  {Tintenzeug)  und  veder,  in  der  meinung,  sant  Jerouimo 
zu  schreiben,  Hier.  113,  9. 

köriieeht  (horneht)  Adj.  gehörnt:  deiu  got  ist  ein  hörnechter 
ochse  (statt  orrechter  uhu,  tschech.  vyr),  Böhm.  Chr.  23. 

hornelin   stn.   Meines  Hörn,  Tristan  4727.  4763. 

hörnen*  sicv.  auf  dem  Hörn  blasen:  ir  hornzeichen  hörnten 
sie  (die  jager),  Tristan  2421.     er  hürnete  also  swinde,  3566. 

horn-schal  stn.  Schall  des  Hornes,  Hornsignal,  Tristan  3567. 
4765. 

horn-tobig*  Adj.  wütend,  wild,  cornupeta:  ist  das  ein  ochse 
h.  ist  von  gestern  und  von  egestern,  W — B  Ex.  21,  29. 

hornung  (patron.  Bildung  zu  Hörn,  Sohn  des  Januar,  der 
kleine  Hörn)   stm    Februar,  Traut.  Chr.  156.  302. 

horn-zeichen  stn.  Hornsignal:  ir  h  hörnten  sie  (die  jager), 
daz,  sie  zusamne  brächte  hie,  Trist.  2421.  3573. 

hö-seite  s.  höh-seite. 

hört,  -des  PI.  hörde  sUn.  Schatz,  Hort:  wä  nü  richer  künste 
hört?  Tristan  l.  37.  Isot,  miner  fröi den  bort,  162.  686.  2725.  muotes 
h. ,  4852.  dö  sie  der  bluomen  einen  bort  uf  sich  vazzete,  3426. 
Tristandes  tot  ir  krefte  bort  üz  herzen  ir  gezücket  het,  6538.  min  er 
sadden  h.,  Alex.  465.  waz,  ir  hordes  (Schatz)  da  vindet,  den  teilt 
dem  volk  gemeine,  Alex.  1590.  man  mich  gewaltic  siht  alles  dines 
hordes,  Alex.  5589.  da  funden  sie  unmäz,en  vil  hordes  (Schätze  in 
Menge),  Ernst  3323.  empfahende  der  vornunft,  des  edel  hordes, 
Ack.  39,  13.  Du  meinst  leicht,  das  alter  sei  ein  edel  bort?  30,  11. 
uns  selbe  und  dis  landes  hört  wir  iu  ze  gewalte  hiute  geben, 
W.  v.  W.  7574.  großen  hört  und  richez,  guot  —  haben  wir  nach  iu 
gesant,  7654.  daz,  sie  (die  Götter)  dort  gseben  den  ewigen  hört, 
5779.  so  werdet  ir  der  h.  meiner  schafe  (peculium),  W— B  Ex.  19,  5. 
tu  in  ouf  deinen  bort,  den  brunne  des  lebendigen  wassers  (thesaurum), 
Js'um.  20,  6.  Do  lies  er  sie  eingeen,  do  sein  horde  waren  geleget  —  u. 
saczte,  das  man  ir  gebe  von  seiner  Wirtschaft,  Judith  12, 1.  Salomon 
legte  das  —  silber  u.  gold  —  in  die  horde  des  houses  unsers  herren, 
Kön.  DU  7,  51.  die  sich  vrewen  gröslich,  recht  sam  horde  ousgrabende, 
Job.  3,  21.  alle  dink,  di  do  funden  wurden  in  deinen  horden,  Js.  39, 
2  u.  4.  die  horde  der  posheit,  Spr.  10,  2  ferner  IV  B127d.  133  d; 
V  170a  u.  180  c.  ich  wil  dich  mit  deinen  hört  (mit  deinem  Ge- 
schlechte, s.  tvvm  rodein;  als  lange  beschermin,  als  ich  bin,  Dal. 
102,  20  (44,  62).* 

hoerunge*  stf.  das  Hören,  auditio:  boret  auch  eiu  horunge, 
W — B  Job.  37,  2.  Botscheftet  in  Juda  und  ein  h.  (auditum)  machet  i 
in  iherusallem,  Jer.  4,  5.  Und  nur  alleine  die  peinigunge  wirt  geben 
der  h.  vornunft  (intellectum  dabit  auditui),  Js.  2«,  19.  komen  wirt 
in  einem  iare  die  h.,  Jer.  51,  46.  secht  ein  h.  hat  gemachet  der 
herre  in  den  enden  der  erden,  Js.  62,  11. 


hospitalisch  —  hübesch  381 

hospitalisch*  Adj.  zum  Spital  gehörig:  über  die  hospitalischen 
gutter  und  gründe,  so  alhie  her  zur  probestei  gehörig  sein,  Traut. 
Chr.  14.    über  die  h.  gestifte,  16. 

hove  s.  hof. 

hovel  (=  hovelin)  ?tn.  1.  kleiner  Hof.  2.  gesellige  Zusammen- 
kunft, Familienfest:  2.  in  den  wirtscheften  der  trenker  und  in  den 
wirtscheften  der  hovel  (in  commessationibus,  Schwelgereien),  die  zu 
essen  vleisch  zusammentragen,  W — B  Spr.  23,  20. 

hoyeln  (auch  höveln)  swv.  ein  Gastgelage,  Familienfest  besuchen 
oder  hal'en:  dem  vras  und  der  unkeuschheit  (luxuriae)  und  hoviln 
geet  er  noch  (conviviis),  W — B  Deut.  21,  20. 

hoven  swv.  1.  ins  Haus  aufnehmen,  beherbergen,  bewirten. 
2.  Hof  halten.  3.  höfisch  erziehen:  1.  hausen  und  h.  mit  ezzen 
und  trinken,  Eg.  Str.  Ü  123  a.  die  wirt  sulch  leut  hausen  und  hoven, 
C  123  c.  das  niemand  sulche  schedleiche  leute  hüsen,  hegen,  hofen, 
eczen  oder  trenkeu  —  soll,  Stb.  Brüx  N.  139. 

hövesch  s.  hübesch. 

hovieren,  hofleren  swv.  sich  in  festlicher  Geselligkeit  erfreuen, 
aufwarten,  dienen;  musizieren,  ein  Ständchen  bringen:  Ulrich  bei 
dem  keisir  hoffiert  (tschech.  küpi),  Dal.  82,  25  (33,  3J. 

hovischeit  s.  hübesch-heit. 

hrigel  s.  rigel. 

hring  stm.  (vql.  ahd.  alts.  ags.  hring,  ahd.  auch  hrinch)  Bing, 
Stadtplatz,  Traut.  Chr.  123. 

hrise  s.  rise. 

hrör-kaste  (=  roerkaste)  swm.  Brunnen-,  Wasserkasten,  Traut. 
Chr.  123. 

hübe  (huobe)  stswf.  Land  von  gewissem  Ausmaß,  Hufe:  Ruffel 
hat  sainen  hoff  vorkaufft  mit  dritthalb  hüben  ackers  minner  sechs 
morgen,  Igl.  Str.  309  S.  222. 

httbel  stm.  Hügel  (mehr  md.  und  nd.  Wort) :  die  begirung  der 
ewigen  hubel  =  desiderium  collium  aeteruorum,  W — B  Gen.  49,  26. 
auf  allen  hubein  und  under  allem  astechten  holcze  wurdestu  ge- 
stracket  ein  hure  (prosternebaris  meretrix),  Jer.  2,  20.  Werlich 
lugener  warer  die  hubel,  die  menige  der  perge,  Jer.  3,  23.  von  den 
hubein  werde  ich  in  spehen,  Num.  23,  9.  out'  die  spicze  des  hübils,  Ex. 
17,  10.  ouf  dem  hubel  achichile  (in  colle  Hachila),  Kön.  I  23,  19; 
IV  17, 10.  zu  dem  h.,  Hohes  Lied  4,6  ferner  Par.  IL  28,4;  Ps.71,3. 
64, 13.  113,  4.  der  hubel  der  wasserseige,  Kön.  IL  2, 24.  für  hubel  VI  3  a 
= Js.  2, 14  setzt  IV  3a  das  oberd.  puchel.  bewart  er  sich  uf  seinem  hubel 
vor  bozim  glucke  da  heime  wol,  Dal.  52,  9  (17, 10).  Nach  Ign.  Betters 
Andeutungen  zur  Stoffsammlung  in  den  deutschen  Mundarten  Böhmens, 
Brag  1864  S.  40  findet  sich  Bühl  (=  Hügel)  im  westl.  Böhmen,  im 
nördl.  und  östl.  dafür  Hübel,  auch  in  Ortsnamen  in  md.  und  nd. 
Mundarten  überall  zu  finden.  Vgl.  in  Iglau  das  alte  Kirchlein  auf 
dem  „Johanneshüb elu .  Mit  pergen,  mit  hubein,  mit  grünten,  mit 
talen,  mit  wasserrunsen,  Igl.  Str.  266  S.  170.  under  dem  venster  ein 
hübel  was  ob  eines  töten  grap,  Tristan  3194. 

hübesch  (hövesch,  höfsch,  hübesch)  Adj.  einem  Hof  angehörig, 
hofgemäß,  fein,  artig:  rot  sine  schuoch  und  h.  gnuoc,  Trist.  1181. 
Her  Tristan  h.  und  gruo^sam,  1195. 


382  hübeschen  —  hüffe-halz 

hübeschen  (höveschen)  sivv.  sich  galant  unterhalten;  buhlen, 
flirten:  Und  stunden  grosse  liphaber  (hubschere  L.)  auff,  do  die 
andern  frawen  begunden  zu  hübschen  mit  unzimlicher  libe,  Böhm. 
Chr.  102. 

hübescher  stm.  Hofmacher,  galanter  Mann,  Buhler:  grosse 
liphaber  (hubscher  L.),  do  die  andern  frawen  begunden  zu  hübschen 
mit  unczimlicher  liebe,  Böhm.  Chr.  102. 

hübesch-heit    (meist  hövescheit)  stf.  1.  fein  gebildetes,  gesittetes 
Wesen.    2.  Schönheit.    3.  Geliebte,  Koncubine.     1.   Einer  hübscheit 
sie  erdähte  (sie  ließ  nämlich  jeden  Pilger  zu  sich  zu  Gaste  bitten) 
W.  v.  W.  4281.    freude,   zucht,   schäm   und   ander   hübscheit,    Ack. 
35,  2.    das  ein  mensche  aller  kunst,  h.  u.  wirdigkeit  voll  sei,  40,  6.   \ 
das  in   {schönen  Frauen)  zu  eren  geschieht  alle  h.  und  kurtzweil 
auf  erden,  47,  8.    Wettlaufen,  springen  und  alle  zuchtige  h.  treiben, 
34,  14.    lät  mich  durch  iuwer  hovischeit  und  durch  iuwer  zucht  hin 
in,   Schretel  134.    üf  spranc  er  (der  garzün)  mit  hübescheit.   Trist. 
1170.    Tristan   sprach  mit   h.,   4438.     die  h.  ist  sin,   der  sie  tuot,  I 
Alex.  Anh.  220.    kuuig  Sobiesslav  wolde  sich  also  von  dem  keiser    i 
mit  hobescheit  enprechen  {da  der  Kaiser  ihn  drängte,  seinen  Solin 
zur  Erziehung  an  den  Kaiserhof  zu  geben),  Böhm.  Chr.  69. 

hübesch-lieh   Adj    und  Adv.   ho f gemäß:    sin   roc  was  h.   ge-   | 
sniten,  Trist.  1175.    h.  was  sin  rede,  1302.    durch  iuwern  h.  muot, 
1204.    mit  so  h.  list,  3641. 

hüchen  swv.  kauren,  sich  ducken:  sie  sähen  um  sich  buchen 
vil  der  grozen  üchen,  Alex.  25825. 

huf  stf.  Gen.  und  PI.  hüffe,  Hüfte:  Umgurtet  euer  huffe  mit 
der  keuschen  reinikeit,  Hier.  54,  7.  trewe  —  wirt  —  der  ummegurt 
seiner  huffe  (Gerechtigkeit  ist  seiner  Lenden  Gürtel),  W — B  Js.  11,  5. 
lege  ein  iclich  man  das  swert  ouf  seine  huf,  Ex.  32,  27.  die  kinder 
von  israhel  essen  nicht  ädern  (nervum);  wenne  sie  vordorte  in  der 
huf  Jacobis  bis  ouf  disen  hütigen  tag,  dovon  das  er  rurte  die  ader 
seiner  huf,  Gen.  32,  32.  von  der  huf  Jocobs,  Ex.  1,  5.  die  do  — 
emplekten  die  huf  der  iunevrowen  czu  schänden,  Judith  9,  2;  ferner 
6,  20.  er  sluoc  im  ein  wunde  tief  in  die  huf,  da  der  halsberc  wante 
und  der  hosen  werc,  Alex  8501.  die  zeswe  huf,  die  rippe  gar,  die 
tuont  mir  von  dem  valle  we,  Tristan  2221. 

huf  (=  huof,  -ves,  PI.  hüeve)  stm.  Huf,  ungula:  die  erde 
grebt  es  mit  dem  huffe  (ungula  fodit),  W — B  Job.  39,  21.  Leviathän 
het  einen  huof  mit  vergift  geschaffet  dar,  Alex.  26  852.' 

hüfe  swm.  Haufen:  starke  secke  gröz,  vor  hüfen  (Haufen  der 
Beutestücke)  an  den  stunden  beliben  unverbunden,  Alex.  8999. 

hüfe  (=  huobe)  stsivf.  Ackerhube,  -hufe:  icliche  huffe  in  dem 
dorfe  gibt  2  scheffel  getreides  (halb  körn  und  halb  hawer),  15  huffe 
ackers,  von  denen  jede  20  eier  czu  ostern  u.  czwu  hüner  gibt,  Stb. 
Brüx  196. 

hüffe-halz  Adj.  hüftenlahm,  claudus:  do  viel  sie  (die  Amme) 
und  do  wart  er  hüffehalcz,  W — B  Kön.  IT  4,  4.  Nicht  wirstu  herein- 
czihen,  du  hebist  denne  ouf  die  h.  und  die  blinden,  II  5,  6.  er  was 
h.  an  beiden  füz,en,  II  9,  13.  blinder  und  huffalczer  ein  grosse  schar, 
Jer.  31,  8.  Denn  werden  springen  die  hufhalczen  als  die  hirsen 
(sicut  cervus),  Js.  35,  6.    ein  hufhalczer  der  füz,e  (claudus  pedibus), 


hüffe-halzen  —  humeräl  383 

Spr.  26,  6;  ferner  VB56d.  108c.  huffhalcz  und  uz,seczigen  tet  sie 
mit  gesund  gesigen,  Dal.  193,  29  (87,  11). 

hüffe-halzen,  huffalzen  stvv.  lahm  sein:  her  vorwar  huffalczte 
mit  dem  fuze  (claudicabat  pede),  W— B  Gen.  32,  31. 

hüffel,  hüffelin  stn.  kleine  Hüfte:  ein  gürtel  üf  ir  hüffel  wante, 
Alex.  16999.  14570. 

hüge-lich  Adj.  erfreulich,  freudig,  munter:  üz,  den  hinten  sie 
sich  sniten  und  giengen  in  hugelichen  siten  —  in  einen  tan,  Ernst 
3442.  2563. 

hügen  (auch  hucken,  hucken,  md.  hugen,  hogen)  swv.  denken, 
sinnen,  verlangen,  mit  Gen.,  an,  gegen,  uf,  zuo,  nach;  sich  freuen, 
part.  Adv.  freudig:  noch  baz  min  herze  ist  hügende,  an  fröuden 
sich  vermügende,  W.  v.  W.  954.  hügender  freuden  was  sie  halt, 
4430.  der  ander  —  sprach  in  hügender  güete,  also  stünde  sin  ge- 
nutete, 4966.  Do  wart  frouwe  Beue  hügende  an  fröuden  sich  ver- 
mügende, 5650.  in  wiplicher  güete  was  hügende  ir  gemüete,  6808. 
der  muot  was  vröuden  hügende,  Trist.  1653. 

huele  (=  hülwe.  hulwe)  stsiof.  Pfütze,  Sumpf  lache:  auf  der 
huele,  Prag.  Mz.  4.  czu  sand  lucas  altir  auf  der  h.,  6.  die  vier 
dinst  (Seelenmessen)  schnellen  seyn  czu  unsir  vrawen  auf  der  hule 
(tschech.  na  Liizi)  auf  sand  lucas  altir,  ah  es  der  pfarrer  umb  die 
brudir  (nämlich  der  Zeche)  behelt,  7.  ich  schaff  (vermache)  1  sch(ock) 
czu  der  hül  peym  Hannsku,  Igl.  Stb.  V  235  a. 

hui  stn.  Augenblick:  und  sol  sollichs  wasser  in  eim  hui  her- 
fürgen,  ungehindert  sobald  es  kömpt,  Rüge  von  Pröhl  N.  30. 

hulbig  (=  hülwec)  Adj.  sumpfig :  an  hulbigen  steten  =  in  locis 
palustribus,  W — B  Gen.  41,  2. 

hulden  Prät.  hulde;  holden  in  geholden,  holt,  geneigt  machen, 
Treue  geloben,  huldigen:  Wenzel  TV.  entscheidet,  daß  Herzog  Albrecht 
von  Österreich  dem  Peter  Ulrich  und  Johann  von  Rosenberg  Schloß 
und  Stadt  Ejferding  einantworten  solle,  also  das  in  die  leute  wider 
hulden  und  sweren,  Budw.  Urkdb.  N.  354.  ze  iuwerm  geböte  suln 
wir  leben  wir  hulten  (schwören  wir  den  Huldigungseid),  W.  v.  W. 
7576.    darnach  hulten  sie  ir,  Dal.  35,  34  (9,  11). 

huldigung  stf.  Huldigung,  Treuegelöbnis:  h.  und  pflicht  ze 
thun,  Traut.  Chr,  91. 

huldung  stf.  Hiddigung,  homagium:  mit  erlegung  der  landes 
huldung  ausgesonth  (=  von  der  Acht  befreit),  Eg.   Achtb.  II  207. 

hulflg  (=  helfec,  helfic)  Adj.  helfend,  hilfreich:  das  ir  dem 
unsern  hulffig  seid  mit  ewerm  rechten,  Igl.  Str.  278. 

hulf-lich  (=;  helfe-lich)  Adj.  -liehen  Adv.  hilfreich:  domit  er 
meinen  kinden  hulflich  und  retlich  sei,  Igl.  Stb.  V  43  d.  wolt  sich 
ewr  gnad  in  sulchem  mir  hulf liehen  und  retlichen  genedicllchen 
erzeigen,  Elbog.  Chr.  71. 12. 

hulzein  (hülzin)  Adj.  hölzern:  das  hulczeine  vas,  W — B  Lev. 
15,  12.  czu  der  hylzein  pruken  bey  sand  Johannes,  Igl.  Stb.  V  20d. 
di  hilezein  kamer,  V  106  b. 

humeräl  (auch  umbräl,  -e  aus  lat.  humerale)  stn.  Schultertuch 
beim  Meßgewand:  Ein  racomal  (rationale)  und  ein  h.,  W — B  Ex. 
28,4. 


384  hunderter  —  hür-kint 

hunderter*  stm.  Hauptmann,  Übersetzung  von  centurio,  W — B 
Par.  II.  23,  14. 

kundert-vecktig*  (hundert-valtec-lichen)  Adv.  hundertfach: 
den  Ion  hie  zeitlich  und  in  jenem  leben  h.  entphahen,  Elbog.  Chr. 
108,  10. 

luinde-steckcr*  stm.  Schinder:  du  h.,  kom  her!  Traut.  Chr. 
355  (=  huut-slaher). 

himd-keusel,  hunt-hiusel  stn.  Hundshütte:  hie  häre,  di  daz, 
hunthinsei  truoc,  Trist.  4454. 

kunds-kappe  *  swstf.  Mütze  aus  Hundshaut:  ich  schaff  meinem 
prueder  ein  hunczkap,  eyn  e3Tsenhuet  und  plechhantschuch  mit  dem 
pesten  swert,  Igl.  Stb.  III  112b. 

kimds-vut*  stm.?  PI.  hundsfüter,  obszönes  Schimpfioort:  die 
kramer  sind  hundsfüter,  Igl.  Ms.  26. 

kungrisek  Adj.  ungarisch:  60  h.  gülden,  Igl.  Stb.  III  323. 

küntler*  stm.  Verkäufer  von  Fleisch:  ider  h.,  der  zu  markt 
stet  mit  fleisch,  der  schol  geben  1  pfenning,  Budw.  Urkdb.  N.  477 
(vielleicht  verlesen  für  hürdler). 

kür  (huor)  stn,  außerehelicher  Beischlaf:  durch  daz,  er  huop 
den  ersten  huoer,  Alex.  11229.  fräz,es  sie  sich  fliz,en  beide  an  tranc 
und  an  huor,  Alex.  12821. 

kurd,  hurt  (hurt  stf.  Gen.  auch  bürde)  flechtwerk  von  Beisem, 
Hürde,  bes.  um  jemand  darauf  zu  verbrennen,  als  Tür,  als  Brücke, 
als  Belagerungsmaschine:  die  pei  den  reichen  kremen  ouf  den  hurden 
siezen,  Prag.  Str.  58.  hutleute  der  hurden  (fabricarum),  Const.  I 
12, 4.  dort  bi  der  hurt  in  huote  hat  üz,  der  stat  der  potestat, 
Tristan  3283. 

hurdler,  hurdeler  stm.  Krämer:  die  h.  standen  mit  Borten 
vor  dem  Bathause  vor  dem  Turm,  durften  jedoch  nicht  mit  „Parchant, 
Golz,  Leinwand,  Zendalt  u.  Seidengewand"  handeln,  Einl.  zum 
Prag.  B.  S.  C  I.  dieselben  h.  eczlich  kremerei  und  kramgewant  — 
haben,  Prag.  Str.  58.  Das  die  vor  genanten  h.  vorm  rathaus  aus- 
wen(d)ig  der  swiwogen  (Schwibbogen)  und  ouf  dem  markt  —  nicht 
swerer  noch  mer  wegen  dann  pei  einem  ringen  vierdunk,  58. 

küre  (hnore)  stf.  Hure,  hier,  siof.*:  nu  wie  solt  her  gebrauchen 
also  sam  einer  hurn  unser  swester  (ut  scorto  abuti),  W — B  Gen. 
34,  31. 

küren  (huoren)  siev.  außerehelich  verkehren,  huren:  er  solte 
auch  mit  ir  gehuret  haben,  Traut.  Chr.  339. 

hür-kandel*  stm.  Hurerei:  er  ist  8  wochen  und  2  tag  seiner 
h.  halber  ingelegen  ufm  Sommerthurm,  Eger.  Chr.  939. 

hür-haus  stn.  Hurenhaus:  gepowet  hastu  dein  h.  in  dem 
floibte  aller  wege,  W — B  Ez.  16,  31.  Und  zubrechen  werden  —  sie  — 
dein  h.  und  deine  hurstat  werden  sie  zutretten,  Ez.  16,  39.  sie  fürten 
8*e  in  &«-  geselschaf t  in  das  h.,  Böhm.  Chr.  99. 

hür-he't  stf.  Hurerei:  das  Ion  der  h.  (scorti),  W— B  V  91c. 
nicht  gib   z\i   h.   deine  tochter  (nee  prostituas  filiam  tuam),   Lev. 

-iy,  29. 

kür-kint^sfn.  Hurenkind:  ein  h.  (mamzer),  das  ist  der  von 
hurn  ist  geporn  °  W— B  Deut  23>  2- 


hürnen  —  hüt  385 

hürnen  s.  hörnen. 

hürnen  Adj.  mit  Hornhaut  bedeckt:  den  hurnin  Seifrit  (Sieg- 
fried), Ack.  49,  2. 

hür-stat  stf.  lupanar,  prostibuluut:  Phineas  gieng  in  die  h., 
W— B  Num.  25,  8,  ferner  Ez.  16,  39. 

hurt  stm.  stf.  hurte  stf.  (vom  mlat.  hurdus  Bock,  kelt.  hwrdh 
Bock  und  Stoß,  franz.  heurt,  it.  urto)  Stoß,  Anprall  stoßendes  Los- 
rennen: Do  wurden  durch  der  bluomen  fürt  diu  ros  mit  hurte  gewet, 
W.  v.  W.  1578.  mit  hurte  quäinen  sie  zu  houf,  Kf.  254.  die  ors 
mit  h.  wurden  getriben,  Alex.  5703.  der  dar  var  mit  striteclichen 
hurte  dar,  1566.  Isöte  —  wart  erteilet  (sie  wurde  verurteilt)  die 
hurt,  Trist.  3144. 

hurtä  s.  hurten. 

hurtec-lich,  hurtiglich  Adv.  mit  hurte,  losrennend,  reißend 
schnell:  der  hurteclich  von  sinen  scharn  mit  vrehem  muote  kam  ge- 
varn,  Ales.  7877.  3584.  5847. 

hurten  sivv.  stoßend  losrennen:  die  Kriechen  kämen  gehurt, 
Alex.  14 189.  do  wart  von  in  also  gehurt,  3629.  ir  beider  ors  wurden 
gehurt  üf  dem  plan  durch  bluomen  fürt,  Alex.  11035.  striteclich  sie 
wurden  gehurt  durch  Arenösa,  des  wa^ers  fürt  gegen  Babilön  üf 
einen  plan,  13999.  dirre  hurte  vürba^,  3492.  hurtä  (Imp.):  hurtä, 
wie  der  frie  in  dem  her  sich  umbe  warf,  7330.  h.,  helde,  nü  wol 
dar!  12854.  h. ,  wie  Alexander  streit!  16671.  h.,  wie  hurtecliche 
Permenio  —  an  die  Irkanen  kam  gevarn!  8041. 

hurten*  swv.  mit  einer  hurt  (Flechtwerk,  Hürde)  einschließen, 
verwahren:  ern  breche  im  den  liebsten  schrin,  da  er  in  gehürtet  hat, 
Alex.  1995;  s.  auch  horden. 

hurt-lich  =  hurtec-lich,  Adj.  ein  hurtlich  umbevähen  mit 
blanken  armen,  Alex.  741.  gehurtet  mit  hurtlichem  getwenge, 
14308. 

hurt-lich  (-liehen)  Adv.  der  tiufel  quam  an  mich  so  hurtlich, 
Trist.  2211.  h.  die  helde  —  liefen  da  zusamne  gän,  2116.  h.  die 
helde  —  üf  einander  triben,  1740. 

hüs  s.  haus. 

hüsen  s.  hausen. 

husite  sivm.  1.  Bewohner  des  Landes  Hus:  Job  hat  gewont 
in  der  erden  der  husiten  =  in  terra  Hus,  W — B ;  Vorrede  zu  Job. 
2.  die  Hussiten,  Eger.  Chr.  169  S.  257. 

husse  sw.  (Fl.  hussen)  Hussit:  veint  zu  werden  den  unge- 
lewbigen  und  hussen,  Eger.  Chr.  1125  S.  302.  N.  24.  25.  29;  Stb. 
Brüx  N.  178. 

husser*  swm.  (aus  magj.  husz  =  der  Zehnte  (ausgehobene 
Rekrut,  der  dann  zur  Kavallerie  kam)  Hussar,  Traut.  Chr.  166.  da 
die  hussern  fortzogen,  kamen  die  churfürstischen  und  uamen  Adorf 
widerumb  ein,  Eger  Chr.  80.  den  7.  Sept.  1562  ist  Maximiliam  von 
Präge  ankörnen  —  und  brachte  600  hussern,  Traut.  Chr.  166. 

hüt  (auch  hout,  Gen.  hüt,  hiute,  lJl.  hiut(e),  heut)  stf.  Haut, 
Fell,  ez  gulde  im  nicht  wan  die  hüt  (das  Leben),  W.  v.  W.  437. 
Aber  wart  die  arge  hüt  gegen  im  scheltworten  rat  4792. 

hüt,  -e  stf.  Bewachung,  Fürsorge;  Wache,  Wächter;  Hmter- 
halt,   Distrikt  eines  Waldaufsehers ;  obere  Figurenreihe  im  Schach- 

Jelinek,   Wörterbuch.  25 


386  hüten  —  hüt-leute 

spiel:  als  sie  kämen  in  die  kuote  an  dem  wege  getwenge,  W.  v.  W. 
5457.    er  rit  selbander  auf  die  kute  gen  Osterrick  wert,  Bökm.  Chr.  89. 

hüten,  hüeten,  huoten  swv.  Prät.  huote  bewachen,  warten, 
Vieh  weiden,  lauern  auf  einen:  schaf  und  rinder  sol  man  nicht  kuten 
gegen  dem  perge,  W — B  Ex.  34,  3.  da  er  kuten  {ohne  Obj.)  sal, 
Const.  I  12,  2.  wort,  —  die  nock  wol  ir  wipheit  huoten,  W.  v.  W. 
1024.  hut  mit  namen!  laz,  sie  mit  dem  keisir  nit  czusamen  komen! 
Dal.  102,  9  (44,  45). 

hüter,  hüter  stm.  Aufseher,  Hüter:  das  wort  muniche  —  he- 
deutet:  einer  sele  huter.  Hier.  31,  8.  Aufseher  in  einer  badstühe, 
Brunn.  Str.  II 198. 

hüter  (=  huotfere)  stm.  Hutmacher:  h.  mugen  auch  vel  kauften 
als  kurssner,  Igl.  Str.  III.  303. 

hüter-geselle    swm.   Hutmachergehilfe,  Igl.  Stb.  V  158a. 

hüt-gadem*  stn.  Aufbewahrungsort  der  Kleider  (im  Bade), 
Brunn.  Str.  II 198. 

hüt-leute  (=  huot-liute)  PI.  von  hutman,  Hüter,  Wächter: 
seeze  h.  über  die  bruune,  W — B  Judith  7,  9.  seezende  in  die  pforte 
der  stat  h.,  Richter  16,  2.  von  dem  turn  der  h.  unez  an  die 
gemowerte  stat,  Kön.  IV  17,  9.  die  h.  ouf  dem  perge  Samarie,  Jer. 
31,  6.  Hebet  ouf  h.,  beraittet  die  läge,  Jer.  51,  12.  hutleute  des 
gepirges,  Aufseher  beim  Bergbau,  Const.  12;  19,3;  118,3.  Sie 
müssen  nach  Const.  I  12  von  einem  Gcwcrken  den  Urbarem  empfohlen 
sein  als  würdig,  tüchtig  und  getreu  und  diesem  den  Eid  schiebren, 
das  sie  hüte  mit  allen  trewen  nuczlich  halden  wollen.  Für  den 
empfohlenen  Hutmann  muß  der  empfehlende  Gewerke  ein  Zweiund- 
dreißigstel (Bergteil)  als  Pfand  (Kaution)  setzen,  das  verfällt,  wenn 
er  den  Hutmann  nicht  antwortet,  ab  derselbe  h.  in  ettwe  missetet 
ader  das  er  sein  ampt  saumilich  hilde.  Antwortet  er  in  aber,  so 
loset  er  seine  teil  an  alle  minnernusse.  Es  gibt  h.  1.  oben  (über 
Tag);  2.  uiden  (in  der  Grube);  3.  h.  der  smitten  und  4.  h.  der 
hutten.  Die  ersten  haben  alle  Dinge  zu  behüten,  di  in  der  kawen 
sein  u.  soln  fleisige  hülfe  darezu  tun,  das  alle  arbeit  doselbist  czini- 
leich  geschem.  Er  sol  auch,  wen  die  hawer  einfarn,  alle  arbeiter 
czelen,  ab  ir  czal  gancz  sei,  und  in  der  ausfart  derselben  sol  er  pei 
igleichem  suchen  teticleich,  das  man  kein  erez  ausfure.  Sampnuss 
ader  schaden  ader  irrsal  —  sol  er  rügen  dem  pergmeister.  Die 
zweiten  haben  in  der  Grube  zu  sehen,  ob  alle  Arbeiter  da  seien 
und  wieviel  sie  versäumen,  damit  ihnen  das  Versäumte  vom  Lohn 
abgezogen  werde;  ob  sie  genug  stark  und  tüchtig  seien  und  daß 
niemand  2  Schichten  nacheinander  arbeite,  iceil  er  dann  zur  Arbeit 
nicht  kräftig  genug  sei;  ferner  haben  sie  anzeuweisen  alle  werk- 
leut  czu  steter  arbeit.  Die  dritten  sollen  hauptsächlich  verhüten, 
das  icht  den  sekerpem,  di  di  pergeisen  czu  den  smitten  tragen,  von 
den  smiden,  als  sie  ettwen  getan  haben,  gewalt  geschee.  Sie  sollen 
darauf  sehen:  das  man  die  koln  nicht  unnuczlich  vortu,  wie  vil 
kolwagen  man  ausschütte  in  der  smitten  alle  wochen.  das  die  smide 
daezu  tugen  und  ersam  sein  —  u.  das  kein  smid  arbeite  aneinander 
czwu  schiebt.  Die  vierten  hatten  die  Aufsicht  über  die  Schmelz- 
hütten: Die  bergmeister  —  sullen  auch  die  warheit  erfarn  von  aller 
gelegenheit    des    gepirges    alle    wochen    von    den    hutleuten,    von 


hüt-16n  —  hatte  387 

czimmerleuten  und  von  andern,  von  wem  sie  mugen,  Const.  1 12, 
1-12;  17,18. 

hüt-lön  simn.  Bezahlung  für  die  Beaufsichtigung  der  Pferde 
(huote):  Wer  do  ausführt  und  die  maut  nicht  euricht  —  und  das 
hutlon  an  dem  fraytag  nicht  gibt  und  das  verfurt  über  die  prucken, 
der  hat  di  ross  verloren  von  der  maut  wegen  und  von  dem  hutlon 
das  foder  rod,  Budweiser  Urkdb.  N.  477  S.  254. 

hüt-man  (huot-man)  stm.  Hüter:  torwerter,  wachter,  h.  und 
ander  semeleiche  amptleute,  Igl.  Str.  I  S.  363;  DIR  II  29;  Const.  I 
12,  2.  bin  ich  nu  meines  bruders  hutman,  W— B  Gen.  4,  9.  der  h. 
des  kerkers,  Gen.  40,  4.  h.  der  leute,  Job.  7,  20.  Und  ich  wil  dich 
seczen  czu  einem  hutmanne  alle  meine  tage,  Kö'n.  I  28,  2.  h.  czu 
Romungsreut,  Eg.  Achtb.  II  48.  den  ditreich  hasen,  den  hutman, 
II 14.  er  satzte  da  bi  huotman,  Legende  601.  603.  der  nicht  huot- 
mannes  het,  Alex.  25829.    vor  einem  gesworn  hutman,  Igl.  Rspr.  P7. 

hätte  sivstf.  1.  Hütte,  Zelt.  2.  Verkaufsladen.  3.  bergm. 
Schmelzhütte :  3.  in  der  hutten  ader  smelczgadem,  Const.  2,  2  u.  s. 
Ursprünglich  verfügt  jeder  Gewerbe  über  die  ihm  zugeteilte  Erzquote 
durch  freien  Verkauf  an  die  Erzkäufer,  welche  die  Verhüttung  und 
Ablieferung  des  Metalls  in  den  Wechsel  {Münze)  besorgen,  soweit 
Einlief erungsp  flicht  besteht : 

Darnoch  bestetigen  wir  den  erczkauffern  alles  recht  und 
gerichte,  das  si  in  iren  smelczhutten  von  alder  bewerter  gewonheit 
pis  auf  dise  czeit  gehabt  haben,  also  das  si  des  gesmelczte  silber 
czu  wechseln  in  unser  muncze  prengen  sullen,  Const.  I  21,  2.  Um 
diesen  Zwischenhandel  der  Erzkäufer  und  deren  schon  Const.  I  21 
verpönten  betrügerischen  Preisdrückung,  die  Unsicherheit,  für  kleine 
und,  geringhaltige  Erzmengen  Käufer  zu  finden,  und  um  die  Schwierig- 
keiten zu  vermeiden,  die  Erze  nach  ihrem  wahren  Gehalt  gerecht  zu 
verteilen,  schritt  man  zuerst  in  Sachsen  (Schneeberger  B.  0.  von  1487 
§  7,  Schreckenburger  Entwurf  §  24 ,  Annaberger  B.  0.  von  1509 
Art.  48)  zu  einer  gewerkschaftlichen  Verhüttung  der  gemeinsamen 
Förderung  in  eigenen  Hütten,  wofür  die  Gewerken  dann  Hüttenkost, 
oder  in  fremden,  wofür  sie  dann  Hüttenzins  zu  leisten  hatten.  Die 
Gewerkschaft  verteilte  bald  nicht  mehr  das  reine  Metall  an  die  Ge- 
werken, sondern  lieferte  sie  selbst  an  die  Münze,  so  daß  jede  Ertrags- 
grube in  der  Münze  des  Zehentherren  Silberbarren  liegen,  „Silber 
im  Zehenten  stehen",  hatte,  von  denen  wöchentlich  die  Betriebskosten 
und  der  veranschlagte  nächste  Bedarf  gedeckt  und  nach  Abzug  der 
Urbar  und  des  Einlösungsgewinnes  der  Münze  der  Überschuß  vom 
Zehntner  an  den  Austeiler  und  von  diesem  an  die  einzelnen  Gewerken 
in  Münzform  ausqezahlt  wurde.  Vgl.  Freiberger  Urkdb.  II  S.  233 
von  1480,  Schneckenberger  B.  0.  von  1492  §  17,  Annaberger  B.  0. 
v.  1509  Art.  60  und  vgl  63.  Der  „Austeiler"  ist  an  die  Stelle  des 
Metallteilers  (Const.  I,  16)  getreten.  Die  Grundsätze  erscheinen  in 
der  Annaberger  B.  0.  von  1509  kodifiziert.  Nach  ihrem  Vorbild 
bestimmt  die  Joachimstaler  B.  0.  von  1518  Art.  60,  63,  daß  die  Aus- 
beute, wenn  sie  nach  Deckung  des  erforderten  (Quartal-)  Betriebs- 
aufwandes einen  „  Überlauf"  ( Überschuß)  von  2  ft  per  Kux  oder 
mehr  ergibt,  vom  Austeiler  zu  verteilen  sei.  Unter  Einfluß  der 
Joachimstaler  B.  0.   drang  dieses  neue  Recht  in  Böhmen  ein.    Doch 

25* 


388  Mitten  —  hutt-zins 

blieb  Kuttenberg  bei  Verteilung  des  Roherzes  und  freiem  Erzverkauf, 
der  jedoch  (Verordnung  f.  Kuttenberg  von  1486,  Stemberg  N.  88, 
übersetzt  S.  211  ff.)  von  der  Gewerkschaft  aus  besorgt  und  dessen  „  Über- 
lauf' an  die  einzelnen  Gewerken  verteilt  wurde.  In  der  Hangen- 
steiner B.O.  von  1542  und  in  den  oberungar.  Bergrechten  blieb  es 
bei  der  Verteilung  des  Roherzes.  Wo  —  wie  in  der  Jamnitzer  B.  0. 
des  Herrn  von  Lomnitz  von  1537  (Tomaschek  Bergr.  S.  191  ff.)  die 
Einlieferung  des  Metalls  in  die  Münze  erlassen  war,  die  Verhüttung 
aber  gewerkschaftlich  war,  wurde  das  verhüttete  Metall  verteilt.  Vgl. 
Zycha  I  S.  276—280.  Siehe  auch  hüttenzins.  b.  ist  oft  auch  =  Erz- 
mühle, rnolendina. 

Mitten  swv.  eine  Hütte  bauen,  Wohnung  aufschlagen:  e  sie 
gebutten,  die  gezelt  ze  rebte  snuorten  uf  daz,  velt,  den  tac  treip  ab 
die  naht,  Alex.  523.    ich  hän  üf  diz  gevilde  —  gehüttet,  Schretel  129. 

hütten-kost,  hut-,  hüte-,  huteu-kost*  stf.  Bezahlung  für  das 
Metallschmelzen.  Mindestens  zwei  von  den  das  Vermessungsrecht 
ausübenden  Stadtgeschworenen  prüfen  den  Gang  des  Muters,  Neu- 
fängers, ob  er  im  Stollenort  wenigstens  eine  Klafter  auf  der  Sohle 
und  3jt  Klafter  hoch  anstehe.  Das  von  ihnen  oder  in  ihrer  Gegen- 
wart von  Häuern  gehauene  Erz,  das  versiegelt  zur  Hütte  gebracht 
wird,  muß  —  u.  zwar  ein  „teilerpar"  einen  vierdunk  gutes  geplicktes 
silbers  über  die  hutkost  geben,  dann  ist  es  —  und  damit  der  Berg 
maß  würdig,  Igl.  Bgr.  N.l,  8  u.  9;  N.  2,9;  Igl.  U— B  8;  DIR  13,  3; 
Const.  II  2,  2.  Anfangs  überall,  in  Kuttenberg  immer,  zahlen  die 
Erzkäufer,  wenn  sie  nicht  eigene  Hütten  haben,  die  h.  —  Seit  die 
Gewerkschaften  selbst  in  eigenen  Hütten  die  ganze  Förderung  —  un- 
geteilt —  verhütten,  ist  h.  der  gewerkschaftliche  Aufwand  auf  die 
Hütten;  wenn  sie  es  aber  in  fremden  Hütten  schmelzen  lassen,  heißt 
die  Bezahlung  hierfür  „hüttenzins". 

hutt-grund*  stm.  Grundstück  mit  einer  Hütte:  pratum,  situm 
in  huttgrunt,  Igl.  Stb.  IV  202  a.  ich  schaff  die  hutten  in  dein  hutt- 
grund  mit  der  zugehorung,  Igl.  Stb.  III  112  c. 

hutt-reiter*  stm.  berittene  Aufsichtsbeamte  über  Schmelzhütten: 
initburger,  die  unserm  herru  dem  kunig  sein  silber  betten  empfurt 
—  bekanten  auch  uff  etliche  huttreiter,  die  das  betten  vorhangen 
(die  mit  der  heimlichen  Silberausfuhr  einverstanden  waren),  Igl. 
Rspr.  XI. 

lmtt-stat  *  stf.  Bauplatz  für  eine  Hütte  (bergm.  =  Schmelzhütte) 
oder  diese  selbst,    hutstete  auf    neuwem  perkwerk,  Igl.  Bgr.  96,  1. 

hutt-werk*  sin.  =  Schmelzhütte,  Hüttenwerk:  er  hat  etwas 
guter  u.  h.  hinder  im  gelassen,  Igl.  Str.  304.  hat  silber  aus  dem  h. 
czu  hoffe  und  in  die  muncz  gebracht,  304. 

hutt-zins,  liütten-zins  stm.  Abgabe  für  die  Grundbenützung 
einer  Hütte.  Stehen  die  Hütten  (Erzmühlen,  rnolendina  oder  Schmelz- 
hütten, conflatoria,  gazae,  casae)  auf  Bergwerksgrund,  so  sind  sie 
frei  von  Zins,  dafür  bezieht  der  Grundherr  das  „Ackerteil"  s.  d.; 
wenn  auf  anderm  Grund,  muß  dieser  käuflich  erworben  tverden. 
Ist  das  man  hutten  buwet  uff  eines  herren  eigen,  er  si  geistlich 
adir  werltlich,  das  ist  bergwerkes  friheit,  das  er  keinen  czins  sulle 
davou  gebin,  D I R  25.  Auch  von  den  smelczhutten,  di  gesaezt  ader 
gepawet  sein  in  dem  selben  erbe,  si  sullen  vou  nimande  getwungen 


hfttung  —  ietweder  389 

werden  czins  czu  geben;  wann  die  vorgäbe  (Privileg)  heist  perg- 
freiunge,  Const.  II  3,  3.  Doruber  wart  getailt,  das  si  —  die  molen, 
di  do  von  newens  von  den  bergleuten  gebawet  werden  —  nicht 
czinsen  sullen,  snuder  si  snllen  frei  sein;  aber  hetten  di  molen,  e  si 
czu  dem  nucz  des  bergwerks  gekart  wurden,  icht  geczinset,  den- 
selben czinse  solden  die  bergleute  auch  leiden,  Igl.  Bgr.  N.  26,4. 
Was  hutten  auf  des  herren  gut,  do  das  perkwerk  ouf  gelegen  ist 
und  nuecz,  als  gewonlich  ist,  von  dem  perkwerk  enphehet  (=  acker- 
teil) ein  dritteil  der  urbor,  geslagen  werden,  di  sint  vrei  und  dürfen 
keinen  czins  nicbt  geben.  Wer  es  aber  auf  eines  andern  herren 
gute,  so  mus  man  si  kauften,  so  man  peste  mak,  N.  96,1;  Schemn. 
Bgr.  (16);  Freiberg.  Bgr.  B  §  43;  abweichend:  zo  sol  der  hutte  czins 
sin  von  rechte  der  furstin,  in  der  herschaft  daz  gelegen  ist.  Vgl. 
Bergbaufreiheit,  bergfreiimge.  —  Mit  dem  Grundsatz  der  Zins- 
freiheit der  Hütten  wie  der  Hofstätten  vermochte  das  Igl.  Bgr.  nicht 
überall  durchzudringen.  Das  Kloster  Sedletz  und  das  Prager  Dom- 
kapitel bezogen  in  Kuttenberg  —  nicht  ohne  Anfechtung  —  einen 
census  de  conflatoriis  =  hüttenzins.  Begaler  h.  und  regale  Verleihung 
der  Hütten  kommt  in  Böhmen  erst  spät  auf.  Nach  Sternbergs  Be- 
richt II,  S.  81  verfügte  K.  Wladislaiv  über  einen  Hüttenzins  in 
Kuttenberg,  den  er  zur  Bezahlung  von  Weinschulden  anwies.  Den 
h.  bezieht  also  entweder  1.  der  Grundherr  und  zwar  gesondert,  oder 
eingerechnet  in  das  Ackerteil;  2.  (spät  erst)  der  Begalherr;  3.  der 
Eigentümer  der  Hütte  von  der  Gewerkschaft,  wenn  diese  nicht  eigene 
Hütten  hatte,  als  diese  das  gesamte  Erz  selbst  verhüttete  und 
nicht  mehr  unverhüttet  unter  die  Gewerken  verteilte. 

hütung*  stf.  Bewachung:  mit  swerer  muh  und  wach  tag  und 
nacht  in  h.  gehalten,  Elbog.  Chr.  31. 

hüt-weg*  sttn.  zur  Gemeindeivcide  führender  Weg:  bis  an  den 
h.  geradt  hinaus,  Rüge  v.  Pröhl  N.  21. 


iaeiuetein*  Adj.  gelb:  feurein  halsperg  u.  iaeineteine  u. 
swefeleine,  T— B  Offenb.  9,  17. 

icht  (—  iht)  stn.  irgend  etwas:  von  icht  zu  nicht  müssen  sie 
(alle  leute)  werden,  Ack.  30,  4.  Bistu  niht  das  hobst  iht,  von  dem 
alles  wesen  ist?  (summum  esse),  Sol.  78,  3. 

idra  (griech.  hydra)  stf.:  idra  heilet  ein  freislich  wurm, 
Alex.  9942. 

ydromanica  (griech.)  stf.  Prophezeiung  aus  dem  Wasser:  y.  in 
wassergewurke  der  zukunft  entwerterin,  Ack.  41,  3. 

ieiner-leben  stn.  ewiges  Leben:  doch  er  noch  lebt  u.  uns 
erwarp  —  mit  im  ein  i.,  W.  v.  W.  4486. 

iertrog*  stm.  ein  Trog:  drei  hacken  und  ein  seg,  item  zwen 
iertreg  und  drei  halbe  vas  u.  ein  grabscheit,  Igl.  Stb.  V  159b. 

ietweder  pron.  Adj.  jeder  von  beiden:  Tristan  bedachte  sine 
not  umb  i.  Isöt,  Trist.  118.    er  leit  herzeliche  not  umb  i.  Isöt  132. 


390  ietweder-kalb  —  in-druckeu 

ietweder-halb,  -en  Adv.  zu  beiden  Seiten:  von  seinem  munt 
gieng  aus  ein  waffen  i. ,  „zweischneidiges  Schwert",  T — B  Offen- 
barung 1, 16.  2, 12. 

iezig  Adj.  gegenwärtig:  itziger  zeit.  Traut.  Cbr.  2G0.  261.  die 
itzige  Sterbenszeit  in  Bebern  264. 

ie-zuo  Adv.  jetzt  gerade  jetzt,  gleich  jetzt,  gleich  darauf:  du 
wilt  iezu  Trägen,  Trist.  993. 

igel  stm.  1.  Igel.  2.  eine  Belagerungsmaschine.  3.  eine  Art 
Geschoß:   2.  mit  igeln,  Alex.  14967. 

igel-borste*  sie.  (borst  stnm.  börste  swf.)  Igelborste:  als  i.  ir 
bar  wären  wunderlich  gevar,  Alex.  15 163. 

igris*  stm.  Phönix,  wer  der  vogel  einen  vienc,  dar  üz,  der 
viurin  igris  gienc.  Alex.  22356. 

im-biz,  Tin-biz,)  stmn.  Essen,  Imbiß,  Mahlzeit:  so  du  wellest 
machen  ein  imbis  (frümal  XI.  Bibel),  T— B  Luk.  14,  12.  11,  38. 

ienierig,  immerig  Adj.  immerwährend,  ewig:  in  iemerigem 
eilende.  Ack.  2.  5  und  Anm.  immeriges  versinken  und  gefeile  sei 
euch.  Tot.  zu  erbe  eigen  gegeben,  7, 13. 

imer-liecht  (=  iemer-liecht  belegt  aus  Kolm.  44,  16;  Schm.  Fr. 
1,76)  stn.   ewiges  Licht:  ewiger  lucern,  ewiges  i.,  Ack.  56,  17. 

ininier-wesen  (=  iemer-wesen)  stn.  belegt  aus  Hugo  v.  M.  34): 
aller  wesen  zeitwesen  unde  i.,  Ack.  58,  4. 

in-bunen  s.  en-bnrnen. 

in-deehtig  (=  in-d?ehtic)  Adj.  eingedenk  m.  Gen.  der  Sache, 
erinnerlich  mit  Dat.  der  Fers.:  was  in  i.  und  wissentlich  were,  Olm. 
Stb.  132,  S.  106.  ir  solt  das  euch  indechtig  und  leid  lassen  sein 
=  in  Erinnerung  behalten,  Eger.  Chr.  X.  1073  S.  263.  allen  gegen- 
wurtigen  und  zukunftigen  sei  wissentlich  —  indechtig,  Ölm. 
Stb.  96. 

in-demen*  swv.  inspirieren:  alle  gotlich  schrift  ingedemt  (ein- 
gegeistet  XL  Bibel)  ist  von  Got,  T— B  IL  Tim.  3,  16. 

in-denke  Adj.  1.  eingedenk  mit  Gen.  der  Sache.  2.  erinnerlich 
mit  Dat.  der  Person:  alzo  euch  wol  i.  magk  sein,  Stb.  Brüx  N.  305. 
als  das  dem  richter  wol  i.  ist,  Elbog.  Chr.  83,  34. 

inder,  indert  (==  iener,  iena,  ienar,  inder,  iendert,  indert)  Adv. 
1.  räuml.  und  2.  modal,  irgendwo,  irgend:  1.  die  er  i.  finden  mochte, 
Hier.  4,  15 ;  Cbr.  Eg.  X.  1125.  2.  ab  uns  darumb  i.  ein  recht  wider- 
faren  mag,  Igl.  Bgr.  40,  1.  ein  burc  die  beste,  die  in  dem  lande  inder 
was,  Alex.  3185. 

in-druck  (=  indruc,  -ckes)  stm.  Eindruck  (belegt  nur  aus 
Myst.) :  i.  der  allerhobsten  formen  (=  Gott),  Ack.  55,  17. 

in-drucken  (umgedeutet  aus  ite-,  it-rücken  von  ite-roche  stf. 
Schlund,  ahd.  ita  ruchjan,  gr.  ^eQSvyto  tat.  ruetare)  sicv.  zeiederkäuen. 
alles,  das  do  hat  eine  gespaldne  cla  und  indrucket  in  dem  vilie. 
W — B  Lev.  11,  3.  was  da  indrucket  u.  hat  ein  klaen,  aber  unge- 
spalden  sam  das  camel  —  die  sult  ir  nicht  essen,  Lev.  11,  4.  Und 
der  base.  wenn  her  ouch  indrucket,  sunder  der  clahen  speldet  her 
nicht,  und  die  sov,  wenne  sie  die  clahen  speldet,  aber  si  indrucket 
nicht,  Lev.  11,  6  u.  7.  Der  igel,  der  do  indruckt  und  die  claen  nicht 
enspeldet,  Lev.  11,  5.    Die  sow,  wenne  die  speldet  die  klaen  und  in- 


indulgenz-brief  —  imie-halder  391 

drukket  nicht,  wirt  euch  unrein,  Deut.  14,  8.  Alle  tir,  die  inczwei 
spalden  die  kla  und  indrukken,  sult  ir  essen,  Deut  14,  6. 

indulgenz-brief*  stm.  Ablaßbrief:  Eger.  Chr.  53. 

indult  stf.  Nachsicht,  Eg.  Chr.  N.  1099.  1125. 

iu-eder  (in-seder,  -e)  stn.  Eingeweide,  das  Innere:  besleust  er 
(sein  bruder)  sin  ineder  vor  im,  T — B  I.  Joh.  3,  17.  widermach  mein 
inedder,  Philemon,  1,20.  i.  der  erhermd,  (herzliches  Erbarmen), 
Kolosser  3,  12;  Luk.  1,  78.  in  den  inedern  (inwendigen  gelidern 
XI.  Bibel  =  mit  der  Zärtlichkeit)  Jhesu  Kristi,  Philipper  1,  8.  i.  der 
erberrad,  2,  1. 

in-ein  (en-ein)  Zahlwort  und  Fron,  inein  werden:  beschließen: 
ir  muoter  wart  inein,  daz,  sie  mit  der  vrouwen  schar  quam  vür  die 
kemenäten  dar,  Tristan  842.    er  wart  inein,  194.  3103. 

ingber  (ingewer)  stm.  Ingwer:  ein  sekel  ingber,  Igl.  Stb. 
IV18d. 

in-geben*  stv.  II  übergehen,  überantworten:  das  wir  im  unser 
slos  Brux  ingegeben  haben,  Stb.  Brüx  N.  341. 

in-genosse  (=  ingenöz,  stm.  Einheimischer,  Gr.  Wb.  5,  94.  95) 
Mitwohnende:  Der  ingenossen  und  hausgesindes  (domesticorum) 
geczeugnusse  ist  auch  vordacht  sam  der  knechte,  die  uns  in  guten 
trewen  dienen,  u.  ander,  di  uns  dinsthaftig  sein,  Const.  IV  12,  14. 

in-gesez,z,en  Adj.  ortsansässig:  umb  unser  i.  cramer  hande- 
lunge  und  satczunge,  Olm.  Stb.  92  a. 

in-gesigel  stn.  Siegel,  Igl.  Bgr.  U — A  1.  vorsigelt  mit  der  stad 
unde  der  burger  ingesegil,  DIB  Einl.  D  l  B  1 1.  Di  krefftigen  in- 
sigele  in  dem  pergrechte  sein:  als  das  ingesigel  unsers  camerers, 
der  urborer,  der  stete  (civitatum),  der  pergscheppen,  Const.  IV 
14,  1  u.  2. 

in-gesinde  stn.  1.  Dienerschaft.  2.  Hofdienerschaft.  3.  Haus- 
genossen. 4.  Einwohner:  3.  i.  und  hausgenoss  aller  guten  leute 
(=Gott),  Ack.  57,  21.  Das  ein  igleich  wirt  sein  i.  (Partei)  umb 
den  hausczins  wol  mag  pfenden,  Igl.  Str.  I  S.  367;  Igl.  Stb.  HI  A 
135  b. 

in-ge-sneite*  stn.  (vgl.  gesneite  stn.  bei  Lexer  —  Abfall  von 
gehauenem  Holz,  aus  einem  Rechenbuch  von  1428,  Schm.  3,  497) 
intestina,  Eingeweide:  das  veiste,  das  do  ist  umb  das  i.,  W — B  Ex. 
29,  22.  die  veistickeit,  die  do  bedecket  das  i.  und  das  neeze  der 
leber  u.  die  czwei  nirleiu,  Ex.  29, 13.  12,  9.  das  do  hengit  an  der 
lebir  mit  dem  i.,  Lev.  1,  9.  das  i.  vorwar  sol  man  waschen  mit 
wasser,  Lev.  1, 13. 

in-ge- weide  stn.  Eingeweide:  alles  i.  (vitalia),  W — B  Lev. 
3, 14.  4,  8.  4,  11. 

in-guz,  stm.  1.  Eingießung.  2.  das  Eingegossene ,  Eingefüllte. 
3.  Einfluß,  Einwirkung,  z.  B.  der  Gestirne:  aller  sinnen  ein  feiner 
ingusz  =  Gott,  Ack.  57,  23. 

in-,  mne*-haldcn  stv.  V.  enthalten :  also  vil  mich  der  brief  berurt 
und  von  mir  inneheldet,  Stb.  Brüx  N.  342. 

in-halder*  stm.  Besitzer,  der  etwas  innehat:  von  den  inhaltern 
des  sloss  Landswar  (bei  Brüx)  Stb.  Brüx  N.  337.  i.  der  wisen,  Igl. 
Stb.  111215  c.  V52b. 


392  in-haldunge  —  innenc-lichen 

in-haldnnge  stf.  Inhalt:  der  schultbrieff  mit  i.  der  obgerurten 
summen,  Stb.  Brüx  N.  292.  mit  mer  inhaltunge  ewers  Schreibens, 
Igl.  Bgr.  N.  83,  1.  mit  mer  inhaltung  des  und  andrer  irer  saczung, 
N.  62,  3;  Traut.  Chr.  3;  Eger  Chr.  1129.  1155. 

in -heischen*  (von  heischen,  eischen  sicv.  auch  red.  iesch, 
geeischen)  vor  Gericht  laden:  In  einem  pantaidink  heiset  man  einen 
man  czu  einem  mal  in  und  verteilt  in  seczehant  daselbst,  den  man 
czu  ander  czeit  drei  gericht  mus  inhaischen  und  alrest  vorczelen, 
Igl.  Str.  38.  ewer  schreiben  mit  inhaltung  ewers  briefs,  Eger. 
Chr.  1155.  mit  mer  i.  ewer  schrift  (und  was  diese  sonst  noch  ent- 
hält), 1129. 

in-koinen  stv.  12  einlangen,  einlaufen:  uncz  das  erste  urtail 
inkumpt  (von  Iglau,  als  dem  Oberhof),  Igl.  Bgr.  67,  8. 

in-kunft  stf.  Eintreffen,  Ankunft:  noch  irer  i.,  Elbog.  Chr. 
141,  9. 

in-kunftig*  (von  in-kumft  stf.  das  Eintreffen)  zukünftig: 
Augur,  des  vogelkosz  vernemer  und  der  inkunftiger  Sachen  war- 
haftiger  zusager,  Ack.  41,  15. 

in-leger  stn.  Das  Einlager,  obstagium,  vgl.  Grimm  R.  A.  620 
und  E.  Friedländer,  Das  Einlager,  ein  Beitrag  zur  deutschen  Rechts- 
geschichte, Münster  1868:  Wer  inleger  leisten  sol  nach  dem  Stat- 
recht,  der  sol  nacht  und  tag  inneligeu  und  demselben  sol  der  wirt 
nur  drei  gros  vor  einmal  rechen;  und  derselb  mak  ein  viertel  eines 
jares  iniigen,  das  er  die  kost  nicht  bezalt  nach  dem  virteil,  so  sol 
er  den  wirt  bezalen  mit  bereiten  pfennigen,  Prag.  Str.  26.  als  in- 
legers  recht  und  gewonheit  ist,  Stb.  Brüx  N.  229,  N.  224. 

in-lendig  Adj.  im  Land  zu  Hause,  einheimisch:  also  wol  die 
i.  als  die  pilgereime,  W—  B  Num.  15,  13.  also  wol  den  iniendigen 
als  den  fremden,  Num.  15,  30;  Lev.  17,  15. 

in-leute  (in-liute)  PI.  Inwohner,  Wohnpartei,  inquilinus:  Inn- 
leuth,  Innläuth,  Chlum.  III  19.  die  inleut  =  Mietsleute  in  einem 
fremden  Hause  oder  verheiratete  Hilfsarbeiter,  Taiding  v.  Friedberg 
N.  53.    PI.  von  in-nian. 

in -man  stm.  Mann,  der  zur  Miete  wohnt:  hat  ein  man  gut 
erstanden  auf  einen  inmaii,  der  czu  einem  andern  inne  ist  und 
selbir  haus  nicht  enhat  — ,  Igl.  Str.  55.  Einen  inmann  darf  man 
mir  drei  tage  halten  —  dann  mus  mau  in  „zusagen"  (anmelden), 
Chlum.  V  4. 

in-mäz,en,*  -niassen*  adv.  Dat.  gleichwie;  zumal  da:  i.  ander 
pergstedte,  Traut.  Chr.  253.  sie  sollen  alles  das  recht  gemessen,  i. 
der  von  Gendorf  und  Adam  Silber  und  ihre  erben  gebraucht  haben, 
97.  i.  er  uns  dan  solchs  zugesagt,  126.  wer  beteidingt  hat,  i.  von 
stucken  czu  stucken  hiernach  geschriben  stet,  Stb.  Brüx  N.  349. 

in-mizt*  Adv.  in  der  Mitte,  inmitten  von:  ste  auf  und  ste  in- 
miczt,  T— B  Luk.  6,  8.  i.  ir,  Matth.  18,  2.  i.  der  lerer,  Luk.  2,  46. 
i.  euer  stet  er,  Joh.  1,  26. 

innec-lich  Adj.  im  Innersten  wohnend,  inniglich:  er  antwurte 
üz,  innecliches  herzen  grünt,  Tristan  495.  337.  1007.  2353.  mit  i. 
herzen  ger,  64.  1542. 

innenc-lichen  Adv.  aus  dem  innersten,  inniglich:  innenclich 
anblicken,  Trist.  1966,  1901. 


inner  —  Instrument  393 

inner  Adj.  inwendig,  innerst,  vertraut:  der  inner  helt  (einer 
der  Belagerten),  Alex.  9401.  3536.  Lovelin  der  inren  geste  schöne 
pflac,  Tristan  902. 

inner  Adv.  tief  im  Innern,  innerhalb,  innerdes,  inredes,  indessen: 
innerdes  wart  er  inein,  daz,  er  aber  wanken  begonde,  Tristan  194. 
inredes  dö  quäraen  sie  in  daz,  schoene  castel,  1264.  2168.  2518.  2532. 
3439.  4552.  5805.  _ 

innig  Adj.  innerlich,  ems  dem  Innersten  kommend,  vertraut, 
ähnlieh,  verwandt:  mit  innigem  (andächtigem)  herczen,  W — B 
Ex.  35,  29. 

innerkeit  (auch  innerc-heit)  stf.  das  Innere,  Innigkeit:  die  i. 
der  suden  (die  verborgenen  Sterne  des  Südens,  interiora  Austri), 
W— B  Job.  9,  9. 

innern  (inren,  innern)  swv.  1.  erinnern.  2.  in  Kenntnis  setzen. 
3.  belehren  4.  überzeugen:  wir  biten  uns  sein  innern  (um  Auf- 
klärung darüber),  Igl.  Str.  294.  Filotas  des  rates  oucb  geinnert 
(eingeweiht)  was,  Alex.  17982. 

innerung  stf.  Erinnerung,  Mahnung:  derhalben  nicht  —  von 
uns  (dem  päpstl.  Stuhl)  rechte  i.  oder  vlissigung  were  gespart, 
Elbog.  Chr.  155,  43. 

innigkeit  (innec-,  innicheit,  inne-,  mnikeit)  stf.  1.  Eingezogen- 
heit.  2.  Innerlichkeit.  3.  Andacht.  4.  gespannte  Aufmerksamkeit: 
3.  helfe  mir  aus  hertzengrunde  seligclichen  mit  i.  sprechen:  Amen, 
Ack.  58,  20. 

innunge  stf.  1.  Aufnahme.  2.  Verbindung.  3.  Verbindung  mit 
einer  Körperschaft,  Zunft,  Innung.  4.  Verwahrung*,  Besitz*,  Ge- 
ivalt*:  derselb  schol  das  selb  phant  in  seiner  i.  u.  gewalt  halden; 
wan  let  her  es  da  czu  genem  (jenem),  der  im  es  versaczt  hat,  der 
nechst  gelter  (Gläubiger),  der  mit  dem  richter  dar  kumet,  dem  schal 
es  der  richter  geantwurten,  Igl.  Str.  107.  des  selben  gastes  gut  ist 
nichtesnicht  in  meiner  i ,  194. 

insel  (insel,  -e,  isele  aus  lat.  insula)  siof.  Insel:  alle  inseln  des 
meres,  W — B  Esther  10,  1.  mit  im  sie  in  ein  insulam  vuoren, 
W.  v.  W.  5560. 

in-sendsere*  stm.  Sender:  ein  voller  i.  diner  gnaden  güete, 
Alex.  Anh.  12. 

in-sitzen  stv.  111.  bergm.  irgendwo  mit  Schürfarbeiten  be- 
ginnen: das  vor  im  (dem  verliehenen  Suchstollen)  wo  er  sine  wasser- 
seige  annimet  —  noch  nach  im  nimant  bi  virdehalben  lehen  insiezet, 
D  I  R  I  3, 1.  Wo  er  denne  sinen  stolleu  hat  angenomen,  do  hat  er 
das  recht,  das  nimant,  wo  der  rase  unezubrochen  ist,  czwischen  sinem 
Stollen  unde  der  marscheide  insiezen  mag  adir  thar  mit  rechte  an 
sinen  willen,  DIR  14,2.  2.  im  Lande  wohnen,  residieren:  so  sein 
gnad  gesalbt  gecremt  und  ein  insiezender,  regirender  konig  zeu  Behem 
wirt,  Eger.  Chr.  1115  S.  292  unten,  1148. 

in-slicht  s.  un-slit. 

in-strichen  stv.  IL  die  Segel  streichen,  landen:  zu  Bare  sie  in- 
strichen,  Ernst  5242. 

Instrument  stn.  Urkunde  und  zwar  über  ein  allgemeines  Becht; 
aus  lat.  instrumentum :  hantveste  (privilegium)  behelt  ein  sunderlich 


394  in-trucken  —  irre 

reckt  (jus  privatum),  aber  das  i.  ein  gemein  recht  (jus  commune), 
Const.  IV  15, 1. 

in-trucken  (=  trucken,  -neu)  sivv.  trocken  werden:  uncz  das 
di  wasser  intruckueten  (sicarentur)  uf  der  erden.  W — B  Geu.  8,  7. 

iu-val  (in-,  inval,  -lies)  stm.  1.  Einsturz.  2.  Einfluß  z.  B.  des 
Wassers  in  einen  Brunnenkasten.  3.  feindl.  Eingriff,  Einwand. 
4.  Zwischenfall,  Interregnum.  5.  zufälliger  Gedanke^  Einfall:  3.  die 
sachwalden  sein  gewont  —  vil  leutmerunge  u.  infeile  czu  tun,  Const. 
IV  6,  4.  kein  irrsal ,  inf eile  ader  hindernusse  tun,  Stb.  Brüx  N.  169. 
i.  tun,  Igl.  Stb.  V  52a,  151b,  91b,  160  c. 

in-vart  stf.  Einzug,  Einfahrt,  Eingang;  Unterkunft*,  Quartier*: 
daz,  daz,  hofgesinde  sin  i.  ibt  vinde,  Ernst  5301. 

invel  (=  invel,  -e)  stf.  Jlütze  eines  Bischofs  oder  Abts:  des 
babstes  stule  mit  seiner  dreigekronten  infel  wer  wir  (der  Tod)  nun 
gewaltig,  Ack.  9,  8.  wirt  auf  der  i.  steende  an  der  stirn  des  bischofs, 
W— B  Es.  28,  37. 

in-vü^en  (vuoz,en  in)  swv.  eintreten:  der  berezog  von  Bemin 
bin  infu^t  und  die  furstin  alle  gru^t,  Dal.  73,  6  (29,  21). 

in-wendig  (iune-wendec)  Am.  inwendig,  innerhalb,  binnen: 
i.  einer  stundeu,  Hier.  220. 19.    i.  dreien  tagen,  176.  29. 

in-weudikeit  (=  innewendicheit)  stf.  das  Innere:  mit  der  i. 
meins  herzen,  Sol.  35, 8. 

in-woner  stm.  Einwohner:  alle  die  i.  des  landes  (habitatores), 
W— B  Num.  33, 52. 

m-zicht  (bei  L.  inzic,  -ges  und  inziht)  stf.  vgl.  Maurer,  Gesch. 
des  altgerm.  Gerichtsverfahrens,  S.  210.  211:  Unser  stehen  siben  in 
demselben  prieff  vorschriben.  scholdik  119  schok  mit  gesampter  haut 
nimandes  ausgenomen  und  wir  beczalt  haben  hundirt  schok  und 
13  schok  und  ein  vierdunk  u.  Scheczil  und  Weynant  mitschuldik  in 
dem  prieffe  vorschriben  inezicht  geben  haben  und  si  als  wol  vor- 
schriben sein  sam  wir,  Igl.  Str.  272  a. 

in-zweien  (in-zwien)  sivv.  einpfropfen,  einpflanzen:  do  du  wert 
ein  wilder  ölpaum,  du  bist  ingezwegt  (eingezweiget  XL  Bibel)  in 
iu,  T — B  Römer  11, 17.  ob  auch  si  nit  pleiben  in  dem  ungelauben, 
sie  werden  ingezweigt  (i.  oder  eingesäet  XI.  Bibel).  11,  23.  enphacht 
in  senft  daz,  iugezweit  (eingeseet  XI.  Bibel)  wort,  Jak.  1,  21. 

ipomites*  stm.?  ein  fabelhaftes  Tier:  ipomites  —  grosser  vil 
dan  kein  ür,  binden  ros,  vorn  als  ein  her. ,  Alex.  25  560.  i.  und 
starke  würme  —  starke  nätern,  21513.  22012.    i.  und  belue,  22375. 

ireh  (auch  irh)  stm.  Bock,  weißgegerbtes  Bocksleder ,  bes.  von 
Gemsen,  Hirschen,  Rehen:  qui  tales  pelles.  Irch  dietas,  soli  manu 
laborant,  Olm.  Stb.  112. 

irdenisch,  irdensch  Adj.  von  (aus,  auf,  in)  der  Erde,  irdisch: 
dise  Weisheit  ist  irdnisch,  T— B  Jak.  3, 15. 

ir-leublieh  (=  er-loup-lich)   Adj.    erlaubt  DIR  13,2. 

irl-grund*  (erlach-)  stm.  Grundstück  mit  Erlen,  Igl.  Stb.  III  100b. 

irre  Adj.  bei  Lexer:  1.  vom  rechten  Wege  abgekommen,  ver- 
irrt. 2.  mit  Gen.  ivovon  abgekommen,  verlustig,  frei.  3.  ketzerisch. 
4.  unbeständig,  untreu.  5.  erzürnt,  ungestüm.  6.  im  Streite  be- 
griffen. Was  vormals  nicht  volkomen  ader  irre  was,  das  es  hie 
volkumen  und  geleutert  werde,  Const.  Vorrede  3.     ein  fügende  und 


irresal  —  irrikeit  395 

ein  irre  (bald  hier,  bald  da  auftretende)  ousseczikeit  (lepra  volatilis 
et  vaga),  W— B  Lev.  13,57.  so  das  du  irre  machest  meinen  vride 
(irritum  faceres  pactum),  Ez.  16,  59.  lass  mich  nicht  lenger  in  diser 
werkle  von  im  (Gott)  irre  werden,  Hier.  62,  22.  wenn  offenbar  sunder 
und  irre  weib  (meretrices)  die  burger  in  dem  himelreich  übergangen 
sint  =  praecedunt),  Sol.  72,  2.  irre  zucht  sie  (Niöbe)  nicht  vergaz,, 
Alex.  2789. 

irresal  stm.  f.  n.  Irrung,  (im  Glauben:)  Ketzerei,  Schaden:  das 
er  i.  von  uns  vertribe,  Hier.  3,  25.  i.,  5,  8  u.  10.  in  ichtes  irresales 
begreifen,  12,  21.  ir  unweises  hertz  in  irrem  i.  vorvinstert  und 
vorstoret  ist,  16,  5.  23,  22.  ketzer  wurden  bekert  von  irem  i.,  96, 17. 
Ein  icliches  kleines  i.  beweinet  er  so  bitterlich  (Fehltritt,  Meines 
Vergehen),  110,  19.  irresal  grosser  ketzereien,  148,19.  i.  und  un- 
wiszen  (confusio  et  ignorantia),  Sol.  11,  2.  du  bist  ein  weg,  an  den 
das  i.  ist,  11,  38.  weg  an  allen  irrsal  zu  dem  ewigen  leben,  Ack.  56,  5. 
nu  ist  eezvvas  czwaiung  und  irsal  czwischen  mir  von  meins  herrn 
des  kaisers  wegen  —  und  dem  gruntherrn,  Igl.  Bgr.  29, 1.  der 
irresal,  dem  mau  nicht  widerstet,  den  wenet  man  czu  bestetigen, 
Const.  IV  20,  19.  der  i.  der  täte  (error  facti),  Const.  IV  10,  8. 
nichtesnicht  ist  also  wider  di  warheit  denn  der  i.,  der  unvornunft 
czeiget,  IV  10,  2.  IV  7,  6.  Denselben  irresal  —  dass  einer  mit  ge- 
Avalt  ader  heimelich  etlich  stuckel  eines  gangs  an  sich  czeucht  und 
enpheet  das  von  dem  vorleiher  —  wolden  wir  straffen  in  disem  teile, 
das  wir  uns  nicht  selber  verknupphen  mit  dem  stricke  des  irresals 
noch  den  worten:  wer  den  andern,  wann  er  mag,  von  irresal  nicht 
leitet,  der  beweist  sich  selben  irren,  Const.  II  2, 13.  unsere  gutekeit 
—  di  wil  nicht  leiden,  das  wir  mit  winkenden  äugen  bergen  ett- 
lichs  czweifels  iresal,  1115,12.  schände  und  i.  (confusio),  117.  i. 
pessern ,  I  7, 18.  der  preitet  seinen  schoz  den  ubeltetigen ,  der  das 
i.  nicht  strafet,  15,16.  i.  des  rechten,  Const.  Vorrede,  den  alten 
i.  hinlegen,  ebenda.  —  in  irresal  betrogen  (errore  deceptus),  W — B 
Deut.  30, 17. 

irre-sam  Adj.  1.  irrend,  verirrt.  2.  zur  Verirrung  verleitend. 
3.  uneinig,  verivirret:  1.  unfletikeit  meines  irresames  lebens,  Hier. 
214,28.  2.  der  i.  weg,  der  czu  dem  ewigen  tode  leitet,  194,22. 
vil  böser  irsamer  ketzerei,  3,  19.  1.  als  irsaine  schaf  in  grosser 
irrunge  irre  gewesen,  3, 15.  irresame  pittunge  (inepta  petitio)  ader 
forderunge  des  clagers ,  Const.  IV  6,  2.  was  gesprechsam  oder  irsam 
ist  (defectus),  getreulich  bessern,  I  7, 4.  diselben  briefe  —  wisset  i. 
zu  sein  (irritas,  ungültig),  W— B  Esther  16, 17. 

irre-selig*,  irr-selig*,  irre-salig*  Adj.  voll  Irrtum,  irrtümlich: 
ab  iemant  uns  sulche  schemliche  oder  irrselige  ding  zuschreib, 
Saazer  Urkdb.  S.  179.  ist  das  si  (die  pfaffen)  uns  iht  böser,  irrsaliger 
oder  scheinlicher  dinge  wolden  zuschreiben,  S.  180. 

irre-tfun  (irre-tuom)  stm.  1.  Irrung.  2.  Hindernis.  3.  Aber- 
glaube.   4.  Zwist,    von  irem  i.  (errore),  W — B  Num.  15,  25. 

irrig  Adj.  irrig  zweifelhaft:  i.  werden  =  in  Streit  geraten, 
Elbog.  Chr.  77, 17.  78, 12.    irrig  sein,  183,  22, 

irrikeit  (auch  irrekeit,  irrecheit)  stf.  Irrtum,  Verirrung,  bes. 
im  Glauben,  Störung,  Hindernis:  Hieronimus  hat  auch  alle  i.  der 
heiligen  schrift  vornünfticlichen  geslichtet,  Hier.  7, 4. 


396 


irrunge  —  lagen 


irrunge  stf.  ab  sulebe  i.  und  brache  (Friedensbruch)  mochten 
hengelegit  und  abgeton  werden.  Stb.  Brüx  N.  326.  darin  in  nimands 
ainfal  noch  irrung  tun  sol,  Igl.  Stb.  III.  A  164b.  an  alle  irrung, 
V  176  a. 

irte  s.  ürte. 

iser,  isern  stn.  Eisen,  eiserne  Waffe,  Rüstung:  ze  iser  sint  sie 
wol  beriht  (sie  sind  mit  Rüstungen  wohl  versehen),  Alex.  10  971.  sie 
hasten  Volkes  ze  iser  vil,  16514. 

israelitisch   Adj.    israelitisch:  die  israelitischen  diet,  Leg.  442. 

ite-wiz,,  it-wiz,  stmn.  Strafrede,  Schmähung,  Tadel,  Schmach: 
in  dem  er  schaut  abzunemen  meinen  itwis  (schände  XL  Bibel),  T — B 
Luk.  1,  25.     wir  tragen  sein  (Kristi)  itwiz,z,  (fluch  XI.  Bibel),  Juden 

13. 13.  die  ietwisse  —  vielen  üf  mich,  Römer  15,  3. 

ite-,  it-wiz,en  swv.  Vorwürfe  machen,  schmähen:  itwiz,z,t  ir 
(verschmehet  XL  B)  niht,  T— B  Jak.  1,  5.  diczselb  itwisten  im  auch 
di  dieb  (lesterten  in  auch  die  Schacher  XL  Bibel),  Matth.  27,  44. 
die  eutwisten  (sie!)  im,  Mark.  15,  32.     er  itwisset  iren  ungelauben 

16. 14.  so  euch  leut  itwiz,z.et,  Luk.  6, 22. 

itzleich  pron.  Adj.  ieteslich,  iegelich  jeder;  aus  ie  und  et-, 
ete-,  etes-lich  irgendeiner,  mancher:  di  warheit  —  di  einen  itzleichen 
menschen  derleucht.  Sol.  5,  1. 

itzunder  (iezuo.  iezent,  iezunt,  izunder)  Adv.  jetzt,  gerade  jetzt, 
Traut.  Chr.  12. 

izig  s.  iezig. 


jächant,  jachant  stm.  Hyazinth  (Edelstein):  Hecht  jachende, 
Alex.  6155. 

iage  stf.  das  Jagen,  Eilen,  Verfolgung:  sie  sluogen  ir  manchen 
tot  an  der  iage,  Ernst  3900.  üf  der  (aventiure)  geverte  ich  bin  in 
jage,  Alex.  5398. 

lagen  swv.  jaget  auch  jeit,  Prät.  jagete,  jagte,  jeite,  Part. 
gejaget,  gejagt,  gejeit;  verfolgen,  treiben,  vollständig  erreichen,  den 
Prozeß  führen:  Doruinb  sollen  sie  (die  scheppen)  al weg  den  elager 
und  den  antworter  gegen  einander  lassen  jagen,  Igl.  Str.  I  S.  359. 
Des  jagte  sein  widersache  mit  seinem  vorsprechen,  171.  Do  jagt 
des  elagers  vorsprech,  ob  diser  im  nicht  ein  holung  verlorn  hette, 
227.  do  kegen  jaget  her  wider,  152.  wie  urtail  wider  urtail  ge- 
jaget sint,  230b.  die  purger  (Bürgen)  iagten  an  einem  urtail  zu 
dervaren ,  249.  do  iagte  abir  der  vrawen  Vormunde  mit  seinem 
vorsprechen  mit  dem  priefe  und  mit  andern  geezengen,  263  S.  163. 
er  jaget  noch  einem  rechten  (suchte  beim  Richter  sein  Recht),  57. 
der  ansprecher  hett  es  nicht  vur  eine  klag,  sunder  her  jagt  noch 
der  gewer,  245  (hier  sind  clagen  u.  jagen  ausdrücklich  entgegen- 
gesetzt), da  wider  jaget,  Cristan  58.  der  fursprech  iaget  nach  dem 
bekentnus  (verlangt,  besteht  darauf),  Igl.  Bgr.  X.  6, 1.  da  —  doruber 
kein  urteil  gejaget  ist,  34,4.  Der  elager  ist  genant,  umb  das  er 
claget  und  jaget,  Const.  IV  4,  2  (ab  agendo  dicitur),  in  jagunge  ge- 
jaget (erschüttert)  wirt  die  erde  (agitatione  agitabitur  terra),  W — B 
Js.  24,  20.     der  Peschel  u.    sein    vorspreche  dargetreten  sind  und 


jager  —  jar-vrist  397 

geiaget  und  geklaget  hat  mit  seiner  marscheide  und  mit  seinen 
amptleuten,  Igl.  Rspr.  XVII.  ob  sie  mich  jagten,  sie  jagten  auch 
euch,  T — B  Job.  15/20.  so  euch  die  leut  fluchent  und  euch  jagen t, 
Matth.  5, 11.  also  jagten  sie  die  weissagen,  die  vor  euch  waren,  5, 12. 
pet  um  di,  die  euch  jagent  und  laidigent,  5,  41.  so  sie  euch  jagent 
in  dirr  stat,  so  fliecht  in  ein  andern,  10,  23.  Alexander  nach  jagender 
verte  zogt  vür  die  stat,  Alex.  Anh.  148.  min  herze  jämer  nach  dir 
(Achilles)  jeit,  Alex.  4998. 

jager  (jeger,  -e)  stm.  Jäger,  Verfolger*:  Tristan  2392.  2415. 
2425.  ein  jeger  2431.  2377.  4361.  den  jegern,  2381.  ain  jager 
(durächter  XL  Bibel),  T-B  I.  Tim.  1, 13. 

jagunge  stf.  Verfolgung,  agitatio:  in  jagnnge  gejaget  wirt  die 
erde,  W — B  Js.  24,  20.  das  durechten  u.  die  jagung,  T— B  Matth. 
13,21.  leiden  die  j.  des  kreuzes  Kristi,  Gal.  6, 12;  Mark.  4, 17; 
Römer  8,  35. 

jä-kerre  sivin.  Jasager,  Schmeichler:  zer  lerzen  hant  der 
vrouwen  (Concordia)  mac  man  jäherren  schouwen,  die  maneger  rede 
erdenken  da,  was  ir  gevellet,  daz,  ist  ir  ja,  Alex.  12640.  jäherren 
di  soltu  von  dir  verren,  27997. 

jämer-börnde  \mrt.  Adj.  Herdeid  bringend,  herzzerreißend: 
dö  wuochs  so  jämerbernder  ruof,  iUex.  9515. 

jämerec,  jämerig,  jeuirig  Adj.  u.  Adv.  leidvoll,  kummervoll: 
Jupiter  sol  min  jämerec  leben  wenden,  W.  v.  W.  2513.  diu  grözen 
und  diu  kleinen  (juncfröwelin)  wolden  durch  sie  jämeric  sin  (weinten 
um  ihretwillen),  2526.  diu  so  jsemerec  vor  im  saz,,  2572.  der 
jämerigen  (klagenden)  herzogin,  943.  —  mit  suftsen,  schreien  u  mit 
jämerigem  mute,  Hier.  228, 14.  vil  mer  jameriger  peine  leiden, 
217, 11.  ir  bringet  leib  und  sele  in  die  j.  helle,  36, 22.  von  diser 
jämerig  werlde,  136, 20.  12, 1.  traurig  und  jämerig,  Ack.  11, 18.  seit 
jamerig  (arm  XL  Bibel,  trauert)  und  wainet,  T — B  Jak.  4,  9. 

jämerkeit  stf.  Betrübnis,  Wehklage,  Elend:  klagt  in  euern 
jamerkeiten,  über  euer  Elend,  T — B  Jak.  5, 1. 

jämer-,  jsemer-lich  Adj.  schmerzreich:  jemerlich  kumer, 
Ack.' 31,  8. 

jämer-zil*  stn.  trauriges  Ende:  daz,  ich  ez,  (daz,  buoch  von 
Tristan)  volbringen  wil  mit  rede  unz  an  daz,  j.,  Trist.  48. 

jär-koch*   stm.    berufsmäßiger  Koch,  Eger.  Chr.  1040. 

jär-küche(u)*  stf.  Garküche:  das  er  die  jarkuchen  eröffnet, 
Eger  Chr.  819. 

jär-lich  s.  jer-lich. 

jär- markt  stm.  Jahrmarkt:  in  jarmerkehten  und  höchsten 
hochezeitten  (an  Fest-  und  Feiertagen),  W— B  Ez.  46, 11. 

jär-tag  stm.  jährlich  wiederkehrender  Erinnerungstag ,  Jahres- 
tag, besonders  der  Festtag  einer  Zunft:  dorvon  sol  er  alle  jar  albeg 
den  diustag  noch  Georgii  ainen  j.  ausrichten  u.  halten  auf  sein 
aigen  darlegung  (Kosten),  Igl.  Stb.  V  197  b.  di  vorweser  (Testaments- 
vollzieher) sullen  den  vorgenannten  j.  ausrichten  und  vorpringen, 
V  259  b.  ire  forfordern  und  erben  mit  einem  loblichen  begengkuus 
und  jartag  begehen  lassen,  Elbog.  Chr.  12, 11. 

jär-vrist  stf.  Aufschub  auf  ein  Jahr,  Jahresfrist:  er  hat  seiner 
Jungfrau  vermaringabt  60  seh.  ß.  in  j.,  Igl.  Stb.  V  152  a. 


398  jär-zal  —  jopel 

jär-zal  stf.  1.  Jahresfrist.  2.  festgesetzte  Anzahl  von  Jahren, 
Alter  der  Mündigkeit.  3.  Jahreszahl:  anno  domini  1578  jar  —  nach 
der  j.  Christi,  Traut.  Chr.  1.    der  zeit  und  j.  nach  13,  Traut.  Chr.  16. 

jär-zins  stm.  jährlich  zu  entrichtender  Zins:  den  i.  geben,  Igl. 
Bspr.  XV. 

jast*  (=  hast  stf.)  stm.?  Eile,  Hast,  Aufgeregtheit:  jedoch  zur- 
stossen  sich  ihre  —  blasen  ires  aifers  auf  ihrem  jast  selbs  zu  frühe 
in  der  blüette,  Traut.  Chr.  118. 

jauken  (==  jouchen,  jouchen)  swv.  absolut  u.  tr.  jagen,  treiben: 
strasrauber,  deub  —  fahen  und  yaukeu,  Igl.  Str.  (56)  S.  324. 

jä-worten*  (von  ja- wort  sin.  Zusage)  swv.  zustimmen,  ein- 
ivittigen:  dorczu  sie  gejowort  und  gewilligt  haben,   Olm.  Stb.  108 f. 

jeehen  (iehen.  zusammenaez.  gfin,  s. :  gihe,  gibst,  gibt,  PI.  jehen 
stv.  1  1  sprechen,  bekennen,  eingestehen ,  anrechnen:  swer  dem 
andern  leides  tuot  und  unverschult  im  nimt  sin  guot,  billich  er  dar 
haz,z,es  giht.  W.  v.  W.  G185.  wolt  ir  des  an  mein  wort  j.,  ich  danke 
genaden  u.  dem  rechten ,  Igl.  Bgr.  10,  6.  46,  4u.  6.  60,  5.  63,  5.  67,  8. 
57,  8.  sie  iachen  des  mit  einander,  sie  wolten  nicht  bekennen,  65,  5. 
Traut  Chr.  277.  ir  sult  mir  urloubes  j.,  Ernst  5024.  daz,  im  größer 
swaere  jach  (in  große  Kot  brachte),  Alex.  20596.  der  bonm  ze  rucke 
was  sin  dach ,  der  schilt  im  vor  desselbens  jach :  wsern  die  beide 
nicht  gewesen,  er  möhte  nimmer  sin  genesen,  20614.  da  von  (daß 
Christus  von  Eva  stammt)  wir  armen  da  zuo  tilgen,  daz,  wir  dir 
sippe  jehen  mugen,  116. 

jeger  s.  jager. 

jeger-messe*   stf.   kurze,  flüchtige  Messe:  Traut,  Chr.  346. 

jön-halb  Adv.  jenseits,  als  Präp.  mit  Gen.:  die  do  wonten  j. 
des  wassers  des  Jordanes,  W — B  Richter  1,  9.  5, 17. 

jerig  (järec,  jseric)  Adj.  1.  ein  Jahr  alt.  2.  jährlich.  3.  groß- 
jährig: 2.  16  grossen  jeriges  czinses  uff  der  stat  zum  Czaslabs,  Igl. 
Stb.  III  A  161. 

jer-liehen  (jaer-lichen)  Adv. :  all  jar  j.  den  jartag  ausrichten, 
Igl.  Stb.  V  175d.  das  er  für  die  schleifhütten  alle  jar  jarlichen  für 
ein  czins  geben  sol  20  gr.,  Igl.  Stb.  V  151b. 

jöten  stv.  1  1  (gite,  jat,  jäten,  gejeten)  jäten:  im  flachs  geten, 
Traut.  Chr.  297. 

Jerusalemite  sum.  Bewohner  Jerusalems:  zu  der  stat  der 
Jerusälemiten.  Leg.  736. 

jetz-lich,  ietzlich  pron.  Adj.  aus  ie  und  eteslich  =  ein  jeder, 
Traut.  Chr.  136.  141.  142. 

jeuche,  ieuche  (jüche)  f.  Jauche,  Suppe,  jus,  Brühe:  tat  die 
ieuche  in  einen  topf,  Eleischbrühe,  jus  carnium,  W — B  Bichter  6, 19 
u.  20.     unreine  ieuche  (Brühe)  ist  in  iren  vassen,  Js.  65,  4. 

joch  Konj.  Adv.  Interj.  und,  auch;  noch,  weder  noch;  sogar, 
einoi  Konzessivsatz  einleitend.  Interj.  fürwahr:  der  sun  der  maid 
ist  joch  (auch)  ein  her  des  sameztags,  T — B  Matth.  12,8.  joch  ich 
sag  euch  und  er  ist  mer  dan  ein  weissag,  11,  9. 

jope  s.  joppe. 

jopel   stn.   kleine  Jacke  (jope):  deine  iopel  phellin,  Ernst  2536. 


joppe  —  jung-vraw(e)  399 

joppe  (jope,  joppe,  juppe)  siof.  Jacke:  di  Joppen  schaff  ich  dem 
Andres  Pawrnfeind,  Igl.  Stb.  V  206  b.  gwant  zu  hosen  und  Joppen, 
V96c. 

jost(e),  juste  (auch  tjost,  -e)  stf.  m.  ritterlicher  Zweikampf  mit 
dem' Speer,  Speerstoß  darin,  aus  franz.  jouste,  lat.  juxta:  als  er 
(als  ob  er)  der  juste  beite,  W.  v.  W.  7326.  an  bühurde  und  richer 
jost,  153.  ez,  wsere  in  turnei  oder  in  joste,  502.  mit  strite  und  mit 
joste  dicke  er  sie  (die  Feinde)  besuochte,  3658.  mit  manger  jost 
gevelle  er  fromte  ir  vil  zer  helle,  3703.  üf  daz,  was  im  ze  joste 
gäch ,  4660.  die  ritter  swanten  mit  jostes  krefte  ir  starke  gedigen 
schefte,  4666. 

jucken  suw.  jucken,  kitzeln,  streicheln;  kratzen,  reiben:  „was 
jucks  du  mich?  ich  habe  meine  jare,  Böhm.  Chr.  50. 

Juden-gasse  swstf.  zu  Eger  in  der  Judengas,  Eg.  Achtb.  II 165. 
Igl.  Stb.  IV  243  c. 

Juden- schul  (-schuol)    stf.   Jadenschule,  Igl.  Stb.  V  33c.  281a. 

judischen  (judesch,  jüdisch)  Adv.  jüdisch:  Und  Rapsaces  der 
stun't  und  schrei  mit  grosser  stimme  judischen  (Judaice,  in  jüdischer 
Sprache),  W— B  Js.  36: 13. 

jüdischeit  stf.  1.  jüdische  Religion,  Judentum.  2.  Judenschaft, 
jüd.  Volk:  1.  den  frömdlingen ,  die  zu  euch  treten  von  den  haiden 
zu  Judiscbait  und  sun  gepern  mitten  under  euch,  schullen  sein  als 
die  inwoner  under  den  sunen  israhel,  W — B  Ez.  47, 22.  2.  umb 
solich  erung,  so  uns  als  einem  Romischen  kaiser  nach  emphahung 
der  kaiserl.  croue  von  der  judischheit  zugeburt,  Stb.  Brüx  N.  234. 

judisch -lieh*  Adv.  nach  Judenart:  du  lebest  haidelich  und 
nit  j.,  T— B  Gal.  2, 14. 

jung-brunne  swm.  Jungbrunnen:  darinn  ist  zu  meines  heiles 
vernewenden  Jungbrunnen  mir  der  weg  verhawen,  Ack.  7, 12.  Was 
weisz  davon  ein  tummer,  der  ausz  disem  j.  nit  hat  getrunken,  13, 1. 

jungeling  stm.  Jüngling:  alter,  greiser  j.  (=  Gott)  erhöre  mich, 
Ack.  55, 17,  so  genannt,  weil  er  in  Christus  sich  erneute  „sein  graues 
Haar,  sein  weißer  Bart  braun"  s.  W.  Grimm  Einl.  zu  Konrads 
goldener  Schmiede  S.  XXIX  17  ff,  daher  ist  er  auch  altherre  und 
juncherre  zugleich  ebenda,  vgl.  auch  Walther  24,  26. 

jung-herre  sivm.  junger  Herr,  Junker,  Edelknabe:  der  jung- 
herre  (Ödipus),  Ales.  2908.  2927. 

jungist,  jungest  Supperlativ  von  jung;  j.  tag  =  1.  letzter  Tag, 
Lebensende.  2.  Tag  des  jüngsten  Gerichts.  2.  an  dem  jungisten 
tage  wirt  er  sie  besuchen  (heimsuchen),  W — B  Judith  16,20. 

jung-lingin*  stf.  Jüngerin:  daz,  si  leren  di  j.  (die  jungen  Weiber), 
daz,  si  lieb  haben  ireu  liuan,  T— B  Titas  2, 4.  ain  j.  (jüngerin 
XI.  Bibel)    Tabita,  Btb.  9,  36. 

jimg-pfarrer*  stm.  neuer ,  jüngst  angestellter  (?)  Pfarrer:  des 
jungen  pf.,  dann  zweimal:  des  jungpfarrers  haus,  01m.  Stb.  131k. 

jüngst-hin*    Adv.   unlängst:  den  8.  July  j.,  Eg.  Achtb.  II  222. 

jung-vraw(e)  (=  juuc-vrou,  -vrowe,  -vrouwe)  swf.  1.  junge 
Herrin.  2.  unverheiratete  vornehme  Dienerin,  Edelfräulein.  3.  Jung- 
frau. 4.  überhaupt  zur  Bezeichnung  des  Reinen,  Unbefleckten  auch 
von  Männern:  3.  di  selige  junefrawe  Mariam,  Igl.  B  43.  bleibe  doch 
die  junevrowe  (puella),  W— B  Gen.  24,  55.  24,  57.     sein  swester,  die 


400  jung-vraukeit  —  kainerer 

nock  ein  j.  ist  (virgo)  und  nock  nicht  vorprelltet  einem  manne 
(nupta),  Lev.  21,  3.  ein  j.,  Deut.  22, 14;  Igl.  Str.  229.  230.  Elkog. 
Ckr.  98,  6  u.  24.  112,  27.  4.  wenn  sie  beide  (Hier,  und  Joh.  der  Täufer) 
beide  junkfrawen  und  beide  einsidel  gewesen  sint,  Hier.  8,  25. 

jimg-rrauheit*  (junc-vrouwe-lickeit)  stf.  Jungfräulichkeit:  be- 
raubten sie  irer  junckirawkeyt,  Bükm.  Ckr.  14. 

jimg-vraulicli  (junc-vronwelick)  Adj.  jungfräulich:  die  nock 
in  dem  j.  wesen  ist  (puellari  aetate),  W— B  Num.  30, 17. 

jimc-vrowlieh-keit  (junc-vrowe-lickeit)  stf.  Jungfräulichkeit, 
virginitas:  das  sint  die  czeicken  der  j.,  W — B  Deut.  22,17. 

juste  stf.  s.  jost  und  kerte. 

J3k.   und   C 

kaffen  (auch  kapfen)  swv.  schauen,  gaffen:  ob  der  stolze  Tristan 
ickt  wurde  nü  gekaffet  an?  Trist.  19Ö2.  sie  kaften  disen  narren 
an,  5158.    tier,  gelick  den  äffen,  begunden  sie  an  kaffen,  Alex.  23250. 

kahr  s.  kar. 

kal  (kal,  -wes)  Adj.  kahlköpfig:  Czeuck  ouf  kaier,  czeuck  ouf 
kaier,  W — B  Könige  IV  2,  23.  kinden  kal  =  recalvaster,  Lev. 
13,  41. 

calami*  ein  Gewürz:  Alex.  14613. 

calaun  f?  =  lat.  columna  Säule,  Pfeiler?  ein  bau  —  auf  4 
steiuin  calaun  und  saulen,  Traut.  Ckr.  170. 

kalbe  suf.  junge  Kidi:  sie  slaken  ab  den  bals  der  kalben 
(vitulaej,  W— B  Deut.  21,  4.  sie  sullen  wascken  he  kende  ouf  die 
kalben  (super  vitulam),  Deut.  21,  6. 

kale  (kalwe)  swf.  kahle  Stelle,  Kahlheit:  in  der  vorn  kale 
oder  in  der  binden  kale  (Vorder-  oder  Hinterglatze),  W — B  Lev. 
13,  42  f. 

kalch  (kale,  -kes)  stm.  Kalk:  slickte  die  steine  mit  kalcke 
und  powe  do  einen  alter,  W — B  Deut.  27,  4. 

kalch -stein  (kale- stein)  stm.  Kalkstein:  under  den  k. ,  Igl. 
Bgr.  116,  S.  109. 

kaleiider  stm.  Kalender:  dises  jar  (1584)  ist  der  new  Grego- 
rianische calender  angefangen,  Traut.  Ckr.  280. 

kal-keit   stf.    Kahlheit,  Calvities,  W— B  Lev.  13,  43. 

calkieren*    swv.    (Balken)    treten,  calcare,  Traut.  Ckr.  36,50. 

kamer  stsivf.  1.  Kammer,  Schlafgemach.  2.  Vorratskammer. 
3.  öffentl.  Kasse,  Fiskus,  kgl.  Kammer:  3.  unser  kerre  der  camerer 
verlangt  die  Bestrafung  einer  vor  Gericht  beschimpften  Jüdin,  di  in 
meines  kerren  camer  gekört,  Igl.  Str.  273. 

kamerer  stm.  1.  Schatzmeister  über  Gelder,  Kleinode,  Waffen, 
Verwalter  der  Kammer emkünfte,  bes.  des  Königs.  2.  Aufseher  im 
Frauen-  und  Schlafgemach.  3.  erster  Diener  eines  Fürsten.  1.  Er 
kann  dem  Richter  und  Schöffen  das  Richteramt  nur  in  4  Fällen 
einstellen  1.  trenn  vor  ihm  geklagt  tvird.  2.  wenn  an  Hin  appelliert 
(berufen)  wird.  3.  wenn  er  ausdrücklich  in  die  Stadt  zu  kommen 
ersucht  tvird.  4.  Wenn  der  Richter  oder  die  Geschworenen  selbst  die 
Beklagten  sind,  Igl.  Str.  10;  für  ein  kleines  Versehen  darf  von  ihm 


kamer-gerlcht  —  kamper  401 

oder  unter  seinem  Vorsitz  nur  ein  Groschen  als  Strafe  auferlegt 
werden,  12,  14,'  die  3  Marie  für  eine  Kamperwunde  fallen  nicht  ihm, 
sondern  dem  Richter  und  den  Schöffen  zu,  13;  wenn  er  als  Ver- 
treter des  Königs  dem  Stadtgericht  Vorsitzen  will,  soll  er  zum  min- 
desten einen  Termin  von  2  Wochen  setzen  und  Geschworene  einer 
andern  Stadt,  womöglich  einer  solchen,  die  das  gleiche  Recht  hat, 
beiziehen,  18.  Er  hat  kein  Recht  von  einem,  vom  Vorrichter  und 
Schöffen  behandelten  Prozeß  Strafgelder  zu  beziehen,  167.  Verhand- 
lungen unter  seinem  Vorsitz  237.  243.  249.  ingesigel  des  camerers, 
Const.  IV  14,  2.  dem  k.  des  lands ,  der  über  die  stete  zu  gepitten 
hat,  Olm.  Stb.  132  S.  101.  Cristoff  von  Pyesk,  kamerer  in  den  czeiten, 
Igl.  Bgr.  52,  5.  2.  und  er  gepot  seinen  kamerern  (cubiculariis),  W— B 
Judith  12, 16. 

kamer-gericht   stn.    oberstes  Gericht,  Traut.  Chr.  160. 
kamer-güt  (-guot)    stn.    Kammergut:  königlicher  majestat  k. 
zu  mehren,  Igl.  Mut.  19. 

kamer -knecht    stm.    1.  niedriger  Hofbedienter.     2.  Jude,   als 
Leibeigner  der  kgl.  Kammer:  unser  Juden  und  c. ,  Stb.  Brüx  N.  234. 
kainer  -  meister     stm.    Vorsteher  und  Verwalter    der  Kammer- 
einkünfte, Böhm.  Chr.  27. 

kamer- recht  stswn.  oberstes  Gericht  im  Lande:  sie  sind  für 
die  hern  des  kammerrechtens  getretten ,  Elbog.  Chr.  131,  26.  131,  30. 
132, 1.  für  die  hern  in  der  königlichen  stuben  im  kamerrechten  ge- 
standen, 60,14.  das  ir  rat,  im  k.  auf  dem  slos  zu  Brag  gesteet, 
109, 12. 

kamer-rent*  stf.  Kammereinkünfte :  Auch  so  hat  iinsers  herrn 
Margraffen  gnad  dise  Stat  (Olmütz)  und  ire  inwoner  sonderlich  be- 
gnadt  und  seiner  rechten  kamerrenth  all  jar  ewiklich  fumeezik 
schok  derlassen  und  sein  brief  und  Magestat  doruff  geben,  Olm. 
Stb.  44  S.  26. 

kamer-schreiber  stm.  Schreiber  der  kgl.  Kammer,  Rentamt- 
mann: des  kuniges  c,  Igl.  Bgr.  N.  36,  1. 

kamer-wagen  stm.  1.  der  Wagen,  der  auf  der  Reise  die  fürstl. 
Kammer  (Gewand,  Kleinodien,  Silberzeug)  führte.  2.  bedeckter  Vor- 
ratswagen überhaupt.  3.  Wagen  mit  einer  besonderen  Pidverkammer: 
2.  mannic  k.  svvaere,  W.  v.  W.  1310.  vil  wol  geladener  k.  begonden 
gän,  Tristan  4366. 

kämm,  kämpf  (=  kamp)  stm.  Bergrücken ,  Traut.  Chr.  131. 
150.  203.  207.  209.  268.  269.  vgl.  bei Lexer  unter  kamp:  Haedreichs- 
dorf  (Hadersdorf)  am  Kamp. 

kamper-,  kampier -wunde*  swstf.  (von  kämpf,  kamph  Zwei- 
kampf, duellum),  duellum  vulnus,  vulnus  duelli:  Strafe  darauf,  wenn 
sie  vor  den  Geschworenen  zugefügt  wurde,  Verlust  der  Hand.  Damit 
muß  sich  sowohl  der  Richter  als  der  Klüger  begnügen,  Igl.  Str.  4. 
uff  einen  toten  man  mag  (kann)  man  nur  ein  kamperwunden  gelegen, 
wi  vil  der  andern  wunden  sein,  di  werden  alle  czu  plutrunst  ge- 
achtet, 146.  an  einem  toden  mak  man  nicht  mer  champerwunden 
besagen  dan  aine.  Was  der  andern  wunden  sint,  das  sint  alle  plut- 
runss,  144.  pus  —  um  ein  k.,  170.  171.  umb  eine  k.  gevallen  X  mark 
und  zwar:  7  dem  selbscholen  (Beschädigten,  Kläger),  2  dem  rieht  er 
und  eine  den  scheppeu,  182.  257  b;  ferner  222;  151.  152.     welicher 

Jeliiiek,  Wörterbuch.  2h 


402  kampf-genöz,  —  kar 

ein  kamperwunden  an  der  tenken  Seiten  gehabt  hat,  Tgl.  Stb.  V  153  a. 
welicke  wunden  minner  ist  denn  ein  k.,  V173c. 
di  scheppen  funden  an  irem  leibe  ein  k.,   ein  plutrunst  und  21  peul 
und  plawsleg,  Igl.  Stb. 

kampf-genöz,    stswm.    1.  Mitkämpfer.     2.  Gegner:  Trist.  1816. 

kampf-geverte   swm.   die  zwene  k.,  Schretel  255. 

kampf-swert  (auch  kempf-swert)  stn.  doppelschneidiges  Schivert, 
romphea,  pugio:  Ab  hib  sie  seinen  hals  mit  dem  kampfswerte 
(pugione),  W— B  Judith  16,11.  do  gienk  sie  zu  der  seulen,  die  do 
was  zu  seines  pettes  houbten  und  sein  k.,  das  doran  hienk  gepunden, 
das  loste  sie  abe,  Judith  13,8;  Dal.  65,34  (24,41). 

kaudl  (kandel,  kannel)  stswf.  die  Hälfte  des  landesüblichen 
Flüssigkeitsmaßes,  Taiding  v.  Friedberg,  27.  ein  zwiseitlichs  kändl, 
Igl.  Ms.  18.  ein  zweiseitlichs  kändl,  13.  III  k.  weins,  Eger.  Chr. 
1163.  ein  sechsseitige  k.,  Igl.  Stb.  V  41  a.  ein  kendl  schoff  ich 
meiner  swegerin,  111224  a. 

kandier  stm.  Kannengießer :  Christof  Hatzold ,  k. ,  Eger.  Chr. 
528.  559.    die  kantler  gehören  in  Eger  zur  communzunft,  1039. 

kanke*  Lende:  Johannes  het  ein  fellin  gurtel  um  seine  kanken, 
T— B  Matth.  3,  4. 

kan-schaft  s.  kon-schaft. 

kantner  stm.  Unterlage  von  Balken  für  Fässer,  Kellerlager: 
Quidquid  damni  in  vase,  quamdiu  in  cellario  domini  vini  super  lignis 
dictis  „Kanthner"  jacuerit.  acciderit,  illud  dominus  vasis  sustinebit, 
Brünu.  Str.  1 154. 

kant-nusse  stf.  Kenntnis,  Erkenntnis,  Einsicht:  enberen — des 
angesichtes  und  der  k.  der  klaren  gotheit,  Hier.  131, 10. 

kantorei*  stf.  das  Amt  eines  Kantors  (Chorregenten),  Kirchen- 
chorpersonal:  die  cantorei  und  schule  helfen  zu  versorgen,  Traut. 
Chr.  187.  sie  (die  Priester)  und  die  c.  te  deum  laudamus  zu  singen 
angefangen ,  Eger.  Chr.  1200  S.  380.  das  er  sol  die  c.  und  orgel 
versorgen,  Traut.  Chr.  190. 

kantoresse  Chorregent:  von  erbauung  der  kirchen  und  ihren 
pfarrhern,  schulmaistern  und  cantoressen,  Traut.  Chr.  1. 

kanzel-sckreiber  stm.  Kanzlist:  den  höchsten  der  k.  (des  Königs), 
Elbog.  Chr.  22,  29.  22.  38. 

kapellän   stm.   Kaplan,  Trist.  1923. 

kapfen  s.  kaffen. 

cap-kan  (cap-han,  -huon,  kappun)  stm.  1.  kastrierter  Hahn, 
Kapaun.  2.  Kastrat,  Entmannter:  1.  sam  ausgetragen  wirt  ein  c. 
(gallus  gallinaceus),  W— B  Js.  22, 17. 

kaplarei*  stf.  Kaplanstelle:  dem  capplan  czu  seiner  caplarei, 
Igl.  Stb.  V  59  d.  die  provisores  der  vorbemelten  capplarei  sullen  di 
sumb  ieder  sovil  seiner  c.  ist  czugeaigent  und  gegeben,  annemen  und 
seinem  caplan  dafür  czins  kauffen  und  verpriefen,  V  60  a. 

kappe  swstf.  mantelartiges  Kleid  mit  Kapuze  (für  Männer 
und  Frauen):  eine  kappen  von  brünen  scharlachen,  Trist.  1938. 
cape  und  kalck  deckt  manchen  schalck,  Traut.  Chr.  53. 

kar  stm.  *  n.  (bei  Lexer  nur  stf.)  zu  got  kas,  ahd.  char,  Hohl- 
gefäß, Getreidemaß,  im  Egerlande  bis  heute  die  gewöhnl.  Maß- 
berechnung,  nach  Pröckel  =  45/8  Wiener  Metzen,  Eg.  L.  II 173.    un- 


karakter  —  ksese  403 

gelt  ie  von  einem  kare  malz,  Ung.  4.  1  kakr  kaber,  Eger  Chr.  104 
S.  68.  das  kakr  kabern  umb  4  fl  pakr  gelt,  435.  körn  ein  kakr 
10  fl  N.  435.  550.  a.  1536  galt  ein  kar  körn  5V2  fl,  der  haber  2  fl, 
der  waitz  6  fl,  Nr.  58.  —  100  kar  waiczen,  T— B  Luk.  16, 7. 

karakter  stsivm.  karacte  swm.  Zauberschrift,  -spruch:  wau 
im  die  k.  (an  den  Schlüsseln)  wären  alzu  meisterlich,  Trist.  5987. 
er  lerte  in  die  karacter  e  in  kriechischem  das  ABC,  Alex.  1277. 

karch  (auch  karrech,  karrich,  im  mittleren  und  oberen  Rhein- 
land =  karre)  stsivm.  Karren:  er  von  einem  karchen  streit,  Alex. 
8059.     an  den  karchen  er  rante,  8066. 

cardelatzsck*  ?  breite  Klinge,  eine  Art  Degen,  Tränt.  Chr.  321. 

karg  Adj.  1.  listig,  schlau.  2.  heftig,  stark.  3.  knapp,  knauserig. 
4.  nicht  ausgiebig,  unfruchtbar:  also  karge  —  iare  —  das  man  vor- 
gessen  wirt  aller  hindersten  wunne  und  genüge  (cuncta  retro  abun- 
dantia),  W — B  Gen.  41,  30.  1.  die  küneginne  was  so  karc,  daz,  sie 
von  wege  den  fürsten  bare,  e  daz,  geschehe,  daz,  in  (Alexander) 
Candaules  same,  Alex.  20497. 

karg-keit  stf.  1.  Schlauheit,  Hinterlist.  2.  Sparsamkeit, 
Knauserei:  2.  nun  seht,  warezu  ist  gut  die  k.,  Böhm.  Chr.  33. 

karker  (auch  kerksere)  s.  kerker. 

carmelisck  *  Adj.  in  die  carmelische  erde  =  in  terram  Carmeli, 
W-B  Jer.  2,  7. 

kam- man,  karren-nian  stm.  Kärrner;  der  seine  Waren  von 
einem  Karren  verkauft:  hat  ein  k.  ein  kam  mit  haselnussen  hie 
gehabt,  Eger.  Chr.  913. 

karratsche  (auch  karräsch  stmf.  karrasche,  karrosche,  karrutsche 
swm  f.)  sivf.  aus  frans,  carosse,  it.  caroccio,  lat.  carruca:  Wagen, 
besonders  der,  auf  dein  das  Feldseichen  aufgerichtet  ist:  man  sach 
bringen  ir  apgote  üf  karratschen  rieh  gezieret,  W.  v.  W.  3620.  3624. 
daz,  üf  ieglichem  karrätseben  wsere  ein  tempel  Jovi  ze  eren,  Alex. 
6082.  6115.  6149.  der  karratsche  von  golde  glost,  6152.  6219.  von 
dem  k.  —  Darius  spranc,  8558.  uf  vier  schiben  sach  man  lonfen  sin 
k.  riche,  12311.  läz,t  die  phile  —  üf  in  fliegen  von  den  bogen  die 
die  k.  triben,  12779.  die  üf  den  k.  riten,  12785.  selbe  er  von  dem 
k.  sehoz,,  13990.  Sanga  üf  einer  k.  streit,  13  509.  ir  sac  und  ir  k., 
14415.  sinen  got  Machamet  der  vogt  von  Babilöne  het  uf  einen 
karratst  hoch  gesatzt,  Ernst  4689. 

karre  swm.  Karren:  wir  sprachen  im  czu  alle  nuez  vom 
karren  und  schraten,  Igl.  Stb.  III  220b. 

kartaune*  swf.  Kanone:  2  k.  und  alle  wägen,  Eger.  Chr.  1069. 

kartteken*  Adj.  aus  seidenem  Gewirk  gefertigt:  schwarze 
wames,  rot  und  weisse  kartteken,  Traut.  Chr.  321. 

karten  swv.  mit  der  Karde  krumpeln :  einen  tuchmacherknecht, 
der  da  czuhanndt  kharten  u.  slaken  mag,  den  sol  man  dingen  auf 
drei  jar,  Igl.  Stb.  V  236  a. 

karteu-inacher*    stm.   geometr.  Zeichner,  Traut.  Chr.  224. 

kärung  stf.   Widerer  stattung,  Eger.  Chr.  N.  1142  s.  widerkar. 

karvunkel  stm.  Karfunkel,  ein  Edelstein:  saphir,  karfankel 
reine,  Alex.  6154.    dar  abe  die  k.  lühten,  7883.    k.  tiure,  12294. 

ksese  s.  kese. 

26* 


404  käseil  —  kauf-man-schaft 

käsell  (käsel,  -e)  aus  lat.  casula  stswf.  1.  Hülle.  Kleid.  2.  priesterl. 
Kleid,  Traut.  Chr.  12. 

kassia*  (lat.)  stf.!  ein  arabisches  Gewürz,  Alex.  14613. 

ksesin  s.  kesin. 

kassisch*  (von  kasse  sivf.  aus  mlat.  casia,  cassia)  Adj.  cassische 
pfeifen  =  Halmflöten,  W — B  Ex.  30,  24.  bastu  mir  nicht  gekoufet 
unib  silber  c.  pfeiffen  (=  calamum,  Kalmus),  Js.  43,  24. 

käste  swm.  Kasten,  Behälter:  czu  dem  kästen  (aream,  Schütt- 
boden) er  das  sament,  "W — B  Job.  39, 12. 

kastelän  stn.  kastilischcs  Pferd:  er  huob  den  swager  sinen  vür 
sich  üf  sin  k.,  Trist.  6295;  W.  v.  W.  3517. 

katemer,  katemmer  {aus  quatuor  tempora)  stf.  Quatember- 
f asten,  Vierteljahr:  Elbogner  Chr.  10,  33.  20,13.  21,  13  u.  14  usw. 
23,  9.  95,  23.  94, 19.  98, 1. 

kät-fasz*  stn.  (aus  quät,  kät  stn.  Kot  u.  vaz,,  -z,z,es  Gefäß, 
Schrein)  Kotbehälter:  der  mensch  ist  ein  k.,  Ack.  36,  9. 

katze  swf.  1.  Katze.  2.  Belagerungswerkzeug,  bewegt  Schutzdach 
für  die  Belagerer:  2.  Alex.  2515.  14966;  Alex.  Anh.  690.  do  machten  sie 
ein  kaczen  und  gingen  darunder  mit  stürme  czu  der  stat,  Böhm.  Chr.  47. 

kauf  (kouf  PI.  koufe)  stm.  1.  Geschäft  zwischen  Käufer  und 
Verkäufer ,  Handel.  2.  Unterhandlung,  Verabredung.  3.  Tun  und 
Treiben.  4.  gekaufte  Ware:  1.  Und  dise  Sicherheit  sol  man  halden 
in  allem  kaufe  der  teile  (Bergteile),  wann  weder  der  kauffer  weder 
der  geber  [!]  behalden  kein  recht  in  den  gekauften  ader  gegeben 
teilen,  di  sein  in  denn  vor  dem  pergmeister  von  den  vorkauffern 
ader  gebern  aufgeben  —  Const.  III  6,  9.  münezen  wurden  geslagen, 
doinit  man  furpas  gewonleich  kauften  u.  vorkauffeu  mochte  und 
furpas  nicht  beide  dink  ein  kauff  hiesse  (beim  Tauschhandel),  sunder 
das  eine  ein  Ion  ader  gelt  hiesse,  Const.  III  6  Einl.  das  —  von 
andern  dingen,  di  do  notdurft  sein  czu  dem  berge,  ein  rechter  kauff 
und  mase  sei,  I  5, 14.  kauf  auf  frist  umb  den  3.  4.  5.  oder  6.  pfennig 
ist  verboten,  Eg.  Str.  A  XV  5.  das  sie  alle  golder  und  silber  — 
nindert  anders  wohin  als  in  unsere  eigene  münze  umb  den  bestimbten 
kauf  (Preis)  zu  liefern  schuldig  sein  sollen,  Traut.  Chr.  253.  Streit 
über  die  Höhe  des  Kaufschdlings,  Igl.  Str.  (45).  Haftung  für  dessen 
Best,  (15a.  37.  78c).  Bürgschaft  dafür,  (26.  45).  Über  kauf  handelt 
ausführt  Const.  III  6.     s.  auch  vorkaufen. 

kauf-berednis*  Kaufvertrag,  Vereinbarung  über  den  Kauf,  Traut. 
Chr.  78. 

kaufen  (auch  bes.  md.  keufen)  siev.  Part,  meist  kouft  1.  tr. 
durch  Kauf  erwerben,  eintauschen,  erwerben,  gewinnen,  gericht  k.  = 
begehren,  außer  den  gebräuchlichen  Gerichtstagen,  wip  k.  durch 
Brautkauf  von  der  Mxmdschaft  des  väterl.  Geschlechts  lösen.  2.  ver- 
kaufen. 3.  intr.  Handel  treiben:  das  dasselbe  gelt  gekauft  (ein- 
genommen) wer  aus  denselben  weinen,  Igl.  Str.  231.  das  der  kaufet, 
gewidemt  und  gestift  hat  ein  ewige  messe ,  Eger  M  U  1.  was  aus 
dem  pir  gekauft  (dafür  eingenommen)  wirt,  Igl.  Stb.  III 112 d. 

kauf-leute  PI.  von  Kaufmann:  deine  k.,  W — B  Js.  47,  15;  Igl. 
Bgr.  X.  47  u.  67. 

kauf-man-schaft  stf.  1.  Handel,  Kaufmannschaft.  2.  Handels- 
gut, Ware.     1.  einer  der  k.  trieb,  Chlum.  I  43.     er  und  Paul  Lidl 


kauf-man-schatz  —  kaufuuge  405 

haben  ein  gemainschaft  mit  einander  gehabt  in  k.  etliche  czeit, 
Igl.  Stb.  V  198  b.  2.  Jeronimus  —  sein  schif  mit  himelischen  reich  — 
turne  und  mit  ewiger  k.  gefullet  hat,  Hier.  104, 12.  mitsampt 
dem  schif  und  der  k.  (mercibus)  zu  deinem  ufer  kumen,  Sol.  98,10. 
Nur  aleine  leg  nider  die  k.,  die  du  tregest,  Hier.  201,  4.  Item  das 
ander  gesetz  ist,  daz,  dehein  wirt  seinem  gaste  deheinerlei  k.  koufen 
noch  vorkaufen  sol  bi  derselben  buz,e,  Prag.  Str.  N.  10.  k.  von 
essenden  dingen  (merces  comestibiles),  N.  12.  win,  zin,  kupfer, 
wachs,  fisch  oder  anderlei  k.,  43.  von  der  k.  und  mas  (de  mercato 
et  mercibus),  Igl.  Str.  B.  9.  ein  ider  gesessener  man  mag  allein, 
selbander,  selbdritter  oder  selbvirder  salcz  kauffen  ader  verkauften 
und  ander  k.,  Igl.  Stb.  11139  c.  So  man  k.  brächt  zu  unserm  markt, 
es  sei  wein,  malz,  traid,  fisch  oder  welicherlei  k.  das  wäre  und  so 
wir  bürger  darumben  kaufeten  (feilschten) ,  Taiding  v.  Friedberg  41. 
solche  war,  di  rehte  k.  heiztet,  Eg.  Str.  A  XV  3.  3.  ein  Spiel*: 
auch  ist  possen  verboten  bei  5  pfunden,  auch  allez,  ander  spil,  es  sei 
genant:  koufmanschaft,  pregeln,  koppeln,  reiten  auf  freigen  marcht, 
einräten,  orten  usw.,  Eg.  Str.  A  XIII,  2.  was  man  k.  durchführt, 
gibt  nichts  (als  Zoll),  Egcr.  Chr.  104  S.  69. 

kauf-man-schatz  (kouf-man-schaz)  stm.  1.  Handelsgut,  Ware. 
2.  Handel:  1.  O  wie  gar  reich  ist  desselben  k.  über  golt,  Hier.  62,  6. 
getraid  und  welicherlei  k.  es  sei,  Budw.  Urkdb.  N.  477.  so  sol  von 
rechte  in  dieser  stat  Olomuncz  ein  gemeine  niderlegung  aller  k. 
gehalden  werden,  Olm.  Stb.  91.  dem  hies  er  seinen  k.  also  vorhindern 
und  auffhalden  und  lies  demselben  czu  dinge  gepiten  und  lies  clagen 
auf  in  umb  sein  taglon,  Böhm.  Chr.  77. 

kaufmans-güt  stn.  Handelsware:  hüet  (Hüte),  die  nicht  k. 
werdt  sein,  sol  man  austragen  und  czuschneiden  (=  zerschneiden), 
Igl.  Stb.  V  256  a. 

kauf- maus -wäre*  stf.  (vgl.  mhd.  kouf-ware  und  kouf-man- 
schaz-ware)  Ware:  solche  geltschuld  um  k.  und  pfembrt  ist  ent- 
sprungen, Igl.  Bgr.  107,  2. 

kauf-satz  (wenn  nicht  kauf- schätz  zu  lesen)  stm.  Handel:  an 
dem  suntage  nit  koufsaczis  pflegin,  Dal.  (32,  39). 

kauf-schaft  (verlesen  für  kon-schaft  s.  dieses). 

kauf- schätz  (kouf-schaz)  stm.  1.  Ware.  2.  Handel:  1.  ledig 
gemacht  von  aller  maut,  die  sie  von  ierm  chaufschatz  geben  scholden, 
Brunn.  Str.  II 169.  (Freibrief  K.  Rudolfs,  Chrudim  2.  Febr.  1307 
über  die  Mautfreiheit  der  Brünner  Bürger,  Brunn  23.  Aug.  1312.) 
s.  ferner:  einung. 

kauf-slagen  swv.  einen  kouf-slac  machen,  den  Handschlag  geben, 
der  den  Kauf  bekräftigt  und  abschließt:  koufslagit  =  negotiamini, 
W— B  Gen.  34, 10.  das  man  nicht  gestat  —  nemlichen  vor  sing- 
czeit  zu  k. ,  Olm.  Stb.  91.  Dorumb  das  im  k.  vil  leut  mermoln  be- 
tragen und  ubersatzt  werden,  90.  dorumb  das  man  im  k.  vil  gots- 
dinst  vorsaumpnet,  90.  Nu  dann  zu  Olomuncz  die  burger  —  am 
meisten  sich  mit  k.  (Handel)  generen,  90.  ein  sumb  gelt  erlegt, 
damit  zu  kauffslagen,  Igl.  Stb.  V  164  b. 

kauf-slagunge*,  -slahunge*   stf.   Handel,  W— B  Js.  23,  2. 

kaufunge  stf.  Handel,  Kauf:  in  dem  briefe  der  k.  (Kaufvertrag), 
W— B  Jer.  32, 12  und  14. 


406  kauf-wib  —  ke'l 

kauf-Tvip   stn.   Kaufmannsfrau,  W.  v.  W.  6222. 

kauf-wise*  Adj.  im  Handel  erfahren:  nach  koufwisen  siten  — 
riten  öf  der  waltsträz,e  ban  sehs  riebe  koufman,  W.  v.  W.  5450. 

kanl-haupt*  stm.  ein  Fi$ch,  Kaulbars:  von  fohren,  aseben  und 
kaulhaupten  wieder  ir  narung  —  genug  sein  wird,  Traut.  Chr.  123. 

kauwe  (kouwe)  sivsif.  bergm.  Hütte  üher  dem  Schacht,  Schacht- 
häuschen: der  bergineister  —  alle  unfuge,  die  mit  Worten  oder  mit 
werken  an  seiner  gruben  und  in  den  vier  wentten  seiner  kauwen 
gescheen,  selber  mag  richten  und  nindert  anderswo  dar  schieben,  an 
allein  wunden  und  totschlege,  DIR  §  23a  5  u.  7.  in  der  k.  DIR 
II  29;  Igl.  Bgr.  106.  holez  czu  den  kauwen  geben,  Igl.  Bgr.  96,  2. 
sie  bekanten,  wie  das  sie  komen  in  die  kau,  genant  czu  der  scheun, 
N.  6,  2.  dieselb  mas  tritt  bis  in  ir  chaun,  N.  09.  alle  ding,  die  in 
der  kawen  sein,  Const.  1 12,  5. 

kawlen*   sivv.?   steine  k.  zeu  den  puchsen,  Stb.  Brüx  N.  345. 

kaiizen  (kuteren,  kuttern  von  dem  alem.  Wort  kute,  küte  swm. 
Tauber,  wie  ein  Tauber  girren)  swv.:  Und  nicht  was  er,  der  die 
vedern  bewegte  und  kauezte,  W— B  Js.  10,  14  Cqui  ganniret)  und 
VIB12c  =  Js.  13,  22. 

kavalerie  stf.  Bitterlichkeit:  von  des  (Grinets)  k.  gezieret  was 
Frankriche,  Rf .  270. 

kebs-man*  stm.  (vgl.  bei  L.  kebeskint,  -suu,  -wip,  kebes,  -e, 
kebse  Beischläferin)  Zweikämpfe)-  (vir  spurius):  Ous  was  gegangen 
ein  k.  von  den  purgen  der  philisten  mit  namen  Goliath  von  Geth, 
sechs  doumelen  hoch  und  einer  spannen,  W — B  Könige  1 17,  4. 

keil-stein*  (von  kil  stm.  1.  Keil)  stn.:  sie  funden  vier  keil- 
stein hinder  dem  gange,  Igl.  Bgr.  N.  6,  2. 

keimen  (kinen,  kirnen)  swv.  sich  spalten,  keimen,  auswachsen: 
der  same  keimet,  T — B  Mark.  4,  27. 

kaiser-gelt  (stn.  =  dem  Kaiser  zu  zahlende  Steuer,  Traut. 
Chr.  309. 

keiserisch  Adj.  kaiserlich:  die  k.  dörfer,  so  zur  herschaft 
Trautnaw  gehörig  sein  gewest,  Traut.  Chr.  311.  zu  den  k.  gründen, 
301.  über  die  Trautnawischen  kaisrischen  gepirge,  293.  die  kaisz- 
rischen  holzknecht  und  schwatser,  222.  217.  den  k.  wasserholzbau- 
leuten,  223. 

keiser-karlspad  die  Stadt  Karlsbad;  Elbog.  Chr.  21,  32.  22,  8. 

keiser-tüm  (-tuom)  stn.  Kaisertum,  -wurde,  -Staat,  Herrschaft 
als  Kaiser:  unser  reiche  in  dem  12.  u.  des  keysertums  in  dem  3.  jare, 
Stb.  Brüx  N.  108. 

kek-lieke(n)  Adv.  mutig,  frisch:  die  ors  gar  k.  mit  den 
houbten  nikten.  Rf.  232. 

kelbel  (auch  kelbelin.  kälbel)  stn.  kleines  Kalb:  ein  junges  k., 
W— B  Gen.  18,  7. 

kelch-lebs*  {von  mhd.  lefs,  -e  stswmf.)  Lippe  am  Kelch 
s.  lebs. 

kel,  -e  swf.  1.  Kehle,  Hals.  2.  Luftröhre.  3.  Speiseröhre. 
4.  Kehlstück  am  Pelz.  5.  Kinne,  Kanelur  an  einer  Saide.  5.  habende 
kelen  und  mancherlei  ergrabunge  (habens  caelaturas  variasque 
sc\ilpturas),  W— B  Könige  III  7,  35. 


kelle  —  k$r  407 

kelle  stswf.  1.  Kelle,  Schöpflöffel,  Maurerkelle.  2.  Loch,  Hütte 
für  Hunde  oder  Vögel.  3.  Gefängnis.  4.  Tümpel  in  einem  Fluß:  1.  k.  = 
trulla;  die  kellen,  W— B  Könige  II  25,  14. 

keller-hals  stm.  vorspringender,  gewölbter  Kellereingang:  ist 
der  k.  vor  dem  ratkause  forneii  vor  der  thür  heraus  gebawet,  Traut. 
Chr.  330. 

keller-leut*  PI.  st.  Händler,  die  in  einem  Keller  ihre  Waren 
verkaufen:  die  k.,  die  in  den  kellern  sitzen  und  habern  fail  haben, 
Eg.  Str.  C  116. 

keiner  stm.  Kellermeister:  Andreas,  keiner  (in  einem  Kloster), 
Igl.  Bgr.  51, 11. 

kemel  (auch  kemmel,  kembel)  stm.  Kamel:  diu  k.  brachten 
dar  getragen  merrinder  unde  droinedär,  W.  v.  W.  3641 ;  Alex.  3996. 
6227.  7295.  21453;  T— B  Matth.  19,  24. 

kemenäte  sivstf.  1.  ein  mit  Feuerstätte  versehenes  Gemach,  bes. 
Schlafgemach.  2.  zur  Aufbewahrung  von  Kleidern  und  Waffen. 
3.  Gerichtsstube.  4.  Wohnhaus;  aus  tat.  carninata  von  caminus:  in 
die  kemenäte,  -en,  W.  v.  W.604.  622;  Trist.  796.  1435;  Böhm.  Chr. 
63.  98;  Igl.  Stb.  V106b.  in  die  kemnet,  226  d.  kempnat,  Elbog. 
9,  13.  10,  8.  11,  8. 

kern  lein,  kemlin  (kembelin)  stn.  Kamel:  mit  den  hären  des 
kemlin,  Matth.  3,  4.  Mark.  1,  6. 

kemler*  kein  tuchmacher  sal  mer  dann  czwa  par  kemlern 
halden  (Beschluß  der  Tuchmacher  der  Städte  in  Mähren  von  1407), 
Olm.  Stb.  95a. 

kempf-liche,  -en  (auch  kampf-liche,  -en)  Adv.  zum  Zweikampf 
gerüstet,  bereit,  zum  Zioeikampf  vorladen,  herausfordern:  vrouwe 
Bene  gar  kempfliche  saz,,  W.  v.  W.  7561.  als  die  forster  —  ettliche 
bürgere  von  Eger  auf  unser  lantgericht  zu  Nuremberg  k.  geladen, 
Mind.  d.  Egerl.  S.  62.  u.  S.  65.  der  k.  für  unser  lantgericht  geladen 
wird  —  wider  sulche  gnade  und  freiheit  —  nicht  weisen  schullen, 
S.  64;  Eger.  Chr.  1068. 

Kämpfel-wiese  *  (von  kempfel,  kempfe  stm.  1.  wer  sich  oder 
andere  einen  Zweikampf  unternimmt.  2.  Schlägel  der  Steinklopfer) 
swstf.  ein  Wiesenname:  der  äussern  Binder-  oder  alten  K.  genannt, 
Taiding  v.  Fried  berg  N.  58. 

kendl  s.  kandl. 

kennel  stn.  kleine  Kanne :  ein  kchenell  zu  tische,  Igl.  Stb.  III 
198  b. 

kenne-lich  Adj.  kennbar:  ist  aber  nach  kenlich  genug,  Traut. 
Chr.  260. 

keppel  (auch  keppelin,  keplin,  kappe)  stn.  Kopfbedeckung, 
Halssaum:  als  mit  dem  k.  ires  rockes  haben  sie  mich  ummevangen 
(capitio  tunicae),  W— B  Job.  30,  18.  sin  k.,  daz.  ez,  truoc,  Schretel 
317.    ez,  het  ein  rötez,  k.  an,  190. 

ker,  -e  (auch  kär,  -e)  stf.  Wendung,  Bemühen,  Hingebung,  Be- 
kehrung, Leitung  des  Wassers,  der  Sole,  Wiedererstattung:  ir  fröude 
tet  gern  riuwe  ker  (verwandelt  sich  in) ,  W.  v.  W.  2467.  war  was 
iuwer  reise  ker  (wohin  ging  sie?),  6658. 


408  ke"rb-holz  —  kestigen 

kerb-holz  stn.  Kerbholz:  sie  (die  birschrötter)  hatten  an  ihr 
k.  angekerbt  (als  von  ihnen  abgeladen)  in  3/4  jähren  1565  aimer  wein, 
Traut,  Chr.  231. 

ker  stm.  kere  stf.  Wendung:  doch  beidenthalp  der  fürste  reiz, 
gegen  siner  siten  keren  uz,  dem  rocke  einen  geren  (Rockschoß), 
W.  v.  W.  1995. 

keren  sivv.  Prot,  karte,  karte  (so  regelm.  in  W — B)  neben 
kerte,  Part,  gekärt,  gekeret,  gekert  1.  tr.  und  refl.  kehren,  um- 
wenden. 2.  sich  k.  an  =  kümmern  um,  achten  auf.  3.  scheinbar 
intr.  mit  Ergänzung  von  ros,  wagen  usw.  umkehren.  4.  grenzen, 
aufhören:  zu  grosser  torheit  k.  (als  Torheit  anrechnen),  Hier.  1,  16. 
hetten  die  molen  (Mühlen),  e  si  czu  dem  nucz  des  bergwerks  gekart 
wurden,  icht  geczinset,  den  selben  czins  sohlen  die  bergleute  auch 
leiden,  Igl.  Bgr.  26,  4.  wie  er  mohte  die  frouwen  an  gekeren,  daz, 
ez,  ergienge  nach  eren,  Alex.  364. 

kerge  stf.  List,  Schlauheit,  Umsicht:  du  sal  auch  nemen  eine 
guote  herberge,  das  bevil  ich  diner  k.,  Ernst  5298. 

kerker  (auch  kerkel)  stm.  Kerker:  in  dem  dhikhouse  des  kerkers. 
W—  B  Esdr.  II  3,  25.    karker,  T— B  Luk.  3,  20. 

kern-nubel*  stm.  ein  Flurname:  pratum,  situm  in  k.,  Igl.  Stb. 
IV  228  c. 

kern-teich*  stm.  Name  mehrerer  Teiche  bei  Iglau:  piscina  k., 
Igl.  Stb.  IV  203  c 

Kernden,  Kernteüi  stn.  Kärnten:  Albrecht,  herczog  zu  Oste- 
rich, zu  Steyern  und  zu  Kernden,  Budweiser  Urkdb.  N.  354.  Heinrich 
von  Kerntein,  Böhm.  Chr.  100. 

kerung  stf.  1.  Windung,  Richtung.  2.  Bekehrung.  3.  Schaden- 
ersatz. 3.  umb  sulche  habe  und  gut  ein  ganze  ausrichtung  (Be- 
gleichung), k.  und  benugen  gescheen  ist,  Stb.  Brüx  N.  226. 

kerz-stal  stnm.*  Leuchter:  siben  guidein  k.,  T— B  Offenb.  1,  13. 
1,  20.  2,  1.  beweg  den  k.  von  seiner  stat,  2,  5.  wirt  ez,  (daz,  licht- 
vas)  nit  geseczet  auf  daz,  k.,  Mark.  4,  21;  Luk.  8,  16;  Matth.  5,  15; 
Juden  9,  2.  noch  stet  ein  fuz,  (einer  Antiquität)  obir  Präge  zcu  sente 
Vit,  den  man  einen  cherczal  geit.  Man  glaubt,  daz  er  von  Salomons 
tempil  kome  her,  Dal.  108,  38  (47,  68). 

keselein  (kseselin)  sin.  Käset,  Quargel:  dise  czehen  k.  trage 
czu  dem  houbtman  (formellas  caseij,  W — B  Könige  1 17,  18. 

kese-waz,z,er  stn.  Molke,  Tristan  5195. 

kesin*  Adj.  aus  ksese:  ein  kesinbrott  (Laib  Käse?),  Traut. 
Chr.  228. 

kessel-ring  (kez,z,el-rinc)  stm.  1.  Ring,  an  dem  der  Kessel  über 
dem  Feuer  hängt.  2.  hier  offenbar  ein  Teil  des  Weinkellers*:  der 
czwei  vas  (Wein)  gelegen  weren  czu  dem  k.,  Igl.  Str.  232.  u.  das- 
selbe gut  —  in  seinem  namen  eingeleget  wer.  es  wer  czu  dem  kessel- 
ringe oder  anderswo,  232. 

kestigen  swv.  kasteien,  vom  Lat.  castigare:  k.  wil  ich  dich  in 
gerichte,  W— B  Jer.  46,  28.  30, 11.  31,  18.  Gekestigt  hastu  mich  herre 
und  gelärt  bin  ich  worden  als  ein  ungestümer  iungeling,  Jer.  31,  18. 
so  wirt  iuch  manige  stund  min  gepurd  (meine  Nachkommen)  kestigund 
mit  einer  eisnern  gertin,  Dal.  29,  25  (5,  67). 


kestigunge  —  kharten  409 

kestigunge  (auch  kestegunge,  kestunge)  stf.  das  Kasteien, 
Quälen,  Züchtigen:  ich  Lab  von  der  k.  meines  leibes  nicht  geladen, 
Hier.  11,  3. 

ket-lein  (keten-lin)  stn.  kleine  Kette,  W— B  Ex.  39, 15. 

ketten-f eiertag*  (=keten-vire  stf.)  stm.  Tag  der  Kettenfeier: 
des  jares,  dö  die  himelvart  offen  was,  an  des  himels  torwarters  k., 
dö  man  zalt  von  anfang  der  weit  6599  jare,  Ack.  19,  14. 

ketzer  stm,  Ketzer:  ob  er  sich  wol  anlassen  wnrd  und  nicht 
ein  keczer  wer,  Igl.  Stb.  III  112  c. 

ketzer-lich  Adj.  ketzerisch:  sulcher  ketzerlicher  irresal,  Hier. 
135, 15. 

keuchel  (kiuchel)  stn.  1.  Küchlein,  Junges,  bes.  von  Vögeln. 
2.*  aber  auch  von  Eseln,  Löioen  usw.,  pullus:  1.  als  die  k.  von 
dem  neste  vligende,  W— B  Js.  16,  2.  Als  der  adelar,  reiczende  czu 
vligen  seine  k.,  Deut.  32,11.  den  keucheln  der  raben,  Ps.  146,  9; 
Job.  38,  41.  als  ein  keuchel  der  swalben  also  wil  ich  schreien,  Js. 
38, 14;  = junge  Turteltaube,  Ps.  83,  4.  2.  ouf  dreissik  eslinne  keucheln 
(super  triginta  pullos  asiuarum,  Richter  10,4;  s.  auch  esilkeuchel. 
bindende  an  den  Weingarten  sein  k.  und  an  den  weinstock,  o  mein 
sun,  sein  esliue,  Gen.  49,  11. 

keuer*  (von  kiuwen  stv.  III  kauen)  stm.  Käuer,  Fresser,  Be- 
zeichnung für  Heuschrecken:  die  heuschrecken  —  die  keuer  und  der 
athak  (attacus)  und  der  opimak  (ophiomachus)  und  allerlei  heu- 
schrecken nach  irem  gesiechte,  W — B  Lev.  11,  22. 

keufen  (kibelen,  kivelen,  kiben,  kiven)  swv.  scheltend  zanken, 
keifen:  Alle  tag  neu  anmutung  oder  k.,  alle  wochen  fremde  auf- 
setzung  oder  muffeln,  Ack.  45,  14. 

keusch  (kiusch,  -e)  Adj.  1.  keusch,  rein,  sittsam,  schamhaft. 
2.  unbescholtenen  Rufs.  3.  mäßig  im  Essen  und  Trinken.  4.  ruhig, 
sanftmütig.  5.  vernünftig  handelnd.  1.  sie  was  k.  des  leibes,  guter 
und  frolicher  mitwonung,  Ack.  10, 5.  5.  ich  wold  k.  (me  esse 
prudentem)  und  bin  betrogen,  Sol.  38,  14.  die  kiusche  und  die 
kurteise  (Isöt),  Trist.  1490.  daz,  ich  sie  maget  wolde  län  und 
kiusche  ein  jär,  1079.  ez,  ist  ein  site  vil  lichte  in  Parmenie,  daz, 
man  die  megde  vrie  und  kiusche  let  die  erste  nacht,  829. 

keusche  (kiusche)  stf.  1.  Jungfräidiche  Reinheit.  2.  Sittsam- 
keit. 3.  Sanftmut.  4.  Mäßigkeit  im  Essen  und  Trinken:  Ob  ein 
sulcher  prediger  semliche  keusche  und  reinikeit  prediget,  das  bringet 
keinen  nutz,  Hier.  24,  21 ;  T— B  Gal.  5,  23. 

keuscheit  (kiusche (c) -hei t,  kiuschekeit)  stf.  Keuschheit:  das 
Ion  ir  k.  nicht  vorsagen,  W — B  Ex.  21,  10. 

keusch-leich  (kiusche (c)  -liehe,  -en)  Adv.  rein,  keusch:  das 
wir  dir  gutleich  und  k.  dinen,  Sol.  71,  1. 

keuzen  swv.  geizen  mit?  Wer  die  chur  verdienet  und  auch  die  kur 
gegeben  wirt,  ab  er  kewczet  czu  den  pfennigen,  Igl.  Str.  276  S.  181. 

kever  (kever,  -e)  sivstm.  Käfer,  W— B  Par.  II  6,  28.  Wann 
füllen  wil  ich  dich  mit  leuten  als  mit  kefern  und  über  dich  wirt 
gesungen  ein  gesang  der  freuden,  Jer.  51, 14. 

kez,z,el-ring  s  kessel-riug. 

kharten  s.  karten. 


410  kicher  —  kirch-brücke 

kicher  stswfm.  Erbse,  aus  lat.  cicer,  mlat.  cisser,  cisera,  ciser: 
bonen  und  linsen  und  geröste  kichern  (frixum  cicer),  W—  B  Könige 
II  17,  29. 

kiefern-stock*  stm.  Föhrenstumpf,  Traut.  Chr.  261. 

kien-Yorin  s.  kin-yorein. 

kiesen  stv.  III  Trat.  PI.  kurn,  Part,  gekorn,  wählen,  prüfen, 
versuchen:  e  ich  also  wolde  sie  k.,  Alex.  12468.  die  durch  in  schaden 
kurn  (nahmen),  909.  den  son  (Ernst)  sie  lieber  verlur  wenn  (als  daß) 
sie  au  min  sterben  kur,  Ernst  632.  wan  sie  da  ir  ende  kurn  (fanden), 
3110.  eigenschaft  (Abgabequote)  und  tag  seezen  und  k. ,  da  man 
umb  gepawen  muge,  DIR  §  23  a  9. 

kiesimge  stf.  Wahl,  Bestellung:  von  k.  des  pergrichters, 
Const.  IV  1. 

kil-houwe  sicf.  eiserne,  keilförmig  zugespitzte  Hacke  zum  Los- 
hauen des  mürben  Gesteines:  mit  kilhouwen,  Alex.  2516.  mit  k.  den 
stein  brechen,  21787. 

kin-backe  (kinne-backe)  swm.  Kinnbacken,  Kinn:  er  vant  ein 
wange,  das  ist  ein  kinbacken  von  einem  esil,  W— B  Richter  15,  15. 
do  warf  er  den  kinbacken  aus  der  hant  (mandibulam)  15,  17,  in 
dem  wangeu  eines  esils,  in  einem  kinbacken  einer  eselinnekeuchel 
hab  ich  sie  vortilget,  15, 16. 

kindec-heit  (kintheit)  stf.  umb  din  frevel  k.  füege  ich  dinem 
herzen  leit,  Alex.  5525. 

kindel  stn.  kleines  Kind,  Trist.  3635.  3665.  liebez,  k.  (Tantrisel), 
3510. 

kindel-bette  (kindel-,  kint-bette)  stnf.  Wochenbett:  Von  kindel- 
petten  und  gevatersebaft,  Eg.  Str.  B  16.  k.  stn.  Eger  Str.  A  III  1.  2. 
VII  2.  B16ff.  C29.  30.  32.  33. 

kindel-betterin,  -ne  stf.  Wöchnerin:  Eg.  Str.  C  27.  32.  33. 
VVenne  ein  stimme  als  ein  geperenden  habe  ich  gehört,  angste  als 
einer  k.,  W— B  Jer.  4,  31. 

kinder-gedirme  *  stn.  Pedomancia  —  mit  k.  —  luplerin  (Wahr- 
sagerin, Zauberin):  Ack.  41,  16. 

kind-heit  stf.  1.  kindliches,  jugendliches  Alter.  2.  kindisches 
Wesen,  Unverstand:  2.  von  miner  k.  daz,  geschach,  W.  v.  W.  1665. 
den  bal  din  k.  noch  uoben  sal,  Alex.  5537. 

kinds-pelz*  (-belliz,,  -bellezj  stm.  Kinderpelz:  ein  k.  von  czwain 
czigenpolg,  Igl.  Stb.  V  220 d. 

kinkonie  stf.  ?  künieliche  zuht  er  hat  und  stolze  kinconie  (kintonie 
W,  knichonie  X,  knikonie  S),  Alex.  Anh.  1993. 

kin-vorein*  (kien-vorhin)  Adj.  von  der  Kienföhre  (bei  L.  nur 
Dal.  111,  29):  gepflanzet  hat  er  den  k.  paum  (pinum),  den  der  regen 
hat  geezogen  (nutrivit),  W— B  Js.  44,  14.  daz,  wirt  wol  schinen, 
daz,  wir  nit  chinvorhen  pogin  haben,  Dal.  101,  29  (44,  29).  die  alten 
kifferen  wasserrhor,  Traut.  Chr.  72. 

kiprisch*   Adj.  kyprisch:  edelu  kiprischen  win,  Trist.  909. 

kirch-bauer*  swm.  zu  einer  bestimmten  Kirche  eingepfarrter 
Bauer:  die  kirchenbauern  versorgen  —  dem  pfarrherren  die  ecker 
zu  behte,  Traut.  Chr.  117. 

kirch-brücke  *  stswf.  (gedeckter)  brückenartiger  Verbindungs- 
gang vom  Pfarrhof  zur  Kirche:  die  hülzerne  k.,  Traut.  Chr.  78. 


kirche  —  kirsner  411 

kirche  swf.  (kirche,  kiriche,  alem.  kilche,  kulche,  kierche) 
Kirche,  Kirchenschiff,  Kirchengemeinde,  Pfarrstelle:  in  die  k.  unsers 
herren,  W— B  Deut.  23,  3;  Trist.  891. 

kirchel   sin.    Meine   Kirche,  Trist.  3187.  3191. 

kirchen-bittev*  stm.  wohl  =  kirchenvater,  Kirchenältester, 
Traut,  Chr.  24.  36.  37.  177.  255.  262.  286.  295.  328.  354.  ein  haus  — 
vorschriben  umb  10  mark  dem  kirchenpitr  zu  sant  Michl  zu  einer 
lamppen,  Olm.  Stb.   wohl  =  Kirchendiener. 

kirchen-brucher  (-hrecher,  -brüchel)  stm.  Kirchendieb,  sacri- 
legus.  Ein  igleicher  k.,  der  in  kirchen  oder  in  klostern  stilt,  der 
sal  geredert  werden,  Prag.  Rb.  181. 

kirchen-denb  stm.  Kirchendieb.  Ein  k.,  den  sal  man  redem, 
Igl.  B  51. 

kirchen-gepön  *  stsivf.  Strafe  zugunsten  der  Kirche:  gedachte 
straff  —  soll  zur  k.  gebraucht  werden,  Chlum.  VII  27. 

kirchen-kalle*  stf.  Halle  vor  dem  Eingang  in  das  Schiff  der 
Kirche:  er  hat  wollen  das  bilde  Christi,  wie  es  im  öhlgarten  ge- 
kniet hat,  zu  Trautnaw  aus  der  kirchenhallen  nehmen,  Traut. 
Chr.  155. 

kirchen-lich  (kirck-lich)  Adj.  kirchlich,  von  der  Kirche  aus- 
gehend: der  kirchenlichen  interdict,  Eger.  Chr.  1136. 

kirchen-reitunge  *  stf.  Kirchenrechnung :  k.  und  weißenreitunge, 
Dreiding  v.  Politz  17. 

kirchen-untertanig*  zu  einer  Kirche  gehörig:  eigensinnigkeit 
etzlicher  kirchenunderthaniger  (Pfarrkinder),  Traut.  Chr.  118. 

kirchen-,  kirch-vater  stm.  Kirchenältester,  Patronatsherr:  er 
die  stadt  dorüber  (über  das  kirchlein)  zu  kirchenvätern  (Patronats- 
herren)  geordnet  haben  soll,  Eger.  Chr.  104  S.  68.  der  benanten 
kirchen  k.,  Igl.  Stb.  III 173  d.  Milichpeital,  die  czeit  kirchfater  des 
ob  gemelten  closters,  IV  207  c.  24  groß  für  wein,  dasselb  gelt  oder 
wein  sol  man  geben  dem  kirchenvater  der  zu  zeiten  wirt  zu  dem 
Alter  zu  berichten,  Igl.  Stb.  111149  b.  111206  a.  V245d.  Traut,  Chr. 
262.  354. 

kirch-vart  stf.  Wallfahrt  nach  oder  Bittgang  aus  einer  Kirche 
nach  einer  andern:  kirchfert  tun,  Olm.  Stb.  77  S.  52. 

kirch- weihung  stf.  Kirchenweihe,  Kirchiveih:  ist  k.  zum  Colin 
gewest,  Elbog.  Chr.  104,  18. 

kirfzen  stf.  sie  hat  geschaft  irer  swester  die  gut  kyrfzen,  Igl. 
Stb.  V  151c. 

kiris  stn. ?  Kirchspiel?:  Des  wir  und  alle  frumen  ditcz  kiris 
her  wider  wol  got  zu  danken  haben,  der  uns  —  beigestanden  ist 
und  sighaft  gemacht  hat  über  unsere  veinde,  Olm.  Stb.  N.  44  S.  26. 

kir-mes  (kirch-messe)  stf.  Kirchweihfest,  Jahrmarkt:  Traut. 
Chr.  23.  235. 

kirnen  (auch  kernen)  swv.  1.  Kerne  austun.  2.  Kerne  an- 
setzen, auch  bildlich.  3.*  bergm.:  die  metall-,  erzhaltigen  Stücke  aus 
dem  tauben  Gestein  klopfen:  Die  Bergmeister  haben  eine  alte  Ge- 
wohnheit gehabt,  das  sie  in  den  selben  hochzeiten  (festl.  Anlässen) 
alles  erez  durchmusterten  und  kirnten  und  liesen  der  rechten  ge- 
werken  nur  die  kleien,  Const,  I  7,  22;  s.  ha  lidstein. 

kirsner  s.  kürsener. 


4:12  kir-weihe  —  klaffer 

kir-weihe  (kirch-wihe)  stf.  Kirchiceihfest:  sie  machten  k.  dem 
house  gotes  (dedicationem  domus  Dei  in  gaudio),  W — B  Esdr. 
I  6,  16. 

kis  stmn.  Kies  (bei  L.  auch  =  Erz,  Eisenerz):  was  in  got  ercz 
in  demselben  lehen  beschert,  es  sei  ercz,  kiz,  perk,  gank  ader  wie 
das  mit  sunderleicben  worten  benant  mag  werden,  das  phenige  gilt 
ader  geben  mag,  Igl.  Bgr.  11,  2  S.  319. 

kis-grüfoe*  stswf.  Grube,  wo  kis  gewonnen  tcird:  in  dem  rechten, 
als  es  im  hat  gestanden  an  einer  kisgrnben,  Igl.  Bgr.  N.  90, 1. 

kis-ling  (kis(e)linc,  -ges)  stm.  Kieselstein,  Kiesel:  einen  k.  für 
einen  rubin  nirnt  ein  nar,  Ack.  47,  17.  gegraben  mit  einem  meissel 
in  einen  kieslink,  W— B  Job.  19,  21.  so  gibt  er  den  k.  vor  die  erde 
und  vor  den  k.  guideine  peche  (torrentes  aureos),  Job.  22,  21.  czu 
dem  k.  hat  er  ausgerakt  seine  hant,  Job.  28,  9.  in  den  allerhohsten 
kieslingen  er  (der  adelar)  wonet,  Job.  39,  28.  Und  do  Moyses  hette 
aufgehaben  seine  hant  slahende  mit  der  ruten  czwir  den  k.,  do 
giengen  doraus  gar  mildicliche  wasser,  Num.  20,  11.  als  einen 
adamant  und  als  einen  k.  habe  ich  gegeben  dein  antlicz,  Ez.  3,  9. 
Moises  —  sluoc  den  k.,  Legende  497. 

kitelein  stn.  Heiner  Kittel  (Oberhemd  für  Frauen  und  Männer), 
Igl.  Stb.Y  149  c. 

kitting  stf.?  n.?  der  Landler  sol  sein  kytting  (oder  rytting?) 
fuder  rucken  (beim.  Hausbau),  Igl.  Stb.  V  42  c. 

kitz  stn.  Kitze,  junge  Ziege,  W — B  Tobias  2,  20. 

kiusche  s.  keusche. 

kiusekec-heit  s.  kenscheit. 

kiuschec-liche  s.  kensch-leich. 

klä  s.  kläwe. 

klader-horn*  stn.  Hörn  für  die  Spießglanzerzschminke,  Job.  — 
nante  der  einen  (seiner  Töchter)  namen  tak  und  den  namen  der 
andern  Cassia  und  den  namen  der  dritten  cladirhorn  (cornustibii, 
Keren  =  Happuch),  W— B  Job.  42,  14. 

kladern*  swv  schminken  do  claderte  sie  (Jezabel)  ire  ougen 
mit  cladersalben,  W — B  Könige  IV  9,  30.  Mit  stibe,  selten  stimni, 
stibium  =  Spießglanzerz,  einem  aus  geröstetem  Spießglanzerz  erzeugten 
rußartigem  Pulver  bestrichen  die  Frauen  die  Augenbrauen,  um  sie 
zu  schivärzen,  bei  den  heutigen  Orientalinnen  Surme  genannt. 

klader-salbe*    swf.    Augenbrauenschminke   aus   Spießglanzerz: 
Vorwar  Jezabel,  do  sie  kor  e  seinen  (Jehu)  eingank,  do  claderte  sie  i 
ire  ougen  mit  cladersalben  (stibio)  und  czirte  ir  houbte  uud  blickte 
durch  das  venster,  W — B  Könige  IV  9,  30. 

kläen-steuer  s.  klä-steuer. 

klaffen  (klaffete,  klaffe,  geklaffet,  geklaft)  swv.  1.  schallen,  tönen, 
klappern.  2.  schwatzen,  viel  und  laut  reden.  3.  sich  öffnen,  klaffen: 
2.  Her  Tot,  lat  ewer  unnutz  claffen !  Ack.  38,  9.  Dannoch  claffestu 
unde  sprichest,  Ack.  16,4.  des  hundes  oren  claften  im,  Trist.  4571. 
Worum  claffestu  als  vel  mit  der  predig  zeu  diszem  zeil  ?  (im  tschech. 
Text:  Warum  zierst  du  deine  Kede  so?).  Dal.  185,22  (83,29).  mit 
ubeln  worten  klaffent  wider  uns,  T — B  III  Job.  1,  10. 

klaffer  stm.  (klaffer,  kleffer,  -er)  1.  Schwätzer.  2.  Verräter: 
1.  Claffer  sint  meine  vründe  (verbosi),  W— B  Job.  16,  21. 


klafferei  —  klare  413 

klafferei  (klafferie,  klefferei)  stf.  Schwätzen:  die  weile  sich  der 
mensche  vil  klaffereien  und  vil  mussiger  worte  unterwindet,  Hier. 
204, 19. 

klafter  stswf.  mn .?  Maß  der  ausgebreiteten  Arme,  Klafter  als 
Längenmaß  oder  Geviertmaß:  so  hat  sich  befunden  in  der  mesz- 
leitter  der  geometria  und  aritmetic  durch  gemeine  3 ellige  klaftern, 
die  thun  774  lochtern  oder  klafftern,  Traut.  Chr.  190.  kloffter  191 ; 
s.  lachter. 

klage-bsere  Adj.  1.  pass.:  beklagenswert.  2.  aktiv:  klagend, 
Klage  erhebend.  3.  den  Schmers  ausdrückend*:  2.  u.  3.  mit  snftzen 
und  mit  klageberen  Worten,  Hier.  2,  22.  Kleide  dich  in  klageberes 
gewant  (Trauerkleider),  99,  4.  ire  weinenden  klagebereu  antlutze, 
18,2.    clagebseren  lip  um  im  friunt  tragen,  Alex.  21950. 

klage-bernde  part.  Adj.  Klage  führend,  klagend,  zu  Klage 
Anlaß  gebend:  in  diser  klagebernden  werlde,  Hier.  9,  21.  sich  sol 
min  clagebernder  lip  von  der  werlde  ziehen  und  alle  wunne  fliehen 
(sagt  des  Darius  Gemahlin),  Alex.  8832. 

klager  stm.  Ankläger:  clager,  Igl.  Bgr.  und  Const.  sehr  häufig; 
s.  antworter  und  vorderunge. 

klage-rede  stf.  gerichtl.  Klage,  questio :  clagerede  u.  czweiunge, 
Const.  IL  4,  11. 

klage-haftig  Adj.  gerichtlich  geklagt  oder  Kläger:  und  sie 
darüber  k.  würden,  Traut.  Chr.  140.  ein  teile  über  den  andern  clag- 
haftigk  eingewachsen,  Eger.  Chr.  1196. 

klage-iuüter  stf.  Klagweiblein,  Käuzchen;  dessen  Stimme  ver- 
kündet nach  dem  Aberglauben  den  Tod,  vgl.  Glimm  Myth. ;  Schmeller 

II  355,  Schm.  Fr.  1,  13*28.    Engel,   teufel,   schretlein,   clagmuter  das 
sint  gottes  zwangwesen,  Ack.  38,  10. 

klage-teiding*  sin.  Prozeß,  actio:  In  der  weise _ auflest  man 
czimlich  recht  und  clageteidinge  (cedantur  jura  et  acciones,  Const. 

III  8, 1.    ab  dein  schaffer  (bevollmächtigter  Vertreter)  dir  auflest  die 
recht  u.  c.  ebenda. 

klage-weis*  stf.  Zustand  des  Klägers:  welche  vor  ewern 
rechten  in  k.  und  antwort  gestanden,  Igl.  Bgr.  92,  1. 

klage-wort  stn.  Wort  der  Klage,  Klage:  dö  er  mit  clage- 
worten  quäl,  Trist.  6652. 

klage-zedel    stf.  schriftliche  Klage,  Elbog.  Chr.  75,  33.  79,  32. 

klam  (-mmes)  stm.  Krampf,  Beklemmung,  Haft,  Fessel, 
Klammer,  Bergschlucht  (Klamm):  das  es  um  aller  heiligen  tag  zu- 
wintert —  also  das  ein  solcher  klam  mit  dem  malen  wart  und 
macht,  das  derwegen  ein  tewrung  war,  Eger.  Chr.  52.  Heute  im 
Egerlande  nur  noch  als  Adj.  klemm  =  sehr  mangelhaft:  sie  taten 
im  (dem  Gefangenen)  grossen  clam  mit  hunger,  Böhm.  Chr.  59. 

klapfern,  klappern  sivv.  klappern:  das  man  hinfort  nicht 
mehr  solt  in  der  fasten  und  marterwochen  klapfern  und  schnarren, 
sondern  er  befahl  mit  grossen  glocken  zu  leutten,  Traut.  Chr.  350. 

kläre,  cläre  (mhd.  klär  stn.  das  Klare,  Reine,  Schöne,  klsere 
stf.  Klarheit)  fi  Klarheit  bis  an  des  himels  clare  wurket  es  (das 
Gesicht  des  Menschen)  Ack.  38,  20. 


414  klä-rebe  —  kleiben 

klä-rebe*  swmf.  Wann  einer  begrieffen  würde,  in  weingartten, 
der  pögen  aufbieb,  klareben  abscbnitt  oder  peltzer  aussgrüeb  oder 
andere  frucbtbare  bäum  umbbricbt,  derselbig  soll  verwandlet  werden 
nacb  billichen  recht  dem  herrn  auffs  schloss,  Chlum.  I  12.  vgl.  bei 
L.  klä-bire  gedörrte  Birne. 

kläret  (auch  kläret,  kläret)  stm.  (nicht  n.)  mit  Gewürz  oder 
Kräutern  und  Honig  angemachter  Wein,  Trist.  4802. 

clä-steuer  stf.  Klauensteuer,  Steuern  nach  den  einzelnen  Haus- 
tieren berechnet,  klosteuer,  Eg.  Chr.  1001.  von  wegen  der  claenstewr 
fron  und  pfandunge,  1196,  S.  369. 

klauben,  cloubeu  (klüben,  klouben,  kliuben)  swv.  1.  pflücken, 
stückweise  zusammenklauben.  2.  rauben,  stehlen:  also  alle  erde  hab 
ich  zusammen  gecloubet,  W — B  Js.  10,  14.  sie  die  grostin  kirchin 
beraubtin  und  daz,  beste  alliz,  claubtin  (plünderten),  Dal.  137,  2 
(61,  64). 

klause  (klüs,  -e)  stswf.  1.  Klause,  Einsiedelei.  2.  Wohnung 
überhaupt,  bes.  eine  traidiche.  3.  Felsspalte,  Kluft,  Engpaß.  4.  Ge- 
bärmutter. 5.  Schleuse  zur  Aufstauung  eines  Gebirt/sbaches  für 
die  Holzflößung:  5.,  Traut.  Chr.  185.  186.  190.  217.  218.  222.  250. 
281.  311. 

klause-holz*  sin.  mit  der  Klause  geflößtes  Holz,  Traut.  Chr. 
296.  315.    vgl.  sclmatzerliolz. 

klause-ineister*  stm.  Aufseher  einer  (Wasser)-Klause,  Traut. 
Chr.  185.  222. 

klausen*  swv.  mit  der  Klause  Holz  fortschaffen,  Traut.  Chr.  256. 

klause-wasser*  stn.  Wasser  in  einer  Klause  zum  Holzflößen, 
Traut.  Chr.  222. 

kläwe,  klä  stswf.  (im  S.  ohne  Endung,  PI.  kläwen,  klän): 
Kralle  eines  Raubvogels,  Tatze,  Pfote,  Klaue.  Huf  von  Tieren:  iet- 
weder  —  lewe  —  solt,  sin  rehte  klän  an  ir  herze  geheftet  hän  (so 
träumte  Bene),  W.  v.  W.  2082.    der  löuwen  klän,  2094. 

klecken  swv.  tr.  einen  clac  (Biß,  Spalt,  Knall,  Fleck,  Lehm, 
Schlamm)  machen,  glutinare,  tönend  schlagen,  treffen;  erwecken,  auf- 
richten; intr.  sich  spalten,  platzen;  ausreichen,  wirksam  sein,  helfen 
mit  oder  ohne  Dal.  der  Person:  du  must  lam  decken  umb  ein 
stucke  brotes  einen  ganzen  tagk.  —  „Ich  wil  liber  in  dem  rad 
lauffen  denn  lam  decken,  Böhm.  Chr.  76.  wie  sie  (die  menschen) 
heuser  den  swalben  gleich  kleckeu,  Ack.  53,  15. 

klegelich  (klage-,  klege-lich)  Adj.  klagend,  beklagensivert: 
klegelichez,  leit,  W.  v.  W.  963. 

klege-liehen  Adv.  klagend:  daz,  sie  so  k.  saz,,  Trist.  3598. 

kleiben  swv.  1.  kliben  machen,  befestigen.  2.  besudeln,  be- 
flecken. 3.  schmieren,  mit  Lehm  verstreichen:  3.  =  mit  Lehm  ver- 
schmieren, Traut.  Chr.  30.  284.  und  mit  anderm  kote  (luto)  cleiben 
das  hous  (liniri),  W— B  Lev.  14,42.  Sprich  zu  den,  die  do  kleiben 
—  die  want  —  äne  temperunge  (absque  temperatura) :  so  das  is 
vallen  wirt,  Ez.  13,  11  u.  15.  gekleibtes  haus  =  hölzernes  mit  Kalk 
und  Mörtel  angeworfenes  Haus,  Eg.  Chr.  N.  79.  Otte  —  lisz  die 
pasteien  umb  den  kirchhof  kleiben,  Traut.  Chr.  S.  30.  es  hat  auch 
diese  zeit  in  den  new  gebauten  stuben  vom  kleiben  und  leim  liberal 


kleid  —  klimmen  415 

unzelick  viel  keimen  und  grillen  gewunnen  in  allen  winkeln,  Traut. 
Chr.  284. 

kleid  (kleit,  -des  PI.  kleit,  kleider,  -e)  stn.  Kleid,  eigentlich 
und  bildlich:  gecleidet  mit  kuniclichen  cleidern,  W — B  Kön.  III 
22,  10.  meister  Gotfrit  von  Sträzjburc  —  hat  so  richer  rede  cleit 
disem  sinne  angeleit,  Trist.  21. 

kleide-gewant*  stn.  Kleidung:  dem  gerichtsschreiber  pflegen 
die  herrn  auch  zwir  im  jar  k.  zu  geben,  Olm.  Stb.  84.  So  geben  die 
herren  itzlichem  fronpoten  im  jar  czwa  k.,  86. 

kleiden  swv.  Prät.  kleidete,  kleite;  Part,  gekleidet,  gekleit. 
an-,  bekleiden,  mit  Kleidern  versehen:  alle  jare  newes  kleiden  oder 
tegliches  strafen  musz  ein  geweihter  mau  haben,  Ack.  45,  15. 

kleinat  s.  kleinöt. 

kleine  stf.  Kleinheit,  geringe  Zahl:  Wirt  nu  nicht  die  k.  (paucitas) 
meiner  tage  geendet  kurczlichen,  W — B  Job.  10,  20. 

kleinöt  (auch  kleinoete,  kleinoede)    stn.  auch  f.    1.  Meine  Sache. 

2.  kiinstl.  gearbeitete,  so  Schriften,  Bücher,   Goldschmiedearbeiten. 

3.  dann  Schmuck,  auch  cds  Abzeichen.  4.  Ehrengabe  an  Sieger: 
dar  under  (under  dem  bette)  er  sin  kleinster  bare,  W.  v.  W.  480. 
da  er  sin  kleinöter  —  hat  verborgen,  633.  an  chleinoten,  Prag.  Str. 
57.  es  sei  clainet,  gewant  oder  gut,  59.  alle  meine  clainat:  deu 
vergolten  koph,  silbrein  gefesse,  schalen,  silbrein  loffel  —  schaff  ich 
meiner  hausfrawn,  Igl.  Stb.  III  152b.  leffel  und  ander  silbrein  cleinat, 
III  A  102  a. 

klemmen  swv.  1.*  in  die  Enge  treiben,  in  Not  (Bedrängnis) 
bringen,  martern.  2.  mit  den  Klauen  packen.  3.  einklemmen:  er 
hielt  den  Ulrich  in  gefencknusse  und  clemte  in  mit  hunger  czu 
tode,  Böhm.  Chr.  33.  wer  sich  czwischen  türe  und  angel  mengt,  der 
clemet  sich  gerne,  52.  wer  sich  nicht  wil  k.,  noch  dem  alden  Sprich- 
wort, der  stoss  nicht  seinen  vinger  czwischen  angel  und  thur,  85. 

klenen  sivv.  schmieren,  kleben:  czusamen  ist  geklent  in  der 
erden  unser  pauch  (conglutinatus),  W — B  Ps.  43,  25.  wenne  —  die 
klose  der  erden  [sint]  zusammen  geklent  (compingebantur),  Job.  38,  38. 

kler-lich,  -en  (klser-liche,  -en)  Adv.  mit  Klarheit,  glänzend: 
er  sach  klerhch  alle  dink,  T— B  Mark.  8,  25. 

klette  swf.  stf.*  Klette:  als  uz,  dem  gartin  di  nezil  —  als  uz, 
dem  rozschofp  (Roßmähne)  die  clet,  Dal.  106,  11  (46,  14).  Gutte  hilt 
sich  an  dem  fürsten  (mit  dem  sie  zusammen  auf  einem  Pferde  saß) 
als  ein  clette  czu  den  kleidern,  Böhm.  Chr.  42.  Guta  hink  sich  an 
en  vor  vorchte  als  ein  leit  (verlesen  für  clet,  gereimt  aufhet;  tschech. 
jako  repi),  Dal.  97,  23  (42,  25). 

kletze*  sivf.?  getrocknete  Birne,  Kietze:  hierß,  kletzen,  öl, 
Igl.  Stb.  V  245  c. 

kleusnerinne  (klüsenserinne)  stf.  Klausnerin,  Einsiedlerin,  Böhm. 
Chr.  80. 

klieben  (kliube,  kloup,  kluben,  geklobeu)  stv.  III  spalten:  man 
sach  dö  helme  clieben,  Alex.  7326.  ir  beider  sper  unz  an  die  hant 
sich  von  den  herten  stieben  cluben,  Trist.  1745. 

klimmen  stv.  13  intr.  steigen,  klettern,  tr.  erklettern,  erklimmen: 
In  die  gottheit  und  darüber  gar  climmet  der  mensch  mit  den  sinnen 
allein,  Ack.  39, 12. 


4:16  klingen  —  kloez,en 

klingen  stv.  13  klingen,  tönen:  durch  die  bluomen  hört  mau 
waten  des  wassers  fluz.  und  suoz,e  clingen,  Alex.  6932.  die  Doringin 
(Thüringer)  ouck  die  Beigern  hört  man  elingeu  (waffenklirrend  feind- 
lich heranrücken),  Dal.  153,  16  (68,  8). 

klinken  (=  klenken,  klengen)  sivv.  erklingen  lassen:  er  be- 
gunde  —  di  pusawu  czu  clinken,  Dal.  45,  36  (13,  42). 

klinsel,  -in  stn.  kleine  Klause,  Kotier:  sie  sperte  zu  daz,  cliusel 
(Rundestall),  Trist,  4604. 

klobe  swm.  1.  gespaltenes  Holzstück,  a)  als  Fessel,  Fußfessel, 
b)  zum  Vogelfang.  2.  etwas  Klemmendes.  3.  der  strenge  Mönchs- 
stand. 4.  Spalt.  5.  obzön.  =  Scheide.  6.  Kloben  an  der  Wage. 
7.  Türriegel.  8.  Eisen,  an  dem  ein  Vorhängeschloß  hängt.  9.  Stock 
mit  einem  Sjjalt,  an  dem  ein  Büschel  steckt,  Büschel.  9  *  ein  Werg- 
bündel, bestehend  aus  24  gebundenen  Hämpfeln  oder  Docken,  wie 
man  sie  auf  der  Breche  bindet,  um  sie  auf  die  Walkmühle  zu  bringen, 
Bierlinger  Augsb.  Id.  282.  darin  im  mehr  dan  10  seh.  kloben  flax 
mitte  verbrennet  ist.  Traut.  Cbr.  300. 

klopf  stm.  Schrecken,  Furcht:  schrecken  und  klopf  (forcht  XL 
Bibel)  het  sie  bestanden,  T— B  Mark.  16,  8. 

klopfen  (md.  f.  klopfen)  swv.  Steine  zerschlagen,  pochen,  Igl. 
Bgr.  18. 

klopfer,  md.  klopper  stm.  allgemein  einer,  der  klopft,  bergm. 
der  aus  dem  größtodeils  tauben  Gestein  der  Halde  noch  etliche  Erz- 
stücke herausschlägt:  Ein  man  czuhet  perk  aus  einer  gruben  und 
sehntet  deu  auf  ein  halden  und  wü  die  klopper  auf  der  selben  halden 
nicht  lassen  kloppen  uud  fürt  den  selben  perk  czu  mul  und  melt 
uud  arbeit  in  selber;  —  Entscheidung:  waune  her  di  halden  den 
klopfern  werte,  her  schol  von  rechte  urbor  davon  geben,  Igl.  Bgr.  18. 

klotz  (kloz,  Gen.  klotzes,  Nebenform  zu  klöz,)  stm.  Klumpe, 
Baumstrunk*,  Kugel:  dem  biez,  er  den  part  in  ein  klocz  slahen  und 
eineu  grossen  bunt  aii  den  hals  pinden,  Böhm.  Chr.  59.  er  sprang 
auff  ein  clocz  (Baumstrunk)  und  sprach,  31.  mau  sach  vil  wilder 
tir  (bei  der  sintflut  von  1310)  auf  den  cloczern  flissen,  105  (Kap.  56). 

klöz,  stm.  n.  Klumpe,  Knolle,  Knäuel,  Klotz,  Schwertknauf, 
Keil,  Knebel,  Kugel:  einen  so  werkberlichen  —  deinen  closz  als 
eines  menschen  haupt?  Ack.  38,  16.  Einen  kolben  für  einen  klosz 
goldes  —  nimt  ein  nar,  47,  17.  Wenne  die  kl  ose  (glebae)  der  erden 
—  siut  zusammengeklent  (geklebt),  W — B  Job.  38,  38.  s.  erden-klöz,. 
goldes  manigen  clöz,,  Alex.  16891.  17337.  goltvaz,  —  wurden  an 
manegen  clöz,en  in  die  secke  gestoben,  15471.  die  Kriechen  wären 
an  einen  cloz,  gedigen  und  zesamne  komen,  19690.  sie  wurden  ge- 
hurtet an  einen  clöz,,  13141.  der  strit  an  einen  clöz,  geriet.  13966. 
der  (slange)  gedigen  an  einem  klöze  alumbe  was,  Leg.  303.  Ez 
träten  die  genoz,z,e  alle  zu  einem  clöz,e  (im  Druck  steht  blosse), 
Ernst  3122. 

klo?z,el  stn.  Knäuel:  sie  (Isot)  lac  an  einem  clcezel  zusamne 
gedrücket  und  minneclich  gesmücket  in  megetlicbem  rnome,  Tr.  724. 

klo?z,en  (Prät.  klönte)  stev.  spalten,  trauten,  aufreißen:  der  ir 
die  zene  üf  clöz,te  wiu  oder  waz,z,er  in  vlöz,te,  Alex.  2097.  von  ein- 
ander er  sie  clöz,te,  14309. 


kluft  —  kngcht  417 

kluft  stf.  Gen.  auch  klüfte,  PI.  klüfte.  1.  Spalte.  2.  (bergm.) 
schmaler  Gang.  3.  Felsengruft,  Höhle.  4.  Gruft,  eigentl.  und  Midi.; 
wassers  k.  =  Sintflut.  5.  Zange.  6.  losgespaltenes  Holz,  Klotz. 
7.  (ob  hierher?)  =  Klumpe,  zusammengeballter  Haufe:  2.  sie  sagten, 
das  sie  sahen  das  wasser  gen  oder  fliessen  von  dem  vreien  stein  in 
den  alten  stein  in  offen  kluften  und  durch  ganzen  stein ,  Igl.  Bgr. 
(JG,  1.  der  scheppe  bekant,  das  her  in  der  gruben  zu  dem  staine 
kette  vunden  ain  kluft,  do  wasser  durchrunne ,  68,  1  u.  2.  was  sie 
mit  dem  stellen  uberfaren,  es  sei  klufft  oder  gang,  Igl.  Mut.  1.  19. 
kluefft  oder  geng  uberfaren,  Igl.  Mut.  4—5.  qui  aurum  ad  crema- 
torium  deferunt,  possunt  cum  quodam  instrumento,  quod  vulgariter 
„chluft"  dicitur,  granula  auri  in  testis  querere  et,  sive  ad  grossum 
argenteum  vel  supra  vel  infra  valor  eorum  se  extenderit,  excipere 
et  evellere  et  ad  cambium  presentare,  Igl.  Bgr.  N.  97,  6. 

khi ns,  klums  swf.  Spalte.  PL  klumsen  u.  klümsen.  ir  bliben 
er  aldä  swuor:  er  wolde  verlimen  in  die  clums,  Alex.  20915. 

klupfe  (kluppe)  swf.  Zwangholz,  Spalte:  er  hat  —  in  ein 
klupfen  in  eim  zäun  gesteckt  zwene  feindbrief,  dorinnen  dem  con- 
fendt  abgesaget,  Eger.  Chr.  N.  330. 

knappe  swm.  (aus  knabe  entstanden).  1.  Jüngling,  der  noch 
nicht  Ritter  ist.  2.  Dorfbursche.  3.  junger  Mann  in  dienender 
Stellung,  bes.  Geselle  bei  Wollwebern  und  Tuchmachern.  4.  Läufer 
im  Schachspiel,    k.  =  Tuchmachergehilfe,  Olm.  Stb.  96. 

knappen-geselle*    swm.   Tuchmachergehilfe,  Igl.  Stb.  V  153b. 

knarren  stvv.  knarren,  knirschen:  sie  knarten  greinende  über 
mich  mit  iren  czenen  (frendnerunt) ,  W — B  Ps.  34,  17.  er  wirt 
greinende  knaren  mit  seinen  czenen  über  in  Ps.  35. 

knebelin   stn.   kleiner  Knabe:   Tantrisel,  das  k.,  Trist.  3465. 

knecht  stm.  1.  Knabe.  2.  Mann  in  dienender  Stellung,  Knecht. 
3.  Handwerksgeselle  usw.:  1.  vrouwen  oder  man,  meide  oder  knechte, 
Eg.  Str.  A  XIII  3.  kirit,  es  sei  kueht  oder  meit,  Eg.  Str.  A  XIV  1. 
Wirt  es  (das  Kind)  kneht  oder  meit,  W.  v.  W.  1116.  eleichiu  chint, 
sie  sein  ebnet  oder  maitt,  an  dem  ersten  stam  und  an  der  ersten 
sipp  (bei  der  Erbschaft),  Brunn.  Str.  II,  N.  (226).  Niobes  het  14 
kinder,  7  meide  und  7  knechte,  Alex.  2809.  nilit  wol  im  daz,  be- 
hagete, daz,  daz  kind  (Ödipus)  was  ein  kneht,  2835.  2.  einen  ge- 
dingten Knecht  darf  man  nicht  schlagen,  sondern  er  soll  dem  Herrn 
den  ihm  zugefügten  Schaden  ersetzen,  Igl.  Str.  157-  einen  lerknecht 
(Lehrling)  darf  man  schlagen,  157.  Über  Streitigkeiten  zwischen 
Meister  und  knecht  (Geselle),  Prag.  Mz.  18  u.  19,  1.  u.  2.  Und 
wenn  man  ein  k.  adir  ein  maid  bestat  (tovaris  neb  dievka),  Prag. 
Mz.  9.  Im  Gegensatz  zum  männlichen  Lohnbedienstelen,  dienst- 
knecht,  heißt  der  unfreie  Sklave  eigenknecht.  Der  knecht  ist  darumb 
vorpoten  (zur  Zeugenschaft  nicht  zugelassen) ,  wann  er  ist  einer 
snoden  achte,  umb  das  er  eigen  ist.  Und  ein  sotan  eigenknecht  ist 
genant  von  behalden,  Const.  IV  12,  2.  es  ist  auch  auf  dem  hantwerk 
alte  lobliche  gewonbeit,  das  die  meistern  aus  den  gesellen  erwelen 
und  seezen  einen  zu  einem  alten  knecht  und  die  gesellen  den  andern; 
den  selben  czweien  alten  knechten  —  sullen  alle  andern  gesellen  in 
czimlichen  und  billichen  Sachen  —  gehorsam  leisten,  Igl.  Stb.  V  177  b. 
k.  u.  meide  (servi  et  ancillae),  W — B  Esdr.  III 12. 

J  elinek,  Wörterbuch.  27 


418  knechtel  —  knode 

knechtel,  knechtil  (knehtelin)  stn.  1.  Knablein;  alle  männ- 
lichen Geschlechtes.  2.  kleiner  Diener,  Knecht:  deine  k.  =  onine 
masculinum  tuum,  W — B  Ex.  34,  23.  aller  nienige  sowol  den  hous- 
vrowen  als  den  kindern,  knechtelein  und  meidlein  —  wurden  speise 
gereichet  (liberis  utriusque  sexus).  Par.  II  31,  18.  knechte  und  meide 
(servi  et  ancillae,  Par.  II  20?  (HIB  67  b,  121b).  ein  kint,  ein  k. 
(masculus),  Jer.  20,  15.  knechtil  geslechte  und  meidel  (masculini 
sexus  et  feminini),  Gen.  6,19.  23.000  knechtils  geslechte,  Num. 
26,  62.  was  knechtils  geslechte  geborn  wirt,  die  werfet  in  das 
wasser,  und  was  meidlin  sint,  die  behaldet,  Ex.  1,  22.  Von  deinen 
erstgeburden  (de  primogenitis)  was  do  ist  knechtils  geslechte,  das 
heilige  got  unserm  herren ,  Deut,  15, 19.  aber  aus  allen  unreinen 
tieren  czwei  und  czwei  knechtil  und  niekiel,  Gen.  7,  2;  7,9.  2.  Da- 
gegen werden  die  beiden  Geschlechter  unterschieden  als  „sie  und  er": 
aus  allen  reinen  tiren  heb  auf  siben  und  siben  —  sie  und  er, 
Gen.  7,  2.  welch  k.  geboren  würde,  das  man  im  den  rechten  daumen 
absneiden  scholde,  Böhm.  Chr.  14. 

knecktil-opfer*  stn.  mannliches  Opfertier:  ein  ungeineiligtes 
k.  =  masculum  immacnlatum,  W — B  Lev.  1,  3. 

kneclit-lein  (knehtelin)  stn.  das  männliche  Geschlecht  bei 
Menschen  und  Tieren  toie  knechtel:  und  sich  alle  k.,  das  sie  steigen 
auf  die  mancherlei  meidel,  die  do  gestreifter  wolle  sint  und  fleckecht, 
W — B  Gen.  31,  12.  dreistunt  in  dem  iare  sullen  erscheinen  alle 
deine  k.  (alle  Männlichen)  vor  deinem  herren  gote,  Ex.  23,  17.  alle 
k.  von  priesterlichem  geslechte,  Lev.  6,  29.  alle  knechtlin  (mascu- 
linum), Ex.  12,  48.    knechtleins  geslechte  (m.  sexus),  Ex.  13,  12. 

kneppin*  stf.  iceiblicher  Handwerksgesell:  wil  si  (die  Witive 
eines  Meisters)  aber  arbeiten,  das  mag  sie  tuen  anstat  einer  kneppin 
und  nicht  meisterin,  Igl.  Stb.  Y  28c. 

fcnessi,  kniessy  (tschechisch)  Priester,  Eger  Chr.  N.  1125. 

knet-sckeit*  (von  kneten  und  schit)  stn.  Knetscheit:  er  hat 
im  ein  schlag  mit  dem  k.  ins  genicke  gegeben,  Traut.  Chr.  340. 

kneufel  (knoufel,  knöufel)  stn.  nodulus,  Bolle  am  Hemde  oder 
Kleid:  die  maid  sol  nemen  drei  par  heklan,  drew  par  knewffl,  die 
truheu  und  ein  laden,  Igl.  Stb.  V  149  c. 

knie-äder  f.  Kniesehne:  David  vorsneit  allen  wagenpferden 
die  knieadern  (jugales  curruum),  W — B  Könige  II  8,  4. 

knie-band  stn.  loramentum:  kniebender  und  nesteln,  als  Preis 
für  das  Singen,  Igl.  Ms.  S.  13. 

knie-scheibe  (knie-schibe)  sicf.  Kniescheibe:  in  den  knischeiben 
der  manne,  W— B  Ps.  146, 10. 

knirren    swv.   knarren,  schreien,  Traut.  Chr.  121. 

knode  (auch  meist  md.  knote)  swm.  1.  natürl.  Knoten  am 
menschl.  Körper  z.  B.  Fußknöchel,  an  Pflanzen.  2.  künstl.  an 
einem  Faden,  Schlingung,  häufig  bildl.:  vester  k.,  den  nimand  auf- 
gebinden  mag  =  Gott,  Ack.  57, 17.  dass  er  Sankmann  (statt  sack- 
mann) in  der  stadt  machen  wollen  mit  80  knechten,  licht  bereit  mit 
insligt,  knöden  und  zaugen  auch  andern  Sachen,  Eger  Chr.  N.  1043. 
meh  wenue  einmal  bruende  (brennende)  knoten  gefunden  wurden  in 
der  stadt,   durch  welche  sie   angezündet  werden   sollte,   Stb.  Brüx 


knopp  —  kocke  419 

N.  379.     knott  =  Holzbirne:  die  leut  haben  brod  —  gebacken  aus 
bim,  knott,  sprei  und  haber,  kratzbehren,  Tränt.  Chr.  195. 

knöpf  (knöpf,  knoph  PI.  knöpfe)  stm.  1.  Knorre  an  Gewächsen. 
2.  Knospe.  3.  Knauf  am  Schwerte,  Dach,  Gezelt,  Turm.  4.  Schling- 
knoten, Knoten  an  Geißeln.  3.  Tränt.  Chr.  122.  5.*  Kapital  an 
Säulen:  ire  knöppe  oder  ire  hanpt,  W — B  Par.  II  3, 15. 

knöpfel,  knSpel  (auch  knöpfelin)  stn.  1.  Knöpflein  von  Gold, 
Silber  oder  Edelgestein.  2.  Knospe,  Knoten:  er  —  vant,  das  ge- 
grunet  hett  die  rutte  Arons  in  dem  house  Levi  und  hett  gewunnen 
knopfel  und  ousgesprosset  blute  und  ire  pletir  breite  sie  und  ent- 
warf sich  in  niandilkern,  W— B  Num.  17,  8.  das  der  lein  nu 
knopil  (folliculos)  oussproste,  Ex.  9,  31. 

knorpel-bein  stn.  cartilago,  Knorpel,  Knochen:  sein  knorpil- 
pein  sint  sam  eisereine  blech,  W— B  Job.  40, 13. 

knote  s.  knode. 

knott   swm.   Holzbirne  s.  knode. 

knuspil  (knospel)  stm.  cartilago,  Traubenkit chen:  czwu  knuspil 
welscher  weinper  (duas  ligaturas  uvae  passae),  W— B  Könige  I  30, 12. 

kniittel,  knütel,  knittel,  md.  knutel,  knuttel,  knottel  stm. 
Knüttel:  Wenn  ein  purger  mit  knitteln  oder  mit  stecken  siecht  — 
er  vorleust  das  haup[t],  Prag.  Rb.  91.  siecht  mit  knuttelen,  Str.  90. 
von  chnntteln  slaheu,  Brunn.  Str.  II  60.  daz,  ist  unser  recht:  wer 
ymant  mit  knuttln  siecht  oder  mit  dem  bar  wider  di  erden  wirft 
oder  mit  fussen  tritt,  der  schol  der  hant  empern,  Igl.  Stb.  II  80  b. 
Bin  ich  nu  ein  hunt,  das  du  kumest  zu  mir  mit  einem  knuttel 
(baculo)?  W— B  Könige  1 17, 43.  Und  ob  erhaben  wirt  der  knutel, 
das  y  ist  ein  holez  (exaltetur  baculus,  qui  utique  lignum  est),  Js.  10, 15. 

knuttel- slag  (knütel -slac)  stm.  Schlag  mit  einem  Knüttel, 
Aussig.  Urkdb.  N.  139. 

kobern,  kovern  swv.  1.  erlangen,  gewinnen.  2.  sich  sammeln, 
konzentrieren.  3.  Kräfte  gewinnen:  2.  die  Kriechen  sach  mau  sich 
k.,  Alex.  14050.  sie  begunden  vaste  k.  und  an  den  vinden  obern, 
21935.  daz,  die  burger  koberten  und  au  den  fremden  oberten, 
Ernst.  807.  Tristan  begonde  bessern  sich  und  k.  au  dem  libe,  Trist.  5057. 

köckel-,  kochen-,  küchel-speise*  stf.  Hülsenfrüchte  oder  bloß 
enthülstes,  zu  Grütze  oder  Graupen  verarbeitetes  Getreide:  alles  obs  und 
köchelspeisen  teuer,  Traut.  Chr.  195.  grosser  schaden  an  maltz  und 
köcheuspeise,  213.  zwibeln,  kraut,  mehren,  bonen,  hanf,  lein,  alles  ist  aus- 
geprent,  verdorben  hitzenhalb  und  nicht  küchelspeise  gerathen  ist,  305. 

kocker-niacher  *  (von  kocher  stm.  Köcher)  stm.  Verfertiger  von 
Köchern:  die  k.  sollen  die  kocher  machen,  Olm.  Stb.  129. 

köchinne  stf.  Köchin:  Und  ewer  tochter  wirt  er  im  machen 
zu  salbenmacherinnen  u.  zu  kochinnen  und  zu  brotbackerinneu, 
W— B  Könige  I  8,  13. 

kocke,  koke  (kocke)  sivm.  breitgebautes  Schiff  mit  rundlichem 
Heck  und  Stern  im  Gegensatz  zu  den  länglichen  Galeeren:  recht 
varender  marner,  dein  koke  unterget  nimer,  Ack.  56, 18.  die  kocken 
PI. ;  daz  er  solte  ervären  sä,  ob  kein  k.  wsere  da,  der  üf  das  mer 
wolde,  W.  v.  W.  2311.  dö  man  stiez.  den  kocken  abe  (abstieß),  2433. 
üf  einem  kocken  über  mer  quämen  bilgerine,  4452.  der  knappe  sach 
einen  kocken  grölen  ze  den  porten  stöben,  5537.  4398.     es  waere  k. 

27* 


420  koden  —  commitiren 

oder  kil,  Alex.  24034  vlüktic  k.  unde  kil,  4417.  7260.  in  kielen, 
kocken,  barken,  10701.    kocken,  snel  segelten,  Alex.  Anhang  609. 

koden  s.  queden. 

kofent  s.  convent. 

kokodrille  swm.  Krokodil:  W— B  Lev.  11,  29— 31.  also  der 
cocodrille  daz,  nntier  (ein  gewaltiger  Krebs)  herten  rücken  truoc, 
Alex.  21610.  23377.  an  der  brüst  vorne  als  ein  c.  het  ez,  (daz.  tier) 
hörne,  Alex.  22026. 

köl  (köl,  koel,  -e)  st»i.  Kohlkopf:  da  von  man  den  herhest  hat 
volle  kophe  bi  den  koln,  Alex.  2407.  daz,  semfkorn  wirt  mer  den  alle 
die  kole  (köl  XL  Bibel)  u.  wirt  ein  pauin,  T-B  Matth.  13.32. 

kol    stcm.  stn.    Kohle:  W— B  Könige  II  22,  9. 

kolhe  siem.  Keule  als  Waffe,  K.  des  Narren,  kolbenähnliche 
Pflanzen:  einen  kolben  für  ein  klosz  goldes  —  ninit  ein  nar,  Ack. 
47,  17.  einen  kolben  gröz,,  Trist.  5142.  5159.  dy  hack  eine  kulbin 
nbir  sich  rieht  (na  se  dlubny  kliudi),  wer  sich  vor  sinen  viendin  czu 
geeichte  gibt,  Dal.  131,  24  (59,  53). 

kolbeln  swv.  ab-,  umziehen  der  Dienstboden  beim  Dienst- 
wechsel:  die  dienstboten  k.  zu  der  zeit  der  lichtmess,  Eg.  Str.  C  65. 
vgl.  über  diese  Stelle  Griinm,  Wb.  5. 1609  u.  Gradl  Kuhns  Zs.  f.  vgl. 
Sprach!  XVII 13. 

koletsch  (aus  tschech.  koläc)  stm.  1.  flacher  Kuchen,  2.  Ge- 
schenk: er  trug  das  houpt  czu  Präge;  er  wolde  eiu  k.  (=  botenbrot) 
habin,  Dal.  60, 10  (21,  37). 

kollen  s.  qneln. 

coilirio*  eine  Augensalbe:  salb  deine  äugen  mit  coilirio  (augen- 
salben  XI.  Bibel),  T— B  Offenb.  3. 19. 

kol-ineister*  stm.  Köhler:  Welchen  knecht  der  colmeister  dar- 
gibt (dazu  bestimmt),  der  sol  die  secke  tragen  und  der  alden 
knechte  sol  der  k.  furbas  keinen  halden,  Pragf.  Str.  126. 

kol-richter*  stm.  Marktkommissär  über  den  Kohlenhandel: 
Auch  sal  der  k.  30  secke  haben,  das  man  die  kolen  an  messen  sal, 
Prag.  Str.  143.  Was  man  pechs  kauffen  wirt,  das  sal  an  der  stat- 
wage.  die  der  k.  haben  sal,  gewogen  werden  ebenda. 

kol-setzer*  stm.  bergm.  der  in  der  Schmelzhütte  das  Kohlen- 
feuer unterhält,  Igl.  Bgr.  98, 1. 

kol-wagen  stm.  Kohlenwagen  (bei  L.  nur  Kirchb.  805,  5):  Die 
hutleute  sullen  auch  besehen  —  wie  viel  k.  man  ausschütte  in  der 
smitten  alle  wochen,  Const.  1 12, 11. 

comedie  s.  comoedie. 

koniel  (komil,  kumin)   stm.   Kümmel,  Olm.  Stb.  92. 

komer  (meist  kumber,  md.  kumer,  kummer,  komer)  stm,  1.  Schutt, 
Unrat.  2  Bedrängnis,  Kummer:  Christ  hat  in  komer  und  in  armut 
gelebt,  Hier.  28, 17. 

kommen  stv.  1 2  kommen:  k.  auf  =  sich  dem  Schiedsspruch 
jemands  unterwerfen,  Elbog.  Chr.  11, 13.  2,  24.  wenne  geluklichen 
kumen  alle  dink  (euneta  enim  prospera  evenient,  =  ausfallen), 
W— B  Par.  II 18, 14.  Und  ee  sie  (die  Testamentszeugen)  über  sie 
(die  ihr  Testament  machen  wollte),  kumen  weren,  Igl.  Rspr.  IV. 

commitiren  *  swm.  schlichten :  er  —  den  stritt  u.  Zwiespalt  — 
in  ernst  commitirt,  Aussiger  Urkdb.  N,  44.  (a.  1344). 


comoedie  —  convent  421 

comoedie*  (aus  gr.  xdJ/iioq,  lat.  coraoedia)  stf.  Lustspiel,  Schau- 
spiel, Drama:  den  6.  januari  (1593)  die  comedie  von  h  drei  königen 
gespielt,  Tränt.  Chr.  314.  —  6.  Jan.  1583  am  sontage  trium  reguin 
hat  Augustinus  Hyttel  die  c.  zu  Trautnaw  in  Gorge  Hittels  hause 
von  h.  drei  konigen  mit  12  personen  geagieret ,  272.  den  23.  tag 
aprilis  1590  am  Ostermontag  und  dinstag  ist  die  comedie  vom  jungen 
und  alten  Tobiae  alhie  zu  Trautnaw  auf  dem  schlosz  agieret  worden 
(summa  30  personen),  304.  ist  am  Ostermontag  und  dinstag  die  c. 
und  spil  zu  Trautnaw  auf  dem  schlosz  gehalten  werden  vom  Hecasto 
und  reichen  man,  239.  den  18.  apr.  1585  ist  das  gespiel  von  der 
Rebeca  —  gehalten  worden,  Eg.  Chr.  692. 

kompan  (auch  kumpän)  stm.  Geselle,  Genosse  („Brotgenosse"): 
diu  kint  sint  versant  mit  disem  kompan  üf  das  Iant,  W.  v.  W.  2101. 
3122.    sine  k.  7265.  7322.  3500.  5618.  Igl.  Bgr.  98, 1. 

kompanie  s.  kiunpanie. 

completen-zeit  stf.  (vgl.  cümplet,  complete  stswf.)  stf.  die 
letzte  kanonische  Tagesstunde:  als  er  zu  c.  vorschiden  was,  Hier. 
9-1, 23.    in  der  c,  113, 18. 

kompilier  (kommentiur,  commendur,  kometer,  kompter  usw. 
aus  alt  franz.  commendeor,  lat  commendator)  stm.  Komptwr:  teutzsch 
hern  mitsambt  den  hern  compther  und  spitelmeister,  Eger.  Chr.  1200 
S.  379.     dem  hrn.  compther  des  deutzschen  ordens,  1136. 

kon,  -e  swf.  st.  1.  Eheweib.  2.  Kupplerin:  1.  Ein  ikleich  man 
vortritt  wol  sein  elich  chon  und  sein  kind  und  seinen  protess,  oh 
her  wil  mit  klag  und  mit  antwurt ,  Igl.  Str.  111.  Du  scholt  nicht 
begern  deines  nechsten  chon  noch  sein  tochter  noch  sein  diern, 
Joh.  v.  Iglau,  10  Gebot    dri  vrouwen  siner  süne  konen,  Alex.  11  253. 

kondewieren,  kondwieren  (franz.  conduire,  lat.  conducere) 
swv.  geleiten:  manec  ritter  gecondwieret  nach  rechte  wol  gezieret, 
Alex.  27811.  diu  in  so  condewieret  sin  wip  was  auch  in  wirde, 
W.  v.  W.  4644. 

confect  (aus  mlat.  confectum,  coufectae  fructus  saccharo  conditi 
Ducange,  2,  527)  sin.  das  thimiamische  pulver  von  reinen  wurczen 
noch  dem  siten  der  confecten  (opere  pigmentaria,  W— B  Ex.  37,29. 
39,  37.  sie  gebrauchten  —  sechs  mened  guter  confecten  und  wurcze 
(pigmentis  et  aromatibus  uterentur),  Esther  2, 12. 

confirmierung*  stf.  (Fremdwort  aus  dem  Lat.),  Bestätigung: 
supplication  raastersinger  umb  c.  ires  artikelbrieffs,  Igl.  Ms.  8. 

könne  s.  kümie. 

kon-schait  stf.  Ehestand:  die  k.  mit  auslendischen  hausfrawen, 
W— B  III  Esdr.  III 25, 1.  Du  scholt  chain  unkeusch  begern  nauer  (nur) 
als  vil  an  der  chonschaft  erlaubet  ist,  Joh.  v.  Iglau  10.  Geb.  als  er 
die  fraw  czu  der  ee  und  kannschaft  genomen  hat,  Igl.  Stb.  V271b. 
er  mag  czu  der  heirat  greifen  und  in  kaunschaft  treten,  V.  176c. 
ein  legat  (des  Papstes)  und  der  von  Maincz  —  die  konschaft  (bei 
Hanlca  und  Jiricek  fälschlich:  koufschaf  =  die  Ehe  Ottokars  mit 
Margareta)  schidin,  Dal.  202, 19  (91,  57). 

contumax  (latein)  Adj.  s.  schadhaft. 

convent  stm.  1.  geistliche  Gesellschaft  in  einem  Kloster,  Konvent 
(deutsch  sammenung  s.  dies)  2.  Klosterbier,  dünnes  Bier:  2.  ein 
zuber  kofent,  Eger.  Chr.  104  S.  69. 


422  converse  —  korn-haus 

converse  (aus  vüat.  conversus)  su-m.  Laienbruder:  er  kam  als 
ein  c,  Böhm.  Chr.  24.  etslich  convers,  Dal.  97,  34  (42,26).  di  wil 
(indessen)  waftin  sich  di  conuersin,  97,  29  (42,  21). 

köpf  stm.  1.  Trinkgefäß,  Becher.  2.  Schröp]kopf-  3.  Hirnschale, 
Kopf.  4.  Kehlkopf?:  1.  gürtel,  kophe  von  gokle  rot,  W.  v.  W.  3388. 
man  truoe  —  mit  grossen  koplien  goltvar  guot  trinken ,  1641. '  vir 
köpfe  in  der  gestalt  einer  uns  an  einem  iclicken  Stengel,  W — B 
Ex.  37, 19.  den  k. ,  Gen.  44, 16.  17.  den  k. ,  in  dem  er  pfligt  czu 
weissagen  (angnrari),  Gen.  44, 5.  k.  des  wassers  (scypkns  aquae), 
Könige  I  2fi,  11  u.  12,  =  Becher,  Eg.  Chr.  1002.  ein  kopp  mit  silber 
beslagen,  Igl.  Stb.  V  206a.  vil  koppfe  goldine  mit  mete  oder  wine, 
Ernst  2193.  2416.  da  ich  den  win  u^getranc,  ich  barg  den  köpf  in 
min  schoz,,  Alex.  26391.  3.  actor  spoliatns  jnrabit  super  caput  et 
comam  eins  (spoliatoris),  quod  in  vulgari  dicitur  „auf  seinen  köpf 
i;nd  auf  seinen  schöpf" ,  Jgl.  Str.  27.  eines  wildes  sweines  kop, 
Böhm.  Chr.  60. 

köpfen  md.  nd.  koppeu  siov.  köpfen,  enthaupten:  sie  köppten 
sie.  Böhm.  Chr.  89. 

koppeln*  stn.  subst.  Inf.  des  sicv.  wird  wnter  den  verbotenen 
Spielen  aufgeführt,  Eg.  Str.  A  XIII  2.  zu  spilen  und  czu  coppeln. 
Olm.  Stb.  78. 

kor  PI  kcere  stm.  1.  Kirchenchor.  2.  alle  Chorherrn,  Dom- 
kapitel. 3.  Sangerschar.  4.  Himmelsraum  als  Wohnung  Gottes  und 
seiner  Heerscharen.  5.  Abteilung  der  Engel.  6.  menschl.  Gesellschaft: 
5.  darin  sich  alle  engelischen  kor  erleuchten,  Ack.  58,  17. 

koralleui  Adj.  aus  Korallen  bestehend:  drei  patemoster  (Rosen- 
ftrcmse)  gorallem,  Igl.  Stb.  V  96  b.  czweu  gorelein  p.,  V  96  a.  ein 
gorelein  pater  noster,  V  151c. 

korb  (korp,  -bes  PI.  korbe,  körbe,  kürbe)  stm.  Korb:  einen  k. 
mit  österlichen  broten,  W — B  Num.  6,  15.  den  k.  der  osterbrot. 
Xum.  6, 17.  in  einem  korbe,  die  man  machet  aus  backwerk,  Gen. 
40,17.  aus  dem  korbe,  Lev.  8,26.  korbe  (kerbe  G),  damit  mau 
teilet  (näml.  das  Erz),  Const.  1 16,  4.  Wir  wollen  in  (den  Wind  fang) 
über  die  korben  (Förderkörbe)  seczen.  Igl.  Bgr.  64,  2. 

körbel  (körbeiin,  korbel)  stn.  kleiner  Korb:  silber  in  unserm 
k.  haben  wir  nicht,  W— B  Könige  I  9,  7. 

korben -Schacht*  stm.  Förderschacht:  über  dem  k.,  Igl.  Bgr. 
64,2. 

korde  swf.  Seil,  Schnur:  von  beslagen  mit  silber  gurtl.  kord 
ader  swert,  Olm.  Stb.  80. 

kör-herre  sicm.  Chorherr,  canonicus:  doch  wellint  en  di  kor- 
hern  nit  nemen  dar  in,  Dal.  111, 19  (49, 42). 

koeren  s.  kuren. 

kör-kappe  stvf.  (almucium,  birretnm  DFG  25  b)  ein  Priester- 
kleid: in  korkappen,  alben,  caseln  und  ander  zirheit  geistliches  ge- 
wandes,  Hier.  227,  13. 

körnel,  körnlin  stn.  kleines  Korn:  drin  körnel,  Legende 358. 
369.    die  erweiten  körnelin,  415. 

körn -gelt  stn.  1.  Ertrag  an  Korn,  Kornzins.  2.  Steuer  der 
Dörfer,  W.  v.  W.  222. 

körn -haus  stn.  Kornspeicher:  k.  (der  Stadt),  Eger.  Chr.  103  S.  66. 


korn-schinder  —  kost  423 

körn -Schinder*  stm  Kornwucherer;  ein  arger  wucherer  uud 
kornschindter,  Eger.  Chr.  884. 

kosen  sivv.  sprechen,  plaudern,  verhandeln  (aus  lat.  catisari, 
afranz.  choser):  diu  cläre  niht  enlösete,  swan  sie  von  im  kösete, 
W.  v.  W.  4244.  irn  koset  noch  enredet  nicht,  Trist.  1031.  1051. 
Tristan  reit  mit  dem  knappen  kosende,  1233.  er  hielt  bi  dem  gesinde 
üf  sinem  rosse  kosende,  21(36.  subst  Inf  stn.  das  Sprechen,  Plaudern: 
ein  liepliches  k.,  W.  v.  W.  7064. 

kost,  -e  stf.  stsivm.  PL  koste  (PI.  kosten  Belege  hierfür  aus  und. 
Quellen  Grimm.  D  Wb.  5,  1854)  1.  Wert,  Preis  einer  Sache.  2.  Geld- 
mittel zu  einem  best.  Zweck.  3.  Aufwand,  Kosten:  3.  das  her  die 
werck  u.  die  kost  (impensas)  in  die  erczte  (in  medicos)  gelde,  W — B 
Ex.  11,  19.  die  wol  torsten  nff  ires  libes  kost  hurticlichen  riten, 
Ernst  1342.  noch  was  daz,  Alexanders  bet,  daz,  Porns  schif  bereiten 
liiere  —  er  wolt  die  kost  gerne  tuon,  (sie  bezahlen),  Alex.  20867. 
die  koste  ettliche  sein  notdurftige,  ettliche  nucze,  ettliche  willkür- 
liche ader  willige,  Const.  IV  19,  2.  Ist  aber  der  antworter  (Geklagte) 
gewest  besitczer  (des  strittigen  Gutes)  in  gutem  wane,  so  sol  er 
widerkeren  das  ding  mit  seinen  fruchten  und  nutzen,  di  er  empfangen 
hat,  und  sol  absiahen  notdurftige  und  nucze  koste.  —  Wer  aber,  — 
das  man  prüfet  das  czeichen  unrechter  besiczunge,  der  allewege 
schuldig  ist  wider  czu  keren  die  empfangen  nutcze  und  was  man 
empfaen,  doch  abgeslagen  notdurftige  und  nutcze  koste,  darumb  das 
ding  domit  gepessert  ist.  —  Willige  koste  di  siecht  kein  besitczer 
ab  — ,  Const.  IV  19,  3.  k.  der  hutten  (expensa  gazae),  Const.  II  2,  2. 
In  den  Rat  sollen  nicht  gewählt  werden,  die  ungebürlicher  kost 
pflegen  (Aufwand  treiben),  Olm.  Stb.  64.  sie  kämen  in  hoher 
koste  geczierde  (großem  Staat),  W.  v.  W.  1250.  für  alle  seine 
koste  und  czerunge,  die  er  vormals  und  auch  iczunt  getan  hat,  als 
er  zu  seinen  (K.  Wenzels  IV.)  gnaden  geriten  ist,  Sind.  d.  Eger- 
lands  S.  32.  4.  Speise,  Lebensmittel,  Futter  (f.  im  16.  Jh.  auch  m.) 
s.  huttenkost.  k.  —  bergkost,  samkost,  Außer  der  bergm.  Arbeit 
des  einzelnen  Gewerken  oder  des  ihn  vertretenden  Knappjen  (Arbeiters) 
verlangte  der  Bergbau  gemeinsame  Ausgaben  der  gesamten  Gewerk- 
schaft für  Förderangs-  und  Wasserhebungsmaschinen,  Setzen  von 
Windfängen,  Einstellung  von  Treibpferden,  Leder,  Seil,  Kübel,  Eisen, 
Unschlitt  u.  dgl.,  zu  deren  Bestreitung  ein  geiverkschaftl.  Verlag  nötig 
war.  Für  sie  war  die  Gewerkschaft  als  Ganzes,  nötigenfalls  die 
Leiter,  erst  bei  deren  Auflösung  die  einzelnen  Gewerken  haftbar, 
(Zycha  I  271.  282  ff.).  Seit  Beginn  der  Neuzeit  erst  kommt  dazu 
auch  der  Arbeitslohn,  den  früher  jeder  einzelne  Bergteilbesitzer  (Ge- 
werke),  —  wenn  er  nicht  selbst  arbeitete  —  für  seinen  —  ihn  ver- 
tretenden Arbeiter  zu  zahlen  hatte.  Sie  darf  nur  in  Münzen  (nicht 
in  Erz  oder  Metall)  entrichtet  werden,  Zycha  1 171.  Die  Kost,  allen- 
falls auch  besondere  Einzahlungstermine  werden  in  der,  urspr.  jede 
Woche  abgehaltenen,  Gewerkenver  Sammlung  (gedinge)  festgesetzt: 
was  willekur  und  uff  welchen  tag  di  gewercken  di  kost  mit  ge- 
meinem rate  zu  geben  setzen  und  bescheiden  zu  gewinne  und  zu 
Verluste  mit  ires  bergmeisters  gewissen,  das  hat  wol  crafl't  und  wer 
seine  kost  dan  nicht  engibet  uff  die  czeit,  der  hat  sein  teil  verlorn 
an   alle   Widerrede,   DIß§22c.    Das   Gedinge  hebt   auch  die   be- 


424  kost-bar  —  kost-lich 

schlossene  kost  ein :  Ist  das  iemant  tail  hat  an  eim  gepirge  u.  auzer- 
halb  landes  ist,  versäumet  sein  besteller  (bevollmächtigter  Vertreter) 
oder  sein  pfleger  drei  gedinge,  daz  er  seiner  cost  darczu  nicht  geit, 
er  verleust  sein  tail  mit  rechte,  D  I  R  28.  Welich  man  sein  teil 
auf  1  esset  des  mittwoches  vor  mittag,  der  dorffe  nicht  gelden  die  koste 
der  selben  wochen,  es  were  derjne.  das  er  vor  etwas  schuldig  were, 
Igl.  Bgr.  N  78.  Was  man  phant  (u.  zw.  fahrende  Habe)  umb  di 
selbe  cost  verseczet,  di  mak  der  perkmaister  oder  der  perkschreiber 
oder  di  gewerken  alczuhant  an  alles  aufgepot  hin  czu  den  Christen 
oder  hin  czu  den  Juden  vorseczen,  X.  78  a.  —  ist  das,  das  ein  man 
vur  diselb  kost,  wan  er  nicht  anders  hat,  sein  erb  (liegendes  Gut, 
Liegenschaft)  seczet,  das  selb  erb  schol  er  in  drin  tagen  losen.  Tut 
er  des  nicht,  an  dem  virden  tag  mag  man  das  selb  erb  verseczen. 
vorkaufen  oder  die  kost,  do  er  es  vur  verseczet  hat,  darauf  gewinnen, 
wie  man  mag,  78  b.  das  man  einem  Manne  umb  di  selbe  kost  nicht 
dorf  (braucht)  vuergepieten  (vorladen),  er  sei  gesessen  oder  nicht, 
sunder  alle  tag  vurt  man  in  wol  vur  den  lichter;  und  wes  in  der 
perkmaister  oder  der  perkscreiber  uberczeugen.  das  schol  er  alczu- 
hant (zugleich)  mit  phenningen  oder  mit  guten  phanden  vorrichten. 
X.  114;  über  k.  von  tailen  genügt  die  Zeugenschaft  eines  geschworenen 
bergmeister  oder  gesworn  befgschreibers ,  X  113.  Ein  Viertel  der 
k.  muß  einem  ,.erbstollen"  —  von  mehreren  dem  tiefsten  —  ein  Berg, 
ein  Lehen  usw.  zahlen,  solange  er  den  Berg,  das  Lehen  usw.  durch- 
fährt, Igl.  Bgr.  U-A  12;  ü— B  20;  D  I  R  7,  2;  Const.  II  4,  22; 
X.  74,  3.  76,  5  (natürlich  auch  dann,  wenn  man  ihn  nicht  benützen 
wollte),  perkwerk  mag  an  koste  nicht  gebauet  werden,  Igl. 
Rspr.  IV. 

k.  des  kriges  =  Gerichtskosten:  iu  welchem  krige  man  den  eit 
getan  hat  umb  die  warheit  czu  sagen,  den  man  heisset  calumpnia. 
das  man  kein  koste  ader  czerunge  reiten  sol.  Idoch  wer  seinen 
widersachen  in  dem  krige  treibet,  czerunge  czu  tun,  mit  arglist, 
und  ist  das  offenbar,  so  wirt  er  pilleich  vorurteilt  umb  di  koste  und 
czerunge  — ,  Const.  IV  19,  4.  Xoch  di  selbe  koste  sol  man  nicht 
geben,  si  sei  denn  begriffen  in  dem  ersten  fodrigen  teile  ader  das 
man  si  fordere  in  dem  anefange  des  kriges  mit  lautmerunge,  als 
gewonlich  ist.  —  Aber  in  der  Sachen,  wo  man  sich  beruftet,  an  alle 
lautperkeit.  so  beheldet,  der  do  gesiget,  di  koste  auf  den,  der  über- 
wunden ist,  Const.  IV  49,  5  u.  6.    s.  berg-kost. 

kost-bar  Adj.  große  Kosten  verursachend:  So  aber  ein  erbe- 
bergwerk  von  wassernot  oder  van  andern  Sachen  also  kostpar  ist  — , 
DIR  §  22c 

koste  (queste,  koste)  sumf.  Laubbüschel:  Adämes  wete  nicht 
mer  was  wan  ein  kosten,  Legende  101.  den  —  kost  —  man  die  zween 
tag  aufstecken  wil,  Eg.  Str.  C  109;  vgl.  Grad],  Kuhns  Zs.  XIX.  52. 

kostec-liche,  -en  Adr.  kostbar:  gecleidet  costecliche,  Alex. 
Anh.  1868. 

kost-lich  Adj  1.  kostbar,  herrlich.  2.  viel  kostend.  3.  viel 
ausgebend:  von  köstlicher  spise.  W.  v.  W.  1548.  mit  kostlichen 
edlem  gesteine.  Hier.  218, 18.  reicher  kostlicher  kleider,  216. 1.  die 
tavelrunde  —  ist  so  riche  und  also  kosteliche,  Trist.  1319. 


kostung  —  kraft  425 

kostung  stf.  Aufwand,  Kosten,  Elbog.  Chr.  31,  8.  49,  25.  was 
sie  auf  die  weine  legen  und  darleien  mit  furlon  u.  k.,  das  sie  das 
wider  ufheben,  Aven  die  wein  vortan  (verkauft)  werden,  Igl.  Stb. 
II 121  d.  mit  swerer  muhe  und  costung  —  die  stad  beewaeht,  Elbog. 
Chr.  37,  23. 

kost-versaninnusse*  stfn.  Unterlassung  der  Zahlung  des  auf 
den  einzelnen  Gewerken  (Bergteilbesitzers)  entfallenden  Teiles  der 
Bergkost,  Samkost:  anspräche  —  nmb  k.,  DIR§23a,  3.  (Darüber 
richtet  der  Bergmeister),  k.  in  drei  „Gedingen"  (Geiverkenversamm- 
liingen)  führt  den  Verlust  des  Bergteiles  herbei;  s.  Const.  I  7, 15  und 
oben  unter  kost. 

kot  (quät,  kät)  stu.  Kot,  lutum,  merda,  stercus:  zeitig  opfel 
vallen  gern  in  das  kot,  Ack.  30,  14.  mit  harten  arbeiten  mit  kot 
und  mit  czigeln,  W — B  Ex.  1,  14.  ous  dem  kot  der  heven  (de  luto 
faecis) ,  Ps.  39,  3.  in  das  k.  der  teufe  (in  limo  profundi),  Ps.  68,  3. 
des  bouches  kost,  W— B  Richter  3,  22. 

kötein  (quätic,  kätic)  Adj.  kotig,  aus  Lehm:  Die  do  wonen  in 
koteinen  heusern  (domus  luteas),  W — B  Job.  4,  19. 

kotember  (quatember,  kotember)  stf.  1.  Quatember fasten. 
2.  Vierteljahr:  am  mitwoch  der  k.  (15.  Dez.  1500),  Eger.  Achtb.  II 
119.  czu  dem  ckottempern,  Brunn.  Str.  II  159.  auf  di  kottemer, 
Eger.  Chr.  1027  S.  215. 

koten-spil*  stn.  ein  Spiel:  k.  um  geld  ist  in  und  um  die 
Stadt  verboten,  Eger.  Str.  B  28. 

kotze  sivm.  zottiges  grobes  Wollenzeug,  Decke  und  Kleid  davon: 
daz,  was  manches  wibes  bet,  daz,  Ernst  den  kotzen  von  im  tet  und 
daz,  er  schere  sinen  bart,  Ernst  5516. 

kotze  swstf.  1.  Hure.  2.  Scheide,  vulva:  du  verheyte  chocze 
du  sleimige,  du  durfs  nicht  30  schok  nemen,  das  du  mit  mir  auf  der 
prucken  werst,  Igl.  Str.  273  a. 

kovent  s.  konvent. 

covertiur,  -e  stf.  schützende  und  schmückende  Verdeckung 
des  Bosses,  Rf.  112.  der  rosse  k.,  W.  v.  W.  3580.  al  nach  des  wäpen- 
rockes  siten  sin  c.  alsam  ersniten,  7275. 

Krabatte*  swf.  Kroatien:  in  Ungarn  und  Krabatten,  Traut. 
Chr.  316. 

krac  stm.  Biß,  Sprung:  des  herze  nie  beruorte  zageheit  noch 
schänden  crac,  Alex.  5695. 

krach  stm.  1.  Krach,  Schall.  2.  Biß,  Sprung:  sin  herze  tete 
von  jämer  k.,  W.  v.  W.  1160. 

krachen  sivv.  krachen,  krachend  brechen:  ir  begonde  ir  herze 
krachen  recht  als  ob  tüsend  spachen  krachten  von  des  viures  not, 
Trist.  6579. 

kradein  stm.  Lärm.  Getöse:  michel  was  des  volkes  k.,  Alex. 
10485. 

kraft  (Gen.  kraft,  krefte,  PI.  krefte)  stf.  Kraft,  Besinnunu, 
Menge,  Fülle  von  Kriegern  und  Vorräten:  von  der  stnff  (Stufe  als 
Grenze  des  „Berges"),  der  crafft  getailt  ist  (Gültigkeit  zuerkannt), 
Igl.  Bgr.  N.  57,  1.  2.  4.  7.  von  der  stuffen,  der"  sie  c.  getailel 
haben,  57,  3. 


426  kraft-habe  —  kranz-gewinner 

kraft-habe*  Adj.  kräftig:  wie  die  krafthaben  und  starkwaltigen 
leben,  (Löwen),  wie  stark  sie  sein,  Ack.  13,  16. 

krag-stein  stm.  aus  der  Mauer  hervorragender  Stein  als  Träger 
des  Balkens,  Traut.  Chr.  124.  170. 

kramel-ber-baum*  (=  kramet-,  kranewit-bouni)  stm.  Wach- 
holder  Strauch,  juniperus:  Helia  sas  under  einem  kramelperpoume, 
W— B  Könige  III 19,  4.  er  entslief  in  dem  schaden  (st.  schatten) 
des  k.,  m  19,  5. 

krämer,  krenier  (kmmeere,  krsemer)  stm.  Krämer:  ire  (der 
stat  Tyrus)  cramer  waren  die  edlen  der  erde  (inclyti  terrae),  W — B 
Js.  23,  8.  Die  Krämer  wehren  sich  gegen  die  Einverleibung  „der 
gurtler,  die  in  der  cromer  bruderschaft  sein,  01m.  Stb.  132  S.  104. 

krämerei  (krämerie,  knemerie)  stf.  1.  Krämerware)},  Kram- 
handel: 1.  etlich  k.,  pfeffer,  saffran  und  leinwat  —  sei  ihm  ab- 
genommen worden,  Stb.  Brüx  N.  371.  dorinnen  —  im  kram  — 
cramerei  zu  vorkauffen,  01m.  Stb.  132.  an  irer  kremerei,  Eger. 
Chr.  209. 

krämer-handelnnge*  stf.  Krämergewerbe?:  Also  ist  uns  von 
der  k.  under  andern  ordenungen  von  dem  erbern  rate  zu  Breslau 
zugeschriben  warden,  01m.  Stb.  92  b. 

krämer  ■  meist  er  stm.  Vorstand  der  Kramerinnung ,  01m. 
Stb.  92. 

kramer- werken*  swv.  Kramerei  betreiben:  also  das  er  das 
fleischacken  lies  ein  ganezes  jar  und  cramerwerkt,  01m.  Stb.  132. 

kranieh  styn.  -e  srom.  Kranich;  Storch  (tschech.  cäp),  do  was 
der  selbe  krenich  ein  wilder  krotin  konig.  Dal.  122,  36  (55,  74). 

krank  Adj.  1.  leibesschwach.  .2.  schwach  bes.  an  Streitkräften. 
3.  schmal,  schlank.  4.  geschwächt,  vernichtet.  5.  schlecht,  wertlos. 
6.  schlecht,  boshaft.  7.  gering  geschätzt.  8.  krank.  1.  sulcher  rede, 
der  ich  Eusebius  zu  krank  bin,  Hier.  16,  20.  sie  (das  Weib)  ist  von 
naturen  k.  und  du  soltest  sterker  sein,  53,  23.  mein  leben  ist  ein 
kranks  leben  (fragilis),  Sol.  8,  22.  siben  kranke  (tenues)  ochsen  und 
magre  (macilentae),  W — B  Gen.  41,  27.  die  ameisen  ein  k.  volk 
(populus  infirmus),  Spr.  30,  25.  mit  krankem  her,  Alex.  5425.  daz, 
von  so  kranken  jären  (bei  solcher  Jugend)  der  herre  solicher  sinne 
phlac,  Alex.  2238. 

kranken  swv.  schwach  sein:  ein  hohez,  lop  tuot  kranken. 
W.  v.  W.  823. 

krank-heit  (auch  krankheit)  stf.  1.  Schwäche.  2.  Geringheit. 
3.  Dürftigkeit,  Xot:  doch  was  mein  k  (fragilitas)  vermag,  das  opfer 
ich  dir,  Sol.  49,  23.  von  des  menschen  k.  (debilitate),  6,  10.  ir  reich- 
tum  —  in  gotes  äugen  nicht  anders  nur  k.,  armut  und  dorzu  schände 
sint,  Hier.  41,  2.  ob  mich  die  k.  verlät,  Trist.  4644.  nmb  di  k. 
(bloedigkeit.  XI.  Bibel)  ewers  fleisches,  T — B  Bömer  6, 19. 

kränz  stm.  Kranz,  besonders  als  Ehrenpreis:  siner  blüenden 
vünde  k.,  Trist.  35. 

ki*anz-gewinner*  stm.  siegreicher  Meistersinger,  dem  der  Kranz 
zuteil  wird:  den  singern  in  ire  laden  verehret  ein  schönen  über- 
golten  groschen  zum  gedeehtnuß  den  k.  auf  offener  schulen  damit 
zu  ziren,  Tgl.  Ms.  S.  14. 


krappicht  —  kreiz-büche  427 

krappicht*  (kropfoht,  kropfot)  Adj.  mit  einem  Kropf:  der 
krappichte  bildschnitzer,  Jodl  Pinczker,  Traut.  Chr.  35. 

kratz-behre  (kratz-ber)  stf.   Brombeere,  Traut.  Chr.  195. 

kratze  (bei  L.  nur  Germ.  18,  380)  swf.  Eisengerät  zum  Steine- 
brechen: zvva^  er  (der  Erb  stolner  beim  Durchfahren  eines  gemessenen 
Berges  oder  Bürgerlehens)  mit  einer  kraczen  under  sich  geschaffen 
mag-,  das  gehört  an  seinen  nucz,  Igl.  Bgr.  U— B  19.  Eine  Belage- 
rungsmaschine, Alex.  2516. 

kratzen  sivv.  kratzen,  krauen:  ein  ereines  vas  —  sol  man 
kraczen  und  waschen  mit  wasser,  W — B  Lev.  6,  28. 

kraut-garten  (krüt-garte)  swm.  Gemüsegarten:  Gib  mir  deinen 
Weingarten,  so  das  ich  mir  mache  einen  croutgarten,  W— B  Könige 
11121,2. 

kraut-haitt*  PL  Kohlköpfe,  Traut.  Chr.  326. 

creatnr  (creatür,  -e,  -tiur,  -e)  suistf.  Geschöpf,  creatura:  und 
wan  der  mensch  die  allerwirdigst  c.  ist,  Const.  I  2,  2.  von  gotes 
creatiure,  Trist.  1793. 

krechse  swf.  Tragreff:  Vorvlucnet  sei,  der  do  ubertregt  die  k. 
seines  nechsten  (terminos,  Grenzsteine)  W — B  Deut.  27,  17  (wohl 
verschrieben  für  grenze  oder  für  creisse). 

credenz  *   sifh.   Beglaubigung,  Eg  Chr.  N.  1084. 

credenz-brief  stm.  Beglaubigungsschreiben,  Vollmacht,  Traut. 
Chr.  227,  8;  Elbog.  Chr.  163,  37. 

kreftel  stn.  kleine  Kraft:  ein  cleinez  k.  sie  gevie  (kam  wieder 
etwas  zu  sich),  Trist.  65S2. 

krefüger*  stm.  Kraftverleiher,  Bezwinger:  des  fewers  hitz 
k.  =  Gott,  Ack.  56,  21. 

kreinsen*  (=kri^en,  kreischen,  stöhnen  und  krischen  stv.  II 
scharf  schreien,  kreischen):  ein  creinsen  des  Streites  (fremitus), 
W— B  Jer.  49, 2. 

kreischen  (—  krischen  machen,  bei  L.  gekrischet,  frixus,  Dief. 
gl.  248b)  in  heißem  Öl  oder  Butter  backen:  ein  semel  mit  ol  ge- 
kreischet, W— B  Par.  1 16,  3 ;  s.  auch  weizen  bröt. 

kreisse  (=  kreizj  stm.  1.  Kreislinie.  2.  Umkreis.  3.  eingehegter 
Kampfplatz.  4.  Gerichtskreis,  Landeskreis,  Bezirk,  Grenzstein, 
terminns :  Arnon  ist  ein  creisse  (Grenze)  Moabs,  teilende  die  Moabiten 
und  die  Amorren,  W — B  Num.  21,  13.  mein  swert  wirt  nicht  durch 
euer  creisse  [geen]  =  non  transibit  terminos  vestros,  Lev.  26,  6. 
czu  den  enden  irr  creisse  =  ad  extremitatem  finium  suorum,  Judith 
14,  6.  die  innern  creisse  des  meres  (insulae),  Ps.  71, 10.  =  grüz,  slmf. 
Sand-,  Getreide-,  Hagelkorn  s.  granz:  den  7.  sept.  hat  es  sich 
grosse  kreiß  geworfen,  das  bei  menschen  gedenken  nicht  gesehen 
worden,  Eger.  Chr.  866. 

kreiz-baum*  stm.  Grenzbaum  (mit  eingeschnittenem  Kreuz?), 
Traut.  Chr.  260.  264.  265.  267.  268.  (wohl  mit  dem  oben  angeführten 
creisse,  nicht  mit  kriuze-boum  zusammengehörig). 

kreiz-brem*  stn.  auf  Bücken  und  Brust  kreuzförmig  geführte 
Verbrämimg:  blaw  bnrgundische  k.  hinten  und  forn  mit  über  sich 
gekerten  esten,  Traut.  Chr.  321. 

kreiz-bfiche  swf.  (mit  Kreuz  bezeichnete?)  Grenzbuche,  Traut. 
Chr.  261. 


428  kreiz-herre  —  kretzmer 

kreiz-herre  s.  kreuz-herre. 

kreiz-kiefer*  stf.  Grenzkiefer,  Traut.  Chr.  261. 
kreiz-pfaffe  s.  kreuz-. 

kreiz-schiezen  sin.  ein  verbotenes  Spiel,  Eg.  Str.  B  28. 

kreiz-stein*  stm.  Grenzstein  (mit  eingehaltenem  Kreuz?),  Traut, 
Chr.  177.  260.  267. 

kreiz-tanne*  stsicf.   Grenztanne,  Traut.  Chr.  260.  261. 

kreiz-uhrla  stf.   Grenzerle?  Traut.  Chr.  260. 

krellen  swv.   kratzen:   ein  katze  grellet  einen  hunt,  Ack.  8,  3. 

kremerei  s.  kramerei. 

krenieh  s.  kranlch. 

krenke  stf.  1.  Schwäche.  2.  Mangelhaftigkeit,  Geringheit. 
3.  Teil  des  Leibes  zwischen  Hippen  und  Hüfte:  3.  da  der  gürtel 
uinb  ir  lip  bevienc  an  der  k.  mit  geschicke  ir  gelenke,  W.  v.  W. 
1486.  raanec  brüstel  —  wä  in  die  luft  underwset  die  wät  gegen 
der  krenke  gar  minuiclich  gelenke,  Alex.  14567.  ietwederhalb  der 
k.  ir  gestalt  und  ir  gelenke  merket  man  wol,  23913. 

krenkeu,  kranken  (=  krenken,  krancte,  fcrenkte;  gekranket, 
gekrenket)  swv.  1.  schwächen,  minder».  2.  erniedrigen.  3.  zu  nickte 
machen,  schädigen:  gekrenket  ist  die  Sterke  (debilitata) ,  W  — B 
Esdr.  III  40,  10.  gekrenket  wirt  mit  hunger  sein  sein  sterke,  Job. 
18,  12.  die  kiuder  israhel  —  krenkten  (debilitabant)  alle,  die  sie 
mochten  vinden.  Judith  15,  4.  er  krenke  heideschen  orden  =  schwäche 
das  Heidentum,  W.  v.  W.  5759.  ein  hohez,  lop  kranken,  823.  Christus 
hat  doch  sich  selber  genidert  und  gekrenket  und  seines  knechtes 
gestalt  zu  im  genomen,  Hier.  28,16.  Unkeuschheit  swachet  und 
krenket  den  leip,  51,  26.  Was  gekrenket  mag  werden  (infirmari), 
das  sol  man  bewaren,  Const.  III 1,  17. 

kren-scküz^el  stwf.   Schüssel  für  Meerrettich,  Igl.  Stb.  V  206  a. 

kreseinen  (auch  krisemen,  chrismare)  swv.  1.  taufen.  2.  salben. 
3.  bildlich;  heiligen  usw.:  kresemte  (unxit)  das  geezeld  und  heiligte 
das,  W — B  Num.  7,  1.  an  dem  tage,  als  her  (der  Altar)  gekresmet 
was,  Num.  7,  10.  ein  trage  der  priester,  der  da  ist  gekrezsemt 
(unctus),  von  seinem  blute  in  das  geczelt  der  geczeuknüsse,  Lev. 
4,16. 

kresmunge*  stf.  Salbung:  das  öl  der  heiligen  c,  W—  B  Lev. 
21,  12. 

kretzein,  kretzscliani  (kretschem,  -e  aus  sla>\  krcma)  stm. 
Horfschenke:  das  am  österlichen  tag,  am  pfingstag,  am  weiuachttag, 
an  gotsleichnamstag  und  an  unser  liben  frawen  tegen  und  sulchen 
hauptfeiertegen  nimantcz  in  kreczem  geet,  Olm.  Stb.  78.  An  sun- 
tagen  und  andern  heiligen  tagen  vorpeutet  man  für  (vor  der)  sing- 
czeit  in  kreczem  —  und  in  die  füll  zu  geen,  78.  Von  wegen  der 
krätzschen,  ob  sich  darin  umbwillen  undt  zwitracht  begebe,  Chlum. 
II  4.  Kretzschm,  kreczschen,  Eg.  Achtb.  II 117.  182.  184.  195.  keinen 
kretzscham  zu  verlegen  (kein  Wirtshaus  errichten),  Eger.  Chr.  1196 
S.  369.  als  er  —  zu  lange  im  kretzschem  getrunken,  Traut.  Chr. 
135.  an  dem  heiligen  tage  in  den  kreczem  nicht  czu  gen,  Böhm. 
Chr.  43. 

kretzmer,  kretzschmer  (kretschmar  aus  slav.  krcmar.  Nach 
Lexer  md.  seit  dem  XIV.  Jh.)  stm,   Schenkwirt.    Nach  Schlesinger, 


kreuse  —  krie  429 

Mitteilmigeu  d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  D.  in  Böhmen  XV  S.  179  bedeuten 
kretscheu  und  kretschniar  meist  auch  Gericht  und  Richter,  weil  dieser 
die  Erbschankgerechtigkeit  besaß:  kein  freien  kreczmer  rügen  wir 
nicht,  Enge  v.  Pröhl,  10.  wirt  und  kretschraer ,  Eg.  Str.  C  119.  in 
einer  meileu  nmh  die  Stadt  soll  kein  kretschmer  sein,  er  schenke 
dan  Trantnawer  hier,  Tränt.  Chr.  6.    von  wegen  des  kretsckmers,  27. 

kreuse  (krebez,,  -e,  krebz,  -e,  kriuz,  kreuz,,  -e)  slswm.  Krebs: 
deine  fisch  allerley,  auch  forchen  {Forellen)  und  kreusen  —  nie- 
mand ez  vorkanffen  sol  —  es  sei  denne  zu  stunden  für  mittage,  Prag. 
Str.  122. 

kreuslecht*  von  krüs,  kraus,  gelockt  Adj.  gekräuselt,  gelockt: 
kreuslechtes  har,  W — B  Js.  3,  24. 

creuwel  (krewel,  kröuwel)  stm.  dreizinkige  Gabel,  fuscinula: 
czaugeu  und  c.  und  des  fewers  geczeuge,  W — B  Ex.  27,  3.  topfe, 
czangen  und  c.  und  haken  und  des  fewers  hantreichunge  (Geräte) 
und  seineu  rost  in  der  gestalt  eines  neczes  machte  her  ereiu,  Ex.  38,  3. 
guideine  czangen  und  krüge  und  c.  und  gieskaneln  und  mörser  und 
rouchvas,  Köu.  III  7,  49  -50. 

kreuz-baum,  -brem,  -buche  s.  kreiz. 

kreuzer  (kriuzsere,  -zer)  stm.  1.  Kreuzfahrer,  Eg.  Chr.  N.  1114. 
2.  Kreuzherr,  Deutschordensherr,  Eg.  Chr.  N.  1024  3.  kleine,  ur- 
sprünglich mit  einem  Kreuz  bezeichnete  Münze:  4  ß.  bargelt,  item 
kraytzer  und  furer  urab  5  ß.,  Igl.  Stb.  V  168  d.  desgleichen  haben  wir 
crewczern  (gegen  die  Hussiten),  als  die  auf  den  keczeru  woren 
gewest,  mit  pir,  prot  und  fleiß  geholfen,  Eger.  Chr.  1115. 

kreuz-herre*  swm.  einer  aus  dem  Kreuzherrenorden:  seines 
ordens  ein  alter  kreizherr,  Traut.  Chr.  13.  15. 

kreuziger  (kriuzigsere)  stm.  1.  Kreuziger,  eine  fanatische  Sekte. 
2.  Kreuzfahrer:  1.  diselben  czeit  komen  die  krewziger  gen  Prag 
und  prachten  pabstliche  priff  über  die  Juden,  das  sie  sie  mochten 
schaczen,  Böhm.  Chr.  86. 

kreuz-pfaffe  swm.  Priester  aus  dem  Kreuzherrnorden:  die 
kreizpfaffen,  Traut.  48. 

krenz-sckiez.en,  -steiu,  -tauue,  -uhrla(erle)  s.  kreiz-. 

kreuz-tag  (kriuze-tac)  stm.  1.  Festtag  der  Kreuzerfindimg. 
2.  die  drei  Tage  vor  der  Himmelfahrt,  tvo  Kreuzgänge  gehalten 
werden:  1.  vor  des  heiligeu  creutz  tag  =  k.,  Eger.  Chr.  il68. 

kreuz-vart  stf.  1.  Kreuzzug.  2.  WallfaJirt  mit  Kreuz  und 
Fahne:  mit  dem  sigil  der  crewtczfahrt  —  des  pobstes  —  bevestiget, 
Eger  Chr.  1167  S.  342  (a.  1482). 

kreuz-weis,  kriuze-wis  Adv.  kreuzweis:  ir  blanken  arme 
criuzewis  vaste  übereinander  schrenkete,  Trist.  710. 

kreuz-woche  swf.  die  Woche  der  kreuztage:  dienstag  in  der 
crewtzwochen  (22.  Mai  1498),  Elbog.  Chr.  55,  13. 

krich  s.  krieg  (Schluß). 

kriechisch  Adj.  griechisch:  mit  kriechischen  buchstaben  und 
in  ebreisch  und  latin,  T — B  Luk.  23,  38.  kannst  du  kriechischen 
Botenb.  21,  37. 

krie,  kri  stf.  Schlachtruf,  Feldgeschrei,  Parole,  Losung:  siner 
ereu  krie  —  wirt  geruofen  üf  daz,  zil,  Trist.  1397.  Tristan  rief  sin 
angeborne  krie:  Parmenie,  Parmenie,  1811.  1817.     in  wunnencliche 


430  kriechisch  —  kriegel 

krie,  1832.  der  küuege  krie  riefen  sie,  2918.  Macedö  was  dirre  krie, 
Alex.  7329.  des  (kerren)  name  des  volkes  krie  was,  13329.  unver- 
zagt die  frien  körte  man  ir  krie  schrien,  13336. 

krieg  (kriec,  -ges)  stm.  1.  Anstrengung,  Streben  nach  etwas. 
2.  gegen  etwas.  Widerstand.  3.  Anfechtung.  4.  Streit.  Meinungs- 
verschiedenheiten, Disput.  5.  Rechtsstreit.  6.  Zwist,  Zwietracht. 
7.  handgreiflicher  Kampf,  Krieg:  -1.  In  dem  buchlein  ist  beschriben 
ein  krieg,  wie  einer,  dem  sein  weip  gestorben  ist.  schiltet  den  tot, 
Ack.  1,  1.  Hie  spricht  gott  ausz  das  urteil  des  kriegs  (zwischen  den 
beiden),  53,  5.  nach  torlicher  rede  k.,  nach  k.  veintschaft,  18,  19. 
zu  kriege  u  zu  weren  {zu  Streit  und  Hader)  lassen  sie  —  die 
menschen  —  es  {ihr  Gut),  54,  9.  und  weret  unser  disputatio  und 
sulcher  k.  (mit  dem  Ketzer  Sabianus)  von  der  nonen  untz  auf  die 
vesperzeit  zu  guter  lenge,  Hier.  152,  15.  ob  peiden  —  halben  ein 
grieg  under  den  gewerken  ist,  wer  das  pehaben  schol,  Igl.  Bgr. 
U — B  24.  wart  zu  kriege  (jnrgatus  est)  in  den  purgen  mit  einem 
israhelischen  manne,  W— B  Lex.  24  10.  das  ein  stoz,  und  ein  wider- 
wertigkeit  oder  ein  k.  zwischen  zwein  schepfen  in  einem  rate  wurde, 
Prag.  Str.  130,  5.  doraus  vi!  k.  u.  czwitracht  ojiamen,  Olm.  Sth.  57 
u.  152.  k.  u.  czwitracht,  Igl.  Str.  (51)  S.  320.  So  sie  aber  mit  dem 
k.  (Zu nie  im  Wirtshaus)  oder  die  krieger  herauss  auff  die  gassen 
kommen,  so  hat  niemandt  darauff  zu  greiften  dan  unsers  gnedigen 
hern  des  abdts  zu  Bruckh  amtleuthe,  Chlum.  II 4.  "Wer  mit  ver- 
botener wer  zu  einem  k.  leuffet  6n  eines  burgmeisters  oder  der  vom 
rate  geheizze,  der  niusz  5  pfunt  haller  geben  oder  sei  ein  jar  von 
der  stat ,  ob  er  der  5  pfunt  nicht  gehaben  mag,  Eg.  Str.  B  30.  die 
k..  stegreiff  und  sust  allerlai  arbeit,  die  sollen  keinen  schedlichen 
pruch  haben,  Olm.  Stb.  117,  2.  5.  zu  kriege  werden,  Igl.  Str.  186. 
so  k.  wirt  czwischen  den  leuten  um  ecker,  72.  Das  gerichte  hebt 
sich  an  mit  des  kriges  peiderseit  teidingen.  —  Des  kriges  anefank 
der  selbscholdigen  Sache,  wann  sein  richter  czu  gerichte  siezet,  ist 
des  clagers  und  antwurters  hin-  und  herfurlegunge  umb  di  sache, 
das  man  mit  gerichte  erkenne  ir  peider  recht,  Const.  IV  8, 1.  Wo 
czwei  leben  in  krige  ligent  kegen  einander  —  die  lehenhauwer  — 
mugen  ir  lehenschechte  wol  bebalten  pis  an  den  tag,  als  in  vor- 
lihen  ist  (werden  also  vom  Ausgang  des  Prozesses  nicht  berührt), 
D I  R  III  32.  Wo  leben  czu  krige  ligent  —  wenn  der  leiher  oder 
urbarer  vorvarn  (gestorben) ,  so  behalden  die  ihr  Hecht,  welche  die 
älteste  Handfeste  aufweisen,  DIB,  III 30.  das  die  k.  recht  ende 
nemeu  (lites),  Const.  I  5, 11.  domit  der  k.  gehindert  werde,  P7  9,  5. 
den  k.  czwischen  in  richten,  I  6,  8.  die  kaufte  u.  auflassen  der  krige 
vorpoten  sein  von  den  redlichen  rechten  (emptiones  et  cessiones 
litium  legitimae  prohibeant  sanetiones),  1118,2.  doch  macht  er 
imandem  von  ettlichem  dinge  einen  k.  (movet-controversiam),  Const. 
IV  6,  5.  das  alle  sprach,  krieg,  stosz,  Ungunst  —  schullen  zwischen 
in  ab  sein,  Igl.  Stb.  IV  182a.  die  weile  der  kreig  (Krieg)  mit  den 
keezern  zu  Behem  weret,  Stb.  Brüx  188.  wann  diser  kreig  nimmer 
gestillet  wird,  188.  das  er  undir  furstin  einen  krich  (fehlt  das  Zeit- 
wort: erregte),  Dal.  86,  20  (35,  7). 

kriege   Adj.   kriegerisch:    sin  kriegez,  herze,  Alex.  1334. 

kriegel  (auch  krieglin,  kriege)    Adj.    1.  widerstrebend.    2.  streit- 


kriegen  —  kriegs-leufte  431 

bar.  3.  streng*:  diu  (unsere  Herrin)  ist  so  k.  im  gerihte,  so  ernert 
man  sie  niht  (reitet  man  die  beiden  Jünglinge  unter  den  Räubern 
nicht),  W.  v.  W.  5948. 

kriegen    swv.    (nicht  immer  von  krigen   stv.  II  zu  scheiden). 

1.  sich  anstrengen,  streben,  trachten  körperlich  und  geistig  (üf,  näcb, 
Gen.).  2.  andringen,  widerstreben  (wider).  3.  kämpfen,  streiten  mit 
Worten,  eine  Meinung  verfechten ,  behaupten.  4.  prozessieren.  5. 
kämpfen,  Fehde,  Krieg  führen,  tr.  bekämpfen  (mit,  nach,  zno  be-, 
er-,  ge-,  ver-,  wider-,  zer-):  1.  daz,  icb  mit  fiize  kriege  dar,  da  icb 
minen  art  ervar,  W.  v.  W.  5248.  swer  so  krieget  näcb  fremder  habe, 
s wen  der  stät  der  sinen  abe,  daz,  ist,  daz.  man  selten  klaget,  6191. 
wil  anderswar  daz,  herze  sich  senen  unde  k.,  5672.  3.  wider  vil 
redende  leut  ist  nit  zu  k.  mit  Worten,  Ack.  40,  4.  wider  in  kriegestu 
(contendis),  W — B  Job.  33, 13.  di  Juden  kriegten  zu  einander  (stritten, 
zankten  sich),  T — B  Job.  6,  53.  4.  nachdem  —  sein  hausfrau  und 
seine  kinder  mit  einander  um  das  gut  krigen  worden,  Tgl.  Str.  62. 
die  selbe  frawe  Mariische  und  ir  sun  kriegeten  mit  einander,  263. 
das  die  kunheit  der,  di  do  frevelich  k.,  —  gestillet  werde  (temeie 
litigantium) ,  Const  I  9,  5.  Es  ist  schedlich,  wo  man  unter  einem 
verdachten  richter  kriegt,  16,8.  der  richter  —  sol  auch  nimmer 
den,  die  do  krigen,  seinen  mut  offenbaren  mit  seinem  antlicze,  I  6,  3. 
di  in  gerichte  k.,  I  5,  6;  IV  7, 10.  der,  di  do  k.,  IV  18,  8  u.  10.  di 
vor  in  k.  (coram  eis  litigantibus),  IV  20,  4  u.  5;  1118,2.  der  mit 
dir  wil  kriegen  in  dem  urtail,  T — B  Matth.  5,  40.  wert  ir  euch  k. 
unter  einander,  Böhm.  Chr.  4. 

krieger  stm.  1.  Sireiter,  Kämpfer.  2*  die  einen  Rechtsstreit 
führenden  Parteien:  2.  recht,  das  die  k.  haben,  Const.  IV  20,  2.  es 
sullen  die  k.  eintrechticleich  drei  gemein  man  kisen,  di  frum  und 
erber  und  bescheiden  (klug)  sein;  den  selben  sullen  die  urborer  einen 
vierden  man  czugeben,  di  Hindert  teil  do  haben  (an  keinem  der 
beiden,  durch  Durchschlag  verbundenen  Berge),  di  sullen  di  czweiunge 
enden,  I  10,  1 ;    I  9,  5  u.  1 11,  3  u.  4. 

krieg- liai'tig  Adj.  im  Streite  liegend,  umstritten:  von  ewein 
krieghaft  igen  leben,  D  I  R  III  32. 

kriegig  Adj.   1.  streitsüchtig.  2.  streitig,  rechtlich  unentschieden: 

2.  was  do  geschiet  von  crigigen  Sachen,  Chlum.  VIII  1. 

kriegisch  Adj.  1.  widersetzlich,  trotzig,  streitsüchtig.  2.  strittig, 
rechtlich  unentschieden:  1.  verworren  leut  u.  k.  leut,  Igl.  Str.  189. 
den  krigischen  und  vorwarren  —  menschen  zu  schade,  Olm.  Stb.  152. 
Von  krigischen  leuten  ist  di  gröste  teidunge,  Const.  III  1.  Einl. 

krieg-lich*  Adj.  kriegerisch:  in  desen  krigklieben  lenfften  = 
Kriegsläuften,  Kriegszeiten,  Stb.  Brüx.  N.  379. 

krieg-rede  stf.  Prozeßrede,  quaestio:  die  czweiung  und  k.  von 
den  gewerken,  Const.  I  11,3. 

kriegs-leufte  PI.  von  krieg-louf  zu  louft  stm.  PI.  löufte,  = 
louf,  Lauf  (auch  in  der  Musik),  Verlauf,  Gang,  Ereignis  stm. 
Kriegsereignisse,  Kriegszeiten:  in  kriegsleuften,  Traut.  Chr.  175.  in 
kriegsleuften  sollen  —  die  nunnen  —  2  reisig  knecht  und  pferd  zu 
halten  schuldig  sein,  Eger.  Chr.  98. 


432  kriegs-rüstung  —  kracke 

kriegs-rüstung  stf.  Kriegsrüstung,  Andeutung  kommenden 
Krieges:  ein  fewrige  compressioii  gesehen  —  am  khnel  strahl  feurige 
k.,  Traut.  Chr.  290. 

kragen  stv.  IL  sich  anstrengen,  ringen,  trachten,  hinstreben: 
eiu  man,  der  nach  den  ersten  kreic  (kletterte),  Alex.  25961.  der 
fürste  ouck  die  (staffeln)  ze  berge  kreic,  22636. 

kriminell  (auch  grimmen)  stv.  1  3  die  Klauen  zum  Fang 
krümmen,  packen,  verwunden,  kratzen,  zwicken,  reißen:  biz,en,  k. 
unde  kratzen  begunde  er  ez,,  Schretel  232.  ez,  beiz,,  ez,  kratzte  in 
unde  kram,  241.  nu  kratzä  kratz!  nu  krimmä,  krini!  258.  sie 
kratzten  unde  krummen  einander,  260. 

krippe  stswf.  1.  Krippe.  2.  ein  ins  Wasser  eingebautes  Pfahl- 
werk:  1.  Und  Salomon  bette  40000  crippen  zu  wagenpferden,  W — B 
Könige  III  4,  26.  wir  haben  kein  wain  noch  krippin  (für  die  Pferde). 
Elbog.  Chr.  144,  44.     in  die  krippen,  T— B  Luk.  2,  7.  2,  12.  2,  16. 

erisolt  stm.  ein  Edelstein  (Chrysolith?)  vil  edeler  crisolde, 
Trist.  4518.     der  erisolt,  Ales.  Anh.  2090. 

cristenleieh   Adj.   christlich:  als  ein  c.  fürst,  Sol.  1,  9. 

krist-inön  stm.  Dezember:  im  christmon,  Traut.  Chr.  186.  188. 
279.  309. 

krochen*  stv.  do  (in  der  helle)  must  ir  (Tod)  an  ende  krochen 
(horchen  C,  pratteu  u.  prinnen  _D),  Ack.  50,  4. 

krolais,  krolas  m.  Festmahl  bei  Einsegnung  der  Wöchnerinnen, 
vgl.  Gradl.  Kubus  Zs.  f.  vgl.  Spr.  XIX 66  u.  Kittel,  Mitt.  17.  Jahrg. 
S'.  21:  zu  den  kindelpetten  sebol  man  nicht  bringen  oder  senden 
noch  Wirtschaft  noch  krolais  (krolas  C  30)  zu  kindelpetten  haben 
beimleich  noch  offenleich.  Eg.  Str.  A  III 2  B  18. 

kroenen,  krönen  swv.  kränzen,  krönen,  auszeichnen,  preisen, 
verherrlichen',   von  ir  scheene,   die  ich  in  herzen  kreeue,  Trist.  4014. 

eröner*  stm.  der  die  Krönung  vornehmende,  coronator:  Du 
(Gott)  bist  selber  der  c.  und  die  cron,  Sol.  100,  13. 

rronung   stf.  Krönung:  du  bist  c.  und  die  cron,  Sol.  100,17. 

kropfocht  s.  krappicht. 

kroppizen  (bei  L  kropfizen,  rülpsen)  sivv.*  krächzen:  er  ver- 
nam,  daz.  czuvbant  obir  ein  roub  (Babe.  tschech.  vrän)  croppiezt 
(tschech.  kväce  —  krächzt)  sebir,  der  vil  leicht  sas  und  ein  wisag 
sines  todes  was,  Dal.  45,  12  (13,18).  die  crotin  vor  dem  furstin 
cropiezin  (tschech   kfehtati  =  quaken)  geturstin,  123,  1  (55,  63). 

krot(e)  (krot,  -e,  krotte)  swstf.  Kröte:  das  vorfleuget  werden 
die  croten  (ranae),  W—  B  Es.  8,  9.  mit  croten ;  und  quellen  wirt 
das  wasser  croten,  die  werden  oufsteigen  und  werden  krichen  in 
dein  bous  und  in  das  leger  deines  bettis,  Es.  8,  3.  krotten  schütte 
der  regen,  Alex.  11411.  en  (ihnen)  ist  geschehen  als  den  krotin,  der 
man  do  nit  mag  spotin,  Dal.  122,  21  (55,  59).  und  di  crotin  von  dem 
furstin  cropiezin  (quaken)  geturstin,  123,  1  (55,  63). 

kracke  (auch  krücke)  swstf.  Krücke,  Bischofsstab,  Ofenkrücke 
(tractula)  aus  roman,  croccia,  gruccia  (aus  einem  vom  lat.  crus  ab- 
geleiieten  Adj.  crucea)  während  nach,  DWB.  5,  2425,  aus  dem 
deutschen  das  vom.  Wort  entstanden  sein  soll:  sie  (die  Zauberin) 
hilfet  nit ,  das  sie  reiten  auf  den  kracken  u.  das  sie  reiten  ouf  den 
bocken,  Ack.  8. 16. 


krüg  —  küfel  433 

krüg  (kruoc,  -ges,  PI.  krüege)  stm.  Krug:  der  k.  melis  wirt 
nicht  abnemen  noch  das  vas  des  oles  wirt  nicht  geminnert. 
W— B  Kön.  III 17, 14;  Prediger  12,  6;  Jer.  52, 19.  s.  ölvas,  wasser- 
krug,  krüglin. 

kr u ml),  krumm  Adj.  gekrümmt,  verdreht,  schief,  ungerecht: 
die  andern,  die  crnmp  und  unrecht  urtail  gehen,  Joh.  von  Igl.  VIII. 
mit  krummen  urteiln  des  Juristen,  Ack.  42,  2. 

krumbe  {auch  krümbe,  assim.  krümme,  krumme)  1.  Krümme, 
Krümmung,  Umweg,  Abweg:  gegen  Ranczer  in  der  khrimmen,  Igl. 
Mut.  N.  23.  ein  Schacht,  liguud  oben  in  der  Krümp  7,  in  der  Rantzer 
(bei  Iglau)  Krumm  genant,  8. 

krümben,  krümmen  swv.  krumm  machen,  krümmen:  Eliseus 
krümte  sich  (incurvavit)  ouf  es  —  das  kint  —  und  erwermet  wart 
das  vleisch  des  kindes,  W — B  Könige  IV  4,  34. 

krumerei*  stf.  Verdrehung:  Loica  (Logik)  mit  der  warheit 
Verleitung  und  k.,  Ack.  40,  14. 

krüstel-brot*  (von  krustelin  sin.  Kruste)  stn.  W— B  Ex.  29,  23. 

kubebe  sivf.  Zibebe,  große  Kochrosine,  aus  mlat.  cubeba,  ital. 
zibibbo  vom  arab.  zibib :  kubeben  und  ander  gekrewte,  Olm.  Stb.  92. 

kübel  stm.  Kübel,  Minwwf  von  Kübel  und  Seil,  Bedeutung 
nach  dem  „Bergbüchlein" ,  Ursprung  gemeiner  Berckrecht  und  verlegt 
von  Joh.  Haselberger  von  Beichenaw,  buchfierer  ohne  0.  u  J.  (nach  1519 
erschienen),  neu  hg.  von  Dechen,  Zs.  f.  Bergr.  XXVI  S.  219  ff. :  Wenn 
einer  geschürfft  hat  und  der  schurfft  zu  tief  wirt,  das  ehr  einen 
kaspel  darüber  setzen  niuss,  und  die  erste  fürdernuss,  die  er  heraus 
thut  mit  seil  und  kübeln,  das  heisst  „seil  und  kübel  eingeworffen", 
Zycha  I  S-  153  Anm. 

küche  (kuoche)  swm.  Kuchen:  drei  kuchen  brotis,  W — B 
Könige  I  10,  3.  einen  k.  brotis  und  crüstilbrot  mit  61  besprenget, 
W-BI85C 

kückelin  (küechel,  -in)  stn.  tortula,  kleiner  Striezel:  er  —  czu- 
brach  das  mit  der  müle  und  sties  das  in  einem  morser  und  cochte 
das  in  einem  topfe  uud  machte  dorous  kuchelin  des  smackes  sam 
geöltis  brot,  W— B  Num.  11,  8. 

küchel-speise  stf.  Grünzeug:  nicht  k.  gerathen  ist,  Traut.  Chr. 
305.    s.  auch  köckel-speise. 

kuchen-bäcker*   stm.   Kuchenbäcker,  Traut.  Chr.  238. 

küchen-speise  (-spise)  stf.  in  der  Küche  bereitetete  Speisen: 
ich  hab  durch  gepruch  (mangels)  und  abganck  einich  reuterei  ein 
k.  auf  euch  zu  nemen  (euch  wegzunehmen),  Eger.  Chr.  1139  u.  1140. 
„hölä,  küchenspise,  Trist.  590. 

küchen- vleisch  stn.  Fleisch  für  die  Küche,  zum  Gebrauch  der 
eigenen  Küche,  für  eigenen  Gebrauch,  Eg\  Chr.  1143. 

küchler*  stm.  Küchelbäcker?:  k.  sullen  irer  schrogen  nit  steen 
lassen,  Eg.  Str.  C  57.    wohl  =  kuchenbäcker,  Traut.  Chr.  238. 

küfe  (kuofe)  swf.  Kufe,  cupa:  Wenn  ainer  durchführt  alt  bier, 
so  ist  er  von  einem  (so!)  halben  kuffen  schuldig  einen  Kreutzer  zu 
mauten,  Chlum.  IV  18.  sie  giengen  in  die  güldenen  kuffen  (Bade- 
wannen), Ernst  2501.     ein  kuffen  salcz,  Igl.  Stb.  V  77  b. 

küfel,  küfelin  stn.  kleine  Kufe:  ein  kuffen  salcz  u.  ein  klaine^ 
küffel,  Igl.  Stb.  V  77  b. 

Jelinek,  "Wörterbuch.  28 


434  küfen-salz  —  kund-scliaft 

küfen-salz*  stn.  in  einer  Kufe  verkauftes  Salz;  nur:  von 
einem  wagen  knffensalz ,  ist  der  ganz .  sal  man  nemen  5  gr. ,  Prag. 
Str.  138. 

Rüü-schlüssel  stm.  nach  Frisch,  1554  a,  ein  Zwangsmittel,  daß 
ein  eben  ausgelernter  Lehr  junge  Geselle  im  Handwerk  werde,  damit 
die  Gesellen  ihre  Gebühr  bekommen,  also  ein  gelindes  Mariencerk- 
zeug  {zum  Scherz  verwendet).  Vgl.  Grimm  D  Wb.  Dann  der  Spott- 
name der  ausgelernten  Lehrlinge,  zumal  der  Tischler,  so  lange  sie 
noch  nicht  durch  die  Zeremonie  der  Hobelung  (Deposition)  in  die 
Bruderschaft  aufgenommen  sind,  auch  bloß  Schlüssel,  Tränt.  Chr. 
173.  174. 

Rulbe  s.  kolbe. 

kulter  stmnf  gefütterte  Steppdecke  über  das  Bett,  um  darauf 
oder  darunter  zu  liegen:  lilachen,  golter,  Trist.  2803.  das  seidein 
golter,  Igl.  Stb.  III  56 d.    pett  mit  einem  golter  u.  leylachen,  III  30c. 

Rümel-v.ise  swf.  Wiese  mit  Kümmel;  ein  Wiesenname,  Igl. 
Stb.  V  259  a. 

kunien  s.  kommen. 

kuuier  (meist  knmber,  knmmer,  auch  kommer)  stm.  1.  Schutt, 
Unrat.  2.  Belastung,  Bedrängnis,  Mühsed,  Not.  2.  Beschlagnahme, 
Verhaftung:  2.  Eg.  Chr.  N.  1196.  2.  dorauf  (hütte,  heuser,  bergwerk) 
er  dann  gericht,  kumer  und  verbot  thun  hat,  Igl.  Bgr.  80,  2  s. 
bekümmern. 

kumpiiu  s.  kompän,  Ernst  und  sine  kumpäne,  Ernst  3129. 

kumpanie  (auch  kompanie)  stf.  Gesellschaft,  Genossenschaft: 
ir  gebt  in  mit  k.  kraft,  swä  sie  wellent  geselleschaft  (leistet  ihnen, 
wenn  sie  wollen,  Gesellschaft) ,  W.  v.  W.  2276.  diser  in  k.  bat  und 
daz,  er  seite  maere,  wannen  sin  geverte  waere,  4877.  da  sie  k. 
enpbienc  und  geselleschaft  enholte,  Alex.  9142. 

künde,  künde  stf.  Kunde,  Kenntnis,  Bekanntschaft,  Verwandt- 
schaft, Zeichen,  Beweis:  wand  ich  (Maria)  künde  nie  gewan  und 
enhabe  deheines  man ,  W.  v.  W.  2938.  wie  alle  sach  auf  ewer  (des 
Todes)  künde  sint  gepawet,  Ack.  50, 16. 

künden  (auch  künden)  siev.  verkündigen,  zeigen,  bekannt 
machen:  er  wolt  sich  auch  nicht  k.  in  (ihnen  zu  erkennen  geben), 
W.  v.  W.  7230.  dar  fiz.  (dem  graben)  sich  künden  an  der  wile, 
Alex.  5808.  ir  künden  also  werte,  unz  daz,  die  sunne  gerte  daz,  sie 
ze  gemache  wolde  gän,  5811. 

kunder,  Runter  stn.  lebendes  Wesen,  Tier;  Untier,  Monstrum; 
Teufel:  waz.  tuot  diz,  kunder  hinne?  Schretel  200.  daz,  eisliche  k.. 
71.     daz,  ich  gevriesch  nie  k.  so  starc  noch  so  gelenke,  106. 

Rundiger  (kündigaere)  stm.  Verkündiger,  bergm.*  der  das  Zeichen 
zum  Schichtenwechsel  gibt :  den  anefangk  iczleicher  der  vier  stunden 
(Schichten)  sal  der  k.  ausrufen  durch  den  ganezen  perk.  Const.  1 18,  2 

kündikeit  (auch  kündec-heit)  stf.  Klugheit,  List:  wan  ez,  was 
kündikeite  vol,  Trist.  3022.  3467.  so  sleich  er  hin  mit  k.,  5930 
umgetragen  in  die  k.  zu  der  umfurung  des  irtums,  T — B  Eph.  4, 14 

kund -Schaft  stf.  1.  Kenntnis,  Nachricht.  2.  Erforschung 
3.  Auskunft.  4.  Beaugenscheinigung  und  Entscheidung  durch  Un- 
parteiische  und   auch   das   dadurch    gewonnene   Hecht.      5.   nähen 


kunft  —  kuniges-  435 

Umgebung.  G.  Verwandtschaft:  1.  seiuthemalen  ir  ewers  bergwerchs  — 
allenthalben  gute  k.  und  wissenhait  habt,  Igl.  Bgr.  84,  2.  mit  guter 
k.  u.  wisseuheit.  des  rates  der  stat  Brux ,  Stb.  Brüx  N.  188.  hastu 
nicht  k.  vormals  gehabt  mit  Jeronimus  auf  erden,  Hier.  93,  14. 
6.  die  kinder  Sem  noch  iren  kuntscheften  u.  czungen  u.  landen  — 
cognationes,  W — B  Gen.  10,  31.  so  sol  der  meister  Hanns  di  selbigen 
wisen  teilen  —  wan  er  der  wisen  wirt  nu  kuntsckafft  haben,  wo 
die  wisen  pesser  oder  erger  ist.  Igl.  Stb.  V  270d.  uns  sint  vier  man, 
di  da  haben  k.  (gelobet  ein  gelübd  XI.  Bibel)  über  sich,  so  du  dicz 
enphechst,  geheilig  dich  mit  in,  T— B  Botenb.  21,  23. 

kunft  {Gen.  künfte,  kunft)  stf.  das  Kommen,  die  Ankunft:  sie 
siner  künfte  manchen  tac  bete  minnenclich  begert,  Trist.  6070. 

künftig,  künftec  Adj.  was  kommen  {sich  ereignen)  tvird,  künftig: 
Willehalm  was  sselden  k. ,  W.  v.  W.  3424.  was  bin  ich  künftiger 
(quid  futurus  sum),  Sol.  8,10.  daz,  vierde  rieh  wirt  Endechrist,  der 
noch  der  werlde  künftig  ist,  Alex.  21 102.  Bistus,  du  da  bist  k.  oder 
bait  wir  eins  andern,  T — B  Luk.  7, 19.  ir  wiz^t  nit,  zu  welher  stund 
der  herre  ist  künftig,  Matth.  24, 42.  24,45.  zu  welcher  stund  der 
dieb  wer  k. ,  24, 43.  dornoch  auf  die  negst  kumftigen  phingsten, 
Igl.  Stb.  III  183  b.  auf  die  weinachten  schirst  kuuftigen,  111178  a. 
künig,  -eg  {md.  auch  konig)  stm.  König.  Wenn  der  König 
bei  einem  Gericht  den  Vorsitz  führt,  so  soll  er  sich  mit  den  einmal 
festgesetzten  Strafgeldern  begnügen,  Igl.  Str.  15.  17.  Er  darf  keine 
höheren  Strafgelder  beziehen  als  der  Richter  16,  an  ihn  fällt 
die  Hälfte  der  50  Mark  Gold,  der  Strafsumme  für  Verwerfung  eines 
infolge  von  Berufung  erflossenen  Urteiles,  302. 

kunigei  (künieiin)  stn.  1.  kleiner  Vogel,  vielleicht  Zaunkönig. 
2.  kl.  König.  3.  kleiner  Hofbeamter.  4.  Bienenkönigin,  Weisel. 
5.  Eidechsenart,  Basilisk:  die  vipernater  und  das  vligende  k.  (regulus 
volans,  {„fliegende  Ceraste"),  W — B  Js.  30,  6. 

kimiges-,  koniges-,  kunig- leben  stn.  die  2  Königslanen,  je 
eine  zu  beiden  Seiten  der  „endeisten  Lehen"  der  Grube  des  Finders, 
dem  ein  Berg  gemessen  wird,  für  den  König  zu  eigenenem  Abbau 
vermessen,  bilden  somit  einen  Teil  der  Urbar.  Falls  das  Maß  nach 
beiden  Seiten  nicht,  reicht  werden  alle  Lehen  des  Finders,  dann  die 
2  k.  dann  herrenlehen  und  burgerlehen  nach  einer  Seite  gemessen, 
s.  berg- messen.  Sie  wurden  jedoch  nicht  selbst  vom  König  ab- 
gebaut, sondern  „lehenhewern"  überlassen,  gegen  einen  Anteil  am 
Ertrag  („eigenschaft").  1401  vereinbart  Wenzel  IV.  mit  den  Kutten- 
bergern,  wer  an  einem  Stollen  mit  Schürf-  oder  Ausrichtung s arbeiten 
betroffen  wird,  ivo  ein  k.  oder  eine  Überschar  zu  messen  ist,  werde 
als  Lehenhäuer  gegen  Zahlung  der  Urbar  und  des  Neunten  (eigen- 
schaft) angenommen.  Wurde  aber  imand  mit  der  masse  begriffen 
in  einem  kuniglehen,  in  einer  ubersehar,  in  einem  burgerlehen  ader 
einem  herrenlehen  mit  rechter  und  redlicher  perklicher  arbeit,  der 
ader  die  sullen  bleiben  siezen  umb  unser  urbar  und  umb  ein  freies 
neunteil,  das  man  von  sulchen  leben  geben  sol  von  alle  dem,  das 
got  do  beschert,  Igl.  Bgr.  N.  51,  8.  Sonst  wird  bei  Verlehenschaftung 
von  k.  und  Überscharen,  bei  Wieder-,  und  bei  Stollenverleihungen 
die  Höhe  der  Abgabe  an  den  Begalherrn  durch  den  Urbarer  fest- 
gesetzt.   Vgl.  auch  Bergregal. 

28* 


436  kuniges-mäz,e  —  knnst-reick 

kuniges-inuz,e   stf.   königliches  Landmaß,  Brunn.  Str.  I  479. 

künig-licli  Adj.  königlich,  eines  Königs  würdig:  den  künic- 
licken  bouui,  Legende  853.   mit  kunigleiner  gewand,  T— B  Btb.  12,  21. 

kunigs-vogil  stm.  Wachtel,  coturnix,  W — B  Ex.  16. 13  und 
Num.  11,  31.  11.  32. 

kün-lich  (küen-lich)  Adj.  kühn,  kampflustig,  kräftig:  wen  (als 
daß)  das  mit  kunlick  gabin  di  Tutschin  uns  virtribin  (tschech.  Text: 
nez  Xeinci  bndü  kralovyni  käzanim  drzeti),  Dal.  203, 14.  (92,  26). 

kün-lich  (küen- liebe,  -eu)  Adv.  kühn:  k.  binleiben,  Const.  I 
7, 10.    k.  reiezen  sie  —  die  rouber  —  got,  W— B  Job.  12,  6. 

küune  sin.  Geschlecht,  Familie,  Verwandtschaft:  Tristan,  geborn 
uz.  vürsten  künne.  Trist.  3207.  allez,  menschliches;  k. ,  Legende  264. 
545.  die  rote  dühte  wie  von  dem  keiserlicheu  künne  daz,  velt  von 
glaste  briume,  Alex.  6139.  aueb  jeben  sie  (die  gote)  din  ze  küune, 
1911.  di  wil  starb  Leupult  uf  der  vart,  und  der  kun  von  Osterich 
erstund  berezog  Friderick,  Dal.  180, 7  (81,6).  wenn  die  meuliebe 
kouue  (Nachkommenschaft)  in  dem  königlichen  gesiechte  der  Behem 
gebrach  [fehlte)  itezunde,  Böhm.  Chr.  3.  Kap.  Und  von  disen  ist 
geseet  alles  menschlich  k.  auf  aller  erden,  W— B  Gen.  9, 19.  von 
meiner  küne  (cognatione)  meinem  sun  nim  ein  hausvrowe,  Gen.  24,  38. 
menschlich  k.,  Const.  Vorrede. 

kunnen  Prät.-Präs.  (kan,  PI.  kunnen,  Prät  künde,  konde,  Part. 
kunnen)  können  vermögen,  imstande  sein,  möglich  sein:  daz,  der 
gevüege  Tristan  nicht  zu  vrouwenliebe  kan  (impotent  sei),  Trist.  3721. 

kunst  stf.  Gen.  u  PI.  künste.  Wissen,  Kenntnis,  Geschicklich- 
keit, Kunst,  Macht,  Bänke,  Heilmittel,  Zauberei:  ist  nicht  k.  (scientia) 
sunder  blindikeit,  Sol.  11,  3.  Im  Ack.  iverden  20  freie  Künste  genannt: 
Grammatica,  Bhetorica,  Loica,  Geometria,  Aritmetrica.  Astronomia, 
Musica,  Philosophia,  Geomancia,  Pyro-,  Ydromancia,  Astrologia, 
Gero-,  Nigromancia,  Xotenkunst,  die  des  Augur,  des  Aruspex,  Pedo-, 
Ornamancia,  die  des  Juristen,  Ack.  Im  tschech.  Gegenstück  des 
Ackermanns  von  Böhmen  iverden  22  genannt.  Die  freien  Künste 
hat  Heinr.  von  Mügeln  wiederholt  behandelt.  Vgl.  Schröer,  Sitzungsb. 
der  Wiener  Akademie  LV  B  S.  474  f. 

künste -lös  Adj.  ohne  kunst:  ich  tummer  künsteloser  man. 
Trist.  46. 

künste-,  kimsten- reich  (künste -rieh)  Adj.  reich  an  Kunst: 
allein  wir  (der  Tod)  doch  manigen  kunstenreichen,  edlen  leuten 
fer  über  den  rein  haut  gegraset,  Ack.  3, 5.  in  dem  —  haupt  des 
menscheu  —  ist  kunstereich  allen  gottern  verborgen  abenteuer, 
38,  17. 

künstig  (auch  küustic,  -ec)  Adj.  mit  Kunst  begabt,  verständig, 
klug,  gelehrt,  schlau:  wie  k.,  wie  lustig,  wie  stark  sie  (alle  creature) 
sein ,  Ack.  13. 20.  daz,  man  nie  so  künstic  herze  vant  (er  war  so 
gelehrt,  bes.  in  der  Astrologie),  Alex.  8363. 

kunst-liche,  -en  Adv.  1.  mit  Verstand.  2.  mit  Geschicklichkeit: 
so  er  k.  sihet,  das  er  mit  nichte  furbas  mer  mag  bei  leben  beleiben, 
Hier.  40. 11. 

kunst-reich*  Adj.  reich  an  Kunst,  Einsicht  u.  Verstand:  mit 
hohen  kunstreichen  meistern,  Ack.  27, 3. 


kunst-schacht  —  kunt-schaft  437 

kunst-schaeht*  stm.  Schacht  mit  kunstvollen  M  asser förderungs- 
anlagen,  („kunst").  des  Ffrancz  Bothmer  klage  der  kunstschachte 
halber,  Igl.  Bgr.  93,  2. 

kunterfeit  stn.  unreines,  verfälschtes  Gold  {Metall),  Gegensatz, 
Trug,  Falschheit:  reine  äne  allez,  k. ,  Trist.  79.  vergich  an  alle  k. 
mir  der  rechten  wärheit,  2305.  hat  wol  min  herze  wisheit  die  dunket 
iuch  doch  k.,  2862.    Aus  franz.  contrefait,  lat.  contrafactus. 

kunterfeit  Adj.  nachgemacht,  falsch:  daz,  die  rede  icht  k. 
were,  Trist.  3530. 

kunter-wein*  stm.  scoria:  Dein  silber  hat  verwandelt  in  k. 
(in  scoriam,  „dein  Silber  ist  zu  Schlacken  geworden,  dein  Wein  ver- 
fälscht mit  Wasser"),  W — B  Js.  1,22.  Ich  will  ausbruen  bis  czu 
dem  reinen  deinen  k.  (excoquam  ad  purum  scoriam  tuam),  „ich  will 
reinigen  ivie  mit  Lauge  deine  Schlacken",  Js.  1,  25.  Vgl.  mhd.  kunter, 
gunter,  confect,  kunterfei  stm.  unreines  vermischtes  Metall,  electrum, 
das  Falsche,  Trügerische  wie  unser  „Talmi-gold,  -silber"  usiv. 

kunt-lich  Adj.  bekannt:  daz  das  offenbar  und  k.  ist,  Eg.  Str.  C  86. 
als  das  wol  k.  (zu  erkennen)  ist  von  grossen  wundern,  Hier.  130, 19. 

kn  ntli  eh,  küut-  liehen  (auch  künde -liehe,  -en)  Adv.  schlau, 
listig,  genau  betrachtend ,  laut  verkündend:  ir  herze  sich  gein  im 
entsloz,,  darin  sie  in  k.  nam,  als  Bekannten  aufnahm,  W.  v.  W.  6618. 
da  er  ir  kuntlich  gewar  mit  solicher  wirde  würde,  sie  erkennen  würde, 
7037.  daz,  ich  fliz,ic  an  in  sehe  und  in  so  k.  spehe,  5664.  künt- 
lichen  sage  her  in  reine  =  confidenter  emn  pronuntiet  mundum, 
W— B  Lev.  13,  37. 

kunt-rick*  stn.  „falsches  Vaterland" :  daz,  nach  disme  kuntrich 
em  werde  daz  ewig  himelrich,  Dal.  14,  24. 

kunt-sekaft  stf.  1.  Kenntnis.  2.  Nachricht,  Beaugenscheinigung 
eines  strittigen  Gegenstandes  durch  beeidete,  von  beiden  Parteien  ge- 
ivählte  Männer  und  deren  Entscheidung.  3.  schriftliche  Bezeugung 
eines  Tatbestandes:  k.  zu  breiigen  er  sich  selbst  verwilt,  Elbog. 
Chr.  83.  2.  ich  wil  des  wol  k.  bringen,  das  mir  sulch  fleisch  in  eim 
hantwerk  zu  Eger  gut  geschawet  ist  wurden,  82, 17.  ein  k.  breiigen  — 
wie  er  mit  dem  fleisch  gehandelt  hab  —  sulche  k.  ein  rat  von  im 
begert  auszzulegen,  67,22.  97, 29  u.  37.  98,11.  98,14.  mit  briven, 
brivilegien  auch  etlichen  kuntschaften  über  die  slussel,  so  die  stad 
für  alter  (ehedem)  gehabt,  31,  9.  des  der  warheit  schriftliche  k.  und 
urkund  zu  geben,  sagen  wir  und  bekennen,  31,31.  34,21.  34,29. 
36, 1.  sie  haben  uns  gebeten  unsers  wissen  der  warheit  urab  ein  k., 
35, 14.  k.  der  warheit  auszuprengen,  51, 26.  ich  begert  van  eim 
rat  Urlaub  und  k.  (kund)  zu  geben,  wie  ich  mich  verhalten  und  van 
in  entprochen  mucht  (von  ihrem  Gericht  loskommen  könnte) ,  78, 43. 
sie  haben  uns  ersucht,  in  k.  zu  geben,  was  uns  bewust  sei  —  wer 
ein  rat  bei  in  für  alt  her  gesatzt,  58,5.  58,33.  58,42.  54, 17.  60,3. 
60,  26.  61, 11.  62,  7.  wenne  man  die  k  (Erfahrung)  hat  von  den  alten 
(allen  Leuten),  Böhm.  Chr.  50.  die  gränitz  zu  besehen  und  darüber 
alle  k.  (ivas  darüher  in  Erfahrung  zu  bringen  möglich)  zu  erfahren, 
Eger  Chr.  1067.  nach  gehabter  k.,  die  ein  ernvester  rath  darauf 
legeten  —  zogen  die  herrn  von  Eger  —  für  schlos  Liebenstein,  48. 
wie  sie  newe  kuntschaf  (neue  Bekanntschaften)  machtin,  Dal.  23,  5. 
(2,  85).    Volksstamm,  Stamm   cognatio:  die  kinder  Sems  noch  iren 


438  kupferein  —  kuren 

kuntseheften  und  landen,  W— B  Gen.  10,31.  er  der  wisen  wirt  k. 
haben,  wo  die  wisen  pesser  oder  erger  ist,  Igl.  Stb.  V  270d.  di  da 
haben  k.  über  sich  (gelobet  ein  gelübd  XL  Bibel),  T— B  Btb.  21,  23. 

kupferein  Adj.  aus  Kupfer:  ezwu  kuppern  rein,  Igl.  Stb.  V  263a. 
drei  kupprein  tepp  (Töpfe),  "V  206a.  die  grosse  und  ein  klein 
kupperen  rein,  Y  96  a. 

kupfer-smit   stm.  Kupferschmied,  W — B  Js.  41, 7.    .. 

kür,  -e  (md.  kur,  -e,  kor,  -e,  kör)  stf.  1.  Prüfung,  Überlegung. 
2.  prüfende  Wahl.  3.  Wahlstimme.  4.  das  Auserwählte.  5.  Ent- 
schluß, Bestimmung,  Straf  bestimmung ,  Geldbuße.  2.  kurfürst,  in 
des  Kurfürstentum  alle  kure  (=Gott),  Ack.  55, 14.  die  dri  liez,  er 
reden  vür  vaste  sprechen  üf  die  kür  (Fürstcmcahl),  W.  v.  W.  3917. 
vollenvarn  an  der  kür,  3889.  sie  wolden  an  den  wisen  man  die  kür 
uinb  einen  herren  hau.  3874.  biz,  man  in  wirdeclicher  kür  (Auswahl) 
überal  diu  gerihte  truoc,  1525.  die  czwene  in  menlicher  kür  so 
ellenthaft  sich  werten  biz  sie  den  wee  verherten,  den  verzingelt 
mit  ir  hecken  beten  die  waltrecken  (Bäuber) ,  5513.  got  warf  im 
(dem  menschen)  under  aller  siner  ordenunge  kür  (machte  ihn  zum 
Herrn  über  alle  Geschöpfe),  3030.  da  sie  enphienc  in  höher  kür 
der  wirt  sselden  riebe,  3240.  daz  in  höber  würde  kür  von  dem 
lande  die  herren  giengen  vür,  7567.  man  sack  das  velt  in  richer 
kür,  1308.  da  ein  gestüele  was  geworht  (Sitze  errichtet  waren) 
nach  richer  kür  unervorcht,  7179.  daz,  sie  (die  2  Kinder)  so  arme 
in  swacher  kür  [Armut]  da  der  weite  kaemen  vür  (zur  Welt  kamen), 
1964.  nü  kam  auch  Willalm  in  höher  wirde  kür,  1416.  gnädsam 
kür  der  kinder  (adoptio  filiorum),  Sol.  22, 21.  Wer  aber  darwider 
würde  wölen  (einen,  der  nicht  die  vorgeschriebenen  Eigenschaften 
besitzt,  in  den  Bat  gewählt  zu  icerden),  der  hat  sein  Kühr  verloren 
(sein  Wahlrecht),  Olm.  Stb.  64.  Wer  die  chur  verdienet  und  auch 
die  chur  gegeben  wirt ,  ab  er  kewczet  czu  den  Pfenningen ,  Igl.  Str. 
276  3.  181.  do  sluoc  des  gelückes  kür  mir  ze  guote,  im  ze  arge  vür, 
Alex.  5093.  dir  ist  gegeben  der  sselden  kür,  5158.  die  fuo^genger 
wären  in  der  kür,  er  sprach  die  sohlen  zogen  vür,  7403.  ich  lege 
dines  herzen  kür  minem  vater  gerne  vür,  Tristan  371.  ich  sebaff 
(vermache)  ein  pregerlon  und  ein  kchür  auf  dem  minezhof,  Igl. 
Stb.  III  192  c.  also  verlure  wir  unser  küre  (das  Becht  der  Königs- 
wahl), Böbm.  Chr.  57.     der  keisir  gab  in  ir  küre  wider,  64. 

kürbis- garte  (kürbiz,-  garte)  siem.  cueumerarius :  wenn  als  in 
dem  k.  vorchte  (formido)  nichtesnicht  hütet ,  W— B  Baruch  6, 69. 
k.,  Js.  1,  8. 

kürbs  (kürbizj  stmn.  Kürbis  (aus  lat.  Cucurbita)  cueumer:  in 
unser  hereze  kumen  uns  die  k.  und  pfeben.  lauch  und  czwival  u. 
knoblauch  (in  mentem  nobis  veniunt  cueumeres  et  pepones,  porrique 
et  caepe  et  allia),  W — B  Num.  11,  5. 

kürbs-blat  (bei  L.  nur  Yiutl.  5454)  stm.  colocynthis  Bittergurke, 
cucumis  colocynthis:  Und  er  vant  sam  einen  wilden  weinstock  und 
cloubte  von  dem  herbe,  wilde  kurbsbleter  des  ackers  und  fulte  seinen 
mantel  und  quam  wider  und  sneit  das  in  den  topf  des  muses,  W — B 
Könige  IV  4,  39. 

kuren,  koeren  svw.  =  kiesen  wählen:  die  gekürten  (ratsherren). 
Elbog.  Chr.  57,  35.  57, 21.  34, 35.  59, 11.  15.  17. 


kürner  —  kürzen  439 

kürner  =  kürsenaere  stm.   Kürschner,  Eg.  Achtb.  II  19. 

kurren  swv.  grunzen,  roiehern*:  ir  vrechen  ors  die  kurren, 
Alex.  3490.     Doch  ivohl  PI.  Praet.  von  kerren  stv.  13. 

kürsen,  kursen  stf.  Pelzrock  (aus  mlat.  cnrsina,  crusina 
vielleicht  slav.  Herkunft):  wer  in  dem  jarniark  pelcz  ader  kursen 
kaufft  von  frömden  kursnern,  der  sol  das  sagen  und  offenbaren, 
Olm.  Stb.  103.  auf  der  stiazse  nam  die  kursen  und  die  plechhant- 
schuch,  Bucb  der  Gebrechen  S.  225.  drei  khürßen,  Igl.  Stb.  V275a. 
mein  newe  kürßen,  V272c.  47  d.  einen  rock  und  die  kurszen,  die 
sie  tragen  hat,  V28d. 

kursen -werk  (kürsen-  werc  nur  bei  L.:  Wp.  G.  126)  stn. 
Kürschner  wäre:  nur  200  fei  allerlei  k.  darf  ein  kursner  kaufen,  nur: 
eichhorneins  und  gruczeins  (HamsterfeUe)  mag  einer  kauffen,  als  vil 
in  gelust,  Olm.  Stb.  103.  so  iemancls  ein  kursenberg  —  ausserhalb 
des  jarmarkts  her  in  die  stat  precht,  Igl.  Stb.  V221b.  ab  iemands 
her  in  die  stat  precht  kürsenwerch  und  ward  durch  meister  erkennt, 
das  es  pusswirdig  wer,  darumb  sullen  die  maister  Zuflucht  haben  zu 
den  herren  des  rats,  V  221  a  und  b. 

kursit  stnm.  Pelzoberrock  (von  den  Rittern  über  den  Harnisch 
getragen)  mit  Seide  oder  Wollenzeug  überzogene  iveiße  kürsen: 
kovertiure  und  licht  k.,  Alex.  13G61.  wäpenroc  —  k.,  13877.  tiure 
k.,  18  796. 

kursner,  kurschner  (kürsenaere,  -ner)  stm.  Kürschner:  bans 
Herten,  kursner,  Eg.  Achtb.  II  73. 

kürsner-geselle  *  swm.  Kürschnergehilfe:  kürschnergeselle,  Eg. 
Achtb.  II  115. 

kürsner-handwerk  *  stn.  Kürschnergewerbe,  -zunft:  die  geworn 
viermeistern  des  kürsnerhandtwerchs,  Igl.  Stb.  V  220  c. 

kursner- haus*  stn.  Verkaufshaus  der  Kürschnerzunft  (?) :  es 
sol  auch  kein  meister  einer  dem  andern,  es  sei  auf  dem  k.  oder  auf 
einem  jarmarkt  kaufleute  ablayten  mit  schaun  oder  mit  winken, 
Igl.  Stb.  V  221a. 

kürsner-zeche   stswf.   Kürschner  zunft,  Traut.  Chr.  252. 

kurt  (nd.  u.  md.  Form  für)  kurz  s.  dies. 

kurteise,  kurtois  [aus  kurtoise,  kurtösie)  stf.  höfisches  Be- 
nehmen, feine  Bildung:  in  werder  kurteise  kam  da  mannec  er- 
wünschter lip,  W.  v.  W.  1363.  Her  Tristan  der  kurteise,  Trist.  1130. 
1349.  1445.  k.  kumpan,  1199.  diu  kiusche  u.  die  kurteise  Isöt, 
1490.  3755.  5840.  6202.  —  Tristan  der  kurtois,  1822.  vrech  u. 
kurtois,  73.  die  künigin  k.,  2595.  4067.  Kurvenal  k.,  6520.  als 
sie  wol  künde  leren  nach  gewonheit  ir  kurtois,  Rf.  257. 

kur-vürstisch   Adj.   kurfürstlich:  die  k.,  Eger.  Chr.  80. 

kurz  (aus  tat.  curtus)  Adj.  kurz,  gering :  das  er  seinem  eid  czu 
kurcz  getan  hat  (gebrochen,  nicht  gehalten),  Igl.  Bgr.  N.  104, 1  und  3. 
das  der  marscheider  seinem  aid  (durch  falsches  Bergmessen)  czu  kurcz 
und  unrecht  getan  hat ,  Igl.  Bgr.  41, 1  u.  2.  also  zu  kurtz  geschach 
nie  manne  (keiner  wurde  verkürzt,  benachteiligt  wie  ich),  Ack.  28, 18. 
des  was  im  die  wile  kurt,  Alex.  24459. 

kürze  stf.  1.  Kürze.  2  Verkürzung*,  Nachteil*,  2.  Traut.  Chr.  207. 

kürzen  swv.  (Prät.  kürzte)  ab-,  verkürzen,  kürzen:  er  vil  lilite 
der  erste  ist,  an  dem  sich  kürzet  lebens  frist,  Alex.  8996. 


440  kürzung  —  lächter 

kürzung   stf.   Verkürzung,  Beeinträchtigung,  Elbog.  Chr.  79,  20. 

kurz-weil  (kurz(e)-wile)  stf.  kurze  Zeit,  Zeitverkürzung,  Unter- 
haltung: mein  grosse  kurtzweil,  Sol.  2, 4. 

kurz -weilen  swv.  sich  die  Zeit  verkürzen,  vertreiben:  in  der 
herberg  —  iren  kwasz  in  trinken,  essen  u.  andern  iren  kurzweilenn 
erberlick  vertreiben,  Igl.  Stb.  V  177  c. 

küssel*  stn.  kleiner  Kopfpolster:  sie  warf  ir  ein  k.  dar  —  diz 
küssel  lege  under  daz,  koubet  sin,  Trist.  4866 ff.  uf  dem  k.  er  ent- 
slief,  4917. 

kust  {Gen.  kiiste,  kust)  stf.  Prüfung,  Schätzung,  AH  und  Weise, 
Beschaffenheit:  ist  da  icht  valscher  knste  bi  (steckt  da  eine  Falsch- 
heit dahinter),  Trist,  3820. 

ktts-zieche  sivstf.  Kissenüberzug,  Polsterzieche:  czwu  küsczichen, 
Tgl.  Stb.  V  149  c.    ein  stukl  leinbat  gestrefft  czu  kuscziechen,  V51b. 

kutel*  stm?  Knüttel?:  Wer  der  ist,  der  ain  bidermann  im 
rothaus  —  ans  maul  oder  an  hals  sieht  oder  rauftet  oder  mit  cutellen 
sieht  — ,  der  schol  aus  der  stat  sein  als  longe,  bis  er  des  hulde  ge- 
winnet, den  er  also  wetriwet  und  geslahen  hat,  Prag.  Str.  87. 

kutel  -hof  stm.  Schlachthof:  kuttelhof,  Traut.  Chr.  238.  in 
mactatorio  videlicet  kuthelhof,  Olm.  Stb.  98c;  Igl.  Stb.  III  242b  c. 
ez  schol  kein  fremder  fleischhacker  ein  k.  in  der  stat  haben,  Igl. 
Stb.  II  71b;  Eger.  Chr.  1200  S.  379;  Traut,  Chr.  238. 

kutel-iuül*  stswf.  wohl  eine  zugleich  als  Schlachthof  dienende 
oder  mit  einem  solchen  verbundene  Mühle:  uncz  an  das  turrndl  bei 
der  kuttlmül,  Olm.  Stb.  44. 

kut-ler  stm.  Fleischhauer,  der  einen  Schlachthof  besitzt:  ein 
iegleich  kutler  schol  den  eid  nemen  als  die  czwai  fleischhacker,  Igl. 
Stb.  1171c. 

kwas  s.  quas. 

L. 

lä  (lä,  Gen.  läwes)  Adj.  lau:  daz,  waz^er  kalt  oder  lä,  Ernst 2457. 

lachs-rorke*  (forhen  stf.  forhe  sivf.  förhel.  forhel  swf.  Forelle, 
forena,  tructa)  Lachsforelle:  ein  laxfohre,  Traut.  Chr.  30. 

lächter  fn.  =  kläfter,  bergm.  Klafter,  die  Maßeinheit  im  Berg- 
bau: czu  der  masse  auf  aine  f.,  Igl.  Bgr.  U— A  10.  igliches  lehen 
behelt  in  im  siben  1.,  Const.  II  2, 1.  das  czu  dem  minsten  die  silber- 
gruben umb  ein  berglachter  von  einander  steen,  also  das  peidenhalben 
der  rumpaum  sich  gemachsamclich  muge  umbkeren,  II  1,4.  Wenn 
ein  lehenherre  slechticleichen  ein  leben  vorleihet  (ohne  genauere 
Bestimmung),  so  soll  man  kein  ander  lehenschaft  verleihen  inne- 
wendig  dreien  virteiln  einer  masse  (mensure)  oder  eines  lochters, 
Const.  ITI  5, 16.  das  ercz  (in  einem  zu  messenden  Neufang)  sal  czum 
minsten  eines  lochters  lang  sin  czu  fusse  in  siner  sale  (Sohle, 
Wasserseige) ,  D I  R  I  13,  3.  Brenget  er  abir  sinen  stollen  an  di 
stat,  das  er  treuget  auderhalben  lehens  (=  IOV2  1)  tiff,  adir  czu  dem 
minsten  czehen  lochter.  so  heisset  is  von  rechte  ein  erbhaftig  stolle, 
DIB,  I  4, 3.  ein  lachter  lanch  muß  wenigstens  an  einem  Erbstollen 
in  Jahresfrist  gebaut  werden,  Igl.  U— B  §  15.  So  hat  sich  befunden 
in  der  meszleitber  (Geometer)  der  geometria  und  aritmetic  durch 


lacka  —  laffeu  441 

gemeine  3  ellige  klafftern,  die  thun  774  lochtern  oder  klaftern,  zum 
andern  so  helt  ein  dumplachter  4  elen,  (s.  holz-,  walt-ele)  so  ist 
der  Hrisenberg  hoch  581  dumplochtern,  das  macht  1920  elen  (a.  1569) 
Traut.  Chr.  S.  190.  lochter,  191.  226.  die  hoe  der  mauern  3  lochtern 
(sw.)  191.  —  40  lofter  holcz,  Eger.  Chr.  1174. 

lacka  (wohl  —  lachen  stn.  in  Zusammensetzungen  auch  lach) 
Decke,  Laken,  Tuch:  Carnifices,  institores  vel  mercatores  lackas  vel 
pannos  alios  cidere  per  ulnas  non  debent,  Ohn.  Stb.  93a. 

lade-brief  stm.   Vorladungsschreiben,  Traut.  Chr.  317. 

laden  (Prät.  ladete,  latte,  läte,  Part,  geladet,  gelät)  siov.  auf- 
fordern, berufen,  laden:  darum  got  der  sele  gnad!  dez  ich  in  mit 
bete  lad,  Dal.  9, 2. 

lader  stm.  der  einladet:  du  bist  diner  furstin  virratir  unde 
unsir  vient  ein  groszer  lader  (tschech.  snubce.  Freier,  Ehestifter,  — 
siehst  sie  ins  Land),  Dal.  125,  8  (56,  38). 

ladunge  stf.  1.  das  Aufladen.  2.  die  aufgeladene  Last.  3.  Ab- 
gabe, Steuer?    4.  Uferbefestigung.    5.  Vorladung  vor  Gericht:  5.  Die 

1.  —  vorher  ein  beguntnusse  und  ein  grünt  der  ordenunge  des 
rechten  genannt  —  ist  ein  redliche  heischunge  ader  furgebitunge 
czu  dem  rechten;  und  ettwenne  so  geschieht  si  von  dem  richter, 
wenn  er  kegenwortielich  gepeutet  einem  ader  beiden  teilen,  das  si 
für  im  steen  auf  einen  sichern  tag  u.  einer  dem  andern  antworte 
noch  dem  rechten,  Const.  IV  2,  1.  Auch  geschieht  di  1.  pei  des 
richters  poten,  der  dorumb  gesworen  hat.  Und  ist  es,  das  iener,  der 
geladen  ist,  als  oft  geschieht,  laukent,  das  di  1.  czu  im  nicht  komen 
sei,   so  mag  der  lader  das  behalden  mit  seinem  eit  an  czweiffel,  IV 

2,  2.  Die  1.  muß  mit  des  Bichters  gepot  und  nur  von  ehaftiger  not 
wegen  erst  am  Tage  des  Gerichtes,  sonst  spätestens  den  Tag  vor- 
her geschehen,  IV  2,  3.  Der  Vorzidadende  soll  persönlich  geladen 
werden,  ist  er  aber  nicht  kegenwortig  ader  leichte  sich  vorpirget 
ader  fleucht  das  recht,  so  sol  man  in  offenlich  laden  czu  seinem 
hause  mit  demselben  poten  —  und  zwar  in  grossen  ader  hefftigen 
Sachen  —  in  sotaner  weise:  der  gesworne  pote  sol  steen  für  dem 
hause  und  sol  in  laden  mit  gepote  des  richters  mit  offener  stimme, 
also  das  die  nachgepawern  und  di  furgeen,  hören;  —  dann  sol  er  di 
1.  sagen  des  richters  Schreiber,  das  er  si  seeze  in  des  gerichtes  tavel 
oder  acta  —  und  seezen  den  tag  u.  di  stunde,  das  er  auf  den  selben 
tag  czu  seinem  hause  offenlich  geladen  sei  und  das  das  gehört  haben 
di  nachpawern  und  di  do  furgingen,  IV  2,  4—5.  Es  ist  nimand  czu 
laden,  das  er  in  dem  gerichte  gestee  in  heiliger  czeit,  IV  2,  6.  _  Und 
alle  ladungen,  di  do  czu  dem  ordenlichen  gerichte  gescheen,  wi  wol 
man  das  nicht  redt,  idoch  sein  sam  panteidinge  czu  vornemen  (ver- 
stehen), IV  2,  6. 

lallen  stv  IV  gr.  Xuitxw,  lat.  lambo,  schlürfen,  lecken:  welche 
mit  der  hant  und  mit  der  czungen  1.  das  wasser,  als  die  hunde 
pflegen  zu  1.,  di  sunder  hinder  dich,  W-B  Richter  7, 5.  die  das 
wasser  1.,  7,6.  die  do  gelaffet  haben,  7,7.  das  vewer  lafte  das 
wasser  aus  (aquam  lambens),  Könige  III 18,  38.  An  der  stat,  do  das 
blut  Naboths  haben  gelecket  die  hunde,  do  werden  sie  auch  dein 
blut  laffen,  Könige  III  21, 19.     Ich  habe  gesehen  in  dem  slafe,  das 


442  läge  —  land-diet 

die  junckfrawen  plut  haben  gelafft,  Böhm.  Chr.  8.     s.  auch  unter 
Wasserleitung. 

läge  stf.  das  Legen,  die  Lage.  2.  Hinterhalt,  Nachstellung. 
3.  Lebensverhältnis,  Zustand.  4.  Beschaffenheit,  Art  und  Weise.  5. 
Warenlager,  Ort,  ico  etwas  liegt:  1.  uf  welcher  wege  läge  sie  vunden 
ir  mäge,  W.  v.  W.  5302.  lege  der  stat  1.  von  binden  =  pone  in- 
sidias,  W— B  Jos.  8,  2.  legte  L,  Par.  1113, 13;  Jer.  9,8.  sie  haben 
euch  betrogen  in  lagen  des  abtgotis  phegor  (insidiis  per  idolum 
Phogor),  Num.  25, 18.  si  in  hetin  löge  geleit,  Dal.  43,  34  (12,21). 
die  hüt  fixeren  —  nicht  in  diebes  läge,  Alex.  12452.  Paulus  wurden 
gemacht  kunt  ir  lag  (ihr  Mordplan),  T— B  Botenb.  9,  24.  mir  was 
deroffent  von  den  lagen,  di  si  im  heten  berait,  23, 30.  das  ir  muget 
gesten  wider  di  lagen  (heimlichen  neid  XI.  Bibel)  des  teufeis,  Eph.  6, 11. 

lägen*  läge?,  l^egel  aus  lat.  lagena,  kleines  Fäßchen,  Lägel: 
Abigail  —  nam  200  brot  und  czwfi  I.  weines,  W — B  Könige  125,18. 
fremde  pier  in  lagen  ader  flaschen  nit  herein  tragen,  Eg.  Str.  C118; 
Eg.  Chr.  N.  76.  heute  im  Egerl.  g'liagl.  =  Fläschchen,  czwu  lagen 
malnasir,  Igl.  Stb.  111316  c. 

lägen  swv.  1.  auflauern,  nachstellen.  2.  toonach  trachten: 
1.  die  veinde  lagten  irem  blute  (inhiabant),  W — B  Esther  9, 1.  er 
gedenket  von  mir,  das  ich  listiclicheu  sein  läge  (quod  insidier  ei), 
Könige  I  23,  22.  ein  lagender  per  (ursus  insidians)  Klagen  des,  Jer. 
3, 10.  so  läget  niemant  deiner  erden,  Ex.  34,  24.  die  wort  der  posen 
lagen  dem  blute ,  Sprichw.  12, 6.  an  dem  wege  läget  sie  als  ein 
pfadhauche  (wie  ein  Räuber),  23,  28.  ir  lagendes  vorretnusse,  Par.  II 
20,  22.  wer  sein  nicht  gelaget  hat,  Ex.  21, 13.  er  läget  in  der  vor- 
porgenheit,  Ps.  9,  8.  Herodias  di  lagt  im  (was  im  heimelich  neidig 
XI.  Bibel),  T— B  Mark.  6,  19. 

läger  stm.  Nachsteller,  insidiator:  briefe  Ammans  des  lagers, 
W— B  Esther  8,  5. 

lagunge*  stf.  Hinterhalt,  Versteck:  1.  =  latibulum:  die  wölken 
sint  seine  1.,  W — B  Job.  22,  14.  die  waren  czuhant  aufgestanden 
von  irr  1.,  Richter  20,  37.  2.  =  iusidiae:  mit  1.,  Ex.  21, 14.  sie  suchen 
der  vorterpnüsse  1.  (moliuntur  insidias),  Esther  16,  3  u.  6,  2. 

lamb-rel  stn.  Lammfell:  ein  schauben  von  czehen  lampfelen, 
Igl.  Stb.  V  220 d. 

Lamborder,  Lamborter  stm.  Lombarde,  spez.  Mailänder:  Dal. 
132,  6.  132,  8  u.  14  (59,  74).  136,  35  (59,  80). 

lampartisch  Adj.  lombardisch,  italienisch:  in  lampartischer 
zungen,  Trist.  6844. 

Lamperten*  (=  Lampardie,  Lampart enland)  Welschland,  Italien: 
euch  gruzent  di  bruder  von  lamperten  (welschen  landen  IX.  Bibel), 
T— B  Juden  13, 24. 

land-bern  stf.  hier  aber  stm,  Landessteuer:  Auch  sullen  die 
weingerten,  die  man  binnen  diesen  jaren,  oder  wann  das  ist,  an- 
hebet czu  bawen,  des  ungelts  und  des  lantpenies  und  aller  ander 
beswerunge  ewiclichen  frei  und  ledig  sein,  Stb.  Brüx  N.  108. 

land-diet  stfn.  Einwohnerschaft  eines  Landes:  mit  al  der  lant- 
diete,  sie  wseren  rihter  oder  amptman,  statrihter  oder  lantman, 
W.  v.  W.  1865.  daz,  mau  der  1.  mit  voller  gebiete  gebot  üf  räuber 
varen,  5908;   Eger.  Chr.  1045   1065. 


land-gericht  —  land-recht  443 

land-gericht  stn.  Landgericht:  Mind.  d.  Egerl.  S.  18;  Eger. 
Chr.  1045.  1065;  Elbog.  Chr.  127,19. 

land-geriehts-gesprech*  (=  lant-gesprseche )  stn.  beratende 
Landesversammlung,  colloquium  provinciale:  Die  purger  mugen  auch 
die  edeln  von  Merhern  (Mähren),  die  in  schuldik  über  czehen  mark 
silbers,  vierstunt  in  dem  jar  czu  den  chottempern,  wan  sie  sich 
samment  in  der  Stadt  czu  einem  1.,  umb  dieselbe  schult  vorladen, 
Brunn.  Str.  II 159. 

land-geselle  swm.  1.  Landbewohner.  2.  Landsmann:  2.  dir 
und  dinen  L,  Ernst  3917. 

land-kaus*  stn.  Wil  ein  man  aber  in  dem  1.  trinken  und  pringet 
—  sein  gefes  mit  im  dar,  so  sal  man  im  do  wein  ein  rechte  masse 
geben,  Prag.  Str.  123. 

land-herre  stm.  1.  Herr  des  Landes.  2.  dessen  vornehmster 
Vasall,  Adeliger:  die  1.,  W.  v.  W.  3781.  die  1.  der  philistin  (satrapae 
Philistinorum ) ,  W—  B  Richter  16,  8;  Könige  I  5,  11.  wenne  ein 
pflage  ist  gewesen  euch  und  ewern  lantherren,  Könige  16,5;  Prag. 
Str.  91.  er  sei  danne  ein  1.  ader  ein  purger,  der  mak  wol  mit  seinen 
knechten  swert  und  messer  füren,  19.  welcher  purger  (Bürge)  mit 
einem  1.  oder  mit  ein  andern  man  mit  gesampter  haut  unvorschaiden 
um  gelt  purgen  wirt,  und  gilt  (bezahlt)  der  1.  nicht  oder  leist  er 
[nicht]  als  ir  brieff  lautent,  und  stirbt  der  purger,  dieweil  so  sullen 
desselben  purgers  erben  von  seines  gut  halden  und  leisten  als  ir 
vatir  vorscriben  hat  3.  eczlichen  1.  oder  ritter,  Igl.  B  III  u.  71. 
Wenczlaw  kunig  czu  Behem  u.  Margraf?  czu  Merhern  etczlichen  lant- 
herren in  Behem  u.  seiuen  reten  zu  lib  auch  einen  bischolf  derwelte 
(gegen  den  Ulm.  Bischof  Joh.  v.  LeutomischT) ,  Ohn.  Stb.  54.  umb 
die  andern  Sachen  Avollen  wir  mit  den  1.  rittern,  stetten,  gemein- 
schaften  und  knechten  in  dem  lande  czu  Behem  ustragen  äne 
seumpnusse,  Saazer  Urkdb.  S.  179.  1.  u.  adelsperschonen  (so!),  Igl.  Ms.  9. 
barüne  und  lantherren,  Trist.  517.  vürsten  und  1.,  6771.  dem  konige 
und  dem  ].,  Ernst  4119.  4168;  W.  v.  W.  3781.  kain  1.  (es  steht  lancherr) 
nicht  ist  in  dem  lande  (Niederöst.),  der  euch  daran  mochte  bebolfen 
wesen,  Hohenfurter  Brief,  ein  1.  gnant  Stibor  „clugizhoubt",  Dal. 
189,  14  (85,  14).  auf  ermahnen  der  von  Plan  und  der  lantherren, 
Eger.  Chr.  169  S.  257.  di  lanthern  demutiginten  sich  gein  dem 
herczogeu,  Dal.  79,  12  (31,  72)  den  lanthern  er  kunt  tet,  98,  16 
(42,  38).  er  (der  kouig)  wolt  nur  al  lantherrin  czumal  totin  gern,  218,  35. 

land-man  sim.  —  1.  Landsmann,  Einheimischer.  2.  Land- 
bewohner, Landmann.  3.  zu  einem  Landgericht  bestellter  adeliger 
Beisitzer  als  Schöffe.  1.  der  hübsche  1.,  W.  v.  W.  5912.  einen  1. 
die  czwene  czu  herren  wolten  hän,  3920.  als  wol  der  1.  (indigena) 
als  der  pouman  (colouus),  der  do  pilgereimet  mit  euch,  W— B  Lev. 
18,  26.    es  were  burger  oder  lantman,  Ernst  1418.  4193. 

land-inaer  s.  laut-niser. 

land-maz,-weis:|:  Adv.  im  Lande,  allgemein:  als  lantmaszweisz 
gehoert  wird,  Elbog.  Chr.  43,  13. 

land-recht  stn.  1.  Hecht  eines  Landes  im  Gegensatz  zu  dem 
anderer,  zu  geistl.,  Lehen-  und  Stadtrecht.  2.  Hecht  des  einzelnen. 
3.  Gericht,  Prozeß,  Urteil  nach  diesem.  4.  Anspruch  auf  ein  Land. 
5.  auf  Grund  und  Boden  und  Abgabe  dafür,  Igl.  Str.  93.  290.  225. 


444  lant-richter  —  lant-sigel 

(36.)  (82.)  —  sint  dem  mal  und  sich  di  piderben  leut  aus  ewerer 
rechten  in  das  1.  geczogcn  haben,  das  ir  iczleicher  verwallen  ist  mit 
czehen  marken,  225.  wie  glubet  und  wilkure  alle  1.  brechen,  DIR 
22  c.  den  hern  unser  crone  Behem,  so  das  1.  besitzen,  Elbog.  Chr. 
129,  21.  di  hern  des  landrechtens,  130,  30.  130,  33.  wir  wollen,  das 
ir  ewr  1.  sollet  siezen,  wie  das  für  alt  herkomen  ist.  133,  3.  solche 
grenitzzeugnis  —  sollen  ins  1.  komen,  Traut.  Chr.  294.  er  bat  sie 
für  das  1.  presentiert,  Elbog.  Cbr.  21,  1.  die  burger  und  die  herren 
sind  zu  Prag  erschinnen  und  für  das  1.  gefordert,  23,29.  für  dem 
lantrechten  steen,  26,  1. 

land-richter  stm.  Vorstand  eines  Landgerichtes ,  Igl.  B.  II.  1. 
zum  Ellenbogen,  Eger.  Chr.  1079. 

land-schaft  stf.  1.  Land,  -schuft.  2.  dessen  Einwohnerschaft. 
3.  sämtliche  Landherren,  die  versammelten  Stände  eines  Landes: 
1.  in  drei  gleiche  teile  aller  deiner  erden  1.  (provinciam)  teile,  W — B 
Deut.  19,  3.  alle  1.  Juda  wil  ich  geben  in  di  hant  des  kuniges  von 
Babilon,  Jer.  20,  4  (omnera  Judani).  2.  daz  beide  reit  unde  lief  in 
nach  vil  der  1.,  W.  v.  W.  5510.  wider  euch,  gemain  und  1.  (Eger 
und  Umgebung),  Eger.  Chr.  1153.  das  ir  (aus  Eger)  neben  und  mit 
der  1.  daselbst  und  noch  gehaiß  unsers  (des  Kaisers)  pflegers  — 
ewer  hilf  erezaiget,  Eger.  Chr.  1175.  ein  erbar  rath  sambt  der  1., 
Eger.  1197  S.  371. 

land-schellig*  (von  lant-schal  stm.  =  lant-msere,  -rede,  allgem. 
Gerücht)  Adj.  allgemein  besprochen ,  Elbog.  Chr.  101,  11. 

land-scheppe  *  sinn.  Schöffe  eines  lantgerichts:  landrichter 
ader  1.  (beneficiarii  terrae),  Igl.  B.  n. 

land-scherin,  -schirin  stm.  Gewähr,  welche  der  Verkäufer  eines 
Gutes  gegen  die  Einsprache  anderer  übernimmt,  disbrigatio:  Henricus 
conqueritur  de  Petro,  quod  equum.  quem  ab  ipso  emit ,  promiserit 
sibi  in  terra  Moraviae  ab  arrestationibus  liberum  facere,  quod 
vulgariter  „lantscherm"  dicitur,  Brunn.  Str.  I  594. 

1  and- Schreiber  (lant-schribsere,  -er)  stm.  Land-,  -gerichts- 
schreiber:  sie  brachten  von  dem  1.  (von  der  Landtafel)  einen  brief 
versigelt  mit  seinem  insigel,  Igl.  Str.  246.  290.  des  konigreichs  zu 
Behaim  oberster  1.,  Eger.  Chr.  1052;  Traut.  Chr.  303. 

lands-dieb  (lant-diep  nur  Chr.  5.v 238,  1)  stm.  Landesfeind:  uf 
den  andir  lanezdib  (na  zemskeho  slodeje),  Dal.  125,  14  (56,  42). 

land-sez,z,e  (und  lant-ssez,e)  stm.  Landsasse,  im  Lande  Ange- 
sessener): der  wirdigeu  cron  zu  Beheim,  der  landsesse  wir  sind, 
Elbog.  Chr.  149,  19.  ewer  lantsessen,  Eger.  Chr.  1156.  ir  (vom  Egerer 
Pfleggericht)  werdet  mich  als  ein  lantsessen  hauthaben  und  schützen, 
1176.  die  1.,  Böhm.  Chr.  3.  wie  Boleslaw  hiz  den  lantsessen,  das 
sie  im  die  stat  Boleslaw  müren  solden,  31.  10.  geruche  deiner  lant- 
sessen wort  zu  boren,  49.  die  1.  wolden  des  jungen  konugs  nicht 
haben,  53.  wenne  mich  die  lantsessen  auch  gekorn  haben,  59.  er 
trat  im  vor  den  lantsessen  das  lant  abe,  62.  di  1.  vorsmeheten  iren 
forsten,  103.    der  kuuig  muss  den  lantsessen  glauben,  106. 

lands-hütter  st»,   eine  Art  Bewaffneter.  Traut.  Chr.  281. 

lands-knecht  s.  lanz-kneclit. 

lant-sigel*  stn.  Siegel  des  Landesherrn:  ir  k.  m.  (Majestät)  unter 
dem  1.  geschriben  haben,  Elbog.  Chr.  131,  22. 


land-sterbe  —  langen-derleidung  445 

land« sterbe*  sivf.  (vgl.  mhd.  sterb,  -e  swm.  das  Sterben,  an- 
steckende Krankheit)  swm.  über  das  ganze  Land  verbreitete  Epidemie, 
in  solcher  landsterben  sind  czu  Trautnaw  sechsdehalb  hundert  u. 
8  Personen  zugegraben  worden,  Traut.  Chr.  44. 

1  and- strafe  /'.  öffentl.  Weg  durch  das  Land:  In  der  lantstrase 
wolle  wir  czihen  uucz  bis  wir  geczihen  durch  deine  creisse  (terminos 
tuos),  W— B  Num.  21,  22. 

land-tag  stm.  Versammlung  zum  Landgericht,  Landtag:  den 
16.  november  ist  der  1.  verlesen'  worden  aufm  schlosz  ahhie,  Traut. 
Chr.  316. 

land-tafel  für  Landgericht  und  Protokollbuch  daselbst:  be- 
weisunge  aus  der  1.,  das  das  erbe  ir  sei.  Igl.  Str.  290  S.  195.  das 
er  vorkauft  hat  das  erb  czuni  kirchleins,  das  im  in  die  1.  gelegt  und 
geschriben  wer,  290  S.  193.  wen  es  ein  vreies  gut  wer  und  im  in 
der  1.  lege,  336.  Des  czugen  sie  sich  an  die  1.  —  wie  sie  di  yor- 
genanten  erb  verkauft  betten  dem  Eollen  und  das  were  in  die  1. 
komen,  246  und  237.  (22.  36.)  lantschreiber  der  kleinem  1.,  Traut. 
Chr.  303.  334.  iugresator  bein  der  grossen  1.,  338.  der  loblichen  1. 
zu  Prag,  Elbog.  Chr.  42,  37. 

lant-volk  stn.  1.  Einwohnerschaft  eines  Landes.  2.  Landvolk, 
1.  Ernst  3144. 

land-vride  swm.  öffentliche  Sicherheit,  Landfriede,  Igl.  Str.  (56) 
S.  324. 

land-wein  stm.  im  Lande  gewachsener  Wein:  ein  iczlicher 
weinschenk  sol  nicht  lenger  1.  schenken  nur  von  der  czeit,  als  sich 
die  moste  anheben,  uncz  uff  die  ostern,  Igl.  Stb.  III  39  b. 

land-wer  stf.  1.  Landesvverteidigung.  2.  Landesverteidiger. 
3.  Befestigung  der  Landesgrenze.  4.  bes.  die  rings  um  eine  Stadt 
gezogenen  Gräben  und  Schranken:  1.  sie  leiten  sich  ze  lantwer  gar 
mit  kreftigem  her,  Alex.  23875. 

land-wiz,z,ig*  Adj.  im  Lande  bekannt,  Elbog.  Chr.  21,  6. 

laue,  lahn*  m.  Lahn,  laneus  oder  mansus  kommt  der  Hube 
oder  Hufe  (mit  kleinen  lokalen  Abweichungen)  gleich.  In  Osseg 
hatte  der  Lahn  64  Strich  (mensura,  stricho);  die  Hube  in  PI  aß 
wird  einmal  mit  37,  ein  andermal  mit  40  Joch  berechnet,  sonst  ent- 
hält sie  meist  60  Strich,  Mitt.  d.  V.  f.  Gesch.  d.  Deutschen  i.  B., 
XV  3.  Heft  S.  170.  si  pastori  communi  solvitur  pretium  de  laneis, 
Brunn.  Str.  I  528.  unum  agrum  de  pluribus  agris  ad  laneum  spec- 
tantibus  sibi  (=  dem  subses  oder  emphitheota)  vendere  nou  licet, 
nisi  de  licentia  domini  speciali  (den  ganzen  Grund  darf  er  aber 
verkaufen),  I  281.    s.  ferner:  leheu. 

langen  swv.  1.  lang  iverden,  sich  ausstrecken,  um  etwas  zu  er- 
reichen. 2.  sich  ausstreckend  ergreifen  oder  3.  darreichen.  4.  unpers. 
verlangen,  gelüsten,  betreffen:  was  ich  getrawet  allermeist  zu  1.  (con- 
sequi),  das  verret  sich  von  mir  dester  breiter,  Sol.  62,  13.  langen 
an  =  bitten,  Elbog.  Chr.  22, 17.  23,  16.  51,  8.  als  weit  daz.  gelt  hett 
mngen  langen,  Igl.  Rspr.  XIII.  wer  denne  eldere  ausweisung 
(Hypothek)  haben  wirt,  der  selb  derheb  daz,  gelt  als  ferre  es  langt, 
Igl.  Stb.  III  40a. 

langen-derleidung*  stf.  Langmut,  T— B  Gal.  5,  22  (langmütig- 
keit XL  Bibel). 


446  lang-kaus  —  laster-meilig 

lang-haus  stn.  atriura:  zu  der  tdr  des  grossen  1.,  W— B  Ez. 
8,  7  u.  14.  vullet  das  1.  mit  toten ,  Ez.  9,  7.  das  1.  wart  dirvullet 
mit  dem  scheine  der  eren  des  kerren,  Ez.  10,  4. 

lang-helnricht-  Adj.  mit  langem  Stil  versehen:  1.  beil.  Traut. 
Chr.  100. 

lang-seme  (lanc-sam,  -seim,  -e)  Ach:  langsam:  er  zogete  1. 
uude  seine,  Trist.  1684. 

lang-sitig  Adj.  lange  Seifen  habend:  die  (jungen  Katzen)  sind 
wol  getan  lancsitic.  Schretel  331. 

lang-Tolendung     stf.  Langmut,  T— B  II.  Tim.  3,  10. 

laug-wesundig*  Adj.  langdauernd:  aus  alder  1.  gewonheit, 
Olm.  Stb.  77  S.  50. 

lanke,  lanche  stwf.  Hüfte,  Lende.  Weiche:  ein  gurtel  was  um 
sein  lanken,  T— B  Mark.  1,  6.  von  dem  wucher  seiner  lanken  (fruckt 
seiner  lenden,  XL  Bibel)  —  von  einem  seiner  Nachkommen ,  T — B 
Boteub.  2,  30.  dersuckter  der  kerzen  und  der  lanken  (nyren, 
XI.  Bibel),  Offenb.  2,  23.  begurt  eure  1.  in  der  warbeit,  Epk.  6, 14. 
begurt  die  1.  eures  gemüts,  I.  Peter  1,  13.  nock  was  er  in  den  1. 
des  vaters,  Juden  7,  10. 

lankenier  stn.  Decke  über  die  lanken  des  Bosses:  kovertiure 
und  1.  darüf  (auf  das  Fferd)  geleit,  Ritterf.  112.  manic  ungekiure 
tier  truoc  do  ricke  L,   Alex.  13180. 

lanue  stswf.  Kette:  er  nam  den  bern  bi  der  lannen,  Schretel  34. 

lanz-kneckt-glach*  stf.  Gelage  nach  AH  der  Landsknechte, 
Kneiperei:  die  jungen  bürger  zu  Trautnaw  haben  ein  1.  angericht 
—  und  8  fasz  bir  ausgetrunken,  Traut.  Chr.  156. 

lapke*  (wohl  aus  dem  Tschech.)  siom.  Bäuber,  latro:  der  da 
diebe  und  lapken  keget,  an  derselben  Stellen  staudenrauber  genannt, 
Igl.  B  61. 

laquariz  (lakerize)  swf.  Süßholz,  Lackritze,  aus  mlat.  liquiritia, 
grieck.  y'/.vxvQQitu,  Prag.  Str.  100  u.  101. 

lasch  s.  löschen. 

last  stm.  auch  f.  1.  Last,  Menge,  Masse,  Fülle.  2.  bestimmtes 
Baum-  oder  Gewichtsmaß:  1.  ir  kerze  truoc  den  süez,en  last,  W.  v.  W. 
2863  xl  4196.  swer  ist  der  last,  den  wir  alle  tragen,  Hier.  216,  22. 
der  künielicker  tilgende  last  da  vor  allen  künigen  truoc,  Trist,  2506. 
2.  Samkaufi's  einen  last  ader  einen  kalben,  Ölm.  Stb.  55.  eine  last 
beringe,  Igl.  Stb.  II  156a,  czwen  leste  keriuge,  II  156a. 

laster  stn.  Schmäh/WM),  Schimpf,  Schmach,  Schande,  Makel: 
wirt  wan  laster  sin  gewin,  Trist.  1388. 

laster-b::lg  (laster-balc)  stm,  Schandbalg,  ein  Schimpfwort:  ker 
tot,  böser  1.,  Ack.  15,  13. 

laster-ba?re ,  -bere  Adj.  Schi'nqrf  bringend,  Schmach  'ver- 
dienend: Aber  ir  mau  was  berte  und  gar  1.  und  pöse,  W — B  Kön. 
I  25,  3. 

laster-berig  (bserec)  Adj.  nach  lasterberigem  sundigen  leben, 
Hier.  39,  18.  1.  gewonheit,  194,  15.  sein  1.,  unfletige  begenvng  vol- 
bnngen,  211,  5. 

laster-meilig  Adj.  mit  einem  laster-meil  =  Schandfleck  be- 
haftet (bei  L.  nur  noch  Fasn.  254,  21)  euch  (Tod)  sei  zu  erbe  und 
eigen  gegeben  1.  Schändung,  Ack.  7,  15. 


läsür  —  lauf  447 

läsiir  (auch  läzür,  -e,  aus  mlat.  lazurium,  lasuruni,  lab  lapis 
lazuli  (vom.  pers.  lazür)  stn.  Lasur:  in  sime  schild  lag  ein  ar  üz, 
1.  und  von  golde  clär,  W.  v.  W.  7273.  uff  blaw  lasür  licht  gemal 
sonne,  monde  und  Sterne,  Ernst  2038.  in  läz,ür  ein  guldin  or, 
Alex.  5675. 

late  s.  lote. 

latich  (latech,  -e,  leteche)  stsivf.  Lattich,  aus  lab.  lactuca:  un- 
gesäuertes brot  mit  wildem  1.,  W — B  Ex.  12,  8. 

laub  (loube)  swstf.  PI.  louben,  löuben:  1.  bedeckte  Vorhalle 
z.  B.  vor  einem  Kloster.  2.  Schwibbogengänge  als  Verkauf splatz. 
3.  Raum  unter  der  Stiege  einer  Kemenate.  4.  Speicher,  Kornboden. 
5.   Gerichtshalle.    6.   offener   Gang   im  oberen  Stockwerk,    Galerie: 

1.  Mardocheus  onch  alle  tage  wanderte  vor  der  lauben  des  houses 
(vestibuluin) ,  W— B  Esther  2,  11.  —  2.  ein  haus  gelegen  underu 
lauben,  Igl.  Stb.  V  148  a. 

laub  (loup,  -bes,  PI.  loup  und  löuber)  stn.  Laub,  Blatt:  ainen 
faigpaum,  habent  die  leuber  —  er  vant  nicz  an  im  neur  die  leuber, 
T— B  Mark.  11,  13. 

laube  stf.  Erlaubnis:  so  das  sie  mit  1.  unfugen  und  hochverten 
(ut  insolescat  per  licentiam),  W— B  Esther  3,  8.  mit  1.,  Eg.  Chr. 
N.  1116.  gunne  mir  in  freundlicher  1.  (gestatte  mir),  Hier.  200,  27. 
äne  1.,  Stb.  Brüx  304;  Traut.  Cbr.  18.  216.  226.  mit  unser  gunst 
und  1.,  Olm.  Stb.  113.  mit  1.  des  richters,  Const.  IY  17, 1.  äne  — 
sunderliche  laube.  Const.  I  7,  7;  III  5,  1;  II  4,  13;  II 1,  11.  ich  sage 
dir  mit  loube  daz,,  Trist.  3964. 

laubech  (löubechin,  Dem.  von  loup)  stn.  Laub:  di  schtrosek 
und  das  1.  zu  padstuben,  Igl.  Stb.  111212  a. 

lauben  swv.  1.  Laub  -bekommen:  der  walt  ouch  von  im  (dem 
lenze)  loubet,  Alex.  4291.    der  walt  kau  von  dir  (Gott)  lonben,  57. 

2.  L.  suchen,  tr.  ent-,  auslauben  den  Weingarten  z.  B.  Und  das  1. 
ist  auch  verboten  nach  dem  lesen  denn  idermann  in  dem  seinen, 
Chlnm.  VIII  38. 

laub-ros  stf.  Laubhüttenfest:  der  messtag  der  Juden,  di  laub- 
roz,  (laubrost,  XI.  Bibel),  T— B  Job.  7,  2. 

laub-val*  stm.  =  laub-ros:  in  den  höchsten  hoczeiten  sam 
Ostern,  pfingsten,  lawbfel,  W — B  Ez.  45, 17. 

lauen  (louch)  stm.  Lauch:  so  möht  er  lieber  graben  louch  in 
sines  vaters  garten,  Alex.  3268. 

lauetz-kuntschat't  stf.?  sie  haben  beden  teilen  —  iren  bewust 
ein  lauetz  kuntschaft  (Bezeugung  eines  Tatbestandes)  geben,  Elbog. 
Chr.  98,  14. 

lauf  (louf  PI.  löufe  und  leufe)  stm.  Lauf,  Umlauf,  Lauf  in  der 
Musik,  Lauf  des  Schicksals;  Ereignis,  Verlauf  einer  Sache:  1600  zil 
oder  leuf  (roßleuf,  XI.  Bibel,  stadia),  T  —  B  Offenb.  14,  20.  do  si 
hetten  gerudert  als  25  leuf  (stadia),  Joh.  6,  19.  Und  das  ist  niemande 
swer,  wo  man  des  rechten  ordenuuge  olso  in  seinen  leuffen  seliclich 
beheldet  (in  causarum  processibus  feliciter  observari),  Const.  IV  7,  10. 
Nu  mocht  es  gescheben,  das  ezlicher  gern  mit  dem  rechte  das 
urteil  straffte  und  er  doch  di  weise  und  die  leufe  darzu  nicht  weis, 
als  di  fursprechen  site  haben,  Igl.  Bspr.  VI  S.  55. 


448  laufen  —  lauter 

laufen  (loufen,  lief,  geloufen)  stv.  V.  laufen:  dise  vor  loufende 
wort  (die  vorher  erwähnten  Worte),  Alex.  10201. 

laufer  (löufsere,  loufaere)  stm.  Eilbote,  cursor  (einmal  Über- 
Setzung  von  dromedar).  Und  die  1.  eilten,  die  do  waren  gesaut,  zi; 
erfüllen  der  gepitunge,  W— B  Esth.  3, 15 

lauft,  PI.  leuft  (louf,  PI.  löufte)  =  lauf:  ein  kastell,  da^  da 
was  bei  dem  zil  von  Jerusalem  als  60  leuft  (stadia),  bei  namen 
Emaus,  T— B  Luk.  24,  13.  grosse  scbeden,  die  wir  in  diesen  czeiten 
und  löwften  von  den  keczern  (Husiten)  empfangen  und  geliden 
baben,  Stb.  Brüx  N.  194.  in  disen  aufrurischen  leufften,  Eger.  Cbr. 
1195.  er  west  selbs,  wie  sieb  die  leufft  itznnd  allenthalben  swer 
und  swind  bielten  —  wo  sich  die  leufft  pesser  und  anders  sebicketen 
—  wolt  ein  e.  rat  ein  tag  doran  machen,  1178.  di  weil  Endres  in 
den  lewften  eim  rate  viel  und  ofte  widerspemgk  [gewesen],  Elbog. 
Chr.  70.  auch  in  den  leuften  (während  der  kriegerischen  Ereignisse) 
kein  stadtrecht  gesessen  ist,   51,  31. 

laugen,  laukeu,  louken,  -enen  (louken,  lougen,  -enen)  swv. 
leugnen,  verneinen,  widerrufen:  Nu  loukente  Sara  (negavit)  W — B 
Gen.  18,  15.  bischofe,  die  got  mit  worten  loben  und  laukenen  sein 
mit  iren  schemlichen,  snoden  bösen  werken,  Hier.  215,  18. 

laugen  stn.  das  Leugnen,  Verneinen:  wä  man  mit  sorgen  tougen 
minnet  üf  ein  1.,  Alex.  752. 

laukenung«*,*  laukunge,*  leukunge*  stf.  das  Leugnen:  1.  ein 
1.  wider  den  hohsten  got,   W— B  Job.  31,  28.    2.  von  bewerunge  u. 

1.  so  wirt  di  sache  ader  das  ding  czweifelhaftig,  Const.  IV  11  EM. 
3.  Alle  siechte  1.  noch  seinem  wesen  hat  keine  beweisunge,  IV  11,  3. 
(negativa  nulla  est  probatio);  die  1.  slechticlich  mag  nimmer  bewert 
werden  (negantis  factum  —  nulla  est  probatio),  IV  11,  3. 

lauschen  s.  löschen. 

laut  (lüt)    stm.    1.  Laut,  Ton,   Stimme.    2.  Inhalt,  Wortlaut: 

2.  noch  des  pnehes  laute,  Igl.  Str.  65,  4  und  253.  wider  unser  brieff 
laute  —  geleidigt  werden,  Mind.  d.  Egerl.  19.  noch  der  hantfesten 
und  des  buches  laute,  Igl.  Bgr.  91.  nach  eurer  underweisung  laute, 
Igl.  Rspr.  IL 

laut-barn,  -bern  (lüt-bsern)  swv.  (bei  L.  nur  aus  Trist  13615 
tmd  Pf.  üb.  3,  117  Var.)  1.  bekannt  machen:  der  schol  es  dem  richter 
lautpern,  Brunn.  Str.  II 191.  2.  laut  Anspruch  erheben:  gelautpert, 
Igl.  Str  82  b. 

laut-ber-keit*  (von  lüt-baeren)  stf.  Erhebung  eines  Einspruches 
beim  Prozeß,  protestatio:  Aber  in  der  Sachen,  wo  man  sich  berufft, 
an  alle  lautperkeit,  so  beheldet,  der  do  gesiget,  di  koste  auf  den, 
der  überwunden  ist,  Const.  IV  19,  6. 

laut-berunge*  stf.  Einspruch:  umb  laupperuug  ader  bekennt- 
nuss,  Olm.  Stb.  84. 

lauten  (luten)  swv.  1.  ertönen,  laut  werden.  2.  mit  Subst. 
präd.  heißen,  bedeuten.  3.  laut  iverden  lassen,  ausrufen.  1.  lauten 
werden  ire  vlute  sam  vil  wasser  =  sonabunt,  W— B  Jer.  51,  55. 
Do  er  saezte  die  e  den  regenen  und  den  wek  den  lautenden  hageln, 
doselbist  sach  er  sie  (die  Weisheit),  Job.  28,  26. 

lauter  (lüter)  Adj.  klar,  lauter,  rein:  das  lauter  wasser,  das 
von  regen  nidervelt,  Igl.  Stb.  III  A  138  a. 


lauter  —  laut-menmge  449 

lauter  (lüter)  stf.  Lauterkeit,  Klarheit:  die  lauter  Gotes  uni- 
leucht  die  hirten,  T— B  Luk.  2,  9.  nach  dem  gewalt  seiner  1.  (klar- 
heit,  XL  Bibel),  Kolosser  1,  11. 

Inuterlicli  (lüter-liche,  -en)  Adv.  auf  klare  deutliche  Weise: 
ich  hitt  1.  um  gotes  willen,  das  es  ausgericht  werde,  Igl.  Stb. 
V67b. 

lauter-trank  s.  lüter-trank. 

läutern  (Hütern,  lütern)  swv.  läutern,  reinigen:  Vater,  lauter 
deinen  nameu  ich  hab  geläutert  u.  aber  lauter  ich,  Joh.  12,  28.  ich 
hab  dich  geläutert  auf  der  erde  und  nu  vater,  lauter  mich  bei  dir 
selber  mit  der  klarbait,  17,  4.  17,  10. 

lauterunge  (liuterunge,  lüterunge)  stf.  Erläuterung,  Erklärung: 
Di  bewerunge  ist  eines  czweifelhaftigen  dinges  redliche  1.  =  legitime 
facta  declaratio,  Const.  IV  11,  1. 

laut-mser  Adj.  öffentlich  bekannt:  si  (die  stad  Prag)  wirt  erber 
gar  und  lautmär  an  alle  vär,  Dal.  31,  25  (7,  14).  so  wirt  unser  siecht 
(Geschlecht)    lautmer   (Jir.,   lant   mer   Hanka),    83,  10  (34,  7). 

laut-mei'-keit*  (von  lut-maeren  swv.  verkünden)  stf.  Erhebung 
von  Einspruch,  protestatio :  Und  mugen  auch  vil  andere  1.  gescheen, 
Const.  IV  10,  7  u.  8. 

laut-nieru  (lüt-mperen)  swv.  kunt  tun:  meld  ich  und  lautmer, 
was  dir  laides  von  uns  widerfaren  sei,  Ack.  3,  3 ;  Prag.  Str.  N.  27. 
er  sol  es  lutmern  in  den  vier  benken  in  dem  gericht,  25.  gelaut- 
niert,  17.  21.  die  Vormunden  an  undirlas  sich  kegen  dem  prieff  haben 
gelautmert,  Igl.  Str.  256.  si  lautmerten  sich  da,  als  oft  als  si  sein 
czu  einem  rechten  bedurften,  249.  das  si  vor  den  vierpenken  den 
capplan  (vom  selgeraet)  nicht  gelautmert  hat  in  der  antworte,  242. 
die  vrawe  1.  sich  mit  dem  briefe  von  den  scheppen  u.  nicht  kegen 
dem  bergmeister,  Igl.  Bgr.  90,  4.  ab  der  antworter  gelautmert  habe, 
(protestatus),  Const.  IV  7,  6.  veyth  fleischaker  hat  sich  gelautmert 
zu  dreimal,  ob  wer  war,  der  do  het  czu  im  czu  sprechen,  er  ste 
und  wel  einem  iedem  zn  recht  sten,  Igl.  Stb.  IV  248  d;  IV  204  c. 

laut-menmge,  leut-nienmge  (lüt-maerunge)  stf.  1.  Bekannt- 
machung, bes.  einer  Verlobung.  2.  Protestation* ,  Igl.  Bgr.  56, 1. 
Und  di  1.  (protestatio)  ist  also:  in  den  ersten  anefange  des  krieges 
so  beseczt  der  furspreche  seinem  manne  ader  frawen  (den  er  bei 
Gericht  vertritt),  wie  sie  heisset,  sein  recht  gancz  czu  sein,  das  er 
holunge  seines  rechten  gehaben  muge,  als  ofte  in  des  not  wirdet,  Const. 
IV  10, 3;  auch,  das  er  dem  selbscholdigen  (seinen  Klienten)  muge 
seine  sache  erholen  und  widerpreugen  pei  im  (selbst)  ader  einem 
andern  fursprechen,  als  dem  selbschuldigen  dunket  allerpeste  sein, 
IV 10, 5.  Und  disen  artikel  sein  gewont  di  fursprechen  ausczu 
nemen  in  der  1.,  ab  si  keiner  (irgend  einer)  pusse  vorvallen,  das  di 
selbscholen  des  nicht  engelten,  IV  10,  6—8.  Es  sein  gewont  di 
sachwalden  vil  leutmerunge  und  infelle  czu  tun  (multas  prostationes 
ac  intricationes) ,  IV  6,  4.  äne  1.  (sine  denuntiatione,  nämlich  Aus- 
rufung in  der  Kirche)  soll  ein  verwüstetes  (z.  B.  ertrunkenes)  Berg- 
werk, andern  Bergleuten  verliehen  werden,  II  4,  9.  mit  1.  (protestatio), 
P7  19,  5.  der  sol  dem  putel  von  iczlicher  1.  zwen  haller  und 
nicht  mer  geben,  Prag.  Str.  121.  von  den  andern  gemein  1. ,  die  in 
dem  gerichte  gesehen  —  sol  man  ein  gros  geben,  77.   kost  (Prozeß- 

Jelinek,  Wörterbuch.  ^9 


450  lautrikeit  —  leben 

kosten)  soll  mau  fordern  in  dem  anefange  des  krieges  mit  1., 
Const.  IV  19,5.  nach  sulcker  L,  Igl.  Str.  249.  an  alle  ansprach  — 
u.  an  alle  L,  308  S.  215.  309  S.  222. 

lautrikeit  (lüter-keit,  -keit)  stf.  Reinheit:  di  1.  der  luft,  Sol.  54,  5. 

lautung*  (lütunge  bei  L.  nur  resonatio  DFG  494c)  stf.  =  Wort- 
laut: nach  der  prieff  1.,  Igl.  Bgr.  44. 1.  noch  seines  prieffes  1.,  Igl. 
Rspr.  XVII. 

lax-fohre  s.  In  chs- vorne. 

laz.  (G.  laz.z,er)  Adj.  matt,  trage,  saumselig:  ich  bin  der  lide 
nicht  zu  laz,  (könnte  mich  noch  handgreiflich  an  meinen  Feinden 
rächen),  Ernst  610.  Isot  mit  rede  nicht  zu  laz,  was,  Trist.  3784. 
min  laz,z,er  munt,  Bf.  322.  46.  der  junge  und  valsches  laz,  (frei  von 
Falschheit),  Alex.  3233.  3040.  ich  wil  gen  valsche  den  laz,z,en  nimmer 
darumbe  gehauen,  507.  der  ber  was  von  dem  gene  (vom  Marsche) 
laz,,  Schretel  179.  der  ber  was  von  dem  strite  laz,,  276.  si  — 
schallen  von  im  ewicleich  quit,  ledig  und  lass  (frei,  unangefochten) 
sein  aller  ansprach  und  vorderung,  Igl.  Stb.  II 139  d.  owe  du  laz,z,er 
tot,  du  sümest  dich  an  mir  äue  not,  W.  v.  W.  2562.  ob  sie  der  witze 
sin  so  laz,,  3888.  er  hielt  ez,  (daz,  laut)  furbaz  mit  siner  zcung 
(Nationalität)  laz,,  Dal.  165,  81  (72,106). 

läz,en?  laz,z,en  stv.V.  (auch  län,  Prät.  lie,  lien,  liez,,  gelän,  län) 
lassen,  ent-,  verlassen,  aufgeben;  sich  benehmen;  zurück-,  hinter- 
lassen; refl.  aufhören:  daz,  autlitze  er  nider  liez,  (senkte  das  Haupt), 
Alex.  1358.  vom  wurken  (Herstellung  zweier  Altartücher)  sol  man 
lassen  von  meiner  narung,  Igl.  Stb.  V  240c.  die  jeger  beten  gelassen 
(die  Hunde  losgelassen)  ze  einem  hirz,e,  Alex.  18  958.  Parmeniö  sich 
nicht  laz,z,et,  8128.  Judith  was  sein  gelassene  (hinterlassene)  hous- 
vrouwe,  ein  witwe,  W— B  Judith  8,  4. 

laz,-heit  stf.  Müdigkeit,  Trägheit:  ewer  purden  sweres  ge- 
wichtes uncz  bis  zu  der  1.  sint  vorfaulet  und  czumüschet  mit  ein- 
ander, W— B  Js.  46, 1  u  2. 

leb,  -e  (lewe)  swm.  Loire:  Sathanas  —  nu  als  ein  leb,  nu  als 
ein  trach,  Sol.  47, 12.  48,24;  W— B  Num.  24.  9  u.  23,  24.  der  hunde 
einen  hiez,  er  striten  mit  einem  leben,  Alex.  21304.  er  (Ottokar  II.) 
hat  recht  eines  leben  herczen ,  Böhm.  Chr.  92.  starke  leute  als  die 
leben,  7. 

lebart,  -e5  lebhart  stsmn.  Leopard:  der  1.  wirt  ligen  mit  dem 
pocke  (pardus),  W — B  Js.  11,  6.  als  ein  lebhart,  Sirach  28,  27.  der 
lewart  wachende  ist  über  ire  stete,  Jer.  5,  6.  lebarte,  seltssen  tiere, 
Alex.  14627. 

lebe-lich,  lebe-liclien  s.  leblich,  leb-lichen. 

leben  swv  leben,  erleben;  kräftig,  frisch  sein:  die  tür  des 
lebenden  holzes  hat  der  engel  in  der  huote  sin,  Legende  178  da 
von  (durch  das  Fieber  nach  dem  Bade  in  Kydnos)  der  wolgetäne 
wart  lebender  witze  äue  (==  ohnmächtig),  Alex.  6338.  ez,  (der  Abschied 
ihres  Mannes)  brähte  lebendigen  tot,  9325.  ist  er  (Tristan)  tot 
iuch  (beiden  Lsolden)  bi  lebendigem  leben,  Trist.  283. 

leben  stn.  1.  Leben.  2.  jungez.  1.  =  Jugend.  3.  Stand,  Orden: 
äne  strit  grelouben  wir  kristenlickez,  leben  =  Christenglauben, 
W.  v.  W.  6159.  ob  sie  (die  Bewohner  von  Tyrus)  vintlichez,  leben 
(Feindschaft)  gegen  im  erzeigen  wolden,  Alex.  5202. 


lebendig  —  lgbs  451 

lebendig  Adj.  lebendig:  auf  des  beiden  seifen  lebendiges  holz 
wechset,  Hier.  7, 11.  halde't  euch  an  den  gruntfestigen  lebendigen 
stein,  den  got  erweit  hat,  und  bawet  dorauf  als  lebendige  steine, 
Hier.  57,  2.  in  des  hiinels  lebendigem  lande,  105, 15.  so  werden  sie 
(die  auferweckten  Toten)  mit  lebendiger  stimme  sulchen  irresal  (der 
Ketzer)  alzumal  vorterben ,  133,  7.  wenne  —  das  vleisch  lebending 
erscheinet  (caro  viva),  Lev.  13, 10. 

lebe-tag  (lebe-tac,  -tage)  stswm.  1.  Lebenszeit,  Leben.  2.  Lebens-" 
unterhalt:  als  unser  leptagen  bis  her,  W.  v.  W.  5050.  von  euch  bin 
ich  —  gnter  lebtag  enterbet  und  aller  wunnbringenden  reut  ge- 
eussert,  Ack.  4, 16.  Enteigent  habt  ir  mich  aller  wunnen,  beraubt 
lieber  lebtag.  enpfreit  micheler  eren,  12,3.  in  besten  leptagen,  in 
besten  wirden  —  haben  wir  (Tod)  sie  empfangen,  19,  6.  gein  der 
alle  schcene  tot  was,  die  bi  iren  lebetagen  maget  oder  vrouwe  mochte 
tragen,  Trist.  4465. 

lebinne  (lewinne)  stf.  Löwivme:  Secht  das  volk  ersteet  als  ein 
1.  (leaena)  und  recht  sam  ein  lebe  wirt  es  aufgericht,  W — B 
Num.  23,  24.  Leinende  hat  her  geslafen  als  ein  lebe  und  als  ein 
lebinne,  die  niemant  tar  gewecken,  Num.  24,  9. 

leb -kücher  (lebe-küecher)  stm.  Lebküchner,  Lebzelter:  die  ge- 
mein der  1.  und  Oler  sollen  einander  nicht  ins  Handioerk  greifen, 
Olm.  Stb.  120. 

leb-lich  Adj.  des  Lebens,  lebend:  min  vater  —  het  bi  lebe- 
licher  kraft  (bei  Lebzeiten)  eines  fürsten  tohter  mir  behaft,  die  ich 
nach  sime  töde  nam,  W.  v.  W.  6631. 

leb-lichen*  sivv.  lebendig  machen,  beleben:  der  geist  ist,  der 
leblicht  (lebendig  macht  XI.  Bibel),  T — B  Job.  6,  64.  der  seine  sele 
verleuset,  der  leblicht  sie,  Luk.  17,  33.  Kristus  leblicht  auch  euer 
todig  leib,  Römer  8, 11.  er  enczamt  leblicht  euch  mit  im,  Kolosser 
2,13.  als  si  al  stürben  in  Adam,  also  werden  sie  auch  geleblicht 
in  Kristus,  I.  Korinther  15,  22.  daz,  du  seest,  daz,  wirt  nit  gelebe- 
lich[tj,  I  Korinther  15,  37.  Got,  der  da  leblicht  alle  dink  in  Jhesu 
Kristo,  I.  Tim.  6, 13.  als  der  vater  derstet  (erweckt)  di  toten  und 
leblicht  si,  also  leblicht  auch  der  Sun,  di  er  wil,  Job.  5.  si  aus- 
legten ire  kint,  daz,  si  icht  wurden  geleblicht  (am  Leben  blieben), 
Btb.  7, 19. 

lebs  (auch  lefs,  -e)  stsivf.  1.  Lippe.  2.  Hänkel  an  einem  Gefäß: 
1.  slaeb  in  ous  den  lebsen  meiner  liebe  (ex  labiis  charitatis  meae), 
W — B  Judith  9, 13.  zu  vordrist  wenne  ich  bin  unbesnitner  lebsen 
(praesertim  cum  incircumcisus  sim  labiis),  Ex.  6,  12.  (vgl.  unbesnitnes 
muudes,  Ex.  7, 1),  petende  mit  czehern  und  mit  der  lebsen  bewegun^e 
in  der  stille  sprechende,  Judith  13,  6.  In  allen  disen  dingen  hat  Job 
nicht  gesundigt  in  seinen  lebsen,  Job.  2, 10.  mit  seinen  lepsen  weiset 
der  kunig  (labiis  enim  regit  rex) ,  Const.  IV  9,  3.  ain  wunden  ob 
dem  obern  lebsen,  Igl.  Stb.  V  243b.  Und  nur  alleine  di  lebsen 
(Lippen)  wurden  gerurt,  Könige  1 1, 13.  2.  Mache  auch  einem  ereinen  1. 
mit  seinem  gründe  czu  twachen  (Waschbecken),  W— B  Ex.  30, 18. 
25,  24.  ein  erein  mer,  von  dem  lebs  czu  dem  lebs  sinewelle,  Par.  II 
4,  2.  einen  guhleinen  lebs  ümb  und  ümb  u.  dem  lebs  ein  crone 
mit  geteilten  siechten  veldungen  durchgraben,  vir  vinger  hoch, 
Ex.  25,  25.     Aber  die  dicke  der  twahen  (luteris,  Waschbeckens)  was 

29* 


452  leb-zelter  —  leena 

gegen  dreien  halben  virdungen  und  sein  lebs  (Band)  was  sam  ein 
kelck  lebs  und  sam  ein  blat  einer  gekrümten  lügen,  Könige  III  7,  26. 

leb-zelter,  lezelter  stm.  Lebzelter:  leczelter,  der  markt  steet 
in  jarmarkt  oder  an  der  kirwei,  der  schol  geben  2  pfenn.,  Budw. 
Urkdb.  N.  477. 

leche- liehen  (lache-,  leche- liehe,  -en)  Adv.  auf  lachende, 
freundliche  Weise:  darunder  1.  glänz  ein  munt  durchliuhtec  rot, 
W.  v.  W.  1509.  ir  minneclich  wol  stender  munt  stunt  ir  1.  gar, 
4319.  mit  mangem  munde  rösevar,  die  1.  stunden,  Alex.  23703.  der 
munt  ir  stunt  1.  rot,  21051. 

leckner  s.  lehner. 

lechzen  sivv.  Intens,  zu  lecheu.  austrocknen,  lechzen :  seine  sele 
begonde  1.  (aestuavit),  W— B  Judith  13,  29. 

lecken  swv.  (ivohl  =  lecken,  benetzen,  mit  dem  Badwadel  be- 
streichen): seit  der  ersten  von  leim  (Lehm)  gelecket  mans  czeit, 
Ack.  11,5. 

lecker  stm.  1.  Tellerlecker,  Schmarotzer.  2.  Possenreißer. 
3.  Schelm:  Ist  aber,  das  ain  lekker  ader  ain  lotter  imande  sulche 
scheltrede  tut  smeheleich  (scurro  vel  lotarus),  Igl.  B  46. 

leder-röt  Ad),  rot  icie  Leder:  tuech,  die  helft  praun  und  die 
helft  lederot,  Igl.  Stb.  V  276  b. 

ledig  1.  Ad],  ledig,  frei,  unbehindert.  2.  mit  Dat.  den  Besitzer 
verlierend  und  dem  Le'hensherrn  anheim fallend:  1.  Und  also  lange  es 
nicht  austruckent,  so  sei  es  1.  (liberum)  einem  iden  manne  czu  bauen, 
wo  er  wil,  idoch  nach  in  (den  Erbsiolnern)  auswendig  dem  vierden 
halben  leben  (vom  Stollenort  entfernt),  Const.  II  5,  2.  der  perg  lag 
1.  und  frei  l/s  jar  lang  oder  mer,  Igl.  Bgr.  N.  118, 1.  ein  lehenschaft, 
die  er  ledig  (ungebaut)  fant  3  lange  schiebt,  verleihen,  N.  81. 

ledigen  siev.  1.  „ledig"  machen,  erlösen,  befreien,  loskaufen, 
von  ei)ier  Verpflichtung  befreien:  das  er  in  von  diser  leidigen  werlde 
gelediget  und  entnuinen  hat.  Hier.  17,  17.  Uncz  das  si  Cristan  von 
ir  (der  vermieteten  protpank)  geledigen  mochte,  Igl.  Str.  58.  di 
czwai  derfer  (dörfer)  di  der  Hanusco  hat  gelediget  mit  seiner 
margengab  von  irem  swager,  —  sol  er  halten  und  geniesen,  Igl. 
Stb.  III  220  b. 

ledig-leich  (ledec-liche-en)  Adv.  frei,  ohne  Hindernis,  ohne 
weiteres,  völlig:  einen  wüsten  perg  ledicleich  (libere)  vorleihen,  Igl. 
Bgr.  U — A  7.  das  beheldet  er  1.  (absolute) ,  U — A  10.  daz,  ich  gen 
müge  uz,  der  stad  ledlich  (ivohl  ledielich)  —  und  zu  minem  rieh 
komen,  Dal.  187, 13  (83,  92). 

led-lich  s.  ledig-leich. 

ledrer  (ledersere,  -er)  stm.  Gerber,  Eg.  Achtb.  II  52.  Marchart 
1.  von  der  weyden  (Ort)  oder  ist  1.  hier  Eigenname?,  II 35.  bei 
Simon  eim  lederer,  T— B  Botenb.  9,  43.  10,  6. 

ledrer-brüderschaft*    stf.   Ledererzunft,  Igl.  Stb.  V  148  a. 

ledrer-knecht*   stm.    Gerbergeselle,  Igl.  Stb.  V  81  d. 

leena  (griech.)  stf.  Löwin:  daz,  erste  tier  ein  leena  was, 
Alex.  21079. 


legät  —  legen  453 

legät,  -e  stswm.  1.  Abgesandter.  2.  päbstl.  Legat:  1.  die 
legaten  (legati),  W— B  Par.  II  9, 14. 

legel  (läg-el,  Isegel,  -e)  ans  mlat.  lagena,  lagula  swstf.  Fäßchen: 
lere  legel ,  W— B  Richter  I  7,  Iß.  strewer  der  1.  (laguncularum), 
Jer.  48, 12.  ein  legil  weines,  Kön.  116, 20.  czu  clengen  sie  be- 
gonden  mit  den  bnsoimen  und  die  1.  zusaraen  slahen  (lagenas), 
Richter  7, 19.  Und  also  legte  sie  ouf  die  dierne  ein  1.  mit  wein, 
Judith  10.  5.  ein  legel  mit  waz,z,er,  T— B  Mark.  14, 13.  grosz  legil 
vol  met,  Dal.  45,  7  (13, 13). 

legen  swv.  1.  legen,  heben  u.  1.  mit  einem  =  mit  ihm  die- 
selben Vorteile  und  Lasten  haben.  3.  begraben.  4.  anberaumen, 
festsetzen  einen  Gerichtstag.  5.  auferlegen  eine  Last,  Steuer  usw. 
6.  anlegen,  machen.  7.  vergüten.  8.  verwenden,  auf  Zinsen  anlegen. 
9.  für  einen  Geld  oder  etwas  auslegen,  anwenden.  10.  refl.  sich 
su  Bett  legen,  lagern,  angreifen,  Partei  nehmen.  11.  ablegen  = 
durch  Bußezahlung  einen  Streit  beilegen.  12.  anlegen  =  klösterl. 
einkleiden:  1.  Welche  mensch  zu  houfe  leget  ein  semeliche  und  gibt 
dovon  einem  fremden,  der  wirt  vorstoret  ous  seinem  [volke]  (tale 
composuerit),  W — B  Ex.  30,  33.  das  wir  des  kunigs  lehen,  abtslehen 
(=  Herrenlehen)  und  burgerlehen  zu  hauff  u.  zusammen  gelegt 
haben  =  zusammen  als  ein  Erbgebirge  verleihen,  so  bei  dem  viele 
Unkosten  verursachenden,  z.  B.  ertrunkenen  Bergiverken,  Igl.Bgr.51, 11. 
s.  erbgebirge.  4.  unz  an  den  gelegten  (für  das  Siegesfest  bestimmten), 
tac,  Alex.  17 143.  als  die  hochzit  Avas  geleit  (anberaumt),  Trist.  553. 
also  der  tac  was  geleit,  W.  v.  W.  66.  als  in  des  küneges  wierdekeit 
ir  widerkomen  het  geleit,  5333.  einen  gelegeten  tac  sie  nämen, 
Alex.  19345.  auff  sulchen  tag,  ab  denne  der  —  keiser  legen  und 
nomhaftig  machen  wörde,  Stb.  Brüx  N.  229.  er  scholde  in  ein  ende- 
hafte czeit  gelegt  und  benant  haben ,  Igl.  Bgr.  64,  2  u  3.  vermant 
den  —  uberman  tage  zu  legen  geschriben  und  so  er  den  tage 
darumb  gelegt  hat  und  verslagen  worden  und  nicht  nachgefolgt  ist, 
Stb.  Brüx  N.  337.  wenn  das  gerihte  —  geleget  ist  (=  die  vier  Bänke 
besetzt,  alles  dazu  vorbereitet),  judicio  solempnizato),  Const.  IV  4,  6. 
ein  urteil  legen  an  einen  =  ihn  zum  Urteilsspruch  auffordern. 
Der  vorspreche  sagt  zum  Richter  (in  Kuttenberg  Hofmeister):  „her 
hofmeister,  so  legt  urteil  an  meine  herren  die  schepfen",  Igl.  Bgr.  11,  3. 
40,  2  u.  3.  46,  1  u.  5.  51,  4.  52,  3.  53,  19  u.  21.  55,  1.  57,  6.  60,  3. 
67,  2,  4  u.  5.  da  wart  an  uns  (schepfen)  urtail  gelegt  von  dem  hof- 
meister, 53,  22.  legt  urteil  an  meine  herren  die  schepfen,  ab  er  das 
urteil  also  recht  gestraft  habe  oder  nicht,  Igl.  Rspr.  VI.  —  9.  das  er 
von  dem  gelt  —  gelegt  hat  uff  das  melczhaus  und  andere  pesserung, 
wo  es  not  geschehen  ist ,  Igl.  Stb.  III  A  135  a.  tusend  mark  —  uf 
das  gebawed  desselbiu  slos  legen  (zum  Schloßbau  verwenden),  Stb. 
Brüx  N.  188  =  die  Kosten  tragen,  Elbog.  Chr.  84,  33  s.  verlegen. 
3.  =  bier,  wein  1.  =  zum  Ausschank  bereit  legen:  Melczer,  die 
nicht  in  der  stat  geerbet  sind  oder  die  in  den  vorbercken  (Vor- 
städten) oder  vorsteten  wonen,  dürfen  in  der  stat  kein  pier  legen, 
Olm.  Stb.  97  c. 

Nicht  enwelt  wenen ,  daz,  ich  kum  ze  legen  (senden  XI.  B.) 
frid  an  di  erd,  ich  kom  nit  ze  legen  den  frid  wan  di  waffen,  T— B 
Matth.  10, 34. 


454  l£hen  —  l§hen-herre 

lehen,  lein  stn.  1.  geliehenes  Gut,  Lehen.  2.  leben  oder  lane* 
Einheitsmaß  von  7  Klaftern,  Lachtem  so  im  Iglau-Freiberger  und 
damit  in  böhm.-sächs.  Eecht,  während  es  im  Schladminger  Brief 
heißt:  vierdehalbe  pergklafter  ist  ein  leben.  3.*  Gegensatz  zu  erbe 
(auf  berqrechtl.  Gebiet)  s.  lehenschaft.  4.*  als  Lehenschaftsfeld. 
5.*  als  Grubenfeld  s.  bergmessen,  kunigs-,  herren-  n.  burgerlehen. 
1.  lehen  der  altar  des  hl.  geists  und  sant  Anthonii  — ,  lehen  der 
capellen  unser  üben  frawen  zun  Sieben  für  der  stat  Olomuncz, 
Olni.  Stb.  73.  gebt  daz,  lehen,  von  den  ir  euch  ichts  versecht  zu 
enphachen,  T — B  Luk.  6,  35.  man  sol  merken ,  daz,  zwaiuuddreissig 
daumeilen  machen  ein  sail,  neun  sail  lang  und  czwai  sail  prait  unnd 
ein  schritt  machen  ein  lehen,  Brünner  Str.  I  479.  2.  Bis  Ende  des  Mittel- 
alters ist  in  Böhmen  und  Sachsen  1  lehen  =  7  Klafter,  von  da  ab  in  das 
doppelt  so  große  Maß  des  Wehrs  verwandelt,  1  leben  =  Va  ITehr.  Das 
auf  böhm. -sächsischen  Bergrecht  ruhende  Bergbüchlein  von  1519  sagt: 
,.  Ein  lehen  ist  7  lachtern ;  2  lehenn  ist  ein  wehr " ,  Dechen ,  Z.  f. 
Bergr.  XXVI  S.  250f.  Brenget  er  (der  Erbstolner)  sinen  Stollen  an 
di  stat.  (so  iveit),  das  er  treuget  anderhalbes  lehena  tiff  adir  czu  dem 
minsten  czehen  lochter,  so  heisset  is  von  rechte  ein  erbhaftig  stolle, 
DIB.  I  4,  3.  Und  ist  es ,  das  der  stolle  also  vil  czunimpt ,  das  er 
mit  seiner  kraft  auf  di  teufe  anderhalbes  lehens  ader  auff  (czum  D) 
minsten  auf  czehen  mas  getrucken  mag  und  den  wint  inleiten,  so 
gewinnet  er  allererste  den  namen  eines  rechten  Stollen  zu  haben, 
Const.  II  4, 14.  Vgl.  auch  Igl.  Bgr.  71,  2.  die  do  pawen  perge, 
lehen  (laneos),  Stollen,  Const.  113,2.  1.  oder  lehenschefte,  113, 
3  u.  4.  wüstes  vorlegen  lehen,  III  5,  13.  Zu  5.  sei  hier  nur  noch 
bemerkt,  daß  in  den  „sieben  lehen"  eines  gemessenen  Berges 
mindestens  mit  3  Schächten  (1  in  der  Fundgrube  toui  je  einen  in 
den  beiden  endeisten  1.),  in  jedem  1.  aber  mit  3  Ortstrieben,  eine 
lehenschaft  aber  mit  einem  gebaut  werden  mußte,  Igl.  Bgr.  U — B  10: 
D  I R  14,  2 :  Const.  III 1,  9.  Die  Forderung  der  Const.  III 1, 10  u.  11 
daß  man  die  Lehenschaften  ..  mit  so  viel  ortein  ausbauen  solle, 
als  vil  do  werden  mugen  an  schaden  der  gewerken"  blieb 
jedoch  als  unpraktisch,  unbefolgt.  das  man  mit  einem  fremden  ort 
nicht  mag  vier  lehen  bauhaftig  halden,  die  nicht  bei  einander  legen. 
Igl.  Bgr.  N.  84, 2. 

lehen-güt  stn.  mitunter  Bezeichnung  für  erbgut,  erbe  =  un- 
fahrende Habe,  besonders  ein  Besitz,  der  seitens  der  Herrschaft  mit 
Bückkaufsrecht  behaftet  ist.  Es  durfte  in  Böhmisch- Kamnitz  nur 
mit  Einivilligung  des  Grundherrn  geteilt  oder  verkauft  werden  und 
mußte  ZU'  Georgi  und  Michaeli  jährlich  Geld  und  Getreide  an  den 
Grundherrn  Zinsen.     (Stb.  N.  189;  Linke  S.  307.) 

lehen-hawer,  -liower  Fl.  auch  -hewer  stm.  fossores  oder  sec- 
tores  lanearii,  coloni  seeundarii,  Lehenhäuer,  Bergleute,  die  eine 
lehenschaft  abbauen  s.  dieses  W ;  D  I R  23  a.  9 ;  D  I R  III 32 ;  Const.  III 
1,11-15;  HI  3— 5;  Igl.  Bgr.  34.  36.  38  und  unter  eigensehaft. 

lehenhawer- neuntel*  sin.  l/9  der  Förderung  als  Abgabe 
(eigensehaft;  der  Lehenhäuer  an  die  Hauptgewerken ,  Igl.  Bgr.  36,  2. 

lehen-herre  siem.  Lehensherr,  bergrechtl.  diejenigen,  denen  ein 
Berg  (die  sieben  lehen)  oder  ein  oder  mehrere  lehen  verliehen,  ge- 
messen   -worden   sind,   also   1.    Gewerken,    2.  der  Rego.Uurr  für  die 


lehen-schaft  455 

2  Königslehen  und  Überscharn,  3.  der  Grundherr  für  die  2  Herren- 
lehen, 4.  die  Stadtschöffen  für  die  2  Bürgerlehen  nach  Igl.  Recht 
auch  für  die  Überscharn,  insbesondere  wenn  sie  einen  (räumlichen} 
Teil  davon  oder  das  ganze  (wie  regelmäßig)  wie  die  unter  2.  und  4., 
meist  auch  die  unter  3.  Genannten  an  Lehenhäuer  als  Lehenschaft 
abgaben:  den  gank  recht  redlich  von  den  lehenherren  emphahen,  Const. 
III  5,  14.  Und  vorleihet  man  imande  eine  lehenschaft ,  der  frewe 
sich  des  rechten,  das  in  der  lehenherre  bennmet  und  bescheidet,  III 
5,  16.  so  vorpiten  wir  — ,  das  di  urburer  noch  di  lehenherren  furpas 
keine  lehen  in  der  vorgenanten  weise  vorleihen  ader  geben  sollen, 
III  5,  13;  Igl.  Bgr.  51,  9. 

lehen-schaft  stf.  Gnade,  Verleihung,  concessio:  das  si  — 
nnsern  willen  und  unser  (des  Königs)  1.  au  chaim  tail  czubrechen, 
Brunn.  Str.  II  154.  Lehenschaft,  Belehnung.  in  Bgr.  ein  von 
einer  Gewerkschaft  an  Lehenhäuer  zu  selbständigem  Abbau  gegen 
eine  vereinbarte  Quote  der  Förderung  (s.  eigenschaft)  meist  auf 
bestimmte  Zeit,  seifen  für  immer  (erblehenschaft)  hingegebener  (räum- 
licher) Teil  des  Grubenfeldes  oder  der  Bergbauberechtigung  darin. 
Sie  ivar,  da  1.  die  strenge  Betriebspflicht  teilweisen  Abbau  nicht 
erlaubte,  2.  die  Kosten  für  die  Haupt gewerkschaft  vielfach  uner- 
schwinglich gewesen  wären  und  3.  sich  viele  fanden,  die  iveder  sich 
mit  dem  Taglohn  von  Arbeitern  begnügen  wollten  noch  Geld  genug 
hatten  zu  einer  selbständigen  Unternehmung  (Gewerkschaft),  dagegen 
dort,  wo  bereits  maßwürdiges  Erz  gefunden  ivar  oder  in  einem  dem 
Schürfer  verliehenen  Neufang  Aussicht  auf  Gewinn  vorhanden  ivar, 
nicht  nur  in  Böhmen  und  weit  über  das  Mittelalter  hinaus  sehr  beliebt 
und  findet  sich  daher  noch  in  den  öst.  und  ungar.  Bergordnungen 
Maximilians  und  Ferdinands,  vereinzelt  noch  viel  später.  Die 
Kegel  ist  persönliche  Arbeit  der  Lehenhäuer  und  schichtweise  Ab- 
lösung (Const.  III  5,  13),  doch  sind  Beschränkungen  wie,  daß  man 
nur  persönlich  mitarbeiten,  nicht  zugleich  an  zwei  Lzhenschaften 
beteiligt  und  daß  kein  Gewerke  auf  Samkost  mit  Lehenhauern  der- 
selben Grube  mitbauen  dürfe,  dem  böhm.  Recht  fremd.  Die  Ver- 
leihung einer  1.  erfolgt  1.  freiwilliq  mit  Stimmenmehrheit  der 
Gewerken  oder  2.  —  um  der  Betriebspflicht  zu  genügen  —  gezwungen 
und  zwar  durch  den  Bergmrister  (oder  an  seiner  Statt  durch  den 
Urbarer  oder  Steiger),  in  Königlehen  und  Überscharen  durch  den 
Urbarer,  in  den  übrigen  (Herren-  und  Bürger-)  lehen  durch  deren 
Herren.  Der  Verleiher  kann  hierbei  auch  im  Auftrag  und  nach 
Weisung  der  Gewerken  selbständig  vorgehen,  gegen  Überschreitung 
dieser  Weisungen  haben  die  Gewerken  gegen  ihn  nach  Const.  III 
5,  11  ff.  vorzugehen.  Im  Falle  2  soll  er  für  die  Gewerken  möglichst 
günstige  Bedingungen  durchsetzen.  Die  erste  Erwähnung  einer 
Lehenschaft  im  Bergbau  dürfte  im  Trienter.  R.  Cod.  Wang.  S.  444  vom 
Jahre  1208  bezeugt  sein:  Item  jubemus  quod  de  cetero  omnes  werchi, 
qui  per  Actum  voluerint  laborare  ad  rotas  aliorum  wercorum,  liberam 
habeant  potestatem  laborandi,  Zycha,  Ältestes  Bergrecht  Anm.  118. 

In  dem  pergrecht  so  ist  1.  eines  verlihen  dinges  wechse- 
lunge  von  einer  personen  in  di  andern  umb  ein  genant  teil 
des  gewinues  (z.  B.  1j2,  lj3,  Vi  oft  1f9),  Const.  III 1, 2.  Nimant 
mag  auch  des  andern  teil  vorliheu  wedir  sinen  willen.     Ist  abir, 


456  lfeheu-schaft 

das  man  wil  vorlihen  uff  einem  berge  adir  uff  einem  Stollen,  so 
sal  der  bergmeister  den  gewerken  an  eime  sontage  adir  an  eim 
andini  tage,  welcher  in  gefellet,  uff  das  gebirge  czusammene  ge- 
biten,  was  do  vorlegin  wirt  unde  beschreben,  das  hat  craft.  Ist 
abir.  das  di  drie  schicht  dar  komen  unde  di  virde  nicht,  kumen  halt 
fumf  achteil  und  di  drie  nicht,  di  virde  schicht  noch  die  drie  achteil 
mögen  nicht  gehindern,  die  andern  lihen,  wem  si  wollen,  DIE 
I  15,  3.  Und  wo  man  vorleihen  sol  den'  gewerken ,  di  sich  nicht 
beswern  wollen  mit  groser  czerunge,  so  solle  denne  der  pergmeister 
alle  seine  mitgewerken  czusamenrufen  auf  genanten  tag  und  stat, 
da  si  gemachsam  mugen  gesein  do  pei.  Und  ab  si  denne  alle  kumen 
ader  czu  minsten  von  czweien  schichten  und  von  einem  32  teil,  so 
sullen  sie  ausneinen  in  dem  perg  ader  in  dem  leben  ader  auch  lehen- 
schaft, ab  si  gros  ist,  als  vil,  als  si  wollen  behalden  czii  irem  paue 
und  arbeit.  Was  denn  uberig  ist  doselbist,  das  man  an  der  gewerken 
schade  und  minnernusse  pawen  mag,  das  mag  derselbe  perkmeister 
wol  leihen  mit  gesatczter  eigenschaft  von  den  gewerken  und  czu 
eim  bescheiden  czile,  Const.  17,  9.  Wer  aber,  das  si  nicht  wolden 
ader  vorsaumpter  czusamen  czu  komen  oder,  ab  si  czusamen  weren 
komen  in  dem  leihen  ader  in  der  eigenschaft  czu  geben  ader  auf 
welchem  ezil  man  vorleihen  solde,  nicht  wolden  ader  nicht  mochten 
sich  voreinen  —  so  sullen  denn  unser  urburer  ader  der  perkmeister 
do  seibist,  was  do  czu  leihen  ist,  umb  grosser  eigenschaft  und  czu 
kurczern  czile,  als  si  mugen,  kunlich  hinleihen,  Es  gehört  uns  auch 
an,  das  niemand  unsers  perkwerks  engelten  sulle,  I  7,  10.  Und  wo 
si  —  die  Steiger  —  finden  lehenschefte  ader  orter,  di  man  vorleihen 
mag,  so  sullen  si  offenlich  manen  den  pergmeister  daselbst,  ader  ab 
man  in  nicht  gehaben  mag,  di  hutleute  an  seiner  stat,  das  si  das, 
das  czu  leihen  ist,  inwendig  der  vierden  stunden  vorleihen,  di  do 
nehest  tages  und  nachtes  kumet.  Ader  diselben  Steiger  mugen  di 
egenanten  orter  und  lehenschefte  mit  laube  der  urborer  vorleihen 
richtigen  (rechten,  D.)  arbeiten  umb  die  groste  eigenschaft,  als  si 
mugen  und  auf  kurczer  czil,  das  nicht  unser  perkwerke  in  keinem 
teile  leer  und  ungepaut  bleibe.  Si  sullen  auch  in  selber  keine  teil, 
wo  sie  vorleihen,  behalden,  das  si  alles  poses  wones  überhaben  sein, 
I  9,  3.  Gewerken,  die  zur  Verleihung  einer  1.  gerufen  werden  könnten 
und  es  nicht  werden,  sind  an  sie  nicht  gebunden;  denen,  die  nicht 
berufen  werden  können,  sol  man  redliche  vurmunden  seczen  und 
vorweser,  die  durch  ehafte  not  am  Erscheinen  verhindert  sind,  den 
sol  alleine  die  not  und  entschuldunge  helfen,  I  7,  11 — 13. 

Man  sol  auch  merken,  ab  der  pergmeister  vorleihet  etliche  1. 
unwissen  den  gewerken  und  an  ire  sunderliche  laube,  czuhant,  als 
si  des  gewar  werden  (under  eime  tage,  ergänzt  nach  E.),  ab  si  das 
wollen  widerruffen,  sullen  sie  den  lehenhewern  vorpiten,  das  si  in 
der  1.  furpas  nicht  arbeiten  ader  sie  sullen  wissen,  das  si  di  koste, 
di  si  doselbist  tun,  mit  sampt  der  arbeit  vorlisen,  III  5,  1.  Und  ab 
si  von  denselben  lehenhewern  wissentlich  ein  gesaczt  eigenschaft 
des  perges  aufnemen  (»n  Empfang  yiehmen).  so  mugen  si  furpas  di 
1.,  di  also  geschehen  ist  von  dem  pergmeister,  durich  di  bestetigunge 
nicht  widerruffen,  wenn  was  einst  beheglich  gewest  ist,  das  sol 
furpas  nicht  missehagen.    In  disen  lehenscheften  czeucht  di  besteti- 


16hen-schaft  457 

gunge  und  gehengnusse  hinder  sich  und  wirt  gegleichet  dem  gepote, 
III  5,  2.  Außer  sie  nehmen  die  eigenschaft  mit  der  Rechtsv  erioahrung : 
dise  eigenschaft  nehmen  wir  unschedlich  unserm  rechte,  ob  uns  icht 
rechtens  widerfaren  sol  wider  di  lehenhewer,  so  widerfert  in  den 
kein  schaden,  oder  das  von  den  Lehenhäuern  während  des  Rechts- 
streits gewonnene  Erz  soll  mit  guten  bürgen  bewart  werden,  und 
falls  ein  solcher  nicht  zu  haben,  pei  einem  sicher  frumen  manne 
niedergelegt  werden,  III  5,  3—5.  —  so  wollen  wir  von  ersten  besehen 
von  den  —  lehenscheften  — ,  di  do  gescheen  von  urburern  in  unsern 
(Königs)  leben  und  uberscharn.  —  Und  das  dester  grosser  eigen- 
schaft von  unsern  lehen  umd  uberscharn  uns  erstee,  so  wollen  wir, 
das  man  si  hinlasse  ewikleich  oder  als  lange  czeit  si  es  geniesen 
mugen,  di  das  aufnemen,  also  das  si  dovon  allerminst  lassen  sullen, 
wann  der  vorleust  sein  hantvesten,  der  do  nicht  gebrauchet  der 
gewalt,  di  im  geben  ist,  III 1,  3.  Ein  Widerruf  durch  andere  oder 
nachfolgende  Urbarer  soll  nicht  erlaubt  sein,  III 1,  4.  Ein  besonderer 
Fall  einer  1.  war  es,  wenn  nebeneinander  arbeitende  Neufänger  ver- 
einbaren, daß  der,  ivelcher  zuerst  maßwürdiges  Erz  findet,  so  daß 
ihm  ein  Berg  gemessen  wird,  all  die  andern,  deren  Felder  dann  in 
sein  Grubenmaß  fallen  zu  Lehenhäuern  annimmt,  oder  daß  einem 
von  vornherein  bezeichneten  die  übrigen  als  Lehenhäuer  dienen, 
wessen  Neufang  immer  zuerst  maßwürdig  werden  sollte,  damit  so 
keiner  um  die  Früchte  seiner  bisherigen  Arbeit  komme:  Es  ist  auch 
gewonlich  under  denselben  der  genge  vindern,  di  nochbawern  sein 
und  ire  greniczen  czusammen  stossen,  das  si  sotan  gedinge  halden: 
ab  iener,  dem  von  ersten  der  perg  gemessen  ist  (so!),  das  di  andern 
pei  iren  lehen  umb  ein  sichere  eigenschaft  als  sie  czwischen  in 
machen  und  besteen,  pei  in  bleiben  sullen;  wann  di  gedinge  nemen 
recht  und  satczunge  aus  der  vestenusse  (bestetnusse,  D.).  Ader  si 
besteen  ettwenne  also,  das  di  meisten  und  die  nehesten  silbergruben 
einer  under  in  sich  undertenig  machen,  von  der  man  groste  hoffe- 
nunge  hat,  den  perg  czu  messen,  in  sotaner  mase,  das  si  pleiben  pei 
iren  lehen  umb  ein  sicher  eigenschaft,  als  iczunt  geredet  ist,  an 
welcher  stat  auch  es  sei,  in  der  ersten  silbergruben  ader  in  den,  di 
in  undertenig  sein,  do  der  perg  von  ersten  gemessen  ist;  wann  es 
ist  nicht  geringe  czu  achten,  was  mit  swerer  arbeit  gewunnen  ist, 
das  man  das  ligen  lasse  ane  hoffenunge  der  besserunge,  Const. 
111,11. 

Lehenschaftsfeld.  Meist  werden  nur  kleinere  Teile  des  Gruben- 
feldes verlehenschaft ,  die  abgegrenzt,  verstuft  werden;  doch  kann  es 
auch  ein  Lehen  oder  gar  mehrere  sein.  Wenn  schlechtweg  ein  „Ort", 
Ortstrieb,  verliehen  ivird  ohne  besondere  Abgrenzung,  darf  dem  Lehen- 
häuer rechts  und  links  bis  auf  3/4  Klafter  der  Bau  nicht  verwehrt 
werden:  Und  vorleihet  man  imande  ein  1.,  der  frewe  sich  des  rechten, 
das  im  der  lehenherre  benumet  und  bescheidet.  Spricht  aber  der 
lehenherre  nichtesnicht  czu  dem  vorleihen,  sunder  er  vorleihet 
slechticlich  eine  lehenschaft,  so  sol  man  keine  andere  1.  vorleihen 
inwendig  dreien  virteiln  einer  mase.  Dasselbe  recht  wollen  wir 
auch  gehalden  werden  in  ortern,  di  man  vorleiet,  wann  wo  dieselbe 
redlichkeit  ist,  da  ist  dasselbe  recht  czu  seczen,  Const.  III  5,  IG. 
Bei  1.,  die  nicht  auf  dem  Haupt  gang,  sondern  —  wie  meist  —  auf 


458  lehen-schaft 

sogenannten  Nebentrümmern  verliehen  tcerden,  unterscheiden  die 
Const.  1.  bedingte  und  2.  unbedingte.  Wenn  die  Lehenhäuer  der 
ersten  Art  in  den  Rauptgang  stoßen,  müssen  sie  sofort  ihren  Bau 
einstellen,  bei  der  zweiten  Art  dürfen  sie  iceiter  arbeiten  bis  zum 
offenen  Durchschlag  mit  diesem.  Daß  sie  auch  nachher  und  unter 
welchen  Bedingungen  (3.)  sie  dann  noch  iveiterbauen  dürfen,  muß 
eigens  vereinbart  sein:  1.  Condicionales  concessiones,  di  under- 
sclieidenheit  —  der  lehenschefte   (wohl  =  1.   mit  underscheidenheit) 

—  di  sein,  di  man  mit  der  clanselu  nnd  ausnemunge  vorleihet,  das 
also  palde  di  lehenhewer  an  den  ordenlichen  gank  komen,  das  si 
dovon  lassen  nnd  snllen  keines  ganges  czn  in  peiten.  Und  hat  das 
nicht  stat  in  lautern  lehenscheften  (2.  Art,  in  puris  concessionibus), 
wann  in  denselben  so  tun  di  lehenhewer  das  ir,  so  si  meist  mugen, 
ee  der  durchslag  ezu  in  kmnpt  und  hawen  aus  in  der  czeit  das  ercz, 
also  iczund  geredet  ist.  Und  das  geschieht  darumb,  das  di  tregen 
pauleute  geezogen  werden  fleissielicher  czu  der  Arbeit,  ader  es 
geschee  übel  an  unserm  gemeinen  nueze,  ab  iderman  noch  seinem 
willen  unser  perkwerk  pawete,  Const.  III  2.  2.  Art  der  1.:  Leuter- 
leich  werden  di  lehenschefte  in  der  weise,  wann  man  si  vorleihet 
ewikleich  ader  als  laug  di  gewerken  ir  genisen  mugen ;  Und  kuraen 
si  mit  irer  1.  oder  orte  czu  dem  ordentlichen  gange,  was  si  doseblist 
aushawen  von  ereze,  das  ist  ir;  aber  wenn  di  ersten  ge werken  czu 
in  komen  und  farn,  so  musen  si  zuhant  weichen,  wann  nach  dem 
rechten  so  seien  di  lehenscheften  in  disem  teile  furnemiger  denn  di 
lehenhewer,  es  were  denn  suiulerlich  beredet  in  der  1.  (3.  Art),  di  man 
in  getan  hat:  wi  vil  si  mit  irein  orte  gewinnen  mochten;  wann  in 
der  weise  so  betten  si  also  stark  recht  gewunnen,  das  si  nimant 
twingen  mochte  czu  weichen  von  iren  ortern,  Const.  III  1,  13.  Der 
Streit  zwischen  2  Lehenschaften,  von  denen  die  ältere:  leben,  haspel 

—  und  dorezu  in  dem  freien  ein  halbes  lachtcr  und  eines  slegel- 
helbis  lang  umfaßte,  ohne  daß  der  Bergmeister  mehr  icußte,  welcher 
Art  sie  war  (wi  ir  leiunge  stunde)  und  einen  jüngeren  1.  „und  dor- 
ezu, was  si  gewinnen  mochten  mit  Siegel  und  miit  eisen",  zwischen 
denen  dann  ein  Durchschlag  geschah,  darüber,  wer  recht  czu  dem 
selben  durchslage  habe,  wird  zu  gunsten  der  früheren  Aussage  und 
der  älteren  1.  entschieden,  Igl.  Bgr.  34  und  das  Zitat  in  35,  1. 

Wieweit  Lehenhäuer,  deren  1.  sich  auf  einen  bestimmten  Schacht 
erstreckt  (haspelrecht  s.  d.)  in  der  Grnbe  bauen  dürfen,  hängt  von 
der  Vereinbarung  ab,  Const.  III  5,  17  und  Igl.  Bgr.  34. 

Die  1.  bleibt  aufrecht  selbst  bei  Verkauf  oder  Verlust  der  Grube 
durch  die  Hauptgewerken,  Const.  III  5,  9 ;  D  I R  32 ;  Igl.  Bg.  N.  40,  6. 
aber  auch  ihre  Pflicht  der  Leistung  der  eigenschaft  an  die  neue 
Gewerkschaft,  die  Rechtsnachfolgerin  der  alten.  Igl.  Bgr.  40,  6:  Queme 
es  auch  czu  schulden,  das  di  vorleiher  di  silbergruben,  darinne  lehen- 
schefte weren,  vorluren,  ader  in  einer  andern  weise  auf  andere  leute 
gefiele:  dennoch  so  pleiben  di  lehenhewer  in  iren  lehenscheften  als 
vor  in  allem  rechten  umb  dieselbe  eigenschaft,  wann  das  ding,  das 
czwischen  andern  leuten  gesehen  ist,  das  schadet  den  andern  nicht 
und  auch  das  ding  get  von  einem  czu  dem  andern  mit  seiner  arbeit 
und  mit  seiner  wirde,  Const.  III  5,  9.  Sein  aber  di  lehenschafte  vor- 
lihen  dornach,  als  ein  krieg  angehaben  ist  mit  den  vorleihern,  so 


lehen-schaft  459 

haben  sie  nicht  kraft;  wann  als  lange  der  krieg  weret,  so  ist  dorinne 
nichtesnicht  wider  czu  newen;  und  dovon  in  der  geschieht  so  wider 
gevallen  di  lehenschefte  mit  dem  ersten  lehen  (laneo  principali)  auff 
den,  der  do  siget,  Const.  III  5,  10.  Wo  czwei  lehen  in  krige  ligent 
kegen  einander  und  gewinnet  eines  das  ander  mit  (=  durch)  dem 
perkmeister  und  mit  den  gesworn  leuten,  als  ein  recht  ist,  und 
haben  di  leheiihauwer  lehenschechte  dorinne  in  demselben  lehen,  das 
daz  ander  gewinnet,  si  Hingen  ir  lehenschechte  wol  behalten  pis  an 
den  tag,  als  in  vorlihen  ist ,  D I R  §  32.  Auch  haben  wir  ausge- 
sprochen: also  als  man  maister  Niclas  (vom  Bergwerk  czu  Seilt 
Jürgen)  seinem  eidern  gemessen  perg  sein  recht  geben  sol,  und  alle 
lehenhewer,  di  in  demselben  gemessen  perg  mit  perkleicher  arbeit 
begriffen  werden,  di  schollen  siezen  bleiben  und  ire  aigenschaft 
geben  dem  perkmaister  czu  Sent  Jürgen  und  seinen  gewerken.  Auch 
di  lehenhewer,  di  do  begriffen  werden  im  prunne  (Name  eines 
Bergwerks)  mit  perkleicher  arbait,  di  schollen  auch  siezen  bleiben 
irem  perkmaister  und  iren  gewerken  umb  ain  aigensebaft.  So 
schullen  di  vom  prunne  ire  amtleut  czu  Sendt  Jürgen  haben  von  der 
egenanteu  Schicht  wegen  (die  sie  nämlich  im  Bergiv.  S.  Jürgen  als 
aigenschaft  haben),  Igl.  Bgr.  N.  40,  6  gegen  Ende. 

Zeitdauer  einer  1. :  Nur  selten  sind  die  1.  auf  ewige  Zeit  verliehen, 
erblehenschaft :  Und  das  dester  groser  eigenschaft  von  unsern 
(=  Königs-)  leben  und  uberscharn  uns  erstee,  so  wollen  wir,  das  mau 
si  hinlasse  ewickleich  ader  als  lange  czeit  si  es  genisen  mugen,  di 
das  aufuemen,  also  das  si  dovon  allerminst  lassen  sullen  — ,  Const.  III 
1,  3.  Die  lehenhower,  di  1.  haben  von  den  gewerken,  di  leben  und 
lehenäiecht  erbklich  haben  enpfangen.  di  schullen  eigenschaft  geben 
den  stollenmaistern  und  ouch  den  gewerken,  von  den  si  di  lehen- 
schefte enpfangen  haben,  Igl.  Bgr.  N.  38,  4.  wir  tuen  euern  gnaden 
zu  wissen  von  einer  erblehenschaft  wegen  uf  dem  berkwerk  gelegen 
bei  der  Kracz  und  anderhalben  meil  von  der  Zittaw,  das  uns  di  1. 
erblichen  vorlihen  ist  worden,  N.  39,  1  auch  N.  40.  Gewöhnlich  wird 
den  1.  ein  Endtermin  gesetzt  (auf  weinachteu,  ostern,  vasnacht 
usw.,  Const.  1113,1)  und  darüber  folgende  Vorschriften  gegeben: 
Und  wann  das  czil  des  hinlassens  vorgeet,  so  ist  alles  recht 
des  besteers  vorloschen  in  sotaner  weise:  Ist  das  das  czil  kumpt 
auf  ein  tag,  der  czu  arbeit  bescheiden  ist,  czuhant  in  der  nehesten 
ausrufunge  der  ersten  nachtschicht  (also  etwa  7—8  abends),  so  be- 
heldet  der  besteer  furpas  nichtesnicht  rechtens.  Ist  aber,  das  der 
heilig  tag  einem  werkentag  nochgeet,  der  bescheiden  ist  czu  gewissem 
czil  der  hinlassuuge,  so  ist  des  besteers  recht  durch  der  nehesten 
vigilie  willen  umb  di  ausrufunge  der  leezten  tageschicht  natürlich 
und  ernstlich  vorloschen  und  ausgangen.  Wann  des  hinlassens  czil 
auf  einen  heiligen  tag  wirt  bescheiden  (das  oft  geschieht,  als  auch 
gewonlich  ist,  das  man  unser  urbar  hinlasset  pis  auf  sent  Peters 
und  Pauls  tage,  der  czwelipoten)  dann  in  der  vigilien,  als  man  be- 
ruft di  leezt  tagesschicht,  so  vorlischet  und  geet  aus  alles  hinlassens 
recht  der  besteer,  Const.  III  6,  16. 

Die  Zeit,  wahrend  der  die  Lehenhäuer  durch  Arbeiten  und  Ver- 
schulden der  Hauplgewerken  am  Bau  gehindert  werden,  soll  nichi 
eingerechnet   werden:  Ist  aber  das  di  lehenhewer  under  dem  tage 


460  lehen-schaft 

etwas  hindernusse  leiden  mit  saumpnusse  der  vornemigisten  gewerken, 
also  als  si  nicht  das  wasser  gehalden  haben,  das  di  lehenhewer 
getrenket  hat  ader  ab  si  ettwas  uberiges  haben  getan  in  der 
silberguben,  darumb  si  mit  irer  arbeit  feiern  musten  und  aufhören, 
pis  dasselbe  ding  volpracht  wurde:  di  selbe  ezeit,  di  also  versaumpt 
ist,  di  sol  man  in  genczlich  erfüllen,  also  das  auf  peide  Seiten  gut 
recht  geben  werde.  —  die  gancze  vorsaumpte  czeit  wollen  wir,  das 
si  in  genczlich  erfüllet  werde  — ,  Const.  III  3,  2.  In  der  Streitfrage 
über  das  von  den  Lehenhäuern  gegrabene,  noch  nicht  unter  ihnen 
verteilte  Erz  beim  Endtermin  der  1.  sagen  die  Const  :  Ist  das  das 
ercz  derselben  wochen,  in  der  sich  endet  di  hinlassunge,  nicht  aus- 
geczogen  ist,  nur  dasselbe  mugen  di  besteer  czu  in  fechsnen 
(czichen,  E.);  was  aber  erczes  von  der  voderigen  wochen  vor  dem 
geendeten  czil  in  der  silbergruben  bleibet,  das  haben  si  vorlorn. 
Dies  soll  fortan  immer,  auch  bei  der  urbar  gelten,  III  6,  18. 

Eigenschaft  für  die  1.,  gleich  die  je  nach  Schätzung  des  erwarteten 
Erzes  bemessene  Quote  an  der  Förderung  der  1.  (1/a,  */3  usw.)  als 
Abgabe  an  die  verleihenden  Haupsgewerken  (hinlasser)  s.  eigen- 
schaft. 

Hilfsmittel  für  den  Bau  der  Lehenhäuer  seitens  der  Geicerken: 
so  ist  es  gemeinlicher  und  gewonlicher,  das  di  lehner,  als  vor  geredet 
ist  den  leheuhewern,  mit  seil  und  leder  besehen  und  czu  Steuer 
komen.  —  Darüber  sollen  si  der  ersten  wasser  halden,  das  es  si  (die 
lehenhewer)  nicht  hindere  an  irer  arbeit,  Const.  III 1,  15;  die  Stelle 
ivird  zitiert  in  Igl.  Bgr.  N.  37.  —  Über  das  erste  teil  wir  euch  czu 
einem  rechten,  das  di  gewerken  von  den  lehen,  di  in  den  Stollen  gehören, 
di  di  lehenschaft  forpas  gelihen  haben,  di  schullen  den  lehenhowern, 
den  di  gelihen  haben,  rat  tun  an  leder,  an  seilen  und  an  andern 
dingen,  die  hi  vor  an  ewerm  priefe  gescriben  sind,  N.  38,  3.  Vor- 
leihet man  imande  ein  haspel,  den  sol  man  auspawen,  sam  si  sich 
under  einander  bereden.  Ist  aber  nichtesnicht  czwischen  in  beredt, 
so  sullen  die  ersten  gewerken  den  andern  gewerken  czu  steure 
komen  mit  leder  uud  strengen  und  sullen  das  wasser  ausezihen,  das 
es  si  nicht  hindere  an  der  arbeit.  Treufet  es  aber,  so  sullen  si  ire 
wasser  leiten  czu  der  wasserschepp  der  fodrigen  gewerken  — ,  Const. 
III  5,  17.  Inkonsequentir  Weise  müssen  jedoch  die  Lehenhauer  einem, 
ihr  Lehenschaftsfeld  durchfahrenden  Erbstollen  Stollensteuer  geben, 
dh.  für  den  Bau  der  in  ihrem  Felde  liegenden  Stollenstrecken  den 
vierten  Teil  der  Kost  (.,Recht  des  vierten  Pfennigs") ,  Igl.  Bgr. 
U— A  12;  U— B  20;  DIR  7,  2;  Const.  II  4,  22;  so  daß  sie  eigentlich 
eine  doppelte  „Eigenschaft"  zu  zahlen  haben. 

Zeugnisrecht  über  alle  Vertragspunkte  steht  dem  Verleiher  zu, 
doch  ist  zur  größeren  Sicherheit  deren  schriftliche  Aufzeichnung 
unter  Beiziehung  einer  Zeugnisperson  dem  Bergmeister  vorgeschrieben, 
D I R  15.  3.  Wir  seezen  ouch  czu  ewigem  gedechtnuss  und  czu  vil 
czweiunge  czu  vormeiden,  das  man  furpas  alle  lehenschefte  (mit 
eigenschefte,  nach  D.  ergänzt)  und  czil  mit  guter  geezeuknus  be- 
schreiben sol,  wann  di  perkmeister  äne  schrift  mugen  nicht  etwenne 
aller  Sachen,  di  si  tun,  gedenken  — ,  Const.  I  7,  14.  Ebenso  tvird 
schriftl.  Aufzeichnung  III 1,  16  verlangt  und  Hl  1,  17  heißt  es:  Da- 
rurnb czu  merer  lere  der  warheit  so  seezen  wir  mit  disem  gepote, 


lfihen-schefter  —  leib  461 

das  furpas  di  pergmeistere  kein  1.  vorleihen  sullen,  es  sei  denne 
czum  minsten  dopei  einer  seiner  gewerken  ader  ein  gesworner,  das 
ist  ein  Steiger  ader  czimmermann  ader  hntman,  di  mit  dem  selben 
vorleiher  di  warheit  beczeugen.  — 

Verlust  der  1.  bei  Niclitbetrieb  oder  Nichtzahlung  der  Eigen- 
schaft, Const.  III  1,  6  und  auch  D  I R  24,  wo  das  von  der  Miete  eines 
„Bergteils"  Gesagte  auch  von  der  1.  gilt.  Die  Lehenhäuer  scheinen 
den  Hauptgewerken  gegenüber  zu  keiner  bestimmten  Betriebsintensität 
verpflichtet  gewesen  zu  sein.  Über  das  Ganze  vgl.  Zycha  I  S.  286—295. 
Czu  dem  virden  mal  ( —  das  haben  di  urborer  alle  wochen  von 
iczlicber  1.  —  u.  von  iczlicher  grabe  der  gewerken  eine  pore  erzes 
genuinen  nnd  haben  domit  gelonet  irn  steigern)  tail  wir  euch,  das 
di  urborer  von  lehenscheften  noch  von  graben,  noch  von  gewerken 
keine  pore  nemen  schrillen,  wann  si  schullen  si  iren  amptleuten, 
obristen  steigern,  o.  hutleuten,  o.  Schreibern  in  dem  prengadem 
und  was  der  andern  sint,  der  si  bedorfen,  von  der  urbor  und  von 
irem  gut  Ionen  und  nicht  von  der  gewerken  gut,  Igl.  Bgr.  102. 
Niclos  kint  —  sprach,  der  vorleiher  (einer  lenschaft)  hett  nicht  recht 
gefaren,  wenn  er  hett  vor  mittag  und  nicht  nach  mittag  verüben. 
Doruber  teilten  di  scheppeu  von  dem  aldenberg,  er  hett  wol  verüben, 
ivelches  Urteil  durch  den  Iglauer  Oberhof  gebilligt  wird,  Igl.  Bgr. 
N.  81.  geistliche  1.  =  jus  patronatus,  Präsentationsrecht,  Traut.  Chr. 
113.  126.  =  Verwaltung  einer  frommen  Stiftung,  Igl.  Stb.  V  240  b. 

lehen-schefter*  stm.  meist  PI.  =  Gewerken,  die  einen  räum- 
lich abgegrenzten  Teil  ihres  Bergwerkes  an  Lehenhäuer  abgeben  als 
lehenschaft:  Wann  nach  dem  rechten  so  sein  di  1.  in  disem  teile 
furnemiger  denn  di  lehenhewer,  Const.  III 1, 13  =  lehenlierre. 

lehens-erbe  (lehen-erbe)   swm.   Lehnserbe,  Mind.  d.  Egerl.  18. 

lehen-trager  stm.  Lehenträger,  Belehnter,  bergrechtl.  von  einem 
Verleiher  mit  Bergbaurecht  Belehnter,  Igl.  Mut.  3.  4.  5.  7.  13.  15. 
16  a— c.  17.  19.  20. 

lehen-val*  (vgl.  jedoch  bei  L.:  lehen-vellic):  1.  Anheimfall 
eines  Lehens.  2.  Was  dem  Herrn  eines  Gutes  entrichtet  wird,  wenn 
dieses  durch  Tod  oder  sonstwie  den  Besitzer  ändert,  Traut.  Chr.  113. 126. 

lehen-vrau  (-vrouwe)  stf.  1.  Vermieterin  eines  Hauses.  2.  Be- 
sitzerin eines  Lehens.  3.  Verwalterin  einer  Stiftung:  3.  die  selbig 
stift  (Stiftung  für  Meßgewänder  und  Meßbücher)  sol  mein  hansfrau 
ir  lebtag  regiren  und  gepraucben  als  ein  lehenfrau,  Igl.  Stb  V  240 b. 

lehner  stm.  =  lehen-schefter*  (s.  d.),  concessores,  Verleiher  einer 
lehenschaft;  so  ist  gemeinlicher  u.  gewonlicher  das  di  lehner  (vor- 
leiher E)  —  den  lehenhewern  mit  seil  und  leder  besehen  u.  czu 
steur  komen,  Const.  III 1, 15.  czuhant  als  in  (den  lehenhewern)  ge- 
messen ist  das  leben  (=  lehenschat't)  so  haben  si  des  lehuers  recht  = 
dasselbe  Recht  wie  die  bisherigen  Besitzer  desselben,  die  Haupt- 
gewerken, Const.  III  5, 14.  =  Gläubiger:  es  waren  7wen  schuldiger 
eim  lechner,  der  eine  scholt  im  500  phennig  und  der  ander  50,  T — B 
Luk.  7,  41. 

leib  (lip,  -bes)  stm.  Leben,  Leib,  Körper  (oft  dient  es  nur  zur 
Umschreibung  der  Person):  er  brahte  ir  vil  von  übe  (ums  Leben), 
Alex.  8001.  so  sie  (die  künge)  ab  übe  werden  (sterben),  man  bevilhet 
sie  ouch  der  erden,  2207.    v/erden  die  ab  übe,  so  hän  ich  selbe  mich 


4(32  leibd  —  leicham 

erslagen,  12176.  daz,  die  vrouwe  was  von  libe  komen,  10334.  — 
so  sul  wir  siuein  libe  geben  sie  zu  wibe ,  Trist.  423.  daz,  er  wolde 
Isöten  bän  und  neinen  siuem  libe  zu  einem  elichen  wibe,  507. 

leibd*  Leben:  damit  wir  an  unsern  eren,  leibden  und  gutem 
unvorletzt  und  bei  recht  bleiben  mugen ,  Elbog.  Cbr.  108, 12  =  das 
in  nacb  iren  eren,  leibden  und  gutem  gestanden  {nachgestellt)  wurden 
ist,  27,  27.  mit  ewern  leibden  und  guttern  derselbigen  unser  ritter- 
schaft  —  beistendig  sein,  27,37. 

leibel,  libel  (übel,  libelin)  stn.  Weiner  zarter  Leib:  sin  (des 
Scbretels)  libel  was  über  al  zukratzet  und  zubissen,  Schretel  314. 

leib-gedinge  (lip-gediuge)  sin.  Leibrente  und  Vertrag  darüber: 
zu  rechtem  1.  scbullen  wir  geben  (dem  Pfarrer)  vier  schock  guter 
grozsen  Träger  pfenuig,  2  seh.  auf  sand  Gallen  tag  u.  2  auf  sand 
Waltpurgen  tag,  Eg.  M.  U.  5.  von  1,  Prag.  Rb.  148.  1.,  leibczucht 
und  prautschatz,  Olm.  Stb.  141.  ihrer  majestät  1.,  Traut.  Chr.  129. 
er  hilt  daz  lant  von  seines  weibes  leipgedinge  wegen,  Böhm. 
Chr.  !)4.  27. 

leib-haftig  (lip-haftec)  Ad).  Leben  habend,  lebensfähig,  persön- 
lich: die  das  mit  leibhaftiger  gegen  wurtikeit  gesehen  haben, 
Hier.  156,10.  Das  fülen  (tactus)  sprach:  ist  das  er  nicht  1.  ist,  so 
frag  mich  nicht  von  dem  ding,  Sol.  74,  34. 

leib-lich  (lip-lich)  Adj.  leiblich,  fleischlich,  körperlich:  seinen  1. 
bruder,  =  fratrem  uterinum,  W — B  Gen.  43,29.  der  heilige  geist 
staige  ab  in  eim  leipliehen  pild  als  ain  tauben,  T— B  Luk.  3,  22. 

leib -liehen  Adr.  Ist  sie  mir  1.  tot  (dem  Leibe  nach),  in 
meiner  gedechtnusz  lept  sie  mir  doch  immer,  Ack.  35, 12. 

lai-orister*  s.  leien-priester. 

leib-nar,  lip-nar  stf.  Lebensunterhalt:  ich  läz,e  iueh  (vogelin) 
iuwer  lipnar  da  ligen,  Trist.  4693.  swie  ofte  im  harte  und  süre 
wart  sin  1.  mit  not.  Schretel  57.  durch  siuer  1  sewin,  306.  er  hiez, 
im  zu  siner  1.  zwo  mark  goldes  wegen  dar,  Trist.  1441.  guote  1., 
3352.    durch  die  lipnar,  Ernst  2112.    die  1.  zu  einem  jär,  1891. 

leib-pelz  st/m.  Leibpelz:  ein  1.  von  drein  Schierling.  Igl.  Stb. 
V220d. 

leib-teiding*  stn.  =  Leibgedinge,  „Ausnahme" ,  Lebensrente: 
Wer  ein  1.  inne  hat,  des  die  negsten  erben  wartund  sint,  Chlum  VIII. 

leib-vüter*  (von  11p  und  vuoter)  stn.  Leibesnahrung,  Speise: 
Da  sint  in  dem  munde  zen,  alles  leipfuters  tegleich  malende  ein- 
sacker, Ack.  39, 7. 

leib -zeichen  stn.  Zeichen  und  Beweis  für  eine  erfolgte  Er- 
mordung: ein  1.  nemen  =  den  Tatbestand  bei  Mord  erheben,  Eg. 
Chr.  X.  397.  571.  (bei  L.  nur  aus  Halt.  1248f). 

leib-zucht  stf.  das,  worauf  die  Witwe  für  ihren  Lebensunter- 
halt sich  zieht,  berufen  kann,  angewiesen  ist:  morgengab,  leibgedinge, 
1.  u.  prautschatcz,  Olm.  Stb.  141. 

leich  stf.  1.  Leib.  2.  Haut  und  Hautfarbe,  bes.  Gesichtsfarbe. 
3.  Aussehen.  4.  Toter,  Leiche,  o.  Leichenbegängnis :  4.  bis  die  leich 
wirt  bestat,  so  schullen  si  —  di  drei,  di  di  slussel  habin,  sich  des 
tuches  und  der  kerezen  underwinden  (=  aufheben) ,  Prag.  Mz.  10. 
5.  wenn  ein  leich  in  der  czech  (Zunft)  wirt,  8  u.  10. 

leicham  s.  leich-nain. 


leichen-bret  —  leicht-vertig-lich  463 

leichen-hret*  stn.  Totenbrett:  darnach  haben  sie  ein  1.  genoinen, 
Traut.  Chr.  234. 

leich-kerze*  swf.  BahrJcerzen,  Kerzen  die  beim  Leichenbe- 
gängnis verwendet  werden,  Eg.  Str.  20.  21. 

leich-uain,  leicham  (licham,  -e,  lich-nam,  -e)  stm.  1.  Leib, 
Körper.  2.  Leichnam.  3.  leibliches  Kleid  der  Seele.  4.*  das  Wesen* 
eines  Dinges,  Hauptsache*:  1.  Dieweile  sie  —  mit  essen  und  mit 
trinken  ire  leichname  erquickten,  W— B  Richter  19,  22.  und  iren  1. 
demutigte  sie  mit  vasten,  Esther  14,  2.  er  wasche  sein  gewant  u. 
seinen  1.,  Num.  19,  7.  Und  das  ist  ein  snodes  (turpis)  teil,  das  nicht 
hekumpt  seinem  ganezen  1. ,  Const.  I  5,  4.  alle  jar  ein  pfunt  wachs 
czu  dem  heiligen  leichnam  in  der  pfarr  czu  beleuchten ,  Igl.  Stb. 
V  199a.  er  hat  geschafft,  das  man  von  seinem  gut  geben  sol  (zu 
der  Prozession),  wenn  man  Gutes  leichnam  über  die  krankchen  leut 
traget,  111200a.  das  gelt  schaff  {vermache)  ich  czum  gotes  leich- 
nam, da  man  geet  czu  den  kranken,  V  165a.  2.  in  der  wustenunge 
werden  ligen  ewer  toten  1.,  Num.  14.  29  u.  32  (cadavera),  nicht  wirt 
eingetragen  dein  toter  1.  in  das  grap  deiner  veter,  W — B  III.  Kön.  13, 22. 
sein  toter  1.  wart  geworfen  an  den  toten  wek,  HL  Kön.  13,  24.  Joachim 
warf  seinen  (des  Urias)  toten  1.  in  die  greber  des  unedlen  volkes, 
Jerem.  26, 23.  so  das  sie  erfüllen  —  die  stat  —  mit  toten  leich- 
namen  der  leute,  die  ich  erslagen  habe,  Jer.  33,5.  do  Sant  Jeroni- 
mus  leichnam  rastet,  Hier.  133, 16 f.  den  dreien  toten  leichnamen, 
133,  29.  sin  töter  licham,  Trist.  6481.  4.  Ab  man  sich  auch  slechtic- 
leich  an  dem  namen  des  dinges  vorirret,  sunder  von  dem  1.  und 
wesen  des  dinges  weis  man  wol,  so  ist  kein  czweifel,  der  kouf  und 
vorkauffen  geen  für  sich  (si  —  de  corpore  constat) ,  Const.  III  6,  2. 
ab  —  der  kaufer  gelaubte,  das  er  kaufte  etliche  teil  in  einem 
purgeriehen  und  der  verkaufter  vorkauft  in  einem  apteslehen,  do 
wirt  geezweiet  an  dem  1.  u.  wesen  des  dinges;  darumb  so  ist  der 
Kauf  nichtesnicht,   1116,2. 

leich-nam-botich*  (aus  botech  stm.)  Leib,  Rumpf:  sie  dakte  — 
den  ummehank  ouf  seinen  1.  (evolvit  corpus  eius  truneum),  W— B 
Judith  13,  10. 

leiclmams-tag*  stm.  Fronleichnamstag,  Eger.  Chr.  1028  S.  218. 
unsers  hern  leichnams  tag,  1124. 

leichticlieit  (lihtec-heit,  lihtekeit)  stf.  1.  Leichtigkeit.  2.  Leicht- 
sinn, Leichtfertigkeit:  unuueze  rede,  die  von  einer  1.  geschit,  Igl. 
Str.  I  S.  358. 

leichtic-lich(en),  leicht-lioh  Adv.  leichtfertig,  leicht,  leviter: 
1.  hab  ich  geredt,  W — B  Job.  39,  34.  1.  zu  halten  (zu  bewahren), 
Ack.  31, 1. 

leicht -mutig  (liht-müetic)  Adj.  leichtsinnig,  -fertig:  Das  weip 
wirt  darumb  von  geezeugnusse  gestossen,  das  si  1.  ist  und  unstete, 
Const.  IV  12,  3. 

leicht- vertig  (liht-vertec)  Adj.  leichtfertig,  schivach:  Wann  ich 
nicht  anders  bin  nur  als  ein  1.  halm,  der  vor  des  windes  kraft  vor- 
swindet,  Hier.  73,  29. 

leicht-vertig-lich  Adj.  leichtfertig:  1.  sieh  berufen,  Const.  IV 
20,  21. 


464  leich- wappen  —  leidunge 

leich-wappen*  stn.  bei  einem  Leichenbegängnis  verwendetes 
Wappen:  1.  an  fackeln,  sarck  und  rosz,  Traut.  Chr.  241. 

leich-zeichen*  (=  leib-zeichen)  stn.  Zeichen  und  Beweismittel 
einer  Ermordung,  signurn  et  argumentum  occisionis,  Brunn.  1367; 
Eg.  Str.  A  V  2,  B  22. 

leide  stn.  Trauer,  Totenklage  und  stf.  Schmers,  Betrübnis: 
Ir,  die  von  eignem  willen  euch  habt  geopfert  den  laiden  (discrimini), 
gesegent  dem  herren,  W— B  Bichter  5,  9. 

leidec-lich  Adj.  betrübt,  elend:  in  sunden  gevallen  u.  1.  der- 
trunken ,  Hier.  20,  27.  daz,  herze  was  betwungen  mit  leideclicher 
swsere ,  W.  v.  W.  650.  er  —  mit  leidecliehen  siten  uz,  siufzenden 
herzen  sprach,  Trist.  2826. 

leiden  swv.  verleiden,  verhaßt,  machen:  ich  wil  im  nicht  leiden 
die  vart,  Trist.  1501. 

leiden  (liden)  stv.  II  über  sich  ergehen  lassen,  ertragen,  erdulden, 
sich's  gefallen  lassen,  gern  haben,  refl.  sich  gedtdden,  sich  drein 
schicken :  her  mus  das  urteil  leiden,  Igl.  Bgr.  65,  7. 

leiden -lieh  (liden-lich)  Adj.  1.  ertraglich.  2.*  Leiden  zu- 
gänglich :  ewer  strafung  ist  noch  1.,  Ack.  31,  5.  2.  so  —  bistu  der 
selb  gots  sun  noch  der  menschheit  1.  und  totleich  worden,  Sol.  84,  30. 

leidig  (lidec,  lidic)  Adj.  1.  leidend,  geduldig.  2.  erträglich. 
3.  verhaßt*:  1.  Bistu  1.  um  unsern  Verlust  (si  doles  de  perditiune), 
Sol.  61,4.  Eintweder  du  bist  sere  1.  oder  Unvernunft  hauset  zu  dir, 
Ack.  32,  17.  3.  Laidige  anfechtunge  bezwinge  euch  gröblichen, 
Ack.  1, 14.  grosse  scharen  der  leidigen  teufel,  Hier.  147, 18.  doriime 
(in  der  Sünde)  unser  veter  mit  leidigen  irrsal  gewesen  haben,  5,8. 
von  diser  leidigen  werkle  —  geledigt,  17,15.  di  verlaiter  di  uber- 
koinen  (icurden)  laidig  =  ärgerten  sich,  T — B  Botenb.  4,  2.  was 
seid  ir  leidig  (lästig)  disem  weib?,  Matth.  26, 10.  er  begund  zu 
trauern  und  zu  sein  laidig  (betrübt),  Matth.  26,  37. 

leidig  (leidec-liche,  -en)  Adv.  trauernd,  mit  Schmerzen:  laidig 
suchten  wir  dich,  T— B  Luk.  2,  48. 

leidigen  swv.  verletzen,  beleidigen,  betrüben,  kränken:  clage 
und  weine,  leidige  und  betrübe  dich,  Hier.  99,  3.  ob  sie  von  imant 
geleidigt  werden ,  50, 10.  1.  =  W— B  Ex.  12.  23.  das  sein  viech 
ein  ander  viech  habe  geleidiget  (A  geleyget)  oder  dertotet  oder 
derstossen ,  Igl.  Str  42.  witwen  und  weisen  —  beschermen  und 
ledigen  von  den,  die  sie  unrechtlich  1.  u.  bekumem,  Olm.  Stb.  77. 
Befl. :  das  —  der  teufel  —  sich  um  uns  1.  musz,  Sol.  47, 19.  des 
wundern  sich  und  1.  sich  alle  weisen  des  ertreichs,  Sol.  69, 16.  Joseph 
wort  sie  nicht  leidigen,  T— B  Matth.  1, 19. 

leidiglinge  (leidegunge  mar  Bauch  1, 14  u.  Cp.  21  belegt)  stf. 
Beleidigung:  Und  demütigen  wirt  er  sein  ere  mit  1.  seiner  hende 
(allisione),  W — B  Js.  25, 11.  di  1.,  die  da  sint  in  Kristo,  T— B 
I.  Peter  1, 11. 

leidunge  stf.  1.  Leid,  Schmerz.  2.  Beleidigung:  1.  welche 
grosse  peinige  leidunge  dunket  dich  nicht  alleine  der  vordampten 
in  der  helle  sunder  auch  in  dem  fegefeuer?,  Hier.  140,5.  1.  beide 
in  dem  fegefeuer  u.  in  der  helle,  134.  26.  smertzen,  1.,  siege,  123, 15. 
in  trubsale  und  in  1. ,  43, 14.  in  aller  seiner  1.  hat  er  sich  mit 
worten  nie  vergeben,  9,25.  10,5.     Schol  man  die  heiligeu  durch 


leie  —  leiher  465 

ire  arbeit,  durch  ire  1.  loben,  11,21.  in  allen  sulcheu  grossen 
leidungen,  13,  21.  im  leben  —  wir  mit  so  vil  1.  und  so  vil  smertzen 
begriffen  sein,  20,8.  Welche  hi  teilhaftig  sind  der  1.  (passionibus), 
Sol.  57,  3.  ruwe  ader  1. ,  85,  34.  Einem  igleichen  posen  sol  nicht 
wierdikeit  sunder  1.  volgen,  Const.  I  5,  4.  2.  das  nicht  kume  über 
mich  ein  1.,  W— B  Judith  12,2.  Ist  aber  das  nicht  ist  1.  (offensio) 
des  volkes  ires  gotes ,  nicht  muge  wir  in  widersteen ,  Judith  5,  25. 
di  selb  leidung  der,  die  da  ist  in  der  werlt,  T— B  I.  Peter  5,  9.  di 
geselschaft  seiner  1.,  Phil.  3, 10. 

leie,  leige  swm.  Nicht  geistlicher,  Laie:  waz,  her  Wolfram  ie 
gesprach,  daz,  ist  von  guotem  sinne  geschehen.  Des  müssen  wir  im 
alle  jehen,  leien  muut  gesprach  nie  baz,,  Alex.  127. 

leieu-priester  stm.  Weltgeistlicher,  Eger.  Str.  C.  18;  Eger. 
Chr.  1200  S.  379. 

leier  s.  lire. 

leier-gelt*  {von  lire  sivf.  Leier)  stn.  Geld  für  Gesang  und 
Spiel,  Traut.  Chr.  353. 

leiern  (liren)  sivv.  1.  spielen.  2.  bildl.  zögern:  als  vil  als  eiu 
esel  leiern  kau,  als  vil  kanstu  die  warheit  verneinen;  {mißverstanden 
aus  ovoq  n(jdq  ).vpav  für  einen  gegen  jede  Musenkunst  unempfindlichen 
Menschen),  Ack.  48, 14. 

leiben,  lihen  (lihen,  Praet.  lech,  le,  lieh,  Part,  gellen,  geluwen) 
stv.  IL  1.  leihen,  borgen.  2.  vermieten.  3.  als  Lehen  geben,  bes.  von  der 
Verleihung  des  Abbaurechtes  an  einem  Berg,  Erbstollen,  Erbgebirge 
durch  den  Urbarer  oder  durch  den  Hofmeister  als  dem  Bevoll- 
mächtigten des  Königs:  1.  freunt,  liech  mir  dreu  brot,  T — B  Luk. 
11,  5.  darezu  lech  sie  in  richez,  golt,  W.  v.  W.  6427.  3.  der  das 
perkwerk  leihet  und  vorreicht,  Igl.  Bgr.  TJ — A  15  u.  Igl.  Bgr.  u. 
Const.  durchgehends  z.  B.  Const.  III  1, 15 — 17. 

leiher,  liher  (liher)  stm.  1.  Borger.  2.  bergm.*  Verleiher  des 
Bergbaurechtes:  1.  W — B  Sirach  29,  5.  =  foenerator,  W — B  Js.  24,  2. 
2.  Werne  des  konige.-;  gewaldiger  liher  mit  rate  der  burger  unde 
der  gesworn  von  der  Ygla  icht  vorlihet  unde  bestetiget  under  sinem 
ingesegil  unde  undir  dem  iugesegil  der  stad  von  der  Ygla  beschribet, 
das  das  craft  sulle  haben,  D  I B  1 1.  Auch  ist  das  recht,  das  nimant 
sal  noch  enmag  liher  sin  wenn  ein  gesworen  man  in  des  koniges 
stat  czunechst  bi  dem  bergwereke  gesehen.  Unde  das  kumet  dovon 
das  kein  urbarer  adir  andir  imand  siner  teil  abe  möge  irczeugen  mit 
in  selbir,  sundir  aleine  noch  dem,  das  der  liher  mit  sinem  eide 
begriiet,  D  I  R  1 17.  der  urbarer  adir  sin  gewaldiger  liher,  D  I  R  3, 1. 
Das  ist  auch  hin  czu  dem  Czukmantel  geteilt:  das  der  urbarer  von 
des  lehenaniptes  wegen  mit  czu  einem  czwaiunddrisiktail  recht  hat, 
wiwol  di  urbarer  von  den  Chutten  von  nevver  gewonbait,  da  sie  sich 
gegen  hof  mit  wolden  lieben,  das  haben  aufpracht,  das  man  von 
einem  perge,  den  man  von  newens  misset,  dem  urbarer  ein  achtail 
geit,  Igl.  Bgr.  N.  21.  mit  vorheuknus  {Einwilligung)  des  richters  u. 
der  gesworenen  u.  des  leihers,  Igl.  Bgr.  U  — A  15.  Der  Streit,  wer 
eigentlich  leiber  sei,  zwischen  dem  König,  dem  Münzmeister  und  dem 
Hofmeister,  wem  also  dieses  V32  (leiher-teil)  gehöre,  wurde  von  den 
Iglauern  zugunsten  des  Hofmeisters  entschieden,  Igl.  Bgr.  N.  22. 
Zidetzt  wird  das  Leiher -32 -Teil  Nr.  51  (a.  1419)   genannt.      Über 

Oeliuek,  Wörterbuch.  30 


466  leiher-teil  —  leis 

dieses  handeln,  DIR  §13,1;  Const.  111,5.  112,15.  vgl  unter 
Bergregal  u.  Zycha  I  S.  168 f. 

leiher-teil  stn.  s.  leiher. 

leilmnge  (lihunge)  stf.  1.  Belehnung.  2.  Darlehen,  ausgeborgte 
Summe:  1.  Was  leimig  gescheen  ist,  do  wisse  wir  nicht  umnie, 
Igl.  ßgr.  45,  6.  di  selbe  leiunge  mnste  der  selbe  perknieister  behalden 
mit  seinem  eide,  Nr.  34, 1.  sie  czogen  sich  des  onch  irer  leiunge 
an  denselben  perknieister,  34,  2.  —  2.  N.  45,  4  als  der  leiher  uf  wucher 
also  der,  der  die  1.  nimet  (qui  mutuum  accipit),  W — B  Js.  24, 2. 
der  leihung  zihen  {berufen  —  auf)  wir  uns  an  den  hofmeister, 
Igl.  Rspr.  VIII. 

leilachen  (lin-,  li- lachen,  -lach)  stn.  Bettuch,  Igl.  Str.  327. 
leiloch  tischtucher,  Igl.  Stb.  III  199  a;  Igl.  Stb.  III  A  132  a. 

leim  stm.  lat.  linius  Lehm,  Igl.  Str.  201.  von  leim  gelecket 
man  =  Mensch,  Ack.  11,  5.  sand  und  1.  auf  Stadtgrund  kann  jeder 
an  kauf  nemeu,  Igl.  Str.  201 ;  Traut.  Chr.  284. 

leünat,  leimbat,  -bot,  leimet  (lin-wät)  stf.  Leinenzeug,  Lein- 
wand: 1.  Traut.  Chr.  69.  250.  277.  290.  332.  337.  2.  Eg.  Chr.  N.  1035. 
3.  Olm.  Stb.  92.  4.  Traut.  Chr.  281.  in  das  spital  1  seh.  den  armen 
leuten  umb  leinbat,  Igl.  Stb.  V  168 d.  vier  stuck  plabe  lembat, 
IV  187  b.    preite  leinmet,  V  28  c. 

leim-digel*  (fehlt  bei  L.,  aus  leim  =  Lehm  und  tigel,  tegel  = 
Tiegel)  stm.  =  Lehmtiegel,  verüchtl.  Bezeichnung  für  den  Menschen: 
ein  stinkender  1.,  Ack.  36, 12. 

leimein,  leimen  (leimin)  Adj.  aus  Lehm:  in  den  velden  des 
iordanischen  reiches  gos  her  sie  (die  Gefäße)  in  leimeiner  erden  (in 
argillosa  terra),  W-  B  Kön.  III  7,  46.  leimene  pastei,  Traut.  Chr.  72. 
ein  leimen  rauphausz  =  Mensch,  Ack.  36, 14. 

leimen  s.  limen. 

leimet-kaufer  *    stm.   Leinwandhändler,  Traut.  Chr.  281. 

leim-stette*  swf.  Lehmgrube:  ein  besondere  laimstetten, 
Chlum.  I  21. 

leinbat  s.  leiinat. 

lein- bot -sneider  (lin-wät-snider)  stm.  iver  Leinwand  aus- 
schneidet, Leinwandhändler  im  kleinen,  Olm.  Stb.  92. 

leine  stm.  Felsen:  In  der  wustenuuge  der  peche  wonten  sie 
und  in  den  holern  der  erden  und  auf  dem  leine  (super  glaream), 
W— B  Job.  30,  6. 

leinen  swv.  lehnen:  manch  hundert  vrouwen  giengen  dar  in 
die  venster  leinen  sich,  Trist.  1965. 

leinen  (linen,  entliuen)   swv.    auftauen,  Eger.  Chr.  N.  706. 

lein -kauf  (lit-kouf)  stm.  Gelübnistrunk  beim  Abschluß  eines 
Handels,  Traut.  Chr.  249.  250  s.  leit-,  lei-kauf. 

lein-wäter  (lin-wäter)   stm.   Leinweber,  Brunn.  Str.  II  149. 

lein  -  w sit -zieeh*,  -e  swstf.  Zieche  aus  Leinwand:  di  leinbat- 
czicheu,  Igl.  Stb.  V  96b. 

lein-weber  (lin-weber)   stm.   Leinweber,  Eg.  Acht.  II 130. 

leis,  -e  stswm.  geistlicher  Gesang:  da  sie  in  die  bürg  drangen 
iren  leisen  sie  sungen,  Ernst  2158.  ir  leise  sie  lüte  riefen,  3070. 
mit  ir  leisen  sie  gäben  stiegen  dön,  3581.  sineu  leisen  huob  er  dö. 
4538.    der  kristen  schar  ir  leisen  sungen,  4759. 


leisieren  —  leit-haus  467 

leisieren,  leisclüercn  swv.  das  Boß  mit  verhängtem  Zügel 
laufen  lassen:  leisierende  üf  den  grüenen  plan,  Trist.  1691.  indes 
geleisieret  quam  ritterlichen  üf  den  sant  Anchorant,  Rt.  220.  gegen 
mir  her  1.,  Alex.  5764. 

leiste  (liste)  stuf,  bandförmiger  Streifen,  Saum,  Borte:  unum 
latus  vel  una  superficies,  vulgariter  leiste,  Olm.  Stb.  93  a,  13. 

leisten  swv.  {Brät,  leiste,  Bart  gel  eist,  geleistet)  leisten,  ein 
Gebot  ausführen,  ein  Versprechen  erfüllen,  eine  Bflicht  tun:  leistet 
ein  gelubde,  W— B  Lev.  22,  21. 

leist-sneider*   stm.    Schuhleistenschneider,  Eger.  Chr.  777.  783. 

leite  (lite)  swf.  Leiten,  Bergabhang ,  Halde,  Eg.  Chr.  N.  932. 
die  leiten  von  dem  prunlein  gegen  der  stat  wercz,  Igl.  Stb.  V  185  b. 
er  hat  im  von  seinem  garten  czu  half  geben  die  leyten  czu  einem 
halter  (Fischhälter),  IV  207  c.  die  schütt  (für  den  Teich)  nemen  in 
des  Knedls  leiten,  IV  187b.    prata,  rubeta  et  leyten,  IV  203a. 

leiten  swv.  1.  leiten,  führen.  2.  daz,  swert  =  Bitter  werden. 
3.  die  linden  1.  =  die  Zweige  so  richten,  daß  sie  auf  einer  Seite 
Schatten  gewähren.  4.  durch  Unparteiische  eine  strittige  Sache  be- 
sichtigen lassen.     5.  refl.  sich  richten  =  geleiten,  Elbog.  Chr.  65,  26. 

leiter*  stm.  Verführer,  Betrüger:  einen  —  halten  für  einen 
betriger  und  1.,  Igl.  B.  65. 

leiter-werk*  stn.  die  Gesamtheit  der  in  den  Schacht  führenden 
Leitern:  Da  Sachen  die  scheppfen  auch  auff  und  sahen  weder  1. 
noch  seilricht  noch  kainerlei  fudernus,  Igl.  Bgr.  6,  2. 

leit-gebe  (lit-gebe)  swm.  Schenktvirt:  tabernator,  Igl.  B.  52. 
Und  der  1.,  der  trinckgelt  behaben  (seine  Forderungen  durchsetzen) 
wil,  der  schol  ein  getreuer  man  sein,  der  sich  wol  behalten  hab  und 
dem  man  pilleich  schol  geleuben,  Brunn.  Str.  II  196.  dass  khein 
leigeb  einer)  baurenknecht  mehr  borgen  soll,  dann  so  vil  als  er  ob 
der  gürtl  hat,  Chlum.  II  6.  Wenn  ein  nachbawer  hie  ein  leutgeb 
wil  werden,  es  sei  in  wein  oder  bier,  I  41.  wenn  ein  dienstknecht 
zu  einem  leuthgeben  kam,  so  sol  ihm  der  1.  nicht  weiter  borgen, 
denn  soviel  er  kleider  über  den  gürtel  hat,  I  46. 

leit-geben  swv.  ausschenken:  wer  da  schenkhen  oder  leutgeben 
will,  der  soll  einen  Zeuger  aussteckhen  und  heimblich  nicht  aus- 
geben, Chlum.  III,  9. 

leit-geb-iiaus  (lit-gebe-hüs)  stn.  Gasthaus:  dass  keiner  mit 
gewehrter  handt  in  die  leutgebheuser  zum  wein  gehen  soll  —  allen- 
falls —  sollen  sie  die  wehren  ablegen  und  dem  wierth  auf  zu  haben 
geben,  Chlum.  in  10. 

leit-haus  (lit-hüs)  stn.  Gasthaus,  Schenke :  das  —  trinckgelt  — 
vortrunken  ist  in  einem  1.,  Brunn.  II  196.  Das  um  die  stat  ein 
meil  chain  1.  schol  sein  —  denn  auf  unsers  Schreibers  guet,  der  die 
chapellen  hat  sant  Procobs,  II  27.  in  dem  1.,  Igl.  Str.  I  S.  358.  163. 
ich  quam  in  ein  offen  L,  237.  das  in  der  richter  in  einem  1.  begraift 
mit  einem  gespiczten  swerte,  wenn  er  sich  zweimal  wehrt  gegen  den 
Bichter  und  das  Schwert  nicht  hergeben  will,  muß  er  dem  Richter 
60  und  jedem  Schöffen  30  Schillinge  der  churczen  zahlen,  138.  die 
gemein  busse,  die  man  offte  seczet  leuten,  di  vil  unczucht  treiben 
in  den  leitheusern ,  I  S.  361.  sie  schuln  nicht  höher  gevaterschaft 
trinken   noch   schenken   in   dem   1.  dann  daz  ie  der  gevater  zwai 

30* 


468  leit-kauf  —  leituuge 

nozzel  weins  schenken  mag,  Eg.  Str.  A  VII  2,  B  17.  kein  gefat er- 
schaff trinken  weder  im  1.,  daheim  nach  anderswa,  Eg.  Str.  C  31. 
hat  man  dem  Heinrich  Slafer  das  I.  2jar  vorpoten,  Buch  der  Ge- 
hrechen S.  223.  czu  hochczitin  si  trachtin,  wi  man  di  leuthusir 
(lenthusir,  Hanka)  virlyse  (=  sie  verboten  sonntags  den  Besuch  von 
Gasthäusern),  Dal.  100,  3  (43,  25). 

leit-kauf,  meist  leikauf  (lit-kouf,  -cup,  -cop)  stm.  Gabe  als 
Zeichen  des  vollendeten  Vertrages,  ursprüngl.  das  Getränk,  das 
hierbei  getrunken  wird:  Man  soll  von  keiner  hochzeit  weder  preutigani 
noch  praut  noch  niemant  von  iren  wegen  keinen  leitkauf  mer  geben, 
Eg.  Str.  C  1.  leibkauf  entstellt  aus  leitkauf,  lit  =  Obstwein,  Würg- 
wein, Eg.  Chr.  686  u.  ö.  Die  Form  leikauf:  potum  testimoniale, 
qui  vulgariter  leikauf  dicitur,  Brunn.  Str.  I  322.  alsbald  ein  mensch 
geporn  wirt,  alsbalde  hat  er  den  1.  getrunken,  das  er  sterben  musz, 
Ack.  29,  19.  leuten,  die  bei  dem  kauff  u.  1.  gewesen  sein,  Igl.  Str. 
(63)  S.  330.  beim  Verkauf  von  Rindvieh  heißt  es  dann  in  der  Igl. 
Gegend  Hörnergeld:  beczalen  1  seh.  zu  leukauff,  Igl.  Stb.  III 183 b. 
ein  fasz  bir  —  leinkauf  getrunken,  Traut.  Chr.  249. 

leit-kauf-leute,  lei-kauf-laute  st.  PI.   Zeugen  eines  auf  öffentl. 

Markt  abgeschlossenen  Kaufvertrages ,  daraus  spät.  lat.  litcopiales: 
ein  man  überwindet  pas  den  andern  mit  ir  paider  leikaufleuteu  oder 
ratleuten,  denen  sich  gener  mog  geweren  mit  seinen  1.  oder  mit 
seinen  ratleuten  allein,  Igl.  Str.  33.  von  1.  gibt  bei  Eintragung  in 
des  pergs  puch  der  man  einen  grossen  dem  Schreiber,  258b.  1.  sint 
czeugen  umh  kauff,  I  S  359.  wer  den  andern  anspricht  mit  leit- 
kaufleuten, .  mit  totpet-  und  heiratleuten ,  mit  ratleuten,  der  schol 
czu  dem  minnesten  czwene  haben  derselben  leut,  32  u.  33.  per 
testes  honestos,  dictos  in  vulgari  1.,  120;  sie  können  zur  Zeugen- 
aussage und  deren  Beschicörung  gezwungen  werden,  (63)  S.  330. 
Dauer  der  Beweiskraft  ihres  Zeugnisses,  (46a);  Igl.  Stb.  IH  195b; 
I  175c;  II 169 d;  V36a.     Die  Einzahl  davon: 

leit-kauf  man*  stm.  Kaufvertragszeuge ,  einer  genügt  nicht,  es 
müssen  mindestens  zwei  sein,  Igl.  Str.  32. 

leit-lich  Adj.  leidvoll,  schmerzlich:  ez,  bot  sinem  herzen  einen 
leitlichen  smerzen,  W.  v.  W.  787.  si  enkuude  vor  leitlichen  swferen 
frö  nicht  gebaeren  (nicht  fröhlich  sein),  829. 

leit-vertreiben  stn.  1.  leit-vertrip.  2.  stm  n.  Vertreibung  des 
Leides:  1.  kein  1.  han  ich  mer,  Ack.  7,  3.  3.  manger  hande  leitver- 
trip,  W.  v.  W.  148.  ja  wterest  du  min  leitvertrip,  ich  der  din  und 
du  min  lip,  Alex.  8851. 

leit-seil  (auch  leite-seil)  stn.  Leitseil  zum  Leiten  von  Tieren. 
lora:  Und  ouf  die  leweu  und  ouf  die  ochsen  machte  er  sam  czeume 
oder  sam  1.  oder  halftern  ous  ere  herabhangende,  W-B  Kön.  IH 
7,  29.  Ouch  die  1.  (hahenas)  wuschen  sie  noch  dem  worte  unsers 
herren,  III  22,  38. 

leit-stab  (leite -stap)  stm.  1.  leitender  Stab.  2.  Führer:  mein 
recht  furender  1.  —  mir  aus  den  henden  wart  geruckt,  Ack.  7,  10. 

leitimge  stf.  (bei  L.  nur  in  verleitunge)  1.  Lenkung.  2.  Ver- 
leitung* :  verirren  in  dem  wege  der  rechten  1.,  Const.  I  2,  2.  swer 
laituug  zu  den  sunden  geit,  Joh.  v.  Igl.  5.  Geb. 


lern  —  ler-lich  469 

lein,  -e,  leiude  stf.  1.  Lähmung.  2.  gelähmtes  Glied:  das 
Michel  Nüssl  für  ein  iede  leem  in  sunderhait  dem  Valtein  ist  ver- 
fallen und  noch  dem  rechten  abtragen  sol  3  mark  der  kurczen,  48  gr. 
für  ein  mark  zu  raiten.  Dovou  entfallen  dem  Valtein  czwu  mark 
und  dem  richter  und  scheppen  auf  gleichen  tail  czu  tailen  ein  mark, 
Igl.  Str.  (69)  S.  335.  umme  ein  lemed  gevallen  14 mark:  czehen  dem 
selbschol  (Beschädigten),  drei  dem  richter,  aine  den  scheppen,  257b, 
181.  ain  lemde  oder  ain  ander  wunden,  Igl.  B.  75.  80.  umb  wunden 
oder  umb  lemde,  Prag.  Hb.  192.  konig  Johannem  gar  an  alle  valsche 
lern,  Dal.  15,  10. 

lemberin  Adj.  vom  Lamm:  als  ob  von  wollen  lemberin  der 
werden  harnasch  waere,  Alex.  13390.  ein  lenirein  pellicz,  Igl.  Stb. 
III  200  d. 

lemmer-wise*  swf.  ein  Wiesenname:  gelegen  vor  uner  frauwen 
tor  auf  der  1.,  Igl.  Stb.  V  267  b. 

lemytig,*  Adj.  Und  opfert  ouch  ain  lemptigen  wider  (arietem 
de  bis,  qui  nutriunt),  W — B  Ez.  45,  23. 

lemung,*  -e  stf.  —  lerne,  Prag.  Str.  N.  48.  77.  dem  Valtein 
umb  sein  schmerzen  u.  1.  ein  Widerlegung  und  abtragung  zu  tun, 
Igl.  Str.  (68)  S.  334;  Prag.  Eb.  48.  77. 

lende  stsicf.  Lende:  ous  deinen  lenden,  W— B  Gen.  35,  11. 
ewer  lenden  (renes)  sult  ir  gurten,  Es.  12,  11. 

lemlen-gürtel*  stm.  stsivf.  Lendengürtel,  Gürtel,  lumbare,  W  -  B 
Jer.  13,  1  u.  6. 

leuge  stf.  Länge  (räumlich  und  seitlich) :  da  von  (vom  Schlage) 
im  lebens  lenge  flöch,  Alex.  9153. 

lengekeit  (und  lanc-heit)  stf.  Länge:  auff  das  icht  1.  der  czeit 
euch  in  vorgesseuheit  füre  solcher  geschieht,  Eger.  Chr.  1167  S.  341. 

lengen  swv.  in  die  Länge  ziehen,  verlängern:  sam  er  Sprech: 
alle  die  das  gebot  hehalden,  1.  ir  leben  auf  disem  ertreich,  Job. 
v.  Igl.  4.  Geb. 

lenze  swm.  f.  Frühling,  Lenz:  in  dem  lenzen,  Alex.  15620. 

lerchen -  kübel *  stm.?  mit  Lärchen  bewachsener  Hügel  (von 
lerche,  lerche):  Auch  rügen  wir  einen  freien  weg  hi  hinter  über 
den  1.,  Rüge  von  Pröhl  N.  19. 

ler-knabe  sxvm.  Lehrling,  Schüler:  ein  erbar  1.,  Igl.  Stb.  V 
177  a.  wann  ein  suiieher  erbar  1.  aufgenomen  wird,  der  sol  in  die 
bruderschaft  geben  ein  pfunt  wachs  in  14  tagen,  V220d. 

ler-kneckt  (lere-kneht)  stm.  Lehrling:  Einen  1.,  den  ein  man 
ein  hantwerk  lert,  den  mag  her  wol  mit  einem  pesem  —  slahen 
und  czuchtigen  mesleich  (mäßig),  Igl.  Str.  157.  ein  itczlicher  uf  dem 
czichenwerk  und  barchantwerk  sol  nicht  mer  dann  einen  1.  haben, 
Olm.  Stb.  108  b.  Ein  itczlicher  1.  der  sol  sein  czeit  ausdinen  seinem 
meister  nach  aller  der  beredung  und  nach  allem  geding,  als  er  und 
sein  vorweser  das  beredt  und  ausgenomen  haben,  108  b.  das  man 
kein  1.  —  das  hanntwerch  lernen  noch  aufnemen  sol,  er  sei  dann 
eelich  geporen,  Igl.  Stb.  V  28  c.  auch  sal  ein  ieder  tuchmachermeister 
nicht  mer  lerknecht  halten  denn  einen  knecht  und  ein  jungen  ader 
czwei  knecht  und  kchain  jungen,  Igl.  Stb.  III  186  b;  Traut,  Chr.  141. 

ler-lich  Adj.  gelehrig:  dem  knecht  des  herren  gezimt  —  zu 
sein  senft  zu  allen,  lerlich,  gefridsam,  T — B  II  Timoth.  2,  24. 


470  lernen  —  letze 

lernen  (auch  lirnen)  swv.  1.  kennen  lernen.  2.  lehren:  so  das 
her  in  in  lernte  israhel  (ut  erndiret  in  eis  Israel),  W — B  Richter, 
3,  1.  Nu  dann  das  Magdburgisch  recht  auch  daselbe  und  lernt  heist  — 
als  uns  die  heilige  schrift  und  die  bewerten  recht  allenthalben  1., 
Olm.  Stb.  89.    den  tot  sach  man  in  lernen,  Alex.  8525. 

lern-stunde  stf.  U)derrichtsstunde:  ein  jeder  schulmaister  hat 
seine  lernstunden  verriebt,  Traut.  Chr.  110. 

lernunge  (auch  lirnunge)  stf.  1.  das  Lernen.  2.  Schule. 
3.  Wissenschaft,  Unterricht,  Belehrung:  3.  das  sie  ire  Sachen  neben 
des  urteils  laut  u.  1.  ausweisen  sohlen,  Olm.  Stb.  132  S.  106.  von 
der  1.  was  er  mager,  Alex.  1320. 

lerz  Adj.  link:  zer  lerzen  haut,  Alex.  12639.  die  zeswen  und 
die  lerzen  in  sin  har,  ietwedere  haut  er  want,  Trist.  6598. 

leschen  stv.  1 2  intr.  auf  hören  zu  brennen,  zu  leuchten,  zusein; 
tr.  =  leschen  (svw.):  manec  harnasch,  dar  gegen  der  sunnen  schin 
niht  lasch,  Alex.  12888, 

leschevas*  stn.  Lichtputze:  mach  auch  —  leuchter  —  und 
schurscheren  und  leschevas  (amunetoria),  dorinne  man  das,  das  man 
abeschüret.  vorlesche,  W — B  Ex.  25,  38. 

lesch-krug*  stm.  Der  Mensch  wird  wohl  wegen  seiner  Unmüßig- 
keit  im  Trinken  genannt:  ein  unsatig  leschkruk,  Ack.  36,  15. 

leselilin*  stn.?  ein  bißchen:  nur  ein  1.  hat  im  {den  vom  Gerüst 
abgestürzten  Arbeiter)  ein  stein  als  ein  zuber  grosz,  der  über  in  weg- 
gesprongen,  erreicht  und  am  köpf  gerüret.  Traut.  Chr.  149. 

lesen  stv.  I  1  Trat,  las,  läsen,  lären;  Part,  gelesen,  geleren, 
gelarn:  sammeln,  lesen,  aufheben,  etwas  an  sich  1.  =  an  sich  nehmen, 
annehmen:  so  herte  gemüete  er  (Alex,  in  späterer  Zeit)  an  sich  las, 
Alex.  8983.  in  Tyrus  verzaget  was  volc,  daz,  zwivel  an  sich  las  — 
und  sich  erhienc,  9558.  der  künec  von  Samargöne  von  Dario  be- 
lehent  was,  daz,  er  den  zins  in  las  (den  Tribut  einhob),  3978. 

les-herre*  su:m.  roohl  =  lese-meister  Aufseher  bei  der  Weinlese: 
Khein  leser  soll  recht  haben,  weinpör  mit  sich  ohne  des  (!)  erlaubnis 
seines  lessherm  anheimbs  zu  tragen,  Chlum.  VII  23. 

lestern  (auch  lästern)  swv.  die  Ehre  nehmen,  beschimpfen: 
welcher  unsers  herren  namen  lestert,  des  todis  sol  her  sterbin,  W — B 
Lev.  24, 16. 

lester-lieli  (last er-,  lester-lich)  Adj.  beschimpfend,  schimpflich: 
diez  1.  dink  =  rem  sceleratissimam,  W — B  Deut.  17,  5. 

lester-lich  -e  Adv.  schimpflich,  schmachvoll:  kert  ir  wider 
äne  mich,  so  zogt  ir  zwäre  1.,  Alex.  21418;  Trist.  3453.  damit  er 
in  ir  er  hatt  wellen  lesterleichen  ahreden  und  absneiden,  Igl.  Sth. 
IV,  117  b. 

lesterunge*  stf.  Schimpf,  Schande,  Gespött,  opprobrium:  der 
—  hebt  ouf  die  1.  von  israhel,  W— B  Könige  1 17,  26.  wir  Assyrer 
werden  in  ein  1.  aller  erden,  Judith  5,  25. 

letil  (=  letter,  lotter,  loder,  PI.  loter,  löter,  lötter)  stm.  Tauge- 
nichts, Schelm,  Gaukler.  Possenreißer:  du  letil.  du  schelkel,  Igl.  Str. 
(68)  S.  333. 

letze  stf.  1.  Hinderung.  Hemmung.  2.  Schutzwehr,  Grenz- 
befestigung. 3.  Ende.  4.  AbschiedsgeschenJc:  Ich  würde  iueh  in  der 
Molda  irtrenkin  und  iueh  da  mit  die  leezte  schenkin  (den  Best  geben), 


letze  —  leutern  471 

Dal.  160, 10  (70,  64).  3.  daz,  sie  mir  niht  verwiz,en  dirre  rede  letze 
und  ir  begin,  Alex.  17365.  —  2.  auch  sack  man  an  den  letzen  die 
von  der  veste  setzen  den  lip  oft  in  wäge  gegen  der  vinde  läge, 
Ernst  799. 

letze  (=  lecze)  sivstf  Vorlesung  eines  schriftlichen  Abschnittes 
(im  Gottesdienst)  Lehre,  Unterricht,  Lektion:  ir  gescheftleut  (Testa- 
mentszeugen) Avellt  mir  den  pfarrer  bitten,  das  er  mir  welle  lassen 
begeen  mit  dreien  leezen,  Igl.  Stb.  V  149  b.  nach  dem  leezen  der  e 
und  der  weissagen,  T — B  Botenb.  13,  15.  vernim  dich  an  di  leezen 
und  an  di  underweisung  der  lere,  I  Tim.  4,  13. 

letzen  swv.  {Trat,  lazte,  lezte)  1.  hemmen,  hindern.  2.  berauben. 
3.  refl.  sich  enthalten.  4.  verletzen,  schädigen.  5.  zu  Ende  bringen. 
6.  mit  einer  letze  (Befestigung)  versehen.  7.  erfreuen,  erfrischen. 
8.  refl.  nachlassen,  aufhören.  9.  sich  gütlich  tun,  letzen.  10.  sich 
freundlich  erweisen:  4.  er  beginnet  uns  also  1.,  Alex.  2574.  etzlich 
stat  sich  widersazte,  die  er  ungefuoge  lazte  (hart  züchtigte),  Alex. 
4784.  5.  sie  müez,en  uns  noch  letzen  (vernichten)  oder  wir  gerechen 
uns  eiu  teil,  14346.  6.  swä  in  des  daches  gebrach,  swinde  man  da 
die  Kriechen  sach  üz,  den  wem  1.  sunder  lebens  ergetzen,  14  989. 

letzer-geld*  stn.  letzte  Rate:  über  ein  jar  auf  sannd  Girgentag 
sol  er  ir  geben  das  1.,  XXII  seh.,  Igl.  Stb.  V  256;  V  174 d. 

leuchten  (liuhten,  Trat,  lühte),  siov.  leuchten:  ir  harnasch  lüht 
nach  glänze,  Alex.  6201. 

leuchter  (liuhtsere)  stm.  1.  Erleuchter.  2.  Leuchter,  cande- 
labrum:  der  guideine  1.,  W — B  Par.  I  28,  15;  Ex.  25,  37.  drei  leychter, 
Igl.  Stb.  V  275  a. 

leug-bar  (lonc-bsere,  unlougenbsere  =  1.  wer  nicht  lügt.  2.  was 
nicht  geleugnet  werden  kann)  Ad),  leugnend, *  Traut.  Chr.  31.  als  er 
aber  solchs  bezüchts  fost  leugbar  war,  Traut.  Chr.  31. 

leumunt  (liumunt,  md.  lümunt)  stm.  1.  Ruf,  Ruhm,  Gerücht, 
Leumund.  2.  Leseabschnitt,  Taragraph :  1.  der  bösen  1.  hat  =  in- 
famis,  Const.  I  5,  4.  in  schaden  mit  bösen  1.  brengen,  19,4.  er 
keine  (keine  von  ihnen)  beschermit  iren  frund  und  gewan  domid 
gutin  leumt,  Dal.  37,  9  (10, 12). 

leimt  s.  leunmnd. 

leuten  (luten,  Trat,  liüte,  Tart.  geliutet,  gelüt)  swv.  läuten, 
ertönen  lassen:  der  bader  hat  selbs  am  sonabende  die  trummel 
herumb  geschlagen  und  zum  bade  darmitte  geleutet,  Traut.  Chr.  184. 

leuter-lick,  -leich  (lüter-liche,  en)  Adv.  1.  auf  reine,  deutliche, 
aufrichtige  Weise.  2.  ausschließlich,  lediglich,  gänzlich,  schlechtweg: 
1.  di  hl.  schrift  1.  entslossen,  Hier.  4,  10.  wan  einer  dem  andern 
ein  czimlich  ding  äne  twang  des  rechten  1.  und  mildielich  gibt 
(mera  et  überaus  in  alterum  translatio),  Const.  III  7,  1.  als  das  in 
des  pergs  puch  1.  gesekriben  stet,  Igl.  Bgr.  40,  5.  2.  di  selben  lehen- 
schefte  di  gescheen  etwenne  1.  (pure),  etwenne  mit  underscheiden- 
heit,  Const.  III 1,  12.  Leuterleich  werden  di  lehenschefte  in  der 
weise,  wann  man  si  vorleihet  ewikleich  ader  als  lang  di  gewerken 
ir  genisen  mögen,  III 1 ,  13.  ich  bit  euck  leuterleick  durck  gotes 
willen,  das  ir  mir  das  vorgebet,  Igl.  Stb.  III  A  135b. 

leutern*  (liutern,  lütern)  sw.  1.  reinigen,  läutern.  2.  erklären, 
erläutern:  es  ist  gut,  das  man  alle  ding  mit  guter  geezeuknusse 


472  leut-hus  —  lieb-haftig 

leutere,  Const.  III 1,  16.  volleclich  1.  =  plene  declarare,  I  5,  2.  ir 
uns  eigenleich  nicht  geleutert  habt,  wie  clag  und  antwort  sich 
darumb  Torgangen  hat.  Igl.  Bgr.  56,  7.  wie  man  ein  krieg  czwischen 
zwaien  perkwerken  1.  schol,  Js.  56.  also  das  sie  von  paiden  tailen 
di  stucke  und  artikel  leuterten,  40,  5. 

leut-hus  s.  leit-haus. 

lieht  s.  liecht. 

lid,  -e  (lit,  -des)  stn.  1.  Deckel.  2.  Laden  zum  Schließen  der 
Krambuden,  clansuram  institae  suae,  sive  fnerit  ferrea  vel  lignea, 
quae  „lid"  vulgariter  dicitur,  exponat  de  instita  sua  versus  viaui. 
Prager.  Str.  N.  32  S.  22.  das  die  großen  ader  groben  pinder  {Faß- 
binder) kein  newes  gefas  machen  sullen,  das  (nur)  einen  gross, 
ader  miuner  gilde  ader  wert  ist  —  außer  auf  Bestellung,  aber  — 
uf  das  lide  ader  uf  den  laden  sullen  sie  das  nicht  seczen,  Olm. 
Stb.  124. 

lid-lou  (auch  lit-lon)  stmn.  Lohn  der  Dienstboten,  Liedlohn: 
dem  ein  gescheit  empholhen  wirt  (Testamentsvollstrecker)  schol  auch 
czu  dem  ersten  lidlon  knechten  und  diernen  und  andern  arbaitern 
geben,  Brunn.  Str.  II  187.  Vom  lidlon  eines  gedingeten  protess, 
Igl.  Str.  199.  Wer  auf  einen  claget  umb  1.  und  erstet  es  auff  in, 
dem  sal  der  richter  dasselbe  1.  heissen  geben  oder  geldeu  an  dem 
selben  tag  bei  Sonnenschein.  Ein  Pfand,  hiefür  kann  dieser  noch 
denselben  Tag  verkaufen  oder  versetzen,  nur  die  Übermasse  (ivas  über 
Schuldsumme  gelöst  wird)  soll  er  dem  Pfandgeber  widerkeren.  —  1. 
behabt  auch  mit  seinem  eide  ein  gedingeter  knecht  oder  ein  gedingete 
dierne  auf  seine  herschaft  an  ein  quentein  einen  vierdung  =  14  grosse, 
Igl.  Str.  I  S.  366  ferner  Igl.  Bgr.  80,  5.  wie  sie  in  das  bergwergk 
mit  recht  eingeweiset  sein  umb  ir  lidlon,  Igl.  Bgs.  80,  2.  Erst  seit 
der  Annaberger- Joachimstaler  B.  0.  gehört  der  1.  zu  den  cdlgemeincn 
Auslagen  der  Gewerkschaft,  Zycha  I  268. 

lieb  Adj.  lieb,  angenehm,  erfreulich:  solten  wir  durch  aufsatzes, 
durch  liebes  oder  durch  leides  willen  die  leute  lassen  leben?  Ack.  9,  4. 
subst.  stn.  das  Liebe.  Erfreuliche,  die  Freude:  ir  zartes  liep  Tristande, 
Trist  2605. 

liebe  stf.  Wohlgefallen,  das  Liebsein,  Freude,  Gunst,  Liebe: 
darumb  pitten  wir  euer  freuntleich  libe  —  das  ir  uns  des  Urteils 
underweisen  wollet,  Igl.  Rspr.  VIII. 

liebe-bsere *  Adj.  liebevoll:  die  sint  nicht  ].,  die  sint  rechter 
liebe  unreifere,  W.  v.  W.  276. 

lieben  swv.  1.  Liebes  eriveisen,  erfreuen.  2.  behebt  machen. 
3.  sich  einem  zuo  1.  =  sich  einschmeicheln.  4.  mit  einem  =  sich  mit 
ihm  vertragen,  5.  lieb  sein:    5.  liebet  iu  min  gesunt,    W.  v.  W.  798. 

lieb -habe,*  -haber  swm.  Liebhaber:  Du  aber  hast  ge- 
unkeuschet  mit  vil  liephaben  (amatoribus),  W — B  Jer.  3,  1.  wilt  tu 
mein  liphaber  sein,  ich  wil  euch  Diewin  vorrathen,  Böhm.  Chr.  12. 
der  kunig  hies  seinen  son  mit  seinen  liphabern  czu  tisch  laden,   85. 

lieb-haftig,*  liephaftig*  Adj.  lieb,  liebenswürdig:  der  lip- 
haftigen  Dinge ,  Sol.  54,  14.  0  lebendiges  leben ,  su^es  liphaftiges 
(amabilis),  3. 18.  di  engel,  di  du  herr,  in  liphaftiger  gestalt  —  ge- 
krönt hast,  21.  8. 


lieb-kosen  —  ligen  473 

lieb -kosen  (subst.  Inf.,  stn,  das  Liebkosen,  zu  Liebe-Sprechen: 
die  urborscbreiber  —  sullen  — ;  nocb  mit  gunst  nocb  mit  1.  sieb 
lassen  betrigen,  Const.  I  8,  1.  An  1.  {ohne  Schmeichelei)  mit  knrtzer 
rede,  Ack.  47,  10. 

lieb-kösuuge*  Schmeichelei:  Rhetorica,  bluender  grünt  der  1., 
Ack.  40,  10.     buch  der  L,  Sol.  1,  6  u.  12. 

lieb-nüsse  stf.  Liebesdienst:  einem  zu  liebnüsz  und  erung  ibt 
senden,  Eger.  Str.  C  3,  13. 

liecbt  Adj.  strahlend,  blank:  bis  bin  zu  dem  lieebten  tal  (ad 
convallem  illustrem,  bei  Sichern),  W — B  Gen.  12,  6. 

liecht-geiiuil  Adj.  glänzend  bunt  verziert,  in  Farben  strahlend, 
glänzend:  sinen  beim  gar  lichtgemälen,  Trist.  1716.  die  lichtgemäle 
die  von  Kurnewäle  —  von  Irlant  die  scheene  Isöt,  2313. 

liecbt-loch  stn.  Lichtloch:  bergm.:  das  1.  des  stolnortes  ■ — das 
hat  20  lachte™,  Igl.  Bgr.  74.  Dis  ist  auch  erbstollen  recht:  Hebet 
er  sine  wasserseige  uff  adir  fertiget  sine  licbtlocher  uude  hat  in  jare 
unde  in  tage  ein  lochter  an  dem  lieupte  des  Stollen  gefaren,  das  er 
bewisen  mag,  nimant  kau  im  in  mit  rechte  angewinneu,  DIB,  110; 
U— B  15  Const.  II  4,  6.  u.  8.  ob  die  roren  und  rinnen  der  wasser- 
seige und  di  1.  czu  allen  nueze  geschicket  sein,  II  5,  12.  wer  das 
1.  (im  erbstollen)  wol  ausrichtet,  II  4,  7. 

liecbt-uiess (e)  stf.  Maria-Lichtmeß;  Kerzenweihe:  am  freitag 
nach  unser  liben  frawen  tag  1.,  Eger.  Achtb.  II  90.  nach  marie  1., 
II 157. 

liecht-trage  swm.  Lichtträger,  lucunar:  ein  burc  die  hiez, 
Lucerne  —  zu  diute:  des  landes  iiebttrage,  Ernst  3945. 

liecht-trager  stm.  Lichtträger :  bis  der  1.  wirt  geporn  in  ewreu 
herzen,  T— B  II  Peter  1,  20. 

liecht-vaz,  stn.  Lampe,  Leuchte,  Laterne:  daz,  leuchtend  1. 
(brinnende  lucern  XI  Bibel)  T — B  II  Peter  1,  19.  daz,  1  gesetzt 
under  daz,  maz,,  Mark.  4,  21 ;  Luk.  8,  16.  bräunende  1.  in  euren  henden, 
Luk.  12,  35.  15,  8.  daz,  1.  deins  leibs  ist  dein  aug,  Mattb.  6,  22.  sie 
euezundent  nit  daz,  1.  und  seezend  ez,  unter  daz,  maz,z,,  Mattb.  5, 15. 

lieeht-weihe  (lieht-wibe)  stn.  Lichtweihe,  Lichtmeß:  nach  unser 
liben  frawen  tag  lichwei,  Eger.  Chr.  1066. 

liegen  stv.  III  (liuge,  louc,  lugen,  gelogen)  lügen,  betrügen: 
sinem  {Alexanders)  adele  daz,  {daß  ihn  des  Clitus  Schwester  gesäuget 
hatte)  niht  louc  in  siner  kintheit  zit,  Ales.  13432. 

ligen  stv.  1 1  liegen:  ein  vas  weines,  das  auf  dem  leger  leit 
—  ein  samelich  pfant  schol  der  richter  verslissen  und  sebol  den 
slussel  dem  gelter  antwurten,  Igl.  Str.  107.  sie  woste  nicht,  wie 
diu  rede  lac  {ivas  es  bedeuten  sollte,  das  alles  vor  ihr  auf  den  Knien 
lag),  W.  v.  W.  3998.  er  sere  erschrac,  dö  er  horte,  wie  die  rede  lac 
{da  er  die  Kriegserklärung  hörte)  Alex.  4221.  her  Tristan  gelac 
rechte  als  ein  töter  man,  Trist.  774.  ligeudes:  das  gestein  unter 
dem  gang  worauf  der  gang  gleichsam  lieget,  Bergm.  Redensarten 
im  Corp.  jur.  et  ßystema  rer.  met.  v.  1698.  das  ligende,  ligunde, 
bergm.  Ausdruck  für  das  unter  dem  Erzgang  liegende  Gestein: 
Bei  einem  gemessen  berg  oder  Stollen  —  schol  man  inne  haben 
auf  das  hangende  vierdhalb  lehen  und  auf  das  ligende  ain  leben 
höe    und    die    teufte    in    gleicher    masse,    Igl.  Bgr.    U— A  2.     Do 


474  ligen-kübel  —  listekeit 

begert  der  perkmaister  von  Sent  Jürgens  das  man  im  auff  sein 
ligendes  messen  schulde  anderthalb  lehen,  als  das  von  alder  gewon 
lieh  gewesen  ist,  —  so  teile  wir  czu  einem  rechten,  das  man 
dem  ligenden  nicht  mer  geben  schol  und  messen,  denn  ain  lehen, 
Igl.  Bgr.  N.  3.  Vgl.  ferner  Const.  I  10,  1 ;  II  2,  1,  4, 16  und  hangendes, 
das  ich  derfur,  wie  das  sich  die  sechslehen  ledig  {ungebaut)  legen, 
Igl.  Bgr.  53,  15.  lehen,  di  czu  kriege  ligen  (mit  einander  im  Rechts- 
streit), D I R  III  30  u.  32.  =  niederkommen:  ist  des  Jörg  Dorn  tochter 
gelegen  mit  einem  jungen  söhn,  Eger.  Chr.  444. 

ligen-hübel  stm.  ein  Flurname:  am  1.  hinter  der  spitalkirchen, 
Traut.  Chr.  26. 

ligunge*  stf.  das  Liegen:  wonunge  der  hirten  und  bei  ein- 
ander 1.  der  hert  —  habitaculum  pastorum  greguni  aceubantium, 
TT— B  Jer.  33, 12. 

liwen  swv.  mit  Leim  bestreichen;  zusammenleimen;  vereinigen: 
sin  schilt  lac  recht  als  er  were  gelimet  dar,  Trist.  1701. 

limmen  stv.  13  knurren,  knirschen,  hetden:  nu  limma  lim! 
Schretel  257.  si  biz,z,en  unde  lummen,  sie  kratzten  unde  krummen 
einander,  259  f. 

linde  Adj.  zart,  weich,  lind,  milde,  glatt;  fein,  köstlich:  ir 
wiz,en  bein  die  linden  begonde  sie  dar  in  (in  ir  pfeitel)  winden. 
Trist.  699. 

linden  swv.  lind  machen:  das  du  in  lindest  von  den  posen  tagen 
(mitigare),  W — B  Ps.  93,  13.  lindest  in  (blandiri),  Sprichw.  7,  13; 
intr.  sanfter  werden,  Alex.  Anh.  1402. 

lindic-lieh  (linde- lieh)  Adj.  sanft,  ein  wenig;  blande,  W — B 
Spr.  23,  31. 

lindikeit  stf.  1.  Weichheit.  2.  Schlaffheit.  3.  Milde:  3.  mit 
senftmütikeit  und  1.  beschirmen  die  undertenigen  (lenitate),  W— B 
Esther  13,  2. 

lind-wurm  (lint-wurm)  stm.  1.  Drache.  2.  Teufel.  3.  irgend 
ein  Saurier:*  3  wie  der  1.  gefunden  und  gefangen  wurde,  wie  der 
1.  nach  Brunn  gefüret  wurde,  der  1.  in  Brunn  am  Rathaus,  Traut. 
Chr.  363. 

link  (linc,  lenc,  -kes)  Adj.  1.  link.  2.  linkisch.  3.  unwissend: 
zu  der  linken  der  stat,  W— B  Gen.  14,  15. 

linse,  lintze  swm.  Bastard  von  einer  Wölfin  und  einem  Hund: 
hettestu  einer  lintzen  äugen  u.  kondest  innwendig  durchsehen,  dir 
wurde  darüber  grauen,  Ack.  36,  20. 

lip  (-bes)  s.  leib. 

lire  swf.   Leier:  wie  er  da  üf  der  liren  sanc,  Alex.  3807. 

liren  sicr.  auf  der  Leier  spielen:  Clyades  —  mit  vorhten  in 
(Alexander)  enphienc  und  mit  liren,  daz,  er  künde.  Alex.  3725. 

lispen  swv.  lispeln:  der  Spot  mit  lispendem  muude  smiert  er 
zu  aller  stunde,  Alex.  12653. 

lispendig*  (von  lispen  sivv.  durch  die  lespe  (Lippe)  reden, 
lispeln)  Adj.  lispelnd:  Ich  bin  dorzu  lispendiger  zungen,  also  das  ich 
nicht  reden  kann.  Hier.  5,  15. 

listekeit  (listec-heit)  stf.  Weisheit,  Schlauheit:  mit  einer  1. 
=  versutia.  Const.  I  21,  1.   er  west  ir  listekeit.  T— B  Mark.  12,  15. 


lit-suchtig  —  Ion  475 

lit-suchtig*   (lidesiech  Adj.    lide-suht  stf.)   Adj.    gichtbrüchig: 

die  litsuchtigen,  T — B  Matth.  4,  25.  mein  kint  leidt  (liegt)  1.  in  dem 
haus,  8,6.  einen  litsuchtigeu,  9,2;  Mark.  2,  4— 9.  2,8;  Luk.  5,  18. 
manig  litsuchtigen,  Botenb.  8,  8.  Enea,  ligent  in  dem  bett  von  acht 
jaren,  dirr  was  lidsuchtik,  9,  33. 

liuchten  (Prät.  lühte)  s.  leuchten. 

liut  stm.  n.  Volk,  Leute:  der  wider  got  lebt  —  niht  gedihen 
sol:  ein  liut  menschliche  gern  sol,  Alex.  25024. 

loa  (16)  stm.  zur  Lohegewinnung  angelegtes  Gehölz:  auch  sal 
der  Claus  (er  ist  Gerber)  der  frawu  duora  (Name  seiner  Schwieger- 
tochter) 3  schtrich  loa  geben,  Igl.  Stb.  III  211a. 

loben  sivv.  1.  loben,  preisen.  2.  feierlich  versprechen,  geloben. 
3.  sich  verloben:  2.  die  gemeine  den  —  24  Erwählten  —  loben  lät, 
daß  sie  ihre  Anordnungen  halten  wollen,  W.  v.  W.  3882. 

lobe-sani  Adj.  löblich,  preiswert:  bi  der  maget  Marien  1., 
W.  v.  W.  710.  er  ist  erwirdiger,  lobsamer,  Hier.  125,  19.  der  ritter 
lobesam.  Trist.  1711.  daz,  kriuze  1.,  Legende  78.  85.  der  boum  1., 
782.     ein  engel  1.,  788. 

lobe-sang  stmn.  Lobgesang:  Einen  1.  (hymnum)  singe  wir 
uuserm  herreu  gote,  W — B  Judith  16,  15.  redet  von  psalmen  und 
lobsengen,   Igl.  Ms.  7. 

loto-sprechen*  stv.  12  (vgl.  lop-sprechen  stm.)  mit  Dat.  =  einen 
preisen:  das  ich  lobsprech  deinem  heiligen  namen  (ut  laudem  dicam), 
Sol.  103,  16. 

lolninge*  stf.  Lob,  Lobpreisung:  singet  ir  perge  1.  (resonate 
laudationem,  W — B  Js.  44,  23.  Und  bekümmern  wirt  das  heil  deine 
mauern  und  deine  pforten  1.  —  occupabit,  Js.  60,  18. 

lochereelit,  löchert  Adj.  löcherig:  ein  bodenloser  sack,  ein 
löcherte  tascben  —  wird  der  Mensch  genannt,  Ack.  36,  11.  es  ist 
ein  verhaluen  prief  und  ist  darzu  locheracht,  Igl.  Bspr.  XV. 

löciiter  s.  lachter. 

locke  (loc,  -ckes.  PI.  locke,  locke)  stm.  Haarlocke:  die  haut 
begreif  mich  mit  den  lekken  meines  hauptes,  W — B  Ez.  8,  3.  Locken- 
haar als  heidnische  Sitte:  wau  si  mit  irem  lock  kettin  heidnisse 
sittin,  Dal.  33,  26  (8,28).  Krok  —  mit  sinem  iok  czu  richtiu  was 
das  laut  bereit,  23,25  (3,4). 

löckel  (lockelin)  sin.  kleine  Locke:  Judith  pant  ire  lockel 
(cincinnos)  zusammen  mit  einer  houben,  W — B  Judith  16, 10. 

locken  (toohl  verlesen  für  pflocken)  s.  pflücken. 

lofelisch*  Adj.  zwei  lofelisch  tuch,  zwene  harras,  vier  polo- 
nische  tuch,  zwen  tosen  hoseu,  acht  barchan,  Igl.  Rspr.  V. 

löf'ter  =  lachter. 

löit'ler  (leffeler,  leffelmacher)  stm.  Löffelmacher ,  Budw.  Urkdb. 
N.  477. 

lokuste  swf.  (tat.  locusta)  Heuschrecke:  er  az,  locusten  und 
wildes  honig,  T— B  Mark.  1,  6.    lochusten  u.  wildes  honig,  Matth.  3,4. 

lön  stmn.  1.  Belohnung,  Vergeltung.  2.  Frachtgut:  1.  den  güt- 
lichen Ion.,  Hier.  63,  25.  dein  also  groszer  Ion,  Sol.  100,1.  di  deu 
Ion  der  ewigen  eren  —  gesucht  haben ,  97,  27.  die  pergineister  mit 
wirdigem  lone  trösten  —  wann  di  hoffenunge  des   lones  di  ist  ein 


476  lön-erbter  —  lös-heit 

freude  der  arbeit,  Const.  17, 22.  ich  schaff  (vermache)  ein  achtteil 
eine.-  lones  auf  dem  Minczhoff,  Igl.  Sth.  III  192b. 

lön-erbter*   stm.    Lohnarbeiter,  Traut.  Chr.  252. 

Ion -kästen*  (vgl.  bei  L.  lön-buhse  swf  Blechbüchse  für  den 
Tageluhn  der  Arbeiter):  di  schuldiger  (Gläubiger)  suchten  mit  dem 
richter  und  scheppen  im  1.  und  in  ander  seiner  (des  ermordeten 
Schuldners)  — ,  do  si  deuchte,  do  sie  icht  mochten  rinden.  —  Do 
winden  sie  ein  teil  geldes  im  1.,  Igl.  Str.  231. 

lör-baum  stm.  Lorbeerbaum:  ein  kröne  von  lörboum,  Alex.  1784. 
6923.  G929.  12574.  20610. 

lör-laub  (lör-ber-loup)  stn.  Lorbeerblätter:  zwic  von  grüenem 
lörloube,  Alex.  14633. 

lör- laubin*  Adj.  aus  Lorbeerblättern:  die  lörloubine  cröne, 
Alex.  19514. 

lös  (löz,)  stn.  stm.  1.  Los.  2.  Wurf  des  Loses.  3.  Verlosung, 
Weissagung  durch  Los.  4.  altes  Herkommen.  5.  gerichil.  Teilung. 
6.  Losungswort :  1.  die  ir  in  dem  los  (sorte)  werdet  besiezen  —  die 
erde.  W— B  Num.  34, 13. 

lös  Adj.  1.  frei,  ledig.  2.  mutwillig,  fröhlich,  freundlich. 
3.  leichtfertig,  durchtrieben,  frech:  3.  loser  fuore  behuot  (=  frei  von 
leichtsinnigem  Betragen).  W.  v.  W.  699.  gelauben  löser  sage,  Ernst  1219. 

lösen  stn.  1.  freundliches  Benehmen.  2.  falsches  Schmeicheln, 
Heucheln :  ein  liepliches  kosen  friuntlich  äne  1.  uz,  süez,en  röten 
mundelin.  W.  v.  W.  7065. 

lösen  swv.  zuhören,  horchen:  der  knappe  (manch  degen)  was 
im  lösende.  Trist.  1234.  2166. 

lösen  swv.  1.  los  sein  oder  werden.  2.  freundlich,  fröhlich  sein. 
3.  schmeicheln,  heucheln:  2.  sie  redeten  und  löseten  mit  einander 
minnenclich,  Trist.  5866.  —  3.  daz,  red  ich  durch  kein  lösen  (subst. 
Inf)  niht.  Alex.  4164. 

loesen,  lösen  sivv.  losmachen,  von  einer  Verpflichtung  befreien: 
das  ich  teil  (Anteile  am  Gewinn  vom  Bergbau)  zu  mir  solde  lozen 
(durch  Zahlung  der  „bergkost"  sie  vor  dem  „Verliegen"  schützen). 
do  wolde  aber  mein  hausfrau.  das  ich  die  teil  gelozet  hett,  das  si 
nicht  wurden  verlorn.  Igl.  Rspr.  IV. 

löser*,  loeser*  stm.  bergm.  die  Bergleute,  welche  die  frühere 
Schicht  ablösen.  Die  Bergarbeit  wurde  in  4  Bergstunden,  Schichten 
eingeteilt:  tagschicht  (auch  erer  t.  =  vor  Tagesanbruch  bis  Mittag), 
loser  tagschicht  (im  lut.  Text  „lesern  tagschicht"),  nachtschicht  (erer 
ii.  =  von  Abend  bis  nach  Mittenlacht)  und  loser  nachtschiebt 
(lesern  n..  bis  Tagesanbruch),  Const.  1 18. 1.  Von  den  4  Schichten 
heißt  es:  di  mit  zunemen  und  abenemen  tages  und  nacktes  unstetic- 
lich  sich  wandeln,  Const,  III  5, 13.  In  der  Kuttenberger  Ref.  v.  1579 
heißt  es  jedoch :  Nachdeme  von  altershero  bei  unsserm  Kuttenbergischen 
Bergkwerk  der  Brauch  gehalten,  dass  alle  Tage  ausserhalb  der 
Feiertag  im  Sommer  und  Winter  zue  sieben  uhr  die  Häuerklocken 
geleitt  wurde  — ,  Schmidt  3  S.  509.  Im  Notfälle  wurde  auch  am 
Feiertag  gearbeitet. 

lös-heit  stf.  1.  ausgelassenes  Wesen.  2.  Leichtfertigkeit.  3.  Schalk- 
heil  4.  Schlechtigkeit:  4.  sie  truogen  gar  über  ein  —  daz,  sie  sin 
noch  gedanc  nie  mit  1.  underwank,   W.  v.  W.  4174.     daz,  sie  der  1. 


lös-lich  —  lösunge  477 

wider  strit  {gegen  Schlechtigkeit  ankämpfte),  700.  aller  1.  was  sie 
bar,  730.  au  L  zagen,  1255.  siu  herze  1.  was  erjeten,  3245.  sie 
stet  aller  1.  bloz,,  4312.  4178.  einen  man  1.  fri,  4077.  1.  was  an 
dem  herren  kranc,  Alex.  15800.  ein  maget  aller  1.  bar,  17812.  uinb 
ir  valsche  1.,  Ernst  47. 

lös-lich,  loeslich  Ad}.  1.  freundlich,  anmutig.  2.  ausgelassen, 
leichtfertig:  2.  diz  (ihre  Kinder  täglich  zu  sehen)  brähte  sie  zuo  mit 
vuogen  gar  und  äne  lösliche  vär  aller  sache  uiiverdäht,  W.  v.  W.  6433. 
in  völkomener  liebe  wer  (Gewährung)  gar  äne  lösliche  ger,  7782. 
das  volc  er  enphie  sunder  lösleichen  wanc,  Ernst  4353.  ire  löz,leiche 
blicke  würfen  vil  minnen  stricke,  407.  ir  loslichen  blicke  gäben 
sorgen,  wer  sie  mit  ougen  ie  gesach,  Alex.  23932.  an  allen  loes- 
lichen  vär  truoc  der  herre  werden  lip,  12276. 

lösunge  stf.  1.  Losmachung,  Öffnung.  2.  Erlösung,  Befreiung. 
3.  Auslösung  z.  B.  eines  Pfandes.  4.  Kaufsumme.  5.  Geldeinnahme, 
wie  heute  noch  Losung.  6.  Geldeinnahme  durch  Steuererhebung, 
bürgert.  Abgabe  vom  Vermögen,  Stadtsteuer.  7.  Näherkauf,  Ein- 
lösungsrecht einer  verkauften  oder  versetzten  Sache.  8.  Pacht, 
Brunn.  Str.  1 172.  176.  II  98.  158.  179.  181.  Wenne  ein  man  vor  die 
1.  (=  Steueramt)  kompt,  der  sol  sein  1.  richten,  als  er  gescriben  stet. 
Hat  er  sich  gepessert  an  gut,  so  soll  er  sich  auch  pessern  an  der  1., 
Prag.  Str.  104.  Zum  erstenmal  wird  diese  (direkte)  Steuer  in  Prag 
im  Jahre  1206  erwähnt;  es  sollten  damals  1000  Mark  Silber  ein- 
gehoben werden  zur  Bezahhing  der  Steuer  an  den  König  (berna), 
der  Rest  sollte  aber  auf  den  beabsichtigten  Bathauskauf  verwendet 
werden,  Mitt.  d.  Ver.  f.  G.  d.  D.  in  Böhmen  XIX  S.  11.  Die 
Bürger  sollen  von  ihren  aiißerhalb  der  Stadt  gelegenen  Besitzungen 
1.  geben,  Igl.  Str.  192.  Einem  Richter  soll  man  ein  Haus  von 
30  Mark  in  dem  perge  losunge  frei  lassen;  wenn  er  sich  besonders 
eifrig  zeigt,  daß  die  1.  schire  gevallen  (rasch  einläuft),  soll  man  ihm 
von  der  1.  etliche  erunge  tun,  257  I  S.  355.  Die  sinspflichtigen  Leute 
eines  Pfarrers  zahlen  der  Gemeinde  ebenfalls  1.  und  andere  Auflagen 
und  Abgaben,  313.  Bemessung  der  1.  mit  l/a  Groschen  von  jedem 
Schock  des  eidlich  angegebenen  Wertes  der  Besitzung  (in  Kuttenberg), 
301.  Wer  die  1.  nicht  zu  rechter  Zeit  entrichtet,  soll  nicht  bloß  ver- 
halten werden,  sie  zu  zahlen,  sondern  auch  die  von  den  Einnehmern 
festgesetzten  Strafen,  die  zum  Besten  der  Gemeinde  verwendet  werden, 
(78b).  Nu  maint  der  richter  von  unser  losung  wegen,  di  angelegt 
werden,  czehen  schock  grosser  czu  haben,  und  wenn  der  rat  vorkart 
wurde  und  new  scheppen  gesaezt  werden,  auch  czehen  schock,  das 
uns  als  czu  swer  ist  und  der  armut,  257  a.  —  scholden  sie  —  Bürger 
von  ihren  Maierhöfen  und  Dörfern  außerhalb  der  Stadt  —  von 
demselben  czinsgelt  nicht  1.  geben,  wanne  sie  nicht  peren  (bern) 
davau  geben,  sam  die  pauren  tun,  noch  es  kegen  hof  verreiten,  saru 
edelleute  tun,  so  wer  es  aller  dinge  ein  vreies  gut  und  weren  die 
selben  purger  ir  selbes  herren  in  dem  lande,  wann  sie  von  demselben 
gut  nicht  pauren  recht  noch  edeler  leute  recht  noch  purgerrecht 
(Abgaben,  Pflichten)  hetten,  192.  mit  geschos  u.  1.  wir  unser  teil 
(Bergteile  z.  B.  Königslehen) ,  die  der  urbor  volgen  (zu  ihr  gehören) 
nicht  besweren  wollen ,  Const.  II  2, 15.  die  unrecht  1.  oder  bern 
oder  Steuer  von  leuten  nemen,  Joh.  v.  Igl.  7.  Geb.    1.  nemen,  Eger. 


478  losung-amt  —  losunger 

Str.  B  27.  mort  tun  in  der  ].,  als  verre  die  1.  wendet  (in  dem  Ge- 
biete, soiceit  die  Pflicht  der  1.  reicht),  Igl.  B  27.  Eine  Mord-  oder 
Freveltat  ist  geschehen:  in  der  losunge,  Eg.  Achtb.  II  2.  3.  14-.  19. 
20.  27.  28.  36.  40.  43.  59.  63.  67.  73.  74  84.  aus  der  1..  86.  ausser- 
halb der  1.,  62.  auswendig  der  1..  69.  71.  81.  88.  92.  inwendig  der 
1.,  72.  95;  Elbog.  Chr.  9. 20.  64,5—7.  Wer  hiufur  wein  schenken 
woldt,  der  suld  sich  zu  derseibigen  czeit  ansagen  und  seinn  haus 
für  czehn  mark  inn  die  1.  zu  ewigen  czeiten  legenn;  wer  dann 
sulichs  czu  der  selbigen  czeit  nicht  thuenn  woldt,  der  suldt  hinfur  zu 
ewigen  czeiten  des  Weinschenken  geraten,  Olm.  Stb.  63  u.  57.  heuser 
und  hofstett  in  der  stat  und  in  iren  Vorwerken  in  benumpte  1.  gelegt 
ist,  131.  Der  Stadtschreiber  soll  erhalten :  de  losunga  qualibet  novem 
ferton  et  dum  consules  vel  losungarii  sedent  vel  transeunt  (Wechsel 
des  Genieinderats  z.B.  durch  Neuwahl)  duos  gross,  81,5.  quilibet 
laneus  de  quatuordecim  marcis  losungam  solvebat,  69.  contribucionum 
seu  losungarum  dacioues  et  onera  tolerare,  68;  ferner  S.  4  u.  S.  16. 
das  melczhaus  freyen  von  allen  czinsen,  ausgenomen  die  1.,  Igl. 
Stb.  III  206  d.  er  hat  gelubd  für  alle  schulde,  1.,  czins  und  auch  für 
alle  ander  anspruche,  111200  a.  auch  sal  dem  Holczeu  u.  sein  nach- 
kumlingen  di  1.,  die  er  von  denselben  teichen  gegeben  hat,  gancz 
und  gar  obgeen,  III 183  d.  —  das  man  nicht  zwen  gerichtshern  in 
di  1.  (als  losungherrn)  setze,  sondern  ein  und  ein  aus  der  gemein. 
Eger.  Chr.  352.  909. 

losung-amt*  stn.  städtisches  Steueramt:  ein  zank  —  von  wegen 
des  losungambts  halber,  Eger.  Chr.  909. 

lösungen  (bei  L.  nur  Voc.  1482)  sivv.  die  1.  entrichten:  also 
das  dasselbe  haus  für  12  mark  in  der  losung  hgen  solt,  das  vormals 
16  mark  gelosungt  hat,  Olm.  Stb.  4  (a.  1440).  das  Haus  unsers 
statschreiber.  —  von  sulchen  ufgesatczten  vier  marken  von  varunder 
habe  zu  lösungen  derlassen  und  gefreiet,  Olm.  Stb.  4.  Die  Olmützer 
Bürger  erhielten  von  König  Johann  das  Privileg,  daß  sie  nicht  mehr 
von  ihren  Häusern,  sondern  nur  von  ihren  Hofstätten  und  Hof- 
marien 1.  sollen,  Olm.  Stb.  16,  ferner  131;  Igl.  Str.  192. 

lösunger  stm.  Einnehmer  und  Verwalter  der  losung.  Er  hat 
das  Recht  zu  pfänden,  gefangen  zu  setzen  und  überhaupt  Zwangsmaß- 
regeln zur  Einbringung  der  losung  anzuwenden,  Igl.  Str.  101  u.  191. 
Nicht  der  Richter,  sondern  die  Schöffen  ermächtige)i  ihn  zur  Aus- 
zahlung der  als  losung  eingegangenen  Gelder,  257b.  Auch  das  furbas 
mer  in  der  stat  zu  Prag  sullen  sein  vier  1.  und  nicht  mer,  zwen 
scheppfen  und  zwen  von  der  gemein  und  di  selben  sullen  die  losunge 
einnemen  gancz  und  gar  in  einem  halben  jar.  Sie  dürfen  von  den 
eingenommenen  Steuergeldern  nicht  essen  oder  trinken  auch  nimant 
keine  trinkpfennig  geben,  es  sei  iren  knechten  oder  andern,  Prag. 
Str.  110.  Und  wenn  ein  man  vor  die  1.  kompt  —  und  hatte  derselbe 
ein  erb  kouffet,  so  soll  er  das  erstemal  l/s>  das  zweitemal  schon  das 
Ganze  versteuern,  103.  Und  ein  idermann,  wenn  er  vor  die  1.  kompt 
der  sol  sagen,  wie  vil  er  iugesinds  habe  oder  ob  imant  mit  im  in 
seiner  kost  sei,  das  die  1.  beischreiben,  103.  Wer  vor  nie  kein 
losunge  geben  hat,  den  selben  sullen  die  1.  vragen,  was  er  zu  losunge 
geben  will,  103;  ferner  Brunn.  Str.  II 180.  noch  dem.  als  die  1.  be- 
dunkt.  Olm.  Stb.  131. 


losunge-register  —  lüden  479 

losunge-register*  stn.  städt.  Steuerliste:  Schepfen  geczeugen 
pas  deu  das  1.,  Igl.  Str.  301. 

lösung-herre  swm.  =  lösunger:  in  der  vier  losungkern  puckern, 
Eger.  Ckr.  1200  S.  380.  losungkern  erwökleu,  352.  den  19.  oct.  kaken 
die  losungkerren  recknuug  getkau,  942.  985.  352. 

lös-zedel  s.  löz,-zedel. 

löt  stn.  1.  Blei  und  jedes  gießbare  Metall.  2.  Schlaglot,  Metall- 
gemisch zum  Löten.  3.  gegossenes  Metallgewicht,  auch  bildlich  ge- 
braucht: In  diser  czeit  kis  morgen  wirt  ein  scköffil  nielis  umme  ein 
16t  (uno  statere)  und  zwen  scköffel  gersten  umme  ein  lotk  in  der 
pf orten  der  stat  Samaria,  W — B  Könige  IV  7, 1. 

lote  (late,  latte  sivf.)  hier  wohl  swm.  Latte:  von  loten  —  beim 
Hineinführen  in  die  Stadt  1  lotten,  nickt  den  pesten  und  nickt  den 
lengsteu,  Budw.  Urkdb.  N.  477. 

loter  (auch  lotter)  stm.  1.  Taugenichts,  Schelm.  2.  Gaukler, 
Possenreißer:  als  du  gleick  einem  1.  an  dem  creutze  kingest, 
Hier.  72, 22.  als  du  kangunde  an  dem  creutze  den  seligen  1.  käst 
so  genediclicken  enpfangen,  73,2.  der  unzucktige  1.,  160,  11  u.  12. 
ir  kandelunge  ist  mit  iidelem,  pf  eifern,  karpfern  und  mit  andern 
sulcken  lottern  und  ouck  buken ,  215, 28.  geprecklicke  (spärliche) 
gäbe  der  narunge  mackt  die  diener  zu  (lieben  und  zu  lotern  (latrones), 
Const.  I  7, 17.  Und  ist  enplecket  (entkleidet) ,  reckt  als  einer  sick 
enplecket  ous  den  lotern ,  W — B  Könige  II  6,  20.  derselkige  Lkoter 
(=  Dieb),  Igl.  B.  46  und  Cklum.  I  52.  in  der  nackt  pracken  die 
czwen  loter  die  kemenaten,  do  Sant  Ludmilla  inne  lag,  auf  und 
derwurgten  sie  mit  irem  eigen  sloer.  die  zwen  loter  keiden  waren, 
Bökm.  Ckr.  25.  die  loter  und  puken  rissen  von  iren  rossern  die  teuren 
decken,  84.     s.  auch  letil. 

lötig,  loetig  Adj.  vollwichtig ,  das  rechte  Gewicht  Edelmetalls 
enthaltend:  50  mark  lotiges  silbers,  Stb.  Brüx  N.  157.  ein  pene 
50  mark  1.  goldes ,  N.  225.  3  scbock  groscken  prager  pfennige  oder 
löttiges  silkers  3  mark ,  Aussig.  Urkdb.  N.  29.  uz,  loetigem  silker, 
Legende  634.  —  800  margk  lötiges  silbers,  Bökm.  Ckr.  45. 

löuwe  (lewe,  leuwe,  louwe)  vielfach  lebe  swm.  Löwe:  der  zweier 
minneclicker  löuwen  solt  sie  sick  mit  liebe  fröuwen  (ihre  Kinder 
waren  ihr  nämlich  im  Traum  als  Löwen  erschienen),  W.  v.  W.  2084. 
er  spranc  in  löuwen  site,  Alex.  22  032.  an  in  man  löuwen  f üez,e  kos, 
Alex.  23 198  s.  auch  lebe. 

löz,-zedel*  (von  löz,  stn.  und  zedel(e),  zetel  stsivf.  m.  n.)  stswf. 
an  die  brauberechtigten  Bürger  verteilte  Zettel,  in  denen  ihnen  ihr 
breu-tag  zugewiesen  ivurde:  den  4.  tag  juni  seind  um  die  girstenbir 
tage  zu  breien  die  loszzedel  auf  die  heuser  auf  dem  ratkaus  aus- 
getailet  worden,  Traut.  Ckr.  250.  es  waren  die  1.  zum  girstenbir 
breien  ausgetailet,  319.  —  Los,  welches  das  Anrecht  verleiht,  ein 
bestimmtes  Stück  einer  an  die  Bürger  zu  verkaufenden  Gemeinde- 
wiese zu  kaufen:  und  seind  diese  personen  auf  ikrem  luszzedeln 
kerauskomen,  249. 

luchs    stm.   Luchs:  als  die  lükse,  Alex.  21695. 

Luciferiani  s.  Luziferiani. 

lüden  (Prät.  lüdete,  lüte)  swv.  plündern,  rauben:  sie  raubten 
und  lüdeten,  Ernst  786. 


480  lüder  —  lüu 

Inder  s.  luoder. 

Inderer  (luoderaere ,  -er)  stm.  Schlemmer,  Weichling:  Ist  ein 
man  sogar  ein  wolf,  ein  fräs,  ein  1.  oder  ein  spiler  und  lebt  sogar 
unechticlich,  das  er  seinem  weibe  die  erbsorge  let  — ,  Igl.  Str.  I  S.  365. 

iüejen,  lüegeii  (auch  lue  wen,  lüen,  Prät  luote  md.  lüte,  W — B 
lutte)  swr.  brüllen :  W — B  Job.  6,  5.  geluttet  babt  ir  als  die  ocbseu 
(mugistis),  Jer.  50. 11.  di  tir  lutin  gruhcb  und  gar  ungeburlich. 
Dal.  231,32  (105).  als  der  lewe,  so  er  luet,  T-B  Offenb.  10, 3! 
man  borte  in  (Alexandern)  lüen  als  ein  rint,  Alex.  13785. 

lui't  stm.  (md.  gekürzt  luf  stf.)  1.  Luft.  2.  Luftzug,  Wind: 
Von  dem  luft  (also  m.),  Sol.  55,  7.  wiplicber  wirde  sieb  frönt  diu  1., 
W.  v.  W.  718.  leb  hab  gefragt  di  wehend  luft  —  do  sprach  di 
ganze  luft :  ich  bin  nicht  dein  got ,  Sol.  76, 16.  in  den  himeln  und 
in  der  lüfte.  Hier.  119,  3.  die  drunzilen  Stuben  zu  tüsent  stucken 
in  die  luft,  Trist.  1747.  an  die  1. ,  1765.  man  sach  die  luft  von 
viure  röten,  Alex.  5984.  6048.  der  baniere  truoc  der  luft  da  vil 
enbor,   Alex.  Anh.  447.     der  dem  lüfte  gebieten  mac  (=  Gott),  368. 

lüg  s.  luog. 

lügelick  Adj.  lügnerisch,  lügenhaft:  mit  iren  1.  stricken,  W — B 
Esther  16,  5.  daz,  er  mit  lügelichen  dingen  mich  von  iuwern  hulden 
wolde  bringen,  Alex.  6605. 

lügen  (luogen)  siev.  aufmerksam  sehen,  schauen,  lugen:  in  die 
mischung  weltlicher  schänden  hastu  nit  geluget,  Ack.  13, 11.  wan 
si  von  dem  berge  lugtin,  Dal.  22,  4  (2,  51). 

lugen-sträfen  swr.  Lügen  strafen:  er  widersprachs  und  lugen- 
straft in,  Traut.  Chr.  57.  du  lugenstrafst  ein  rat,  Elbog.  Chr.  82,  27. 
du  lugenstrafst  uns  unter  äugen  (ins  Gesicht),  82,  28. 

Lakai -röcklin*  stn.  auch  lukaisch  recklin  (zu  rergl.  lageyen- 
schuche  =  leichte  Schuhe  zu  hochzeitlichen  Tänzen,  Scbmid,  Schwab. 
Wb.  S.  339;  Grimm.  Wb.  VI 79,  zu  Lakai?)  in  keisricher  kleidung 
rot  lukey  roeckliu  (in  roter  Uniform),  Traut.  Chr.  318.  ihre  kleidung 
war  rote  1.  mit  offenen  fliegenden  ermein.  320.  lukaisch  offen 
recklin,  321. 

lukaisch   Adj.   nach  Art  der  Lakaien  s.  lukai-roecklin. 

lukuber*  (aus  lat.  lugubris)  Adj.  betrübt:  daz,  ir  nit  werdet 
lukuber  (betrübt  XL  Bibel),  T— B  I.  Thessal.  4, 12. 

lün*  (kann  weder  —  hin,  Ion,  lan  stf.  lune,  löne  su-f.  Achs- 
nagel, Lünse  noch  —  lün  stn.  M.  Helmbrecht  K  35  sein,  wo  1. 
den  oberen  Teil  der  Haube  bezeichnen  soll,  sondern  dürfte 
aus  lat.  luna  stammen)  stf.  Zeitpunkt,  Zeit:  daz,  auch  in 
dem  seibin  iar  und  czu  der  seibin  lun  des  hochgeboru  furstes  sun 
konig  Johannes  zeu  Behem  (Joh.  v.  Kärnten  wnd  Tirol)  virtrebin 
ungewondlich  wart,  Dal.  17,  24.  —  1310  wart  zu  der  seibin  lun  des 
edeln  keiser  Henrichs  sun,  der  Johannes  der  hochwerdig  konig  über 
Bemenrich,  14,  14.  Ist  der  wis  abir  chun,  so  wiz,z,,  daz.  zu  alhr  lun 
(jeder  Zeit)  daz,  dau  sin  geschijeht  ist  nuez  und  wo]  bericht  (tschech. 
vec  jcho  skutek  nenie  zmaten),  52,25  (17,26).  "Wladizlab  sines 
brudir  sun  herezog  wart  nach  der  lun  (=  darnach),  169,  25  (75, 12). 
er  begegnite  den  Ungirn  an  der  hin  (trat  ihn  alsbald  entgegen). 
137,  32  (62,  20).  Der  Durink  vor  der  kemnad  stund  und  beit  doselbist 
siner  lun  (seiner  Zeit  =  auf  eine  passende  Gelegenheit),  216,  20  (98). 


lunde  —  lützelich  481 

si  strittin  zcu  der  lun  (caste,  gereimt  auf  tun),  207,  30  (93,  34).  er 
macht  —  sinen  sun  ein  monich  czu  siner  lun,  78,  31  (31,  57). 

lun<le  (auch  lünde)  stswf.  =  ünde  Welle,  Woge,  von  franz.  l'onde. 
früher  l'unde,  lat.  unda,  die  lunden  haben  uherhant  genommen,  mein 
anker  haftet  nindert,  Ack.  5,  7. 

luoder  stn.  (PI.  luoder,  lüeder)  Lockspeise,  Verlockung:  in  allen 
was  zu  im  so  gäch  sam  dem  valken  zu  dem  luoder,  Trist.  5671. 

luog  (luoc,  -ges)  stn.  m.  Lager-,  Lauerhöhle  des  Wildes,  Schlupf- 
winkel,  Versteck:  er  luogete  üz,  dem  luoge  (Backofen,  in  den  er  sich 
versteckt  hatte),  Schretel  2G7.  dö  (im  Tempel  von  Persepolis)  wart 
üz,  manegem  luoge  verborgen  golt  gerucket,  Alex.  15458. 

Hippen,  luppen  (lupte,  gelüpt,  gelupt)  mit  Gift  bestreichen,  ver- 
giften: mit  einem  scharpf  gelüpten  sper,  Alex.  20636.  gelüppet 
wären  ir  geschöz,,  22987. 

lüppelerin  (lüppelferinne)  stf.  Zauberin  von  kippe,  lüppe  stuf. 
Salbe,  zusammenziehender  Saft,  Vergiftung,  Zauberei:  Pedomancia 
mit  kindergedirme  und  Ornamancia  mit  vogelgederme  luplerin, 
Ack.  41, 17. 

Irischen  sivv.  lauschen:  Minne,  die  quam  —  mit  ir  vlammen 
lüschende  und  mit  ir  heilem  viure,  Trist.  793. 

lust  stmf.  (als  fem.  und  PI.  lüste)  Wohlgefallen,  Freude,  Ver- 
gnügen, Begierde,  Gelüsten:  mit  den  und  in  den  dir  heilige  lust 
(delitiae)  sint,  Sol.  72, 15.  erschein  mir  mein  grosser  lust  (delectatio), 
Sol.  2,  3.  sulchen  lust,  Sol.  68,  1—5.  daz,  er  solde  hän  sine  lust 
darin  ne,  Trist.  3411. 

lusten  (auch  lüsten)  swv.  Prät.  luste:  tr.  erfreuen,  refl.  sich 
freuen  (mit  Gen.  u.  Acc.)  begehren,  verlangen  nach:  Es  sei  denn, 
das  du  dich  des  menschen  lusten  und  dir  in  mir  ein  wirdig  heilictum 
gemacht  habst  deiner  maiestat  und  dorin  —  vindest  sulchen  lust, 
des  dich  lust,  Sol.  68,  1—5. 

lust-gebende*  Ad}.  Freude  bereitend:  die  1.  blumen,  Ack.  13, 14. 

lustig  Adj.  Wohlgefallen  erregend,  lieblich:  lustigs  licht,  Sol. 
90,  33.  die  lustigen  rosen  und  die  starkriechen  lilien  in  dem  garten  — 
wie  lustig,  wie  stark  sie  sein,  Ack.  13, 12. 

lust-sani  Adj.  frut  unde  froh  was  ich  vormals  zu  aller  stunt, 
kurtz  und  1.  was  mir  alle  weil  tag  und  nacht,  Ack.  4, 18.  lustsam, 
fro  und  wolgemut  ist  ein  man,  der  ein  biderbes  weip  hat,  43,7. 
alles  lustsames  unde  wunnsames  riechens ,  39.  5.  Auch  ist  do  des 
smackes  allerlei  kost  lustsame  prufung,  39,  9. 

lüter- trank  stnm.  über  Kräuter  und  Gewürze  abgeklärter 
Rotwein:  1.  üz,  einem  velse  der  enspranc,  Trist.  3359.  1.  und  möraz,,  908. 

liit/el  Adj.  klein,  gering,  wenig:  ieezunt  ain  luczel  und  ir 
secht  mich  nicht  und  aber  ein  1.  und  ir  secht  mich,  wan  ich  ge  zu 
dem  vater,  T — B  Joh.  15, 16.  der  da  betrübt  einen  von  disen  lützeln, 
di  an  mich  gelauberi,  im  geezimt  daz,  ein  eselmessiger  mulstein  werd 
gehenkt  an  seinen  hals,  T— B  Matth.  18, 6.  an  die  weip  und  di 
luczeln  (kind  XL  Bibel),  T— B  Matth.  14,  21.  du  hast  si  —  dise 
dink  —  der  offent  denen  luczeln,  11,25. 

lützelich  (lützelic)  Adj.  klein,  wenig:  ernstlich  michel  ist  daz, 
snite,  wan  der  wirker  ist  luczelich,  T — B  Matth.  9,  37. 

Jelitiek,  Wörterbuch.  31 


482  liiz,  —  machunge 

liiz,,  -e  stf.  Versteck,  Lauer:  in  der  lüz,e  er  lsege  und  trahte 
ftf  eiu  fliehen,  Alex.  12704. 

liiz,en  swv.  verborgen  liegen,  sich  versteckt  halten,  lauern:  die 
innen  und  die  uzen  muosten  vor  im  lüz,en,  Alex.  884.  er  {der  Bote, 
der  dem  König  Sobcslaw  des  Kaisers  Kriegserklärung  bringt)  luszit 
als  ein  hesel,  ser  irschrockin  als  ein  esel  (uzas  se  jako  osel),  Dal. 
152,  30. 

lucerne  (lat.  lucerna)  sivf.  Laterne,  Leuchte:  di  1.  wirt  über 
in  vorleschet,  Job.  18,  6;  W— B  I.  Kön.  3,  3;  II.  Kön.  21,  17.  22,  29; 
III.  Kön.  7,  49;  III.  11,  36;  III.  15,  4;  IV.  8,  19;  Par.  I.  28, 15;  Par.  IL 
4,  20;  Ps.  17,  29.  118,  105.  131,  17;  auch  bei  creuwel.  er  hat  den- 
selben teiupel  —  gleich  einer  brinnenden  1.  nicht  verborgen,  Hier. 
4,  21.  ewiger  1.,  ewiges  immerliecht  =  Gott,  Ack.  56, 17.  ein  burc 
die  hiez,  Lucerne ,  zu  diute  des  landes  lichttrage.  Ernst  3942. 

Luziferiaui  eine  religiöse  Sekte:  wen  si  (die  Geißler)  keezer 
waren  aus  der  secte,  die  do  heissen  Luciferiani,  Böhm.  Chr.  90. 


M 

machen  sivv.  "Brät.  Konj.  mechte,  Part.  gemach(e)t,  auch 
gemachen:  hervorbringen,  erzeugen,  gründen  usw.,  refl.  entstellen, 
geschehen,  sich  bereit  machen,  rüsten:  Wir  seezen,  machen  und 
wellen,  Igl.  Bgr.  U — A  1.  die  newe  stat  Jerusalem  die  sich  im 
himel  so  wirdiklichen  machet ,  Hier.  24, 3.  du  kaust  mit  süe^em 
sacken  mir  den  muot  gemachen  (mich  beglücken) .  Alex.  9344.  do 
beguude  er  auff  die  Meyssner  beide  czu  machen  (kühn  vorzugehen) 
u.  slug  ir  gar  vil  czu  tode,  Böbin.  Chr.  104. 

niacher  stm.  Bewirker,  Schöpfer:  Der  m.  bistu,  widerbreng 
mich  (plasmator),  Sol.  7, 11.  du  mein  macher,  ich  dein  gemecht 
(factor  mei),  78, 11. 

macht  (G.  Dat.  auch  mechte,  PI.  mechte)  stf.  1.  Vermögen. 
2.  Kraft,  Anstrengung.  3.  Gewalt.  4.  Besinnung,  körperl  Wohlsein. 
5.  Vollmacht.  6.  Menge  von  Menschen,  bes.  Kriegern:  von  kunig- 
licher  mechte,  Mirid.  d.  Egerl.  18. 

macht-bote  siem.  Bevollmächtigter,  Abgesandter:  Wir  (Wenzel  IV.) 
haben  unser  machtboten  zu  Johansen  und  andern  des  hl.  reiches 
kurfürsten  gesaut,  Mind.  d.  Egerl.  67.  die  des  heilign  reichs  macht- 
potn  in  desselben  burggrafen  gelait  straßrauptn  und  vingeu,  Eger. 
Chr.  1068. 

macht-brief  stm.  Vollmachtsbrief:  si  sein  kumen  mit  einem  m. 
under  der  stat  insigel  von  der  Newenstate,  Olm.  Stb.  153.  glaubbrief 
u.  m.,  Igl.  Stb.  III  39  d. 

machtimg*  stf.  Vollgewalt,  Verfügungsrecht  über  etwas:  so 
uns  in  sulcher  ferlikeit  not  thuet,  die  Sachen  m.  zu  haben  (darüber 
verfügen  zu  können,  ob  wir  einen  in  unsere  Stadt  einlassen),  Elbog. 
Chr.  156,  36. 

machunge  stf.  1.  das  Machen.  2.  Erschaffung.  3.  Vermachung: 
1.  alle  m.  oder  ouslegunge  des  rechten,  Const.  I  5, 10.  ab  sie  (die 
zum    gedinge    nicht   Gerufenen    Gewerken)   ire    ordenunge   und   m. 


made  —  mäge-  483 

(Beschlüsse)  nicht  volgen  wollen,  I  7,  11.  m.  der  gnaden,  T— B 
Philipp.  4,6;  Botenb.  21,  3. 

made  swm.  Wurm,  Made:  noch  kein  maden  wurden  funden 
dorinne,  W— B  Ex.  16,  21. 

madig  Adj.  voll  Maden:  zwo  tonen  madiger  hering  begraben 
mit  den  geritten,  Tränt.  Chr.  255. 

inadlein  s.  maget-lin. 

Magdebnrgisch,  Maidburgisch  =  Magdeburger:  Markgraf 
Johann  verleiht  der  Stadt  ülmütz  das  Becht,  sich  des  Magdeburger 
Bechts  zu  bedienen,  dagegen  sollen  Neustadt,  Bittau,  Schönberg  sich 
ihre  Belehrung  von  Olmütz  holen,  a.  1352;  Olm.  Stb.  S.  17.  neben 
Maidburgischen  rechten,  des  wir  gebrauchen  alhie  czu  Olomuncz,  76. 
der  statschreiber  —  sal  wol  geubet  sein  im  M.  rechten,  81.  Als 
dann  die  Maidburgischen  recht,  der  wir  allhier  czu  Olomuncz  ge- 
brauchen, nirent  setczen,  das  man  di  leute  martern  sal,  so  müsse 
man  dabei  vorsichtig  sein,  89.  was  einem  foyt  nach  inhalt  des 
Meidburgischen  rechten  sust  gepuret,  80. 

mag  stm.  mäge  swm.  1.  Blutsverwandter,  Verwandter  in  der 
Seitenlinie.  2.  Dienstleute:  1.  habe  ich  iergen  mäc,  W.  v.  W.  4894. 
ich  enweiz,,  wer  mine  mäge  sint,  4916.  sint  sie  (die  Knaben)  dine 
mäge?  5137.  üf  welcher  wege  läge  sie  vunden  ire  mäge?  5302. 
wider  ir  freunde  und  magen  (contra  suos  consanguineos  et  affines) 
pis  auf  das  fumfte  gesippe  für  czu  sprechen  und  czu  teidingen 
sollen  fursprechen  nicht  geczwungen  werden,  Const.  IV  4, 10.  als  ob 
man  hört  mir  vil  der  mäge  jehen  (daß  ich  viel  Verwandte  habe), 
Alex.  3030.  ich  hän  vür  alle  mine  mäge  süez,ez,wip  dich  erkorn, 
3068.  ob  er  al  min  mäge  hete  erslagen ,  Trist.  2997.  Tristan  und 
sin  mäc,  1936.  da^  er  unsern  bruoder  und  ouch  unsern  mach  hat 
vom  leben  zum  tod  bracht,  Eg.  Achtb.  1 17.  Andronicum  und  Juliam, 
mein  magen,  T — B  Bömer  16,  6.  Herodionem,  meinen  magen,  16, 11. 
sein  magen  (zugewauten  XI.  Bibel),  Btb.  10, 24. 

mage  s.  mähen. 

magen-kral't  stf.  1.  große  Macht,  Majestät.  2.  große  Menge: 
1.  alle  perkwerk,  di  unser  m.  (E,  mechtigkeit  D  u.  H.)  zu  richten 
hat,  Const.  1  2.  so  der  sun  der  meid  siezt  auf  dem  gesez^e  seiner 
m.  (meyestat  XL  B.) ,  T.  Mat.  19,  28.  auch  sein  (des  Dianatempels 
zu  Ephesus)  m.  (meyestat  XI.  B.)  di  begint  zu  verwüsten,  T — B 
Btb.  19, 27.  der  tempel  wart  derfullt  mit  dem  rauch  von  der  m. 
(mayestat  XI.  B.)  Götz,  Offenb.  15,  8.  der  da  enezamt  siezt  zu  der 
zesem  de^  gesez,z,es  der  m.  (grosse  XL  B.)  in  den  himeln,  Juden  8, 1. 
si  sachen  sein  m.  u.  di  zwen  man,  di  da  stunden  mit  im,  Luk.  9,  32. 
kument  in  den  wölken  des  himels  mit  michelm  gewalt  u.  mit  m. 
(grosser  kraft  XL),  Luk.  21,  27. 

mäge-,  mäg-schaft  stf.  1.  Verhältnis  von  Venvandten  zu  ein- 
ander, Verwandtschaft.  3.  Verwandte:  alle  seine  m.  (cognatio),  W — B 
Richter  16,  31.  under  der  m.,  Par.  1119, 10;  (W— B  HIB  6c.  9d. 
lOd.  13b.  den  magscheften,  III  9c.  18a).  alle  seine  m. ,  Ex.  1,  6. 
von  deinem  lande  und  von  deiner  m.,  Gen.  12, 1;  Lev.  20,  5.  nicht 
sol  her  vormischen  das  gesiechte  seiner  m.  dem  povil  seines  volkes 
(vulgo  gentis  suae),  Lev.  21,15.  durch  ire  magschefte,  Jos.  19, 39 
u.  48.     heuser  irr  m. ,   Num.  2, 2.     furste  von   der  m.  (dux  de  cog- 

31* 


484  maget  —  majestät 

natione) ,  Num.  25, 14.  czelet  alle  iarczal  (garczal  =  Summe)  der 
kiuder  Israhels  —  durch  heuser  und  durch  m.,  Nuin.  26,  2.  die 
kinder  Symeons  durch  ire  in.,  Num.  26. 12.  noch  irr  magschefte  czal, 
Num.  34, 14.  Man  und  weip  ist  ain  leip  und  darum  get  m.  an  in 
an  sam  von  einer  wurczen  und  von  einem  haup ,  Brunn.  Str.  II  226. 
der  dem  toten  mit  m.  czugehort,  Igl.  Str.  I  S.  856. 

uiaget,  magt,   mait,  meit  stf.    G.  D.  u.  PI.  megede,   meide: 

1.  Jungfrau,  bes.  Maria.  2.  Mädchen,  als  Geschlechtsbezeichnung 
im  Gegensatz  zu  knecht  (männl.  Geschlecht).  3.  wie  Aclj.  unberührt, 
rein.  4.  Jungfrau  im  Tierkreis.  5.  iceibl.  Scham.  6.  Dienerin, 
Magd:  1.  erwirb  uns  hulde  der  megde  suns  (Mariens),  W.  v.  W.  597. 

2.  kint,  es  sei  knecht  oder  meit,  Eg.  Str.  A  XIV  1.  vrowen  oder 
man,  meide  oder  knechte,  A  XIII  3  s.  knechtel.  6.  si  hett  eine  egip- 
tische  meit  (ancillam),  W— B  Gen.  16, 1.  2G,  14.  20, 17.  21,  10  u.  13. 
25, 12.  29.  24.  35,  25  u.  26.  zu  knechten  und  meiden  (in  servos  et 
ancillas),  Esdr.  III  12.  knechte  und  meide,  Const.  IV  12,  2  (servi  et 
servae).  die  mit  dem  namen  was  ein  brüt  und  noch  der  werke  was 
ein  maget,  Tr.  869.  daz,  her  Tristan  si  hete  m.  gelän,  918.  934.  1074. 
1078.  1092.  ob  ich  m.  blibe  biz,  an  minen  tot,  1098.  —  zwar,  so 
ensol  die  swester  min  nicht  gar  lange  wesen  m. ,  3995.  dö  er  so 
lange  sie  liez  m.,  3700.  3702.  3833.  3869.  3884.  gemachet  üz,  einer 
megde  ein  schoenez  wip,  3712.  daz,  Isöt  als  maget  bleip,  3740.  3955. 
er  sprach  der  magde  zu,  3797.  Sigünen  der  vil  reinen  maget,  Bf.  37. 
Crist,  der  von  der  megde  wart  geborn,  Trist.  6861.  746. 

maget -liu,  nieget-liu  sin.  kleines  Mädchen:  seinen  czwain 
hindern,  madiein  mit  namen  barbara  und  katheriiia,  Igl.  Stb.  III 325  d. 

maget-,  magt-,  mait -tum  (-tuom)  stm.  n.  f.  Jungfrauschaft: 
kanustu  verruckten  magtum  widerbringen?  Ack.  34,  3.  der  in.,  W — B 
Deut.  22,  20.  begriffen  an  der  vorlust  ires  maitumes  (deprehensa  in 
stupro),  Lev.  21,  9.  beraubt  bette  ires  maitumes  die  tochter  herren 
Jacobes  (violata  filia  Jacob),  Gen.  34,  7.  vater  meiner,  furste  meines 
maitumes  bist  du,  Jer.  3,  4.  ires  magtumes  beraubt,  Igl.  Str.  I  S.  365. 
das  her  im  sein  tochter  vreveleich  gemeiligt  bette  an  irem  magtum, 
153.  Ist  daz,,  daz,  ein  tochter  vor  funfundczwainczig  iaren  iren 
maittum  pricht  auf  un-e  (Konkubinat),  so  verleust  si  ir  erbtail, 
Brunn.  Str.  II  227.  sie  hete  ires  magetuomes  vär,  Trist.  708.  daz, 
hlüende  blüemelin  ires  blüenden  magetuomes  wem,  703.  ires  m. 
vären  gar  minnenclich  er  wolde,  750.  ires  m.  sie  maget  bleip,  836. 
umb  ir  megetlichen  ruom  und  uinb  ir  blüenden  magettuom,  690. 

mähen  (mäge,  -en,  mähen)  stm.  Mohn:  ein  maz,  vollez,  mäben 
Alexandro  er  wider  sante  und  brieve,  daz,  er  erkante,  als  der  mähe 
wsere  unzalhaft,  also  wsere  siner  here  kraft,  Alex.  1936  ff.  1951.  1960 ff. 

maizen,  maizsen  (meise)  sivstf.  1.  Tragkorb.  2.  ein  Hering- 
maß: de  sarcina  alecis,  quae  maysen  dicitur  —  debet  dare  4  den, 
Prag.  Str.  I  S.  3.  swer  da  vuert  herinc,  auf  weleicherlai  wagen 
daz,  sei,  der  gibt  von  der  maizsen  czwen  phenning,  Brunn.  Str.  II 
149  u.  150. 

majestät  stswf.  Majestät:  in  drien  persönen  schone  sitzet  er 
in  siner  m.,  W.  v.  W.  5846.  Bistu  nicht  der  verborgen  got,  der  under 
sulcher  m.  ist  (imperscrutabilis  majestatis) ,  Sol.  78,  34.  das  so  ein 
wirdig  wonung  wurden  deiner  m.,  72,  14.    Ist  das  mir  uusers  herren 


majestät-brief  —  mäiide  485 

(des  künigs)  magestat  und  der  brive  über  di  leikung  des  gestet, 
Igl.  Bgr.  51,  2.  do  meines  herrn  des  kunigs  m.  (=  Siegel)  annenget, 
Igl.  Str.  805 b.  sigel  der  allerhöchsten  m.  —  Gott,  Act.  56, 11.  vor 
den  füz,en  deiner  in.  so  thu  ich  clag  auf  meinen  widersachen, 
Sol.  45,  34.  der  margraf  (v.  Mähren)  hat  sein  brief  und  magestat 
doruff  geben,  Olm.  Stb.  44,  26. 

majestät-brief  *  stm.  vom  Landesherrn  oder  Kaiser  ausgestellte 
Urkunde:  auch  hat  der  von  Gendorf  sein  m.  aufgelegt  vor  das  recht, 
Traut.  Chr.  147. 

mal-baum  (mäl-boum  Grenzbaum)  stm.  sprecht  ir  zu  disem  m. 
(Maulbeerbaum  XI.  Bibel),  T— B  Luk.  17,  6. 

inalder  (auch  malter)  stn.  1.  Getreidemaß.  2.  eine  gewisse  Zahl. 
3.  die  Tracht,  die  der  Müller  auf  einmal  mahlen  läßt:  dass  uns  ein 
jeder  müllner  zu  Mülfraun  zu  allen  zeiten  —  mit  dem  m.  für  andere 
frembden  leuthen  fördern  soll ,  dagegen  wir  uns  zur  besserung  der 
Wühr  auch  willig  und  hilflichen  befinden  lassen ,  Chlum.  III  20.  — 
3  m.  malgetraides ,  Traut.  Chr.  290.  —  50  malter  waicz  weniger  ein 
malder,  336. 

maleliz-teter*  stm.  (von  malefiz  stnf.  Kriminalverbrechen)  Übel- 
täter, Chlum.  III 16. 

maier,  maeler   stm.   Maler:  der  mseler,  Alex.  7682. 
mal-getreide  *  stn.  zu  malendes  Getreide:  3  malder  malgetraide. 
Traut.  Chr.  290. 

mal-müle  (bei  L.  nur  Heum.  250)  stf.  Getreidemühle,  Traut. 
Chr.  93. 

mäl-stat  stf.  1.  mit  einem  mal  bezeichneter  Platz.  2.  Grenzmal. 
3.  Bauplatz.  4.  Gerichtsstätte:  4.  das  si  für  im  stehen  (vor  Gericht 
erscheinen),  wo  hin  in  der  tag  und  in.  benent  wirt,  Elbog.  Chr.  25, 14. 
26,19  (malstad).  sein  wir  gesonnen,  uns  mit  dir  eines  tages  und 
mahlstadt  —  gen  Eger  zu  vergleichen,  Eger.  Chr.  1198. 
mal-teurung*  stf.  Mehlteurung,  Traut.  Chr.  157.  305. 
malz  stn.  Malz:  gibt  ein  man  getreid  einem  melczer,  von 
demselben  getreid  sol  man  demselben  man  malcz  geben  und  nicht 
von  anderm  getreid,  Olm.  Stb.  97  b. 

malz-baus  (malz-,  melz-hüs)  stn.  brasiatorium  das  halb  haus  u. 
das  ganz  m.,  Igl.  Stb.  V  30b. 

man  unregelm.  m.  Lehensmann:  der  burggraf  hat  ausgesprochen, 
das  die  von  Trautnaw  man  weren  und  ihr  kon.  maiestat  erbunter- 
thane  u.  daher  stehendig  schweren  sollen,  Traut.  Chr.  146. 

man -bar  (-beere)  Adj.  heiratsfähig,  mannbar:  500  mannbare 
jungkfrauen,  Eger.  Chr.  181. 

iiian(s)-büch  stn.  Verzeichnis  der  Lehensleute,  Lehnbuch:  in 
dem  Trautnawischen  manbuch  zu  Präge  bein  der  hofetafel  zu  finden, 
Traut.  Chr.  59.  9, 14  und  unten. 

inände,  mäut,  -des  swstm.  1.  Mond.  2.  Monat  (Vermischung  von 
mände  und  manot,  Wackernagel) :  1.  mein  sunne  ist  mir  vorvinstert 
und  der  mände  ist  mir  vorirret,  Hier.  98,  4.  2.  einen  ganzen  manden 
widerfur  im  alle  nacht  dasselbig,  210.  2  u.  13.  Des  bleib  er  im  hause 
drei  gantze  manden,  206,  10.  wol  czehen  gantze  mondeu,  203,4. 
von  datum  dicz  brives  in  einem  monde  antworten  u.  eingeben,  Mind. 
d.  Egerl.  33,  W— B  Ex.  13,  3  u.  vgl.  nienet, 


486  inaudel  —  mänet 

maudel  (auch  itcd.  mandola,  gr.-lat.  amygdala)  stfm.  Mandel: 
er  bar  als  ein  maudel  die  süez,en  frucht  in  herter  schal.  W.  v.  W.  491. 

maudel  (maudel,  niantel)  stm.  1.  Mantel  als  Kleidungsstück 
für  Männer  und  Frauen.  2.  Pelzüberzug.  3.  Schirm  bei  Belagerungs- 
werkzeugen.  4.  äußere  Bekleidung  eines  Hauses.  5.  15  Stück  auf- 
gestellter Garben:  5.  wann   die  uiaudl  im  feldt  liegen,   Chlum.  I  11. 

mandeleiii*  Ädj.  von  Mandelbaum,  amygdalinus,  W— B  s.  unter 
alberein. 

maudel  -  frucht  *  (gen.  auch  -frühte)  stf.  Frucht  des  Mandel- 
baums, Mandel:  Neinet  mirre  von  dem  boume  stackt  —  und  ein 
wenig  bonic  u.  m.  (amygdalarum),  W — B  Gen.  43, 11. 

uiäue,  uiau  sicstm.,  f.  Neben  f.  niöne,  mön  1.  Mond.  2.  Monat: 
des  leben  sich  vereitelt  als  der  mau  (umbra  lunatica),  Sol.  8,  18; 
W — B  Gen.  37,  9.  2.  ist  das  ir  etwenne  Wirtschaft  oder  heilige  tage 
oder  einen  newen  mäne  habet,  busouuen  sullet  ir  mit  den  busauuen 
über  die  ganczenczuuten  opfer,  Num.  10, 10. 

maueu  swv.  erinnern,  ermahnen,  auffordern:  diu  min  herzen 
sorgen  mante,  W.  v.  W.  6687. 

mänet,  meuet  (mäuot,  -des,  mäned,  mäneid,  menet,  Chr.  2,561a; 
Fasu.  388, 34)  stm.  n.  Monat:  bis  au  den  czehenden  meueden,  im 
czeheuden  meued,  W — B  Gen.  8,  4  u.  5.  des  menedis,  in  dem  mened, 
Ex.  12 — 13.  in  einem  menet ,  Mind.  d.  Egerl.  48.  am  ministen  al 
kwatemper  oder  all  meneth,  Olm.  Stb.  92.  Die  Namen  der  Monate 
sind  i)t  der  W — B  folgende:  Aber  es  geschach  iu  dem  manden  Nisau, 
den  wir  uenuen  appril,  Esdr.  II  2, 1.  des  menedis  des  meien,  der 
do  ist  der  ander  man,  Könige  IÜ  6,  1  (mense  Zio,  nach  Homel, 
Gesch.  des  alten  Morgenlandes,  Sammlung  Göschen,  Anhang  heißt 
der  IL  babylon.-assyr.  Monatsname  Ijaru,  Ijjar  =  April-Mai),  des 
mauden  siban,  den  wir  nenueu  den  brachman,  Baruch  1,  8  und 
EstherS,  9  (Simannu  oder  Sivau  =  Mai -Juni),  elul.  das  ist  der 
erste  herbistmau,  den  wir  neunen  September,  W — B  Esdr.  II  6,  15. 
(Ululu,  Elul  =  August- September),  in  dem  achten  mened,  den 
wir  nennen  den  woifmanen,  wart  volbracht  das  hous  (mense  Bul), 
Köuige  III  6,  39,  nach  Homel  heißt  der  8.  Monat  Arachsamna, 
Marcheschvvan,  eigentl.  Warchu-suvän  =  Oktober  -  November .  in  dem 
mauden  Chasleu,  deu  wir  nennen  den  cristmanden  (in  mense  Chasleu, 
Kisliniu  -  Kislev  =  Nov. -Dez.),  Esdr.  II 1, 1.  —  in  dem  czehenden 
mänen ,  der  do  heisset  tebeth ,  den  wir  nennen  den  hartmaneu, 
Esther  2, 16  (Tibitu,  Tebet  =  Dez.-Jan.)  das  czwelfte  meued,  der 
do  geheissen  ist  adar,  den  wir  uenuen  den  merczen,  Esth.  3, 7.  des 
manden  des  merczens,  Esdr.  I  6, 15.  (Addaru,  Adar  =  Febr.- März). 
Von  4  Monaten  fehlen  also  m  \Y — B  die  Belege,  nämlich  von:  Febr., 
Juli,  Aug.,  Okt.,  4  tragen  unsere  heutigen,  lat.  Namen:  März,  April, 
Mai,  Sept.,  die  andern  lauten:  hartmäne  (Jan.),  brachmäue  (Juni), 
wolfmäne  (Nov.),  christmände  (Dez.)  In  der  Traut.  Chr.  kommen 
folgende  deutsche  Monatsnamen  vor:  horuuug  (Februar),  brachmon 
(Juni),  heumou  (Juli),  herbstmon  (Sept.),  weinmou  (Okt.),  wintermon 
(Nov.),  christmon  (Dez.),  während  der  August  augstmou  heißt.  — 
des  manids  may,  Elbog.  Chr.  18,  23.  noch  drein  mauodeu,  T— B 
Botenb.  28,  11.  19,8.  —  42  mened,  T— B  Offenb.  11,2;  Igl.  Stb. 
Yllb. 


msenin  —  man-liche  487 

nisenin  s.  menin. 

uiange   swf.   Kriegsmaschine    zum   Steineschleudern:    üz,   einer 

bilden  swief  der  mangen  meister  einen  stein,  Alex.  9703.  2515.  14965. 

mangel  (mange  swf.)  f.  1.  Kriegsmaschine  zum  Steineschleudern. 

2.  Glättrolle  zum  Wäsche  glätten :  2.  Tränt.  Chr.  337. 

mangel  stm.  Maugel,  Gebrechen:  nü  müez,ent  ir  min  mangel 
hän,  wan  ir  sit  ein  heidenin  {ich  aber  Christ),  W.  v.  W.  7524. 

maii-heit  stf.  1.  Mannhaftigkeit,  Tapferkeit.    2.  mannhafte  Tat. 

3.  Mannesalter.  4.  Verhältnis  eines  Dienst-  oder  Lehensmannes: 
er  besnochte  sie  (die  Feinde)  oft,  als  sin  in.  des  geruochte,  W.  v.  VV. 
3660.  der  mit  ritterlicher  tat  ir  m.  so  gewirdet  hat,  daz,  si  gesitzen 
daran  (an  der  tafeirunde).  Trist.  1344.  Tristan,  der  ie  m.  wielt,  6048. 
ir  m.  in  daz,  gebot,  6198.  6443.  der  aller  m.  was  ein  man,  6414. 
mit  disem  helde  —  an  m.  uz,erkorn,  1996.  2007.  2010.  2017.  m.  u. 
ritterschefte  phlegen,  3726.  m.  ietweder  helt  in  herzen  truoc,  1784. 
2028;  Alex.  7007.  7012.  7014.  der  m.  riche,  9351.  20672.  sin  art 
in  m.  niht  erliez,,  18930,  ist  dir  inder  m.  bi,  8441.  8457.  8459. 
wser  im  m.  bi  gewesen,  5458.  daz,  in  di  m.  jähen,  3605.  von  mir 
ist  noch  niht  geschehen,  da  von  man  mir  muge  m.  jehen,  5052. 
ritter,  die  ouch  m.  ruort,  4788.  an  im  man  niht  wan  m.  vant,  4698. 
die  waren  m.  flizic,  21558.  wil  iuch  im  m.  vliehen,  5424.  m.  blöz., 
1563.  solicher  m.  walten,  1552.  der  m.  ist  üz.  gesundert  vür  ander 
volk,  12132.  iuwer  gebnrt  iu  m.  giht,  12127.  daz,  ze  m.  horte, 
4643.  den  man  horte  ze  m.  zellen,  20652.  sit  ich  von  m.  bin  ge- 
born,  12021.  sin  m.  was  da  vür  erkant,  daz,  man  im  hohes  prises 
jach,  3554.  sin  m.  starc  mit  m.  ranc,  Ernst  3016.  er  beweiste  do 
sein  m.,  Böhm.  Chr.  62.    do  verloren  si  ire  macht  und  m.,  14. 

manig - valtigen  swv.  vervielfältigen:  daz,  wort  dez,  Herren 
wuchz,  und  wart  gemanigvaltigt,  T— B  Btb.  12,  25.  di  menig  der 
gleubigen  —  wart  ser  gemanigveltigt  im  Herren,  5,14.  di  zal  der 
junger  wart  gröblich  gemanigveltigt  in  Jerusalem,  6,  6.  Gnad  und 
frid  werd  gemanigvaltigt  zu  euch,  I.  Petri  1, 2.  manigvaltigend 
manigvaltig  ich  dich ,  Juden  6,  14.  er  beweiste  do  sein  m. ,  Böhm. 
Chr.  62.  do  (mit  dem  Verlust  ihrer  Jungfräulichkeit)  verloren  sie  ire 
macht  und  m.,  14. 

manig-valtig-lich  (manec-valtec-lich-en)  Adv.  auf  mancherlei 
Weise,  Hier.  3,  3. 

man-lehen  stn.  Mannslehen,  unter  der  männl.  Nachkommen- 
schaft erbliches  Lehen:  si  sullen  das  hausse  —  von  uns  und  der 
cronen  czu  Beham  zu  rechten  m.  haben  und  den  empfahen  gleich 
andern  unsern  mannen,  Mind.  d.  Eg.  18. 

man -lieh,  nienlich  Adj.  männlich,  mannhaft,  tapfer,  mutig: 
die  manlichen  —  nicht  die  zagen,  Trist.  1878.  do  bestanden  hete  — 
man  manlichen  man,  1801.  manlichen  muot,  2020.  ir  m.  muot 
wachsen  began,  1809.  von  disen  beiden  m.,  1815.  die  zwene  m. 
man,  1856.  daz  der  ander  —  m.  so  hohe  wirde  hete  erstriten,  1884. 
m.  man,  2746.  Tristan  manliches  herzen  was  ein  man,  1622.  m. 
tapfere  menner,  Eger.  Chr.  S.  3.    m.  taten,  S.  5. 

man -liehe,  -en  Adv.  tapfer:  der  ieglichem  man  ein  man  m. 
wol  gewesen  tar,  Trist.  3791.    dö  er  —  m.  sluoc  Morolden,  1639. 


488  manlichkeit  —  mantel 

manlichkeit  (man-lickeit)  stf.  Mannhaftigkeit,  Tapferkeit:  die 
von  Eger  Hessen  ir  Teste  und  stette  manligkait  sehen,  Eger.  Chr.  18 
S.  22.    die  erberkeit,  m.  hoch  gepriesen,  S.  3. 

mannes-persone*  surf.  Mann,  Eg.  Str.  C  5  n.  11.  eine  ledige 
mannsperson,  Eg.  Achtb.  II  222. 

mannt  s.  manet. 

inan-schaft  stf.  1.  Verhältnis  eines  Lehensmannes,  Lehenspflicht. 

2.  Lehenseid.  3.  Koll.  =  Mannen,  Hörige:  wol  im  wart,  wer  m. 
von  dir  (Gott)  emphahet,  Ack.  55,15.  noch  dem  nnd  der  selb  teich 
seiner  knniglicheri  gnaden  mannsckaff  (gehöriges  Lehen)  ist,  Igl. 
Sth.  Y37a.  bleiben  bei  seinem  teil  der  verkauften  m.  gericht  maut 
und  körn,  V  188  d.  Untertanen,  es  wer  aus  den  m.,  steten,  mergten 
oder  dorfern,  Elbog.  Chr.  11,  43.  den  erenvesten  erbern  und  fur- 
sichtigen  m.  zum  Steyn  gehörend,  burgermeister  u.  rathman  der 
stad,  Elbogen  91,  4.  143,  22.  als  der  adel  im  Gretzischen  kreisz  nach 
zu  der  zeit  in  die  m.  Trautnaw  auf  das  burcklehen  sind  eingeritten, 
Traut.  Chr.  37  u.  38.  herschaft,  lehenschaft  und  m.  Trautnaw,  67 
u.  68.  den  strengen  ernfesten  —  ritterschaf t .  m.  und  steten  unsers 
Elbognischen  Kreis,  Elbog.  Chr.  130,  2.  132, 19. 

mans-glübde*  stfn.  Gelöbnis  eines  Mannen,  Lehenseid:  huldung 
oder  m.,  Traut.  Chr.  75.  76.  194. 

man-slacht  stf.  1.  Totschlag,  Mord.  2.  Schlacht:  so  hat  her 
m.  begangen,  W — B  Ex.  22, 3.  m.  wirt  her  schuldig  (homicidii  reus 
erit ) ,  Num.  35, 16.  Der  slaher  wirt  der  manslechte  schuldig ,  Num. 
35,21.  alle  di  mort  und  m.  nicht  uudersten  (hindern),  so  si  is  ge- 
tuen  mugen  —  das  mort  und  m.  geschieht,  Joh.  v.  Igl.  5  Geb.  — 
nit  tu  m.,  T-B  Matth.  19,  18.  15,  19;  Mark.  7,  12;  Luk.  23,18. 
machten  nit  puz,  von  iren  manslachten,  Offenb.  9,  21. 

nian-slage  s.  man- siege. 

man-slecM,  -slechtig  Adj.  eines  Mordes  scluddig:  Swer  seinen 
bruder  haz,z,et,  der  ist  manslecht.  Joh.  v.  Igl.  5.  Geb.  der  ist  michels 
mer  ein  manslechtiger  morder,  Hier.  27, 1.  das  ist  die  e  des  vlnchtigen 
manslechtigen  (homieidae),  Deut.  19,  4.  Der  nechste  des  erslagen  sol 
den  manslechtigen  toten  (Bhdrache),  Num.  35, 19.  Der  m.  under 
geezeugen  (sub  testibusj  wirt  gepeinigt,  Num.  35.  30.  daz,  ein  iclicher 
manslechtiger  nit  hat  das  ewig  leben,  T — B  I.  Joh.  3, 15. 

inan-slechtig-keit*  stf.  man-slacht,  Mord:  von  der  rat  m.  ge- 
schiecht,  Joh.  v.  Igl.  5.  Geb. 

man -siege  (auch  -slegge,  -slecke)  sinn.  Mörder,  Totschläger: 
Wirt  aber  der  m.  begriffen  au  der  stat  mit  blutigem  swert,  mag 
das  der  richter  beweren  selbsibenter  erberger  leut  und  mit  aim 
schephen ,  so  hat  der  das  haupt  verlorn ,  Brunn.  Str.  U  4.  Ist  aber 
daz,,  daz,  der  vorgenant  manslag  in  den  drin  taidingen  nicht  vur- 
chumt  und  sich  nicht  stelt,  so  sal  in  der  richter  echten  lassen  u. 
bescreiben,  DI  5.  verrater  und  manslecken,  T — B  Botenb.  7,  52.  28,  4. 
den  manslecken,  Offenb.  21,  8.  22, 15.  euch  zu  geben  ein  man  man- 
slecken, Btb.  3, 14.  er  sante  sein  her  und  verlose  (erschlug  XL  Bibel) 
di  manslecken^  Matth.  22,  7.  der  teufel  war  ein  m.  sint  dem  ane- 
gang,  Joh.  8,  44. 

mantel  stf.  1.  Föhre.   2.  die  äußersten  Oberbäume  eines  Waldes. 

3.  Belagerungswerkzeug*  als  Deckung:  3.  andersit  die  geste  heten 


mantel-lös  —  marke  489 

vür  die  veste  da^  mau  mentel  heilet  macheu,  Alex.  9251.    mit  meuteln 
und  igeln,  14967.    mentel,  rutten,  Alex.  Anh.  691. 

mantel-lös*  Adj.  ohne  Mantel:  di  vier  schulln  czuhant  ier 
mentil  von  in  tun  und  schullen  mantillaz  di  leich  czu  kirchen  tragen, 
Prager  Mz.  11. 

mantwor*  Adj.  imstande,  sich  zu  verantworten:  der  (be- 
schuldigte  Schöffe)  nicht  mantwor  was,  sunder  er  lag  krank,  Igl. 
Rspr.  XIV. 

»Innung  (manunge)  stf.  Mahnimg,  Aufforderung,  Forderung 
vor  Gericht,  rechtl.  Forderung :  der  pergmeister  —  begert  einer  m.  am 
munczmeister,  wie  er  im  und  seinen  gewerken  gelihen  bette  alle 
di  lehen  czu  den  czweien  gemessen  pergen,  Igl.  Bgr.  45,  4. 

margarite  (aus  griech.  /xa^yaoizijQ)  swf.  Perle:  margariten  uud 
ander  edelstem,  Alex.  22660. 

mar,  -e  sivf.  quälendes  Nachtgespenst,  Nachtalp,  Drude:  Ich 
sach  steigen  die  mar  ouf  dise,  die  do  waren  mancherlei  und  fleckecht 
(mares),  W— B  Gen.  31, 10. 

inier  :  nsem  ich  iu  nü  den  lip  (tvo  euch  das  Schtvert  entfiel)  so 
slüeg  als  mser  ich  ein  wip,  Alex.  11892. 
msere  s.  mere. 
luärene  s.  nnirene. 

niargrüin-apfel    stm.    malogranatum ,    Granatapfel:  eines   m. 
prechen  =  mali  punici  fragmen,  W — B  Hohes  Lied  4,  3. 
margrebe  s.  mark-gräve. 

mark  (marc,  -ges)  stn.  das  Mark,  medulla:  das  m.  des  oles 
u.  weines  u.  getreides ,  W— B  Num.  18, 12.  das  mark  der  erden, 
Gen.  45, 18. 

mark,  -kes  stn.  Zeichen :  er  fuorte  aller  tilgende  marc  üf  helme 
und  an  dem  Schilde,  W.  v.  W.  507. 

mark  (Gen.  markes)  stn.  Streitroß:  ze  kriege  und  ze  strite 
gein  den  kristen  lägen  starke  vil  der  heiden  marke,  W.  v.  W.  3317, 
oder  zum  folgenden  gehörig  =  Gau? 

marke  stf.  1.  Grenze.  2.  abgegrenzter  Landteil,  Gebiet,  Bezirk. 
3.  Gesamteigentum  einer  Gemeinde  an  Grund  und  Boden,  besonders 
Wald :  üz,  der  kristen  marke,  W.  v.  W.  5353.  Perdicas  —  der  herre 
von  der  marke  Budin  (zivischen  Ungarn  und  Venedig) ,  Alex.  4712. 
auch  maint  her  —  der  richter  —  all  scheppin  auzser  der  mark  czu 
seezen  auf  di  genge  peide  auf  den  spiezenperk,  grossen  gank,  grossen 
holezmarkt,  kolmarkt,  uff  der  hohe,  in  der  neunstat  und  liberal  aus 
der  mauer  czu  seezen,  do  habe  er  recht  und  nicht  di  scheppen, 
Igl.  Str.  257  a. 

marke,  mark,  march  stf.  Mark,  Va  Pfund  Silbers  oder  Goldes: 
1  Mark,  zu  48  groschen  gerechnet,  Igl.  Str.  181,  vgl.  Urk.  v.  Jahre  1315. 
Cod.  dipl.  Mor.  R.  66,  ferner  Sternberg  Urkdb.  S.  51  ü.  66.  drei  mak 
der  kurezen.  48  gr.  für  ain  mark  czu  raiten  (rechnen),  Igl.  Str.  (69) 
S.  333.  daher  machen  12  Groschen  (ä  12  heller)  einen  ferto ,  Igl. 
Str.  196  u.  202;  dagegen  machen  14  Groschen  einen  ferto,  also 
56  Groschen  eine  mark,  Igl.  Str.  199;  16  groschen  =  ein  ferto,  also 
64  =  eine  mark,  Cod.  dipl.  Mor.  VI  180.  Nach  Uhk.  2,  80  (a.  1322). 
ein  march  =  72  größer  pehemischer  phenn.  u.  Ukn.  212  (a.  1324). 
bei  Lexer.  —  ein  ors  —  daz,  schatzete  man  an  hundert  marc,  Bitterf.  308. 


490  markscheide  —  marner 

so  sol  er  dann  dem  Peter  Hasclil  und  sein  erben  czinshaftig  sein 
und  ain  mark  gv.  CA  g.  für  ein  mark  czelunde  —  czinsen  und  geben 
jeriges  czinses,  Ig].  Stb.  III  156  a. 

markscheide  s.  inarseheide. 

inarkscheider  s.  marscheider« 

marken  swv.  etwas  m.  =  seine  Grenzen  bezeichnen:  ab  man 
die  stuff,  die  czwiseben  den  vor  genanten  czwain  gemessen  pergen 
gemarckt  ist  under  der  erden.  —  heraus  an  den  tag  prengen  schol, 
Igl.  Bgr.  55,  2;  ferner  s.  markten. 

market,  markt  (PL  märgte,  märcbt,  merket,  merk)  stm.  1.  3Iarkt- 
platz.  2.  Handelschaft,  Jahrmarkt.  3.  Handelsware.  4.  Marktpreis. 
5.  Ort  mit  Marktgerechtigkeit,  Marktflecken,  aus  lat.  mercatus. 
Marktbestimmungen,  Igl.  Str.  186.  an  ungemowerte  merkte  (absque 
oppidis)  ungeczalter,  die  nicht  betten  mowern,  W — B  Deut.  3,5. 
Azoten  mit  ireu  merkten  und  dorfern  (Azotus  cum  vicis  et  villulis 
suis).  Gaza  mit  ireu  merkten  und  dorfern  uucz  pis  czu  der  egip- 
tisclien  bacb  (ad  torrentem  Aegipti),  Jos.  15,  47. 

mark-grave  swm.  königl.  Richter,  Verwalter  eines  Grenzlandes, 
Markgraf:  von  Brandeburg  der  margrebe,  Dal.  206,  35  (93,  3). 

mark-stein  stm.  Grenzstein:  der  Micbl,  mulner  under  dem 
Türlein,  sol  den  selben  seinen  graben  fertigen  pis  an  des  Lebuscb 
ratstuben  und  der  marcbstain,  der  gelegt  für  desselben  Lebuscb  rat- 
stuben,  den  sol  man  nicbt  niedrer  legen  noch  hocher  den  also  sol  er 
peleiben  in  und  allen  iren  nachkumlingen,  Igl.  Stb.  III  106c;  III 
138  b.  oberhalb  seiner  teich  aisweit  das  mit  raarchstein  ausge- 
maricht  worden  ist  von  einer  stros  czu  der  andern,  V  129c. 

markt-bach  (=  marc-bach  ?)  stm.  =  Gemeindenbach  oder  Bach 
eines  Marktfleckens ,  Taiding  v.  Friedb.  2. 

markten,  marken  swv.  auf  dem  Markt  sich  bewegen,  Handel 
treiben:  das  gelt,  so  er  daraus  gemarktet  (dafür  eingenommen), 
Traut.  Chr.  128. 

markt-gericht*  stn.  er  clagte  czu  im  (einem  scheppen)  um  di 
pus  in  dem  in.,  Igl.  Str.  265  S.  166. 

markt-leute*  st.  PL  Marktkommissäre,  Marktpolizei,  Brunn. 
Str.  I  62.  gesworne  m.,  Olm.  Stb.  91.  das  man  stete  markleut 
setczen  und  haben  sal,  die  do  sweren  und  an  underlos  aller  kauf- 
mauschaft  und  war,  zusehen,  das  die  gerecht  an  alles  falsch  und 
vorterbnuß  veil  gehabt  werden,  62. 

markt-meister  stm.  Marktkommissär,  Igl.  Str.  257a;  s.  an- 
giesser. 

markt-müllner*  (von  mülneere,  -ner)  stm.  Gemeindemidier: 
ein  jeder  m.  sol  den  marktbach  bewaren  zu  nutz  der  gemein,  Taiding 
v.  Friedberg  2. 

markt-vrid*  stswm.  Marktfriede:  dieselbe  vreiung  (das  Markt- 
privileg) halten  sam  ein  gepoten  in.,  Igl.  Str.  186. 

marmor-steiuen  (marmel- steinin)  Adj.  aus  Marmor:  auf 
schönen  marmorsteinen  säulen,  Eger.  Chr.  101  S.  68. 

marner  stm.  Seemann,  Schiffer:  recht  varender  m.  (=  Gott), 
Ack.  56, 18.  ein  schif  mus  dertrinken,  ob  es  durch  unfleiz  der  m. 
einiges  hol  (Leck)  gewinnet,  Hier.  23,  16.     di  marner  bereit  hetten 


mar-schalk  —  mar-scheider  491 

au  dem  Stade  inanic  barke ,  Ernst.  3135.  1951.  1992.  marnsere,  3251. 
Alex.  4380.  4478. 

iiiar-schalk  stm.  1.  Pferdeknecht.  2.  Marschall  als  Hoff'-  (oder 
städtischer)  Beamter,  Aufseher  über  das  Gesinde  auf  Reisen.  3.  Be- 
fehlshaber der  Beisigen:  der  sückste  marsckalc  Kurveual,  Trist.  1545. 

uiar-sckeide  (marc-scheide)  stf.  Bestimmung  der  Grenze,  auch 
der  abgegrenzte  Baum  selbst,  bes.  bergrechtl.  häufig:  er  kabe  im 
seine  reien  oder  sein  m.  an  seinem  acker  zerbrocben,  Igi.  Str.  I 
S.  370.  krieg  um  reine  (Barne) ,  um  m.  (in  Dörfern),  72.  das  ie 
das  teil  genuk  bab  au  seinen  greniczen  und  marscbeiden  Const.  III 
1,  16.  clagerede  umb  der  Stollen  grenczen  und  m.,  II  4,  11.  ob  der 
perg,  den  man  messen  sal,  innewendig  des  Stollen  marscbeiden,  muge 
erfüllen  die  recbte  mas,  II  4, 17.  Es  mugen  aucb  di  stolner  inue- 
wendig  der  m.  ires  Stollen  eineu  andern  stollen  vorleiheu  umb  das 
vierde  teil  gewinues  und  mugen  im  —  von  irer  eigenscbaft  be- 
scheiden ,  II  5,  7.  und  sal  die  m.  geczeichent  werden  mit  grossen 
steinen  und  mit  guter  geczeugnusse  der  geswornen  und  ander  mer 
manne,  II  4, 11.  Was  aucb  von  den  siben  leben  —  inuewendig  der 
stollen  marscbeiden  gemerken  gemessen  wirt,  II  5,  11.  iu  eines  erbe- 
stollen ni ,  D  I R  I  8,  2.  ob  sie  die  leben  —  haben  schullen  under 
sich  mit  einer  steenden  marschaid,  Igl.  Bgr.  2,  2  ferner  N.  44,  2; 
N.  8,  1 ;  Const.  1 10,  1;  D I R  I  4,  2;  Traut.  Chr.  190. 

mar-scheider*  stm.  Markscheider,  der  unter  den  obersten 
Steigern  stehende,  regalherrl.  technische  Beamte,  der  die  Berge  mißt 
und  die  Grenzen  der  Berge,  Lehen,  Lehenschaften,  Erbstollen  ab- 
steckt durch  Stufen,  oder  dem  Basen  durch  Lochsteine.  Von  den 
marscheidem  (E.),  von  der  messer  und  marscheider  ampte  D,  sonst: 
von  der  messer  ampte,  handelt  Const.  I  10.  Aber  alle  czweiunge 
und  stosse  von  den  gemerken  und  greniczen  ausczurichten ,  das 
gehört  (Const.  I  9)  der  Steiger  geschefte  an ,  ausgenomen  alsotan 
geschieht:  wer  do  in  dem  hangenden  oder  in  dem  ligenden  eins 
gemessen  perges  ein  fremden  gank  findet,  ab  daselbe  gank  sei  aus- 
wendig der  messunge  desselben  perges  in  freiem  velde  ader  inwendig 
der  messunge  desselben  pirges:  in  der  geschieht  sullen  di  kriger 
eintrechticleich  drei  gemein  man  kisen,  di  frum  und  erber  und 
bescheiden  sein,  den  selben  sullen  di  urburer  einen  virden  man  czu- 
geben,  di  nindert  teil  do  haben,  di  sullen  di  czweiunge  enden,  Const. 
1 10,  1.  si  ir  gepeude  gevurt  haben,  pis  si  mit  einem  offen  durch- 
slage  kumeu  sein  in  ander  lehen  und  in  marscheider  darezu  gegeben 
sein,  die  haben  ein  steende  marscheide  gegeben  peiderseit,  Igl.  Bgr. 
8, 1.  die  marscheider  praebten  den  gauk  an  den  tag  u.  sprachen: 
Ir  hern,  secht  czu,  wir  wolleu  czihen  und  recht  tun  —  und  czogen 
den  ersten  czuk,  N.  10,  3.  Da  sante  man  nach  den  geswornen 
marschaidern  und  beval  in,  das  si  das  messen  schulden.  Und  das 
taten  sie  und  prachten  da  di  mass  unez  an  den  tag,  11,  1.  Der  m. 
czoch  dem  eidern  gemessen  perg  czu  sand  Jörgen  die  virdhalb  lehen 
auf  das  ain  stolort  und  czoch  dornoch  1  kunigslehen,  1  purgeriehen 
und  1  abtslehen,  als  under  der  erden,  N.  53, 14.  Do  der  m.  furpas 
cziheu  wolde  2  kunigslehen,  2  purgeriehen  u.  2  abtslehen,  53,  1.  — 
als  ir  uns  geschriben  hat,  das  gesworn  m.  schullen  varen  in  den 
stollen  und  besagen  auf  irm  ait,  das  der  stolle  auf  dem  hangenden 


492  marteln  —  masseuie 

in  virdekalben  leben  durchslagen  habe  in  di  leben  czu  dem  steine: 
das  bat  der  gesworne  m.  genuinen  auf  seinen  ait,  das  ber  von  der 
rechten  wassersaig  in  vierdehalben  lehen  bat  erraicht  ir  lehen  und 
verschroten,  aber  der  durcbslak  der  ist  auswendig  virdbalb  leben 
czukomen.  —  IS"  73,1;  ferner  50,  1  u.  2;  54,  1 — 3.  Ein  clag,  wie 
der  m.  unrecht  gemessen  hatte  (der  Schade  der  Lehenhäuer  soll 
dadurch  26 — 2700  Mark  wöchentlich,  im  ganzen  bisher  60000  Mark 
betragen  haben);  das  schold  man  widerkeien,  N.  40.  Es  ist  gesehen 
in  czeiten,  das  Jacob  Schonhar,  der  ain  gesworn  m.  gewesen  ist,  an- 
gesprochen wart,  das  er  unrecht  gemessen  bett  in  dem  pergwerk  czu 
Sent  Jürgen.  Das  ist  uff  in  beweiset  mit  aim  gesworn  m.  in  kegen- 
wurtikait  der  erbern  —  scheppen  und  gesworne  obristen  Steiger  — , 
di  darezu  von  des  rechten  und  von  rates  wegen  geben  und  gesant 
sein.  —  Entscheidung  Iglaus:  so  taile  wir  czu  ainem  rechten,  das 
man  den  egenanten  Jacob  Schonhar  schol  füren  auff  das  pergwerk  czu 
Sent  Jürgen,  da  er  unrecht  gemessen  hat;  daselbst  schol  man  czu 
im  richten  mit  dem  swerte,  darurub  das  fnrpas  in  czukuuftigen 
czeiten  kain  m.  weder  durch  gewalt  weder  durch  vorchte  weder 
durch  libe  noch  laide  imand  unrecht,  messen  schulle,  Igl.  Bgr.  N.  104. 
(einmal  =)  Anrainer,  Nachbar:  czweiunge,  die  sich  hebt  czwischen 
den  m.  —  entscheiden,  Const.  I  9,  4.  das  ir  den  marscheidern  be- 
felbet  das  sie  dorezn  varen  u.  weisen  mir  meinem  eidern  gemessen 
berg  sein  recht  under  der  erden  uff  das  hangende,  Igl.  Stb.  V  12  a. 
der  marscheider  sol  nemen  mit  im  zu  seiner  masse  am  minniste 
zwen  gesworen  und  dritten  von  der  urbar,  di  an  dem  perkwerk 
keinen  teil  haben,  Igl.  Rspr.  I  und  II.  Girczig  z  Razne,  goltschmied 
vom  Kuttenberg,  ein  m.,  Traut.  Chr.  190. 

marteln  s.  martern. 

inarter  (auch  martere,  inartel)  stf.  1.  Passion,  Christi  Leiden. 
2.  Kreuz,  dann  jedes  religiöse  Gedenkbdd*  a)i  Wegen  (wie  marter- 
bilde stn.)  3.  Qual,  Verfolgung,  Folter,  2*  Eg.  Chr.  N.  894.  czum 
libenstein  bei  der  marter  gegen  Hymen,  Eg.  Achtb.  II 110.  ich 
schaff  selpad  und  ein  inarter  auf  dem  freithof,  Igl.  Stb.  V  16  c. 

marter-lich  Adj.  zur  Passion  gehörig;  qualvoll:  marterliches 
tödes  pin,  Legende  768. 

martern,  martelen  suw.  ans  Kreuz  schlagen,  foltern,  quälen: 
di  gevangin  marteltin  si  zeu  tot,  Dal.  207,  22  (93,  26). 

marter-ivoche  swf.  Karwoche:  in  der  marterwochen,  Elbog. 
Chr.  156,  37.  ungeverlich  der  m.  (ungefähr  in  der  Karwoche), 
100,19;  Traut.  Chr.  350. 

mas-baum,  lnast-bomii  stm.  Mastbaum:  die  masboum  ü^  den 
kilen  vielen,  Ernst  3245.  dort  stehin  die  mastboum  als  der  walt, 
3184.  3218. 

masch  (meisch)  stm.  Traubenmaische:  seinen  m.  aus  dem  ge- 
pürge  führen,  Chlum.  VII  20. 

mäse  swf.  Wundmal,  Narbe:  nü  hat  ir  tot  Sterbens  mäse  durch 
min  herze  geschroten,  Alex.  10460. 

masseuie  (und  messenie)  stf.  1.  Hausgesinde  und  Dienerschaft. 
2.  Gefolge,  Hofstaat,  ritterl.  Gesellschaft :  godes  m.  =  die  Armen. 
Vom  franz.  maison,  lat.  mansio:  Fürst  bimelischer  in.,  ergetze  mich 
Ungeheuers  Verlust,  Ack.  18.  13;  Trist.  1585.  2082.  1279. 


mastung  —  mäz,e  493 

mastung  stf.  Mästung:  des  jars  zwij  m.  tun  (zweimal  mästen), 
Eg.  Str.  C  107. 

nuit  (-tes,  -ttes,  von  pers.  —  arabisch  scbäh  mät  =  der  König 
ist  tot)  stm.  matt  gesetzt:  wir  sagen  siner  tumpheit  mat,  Alex.  5240. 
in  wart  geboten  ein  swserer  mat,  9739.  darnach  gap  er  in  swseren 
mat,  13209.  allen  iren  vröuden  mat  wart  da  gesaget  sunder  schäch, 
Trist.  1560.  wir  werden  mit  den  fursten  schach  und  mat  spilen, 
Böhm.  Chr.  34. 

uiateraz,,  matraz,,  matreiz,  stm.  n.  f.?  mit  Wolle  gefülltes 
Polsterbett:  von  richer  kost  ein  tiurer  materaz,,  Alex.  11957.  er 
sazte  sich  üf  den  matraz,,  4590. 

materie,  materje,  materge  (lat.  materia)  stswf.  Stoff)  Körper, 
Gegenstand:  dise  materien  er  —  Gotfrit  von  Strafbare  —  hat  ge- 
sprenzet  in  so  liechte  wät,  Trist.  24. 

mauer-bieter  stm.  (wenn  richtig  gelesen)  ein  bestimmter  Hand- 
werker, vielleicht  Zulanger,  Ziegelschupf  er,  Eger.  Chr.  N.  1040.  wird 
nach  einem  Ausschreyer  wein  und  pier  und  einem  Schweinschauer 
als  Mauerbieter  ein  Lindauer  genannt. 

maul-bandt  (mül-bant  bei  L.  nur  aus  G  A  1,  490)  stm.  Maul- 
schelle, Traut.  Chr.  220.  355. 

maul-slag  (mül-slac,  G.  -ges)  stm.  Maulschelle,  alapa:  Von  dem 
maulslage.    Wer  dem  andern  unwirdisch  (indignanter)  ein  m.  gibet, 

—  gibt  ain  mark  Silbers,  Igl.  B.  53.  Ob  ieman  den  andern  in  unwirde 
ein  m.  gibt  oder  in  di  czen  slocht,  —  er  gibt  seinen  ansprecher  ein 
marg  zu  puzz,  Prag.  Kb.  85.  um  maulschleg,  Igl.  Str.  276,  S.  181. 
den  mulschlag,  der  apt  virdult,  Dal.  185,  29  (83,  36). 

maul-streich  (mül-streich)  stm.  Schlag  ins  Gesicht:  für  ein  m. 
ist  er  dem  richter  verfallen  sechs  groschen,  Chlum.  I  44. 

maul-tasche *  swstf.  Ohrfeige:  er  aber  hat  ihr  solche  treue 
Warnung  mit  einer  Maul-Taschen  gedancket,  Eger.  Chr.  zu  N.  926. 

maus  (müs,  PI.  miuse)  stf.  1.  Maus.  2.  Muskel  am  Oberarm; 
eine  Pflanzenart (?):  daz,  si  (des  Todes  Sense)  mer  meusz  dann 
camelen  unversert  lesst  bleiben,  Ack.  25,  2. 

maut  (mute)  stf.  1.  Maut,  Zoll.  2.  Mautstätte:  Wer  also  aus- 
firt  über  die  pruck  und  die  maut  nicht  gibt,  der  hat  di  ross  ver- 
lorn, Budw.  Urkdb.  N  477.  In  den  selben  czehen  tagen  (vom  hl. 
Kreuzabend  an)  —  do  gibt  her  kein  maut  nicht,  Igl.  Str.  186. 

inauten  (muten)  swv.  den  Wegzoll,  Mautgelt,  erlegen:  so  einer 
fahrt  in  die  mauth  und  niautet  nicht  —  hat  er  fünf  ross  so  soll  er 
(der  mautner)  im  geben  das  Spitzross,  das  andere  ist  dem  mautner 
verfallen,  Chlum.  IV  14.  der  schol  aber  mauten  in  den  8  tagen, 
Budw.  Urkbd.  N.  477.    Einen  Kreutzer  —  inuss  man  m.  von  Va  kufen 

—  alten  bieres,  Chlum.  IV  18. 

mauter  (muteere,  -er)  stm.  Mauteinnehmer:  allen  mautern  und 
allen  den,  die  der  maut  vorweser  sint,  Brunn.  Str.  II  169. 

mautner  stm.,  Chlum.  IV  14;  s.  mauten. 

mäz,  stn.  ein  bestimmtes  Maß;  Scheffel:  daz,  liechtvaz,  seczen 
unter  daz,  maz,z,,  T— B  Matth.  5,  15. 

mäz,e  stm.  1.  Maß,  Zugemessenes  nach  richtiger  Ausdehnung, 
Gewicht    usw.     2.    das    Maßhalten,    Mäßigung,    anstandsvolle    Be- 


494 


mazen 


scheidenheit,  auch  personif.  1.  welcher  der  erste  ist  (von  den  Neu- 
füngern,  dessen  Erz  als  mäßwürdig  befunden  worden  und  der  zuerst 
die  Messung  des  Berges  verlangt  hat,  der  beneidet  die  masse  der 
siben  leben,  Igl.  Bgr.  U — A  15.  mag  di  masse  durch  der  nehen 
-willen  des  pergs  cztra  Refflern  czu  paiden  tailen  nicht  erfüllet 
werden,  so  schullen  czu  einem  teil  von  dem  mittel  des  roiipaums 
alle  siben  leben  und  kuniges-  und  purger-  und  herrenlehen  mit  allen 
rechten  in  hangundem  und  in  ligundem  dem  newen  perge  gemessen 
werden  — ,  Igl.  Bgr.  N.  10,  7.  Sint  dem  mal  und  sich  di  masse  an 
peiden  Seiten  nicht  ergen  mag,  so  schal  man  czu  der  funtgruben 
anheben  und  schol  den  gewerken  all  ir  leben  an  einer  seiten  nach 
einander  messen,  N.  7,  3.  „Die  nächsten  und  andern  niassen"  heißen 
seit  dem  Ausgange  des  Mittelalters  und  der  Umwandlung  des  Lehens 
von  7  Klaftern  in  das  doppelt  so  große  Maß  des  Wehrs  die 
4  „endelsten  leben",  die  mit  den  unmittelbar  um  die  Fundgrube 
liegenden  3  leben  zusammen  die  „siben  lehen"  eines  gemessenen 
Berges  ausmachten.  Jetzt  hatten  sie  statt  je  2  Lehen  (also  14  Klafter) 
je  28  Klafter:  Da  muet  ich  ein  funtgruben  und  andere  und  obere 
nächste  mas,  Igl.  Mut.  3.  er  —  hat  auffgenomen  die  ander  u.  die 
drit  mas  auff  der  obgeschriben  gruben,  10.  11.  di  drit  mass  gegen 
Altenpergk  werts,  11.  einen  erbstollen  mit  einer  fundgrueben  und 
nächsten  massen  auf  einem  gank,  so  durch  di  stat  und  dem  Heiling- 
kreucz  hinein  khumbt,  12.  ein  fundgrueben  mit  iren  beiden  nechsten 
massen,  13.  das  gegendrum  nach  dem  tieffen  Stollen  mit  ainem 
erbstollen  und  fundgrueben  und  paide  nechste  mass  —  aufm  Heirias 
(„Heulos"),  14.  ein  fundtgrueben  —  mit  iren  untern  und  obern 
auch  andern  massen  — ,  15.  —  lenger  wenne  die  erde  ist  sein  mase 
und  preiter  wenne  das  mer,  W — B  Job.  11,  9.  —  2.  ze  mäz.en,  czu 
guter  mas  =  gebührend:  diz  stet  wol  und  ist  zu  inäzen,  W.V.W. 
1842.  das  haben  wir  czu  guter  mas  vernomen,  Igl.  Bgr.  N.  62,  2  u.  3. 
77,  1.  84,  2.  92,  1.  93,  2  u.  3.  109.  sich  demnach  guter  massen  zu 
entscheiden,  Igl.  Ms.  S.  24.  euer  mas  (mässigkeit,  XI.  Bibel)  sei  der- 
kant  allen  leuten,  T — B  Philipper  4,  5.  des  knappen  hiez  er  so  wol 
zu  siner  mäze  pflegen,  Trist.  1286.  wilt  du  mir  sin  ze  mäzen  (dich 
mir  gleichen)?  Alex.  24106.  niäze  mit  bescheidenheit,  Trist.  69.  nü 
sach  er  ligen  der  vinde  etsliche  mä^e  in  stritlichem  gelaze,  Alex. 
7265.  schlosz  und  Stadt  Trautnaw  mit  aller  zugehörung,  aller 
massen  (gleichwie)  ime  von  Gendorf  dieselben  eingeraumbt  wurd  und 
übergeben  worden,  Traut,  Chr.  128.  125. 

niäzeu  swv.  messen,  intr.  und  refl.  sich  mäßigen:  sich  jämers 
m.,  W.  v.  W.  783.  ir  solt  iuch  der  törheit  mäzen,  Alex.  2620.  daz, 
sie  sich  der  hochvärt  vürbäz.  m.,  3311.  man  hiez,  daz.  stürmen  m., 
2531.  waz.  sich  daran  nicht  m.  kan,  1620.  sich  beginnet  der  keiser 
(Darius)  des  nicht  m.,  er  sende  her  nach  zinse,  2256.  er  wart  ge- 
inaz.z.t  mit  den  ungengeu  (geacht  mit  den  ungerechten,  XI.  B.),  T — B 
Luk.  22,  27.  wem  mazz.  ich  gelich  dicz  gesiecht,  Matth.  11, 16.  ich 
mazz.  (schetze,  XI.  B.),  daz,  uns  Got  hat  gezeugt  die  jüngsten  poten, 
I.  Kor.  4,  4.  wir  sein  gemalt  als  di  schaf  der  erslahunge,  Römer 
8,  36.  wir  sullen  nit  m.  daz,  golt  oder  daz.  silber  —  u.  di  gedanken 
deiz,  menschen  ze  sein  geleich  den  gotlichen,  Btb.  17,  29.  si  mazent 
sich   (meinend,  XL  B.)   di   bedruckung   zersten   in   meinen  panden. 


maz,-wirdig  —  mecbeln  495 

Phil.  1,  17.  sie  matten  in  (Paulurn).  ze  sein  tod  {hielten  ihn  für 
tot),  Botenh.  14,  18.  wir  m.  ze  gerechthaftigen  den  menschen  durch 
den  gelauben  an  di  werk  der  e.,  Kömer  3,  28. 

maz,->virdig*  Adj.  messensivert:  in.  ercz  =  das  dem  Neufänger 
die  Berechtigung  verleiht  zu  verlangen,  daß  ihm  ein  Berg  gemessen 
werde:  ein  perkwerk  —  do  masswirdig  wart,  Igl.  Rspr.  I.  Und  ist, 
daz,  die  schephen  uf  iren  eit  nement,  daz,  sie  an  dem  tiefisten  und 
in  dem  stollen  solich  ercze  sehen  wnd  laz,en  haben,  daz  ez,  der  maz,e 
wert  si,  daz.  sin  ein  hicz  czu  dem  ministen  einen  vierdunc  über  die 
butenkost  gebe,  so  pehelt  er  sin  mäz,e  mit  dem  recht,  als  davor  ge- 
ist,  Igl.  Bgr.  U — B  8.  Findet  er  (der  Neufänger)  eres,  do  er  der 
mase  czu  gert,  di  schepphin  sullen  sinen  gang  hauwen  czu 
minsten  czwene.  Das  ercz  sal  zum  minsten  eins  (anderthalbes, 
Ib)  lochters  lang  sin  czu  fusse  in  siner  sale.  Gibet  das  einen 
firdung  silbers  (u.  gibt  ein  gehäufte  (nicht:  gekaufte)  bar  erezes 
einen  firdung  silbers,  E  F)  obir  alle  sine  buttekoste  und  das 
die  schepphin  begrifen  mit  irem  eide,  ap  sie  gefraget  werden 
von  dem  urbarer  adir  von  den,  die  an  der  urbarer  stat  sin,  so  ist  is 
der  maz,e  wert,  DIR  13,3.  Und  derselben  (der  gesworn  hewer") 
czum  minsten  beissen  wir  im  (der  die  Messung  eines  Berges  verlangt) 
czwene  geben  an  underlos;  die  sullen  in  die  selben  gruben  farn 
und  denselben  gank  hawen  und  sullen  doselbist  alle  gelegenheit  mit 
fleisse  besehen,  das  sie  den  gank  also  mit  ercz  vinden  und  lassen, 
das  es  wierdig  sei  czu  messen  und  das  das  ercz,  das  sie  doselbist 
gehauen  hau  und  in  der  hutten  ader  smelczgadem  vorsucht  ist,  czum 
minsten  über  die  kost  der  hutten  einen  vierduug  gutes  geplicktes 
silbers  gebe,  Const.  II  2,  2.  den  gank  (eines,  der  der  masse  mutet) 
schollen  di  scheppen  vinden  czum  ministen  eines  lachters  lank  czu 
fuse  auf  der  sol  und  dreier  vierteil  hoch  in  di  stollen,  Igl.  Bgr.  1,  8. 
Do  schal  der  urborer  noch  czwen  scheppen  von  der  nechsten  stat 
des  neuf unden  perkwerkes,  di  darezu  recht  haben,  senden,  das  si  in 
di  gruben  varen  und  besehen  alle  di  gelegenkeit  der  gruben,  und 
wie  sie  das  ercz  an  dem  stein  vinden  und  lasen,  und  schollen  des 
selber  howen;  kunnen  si  des  nicht,  so  schullen  si  selber  dopei  sein 
und  schullen  is  bewaren  pei  irem  eid,  als  in  der  urborer  bevelhen 
schol,  und  schollen  es  vorinsigeln  und  czu  der  hutte  vuren  und  vor- 
suchen. Gibet  des  erezes  ein  teilerpar,  das  vor  ein  (nicht  in)  hieze 
hat  geheisen,  einen  vierdunk  gutes  geplicktes  silbers  über  di  hut- 
kost, und  das  das  di  scheppen  begreifen  mit  irem  eid,  als  si  gevreget 
werden  von  dem  urberer  oder  von  seiner  gewalt,  das  si  das  ercz 
bewart  haben,  das  es  ungemeild  bliben  sei  in  der  gruben,  auf  dem 
wege  und  in  der  hutten,  so  ist  es  maswirdik,  Igl.  Bgr.  N.  1,  9.  N.  2,  9. 
(Das  Freiberger  Bergr.  B  18  verlangt  vielmehr,  nämlich  3  l/a  Mark,  ohne 
jedoch  die  Hüttenkost  als  Abzugsposten  zu  nennen,  ebenso  das 
Schemn.  Bergr.  (3  Mark).  Auf  eine  zu  erhoffende  künftige  Maß- 
würdigkeit dürfen  sich  die  Schoppen  nach  Const.  II  2,  12  nicht  ein- 
lassen. Es  ist  geschehen,  das  erbern  leut  perkwerg  masswirdig 
wurden  ist,  Igl.  Bgr.  N.  4,  1. 

lnechel-bette,*  mächel-pet*   stm.   Brautbett,  W— B  I.  Par.  5,  1. 

mecheln  (mahelen,  mehelen)  sivv.  1.  vor  Gericht  laden,  gericht- 
lich befragen,    anklagen.    2.  verloben,  versprechen.     2.  Maria  was 


496  mechtig  —  ineidung 

gemechelt  Joseph.  T — B  Matth.  1,  18.  in  der  auferstendung  ge- 
mechelut  si  nit  uoch  werden  geuiechelnt,  Mat.  22,  30. 

mechtig  Adj.  Macht  habend,  mächtig,  stark:  Pertl  hat  dem 
richter  aufgeben  und  mechtig  gemacht  alles  sein  gut,  domite  zu  tun 
und  zu  lassen  von  Pertl  ungehindert.  Igl.  Stb,  IIIA  116a. 

mechtigen  swm.  tr.  bevollmächtigen,  refi.  sich  verbürgem,  mit 
Gen.  der  Sache  eigenmächtig  handeln:  so  hot  unser  gnediger  herre 
—  gemechtigt  und  des  macbt  gegebin,  Stb.  Brüx  N.  326. 

mechtig-lich,  -liehen  Adr.  mächtig,  mit  Vollmacht:  Di  selben 
taiding  wurden  czu  handen  gelassen  von  paiden  teilen  ezwain  unsern 
mitpurgern  m.  czu  richten,  Igl.  Bgr.  90,  1.  si  hat  alle  ire  Sachen  u. 
teidinge  —  mechticleich  zu  rat  gelassen,  53,  12.  das  si  dieselbe 
sach  und  teidinge  von  paider  teil  wegen  czu  uns  m.  gesaezt  haben, 
40,  5  u.  6.  damit  mechtikleich  zu  tun  und  zu  lassen,  Igl.  Stb.  IIIA 
160a.  III  112c.  sie  nun  m.  auf  sie  czogen,  Böhm.  Chr.  103.  do  sich 
Albrecht  m.  des  römischen  reichs  unterwant,  96.  die  Ungern  alle 
gelich  gingen  noch  in  mechtlich,  Dal.  137,  30  (62,  18). 

mechtikeit  (mehtic-heit)  stf.  1.  Macht.  2.  Majestät:  1.  seit 
fleizzig.  eweren  hindern  reichtum,  ere,  herschaft  u.  m.  zu  sammen! 
Hier.  38,  21.  —  2.  alle  perkleute,  di  unser  m.  (magnifleentia)  czu 
richten  hat,  Const.  I  Vorr.  2.    unser  m.  =  majestati,  I  4.  6. 

mec-lichen  (mech-liche,  -en)  Adv.  allmählich,  paulatim:  m. 
wil  ich  sie  austreiben,  "W— B  Ex.  23,  30.  ich  vil  volgen  mecklich 
noch  seinem  spor  (paulatim  sequar  vestigia  eins),  Gen.  33,  14.  der 
schal  der  busounen  —  wuchs  meclich  ie  lenger  ie  groser,  Ex.  19,  19. 

nieder  (mädsere,  mäder,  mseder)  stm.  Mäher.  Schnitter:  her  Tot, 
ein  rechter  wurkender  m.,  Ack.  22,  6. 

niedrin,  merderin  Adj.  aus  Marderfell:  mit  dem  niedrem 
pellicz,  Igl.  Str.  III  200  e, 

meget-lich  Adj.  jungfräulich:  diu  den  hohen  Krist  gebär  an 
megetlicher  wirdekeit  kröne  über  kiusche  treit,  W.  v.  W.  715.  an 
ir  geberden  nicht  erschein  weder  daz,  megetliche  nein  noch  daz,  wip- 
liche  ja.  Trist.  874.  ob  ich  mich  ein  wile  ner  vor  im  durch  meget- 
lichen  pris,  Tr.  719.  umb  ir  m.  ruom.  689.  in  m.  ruome,  727.  in 
m.  jären,  99.    si  lac  dort  harte  m.  694. 

meid  stf.  Jungfrau:  der  meide  sun,  Alex.  49.  der  meide  suon, 
94.  1069.  der  sun'  der  maid  (Christus),  T— B  Matth.  9,  6.  10,  23. 
11,  19.  12,  8.  12,  32.  12,  40.  16,  13.  16,  27.  16,  28.  17,  9.  17,  22.  18, 10. 
19,  28.  24,  28.  24,  30.  24,  38;  —  13.  37.  13,  41.  20,  28.  24,  30.  24,  45. 
26,2;  Mark.  2,  10.  2,28.  8,38.  9,8.  10,34;  Luk.  6,  5.  12,40.  zu 
einer  maid  gemechelt  eim  manne,  des  nam  was  Joseph,  Luk.  1,  26. 
s.  maget. 

nieidein,  meiden  stm.  Hengst,  Wallach:  der  Krieche  oder 
heiden  rite  ors  oder  meiden,  Alex.  Anh.  482. 

meid-heit  (maget-heit),  stf.  Jungfräulichkeit:  Anna  het  gelebt 
mit  irem  manne  7  jar  von  irr  maitheit  (jungkfrausekaft,  XL  Bibel), 
T— B  Luk.  2.  36. 

meid-Iich  (maget-lich)  Adj.  junkfräulich:  daz,  sie  an  meitlichem 
ruome  ob  aller  scheene  ein  bluome  —  wsere,  Alex.  23937. 

meidung*  stf.  Vermeidung:  bei  unser  swerer  (höchsten)  straf 
m.,  Elbog.  Chr.  28.   66,  5.  67,  10. 


nieie  —  meine  497 

meie  swm.  Mai:  in  dem  virden  iare  des  menedis  des  meien, 
der  do  ist  der  ander  man  (meuse  Zio),  W — B  Könige  III  6,  1.  wider- 
traz  des  meien,  Trist.  1927. 

meien-blick  (meien-blic)  stm.  Maiglanz:  den  er  e  was  ein 
meigenblic,  den  ist  er  nn  ein  donerschric,  Alex.  27517. 

meieren  swv.  als  Meier  (Gutsvcrwalter)  schalten:  iczunt  mäht 
du  nit  gemeieren,  T— B  Luk.  16,  2. 

meier-hof  stm.  Meierhof,  vom  Grundherrn  dem  Verwalter  zur 
Nutzung  überlassen:  perkwerk  zum  prunn  im  m.,  Igl.  Stb.  V  12a. 
an  dörfern ,  an  mairhofeu  oder  an  anderm  erbe,  Brünner  Str.  II 171. 

meier-tum  (-tuom)  stn.  Amt  eines  Gutsverwalters:  gib  rede 
deins  meiertums,  T— B  Luk.  16,  2.  ob  mein  her  nimt  von  mir  daz, 
maiertum ,   16,  3.    so  ich  werd  bewegt  (entfernt)  von  dem  m.,  16,  4. 

ineil  stn.  1.  Fleck,  Mal.  2.  Sünde,  Schande:  1.  ein  mail  einer 
glenczenden  varbe  (maculum),  W — B  Lev.  13,  39.  äne  meil,  Hohes 
Lied  4,  7;  B.  d.  Weisheit  7,  26.  13, 14.  ein  rote  ku,  an  der  kein  meil 
ist  und  die  noch  nicht  jochs  hat  getragen,  N.  19,  2.  2.  0  du  reines 
lamp  an  allew  meil,  Hier.  15,  8. 

Meilimer  st.,  PI.  sie.  Mailänder:  die  Meylanern,  Dal.  131,  35 
(59,  67). 

nieile  (mil,  -e)  PI.  auch  sw.  milen)  stf.  1.  Meile.  2.  als  Zeit- 
maß: 1.  ein  rechte  daieze  mail  kuniges  masse  die  schol  vir  ecker 
lenge  haben  und  iede  ecker  leuge  sol  haben  czwelift'  gewende,  das 
sint  48  gewende ,  und  iedes  gewende  sol  haben  30  messruten,  so 
schol  iede  ruten  behalten  15  waldelen  oder  rechte  holczelen,  Brunn. 
Str.  I  479  S.  223.  wenn  ein  fürst  von  Behem  sucht  eins  keisir  hof, 
daz,  er  ein  meil  um  sich  inbunen  schuf,  Dal.  98,  10  (42  nach  Vers  32). 
do  si  gelagen  eine  wile  wol  gegen  einer  mile,  der  fürste  von  dem 
bette  trat,  W.  v.  W.  895. 

meiligen  (u.  meilegen)  sivv.  beflecken,  beschmutzen:  wer  ein 
weib  oder  eine  mait  notezoget  oder  mailigt  mit  gewalt,  den  sol 
man  entheupten,  Igl.  Str.  I  S.  366.  das  gepot  mailigen,  Brünu. 
Str.  II  154.  gemeiligt  wirt  mit  ousseezikeit  (lepra),  W — B  Lev.  13,  44. 
wirt  gemeiligt,  Lev.  11,  36.  hast  gemeiligt  sein  bette,  Gen.  49,  4. 
ungemeiligt  (immaculata),  Lev.  13,  57.  das  sie  icht  von  irer  torheit, 
(ignominia)  gemeiligt  werden,  Const.  I  21, 1.  das  nicht  die  guten  — 
fursprechen  —  von  der  posen  geselleschaft  gemeliget  werden  (in- 
quinentur),  Const.  IV  4, 12.  das,  weliche  gleiche  sunde  meiliget 
(eoinquiuat)  und  gleichet,  das  in  aber  gleiche  puse  nachfolge,  IV  11,  7. 

ineili-keit*  (von  meilec,  -lic  befleckt)  stf.  Fleck,  auch  moralisch, 
W— B  Lev.  13,  32  u.  35. 

nieilunge  stf.  1.  niacula,  Fleck.  2.  Grenze:  1.  die  stat  der 
m.  =  locum  maculae,  W — B  Lev.  13,31.  in  seinen  meilungen  (in 
maculis),  wandert  er,  Job.  18,  8. 

mein,  -e  (stf.)  stm.*  Falschheit,  Unrecht,  Frevel:  sie  stalten 
großen  mein  (stifteten  viel  Frevel) ,  W.  v.  W.  5520.  nichten  swer 
mains,  T— B  Matth.  5,  33. 

meine  stf.  1.  Sinn,  Bedeutung,  Gedanken,  Meinung.  2.  freundl. 
Gesinnung,  Liebe:  2.  dö  sie  siner  meine  enpfant,  Trist.  1115.  ir 
meine  und  ir  minne,  300. 

Jolinek,   Wörterbuch,  öa 


498  niein-eid  —  meister-schaft 

mein-eid  stm.  Meineid  (vom  Adj.  mein  =  falsch):  di  sache 
die  mit  dem  eide  vorricht  ist,  von  meiueides  (meines  eits  H)  wegen 
wirt  si  nicht  widersprochen  (praetextu  perjurii  minime  retractatur), 
Const.  IV  17, 1. 

mein -eide  (mein-eidec,  -eidic)  Adj.  meineidig:  nicht  wirt  m. 
in  meinem  namen  (non  perjurabis),  W — B  Lev.  19,  12.  der  m., 
Prediger  9,  2.     den  mainaiden,  T — B  I.  Timoth.  1, 11. 

ineinen  swv.  1.  sinnen,  denken,  nachdenken.  2.  berücksichtigen. 
3.  oft  geradezu  =  lieben.  4.  beabsichtigen,  bezwecken.  5.  tcorauf 
zielen,  bedeuten.  6.  etivas  auslegen.  7.  glauben,  wähnen.  8.  be- 
haupten. 9.  verursachen,  der  Grund  sein:  4.  ist  das  ir  wasser  andere 
gepierge  meinet  (droht,  minatur)  ertrinken,  so  sal  man  das  wasser 
ausezihen  mit  irer  kost  und  schaden ,  Const.  II  3,  13.  Was  in  der 
gruben  meint  zu  vallen  (ruinosum  appareat),  Const.  1 11, 1.  3.  in 
kreften  sulcher  liebe,  als  ich  euch  gemeinet  hab,  Hier.  19, 20.  er 
minnete  und  meinete  die  vil  scheene  maget,  Trist.  316.  nu  minne 
ich  dort  und  meine  hie,  ich  minne  hie  und  meine  dort,  160.  ich 
meine  dich  blunden  üz,  Irlant,  163. 

mein -tetig  (-taetec)  Adj.  übeltätig,  verbrecherisch:  den  main- 
tetigen  (boszhaftigen  XL  Bibel),  T — B  I.  Timoth.  1,  9.  undankper, 
mainteig  (schalckhaftig),  II.  Timoth.  3,  2. 

meinung  stf.  1.  Sinn,  Bedeutung.  2.  Gesinnung ,  Meinung, 
Absicht,  Wille.  3.  freundl.  Gesinnung ,  Freundschaft:  mit  gantzer 
begerung,  mit  gantzer  meinung  (toto  amore  totoque  affectu),  Sol.  5,  25. 

meisel*  Adj.  von  lichter  Farbe  (?):  4  tuch,  2  tunkl  und  2  meysl 
umb  16  seh.,  Igl.  Stb.  V  94d. 

meister  stm.  Lehrer,  Schidlehrer ;  gelehrter  und  gelernter  Dichter; 
erster  Erzähler  (Quelle)  einer  Sage;  Oberhaupt,  Bürgermeister,  Stadt- 
meister; ah  Vorbild  dienender  Dichter;  Eigentümer,  Besitzer: 
Dyonisius  der  m.  der  schul  (ariopagita),  T — B  Btb.  17,  34. 

ineisterinne  stf.  liier  wohl  Hofmeisterin,  Kammerfrau.  W. 
v.  W.  617. 

meister -lieh  Adj.  meisterschaft,  kunstgemäß,  künstlich:  deine 
m.  bewerunge  (Beweisführung),  Hier.  222, 1.  sant  Augustinus  epistel, 
des  meisterlichen  grossen  lerers,  108,  15.  dise  epistel  —  ist  vol 
starkes  meisterlichen  sinnes,  108,  23.  es  were  notdurft  sulcher 
meisterlicher  rede,  16,  20. 

meister-lich,  -en  Adv.  meisterhaft,  hmstgemäß:  in.  berichten, 
Trist.  14.     schone  und  meisterlichen,  18. 

meistern  swv.  1.  lehren,  erziehen  auch  durch  Strafen.  2.  an- 
ordnen, lenken,  regieren,  beherrschen:  gemeisterr  mit  frawen  czucht, 
Ack.  46, 15.  2.  Grosser  gewalt  bistu  und  wol  meisterstu  das  reich 
Israel  (regis),  W— B  Könige  III  21,  7. 

meister-schaft,  PI.  -schefte  stf.  1.  Unterricht,  Zucht.  2.  höchste 
Gelehrsamkeit,  Kunst,  Kunstfertigkeit.  3.  große  Kraft,  Überlegenheit, 
oberste  Leitung,  Gewalt,  Herrschaft.  4.  Vorstand,  -schaft  einer  Stadt, 
Klosters  usw.  5.  Zunft  und  Zunftmeister.  6.  Dienstherrschaft: 
kiusch  und  gehorsam  also  diu  werden  kint  ir  meisterschefte  sint, 
W.  v.  W.  527.  2.  als  dein  heilige  meisterschaft  das  mit  offenbarer 
guter  bewerunge  hat  —  beweiset,  Hier.  221, 18.  David  siezende  ouf 
dem  stule  der  m.  der  vordristen  under  dreien  (in  cathedra  sapien- 


ineister-sing-kunst  —  melzen  499 

tissimus  princeps  inter  tres) ,  W — B  Könige  II  23,  8.  darin  (im 
menschen)  alle  behende  werk,  alle  kirnst  u.  m.  mit  weiszkeit  sint 
gewirket,  Ack.  39, 15.  dorinne  er  auch  des  heiligen  sant  Jeronimus 
lop  mit  grossen  meisterscheften  saget,  Hier.  108,  21.  wie  mit  fremder 
sinnen  reiche  m.  ir  gewant  gemachet  ist,  36,  3.  4.  die  m.  des 
tempels,  T— B  Btb.  5,  24.  er  gerief  die  m.  des  Volkes,  Luk.  23, 13. 
mit  den  fürsten  der  phaffen  und  mit  den  meisterscheften,  22,  4. 
magistratus:  ire  m.  (universos  magistratus),  W — B  Jer.  51,  28.  czu- 
furen  wirt  er  m.  (magistratus  adducet)  als  ein  kot  und  als  ein  topfer 
zutretende  die  erde,  Js.  41.25.  die  m.  des  heres  (magistratus  exer- 
citus),  Par.  125, 1.  Wen  (wem  E  G)  ein  stolle  hestetiget  wirt,  in 
dem  sol  di  m.  dasselbe  recht  haben  (der  sal  selbs  das  recht  des 
stollenmeisters  dorin  haben  E.  G.,  Enderl.)  Const.  II  4, 19.  das  kein 
perkmeister  mer  ampt  oder  mer  meisterschefte  denn  eins  haben  sal 
(magistratum),  Const.  I  7,  23.  Ein  abgesetzter  Bergmeister  sol  nimmer 
czu  keiner  m.  hoffenunge  haben,  17,8.  m.  =  magisteiium  priuci- 
pale,  Const.  1 7, 1.  das  si  nicht  czu  vil  demutig  sein  mit  iren 
undertenigen,  das  icht  geswecht  werde  ir  m.  =  Autorität,  Const.  1 2,  3. 
deiner  m.  =  ministerii  tui,  W — B  Gen.  40, 13. 

meister-sing-kunst  stf.  Kunst  der  Meistersinger:  brüderschaft 
der  deutscheu  m.,  Igl.  Ms.  24. 

melde  stf.  1.  Verrat,  Angeberei.  2.  Verleumdung.  3.  Gerücht, 
Gerede.  4.  Meldung,  Nachricht.  5.  Kundgebung,  Aufzug,  Pomp. 
6.  Laut  des  Jagdhundes.  7.  Kenntnis,  Gedächtnis.  8.  personif. 
Fama:  5.  in  richer  koste  melde  {in  stattlichem  Aufzug,  Pomp)  und 
in  werdeclichem  schouwe  sach  man  nü  die  ouwe,  W.  v.  W.  1353. 
den  Deutschin  was  zcu  melde  {wie  man  sagt)  gar  chald  uf  dem 
velde,  Dal.  168, 19  (74,  59). 

melden  sivv.  angeben,  ankündigen,  nennen:  das  gemelte  (schon 
genannte)  slos,  Stb.  Brüx  341. 

meld-lich*  Adv.  wie  man  sagt:  di  behilt  man  in  einem  closter 
weltlich,  das  Suinibrot  (Svih  —  Brod)  genant  ist  m.  {so  ivohl  zu 
lesen  für  melchlich  das  Hauka  und  Jiricek  drucken),  Dal.  97,  16 
(42,  8). 

inelk-rind*  (von  melken,  melchen  stv.  I  3)  stn.  Milchkuh: 
ein  jeder  ausnehmber  sol  nur  ein  melchrind  und  ein  kalmb  zur 
viehherd  treiben  und  nicht  mehr,  Taiding  v.  Friedberg  N.  52. 

melm  stm.  (auch  melme  swm.)  1.  Staub,  Sand.  2.  Midi.  z.  B. 
vom  Funken:  1.  mangem  rieh  gezierten  heim  mit  kraft  sie  stürzten 
in  den  melm,  W.  v.  W.  7375.  daz,  man  den  melm  sin  bluot  sach 
fiuhte  machen,  Alex.  8663.  zuo  im  valt  er  üf  den  melm  Anthimödem, 
Alex.  8072.  19983.  der  vil  in  den  m.,  Trist.  2078.  er  stoubte  m., 
3296.  man  sach  gras  und  melmen  beströuwet  mit  den  vunken,  1796. 
under  helmen,  die  stoubeten  den  melmen,  938.  getreten  in  den 
melm,  Ernst  4793.  halten  unz  sich  zerließe  beide  die  naht  und  der 
melm,  Alex.  16537. 

mel-müle  *  stswf.  Getreidemühle :  mit  einer  erblichen  melmulen 
und  auch  mit  einer  bretmulen,  Traut.  Chr.  60. 

melzen  (auch  malzen)  swv.  malzen:  Auch  sallen  die  melczer 
ungeerbten   leuten  bei  der  State  und  umb  die  stat  nicht  m.,  Olm. 

32* 


500  melzer  —  menschen-antlitz(e) 

Stb.  97  b.  der  in  —  den  melczern  —  getreid  zu  melczen  eingibt, 
Olm.  Stb.  97  b. 

melzer  stm.  (auch  malzer)  brasiator,  braxator,  Mälzer:  m., 
pader  oder  semleich  leut,  Igl.  Str.  71.  Bestimmungen  über  die  m., 
Igl.  Str.  205,  ein  Brauer  darf  vor  Vollendung  eines  Gebräus  nicht 
zu  gleicher  Zeit  an  mehreren  Orten  brauen,  218;  über  Art  und 
Weise  des  Gebräus,  219;  Olm.  Stb.  97b. 

melz-haus  (malz-,  melz-hüs)  stn.  Brauhaus,  Igl.  Str.  269; 
Igl.  Stb.  III  81c.  in  206  d.  V  101  c.  103  a. 

melz-liof*  stm.  Hof  des  Malzhauses:  er  hat  gegunnet  den 
nunnen  ein  fenster  zu  machen  in  seinen  m.,  Igl.  Stb.  III  111c. 

inened,  menet  s.  mänet. 

inenen,  mennen  swv.  antreiben:  er  mente  sin  ochsen,  hin  treip 
er ,  Schretel  309.  daz,  tier  sach  man  in  vaste  menen ,  Alex.  13  092. 
vil  fröiden  —  die  der  strit  mit  jämers  garte  menet  üz,  manegem 
süez,en  herzen,  11832.  daz,  (volk)  der  jämer  mit  scharphem  garte 
mente  umb  sin  ungemach,  6465  —  68. 

inenger  stm.  Friedensstörer,  Zwischenträger,  Elbogen  Chr.  104,  30. 

inenig*  Adj.  mondsüchtig:  mein  sun  ist  m.,  T— B  Matth.  16, 14. 

menig  (manic,  manich,  maniug  auch  menic  usw.)  Adj.  Pron. 
mannigfach,  mannig:  wer  czu  mengerm  alter  (Altar)  wolle  mess 
vrumeii  (stiften)  oder  opfern,  der  tue  das  mit  einem  guidein  pfennig, 
Eg.  Str.  A  V  4.  von  unsern  menigern  eidern  ist  uns  vermeldt  — 
warden,  Olm.  Stb.  54  S.  34. 

menigen*  swv.  vervielfältigen,  vermehren:  Ich  wil  meren  und 
menigen  dich  (augebo  et  multiplicabo  te),  W — B  Gen.  48,  4. 

menin  (maenin,  mseninne,  mänin)  stsivf.  Mond:  zeichen  an 
sunnen  und  an  der  menin,  T— B  Luk.  21,25.  alle  die  menin  wart 
gemacht  als  plut,  Offenb.  6,12.  die  menin  wirt  gekert  in  blut, 
Botenb.  2,  20. 

lnen-lieh  (auch  manlich)  Adj.  männlich,  mutig,  tapfer,  recht  wie 
ein  Mann  geartet:  So  menlich  man  gesach  ich  nie,  der  rechte  mutig 
wurde,  er  wurde  dann  mit  frauwen  trost  gesteuret  (unterstützt), 
Ack.  46,18.  ein  ieglichz,  menleichz,  (manlichz,  bild  XI.  Bibel),  T — B 
Luk.  2, 24.  Heinrich  von  Kärnten  —  was  nicht  m.  noch  torstig, 
Böhm.  Chr.  100. 

nien-liche,  -en  (auch  mandiche,  -en)  Adv.  auf  mutige  Weise : 
das  ir  menlichen  bereit  seit  zu  vechten  mit  der  werlde,  Hier.  50,  25. 
der  täte  do  gar  menlichen  und  erberlichen,  Böhm.  Chr.  60. 

mennel  (menne-lin)  stn.  Männchen,  Zwerg:  weningez,  mennel, 
Trist.  5294. 

menninne  stf.  Mannweib,  „Männin",  virago:  die  wirt  ge- 
heissen  ein  m.  (virago),  W— B  Gen.  2, 23. 

mensch,  -e  swstmn.  1.  der  Mensch.  2.  Mädchen,  Biüüerin. 
3.  Dienender,  Magd  oder  Knecht.  4.  kolleJct.  =  das  menschl.  Ge- 
schlecht: ein  igliches  gantz  gewurkts  mensche  hat  9  locher  in  seinem 
leibe,  Ack.  36, 16.    so  schönes  mensche  gesahestu  nie,  36,  19. 

menschen  -  antlitz(e)  stn.  menschl.  Antlitz:  ungleicher  Wider 
aller  m.,  Ack.  56, 12.  „die  Ungleichheit  der  menschlichen  Gesichter" : 
E.  Köhler  Germ.  VIII  304. 


menschlich  —  merker  501 

menschlich  Adv.  in  Menschenweise,  humanitus:  Wann  imant 
also  gibt  (vermacht),  ab  ichtesicht  an  ime  m.  geschee  (ihm  ivas 
Menschliches  widerführe,  si  aliquid  ei  humanitus  contigisset), 
Const.  III  7,  2. 

menscliiure  (manschiuwer  stn.  franz.  mangerie)  stf*?  Mahlzeit: 
zu  briutelabe  stiure  ein  petit  m.,  Trist.  858. 

men-süchtig  (män-sühtic)  Adj.  mondsüchtig:  die  mensuchtigen, 
T-B  Matth.  4,  24. 

mentel  s.  in  ante!. 

mentellein  stn.  Meiner  Mantel:  ein  ungetrewe[zj  mentelein 
habt  ir  umgehullet,  Böhm.  Chr.  15. 

mentler  (auch  mautler)  stm.  Flickschneider:  Wanne  man  gelt 
auf  einen  sneider  oder  auf  einen  m.  —  erstet  und  schol  im  dorum 
pfenden,  so  mag  man  im  ander  leut  gut  nicht  genemen,  Igl.  Str.  106. 
das  kein  m.  chein  neuf  gewant  sneiden  sol,  Prag.  Str.  45;  Brunn. 
Str.  II 149;  Olm.  Sth.  105. 

mer  (msere)  stn.  1.  Kunde,  Nachricht,  Erzählung,  Gerücht. 
2.  erzählende  Dichtung,  Erdichtung ,  Märchen.  3.  Gegenstand  der 
Erzählung,  Geschichte,  Sache,  Ding:  als  ein  unnuezes  mer  (tabula 
vana),  W— B  Prediger  20,  21.  diez  senecliche  mer,  Trist.  63.  zu 
volbringen  diz  mer,  11.  manch  degen  losende  was  siner  hovelichen 
mer,  2167.  der  mere  (Kunde  von  Tristans  Plan,  Isolden  zu  heiraten) 
vröuten  sich  der  herzog  und  diu  herzogin,  408. 

merekeit*  (von  Adj.  merec,  der  merge  teil  zweimal  in  MB 
41,412  (a.  1349)  stf.  Menge,  Quantität:  nicht  mer  oder  minner  in 
na.  oder  gutekeit  des  erezes  —  geben  =  in  multitudine  vel  in 
bonitate  (nach  Quantität  oder  Qualität),  Const.  1 16,  2. 

nier-griez,el  (Demin.  von  mer-griez,,  -e  stswm.  n.  UmdeutscJmng 
von  lat.  margarita)  stn.  Perle:  die  guoten  mergrisel,  T — B  Matth. 
13,  45.  ein  turers  mergriselin ,  13,  46.  nichten  weit  legen  euer 
mergressel  für  die  swein,  7,  6.  mit  gold  oder  mit  mergriseleinen, 
I.  Timoth.  2,  9.  mit  edelm  gestein  und  mit  mergrisleinen ,  Offenb. 
17, 4.  18, 12.  18, 16. 

Merherisch*  Adj.  mährisch:  50  schock  gross  prager  inuncz 
und  Merherischer  czal,  Olm.  Stb.  44  S.  26.  des  merherischen  fursten, 
Böhm.  Chr.  50.  52.  57.  73.  hie  wil  ich  geen  czu  der  merherischen 
Crouicam,  24.     die  Merherischen  =  Mährer,  55. 

Merhern  das  Land  Mähren:  furste  czu  M.,  Böhm.  Chr.  55.  an 
dem  wasser  Morawa,  dovon  das  laut  czu  M.  den  namen  hat,  91. 
czu  (in)  M.,  Igl.  Str.  U— A  DIR  Einl.  Olm.  Stb.  44.  ze  Marharn,  44. 
gancz  Merhern  laut,  Böhm.  Chr.  80.     gancz  Merherlant,  108. 

merken  swv.  hier  aufpassen,  der  merker  auf  den  Vortrag  eines 
Gedichtes,  Igl.  Ms.  S.  19. 

merker  (merksere,  -er)  stm.  1.  Aufpasser.  2.  Beurteiler  von 
Gedichten:  1.  also  merkestu  mein  geng  und  mein  steig,  ewiger  m.  = 
speculator  perpetuus,  Sol.  35,  26.  2.  da  es  doch  in  des  schulhalters 
gewalt  stehet,  auß  den  alten  merkern  ihm  auff  sein  schul  zu  er- 
bitten u.  erwehlen,  welche  ihm  gefeilig,  Igl.  Ms.  S.  21.  wenn  ein 
mereker  ein  lied  gemacht  u.  wirt  gesungen,  so  muß  dasselb  begabt 
werden,  obgleich  andere  mereker  vil  anders  mereken  als  der  tichter, 
muß  doch  des  tichters  gemerck,   weil  im  das  gesang  bekandt,  glat 


502  merk-leich  —  messe-tag 

sein,  S.  19.  So  ist  das  unser  (der  Beschwerdeführer)  will,  all  jkar 
3  mercker  zu  bestellen,  2  alte  und  einen  jungen,  S.  19  u.  20. 

merk-leich  (merc-lich)  Adj.  1.  pass.:  ivohl  zu  beachten,  be- 
deutend, wichtig.  2.  aktiv:  tadelsüchtig:  1.  Es  ist  gescheen.  —  das 
merkleiche  perkwerg  pei  uns  gewesen  sein  uff  der  thumkerren  grünt 
von  Präge,  Igl.  Bgr.  31,  1. 

merkunge  stf.  Achthaben,  Aufmerksamkeit,  Betrachtung:  die 
m.  der  vild  deiner  barmhertzikeit  =  consideratio  multitudinis 
miserationuni  tuaruni),  Sol.  64,3.  das  man  mit  m.  diser  zeitleicben 
ding  prüfen  mag  di  grosz  des  bimeliscben  rates,  Sol.  51,  28. 

merl-eisen*  (von  inerlen  sivv.,  gemerlet  =  multis  punctis  aut 
notis  maculosa,  Yoe.  1618  bei  Scbm.  2, 620)  stn.  tvohl  Eisenplatte 
mit  durchbrochener  Arbeit?:  mann  sal  aucb  kein  merleisen  einniten 
in  kein  newes  reisslos,  sunder  es  sol  recht  gepodempt  sein  und 
dorczu  gefidert  und  gelott  und  in  keinerlei  mas  vorsmit,  Olm.  Stb. 
117, 1.  man  sol  am  reisslos  nicht  mer  vorniten  dann  ein  merleisen 
und  einen  polcz,  117,3. 

mermel-stein  (marmel-,  mormel-,  murmel-,  marbel-,  merbel-stein) 
st7n.  Marmor:  einen  sark,  der  mit  kostlichen  lichten  mermelsteinen 
gemacht  was,  Hier.  227, 19.    von  m,  Trist.  6787. 

mer-rint  stn.  überseeisches,  morgenländisches  Bind,  Zugtier, 
auch  Elefant  (Orend.) :  diu  kemel  brächten  dar  getragen  merrinder 
unde  dromedar.  W.  v.  v.  3641.  die  karren  zugen  gewäpent  kemmel 
und  merrinder,' Alex.  7295.  12110.  12339;  Ernst  4692. 

mer-  sager  *  stm.  (wie  msere  -  tibter)  Erzähler,  Erdichter  von 
Gedichten,  fabulator:  die  m.  und  die  sucher  der  klugkeit  =  fabulatores 
et  exquisitores  prudentiae,  W — B  Baruch  3,  23. 

mer-stern(e)  vi.  der  auf  dem  Meer  leitende  Stern,  Polarstem, 
Nordstern,  Stella  mari-i :  als  der  bren  (radius)  des  mersterns,  Sol.  97, 19. 

merunge  stf.  Vergrößerung,  Vermehrung,  Werterhöhung,  Zinsen: 
muncze  geben  —  umb  merunge  auf  deheinerlai  frist,  Eg.  Str.  A  XY  2. 
das  wart  von  ir  ganz  rein  und  unversert  volbracht,  oft  mit  m., 
Ack.  15.  4.  er  tut  merung  seins  leibes  in  der  pawung  in  der  lieb. 
T-B  Ephes.  4, 16. 

iner-wimder  stn.  u-underbares  Seetier,  Meermann  oder  -iceib, 
halb  Tier,  halb  Mensch,  monstrum.  W— B  Prediger  13,  9.  creaturen 
der  m.  (creatura  belluarum),  43,27.  ist  ez,  (der  Wasserbär)  ein 
merwunder?,  Schretel  72. 

merze  swm.  Mär::  das  czwelfte  mened,  der  do  geheissen  (Hs. : 
geissen)  ist  adar ,  den  wir  nennen  den  merczeu ,  W — B  Esther  3,  7. 
Adar,  das  ist  der  mercze,  Esther  16,  20. 

merzisch,  merzigsch  Adj.  von  März:  wegen  inerczichpir 
noch  anderlei  pir  ze  schenkenn,  Prag.  Str.  31.  des  merczischen 
menedis  (mensis  Adar),  W— B  Esther  9,  21. 

messen  (messin,  messen)   Adj.  von  Messing,  Traut.  Chr.  44. 

messing  stm.  Messing,  W— B  Könige  III  45.  sam  ein  gestalt 
eines  messinges  (quasi  speciem  electri),  Ez.  1.  27. 

messe-tag  stm.  kirchlicher  Festtag.  Kirchweihe,  kainer  urtail 
euch  in  dem  ez,z,en  —  oder  in  dem  mestagz,,  T— B  Kolosser  2,  17. 
der  m.  der  Juden,  daz.  Ostern  war  nahen.  Job.  6,  4.  er  het  dürft  in 
ze  laz,z,en   einen  durch  den  messetage   (Ostersonntag),  Luk.  23,  16. 


mesten  —  me^en  503 

die  er  het  getan  in  Jerusalem  an  dem  m.,  Job.  4,  45.  der  m.  der 
Juden,  die  laubroz,  was  machen,  Job.  7,  2.  m.,  7,  10.  7,  14.  11,  56. 
12,  20.    des  micbeln  m.,  7,  37.    vor  dem  m.  des  ostern,  13,  1. 

niesten  (Prät.  mäste,  Part,  gemestet,  gemast)  swv.  tr.  und  refl. 
füttern,  mästen:  wenn  die  eldesten  lagen  und  mesten  sieb  und  die 
jüngsten  ritten  mit  den  bunden  und  jagten,  Böhm.  Chr.  79.  die 
aldin  woldin  do  heim  sin  und  sich  mestin  (mustin,  Hanka)  als  di 
swin,  Dal.  176,  30  (79,  6). 

niettemen*  swv.  ein-,  anhauchen:  er  mettempt  si  all  und 
sprach  zu  in :  Enphacht  den  heiligen  Geist,  T — B  Joh.  20,  20. 

metten,  -e  (mettin,  -e,  metti)  stsivf.  Frühstunde,  Frühmesse, 
(ans  Tat.  matutina)  in  der  wache  der  metten,  W — B  Könige  1 11,  11. 
in  den  metten,  Psalm  72,  13. 

metten-zeit  stf.  Zeit  der  Frühmesse:  die  wache  der  m.,  W— B 
Ex.  14,24;  Hier.  208,18. 

uieuser  (müs-är,  müseere)  swm.  vom  Mäusefang  lebender,  gering- 
wertiger Falke:  den  meuszaer  einen  falken  nennet  der  tore, 
Ack.'47,  1. 

meutere!*  stf.  Aufruhr:  vil  m.  und  ansleg  üben,  Eger.  Chr. 
1194. 

meut-inacher*  stm.  Aufrührer,  Unruhstifter:  von  wegen  der 
m.,  Eger.  Chr.  352.  da  wahren  die  in.  und  aufrurer  was  linder 
worden,  353. 

niesen  stv.  II:  1.  ab-,  ausmessen.  2.  mit  Schritten  m.  =  gehen. 
3.  m.  bei  zauberischem  Heilverfahren,  Sympathiekuren.  4.  zuteilen, 
geben.  5.  erzählen.  6.  vergleichen,  gleichstellen.  7.  betrachten,  über- 
legen, messend  prüfen.  Bergm. :  Nach  Verleihung  eines  neugefundenen 
Gangs  (Neufangs),  so  sol  man  messen  auf  peide  Seiten  seiner  silber- 
gruben ein  ganezes  lehen,  das  er  mit  sulcher  vorgäbe  andere  an- 
prenge  czu  der  arbeit.  Und  in  denselben  czwein  lehen  sol  nimand 
anders  an  seine  vorhenknusse  turren  arbeiten,  es  sei  denn  hoffnunge 
von  fremden  gengen,  Const.  II  1,  8.  Und  die  zum  2.,  3.  oder  4.  male 
und  also  furpas  genge  emphahen,  den  sol  man  in  igleichem  teil  der 
silbergruben  nur  ein  halb  lehen  (also  im  ganzen  1.  Lehen)  messen 
mit  vorgenannten  underscheidungen,  II  1,  9.  Wer  ainen  newen  perk 
vindt,  dem  sal  man  messen  siben  lehen  uff  paide  Seiten  (unklar  für 
3l  1-2  nach  jeder  von  beiden  Seiten)  dem  berru  kunige  ain  lehen  auf 
paide  Seiten  und  ain  purgeriehen  [die  2  Herrenlehen  fehlen  hier, 
weil  an  Bergwerke  auf  Königsgrund  gedacht  wird),  Igl.  Bgr.  U — A 
3,  3.  Unde  misset  ikwederhalben  der  funtgruben  virdehalp  lehen, 
donoch  an  iczlicher  siten  ein  konigeslehen  und  dornoch  ein  burger- 
leben unde  eine  herrenlehen,  DIR  113,  6.  mag  sich  dise  masse 
nicht  irgehen  vor  andir  berg  massen,  so  misset  man  dise  lehen  alle 
an  einer  siten  noch  einandir,  1 13,  7.  Man  sol  auch  messen  einem 
iczleichen  perge  vierdhalb  lehen  an  iczleichem  teile,  an  czu 
beben  mitten  in  dem  wirbel  des  rumpaumes.  Darnoch  sol  man 
uns  messen  ein  lehen  gleicherweis  und  ein  purgeriehen  u. 
ein  herrenlehen.  Mag  aber  di  mase  nicht  gereichen  durch  die 
nehekeit  eines  andern  gemessen  perges  auf  beide  Seiten,  als  vor 
geredet  ist,  so  sol  man  auf  eine  seifen  alle  7  lehen  mitsampt  kunigs- 
lehen,  purgeriehen   und   herrenlehen  mit  allen  seinen  rechten  peide 


504  mez,z,er  —  michel-lichen 

in  hangendem  und  ligendem  messen,  Const.  II  2,  4;  vgl.  auch  U — A 
§  13.  Unde  wo  ain  berg  oder  Stollen  funden  wirt  oder  ausgearbeitet 
wirt,  da  scbol  man  inne  haben  auff  das  hangende  vierdhalb  lehen 
iiud  auff  das  ligende  ain  leben,  di  höe  und  di  teuffe  in  gleicher 
masse,  Igl.  Bgr.  U — A  §  2.  —  Die  vinder  des  pergis  schullen  den 
geben,  di  da  gemessen  haben  den  perg,  siben  Schillinge  der  kurczen, 
U — A  §  4.  Vgl.  bergmessen,  uberscbar  und  bringen  under  sich,  sin 
leben  er  in  herzen  maz,  und  bedächte  sine  not  umb  ietweder  Isöt, 
Trist.  116.  der  den  anger  niaz,,  2094.  ja  vorchte  ich  alleine  daz, 
als  uns  der  wissage  maz,,  Alex.  2862.  unser!  reise  wir  dar  mez,z,en 
(richten),  da  vil  arger  tiere  hänt  allenthalben  die  laut,  21352.  den 
tot  er  im  nigez,e,  ob  er  nicht  der  ax  vergse^e  (würde  ihm  den  Todes- 
streich gegeben  haben,  wenn  — ).  25157.  darum  er  uf  sinen  bruder 
mist  (ging  gegen  ihn  vor),  Dal.  116,  7  (52,  3). 

nieder  st?n.  der  etwas  ausmißt:  bergm.  =  Bergmesser,  s.  auch 
marscheider:  so  sol  man  den  messern  geben  12  grosse  pfennige,  di 
do  gelten  ein  vierdung  geAvonliches  silbers,  die  man  vor  diser  unser 
muncze  in  gegeben  hat,  als  in  dem  alden  perkrechte  gesaczet  was, 
Const.  II  2.  1-1.  den  messern  (eines  bergs)  gebit  man  sebin  Schillinge 
der  kurczen,  D I R  I  13,  6. 

niederer  stn.  Messerschmied:  Die  herren  im  rate  —  haben 
den  messerern  alhie  czu  Olomuncz  vorhangen  und  vorliben  zu  weren, 
das  nimand  über  ire  arbeit  fremde  messer  alhie  veil  sal  haben 
weder  vorkauffen,  Olm.  Stb.  119. 

inez,^er-rucken  (inez,z,er-rucken  bei  L.  nur  vericiesen  auf  Grimm 
Wb.  3.  197)  stn.  Messer  ziehen,  rücken:  er  wart  beschuldigt  umb 
m.  und  umb  ein  volleist,  Eg.  B.  der  Gebr.  S.  219. 

mezig  Adj.  angemessen,  passend:  der  name  dir  wol  m.  ist, 
Trist.  5330. 

Hiesigen  (niaezlgen)  1.  abmessen,  ermessen,  veranschlagen. 
2.  maßigen:  2.  Mein  suz,er  gesank  (melos  meum),  meszig  mich 
(tempera  me),  Sol.  4,  21. 

mez,-Iich  (mse^-lich)  Adj.  1.  von  mäßiger  Größe,  gering. 
2.  gemäßigt:  in  vrolichem  und  meslichem  weine  (in  iucundo  et 
moderato  vino),  W — B  Sirach  32,  8. 

inez,-riite  (mez,-ruote)  f.  perüca,  Meßrute:  s.  meile. 

michel  Adj.  groß,  viel,  michels  adv.  Gen.  vor  Komporativcn: 
michels  (weit)  bessir  wer  gewesen.  W — B  Ex.  14,  13.  michelsmer 
ist,  das  her  das  gemitet  hat  umme  lone  an  sein  arbeit,  Ex.  22,  15. 
michels  mer  niusz  sich  der  freuen,  Sol.  101,  29.  Jhesus  rief  mit 
einer  micheln  stimme,  T— B  Matth.  24,46.  27,  50;  Mark.  1,  26. 

michelen  stvv.  1.  groß  machen:  die  Phariseer  michelent  die 
säume,  T— B  Matth.  23,  5.  —  2.  preisen :  der  nam  des  herrn  wart 
gemichelter.  Btb.  19,  16. 

niichel-licli*  stf. ?  Preis,  Lob:  dem  sei  wunniclich  und  uneh- 
lich (groszmächtigkeit.  XL  Bibel  (T— B)  Judas  2,  25. 

inieliel-liciien  siev.  groß  machen;  preisen:  2.  sie  miebelichten 
Got  der  Israel,  T— B  Matth.  15,  31;  Luk.  7,  16;  Botenb.  10,  46. 
michelichent  Got,  Luk.  17,  15.  18,  43.  mein  sei  michelicht  den 
herrn.   1,46.     er  m.  got,    5,25.    o  herr,  wer  michellicht  nit  dein 


mieten  —  minne  505 

nanien,  Offenb.  15,  4.  die  er  hat  gerechthaftigt,  dise  hat  er  auch 
genrichelicht,  Römer  8,  30. 

mieten  siuv.  1.  belohnen,  begaben,  beschenken.  2.  gegen  Lohn 
dingen.  3.  mieten  gegen  Zins.  4.  bestechen,  erkaufen:  Wir  sullen 
sie  (die  man)  so  ze  fröudeu  mieten,  W.  v.  W.  1227.  der  gemiete 
knecht,  W— B166b. 

miet-bank*  stf.  gemietete  bröt-bauk,  Traut.  Chr.  141. 

miet-ling  stm.  Mietling:  prelatu,  die  nicht  hirten,  sunder  m.  sein, 
Hier.  27,  15  u.  16.  gleicherweis  als  ein  m.  seines  werkes  und  seiner 
arbeit  beitet,  also  beite  ich  dein,  75,  12.  in  dem  jare  des  mietlings 
(mercenarii),  W— B  Js.  21, 16.  als  ein  mitling  und  als  ein  pouman 
sol  her  dir  sein,  Lev.  25,  40;  Job.  7,2.  wie  manige  mietliug  (Lohn- 
knechte), T— B  Luk.  15,  17.  wan  tu  mir  als  einem  von  deinen  miet- 
lingen,  15,  19.    der  m.  fleucht,  wann  er  ist  ein  m.,  Job.  10,  13. 

milbe  (milwe)  swf.  Milbe:  do  in  (den  schätz)  noch  der  roste 
noch  di  milben  verwüsten,  T — B  Matth.  6,  20 ;  Luk.  12,  33.  eure 
gewant  sint  verwust  von  den  milben  (schaben,  XI.  Bibel),  Jak.  5,  2. 

milde,  inilte  Adj.  1.  freundlich,  liebreich,  gütig.  2.  geduldig. 
3.  barmherzig.  4.  wohltätig,  freigebig.  5.  reichlich,  ausgiebig:  strites 
milde  =  unermüdlich  im  Kampfe,  Alex  14079.  15223.  er  was  gar 
m.  seines  gutes,  Böhm.  Chr.  31. 

mildec-lich  (miltec-liche,  -en)  Adv.  anf  freundl,  sanftmütige, 
gnädige  Weise:  di  recht  und  gnaden,  di  si  (Waczlab  u.  Ottokar)  der 
stat  czu  der  Igla  m.  getan  haben,  Igl.  Bgr.  U — A  Einl. 

inilde-keit,  mildikeit  (miltec-heit)  stf.  Freundlichkeit,  Güte, 
Gnade,  Barmherzigkeit:  got  hat  aufgetan  die  hant  seiner  m.,  Hier. 
18,  23.  unser  m.  =  munificentia  nostra,  Const.  I  8,  2.  Und  alsotane 
m.  (liberalitas)  di  sol  in  (den  nemer)  weichen  und  reiczen  zu  ge- 
nemen  dinsten  dem  geber,  III  7,  1.  unser  angeborne  m.  (pietas), 
I  7,  23.  der  wären  liebe  miltikeit,  Legende  354.  in  aller  m.  (gütig- 
keit, XL  Bibel),  T — B  I.  Tim.  2,  2.  der  sich  derbarmt  in  der  m., 
Römer  12,  8. 

mile  s.  nieile. 

mille*  smiv.  Unkraut  im  Getreide:  der  feint  —  uberseet  den 
millen  (raten,  XL  Bibel)  inmiczt  des  weiczen,  T — B  Matth.  13,  25. 
do  erschinen  ouch  die  millen  (nullen?),  —  wovon  hat  er  (der  acker) 
den  millen  (nullen?),  13,  26 — 30.  die  millen  daz,  sint  die  schalk- 
haftigen sune,  13,  38. 

inil-tau  (mil-tou,  -wes)  sin.  Meltau:  miltawes,  windes  —  esse- 
meister,  Ack.  57,  1;  Traut.  Chr.  298. 

niilwe  swf.  Milbe,  tinea:  ein  gewant,  das  do  gessen  wirt  von 
milwen.  W — B  Job.  13,  28.  heuser,  die  do  haben  ein  irdische  grunt- 
veste,  werden  vorczeret  als  von  den  milwen,  Job.  4,  19. 

minder  s.  minner. 

ininisterium*  (tat.  Fremdwort)  stm.  (=  Stadt-)  Leitung:  weil 
einem  ehrwürdigen  ministerio  alhie  unser  christl.  iürnemen  nicht 
entgegen  —  ist,  Igl.  Ms.  9. 

minne  stf.  1.  Andenken,  Erinnerung.  2.  Abschiedstrunk. 
3.  Gabe  als  Andenken.  4.  Liebe,  Zuneigung,  Wohlwollen.  5.  ge- 
fälliges Aussehen.  6.  gütl.  Beüegung  usw.:  es  sei  dann  die  tat  mit 
rechte,  fruntschaft  oder  minne  abegetan,  Buch  d.  Gebr.  S.  247.    die 


506  minnec-lick  —  minne-tot 

wip  darumbe  hazzen  ininen  lip,  daz,  ich  in  minne  uude  man  mit 
dirre  vart  enpfremdet  hän,  Alex.  4433. 

minnec-lich  s.  minnig-lieh. 

ininne-dieb  stm.   verstohlener  Liebhaber,  Trist.  5658. 

minne-geld  stn.  Liebesbelohnung :  mit  süe^em  minnegelde  waz, 
ez,  (daz,  velt)  etswä  beströut,  Alex.  "6868-  nü  ist  minnengeltes  Ion 
vil  gar  an  in  verterbet,  Alex.  13538.  dö  sie  (Ruth)  nam  minnengelt 
von  Booz,  von  Raap,  11488. 

minne-gernde  part.  Adj.  Liebe  begehrend:  der  m.  Lifrenis, 
Trist.  5977. 

minnene-lieh  Adj.  Liebenswürdig:  dirre  maget  m.,  Trist.  956. 
daz,  m.  wip,  3631. 

uiinnen-töt*  Adj.  des  Geliebten  beraubt  (?)  die  minnentote 
Isöten,  Trist.  6603.    dem  minnetoten  wibe,  6577. 

niinnen-veige*  Adj.  zu  unglücklicher  Liebe  bestimmt:  die  m. 
künegin  (=  die  wiz,gehande  Isöt ),  Trist.  6535. 

minner  (Komp.  zu  min,  Nebenf.  minre,  minder  kleiner,  geringer 
an  der  Zahl,  an  Wert.  Macht,  subst.  n.  =  weniger:  der  miner  zael 
Jahreszahl  ohne  Angabe  des  Jahrhunderts,  Elbog.  Chr.  35,  6.  27. 
58,  35.  s.  auch  wenig,  noch  gots  geburt  der  minner  czal  in  dem 
55  jare  =  1455,  Stb.  v.  Brüx  X.  310.  m.  bruder  =  Minorit:  Es  sei 
pfarrer,  es  sei  minnerbruder,  es  sei  prediger,  die  erbe  und  eigen 
haben,  czins  oder  czinsgelt,  die  sollen  es  verkauften  im  jare  und  im 
tage,  Igl.  Str.  I  S.  371.  m.  b.,  Eger.  Chr.  1125.  1167.  m.  orden 
=  Minoritenorden,  N.  1167.  Jacobi  des  myndern  (des  Jüngeren), 
T — B  Mark.  15,  40.  uf  sandt  Enderes  tag  des  heiligen  zwelfpoten 
anno  73  jare  der  mynderen  zal  (=  1473),  Eger.  Chr.  1154.  Superl. 
s.  minst. 

niinner*  stm.  Liebender,  Liebhaber:  mit  minne  ir  bi  wonde  ein 
m.  hoch  unde   wert.   W.  v.  W.  2143.    ir  werlde  minner,   Trist.  6847. 

minnerin  stf.  Liebhaberin,  Liebende:  die  schäm  ist  der  reine- 
keit  ein  m.,  Alex.  Anh.  1526. 

ininnern,  minre n  sicv.  1.  tr.  kleiner,  geringer  machen,  ver- 
ringern, schmälern.  2.refl.  und  intr.  kleiner  werden,  sich  verringern, 
abnehmen:  der  mensch  ist  nicht  geminnert  miuner  von  den  engein, 
sunder  hoher  (Non  homo  minor  paulo  minus  est  ab  angelis),  Sol. 
21,  22.  geminnert  wurden  die  wasser,  W — B  Gen.  8,  1  u.  13.  sie 
begonden  sich  minuern  (minui) ,  Gen.  8,  3.  üf  welchen  der  stein 
vellt,  den  minnert  (zerknirscht,  XI.  Bibel,  zerdrückt)  er,  T — B  Luk. 
20,  18.     die   zwelf  minnern   i'„ kleinen")  propheten,  Alex.  11782. 

minnemusse  (-nisse)  stfn.  Verminderung:  äne  der  gewerken 
schad  und  m.  (detrimento  aut  periculo),  Const.  I  7,  9.  so  loset  er 
sein  teil  an  alle  m.  (sine  diminutione  aliqna)  1 12,  2. 

minnerunge  stf.  Verminderung,  Einbuße:  des  rechten  m.  — 
das  ist  volliclich  do  vor  begriffen  von  den,  die  nicht  gebrauchen 
irer  silbergruben.  Const.  III  9,  3.  daz,  du  auch  vergütest  di  jüngsten 
m.  (den  jüngsten  phening,  XL  Bibel,  =  die  kleinste  Kleinigkeit), 
T— B  Luk.  12.  59. 

minne-tockel  stn.  Liebespüppchen:  ez,  truoc  daz,  m.  goltvarwe 
reide  lockel.  Alex.  23921. 

minne-tot*  Adj.  s.  minnen-töt. 


minne-trank  —  niisse-bärung  507 

minne-trank   stm.  Liebestrank,  Trist.  297.  3005. 

minne-wund   Adj.  liebeskrank:  der  m.  degen  vruot,  Trist.  2801. 

minnig-lich  Adj.  lieblich,  schön,  entzückend:  ir  niinnecliche 
minne,  Trist.  2355. 

minnig-liche,  -eu  Adv.  lieblich,  freundlich:  sie  versuonten  sich 
mit  rede  harte  minneclich.  Trist.  1108.  das;  hundelin  was  gar  m. 
gepflogen,  3973.  1975.  2562.  sie  gar  minnenclich  ez,  im  erbot,  3686. 
716.  737.  751. 

niinst,  niinnest  Sup.  zu  min  =  kleinst  geringst:  ewer  minster 
bruder  (parvulus),  W— B  Gen.  43,  29. 

ininz-,  e  swstf.  Minze  (Pflanze):  die  minczen,  T — B  Luk. 
11,  42. 

miriken-,  mirken-baum  *  (=  mirr,  -e  swm.  mirre  stf.)  Myrrhe : 
ein  pitter  m.  (quasi  rnyricae),  W — B  Jer.  17,  6. 

mischnng  stf.  Mischung:  in  die  m.  weltlicher  schänden  hastu 
nit  geluget,  Ack.  13,  10. 

misel  stmn.  Aussatz,  Lepra:  ein  man  was  vol  der  misel  (des 
aussatzes,  XL  Bibel),  T— B  Luk.  5,  12. 

iniselig*  Adj.  aussätzig:  manige  miselige,  T — B  Luk.  4,  27. 
zehn  man  m. ,  17,  12.  di  misslig  (miseligen)  werden  gereinigt, 
Matth.  10,  2.  11,  5;  Luk.  7,  22.    ein  misliger,  Mark.  1,  40;  Matth.  8,  2. 

inisel-sucht  stf.  Aussatz:  zuhant  schid  sich  die  m.  von  in. 
T— B  Mark.  1,  42. 

niisel-süchtig  Adj.  aussätzig:  der  miselsüchtigen  vil,  Le- 
gende 565. 

misse-Mren  swv.  1.  sich  ungebärdig  benehmen.  2.  sich  ver- 
stellen,* sich  stellen*:  2.  do  er  missebarte,  do  ergriffen  sie  in  bei 
der  haut  (dissimulante  illo),  W— B  Gen.  19, 16.  Jener  vorwar  misse- 
barte sich  czu  hören  (dissimulabat  audire),  Könige  I  10,  27.  Jene 
dorumme,  do  sie  eingienk  und  missebarte,  als  sie  es  nicht  enwere, 
das  sie  was,  Kön.  III 14,  5.  Habe  ich  nicht  missebaret?  (Nonne  dis- 
simulari?),  Job.  3,  26.  —  1.  missepart  der  vater  gein  dem  sun  mit 
den  vorgeschrieben  drin  sacken  —  so  verleust  er  sein  recht,  Brunn. 
Str.  II 227.  an  allen  sulchen  Sachen  wirt  missepart  nicht  allain 
kegen  genem,  der  do  übel  wirt  gehandelt,  sunder  auch  kegen  dem 
gericht  und  kegen  des  kuniges  und  des  landes  vrid,  Igl.  Str.  115. 
der  scheppe,  der  also  mispart  hat  vor  gerichte  (nämlich  eine  Jüdin 
in  grober  Weise  beschimpft  hat),  das  der  bestanden  ist  mit  dem 
höchsten  vrevil,  das  ist  dem  richter  60  Schillingen  hallern  und  idem 
scheppen  mit  30  Schillingen  und  das  seint  der  kurczen,  273.  wie 
her  do  missepart  hat,  265  S.  169.  wenn  wir  allvveg  gehorsam  ge- 
leist und  nicht  misgepart  haben,  Olm.  Stb.  132  S.  101.  das  wir  do 
mit  wein  kaufen  und  schenken) ,  nicht  m. ,  132  S.  104.  wenn  sie 
(die  Silber  atis  dem  Lande  ausführen  ließen)  gemispart  netten  wider 
die  gemeinde,  Igl.  Rspr.  XL 

niisse-bärung*  stf.  übles,  nicht  gebührendes  Benehmen,  Igl. 
Str.  190  b.  der  rat  hat  di  sach  und  di  m.  czum  pesten  gekart  und 
vorgeben,  Igl.  Stb.  II  107  b;  11107  a.  ein  jeder  meister,  der  wider 
sein  ere  und  guten  leumunt  ein  müssparung  thet,  sol  aus  der  czcch 
abgeteilt  werden,  Y  177  a. 


508  misse-bieten  —  misse-tät 

misse-bieten  stv.  III  mit  Dat.  der  Pers. :  einem  etwas  Un- 
glimpfliches zufügen,  ihn  beleidigen:  mangen  wis  man  inisseböt  in 
nnd  liten  spsehen  spot,  W.  v.  W.  1026. 

misse-,  mis-brauch*  stm.  Handlung  gegen  den  guten  Brauch, 
unerlaubte  Handlung:  jeder  meister,  der  wider  sein  ere  und  sein 
gut  leumunt  ein  mispraucb  thut,  sol  vom  bantwerk  abgeteilt  werden, 
Igl.  Stb.  V220d. 

inisse-gän,  -gen  red.  stv.  V.  übel  ausgehen,  mißlingen:  volge 
guotem  rate,  so  missegät  dir  späte,  Alex.  27912. 

misse-glaube *  swm.  Mißtrauen,  Argwohn:  nacbpern,  die  uns 
dordurcb  in  misseglouben  nemen  mochten,  Stb.  Brüx  N.  379. 

misse-hagen  szcv.  nicht  gefallen,  unerfreulich  sein:  Ist  das  dir 
das  inissehagit,  das  icb  czibe,  so  kere  ich  wider,  W — B  Num.  22,  34. 
die  erde,  die  euch  bat  missebaget,  Num.  14,  31.  ist  das  sie  m.  den 
ougen  ires  berren,  Ex.  21,  8.  ist  aber,  das  dir  missehaget  mit 
mir  czu  kumen  gegen  Babilon,  so  bleibe  albie,  Jer.  40,  4.  ist  das 
sie  in.  den  ougen  ires  berren,  Ex.  21,  8.  missebagte  die  rede  in 
seinen  (Sauls)  ougen ,  I.  Kön.  18,  8.  Was  eins  bebagt  ist,  das  sol 
furpas  nicbt  m.,  Const.  IV  4,  10;  III  5,  2;  ferner  IV  17,  4.  das  cbain 
lugen  oder  m.  ist  an  sunde,  Job.  v.  Igl.  8.  Geb. 

misse-hagung  stf.  Unannehmlichkeit,  Mißfallen:  dieselbe  sacbe 
uns  so  vil  grosser  in.  bat  bracht,  Elbog.  Chr.  155,  29. 

inisse-he'I  (-lies)  stm.  Mißhdligkeit,  Streit:  krig,  czwitracht, 
mishel,  Budw.  Urkdb.  N.  354. 

misse-hellimge  stf.  Streit:  welche  forderung  und  ansprucb 
—  bisher  czu  m.  und  wider wertikeit  gestanden  sint,  Stb.  Brüx 
X.  349.  m.  wart  gemacht  under  der  geselsehaft  um  in,  T— B  Joh. 
7,  43.  9,  16.  10,  19.  ein  michel  m.  wart  gemacht  zwischen  den 
Phariseern  und  den  verlaitern,  Botenb.  23,  7.  m.  (zwitracht,  XI.  Bibel) 
wart  gemacht  unter  in.  15,  39.  daz,  du  lerst  di  m.  oder  di  schaidung 
von  Moyses  sagent,  daz,  si  nit  solten  besneiden  ir  sun,  21,  21.  di 
da  macbent  di  m.  (zwitracht,  XI.  Bibel)  und  di  ergrung  an  di  lere, 
di  ir  habt  gelert.  Bömer  16,  17.    m.  irtum,  Galater  5,  20. 

misse-kennen*  swv.  nicht  verstehen,  nicht  icissen:  si  miskanten 
daz,  wort  und  ez,  was  verborgen  vor  in,  T — B  Luk.  9,  45.  si  mis- 
kanten, was  sie  im  antwert,  Mark.  14,  40.  ich  misken  di  dink,  di 
mir  sein  künftig  in  ir  (Jerusalem),  Btb.  20,  22.  di  miskanten  disen 
Jhesus,  13,  27.  in  der  stunt,  di  er  misskent  (nicht  kennt),  Matth. 
24,  51.  daz,  ir  miskenent  (unwissend,  XI.  Bibel)  anpett,  dicz  der- 
kund  ich  euch,  Btb.  17,  23.  ob  etlicher  miskent,  der  wirt  miskent, 
I.  Korinther  14,  38. 

misse-,  niis-keiumng*  stf.  Umcissenheit:  daz,  ir  dicz  habt  getan 
durch  m.,  T — B  Botenb.  3,  17;  Juden  9,  7;  I.  Korinther  15,  34;  Ephes. 
4,  18.    den  ersten  begirden  zur  m.,  I.  Peter  1,  14. 

misse -lieh,  niis-lich  Adj.  1.  verschiedenartig,  mannigfach. 
2-  wankelmütig.  3.  ungewiß,  zweifelhaft:  diu  uuminne  mit  mislicben 
gedanken  ein  hohes  lop  tut  kranken,  W.  v.  W.  822. 

misse-tät  stf.  Vergehen,  Fehltritt.  Missetat,  Frevel,  iniquitas: 
si  tragen  ire  m.,   W — B  Lev.   20,  19.    in  iren  misseteten,   Lev.  21. 


misse-tsetlich  —  mit-ewig  509 

misse- tätlich*  Adv.  in  frevelhafter  Weise:  darum  offnitiu  si 
(die  Geißler)  ir  heilkeit  misstetlich,  daz.  schied  sie  von  dem  himil- 
rich,  Dal.  200,  34  (90,  60). 

misse-treten  stv.  1  1.  1.  fehltreten,  abirren.  2.  m.  Dat.  d. 
Person  =  fehlschlagen:  so  das  du  von  der  warheit  missetretist  (ut 
devies),  W— B  Ex.' 23,  2. 

misse- val  stm.  Mißfallen:  czu  schaden  ader  missefal,  Eger. 
Chr.  1127  S.  305. 

misse- vallunge*  stf.  Mißfallen:  di  czimerleute  sullen  alle  m. 
(displicentia)  den  bergmeistern  rügen,  Const.  I  11,  4.  alle  m.  des 
gepirges,  ebenda. 

misse-varn  stv.  IV.  1.  einen  falschen  Weg  einschlagen,  sich 
irren,  verirren.  2.  unrecht  verfahren.  3.  uwpersönl.  übel  ergehen: 
Wer  in  so  vil  dingen  m.  überwunden  ist  (deliquisse),  werde  vor- 
pusset,  Const.  IV  11,  7.  het  ich  miszgefaren  gen  gott,  Ack.  20,  17. 
daz,  ich  also  missevar,  Alex.  23918. 

misse -wachsung  (misse -wahs)  stf.  Mißwachs:  miswaxung. 
Traut.  Chr.  298. 

misse-wendc  stf.  unrechte  Wendung,  Abweisung  vom  Bessern 
zum  Schlechtem,  Makel,  Schande:  sie  was  vor  m.  tri,  Alex.  3845. 
8770.  10573.  ir  zuht  ie  m.  vlöch,  13445.  5339.  hilf  mir,  daz,  ichz. 
volende  äne  m.,  18912.  er  brähte  menlich  triuwe  an  sin  ende  an 
alle  in.,  17046.     daz,  sin  süez,e  reine  art  von  m.  ist  bewart,  3442. 

misse-wenung*  (von  wsenen  sivv.  glauben,  meinen):  stf.  Miß- 
deutung: das  ding,  das  von  vil  bewert  wirt,  das  bedorff  nicht  m., 
Const.  18,3;  Hs.  E. 

misse- wille*  swm.  Verdruß:  welchs  uns  nicht  zu  kleinen  miss- 
willen  begegnet,  Eg.  Chr.  1180. 

misse-zemen  stv.  12  übel  anstehen:  es  misseczimpt  der  naturen. 
das  sich  sotaue  personen  (freunde  u.  magen  bis  auf  das  5.  gesippe, 
gevattern,  fettern  und  gotel  durch  das  „vorsprechen"  (Verteidigung  bei 
Gericht)  under  einander  czweien,  Const.  IV  4,  10.  so  missezimt  daz, 
lihte  dir  daz,  du  mit  gewalt  so  verst,  Alex.  22302. 

mist  stmn.  Kot,  Dünger,  W—  B  N.  19,  5.     mit  miste,  Lev.  4,  11. 

mist-ab-raum  *  stm.?  Mistablagerung:  Do  leit  auch  czwischeu 
uns  und  in  pauholcz,  steine,  m.  Olm.  m.,  Stb.  132  S.  102. 

mit-alle  (mit  alle  =  Instrumental  v.  al)  Adv.  gänzlich,  ganz 
und  gar:  von  Isöten  ich  wil  mich  mit  alle  ziehen,  Trist.  213. 

mit-brauclmng  (mite-brückunge)  stf.  Mitbenutzung,  Begleit- 
erscheinung: doners  —  regens  — ,  windes  und  aller  irer  in.  esse- 
meister  (Verfertiger) ,  Ack.  57,  2. 

mit-burger  stm.  Mitbürger:  Welcher  leidigt  oder  schaden  zu- 
füret welchem  seiner  m.,  als  her  het  getan,  also  geschehe  im,  W — B 
Lev.  24, 19 ;  Elbog.  Chr.  67,  34.  83,  45. 

mit-Imrgerin*  stf.  Mitbürgerin,  Igl.  Rspr.  V. 

mit-erwirdigen*  swm.  mitpreisen,  congloriari:  in  einer  dri- 
valtikeit  wesen  uberwesleichen  wirdestu  mitgeerwirdigt  und  gereicht 
(congloriaris  et  conregnas),  Sol.  87,  11. 

mit-ewig  (mite-ewic)  Adj.  gleich  ewig,  coaeternus:  Drei  mit- 
gleich und  mitewigen  personen,  ein  warer  got  vater,  sun  und  heiliger 
geist,  Sol.  102,  11.    in  mitewigen  personen,  84,  1.    mitewigen  sun 


510  niit-genosse  —  mittag- wind 

—  dem  vater  und  dem  hl.  geist,  84, 14.  der  hl.  geist  —  mitunder- 
stendig  und  m.  ist  dem  vater  u.  dem  sun,  86,  16.  deinen  m.  sun, 
100,  35. 

mit-genosse  (mite-geno^e,  nur  Rcsp.  1,  183  —  a.  1410)  swm.  Mit- 
genosse, so  werden  (selten  jedoch)  die  schepfen  (Schöffen)  —  der  Bat 
von  Böhm.-Kamnitz  genannt,  Linke  S.  299.  eines  meisters  m.,  der 
in  die  zech  angenomen,  Traut.  Chr.  142. 

mit-geselle  swm.  Mitgeselle,  Gefährte:  allen  seinen  mitgesellen 
(contribulibns  suis),  W — B  Könige  I  20,  6. 

mit-gesworn  pari.  Adj.  Eidgenosse,  Genosse  im  Schöffen-, 
Batkollegium,  Igl.  Bgr.  83,  1. 

init-geverte*  swm.  Begleiter:  er  karte  wider  czu  dem  manne 
gotis  mit  allen  seinen  mitgeverten  (cum  universo  comitatu  suo), 
W — B  Könige  IV  5,  15.  er  czoch  ouf  habende  Debboram  zu  mit- 
geferten  (in  commitatu  suo),  Richter  I  4,  10. 

nüt-gewerke  swm.  Mitbesitzer  eines  Bergicerks,  concolonus, 
Const.  1 15,  4. 

mit-gleich  (inite-gelich.  mir  Brev.  276  a  und  ö)  Adj.  coaequalis: 
dem  du  (hl.  geist)  m.  bist,  Sol.  87,  9.  Drei  m.  und  mitewigeu  per- 
sonen  — ,  102,  11.  83,  37. 

mit-helfer  stm.  Helfer,  Beistand:  dorin  er  beschuldigt  den 
Schönthun  und  ire  in.,  Igl.  Stb.  V  153a. 

mit-kengen*  swr.  zustimmen,  einverstanden  dafür  sein,  annuere: 
Aber  die  newen  leute  —  haben  einen  andern  sinn  begriffen  und 
mithengen,  das  ein  iczlich  leben  sol  ausgepawet  werden  mit  seiner 
eigen  silbergruben  und  mit  so  vil  ortern,  als  vil  do  werden  mugen 
an  schaden  der  gewerken,  Const.  III 1, 10.  ader  man  vorwenet  sich, 
das  si  in  mitgehengten  (aliquin  eis  consentire  viderentur),  IV  20, 19. 

mit-herre*  swm.  Amtsqenosse,  seltene  Bezeichnung  für  Schöffen 
=  Stadtrat  in  Böhm  -Kamnitz,  Linke  S.  299. 

mit-leidunge  (mite-lidunge)  stf.  Mitleid,  gemeinsames  Leid :  sie 
müszen  losung  geben  und  m.  haben  als  ander  mitburger  =  haben 
dieselben  Pflichten,  Eg.  Str.  C  76.  alle  leute  hatten  m.  dem  ersamen 
vater,  Hier.  211,  29.  m.  hett  mein  sele  mit  dem  armen  (compatie- 
batur),  W  -  B  Job.  30,  25. 

init(e)-sam  Adj.  gesellig,  freundlich:  Tristan  was  geminne 
und  m.,  Trist.  1228. 

mit-sainkeit  (mite-samec-heit,  von  mite-sam  gesellig,  freundlich) 
stf.  Freundlichkeit,  Leutseligkeit:  aus  gleicher  m.  kumpt  gerne 
vorsmehunge  der  wirdikeit  (Autorität),  Const.  I  2,  3. 

mit-samk-lich*  {vgl.  mhd.  mitesam  Adj.)  Adv.  leutselig,  freund- 
lich :  sich  m.  —  erbieten  =  facilem  se  praebere,  Const.  I  6,  3. 

mit-scheppe  (mite-scheffe)  swm.  Mitschöffe,  Igl.  Str.  (64)  S.  331. 

mittag  (mittac,  mittach,  -e,  zusammengesetzt  mit  dem  Adj. 
mitte  =  in  der  Mitte,  mittler)  stm.  in  dem  teile  des  mittages  = 
in  meridianam  plagam,  W— B  Num.  12,  18.  und  recht  als  ein 
mittages  schein  (heiterer  als  der  Mittag)  wirt  er  dir  ersten  an  dem 
abende,  Job.  11, 17.  an  das  teil  des  mittages  (in  parte  australi), 
Ex.  40,  22.    des  mittages  teil  (pars  meridiana),  Num.  34, 3. 

mittag-wind*    stm.    Südtvind,  T— B  Botenb.  28, 13. 


mitte  —  mitter-mezig  511 

mitte  Adj.  in  der  Mitte,  mittler  bei  Zeitbestimmungen:  biz,  üf 
den  mitten  morgen  tac,  Alex.  12698.  da  mittenaht  ir  zit  vertreip, 
kämen  sie  üf  Erbelas,  14322.  gein  mitternacht,  Trist.  5923.  Schretel 
272.  es  ist  wol  mitter  tac,  Alex.  12  710.  nmb  einen  mitten  tac, 
2033.  uff  iczliche  mitfasten  (=  Mittfasten,  Sonntag  Lätare),  von 
der  nechsten  mitfasten  über  ein  jar  anzuheben,  Igl.  Stb.  III  A  99b. 
die  nachstknnftig  mitterfasten ,  III  323  d.  zn  mittervasten ,  Igl. 
Espr.  V.  zu  Breslab  im  jarmarkt  zu  mittervaste,  Igl.  Espr.  V  S.  51. 
bis  czu  mittem  tage,  W— B  Num.  34,  4.  Amalech  wonet  in  mitten 
tage  (südlich  von)  der  Echeer  und  der  Jebuseer,  Num.  13,30.  die 
do  wonen  gegen  mittem  tage,  Num.  10,6.  üf  mittemtac,  W.  v.  W. 
7386. 

niit-teder*  stm.  Mitschuldiger ,  Mitbeteiligter  an  einer  körperl. 
Verletzung:  Eg.  Achtb.  II  208. 

mittel  Adj.  in  der  Mitte  liegend,  (befindlich):  mitler  zeit  (Adv.) 
indessen,  Eg.  Chr.  1173.  1174.  mittel  glocke  (die  Glocke  von  mittlerer 
Größe),  Traut.  Chr.  210.  211.  212.  s.  auch  mittel-stück. 

mittel  stn.  (von  Adj.  in  der  Mitte,  mittler  so  bei  Zeitbe- 
stimmungen) Mitte,  Mittelding,  Vermittlung,  was  hindernd  dazwischen 
liegt:  mit  czwaien  ewern  gesworen  aus  ewerin  mittel  uns  czuge- 
schickt,  Igl.  Bgr.  N.  92, 1.  recht  tun  und  nemen  vom  mittel  des 
rumpaumes,  Igl.  Stb.  V  12  b  c.  das  mittel  des  rumpaumes  nider  sich 
bringen  (die  Mitte  des  Schachtes  in  die  Tiefe  projizieren  zum  Zweck 
des  Bergmessens),  Igl.  Espr.  I. 

mittel  stf.  die  Mitte:  zwischen  Scilla  und  Caribdis  —  in  der 
mittel  faren,  Sol.  98,  8. 

mittel- becke*  sivm.  wohl  =  Schioarzbäcker  kleinerer  Brot- 
laibe: mitlpekhen  haben  prot  muesen  pachen  umb  1,  2,  3  oder  4  den., 
und  so  si  phfenbart  (Pfenningsware)  haben  verkaufft  als  denn  das 
traidt  gölten  hat,  so  haben  in  die  seczmaister  das  untersagt,  das  sie 
ein  phfenwart  haben  muesen  geben  wie  denn  das  traidt  gölten  hat, 
Chlum.  IX,  4. 

mitteler  stm.  1.  der  in  der  Mitte  ist.  2.  Mittelfinger.  3.  Mittler 
zwischen  Gott  und  Menschheit  =  Heiland:  3.  ain  Got  ist  ein  m. 
Gotes  und  der  manne,  T — B  I.  Tirnoth.  2,  5.  Jhesus,  dem  m.  des 
neuen  geczeugs  (Testamentes),  T — B  Juden  12,24;  Galater  3,  20. 

mittein  swv.  1.  in  die  Mitte  stellen.  2.  vermitteln,  beilegen, 
schlichten:  die  haben  die  sach  cz wischen  in  gemittelt  und  geainet, 
Igl.  Stb.  V  43  d.  IV  209a.  —  3.  die  Mitte  erreichen:  do  der  messtag 
(Festtag)  iczunt  mittelt,  T— B  Joh.  7, 14. 

mittel-stück  stn.  Mittelstück,  Rumpf:  daz,  m.  (bei  den  selt- 
samen Gebirgsbewohnern)  kurz  erschein,  Alex.  15 159. 

mittel-urteil  stn.  Entscheidung  irgend  einer  Nebensache  während 
des  Prozesses  im  Gegensatz  zum  „endehaften  urteil"  (Endurteil): 
mit  m.  und  czwischenrede  (per  interlocutoriam  aut  alias  vias), 
Const.  IV  20,  2. 

mittel -veldimge*  stf.  intercolumnia:  Und  die  m.  czwischen 
den  seulen  was  gevirt  und  nicht  sinewelle ,   W — B  Könige  III  7,  31. 

mitter -me^ig  (mittel  -msezic)  Adj.  von  mittlerer  Größe,  m. 
Wert :  Es  sein  auch  ander  m.  leute  als :  steiger,  messer,  czimmerleut 


512  initter-nacht  —  niolde 

und  hutleute.  die  auch  darinne  gesworn  leute  heisseu,  das  si  nucze 
ding  tun  sullen  und  unnuczes  lassen  — .  Const.  1 1,  2. 

initter-nacht  stf.  1.  Mitternacht.  2.  Norden:  Dornach  an  der 
mitternachte  teil  von  dem  grosen  mer  heben  sich  seine  czil  und 
kumen  bis  czu  dem  höchsten  perge  (ad  septeratrionalem  plagam), 
W— B  Num.  34,7.  s.  auch  mitte  Adj. 

mitte -raste  stswf.  (mittin  vaste,  mittervasten)  Mittfasten, 
Sonntag  Laetare:  am  donerstage  nach  mitvasten  (6.  Apr.  1413). 
Eg.  Ac'htb.  U59:  Eg.  Chr.  1093;  Traut.  Chr.  250.  auf  mitfasten. 
Elbog.  Chr.  91, 16.  92, 14.  s.  auch  mitte  Adj. 

mittwoche,  mittboche,  initwoche.  mittiche  (mitte- woche) 
swstf.  stostm.  Mittwoch:  1.  f.  an  der  nechsten  mittwoch,  Mind.  d. 
Egerl.  44.  an  einer  mittwochen,  Const.  II  3, 13.  geschriben  an  der 
mitwoch  vor  dem  obristen,  Igl.  Rspr.  III.  an  der  m.,  Traut.  Chr.  90. 
di  m..  98.  alle  mittwochen  u.  freitage,  176.  an  mittichen,  Eg. 
Chr.  1134.  2.:  m.  an  dem  mitwochen,  Eg.  Str.  M.  U  2.  am  mittwochen, 
Eg.  Achtb.  II  52  u.  57.  am  Mittichen,  Olm.  Stb.  99  a.  am  mittbochen, 
Aussig.  Urkdb.  N.  137.     des  mittwochens,  N.  140. 

mit- under  -stendig*  Adj.  wesensgleich,  consubstantialis :  gott 
und  deinen  eingebornen  sun.  dir  mitunderstendigen  und  mitewigen, 
Sol.  100, 34.  dem  (Jesus  Christus)  du  (hl.  Geist)  m.  uud  mitewig 
u.  mitgleich  bist,  87,8.  der  hl.  geist  von  in  beiden  besampt  ent- 
spreusset  und  m.  und  mitewig  ist  dem  vater  u.  dem  sun,  86, 16.  in 
m.  personen,  84,  1  u.  12. 

mit- raren*  stv.  14  mit  Dat.  der  Person  =  jemandem  be- 
gleiten, ihm  eigen  sein:  ja  was  es  ie  reht,  daz,  der  site  allen  fürsten 
fuor  mite.  W.  v.  W.  558. 

mit-volger  stau.  Anhänger,  Begleiter:  in  und  iren  mitvolgern. 
W— B  Jer.  40,  9. 

niit-wirk-niisse  stf.n.?  Mitwirkung:  Von  Maria  der  junkfrawen 
mit  des  hl.  geists  m.  enpfangen,  Sol.  84.21. 

init-vvist*  stf.  ?  Beiwohnung ,  Beischlaf:  die  süez,e  muoter  — 
die  äne  mannes  mitewist  eines  sunes  genas,  die  vor  und  sit  doch 
maget  was,  Alex.  11768. 

mit-wonen  sinn,  mit  Dat.  d.  Fers,  mit  jem.  verbunden,  ihm 
eigen  sein  verweilen:  so  wonet  ein  site  allen  werden  liuten  mite. 
daz.  — .  W.  v.  W.  5790. 

niit-woner  (niite-woiier,  nur  aus  Beisp.  45,  37,  Mühlh.  rgs.  49. 
51.  59  u.  V\~k.  H.  11,  43  belegt)  stm.  der  mit  einem  dieselbe  Stadt 
oder  dasselbe  Haus  bewohnt,  Stb.  v.  Brüx  N.  371.  bürger  und  mitt- 
wohner  alhie  der  stat  Iglaw.  Igl.  Ms.  9.  Peter  Kaie  unser  mitburger 
und  Peter  Pvlcz  unser  mitewoner,  Igl.  Stb.  II  102  c.  Johannes  Klewl 
euer  m.,  Igl."  Rspr.  Y ;  Elbog.  Chr.  97,  40. 

mit-woming*  stf.  das  Zusammenleben,  Zusammensein,  der 
Verkehr:  Sie  (die  tote  Gattin)  war  keusch  des  leibes,  guter  und 
frolicher  m.,  Ack.  10,  5. 

mitzt  (mittez,.  mitz,  -en)  Adv.  mitten:  di  engein  scheiden  di 
ubeln  von  miezt  der  gerechten,  T— B  Matth.  13,  49.  zwischen  miezt 
den  enden  Decapoleos,  Mark.  7,  31. 

molde,  mulde  s.  inolte. 


molken-dieb  —  morgen-gäbe  513 

uiolkeu-dieb  stm.  Schmettert  inq:  Im  Aiuj.  1579  —  sein  weisse 
molkendibe  geflogen  komen  —  gleich  als  es  geschneit  het,  zu  mitage 
ist  aber  ein  solcher  zug  von  raolkendiben  gesehen  worden,  Traut. 
Chr.  240. 

molii-sten  s.  mül-stein. 

molte  stswf.  molt,  -e  stm.  Staub,  Erde,  Erdboden:  er  lac  mit 
raolden  gar  bestoubet  üf  dem  plan ,  Trist.  2086.  er  het  im  nä  ver- 
golten stn  vellen  üf  die  molten,  Alex.  3603. 

ltiolt-worf-haufe*  (von  molt-werf,  -e  stswf.  das  die  Erde  auf- 
werfende Tier,  Maidwurf  und  hüfe  swm.  Haufen)  swm.  Maulwurfs- 
hügel,  Traut.  Chr.  196. 

inönäts-tag*  stm.  Tag  des  Monates:  den  23.  m.  Septenibris, 
Eg.  Achtb.  II  216.    den  5.  m.  Februarij,  II  219. 

mönde  s.  mönet. 

monet  (mänöt  s.  menet)  stn.  das  monet  vorgangen  ist.  —  das 
derselbe  Sigmund  und  seine  erben  sulche  pfand  ein  ganczes  monet 
unvorruckt  halden  sollen,  Aussig.  Urkdb.  N.  136.  50  jar  und  6  moneid, 
Hier.  3,  22.  sechs  monede ,  T— B  Luk.  4,  25.  den  10  dises  mondens 
kam  fewr  aus,  Traut.  Chr.  336  (wie  mhd.  sonst  häufig  mände,  Mond 
mit  mänöt,  Monat  vermischt  wird),  das  gancz  monat  juuy,  den 
prochman,  Eg.  Chr.  1136.    ein  monet,  1017.    Vgl.  mände,  und  menet. 

monier*  Schmuck?:  er  bracht  600  hussern  (Husaren)  mit  viel 
ander  zierden  und  m..  Traut.  Chr.  166. 

monstranze  swstf.  Monstranz:  ein  ubergulte  monstranczen 
(Akk.),  Igl.  Str.  327. 

mör,  -e  stswm.  Mohr,  Aethioper,  Mauritaner:  die  nioren 
(Aethiopes),  W— B  II.  Par.  12,  13.  14,  9—13;  Ps  67,  32;  Esther  13, 1. 

moraz,  stnm.  Maulbeerwein  (aus  mlat.  moratum,  moretum): 
met,  m.  uude  win,  W.  v.  W.  1530;  Trist.  4802. 

mörderei,  inerderei  (morderie)  stf.  Mord,  Mordtat,  Stb. 
Brüx  352.  Wegen  besargung  der  merderei  (aus  Furcht,  es  könnte 
ein  Mord  geschehen),  Igl.  Str.  (68)  S.  334. 

mörderlich*  Adj.  zum  Mord  geeignet:  Ich  verbitte  auch,  das 
niemand  mit  mörderlicher  währ  vor  gehegtes  ding  tretten  —  soll, 
Dreiding  v.  Pollitz. 

mordig  Adj.  mordgierig,  blutdürstig:  der  under  im  wol  500  m. 
dibe  und  rauber  hett,  Hier.  165, 10. 

mord-lich  s.  niort-lich. 

mordunge*  stf.  das  Morden:  er  ledigte  sie  von  der  m.  der 
vorwustenden  =  de  caede  vastantium,  W — B  Richter  2,  18.  Und 
alle  in  der  m.  werdet  ir  vallen,  Ji.  65, 12. 

morgen  stm.  1.  Morgen,  Vormittag.  2.  Ackermaß,  Jauchart, 
eigentl.  soviel  Land  als  man  an  einem  Vormittag  mit  einem  Gespann 
umpflügen  kann:  2.  in  einem  halben  m.  ackers,  den  ein  par  ochsen 
czu  eren  gewont  hat,  W— B  Könige  I  14,14. 

morgen-bröt   stn.   Frühstück,  Böhm.  Chr.  5. 

morgen- gäbe  stf.  1.  Geschenk  des  Mannes  an  seine  Frau  am 
Morgen  nach  dem  Beilager.  2.  auch  der  Frau  an  den  Mann. 
3.  Mitgift,  Vermögen  der  Frau  und  Vorausgabe,  Abfindung  der  Kinder: 
1.  der  knnic  bedarf  nicht  morgengabe  (sponsalia),  W— B  Könige  I 
18,  25.    Die  Mutter  des  Bräutigams  gelobte  czu  rechter  m.  derselben 

Jelinok,  Wörterbuch.  33 


514  morgen-gäbe 

junkvrowen,  die  hier  vorgenant  ist.  und  kern  Petir  irem  vater  an 
ire  stat  200  schock  gross  prager  pfenninge  der  silbereinen  des 
kuuges  muncze.  —  Petir  nimmt  dann  2  Schöffen  und  mahnt  sie  um 
die  200  Schock  „das  rechte  m.  ist",  Igl.  Str.  263  S.  159.  Were  aber 
sache.  das  ein  man  abginge  von  todes  wegen  und  seinem  weip  kein 
m.  nicht  vormacht  und  vorschriben  bette  in  der  statbuch,  so  soll 
der  frawen  aus  allen  ires  mannes  gutern,  varenden  und  unvarenden, 
die  er  hinder  im  gelossen  hette,  ein  recht  dritteil  folgen,  Stb.  Brüx 
N.  157.  Über  m.  in  Böhm.-Kamnitz,  Linke  S.  307  und  zwar:  Urk. 
1389,  Stb.  I  N.  23  gibt  Walther  Mocz  seiner  Schnur  1/4  seines  Gutes. 
Gewöhnlich  gibt  der  Mann  seiner  Frau  die  Morgengabe,  so  Urkd. 
N.  44  (9  Seh.  Gr.),  X.  163  (6),  N.  162  (5);  vgl.  Gaupp  S.  277,  nach 
N.  44  und  163  fällt  die  m.  nach  dem  Tode  der  Frau  nieder  an  den 
Mann  und  seine  Erben  zurück,  die  Frau  besitzt  bei  ihren  Lebzeiten 
das  Nutzungsrecht.  Di  m.,  die  mein  vater  meinem  weihe  und  mir 
gelobet  hat,  das  ich  di  auf  gehaben  hau  und  babe  di  vortan  mit- 
sampt  meinem  weibe  u.  dorezu  wol  czwir  als  vil  oder  dreistunt  als 
vil  meines  vater  und  meiner  gutes,  Igl.  Str.  267  S.  171.  Lulleich 
bat  seiner  hausfrau  morgengabt  60  seh.  gr.  czu  rechter  m.,  Igl.  Stb. 
111206  b.  Ein  purger  czu  Kolen  (=  Kolin)  sprach  ein  andern  an 
um  m.  50  schock  und  czoch  sich  des  an  heiratleut  und  an  scheppen. 
—  Letzterer  will  sie  nicht  zahlen,  „weil  er  der  junkvrawen  nie 
gewaldik  worden",  Igl.  Str.  240  und  Brunn.  Str.  II 186.  187.  3.  meret 
morgengabe  =  augete  dotem,  W — B  Gen.  34,  12.  Pharao  gab  sie 
(die  Stadt  Gazer)  zu  einer  m.  seiner  tochter,  der  housvrouwen  Salo- 
mons,  Könige  III  9, 16.  begabt  hat  mich  got  mit  einer  guten  m. 
(dote),  Gen.  30,  20.  er  gelobt  ir  (seiner  heiratenden  Tochter)  czu 
rechter  m.  recht  erbtail  an  allem  seinem  gute  als  ander  seiner  kinder 
einem,  Igl.  Str.  248.  dem  —  Hensel  Bymer,  meinem  aidem.  dem  pin 
ich  noch  schuldik  fünf  schock  seiner  m  ,  247.  bestaten  —  kinder  — 
mit  m.,  61.  und  czu  der  vrawen  wart  im  22  schock  m.  und  gelt 
gegeben,  269.  Do  Peter  der  pawer  Mertein  seinem  sweher  um  m. 
ansprach.  Igl  Str.  34.  =  dotalicium  filiae,  Mitgift,  229.  295.  Bei  m. 
hat  das  Zeugnis  der  heiratsleute  vor  dem  der  totbettleute  den  Vor- 
zug, 267.  so  schaff  ich  —  mein  tochter  katherejm  —  200  schok 
grossn  czu  irer  rechten  inargengab  nach  dem  lantrecht,  also  das 
meine  tochter  nicht  gewalt  hab  noch  muge  di  selbn  200  schok  oder 
ir  morgengab  irem  manne  oder  imant  anders  —  an  ires  bruders  — 
willen  "und  gunst  —  vorgeben,  Igl.  Stb.  II  129a.  Margareta  Yinc- 
zenezin  hat  ausgericht  und  beczalt,  XX  seh.  g.  morgengab,  111119  c. 
zu  der  m.  die  mau  im  vormalen  zu  seinem  weibe  geben  und  aus- 
gericht bat,  III  A  161b.  das  er  seiner  stiefmuter  für  ir  m.  ausrichte 
60  seh.,  I34d.  Di  Verrichtung  ezwiseben  dem  Michel  Sinter  u.  der 
frawn  Barbara  seiner  schtiffmuter  umb  ir  m.,  Igl.  Stb.  III  198b. 
m.,  III  135a.  Stirbet  ein  man  an  gescheft  (Testament)  und  let 
erben,  di  er  vor  seiuein  tot  mit  m.  hat  von  im  geschaiden,  wellent 
di  mit  den  andern  erbentail  haben,  die  schullen  als  vil  in  di  tailung 
legen,  sam  in  czu  m.  ist  gegeben,  Brunn.  Str.  II 187.  1.  das  der 
obgenante  Stanislaus  sein  aiden  ein  solche  vorwilligung  an  der  m. 
stat  getan  hot,  ap  got  an  im  icht  thet,  das  er  ee  abging,  wenn  sein 
eelich   hausfraw   Agnet,   so  mag   er  esum  ersten  ous  seinem  gutt 


morgen-gaben  —  morgen-roete  515 

20  mark  vorschaffen,  wohin  ader  wem  er  wil,  und  dornoch  so  sal 
man  sein  tochter  Anna,  die  er  mit  der  vorigen  hausfrawn  Regina 
gehabt  hat,  aus  demselben  seinem  vorlasseuen  gute  erczihen  u.  fur- 
pas,  wen  si  mundig  wurd  und  czu  iaren  kweme,  zu  tisch  und  zu 
pett  aussetzen  (aussteuern)  —  und  das  uberig,  es  sei  haus  u.  hof  u. 
ander  gut  —  das  sol  man  in  3  tail  tailen,  2  taile  seiner  eelichen 
hausfrauen  der  Agnes  und  irer  erben  und  1  tail  der  obgenanten 
seiner  tochter  Anna,  Ulm.  Stb.  151.  Wirt  ein  weip  mit  rechte  von 
irem  manne  gescheiden,  si  beheldet  doch  morgengab,  di  si  beczeugen 
mag,  Prag.  Rb.  45.  czwen  heirezman  die  mugen  zeugen  um  m.  ain 
iar  und  ain  tag  und  nicht  lenger  —  ob  —  ein  man  ain  m.  vor  iar 
und  vor  tag  bezalet,  der  schol  nemen  ein  guten  quitbrief  mit  des 
selbs  sigels,  dem  man  die  m.  bezalet,  Prag.  Str.  59.  Wold  man  der 
frawen  ir  m.  brechen  an  bereiten  gut,  das  man  ir  gelobit  zu  der 
zeit,  do  man  sie  zu  ee  gab,  si  behaldet  is  mit  rechte  vas  (=  bazj 
den  er  is  ienem  geloben  muge,  selbe  sibende  mit  man  und  mit 
vrawen,  die  do  gegenwortic  waren,  sahen  und  horten,  Prag.  Rb.  40. 
m.,  die  sie  au  sulchen  gutern  hat  (ivohl  Mitgift),  Mind.  d.  Egerl.  28. 
m.,  leibgedinge,  leibczucht  u.  prautschatcz,  Olm.  Stb.  141.  Ostirich 
der  herczog  (Przemisl  Ottokar  II.)  hat  nach  dem  wib  (Margareta) 
zcu  morgingabe,  Dal.  202,  7  (91,60).  202,22  (91).  199,8  (89,139). 
211,  10  (94,  54).  2.  Was  im  di  vrawe  (eine  sich  wieder  verheiratende 
Witwe)  wold  geben  czu  rechter  m.,  Igl.  Str.  229. 

morgen-gaben  swr.  als  morgengäbe  geben:  Eine  Frau  hat 
beim  Tode  ihres  Mannes  keinen  Anteü  an  seinem  Vermögen,  er  hab 
irs  denn  morgengabt  oder  hab  sie  es  zu  im  bracht,  Prag.  Rb. 
147.  -er  hat  mir  dorczu  gemorgengabt  und  gegeben  ein  volles  drittel 
(von  meinem  väterl.  Erbteil,  das  er  empfangen  hatte),  Igl.  Str.  332. 
Der  hannus  lenicz  morgengabt  der  benanten  Anna  {semer  Braut) 
30  schock  groß  nach  dem  Statrechten,  do  für  Hannus  Eberl  u.  Stephan 
smid  u.  entgegen  hat  gelobt  der  frantz  Muckenpruner  zum 
morgengab  nach  seiner  tochter,  Igl.  Stb.  III  120  a.  die  heiratsleut 
haben  bekant,  das  der  Leb  seinem  sun  morgengadt,  VIII.  seh.  gr. 
u.  sein  halbes  haus  —  u.  der  Heiuczik  morgengabt  der  egenanten 
seiner  tochter,  III  seh.  gr.;  III  A  137b.  di  heyratleut  —  haben  also 
bekant.  das  Procob  morgengabt  der  kaeza  10  seh.  gr.  nach  unserm  stat- 
rechten; dafür  geloben  die  vorgenanten  frenczl  holcz  u.  Hanns  Tockl, 
u.  kaeza  morgengabt  dem  Procop  dy  neischbank,  III  136  c.  das  fein 
Nicki  der  Cecilia  seiner  hausfrawn  morgeugabt  hat  CXX  gülden, 
III  327b. 

morgen-gesprseclie*  stn.  an  bestimmten  Tagen  morgens  statt- 
findende Versammhing  einer  Obrigkeit,  z.  B.  einer  Zunft,  der  Schöffen 
(s.  morgen-spräche):  also  sollen  sie  (die  zechmeister  der  becken) 
alle  vier  wochen  ein  gemein  m.  in  irem  haudtwerck  halten,  darzu 
ein  jeder  bei  gehorsam  kumen  sol,  Traut.  Chr.  139.  140. 

morgen-lich  Adj.  1.  auf  den  Morgen  bezüglich.  2.  crastiuus, 
morgig:  an  den  morgenlichen  (=  andern)  Tag,  T — B  Botenb.  23,  20; 
s.  morglich. 

morgen-roete  stf.  Morgenröte:  Als  das  Hecht  der  m. .  so  die 
sunne  oufgeet  vru  äne  wölken  leuchtet  — ,  W— B  Könige  II  23,  4. 
Des  Hechtes  peite  sie  und  sehe  des  nicht  noch  des  oufg-anges  der 

33* 


516  morgen-spräehe  —  mort-gift 

ersteenden  m.  (nee  ortum  surgentis  aurorse),  Job.  3,  9.  des  niorgins 
in  der  ersten  inorgmrot,  Dal.  21,  26  (2,36);  Trist.  786. 

morg'en-spräche  stf.  Morgensitzung  der  Schöffen,  colloquium 
matutinum,  maniloquium,  Brünu.  Str.  II  201.  vor  dem  gericht  noch 
in  der  m.,  Prag.  Str.  42.  m.  =  maniloquium,  ubi  quaevis  res  gesta 
suum  robur  tenet  et  obtinet  fimiiter.  Igl.  Str.  308.  ein  voller  rat, 
da  alle  ding  und  Sachen  kraft  nemen  und  behalten,  307,  263.  do 
es  do  quam  czu  der  andern  m.,  263,  S.  164.  wen  her  nicht  ist  gesant 
aus  der  m.  und  ouch  von  gerichtes  wegen  nicht  ist  gegangen,  263 
S.  161.  er  quam  in  die  m.  in  einen  vollen  rat,  ebda,  der  Schreiber 
sal  mit  den  scheppen  in  die  m.  siezen,  I  S.  361.  Wer  sein  erb  mit 
willen  vorseezen  wil  Juden  oder  cristen,  der  schal  das  in  einer  m. 
oder  in  einem  gerichtc  vor  den  scheppen  —  und  nicht  heimlich  — 
tuen,  193.  versetzen  von  erb  u.  eigen  umb  gross  gelt  —  soll  in 
der  m.  geschehen,  I  S.  362.  wanne  urtail  czwischen  leuten  in  die 
m.  von  den  scheppen  werden  geschoben,  36  und  I  S.  358  und  DIR 
§23a,  2.  Urteile  sollen  zur  Vermeidung  unnötiger  Gerichtskosten 
(czerunge)  nur  dann  in  die  m.  geschoben  werden,  wenn  die  Schöffen 
von  notdurft  und  von  redlicher  sache  nicht  unpilleich  czweifelten, 
so  sul  man  das  urteil  schiben  in  die  m.  und  alezuhaut  in  demselben 
gerichte  in  kegeuwortikeit  aller  gesworner,  ee  si  sich  ander  Sachen 
uuderwinden,  sol  der  richtschreiber  das  urteil  von  wort  czu  wort 
beschribeu,  das  nicht  di  vorgessenheit  di  warheit  vorvinstern  muge, 
Const.  I  5,11.  Wir  seezen  also  und  messen ,  das  di  geschwornen 
von  ires  amptes  wegen  —  peide  in  der  in.  u.  in  dem  gerichte  volle 
macht  sullen  haben  czu  besagen  u.  rügen,  IV  11,  8;  ferner  I  6,  4. 
die  selbig  saumung  (Nichterscheinen  eines  Vorgeladenen  vor  Gericht) 
sullen  die  herren  in  der  m.  wegen,  ab  der  Niclas  (der  nicht  erschienen 
ist)  wider  mug  zu  seinen  rechten  komeu,  Igl.  Stb.  IV  206  d.  do  gebot 
er  vil  gach  czu  einer  in.,  Dal.  47,  22  (14,  38). 

inorgenst  Adv.  Neben  morgens,  adv.  Gen.  des  stm.  morgen: 
Elbog.  Chr.  25,  2. 

morgen-stern  (-stern,  -e,  -sterre)  stm.  Morgenstern:  als  der  m. 
wirstu  aufgeen,  W-  B  Job  11,  17.  des  rnorgins  als  ein  morginstera 
gin  (Ottokar  II.)  gein  Rudolfo  mit  den  Deutschin  zeu  strit  aldo, 
Dal.  206.  10  (92,  135).  Jaromirum  —  des  landes  ein  m.,  89,  3 
(36,  50). 

morg-lich  =  morgen-lich:  wan  der  m.  tag  besorgt  sich  selb, 
T— B  Matth.  6,  34. 

mörser  (morsaere,  -er)  stm.  Mörser,  Gefäß  zum  Zerstoßen  und 
Zerreiben,  lat.  niortariuni,  mlat.  mortarius:  einen  guideinen  m.  von 
czehen  scoten  voller  weirouches,  W— B  Num.  7, 14. 

mörserl  (morsel)  stn.  kl  Mörser:  ein  guidein  m.  =  mortariolum, 
W—  B  Num.  7,  38.  7,  44.  7,  68. 

mort-brant  stm.  Brandstiftung  mit  feindlichem  Angriff:  diberei, 
m.,  Mind.  d.  Egerl.  38. 

mort-b rennen  swv.  bei  feindlichem  Überfall  Brand  stiften: 
nachdem  er  die  vam  Elpogen  beschedigt  und  gemortbrenth,  Elbog. 
Chr.  75,  32  84,  24.  107, 12. 

mort-giftig*  Adj.  todbringend:  m.  serpant  (Drache),  Trist. 
1904. 


mort-lich  —  mül-berg  517 

mort-lich  Adj.  mörderisch,  auf  3Iord  bezüglich,  mit  Mord  um- 
gehend: swä  niht  m.  tat  geschehen  mit  fridebrerer  phlichte  die  zugen 
ze  gerichte,  W.  v.  W.  561.  da  daz,  mortlich  mort  geschach,  Alex. 
2164.  dise  mortliche  geschieht  die  läz,  ungerochen  nicht  {sagt  der 
sterbende  Dariics),  16823  dö  er  daz,  m.  nngeinach  {die  in  der  er- 
oberten Stadt  begangenen  Mordtaten)  an  dem  ervelteu  volke  sach, 
6675.     einen  mörtlichen  krieg,  Böhm.  Chr.  42. 

inort-wal  stn.  Mordfeld,  Bichtstätte ,  Trist.  3257.  3297. 

mosanze  (aus  tschech.  masanec)  swf,  vor  dem  Bachen  mit 
Butter  geschmierte  große  Kuchen,  noch  heute  in  der  Mundart  der 
Iglauer  Sprachinsel  =  Weihnachts-  und  Osterbrot:  die  Dewcze  (die 
deutsche  Äbtissin)  wirt  nicht  ine  mosanezen  darinne  (im  backofen, 
den  man  zerstörte)  backen,  Böhm.  Chr.  45. 

most  stm.  Weinmost,  Alex.  2411.  di  spotten  sagent:  wan  diez 
sint  vol  mostes,  T  -  B  Botenb.  2,  13. 

movieren  stn.  =  Inf.  vom  swv.  (sich  bewegen)  die  Bewegung : 
der  luft  m.  und  ir  art,  Alex.  Anh.  1067. 

müde,  müede  stf.  Müdigkeit:  Alexander  müede  lerte.  an  die 
wite  er  kerte,  Alex.  13337.  den  grifen  tet  die  müede  we,  24744. 
sin  gesinde  —  ging  ein  müede  groz,  an,  Dal.  21,  13  (2,  26). 

müder  s   muoder. 

müejen,  müen,  müewen  (Prät.  muote,  müete)  swv.  quälen, 
bekümmern:  mein  tochter  wirt  übel  gemut,  T— B  Matth.  15,  22.  der 
da  was  gemut  von  dem  teufe! ,  Mark.  5,  15.  nichten  wellst  werden 
gemut,  Luk.  7,  6. 

inüe-lieh  Adj.  beschwerlich,  lästig,  schmerzlich :  er  ist  so  m.  ein 
man,  daz,  er  nieman  lsest  niht,  Alex.  24068. 

müezjg  Adj.  Mtiße  habend,  müßig,  frei:  die  gefangen  on  ver- 
zugk  u.  on  entgeltnus  müssig  und  irer  gefengknus  ledig  zellen, 
Eger  Chr.  1143.    ir  geet  müsik,  W— B  Ex.  5,  17. 

niüez,igen  swv.  tr.  müßig  machen;  befreien,  refl.  mit  Gen.  oder 
zuo  etwaz,  sich  die  Zeit  nehmen  zu:  die  fremden  müßigten  kein 
andern  ding  neuer  ze  hörn  oder  ze  sagen  etwas  neues,  T— B  Btb. 
17,  21.  wenn  her  gemusigt  wurd  (Zeit  finden  werde),  so  wold  her 
komen,  Olm.  Stb.  132  S.  106. 

miiez,ig-liche  Adv.  mit  Muße,  langsam,  müßig:  m.  lernent  sie 
urngeen  di  heuser,  m.  reden  si,  T— B  I.  Timoth.  5,  13. 

muffeln  hier  ivohl  —  mupfen,  muffen  swv.  spottend  den  Mund 
verziehen,  brummen,  zänkisch  reden,  Ack.  45,  14. 

mug  (möge,  möge)  stf.  Macht,  Kraft,  Vermögen:  der  rat  hat 
—  müg  und  macht  allerdings  zu  thun  und  lassen  gehabt,  Elbog. 
Chr.  55,  35.  56,  21. 

mttle,  mole  ststvf.  Mühle:  molen,  di  do  von  newens  von  den 
bergleuten  gebawet  werden,  —  sullen  frei  sein;  aber  hetten  di 
molen,  e  sie  czu  dem  nuez  des  bergwerks  gekärt  wurden,  icht 
geezinset,  denselben  czinse  sohlen  die  bergleute  auch  leiden,  Igl. 
Bgr.  26,  4. 

mül  stm.  n.  mfile  sivm.  Maultier:  müle,  kemmel,  dromedar, 
Alex.  21 453. 

mül-berg  s.  mUl-werk. 


518  mulder  —  müme 

mulder  s.  inulter. 

mülen-wise*  swstf.  zu  einer  Mühle  gehörige  Wiese?  m.  und 
wismat,  01m.  Stb.  131. 

mül-grabe  swm.  mülgraben  :  di  reren,  die  in  dem  niülgraben  ligt, 
die  sol  hinfür  noch  nidei  weder  höher  gelegt  werden,  Igl.  Stb.  V  97  b. 

mül-lierre   8«»».    Eigentümer  einer  Mühle,  Traut.  Chr.  283. 

mül-knecht  stm.  Mütter  geselle:  einen  muhlknecht,  Eg.  Achtb. 
II  199;  Igl.  Stb.  IV  207  d. 

mül-metze  sicm.  (belegt  nur  Xp.  167,  13. — 14.  Jh.,  Augsb.  r.  W. 
36)  =  >  /i6  Metzen,  Taiding  von  Friedberg  27. 

mülner  (mülnsere,  -er)  stm.  Müller:  m.  in  der  prigniez  mule, 
Eg.  Achtb.  II 192.  die  m.  allenthalben  gesessen  umb  die  stat,  Igl. 
Stb.  V  257  b.  so  mugen  sie  dem  m.  das  wasser  enteziehen  und 
nemen,  V  168  b. 

iiittl - nutzuiig  stf.  Einkünfte,  welche  die  Stadt  von  Mühlen 
bezieht:  es  hat  ein  rat  (von  Trautenau)  aufm  Kuttenberg  1000  taler 
geborget,  vom  breiorber  u.  mülnutzungen  solch  gelt  wider  zu  erlegen. 
Traut:  Chr.  283. 

mfil-schfitz*  stm.,  Mühlschütze,  aufziehbare  Schleuse,  die  ge- 
öffnet das  Wasser  zum  Mühlrad  fließen  läßt  und  so  die  Mühle  in 
Gang  setzt:  den  7.  tag  marci  hat  das  mülrat  in  der  nidermül  den 
mülschitz  3  mal  herumgeschlenkert  auswendig  —  auf  den  andern 
tag  darnach  kam  bim  Bartel  Baudischen  fewr  aus,   Traut.  Chr.  287. 

mfil-slag  s.  maul-slag. 

Biül-stat  stf.  Platz,  ico  eine  Mühle  steht  oder  stehen  darf,  Igl. 
Stb.  in  207  b. 

mül'Stein  stn.  Mühlstein:  lies  nicht  ein  weip  ouf  in  (Abimelech) 
ein  stücke  eines  mülsteins  von  der  mower  und  vorterbte  in  zu 
Thebes?  "W— B  Könige  II  11,  21.  Micht  nim  an  pfandes  stat  den 
undern  und  den  obern  mülstein,  Deut,  24,  6.  Und  secht  ein  weip 
dorauf  wurf  ein  stücke  von  einem  m.  uf  das  houbt  abymelechs  und 
vorserte  in  und  zubrach  in  sein  houbt,  Richter  9,  53.  hebt  auf  den 
m.  und  male  mel,  Js.  47,  2.  Ich  wil  zewen  molnstein  von  einander 
houwin,  Dal.  112,  29  (50,  18). 

multer  (multer,  muolter,  niulde)  swstf.  halbrundes,  ausgeholtes 
Holzgefäß,  Mehl-,  Backtrog:  wer  m.,  löfel  oder  ander  holzwerk  her- 
führt — ,  Eg.  Chr.  755;  Eg.  Chr.  X.  104,  S.  69.  wer  do  fürt  in  die 
stat  m.  oder  scheflein,  der  schol  geben  rossmaut.  Budw.  Urkdb.  477. 
visch  in  muldern  verkaufen,  Olm.  Stb.  121b. 

miil-werk  stn.  1.  Vorrichtung  zum  Mahlen,  Mühle.  2.  Mühl- 
gerät. 3.  Erzeugnis  einer  Mühle:  wie  sie  machen  m.,  Traut.  Chr.  50, 18. 
von  wegen  nuez  und  from  ires  mülbergs  {Müllergewerbes),  Igl.  Stb. 
V  257  b. 

mulzer  =  malzer  stm.  Mälzer,  braxator:  es  hat  die  wittib  mit 
irem  m.  ein  heiratstag  gehalten,  Eger.  Chr.  755. 

müme  (muome)  sivf,  1.  Schwester  der  Mutter.  2.  weibl.  Ver- 
wandte überhaupt.  3.  Schwägerin.  4.  weibl.  Geschicisterlcind:  die 
schemde  deiner  mumen  und  deiner  pasen  soltu  nicht  enplecken 
=  turpitudinem  materterae  et  amitae  tuae  non  cooperies,  W-  B  Lev. 
20, 19.  sun  der  muomen  sin,  Trist.  2694.  meiner  muem.  Igl.  Stb. 
151a.  167a.  179  c. 


mumel  —  müuz-meister  519 

luunicl,*  mumelin1'  stn.  (=  muome,  müme):  dy  aptissine  was 
Gutaui  munul  (=  mumel)  der  herczoginne,  Dal.  104,  34  (45).  ich 
wer  gern  diu,  ob  nicht  wser  min  mumelin  (dafür  steht  falsch  bei 
Jir.:  ob  nicht  weiz,,  bei  Hanka:  ob  du  nicht  weiz,  min  mumelin, 
während  der  tschech.  Text  deutlich  besagt:  „wenn  meine  Tante  nicht 
lebte",  Dal.  43,  25. 

mündig1  Adj.  mündig:  ee  dann  der  iung  m.  wurde,  Igl.  Stb. 
111134  b. 

münd-leich  (munt-liche,  -en)  Adv.  mündlich:  er  hat  frumen 
1  enten  m.  soliche  nachrede  geredt,  Igl.  Stb.  IV  117b. 

muml-sclial  s.  munt-schal. 

münechen  swv.  1.  tr.  sinn  Mönch  machen.  2.  entmannen: 
1.  munchet  ein  man  ein  kint  und  vert  is  aus  in  dem  ersten  jor,  das 
kint  hat  sein  erbtail  nicht  vorloren,  Prag.  Rb.  9. 

münich  stm.  1.  Mönch.  2.  verschnittener  Hengst,  Wallach. 
3.  eine  Art  Backwerk.    2.  Traut.  Chr.  50. 

intmtei'-lich  Adv.  (vgl.  mhd.  munderlioh  Adj.)  wach,  -sam, 
lebhaft,  eifrig.  Und  dorumbe  sullen  sie  sich  m.  rteissen.  das  — 
(summis  vigiliis  studeant),  Const.  I  8,  2. 

nuintern  (mundern)  swv.  erwecken,  refl.*  erwachen:  kein  wechter 
sich  itzt  m.  wil,  man  höret  weder  hunt  noch  han,  Traut.  Chr.  278. 

munt-schal  stm.  Rede,  Gerücht:  da  von  ein  niuwer  m.  wart 
in  dem  hove  überal,  Trist.  3031.  wäge  icbz,,  so  wirt  die  schoene 
Isöt  aber  der  liute  m.,  2734.  im  tet  der  niuwe  m.  aber  we  von 
herzen,  6660. 

munul  verlesen  für  mumel  s.  d. 

münze,  monze  stf.  1.  Münze.  2.  besonders  Silbermünze, 
3.  Münzami,  -statte.  In  Böhmen  und  den  dazu  gehörigen  Ländern 
bestand  die  Verpflichtung  das  Erz  in  die  m.  zu  liefern.  Im  Mittel- 
alter überall,  in  Kuttenberg  bis  in  die  Neuzeit  wurde  das  lioherz 
an  die  Gcwerlcen  verteilt  von  diesen  an  die  Münzkäufer  verkauft 
und  von  diesen  an  die  m.  abgeliefert.  Mit  Ausgang  des  Mittelalters 
wurde  das  Erz  von  der  Gewerkschaft  in  die  m.  geliefert  und  nach 
Abzug  der  bergkost  (wöchentlich)  der  Überschuß  in  Münzgeld  aus- 
gezahlt, s.  Wechsel.  Von  unezucht  in  der  muueze,  Igl.  Bgl.  N.  103. 
Bedeutend  war  die  Münze  in  Iglau,  Kuttenberg ,  Frag.  m.  =  eine 
bestimmte  Währung:  8  gülden  und  4  seh.  müncz  enphohen,  Igl.  Stb. 
III  327  d. 

münz-gelt  stn.  (==  slege-schaz  stm.  1.  der  dem  Inhaber  des 
Münzrechtes  zukommende  Anteil  an  der  Münze.  2.  Abgabe  von 
Waren,  die  in  die  Stadt  gebracht  werden,  nur  aus  Halt.  1375). 
Geldsumme,  die  ein  Gewerke  in  der  Münze  stehen  hat,  Geld  über- 
haupt: Das  ist  auch  geteilt  kegen  den  Chutten,  das  ein  man  dem 
andern  um  m.  mit  einem  gesworen  schriber,  der  munezschriber  ist 
und  der  muncz  gesworen  hat,  wol  mag  uberezeugen  und  überwinden, 
Igl.  Bgr.  N.  115. 

münz-liof  stm.  Münzhof,  -haus:  ich  schaff  (vermache)  ein  preger- 
lon  und  ein  chür  auf  dem  minezhof,  Igl.  Stb.  III  192  c;  III 149  d. 

müuz-meister  stm.  Münzmeister,  -pächter.  Da  meist,  sj)äter 
regelmäßig,  mit  der  Verpachtung  der  Urbar  die  der  Münze  erfolgte, 
so  nennen  sich  die  Urbarer  dann  mit  Vorliebe  von  ihrem  Münzamt 


520  niünz-schreiber  —  muren 

und  erscheinen  daher  als  m.  als  oberste  Bergwerksbeamte  in  zahl- 
reichen Urkunden  xind  Sprüchen.  In  den  Igl.  Handfesten  A  und  B 
werden  monetarius  und  urburarius  noch  getrennt,  im  DIR  und  den 
Const.  sprechen  in  Bergicerksangelegcnheüen  nur  die  Urbarer.  In 
der  Urkunde  von  1258,  Emier  II  N.  195 ;   Urkunde  von  1292,  Einler 

II  N.  1572;  von  1296,  Emier  II  N.  1724  u.  a.  erscheinen  die  Amter 
des  Urbarers  u.  m.  vereinigt     Für  beide  Verpachtungen  wird  Const. 

III  C,  17.  ein  einheitlicher  Termin,  gesetzt:  Und  wi  wol  wir  das  — 
das  man  unser  urbar  hinlasset  pis  auf  sent  Peters  und  Pauls  tage. 
der  czwelfpoten,  —  doch  wollen  wir  das  auch  vorstan  von  der 
inuneze  und  von  allem  cziuse,  der  unser  urbar  gehört,  das  si  mit 
einander  auf  einen  tag  dem  besteer  czusteen  und  geen  sullen  und 
auch  also  wider  umbkeren.  In  den  Sprüchen  des  14.  Jh.  wird  fast 
nur  mehr  der  m.  (neben  dem  hofmeister)  an  Stelle  des  Urbarers 
genannt  z.  B. :  wenne  di  purger  (die  Schöffen)  geladin  werden  von 
den  steten  czu  der  masse  von  des  munezmeisters  wegen  und  si  nicht 
messen,  wer  die  kost  und  die  czerung  gelten  schulle,  wenne  uns  der 
m.  der  gevraget  hat  um  ein  recht  —  Entscheidung:  wer  di  purger 
let,  oh  si  nicht  messen,  der  schol  die  kost  geldin  und  czerung,  Igl. 
Bgr.  Nr.  45,  7  u.  9.  Es  hat  sieht  gefuget  —  das  Wenczlab  Wilman 
quam  zu  euch,  her  hoffmeister,  und  czu  meinem  herrn  dem  muncz- 
meister  und  begerte  einer  leihunge,  N.  46, 1;  ferner  N.  7.  1 ;  N.  10,  3. 
als  ir  —  her  m..  in  geligen  habt  in  einem  vreien,  N.  8,  1.  Keines 
urbarers  noch  keines  munezmaister  noch  keines  lihers  tavel  — 
mugen  imant  überwinden  und  uberezeugen,  sunder  alleine,  das  da 
in  den  vier  penken,  in  geheitem  dinge  beschriben  wirt,  di  tavel  di 
schol  haben  craft,  DIR  III.  31.    m.  (in  Kuttenberg),  Igl.  Rspr.  IL 

münz-schreifoer*  stm.  Unterbeamier,  Buch-  und  Rechnungsführer 
der  Münzmeister:  der  munezschriber  ist  und  der  niuncz  gesworen 
hat  —  mag  um  munczgelt  —  wol  uberezeugen  und  überwinden, 
Igl.  Bgr.  N.  115.  Nicolaens  oberisten  monezschreibers  von  des  kunigs 
wegen,  N.  22,  4. 

münz-,  monz-vervveser  *  stm.  Verwalter  des  Münzwesens:  in 
kegeuwortigkeit  des  Peters  Smerzliken,  oberisten  monezverwesers, 
Nicolaens,  oberisten  monezschreiber  von  des  kunigs  wegen  u.  Fridusch 
Kunels  monezemeisters   von  sein  selbs  wegen  — ,  Igl.  Bgr.  N.  22,  4. 

muoder  (PI.  müeder)  sin.  ursprünglich  wohl  Leib,  dann 
Kleidungsstück,  das  den  obem  Teil  des  Leibes  umschließt,  Leibchen, 
Mieder,  Ringe  des  Panzers;  Oberfläche,  Schaum  des  Meeres:  wie 
Jöab,  Äbners  bruoder,  Asahel  sines  lebens  muoder  durch  räche  sit 
in  strite  verschriet,  Alex.  11560. 

inuor  (=  mürwe,  müre,  dem  Zerfallen  nahe,  mürbe)  Adj.  ver 
rächtet,*  dahin:*  die  (mein  Weib,  durch  Tod)  uns  fröide  machet 
muor,  Alex.  10510.  da  von  wart  sin  vröide  muor.  11230.  wi^z,et  sie 
sint  an  manheit  muor,  12822. 

muos  s.  uiiis. 

muot  s.  niüt. 

inuoten,  «nieten  s.  muten. 

murmeler*  stm.  der  Ohrenbläser:  susuro,  W — B  Sirach  21,  31. 

muren,  -e  stf.  Muräne:  vil  raarenen  sie  brähten,  die  sint  ze 
spise  ouch  gesunt,  Alex.  22796. 


murmeln  —  muster-herre  521 

murmeln  {auch  murmern)  swv.  murren,  heimlich  unter  ein- 
ander erzählen:  das  ir  czweivelden  habt  gemurmelt  wider  uns  Cquia 
mussitastis  contra  nos),  W— B  Ex.  16,  7.  das  volk  murmulte  wider 
Moysen,  Ex.  16,  2.  Ungeloubig  czu  der  rede  ewers  herren  gotes 
murmelte  ir  (murmurastis),  Deut.  1,  26  u.  27.  Worumme  murmelt 
dise  gar  pose  menige  wider  mich  (murmurat),  Num.  14,  27.  ir  habet 
gemurmelt  wider  mich,  Num.  14,  29. 

murmeln  sin.  das  Murren,  Gemurre:  ewer  m.  wider  unsern 
lierrn  (murmur  vestrum),  W — B  Ex.  16,  7  u.  8.  Unterdes  entspros 
ein  m.  des  volkes  sam  leit  wesende  in  umme  die  arbeit  (quasi 
dolentium  pro  labore),  Num.  11,  1. 

inurnieliinge  {auch  murmerunge)  stf  Gemurre,  das  Murren, 
W— B  Ex.  16,  7.  das  oufhore  ir  m.  (murrauratio),  Num.  30,  6.  vil 
murmelunge  wart  gemacht  unter  der  geselschaft  von  im,  T — B  Job. 
7,  12.  alle  ding  tut  an  m.  und  an  zweiflung,  Philipper,  2,  14.  di 
m.  der  Kriechen  wart  gemacht  wider  di  Ebreer,  Botenb.  6,  1. 

mursel,  mursiel  stm.  Bissen,  ljeckerbissen,  Stückelten  {aus 
mfrans.  morcel,  mlat.  morsellus):  sie  legete  im  vür  manch  guot 
mursiel,  Trist.  5279. 

miis  (muos)  stn.  Essen,  Mahlzeit,  bes.  breiartige  Speise:  nu 
kochte  sie  Jacoben  ein  mus  (pulmentum),  W— B  Gen.  25,  29  und 
Js.  44,  16.  das  linsenmus  =  lentis  edulinm,  Gen.  25,  34.  czu  mu^e 
=  polentam,  W — B  Lev.  23,  14.  drei  czwifeltig  mus  gersten  umb  ein 
pfennink,  T— B  Offenb.  6,  6;  s.  auch  bei  kürbsblat. 

museät,  muschät  stf.  auch  m.  Muskatnuß:  musebat  und 
negelin  und  waz,  wol  richender  würze  sin,  Alex.  14617. 

mus-haus  (muos-hüs)  stn.  Speise-haus,  -scü,  cenaeulum,  Ober- 
gemach: powen  wil  ich  mir  geroume  musheuser,  W — B  Jer.  22, 14. 
her  kumende  karte  in  das  m.  und  raste  aldo,  Kön.  IV  4.  11.  Helias 
trug  in  {den  Sohn  der  Witive)  in  das  m.  —  und  legte  in  ouf  sein 
pettel,  Kön.  III  17,  19.  unez  czu  dem  m.  des  wiukels,  czwischen 
dem  m.  des  winkeis,  Esdr.  II  3,  30  u.  31.  die  abeschrift  des  vorhauses 
und  des  mushouses  und  der  pette  in  den  vorborgnen  cellen  — 
descriptionem  portiens  et  teinpli  et  cellariorum.  Par.  I  28, 11.  hinder- 
wert musheuser  und  drilchgekamerte  heuser  mache  in  ir  (coenacula 
et  tristega),  Gen.  6,  16.  David  gienk  in  das  mushouse  der  pforten 
—  ascendit  coenaculum  portae,  Kön.  II 18,  33.  Aber  her  sas  in  dem 
sumerigen  mushouse  alleine  =  in  aestivo  coenaculo ,  Kichter  3,  20. 
die  tür  des  m.,  3,  23—24.  sein  muter  heulte  in  dem  m.,  5,  28. 
muoshus,  Trist,  2901 ;  Ernst  2356. 

muschel  swf.  aus  lat.  musculus  Muschel:  er  fülte  eine  m.  mit 
dem  towe  (concham  rore),  W— B  Richter  6,  38. 

müsehen,  muschen  (mischen)  sivv.  tr.  und  refl.  mengen,  mischen  : 
gemeines  und  gemüschtes  volk  (v.  promiseuum) ,  W — B  Ex.  12,  38. 
die  spreu  gemuschet  mit  der  gersten,  Js.  30,  24. 

müsehen  swi\  anstoßen,  quetschen:  Die  eslinne  {fehlerh.  steht: 
eslinge)  müschte  den  in?,  irs  oufsiezenden  (attrivit  pedem  sedentis), 
Num.  22,  25. 

muster-herre,*  moster-herr  swm.  Kommandant,  Ordner  bei 
einer  Heerschau,  Traut.  Chr.  116.  325. 


•r>22  muster-platz  —  muter 

muster-platz*  stm.  Ort  wo  die  musterung,  Heerschau  aller 
aufgebotenen  Hauswirte  abgehalten  wird,  Traut.  Chr.  330. 

musterung,*  mostruiig*  stf.  Heerschau  aller  aufgebotenen 
Hauswirte,  Traut.  Chr.  296.  320.  324.  329.  330. 

müt  (uiuot,  l'l.  muote,  müete)  stn.  1.  Sinn,  Seele,  Geist. 
...  Gemüt,  Gemütszustand.  3.  Gesinnung,  Stimmung.  4.  verdahter 
rauot  =  Vorbedacht.  5.  Entschlossenheit.  6.  Selbstsucht.  7.  Er- 
Wartung,  Hoffnung.  4.  der  den  andern  urnb  verdachten  mut  an- 
spricht, der  tue  vor  einem  rat  vor  einen  eit,  daz,  er  daran  iht  mut- 
Aville,  Eg.  Str.  A.  XI;  s.  botwarei. 

mut  s.  miitt. 

muten  (mnoten,  müeten)  swv.  mit  Bat.  der  Pers.  und  Gen.  der 
Sache,  oder  an  einen,  von  oder  ze  einem  etwas  m.  =  begehren,  ver- 
langen, bergr.  speziell  das  Bergmaß,  die  Berechtigung  zum  Bergbau: 
in.  an  einem,  Chr.  v.  Elbog.  141,  37.  daz,  ich  nichtes  mnoten  sol  an 
iueh,  daz,  iueh  besweere,  W.  v.  W.  6875.  des  hat  er  an  im  nicht 
gemutet  noch  an  keinem  man,  Ig].  Str.  261  =  diese  Verdächtigung 
gegen  ihn  ausgesprochen;  das  die  vrawe  —  mutte  und  gerte  hern 
Petirs  tochter  vraw  Anna  —  irem  sune  czu  einer  elichen  vrawen, 
263.  Der  hat  her  Petir  gemut  und  gegert,  das  im  die  selbe  vrawe 
Manische  die  vorgenante  (seiner  Tochter  und  deren  jetzt  verstorbenen 
Mann  versprochene)  morgeugabe  leiste,  263.  wenn  her  sein  vor 
nicht  vor  gehegter  pank  —  nicht  gemut  bette  243  scheppen  und 
scheppenmeister  —  mutten  durch  eines  rechten  willen,  das  der  richter 
einen  andern  richter  seezte  an  seine  stat  und  das  er  in  antwort, 
was  si  czu  im  czu  teidingen  hetten,  276.  wenn  fursprechen  vor 
dem  gerichte  der  scheppen  muten,  das  si  mit  in  an  ein  gesprech  gen, 
I  S.  363.  er  mutte  und  gerte,  das  man  czwene  scheppen  dar  sente, 
263  S.  162.  ob  her  danne  nach  der  enphahung  queme  und  mutet 
der  mas  (Bergmessung),  Igl.  Bjjr.  N.  1,  3.  nu  mut  ich  durch  eines 
rechten  willen,  das  man  das  urborerpuch  —  uberhor,  wie  das  laut, 
X.  05,  2.  Und  der  den  Stollen  gevaren  hat,  der  mut  aigenschaft, 
N.  72,  1.  legten  wir  nicht  hewer  dar,  si  wolden  von  meines  herrn 
des  kunigs  wegen  di  orter  selber  mit  hewern  belegen,  wenn  das 
sich  dorinne  mein  herrn  die  schepfen  muten,  und  gunden  uns,  ab 
wir  uns  sust  fruntleich  richten  mochten,  N.  53,  21.    das  die  orter 

—  nicht  schulden  ledig  ligen  also  das  sich  darunder  erber  leute  m., 
zu  den  wirs  lissen  und  czu  irem  rat  saezten  =  daß  andere  Belehnung 
mit  diesen  Ortern  verlangen  könnten,  N.  53, 11.  Ich  —  muett  und 
beger  —  das  gegendrumb  auf  dem  gang,  Igl.  Mut.  2  und  5.    Leupold 

—  mutte  und  begerte  auch  der  masse,  Igl.  Bgr.  117,  1.  ich  muett 
und  beger  kunigficher  maiestat  freies,  einen  alt  ausgeezimmerten 
schacht  mit  seiner  gerechtikeit,  Igl.  Mut.  7.  Larencz  Sperling  von 
Freyberg,  lehentrager,  muett  und  begert  rom.  kaiserlicher  majestet 
freis,  die  ander  unnter  unnd  die  dritte  mas  noch  der  fundtgrueben 
noch  der  hilf  gottes  in  der  Rantzer  Krumm  genant  (7.  septembris 
1561),  Igl.  Mut.  8.  —  ist  iht  anders,  daz,  ir  weit,  des  muotet,  Alex. 
17  526;  Böhm.  Chr.  39. 

müter,  *  mueter*  stm.  derjenige,  der  darum  ansucht,  daß  ihm 
ein  Berg  gemessen  loerde,  der  um  Bergbaubewilligung  ansucht:  Und 
ob  er  auf  disem  gang  weitter  kluefft  oder  geng  uberfuer,  das  er 


mutte  —  näch-berlich  523 

oder  seine  gewerken  di  ersten  muetther  darczn  seind,  Igl.  Mut.  4. 
Und  was  ich  für  kluffte  unnd  genge  uberfar,  das  ich  der  erst  muetter 
dartzue  sei,  Mut.  5. 

mutte  (mut,  mutte,  raüt,  mütte  aus  lat.  modius)  stswm.  stn. 
Scheffel:  mutlen  getreideä  =  frumenti  coros,  W— B  I  Esdr.  7,  22. 
weiczes  czweinczik  tousent  mutlen  und  gerste  also  vil  mutlen 
(coros),  Par.  II  2,  10.  Wer  wenik  hatte,  der  hatte  czehen  mutten 
(st.  mucken  der  Hs.)  der  kunigsvogel  =  decem  coros  coturnicum, 
10  Gomer  Wachteln,  Num.  11,  82.  er  ist  schuldig  zu  geben  einen 
mutt  watz  und  einen  mutt  korns  u.  dorczu  4  gross  ewig  czinses, 
Olm.  Stb.  74,  5. 

mütungc,  inuetung  (muotunge)  stf.  Begehren,  bergr.  Ansuchen 
um  Messung  und  Verleihung  eines  Berges,  Lehens  u.  dgl :  Der  berg- 
meister  hat  gewalt  zu  richten  umb  alle  anspräche,  es  sei  um  kaufte 
und  mutunge  oder  glubde  und  auch  umb  kostversaumnusse ,  DIR 
23a,  3.  Und  was  si  mit  dem  Stollen  uberfaren,  es  sei  klafft  oder 
gang,  alle  metall,  das  si  di  erst  muetung  darczn  haben  (=  das  Recht 
auf  m.),  Igl.  Mut.  1.  Solche  muetung  ist  geschehen  am  tage  Dionisy 
im  1547  jar. 

miit-ivilleii  (muot- willen)  swv.  Mutwillen  treiben  an  etwas, 
Eger.  Str.  A  X  2;  X  1;  B  36.  ob  si  darober  m.  wölden,  den  sol  der 
rat  an  leibe  und  gute  pussen  (=  die  mit  der  Strafe  nicht  zufrieden 
wären),  Eger  Buch  der  Gebr.  S.  221. 

niut-willer  (muot-willaere)  stm.  1.  wer  ans  freiem  Antrieb  und 
nach  eigener  Neigung  handelt;  2.  freiwillig  Kriegsdienste  nimmt; 
3.  mutwillig  sich  auflehnt  oder  mutwillig  handelt.  3.  demselben  muth- 
willer,  Chlum.  I  37. 

müt-v/illig'-licli  (muot-willec-liche)  Adv.  freiivdlig:  m.  wek- 
czihen  und  seinem  aid  nicht  genug  tun,  Eger.  Str.  C  80. 

niüimge  (müejunge)  stf.  das  Abmühen:  in  arbeit  und  in  muung 
worchten  wir  tags  und  nachts,  T— B  II.  Thessal.  3,  8. 

müz,e  stf.  das  Maußem,  Federwechsel  der  Vögel:  wen  so  der 
stritte  nach  der  müze  sine  vedern  hat  gevangen  wider  (wieder- 
bekommen), Alex.  22 118. 

N 

nahe  stswf.  Nabe  am  Bad:  der  reder  —  naben  waren  alle 
gegossen,  W— B  Kön.  III  7,  33. 

nabel  stswm.  Nabel:  in  dem  nabel  seines  pouches,  W — B  Job. 
40, 11. 

näcli-baur  swm.  Nachbar,  Eg.  Chr.  1145. 

näcli-beslagen  stv.  IV.  Der  gank  wart  bestochen,  nochbe- 
schlagen,  zur  hutten  gefürt,  geworcht  und  bewart,  als  recht  ist,  Igl. 
Bgr.  N.  52,  1. 

näch-berlich  ;  Adj.  nach  Art  eines  guten  Nachbarn,  freund- 
schaftlich: es  wer  en  nicht  nochperlich  =  von  Euch  nicht  freund- 
schaftlich gehandelt,  Igl.  Str.  (60)  S.  327. 


524  nächber-schaft  —  näch-richter 

nächher-sehaft  (nächbür-schaft)  stf.  Nachbarschaft,  Betätigung 
als  guter  Nachbar:  ir  möcht  (könntet  ausrichten)  durch  nachperschaft 
grosser  ding  (sehr  viel),  Eger  Chr.  1144. 

nächen  Adv.  beinahe,  nahe:  also  daz  vil  nachen  versanken, 
T-B  Luk.  5,  7. 

naeher*  stm.  Lenker  eines  Nachens:  di  schif  al  ir  meister 
beten,  nacber  nnd  stiurman,  Alex.  Anh.  611. 

näch-ez,z,er*  stm.  der  die  von  der  Herrentafel  abgetragenen 
Speisen  ißt:  do  man  das  mahel  —  auf  der  hochzeit  gessen  hat  u. 
die  nachessere  zu  tisch  gesessen  und  di  hern  u.  edeln  zu  tanzen  an- 
gefangen — ,  Elbog.  Chr.  112,  26. 

näch-gebauer  (uäch-gebür,  -e)  sivstm.  Nachbar:  das  es  —  das 
wasser  —  seinem  nachgepaueren  nicht  czu  schaden  ge,  Igl.  Str.  70. 
äu  irer  nacbgepaweren  schaden,  71.  dein  nachgeb,  T — B  Luk.  14, 12. 
alle  ire  nachgepauern,  Luk.  1,  65;  Luk.  14, 12.  mines  herzen  nach- 
gebür  wil  die  sorge  beliben,  Ales.  4975. 

näch-gebaurinne  (näch-gebürinne)  stf.  Nachbarin:  entlehen 
werden  die  vrowen  von  iren  nachgebourinnen  und  von  iren  Wirtinnen 
silbereine  vas  —  und  werdet  beschinden  die  egipten  (et  spoliabitis 
egyptum),  W— B  Ex.  3,  22. 

nach-geeriune  stf.  (bei  L.  aus  Voc.  Sehr.  2022  und  näch- 
gengerinne,  DFg420b)  pedissequa  iceibliches  Gefolge:  und  alsowol 
sie  als  ire  n.  czirte  er  und  cleite,  W — B  Esther  2,  9.  fünf  meide  die 
giengen  mit  ir,  ire  nochgeerinne,  Kön.  I  25,  42. 

näch-kome  swm.  Nachfolger,  Nachkomme:  den  kapplan  des 
altares  und  alle  seine  nachkomen  (Amtsnachfolger)  capplan  desselben 
altares,  Igl.  Stb.  V97c. 

iiack-komling,  -kumling,  -quumling  stm.  Nachfolger,  bes. 
Hechts-  und  Amtsnachfolger:  wan  wir  unsers  vaters  zu  dem  selben 
selgereth  neste  nachkumlingen  sein,  Igl.  Rspr.  XII.  nachkomling, 
Eger.  Str.  M.  U  4  u.  ö.  ewer  nockkumlinge  =  posteri  vestri ,  W— B 
Lev.  23,  43.  Ewig  wirt  übunge  (eultus)  in  ir  nochkümlinge  von  den 
k  indem  israhels  =  per  successiones  eorum,  Ex.  27,  21.  deinen  noch- 
kumlingen  alle  dise  reich,  Gen.  26,  3.  iren  nochquumlingen,  Igl. 
Bgr.  76,  4. 

nach-kuimmge*  stf.  Nachwelt,  Zukunft:  so  das  mit  allem 
vleisse  diser  herrliche  tak  (dies  ista  solemnis)  in  die  n.  werde  ge- 
heiligt =  in  posterum.  W— B  Esther  9,  29. 

näch-läz,eu  stv.  red.  V  verlassen,  aufgeben,  hinterlassen: 
meinem   aidem  hab  ich  nochgelassen  10  ß  (schock).  Igl.  Stb.  V  150  c, 

näch-losen  (von  losen  swv.  zuhören,  horchen)  swv.  belauschen: 
ob  eines  dem  andern  nächtiglich  an  seinem  haus  oder  fenster  nach- 
loschet  —  der  ist  wandel  (strafpflichtig)  60  txnd  5  pfnnd,  Taiding 
v.  Friedberg  N.  14. 

näch-niän*  stm.  der  nächste  Monat:  in  dem  n.  der  junius  ist 
genant,  Brunn.  Str.  376, 154. 

näch-rede  stf.  üble  Nachrede,  Verleumdung:  er  hat  soliche 
schmachleiche  nachred  geredt,  Igl.  Stb.  IV  117  b. 

näch-richter  stm.  Scharfrichter,  Henker:  der  n.  —  ist  pflichtig 
stetielichen  dem  burgermeister  nach  czu  volgen  und  bai  im  czu  sein 
durch  aller  notdurft  willen,  Olm.  Stb.  85.    der  n.  wart  der  tür  für 


uäch-sage  —  nacht-sedel  525 

den  herren,  so  oft  si  in  rate  geen,  das  er  die  leut  ein  und  aus- 
lest, 85. 

näch-sage  (soviel  als  näch-rede)  stf.  üble  Nachrede:  czu  ver- 
meiden —  das  wir  —  ön  andere  ursächliche  (berechtigte)  nachsage 
vermerkt  bleiben  —  so  sagen  wir  —  die  vorrede  nach  laut  der 
beteidigung  —  auf,  Stb.  Brüx  N.  337. 

näch-schenke*  swm.  Mundschenk:  zu  einem  nächschenken  und 
zu  truchsse^en  sam  dise  zwene  der  künec  nam,   W.  v.  W.  5189. 

nach-setzen  swv.  etwas  vollziehen,  ihm  seinen  Lauf  lassen, 
durchführen:  dem  urtl  —  soll  ohne  alle  vorpitt  (unerbittlich)  nach- 
gesatzt  werden,  Eger  Chr.  917. 

näck-slahen  stv.  IV.  durch  Behauen  einen  neugefundenen  Gang 
erproben,  ob  er  maßwürdig  sei:  die  scheppheu  und  die  obristen 
steiger  lissen  den  gang  n.  und  haben  den  gank  lassen  steu  als  ein 
recht  ist  u.  haben  auch  den  gank  an  den  tag  gepracht  als  vil,  als 
recht  ist  —  Igl  Bgr.  N.  10.  2.  nachdem  es  —  ein  züchtiges  frewlein 
war,  der  mutter  an  erbarkeit  u.  sitten  gantz  nachschlüge  (geartet 
wie  jene),  Eger  Chr.  3. 

nach-smac  stm.  Nachgeschmack,  Trist.  G636. 

näch-steunge*  stf.  Nach-,  Erbfolge:  das  im  in  seiner  stat  von 
veterlicher  nochsteunge  (ex  paterna  successione)  gepuret,  W — B 
Deut.  18,  8. 

nacht  stm.?  neben  dem  gewöhnlichen  stf.  vereinzelt,  G.  wohl 
nach  dem  Vorbild  tages  gebildet  und  darnach  ist  das  Wort  m.  ge- 
worden: eines  nachtes  ez,  so  quam,  Trist.  986.  des  ersten  nahtes, 
Alex.  G91. 

nielit-äz,*  stn. ?  (äz,  stn.  Speise  für  Menschen  und  Tiere)  Ab- 
weiden  zur  Nachtzeit:  so  einer  begriffen  wirt  mit  n.,  —  der  ist 
wandel  60  und  5  pfund,  Taiding  v.  Friedberg  10. 

nacht-i:z,zen  stn.  Abendessen:  di  di  ersten  ruen  in  den  nacht- 
essen,  T— B  Mark.  12,  39;  Luk.  20,  47. 

nacht-gen*  stn.  nächtliche  Streif zug  des  Bichters,  ob  er  nichts 
Strafbares  finde:  von  des  richters  n.,  DIR  III  33. 

nacht-gesicute  stn.  nächtl.  Vision,  Traum:  In  grausamen 
vorchten  der  nachtegesichte,  so  der  slafe  pfliget  czu  bekümmern  die 
leute,  hat  mich  gehalden  vorchte  und  czitterunge,  W — B  Job  4,  13. 

nacht-lmote  stf.   Nachtwache ,  Alex.  Anh.  529. 

nacht-rabe   sicm.  Nachteule:  nj'cticorax,  W — B  Ps.  101  (102),  7. 

näch-trieb*  stm.  Nachhut:  da  kriegt  (griff  an)  der  marggraf 
Albrecht  mit  seinem  volck  in  abzug  den  n.  und  erobert  und  fing  — 
einen  fursten  aus  Franckreich,  Eger  Chr.  90. 

naoht-rüge  (naht-ruowe)  stf.  Nachtruhe:  seine  n.  bei  uns 
haben,  Stb.  Brüx  N.  379. 

nacht-schicht*  stf.  Nachtschicht  im  Bergbau:  die  3.,  loser 
nachtschicht  die  4.  Schicht,  also  zur  schönen  Jahreszeit  ist  n.  etwa 
=  die  Zeit  von  7  abends  bis  1  Uhr  nachts,  loser  n.  =  von  1  nachts 
bis  7  früh:  Die  erste  —  stunde  tags  und  nachts  —  heisset  tage- 
schicht,  die  ander  st.  loser  tagschicht,  di  dritte  st.  nachtschicht,  die 
vierde  st.  loser  n.,  Const.  1 18, 1. 

nacht-sedel   stmn.  Nachtlager,  Nachtherberge,  Trist.  4831. 


526  näch-varend  —  nam-haft 

näch-varend*  part.  Adj.  rechtl.  Nachfolger:  Ist  das  her  kein 
tochter  bat.  so  sol  her  seine  nochvarenden  (successores)  haben  seine 
brnder,  W— B  Num.  27,  9. 

näcli-Tolge  stf.  Nachfolge,  Befolgung:  Das  recht  ist  der 
gerechtikeit  n.  =  sit  exeeutivum,  Const.  IV  7, 10.  der  antworter 
•wird  verurteilt  dem  clager  zu  aller  seiner  n.  (ad  omne  interesse) 
und  schaden  ader  als  vil  der  clager  sweret  in  dem  krige.  P7  6,  7. 
noch  der  erblichen  n.  =  hereditaria  successio,  II  4,  3. 

nach-volgen  swv.  hinter  jemand  hergehen,  ihm  folgen:  Jhesus 
nachvolgt  im,  T — B  Matth.  9,  19.  der  nem  sein  kreucze  und  nach- 
volge  mir,  Matth.  16,  24.  wann  darnach  nachvolgstu,  Joh.  13,  36. 
di  {Gefangenen)  wurden  nachfolgender  massen  (später)  ledig  und 
ausgefurt,  Eger  Chr.  49,  S.  37. 

näch-volger  stm.  1.  Nachfolger.  .2.  Anhänger.  3.  Mitbeteiligter 
an  irgend  einer  Tat,  Mitschuldiger.  4.  Eideshelfer:*  4.  Wanne  ein 
man  schol  sweren  um  wunten  oder  um  ander  Sachen,  do  her  n.  be- 
darf, Igl.  Str.  148.  wie  ein  man  sal  sweren  mit  nachvolgern  umb 
wunden  uud  ander  sach,  ebda. 

näch-Avandern*  swv.  der  ausgelernte  Bäcker  sol  ein  ganz  jar 
lang  dem  handtwerch  n.  =  auf  die  Wanderschaft  (Walz)  ziehen.  Traut. 
Chr.  141. 

näch-wendig  Adj.  nahe,  benachbart:  wir  gen  in  die  nach- 
wendigen ga^en,  T— B  Mark.  1,  38.  daz,  si  gent  in  di  n.  dörfer, 
Mark.  6,  36.     die   Sodomer  und  Gomerer  und  di  n.  stet,  Judas  1,  6. 

Hacket,  nackend  Adj.  1.  nackt.  2.  unbewaffnet.  3.  frei,  ledig 
von,  mit  Gen.:  1.  blinder  und  nackender,  Sol.  16,  33. 

nacken-heit*  stf.  Nacktheit,  T — B  Römer  8,  35;  II.  Korinther 
11.  27.     da^  di  schäm  deiner  nakkentheit  icht  derschein,  Offenb.  3,  18. 

nack-tiim  (auch  nacke-tuom)  stm.  Nacktheit:  Were  deine  lüz.z.e 
von  n.  und  deine  kele  von  dem  durste  (Prohibe  pedem  tuum  a 
nuditate),  W— B  Jer.  2,  25. 

nagel  (PI.  nagel,  -e,  negel,  -e)  stm.  Nagel,  an  Händen  und 
Füßen:  Nagel,  um  etwas  zu  befestigen:  von  des  kraft  des  jämers 
nagel  durch  süez,e  herze  wart  getriben,  Alex.  10990. 

nagel-uiäg  stm.  Verwandter  im  7.  (letzten  Grad):  Und  die 
letzten  an  der  sippe  die  heissen  nagelmägen,  Brunn.  Str.  Beil. 
X.  ,226). 

nauent,  narfaent,  nähet  Adj.  nahe:  nahender  beisteniger 
(=  Gott),  Ack.  58,  1. 

na?hen  s.  nehen. 

nain,  -e  swm.  1  Name.  2.  Benennung:  3.  wibes  n.,  mannes 
ii.  =  iveibl,  männl.  Geschlecht:  3.  ein  kranker  wibes  name  ich 
hin  =  6/»  eine  schwache  Frau,  W.  v.  W.  4017.  sie  wolden  mit  man- 
lieit  namen  die  stat  ir  erbe  wern,  Alex.  9566. 

näm  i'näm  stm.,  näm.  -e  stf.)  gewaltsames  Wegnehmen,  Baub, 
Beute*.  Elbog.  Chr.  158,  32;  Eger.  Chr.  X.  1151.  1153.  1123.  1142. 
beschedigUDge  mit  namen  und  thaten  an  lewten  und  gut  swerlich 
zugefügt,  1165.    der  entwanten  nam  (Beute)  wegen,  441.  1169. 

nam-haft  Adj.  1.  mit  Namen  bekannt,  berühmt,  namhaft  von 
Pers.  und  Sachen:  des  erbarn  und  namhaften  Karl  von  Ostrowicz 
clage,   Bgr.  X.  83,  2. 


näm-haftig  —  narungc  527 

liam-haftig:  ewer  naraliaftige  Weisheit,  Stb.  Brüx  N.  452.  die 
n.  und  irbarn —  zeugen,  N.  344.  gemessen  perge,  die  n.  sin,  DIE 
1 4, 3.  mit  einem  namhaftigen  kentlichen  iugesigel  (sigillo  authentico), 
Const.  IV  14, 1. 

nam-liaflig-liche*  Adv.  ausdrücklich:  mit  verwillignng  des 
lierrn  hurgenneisters  und  rat  ist  n.  verordnet,  Igl.  Stb.  V  222  c. 

napf  (PI.  nepfe)  stm.  Trinknapf:  auswendig  des  kelches  und 
des  napfes,  T— B  Matth.  23,  25.  23,  26.  ein  napf  (salz)  um  22  kr., 
Eger.  Chr.  441. 

nar  stf.  1.  Heil,  Bettung.  2.  Nahrung,  Unterhalt:  2.  das  ist 
nar  der  sele,  Ack.  39,  6.  daz,  —  sie  üf  totlichem  vär  mit  roube 
namen  ire  nar?  W.  v.  W.  6550.  alsus  (mit  Raub)  sie  würben  um  ir 
nar  =  verschafften  sie  sich  ihren  Lebensunterhalt,  5518.  erwerben 
unser  nar,  7604.  da  bite  ich  um  der  nar  bejac,  4953.  sie  muosten 
ir  nar  vor  den  hiusern  biten,  4855.  kleine  nar  sie  (die  Kinder) 
funden,  2007.  davon  sie  nar  den  kinden  geben,  2011.  daz.  ich  neme 
davon  die  nar,  2590.    si  engerten  nicht  wan  der  nar,  Ernst  2281. 

narren-sang*  stm.  Gesang  nach  Narrenart:  siues  n.  pflac, 
Trist.  5448. 

narren-stroel  stn.  kleinen  Bund  Stroh  nach  Narrenart :  ein  n. 
er  mit  im  nam,  Trist.  5345.  er  legete  sich  hin  wider  üf  sin  n. 
nider,  5454. 

iiarunge  (auch  nerunge)  stf.  Nahrung,  Unterhalt,  nährende 
Kraft:  nach  seiner  n.  auz,z,en  gewesen  (auf  Broterwerb),  Eger.  Str. 
B  39.  Einen  jeden  sollichen  (glücklich  verheirateten)  man  ist  auch 
liep,  nach  n.  zu  stellen  und  zu  trachten,  Ack.  43,  9.  Eine  Frau 
sagt,  das  di  100  gülden  von  irer  n.  dargeliehen  sei,  seiuttnmalen  sie 
sich  czu  dem  Parlirar  mit  aller  irer  n.  verheiratet  hat,  Igl.  Str  (70) 
S.  336.  der  ein  rechter  erib  ist  und  all  sein  gut  u.  n.  dereriht  und 
besessen  hat,  (70)  S.  335.  sein  haus  und  andre  n.  (Vermögen),  323 
S.  233  u.  235.  Das  quam  darnach,  das  kies  gewunnen  wart,  also 
das  man  n.  dovon  czeitlich  haben  mochte,  Igl.  Bgr.  90,  5.  die  hecken 
auch  unter  mir  u.  meinen  erben  —  ire  erwerbliche  nahrung  auch 
gute  oberhaben  —  mochten,  Traut.  Chr.  244.  er  hat  zu  pfanndt  ge- 
seezt  sein  haus  und  dorezu  all  sein  narung  für  alle  ander  gelt,  Igl. 
Stb  V149a.  si  hat  geschafft  von  derselben  n.  daz,  man  si  erberlich 
bestatten  soll,  Vlölc.  di  frau  Margareth  sich  verheirat  hat  mit 
aller   irer   n ,   die    ir   noch  irein  vorigen  man  rechtlich   czufirepürt, 

V  148 d.  ich  schaff  meiner  hausfraun  in  aller  meiner  n.,  farunder 
und  unfarunder,  iren  drittail  rechten  und  meinem  suu  czwai 
tail  noch  dem  statrechten,  V  198a;  167  a.  from  leut  haben 
sich  von  wegen  seiner  gelassen  n.  czwischen  die  waisen  und  ir 
mutter  eingelegt,  V97b.  die  selbig  sumb  sol  sie  haben  auff  seinem 
haus  und  auf  aller  seiner  u.  für  alle  ander  gelter,  V  151a.  vom 
wurken  (zweier  Altartücher)  sol  man  lassen  von  meiner  n.,  V240c. 
würd    er    an    der   n.    abnemen    (in   der   Wirtschaft   her  abkommen), 

V  105b.  alles  das  über  das  geschefft  meiner  gelassen  narung  über- 
pleibt,  das  pmphelch  ich  meinen  furmunden,  das  sie  das  selbig  aus- 
tailen,  V  152  d.  er  hat  den  waisen  czu  pfandt  geseezt  sein  haus 
und  al  sein  Lab  und  n.,  V  105b.  noch  jaresfrist  sol  si  (seine  .junge 
Frau)  in  aller  seiner  narung,  farund  und  unvarund,  so  er  auf  dem 


528  nasel  —  neid-hart 

statgrunt  hat,  einen  dritteil  haben,  V.  175h.  er  mag  sein  n.  frey 
czu  verschaffen  hahen,  V  100  a.  151  d.  157  c. 

n»sel  stn.  Die  Sparer  (Sporenmacher)  sollen  an  sparen  keinen  hals 
nicht  anniten,  sie  sollen  auch  die  nasel  bewaren,  das  nicht  zuprochen 
sein  weder  vorlott  noch  vorsmirt,  Olm.  Stb.  117,  2. 

nas-loch  (u.  nasen-loch)  stn.  Nasenloch:  oufgeczogen  ist  der 
rouch  von  seinen  naslochern,  W—  B  Kön.  II  22, 9. 

nät  (G.,  D.  und  PI,  nsete)  stf.  Naht,  Verschnürung  der 
Kleider:  manger  hande  liehter  stein  von  na-ten  nnd  üf  knoufen  — 
warn  geworht,  Alex.  12325. 

nater,  -e  swf.  Natter:  gleich  den  bösen  uatern,  Hier.  12,  15. 
sunder  auch  die  n.,  die  was  arglistiger  allen  tiren  (callidior  cunctis 
animantibus),  W — B  Gen.  3,  1.  Und  got  herre  sprach  czu  der  natern, 
Gen.  3,  14.  ein  gehurnte  n.  an  dem  steige,  beissende  die  slahen  des 
rosses,  Gen.  49,  17.  sante  unser  herre  in  das  volk  fewereine  natern 
(ignitos  serpentes),  Num.  21,  6.  bitte,  das  her  die  natern  oufheb 
von  uns,  Num.  21,  7.  mache  eine  ereine  nater  und  secze  di  czu 
einem  czeichen,  Num.  21,  8.  Oder  mainstu  ousgeczihen  mit  dem 
angel  di  czugebende  arglistige  nater?  =  An  extrahere  poteris 
leviathan  hämo?  Job  40,  20.  di  vil  peinigende  n.  =  coluber  tortuosus, 
Job  26,  13.  über  die  arglistige  zugebende  nater  den  strengen 
teufel  =  super  Leviathan  serpentem  vectem  et  super  Leviathan 
serpentem  tortuosum,  Js.  27,  1.     ein  nater  lanc  und  gröz,,  Alex.  26172. 

näternkimigel*  Basilisk,  regulus,  das  auch  durch  kunigl  allein 
übersetzt  icird ,  was  jedoch  auch  Zaunkönig  und  kleiner  König  be- 
deuten kann:  das  kint  in  das  hol  der  n.  wirt  lassen  sein  hant,  W — B 
Js.  11,  8.  Das  erneret  ist  (aus  den  Eiern  ausgekrochen),  das  wirt 
ousgeen  in  ein  n.  =  et  quod  confotum  est,  erumpet  in  regulum, 
Js.  59,  5. 

naz,  stn.  Nässe,  Feuchtigkeit:  ir  (der  gestirne)  trucken,  ir  naz,, 
Trist.  231. 

neberger  (nabe-ger,  nabi-ger)  stm.  Bohrer :  der  n.  oder  bahrer, 
Traut.  Chr.  234. 

neclitig*  (=  nehtec,  nur  in  der  Zusammensetzung  einnehtec 
kint,  Karl  8764  und  einnehte  nur  eine  Nacht  alt,  dauernd  —  belegt) 
Adj.  von  qestern:  Vorwar  nechtig  sei  wir  =  Hesterni  quippe  sumus, 
W— B  Job  8,  9. 

neiden  (niden)  stov.  hassen,  mit  Mißgunst,  Eifersucht  sehen,  be- 
neiden: als  wart  geniden  —  Tristan  von  etlichen  man,  Trist.  3039. 

neigen  s.  nigen. 

nege,  naege :  ohne  das,  was  mit  nage  behafft  und  mit  erdt  be- 
stossen,  Chlum.  I  59. 

nehen  (nsehen)  sicv.tr.  nahebringen,  intr.  und  refl.  sich  nähern: 
imer  es  —  das  leben  —  vor  sich  get,  imer  es  sich  dem  tod  nehed 
(accedit),  Sol.  8,  25.  nothaft,  zu  dem  alle  gute  ding  als  zu  dem 
weisel  der  pin  nehen  und  halten,  Ack.  57,  7. 

nehekeit*  (vom  Adj.  nsehe,  nahe,  sich  nähernd)  stf.  die  Nähe: 
durch  die  n.  eines  andern  gemessen  pergis,  Const.  II  2,  4. 

neiden  s.  niden. 

neid-hart  stm.  Haß,  Zwietracht:  es  wird  zu  Trautnaw  neidt- 
hart  das  regiment  innhaben  und  regieren,  Traut.  Chr.  119. 


neigen  —  nestel  529 

neigen  (nigen)  s.  nigeu. 

neit-lick  (nit-lich)  Adj.  feindselig,  bestraft:  wer  mit  neitliclier 
begerunge  vorterbet  =  qui  per  inclustriam  occiderit,  W— B  Ex.  21, 14. 

neit-liche,  nit-liche  Adv.  feindselig,  feindlich,  boshaft:  der 
keiser  neitlicben  die  stat  anvechten  gebot,  Ernst  1312.  die  tjost  so 
nitlich  sich  getruoc,  Trist.  1749,  er  jagete  nach  im  gar  nitlich,  5662, 
hnrtlich  —  die  beide  —  und  nitlich  üf  einander  triben,  1741. 

neiz,er  stm.  Bedränger,  Beschädiget',  Verfolger,  Hasser:  levis 
homo^  Brunn.  Str.  I  368. 

nemen  stv.  I  2  nehmen,  sich  aneignen,  prüfen,  berauben,  ver- 
nehmen, ablernen,  refl.  von  etwas  =  damit  aufhören,  vor  gericht 
von  etwas  n.  =  sich  durch  Eid  reinigen:  der  muss  5  pfunt  geben 
oder  er  nem  sich  vor  dem  rate  selbe  dritte  da  von  mit  dem  rechten, 
Eger.  Str.  B  36.  als  der  tac  was  genomen  (für  die  Versammlung  fest- 
gesetzt) ,  W.  v.  W.  5884.  di  Steiger  nämen  ein  gesprech,  Igl.  Bgr.  5,  2. 
mit  wem  hat  er  rat  genumen  (iniit  consilium),  W — B  Js.  40,  14. 
daz,  ors  mit  den  sporn  nam  Alexander ,  Alex.  9399.  du  solt  fruht 
von  im  nemen  (von  ihm  empfangen,  schwanger  werden),  680.  er 
bete  sich  genomen  vür  (war  vorausgesprengt),  5843.  Isöt  nam  ir 
guot  gemüete  war,  Trist.  1114.  refl.  sich  aufmachen:  si  namen  sich 
für  Präge  virholn,  Dal.  87,  3  (36,  2).  er  czu  Pruszin  (nach  Preußen) 
sich  nam,  81,  3  (32,  58).  czuhant  er  sich  gein  Ungern  nam,  127,  4 
(57,  9).  das  si  den  Witkowiczern  schaden  scholden  und  nemen  auf 
sie,  Böhm.  Chr.  92.  hett  ir  euch  allir  erst  (früher)  genomen  von 
der  Lubussi  uff  den  weg,  Dal.  28,  23  (5,  30).  Wladislab  sich  ken  em 
nom  (griff  ihn  an,  se  na  —  n  vybra),  57,  30  (20,  6).  Kochan  nam 
sich  mit  in  czuhant  (nahm  Dienste,  se  na  sluzbu  pfipudi),  88,  15 
(36,  26).  er  uf  das  pistum  sich  nam  =  qelanqte  zur  Bischofswürde, 
80,  29  (32,  46). 

nem-lichen  (auch  name-liche,  -en)  Adv.  1.  um  es  ausdrücklich 
zu  sagen.  2.  vorzugsweise.  3.  fürwahr,  gewiß.  4.  auf  nämliche, 
gleiche  Weise.  2.:  uberal  in  unserm  konigreich  zu  Beheim  und  n. 
uff  dem  berge  zu  Chutten,  Igl.  Bgr.  51,  6. 

nemunge  (bei  L.  nur  Leutbg.  r.  148)  stf.  Annahme,  das  Nehmen; 
n.  der  gäbe  (seitens  des  Richters)  ist  ein  vorleiterinne  der  warheit, 
Const.  I  4,  5. 

nerer  stm.  alumnus,  nutritor,  Ernährer:  Und  secht,  ir  seit 
derstanden  vor  ewer  veter  merunge  und  nerer  menschen  der  suuder 
==  surrexistis  pro  patribus  vestris,  incrementa  et  alumni  hominum 
peccatorum,  W— B  Num.  32,  14. 

ner-lichen  (nser-liche)  Adv.  gering,  notdürftig,  spärlich,  gründ- 
lich,  beleidigend:  du  redest  dem  küng  gar  n.  czu  (beleidiqst  ihn), 
Böhm.  Chr.  83. 

nerrischeit  stf.  Narrheit,  Torheit:  swaz,  er  nu  n.  treip,  Trist.  5316. 

ner-schwin  stn.  Zuchtschwein,  Mastschwein,  Traut.  Chr.  248.  316. 

nessel  =  nez,z,el  swf.   Nessel,  W— B  Spr.  24,  31. 

nest  stn.  1.  Vogelnest.  2.  Lager,  Schlupfte inlcel  anderer  Tiere. 
3.  obszön  =  eunnus.  4.  Lager,  Bett.  5.  Augenhöhle.  4.  das  nie  so 
reines  gütliches  nest  und  wesen  kum  nimer  mer,  Ack.  43,  4. 

nestel  stf.  Bandschleife,  Schnürriemen,  Binde:  kniebender  und 
nesteln,  als  Preis  beim  Singen,  Igl.  Ms.  13. 

Jelinek,  Wörterbuch,  34. 


530  nest-ling  —  neunteil 

nest-ling*  stm.  NesÜinq ,  bild.  Kind:  ix  und  iren  nestlingen 
gemie  got  alles  gut,  Ack.  12,  10;  s.  Sanders  Wb.  d.  d.  Spr. 

neter*  stn.  (von  nsejen  swv.)  Nähkissen,  plumarius:  und  ein  neter 
von  iacincten  von  purpur  und  von  pfelle  =  plumarius  ex  hyacintho, 
purpura,  vermiculo  et  bysso,  W — B  Ex.  38,  23.  Das  Woii  lebt  noch 
in  der  Igl.  Sprachinsel. 

netze  stn.  Netz  zum  Fangen  von  Tieren:  maceria,  W—  B 
Gen.  38,  29. 

netzen  (Prät.  netzete,  nazte,  Part,  genetzet,  genatzt)  swv.  be- 
netzen, eintunken:  daz,  genetzt  brot,  T — B  Job.  13,26. 

netzlein  (netzelin)  stn.  kleines  Netz:  das  neczlein,  netzförmiger 
Reif  an  einer  Säule,  W — B  IL  Par.  4,  13. 

neu-bekert*  Adj.  neubekehrt:  T— B  Botenb.  2, 11. 

neukeit  (niuwec-heit)  stf.  Neuheit,  Neuerung:  von  tag  zu  tage 
mit  grosser  swerer  newckeit  sein  gnad  sieb  wider  unser  stad  Privi- 
legien furnymft,  Elbog.  Cbr.  93,  16.  mit  keiner  n.  (neuen  Lasten) 
beswert  zu  werden,  39, 20.  40, 12.  42, 30.  44, 15. 

neu-komen,  kunien  (niuwe-komen)  pari.  Adj.  eben  an- 
gekommen, advena:  vor  den  neukomen  (coram  advenis),  W— B 
Jos.  8, 35.  Von  dem  pilgereim  und  von  den  neukumen  soltu  vodern 
(exiges),  von  dem  purger  und  von  dem  nehsten  wirstu  niebt  gewalt 
haben  zn  vodern,  Deut.  15,  3.  ir  seit  meine  neukomen  und  meine 
pouleute  (advenae  et  coloni  mei),  Lev.  25,  23.  sam  einen  neukomen 
und  sam  einen  pilgereime,  Lev.  25,  35.  eines  neukumenen  menschen 
stm  (hominis  advenae)  Kön.  II  1,  13,  der  levit  und  der  neukumene 
und  der  waise  (pupillus)  und  die  witwe,  Deut.  16, 14.  wenne  ir  seit 
auch  gewesen  neukomen  in  der  egiptischen  erden,  Lev.  19, 34. 

neulich,  -en  (niuwe-licbe,  -en)  Adv.  vor  kurzem,  kürzlich,  neu- 
lich, W — B  Deut,  24,  5.  Neulich  aber  sint  sie  bekärt  zu  irem  herren 
gote  ous  der  zustreunge  —  und  sint  voreinet,  Judith  5,  23.  ist  neu- 
lieben gesebeeu,  Hier.  227,  6.  itzt  zum  neulichsten  (jüngst),  Eger. 
Chr.  1175.    Elbog.  Chr.  160,  13. 

neunteil  stn.  Neuntel,  bergm.  das  Anrecht  auf  Vo  >  =  jeden 
9.  Korb  der  Förderung  1.  als  Abgabe  der  Lehenhäuer  (eigenschaft) :  Nu 
hab  ich  di  leben  ettlicbe  czeit  mit  berklicher  arbeit  gebawet  und  wir 
haben  einen  brive  von  unserm  gnedigen  herren  dem  kunige:  wo 
ein  man  in  einem  leben  oder  iu  uberschar  begriffen  wirt  mit  berc- 
licher  arbeit  (solange  diese  nämlich  noch  nicht  als  abbauwürdig 
erkannt  und  verliehen  tvorden),  da  sol  er  bleiben  siezen  umb  ein 
freies  neunteil  ungehindert,  Igl.  Bgr.  N.  51,  2.  diselben  leben  sein 
vorlihen  umb  ein  freies  neuntail  czu  pawen,  als  auch  gewonlick  ist, 
N.  59,  2.  Doch  betrug  die  eigenschaft  (s.  d.)  auch  mehr  oder  ivenigcr, 
je  nach  der  bei  der  Verlehenschaftung  getroffenen  Vereinbarung. 
2.  urspninglich  als  Abgabe  der  Gewerkschaft  an  die  Schmiede,  ehe 
diese  fixen  Lohn  bekamen  s.  smideneunteil.  3.  nur  im  sächs.  Recht 
(Freiberg.  Bgr.  B  §  10;  Schneeberg.  Bergord.  1487  §  7 ;  Annab.  B.O. 
1589  Art.  89  und  darnach  Joachims!  B.  0.  v.  1518  Art.  89  als 
eigenschaft  eines  Erbstollen,  =  Abgabe  an  diesen  für  dessen  Be- 
nützung und  zwar  von  den  oberhalb  der  Wasserseige  gewonnenen 
Erz,  wahrend  für  das  unter  der  Wasserseige  gehauene  Lrz  nach  der 
IL  Joachimst.  B.  0.  v.  1541;  IL  Art.  101  icenigstens  das  halbe  Neuntel 


i 


neunteil-steiger  —  neu-vang  531 

zu  entrichten  ist.  Im  Igl.  Bgr,  beträgt  die  eigenschaft  eines  erb- 
stollen regelmäßig  1j-:.  ein  gancz  und  freie?,  neunteil,  Igl.  Bgr.  59,  6; 
s.  eigenschaft. 

neunte  il-steiger*  stm.  Steiger,  der  über  die  Abgabe  eines 
Neuntels  des  Grubenertrags  an  den  Regalherren  zu  wachen  hat: 
nnsern  geswoni  n.  (in  Kuttenberg),  Igl.  Rspr.  I  S.  35. 

neunzehn- zeilig*  Adj.  n.  tuech,  Tuch,  dessen  Warf  (Zettel) 
ans  19  Zeilen  (Faden)  besteht,  Igl.  Stb.  V  279  c. 

neu-vang*  stm.  neugefundene  Erzlagerstätte  beliebiger  Menge 
oder  Güte,  durch  Zufall  oder  durch  Schürfen  gefunden.  Die  Ver- 
leihung eines  Neufanges,  die  regelmäßig  der  Verleihung  eines  neuen 
Berges  vorausgeht,  verschafft  dem  Neufänger  das  Recht,  dem  ent- 
deckten Gange  nach  zu  gehen,  Aufschließ ungs-  und  Ausrichtungs- 
arbeiten vorzunehmen,  die  zum  Nachweis  der  Maß  Würdigkeit  führen 
können.  Nachdem  auf  dessen  Mutung  hin  die  Bergbehörde  von  dem 
Funde  sich  durch  Augenschein  überzeugt  hat,  werden  ihm,  wenn  er 
der  erste  „im  gevilde"  also  wohl  in  einem  noch  unfündigen  Gebiete 
2  Lehen  (je  eines  zu  beiden  Seiten  der  Fundgrube),  sonst  nur  1  Lehen 
gemessen  „überschlagen",  während  das  ältere  und  darnach  das  jüngere 
sächs.  Recht  (Schreckenburger  Entw.  §  11)  bereits  ein  Vorbehaltfeld 
von  7  Lehen  gewährt,  so  daß  das  Bergmessen  dies  dann  nur, 
nach  Erkenntnis  der  wirklichen  natürlichen  Lagerung  der  Erzmassen, 
fixiert.  Dies  Überschlagen  wurde  dann  durch  Aufnahme  der  Anna- 
berger Bergord.  in  Böhmen  durch  die  Joachimst.  Bergord.  Art.  24 
eingeführt.  Wir  wollen  auch,  das  ein  icleicher  vinder  aines  newen 
pergis,  der  den  gank  und  das  erez  von  ersten  mit  rechter  weise  dem 
lichter  antwort  oder  dem,  der  das  perkwerk  verleihet,  niemant  vor 
im  oder  noch  im  in  der  masse  aines  lehens  arbeiten  geturre;  wer 
dawider  tete,  der  schol  alles  geniesses  emperen  und  der  erste  bleibt 
in  alle  seinem  rechten  unde  gerechtikeit,  Igl.  Bgr.  U— A16,  fehlt 
U— B.  Im  Deutschbroder  B.  (81),  Sehern.  Bergr.  (3):  —  also  doch 
das  einer  den  andern  weich  lehen  — .  Unde  dem  Ander  sal  man 
heissen  rümen  ein  leben.  Der  dörnäch  ist,  is  si  der  andir,  der  dritte 
adir  der  virde,  hat  dasselbe  recht,  DIB  §13,  2.  Z.  T.  abweichend 
hiervon  Const.  II  1,  9  u.  10:  Wer  aber  dem  leiher  des  emphangen 
ganges  gemacht  silber  aus  dem  ersten  ereze  gibt,  und  ist  er  der 
erste  vinder  in  demselben  felde,  so  sol  man  messen  auf  peide  seiten 
seiner  silbergruben  ein  ganezes  lehen,  das  er  mit  sulcher  vorgäbe 
andere  anprenge  czu  der  arbeit.  Und  in  denselben  czweien  lehen 
sol  nimand  anders  an  seine  vorhenknusse  turren  arbeiten,  es  sei 
denne  hoffenunge  von  fremden  gengen.  Und  wil  imand  noch  fremden 
gengen  arbeiten,  der  sol  einen  eit  sweren,  das  er  das  tu  an  alle 
argelist  und  truknusse  und  czuvordert  äne  schaden  des  ersten  vinders. 
Und  vindet  er  denselben  gang,  das  er  iczunt  enphangen  ist,  so  sol 
er  an  alle  Widerrede  doselbist  aufboren  czu  arbeiten  furpas  und  sol 
sich  dovon  czihen,  II  1,  9.  Aber  di  czum  andernmale,  czum  dritten, 
czum  virden  male  und  also  furpas  genge  enphahen,  den  sol  man  in 
igleichem  teil  der  silbergruben  nur  ein  halb  lehen  messen  mit  den 
vor  genanten  underscheidungen,  II 1, 10.  Das  Recht  des  Neufanges 
erlischt,  wenn  er  nicht  maßwürdig  ist  und  seine  Ijehen  in  einen 
infolge   Maßwürdigkeit   dann   gemessenen   Berg  fallen,   doch  ivenn 

34* 


532  neu-vang 

neben  ihm  auch  andere  gleichzeitig  auf  maßwürdiges  Erz  stoßen, 
wird  sein  Gang  zuerst  auf  Maßwürdigkeit  geprüft:  der  den  ganch 
enphangen  hat  von  erste  (=  der  Neufänger) ,  der  pekabt  sin  recht 
daran  also,  daz,  sin  ganch  pi  dem  ersten  von  den  schephen  gehawen 
wiert,  Igl.  Bgr.  U — B  5.  Erst  wenn  die  Besichtigung  seiner  Grube 
durch  die  Bergbehörde  nicht  deren  Maßwürdigkeit  ergab,  kommen 
die  der  andern  Muter  an  die  Reihe:  Und  ist  das  sin  (des  Neufängers) 
ganch  der  mäz,e  nicht  weert  ist,  so  howet  man  dem,  der  nach  im 
den  ganch  enphangen  hat,  oder  dem  dritten,  di  da  arbeiten  an  dem 
selben  ereze,  mit  dem  rechte,  da  man  den  ganch  des  ersten  mit 
gehowen  hat,  Igl.  Bgr.  U— B  6.  Derselbe  nnfenger  hat  das  recht 
an  der  mässe,  das  er  sine  sale  recken  mag  also  lang,  als  sin  leben 
ist.  Hat  er  mer  schechte  in  sinen  leheu,  ir  sint  czwene  adir  drie, 
finden  die  schephin  in  eime  nicht,  si  mögen  faren  in  den  andern 
adir  in  den  dritten.  In  welchem  si  finden  sulch  erez,  also  vor  ge- 
sprochin  ist,  domete  behelt  der  nüf  enger  sin  recht.  Finden  sie 
nicht  in  der  andern  noch  in  der  dritten  (der  ander)  noch  im, 
dem  der  liher  gesteht,  der  hat  dasselbe  recht.  Hat  abir  der 
erste  nicht  erezes  in  siner  sale,  das  dö  mässe  wert  si,  adir  in  sinen 
lehenen  unde  ist  üs  sinen  lehenein  gefaren  in  ein  frihes  unde 
hat  dö  erez  funden  das  mässe  wert  ist,  unde  hat  dorezu  einen  offen 
schacht  bracht,  domete  behelt  er  abir  sin  recht,  wenne  er  der  erste 
ist;  der  andir,  der  dritte  adir  der  virde  hat  dasselbe  recht,  also  vor 
gesprochen  ist,  D I R  13,  4.  Was  ist  denne,  ab  der  vinder  in  einem 
lehen  in  meer  silbergruben  einen  gank  mit  ereze  hat,  den  er  redlich 
enphangen  hat?  So  sullen  di  geswornen,  ab  in  der  ersten  silber- 
gruben nicht  genuk  erezes  ist  czu  messen,  einfarn  in  die  ander  ader 
in  di  dritte  oder  wi  vil  der  silbergruben  sein  in  demselben  lehen, 
und  in  welcher  si  genuk  erezes  czu  messen  vinden,  von  der  ist 
pilleich  (czu  messen),  umb  das  der  vinder  durch  dasselbe  gancz  lehen 
volles  recht  hat  in  dem  gange,  den  er  emphangen  hat,  Const.  n 
2,  8.  Es  mag  auch  der  vinder  durch  das  ganeze  lehen  seine  teufe, 
di  man  heisset  sol,  weiten  und  lengen  und  seinen  gank  furben  u. 
reinigen,  II  2,  9.  Und  in  welcher  silbergruben  mugen  hawen  di 
geswornen,  als  si  das  dunket  richtig  czu  'sein,  wann  gunst  czu 
breiten  und  hass  widertreiben  bekumpt  unser  gerechtikeit,  II  2,  10. 
Idoch  ab  di  geswornen  vinden,  das  derselbe  vorsuchte  gank  keinei 
mase  wirdig  sei,  so  sol  man  denne  dem  neuesten,  der  do  pitet  mit 
dem  rechten,  der  genge  gesworne  hewer  gleicherweis  als  dovor  vor- 
leihen. —  n  2,  11.  —  Aber  der  neufenger  hat  das  recht  e  der  mas 
das  her  sein  sole  rekken  mag  also  lank,  als  sein  lehen  ist,  Igl.  Bgr 
N.  1,  9.  —  Dieses  Prioritätsrechte  gilt  nur  für  das  Lehen,  in  den, 
der  Gank  als  Neufang  verliehen  worden,  nicht  wenn  ein  andere* 
Gang  in  demselben  Neufang  sich  als  maßwürdig  ericiesen,  ebenso 
wenig  für  ein  anderes  Lehen  desselben  Neufängers  auf  demselben 
Gang:  Und  ab  das  czu  rede  und  frage  queme,  wann  der  erste 
vinder  vil  gruben  hat  ader  meer  denn  eine,  ab  der  gank,  dei 
enphangen  ist,  aus  der  silbergruben  sei,  darein  di  gesworn  ge 
varen  sein:  so  sol  man  den  erst  vinder  twingen  czu  swerer 
mitten  in  den  wierbel  auf  dem  schachtrade  derselben  silber 
gruben,    das   er   aus   derselben  denselben  gank  redlich  enphangei 


neu-venger  —  ueve  533 

Labe.  Dise  regel  ist  war,  ab  di  silbergruben  mancherlei  rechtens 
sein,  das  ist,  ab  mancherlei  genge  in  ezwein  lebnen  ader  in  dem- 
selben leiten  sein;  über  das  sol  man  in  nicht  twingen  czu  sweren, 
Const.  II  2,  6.  Uud  swelcher  nnder  in  (den  Neufängern)  mer  schefte 
hat  mit  vertagen  durichslegen  an  dem  tiefisten,  wellen  aber  sin  di 
nicht  enperen,  di  gein  in  da  arbeiten,  und  auch  swer  an  der  urbarer 
stat  ist,  di  betwingent  in  darezu,  das  er  recht  mit  sinem  eide  uf 
dem  ronpaum  enmitten  mnez  tun,  daz  er  den  ganch  ouz  dem  selben 
schachte  enphan  habe;  und  da  mit  pehabt  er,  das  im  di  geswom 
sinen  ganch  howent,  Igl.  Bgr.  U— B  §  7.  Wirt  abir  eine  werre  undir 
in,  das  man  nicht  enweis,  üs  welchir  grüben  er  den  gank  enphfangen 
habe,  wil  man  is  in  nicht  irlazen,  er  mus  sweren  mitteile  uf  dem 
ronebaume,  das  er  sinen  gang  üs  derselben  grüben  enphfangen  habe, 
D  I R  13,  5.  Der  Schwur  auf  dem  Rundbaum  kann  nicht  bloß  von 
dem  Neufänger,  der  mehrere,  unter  Tag  mittelst  Durchschlags  ver- 
bundene Gruben  verschiedenen  Rechtes  besitzt,  falls  gezweifelt  ivird, 
ob  er  das  maßwürdige  Erz  aus  der  mit  Prioritätsrecht  ausgestatteten 
Grube  gehauen,  sondern  auch  dann  verlangt  werden,  wenn  an  der 
Identität  des  Ganges  gezweifelt  ivird.  Irrig  ist,  wie  Zycha  I  S.  220 
Anm.  11  hervorhebt  die  Annahme  in  Veiths  Bergivörterbuch,  unter 
Rundbaum,  daß  der  Schtvur  neben  dem  Beweis  mittelst  Durchschlags 
zu  leisten  gewesen  sei.  Auch  wenn  der  Neufänger  aus  seinem  Lehen 
in  ein  Freies  gefahren  und  dort  die  Maßwürdigkeit  erlangt  hat, 
dann  aber  vom  Tag  einen  Schacht  nach  der  Fundstelle  niedersenkt, 
so  behält  er  die  Priorität:  s.  oben  DIR  13,  ±.  Der  Neufänger  hat 
über  das  vor  der  Messung  eines  Berges  gewonnene  Erz  ohne  Er- 
laubnis der  Urbarer  kein  Verfügungsrecht:  Es  sullen  auch  sich  alle 
leute  hüten  fleisiclich  pei  vorlisnusse  aller  irer  teil,  das  si  kein  erez 
aufheben  ader  ausfuren,  ee  man  in  den  berg  misset,  an  der  urborer 
sunderliche  laube,  Const.  II 1,  12.  Wenn  sich  Maßwürdigkeit  ver- 
muten läßt,  ist  der  Neufänger  berechtigt,  toie  es  scheint  nicht  ver- 
pflichtet ohne  behördl.  Mahnung,  um  Verleihung  eines  gemessenen 
Berges  anzusuchen:  Wirt  ain  man  nicht  gemant  (durch  die  Berg- 
behörde), das  er  den  czog  seines  erezes  au  den  tag  prenge,  er  vorlust 
noch  nicht,  Igl.  Bgr.  N.  11  Überschrift.  Neufänger  vereinbarten  meist, 
um  nicht  für  den  Fall,  daß  ein  fremder  Gang  früher  als  ihrer  sich  als 
maßwürdig  erweist  und  es  zur  Vermessung  eines  Berges  kommt,  ihr 
Feld  zu  verlieren,  daß  alle  in  den  neuen  Berg  fallenden  Neufänger 
als  Lehenhäuer  gegen  vorher  vereinbarte  Eigenschaft  bleiben,  s.  Const. 
n  1, 11 ;  Igl.  Bgr.  N.  36,  2  u.  65,  1 ;  s.  auch  lehenschaft. 

neu-venger*  stm.  Entdecker  eines  neuen  Erzganges,  eines  neu- 
fangs  s.  d.:  Wo  ein  neufank  eines  gevildes  von  einem  neuf enger 
vunden  wirt,  wirt  im  ein  perk  gemessen,  her  behelt  das  erste  recht; 
und  di  andern,  di  nach  im  kumen,  das  ander  mit  einem  lehen,  als 
wir  vor  geschriben  haben,  Igl.  Bgr.  2,  6.  Do  antwort  wir  also,  das  die 
urborer  gar  sicher  schullen  sein,  wen  si  an  ire  stat  senden  mit  dem 
neufenger,  der  wol  erkennen  kunne,  das  her  den  gank  in  der  gruben 
habe,  den  her  enphangen  hat,  Igl.  Bgr.  N.  1. 

neve  sivm.  1.  Neffe,  meist  der  Schwester  Sohn.  2.  Bruders 
Sohn.  3.  der  Mutter  Bruder,  Oheim.  4.  Verwandter,  Vetter,  besonders 
in  der  Anrede :   4.  her  lies  seinen  ueven  =  cognatum  suum,  W— B 


534  ne-weder  —  nicht-wesen 

Ex.  18,  27.  rechen  den  grossen  nevven  (avum),  II.  Böhm.  Chr. 
3  Kap. 

ne-weder  (ne-,  en-weder)  Zahlivort,  keiner  von  beiden:  ir  ne- 
weder  in  doch  erkande  niwan  allein  diu  herzogin,  W.  v.  W.  7228. 

newens  (niuwenes,  niuwens)  adv.  Gen.  kürzlich,  jüngst:  wege 
nnd  stege  di  von  newens  gemacht  weren,  Igl.  Bgr.  26.  2. 

newer,  newr  =  Negation  ne  v/nä  konj.  Prät.  waere,  =  es  wäre 
denn,  außer,  nur  (newsere,  niwsere,  newär,  niwär,  niwer,  nüwer, 
nnwer,  newer):  Wart  newr,  das  es  nit  zn  nngelncke  gerate,  Ack. 
16,  7.  Wer  ist  hlint  mir  mein  knecht  (nisi),  W— B  Js.  42,  19.  Was 
ist  newr  zu  sehen  von  anthitz  zu  autlutz,  das  ist  newr  als  der 
zwelfpot  spricht  newr  zn  derkennen,  als  ich  derkennet  bin:  erkenne 
dein  worheit,  das  ist  dein  antlutz  erkennen,  Sol.  99,  8.  0  alier- 
seligstes  licht,  das  newr  durchreinige  äugen  sehen  mugen,  92,  6. 
den  newr  gesunde  äugen  gesehen  mngeu,  92,  13.  Wer  ist  newr 
der  selb?  =  Quis  est  ille?  89,5.  wenn  ich  alleweg  verdurb,  newr 
das  du  mich  lebendig  machest  51,  5.  Ich  hab  gesehen  das  newer  ein 
Versuchung  ist  der  menschen,  52.  auf  das  der  mensch  newr  dir 
allein  undertenig  wer  =  ut  solus  homo  tibi  subiiceretur,  53,  1.  Wir 
alle  8int  newer  als  ein  unflat  (quasi  lutum)  in  deinen  henden,  54,  26. 
welcherlei  werden  denne  die  künftigen  gut,  di  du  newr  allein  guten 
geben  wirdest,  55, 30.  Du  bist  ein  ewiger  trost,  der  newr  den 
wirdet,  di  den  trost  diser  werlt  durch  den  ewigen  trost  versmehen, 
56,  31.  newr  du  allein  —  wollest  im  beholfen  sein  =  wenn  du  ihm 
nicht  helfen  ivillst,_  61,  40.  ein  itzleicher  lebendiger  mensch  ist  newr 
ein  eitelkeit  und  ist  newr  ein  wint  unser  leben  auf  der  erden,  60,  26. 
du  bist  ein  tilgend,  di  nimant  gesehen  mag  newer  mit  reinem  hertzen, 

68,  9.  wenn  du  newer  allein  reine  bist  =  qui  solus  es  mundus,  69,  3. 
du  reinigest  newer  di  allein,  in  den  dir  beheglich  ist  zu  wonen, 

69,  5.  wann  ist  das  tir  newer  von  dir?  =  Unde  hoc  tale  animal 
nisi  abs  te?  77,  37.    Nimant  hat  erkennet  den  sun  neAvr  der  vater, 

78,  38  u.  80,  11.  den  vater  hat  nimant  erKeunet  newr  der  sun,  79,  1. 
Die  einung  deiner  drivaltigkeit  ist  newr  allein  ir  selber  bekennet, 

79,  2.  Wenne  wer  erkennet  dich,  newr  du  dich,  79,  8.  nimant  hat 
lip  dich  newer,  der  do  siht  dich,  und  nimand  siht  dich,  newer  der 
do  lip  hat  dich,  82,  25.  Avenne  nimands  sint  si  —  di  himel  —  newer 
dein,  herr.  80,  8.  keiner  derkent  den  sun  neur  der  vater,  T — B 
Matth.  11,  27.  dirr  wirft  nit  aus  die  teufel  neur  in  Beizebub  dem 
fursten  der  teufel,  12,  24.  neur  (außer)  er  bint  ze  dem  ersten  den 
starken,  12,  29.  der  weissag  ist  nit  on  ere  neur  in  sein  Vaterland 
und  in  sein  haus,  13,  57.  wer  mag  vergeben  di  sund  neur  allain 
got?  Luk.  5,  21.    niur  siege  brächtens  üf  den  plan,  Trist.  1788. 

ne^el-kraut  (-krüt)  stn.  Nessel:  all  meine  kunst  —  ist  ein 
unbederbes  n.  neben  rosinvarber  —  kunst,  Hier.  1,  14.  s.  auch  nessel. 

nibeln  swv.  tr.  nebelig,  dunkel  machen,  intr.  u.  unpers.  nebelig 
werden,  nebulare:  di  himel  von  towe  werden  genibelt  (caligabunt 
rore),  W— B  Deut.  33,  28. 

nibig*   Adv.  und  Präp.  neben,  Traut.  Chr.  44.  335. 
^      nicht-wesen*  stn.  das   Nichtsein:   wir  sein  des  wesens  ende, 
ot$  nicht  wesens  anfang,  Ack.  22, 16. 


niclen  —  nieten  535 

niden  stv.  II  und  swv.  hassen,  mit  Mißgunst,  Eifersucht  sehen, 
beneiden:  (alle  liebten  die  Knaben)  niuwau  der  koufliute  wip  sie 
niten  daz,  sie  schämen  lip  ketten  und  adelich  gevar,  W.  v.  W.  4751. 

nider-breehen  stv.  12  niederreißen,  herabstimmen:  sin  genutete 
er  nider  brach  (wurde  demütig)  und  wart  gröblich  ervult  sin  herze 
süe7,er  gedult,  Alex.  Anh.  1390. 

nider-halbe,  -en  Adv.  mit  G.  unterhalb:  czwen  hespel,  ein  ober- 
lialbe  und  ein  n.,  Igl.  Bgr.  5,  2;  1,  2. 

nider-liemd  stn.  Unterhemd:  ein  n.  und  ein  schlaier,  Igl. 
Stb.V  264  d. 

nider-kleid  stn.  Schulterkleid,  femorale,  W— B  Sirach  45, 10. 

nider-komen  stv.  12  —  1.  niederkommen,  ins  Kindbett  kommen. 
2.  hinab-,  vordringen:  2.  uncz  daz,  sie  mit  dem  Schacht  czum  purger- 
iehen niderkumen  und  den  vertag  machen,  Igl.  Bgr.  53,  4. 

nider-legen  swv.  niederlegen,  einstellen:  dem  selbigen  sal  man 
das  hantwerk  jar  und  tag  n.,  Igl.  Stb.  III 185 d;  Elbog.  Chr.  78,  6. 
die  Pehem  krenken  u.  n.  (demütigen),  Böhm.  Chr.  59. 

nidern  swv.  1.  niedrig  machen,  erniedrigen,  herabsetzen.  2.  zu- 
schänden  machen.  3.  verhindern:  1.  perg  und  büchel  werden 
genider[t],  T— B  Luk.  3,  5.  Christ  hat  sieb  selben  genidert  und 
gekrenket  und  seines  knechtes  gestalt  zu  im  genomen ,  Hier.  28, 16. 

nider-prister*  stm.  einfacher  Priester  im  Gegensatz  zu  einem 
höheren  Würdenträger:  hochgeampt  oder  n.,  Eger.  Str.  AV5. 

nider-schü  (nider-schuoch  =  sotular,  scarpa,  Diefeub.  gl.  253.  245. 
Schm.  3,  341.)  niderschue  =  circumpedes,  W — B,  Sirach  45, 10. 

nider-sehulein*  stn.  Sandale:  si  czoch  an  vorgulte  n.  = 
sandalia,  W— B  Judith  10,  3. 

nider»sebeln*  swv.  mit  dem  Säbel  niederhauen:  9.  Okt.  1598 
sind  8000  Türken  nidergesebelt  worden,  Traut.  Chr.  334. 

nider-sinken  stv.  13  intr.  sich  senken,  untersinken.  2.  bergm. 
einen  Schacht  in  die  Teufe  treiben:  2.  das  si  denselben  leben  czweue 
Schacht  nider  schullen  sinken  vertiklich,  Igl.  Bgr.  45,  4. 

nider-stube*  swf.  ebenerdige  Kammer:  die  neu  rnaur  gelegen 
czwischen  des  Girczikus  under  der  lauben  der  niderstuben  und  der 
Pirczelin  stuben,  ist  allein  des  Girczikus,  Igl.  Stb.  V  151a. 

nider-wät  stf.  soviel  als  nider-gewant:  mit  der  leineinen  n.  = 
feminalibus  lineis,  W— B  Lev.  6, 10.  mit  leineinen  niderwetin  [Bein- 
kleidern) sol  her  seine  schemde  (verenda)  verhüllen,  Lev.  16,  4. 

niere   swstm.   hier  siv.  Niere,  W — B  Lev.  3, 10. 

nier-lein*  stn.  kleine  Niere,  renunculus:  die  czwen  niren  mit 
der  veisticheit,  die  do  bedecken  die  lenden  und  das  neezil  der  lebern 
mit  den  nirlein,  W— B  Lev.  3,  4. 

nieten  sivv.  1.  sich  befleißen,  streben,  üben.  2.  sich  einer  Sache 
erfreuen.  3.  sie  ertragen,  dulden.  4.  in  Fülle  genießen,  iron.  ihrer 
überdrüssig  werden,  so  auch  unpers.:  1.  der  site  wil  ich  mich  nieten, 
Alex.  10810.  höchvart  künde  sich  n.  Darius,  6170.  triuwen  künde 
er  sich  n.,  6724.  weit  ir  iueh  manheit  n.,  9034.  er  wil  sich  unwitze 
n.,  5321.  ir  sult  iueh  zühte  nieten,  im  schone  wider  enbieten  allez, 
daz,  iuwer  wille  si,  2315.  si  sohle  irs  willen  sich  daran  n.,  17512. 
ich  vorchte  da?,  er  wolde  entrinnen  und  daz  ich  sohle  mines  willen 
mich  niht  n.,  12729.  —  3.  des  niuoz,  ich  mich  mangel  n.,  10154.    der 


536  niet-lich  —  not-durft 

manges  knmers  niete  sich,  Trist.  6424.  werde  wip  —  sollen  werdem 
friunde  —  mit  minne  fröiden  n.,  Alex.  19802,  er  solt  sich  da  minne 
n.,  23944.  ir  sult  gän  an  gemach,  da  ir  inch  ruowe  nietent. 
W.  v.  W.  2172.  nü  schaffen!,  herre,  im-  gemach,  swie  ir  selber  ge- 
hietent,  nach  willen  inch  des  nietent,  2643. 

niet-lich,  -en  Adv.  mit  Verlangen,  mit  Eifer,  Fleiß,  begehrens- 
ivcrt:  nie  anbliek  also  wünnec  wart  noch  also  nietlich  an  ze  sehen, 
W.  v.  W.  2400. 

niftel  sie  f.  1.  Schwestertochter,  Nichte.  2.  nahe  Verwandte 
überhaupt.  3.  Mutterschwester.  4.  Geschwisterkind:  Wier  wellen, 
das  igleich  tochter  oder  niftel  nem  ein  man  nach  iren  mnet,  wen  si 
wil,  Brunn.  Str.  II  78.  diu  edel  hohe  niftel  din ,  wird  Elisabeth  zu 
Maria  genannt,  W.  v.  W.  2962.  Elisabeth  dein  niftel  (Tante,  mum 
XL  Bibel)  T— B  Lnk.  1,36.     Mardochei  n.,  Alex.  11803. 

nigromancia  (nigromanzie,  -zi)  stswf.  schwarze  Kunst,  Zauberei: 
N.  mit  totenopfer,  fingerlein  und  mit  sigel  der  geiste  gewaltige 
Wandlung,  Ach.  41,  12.  von  der  waren  nigromancien,  Alex.  Anh.  912. 
die  kunst  von  nigromanci,  Alex.  8471. 

nigen  stv.  II  intr.  sich  neigen  zum  Zeichen  des  Grußes,  Danke*. 
der  Zustimmung,  Ehrerbietung,  Unterwerfung:  im  wart  zühteclich 
genigen  {gedankt  für  seinen  Gruß),  W.  v.  W.  6093,  des  in  min 
vrowe  nigen  sol  (danken),  5991.  wan  du  daz,  hast  geschrebin,  da 
von  hastu  der  schuld  genigin,  Dal.  112,  9  (49,  70). 

nimmer- weicher  *   stm.   ewielicher  n.  =  Gott,  Ack.  57, 16. 

nindert  (niener,  niender,  nindert  usw.)  Adv.  nirgends:  aber  do 
er  mit  den  sinnen  der  oren  n.  ein  bewegunge  des  lägenden  prüfte, 
do  gienk  her  hinezu  nehende  zu  dem  vorhange,  W — B  Judith  14, 14. 
das  her  in  n.  schulle  weren  denne  vor  scheppen,  Igl.  Str.  99.  n. 
czimlicher  dann,  Const.  I  5,10.  di  n.  teil  haben,  I,  10,3.  got  bet 
in  seiner  allmechtigkeit  n.  rachung,  Ack.  32,  4.  das  n.  zu  vinden 
ist  nur  allein  in  des  kimmeis  trone,  Hier.  114,27.  Eg.  Chr.  1187. 
Elbog.  Chr.  53,  38.  75,  13. 

nitrisch*  Adj.  n.  salcz  =  nitrum,  Potasche:  Ist  das  du 
weschest  mit  deinen  nitrischen  salcze  und  merest  dir  die  wasch- 
wureze  borith  (und  dir  viel  Lauge  nimmst) ,  gemeiligt  bistu,  W — B 
Jer.  2,  22. 

niinve  (auch  niwe)  Adj.  1.  neu,  frisch.  2.  sich  verändernd, 
nicht  standhaft.  3.  nie  veraltend,  beständig.  3.  ich  mein,  daz,  die 
getriuwe  wsere,  an  tugenden  niuwe,  W.  v.  W.  662. 

norden -wint  (norden-,  norder -wint)  stm.  Norclwind:  du  n., 
W — B  Hohes  Lied  4,  16.    wint  norden,  Spr.  25,  23  «.  s.  sudenwint. 

nordniseü*  Adj.  nördlich:  zu  den  nordnischen  kunigen  =  ad 
reges  aquilonis  W — B  Jos.  11,  2. 

uort  =  neweere,  s.  newer.  newr,  nur,  Elbog.  Chr.  159, 11. 

nöt-brestung*  stf.  Bedrängung:  sulche  n.,  die  er  lant  und 
stete  belestigt,  Elbog.  Chr.  132, 14. 

nöt-durft  stf.  1.  Notwendigkeit.  2.  natürl.  Bedürfnis.  3.  Er- 
fordernis an  notwendigen  Dingen,  bes.  Lebensunterhalt.  4.  zur  Ver- 
teidigung einer  Bechtssache:  von  n.  betwungen  =  necessitate  com- 
pulsi,  W — B  Richter  11,  7.  keinerlei  der  offenbaren  n.  sol  man  ouf 
in   (einen  Neuvermählten)    seezen   =  nee  ei  quidqiam   uecessitatis 


notdürftig  537 

iniuugetur  publicae,  Deut.  24,  5  anderlei  bedurft  irr  n.  ==  caetera  ad 
usus  necessaria,  Esther  2,  3.  dinge,  die  im  —  dem  menschen  —  ein 
hulf  sein  zu  seinen  notdurften ,  Sol.  54, 15.  ouf  der  stat  n.  =  ad 
negocia  civitatis,  Igl.  B.  3.  alle  di  in  (den  eitern)  ir  n.  nicht  gehen, 
Joh.  v.  Igl.  4.  Geb.  die  do  n.  dorczu  fürten,  Igl.  Bgr.  26,2.  keuffen 
n.  von  den  inwonem  desselben  dorffes,  26, 1.  noch  allen  notdurfteu, 
form  und  weise  unser  alten  bergrechten,  12, 1.  So  aber  die  Sachen 
vormals  vor  einem  rechten  nach  allen  notdurfften,  form  und  weiss 
in  klag  und  in  anntwort  von  beiden  partheien  gehandelt  und  ver- 
hört wurden,  77,  1.  auch  schullen  die  sechslehen  ire  furderunge 
haben  durch  denselben  schacht  mit  perk  (taubes  Gestein),  mit  wasser 
und  mit  anderer  perkleicher  notdorft,  53,  4.  Von  allen  rechten  und 
gesetze  entschuldiget  di  twingende  notdurft  (necessitas) ,  Const. 
IV  4, 14.  bei  der  gäbe  (Sehenhmg)  so  gepurt  dem  geber  di  n.  von 
rechte,  das  er  di  besiczunge  wandel  in  des  personen,  der  si  aufnimpt, 
III  7,  1.  jedermann  wechselt  ein  ding  umb  das  ander  nach  seiner 
n.  (beim  Tauschhandel),  III  6,  I.  den,  di  vor  n.  gesworne  bieten  = 
necessario  juratos  petentibus ,  II  2, 12.  das  si  —  die  Arbeiter  — 
durch  geprechens  willen  (bei  geringem  Lohn)  der  n.  bedurffen  von 
not  fremde  ding  nemen ,  I  7, 17.  von  allen  gerichten  ist  n.  aus- 
genommen, I  7, 13.  in  iren  Sachen  und  notdurfften  czuflucht  haben  = 
in  suis  processibus  aut  defectibus-recursum  habere,  I  5,  2.  von  n.  — 
czweifeln,  I  5,  11.  n.  =  AdjeJct  =  es  ist  nötig:  Und  darurnb  so  ist  n., 
das  man  bedechtnusse  hab  (deliberatio),  di  der  leute  hiczigen  gehen 
mute  widersteen  mag,  I  4,  6.  das  von  essen  und  trinken  und  andern 
dingen,  di  do  n.  sein  czu  dem  berge,  ein  rechter  kauft'  und  mase  sei, 
I  5,  14.  wo  nicht  grosse  n.  dowider  ist,  I  5,  16.  von  dingen,  di  da  n. 
sein  czu  übunge  des  gerichtes  =  de  quibusdam  preambulis  ad  judi- 
ciorum  exercitium  opportunis,  IV  5  Einl.  Der  czimerleute  arbeit  (D., 
ampt)  meinen  wir  in  dem  perkwerke  czumale  n.  sein,  1 11,  1.  von  der 
Schreiber  ampte,  des  czumale  n.  ist,  I  8  Einl.  aus  zu  richten  andere 
seine  tugent  —  were  groz,z,e  n.  sulcher  meisterlicher  rede,  Hier. 
16,  19.  Was  do  —  zu  dem  dienste  und  zu  dem  heiligen  gewande 
n.  ist,  W— B  Ex.  35,  21.  Es  ist  nicht  n.,  das  er  mit  dir  gee,  Könige 
II 13,  26.  So  ist  der  kaufman  an  dem  zu  loben,  wann  durch  in  den 
landen  und  steten  n.  weniger  ding  zukomen,  Olm.  Stb.  90.  von  dem 
habern  sol  der  Hannsco  nemen  seinen  raitpferden  n.,  Igl.  Stb.  111220a. 
den  kindern  des  Roz,mans  ein  czimliche  n.  von  essen  und  trinken 
und  kleidern  geben,  uncz  die  kinder  kumen  czu  den  vernünftigen 
jaren,  III.  A  144  b.  die  waisen  fürsehen  mit  notdurften  und  mit 
teglichen  kleidern,  V,  218  c. 

notdürftig  Adj.  1.  notwendig.  2.  bedürftig,  benötigt:  1.  n.  koste 
die  sein,  ah  man  sie  nicht  tete,  so  verdurb  daz,  ding,  Const.  IV 19,  1. 
lehen  mit  notdürftigem  bawe  erhalten ,  Igl.  Bgr.  12,  2.  wir  wollen 
alleine  notdürftigen  dingen  anligen ,  Const.  I  9,  Einl  alle  andere 
n.  ding,  113,14.  czu  der  notdürftigen  sache  komen,  IV 19,  EM. 
n.  Stollen  mak  er  mit  dem  vierden  taile  der  koste  ausarbaiten  und 
also  beheldt  er  in,  Igl.  Bgr.  U— A  §  12.  2.  das  wir  —  armen  und 
reichen,  di  sin  notdurftik  sint,  einem  iczlichen  ein  volles  recht  tun 
und  geben,  Igl.  Bgr.  N.  1,  5.  ob  Augustin  des  geltes  notdürftig  war, 
Igl.  Stb.  V  281  d.    der  herr  hat  sein  notdürftig  (jbrmcht  es),  T— B 


538  nöt-dürftiglick  —  notikeit 

Luk.  19,34.    diweil   ich  —  ihr  begeren  fir  zimblich   und   notirftig 
(berechtigt,  dringend)  angesehen,  Traut.  Chr.  136. 

not-dürftiglich  Adv.  wie  es  notwendig  ist:  doruff  wir  benüg- 
lich  (ausreichend)  und  notturffticlich  geantburt  haben,  Eger  Chr. 
1072,  S.  261. 

nöten  (auch  noeten)  swv.  tr.  in  Not  bringen,  bedrängen,  einen 
uf  seiner  hab  n.  =  pfänden,  den  wein  n.  =  mit  schädlichen  Dingen 
mischen,  reflex.  mit  Gen.  sich  zu  etivas  zwingen,  Mühe  geben,  be- 
fleißen einer  Sache:  diu  Hute  nöten  und  ir  habe,  W.  v.  W.  5491. 
das  si  —  die  in  Littau  eingedrungenen  Hussiten  —  den  ganzen 
kreis  bekumern  und  die  annut  notten  weiden  noch  ireni  willen  zu 
holdung,  Olm.  Stb.  44.  wann  die  Behem  mit  einem  puben ,  Zyska 
genant,  den  sie  in  zu  einem  kunig  derwelt  und  uffgewarffen  betten 
—  nahent  gar  die  stet  in  Behem,  die  zu  irer  posbeit  nicht  treten 
wolden,  zu  in  notten  und  betwungen,  54,  S.  35.  daz,  er  sie  (Isöt) 
gencetet  hete  also  lesterliche  (so  schimpflich  in  Not  gebracht), 
Trist.  3542.  der  —  vögele  —  sie  vil  da  toten  und  mit  siegen  notten 
(gewaltsam  töteten),  Ernst  4077.  daz,  sie  sich  so  sere  noeten  an  in  biz, 
sie  sich  tceten,  Alex.  25737.  hcert  wie  sich  der  nöte:  vor  vorchten 
er  sich  töte,  18153.  das  si  sich  mit  gefenknusz  zu  im  und  sein 
brudern  nit  noten  (drängen  sollten,  um  mit  ihm  gefangen  zu  werden, 
Elbog.  Chr.  116,  12  u.  21. 

noten-kunst  stf.  personif.  Tonkunst,  Musik:  Notenkunst  mit 
iren  süssen  gebeten,  mit  iren  starken  besweren,  Ack.  41,  12. 

nöt-geschaft  (nöt-geschefte  st>i.  nötiges  Geschäft)  stn.  Be- 
drängnis: ewers  grossen  n.  halben,  Eger.  Chr.  1157. 

nöt-gewalt*  stf.  gewaltsame  Beraubung  des  Hechtes,  Ver- 
gewaltigung: der  richter  sol  widersteen  n.  der  leute  (debet  resistere 
violenciis  hominum),  Const.  I  4,  1.  die  n.  ist  feint  dem  rechten 
(violentia),  I  4,  6. 

nöt-hai't  Adj.  1.  notleidend,  bedrängt.  2.  dürftig,  Mangel 
leidend  an  etwas:  des  nothaften  brif  —  dass  die  nothaft  von  Thier- 
stein  den  Forstern  teil  vom  Reichsforst,  bez.  Forstamt,  abtraten 
=  verkauften,  Mind.  des  Egerl.  S.  50. 

nöt-haft*  st)n.  fester  Halt:  n.  zu  dem  alle  gute  ding  als  zu 
dem  weisel  der  pin  neheu  und  halten  (Gott),  Ack.  57,  7. 

nöt-helfer  stm.  Helfer  in  der  Xot:  n.  in  alleu  engsten,  Ack 
57, 17.  I 

notig  (nötec,  -ic,  ncetic)  Adj.  1.  bedrängt,  dürftig.  2.  nottuend 
-wendig,  dringend:  ein  notiger  man  =  homo  indigens,  W— B  Spr.  19,  22 
Noch  nimande  sol  sein  eigen  wille  czihen  dorezu,  das  er  sich  beruf« 
sunder  notige  notdurft  (necessitas  importuna),  Const.  IY  20, 10.  deii 
von  nötigen  Sachen  nicht  kegenwortig  ist  (absens  ex  causa  necessaria) 
IV  4,  14;  =  ehaft  not.  die  von  notigen  dingen  vorhindert  sein 
I  7,  13.  twingen  mit  nötiger  unbilleicher  bete  =  preeibus  importunis 
I  4,  7.     die  da  arm  und  notig  (bedürftig)  wer,  Igl.  Stb.  III 148  d. 

nötigen  (auch  nötegen)  swv.  nötigen,  zwingen,  bedrängen:  Eger 
Chr.  N.  1078. 

notikeit  (notikeit-,  ncetec-heit)  stf.  Bedürftigkeit;  necessitas:  ab 
sich  das  gepuret  von  n.  wegen  der,  di  do  kriegen,  Const.  IV  20, 11 


nöt-lich  —  nöt-zerren  539 

nöt-lich  (auch  uoet-lich)  Adj.  1.  gefahrvoll,  beschwerlich.  2.  not- 
wendig, dringend.  3.  bedrängend,  gefährlich.  4.  eitel,  eingebildet. 
5.  mächtig  bezwingend?  2.  n.  teidinge  —  die  sol  mau  von  ersten 
richten,  Prag.  Str.  130,  14. 

nöt-lichen,  nöt-leich  (not-,  ncet-liche,  -en)  Adv.  1.  mühselig. 
2.  auf  eitle  prunkvolle  Weise.  3.  notwendig* :  3.  des  wir  selber 
notlichen  nicht  bedürfen,  Hier.  48,  3.  der  scheppe  hette  notleich  zu 
schaffen,  Igl.  Str.  280. 

not-nunft  stf.  1.  gewaltsamer  Raub,  bes.  Frauenraub.  2.  Not- 
zucht: 2.  ir  solt  iuch  der  nötnünfte  schämen,  Alex.  23772. 

nötorft  s.  nöt-durft. 

nöt-reckt  stn.  Gerichtszwang,  mit  n.  gewonnene  Schuld  =  wenn 
der  Geklagte  trotz  seiner  Weigerung  vor  Gericht  gezwungen  wurde, 
sie  zu  zahlen:  Urame  gelt,  das  ain  mau  auf  den  andern  hat  mit  n. 
erstanden,  vorpeut  her  im  wol  sein  berait  pfenning  (=  Bargeld),  wo 
her  ir  inne  wirf,  czu  einem  andern  manne,  der  ir  nicht  inne  hat,  in 
welcherlai  weis  das  sei,  Igl.  Str.  97.  gelt,  es  sei  erstanden  mit  n. 
oder  sei  gelobt  vor  scheppen,  98.  Erstet  ein  man  auf  deu  andern 
mit  n.  icht,  was  im  darauf  get  von  des  gerichtes  wegen,  das  schal 
her  czu  dem  erstanden  guet  reiten,  102.  Was  ainer  auff  n.  legt, 
—  die  selben  scheden  ist  man  pflichtig  czu  beczalen,  (60)  S.  328. 

nöt-rechten*  sivv.  widerrechtlich  bedrängen:  wir  werden  durch 
in  (Sebastian  Slick)  teglich  genotrecht,  Elbog.  Chr.  110,  27.  in  ver- 
hoffnung,  seins  notrechtens  wider  unsere  freiheit  —  entladen  [zu 
sein],  111,  23  ff.    ob  si  imands  n.  wulde,  111,38. 

nöt-reif*  Adj.  kaum  reif  vor  der  Reife  vertrocknet:  dieses  jar 
war  ein  dürrer  somer,  das  alles  obst  n.  war  und  eingeschrompfen, 
Traut.  Chr.  29. 

nöt-raof  *  (PI.  -rüefe)  stm.  Notschrei:  die  frouwe  die  schre  den 
n.,  Alex.  23325. 

nöt>sache  stf.  dringende  Ursache,  Elbog.  Chr.  69,  30. 

nötunge  (noetuuge  der  frawen  =  Kotzucht,  Kaltb.  65,  9)  stf. 
Verfolgung:  mit  echtung,  nottung  oder  vahung,   Olm.  Stb.  54  S.  35. 

not-lwang  stm.  (auch  schon  nöt-zwang)  zivingende  Not,  gewalt- 
tätige Störung  des  öffentlichen  Friedens,  gewaltsames  Vorgehen  auch 
bei  Gericht,  violencia  =  notgewalt:  Auch  sullen  sie  (die  urborer  als 
Richter)  sein  gevirret  (geunirret  D)  von  allem  nottwange  und 
geiticheit,  umb  das  di  notgewalt  veint  ist  dem  rechten  und  nemunge 
der  gäbe  ist  ein  vorleiterinne  der  warheit  (Item  debent  esse  a 
violencia  et  cupiditate  remoti),  Const.  I  4,  6. 

nöt-wer  stf.  Abwehr  von  Geioalt,  Notwehr,  Brunn.  Str.  I  98. 
367.  470.  defensio  personae  et  rerum,  quod  notwer  dicitur,  Igl.  Str. 
167.    personam  et  res  suas  defendendo,  quod  n.  dicitur,  ebenda. 

nöt-ivern  swv.  reft.  sich  und  seine  Habe  in  Gefahr  verteidigen : 
er  habe  sich  notwert  seines  leibs,  Igl.  Str.  222;  Chlum.  VII  4. 

nöt-wille*  stm.  durch  n.  =  notgedrungen:  ob  einer  seinen  Wein- 
garten durch  Notwille  versetzte,  Chlum.  VIII  24. 

nöt-zerren  sivv.  notzüchtigen:  Von  gewalt  und  notczeren  der 
junkfrawen  und  frawen.  Ist  das  aine  junkfrawe  oder  frawe  clagt, 
das  si  genotczeret  sei  —  auf  dem  fehle  —  dann  braucht  sie  nur 
einen,  in  der  Stadt  zwei  Zeugen,  wenn  si  in  czurissenem  und  blutigem 


540  not-zerren  —  nöz,el 

gewande  clagt,  muß  sich  der  Beschuldigte  mit  zwei  Zeugen,  sonst 
kann  er  sich  allein  durch  Eid  reinigen,  Igl.  B  55.  Ist  das  eine 
gemaine  frawe  clagt,  si  sei  genotezerret  —  der  richter  sol  ir  genuk 
tun  nach  eczlicher  schepfen  rate,  56.  Wer  ein  ersam  Trauen  oder 
jungvrauen  notzert  oder  czuck  und  das  diselbe  vrau  oder  jungvrau 
inner  vierezehen  tagen  mit  czwain  ersam  mannen  das  besweren 
mack,  das  si  geschrieren  hal),  so  sebol  sich  einer  unschuldigen  mit 
dem  veurigen  eisen;  ist  das  er  sich  nicht  unschuldigt,  so  vorleust 
er  das  haupt,  Brunn.  Str.  II  21. 

uöt-zerren  stn.  Notzucht:  Wer  um  n.  überwunden  wiert,  der 
wiert  enthelst.  Brunn.  Str.  II 41.  umb  notzerre  handelt:  Brunn. 
Str.  II  21. 

nöt-zog  stm.  stn.  Notzucht:  Welich  vraw  notezogs  drei  tage 
verweilet,  das  si  ir  nicht  claget,  di  mag  ir  hinnach  mit  recht  nicht 
geklagen,  Igl.  Str.  155  u.  316.  umb  n.  man  mit  weihen  nicht  über- 
zeugen mag  oder  überwinden,  154. 

nöt-zogen  srvv.  vergewaltigen,  notzüchtigen:  Ob  iniant  ein  junc- 
frawen  oder  ein  weip  ubirdruket,  der  hat  den  hals  verloren;  abir 
also  sol  er  ubirwunden  werden :  ob  di  mait  oder  das  weip  clage,  das 
si  auf  dem  velde  genoeziget  sei,  si  hat  an  einen  geezeugen  genuch, 
der  geezeug  sie  der  herte  (Hirte)  oder  ain  ander,  Prag.  Rb.  86.  Die 
Klägerin  muß  bei  der  Klage  um  n.  einen  Mann  zum  Zeugen  haben, 
denn  n.  geet  einem  manne  an  den  hals.  Zeugenschaft  von  Frauen 
ist  hierbei  —  weil  nötig,  nur  erlaubt  1.  daß  sie  bei  einer  mait  — 
beschawen,  abe  sie  ires  magetumes  sei  beraubt  und  dies  bezeugen; 
2.  wenn  ein  man  in  ein  closter  zu  nunnen  queme  und  notezoget  ir 
eine.  Wer  ain  weib  oder  eine  mait  notezoget  oder  mailigt  mit 
gewalt,  den  sol  mau  entheupten,  Igl.  Bgr.  I  S.  366.  Eine  Genot- 
züchtigte muß  binnen  drei  Tagen  Magen,  155.  316.  Gegen  die  An- 
klage verteidigt  man  sich  seiband  er  (metseeundo)  wirksamer,  als  man 
mit  Zeugen  Überwunden  wird,  320.  n.  gehört  zu  den  Dingen,  die 
dem  Mann  „an  den  hals  gehen",  IS.  366,  ferner  276  S.  181.  umb 
n.,  Aussig.  Urkdb.  Is.  139.  Auch  wil  er  die  kuniginne  n.  in  meinem 
Imuse,  mir  gegenwortigen  (me  praesente),  W — B  Esther  7,  8.  Und 
di  sune  der  stete  Mempheos  und  Taphnes  haben  dich  genoezogt  unez 
bis  an  den  wirbel  =  constupraverunt  te  usque  ad  verticem,  Jer.  2,  16. 
ir  weip  werden  genoezoget,  Js.  13, 16.  Amon  haste  her  dovon,  das 
er  hette  genotezoget,  {es  stellt:  genotsagt)  Thamar  seine  swester, 
Könige  II 13,  22.  der  iunefrown  nogezogtin  si  gar  vil,  Dal.  48,  5 
(14,  55). 

nöt-zogen  stn.  subst.  Inf.  übel  grimmende  umb  das  noczogin 
ir  swester  =  ob  stuprum  sororis,  W — B  Gen.  34, 13. 

nöt-zoger  (nöt-zoge  swm.  -zoger  stm.)  Notzüchtiger:  die  der 
iunevrawen  n.  waren  =  qui  violatores  exstiterunt  in  coinquinatione 
sua,  W— B  Judith  9,  2. 

nöt-zwingen*  (vgl.  bei  L.  nöt-twanc  stm.)  stv.  I  3  notzüchtigen, 
vergewaltigen:  er  hat  auch  viel  jungfrawen  und  maidlin  notzwungen, 
Traut.  Chr.  224. 

nöz,el  stn.  Demin.  von  nöz,,  PI.  nöz,,  noezer  Nutzvieh,  Kleinvieh: 
Genosse:  ei,  wie  wol  bedächte  daz,  der  niinne  ein  menschlich  noez,el! 


nöz,z,el  —  oberist  541 

(=  Is6t) ,  Trist.  723 ;  nach  Beneke ,  weil  sie  nicht  ausgestreckt  wie 
ein  Mensch,  sondern  zusammengekrümmt  an  einem  klcez.el  liegt. 

utfz^el  (nöz^elin)  stn.  ein  kleines  Flüssigkeitsmaß  (Egerl.  noch 
näissil),  Eg.  Chr.  N.  1001;  es  enthält  nach  Pröckl  Eger.  L.  2  II  172, 
ungefähr   '/«  Maß  =  lVs  Seidl.   n.  ö. ; 

iiuklir  (uöklier  m franz.  aus  griech.,  lat.  nauclerus)  stm.  Schiffer, 
Steuermann:  eines  tages  ez,  gesekach  der  nncklir  Ubian  ansach, 
Ernst  4534.    der  herren  nnklir,  Ernst  1998. 

numals*  Adv.  neulich:  n.  lange  zeit  (schon  lange  Zeit  her),  Elbog. 
Chr.  71, 19. 

minnen-gasse  swf.  Name  einer  Gasse,  an  der  ein  Nonnenkloster 
liegt:  in  der  nnnnengassen,  Igl.  Stb.  IV  246  b.;  V185d.  78  a.  e 

nur  =  newaere,  wenn  nicht,  außer,  nur:  wer  ist  blint  nur  mein 
kneebt?  W— B  Is.  42,  19;  s.  newer. 

nurt*  nur:  nurt  das  sie  Merherlant  vollen  vorterbten,  Böhm. 
Chr.  108. 

nutz-bere  (nutze-,  nütze-bsere)  Adj.  nutzbringend:  n.  koste  — 
tut  man  sie,  so  wirt  das  ding  besser,  Const.  IV  19,  2. 

nutz-sam*  Adj.  nützlich:  du  bewerst  (anerkennst)  di  nuezsamen 
(nutzberen,  XL  Bibel)  ding,  T — B  Kömer  2,  18. 

nutzung  (nützunge  und  nutzunge)  stf.  1.  Nutzen.  2.  Nutz- 
nießung: 2.  ires  vaters  gelassen  guter  mit  sampt  der  n.,  weliche  er 
darvon  hat  enphangen,  Igl.  Bgr.  N,  85,  4. 

nuz,  (G.  nuz,,  nüz,z,e,  PI.  nüz,z,e,  auch  sw.  nutzen)  stf.  Nuß, 
Mandel  und  andere  Schalfrüchte :  mit  einer  nüz,z,e  boesen  wolt  ich 
iueh  niht  loesen,  Alex.  20421. 


obe-her  Adv.  von  oben  herab:  äff  das  sloß  und  weder  obeher, 
Stb.  Brüx  N  325. 

oben-bar*  (von  mhcl.  bor  stf.  Höhe)  Adv.  darüber,  oben,  im 
1.  Stockwerk:  er  sol  ir  obenpar  pawen  ein  stübl  auf  sein  darlegung, 
Igl.  Stb.  V84d. 

ober-bette  stn.  Oberbett,  das  zum  Zudecken  dienende  Bettzeug: 
Igl.  Stb.  V  96  a.  155  b.    ein  oberpet  und  ein  underpet,  V  41  a. 

oberen  sivv.  die  Oberhand  gewinnen,  siegen:  sie  begunden 
kobern  und  an  den  vinden  obern,  Alex.  21 936.  sie  sullen  hie  lützel 
obern,  14049.    daz,  sie  an  den  fremden  oberten,  Ernst  808. 

ober-getefel*  stn.  Zimmerdecke:  (=  getevele  laquearia,  Voc. 
Sehr.  1456;  j.  Tit.  6104  und  Beliand  647,  50):  unez  an  das  obirgetefil 
(usque  ad  laquearia),  W— B  III.  Kön.  6,  15;  s.  bei  estrich. 

ober-halp  Adv.  und  Präp.  m.  Gen.  oder  Dat.  oberhalb:  o.  im 
und  niderhalp  im,  Igl.  Bgr.  1,  2. 

ober-haupt-leute  *  stm.  PL  Führer  einer  Partei:  Job.  Friedrich, 
churfürst  u.  herzog  von  Sachsen  —  Philipp  lantgraff  zu  Hessen  o. 
der  protestierenden  stende,  Eger.  Chr.  80. 

oberist  Sup.  von  ober,  der  oberiste  (tag)  =  das  Fest  Epiphaniae, 
das  große  Neujahr:  von  weinachten  pis  auf  den  achten  tag  noch 
dem  oberisten  (8  tage  vor  dem  oberisten  H.),  Const.  IV  17,  7.  am 
montag  vor  dem  obersten  =  5.  Jan.  1432,  Eg.  Achtb.  II  85.    montags 


542  oberkeit  —  offen 

noch  Obristen  tage  (3.  Jan.  1389).  am  necbsten  dinstage  nach  dem 
obersten,  Buch  der  Gebr.  S.  239.  oberstag,  Eger.  Chr.  N.  23.  geschriben 
an  der  mitwoch  vor  dem  obristen  (4.  Jan.  1419),  Igl.  Rspr.  III.  des 
suntags  noch  dem  oberisten  tag  unsers  herren  (8.  Jan.  1413),  XI. 

oberkeit*  stf.  Herrschaftsrecht:  die  stadt  Trautnaw  mit  aller 
o.  und  zugehöruugen,  Traut.  Chr.  74.  inhaber  des  Steyns,  da  alle 
leben  und  oberckeit  zugehoren,  Elbog.  Chr.  87, 19. 

ober-land  stn.  1.  höheres  Land,  Oberland.  2.  Himmel:  her 
von  Oberlanden  (D.  von  obern  landen),  fürst  von  vil  seiden  =  Gott, 
Ack.  43, 15. 

ober-last  s.  über-last. 

ober-lendisck  Adj.  1.  aus  dem  Oberland.  2*  überirdisch: 
Astrologia  mit  oberlendischen  sachen  des  irdischen  loufes  auslegerin, 
Ack.  41, 10. 

ober-leute  PI  von  ob-man,  ober-man ,  Elbog.  Chr.  8, 10.  8,  22. 
12,  34.  12,  42;  s.  über-leute. 

ober-man  (auch  obeman)  stm.  Schiedsrichter:  czu  ainem  höchsten 
furmund  und  o.  geseczt,  Igl.  Str.  (71)  S.  338;  s.  auch  über-leute. 

ober-mar-schalk  *  stm.  (von  marschalc  1.  Pferdeknecht.  2.  Hof- 
In  tunter,  Aufseher  über  das  Gesinde  bei  Beisen  und  Heereszügen. 

3.  Befehlshaber  der  ivaffenfühigen  Mannschaft  des  Hofes:  Hildebrand 
von  Eynsidel,  ritter,  obermarschalg,  Stb.  Brüx  N.  296. 

ober-nant  =  oben  genannt,  Elbog.  Chr.  57,  40. 

obernennen  s.  über-nenneu. 

oberoz*  stm.  Überbleibsel:  geschiet  dem  vieche  —  von  unge- 
witer  oder  von  semelicher  gottes  gewalde  wegen  schaden,  er  (der 
hirte)  ist  unschuldig,  idoch  den  oberoz,  wen  der  bleibet,  sal  er  dem 
herren  zu  hause  und  zu  hofe  antwurten,  Igl.  Str.  I  S.  369. 

obez.,  obs  stn.  Obst:  verkauftet  der  huter  obs  ab  den  paumern  — 
so  ist  er  den  hals  vorfallen,  Chlum.  VIII.  19. 

obig*  Adv.  oben  oberhalb,  Traut.  Chr.  115.  177.  193.  250. 
281.  364. 

ob-lat,  -e  swstf.  stn.  Oblate:  oblat  (opher)  und  gelubde,  T— B 
Btb.  24, 17. 

öchsel  (öhselin)  stn,  kleiner  Ochse:  sam  mir  daz.  öchsel  und  daz. 
joch  (Beteuerung  des  Bereuens),  Schretel  328. 

ochsen-zagel  stm.  Ochsenschicanz :  den  wilden  wiben  Mengen 
ochsenzegel  nider  binden  von  den  lenden,  Alex.  22 120. 

och-steinen*  Adj.  aus  Achat?  den  gelben  ochsteinen  pater- 
noster  (  =  Bosenkranz),  Igl.  Stb.  V  96  a. 

cede  Adj.  1.  unbebaut,  unbewohnt.  2.  leicht,  gering.  3.  arm,  ent- 
blößt. 4.  eitel,  dumm,  töricht:  kundestu  recht  —  messen  oder  fachten 
au.sz  ödem  köpf,  Ack.  15,  17.  also  bedacht  sich  die  gemein,  daz,  kein 
inüJ  (Mühle)  öd  ligen  sold  von  schult  wegen,  Igl.  Stb.  V  257  b. 

«eden  sicv.  verheeren:  das  ir  meinen  wunnreichen  anger  geödet, 
Ack.  21.  5. 

offen  Adj.  1.  offen.  2.  o.  hus,  slöz.  ==  in  dem  ein  anderer  das 
Besatzumgsrecht ,   jus    aperturae    hat.     3.   ausgebreitet,    breit,    voll. 

4.  offenbar:  unverholen,  offene  tage:  iudicium  peremtorium,  banteidiug, 
ungebotenes  ding  (in  Prag  nach  dem  Breikönigstag  und  am  14.  Tag 


offen-bar  —  öl-garte  543 

nach  Ostern),  Brunn.  Str.  I  430.  mit  offener  stimme  ==  laut,  aperta 
voce,  Const.  IV  2,  4. 

offen-bar  (-bar,  -bare,  -bsere)  Adj.  1.  offen,  geöffnet.  2,  deut- 
lich, offenbar,  sichtbar.  3.  zu  wenig  zurückhaltend.  4.  öffentlich: 
mit  offenbaren  briffen  und  mit  hantvesten  (instrumentis  et  privi- 
legiis),  Const.  IV  11,  2.  offenbar  sunder  und  irre  weib  =  publicani 
et  meretrices,  Sol.  72,  2. 

offen-baren  (auch  -beeren)  sivv.  offen  zeigen,  verbreiten,  ver- 
öffentlichen, offenbaren:  Von  norden  wirt  geoffenbaret  alles  poses 
über  alle  woner  der  erden  (pandetur),  W— B  Jer.  1,  14. 

offen-barunge  stf.  1.  Offenbarung.  2.  öffentliche  Strafe  der 
Ordensbrüder:  gib  ein  o.  =  da  ostensionem.  gib  ein  Zeichen'.  W— B 
Kön.  1 14,  41.    da^  buch  der  o.,  T— B  Offenb. 

offen-sünder*  stm.  öffentlicher  Sünder,  Zöllner:  tund  den  dicz 
nit  auch  die  offensunder,  T — B  Matth.  5,  46.  Mattheus  der  o., 
Mattb.  10,  3.    o.  und  sunder,  Mark.  2,  15. 

off-haldunge  =  uff-h. ,  üf-haltunge  1.  Stütze.  2.  Aufhaltung, 
Arrestation.    3.  Hinderung :  komer  u.  o.,  Stb.  Brüx  N.  326. 

ceheim  stm.  oeheime  sivm.  Mutterbruder,  Oheim:  dines  öhems 
elieh  wip,  Trist.  207.  2442.  er  (Job.  Parricida)  gerach  seinen  obani 
(den  omen  seines  bruders  L.),  Böhm.  Chr.  101. 

ohaiu  s.  oelieim. 

ohmeise  (ämei^e)  swfm.  Ameise,  Traut.  Chr.  332. 

oliornein  (=  ahörnin)  Adj.  von  Ahorn :  Jacob  nam  albereine 
gerten  grüne  und  mandeleine  und  ohorneine  (ex  platanis)  und  eines 
teiles  schelte  her  sie  — ,  W— B  Gen.  30,  37. 

öl  stn.  Öl:  61  der  salbunge,  W— B  Ex.  30,  25.  30,  31. 

öl-banm  stm.  berg  der  olbaum  (ölberg,  XI.  Bibel),  T— B  Mattb. 
24,3.  26,  30;  Mark.  14,  26;  Luk.  19,  37.  21,. .37;  Job.  8.  1. 

öl-baumein  (ö'1-böumin)  Adj.  vom  Olbaum:  czwen  Cberubin 
von  ölpaumeinem  holcze,  W — B  Kön.  III.  6,  23. 

öl-garte  sunn.  Ölberg,  olivetum :  das  bildnus  Christi,  das  in  der 
hale  im  ölgarten  kniet,  Traut.  Chr.  135. 

olbente,  olbende  sivfm.  olbent  stm.  aus  griechisch -lat.  ele- 
phantus?  Kamel:  olbenden  kost  truogen  dar  (vorher  sind  aber  schon 
kemel  u.  dromedar  genannt),  W.  v.  W.  3643.  olbenden  1200  ze  kost 
stark  ü^  gesundert,' Alex.  21451.  13077.  12336.  olbenden  (hier  wohl 
Elefant),  kemmel,  dromedar,  Ernst  4203.  leichter  ist  dem  olbenten 
inzegen  durch  da^  nadelore  denn  den  reichen  in  da^  reich  gots,  T — B 
Luk.  18,  25. 

olbeutel*  stn.  Kamel:  ir  verslindeut  di  o.,  T— B  Matth.  23,  24. 

Öl-ber  stn.  Olive:  Was  do  bleibet  olper  ouf  den  poumen,  nicht 
kere  wider,  so  das  du  sie  ablesest,  W — B  Deut.  24,  20. 

öler  stm.  Ölmüller,  -schlaget-:  die  lebkucher  sullen  in  der  üler 
bandl  und  bandwerk  nicht  greifen  und  umgekehrt,  Olm.  Stb.  120. 

öle-vas  (öl[e]-va^)  stn.  Ölgefäß,  lecythus:  so  vil  melis,  als  be- 
greifen mag  ein  voust,  hab  ich  in  einem  kruge  und  ein  wenik  oles 
in  einem  ö.,  W— B  Kön.  III 17, 12. 

öl-garte  swm.  olivetum:  in  deinen  weingerten  und  in  deinen 
ölgerten,  W— B  Ex.  23, 11. 


544  öl-götz  —  orgcht 

öl-götz*  (vgl.  götzesivm.  gottesdienstl.  Bildsäule,  Rosenbl.)  sivm. 
Holzgötze,  Traut.  Chr.  155. 

öl-schleger  stm.  Ölmüller,  Traut.  Chr.  60. 

öl-vart*  alle  cli  leut,  die  sich  czihen,  das  do  heisset  olvart 
(ölfort  II,  alvart  III)  durch  di  stat,  von  der  stat  oder  uher  der  stat 
guter,  wann  si  sich  czihen  oder  wi  si  genant  seiu,  die  schullen  geben 
32  pfenning  auf  genaden,  Budw.  ürkdb.  N.  -177. 

ö-macht  (ä-maht)  stf.  Schwäche,  Ohnmacht,  Traut.  Chr.  121. 

om-ampt*  (aus  om  =  Flüssigkeitsmaß  und  ambahte,  ambet) 
sin.  Eichamt,  Eger.  Chr.  N.  1040. 

önichüs  stm.  Onix,  ein  Edelstein,  Trist.  4520. 

önikmen-stein*  stm.  Onix,  lapis  onvchinus:  czwen  edle  onikmen- 
steine,  W— B  Ex.  28,  9. 

Opfer  stn.  Opfer:  gaucz  enczuntes  opfer  =  holocausta,  Brand- 
opfer, W— B  III.  Kon.  3,  4.  3,  15;  Ps.  19.  4;  Ps.  50,  21  und  Ex.  10,  25; 
Gen.  8,  20.  opfer  der  fridsamen  ==hostiapacifica,  Friedopfer,  Num.  6, 17. 

opfer-liecht  stn.  Kerzen,  die  bei  Leichenbegängnissen  getragen 
und  dann  geopfert  werden:  man  soll  nicht  o.  zu  derselben  leich  (von 
noch  nicht  7  jährigen  Kindern)  baben,  sunder  pörkerzen  mag  man 
wol  dabei  haben,  Eger.  Str.  AVI;  in  jeder  Kirche,  in  die  eine  Leiche 
getragen  ivird,  darf  man  nur  ein  opferliecht  haben,  A  V2  u.  3; 
B21.  22;  C37. 

opfer-speise*   stf.   Opfer  aus  Ungesäuertem,  W — B  Num.  6, 17. 

opfer-tier  stn.  Opfertier:  ewer  fridsames  o.  =  pacifica  vestra, 
W— B  Ex.  20,  24.    das  o.  der  fridsamen,  Lev.  3,  1. 

opfer- wein  stm.  Opfer  wein,  vinum  libaminum,  W — B  Esther 
14, 17.    den  o.  gestift,  Eger.  Chr.  6  S.  12. 

or-ber  s.  ur-bar. 

orbern,  urborn  sivv.  1.  etwas  als  urbor  innehaben.  2.  tvovon 
urbor  geben  oder  3.  nehmen,  ausnützen,  handhaben.  4.  reß.  sich  her- 
vortun, anstrengen.    4.  Traut.  Chr.  244.  245. 

orden  stm.  1.  Ordnung.  2.  Reihenfolge,  Stufe.  3.  Anordnung, 
Befehl.  4.  Orden.  5.  Art,  Stand,  oft  nur  umschreibend:  Wer  do 
slefet  mit  einem  knechte  noch  weiplichem  orden  (coitu  femineo), 
W— B  Lev.  20, 13. 

ordennnge  stf.  1.  Kegel,  Ordnung.  2.  Reihenfolge.  3.  Anordnung, 
Vorschrift.  4.  Ordination.  5.  Rang,  Stand.  6.  Einrichtung,  Lebensweise: 
Esther  —  czoch  ab  das  gewant  irr  o.  =  omatus  sui,  Trauerkleider, 
W — B  Esther  15,  4.  sol  ich  nu  wenden  —  in  weltlich  oder  geistlich 
o.'?  (=  Geistlicher  werden  oder  heiraten?),  Ack.  42,  16.  „ist  das 
urteil  gesprochen  wider  geschriben  recht  ader  wider  gewonlich  o. 
des  gerichtes,  dorumb  so  ist  das  urteil  nisnicht,  das  wil  ich  redlich 
beweren  und  beweisen,  Const.  IV  20,  13.  Di  urteil,  di  wider  des 
rechtens  o.  gesprochen  sein,  di  haben  keine  kraft,  IV  1,  1.  aus  der 
(gerechtikeit,  recht,  der  rechten  Weisheit)  brunne  unsers  rechtens  o. 
fleusset.  —  wider  unsers  gerichtes  o.  geurteilt,  IV  7,  10.  Des  gerichtes 
o.  —  vorhenget  nicht,  das  di  geswornen,  di  richtere  und  unpilliche 
clagere  von  der  gerechtikeit  weichen,  IV  7,  10.  gerichtes  o., 
P?  7, 10. 

örecht  Adj.  mit  (großen)  Ohren  versehen,  langohrig:  der 
orechten  man,  Ernst  4018. 


Öre-wetschelSn  —  ort  545 

öre-wetschelin  sin.  kleine  Ohrfeige:  „halt  mir  ein  o.,  Trist.  5478. 

orgel,  -e  stsivf.  Orgel:  Jubal,  der  was  der  vater,  di  do  sungen 
uf  herpfen  unf  auf  orgeln,  der  Zither-  und  Harfenspieler,  W — B 
Gen.  4,  21. 

Orient  stm.  der  Osten:  das  do  sieht  gegen  o.,  W— B  Ex.  27,  13. 

orientisch  Adj.  orientalisch,  östlich:  Von  den  orientischen 
pergen  =  de  inontibus  orientis,  W — B  Num.  23,  7. 

örl  (Dem.  zu  oer,  -e,  6r,  -e  stn.  Öhr,  örelin  stn.  Henkelloch, 
Handhabe)  stn.  Öhr,  Öse,  ansa:  iacinthische  orl  (himmelblaue  Schleifen) 
an  dem  soume  eines  ummehanges,  W — B  Ex.  36,  li.  fünfezig  örl  an 
dem  soume  einer  überdecken,  Ex.  36, 17. 

ör-ring  st.  Ohrring,  W— B  Ex.  32,  3.  guideine  orringe  phlagen 
die  ysmaheliten  zu  haben,  Richter  8,  24. 

ort  stnm.  1.  der  Anfangs-  oder  Ausgangspunkt  nach  Raum 
und  Zeit,  räumlich  und  zeitlich  Anfang  oder  Ende.  2.  Spitze  der 
Waffe.  3.  spitzes  Werkzeug.  4.  Ecke,  Winkel,  auch  öffentl.  Abort. 
5.  Kornhaus.  6.  Saum,  Seite  eines  Felsen,  oberer  Rand  des  Schildes. 
?•  Himmelsgegend.  8.  1/i  von  der  Münze,  besonders  vom  Gulden 
(nach  Lexer,  weil  die  Münze  durch  ein  Kreuz  in  4  Winkel,  orte 
eingeteilt  war)  dann  erst  1ji  von  Maß  und  Gewicht.  9.  angewiesener 
Platz,  Stelle,  Teil,  Stück,  daher  10.  bergm  =  Ortstrieb :  von  anbegin 
zu  orte,  Ernst  3935.  die  tavel  hat  —  nindert  ecke  noch  kein  ort, 
Trist.  1342.  an  der  andern  tavelen  ort,  2628.  die  fleischpank  gelegen 
am  ort  gegen  den  fleischpenken,  Igl.  Stb.  V  21  d.  die  gerste  ein 
schaffei  umb  sieben  örter  (eine  Münzsorte),  Traut.  Chr.  193 ;  Traut.  Ch.  42. 
8.  J|4  der  Münze:  bin  schuldig  1  gülden  und  czwai  orter,  Igl.  Stb. 
III  329  d;  Eger.  Chr.  N.  58;  vom  Holzmaß:  Der  Eigentümer  von  Holz, 
das  weggeschwemmt,  von  denen  von  Pruel  (Pröhl)  aber  aufgefangen 
ivurde,  sol  —  geben  von  einem  ort  ein  weissen  phennig,  Rüge  von 
Pröhl  N.  40  (9).  siniu  seneclichen  wort  ruorten  ir  herzen  ort, 
W.  v.  W.  6654.  10.  Die  Betriebspflicht  verlangte,  daß  alle  erschroteten 
Erze  abgebaut,  nicht  etwa  „verzimmert"  werden,  Const.  1 11,  2;  und: 
Ein  islich  perch  in  siben  leben  geteilt  schol  czu  rechte  czu  dem 
ministen  haben  drei  schecht  und  in  iglichem  leben  drie  orter  und  in 
islicher  lehenschaft  ein  orte  und  mag  nicht  furpas  petwungen  werden, 
Igl.  Bergr.  U — B  §  10.  Buwet  der  nufenger  di  sebin  lehen  mit  drien 
schechten,  vuntgruben  unde  czwei  endilste  lehen,  der  urbarer  mag 
in  nicht  hoher  gedringen,  ein  lehen  mit  drien  ortern,  eine  lehenschaft 
mit  eime  orte,  DIR  14,  2.  Es  behagt  den  eldisten  auch,  das  ein 
ider  perkman  sein  recht  gancz  in  gemessen  perge,  in  lehen  und  in 
lehenscheften  behalde,  wer  es,  das  di  gewerken  eins  gemessen  perges 
alle  siben  lehen  mit  drein  silbergruben  (Schächten)  auspauten,  aber 
di  lehen,  di  vorlihen  sein  um  unser  (ein  E)  sicher  eigenschaft,  wi 
man  di  nennet,  mit  einer  silbergruben  und  mit  drein  ortern,  di 
lehenschaft  mit  einem  orte  nure  gepawet  werde,  Const.  III  1,  9. 
Doch  die  folgende  Verschärfung  dieser  Vorschrift  blieb  wohl  als  un- 
praktisch unbe folgt  und  unbeachtet:  Aber  die  newen  leute  sein  vil 
behender  (perspicatiores)  denn  di  alden  leute,  di  haben  einen  andern 
sinn  begriffen  und  mithengen,  das  ein  iczlich  lehen  sol  ausgepawet 
werden  mit  seiner  eigen  silbergruben  und  mit  so  vil  ortern,  als  vil 
do  werden  mugen  an  schaden  der  gewerken,  III 1,  10.  —  Ein  ort 

Jeliuek,  Wörterbuoh.  35 


546  ornarnancia  —  oster-heilig 

=  3/j  Klafter,  lachter  gegen  die  Nachbarn  beiderseits  reichend,  also 
1 V2  lachter  gilt  als  normales  Lehenschaftsfeld:  Und  vorleihet  mau 
imande  eine  lehenschaft,  der  frewe  sich  des  rechten,  das  im  der 
lehenherre  henumet  und  bescheidet.  Spricht  aber  der  lehenherre 
nichtesnicht  czu  dem  vorleihen,  sunder  er  vorleihet  slechticlich  eine 
lehenschaft,  so  sol  mau  keine  andere  leheuschaft  vorleihen  inwendig 
drein  virteiln  einer  raase.  Dasselbe  recht  wollen  wir  auch  gehaldeu 
werden  in  ortern,  di  man  vorleiet,  wann  wo  di  selbe  redlichkeit 
(ratio),  da  ist  dasselbe  recht  zu  seczen,  Const.  III  5,  16;  vgl.  Frei- 
berg. Bergr.  B  §  20.  mit  irer  lehenschefte  oder  orte  (cum  sua  con- 
cessione  vel  acie),  Const.  III 1,  13.  lehen  ader  leheuschefte  und  orter 
hinlassen,  III 1,  11.  lehenschefte  oder  orter,  di  man  vorleihen  mag 
(concessiones  aut  fines  concedendos),  I  9,  3.  vorleihen  lehen  ader 
orter,  I  7,  7.  (fines,  qui  vulgariter  dicuntur  orter).  Wir  seczen  auch, 
ab  die  erbstollner  ercz  vinden  und  varn  für  sich  mit  dem  Stollen 
umb  eine  mase,  so  vorleihen  si  das  ercz,  was  noch  derselben  mas 
czu  vorleihen  ist  (an  Lehenhäuer)  ader  si  underweisen  ire  orter 
doselbist  (suas  acies  ibidem  iuforment),  ader  unsere  gemeine  vorleiher 
sullen  vorleihen  alles,  das  do  czu  vorleihen  ist,  das  si  vinden  noch 
der  masse,  Const.  II  5,  8.  —  ab  man  mit  einem  fremden  ort  4  lehen 
mag  pauhaftig  gehalden  oder  nicht,  di  nicht  bei  einander  ligen,  Igl. 
Bgr.  N.  84,  2  gegen  Ende,  der  munczmaister ,  hoffmaister  und  di 
obristen  Steiger  wolden  das  nicht  gestaten,  das  di  orter  also  schulden 
ledig  ligen,  N.  53,  11.  ein  gesworn  man,  der  das  ort  (der  lehen- 
schaft) beschawet,  ob  es  ledig  lige,  DIR  N.  23  a,  10.  di  Steiger  u. 
schepphen  —  quarnen  auff  die  orter,  do  man  hatte  bestochen  czu 
der  masse,  N.  6,  2. 

ornamancia*  stf.  Wahrsagung  aus  den  Eingeweiden  von  Vögeln: 
Pedomancia  mit  kindergedirme  und  0.  mit  vogelgederme  luplerin, 
Ack.  41,  17.  Nach  der  tschech.  Bearbeitung  ivird  die  0.  angestellt  an 
den  Eingeiceiden  des  Auerhahns  und  Hühnergeiers. 

orteil-buch  s.  urteil-büch. 

orten*  stn.  =  subst.  Inf.  ein  verbotenes  Spiel,  Eg.  Str.  A  XIII  2. 
Vielleicht  ist  es  zu  orten  swv.  quadrare  bei  Lexer  zu  stellen. 

örten-geselle  s.  ürten-geselle. 

örtern  (auch  ortern)  swv.  1.  mit  Spitzen  versehen.  2.  viereckig 
machen.  3.  untersuchen:  3.  Traut.  Chr.  294.  ehe  dan  solche  schrift- 
liche setze  (Klagepunkte)  durch  ir  königliche  mayestat  geortert, 
Eger.  Chr.  1196. 

ort-pfunt*  sin.  nymancz  sal  auch  an  einem  tuch  kein  ortphunt 
oder  eiuslag  machen  bey  dem  prant,  Igl.  Stb.  in  186  a. 

or-vehde  s.  ur-vekde. 

ossach  *  mein  silbrein  gevesse  und  ossach  und  andre  geschmeid, 
Igl.  Str.  III  304  a. 

ostenisch*  Adj.  östlich,  orientalisch:  gegen  dem  ostenischen 
teile,  W — B  Deut.  4,  41.  von  dem  westnischen  creisse  uncz  bis  zu 
dem  ostnischen  (ad  terminum  orientalem),  Ez.  45,  7. 

öster-bröt  stn.  Osterbroi:  halden  sult  ir  0.  =  observabitis  azynia, 
das  Essen  des  ungesäuerten  Brotes,  W— B  Ex.  12,  17  u.  Lev.  23,  6. 

oster-heilig  Adj.:  am  mittwochen  in  den  osterheiligen  tagen 
=  Osterfeiertagen,  Eg.  Achtb.  II  52. 


österisch  —  ow!  547 

österisch*  Ad},  österreichisch:  die  selbe  zeit  (beim  Tode  Otto- 
kars II.)  was  der  osterische  herczoge  ouch  gestorben,  Böhm.  Chr.  81. 

öster-lämp  stn.  Osterlamm:  das  o.  =  immolate  Phase,  W — B 
Ex.  12,  21. 

öster-lant  stn.  1.  östlich  gelegenes  Land.  2.  Österreich.  3.  Orient, 
Morgenland :  1.  die  gegeilt  des  osterlaiidts  (=  plaga  orientalis)  gegen 
mittag  hebt  sich  au  von  der  stat  Tharnar ,  W — B  Ez.  47,  19.  von 
osterlanden  Sibilla,  Legende  811. 

Ostern*  stn.  Osterlamm-,  -mahl:  in  dem  da  was  dürft  ze  slachen 
daz,  o.,  T — B  Luk.  22,  7.  daz,  o.  daz,  wir  ez,z,en,  22,  8.  daz,  ich  ez,z,e 
daz.  o. ,  22,  1 ;  Matth.  26,  2.  26,  17—19.  do  ich  i^^e  daz,  o.  mit 
meinen  iungern,  Mark.  14,  14.  14,  1.    begiengen  daz,  o.,  14,  12. 

Oster-reiche  swm.  Österreicher :  gegen  den  Osterreichen,  Böhm. 
Chr.  97. 

öster-speise  stf.  Osterspeise,  ungesäuertes  Brot:  azyma,  W — B 
Gen.  19,  3;  Ex.  12,20. 

öster-tag  stm.  1.  Ostertag,  Osterfest.  2.  höchste  Freude:  2.  da 
lac  sins  herzen  östertac  Isöt  die  blunde  bele,  Trist.  804. 

öster-vlecke*  (von  vlec,  -ckes  sfm.  vlecke  swm.)  swm.  teller- 
förmiger Osterkuchen:  osterflecken  mit  61  besmirt  =  lagana  azyma 
oleo  lita,  W— B  Lev.  2,  4. 

öster-wein  (öster-win)  stm.  vinum  austricum :  2  nozzel  Elsazzers 
osterweins  oder  Frankens  darf  bei  Taufen  im  leithaus  {Wirtshaus) 
nur  vertrunken  werden,  Eg.  Str.  VII  2.  osterwein  und  ungrischen 
zu  schenken  der  ist  niemand  vorboten  durichs  jar,  aber  ein  phebert 
um  ein  phenning,  Igl.  Stb.  III  39  b. 

öster-wind  stm.  Ostwind:  Und  das  ist  die  gegend  zu  dem 
mittag  des  osterwindts  (Grenze  gegen  Süden),  W — B  Ez.  47, 19. 

6t  (eht,  oht,  6t)  Adv.  und  Konj.  bloß,  nur,  Konj.  wenn,  nur, 
nach  Komp.  als:  er  liez,  6t  vaste  vüeren  zuo  die  beste  splse,  Trist. 
534  —  538.  swer  sich  6t  da  zu  hove  dranc,  592.  mit  ires  herzes 
sehen  sach  sie  6t  allez,  an  ir  zartez,  liep  Tristande,  2604.  ez,n  half 
6t  nicht,  3154.  sie  riten  6t  vaste  in  den  walt,  3319.  nü  lac  6t 
Tristanne  die  blunde  Isöt  in  herzen,  3704.  die  vuor  6t  zu  Tristande 
hin,  6364.  ez,  get  6t  allez,  daz,  entwer  swaz,  ist  in  dem  hove  min, 
Schretel  116.  er  (der  Bärenführer)  quam  6t  üz,  dem  oven  nicht, 
Schretel  280.  ez,  (daz,  schretel)  sach  6t  dar  und  allez,  dar,  209.  muot 
unde  sin  —  die  stunden  im  6t  alles  hin  gein  Britanje  in  daz,  laut, 
Trist.  1428.  Tristan  6t  nicht  begerte  Isöten,  978.  swaz  ich  ir  (der 
riche)  6t  bestrichen  in  einem  ganzen  järe  kan,  1250.  ichn  viel  6t 
nie  so  harte  ine,  2222.  er  treip  6t  michel  wunder  mit  toerischer 
wise,  5302.    des  was  6t  da  dehein  rät,  Ernst  3103. 

Ottaker  =  Ottokar :  Ottaker,  das  als  vil  gesprochen  ist  als  Otten 
über,  Dal.  (78,  22.) 

oven-bret*  stn.   Ofenbrett,  -bank,  Schretel  113. 

oven-stein*  stm.  Ofenkachel,  Schretel  113. 

öwach  (owoch)  Interj.  der  Klage:  owe  immer  und  öwach!  — 
herren  liebe  enerbet  nicht,  Alex.  19261. 

OTvi  (ouwi,  öwi,  owi)  Interj.  der  Bewunderung:  owi,  wie  da 
gehurtet  wart!   Alex.  14063. 

35* 


548  päc  —  parchant 


(Hier  stehen  nur  jene  Worte,  die  mhd.  meist  mit  p  im  Anlernt 
geschrieben  werden,  vergl.  sonst  B.) 

päc  s.  bäg. 

pacht  (phaht,  -e)  stf.  Zins,  Pacht:  Den  Pächter  trifft  der  am 
Pachthof  durch  einen  Zufall  entstandene  Schaden  z.  B.  durch  eine 
Feuersbrunst,  wenn  nicht  ausdrücklich  das  Gegenteil  ausgemacht 
worden,  Igl.  Str.  (14). 

palas  stnm.  großes  Gebäude  mit  einem  Hauptgemach,  das  zur 
Versammlung  oder  als  Speisesaal  dient:  durch  ein  wit  palas,  W.  v.  W. 
3347.  Do  gienk  her  (Amri  =  Zamri)  in  das  p.  und  czimte  sich 
selbir  an  mit  dem  kunielichen  house,  W — B  Könige  III 16, 18. 

palle  mf.?  mlat.  palla  Altartuch,  der  Opferkelch  samt  seiner 
Bekleidung :  altertuchen,  pallen,  bucher  usw.,  Hier.  197,  2. 

palin-suntag*  stm.  Palmsonntag,  Eg.  Achtb.  II 195. 

palni-tag  stm.  Palmsonntag:  am  phinstag  nach  dem  p.,  Igl. 
Stb.  III  253  b;  Eger.  Chr.  1144.  1029  S.  220;  Elbog.  Chr.  4,  14.  5,  6; 
Traut,  Chr.  247. 

palin-woehe  sivf.  Karwoche:  in  der  heiligen  palmwochen,  Elbog. 
Chr.  21,  27. 

palni-zweig  (vgl.  palm-ris  stn.)  stn.  Palmzweig:  p.  =  spatulas 
palmarum,  W— B  Lev.  23,  40. 

pamper*  stm.  der  Schallende:  etzliche  haben  die  new  glocken 
nur  den  pamper  genant,  Traut.  Chr.  158. 

panzier  (auch  panzer)  stn.  Panzer,  lorica:  Vorwar  das  gewichte 
seines  panezirs  was  5000  seclen  eres,  W — B  Könige  I  17,  5.  ich 
schaff  im  auch  daz,  pest  panezier,  daz,  ich  hab,  Igl.  Stb.  HI  81  c. 

papen-fels*  stm.  =  kindisches  Zeug:  sage  nit  vom  Papenfels 
newe  mere,  (vielleicht  teie  unser  Tripstrül,  von  einem  unbekannten 
Ort  gebraucht,  vgl.  „Gouchesberg"  Freidank  82,9:  Boner  65,  55  u. 
Affenberg  Docen  Mise.  II  187),  Ack.  9,  10. 

papirehi  (papierin)  Adj.  aus  Papier,  aus  Papyrus :  in  papireineu 
vassen  =  in  vasis  papyri,  Schiffchen  aus  Papyrusschilf,  W — B  Js.  18,  2. 

papirer,  päpirmacher  stm.  Papicrmacher,  Traut.  Chr.  148.  262. 
Eger.  Chi-.  679. 

papier-geselle *  swm.  Gehilfe  eines  Papiermachers,  Traut. 
Chr.  314. 

papier-müle  f.  Papierfabrik:  die  papirmühl,  Eger.  Chr.  103: 
Traut,  Chr.  93. 

papisten-berg*  stm.  wan  der  her  Johans  in  korb  predigt  ausz  der 
legenden  und  vorsteig  sich  zu  hoch  am  p.,  das  er  wol  ein  ieitter 
hett  bedorft,  das  man  im  wieder  herab  hett  geholfen,  Traut. 
Chr.  347. 

päradis,  -e  (auch  pärdis,  -e)  stn.  Paradies:  in  der  vröuden  p., 
Trist.  578.  stm.:  der  wunnecliche  paradisus,  Alex.  25280.  der 
paradis  ir  ledic  stät,  25286.     des  p.  holze,  25319. 

parchant  (barchant,  barchät,  barchet)  stm.  Barchent:  czwen  p 
und  zwen  pokuschin,  Igl.  Stb.  IV  187  b. 

parchant  u.  parchanter  s.  unter  barchant,  -er. 


park  —  pauke  549 

park  Gen.  parkes  stm.  (aus  franz.  parc,  'dal.  parco,  mlat.  parcus) 
eingehegter  Ort,  Umzäunung,  Flanke:  das  er  —  17  feuerpfeil  bereit 
mit  schlachten,  parchen  und  allerlei  nothdurft  gerüst,  die  Stadt  zu 
verathen,  Eg.  Chr.  B.  1043,  4;  s.  unter  sack-mau. 

pardi,  part  (part,  -des)  stm.  parde  swm.  Leopard:  pardi  und 
tigres,  Alex.  21577.  daz,  tier  was  gelich  dem  part,  T=B  Offeub. 
13,  2. 

parschtal*  stm.  Eberbartl  hat  durch  abred  das  Benützungs- 
recht an  dem  im  Hof  des  Nachbars  Stubenfol  stehenden  Brunnen 
erhalten:  eberbartl  bat  sieb  vorwilligt  deu  parschtal,  den  er  hinten 
in  seinem  hoff  hat,  fuder  czu  seezen  und  der  Stubenfol  sol  auch 
sein  parschtal  yn  seinem  hoff  fuder  seezen  von  dem  gerin,  Igl.  Stb. 
111325  c. 

partei  (partie)  stswf.  Abteilung,  Partei  aus  franz.  partie,  ital. 
partita:  als  ewer  Weisheit  —  suliche  sachen  und  parthei  nicht  ent- 
scheiden kündet.  Igl.  Bgr.  77,  1. 

partieren  sivv.  teilen:  ir  volc  sie  (die  fürsten)  partierten,  Alex. 
7122. 

partierer  (partirsere  stm.  Betrüger,  aus  franz.  barateur)  stm. 
hier  ivohl  Hausierer:*  Auch  sal  kein  p.  in  der  stat  umbgeen  und 
in  den  heusern  kramerei  mit  nichte  vorkauffen,  Olm.  Stb.  92  a. 

passion  stm.  1.  Leidensgeschichte  Christi.  2.  Erzählung,  bild- 
liche oder  theatral.  Vorstellung  derselben:  2.  den  8.  u.  9.  tag  winter- 
mon  (Dez.)  1579  hat  Christof  Herdtwig  von  Pirn  den  passion  mit 
bildwerk  gespilet  auf  dem  schloste,  Traut.  Chr.  25.  242.  257. 

pate  (bäte,  pate)  swm.  Pate:  (aus  lat.  pater):  sin  pate  der  wirt 
wesen  wolte,  W.  v.  W.  3133.  der  hub  den  aus  der  tauff  und  war 
sein  bath,  Eger.  Chr.  73. 

pateni*  stn.  Patengeschenk?  oder  paten,  -e  sivstf.  Oblaten- 
tellerchen:  ein  klainez,  patem  silbrein,  Igl.  Stb.  V206a. 

paternoster*  stm.  Bosenkrayiz:  czwen  gorelein  p.,  Igl.  Stb. 
V  96  a. 

patriarke  swstm.  Patriarch,  Kirchenoberhaupt,  W.  v.  W.  3174. 

patunige  (batönje,  betänie,  ba-,  patenje,  patonig,  Mgb.  386,  21. 
430,  4)  stf.  Schlüsselblume,  Betonie  «ms  lat.  betonia,  betonica  u.  dies 
nach  Pliu.  liist.  nat.  25,46.  vom  gall.  vettonica,  Weig.  1,  142#  als 
Zauberkraut:  di  da  leicht  vallen  in  ungelauben  als  alle,  die  da 
gelauben  an  antgift,  aniganch,  an  nachvuef,  an  p.  und  an  ander 
ding,  Job.  v.  Igl.  1.  Geb.;  vgl.:  du  solt  nicht  geloben  an  die  bataenien, 
Wack.  Pred.  42,  7. 

patzam?  aus  lat.  pacem,  Kreuz,  das  bei  der  Messe  zum  Küssen 
dargereicht  wird,  Traut.  Chr.  347. 

patzen  stm.  eine  Münze :  15  patzen  vor  einen  gülden  gerechnet, 
Traut.  Chr.  44.  185.  186.  jeden  gülden  vor  15  patzen  oder  60  kreizer 
zu  raiten,  94.  jeden  floren  per  18  patzen  gerechnet  (a.  1569),_  Traut. 
Chr.  190.  müntzordnung  —  von  wegen  der  3  patzner ,  das  einer  sol 
gelten  10  Kr.  (a.  1610  aber  12  Kr.),  Eger.  Chr.  436. 

pauke  (püke)  swf.  Pauke,  sambuca:  mit  poucken  und  mit 
harpfen  =  cum  tympanis  et  citharis,  W— B  Gen.  31,  27.  Do  lief  im 
enkegen  sein  eingeporne  tochter  mit  pouken  und  mit  pfeiffen  (c. 
tympanis  et  choris),  Richter  11,  34;  s.  auch  bauke. 


550  pauken  —  persisch 

pauken  (püken)  sicv.  auf  der  Pauke,  vielleicht  überhaupt 
schlagen  (wie  auf  einer  Pauke),  unter  Paukenschlag  führen,  Eg.  Chr. 
N.  673. 

parelun  (auch  -e,  pavilün,  -e)  stswf.  Zelt  aus  franz.  pavillon, 
mlat.  papilio:  min  pavelün  —  üfslaken,  Trist.  4686.  in  ir  pavelüne, 
4712.  üz,  der  poulüne  tür  Alexander  gienc  her  vür,  Alex.  19213. 
10215.  dö  der  Krieche  gegen  der  poulüne  reit.  14255.  linder  sin 
poulüne  er  gienc,  10086.  er  vuort  uns  in  sin  p.,  26375.  da  sie  ir 
pavelüne  fant.  W.  v.  W  1411.  1335.  in  das  paulün  gienc  der  werde, 
1439. 

pedomancia  stf.  Wahrsagung  aus  Eingareiden  von  Kindern: 
P.  mit  kindergedirme  —  luplerin,  Ack,  41,  17. 

pedün  stm.  Bote  zu  Fuß,  Läufer:  swaz,  da  pedüne  in  beiden 
hoven  mochten  sin,  Trist.  4356. 

peinig  (pinec,  -ie)  Adj.  cruciatorius,  schmerzvoll:  welche  grosse 
peinige  leidlinge  dunket  dich  nicht  alleine  der  vordampten  in  der 
helle  sunder  auch  in  dem  fegefeuer?  Hier.  140,  5. 

peitselie  (pitsche  f.  peytsche,  Fuudgr.  1,  387a.  peitsch,  Voc. 
1482;  aus  slac.  bic),  f.  Geißel,  Peitsche:  Mein  vater  hat  euch  geslagen 
mit  geissein,  ich  aber  wil  euch  slahen  mit  genadilten  peitschen 
(scorpionibus),  "W — B  Kön.  III 12,  11  u.  14.  die  pusserer  —  gingen 
mit  nackten  rucken  und  hiben  sich  mit  peiezhen,  Böhm.  Chr.  90. 
wen  einer  dem  andern  die  peyczhen  (zum  Kasteien)  reichte,  37. 

pelzen  (auch  beizen)  sicv.  pelzen,  pfropfen,  verpflanzen:  Und 
werden  wirt  er  als  ein  holez,  das  gepelczet  wirt  neben  die  wasser, 
das  czu  der  vruchtikeit  ousleset  sein  wureze  (transplantatur),  W — B 
Jer.  17,  8.  pelczet  dorein  (in  die  erde)  opfilböume  =  plantaveritis 
pomifera,  Lev.  19,  23.  die  gertelin  pelzte  Moises  in  die  erden, 
Legende  523.  540.  597.  625.  631. 

pelzer  stm.  1.  welcher  pelzt,  pfropft.  2.  Pfropfreis:  2.  "Wer 
peltzer  ausgrüeb  oder  andere  fruchtbare  bäum  umbbricht,  Chlum. 
112;  s.  auch  klä-rebe. 

peltz-man  stm.  Pfropfer,  Gärtner  oder  Pelzhändler?  Traut. 
Chr.  332. 

pen,  ben  (pen,  -e)  stsivf.  Strafe  aus  lab.  poena,  von  dem  auch 
pein  kommt:  Traut.  Chr.  96.  140;  Eg.  Chr.  N.  1125.  bei  der  pus  und 
peen,  die  darauf  gesaezt  sein,  Igl.  Stb.  V  28b. 

pen-val  stm.  Strafgeld,  Buße:  beim  eini  p.  1000  schock  meisz- 
nisch,  Traut.  Chr.  200. 

pen-vellig*  Adj.   straffällig.  Traut.  Chr.  76. 

pergamenen  (pergamentin)  Adj.  aus  Pergament:  einen  perga- 
menen  brief  der  geschwornen  rathman  der  sadt  Trautnaw,  Traut. 
Chr.  46. 

pergamente,  pemiit,  permut  sin.  Pergament:  pring  di  pucher 
—  wan  allermeist  da^  permut,  Pergamentrolle,  T — B  IL  Timoth.  4,  13 

perlein,*  perlen*  Adj.  aus  Perlen:  mein  perlein  halspant 
Igl.  Stb.  V  103  b.  ein  perlens  khrenzl,  V281b.  ein  perlein  krancz, 
V203a.    ein  perlein  krenczl,  Y41b. 

permut  s.  pergamente. 

pernisch  (bernisch)  Adj.  von  Bern  (Verona):  mein  swarezen 
pernischen  mantl,  Igl.  Stb.  Y47d. 


persch-büchse  —  pfaf-heit  551 

persch-büchse  s.  bersch-büchse. 

persone  stivf.  Person :  nicht  merke  die  persone  des  armen  (non 
consideres  p.  pauperis),  W— B  Lev.  19,  15.  Vor  dem  graen  houbte 
stee  ouf  und  ere  die  persone  des  alden,  Lev.  19,  32. 

petschat,  petzet  (petschat,  betschat,  aus  slav.  pecet)  stn.  Peit- 
schetft:  hab  ich  mein  p.  mit  gutem  willen  zu  disem  briff  gedruckt, 
Stb.  Brüx  N.  341.  meinen  leezten  willen  —  mit  petschad  meines 
pharrer  versigelt,  Igl.  Stb.  V210a. 

pfad  stm.  n.  )m.  PI.  phede,  n.  PI.  phad  und  pheder)  Fußweg, 
Pfad:  der  züchte  pfat,  Trist.  58. 

pfad-hauche  *  swm.  (phat-,  phad-hucke),  latro,  Dfg.  320  c,  Schm. 
Fr.  1,  419,  1041)  Räuber,  der  am  Pfade,  Wege  hockt  und  auflauert: 
sie  netten  geslagen  pfadhouchen ,  W— B  Könige  II  3,  22.  Sol  ich 
nochvolgen  disen  phadhouchen  oder  nicht  und  ob  ich  sie  begreife? 
=  Persequar  latruneulos  hos?  Könige  I  30,  8.  Wenne  sam  ein 
pfadhouch,  der  do  ensteet  (consurgit)  wider  seinen  bruder  und  er- 
mordet seine  sele ,  also  hat  di  iunevrowe  geliden ,  Deut.  22,  26.  An 
den  wegen  sasestu,  peitende  ir  als  ein  pfadhauche  (latro)  in  der 
wustenunge,  Jer.  3,  2.  das  sie  (die  Götzenbilder)  icht  von  den  pfad- 
nauchen  werden  abgeezogen  (expolientnr),  Baruch  6,  17.  Nicht  von 
den  diben  noch  von  den  pfadhouchen  sie  sich  lozen  die  hulczeinen 
gote  (se  liberabunt),  Baruch  6,  56. 

pfad-hauchen*  swv.  räuberisch  überfallen:  Do  sprach  der  Dewczh 
(Deutsche)  und  czeiget  mit  dem  vinger  auf  dem  Pehem:  der  hat 
mich  neulich  gephadhaucht  und  beraubt  meines  gewandes  in  dem 
walde,  Igl.  Str.  163. 

pfaffe  swm.  Priester,  bes.  Weltgeistlicher  im  Gegensatz  zum 
Mönch:  Aber  die  kinder  Davides  waren  pfaffen,  W— B  Könige  II  8, 18. 
werden  meine  pfaffen  =  eruntque  sacerdotes,  Ex.  29,  9.  alle  seine 
mechtigen  und  seine  künden  und  seine  pfaffen,  Kön.  IV  10,11; 
Kön.  I,  5,  5.  Und  dornach  ruften  die  philisten  iren  pfaffen  und  iren 
weissagen  (sacerdotes  et  divinos)  Könige  I  6,  2. 

pfaffen  -  fürste  swm.  Fürst  geistlichen  Standes,  Kirchcnfürst: 
der  bischof  von  Betlehem  und  ander  pfaffenfürsten  genuoc,  W.  v.  W. 
3412. 

pfaf-heit  stf.  1.  Geistlichkeit,  Priesterschaft.  2.  Priestertum:* 
2.  Aber  du  und  deine  kinder  hütet  ewer  p.  =  sacerdotium  vestrum, 
W — B  Num.  18,7.  so  das  sie  mir  der  p.  gebrouchen  =  ut  sacerdotio 
fnngantur  mihi,  Ex.  35,  19;  so  das  her  mir  zu  der  p.  werde  ge- 
weichet =  ut  mihi  in  sacerdotio  cousecrentur ,  Ex.  28,4.  28,  41. 
29, 1.  29,  44.  30,  30.  35, 19.  40,  13.  Lev.  7,  35.  1.  er  hat  ordenunge 
gegeben  den  ampten,  der  p.  und  den  dienern  der  hl.  kirchen ,  Hier. 
111,  15.  er  gienk  mitsampt  der  p.,  227, 13.  197,  8  u.  214,  13.  über 
se  kam  der  selige  man  mit  p. ,  W.  v.  W.  7749.  alle  suntage  und 
feiertage,  di  di  p.  in  den  kirchen  gebieten  erlich  zu  feiern, 
Const,  IV  17,  7.  Wer  erbeeigen  adir  czinse  der  p.  geeigent  hat, 
Aussig.  Urkdb.  N.  139.  daz,  in  dem  lande  die  p.  siner  sele  dienstes 
wer  bereit,  Ernst  1767.  noch  der  gewonheit  der  p.  (priesterschaft, 
XL  Bibel),  T— B  Luk.  1,  9.  ob  di  Vollendung  was  durch  die 
Levischen  p. ,  Juden  7,  11.  da  di  p.  wart  übertragen,  (geivechselt), 
7, 12.  7,  24.  Dal.  69,  29  (27,  31). 


552  pfait  —   pfants-inhaber 

pfait  s.  pfeif. 

pfand  s.  pfant. 

pfaime  sivstf.  Pfanne,  aus  lat.  patina:  als  ob  es  —  mein  ge- 
pein  —  in  einer  pfanne  gerostet  were ,  Hier.  73,  18.  Ist  das  dein 
opfer  wirt  ous  der  pfannen  semil  mit  61  besprenget  nnd  ungesuwert 
(absqne  fennento),  W— B  Lev.  2,  5.  die  do  in  der  pfannen  mit  51 
besprenget  werden  nnd  geröst  (in  sartagine)  Lev.  6,21. 

pfaimen-flicker  stm.  Pfannenflicker:  der  Cnncz,  p.  zu  Eger, 
Eg.  Achtb.  n  104. 

pfant,  -des,  PL  pfant,  pfände,  stn.  Pfand:  so  soll  nicht  über- 
nachten bei  dir  das  pfant,  W — B  Deut.  24,  12.  Was  man  phant  um 
di  selbe  kost  verseczet,  di  mak  der  perkmaister  oder  der  perkscreiber 
oder  di  gewerken  alczuhant  an  alles  aufgepot  hin  czu  den  Christen 
oder  czu  den  Juden  vorseczen.  Und  das  chumt  davon,  wanne  gepeu 
auf  perkwerk  keinen  aufschub  an  schaden  mag  getragen ,  Igl.  Bgr. 
78a.  Was  under  einem  lot  pfandes  stet,  das  schol  man  nur  eins 
aufpiten  vor  dem  gerichte  und  essendes  pfant  alsam,  DIR  III  42. 
nü  schaffe  hiute  da^  din  hant  der  vinde  höchvart  mache  pfant, 
Alex.  7442.  ich  trachte  nach  sime  phande  (mir  des  Dar  ins  Beich 
dienstbar  zu  machen)  1376,  mit  bereitschaft  (Bargeld)  und  mit 
phande,  1244. 

pfant-herre  sivm.  Pfandinhaber,  Pfandgläubiger:  den  Slicken, 
die  weilen  si  eure  pfanthern  sein ,  Elbog.  Chr.  67,  12.  pfantzhern 
(den  Slicken),  130,  13.  130, 17.  130,  19.  40,  1  42,  20.  45,  26. 

pfant-recht  stn.  das  Becht  zu  pfänden,  Pfandgelt  zu  begehren. 
Wenn  eine  in  die  Bürgertafel  eingetragene  Schuld  am  bestimmten 
Tag  nicht  gezahlt  ivird,  so  räumt  der  Bichter  das  p.  ein,  hilfet 
darum  tvol  pfandes,  Igl.  Str.  98.  Man  darf  sich  bei  der  Pfändung 
nicht  die  Sachen  anderer  Leute  aneignen,  106.  Wem  ein  Pfand- 
recht eingeräumt  worden  oder  wer  ein  richterl.  p.  erhielt,  soll  das 
Pfand  in  seiner  „innunge  und  gewalt  haben",  es  wäre  denn,  daß 
die  gepfändete  Sache  ohne  Gefahr  des  Unterganges  nicht  übertragen 
werden  kann,  107.  Eine  gepachtete  Bf  au- oder  Badpfanne  darf  nicht 
gepfändet  werden,  sondern  mir  der  Überschuß  des  Nutzens  über  den 
Zins,  108.  Essende  Pfänder  soll  man  3  Tage  halten,  dann  kann 
man  sie  verkaufen ,  109.  Beim  Beweis  des  Pfandrechtes  auf  un- 
bewegliche Güter  hat  das  Bürgerbuch  den  Vorzug  vor  dem  Eid,  174. 
Kommt  ein  gepfändetes  liegendes  Gut  (unvarende  habe)  zur  Feil- 
bietung, so  ist  der  früher  zu  benachrichtigen,  der  eine  ältere  Ver- 
schreibung  an  ihm  hat,  bei  fahrenden  Gütern  der,  der  es  in  seiner 
Gen-alt  (Gewähr)  hat,  296.     Verkauf  des  Pfandes  (56  a). 

pfant-schaft  stf.  Pfand:  das  zu  stat  und  lande  czu  Eger  Ge- 
hörige ist  ,.mit  ein  pfantschafft  zu  der  cron  gen  Beheim",  urkdl.  um 
1417,  Mind.'  d.  Egerl.  S.  10.  briefe  über  die  pf.  Trautnaw,  Traut. 
Chr.  85.  86. 

pfaut-schilling  stm.  das  auf  ein  Pfand  geliehene  Geld,  Pfand: 
unangesehen,  das  gemelte  stat  Eger  ein  pf.  der  cron  Behemb  ist, 
Eger.  Chr.  86. 

pfants-inhaber  =  pfant-herre:  pf.  der  stat  Trautnaw,  Traut. 
Chr.  7.  10.  23. 


pf  antun  g  —  pfeln  553 

pfaiituiig  (meist  phanduijge)  stf.  1.  Pfändung,  2.  Pfand:*2  ab 
er  der  p.  nit  bekennen  mag,  mag  er  nach  im  greifen  und  in  in  ge- 
fenknüs  setzen,  Eg.  Str.  C  83.  des  reiches  forste  (u.  zwar  7)  di  mit 
der  stad  und  dem  lande  czur  cron  gen  Beheim  gehören  und  ein 
pfantunge  darezu  sein,  Mind.  d.  Egerl.  S.  85. 

p faiit- weis*  stf.  in  p.  =  als  Pfand:  das  selbig  phannt  ist  lange 
czeit  in  p.  gelegen,  Igl,  Str.  (56)  S.  323. 

pfarre  s.  pharre. 

pfarr-leute  (pharre-liute)  PI.  Pfarrgemeinde:  Pilgreim  von 
Staunern  (Stadt  südlich  von  Iglau)  und  seinen  pfarrleuten  aus 
Stannern,  Mitteldorf,  derr  (Düre),  Ottn  (=  Otten)  und  kleyn  Neu- 
stift, Igl.  Stb.  III  xl  136  b.  alle  sach  zwischen  dem  pharrer  und  den 
obgenanten  seinen  pfarrleuten  sollen  gericht  und  geschlicht  sein, 
III  A.  137  a. 

pfat  s.  pfad. 

pfawen-swauz  stm.  1.  Pfauenschwanz.  2.  Komet:*  2.  pfawen- 
schwanz,  Traut.  Chr.  119. 

pfebe  (phedem,  -e,  fm'?):  Melone,  Kürbis,  Gurke,  eine  Art 
Melonen,  Pfebe,  pepo  =  cucumis  melo  L.  s.  kürbs. 

pfebert  s.  pfen-wert. 

pfebert*  ein  Meines  Weinmaß:  osterwein  ein  ph.  um  ein 
phenning,  Igl.  Stb,  III  39  b. 

pfef-lich  (phaf-,  phef-lich)  Adj.  geistlich,  priesterlich:  habende 
pfefliche  wät  =  ephod  secum  habens,  W — B  Könige  I  23,  6.  hab  in 
erweit  mir  zu  einem  priester,  so  das  er  —  trüge  pfefliche  wät  vor 
mir,  Könige  I  2,  28.  Bichter  18,  17  u.  20.  von  dem  pfefflichen 
geschlecht,  T— B  Botenb.  4,  6. 

pfei  (phiu,  phi)  Interjektion  zum  Ausdruck  des  Ekels,  Absehens, 
Hohnes:  Pfei  euch,  böser  schadensack  (—  Tod)\  Ack.  37,10.  „pfi 
dich!  sprach  daz,  schretel,  pfi.,  Schretel  338,  owe  dir  werlt,  phia, 
phi,  waz,  dir  unstelden  wonet  bi,  Alex.  18585,  phiu!  sol  der  ein  künic 
sin?  Trist.  5183. 

pi'eifer  (phifer)  stm.  Spielmann,  Pfeifer,  Stadtpfeifer:  dein  pf. 
an  seinem  Ion  3  guld.  Eger.  Chr.  1018. 

pfeit  stf.  Hemd,  hemdähnliches  Kleidungstück:  den  swarezn 
niantl  und  czwu  pfait,  Igl.  Stb.  V  264d. 

pfeitel  stn.  kleines  Hemd  oder  hemdähnliches  Kleidungsstück: 
doch  hete  er  niur  ein  pfeitel  an,  Trist.  5690.    Isöt  nam  ir  pf.  698. 

pfell  (aus  mlat.  palliolum)  stm.  feines  kostbares  Seidenzeug: 
gezelt  von  pfelle,  Trist.  569. 

pfelleiu  (phellelin,  phelerin,  phellin)  Adj.  von  phellel,  phell 
stm.  feines  kostbares  Seidenzeug:  mit  pfelleinen  pendlein  u.  houben- 
phellin ,  W— B  Ex.  39,  27.  28,  39.  angetan  in  pfelleine  wät  (stola 
byssina),  Par.  1 15,  27.  angetan  mit  pfelleiner  —  leineiner  wät  (ephod 
lineo),  Par.  1 15,  27.   pfelleine  strenge  =  funibus  byssinis,  Esther  1,  6. 

pi'ellel  stm,.  =  pfell:  bedact  mit  pfellel  wi^e,  Ernst  2182. 

pfelu*  sivr.  mit  dem  phäl  durchbohren,  pfählen:  Wer  —  dem 
andern  sein  elich  weip  emphuret  —  den  schol  man  mit  urteil  pheln, 
Igl.  B.  57.  Begreifft  iinand  den  andern  pei  seinem  weibe  und  ist,  das 
er  sie  beide  tötet,   so  sal  er  darezu  beruffen  lichter  und  gesworne 


554  pfende-brief  —  pferd-schauer 

und  schol  sie  paide  also  toten  lassen  phelen,  58.  Bei  Lexer  nur 
phselen  =  phsele  machen,  Mone  Z.  17,  89. 

pfende-brief  (pbant-brief)  stm.  Pfandbrief,  Pfandverschreibung: 
wer  einen  p.  haben  wil  ans  dem  puche.  dem  Schreiber  einen  grossen 
schol  her  geben,  Igl.  Str.  258  b. 

pfenden  swv.  einen  pfänden,  einer  Sache  berauben,  ihn  von  ihr 
befreien:  Schmiede  können  Pferde  beim  Beschlagen  aber  nicht  icegen 
früherer  oder  anderer  Ansprachen  an  die  Eigentümer  als  Pfand 
zurückhalten,  welcher  Grundsatz  auf  andere  Getverbsleute  ausgedehnt 
wird:  eodem  modo  fiat  circa  sntores,  sartores  et  mercedem  artificum, 
aliorum,  Igl.  Str.  121.  sin  leben  stet  in  miner  hende,  des  ich  mit 
craft  in  phende,  Alex.  10898.     gennoge  er  da  lebens  phante,  9726. 

pfender,  pfener  (phender,  phander)  stm.  1.  Pfandgläzibiger. 
2.  Bankhalter  eines  Spieles.  3.  obrigkeitlicher  Pfänder:  3.  ein  masz 
fruchte  weyszs  und  habern  di  andern  gebot  er  dem  pfener  gebin  zu 
handin,  Dal.  101,  12  (45,  8). 

pfeiming-geld  sin.  Geldeswert,  Kleingeld,  Abgabe  in  Geld, 
Einkünfte :  Alex.  5582. 

pfemiinc,  pfennic,  pfennich  Gen.  —  ges  stm.  Pfennig, 
12  auf  den  Schilling,  240  auf  das  phunt  gerechnet :  einen  behmischen 
grozzen  pfennich  oder  16  haller,  Eger.  Str.  A  VII 1. 

pfent-anit*  stm.  Pfändungsamt:  auf  das  pf.  30  gülden,  Eger. 
Chr.  1019. 

pfent-meister-amt*  stm.  Pfändungsamt:  Eger.  Chr.  1025. 
1030  S.  221. 

pfen-wert  pfen-wardt,  phfenbart,  pfembert  stn.  Ware,  die  um 
einen  Pfennig  zu  haben  ist:  solches  pfennwert,  Taiding  v.  Fried- 
berg 42.  so  di  mitlpekhen  phfenbart  haben  verkaufft,  als  denn  das 
traidt  gölten  hat,  so  haben  in  die  seezmaister  das  untersagt,  das  sie 
ein  phfenwart  haben  muesen  geben  wie  denn  das  traidt  gölten  hat, 
Chlum.  IX  4.  solche  geltschult  um  kauffmansware  und  pfembrt  ist 
entsprungen ,  Igl.  Bgr.  N  107,  2.  di  mit  dem  lot  und  umb  einen 
phennig  vorkauffen  gurtel  und  rimen  und  ander  phenwert,  die  stehen, 
wohin  sie  der  rat  weiset,  Olm.  Stb.  92  a.  auch  sal  niemant  parchant, 
harras,  golez  und  gebleichte  leinbat,  taffat  u.  seiden  phenwert 
sneiden,  92  a.  pfenwardt,  Traut.  Chr.  139.  auch  haben  die  herrn 
mit  den  pecken  geschaft,  das  sie  stetlichen  pfemert  und  haller  wert 
prot  pachen,  Olm.  Stb.  93  a.  den  pecken,  bai  dem  sie  (die  herren  des 
rathes)  sulch  streflichen  (zu.  kleine)  pfemert  vinden,  den  pessert 
man  dorumb:  und  ab  man  nicht  derkennen  mocht,  wie  man  pfemert 
ain  prot  pachen  solt,  so  beschawe  man  das  rechtpuch  in  dem  capitel 
von  pecken ,  das  weist  aus  lauter ,  wie  man  das  prot  noch  der  woge 
neben  dem,  als  das  getreid  gilt,  pachen  sal,  99a.  die  pfenwardt 
machen  und  verkaufen,  Traut.  Chr.  139;  s.  osterwein. 

pferd,  -des  stn.  Pferd,  bes.  Beitpferd  außerhalb  des  Streites' 
(in  Idol,  auch  Streitroß) :  drin  ros  hiez,  er  gewinnen  —  driu  schoene. 
diu  wol  zelten,  diu  wolt  er  gerne  gelten  und  sust  zwelf  schoenin 
phert  (wohl  der  edlere  Ausdruck  als  Roß),  W.  v.  W.  3093.  pferd  = 
Reiter,  Eger.  Chr.  N  999. 

pherdes-haut*   stf.   Pferdehaut,  Eg.  Str.  7. 

pferd-schauer*  stm.  Pferdbeschauer:  Eger.  Chr.  1040. 


pfelereere  —  pflanzen  oho 

pfetenere,  -er  stm.  Maschine  zum  Steineschleudern:  Alex. 
14066.    triboeken,  pf.,  2513. 

pfi  s.  pfei. 

pttng's - äbeut  (=  phingest-äbent)  stm.  Abend  vor  Pfingsten: 
am  heiligen  p.  (20.  Mai),  Eg.  Achtb.  II  201. 

pflngs-tag  (phingest-tac)  stm.  Pßngsttag:  am  dinstag  für  dem 
heiligen  pf.,  Elbog.  Chr.  55,  45.  56,  30.  57,  43.  an  dem  pingistage, 
Dal.  13,  6. 

pflügst -heilig  Adj.  noch  den  pfingstheiligen  tagen,  Eger. 
Chr.  1157. 

pfingst-veiern  (phingest-viren)  PI.  Pfingstf eiertage:  noch  den 
heiligen  pf.,  Eger.  Chr.  1169. 

pfingst-veiertag   stm.  Pfmgstf eiertag :  Eger.  Chr.  1197  S.  373. 

piingst-vischer*  von  pfingstfischern  gepredigt,  Tränt.  Chr.  196. 

pfluz-tag  (ans  griech.  Tdfirrj  =  5.  Tag)  stm.  Donnerstag,  Eger, 
Chr.  1140;  Budweiser  Urkdb.  N.  476;  Igl.  Stb.  III.  253b. 

pfister  (aus  tat.  pistor)  stm.  Bäcker:  des  künges  schenke  ge- 
vangen  lac,  sin  phister  der  selben  sorgen  phlac,  Alex.  11368,  des 
phisters  künne  winde,  11  372. 

pttu  s.  pfei. 

pflackerei  (pleckerie)  stf.  Straßenräuberei:  Elbog.  Chr.  44,  2. 
74,  7.  74,  26.  das  ir  ernvesten  der  ranberischen  plackerei  also  tapfer 
haben  geweret ,  Eger.  Chr.  50  u.  S.  5.  sie  erwereten  sich  der  un- 
billichen  plackerei,  die  von  dem  stegraifnerern  anss  diesem  schloss 
geschach,  Eger.  Chr.  20  S.  23. 

pfläg(e),  pflägk  stf.  =  plage  stivf.  aus  lat.  plaga  1.  von  Gott 
gcs&ndtes  Unglück,  himmlische  Strafe.  2.  Qual,  Not:  Gib,  her,  pflag, 
'Ack.  21,  8.  desselben  prister  grosse  pflage,  Hier.  196,  15.  er  sach  ir 
phlage,  W — B  Ex.  2,  11.  Ex.  9,  14.  unser  herre  schlug  Pharaon 
mit  grosen  pflagen,  Gen.  12, 17.  in  der  czeit  deiner  phlage  (afflictionis), 
Jer.  2,  27.  also  das  got  die  veinde  in  der  unsern  hende  vorslas,  vorlies 
und  mit  sichtiger  pflag  nber  die  veinde  vorhing,  das  sie  von  den  nnsern 
geslagen,  derniderlegt  und  czn  ganczer  flucht  genott  warden,  Olm. 
Stb.  44  S.  25.  pflagk,  Eg.  Chr.  N.  1158.  da^  er  (got)  in  solche  phlage 
bot,  Alex.  13066.  Alexander  dem  volke  was  ze  einer  pflage  gegeben, 
27538,  mit  zehen  phlagen  herten  (die  10  Plagen  Ägyptens),  11407. 
gesund  von  der  phlag  (Krankheit),  T — B  Mark.  5,  29.  5,  34.  di  Sint- 
flut forchtin  si  zcu  phleg,  Dal.  1,  11  (19,  13). 

pflagen  svw.  mit  pflagen  heimsuchen,  züchtigen  und  zwar  meist 
Gott  als  Subj. :  so  bin  ich  von  gott  also  nicht  gepflaget,  Ack.  20, 17. 
Sarai  dorumbe  pflagte  sie  und  sie  gäbe  die  flucht  (Affligente  igitur 
Sarai  fugani  iniit),  W— B  Gen.  16,  6. 

pfläger*  stm.  Quäler,  Verführer:  den  pflagern  (lentverfürern 
XI.  Bibel),  T— B  ITimoth.  1,  10. 

pfläg-misse*  stf.  =  pflage,  von  Gott  gesandtes  Unglück,  Heim- 
suchung, afflictio:  füren  wil  ich  über  sie  den  tak  der  pf.  und  mit 
czwiva'ldiger  czutrettunge  czutrette  sie,  W — B  Jer.  17, 18. 

pflägunge ':  stf.  Züchtigung,  Heimsuchung:  ein  ph.,  secht  ein 
pflage  ist  kumen,  VV— B  Ez.  7,  5. 

pflanzen  sivv.  1.  t/r.  pflanzen  eigentl.  und  Midi.  2.  zieren, 
schmücken.    3.  inir.  tvachsen,  gedeihen,  um  sich  greifen :  3.  das  unser 


556  pflanzuug  —  pfliht 

fruchtper  (fluchtig  D)  kunigreich  czu  Behem  mit  seinem  gokle  und 
silber  —  fruchticleich  tünget  und  phlanczet  (fertiliter  irrigaret), 
Const,  HI  6,  13. 

pflanznng  stf.  Pflanzung,  das  Angepflanzte,  das  Anpflanzen : 
ein  iglich  pf.  di  wirt  ausgewurzelt,  T— B  Matth.  15,  13. 

pflastern  sivv.  1.  Mit  Mörtel  aufbauen.  2.  ein  Pflaster  auf- 
legen :  2.  Und  Isaias  Lies,  das  sie  nemen  ein  stucke  von  veigen  und 
pflastern  auf  sein  geswir  (—  auf  die  Wunde  legte),  W — B  Is.  38,  21. 

pflaum  (pklüm,  vlüm  stm.  pklume,  vlüme  swm.  stf.  aus  tat. 
ilumen)  Strom:  durch  den  plioum  die  fürt  nia^  er,  Alex.  14150.  sin 
reise  an  einen  phlüm  geriet,  22586. 

pfleg  s.  pfläge. 

pflege  stf.  1.  liebevolle  Fürsorge,  Obhut,  Pflege.  2.  persönl. 
der  Aufseher.  3.  Pflegamt,  Amts-  oder  Herrschaftsbezirk.  4.  schuldiger 
Zins,  seh.  Leistung,  Abgabe.  5.  Sitte,  Gewohnheit,  Beschäftigung: 
1.  sin  herze  was  in  fröuden  phlege,  W.  v.  W.  6060.  3.  Pflegamt  in 
Eger  s.  pfleger.  Die  von  Eger  kaufen  sie  1429  um  923  fl.  1  w.  gr., 
Eger.  Chr.  121.  Her  Hink  von  der  Dub  zeu  pflege  ted  ouch  solich 
siege,  daz,  er  als  der  doner  sprach,  Dal.  208,  11  (93,  53).  daz,  ich  mit 
ackirn  piek  het  das  new  velt  gar  umbvangin,  daß  ich  das  neue  Feld 
sorgfältig  umgeackert  habe,  28,  25  (5,  31).  die  selben  lant  habt  in 
frides  phlege,  Alex.  10759. 

pflegen  stv.il  (Part,  gepflegen,  gepflogen)  für  etwas  sorgen, 
sich  liebevoll  annehmen  (Ge)i),  als  Geschäft,  Pflicht  besorgen,  be- 
schützen, betreiben,  üben;  sich  bedienen,  gebrauchen;  besitzen,  haben: 
das;  hundelin  was  gar  minnenclich  gepflogen,  Trist,  3973.  vil  guoter 
site  phlac  er.  Alex.  1319.  dar  üffe  lac  ein  hus,  das;  wenic  Hute 
phlac,  21  532. 

pfleger  stm.  der  cticas  von  Amts-  oder  Geschäfts  wegen  besorgt, 
leitet,  treibt,  bevollmächtigter  Vertreter,  Vormund,  Verwalter,  Oberer: 
Ist  das  iemant  tail  an  eim  gepirge  [hat]  und  ausserhalb  landes  ist, 
versäumet  sein  (des  Gewerken)  besteiler  oder  sein  pfleger  drei  ge- 
dinge  (Gewerkenversammlungen,  in  denen  die  Ausgaben,  bergkost, 
bestimmt  und  gezahlt  ivurden),  das  er  seiner  cost  darezu  nicht  geit, 
er  vorleust  sein  tail  mit  rechte,  D  I  R  II  §  28.  Cristoff  von  Pyesk, 
phleger  in  der  werk  (so!)  kamerer  in  den  czeiten,  Igl.  Bgr.  52,  5. 
die  Bürger  von  Elbogen  haben  err  Mathesen  nie  anders  denn  als 
pfleger  erkant ,  Elbog.  Chr.  117,  45.  ein  pfleger  hat  dise  zeit  die 
burck  innen  gehabt,  Eger.  Chr.  105.  pfleger  zu  Hardeck ,  895.  991. 
ein  pf.  u.  die  stat  czu  Eger  —  30  pferde  haben  schullen,  1054. 
darumb  so  gebieten  wir  unsern  pflegern  zu  Eger  und  zum  Ellebogen 
und  sust  allen  unsem  amptlenten  usw.,  Mind.  d.  Egerl.  S.  54,  80. 
"Wenczlawn  Donyn.  pfleger  (zu  Eger),  S.  80.  ewer  (des  Abtes)  vor- 
weser  und  pfleger  =  Verpflegsverwalter,  pitantzer,  magister  pitancie. 
Hohenfurter  Brief.  —  Gälöes  liefen  sie  ze  phleger  dort,  Alex  9151. 

pfleg-waisen-vater*  stm.  Pflegevater  von  Waisen:  den  pfleg- 
waisen  vater  Caspar  göhel.  Eg.  Achtb.  II  208. 

pfliht,  -e  stf.  1.  freundliche  Fürsorge,  Obhut,  Aufsicht.  2.  Ver- 
bindung, Gemeinschaft.  3.  Dienst,  Obliegenheit.  4.  Sitte,  Art  und 
Weise,  Manier:    das;  sie  üf  reht  gerillte  mit  wärer  helfe  phlihte 


pflihten  557 

wseren  ze  sime  gebiete  mit  al  der  lantdiete  W.  v.  W.  1863.  mit 
der  schrift  phlihte,  es  gelde  münze  oder  zol,  getriulich  man  das 
halden  sol,  1793.  Willehalm  mit  richer  p.  zu  den  fröuden  sich  be- 
rihte,  61.  mit  froelicher  p.,  1265.  die  tische  und  sitze  berihte  man 
mit  rechter  phlichte,  1453.  daz  die  von  kumberlicher  phliht  in  ein 
swaches  armes  leben  heten  ir  edel  jugent  geben,  6546.  Willalm  in 
sinen  sinnen  niaz,  mit  warer  liebe  phlihte  (  nie  so  schöne  Jünglinge 
gesehen  zu  haben),  6087.  nach  der  ich  bin  in  seilender  pfliht,  6729. 
si  hattin  mit  dem  tode  pflicht  (erlagen  alle),  Dal.  154,  24  (64,  52). 
Es  sint  vil  iar  —  das  di  lute  andirs  nicht  den  mid  der  gwanheit 
hettin  phlicht,  23,  19  (2,  98).  so  wirt  iuwer  reise  phlihte  und  iuwer 
wec  gerihte  —  durch  die  lant,  von  den  mir  kröne  was  benant,  Alex. 
20789.  ir  manheit  het  ze  prise  phliht,  21918.  Wir  müez,en  im  ze 
phlihte  sten  und  mit  im  vür  den  richter  gen,  1989.  ze  guoten 
dingen  haben  sie  phliht,  umbe  strit  sie  wiz.z,en  niht,  22225.  des  hän 
ich  pf.  ze  sorgen  kür,  27448.  setzet  iuch  mit  im  ze  kriege  nicht 
noch  ze  stritlicher  phliht,  Alex.  Anh.  254.  hat  er  gegen  uns  ha^zjes 
phliht?  Alex.  23828.  swer  mit  zwein  lieben  liebe  phlicht  hat,  Trist. 
141.  äne  daz,  eine,  daz,  sie  nicht  mit  siner  minne  hete  phlicht  (seine 
Liebe  nicht  genoß),  Trist.  1122.  Philötas  ist  an  der  selben  phlicht 
(gehört  auch  zu  ihnen,  den  Verrätern),  Alex.  18142.  Leviathän  het 
mit  dem  alten  phliht  al  siner  reise,  26665.  der  künic  was  da  in 
der  phliht,  daz,  er  nieman  verseite  niht,  26499.  wer  der  phliht  üf 
des  keisers  crone  vor  verloube  schone  sie  satzten  im  ein  krenzelin, 
Alex.  Anh.  2032.  üf  des  küneges  schaden  hat  er  phliht  (denkt  er), 
Alex.  24070.  doch  was  die  wät  so  richer  pflicht  daz,  mich  sin  immer 
wundert,  Trist.  2544. 

pflihten  swv.  1.  intr.  sich  woran  halten,  Anteil  nehmen. 
2.  sich  verpflichten  zu  etwas.  3.  refl.  sich  verbinden,  verbunden  sein. 
4.  sich  halten  an,  richten  nach.  5.  in  Dienst,  Besitz  übergeben: 
ir  wart  vil,  die  zuo  in  (den  Räubern)  phlihten  üf  den  walt,  W.  v.  W. 
5502.  Die  templeise  —  an  dieselbe  wät  sich  phlihten,  als  sie  wolden 
dienen  gote,  3589.  welche  solden  mit  im  phlihten  (unternehmen) 
die  vart  von  dem  lande,  Alex.  26760.  mit  uns  die  hervart  phlihten, 
2746,  etsliche  an  fluht  do  phlihten  (wandten  sich  zur  Flucht),  nach 
dem  admirät  sie  richten,  14  171.  der  meister  —  ze  der  fluht  Can- 
dacis  phlihte  (schloß  sich  ihr  an),  23520.  jämers  tac,  der  ze  leide 
hat  gephlihtet  (geführt  hat),  Alex.  11829.  daz,  kint  man  sach  ze 
sorgen  phlihten  (verfallen)  23  730.  der  tiufel  üf  uns  sere  phlihtet 
(bereitet  uns  Leiden)  und  unsern  schaden  tihtet,  147.  ir  deheiner 
sie  (Concordia)  berihtet,  wä  sie  an  unreht  phlihtet  (in  den  Dienst 
des  Unrechtes  tritt),  Alex.  12  644.  ob  wir  ze  lande  phlihten  (heim- 
kehren), ein  niwe  gespotte  wir  rihten,  15631.  die  reise  ich  gerne 
phlihte  (unternehme  ich),  25302.  so  enste  ich  des  nicht  abe,  ichn 
welle  üf  in  schaden  phlihten  (ich  lasse  nicht  ab,  ihm  Schaden  zu- 
zufügen), 4235.  ob  man  da  heime  —  in  wenn  lande  schaden  phlihtet  V 
(Schaden  zufügt),  10769.  sust  irn  schaden  er  phlihte  (fügte  zu)  und 
ir  kraft  er  gar  entnihte,  13237.  du  sullest  des  riches  ere  phlihten 
und  dich  mir  zu  dinste  rihten,  Ernst  457.  sin  herfart  pf.,  1195.  zu 
gots  riebe  sie  phlihten  (bereiteteten  sie  sich  vor)  an  den  tot  sie  sich 
verrihten  (durch  Empfang  der  Sakramente),  Ernst  3313. 


558  pflihten  —  pflug-knecht 

pflihten  stn.  subst.  Inf.  üf  ein  kempflicb  pblihten  (Kampf) 
wol  er  sich  des  berihten,  Ernst  967.  ze  des  (gotes)  dienst  ich  habe 
gephliht,  Alex.  22316.  oh  ieman  dar  an  (an  dem  Gedicht)  phlihte 
mit  spotte  (spöttische  Kritik  übte),  ich  nim  ez,  wol  ver  guot,  Alex. 
27760. 

pfliehtig  Adj.  schuldig,  verpflichtet:  "Wer  ausgesant  wirt,  der 
ist  p.  wider  zn  komen,  Ack.  29.  21.  hilf,  rates  und  widerhringens 
seit  ir  mir  p.,  32,  2.  Jeder  Mensch  die  sele  uns  (Gott)  p.  ist 
zu  geben ,  Ack.  55,  7.  ein  iclicher  gelerter  man  ist  phlichtig  das 
heilige  gotes  wort  zu  predigen,  Hier.  26,  19.  du  pfliehtig  bist  un- 
streflich  zu  sein  zu  allen  zeiten,  70,  1.  umb  die  selbigen  gutter 
allenthalben  ist  er  (der  Vormund)  den  waisen  schuldig  und  pfliehtig 
czu  antworten ,  Igl.  Bgr.  85,  4  u.  5.  zu  we  sich  imand  —  vor  dem 
gericht  vorwilkurt,  der  ist  das  pfliehtig  zu  tun,  Igl.  Rspr.  X.  in  den 
teilen,  die  uns  p.  sein  (also  Königslehen  und  Überseharen  =  uns 
gehören),  Const.  II  5,  4.  so  wir  —  unserm  herrren  herezogen  schuldig 
und  p.  sein,  Stb.  Brüx  N.  194.  was  wir  ewern  gnaden  pfliehtig  sind 
zu  thun,  Elbog.  Chr.  51,  24.  51,  29.  46,  35.  68,  24.  68,  35.  93.  7,  21. 

pflock  (pfloc,  -ckes)  stm.  Pflock:  alle  was  des  geczeldis  zu 
allem  seinem  dienste  und  recht  also  wol  seine  pflocke  als  seine 
gründe  (tarn  paxillos  eius  quam  atrii),  W — B  Ex.  27,  19.  pflocke  zu 
dem  geczelde  mit  iren  seilen  (paxillos  tabernaculi),  Ex.  35, 18.  der 
hofmeister  his  denselben  pflog  doselbist  einsiahen  und  sprach:  Do 
wenden  (fälschlich  gedruckt :  werden)  siben  leben,  Igl.  Rspr.  DL  do 
zog  der  marscheider  —  vom  mittel  des  rumpaumes  uff  das  hangend 
wirdhalb  leben  am  tag  und  slug  do  einen  pflock,  Igl.  Rspr.  I. 

pflocke  s.  vlocke. 

pfllucken  (blocken)  siem.  ins  bloch  (in  den  Block)  legen:  si 
haben  mich  fenglich  angenommen,  gestuckt  und  gepflückt,  Elbog. 
Chr.  78,  17.  82,  1. 

pflüg,  phluoc,  -ges  stm.  1.  Pflug.  2.  persönl.  Pflüger.  3.  Lebens- 
unterhalt,  Einnahmen:  Von  vogelwait  ist  mein  pflüg,  Ack.  4,  6. 
Mhd.  heißt  pfluoc  auch  Beruf,  Geschäft,  die  Stelle  hat  dann  nach 
Martin  die  symbolische  Bedeutung:  „Mein  Lebensunterhalt  kommt 
von  der  Feder",  dafür  spricht  auch  die  Stelle  im  tschechischen  Text: 
„Ich  bin  ein  Weber  aus  gelehrtem  Stand,  kann  ohne  Holz,  Rahmen 
und  Eisen  iceben  usiv".  Darnach  wäre  einer  der  nachgeiviesenen 
Schidrektoren  und  Notare  von  Saaz  der  Verfasser  des  Ack.  —  Do 
nam  er  ein  par  ochsen  und  totte  das,  in  (mit)  dem  pflüge  cochte  er  das 
und  gab  das  dem  volke ,  W — B  Könige  III 19,  21.  3.  an  der  voitie 
und  an  sinen  phlüegen  (verschiedenen  Regalien)  der  künic  im  sol 
län  geniiegen,  Alex.  26 109. 

pflügen  (pflüegen)  swv.  pflügen:  den  Tutschin  —  er  erb  (Liegen- 
schaft, Gründe)  erteilt  zeu  pflugin,  Dal.  181,  25  (81,  57). 

pflüg-geschirre  s.  flueg-geschirre. 

pflüg-knecht  stm.  pflügender  Knecht:  die  maierhöfe  haben,  die 
schollen  ir  mair  ader  ir  pflugkneckt,  ab  sie  die  höfe  mit  knechten 
pauen,  vor  die  schoflen  stellen  und  in  gepieten,  das  sie  niemands 
ubereren  nach  (noch)  acker  gemereke  prechen,  so  werden  sie  furbas 
der  pusse  ledig,  Brunn.  Str.  I  479  S.  222. 


pflüg- red-lein  —  pfulwe  559 

pfiüg-red-lein*  Verkl.  von  phluoc-rat  stn.  Meines  Pflugrad: 
Von  2  p.  zahlt  man  beim  Hindurchführen  durch  Budtveis  1  nelbling, 
Budw.  Urkdb.  N.  477. 

pflüg-schar  (phluoc-schar  stn.)  hier  stf:*  mit  einer  p.  =  vomere, 
W — B  Richter  3,31.  ein  kalb,  die  noch  nicht  hat  geczogen  das 
ioch  noch  die  erde  zurissen  mit  der  p.,  Deut.  21,  3. 

pflupf-ling*  Adv.  unversehens,  plötzlich:  Wenn,  wo  oder  wie 
wir  (der  Tot)  über  ez,  (das  menschenkint)  p.  vallen,  Ack.  52,  12. 

pförtner  stm.  Pförtner,  Türhüter:  das  gelt,  das  do  haben  czu- 
samen  geben  die  pfortner  von  den  volke  und  gegeben  werde  den 
czimerleuten  durch  die  probste  des  houses  unsers  herren,  D— B 
Könige  IV  22,  4f. 

pfotigen*  sivv.  quälen,  vexare:  mein  housvrowe  mit  ungeloup- 
lichen  grimme  der  unkeuscheit  pfotigten  sie  (furore  libidinis  vexantes), 
W — B  Richter  20,  5.  dein  erbe  haben  sie  gepfotigt  (vexaverunt), 
Ps.  93,  5.  Worumme  werde  alles  volk  umme  sust  gepfotigt  wider 
gar  deine  veinde ,  Jos.  7,  3.  all  zu  sere  wart  gepfotigt  das  volk 
(defatigatus  est),  Könige  1 14,  31. 

pfotigunge*  stf.  Drangsalierung,  Qual:  von  der  p.  der  czinse, 
W— B  III  Esdr.  17.  geben  wil  ich  sie  in  ein  p.  in  allen  reichen  der 
erden,  in  einen  vluch  und  in  ein  erschrecken  und  in  ein  wispeln, 
Jer.  29, 18. 

pfragner  (phragener,  vragener)  stm.  Klein-,  Lebensmittelhändler, 
Eger.  Chr.  N.  104;  Eger.  Str.  C.  109.  110.  114. 

pfragnerin    stf.  Lebensmittelhändlerin,  Eger.  Str.  C.  109.  110. 

pfrag-werk  *  stn.  Waren  für  den  Kleinhandel:  allerlei  p.  als: 
weiz,  gersten,  machen  (Mohn)  usw.,  Eger.  Str.  C.  109.  Bei  Lexer 
nur  phragenwerk  =  Kleinhandel. 

pfral,  phral*  stm.  der  brähte  mangen  werden  phral,  mangen 
tiuren  emeral,  manchen  frechen  sardjant,  Alex.  23  861. 

pf'rancsal  stf.  Bedrängnis :  si  komen  gein  in  uf  die  Kuttin  (Kutten- 
berg).    do  litin  si  phranksal,  do  si  huttin,  Dal.  221, 21  (100). 

phrenken  (phrengen)  sivv.  Prät.  phrancte  pressen,  drängen, 
drücken,  besonders  zu  Abgaben  zwingen:  das  er  uns  und  unser  stad 
personen  uffhalden  und  p.  muge,  Stb'.  Brüx  N.  93. 

pfründ  (phrüende,  phrounde,  phrüent)  stf.  1.  Nahrung,  Unter- 
halt. 2.  vertragsmäßig  gereichter  Unterhalt,  Lebensrente,  Pfründe: 
chauffen  ein  phrunt  anf  sein  lebtag,  Igl.  Stb.  III  149  b.  aller  beneficien 
und  pfrumbd,  Eger.  Chr.  1125. 

pfüch  Interj.  (vom  Pfauchen  der  Katze):  pfüch,  daz,  so  wisen 
rät  ein  hoher  künic  nicht  enhät,  Trist.  2855.  5391. 

pfüchzen  (Intens,  v.  pfüchen)  swv.  stark  pfauchen,  kläffen : 
hiemit  ez,  (daz,  hundel)  pf.  began,  Trist.  4572. 

pfül  (phuol,  PI.  phüele)  stm.  Pfuhl:  in  dem  pfui  Asan  (in  lacu 
Asan),  W — B  Könige  I  30,  30;  Ex.  7, 19.  die  do  absteigen  in  den 
pfui  (in  lacum,  in  die  Grube),  Is.  38,  18. 

pfulwe  (auch  phülwe)  swm.  n.  Federkissen,  Pfühl,  pulvinus, 
pulvinar:  darüf  (auf  den  Teppich)  von  pfulwen  lieht  gevar  beriht 
man  ein  gestüele  dar,  W.  v.  W.  1292. 


560  pfunt  —  pint 

pfunt,  -rles  stn.  1.  ein  bestimmtes  Gewicht.  2.  Gewicht  von 
bestimmter  Anzahl  von  Pfunden,  Zentnern:  pfunt  Silbers  (argenti 
nmas  Minen).  AV— B  Esdr.  II  7,  72. 

pfütze  stwf.  1.  Brunnen.  2.  Lache,  Pfütze:  ire  beche  und 
brunne  und  pfuczen  und  alle  pfule  der  wasser  werden  vorwandelt, 
W— B  Ex.  7,  19. 

phares:  mane,  tecbel,  phares  (in  den  von  Daniel  gedeuteten 
geheimnisvollen  Worten),  Alex.  941.  965. 

pharre  (phorre,  porre)  swm.  Lauch,  lat.  porruni:  pbarren  oder 
czwival  oder  knoblauch  oder  rueben,  Brunn.  Str.  II 148. 

piermiet  (perganiente.  perment.  -met,  -mit  usw.)  stn.  Pergament, 
Brunn.  Str.  II  224. 

pietzscher*  stm.  Egerer  Hellermünze:  a.  1444  —  bat  di  stadt  — 
pietzscber  gemuntzet,  Eger.  Chr.  N.  133. 

pilgereim  (bilgerim,  -in,  pilgerin)  stm.  1.  Pilger,  Fremdling. 
2.  Kreuzfahrer.  3.  Wanderfalke,  von  lat.  peregrinus:  dem  pilgereime 
soltu  nicht  gram  sein,  wenne  ir  auch  p.  seit  gewesen  (peregrino 
molestus  non  eris),  W — B  Ex.  23,  9.  von  den  p.  =  de  advenis,  Lev. 
17,  8  u.  10.  alle  geste  und  p.  =  omnes  proselyti,  Par.  I  22,  2.  das 
kaufleut  und  p.  —  frei  wandern  rangen,  Mind.  d.  Egerl.  S.  39. 

pilgereimen  swv.  (bei  L.  mir  Evang.  287  b)  als  Fremdling 
umherziehen,  peregrinari  scheint  ein  md.  Wort:  pilgereimte  czu 
Geraris,  W — B  Gen.  20,  1.  pilgereime  do  =  peregrinare  in  ea,  Gen. 
26,  2.  keiner  wirt,  der  in  emprlihe  und  sei  uberig  von  den  bleib- 
lingen  der  iuden,  die  do  geen  czu  pilgereimen  in  die  egiptische 
erden,  Jer.  44,  14.  von  den  pilgereimen,  die  do  p.  bei  euch  =  de 
advenis,  qui  peregriuantur  apud  vos ,  Lev.  17,  8  u.  10.  so  das  er 
pilgereimt  in  dem  moabitischen  reiche,  Euth  1,  1. 

pilgereimunge *  stf.  Wanderschaft,  Umherivandern  in  der 
Fremde,  peregrinatio,  Euth.  1,  7.  1,  22. 

pilgreins-vart  stf.  Wallfahrt:  p.  mag  wern  die  hausfrow  dem 
manne,  Prag.  Eb.  112. 

pillen  (=  bille)  siov .  mit  dem  bil  (Steinhaue)  schlagen,  behauen, 
schärfen,  zuspitzen,  Elbog.  Chr.  121,  30. 

pin*  stm.  ein  Blasinstrument:  er  sult  so  vil  nit  tutin  mit  dem 
pin,  Dal.  85,  17  (34,  76). 

pinen  swv.  1.  strafen.  2.  quälen,  martern.  3.  refl.  sich  abmühen, 
grämen?    3.  die  sich  nach  dir  sullen  pinen,  W.  v.  W.  1137. 

pinge*  (auch  binge,  bünge)  f.  durch  Einstürzen  eines  Schachtes 
entstandene  kegelförmige  Vertiefung:  goldperkwerk  zu  Glesendorf, 
die  grosse  Pinge  genant,  Traut.  Chr.  227.  Vgl.  im  Anhang  zu 
„Schö'neberg,  Auführliche  Berginformation"  2,  18:  Bünge  ist  eine 
Grube,  welche  uff  einer  Halde,  wenn  der  Tagschacht  verbrochen 
und  in  Hauffen  gangen,  sich  wie  ein  Kessel  formiret  und  zugelauffen 
ist.  im  „Deutschen  Bergwörterbuch"  von  Heinr.  Veith,  Breslau  1871. 

pingis-tag  s.  pfings-tag. 

pint,  -e  stf.  ein  FlüssigJceitsmaß:  Dennoch  sol  man  Sittawer 
pier  schenken  eine  pint  umb  6  haller,  Sweidniczer  umb  8  haller  und 
alle  pier  prager  zu  6  haller,  Prag.  Str.  123.  man  sol  ein  pint  öster- 
wein  schenken  nmb  einen  srr.  und  nicht  tewrer,  ebenda,    ein  sechster! 


pint-kandl  —  pluder-hose  561 

von  der  raäs   „hin" ;   die  hat  nähen  czwü  pinten,  W— B  Ez.  4,  11 ; 
(hier  sw.). 

pint-kandl  stf.  Kanne,  die  ein  pint  faßt :  ein  halbe  p.  =  eine, 
die  eine  halbe  pint  faßt,  Igl.  Stb.  V  96  h. 

pint-seitlieh  *  Adj.  eine  pint  fassend:  ein  pintseitlige  kandl, 
Igl.  Stb.  V  96  a. 

pirmeit,  pirmez  (pergamente)  stn.  Pergament:  ist  da^,  dasj  an 
dem  piermeit,  da  ein  hantvest  anf  geschriwen  wiert,  ein  loch  ist, 
Brunn.  Str.  II  224.  gib  den  Behem  dez  pirmecz  und  der  tinten  sam 
si  wullen  hän.    du  gwuimist  ez,  in  wol  wider  an,  Dal.  220,  8  (99). 

piteH  kanstu  es  versten,  stumpfer  pitel?  Ack.  34,  5.  Vielleicht 
mit  0,  a,  b.     pickel,  Spitzhacke  {Martin)  oder  tschech.  =  Sack. 

plackerei  (pleckeri)  stf.  Straßenräuberei:  damit  manche  p.  so 
aus  dem  schlos  geschähe,  ein  aufhören  gewunne,  Mind.  d.  Egerl. 
S,  47;  Stb.  Brüx  352;  s.  pflackerei. 

plage  =  pfläge  s.  d.  stsivf.  von  Gott  gesandtes  Unglück,  Schick- 
salsschlag: er  solt  et  der  werlde  plage  wesen,  als  Daniel  von  im 
sprach,  Alex.  20628. 

plane  {meist  blähe)  sivf.  1.  grobes  Leinentuch.  2.  Wagenplache, 
tvahrscheinl.  aus  lat.  plagula,  plaga:  de  curru  salsorum  piscium  in 
plastis  volgariter  plaheu  2  gross  mutam  et  pruckgelt  et  umgelt, 
Olm.  Stb.  51. 

plan  stm.  plane  stf.  freier  Platz,  Ebene,  Au:  auf  allen  plonen, 
auf  allen  hofen  —  tun  die  frawen  ie  das  beste,  Ack.  47,  2. 

plauge  stm*  plänie,  plänje  stf.  Ebene:  man  sach  sie  riten  üf 
dem  plange,  Alex.  13667.  den  äbent  sie  vertriben  mit  riten  üf  dem 
plange,  3483.  grünez,  gras  üf  der  planie  gewahsen  was,  Alex.  6912. 
menlich  er  üf  der  planie  hielt,  Alex.  3550. 

planke,  blanke  sivf.  dickes  Brett;  Planke:  hinten  im  hof  sol 
man  die  planken  seczen  czwischen  ire  hoff  ein  span  von  dem  eck 
der  mauer  neben  der  haustür,  Igl.  Stb.  V  233  d. 

plate  (auch  blate)  swf.  1.  eiserne  Brustbedeckung,  Platte.  2.  ge- 
schorene Glatze  des  Mönchs.  3.  Mönch.  4.  dünne  Münze*?:  4.  wolde 
in  beczalen  haller  und  grosse  pfennige  und  auch  platen,  Igl.  Str.  265 
S.  167  u.  168.  den  halsperc  begonde  twingen  ein  plate  meisterlich 
beslageu,  Rf.  95.    platen  hosen,  halsperch,  Ernst  868;  s.  auch  blate. 

platen-geier  s.  blaten-geier. 

platner  (blatnsere,  blatner)  stm.  Plattner,  Erzeuger  des  blat- 
harnasches,  Eger.  Chr.  1039. 

platz-regen  stm.  Platzregen:  ist  ein  p.  komen,  Traut.  Chr.  191. 
ungewitter  —  mit  wind,  tondern  u.  p.,  251. 

plaz  stm.  Schlag:  er  (der  Zwergkönig)  sluoc  den  an  den  hals, 
den  an  den  glaz  mangen  ungefüegen  plaz,  Alex.  19 184.  do  erhub 
sich  plotz  {plötzlich)  ein  wint,  Traut.  Chr.  50. 

piek  s.  pflege. 

plon  s.  plan. 

plotz  als  Adv.  s.  plaz. 

plotz*  Adj.  plötzlich  hereinbrechend:  solcher  windstil  hat  mit 
sich  bracht  über  vil  lender  plotze  krankheiten,  Traut.  Chr.  251. 

plnder-hose  *  (v.  plödern  rauschen)  sivm.  bauschige  Landsknechts- 
hose, Pluderhose:  gel  und  schwarz  pluderhosen,  Traut.  Chr.  320. 

J  e  1  i  u  e  k  ,  Wörterbuch.  36 


562  plnnder  —  posse 

plnnder  {auch  blunder)  stm.  Hausgerät,  Kleider,  Wäsche,  Bett- 
zeug :  pluuder  =  Bettzeug,  Eger.  Chr.  N.  1142.  Noch  heute  in  Eger 
plunnawogn  (in  Iglau  Kommerwogn)  Wagen,  der  die  zumeist  aus 
Bettzeug  bestehende  Brautausstattung  überführt. 

plündern  swv.  den  pluuder  nehmen,  ausrauben,  plündern:  was 
darauf  (auf  der  bürg)  gefellig,  hat  er  gebluudert,  Elbog.  Chr.  97,  22. 
sie  plünderten  die  stat,  Eger.  Chr.  26  S.  25. 

poinder  (auch  poynder,  pondier,  ponder)  stm.  stoßendes  Anrennen 
des  Beiters:  mit  p.  er  das  dructe,  Alex.  21905.  mit  poinders  craft 
er  ruorte  in  vil  wirdeclicher  koste,  13946.  ob  er  die  rihte  gegen 
den  scharn  mit  poinders  hurte  mochte  varn,  12500.  sie  nämen 
den  p.  vürbaz,  wit,  11043.  von  poinders  kraft  die  roz,  sich  smugen, 
11048.  die  er  mit  tjoste  prisen  an  scharphen  p.  brähte,  10995. 
dringä  dring  mit  hartem  p.  wart  genomen,  9069.  wurden  zerstochen 
die  sper  von  ir  ponders  verte,  20153. 

poinder-,  ponder-lich  Adj.  heftig  rennend,  geicaltsam:  von 
disen  wart  ze  houfe  bräht  manic  tjost  —  also  mit  ponderlicher  vart, 
des  ir  pris  gehohet  wart,  Alex.  11 103. 

pokuscliin*  stm.  ein  Kleiderstoff:  czwen  parchent  und  czwen 
p.,  Igl.  Stb.  IV  187  b. 

Pölacke  swm.  Pole:  er  sampte  vil  Polacken  (früher  werden  sie 
Polau  genannt),  Böhm.  Chr.  60. 

Pölän  stm,  Pole,  Böhm.  Chr.  60.  Polanir  laut  =  Polen,  Dal. 
145,  23  (65,  6). 

pölenisch  (polanisch)  Adj.  polnisch:  in  dem  polenischen  walde, 
Böhm.  Chr.  37.    Mezka,  der  poleuische  furste,  43.    das  p.  golt,  44. 

poliren  svw.  glätten,  abschleifen:  Polire  dir  ander  czwu  tabeln 
steineiner,  als  die  vorigen  waren  (Dola  tibi  duas  tabulas  — ),  W — B 
Deut.  10,  1.  Die  steine  polirten  die  mourer  Salomonis  und  die 
mourer  Hirams,  Kön.  III  5,  18.  III  6,  36.  poliret  die  sper,  Jer.  46,  4. 
von  uugeformten  steinen  und  ungepolirten,  Deut.  27,  6. 

polizeie  (polizi,  aus  mlat.  politia,  policia)  Aufrechthaltung  der 
öffentlichen  Sicherheit,  Ordnung:  hanclwergsordnung,  Statuten  und 
gewonheiten  und  policeien  —  der  tischler  mitteilen,  Traut,  Chr.  172. 

Pölner-land*  stm.   Polen:  auf  P.  zu,  Traut.  Chr.  296. 

polnisch  Adj.  polnisch:  vier  p.  tuch,  Igl.  Rspr.  V. 

polster-zieche  swstf.  Zieche  eines  Polsters:  die  palsterczicken, 
Igl.  Stb.  V  96  b. 

ponder,  ponder-lich  s.  poinder-lich. 

port  stm.  n.  (auch  porte  stsicf.  aus  lat.  portus)  Hafen:  er  solt 
gän  dar,  daz,  man  heiztet  zer  port ,  W.  v.  W.  2308. 

portativ  stn.  tragbares  Musikinstrument,  Handorgel:  Und  David 
slug  ouf  einem  portativ  einer  orgiln  (in  organis  armigatis  per- 
cutiebat),  W— B  Kön.  II  6,  15. 

portung*  stf.  Gebiet?  oder  zu  lesen  Wartung?:  Wie  er  bericht 
sei  unde  werde,  das  Hans  Raschauer  und  sein  helffer  in  ewer  stat 
auch  bei  und  durch  etlich  die  ewern  in  ewerm  lande  und  p.  siezen 
gehalten,  behawst,  geeezt  und  getrencket  werde,  Eger.  Chr.  N.  1156. 

posport  (pasbort  =  passaporta,  Dfg.  415  a.  pass-brief)  stm.  Beise- 
paß,  Traut.  Chr.  13. 

posse  s.  hosse. 


post  —  prechtig  563 

post*  stf.  die  Post:  sovil  die  post  anlangt,  so  geben  wir  dir 
zu  vornehmen,  das  dieselb  —  von  hier  pis  gen  Prag  und  hinwide- 
rumh  von  Prag  bis  gen  Eger  und  nit  weiter  geleget  worden  —  was 
nun  von  brieffn  bei  nacht  und  tag  anher  gebracht,  die  haben  wir 
auf  unser  boten  lohn  in  allewegen  und  ane  verzihen  ins  lager  (des 
burggrafen  von  Meissen)  gefertiget  (a.  1559),  Eger.  Chr.  1215. 

posunen  (büsinen)  sicv.  in  die  Posaune  stoßen:  wan  ich  p. ,  so 
sampt  iuch  zu  komen,  Dal.  84,  22  (34,  49). 

potich  s.  botech« 

potestät,  -e  stsivm.  höchste  obrigkeitliche  Person  einer  Stadt, 
Stadthauptmann,  Trist.  3284.  3302. 

potschaft  (bot-,  bote-schaft)  stf.  1.  Botschaft,  Bestellung.  2.  Ge- 
sandtschaftsbericht. 3.  Vollmacht.  4.  außerordentliche  (gebotene) 
dem  ordentl.  (ungeboteuen)  Gericht  ergänzend  nachfolgende  Gerichts- 
sitzung. 5.  *  Mariae  Verkündigung :  5.  Es  was  an  unser  frauen  tage 
der  p.  noch  der  vesper,  Igl.  Bgr.  49,  7. 

potwarei  s.  botwarei. 

potzen  s.  botzen. 

povel  (meist  bovel)  stmn.  Volk,  Leute,  Pöbel:  er  warf  das  pulver 
ouf  die  greber  des  povils  (vulgi),  W— B  Kö'n.  IV  23,  G.  aber  alles 
pövel  vorterbte  her  in  dem  munde  des  swertis,  Kön.  1 15,  8.  Gesaczt 
hat  er  mich  sam  in  Sprichwort  des  povels,  Job  17.  6.  das  ander  p., 
Jer.  42,  1.  daz,  harnach  (den  Toten  abgenommen}  den  povel  frönt, 
Alex.  3655.  daz,  povel  volgete  vür  die  stat,  Rf.  180.  von  dem  p. 
wart  der  gast  vil  angegagert  und  gekaft,  216. 

pozzen  stn.  subst.  Inf.  ein  verbotenes  Spiel,  Eger.  Str.  A  XIII,  1. 
(=  mhd.  boz,en  stv.  V  klopfen,  schlagen),  Kegelspiel? 

prange,  pranger  (auch  brange)  stm.  sivstf*  Zwangsbehälter,  in 
den  der  Verbrecher  zu  öffentl.  Strafe  eingeschlossen  wird,  oder  Pfähl,  an 
den  er  gefesselt  ivird:  den  11.  nov.  1600  ward  die  prange  verfertiget 
durch  Gorge  Iglawer,  Traut.  Chr.  338.  bein  der  prangeu,  238.  gegen 
der  prangen,  115.  pein  der  pranger  {wenn  nicht  prangen  zu  lesen 
ist),  123.  ad  praugerium  ponatum  per  diem,  Igl.  Str.  203.  Fischer, 
welche  zum  drittenmale  kleine  Fische  „qui  prut  dieuntur"  an  den 
Markt  bringen,  werden  für  einen  Tag  auf  den  Pranger  gestellt,  dann 
auf  Jahr  und  Tag  aus  der  Stadt  verwiesen,  (203a).  p.  als  Strafe 
für  die  Bräuer  (braxatores),  219. 

prangen,  brangen  siov.  prangen,  prahlen,  sich  zieren:  die  ors 
begonden  p.  mit  Sprüngen  uf  dem  sande,  Rf.  240 

prasein  s.  brasem. 

prassidis  (prasem  aus  mlat.  prasius)  stm.  ein  kostbarer  grüner 
Stein,  Alex.  26174.  26189.  der  künic  het  ein  p.  der  tet  in  lebeus 
gar  gewis,  24281.  sie  moht  wol  haben  den  p.,  der  guot  an  sigenünfte 
is,  24311. 

prebend  aus  mlat.  praebenda,  mhd.  phrüende,  phruondej  stf. 
Unterhalt,  Nahrung:  dy  prebend,  als  ge wonlichen  auf  allen  könig- 
lichen bürgen  den  schulern  auf  di  schule  wirt  geben,  abgeprochen 
und  uns  her  nicht  gegeben  wurden,  Elbog.  95,  18. 

prechtig  (berchtec)  Adj.  1.  glänzend.  2.  lärmend* prahlerisch:* 
ein  grosser  prechtiger  man,  Traut.  Chr.  119,  7.  er  war  ein  klein 
mönch,  stolzer  person,  prechtiger  worte,  58. 

36* 


564  predigant  —  probst 

predigant  sinn.  Prediger:  das  wir  mit  dem  herr  Simon,  predi- 
gant en  seiner  erwirden  verglichen  seind  —  singschuel  zue  halten, 
Igl.  Ms.  4. 

predigät,  -e  (auch  b.)  stswf.  Predigt:  so  der  bischof  an  der  p. 
ste,  Ernst  5386. 

predigen  sin.  1.  predigen.  2. preisen:  haben  sie  selig  gepredigt 
(beatissimam  praedieaverunt),  W — B  Spr.  31,  28. 

pregeln*  sin.  subst.  Inf.  ein  bestimmtes,  verbotenes  Spiel.  Eger. 
Str.  A  Xin,  2. 

Preger  stn.  aus  Prag,  Prager:  er  gewan  den  Pregern  czwen 
streit  an,  Böhm.  Chr.  17.    des  Preger  schlosz,   Traut,  Chr.  93.  315. 

pregerisz,  *  praegisch*  Adj.  =  Prager:  170  schock  groszer 
pregeriszer  phenninge,  Stb.  Brüx  N.  93.  Praegisch  gewichte,  Traut. 
Chr.  359.    Pragisch  gewischte,  360.     der  pregische  bischof,  15. 

preger-lon*  stmn.  Lohn  eines  Münzprägers (?):  ich  schaff  (ver- 
mache) ein  p.  und  ein  chür  auf  dem  minczhof,  Igl.  Stb.  III 192  c ; 
III 149  d. 

presant  (present,  prisent  stm.  present,  -e,  prisente  stf.)  Geschenk: 
zu  presant  her  gesendet.  Schretel  79. 

prellen  sivv.  (pralte,  hier  prelte)  intr.  abprallen,  zurückfahren, 
schnell  forteilen,  hervorbrechen;  tr.  fortstoßen,  werfen:  Und  die  kinder 
israels  des  andern  tagis  zu  dem  streite  waren  getreten  wider  benjamin ; 
ous  den  pforten  gabaa  prelten  si  di  kinder  Benjamin  (eruperunt  filii 
Benjamin).  W— B  Richter  20,  25. 

presse  stf.  1.  Weinpresse.  2.  bildl.  Schar,  dichtgedrängter 
Haufen:  1.  in  der  presse  zeb,  W— B  Richter  7,  25. 

priester-schaft  stf.  Amt  und  Würde  eines  Priesters.  2.  kollekt. 
die  Priester:  1.  des  hende  an  der  p.  sint  geweihet  (in  sacerdotio), 
W — B  Lev.  21,  10.  fride  der  ewigen  pr.  (pactum  sacerdotii  sempi- 
terni),  Xum.  25,  13.  Hie  hat  das  buch,  das  do  genant  ist  leviticus 
ein  ende  und  ist  also  vil  gesprochen  in  deutscher  czungen,  „ein  buch 
der  p.",  "W — B  Lev.  Schluß.  Nicht  wissende  unsern  herren  noch  das 
ampt  der  pr.  zu  dem  volke,  Kon.  I  2,  12.  Samuel  wart  zu  der  p. 
gerufet  mit  gotlicher  stimme,  Hier.  110,  29. 

primen-zeit  (prim(e)-zit)  stfn.  die  erste  kanon.  Stunde  nach 
der  matutina  —  Horagesang  und  betreffende  Tageszeit,  6  Uhr 
morgens:  des  tages  frist  hatte  sich  untz  auf  die  p.  verlaufen,  Hier. 
226,  11. 

prisel  (Dem.  v.  pris)  stn.  kleiner  Preis :  daz,  were  iuwerm  hohen 
namen  doch  ein  vil  cleinez,  p.,  Trist,  3557. 

prisen  (brisen,  prisen)  swv.  einwickeln,  einschnüren:  da  (in  das 
Seidenhemd)  het  sie  sich  geprisit  in  und  vornet  so  minneclich, 
Trist.  736. 

pris-liche,  -en  Adv.  preiswürdig,  herrlich:  sie  gar  p.  stächen, 
Trist.  941.    der  prislich  besaz,  =  als  Sieger  im  Sattel  saß,  2093. 

pritel  (bridel,  britel)  stm.  Zügel:  daz,  plut  gieng  aus  von  dem 
see  unez  zu  dem  pritele  (bis  zu  den  zäumen,  XL  Bibel)  der  roz,z,e, 
T— B  Offenb.  14,  20.  man  mag  auch  mit  dem  pritel  (zäum,  XL  Bibel) 
umgefuren  alle  den  leib,  Jak.  3,  2. 

probst  (auch  brobest,  brabist)  stn.  1.  Vorgesetzter,  Aufseher. 
2.  Propst:   1.  der  probst   der  schenken   (praepositus   pincernarnm), 


i 


pröphßcle  —  pungieren  565 

W  B  Geu.  10.  9.  die  probste  der  scharen  (turmaruin)  Par.  I  28,  1. 
p.  der  werke  (praepositos  operum),  Par.  II  2,  18.  p.  der  werkleute 
(p.  operantium)  W— B  II  Par.  34,  12.  p.  in  dem  schaczhouse  (p.  in 
gazophilacio),  II.  Esdr.  13,  4.  die  probste  =  praefecti,  Num.  7,  2. 
das  si  wosten  in  einen  p.,  Gen.  41,  43;  s.  auch  pförtner. 

pröphecie  (auch  -tie,  -zie)  stsivf.  Prophezeiung:  das  der  selbig 
Elias  den  heiligen  geist  warhaftiger  prophecien  bette,  Hier.  218,  4. 
ob  mir  alle  prophecien  knnt  weren,  54, 16.  in  der  Daniels  prophetie 
man  list  ein  wunder,  Alex.  25. 

prüfen,  brüfen  (prüeven,  brüeven,  prüefen)  swv.  1.  erwägen, 
prüfen,  erkennen.  2.  erweisen,  dartun,  schildern.  3.  bemerken,  wahr 
nehmen :  Aller  erst  brnf  ich,  das  ir  lügenhaft  seit,  Ack.  37, 13.  das  bruf 
(merke)  ich  an  deinen  Worten,  13.  9.  ich  brufe,  barmhertzigkeit  wont 
bei  euch  nit,  18,  7.  das  ich  brufe,  ob  du  seist  mein  sun  Esau  oder 
nicht,  Gen.  27, 21.  ich  pruffe  und  fule,  das  man  mir  mein  hutte 
czum  Randen  ansprechen  Avil,  Igl.  Bgr.  N.  100, 1. 

prüferin,*  brüferin  stf.  die  untersucht,  mißt:  Geometria,  der 
erden  brüferin,  Ack.  40,  14. 

prüf  lieh  (prüeve-lich),  probabilis,  W— B  Sirach  42,  8. 

prüfung  (prüevunge)  stf.  1.  Prüfung.  2.  Bewahrung,  Er- 
probimg. 3.  Beweisführung.  4.  Ausschmückung,  Ausrüstung:  1.  Auch 
ist  do  des  smackes  allerlei  kost  lustsame  prufung,  Ack.  39,  9.  das 
verre  wurkende  gehören  —  zu  p.  und  unterscheit  mancherlei  süssen 
gedones,  39,  1. 

prunk  vielleicht  prun-kasten  oder  pruck?:  1546  ist  ein  gross 
wasser  zu  Eger  gewesen,  das  es  in  alle  heuser  der  Gruen  (Grün- 
gasse) ist  geloffen;  in  der  alten  Michel  Wölfin  stuben  bis  an  die 
prunk,  Eger.  Chr.  N.  190. 

psalmen*  (=  psallieren,  psaltieren)  swv.  Psalmen  singen:  singt 
und  psalmt  dem  Herren,  T— B  Eph.  5,  19. 

puchen  (bochen)  swv.  1.  pochen,  trotzen.  2.  puchen  üz,  =  plün- 
dern.   2.  Elbog.  Chr.  158,  33;  s.  auspucheu. 

puclmng  s.  buchung. 

pugen*  (ivohl  verlesen  für  vugen  =  vüegen)  swv.  aufsitzen 
lassen:  czu  wem  ez,  (daz,  roz,)  sich  fuget,  uf  das  ros  den  seibin  pugit, 
Dal.  27,  21  (4,  64). 

pulpet  (auch  pulpit)  stn.  Lese-  oder  Schreibpult,  pulpitum,  um- 
'  gedeutscht  als  pultbret:  ein  grienes  hohes  p.  mit  einem  Schreibzeug, 
Igl.  Ms.  S.  13. 

pulver  stm.  n.  1.  Pulver,  Staub.    2.  Salbe.    3.  Sand,  Streusand. 

|  4.  Schießpulver  aus  lat.  pulvis,  mlat.  pulver,  pulverium:   1.  ist  das 

1 1  mein   p.  meines  leibes  wider  zu  p.  werde,  Hier.  72, 19.    Sich,  nun 

slafe  ich  in  dem  p.,  W — B  Job  7,  21.     czu  enezunden  das  thimiamisch 

J  p.  =  ad  adolendum  thymiama,  Ex.  30,  1.    Hohes  Lied  3,  6.    czumülte 

I  die  zu  p.,  Esdr.  II  4,  2. 

pulver -macher*  stm.  Erzeuger  von  Schießpidver,  Traut. 
Chr.  167. 

pulver-müle  stf.  Pulvermühle,  Eger  Chr.  103. 

pungieren  (auch  punieren)  sivv.  intr.  auf  den  Gegner  stoßend 
anrennen,  tr.  anrennen  gegen:  üf  dem  velde  p.,  Alex.  22247.  si  be- 
llt   gunden  einander  p.,  2345. 


566  punikisck  —  quellen 

punikisch*  Adj.  phönizisch,  punicus:  also  das  ein  schelle  sei 
guidein  und  ein  p.  apfel  (malum  punicum  =  Paradiesapfel),  W — B 
Ex.  28,  34. 

purperin  stf.  eine  Frau,  die  pnrper  (kostbaren  Seidenstoff  von 
verschiedener  Farbe)  verfertigt:  ein  weip  —  eine  p.  oder  di  do 
worchten  purpur,  T  — B  Botenb.  16,  14. 

püsauue  s.  büsaune. 

püsauner  s.  büsauner. 

püse  stswf  Pause,  Rast:  von  ir  stritlichen  ger  veilten  sie  beide 
mit  dem  sper,  mit  püse  ze  boufe  sie  kämen,  Alex.  7963. 

püsin  (auch  bfisün,  büsine  swf.  mitunter  auch  st.,  Posaune,  aus 
7n franz.  buisine,  lat.  buccina):  tambür  und  püsinen  gröz,  gäben  do 
schalbaeren  döz,  W.  v.  W.  1420.  von  pusinen  und  tambüren  was  da 
ungevüeger  schal,  3611;  s.  auch  busine. 

püz,  s.  büz,,  biuz,. 

pyromaueia*  stf.  Wahrsagung  aus  dem  Feuer:  p.,  sleunige  und 
warhaftige  warsagens  feuenvurkerin,  Ack.  41,  7. 

Q 

quäl  (twäl,  -e)  stf.  Verzug,  Säumnis:  den  wite  (weihte  zum 
Bischof)  der  cardinäl  mit  wirdikeit  an  al  quäl,  Dal.  170,  8  (75,  32); 
s.  twäl. 

qual-bron  (qual-brunne  stcm.)  stm.?  Quelle,  ist  der  q.  vor  dem 
mittelthor  erbauet  worden,  Traut.  Chr.  308  (Fußnote). 

quall  (quäl  slmn.,  Heldb.  K.  394,  35 ;  bei  Logau  2,  42)  Quell, 
Traut.  Chr.  115. 

Quarcz  PI.  Quercze  E. :  Frenczil  Q.,  Igl.  Bgr.  45,  4.  Qu.  Berg- 
meister der  Grube  „in  dem  garten",  64, 1.  grübe  czu  den  Querczen 
(=  Gewerben  des  Quarcz),  64, 1. 

quater-stück*  stn.  würfelförmiges  Stück:  ein  fester  und  von 
lauter  quaterstücken  schwarzer  thurn,  Eger.  Chr.  104  S.  67. 

quäz,  stm.  Gastmahl,  Schlemmerei,  Kneipe:  daselbst  auch  sullen 
die  gesellen  von  dem  vater  und  der  muetter  (der  Herberge)  iren 
kwasz  in  trinken,  essen  und  in  anderen  iren  kurczweilenn  erberlich 
vertreiben  und  in  eren  frolich  sein,  Igl.  Stb.  V  177  c. 

quöc,  kec  Adj.  lebendig,  frisch,  fest;  wohlgemut,  munter:  daz, 
ir  sit  an  prise  quec,  Alex.  10973.  man  horte  die  queckeu  (die 
Munteren)  schallen  und  haben  frö  geinüete,  4444.  Quecker  fürsten 
drie,  12238.  des  wart  sin  queckes  herze  frö,  16616.  manic  tiur 
edelstein  brau  als  ein  queckez,  licht,  14273.  wol  tusend  der  besten 
(steine)  gäben  dar  abe  so  queckes  licht,  12485.  als  ein  queckes  viur 
der  (schilt)  bran,  12301.     als  da  brenten  quecke  licht,  Ernst  2389. 

queden  stv.  I  1.  reden:  des  mich  als  verdruzit  zeu  koden,  Dal. 
234,  22  (102). 

queler*  stm.  Peiniger:  er  antwurt  in  den  queleru  (peynigern, 
XI.  Bibel),  T— B  Matth.  18,  34.  der  urteiler  antwert  dich  dem  queler, 
Luk.  12,  58. 

quellen  stv.  13  1.  quellen.  2.  los,  locker  werden.  3.  an- 
schwellen, tumere.    4.  refl.  zusammenwachsen:    qu.  begonde  dorous 


quellen  —  raben-stein  567 

wurme  uud  vorvoulte  =  scatere  coepit  verniibus  atque  computruit, 
W— B  Ex.  16,  20.  Uud  ous  quullen  {brachen  auf)  ire  dorfer  und 
ire  ecker  (ebulierunt),  Kön.  I  5,  6. 

quellen  stv.  12  1.  Schmerzen  leiden,  sich  quälen.  2.  tr.  mit 
Dat.  Schmerzen  verursachen:  diu  —  herzogin  —  doch  mit  gedanken 
quäl,  W.  v.  W.  2481.  mich  triege  herze  unde  sin  nach  sinen  worten 
quäl  sie  hin,  G377. 

queln  sivv.tr.  drängen,  drücken,  quälen, peinigen,  martern:  di  sun 
stent  auf  wider  di  veter  und  quelent  si  mit  dem  tode,  T  — B  Matth. 
10,  21. 

quelung(e)  stf.  Qual,  Folterung:  Golgotha  daz,  ist  ein  stat  der 
quelung,  T— B  Matth.  27,  38;  Mark.  15,  22;  Luk.  16,  28.  si  Stent  von 
verre  um  di  vorcht  irr  q.  (peyn,  XI.  Bibel) ,  Offenb.  18,  9.  der  rauch 
der  q.  steigt  auf  in  den  weiten  der  werlt,  14,  11.  wi  vil  mer  erger 
q.  went  ir  ze  verdienen,  Juden  10,  29. 

quentein  (quintin,  quentin)  sin.  auch  /.  der  4.,  urspr.  icohl  der 
').  Teil  eines  Lots,  ein  Quentchen :  tousent  q.  goldes  (mille  drachmas), 
W— B  Esdr.  II  7,  70. 

queste  sivmf.  1.  Laubbüschel,  Wedel.  2.  zum  Kehren  und  Ab- 
stauben. 3.  Badicedel.  4.  Federbusch  als  Helmschmuck :  do  bunden 
sie  czusammon  von  feigboum  laup  und  machten  in  do  questen 
(perizomata),  W— B  Gen.  3,  7;  s.  auch  koste. 

quetscliieren*  (=  quetzen,  quetschen,  aus  lat,  quassare,  quatere) 
swv.  schlagen,  prägen,  stoßen,  zerdrücken,  zerquetschen :  tiure  goltvaz, 
wurden  do  quetschieret,  Alex.  15  470. 

quickeu  swv.  1.  tr.  und  refl.  lebendig  (quec)  machen,  beleben, 
erfrischen,  erregen,  antreiben:  der  lentz  sprach,  er  quicke  und  mache 
guftig  (fröhlich,  üppig)  alle  frucht,  Ack.  54,  13. 

quit  {auch  quit)  Adj.  aus  franz.  quitte,  mlat.  quitus,  lat.  quietus, 
ledig,  los,  frei:  wir  lassen  sie  aller  obgeschriben  Sache  ganz  und  gar 
quit,  freiledig  und  las,  Stb.  Brüx  N.  134.  gancz  quitt,  frei  und  ledig, 
Igl.  Str.  (65)  S.  331 ;  Igl.  Stb.  V  147  c.  von  der  höchzit  des  Peleus 
wart  vil  vröiden  quit,  Alex.  4914.  er  machte  do  ir  hochvart  quit, 
1742.    des  ist  nü  allez,  worden  quit,  27405. 

quitanze  (quitanz,  -ie)  sivstf.  Quittung,  Traut.  Chr.  340.  -4ms 
mlat.  quitancia. 

quittnng  (auch  quitunge)  stf.  Quittung:  von  den  waisen  qu. 
begeren  (über  die  ihnen  ausgefolgten  Gelder),  Igl.  Bgr.  85,  6. 

quitschen,*  quitzschen*  swv.  knarren:  die  fenlin  (Fahnen)  — 
werden  sehr  q.  und  knirren,  Traut.  Chr.  121. 

quotemmer  (quatember,  kotember  s.  d.)  stf.  Quatember fasten; 
Vierteljahr:  ich  schaff  1  mark  jarliches  czinses,  do  von  alle  q.  ein 
vierdung,  do  mit  man  mir  schol  hegen,  als  gewonheit  ist,  Igl.  Stb. 
11157  a.    mit  itzt  künftiger  quatuortemporam  (!),  Elbog.  Chr.  98,  1. 

R 

raben-stein  stm.  Stätte  der  Hinrichtungen,  Eabenstein;  die 
wisen  im  r.,  Igl.  Stb.  V  175  d.  ein  teichstatl  im  r.,  V  192  a.  mit 
dem  schwerd  auf  dem  r.  gericht,  Eger.  Chr.  801.  215. 


o68  rabot-mau  —  rämen 

rahöt-uian  .5.  robät-man. 

räch  stm.  Vergeltung,  Bache:  herczog  Hostink  virschied  dar 
nach  mit  des  todes  swera  räch,  Dal.  G3,  24  (23,  2). 

rächer*  (=  reellere)  stm.  Bacher:  ein  starker  r.  ist  der  herre 
(ultor),  W— B  Jer.  51,  56. 

räch-sal  stf.  =  räche,  Bache:  die  sach  —  in  r.  nimmer  geantten 
noch  geeffern  sol,  Mind.  d.  Egerl.  S.  73;  Eger.  Chr.  1177.  des  nimer 
—  zu  anten  noch  in  r.  furzunemen,  Elbog.  Chr.  3, 16.  3, 17. 

rächunge  stf.  Bache:  nicht  suche  r.  (ultionem),  W— B  Lev. 
19, 18.  der  r.,  Js.  59,  17.  61,  2.  gott  hett  in  seiner  almechtigkeit 
nindert  r.,  Ack.  32,  4.  czu  lieh  ader  czn  r.  der  menschen,  Olm. 
Stb.  77  S.  51. 

rad  stn.  Bad  an  Wagen,  Karren,  Pflug,  Brunnen  usw.:  do 
twang  in  (fürst  Prziemissl)  sin  armut  darezn,  das  er  czu  Regens- 
purgk  in  dem  rad  lief  und  stein  auffezog  einen  ganezen  tag  umb 
czwen  pfennig,  Böhm.  Chr.  57.  di  zung  —  entznnt  das  rat  unser 
gehurt  (den  Lebenslauf  von  unserer  Geburt  an),  T — B  Jak.  3,  6. 

rade-ber  s.  rod-wer. 

rade-brechen  swr.  auf  dem  Bade  brechen,  hinrichten,  rädern, 
rotare:  Alle  morder.  prlugrauber,  kirchenprecher  oder  vorrater  oder 
mortprenner  und  die,  die  ir  potschaft  werben,  die  schol  man  alle 
radbrechen,  Prag.  Bb.  33.  Oh  der  czuchtiger  (Henker)  einen  morder 
radpricht  —  im  Auftrag  der  Herren  von  Olmütz  —  bekomt  er 
16  gross :  wenn  aber  ein  gast  den  morder  radprechen  lest,  so  be- 
kommt der  czuchtiger  ^2,  ivenn  außerhalb  von  Olmütz  1  mark,  Olm. 
Stb.  88.  er  ist  geradbrecht  worden,  Traut.  Chr.  283.  128;  Eger.  Chr. 
264;  Dal.  191,  37  (85,  113).  da  ratbrecktin  si  den  helt,  46,  11  (13, 55). 
46,  17  (14,  1). 

rad-schachtv;  stm.  mit  der  Fördermaschine  (Bundbaum)  ver- 
sehener Schacht :  Mir  deucht  pesser,  das  ir  den  wintfang  seezet  über 
den  schacht,  den  ir  vertiget  czu  aim  r.,  Igl.  Bgr.  64,  2. 

rad-stube  /'.  Gebäude,  in  dem  das  3Iühlrad  liegt:  der  Michel 
mulner  sol  seinen  graben  fertigen  bis  an  des  Lebusch  ratstuben  (sw.), 
Igl.  Stb.  m  106  c.  der  marchstein,  der  gelegt  ist  worden  für  des 
Lebuschen  radstuhen,  den  sol  man  nicht  nider  legen  noch  höher,  III 
A  138b. 

rain  s.  reiu. 

rain-stein  s.  reiu-stein. 

ram  (ram,  -e  stf.,  rame,  reme  swmf.)  1.  Stütze,  Gestell,  Böhmen 
zum  Sticken,  Weben,  Bortcmvirken:  disiu  worhte  an  der  ram,  jeniu 
nsete,  disiu  span,  W.  v.  W.  2209. 

ram  st7n.  räme  stf.  1.  Ziel.  2.  Zielen,  Trachten.  3.  Gesichts- 
kreis: nach  rechter  rämes  juste  traf  er  in  ftf  der  brüste,  W.  v.  W. 
7351.  welcher  im  ze  räme  Um  seinen  Bereich)  kam,  von  siner  hant 
den  tot  er  nam,  Alex.  20617.  wer  im  zu  rechtem  räme  quam,  zu 
haut  der  sin  ende  nam,  Ernst  3045. 

rämen  siev.  zielen,  trachten,  streben  (mit  Gen.):  wie  schöne  sie 
quämen  und  prises  künden  rämen,  Ernst  4816.  ir  sacht  mich  des  r. 
daz,  ich  un  verzaget  gehen  umb  in  wer  heil  wolt  min  leben,  Alex. 
21392.  do  si  sich  etiswen  samptin  und  do  der  vrenden  ramptin, 
Dal.  177,  20  (79,  30).    wie  oft  dy  Behem  —  sich  mit  den  Tutschin 


ram-bof  —  rät-leute  569 

samptia,  czu  haut  si  vregin  ramptin  (fragten  sie),  208,  28  (93,  70). 
si  ir  frunt  samptin  und  vel  andir  leut  ramptin,  221,  19  (100).  die 
Behem  sich  gein  Prag  samten  und  ir  vil  wol  ramptin  und  gingen 
im  (dem  keiser)  zcu  der  vrist  enkein  uf  den  Bogist  (sogen  ihm 
freudig  aufs  Schlachtfeld  entgegen).  168,  8  (74-,  48). 

ram-hof*  (von  ram,  -e  stf.,  rame,  reme  sivmf.  Stütze,  Gestell, 
Rahmen  zum  Sticken,  zum  Tuchanschlagen)  stm.  Hof  oder  Platz, 
auf  dem  Tuchrahmen  stehen:  gemecht  des  halben  ramhofes  wegen, 
Igl.  Stb.  III  A  138  b. 

ranc  (PI.  renk,  -e)  stm.  sivm.  Einfassung,  Hand,  abschüssiger  Band 
eines  Grabens:  uf  ein  wießflecklein  im  holtz  am  ranck,  Eger.Chr.  893. 

rappier*  stu.  Stoßdegen,  Rapier:  das  er  Merten  herollt  durch 
ein  stich  mit  ein  rappier  vorletzt  hat,  Eger.  Achtb.  II  211. 

rast,  -e  stf.  Ruhe,  Rast:  er  was  durch  raste  (um  zu  rasten) 
gesehen  zu  der  linden,  Trist.  1162. 

rasten  sivv.  ruhen,  rasten,  bes.  im  Grabe  ruhen  namentlich  von 
Heiligen  gesagt:  do  sant  Jeronimus  leichnam  rastet,  Hier.  133,  16. 

rat  stm..  PI.  1.  Rat,  Ratschlag.  2.  Beratung,  Überlegung.  3.  be- 
ratende Personen,  der  Ratgeber,  beratende  Versammlung ,  städtische 
Behörde.  4.  Für-  und  Vorsorge.  5.  Vorrat,  Nahrungsmittel,  Mittel, 
Geräte,  Vermögen.  6.  Verzichtleistung,  Entbehrung.  7.  Abhilfe,  Be- 
freiung :  er  was  üf  valsche  rete  kluoc,  Trist.  5502.  3.  Bestimmungen 
über  den  rät,  Igl.  Str.  189 :  es  schol  nur  ein  rat  in  der  stat  sein. 
Den  schullen  richter  und  scheppen,  di  dorezu  gesworen  haben,  czu 
hanten  haben.  In  ihm  sollen  nicht  Vater  und  Sohn  oder  zwei  Brüder 
sein,  189.  —  Der  neueintretende  Rat  ist  dem  Richter  nichts  zu  geben 
schiddig,  257.  Ein  voller  rat,..  292.  in  dem  rät  alle  dinge  kraft 
nemen  und  behalden,  307.  Uberantwortung  eines  Testamentes  in 
vollem  Rat,  290.  4.  sin  hüs  was  riches  rätes  vol ,  W.  v.  W.  2655. 
5.  alle  den  rät,  der  ritterschafte  wol  an  stät,  Trist.  1525.  mein 
harnusch  und  mein  varund  rät,  Igl.  Stb.  III  55c.  7.  wer  sine  ding 
zu  gote  lät,  er  tuot  im  aller  sorgen  rät,  Ernst  2016. 

rate,  ratte  swm.  raten,  ratten  stm.  Unkraut  im  Korn:  bei 
golde  blei,  bei  weitzen  ratten,  Ack.  47,  12.  nezlin  si  globin  (tauschten 
sie  ein)  um  ratin  (za  byl  kopfivu  promenichu  =  sie  hatten  es  mit 
der  Wahl  des  neuen  Herrschers  nicht  besser  getroffen  als  mit  der 
seines  Bruders),  Dal.  161, 15  (71,  12). 

rät-gebe  swm.  Ratgeber:  des  fürsten  ratgeben,  W.  v.  W.  26. 
welchen  getreuen  ratgeben  —  hast  du  verloren ,  Hier.  100,  3.  er 
suchte  den  ratgeben  abzekereu  von  dem  glauben,   T — B  Btb.  13,  8. 

rät-genosse  (rät-genöz,,  -genöz,e)  stsivm.  Amtsgenosse  im  Rat: 
ire  ratgenossen  und  freunde,  Stb.  Brüx  N.  388. 

rät-glocke  swf.  Glocke  vom  Rathaus,  deren  Klang  die  Rats- 
herrn zur  Versammlung  berief,  Eger.  Chr.  468. 

rät  -  hau  s  stm.  Rathaus:  in  daz,  rathaus  (schawhaus  XI.  Bibel), 
=  „Schauplatz",  T— B  Btb.  19,  31. 

ratig*  Adj.  voll  rate  (n),  ratte  (-en),  voll  Unkraut:  unsaubern 
—  ratigen  weitzen,  Traut.  Chr.  137. 

rät-leute  (-Hute)  PI.  zu  rätman.  1.  Ratgeber,  Räte,  Ratsherren. 
2.  Schiedsleute :  bei  Eintragung  von  heiratleuteu,  ratleuten  u.  leikauf- 
leuten  in  des  perges  puch  hat  der  man  einen  grossen  dem  Schreiber 


570  rät-man  -    räts-stuben-aJmer 

zu  geben,  Igl.  Str.  258b.  r.  müssen  in  ihren  Aussagen  überein- 
stimmen, sonst  gilt  ihr  Zeugnis  nichts,  240.  290.  In  Nr.  240  werden 
heiratl eute  u.  scheppen,  die  wegen  einer  morgengabe  zeugen,  im  Ver- 
lauf ratleute  und  ratman  genannt,  mit  ratleuten,  Igl.  Str.  32.33. 
Geczengeu  aucb,  die  baissent  ratleut  und  schidleut  und  heiratleut, 
die  dürfen  aucb  nicbt  sweren  vor  dem  geriebt  auf  dem  ebreutz,  den 
runder  der  riebter  vragt  seil,  das  si  sagen  pei  ieren  treuen  und  pei 
irer  sei,  was  in  gewissen  sei,  Brunn.  Str.  II 189.  von  r.  u.  von  rat- 
schaez,  203.  di  gesworen  elter  r.  (seniores  jurati),  in  den  nu  gute 
siten  gewaebsen  sein,  snllen  straffen  die  jungern,  das  si  nicbt  unser 
gebot  übertreten  und  das  recht  nicbt  uberfarn,  Const.  IV  20,  19.  di 
gekoren  r.  urteilen  (arbitri  iudieaverint)  W— B  Ex.  21,  22.  vragende 
von  meinen  ratleuten  (a  consiliariis  meis,  Bäte),  Esther  13,  3. 

rät-man  stm.  1.  Ratgeber.  2.  Schiedsmann.  3.  Ratsherr:  1.  des 
kuniges  r.  =  consiliarius,  W— B  IL  Kön.  15, 12;  IL  Par.  25, 16.  saezte 
in  zu  seinem  nehsten  ratmanne  =  ad  anriculam,  Par.  1 11,  25.  wer  ist 
sein  —  des  herren  —  r.  gewesen  (consiliarius),  Is.  40, 13.  3.  wir  ratman 
zur  Swidnicz,  Igl.'Bspr.  V  S.  51;  Eger.  Chr.  1180;  Traut.  Chr.  4.  6. 
den  ersamen  ratmaunen  scheppen  und  gesworu,  Igl.  Bgr.  83,  1.  den 
ersamen  weisen  herren  ratmannen,  92,  1.  als  ir  ratmanne  —  den 
scheppfenprief  —  unkrefftig  getailt  habt,  N.  100,  2.  wir  —  gesworne 
scheppfen  u.  ratmanne,  Stb.  Brüx  N.  194.  Aus  alder  —  gewonbeit 
pflegt  man  allhie  czu  Ölomuncz  durch  gleichtragnnder  pnerde  der 
burger  willen  alle  jar  in  den  rat  zu  vorne  wen  und  eindleff  person 
der  witezigisten  in  rate  zu  derwelen  als  nenilichen  vier  ratmannen 
und  siben  schoppfen,  Olm.  Stb.  77  S.  50.  gesworne  ratmannen  sei  bis- 
iccilen  die  Bezeichnung  für  Schöffen,  bemerkt  Linke,  Böhm.-Kamnitz 
S.  299. 

rät-sal  (auch  rset-sel)  stn.  Rätsel,  enigma,  problema:  Ich  sol 
euch  vorlegen  ein  r.  (problema),  W— B  Bichter  14,  12.  Lege  vor 
das  r..  Bichter  14,13. 

rät -schätz  (rät-schaez)  stm.  poena  seil  vallatio  arbitrii:  r. 
baisset  daz,  guet,  dar  ein  rat  mit  gepunden  wiert;  und  wer  den  rat 
priebt,  der  schol  dem  andern  tail,  daz,  den  rat  halt,  desselben  guetes 
ein  drittail  geben  und  der  stat  ain  drittail  und  den  ratleuten  ain 
drittail,  ez,  sei  dann,  daz.  ez.  die  ratleut  anders  machen,  Brunn.  Str. 
II  203. 

rät- setzen  stn.  die  Einsetzung  (Wahl)  eines  Gemeinderates: 
Elbog.  Chr.  54,  33.  55,  27.  56,  14—59. 

rät-slagen  siev.  ratschlagen,  beraten:  haben  wir  (schreiben  die 
Wiener  Schöffen  an  die  Iglauer.  die  sich  icegen  der  Mordtat  eines 
12jährigen  Knaben  in  Meseritsch  auch  keinen  Rat  icußteri)  ezwiseben 
unser  selbs  rat  geslagen,  lg.  Str.  (1)  S.  266. 

räts-persön*  stm.  siv.  PI.  Mitglied  des  Gemeinderats:  ein  r., 
Traut,  Chr.  200.  201. 

rat-stube  s.  rad-stube. 

räts-stuben-almer*  (von  lat.  armarium)  stf.  Wandschrank  in 
der  Ratsstube:  das  gedechtnisbuch  auf  dem  ratbaus  in  der  r..  Traut. 
Chr.  163. 


räts-vremid  —  rauch-heller  571 

räts-vreund  (rät-vriunt)  stm.  Mitglied  des  Rats,  Ratsherr: 
Eger.  Chr.  1200  S.  378.  lieber  r.  (Abgesandter  des  Rats),  1099.  1110. 
Uli. 

rät-türmelin  *  (rat-turm)  stm.  als  Gefängnis  dienender  Turm 
des  Rathauses :  rathtirraeliu,  Traut.  Chr.  285. 

rät-trepfe  swm.  stsicf.  (Treppe  die  zum  Rathaus  führt?):  die 
rathtraepfe,  Traut.  Chr.  191. 

rät -Tragen  sivv.  um  Rat  fragen,  fragen:  Noch  dem  tode 
iosue  ratvragten  die  kinder  israhel  unsern  herren,  W-  B  Richter  1, 1. 
ratvrage  —  die  rede  unsers  herren ,  Par.  II 18,  4.  si  ratfragten  pei 
dem  fursprechen  des  teiles,  das  geezeugen  füren  sohle,  wi  si  aller- 
pest  für  dasselbe  teil  ir  geezeugnusse  furprechten,  Const.  IV  11, 10. 
das  man  darum  r.  sol  di  egeuanten  gesworn,  I  8,  5. 

raub,  roup  (roup,  -bes.  PI.  rouhe,  röube,  reul))  stm.  1.  Beute, 
Siegesbeute,  das  Geraubte.  2.  Raub,  Plünderung.  3.  Ernte  eines 
Feldes:  1.  fürte  hin  roup  ous  in  (duxit  ex  eo  praedam),  W— B  Num. 
21,  1.  teile  in  gleichheit  den  roup  (prpedam)  Num.  31,  27.  Wer  wegen 
Raubes  auf  flüchtigem  Fuß  begriffen  wird,  ist  als  Räuber  (spoliator) 
zu  betrachten,  Igl.  Str.  264. 

rauhen  (rouben)  sivv.  rauben,  berauben:  maneger  sich  zühte 
roubte,  der  mir  des  nicht  geloubte,  Alex.  6922.  so  müest  ich  mich 
der  sinuen  reuben,  Ernst  570. 

rauber,  rouber  (roubsere,  röubaere,  -er)  stm.  Räuber,  Prag.  Str. 
155;  Igl.  Str.  163  b.  mortificator,  qui  postquam  alium  oeeidit,  res 
ab  eo  aufert;  qui  vero  sine  occisione  res  tollit,  spoliator  (Räuber) 
dicitur;  Igl.  Str.  264.  hat  gegeben  —  die  rouber  (latruneulos)  in 
unser  hende,  W— B  Könige  I  30,  23.  ravern  (rauber  XI.  Bibel)  T— B 
Römer  1,  29. 

rauberei  s.  reuberei. 

raubisch  (roubisch,  röubisch)  Adj.  räuberisch:  es  war  ganz 
unsicher  vor  Santman  (statt:  sackman)  und  seinem  raubischen  ge- 
sindel,  Traut.  Chr.  281. 

raub-haus  (roup-hus)  stn.  Raubschloß:  auf  den  raubheusern, 
Eger.  Chr.  20  S.  23.  ein  leimein  rauphaus  wird,  der  Mensth  genannt, 
Ack.  36,  14. 

raubunge  stf.  praedatio  (auch  rapina,  spoliatio):  alle  reich 
wurden  von  irr  r.   (de  praedationibus,  Beute),   W — B  Judith  15,8. 

rauch  stm.  Dampf,  Dunst,  Rauch,  eigen  r.  =  eigenes  Haus: 
wer  mit  aigen  rauch  drei  virezehen  tage  nach  einander  und  hin 
nach  drei  tage  bei  uns  sitzet  mit  frevel  wider  unsern  willen  und 
die  weil  nicht  purgerrecht  gewinnet  und  nicht  mit  uns  und  mit  der 
stat  leidet,  der  sei  zwei  jare  nach  einander  von  der  stat,  Eger.  Str. 
A  VII,  1 ;  B  24. 

rauch  (rüch,  Gen.  rühes)  Adj.  haaricht,  struppig,  rauh:  alczu- 
mal  rouch  als  ein  rouhes  vel,  (Esau)  W— B  Gen.  25,  25.  Ein  rouher  man 
(pilosus,  in  härenem  Mantel)  was  her  und  ein  snur  von  heuten  was 
gegurt  umme  seine  lenden,  Könige  IV  1,  8. 

rauch-heller  *  stm.  Heller,  der  von  jedem  rouch  (Herd)  dem 
Grundherrn  zu  zahlen  ist:  der  pischoff  —  nam  von  iclichem  rawehe 
czwen  pfenig  czu  rauchhellern,  Böhm.  Chr.  45. 


572  rauch-loch  —  reb-htm 

raueh-loch  stm.  fumarium,  fumicariuni ,  furaigale:  die  rauch- 
locher  geen  auf  die  mauer,  Eger.  Str.  C  104. 

rauch-vas,  rouch-ras  (-vaz.)  stn.  Gefäß  zum  Räuchern,  Bauch- 
faß: neme  das  r.  (thuribulum),  das  her  von  der  glut  des  alters  vollfülle, 
W-B  Lev.  16,12. 

raude,  roude  (roude,  rinde,  rüde)  stswf.  Baude,  glabor,  glabrio, 
Scabies,  Impetigo:  slabe  dich  der  berre  mit  grinden  und  mit  roudeu 
also  das  du  nicht  mügest  geheilen  (scabie  et  prurigine,  Krätze), 
W— B  Deut.  28, 27. 

räumen  (rümen,  roumen,  rämen,  reuinen)  sicv.  freien  Baum 
worin  schaffen,  räumen,  verlassen,  wegräumen,  säubern:  auferheben 
die  wasserseige  (in  einem  Bergwerk)  und  räumen  und  keren  seine 
rinnen  (purgare)  Const.  II  4,  G.  bei  kindes  geburt  die  seligen  martrin 
hiesz  wir  räumen  das  kurtz  schonende  eilende,  Ack.  19,  17. 

raunen  (rünen,  rounen)  sicv.  heimlich  und  leise  flüstern,  raunen, 
heimlich  sagen,  heimlich  beraten:  dise  regel  gebieten  wir  czu  halden 
furpas  von  den  geezeugen  das  kein  raunen  ader  gespreche  sei  (nämlich 
zwischen  ihnen  untereinander  und  den  „vorsprechen"  =  Rechts- 
anwälten: und  ab  das  teil,  das  geezeugen  fürt  ader  sein  furspreche 
heimelich  mit  im  redt  darnach,  als  si  czu  gerichte  sein  kumen,  czu- 
hant  als  di  vordachten  sol  man  sie  von  dem  geezeuknusse  vorwerfen, 
Const.  IV  11,  10.  Wider  mich  haben  geraunet  (für  das  falsche  ge- 
raumet)  =  susurabant,  W — B  Ps.  40,  8. 

rauner*  stm.  susurro,  Verleumder.  Ohrenbläser:  nicht  wirde 
ein  sehender  noch  ein  rouner  in  dem  volke  (criminator  nee  susurro), 
W-B  Lev.  19,  16;  Sirach  5,  16.  21,  31. 

rausch  stm.  1.  rauschende  Bewegung.  2.  Angriff,  Ansprengen 
im  Kampf:  erschrecken  wirt  die  (wohl  für:  sie)  rousch  eines  vligenden 
blatis  =  terrebit  eos  sonitus  folii  volantis,  W — B  Lev.  26,  36. 

rauschung  s.    ruschung. 

Hausse  (Rüz,,  -e,  Biuze)  ststom.  PI.  Riuz,e,  Rüz,en,  Busse:  ein 
teil  der  Tattern  czog  gen  Eawssen  (Rewssen  L.)  und  gwan  da  ein 
grosse  mechtige  stat,  genant  Kygow  (Kygew  L.),  Böhm.  Chr.  82. 

rare  sivm.  Sparren,  Dachsparren:  er  hat  im  erlaubt  ein  fenster 
czu  pawen  und  rafen  erhöhen  in  sein  dach  am  futergarn,  Igl.  Stb. 
111139  b. 

ravit,  ravit  (PI.  ravit,  ravide)  stn.  Streitroß:  manic  tiurer  rauid, 
die  sie  dar  brächten  durch  den  strit,  Ernst  871.  dö  hiez,  der  konic 
senden  nach  einem  ravite,  daz,  brächt  man  wol  gezieret,  3758.  (aus 
mfranz.  arabit,  arabisches  Boß.) 

re  (G.  rewes)  stm.  n.  1.  Leichnam.  2.  Tötung,  Mord,  Tod, 
persönl.  Mörder.  3.  Grab.  4.  Begräbnis.  5.  Totenbahre :  sie  funden 
den  fürsten  in  clagender  not  bi  dem  jämerbernden  re,  Alex.  10  595. 
2.  die  da  nämen  den  re  (den  Tod  fanden),  8332.  dö  Pbilötas  den 
re  enphähen  (den  Tod  finden)  sohle,  18380.  ob  ich  nü  neme  hie  den 
re,  18431.  dö  du  geselle  enphie  den  re,  13809.  der  ein  enphienc 
aldä  den  re,  5850.  daz,  kint  (Odipus),  da  von  er  (dessen  Vater)  gröz,e 
swsere  oder  den  re  enphähen  sohle,  2975.  siechtuomes  me,  der  sich 
gezüge  zuo  dem  re  (ihm  den  Tod  brächte),  6524. 

reh-hun  stn.  Bebhuhn,  perdis:  das  r.  hat  genert  (gebrütet),  die  sie. 
nicht  hat  gepert  (perdix  fovit.  quae  noii  peperitj.  W— B  Jer.  17, 11 


rgchen  —  röcht  573 

röchen  (reche  swm.)  1.  Becken.  2.  Kleiderrechen.  3.  an  Wasser- 
ablässen. 4.  Balken,  welche  die  Sparren  eines  Daches  verbinden, 
Kehlbalken.  3.  eine  Art  Brücke,  schräg  über  den  Fluß  gebaut,  um 
Flößholz  aufzuhalten  und  in  einen  Nebenkanal  zu  leiten,  Traut. 
Chr.  184.  185. 

rechen  stv.  1 2  (rechen,  alts.  wrecan,  md.  wrechen)  Unrecht 
strafen,  Bache  wofür  nehmen,  einen  rächen,  ihm  Genugtuung  ver- 
schaffen: tete  aber  ein  viech  schaden  (es  steht  schatten)  weil  einmal 
der  dorfvride  czubrochen  wurde,  —  da  sol  sich  kheiner  rechnen  an 
dem  viech,  sondern  derselbige,  der  den  fried  nicht  gebessert  hat, 
soll  das  entgelten,  Ghlura.  II 13. 

rechen  (auch  rechenen)  sivv.  zählen,  Bechenschaft  ablegen,  seine 
Verwandtschaft  dartwi:  so  wollen  wir,  das  man  iedem  perkmeistev 
alle  wochen  siben  grossen  r.  sal  (computari),  Const.  I  7,22. 

rechnnnge  (auch  rechenunge)  stf.  Bechnung,  Berechnung,  Ab- 
rechnung, Bechenschaft:  so  hab  er  r.  mit  im  nach  der  iarczale  =  ponet 
rationem  cum  eo  iuxta  annorum  numerum,  W— B  Lev.  25,  52.  Rechent 
ein  man  mit  dem  andern  und  nimpt  ous  vor  erbern  leuten,  ab  er  hin- 
nosh  icht  gedenke,  das  wolle  er  auch  rechen,  doczu  hat  er  tag  und 
frist  (jar  und  tag)  und  dornach  —  so  ist  alle  rechnung  tot,  Tgl. 
Str.  I  S.  367. 

recht  stn.  1.  was  recht  und  geziement  ist.  2.  Becht,  tvas  man 
zu  fordern  und  zu  leisten  hat.  3.  Gesamtheit  der  gesetzlichen  Be- 
stimmungen, Becht,  Bechtsbuch.  4.  Gericht,  Bechtsverfahren ,  reht 
geben  und  nemen  =  zu  Becht  stehen,  r.  tun  =  sich  verteidigen. 
5.  Bechtsanwendung  für  einen  Fall,  Urteil.  6.  Vollstreckung 
eines  Todesurteiles,  Hinrichtung,  kristenliches  recht  =  Sakra- 
ment: nicht  langer  des  beitet  ir  gebt  im  kristenliche^  r.  = 
die  Taufe,  W.  v.  W.  3278.  in  den  rechten  der  Leviten  —  in  caere- 
nioniis  Levitarum,  W — B  Ex.  38,  21.  3.  und  4.  Wer  sich  eigen- 
mächtig in  ein  anderes  Becht  zieht,  zahlt  10  Mark  Strafe,  Igl.  Str. 
225.  3.  Bedingung  der  Bechtsmitteilung ,  Igl.  Str.  (2a),  eine  all- 
gemeine Bechtsmitteilung  ist  verboten,  (2  g).  er  hat  sich  des  beruhen 
an  das  höchste  recht  an  euch  zu  der  Igla,  do  wir  recht  geben  und 
nemen,  Igl.  Str.  247  S.  142.  so  solden  sie  —  die  Olmützer  Bats- 
herren  —  selbe  sachen  gen  Breslaw  an  das  hoer  recht,  do  wir  recht 
nemen ,  schicken ,  Olm.  Stb.  132  S.  99.  di  an  sein  höchstes  recht 
treffet,  das  ist  an  sein  leben,  Igl.  Str.  I  S.  355.  Das  r.  ist  ein  gewalt 
zu  richten,  di  von  unser  kunigleicher  macht  geben  ist,  Const.  I  4,  2. 
r.  =  Gericht,  Brunn.  Str.  II  230.  231.  r.  ersuchen  mit  r.,  Traut. 
Chr.  108.  ins  r.  reden  =  vor  Gericht  reden,  146.  das  r.  verlangen, 
301.  an  das  r.  reiten,  354.  r.  begeren  zu,  6.  furnemen  mit  r.  101. 
102.  104.  mit  r.  anfechten ,  Elbog.  Chr.  83,  5.  83,  10.  anfordern  m. 
r.,  96,  6.  97,  26.  antworten  furm  r.,  83,  22.  entladen  des  r.,  50,  1 
(von  der  Gerichtsverhandlung  befreien),  fliehen  vam  r.  (=  recht- 
fluchtig werden),  83,33.  das  r.  furslahen,  103,11.  für  r.  komen, 
102,  27.  nemen  vam  r.,  76,  34.  77,  7.  80,  1.  80,  22.  80,  44.  setzen  zu 
r.,  77,27.  das  r.  sitzen,  83,  34.  für  r.  verstricken,  115,10.  im  r. 
vorbrechen,  102,  28  (gegen  das  Becht  fehlen),  rechtens  wegen 
81, 17  u.  s.  das  recht  (Zusammensetzung  des  Gerichtes)  vorneuret, 
Traut.  Chr.  234.    solchs  recht  vorneuwren  gestehet  allemal  ungefehr 


574  rgcht-bre'cher  —  rechtung 

100  taler,  235.  so  die  bernelten  partheien  von  demselben  furpas  für 
unser  bergrecht  als  für  das  hocbste  recbt  in  diesem  kuniglichen 
regimenth  sieb  beruften,  Igl.  Bgr.  1 11.  die  da  hungert  und  durst  ze 
recht ,  {nach  der  Gerechtigkeit) ,  T — B  Matth.  5,  6.  er  si  ritter  oder 
kueht  der  sol  nemen  da  (an  dem  festgesetzten  Tage)  sin  reht  (Lehen), 
Alex.  17126.  17181.  waz,  der  rlche  (Länder)  was  in  Asiä,  die  nämen 
ir  reht  alle  da  {in  Persepolis),  15293. 

reckt-brecher*  stm.  Rechtsverletzer,  praevaricator:  di  widerwerten 
fursprechen  (reprobi  procuratores)  und  rechtbrecher  (praevaricatores), 
die  ousslissen  wir  von  allem  fursprechenampte,  Const.  IV  4,  12. 

recht- brecherin*  stf.  Rechtsverletzerin ,  corruptela:  die  aide 
gewonheit,  die  pillich  genant  ist  ein  pöse  r.  =  iniquissima  corruptela, 
Const.  IV  7,  6. 

re'cht-brief*  stm.  Rechtsurhunde,  Elbog.  Chr.  168,  22. 

rechte  swn.  des  Adj.,  im  Gen.  neben  rechten,  auch  rechtens  = 
Recht,  mit  dem  rechten  =  rechtskräftig  usw.  Die  Form  ist  weit- 
aus häufiger  im  Igl.  Bgr.  als  die  Form  recht,  im  rechten  streitig 
sein,  Traut.  Chr.  161.  165.    zum  rechten  schreiten,  264. 

recht-haftigen*  swv.  rechtfertigen:  und  die  Weisheit  ist  gerecht- 
haftigt  (als  die  richtige  erkannt)  von  iren  sunen,  T — B  Matth.  11,  19. 
von  deinen  worten  wirstu  gerechthaftigt  und  von  deinen  worten 
wirstu  verdampt,  Matth.  12,  37. 

recht-heit  stf.  Gerechtigkeit :  die  r.  und  gerechtikeit  eines  solchen 
(päbstlichen)  legaten,  Eger.  Chr.  1167,  S.  342. 

reehtichlicken  Adv.  gerecht,  nach  Recht:  r.  richten,  Hier.  17,8. 
r.  Ionen,  17,  9. 

rechtis-tag  =  reht-tac  stm.  Gerichtstag :  auf  einen  benanten  r. 
verladen,  Igl.  Bgr.  107, 1. 

recht-macher*  stm.  Gesetzgeber,  legislator:  Justinianus  —  der 
ein  heiliger  rechtmacher  war,  Const.  IV  2  Einl. 

recht-saz  stm.  1.  gesetzter  Rechtstag.  2.  Antrag  auf  ein  Ur- 
teil: 2.  gebrechen,  weliche  wir  aus  ewern  beigeschickten  geschriben 
rechtseczen  vernomen  haben,  Igl.  Bgr.  N.  111. 

recht-sits  (vgl.  mhd.  rehtsitec  =  dextrorsum)  Adv.  nach  rechts: 
Traut.  Chr.  209. 

recht-spruch  stm.  Rechtsspruch :  das  wir  keinen  rechtspruch 
noch  underweisung  geben  —  sondern  in  Iglau  nur  über  dahin  ge- 
schobene, von  zwei  Schöffen  dahin  gebrachte  versiegelte  Urteile  ent- 
scheiden, Igl.  Bgr.  111.     ewern  r.  83, 1. 

recht -tisch*  stm.  Gerichtstisch:  sein  gezelt  —  sambt  dem  r., 
Traut,  Chr.  147.    also  haben  sie  sich  hinter  dem  r.  gesatzt,  164. 

rechunge  (rechenunge,  rechnunge)  stf.  Berechnung,  Abrechnung, 
Rechenschaft,  Veranschlagung:  di  r.  der  koste  =  ratio  expensarum, 
Const,  I  8,  5.  Sie  geschieht  in  der  Gewerkenversammlung  („Gedinge") 
die  mit  gott  redten,  an  im  hulde,  genäde  u.  rechung  (Genugtuung) 
erwürben?  Ack.  25,  8. 

reehtung*  stf.  wie  das  vorherige  rechunge:  warumb  er  is  — 
das  Schloß  Brüx  —  loset  und  nach  guter  r.  darlegit,  dass  er  das 
auff  demselben  sloss  haben  solle  als  lang,  bis  dass  wir  —  im  das 
genczlich  widerkeren  (zurückzahlen) ,  Aussiger  Urkdb.  N.  181.  nach 
guter  r.  darlegen,  Stb.  Brüx  N.  188. 


röcht-vertig  —  redeleich  575 

recht- vertig  Adj.  l.  gerecht.  2.  rechtmäßig.  3.  rechtschaffen: 
3.  R.  wir  wol  werden,  r.  ist  unser  gefert,  Ack.  4,  2  u.  3.  Reckt- 
vertige  libe  (die  wahre)  wil,  das  wir  got  lib  haben  sullen  mit 
gantzem  hertzen,  Hier.  55,  17.  schlug  —  der  fleisehhacker  —  ein 
vieh,  das  nicht  rechtfertig  (gesund)  war  —  so  soll  ihm  solches  vor- 
botten  sein,  Ohlum.  I  68. 

recht -vertigen    swv.    1.   rechtfertig    machen.     2.   ausfertigen. 

3.  übergeben.  4.  von  Schuld  befreien.  5.  verteidigen.  6.  gerichtlich 
bestrafen.  —  5.   gerichtlich  verfolgen,  Traut.  Chr.  5. 

recht- vertig-keit  (reht-vertec-heit)  stf.  Gerechtigkeit:  Sieh,  das 
ist  r.,  Ack.  22, 10. 

recht -v  tüchtig*  Adj.  toer  seine  Sache  vor  einem  andern  als 
dem  zuständigen  Gerichte  vorbringt,  sich  dem  Gericht  entziehend:  er 
ist  vam  rechten  geflohen  und  r.  wurden,  Elbog.  Chr.  80,  38.  83,  32. 
83,  33  u.  42.  84,  5  u.  22. 

recken,  rekken  sivv.  Prät.  und  Part,  auch  rückumlautend:  in 
die  Höhe  bringen,  erheben,  ausdehnen,  ausstrecken:  der  neufenger 
kau  di  sole  (seines  Neufanges)  reckken  also  lank,  als  sein  lehen  ist, 
Igl.  Bgr.  1,  9  S.  300. 

Recken  sw.  PI.  (aus  tschech.  Rekove)  Griechen:  da  die  R.  wonen, 
Böhm.  Chr.  1. 

rede  stf.  Pechenschaft,  Verantwortung ,  Rede,  Erzählung ,  Ver- 
nunft, Verstand,  Ausdrucksweise,  Verabredung,  Vertrag,  Epos  oder 
Lehrgedicht,  Text  eines  Liedes,  Sache  Handlung,  Zur  Umschreibung 
dienend,  im  Hier,  sehr  oft:  üf  die  rede  =  damit:'*  auf  die  rede,  das 
er  uns  fürleget  das  brot  seiner  warhaftigen  lere,  Hier.  3,  24.  4,  5  bis 

4,  16.  auf  die  rede,  das  wir  lernen  mochten  die  wege  — ,  5,  4  u.  6. 
Got  ist  gemartert  —  a.  d.  r.,  das  wir  im  nachfolgen,  41,  10.  a.  d.  r., 
das  er  behegleich  sei  der  gnade  seines  kuniges,  42,  5.  a.  d.  r.  d.  er 
dorinne  (in  Weiberkleideni)  gesehen  wurd  als  ein  unkeusch  mau, 
14, 17  u.  s.  David  jach  er  wolt  den  großen  man  (Göliä)  üf  die  rede 
(unter  dieser  Bedingung)  bestän,  Alex.  12935. 

rede-genöz,  stm.  der,  mit  dem  man  spricht,  sich  unterhält :  da?, 
er  was  ir  r.,  Trist.  4411. 

rede-haft  Adj.  redend,  beredt:  daz  sie  stsete  r.  wil  sin  mit 
vlehelicher  gedult  umb  alle  süntliche  schult,  W.  v.  W.  2869.  bis  sie 
hsete  gehört  siniu  redhaften  wort,  2355.  schoener  worte  r.  vür 
brähten  sie  ir  botschaft,  Alex.  Anh.  1755.  der  hete  sinne  und  red- 
haften munt,  Alex.  18642. 

redeleich,  -lieh  (rede-,  redlich)  Adj.  1.  redend,  beredt.  2.  ver- 
nünftig, verständig,  rationabilis.  3.  rechtschaffen,  brauchbar,  wacker, 
tapfer.  4.  warhaft.  5.  r.  sache,  triftiger  Grund.  6.  ordnungsgemäß, 
angemessen,  passend:  1.  Sein  aber  die  selbschuldigen  (prozessierenden 
Parteien)  also  vornunftig  und  redlich,  so  mugen  sie  mit  irer  eigenen 
personen  fursprechen  (=  tantae  discretionis  et  eloquentiae),  Const.  IV 
4,  13.  2.  r.  gewonheit,  usus  rationabilis,  IV  17,  6.  urteil,  die  r.  und 
bewert  sein  =  laudabilibus  rationibus  approbatam  consuetudinem), 
IV  18,  9.  aller  vernünftigen,  unvernunftigen  und  zeitlichen  dingen 
ewige  redleiche  Sachen  leben  bei  dir  (Gott)  =  sempiternae  vivunt 
rationes,  Sol.  77,  32.    3.  so  weise  und  redlich  =  idoneus,   Const.  I 


576  rede-lich  —  rgfel-wgrk 

5,  10.  —  5.  an  redelich  sache  =  ohne  rechten  Grand,  sine  ratione  con- 
digna,  III  1,  4.  r.  sache  =  justa  causa,  Igl.  B.  92.  wann  keine  not- 
durft  oder  redliche  sache  si  (die  ihre  Lehen  nicht  abbauen)  nicht 
mag  enschuldigen,  Const.  II  3,  9  (causa  legitima)  noch  der  redlichen 
und  rechten  herufunge  =  post  appellationem  legitime  interpositam, 
IV  20,  16.  vorstossen  von  alleu  redlichen  ampten  und  werken  (legi- 
timis  actibus  amovere),  IV  12,  6.  Doch  mag  der  antworter  genisen 
aller  redlicher  beschirmunge  (defensionibus  legitimis)  IV  7,  4.  noch 
den  redlichen  geseezen  =  justa  legitimas  sanetiones,  IV  1,  1.  aus- 
genommen redlicher  Ursachen  halben,  Igl.  Stb.  V  20b.  da  war 
ein  heiliger  redlicher  tag  der  bündtnuss  und  hilff  halber  gen 
Eger  zu  halten  benant,  Eger.  Chr.  90  (a,  1553).  czihen  in  redliche 
herffart,  Böhm.  Chr.  84. 

rede-lich,  -en  Adv.  1.  gesetzmäßig ,  nach  dem  Recht.  2.  ver- 
nunftgemäß, rationabiliter :  1.  das  wil  ich  redlich  beweren  und  be- 
weisen =  legitime,  Const.  IV  20,  13.     sich  redlich  berufen,  IV,  20,  3. 

2.  der  unsinnig  (czornig  E.)  —  mag  kein  sache  redliche  ordinieren 
u.  schicken,  IV  12,  5.  wan  di  ding,  die  unordenlich  gescheen,  do 
mag  nichtesnicht  r.  getan  werden,  IV  1  EM.  die  teil  (Bergteile) 
recht  und  redilieh  uffgeben,  Igl.  Rspr.  IV.  do  slugen  die  Pehem 
redlichen  (tüchtig)  au  ff  die  Dewczen,  Böhm.  Chr.  74. 

rede-lich-keit  (redelicheit)  stf.  1.  Beredsamkeit.  2.  Vernunft, 
Vernünftigkeit,  ratio:  2.  über  alle  r.,  Sol.  79,  21.  Wann  wo  do  ist 
diselbe  r.,  da  ist  dasselbe  recht  czu  seezen  u.  czu  machen,   Const.  II 

3,  9  u.  III  5,  16.  Nu  manet  uns  die  r.  grosses  nutzes  =  Magnae 
utilitatis  nunc  ratio  nos  invitat,  IV  12  Einl.  "Wann  von  dem  heupte 
sal  gemacht  werden  di  r.  (ratio)  von  den  lehenscheften,  so  wollen  wir 
von  ersten  besehen  von  den,  di  do  gescheen  von  urburern  in  unsern 
leheu  uberscharn ,  III 1,  3.  habent  die  redlikait  (Ursache  XI.  Bibel, 
Schein)  der  Weisheit,  T— B  Kolosser  2,  23.  kain  kirch  gemainsamt 
sich  zu  mir  in  der  r.  (rechnung  XL  Bibel)  der  gab  und  der  enphachung 
neur  ir  alain ,  Philipper  4,  15.  Ich  Cuntz  Messer  bekenn ,  daz,  ich 
mit  krankem  leib  yedock  mit  gueter  redlerkeit  (klarem  Sprech- 
r ermögen)  und  Vernunft  und  wolbedachtem  mut  und  freien  willen 
hab  getan  mein  lestes  gescheffte,  Igl.  Stb.  III  112  a.  do  die  Pehem 
sahen,  das  kein  redligkeit  (Kriegstüchtigkeit)  in  den  Kernteinern 
(Kärntnern)  was,  Böhm.  Chr.  106. 

rede-lös  Adj.  1.  stumm.  2.  klaglos,  unangefochten:  ich  gelobe 
—  das  r.  czu  bliben  lassen,  Stb.  Brüx  X.  296. 

rede-rich*  Adj.  redegewandt,  beredt:  der  knappe  was  auch  r., 
Trist.  1301. 

redner  stm.  1.  Redner.  2.  Rechtsamvalt :  2.  Sigmund  Reczers 
von  Zwirn  r.  ader  vorsprecher,  Igl.  Str.  (170)  S.  335.  Die  klag  des 
Hanusen  Pawmgertel  durch  seinen  r.  —  (der  in  derselben  Nr.  auch 
fursprech  genannt  wird),  Igl.  Str.  (71)  S.  336.  Darauf  hat  der  Jacub 
Mür  durch  seinen  r.  geanntwort,  (67)  S.  332. 

red -sprechig  (rede-sprsechic)  Adj.  beredt:  er  war  gelarth  und 
r.,  Traut.  Chr.  31. 

refel-werk*  stn.  altes  geflicktes  Zeug,  bes.  Schuhe,  von  revelen 
=  nähen,  flicken:  Refelwerk  und  aldes  ding  und  aide  schuch  sollen 
sie  —  die  Refler  —  machen,  Olm.  Stb.  110  b. 


Rgffler  —  reichen  577 

Röffler  Name  einer  Grube,  ivohl  nach  ihrem  Bergmeister:  uber- 
halb  der  gruben,  genant  czun  Reiflern,  Igl.  Bgr.  N.  10,  1  u.  7. 

refler  (reveler)  stm.  Schuhflicker,  Flickschuster:  czweiung 
czischen  den  schustern  und  refiern  —  so  haben  wir  beider  teil  wil- 
kur  ausgesprochen,  das  die  r.  gancz  hels  kaufen  und  vorarbeiten 
mögen  und  schöllen  und  mögen  auch  aftersnit  kaufen  und  vorarbeiten, 
sovil  was  der  aftersnit  ist  czu  czwein  groschen  und  dorunder,  Olra. 
Stb.  110b.  di  schuster  sollen  di  helse  von  heuten  nicht  kauffen  den 
refiern  czu  widerdris,  110  b. 

Ref-ler-tor  stn.  tvohl  Tor,  in  dessen  Nähe  die  Schuhflicher, 
refler,  wohnten:  auf  irem  melczhausse,  gelegen  beim  Rewlerthore, 
Olm.  Stb.  155. 

reformation*  stf.  was  fürstliche  ordeuung  und  r.  belanget, 
Igl.  Bgr.  N.  13, 1. 

rege  stf.  Bewegung,  Erregung,  heftiger  Kampf:  bringest  du 
mich  in  zornes  rege,  Alex.  5542. 

regen  sivv.  in  Bewegung  setzen,  erregen,  erwecken,  anzeigen: 
großen  jämer  im  daz,  regt,  Alex.  8532. 

regen  stm.  Regen  (auch  bildlich):  der  zeher  regen  gießen, 
Alex.  7830.  des  herzen  r.,  8740.  der  zeher  r.  in  begoz,,  10388.  der 
(wip)  regene  zeher  gießen,  4426. 

regen-boge   swm.   Regenbogen:  W— B  Sirach  43, 12.  50,  8. 

regen-guz,  stm.  Regenguß:  des  muoz,  der  zeher  regeiigüz.z.e  in 
dem  herzen  min  entspringen,  12162. 

regent*  swm.  hern  rethe,  ritterchaft,  regenten  der  cron  zu 
Beheim,  Eger.  Chr.  1182.  1189. 

regierer  stm.  Regierer,  Lenker:  regirern  und  innwonern  der 
keiserlichen  stat  Eger,"  Eger.  Chr.  1167. 

regiment  *  stn.  für  unser  (Iglaus)  bergrecht  als  für  das  höchste 
recht  in  disem  kuniglichen  regimenth  (=  im  Königreich,  den  Ländern 
der  böhm.  Krone)  sich  berufften  und  appellierten,  Igl.  Bgr.  N.  111 
u.  92, 1. 

reiche  (riebe,  in  Zusammensetzungen  auch  rieh)  sin.  1.  Herr- 
schaft, beherrschtes  Land.  2.  überhaupt  Umfang,  Bezirk.  3.  Regierung. 
4.  Reichsoberhaupt,  König,  Kaiser:  unser  reiche  in  dem  12.  und  des 
keisertums  in  dem  3.  jare,  Urk.  v.  1358;  Stb.  Brüx  N.  108  und  so 
fast  regelmäßig  in  der  Datierungsformel  der  böhm.  Reichsurkunden, 
Reichstagsakten  und  Elbog.  Chr.  67, 16.  130,  21.  der  wäcwise  Tristan 
üf  dem  wäge  (auf  der  Meereswoge)  sich  verstän  wol  konde  nach 
,  i  den  riehen  (den  Weltgegenden),  Trist.  1567. 

reiche,  raiche,  (rihe,  -en)  sivstf.  1.  Reihe,  Linie.  2.  schmaler 
i  Gang  zwischen  zwei  Häusern,  zwischen  Haus  und  Zaun:  quidam 
I  pro  mterstitiis  domorum,  vulgariter  dictis  „Rain  vel  reychen"  iudicio 
j  contenderunt ,  Brunn.  Str.  I  78.  1 150.  krieg  um  reihen  czwischen 
ib  heusern  u.  hofen,  Igl.  Str.  72.  3.  Rinne,  Abzugsgraben  darin.  4.  ver- 
tiefte Linie  am  menschl.  Leibe,  ioo  sich  der  Bauch  an  die  Schenkel 
i  schließt,    s.  auch  reie,  reihe. 

reichen    (reichen)    siov.  tr.    1.  erreichen,   erlangen.     2.   holen, 

J  bringen,  darreichen.    3.  intr.  nach  etwas  r.  =  langen  nach,  einholen: 

ji|2.  der  da  perkwerk  vorleihet  und  reichet  =  qui  montes  porrigit,  Igl. 

Bgr.  U— A  6.    vorleihen  u.  reichen,  Mind.  d.  Egerl.  S.  17. 
I 

Jolinek,  Wörterbuch.  37 


578  reichen  —  reichsen 

reichen  (riehen)  suw.  intr.  rieh  werden.  1.  reich  werden,  2.  herr- 
schen, regieren  (==  richesen,  richsen,  richsenen).  3.  tr.  reich  machen, 
ditare,  opulentare :  2.  reichte  vor  in  =  regierte,  regnavit  pro  eo,  W — B 
Gen.  36,  34  n.  36.  David  reichende  was  nher  das  hons  Judae,  Könige 
II  2, 11.  Aber  die  tage,  die  David  reichte  über  Israhel,  waren  virezig 
iar,  Könige  III  2,  11;  I.  Par.  29,  27.  David  reichte  über  alle  israhel, 
I.  Par.  29,  26.  wenne  ich  hab  in  vorworfen,  das  er  icht  reiche  nber 
israhel,  Könige  1 16,  1.  wo  trunkenheit  reichet  (nbi  regnat  ebrietas), 
Spr.  31,  4.  Und  er  hies  sie  (Esther)  reichen  an  der  stat  Vasti  (fecitque 
eam  regnari  in  loco  Vasthi),  Esther  2,  17.  3.  ich  weis  auch,  —  das. 
nur  allein,  die  sich  arm  erkennen  und  ir  armut  dir  bekennen,  von 
dir  gereicht  werden  (ditabuntur),  Sol.  40,  11.  wi  vil  hastu  uns  ge- 
reicht und  auch  geezirt  mit  deiner  gab  (ditans  —  decorasti),  66,  40. 
gereicht  wart  der  mensche  {reich  gemacht) ,  W — B  Gen.  26, 13.  sie 
sint  gegrosset  und  gereichet,  Jer.  5,27.  er  reichet  (fälschlich  steht: 
reichtet  =  wirt  si  regieren  XI.  Bibel)  in  einer  eisnern  ruten,  T — B 
Offenb.  2,  27.  ich  bin  reich  und  gereicht  und  bedarf  kains,  3,  17. 
er  hete  tfisent  herze  an  allen  zwivels  smerze  gerichet  wol  mit  muote, 
Trist.  1671.  daz,  ich  iueh  immer  riehen  (reich  machen)  sol,  2387.  an 
iuwern  gelde  gerichet ,  W.  v.  W.  3846.  der  reicht  (regierte)  nach 
siner  kronung  noch  vir  iar,  Dal.  5,23.  (6,34).  er  reichte  (Druck: 
riechte)  24  jar,  Dal.  6,  3.  der  richte  nicht  —  mer  dan  8  iar,  7, 18. 
do  richit  noch  im  Nezomisl,  51,  9  (16,  5).  noch  im  rihte  der  sundige 
Neklam,  52,  1  (17).  da  (928)  hub  an  der  orden  der  predeger  czu 
richin  (bestehen)  mit  sinem  her,  10,  30. 

reicheit,  richheit  stf.  1.  das  Keichsein,  Wohlhabenheit.  2.  Reich- 
tum, Besitz.  3.  Fülle,  Pracht.  4.  Glück:  ja  bin  ich  über  alle  richeit 
rieh,  W.  v.  W.  1174.  sie  vuorten  r.  wunder  an  =  tragen  wunderbai 
prächtige  Kleider,  1360.  rücklachen,  größer  r.  nicht  betrogen,  1287 
er  berihte  sich  mit  r.  siten,  7023.  adel  und  richeit  wont  ir  bi,  Trist 
3926.  ein  hirte  bi  dem  kinde  (Odipus)  richeit  vant,  Alex.  2894.  sie 
nämen  gröz,e  richeit  (reichliche  Kriegsbeute)  in  der  heiden  gezelden 
Ernst  4897. 

reicher*  (richessere,  richsensere)  stm.  Herrscher:  bi  den  siner 
iklicher  herst  und  wirt  ir  richer,  Dal.  26,  37  (4,  44), 

reich-lich,    rich-lich    (riche-lich)    Adj.  1.  reich.     2.  reichlich 

3,  herrlich.  4.  kostbar:  2.  Tristan  liez,  nemen  war  des  knapper 
mit  richlicher  pflege,  Trist.  1281.  mit  richlichem  gewande,  546 
manch  richlich  swanz  von  vrouwen  wart  gesehen  an  dem  tanze,  624 

reich-lichen  s.  rilich. 

reichsen,  richesen,  richsen,  richsenen  swv.  herrschen,  regieren 
Christus  sol  rihsen  in  Jakobes  hüs  eweclich  und  iemer,  W.  v.  W 
2933.  er  wird  richsen  (regieren,  XL  Bibel)  in  dem  haus  Jacobs 
T — B  Luk.  1,  32.  sie  lere  sie  zum  ersten  wol  zu  reichsen  (regieren 
XI.  Bibel)  ire  haus,  I.  Timoth.  5,  4.  und  wolt  Got,  daz,  ir  reichsent  | 
daz,  auch  wir  reichsent  (regieren  (XI.  Bibel)  mit  euch,  I.  Korinthei 

4,  8.  er  hört,  daz,  Archelaus  reichsent  in  Jude  für  Herodes  seil 
vater,  Matth.  2,  22.  der  tot  reichset  von  Adam  unez  zu  Moyses 
Römer  5,  14.  ob  der  tot  hat  gereichsent  durch  ainen  menschen,  5,  17 
als  di  sund  hat  gereichsent  in  den  tot,  also  reichsent  auch  die  gnad 

5,  21.    er  reichsent  in  den  weiten  der  werlt,  Offenb.  11, 15.    du  hasi 


reich-tum  —  reim  579 

gereichsent,  11,  17.  wir  reichten  (werden!  regiereu,  XI.  Bibel),  5,  10. 
si  lebten  und  rechsenten  mit  Kristo,  1000  jar,  20,  4.  20,  6.  —  Sälo- 
mön  —  nu  richsnete  in  Judä,  Legende  679.  —  durch  sie  swant  sich 
der  walt  mit  richsender  koste,  W.  v.  W.  1489. 

reich-tfim,  rich-tuom  stm.  Reichtum,  bei  Hier.  stn. :  Was  hat 
nur  daz,  reichtum  mit  dem  himelreich  zu  schaffen,  Hier.  34,  23.  seine 
reich  tum  (PI)  W— B  Job.  5,  5. 

reide,  reid,  reit  Adj.  gedreht,  gekräuselt,  lockicht:  wunnenc- 
lichen  was  sin  här,  laue  reide  nach  golde  gevar,  Alex.  5140.  sin 
reidez,  här  er  abe  schar,  Trist.  5062.  sie  truoc  goltvarvve  reide 
lockel,  Alex.  23922.     reide  lockel,  Ernst  400. 

reide,  sonst  stf.,  hier  m.?  1.  Drehung,  Wendung.  2.  Rückkehr. 
3.  gelocktes  Haar.  4.  Schlagbaum:  1.  Vinden  sie,  das  der  reien 
(Ackerram)  grosleichen  zubrocheu  ist,  nicht  nach  der  lenge  mit 
furhen,  sunder  nach  der  twirich  mit  willen  geackert  sein  und  nicht 
der  pflüg  an  einem  reide  oder  an  einem  umbkeren  gewenket  hat, 
jener  sal  es  vorpusseu  mit  1  mark  geldes  oder  mit  czehen  marken, 
Igl.  Str.  I  S.  370. 

reie  (reie,  reige)  swm.  1.  Art  Tanz,  Reigen,  bes.  Frühlings- 
oder Sommertanz,  wobei  man  in  langer  Reihe  hintereinander  über 
Feld  zog.  2.  Gesang  und,  Melodie  zum  Reigen:  furende  reien  mit 
Schalmeien  und  mit  pouken  (choros),  W — B  Judith  3, 10. 

reife  sivm.?  oder  reifen  stm.  (=  reif  stm.)  Strick,  Band;  Reif, 
Ring;  Gebinde,  Faß:  darnach  ist  der  kirchturn  umb  den  obersten 
raifen  höher  gebauet  worden,  Traut.  Chr.  44. 

reifen  swv.  biegen  winden,  Tuch  mit  dem  reif  messen:*  mau 
sal  auch  ein  iczleichs  tnch,  wer  das  kauffet,  reifen  lassen  und  was 
an  dreissig  eilen  obget,  das  sal  im  (dem  Verkäufer)  an  den  gelt  so 
vil  obgeezogen  werden,  Tgl.  Stb.  III  186  a. 

reifer  stm.  (vgl.  bei  Lexer  linwätreifer)  der  das  Tuch  mit  dem 
reif  (Schnur)  nachmißt:  der  kaufer  (eines  „Stückes"  Tuch)  sal  dem 
raifer  einen  haller  zalen,  Igl.  Stb.  III  186  a. 

reiger,  reigel  stm.  Reiher:  etslichen  reiger  man  da  vienc, 
Alex.  3412.    vil  reiger,  Trist  1142. 

reihe  (rihe,  -en)  stf.  Reihe,  Linie;  Gang  zwischen  Häusern  und 
Höfen:  man  sol  nicht  mit  prinnenden  kerzen  raien  noch  gen, 
Eger.  Str.  AIS,  B,  10;  Brünner  Str.  Ü78;  Igl.  Str.  72;  s.  reiche. 

reihel*  stn.  Dem.  von  reihe:  Hansl  peck  hat  verkauft  hinter 
seinem  hof  ein  klayns  reihl  czwischen  seiner  stallung  und  Marczines 
höfl  und  in  dieselbig  reihe  hebt  sich  au  zuhaut  hinterm  aytloch  und 
geet  in  die  leng  unez  an  die  stuben  des  Mertl  pecken  und  ist  wait 
(breit)  einer  klafter,  Igl.  Stb.  IV  210  d. 

reihen,  raihen  sivv.  wenn  nicht  verlesen  für  reiten  sivv.  zählen, 
rechnen,  berechnen,  Steuer  zahlen*  oder  für  reichen  =  übergeben:  so 
haben  wir  in  50  schock  groß  prager  münze  und  merherischer  czal 
an  der  losung,  die  sie  (die  Olmützer)  uns  —  Albrecht  herezog  ze  Oster- 
reich —  jerleich  pflichtig  sint  ze  raihen,  nachgelassen,  Olm.  Stb.  44 
S.  27.    wir  geraichent  haben,  das  es  macht  60000  mark,  Igl.  Bgr.  40, 1. 

reim  (rim)  stm.  Reim,  Reimzeile,  Reimpaar:  dein  clage  ist  an 
reimen.  —  dovon  wir  prüfen,  du  wollest  durch  donen  und  reimens 
willen  deinen  sinnen  nicht  entweichen,  Ack.  3,  11. 

37* 


580  rein  —  reisicht 

rein  stm.  Hain,  begrenzende  Bodenerhebung :  das  der  reien  czu- 
brochen  ist,  Igl.  Str.  I  S.  370;  s.  auch  unter  reide.  —  rain  Brünner 
Str.  I  150.  479.  Wer  ainen  rain  prichet  und  ous  eret  (umpflügt) 
czwischen  eckern  —  der  ist  dem  gerichte  bestanden  mit  einer  mark 
g-oldes  oder  mit  czeben  marken  Silbers.  Gegenüber  dem  selbschol  =  Be- 
schädigten, ist  er  bloß  verpflichtet,  den  itain  wiederherzustellen,  Igl. 
Str.  135.  auswendig  der  mase  oder  reine  (extra  mensuram  vel  limites) 
nicbts  czuczihen,  Const.  II  3,  12. 

rein*  stf.  Kochgeschirr:  die  grosse  und  ein  klein  rein,  Igl.  Stb. 
V96a.    ein  czinen  teler,  ein  erein  rein  und  ein  fiscbkessel,  V172e. 

reinl,  reindl  stn.  Meines  Beinl:  pett,  kandeln,  reindeln,  Igl. 
Stb.  III  111c. 

Beiner  stm.?  Rheinländer:  er  czog  mit  Brafantern  —  Reinem, 
Swoben,  Doringen  —  und  mit  Westfalen,  Böbm.  Cbr.  68. 

reinigen  sivv.  tr.  rein  machen,  intr.  rein  sein:  du  macbt  micb 
gerainigen  (kannst  mich  vom  Aussatz  befreien,  T — B  Matth.  8,  2. 
icb  wil.    Gerainige  (sei  rein),  8,  3. 

reinigunge  stf.  purgatio,  purificatio,  expiatio :  man  opfert  umme 
die  r.  —  pro  expiatione,  W — B  Num.  5,  8.  Ausgleich  einer  strittigen 
Bechtssache:  ist  die  berichtigung  und  r.  zwischen  dem  Pfeltzischen 
des  stifts  Waltsasseu  und  der  Stadt  furgenomen  worden,  Eger.  Cbr. 
905.  bab  icb  mit  dem  pfleger  zue  Hardeck  zur  Losa  ein  reinigung 
gehalten,  263. 

reinisch*    Adj.   rheinisch:  8  reiniscb  gülden,  Igl.  Stb.  V  281  d. 

rein-stein  stm.  Grenzstein;  die  gemärkb  oder  r.  ausrotten  oder 
vertilgen,  Cblum.  III  4.  von  dem  pechlein  uncz  an  die  czwen  rain- 
stein, Igl.  Stb.  V  234  d.  mit  reienstein  (E),  reinstein  (G),  Locbsteinen 
(Enderlein)  der  erbstollen,  Const.  II  4, 12. 

reinung  stf.  Grenzbestimmung,  Grenze:  1540  hatten  die  herrn 
von  Eger  eine  raynung  mit  dem  marggrafen  Albrechten  dem  jüngeren, 
Eger.  Chr.  69.    das  sulchs  zu  besieht  u.  r.  konien,  1170. 

reinung  stf.  =  reinigung :  auf  das  sulchs  (ihre  Bedrückung)  zu 
bericht  und  rainung  komen,  Eger.  Chr.  1170. 

reis,  ris  stn.  das  Reis,  Zweig  (auch  als  Rechtssymbol):  ieglich 
ris  dö  neigete  dem  andern  ob  den  grebern  sich,  Trist.  6836.  sie  (des 
Darius  tochter)  wirt  der  kiusche  ein  berndez,  ris,  Alex.  10642. 

reise-kappe  sivf.  Reisemantel:  der  reisekappen  glich,  Trist. 
1957. 

reisen  (risen,  rise,  Prot,  reis,  riren  und  risen,  Part,  gerirn,  gerisen) 
stv.  II  1.  steigen,  sich  erheben.  2.  fallen.  3.  untergehen  von  Ge- 
stirnen: Der  man,  von  des  houbte  die  haar  reisen  oder  vallen,  kal 
und  reine  ist  her,  W — B,  Lev.  13,  40.  reisende  biren  vallen  gern 
in  die  pfutzen  (icegen  Reife  von  selbst  abfallende  Birnen) ,  Ack. 
30, 14.  man  sach  die  unwisen  vor  den  frechen  risen,  als  ob  zitige 
birn  durch  schür  von  dem  boume  rirn,  Alex.  3635  ff. 

reise-note  stf.  Melodie,  die  zum  ritterlichen  Auszug  gespielt 
loird:  sie  riten,  die  üfstrichen  guoter  muoz,e  die  reisenote  gar  suoz,e, 
Alex.  Anh.  1946. 

reisicht  (risacb,  risech,  riseht)  stn.  1.  Bute.  2.  grüne  Baum- 
zweige. 3.  Beisig.  4.  Gebüsch:  so  hat  man  her  das  r,  in  dem  Rezel, 
Stb.  Brüx  N.  196. 


reisig  —  reitern  581 

reisig  (reisec,  reisic,  reising)  Aclj.  zu  Kriegszwecken  dienend, 
gerüstet,  beritten,  reisig  und  subst.:  das  si  die  stifeln  mit  drote  be- 
raitet  haben,  baide  den  raisigen  und  den  pawern,  01m.  Stb.  113. 
unsern  reisegen  und  trabanten,  Elbog.  Chr.  140,  23.  mit  reisigen 
zeug,  147,  32.  150, 19 ;  ein  reisigen  knecht,  Eger.  Chr.  98.  169  S.  258. 

reissen  (riz,en)  stv.  II 1.  reißen,  zerreißen.  2.  lärmend  sich  be- 
wegen, tr.  3.  einritzen,  schreiben,  zeichnen:  das  reisende  wilde  tir 
(bestias)  wirstu  nicht  vorchten,  W — B  Job.  5,  22. 

reissiu  swv.  s.  reiben. 

reis-slos*  stn.  man  sal  am  reisslos  nicht  mer  vorniten  dann  ein 
merl-eisen  und  einen  polcz,  01m.  Stb.  117,  3. 

reis-slosser *  stm.  Schlosser,  der  reisslos  verfertigt:  wil  ein  r. 
frumberger  machen,  das  sal  er  gerecht  machen,  01m.  Stb.  117,  1. 

reis- wagen*  stm.  Wagen  zur  Beise  —  Feldzug,  Kriegszug,  also 
Feld-  oder  Kriegsfuhr,  Eger.  Chr.  N.  20.  1068  S.  257. 

reite],  raitel  (riutel)  stf.  Pßugräute,  Stab  zum  Beseitigen  der 
an  das  Pflugbrett  sich  anhängenden  Erde:  der  schroidt  ist  schuldig 
—  wer  ihme  spitztraidt  gibt,  einmal  im  jähr  ein  raitel  oder  rait- 
hawen  zu  spitzen,  Chlum.  I  67. 

reiten  sivv.  1.  reite  machen,  zurüsten,  bereiten.  2.  refl.  sich 
fertig  und  aufmachen.  3.  zählen,  rechnen,  berechnen,  ab-,  anrechnen: 
Von  silberin  gürtein  geit  man  nicht  losung,  iedoch  czu  einem 
menschen  schol  man  nur  ain  gürtel  raiten,  Brunn.  Str.  II 179.  czu 
dem  erstanden  gut  reiten,  Igl.  Str.  102.  das  mag  her  dorezu  nicht 
geraiten,  102.  die  —  andern  Stollen  —  sein  sam  kureze  czeit  kegen 
dem  —  erbstollen  —  czu  reiten ;  aber  noch  der  erbleichen  nochvolge 
czu  reiten,  so  sein  alle  perkwerk  erbhaftig,  umb  das  si  erben  nach- 
volgen,  Const.  II  4,  3.  kein  koste  ader  czerung  r.  =  nulla  expensarum 
ratio  adhibeatur,  IV  19,  4.  si  hiben  das  erez  follent  aus,  was  sie 
sein  den  mochten  genisen.  So  hab  wir  gereit  und  überlaufen  (uns 
beiläufig  ausgerechnet)  —  das  si  —  uns  haben  enthawen  aus  unser 
lehenschaft  600  par  erez,  Igl.  Bgr.  39,  5.  r.  =  rechnen,  zu  rechnen 
oder  r.,  Traut.  Chr.  93.  jeden  gülden  reinisch  —  vor  60  kreizer  zu  r., 
94.  113.  125.  128.  er  rait  (rechnet,  XL  Bibel)  di  zerung  (berechnet 
die  Kosten),  T— B  Luk.  14,  28.  davon  süllen  sie  im  alle  jar  — 
6  gr.  jerliches  czinses  dienen  und  raithen,  Igl.  Stb.  V  161  b. 

reiten  (riten)  stv.  II  1.  sich  fortbewegen,  aufmachen,  fahren. 
2.  intr.  reiten,  Verf.  mit  haben  oder  wesen,  sin.  3.  tr.  worauf  sitzen, 
reiten  auf.  4.  reitend  besichtigen:  sie  —  die  Zauberin  —  hilfet  nit, 
das  sie  reiten  auf  den  krucken  u.  das  sie  reiten  auf  den  bocken, 
Ack.  8, 16. 

reiten  stn.  subst.  Inf.  eine  Art  verbotenen  Spieles:  reiten  auf 
freigen  marcht,  Eger.  Str.  Ä.  XIII,  2. 

reiterei  (riteri)  stf.  1.  Beiterei.  2.  Auszug  zu  Kriegszwecken: 
2.  in  der  r.  hat  er  Heintze  Bylern  erschlagen  u.  den  Jacob  gefangen, 
Traut.  Chr.  45. 

reitern  (ritern)  swv.  durch  die  reiter  (Sieb)  schütten,  sieben,  aus- 
lesen: daz,  er  (Sathanas)  euch  reitert  als  den  weiezen,  T— B  Luk. 
22,  31. 

reitig  s.  reutig. 


582  reitung  —  ren 

reitung,  -e  stf.  Rechnung,  Rechenschaft:  mit  irer  recbnung, 
mit  irer  r.,  Ack.  40,  17.  er  —  hat  dem  wirt  kain  raitunge  davon 
geben  (Rechnung  gelegt),  Igl.  Str.  317  S.  229.  in  der  raitung  der 
koste,  Hs.  E.  G. ,  Const.  I  8,  5.  Davon  gepieten  wir  —  unsern 
kamrern  czu  Merhern,  das  si  den  vorgenanten  unsern  burgern  u. 
den  leuten  ze  Olomuncz  hinfur  alle  jar  50  schock  gross  an  irer  ge- 
wondleichen  losung  abcziehen  und  in  die  an  irer  raittung  legen, 
Olm.  Stb.  44  S.  27;  Traut.  Chr.  96.  262.  354.  das  er  mit  dem 
Burg  Peierl  seinem  stiffater  ein  raittung  thun  hat,  Igl.  Stb.  Y  69b. 
alle  jar  seiner  swester  ain  raittung  thun  (mit  ihr  Abrechnung 
halten),  Y  38  b.  mit  Urkunden  oder  richtiger  raittung  beweisen, 
Traut.  Chr.  96.  ist  ein  uberslag  und  r.  geschehen,  262.  r.  =  Ge- 
werkenver Sammlung,  in  der  die  Bergkost  verrechnet  wurde:  umb  cost 
clagen  drei  raitunge  von  dem  bergmeister  und  den  gewerken,  DIR 
§22al.  der  pergmeister  mag  in  (den  flüchtigen  Angeklagten)  wol 
drei   r.  lassen   eischen  und  in  die  echte  tun,   DIR  23  a  6. 

reit-zedel?  (von  zedel  stsicf.  m.  n.  Zettel,  schriftl.  Instrument) 
Quittung,  Igl.  Str.  (57)  S.  335. 

reiwol  (rein-val,  -fal)  entstellt  aus  mlat.  vinum  Rabiole,  rivale, 
revole;  ital.  rivuola,  ribuola  bei  Schm.  Fr.  2,  106;  tschech.  rywola, 
Schm.  und  Wack.  erklären  es  als  Wein  von  Rivoglio  in  Istrien, 
Karajan  bemerkt  dagegen,  fönt.  rer.  austr.,  1,  17,  daß  es  in  Istrien 
keinen  solchen  Ort  gibt  und  daß  der  Wem  bei  Prosecco  bei  Triest 
wächst  und  denkt  mit  Stenzel,  Schles.  Gesch.  316  an  Rivallo  w.  von 
Triest.  J.  Grimm  in  der  Vorrede  zum  Prag.  Str.  meint,  es  sei  Wein 
von  Rivoli  im  Yeroitcsischcn,  Kopitar  bei  Schm.  leitet  es  vom  ital. 
ribolla  ab,  weil  er  gekocht  wird,  vgl.  vinum  coctum  bei  Hpt.  6,  27. 
Es  ist  unter  reiwol,  reinval,  Rheinfall  auch  vinum  rheticum,  Yelt- 
liner  verstanden,  s.  Lexer.  Item  welschen  wein  schol  man  umb  drei 
grossen,  Rornanye  umb  4  gr.,  Reiwol  um  3  gr.,  Malvasir  umb  5  gr. 
—  und  nicht  teurer  sol  man  in  schenken,  Prag.  Str.  120. 

reiben  (Prät.  redete,  reiste)  swv.  reizen,  anreizen,  verlocken: 
er  reit  mit  in  (dem  valken)  ze  velde  gegen  der  stat  durch  reiben 
mer  dan  durch  beiden,  Alex.  3401.  di  YVursovicensir  ir  furstin 
reiszin  (svadili),  Dal.  119,  3  (53,  63).  abir  sent  (lies  wenn)  uns 
reiszin  unsir  (lies  wirse  =  böse,  tschech.  zfy'-)  leut,  118,  34  (53,  57). 

rem,  -e  stf.  Rahmen  zum  Tuchanschlagen;  s.  rani :  in  sein  hoff 
geseezt  und  gepawt  ein  rem,  die  da  ungewenlich  ist,  Igl.  Stb.  V  78  a. 
er  hat  im  ein  stat  verlihen  czu  einer  rem  vor  Spittlthor,  Y  178  b. 
das  sie  dem  spital  (als  dem  Grundherrn)  alle  jar  von  jeder  rem  in 
sunderheit  jerliches  czinses  geben  sullen  Xgr.,  so  lang  als  sie  die 
rem  halten  wollen,  Igl.  Stb.  Y  162c.  rem,  ligund  vor  spilthor  im 
spitlhof,  IY  242  b.  wir  haben  im  dieselbig  rem  in  der  mas  erlaubt 
also  daz,  er  noch  seine  nachkomen  kain  feier  da  hin  pringen  noch 
kain  tuch  an  derselben  rem  feiern,  Y  78  a. 

rem-hof*  stm.  Hof  oder  Platz  im  Freien  mit  Tuchrahmen: 
domus,  sita  in  r.,  Igl.  Stb.  IY  196  b;  s.  ram-höf. 

ren*  (Geschlecht?)  ein  kleines  Geldstück:  welcher  fremde  woll 
kaufft  oder  verkaufft,  der  gibt  von  2  stein  ein  ren  (als  Zoll),  Eger. 
Chr.  104  S.  69.  von  einer  tunuen  honig,  von  einer  kahr  körn  von 
2  schafen  (je)  ein  ren,  S.  70. 


rendl-mühl  —  reren  583 

rciicll-mühl*  stswf.  Mühle  zum  Brechen  oder  Enthülsen  des 
Getreides,  Eger.  Chr.  N.  103.  von  rendeln,  renlen  sicv.  rändeln, 
schroten. 

reng*  (regen  stm.  oder  regenen  Inf.,  stn.?)  Hegen:  es  hat  so 
sehr  gerenget,  das  die  leut  für  reng  nicht  sechen  haben  können, 
Eger.  Chr.  290.  ist  also  gross  wasser  gewesen  von  wegen  des  grossen 
rengs,  635. 

rengsburger*  stm,.   Regensburger  Münze,   Eger.  Chr.  104  S.  69. 

rennen  swv.  gerinnen  machen:  hastu  mich  nicht  gemolken  als 
ein  milch  und  als  ein  kese  mich  czusammen  rennest  (coagulasti), 
W — B  Job.  10,  10.  schnell  reiten,  laufen,  jagen,  sprengen:  er  hat 
sich  (durch  Anrennen  an  eine  Schranke)  vom  pferde  herab  gerennet 
(zu  Fall  gebracht),  Eger  Chr.  416. 

ren-van*  swstm.  Kriegsfahne,  Fahne:  ein  ritterlichen  renfahn 
mit  wapen  vergüldet,  Traut.  Chr.  241. 

rent,  -e  stf.  1.  Einkünfte,  Ertrag.  2.  Vorteil,  Gewinn.  3.  ge- 
ordneter Zustand,  Einrichtung,  Art  und  Weise.  4.  gewöhnliche  Ord- 
nung, bes.  geordneter  Lauf  der  Gestirne.  5.  Zeitlauf:  2.  Von  euch 
(Tot)  bin  ich  —  guter  lebtag  enterbet  und  aller  wunbringenden 
rent  geeussert,  Ack.  4, 16. 

reut-herre*  sivm.  Rentmeister,  Traut.  Chr.  305. 

rent-schreiber*  stm.  Rentamtsschreiber,  Traut.  Chr.  156. 

rer  s.  rere. 

re-raub  (re-roup)  stm.  1.  Beraubung  eines  Toten.  2.  Raubmord. 
.3.  was  ein  Weib  durch  feile  Liebe  gewinnt:  Mortificatio  in  hoc 
preeipue  differt  ab  homieidio,  quod  annexum  habet  sibi  spolium 
vulgariter  „reraub",  unde  mortificator  proprie  dicitur,  qui,  postquam 
alium  oeeidit,  res  ab  eo  auffert;  qui  vero  sine  occissione,  res  tollit, 
spoliator  dicitur.  —  mortificator  equo  alligatus  per  plateas  est 
trahendus,  sed  homieida  et  spoliator  pena  gladii  mori  debet,  Igl. 
Str.  264.  ea,  quae  per  spolium  „rerawb"  abstulerant,  Brunn.  Str. 
I  401.  Der  haizzet  ein  morder,  der  ein  man  tottet  und  in  als  toten 
seines  guetes  beraubet,  und  daz,  haizzet  reraub,  IL  185.  rerawp, 
videlicet,  quod  occissum  depraedatus  esset,  1. 446. 

re-rauber  stm.  wer  an  einem  Toten  (ob  von  ihm  selbst  oder 
einem  andern  Getöteten)  Raub  verübt,  praedo  mortui,  spoliator: 
spoliatores,  vulgariter  dictos  r.,  Brunn.  Str.  I  401.  446.  mortificatores, 
domorum  invasores  et  spoliatores,  vulgariter  dictos  „rerauber", 
I  401. 

rere,  rer  stf.  Herab-,  Niederfallen:  in  durch  die  ougen  brach 
ein  michel  rere  sneller  treher,  W.  v.  W.  6774.  mit  voller  treher 
rere,  910.  vil  der  trehen  rere,  1145.  mit  vil  zehir  rere,  Ernst 
5381.  manic  herze  nancher  zeher  rere  ir  vart  gab  sunder  laugen, 
1918.  daz  im  der  zeher  rere  von  den  ougen  machte  naz,,  Alex. 
15490.  also  ergienc  der  siben  fürsten  (beim  Zuge  der  Sieben  gegen 
Theben)  rer,  Alex.  3172.  in  der  bittern  helle  wite  ergie  der  soldier 
rere,  14104. 

reren  swv.  1.  fallen  lassen,  schütten,  vergießen,  reß.  2.  sich 
mausern.  3.  weniger  werden.  4.  intr.  fallen,  träufeln:  1.  daz,  ir 
Hechten  ougen  schin  nach  ir  rerten  vil  der  treher,  W.  v.  W.  7225. 
4.  hawe  nit  über  dieb,  so  reren  dir  die  spen  nicht  in  die  äugen, 


584  resse  —  reutig 

Ack.  9,  11.  vgl.  Wander,  Deutsche  Sprichwörter.  Lpz.  1876.  IV  B 
S.  64-1;  Zingeiie  Deutsche  Sprichw.  im  Mittelalter,  S.  64.  der  üf  boesez, 
velt  guoten  sämeu  reret  (ausstreut),  Alex.  489.  sie  het  gesteine  üf 
den  wäpenroc  gereret,  verworht  in  side  und  in  golt,  Alex.  3570. 
sin  hant  die  vinde  nider  rerte,  7920.  die  der  vinde  vil  verserten 
und  sie  üf  dem  werde  (Flußinsel)  rerten,  19540.  man  sach  die 
strites  milden  von  harnasch  und  von  Schilden  reren  manic  tiure 
werc,  15225. 

resse  (riste,  reiste,  reisten,  reisse,  risch)  sicf.  oben  zusammen- 
gedrehter Büschel  gehechelten  Flachses:  umb  ein  ressin  weliche  der 
ftiemcze  von  im  auff  dem  felde  kaufft  hat  umb  72  gr.,  Igl.  Str.  (58). 

reste  (reste,  rest)  stf.  1.  Buhe,  Bast.  2.  sicherer  Platz,  Buhe- 
stätte. 3.  Strecke  nach  Zeit  und  Baum :  zu  reste  ist  gegangen 
meines  heiles  son  (Sonne),  Ack.  7,  1.  da  wart  der  (getötete  Heinrich) 
zu  reste  braut  und  wart  bewachet  wol  die  naht,  Ernst  1251. 

retig  (rtetec,  -ic)  Adj.  1.  Bat  gebend.  2.  r.  werden  =  einen 
Batschluß  fassen:   dorauf  ein  rath  mit  einer  gemein  retig  wurden 

—  das  im  ein  sulchs  nit  zu  thun  sei,  Elbog.  Chr.  120,  7.  si  haben 
doch  hern  Casparn  —  in  retig  zu  sein  angelauffen  (wiederholt  ersucht), 
20,  25.  104,  19.  wir  müssen  —  retig  werden,  wie  in  den  dingen 
verrer  uns  zu  holden,  Eger.  Chr.  1162. 

retlich  (rset-lich)  Adj.  1.  was  anzuraten  ist,  rätlich.  2.  mit  Bat 
an  die  Hand  gehend*:  wolt  sich  ewr  gnad  in  sulchem  mir  hulf- 
lichen  und  retlichen  gnediclich  erzeigen,  Elbog.  Chr.  71,  12.  damit 
er  mein  kindern  kulfflich  und  r.  sei,  Igl.  Stb.  V  43  d. 

retilsen  (PI.  zu  rätsal,  rsetsel  stn.  s.  d.)  Bätsei:  czweifel  und 
retilsen  des  rechten  entsliesse  (dubia  enigmata  enodare),  Const. 
IV  18,  10. 

reuben  s.  rauben. 

reuberei  (rouberie)  stf.  Bäuberei,  spoliatio:  R.,  dieberei,  Mind. 
des  Egerl.  S.  38.    die  r.  zu  vertilgen.  Traut.  Chr.  363. 

reub-lieh  (roup-liche,  -en  Adj.  und  Adv.)  auf  räuberische 
Weise,  mit  Baub:  das  er  sein  habe  —  r.  hat  genumen,  Eger.  Achtb. 
II 1.  28.  33.  reuplich  beschedigung  bei  nacht  und  nebel  an  den  unsern, 
Eger.  Chr.  1141. 

reuen,  reuwen  (riuwen  Prät.  rou,  PI.  ruwen,  Furt,  geruwen, 
gerowen)  stv.  III.  tr.  in  Betrübnis  versetzen,  reuen,  verdrießen:  refl. 
sich  betrüben,  Beue  empfinden  (mit  Gr.):  reut  euch!  (bereuwet, 
XI.  Bibel),  T — B  Mark.  1,  15.  daz,  manic  werdez,  herze  rou,  Alex. 
4752. 

reustern  (riustern,  rüstern,  riusten)  sivv.  ruetare,  rugitus: 
recht  als  eines  ergiessenden  wassers  ist  mein  r.  (Stöhnen)  und  mein 
schreien,  W-B  Job  3,  24. 

reuterei  =  reiterei  stf.  das  Herumreiten  im  Land,  um  zu 
plündern :  dise  zeit  ging  die  r.  mit  rauben  sehr  im  schwänge,  Traut. 
Chr.  58.  der  sich  vil  seltsamer  stuck  u.  r.  auf  der  Strassen  u. 
sonderlich  wider  die  herrn  von  Eger  als  ein  feint  gebraucht,  33. 
als  nun  aus  dem  schlos  —  manche  rauberei  geschähe  auch  viel  r. 

—  waren,  33  S.  29;  Eger.  Chr.  N.  33. 

reutig*   Adj.    räudig:  das  sie  so  vil  reitige  schaf  abgestochen 

—  und  vor  schön  gegeben,  Eger.  Chr.  873. 


reut-leute  —  richten  585 

reut-leute*,  (wenn  nicht  rent-leute  zu  lesen  —  reit-leute*)  Be- 
rechner, Verrechner,  welche  den  im  „Gedinge"  =  in  der  Gewerben- 
Versammlung  auf  jeden  einzelnen  Gewerben  entfallenden  Anteil  an  der 
bergkost  (=  Ausgaben  für  den  Bergbau)  ausrechnen  und  angeben: 
Erbteil,  wer  di  mit  clage  wil  gewinnen  vor  kost,  di  ime  darauf  wirt 
beschaiden  (angegeben)  von  den  reutleuten,  sein  die  teil  an  erbe- 
stollen, an  gemessen  bergenn  oder  sunst  an  erbelehen,  der  mnss 
darüber  clagen  drei  raittunge  (=  „gedinge")  vor  dem  bergkmeister 
und  den  gewereken  und  mnss  darnach  boten  nemen  und  di  kost 
heischen,  als  si  vor  ist  beschriben,  D  JR  §  22  a,  1. 

reut-ling  (riute-linc,  -ges)  stm.  1.  /deiner  Sper?  2. —  riutel 
Pflugräute,  Stab  zum  Entfernen  der  an  das  Pflugbrett  sich  hängenden 
Erde:  ein  fewrin  swert  und  einen  reutling  des  weges  czu  hüten  = 
=  flammeum  gladium  et  versatilem  (=  zweischneidig  oder  handlich) 
ad  custodiendam  viam,  W — B  Gen.  3,  24. 

reut-messer*  stm.  Spaten,  Beutmesser:  so  das  iclicher  scherfte 
sein  pflukschar  u.  sein  howen  und  sein  aks  (Axt)  und  [sein  r. 
(sarculum)  und  also  waren  vorstumpfet  die  spiezen  irr  pflugscharn 
und  irr  howen  und  irr  gabiin  und  ekse,  so  das  man  ir  spieze  muste 
pessern  W— B  Kön.  1 13,  20  u.  21. 

reverenda  (reverende  nur  Big.  497a)  f.  ein  Sonntagskleid:  ein 
grosse  schwarz  vorstatene  r.,  Traut.  Chr.  180. 

revers  stn.  Gegenschein,  Bevers:  dißer  Ublthäter  gegen  einen 
gewönlichen  reuers  heut  endtsgesetzen  dato  mitten  auf  der  Brücken 
hey  Culsamb  —  alliier  dem  Mostauischen  Obergericht  überliefert, 
Eger.  Achtb.  II  222. 

ric,  Gen.  rickes  stm.  Band,  Fessel:  da  vant  er  hangen  ein 
knoten  an  einem  ricke  von  seltsaenem  stricke,  Alex.  5907. 

rieh  (rech,  re,  Gen.  rehes,  PI.  rech,  r&her,  rer)  stn.  das  Beh: 
Traut.  Chr.  24. 

rieh,  riebe,  riehen,  richeit,  richer,  rieh -lieh,  riefaseu, 
richtuom,  s.  unter  reich. 

rieht,  -e  stf.  Geradheit,  gerade  Richtung,  gerader  Weg:  dar^ 
der  hirz,  gein  Tintajol  die  richte  loufe,  Trist.  2389.  2395.  er  lief  die 
richte  hin,  3533"  er  vuor  die  richte  gen  in  hin,  4063.  dö  karten 
die  wigande  die  rieht  gegen  Frankenlande,  Ernst  5252. 

richten  (rihten,  richten,  riechten,  rehten,  Prät.  rihte,  Part,  ge- 
rillt, gerihtet)  swv.  1.  gerademachen,  in  eine  Richtung  bringen,  auf- 
richten, aufstellen.  2.  tr.  u.  refl.  in  Ordnung  bringen,  zurecht  und 
fertig  machen,  eine  Sache,  einen  Streit  schlichten,  sich  mit  einem  r. 
—  sich  mit  ihm  aussöhnen,  vertragen,  auf  gleich  kommen:  oh  wir 
uns  sust  fruntleich  r.  mochten,  Igl.  Bgr.  53,  21.  da  baten  aber  (aber- 
mals) die  schepfen  paide  tail ,  das  si  sich  fruntleichen  richten  mit 
einander,  N.  49,  22.  Ist  das  —  sein  widersach  wil  sich  r.  und  ab- 
legen (componere  vult),  Igl.  B.  72.  ist  —  das  das  kint  geboren  wirt 
und  sich  czu  leben  richtet  (=  lebensfähig  ist),  Igl.  Str.  263  S.  161. 
mugt  ir  euch  freuntlich  mit  einander  gerichten,  des  wollen  wir  euch 
gern  gunnen ,  Igl.  Rspr.  V.  dorumb  sie  sich  mit  im  gancz  und  gar 
geaint  und  gericht  hat,  Igl.  Stb.  V  41  d.  das  sie  die  kost  (—  berg- 
kost)  richte  (entrichte)  ader  sie  wurde  die  teil  vorlisen,  Igl.  Rspr.  IV: 
s.  ausrichtung. 


586  lichter  —  richt-scheit 

richter  (rihtare ,  rihter)  stm.  Richter:  Der  König  oder  sein 
Stellvertreter  kann  den  r.  und  die  Schöffen  zioar  tatsächlich,  aber 
nicht  rechtlich  ihres  Richteramtes  entkleiden,  Igl.  Str.  69.  Der  r.  ver- 
tritt einen  eilenden  {fremden)  Mann,  114;  er  hat  das  Recht,  einen 
Verbrecher  von  amtsicegen  zu  rügen  oder  zu  bestrafen  115;  er  hat 
darauf  zu  dringen,  daß  der  Mißhandelte  klagt,  116;  ohne  sein  Ge- 
heiß dürfen  die  Schöffen  die  Wanden  nicht  beschauen,  125;  wenn  er 
die  Befehle  des  Herrn  nicht  befolgt,  verfällt  er  einer  Strafe,  129; 
sei«  Anteil  an  der  losung,  257;  nicht  er,  sondern  der  Rat  hat  die 
richtschreiber,  underschreiber,  marktmeister  u.  andere  amtleute  des 
gemeinen  nnezens  wegen  ein  zu  setzen,  257;  er  soll  sich  aus  dem 
Rat  entfernen,  wenn  es  sich  um  ihn  oder  Zuteilung  seines  Anteiles 
an  der  Buße  handelt,  189;  seine  Amtswirksamkeit  (29b),  in  pein- 
lichen Sachen  (30  a).  Ein  Richter  wird  von  den  Schöffen  wegen 
ihres  Anteiles  an  den  Gerichts  gebühren  geklagt,  276.  Unterschied 
zwischen  bergriebter  oder  r.  uf  dem  berge,  von  den  bergen  und  dem 
richter  von  der  stat  s.  bergrichter:  Daz  der  richter  di  kleine  sache 
richten  schol  uf  dem  perge.  Der  stat  recht  von  der  Iglau  stet  also : 
swaz  über  alle  perge  geschiecht,  das  schol  der  richter  von  den 
pergen  nur  die  kleine  sache  richten.  Wiert  aver  einer  wunt  oder 
erslagen,  der  richter  von  den  pergen  nimpt  wol  mezer  und  swert; 
di  grosse  pueze  gehöret  dem  riebter  an  von  der  stat,  Igl.  Bgr.  U — B 
§  27  f.  Swaz,  auch  die  gesworn  perchlüte  mit  iren  eiden  irem  richter 
von  der  stat  geantwurtent  und  den  gesworn,  daz,  hat  kraft  und  steti- 
keit,  U — B  29.  Kein  urbarer  hat  das  recht,  einen  richter  czu  seezen 
uff  einem  berge  an  der  gewereken  willen,  D  I  R  15,  2.  In  Böhm.- 
Kamnitz  (Linke  S.  300)  heißt  r.  der  Stadtrichter,  auch  vogt,  seit  1451 
aratmann,  er  wurde  von  der  Gutsherrschaft  aus  den  Bürgern  der 
Stadt  zum  Amt  auserkoren. 

richtig  (rihtec,  -ic,  -ig)  Adj.  1.  gerade.  2.  richtig,  gut,  recht- 
schaffen, sich  r.  machen  mit  einem  =  sich  aussöhnen,  vergleichen 
mit  ihm:  Wir  (der  Tod)  westen  nit,  das  du  als  ein  richtiger  man 
werest,  Ack.  26,  10  (hier  =  klug). 

richt-leute  *  PI.  Zeugen  einer  berichtung,  einer  gütlichen  Bei- 
legung eines  Rechtsstreites:  Igl.  Stb.  III 151  ab.  IV  209a.  V80c. 

rickt-lich  (riht-liche)  Adv.  recht,  rechtlich:  gutlich  oder  r.  ent- 
scheiden, Eger.  Chr.  1166. 

richt-schacht  (auch  -schachte  stswm)  stm.  Richtschacht  in  einem 
Bergwerk  „ein  auf  eine  flach  fallende  Lagerstätte  senkrecht  durch 
das  Quergestein  abgesunkener  Schacht,  mit  welchem  man  die  Lager- 
stätte in  einer  bestimmten  Titfe  erreichen  will,  um  von  da,  aus  dem 
Fallen  derselben  folgend,  weiter  abzuteufen",  Veit,  Bergwörter- 
buch S.  398 f.  Sint  dem  malen  das  unser  scheppen  haben  bekant,  das 
der  selbe  stolle  hat  24  lochter  und  ein  dritteil  eines  lochters  richt- 
schachtes  und  her  noch  vur  sich  vert  den  Stollen  —  ob  der  stolle 
czu  rechte  muge  geheisen  und  sein  ein  erbstolle  — ,  Igl.  Bgr.  71,  1. 
sie  haben  gemessen  von  vier  lacbtern  richtschachtes  und  ein  furteil 
und  9  lacbtern  den  lenges  in  ir  tifstes,  74, 1.  einen  eribstollen  mit 
einem  i\,  Igl.  Mut.  9.    Bei  L.  nur  Schm.  Fr.  2,  365. 

richt-scheit  (rihte-schit)  stn.  Richtscheit,  regula:  Wer  hat  ge- 
strakt  über  sie  das  r.  (liueam,  die  Schrmr),  W — B  Job.  38,  5. 


richt-sclireiber  —  rind-schuh  587 

rieht- Schreiber    (riht-schriber)    stm.     Gerichtsschreiber:    der 

richter  (in  Kuttenberg)  maint  auch  seinen  richtschreibern  gelt  czu 
geben  von  den  losnngen,  ainen  2  schock,  dem  andern  ein  schock, 
Igl.  Str.  257.  die  r.,  257  a.  für  den  richter  u.  r.  =  coram  jndice  et 
notario  judicii,  Const.  IV  11,  13;  Eger.  Chr.  1009. 

richt-stül  (riht-stnol  u.  rihter-stnol)  stm.  Tribunal:  vorlonben 
des  sales  dorinne,  in  dem  der  r.  ist,  machte  er,  W — B  Könige  III 
7,  7.     r.  (gericht  G)  =  tribunal,  Const,  I  7,  20. 

richtung  stf.  1.  Gericht.  2.  gerichtliche  Entscheidung,  Urteil. 
3.  Beilegung,  Versöhnung  Streitender,  Friedensschluß :  2.  u.  3.  Sinte- 
raol  das  ir  mich  so  hoch  bit,  das  ich  euch  das  recht  las  widerfareri 
zu  der  Igla  (Berufunq  dahin)  und  ir  euch  nit  weit  lasen  genügen 
an  der  r.,  die  ich  czwischen  euch  gemacht  habe,  so  sal  ich  und  wil 
ich  euch  das  recht  czu  der  Igla  nicht  weren  — ,  Igl.  Bgr.  39,  10.  du 
meist  eine  r ,  der  dir  ein  rat  nicht  gest  endig  ist,  Elbog.  Chr.  82,  13. 
wi  aber  die  r.  (Entscheidung  über  Slicks  Forderungen  der  Stadt 
gegenüber)  gescheen,  trag  ich  kein  wissen,  100,  23.  welche  r.  (Aus- 
tragung eines  Streites  mit  Fritz  Fleischmann)  aber  durch  Fritz 
Fleischmann  an  mir  uberfaren  und  nicht  gehalten  [wurde] ,  76,  42. 
77,12.  77.18.  mich  bei  sulcher  r.  bleiben  lassen,  77,1.  wenn  ein 
rat  verdechtlich  ward,  so  si  di  r.  zwischen  in  teten,   83,  19.  83,28. 

riden  stv.II.tr.  winden,  durchwinden,  drehen,  wenden:  Alexander 
dirre  rede  began  ridende  wider  sine  man,  Alex.  5048. 

riechen  stv.  III.  (Prät.  rouch,  ruchen,  Part,  gerochen).  1.  rauchen. 
2.  dampfen.  3.  duften.  4.  tr.  Geruch  empfinden,  riechen :  1.  dannoch 
von  viure  riechen  sähen  daz,  lant  die  Kriechen,  Alex.  10003. 

rieme  s.  rime. 

rieben  (Prät.  rozj  stv.  III.  1.  fließen.  2.  Jammertöne  von  sich 
geben.  3.  tr.  beweinen:  dar  umbe  man  sach  rieben  werder  wibe 
ongen,  Alex.  4688. 

rigel  (md.  auch  riegel)  stm.  Riegel,  Querholz:  mache  rigel  von 
sethymischen  holeze  (vectes  facies  de  hgnis  setim),  W— B  Ex.  25,  28. 
rigel  (vectes)  sol  man  da  durchlassen,  das  man  getragen  mnge 
den  tisch,  Ex.  25,  27  u.  28.  einen  r.,  Trist.  682.  darnach  helt  der 
oberste  hrigel  (Gebirgskamm)  die  Trautnawische  grenteen  also  fort, 
Traut.  Chr.  203. 

rilich  (riche-)iche,  -en,  riliche,  -en)  Adr.  auf  herrliche,  kostbare 
Weise:  ze  der  verte  (Reise  zum  Hoftag)  rilich  sich  berichten, 
W.  v.  W.  7004.    rilich  gestinret  =  reich  ausgestattet,  7341. 

rime  (rieme)  siem.  Band,  Gürtel,  Riemen:  das  ich  von  dem 
vaden,  der  under  der  decken  uuez  bis  an  den  rimen  (corrigia)  der 
hosen  neme  nicht  von  allein  dem ,  das  do  dein  ist  W— B  Gen.  14,  23. 

rimpfeu  (Prät  rampf,  rümpfen,  Part,  gerumpfen)  stv.  13  falten, 
runzeln,  krümmen,  in  Fallen  legen  (das  Gesicht),  einschrumpfen, 
verdorren:  er  (der  Bär)  rampf  sich  unde  grein  ez,  an,   Schretel  213. 

rincrerotes*  stm.  Rhinozeros,  Nashorn:  die  ungehiuren  r., 
Alex.  21 578. 

rimles-liaut  (Lexer:  rinder-hut,  Rock  1,  13  a.  1419)  stf.  Rinds- 
haut: rindes-hout,  Eg.  Str.  7. 

rhid-schüh  s.  rmt-sehuli. 


588  ring  —  risch-lich 

ring  stm.  1.  Fingering.  2.  Klopfring  an  einer  Tür.  3.  Panzer- 
ring. 4.  etwas  Ringförmiges  z.  B.  Bretzel.  5.  Umkreis,  Umfang. 
6.  Kreis  der  Verwandten  um  die  Verlobten.  7.  Gerichtsversammlung. 
8.  Kampfplatz.  9.  Hauptplatz:  9.  sie  —  begegenten  —  mit  in  den 
veinden,  die  do  am  rink  (von  Littau)  zu  ros  in  iren  merklichen 
karmiß  bereit  standen  und  gegen  in  ranten ,  01m.  Stb.  N.  41.  die 
grosse  neu  klausen  —  ist  aus  dem  gründe  bis  zu  öberst  36  ringe 
koch,  Traut.  Chr.  281.  auf  dem  Bring  {Marktplatz),  Traut.  Chr. 
S.  123.    kaus  ligund  am  nidern  ring,  Igl.  Stb.IV  246  c.  210  d;  s.  bring. 

ring,  -e  Adv.  leicht,  gering,  ringest  =  so  schnell  als  möglich: 
iuwer  gote  in  ringe  wegen  =  gelten  ihm  wenig,  W.  v.  W.  5796.  in 
ringein  barnasek,  Alex.  6235.  die  sweresten  und  die  ringesten  wurden 
besant,  Trist.  514. 

ringen  swv.  t/r.  leicht  machen,  abschwächen,  besänftigen  mit 
Dat.  der  Pers.  u.  Akk.  der  Sache  oder  an,  von:  mit  mangem  stiegen 
msere  sie  ringeten  in  ir  swsere,  W.  v.  W.  2262.  disiu  rede  ringet  ir 
swaere,  4426.  sus  wolt  sie  (frau  Bene)  ir  ringen  ir  muot  üf  den 
gedingen  (durch  Hoffnung  auf  baldiges  Wiedersehen  mit  ihrem 
Gemahl),  W.  v.  W.  2490.  ringe  uns  von  den  purden  (de  onere  sub- 
leva),  W — B  Par.  II 10,  4.  sie  würfen  den  waiez,  in  daz,  mer  und 
ringeten  (erleichterten)  das  sebif,  T— B  Botenb.  27,  38. 

ring-leute*  PI.  Zeugen  der  Verlobung:  Brunn  Str.  I  202; 
s.  ring  6*. 

ring-lich  (ringec-liche,  rinc-licke, -en)  Adv.  1.  leicht,  auf  leichte, 
sanfte  Weise.  2.  leichtfertig,  unüberlegt:  1.  du  ringlicker  uns  gepeut 
=  tu  leviora  impera,  W — B  Par.  II 10,  4.  rinklick  sieht  ein  vraw- 
lich  hant,  Dal.  26,  18  (4,  25). 

ring-lin,  -lein  stn.  kleiner  Ring:  gebt  im  ein  ringlin  (vinger- 
lin  XL  Bibel),  T— B  Luk.  15,  22. 

rinnen  stv.  13  1.  rinnen,  fließen.  2.  schwimmen,  mit  einer 
Flüssigkeit  bedeckt  sein,  triefen.  3.  emporwachsen.  4.  laufen,  rennen. 
4.  in  wolt  auch  nit  gelangin  nach  dem  raub  czu  rinnen :  nur  ein 
guten  namen  snchtin  si  in  dem  strit  (sie  trugen  kein  Verlangen, 
Beute  zu  machen,  sondern  strebten  nur  nach  Kriegsruhm),  Dal. 
143,  29  (64,  55).  Dieses  jar  und  kurz  zuvor  ist  gemeine  Stadt  in  die 
7  tausend  in  schuld  geronnen  (geraten),  Traut.  Chr.  312. 

rint-schfth  (rint-schuoch)  stm.  Schuh  von  Rindsleder:  Rynt- 
schue  was  under  der  spannen  ist.  die  mag  man  mit  der  nodel  heften, 
Olm.  Stb.  113. 

ris  stn.  s.  reis. 

risch  Adj.  1.  hurtig,  schnell.  2.  frisch,  keck.  3.  trocken,  spröde : 
2.  =  impiger,  W — B  Spr.  6.  11.  den  rischen  man  =  virum  velocem, 
Spr.  22,  29.  sie  scholden  klug  sein,  rysek  (flink)  und  gering  (beweg- 
lich), Bökm.  Ohr.  9. 

risch-lich  (risebe-licke,  -en)  Adv.  hurtig,  schnell:  also  das  er 
lenger  nickt  vorezike,  r.  in  gebende,  das  sie  vordienen  (protinus), 
W— B  Deut.  .7,  10.  der  wart  riscklicken  bereit,  Bökm.  Ckr.  103. 
mache  dick  r.  von  hinnen,  71.  r.  sein  potschaft  werben,  67.  spring 
r.  auf  das  pferd,  30.  get  r.  czu  ienem  prunnen,  19.  das  die  dürre 
rewte  (Rute)  so  rysslichen  bluete  und  nüsse  trüge,  6. 


rise  —  ritter-schaft  589 

rise  swm.  Riese,  gigas:  Aber  die  pnrge  der  Philister  waren 
gelegert  in  dem  tal  der  risen,  W— B  Könige  II  23, 13. 

rise  stf.  stm.  Wasser-,  Stein-,  Holzrinne  an  einem  Berge :  von  dem 
hrisze  (wasserhrisz)  hinauf  bisz  an  die  blosse  nberhalb  dem  Helfeu- 
stein,  Traut.  Chr.  132. 

rise  m.    Riß  im  Kleid:  der  rise  wirt  erger,  T — B  Matth.  9,  16. 

risel,  stm.  das  Herabfallende,  Tau,  Regen,  Hagel,  das  Weg- 
fallende, Wegbleibende:  des  touwes  risel  und  sin  tuft,  Trist.  1766. 

risel,  riseliu  stn.  kleines  Reis ,  Zweig:  sie  brächen  blüende 
risel  von  manges  boumes  aste,  Trist.  3102.  von  einem  boume  er 
risel  brach,  4716.    von  loube  ein  risel,  4317.     ein  grüene^  r.,  4380. 

riseln  swv.  1.  intr.  tröpfeln,  regnen.  2.  tr.  den  phlug  r.  =  um- 
stürzen :  die  himel  haben  geriselt  (distillaverunt),  W— B  Ps.  67,  9. 

risen  s.  reisen. 

rite,  ritte  swm.  Fieber:  die  swiger  Symons  di  was  behabt  mit 
michelm  riten,  er  gebot  dem  riten  und  er  liez,  sie,  T — B  Luk.  4,  38. 
die  lag  an  dem  riten ,  Mark.  1,  30.  er  sach  sein  swiger  ligen  und 
habent  den  riten,  Matth.  8, 14f ;  Joh.  4,  52.  von  dem  riten,  Botenb.  28,8. 

ritter  (ritsere,  -er,  ritter)  stm.  1.  Reiter,  Streiter  zu  Pferd. 
2.  Springer  im  Schachspiel.  3.  ein  Backwerk.  4.  Eunuch:  Und  der 
köuig  gab  ir  einen  ritter  (eunuchum,  Kämmerer)  sprechende,  W — B 
Könige  IV  8,  6.  auch  die  ritter  (Soldaten)  di  fragten  in,  T — B 
Luk.  3,  14.    des  alters  (Altares)  der  10000  ritter,  Igl.  Stb.  V  59  d. 

ritter-ernst  *  stm.  ritterlicher,  ernstgemeinter  Kampf:  da  wart 
r.,  nicht  ritterspil  gepflogen,  Trist.  1613. 

ritter-meister  stm.  1.  Befehlshaber  der  Reiterei,  magister  equitum, 
Feldherr.  2.  Springer  im  Schachspiel:  do  sprach  er  (Saul)  zu  Abner 
seinem  r.  =  ad  priucipem  militiae,  W— B  Könige  1 17,  55.  Sobach 
den  r.  slug  her,  Könige  II 10,  18.  das  Joab  tot  was,  der  r.,  Könige 
III 11,  21.  dornach  do  er  gelassen  wart  von  dem  r.  Nabuzardam, 
Jer.  40, 1.  Und  im  gab  der  r.  speise  und  gab  und  lies  in,  Jer.  40,  5. 
Nabuzardam,  der  r.,  Jer.  52, 15  u.  16.  sein  r.,  (dux  militum),  Gen.  26,  26. 
Phycol  der  r.  (princeps  exercitus),  Gen.  21,  33. 

ritters-niantil  *  stm.  (PI.  -mentel)  Rittermantel :  Und  gurte  das 
—  swert  —  umme  sich  under  seinen  r.  ouf  die  rechte  huff,  W— B 
Pächter  3, 16. 

ritter-schaft  (riter-,  riter-,  ritterschaft)  stf.  1.  ritterlicher  Brauch, 
ritterliches  Leben  und  Tun,  Kampf,  Turnieren  usm.  2.  ritterlicher 
Stand.  3.  Stellung  als  Hauptmann  der  Ritter.  4.  Menge  von  Rittern: 
1.  unser  leben  ist  ein  r.  auf  diser  erden,  Hier.  21,  6.  Ritterschaft 
(militia)  ist  der  menschen  leben  ouf  der  erden  und  als  des  ge- 
mieten knechtes  seine  tage,  W— B,  Job.  7,  1.  wanne  di  wapen 
unser  ritterschafte  nicht  fleischlich,  sunder  geistlich  sint,  Hier. 
18,  13.  di  fursprechen  und  sachwalden  der  Sachen  di  treiben 
r.  =  militant,  Const.  IV  4, 10.  4.  Ist  nu  czal  seiner  r.?  (Num- 
quid  est  numerus  militum  eins?),  W — B  Job.  25,  3.  di  do 
enczunten  weirouch  Baal  u.  der  sunnen  und  dem  manen  und  den 
czwelf  czeichen  der  sunen  und  aller  r.  des  himels  =  omni  militiae 
coeli,  Könige  IV  23,  5.  alle  r.  Pharaonis  (omnis  equitatus),  Ex.  14,  23. 
Wiltu,  das  ich  rede  zu  dem  kunige  oder  czu  dem  fursten  der  r. 
(principi  militiae).  Könige  IV  4,  13.     Und  gepotscheftet  wart  Holo- 


590  ritter-scheften  —  redo-hau 

ferni  dem  forsten  der  r.  der  assiren,  das  die  kinder  israhel  betten  sich  be- 
reitet wider  zu  seezen  und  hetten  die  wege  der  berge  vorslossen, 
Judith  5,  1.  daz,  er  (der  helt)  ritterschefte  gert,  Trist.  1359.  da  (in 
Britanje)  man  ritterschefte  pflac,  1431.  der  rät  der  ritterschefte  wol 
an  stät,  1526.  er  stiez,  der  r.  zil  so  ho  mit  rechter  manbeit,  2006. 
Dieselben  czeit  (1297)  her  Jan  von  Michelspergk  czog  noch  r.  pis 
gen  Parys  und  kom  denselben  wegk  her  wider  mit  eren  und  an 
schaden,  Böhm.  Chr.  91.  ach  we  kung  (Ottokar  II),  das  du  nicht 
woldst  halden  deine  angebome  ritterschaft  —  sunder  du  hast  die 
(Tschechen)  underdruckt  als  deine  feinde,  92. 

ritter-seheften*  sw.  streiten,  kämpfen,  toben,  militare:  peiue 
r.  in  mir  =  poenae  militant  in  me,  W— B  Job.  10,  17.  Und  die  er- 
schrekkuuge  unsers  herren  wider  mich  r.  (terrores  domini  militant 
contra  me) ,  Job.  6,  4.  Alle  die  tage,  die  ich  im  ritterschefte  (milito), 
so  peite  ich,  unez  bis  kumet  mein  vorwandelunge.  W — B  Job  11, 14. 
begirden  die  da  ritterscheften  wider  di  sei,  T — B  I  Petri  2,  11.  daz, 
du  ritterschaftest  in  gute  ritterschaft,  I.  Timoth.  1,  18.  kaiuer. 
der  da  rittersebaftet  Got,  underwindt  sich  weltliches  gescheft, 
IL  Timoth.  2,  4. 

riussere,  riuwessere,  rimvaere  stm.  Büßer,  ein  Bereuender: 
der  ie  gewesen  wsere  ein  rechter  nassere  —  der  müßte  beim  Anblick 
Boxanes  froh  werden,  Alex.  17206. 

riinve  stswf  siem.  1.  Betrübnis  über  Getanes,  Beue.  2.  über 
Geschehenes,  Schmerz,  Kummer.  Sehnsucht,  Leid.  3.  übles  Aussehen, 
Beschädigung:  groz.es  leit  —  wil  nü  höher  fröuden  schal  senken  tief 
in  riuwen  tal  (in  Trauer  wandeln),  W.  v.  W.  859. 

i*iz,en  stv.  II.  1.  reißen,  zerreißen.  2.  lärmend  sich  bewegen. 
3.  einritzen,  schreiben,  zeichnen:  min  wäre  vröide  sol  riz,en,  sien  wirt 
in  minem  herzen  ganz ,  Alex.  776.  die  berge  von  golde  gliz,en ,  daz, 
die  grifen  dar  abe  rizen,  19324.  also  ungevüegen  duz,,  als  ob  da 
berc  \mde  tal  zesamne  riz,z,en  überal,  19  320. 

roboten  (robäten  siev.)  stn.  subst.  Inf.  vom  tschech.  roböta, 
raböta  von  rob,  rab  Knecht  =  fronen,  Frone,  Frondienst:  quia 
cum  steura  sit  quoddam  ungeltum  seu  quaedam  exaetio  angaria  et 
vexatio  communi  et  vulgari  nomine  dieta  roboten  et  non  yerus 
census  —  dicti  rustici  —  (die  von  einem  Herrn  in  Hidlein  Äcker 
hatten,  von  denen  sie  keine  „stewra"  zahlten)  ad  solutionem  stewrae 
non  sunt  compulsi,  Brunn.  Str.  I  227. 

roböt-man*  stm.  Fronarbeiter,  Sträflingsarbeiter?:  so  schol 
im  der  richter  darzu  (zum  Bau  eines  Teiches)  ze  Steuer  geben  dreisig 
tag  albeg  einen  rabotman  mit  vier  rossen,  Igl.  Stb.  111232  a. 

roböter  (robäter)  stm.  Fronarbeiter:  die  r.  frei  und  ledig  zu 
lassen,  Böhm.  Chr.  43. 

röckin,  rökkin  s.  liickin. 

rodal  beschriebene  (Bapierrolle,  Begister,  Urkunde,  von  rotulus, 
rotula,  der  jüden  rodel  =  Talmud,  Gsm.  1414)  stmf.  die  Thora, 
zcorauf  die  Juden  schwören:  Wier  haben  geseezt  daz,  nimmer  chain 
Jude  auf  daz,  rodal  schol  swern,  er  wert  dan  vur  uns  geladen, 
Brünner  Str.  U  131 ;  Prag.  Eecht  S.  183  §  19. 

rode-han  (rode  houwe)  swf.  Haue  zum  Boden,  Reuten.  Beut- 
haue, Traut,  Chr.  198. 


voden-hübel  —  ros-  591 

roden-hübel  stm.  Flurname,  (Hügel  mit  einer  Rodung?),  Igl. 
Stb.  IV  242  a. 

rodwer  (rad-ber,  rade-ber)  stf.  Schiebkarren:  Von  rodweren 
und  schrein,  di  man  liereinfurt,  do  scliol  man  geben  ein  schawffl 
(scheffel  II,  schavel  III)  und  von  einer  leren  tnnnen  ein  helbling, 
Budw.  Urkb.  N.  477. 

rofler,  eigentl.  refler  (Erzeuger  von  Gestellen,  Tragkörben,  viel- 
leicht auch  von  Saumsätteln  nach  Schmeller  =  Ref  trager;  vielleicht 
Flickschuster)  schuster,  rofler,  Schneider,  Eger.  Chr.  104  S.  69. 

roll-vass  (rolle-vaz,  als  Schimpfwort,  belegt  nur  255,  14,  Sclim. 
Fr.  2,  87)  jeder  mensch  mnss  in  nnserm  walktrok  gewalken  und  in 
unserm  r.  gefeget  werden,  Ack.  42,  5. 

roll- wagen   stm.    Reiseicagen:  Elbog.  Chr.  18,  2. 

romanev  auch  ammeney  {durch  Zuschlag  eines  r.  entstanden) 
Amt,  Eger.  Chr.  N.  103. 

röm-vart  stf.  (Wallfahrt  nach  Rom)  Pilgerfahrt  überhaupt: 
er  hat  geschafft  (das  Geld  dazu  vermacht)  ein  r.,  Igl.  Stb.  III  A  106  a. 
in  jarfrist  soll  der  mörder  selbst  ein  r.  verpringen,  V  80 d,  ich  schaff 
5  schock  czn  einer  r.,  III  182  d.  Wie  Sant  Wenslab  an  der  r.  von 
dem  keisir  inpfangen  wart,  Dal.  72,  19  (29). 

röm-weg   stm.    Pilgerfahrt  nach  Rom,   Igl.  Stb.  V  151  a.   156  a. 

ron,  -e  stsivm.  für  umgefallener  Baumstamm:  bi  dirre  maget 
minnenclich  lac  er  aber  (abermals)  als  ein  ron,  Trist.  957.  3714.  in 
der  wilde  nnder  einem  rönnen  muoste  Käin  töter  wonen,  Alex. 
11233.  ez,  (hipomita)  schiuhet  vels  noch  den  ronen,  ez,  kan  ouch  in 
dem  waz,z,er  wonen,  25565.  er  fort  an  dem  schild  ronn  (tschech. 
ostrvu),   Dal.  169,9  (74,87). 

rone-baum*  stm.  —  runge-banm,  run-baum  =  Welle  am  Schacht- 
rad der  Fördermaschine  des  Bergwerks:  ein  Neufänger,  der 
mehrere  Gruben  besitzt,  kann  gezioungen  icerden  zu  „sweren  mittene 
nff  dem  ronebaume,  das  er  sinen  gang  ns  derselben  gruben  (der 
bevorrechteten)  enphangen  habe,  DIR  1  13,  5,  s.  neufang  und  ran- 
baum. 

rör*  stf.  Ruhr  (Krankheit):  ein  grosz  bauchwe,  weisse  und 
rotte  ror  under  die  kinder  komen,  Traut.  Chr.  306. 

röre,  roave  swf.  Rohr,  Röhre:  er  sol  im  darzu  (zur  Teichanlage) 
di  roren  aus  dem  wolde  füern  lassen  zum  teich,  Igl.  Stb.  III  232a. 

roren  (rcerin)  Adj.  aus  Rohr  gemacht:  Uns  wundert,  das  du 
keiser  Julium  in  einem  roren  schiff  über  das  wilde  mer  fürtest, 
Ack.  27,  8,  s.  Plutarch:  Leben  des  C.  Julius  Caesar,  Kap.  38. 

roer- käste  swm.  Wasserkasten,  -trog:  Traut.  Chr.  S.  123  s. 
hrör-kaste. 

rcer-meister  (rceren  -  meister)  stm.  Brunnenmeister:  Eger. 
Chr.  408. 

ros  (ros,  ors,  Gen.  rosses,  PI.  ros  und  rösser,  ors,  örse)  stn. 
Roß:  ein  verkauftes  Roß  soll  man  nach  Landrecht  freien,lg\.  Str.  93. 
Im  offenen  Kriege  geraubte  Rosse  kann  man  nicht  „anefangen" 
(arretieren),  94. 

ros-,  rosse -bare  stswf.  auf  Rossen  getragene  Sänfte  ==  sie 
werden  herezu  füren  —  ouf  wegen  und  ouf  rosparen  (in  lecticis) 
und   ouf  moulen   und   auf  karren,  W— B  Is.  66,20.     die  verwunt 


592  röselich  —  rote 

wären,  die  mauge  rossebären  ze  lmse  muosten  riten,  Alex.  21960. 
zwene  zeiter  truogen  ein  schoene  rosbären,  Trist.  4447. 

röselich  (rceseleht,  -loht)  Adj.  rosenfarbig,  rosig:  Sie  aber  mit 
roselicher  gestalt  begossen  =  roseo  colore  vultum  perfusa,  W — B 
Esther  15,  8.  daz  ir  lieplich  munt  —  ein  röselehtez,  lachen  wolde 
machen.  Alex.  Anh.  565.  ir  roeselehter  wangen  brehen  gab  den  rösen 
widerglast,  Trist.  4390. 

rösen-bluome  swmf.  Bosenblide,  Böse:  din  (der  werlt)  r.  birt 
den  dorn,  Trist.  6631. 

rösen-bnsch  swstm,   Rosenstrauch :  den  rosenbusch,  Trist.  6840. 

rösen-dorn  (auch  röse-dom)  stm.  Bosenstrauch:  Crist  uns  den 
bittenden  rösendorn  bezeichent,  Trist.  6862.  6830.  6879.  6887. 

rösen-gasse*  sivf.  ein  Gassenname:  Igl.  Stb.  IV  228c;  Igl.  Stb. 
III  194a,  b. 

rösen-kranz  stm.  1.  Bosenkranz.  2.  Altar,  an  dem  der  r.  ge- 
betet ivird:  2.  cznm  heiling  kreucz  (ehemals  eine  Kirche  in  Igl  au) 
czu  der  tarn  (Altarbaild)  czmn  r.  IDZ  seh.,  Igl.  Stb.  V  99b.  V  152b. 
das  ttberig  anfczutailen  czn  dem  r.  45  gr.  und  sand  Sigmund  altar 
45  gr.,  V  148  c. 

rösen- vär  Adj.  rosenfarbig:  ir  rösenvarwen  wangen,  Trist.  5416. 

rössel  (rösseliu)   stn.   Meines  Boß:  iuwer  r.,  Trist.  2182. 

ros-markt  stm.  Boßmarkt,  ein  Platz  in  Kuttenberg ,  Igl.  Bgr. 
N.  52,  5  und  59,  4. 

ros-niaut*  stf.  Wegzoll,  Maid  für  das  Fahren  mit  Bf  erden: 
ob  er  (ein  Fuhrmann  innerhalb  8  Tagen  zum  2.  med  durch  die  Stadt 
fährt)  awer  in  den  8  tagen  ungeladen  durch  die  stat  fürt,  so  schol 
er  nicht  mauten,  on  ausgenomen,  wenn  er  ein  scheffel  habern  fürt, 
so  schol  er  rosmaut  geben,  Budw.  Urkdb.  N.  477. 

ros-stalhmg *  (=  ros-stal)    stm.   Pferdestall:  Traut.  148. 

röst  stm.  1.  Bost.  2.  Scheiterhaufen.  3.  Bost  aus  Balken. 
4.  Feuer,  Gltd:  1.  smide  ous  ere  einen  rost  zu  gleicherweise  als  ein 
neeze,  W — B  Ex.  27,  4.  einen  ereinen  rost  =  craticulam  aeneam, 
Ex.  35, 16.  von  dem  r.,  Lev.  2,  7.  do  man  mich  üf  dem  roste  solde 
lesterliche  hän  vorbrant,  Trist.  3452. 

rost  stm.  Bost  cm  Metallen:  erugo,  rabigo,  W — B  Spr.  25,  4. 

rösten  (roesten)  siev.  Prot,  roste,  Nbf.  rceschen  tr.  auf  den  Bost 
legen,  rösten,  intr.  auf  dem  Bost  liegen,  geröstet  werden :  "Wir  rügen 
auch,  daz,  wir  unsern  häuf  und  flags  macht  haben  in  der  Eger  zu 
rosten,  wenn's  uns  noet  ist,  Rüge  v.  Proehl  N.  41,  hier  =  benetzen, 
um  ihn  später  zu  rösten. 

ros-weib  stn.  lamia  =  gespenstige  Frau,  die  durch  BlemhcerJc 
Kinder  und  besonders  schöne  Jünglinge  anlockt,  Vampyr,  Unholdin: 
do  hat  sich  geleget  das  rosweip  (ibi  cubavit  lamia,  hebr.  Lilith)  und 
fanden  hat  er  ir  ein  rue,  W— B  Is.  34, 14. 

röte  (rot)  stm.  n.  Bostbrand  an  Pflanzen,  rubigo :  5.  deine  poum 
—  wirt  toube  roete  vorezeren  =  rubigo,  Deut.  28,  42. 

rota?re  (rottsere)  stm.  cithareda,  Spieler  auf  der  rotte,  einem 
harfenartigen  Musikinstrument:   floitirer  und  rotfere,  W.  v.  W.  1425. 

rote  (rot,  -e,  rotte)  stsiof.  1.  Schar,  Abteilung,  Motte.  2.  Ge- 
meinde, Markgenossenschaft.  3.  Anteil  jedes  Genossen  an  einer 
Markgenossenschaft,    4.  Ordnung,  Beihe,  Tour,  in  der  von  mehreren 


rote-raeister  —  röchen  593 

etwas  vorzunehmen  ist  (aus  mfranz.  rote  vom  lat.  rupta,  Abteilung. 
Bruchteil  eines  Heeres) :  1.  Willalm  wol  zierte  der  herren  rote, 
W.  v.  W.  3592.  den  jungen  zwein  und  ouch  ir  rote  aldä  und  üf  dem 
lande  sit  wart  starker  vride  also  gesehnt,  6404.  ein  hübsch  gefüege 
rote,  7080.  wol  berihte  sich  die  fremde  rote  gar  mit  ritterliche 
koste,  7286.  Willehalmes  rote  lac  sin  halp  an  gewin,  7388.  in  die 
rote  sult  ir  dringen,  Alex.  1567.    die  israelisch  rote  Legende,  489. 

rote-meister  stm.  Rottenführer:  r.  der  ersten  rott,  Traut. 
Chr.  320. 

röten,  roten  swv.  rot  sein  oder  werden:  heut  wird  gemacht 
hagel;  wan  der  treurig  himel  rötet,  T— B  Matth.  16,  3. 

röt-gerber  (röt-gerwer)  stm.  Rotgerber:  Eger.  Achtb.  II  210. 
211.  2.  (bei  L.  nur  Mone  Z.  18,  20). 

rotieren,  rottieren  swv.  in  rotten,  teilen  ordnen,  sammeln:  sie 
begunden  sich  rotieren,  einander  pungieren,  Alex.  2345.  die  fürsten 
sich  rotierten,  7121.    sie  begonden  sich  r.,  Trist.  921.  2897. 

rotsche  (auch  rösche,  rutsche,  rusche,  rutsche)  swstf.  jäher 
Bergabhang  Fels:  da  er  eines  Steines  want,  ein  üf  geschoben 
rotschen  vant,  Alex.  24464.  an  der  rotschen  hienc  ein  türlin  von 
einem  venster  iserin,  24467. 

rotte,  rote  siof.  harfenartiges  Saiteninstrument:  der  rotten  dön, 
Alex.  6060.  sie  ruorten  die  rotten,  Alex.  Anh.  1963.  daz,  hundelin 
sande  ich  bi  einem  Galotten,   verworht  in  einer  rotten,  Trist.  3972. 

rotten,  roten  swv.  auf  der  rotte  spielen:  diese  videlten,  jene 
rotten,  Alex.  1227. 

rotterei*  stf.  =  Räuberei,  Traut.  Chr.  45;  vgl.  reiterei  und 
Schm.  Fr.  II 178. 

rotuinbel  (Demin.  von  rotumbes,  rottumbes)  stn.  Tambourin: 
tambüren  und  r.  gröz,  gäben  ungevüegen  döz,,  Alex.  21839.  tam- 
büren  und  r.,  die  hört  man  da  üf  slahen  hei,  21871.  tambüren, 
rottumbelen,  Alex.  Anh.  450.  schalmien,  rottumbel  vil  horte  man  da 
erdiez,en,  Alex.  Anh.  716. 

Küben-zagel  (von  rüebe,  ruobe  sivf.  und  zagel  stm.  Schweif) 
stm.  Rübezahl:  die  kaiszrischen  holzkuecht  und  schwatzer  sagten: 
R.  hab  die  klausen  geschlagen  und  iren  klausenmeister  auch  mit 
ertrenckt  (a.  1576),  Traut.  Chr.  222. 

ruch  stm.  Geruch,  Duft :  Do  —  quam  ein  also  grosser  stank  zu 
meinem  ruche,  das  ich  des  Unflates  nicht  geleiden  mochte,  Hier. 
190,  6.  der  veiel  —  geneust  nicht  seines  reichen  ruches,  Ack.  22,  10. 
Mach  einen  newen  ruch  des  lebens,  der  noch  dir  in  deinen  ruchen 
louf  (crea  novum  olfactum,  odor  vitae),  Sol.  2,  38.  3,  1.  dein  ruch 
erquickt  mich,  3,  27.  ich  schepf  deinen  ruch  ==  odoreni  tuum  haurio, 
4,  2.  mein  ruch,  mach  mich  lebendig  =  odor  meus,  viviflea  me, 
4,  21.  Und  unser  herre  roch  den  ruch  der  susicheit  und  sprach, 
W — B  Gen.  8,  21.  Und  czuhant,  do  er  enpfant  des  gewandes  zusen 
ruch,  do  gesegente  her  und  sprach,  Gen.  27,  27. 

rüchen  (ruochen)  sivv.  seine  Gedanken  auf  etioas  richten,  be- 
dacht sein,  besorgt  sein,  sich  kümmern,  begehren,  ivünschen,  mögen,  ge- 
ruhen, unpers  mit  Akk  kümmern:  sich  enruochen  =  sich  nichts  daraus 
machen:  Enrucht  euch  und  sweigt  eine  kleine  weil,   Igl.  Bgr.  39,  3. 

Jeliuek,  Wörterbuch,  38 


594  ruch  —  rüegen 

räch  (G.  rühes,  rüwes)  Adj.  rauh,  zottig,  mit  Ästen  und  Zweigen 
versehen:  wip  und  mau  —  als  die  tier  rück  liberal,  Alex.  22098. 

riich  =  ruoch  s.  dieses. 

rücheii  =  ruochen  s.  dieses. 

rücke  (ruck,  -e,  rück,  -e,  rugge,  rügge)  stswm.  Rücken:  die 
rücke  keren  =  terga  vertere,  fliehen,  W — B  Jos.  7,  8.  do  beguudeu 
die  andern  czu  flyben  und  gaben  die  rucke,  Böbm.  Chr.  15. 

rüeke-laciien  (auch  ruc-,  rucke-lacken )  stn.  Wandumhang, 
Wandteppich,  W.  v.  W  123.    rücklachen,  128G. 

rücken,  rucken  swv.  (Prot,  ruete,  ruhte,  Part,  gerücket,  ge- 
ruht) schiebend  vorwärts  bewegen,  rücken,  zücken:  mit  solchem  (hier- 
bei) ist  ir  may  [estet]  ander  eim  himel  geruckt,  mit  einer  procession 
der  geistlichkait  und  gesange  bis  zum  rathauß  eingefuert  worden, 
Eger.  Chr.  1201  S.  381.  Eines  purgers  kuecht  von  den  Chutten 
sprach  dem  Wechselmeister  in  dem  Wechsel  (Münze)  pose  wort  und 
ruckete  sein  swert  auf  in  uud  wart  des  überwunden  mit  gesworn 
leuten.  Doruber  wart  geteilt  czu  einem  rechten,  das  her  die  posen 
wort  drei  suutage  auf  dem  predigtstul,  also  in  der  handveste  ge- 
schriben  stet  (Jirecek,  Cod.  jur.  Boh.  I.  S.  98)  scholt  in  den  munt  slahen, 
und  um  das  swert,  das  her  gerucket  hat,  scholt  man  im  di  hant 
absiahen  oder  her  scholt  si  losen  mit  czehen  marken,  Igl.  Bgr. 
N.  103.    daz,  swert  er  ruete.  Alex.  5929.    er  ruete  vürbaz,  mit  her,  6257. 

lückin,  ruckin.  rüggin,  rockin,  roggin  Adj.  aus  Korn 
(Boggen):  ein  rökkins  prot,  Dal.  29,  6  (5,48). 

rüde,  rnde  swm.  großer  Hatzhund:  er  trabte  üf  ein  fliehen 
den  rüden  hoveslialp  ziehen,  Alex.  12706.  aldä  sagt  er  den  Juden, 
wie  er  die  hellischen  rüden,  ir  niäge,  besloz,z,en  het,  daz,  in  Kitzel 
we  tet,  26481. 

rüder  s.  rnoder. 

rüefen,  rufen  s.  ruofen. 

rüege  s.  rüge. 

rüge,  rüege,  rüge  stf.  1.  Anklage,  gerichtl.  Anzeige.  2.  Tadel, 
Rüge.  4.  Gerichtsbarkeit,  Gerichtsbezirk.  3.  Im  nördl.  Böhmen 
bes.  auf  den  alten  Friedländer  Herrschaften  begegnen  wir  sogenannten 
..Jahrdingen",  im.  S.  und  SO.  Taidingen  oder  Bantaidingen,  während 
im  Saazer  und  Leitmerizer  Kreis  Dorfrechtsaufzeichnungen  aus  der 
Zeit  nach  den  Hussitenkriegen  in  heutiger  Weishanform  unter  den 
Namen  rüge,  ruga,  rüge  vorkommen,  so:  Büge  v.  Friedberg,  von 
Pröhl,  Schlesinger,  Mitteil.  d.  Ter.  f.  Gesch.  d.  D.  in  Böhm.  XV,  über 
Rügegerichte  in  Deutschland  und  ihre  verschiedenen  Bezeichnungen, 
Anin.  S.  174  u.  175. 

rüegen  (rüegen,  rüegete,  mögt,  ruocte)  swv.  1.  melden, 
mitteilen,  öffentlich  bekannt  machen.  2.  Anklagen,  besclmldigen, 
gerichtlich  anzeigen,  ohne  oder  mit  Dat.  der  Person,  mit  Akk. 
der  Person:  Die  hutleut  sein  dornach  schuldig  alle  saumpnusse 
der  smide  iren  oberisten  czu  rügen,  Const.  1 12,  12.  macht  der  ge- 
swornen  —  czu  besagen  und  rügen  =  potestatem  aecusandi,  IV 11,  8. 
was  er  seumnusse  sihet  oder  schaden  oder  irresal,  das  sal  er  rügen 
dem  bergmeister  (aecusare),  1 12,  5.  —  1.  Das  rügt  die  gemein  von 
Urbaw,  Chlum.  1 1.  2.  3.  26.  32.  Die  erbar  gemain  alhie  zu  Kallen- 
dorf  rüget  — ,   II  2.   3.   4.   5.     nu   rüegen  wir  und  verlautmeren, 


rfige-sam  —  run-  595 

das  — ,  Rüge  v.  Pröhl  G.  IG.    nu  rügen  wir,  8.    wir  rügen  auch  — , 
9.  10.  22.  17-23. 

riige-sam  s.  ruowc-sam. 

rüheln  (rücheln,  rühelen)  swv.  wiehern,  brüllen,  röcheln:  Rubelt 
nu  der  waldesel,  so  er  hat  gras,  oder  luttet  der  ochse,  so  er  steet 
vor  einer  vollen  crippen?  =  Numquid  rugiet  onager  — ?  W — B 
Job.  G,  5.  Über  in  haben  gerubelt  die  lewen ,  Jer.  2,  15  u.  51,  38. 
schreiende  sie  ruhein  wider  ire  gote  als  in  einem  abentessen  eines 
toten  (wie  bei  Totenmahlen)  ,Baruch  6,  31. 

rühein  stn.  das  Wiehern,  Brüllen,  Böcheln,  rugitus:  ir  rühein 
lassen  sie  ous,  W — B  Job  39,  3.     sein  r.  ist  als  eines  lewen,  Is.  5,  29. 

rülz-gebawer  (von  rülz  stm.  roher,  derber  Mensch)  stm.  roher 
Bauer:  so  werden  die  rulczgepawer  aus  uns  erbern  junckfrawen  ir 
gespotte  haben,  Böhm.  Chr.  10. 

rüm  s.  ruom. 

ruin-bauin  s.  run-baum. 

rümen  s.  ruomen. 

ruiuig  s.  ruoniig. 

rumpeln  swv.  mit  Ungestüm  und  Geräusch  sicli  bewegen  oder 
fallen:  rumpeln  und  wanderen  muoste  er  (Artus)  mit  im  hin  und  her, 
Trist.  2904.  darnach  worden  di  blasebalgen  über  das  schüllerchor 
auf  die  porkircke  gebauet,  aber  es  rumpelt  zu  hart  in  der  kirchen, 
Traut.  Chr.  41.     die  blasebalgen  —  rumpelten  gar  zu  sehr,  50. 

rüiu-rse^e,  -wort  s.  ruom-. 

run-,  ron-,  rum-bauin*  =  runge-baum  (Gr.  Wb.:  runge-boum, 
ronkbaum  von  runge  Stange,  Stemmleiste  an  einem  Wagen)  mit 
hörnern  =  Kurbeln,  drehbare  horizontal  liegende  Walze  an  der 
Fördermaschine  im  Bergwerk,  daher  auch  scheibeling  hörn  und  diese 
selbst.  Fremde  Schürfe  sind  so  toeit  zu  berücksichtigen,  als  man 
nicht  näher  als  auf  ein  Klafter  an  sie  heranrücken  darf,  das  sich 
peidenhalben  der  rumpaum  gemachsamlich  muge  umbkeren,  Const. 
II 1,  4.  dem  ersten  vinder  —  schol  man  reumen  czu  peiden  Seiten 
ie  ein  leben  czu  der  selten;  dem  2.  3.  usw.  reumt  man  ie  czu  der 
Seiten  ein  halbes  lehen,  Igl.  Bgr.  N.  1 ,  7.  Später  wurde  die  Minimal- 
entfernung auf  3'/2  Klafter  erweitert,  Kuttenberger  Ref.  von  1579 
Schmidt  3  S.  501.  Man  sol  auch  messen  einem  iczlichem  perge 
vierdhalb  lehen  an  iczleichem  teile,  anczuheben  mitten  in  dem 
wirbel  des  rumpaumes  —  7  lehen  (die  „sieben  lehen",  zu  denen  noch 
nach  jeder  der  beiden  Seiten  je  ein  kunigs-,  herren-  und  burger- 
lehen  =  „die  sechs  lehen"  hinzukommen),  Const.  II 2,  3.  —  so  tail 
wir  czu  ainem  rechten,  das  man  di  mass  nemen  schol  mitten  in  dem 
runpaum,  Igl.  Bgr.  N.  4,  2.  mass  nemen  —  von  mittel  des  runpaumes, 
N.  56,  2  u.  3.  vom  mitter  des  runpaumes,  56,  6.  das  man  die  masse 
von  dem  r.  nemen  schol  56,  5.  mitten  von  dem  r.,  56,  4.  man  schol 
im  die  mass  nemen  mitten  von  dem  rumpaumb  und  schol  sie  prengen 
under  sich  und  schol  im  sein  recht  auch  geben  under  der  erden  als 
vil,  als  ein  gemessener  perk  recht  hat,  N.  53, 25.  das  man  das 
mittel  des  rumpaums  under  sich  bringen  sol  und  sol  von  danne  den 
selben  lehen  ir  recht  geben,  Igl.  Rspr.  I.  recht  tun  und  nemen  vom 
mittel  des  rumpaums,  Igl.  Stb.  V  10b,  c.  Nu  sahen  da  di  scheppfen  kain 
runpaum  noch  stuczen  —  sondern  nuer  ain  ebens  stadel  und  ain 

38* 


596  ruoch  —  ruoren 

slechtes  ,  Igl  Bgr.  N.  6.  2  u.  5.  sie  hetteu  im  seine  kower  ausgetriben 
und  sein  r.  abgenomen,  N.  117,  2  u.  3.  ir  hower  ausgetriben  und  iren 
r.  niedergelegt,  117,  2.  Schwur  eines  Neufängers,  der  mehrere 
Gruben  besitzt,  die  unter  Tag  durchschlügig  verbunden  sind,  daß  er 
das  maßwürdige  Erz  wirklich  aus  der  bevorrechteten  Grube,  dem 
Neufang  habe,  mitten  auf  dem  wirbel  des  rumpaunes.  s.  neufang, 
ron-baum,  bringen. 

ruoch,  riich  (ruoch)  stm.  ruoche  stf.  Acht,  Bedacht,  Be- 
sorgung, Sorge,  Sorgfalt:  dir  ist  nit  ruch  vor  kaim  (kümmerst  dich 
um  niemand),  T— B  Mattk.  22,  16.  er  ket  sein  ruck  (ackt  XL  Bibel) 
=  sorgte  für  ihn,  Luk.  10,  34.  got  wil  unser  rücke  kän  des  gnade 
uns  kie  nie  verlie,  Ernst  3191. 

ruoclien  swv.  bedacht,  besorgt  sein,  sich  kümmern,  wollen, 
mögen:  wa^  ob  unser  ruocken  frou  Sselde  mit  craft  beginnet?  Alex. 
14376.  er  gab  dock  guotlick  sin  brot  ietslickem  der  sin  geruockte 
{darnach  verlangte),  Sckretel  59.  die  zit  wir  gerne  mugen  doln,  die 
uns  ruocket  \\t,  der  blüete  scharpken  most  und  guoten  wtn,  Alex.  2110. 

ruoder,  ruodel  sin.  Ruder:  des  liefen  sie  unvergolten  nickt 
mit  des  tödes  ruoder,  Alex.  4675.  Alexander  und  den  sinen  mit  tödes 
ruoder  pinen  gedäht  er  (Darius)  und  swenden  ir  leben,  Alex.  10032. 

ruofen,  rüefen  swv.  (mit  Dat.  der  Person)  jemandem  rufen, 
ir.  ausrufen:  Pkarao  rufte  Abram  und  sprack  czu  im,  W — B  Gen.  12, 18. 

ruoi'eu  stv.  V  schreien,  rufen,  beten,  ausrufen:  Nickel  Kolb  ist 
den  18.  Mai  1602  aus  der  acbtt  genomen  und  ime  ein  ckristlicker 
friedt  gerufen ,  Eger.  Achtb.  II  214.  LT  218.  er  kiess  ein  kervart  r., 
Bökm.  Ckr.  18. 

ruofung,  rüef'unge  stf.  das  Rufen,  Berufung:  ain  ieglicker 
pleib  in  der  rufung,  in  der  er  ist  gerufen  bei  Got,  T— B  I.  Korintber 
7,  20.  da^  unser  Got  euck  geruck  zu  rufen  mit  seiner  keiligen 
rufung,  II.  Tkessal.  1,  11. 

ruoni  stm.  1.  Lob,  Lobpreisung,  Ehre,  Herrlichkeit.  2.  Prahlerei, 
Selbstlob,  Überhebung.  3.  Gerede,  Aufsehen,  Gepränge,  pomphafter 
Aufzug  {Ruhm):  ruo  man  guoten  ruom  ie  git,  W.  v.  W.  2220.  er 
gap  den  gerten  keimelicken  ruom  und  kielt  sie  vür  ein  keiltuom, 
Legende  471.  gesmücket  in  megetlickem  ruome,  Trist.  727.  Isot  — 
besorgete  ire  not  umb  ir  megetlicken  ruom,  689. 

ruomen   sin.    das  Prahlen:  gelegen  was  sin  r.,  Alex.  13300. 

ruoinig,  rüniig  Adj.  stolz  auf:  wir  wurden  des  für  dick 
rumig  {icir  bewunderten  dich),  Ack.  27,  13. 

ruom-rsc^e*  Adj.  ruhmbegierig,  -redig:  verswigen  und  nickt 
ruomre^e  was  er  aller  siner  tat,  Trist.  2154. 

ruom-wort*  stn.  rühmende  Worte:  da  tuot  da^  adel  seiden 
sckin  mit  ruomworten  sine  tat,  Trist.  2159. 

ruoren,  rüeren  sivv.  1.  rühren,  Anstoß  geben,  antreiben,  in 
Bewegung  setzen.  2.  mit  Auslassung  von  ros  =  rennen.  3.  spielen 
auf  einem  Saiteninstrument.  4.  den  Acker  zweimal  pflügen.  5.  intr. 
in  Bewegung  kommen,  fließen.  6.  nachjagen.  7.  ausgehen,  herrühren 
von.  8.  angehen,  betreffen.  9.  tasten,  fühlen:  8.  die weils  meines 
kerren  des  kunigs  ubersckar  nickt  ruret,  teidingt  wie  ir  wolt, 
Igl.  Bgr.  51,  3.  dise  rede  die  kan  rüeren  {angehen)  die  vier  man, 
Alex.  27724.    die  er  in  seiner  clag  gerurt  {berührt  hat),  Igl.  Bgr. 


ruote  —  sach-wakle  597 

N.  53,  21.  er  begunde  zürn  den  herczog  mit  worten  ruren  (zu  erregen). 
Dal.  172,  20  (76,  84).  gernrter  (zweimal  gepflügter)  acker,  Tränt! 
Chr.  133. 

ruote  stswf.  Gerte,  Rute,  Ex.  4,  2.  7,  10 ;  Num.  17,  2.  du  be- 
wisest  mich  des  guoten  bi  der  krummen  ruoten,  Alex.  1918.  r.  =  mess- 
rute  =  1/30  eines  gewende;  s.  meile.  Flächenmaß:  sal  ein  iczlich 
weingarte  60  ruten  lank  u.  8  ruten  breit  sein  und  sal  iczliche  rute 
8  eleu  haben,  Stb.  Brüx.  108.  auf  der  andern  seiteu  ligt  ein  rutt 
ehrbes  (Erbsen),  Traut.  Chr.  70.    die  rutten  erbs,  71. 

ruowen  sivv.  ruhen:  vil  tausent  mark,  di  hetten  gelegen  gc- 
ruwet  in  der  erden  unnucz  pis  auf  den  jungisten  tag,  Const.  III 
1, 11.  Und  die  erde  wart  geruet  von  streiten  (quievit),  W — B  Jos.  11, 23. 

ruowe-sam  Adj.  ruhig,  quietus :  ein  rugesam  leben ,  Böhm. 
Chr.  10. 

rüschen,  riusclien  svw.  berauschen,  brausen,  prasseln:  „in  den 
rüschenden  müln",  Trist.  2191. 

rüsclmng  stf.  das  Rauschen,  Klirren:  r.  von  harnasch  was  so 
gro^,  daz,  man  der  tamburen  döz,  —  niht  moht  vernemen  üf  dem 
wal,  Alex.  7851. 

rüst-bauni*  stm.  Gerüstbalken:  der  zimerman  blieb  bei  einem 
Gerüsteinsturz  an  ein  einem  r.  hangen,  Traut.  Chr.  149. 

rüste  *  Gerüst :  Wenn  einer  ein  grub  hat  oder  rüsten  und  be- 
wart sie  nit,  Chlum.  IV  60. 

rüsten,  rüsten  Prät.  rüste,  Part,  gerüstet,  gerust)  swv.  Anstalt 
treffen,  ein  Gerüst  machen,  bereiten,  ausrüsten,  schmücken:  ein  rat 
gab  irer  may(estet)  das  geleit  mit  iren  gerüsten  pferden,  Eger.  Chr.  77. 

rute  s.  ruote. 

rutte  sivf.  eine  Belagerungsmaschine:  bliden,  mentel,  rutten, 
Alex.  Anh.  691. 

rutzig  (rützic,  rotzig)  Adj.  von  Rotz  (einer  Pferdekrankheit) 
behaftet:  Brunn.  Str.  I  278  s.  bei  hertschlechtig. 

rutzen  (=ruoch,  -e  stswm.)  Saatkrähe,  graculus,  das  in  von 
den  geflugeln  der  rutzen  —  grosser  schad  getan  werde,  Eger.  Chr. 
N.  1192. 

s 

sac-band*  stn.  Band  zum  Zuschnüren  eines  Sackes  (bei  Lexer 
sae-bendel) :  sneller  was  ze  lesen  (aufzuknüpfen)  ir  haut  vil  dann  an 
die  sacbant  (da  wegen  der  Fülle  der  Beutestücke  die  Säcke  nur 
schlecht  zugebunden  ivaren),  Alex  8702. 

sache  (sach,  -e)  stf.  1.  Streit,  Rechtshandel.  2.  Angelegenheit, 
Sache.  3.  Grund,  Ursache.  4.  Entschuldigungsgrund:  3.  du  betest 
wol  Sachen  allewege  zu  weinen,  Hier.  140,  2.  sie  waren  nach  armuot 
sache  ze  guotem  gemache  komen  und  ze  fremden  hus.    W.  v.  W.  2182. 

Sachen  swv.  I.  streiten,  Prozeß  führen.  2.  mit  etwas  zu  tun,  zu 
schaffen  haben.  3.  zurecht  legen,  verstehen.  4.  darstellen,  zeigen, 
auslegen,  bedeiden.  5.  vor  Gericht  darlegen,  klagen:  5.  di  icht  czu 
klagen  und  czu  s.  vor  im  (dem  camerer)  hetten,  Igl.  Str.  249. 

sach-walde  (sach-walte)  stm.  bevollmächtigter  Geschäftsführer, 
Rechtsverteidiger,   überhaupt    einer,   den    ein   Rechtshandel    angeht, 


598  sack-man  —  sal 

eine  Partei  vor  Gericht,  also  =  selbschol :  die  fursprechen  und  sach- 
walden der  Sachen  =  patroni  causaruin,  Const.  IV  4,  10.  ein  dritteil 
gevellet  den  ratleuten,  das  ander  drittail  gevellet  den  sachwalden 
und  das  dritte  drittail  gevellet  richter  und  scheppen,  Igl.  Str.  187. 
der  —  neun  marken  {Strafgelder)  gevallen  den  urbarem  drei,  den 
gewerken  drei,  dem  sachwalden  (=  dem  beleidigten  hutman,  steiger 
oder  czimerman)  drei ,  D  I  R  LI  §  29.  di  sachewalder,  Eger.  Chr. 
1196  S.  370. 

sack-man  stm  1.  Troßknecht.  2.  der  wie  ein  solcher  einpackt, 
Plünderer  (vgl.  Müller-Zarncke,  Mhd.  TVb.  IL  1.  S.  45):  dass  er  s.  (Hs. 
u.  Druck:  Sankmann)  in  der  Stadt  machen  wollen  (plündern  wollte) 
mit  SO  knechten,  licht  bereit,  mit  insligt,  knöden  und  zangen,  auch 
andern  Sachen,  17  feuer  pfeil  bereit  mit  schlachten  (hölzernen  Ufer- 
befestigungen), parchen  (=  parken,  Verhau  aus  Flechtiverk)  und 
aller  nothdurft  gerüst  (so  in  der  Hs.,  im  Druck:  grüs)  die  Stadt 
(Eger)  zu  verrathen,  Eger.  Chr.  N.  1043,  4. 

sac-zehent  sivsim.  Vio  jedes  Sackes  der  Ernte  von  jedem  Grund- 
besitzer an  die  Kirche  entrichtet,  Böhm.-Kamnitz,  Linke  S.  298. 

sage,  sag  stf.  1.  das  Sprechen,  die  Sprache.  2.  Rede,  Aussage, 
Erzählung.  3.  Gerücht  4.  Nachricht.  5.  gerichtliche  Aussage. 
6.  Wortlaut:  2.  §  er  vernpeme  der  boten  sage,  Alex.  4132.  der 
gnaden  bedarf  ich  wol  ze  dirre  äventiure  sage,  5397.  die  (lügen) 
sin  untriuwe  wirfet  mit  sage  uf  unschuldigen  man,  6617.  dö  er  mit 
jsemerlicher  sage  horte  sin  (des  volkes)  leit  und  ir  clage,  15358. 

sage-lied  stn.  erzählendes  Lied:  mit  guoten  sagelieden  so  wart 
ir  vil  wol  gedächt  und  ir  lop  zu  schalle  brächt,  Ernst  5222. 

sage-inere  (sage-msere)  stn.  lügenhafte  Erzählung,  Märchen, 
leeres  Gerede:  Idoch  sol  man  meer  erkennen  di  vorporgene  ader  be- 
dackte  warheit  in  guten  trewen  denn  nach  der  leute  sagemeren 
(quain  per  aures  hominum),  Const.  IV  11,  4. 

sagen  swv.  sagen,  erzählen,  nennen,  Gedichte  vorlesen  oder  ver- 
fassen, s.  in  =  einladen :  wen  man  in  die  bruderschaft  saget  (ein- 
ladet), Igl.  Stb.  V221b.  die  land,  von  den  ich  crone  trage,  in  din 
gnäde  ich  die  sage  (empfehle),  Alex.  17242.  Jhesuin,  der  da  ist  ge- 
sagt Kristus,  T— B  Matth.  1,  16.  27,  17.  27,  22.  was  tone  hie  lange 
von  geseit?  Trist.  889. 

sagich,  sagit  stmn.  Lodentuch:  man  und  vrowen,  die  sagich 
oder  loden  sniden,  Brüun.  Str.  II  240.  sin  roc  von  guotem  sagite  rot, 
Trist.  1177. 

ssejen,  sa?n  saw.  säen,  ausstreuen:  er  hat  bestanden  den  acker 
zu  sechs  strichen  zue  sehen,  Aussig.  Urkdb.  N.  29. 

sakriste  (sacristie,  sacristi)  stswf.  Sakristei,  Zelle:  In  den  vor- 
louben  und  in  den  sacristen  (in  vestibulis  et  in  exedris),  W— B  Par. 
I  23,  28. 

sal,  -wes  Adj.  dunkelfarbig ,  ivelk,  trübe,  schmutzig:  m6  kraft 
als  eure  Heidengötter)  hat  ein  dürres  loup,  swan  ez,  wirt  von  kelte 
sal  und  von  dem  boume  lit  ze  tal,  W.  v.  W.  5726. 

sal  stm.  1.  laut  Vermächtnis  zu  übergebendes  Gut.  2.  Wohn- 
sitz, Haus,  Halle,  Saal:  Brizlab  uf  den  sal  (Herzogsstuhl*,  zur 
Herzogsicürde*)  man  komen  sach,  Dal.  97,  10  (42,  2).  Nach  im 
Switinow  al  quam  uf  sines  vatirs  sal  (Herzogsicürde),  66,  30  (25,  4). 


salben  —  saraenunge  599 

salben  sicv.  Prtit.  auch  red,  silb,  salben,  bestreichen;  bildlich 
schön  tun,  schmeicheln:  er  sielb  daz,  bor  (salbet  daz,  kot  XL  Bibel) 
üf  seine  äugen,  T — B  Job.  9,  6.  Jbesus  sielb  meine  äugen,  9,  11. 
Maria  sielb  den  Herren  mit  der  salben,  Job.  11,  2.  dorumb  daz,  er 
mich  sielbe,  Luk.  4,  18.  du  silbt  mir  nit  mein  haubt,  Luk.  7,  46. 
in  Got  sielb  mit  dem  heiligen  Geist,  Botenb.  10,  38. 

s;elde,  sselden-bernde,  -reich  s.  selde,  selden-bernde,  -reich. 

stelec  s.  selig1. 

sselec-heit,  säligheit  s.  selic-heit. 

sjelec-liche,  -en  s.  selig-liche. 

saeligen  s.  seligen. 

sal-macker*  stm.  Architekt,  Baumeister:  von  den  salmacbern  = 
de  arcbitectis,  W— B  Is.  3,  3. 

salter  stm.  Psalter:  von  dir  in  dem  salter  spricht  der  herre 
Davit,  W.  v.  W.  7892.  Davit  den  ganzen  s.  inneclich  volbrachte, 
Legende  650.  ir  was  vil ,  die  nach  dem  s.  sungen,  Alex.  Anh.  1959. 
den  salter  trug  er  stetiglichen  unter  seinem  arme,  Böhm.  Chr.  27. 

salz  stn.  Salz:  das  mache  mit  salcze,  W — B  Lev.  2,  13. 

salz-lierre*  stm,  Vorsteher  der  Salzkammer,  Traut.  Chr.  283. 
286.  290.  295. 

salz-kamer*  stswf.  Kasse  für  die  Einkünfte  aus  dem  Salzregal : 
freie  s.,  Traut.  Chr.  160. 

salz-mez,z,erin   stf.   Salzverkäuferin,  Eger.  dir.  S.  68. 

salz-seule  (salz-sül)  stf.  Salzsäule:  sein  housvrow  wart  vor- 
wandelt in  ein  s.  =  in  statuam  salis,  W — B  Gen.  19,  26. 

salzunge*  stf.  salsugo,  Salzsteppe:  in  der  erden  der  s.,  W— B 
Job.  39,  6. 

sam  (sam,  -e)  Adv.  u.  Konj.  =  ebenso  wie,  wie  wenn,  als  ob, 
elipt.  Beteuerung:  Er  haisset  darumb  ein  erbstolle  sam  das  er  ewig  sei 
durch  der  langen  czeit  willen,  zu  underscheit  ander  slechtes  gebirges, 
di  sein  sam  kurcze  czeit  gegen  dem  czu  reiten,  Const.  II  4,  3.  sam 
nisnicht  =  quam  nihil,  I  2  Einl. 

saniät,  samit  stm.  Samt:  viel  von  samat,  seiden,  Traut.  Chr.  157. 

säme,  säin  swm.  1.  Samen.  2.  bestelltes  Saatfeld.  3.  Boden, 
Kampfplatz:  2.  durch  den  saamen  seinen  trifft  zu  suchen,  treiben 
zu  lassen,  Eger.  Chr.  1199  S.  376. 

samelieren  s.  samilieren. 

samen,  sainpnen  (samen,  samenen,  samnen)  swv.  zusammen- 
bringen, verbinden,  sammeln:  wie  das  si  iren  kinden  grossen  reich- 
tum  gesamen  mugen,  Hier.  36,  1.  wir  sampten  zu  uns  falsch  — 
Propheten,  3,  17.  so  sich  leip  und  sele  sampnen  werden  an  dem 
jungisten  tage,  115,  23.  Do  sich  die  heirat  sampte  {zustande  kam) 
czwischen  irem  sune  und  hern  Petirs  tochter,  Igl.  Str.  263  S.  160. 

samenung-e,  saninung,  sampnung  stf.  1.  Sammlung,  collecta. 
2.  Vereinigung,  Zusammenkunft,  Versammlung.  3.  Schar,  Gesell- 
schaft. 4.  Dienerschar.  5.  bewaffnete  Schar,  Aufgebot,  Rüstung 
einer  Streitmacht.  6.  geistl.  Kongregation,  Konvent.  5.  =  be- 
waff neter  Volksauflauf  gegen  einen  Widersacher.  Wer  der  ist,  der 
samenunge  z,u  vege  (=  zu  wege)  pringet  und  louf  domit  ouf  sein 
vidersacher  —  sol  7  schok  zu  puz,z,e  geben  an  di  stat  und  yder  man 
Verlust  ein  schok  oder  er  sye  ein  iar  von  der  stat,  Prager  Rb.  74. 


600  sainiliereu  —  sapt 

fursten  der  sanienunge  (proceres  synagogae),  W— B  Num.  16,  2. 
aller  s.  der  kinder  von  israhel  (congregationi),  Ex.  16,  9.  gesamment 
werden  sie  in  der  s.  einer  purden  (man  wird  sie  in  ein  Büschel 
binden)  in  die  grübe,  Is.  24, 22.  sanienunge  (conventicula)  der 
smide,  Const.  1 15,  8.  die  ganeze  sampnung  der  knappen,  Olm. 
Stb.  96b.  sampnung  und  samnunge  =  Versammlung,  Eger.  Chr. 
N.  1085.  domit  wir  komen  in  der  himelische  Jerusalem  froliche 
sampnunge,  Hier.  85,  28.  aller  ketzer  sampnunge  ist  vorderbet, 
111,  7.  sust  stund  aller  gelaubigen  leute  sampnunge  in  der 
kirchen,  153,  23.  ein  unfletiger  ketzer  aus  der  bösen  sampnunge  des 
snodes  Arrianus  180,  9.  —  6.  einer  von  der  sampnunge  seiner  prister, 
196,  9.  apt  und  sampnung  des  closters  czu  Czedlicz,  Igl.  Bgr.  N.  51,  11. 
des  herrn  apts  und  der  sampnung  seiner  bruder,  N.  51,  12 ;  Igl.  Stb. 
Vllc.  1.  wo  der  guten  samnung  ist,  Ack.  47,  1.  da  Darius  mit 
samenunge  lac,  Alex.  10  214.  sie  fürten  in  in  iren  sammunk  (ario- 
paguin),  T— B  Btb.  17,  19.  gein  Rom  czu  der  fursten  s.,  Dal.  79,  26 
(32,  11).  sie  hies  gepiten  ein  s.  des  Volkes,  Böhm.  Chr.  3.  auch  sal 
nimant  kein  auflauf  noch  s.  wider  den  rat  und  gesworne  gemein 
machen,  Elbog.  Chr.  63,  40. 

sainiliereu,  samlieren  sut.  tr.  und  refl.  sammeln,  zusammen- 
bringen: do  samilierte  sich  der  strit  von  den  hern  beiden,  Alex.  5856. 

sam-kouf,  samets-konf  (sament-kouf)  stm.  Kauf  oder  Verkauf 
im  großen,  nicht  im  Detail:  samkaufs  einen  last  ader  einen  halben, 
Olm.  Stb.  55.  und  sal  auch  nimande  alhie  in  der  stat  einheimischen 
noch  fremden  bei  häufen  ader  in  sammetskouffe  rinderinn  noch 
scheffln  leder  vorkeuffen,  113.  die  würczen  mit  samptkauffe  vor- 
kauffen,  92  a. 

sam->viz,z,ig  (saine-wiz,z,ec)  Adj.  bewußt  (nur  belegt  aus  Leys.  76  a) : 
in  dem  himel  ist  mein  geczeug  und  mein  samwissiger  (conscius 
meus)  in  der  höe,  W — B  Job  16,  20. 

samz,-tag,  sainez,-tag  stm.  Samstag:  der  Sun  des  menschen  ist 
auch  ein  herr  des  samcztages ,  T — B  Luk.  6,  5.  an  dem  samcztag 
(sabbath  XI.  Bibel),  Matth.  12,  1.  12,  2.  12,  5. 

sän  bes.  in  md.  Denkm.,  Adv.  =  sä  sofort,  W.  v.  W.  1575.  5865. 

sand-bote  (sant-,  sende-bote)  sivm.  Abgesandter:  Als  ir  jeczt 
bei  ewerm  sanndbotten  uns  czugeschickt  habt,  Igl.  Bgr.  95,  1. 

sand-seiger*  (von  seiger  1.  Wage  zur  Prüfung  des  Wertes  der 
Münzsorten.  2.  Uhr,  urspr.  Sand-  oder  Wasseruhr.  3.  eine  Falken- 
art)   stm.    Sanduhr,  Traut.  Chr.  55.  69. 

saniter  (salniter,  saliter)  stm.  Salpeter:  Traut.  Chr.  128. 

saniter-macher*    stm.    Salpetererzeuger,  Traut,  Chr.  128.   129. 

sappen,  czappen  *  sivv.  zappare,  mit  der  Keilhaue  abschlagen, 
s.  schappe. 

sapt  (sapt,  saben)  stm.  feine,  iceiße  Leinwand  und  daraus  ver- 
fertigte Kleidung:  Wer  auch  ainvoltigeu  tuch  (zum  Unterschied  vom 
„edlen"  von  Gent,  Eiper,  Bruchsei,  Louen,  von  Dorn  oder  polanischem 
tuech),  sapt  oder  loden  versneiden  wil,  der  sol  auch  in  der  stat  ein 
gesessen  burger  sein  und  czu  dem  ministen  von  12  marken  losung 
geben,  Brunn.  Str.  II 181. 


sarc  —  Sauerteigen  601 

sarc  (sarc,  sarch,  Gen.  sarkes,  sarches,  PI.  sarke,  serke)  sirf. 
Sarg  (aus  griech.-lat.  sarcophagus) :  zwene  sarke  von  edelem  merniel- 
steine,  Trist.  6786.  Schrein  für  ein  Götzenbild,  Schrein:  ich  hab  ein 
sairch  wyt  und  lang  des  geldis  Lubussi  vol  geleit,  Dal.  40,  30 
(10,  137). 

sarc-stein  stm.  Grabstein:  der  sarcstein  ein  marmelstein  was, 
Alex.  16953.  27179. 

sardius   stm.   ein  Edelstein:  önichus  und  s.,  Trist.  4520. 

sardjand,  sargand  (aus  franz.  sergent,  it.  sergente,  span. 
sargento,  von  lat.  serviens)  stm.  Knappe,  Fußknecht:  manegen 
frechen  sardjant,  Alex.  23  863.  der  wegemüede  sarjant,  Trist.  1187. 
ritter,  sarjande,  Alex.  12065. 

sar-ring  stm.  Panzerring:  an  dem  halsperg  lac  meisterliche^ 
werc  von  kleinen  sarringen,  Rf.  93. 

sät  G.  ssete,  sät,  PI.  saete)  stf.  das  Säen,  die  Aussaat,  Samen- 
korn, Saatfeld:  da  er  zum  ersten  gieng  durch  die  set  (Saatfelder), 
T— B  Luk.  6, 1 ;  Matth.  12,  1. 

sat-blaw  *    Adj.   gesättigt  tiefblau,  Eger.  Chr.  N.  1004. 

satel-decke  stswf.  Satteldecke,  Böhm.  Chr.  84. 

sateln,  satiln  swv.  satteln :  sattilte  seinen  esel  (stravit  asinum), 
W— B  Gen.  22,  3. 

sat-heit  (sat-,  satec-heit)  stf.  das  Sattsein:  zu  der  s.  (ersattung, 
XL  Bibel)  des  fleischs,  T— B  Koloss.  2,  23. 

satung  (auch  setunge)  stf.  Sättigung:  s.  der  dürftigen,  Beiwort 
f.  Gott,  Ack.  56,  9. 

salz  s.  saz. 

Satzung  stf.  1.  Festsetzung,  gesetzl.  Bestimmung.  2.  Vertrag, 
bestimmte  Taxierung,  Verpachtung.  3.  Verhaftung  eines  Verbrechers. 
4.  Verpfändung.  5.  eingesetztes  Pfand:  noch  iren  saczungen  und 
dienste  (secundum  vices  suas  et  ministerium),  W — B  Par.  II  24,  3. 
1.  suliche  artikln,  saczung  des  sneiderhandtwerchs,  Igl.  Stb.  V  176  c. 
6.  die  s.  der  hab  sol  in  das  statpuch  geschriben  werden,  III  57  b.  4.  e  das 
di  s.  geschieht  (eines  guets  in  die  tafel),  Igl.  Str.  56.  wanne  eigen- 
schaft  pesser  recht  hat  denne  s.,  56.  do  bewart  wirt,  das  kein  krieg 
umb  dieselbe  s.  (Verpfändung  von  erb  und  eigen)  wirt,  I  S.  362. 
1.  das  naturlich  recht  —  u.  die  heilige  s.,  Const.  I  2,  1  (legitimae 
sanetiones)  —  2.  das  —  der  gemein  mit  der  s.  (Preisbestimmung 
durch  städt.  Weinschätzer)  der  wein  gleich  recht  und  benuglich 
geschee,  Olm.  Stb.  53. 

sauer-ampfer-hübel*  (von  sür-ampf er  stm.)  stm.  Hügel,  an  dem 
Sauerampfer  wächst  (Flurname),  Traut.  Chr.  210. 

sauer-ampf-wise  sivstf.  Wiese  mit  Sauerampfer  (Flurname), 
Traut.  Chr.  131.  132. 

sauer-teig  (sür-teic)  stm.  Sauerteig,  fermentum,  W— B  Ex.  12, 
15  u.  19;  Lev.  2,  11. 

Sauerteigen*  swv.  mit  Sauerteig  einmachen,  fermentare:  Welcher 
gesauerteigtes  isset,  W — B  Ex.  12, 15  u.  19.  e  man  das  gesauerteigte 
=  antequam  fermentaretnr,  Ex.  12,  34.  wenne  sie  mochten  es  nicht 
gesauerteigen,  Ex.  12,  39.  Nicht  sol  erscheinen  gesauerteigtes  in 
allen  deinen  creissen  siben  tage,  Deut.  16,  4.     czwei  brot  —  von 


602  sauffer  —  sä-zehant. 

czwei   czehenden   gesauerteigter  semein,   die  solt   ir  kochen,  Lev. 
23, 17. 

sauffer*  stm.  Säugpumpe  im  Bergwerk:  Was  wir  do  (in  den, 
mittels  Hurchschlags  verbundenen  Gruben)  unpilleichs  vonden,  das 
liab  wir  czuslagen  an  ein  vocher  (zur  Windführung)  und  ein  sauffer 
(zur  Wasserhaltung),  di  wir  fnnden  in  den  Querczin,  die  lise  wir 
czu  der  czeit  pleiben,  Ig].  Bgr.  64,  4. 

saul-aks  (sül-ackes)  stf.  ascia,  Beil.  er  behawet  es  —  in  der 
saulaks,  W— B  Jer.  10,  3. 

sauine.  summe  (soum  PI.  soum,  söume)  stm.  Last  eines  Saum- 
tieres. Auf  was  wagens  man  vindet  edle  tueeber  sam  von  Eiper 
oder  von  Gent  oder  von  andern  steten,  der  geb  von  einer  summe 
oder  säume  ein  baibin  vierdunck  und  czwelf  tueeber  machen  eiu 
summe.  Brunn.  Str.  II 146;  vgl.  jedoch  Schm.  Fr.  2,  279:  ain  säm  ; 
gewants  =  22  tuoch.  (Chr.  1.  100,  23:  4  welisch  zentner  machen  ein  ! 
säum). 

säumen  (sümen,  Part,  gesaumbt)  suro.  tr.  mit  Acc.  der  Sache: 
hinhalten,  verzögern,  mit  Acc.  der  Person:  warten  lassen,  hinhalten, 
refl.  zügern,  säumen:  und  die  leut  im  markt  solten  gesaumbt  sein, 
Taiding  von  Friedberg  29. 

sauinenunge  s,  sameminge. 

sauin-nus,  sauinp-,  seiiin-nus*  stn.  Verzögerung,  das  Säumen: 
seien,  die  von  seinem  (des  bischofs)  saumnuss  oder  durch  seine  böse 
lere  vorirret  und  vorderbet  sint,  Hier.  216, 19. 

sauin-schrein  (soum-schrin)  stm.  Schrein  auf  einem  Saumtiere, 
Beisekasten :  mangen  soumer  richlich  sach  man  da  soumschrin  tragen, 
Trist.  4365. 

saumung  (sümunge)  stf.  Hinhaltung,  Hinderung;  Versäumnis, 
Zögenmg  die  selbig  s.  (Nichterscheinen  vor  Gericht)  sullen  die  herren 
in  der  margensprach  wegen,  Igl.  Stb.  IV  206 d.  kein  s.  (verziehen, 
XI.  Bibel).  T— B  Btb.  20,  16.  mein  herr  macht  s.  zu  kumen,  Matth. 
24,  48.    do  di  s.  des  preutigams  wart  gemacht,  Matth.  25,  5. 

saupe*  stf.  Abgabe  von  einer  Schmelzhütte  an  den  saupnik 
I  icohl  slav.  zupnik,  zupan,  Edler,  Fürst,  süpän,  söpän) :  ich  den 
herren  saupe  gebe  und  alle  recht  davon  (von  der  schmelzhutte)  getan 
habe,  Igl.  Bgr.  99,  1. 

saupnik*  stm.  Verwalter  von  Schmelzhütten  des  Landes-  oder 
Grundherrn:  des  ich  mich  czihe  (berufe  auf)  an  einen  gewaldigen  s., 
Igl.  Bgr.  99,  1.     der  eldisten  und  den  s.,  N.  100, 1. 

saz  (G.  Satzes)  stm.  1.  Ort,  wo  etwas  hingesetzt  ist,  liegt.  2.  was 
hinterlegt  als  Pfand  ist.  3.  Hinsatz  beim  Spiel.  4.  Vertrag.  5.  Ver- 
ordnung, Gesetz.  6.  Schutz-  und  Trutzbündnis.  7.  Waffenstillstand. 
8.  Testament.  9.  Tarif.  10.  Atisspruch.  11.  Vorsatz,  Entschluß. 
12.  Satz,  Sprung:    10.  wä  sinnig  saz?  Trist.  5. 

säz,e  stf.  1.  Wohnsitz,  Bastort.  2.  Versteck,  Hinterhalt,  Lauer, 
Nachstellung.  3.  Lage.  4.  Lebensweise,  Einrichtung,  Verhältnis. 
5.  Maß,  Art  und  Weise:  5.  das  ein  ubergrosse  schar  gar  fleissiger 
uberschoner  leute  in  ordenlicher  säz,e  zwen  und  aber  zwen  —  in  die 
selbe  kirchen  gingen,  Hier.  222,  21. 

sä'zehant,  se-,  soczehaiit  von  sä  Adv.  sogleich,  Igl.  Str.  38.  85. 
42.  184.  185.  186;  Const.  Igl.  Bgr. 


scatel  —  scheefel  603 

scatel  s.  Schachtel. 

schab  ab*  Imperativ  als  Tnter j.  =  hinweg  (mit  deinem  Glück'.): 
nun  wart  zu  mir  gesprochen :  schab  ab !  Ack.  5,  3. 

schäch  (aus  pers.  schäh)  sin.  m.  1.  der  König  im  Schachspiel. 

2.  drohender  (schachbietender)  Zuruf  an  den  König  im  Schachspiel. 

3.  Kriegspiel,   Kampf:   sin   manheit   bot  in  swreren  schäch,  Alex. 
13208;  s.  auch  mat. 

schrieben  sivv.  Schach  bieten,  bildlich,  nachstellen:  der  sinem 
lebene  schachte  und  Marken  zu  ören  brächte  ir  tougen  und  ir  minne, 
Trist.  3041.  der  da  get  an  dem  tag,  der  schacht  (beleidiget,  XI.  Bibel) 
nit  (stößt  nicht  an),  wan  er  sieht  daz,  liecht  der  werlt,  T — B 
Joh.  11,  9. 

Schacher,  schlechtere  stm.  Räuber,  Schacher:  ein  blitzen 
crueifix  u.  zwen  schecher,  Traut.  Chr.  32. 

Schacht  (schabt  md.  Form  für  schaft)  stm.  1.  im  Bergbau, 
Schacht,  wiederholt  Igl.  Bgr.  2.  auch  in  übertragener  Bedeutung: 
in  den  schacht  der  vorterpnüs  =  in  puteum  interitus,  W — B  Ps. 
54,  24. 

Schachtel,  scatel  (aus  mlat.  scatula)  swf.  Schachtel:  ein  Namens- 
verzeichnis der  Ratsherrn  in  einer  scatel  verpicht  —  in  den  knauf 
des  kirchturms  gesetzt,  Traut.  Chr.  48. 

schacht-rad*  stn.  Schachtrad,  Runbaum:  mitten  in  dem  wierbel 
auf  dem  seh.,  Const.  II  2,  6. 

schäch-zabel  stn.  1.  Schachbrett.  2.  Spiel  darauf  Eger.  Str. 
B.  28;  Ernst  2572;  Alex.  2907;  Dal.  83,  12  (34,  9). 

schaden-gelt*  stn.  Zinsen,  Eger.  Chr.  N.  1115. 

schaden-sack*  stm.  Schadenstifter,  schadenfroher  Mensch:  Pf  ei 
euch,  böser  seh.  (Anrede  an  den  Tod),  Ack.  37,  10. 

schad-haft  (schade-haft)  Adj.  1.  Schaden,  Verlust  bringend, 
schädlich.  2.  beschädigt.  3.  seh.  werden  =  schaden  nehmen.  4.  einen 
seh.  machen  —  schädigen:  2.  Tu  vierlei  weise  in  perkrechte  wirt 
ettlicher  seh.  an  seinem  rechten,  das  man  czu  latein  contumax 
nennet  1.  ab  der  clager  ader  der  antwurter  nicht  gesteet  (erscheint 
vor  Gericht),  2.  ab  der  antworter  gesteet  und  dem  richter  nicht 
gehorsam  ist,  3.  ab  er  von  dem  gerichte  an  Urlaub  geet,  4.  ab  der 
clager,  diweil  das  gericht  wert,  keine  clage  auf  den  antwurter  tut 
und  leutmert  das  der  antworter,  wenn  der  richter  iczund  von  gerichte 
geet,  so  wird  der  clager  dovon  seines  rechten  schadhaft,  das  ist 
eunturnax,  Const.  IV  4,  16.  der  sol,  was  er  genomen  hat,  den 
schadhaften  widerkeren  (laesis  restituere),  I  4,  7. 

schad-hal'tig  Adj.  =  schadhaft  2.  =  beschädigt:  solche  tail  sein 
nicht  also  seh.  gewest,  das  sie  ein  kgl.  ambtman  hett  muessen  ver- 
sargen,  Igl.  Bgr.  N.  85,  3. 

schadung  *  stf.  Schädigung,  Anstoß,  Beleidigung :  der  stein  der 
seh.  (beleidigung,  XL  Bibel),  T— B  I  Peter  2,  7.  das  ir  icht  legt 
seh.  oder  daz,  trubsal  (die  schände,  XL  Bibel)  den  brudern,  Römer 
14,  13.  si  schatten  au  dem  stain  der  seh.  (sie  haben  beleidiget  den 
stein  der  beleidigung  XL  Bibel ,  stießen  sich  an  den  Stein  des  An- 
stoßes), Eömer  9,  32. 

schsefel,  schsefelin  stn.  Schäfchen:  der  wise  man  sine  seh. 
überal  üz,  und  in  tribet  mit  der  zal,  Alex.  5815. 


604  schaff  —  schaffer 

schaff  (sehaf,  -ffes,  PI.  schaf,  scheffer)  stn,  mm*  Schaff  für 
Flüssigkeiten.  2.  Getreidemaß,  modius.  3.  kl.  Brot:  Wer  preut  hat 
(Bier),  der  hat  muessen  haben  1  schapffe  und  der  prewer  den  andern 
schappfen,  Chlum.  IX,  5. 

schaffen  stv.  IV  und  sivv.  1.  erschaffen.  2.  schaffen,  gestalten, 
bilden.  3.  machen,  bewirken,  ins  Werk  setzen.  4.  in  Ordnung 
bringen,  bestellen,  besorgen.  5.  mit  Dat.  der  Person,  jemandem 
etwas  verschaffen,  bes.  testamentarisch  vermachen.  6.  verordnen, 
befehlen,  reft.  7.  entstehen.  8.  sich  bereit  machen,  einrichten. 
3.  swaz,  er  —  der  Erbstolner  in  einem  gemessenen  Berg  oder  Bürger- 
lehen —  mit  einer  kraczen  under  sich  geschaffen  mac,  das  gehört 
an  seinen  nucz,  Igl.  Bgr.  U— B  19.  unser  gutlich  rat  kan  an  dir 
nicht  geschaffen,  Äck.  35,  20.  5.  sullen  auch  wir  und  unsr  stat  im 
(dem  Arzt  Meingoz)  die  gult  (Leibgedinge)  oder  wem  er  die  ge- 
schaffet hat  (rechtl.  übergeben)  geben,  Eger.  Str.  L.  Meing.  3.  Daz 
selgeret  und  geschaftes  guet  losung  schol  geben ,  Brunn.  Str.  II 173. 
ich  wil  meine  dink  seh.  und  bescheiden,  als  ichs  haben  wil,  Igl. 
Str.  247.  die  czwei  schock,  di  ir  ir  prüder  hat  geschaft,  233  b.  ich 
schaffe  mein  haus  und  alle  meine  hab  —  meinem  elichen  weibe, 
324.  daz,  er  sin  dinc  schuofe  (Testament  mache),  Alex.  26986.  der 
küniginne  —  ich  lange  hau  geschaft  (vermacht)  alle  min  bereitschaft, 
26997.  dö  er  sin  dinc  het  geschaft,  27047.  die  nicht  geben  das 
selgeret,  das  si  (die  Eltern)  geschaffet  haben,  Job.  v.  Igl.  4.  Gebot, 
das  einer  sein  gutt  mag  seh.,  wem  und  er  will,  Chlum.  V.  Was 
einen  —  anerbt,  anfeit  und  was  im  geschafft  ader  czu  getrewer 
hant  bevolhen  wirt,  Olm.  Stb.  133.  das  —  jegleicher  mensch,  frau 
oder  man,  sein  hab  und  sein  gut,  vorend  oder  unvorend,  seh.  u.  geben 
mag  mit  gesunten  leib  oder  an  dem  totpett,  wem  er  wil,  vor  dem 
richter  und  vor  schephen,  Budw.  Urkdb.  N.  445.  4.  seh.  u.  schicken 
=  disponere,  Igl.  Bgr.  U— A  17.  nichts  liebers,  dan  wo  er  ewern 
schaden  kan  seh.,  Böhm.  Chr.  4. 

schseffen-,  schaepen-brief*  stm.  schriftliches  Urteil  oder 
Schreiben  der  Schöffen,  Traut.  Chr.  71.  s.  schepfen-brief. 

schaffer  stm.  1.  Schöpfer.  2,  Anordner,  Aufseher,  Hausver- 
walter, Schaffer.  3.  Zugsführer:  2.  wir  sein  nicht  herren  sunder 
seh.  diser  werltlichen  dinge,  Hier.  48,  2.  zu  dem  seh.  =  dispensator, 
W— B  Gen.  43,  16.  43,  19.  44,  1.  Und  Achab  rufte  Abdia,  den  seh. 
seines  houses  (dispensatorem),  Kön.  III  18,  3.  zu  allen  seinen 
schaffern,  Esdr.  III,  11  Anfang,  meines  houses  schaffers  sun(=pro- 
curator  wie  in  allen  folgenden  Belegen),  Gen.  15,2;  Esther  8,  9.  der 
herr  des  Weingarten  sprach  zu  seim  schaffer,  T— B  Matth.  20,  8. 
Chuse,  der  seh.  Herodes,  Luk.  8,  3.  VTon  den  schaffern  und  ir  ampt, 
Const.  I  14.  Die  seh.  sein  di  do  handeln  fremde  Sachen  von  der 
herren  gepot  wegen,  1 14, 1.  die  seh.  der  taile  =  procuratores  partium, 
I  14,  3.  seh.  der  koste,  die  man  heisset  besteiler  =  pr.  tantummodo 
expensarum,  qui  vulgariter  dieuntur  besteller,  114,4.  seh.  der 
teile  sollen  in  Gegemvart  des  Bergmeisters  und  mindestens  zweier 
Gewerken  bestellt  werden,  1 14,  3.  seh.  vor  Gericht,  IV  10,  2;  III  8, 1. 
ob  der  kauffer  des  vorkauffers  ader  seines  schaffer  nicht  gehaben 
mag,  III  6,  7.  ab  —  dein  seh.  dir  auflesset  di  recht  und  clag  teidinge, 
III  8,  1.    Es  mugen  auch  peide  iener  und  diser  vor  gerichte  gesteen 


schaffer-brücke  —  schal-bsere.  005 

mit  seinem  schaffer  und  furmunden  an  seiner  etat,  der  in  der  Sache 
wol  underweiset  ist  und  vor  des  gerichtes  puch  ader  vor  den  ur- 
burern  ader  pergineistern  redlich  gesaczt  ist  idoch  also,  das  der  seh., 
der  do  teidinget  und  beschirmet  in  des  namen,  der  do  nicht  kegen- 
wortig  ist,  gelub,  genuk  czu  tun  und  das  sein  herre  das  ding  stete 
halde  und,  was  gericht  wirt,  das  es  ablediget  werde,  wenn  keiu 
schaffer  mag1  gesein  in  eins  andern  dinge  äne  genuktuunge  (satis- 
datione  —  Vollmacht),  IV  3,  3.  Diselben  seh.  (der  teile)  mugen  iren 
herren  ire  teile  nicht  vorlisen,  ab  si  für  ir  herrn  di  kost  nicht  gelten, 
es  were  denn,  das  iene,  den  man  di  kost  schuldig  ist,  di  selben 
koste  heischen  und  forderten  in  kegenworticheit  des  pergmeisters 
oder  pei  des  pergmeisters  poten  und  einem  gewerken,  di  derselbe 
perkmeister  darezu  sunderlich  geschickt  hat,  1 14,  5.  ein  ander  perk- 
meister  u.  ein  ander  Steiger  u.  ein  ander  seh.,  Igl.  Bgr.  39,  2.  der 
Eberhart,  der  des  pergwerks  ein  seh.  und  ein  vorweser  ist  gewest 
vor  mit  dem  Steiger,  der  ist  aber  seh.  und  vorweser  des  bergwerks 
mit  dem  Steiger  iczuut,  39,  4. 

schaffer-brücke  swf.  Traut.  Chr.  116. 

Schaffung  stf.  1.  Vermachung.  2.  Anordnung*,  Befehl:*  2.  di 
erwelung  (das  Recht,  den  Bat  zu  wählen)  sal  bleiben  pisz  auf 
weiter  seh.  und  gepitung  konigl.  m  (ajestet),  Elbog.  Chr.  61,  30. 

schäf-haus  (-hüs)  stn.  Schafstall:  das  wir  mit  in  in  dein  seh. 
gefürt  werden  (in  unum  ovile  tuum),  Sol.  66;  22.  seh.  der  schaf, 
T— B  Joh.  10,  1.  10,  16. 

sehäf-hof  stm.  Hof  mit  Schäferei,  Eger.  Chr.  707. 

schaf -meister  *  stm.  Schaf hirte:  der  seh.  seiner  hert,  W — B 
Gen.  38,  12.  seh.  über  meine  hert  =  magistros  pecorum  meorum, 
Gen.  47,  6. 

schäf-stall  stm.  Schafstall,  W— B  I.  Kön.  24, 4. 

scliaft  Bl.  schefte  stm.  1.  Schaft  am  Speer,  dieser  selbst.  2.  als 
Maß,  Schaftlänge.  3.  einer  Bflanze,  Stengel.  4.  eines  Stiefels, 
2.  Traut.  Chr.  635. 

schaf -trib  stm.  das  Becht,  Schafe  auf  die  Weide  zu  treiben: 
der  seh.  halben,  Eger.  Chr.  1199  S.  377. 

schM-vel  Bl.  -velle  stn.  Schaffell,  Eger.  Str.  78.  schafvelle,  di 
do  zeitich  sint,  ebenda. 

schal  Gen.  schalles  stm.  1.  Schall,  lauter  Ton.  2.  Gesang,  Ge- 
lächter, Jubel,  Klage,  Geschrei.  3.  bes.  der  Freudenlärm  bei  ritter- 
lichen Festen.  4.  übermütiges  Lautwerden,  Übermut,  Brahlcrei. 
5.  Berühmtheit.  6.  Gerede:  ze  schalle  werden,  bringen:  3.  wil  nu 
hoher  fremden  schal  senken  tief  in  riuwen  tal,  W.  v.  W.  858.  und 
mit  gemeinem  schalle  sprächen  sie  do  alle  (einstimmig),  3871.  so 
hat  freuderichen  schal  des  himels  gesinde  obir  al,  Ernst  3357. 

schal,  -e,  schäl,  -e  stswf.  Schale,  Hülse  einer  Frucht,  eines 
Eis,  einer  Schnecke:  von  snecken  schäl  also  groz,,  Alex.  22775. 

schal-bsere  Adj.  1.  laut  oder  weithin  schallend.  2.  bekannt,  be- 
rühmt. 3.  anrüchig.  4.  ruchbar:  1.  mit  schalbserem  döz,e,  W.  v.  W. 
1537.  tämbür  und  pusinen  gröz,  gäben  do  schalbseien  doz,,  1421. 
al  den  werden  bevorn  helle  schal bseriu  hörn  manic  meister  do  erclaucte, 
1391.  der  schalberen  werdikeit,  Trist.  1401.  rotumbellen  in  schalle- 
bserem  döz,e  gäben  iren  lüt  do  groz.e,  Alex.  Anh.  451. 


C06  schalk  —  schamig 

schalk  (auch  schalch,  PI.  schalke,  sclielke,  vereinzelt  auch  sw. 
Formen).  1.  Leibeigener,  Knecht,  Diener,  überhaupt  Mensch  niederen 
Standes.  2.  Eisengestell  für  die  Pfanne.  3.  Mensch  von  knechtischer, 
ungezogener,  ungetreuer,  hinterlistiger  Sinnesart.  4.  Possen,  Schelmerei. 
5.  *  Schlechtigkeit,  malitia :  3.  was  ein  schalk  vor  den  ougen  unsers 
herren  =  nequam,  W — B  Gen.  38,  7.  Wo  ein  schalk  oder  schälkhin 
in  eines  frommen  mannes  honss  käme  und  entführt  im  was,  Chlum. 
I  30.  III  15.  dein  mimt  was  überflüssig  des  schalkes  =  abundavit 
malitia,  W— B  Ps.  49,  19.  ich  hin  von  im  genent  ein  schalk  und  ein 
alter  pub,  Igl.  Stb.  V215a.  der  geist  des  schalkis  pfotigte  in  — 
exagitabat  eum  Spiritus  nequam,  W — B  Könige  I  16, 14. 

schalk  Adj.  boshaft,  hinterlistig,  schlecht,  nequam:  Aus  deinem 
munde  rieht  ich  dich,  knecht  schalk  (serve  nequam),  Const.  IV  10,  1. 
schalk-haft,  -haftig  (auch  schalkhaft)  böse,  schlimm:  den  schalk- 
haften sit  erbolgen,  Alex.  1418.  wider  die  geistlichen  schalkhaftigen 
T— B  Ephes.  6,  12.  die  seh.  sune,  Matth.  13,  38.  schalkhaftiger  und 
krummer  ist  der  sele  feint  =  versutus  —  iste  hostis  et  tortuosus, 
Sol.  45,  39.  ein  schalkhaftigs  leben ,  8,  26.  mit  einem  seh.  weihe 
(muliere  nequam),  W— B  Sir.  25,  23  u.  25,  22. 

schalk-heit  (auch  schalkeit)  stf.  1.  Knechtschaft,  Gefangen- 
schaft. 2.  niedrige  Gesinnung,  Arglist,  Bosheit:  seh.  =  nequitiae, 
W — B  Ps.  54, 16.  ire  seh.  und  list  bedecken  =  suam  versutiam 
palliare,  Const.  I  7,  8.  das  si  sich  nicht  rurnen  dorfen  irer  seh.  =  de 
suis  iniquitatibus  gloriari,  I  7,  8.  ir  bösen  geiste,  ir  meister  aller 
seh.,  Hier.  144,  8.  das  er  (der  Ketzer)  so  grosse  seh.  so  lange  frist 
getriben  bette ,  152.  28.  mit  gewonlicher  seh.  seiner  (des  Teufels) 
falschen  kunsten,  202,  29.  offenbar  deine  seh. !  163,  8.  uns  zu  vor- 
treiben die  seh.  aller  sunden,  16,  18.  seh.  deines  herezens,  I.  Kön. 
17,18.  warumb  seit  ir  mir  nit  holt?  ir  wist  ie  kein  seh.  an  mir, 
Elbog.  Chr.  134,  21  ff. 

schallen  swv.  mit  Geräusch  niederfallen,  laut  rufen,  schreien, 
lärmend  seine  Freude  äußern:  vil  geschallet  und  geschrit  wart, 
Trist.  2900. 

schalinie  (von  lat.  calamus,  mlat.  scalmeia.  -ia,  mfranz.  chalemie) 
swf.  Bohrpfeife,  Schalmei:  püken,  floiten,  schalmien  vil  (da^  heimeilt 
die  herverte  spil)  der  gedoene  was  da  groz,,  W.  v.  W.  3614.  manic 
hörn  der  schalmien  hört  man  freelich  da  erschrien,  Alex.  19  925. 
seh.  gäben  süezen  schal,  Rf.  176. 

schain,  -e  stf.  schamme  swf.  1.  Scham,  Schamhaftigkeit,  Züchtig- 
keit, Ehrgefühl.  2.  ivessen  man  sich  nicht  zu  schämen  braucht. 
3.  Beschämung,  Schmach,  Schande.  4.  Scham-,  Geschlechtsteile: 
1.  Etliche  schäme  ist  noch  bei  den  weihen,  wie  kleine  sie  auch  sei, 
Hier.  53,  13.  4.  besneiden  sult  ir  das  vleisch  ewer  schäme ,  W — B 
Gen.  17,  11.    in  den  schänden  und  in  den  schämen,  Trist.  3555. 

schamel,  schemel  stm.  Schemel,  Fußbank:  die  erde  ist  ein 
seh.  seiner  fuz,z,,  T— B  Matth.  5,  35. 

schaniig  (schamec,  schemec,  -ic)  Adj.  1.  verschämt,  schamhaft, 
züchtig.  2.  Schande  bringend,  schändend:  1.  Bis  allewege  nüchter, 
schamiger,  weiser,  Hier.  70,  5. 


schaiu-röte    -  scharfen  607 

scham-röte  stf.  Schamröte  (nur  Renn  12 644) :  Und  het  ir  vater 
gespeiet  in  ir  antlicze,  solde  sie  nicht  doch  siben  tage  mit  scham- 
rote undergossen  werden,  W— B  Nnm.  12,  14. 

scham-sam  (schame-sam  nur  aus  Hpt.  21.  365.  1180  belegt)  Adj. 
schimpflich:  Es  ist  seh.  (turpe)  idem  manne,  das  er  das  recht  nicht 
enweis,  domit  er  umhgeet,  Const.  IV  7, 1. 

schani-wunde  swf.  das  Gesicht  entstellende  Wunde:  Ain  scham- 
wunten  haisset  die  under  dem  antlntz  ist  nnd  do  schol  ein  man  um 
sweren  selbfunfter  sam  um  ein  lern,  Brunn.  Str.  II  185  sonst  nur  aus 
Kaltb.  belegt,  ein  seh.  under  dem  angesicht,  die  da  peinschretig  ist 
gewesen,  Igl.  Stb.  V  82  d.  ein  seh.  an  dem  inund,  V  69  a.  ain  scham- 
wunden ob  dem  tenken  aug,  V  37  c. 

schanden-sack  stm.  in  einer  Lesart  für  schadensack,  Ack. 
37,  10. 

Schändung  (schendunge)  stf.  blasphemia,  vituperatio:  laster- 
meilig  seh.  Anrede  an  den  Tod,  Ack.  7,  15. 

schand-wort  stn.  Schmähung,  W — B  Spr.  10, 18. 

schanze  stf.  Beisigbündel;  Schutzbefestigung :  unser  beider  tjoste 
seh.  der  unverzagte  widerlegte,  Alex.  5772. 

schanz,  -e  stf.  Fall  der  Würfel,  Glücksfall,  Spiel,  Einsatz, 
Aussicht  auf  Gewinn:  im  bete  der  minnen  schanze  sich  getopelt 
also  wol,  Alex.  4704. 

schanz-korb  stm.  Schanzkorb:  es  waren  auch  die  schrött  im 
zwinger  u.  die  schantzkörb  ausgeschütt,  Eger.  Chr.  93. 

schapel,  schäppel  stm.  aus  mfranz.  chapel,  fr.  chapeau,  mlat. 
capa  1.  Kranz  aus  Laub,  natürl.  oder  künsll.  Blumen  als  Kopf- 
schmuck, besonders  der  Jungfrauen.  Das  künstl.  Schapel  war  ein 
Band  oder  eine  Schnur,  wohl  auch  Goldreif,  und  ging  ivie  ein  Kranz 
um  die  Stirne  oder  kreuzweis  verschlungen  um  den  Kopf,  vielfach 
mit  Perlen  besetzt.  Schmuck  für  Jungfrauen,  Frauen  und  Männer. 
Es  gehörte  zur  „gerade".  2.  Auch  Christi  Dornenkrone.  1.  gokle 
rot  ein  seh.  =  Diadem,  W.  v.  W.  4008.  der  linden  loubes  ein 
schapel,  Trist.  1183. 

schseper,  schtepere  stm.  Schafsfies,  Flies:  von  wollen  ein  seh. 
er  nam,  Alex.  7176.  7206.  7221. 

schappe,*  sappe,*  czappe*  sivvf.  aus  spätlat.  ital.  zappa  Keil- 
haue: Was  sie  (die  erbstolner  im  burgerlehen)  mit  dem  geen  (beim 
Durchschlag  des  Erbstollens  durch  ein  Bürgerlehen)  mit  einer 
messigen  schappen  (D,  czappen,  H)  über  sich  sappen  (czappen,  H) 
mugen,  das  ist  ir  und  was  sie  aus  der  teuffe  gleicherweis  gewinnen, 
das  ist  auch  ir  (sogenanntes  „Becht  des  Stollenhiebes'-') ,  Const.  II 
4,  21.    Enderlein  übersetzt  „mit  einer  gewöhnlichen  Kheilhauen". 

schar  stf.  1.  Schnitt,  Ernte.  2.  Ertrag,  Einkünfte.  3.  Heeres- 
abteilung. 4.  Haufen:  3.  czelen  sult  ir  sie  durch  ire  scharen  =  per 
turmas,  W — B  Num.  1,  3.  —  4.  eine  schar  schindel  in  die  rinne  ein- 
decken, Igl.  Stb.  V  257  d. 

schar-börg  s.  schar-werc. 

scharfen  (scherpfen,  scherfen,  Prät.  scharpfte)  sivv.  schärfen: 
der  gebiutet  den  winden,  daz,  sie  scharfen  und  linden  (schürf  und 
milde  wehen),  Alex.  Anh.  1442. 


608  scharfgräblein  —  Schätzung 

scharfgräblein  Flurname:  bei  der  Ranzer  Krümm  bei  Igl au, 
Igl.  Mut.  7  u.  19.  acker  (teich,  wise)  im  scharfgrebl,  Igl.  Stb.  IV 
224c;  V  41b;  V  175 d. 

Scharlach,  -en  stn.  feines  Wollenzeug,  gewohnt,  hochrot,  auch 
braun,  grün,  iceiß.  Umdeutschung  aus  scharlät  =  mlat.  scarlatum: 
Ir  tochter  Israbels  weinet  über  Saul,  der  euch  mit  Scharlach  (coccino) 
becleidte  in  der  wollust,  der  do  guidein  gespenge  (ornamenta  aurea) 
pot  ewenn  gewete ,  W— B  Kön.  II 1,  24.  ein  kappen  von  brünen 
scharlachen,  Trist.  1942. 

scharlät  stn.  =  Scharlach,  en  feines  Wollzeug,  meist  hochrot 
{doch  auch  braun,  grün,  blau):  da^  man  daz,  brüne  seh.  da  durch 
eiu  lützel  schinen  sach,  Trist.  1954. 

scharpf  (auch  scharf,  scherf,  -e,  scherphe)  Adj.  schneidend, 
scharf,  rauh  (eigentl.  und  bildl):  Ist  er  (der  Ehemann)  zu  gutig,  ist  er 
zu  scharpfe,  an  in  beiden  wirt  er  mit  schaden  gestrafet,  Ack.  45,  10. 
gutig  und  scharpf  pflegt  ir  (Tod)  euch  zu  beweisen,  20,  11.  si 
heften  einen  scharphen  wirf,  man  vindet  in  noch  der  geste  schirt 
und  ungefuoge  niesen  kan,  W.  v.  W.  5368. 

schar-sach  (schar-sech)  stn.  Sech  (Messer)  am  Pflug:  zwelf 
sensen  —  glich  scharfen  Scharsachen,  Trist.  2706. 

scharschän,  scharschauii  stm.  zweischneidiger  Degen:  er  hat 
geschaft  von  seiner  verlassen  narung  seinen  czwaien  brudern  czwu 
schauben,  trumeten,  ein  scharschawn  und  all  sein  werchgeezeug,  Igl. 
Stb.  V  182  b. 

schar-strich*  stm.  Scharstrich,  noch  heute  üblicher  techn.  Aus- 
druck der  Schlosserei  =  Schwalbenschwanz,  x-förmige  Teile  beim 
Schloßgehäuse:  es  soll  kein  slosser  einen  swalbczagel  ader  seh.  nicht 
einstreichen  (s.  d.),  Olm.  Stb.  117,  1. 

schar-werc  stn.  Fronarbeit,   Eger.  Chr.  1172 ;   Traut.  Chr.  285. 

schar-werken*  swv.  fronen:  also  das  die  armenleut  gein  Liben- 
stein  zimlicher  weiss  seh.,  waid,  kes,  huener  u.  forsthaber  reichen, 
Eger.  Chr.  1171.  1172. 

schastelän  (=  kastelän  stn.)  stm.  sie  f.  Jcastilisches  Pferd:  sin 
sneller  seh.,  Alex.  19  709.     ein  starke  seh.  er  reit,  13872. 

schate-huot  stm-  Schatten  gebender  Hut,  Trist.  6102.  6117.  6124. 

schätz  (auch  schaz,  -tzes,  PI.  schetze)  stm.  1.  Geld  und  Gut, 
Reichtum,   Schatz.     2.  ein   Weinbergsmaß  =  V5  eines  mannwerkes. 

1.  Ich  woste  nicht  seiner  gütlichen  Weisheit  grandelosen  schetze, 
Hier.  113,  27. 

schätzen    (auch    schetzen)    sivv.    1.    Schätze,    Geld    sammeln. 

2.  ein  Lösegeld  auferlegen.  3.  nach  Wert  oder  Zahl  anschlagen, 
schätzen.  4.  einem  etwas  anrechnen.  5.  glauben,  meinen.  2.  Traut. 
Chr.  59.  319. 

schatz-haus  stn.  Schatzkammer,  aerarium:  in  das  seh.  =  in 
aerarium  regis,  W— B  Gen.  47,  14;  II.  Esdr.  13,  4. 

schatz-kamer  f.  Schatzkammer,  aerarium,  thesaurarium :  in  die 
seh.  (aerarium),  W — B  Jos.  6,  24.  ezweinezig  schaezkamern  (gazo- 
pkylacia),  Ez.  45,  5. 

Schätzung,   -e    (auch    schetzunge)    stf.    1.  Schätzung,    exaetio. 

2.  als  Abgabe,  Steuer,  Lösegeld  abgenommenes  Geld,  Kontribution. 

3.  Schätzung,   Wertbestimmung:  3.  aber  der  heiligen,  seligen  leute 


schaub  —  schauwe  609 

tod  ist  wirdiger  und  in  gar  teurer  und  grosser  seh.  in  dem  güt- 
lichen angesichte  unsers  herren,  Hier.  40,  23.  hei  dem  nicht  ist  ein 
wandelung  noch  seh.  des  lones  =  transmutatio  nee  vicissitudinis 
obumbratio,  Sol.  51,  20.  2.  Steuer:  nimant  schol  seu  (die  Bürger 
Brunns)  vurpaz  betwingen,  daz,  chain  losung  oder  chain  seh.  von 
den  hausern  gehen,  Brunn  Str.  II 172.  das  er  sich  czur  seh.  angesagt, 
Igl.  Bgr.  83,  3.  bei  seinem  rechten  und  der  seh.  behalden  werden, 
83,  3.  =  Abgabe,  Traut.  Chr.  121.  316.  323  usiv.  Lösegeld,  Eger. 
Chr.  N.  1089.  eingenomen  haben,  ein  pewthe  oder  seh.,  Elbog. 
Chr.  15.  —  3.  wenn  die  schaezung  umb  das  haus  geschiht,  so  sal  di 
genant  frawe  di  wilkur  haben  —  ob  sie  das  selbig  haus  wil  halden, 
so  sal  ir  abgeezogen  werden  drittetail,  Igl.  Stb.  III  190b. 

schau b  (schoup,  -bes)  stm.  Bündel,  bes.  Bund  Stroh,  Strohivisch, 
als  Zeichen  oder  zum  Brennen  und  Leuchten  aufgesteckt ;  Umdrehen 
des  schoubes  (Fackel)  war  ein  Zeichen  der  Besitzergreifung  oder 
der  Erhebung  eines  Anspruches,  des  nachtes  umbgeen  äne  knecht 
und  äne  schaub  ist  verboten,  Igl.  Str.  I  S.  370.  wer  do  fürt  hew, 
stro  oder  gros  (Gras),  der  schol  geben  von  schauben  1  saub  (schaub 
II  u.  III),  Budw.  Urkdb.  477.  wer  einen  deinen  halm  zündet  und 
da  bi  einen  starken  schoup,  da  wirt  des  halmes  schinen  toup,  Alex. 
10 165.     sie  machen  üz.  schüfe  und  tz,  schoube  eine  hütte,  Trist.  3330. 

schaube  (schübe)  sivf.  langes  und  weites  Überkleid:  unter  den 
Meisterstücken  eines  Kürschners  in  Iglau  wird  verlangt,  das  er 
machen  kann:  ein  schauben  von  czehen  lampfelen,  Igl.  Stb.  V  220 d. 
ein  fuxen  schauben,  V  79b.  mein  seh.  und  den  swarezen  rock, 
V27b.  29  d.  ein  phant  —  ein  schauben  um  schuld,  IV  251  d.  czwu 
seh.,  V  182b.    mein  plabe  seh.,  V  175  d.    kaufen  ein  schawn  V  16a. 

schauen  s.  schauwen. 

schauer  s.  schauwer. 

schauer-waz.z.erweg,  -weiter,  -wind  s.  schawer-. 

schau-meister*  stm.  obrigkeitl.  Beschauer  von  Waren,  Sach- 
verständiger: ein  arbeit  —  der  slosser  — ,  die  do  wurt  beklagt  als 
falscher  und  poes,  die  sollen  die  seh.  beschawen,  Olm.  Stb.  117,  3. 

schaurig*  Adj.  grauenerregend  furchtbar:  daz,  stern  von  dem 
himel  bis  in  das  apgrund  gevallen  sint  von  schaurigem  slag  des 
trachenzagels  —  ab  impetu  ferientis  caudae  draconis,  Sol.  71,23. 
zubaut  wart  ir  schauriger  zorn  dester  hitzielicher  brinnen,  Hier. 
162, 14. 

schauung  s.  schauwung. 

schauwe,  schawe  (schou,  schouwe,  schowe)  stf.  1.  prüfendes 
Schauen,  Blick.  2.  Besichtigung  durch  die  Obrigkeit.  3.  Ort,  an 
dem  diese  stattfindet.  4.  das  Anschauen,  der  Anblick.  5.  pass.,  ivas 
gesehen  wird,  Aussehen,  Gestalt:  2.  auch  sal  kein  kramer  noch 
sneider  —  parchant  kauffen,  er  sei  denne  in  der  schawe  gewesen, 
Olm.  Stb.  92  a.  Ich  kam  hint  in  släfes  schouwe  (im  Traum)  üf  die 
allerschoensten  ouwe,  Alex.  25951.  daz,  der  keiser  lsege  in  glanzem 
schouwe  üf  Erbelä  der  ouwe,  9907.  Victoria  ist  da  frouwe,  die  da  ist 
in  werdem  schouwe,  12524.  in  kostbarem  schouwe  sähen  sie  manec 
rieh  gezelt  —  daz,  velt  bedecken,  12318.  sus  kamen  sie  üf  die 
ouwe  in  hoher  wirde  schouwe,  W.  v.  W.  111.  gegen  im  er  zer  juste 
kam  in  ritterlicher  schouwe,   als  in  dar  sin  vrouwe  rilich  het  ge- 

Jelinek,  Wörterbuch.  39 


610  schauwen  —  schawernak 

stiuret,  7339.  Es  stnnt  eine  küneginne  wert  als  sie  uns  allen  helfe 
gert  in  hohem  schouwe  wünneclich,  7897. 

schauwen  (schouwen)  swv.  1.  sehen,  betrachten.  2.  prüfen  durch 
die  Obrigkeit.  3.  besichtigen,  besuchen:  schön  schauen  =  für  brav, 
gut,  rein  erkennen,  Eg.  Chr.  N.  733.  er  hat  die  gesworn  schawer 
gescholten  und  gesagt,  si  schawen  noch  gunst  und  nicht  noch 
gerechtikeit,  Elbog.  Chr.  81,  29. 

schauwer  (schouwer,  Brot-,  Saffran-,  Münz-,  Fleischbeschauer) 
stm.  1.  Betrachter,  contemplator.  2.  Bewunderer.  3.  obrigkeitl. 
Beschauer  von  Waren :  1.  dein  selbs  —  schauer,  Sol.  78,  35 ;  3.  Elbog. 
Chr.  67,  30.  76,  12.  80,  11.  80,  29.  81,  29. 

schauwer,  schawer  (schür,  -e,  schour,  -e)  stsivm.  Hagel,  -schauer, 
Ungeicitter,  auch  bildl.  nebeis,  schauwers,  Ack.  56,  22.  in  grosser 
stimme  des  schawers  =  voce  magna  turbinis  et  tempestatis,  W — B 
Js.  29,  6.  vorturbe  das  —  Weingebirge  —  von  schawer  oder  von 
welcherlei  gottes  gewalt  das  sei  — ,  Chlum.  VIII  29.  din  (o  werlt,) 
sunnenglast  des  schüres  hagel  bringet  mit  ir  schine,  Trist.  6640. 
mit  sines  beides  henden  kunder  ir  leben  swenden,  als  der  schür  tuot 
den  walt,  Alex.  8153.  der  ie  was  der  vinde  schür,  4605.  4678.  7418. 
7597.  13424.  15407.  als  ein  schneller  schür  —  Pelliür  durchreit 
daz,  laut  Syriam,  14427.  solt  du  nü  sin  der  werden  schür?  13278. 
ir  nachjagen  wart  —  den  heiden  gar  ir  schür,  14196.  als  ein  veste 
gebüwe  er  hielt,  daz,  niht  erschricket  von  dem  schür,  8199.  als  ob 
zitige  bim  durch  schür  von  dem  boume  rirn,  3638.  ir  süesje  schür 
ist  din  ungeerte  haut,  13532.  du  —  Fortuna  —  kanst  sin  der  werden 
schul-,  6374.  ir  liebe  ir  ougen  sit  wart  sür,  ir  fröiden  hagel  und  ir 
schür,  9886.  sollen  die  tier  ungehiure  also  iuwer  schür  sin,  22843. 
du  (werlt)  bist  der  Hute  schür  doch,  27367.  wolt  ir  iuch  regen,  ir 
wert  ir  (der  mür)  schür,  15006. 

schauwung  stf.  das  Schauen,  Betrachten:  ir  seit  gemacht  ein 
seh.  den  ietwiz,z.en,  T — B  Juden  10,  33. 

schaver-nac  s.  schawernak. 

schawer-waz,z,erweg*  stm.  seh.  des  himels,  cataraetae  coeli, 
Schleusen  des  Himmels:  die  brunne  der  abgründe  und  die  vorborgen 
schawerwasserwege  der  wölken  =  fontes  abyssi  et  c.  c,  W — B 
Gen.  8,  2.  Im  600.  iare  des  lebens  Noe  —  zubrochen  wurden  alle 
brunne  der  grossen  abgründe  und  alle  vorborgene  seh.  der  wölken 
des  himels  wurden  oufgetan  =  et.  c.  c.  apertae  sunt,  Gen.  7, 11. 
Vgl.  mhd.  schürstein  Hagelschlosse,  —  stürm  Hagelsturm,  Ungeicitter, 
—  viur  =  Blitz. 

schawer-wetter*  stn.  Sturm  Ungewitter:  ein  ousrumpeln  des 
seh.  wirt  kumen  ouf  das  houbet  der  posen  (tempestas  erumpens), 
W— B  Jer.  23,  19. 

schawer-wind*  stn.  Wirbelsturm,  turbo:  wenn  secht,  der  in 
vewer  wirt  kumen  und  als  ein  seh.  seine  wegen  (quadrigae)  czu 
gelden  in  dem  unmute  seinen  grimmen  und  seine  strafunge  in  dem 
vlammen  des  vewers,  W — B  Js.  66,  15. 

schawernak  (schavernac,  schabernac)  stm.  1.  rauhhaarige,  (den 
Nacken  reibende?)  Pelzmütze  2.  ein  starker  Wem,  vinum  schawer- 
nach,  -nak,  Prag.  Str.  7  Var.  zawernak,  123.  seh.  umb.  4  gr., 
Malvasier  umb  5  gr.,  123.    In  einer  Urkunde  von  1348  wird  unter 


schecher  —  Scheibe  611 

den  Dingen,  die  auf  der  Prager  Brücke  verzollt  werden  sollen,  an- 
getroffen viiium,  quod  Schabernack  dicitur.  Ottokar  v.  Horneck 
Kap.  350  S.  310  a  nennt  unter  den  starken  Weinen  „  claret  und 
schafernakch",  in  einem  allen  Liede  Neidharts  (54,  13  und  Anm.) 
ist  unter  seh.  ein  im  Winter  getragenes  Kleidungsstück,  etwa 
Pelzmütze,  verstanden  und  erst  darnach  scheint  scherzhaft  der 
Weinname  gebildet  (wie  unser  „Krätzer").  Wie  heute  als  neckische 
Possen  schon  bei  Leibnitz  Script,  rer.  brunsw.  3,  304  heißt  es:  „einen 
hunde  sande  to  schavernake".  Kilian  erklärt  Schabernacken  als 
parasitari.  Unter  hessischen  Flurnamen  kommen  vor:  „auf  dem  seh. 
oder  auf  dem  schabenak.    So  J.  Grimm,  Einl.  VI  zum  Prag.  Str. 

schecher  s.  Schacher. 

Schechtel  stn.  perkvverk  czum  Seh.  in  Kuttenberg,  mit  dem 
czun  Kaufleuten  durchschlägig  verbunden,  Tgl.  Bgr.  N.  4G,  1. 
49,  3  u.  6.  50. 

schechter  (scheter,  schetter)  stm.  feine  Leinioand,  Glanz-, 
Steif leinwand:  schehter  wiz,  buckeram  den  zwelef  knehten  wart 
gesniten,  W.  v.  W.  3581. 

schedel  stm.  1.  Schädel.  2.  Greis.  3.  Trockenmaß:  3.  wer  den 
markt  inne  hat,  sal  alle  iar  dem  statschreiber  drei  schedel  salz  in 
die  kuchen  geben,  Prag.  Str.  138.  Ungelt  auf  einen  seh.  salzes  ein 
groschen,  Saazer  Urkdb.  S.  42.  {von  Karl  IV.  1377  erteiltes,  von 
Wenzel  1377,  12.  Febr.  in  Prag  bestätigtes  Recht.)  als  ein  kunic 
von  Behein  haben  wir  —  der  Stadt  Brüx  —  ewielichen  gegeben  das 
uugelt  von  dem  salzmessen  in  sulcher  massen,  das  si  uff  ein  schedil 
salcz  1  grossen,  uf  1js.  seh.  lj2  gr.,  uff  1/i  seh.  V4  gr.  in  der  stat  ze 
Brnxe  seezen  und  davon  nemen  mugen,  Stb.  Brüx  N.  111,  bestätigt 
durch  Wenzel,  N.  112. 

schedel  (=  schedelin)  stn.  kleiner  Schaden:  bez,z,er  wser  genomen 
ein  schedel  dann  ein  schade,  Alex.  6839. 

scheden-lich  (schede-,  sched-lich)  Adj.  schädlich,  seh.  man 
=  der  das  Land  unsicher  macht,  Missetäter:  ketzerei  —  von  scheden- 
lichen  leuten,  Hier.  132,  6. 

sehet' =  schif  stn.  Schiff,  T— B  Job.  6,  22. 

schefein,  schefiii  (schsefin)  Adj.  vom  Schafe  kommend:  in 
schefeinem  gewande  roubende  wolfe ,  Hier.  47,  2.  schefynne  leder, 
Olm.  Stb.  113.  hut  euch  vor  den  falschen  weissagen,  di  czu  euch 
koment  in  scheffln  gewanden,  T — B  Matth.  7,  15. 

schefel  stn.  kleines  Schaf:  der  arme  hatte  gar  nichtesnicht 
wenne  nur  ein  deines  seh.,  W — B  Könige,  II 12,  3. 

scheferei  (schseferie)  stf.  Schäferei,  Traut.  Chr.  195. 

schefi'e  s.  scheppe. 

scheffel,  (scheffel,  scheffelin)  stn.  kleines  Schaff,  Scheffel:  die 
wannen  und  die  scheffl  in  der  padstuben,  Igl.  Stb.  III  212  a. 

schef-tor*  stn.  Name  eines  Tores:  von  seh.  bis  in  die  pfarr- 
kirche,  Eger.  Chr.  76. 

schef'-turn*  stm.  Name  eines  Turms:  man  macht  die  Schlag- 
uhr aufn  seh.,  Eger.  Chr.  82. 

scheihe  (schibe)  sivf.  (im  Sing,  auch  st.)  Kugel,  Scheibe,  Kreis 
Bad,  Walze :  der  sselden  schibe  im  eben  lief,  Alex.  6240.  umb  daz,  dorf 

39* 


612  scheibelat  —  schem-ber-lich 

Czeisaw  —  und  den  teicht  under  der  aw  in  der  Scheiben  (=  „Scheiben- 
teich")  Igl.  Stb.  III  324a  mit  der  wisen,  genant  Scheiben,  111193b. 

scheibelat,  scheibe-leeht,  scheiblecht  (schibeleht,  -loht)  Adj. 
und  Adv.  rund,  Scheiben-,  icalztn förmig:  die  Golaczer  (Kuchenbäcker) 
in  Olmiitz  puchen  scheibelat  prot,  Olm.  Stb.  99  a.  das  ander  gos  her 
ouf  den  alter  (Altar)  seh.  umnie  =  per  cireuitum,  W — B  Lev.  8,  24 
rotunde  sprichet  (bedeutet)  schibelecht,  Trist.  1328.  tavelrunde  ist 
alumine  seh.,  1332.    s.  auch  Tveizenbrot  und  scheubalat. 

scheibeling  (schibelec,  -ic)  Adj.  rund,  Scheiben-,  walzenförmig: 
in  dem  seh.  hörne  =  in  cornu  vertibnli  =  Runbaum,   Const.  I  20. 

scheide  stf.  Scheidung,  Trennung.  2.  Grenze.  3.  Scheide  eines 
Schwertes  oder  Messers.  4.  Scheide  am  Pferdegeschirr:  3.  beider 
swert  der  scheiden  blöz,,  Trist.  1778.  sie  stiegen  beide  swert  in  die 
scheide,  1860.  ein  peslagens  messer  in  ein  silbrein  schaid,  Igl. 
Stb.  V  281  d. 

scheiden  stv.  V.  tr.  1.  scheiden,  sondern.  2.  schlichten,  beilegen, 
ordnen.  3.  uneins  werden,  intr.  4.  sich  trennen,  fortgehen,  Abschied 
nehmen:  4.  schait  euch  von  mir,  ir  verfluchten,  in  daz,  ewig  feur, 
T — B  Matth.  25,  41.  schait  euch  (tretet  zurück),  9,  24.  Joseph  scheid 
(entfernte)  sich  in  Egipt,  2, 14. 

scheider  (scheidsere,  -er)  stm.  1.  Entscheider,  Vermittler, 
Schiedsrichter.  2.  Scheidenmacher.  3.*  eine  Art  von  Bäckergesellen: 
3.  so  mugen  die  beckengesellen,  die  man  scheider  nennet,  unbrauch- 
bare mülsteine  abstossen,  Traut.  Chr.  136.    wolü  =  scheiter  s.  d. 

Scheidl-teuch  =  Teichname:  Heiligen  Creuzer  gehülz  unweit 
des  Seh.,  Eg.  Achtb.  II  222. 

Scheidung  stf.  1.  Scheidung.  2.  Zwietracht.  3.  Entfernung, 
Trennung.  4.  Tod.  5.  Entscheidung ,  Schlichtung:  2.  daz,  ir  all 
sagt  diez  selb  und  daz,  nit  sei  seh.  (zwitracht  XL  Bibel)  unter  euch, 
T — B  I.  Korinther  1,  10.  —  3.  daz,  czu  dem  munt  inget,  daz,  get  in 
den  pauch  und  wirt  geladen  in  seh.  (Ausscheidung),  Matth.  15, 17. 
ez.  (die  genossene  Nahrung)  get  aus  in  Scheidung,  Mark.  7,  19. 

scheierlein*  stn.  drei  silbreine  pechrlein  und  ein  seh.  und 
12  silbren  leffl,  Igl.  Stb.  V  224 d. 

schein,  schin  (schin)  stm.  1.  Glanz,  Strahl,  Helle.  2.  Sicht- 
barkeit, seh.  werden,  wesen,  tun  =  offenbar  werden,  sein,  offenbaren, 
beweisen.  3.  schriftl.  Urkunde,  Zeugnis,  Beiveis,  Vollmacht.  4.  Art 
und  Weise,  icie  sich  etwas  zeigt,  Aussehen,  Anschein,  Benehmen, 
Vorwand,  Form,  Gestalt,  Bild,  Person:  die  tragent  junger  järe 
schin  =  scheinen  jung  zu  sein,  W.  v.  W.  5933.  Pitagoras  gleichet 
uns  (den  Tod)  zu  eines  mannes  schein,  der  het  baseliscen  äugen,  die 
wanderten  an  allen  enden  der  weit,  Ack.  23,  14.  als  di  ernstliche 
bewerunge  (der  Behauptung ,  daß  mit  dem  allgemeinen  Nutzen  und 
Wohlstand  auch  das  private  gefördert  werde)  schein  worden  ist  an 
dem  grossen  kunige,  hern  Ottaker  (IL),  unserm  liben  vater,  Const.  11 
5,  9.  er  suchte  ein  fromdes  mal  czu  schain  (nahm  die  Einladung 
zu  einem  Gastmahl  eines  Fremden  an),  Dal.  82,  11  (33,  20). 

schein-ber-lich  (schin-basr-liehe,  -en)  Adv.  in  die  Augen  fallend 
glänzend.  2.  offenkundig:  die  warheit,  die  man  oft  erforschet,  di( 
kumpt  mer  scheinperlich  czu  lichte  (magis  splendescit  in  lucem) 
Const.  15,  6.     gebt  ir  mir  seh.  ursach,  Eger.  Chr.  1177.     wir  haber 


schein-bot  —  schelung  613 

die  cron  —  streitberlich  behabt  (im  Kampfe  behauptet)  und  seh., 
Dal.  143,  9  (66,  62). 

schein -bot  (schin-bote)  swm.  mit  Vollmacht  versehener  Ver- 
treter bei  Gericht:  ob  er  (Meingoz)  oder  sein  seh.  di  —  gult  {Leib- 
rente) gevodert  haben,  Eg.  Str.  L.  Meing.  6. 

scheinig  (schinec,  -ic)  Aclj.  1.  glänzend,  leuchtend.  2.  in  die 
Augen  fallend,  sichtbar,  offenkundig:  1.  einen  man,  der  mit  so 
klarem  lichte  scheiniger  was,  Hier.  165, 26.  ein  überschöner  man, 
der  sibenstunt  scheiniger  was  denne  die  lichte  sunne ,  215,  2.  des 
andern  tages  erschein  —  Jeronimus  sibenstunt  scheiniger  wenn  die 
lichte  sun  (sunne),  197,  13  und  219,25.  2.  des  richters  treue  wirt 
scheinik  mit  der  tilgende  glesten  (elucescet),  Const.  I  6,  3. 

scheinunge  (schinunge  coruscatio,  micatio  nur  Dfg.  153  c,  360  b) 
stf.  Beleuchtung:  czu  merer  und  breiter  seh.  der  warheit  (illuminatio), 
Const.  I  5,  7. 

scheit  (schit)  stn.  PI.  schit,  -er  Scheit,  Holz :  wie  sie  die  selben 
frawen  haben  dermordet  mit  scheittern  in  einem  keller,  Igl.  Stb. 
IV  22  c. 

Scheitel,  -e  stsivf.  oberste  Kopfstelle,  an  der  sich  die  Haare 
scheiden,  Scheitel;  Stirne:  ir  hermelwi^e  scheitel,  Trist.  697 

scheiten  (schiten)  swv.  Bäume  in  Scheiter  hauen,  spalten, 
Eg.  Chr.  N.  1174.    das  gescheite  holz,  Traut.  Chr.  242. 

scheiter*  stm.  eine  Art  Weingartenarbeiter,  der  da  scheitet 
(vgl.  bei  Lexer:  es  sol  kainer  dem  andern  schalten  in  ains  andern 
Weingarten  weder  mit  reben  noch  mit  ubersticken  noch  kainerlei 
schalten,  Kaltb.  56,  131)  oder  wer  Holz  in  Scheiter  spaltet,  so  einer 
dem  andern  seine  hauer,  grueber,  scheiter,  pantern,  precherin  oder 
dergleichen  arbeiter  zue  Weingarten  und  czue  fehlt  aufredet  unnd 
abspennig  macht,  der  muß  5  fi  Strafe  zahlen,  Chlum.  VII  25. 

schei^-haus  (schi^-hüs)  stn.  Abort,  latrina,  cloaca,  stercorium: 
sie  trugen  hervor  die  seule  Baals  ous  dem  tempil,  vorbranten  und 
czumulten  die  und  czubrachen  das  hous  Baals  und  machten  dovor 
aldo  scheisheuser  unez  bis  in  disen  tak  (latrinas),  W — B  Könige  IV 
10,  27.    s.  auch  schi^-stat. 

Scheidung  stf.  Tadel,  Beschimpfung:  auf  sulche  seh.  und 
lesterung,  Elbog.  Chr.  105,  33. 

schelel*   stn.   kleine  Schale:  ein  silberein  seh.,  Stb.  Brüx  N.  226. 

schelkel  (auch  schelkelin)  stm.  Demin.  von  schale  1.  Leib- 
eigener, Knecht.  2.  schlechter  Mensch.  3.  Possenreißer:  2.  du  letil, 
du  seh.,  Igl.  Str.  (68),  S.  333. 

schelni,  -e  (auch  schalm,  -e)  swstm.  Pest,  Seuche,  bes.  Vieh- 
seuche: si  ex  pestilentia,  quod  vulgariter  schelm  dicitnr,  moriatur, 
tunc  cutem  demonstrando,  liber  erit  —  sc.  pastor.,  Brunn.  Str.  I  528. 
und  werden  schelm  (pestilentz  XI.  Bibel)  und  hunger  und  erdbid- 
munge ,  T— B  Matth.  24,  7.  der  begunde  die  Persän  vellen  nider 
als  der  schelme  tuot  da^  vie,  Alex.  9087. 

schelmig  Adj.  1.  pest-,  verderbenbringend.  2.  vom  verreckten 
Vieh  stammend:  1.  disen  schelmigen  menschen,  T— B  Btb.  24,  5. 
„Wir  haben  diesen  Menschen  als  eine  Pest  erfunden". 

schelung*  stf.  Streit,  Zwist:  was  do  seh.  und  czweiung  ist 
czwischen  in  (den  kursnern)  u.  den  sneidern,  Olm.  Stb.  103. 


614  schemde  —  scheniig 

schemde  (auch  schamede,  schamde)  stf.  1.  Scham.  2.  Schmach, 
Schande.  3.  Schamteile:  3.  Und  do  das  Cham  dersach  —  seines 
vaters  seh.,  also  das  sie  was  enplecket,  do  sagte  er  es  —  W — B 
Gen.  9,  22.  hedeckten  ires  vaters  seh.,  Gen.  9,  23.  die  seh.  deines 
vaters  housvrowen  soltu  nicht  oufdecken,  wenne  es  ist  deines  vaters 
schände,  Lev.  18,  8.  1.  als  sie  —  in  schemde  bäten,  daz,  er  in 
herberge  gsebe,  W.  v.  W.  4985. 

seheinelern  *  (von  schemeler  stm.  ekelerregender  Bettler,  Krüppel) 
beschämen,  mit  Schmach  überhäufen:  ich  schreib  dise  ding  nit,  daz, 
ich  euch  schemler  (wölte  sehenden  XI.  Bibel),  T — B  I.  Korinther  4, 14. 
got  derwelte  di  turnen  ding  der  werld,  daz,  er  schemler  (sehende 
XI.  Bibel)  die  weisen,  I.  Korinther  1,  27.  versmecht  ir  di  kirche 
Götz  und  schemlert  di,  di  da  nit  haben?  I.  Korinther  11,  22. 

scheine -lieh  (auch  schamelich)  Adj.  1.  schamhaft,  züchtig. 
2.  verzagt.  3.  der  sich  schämen  muß.  4.  Schande  bringend,  schänd- 
lich, schmählich:  4.  ein  schemliche  tocken  =  garstige  Puppe,  Ack. 
37,  1.  seh.  ferung  die  beezwinge  euch  gröblichen  an  aller  stat,  2, 1. 
doch  ist  es  (das  Schmähen  der  Frauen)  werlichen  euch  schentlich 
unde  den  frauwen  seh.,  46,7.  owe  der  schemelichen  not,  die  dise 
zwei  gelieben  liden!  Trist.  3094.  die  seh.  smäheit,  3119.  daz,  vor 
schemlicher  not  die  Kriechen  wurden  rot,  Alex.  21425.  daz,  schem- 
lich wort  (die  schnöden  rede) ,  T — B  Koloss.  3,  8.  sie  het  seh.  sit 
{war  schamhaft),  Dal.  96,  7  (41,  7).  eins  schemlichen  todes  sterben, 
Böhm.  Chr.  59.  äne  schemeliche  not  (ohne  Schande),  W.  v.  W.  6251. 
nach  gerihtes  gebot  so  nemt  ir  schemelichen  tot,  6206.  Seh.  ist  mir 
czu  sweigen,  so  die  steine  rufen,  Hier.  109,  11.  Einen  ungerechten 
erczteiler  sal  man  von  seinem  ampte  mit  ewigen  schemlichen 
(D,  schemigen  H.)  leumunde  abseezen  (infamiaperpetua),  Const.  I 17,  3. 
das  er  ein  seh.  dinck  hette  geworcht  (foedam  rem  operatus  esset), 
W— B  Gen.  34,  7.  irrsaliger  oder  schemlicher  ding  zuschreiben, 
Saaz.  Urkb.  S.  180. 

schemeliche,  -en  (auch  schame-liche,  -en)  Adv.  1.  auf  scham- 
hafte Weise.  2.  auf  schmähliche,  schimpfliche  Weise:  e  sie  danne 
schemelich  ersterbent,  herre,  sie  werent  sich,  W.  v.  W.  5956.  etliche 
sint  dib  oder  sust  in  andern  sunden  schemlichen  gevangen,  Hier.  23,  21. 
do  must  er  dester  schemelicher  vallen,  153,  22.  das  sie  sant  Silvanus 
in  so  grossen  Unschulden  so  schemlich  gehandelt  betten,  164,  5.  als 
sie  in  die  stat  Constantinopel  schemlichen  in  schänden  —  gefuret 
waren,  173,  19.  oder  es  ist  in  czu  verweisen  schemlich  =  alioquin 
ipsis  improbabitur,  Const.  I  4,  8. 

scheme-lichen  siev.  tr.  beschämen:  wan  ich  werd  geschemlicht  in 
kaim  (in  nichts  zu  Schanden),  T— B  Philipper  1,  20.  der  da  gelaubt  an 
in,  der  wirt  nit  geschemlicht  (geschenndet  XL  Bibel),  Körner  9,  33. 
10,11.  Paulus  schemlicht  di  Juden,  Botenb.  9, 22.  wir  werden  nit 
geschemlicht  von  im  in  seiner  czukunft,  I.  Job.  2,  28.  daz,  ir  icht 
Avert  g.  an  dem  tag  unsers  Herrn  Jhesu  Kristi,  IL  Job.  1,  11.  werden 
g.,  die  da  leidigent  eur  gut  Wandlung  (Lebenswandel),  I.  Peter  3, 16. 
der  an  in  glaubt,  der  wirt  nit  g.,  I.  Peter  2,  6.  Got,  der  wirt  nit 
geschemlicht  ze  werden  gerufen  ir  got,  Juden  11,  16. 

schemig,  -eg  (schamec,  schemec,  -ic)  Adj.  1.  schamhaft,  ver- 
schämt, züchtig.     2.  Schande  bringend:  noch  man  selten  in  verseit 


schem-likeit  —  schent-lich  615 

(eine  Gabe),  daz,  schuof  ir  schemege  kintheit,  W.  v.  W.  4861.  ein 
scbemiges  weip  (pudorata  m.),  W— B  Sirach  26, 19.  Er  ist  mir  gleich 
reiner,  keuscher,  schemiger  gewest,  in  allen  tilgenden,  Hier.  225,  3. 
2.  als  im  dennoch  die  schemigen  Scheltwort  in  dem  unreinigen  munde 
waren,  192,  4.  allermenniclichen  yolget  seinen  schemigen  wollusten, 
195,  7. 

schem-likeit*  stf.  Schande,  Schmach:  in  derselben  seh.  der 
unkeusch,  T— B  I.  Peter  4,  4. 

schem-nüsse  stf.  (pudibunda  nur  Dief.  n.  gl.  308a)  Schamteile: 
durch  die  menige  deiner  posheit  sint  emplecket  deine  seh.  (vereeun- 
diora),  W— B  Jer.  13,  22. 

sehenden  swv.  zu  schänden  machen,  beschimpfen,  lästern,  tadeln: 
ob  der  clager  clagt  und  schendet  und  der  antworter  in  anspricht 
mit  statrecht  =  si  criminaliter  actor  egerit  reo  ipsum  civiliter  impe- 
tente ,  Const.  IV  7,  8.  subst.  Inf. :  bei  loben  und  bei  sehenden  sol 
fug  und  masz  sein,  Ack.  44,  3.  Ewer  unvernünftiges  frauwen 
sehenden,  46,  4  u.  6. 

sehender  stm.  1.  iver  andere  in  Schande  bringt.   2.  sie  schmäht: 

2.  Frauen  sehender  müssen  gescheut  werden,  Ack.  46,  4  u.  6. 

schendunge  (blasphemia,  vituperatio  DFG,  Confusio Evang. 293) 
stf.  confnsio,  Schmach :  die  gegeben  sint  in  das  swert  und  in  den  roup  und 
in  die  seh.  iren  veinden,  W — B  Judith  8,  19.  Geschant  werden  sie  von 
seh.,  die  do  hoffen  in  ergrabne  pilder  (in  sculptili),  Js.  42,  17  u. 
Ps.  68,  20.  sulcher  red  vil  und  seh.  (Schmähung),  so  er  dem  burger- 
meister  —  tete,  Elbog.  Chr.  135,  19. 

schenk,  -e  stf.  1.  Geschenk,  Gabe.  2.  Schmaus  oder  Mahl  bei 
gewissen  Anlässen:  2.  wenn  der  gesell  nach  handwergs  gewonheit 
14  tage  gearbeit  hat,  so  sollen  ihme  maister  und  gesellen,  wo  ers 
begeren  wird,  schenken  und  di  schenke  nicht  höher  aufahen  denne 
das  es  dem  man  umb  3  groschen  ist,  Traut.  Chr.  173.  stn.*  Eg. 
Str.  C  13. 

schenke    swm.    1.  Mundschenk.     2.  adeliger   Geschlechtsname. 

3.  wer  Wein  oder  Bier  schenkt.  4.  Geber,  Schenker:  1.  seh.  des 
kuniges,  W— B  Esdr.  II 1,  11. 

schenken  siov.  rückuml.  abs.  einschenken,  zu  trinken  geben, 
tr.  tränken,  zum  Yerkauf  ausschenken,  propinare:  Außerhalb  der 
Stadt  darf  niemand  ein  Getränk  seh.,  Igl.  Str.  182. 

schenken-meister*  stm.  oberster  Mundschenk:  czu  letzten  der 
seh.  gedachte  an  Joseph,  W— B  Gen.  41,  9. 

schenk -haus  (=  -hüs)  stn.  Schenke:  in  den  schenkheusern, 
Igl.  Ms.  S.  22. 

Schenkung  stf.  das  Ein-  und  Ausschenken;  Gabe:  seh.,  Traut. 
Chr.  173  =  schenk  (1). 

schenk-va^  stn.  Gefäß  zum  Einschenken:  seh.  des  zorn  Gots, 
T— B  Offenb.  16,  1-4.  17,  1.  17,  4.  21,  9.  guldeine  seh.  vol  der 
gesmag  (voll  Greuel  und  Unreinigkcit),  Offenb.  5,  8. 

schent-lich  (auch  schantlich)  Adj.  entehrend,  schmachvoll:  doch 
ist  es  (das  Schmähen  der  Frauen)  werlichen  euch  seh.  unde  den 
frauwen  schemlich,  Ack.  46,  7. 


616  schep-büch  —  scheppe 

schep-büch  (=  schopfbuoch)  stn.  Gedichtbuch,  lat.  Quelle  einer 
Geschichte:  ist  geschriben  in  seh.,  wie  er  sint  müste  suchen  fremde 
lant,  Ernst  103. 

scheppe,  schepfe  swm.  juratus,  scabina  geschworner  Schöffe 
und  zwar  a.  =  Bergschöffen,  berggesworne,  jurati  montanorum,  die 
unter  Vorsitz  des  bergrichters  {dieser  ist  bis  in  die  Mitte  des 
13.  Jahrh.  der  zugleich  regal-  als  grundherrliche  Beamte  der  berg- 
meister,  von  wo  ab  bergmeister  soviel  wie  Vorstand  der  Gewerkschaft 
bedeutet,  der  Urbarer,  in  Kuttenberg  der  Münz-  oder  Hofmeister, 
ausnahmsweise  der  Stellvertreter  des  Königs  der  Kämmerer  oder 
Unterkämmerers)  s.  berggesworne.  —  b.  Mitglied  des  Stadtrates, 
gesworner  der  stat.  Der  Stadtrat  setzt  sich  in  Iglau  wie  in  Freiberg 
zusammen  aus  dem  „sitzenden"  und  dem  „alten"  Bat  und  zwar 
zählt  er  in  lglau  12,  in  Freiberg  24  scheppen:  wann  wir  nur 
XII  scheppen  haben,  Igl.  Str.  181  und  257.  Kein  seh.  kann  in 
eigener  Sache  Zeuge  sein:  wen  kain  sehep  in  seiner  aigen  sach  im 
selbs  nicht  mag  geezeugen  noch  (nach)  dem  rechten,  (68)  S.  33-1. 
ein  scheppe  mag  im  selber  nicht  gesteen,  I  S.  356.  Form  des  Schöffen- 
eides: er  legt  nicht  die  Hand  aufs  Kreuz,  sed  pollicem  manui  includit, 
altos  sequentes  duos  digitos  erigendo,  darf  auch  über  die  Form  des 
Eides  bei  andern  Geschworenen  sich  informieren  und  hat  das  Becht 
der  holung,  2,  man  kann  sich  durch  Geschworene  teirksamer  ver- 
teidigen als  man  durch  sie  überwunden  werden  kann,  10;  die  Kraft 
ihres  Zeugnisses  bezieht  sich  bloß  auf  das  Weichbild  der  Stadt, 
doch  können  sie  in  gewissen  Sachen  auch  in  einer  oder  über  eine 
andere  Stadt  Zeugnis  ablegen,  20.  Es  genügt  das  Zeugnis  eines 
einzigen  Geschicorenen,  in  welcher  Sache  immer,  es  hätte  sich  denn 
der  Beklagte  selbst  auf  eine  bestimmte  Anzahl  Schöffen  berufen,  21. 
283.  Er  beschwört  seine  Aussage  nur  auf  Verlangen  der  Gegen- 
partei, 23.  Dorfschöffen  können  innerhalb  der  Grenzen  ihres  Dorfes 
wie  die  Stadtschöffen  bezeugen,  24.  Bevor  ein  Geschworener  den 
Eid  ablegt,  soll  er  solange  über  dessen  Inhalt  belehrt  werden,  bis  er 
ihn  begreift,  29.  Er  ist  nach  seiner  Besignation  als  Geschworener 
nur  als  einfacher  Zeuge  zu  betrachten,  130.  Ihr  Anteil  an  Straf- 
geldern, 181.  276.  Sie  sollen  heimliche,  der  Stadt  schädliche  Zu- 
sammenrottungen bestrafen,  189.  Wer  einen  scheppen  schlägt,  ver- 
fällt mit  10  Mark,  136,  wer  ihm  das  Schivert  nicht  übergeben  will, 
mit  30  kurzen  Schillingen,  dem  richter  mit  60,  Igl.  Str.  138.  Be- 
stimmungen über  sie,  189.  seh.  als  totbettleute,  234.  Wenn  ein 
seh.  als  Zeuge  sich  auf  seine  Mitschöffen  beruft  und  diese  nichts 
davon  wissen  wollen,  so  ist  sein  Zeugnis  ungültig,  254.  Bei  Ein- 
räumung eines  Tages  für  den  verczalten  braucht  bloß  1  Schöffe  mit 
dem  Richter  an  dem  Buch  zu  sitzen,  257.  wi  vil  scheppen  mit  im 
(dem  richter)  siezen  schullen  an  dem  puch  —  tu  wir  euch  kunt, 
wann  ein  scheppe  an  dem  puche  siezet,  so  ist  sein  genuk,  257  a  und  b 
S.  149.  Das  Zeugnis  der  seh.  hat  mehr  Kraft  als  das  Losungs- 
register, 301.  Ein  vater  und  ein  sun  oder  czwene  bruder  sollen 
nicht  miteinander  scheppen  sein,  I  S.  356.  seh.  haben  gewalt  alle 
Sachen  zu  richten  an  alleine,  die  in  urteil  von  hofe  werden  vorpoten, 
u.  wenn  urteil  werden  gestrafet  und  der  strafer  sich  gen  hofe  be- 
ruffet  oder  wenn  jemand  gegen  den  richter  hett   zu  tedingen.  — 


scheppe  617 

Wenn  ein  seh.  missetut,  so  soll  er  es  ebenso  büßen  wie  ein  anderer.  — 
Nur  der  König  oder  der  Richter  sollen  ihn  zwingen,  bei  seinem  Eide 
auszusagen.  —  Wenn  er  Zeugenschaft  geben  will,  so  sollen  ihm 
2  Schöffen  zur  Seite  stehen,  Igl.  Str.  I  S.  356.    Const.  I  4,  4. 

Die  Schöffen  der  Stadt,  in  deren  genau  bestimmter  Nähe  ein 
Bergwerk  liegt,  haben  aber  auch  große  Rechte  in  Bergangelegen- 
heiten. So  erfolgeil  1.  Bergwerksverleihungen  durch  den  Urbarer 
(hofraeister  in  Kuttenberg)  nur  mit  dem  rate  der  scheppfen  czu  der 
Ygla  in  dem  gepirge  oder  in  den  Stollen  under  irem  ingesigel  und 
der  urbarer,  Igl.  U — AI,  ivobei  de  consilio  soviel  wie  das  im  Text 
folgende  Wort  consensus  „Weisung"  bedeutet.  Man  vergleiche,  Igl. 
Str.  Artikel  50,  3:  satisfaciet  seeundum  consilium  judicis  et  juratorum, 
Artikel  54,  4,  de  consilio  juratorum  puniatur  Jirecek,  I  S.  108  u.  110. 
Über  das  Recht,  scheppen  zu  seezen  s.  Igl.  Bgr.  101.  —  2.  Stollen- 
verleihungen erfolgen  de  consensu  judicis  et  civium  =  mit  vor- 
henknusse  des  richters  und  der  purger  also  der  Stadtschöffen,  Igl. 
U — A  9.  —  3.  Heimfallserklärungen  erfolgen  nur  durch  die  Urbarer, 
assumptis  iuratis,  U — A  7.  —  4.  Nach  Igl.  U — A  14  erheben  die 
Stadtschöffen  auch  auf  die  Überscharen  Anspruch,  die  als  unver- 
messener Grund  rechtlich  mir  dem  Regalherrn  gehören:  „ist  es  iebt 
uberig  über  die  czwai  leben,  das  da  haisset  ain  uberschar,  das  ge- 
fallet czu  nueze  den  burgern",  U— A  14.  Und  als  man  gemizet  und 
wiert  danne  an  der  maze  iebt  über  als  czwai  purgeriehen,  daz 
heizet  man  ein  uberschar  und.  gehört  di  purger  an ,  U — B  22.  Die 
Const.  II  2,  5  nehmen  aber  die  Überscharen  gegen  die  Igl.  Bestimmung 
(non  obstante  Iglaviensi  constitucione)  für  den  König  in  Anspruch: 
Abir  die  Übermasse  czwischen  denselben  czweien  gemessen  pergen 
di  geboret  czu  unser  urbor  von  alder  bewerter  gewonheit  der  leute 
und  sol  do  wider  nicht  sein  in  disem  teile,  was  ander  (z.  B.  die 
lglauer)  pergleute  gesaezt  han.  —  Nach  der  Annaberger  Bergordnung 
v.  1509  Art.  24  und  darnach  in  der  Joachimstaler  B.-O.  0.  1518 
fallen  die  Überscharen  je  zur  Hälfte  den  Anliegern  zu.  Bei  allen 
Vermessungen  von  Bergen  oder  Stollen  kommt  den  Schöffen  der 
dem  Bergwerk  zunächst  liegenden  Stadt  eine  paritätische  Intervention 
zu  wie  dem  Regalherrn:  Igl.  U— A  1;  U — B  1;  DIR  1  und  18; 
Schemn.  Bgr.  (2) ;  Freiberger  B.  §  2.  —  In  wichtigen  Fragen  wird 
durch  die  Stadtschöffen  das  Berggericht  verstärkt,  in  späterer  Zeit 
überhaupt  durch  sie  besetzt.  5.  Anrecht  auf  die  2  Bürgerlehen. 
Der  zur  Zeit  der  Vermessung  eines  Berges  amtierende  Schöffenrat 
hat  Anspruch  auf  je  ein  Nebenlehen  zu  beiden  Seiten  der  Fundgrube, 
Bürger-  oder  Schöffenlehen,  wie  der  König  zu  je  einem  Königslehen. 
U— A  und  U— B3,  {abweichend  Deutschb.  B.  (67);  DIR  §13,6); 
Const.  II  2,  3;  Spr.  N.  14  und  15,  deren  Verwertung  entweder  durch 
eigenen  Bau  (Const.  II  3, 10;  Igl.  Bgr.  N.  15)  oder  Verkauf  (Const.  III 
6,  2)  oder  Verlehenschaftung  (Const.  II  2,  15)  erfolgte.  Während  es 
im  Igl.  Bgr.  N.  15  ausdrücklich  heißt:  „das  das  purgeriehen  di 
scheppen,  di  czu  der  czeit  scheppen  sint,  so  man  einen  perk  misset, 
von  rechte  angehöret,  und  diselben  scheppen  underwinden  sich  des- 
selben purgeriehen  und  pawent  es  mit  ir  selbes  gut;  und  was  ge- 
winnes  und  nuezes  dovon  gevellet,  das  ist  ir  besunderlich  und  nicht 
der  stat  gemeinklich;  so  spricht  der  Vertrag  König  Wenzels  IV.  mit 


618  scheppe 

den  Kuttenbergern  von  1401,  Igl.  Bgr.  N.  51,  8,  von  dem  freien 
Neuntel,  das  man  geben  sol:  von  dem  kunigslehen  und  der  uberschar 
uns  (=  dem  König),  von  burgerlehen  den  burgern,  perkleuten  und 
der  gemein  des  berges  czun  Cbuttn  und  vom  herrenleben  den 
herren,  den  das  mit  recbt  angeboret  — ,  tvie  auch  in  der  Handf. 
des  Klosters  Czedlilz  und  der  Stadt  Kuttenberg  v.  1418  „die  gemeine 
des  egenanten  bergs"  auf  die  Bürgerlehen  Anspruch  hat.  Das 
Kuttenberger  Schöffenkollegium  erhält  durch  einen  Gnadenbrief  von 
1386  das  Recht  auf  alle  erblos  erstorbenen  Berggüter  „das  die  — 
scbeppben  des  berges  —  damit  des  berges  und  der  gemeine  nucz 
schaffen".  Aus  den  Burgerlehen  scheinen  so  nach  dem  Wegfall 
der  Nebenlehen  die  Kuxen  der  Gemein  entstanden  zu  sein. 

c.  Das  Bergschöffenkollegium  verstärkt  sich  durch  Zuziehung 
von  Stadtschöffen  1.  in  schwierigen  und  bedeutenden  Angelegenheiten: 
wan  des  not  ist  in  grossen  Sachen,  so  sullen  die  geswornen  des 
pergis  di  gesworn  der  stete  und  eldisten  aus  dem  folke  czu  in  rufen ; 
wann  was  man  forschet  von  vil  leuten,  das  vindet  man  dester 
leichter,  Const.  I  5,  7.  —  2.  bei  Rechtssatzungen  und  Rechtsmit- 
teilungen, bei  denen  vom  Anfang  an  die  Entscheidung,  bei  dem 
Stadtrat,  den  Stadtschöffen,  liegt.  Daher  lautet  auch  die  Überschrift 
des  DIR:  Dis  sin  di  bergrecht,  di  von  allirerst,  do  bergwerck 
fanden  wart  in  Behemen  unde  in  Merhern,  von  den  bürgern  von  der 
Ygla  unde  von  den  eldesten  bergluten  bestetiget  unde  bescliriben 
sin  unde  vorsigilt  mit  der  stad  unde  der  burger  ingesegil,  eim  icz- 
lichen  bergmanne  czu  vorlisen  unde  zeu  gewinnen.  Vgl.  auch  den 
Eingang  zum  Goldberger  Bgr.  Zivier  S.  264.  —  Als  Berggericht 
erscheint  der  Stadtrat  von  Iglau  in  Igl.  Bgr.  N.  92,  1,  von  Kutten- 
berg im  N.  49, 11  und  N.  53,  23,  über  den  v.  Tamowitz  vgl.  Stein- 
beck II  S.  181. 

In  dem  perkrechte  so  hat  di  bekentnusse,  di  do  geschieht  vor 
einem  geswornen  scheppen,  in  was  grosser  sachen  das  ist,  gutes 
geezeugnusse,  volle  kraft  und  macht.  —  di  geswornen  sullen  —  von 
ires  amptes  wegen  peide  in  der  morgensprache  und  in  dem  gerichte 
volle  macht  haben  czu  besagen  und  czu  rügen.  Aber  wen  si  sam 
gemeine  leute  geezeugnusse  czu  sprechen  gefuret  werden  ader  wan 
man  si  in  geezeugpriefe  einschreibet,  so  machet  ein  gesworn  man 
allein  nicht  ein  volle  bewerunge  —  Const.  IV  11,  8.  Die  Ernennung 
der  Bergschöffen  (Bergmeister  =  Schichtmeister ,  Steiger,  Schreiber, 
Zimmer-  und  Hutleute)  kommt  nach  Igl.  Bgr.  dem  Regalherrn  und 
nur  auf  Grund  eines  von  diesem  erteilten  Privilegs  —  wie  es  Iglau 
und  Kuttenberg  besaß,  den  Gewerken  zu:  Haben  di  gewerken  an 
irer  hantvest,  das  in  der  herezoge  das  hat  erleubt,  das  si  scheppen 
seezen,  so  mugen  si  es  wol  getuen  mit  recht;  also  mugen  auch  di« 
urborer,  ob  es  in  der  herezog  hat  vorlihen.  Ist  des  alles  nicht,  sc 
hat  der  herezoge  von  rechte  scheppen  czu  seezen,  oder  weme  hei 
das  von  seinem  gewalt  empfilhet,  Igl.  Bgr.  101.  —  Über  die  Weth 
der  Stadtschöffen  in  Olmütz  vgl.  Olm.  Stb.  64,  über  die  in  Böhm 
Kamnitz  Linke  S.  299,  hier  bilden  die  12  Schöffen  mit  dem  Bürger 
meister  an  der  Spitze  die  oberste  Verwaltungsbehörde  des  Gemeinde 
Vermögens  und  zwar:  1.  des  der  Gesamtheit  gehörigen  und  zu  ihren 
Nutzen  verwendeten;  der  Einkünfte  aus  dem  Geschoß  der  Gärtner 


schepfen  —  scherg-stube  619 

den  Zöllen,  die  seit  1394  von  jedem  Gebräu,  von  der  Badstube 
(1515  wöchentlich  16  Pfennige)  vom  Salzhandel  und  von  ein-  und 
durchgeführten  Waren  der  Stadt  gezahlt  werden  mußten,  Geld  für 
Ausstellung  von  Urkunden  unter  Stadtsiegel,  Strafgeldern  usw. 
2.  des  unbeweglichen  Gemeindevermögens  {Holz  und  Weiden,  die 
von  jedem  Bürger  und  Gärtner  benutzt  werden  durften).  Die 
„schepfen",  an  wenigen  Stellen  „gesworne  ratmannen",  gegen  Ende 
des  15.  Jh.  vereinzelt  auch  circumsedentes,  mittegenossen  oder  mit- 
herrn  genannt,  werden  aus  den  Vollbürgern  von  12  Wahlmännern 
geivählt,  von  denen  6  vom  Rat  aus  seiner  Mitte,  6  von  der  Gemeinde 
bestimmt  worden.  Der  Rat  wird  jährlich  geivählt,  doch  können 
wieder  dieselben  geivählt  werden.  Vor  dem  Rat  und  den  Stadt- 
ältesten  hat  der  Bürgermeister  nach  der  Amtsniederlegung  Rechen- 
schaft zu  geben. 

schepfen*  sivv.  (—schaffen  st.  IV.  oder  swv.)  erschaffen,  creare : 
wort,  das  alle  dink  schepfet  (creans),  Sol.  10,26.  Hestn  mich  nicht 
geschepft,  so  wer  ich  nicht,  nu  so  du  mich  geschepft  hast,  so  hin  ich, 
Sol.  28,  11. 

scliepfen-brief*  stm.  schriftliches  Schöffenurteil:  als  ir  rat- 
manne den  scheppfenprief  unkreftig  getailt  habt,  Igl.  Bgr.  N.  100,  2. 
schaepenbrief,  Traut.  Chr.  71. 

schepfen-meister  stm.  Meister  der  Schöffen,  magister  scabi- 
norum,  Igl.  Bgr.  N.  40,  1.  Ditel  Kint,  seh.  in  Kuttenberg,  N.  11,  2. 
Ditterich  Bisch,  scheppenmeister  in  lglau,  N.  30,  1.  unser  eit- 
genossen  u.  seh.,  Igl.  Str.  276 ;  Igl.  Espr.  V. 

schepfen-tisch,  schoppentisch  stm.  Gerichtstisch  der  Schöffen : 
so  werdet  ir  richter  und  geschworne  euern  schöppentisch  einnehmen 
Einl.  zum  Dreiding  v.  Politz. 

schepfenunge  stf.  Schöpfung:  reiche  deine  hant  deiner  seh., 
die  du  schepfer  aller  dinge  aus  erde  gemacht  hast,  Hier.  72,  14:. 
aller  seh.,  Hier.  146,  4. 

scheps,  schaeps  stm?  eine  Art  Nachbier,  Kovent,  Traut. 
273.  339.  =  Schöps  s.  schöpf. 

schep-tiim  (scheffentuom)  stmn.  Amt,  Würde  eines  Schöffen, 
Igl.  Str.  (68). 

scherecht  (=  schareht,  schereht)  Adv.  haufenweise :  ous  giengen 
alle  vrowen  noch  ir  scherecht  mit  poukenden  sank  sie  vorsprechende, 
W-B  Ex.  15,  20. 

scherer  (seheraere,  -er)  stm.  1.  Scherer,  Barbier,  Wundarzt. 
2.  Schaf  scher  er:  2.  meinen  scherern  (tonsoribus),  W— B  Kön.  I  25,  11. 
den  scherern  seiner  schaf,  Gen.  38, 12. 

scherf*,  scherpf*,  schurpf*  stm.(?)  Graben,  Einschür fung 
zur  Bezeichnung  der  Grenze:  den  21.  sept.  habe  ich  die  seh.  verneut, 
Eger.  Chr.  631.    scherpff,  N.  907.    schurpf,  678. 

Scherge,  scherje  sivm.  Gerichtsbote,  -büttel,  Scherge:  sine 
Schergen,  Trist.  3286.  3307;  Brunn.  Str.  II  201. 

scherg- stube  swf.  (von  scherge  Gerichtsbote,  Büttel,  Scherge) 
Gefängnis:  czwain  —  scheppen  —  schol  man  enphelhen,  di  alle 
mantag  in  die  schergstuben  gen  und  warten,  Aver  da  gefangen  lig, 
Brunn.  Str.  II  201.  unter  mawer,  die  do  schait  die  schergstuben  und 
Honns  Lidls  czuheusl  hinten  im  hoff,  Igl.  Stb.  V  187  d. 


620  scher-mez,z,er  —  scheuzlich 

scher  •  nieder  (scher-niez,z,er)  stn.  Scheer-,  Rasiermesser,  nova- 
cula:  sol  kein  seh.  nicht  geen  ouf  sein  houbet  unez  bis  ouf  den 
erfulten  (completum)  tak,  W  —  B  Num.  6,  5.  des  houbt  kein  seh. 
wirt  nicht  anrüren,  wenne  er  wirt  ein  nazareer  gotis,  W — B 
Siebter  13,  5. 

schermotzel  (=  Scharmützel,  -mützel  aus  ital.  scaramuccia  von 
schermire  ahd.  scerman,  schirmen,  fechten  stm.  Gefecht  kleiner 
Scharen,  Scharmützel,  Elbogen  Chr.  145,  1. 

sehern  stv.  1.  2  1.  schneiden,  scheren:  tn  in  scheren  die  helse 
mit  dem  swerte,  Böhm.  Chr.  99.  2.  lant  seh.  =  ernten,  wo  man  ge- 
sät. 3.  abteilen,  ordnen.  4.  belästigen:  si  betten  einen  scharphen 
wirt.  man  vindet  in  noch  der  geste  schirt  und  vmgefuoge  niesen 
kan,  W.  v.  "W.  5369,  5.  refl.  sich  verwandeln  in.  6.  intr.  schnell 
eilen,  entkommen,  s.  üs-schern. 

scherper*,  scherpfer*  stm.  die  die  Keilhauen  der  Bergleute 
zum  Schärfen  und  Spitzen  tragen:  das  icht  den  scherpfern  (E.,  scherpern 
H.),  die  die  perkeisen  czu  der  smitten  tragen,  von  den  smiden  — 
gewalt  geschehe  =  aecutoribus,  qui  vulgariter  Scherper  dieuntur  — 
Oönst.  1 12,  10. 

scher-tisch  stm.  Tisch  zum  Tuchscheren:  ein  seh.  und  die  best 
scher,  Igl.  Stb.  III  329  b. 

schetz,  -e  (==  schez,,  schöpf,  schöpf  aus  slav.  skopec  von  skopiti, 
kastrieren)   stsivm.   Schöps,  Traut,  Chr.  236.  249. 

schetzen  (auch  schätzen)  swv.  1.  Schätze,  Geld  sammeln. 
2.  schätzen,  den  Wert  bestimmen.  3.  jemandem  etwas  anrechnen. 
4.  erwägen,  glauben:  1.  nichten  weit  euch  seh.  ain  schätz  in  die 
erd,  do  in  der  rost  und  die  milben  verwustent,  T — B  Matth.  6, 19. 

scheubalat  (schibeleht,  -loht,  scheibüleht,  scheiblot)  Adj.  rund 
wie  eine  Scheibe,  Eger.  Chr.  1136. 

scheuer  (schiure)  swstf.  Becher:  ein  vergulte  scheurn,  Eger. 
Chr.  76.  ein  erber  rathe  hat  auch  konigl.  m(ajestet)  —  mit  der 
scheuern  und  andern  verertt,  1200  S.  380. 

scheuhen  (schiuhen,  schiuwen  swv.  Prät.  schiuhete,  schiuhte, 
schuhte,  schuwete,  Part,  geschohen)  1.  tr.  scheu  machen,  erschrecken. 
2.  verscheuchen,  verjagen.  3.  intr.  scheuen,  aus  dem  Weg  gehn, 
meiden.  4.  mipers.  scheu  werden.  3.  dis  vümlei  lugen  schol  man 
scheuhen  und  meiden,  wan  sie  alle  sein  totleich  sund,  Joh.  t.  Igl. 
8.  Gebot. 

scheune  (schiun,  -e)  swstf.  Scheune,  Speicher:  ous  den  offenbaren 
schennen  =  ex  horreis  publicis,  W — B  Gen.  47,  22.  in  die  scheunen, 
W— B  Gen.  41,35.  ous  den  scheunen  =  de  areis,  Num.  15,  20.  vor- 
vluchet  wirt  dein  scheune  (horreum  tuum) ,  Deut.  28, 17 ;  Par.  II 
11,  11 ;  Esdr.  II 13, 12.  eyn  gertil  (kleinen  Garten)  mit  der  schewen 
nicht  vorseezen ,  vorkummern ,  vorkawffen,  Igl.  Str.  327. 

schennge  (schiuhunge)  stf.  Scheu,  Furcht,  Grauen,  in  schewunge 
Ack.  54, 11. 

scheuzlich  (schiuz-lich)  Adj.  1.  scheu,  verzagt.  2.  häßlich, 
abscheulich:  was  seh.  ist,  das  ist  leichtlieh  zu  halten,  Ack.  30,  22. 
Herre,  in  deiner  wurkunge  ist  nichts  greulichers,  nichts  scheutz- 
lichers  —  dann  der  tot,  21, 10. 


schevelier  —  Schicht  621 

schevelier,  schevalier  stm.  Ritter:  Dalkors  hone  schevelier 
der  was  ein  ritter  also  fier,  Trist.  2031. 

schickt  stf.  1.  Ereignis,  Begebenheit,  Geschichte,  Sache. 
2.  Schickung,  Zufall.  3.  Eigenschaft,  Art  und  Weise.  4.  An- 
ordnung, Ordnung.  5.  Reihe  an-  und  übereinander  gelegter  Dinge. 
6.  her  gm.  a.  Bank  verschiedener  aufeinander  liegender  Gesteinsarten, 
b.  bestimmte  Zeit  bergmännischer  Arbeit,  sodaß  z.  B.  in  dem  böhm.- 
mähr.  Bergbau  Tag  und  Nacht  zusammen  in  4  Schichten,  also  zu 
6  Stunden  zerfallen;  c.  die  eine  solche  Schicht  arbeitenden  Bergleute; 
d.  lange  Schicht  =  Tag  und  Nacht. 

2.  Wann  mein  zeit  komen  ist  in  sulcher  Schicht,  das  ich  aus  der 
werlt  fare,  Hier.  59.  22.  —  6  b.):  alle  stunden  tags  und  nachtes  pei 
den  perkleuten  allein  in  vier  stunden  geteilt  sullen  sein.  Di  erste 
heisset  tageschicht  (auch  erer  =  frühere,  erste  tagschicht),  di  ander 
stunde  loser  tagschicht  (d.  h.  der  ablösenden  Kameraden);  di  dritte 
stunde  nachtschicht  {auch  erer  nachtschicht),  di  vierde  stunde  loser 
nachtschicht,  Coust.  1 18,  1.  Und  den  anefank  iczleicher  der  vier 
stunden  sol  der  kundiger  ausrufen  durch  den  ganczen  perg  und 
sullen  si  allen  offenbaren,  das  peide:  tegleiche  und  nechtige  werk 
gleich  von  allen  arbeitern  gehalden  werde,  1 18,  2.  Wir  vorpiten 
auch,  das  kein  arbeiter  czwu  schiebt  aneinander  arbeiten  sulle,  das 
er  nicht  abneme  an  der  arbeit;  und  das  sullen  di  hutleute  des  ge- 
pirges  bewaren  mit  allem  fleis,  1 18,  3  u.  1 12,  8.  —  Über  das  Ende 
einer  befristeten  Lehenschaft  bestimmen  die  Const.  III  6,  16 :  Ist  das 
das  czil  kumpt  auf  ein  tag,  der  czu  arbeit  bescheiden  ist  (Werktag), 
czuhant  in  der  nebesten  ausrufunge  der  ersten  nachtschicht  so  be- 
heldet  der  besteer  (die  Lehenhäuer)  furpas  nichtesnicht  rechtens. 
Ist  aber,  das  der  heilig  tag  einem  werkentag  nochgeet,  der  bescheiden 
ist  czu  gewissen  czil  der  hinlassunge,  so  ist  des  besteers  recht  durch 
der  nehesten  vigilie  willen  umb  die  ausrufunge  der  leezten  tage- 
schicht naturlich  und  ernstlich  vorloschen  und  ausgangen.  Doch 
soll  die  Zeit,  während  welcher  die  Lehenhäuer  von  den  Haupt- 
gewerken  in  ihrer  Arbeit  gehindert  wurden,  in  die  Frist  nicht  ein- 
bezogen werden,  Const.  III  3,  2.  —  6c.)  Zur  Beschlußfähigkeit  einer 
Gewerkenversammlung  zum  Zwecke  der  Verleihung  von  „Bergteilen, 
Erbstollen  oder  Lehenschaften"  ist  die  Amvesenheit  von  5/8  der  Ge- 
werken  =  2ll2  Schichten  erforderlich:  Ist  abir,  das  man  wil  vor- 
lihen  uff  einem  berge  adir  uff  einem  stollen,  so  sal  der  bergmeister 
den  gewereken  an  eime  sontage  adir  an  eim  andirn  tage,  welichir 
in  gefeilet,  uff  das  gebirge  czusammene  gebiten,  unde  was  do  vor- 
legin  wirt  unde  beschreben,  das  hat  craft.  Ist  abir,  das  di  drie 
Schicht  darkomen  unde  di  virde  nicht,  kumen  halt  fumf  achteil  unde 
di  drie  nicht,  di  virde  schiebt  noch  di  drie  achteil  mögen  nicht  ge- 
hindern ,  di  andern  lihen ,  weme  si  wollen ,  D I  R  I  15,  3.  Nach  den 
Const.  I  7,  9  genügt  hierzu  die  Amvesenheit  von  17/32  der  Geiverken  = 
2  Schichten  und  il32:  Und  ab  si  (die  vom  Bergmeister  zusammen- 
gerufenen Gewerken)  denne  alle  kumen  ader  czu  minsten  von  czwein 
schichten  und  von  einem  XXXII teil,  so  sullen  si  ausnemen  in  dem 
perg  ader  in  dem  lehen  ader  auch  lehenschaft,  ab  si  gross  ist,  als 
vil,  als  si  wollen  behalden  czu  irem  pawe  und  arbeit.  Was  denn 
uberig  ist  doselbist,  das  man  an  der  gewerken  schade  und  minner- 


622  schichtig  —  schicken 

nusse  pawen  mag,  das  mag  der  selbe  perkmeister  wol  leihen  mit 
gesaczter  eigenschaft  von  den  gewerken  und  czu  eim  bescheiden 
(=  von  ihnen  bestimmten)  czile.  Beim  Erzteilen  werden  dem  König 
als  Regalherrn  zunächst  Vs  (^er  Gesamtförderung  als  Urbar,  von 
den  übrigen  7/8  ein  Neuntel  als  „Schmiedeneuntel"  zusammen  also  3/9 
der  Förderung  zur  Seite  gelegt,  die  übrigen  "o  *w  ^  Schichten 
geteilt;  sind  jedoch  Lehenschaften  vorhanden,  so  werden  nach  der 
Urbar  und  dem  Schmiedeneuntel  noch  '/ie  von  der  Lehenschaft  dem 
Könige  zugewiesen  und  den  Lehenheuern  ihr  vereinbarter  Teil  ab- 
gezogen, der  Rest  erst  unter  die  4  Schichten  geteilt.  Vgl.  Const.  1 16. 
6d.)  Welich  lehen  di  (zur  Beaugenscheinigung  hingesandten  Ge- 
schworenen, z.  B.  Steiger)  besagen,  das  si  di  andern  trencken,  di 
sal  man  czu  den  andern  eigen  in  drien  tagen,  di  heissen  dri  lange 
schiebt,  DIE  I  §6,  2.  Sind  dem  malen  und  di  scheppen  gesehen 
haben  das  wasser  gen  von  dem  vreien  stein  in  den  alten  stein  und 
das  besagt  haben  uf  iren  aid,  so  schol  man  di  grübe  und  di  lehen 
von  den  vreien  stein  aigen  czu  dem  lehen  von  dem  alten  stein  in 
dreien  tagen,  das  heisset  drei  lange  schiebt,  Igl.  Bgr.  N.  66,  3.  Ein 
vorleiher  hatte  vorlihen  ein  lenschaft  andern  arbeitern,  di  er  ledig 
fant  drei  lange  Schicht,  nach  der  saezunge  des  rechten.  Das  wider- 
sprach Niclos  Kint  mit  dem  rechten  und  sprach,  der  vorleiher  hett 
nicht  recht  gefaren,  wenn  er  hett  vor  mittag  und  nicht  nach  mittag 
verlihen.  Doruber  teilten  di  scheppen  von  dem  Aldenberg,  er  hett 
wol  verlihen  —  icas  der  Igl.  Oberhof  bestätigt,  Igl.  Bgr.  N.  81. 
Wer  teil  an  hespeln  oder  an  lehenschefften,  di  furbass  umb  ein  junge 
eigenschafft  sindt  vorlihen,  vor  kost  (wegen  Nichtzahlung  des  Arbeits- 
lohnes) will  gewinnen,  der  darff  nicht  mer  darüber  clagen  dan  drei 
arbeittende  irer  tageschicht,  das  heissen  drei  lannge  schiebt;  wann 
er  di  geclaget  und  boten  genemet  und  si  heischet  alss  recht  ist, 
so  hatt  er  gewunnen,  DIR  II  22b.  —  vuinf  lange  schiebt,  Igl.  Bgr. 
N.  117,  2.  —  Weil  ein  Gewerke  drei  Schichten  (ssichty)  versäumte 
und  das  Geld  nicht  erlegte,  —  soll  dieser  Teil  den  andern  Gewerken 
mit  allem  Zubehör  ohne  Widerrede  zufallen,  Igl.  Bgr.  N.  86,  3;  D  I B.  28. 

schichtig*  Adv.  in  Schichten,  schichtweise:  die  toten  sind  in 
die  grosze  gruben  seh.  auf  einander  zugegraben  worden,  Traut. 
Chr.  45. 

schicken  swv.  1.  schaffen,  tun,  bewirken.  2.  ordnen,  anordnen,  | 
einsetzen,  besonders:  3.  testamentarisch  vermachen.  4.  zuteil  werden 
lassen,  zurüsten  für.  5.  bewegen,  richten,  icenden.  6.  abordnen, 
senden.  7.  reflex.  sich  anschicken  zu,  richten  nach  eticas,  sich  fügen, 
begeben:  da  (an  ihrem  Leibe)  was  niht  an  vergeben,  es  wser  zuo- 
bracht  als  ez  sol  gar  schoenen  lip  schicken  wol,  W.  v.  W.  937 
AVillalm  üf  sime  rosse  saz,,  kein  mäler  möht  in  geschicken  baz,,  3216  f. 
ich  waen  kein  snitzer  mich  des  wene,  daz,  er  ein  bilde  schicke 
zuo  so  wunneclichem  blicke  (als  ihn  die  Schönheit  der  Tochter 
des  Darius  darbot),  Alex.  16983.  ninder  was  er  (der  man)  ge- 
schicket wol  (schön),  Alex.  25410.  so  schicket  (richtet  ein)  iuwer 
warte  (der  jeger)  also,  daz,  — ,  Trist.  2385.  schicket,  daz,  der  hirz 
gein  Tintajol  die  richte  loufe,  2388.  also  werdent  auch  manige  ge-| 
schickt  gerecht  durch  di  gehorsam  eins  menschen,  T— B  Rom.  5,  19. 
die  rinnen  legen  und  seh.   auf  sein  selbe  gelt,  Igl.  Stb.  III  139b. 


schickunge  623 

alle  notdurft  zu  dem  prun  seh.,  111325c.  wiederherstellen,  ivieder 
brauchbar  machen,  heilen:  die  hant  wart  im  wider  geschicket  (die 
früher  steif  gewesen) ,  T—B  Mark.  3,  5;  Luk.  6, 10;  Matth.  12,  13. 
der  blint  war  wider  geschickt  also  daz,  er  sach  klerlich  alle  dink, 
Mark.  8,  25.  2.)  ein  man  geschicket  (eingesetzt  XI.  Bibel)  von  der 
gewalt,  T— B  Matth.  8,  9.  ein  man  g.  unter  dem  gewalt,  Luk.  7,  8. 
wer  hat  dich  g.  (gesetzt  XL  Bibel)  zu  aim  fursten,  Botenb.  7,  35.  also 
das  ich  nicht  reden  kan  noch  zu  lobe  des  erwirdigeu  vaters  mein  wort 
geschicken ,  Hier.  5,  17.  der  (Gott)  alle  ding  in  barmhertzikait  so 
geschicket,  das  — ,  17,  10.  in  einem  fenster,  das  gen  derselben  statt 
(nach  derselben  Richtung)  geschicket  was,  194,  3.  in  deiner  barm- 
hertzikeit  schickestu  alle  ding  (disponens  omnia),  Sol.  60,  20.  Darumb 
das  dein  gute  es  also  geschickt  hat  (ordinavit)  und  das  es  also  ge- 
schickt wurd,  das  hab  ich  mit  deheinen  dinst  derarnet,  Sol.  25,  16 — 18. 
Was  di  scheppfen  unser  stat  und  di  pergscheppfen  durch  gemaineu 
nuez  schicken  und  seezen  (ordinaverint  et  statuerint),  Igl.  U — A  Einl. 
mit  dem  perkrechte  schaffen  und  schicken ,  U— A  17.  der  perk- 
meister  sol  mit  seinen  amptleuten  vorbesehen  und  schicken  (provide 
ordinäre) ,  Const.  I  7,  5.  notige  ding  in  dem  gepirge  besehen  und 
schicken,  1 3,  4.  Wann  alle  ding  recht  czu  nuez  geschicket  seiu,  II,  3,  5. 
der  czornig  (E,  unsinnige)  —  mag  nicht  kisen  di  warheit  noch  kein 
sache  redliche  ordiniren  und  schicken,  IV  12,  5.  Und  also  schicket  man 
di  recht  czu  sotan  dingen,  di  oft  in  den  gerichten  gebandelt  werden 
(jura  adaptantur),  IV  3,  5.  —  2.-,  3.)  Was  er  mit  seinen  dingen  schicket, 
Igl.  B.  =  Deutsches  Recht  in  Ost.  4.  Ist  es,  das  ein  fremder  mensche 
stirbt  äne  gscheffte  und  mit  seinen  dingen  nicht  schicket,  5.  Ich 
wil  mein  dink  vor  euch  schaffen  und  schicken,  Igl.  Str.  247  S.  141. 
er  schickat  sein  ding  alczumal  —  vermachte,  233.  er  schickt  für 
denselben  (totpetleuten)  mit  guter  vornunft  als  sein  guet,  290.  was 
er  geschicket  hat  (testiert),  326.  schicken  auf  einen  =  es  ihm  ver- 
machen, 327.  das  si  im  (ihrem  Mann)  dovon  nicht  mer  denue  ein 
64 teil  geschickt,  Igl.  Rspr.  IV.  das  mein  swiger  mir  und  meiner 
hausfraun  geschickt  habe  an  iren  leezten  zeiten  ein  dritteil  an  den- 
selben teilen  (Bergteile),  IV.  ich  hab  getan  mein  lestes  gescheffte 
und  leezten  willen  geschicket,  Igl.  Stb.  III  112a.  das  kein  kriege 
enstee  noch  meim  tode,  so  schikke  ich  und  schaffe,  III  55  c.  seh.  = 
testieren,  Elbog.  Chr.  9,  24.  12,  7.  di  der  Sachen  czu  schicken  gehabt 
han,  Stb.  Brüx  N.  253  u.  293.  —  aldä  schicket  der  süe^en  scho^, 
Alex.  14575.  er  gebot  den  fusgenger  umb  den  wähl  und  umb  die 
Dewtschen  sich  schicken  bald  (les  zarubiti  =  im  Wald  einen  Verhau 
zu  machen),  Dal.  103,  2  (44,  70).  —  7.)  Wir  schawen  und  besinnen  der 
heiligen  leben  und  nimant  wil  sich  zu  iren  seligen  werken  schicken 
(sich  richten  nach),  Hier.  159,  7. 

schickunge  stf.  1.  Gestaltung,  Ordnung,  Fügung,  Anweisung. 
2.  Testament:  1.  von  seh.  und  ordenunge  der  urteil  (de  sententiis 
ordinandis),  Const.  IV  18,14.  messen  unsere  leben  und  der  purgere 
und  der  herren  noch  iren  ordenunge  u.  seh.  (eodem  online),  II  5,  14. 
di  egenante  unser  ordenunge  und  seh. ,  Stb.  Brüx  N.  157.  sint  der 
seh.  {Anbeginn)  der  werlt,  T— B  Matth.  13,  35.  24,  21;  Offenb.  17,  8. 
13,8;  Eph.  1,  4;  Juden  9,  26.  die  manchfeldig  Schickung  der  zeit, 
Eger.  Str.  1136, 


624  schick-wärts  —  schieben 

schick- wärts*  (von  schiec  Adv.)  Adv.  schief,  schräge:  seh. 
gegen  der  buchen,  Traut.  Chr.  131. 

schick-weise*   Adv.   schief  schräge,  Traut.  Chr.  208. 

schid*  stm?  (icohl  —  scheidunge  stf.  Schieds-,  Urteilsspruch: 
eines  schiedes  und  eines  Verbotes  czwaier  czechen  —  belangunde,  Igl. 
Bgr.  N.  110. 

sehid-brief  stm.  schriftliche  Entscheidung,  Urteil:  abeschrift 
der  schiedbriefe.  Igl.  Bgr.  110. 

schid-leute  PI.  von  schide-man,  arbiter,  Sequester,  Brunn. 
Str.  II 189.  anderlei  geezeugen,  di  den  gleich  sind,  sam  ratleut  u. 
schidleut,  Igl.  Str.  34.  die  der  scheppen  stat  vertreten  (als  Zeugen), 
das  sint:  leikaufsleute,  totbetsleute,  seh.,  Igl.  Str.  283.  heiratsleute, 
Schiedeleute,  ratleute  und  andere  seineliche  geezeugen  ire  seh.  und 
gancz  mechtige  uberleut,  Igl.  Stb.  111206  b. 

sekid  -  mauer  *  stsicf  Grenzmauer:  die  schiedmauer  sol  man 
setzen  ausserhalb  der  schnür  auf  der  Mahczaks  teil,  Igl.  Stb.  V  183  b. 

schidunge  stf.  1.  Trennung,  Scheidung,  Tod.  2.  Unterschied. 
3.  Urteilsspruch.  4.  lelztivillige  Verfügung*,  Testament*:  1.  nach 
schidunge  und  erwirdigen  tod  des  erwirdigen  sant  Jeroninius, 
Hier.  222,  10.  wan  sulche  seh.  nicht  ein  sterben  ist,  sunder  ein 
suzzer  durebgank,  Hier.  83,  16.  das  in  deiner  schidung  grosser 
sichtag-  dich  nicht  gehindern  mochte,  das  du  deiner  lieben  kinder 
nicht  vergessen  woldest,  17,  25.  4.  der  unverschidenleich  (ohne 
Testament)  tot  wer  und  sein  schidung  nicht  getan  hat,  Igl.  Str.  247. 
am  freitag  nach  unser  lieben  frawn  schiedung,  Igl.  Stb.  Y  63 d ; 
215  a. 

schieben  stv.  III.  (Präs.  vielfach  ohne  U-Brechung:  ich  scheub 
usw.)  1.  schieben,  stoßen.  2.  sich  von  einem  Verdacht  reinigen. 
3.  einem  die  Schuld  (durch  das  corpus  delicti)  zuiveisen,  ihn  schuldig 
erklären.  4.  verlegen,  bes.  vor  einen  höheren  Gerichtshof,  appellieren, 
sich  berufen.  5.  mit  Dat.  der  Person,  einem  heimlich  Vorschub 
leisten:  4.  urteil  schiben,  Igl.  Str.  39.  das  —  urteil  —  ward  ge- 
schoben in  vollen  rat ,  247.  urteil,  die  in  morgensprache  geschoben 
sein  (sententias  ad  ipsorum  maniloquium  suspensas) ,  Const.  I  5,  11 
u.  I  6,  23.  urteil  —  aus  dem  gerichte  in  die  morgensprache  schieben, 
Igl.  Str.  I  S.  358.  Die  häufigste  Formel  für  die  Strafung  des  Urteils 
und  die  Berufung  ist:  „Wollt  ir  des  jehen  an  mein  wort,  ich  dank 
got  und  dem  rechten;  wollt  ir  des  nicht  tun,  so  scheub  ich  das 
urtail  mit  euch  an  di  stat  (oder  dohin),  da  wir  recht  geben  und 
nemen  z.  B.  Igl.  Bgr.  N.  6,  6.  N.  46,  6.  N.  47.  5.  N.  67,  8.  N.  63.  5; 
Igl.  Str.  266  S.  170.  291  u.  292  S.  199  u.  201.  286.  290  S.  196.  Wes 
uns  der  vorvallen  mit  dem  rechten,  der  sulche  urtail  (Entscheidung 
des  Iglauer  Oberhofs  über  eine  Berufung)  vorwurffen,  di  mit  seiner 
guten  wilkur  von  uns  czu  euch  (Iglauer  Oberhof)  weren  geschoben 
worden  recht  und  redleich  und  von  euch  herwider  recht  und  redleict 
■vorsigelt  geholt  sein  —  der  ist  czu  puz,z,  bestanden  50  mark  reines  goldes  I 
di  schullen  halb  gefallen  unserm  herren  dem  kunig  und  halb  uns 
(dem  Iglauer  Oberiwf),  Igl.  Str.  302.  Si  tedingten  als  lange,  das  d: 
selben  teidinge  wurden  geschoben  auf  den  Perk  vor  die  scheppen 
Igl.  Str.  251  (ans  Berggericht  in  Kuttenberg),  wir  haben  das  ge  i 
schoben  unez  an  euwer  Weisheit,  Igl.  Str.  249.    Der  richter  sol  czv 


«ehiefferieren  —  schild-trager  625 

voraus  die  urteil  beschreiben  lassen,  die  man  geschoben  hat,  Const. 
I  6,  4.  —  die  sach  czu  entscheiden  ader  dohin ,  wo  ir  (ratsherren  in 
Olmütz)  recht  nempt  (=  Breslau)  zu  schieben,  Olm.  Stb.  132  S.  101. 
so  scheub  ich  daz,  urteil  an  die  stat,  do  wir  recht  geben  und  nemen, 
Igl.  Rspr.  I.  er  zerte  den  tiuren  samit  und  —  schoup  in  sine  wunden 
wit,  Alex.  13740. 

schiefferieren*  stvv.  grollen,  zanken:  der  Schulmeister  und 
Stadtschreiber  —  hat  studieret,  das  er  sehr  schiefferiret  (mürrisch 
ivurde),  Traut.  Chr.  49.  vgl.  ein  schiferiger  Mensch  =  einer,  der 
gleich  Venoeise  und  bissige  Worte  zur  Entgegnung  bereit  hat,  Höfer  III 
S.  84.    Lexer,  Kämt.  Wb.  S.  217. 

schiebet,  schiget  (=  schiec)  Adj.  schief,  Eger.  Chr.  N.  415. 
egerländisch :  schöichat. 

schienen  swv.  tr.  scheuen,  intr.  scheu  werden :  die  ros  beguuden 
snarchen,  schiehen,  Alex.  Anh.  476.  s.  scheuhen. 

schiere  Komparativ  schierer,  schierre,  Sup.  schierest,  schierst,  -e) 
Adv.  schnell,  bald:  schire,  W— B  Deut.  31,  29.  wie  mochtestu  das 
also  schire  vinden,  mein  sun ,  Gen.  27,  20.  der  vellet  dester  schirer 
auf  die  erden,  Hier.  51,  2.  schirest  =  baldigst,  Eg.  Chr.  109  Arm. 
vor  pfingsten,  die  schirst  kumen,  Eg.  Buch  der  Gebrechen  S.  229. 
uff  sand  Bartelmes  tage  schirist  körnende ,  Mind.  des  Egerl.  S.  80. 
bis  auf  schirste  (nächste)  Weihnachten,  Eger.  Chr.  1183. 
Schierling  s.  schirling. 

schif -bruchig  (schif-brüche,  -brüchic)   Adj.   schiffbrüchig:  selig 
sint,   di  von  schii'pruchigem  leben  diser  werlt  erarnt  haben,  das  si 
zu  so  vil  freuden  kumen  sein,  Sol.  96,  35. 
schiffel    stn.   kleines  Schiff,  Trist.  5667. 

schiffunge  stf.  1.  Schiffahrt.  2.  Einschiffung.  3.  Fähre,  Schiff, 
Flotte:  1.  oft  das  geschieht,  das  er  nach  langer  seliger  tugentlicher 
schiffunge  (auf  dem  Meer  des  Lebens)  durch  anfechtung  des  teufeis 
in  sunden  gevallen  ist,  Hier.  20,  26;  T— B  Btb.  21,  7.  27,1.  27,9. 
27,  10.  —  3.  biz.  daz,  ein  seh.  quseme,  Ernst  1879. 

schif-man*  stm.  Schiffer,  W.  v.  W.  2424.  2319.  die  rihte  alsam 
an  einer  snuor  der  seh.  gein  Litan  vuor,  Trist.  4094. 

schif-rsetig  Adj.  schiffbar:  ein  schoenez.  waz,z,er,  seh.  unde 
groz.,  Alex.  22758. 

schild  (schilt,  Gen.  -des  u.  -tes)  stm.  Schild:  Schild  und  sper 
ob  di  erschinen  in  virezig  tousenden  israhels,  W — B  Richter  5,  8. 

schildecht  (=  schilteht)  Adj.  schildförmig,  gefleckt,  bunt :  guder 
schildechter  graschen  fribergscher  moneze,  Stb.  Brüx  N.  243. 

Schilder,  schilter  (schiltsere,  -er)  stm.  Schildmacher,  Wappen- 
maler: Dorum  haben  di  moler  und  di  Schilder  sand  lucas  erweit  — 
das  er  der  erst  ist  gewest,  der  ie  unser  vrawen  bild  gemalt  hat, 
Prag.  Mz.  25. 

schild-geverte  swm.  Genosse  bei  demselben  herschilt,  Kampf- 
genosse, Alex.  7477.  10987. 

schild  -  trager  stm.  Schildknappe,  scutifer:  Und  er  nam  die 
Imnderter  (centuriones)  —  u.  si  beleiten  den  kunic  ous  dem  house 
unsers  herren  durch  den  wek  der  schilttrager  (scutariorum)  in  das 
palas  und  sas  ouf  den  thron  der  kunige,  W— B  Könige  IV  11, 19. 

J  e  1  i  n  e  k ,  Wörterbuch.  40 


626  schild-vürer  —  schimpfen 

schild-vürer  (schilt-vüerer)  stm.  Schildträger,  clipifer,  scutifer 
(bei  Lexer  nur  belegt  aus  Diefenb.  gl.  127  c.  521b),  W— B  II.  Par.  14,  8. 

schild -werk,  schilt -werk  stm.  was  zum  Schilde  gehört: 
In  dem  Privileg  König  Wenzels  vom  30.  März  1392,  Original  an 
der  Prager  Universitätsbibliothek,  abgedruckt  in  der  Einleitung 
zum  ..Buch  der  Prager  Malerzeche" ,   herausg.  v.  Patera  und  Tadra 

5.  43  wird  zur  Schlichtung  der  Streitigkeiten  ztvischen  den  , .geist- 
lichen Malern"  und  den  ,, schiltern"  in  Prag  bestimmt:  ,,so  leutern, 
seczen  und  wollen  wir,  das  furbasniere  di  egenanten  geistlichen 
Maler  kein  Schiltwerk  und  mit  namen  alles,  das  werntlich  (zur  Wehr 
gehörig  oder  —  weltlich?)  Sachen  angehört,  nicht  arbeiten  sollen  in 
dheineweis  und  das  auch  die  vorgenanten  Schilter  ire  Bilde  uf  den 
Jarmerkten  in  der  grossen  Stat  zu  Präge  vorkauffen  und  auch  aller- 
menniclich  ire  Helme  und  Schilte  an  den  Heusern  in  derselben  Stat 
zu  Präge  vorwappen  und  malen  mögen. 

schiig  Adj.  =  schildecht:  das  gewesser  hat  11  schiige  (=  aus 
Kacheln  zusammengesetzte)  heitzöfen  oder  kachelöfen  umbracht  und 
eingewaicht.  Traut.  Chr.  192.  g'schiltig  =  aus  Teilen  bestehend, 
vgl  StalderII318. 

schilhen  swv.  schielen:  gut  ist  dir  in  ze  gen  schilhent  in  da^ 
reich  Gots  denn  ze  haben  zwei  äugen  und  ze  werden  geleit  in  di 
angst  des  feuers,  T— B  Mark.  9,  46. 

schilher  stm.  1.  Schieler.  2.  eine  Art  Taft,  Schillertaft:  er  ist 
mir  schuldig  umb  12  elen  seh.  2  gülden,  Igl.  Stb.  329  d. 

Schilling  stm.  Schilling,  solidus  von  Gold  =  40,  von  Silber  = 
12  Pfennige,  die  langen  seh.  =  30  Pfennige,  W—  B  I.  Esdr.  8,  27. 
kureze  Schillinge  =  breves  solidi,  Igl.  B.  81.  1  scheffel  körn  (erbs) 
—  umb  8  schiüge,  Traut.  Chr.  301.  umb  8  schiige,  296.  Über- 
tragen auf  eine  Anzahl  von  Schlagen,  dann  Schlag  überhaupt,  Eger. 
Chr.  735. 

schimel- käste  swm.  verächtliches  Beiwort  für  den  Menschen, 
Ack.  36, 11. 

schimpf  stm.  1.  Scherz,  Kurzweil,  Spiel,  bes.  ritterliches  Kampf- 
spiel. 2.  Verhöhnung,  Schmach:  1.  so  was  sin  hohiu  werdekeit  alles 
schimpfes  im  bereit  der  ze  werden  fröuden  zoch ,  W.  v.  W.  589. 
treibet  ewer  schimpf  in  krige,  in  unkeuschheit,  werdet  trunken, 
vechtet,  streitet,  tanzet,  Hier.  38,  17.  Die  andern  alle  die  unkauschen 
schinf  haben  mit   halsen,  küssen  und  bösen  greffen,  Job.  v.  Iglau 

6.  Geb.  mit  seh.  was  sie  den  toren  bi  (sie  scherzte  mit  ihm),  Trist. 
5339.  Keie  konde  zu  schimpfe  gnuoc,  Trist.  2206.  ich  rede  ez, 
sunder  seh.  und  äne  Schimpfes  ungelimpf,  2489  f. 

schimpfen  sht.  1.  scherzen,  spielen.  2.  verhöhnen:  1.  er  sach 
in  schimpfen  mit  Rebeccan  seiner  housvrowen  (iocantera  cum  uxore), 
W — B  Gen.  26,  8.  sie  vorsahen  sich  des,  das  er  redte  als  er  schimpfte 
(quasi  ludens)  mit  in ,  Gen.  19,  14.  wirstu  nu  schimpfen  mit  im 
(dem  Leviathan)  als  mit  einem  vogel  (illudes  ei),  Job.  40,  24. 
schimpfende  hab  ich  das  getan  (ludens),  W— B  Spr.  26,  19.  Schimpfes 
du  nicht?  Trist,  2488.  ich  hän  geschimpfet,  Tristan!  Trist,  6401. 
diz  sprach  er  in  schimpfendem  muote  (ironisch),  Alex.  19012. 


schimpfen  —  Schober  627 

schimpfen  stn.  subst.  Inf.  1.  das  Scherzen.  2.  das  Spotten: 
äunder  schimpfen  und  äne  argen  gelimpfen  so  hän  wir  iueh  also 
[zum  Fürsten)  erweit,  W.  v.  W.  4019. 

scliin  stm.  Schein,  Glanz,  Helligkeit :  Henrich  Broda  gink  gein 
in  (gegen  die  Tartaren),  wundirlich  virdarh  sin  schin  (er  fiel), 
Dal.  184,  1.  (82,  78). 

schinden  (auch  schinten)  stv.  I  3  Prät.  und  Part,  auch  sw. 
schinte,  geschindet,  geschint.  1.  die  Haut  oder  Binde  abziehen,  ent- 
häuten, schälen,  2.  Baut  und  Gewalt  antun,  spoliare.  3.  hartherzig 
mißhandeln:  wie  das  sie  einen  ochsen  geschüuten  und  das  fleisch 
sulten  gessen  haben,  Igl.  Stb.  V  86 a.  2.  sie  schinten  die  egipten 
(spoliaverunt  Aegyptios),  W— B  Ex.  12,  36. 

schinduuge  *  stf.  dem  Toten  abgezogene  Rüstung,  spolia,  Beute : 
umme  allen  roup  und  seh.  =  pro  euneta  praeda  et  spoliis,  W — B  Könige  I 
30,  16.  teilet  her  die  seh.  =  dividet  spolia,  Geu.  49,  27.  an  —  die 
seh.  der  stete,  die  wir  viengen  =  absque  spoliis  urbium,  quas  cepimus, 
Deut.  2,  35.  die  seh.  der  assiren  =  spolia  Assyriorum,  Judith  15,  13. 
geteilet  werden  die  seh.  mancher  roube  =  spolia  praedarum  multarum, 
Js.  33,  23.  ich  wil  im  gepiten,  so  das  er  oufhebe  die  seh.  —  ut 
auferat  spolia,  Js.  10,  6.    seh.  der  toteu,  W— B  Par.  II 20,  25. 

schirhen,  schirm  (schirbe,  scherbe  swmf.)  swm.  Bruchstück, 
Scherbe,  testa:  nicht  wirt  funden  von  seinen  stucken  ein  schirben, 
in  dem  do  wirt  getragen  ein  deines  vewerl  von  der  anezundunge 
(igniculus  de  incendio),  W— B  Js.  30,  14.  Job  schabte  von  im  den 
gneist  (saniem)  mit  einem  schirben,  Job.  2,  8.  sam  der  do  schirmen 
zusammenleymet  =  quasi  qui  conglutinat  testam,  Sirach  22,  7. 

schirling  (vielleicht  —  schirlitz,  m.  Weiberkamisol ,  Ambraser 
Liederbuch,  131,26;  Grimm  Wb.  9  Sp.  208;  schurlitz  Schmeller 
2,  461)  ein  leibpelcz  von  drein  Schierling,  Igl.  Stb.  V  220d. 

schirm,  Seherin  stm.  ivas  Deckung,  Schutz  bietet,  Schirm,  Schutz, 
<pers.  Beschützer,  Vormund:  er  konde  ouch  rechtes  Schirmes  gnuoc 
(ivußte  sich  zu  schirmen),  Trist.  5602. 

schiuften,  schuften  swv.  galoppieren :  man  sach  schürften  unde 
draben,  heistieren  unde  rennen,  Alex.  16  490.  nu  kam  gegen  im  dort 
her  geschüft  Fidias,  13842. 

schiuhen,  schiuwen  (Prät.  schiuhete,  schiuhte,  schuhte,  schiu- 
wete,  schüwete)  swv.  tr.  scheu  machen,  erschrecken,  aus  dem  Wege 
gehn,  meiden,  verscheuchen,  intr.  Scheu  empfinden,  sich  scheuen: 
sselden  kraft  —  siht  man  iueh  nü  schiuwen,  Alex.  15975. 

schiz,-stat*  stf.  Abort:  er  nam  sein  sper  und  gink  undir  di 
schiezstat  (tschech.  pod  chysiu  =  Hütte)  und  beite  herzog  Jaromirs 
an  der  stat.  Do  er  saz  an  der  notdorf  genczlich,  er  durchstach  den 
unschuldigen  schemlich  (Brück  stentelich).  Dal.  89,  1  (36,  48).  s.  auch 
scheiz,-haus. 

schoher  stm.  Schober,  Haufen,  bes.  Heuschober:  Czwischen 
iren  schöbern  haben  sie  gerastet  czu  mittentage,  die  do  nach  der 
tretunge  der  presse  durstet  (in  dem  Haufen  derer,  die  Durst  litten, 
nachdem  sie  die  Kelter  getreten  hatten),  W — B  Job.  24,  11.  das  keiner 
sol  in  das  komfeld  treiben  unter  die  schöber  (=  Mandeln)  nach  der 
sichl  als  nach  14  tagen,  Taiding  v.  Friedberg  N.  17.  czwen  schöber 
schütt,  Igl.  Stb.  V  254  c. 

40* 


628  schober-wise  —  schoenheit 

schober-wise  swf.  ein  Wiesenname:  die  seil.,  die  neben  des 
Pfentensacks  wisen  gelegen  ist,  Igl.  Stb.  III  328  d. 

sehoc  (Gen.  scbockes)  stm.  Haufe,  Büschel,  60  Stück :  die  erde  — 
die  ist  400  silbereiner  scboc  scot  wert  =  400  siclis  argenti 
valet,  W — B  Gen.  23.  15.  Nach  „Schocken",  Mandeln,  selten  nach 
Schillingen  oder  Vierdungen  rechnet  man  die  (bis  1479)  kursierenden 
Prager  Groschen,  von  1479  rechnet  man  in  Böhm.-Kamnitz  (Linke, 
S.  309)  nach  „Schwertgeld",  das  auch  hier  sich  zum  böhm.  Groschen 
wie  1  : 2  verhält,  Voigt,  Beschreibung  böhm.  Münzen,  III  S.  79. 

schöffel  (scheffel,  schepfel)  stm.  Schöffel,  Getreidemaß:  In  diser 
czeit  bis  morgen  wirt  ein  seh.  melis  unime  ein  lot  (statere)  und 
czwen  seh.  gersten  umme  ein  loth  in  der  pforten  der  stat  Samaria, 
W — B  Kön.  IV  7,  1.  ist  das  man  mit  dreissik  scköffeln  beseet  die 
erde,  umb  funfezig  scot  silbers  wirt  her  (der  Acker)  vorkouft 
(quinquaginta  siclis  venumdetur  argenti),  Lev.  27,  16.  Noch  nicht 
schol  sein  ein  gröserr  schöffil  und  ein  minerr  in  deinem  house,  Deut. 
25,  14.    ein  gerechter  seh.  (justus  modius),  Lev.  19,  36. 

schol  sivm.  l.Sclmldner.  2.  Urheber,  Anstifter:  1.  sihet  iemant 
seinen  scholn  hinnen,  der  ge  und  frage  den  richter,  ob  er  geleit 
habe,  —  falls  dies  nicht  der  Fall  ist,  so  bite  im  (er  in)  rechtes  im 
zu  helfen,  Eger.  Str.  B  35. 

schollen  (soln,  scholn  unregelm.  Zw.  mit  verschobenem  Praet, 
das  ursprüngl.  sc,  seh  hielt  und  hält  sich  bair.  sehr  lange,  alem.  und 
■md.  trat  dafür  s  ein)  1.  verpflichtet,  genötigt  sein.  2.  gebühren. 
3.  frommen,  nützen  mit  oder  ohne  Dat.  der  Person.  4.  zu  bezahlen 
verpflichtet  sein:  2.  welcherlei  den  kegenwortigen  prief  hat,  dem 
schollen  alle  di  recht ,  die  hie  oben  geschriben  sten ,  Igl.  Str.  259 
S.  154. 

schön*  stf.?  ein  bestimmtes  Recht:  Judices  autem  finito  iudicio 
surgentes  jus,  quod  vulgariter  schon  dicitur,  dederunt  et  partes  eorum 
hereditarias  ac  totam  summam  peeunie,  ad  quam  ipsas  in  priori 
querimonia  domine  motu  estimaverant,  tamquam  jure  per  eos  obtentas 
in  tabulis  sibi  scribi  fecerunt,  Igl.  Str.  80  S.  75.  Do  gaben  di  vor- 
genanten der  Lorencz  und  der  Cunczel  ir  schon  noch  der  scheppen 
geheisse  auf  ein  recht  nach  der  klag,  di  vorgeschriben  ist,  und  noch 
der  antworte,  di  euch  di  scheppen  von  Kolen  (Kolin)  weisen  under 
irem  ingesigel,  251  S.  146  s.  auch  Schonpfennig. 

sclioende  (auch  schönde)  stf.  Schönheit:  mit  seh.  und  mit  witzen 
was  der  sitz  al  umb  bereit ,  W.  v.  W.  1289.  dö  het  man  niergen 
vunden  rechter  seh.  so  riche  und  aller  site  so  tugentliche,  so  diu 
edeln  kinder  wurden  dö,  5107.  diu  herzogin  het  seh.  vil.  kein 
vrouwe  reichte  an  ir  zil.  654.  din  seh.  lac  aller  clärheit  obe,  7928. 
Absalön  den  sclioende  riehen,  Alex.  11597. 

schoenen  (Prät.  scheenete,  schönte,  schönde)  swv.  verschönen, 
rerherrlichen,  schmücken:  an  libe,  an  wät  geseheenet  gar,  Trist.  1538. 
räumen  das  kurtz  schonende  (scheynende  D)  eilende,  Ack.  19,  17. 

scheenheit  (schoen-,  schön-heit)  stf.  1.  Schönheit,  Herrlichkeit, 
Pracht.  2.  Unterhaltung,  Festlichkeit  festlich  geschmückter  Leute: 
die  sich  richeit  fiiz,z,en  in  höher  seh.  melde  berihten  sich  ze  velde, 
W.  v.  W.  7292  ff.     die  wip   —  zierten  sinen  lip  mit  seh.  (Aufputz, 


schoenmelzners-gasse  —  schräge  629 

Zimicr)  von  mangen  landen,  die  im  die  clären  sanden,  Alex.  35G1. 
seh.  (=  schöne  Zelte)  man  üf  dem  velde  sach,  Alex.  4489. 

schoenmelzners-gasse  sivf.  Gassenname:  schonmelcznersgassen 
neben  dem  präwhaus,  Igl.  Stb.  IV  243  d. 

schön -pfennig*  stm.  für  die  Eintragung  des  Hechtes  auf 
„schon"  in  die  Gerichtstafel  dem  Richter  gezahlter  Pfennig:  schon- 
pfennig  —  gehören  allein  dem  richter  an ,  Igl.  Str.  276  S.  182.  die 
seh.,  die  do  gevallen  dem  gericht,  276,  S.  180. 

schöpf  stm.  Haar  schöpf:  Ir  sult  nicht  scheiblecht  ewern  schöpf 
besneiden  noch  den  part  bescheren,  W — B  Lev.  19,  27. 

schöpfe  (schupfe,  schuppe)  swf.  1.  Werkzeug  zum  Fischen. 
2.  Schnellgalgen,  Wippe,  ein  Gerüst,  von  dem  aus  man  ins  Wasser 
geschleudert,  geschupft  icurde,  2.  Traut.  Chr.  148. 

schöpfen  (=  schepfen,  schöpfen,  Praet.  schepfete,  schapfte)  swv. 
schöpfen,  entnehmen,  haurire:  heb  ouf  das  rouchvas  und  schöpfe 
fewer  von  dem  alter,  W — B  Num.  16,  46. 

schöpf,  schöpf  (aus  slav.  skopec  Kastrierter)  stsium.  Schöps, 
Hammel:  kelber,  sclieppczen,  schaff,  czigen  oder  pöcke,  Igl.  Stb.  III 
39c  s.  schotze. 

schorn*  (ivohl  =  scharn  stvv.  in  Scharen  teilen,  gesellen  zu) 
swv.  achten,  halten  für:  si  schortin  si  vor  vol  und  ertin  si  gar 
wol,  Dal.  191,  25  (85,  101). 

schorpfe,  schorpe,  scorpe  sivm.  Skorpion :  di  schorphen,  T — B 
Offenb.  9,  3.  9,  5.  9,  10.  ob  er  eischt  ein  aye,  gibt  er  im  denn  ein 
schorphen ,  Luk.  11,  12.  treten  auf  die  seh.  und  die  slangen ,  Luk. 
10,  10. 

schote  s.  sehnte. 

schoten -krämer*  stm.  ivcr  mit  schotte  (sivm.  =  Quark  von 
süßen  Molken,  Schoten)  handelt,  Traut.  Chr.  135. 

schotze  (schopz,  schöpf  aus  slav.  skopec)  stsivm.  Schöps,  Elbog. 
Chr.  76, 11. 

schouwe  s.  schauwe. 

schoz,    stm.    Geldabgabe,  Steuer,  Traut.  Chr.  61. 

schöz,  (stmn.  schoz, ,  -e  stswf.)  stf.  1.  Vom  Leibe  niedergehender, 
gefalteter  Teil  des  Kleides,  besonders  der  den  Schoß  deckende.  2.  den 
Schoß  deckender  Teil  der  Rüstung.  3.  Schoß:  ous  der  schos  des 
vaters  (de  gremio  patris),  W — B  Gen.  48,  12.  las  dein  hant  in  deine 
sebos,  W — B  Ex.  4,  6.  trunkenheit  bringet  schaden  als  der  fewer  in 
seiner  schoz  bilde,  Hier.  52, 13.  an  ire  schoz,,  Trist.  4582.  in  der 
schoz,z,  des  vaters,  T — B  Joh.  1,  18. 

schoben*  swv.  Steuer  zahlen:  Wie  wol  es  auch  gotlich  ist, 
das  iedermann,  als  er  hat  vil  ader  wenig  und  noch  dem  als  er  auch 
der  stat  gepraucht,  schösset  und  losunget,  Olm.  Stb.  131.  die  mit 
der  stat  leidet  und  schösset  —  die  freunde,  die  mit  der  stat  leiden 
u.  schössen,  Stb.  Brüx  N.  157. 

schoz, -werk  stn.  (bei  Lexer  nur:  es  sol  auch  niemant  kain 
schoszwerich  auf  der  Traysen  machen  noch  haben,  Kaltb.  157,  4  a.  1494) 
Sneiderknecht  —  sollen  am  montag  schoswerk  nicht  hoer  arbeiten 
dann  umb  drei  gross,  Olm.  Stb.  107  a. 

schräge  swm.  PI.  schrägen  und  schregen  1.  schräg  oder  kreuz- 
weis eingefügte  Pfähle.    2.  kreuzweis  stehende  Holzfüße  eines  Tisches 


630  schramme  —  sehronecht 

u.  dgl.  3.  Raspel,  Winde.  4.  Marterwerkzeug.  5.  ein  Fischnetz, 
das  an  zwei  kreuzweis  übereinander  liegenden  Bügeln  getragen  wird: 
2.  Conquesti  sunt,  quod  pannifices  pannos  eniunt  et  statim  super  aliam 
Sehragam  seu  mensam  ponentes  carius  venduut,  Olm.  Stb.  92  a  10. 

schramme  (auch  schräm)  stsivf.  Schwertwunde,  cicatrix:  die 
schramme  seines  slages  heil  machet,  W — B  Js.  30,  26. 

schrank  stm.  (PI.  schrenke,  schranke)  Schranke,  Gitter,  Ver- 
seil renkunq .  Verflechtung:  am  ewsrn  seh.  unter  Albrecht  Becken 
hawse,  Elbog.  Chr.  119, 17. 

schranne  swstf.  1.  Bank,  Tisch,  bes.  Fleisch-,  Brotbank. 
2.  Gerichtsbank,  -schranke.  3.  mit  Schranken  eingefriedeter  Baum: 
2.  sind  alle  vier  mit  öffentlichen  urttel  durch  den  knecht  an  der 
schrannen  mit  nahmen  vermelt  worden,  Eger.  Chr.  N.  802. 

Schraten  s.  schroten. 

schrautzeii*  an-,  siev.  anfahren,  increpare:  An  czu  schrauezen 
mich,  leget  ir  zusammen  gekose  =  Ad  increpandum  tantum  eloquia 
concinnatis,  W— B  Job.  6/26. 

schreckenberger*  stm.  eine  in  Kursachsen,  bes.  in  den  ersten 
Jahren  des  16.  Jh.  geprägte,  nach  dem  Schreckenberg  (später  und 
jetzt  noch  Annaberg)  benannte  Jlünze  im  Werte  von  3  oder  3 1  ■> 
guter  Groschen.     Vilmar  kursächs.  Idiotikon,  Traut.  Chr.  158. 

schreckunge *  stf.  Schrecken:  der  herre  —  wirt  czubrechen 
das  legel  in  der  seh.  =  in  terrore,  W — B  Js.  10,  33. 

schregen  swv.  mit  schrägen  Beinen  gehn:  er  begonde  mit  den 
fliegen  schregen,  Trist.  5168. 

schreien,  schrien  (stv.  III  und  sivv.,  Nbf.  schrigen,  schriuwen, 
Brät,  schrei,  schre,  schrö,  PI.  schriren,  schriuwen,  Part,  geschrirn. 
sw.  Prät.   schriete,  schrigete,  schriuwete,  Part,  geschriet,  -it,  -iget) 

1.  jammern,  schreien.     2.  ausrufen,  verkünden.     3.  zusammenrufen. 
4.  tr.  einen  bejammern:  2.  den  jungen  zwein  und  ouch  ir  rote  aldä   i 
und  uf  dem  lande  sit  wart  starker  vride  also  geschrit,  W.  v.  W.  6406. 
der  fürste  fragen  began  —  war  man  hervart  schrite,  5892.    ,Macedo' 
wart  dö  geschrit,  Alex.  13-415. 

schrein,  schrin  (schrin)  stm.  n.  Schrein,  Kasten  für  Kleider, 
Geld,  Kostbarkeiten:  in  sines  herzen  inren  schrin,  Trist.  802. 

Schreiner   (schrineere)     stm.    1.  Schreiner.     2.  Schatzmeister*: 

2.  Erastus  der  schreiner  (Bentmeister)  der  stat,   T — B  Römer  16,  23. 

schrenke  (schranke  swmf,  schranc  stm.)  um zä  unter  Gerichtsplatz, 
Elbog.  Chr.  15,  5.   28. 

schrenken  (Prät.  schrenkete,  schranete)  sivv.  tr.  übers  Kreuz, 
quer  setzen,  schräg  stellen,  verflechten:  ir  blanken  arme  criuzewis  sie 
über  einander  schrenkete.  Trist.  711. 

schretel,  schretlein  (Dem.  von  schrat,  -e,  schraz,,  schraz.  schrä- 
waz,  -e  stswm.)  stn,  ein  schretel,  Schretel  186.  195.  230.  252.  271. 
347.  daz,  schretelin,  310.  engel,  teufel,  schretlein,  clagmuter,  das 
sint  gottes  zwangwesen,  Ack.  38,  10.  s.  Schmeller  III  519 ;  Haupt 
Zs.  VI  174,  V.  187. 

sehronecht*  Adj.  rauh,  unwegsam:  füren  sie  (ein  kalp)  in  ein 
schronechtis  und  steinechtis  tal  =  in  vallem  asperam  et  saxosam, 
W— B  Deut.  21,  4. 


schrot  —  schrunde  631 

schröt  stm.  1.  Hieb,  Schnitt,  Wunde.  2.  Schnitt  der  Haare. 
3.  abgeschnittenes  oder  abgesägtes  Stück,  4.  speziell  das  zur  Geld- 
prügung  vom  Metallstab  abgeschnittene  Stück  sowie  dessen  gehöriges 
Geivicht.  5.  Stück  eines  Baumstammes,  Klotz.  6.  Geschirr,  Eimer. 
7.  Bier-  und  Weinfaß  (davon  Weinschröter):  3.  24  große  schrote 
rinclefleiß  =  24  Stück  Rindfleisch,  Stb.  Brüx  N.  346.  5.  aneinander 
gefügte  Baumstämme  zur  Verteidigung ,  Elbog.  Chr.  144,  29  und  PI. 
58,  20.  59,  25.  —  8.  Arrest,  entiveder  als  ein  von  einem  andern  ab- 
getrennter Baum  (ivie  in  3)  oder  weil  darin  ehemals  die  Büstung 
und  Geräte  der  städtischen  Schröter  aufbewahrt  loorden  sind,  Eger. 
Chr.  N.  93.  da  habin  si  einen  schrot  und  gute  were  gebawet,  Elbog. 
Chr.  144,  29.  zu  aller  irer  (der  Stadt)  notdorft  der  stad  thoren  — 
zwingern,  schroten,  blanken  umb  di  stad  —  gemacht,  58,  20.  unser 
stad  mit  schroten,  blanken,  greben  —  zu  befesten  macht  haben, 
59, 25.  si  die  mawern  mit  schroten,  bollwerken  —  und  sturm- 
fewrn  —  befestigen  Hessen,  Eger.  Chr.  86.  es  waren  auch  die  schrött 
im  zwinger  und  die  schantzkörb  ausgeschütt,  93. 

schröt-auipt  (schröt- ambet)  stn.  ,,das  Becht,  Bier  oder  Wein 
in  ganzen  Fässern  zu  verkaufen  und  denen,  die  es  einzeln  aus- 
schenkten oder  selbst  tranken,  zuzuführen",  C  D  S  3, 2.  11.  13 ff. 
officium  trahendi  vasa  vini  vel  cerevisiae  vulgo  schrotampt  seu 
lyzne  (tschech.)  vocatum  =  Erlaubnis  zur  Einlegung  von  Wein  oder 
Bier  gegen  Zins  in  Olmütz  1268,  Emier  II  N.  601,  in  Iqlau  zur 
Zeit  Ottokars  IL  oder  Wenzels  IL,  Emier  N.  2400.  Karl  IV.  zählt 
1351  zu  den  jura  ad  urboram  spectantia  das  schrotampt,  scampna, 
panum,  maccella  carnium,  stubae  balneares,  Sternb.  N.  65;  Zycha I 
S.  181.  Wenn  die  Iglauer  (Igl.  Bgr.  N.  30, 4  u.  N.  32,  3)  Freiheit  von 
jedem  Zins  soivohl  gegenüber  dem  Grund-  als  dem  Regalherrn  und 
freien  Markt  jedem  Bergwerk  zuschreiben,  so  dehnen  sie  offenbar 
ihr  Privileg  auf  fremde  Berge  aus,  Zycha  I  S.  182.  das  sie  (die 
Bewohner  von  Saaz)  mit  demselben  ungelte  (von  Salz)  und  schrot- 
ampt die  stat  zu  Sacz  mit  graben,  mauern  und  türmen  bessern  sollen 
und  mügen,  Saazer  Urkdb.  S.  1377;  Stb.  v.  Brüx  N.  111. 

schroten  stv.  V.  1.  hatten,  abschneiden.  2.  das  Haar  schneiden. 
3.  den  Schrot  z.  B.  zur  Münze  abschneiden,  Geld  prägen.  4.  stemmen, 
sträuben.  5  tr.  rollen,  Wein-  und  Bierfässer  auf-  und  abladen: 
3.  de  seccione  plumbi,  quod  schroten  dicitur,  Igl.  Str.  179.  ir  mit 
den  helmbarten,  durch  di  vinde  schrötent  scharten,  Alex.  7526. 
die  herten  Schilde  sie  schrieten,  7977.  di  pfarhem  kauften  ein  fasz 
bir  und  lissens  auf  den  pfarhof  schrutten,  Traut.  Chr.  350. 

schroten  stn.  vom  stv.  V. :  Hannsco  sal  die  herschaft  verwesen, 
dorumbe  spreche  wir  im  czu  alle  nucz  vom  karren  und  schraten, 
Igl.  Stb.  III  220b. 

schroeter  (schrotaere,  -er)  stm.  1.  Schneider.  2.  Geldpräger. 
3.  Schröter,  der  Fässer  auf-  und  abladet,  tractor  vasorum:  3.  Sie 
sind  für  einen  Schaden  an  einem  Fasse  Wein,  sobald  sie  es  aus 
dem  Keller  des  Eigentümers  von  dem  Gestell  „Kantner"  wegnehmen, 
verantivortlich,  Brunn.  Str.  1 154;  Eger.  Chr.  1040. 

schrunde  swstf.  1.  Riß  (Mal)  in  der  Haut.  2.  in  einer  Maxier. 
3.  Scharte  an  einer  Waffe  z.  B.  am  Schivert.  4.  Felsenhöhle:  1.  die 
hout  gewinnet  ein  weisse  oder  rote  schrunden  (cicatricem) ,  W — B 


632  schü  —  sclmld-brief 

Lev.  13,  24.  die  schrunden  ist  dunkel  =  cicatrix  subobscura, 
Lev.  13,  21.  eine  schrunde  des  swerens  =  ulceris  cicatrix,  Lev.  13, 23. 
vorpinden  wil  ich  dir  die  schrunde  und  von  deinen  wunden  wil  ich 
dich  gesunt  machen,  spricht  der  herre,  Jer.  30, 17.  —  2.  underfurt 
was  die  schrunden  der  mawern  =  obducta  est  cicatrix  muris, 
Esd.  II  4,  7.  underfurt  wart  die  schrunden  der  want,  Par.  II  24, 13. 
schrunden  der  steine  (scissuras),  W — B  Is.  2,  21. 

schü,  schuo  Interj.  Scheuchlaut :  schü,  schü,  ir  deinen  vogelin ! 
Trist.  4678. 

schub  (schup,  -bes)  stm.  1.  Aufschub,  Fristverlängerung.  2.  Das 
Schieben  der  Schuld  auf  einen  andern  durch  Beweismittel  und  diese 
selbst.  3.  Die  dem  Richter  zu  erlegende  Strafe,  Sportel:  1.  Eg.  Chr. 
N.  1109.  2.  oportet  de  rigore  juris,  quod  eum  ad  alium,  qui  vul- 
gariter  schub  dicitur,  deducat,  Igl.  Str.  120.  4.  Überweisung  einer 
Rechtssache  an  eine  höhere  Instanz,  wen  wir  (Elbogener)  stadrecht 
haben  und  darüber  unser  erfarung  und  schub  an  dy  hern  van  Eger 
und  nyndert  anderswo,  Elbog.  Chr.  53,  37.  133,  26.  141,  23.  5*  Hilfe, 
Unter stützimg,  das  gescheen  ist  durch  ewer  schube,  hilf,  rat,  wissen, 
Eger.  Chr.  1071.    zu  reyte,  schub  und  furderung,  1152. 

schuften  s.  schiuften. 

schuhen  (schuohen,  schuon)  sivv.  Schuhe  anlegen,  beschuhen, 
ausrüsten:  schuht  (b'  chühet  XI.  Bibel)  di  fu^  in  der  furberaitung 
des  Evangelium  des  frides,  T — B  Eph.  6,  15.  er  wart  in  sine  hosen 
geschuot,  Ef.  77. 

schiih-knecht  (schuoch-kneht)  stm.  Schustergeselle,  Traut,  Chr. 
135.  257.  den  francz ,  schuhknecht ,  Eg.  Achtb.  II  83.  den  nikel 
Koppel,  Schuhknecht,  II  90.  den  roten  rok  schaff  ich  den  schuh- 
knechten in  ir  bruderschaft,  Igl.  Stb.  V  209  d;  Traut.  Chr.  135. 

schühlein  (schüehelin)  stn.  kleiner  Schuh,  Sandale:  Ire  czu- 
hawene  schuhlein  czukten  seine  äugen  =  sandalia  eius  rapuerunt 
oculos  eius,  W — B  Judith  16,  11. 

schuld  (schult,  schulde)  stf.  1.  Einstehen  für  etivas,  Verpflich- 
tung zu  Buße,  Ersatz,  Strafe.  2.  die  zu  zahlende  oder  zu  fordernde 
Schuld.  3.  Vergehen,  Verschiddung.  4.  Ursache,  zureichender  Grund: 
2.  Man  beweist  die  Zahlung  einer  Schidd  selbdritt  und  ein  solcher 
Beweis  ist  dem  durch  die  Schöffen  vorzuziehen,  Igl.  Str.  99.  Die  Be- 
zahlung einer  in  die  Bürgertafel  eingetragenen  Schuld  kann  man 
nur  durch  Schöffen  beweisen,  100.  eine  in  einem  banteiding  er- 
standene Schidd  muß  binnen  3  Tagen  gezahlt  werden,  widrigenfalls 
der  Richter  die  Pfändung  bewilligt,  101.  ebenso  das  trinkgeld,  103. 
bei  einer  erstandenen  Schuld  hält  man  sich  zunächst  an  Bargeld 
(bereite  pfennige),  ist  keines  vorhanden,  hilft  der  Richter  zu  einem 
Pfände,  105.  eine  vor  Schöffen  einbekannte  Schuld  muß  gezahlt 
iverden,  338.  wer  sich  eines  gutes  (liegender  Habe)  unterwindet, 
muß  die  daran  haftenden  Schulden  zahlen,  304.  was  der  Schuldner 
vor  Gericht  als  seine  Schidd  eingesteht,  muß  er  zahlen,  das  darüber 
Verlangte  abschivören,  317.  Löschung  der  Schuld  aus  den  Büchern, 
(42).    Schuld  und  Gegenforderung,  (47  a). 

schuld -brief  stm.  Schuldschein:  den  seh.,  so  die  schuldinger 
iren  gleubigern  über  sich  vermacht,  verprieft  u.  gegeben  haben, 
Igl.  Bgr.  N.  107,  2. 


schulder  —  schülle  633 

schulder  (auch  Schulter)  sivstf.  Schulter:  die  rechte  schulder, 
W-B  Ex.  29,  22.    brüst  u.  schulder,  Ex.  29,  27;  Ex.  30, 1. 

schuld-haft:  Der  Gläubiger  darf  den  Schuldner  in  eisernen 
Handfesseln  in  Schiddhaft  halten  und  soll  ihn  täglich  mit  dem  vierten 
Teil  eines  Brotes  und  einem  Krug  Wasser  verpflegen,  Igl.  Str.  224. 
er  hat,  ob  Christ  oder  Jude,  das  Recht,  den  Schuldner,  der  ihm  nicht 
zahlen  kann,  durch  6  Wochen  ununterbrochen  in  Schiddenarrest  zu 
halten,  (15,  6). 

schuldigen  swv.  beschiddigen,  anschuldigen:  er  gein  im  schul- 
digite  und  sich  domit  gehuldigte,  Dal.  88,  18  (36,  29). 

schuldiger  (auch  schuldinger)  stm.  1.  Ankläger.  2.  Angeklagter. 
3.  Schuldner,  debitor.  4.  Gläubiger:  3.  vergib  uns  unser  schulde,  als  wir 
vergeben  unsern  schuldigern,  T — B  Luk.  11,  4.  den  schuldbrief,  so  die 
schuldinger  iren  glenbingern  über  sich  vermacht,  verprieft  und  gegeben 
haben,  Igl.  Bgr.  N.  107,  2.  über  di  beredung  seiner  schuldiger, 
N.  93,  3;  Prager  Rb.  N.  13.  —  4.  Brünner  Str.  II 79 ;  Prager  Str.  N.  25. 
119  S.  74.  Do  des  sein  schuldiger  ervuren,  das  her  ermort  was,  des 
namen  eczleiche  schuldiger  czu  in  den  richter  und  scheppen  und 
suchten  im  lonkasten,  Igl.  Str.  231.  Welich  man  beweisen  mag  mit 
des  perges  hantvesten  oder  mit  des  pergis  puch,  das  her  der  erste 
sei,  her  sei  erbe  oder  schuldiger,  den  schal  man  czu  dem  ersten 
weren  (befriedigen),  Igl.  Str.  253.  er  sei  erbe  ader  schuldiger,  Igl. 
Bgr.  N.  91.  das  haus  und  die  varunde  habe  dorinne  hetten  die 
schuldiger  genomen,  Igl.  Bgr.  N.  85,  2.  Der  Gläubiger  hat  das  Recht, 
den  Schuldner,  wenn  dieser  Bürger  derselben  Stadt  oder  aus  deren 
Umgebung  ist,  überall,  wo  er  ihn  antrifft,  anzuhalten  und  seine  Schidd 
von  ihm  einzutreiben;  einen  Bürger  einer  anderen  Stadt  muß  er  bei 
deren  Richter  und  dem  daselbst  geltenden  Recht  klagen  und  ist  be- 
rechtigt, wenn  dieser  das  Recht  verweigert,  an  den  ihm  unterstehenden 
Leuten  sich  Schadens  zu  erholen,  Igl.  Str.  (3)  (38).  —  dö  verkauft  wir 
das  haus  mit  der  schuldiger  willen  um  80  schock,  Igl.  Rspr.  XIII. 

schuldic-lich  Adv.  aus  zureichendem  Grund,  durch  eigene 
Schuld:  Kaiser  Nero,  der  seh.  trat  aus  dem  wege  der  vornunft  = 
Neroni  a  racionis  regimine  exorbitanti,  Const.  I  2,  2. 

schüler  (schuolaere,  schüelaere,  -er)  stm.  Schüler,  Student, 
junger  Geistlicher,  Schüler  im  Meistergesang :  weil  er  ein  schuler  ist, 
sol  er  sich  nicht  underwinden,  schuler  zu  halten,  Igl.  Ms.  S.  23.  seh. 
bei  dieser  gesellschaft,  S.  12. 

schul -gemez,*  stn.  in  der  Singschide  übliche  Strophenform: 
politische  historien  im  gemeinen  seh.  zu  singen,  Igl.  Ms.  S.  16. 

schül-halter  *  stm.  1.  Schiddirektor,  Oberlehrer,  Lehrer.  2.  Wer 
eine  Meistersingschule  abhält:  1.  Christianus  Herman,  deutscher  seh., 
Igl.  Ms.  S.  28.  ehrlichen  schulhaltern ,  S.  27.  —  2.  es  in  des  schul- 
halters  (der  die  Singschide  abhält)  gewalt  stehet,  sich  die  merker  zu 
wänlen,  S.  21. 

schul- kuust*  (soviel  als  schuol-list  stm.  Wissenschaft  oder 
Kunst,  die  man  in  der  Schxde  oder  aus  Büchern  lernt)  stf.  alle 
seh.  hat  er  gewost,  Hier.  111,  18. 

schülle  sivm.  ein  Scheltivort  (vgl.  ein  schelm  und  ein  schüll 
muoz,  er  mir  —  sin,  Hätzl.  2.  69.  92)  koche,  garzüne,  schüllen  solden 
ir  secke  füllen,  Alex.  17671. 


634  scMil-meisterei  —  schuster-kör 

schul  -meistere!*  stf.  Amt  eines  schuolmeister :  haben  alle 
beide  die  seh.  versorget,  Traut.  Chr.  110. 

schul -ordmmge*  stf.  Statuten  der  Meistersinger:  unsere  seh. 
zu  bekräftigen,  Igl.  Ms.  S.  10.  so  haben  wir  —  Jakob  Pukane  und 
Jonas  Zeidler  —  uns  furgenornen,  ein  bruderschaft  und  seh.  bei  diser 
stat  anzurichten,  S.  7.  Im  Nov.  1614  —  haben  uns  die  gesellschaft 
(der  singer)  von  Nürnberg  auf  unser  begehren  ire  alte  u  newe 
Schulordnungen  u.  tabulaturen  —  übersendet,  S.  14.  am  3  july  ist 
der  brüderschafft  der  singer  vom  —  rhatt  {Gemeinderat)  die  neue 
bekrefftigte  seh.  mit  der  herren  grossn  statsigill  herausgegeben  worden 
(a.  1615),  S.  16. 

schal -register  stn.  Verzeichnis  der  abgehaltenen  Singschulen, 
Igl.  Ms.  S.  15. 

schul- stublin*  stn.  Wohnung  des  Lehrers  im  Schulhaus:  der 
Schulmeister  ist  in  das  seh.  eingezogen,  Traut.  Chr.  198. 

schult-herre   swm.    Gläubiger,  creditor,  Igl.  B.  37. 

schul -veier*  stf.  den  22.  Febr.  1571  am  donrstag  Petri  scb., 
Traut.  Chr.  194. 

Schumi) fentiure  stf.  Besiegung,  Niederlage,  Unfall:  da  er  e 
seh.  Ion  au  einer  tjost  hete  genomen,  Alex.  5826.  da  von  er  seh. 
kos  (unterlag),  8097.  dö  liten  die  Gräiure  strenge  seh.,  14  006.  rehter 
fröiden  seh.  ist  din  süez,er  lip  gehiur,  13821.  Nicänor  brähte  mit 
strites  schumpfertiur  (so)  den  Aräboysen  üf  die  knie,  13678.  da 
von  sie  seh.  kürn  und  pris  und  lop  da  von  verlürn,  12365.  da  von 
sie  seh.  holn,  die  sie  migerne  doln,  12421. 

schuolören*  ?  die  ros  begunden  snarchen,  schiehen,  schuolören 
(Hs.  H,  sehyloren  W,  stuloren  8)  zerücke  ziehen,  Alex.  Anh.  476. 

schupe  (schuop,  -e)  siestm.  Schuppe,  squania:  Nim  von  mir 
den  schupen  der  alden  vinsternusz  (squamas  caliginis  antiquae), 
Sol.  92, 14.    schuppentragender  und  schupfriger  visch,  Ack.  11,  7. 

schupfen  (auch  schupfen,  Prot,  schupfte,  schufte)  siev.  1.  durch 
Stoßen  in  schaukelnde  Beicegung  bringen.  2.  schleudern.  3.  mit  der 
beimpfen  strafen.  3.  Traut.  Chr.  148;  s.  schöpfe. 

schupf rig*   Adj.  mit  Schuppen  bedeckt:  seh.  visch,   Ack.  11,7. 

schür  s.  schainver. 

schürf  (schürpf,  stm.  schorf  stm.)  Grind,  Scabies:  wenne  es  ist 
der  schürf,  W — B  Lev.  13,  6.  Bergm.  das  Aufbrechen  der  Basen- 
decke bei  Bergbauversuchen.  Ist  es  abir,  das  iemand  mit  vorhenk- 
nusse  oder  wissen  des  richters  und  des,  der  da  perkwerk  vorleihet 
und  reichet,  anhebt  czu  arbaiten  in  dem  Stollen  (==  Suchstollen)  und 
erez  vindet,  von  derselben  stat  sal  in  niemand  vor  im  und  noch  im 
über  vierdhalb  lehen  hindern,  Igl.  Bgr.  U — A.  6. 

schür -schere*  stf.  Lichtputzschere,  emunetorium :  mach  ouch 
siben  lucerne  und  seeze  die  ouf  den  leuchter  —  und  schur- 
scheren und  leschevas,  dorinne  man  das,  das  man  abeschüret,  vor- 
lesche,  W— B  Ex.  25,  37—38. 

schuster- kuecht  =  schüh-knecht,  Eger  Achtb.  II  91;  Igl.  Stb. 
IV  17b. 

schuster-kör*  stm.  (kor,  PI.  koere)  Emporkirche  für  die 
Schusterzunft,  Traut.  Chr.  28.     solch  seh.  ist  erstlichen  durch  die 


schuster-zeche  —  schützung  635 

alten  schuster  erbauet  (es  heißt  auch  brüderchor) ,  201.  ist  das  ge- 
mehl  auf  dem  seh.  in  der  kirchen  gemalet  worden,  218. 

schuster-zeche*  stsivf.  Schuhmacherzunft:  gute  artikel  mit  der 
ganzen  seh.  sigil  bestetiget,  Traut.  Chr.  22. 

schüt  s.  schütt. 

sehnte  (schote)  swf.  Schote:  weixeln  —  schütten,  hekra.  (Beeren) 
und  vilerlei  obst,  Traut.  Chr.  36.  Paul  Kolbe  hat  sein  weip  mit 
Justen  in  spitelgruut  in  die  schütten  geschickt  und  hat  sie  also 
schwanger  lassen  erschlagen  —  der  alte  Fichtner  fant  die  tote  im 
schütten,  Traut.  Chr.  22.    9  Z.  3. 

schulen,  schütten  swv.  schwingen,  schütteln,  ausschütten:  an 
der  stat,  do  man  die  aschen  hin  pfliget  zu  schuten,  W — B  Lev.  4,  12. 
sie  schuten  ire  sper,  Hier.  200,  20.  schütt  mich  dar  uz,  (üz,  dem 
harnasch)  und  gebt  mir  her  minen  stap  und  mine  slinge,  Alex.  12949. 
die  heiter  (Fischhalter)  hoher  schütten,  Igl.  Stb.  V  100b.  den  teich 
höher  (oder  weiter)  seh.  und  machen,  IV  195a.  IV  186c.  der  selb 
teich  als  er  iez  geschütt  und  gemacht  ist,  IV  186c.  ein  wisen, 
dorauf  er  ein  teichl  geschütt  hat  —  das  er  den  tham  desselben  teichs 
auf  seinem  paden  (Boden,  Grund)  geschütt  hat  und  nicht  auf  pfarrers, 

V  36  c.    ob  sie  einen  teicht  ober  dem  grossen  teicht  schütten  wolden, 

V  19  b.     den  teich  seh.,  111232  a. 

schütt  (schüt,  -e)  siswf.  1.  Angeschtvemmtes  Erdreich.  2.  dadurch 
gebildete  kleine  Insel.  3.  Schutt,  Unrat.  4.  Kornboden:  1.  so  einer 
seinem  grundt  die  schütt  —  in  der  Drossdram  (=  in  der  Umgebung 
des  trost-tram  stm.  des  Schüttkastens  der  Gemeinde,  der  wie  der 
heute  noch  in  Gnadlersdorf  stehende  zum  Zweck  von  Kontributions- 
abgaben im  Kriegsfall  oder  wie  in  Kaidling  zur  Erhaltung  der 
Pfarre  von  den  Gemeindeangehörigen  mit  Getreide  gefüllt  iverdcn 
mußte)  —  nicht  wirt  machen  und  durch  wasser  ein  schad  gescheb, 
so  ist  der  schuldig  wandel,  Chlum.  IV  50.  so  not  geschech ,  schütt 
(für  den  Teich)  zu  nemen,  die  selb  sullen  sie  nemen  in  des  Knedls 
leytten  frey,  Igl.  Stb.  IV  187b.  den  selben  teich  sol  der  Jakub 
Ssmucker  auf  sein  aigne  darlegung  schütten,  arbaiten,  verbringen 
volkumlich  mit  der  schüt,  III  232  a. 

schütz  -  bergwerk  *  stn.  Bergwerk  mit  „schütz"  -Holzverschlag 
um  bei  Wasserdurchbruch  das  Wasser  abzuhalten  oder  beim  Ein- 
stürzen eines  Bruches  zu  verhindern,  daß  die  Bruchwasscr  in  die 
Strecke  dringen:  wasz  aber  die  seh.,  waelde,  gepirge  anlanget, 
Traut,  Chr.  128. 

schütze  swm.  1.  Wächter.  2.  Flur-,  Waldhüter.  3.  Bogen- 
schütze, sagittarius:  Und  nochgevolget  waren  im  die  man,  die 
schuezen  und  vorwundet  wart  her  gar  sere  von  den  schuezen,  W — B 
Kön.  I  31,  3. 

schütz  -  geld  *  stn.  für  die  Beschützung  gezahltes  Geld:  aus- 
geslossen  (abgesehen  von),  was  wir  sust  zeu  schutzgelt  geschaft, 
Eger.  Chr.  1115. 

schütz -lieh  (schuz-lich)  Adj.  schützend:  sie  betten  mit  irer 
schutzlichen  were  gesuochet  den  konic  von  Arimaspi,  Ernst  3836. 

schützung  stf.  Schutz:  er  hat  si  in  guter  schutzung  und  schirm 
gehalten,  Elbog.  Chr.  14,  4. 


636  schüz,lar  —  segenen 

schü^lar  (schüz,z,eler)  stm.  Schüßler,  Erzeuger  von  und  Händler 
mit  Schüsseln,  scutellifex:  di  glosar  (Glaser),  schuslar,  Budw.  Urkdb. 
N.  477. 

Schübling  (schüz^elinc)  stm.  Schößling,  Beis:  die  schuslinge 
der  olpaume  =  novellae  olivarum,  W— B  Ps.  127,  3. 

schüz,z,el  stswf.  Schüssel:  nu  schütten  sie  es  (das  Mus)  in  ein 
seh.  vor  die  gesellen ,  so  das  sie  esen ,  W — B  Könige  IV  4,  40.  ein 
silbereine  seh.  von  dreissig  u.  hundert  scoten  =  acetahulum  argen- 
tenm  appendens  centum  triginta  siclos,  W — B  Num.^7,  43. 

sechs-lehen  PI.  des  stn.  die  an  die  7  Lehen  des  Finders  beim 
Bergmessen  sich  anschließenden  6  Lehen,  je  ein  Königs-,  Herren- 
und  Bürgerlehen  zu  beiden  Seiten,  oder  wenn  dies  nicht  geht,  je  2 
nach  einer  Seite,  auch  Nebenlehen  oder  die  endilsten  lehen  genannt: 
Herr  hoffemaister,  sein  schacht  ist  nicht  in  einem  freien,  sunder  in 
den  sechslehen ,  die  da  gelihen  sein  czu  dem  gemessen  perge  czun 
Refflern,  das  sein:  czwai  kunigeslehen,  czwai  burgerlehen  und  czwei 
abcziehen  (weil  hier  der  Abt  Grundherr  ist),  Igl.  Bgr.  N.  10, 1. 

sechs-seitlig  Adj.  6  Seitel  umfassend:  ein  s.  kandl.  Igl.  Stb. 
V41a. 

sechster  (sehster,  sester)  stm.  1.  Trockenmaß,  Schöffel,  sextarius 
z.  Flüssigkeitsmaß:  ein  gerechter  s.  (aequus  sextarius),  W — B  Lev. 
19,  36.    sechster  olis  =  olei  sextarium,  Lev.  14, 21.  14,  22;  Lev.  15, 14. 

sechs-wöcherin *  stf.  Frau,  die  vor  6  Wochen  entbunden  hat: 
das  einlaiten  und  den  kirchgang  der  s.  abgestelt,  Traut.  Chr.  324. 

sedel  stmn.  Sitz,  Sessel,  Buhesitz,  Lager,  ze  sedel  gän  vom 
Untergang  der  Sonne  gebraucht:  ich  wil  behalten  im  ein  stat,  da  er 
vil  argen  sedel  hat,  Alex.  25012. 

sedel-pfenning  stm.  Abgabe  für  Ansässi gmachung  (6  Pfennige) : 
dass  idermann  dem  peremeister  einen  s.  geben  schol  von  einem  vir- 
tail,  damit  er  öffnet  vor  dem  peremeister  und  vor  den  percgenoz,z,en, 
daz,  der  Weingarten  sein  ist.    Chlum.  VIII  6. 

segel  stm.  1.  Segel.  2.  Vorhang.  1.  Wann  die  gedult  ein  so 
starker  segel  ist,  das  in  falsche,  böse  und  sturmige  winde  nicht 
zureiten  mugen,  Hier.  44,  26.  sie  hüben  auf  (hißten)  ainen  segel, 
T— B  Botenb.  27,40.  wie  ist  der  segel  getan?  Trist.  6388.  einen 
swarzen  segel  ich  sach,  6394.    wie  der  s.  were  getan,  6413. 

segen  (segen,  sagen)  sie.  sägen:  Ich  hab  dich  gesaezt  als  einen 
wagen  (Dreschwagen)  —  habende  segende  czene  (rostra  serrantia), 
W— B  Is.  41, 15. 

segens,  -e  stsivf.  Sense,  metonym.  Heuernte:  vil  gepawerisch 
volk  mit  seinsen,  Böhm.  Chr.  101.  ewer  segens  heu  nach  einander 
feilet,  Ack.  25,  16 ;  doch  hewet  ewer  (des  Todes)  segensz  neben  recht, 
24, 15.  ir  gicht,  ewer  segensz  hawe  für  sich,  25, 1.  get  so  ewer 
segensz  für  sich?  26,  3.  alle  die  steen  zu  markt  mit  zegensen 
(sengsen  in),  mit  haken,  mit  sicheln,  zahlen  1  Pfennig  Marktgeld, 
Budw.  Urkdb.  N.  477. 

segenen,  segen  swv.  bekreuzigen ,  segnen,  einen  Zaubersegen 
hersagen:  sie  zueten  von  der  siten,  daz,  in  dar  an  gesegnet  was, 
Trist.  1781.  do  er  zeu  konig  gesegent  (gesalbt)  waz,  Dal.  181,11 
(81,  43.) 


segele  —  seiger  637 

segete,  seigete  sw.  eine  Art  von  Schiffen:  daz,  wa^er  truoc 
galiu,  kiele,  schif,  kocken,  snel  segeten,  Alex.  Anh.  609.  galineu 
und  segeten  sie  wol  beriktet  heten,  Alex.  24017.  seigeten,  snel 
und  starke,  der  sie  gnuoc  mit  in  vuorten,  die  marner  vaste  ruorten, 
Alex.  4378. 

sehen  (soejen,  ssen,  Prät.  säte,  spete,  Part,  gesät,  gesset)  swv. 
aussäen,  ausstreuen:  die  do  sehen  die  valschheit  =  qui  seminant 
dolores,  W — B  Job.  4,  8.  er  hat  bestanden  den  acker  zue  sechs  strich 
zue  sehen,  Aussig.  Urkdb.  N.  29.    s.  ssejen. 

Gehört   hierher:    sehen   in  =  sich  als  Vermittler,    Schiedsrichter 
einer  Sache  annehmen,  Elbog.  Chr.  83,  17  ? 

schlinge  (ssejunge)  stf.  das  Aussäen,  die  Aussaat:  des  neides 
groste  s.  =  maioris  odii  seminarium,  W — B  Gen.  37,  5. 

seichen  swv.  harnen,  mingere,  urinare:  er  lies  nicht  bleiben 
von  im  (ex  domo  Baasa)  den  seichenden  an  die  want,  seine  nehsten 
und  seine  vrunt,  W — B  Könige  III  16,  11.  nicht  were  bliben  Nabal 
bis  czu  dem  liechte  des  morgens  seichende  an  die  want,  Könige  I  25,  34. 
Ich  wil  vorterben  von  Achaben  den  seichenden  an  die  want  und  den 
vorslosnen  in  Israhel  =  internciain  de  Achab  mingentem  ad  parietem 
et  clausum  in  Israel ,  Könige  III  21,  21.  —  Eg.  Chr.  N.  344. 

seicht  s.  sichte. 

seidel  (sidel  stn.  feine  Seide,  seidenes  Gewand)  stm.  den  lich- 
blaben  seydel  mit  einem  weissen  lemmereinen  pellecz  unterczogen  — ■ 
und  einen  alten  swarczen  seidl  um  15  gr.,  Igl.  Stb.  III  A  132  a. 
einen  grünen  seydel  hab  ich  genumen  von  meinem  gevattern  umb 
X  schok  gr.,  III  A  102a.  ich  schaffe  meim  bruder  mein  swarczen 
Seidl  mit  dem  fuxeim  pelcz,  III  55  c,  III  59  b.  den  plaben  Seydl  den 
pesten  der  Anna  gib  ich  den  selbigen,  III  58 d.  er  hat  auch  ge- 
schafft seinem  vettern  seinen  guten  Seydl  mit  dem  medrein  pellicz, 
111200  c.  ein  graben  (grauen)  seidl,  einen  swarczen  seydl  —  einen 
glockmantel,  einen  pellicz,  111199  b. 

seife  (sife)  swm.  1.  Bächlein.  2.  von  einem  solchen  durchzogene 
Bergschlucht.  3.  bergm.  das  Heraus waschen  der  Metalle  und  Ort, 
wo  dies  geschieht:  1.  der  bluomen  sie  genoz,z,en  und  der  seiften,  die 
da  flogen,  so  sie  wolden  trinken,  Ernst  3520.  wo  der  neue  seufen 
ins  warme  born  flos^  eingegangen  ist,  Traut.  Chr.  71.  338. 

Seifrit  Eigenname:  den  hürnen  Seifrit  (Siegfried  der  Nibelung), 
Ack.  49,  2. 

seig  (vgl.  sihe  stsivf.  Seihe,  cola  und  sihen  stv.  II  tr.  seihen, 
intr.  durchsickern)  stf.?  Stelle,  wo  Wasser  durchsickert:  Wasser  be- 
nemen  durch  klufte,  risse  oder  veule  —  oder  seig,  Igl.  Bgr.  N.  68,  2. 

seiger  (seigsere,  -er)  stm.  1.  Wage,  bes.  zum  Prüfen  des  Wertes 
der  Münzen.  2.  Uhr,  ursprüngl.  wohl  Sand-  oder  Wasseruhr: 
2.  Traut.  Chr.  40.  um  20  am  seiger,  63.  der  caplan  versorgt  die 
orgel  und  das  seigerstellen,  69.  117.  169.  175.  man  hat  den  halben 
seiger  gen  Trautnaw  bracht  und  den  ganzen  weg  gethan,  179.  280. 
nm  7  Uhr  am  halben  seiger  (Uhr  mit  Zählung  von  1 — 12),  296. 
dem  newn  urloynmeister  10  guld.,  das  er  einen  newen  sayger  scliol 
machen,  Eger.  Chr.  N.  1023.  um  seygers  zwei  nochmittage,  Elbog. 
Chr.  118, 35.  141,  5. 


638  seige-richt  —  selb-inugend 

seige-richt*  Adv.  (lotrecht)  nach  abwärts:  recht  tun  und  nemen 
vom  mittel  des  ruinpaumes  und  brengen  das  s.  under  sich,  Igl.  Sth. 

V  12  bc.  s.  wa^erseige. 

seiger- sp  ehr*  (ivohl  cims  seiger  und  sper ?  Speer)  stf.  Uhrzeiger, 
Traut.  Chr.  55.  180.  331. 

seigete  s.  segete. 

seil  (PI.  seil  und  seiler)  stn.  Schnur,  Strick:  die  seil  (funiculos) 
und  die  vas  des  dienstes,  W — B  Num.  4,  26. 

seilig-macher  s.  selig-macher. 

seil-richt*  stf.?  (ivohl  v.  seil  und  riht,  -e,  gerade  Richtung 
gerades  Werk)  Weg  für  die  Bewegung  der  Seile  bei  der  Förder- 
maschine: sie  sahen  weder  leiterwerc  noch  seilricht  noch  kainerlai 
fudernus,  Igl.  Bgr.  N.  6,  2. 

seine  Ad-  langsam,  träge;  beinahe,  kaum :  lancseme  unde  seine, 
Trist.  1684.  er  zcoch  uf  vil  sein  (Jir.  sei[l]n)  zu  Reginspork  di  stein, 
Dal.  171,  1  (76,  27). 

seinse  s.  segense. 

seirch  s.  sarg. 

seitl-kendl,  -kaudl  (sitel-kandel)  f.  ein  Seitel  fassende  Kanne, 
Igl.  Ms.  S.  15;  Igl.  Stb.  V  96  b.  149  c. 

seit-spil  stn.  Saiteninstrument  und  Spiel  auf  demselben:  die  s. 
lüte  erklingen.  Alex.  12662. 

sekl  siem?  ein  bestimmtes  Gewicht,  siclus:  500  seclen,  W — B 
Par.  II  3,  9.    goldis  sechshundert  seclen  (siclos),  Par.  I  21,  25. 

sekret,  secret  stn.  1.  kleineres  Siegel  eines  Fürsten.  2.  Geheim- 
siegel.    3.  geheimes  Gemach,  Abort.    3.  Traut.  Chr.  234.  319. 

sel-ambaht,  -ambet,  -amt  stn.  Seelen-,  Totenmesse:  mit  einem 
gesungen  selambt,  Igl.  Stb.  V  160  d.  wen  man  den  lieben  seien, 
weliche  aus  diser  brudersebaft  verschiden  sein,  mit  einem  s.  wurd 
begeen,  V  257  c. 

sel-bad  stn.  fromme  Stiftungen,  an  Badeanstalten  vermacht, 
damit  dafür  in  diesen  die  Armen  an  bestimmten  Tagen  Freibäder 
erhalten:  item  hat  er  auch  geschaft  ein  selpad,  Igl.  Stb.  III  A  160a. 
—  30  (60).  selmes  ausrichten  und  ein  selpade  umb  irer  sei  selikeit 
willen,  III  199b.  V  160d.  da^  man  di  drei  schockch  geschaffen  hat 
in  die  drei  kirchen  zu  zelpad,  111137  b.  ich  schaff  ein  s.,  V16c. 
geben  zu  weg  und  steg  und  auch  zu  einem  s.,  V  18b.  von  dem 
geld  ein  s.  machen.  11141a.  sie  hat  auch  geschafft  ein  s.  zu  ver- 
brengen,   111326a.     12  s.  in  vier  jaren  nocheinander  auszurichten, 

V  160  d.  er  hat  gelassen  —  ein  s.  u.  das  uberig  alles  czu  wege  und 
Stege,  III  198b.  sie  hat  geschafft  ein  s.  den  armen  leuten,  III  139c. 
III 134  d.  auch  sol  er  (der  pader)  alle  jar  ierleichen  ein  s.,  das  do 
die  Seltaweryn  daselbs  gekauft  hat,  tun  und  machen,  wuld  er  das 
aber  nicht  tun,  so  mag  er  dosselbig  s.  wider  obschriben  mit  V  seh. 
gr.,  III  211  d. 

selb-ander  Fron,  selbst  als  zweiter,  mit  einem  andern:  do  er  — 
ze  Jerusalem  s.  kam,  W.  v.  W.  4597.  darüf  (auf  einein  Schiff,  kocke) 
er  mieten  solde  im  niwan  s.  2314.  selbander  ie  die  vrouwe  reit  in 
richer  wete  glander,  Trist.  4106. 

selb-mugend*  part.  Adj.  durch  eigene  Kraft:  ausz  der  muter 
in  der  erden  gruft  selbmugender  geleiter  (=  Gott),  Ack.  57,  13. 


(selb-geschol  —  selb-sitzend  639 

selb-geschol  swm.  =  selb-schol,  =  laesus,  Ig].  B.  76. 

selb-schol,  -schul  (selp-schol,  -schölle)  swm.  auch  stm*  1.  der 
selbst  für  seine  Verbindlichkeiten  ohne  Bürgen  einsteht,  Selbstschuldner. 
2.  der  Verletzte,  Geschädigte.  2.  dem  selbscbol  ist  her  (wer  ainen 
rayn  prichet)  mit  nichte  anders  bestanden  den  das  her  im  den  rayn 
wieder  gancz  schol  machen  in  dreyen  tagen,  Igl.  Str.  135.  der  — 
XIV  Mark  Bußgeld  —  gevallen  dem  selbschol,  der  wunt  ist  (durch 
einen  andern  um  ein  Glied,  Hand  oder  Fuß,  Finger  usio.  gekommen). 
dem  richter  3,  den  gesworn  schepfen  1  Mark,  Igl.  B.  74;  Igl.  Str. 
160  und  I  S.  360.  das  die  selbschollen  des  nicht  engelten  —  ab  si 
(die  fnrsprechen  —  Rechtsanwälte)  keiner  pnsse  vorvallen  (wegen 
eines  Formf eiders),  Const.  IV  10,  6.  kein  schaffer  mag  gesein  in 
eines  andern  dinge  ane  gennktunnge  (Vollmacht,  satisfactio) ,  ab  die 
selbschnllen  das  ding  stete  zu  halden  ader  das  gericht  ding  czu 
losen  für  ire  schaffere  sich  von  aller  genuktuunge  aufczuheben  sich 
in  keiner  weise  verpinden,  Const.  IV  3,  3.  die  selbscholn  =  partes 
principales  —  Prozeßgegner,  Const.  IV  11,  10. 

selb-schold,  selbst-schold  (selp-schulde  swm.)  swstm.  =  selb- 
schol  :  Es  sol  auch  der  selbschold  den  irrsal  seines  fursprechen  wider- 
rufen alczuhant,  das  er  icht  vordacht  sei,  das  er  darczu  gehenge 
(mit  ihm  darin  einverstanden  sei) ,  Const.  IV  10,  9.  wiwol  er  (der 
als  vorczalt  in  des  gerichtes  buch  —  steht)  mit  dem  selbstschold  und 
mit  dem  richter  apgetragen  hat,  Igl.  Str.  296. 

selb  -  scholdig  (selp- schuldig)  Adj.  =  selbschol:  Des  krieges 
(Prozesses)  anefank  der  selbscholdigen  sache  (principalis  negotii), 
wan  sein  richter  czu  gerichte  sitczet,  ist  des  clagers  und  antworters 
hin-  und  her-furlegunge  umb  die  sache,  das  man  mit  gerichte  er- 
kenne ir  peider  recht ,  Const.  IV  8, 1.  Ein  man  helt  seinen  selb- 
scholdigen (reum)  wol  auf  in  welichem  gericht  her  in  begreifet, 
Igl.  Str.  90.  sint  man  czu  den  selbschuldigen  (den  Geklagten)  ein 
recht  bette  getan,  Igl.  Str.  219.  ist  aber,  das  der  selbschuldige 
vorfluchtig  wurd,  DIR  §  23a  6.  der  selbschuldige  (wegen  Mordes 
Gefangengesetzter)  ist  entrannen,  Igl.  Str.  224.  —  Die  Prozeßgegner 
im  Gegensatz  zu  ihren  Advokaten:  Sein  aber  die  selbschuldigen  also 
vornunftig  und  redlich  (beredt),  so  mugen  si  mit  irer  eigenen  personen 
fursprechen,  Const  IV  4,  13.  dorumb,  das  die  fürsten,  ewere  hern,  in 
dem  brife  sich  setczen  und  schreiben  vor  selbschuldigen  und  ire 
insigel  dobei  nicht  sind,  Brüx.  Stb.  N.  257.  —  Der  Beklagte  darf  in 
der  Regel  nicht  mehrere  in  eine  einzige  zusammengefaßte  Klage  im 
allgemeinen  beantworten,  sonst  bezieht  sich  seine  allgemeine  Antwort 
bloß  auf  die  erste  dieser  Klagen,  rücksichtlich  der  andern  ist  er  sachfällig. 
Wirkung  der  „Holung"  in  diesem  Fall,  Igl.  Str.  122.  der  selbschol, 
der  sich  im  Prozeß  verteidigt,  ist  in  einer  rechtlich  günstigeren  Stellung 
als  der,  der  Um  überwinden  will,  176.  Wie  man  jemanden  „anspricht", 
so  muß  er  antworten,  229.  241.  334.  Die  Verpflichtung,  auf  eine  aus  der 
Nichterfüllung  eines  Vertrages  entstandene  Klage  zu  antworten,  ver- 
jährt nicht  in  der  Zeit,  322;  über  das  Verfahren,  ivenn  der  Beklagte 
vor  einem  fremden  Gericht  Antwort  gibt,  (13  a)  —  Im  Gegensatz  zu 
Bürgen  selbschuldiger  und  bürgen,  Stb.  Brüx.  N.  126  und  127. 

selb-sitzend*  part.  Adj.  alleinstehend,  verwaist:  tröste  mich 
eilenden  selbsitzenden  man!  Ack.  21,  7. 


640  sSlb-subende  —  s61-ger§te 

selb-subende  Zahlwort:  mit  6  andern:  das  s.  beweisen,  Olm. 
Stb.  96  a. 

selb-rierzehende  Zahho.  =  zusammen  14:  s.  wir  wesen,  W.  v. 
W.  6161. 

selde,  sjelde  stf.  1.  Güte.  2.  Segen,  Heil,  Glück.  3.  personif. 
Glücksgöttin,  die  Glück  und  Segen  verleiht:  2.  bis  da^  diu  sselde  mir 
gescbach,  daz,  icb  sie  (meine  Kinder)  uf  dem  walde  vant,  W.  v.  W. 
6600.  ze  sseldeu  müez,en  iu  ergän  al  iuwer  tage  und  iuwer  jär, 
7482  f.  man  vindet,  das  an  weibes  Steuer  niemant  mag  mit  seiden 
gestewert  werden,  wann  weibes  und  kinder  habe  ist  nit  das  minste 
teil  der  irdischeu  seiden,  Ack.  46,  10.  fürst  von  vil  seiden  (ist  der 
Besitzer  eines  treuen  Weibes),  43,  15.  Heil  und  selde  über  alles  heil 
unde  selde,  56,  4.  "Wenn  mir  mein  beheglic.be  zeit  und  der  libe  tag 
meiner  seiden  (mein  Sterbtag)  itzund  komen  ist,  Hier.  18,  19.  die 
got  strafen  —  worumme  er  einen  geb  seid  und  geluck  und  dem 
andern  nicht,  Job.  v.  Igl.  II.  Gebot.  —  3.  frouwe  Sselde  muoz,  ir 
warten.  W.  v.  W.  6318.  die  —  Ehrenkranz  und  Ehrenmantel  — 
bracht  ir  f rau  Seiden  unzurissen  und  ungemeiligt ,  Ack.  6,  5.  wol 
sie,  der  er  (Alexander)  ze  teile  wirt,  waz,  der  die  sselde  fröiden  birt, 
Alex.  3446.    er  het  mit  wirde  der  sseldeu  schilt,  6386. 

seiden-,  sselden-bernde  Adj.  glückbringend:  unz  üf  den  saelden- 
bernden  tac ,  daz,  got  durch  unser  schulde  erstarp ,  Alex.  9600.  Eva 
bot  uns  jämers  slac,  dar  umb  uns  sseldenbernder  tac  bräht  ein  ave 
minniclich,  10266. 

seiden-reich  (s8elde[n]-riche)  Adj.  voll  Heil,  glückselig:  du  bist 
ein  s.  speise  der  seien,  Hier.  83,  24.    die  süeze  seldenriche,  Trist.  5407. 

seldung*  (icohl  =  selde  stswf.  Wohnung,  Haus,  Herberge, 
Bauernhaus  und  dazu  gehöriger  Grund,  nach  Schm.  x/i6  bis  1js  Hof): 
dorumb  das  es  (das  recht)  von  der  cromer  seldung  (Herberge?),  die 
in  steten  sunderlich  gehalden  wirt.  nichts  spricht,  Olm.  Stb.  132, 
S.  103. 

sel-gerete  (sei  -  gereete)  stn.  1.  Was  man  zu  eigenem  oder 
fremden  Seelenheile  einer  geistl.  Anstalt  für  Seelenmessen  u.  dgl.  ver- 
macht. 2.  allgemein:  letztwillige  Schenkung.  1.  Igl.  Str.  253.  wi  s. 
nicht  abgegen  mak,  242.  ein  man  —  beschiet  ein  haus  czu  ewigem 
s.,  81.  das  das  s.  jo  mit  nichte  abgee,  327.  si  hat  gemacht  ein 
ewige  mess  czu  s.,  289.  ein  vrawe  hat  geclaget,  ir  sei  s.  aus  dem 
ewigen  puche  unsir  stat  getan,  das  do  einhin  komen  ist  mit  gemechte 
vier  ratleute,  an  wissen  und  an  wort  derselben  vrawen  —  Ent- 
scheidung: das  das  s.,  das  die  ratleute  in  das  puch  gegeben  haben, 
das  das  mit  rechte  ist  ausgeschriben  und  abgetan  und  nicht  un- 
pilleich,  274.  s.  =  letzter  Wille,  durch  den  jemand  als  Vormund 
eines  s.  bestellt  wird,  hat  auch  für  dessen  Nachkommen  Kraft,  289. 
welich  schuldiger  (Gläubiger)  mit  der  hantfeste,  der  im  schuldig  ist, 
icht  beweisen  mag,  der  get  auch  vor  die  erben  und  vor  das  selgereth, 
Igl.  Bgr.  N.  91.  so  sullen  die  furmund  stiften  ein  ewige  messe  czu 
einem  s.,  Igl.  Stb.  III  A  102  a.  III  30  c.  den  vorwesen  des  s.,  III  A  161. 
111135  c.  mein  swiger  hat  gemacht  ein  ewige  mess  zu  s.,  Igl. 
Rspr.  XII.  ein  furmund  irer  beschidung  und  ires  selgerethes ,  Igl. 
Rspr.  XII.  si  legten  al  sust  di  selgeret  wuost,  Dal.  178,  22  (79,  68). 
alle,  die  nicht  geben  das  s.,  das  sie  (die  Eltern)  geschaffet  haben, 


sel-haus  —  selra  641 

Job.  v.  Tgl.  4.  Gebot.  Wir  wellen,  —  daz,  alles  daz;  guet,  daz.  zu  s. 
geschaft  ist  und  furbas  geschaft  wiert,  czu  aller  czeit  losuug  schollen 
geben,  Brunn.  Str.  II 173.  Wer  s.  wil  machen,  der  schol  daz,  nicht 
an  erb  und  aign  tun,  sunder  an  beraiten  gelt ,  II 175 ;  über  eine 
Entscheidung  in  Streitigkeiten  um  s.  handelt  II 176.  Nach  Bezahlung 
des  Lidlohns  und  der  Schidden  soll  man  sogleich  das  s.  „volchleich 
tuen",  II 187.  —  was  selgererte  sein,  das  die  gehalten  werden,  Eg. 
Str.  C.  69.  72.  denselben  gotesdinst  und  s.  (3  Messen  alle  Wochen 
und  alle  Qitatember  eine  Vigilie  allen  Seelen  mit  2  Seelenmessen) 
wider  möchten  bestetigen,  01m.  Stb.  92  a.  Hercules  sie  (die  Bewohner 
der  von  ihm  gegründeten  Stadt)  den  goten  haste  gegeben  ze  selgersete, 
Alex.  21774. 

sel-haus  (sel-hüs)  stn.  1.  Wohnung  für  die  sel-nunnen,  -Schwestern. 
2.  Siechenhaus  für  arme  Kranice.  2.  Eger.  Chr.  N.  70  u.  ö\,  in  sich- 
heusern  und  selheusern ,  Olm.  Stb.  77,  S.  51.  Beginis  _  in  duabus 
domunculis  volgariter  selheusern  sub  monasterio  sancti  Michaelis 
Plathcola  situatis,  Olm.  Stb.  N.  70.  16.  das  schaff  ich  czu'unserm  s., 
Igl.  Stb.  V  165a.  V  96  a.  III 184 d.  den  czins  ewikleich  reichen  —  in 
das  s.  und  in  die  closter,  III 152  d.  111210c.  das  lazareth,  so  man 
das  s.  heisst,  Eger.  Chr.  103  S.  65  und  66. 

selic  ■  heit,  srelec  -  lieit  stf.  Vollkommenheit,  Anmut.  2.  Heil, 
Seligkeit,  Wonne:  diu  wirtin  durch  s.  vor  der  fürstinne  sneit 
(schnitt  Speisen  auf) ,  W.  v.  W.  2250.  di  euch  zcu  salikeit  und  ewers 
gemain  nutczes  ser  dinen  mögen,  Eger.  Chr.  1167  S.  341.  das  gut 
solle  gefallen  zu  weg  und  czu  Stegen  zu  irer  sele  s.,  Igl.  Stb.  III 
160a.  wiz^et,  daz,  unser  selikeit  wirt  von  im  laue,  wit  unde  breit, 
Trist.  425. 

selig  (sselec,  -ic)  Adj.  saelde  habend  oder  verdienend,  1.  gut, 
zum  Glück  bestimmt.  2.  selig,  glücklich.  3.  heilsam,  glückbringend. 
2.  der  Jörg  Wagner  seliger,  Igl.  Bgr.  N.  92,  3.  3.  Elias  erwarb  einen 
seligen  regen  mit  seinen  zehern  (sein  Gebet) ,  do  es  3  jar  und  10 
maned  nicht  geregent  hatte,  Hier.  59,  11.  das  das  perkvolk  under 
irem  seligen  ampte  behalden  werde,  Const.  I  5,15.  so  haben  sie 
(die  dink)  einen  seligen  usgank  (feliciori  exitu  terminentur) ,  Const. 
I  2,  3.  unsern  seligen  fursaez  anheben,  Const.  I  Vorrede,  küuec 
Wenzelabe  vom  saeligen  hüs  oder  vom  sselegen  lande,  W.  v.  W.  4360  f. 

seligen  (sseligen)  swv.  beglücken,  segnen :  Worumme  wirt  geseligt 
der  wek  der  posen  (prosperatur)  W — B  Jer.  12,  1. 

selig-lich  Adj.  beglückend:  um  dise  seliclicken  dinc  —  machten 
sie  kurz  iren  rat,  Trist.  430. 

selig -liehe  (=  scslec- liehe,  -en)  Adv.  beglückend:  seliclich  be- 
denken =  salubriter  animadvertendo,  Const.  I  8,  1. 

selig  -  macher  stm.  Heiland,  Erlöser;  nach  Christi  unsers  heru 
und  seligmachers  geburt  im  1560  jar,  Eger.  Chr.  S.  5.  N.  7  S.  13. 
N.  1201  S.  381;  N.  1197  S.  373.  Nach  Cristi,  unsers  lieben  hem  u. 
sailigmachers  geburt  1550,  Eger.  Achtb.  II  199.  200  bis  202.  selig- 
machers, 204—221. 

selm  PL  (auch  selme,  selmer,  sahn)  von  salm,  -e  sivstw.  Psalm: 
buch  der  selm,  T— B  Botenb.  1,  20.  redt  euch  selben  in  selmen 
(psalmen),  Ephes.  5,  19. 

Jeliuek,  "Wörterbuch.  41 


642  sel-messe  —  semlich 

sel-messe  stf.  Seelen-,  Totenmesse:  auf  welchem  alter  man  die 
selmess  lielt,  Eger.  Str.  A.  Y  4.  geschafft  (testiert)  30  s.,  Igl.  Sth.  III 
326  a.  V16c. 

sel-sorger  stm.   testarius:  Eymer,  unsern  s.,  Elbog.  Uhr.  33,  41. 

selt-sene,  -sa?ne  Adj.  seltsam,  tounderbar:  merkent  besunder 
ein  seltssene^  wunder,  Alex.  23114.  s.  gestalt,  22072.  24302.  25166. 
von  seltssenen  werke  erdäht,  7864.  die  e  einer  spräche  gezam  — 
seltssener  spräche  sie  begunden,  7626.  =  selten,  spärlich:  dan  — 
wird  das  volk  seltzam  sein,  der  krig  und  die  sterbe  hat  sie  niit- 
genomeu,  Traut.  Chi".  123. 

seltsene,  seltsa?ne  stf.  Seltenheit:  niht  nie  der  stein  bewiset 
uud  als  in  sin  seltsam  priset ,  Alex.  25  440.  die  künegin  wser  der 
rede  vrö  durch  die  B.,  683. 

seltsenkeit  (seltsaenec-heit)  stf.  Seltsamkeit,  Seltenheit:  die  sie 
durch  s.  willen  lieb  haben,  Ack.  53, 13. 

sel-yart*  entweder  sel-vart*  stm.  Wallfahrt  zum  Seelenheil  oder 
=  zell-vart.  ich  schaff  (vermache  das  Geld  zu)  ein  achfart  und  ein 
s.,  Igl.  Stb.  III  322  d. 

semel  (semel,  -e,  simel,  -e)  swstf.  feines  Weizenmehl,  -brot, 
Semmel:  ein  czehenteil  semil  (semilae)  besprengt  mit  61,  W — B  Ex. 
29,  40.  die  vorwesten  der  semel  und  dem  weine  (qui  praeerant  similae 
et  vino),  Par.  I  9,  29.  semel  mit  61  gekreischet  =  frixam  oleo  similam, 
W — B  Par.  I  16,  3.  sam  semil  mit  honige ,  Ex.  16,  31.  ein  haut, 
vol  der  semel  und  des  oles,  pugillum  plenum  similae  et  olei,  Lev.  2,  2. 
semil  wirt  sein  opfer,  Lev.  2,  1. 

semel -mel  (semel-,  simel-mel)  sin.  feines  Weizenmehl,  simila, 
similago  drei  inaz,  semelmeles  und  mache  under  der  asche  brot, 
W— B  Gen.  18,  6. 

semel-müs  (semel-muos  nur  Germ.  9,  201)  sin.  Mus  aus  Weizen- 
mehl ;  s.  granpen. 

semen  (senewen,  senwen,  senen)  sicv.  einen  Bogen  oder  sonst 
was  mit  Sehnen  beziehen,  besehnen,  Eger.  Chr.  N.  1024. 

semlich  (same-,  seme-lich)  Adj.  ebenso  beschaffen,  ebensolch, 
dergleichen:  das  ich  tag  und  nacht  verzeret  hab  in  semlichen  ge- 
danken,  Hier.  11,  3.  ob  er  semliche  keusche  und  reinikeit  predigent, 
24,  21.  semliche  geschieht,  170,  2.  gericht  über  morder  oder  sem- 
liche sachen,  170,  19.  des  und  semlicher  ergerunge  wurden  wir  be- 
trübet. 151,  24.  er  sach  ein  ander  semliche  schar,  92,  24.  do  ant- 
worte der  teufel  in  semlichen  worten,  90,  18.  91, 10.  93,  10-  157,  23. 
wollte  got,  das  allen  sulchen  leuten  ein  semliches  widerfure  (daß  sie 
wie  der  Ketzer  Sabianus  sterben),  155,  10.  mit  welcher  wat  her  ein- 
gangen ist,  mit  semlicher  gee  her  ous,  W — B  Ex.  21,  3.  semelich 
gepot  gab  her  dem  andern  (similiter  dedit  mandata),  Gen.  32,  19. 
semliche  wort  sprechet,  Gen.  32, 19.  semliche  guttete  =  tanta  benericia, 
W — B  Par.  I  17,  26.  ein  semlicher  mensch,  homo  huiusmodi,  Sirach 
20, 16.  noch  semlicher  warheit,  Par.  II  32, 1.  mein  volk  hat  liep  gehabt 
semliche  (talia),  Jer.  5,  31.  sehet,  ob  geschehen  sei  ein  semeliches  (si 
factum  est  huiuscemodi),  Jer.  2,  10.  s.  sach,  Brunn.  Str.  I  212.  II 186. 
semleich  leut,  IT  201.  206.  Igl.  Str.  71.  an  semlichen  sachen,  188.  115. 
was  semeliches  czwischen  dem  viech  geschieht,  42.  ein  samelich 
phant;  107.    semeliche  geezeugen,  283.  IS.  359  f.    umb  semeliche  bo- 


seralich-keit  —  senfte  ♦"»■1-i 

scheit,  I  S.  362.  von  ungewiter  oder  von  semelicher  gottesgewalt, 
I  S.  369.  um  gechrez,  oder  um  semlich  dinge,  Igl.  Bgr.  N.  105.  s. 
ding,  Const.  IV.  18,  5.  in  einer  semlichen  geschieht,  I  5,  8.  in  sem- 
licher weis,  Olm.  Stb.  76.  Ich  mochte  dir  tun  ein  s.  (es  dir  heim- 
zahlen, Druck  hei  Hanka  falsch:  sonnlichs),  in  semlicher  weis,  Dal. 
76,  1  (30,  66). 

semlich-keit*  stf.  Beschaffenheit,  Lage,  qualitas:  Noch  nicht 
sult  ir  vorwenen ,  das  zu  kumen  von  unseres  mutes  leichticheit ,  ob 
wir  mancherlei  heissen,  sunder  umrae  die  notdurft  und  umme  die  s. 
der  czeit  (pro  qualitate  et  necessitate  temporum),  als  des  offenbaren 
dinges  nuez  czu  bringen  heischet  das  urteil,  W — B  Esther  16,  9. 

senec-licli  Adj.  sehnsüchtig,  voll  Verlangen,  verliebt,  schmerzlich: 
ir  seneclichiu  wort,  W.  v.  W.  4239.  ir  rede  stund  so  s. ,  swan  sie 
also  vereinte  sich,  4225.  alle  tage  was  so  seneclich  ir  clage,  2555. 
die  seneclichen  arebeit  von  ir  clagenden  worten  vater  und  muoter 
horten,  7162.  er  vant  da  seneclichen  vunt  (in  den  Bäubern  seine 
schmerzlich  vermißten  Kinder),  6057.  siniu  senielichen  wort  ruorten 
ir  herzen  ort,  6653.  —  ewige  freude  meines  senielichen  hertzen! 
Hier.  75,  9.  diz  senecliche  mer,  Trist.  63.  senecliche  wernde  not  die 
sie  bete  umb  des  küneges  tot,  Alex.  2109. 

senec-liche,  -en  Adv.  zum  Vorigen:  nach  dem  mein  sele  senie- 
lichen belanget,  Hier.  97,  26.  Disiu  wort  er  s.  sprach  (voll  Sehnsucht), 
W.  v.  W.  6772.  nach  den  (Kindern  und  dem  Manne)  sie  so  senec- 
liche san,  6702. 

sende-brief  (auch  sant-brief)  stn.  Sendschreiben,  W — B  Esd.  I 
3,  6.     ein  s.,  wie  sie  sich  halten  sollen,  Elbog.  Chr.  85. 

sene-lich  (sen,  -e-lich)  Adj.  senec-lich :  sie  twunge  harte  ein 
senelichez,  sorgen  —  nach  im,  W.  v.  W.  4129.  also  git  liep  dicke 
leit  und  senlich  trüren  albereit,  791.  so  ist  senlich  ze  sagen  solich 
ungemach  unde  leit  =  traurig,  847. 

senende  (auch  senede,  sende,  part.  Adj.  von  senen  sivv.)  sich  ab- 
härmend, liebendes  oder  schmerzliches  Verlangen  empfindend :  dö  was 
auch  sie  in  senender  not,  W.  v.  W.  3727.  43i5.  nach  der  ich  bin  in 
senender  phlicht,  6729.  sin  senendez,  herze,  Alex.  622.  troeste  minen 
senenden  lip,  428.  daz,  mich  ein  wip  non  senender  not  erloste,  332. 
mit  senender  klage,  423. 

senende*  stf.  1.  Sehnsucht.  2.  Heimweh:  2.  wie  in  die  s. 
twunge,  Alex.  4438. 

senf  (senef)  stm.  Senf:  ein  körn  des  semfs,  T— B  Matth.  13,  31. 
gelich  dem  semfs  körn,  Luk.  13,  19. 

senfte  (senfte,  semfte)  Adj.  1.  leicht,  bequem.  2.  zart,  weich, 
milde.  3.  sanft,  -mutig.  4.  willfährig,  freundlich.  5.  zahm:  du  bist 
—  senft  und  ich  unsenft  (pius,  impius),  Sol.  6,  19.  ich  bin  senfte  und 
demutiges  hertzen ,  Hier.  30, 28.  sich  dein  künig  kumt  dir  senft 
(oder  Adv.?)  und  siezund  auf  der  eslin,  T — B  Matth.  21,  5. 

senfte  stf.  =  senftikeit :  wä  von  die  planeten  senfte  fliubet, 
wä  von  sie  güete  müe^en  hau,  Alex.  8406.  ich  kum  zu  euch  in  dem 
geist  der  senft  (senftmütigkeit  XL  Bibel),  T— B  I  Korinth.  4,  21. 
öal.  5,  22.  zu  aim  gesmak  der  senft  (senftmütigkeit  XI.  Bibel) 
Epbes.  5,  2. 

41* 


644  senften  —  seten 

senften  (auch  semfteu)  swv.  seufte  machen,  mit  Dat.  der  Fers, 
ohne  Akk.  =  einem  Linderung  verschaffen,  refl.  sich  besänftigen, 
intr.  seufte  sein  oder  werden:  mit  guter  rede  werden!  gesenft  die 
leute,  Ack.  29, 11. 

senftic-leich  (senftec-lich)  Adj.  1.  gemächlich.  2.  mild.  2.  aller 
senfticleichster  herr  (benignissime)j  Sol.  19,  16. 

senftigen  sivv.  =  senften :  damit  wirt  got  gesenftiget  =  placa- 
tur,  Const.  I  6,  3. 

senftikeit  (auch  senftec-heit)  stf.  1.  Leichtigkeit.  2.  Linderung. 
3.  Bequemlichkeit,  Ruhe.  4.  Annehmlichkeit.  5.  Sanftmut,  Versöhn- 
lichkeit: 5.  in  angesichte  der  s.  deines  gederms  =  aspiciente  dementia 
viscerum  tuorum,  Sol.  103,  12.  das  dein  kohste  s.  gemacht  hat,  27,  34. 
von  gotleicher  gunst  und  s.  Kömischer  keiser,  1,  2.  auf  das  er  ge- 
riehen mocht,  hastu  im  gegeben  behegleiche  s.  der  ruck  =  odorum 
suavitates,  54,  9.  do  ist  in  der  nasen  der  ruch  —  verzimmert  zu 
beheglicher  s.  alles  lustsames  und  wunnsames  riechens,  Ack.  39,  5. 

senft-inütig  (senft-müetec)  Adj.  sanftmütig,  milde:  wenne  nu 
bin  ich  senftmutik  worden  über  das  pose,  das  ich  euch  hab  getan 
=  placatus  sum,  W — B  Jer.  42,  10. 

seni't-mütigeu  (senft-müetigen)  sivv.  besänftigen,  blandiri: 
Senftmütige  deinen  man  =  blandire  viro  tuo,  W — B  Kichter  14.  15. 
Und  doch,  nicht  semeliche  dink  tuende,  mochten  sie  gesenftmütigen 
die  grimmikeit  seines  kerezens  (mitigare),  Judith  3,  11. 

senft-mütikeit  (senft-müetec-heit)  stf.  Sanftmut:  czu  einem 
czeichen  der  s.  (clementiae) ,  YV — B  Esther  4,  11.  die  süez,  s.,  Alex. 
Anh.  1295. 

senke  stf.  Vertiefung:  si  trugen  taschin  mit  den  senckin,  Dal. 
182,  13  (82,  15). 

senken  (Prät.  sauete)  sivv.  senken,  niederlassen,  ablegen:  gelich 
sie  beide  saneten  (die  Lanzen),  Alex.  5702. 

sen-lieh  Adj.  s.  sene-licli. 

sen-liclie  (sen-,  sene-liche,  -en)  Adv.  sehnsuchtsvoll,  schmerzlich, 
traurig:  si  sprach  ze  im  gar  s.  weinende  an  der  stunde,  W.  v.  W.  1131. 

ser,  -e  stf.  Schmerz:  daz,  fromte  Uriam  tödes  ser,  Alex.  11576. 

serä*  m.?  ein  fabelhaftes  Tier(?):  ein  tier  —  einem  ipomites 
gelich  an  der  brüst  vorne  als  ein  cocodrille  het  ez,  hörne,  als  ein 
serä  truoc  ez,  rücke,  Alex.  22027. 

serig  (serec,  seric  von  ser  stnm.  ser,  -e,  stf.  körperl,  und  geistiger 
Schmerz,  Leid,  Not)  Adj.  schmerzlich:  mich  rewet  mein  serig  Ver- 
lust, die  ich  nimmer  widerpringen  mag,  Ack.  14,  18. 

ser -lieh  (sere- liehe)  Adv.  schmerzlich:  der  jungen  löuwen 
(Löwen)  klän  die  das  herze  serlich  grifen  an,  W.  v.  W.  2095. 

serpant  swm.  Schlange,  Drache :  do  sluoc  ich  einen  s.  gröz,  und 
ungehiure,  Trist.  1056.  den  mortgiftigen  s.,  1904.  der  ein  grimmen 
s.  sluoc,  6446. 

serung  stf.  Verwundung,  Verletzung:  nach  unruwe  s.,  nach  s. 
wetag,  nach  wetag  afterrew  musz  verwarren  man  begeinen,  Ack. 
19,  1.  alles  ist  ein  eitelkeit  und  ein  serung  (inserung  A,  usserung  B) 
der  sele,  54,  6. 

seten  (säten,  satten,  seten,  setten)  swv.  sättigen:  ir  werdet 
gesetet  —  saturabimini,  W— B  Ex.  16,  12. 


setigen  —  setzen  645 

setigen,  settigen  swv.  1.  sättigen.  2.  befriedigen,  zufrieden 
stellen,  Elbog.  Chr.  40,  20.  72,  10. 

setikeit  (satec-heit)  stf.  das  Sattsein:  sie  haben  nicht  gewost 
s.  =  saturitatem,  W — B  Js.  56,  11. 

setten  (setin,  settin  u.  «.,  mlat.  satum)  stn.  1/2  oder  1/4  Lot, 
Brunn.  Str.  II 146  =  \/2  Lot. 

setunge  {auch  satunge)  stf.  Sättigung,  saturitas,  W— B  Lev. 
26,5;  Ex.  16,8;  Js.  55,  2. 

setzen  riickuml.  swv.  (Prät.  satzte,  saste,  satte;  Part,  gesatzt, 
gesast,  gesät)  tr.  und  refl.  1.  setzen,  stellen,  legen.  2.  ersetzen. 
3.  festnehmen.  4.  einen  mit  einem  s.  —  aussöhnen.  5.  eine  Strafe 
auferlegen.  6.  eine  Sache  übertragen,  bevollmächtigen.  7.  einsetzen, 
anstellen  z.  B.  als  Beamten.  8.  festsetzen,  einrichten,  anordnen. 
9.  den  Preis  als  Obrigkeit  (setzmeister)  festsetzen,  taxieren.  10.  als 
Bürgen  oder  Pfand  setzen,  verpfänden.  11.  aufs  Spiel  setzen. 
12.  eine  s.  =  aussteuern,  verheiraten.  13.  abs.  sich  etivas  vornehmen, 
einen  Entschluß  fassen.  14.  in  Sätzen  zu  einem  springen.  15.  refl. 
sich  niederlassen,  seine  Wohnung  nehmen  u.  s.  1.  die  sich  gegen 
im  setzen  (widerstehen)  Alex.  9974.  er  saezt  rede  mit  in  (rechnete 
ab),  T — B  Matth.  25,  19.  —  7.  einen  Gesellen  aufnehmen:  so  indert 
ein  gesell  her  gen  Igla  gewandert  kern  und  arbaiten  wolt,  den  sol 
kain  meister  anderswo  dingen  noch  seezen  dan  an  der  herbrig  czu 
dem  vater  (Herbergsvater),  Igl.  Stb.  V  177  a.  welicher  gesell  wirt 
am  dinstag  geseezt,  dem  sol  das  wochenlon  gancz  nochfolgen, 
V  177  c.  so  aber  ein  geselle  seinem  meister  ans  der  werchstat  aigen- 
williclich  anfstet,  dadurch  er  bei  ainem  andern  maister  wolt  arbaitten, 
salichen  gesellen  sol  kein  maister  seezen  noch  füdern  auserhalb 
bewillen  des  selben  maisters,  von  dem  er  aigenwilliglich  ist  auf- 
gestanden, V  177  a.  —  tu  wir  euch  kunt,  das  der  rat  und  nicht  der 
richter  die  selben  gesworn  amtleute:  richtschreiber,  underschreiber, 
marktmaister,  angisser,  weinkoster  und  messer  czu  seezen  hat  durch 
einem  gemeines  nuezes  willen,  Igl.  Str.  257  b.  Lert  uns  auch,  ob  di 
urborer  schollen  gesworen  leut  seezen  oder  di  gewerken.  Doruber 
wart  getailt  — :  haben  di  gewerken  an  irer  hantvest,  das  in  der 
herezoge  das  hat  erleubt,  das  si  scheppen  seezen,  so  mugen  si  es 
wol  getun  [mit]  recht;  also  mugen  auch  di  urborer,  ob  es  in  der 
herezog  hat  vorlihen.  Ist  des  alles  nicht,  so  hat  der  herezoge  von 
rechte  scheppen  czu  seezen  oder  weme  her  das  von  seinem  gewalt 
empfilhet,  Igl.  Bgr.  N.  101.  Und  der  munezmaister  von  derselben 
unsers  herren  des  kuniges  wegen  schol  haben  volle  macht,  czu  den 
obgenanten  perkwerken  (in  Kuttenberg)  „czum  prunne"  ain  perk- 
maister  und  ander  amptleut,  di  darezu  gehören,  czu  seezen  noch  der 
lust  seines  willen,  N.  52,  5.  —  8.  sie  satzte  ordelich  daz  lant,  W.  v.  W. 
4115.  Wir  seezen,  machen  und  wellen,  Igl.  Bgr.  U— A  1.  Was  die 
scheppfen  unser  stat  und  die  perkscheppfen  durch  gemainen  nuez 
schicken  und  seezen,  das  schol  von  allen  unvorruckt  gehalden  werden, 
Einl.  zu  U — A.  es  were  denn,  das  si  ein  ander  ding  czwischen  in 
gesaezt  hetteu,  Const.  III  6,  6  (statuerint).  Es  ist  wenig,  das  man 
das  recht  erkennet,  ab  man  die  leute,  durch  der  willen  es  gesaezt 
ist,  nicht  vor  äugen  hat  Const.  Einl.  unsem  getrewen  perkleuteu 
—  sulches  recht  seezen  und  machen  —  Einl.  zu  den  Const.  —  9.  das 


646  setz-meister  —  seuch-bette 

man  sust  keinen  tag  in  der  wachen  wein  zu  schenken  setczen  sal 
dann  am  freitag  in  einer  benumpten  czeit,  dieweil  die  herren  bei 
einander  sein;  weliche  dann  wein  uffthun  und  dieselbe  woche 
schenken  wellen,  die  sollen  ire  wein  czum  herren  prengen  und  so 
viel  man  wein  dieselbe  czeit  zuprengt,  die  sal  man  alle  und  itcz- 
lichen  nach  seiner  wertschaft  (Verkaufspreis)  setczen.  Sollte  einmal 
bei  allen  Wirten  der  Wein  vor  dem  nächsten  Freitag  ausgehen,  dann 
soll  einem  Wirte  erlaubt  sein,  Wein  „aufzutun"  und  erst,  wenn  dieser 
das  Faß  ausverkauft  hat,  sollen  und  dürfen  alle  zugleich  Wein  „auf- 
tun". —  Auch  sal  man  nicht  achten,  ab  einer  Sprech,  der  Wein  kost 
in  vil,  das  man  in  dester  teurer  seczte,  sunder  nach  rechter  wert- 
schaft sal  man  einem  itczleichen  seinen  wein  seczen  —  dann  sal 
itczlicher  seinen  gesetczten  wein  von  staten  uffthun,  Olm.  Stb.  53. 
die  gesatzten  (von  den  Angießern  für  richtig  befundenen,  geeichten) 
mäz,e,  Eger.  Str.  A  XI  1.  sind  300  Eimer  wein  gesatzt  und  ausge- 
schanckt  worden,  Traut.  Chr.  220.  daz,  äne  wankes  underlauf  die 
burger  gseben  gesatzten  konf,  \V.  v.  W.  4108.  =  taxieren:  da  si  (di 
gesworn  schawer)  dein  fleisch  geschawet  und  noch  deinem  willen 
nicht  gesetzt  haben,  Elbog.  Chr.  67,  31.  —  =  zuweisen,  18,  20; 
=  festsetzen,  bestimmen,  49,  30.  87,  36.  65,  4.  den  die  stat  verboten 
wirt,  di  sein  ir  gesatzt  zeit  auz,z,en,  Eg.  Str.  A  VI  4.  —  10.  sein  erb 
seczen  =  verpfänden,  Igl.  Bgr.  N.  78b.  —  13.  das  wir  lehenhewer 
des  nie  czu  banden  gesaezt  (den  Bergbau  aufgegeben)  haben,  sunder 
di  Lehenschaft  noch  in  gewer  und  gewalt  haben,  Igl.  Bgr.  N.  40,  3. 
Salomon  saezte  (decrevit)  zu  powen  ein  hous,  W — B  Par.  II  2, 1.  _  wie- 
wol  wir  uns  dorauff  geseezt  haben,  auf  kain  bergwergk  underweisnng 
czu  geben,  allein  wir  werden  denn  nicht  durch  einen  siechten  boten 
sunder  durch  czwen  erbare  geswaren  scheppen  desselben  bergwerks, 
unverdacht  von  beiden  partheien,  underweist  — ,  Igl.  Bgr.  N.  61.  — 
1.  Die  grübe  verprant  alczumal  von  eins  prandes  wegen,  den  man 
geseezt  (gelegt)  hat  czu  nuez  den  gewerken  (zur  Lockerung  festen 
Gesteins),  X.  90,  3.  —  sie  fanden  do  ainen  gank,  der  sich  gesaezt 
hat  von  dem  hangenden  in  das  ligende  und  funden  den  bestoezten 
funff  viertail  lank  und  eines  lachters  tiff,  N.  6,  2.  —  Liben  herren, 
ir  höret  nindert  in  des  pergs  pnch  bekenntnuss,  das  wir  unser  sach 
von  der  lehenschaft  wegen  czu  henden  gesaezt  (einem  andern  über- 
tragen) noch  mit  kainerlei  wilkur  vorgeben  haben,  N.  40,  7.  — 
15.  wenn  sich  ain  newer  meister  hie  seczen  (niederlassen)  wil,  Igl. 
Stb.  V  28  b;  V  176  c.  Wo  eines  pechen  son  sich  setzet  und  dises 
handtwerck  treiben  wiel,  Traut.  Chr.  140.  setzen  an  einen  =  ihn 
feindlich  angreifen,  Traut.  Chr.  121. 

setz-meister  stm.  geschworene  Schätzmeister:  die  s.  haben  — 
den  mittelbecKen  —  es  untersagt,  das  sie  ein  phfenwart  haben  muesen 
geben  wie  dann  das  traidt  gölten  hat,  Chlum.  IX  4.  So  haben  die  s.  den 
selbigen  wein  —  geseezt  und  nach  rat  der  eiteren  geschenkt,  IX,  3.  — 

seuber-lieli  (süber-,  siuber-lich)  Adj.  sauber,  schön,  schön- 
gestaltet: Si  was  gar  s.  (valde  formosa)  und  ungeleuplicker  schone 
allen  ougen  geneme,  W— B  Esth.  2, 15.  der  ist  s.  in  seinem  elichen 
cleide  =  formosus  in  stola  sua,  Js.  63, 1. 

seuch-bette  (siech-bette)  stn.  Krankenbett:  in  krankheit  oder 
seuckpet  liegen,  Eger.  Str.  C  56. 


senche  —  sibendes  647 

Seuche  (siuche)  stf.  sivm.  1.  Krankheit.  2.  Seuche.  3.  Men- 
struation: 3.  also  lange  sie  die  seuche  hat  =  quaindin  subjacet  huic 
passioni,  W — B  Lev.  15,  25.  czu  dein  weibe,  die  die  seuche  hat 
(quae  patitur  menstrua),  soltu  nicht  geen,  Lev.  18,  19.  noch  dem 
siten  des  flusses  der  seuchen  (sw.)  =  iuxta  ritum  fluxus  menstrui, 
Lev.  12.  5.  —  1.  Geet  und  vragt,  Beelzebub ,  den  got  Accaron,  ob 
ich  genesen  muge  von  meiner  seuche  =  de  infirmitate  mea  hac, 
Könige  IV  1.  2.  so  mich  seuchen  begriffen  hetten  =  cum  graves  morbi 
tenerent  me,  Sol.  48,  33.  so  begern  dem  seuchen  ein  arcznei  zu  tun, 
Const.  I  5,  9. 

seuerling*  stm.  (von  siure  Säure)  der  brunnen  und  das  nasser, 
der  Sewerling  genant,  Eger.  Str.  103,  S.  67. 

seufel*  (vgl-  mhd.  süf  stm.  Trank,  süfen  stn.  schlürfbare  Flüssig- 
keit, süfe  f.  Suppe)  Brühe,  Süppchen,  sorbitiuncula:  Thamar  kochte 
im  ein  seufel,  W— B  Könige,  II 13,  8.  Thamar  hub  ouf  die  seufel, 
die  sie  hette  gemacht  und  trug  die  ein  zu  Amnion  II 13,  10. 

seuffen  s.  seife. 

seuft'en-geriu*  (von  sife  und  gerinne  stn.  Rinnsal)  stn.  Rinn- 
sal eines  Bächleins,  Traut.  Chr.  71,  338. 

seu-markt  (sü-market)  stn.  Schweinemarkt:  swein  auf  dem  s. 
fail  haben,  Eg.  Str.  56. 

seumel  (söumel)  stm.  Saum :  Czwei  zu  houf  gefugte  s.  sol  das 
haben  =  duas  oras  junctas  habebit  —  summitatum,  W— B  Ex.  28,  7. 

seumelich  Adv.  nachlässig:  da  er  seiu  ampt  s.  bilde  (negli- 
genter),  Const.  1 12,  2. 

senm-lich  Verzug:  ohn  s.,  Traut.  Chr.  15. 

sewein,  seuein  (siuwin,  von  su)  Adj.  vom  Schwein:  Der  do 
opfert  opfer  recht  als  sewein  blutopfer  =  quasi  sanguinem  suillum, 
W— B  Is.  66,  3. 

sez,-liaftig  Adj.  seßhaft,  seinen  Wohnsitz  habend:  di  umb  mein 
haus  und  hoff  s.  sein,  tgl.  Stb.  V  215a. 

sibendes,  subendes  Zahlw.  ein  sibendes  =  V»  ist  die  Abgabe- 
quote, „eigenschaft"  eines  Berges  oder'  Lehens  an  einen  ihm  durch 
Entwässerung  und  Windzuführung  nützenden  „erbstollen"  samt 
16  Hofstätten  für  jeden  von  diesem  durchfahr enen  „Berg'1,  DIR  8. 
Di  tiffen  lehen  habeut  unser  urbarer  bestalt  und  czihen  das  wasser 
in  den  Stollen.  Von  den  lehen  wolde  der  stollemeister  ein  subendes 
haben,  —  was  ihm  durch  Entscheidung  des  Igl.  Oberhofes  auch  zu- 
gesprochen wird,  da  der  Stollen  24l!3  Leichter  richtschachtes  hat, 
wenn  der  stollemeister  mit  seiner  Handvest  beweiset,  das  im  der 
herezog  den  Stollen  zu  einem  erbstollen  vorlihen  hat,  Igl.  Bgr.  N.  71. 
einem  erbstollen,  der  dem  andern,  der  vor  da  gepawet  hat,  mit  offen 
durchsiegen  nicht  wasser  benimet  noch  wint  pringet,  braucht  keine 
eigenschaft  gegeben  werden,  N.  72.  vinden  di  —  vier  gesworen 
marscheider  (einer  darunter  „von  der  urborer  wegen",  also  das  ir 
keiner  weder  an  dem  stellen  noch  an  dem  lehen  „czu  deme  steine" 
tail  habe  — )  das  der  stelle  in  virdebalbem  lehen  auf  dem  hangenden 
durchslagen  hat  und  nicht  alleine  irrechent  (erreicht)  und  ver- 
schroten hat  di  lehen  czu  dem  stein,  und  besagen  das  auf  ihren  ait, 
so  schullen  di  von  dem  stein  ir  wasser  in  den  stellen  sturezen  u. 
dem  Stollen  ein  sibendes  geben,  73,  2.    Ist  das,  das  der  erbstolle, 


648  sibeu-gesternet  —  sichern 

nachdem  und  sein  hantvest  spricht,  auf  seinem  rechten  gevert  vur 
sich,  hinder  sich  oder  under  sich  in  di  lehen  czu  dem  stein  durch- 
slagen  hat  oder  auf  dem  hangunden  in  virdehalbeni  lehen  oder  ouf 
dem  ligunden  in  einem  lehen  durchslagen  hat  —  so  teil  wir  —  czu 
einem  rechten  nach  der  handvest  und  nach  perkwerkes  recht,  das 
di  lehen  von  dem  stein  ir  wasser  in  den  Stollen  sturczen  schullen 
und  deme  Stollen  ein  sibeudes  geben,  N.  76, 5.  Ebenso  nach  ver- 
schiedenen schles.  Quellen  z.  B.  Urk.  v.  1477  Zivier.  N.  78;  nach 
Schemnitzer  E,  Punkt  6  (Wenzel  Mon.  S.  223) ;  nach  Göllnitzer  E. 
v.  1400  (Wenzel  Magyarorszäg  banyaszatänak  kritikai  törtenete 
Budapest.  S.  320),  Eosenauer  Verhandlungen  v.  1498  (daselbst  S.  354), 
steir.  Bergordn.  v.  1424  Art.  2  (Plattner  S.  24)  usw. 

siben-gesternet*  (vgl.  mhd.  gestirnet)  pari.  Adj.  mit  sieben 
Sternen  besetzt  =  Himmelswagen',  von  dem  sibengesternten  wagen 
=  ab  Arcturo,  W— B  Job.  37,  9. 

siben-gestirne  stn.  Siebengestirn:  magstu  nu  susammengefugen 
die  springenden  Sterne  das  s.  (micantes  Stellas  Pleiadas)  oder 
machtu  den  ummerink  des  gesternten  wagens  zustoren  (dissipare)  ? 
W— B  Job.  38,  31. 

siben-stunt  Adv.  siebenmal,  W— B  Gen.  4,  15.  4,  24.  ein  licht 
s.  schöner  den  die  lichte  sunne,  Hier.  119, 11. 

siehe  s.  sieche. 

sichel  stf.  Sichel:  Siben  wochen  soltu  czelen  von  dem  selben 
tage,  an  dem  du  sichel  legest  an  deine  sat,  W — B  Deut.  16,  9.  mit 
der  sichel  soltu  nicht  sneiden  —  in  der  sat  deines  frundes,  23,  25. 

sichel -müle*  stf.  Sichelschmiede  mit  Wasserkraft,  Eger. 
Chr.  103. 

sicher-heit  stf.  1.  Sicherheit,  Sorglosigkeit.  2.  Sicherung, 
Schutz.  3.  Gewißheit,  Bestimmtheit.  4.  feierliche  Zusage,  Gelöbnis, 
Verabredung,  Vertrag,  Bündnis.  5.  das  Untertänigkeitsgelübde  des 
Besiegten,  Gefangenen:  2.  den  —  brief  —  ich  czu  steter  warer  s. 
gibe,  Mind.  d.  Egerl.  S.  25.  diser  sach  zu  einer  steten  und  festen 
s.  haben  wir  —  unser  gemein  ingesigel  —  an  disen  brief  gehangen, 
Igl.  Bgr,  53,  7.  —  3.  Darumb  so  ist  die  s.  loblich  in  den,  die  do 
richten,  das  nicht  czorn  noch  grim,  sunder  die  rechte  vornunft  mit 
in  umbgee,  Const.  I  4,  5.  wann  ich  s.  des  ewigen  lebens  in  freuden 
hab  begriffen,  Hier.  20,  5.  der  hat  nicht  ander  s.  nur  das  er  übel 
sterbe,  56,  19.  Czu  dieses  capitels  völliger  s.  so  ist  von  ersten 
czu  wissen,  Const.  II  2,  1.  durch  din  menlich  werdekeit  ist  dir  bereit 
min  s.  (=  iceil  du  mir  großmütig  das  Leben  schenkst,  will  ich  dir 
das  Gelöbnis  des  Gefangenen  leisten),  Alex.  11 912.  ouch  sit  ir  des 
erlän  daz,  ich  von  in  welle  enphän  s.,  11919  ob  sie  fristen  wolden 
ir  leben,  sie  muosten  dem  künec  «.  geben,  18874.  des  nam  er  von 
in  (die  sich  ergeben  hatten)  s.,  21809.  Alexander  nam  sin  s.  und 
liez,  den  vürsten  äne  leit,  22889. 

sichern  siev.  1.  sicherstellen,  2.  ein  Versprechen,  eine  Zusage 
erfüllen,  3.  angeloben,  4.  als  Besiegter  dem  Sieger  das  Unter- 
tänigkeitsgelübde: dennoch  bist  du  der  sunden  nicht  gesichert,  Hier. 
52,  21.  du  must  mich  s.,  das  ich  sicher  aus  der  stat  muge  kumen, 
Böhm.  Chr.  83. 


sicherz,  —  siech-tag  649 

sicherz,*  stn. *  ■Gewißheit:  daz,  ich  schreibe  in  sicher?  (gewiszt, 
XI.  Bibel)  meim  Herreu,  T— B  Btb.  25,  26. 

sichte  (sichte)  Adj.  ivo  •  das  Wasser  abgelaufen  oder  in  den 
Boden  gesunken  ist,  seicht,  nicht  tief:  ain  freies  hat  wol  das  recht 
kegen  aim  andern  frain,  also  welches  tiffer  ist  ader  welches  das 
ander  undervert,  das  tiffer  gewinnet  und  das  sichtiger  (statt  sichter) 
wird  gewunnen,  Igl.  Bgr.  N.  49,  1.  die  recht  des  freien  —  das  es 
mit  der  (größeren)  teuf  gewunne  ain  sichters  perkwerk,  49, 14. 

sichtig,  sihtig  Adj.  1.  sichtbar,  deutlich,  leibhaftig.  2.  dkt. 
ansichtig,  sehend:  1.  von  disen  sihtigen  begreiffen  wir  deine  un- 
sichtigen dink  (ex  visibilibus  invisibilia),  Sol.  55,  1.  sckepfer  aller 
sihtigen  und  unsihtigen  dink,  82.  37.  aller  s.  und  unsichtigen  crea- 
turen,  83,  5.  Unsichtiges  liht,  dem  alles  abgrunde  menschleichs 
hertzen  sihtig  ist,  10,  15.  0  du  sichtiges  licht,  das  nimmer  vor- 
lischet,  Hier.  89,  17.  wann  die  worheit  me  mit  dem  sichtigen  glauben 
(oculata  fide)  wenn  durich  di  oren  dem  mute  der  leute  wirt  inge- 
druckt (animo  h.  infigatur)  Const.  IV  11,  4.  s.  und  sichtlig  —  sichtbar, 
Traut.  Chr.  53.  205.  207.  so  man  befünde  sichtige  rain  und  grentzen, 
131.    kreuze,  die  da  s.  seind,  131. 

sichtig-lich  Adj.  sichtbar:  wann  wir  (der  Tod)  nicht  sichtigc- 
lich,  nit  greifenlich  sein,  Ack.  22, 15. 

sichtig-Ieichen,  -liehen  Adv.  sichtbar,  offenbar:  Unordnung 
und  ungehorsam,  die  sich  auf  dem  hantwerk  der  tuchmacher  sichtik- 
leichen  ergangen  haben,  Igl.  Stb.  III  185  b. 

sicht-lig  Adv.  deutlich:  das  hat  man  etzliche  jar  also  s.  gesehen, 
Traut.  Chr.  53.  131.  205.  207. 

sicht-spiegel*  stm.  Zauberspiegel:  man  hat  viel  Zauberei  bein 
im  funden:  s.,  kinderherzlin,  kreiter  (Kräuter),  Traut.  Chr.  282. 

sicken*  siev.  einen  roc  der  wirt  an  sich  gesicket  hat,  Ernst 
2625. 

sidel  stn.  sidele  stsivf.  Sitz,  Sessel,  Bank  (mit  Polstern):  der 
Gunst  ouch  da  sin  sidel  hat,  Alex.  12647. 

sider  Adv.  Präp.  und  Konj.  1.  hernach,  später,  2.  seitdem, 
3.  mit  Dat.  seit,  Traut.  Chr.  öfters,  auch  als:  sieder.  er  sprach 
mit  suchten  sider,  Trist.  2324.  er  quam  ouch  sider,  2228.  sie  sach 
in  vor  unde  sider  an,  2639. 

side-schneider*  stm.  Wer  Stroh  zu  Häckerling  schneidet,  Traut. 
Chr.  252. 

siech  Adj.  1.  krank,  siech,  2.  besonders  aussätzig,  3.  arm  an 
etwas :  freude  s.  =  freudlos,  mit  siechen  füz,en,  W — B  Kön.  II  4,  4. 
in  was  gebettet  siehe  allen  besunder,  Ernst  2878. 

siech-hette  stn.  Krankenbett:  des  in  seinem  sichpette  ligt,  Prag. 
Str.  84.  als  ich  denne  in  meinem  sichpet  krank  gelegen  bin,  Igl. 
Stb.  III  174  a. 

siech-heusel*  (Dem.  von  siech-hüs)  stn.  Krankenhaus:  ein  s., 
darin  18  presthaftige  menschen,  Eger.  Chr.  103.    im  siechheußlin,  409. 

siechen  swv.  1.  krank  sein  oder  iverden.  2.  durch  Krankheit 
abgehen,  entfernt  iverden:  wenn  ich  vor  lib  siech  =  langueo ,  Sol. 
3,24. 

siech-tag,  -e  stsivm.  Krankheit,  Siechtum :  das  in  deiner  schidung 
(bei  deinem  Tode)  grosser  s.  dich  nicht  gehindern  mochte,  das  du 


650  siech-tüm  —  sige-haftig 

deiner  üben  kinder  nicht  vergessen  woldest,  Hier.  17,  25.  wanne 
kumen  die  siechtagen?  36,  17.  du  (o  Tod)  gibest  ende  allen  sich- 
tagen, 62,  11.  mein  siechtagen  hastu  (Christus)  als  ich  getragen, 
79,  26.  do  {im  Himmel)  ist  keinerlei  s.,  103, 11.  der  vater  —  be- 
gunde  in  grossen  sichtagen  fallen,  203,  29.  gesotne  speise  hat  er 
genutzet  in  seinen  letzten  sichtagen  nur  zu  zweien  malen,  110,  8. 
=  lanquor,  Sol.  9,  3. 

siech-tüni  (siech-tuom)  stm.  1.  Krankheit,  Siechtum,  Schicäche: 
aller  sichtume,  W— B  Könige  1118,37.  den  sichtum,  Par.  II  6,  28; 
l'rediger  10,  18.  si  wurden  gesunt  von  iren  siechtumen,  T — B  Luk. 
6, 18.  er  trug  (heilte)  unser  siechtumen,  Matth.  8, 17.  die  da  het  derliten 
den  heimlichen  siechtum  (eine  Frauenkrankheit)  12  jar,  Matth.  9,  30. 

siede*  stf.  ?  (vgl.  salz-siede  f.  salina,  DF  G  508b  und  Schneller- 
Fromm.  II  340)  zum  Absieden  oder  Abbrühen  geeignete  Abfälle  vom 
Getreide,  Spreu:  das  lewer  war  mit  dem  licht  in  die  siede  (des  for- 
bergs)  komen,  Traut.  Chr,  33. 

sig-bauin*  stm.  phalanga,  fianga,  nach  Dobner  M.  B  IV  S.  220, 
Pflücke,  die  in  die  Erde  geschlagen  waren,  um  den  Kampfplatz  für 
einen  Zweikampf  (nach  Du  Gange:  circulus)  gegen  die  Zuschauer  abzu- 
schließen: Ist,  das  si  (die  Duellgegner  vor  dem  Kampfe)  zu  den 
Stangen  [oder]  sigpaumen  kumen  (ad  arbores  vel  falangas)  und  di 
swert  darauf  legen  —  und  sich  dann  versöhnen,  so  bekommt  der 
Richter  von  ihnen  (icohl  zusammen)  3  Mark,  Igl.  B.  72.  Ist  abir, 
das  si  auff  die  sigpaume  oder  grifstangen  ire  swert  legen  und  ob 
si  noch  wollen  vorrichten,  so  schol  der  widersache  (Beleidiger?)  dem 
richter  antworten  mit  vier  marken,  73.  Unklar  ist  die  Bemerkung 
Tomaschecks  daselbst  S.  276:  „Wenn  aber  einmal  einige  dieser  Pflöcke 
von  beiden  Seiten  herausgezogen  waren,  um  die  Kämpfer  in  den 
Kreis  hereinzulassen  und  das  Duell  begonnen  hatte,  dann  hatte  nach 
ihm  bloß  der  Schädige,  der  im  Duell  unterlag,  diese  3  Marken  zu 
zahlen".  Ansprechend  ist  die  darauffolgende  Vermutung  Tomaschecks: 
..Wahrscheinlicher  ist  es  jedoch,  daß  sie  (diese  sig-beume)  mit  dem 
böm  des  Sachsenspiegels  I  63  §  4  zusammenhängen ,  nach  weichein 
der  Richter  jedem  der  Kämpfenden  einen  Mann  geben  soll,  der 
seinen  Baum  trage  und  der,  wenn  einer  (offenbar  der,  dem  er  als 
Sekundant  zugeteilt  ist)  fällt  oder  verwundet  wird  oder  um  den 
Baum  bittet,  den  Baum  unterstecken  (mit  ihm  dazwischen  fahren) 
soll.  Die  deutsche  Übersetzung  Griffstangen  und  Siegesbäume  scheint 
darauf  hinzudeuten:'  Vgl.  unsere  Redensart  „Jemandem  die  Stange 
halten  (und  ihn  so  nicht)  im  Stiche  lassen". 

sig-behalteriiine *  stf.  Siegerin:  minne  die  s.,  Trist.  2748. 

sige-bere  (-bsere)  Adj.  siegreich:  Tristan  mit  siner  sigeberen 
band  des  vürsten  vinde  überwant,  Trist.  103. 

sige-haft  Adj.  1.  den  Sieg  habend,  siegreich.  2.  den  Sieg 
verleihend:  1.  also  diu  wip  mit  wirde  kraft  sind  an  den  werden  sige- 
haft,  W.  v.  W.  1495.  die  do  waren  sigehaft  worden  =  qui  victores 
reversi  sunt,  W— B  Judith  15,  8.  got  uns  sighaft  gemacht  hat,  Olm. 
Stb.  44.  wir  behaben  sigehaften  gewin,  Alex.  7088.  daz,  er  an  in 
wart  s.,  21944.  24313. 

sige-haftig  Adj. :  mein  herre  füret  mich  von  dem  kämpfe  zu 
sighaftigen  wirden  seiner  eren,  Hier.  61,  18.    er  ist  s.  worden  über 


sigel  —  silber-berg  651 

alle  seine  feinde,  102,13.  104,  17.  115,  19.  dein  s.  kempfer,  105,  21; 
Sol.  85, 1.  du  bist  ein  krön  der  hoffenung,  di  den  sighaftigeu 
(vincentibus)  ist  bereit,  Sol.  56,  34. 

sigel,  sigil  meist  ingesigel  stn.  Siegel,  Stempel,  sigillum  mains 
et  minus,  Igl.  Str.  76.  Die  Umschrift,  die  den  Eigennamen  enthält, 
hat  mehr  Kraft  als  das  Holz  und  die  Figur  in  der  Mitte,  77. 

sige-lichen  Adv.  siegreich:  den  pris  —  iuwer  hant  —  mir  sige- 
licben  nam,  Alex.  21003.  sin  not  und  sin  strite,  die  er  bete  sige- 
licb  erlitten,  23563.    er  behielt  s.  da^  velt,  23884. 

sigen  stv.  II  sich  senken,  niederfallen,  sinken:  sigen  man 
Arethen  sack  von  dem  orse  üf  den  kle,  Alex.  7892.  unversunnen 
(ohnmächtig  sie  (des  Darius  Gemahlin)  hin  seic,  8858.  daz,  sie 
creftelös  ze  tale  seic  von  der  zinnen  üf  die  müre  nider,  9436.  daz, 
sie  vor  uns  müez,en  sigen  (unterliegen),  12189  von  der  sunne  die 
böume  sigen  sit,  22336.  der  Kriechen  craft  nü  s6re  seic,  14013. 
min  sselde  solde  des  sigen  ob  immer  wurde  von  mir  gehört  gegen 
den  süez,en  arges  wort,  10836.  sin  gelücke  beginnet  s.,  10080.  er 
daz,  hüs  ersteic,  da  von  der  burger  fröide  seic,  9112.  unsrelic  herze, 
nü  sie  von  hoher  wirde  in  swachen  won,  8812. 

sige-mmft  (sigenumft,  -nunft)  stf.  auch  stm.:  das  Ergreifen 
des  Siegs,  Sieg,  Triumph:  diez  grose  heile  und  s.,  W— B  Richter 
15,  8.  durch  die  endliche  s.  =  propter  crebras  victorias,  Par.  II 
26,  8.  s.  und  ere  er  gewinnet,  Sprichw.  22,  9.  durch  drei  memed 
vreude  diser  s.  wart  gefeiert  mit  Judith,  16,  24.  16,  22.  Wenne  er 
dir  vorlihen  hat  räche  und  s.  von  deinen  veinden,  Richter  11,  36. 
nü  wolde  aber  der  srelden  löz,  mit  s.  zuo  in  keren,  Alex.  14041.  das; 
loup  sin  s.  kündet,  14636.  den  prassidis,  der  guot  an  sigenünfte 
ist  (verleiht  dem  Träger  den  Sieg),  24312.  s.  sig-stein.  got  lobe 
wir  iuwer  starken  sigenünfte,  Alex.  Anh.  1836.    siner  s.,  Ernst  4029. 

siges-opf'er*  stn.  Siegesopfer,  victima:  das  houbt  seines  siges- 
opfers,  W — B  Lev.  3,  2.  sigesopfer  fridsame  =  victimas  paeificas, 
Ex.  24,  5. 

sieges-opfer-tier*  stn.  das  bei  einem  Siegesopfer  geschlachtete 
Tier,  W— B  Lev.  3,  8. 

signet*  stn.  Siegel  mit  bloßem  Monogramm (?):  sie  haben  ire 
insigel  und  her  Wentzlaw  sein  signedt  darauf  gedruckt,  Elbog.  Chr. 
3,  25.  sie  haben  ire  signet  anstad  irer  insigel,  wan  si  der  bei  in 
nicht  gehabt  haben,  —  daran  gedruckt,  3,  29. 

sig-stein  stm.  Stein,  welcher  Sieg,  aber  auch  Jugend,  Schönheit 
usw.  verleiht,  Brunn.  Str.  I  730  z.  B.  ein  prassidis  s.  bei  sigenunft 
und  vgl.  Grimm  Myth.  1170. 

sil  stswm.  stnf.  1.  Seil,  Riemen.  2.  Geschirr  für  Zugvieh:  ob 
dau  ein  furman  den  sillen  (zillen)  auf  den  wogen  legt  und  auf  dem 
pfert  rit,  dennoch  schol  er  von  dem  ross  mauten,  Budweis.  Urkdb. 
N.  477. 

silber-berg  stm.  Silberbergwerk :  Igl.  Bgr.  N.  109.  do  kom  der 
romisch  kunig  czu  Pehem  und  czog  für  den  silberpergk  (Kutten- 
berg), Böhm.  Chr.  97.  der  keisir  —  vordert  sin  recht  an  den  von 
Behem  —  im  —  di  silbirberg  zeu  gebin  (=  Kuttenberg  u.  a.  Berg- 
werke), Dal.  214,  3  (96).  Albertus  der  romisch  —  for  di  s.  legt  er 
sich,  214,  35. 


652  silber-gebirge  —  silber-smit 


silber-gebirge  stn.  Silberbergwerk:  wan  der  perg  czu  der  Igla 
für  anderin  s.  begnadet  ist,  Const.  I  5, 16. 

silber-geschmeidl  stn.   Silbergeschmeide:  Igl.  Stb.  V  195 b. 

silber-grübe  (-gruobe)  f.  Silberbergwerk ,  argentif odina :  welche 
silbergruben  ein  ganczes  iar  wüst  leit,  —  dl  sol  man  an  Urkunde 
und  Widerrede  andern  arbeitern  vorleihen,  —  Const.  II  4,  10.  also 
verre,  das  czu  dem  minsten  di  silbergruben  umb  ein  perglachter  von 
einander  steen  also,  das  peidenhalben  der  rumpaum  sich  gemachsam- 
leich  muge  umkeren,  II  1,  4.  s.  auch  ab  si  erbhaft  ist,  1 17.  1 1,  6. 
I  7,  6  u.  7.  alle  siben  leben  mit  drein  s.  (Ortern)  auspawen,  III  1,  9. 
Albrecht  wollte  von  im  (dem  Böhmenkönig)  haben  di  silbergruben, 
Böhm.  Chr.  96. 

silberin,  silbrin  Adj.  silbern,  subst.  Adj.  =  Silberimg,  eine 
Geldmünze:  si  ordenten  im  (Judas)  30  silbrinne  (silberin  pi'eniiiug 
XL  Bibel).  T— B  Matth.  2G,  15.  er  wider  bracht  di  30  s.,  27,  3.  er 
warf  di  s.  in  den  tempel ,  27,  5.  Do  tat  Got  dem  kuuig  auff  den 
siberen  pergk  (öffnete  ihm  den  Bergsegen  des  Kuttenbergs?);  do  be- 
gunde  er  gut  pfennig  and  groschen  czu  slahen,  Böhm.  Chr.  95. 

silber-kauf  stm.  Kauf  und  Verkauf  des  Silbers.  Freier  s.  be- 
steht nicht,  sondern  vielmeJir  ein  Verbot  der  freien  Verwertung  von 
Gold  und  Silber  und  die  Pflicht,  diese  Metalle  dem  Landes-  und 
Regalherrn  zur  Einlösung  (wechsel,  losunge,  cambium)  gegen  einen 
von  ihm  bestimmten  Preis  zu  überlassen.  Dieses  Regal  hängt  mit 
dem  ausschließlichen  Münzrecht  des  Landsherrn  zusammen,  der  sich 
für  die  Münze  den  nötigen  Metallfond  und  billiger  als  durch  ander- 
weitige Beschaffung  sicherte.  Obgleich  gewiß  viel  älter,  erscheint 
dieses  Recht  auf  Wechsel  in  unseren  Quellen  zuerst  Const.  I  21,  2 
bezeugt:  Darnoch  bestetigen  wir  den  erczkaufern  alles  recht  und  ge- 
richte,  das  si  in  iren  smelczhutten  von  alder  bewerter  gewouheit' 
pis  auf  dise  czeit  gehabt  haben,  also  das  si  das  gesmelczte  silber 
czu  wechseln  in  unser  muncze  prengen  sullen.  —  Im  Igl.  Bgr. 
X.  97,  1  heißt  es:  novimus  ad  jus  regium  pertinere,  quod  metallum 
seu  minera  auri  de  molendinis  aut  aliunde  undecumque,  quod  vul-. 
gariter  krecz  dicitur,  ad  cambium  et  examinatorium  domini  regis 
debeat  presentari  et  deferi.  —  X.  97,  7:  aurum  angulose  cremantes 
et  ad  cambium  non  presentantes  rapti  et,  ut  juris  est,  convicti  auro 
perdito  domini  regis  gracie  subiacebunt.  —  Daher  durften  auch  nur 
einzelne,  eigens  angeführte  Bergarbeiter  mit  Erz  und  zwar  in  un- 
verhüttetem  Zustand  bezahlt  werden,  so  daß  es  wieder  zum  „  Wechsel" 
eingeliefert  werden  mußte.  Privilegien  für  freien  Silberkauf  zu 
eigenem  Gebrauch,  doch  nicht  zum  Weiterverkauf  außer  Landes  kamen 
(s.  B.  1469  von  K.  Georg)  bes.  bis  gegen  den  Anfang  des  XVI.  Jh. 
vor.  —  Hanns  Beier  —  sich  angenommen  hat  dasselbig  (bergwerk 
czum  Hangenstein)  czu  versargen  bis  auf  Michaelis  dorauff  im  die 
gewerken  den  silberkauf  für  sein  muhe  czugesagt  haben,  Igl. 
Bgr.  X.  80,  2.  Dagegen  haben  mir  Hanns  Beier  czugesagt  die 
herrn  gewergken  den  s.,  wes  ich  in  iren  hutten  zwischen  hier  und 
Michaelis  machen  werde,  das  ich  H.  Beier  eine  iczliche  mark  wiennisch 
gewichte  vor  YI  guld.  haben  und  nemen  sol  zu  XXXII  groschen 
behmisch  vor  ainen  gülden  —  X.  80,  4. 

silber-smit  stm.   Sibcrschmied,  argentarius;  W— B  Js.  40, 19. 


silber-weiz,  —  sinken  653 

silber-weiz,  (-W13)   Adj.   silbenoeiß  s.  fingerl,  Igl.  Stb.  V  262  c. 

Simonie,  symonia  stf.  hier  ivohl  swf.  Simonie,  Erwerbung  oder 
Erteilung  eines  geistlichen  Amtes  für  Geld:  einer  suuden,  die  man 
syinoniam  nennet,  hier  Aufnahme  in  ein  Frauenkloster  gegen  Geld, 
Hier.  174,  21.  das  sie  von  sulchen  gewonlichen  der  simonien  snnden 
nicht  ablissen,  175, 14.  176,  1. 

sin  Gen.  sinnes,  st m.  Sinn,  Geist,  Verstand,  Gedanke,  Meinung : 
das  ich  das  möge  brengen  zn  synne,  das  man  mein  des  nicht  enspotte, 
Böhm.  Chr.  Vorrede. 

sindal,  sindon  s.  zindäl,  zindön. 

sine-wel  Adj.  rund,  kugelrund,  ivalzenförmig :  do  nam  sie  ein 
sinewelles  vessil  von  czeinen  gevlochten  und  smirte  das  mit  leime 
und  mit  peche,  W — B  Ex.  2,  3.  sinewelle  wermtöpfe  und  giskopfe, 
Könige  III  7,  40.  sinewelle  Schilde,  Alex.  2466.  ein  schilt  s.,  breit 
und  starc,  12307.  wol  stende  kinne  s.,  14564.  da^  gelücke  daz,  ist 
snel,  reht  als  ein  kugel  s.,  5060.    mit  dem  sinewellen  balle,  5577. 

singen  stv.  1 3  1.  singen.  2.  sangartig  hersagen.  3.  h/r.  dichten 
im  Gegensatz  zu  sagen.  4.  singen,  sagen  =  durch  Gesang  oder 
Vorlesung  vortragen,  berichten.  5.  frohlocken.  6.  krächzen  von  der 
Eule,  quaken  vom  Laubfrosch.  7.  knistern,  prasseln.  8.  zisclien. 
4.  von  den  unbiderben  —  frawen  künden  wir  vil  mer  singen  und 
sagen,  Ack.  46,  1.  nie  kain  man  hat  boren  singen  noch  sagen  von 
uberscharn  neben  gemessen  pergen  und  nicht  doczwischen  also  das 
sich  auf  iczlich  stolnort  sich  nicht  endet  ein  gemessen  perg,  Igl. 
Bgr.  N.  49,  3.  singet  im  in  singenden  schellen  (in  cymbalis),  W — B 
Judith  16,  2.  sein  erste  messe  gesungen,  Traut.  Chr.  309.  e  denn  der 
han  zwir  singt,  du  verlangenst  mein  czu  dreien  malen,  T — B  Mark. 
14,72.  Luk.  22,61.  Matth.  26,  75.  zehant  sang  der  han,  Luk. 
22,  60.  Matth.  26,  74.  der  han  singt  heut  nit,  Luk.  22,  34.  dö  nü 
die  messe  gesungen  was,  Trist.  879;  Traut.  Chr.  309. 

singer  stm.  Sänger:  s.  und  singerinne,  W— B  Prediger  2,  8. 
=  Singer  bei  den  Meistersingern:  ein  schuler  ist  auff  offener  schul 
vorgestelt,  geprobiret  und  nach  altem  brauch  zu  einem  gefreiten 
singer  erklert  worden,  Igl.  Ms.  13  u.  16.  wir  gefreite  singer  u.  bei- 
sitzer  alhie,  11. 

singe -zeit  (singe -zit)  stf.  Zeit  des  feierlichen  Gottesdienstes: 
das  man  nicht  gestat  —  vor  s.  zu  kaufslagen,  Olm.  Stb.  91. 

sing-sclmle  (-schuole)  stf.  Festversammlung  der  Meistersänger 
mit  Vortrag  ihrer  Lieder:  ein  christliche  s.  anczuschlagen  und  czu 
halten,  Igl.  Ms.  3.  4.  5.  den  11.  Juni  (1589)  ist  alhie  auf  dem  schlosz 
s.  gehalten  worden,  Traut.  Chr.  299. 

singundig  *  Adj.  gesungen :  Got  dem  almechtigen  mit  lobsengen 
und  singundigen  messen  danken,  Olm.  Stb.  44. 

sinken  stv.  13  1.  intr.  sich  senken,  untersinken  z.  B.  im 
Wasser.  2.  tr.  bergm.  einen  Schacht  in  die  Tiefe  {Teufe)  treiben, 
richten.  2.  einen  schacht  pawen  und  s.,  Igl.  Bgr.  N.  51,  11.  das  si 
sehen  und  beschawen  schullen  den  schacht,  den  si  von  newen  ge- 
sunken haben,  der  da  kaum  hat  sechs  lacht  er  in  laim  und  in  stain 
nicht  vil  minner  noch  mer,  6,  1.  der  schacht  was  gesunken  sechs 
lochter  tiff,  6,  2.  den  schacht  haben  sie  gesunken  also  lange  —  das 
sie  ein  ercz  derrechent  haben,  N.  5,3.    den  schacht  —  hastu  lansje 


654  sinnec-lich  —  sitzen 

czeit  gepawet  und  gesunken,  N.  5,  2.  das  sie  di  lehen  pawen  um 
sinken  sullen,  Igl.  Stb.  V  11  d. 

sinnec-lich  s.  sinnig-Iich. 

sinnel,  -in  stn.  geringer  Verstand:  lät  iuch  min  krankecz,  sinne 
wem  dirre  msere  und  fremder  sage,  Alex.  7812. 

sinnen  stv.  13  1.  wahrnehmen,  merken,  verstehen.  2.  seine  Ge 
danken  und  sein  Trachten  auf  etwas  richten,  an  einen  etwas  s.  =j 
ein  Ansinnen  an  ihn  stellen:  wirdig  sulche  groz,^e  dink  zu  sinnei 
und  zu  tichten,  Hier.  2,  12. 

sinnen-leit*  (bei  L.  nur  dieser  Beleg)  sin.  ir  wolt  mir  meii 
ungehewer  s.,  vernunftleit  und  kerzeleit  ausz  dem  mute  slahen 
Ack.  14, 15. 

sinnen-reich  (sinne-rich)  Adj.  sinnreich,  klug,  scharfsinnig 
der  sinnenriche  Gäwän,  Trist.  2359.  Tristan  der  sinnenriche  degeu 
5834. 

sinnig  (auch  sinnec)  Adj.  1.  verständig,  bei  Verstände.  2.  be 
sonnen,  klug,  sinnreich:  ein  ieder  abenteuerlich  und  sinnig  mar 
Aek.  46,  14.  ein  s.  herze  gap  ir  rät  daz  trabte  üf  weltlich  bejac 
W.  v.  W.  739  f.  sinnic  herze,  Alex.  Anh.  1413.  wä  s.  saz?  Trist,  4 
s.  man,  225.  236.  259.  366.  620. 

sinnig-lich,  -en  Adv.  besonnen,  bedächtig,  klug,  verständig 
daz,  (firmament)  siner  süezen  worte  ruof  des  tages  sinnecliche  schuoi 
Alex.  11162.  nü  bete  oucb  s.  bedacht  Kurvenal,  daz,  daz,  lant  wa 
schcener  aventiure  vol,  Trist.  1590. 

sint-vlüt  (sin-,  sint-vluot)  stf.  große,  allgemeine  Flut,  Über 
schwemmung:  1310  was  ein  grosse  Sintflut,  Böhm.  Chr.  105. 

sint-wege  (wiege)  stf.  Sintflut:  uncz  daz.  di  sintweg  (sintnn 
XL  Bibel)  kam  und  nam  si  all,  T— B  Matth.  24,  39. 

Sippe  stf.  1.  Blutsverwandtschaft.  2.  Verwandtschaftsgrad:  wip 
lieh  wirde  ist  so  wert  daz.  got  der  sippe  aldä  begert,  W.  v.  W.  704  i 
ouch  gibt  mir  sippe  der  sunnen  schin  (bin  mit  der  Sonne  ver 
wandt),  Alex.  1850. 

sippe  Adj.  blutsverwandt:  wir  sin  s.  einander  nicht,  W.  v.  W 
5026. 

sirices*  ein  Fabelwesen:  darnach  als  die  lühse  oder  grcez,e 
dann  die  f ühse  sirices  da  kämen,  Alex.  21 697. 

sistruni  ein  Musikinstrument:  sistrum  unde  schellen,  Alex 
14  643. 

silech,  sitich  stm.   Papagei,  Alex.  26  071. 

site  stm.  Volksart,  Brauch,  Gewohnheit;  Bescheidenheit;  An 
stand;  gerne  im  PL:  der  herezog  wüste  nit  wy  tun  sitin  (wußte  sici 
in  der  Gefangenschaft  der  Mailänder  keinen  Bat,  tschech.  neveda 
co  sobe  uciniti),  Dal.  132,  23  (59,  88). 

sit-mäl  (meist  sit-mäles,  von  dem  stn.  mal)  seitdem  fortan:  da: 
er  sin  torlich  werben  s.  liez,  verderben,  W.  v.  W.  3764. 

sitz  stm.  1.  Das  Sitzen.  2.  der  Sitz.  3.  Haus  und  Hof,  Wohn 
sitz.    3.  Elbog.  Chr.  15, 15.  19. 

sitzen  stv.  1 1.  1.  sitzen.  2.  ansässig  sein,  wohnen.  3.  sia 
setzen.  4.  einem  s.  =  bedrängen,  einem  zusetzen.  5.  tr.  besitzen.  1.  d> 
hegeten  di  urborer  ein  geding  und  sosen  ein  gerichte,  Igl.  Bgr.  66, 1 
es  sein  vor  uns   komen  im  siezundem  rate,   Olm.  Stb.  151.    du  sal 


siuche  —  släf-gadem  655 

auch  Cristof  Hofman  sein  halsgericht  lassen  sitzen,  Elbog.  Chr.  133, 44. 
2.  her  gm.  irgendwo  das  Abbaurecht  haben:  auch  mitten  in  dem  leben 
(der  purger,  Bürgerlehen)  mag  er  (der  Erbstollner)  siezen  auff  das 
tiffe,  Igl.  Bgr.  U — A  §  11.  Also  oh  in  dem  vorgenanten  lehen  (die 
von  einem  Erbstollen  durchfahren  werden  mit  Einwilligung  der 
Eigentümer  jener  Lehen)  e  gearheit  ist,  so  siezet  er  ouch  enmitten 
in  dem  lehen  an  das  tiefist  und  swa^  er  mit  einer  kraezen  under 
sich  geschaffen  mac ,  daz,  gehört  an  sinen  nitcz ,  Igl.  Bgr.  U — B  19. 
einem  kunic  der  da  wolt  gesiezen  rede  (seezen  rechnung  XI.  Bibel) 
mit  seinen  knechten,  T— B  Matth.  18,  23. 

siuche  stf.  sivm.  Krankheit,  Seuche:  ir  s.  enwas  nicht  alzu  gröz,, 
Trist.  4616. 

siuftec,  siufzec  Adj.  seufzend,  mit  Seufzern  verbunden:  s. 
herzenser,  W.  v.  W.  3706. 

siuften,  siufzen  stn.  vom  swv.  Seufzen,  Klagen:  in  jämer 
sprach  er  mit  siuften,  Alex.  10  530. 

siuften -bsere  Adj.  Seufzer,  Trauer  mit  sich  bringend,  be- 
jammernswart:  ei  werlt,  din  stiege  uns  ie  an  dem  ende  git  swsere 
siuftenbsere  zit,  Alex.  17  390. 

siul,  -e  (auch  sül,  soul,  siuwele)  stf.  Säule :  ein  siule  von  golde, 
Alex.  991.  994.  996.  1004. 

skorpen-wurme*  stm.  (=scorpe,  schorpe  swm.  1.  Skorpion, 
sivfm.  =  2.  Schildkröte).  Skorpion :  mit  scorpenwurmen  du  wonest, 
W— B  Ez.  2,  6.    einen  scorpionenwurme,  Sirach  26,  10.  39,  36. 

sköt  (schöt)  stn.  1.  bestimmte  Anzahl  von  Stücken.  2.  Bündel 
Flachs.  3.  Getreidemaß  =  2  ster:  die  wugeu  czwei  scot  (duos 
siclos)  W — B  Gen.  24,  22.  ein  halbes  scot  nach  der  mase  des  tempils 
=  dimidium  sieli,  Ex.  30, 13.  calamisch  wureze  gleich  also  vil  250 
scot,  Ex.  30,  23.  gibt  das  knechtil  (masculus)  ezweinezig  scot,  Lev. 
27,  5.    das  knechtil  gibt  15  scot,  das  meidil  10,  Lev.  27,  7. 

slä  (auch  slage,  släge)  stsivf.  Werkzeug  zum  Schlagen.  2.  Spur 
vom  Hufschlag  der  Pferde,  Fährte,  Weg:  er  bat  sich  wiseu  üf  ir 
slä  (Spur  der  Räuber) ,  W.  v.  W.  6049.  eine  gehurnte  nater  beissende 
die  slahen  des  rosses.  W — B  Gen.  49, 17.  der  böte  —  uff  siner  slage 
er  nach  im  reit,  Ernst  710. 

slacht,  Schlacht  stf.  Befestigung,  Verschanzung,  Bau:  17  feuer- 
pfeil  bereit  mit  schlachten,  parchen  und  aller  notdurft  gerüst  die 
Stadt  zu  verathen ,  Eger.  Chr.  N.  1043. 

slachtung  stf.  1.  Züchtigung,  Strafe.  2.  das  Töten,  Schlachten, 
Gemetzel.  David  widerkumen,  was  von  der  s.  Amalechs  =  de  caede 
Amalec,  W — B  Könige  II  1,  1. 

slack  s.  slag. 

släf  stm.  1.  Schlaf.  2.  Schläfe.  2.  ouf  den  slaf  seines  houbtes, 
W— B  Richter  4,  21.  do  sach  her  Sysaram  ligen  toten  u.  den  nagil 
in  seinem  slaf  gestochen,  Richter  4,  22.  ob  ich  gebe  rastunge  meinen 
slefen  =  temporibus,  Ps.  131,  4. 

släfern  s.  siefern. 

släf-gadem  (-gadem,  -en)  stn.  Schlafgemach:  Und  Vagao  slos  zu 
die  tür  des  slafgadems,  W— B  Judith  13,  1.  in  sein  s.,  Gen.  43,  30. 
Esd.  1 10,  6.  Und  in  den  ohrist  talen  (in  superioribus  domus  suac) 
ires  houses  machte  sie  ir  einen  heimlichen  s.,  in  dem  si  wonte  vor- 


656  släf-geselle  —  slagen 

slossen  mit  iren  iuncvrowen,  Judith  8,  5.    bestrewet  habe  ich  meine 
s.  mit  myrre,  Spr.  7, 17;  Prediger  10,  20. 

släf-geselle  swm.    Schlafgenosse,  Trist.  4906. 

släf-lachen  stn.   Bettuch,  Prag.  Rb.  187. 

släf-stat  stf.   Schlafstätte,  W— B  Gen.  49,  4. 

släf- trunken*  Adj.  schlaftrunken,  sopitus.  als  ein  slaf trunkene 
beschirmer  (sopitus  gubernator),  W — B  Spr.  23,  34. 

släf-vroive  sie  f.  Beischläferin,  coneubina:  bei  bala,  der  sla 
vrowen.  W— B  Gen.  35,22;  Par.  I  1,  32.  I  7,  14.  II  11,  21.  Esd: 
III  10. 

släf-weib  (släf-wip)  stn.  Beischläferin,  pellex:  Aber  ein  s.  hett 
gehabt  Saul,  W — B  Könige  II  3,  7  u.  8-  David  nam  noch  mer  sla 
weiber  und  housvrowen  nach  iherusallem,  Könige  II  5,  13. 

slager,  sehlager  (slager,  sleger)  stm.  der  etwas  schlägt,  hier  = 
drumelschlager,  Traut.  Chr.  330.    s.  slaher. 

slag  (slac,  -ges)  stm.  1.  Schlag  mit  der  Hand.  2.  mit  eine: 
Werkzeug.  3.  mit  einer  Waffe.  3.  Bild  für  etwas  schnell  Vorübe. 
gehendes.  4.  die  Versehrte  Stelle,  Wunde.  5.  Verderben,  Unfall,  U) 
glück.  6.  Schlagfluß.  7.  Hufschlag,  Fährte,  Spur.  8.  Hers-  un 
Pulsschlag.  9.  Münzschlag,  Gepräge.  10.  Holzschlag.  11.  die  dt 
für  bestimmte  oder  dadurch  gelichtete  Waldstelle.  12.  Schlagbaur 
Schranke.  13.  Vorrichtung  zum  Vogelfang.  Li.  Handschlag  b 
einem  Kauf,  Kaufpreis.  5.  in  engsten,  in  siegen,  in  gevanknuss 
Hier.  57,  5.  —  schlack,  Reihenfolge,  in  der  die  Metzger  zum  Schlachte 
kommen,  Traut.  Chr.  246.  —  Verhau*:  do  giengen  sie  {die  Bäube: 
iv/,  vür  den  slac,  W.  v.  W.  6152.  die  röuber  waren  äne  vär  alle  ii 
siege  er  offen  vant  (da  sie  keine  Gefahr  vermuteten),  6072 f.  de 
verhagten  slage  er  nach  gie,  6075.  —  bergm.  ein  nicht  vom  Tat 
aus  (wie  der  Stollen)  horizontal  verlaufender  Grubenbau  von  gleißt 
bleibender  Querschnitt  =  „Strecke":  als  er  —  Schirmer,  der  behauptet 
einen  rechten  Erbstollen  zu  besitzen  —  hinder  dem  alden  stolle: 
haupt  sei  angesessen  czehen  leben,  es  were  ein  stolle  oder  ein  slac 
Igl.  Bgr.  N.  76,  2. 

slag-brücke  f.  Zugbrücke:  slagprucken,  Eger.  Chr.  N.  1200. 
der  slachpruck.  Dal.  50,  14  (15,  67). 

slagen,  slahen  (md.  slagen)  stv.  IV  1.  schlagen.  2.  heran 
schlagen,  -bringen.  3.  zurückschlagen.  4-  töten.  5.  schlachte* 
6.  schmieden,  prägen.  7.  einen  Hinterhalt  legen.  8.  durch  Han\ 
schlag  als  Eigentum  übergeben.  9.  richten,  treiben.  10.  eine  Flüssi- 
keit  auslaufen  lassen.  11.  an  einen  etwas  s.  =  es  ihm  übertrage 
12.  aufspielen  z.  B.  zum  Tanze;  intr.  13.  eine  Richtung  nehme 
einen  Weg  einschlagen.  14.  auf  eheas  stoßen.  15.  Partei  ergreift 
für.  16.  von  einem  s.  =  abfallen  von  ihm.  17.  in  sich  s.  =  re< 
mutig  werden.  IS.  nach  der  erde  s.  =  zu  Boden  fallen:  keiml 
schaden  der  arbeit  auff  sie  s.  oder  geen  lassen,  Igl.  Bgr.  N.  80,  4  u. 
welch  suchte  (Krankheit)  so  den  —  menschen  —  sluoc  (traf) ,  sah 
den  di  vogcl  an,  e^  wsere  wip  oder  man,  da^  wart  ledic  von  d' 
not,  Alex.  2328.  i'ride  slahen  =  Friede,  Bündnis  schließen,  foedi 
percutere,  inire:  sing  vride,  W— B  Könige  IV  23,  2 ;  Par.  II 23, 1.  vrij 
slahen,  Esd.  1 10,  3.  ü  9,  8.  II  9,  38.  der  fride,  —  den  er  geslagen  h) 
mit  den  hindern  israhels,  Par.  II  6,  11.    das  ir  nicht  fride  slüget  n 


siag-mül  —  slegel  657 

den  wonern  diser  erden ,  Richter  2,  2.  singen  peide  mit  einander 
fride,  Kün.  III  5,  12.  dö  slnoc  man  hätten  und  gezelt  von  pfelle  und 
von  siden,  Trist.  567.  von  gesteine  und  von  golde  wären  trachen 
darüf  (üf  daz,  gezelde)  geslagen,  Alex.  6919.  ir  was  der  mimie 
smerze  geslagen  an  daz,  herze,  Trist.  4618.  einen  gewachsen  (tuch- 
macher-)  knecht ,  der  da  czuhanndt  kharten  und  slahen  (Tuch  an- 
schlagen an  die  rem)  mag,  den  sol  man  dingen  auf  drei  jar,  Igl. 
Sth.  V  236  a.  da  war  das  Te  Deum  laudamus  auf  der  orgel  ge- 
schlagen (gespielt)  und  gesungen,  Eger.  Chr.  76.  wollet  das  volk, 
so  sich  für  dieselb  unser  stat  geslagen  (gelagert)  hat,  wider  ahlaiten, 
Elbog.  Chr.  155,  2. 

slag-mül*  stswf.  Stampfmühle:  ein  schlagmühl,  da  mans  öl 
schlägt,  Eger.  Chr.  103. 

slalier  stm.  Schläger,  hier  Totschläger:  mit  des  slahers  blut 
wirt  her  gerochen  (percussoris) ,  W — B  Num.  35,  18.  seinen  slahern 
(percussoribus) ,  Par.  II  28,  23.    s.  slager. 

slakunge  stf.  (mhd.  in  nider-,  verslahunge)  Gemetzel,  caedes: 
wie  grosse  s.  wenestu  sie  hegeen  in  allen  landen,  W— B  Esther  9, 12. 
unde  do  die  s.  dirvullet  was  (caede  completa),  Ez.  9,  8. 

slange  swm.  auch  stswf.  Schlange,  auch  'Teufel:  von  dem  ant- 
lutz  dicz  slaugen,  Sol.  42,  27.  der  trach  und  der  rot  und  der  aide 
slang,  42,  1.  das  ir  widersten  muget  dem  alten  slangen,  Hier.  54,  6. 
der  leidige  slange,  der  ungetrewe  vorretige  teufe],  hette  sich  under 
das  bett  geleget,  157,  7.  do  sich  der  unreinige  s.  vorborgen  hatte, 
157, 13.    Seth  sach  ligen  einen  slangen,  Legende  302. 

slangeu-Michse  sivf.  Art  langer  Kanonen,  Eger.  Chr.  N.  1200. 

slappe  swf.  1.  klappen-  oder  beuteiförmig  herunterhängender 
Teil  der  Kopfbedeckung.  2.  klappen-  oder  hutförmige  Kopfbedeckung : 
panzir,  schlappen,  hantschuch,  Igl.  Str.  276.  panczir,  schlappen  und 
ander  gewer  und  wappen,  276. 

siecht  Adj.  1.  schlicht.  2.  eben,  gerade.  3.  aufrichtig.  4.  ein- 
fach, ungekünstelt.  5.  gewöhnlich.  5.  von  siechten  lehenscheften, 
Const.  III  1,  siechte  Schreiber,  simplices  scriptores,  I  8,  5.  die  werlt 
dem  keiser  guotes  gan  und  ist  im  irs  willen  sieht,  Alex.  10763. 
daz,  der  kneht  zwischen  den  beinen  wtere  sieht  (ein  Eunuch),  Alex. 
10374. 

slechtes  (slehtes)  adv.  Gen.  geradeaus,  geradezu :  er  hat  slechts 
an  in  begert  — ,  Elbog.  Chr.  141,  20. 

slecliticlicli  (slehtec-liche,  -en)  Adv.   in  gerader,  aufrichtiger 

Weise:  einen  siech ticlcich  um  etwas  ansprechen  (vor  Gericht) ,  Brunn. 

I   Str.  1 198.    Slechticleich  so  ist  das  unser  krankkeit  =  plane  infirmitas 

i  mea  haec  est,  Sol.  33, 7.    berge,  —  die  do  slechticlich  (simpliciter) 

i  gemessen  sein,  Const.  II  5,  4.    s.  und  vornemlich,  W — B  Deut.  27,  8. 

siefern  (släfern)  swv.  schläfrig  werden,  einschlafen:  si  sleffert 
all,  T— B  Matth.  25,  5. 

Siegel  stm.  Werkzeug  zum  Schlagen,  Keule,  Bengel,  Flegel, 
schwerer  Hammer  usw. :  do  namen  die  scheppfin  und  die  steiger  slegel 
[  und  eisen  und  hiben  den  gank,  Igl.  Bgr.  6,  2.  mit  kilhouwen  und 
mit  siegeln  den  stein  brechen,  Alex.  21  787.  schlegel,  Traut.  Chr.  148. 
ist  der  schlegel  (Klöpel  der  Glocke)  in  der  Sturmerin  zerbrochen, 
Eger.  Chr.  640. 

J  el in ek,  Wörterbuch.  42 


658  slegel-gasse  —  suchte 

slegel-gasse*  swf.  Name  einer  Gasse  in  Eger,  Eger.  Achtb. 
II  96.  138. 

slegel-helb  *  (slegel  stm.  halp,  help,  -bes  stm.)  Stiel  eines 
Schlägels,  Hammer  usiv.:  dorczu  gelihen  in  dem  freien  ein  halbes 
lachters  und  eines  slegelhelbis  lang,  Igl.  Bgr.  N.  34,  1. 

sleifen  s.  slifen. 

sleif-hütte  *  swf.  (etwa  =  slif-hüs)  Schleifhütte:  di  herren  des 
rata  haben  dem  pertl  schraid  die  schleifhüeten  nritsambt  dem  teich- 
lein czugewiesen,  Igl.  Stb.  V  151  b.  auch  ab  die  selbig  schleifhuten 
den  heitern,  die  da  unterhall)  ligen,  in  künftigen  czeiten  czu  schaden 
wer,  so  mugen  die  herrn  die  selbig  sleyff hüten  mitsambt  dem  teich- 
lein  dem  pertl  Schmid  oder  sein  nachkommen  wider  ablegen,  V  151b. 

sleimig  (slimec)  Adj.  schleimig,  klebrig:  du  verheite  chocze 
du  sleimige  (vulva  stuprata  lubrica  =  obszönes  Schimpfwort),  Igl. 
Str.  273  a. 

sleisse*  swf.  Schleuße:  ertrunken  —  in  der  teuffen  bein  der 
schleissen  am  nuder,  Traut.  Chr.  314. 

sleifen  (sleifen,  Fakt,  zu  slifen)  sivv.  1.  zerreißen,  spalten. 
2.  Binde  abstreifen.  3.  zerstören,  die  manic  unbehend  red  sleifen 
müssen,  Prag.  Str.  33,  über  sich  ergehen  lassen  müssen,  vielleicht  = 
slav.  slyseti,  anhören;  bisweilen  heißt  sl.  =  uti,  frui. 

sleiz,en-leuchten  *  (von  sleiz,e  swf.  Kienspan  u.  liuhten  sivv.) 
siev.  mit  einem  Kienspan  leuchten:  ein  jeder  wirt  sol  mit  schleisen- 
leichten  oder  tabacktrinken  (rauchen)  in  stall,  scheuern,  schöpfen 
und  solern  (imtem  Teilen  des  Dachbodens)  sich  nicht  verstühren 
(verirren),  Dreiding  von  Politz  15. 

Slesi,  Schlesie,  Schlesien,  Schlesing  stf.  Schlesien:  herezog 
zu  Lützenburg  und  in  Schlesie,  Traut.  Chr.  126.  herezog  in  der 
Slesie,  Elbog.  Chr.  66,18.  in  Schlesien,  Traut.  Chr.  252  (a.  1580). 
er  zog  widerumb  in  die  Schlesyng  nach  Lemberg,  54.  in  die 
Schlesing  gen  Harttensdorf ,  78 ;  di  Schlesing,  Laussitz  und  die  Sechs- 
stette  vermögen  4000  zu  ross  und  8000  zu  fuss  (ins  feld  zu  bringen) 
130,  von  Kauffung  aus  der  Schlesing,  188.  193.  227.  259.  282.  333. 
in  der  Schlesinge,  298.  in  Schlesiugen,  287.  301.  335.  in  die 
Schlesingk,  324. 

Siesinger,  Schlesinger:  von  Hirschberg  aus  Schlesinger  lande 
(aus  Schlesien),  Eger.  Chr.  Anm.  zu  N.  177.  im  Schlesinger  lande, 
Traut.  Chr.  157. 

sleuder  (siüder)  stf.  Schleuder,  catapulta,  falarica,  funda,  fusti- 
bula:  die  aber  also  gewisslichen  mit  der  sleuder  (funda)  würfen,  so 
das  sie  ein  har,  wenne  sie  wolten,  trafen,  W — B  Pächter  20,  16.  die 
sleuder  =  fandam,  Könige  I  17,  40.    mit  der  sl.,  Par.  1 12,  2. 

slemlerer  (slüderer)  stm.  1.  mit  der  Schleuder  iverfender  Krieger, 
fundibularius,  W— B  Judith  6,8.  ummeringet  wart  die  stat  von 
den  sleuderern,  Könige  IV  3,  25.  Bei  Lexer  nur  in  der  Bedeutung: 
wer  schleuderhaft,  nachlässig  arbeitet. 

sleuder-stein*  stm.  mit  der  Schleuder  zu  iverfender  oder  ge- 
worfener Stein,  funda :  W — B  Par.  II  26,  14. 

sleufen  s.  slifen. 

suchte  stf.  1.  glatte  Fläche,  Glätte.  2.  gerader  Weg,  Gerad- 
heit.   3.  Aufrichtigkeit,  Einfachheit,  Recht  und  Billigkeit:  ein  ig- 


suchten  —  slitz  659 

lieber  gemessen  perg  beneidet  siben  leben  in  die  suchte  (in  directum 
=  nach  dem  Verlauf  des  Erzganges)  und  das  hangende  hat  vierde- 
halb  leben  und  das  ligende  hat  nur  ein  leben,  Const.  II  2,  1. 

suchten  swv.  1.  gerade  machen.  2.  glätten.  3.  in  Ordnung 
bringen :  von  gesuchten  und  von  volkumenen  steinen  wart  es  —  das 
haus  —  gepawet  (lapidibus  dolatis) ,  W — B  Könige  III  6,  7. 

slieme,  sliem  swstm.  1.  Netzhaut.  2.  Zwerchfell.  3.  Haut, 
Fell.  4.  Pergament.  5.  dünn  gegerbte  Haut  in  die  Fenster,  Fenster. 
5.  er  sol  im  bei  dem  haus  lassen  alle  schliemen  und  glosvenster,  Igl. 
Stb.  III 195  b.  di  vier  fenster  mit  glesern  oder  mit  schliemen  albeg 
verseezen,  V  267  d. 

sliez,en  stv.  III  schließen,  verschließen,  zusammenfügen,  be- 
festigen; bauen:  Tristan  stuont  üf  unde  slöz,  da  vür  ouch  einen  rigel 
gröz,,  Trist.  681.  das  Bruckthor  hat  eine  veste  hölzerne  brück  über 
die  Eger  geschlossen,  Eger.  Chr.  103  S.  67. 

sliez,z,imge  stf.  caelatura:  mit  cedreiuem  holeze  was  inwendig 
der  tempil  uberal  durebvorniret,  habende  seine  dreunge  und  seine 
fugen  (tomaturas  et  juneturas)  weislichen  gemachet  und  seine  über- 
tretenden sliessungen  (caelaturas  eminentes,  hervorragende  erhabene 
Arbeit) ,  W— B  Könige  III  6,  18. 

slifen  stv.  II  ausgleiten,  gleitend  sinken;  abschiveifen ;  glatt 
machen,  schärfen,  schleifen:  1.  den  armen  liez,  er  s.  und  leite  in 
under  ir  belselin,  Trist.  754.  darumbe  jämer  dinen  lip  begreif, 
fröide  üz,  dime  herzen  sleif,  Alex.  8638.  man  müsse  in  sleuffen  und 
tragen,  er  wolle  nicht  gehen  (ins  Gefängnis) ,  Elbog.  Chr.  82,  37. 

slif-stein  (slif-,  slif-stein),  stm.  Schleif-,  Wetzstein:  di  mit  sliff- 
stein  sten  on  marktag  —  zahlen  1  Pfennig  Standgeld,  Budw.  Urkdb. 
N.  477. 

sliken,  suchen  sivv.  schlingen,  schlucken:  Ion  zu  nemen,  umb 
smeichen  under  czu  slicken,  Const.  I  8, 1. 

slinden  stv.  13  schlingen,  schlucken,  verschlingen:  die  vische 
und  die  äle  —  die  vogel  slunden  alzemäle,  Alex.  21716.  smerze  wil 
min  fröide  s.,  10437. 

slinge  swstf.  Schleuder:  fünf  kiseliuge  Davit  und  sine  slinge 
nam,  Alex.  12953.  12951.  ir  herren  mit  den  slingen,  ir  sult  Mute 
die  arme  erswingen,  7521. 

slingen  stv.  13  1.  tr.  ivinden  flechten.  2.  refl.  sich  schlängelnd 
kriechen,  schleichen:  2.  Ouf  deiner  brüst  wirstu  slingen  und  wirdest 
erden  essen  alle  die  tage  deines  lebens ,  W — B  Gen.  3,  14.  was  auf 
der  brüst  ouf  vier  füz,en  slinget  oder  hat  vil  fiiz,e  oder  sleppet  sich 
ouf  der  erden,  Lev.  11,  42. 

sling-lein*  (Verkleinerungen  v.  slinge  swstf.)  kl.  Schlinge,  ansula: 
Jacinthiscbe  orlein  oder  slinglein  mache  an  den  Seiten  und  an  den 
enden  der  umbbenge,  W — B  Ex.  26,  4.    örl  oder  slingel,  Ex.  26,  5. 

slipperig  (md.  für  slipferig)  Adj.  schlüpfrig:  s.  mund,  os  lubri- 
cum,  W — B  Spr.  29,  5.  s.  weg,  Ps.  34,  6.  ir  wek  wirt  s.  in  der 
vinsternus,  Jer.  23,  12. 

slitz,  (sliz,  slitzes)  sin.  Schlitz,  Spalte,  bes.  am  Panzerhemd 
oder  Mantel:  bei  dem  slieze  des  mantels,  W— B  Gen.  39, 12. 

42* 


660  sliunen  —  smsehe 

sliunen,  slünen,  swv.  beeilen,  beschleunigen  (mit  Gen.);  von 
statten  gehen,  gelingen:  lä^  s.  dir  (beeile  dich)  und  tuo  e^  so  du 
schierste  macht,  Trist.  6000. 

slogier,  sloier,  sloieria  stm.  n.  Schleier,  Kopftuch,  Brunn. 
Str.  I  487.  ausgenoinen  ains  sloyers,  da^  ir  die  gelter  selber  geben, 
Prag.  Str.  57.  der  minnen  zeichen,  ein  slogier  vlouc  ob  des  gires 
vederen,  Rf- 132. 

slominen  s.  slummen. 

sloufen  sivv.  Fakt,  zu  sliefen,  schlüpfen  machen  oder  lassen, 
schieben,  refl.  schlüpfen,  dringen:  durch  sie  sin  herze  sloufte  in  über- 
lestige  sorge,  W.  v.  W.  409. 

sloz,  (slo^,  -^z,es)  stn.  1.  Schloß,  Bieget.  2.  Fessel.  3.  Burg: 
das  ir  besehet  die  unbewarten  slos  des  landes  (infirmiora  terrae), 
W— B  Gen.  42,  9. 

slo^-stein  stm.  Schlußstein  eines  Getvölbes:  dem  slosstain  der 
hoftür,  Igl.  Stb.  V  181  b. 

slummen  swv.  schlummern:  do  begunde  der  pabst  czu  fragen, 
waruinb  er  slomte  und  die  messe  nicht  vollbrechte,  und  hies  in 
wecken  —  warumb  er  torste  in  der  messe  slumen,  Böhm.  Chr.  32. 

sl ii inl.  slunt,  stm.,  Fl.  slünde  1.  Schluck.  2.  Kehle,  Hals. 
3.  Schlund,  Abgrund.  4.  persöul.  Schivelger,  Schlemmer:  ein  geitiger 
slunt  (der  Mensch),  Ack.  36,  12. 

slü^el-trager  (-trager,  -treger)  stm.  Schlüsselträger:  der  höchste 
s.  Petras,  Hier.  21,  21. 

smacheit  (auch  smäheit)  stf.  Schmach,  contumelia.  ignominia: 
wie  er  grö^e  s.  unsern  goten  habe  angeleit,  W.  v.  W.  5760  f.  s.  zu 
leiden,  Sol.  57,  30.  Oufgehaben  hat  got  mein  s.  =  opprobrium  meum, 
W— B  Gen.  30, 23.  Und  ir  leinet  euch  ouf  wider  mich  und  strafet 
mich  mit  meiner  s.  =  opprobriis  meis,  Job  19,  5.  s.  =  improperium, 
W — B  Ps.  68,  20.  das  ir  geczeugnusse  vorgieng  czu  grossem 
schaden  und  smacheit  der  warheit  (praejudicium  pravitatis),  Const. 
IV  11,  10.  da  von  Cresus  grö^e  s.  kos,  Alex.  7722.  die  schemeliche 
s.,  Trist.  3119.  mines  herren  s.,  5550.  si  (die  aufrührerischen 
Handwerker)  legten  den  Richter  und  rate  —  sulche  s.  an  mit  irer 
ungehorsamkeit,  Igl.  Stb.  II  106  d.  im  sulche  s.  abtragen  mit  worten 
(sich  deshalb  entschuldigen,  sie  durch  Widerruf  gutmachen),  V217c. 
das  ir  hon,  s.  und  schaden  widerbracht  werden  mocht,  Eger.  Chr. 
1162. 

smack  (smac,  smach,  -ckes,  -ches)  stm.  1.  Geschmack.  2.  Ge- 
schmackssinn. 3.  Gelüste.  4.  Geruch,  Ausdünstung,  die  etwas  von 
sich  gibt:  Der  smack  spricht:  ist  das  er  nicht  smecket,  so  ist  er 
durch  mich  nicht  einkumen,  Sol.  74, 31.  Mach  gesunt  den  s.,  das 
er  smeck  erkenne  =  gustum  sana,  qui  sapiat,  3,  2. 

smneken  swv.  (Brät,  smacte,  smahte)  schmecken,  gustare,  W — B 
Spr.  31, 18. 

smsehe  Adj.  1.  klein,  gering,  unansehnlich.  2.  schlecht,  ver- 
achtet: manic  werc  von  golde  wsehe  wart  da  gehalden  harte  smsehe 
(wurde  gering  geschätzt),  W.  v.  W.  7644 ff.  das  ist  ein  s.  Verlust, 
5969. 


smaehe  —  smid  661 

smsehe  stf.  Geringschätzung,  Beschimpfung,  Schmähung,  Ver- 
achtung, Schimpf:  swie  man  (die  beiden  Knaben)  hielt  in  smpehe 
ir  gebsere  warn  doch  wsehe,  4718  f. 

sinsehen  (auch  smähen,  kontr.  smsen,  smän)  swv.  1.  gering- 
schätzig behandeln.  2.  verachten,  beschimpfen,  entehren:  er  wolte 
sinen  hohen  art  snuehen  in  armuotes  vart ,  W.  v.  W.  889.  da 
srnaehet  mannec  antlitzes  schin  bi  dem  wege  die  hlüemelin,  7060. 

snifeh-leich  (smaehe-,  smäh-liche)  Adv.  auf  schmachvolle, 
schimpfliche  Weise:  oh  ein  ander  dornach  grober  und  smeleicher 
(Komp.)  von  einem  schöpfen  reden  würde,  Igl.  Rspr.  XIV. 

smeichen  stn.  Schmeicheln,  Schmeichelei:  den  Ion  zu  nemen 
umb  s.  under  zu  slicken  (pro  adulatione  praemium  capere),  Const. 
I  8,1. 

smelzer  stm.  Schmelzer,  der  das  Erz  verhüttet,  z.  B.  Silber 
„brennt11,  Igl.  Bgr.  98,  1. 

siuelz-gadeiu*  stn.  Schmelzraum  in  der  Schmelzhütte:  das  ercz 
in  der  hutten  oder  smelczgadem  versucht  (in  couflatorio  examinatum), 
Const.  II  2, 2. 

smelz-hütte  f.  Schmelzhütte:  tedinge  von  einer  schmelzhutten, 
Igl.  Bgr.  98,  1.  in  iren  s.  =  in  gazis  seu  conflatoriis,  Const.  I  21,  2; 
auch  von  den  smelczhutten  —  sol  man  kein  czins  geben,  wann  di 
vorgäbe  (Privileg)  heisset  bergfreiunge,  Const.  II  3,  3. 

smer  (smer,  -wes)  stn.  m.  Fett,  Schmer,  sagma,  W — B  Lev. 
3,  9.  das  smer  der  lebern  mit  den  nirlein  =  arvinam  jecoris  cum 
renunculis,  Lev.  3,  15.  smer,  unslicht,  hanf  —  das  gehört  alles  in 
den  vronhof,  Prag.  Str.  101. 

smerze  swm.  Schmerz,  doch  kommt  wohl  auch  smerzen,  Gen. 
smerzens  vor:  smertzen,  der  twingt  mich  zu  reden,  Sol.  7,  19. 
Benoni,  sun  meines  smerzens,  W — B  Gen.  35,  18. 

smerzen  stv.  1 3  schmerzen :  si  haben  mich  gewundet  und  hat 
mich  nicht  gesmortzen  (non  dolui),  Sol.  12,  36. 

smid,  smit  (smit,  -des)  stm.  Schmied,  Metallarbeiter.  Zur  Be- 
seitigung der  Streitigkeiten  mit  den  Schmieden  setzen  wir  vesticleich 
das,  das  man  denselben  smiden  alles  ires  verdientes  Ion  alle  wochen 
allewege  an  dem  dinstage  der  nehest  nochgeenden  wochen  fur- 
mittages  vergelden  schol,  Const.  I  15,  1.  Ader  si  mugen  phenden 
mir  um  di  selbe  wochen  und  noch  über  ein  wochen,  die  nehest  vor- 
geende  ist,  umb  ir  verdientes  Ion,  ab  ir  pergmeister  di  das  angehöret, 
das  nicht  undernemen  und  stillen  wollen,  1 15,  2.  Überhaupt  sollen 
Arbeiter  ihren  Lohn  höchstens  14  Tage  anstehen  lassen,  nur  über 
Lohn  von  14  Tagen  das  Pfandrecht  haben,  I  15,  3.  Von  wes  saumpnus 
man  pfendet,  der  sol  sein  mitgewerken  allen  schaden,  den  si  dovon 
nemen,  widerkeren;  und  der  pergmeister  doselbist  von  gewalt  diser 
saczunge  sol  er  sich  underwinden  aller  seiner  teil,  wo  er  (der 
säumige  Zahler)  si  hat,  und  sol  dovon  peide  den  smiden  und  auch 
den  mitgewerken  genuk  tun  — ,  1 15,  4.  Und  dasselbe  sol  man  tun 
von  des  smides  neunden  teil,  ab  von  seiner  saumpnusse  geschieht  di 
vorgenante  phendunge,  I  15,  5.  Sie  sollen  immer,  auch  bei  festl. 
Gelegenheiten  nicht  mit  Erz  oder  „Handsteinen",  sondern  mit  Bar- 
geld bezahlt  werden,  I  15,  6.  czusamenglubunge  und  unezimlich 
einunge  der  smide  sollen  durch  den  kgl.  Kämmerer  schiver  bestraft 


662  smide-ammecht  —  smid-teil 

werden,  1 15,  8  u.  9.  Und  ab  si  (die  Gewerken)  über  vierczehen  tage 
bei  den  ersten  smiden  in  smiden  lassen,  darnach  so  mugen  si  von 
in  nicht  weichen  an  ehaftige  sache  u.  sullen  von  rechte,  wo  si  dar- 
nach lassen  smiden,  das  neunde  sniideteil  leiden  ader  gelden,  ab  si 
czu  gewinne  komen,  I  15,  11.  Bei  einem  gedinge  Vereinbarung) 
daß  die  durch  späteres  Messen  eines  Berges  durchfallenden  Arbeiter 
als  Lchenhäuer  bleiben,  bleiben  auch  die  Schmiede  für  den  ganzen 
„Berg",  das  gedinge  der  gewerken  soll  also  den  smiden  nicht 
schaden,  1 15, 12.  Die  Schmiede  (erbsmide)  müssen  weiter  schmieden, 
auch  „ab  in  der  gewin  abgangeu  ist",  1 15, 13. 

sinide-ammecht,*  smid-ampt*  stn.  ein  dem  Igl.  Bgr.  eigen- 
tümlicher Bergteil.  Nach  Abzug  der  Urbar  für  den  Begalherm 
(=  */8  der  Gesamtförderung)  war  ursprünglich  \'9  der  übrigen 
Förderung  als  Entlohnung  für  die  Schmiede  bestimmt,  daher  s.  auch 
=  smidenennteil,  Schmiedeteil,  später,  eds  die  Schmiede  eds  Lohn- 
arbeiter gegen  fixen  Lohn  bezahlt  wurden,  führt  dieses  Neuntel  zwar 
noch  den  Namen  nach  den  Schmieden,  hat  aber  mit  ihnen  wohl 
nichts  mehr  zu  hin  (doch  vgl.  oben  smid,  Schluß),  eine  Schicht  davon 
gehört  dann  dem  Landes-  und  Begalherm,  drei  Schichten  den  Ge- 
werken, jener  muß  also  davon  Vi,  diese  3/4  „verlegen"  =  die  nötigen 
Häuer  stellen  usw.:  Darnoch  (nach  der  Urbar)  gleicherweis  so  gefeilet 
uns  (dem  König)  ein  schicht  in  dem  neunden  smidteile  auch  noch 
der  messunge,  in  der  wir  mit  andern  gewerken  ader  smiden  alle 
koste  und  czerunge  tun  sullen,  ausgenommen  geschoss  und  losunge, 
mit  dem  wir  unsere  teil,  di  der  urbor  volgen,  nicht  besweren  wollen, 
Const.  II  2,  15.  Da  (beim  Bergmessen)  sal  man  teilen  auch  noch  der 
urber  ein  neunteil,  das  das  smidampt  ist  genannt.  An  demselben 
neunteil  hat  unser  herre  der  keiser  (a.  1360)  ein  schicht,  di  andern 
drei  schicht  die  sint  der  gewerken  der  funtgruben.  Und  was  koste 
auf  das  smidampt  get,  davon  sol  unser  herre  der  keiser  derselben 
koste  leiden  und  verricht  werden  von  seinen  wegen  von  einer  schicht; 
und  von  den  andern  dreien  schichten  sullen  leiden  di  gewerken 
der  funtgruben ,  Igl.  Bgr.  N.  30,  5.  Das  do  smidammecht  heisset,  do 
beheldet  der  urbarer  eine  schient  an,  di  gewerken  di  dri  teil,  DIR 
I  §14. 

smiden  (Prät.  smidete,  smite)  sivv.  schmieden,  hämmern:  er 
ging  alwegen  mit  einem  langhelmichten  beil,  das  legt  er  dan  auf 
den  altar,  wan  er  ein  messe  solt  schmieden  auf  dem  gestiftaltar, 
Traut.  Chr.  100.  es  wolt  im  aber  solch  messe  schmieden  die  koste 
nicht  ertragen,  145. 

smid-knecht  stm.  Schmiedgeselle,  Eger.  Achtb.  II  60.  215;  Igl. 
Stb.  IV  17  b. 

smid-kör  stm.  Emporkirche  der  Schmiedezunft ,   Traut.  Chr.  36. 

smid-meister  stm.  Schmied:  Di  smidemeistere  sullen  —  alsotane 
smide  aufnemen,  di  nicht  czusamen  geluben  noch  czusammenunge 
ader  einunge  machen  —  wider  unsern  gemeinen  nuez.  Const.  1 15.  8. 

smid-re'cht  stn.  Becht  und  Pflichten  eines  Schmieds:  das  s.  auf- 
geben, Const.  1 15,  13. 

smid-teil  stn.  =  smid-ampt  (siehe  dieses),  neun  teil,  neunde 
smideteil:  Doruber  ist  getailt,  das  der  urbarer  an  dem  neunteil,  da 
man  das  smidampt  mit  bedeutet,  ein  schicht  von  rechte  haben  schol, 


smid-werk  —  snarnig  663 

Igl.  Bgr.  N.  20,  2.  Überschrift:  Der  urborer  sal  haben  ein  schiebt 
von  dem  neunden  smidteil.  —  das  nennde  smidteil,  Const.  1 15,  5. 
15,9.  15,12.  15,13;  115,4;  112,15. 

smid-werk  Schmiedearbeit,  Schmiede:  Niclas  sol  sich  undervahen 
des  halben  schmidvverchs,  Igl.  Stb.  V  60  b. 

smid-zunder*  stmn.  Hanm  er  schlag ;  um  ein  grosse  gruben  — 
ligen  stein  {die  Schlacken,  die  Basaltlaven  des  Kammerbühls  bei 
Kger)  darum  wie  schmidzunder,  Eger.  Chr.  103. 

siniegen  stv.  III  eng  umschließen,  anschmiegen,  andrücken :  vor 
dem  drachen  gesmogen  lac  ein  ar,  Alex.  5639.  wä  er  sich  sach  ze 
houfe  gesmogen,  aldar  mit  hurte  er  druete,  7338.  er  slug  di  ketin 
mit  einem  slag  ab,  daz;  si  gesmogin  lag,  Dal.  228,  17  (103). 

sinielen,  smieren  swv.  lächeln,  sie  begonde  smielen  unde  sprach, 
Trist.  3786.  der  Spot  —  mit  lispendem  munde  smiert  er  ze  aller 
stunde,  Ales.  12654. 

smirn  (auch  smirwen,  smern)  sivv.  1.  schmieren,  salben:  1.  Und 
mit  leime  smier  sie  innewendick  und  auswendig,  W — B  Gen.  6,  14.  — 
2.  =  prügeln,  Traut.  Chr.  153. 

siuitte  sivstf.  Werkstatt  eines  Metallarbeiters,  Schmiede:  mer 
rügt  die  gemein  von  wegen  irer  Schmitten  —  das  keiner  soll 
anderstwo  spitzen  —  es  wäre  dann  ein  solch  ursach,  das  ihm  der 
schmidt  Urlaub  geb  aus  der  Schmitten  und  solches  weislich  war,  so 
möcht  einer  spitzen  lassen,  wo  er  wolt,  Chlum.  I  67.  in  di  Schmitten, 
Igl.  Stb.  V  63  d. 

smücken,  smucken  sivv.  an  sich  drücken,  schmiegen,  den  Mund 
spitzen;  refl.  sich  zusammenziehen,  sich  ducken:  gar  nähen  smuete 
her  sich,  Trist.  747.  sie  smuete  gar  lieplich  uf  ir  brüste  (drückte 
das  Hündchen  an  die  Brust),  4576.  dö  begnnden  sich  die  berge 
also  zesamne  s.,  Ales.  20936. 

snabalaht  (snabeleht)  Adj.  geschnäbelt:  mort  sie  täten  an  den 
snabalahten  (den  Kranichmännern),  Ernst  3127. 

snabel-liute  PI.  mit  einem  Schnabel  versehene  Leute,  Ernst 
2922. 

snabel-vihe  stn.  das  Schnabelvieh,  -volk :  daz,  vorfluochte  snabel- 
vie,  Ernst  2925. 

snaben  swv.  1.  schnappen,  schnauben.  2.  hüpfen,  springen, 
eilen.  3.  stolpern,  straucheln,  sinken,  cigentl.  und  bildlich,  bes.  von 
einem  Formfehler  beim  Prozeß  z.  B.  beim  Eid.  4.  Not,  Mangel 
leiden.  5.  tr.  schupfen,  stoßen :  3.  der  czeuge,  der  wider  den  gelauben 
und  wider  di  trewe  seines  geezeugnusses  snabet  und  feiet  (vacillat), 
der  ist  vordacht,  Const.  IV  12,  10.  helfrede  sol  dem  clager  ebenso 
erlaubt  sein  wie  dem  antworter,  wan  di  gerichte  sullen  nicht  hinken 
noch  snaben,  Const.  IV  4,  15. 

snar,  Gen.  snarres,  stm.  das  Schnarren,  Schmettern :  tambür  und 
pusinen  snar  sich  da  mit  mangem  döne  war,  W.  v.  W.  144.  businen 
snar  was  da  mangerleie  dar,  Ales.  Anh.  1939. 

snarchen  sivv.  (bei  L.  das  Iterat.  snarcheln)  schnarchen,  W — B 
Spr.  10,  5.    die  ros  begunden  s.,  schieben,  Ales.  Anh.  476. 

snaruig*  Adj.  einer  der  schnarrt  =  schwätzt,  Traut.  Chr. 
180.  350. 


664  snarren  —  snite 

snarren  swv.  schmettern;  knarrende  Töne  erzeugen:  das  man 
hinfürt  nicht  mehr  solt  in  der  fasten  und  marterwochen  klapfern 
und  schnarren,  sondern  er  befahl  mit  grossen  glocken  zu  leutten, 
Traut.  Chr.  350. 

snattern  (snateren)  sivv.  1.  schnattern  von  den  Enten. 
2.  klappern  vom  Storch.  3.  quaken  von  den  Fröschen.  4.  den 
Schnabel  in  einer  Flüssigkeit  wiederholt  öffnen  und  schließen. 
5.  schwatzen:  Ga,  ga,  ga  snattert  die  ganz,,  Ack.  32,  8. 

snebelen  sicv.  mit  einem  snabel  versehen:  gesnebelte  schlich 
=  Schnabelschuhe,  Eger.  Str.  C  52.  53. 

snebiht,  snabalaht:  mit  dem  snebichten  man,  Ernst  2889. 

snecke  (auch  snegge)  swm.  1.  Schnecke  limax,  concha,  auch 
2.  Schüdkröte.  3.  ein  Fahrzeug.  4.  Wendeltreppe :  1.  onische  snekken 
(ungula),  W— B  Sirach  24,  21.  —  Und  durch  einen  snecken  (per 
cochleam)  gink  man  onf  in  das  mitler  mushous,  Kön.  III  6,  8 ;  Traut. 
Chr.  153. 

sneider  stm.  Schneider.  Schneider  die  sich  in  der  Stadt  an- 
sässig machen  tvollen,  müssen  mitbringen:  litteras  testimoniales  sue 
conversacionis  famam  ostentantes  de  loco  pristine  mansionis:  welich 
man  ein  sneider  und  maisterrecht  wil  haben  in  der  stat,  der  schol 
dem  richter  czwen  gross  geben  czu  anweisen  und  dem  Schreiber 
einen  großen  phenning  und  schol  purgen  seczen,  jar  und  tag  in  der 
stat  czu  pleiben,  Igl.  Str.  216. 

sneider-kneckt  stm.  Schneidergesell:  1431  sein  kumen  vor 
einen  ganczen  rat  di  sneider  und  die  sneiderknecht  —  von  der 
czweiung  wegen,  die  czwischen  in  von  des  schoswerks  und  auch  von 
des  paden  und  montagfeier  wegen  —  doselbist  ist  gemacht  warden 
—  das  si  sneiderknecht  am  mantog  schoswerk  nicht  hoer  arbeiten 
sollen  dann  umb  drei  groß.  Auch  sollen  die  s.  am  montag  nicht 
ee  uffsteen  denn  umb  XX  stund,  Olm.  Stb.  107a. 

sneidling*  stn.  abgeschnittene  Äste,  Zweige:  liegendes  holz  und 
schneidling,  Taiding  v.  Friedberg  N.  55. 

schneidunge  (snidunge)  stf.  das  Schneiden,  der  Schnitt,  incisio, 
scissura,  inessis :  der  s.  snit  =  messium  tritura,  W — B  Lev.  26,  5. 

sneid-werk  (snide-werc)  stn.  Schneider  arbeit,  Schneiderhand- 
icerk,  Brunn.  Str.  II 183.  wer  sich  in  Prag  mit  sneidwerc  wil 
generen,  der  schol  mit  zwain  und  dreizzik  grosen  pfennig  purger- 
recht  gewinnen  gen  richter  und  gen  schepfen,  Prag.  Str.  33. 

sneid-zieche  sivstf.  Zieche,  Bettüberzug,  Kissenüberzug:  die 
kleinen  sneydcziechen  sollen  neun  vierteil  behalden,  Olm.  Stb. 
108,  3. 

snit  stm.  1.  Schnitt,  Wunde.  2.  Beschneidung.  3.  Einschnitt 
z.B.  mit  der  Säge.  4.  Ernte:  1.  Gotfrit  von  Sträz,burc  —  der  so 
mangen  snit  —  üz,  blüendem  sinne  hat  gesniten,  Trist.  16.  4.  als 
sich  anhebt  der  snit  der  gersten,  W— B  Könige  n  21,  9.  si  quamen 
in  der  czeit  des  snites,  Könige  II  23,  13.  deinen  snit,  Jer.  48,  32. 
in  dem  snite  des  weiczes,  Gen.  30,  14.  ernstlich  michel  ist  daz,  snite 
(stn.*),  T— B  Matth.  9,  38. 

snite  swf.  1.  Schnitt,  Hieb.  2.  Abschnitt.  3.  Schnitte,  Streifen: 
brengt  mir  ouch  ein  snite  brotis,  W— B  Könige  III 17,  11.  1.  keinen 
snicz  in  irem  vleische  (incisuras),  Lev.  21,  5. 


sniter  —  snürleiu  665 

suiter  stm.  Schnitter:  das  kint  gegangen  was  —  zu  den  suiteru, 
W-B  Könige  IV  4, 18. 

snoecle  (md.  snode)  Adj.  1.  akt.  Verachtung  ausdrückend,  ver- 
messen. 2.  übermütig.  3.  rücksichtslos ;  pass.  4.  verächtlich,  erbärm- 
lich, schlecht.  5.  gering:  4.  mich  hüset  hint  sin  wirdekeit  da^  übte 
ein  snoeder  mir  verseit,  W.  v.  W.  4955.  Solte  dann  der  mensch  so 
snode,  bosz  und  unrein  sein,  Ack.  38,  2.  der  unkeuschheit  snode 
und  unbederbe  hitze,  Hier.  10,  22.  ein  unfletiger  ketzer  aus  der 
bösen  sampnunge  des  snodes  Arrianus,  180,  9.  das  got  —  sant 
Jeroninius  von  der  unfletikeit  des  snoden  fleisches  enbunden  hette, 
113,  24.  in  stinkenden  snoden  suuden  (der  uukeuschheit)  84, 14.  in 
snoden  sinne,  36,  14.  das  er  solchen  ketzerlichen  sin  —  zu  snodem 
ende  brechte,  152,  1.  die  vordampten  snoden  geiste ,  144, 5.  die 
snode  gesellschaft  der  bösen  geiste,  144,  12.  ein  armer  sundiger 
mensche,  der  von  snoder  materien  der  erden  und  der  aschen 
gemachet  ist,  128,  20.  wie  wol  es  (mein  lop)  snode  und  zu  nichte 
sei,  127,  2.  —  snode  work  habe  wir  begangen  =  inique  gessimus, 
W — B  Baruch  2,  12.  tot  sint  sie  in  snoden  smerezen  (in  doloribus 
pessimis),  Baruch  2,  25.  mein  danksagen  snöd  und  klein  sei  und 
ungleich  deinen  gutteten  (viles  et  exiles),  Sol.  49,  21.  Der  knecht 
ist  vorpoten  (wird  als  Zeuge  abgelehnt),  wann  er  ist  einer  snoden 
achte  (servilis  conditionis),  Const.  IV  12,  2.  ein  snoedez,  opfer  Käin 
brachte,  Legende  129.  wir  vinden  volc  gar  snoedez,  unwerlich  und 
bloedez,,  Alex.  20819. 

snoedig-lieit  (sncedec-heit,  snosdekeit)  stf.  Erbärmlichkeit, 
Schlechtigkeit,  Niedrigkeit:  sulche  unmenschliche  s.,  Hier.  217, 19.  wolte 
er  lassen  von  sulcher  s.  (=  Sündhaftigkeit),  210,  15.  mit  ubergrosser 
hitze  der  unkeuschen  s.  —  entzündet,  205,  4.  nu  wil  ich  —  mich 
vor  dir  nicht  Schemen  meiner  snodikeit,  Sol.  9,  33  (vilitas). 

snuMlig-liclien  Adv.  auf  schlechte  Weise:  snodielichen  reden, 
Hier.  193, 17. 

snodlichen  Adv.:  das  hett  ir  snodlichen  wol  an  mir  verdienet, 
Ack.  9,  14. 

snür,  snuor  stf.  Sohnes  Frau,  Schnur:  ir  tohter  und  ir  snuor, 
W.  v.  W.  2241  und  2279.  e  snur,  W— B  Gen.  38,  11  und  16;  Lev. 
20,  12.  mit  iren  beiden  snüren  (cum  utraque  nurti),  Ruth  1,  6.  Ver- 
richtung (gütlicher  Ausgleich)  cz wischen  dem  Claus  —  und  der  fraw 
duora,  seiner  schnür,  Igl.  Stb.  ni  210d.  von  den  dingen  sol  man  geben 
der  schnür  ein  schlaier  und  ein  leyloch,  V  159  d.  als  vil  der  kinder 
von  meinem  sun  und  von  meiner  schnür  herkomen,  V  172  d;  V  243  c. 
di  swiger  in  (wider)  ir  snur  und  di  snur  in  ir  swiger,  T — B  Luk. 
12,  53.    irer  snure,  Böhm.  Chr.  25. 

snuor,  snür  (Gen.  snüere,  snure)  stf.  1.  Schnur,  Seil,  Band: 
sich  gurten  mit  einer  leinein  snur  (zona  linea,  W — B  Lev.  16,  4.  — 
Jacob  die  snur  seines  erbis  =  funiculus  hereditatis  eius,  W — B  Deut. 
32,  9.  (Meßschnur,  daher  Anteil  an.)  wan  aller  snuor  vaul  warin 
und  hettin  nicht  andir  garn,  Dal.  94,  19  (39,  89 f). 

snürleiu  (snüerelin,  snüerlin)  stn.  Verkleinerungswort  von  snuor : 
Snürlein  soltu  machen  an  die  seume  durch  die  vier  winkel  deines 
mantils,  W— B  Deut.  22, 12. 


666  snurren  —  somer-turm 

snnrren  swv.  1.  rauschen,  sausen.  2.  sausend  schnell  fahren 
oder  dahineilen  lassen.  3.  finden:  Darunter  (zwischen  zwei  Schlacht- 
reihen) snurret  ir  und  wurret  gar  gescheftig  an  allen  enden,  Ack. 
25,  20.    sin  banier  —  die  snurrete  in  dem  winde,  Rf.  157. 

söchen,  sochen  sivv.  1.  dahinsiechen,  kränkeln,  abmagern. 
2.  mir  socht  ein  ding  =  es  macht  mir  Kummer,  ärgert  mich:  wer 
sin  (des  Kreuzes)  spotte,  der  muoz,e  darunib  sochin  (im  Tschech. 
=  seiner  spotten  nur  die  Karren),  Dal.  57,  12  (19,  38).  Die  schritt 
Ezeckie  des  kuniges  Juda,  do  er  sockte  und  wider  gesund  wart  von 
seinem  sichtum,  W — B  Is.  38,  9.  sockende  ist  worden  die  koe  des 
Volkes  der  erden  (infirmata  est  altitudo  populi  terrae),  Is.  24,  4. 
sockende  (saftlos)  ist  worden  dein  weinstock,  Is.  24.  7. 

söd  (Gen.  södes  =  stm.,  söde  stsicf.)  1.  das  Wallen,  Sieden. 
2.  Höllenpfuhl.  3.  Ziehbrunnen.  3.  sie  haben  also  gerickt,  das 
Hans,  der  Katkerina  kruder,  sol  sick  underfokn  des  eribs,  das  ir 
beider  gewesen  ist,  und  die  sotk,  die  Katherina  zu  der  Studnicz  hat 
lassen  seen  (oder  steen?),  doruber  schullen  sich  in  gleichen  tail  tailen 
mit  gleicher  auf  legung  (Aufzahlung),  Igl.  Stb.  III  327  d.  der 
slussel  des  sodez,  (brunnen,  XI.  Bibel)  des  abgrundez,  wart  im  (dem 
engel)  geben,  T — B  Offenb.  9,  1.  er  tet  auf  den  sodez,  (sie!)  des  ab- 
grundes  9,  2.    von  dem  rauch  des  sodez,,  9,  2. 

sögetän  s.  sötan. 

sol,  sole  sivf.  1.  Schuhsohle.  2.  Fußsohle.  3.  Grundfläche 
eines  Stollen:  3.  Es  mag  auck  der  vinder  durch  das  ganze  leken 
seine  teufe,  die  man  keisset  sol,  weiten  und  lengen,  Const.  II  2,  9. 
Aber  der  neufenger  bat  das  reckt  e  der  mas  (bevor  ihm  ein  Berg 
gemessen  wird),  das  ker  sein  sole  rekken  mag  also  lank,  als  sein 
leben  ist,  Igl.  Bgr.  N.  1,  9;  der  nufenger  (dessen  Erz  maßwürdig 
befunden  worden  ist),  kat  das  reckt  an  der  masse.  das  er  sine  sale 
reken  mag  also  lang  als  sin  leken  ist,  D  I R.  I  §  13,  4.  wenne  ir 
perkwerk  podenlos  ist  und  nickt  sol  kat,  Igl.  Bgr.  N.  47,  2. 

soldau  stm.  Sultan:  den  sante  dar  der  soldän,  W.  v.  W.  3525 
u.  3528. 

soldener,  soltner  (soldensre)  stm.  um  Sold  dienender  Krieger, 
Söldner:  vil  soltner  gekalten  worden,  Eger.  Chr.  113. 

soldier  (auch  soldenaere)  stm.  Soldkricger,  Söldner;  der  minnen 
s.,  Alex.  14547.  ergie  der  s.  rere  14104.  verlehent  mau  oder  s., 
12259. 

solen-schawer*  stm.  obrigkeitl.  Person  zur  Überwachung  der 
Güte  des  Leders,  Eger.  Chr.  N.  1039. 

soler,  soler  (sölre,  solre)  stm.  Söller,  Boden  über  einem  Gemach, 
Flur  im  1.  Stock,  von  dem  dache  u.  von  dem  soler,  W — B  Richter 
16,  27.  er  wanderte  in  dem  soler  des  kuniglichen  houses  (in  solario), 
Könige  II  11,  2.    solr  (Speisesaal),  T— B  Luk.  22,  12. 

sol-sneider*  stm.  Zuschneider  von  Schuhsohlen:  mit  den  ledrern 
ader  solsneidern,  Olin.  Stb.  110a. 

somer-blume  (sumer-bluoine  bei  L.  nur  aus  Xeidh.  121)  swmf. 
Sommerblume:  Ir  (o  Tod)  habt  meiner  wunnen  licht  somerblumen 
mir  ausz  meines  hertzen  anger  jemerlichen  ausgereutet.  Ack.  4,  11. 

somer-turm*  ein  Turm  in  Eger,  Eger.  Chr.  931,  937. 


son-äbend  —  sotän  667 

son-äbend  (sun-,  sunnenabent)  stm.  Samstag:  Traut.  Chr.  S.  250; 
Brüx.  Stb.  N.  152.  249.  340. 

sorgen-reich,  -riche  Adj.  sorgenreich,  himmervoll:  der  sorgcn- 
riche  Tristan,  Trist.  251. 

sorg-lichkeit*  stf.  (von  sorclich  gefährlich,  bedenklich)  Gefahr: 
vorchtende  die  s.,  die  in  auhienk  =  pavens  periculum,  quod  im- 
rainebat,  W— B  Esther  14,  1  und  4. 

sorg-nus*  stf.  Besorgnis,  Angst:  in  schachten  und  gruben  hat 
sich  (bei  dem  Erdbeben)  so  ein  grosses  brüllen  erhoben,  das  die 
berghawer  haben  vor  grosser  s.  ausfaren  müssen,  Eger.  Chr.  74. 

sorg-sam  Adj.  1.  Sorge  erregend.  2.  sorgfältig,  sorgend.  3.  besorgt, 
bekümmert:  1.  in  dem  grundelosen  sorgsamen  mere  diser  werkle,  Hier. 
135,  24.  durch  sein  (des  mers)  sorgsamen  unden  das  schif  unsers 
leben  zihen  =  per  procellosas  voragines,  Sol.  96,  40.  —  3.  weistu 
nicht,  das  do  sorgsam  ist  vorzagnüsse  (Verzweiflung  gefährlich)! 
IL  Könige  2,  26.  der  hunger,  umme  den  ir  sorgsam  seit,  wirt  euch 
anhengen  in  egipten  (pro  qua  estis  solliciti),  W — B  Jer.  42, 16.  daz, 
ir  nit  seit  s.  eur  sei  waz,  ir  ez,z,et  noch  euren  leib  womit  ir  in  faz,z,t 
=  bekleidet,  T— B  Matth.  6,  25.  Martha,  du  bist  s.  und  wirst  betrübt 
um  manige  dink,  Luk.  10,  41.  waz,  seit  ir  s.  von  dem  gewant, 
Matth.  6,  28.     nit  weit  sein   s.  um  einander,  Matth.  6,  31   und  34. 

1.  Korinther  12,  25.    umb  die  sorcsamen  bürden  (==  Sorgenlast)  wie 
sie  der  entladen  würden,  Trist.  2848. 

sorg-sam-keit  (sorcsamecheit)  stf.  1.  Sorge,  Besorgnis.  2.  Ge- 
fahr*: alle  unser  s.  =  pericula  nostra,  Sol.  98,  1. 

sorsamc-,  sorsam-lick  Adv.  1.  auf  gefährliche,  Besorgnis 
erregende  Weise.  2.  eindringlich*  3.  sorgfältig,  besorgt*:  2.  si 
baten  in  sorgsamelich,  T— B  Luk.  7,  4.  —  3  di  fursend  sorgsamlich, 
daz,  in  nicht  geprest,  Titus  3,  13. 

sorg-vellig    (sorc-veltic,    -veldic)    Adj.    1.  sorgfältig,    sorgend. 

2.  besorgt,  bekümmert.    3.  gefährlich:  2.  in  den  (arbeiten)  ich  s.  bin 
gewesen  (solicitus),  W — B  Prediger  2,  11.  2,  19. 

sorg-vcllikeit  (sorc-veltic-heit)  stf.  1.  Sorgfalt.  2.  Gefahr, 
Gegenstand  der  Besorgnis,  solicitudo.  2.  in  s.  =  in  solicitudine, 
W— B  Ez.  4,  16  und  Prediger  2,  21.  2,  26.  mit  steter  sargfei ligkeit 
zu  gedenken  für  einen  gemeinen  nuez  der  stat,  Olm.  Stb.  76.  den 
selben  eindlefen  (4  ratmannen  und  7  seböppfen)  im  rate  alle  sarig- 
welligkeit  der  stat  und  der  gemein  nuez  bevolheu  wirt,  77. 

söt  s.  söd. 

sötän,  setan,  soten*  Adj.  aus  so  und  tän  (Part,  von  tuon) 
1.  dieser,  so  beschaffen.  2.  ähnlich:  2.  sotan  urborer,  Const.  I  5,  10. 
sotanes  =  talium  quiequam,  1  5, 11.  sotane  fuchsichs  listekeit  =  talem 
vulpinam  astutiam,  I  7,  8.  mit  sotaner  masse  =  per  talem  mensuram, 
1 10, 1.  aus  sotener  vereinigunge  =  ex  tabilus  conspirationibus,  1 15,  7. 
mit  sotenen  gebrechen  =  ex  talibus  defectibus,  I  15,  6.  von  setanen 
newen  funden,  1 7,  8.  —  1.  zu  sotaner  grossen  arbeit,  II 4,  5.  mit  sotaner 
=  hoc  modo ,  II 4,  7.  in  setaner  csweiunge  =  in  his  questionibus,  weise 
111,3.  —  3.  die  ein  sotenes  tun  —  similia,  122,3.  das  nisnicht 
sotans  czu  schaden  unser  urbar  angegriffen  werde,  II  4,  15.  —  Auch 
alsotan:  alsotan  gedinge  =  hoc  pactum,  I  15,  11.  alsotone  smide, 
1 15,  7.    alsotone  schaflere,  1 14,  2.    wie  alsotane  mere  sagete  man  in 


668  spache  —  spanne 

Peheimer  lande:  sich  czu,  das  swert  wütet,  das  feuer  flammet  usw., 
II  5,  9.  in  sogetaner  weis,  01m.  Stb.  79.  In  der  Mundart  der  Irßauer 
Sprachinsel  ist  setanner  settes  (solcher,  solches)  üblich. 

spache,  spähe  swmf.  dürres  Reisig  und  Meines  Brennholz:  als 
ob  tüsent  spähen  krachten  von  des  vinres  not,  Trist.  6580.  sin  herze 
tet  so  lüten  crach,  als  ein  durrer  spache  ez,  brach,  Alex.  16588. 

sppehe  stf.  Weisheit,  Scharfsinn,  Klugheit:  das  ir  nochmals  — 
euer  gute  spehe  durch  eure  vorwante  darauff  (dies  zu  erkunden) 
wendet,  Eger.  Chr.  1205.    s.  spehe. 

spa?he  Ad),  von  Personen:  weise,  klug,  schlau;  von  Sachen: 
fein  geschickt,  kunstvoll,  mannic  gezelt,  spsehes  werkes  unbetrogen, 
W.  v.  W.  74.  einen  rinc  sie  liefen  slän  von  spaehen  tuochen  sidin, 
1280.  mangen  wis  man  misseböt  in  und  liten  spjehen  spot,  1027. 
er  nam  da  spaehes  werkes  war,  Alex.  21136.  der  vierde  ring  (am 
harnasch)  ouch  spsehen  kost  genöz,,  7660.  phellel  mit  spaeher 
kunst  gebriten,  12882.  mit  spähen  werke  reine  erhaben,  16950. 
von  s.  werke  ir  gewant,  17417.  Gotfrit  von  Sträzjburc  —  so 
mangen  snit  spehen  unde  riehen  —  hat  gesniten,  Trist.  17.  die 
wät  —  geva^et  mit  spehen  snüeren  1523  mit  vuocheit  und  mit 
speher  list,  2867.  getichtes  des  gar  spehen  bin  ich  ein  erbeloser 
man,  7. 

sppehe  Adv.  1.  zierlich,  kunstvoll.  2.  sonderbar:  1.  mit  golde 
s.  gar  geworht,   W.  v.  W.  1622. 

spalden,  spalten  stv.  V.  spalten:  untriuwe  —  so  breit  sam  ein 
gespalden  här,  Trist.  1385.  ir  Schilde  er  von  im  spielt,  Alex.  8142. 
der  gast  desselben  hin  wider  spielt,  8620.  da  von  sin  wirde  sich 
nie  gespielt,  13240.  sie  beide  mit  der  ile  spielten  sich  an  der  wile 
(trennten  sich  eilends),  11940. 

spaldenier,  spalier  (aus  lat.  spatula,  Schulterblatt,  ital.  spalliera, 
Schidterharnisch)  sin.  m.  Bekleidung  Gewappneter  unter  dem  Harnisch: 
ein  spaldenier  glänz  sidin  was  im  prislich  da  bereit,  Ef.  88. 

spän  stm.  1.  Holzspan.  2.  einer  aus  der  Tür  oder  den  Pfählen 
eines  Hauses  galt  als  Symbol  der  Besitznahme  oder  des  dem 
Gläubiger  darauf  zukommenden  Rechtes,  bei  Übergabe  von  Grund 
und  Boden  tvird  Span  und  Wasen  übergeben.  3.  kontrollierendes 
Kerbholz.  2.  Hereditas,  si  pluribus  creditoribus  per  hastulam, 
vulgariter  dietam  „span",  fuerit  appropriata,  Brunn.  Str.  I  338. 

span  Gen.  spannes  stm.  PI.  mit  und  ohne  Umlaut.  1.  Spannung. 
2.  Streitigkeit,  Zerwürfnis:  umb  alle  stösz,  spenne  und  czwitracht 
(zwischen  Johann  dem  Burggrafen  von  Nürnberg  und  den  Bürgern 
von  Eger)  beredt  und  beteidingt  worden  ist,  Mind.  des  Egerl.  S.  72. 
spen  u.  Unwillen,  Elbog.  Chr.  1,  15. 

span-bette  stn.  Bett,  dessen  Pfühl  auf  gespannten  Bändern  liegt, 
Tragbette:  Und  der  kunik  machte  ous  dem  thimischen  holeze  span- 
bette des  houses  unsers  herren,  W — B  Könige  III 10,  12. 

spanne  stswf.  Breite  einer  ausgespannten  Hand,  Spanne:  ein 
gehilze  wol  einer  spannen  lang  (palmae  manus)  W — B  Richter,  3,  16. 
spannen  der  hende  —  palmas,  Par.  II  3,  5.  ir  spannen  rakte  sie  zu 
dem  armen  (palmas  extendit)  Spr.  31,  20. 


spannen  —  speilen  669 

spannen  red.  stv.  V.  spannen,  refl.  gespannt,  begehrlich  oder 
freudig  erregt  sein:  do  mid  ich  nu  spann  di  mausvalle  dem  mannen, 
Dal.  36,  22  (9,  32). 

spannen,  spennen  swv.  spannen,  einem  (über  ein)  sp.  =  auf 
ihn  mit  gespannter  Schußwaffe  zielen:  der  imz,  spannete  baz,  (der  ihn 
besser  zu  treffen  ivußte),  Alex.  8631. 

spsere,  sper,  -e  f.  Sphäre:  der  gestirne  louf,  ir  spser,  ir  durch- 
vart,  Trist.  230. 

Sparer  s.  sporer. 

sparn,  sparen  swv.  1.  sparen,  schonen.  2.  verschonen,  erhalten. 
3.  versparen,  aufschieben,  unterlassen.  2.  waz,  ob  man  iueh  da  heim 
nicht  spart  und  iuwerm  lande  schaden  phlihtet  ?  Alex.  10  768.  daz, 
er  (unser  herre)  kau  so  lange  s.,  wir  genießen  siner  triuwen,  2568. 
3.  nu  begunde  sich  daz,  nicht  s.,  dise  zwen  künge  kämen  mit  scharn, 
973.  daz.  ir  sit  wol  varnde  mit  mir  die  reise  niht  sparnde,  2286.  wer 
(=  wir)  wein  is  uit  lengir  sp.  nach  einem  herren  woln  wir  varn, 
Dal.  25,  20  (3,  71).  noch  dren  jarn  wolt  er  es  nit  lengir  sparn  (auf- 
schieben) ,  er  gab  Worziwoium  wider  uf  daz,  herezogtum ,  141, 2 
(63,  70).  er  czoch  in  ein  hervart,  die  er  do  nit  lengir  spart,  53,  17 
(18,2).    dem  bozin  er  nicht  lengir  sport  (schonte),  60.34(21,  58). 

Sparergrueb  Name  einer  Fundgrube  bei  Iglau,  Igl.  Mut  24. 

sparte  s.  spete. 

speck-seite  sivf.  Speckseite:  vier  Speckseiten,  acht  deine  Seiten, 
Stb.  Brüx  N.  346. 

spehe  stf.  1.  prüfendes,  aufmerksames  Betrachten,  Untersuchung, 
Erforschung,  Lauer.  2.  ivas  erschaut  wird:  das  die  czwen  Schreiber 
auf  die  von  Eger  ir  spehe  hetten,  Buch  der  Gebrechen  S.  230; 
s.  auch  spsehe. 

spehen  swv.  schauen,  betrachten  (suchend,  kundschaftend,  be- 
urteilend oder  wühlend):  sippe  dir  die  gote  jehent  die  dich  in  irme 
gesiechte  spehent,  Alex.  3756. 

speher  stm.  Späher,  Kundschafter,  Spion :  die  speher  der  erden 
(exploratores),  W— B  Num.  13,26. 

Speiche  swf.  Radspeiche:  Und  ire  (der  reder)  echsen  und  ire 
Speichen  und  ire  velgen  und  ire  naben  waren  alle  gegossen  (et 
axes  earum  et  radii  et  canthi  et  modioli,  omnia  fusilia),  W — B 
Könige  III  7,  33. 

Speichel  swstf.  Speichel,  saliva,  sputamen,  W— B  Lev.  15,  8. 
recht  sam  iemant  einen  vaden  zurisse  von  werke  gedret  mit  Speichel 
(putamine) ,  Richter  16,  9. 

Speichel  sin.  kleine  Radspeiche:  von  eim  fuder  speichel  ein 
Speichel  soll  gezahlt  werden,  Budw.  Urkdb.  N.  477. 

speien  (spiwen,  spien,  Brät,  spe,  spe,  Bl.  spiwen,  spirn,  Bart. 
gespiwen,  gespuwen)  stv.  II  und  sivv.  (Brät,  spiwete,  spite,  spuowete) 
speien,  an-,  bespeien:  do  speiten  si  an  sein  antlucz,  T— B  Matth. 
26,  67. 

speier*  stm.  Verleumder  oder  Spötter?:  der  frat,  unendlich 
spaier  und  lugner,  Igl.  Stb.  V  63  d. 

speilen*  swv.  mit  Spänen  (Wurstspeilen)  abschließen,  -aus- 
einanderspreizen: die  seiten  von  dem  sweine  schullen  —  die  fremden 
fleischhacker  —  nicht  speiln,  Igl.  Stb.  II  71  b. 


670  gpeise  —  spick-swein 

speise  (spise)  stf.  Speise,  Kost,  Lebensmittel:  die  werden  dir 
alswol  als  in  in  speise  (erant  tarn  tibi  quam  Ulis  in  eibum),  W — B 
Gen.  6,  21. 

speise-gadem  (spise-gadeni)  stn.  Vorratskammer,  spisegadem, 
Ernst  2712, 

speisen,  spisen  (spisen)  siev.  1.  ir.  u.  refl.  speisen,  beköstigen, 
ernähren.  2.  mit  Lebensmitteln  versehen.  3.  metalle  spisen  = 
mischen:  1.  doruff  di  berglute  ir  fibe  spisen,  D  I  R  I  §  12.  warumb 
er  das  slosz  beseezet  und  sich  also  speiset,  Elbog.  Chr.  138,  5.  van 
der  stund  haben  sie  da  slos  noch  mer  gespeist,  "beseezt  und  behut 
tag  und  nacht.  138,  6. 

Speiser,  spis.we  (spi?a?re,  -er)  stm.  Proviantmeister,  Truchseß, 
der  die  Speisen  aufträgt:  truhsaez,en  und  spissere,  W.  v.  W.  1331. 
schenken  und  sp.,  213.    die  spiser  ouch  dar  gahten,  1459. 

speis-oehse  *  sivm.   Zuchtochse,  Traut,  Chr.  316. 

spei  (Gen.  spelles)  stn.  Bede,  Erzählung,  Erdichtung,  Märchen, 
Fabel,  Gerede:  ire  wort  waren  gesechen  vor  in  als  speie  (ein  ge- 
spöt  XI.  Bibel)  und  gelaubten  in  nit ,  T — B  Luk.  24, 11.  den  un- 
gelerten  speln  (lügnmären  XL  Bibel) ,  II  Peter  1,  16.  scheuche  di 
eiteln  speler  (lügenmäre  XI.  Bibel),  I.  Timoth.  4,  7. 

speler*  stm.  Lügner:  si  werden  bekert  zu  den  spelrn  (werden 
sich  keren  zu  den  lügnern  oder  =  Dat.  PI.  von  spei),  T — B 
II.  Timoth.  4,  4. 

sper  stn.  1.  Speer,  ritterl.  Waffe  zu  Wurf  und  Stoß.  2.  Sitz- 
slange für  Falken.  3.  Längenmaß.  4.  Speerspitze:  sin  vestez,  sper 
zerbrach.  W.  v.  W.  7353. 

sper-laeh,  -en  stn.  ausgespanntes  Tuch:  des  herzogen  palas 
was  behangen  mit  sperlachen  clär,  Trist.  882.  ummehengen  den  sal 
mit  sperlachen,  2522. 

sper-Iein*  stn.  kleiner  Speer,  Pfriem:  sie  (die  Priester  Baals) 
sniten  sich  noch  irem  siten  mit  messern  und  mit  sperlein  (eultris  et 
laueeolis),  unez  bis  si  blut  vorgussen,  W— B  Könige  III  18,  28. 

Sperling  stm.  Sperling,  Spatz:  czwen  Sperlinge  lebendinge  = 
duos  passeres  vivos,  W — B  Lev.  14,  4.  14,  5  u.  7. 

sperren  swv.  (Prot  sparte,  Part,  gesperret,  gespert,  gespart): 
1.  mit  Dachbalken  (Sparren)  versehen,  einschließen.  2.  zu-,  ver- 
schließen. 3.  verhindern ,  verhüten,  mit  Beschlag  belegen.  4.  refl. 
sich  spreizen,  ividersetzen :  al  die  wile  er  sich  niht  sparte  mit  roube 
und  mit  brande  verterbet  er  vil  der  lande,  Alex.  5472. 

Sperrung  stf.  1.  Hinderung.  2,  Arrestation:  dornach  ir  auf  ir 
vleisig  begier  den  arbeitern  vergunt  habt  die  Sperrung  über  ire 
czechenn  usw.  —  so  sies  in  14  tagen  nicht  beczalen  wellen,  sie  mit 
den  czechen,  hutten  und  andern  czugehorung  handeln  als  recht  ist 
—  Igl.  Bgr.  N.  79,  1. 

spete  (spsete)  Adj.  spät,  serus,  serotinus:  ein  spete  erde  (terra 
serotina  =  das  späte  Früchte  trägt),  W — B  Jer.  2,  31. 

spetig  (spsetec)  Adj.  der  weiez  und  das  körn  wurden  nicht  vor- 
sert,  wenne  sie  waren  spetig  (triticum  et  fax  non  sunt  laesa,  quia 
serotina  erant) ,  W — B  Ex.  9,  32. 

spiek-swein  (spec-swin)  stn.   Mastschwein,  Traut.  Chr.  248. 


Spiegel  —  spital-mule  671 

Spiegel  stm.  Spiegel  von  Metall  oder  Glas;  Midi.:  Vorbild, 
Muster:  in  ganzen  jämers  spiegeis  lieht  min  riuwic  herze  sich  er- 
siht,  Alex.  12  165. 

sp-iegcl- glänz  stm.  Spiegelglanz:  Kiter  als  ein  sp.  was  mit 
tilgende  ir  süe^er  lip,  Alex.  4026. 

spiegel-glas  stn.  Syiegel,  Glasspiegel,  Ebenbild:  in  ir  trinwen 
ich  mich  ersach  als  in  lichtem  sp.,  Alex.  10459.  lüter  als  ein  sp.  ist 
diu  wirde  sunder  trüebe  12038.  als  ein  gar  Hechte^  sp.  was  sin 
harnasch,  14268. 

spiegel-var  Gen.  -varwes)  Adj.  glänzend  blank:  sin  heim  —  sp., 
Trist.  1703.    sin  heim  gap  lichten  Spiegel varben  schin,  Ef.  125. 

spiez  stm.  1.  Spieß.  2.  penis.  3.  mit  Spieß  bewaffneter  Krieger. 
4*  volle  Ausrüstung  eines  solchen  Söldners:  spies,  halber  spies, 
Eger.  Chr.  999  u.  ö. 

spil  stn.  1.  Spiel,  Scherz,  Unterhaltung,  Vergnügen.  2.  Saiten- 
spiel, Musik.  3.  Schauspiel.  4.  Kampfspiel,  Turnier.  5.  Brett-  oder 
Würfelspiel.  6.  Wettkampf.  7.  euph.  =  Beischlaf:  die  alle  uobten 
jämers  spil,  Alex.  8894. 

Spiler-gasse  Gassenname  in  Eger,  Eger.  Achtb.  II  95.  99. ' 

spil-gelt  stn.  Spielgeld,  -schuld,  Igl.  Str.  276.  Klage  und  Be- 
stimmung darüber,  198.  niman  schol  den  umb  sp.  rechts  helfen, 
Eger.  Str.  B  28. 

spiln,  spilen  swv.  intr.  1.  scherzen,  sich  vergnügen  {mit  Leibes- 
übungen, ritterl.  Kampfspiel,  Minnespiele).  2.  liebkosen.  3.  zuckend 
leuchten,  flimmern.  4.  musizieren.  5.  einem  sp.  ihm  eine  Unter- 
haltung bereiten.  Isot  die  spilende  wunne  gap  widerglast  der  sunnen, 
Trist.  4526.  die  spilende  sunne  von  Irlaut  =  Isot,  4551.  den  man 
—  mit  spunden  ougen  sehen  *  an ,  Ernst  5530.  du  miuer  ougen 
spilndes  lieht,  5191.  doch  spiltin  si  gar  gruwelich  mit  einem  bosin 
gebrechin,  Dal.  22,  27  (1,  71).  des  (der  Vielweiberei)  spiltin  si  mit 
lacbiu,  23,  1  (1,  80). 

spil-tor  s.  spitel-tor. 

spinnel  (auch  spindel,  spüle,  spinele)  stS2vf.  Spindel,  fusus, 
W— B  Spr.  31,  19.  die  liebsten  freundin  (einer  Verstorbenen)  noch 
der  sp.,  Stb.  Brüx  N.  157.  spinnel  halben  =  von  weiblicher  Seite; 
s.  swert. 

spinnen-webe  (spinne-weppe,  auch  spinwep,  spinne-webe,  Schb. 
216,  18)  stn.  Spinnenwebe:  sp.  haben  sie  geworcht  (telas  araneae 
texuerunt),  W — B  Js.  59,  5. 

spitäler,  spittler  stm.  Kreuzherrenorden  zu  Eger,  der  das 
Spital  pflegte,  Eger.  Chr.  N.  1024. 

spital-glöcklin  stn.  kleine  Glocken  am  Spital,  Traut.  Chr. 
210.  214. 

spitäl-herre  sivm.  ivohl  =  spitälmeister  (vgl.  Birlinger  Augsb. 
Wb.  S.  408),  Traut,  Chr.  290. 

spitalisch  Adj.  1.  zum  Spital  gehörig.  2.  krank:  di  gerten  auf 
dem  spitalischen  fehle  haben,  Traut,  Chr.  210. 

spitäl-nieister  stm.  Aufseher,  Verwalter  eines  Spitals,  Olm. 
Stb.  73. 

spital-müle  *  stsicf.  Mühle  auf  Spilalgrund? :  eine  freie  spital- 
lnül  pauen,  Traut.  Chr.  89. 


672  spitel-garte  —  spravze 

spitel-garte  *  swm.  Garten  auf  Spitalgrnnd:   Traut.  Chr.  210. 

spitel-gasse  sivf.  zum  Spital  führende  Gasse:  in  der  spittel- 
gassen,  Igl.  Stb.  V  151  a. 

spitel-herre*  sicm.  Spitälv&rwrlter:  Mertl  Leupolt  und  Marcus 
Pawspertl,  die  czeit  spittlherren,  habeu  dem  Niclas  Sorgenfrey  ain 
stat  verlihen  czu  einer  rem  vor  Spittlthor,  Igl.  Stb.  V  178  b. 

spitel-hof  stm.  Hof  des  Spitals :  vor  spiltbor  im  sp.,  Igl.  Stb. 
IV  242  b. 

spitl-tor*  stn.  Stadttor  in  der  zum  Spital  fuhrenden  Gasse: 
haus  vor  —  sp.,  Igl.  Stb.  IV  244 c.  rem,  ligund  vor  spiltbor  im 
spitelhof,  IV  242  b;  V  178  b. 

Spitel-vleisch*  stm.  dem  Spital  geschenktes  Fleisch:  wenne 
einer  (der  12  ratsberrn)  das  sp.  gibt,  so  bleibt  er  alsdann  im  ratb, 
Eger.  Chr.  103  S.  66. 

spitel-tvise  sicstf.  Wiese  beim  S2>ital  oder  diesem  gehörig:  under 
sannd  Girgen  kirchen  neben  der  sp.,  Igl.  Stb.  V  156  a. 

spitz-traid*  sin.  Getreide,  das  als  Entlohnung  für  das  Spitzen 
der  Eaitel  u.  Raitbauen  gegeben  wird:  der  Schmidt  ist  schuldig  — 
wer  ihme  Spitztraydt  gibt,  einmal  im  Jahr  ein  Raitel  oder  Rayt- 
hawen  zu  spitzen,  Chlum.  I  67. 

spizerei  (spezerie,  specierie,  specie,  aus  lat.  species)  stf.  Spezerei: 
allerleie  würczen.  spiczerey  ungevelschet  und  redlich  halten,  Olm. 
Stb.  92a.  * 

Splitter  (spelter,  spilter)  m.  f.  1.  Holzscheit.  2.  Lanzensplitter. 
3.  bildlich  =  einer  der  doppelseitig  sich  zeigt,  Spion:  2.  daz,  die 
splittern  gegen  den  lüften  stuben,  Alex.  9409. 

spor  stn.  Fußtapfen,  Fährte,  Spur:  ritet  nach  üf  minem  spor, 
Trist.  2468. 

spor(e)  swm.  Sporn:  di  do  fürten  sporn  an  irem  Schilde,  Böhm. 
Chr.  74. 

sporer  stm.  Sporenmacher:  beim  meister  Paulußen  s.,  Eger. 
Chr.  586.  die  Sparer  sollen  an  sparen  keinen  hals  nicht  anniten, 
sie  sollen  auch  die  nasel  bewaren,  das  nicht  zuprochen  sein  weder 
vorlott  {verlötet)  noch  vorsmirt,  Olm.  Stb.  117,  2. 

spörner,  sperner  (sporare,  -er)  stm.  Sporenmacher:  Traut. 
Chr.  132.  361. 

spot-lich  Adj.  höhnisch,  verspottend:  spotliche  wort,  Böhm. 
Chr.  45. 

spot-liche  (spot-,  spöt-liche,  -en)  Ach.  im  Spott,  höhnisch:  die 
ketzer  unser  aller  spotlichen  lachten,  Hier.  133,  22. 

spott  stm.  auch  stn.  Spott  =  Gotteslästerung,  T — B  Mark.  7,  22. 

spottunge  stf.  Spott,  Schmach:  wann  es  ist  ein  sp.,  wo  un- 
wirdiger  in  wirdikeit  siezet  (loco  ignominiae  est),  Const.  I  5,  4.  alle 
spotunge,  alle  bosheit,  Hier.  55,  26. 

spräcli-haus  (spräch-hüs)  stn.  Rathaus;  Abort?*:  er  tat  als  ab 
er  dem  kunige  wolde  helfen  auf  das  sp.  und  sneid  im  di  kele  ab, 
Böhm.  Chr.  98.  er  legte  sich  under  das  sp.  —  und  do  er  ging  durch 
seiner  notdürff  willen  auf  daz,  sp.,  do  derstach  er  den  blinden  Jaromir 
von  unden,  36. 

spravze  (aus.  tschech.  spravee)  siom.  Bürge,  Prag.  Str.  75, 119. 
76,  119.  80,  125.     wenn  ein  man  weisengut  kauftet  mit  des  rates 


sprachen  —  sprinkel-wurz  673 

weisen  (Wissen)  und  niemant  wil  spravz  werden ,  so  sullen  die 
schuldigen  spravzen  werden,  die  das  gelt  umb  dasselbe  gut  nemen 
wollen,  Prag.  Str.  125. 

sprechen  stv.  I  2.  1.  sagen,  reden.  2.  anordnen,  befehlen. 
3.  einem  spr.  =  einen  Namen  geben,  wobei  oft  auch  der  Name  in 
den  Dat.  kommt.  4.  einen  an  den  lip  spr.  =  sein  Leben  mit  Klage 
in  Anspruch  nehmen,  auf  Tod  und  Leben  verklagen.  5.  zuo  einem 
sp.  =  an  ihn  einen  Anspruch  erheben,  von  ihm  rechtlich  fordern. 
6*.  tr.  =  mit  jemandem  reden.  7.  zu  etwas  =  verleiten  zu.  8.  urteilen, 
entscheiden,  zusprechen.  9.  bedeuten,  heißen:  4.  doch  äne  vintlichen 
haz,  sprach  das  schoene  erwünschte  wip  Willalm  ir  Munde  an  den 
lip,  W.v.W.  7562 ff.;  Trist.  3139.  er  wolde  mit  Polimiten  sp.  üf 
Thebas  daz,  lant  erbeschaft  =  Erbschaftsansprüche  erheben:  Alex. 
3144.  hat  yemand  zu  in  und  der  stat  ichts  zu  sp.  (einen  Anspruch 
zu  erheben),  der  soll  das  suchen  an  den  steten,  da  dieselben  von  Eger 
von  rechts  wegen  gesteen  sullen,  Mind.  des  Egerl.,  S.  22.  die 
sprächen  üf  Alexander  haz,,  Alex.  6146  — .  =  anberaumen,  ansetzen : 
über  sechs  wochen  wart  der  tac  gesprochen  (für  die  Siegesfeier  an- 
gesetzt), Alex.  17 128.  üf  daz,  palas  man  den  hof  sprach,  2163.  euch 
perkrecht  czu  sprechen,  Igl.  Bgr.  77,  1. 

sprech-lich  (spreche-lich)  Adj.  beredt:  unez  bis  mit  lachen 
erfüllet  wirt  dein  munt  und  dein  lebsen  mit  vrölichem  und  sprech- 
lichem  gesange  (=  jubilo  impleantur  labia  tua),  W — B  Job.  8,  21. 

spreck-lichkeit  (=  sprechec-heit)  stf.  Bedegabe:  der  do  were 
einer  gehinderten  czungen  oder  were  beraubet  der  sp.  der  rede,  Igl. 
Rspr.  X  S.  63. 

spreize  s.  spriz,e. 

spreng*  sin.  das  Besprengen  der  Gemeinde  durch  den  Priester: 
gleicherzeit  hat  man  zum  spreng  zusammengeslagen  und  sich  die 
leut  das  Weihwasser  —  zu  nemen  gesamelt,  Elbog.  Chr.  104,  31. 

sprengen  (Brät,  spranete,  spreugete,  Bart,  gesprenget,  ge- 
sprengt) swv.  1.  das  Boß  springen  lassen,  galoppieren.  2.  mit  Akk. 
der  Person:  einen  angreifen,  springen  machen.  3.  mit  Akk.  der 
Sache  =  spritzen,  sprengen,  streuen.  3.  aus  verschiedenen  Farben 
mischen,  sprenkeln,  bunt  machen:  3.  stoz,e  seinen  vinger  dorein  und 
sprenge  sibenstunt  gegen  dem  vorhange,  W — B  Lev.  4,  17. 

Sprengung*  stf.  das  Sprengen,  Vergießen:  in  di  sp.  des  pluts 
Jhesu  Krists,  T— B  I.  Peter  1,  2.* 

spreng-wasser  stn.  aspersorium :  werde  gereinigt  mit  sp.,  W — B 
Num.  31,  23. 

sprenzen  swv.  tr.  1.  sprengen,  spritzen.  2.  (bunt)  schmücken: 
dise  materien  er  (Gotfrit  v.  Strasburg)  hat  gesprenzet  in  so  Hechte 
wät,  Trist.  24.  der  künec  uud  die  künegin  beten  sich  so  schone 
gesprenzet  under  eröne,  2536. 

spreu  (spriu,  spriuwes,  Bl.  spriu,  spriuwer,  spriur)  stn.  auch  f. 
Spreu:  spreu  zu  machen  die  czigel  (paleas),  W — B  Ex.  5,  7.  di 
spreuer  verprent  er,  T — B  Matth.  3, 12. 

sprich-wort  stn.  Sprichwort,  W— B  Num.  21,  27. 

sprinkel-wurz  (sprinc-wurz)  stf.  Kapperstaude,  czurissen  wirt 
(verblüht)  die  sp.  (capparis),  W— B  Prediger  12,  5. 

Jeliuek,  Wörterbuch.  4o 


674  gprinzel  —  staben 

sprtnzel  sin.  1.  Heiner  Fleck  an  der  Haut.  2.  Meines  Sperber- 
weibchen:  2.  den  adelar,  den  greifen,  die  sprinczel,  den  weihen,  den 
geier,  W— B  Lev.  11,  13  u.  14.    (haliaetum),  Deut.  14, 12  u.  13. 

spri^e  swm.  Splitter,  bes.  Lanzensplitter:  in  drangen  durch  die 
barbier  die  splissen,  die  in  blendens  nicht  erliefen,  Alex.  8195. 

spruch  stm.  Wort,  Bede,  bes.  schöner  dichterischer  Ausdruck. 
2.  nicht  gesungenes  Ideines  Gedicht.    3-  Schiedspruch  des  Richters. 

4.  rechtliche  Forderung,  Begehren:  4.  euer  fint  sein  von  schuld  und 
sprich  wegen,  di  icb  zu  euch  und  den  ewern  hab,  Eger.  Chr.  1072. 
wan  ich  sie  umb  solche  beschedigung,  nam  und  tbat  —  spruchen  in 
keinem  weg  erlassen  mag,  1165;  Elbog.  Chr.  11,  35.  —  3.  in  den 
sprachen  der  urteil,  Const.  I  5,  6.  spruch ,  stosz  und  veintschaft, 
Igl.  Stb.  IV  182  a. 

sprueh-brief  stm.  schriftliche  Entscheidung  des  Bichters  oder 
Schiedsrichter,  Eger.  Chr.  1089. 

spruch-nian  stm.  Schiedsrichter ;  Zeugen  einer  Versöhnung 
(spruch):  als  spruchmennern  —  als  zeugeu  sulchs  spruchs,  Elbog. 
Chr.  63,  11. 

spul-züber  (vgl.  bei  Lexer:  spüel-napf,  -waz,z,er)  stm.  verüchtl. 
Bezeichnung  für  den  Menschen,  Spüleimer:  ein  unlustiger  sp.,  Ack. 
36,  10. 

spüren,  spürn  swv.  der  Fährte  des  Wildes  nachgehen,  währ- 
nehmen: ein  spürendes  opfer  des  e  brechens  =  oblatio  investigans 
adulterium,  W-B  Num.  5,  15.  zu  spüren  die  rede  (investigare 
sermonem),  Spr.  25,  2.  zu  suchen  und  zu  spuren  weislichen  (quaerere 
et  investigare)  Prediger  1,  13. 

spürunge*  stf.  die  Erforschung,  investigatio:  noch  es  enist  sp. 
seiner  Weisheit,  W — B  Js.  40,  28. 

spürzen,  spirzen  sivv.  spucken,  speien:  er  spurezt  an  die  erde 
und  macht  horb  von  den  speicheln,  T — B  Job.  9,  6.  er  spurezt  aus 
und  rurt  sein  zungen,  Mark.  7,  33. 

stab  stm.  1.  Stab,  Stock  zum  Schlagen,  2.  zum  Gehen,  3.  als 
Zeichen  einer  amtl.  Gewalt  z.  B.  des  Bichters,  der  Gerichtsbarkeit: 
ir  sult  e  kiesen  ze  einem  Stabe  und  mit  gemeiner  phlichte  mit  dem 
ufrehten  gerihte  kieset  under  in  einen  wisen  man,  W.  v.  W.  3860  ff. 
in  iren  stebin,  W — B  Num.  21,  18. 

staben  swv.  1.  intr.  starr,  steif  icerden,  2.  mit  einem  Stab 
versehen,  3.  einreeisen,  zu  eigen  übergeben  (urspr.  unter  Berührung 
des  richterl.  Stabes).  4.  den  eit  st.  =  vorsagen  wie  in  3.:  er  hat  zu 
den    heiligen    einen    gestabten    ait    gesworen,    Buch    d.    Gebrechen 

5.  238  u.  240.  Wenn  sich  der  richter  des  gerichtes  underwindet,  so 
schal  er  vor  den  scheppen  den  gestabten  eid  sweren,  der  hie 
geschriben  stet  —  und  als  offte  scheppen  von  newens  sweren,  als 
offte  sal  der  richter  seinen  eid  vornewen,  Igl.  Str.  I  S.  355.  eine 
rechte  huldigunge  getan  —  mit  gestabten  eyde,  Stb.  Brüx  N.  113. 
und  wart  im  —  auf  dem  heilictuom  —  der  eit  gestabet;  Trist.  504. 
bei  mein  gestabten  aide,  Eger.  Chr.  1191  S.  364.  dem  selben  (berg- 
meister)  sullen  di  urborer  den  eit  staben  (statuere  juramentum), 
Const.  I  7,  3  (den  eit  geben ,  I  7,  6).  geatabter  aid ,  Eger.  Chr. 
X.  1191. 


Stade  —  stangen-kriecher  675 

Stade  siom.  Gestade,  Ufer:  zu  dem  st.,  Trist.  3214.  uf  des 
wa^ers  Stade  lac  ein  kapeile,  3162.  daz,  sie  dem  Stade  kämen  na, 
Alex.  4471. 

stadel  stm.  1.  Scheune,  Stadel,  scheunenartiges  Gebäude. 
2.  Herberge.  3.  Bett:  1.  Eger.  Chr.  N.  45.  der  kerbst  spricht,  er 
brecht  und  zecht  ein  beide  in  stedel,  in  keller  und  in  die  heuser 
alle  frucht,  Ack.  54,  15.  —  Bergm.  eine  in  die  Felsen  gehauene 
Höhle*  im  Gegensatz  zu  dem  in  die  Tiefe  dringenden  Schacht:  si 
betten  do  kainen  schacht  fanden,  nur  ain  ebens  stadel  (also  stn.) 
und  ain  siecht  es,  Igl.  Bgr.  N.  6,  2.  si  fanden  do  nicht  anders  wen 
ain  slechtes  stadel  und  kainen  schacht  und  weder  runpaum  noch 
stuczen,  N.  6,  5.  holcz,  das  im  haus  ist  und  aussen  in  dem  stadl, 
Igl.  Stb.  V  168  c.  hinterm  pfarrers  stadel,  V  247  a.  erlaub  uns  in  irn 
—  heusern  und  stadl  mezz,  zu  haben  u.  zu  predigen,  Hussiten- 
paternoster. 

Staffel  (auch  stapfei)  stswm.  f.  1.  Stufe,  Grad.  2.  Grad  der 
Verwandtschaft.  3.  Abteilung  einer  Alpemoeide.  4.  Bein  eines 
hölzernen  Hausgerätes:  1.  Ouch  machte  Salomon  einen  thron  von 
helfenpeine,  der  hette  sechs  staffeln,  W— B  Könige  III 10, 19.  wiltu 
das  ouf steige  der  schaten  czeheu  czeilen  oder  so,  das  her  hinder  sich 
kere  als  manche  Staffel,  IV  20,  9.  unten  hei  der  langen  Staffel, 
Eger.  Achtb.  II 159.  auf  der  stigen  auf  der  mitten  staffl,  Igl.  Stb. 
V63d. 

staffleren  siov.  mit  etwas  ausstatten,  ausrüsten:  ist  die  burger- 
schafft  —  mit  wehren  und  rüstung  auch  aller  nothdurft  staffiert 
und  versehen,  Eger.  Chr.  103  S.  66. 

Stain  =  Staingasse,  Gassenname  in  Eger :  zu  Eger  in  der  stat 
am  Stain,  Eger.  Achtb.  II  97  u.  124. 

stallig-keit*  stf.  Bestand:  Zue  urkundt  und  zue  einer  ewigen 
st.  diser  dinge  —  haben  wir  unser  Stadt  insigell  geleget  an  disen 
brieff,  Aussig.  Urkdb.  N.  29. 

stallunge  stf.  1.  Stellung,  Einfinden  am  bestimmten  Ort.  2.  Ein- 
stellung dev  Feindseligkeiten,  Waffenstillstand.  3.  Verhandlung,  Ver- 
trag. 4.  Stall,  Platz,  iuo  etwas  eingestellt  wird.  5.  Herberge. 
4.  u.  5.  in  der  st.  der  schif  (iii  statione  navium)  wird  her  reichen 
bis  czu  der  stat  Sydon,  W— B  Gen.  49,  13.  Und  oustreiben  wil  ich 
dich  von  deiner  st.  (de  statione  tua),  Js.  22,  19. 

stam-lig*  (von  stamelen,  stamlen,  stammeln  siov.  stammeln) 
Adj.  stammelnd,  stotternd:  mit  namen  der  stamlige  Andres,  Traut. 
Chr.  117. 

stampf  stm.  1.  Stampfmaschine,  MörserTceide.  2.  Stampfmühle. 
3.  Papiermühle.  4.  Werkzeug  zum  Stempeln.  5.  bildl.  und  persönl. 
Klotz.  6.  Mörser:  6.  Ist  das  du  stampfest  den  torechten  in  dem 
stampfe  sam  gestampfte  gerste,  slahende  ouf  in  mit  dem  stösel, 
W— B  Spr.  27,  22.  michel,  molitor  de  klain  stampff  (in  Iglau),  Igl. 
Stb.  IV  207  a. 

stau  s.  sten. 

stangen-kriecher*  stm.  ein  Schimpfwort:  Beatrix  von  Schum- 
burg  hat  die  Trautnawer  —  st.  gescholten,  weil  sie  bei  einer  Ab- 
stimmung,  wer  zur  Gemeinde  und  wer  zur  Guisherrschaft  halten 


676  stank-haus  —  stat-ineister 

wolle,  zu  jener  geheilten  iind  unter  einer  Stange  durchgekrochen  sind, 
Traut.  Chr.  42. 

stank-haus*  stm.  verächtl,  Beiwort  für  den  Menschen:  Ack. 
36,  10. 

stark-rieehe*  Ad},  stark  duftend:  die  lustigen  rosen  uud  die 
starkriecheu  lilien  in  dem  garten,  Ack.  13,  12. 

stark-waltig*  Adj.  große  Kraft  besitzend:  wie  die  krafthaben 
und  starkwaltigen  leben  (Löwen)  — ,  wie  stark  sie  sein,  Ack.  13,  16. 

stat  (Gen.  stet,  -e,  stat,  PI.  stete)  1.  Ort,  Stelle,  Stätte.  2.  Baum. 
3.  Ortschaft,  Stadt:  in  berichten  meinen  wir  dise  wort  stat  haben, 
Const.  I  7, 13.    an  stender  stete  (=  sofort),  Trist.  6142. 

stat,  -e  stf.  1.  wodurch  etwas  möglich,  ins  Werk  gesetzt  wird. 
2.  Gelegenheit,  Umstände,  Lage.  3.  Hilfe.  4.  mit  Adj.  adverbiell 
•umschreibend :  2.  so  machet  State  manchen  diep ,  Trist.  320.  durch 
vremde  er  jene  Isöte  vloch,  zu  diser  er  durch  State  zoch,  durch  State 
er  diser  was  bereit,  322 ff.  wer  nicht  enhabe,  den  wil  ich  nach 
minen  staten  (nach  Kräften),  so  ich  beste  kan,   beraten,  Alex.  2281. 

stat-brief  stm.  von  einer  Stadt  ausgestellte  Urkunde,  Prag.  Str. 
107.  119.  116;  Brunn.  Str.  I  192.  doruber  ein  st.  ist  gegeben 
mit  dem  grossen  ingsigel  ewer  stat,  Igl.  Str.  259.  st.  hat  den  Vor- 
zug vor  dem  Zeugnis  der  Schöffen,  235. 

stat-büch  (-buoch)  stn.  Rechtsbuch  einer  Stadt,  Igl.  Bgr.  83,  1. 
im  statsbuch,  Olm.  81.  Das  erste  st.  von  Böhm. -Kamnüz  für  ge- 
richtl.  Eintragungen,  von  den  Bürgern  von  Böhm. -Kamnitz  geschaffen 
auf  ihr  Begehren  von  Johann  von  Michelsberg  bestätigt,  1380  nach 
dem  aus  dem  Anfang  des  14.  Jh.  stammenden  der  Prager  Altstadt 
das  älteste  in  Böhmen.  Solange  eine  Urkunde  im  st.  nicht  durch- 
strichen (kanzeliiert)  ist,  behält  sie  Kraft,  Linke  S.  304 f. 

stsete  s.  stete. 

sta?tec-heit  s.  stetikeit. 

stat-elle  sivstf.  —  eilen,  eine  stf.  Elle  von  der  in  dieser  Stadt 
üblichen  Länge:  die  gerecht  statellen,  Tgl.  Stb.  V  28 d. 

staten  sivv.  1.  an  einen  Ort  bringen,  2.  verwenden,  3.*  voll- 
führen, 4.  einem  st.  =  es  mit  einem  aufnehmen:  3.  der  herte  gloubt 
(falsch  statt:  der  herre  gelobt)  daz,  zu  statin,  Dal.  87,  27  (36,  6). 

stat-gerecktigkeit  s.  gereektigkeit. 

stat-haft  Adj.  1.  teer  eine  stat  besitzt,  angesessen:  einen  eilenden 
(fremden)  menschen,  der  nicht  st.  ist,  Igl.  Str.  I  S.  356. 

stat-kaftig  Adj.  1.  angesessen,  2.  die  bedingenden  Umstände 
erfüllend,  3.  von  einem  Bach  =  ivasserreich:  3.  wan  di  mielwasser 
grosz,  und  st.  sein,  Traut.  Chr.  136. 

stat-kalter,  -helder  st7n.  Statthalter,  Stellvertreter:  dem  erbern 
pfarrer  ader  seinem  stathelder,  Eger.  Chr.  1100. 

stat-insigel  stn.  Siegel  der  Stadt,  Igl.  Bspr.  V  S.  53. 

stat-krämer*  stm.  der  in  der  Stadt  ansessige  Krämer  im  Gegen- 
satz zu  den  gestkromern,  Olm.  Stb.  92. 

stat-leute  (-Hute)  PI.  zu  stat-man,  urbanus,  Eger.  Str.  A  1 1,  2; 
-leite,  A  P7  1;  XVI 1,  2;  B.  3.  4.  19  u,  ö. 

stat-ineister  stm.  1.  Befehlshaber,  2.  Bürgermeister,  3.  Bau- 
meister einer  Stadt:  3.  der  Wolf  hart  st.  der  war  meister  darüber 
(über  den  Brückenbau),  Eger.  Chr.  62. 


stat-nözel  —  Stauden -reuter  677 

stat-nözel  stn.*  s.  nözel.  das  alte  st.  minner  machen,  Eger. 
Str.  Ung.  4. 

stat-rät  stm.  Jlatsver Sammlung  einer  Stadt,  Schöffen  (meist  12) 
mit  oder  ohne  Bürgermeister  z.  B.  in  Kamnitz,  Linke  S.  299. 

stat-rcckt  stn.  1.  Stadtrecht.  2.  Bürgerrecht  und  damit  ver- 
bundene Gerechtsame.  3.  Abgabe  oder  Leistung  eines  Bürgers  an 
die  Stadt :  ansprechen  mit  st.  =  civiliter  impetere ,  Const.  IV  7,  8 
(im  Gegensatz  zu  Bergrecht):  in  den  leuften  (so  lange  der  Rechts- 
streit unentschieden  war)  kein  st.  gesessen  ist  (wurde  Icein  Gericht 
gehalten),  Elbog.  Chr.  51,  32.  105,  34. 

stat-reiter*  stm.  berittener  Bote  der  Stadt:  Heger  und  st.  pflegt 
mau  in  reisen  czu  nuezen;  er  bekommt  von  ieder  meile  4  grosse, 
Olm.  Stb.  82. 

stat-schreiber  (-schrib?ere,  -er)  stm.  Stadtschreiber,  städtischer 
Kanzler,  notarius.  Seine  Rechte,  Pflichten  und  Bezüge,  Igl.  Str.  258; 
er  ist  Diener  der  Stadt,  kann  daher  nach  Belieben  abgelohnt  werden, 
309;  er  bekommt  für  die  Zuschreibung  des  Bürgerrechtes  einen 
großen  Pfennig,  Igl.  Str.  309.  Seine  Gebühren  (2).  In  Böhm.-Kam- 
nitz  (wie  toolü  sonst  oft)  zugleich  Schulmeister,  erhält  er  1442  für 
ein  halbes  Jahr  10  Groschen,  Linke  S.  299. 

stat-schreiberei  stf.  städtische  Kanzlei:  di  st.  zu  versorgen, 
Traut.  Chr.  162. 

stat-secret  stn.  städtisches  Geheimsiegel:  des  —  zu  merer  Sicher- 
heit haben  wir  unser  st.  uff  disen  brife  lassen  drucken,  Igl.  Espr. 
V  S.  52. 

stat-stein*  stm.  städtisches  Gewicht,  städtische  Wage:  es  sal 
ein  iedermanne  die  wolle  wegen  an  dem  statstein  und  dem  weger 
einen  haller  geben,  Igl.  Stb.  III 185  d. 

stat-tafel*  stvstf.  1.  wie  tavele,  tavel  =  Gerichtstafel.  Igl.  Str. 
224  kommt  ein  „vorrichtnis"  wegen  eines  Todschlags  und  die  Bürg- 
schaft darüber  in  die  st.  —  2.  ==  statbuch,  285.  307.  326. 

statung  (stsetunge)  stf.  1.  Befestigung,  Bestätigung.  2.  Ver- 
gütung*: er  begert  seiner  eren  notdnrft  statung  zu  thun,  Elbog. 
Chr.  83, 11. 

stat-veld*  stn.  städtisches  Feld:  czehen  pett  krautacker  auf 
dem  st,  Igl.  Stb.  IV  167  d. 

stat-vischer  stm.  Fischer  im  Dienste  einer  Stadt,  Eger.  Str. 
C  94. 

stat-weruug  stf.  städtische  Währung :  60  schock  gr.  guter  müncz 
st.  zu  Igla,  Igl.  Stb.  III  288  c.  di  czalung  sol  sein  halb  mit  gold, 
halb  mit  müncz  nach  st.,  V  84  d.    czalen  mit  der  st.,  V  103  d. 

staub  (stoup,  G.  stoubes)  stm.  Staub:  voller  staubes  von  dem 
steube  (um geläuteter'*  Dat.)  der  eingeenden,  W— B  Baruch  6,  16. 

staub-wolle*  sivf.  stf.*  Wollstaub,  schlechte  Wolle:  staubwolle 
einsiahen  oder  einarbeiten  bei  dem  prant  —  ist  den  Tuchmachern 
verboten,  Igl.  Stb.  III  186  a. 

staudech  s.  stüdech. 

stauden-reuter  *  (von  stüde  swf.  Staude,  Straiich  und  ritsere 
stm.  Reiter)  stm.  Wegelagerer,  der  an  der  Landstraße  hinter  Stauden 
reitet,  Eger.  Chr.  N.  36. 


678  stäupe  —  steigen 

stäupe  (stüpe)  swstf.  Staupe,  Schandpfahl,  an  den  ein  Ver- 
brecher gebunden  wird,  um  ihn  mit  Buten  zu  streichen,  Traut. 
Chr.  211. 

stechen  stv.  12  —  1.  stechen,  2.  erstechen,  3.  schlachten,  4.  ver- 
suchen, auf  die  Probe  stellen,  5.  loegnehmen,  6.  turnieren,  7.  an- 
stecken z.  B.  an  den  Finger,  8.  Feuer  anzünden,  9.  seinem  Geiste 
einprägen,  10.  einen  vinger  gegen  einem  =  auf  ihn  weisen :  6.  würfel- 
spil,  stechen,  tornieren,  "Hier.  36,  5. 

stecli-mez,z,er  stn.  Dolch:  Swert  und  st.  und  alle  vorboten  wer 
und  harnasch  und  wapen  —  sol  vorpoten  sein  —  innerhalb  der  stat, 
Prag.  Str.  37  u.  Nr.  19.  Apud  quemcumque  infra  ambitum  civitatis 
cultellus  longus,  qui  dicitur  misericor(s),  stechmesser,  cingulo 
suspensus  deprehensus  fuerit,  dahit  judici  unum  talentum,  Brunn. 
Str.  I  94  u.  I  541. 

stech-rede*  sicf.  aufreizende  Bede,  Stichelworte:  mit  seinen 
stechreden  und  Verachtungen,  Igl.  Ms.  S.  25. 

stech-reiten*  stn.  Turnier:  er  hat  mit  st.  3  seh.  abgewunnen, 
Traut.  Chr.  299. 

steck-reiter  stm.  Streiter  im  Turnier,  Traut.  Chr.  313. 

stecken  (Prät.  stacte,  stahte,  stachte,  Part,  gestecket,  —  stact 
—  staht)  swv.  fest  heften,  befestigen;  —  einen  Tag  anberaumen, 
intr.  fest  sitzen,  haften:  den  stab  der  knappe  stacte  ein  wenic  in 
die  erden,  Trist.  1190. 

stege  swstf.  Treppe:  zu  pograt  (zu  mulbach,  zu  Reicherstorff) 
beim  Stegenn.,  Eger.  Achtb.  II 171.  162.  141. 

Stegen  swv.  betreten,  gehn,  steigen;  als  stec  führen;  einen  Weg 
bahnen,  mit  einem  stec  versehen:  daz,  wir  nach  dinen  hulden  Stegen 
und  von  den  suntlichen  wegen  uns  keren,  Ernst  3503.  daz,  er  nach 
wirde  künde  Stegen,  Alex.  1324. 

steg-reif  stm.  Steigbügel,  in,  uz,,  von  dem  st.  (=  durch  Umher- 
schweifen, Bäuberei)\ebeu:  die  Krieg,  stegreiff  usw.  die  sollen  keinen 
schedlichen  pruch  haben,  Olm.  Stb.  117,  2;  Trist.  1236. 

steg-reif nerer*  stm.  die  sich  vom  Stegreif,  (Straßenraub)  nähren: 
pflackerei,  die  von  den  st.  aus  diesem  schloss  geschach,  Eger. 
Chr.  N.  20  S.  23. 

stehen  s.  sten. 

stehlin  (stehelin,  atis  stahel  Stahl)  Adj.,  Traut.  Chr.  62. 

steig  (stic,  -ges)  stm.  Steig,  Pfad,  semita,  W — B  Ps.  138,  3.  in 
dem  steige  deiner  gepote,  Ps.  118,  35.  deine  steige  =  vestigia  tua, 
Ps.  76,  20.  durch  die  steige  der  hübel  =  per  semitas  collium, 
Judith  15,  2:  Ps.  138,  3.  in  den  rechten  steigen  des  rechtens  — 
di  gerichte  ordinieren  (per  legitimos  juris  tramites),  Const.  IV  1 
Einl.    der  triuwen  stic,  Trist.  58. 

steigen  (stigen)  stv.  II  —  1.  steigen,  aufsteigen,  2.*  absol. 
bergm.  =  das  Bergwerk  beaufsichtigend  durchstreifen:  Si  heissen 
darumb  Steiger  umb  das,  das  si  stetielich  steigen  (perscandere), 
wan  das  [ist]  ir  geschefte.  das  si  tag  und  nacht  alle  perkwerk 
besteigen,  Const.  I  9,  2. 


steigen  —  Steiger  679 

steigen  swv.  aufrichten,  erhöhen;  die  noten  st.  in  hohen  oder  starken 
Tönen  spielen;  refl.  sicherheben,  aufsteigen:  in  swsere  steigt  —  fron 
minne  —  doch  herzen  ho,  läßt  sie  höher  schlagen,  erfreut  sie,  Alex.  6900. 

steigei'  (stiger)  stm.  1.  Steiger.  2.  Besteiger  einer  Sturmleiter. 
3.  =  minner,  Bulder,  Hur  er.  4.  bergm.  Steiger,  a)  regalherrliche 
Beamte,  oberste  Steiger  =  Obersteiger  von  den  urbarem  bestellt  und 
beeidigt:  Wir  wollen,  das  gemeine  Steiger  sein,  di  di  urborer  czu 
gemeinem  nucze  in  unserm  (des  Königs  als  Regalherrn)  namen 
seczen  sullen  czum  meisten  czwen;  es  sei  denne,  das  vil  arbeit 
entstee  und  das  sich  das  perkwerk  breite,  so  mugen  si  von  not 
einen  ader  czwen  czu  in  seczen  —  das  si  tag  und  nacht  alles  perk- 
werk besteigen  bei  dem  eide,  den  si  gesworen  haben,  alle  ding  czu 
straffen  czu  gemeinem  nucze  der  perkgruben ,  Const.  I  9,  1  u.  2. 
Insbesondere  haben  sie  die  Kontinuität  des  Betriebes  zu  überwachen, 
deshalb  können  sie  lehenschefte  ader  orter  —  an  Stelle  des  perk- 
meisters  und  der  hutleute  verleihen  umb  di  groste  eigenschaft,  als 
si  mugen,  und  auf  kurczer  czil,  das  nicht  unser  perkwerke  in  keinem 
teile  leer  und  ungepaut  pleibe,  I  9,  3;  sie  sollen  Streitigkeiten 
(czweiunge)  von  den  greniczen  —  czwischen  den  marscheidern  mit 
rechter  mas  entscheiden  aber  nimmer  gedenken,  di  greniczen  ader 
das  wasser  durch  ganczen  stein  czu  czeigen  mit  czaubernusse,  I  9,  4; 
auch  sonst  als  technische  Sachverständige  mitwirken  und  im  Prozeß 
Zeugenschaft  und  Gutachten  abgeben,  so  bes.  bei  Streitigkeiten  über 
die  Grenzen  der  Berge,  Lehen  und  Lehenschaften,  Durchschläge, 
Igl.  Bgr.  Nr.  43 — 69a.  Entlohnt  werden  sie  von  den  Urbarem:  die 
urborer  —  schullen  iren  amptleuten :  obristen  steigern,  obristen  hut- 
leuten,  obristen  Schreibern  in  dem  prengadem  und  was  der  andern 
sint,  der  si  bedorfen,  von  der  urbor  und  von  irem  gut  Ionen  und 
nicht  von  der  gewerken  guet,  Igl.  Bgr.  N.  102.  Ihnen  unterstehen 
geschworene  Marscheider  und  technische  Hilfsbeamte,  amptleute. 
Nr.  60  ivird  die  Ansicht:  das  der  amptman,  der  do  gesant  ist  von 
dem  gesworn  obristen  Steiger  und  nicht  von  dem  hoffmaister  {in 
Kuttenberg)  kain  krafft  noch  macht  haben  schol  —  als  irrig  ver- 
worfen. Es  soll  keine  besonderen  Steiger  für  Erbstollen  geben,  sondern 
unsere  gemeine  st.  sullen  recht  zu  steigen  han  in  allen  silbergruben, 
Const.  II  4, 18.  Im  Gegensatz  zu  diesen  regalherrlichen  Steigern,  von 
denen  Const.  I  9  handelt,  steht  b)  der  gewerkschaftliche  Steiger,  der 
von  der  Gewerkschaft  gewählt  und  der  Bergbehörde  beeidet  ivird: 
Kein  urbarer  adir  liner  hat  die  gewalt,  das  er  uff  keinen  erbehaftigen 
stollen  adir  uff  keinen  sebin  lehin  (=  gemessenem  Berg)  geseczen 
möge  einen  bergmeister  adir  einen  smit  adir  einen  stiger  an  der 
gewerken  willen,  DIR  §  11 ;  Joach.  Bergordn.  Art.  15.  Sie  dürfen 
nur  für  ein  Bergwerk  bestellt  werden,  ebenso  wie  der  bergmeister, 
Const.  I  7,  23;  Joach.  Bergordn.  Art.  42.  Er  hat  als  techn.  Beamter  der 
Gewerkschaft  unmittelbar  mit  dem  Bau  zu  tun,  nach  jüngerem 
Recht  hat  er  die  ganze  Beaufsichtigung  und  Organisation  der  Arbeit 
über,  stellt  die  Arbeiterpartien  zusammen,  empfängt  für  sie  vom 
Schichtmeister  Eisen  und  Unschlitt,  überwacht  den  Schichtwechsel 
—  früher  Sache  der  Hutleute  — ,  belegt  neue  Orte  u.  dergl.,  Joach. 
Bergordn.  Art.  40.  44.  82,  22.  des  Steigers  Mathes  stollen  in  schuee- 
berg,  Igl.  Bgr.  N.  77,  2. 


680  stein  —  stein-schneider 

stein  stm.  1.  Fels,  2.  Stein;  Bau-,  Ziegel-,  Opfer-,  Grab-,  Mühl-, 
Wetzstein  usw.,  3.  ein  Gewicht,  4.  Hagelschloße,  5.  Figur  im  Schach- 
spiel. 3.  der  newe  zimbel  ist  virdehalben  stein  schwer,  darauf  der 
vierdelstundenzeiger  schlegt,  Traut.  Chr.  331.  Magereth  von  Bed- 
witz  —  solt  ir  kind  haben  umbbracht  —  den  stein  müssen  tragen 
(zur  Strafe),  Eger.  Chr.  555. 

stein-Mckel,  pickel  stm.  Pickel,  celtes,  vanga:  mit  scharphen 
steinbickeln  {zum  Mauerbrechen),  Alex.  3676. 

stein-bock  (Gen.  -bockes)  stm.  Steinbock,  caper,  capreolus,  ibex: 
Weistu  nu  die  czeit  der  geperunge  der  steinpokke  (ibicum  partus) 
in  den  velsen?  W— B  Job.  39,  1. 

stein-brock,  -brück  stm.  Steinbruch:  der  steinbroch  —  war 
allenthalben  frei,  stein  zu  brechen  zur  statmauren.  Traut.  Chr.  11. 

stein-bückse  f.  1.  Büchse  von  Stein,  Salbenbüchse.  2.  Geschütz, 
aus  dem  Steinkugeln  geschossen  werden.  2.  eine  kupferne  st.,  daruff 
ein  kelch  ist,  Stb.  Brüx  N.  345. 

steinen  (steinin)  Adj.  von  Stein,  steinern:  in  der  alten  stat  bei 
dem  staynen  steg,  Igl.  Stb.  V  100  b. 

steinen  swv.  1.  mit  (besonders  edcln)  Steinen  besetzen,  2.  abs. 
Marksteine  setzen,  3.  ir.  mit  Marksteinen  abgrenzen  (s.  verloch- 
steinen),  4.  steinigen,  5.  intr.  zu  Stein  werden:  4.  das  volk  —  sol  in 
steinen  (lapidabit  eum),  W — B  Lev.  20,  2.  darumbe  solde  man  in 
(Philotas)  steinen,  Alex.  18243.  daz,  sie  in  steinten,  T — B  Joh.  10,  31. 
lim  welch  werk  steint  ir  mich?  10,  32.  10,  33.  11,  8;  Matth.  21,  35. 
Jerusalem,  du  steinst,  di  da  sint  gesant  zu  dir,  Matth.  23,  37;  Luk. 
13,  34.  si  stainten  Stephan,  Botenb.  7,  57.  daz,  si  icht  wurden 
gesteint,  Botenb.  5,  26. 

stein-gerülle  *  stn.  rupes,  Geröll,  Fels :  die  st.  =  rupem,  W— B 
Ps.  113,  8.  Das  saget  der  herre  got  den  pergen  und  den  hübein  und 
den  steingerullen  (rupibus),  Ez.  6,  3. 

stein-kübel*  stm.  steiniger  Hügel:  Wir  rügen  auch  ein  freien 
weg  auf  dem  st.,  Buge  v.  Pröhl  IS'.  18. 

steinig  (steinach  Koll.  v.  stein)  stn.  Gestein,  Steinicht :  di  andern 
(samen)  fielen  in  das  steinig,  T— B  Matth.  13,  5.  der  da  ist  geseet 
auf  daz,  st.,  13,  20.  der  andern  (Samenkörner)  viel  auf  das  st.,  Mark. 
4,  5.  4,  16. 

steinig  (steinec)  Adj.  steinicht;  aus  Stein*  steinern*  (=  steinin): 
steinige  vas,  T — B  Joh.  2,  6. 

steinigen  sicv.  1.  Steine  icerfen,  2.  hageln:  2.  es  hat  gesteinget 
wie  die  haselnus  gross,  Eger.  Chr.  433. 

stein-kiippe*  sivf.  Felswand:  alda  er  mich  an  die  steinklippen 
gefürt  und  hat  hienunter  geweist  auf  die  brethmülen,  Traut. 
Chr.  133. 

stein-lein  (steinlin)  stn.  kleiner  Stein,  Kies:  Suser  ist  gewesen 
der  helle  wasser  mit  gar  deinen  steinleinen  =  dulcis  fuit  glareis 
Cocyti,  W— B  Job  21,  33. 

stein-metze  sw7n.  Steinmetz:  80  touseut  steinmeczen,  W — B 
Könige  III  5, 15;  I.  Par.  22, 15. 

stein-sekneider*  stm.  Steinsehneider:  Christoff  Fuchß,  st.,  Eger. 
Chr.  881. 


stellen  —  stendig  681 

stellen,  stallen  rückuml.  sivv.  1.  an  eine  Stelle  bringen,  2.  an- 
stellen, machen,  vollbringen,  verüben,  vor  Augen  stellen:  daz,  der 
stalte  solichen  mort,  des  si  noch  gedenken  dort,  Alex.  3159.  gröz, 
mort  dar  Urne  wart  gestalt,  5894.  sie  vor  jämer  stalten  gröz,e  not, 
Trist.  4052.  ze  fröiden  st.  =  zur  Freude  anregen,  erfreuen:  die 
süez,en   tanzgesellen   künden   wol   ze  vröiden   stellen,   Alex.  26838. 

3.  in   einen  Stall   bringen,   4.  zu   etwas   bestimmen,   5.  einrichten: 

4.  der  ein  totpetman  schold  sein  gewesen  und  gestalt  ist  czu  einem 
totpetman,  Igl.  Str.  247;  präsentieren,  stellen,  Elbog.  Chr.  20,  14. 
22,  9.  70,  5  usw.  gestalter  scherphe  die  lanze  gnoz,,  Alex.  5668.  nach 
etwas  =  streben  nach,  Elbog.  Chr.  89,  31.  nach  nanmg  zu  stellen 
u.  zu  trachten,  Ack.  43,  10. 

stein,  stelen  stv.  1 2  stehlen;  verheimlichen:  ein  aventiure,  die 
ich  verholn  dir  hän  und  lange  vor  gestoln,  Trist.  3910. 

stemme-riiue  {von  stemmen  sivv.  und  rieme  sivm.  Streifen, 
Band,  Riemen,  Gürtel) :  die  swarezen  posil  (Stiefel)  —  sullen  off  den 
markt  mit  eime  stemmerimen  gestemmet  sein,  Olm.  Stb.  113;  s.  bei 
Lexer  unter  stemmen,  UG.  740.  494. 

stemmen  swv.  1.  steif  machen,  2.  intr.  vom  Wasser,  aufgestaut 
werden,  anschwellen,  1.  Olm.  Stb.  113. 

stempfei  stm.  1.  Stempfei,  Stößel,  2.  Grabstichel,  3.  Münz- 
stempel, 4.  Petschaft,  5.  geprägtes  Bild,  6.  schiefstehender  Holz- 
stamm zur  Auszimmerung  der  Gruben  im  Bergbau:  3.  du  bist  auch 
auez  demselben  stempfei  gewurket  (bist  auch  von  der  Art),  Ack.  51,  6. 

sten  (stän,  sten,  standen)  unregelm.  stv.  IV  1.  stehn,  stehn 
bleiben,  2.  stille  stehn,  beharren;  3.  anstehn,  ziemen,  4.  zu  stehn  kommen, 
kosten;  5.  treten;  6.  einer  Meinung  beitreten,  glauben,  7.  zurücktreten, 

8.  mit  Inf.  beginnen,  9.  nach  einem  dinge  sten  =  darnach  streben, 
dafür  sorgen,  nach  dem  (meinem  Mann)  in  jämer  stunt  min  leben, 
W.  v.  W.  7502;  Elbog.  Chr.  24,  39.  27,  27.  77,  23.  des  läz.et  mich  ze 
buoz,e  stän  nach  iuwern  gnaden,  herre  guot !  Trist.  1004.  die  vrien  Stent 
ze  niemands  hant  (sind  keinem  Untertan),  Alex.  Anh.  1169.  ob  ir 
die  ganzen  wärheit  mir  nicht  an  stender  stete  (sofort)  enseit,  Trist. 
6142.  3.  rede,  die  wol  stende  tüge  bi  disen  sprächen  guldin,  Trist. 
28.  —  4.  daz,  melczhaus  stet  mich  über  40  seh.,  Igl.  Stb.  V  96b;  vor 
Gericht  stehn,  Elbog.  Chr.  20,  27.  21,  17  usiv.  unser  herre  ein  güt- 
leich  stehen  und  einen  tag  machten  czwischen  in,  Eger  Chr.  1067. 

9.  ob  ir  (der  noch  unmündigen  Kinder)  vater  wolt  noch  dem  gelt 
steen,  so  sol  man  im  das  nicht  geben,  Igl.  Stb.  V  201  d.  nimant  was, 
der  noch  des  landes  beste  und  ere  stunt  (dafür  sorgte),  Böhm. 
Chr.  102.  auf  einen  sten  =  ihm  auflauern,  Traut.  Chr.  38.  Johannes 
Lulleich  hat  seiner  hausfrawn  Katherina,  des  Joh.  Schulmaister 
tochter  morgengabt  60  seh.  gr.  czu  rechter  morgengabe;  —  ob 
Lulleich  one  kinder  stürbe,  so  sullen  die  60  seh.  gr.  auf  gnade  sten 
des  obgen.  Joh.  Schulmaister  gnade  seines  sweher,  Igl.  Stb.  III  206  b. 
das  an  mir  nicht  stet  (per  me  non  stat),  Const.  II 1,  7. 

stendig*  (bei  L.  nur  in  Zusammensetzungen:  be-,  bi-,  ge-,  ver-) 
Adj.  geständig?  Elbog.  Chr.  83,  35.  stehend:  so  haben  die  von  Arnaw 
auch  daselbst  stehendig  (und  nicht  kniend)  geschworen,  Traut. 
Chr.  146. 


682  stenge-kopf  —  stete 

stenge-kopf*  stm.  Röhre:  Mach  ouch  einen  gehenierten  leuchter 
von  reinem  golde;  seinen  Schaft  und  seine  steugeköpfe  und  ringel 
und  lügen  von  im  ausgeende.  6  stengil  sollen  von  im  ousgeen  von 
den  Seiten,  3  stengil  ous  einer  seiten  und  3  von  der  andern,  drei 
köpfe  in  der  gestalt  sam  ein  nus  an  einem  iclicken  stengil  und 
ringe  und  ouch  lügen.  W— B  Ex.  25,  31. 

Stengel  stm.  Stengel,  tliyrsus:  die  mittler  stengil  (epistilia) 
W— B  Par.  114,  12;  Ex.  25,  31. 

stentelich  verlesen  für  schentlich,  s.  d. 

sterbe  sivm.  stf.  1.  das  Sterben,  der  Tod,  2.  ansteckende  Krank- 
heit, Pest:  kürtzlich  darnach  erhub  sich  ein  solcher  ser  grosser  sterb 
unter  dem  kriegsvolck  für  Metz  —  das  50  000  umkomen,  gestorben 
und  entloffen  waren,  Eger.  Chr.  N.  90.  dovon  (wegen  hunger)  wart 
ein  grosser  sterben,  Böhm.  Chr.  94.  —  1495  war  der  grosse  sterb, 
Eger.  Chr.  46.  —  1495  da  war  ein  grosse  sterbe  in  Behem,  Traut. 
Chr.  22.  nach  der  Trautnawischen  sterbe,  54.  der  sterbe  halben, 
48.  si  sind  aller  in  der  Trautnawischen  sterbe  gestorben,  45.  123. 
grosse  sterbe  zu  Präge  erfolgt  333.  —  1508  erhub  sich  im  Behmer- 
lande  —  die  sterbe  seuche,  32.  grosser  hunger  und  ouch  herbe  der 
leut  und  der  tier  sterbe,  Dal.  15,  5. 

sterben  stn.  1.  das  Sterben,  der  Tod.  2.  Pest:  unser  herre 
sante  sterben  in  israhel  (pestilentiam),  W— B  Könige  II  24,  15. 

sterben  sicv.  töten:  Du  bist  das  leben  und  ich  an  dich  als  oft 
gesterbt  =  vaeh  mihi  misero  toties  mortuo ,   Sol.  11,  28. 

sterben  stv.  13  —  1.  int/r.  sterben,  2.  unpersönl.  Pf.  dann  mit 
haben:  nachdem  es  ein  jar  zuvor  iu  Behem  gestorben  hatte  (eine 
Seuche  gewütet),  Traut.  Chr.  23.  dann  es  in  allen  umbliegenden 
stetten  gar  sehr  gestorben  hat,  272  (so  1582  in  Prag  80000). 

Sterbenszeit*  stf.  Zeit  der  Seuche:  hat  bewogen  (in  Rechnung 
gesogen)  die  itzige  gefehrliche  st.  in  Behem  (a.  1528),  Traut. 
Chr.  264. 

sterbunge  stf.  Untergang,  Seuche,  Pest:  ich  sende  ouch  st. 
(misero  pestilentiam)  in  mein  volk,  W— B  Par.  II  7,  13. 

sterk  (sterke)  stswf.  1.  Stärke,  Gewalt.  2.  Stärkung,  Ver- 
stärkung. Vermehrung.  3.  Stärkemehl:  2.  Elbog.  Chr.  35,  26.  an  alle 
sterk  (on  widerstand.  XL  Bibel),  T— B  Botenb.  5,  26. 

sterken  swv.  Prät.  sterket,  starete,  starhte)  stärken,  vermehren; 
aufmuntern,  behilflich  sein;  refl.  sich  verstärken,  vermehren:  si 
sterkten  sich  sagent  (schrien  lauter,  schrien  mer.  XL  Bibel),  T— B 
Luk.  23,  5. 

sterk-lick  (sterc-,  starc-liche)  Adv.  stark,  gewaltig,  sehr :  wenne 
sterclich  ergussen  sie  (die  wasser)  sich,  W— B  Gen.  7,  18.  nur  do- 
rumb  das  sich  die  unkeuschheit  sterklicher  enezunde,  Hier.  53,  20. 
ein  Weisheit,  di  dir  —  sterkleichen  anhang,  Sol.  3,  10.  di  Schreiber 
stunden  sterklich  in  zu  besagen  (verklagen),  T — B  Luk.  23,  10.  er 
drot  im  st.  (fast,  XI.  Bibel),  Mark.  3,  12.    er  verpot  im  st.,  5,  43. 

stern-gewalt*  stmf. :  Astronomia  —  mit  iren  st.,  Ack.  40, 19. 

sterr  (ster,  e)  swm.  Widder,  Traut.  Chr.  316. 

stete  (stfete)  Adj.  festhaltend  an,  treu:  diner  wort  waer  du 
stsete,  Alex.  27423. 


stete  —  Steuer  683 

stete  (stsete)  Adv.  fest,  beständig:  das  schol  stete  und  veste 
gehalden  werden,  Igl.  Bgr.  U— A  17. 

stetel  (stetelin,  stetlin)  kl.  Stadt,  Ort,  Plätzchen:  Jeremias  der 
Anathotiter,  das  do  ist  ein  stetel,  drei  meile  ligende  von  iherusalem, 
W — B  Vorrede  zu  Jer. ;  die  do  waren  in  dem  stetel  zu  Anathot., 
Jer.  1,  1.    in  einem  stetel  Tristan  bleip,  Trist.  1586. 

stetikeit  (staetec-heit)  stf.  Festigkeit,  Beständigkeit:  Gib  mir  in 
dem  mute  st.,  so  das  ich  in  vorsmehe  (constantiam),  W — B  Judith 
9,  14.  In  fewersflammen  stettigkeit  han  ich  al  menschlich  gesiecht 
getreten,  Ack.  51,  12.  die  urborschreiber  sullen  —  mit  der  gerechten 
st.  kreftig  sein  (justorum  constantia),  Const.  I  8,  1.  der  richter  sol 
haben  st.  volkumener  leute,  I  6,  3.  beschreiben  —  in  der  stat  buch 
zu  gedechtnusse  und  stetichait,  Eger.  Str.  B  2 ;  A  2.  sie  wolden  im 
alle  sin  bereit  dienstes  und  staetikeit,  Alex.  2294.  454. 

steuber  stm.  1.  Stäuper,  der  den  Staupenschlag  gibt  oder  2.  =  mhd. 
stöuber,  Jagdhund,  2.  bluthunden,  steubern,  hetzruden,  Eger.  Str. 
N.  1188. 

Steuer  (stiur,  -e)  stf.  1.  Stütze,  Halt.  2.  Steuerruder.  3.  Schiffs- 
hinterteil. 4.  Anstoß,  Antrieb.  5.  Unterstützung.  6.  Abgabe,  Steuer. 
7.  Einkommen,  Erträgnis:  5.  gip  mir  rätes  stiure,  Trist.  354.  im 
was  die  tavelrunde  mit  stolzlicber  stiure  zu  niuwer  äventiure  in 
sin  manlich  herze  kumen,  1465.  daz,  der  vil  gehiure  (Clitus)  ie 
brühte  manlich  stiure,  wä  er  die  friunt  in  nceten  säch,  Alex.  4622. 
die  ze  töde  brähten  stiure,  5861.  noch  beten  sie  in  ir  helfe  stiur 
in  ietslichem  tempel  viur,  6088.  ze  briutelabe  stiure  {Beitrag  zum 
Frühstück  der  Neuvermählten),  Trist.  857;  der  fröiden  stiur  —  wip 
heideninne,  Alex.  6948.  —  mit  silbervarwe  stiur  warn  ir  ors  ver- 
decket, 6190.  mit  st.  sant  Jeronimus  Hier.  213,  10.  in  (seinen 
gesellen)  sante  der  gehiure  richer  kleinöte  stiure,  W.  v.  W.  3393. 
wiltu  minem  kranken  leben  richer  krefte  stiure  geben  (=  mich 
stärken)  1988  f.  ze  höher  fremden  stiure,  1253.  686;  zur  Erhöhung 
der  Freude,  uns  ze  sselden  stiure  an  dem  fronen  kriuze  er  starp, 
3033  f.  sie  gäben  nach  ir  muoter  bete  als  sie  in  richer  stiure  tete, 
7818.  Unterstützung,  bes.  beim  Eintritt  in  andere  Verhältnisse,  Eger. 
Chr.  N.  1093.  dem  sol  —  diez  gemecht  nicht  zu  hülfe  noch  zu  Steuer 
kumen,  Igl.  Bgr.  N.  51,  9.  nicht  den  saumigen,  sunder  den  arbeitern 
kumpt  czu  steure  das  bergrecht,  Const.  II  4,  8.  di  recht  komen  czu 
steure  den  wachenden  und  nicht  den  slafenden,  IV  18,  7.  in  dem 
bekenntnusse  kumpt  man  czu  steure  den,  die  under  iren  rechten 
jaren  sein ,  IV  10,  2.  es  ist  gewonlicher,  das  di  lehner  (Verledier 
einer  Lehenschaft)  den  lehenhewern  mit  seil  und  leder  besehen  (ver- 
schen) und  czu  steure  komen,  III 1,  15.  Wenn  beim  Verleihen  eines 
Haspels  nichts  besonders  verabredet  worden  ist,  so  sullen  di  ersten 
gewerken  den  andern  g.  czu  steure  komen  mit  leder  und  strengen 
und  sullen  das  wasser  äuseziehen,  III  5,  17.  mit  einer  bequemlicheu 
Steuer  u.  hülfe  nicht  mit  ereze,  sunder  mit  pfennigen  trösten,  I  7,  22. 
zu  Steuer  ires  grossen  schaden  an  der  urbar,  I  4,  7.  ein  sunder- 
liche  oder  gemein  st.,  I  8,  3.  —  Bergm.  speziell  Unterstützung  kapitals- 
bedürftiger,  wenig  ertragreicher  Gruben  durch  den  Begalherrn  im 
Igl.  Bgr.  zuerst  N.  42  (zivischen  1370—85)  erwähnt:  das  man  perkwerk 
vormitetet  hette  und  hinweg  mit  stewer  lassen  wolde,   und  wart 


684  steuer-mau  —  stick 

geruffen  czu  kircken  und  czu  Strassen :  wer  stewer  nemen  wolde  czu 
den  gruben,  der  scholde  uuserm  herren  dem  knnge,  wen  im  got  ercz 
beschert,  bevorans  ein  sechczebenteil  geben,  42,1;  der  Anspruch 
des  kaiserl.  Vertreters  auf  das  ljie  wird  abgewiesen:  Sind  dem  malen 
nnd  das  in  die  steure  vor  mancher  czeit  ist  abgesprochen  nnd  dor- 
nach  der  perkmaister  u.  seine  gewerken  haben  stewer  gefordert  nnd 
si  in  die  urborer  haben  vorsaget,  so  endnrfen  sie  (die  Gewerken) 
kein  sechczentel  czu  hoffe  nicht  geben,  42,  3.  das  die  urbarschreiber 
bei  denselben  steuren  und  gaben  getreulich  sein  sullen  u.  beworn, 
Const.  I  8,  3.  1437  ordnete  K.  Sigismund  die  wöchentliche  Zahlung 
ton  Steuern  aus  dem  zu  errichtenden  Münzwerk  an  jene  an,  welche 
die  während  der  Hussitenzeit  verlassenen  Kuttenberger  Gruben  wieder 
bauen  ivollten,  Sternberg,  Urkdb.  S.  189;  die  Verordnung  Wladislaws 
von  1486  läßt  die  Steuer  als  normale  Einrichtung  erscheinen,  2.  Joach. 
Bergordn.  II  30 ;  Sternberg  I,  1  S.  97  und  II  S.  184 ;  über  die  Steuer 
in  Meißen,  Ermisch  Einl.  CXXXVIff.  —  6.  Das  Wort  Steuer,  steura 
icar  wohl  schon  im  13.  Jh.  in  Gebrauch  und  bedeutete  alle  Abgaben 
an  den  König,  später  besonders  die  Steuer  von  Grund  und  Boden, 
Mühlen,  Handwerken  und  Wirtshäusern  (also  ungefähr  unsere  Grund- 
steuer. Unter  den  Königen  Johann  und  Karl  war  sie  gewöhnlich 
mit  einem  halben  Schock  von  einem  Bauerngut  bemessen:  Di  under- 
tenigen  —  sein  schuldig  pilliche  hülfe  und  steure  czu  geben  irem 
fursten  (operam  dare  fidelem),  Const.  IV  9,  3.  st.  =  exaetio,  Brunn. 
Str.  I,  227.  die  unrecht  losunge  oder  bern  oder  Steuer  von  leuten 
nemen,  Joh.  v.  Iglau  7.  Gebot. 

Steuer- man  (stiurman)  stm.  Steuermann:  nacher  und  stiur- 
man,  Alex.  Anh.  611. 

steuren,  stiuren  (stiuren)  swv.  1.  tr.  stützen,  2.  das  Steuer  oder 
mit  ihm  lenken,  3.  beschränken,  Einhalt  tun,  mäßigen,  4.  treiben, 
stoßen,  bedrängen,  5.  unterstützen,  versehen  mit,  beschenken,  aus- 
statten; intr.  6.  als  Abgabe,  Steuer  zahlen,  7.  Steuer  auferlegen, 
erheben,  8.  tr.  versteuern.  4.  in  ritterlichem  schouwe,  als  in  dar  sin 
vrouwe  rilich  het  gestiuret,  W.  v.  W.  7341.  üf  den  wec  er  sie 
(die  bilgerine)  wol  stiurte,  daz,  sin  lop  wol  tiurte,  368  f.  gestiuret 
(tvenn  nicht  getiuret  zu  lesen  ist)  mit  mangem  munde  lieht  gevar 
wart  die  ouwe,  76.  Man  findet,  das  an  weibes  stewer  niemant  mag 
mit  seiden  gestewert  werden,  wann  weibes  und  kinder  habe  ist  nit 
das  minste  teil  der  irdischen  seiden,  Ack.  46,  9.  So  menlich  man 
gesach  ich  nie,  der  rechte  mutig  wurde,  er  wurde  dann  mit  frawen 
trost  gesteuret,  47,  1.  helfent  und  steurent,  wie  ich  so  sweres  leit 
von  hertzen  werfen  muge,  31,  16.  Phisica  mit  iren  mancherleien 
steurenden  trenken,  41,  5.  —  Der  Zuhörer  bei  Gericht  sal  auch 
nimande  stewern  noch  Avarnen  weder  clager  noch  antworter,  Igl. 
Str.  1  S.  360.  wann,  der  do  richtet,  der  gesteuret  nicht  seinen  willen 
((jbtemperat,  gehorcht,  witt fährt),  Const.  I  5,  8. 

steurer  (stiurpere.  -er)  stm.  1.  Steuermann.  2.  Beistand  bei 
Gericht,  Förderer.  3.  Steuereinnehmer.  2.  der  den  vorsprecher 
unterstützt,  cooperator  advocatorum,  Brunn.  Str.  I  64.  vuederer  und 
steurer  der  unkeuschheit,  Joh.  v.  Igl.  6.  Gebot. 

stic  s.  steig. 

stick  s.  stuck. 


stich  —  stocken  685 

stich  stm.  Stich;  Punkt;  abschüssige  Stelle;  Augenblick:  zum 
Bau  der  Wasserklause  mußte  man  in  die  900  Stiche  mit  Grab- 
scheitern ausgraben,  Traut,  Chr.  185. 

stickel  (stechel,  Stichel,  stickel)  Ad}.  1.  siechend,  spitz,  hart 
(vom  Brot  gesagt),  2.  steil,  abschüssig:  ja  wart  nie  so  stickel  mür, 
wolt  ir  iueh  regen,  ir  wert  ir  schür,  Alex.  15005. 

stieben,  stiuben  stv.  III  Brät,  stoup,  Bl.  stuben  Bart,  gestoben 
stieben,  wie  Staub  umherfliegen;  Staub  aufwirbeln ;  rennen,  fliegen, 
laufen;  sich  emporrichten,  sträuben:  der  strit  in  wibe  herzen  stoup 
(regte  auf)  leit,  kumer  unde  not,  Alex.  7824.  die  drunzilen  stuben 
zu  tüsent  stucken  in  die  luft,  Trist.  1746. 

stief-brüder  (-bruoder)  stm.  Stiefbruder,  Eger.  Achtb.  II,  90. 

stief-müter  (-muoter)  stf.  Stiefmutter,  noverca,  W — B  Lev.  20,11. 
stiffemuter,  Stb.  Brüx  N.  293. 

stief-sun  stm.  Stiefsohn,  Igl.  Str.  245.  82.  Bergauers  Stiff-Sohn, 
Eger.  Achtb.  II  218;  Ernst  558.  1278.  2782. 

stiften  sivv.  1.  hin-  und  feststellen,  stiften,  gründen,  bauen, 
2.  bewirtschaften,  bebauen,  3.  besesetzen  mit,  einsetzen  als  Nutz- 
nießer, Bächter,  Mieter,  belehnen,  4.  st.  und  steeren  =  ein-  und  ab- 
setzen, anstellen,  abdanken,  5.  in  Ordnung  bringen,  6.  veranstalten, 
veranlassen,  anstiften,  7.  ersinnen:  Noe  dorumbe  stifte  einen  alter. 
W— B  Gen.  8,  20.  stifte  mir  siben  alter,  Num.  23,  1.  got  stiftd  das 
rippe,  das  er  bette  genummen  aus  Adamen,  in  ein  wip  und  fürte  sie 
zu  adamen,  Gen.  2,  22.  die  gegent,  die  do  ist  gestift  (opidum  sitnm) 
in  den  eusseristen  der  stat  Arnon,  Num.  22,  36. 

stillen  swv.  1.  beruhigen,  besänftigen.  2.  zum  Schiveigen  bringen, 
einschläfern.  3.  abhalten,  abbringen.  4.  befriedigen :  die  furnemischen 
smide  —  die  begeren  wir  mit  dieser  saezunge  stillen  (compescere), 
Gonst.  1 15,  1.  kriege,  die  sie  mit  irem  rechten  wol  fridleich  gestillen 
mugen,  I  2,  1. 

stimmen  swv.  1.  die  Stimme  hören  lassen,  rufen,  2.  mit  Stimme 
versehen,  3.  gleichlautend  machen,  4.  nennen,  benennen,  5.  festsetzen, 
6.  taxieren,  schätzen :  3.  vil  gestimmt  =  genannt,  Elbog.  Chr.  65,  36. 

stinken  stv.  I  3,  stinken,  riechen :  ire  jungvrowen  stinkende  = 
squalidae,  schmucklos,  W — B  Klagen  des  Jer.  1,  4. 

stiur,  -e  s.  Steuer |  sliurman  s.  steuerman. 

stival,  stival,  -el  stsivm.  Stiefel,  aus  lat.  aestivale  =  Sommer- 
stiefel aus  leichtem  Leder,  Beinschiene:  Und  ereine  stivalen  hatte 
her  an  seinen  peineu,  W — B  Könige  I  17,  6. 

stock  (stoc,  -ckes,  Bl.  stocke,  stocke)  stm.  1.  Stock,  Knüttel, 
Stab.  2.  Pfahl,  Pfosten.  3.  Weinstock.  4.  Baumstamm,  -stumpf. 
5.  Bienenstock.  6.  Brunnen-,  7.  Amboßstock.  8.  Almosen-,  Opfer- 
stock. 9.  Block  um  die  Füße  der  Gefangenen.  10.  Gefängnis  über- 
haupt. 11.  Stockwerk.  12.  Teil  der  Geschützausrüstung.  13.  Stumpf, 
Storren  eines  Zahns.  3.  drei  steck  pin  hat  si  ir  verhalten  (sich  vor- 
behalten), Igl.  Stb.  V  151  b.    9.  Traut.  Chr.  223. 

stöckech  (stöckach)  stn.  Koll.  zu  stock  =  Baumstrünke,  -Stöcke : 
das  her  holez  u.  st.  ausgeräutet,  Igl.  Str.  51. 

stocken,  stocken  sivv.  1.  Baumstöcke  aus  dem  Boden  graben, 
ausreuten,  2.  mit  Grenzpfählen  versehen,  3.  in  den  stoc,  ins  Gefängnis 
setzen,   4.  steif  machen:    3.  wenn   sie   die   armen   lehenhewer  ge- 


686  stock-meisterei  —  stollen- 

fangen und  gestockt  haben  umb  das  sie  umb  das  ire  geredt  haben, 
Igl.  Bgr.  N.  40,  1.  sie  haben  mich  fenglich  angenomen,  gestuckt  und 
gepflückt,  Elbog.  Chr.  78, 17  u.  82,  1. 

stock-meisterei*  stf.  Amt  eines  stocmeisters,  Gefängniswärters, 
Traut.  Chr.  239. 

stock -recht  (stoc-reht)    stn.   1.  Abgabe  für    den  Holzsclüag. 

2.  Beeilt,  Holz  zu  schlagen.  3.  =  stoc- miete,  dem  stoc-meister  zu 
entrichtende  Bezahlung.  3.  zu  st.  sol  der  gevangen  im  (dem  richter) 
III  gr.  und  den  puteln  dreiezehen  haller  allein  und  nicht  mer  geben. 
Prag.  Kb.  121. 

stöl,  -e  stsivf.  Priesterbinde,  Stola;  Priestergewand:  di  da 
wellent  gen  in  den  stolen  (in  langem  gewaud  XL  Bibel),  T — B 
Luk.  20,  46. 

stolle  swm.   1.   Stütze,   Pfosten.    2.   Fuß   eines  Sessels  u.  dgl. 

3.  Stollen  im  Minne-  und  Meistergesang.  4.  Zacke,  Spitze.  5.  großes 
Stück  z.  B.  im  Steinbruch.  6.  bildl.  Streich,  Schivank.  7.  bergm. 
wagrechter  Gang,  ins  Gebirge  getrieben:  7.  der  stolle  heisset  auch 
die  czeil  oder  linie  oder  die  acke  (ecke  H.),  von  der  die  hewer  erez 
hawen  in  der  silbergruben  noch  dem,  als  sich  der  gauk  euget, 
richticleich  und  gleich  für  sich  czu  faren,  Const.  II  4,  2.  in  dem 
gepirge  oder  in  dem  Stollen,  Igl.  Bgr.  U — A  1.  Wer  da  arbeit  in 
dem  gange ,  der  do  haisset  stoll ,  und  erez  vindet ,  so  schol  man  im 
messen  von  derselben  stat,  da  man  erez  funden  hat,  siben  leben 
(7  lanei)  und  ander  perkrecht,  U — A  5.  (=  Suchstollen  s.  d.)  U — B  13. 
In  eim  iczlichen  gebirge  mit  namen  nicht  mer  Stollen  beschriben 
sin  wenne  czweier  bände.  Der  eine  heisset  ein  suchstolle,  der  andir 
ein  erbehaftig  stolle  (meist  erbstolle  s.d.  Wort),  DIB,  I  §  2.  Es 
sein  nur  czweierlei  Stollen,  der  alle  perkleute  geprauchen:  ein  erb- 
stolle und  ein  suchestolle.  Und  ist  eine  eigene  eigenschaft  der  czweier 
stollen,  das  si  das  wasser  ausfuren  und  den  wint  einfuren  sullen 
ader  si  heissen  nicht  Stollen,  Const.  II  4,  1 ;  Igl.  Bgr.  76,  5. 

stollen-gang*  stm.  Erbstollen:  Michel  schmelczer  hat  auff- 
genomen  die  VI  mass  auf  der  bemelten  gruben  —  mit  stollengank 
oder  eribstollen,  Igl.  Mut.  11. 

stoilen-haupt*  stn.  Anfang,  Eingang  eines  Erbstollen:  als  er 
hinder  dem  alten  st.  sei  angesessen  czehen  leben,  Igl.  Bgr.  N.  76,  2. 

stollen-weister  *  stm.  Vorstand  der  Erbstollner  (derer,  die  einen 
Erbstollen  bauen),  Igl.  Bgr.  N.  38, 1—4  u.  71,  1. 

stollen-,  stoln-,  stol-ort  PI.  -örter  stn.  Anfang  und  Ende, 
Mündung  eines  Stollen,  besonders  eines  Erbstollen:  ein  kunigslehen 
—  gelegen  auf  das  st.  kegen  der  Gersten  (dem  „gemessenen  Berg-1 
dieses  Namens) ,  Igl.  Bspr.  VIII.  wir  unser  leben ,  abtslehen  und 
burgerlehen,  gemessen  von  dem  gemessen  berge,  genant  „czu  der 
mawer"  uff  beide  stollenorter  czu  hauff  und  czusammen  gelegt  haben, 
Igl.  St.  V  11c.  Des  sint  di  scheppen  hinein  gevarn  czu  deme  nechsten 
lichtloche  des  stollenortes,  das  hat  czwenczik  lachtern,  und  haben 
gesehen  ein  wenick  wasser,  das  tret  (treuget  E,  trert  G-)  nider,  das 
stet  in  dem  stollen  und  fleuset  nindert.  Des  sint  di  selben  scheppen 
vurpas  gevarn  an  das  stollenort  und  haben  gesehen  einen  offen 
durchslag;  des  füren  si  furpas  under  des  stollen  ort  u.  haben  ge- 
messen 4  lachtern  richtschachtes  und  ein  furteil  und  9  lachtern  den 


stollen-recht  687 

lenges  in  ir  tifstes  (und  XV  lachter  denn  lang-  gieng  es  in  ir  tieffes 
G)  Darinne  haben  sie  wasser  sehen  czugen  an  allen  vir  wenden  und 
dasselb  wasser  halden  sie  pis  au  den  tag  und  dürfen  ires  windes 
nicht,  Igl.  Bgr.  N.  74, 1.  wie  ader  worzu  unser  geraessen  perk  zu 
Send  Andres  recht  hett  auf  das  stolnort,  N.  53, 14.  die  marscheider 
czogen  —  die  mass  —  auf  das  ain  stolnort,  N.  50,  1.  legt  urteil  an 
meine  herren  di  scheppfen,  ab  mau  pillich  meinem  gemessen  perge 
(von  Sent  Jörgen)  sein  recht  unter  der  erden  au  ff  das  stolnort  kegen 
Sant  Andres  —  ezihen  und  messen  schull,  N.  55,  1.  davon  man  uns 
gab  und  czoch  alle  recht,  die  ain  gemessen  perg  haben  schol,  auf 
paide  stolnorter,  N.  52,  4.  Da  mochten  sich  die  leben  —  auf  das 
nider  stoluort  mit  nichte  ergeeu ,  N.  53,  1.  Es  sint  czwu  gruben 
kegen  enander,  do  was  dennoch  kein  durchslag  geschehen,  und  in  der 
ein  gruben  in  dem  tiefsten,  als  do  di  wasserzeig  get  [ist  ein  stolort] 
und  "dasselbige  stolort  und  lehenschaft  [hat  er  uns  vorlihen]  kegen 
der  andern  gruben  hinauf  czu  bawen,  N.  39,  1.  sie  weisen  uns  auf 
das  vorgenante  taup  stolnort  gen  halben  Görliczer  gruben  anderhalb 
leben  getriben  in  das  feit,  do  nisnicht  auffstet,  N.  39,  10. 

stollen-recht*  stswn.  Recht  eines  Erbstollen.  1.  auf  Eigen- 
schaft =  1/7  im  Iglauer,  1j9  im  sächsischen  (Freiberg.  Bergr.  B.  §  10, 
Schneeberg.  Bergordn.  1487  §  7,  Annaberger  Bergordn.  1509  Art.  89) 
Bergrecht  und  darnach  in  der  Joachimst.  Bergordn.  v.  1518  Art.  89, 
des  nach  Abzug  der  Urbar  bleibenden  Ertrags  anfangs  a)  bloß  von 
den  ihm  beschriebenen  Bergen  oder  Brüchen,  d.  h.  solchen,  die  in 
sein  vermessenes  Stollengebiet  einbezogen  wurden,  sobald  der  Stollen 
an  Ort  und  Stelle  die  Erbtiefe  von  10  Klaftern,  vom  Rasen  ge- 
rechnet, erreicht  hat,  worauf  der  Durchschlag  desselben  zu  dem  ge- 
messenen Berg  erfolgt  und  dieser  die  Stollcngebühr  „eigenschaft" 
fortan  leistet,  später  aber  (b)  zur  Förderung  der  kostspieligen  Erb- 
stollen auch  in  ihm  nicht  beschriebenen,  sondern  „geerbten"  Bergen, 
selbst  wenn  deren  Sohle  tiefer  als  der  Erbstollen  liegt,  so  daß  ihr 
Wasser  in  den  Erbstollen  gehoben  werden  muß.  Belege  für  a)  DIR 
4,  3  u.  4;  Const.  II  4,  14  u.  15;  Igl.  Bgr.  N.  72.  73.  74.  75.  76,  5, 
das  neunde  st.  gebrauchen,  77,  2.  dem  stollemeister  st.  geben, 
71, 1.  st.  behaldeu,  Const.  II  5,  13,  für  b)  N.  71,  2.  76,  5.  2.  auf 
den  vierten  Teil  der  Kosten  jener  Stollenstrecke,  die  in  der 
betreffenden  Grube  liegt  =  „Recht  des  vierten  Pfennigs",  Igl. 
Bergr.  U— A  12,  B  20;  DIR  7,  2;  Const.  II  4,22.  3.  das  Recht 
des  Stollenhiebes.  Nach  älterem  Recht  (Igl.  Bgr.  U — A  9;  U  — B 
17)  ist  es  den  Erbstollnern  nur  mit  Zustimmung  der  Gewerken 
einer  Zeche  und  nur  in  der  rechten  Wasserseige  des  Erbstollens  ge- 
stattet, diese  im  Ausmaß  von  einer  Klafter  (Lachter)  zu  durchfahren 
und  nur  in  nicht  bauhaften,  ohne  weiteres  und  ohne  Beachtung  der 
Stollenebene,  im  jüngeren  DIR  §  7  auch  ohne  Zustimmung  der 
Gewerken.  Beim  Durchfahren  nun  eines  der  Lehen  eines  gemessenen 
Berges  haben  die  Erbstollner  das  Recht  (Const.  II  4,  21)  soviel  Erz 
sich  anzueigen,  als  ein  Mann,  auf  der  rechten  Wasserseige  stehend 
mit  einer  mittelgroßen  Keilhaue  (czappa)  erreichen  kann.  (Nach  der 
Joachimst.  Bergordn.  Art.  87  genauer  5/4  Klafter  Höhe  über  der 
Wasserseige  und  V2  Klafter  Breite).  4.  Im  unverbrochenen ,  in  die 
Grenze  des  Erbstollen  eingezogenen  Rasen  darf  ohne  der  Erbstollner 


688  stoller  —  stöz, 

Erlaubnis  niemand  schürfen  und  finden  jene  Erze,  wird  ihnen  ein 
Berg  regelm.  gemessen,    S.  eigeuschaft  und  erbstolle. 

stoller  *  stm.  in  jHs.  B.  DIE,  II  28  wohl  Schreibfehler  für  be- 
steller  =  schaffer,  bevollmächtigter  Vertreter  eines  abwesenden  Ge- 
werben. 

stollner,  stolner*  stm.  Arbeiter  und  Teilbesitzer  an  einem 
Erbstollen:  di  stolner  ader  di  do  arbeiten  in  dem  Stollen,  Const.  II 

4,  5  und  ö. 

stolpern*  swv.  stolpern:  stolpernde  babe  wir  uns  gestosen, 
W— B  Is.  59,  10. 

stolzen  swv.  stolz  sein  oder  werden,  stolz  einhergehen:  im  stolzte 
berze  unde  muot,  Trist.  1417. 

stolzieren  sivv.  stolz  einhergehen :  das  er  leiebt  iebt  dir  stolzire 
(insultet  tibi),  W— B  Spr.  25,  10. 

stolz-lich  Adj.   stolz:  mit  stolz-lieber  stiure,  Trist.  1465. 

stolz-licli  (-liehe, -en)  Adv.  stattlich,  hochgemut ;  übermütig:  der 
linden  loubes  ein  scbapel  bete  üf  sin  boubet  der  knappe  snel  gesetzet 
barte  stolzlicb,  Trist.  1185.    kleit,  die  man  st.  sneit,  1522. 

stören  (stoeren)  (Prät.  störte)  swv.  1,  auseinander-,  zerstreuen. 
2,  aufscheuchen.  3,  stören,  in  Verwirrung  bringen.  4*.  die  Zunft- 
ordnung stören  durch  Umherziehen  und  Arbeiten  in  verschiedenen 
Häusern.  5,  vernichten,  zerstören.  4.  Traut.  Cbr.  89.  160.  wenn 
ein  geselle  in  disem  weicbbilde  mit  st.  oder  mit  arbeit  befunden 
würde,  173. 

störer,  sterrer  (stoersere,  -er)  stm.  1.  Störer,  Zerstörer.  2.  Ab- 
setzer, Abstifter.  3.  Wer  unbefugt  ein  Handwerk  treibt.  4.  Wer  in 
fremden  Häusern  gegen  Kost  und  Taglohn  arbeitet,  es  solle  aueb 
kein  redlich  geselle  bei  einem  störer  irgends  über  14  tage  niebt 
arbeiten,  Traut.  Cbr.  173. 

storie,  storje  stf.  sief.  Schar,  Menge,  Gedränge  (aus  alt  franz. 
estoire,  mlat.  storium  für  stolium,  gr.  oto).lov  Mannschaft):  vil 
mange  storie  zu  reit  von  rittern  und  von  vrouwen,  Trist.  554.  des 
erdähte  Alesander  bie  ein  storje,  dort  die  ander,  die  sieb  sere  wurren, 
Alex.  3488.  dannoeb  sieb  manebe  storje  regt,  7290.  er  bräbte  dö 
manic  storje  gröz,,  13989.  owi,  wie  da  gehurtet  wart  mit  craft 
durch  manger  storje  hart,  14  064. 

Störunge  (stoerunge)  stf.  1.  Störung.  2.  Zerstörung.  3.  Ver- 
treibung, Absetzung:  si  schriren  zu  dem  herren  gote  israhel  ge- 
meiuiclichen,  das  nicht  gegeben  wurden  in  den  raup  ire  kinder  und 
ire  housvrowen  iu  die  teilungen  und  ire  stete  in  die  Störunge  und 
ire  heilicheit  in  ein  vermeilunge,  W — B  Judith  4,  10.  also  wirt  sie 
betrübet  in  ir  selbes  Störunge  (in  sua  desolatione),  Baruch  4,  33. 

stöz,  PI.  stcez,e  stm.  1.  Stich,  Stoß,  2.  Anstoß,  3.  feindl.  Zu- 
sammenstoß, Streit,  Hader,  4.  aufgeschichteter  Holzstoß,  5.  Gerippe, 
Spanten  des  Schiffes?  des  tödes  stcez,e  giengen  ir  vaste  gein  dem 
herzen,  Trist.  6568.  3.  Prager  Rb.  130.  wi  wir  di  armen  er- 
losen und  behalten  vor  der  hochvertigen  krige  und  stosse,  Const.  III 

5,  6  (ab  insultibus) ;  abir  alle  czweiunge  und  stosse  von  den  gewerken 
und  greniezen  ausezurichten,  das  gebort  der  steiger  gescheft  an.  1 10, 1. 
dodurch  noch  meinem  tod  von  meinen  freunden  kain  krieg,  stös, 
czwitracht,  Unwillen,  czusprüch  noch  anfadrung  nicht  ersteen  noch 


stoe^el  —  strafen  689 

bescheen  sullen,  Igl.Stb.V68d.  unordnurg,  stoss,  krieg,  V  28b, 
czu  vermeiden  nienige  krieg,  stöss,  czwitracht,  V220c.  Als  dann 
vil  stos  und  krig  und  czwitracht  czwischen  den  cromern  diser  stat 
Olomuncz  an  einem  und  Wolfgang  Pockl  —  am  andern  teilen  ent- 
standen, Olm.  Stb.  132.  di  czichner  und  barcbantermeistern  an  einem 
und  die  verbermeistern  an  dem  andern  teile  haben  ire  gebrechen  u. 
die  stosse',  die  lange  czwischen  in  gewert  haben,  vorgelegt,  108b. 
durch  sulche  stosse  willen,  96a,  9.  stosse  und  czweiung,  96a.  das 
wir  bericht  sint  umb  alle  czwitrechte,  stosse  und  czwileufte,  Mind. 
d.  Egerl.  S.  47.  umb  alle  stösz,  spenne  u.  czwitracht  {zwischen 
Johann,  dem  Burggrafen  von  Nürnberg  und  den  Bürgern  von  Eger) 
beredt  und  beteidingt  worden  ist,  S.  72;  Eger  Chr.  1089. 

stoez,el  stm.  Werkzeug  zum  Stoßen,  Stößel:  clares  61  von  51- 
boumen  mit  stöseln  zustosen  (oleum  pilo  contusum) ,  W — B  Ex.  27,  20. 

stöben,  stv.  V.  1.  stoßen,  2.  bewegen,  forttreiben,  3.  pfropfen, 
einsetzen.  4.  Hinterhalt  legen,  5.  heimlich  wegtragen,  6.  austauschen, 
an  jemandes  Stelle  schieben.  7.  einstampfen.  8.  refl.  sich  zusammen- 
drängen, gefrieren.  9.  intr.  sich  erstrecken,  angrenzen.  2.  üf  dem  se 
der  knappe  sach  einen  kocken  großen  zu  der  porten  stoßen,  W.  v.  W. 
5537 ff.  gräven  vil,  den  ir  richeit  stoe^et  hohiu  zil  (einen  hohen 
Platz  anweist) ,  1876.  er  stiez,  im  hoher  fremden  zil,  3384.  ob  ich 
nach  mir  liez,e  der  min  lop  in  wirde  stiege  —  als  Homerus  dir 
(Achilles)  hat  getan,  Alex.  5014.  ir  was  da  vil ,  den  stiege  wip  — 
craft  und  helfe  stiegen,  18815. 

stoe^ig  Ad.   uneins,  in  Streit  liegend,  Elbog.  Chr.  63,  33. 

strafen  sivv.  1.  mit  tadelnden  Worten  zurechtweisen,  schelten. 
2.  ein  urteil,  gerichte  st.  durch  Berufung  anfechten.  3.  bestrafen, 
züchtigen:  1.  er  wird  mit  schaden  gestrafet  =  nichts  ist  ihr  recht,  Ack. 
45, 11.  alle  jare  newes  cleiden  oder  teglichs  st.  musz  ein  geweihter 
man  haben ,  45,  16.  wer  di  saezung  straffit ,  di  di  meistir  gemacht 
und  gesaezt  habin,  der  gibt  ein  vierdunk  czu  puss,  Prag.  Mz.  24 f. 
Wie  die  fursprechen  ein  urteil  straffen:  Der  vorspreche  (Rechts- 
anwalt) erbittet  vom  Richter  die  Erlaubnis  eine  bank  herein  czu 
seezen,  seinen  unverruckten  fnz,z,  auf  die  bank  zu  seezen  und  sagt 
dann:  Her  richter,  das  urteil,  das  meine  herren  die  scheppen  ge- 
sprochen haben,  das  straff  ich  und  wil  ein  bessers  teilen.  Wollen 
sie  das  an  mein  wort  jeehen,  das  danke  ich  gote  und  dem  rechten: 
wolt  ir  des  nicht,  so  Avil  ich  das  mit  euch  schieben,  do  man  recht 
gibt  und  nimpt.  Dann  bittet  er  seinen  un vorruckten  fuz,z,  von  der 
bank  abeezunemen  und  heraus  zu  treten,  Igl.  Str.  286;  lgl.  Rspr.  VI 
S.  56.  Das  urteil  hat  gestraft  der  vursprech  des  ansprechers,  Igl.  Str. 
245.  her  richter  und  her  hofmaister,  das  urteil,  das  meine  herren  die 
scheppfen  wider  mich  gesprochen  haben,  das  straffe  ich  und  wil  ein 
pessers  prengen  von  der  stat,  von  der  ichs  czu  rechte  prengen  schol, 
299;  D  I  R  23a;  Igl.  Bgr.  57,  8.  59,  8.  60,  5  usw.  der  fursprech  hat 
sich  gewarnet  (das  Recht  vorbehalten)  urtail  czu  straffen ,  N.  67,  8. 
u.  vgl.  berufen.  Die  Const.  IV  20,  12  verlangen  zwar,  es  solle  einer 
nicht  ee  er  urteil  strafe  von  der  stat  (Gerichtsstätte)  geen,  doch 
wird  die  alte  Gewohnheit  als  ungültig  abgewiesen:  das  er  sich  vor- 
her zu  nichts  anderm  kere  und  keinen  fnss  getar  von  danne  ruren. 

Jelinek,  Würterbueh.  44 


690  sträfer  —  straubstem 

sträfer  stm.  1.  Tadler.  2.  Züchtiger.  1.  Wenn  dann  ein  guter 
st.  auch  ein  guter  anweiser  wesen  sol,  so  ratent  unde  underweisend 
mich,  Ack.  31,  6. 

sträf-gleit*  stn.  Straf  geleite:  das  st.  sal  bei  dem  burgut  (=  burg- 
gut) bleiben ,  Elbog.  Chr.  10,  43. 

sträf-lig  (strsef-üch)  Adj.  tadelnszoert ,  sträflich:  ab  er  (der 
geczeuge)  erbers  ader  straf ligs  lebens  sei  (inculpatae  vitae),  Const. 
IV  12,  9. 

sträf-mez,ig  (mae^ic)  Adj.  strafbar :  st.  befunden,  Traut.  Chr.  142. 

Sträflinge  stf.  1.  Zurechtweisung,  Tadel.  2.  Anfechtung  eines 
Urteiles  durch  Berufung.  3.  Züchtigung.  4.  Strafgewalt :  1.  u.  3.  st. 
leiden,  Ack.  28,  8.  st.  nach  sünden,  10,20.  die  st.  gutlichen  auf- 
nemen  —  sol  weiser  man  31,  4.  ewer  st.  ist  noch  leidenlich,  31,5. 
mit  veterlicher  st.,  Hier.  194,14.  1.  von  der  st.  der  kouffnnge  =  de 
corruptione  emptionis,  W — B  Sirach  42,  5.  ich  erfülle  meinen  muut 
mit  st.  =  increpationibus,  Job  23.  4.  seine  craft  lebet,  die  do  ist  in 
dir  zu  einer  st.  aller  irrenden  seien  =  ad  correptionem  onmiuni 
animarum  errantium,  Judith  11,  5.  Und  dorumb  betten  di  von  der 
Iglaw  billeich  ein  st.  von  uns  verdinet  das  si  durch  der  gebrechen 
willen  des  rechten  also  vil  irsals  bisher  geliden  haben ,  Const.  III, 
5, 12.  —  2.  urteiles,  IV  20,  1.  in  st.  des  urteiles,  Igl.  Bgr.  46,  5  usw. 
4.  di  sollen  in  des  koeniges  busze  und  st.  komen  und  gevallen  sein, 
Stb.  Brüx  N.  353 ;  T— B  II.  Korinther  2,  6.  mein  st.  leiden ,  Böhm! 
Chr.  4  und  5.  55. 

sträle  stswf.  swm.  sträl  stfm.  Pfeil:  da  legte  Lorch  ein  stral  auf 
und  schos  den  fursten  durch  sein  herze,  Böhm.  Chr.  54. 

sträm,  strän  stm.  auch  swm.  1.  Strom,  Strömung.  2.  Weg, 
Richtung.  3.  Streifen,  Lichtstreifen,  Strahl.  1.  durch  deiner  heiligen 
minne  stramen,  W — B  Prolog  Vers  100.  3.  die  sunne  vorpruende  die 
perge,  vewereine  stramen  ousblasende  und  scheinende  die  perge,  in 
iren  stramen  vorplendet  sie  die  ougen,  Sirach  43,  4. 

Strang  stm.  (auch  stränge  stsivf.  swm.  I.Strick,  Strang,  bes. 
Brackenseil.  2.  Arm  eines  Flusses.  3.  Streifen  an  Kleidern. 
4.  Schmaler,  vom  Pflug  umgestürzter  Streifen  Feldes.  5.  Verknüpfung, 
Verschränkung:  Nu  gurten  dorumme  sekke  unime  ire  lenden  und 
legten  strenge  (funiculos)  an  ire  houbt,  W — B  Könige  III  20,  31. 
ist  das  ich  gepunden  wurde  mit  siben  edereinen  strengen  (nerviceis 
funibus),  die  noch  nicht  trucken  weren  und  noch  veuchte,  unkreftig 
werde  ich,  Richter  16,  7. 

Sträuchen  s.  strüchen. 

strauin  (stroum  =  sträm ,  strtim)  stm.  1.  Strömung.  2.  Licht- 
Strömung,  -streif:  herre  —  in  der  luft  und  meres  straurn,  Ack.  24,  4. 

strauz,,  strausz  (strüz.)  stm.  Strauch,  Büschel,  Blumenstrauß, 
zweene  commetten  haben  (24.  Aug.  1531)  streusse  gehabt  mit  Sternen 
wie  ein  pfauenschwanz,  Traut.  Chr.  62. 

strauz,,  straus  (strüz,,  strouz,)  stm.  strüz,e  sivm.  aus  struthio, 
Vogel  Strauß:  geselle  der  strausen,  W— B  Job  30,29.  39,13;  Lev. 
11, 16;  Deut.  14, 15. 

strau^-rauber*  stm.  Wegelagerer:  das  si  öffentliche  strauss- 
rauber  sein  sollten,  Mind.  d.  EgerL  S.  71. 

strauz,-stern*  m.  Kotnet,  Traut.  Chr.  328. 


strafe  —  strempfel  691 

strafe,  sträs  stswf.  Straße,  aus  via  strata:  geen  —  wir  — 
unser  stras  =  abeamus,  W — B  Könige  I  26,  11. 

strä^-mord*  stm.  Raubmord  auf  der  Landstraße:  die  in  schult 
gaben  eines  strazniorcles,  Hier.  170,  21. 

strä^-rauben  (ronben)  siov.  Straßenraub  begehen:  bi  das  ich  in 
und  sein  muter  gestrasraubt  habe,  Mind.  d.  Egerl.  S.  34.  die  des  hl. 
reiches  inachtpotn  in  desselben  burggrafen  (von  Nürnberg)  gelait 
strassraupten,  S.  82.  Eger.  Chr.  1068. 

strä^-ranber  stm.  Straßenräuber,  Eger.  Chr.  1162  u.  s.  sträng 
rauber. 

strä^-reiter*  stm.  berittener  königlicher  Aufseher,  der  auf  öffent- 
lichen Straßen  nachsieht,  ob  nicht  versucht  wird,  Silber  außer  Landes 
zu  schaffen  (was  verboten  ist):  in  strata  regia  et  viis  publicis  equites 
earundem  stratarum  regaliura,  qui  vulgariter  strasreiter  norainantur 
—  habeant  auctoritatera  argenti  attemptandi,  Igl.  Rspr.  XI. 

strä^-wagen  stm.    Lastwagen,  Traut.  Chr.  158. 

strecken  sivv.  (Brät,  streckete,  stracte,  strahte)  ausdehnen, 
strecken,  ausspannen:  dar  üf  mit  golde  gestrecket  der  gotinne  bilde, 
Alex.  13372. 

stref-lich  (straef-lich)  Adj.  tadelnswert,  sträflich :  ein  streflicher 
und  gemeiligter  wurker  wer  er  (Gott) ,  Ack.  38,  6. 

streich  (strich)  stm.  Streich,  Schlag :  er  hat  im  mit  einem  eisern 
pfunde  5  streie  (so !)  auf  den  köpf  geschlagen,  Traut.  Chr.  297. 

streichen  (strichen ,  Brat,  auch  strech)  stv.  II  streichend  be- 
wegen; st.  messen;  st.  Kleider  anziehen,  putzen,  plätten,  ordnen;  st. 
Salben,  Farben  auftragen;  st.  wegschaffen;  umherstreifen,  -wandern: 
etzlich  —  planeten  strichen  hinder  sich  (sinken  unter  den  Horizont) , 
Alex.  10 131.  —  Streichinstrumente  spielen :  sie  hiez,  die  videlsere  üf 
strichen  Avunnebere,  Trist.  622. 

streif  (ivohl  =  strife  swm.  Streifen,  vgl.  noch  strif?  Schemn. 
r.  20)  ir  wasser  —  nicht  flusset  über  streif  noch  über  Strossen,  Igl. 
Bgr.  N.  66, 2. 

Streiter  (striter)  stm.  Streiter,  Kämpfer:  her  czoch  ouf  mit 
czehentousent  Streitern,  habende  Debboram  zu  mitgeverten  (in 
comitatu  suo) ,  W — B  Richter  4,  10. 

streit-genöz,  (strit-genöz,)  st.  swm.  Kampfgegner:  Trist.  1777. 
1829. 

streit-geverte  (strit-geverte)  swm.  Mitkämpfer :  zu  sinem  strit- 
geverten,  Trist.  1823. 

streit-haftig  (strit-haftic)  Adj.  kriegerisch,  bellicosus,  factiosus: 
diser  aber  ist  ein  st.  man  von  seiner  iugende  (bellator),  W— B 
Könige  I  17,  33. 

streitig  (stritec)  Adj.  streitbar,  -lustig:  sin  muot  was  stritig, 
willic  unde  guot  gein  Britänje  in  da^  lant,  Trist.  1470. 

streit-lich  (strit-lich)  Adj.  streithaft,  zum  Kampfe  dienlich,  ge- 
eignet: stritlicher  kunst  der  fürste  genöz,,  Alex.  8227. 

streit- wäpen  (strit-wäpen,  -wäfen)  stn.  Waffe:  sie  namen  ire  st. 
=  arma  sua  bellica,  W — B  Judith  7,  5. 

strempfel  stm.  in  werkzeigstrempfel,  Münzstempel,  Prägstock. 
Traut.  Chr.  41. 

44* 


692  strenge  —  stritzel 

strenge  stf.  1.  Strenge,  Schwere,  astrenuitas.  2.  Kehlsucht  der 
Pferde.  3.  Langfurche,  langer,  schmaler  Acker.  1.  von  strenge 
nnd  von  swere  der  gepert  (partus)  begonde  sie  vorterben  (periclitari 
coepit),  W— B  Gen.  35, 17. 

strengeclich  Adv.  auf  strenge,  harte  Weise :  mich  umb  die  Übel- 
tat —  st.  an  euch  gerechen,  Ack.  14, 13. 

strengel  stn.  1.  kleiner  Strang,  Schnur,  funiculus,  2 *  das  strengil 
ewers  erbis  =  funiculus  hereditatis  vestrae,  Erbschaftsanteil*,  W — B 
Par.  I  16,  18.  bis  genedig  dem  los  und  dem  strengel  deines  [so !]  = 
propitius  esso  sorti  et  funiculo,  Esther  13,  17.  ein  strengil  von  30  eleu, 
Par.  II  4,  2. 

streng-mütig*  Adj.  bestürzt:  st.  wurden  alle  die  woner  Chanaan 
=  obriguerunt  omnes  habitatores.  W — B  Ex.  15.  15. 

streuchecht*  stn.  Gesträuch:  ein  dicke  gehecke  und  st.  was 
darumbe,  Böhm.  Chr.  38. 

streuten  (striuz,en)  swv.  refl.  die  Federn  auseinanderbreiten, 
sich  breit,  groß  machen:  der  adler,  der  so  schöne  federn  trug,  dar- 
mite  si  (die  Ratsherrn)  sich  streuseten  und  dem  gemeinen  man  die 
federkielen  gelassen  haben,  Traut.  Chr.  120. 

strich  stm.  1.  Strich,  Linie.  2.  Richtung,  Weg.  3.  Flußarm. 
4.  Richtung  der  Fäden  eines  Gewebes.  5.  Streichen  mit  dem  Probier- 
stein, Münzprobe.  6.  Strecke.  7.  Streich,  Schlag.  8*  Getreidemaß: 
8.  XEE  schtrich  habern,  drei  schtrich  gersten,  Igl.  Stb.  III  195  a.  drei 
strich  körn,  V167c.  2  st.  gersten,  111193c;  V296d.  der  Claus 
(ledrer)  sol  ir  geben  3  strich  loa  (Gerberlohe) ,  111211a.  Vj2  hundert 
strich  mels,  5  st.  arbeiß,  Stb.  Brüx.  N.  346.  —  6.  des  ersten  weis  ich 
den  strich  von  Hohenberg  gein  der  marter,  Mind.  d.  Egerl.  S.  20. 

strich-wind  *  stm.  der  über  einen  Landstrich  hinwehende 
Wind:  diser  st.  ist  vier  meilen  breit  gewest,  aber  gar  lang,  Traut. 
Chr.  69. 

Strieme,  strinie  stswm.  Striemen,  Streifen:  in  dem  strimen 
(Streifen  Landes)  oder  flecken.  Traut.  Chr.  131. 

striff  (vgl.  Mhd.  Wb.  II  689  b,  Schemu.  r.  20  strif?)?  im  Berg- 
werk gegen  den  Wasseranprall  stehen  bleibende  (nicht  abgebaute) 
Wände :  das  man  wider  di  gehe  des  wassers  in  der  silbergruben  ein 
mittel  leest  sam  di  starke  wende  — ,  die  man  striff  (Strassen  E) 
heisset,  Const.  II  3,  6  (parietes,  quae  vulgariter  striff  vocantur) ,  bei 
End.,  „Strassen  und  Bergfesten". 

stritt  (strit)  stm.  1.  Streit  mit  Worten  oder  Waffen.  2.  Zwei- 
kampf, 3.  Streitmacht,  Heeresabteilung.  4.  Schlachtordnung.  5.  Rache. 
6.  Begehren  nach  etwas.  7.  Wettstreit,  -eifer.  1.  der  behilt  czwen 
strit  (siegte  in  zwei  Treffen)  gegin  den  Pragern  wit,  Dal.  53,  6  (17,  45). 
drei  strite  an  der  selben  stat  geschehen  waren,  die  der  furste  mit 
wenig  volke  gewan,  Böhm.  Chr.  58.  Streit  namentl.  um  eine  Grenze, 
die  strittige  Grenze  selbst,  Traut.  Chr.  133.  205.  245.  246.  261. 
die  grenzvergleichung  aller  dreier  obbemelter  stritte,  289.  er  hat 
34  staeme  holz  auf  dem  strit  abgehauen ,  243.  er  ist  auf  den  stritt 
gezogen  und  hat  lassen  die  wege  vorhauen,  243. 

stritzel*  (Fraglich,  ob  es  =  strützel,  strutzel,  längliches  Gebäck 
von  feinem  Mehl,  Stolle)  stm.  dises  jar  sind  im  Trautnawischen  weich- 


ströel  —  stuff  693 

bilde  gestorben  74  und  getaufte  kinder  ein  hundert  und  68,  das  macht 
sextehalbhundert  und  8  stritzel  (am  Bande  steht :  „504,  das  wäre 
auf  1  kind  3  Stritzel"  168x3),  Traut.  Chr.  272. 

ströel,  strölin  stn.  Demin.  von  strö,  schlechtes  Stroh,  spärliches 
Strohlager:  er  stuont  uf  von  dem  ströel  sän,  Trist.  5466. 

strö-tristen *  stm. ?  Strohhaufen,  vgl.  bair.  tristen,  tristem 
(Schindler  I  500)  =  aufrichten,  in  einen  Haufen  aufschichten: 
Wann  ein  guter  mann  holz  leget  auf  einen  strotristen  —  für 
wetter  und  windt,  Chlum.  I  29. 

strüchen  (Perf.  mit  bin  oder  hän)  sivv.  straucheln,  stolpern,  zu 
Falle  kommen  (mit  Gen.  der  Ursache):  strüchen  unde  holstern  be- 
goudens  über  die  bette,  Trist.  2910. 

stübel  (stübelin,  Dem.  zu  Stube  swf.)  stn.  Meine  Stube:  das 
selbig  stübel  hat  gehabt  5  fenster  in  des  Frümalten  hoff,  Igl.  Stb.  V 
162  b. 

stubke*  siom. :  ehrlichen  schulhaltern  nicht  gebüren  wil,  wie 
die  holuncken  und  stubken  einander  verachten ,  ausmachen  usw., 
Igl.  Ms.  S.  27. 

stubner*  (Lexer  verweist  auf  stuberer  oder  pader,  balneator, 
stubinator,  Voc.  1482)  stm.  Besitzer  einer  Badestube:  mit  Heinrich 
dem  stubner,  Brunn.  Str.  II  237.    Als  Eigenname,  Eger.  Achtb.  II 181. 

stuck(e),  stück(e)  stn.  1.  Teil,  Stück  von  etwas,  2.  Sache, 
3.  Art  und  Weise,  4.  Abschnitt,  Artikel,  5.  '/to  einer  Mark, 
6.  einzelner,  ganzer  Gegenstand  bes.  von  Leinivand,  Tuch,  Kleider- 
stoff, gülden  stuck  =  Goldstoff,  7.  =  12  Dutzend,  8.  als  Maß  z.  B. 
von  Salz,  9.  Ding,  Sache:  6.  gülden  stuck,  Traut.  Chr.  157.  unser 
herschaft  Trautnaw  —  mit  renten,  zinsen,  gülten,  stücken,  gütern, 
gepirgen  usw.,  Traut.  Chr.  67. 

stuckel  (auch  stückel,  stückelin)  stn.  1.  kl.  Teil.  2.  kl.  Gedicht, 
Priamel,  kl.  Geschichte.  1.  Ab  einer  etlich  st.  eines  gangs  an  sich 
czeucht  (particulam  alicuius  meatus  subreptam) ,  Const.  II  2,  13. 
(Enderl.  „ein  Trum  von  seinem  gange.) 

stücken,  stucken  swv.  1.  in  Stücke  brechen,  teilen:  er  trug  ge- 
stügt  gewant  (tschech.  harovane  rucho,  aus  Stücken  zusammen- 
gesetztes Gewand),  dar  umb  si  in  gern  Watek  Wachtilsag  nantin, 
Dal.  135,  16  (60,  77).  2.  spalten,  3*  beschimpfen,  Elbog.  Chr. 
78,  17.  82, 1. 

stucken  =  stocken  s.  d. 

studech,  stüdach  (Koll.  zu  stüde  sivf.)  stn.  Gesträuch,  Gebüsch : 
in  dem  studech  der  planiure,  Alex.  Anh.  568. 

stuff  (stuofe  f.)  sivstf.  1.  Stufe,  Grad,  2.*  bergm.  vom  Mark- 
scheider gehauene  Grenze  eines  gemessenen  Berges,  Lehens,  einer 
Lehenschaft:  do  di  siben  lehen  wenden  (aufhören)  zu  Send  Andres 
{Bergwerk  in  Kuttenberg) ,  do  schol  auch  sein  ein  stende  stuff 
czwischen  derselben  gruben  czu  Send  Andres  u.  zwischen  den  vor- 
genantcn  sechslehen  in  czukuuftigen  czeiten,  Igl.  Bgr.  N.  53,  4.  Und 
do  denselben  gemainen  steiger  dauchte,  wir  betten  leicht  nnser  lehen 
uberfaren  (aus  ihm  heraus  in  fremde  gedrungen)  und  weren  mit 
unsern  ortern  kumen  in  di  sechslehen,  da  fragte  er  noch  der  obristen 
stufen  unsers  gemessen  pergs  von  sente  Andres.    Also  wurden  im 


604  stülcr  —  stürm 

czwvt  stuffen  geweiset  hie  oben  under  dem  kalchstain  in  ainem 
Stollen.    Do  begerte  er,  das  man  im  di  rechte  stuffe  weisen  schulde 

—  Der  —  marscheider  —  für  und  czoch  uns  unserm  gemessen  perge 
siben  lehen  auf  das  ain  stolnort  und  weiste  do  dem  gemain  gesworn 
staiger  die  rechte  stuffe.  Dornoch  prachte  der  marschaider  die  stuffe 
under  sich  —  und  sprach,  die  von  Sent  Andres  betten  noch  nicht 
ire  lehen  gancz  und  gar  uberfaren,  N.  53,  9.  Dornoch  quam  derselbe 
gemain  Steiger  und  sprach,  man  hett  im  czwu  stuffen  geweiset 
czwischen  den  sechslehen  und  Sent  Andres  und  er  künde  nicht  ge- 
wissen, welchs  die  rechte  stuff  wer  — .  Der  —  marscheider  czoch 
dem  gemessen  perge  zu  Sente  Andres  auf  das  aine  stolnort  siben 
gancze  lehen.  Do  quamen  si  czwischen  czwu  stuffen,  die  man  vor 
dem  gemainen  Steiger  geweist  hot.  Und  do  die  lehen  wanten,  do 
slug  der  marschaider  aine  stuff,  die  am  ende  ist  des  egenanten 
perges  zu  Sent  Andres  und  der  siben  lehen  und  noch  unvorkart  stet, 
N.  53,  16.  also  der  hoffmaister  —  gefragt  hat,  ob  man  di  stuff  mit 
pilleichrem  rechten  schull  prengen  an  den  tag,  so  lassen  wir  euch 
wissen :  als  ir  urtail  gesprochen  habt,  das  di  geswornen  marschaider 
schullen  faren  in  den  eitern  gemessen  perg  czu  Sent  Jörgen  und  im 
nu  sein  recht  geben  haben  under  der  erden  und  ain  stuff  gemacht 
haben,  so  tail  wir  das  czu  ainem  rechten,  das  di  stuff  also  bleiben 
schol,  N.  55,  3.  wir  haben  gesehen  di  stuff,  di  Jacob  Schonhar  (der 
falsch  geinessen  hatte  und  deshalb  dann  zum  Tod  verurteilt  wird) 
czu  dem  gemessen  perge  czu  Sant  Jürgen  angefenget  bot,  N.  104,  1. 

stiller  (stuoler)  stm.  1.  Stuhlflechter,  2.  unklarer  Bedeutung  in 
Geis.  422  und  Grimm  Wb.  3,  629.  2.  recht  vor  keinem  andern  ffürsten 

—  auch  nicht  für  den  freien  stuler  —  fordern  noch  suchen,  Stb. 
Brüx  N.  253. 

stunde,  stuiit  stf.  bisweilen  sw.  1.  Zeitabschnitt,  -punkt,  Zeit 
(gerne  PL),  2.  passender  Zeitpunkt,  Gelegenheit,  3.  mal:  1.  also  das 
nicht  ein  stund  in  einem  wesen  beleibt  =  ut  nihil  una  hora  in  uno 
statu  permaneat,  Sol.  8,  34.  nach  des  strites  stunden  (nach  dem 
Krieg),  Dal.  54,  24  (18,  42).  Ist  aber,  das  er  —  der  lichter  in  hin- 
geender  stunde  nicht  richten  wil  —  mora  procedente,  Igl.  B.  15. 
innewendig  der  vierden  stunde  (=  4.  Schicht) ,  die  do  nechst  tags 
und  nachtes  kumet,  Const.  I  9,  3.  3.  tausent  stunt  =  1000  mal,  Sol. 
49,  34.  nü  sult  ir  hundertsüsend  stunt  gote  unde  mir  willekome  sin, 
Trist.  496.    zu  stund  an,  (gegenwärtig),  Eger.  Chr.  1115. 

stuppel,  stupfel  sw  f.  Stoppel,  stipula:  si  clouben  stuppel,  "VV — B 
Es.  5, 7.  ein  dürre  stupfel  echtestu  (stipulam  siccam  persequeris) ,  Job 
13,25.  das  getreide  stunt  noch  in  den  stuppeln,  Richter  15, 5.  Nicht  wirt 
in  vleugen  (fugabit)  der  man  der  schucze  (vir  sagittarius) ;  in  stupfel 
sint  im  vorher  et  der  sleudern  steine,  Job  41,  19.  rechte  als  die 
stupfein  achtet  er  (Leviathan)  den  hamer,  41,  20.  als  das  vewer 
vrisset  stupfel  und  holcz,  Is.  5,  24.  treibt  der  gemein  hirte  zu  felde 
in  die  stupphel,  Prag.  Rb.  162. 

stürbling*  stm.  verendetes  Vieh:  sturblinge  und  was  von  wilden 
tiren  ist  gevangen,  sol  her  nicht  essen  (morticiuum  et  captum  a 
bestia  non  comedent),  W — B  Lev.  22,  8. 

sturm  stm.  1.  Unruhe,  Lärm.  3.  Stimn  der  Elemente,  Unwetter. 
3.  Kampf.     4.  Angriff,   Berennung    einer   Stadt.     5.    Sturmläuten. 


stürmerinne  —  suchen  695 

6.  ein  Hundename,  das  alles  seines  Streites  stürm  gekart  wer  gegen 
iherusallem  (belli  impetu) ,  W— B  Par.  II  32,  2.  4.  machende  einen 
stürm  (impetum) ,  Judith  14,  2. 

stürmerinne*  (stürmserinne)  stf.  Stürmerin,  ungestüme  Kämpferin : 
die  Minne,  die  vreche  st.,  Trist.  790. 

stürinig  Adj.  1.  lärmend,  stürmisch,  2.  zur  Berennung  dienend  : 
sturmige  winde,  Hier.  44,  26.  nach  seinem  tode  wart  beide  in  der 
kirchen  und  auf  dem  kirchhove  ein  so  sturmiger  grausamer  don, 
196, 18. 

sturm-lich  Adj.  stürmisch,  heftig :  ein  waz,z,erfluz,  gap  sturm- 
lichen duz,-,  Alex.  Anh.  606 ;  ez,n  wurde  mit  sturmlichen  siten  die 
muer  angelaufen,  Ernst  794.  daz,  uns  die  sturmlichen  ünden  slahen 
iht  ze  gründe,  Alex.  14804. 

sturm-rüschende*  pari.  Adj.  ungestüm:  die  Minne  —  die 
quam  st.,  Trist.  791. 

sturm-veuer*  stn.  zur  Verteidigung  gegen  Belagerer  dienende 
Brennstoffe:  die  mawern  mit  schroten,  bollwerken  —  und  sturm- 
feuern —  befestigen,  Eger.  Chr.  86. 

stürm- wind  stm.  Sturmwind :  wenne  in  Sturmwinden  czutreibet 
{zerschmettert)  er  mich  =  in  turbine  enim  conteret  me,  W — B  Job 
9,17. 

stürzen,  stürzen  swv.  1.  stürzen,  2.  umwenden,  3.  hineingießen, 
her  gm.  Wasser  hineinleiten;  mit  einem  stürz  (Trauerschleier,  -kleid) 
bekleiden.  3.  so  schollen  die  von  dem  stein  (einem  so  benannten 
Bergwerk)  ir  wasser  in  den  Stollen  sturezen  —  und  dem  Stollen  ein 
sibendes  geben,  Igl.  Bgr.  N.  76,  5. 

sturzen-gasse  *  swf.  Name  einer  steil  abfallenden  Gasse :  ortus, 
situs  trans  sturezengassen  penes  vitulum,  puo  itu  ad  klainstamp,  Igl. 
Stb.  IV  194  a.    in  der  st.,  IV  243  a;  IV  196  d. 

sturz-vas  *  stn.  Tiegel :  hatte  einen  treibel  (fuscinulam)  —  und 
lies  den  in  den  —  kessel  oder  in  den  haven  oder  in  das  st.  (in  caca- 
bum),  W— B  Könige  I  2,  14. 

stussig  s.  stoezig. 

stütze  stf.  1.  Stütze,  sustentaculum,  2*  wohl  die  Stützen,  Unter- 
lagen für  den  Rungbaum:  Nun  sahen  da  die  scheppfen  kain  run- 
paum  noch  stuezen,  Igl.  Bgr.  N.  6,  2  u.  5. 

stutzen  (stützen  sivv.  stützen)?:  Geste  sollen  nur  am  Mittwoch 
verkaufen  dürfen  in  Olmütz,  es  sei  dann,  das  ein  iuwoner  kauffen 
wold  samkaufs  (im  großen)  einen  last  ader  einen  halben,  dem  mocht 
ein  gast  vorkaufen  ader  sust  stutzen  mit  dem  gast,  Olm.  Stb.  55. 

Stutzer*  stm.  Erzeuger  von  stutzen  (kegelförmigen  Gefäßen)?: 
Hans  Keil,  st.  Eger.  Chr.  408. 

sübern,  siubern  swv.  säubern,  reinigen:  si  das  lant  subertin 
(Jir.,  surbetin !  Hanka)  von  den  Tutschin,  Dal.  164,  37  (72,  98). 

suche  stf.  1.  suchen,  Nachforschen :  ja  habent  dicke  driuhundert 
man  nach  in  (den  Räubern)  die  suoche  getan,  W.  v.  W.  5917. 

suchen,  suocheu  sivv.  1.  aufsuchen,  2.  tr.  sich  niederwerfen  zu 
(der  Erde,  den  Füßen  usw.),  3.  jemanden  um  etivas  bitten,  4.  er- 
forschen, durchsuchen,  5.  refi.  sich  bestreben,  6.  feindlich  anhalten, 
mit  Kriegsgeicalt  gegen  einen  ziehen,  7.  einen  mit  Getvalt  in  oder 
bei  einem  Hause  anfallen  =  heimsuochen,  6'.  zuo  s.  mit  Acc.  oder 


696  süchtig  —  süch-stolle 

Dat.  vorwerfen,  bestrafen:  ob  ez,  (daz.  lant)  suoche  (einfalle)  ein 
vremdes  her,  Alex.  2325.  ob  die  (eure  jetzigen  Feinde)  snochen  her 
vor  (Heere  vor  die  Stadt  führen),  wert  ir  die  müre,  wir  die  tor, 
Alex.  Anh.  1795.  8.  umb  solich  gross  herzeleit  solt  ich  euch  mit 
recht  zu  suchen,  Ack.  10,  9.  durch  waz,  er  des  geruochte,  daz,  er  sie 
da  suochte,  W.  v.  W.  6126. 

süchtig  (sühtec,  -ic)  Adj.  krank,  krankhaft:  das  alter  ist  s., 
Ack.  30, 11.  das  nicht  ein  suchtiges  schaf  die  gancze  hert  sichtig 
mache  (morbida  ovis) ,  Const.  I  5,  4.  wenig  wispiln  suchtig  (ivilde 
Hornisse,  tschech.  mälo  srsnov)  machint  vil  vligin  fluchtig  (zapüzie), 
Dal.  102, 17  (44,  53). 

süch-stolle*  siom.  ein  vom  Wasser  notleidendes  Gebirge,  sei  es 
zur  Lösung  ertrunkener  Zechen  oder  erst  zum  Aufschluß  des  Gebirgs 
zu  treibender  Stollen,  dessen  Bau  gegen  Einschlagen  dritter  so  ge- 
schützt ivird,  daß  innerhalb  3%  Lehen  vom  Stollenhaupt  in  der 
Richtung  des  Stollen  —  nicht  auch  bei  Abziveichungen  nach  der 
Seite  „ex  transverso"  —  und  ebensoviel  Lehen  dahinter  niemand  den 
Stollner  durch  irgend  einen  Bau  stören  darf.  Gewinnt  der  s.  eine 
Mindesttiefe  von  1  Lehen  =  7  Lachtet;  so  erweitert  sich  der  Schutz 
nach  rückwärts  auf  3  l/s  Lahnen  hinaus  auf  das  ganze  durchfahrene 
Feld.  Nur  mit  semer  Erlaubnis  dürfen  andere  ansitzen.  Nur  wer 
außerhalb  dieser  Einflußsphäre  früher  Erz  findet,  kann  sich  —  dann 
auch  auf  Kosten  des  Suchstollens  —  einen  Berg  messen  lassen.  Findet 
der  Suchstollen,  gleichgültig,  ob  in  seiner  rechten  Richtung  oder  durch 
Querstollen,  maßwürdiges  Erz  (Const.  II 5,  4  u.  5),  so  wird  er  wie  jeder 
andere  Finder  (neufenger)  behandelt:  Ist  es  abir,  das  iemand  mit  vor- 
kenknusse  ader  wissen  des  richters  und  des,  der  da  perkwerk  verleihet 
und  reichet,  anhebt  czu  arbeiten  in  dem  Stollen  und  erz  vindet,  von 
derselben  stat  sal  in  nimand  vor  im  und  noch  im  über  vierdhalb 
lehen  hindern,  Igl.  Bgr.  U — A  6.  Ist  ez  mit  des  gunst  und  gewizen, 
der  di  perge  verlihen  hat  und  di  genge,  und  das  etwer  anhept  czu 
powen  und  czu  arbeiten  an  dem  Stollen  und  vindet  einen  ganc  (Erz- 
gang) ,  von  derselben  stat  über  vierthalbe  lehen  mag  in  vor  im  noch 
[hinter]  im  niemant  gehindern,  U — B  13.  Der  s.  hat  das  recht: 
Wenne  der  urbarer  adir  sein  gewaldiger  liher  mit  den  schepphin  von 
der  stad.  ir  sin  czwene  adir  mer,  wo  di  sehen,  das  ein  wasserigis 
feit  lit,  deme  not  ist,  das  man  einen  suchstollen  dorczu  fare,  weme 
man  den  lihet,  der  hat  das  recht,  wo  er  sine  wassirseige  annimmet, 
das  vor  im  noch  hinder  im  nimant  bi  virdehalbem  lehen  insiezet, 
DIR  3, 1.  Fert  er  abir  sinen  stollen  also  verre,  das  er  in  brenget 
an  di  stat ,  das  er  bewisen  mag ,  das  er  sebin  lochter  treuget  eins 
lehens  tiff,  alles,  das  er  denne  vorfaren  hat  in  siner  wassirseige,  da- 
rin sal  noch  enmag  nimant  siezen  an  sinen  willen.  Wo  er  der  tüffe 
nicht  enhat,  also  vor  gesprochen  ist,  do  ist  irleublich  us  virdehalben 
lehen  eim  iczlichen  manne  czu  buwen,  D  I  ß  3,  2.  Das  sein  di  recht 
der,  di  den  egenanten  (/Snc/t-)stollen  pawen,  das,  wann  er  aufpracht 
ader  erhaben  wirt,  das  si  in  dem  vordem  teile  vierdhalb  lehen  haben 
sullen  für  dem  haupte  desselben  stollen  und  noch  ime  auch  so  vil, 
und  in  den  mugen  si  nicht  gehindert  werden  von  imande  noch 
anders  imande  ist  nicht  recht  czu  pawen  in  den  selben  stollen. 
Const.  II  5,  2.    Und  ab  si  denselben  stollen  also  vil  für  sich  füren, 


süden  —  summe  697 

das  si  also  tief  als  ein  lehen  merklich  mugen  trucken  (Wasser  ent- 
ziehen) ,  so  sol  nimand  in  aller  stat,  di  si  durchfaren  haben  mit  der 
wasserseige,  nu  von  newes  pawen  an  iren  dank.  Und  also  lang  es 
nicht  vortruckent  (austruckent  D) ,  so  sei  es  ledig  einem  idem  manne 
czu  bauen,  wo  er  wil,  idoch  nach  in  auswendig  dem  vierden  [halben] 
lehen ,  Ü  5,  3.  —  wir  unsern  gemessen  perk  ubervaren  haben  mit 
rechten  pawen  und  sein  kumen  in  ein  freis.  Nu  sein  ander  leut  czu 
uns  komen  mit  eim  suchstolleu  von  dem  jungen  gemessen  perk,  den 
di  lehen  gelihen  sein  —  Igl.  Bgr.  N.  45, 6. 

siiden,  zuden  stn.  Süden:  czweinczig  tafeln  an  der  mittags- 
seiten ,   die  sich  kert  gegen  zuden   (ad  austrum) ,  W — B  Ex.  26,  18. 

süden-wint  stm.  Südwind:  du  s.,  W — B  Hohes  Lied  4,  16.  den 
wint  suden,  Austrum  Ps.  77,  26. 

süden-osten*  stm.  SO -Wind:  den  wint  suden  osten  (Africum), 
W— B  Ps.  77,  26. 

sMnisch*  Adj.  südlich:  uncz  bis  czu  dem  sudnischen  teile  = 
ad  australem  partem,  W — B  Deut.  34,  3. 

sttenerin(ne)  stf.    Versöhnerin:  die  s.  Concordia  Alex.  12628. 

stiege  s.  süz,e. 

süez,ec-heit  s.  süz,ec-heit. 

süe^ec-liche  s.  süz,ec-liche. 

süft-bsere  (siufte-,  siufze-bsere)  Adj.  seufzend,  Seufzer  bringend, 
bejammernswert:  daz,  dirre  werlde  unstsetikeit  und  dise  s.  zit  uns  so 
kranc  ein  ende  git,  Alex.  16419. 

snkeiiie  (suckenie,  suggenie,  aus  slav.  suknje)  stsiof.  Kleidungs- 
stück für  Männer  und  Frauen,  über  dem  Rock  und  unter  dem 
Mantel  getragen:  roc  und  s.,  Trist.  4499. 

sumelich  (sume-,  sümelich)  pron.  Adj.,  kontr.  z.  sulch,  mancher 
einzeln:  alle  Sachen  Willalm  ahte  und  die  sumelich  betrahte,  W  v.  W. 
4202.  alle,  die  der  ampte  sullen  phlegen,  die  stülent  ir  so  sumeliche 
wegen  und  betrachten  so  mit  fliz,e,  daz,  ichz,  in  iht  verwiz,e,  4082. 
sumelichen  er  sagen  hiez,,  Alex.  4593. 

sünien  sivv.  verzögern,  versäumen:  die  tür  was  offen  und  nimant 
dafür,  daz,  sümten  die  kemerere,  Ernst  1133. 

sumer-haus  (-hüs)  stn.  Sommerhaus,  -gemach:  in  dem  sumerhouse 
(in  aestivo  cubiculo) ,  W— B  Richter  3,  20. 

sumerig  Adj.  sommerlich  aestivus :  in  dem  sumerigen  mushouse 
=  in  aestivo  coenaculo,  W — B  Richter  3,  2. 

suiner-lang  Adj.  lang  tvie  im  Sommer:  gar  den  sumerlangen 
tac,  Alex.  14201. 

sumer-inantel  *  stm.  Sommermantel,  Schleier,  theristrum,  W— B 
Gen.  38,  14. 

stimer-zeit  (-zit)  stf.  Sommer:  Wer  do  mit  dem  andern  hat 
zu  tedingen  umb  wein,  bir,  gebacken  brot,  geslagen  fleisch,  somer- 
czeit  (so  liest  Tomaschek),  oder  umb  andere  semleiche  ding,  das  über 
drei  gerichte  nicht  mag  geligen  oder  es  verdürbe,  der  darff  im  do- 
rumb  nur  einmal  furgebieten,  Igl.  Str.  I  S.  354.  taidingen  umb  wein, 
pier,  —  sumerczeit  oder  ander  semleich  dinck,  117. 

summe  stswf.  1.  Summe.  2.  Inbegriff:  dritteil  der  summen 
geldes,  dorumb  er  das  erbe  oder  haus  vorkauft  hat,  Prag.  Str.  106. 


698  summen  —  sunder-wesen 

summen  svw.  summare,  zusammenrechnen  für  ein  Jahr:  so  kan 
man  solichin  zol  nicht  wol  s.,  Stb.  Brüx  N.  196. 

sumpf  stm.  1.  Sumpf,  palus,  2.  auch  feuchte  Stellen  und  Wasser- 
rinnsale, Wasserlaufgraben  im  Bergwerk:  si  haben  ir  wasser  in  irem 
tifesten  und  iren  sumphfen,  Igl.  Bgr.  66,  2.  in  der  silbergruben 
graben,  di  heissen  sumphe,  Const.  II  3,  5.  (fossae,  vulgariter  Sump 
vocantur). 

sunden,  Sünden  swv.  sündigen:  ein  priester  sundet,  machende 
sunden  das  volk  (delinquere  faciens)  W — B  Lev.  4,  3.  wie  oft  hab 
ich  gesundet  (peccavi),  Sol.  48,  10. 

snnder  Aclj.  1.  abgesondert,  einsam,  2.  ausschließlich,  3.  eigen: 
3.  üf  sunder  kielen  sie  sint,  W.  v.  W.  2057. 

sunder  Adv.  1.  auf  abgesonderte  Weise,  abseits,  ausschließlich, 
vorzüglich  sehr.  2.  Präp.  mit  Akk.  außer,  ohne.  3.  Konj.  a)  aus- 
genommen, außer,  b)  gleichwohl,  vielmehr,  c)  indessen,  aber, 
d)  sondern.    3.  a)  sunder  der  höhe  herre  Krist,  W.  v.  W.  1042. 

sunder-bar  (-bar,  -bar)  Adv.  ohne  Beschränkung,  2.  unverzüg- 
lich, 3.  einzeln,  insbesondere,  4.  aber,  jedoch,  5.  sondern.  4)  sunder- 
bar  (vero)  nach  45  tagen  totten  den  kunig  sein  sun,  W— B  Tobias 
1,  24.  sunderbare  (sed)  Thobias  faricht  mer  got  den  herrn  denn 
den  kunig,  Tobias  2,  9. 

sunder-heit  stf.  1.  Abgesondertheit,  2.  Besonderheit:  jedes  — 
bekentnis  —  in  s.  (=  besonders)  vor  ewerm  gericht  verordent  und 
verhört,  Igl.  Bgr.  84,  1. 

sunder-lich  Adj.  1.  besonders,  eigen,  2.  ausgewählt,  3.  aus- 
gezeichnet, 4.  eigentümlich:  meiner  gnedigen  sunderlichen  frawen, 
Hier.  1,  2.  einem  einzelnen,  nicht  der  Allgemeinheit  zukommend: 
di  hantveste  (Privilegium)  —  gibt  ein  sunderlich  recht  (jus 
speciale),  Const.  IV  15,  3.  äne  der  gewerken  sunderliche  laube 
(sine  colonorum  licentia  speciali),  Const.  I  7,  7.  so  sol  sich  nimands 
wundern,  ab  unser  nutcz  auf  dem  perkwerke  als  auch  anderswo  dem 
sunderlichen  gemache  furgeezogen  wirt,  Const.  II  5,  8.  von  s.  lieb 
und  gunst  wegen,  Eger.  Chr.  9. 

sunder-lich,  -liehen  Adv.  besonders,  im  einzelnen,  für  sich 
allein  usw.:  Wann  es  taug  mer,  das  man  sunderlichen  (specialiter) 
heisset,  denn  das  man  gemeinlich  gepeilt,  Const.  III  1, 14.  si  habent 
sunderleich  (jeder  einzeln)  gelobt  bei  iren  treuen,  das  di  trew  ein 
aid  sei,  das  sie  wider  unsern  herren  und  die  etat  kein  untat  mer  • 
tun  wolden,  Buch  der  Gebrechen,  S.  244. 

sundern  siev.  sondern,  absondern,  trennen,  auch  refl.:  als  oft 
du  von  dem  guten  dich  irrest,  so  sunderstu  dich  von  dem  wort,  Sol. 
14,  29.  Wann  czwen  kauff leutt  ainem  kauffmanne  ain  sumb  gelds 
leihen  und  dorüber  ain  schultbrief  von  im  nemen,  ab  sich  ainer  von 
dem  andern  mit  seiner  sumb  mag  sundern  an  willen  und  wissen  des 
andern,  —  Antwort  Nein,  Igl.  Str.  (61)  S.  329. 

sunder-rote  stf.  besondere  Schar,  Schar  mit  besonderer  Auf- 
gabe: fünfzig  fürsten  mit  sunderroten,  Alex.  21436.  ietzlichem 
fürsten  er  s.  sprach,  daz,  die  nsemen  sines  vanen  war,  Alex.  9966. 

sunder-wesen*  unregclm.  Zw.;  fehlen,  deesse,  W — B  Sirach 
42,  25. 


sündig  —  süren  699 

sündig  Adj.  sündig:  in  swacher  sündiger  bitterkeit  beleiben, 
Hier.  5,  7. 

sünd-liche  Adv.  sündlich,  sündhaft:  der  großen  sünde  missetat, 
die  s.  begangen  bat  Adam  u.  Evä,  Legende  342. 

sünerin  s.  süenerin. 

sunken,  sungen  sivv.  intr.  anbrennen,  versengt  werden:  von 
iren  helmen  vinres  funken  ir  cleinöt  begunden  sunken,  Alex.  9424. 

sün-lich  (süen-lich)  Adj.  zur  suone  (Schlichtung)  dienend; 
geschlichtet;  sünlicber  grenitzbandel  (geschlichteter  Grenzstreit), 
Traut.  Chr.  264. 

sunne  swstf.  swm.  stm.  md.  sonne  Sonne:  die  sunn  wart 
gemacht  swarcz,  T — B  Offenb.  6,  12.  sein  antlucz  lencht  als  di 
sunne,  1, 16.  von  dem  aufgang  des  sunnes,  Offenb.  7,  2.  di  stat 
bedarf  nit  des  sunnes  noch  der  menin,  daz,  si  leuchten  in  ir,  21,  23. 
der  sunne  neig  sich  nit  (di  sunne  gee  nit  under,  XL  Bibel)  über 
ewern  zorn,  Ephes.  4,  26.  sein  antlucz  leucht  als  der  sunnen,  Matth. 
17,  2.    der  sunnen  wart  dertunkelt,  Matth.  24,  29;  Luk.  23,  45. 

sunne-,  sun-äbent  (sunnen-,  sun-äbent)  stm.  Sonnabend,  Sams- 
tag: Das  dritte  teile  ewer  sol  eingeen  an  dem  sunneabende,  W — B 
Könige  IV  11,  6.  am  sunabent,  Prag.  Str.  21.  36.  57.  62.  an  dem 
sunabent  vor  kottember,  65.  am  sunabent  vor  sand  Mariam  Magda- 
lenentag,  Eger.  Achtb.  II  89;  II  14.  64.  81.  188.  198;  Eger.  Str. 
C  110;  M.  U.  2.  am  Sunabende,  M.  U.  12.  des  nechsten  sunabends 
nach  Sand  Briccy  Tage,  Mind.  des  Egerl.  S.  34.  am  s.,  Budw.  Urkdb. 
N.  477;  Aussig.  Urkdb.  N.  147;  Igl.  Bgr.  N.  49,  7  und  8;  Const.  II 
3,  13;  Olm.  Stb.  N.  44.  des  nechsten  sunnabendes,  Igl.  Rspr.  V 
S.  52  u.  s.  sonäbent. 

sunnen-brehende *  pari.  Adj.  wie  die  Sonne  strahlend:  die  s. 
lichte  Isot,  Trist.  4495. 

sunnen-glast  stm.  Sonnenglanz :   din  s.  (der  Welt),  Trist.  6640. 

simnen-schein ,  -schin  stm.  Sonnenschein,  Tageslicht:  ein 
brehender  s.,  Trist.  787. 

sunne-tag  (auch  sun-,  sunnen-tac)  stm.  Sonntag:  an  dem 
nächsten  sunnetac  darnach,  W.  v.  W.  3404. 

suns-herr*  (soviel  wie  suon-man)  stm.  Versöhner,  Vermittler, 
Schiedsrichter:  durch  die  sunsherrn  und  unterhendler ,  Traut. 
Chr.  289. 

sunt- wog  (sint-wäg  stm.)  stf.*  oder  PI.  des  stm.  Sintflut:  er 
fürt  die  suntwog  in  die  werlt  uf  die  ungengen  (abgetilget  mit  der 
sündflusz,  XL  Bibel),  T— B  II  Peter  2,  5. 

sun-wende  (sunne-wende)  stf.  Sommersonnenwende,  Johannis- 
tag: am  freitag  nach  sand  Johans  tag  Sunwenden  (27.  Juni  1455), 
Eger.  Achtb.  II  92.  vor  sant  Johannstage  sunnwenden,  Elbog.  Chr. 
158, 18. 

suoche  s.  suche. 

suochen  s.  suchen. 

suone  stf.  Sühne,  Versöhnung,  Frieden:  ein  lieplich  suone  da 
ergie,  W.  v.  W.  6396;  s.  suons-herre. 

süreu  swv.  1.  sauer  sein  oder  werden,  2.  *  sauer  werden  lassen, 
verbittern:  2)  nü  wil  din  wirdec  trüren  mir  die  süez,e  süren,  W.  v.  W. 
1065.    werlt,  so  kanst  du  s.  din  süez,e,  Alex.  18604. 


700  susen  —  swankel 

süsen  swv.  sausen,  schmoren:  daz,  nu  der  brate  suste, 
Schretel  221. 

süz,e  (süez,e,  suoz,e)  stf.  Süßigkeit,  Lieblichkeit,  Annehmlichkeit, 
Freundlichkeit,  Güte:  das  got  im  in  seinen  süssen  untertenig 
gemacht  hat,  Ack.  37,  18. 

süz,ec-heit  (süez,ec-keit,  süe^ekeit)  stf.  dasselbe:  geswigen  ist 
der  harpfen  s.  =  dulcedo  citharae,  W — B  Js.  24,  8.  deiner  aller- 
senftigisten  suszikeit,  Sol.  49,  30.  (pietatis),  allerhöchste  s.  meiner 
sei  (dulcedo),  2,  13.  mein  hohste  s.,  4,  26.  di  vild  deiner  s.  (multi- 
tudo  dulcedinis  tnae),  3,  3.  das  di  gotleich  s.  als  dise  gegenwärtige 
pitterkeit  endnimt  (tollit),  Sol.  56,  24. 

süz,ec-leieh  (süez,ec-liche,  -en)  Adv.  in  angenehmer,  süßer  Weise: 
sich  suszicleich  erlusten,  Sol.  1,  6. 

swach  Adj.  schlecht,  gering,  unedel,  niedrig,  armselig,  verachtet; 
sündhaft:  er  begunde  richliche  geben  und  ante  niht  üf  swachez, 
leben,  Alex.  2340.    niht  swache  kleider  het  er  an,  24508. 

swachen  swv.  int/r.  swach  sein  oder  dünken,  tr.  swach  machen, 
icerden  oder  achten:  unser  vinde  tröst  nu  swachet,  Alex.  1202. 

swackeln*  (ivenn  nicht  verlesen  oder  verdruckt  statt  wackeln) 
swv.  knicken,  brechen:  daz,  geswackelt  rör  zerbricht  er  nit,  T — B 
Matth.  12,  20. 

swaden  (swadem, -en  stm.,  swade  mf.?  Schwadengras,  Bluthirse 
und  deren  eßbarer  Same:  zwivalsamen,  lauchsamen  und  swaden, 
Prag.  Str.  100.    weinper,  ole  swaden  u.  anders,  58. 

swfegerinne,  swegerin  stf.  Schicägerin:  Manischen,  seiner 
swegerin,  Igl.  Stb.  III  323  a.  ein  kendl  schoff  ich  der  michelin, 
meiner  swegrin,  III  224  a. 

swalb-zagel  (swalwen-zagel)  stm.  1.  Schwalbenschwanz. 
2*  „Schicalbenschivanzu  an  einem  Türschloß:  2.  es  sol  keiner 
(Schlosser)  keinen  swalbczagel  ader  scharstrich  (s.  dieses  Wort) 
nicht  einstreichen,  es  sei  dann,  das  er  in  wolt  besetczen  ader  an- 
sporen,  Olm.  Stb.  117, 1. 

swalm   stm.  sicm.*   Bienenschicarm:   di  schwalm  mit  irem  ge- 
schwinden   flug,    Traut.  Chr.  332.     den    28.  junius    erfroren    die 
schwärmen  in  Behem  und  Schlesingen  (a.  1599)  335  (wohl  =  swalwen  < 
Schtvalberi). 

swani  (Gen.  swammes)  swamp  (Gen.  swambes)  stm.  swamme 
swm.  Schivamm,  Pilz:  si  füllten  einen  swampen  mit  ez.z,ig,  T — B 
Joh.  19,  29. 

swaingk,  schwamgk  (entweder  —  swam  Überschwemmung  oder 
swanc  =  alles,  was  plötzlich  kommt)  stm.  ?  Eger.  Chr.  745. 

swamp  s.  swam. 

swanger  Adj.  schwanger,  bildlich:  erfüllt  von,  voll  von:  wer 
siecht  ein  swanger  vrowen  und  sie  ein  vorworfens  kint  gepere  (et 
abortivum  quidem  fecerit) ,  W—  B  Ex.  21,  22.  der  swangern, 
Sirach  11.  6.  der  anger,  der  swanger  was  der  brunen  blüemelin, 
Trist.  5970. 

swankel  (auch  swanc)  Adj.  1.  schwankend,  2.  stürmisch, 
3.  schlank,  schmächtig:  da  stunt  swankel  als  ein  ris  mannic  maget 
unde  wip  da  der  gürtel  umb  ir  lip  bevienc  an  der  krenke  mit  ge- 
schicke  ir  gelenke,  W.  t.  W.  1483  ff. 


swanz  —  sweifeu  701 

swanz  stm.  1.  schwenkende,  tanzartige  Bewegung,  2.  Schleppe, 
Schleppkleid,  3.  bildlich  Zierde,  Glanz,  Herrlichkeit,  4.  stutzerhaftes 
Gepränge;  5.  Schwanz  eines  Tieres,  6.  Schlußerweiterung  einer  lyr. 
Strophe :  2.  manch  richlich  swanz  von  schoenen  vrouwen  wart  gesehen 
an  dem  tanze,  Trist.  624. 

swanzen  swv.  schwenkend  sich  hin-  und  herbeivegen;  sich 
zierlich  oder  tanzartig  bewegen,  einherstolzieren;  tanzen:  danzen, 
gar  minniclichen  swanzen,  Alex.  26  830.  dö  sie  in  vrönden  umbe 
swanzten,  Trist.  634. 

swsere  s.  swere. 

swarm  stm.  Und  secht  swarrapinen  und  honicseim  was  in  dem 
munde  des  lewen  =  et  ecce,  examen  apum  in  ore  leonis  et  ac 
favus  mellis,  W — B  Richter  14,  8 ;  ivahr  scheinlich  ist  ein  swarm 
pinen  zu  lesen. 

swart,  -e  stswf.  behaarte  Kopfhaut;  Speckhäutlein,  -rinde:  iet- 
wedere  hant  er  vorwar  und  vaste  want  und  brach  ez,  üz,  der  swarten, 
Trist.  6601. 

schwarz-verber  stm.  Schwarzfärber,  Traut.  Chr.  305. 

swatzer,  schwatzer*  stm.  ivohl  =  Flößer  (von  schwatteln, 
Schmeller-From.  II  652),  Traut.  Chr.  180.  186.  214.  217.  222.  257. 
274.  311. 

swatzer-,  schwatzerholz*  stm.  Flößholz:  (=  clause-holz), 
Traut.  Chr.  310.  329. 

swebel  (auch  swevel)  stm.  Schwefel,  sulfur:  mit  peches  und  mit 
swebels  stänke,  Hier.  219,  3.  ez,  regent  feuer  und  swebel  vom  himel, 
T— B  Luk.  17,  29.    rauch  und  swebfel,  Offenb.  9,  17. 

swebel-,  schwebel-licht-lin *  stn.  kl.  Schwefellicht,  Traut. 
Chr.  234. 

swechen  (Prät.  swechte,  swachte,  Part,  geswechet,  geswachet) 
swv.  1.  schwächen,  2.  erniedrigen,  beschimpfen,  3.  daz,  sigil  sw.  === 
entkräften,  für  ungültig  erklären:  2.  domit  ir  auch  di  gotheit 
swechent,  Ack.  37,  12. 

sweher  stm.  Schwiegervater,  W— B  Gen.  38,  25.  29,  25;  W.  v.  W. 
1838,  6792.  Willehalmes  sw.,  7842.  7845.  sw.  und  diu  swiger,  7711. 
mir  ist  umb  minen  sweher  leit  ist  er  ouch  erstorben  so  (nämlich  als 
Heide),  6763.  der  vrawen  sw.,  ires  mannes  vater,  Igl.  Str.  269.  gut, 
das  sein  sw.  gelassen  hat,  247.  290.  Es  sal  auch  nicht  sein  in  einem 
rate  der  geswornen  ein  vater  mit  seim  sun  noch  ein  bruder  mit 
seinem  andern  noch  ein  sweher  mit  seinem  eidem,  Const.  I  5,  4.  des 
preutigams  und  der  preut  sweher  noch  swiger  noch  gesweren  — 
schullcn  gen  einander  weder  sloier  noch  ander  kleinöde  geben,  Eger. 
Str.  A  I  6,  B  4.  seinem  s.,  Eger.  Achtb.  II  4.  28.  47;  Eger.  Chr.  869. 
Albrecht  v.  Brandenburg  schreibt  1459:  unsern  lieben  swehern 
hertzog  Friedrichen  u.  hertzog  Wilhelmen  von  Sachsen,  Stb.  Brüx. 
N.  349.  des  Hannus  Seiffenmachers,  seines  swehers  beschidung,  Igl. 
Rspr.  IV.  seines  sweher,  Igl.  Stb.  111206  b.  da  er  vant  den  sweher 
sin,  Trist.  1475.    Manasses  reit  ze  sime  swere,  Alex.  17846. 

sweifeu  stv.  V.  tr.  in  drehende  Beivegung  setzen;  intr.  bogen- 
förmig gehen,  sich  schlängeln:  den  scnilt  er  ze  ahsel  swief, 
Alex.  7313.  üz,  der  stat  üz,  einer  bilden  swief  der  mangen  meister 
einen  stein,  Alex.  9702,  =  „schweifen"*  vom   Tuchmacher:  nymancz 


702  sweigen  —  swgr 

sal  minner  schwayfen  den  sechczehen  czal,  Igl.  Stb.  III 186  a.  wan 
er  under  ein  yels  sich  swief  {schlüpfte),  Bai.  85,  32  (34,  91). 

sweigen,  schweigen  (swigen)  stv.  IL,  Part,  geswigen,  geswin 
schiceigen.  bes.  seine  rechtlichen  Ansprüche  nicht  geltend  machen; 
Folgen  davon,  Igl.  Str.  (65.  71).  da  der  Hanus  Paumgertl  mitsambt 
seiner  Hausfrau  in  er  dann  26  jar  geschwigen  habe,  —  das  si  auch 
fürpaa  sweigen  sullen  (71). 

schwein-schauer     stm.     Schweinbeschauer ,    Eger.   Chr.   1040. 

schwein-schneider*  stm.  der  Schweine  kastriert,  Eger.  Chr.  1040. 

sweigimg  stf.  das  Schweigen:  daz,  sie  wirken  und  essen  ir  prot 
in  s.,  T — ß  II.  Thessal.  3,  12.    ein  michel  s.  wart  gemacht,  Botenb. 

21,  40.  der  iesche  sweigunge  mit  der  hant.  19,  33.  s.  wart  gemacht 
im    himel.    Offenb.  8,  1.    het    aufgelegt    s.    den   verlaitern,    Matth. 

22,  34;  I.  Timoth.  2,  12. 

sweiz,ig  Adj.  1.  vom  Schweiße  naß,  2.  vom  Blute  naß:  ir  ercz, 
das  si  mit  sweisiger  (fleissiger  B,  E.)  arbeit  gewunnen  haben. 
Const.  4,  6. 

swelken  sicv.  intr.  swelc,  icelk  werden,  W — B  Ps.  38.  12.  ein 
swelkende  plumen.  Ack.  37,  2.  Auch  in  der  heutigen  Iglauer  Mund- 
art wie  im  westl.  Böhmen  noch:  verschivelken. 

sweUe  stsicf.  auch  stsivn.  1.  Balken  zum  Hemmen,  Schwellen 
des  Wassers.  2.  Grundbalken,  Schwelle,  auch  bildlich:  ouf  der 
swellen,  W — B  Ex.  12,  22  (in  limine),  schreibe  die  an  die  swellen 
und  an  die  türen  deines  houses,  Beut.  6,  9.  do  der  czimerman 
mit  seinem  sune  ein  swelle  wirt  czimmern  und  ir  schullet  die  stat 
nennen  Prag  (volksetymolog.  von  praha  =  Schivelle  gedeutet),  Böhm. 
Chr.  7. 

swemmen  swv.  {Trat,  swemmete,  swamde,  swande)  1.  ins 
Wasser  tauchen,  2.  darin  waschen,  3.  durchschicimmen,  schwimmend 
übersetzen:  3.  dv  Behem  —  swembtin  ubir  des  waszirs  phat  (tu 
feku  plebridü),  Bai.  108,  14  (47,  44). 

swenden,  sehwenden  (Prat.  swante,  swande)  swv.  1.  schwinden 
machen,  ausreuten  bes.  das  Unterholz  eines  Waldes,  2.  tr.  fortschaffen, 
vertilgen,  3.  verbrauchen,  verzehren,  4.  sper  sw.  =  versiechen,  5.  leben 
sw.  =  verbringen:  1.  ein  richter  sol  darob  sein,  damit  man  alle  jähr 
gehe  an  das  schwenden,  Taiding  v.  Friedberg  23.  daz,  viur  in  vil 
vertraute  ir  habe  und  die  swante,  Alex.  22 150.  in  ir  dienste  swaut 
er  manegen  schaft,  23816.  ir  ritterlich  geverte  daz,  swante  schefte 
herte,  23697.  den  walt  swenden,  19930.  ich  hau  gedinge,  an 
sin  zuht.  daz,  mich  diu  armuot  phende  und  minen  kummer  swende, 
27638.  durch  sie  (maget  uud  wip)  swant  sich  der  walt  mit 
richsender  koste.  W.  v.  W.  1489  ff. 

s wendung,  schwendung  stf.  1.  Ausreutung  des  Unterholzes. 
2.  Ort  der  sw.  3.  Abmühen,  Anstrengung:  2.  so  ainer  ist  erst- 
benannten waiden  ein  stambeu  (Baumstamm)  zum  tangras  abbauen 
thät  auserhalb  der  swendung,  zum  wandel  72  pfenning,  Taiding 
v.  Friedberg  23. 

swer,  -e  swstm.  1.  leibl.  Schmerz,  Krankheit,  bes.  2.  Geschwulst: 
swern  und  geswolne  blasen  an  den  leuten  und  an  dem  vihe  =  ulcera 
et  vesicae  turgentes,  W— B  Ex.  9,  9  und  10.  Sathan  —  slug  Job 
gar  mit  grosen  sweren  —  ulcere  pessimo,  Job  2,  7.    Slahe  dich  got 


swßre  —  swgrt  703 

in  den  sweren  der  egipten  und  das  teil  deines  leibes  durch  das 
der  mist  wirt  vordewet  =  ulcere  Aegypti  et  partem  corporis,  per 
quam  stercora  egeruntur,  Deut.  28,  27.  die  hout,  an  der  ein  swere 
(ulcus)  ist  gewachsen  und  ist  geheilet ,  Lev.  13,  18.  Und  an  der 
stat  des  swerens  ein  weisse  schrunde  erscheinet  oder  durchrötet,  so 
für  man  den  menschen  zu  dein  priester,  Lev.  13,  19.  der  slac  der 
ousseczikeit  ist  entsprossen  in  dem  sweren,  Lev.  13,  20. 

swere,  swaere  stf.,  selten  swf.  1.  Schmerz,  Kummer,  2.  Be- 
schwerde, Bedrängnis,  3.  großes  Gewicht,  Schwere:  daz,  herze  was 
betwungen  mit  leideclicher  swaere,  W.  v.  W.  650.  vor  leitlichen 
swseren,  830.  ir  mnget  immer  äne  swaere  wesen,  Alex.  6282.  sie 
hülfen  mir  von  den  sweren,  Trist.  1087. 

swere  (swser,  -e,  swär)  Adj.  1.  schmerzlich,  leid,  2.  unangenehm, 
lästig,  zuwider,  lästig,  3.  drückend,  4.  schwierig,  5.  bekümmert,  betrübt, 
6.  gewichtig,  schwer,  7.  angesehen,  vornehm,  würdevoll:  ob  er  es 
haste  niht  swaere  [nicht  übelnimmt),  W.  v.  W.  3254.  mein  hausfrawe 
di  get  swer  mit  einem  kinde,  Igl.  Str.  263.  swaeren  muot  tragen 
nach  einem,  W.  v.  W.  6371.  die  sweresten  und  die  ringesten  in  des 
herzogen  laut,  Trist.  514. 

sweren,  swaeren  (md.  swären,  sweren)  swv.  swaere  machen: 
swaeret  im  das  iht,  ob  er  mich  das  ros  berennen  siht?  W.  v.  W.  3192 f. 
Krist  auch  im  swaerte  den  muot  {erfüllte  seine  Gedanken),  359. 

swerikeit  (swaerec-keit,  swaerekeit)  stf.  1.  Schwere.  2.  Schivierig- 
keit,  Hindernis:  er  hat  auch  alle  sw.,  alle  vinsternusse  und  allen 
zweifei  (der  hl.  Schrift)  geleutert,  Hier.  111,  13.  do  wart  sein  heilige 
sele  von  des  leibes  s.,  enbunden  91,  14.  dorumb  so  fragt  ich  die  s. 
der  werld  (mundi  molem)  und  sprach  zu  ir:  Sag  mir,  ab  du  mein 
got  bist  ader  nicht,  Sol.  76,  28  Ler  mich  —  di  Weisheit,  domit  du 
gewegen  hast  di  berg  —  und  domit  du  zu  dreien  vingern  gehengt 
hast  di  s.  (Last)  der  werld,  67, 19 — 24.    di  s.  ditz  leibes,  67,  25. 

swer-liche,  -en  Adv.  auf  schwere,  schwierige  Weise,  heftig, 
drückend :  swerlich  wurden  sie  gepflaget  =  vehementer  afflicti  sunt, 
W — B  Richter  2,  15.  iclicher  von  der  hohe  swerlichen  vallet,  Hier. 
22,  4.  David  ist  auch  swerlich  gefallen,  22,  8.  ich  hab  di  teil  swer- 
lich (mit  großen  Kosten)  gebauet  lange  czeit,  Igl.  Rspr.  IV.  so 
swerlich  zu  fluchen,  Ack.  3,  14. 

swer- mutig  (swaer-müetec)  Adj.  1.  gedrückter  Stimmung, 
2.  drückend,  traurig:*  2.  di  ding  sint  nit  so  sw.  als  irs  furnempt, 
Elbog.  Chr.  137,  19. 

swer-nmtikeit*  (vgl.  mhd.  swaermüetec  in  gedrückter  Stimmung) 
stf.  Schivermut,  gedrückte  Stimmung:  an  alle  s.  czeugnus  geben, 
Igl.  Bgr.  N.  95,  3. 

swernusse  (swaernisse)  stf.  Bedrückung,  Last:  Es  ist  pilleich, 
wer  den  gewinn  hat,  der  sol  auch  di  arbeit  und  s.  haben,  Const.  III 
5,  17  (gravamini  subjacere). 

swert  stn.  Schwert:  gespitztes  swert,  Brunn.  Str.  II  88.  Für 
den  Verlust  eines  Schwertes  darf  man  nur  lj2  vierdung  6  grosse  oder 
72  haller  fordern,  Igl.  Str.  196,  wer  am  Markttage  das  Schivert 
zückt,  muß  1  Mark,  für  eine  damit  geschlagene  Wunde  10  Mark 
zahlen  (7  dem  Verletzten,  3  dem  Richter  und  den  Geschworenen),  222. 
—  so  feit  es  (das   Erbe)  auf  den   nesten  freund  dem  schwert  nacli 


704  swert-grosche  —  tabSrnakel 

und  nit  auf  den  hern,  Rüge  v.  Pröhl  N.  15.  swertes,  swerts  halben 
=  auf  Seiten  der  Verwandten  des  Mannes:  an  den  nechsten  freund 
und  erben  swerteshalben,  Igl.  Str.  329  ouf  sein  nechsten  frunt  swerz- 
halben,  Prag.  Rb.  60.  Gingen  aber  burger  oder  burgerinne  abe  an 
gescheffte  {Testament)  und  an  eliche  erben,  derselben  gut  sullen  uf 
den  nechsten  gebornen  freunde  swertshalben  —  mannes  oder  weibes 
gesiecht  —  gevallen,  wer  aber  kein  freunde  do  swertshalben,  so 
sullen  dieselben  guter  alle  auf  die  nehsten  freunde  spinnelhalben 
gefallen,  ürkd.  Wenzels  v.  26.  Mai  1384  im  Prag.  Str.  S.  LXV  Anm. 
=  wenn  weder  Kinder  noch  Gattin  leben,  erben  die  männlichen 
Schwertinagen  das  Vermögen  des  Hausvaters  allein,  in  Ermangelung 
dieser  erst  die  Schwestern  des  Erblassers. 

swert-grosche  swm.  Groschen  mit  gekreuzten  Schiveriern  im 
Gepräge:  den  puben  in  der  schul  (für  das  Fackeltragen  bei  Begräb- 
nissen) ein  swertgroschen,  Eger.  Chr.  557. 

swertil  (swertel,  swertelin)  stn.  kl.  Schioert:  er  ruckte  das 
kleine  s.  von  seiner  rechten  huf  (tulit  sicam  de  dextro  femore), 
W— B  Richter  3,  21. 

swester-sun  stm.  Schwestersohn:  Pertl,  des  Sigismunds,  uusers 
statrichters,  sw.,  Igl.  Stb.  III  A  116  a.    swesterson,  Böhm.  Chr.  101. 

swi-boge  (auch  swebe-boge)  sivm.  Schicibogen,  schwilboge,  Traut. 
Chr.  170.  hat  mir  ein  ersam  rath  den  schwiedbogen  uf  dem  gottsacker 
zugesagt,  Eger.  Chr.  683.  ein  bat  —  wol  üz,gemüret  und  obirzogen 
mit  50  hoen  swibogen,  Ernst  2448. 

swichen  stf.  II  im  Stiche  lassen,  verderben  lassen:  er  wolte 
nihtes  in  (seinen  Kampfgenossen)  geswichen,  Alex.  2228.  die  wil 
ich  immer  riehen  und  nihtes  in  geswichen  helflich  mit  den  gesellen, 
17100.  ouch  sol  ich  in  immer  rnere  helfen  unde  riehen,  nihtes  in 
geswichen,  16628. 

swiger  stf.  Schwiegermutter,  soerus:  W— B  Deut.  27,  23;  Igl. 
Str.  263.  seine  s.  und  iren  sun,  247;  Eger.  Str.  A I  6;  B  4.  ir 
mügent  in  (iuwern  sweher)  wol  in  fremden  sehen  unde  iuwer  swiger 
alsam,  W.  v.  W.  6796;  Igl.  Stb.  III  328  b;  V240b;  Igl.  Rspr.  IV; 
Trist.  1476. 

swiger-vrawe*  sie  f.  (vgl  mhd.  swiger-,  swegerherre)  Schwieger- 
mutter, Igl.  Str.  289. 

swinde  Adv.  1.  gewaltig,  stark,  2.  heftig,  leidenschaftlich,  3.  ge- 
schwind: 1.  Des  (über  den  neuerlichen  Grubenbrand)  ersraken  di 
gewerken  aus  der  mazen  swinde,  Igl.  Bgr.  N.  90,  3.  der  (Käedin) 
vroute  sichs  vil  swinde  mit  alle  dem  hofgesinde,  Trist.  1127. 

swindelimge  stf.  1.  Schivindel,  2.  Schwindsucht:  1.  der  herre 
hat  gegeben  in  sein  mitte  den  geist  der  swindellunge  (spiritus 
vertiginis),  W— B  Js.  19, 14. 


taback-trinken  *  stv.  I  3,  Tabak  aus  der  Pfeife  rauchen:  t.  in 
stall,  scheuern  usw.,  Dreiding  v.  Politz  15. 

tabernakel  stm.  tabernaculum.  1.  Hütte:  wir  machen  hier  drei 
t.,  dir  einen,   Moyses  einen   und  Helias  einen,    T— B  Matth.  17.4; 


tabulatür  —  tag-schicht  705 

Mark.  9,  4.    der  t.  des  gezeugs  (Stiftshütte),  der  da  was  mit  unsern 
veteru  in  der  wüst,  Btb.  7,  44. 

tabulatür  f.  Tabulatür,  Verzeichnis  der  Fehler  gegen  die  Kunst- 
gesetze  der  Meistersinger:  die  Nürnberger  tabulaturen  den  Iglauern 
(Nov.  1614)  übersendet,  Igl.  Ms.  S.  14.  welcber  namen  in  unseren 
alten  tabulaturen  verzeichnet,  S.  9. 

tac,  tag-  stm.  1.  Tag,  Tageszeit.  2.  Zeit.  3.  Tag,  auf  den  eine 
Rechtsverhandlung  anberaumt  ist  und  diese  selbst,  Gericht.  4.  Frist, 
Termin.  5.  Aufschub,  seine,  ire  tage  =  Zeit  der  Mannbarkeit,  Voll- 
jährigkeit. 6.  swaere  tage  Kümmernisse,  Schmerzen:  die  vrouwe 
nam  einen  tac  vor  der  stat  üf  einem  plan,  dö  solte  ein  hocbgezit  er- 
gän ,  W.  v.  W.  6959  ff.  uff  sulche  tege ,  Aussig.  Urkdb.  N.  136.  ich 
bitt  euch  —  den  Gefangenen  auf  gewonlich  weg  und  auf  ir  trew  teg 
zu  geben,  Eger.  Chr.  1150.  under  den  czweiu  tegen,  Aussig.  Urkdb. 
N.  147.  di  teg  (Zahlungstermine)  sind :  XV  gülden  pereit ,  XV  zu 
weinachten,  Igl.  Stb.  V  23  b. 

tacke  swf.  Decke,  besonders  Strohdecke:  der  wirt  —  soll  ein 
zeiger  aussteckhen  und  nit  heimlich  in  der  tacken  ausgeben 
Cblum.  V,  8. 

tag-alt  stf.  Zeitvertreib,  Spiel,  Scherz:  ä&T,  Tristan  durch  t.  solde 
riten  in  den  walt,  Trist.  3385.  e^  was  ouch  der  künec  durch  sin  t. 
geriten  in  denselben  walt,  3419.    wunnenclich  was  ir  t.,  1910. 

tagen  (auch  tegen)  swv.  a.  intr.,  1.  Tag  werden,  2.  zu  Tage 
kommen,  sich  zeigeyi,  3.  die  Tage  hinbringen,  verbleiben.  4.  Gericht 
halten,  5.  unter-,  verhandeln,  6.  einen  Tag  anberaumen,  mit  Dat.  der 
Pers.  jemanden  für  einen  bestimmten  Tag  berufen,  b.  tr.,  7.  vor 
Gericht  bringen  oder  laden,  8.  an  den  Tag  bringen.  6.  auch  betagen, 
Eger.  Chr.  N.  1165.    dem  taget  da  der  seiden  tac.  Trist.  1364. 

tage-lang  s.  tälang. 

tage-reise  stf.  Reise  eines  Tages:  den  weg  einer  t. ,  W — B 
Könige  III  19,  4.    eilf  tagereisen  von  Oreb,  Deut.  1,  2. 

tage-weide  stf.  1.  Tagreise,  2.  die  an  einem  Tag  (ursprünglich 
wohl  auf  Wanderzügen  mit  Vieh)  zurückgelegte  Wegstrecke,  soweit 
Vieh  an  einem  Tage  weiden  kann:  wol  dri  t.  ouch  mit  großem  ge- 
leide mit  im  sie  in  ein  insulam  vuoren,  W.  v.  W.  5558  ff.  des  wegis 
drei  tagweide,  Ex.  3,  18  u.  5,  3.  15  t.  Alexander  in  wüstenunge 
zogt,  Alex.  23216.  25354.  25609;  Trist.  1576.  der  herre  die  t.  niht 
volreit  1580,  T— B  Luk.  2,  44. 

tag-leisten  swv.  =  einen  tac  leisten,  der  Einladung  zu  einem 
anberaumten  Verhandlungstag  folgen:  di  ire  (derer  von  Eger)  feint 
wern,  mit  den  wolen  wir  auch  nicht  t.,  Eger.  Chr.  1185  S.  355. 

tag-satzung  stf.  Verhandlungstag;  Reichstag:  ein  t.  auf  Martini 
getan,  Elbog.  Chr.  42,  10. 

tag-schicht*  stf.  bergm.  1.  bei  der  im  böhm.-mähr.  Bergbau 
des  Mittelalters  üblichen  Einteilung  von  Tag  und  Nacht  in  4  Schichten 
(zu  6  Stunden)  gab  es  zwei  Tagschichten :  die  erer  tagschicht  =  die 
ersten  6  Stunden  nach  Sonnenaufgang  und  die  loser  tagschicht  = 
die  darauf  folgenden  6  Stunden,  2.  die  eine  solche  Schicht  arbeitenden 
Geiverken  und  Arbeiter,  3.  deren  Quote  an  der  Förderung:  infra 
tempus,    quod   vulgariter   dicitnr   „drei   erer   tagschicht",    Igl.  Bgr. 

Jelin  ek,  Wörterbuch.  45 


706  tag-wis  —  tarsse 

N.  82,  1.  das  es  drei  erer  t.  (=  ,9  Tage)  ledig  ist  gelegen  (nicht  in 
Abbau),  82,  2.    loser  t.,  Const.  1 18,  1. 

tag-wis  (tage-wise)  stf.  1.  Morgenlied  des  Wächters.  2.  Lied 
zweier  bei  Tagesanbruch  scheidender  Liebenden,  3.  gesungenes  Morgen- 
gebet* eines  Geistlichen:  3.  er  sang  di  tagwiz  al  tag  als  ein  pfaf, 
Dal.  212,  10  (95,  22). 

tälang  (tage-lanc)  Adr.  von  jetzt  an  den  Tag  hindurch;  zu 
dieser  Tageszeit;  heute:  der  worte,  die  ir  t.  gegen  nns  tuot,  Alex. 
3239. 

tal-neige*  (vgl.  mhd.  neige  stf.  Senkung,  Endschaft)  stf.  Tal- 
gehänge, Berglehne:  die  andirn  slifin  sich  (schlichen)  nackit  von  der 
talneig  (s  sträne),  Dal.  88,  8  (36,  21). 

tain  (Gen.  tammes)  stm.  1.  Damm,  Deich.  3*  bergm.  Verschluß 
einer  „Strecke"  durch  Holzwerk,  Steine  oder  Rasen,  um  Wasser  oder 
Wetter  abzuhalten,  das  gras,  daz,  da  wechset  an  dem  tham  (des 
teichs),  Igl.  Stb.  Dil  187  b.  3.  einen  den  tarn  abgraben  =  „ihm  Hörner 
aufsetzen-'.  2.  Es  werden  auch  in  der  teufe  der  silbergruben  graben, 
di  heissen  sunipbe  ader  ein  häufe  sam  ein  want,  der  heisset  ein 
tarn  (tham  H)  =  congeries  cum  caespitibus  taniquam  parietes, 
Const.  H  3,  5. 

tamasekke*  swm.   Damast,  Eger.  Chr.  N.  1200. 

tainbür  stmf,  -e  stswf.  Handtrommel,  Tamburin:  tambür  und 
pusinen  gröz,  gäben  da  schalbferen  döz,.  W.  v.  W.  1420f.  von  püsinen 
und  tambüren  was  da  ungevüeger  schal,  3611  f.  tambüren,  schal- 
mien  gäben  süezen  schal,  Rf.  176. 

tampf  stm.  Bauch;  Dampf:  tampf  des  rouchs,  T — B  Botenb.  2,20. 

tan  *  stm.  Ton,  Lehm  :  ein  vas  gemachet  von  tane  =  vas  fictile, 
W— B  Sprichw.  26,  23. 

tan-graz.  stn.  ~Sadelholzzweig,  Beisig,  t.  dient  entweder  als  Streu 
für  das  Vieh  oder  wurde  es  auf  feuchte  Wege  zum  Verfaulen  und 
so  zur  Düngererzeugung  geworfen,  Taidmg  von  Friedberg  23; 
s.  swendung. 

tandletarii  s.  tendier. 

tanne  stswf.  1.  Tanne.  2.  Mastbaum.  3*  als  Käme  einer 
Grube  eines  Bergwerkes:  3.  in  der  gruben  czu  der  tannen,  Igl.  Bgr. 
N.  89,  4.  ein  achtail  geben  in  der  thannen,  N.  89, 1. 

taennen  (tennin,  tennen)  Adj.  von  Tannenholz :  taenneu  kletzer, 
Traut.  Chr.  212. 

tan-zapfe  swm.  Tannenzapfen:  den  15.  tag  junius  (1588)  ist  (im 
flachsgeten)  vor  Trautnaw  ein  grosz  Wunderwerk  begangen  worden 
mit  einem  tanzapfen,  Traut.  Chr.  297. 

tauz-geselle  swm.  Mittänzer:  die  süez,en  tanzgesellen,  Alex. 
27  837. 

tarraß-puehse*  swf.  eine  Art  Gewehr:  ein  eisern  tarraßpuchsen 
mit  czween  pulverkamern,  Stb.  Brüx  X.  315.  den  dritten  tag  haben 
sie  vom  sloße  mit  einer  tarraßbuchse  geschußen  zu  unserm  erbittern, 
X.  325. 

tarsse  tarsche,  tartsche,  tarse  swf.  ein  kleiner  länglichrunder 
Schild:  wir  gedenken  ein  grosse  erbeit  an  wagin,  di  wir  mit  bretin 
behengen  und  tarsen  und  di  hin  zu  treibin  ouch  korbe  und  fasz  zu 
seezin,  do  mit  wir  an  das  wassir  komen  mochtin,  Elbog.  Chr.  115,  32. 


tasche  —  tauf  707 

wsern  die  tarschen  nicht  gewesen  so  veste,  ir  wser  deheiner  genesen, 
Alex.  3685.  9233.  vor  würfen  wol  bewart  mit  breiten  tarschen, 
Alex.  2520. 

tasche  (auch  tesche)  swstf.  Tasche:  eczliche  brot  der  erstlinge 
und  czweinczig  girsteine  brot  und  newes  getreide  in  der  taschen, 
W — B  Könige  IV  4,  42.  das  si  das  (houbt  des  Holofernes)  legte  in 
ire  tasche  (in  peram  suaru),  Judith  13,  11.  und  czoch  herfur  ous  der 
taschen  das  houbt  holofernis,  13, 19.  stap,  tesche  und  zwene  schuo, 
W.  v.  W.  754. 

taschner  stm.  Taschenmacher :  Eger.  Chr.  1039. 

tasten  swv.  befühlen,  berühren,  tasten:  das  du  tastest  zu  mittem- 
tage,  als  pfligt  czu  tasten  der  blinde,  in  der  vinsternüsse ,  W — B 
Deut.  28,  29. 

tastunge  stf.  das  Tasten,  Befühlen:  vinsternüsse  und  t.  sint 
worden  über  alle  holer  (speluncas)  uncz  bis  ewiclichen,  Is.  32,  14. 

tat  (tat,  Gen.  tsete,  tat)  stf.  1.  Tat,  Werk.  2.  das  Tun,  Be- 
tragen: du  —  in  allen  das  ende  der  meinung  pruefst  mer  wenn  di 
tet  der  werk  =  quam  actum  operationis ,  Sol.  37,  26.  mit  Worten, 
werken  noch  teten,  Mind.  d.  Egerl.  S.  24. 

Tatter  (Tater,  Tarter)  stswm.  Tatar:  1242  hatten  die  Tattern 
(Mongolen)  ihre  speher  ausgesant,  Böhm.  Chr.  82.  di  Tatrer,  Dal. 
182,  3.  183,  27.  183,  36.  184,  2.  184, 11.  184, 18  (82). 

tau,  tiiau*  stn.?  als  Branntmal  (der  griech.  Buchstabe  t?)  :  alt 
und  junge  warn  nach  eigenlichen  siten  an  der  stirne  versniten :  thau 
was  daran  gebraut,  Alex.  15339. 

taub  (toup.  -bes)  Adj.  l.taub,  nicht  hörend,  2.  stumpfsinnig, 
3.  närrisch,  toll,  4.  tot,  ohne  Leben,  5.  öde  ivertlos,  nichtig,  6.  trocken, 
dürr  z.  B.  Holz :  slahen  wirt  dich  unser  herre  —  mit  poser  luft  und 
mit  touben  sat  (rubigine),  W — B  Deut.  28,  22.  sie  weisen  uns  auf 
das  vorgenante  taup  (nicht  erzhaltiges)  stolnort,  Igl.  Bgr.  N.  39,  10. 
dein  clage  get  aus  tauben  sinnen,  Ack.  14,  9. 

taube,  toube  stf.  Getreidekrankheit,  „ Brand''  im  Getreide,  aurngo, 
rubigo :  des  getreides  toube,  W — B  Par.  II  6, 28.  roupen,  heuschrecken 
oder  toube  des  (fälschlich  toubes)  getreides,   Könige  III  8,  37. 

tauben  (töuwen,  touwen,  Prät.  töuwete,  toute,  tönte) ,  swv.  mit 
dem  Tode  ringen,  dahinsterben,  faulen* :  du  hast  mines  brudirs  mich 
beraubit,  darumb  er  in  der  erden  täubt  (im  Tschech.  aber:  jäz  te 
zbaviu  zivota  tveho),  Dal.  95,18  (40,6).  das  si  Ludmilin  heimlich 
—  mit  dem   tod   taubtin,  67,  30  (25,  40). 

tauben-keuchel  *  stn.  (von  tübe  u.  kiuchel  stn.  Küchlein)  junge 
Taube,  W— B  Lev.  14,  22. 

Taubenmül,  stswf.  Mühle  bei  Iglau :  Stephan  mulnar  auf  der  T., 
Igl.  Mut.  9;  Igl.  Stb.  111207  a. 

taubikeit:  (v.  töubic  Adj.  nichts  empfindend  oder  denkend)  stf. 
Taubheit,  surditas :  du  hast  zerbrochen  meine  t.,  Sol.  82,  7.  we  der 
t.,  das  ich  dich  nicht  bort,  82, 16. 

taucher  (tüchsere,  -er)  stm.  Taucher,  Tauchente:  den  valken, 
den  swan,  den  storchen,  den  toucher,  den  pellikan,  den  nachtraben, 
den  calydrot  (mergulum),  W— B  Deut.  14, 17;  Lev.  11,  17. 

tauf,  touf  (touf)  stm.  1.  Untertauchen,  Tiefe.  2.  Taufe.  3.  christl. 
lleligion.    4.  die  Christen.    5.  der  jungiste  t.  =  letzte  Ölung.    2.  den 

45* 


708  taufen  —  tavel-runde 

touf  empfähen,  W.  v.  W.  2768.  2776.  3085.  5820.  wer  git  den  touf  ? 
2770.  des  toufes  im  bereitet,  3276.  niac  ich  des  toufes  wesen  frö, 
3087.  der  touf  sol  uns  dasselbe  geben,  3063.  durch  den  tauf,  T — B 
Römer  6,  4. 

taufen  (toufen,  tüufen)  swv.  1.  untertauchen,  2.  taufen:  diu  ir 
wiplichen  schin  in  süez,en  tugenden  toufte ,   W.  v.  W.  409.    Judith 

—  taufte  sich  in  dem  bruunen  der  wasser  (baptizabat  se,  badete), 
W— B  Judith  12,  7. 

taugen,  tougen  Adv.  heimlich,  verborgen,  im  Stillen:  sie  kam 
dicke  tougen  dar,  da  mau  den  herre  messen  sprach,  W.  v.  W.  6492. 
das  merkt  die  fürstin  tougen,  6518.  die  meisterin  —  dise  rede  tougen 
truoc,  647. 

taugen  (tougen  stn.  tougen,  -e  stf.)  Heimlichkeit,  Geheimnis: 
dem  (Christus)  alle  tougen  sint  offenbar,  W.  v.  W.  4511.   daz,  der  herre 

—  ir  vor  niht  verswigen  hsete  aller  siner  tougen,  W.  v.  W.  614.  kennen 
die  taugen  (heimligkeit  XI.  Bibel)  des  reichs  Gots,  T— B  Mark.  4,  11. 
di  taugen  (heimlicheit  XI.  Bibel)  Kristi,  di  da  was  verborgen  vor 
den  weiten,  T — B  Koloss.  1,  26.  in  der  erkennung  der  t.  Gots,  2,  2. 
di  do  ist  verporgen  in  den  t.,  I.  Korinth.  2,  7.  so  wirt  volent  di  t., 
Offenb.  10,  7.  di  t.  (sacrament  XL  Bibel)  der  7  stern,  1,  20.  nieman 
ir  tougen  nimet  nu  war,  Trist.  5438. 

taugen-liche,  tougentliche,  -en  Adv.  verborgen,  geheim,  im 
stillen,  W.  v.  W.  6800.  601';  W— B  Gen.  37, 11.  seine  junger  fragten 
in  t.  (in  geheim  XI.  Bibel)  T— B  Mark.  9,  27. 

tausenter*  tousenter*  stm.  Anführer  von  1000  Mann,  Kriegs- 
tribun, tribunus:  t.  und  hunderter  (tribunos  et  centuriones) ,  W — B 
Könige  I  22,  7;  Par.  I  15,  25;  I  28,  1 ;  I  29,  6.  tousenter  und 
hunderter  und  funfcziger  und  zehender,  di  euch  lerten  icliche  dink, 
Deut.  1,  15.  die  tousenter  und  alle  grosten  des  heres,  Judith  14,  11. 
tainvig,  toinvec  Aclj.  voll  tau,  betaut:  manegen  röten  muut, 
der  der  touwegen  rösen  glich  stunt,  Alex.  19168. 

tavel,  -e  swstf.  1.  Tafel.  2.  geschnitzte  Tafel,  Schnitzwerk. 
3.  Speisetisch.  4.  Protokoll-,  Urkundenbuch,  Gerichtstafel.  5.  Schreib- 
tafel. 6.  Glastafel,  czu  der  taffei  (Altarbild)  czum  rosenkranz  in 
der  kirche  3  seh.,  Igl.  Stb.  V  99b.  4.  =  Gerichtstafel,  Prag. 
Str.  24;  Igl.  Str.  258b.  des  richters  Schreiber  soll  eine  Vorladung  czu 
dem  house  —  wenn  der  Büttel  (Gerichtsbote)  den  Vorzuladenden  nicht 
getroffen  hat,  in  wichtigen  Dingen  auf  Antrag  des  Boten  in  des 
gerichtes  tavel  ader  acta  schreiben ,  Const.  IV  2,  5.  das  in  der 
morgensprache  geteilte  (gefüllte  und  geschobene)  urteil  halden  in  des 
Schreibers  tafeln,  (=  protokollieren) ,  Const.  I  5,  11.  Keines  urbarers 
tavl  noch  keines  munezmeisters  noch  keines  lihers  auf  imant  icht 
geben  noch  uf  imands  schaden  gesten  mugen  —  sunder  alleine  das 
da  in  den  vir  penken  in  geheitem  dinge  beschriben  wirt,  die  tavel 
di  schol  haben  craft,  DIR  III  31.  in  der  purger  tavel  =  Bürger- 
verzeichnis =  Geschoßregister,  Igl.  Str.  98.  100. 

tavel-runde  stswf.  die  runde  Tafel,  bes.  die  Tafelrunde  des 
Königs  Artus :  an  die  t.  wirt  er  sä  gesetzet,  Trist.  1376.    Artus  hat 

—  einer  t.  erdächt,  1317.  1322.  1325.  1329.  1464.  1984.  spreche  ich 
tavelrotuude,  so  tete  ich  dem  namen  recht,  1326. 


tafei-runder  —  teiding  709 

tafel-rimder  stm.  Ritter  von  der  Tafelrunde:  Trist.  1393.  1596. 
1991.  2015.  2027.  2043.  2271. 

tavern  (taverne,  taferne,  tabern,  -e)  stswf.  Schenke:  niemant 
schol  von  hochzeiten  senden  in  kein  tavern  weder  sez^en  noch  trinken, 
Eger.  Str.  B  5.    tafern,  Traut.  Chr.  83. 

tebich  s.  tepich. 

techel  (hebräisch)  „gewogen11  eines  der  drei  von  Daniel  ge- 
deuteten  geheimnisvollen  Worte:  mane,  techel  und  phares,  Alex.  941. 
techel  —  bediutet  —  alle  dine  werc  sint  gewegen,  962. 

techent  (techan,  dechan  aus  lat.  decanus)  stm.  Dechant:  Traut. 
Chr.  13. 

techent-amt*  stn.  Amt  eines  Dechant:  Traut.  Chr.  13. 

techentei*  stf.  Dechantei ,  Amtssube  eines  Dechant,  Traut.  Chr. 
13.  15.  62. 

tegen  (degen)  stm.  Dolch:  in  grimme  ructe  er  daz.  swert,  er 
hielt  vaste  üf  den  tegen  wert,  Alex.  13  656. 

tegler  (=  tage-,  tege-lich)  Adj.  täglich,  für  den  Tag:  um 
einen  tegleren  phennig  (l  Pf.  tägl,  Arbeitslohn):  T— B  Matth.  20,  14. 

teg-lieh  (tage-,  tege-lich)  Adj.  den  Tag  hindurch  oder  alle  Tage 
geschehend,  täglich;  für  den  täglichen  Gebrauch  bestimmt:  den  teg- 
lichen  mantl,  Igl.  Stb.  V  260  a.    den  t,  rok,  V  265  d. 

teich-stat  (tich-stat)  stf.  Teichstätte:  ein  t.  im  rabenstein,  Igl. 
Stb.  V  192  a.  IV  194  a.  228  d. 

teicht,  teucfat  (tich)  stm.  Teich:  bei  dem  Boriczer  teucht,  Igl. 
Stb.  IV  242  d. 

teiding,  taiding,  teding  (tage-,  tege-dinc,  teidinc)  stn.  auch 
tagedinc,  -dinge  stf.  1.  auf  einen  Tag  anberaumte  Gerichts- 
verhandlung, Gericht.  2.  Rechtsstreit.  3.  Zweikampf,  Schlacht. 
4.  Termin.  5.  Frist,  Aufschub.  6.  Hochzeitstag.  7.  Übereinkommen. 
8.  Besprechende,  beratende  Versammlung  oder  der  dafür  bestimmte 
Tag.  9.  Geschäft  10.  Händel.  11.  Abtragung  einer  Schuld.  12.  Ge- 
rede, Worte.  1.  Wenn  der  Kläger  contumax  geworden  ist,  so  sol 
man  den  antworter  entledigen  von  des  gerichtes  teidinge  (ab  instancia 
judicii  absolvatur) ,  Const.  IV  4,  16.  di  gancze  teidinge  (stf.)  ent- 
scheiden (principalem  questionem  determinare),  IV  18,  6.  Gerichts- 
tag, Brunn.  Str.  II  5.  tag  beschiden,  tedings  zu  warten,  DIR  23a,  1. 
2.  grausam  und  ungehorte  taiding  vechten  uns  an,  Ack.  2,  15.  ire 
Sachen  und  teidinge,  Igl.  Bgr.  N.  40,  6.  53,  12.  czweiung  und  teding, 
22,  3.  dieselben  t.  hat  er  verlorn  und  kein  puss  dorczu,  118,  3.  alle 
teding  von  des  durchslags  wegen  gesehen  sein,  67,  8.  darumb  (um  den 
„Durchschlag")  krieg  und  teding  was  vor  dem  rate,  40,  2.  t.  waren 
—  um  200  schok  grosse,  90,  1.  vor  uns  ist  quomen  t.,  76.  an  alle 
anspräche  und  teidinge,  59,  2.  t.  und  urteil  vom  freien  (einem  freien 
u.  einer  uberschar) ,  49,  5.  si  sollen  sich  dorein  nicht  flechten  noch 
in  ire  teiding  legen ,  Olm.  Stb.  96  a,  8.  ob  si  weren  billich  zu  der 
egenanten  teiding  (raitunge  G)  zu  rufen  =  hier  Verleihung  von 
Lehen,  ad  dictum  traetatum,  Const.  I  7,  11.  in  aller  teidinge  (stf.) 
und  gerichte  furgeen  (in  omni  traetatu  et  judicio  procedere),  Const.  I 
7,  12.  di  richter  —  sullen  anligen  den  sachen  mit  sneller  unde 
richtiger  teidinge  (traetatu),  IV  18,  10.  Diselben  teidinge  di  reichen 
oft  auf  ein  grose  summe  geldes,  III 1,  17.    czwischen  den  (ärmsten 


710  teicling-en  —  teilen 

Bergleuten)  wachsen  so  hohe  teidinge  von  den  lehenscheften,  die  sich 
czihen  auf  czal  vil  mark  silhers,  III  1.  EM,  wann  czwischen 
czwaien  menschen  umh  ein  wenige  rasen  ader  wenig  erden  ist 
mer  teidinge  denn  czwischen  czweien  kunigen  umb  ein  gancz  kunig- 
reich ,  III  1.  Einl.  von  krigischen  leuten  ist  die  groste  teidinge, 
ebenda,  vil  krieges  und  teidinge  =  multarum  litium  quaestiones, 
IV  17.  Einl,  so  gehöret  is  danne  in  der  urberer  recht  und  teiding 
(Gerichtsbarkeit,  jurisdictio) ,  Const.  I  4,  1. 

teidingen,  tedingen  (auch  tagedingen)  swv.  1.  gerichtlich  ver- 
handeln, 2.  unterliandeln ,  Übereinkommen  treffen,  3.  mit  Gen.  der 
Person  über  einen  Gericht  halten,  4.  mit  Dat.  der  Person  einen  vor 
Gericht  laden,  5.  ihm  Frist  geben.  G.  Verteidigung  jemandes  führen 
tr.  m.  Akk.  der  Sache:  fride  t.  =  Frieden  schließen,  7.  etwas  t.  =  recht- 
lich beanspruchen,  S.  durch  Unterhandlung  frei  metchen,  9.  refl.  unter- 
handeln, 10.  dadurch  frei  machen.  1.  Sich,  in  gerichte  wil  ich  mit 
dir  t.  (contendam  tecum),  W — B  Jer.  2,  35.  in  demselben  gericht  so 
schol  di  sach,  darurnb  di  urteil  geschoben  warden,  werden  getaidinkt, 
Igl.  Str.  39.  darumb  tedingen,  Igl.  Bgr.  40,  3.  di  —  wider  uns  tei- 
dingten,  39,  8.  warezu  teidigt  ir  mit  einander,  39,  9.  wie  die  uber- 
scharn,  da  man  umb  teidingt,  dar  sint  komen,  49,21.  von  allen 
pussen  und  gewette,  die  do  in  t.  ader  ausserhalb  dem  foite  (Foyte) 
gevallen,  Olm.  Stb.  80;  Traut.  Chr.  354;  Eger.  Chr.  1035  u.  öfters 
Böhm.  Chr.  59.  das  gerichte  —  hebt  sich  an  mit  des  kriegers 
(kriegers  H)  peiderseit  teidingen  =  per  litis  contestationem ,  Const. 
IV  8.  Einl.  Findet  —  der  urbarer  ader  liher  den  erbestolle  —  nicht 
buhaftig,  das  er  bewisen  mag,  er  beseezt  is  mit  den  schepphin  und 
sal  in  tedingen  (rechtlich  überantworten)  in  des  koniges  gewalt  unde 
mag  in  lihen  unde  geben  mit  rechte ,  weine  er  wil ,  D  I  B  I  9.  ab- 
teidingen =  rechtlich  abgewinnen:  ob  her  sein  leip  und  sein  gut  nicht 
pas  geweren  mug  denne  ims  imant  ab  mocht  geteidingen,  Igl.  Str. 
237.    teidingt  wi  ir  wolt,  Igl.  Stb.  V  10  c. 

teidinger  (tage-,  tei-dinger)   stm.  1.  Sachwalter,  Schiedsrichter. 

2.  Schiedsleute.  3*  die  prozessierenden  Parteien:  3.  das  man  schonen 
muge  der  t.  czerunge  und  arbait  (=  Prozeßkosten ,  -mühen) ,  Const. 
I  5, 11. 

teiding-nüsse  stf.?  gerichtliche  Klage:  das  er  kein  ansprach 
ader  teidig-nüss  tur  wil  in  gerichte  oder  äne  gerichte,  Igl.  Stb.  II 
152  d. 

teidings-leute  *  PI,   Schiedsrichter :  Elbog.  Chr.  3,  30. 

teig  (teic)  Adj.  iveich,  besonders  durch  Fäulnis,  weich  geworden: 
Do  claubet  ir  (Tot)  einen  ausz  dem  andern  als  die  teigen  pirn, 
Ack.  26,  2. 

teig-teglich*  teigig,  noch  nicht  ausgebacken:  t.  unausgebacken 
oder  verprenet  unscheinlich  prot,  Traut.  Chr.  137. 

teil  stn.  m.  Teil,  bergm.  Anteilsquote  an  der  Förderung ,  s. 
berg-teil. 

teile  stf.  Teilung;  Austeilung:  mit  milder  gäbe  teile,  Ales. 
5598. 

teilen    swv.    1.  teilen,   zerstücken,    2.  ablösen,    abwenden   von, 

3.  zuteilen,  zuteil  tverden  lassen,  4.  einteilen  in  Farben  oder  Felder 
(beim  Wappen),  5.  austeilen,  6.  spez.  von  der  Erbteilung,  ins  Erbe 


teuer  711 

einsetzen,  so  bei  L.,  es  soll  loolü  heißen  ausheiraten,  7.  ein  spil  t. 
=  zweierlei  zur  Wahl  stellen,  8.  durch  Urteil  entscheiden,  9.  dadurch 
zuerkennen  oder  auferlegen:  Habel  in  geteiltin  (Jir.,  geiteltin  Hanka) 
gwan  (erhielt)  ouch  den  lebin  (Löwen)  do  von  dan,  Dal.  194,  35 
(88,  17).  ob  ein  kind  obging  (stürbe),  so  sal  es  (das  Erbteil)  erben 
von  ainem  auf  das  andre  kint  und  mein  weib  sal  davon  nicht  getailt 
(beteilt)  werden,  Igl.  Stb.  III 182 d.  6.  Ob  ein  sun  geteilt  ist  von  dem 
vater  (z.  B.  bei  seiner  Verheiratung  von  diesem  seinen  Erbteil  oder 
einen  Teil  davon  erhalten  hat),  der  mer  prüder  hat  ungeteilter  — , 
Prag.  Rb.  152.  wanne  si  von  ires  vaters  erb  ni  geteilt  wer 
(ivohl  mit  Mitgift  ausgestattet),  Igl.  Str.  227.  —  8.  si  piten,  das  man 
in  ein  recht  urtail  tail,  Igl.  Str.  82.  Die  gewöhnliche  Formel  der 
sentencia  diffiuitiva  lautet:  Dor  über  ist  geteilt,  z.  B.  Igl.  Bgr.  N.  8,  3. 
18,2.  20,2.  24,2usio.,  oder:  Doruber  wart  geteilt,  N.  14,2.  16,3.  17,2. 
19,  2.  25,  2.  26  usw.  oder:  so  teile  wir  (euch)  das  czu  einem  rechten, 
N.  3,  2.  5,  7.  6,  7.  10,  7.  11,  7.  12,  2.  34,  4  usw.  oder:  das  ist  auch 
gegen  dem  Triesch  getailt.  34.  35.  das  ist  auch  kegen  den  Czaslabs 
geteilt,  47.  das  ist  kegen  dem  Wylancz  getailt  (lauter  Ortsnamen) 
61.  den  purgern  von  Troppaw  —  ist  geteilt  czu  einem  rechten,  15. 
wenne  wir  das  pei  unserm  eide  nicht  tailen  kunnen,  45,  7;  selten  ist 
eine  andere  Wendung  wie:  über  dise  —  vrage  antworten  wir  durch 
ewer  pite  willen  und  sprechen  mit  urtail  czu  ainem  rechten,  22,  2. 
—  teilen  =  durch  Urteil  entscheiden,  Elbog.  Chr.  126,  34.  messen 
von  der  stuff,  der  crafft  getailet  ist  (=  welcher  rechtlich  Gültig- 
keit zugesprochen  worden),  Igl.  Bgr.  N.  57,  1—7.  die  alten  scheppen 
vor  dem  prieff  kraft  getailt  hetten,  44,  1.  als  ir  ratmanne  den 
scheppfenprief  unkreftig  getailt  habt,  100,  2.  Darnach  habt  ir  ain 
urtail  getailt  czwischen  den  perkwerken  und  den  perkmeistern 
von  Sent  Jörgen  und  von  Sent  Andres  und  iren  gewerken,  56,  1.  — 
3.  erez  teilen.  Das  geförderte  Erz  {im  Igl.  Bgr.  nur  8/9,  da  das 
smid-neuntel  außerhalb  der  Normalzählung  bleibt,  das  wieder  in 
seine  4  Schichten  geteilt  wird)  wird  in  4,  8,  16  und  frühzeitig  auch 
schon  in  32  teile  =  Ertragsquoten  geteilt.  Der  Besitzer  eines 
solchen  Anteils  ist  ein  gewerke.  Wenn  2  oder  4  zusammen  V32  oder 
eine  Schicht  des  Schmiedeneuntels  bauen,  so  stellen  sie  zusammen 
nur  1  gewerken  dar,  ihr  Anteil  scheint  dann  ursprünglich  Kux  ge- 
heißen zu  haben,  die  später  als  Gewerkenanteile  gefaßt  werden,  so 
daß  man  dann  in  4  x  32  =  128  teile  teilt;  nach  Agricola  De  re  met. 
1556  P7.  B.  hätte  man  zuerst  auf  dem  Schneeberg  so  geteilt  (euni- 
cnlum  Snebergi  primo  diviserunt  in  128  partes  und  nach  diesem 
Muster  in  Joachimstal  und  nach  des  letzteren  Vorbild  in  Böhmen 
außer  in  Kuttenberq,  Zycha  I  S.  247  und  Const.  I  16. 

teuer  stm.  1.  Verteiler,  partitor,  2.  bergm.  =  Erzteiler.  Darüber 
wi  di  erczteiler  erez  teilen  sullen  handelt  Const.  1 16.  Sie  müssen 
dem  Urbarer  als  Vertreter  des  Begalherm  den  Eid  schwören,  ihr 
Amt  gerecht  zu  verwalten  (1 16,  2),  können  wegen  Verletzung  dieses 
Eides  abgesetzt  werden,  1 16,  3.  sullen  korbe  haben,  dornit  man  teilet, 
die  gleich  sein  durch  alles  unser  perkwerk  und  di  von  alder  gewon- 
heit  beweret  sein,  und  eine  bestimmte  —  czeit  und  stunde  der 
teilunge  —  halden  und  ihnen  (erezscheidere  heißen  sie  Const.  I  7,  16) 
sowie  den,  die  die  bulgen  machen  und  pessern  und  —  den,  die  die 


712  teiler-bär  —  tempel 

czeit  und  stunden  künden  —  sol  man  alleine  Ionen  mit  ercze  (sonst 
keinen  Beamten),  1 16,  5. 

teiler-bär*  stf.  (bare  stsivf.  Sänfte,  Bahre,  Totenbahre)  an 
einem  Traggestell  befestigter  Korb,  wie  sie  die  teuer  beim  Erzteilen 
gebrauchen:  Gibet  des  erczes  ein  teilerpar,  das  vor  ein  {nicht  in] 
hicze  bat  geheissen,  einen  vierdunk  gutes  geplicktes  silbers  über  di 
butkost  (Unkosten  des  Schmelzern)  —  so  ist  es  maswirdik,  Tgl.  Bgr. 
N.  1,  9.    s.  feiler  und  mäswirdig. 

teil-liaftigleieh*  Adv.  (vom  Adj.  teilbaftic,  -beftic),  lehen- 
scbefte  —  geseheen  ettwenne  aucb  sunderlicb  ader  teilhaftigleich 
=  concessioues  fiunt  etiam  quandoque  particulariter;  Enderl.  über- 
setzt „etzlicbe  aucb  zertbeilet  und  unterschiedlich  verliehen  und  hin- 
gelassen."  Der  Zusatz-  ader  t.  drückt  ivohl  den  Gegensatz  zu 
sunderlich  aus,  also  etwa  die  Lehenschaft  wird  entweder  einem 
bestimmten,  einzelnen  Lehenhauer  oder  einer  Anzahl,  Körperschaft 
von  solchen  =  einer  juristischen  Person,  erteilt,  Const.  III 1,  12. 

teil-haftikeit  stf.  teilhaftic-heit  participatio,  participium,  parti- 
cularitas)  Wer  dich  (Christus  im  Abendmahl)  wirdiclichen  nutzet, 
den  vorwandelst  du  in  dich  selber,  also  das  er  in  deiner  t.  auch  ein 
got  werde,  Hier.  84,  2. 

teil-stat*  (von  stat,  Gen.  stet,  -e,  stat)  stf.  Stätte,  wo  das  Erz 
durch  die  Erzteiler  geteilt  wird:  Ist  das  iemant  einen  man,  der  ge- 
sworen  hat  czu  dem  recht,  er  sei  butman,  Steiger  oder  czimerman, 
durch  die  gerechtikait  seines  amts  strafet  oder  angreift  mit  posen 
worten  in  der  kawe  oder  auf  der  tailstat,  wird  er  sein  überwunden 
mit  czwain  piderben  mannen  und  mit  ainem  gewerken,  er  ist  be- 
standen mit  neun  marken.  Der  gevallen  den  urbarem  drei,  den 
gewerken  drei,  dem  sachwalden  (dem  Beleidigten)  drei,  D  I R  II  §  29. 
das  der  perkmeister  um  dibe,  wunten,  plutrunst  oder  ume  ander 
sache.  die  in  der  gruben  oder  in  der  kauwen  oder  an  der  teilstat 
geschehen,  czu  richten  hat,  Igl.  Bgr.  106, 2. 

teilunge  stf.  1.  Teilung,  Trennung,  2.  Abteilung,  3.  Einteilung, 
4.  Uneinigkeit,  5.  Teilnahme:  3.  Const.  Vorrede  3,  wann  noch 
menschlichen  rechten  und  gesetczen  peid  das  Ion  und  di  czeit  nemen 
teilunge  =  stehen  in  Wechselbeziehung  zu  einander,  in  geradem  Ver- 
hältnis —  recipit  divisionem,  Const.  1 12,  6. 

teil-zedel*  (zedel,  e.  zetel  stswf.  m.  n.)  Teilungsvertrag,  Traut. 
Chr.  39. 

tein-herre  (tuom-herre)  swm.  Domherr:  zu  chomm  uns  dein 
reich  auf  die  taynherren,  pfaffen,  munich,  nunnen  —  vergib  uns 
unser  schuld,  als  abelln  und  Caym  und  die  czins  der  Thaymherren, 
Hussitenpaternoster. 

telpliin  (delfin)  m.  1.  Delphin?  2.  Königssohn:*  Schionätu- 
lander.  der  reine  junge  telphiu,  Ei.  33. 

temmen  (auch  tammeu,  dämmen)  swv.  1.  mit  einem  Damm  um- 
geben, 2.  hindern,  3.  endigen:  1.  auch  sol  der  richter  den  grund,  als 
ver  der  teich  t.  (sich  sein  Damm  erstrecken*)  werd,  freien  von  aller- 
menicklich,  Igl.  Stb.  III  232  b. 

tempel  stn.  m.  Tempel:  in  einem  walde  Hamön  (Oase  Ammon) 
da  der  got  ein  schcene^  t.  het,  Alex.  9771.    daz,  t.,  5346. 


terapel-herre  —  tepich  713 

teuipel-herre  siom,  Tempelherr:  dem  probste  der  tempelherren 
(in  Jerusalem),  Ernst  5097. 

tempel-haus ,  (-hüs)  stn.  Tempel:  alle  ir  tempelhüs,  Alex. 
14485. 

tempern  swv.  1.  im  gehörigen  Verhältnis  mischen  und  so 
mäßigen,  2.  mischen,  ein-,  zurichten  aus  lat.  temperare:  einen  trank 
von  wein  getempert  (ex  vino  condito),  W — B  Hohes  Lied  8,  2.  Oder 
mac  man  gessen  ungesalcznes,  das  nicht  mit  salcze  ist  getempert 
(conditum,  gewürzt),  Job  6,  6.  seit  getempert  (nüchter,  XI.  Bibel) 
und  wacht,  T— B  I.  Peter  5,  8;  I.  Thessal.  5,  8;  Tit.  2,  5  f.  es  ge- 
czimt  dem  pischof  zu  sein  ain  man  —  ain  getemperter,  I.  Timoth. 
3,  2.  3, 11. 

temperung  stf.  1.  Mischung  im  gehörigen  Verhältnisse,  2.  ge- 
hörige Beschaffenheit,  Mäßigkeit:  di  weip  —  ziren  sich  mit  schäm 
und  mit  temprung  (nüchterkeite,  XI.  Bibel)  T— B  I.  Timoth.  2,  9. 
2,  15.    den  geist  der  lieb  und  der  t.,  IL  Timoth.  1,  7. 

teinper-licli*  Adv.  maßvoll,  sittsam:  daz,  wir  leben  in  dirr 
werlt  t.,  T— B  Tit.  2,  12. 

templeis,  -e  stsivm.  1.  Tempelherr,  2.  Bitter  der  Gralburg: 
1.  üf  der  templeise  marke  hat  er  fride  gemacht,  Ernst  5112. 

tendier  sim.  Trödler:  quod  Tandletarii  —  volgariter  Tendier 
dicti  de  cetero  alias  nova  jopulas  in  Tandleta  habere  aut  vendere 
non  debent  nisi  illas,  quas  a  nostris  sartoribus  emunt,  et  ille  debent 
esse  signate  signis,  quibus  sartores  utuntur,  Olm.  Stb.  106  und 
93  a,  12. 

tenein*  Adj.  aus  Ton,  Lehm,  fictilis:  der  tenein  mawer,  W — B 
Jer.  48,  31.  ein  tennin  vas  (in  vase  fictili),  Num.  5, 17;  Lev.  15,  12. 
14,  5.  14,  50.  das  tennein  vas  —  sol  man  czubrechen  =  vas  fictile 
confrigetur,  Lev.  6,  28. 

tengeln  sivv.  dengeln,  hämmern,  klopfen:  getengelt  wart  (beim 
tjost)  daz,  grüene  gras,  Trist  1782. 

tengen  sivv.  schlagen,  klopfen:  er  dengete  gras  lind  stoubte 
melm,  Trist.  3296. 

tenk  Adj.  link:  an  dem  tenken  arm  ein  verschnietten  wunden, 
Igl.  Stb.  V  157  d.  ober  dem  denken  aug,  V  199  d.  auf  der  t.  hand, 
V  181  b,  69  a.  ein  wunden  hinder  dem  "tenkter  or,  V  173  c.  auf  der 
tenken  Seiten,  V  199  d. 

tenne  stn.  stswm.  stsivf.  Tenne:  Von  dem  tenne  und  von  deiner 
weinpresse,  W — B  Deut.  16, 13.  nicht  soltu  vorpinden  den  munt  des 
ochsen*,  der  do  auf  dem  tenne  zutreffet  dein  getreide,  Deut.  25,  4. 
er  gereinigt  seinen  tenne,  T — B  Matth.  3,  12. 

tennein  (tennin,  tennen)  Adj.  aus  Tannenholz:  Ich  wil  tun 
deinen  willen  in  cedreinen  holezern  und  in  tenneinen  (abieginis), 
W — B  Könige  III  5,  8.  und  also  gap  Hiram  Salomonen  cedreine 
holezern  und  tenneine,  III  5,  10.    taennen  kletzer,  Traut.  Chr.  242. 

tennen  sivv.  wie  eine  Tenne  machen,  fest  stampfen:  man  sach 
—  heistieren  unde  rennen,  der  acker  furche  tennen,  Alex.  16492. 

tepich,  tept,  tebt  (tepit,  teppit,  teppet,  tept)  stmn.  Teppich 
aus  lat.  tapes,  tapetum:  mit  gemalten  tebten  (tapetibus  pictis), 
W— B  Spr.  7,  16.    üf  einem  tebich,  Rf.  74. 


714  terevent  —  teufe 

terevent*  Terehinte,  ein  Baum,  terebinthus:  der  poum  t,  W— B 
Sirach,  24,  22. 

termen,  tirmen  (lat.  terminale)  swv.  an  einen  bestimmen  Ort 
setzen,  bestimmen,  weihen,  loidmen;  schaffen,  bilden:  do  (im  paradise) 
tirmt  uns  {den  Tod)  got'  Ack.  23, 18.  37,  13. 

termer,  tirilier  (tirmer  von  termen,  tirmen  swv.  aus  lat. 
terminare)  stm.  Schöpfer:  got  ewer  (des  Todes)  termer,  hass  euch, 
Ack.  1,  10.    des  meres  termer,  56,  20.    aller  element  tirmer,  56,  21. 

Tervigant  Käme  eines  heidnischen  Gottes:  T.  der  heiden  got, 
W.  v.  W.  4606.  Jupiter,  Apollen,  T.,  2700.  3626.  Machmet,  Apollo, 
T.,  5762.  5860.  Apollo,  Mahmet,  T.  solten  des  iemer  sin  geschaut 
(heidnischer  Fluch  Wilhalms),  2448. 

terzel  stn.  m.  aus  lat.  tertius,  eine  Falkenart;  eine  Schieß- 
waffe  ?  * :  des  Merlein  enykl  schaff  ich  eiu  terczl  und  ein  evsern  hut, 
Igl.  Sth.  V260a. 

tesche  s.  tasche. 

tessak,  tesak  swm.  langes  Messer,  Waffe:  hehmische  tessaken, 
halbe  hakenpüchsen,  Traut.  Chr.  320.  er  hat  Paul  Zipfeln  die  nase 
von  einander  mit  einem  tesaken  gehauen,  187.  351. 

tesse*  siv.  Ast,  Zweig,  namentlich  von  Nadelholz,  Ziehten  vnd 
Tannen:  die  tessen  ligen  im  walde  und  verfaulen,  Traut.  Chr.  224. 
225.  233. 

testament  stn.  lat.  Fremdwort  für  gescheft,  (s.  d.) :  sein  leezten 
willen  und  t,  Igl.  Str.  (70)  S.  336.  gescheft,  326.  beschiedbrief,  290. 
305.  328.  326.  ein  gut  hinschicken  =  darüber  testamentarisch  ver- 
fügen, 326,  es  hat  Jahr  und  Tag  Kraft,  wenn  es  nicht  widerrufen 
wird,  62.  328.  des  Heinrich  Dangels  pordogaleßer  und  testament 
zugestalt,  Eger.  Chr.  972. 

testier,  tehtier  stn.  Kopfbedeckung  des  Streitrosses ,  Sturm- 
haube aus  mfranz.  testiere  von  teste  {Kopf):  daz,  ors  von  dem  testiere 
hete  er  enblcez,et  schiere,  Alex.  13341. 

tetic-lieh*  (vom  Adj.  tsetec  z.  B.  in  uutaetec)  Adr.  tatsächlich, 
wirklich  in  der  ausvart  —  der  heuer  —  sol  er  iczlichen  suchen 
tetielich  (reticleich,  H.),  das  man  kein  erez  ausfure  (quaerere  cum 
effectu),  Const.  1 12,  5. 

tetner*  stm.  (tfeter  Täter)  stm.  Vollbringer  der  Tat,  Mörder, 
t.  oder  morder,  Elbog.  Chr.  71.  40;  s.  theder. 

tetzem,*  tetzum*  (mhd.  tetzman  aus  lat.  deeimum)  Zehent, 
Traut,  Chr.  168.  170. 

teube*  stf.  Schwarzsucht,  eine  Gesichtskrankheit,  aurugo:  alle 
antlicze  die"  sint  gekart  in  ein  swareze  der  teube  (sind  verblichen), 
W— B  Jer.  30,  6. 

teuch,  feucht  (tich  stm.  1.  Deich,  Damm.  2.  Teich)  stm.  Teich: 
gegen  dem  grossen  teucht  bei  Eberhardsdorff  (Jetzt  Ebersdorf  bei 
Iglau),  der  do  abgelossen  ist,  Tgl.  Mut.  22.  zusambt  den  wassern, 
teuchen,  Traut.  Chr.  95.  die  teuche  —  mit  zwei  oder  dreijerigem 
vischsamen  besetzen,  97;  s.  teicht. 

teuerunge  (tiurunge)  stf.  1.  bestimmter  Wert,  Preis.  2.  Teuerung  : 
t.  und  hunger  u.  strafunge  in  alle  deine  werk,  W— B  Deut.  28,  20. 

teufe  (tiefe,  md.  tufe)  stf.  Tiefe,  Vertiefung,  Abgrund:  der  do 
offenbart  die  teufe  ous  der  vinsternusse  (profunda  de  teuebris),  W — B 


teuscher  —  tiliz  715 

Job  12,  22.  Bei  einem  gemessenen  Berg  oder  Stollen  schol  mau  inne 
haben  3  l/a  lehen  auf  das  hangende  und  auf  das  ligende  ein  leben 
die  höe  und  die  teuffe  in  gleicher  masse,  Igl.  Bgr.  U— A  2.  seine 
teuffe,  die  man  heisset  sol,  =  profunditas,  Const.  112,  9;  113,5; 
II 4,  14.  mit  der  (größeren)  teuf  gewinnet  ein  freies  ein  sichters 
perkwerk,  Igl.  Bgr.  49,  14  und  15 ;  Traut.  Chr.  30.  er  ist  bein  der 
walkmül  unterm  wer  in  die  teufe  baden  gegangen,  282.  ertrunken 
in  der  teuffen  bein  der  schleissen  am  Ander,  314. 

teuscher  (tiuscher)  stm.  Täuscher,  Betrüger:  wir  wollen  auch, 
das  kein  fremder  mensch  wider  purger  mit  czepf  lern  ader  tewschern 
geczeuknusse  füre,  Igl.  B.  7. 

teu-vel  (tiuvel,  tievel  aus  lat.  diabolus)  stm.  Teufel:  Und  es 
geschach,  so  das  do  was  ein  man  des  teufeis  (vir  Belial),  mit  namen 
Siba,  W — B  Könige  II 20,  1.  nicht  sollen  sie  opfern  den  teufein 
(daemonibus),  mit  den  si  haben  geunkeuschet,  Lev.  17,  7.  Nabueho- 
donosor  den  tivel  bediutet  äne  zwivel,  Alex.  1031.  der  tivel,  1138. 
1154. 

teuvel-licli  (tiuvel-lich)  Adj.  teufelmüßig,  teuflisch:  an  czile 
habt  ir  (o  Tod)  ein  teufeliches  wesen,  Ack.  7,  17.  —  1328  wart  von 
Ludewige,  der  sich  keiser  nant  gar  teufelich  mit  unrecht  gesaczt 
ozu  Rom  ein  bobist,  Dal.  15,  23. 

teuwer  Adj.  teuer,  ioert:  gar  an  allen  valschen  list  der  teuwer 
bi  den  getriuwen  ist,  Ernst  4366. 

theder  (t  feter)  stm.  Täter:  den  Balthasar  weißbeck  —  als 
Thedern,  Eger.  Achtb.  II  204.  205.  206.  210. 

thymotii  ein  Gewürz,  Alex.  14614. 

tichte  (tihte)  stf.  schriftliche  Abfassung,  das  Dichten,  die 
Dichtung,  auch  Malen,  Sticken,  Gemälde,  Stickerei:  min  einveldic 
tihte,  Alex.  27759. 

lichten  swv.  1.  schreiben,  schriftl.  abfassen,  2.  schriftl.  in  Verse 
bringen,  besingen,  3.  ersinnen,  4.  anstiften,  5.  lügenhaft  erfinden  und 
erzählen,  6.  nachbilden:  Gip  ein  getichte  rede  in  meinen  munt 
(sermonem  compositum),  Esther.  14, 13. 

tichter  stm.  1.  Verfasser,  Dichter.  2.  Erdichter:  2.  Aber  der 
prophete  oder  der  t.  der  treume  =  fictor  somniornm,  W — B  Deut. 
13,5.  t.  der  lugen  =  fabricatores  mendacii,  Lügenschmiede,  Job 
13,4. 

tichtunge  stf.  1.  dictamen,  2.  poesis,  3.  machinatio,  Bänke, 
Anschläge:  Esther  pate  in,  so  das  er  —  seine  (Amans)  gar  posen 
und  valschen  t.,  die  er  bette  dertrachtet  (excogitaverat)  wider  di 
Juden,  hies  irre  machen,  W — B  Esther  8,  3. 

tiech,  diech  (PI.  diech.  -er)  stm.  Oberschenkel:  daz,  daz,  sper  in 
den  tiech  abbrach,  Alex.  20638;  s.  diech. 

tiefe  stf.  Tiefe,  Abgrund  s.  teufe:  siezen  auf  das  tiffe  =  super 
profundius,  Igl.  Bgr.  U— A  11 ;  s.  teufe. 

tier-garte  swm.  Tiergarten,  Rf.  63. 

tiligen,  tilgen  swv.  tilgen,  austilgen:  die  stat  er  tiliget  unde 
brach,  Alex.  22951. 

tiliz  stm.  langes  Messer:  er  hat  uf  in  den  tiliez  ausezogen.  es 
ist  im  verloren  worden  sein  tiliez  und  ein  winden,  Igl.  Str.  (76) 
S.  343.    da   hat   der   Lazarus   sein  tilecz   ausgeruckt  und   hat   den 


716  tincke  —  tocke 

Simstorfer  wellen  slahen,  Igi.  Stb.  V  63d.  ein  tilcz,  V67a.  auch 
daz,  einer  anf  den  andern  kain  messer  noch  tylcz  auszucken  noch 
rucKen  sol,  V  177  c.  dem  wirtknecht  schaff  ich  den  tilicz,  di  taschen 
und  ein  morser,  V  149  b. 

tincke  (tincte,  tinte)  sivf.  Tinte:  gib  in  tyncke  und  papirz 
genug  und  nym  in  denn  das  wider,  Böhm.  Chr.  99" 

tinten-horn  stn.  Tintenfaß  in  Hornform:  ein  t.  eines  Schreibers, 
W— B  Ez.  9,  2. 

tinten-ras  stn.  ein  t.  eines  Schreibers  was  czu  seinen  lenden, 
Ez.  9,  2. 

titanisch*  Adj.  titanen-,  riesenhaft:  noch  die  kinder  der 
tytanischen  starken  (die  Söhne  Titans)  haben  in  geslagen  =  nee  filii 
Titan,  W— B  Judith  16,  8. 

tinnen  s.  termen. 

tiscli-bier,  *  -pir*  stn.  Bier,  Traut.  Chr.  239.  308. 

tisch-geriist*  stn.  Tischgestell:  er  hat  sich  an  dem  t.  erhengkt, 
Eger.  Chr.  237. 

tiuren  swv.  1.  tiure  machen,  verherrlichen,  ehren,  preisen,  2.  im 
Werte  anschlagen,  schätzen,  3.  selten  machen,  rauben,  intr.  tiure 
iverden,  4.  selten,  teuer  werden,  5.  sich  verschönen:  diu  zeit  wurden 
nie  baz,  getiuret  in  fremden  riebe,  W.  v.  W.  75.  des  ir  von  mir 
getiuret  sit  (dafür  zeige  ich  mich  erkenntlich)  und  ich  iueh  helfe, 
Trist.  5984. 

Tiuscne,  Tiutsche,  Diutsche  sivv.  der  Deutsche:  ein  volc  man 
ouch  ze  prise  zeit,  die  man  die  Tiuschen  nennet,  Ales.  26257. 

ti-vel  s.  teu-vel. 

tjost,  tjust,  -e  (auch  jost,  -e,  just,  -e,  schust,  -e)  stf.  Zwei- 
kampf mit  dem  Speer,  Speerstoß:  tjost,  Trist.  1749.  zu  der  riehen 
tjuste,  Rf.  214.    zu  ritterlicher  t,,  236 ;  gegen  tjost,  Alex.  1692. 

tjost -geselle*  sivm.  Genosse  oder  Gegner  im  Zweikampf, 
(Speerstoß):  sin  t,  Trist,  1757. 

tjostiure  stm.  Kämpfer  in  einer  tjost:  der  menlich  tjostiur 
von  dem  her  was  geriten,  Alex.  Anh.  764.  manic  herter  t.  dö 
reit,  Anh.  462. 

tjostür  (tjostiure  =  tjost)  stf.  Tjost:  der  werde  und  der  wise 
mit  durchliuhtigem  prise  was  erwachsen  der  tjostur,  Alex.  4617. 

tobe*  ivahnsinnigmachend,  betäubend:  es  hat  vil  tobe  kraut 
unter  dem  getraide  und  habernbrott,  darvon  die  menschen  taub,  toi 
und  wiste  waren,  Traut.  Chr.  195. 

toben  swv.  rasen,  toben:  er  (ihrer)  etlich  tobint  alle  jar,  Dal. 
77,  4  (30,  101). 

tobendig  Adj.  1.  wütend,  toll,  nicht  bei  Verstand:  als  ein 
tobendiger,  Hier.  137,  23.  als  ein  t.  hunt,  154,  7.  gleich  tobendigen 
hunden,  12,12.  168,22.  tobendige  hunde  98,25.  über  den  grau- 
samen flnz,  dieses  tobeudiges  meres,  108,  9. 

toben-hirnig*  Adj.  rasend,  stößig:  das  —  der  ochse  —  t.  ist 
gewesen  =  cornupeta,  W— B  Ex.  21,  36.    s.  horntobig. 

tob-heit  (tobe-heit  stf.  Raserei,  Tollheit,  T— B  II  Peter  2,  16. 

tocke  swf.  1.  Puppe  des  Kindes  im  Puppenspiel,  2.  obszön  für 
Penis,  3.  Schmeichehvort  für  junges  Mädchen,  4.  ivalzen förmiges 
Stück,    Stützholz,   Schivungbaum    einer   Wurfmaschine:    zeuche  abe 


töd  —  teerisch  717 

der  schönsten  frauwen  des  sneiders  varwe,  so  sihestu  eim  schemliche 
tockeu,  Ack.  37,  2.    als  ein  wol  geschicket  tocke,  Alex.  19808. 

töd,  tot  Gen.  todes,  Sing,  auch  mit  unechtem  Umlaut  stm.  Tod, 
auch  personif.  z.  B.  im  Ackermann  v.  B.,  todes  halben  =  mit  Tod; 
oh  der  obgenaute  Hamms  von  Ach  todes  halben  abginge,  Olm. 
Stb.  146. 

todig  s.  totig,  toedigen,  s.  totigen. 

todigung,.  s.  totigung. 

tolde  sivstf.  Wipfel,  Krone  einer  Pflanze,  eines  Baumes :  manch 
gelber  blnomen  tolde,  Trist.  886. 

tole  (takele)  sie  f.  Dohle:  die  tolen,  Traut.  Chr.  151.  296. 

tolmetsche  {auch  tolmetze)  swm.  Dolmetsch  aus  slav.  tlumac: 
das  er  mit  einem  tolmetsche  mit  in  redte,  W — B  Gen.  42,  23. 

Tonaw  (Tuonouwe,  -owe,  awe)  Flußname,  Umdeutschling  des 
Icelt.-lat.  Danubius,  griech.  davovßiq,  Donau:  die  heuschuren  ein 
bürg,  die  Tonaw  das  mere,  den  meuszaer  einen  valken  nennet  der 
tore,  Ack.  47,  19. 

tonder  (doner,  toner,  donder,  tonder)  stm.  Donner:  in  winden, 
tonder,  schawer,  Ack.  53,  10. 

tondern,  dondern,  swv.  donnern  s.  dondern. 

top  s.  topf. 

topäzius  (topäzje,  topä^e)  stsivm.  Topas,  Trist.  4519.  von 
jaspide  —  underworht  mit  topä^io,  Alex.  12531. 

topein,  toppein  swv.  würfeln,  Würfel  spielen:  den  tag  vortun 
—  mit  tanzen,  raien,  ochvart,  spiln,  topelu,  Job.  v.  Igl.  3.  Gebot. 
s.  auch  ver- topein.  „Doppele"  Meitzen,  Urkd.  schles.  Dörfer, 
S.  128.  240. 

topel-spil  stn.  Würfelspiel:  würfel  und  ander  töpelspiel,  Drei- 
ding v.  Politz  21.  Umb  t.  scholl  der  richter  noch  die  schepfen 
niemant  rechtes  helfen,  Prag.  Rb.  44. 

topf  stm.  Topf,  olla,  W— B  Richter  6,  19.  ereine  topfe  (lebetes), 
Par.  II  4,  11.    drei  kupprein  tepp,  Igl.  Stb.  V  206  a. 

topf  er,  topf  er  stm.  Töpfer,  W— B  Par.  4,  23.  secht  als  das  kot 
(der  Ton)  in  des  topfers  haut,  also  seit  ir  in  meiner  haut,  haus 
israhel,  Jer.  18,  6.    das  vas  des  topfers,  Jer.  19,  11. 

töpf-lein  stn.  Meiner  Topf:  weil  er  töpplein  brochen  (etivas 
Ehebruch  getrieben)  und  im  thurin  gelegen  (im  Ehebrecherturm 
gefangen  lag),  hat  sein  fraw  die  weiln  daheim  kruglein  zurschlagen 
(auch  ihrerseits  so  getan),  Eger.  Chr.  675. 

töpper-müle  stf.  Töpfermühle  bei  Iglau,  Igl.  Mut.  18. 

törecht,  togrecht  Adj.  verrückt,  dumm,  Brunn.  Str.  II  227.  si 
namen  einen  tereten  rat,  Böhm.  Chr.  1. 

tören-kolbe*  swv.  Keule  eines  Narren,  Trist.  5246. 

tör-kaft  Adj.  töricht:  das  sie  torhafter  leute  gedanken  vahen, 
Hier.  183, 16. 

teerisch  tcerscli  Adj.  närrisch,  nach  Art  eines  Toren:  mache 
nu  teerisch  dinen  ganc  und  lege  narrencleider  an,  Trist.  5112.  du 
habe  teerische  site,  5117. 

toerisch,  -en  Adv.  auf  törichte  Weise,  als  Tor:  dö  er  in  di  sUt 
also  toerischen  trat,  Trist.  5154. 


718  toerischen  —  tot-bet-mau 

toerischen  swv.  närrische  Dinge  treiben:  Artus  toerischte  mit 
den  anderen,  Trist.  2903. 

torkeln  swv.  hin  und  her  schwanken,  taumeln:  torkelte  und 
stis  sich  au  die  tür  der  pforteu  und  sein  gaifer  (salivae)  rane  im 
ous  dem  munde  in  den  part,  W — B  Könige  I  21,  13. 

torlieh  Adj.  töricht,  dumm:  nichtesnicht  torliches,  W — B  Job 
1,  22.  nach  torlicher  rede  krieg,  nach  krieg  veintschaft,  Ack.  18, 18. 
torlich  werben,  W.  v.  W.  3763. 

tör-lich  (-liehe,  -en)  Adv.  wie  ein  Tor:  was  des,  ist  torlich  uns 
geschehen?  =  was  liegt  daran,  wenn  ivir  töricht  waren?  W.  v.  W. 
5402.    wir  haben  t.  ein  großes  gut  verzerr.,  540-4. 

tornieren  s.  turnieren. 

tor-sperrer  stm.  Schließer  des  Stadttores:  Elbog.  Chr.  32,  1. 
34,  10.    Eger.  Chr.  720. 

torstig,  torstigkeit  s.  turstig,  turstikeit. 

tor-stock*  (=  tür-studel,  -stuodel  stn.  f.)  stm.  Türpfosten  bei 
der  Dorfumfriedung:  was  betreffent  ist  die  thorstock  und  die  fride 
umbs  dorf  —  zum  thorstock  darezu  gebort  2  hüben  ackers  —  die 
4  Bauern,  deren  jeder  '/2  Hufe  dieses  Ackers  besitzen,  sollen  die  thor- 
stöck  halten  mit  flugein,  Rüge  von  Pröhl  50  —54. 

tör-warter  (auch  -werter)  stm.  Türhüter,  Torwart:  des  jares, 
do  die  himelvart  offen  was,  an  des  himmels  torwarters  kettenfeiertag, 
do  man  zalt  vom  anfang  der  weit  6599  jare,  Ack.  19,  13. 

tor-tvertel,  -wartel  stm.  Torhüter:  der  hirte  rief  deu  torwertel 
an,  Böhm.  Chr.  36. 

tot  part.  Adj.  tot,  getötet,  {auch  bildlich):  die  maget  Isoten  an 
sorgen  gar  die  töten,  Trist.  642. 

töt-bet-leute:  Testamentszeugen,  PI.  von  totbetman:  Ain  man 
der  mac  ein  gescheit  (Testament)  tun,  er  sei  gesunt  oder  sich,  mit 
guter  veruunft.  Wen  er  das  empfilhet,  es  sei  ainr  oder  mer,  das 
sint  recht  furmunden  und  dieselben  furmunden  die  mugen  in  nichz 
selben  bezeugen,  sunder  die,  die  zu  gezeuknuss  desselben  gescheftz 
sein  geruft,  diselben  sint  recht  totpezleut,  also  das  sie  schullen  sein 
gesessen  piderb  leut,  Prag.  Str.  42,  JJ.  61-  czwaier  frunt  sigel,  di 
recht  totpezleut  siut,  61.  und  di  totpezleut,  was  sie  gebort  haben 
von  des  geschefte  wegen,  daz,  schullen  sie  an  aides  stat  und  bei 
treuen  und  bei  eren  vorswigenleichen  pei  in  behalden  und  nindar 
daz,  melden  an  kaiuer  stat,  das  dem  geschefte  schad  were,  61,  auch 
66;  Igl.  Str.  32.  34.  82.  si  (her)  czug  sich  der  rede  —  czu  (an) 
totpetleute,  234.  236.  man  Jcann  sie  zur  Zeugenschaft  zwingen:  daz 
man  t.  darezu  twingeu  sal ,  daz,  si  sagen,  was  in  gewissen  ist,  247. 
totbettsleute  sind  zeugen  umb  beschiedung,  die  ein  man  an  seinem 
totbett  hat  getan,  I  S.  359.  Eines  gescheftes,  des  di  t.  fürmuud  und 
geezeugen  sein  wellen,  hat  nicht  crafft,  327  und  305.  t.  zahlen  bei 
Eintragung  ins  pergspuch  jeder  dem  Schreiber  einen  grossen, 
258b.  328.  das  haben  behaut  di  vor  genant  totpetleut,  Igl.  Rspr. 
XII.  das  sie  mein  todpettleut  und  geschefftleut  sein,  Igl.  Stb. 
III  224  a. 

tot-het-man  m.  Testamentszeuge:  ob  derselbe  t.  gestet,  als  recht 
ist,  Igl.  Str.  247.  boret  meinen  totpetman  =  der  Zeuge  war,  wie  ich 
zum  Vormund  dieser  Kinder  eingesetzt  wurde.  260. 


tote  —  töt-lich-keit  719 

tote,  totte  sivm.  Pate;  Beschützer,  Förderer;  Patenlcind:  er  ist 
eiu  gotes  böte  und  ist  raiuer  fröiden  tote,  Alex.  5180. 

tceten  sivv.  Prät.  töte,  Part,  getastet,  getcet.  1.  töten,  2.  un- 
gültig erklären:  2.  hantvesten  oder  brieff  —  di  tötet  man  wol  mit 
andern  prieffen  oder  hantvesten,  das  sie  hinnach  kain  kraft  haben, 
Igl.  Str.  66.  das  der  vorlegete  und  verlorne  —  brief  mit  desin 
unserm  brieffe  gancz,  gar  unde  volkomlich  getött  —  sein  gal,  Stb. 
Brüx  N.  227. 

töten-jar-register*  stn.  Verzeichnis  der  in  einem  Jahr  Ver- 
storbenen, Traut.  Chr.  193. 

töten-schein*  stm.  ein  betrigender  t.  wird  der  Mensch  genannt, 
Ack.  36, 14. 

tötig  Adj.  1.  totbringend,  tödlich,  2.  sterblich*:  eur  todig  leib, 
T— B  Rom.  8,  11.    von  den  todigen  (toten)  werken,  Juden  6,  1. 

toetigen.  tödigen  sivv.  töten:  daz,  er  uns  opphert  Got  ernstlich 
getodigten  (getödtet,  XI.  Bibel)  in  dem  fleisch,  wan  geleblichten 
(lebendig  gemachet,  XI.  Bibel)  im  geist,  T— B  I.  Peter  3,  18.  todigt 
eure  gelider;  di  gemain  unkeuschung  usw.,  Koloss.  3,  5.  ob  ir  mit 
dem  geist  todigt  di  werk  des  fleischs,  ir  lebt,  Römer  8, 13.  um  dich 
werden  wir  getodigt  den  ganzen  tag,  8,  36. 

tötigung*  stf.  die  Tötung,  der  Tod:  czu  allen  zeiten  umtragen 
wir  di  t.  Jhesu  in  unserm  leib,  T— B  II.  Korinther  4, 10. 

töt-lich,  -leicli  (tot-,  toet-lich)  Adj.  1.  todbringend,  tödlich, 
2.  todähnlich,  des  Todes,  3.  sterblich:  1  daz,  si  üf  tötlichen  vär  mit 
roube  namen  ire  nar,  W.  v.  W.  6549.  mit  totlichen  Sünden,  Hier. 
148,  10.  —  3.  er  ist  tunim,  wer  do  beweinet  die  totlichen,  Ack. 
11,  13.  von  dem  pösten  aller  totlicher  (a  pessimo  mortalium),  W — B 
Esther  16,  15.  allen  totlichen  =  mortalibus,  Job  36,  31.  in  der 
Avustenunge,  do  nindert  ein  totlicher  wonet,  Job  38,  26.  Wer  bistu, 
so  das  du  dich  vorchtest  vor  dem  totlichen  menschen?  Js.  51, 12. 
niemant  sol  clagen  den  tot  der  totlichen  =  Ausspruch  des  L. 
Annaeus  Senecca,  Ack.  29, 18.  Awer  dorumb,  das  nach  vorschulduug 
unsers  vaters  Adam  wir  alle  totlich  warden  sein  und  gar  kurcz  des 
menschen  leben  ist,  01m.  Stb.  45.  in  swacheit  dises  totlichen  lebens, 
Hier.  20,  19.  dises  t.  leben,  43,  2.  totliches  gewandes  beraubet 
(entladen),  Hier.  61,  10.  17,  19.  von  disem  totlichem  leben  zu  dem 
ewigen  himelreich,  61,  20.  entblosse  mich  meines  totlichen  rockes 
(des  Leibes),  64, 15.  kurtz  sind  die  tage  des  totlichen  menschen, 
56,  10.  totleich,  -er  =  mortalis,  Sol.  81,  31.  8,  16.  der  leut,  die  tot- 
leich  sind  und  sterben,  60,  40.  ein  vernunftiger  totleicher  mensch 
bin  ich,  77,  6.  Grimosophiste  wesen  totlich,  Alex.  22251.  bistu  t. 
also  wir,  22301.  wann  sie  t.  wseren,  22155;  die  den  tötlichen  mort 
solden  haben  getan  an  dem  edelen  Tristan,  Trist.  3232.  daz,  t.  Un- 
gemach, Alex.  13501.  äne  t.  vär  (Lebensgefahr)  so  mac  nieman 
komen  dar,  24847.    tcetliche  freise  —  sie  dolten,  15176. 

töt-lich-keit,  tötleichkeit  (toet-licheit)  stf.  1.  Sterblichkeit, 
2.  Tod:  der  gewalt  der  tötlicheit  hat  und  der  ewikeit,  Alex.  Anh. 
371.  als  saut  Jeronimus  des  unreinen,  unbederben  gewandes  diser 
totlichkeit  beraubet  wart,  Hier.  113,  1.  swimmen  auf  den  wassern 
meiner  tötleichkeit,  Sol.  95, 14.  sol  des  menschen  t.  dich  loben  27,  7. 
t  hastu  empfangen,  33,  20. 


720  toet-ling  —  trachten 

toet-ling*  stm.  verendetes  Tier:  welches  ein  tötlink  ist,  von  dem 
salt  ir  nicht  essen,  W — B  Dent.  14,  21. 

töt-slac  stm.  Totschlag:  Geschiht  abrr  ein  mort  oder  totslak 
heinilich,  Prag.  Str.  34.  wer  do  purgen  sez  um  ain  vride  aiues  tot- 
slages,  48.  umne  totsiege  [gefallen]  dem  richter  fumf  mark  und  den 
scheppen  czwo  mark,  Igl.  Str.  257  b.  di  gesellen  mit  recht  fürnemen 
umh  die  auff  leguug  desselben  todslags,  Igl.  Stb.  V  84  c. 

töt-sucht  {bei  Lex.  Geistesabwesenheit  n.  112  359b)  stf.  Pest*: 
ouf  dem  stnle  der  t.  =  in  cathedra  pestilentiae,  W— B  Ps.  1, 1.  die 
leute  und  das  vich  in  grosser  t.  werden  sterben,  Jer.  21,  6.  wirt  des 
hungers  und  der  t.  sterben,  Jer.  21,  9.  Dein  dritteil  von  t.  wirt 
sterben  =  peste  morietur,  Ez.  5,  12.  die  vorterpnisse  und  die  t.,  Ez. 
5,  17.  in  dem  swerte  und  in  dem  hunger  und  in  der  t.  wil  ich 
besuchen  über  dasselbe  gesiechte  (peste),  Jer.  27,  8.  Jagen  wil  ich 
sie  in  dem  swerte  und  in  hunger  und  in  t,  Jer.  29, 18. 

töt-suclitig  (töt-sühtic)  Adj.  (bei  L.  nur  =  geistesabwesend) 
pestbringend,  pestilens:  di  ir  hercze  haben  derhaben  wider  mich  sam 
einen  totsuchtigen  wint,  W — B  Jer.  51,  1. 

toetunge  stf.  1.  Tötung,  Vertilgung,  2.  Ungültigkeitserklärung: 
nicht  wirt  er  vorterben  uncz  bis  in  die  totunge  =  usque  ad  inter- 
necionem,  W— B  Js.  51,  14.  als  ein  schaf  zu  der  t.  wirt  er  gefurt 
=  ad  occisionem,  Js.  53,  7. 

traben,  draben,  draven  swv.  eilen,  reiten,  traben :  du  (=  do) 
dy  Behem  in  das  closter  trabtin,  Dal.  97,  23  (42,  15). 

töuden  (töuwen,  touwen?)  sivv.  ringend  sterben:  die  sorge  tuot 
mich  töuden,  Alex.  17272. 

tracli,  -e  (trache,  tracke.  drache,  dracke)  swm.  Drache,  aus  lat. 
draco:  das  ist  der  grosse  trach  und  der  rot  und  der  aide  slang,  der 
genant  ist  Sathanas,  Sol.  42,  1.  der  alt  trache,  der  empfremt  ist 
dem  paradeis  der  wollust,  42,  10.  du  herr,  der  in  den  wassern  hat 
der  trachen  heupt  zerbrochen,  42,  24.  den  trachen,  43,  4.  Michael 
und  sein  engel  di  streiten  mit  dem  trakken  und  der  trakk  streit 
und  sein  engel,  T— B  Offenb.  12,  7.  der  engel  —  begreif  den  tracken, 
den  alten  slangen,  der  da  ist  teufel  und  sathanas,  20,  2. 

traohen-zagel  stm.  Drachenschweif:  das  stern  von  dem  himel 
bis  in  das  apgrund  gevallen  sint  von  schaurigem  slag  des  trachen- 
zagels,  Sol.  71,  26. 

tracht  (traht,  Gen.  auch  trehte)  stf.  1.  das  Tragen,  2.  die  Last, 
3.  Schwangerschaft,  4.  Holz,  das  bei  einer  Belagerung  zum  Ausfüllen 
der  Gräben  zusammengetragen  wird,  5.  Belagerung:  Gekrummet 
werden  sie  zu  der  tracht  (das  Junge)  und  geperen  =  incurvantur 
ad  foetuin  et  pariunt,  W — B  Job  39,  3. 

trachten  (trabten,  Brät,  trahte)  swv.  intr.  1.  an,  über,  auf 
etwas  denken,  achten,  erwägen,  2.  streben,  trachten  nach,  tr.  3.  be- 
denken, erwägen,  4.  schätzen,  5.  auslegen,  anrechnen,  6.  streben  nach: 
1.  mit  den  jungelingen  t,  W — B  Par.  II  10,  8.  tracht  wir  mit  uns 
selben  =  tractemus  nobiscum,  Esdr.  II  6,  10.  —  2.  Einen  jeden 
sollichen  (glücklich  verheirateten)  man  ist  auch  liep,  nach  narung  zu 
stellen  und  zu  t..  Ack.  43,  9. 


trachtung  —  tratz  721 

trachtung  /trahtunge)  stf.  1.  das  Benken  an  oder  über  ehvas, 
2.  Erwägung,  Überlegung:  1.  das  er  keine  t.  habe  zu  werltlicheu 
dingen,  Hier.  42,  24.  er  hatte  keine  t.  uf  den  greiz  (beachtete  ihn 
nicht),  Dal.  65,  33  (24,  10). 

trgege  Adj.  langsam,  verdrossen:  mir  ist  nit  treg  euch  ze 
schreiben,  T— B  Philipper  3,  1. 

trsege  (träge)  Adv.  langsam;  verdrossen:  sie  warn  gar  t.  geriten, 
Alex.  13332. 

tragen  stv.  1  4  absol.  tr.  1.  tragen  {im  Mutterleibe),  2.  an  sich 
haben,  besitzen,  bringen,  führen,  3.  erdulden,  ertragen,  4.  zuteil 
werden  lassen,  5.  orden  t.  =  Mönch  sein,  6.  refl.  sich  betragen,  be- 
nehmen, sich  t.  an  =  gelangen :  Wann  ich  allewege  euch  allesampt 
getragen  habe  in  sunderlicher  libe,  Hier.  19.  1.  nach  den  (Kindern 
und  Mann)  sie  ofte  swaeren  muot  truoc,  W.  v.  W.  6372.  ir  sorge 
truoc  üf  fremden  bau  =  wandte  sich  der  Freude  zu,  4927.  grosser 
denne  meine  wort  getragen  mugen,  Hier.  8,  14.  swaz,  sie  (die  24) 
in  gebietent  und  sagen  den  tac  sie  sullen  veste  tragen  =  die  Ge- 
meinde soll  sich  den  Anordnungen  der  24  fügen,  W.  v.  W.  3886 
vil  herze  die  e  truogen  ho ,  die  müez,en  an  fröiden  wenken ,  Alex. 
6356.  ires  tragenden  amts  und  aides  hiszgezalt,  Traut.  Chr.  152; 
gegen  ir  truoc  minneclichen  wän  Podius,  Alex.  23812.  sie  truogen 
wol  mit  im  in  ein  (stimmten  mit  ihm  überein),  24323.  so  getraue 
ich  euern  gnaden  wol,  ir  lasst  mir  nicht  mer  dorein  tragen,  sunder 
ich  hoffe,  ich  werde  mein  leib  und  gut  baz,  weren,  Igl.  Rspr.  V.  — 
refl:  die  tjost  so  nitlich  sich  getruoc  —  daz,  die  beide  beide  sich 
mit  valle  ergäben  üf  den  plan,  Trist.  1749.  dö  sich  die  zit  des  tages 
truoc  wol  gen  der  vesperstunde,  1146. 

trägen  (auch  treegen)  swv.  1.  träge  sein  oder  werden,  saumselig 
sein,  säumen,  2.  verdrießen:  1.  der  kamerer  begunde  äne  trägen 
nach  bevolner  rede  fragen  =  fragte  ohne  Säumen,  wie  ihm  befohlen 
worden,  W.  v.  W.  2048. 

träm  (träni,  -e,  dräm.  PI.  treme,  trseme)  stswm.  Balken,  Riegel: 
heisse  bereiten  einen  hohen  tram  eines  galgens,  habende  in  die  hoe 
50  doumelen  =  trabem  excelsam.  W—  B  Esther  5,  14.  den  lesten 
träm.  Legende  687.  697.  703.  705.  den  heiligen  t,  713.  744.  772. 
806.  810.  815.  835.  sichstu  nit  den  trom  in  deim  äuge,  T— B  Matth. 
7,  3.  7,  5;  Luk.  6,  42.  er  sal  auch  in  di  selbig  (gemeinsame)  mauer 
seine  trem  legen,  Igl.  Stb.  III 194  d. 

trank  stnm.  Trank,  Getränke:  er  gap  im  daz,  t.,  T— B  Mark. 
15,  36.    Phisica  mit  iren  mancherleien  steurenden  trenken,  Ack.  41,  5. 

trank-gelt  stn.  Zechschuld:  wer  einem  sein  t.  austret  (mit  der 
Zeche  durchgeht)  —  den  kann  man  auf  der  Flucht  anhalten,  wenn 
er  sich  aber  in  ein  Haus  flüchtet,  so  mag  man  im  nicht  angewinnen 
äne  des  richters  boten,  Igl.  Str.  I  S.  371. 

trat  stf.  1.  das  Treten,  Tritt,  2.  Weide,  Viehtrift:  alle  wiesen, 
wan  sie  sonsten  in  der  tradt  liegen,   Taiding  von  Friedberg  N.  58. 

trapf'e  (trappe,  treppe  siem.  stsivf.)  Treppe,  Stufe:  traepfe  aufs 
tuchmacherchor  gebauet,  Traut.  Chr.  243.  258. 

tratz,  trutz  stm.  Widersetzlichkeit ,  Trotz,  Feinseligkeit,  als 
Interj.  trotz,  =  Trotz  sei  dir  geboten!  als  ob  sie  spreche  tratz  allem 
dem,  daz,  Schönheit  in  diser  werlt  von  wiben  treit,  Trist.  4468.    dir 

Jelinek,  Wörterbuch.  4b 


722  trauben-speierl  —  treiben 

zu  trutze  und  zu  tratze  lebet  sie,  Scbretel  326.  der  da  spricht  zu 
seim  bruder:  trutz,  der  wirt  schuldig  zu  dem  rate,  T — B  Mattb.  5,  22. 

trauben-speierl*  (von  trübe  sicm.  sicstf.  Traube  und  spir  aus 
spiber  [lat.  spica]  Ähre)?  racemus:  die  —  eher  cloube  nicht  ouf  noch 
in  deinem  Weingarten  die  traubenspeierl  (racemos)  und  die  abge- 
vallen  körner  saltu  nicht  zusamenlesen,  W— B  Lev.  19, 10. 

trauen  s.  truwen. 

trauren  s.  trüren. 

trauer-maeher*  stm.  Bringer  von  Schmerz  und  Leid,  Beiwort 
für  den  Tod:  got  —  gerech  mich  an  euch  argen  t,  Ack.  12,  2. 

trauren- weuder*  stm.  Befreier  von  Leiden:  t.  aller  in  dich 
hoffender,  Ack.  58,  1. 

trauren- wenderin  *  stf.  Erlöserin  von  Leiden,  Ack.  29, 1. 

traut  s.  trat. 

trauwe  s.  treue. 

treber  stswf.  Treber:  gesät  (gesättigt)  von  den  trebern,  die  die 
swein  az,z,en,  T — B  Luk.  15,  16. 

treber-gasse  *  sivf.  in  der  trebergassen ,  Igl.  Stb.  IV  205  b; 
IV  248  c. 

treehsel-stül*  (von  drechseln  sicv.  drechseln,  stuol  stm.)  stm. 
Drehbank,  Drechselbank:  Wirt  dann  icht  gelobet,  das  musz  mit 
schänden  in  einem  trechselstule  gedret  werden,  Ack.  45,  7. 

treffen  stv.  12—1.  berühren,  treffen,  tangere,  betreffen,  2.  t. 
an  =  ein  Ziel  erreichen,  betreffen,  3.  t.  ze  =  Ziel  und  Ende  worin 
finden,  gehören,  gleichkommen,  4.  mit  einem  =  feindlich  mit  einem 
zusammentreffen,  kämpfen,  5.  tr.  mit  einer  Waffe  treffen,  6.  antreffen, 
finden:  2.  Und  das  trifft  uns  und  unsere  perkleute  gar  sere  an 
=  tangit,  Const.  III  6,  13. 

trefflieh  (tief-,  treffe-,  treffen-lich)  Adj.  1.  vortrefflich,  wichtig, 
hauptsächlich,  entsprechend,  geeignet:  durch  aller  kurfursten  treff- 
liche botschaft.  die  sie  von  Frankfurt  (dem  Wahlort)  zum  kunig 
Albrecht  gen  Wienn  mit  ir  aller  sigl  und  machtbrieff  ausgesant 
haben,  Olm.  Stb.  45. 

trege-lieh  (auch  trage-lich)  Adj.  erträglich:  Und  ein  t.  lere 
wer  das  und  sufczende  wolde  ich  sweigen  (tolerabile  malum),  W — B 
Esther  7,  4. 

treber  (traher,  treber)  stm.  Träne :  daz,  im  die  t.  vielen,  W.  v.  W. 
2733.     mit  voller  treher  rere  =  unter  reichlichen  Tränen,  910. 

treibel  (tribel,  aus  mlat.  tribulus  mit  Anlehnung  an  triben) 
stm.  fuscinula:  und  hatte  einen  dreigeczanten  treibel  in  seiner  hant 
und  lies  den  in  den  ereinen  topf  (fuscinulam  tridentem),  W — B 
Könige  I  2,  13. 

treiben  (triben)  stv.  II  —  1.  wenden,  treiben,  2.  zubringen,  ver- 
treiben, 3.  etwas  tun  treiben;  auch  refl.  einen  stollen  czu  treiben  in 
unser  dertruncken  gepirge  czu  dem  Czukmantel,  Igl.  Bgr.  N.  76,  4. 
die  helde  nitlich  üf  einander  triben,  Trist.  1741.  2067.  nach 
Ernesten  si  vaste  triben,  Ernst.  3094.  Hansel  Panczman  hette  ein 
silber  getriben  pei  nacht  in  dem  ersten  slaffe  oder  in  der  maz,e,  do 
er  kein  gesworn  leute  nicht  pei  hette  weder  gaumer  noch  hutte- 
reiter,  pei  beslossener  tür,  das  ein  vorpoten  sache  were  von  uusers 
herren  des  kaisers  wegen  pei  leib  und  bei  gute.  Igl.  Bspr.  XVI.  —  ab 


treien  —  treugen  723 

kein  man  ader  weib  von  des  gutes  wegen  die  frau  hoher  mit  dem 
rechten  treiben  und  eiden  wolle,  Igl.  Rspr.  V. 

treien  s.  triiweii. 

treck-weg  (von  trecken  swv.  Intens,  zu  trechen,  ziehen)  stm. 
Weg  zum  Fördern  des  Erzes  aus  dem  Bergwerk:  Wir  haben  unsere 
hespel  ab  und  unsere  t.  aufgebaut  mit  unser  sawer  arbait,  Igl.  Bgr. 
N.  53,  10. 

treinen  (drämen,  trämen)  sivv.  mit  Balken  versehen:  der  Gregori 
frei  darein  (in  der  gemeinsamen  fridmauer)  tremen  (Balken  einlegen) 
mag,  Igl.  Stb.  V  277  b.  so  einer  dorein  (in  die  bloß  von  Hans  Lidl 
erbaute  gemeinsame  Mauer)  wolt  pawen  ader  tremen,  der  sol  des 
hansen  Lidls  —  dorumb  abkomen  noch  rat  fromer  leut,  Igl.  Stb.  V 
187  d.  der  Linhittl  sol  dorein  (in  die  vom  Nachbar  gebaute  gemein- 
same Mauer)  frey  tremen,  V  42  c. 

tremuud  (tragemunt,  tragmunt  aus  mfranz.  dromon,  griech. 
ÖQÖjxmv)  stm.  langes,  schnellfahrendes  Kriegsschiff:  in  kielen  und 
tremunden,  Ales.  15371. 

trenke  stf.  Tränke:  er  fürt  den  esel  zu  der  t.,  T — B  Luk. 
13, 15. 

tres-kanier  (trese  -  kamere  aus  franz.  tresor,  lat.  thesaurus) 
f.  1.  Schatzkammer,  2.  Sakristei:  2.  Traut,  Chr.  25.  175.  180.  234. 

tres-kamer-tür*  stf.  1.  Tür  zur  Schatzkammer,  2.  zur  Sakristei, 
Traut.  Chr.  302. 

treten,  tretten  stv.  11  treten;  geraten;  von  etwa^  t.  =  ablassen 
von,  abfallen:  nach  der  ougen  gruoz,  trat  sie  dem  kinde  (Tristan) 
üf  den  fuoz,,  Trist.  3460. 

trettunge*  (mhd.  nur  in  übertretunge  belegt)  stf.  conculcatio: 
in  ein  t,  W— B  Js.  57,  20. 

treu-,  trei-brief*  stm.  Trauungsschein:  treuwbrief,  Traut, 
Chr.  54. 

treue  (triuwe,  triwe,  triu)  stf.  1.  Aufrichtigkeit,  Zuverlässigkeit, 
Treue,  2.  gegebenes  Wort,  Gelübde,  Versprechen,  3.  in  (bi)  triu  wen 
in  Wahrheit,  traun:  es  haben  sunderleich  gelobt  bei  iren  treuen, 
das  die  trew  ein  aid  sei  —  das  sie  wider  unsern  herrn  u.  die  stat 
kein  untat  mer  tun  wolden,  Buch  der  Gebrechen  S.  244.  ein  volles 
recht  haben  nach  iren  rechten  trouwen,  Igl.  Bgr.  117,  3.  das  ich 
in  kraft  dies  briefs  bei  meinen  trauen  und  waren  worten  zusag, 
Traut.  Chr.  127. 

treue,  treuwe  Adj.  aufrichtig,  treu,  zuverlässig:  die  summ  gelts 
zu  trewer  hant  eingenommen,  Igl.  Stb.  V45a.  narung,  weliche  im 
seine  muetter  czu  t.  h.   hat  czu  behalden  gegeben,  V  173  c. 

treuen  s.  trüwen. 

treuffe  (trouf,  -e)  stswf.  Dachtraufe;  Traufe,  Balsam:  Jacob 
Milichprot  gelassen  und  gunnet  hat  die  selbe  treuff  von  dem  benanten 
futergaren  (s.  dieses  Wort)  in  seinen  hoff  lassen  treuffen,  Igl.  Stb. 
III  133  b.  einer  rinnen  wegen  und  der  treuffe,  di  do  get  von  dem 
futergaren  des  Andres  in  des  Jacobs  Milichprots  hoff,  III  133  a; 
HlA158a. 

treugen*  (=  trückenen,  trücken,  truekenen,  trucken)  swv.  tr. 
trocken  machen,  austrocknen:  ist,  das  er  bewisen  mag,  das  er  (der 
suchstolle,)  7  lochter  treuget  eins  lehens  tiff  — ,  D I R  I  3,  2.    Und 

46* 


724  treu-lick  —  trikeit 

ist,  das  der  stolle  also  vil  czuninipt,  das  er  mit  seiner  eraft  auff  die 
teuffe  auderhalbes  leheus  oder  czu  dem  minsten  auf  czehen  mas 
getreugken  mag  und  den  wint  inleiten,  so  gewinnet  er  allererst  den 
namen  eines  reckten  Stollen  czu  kaben ,  Const.  II  4,  13.  Brenget  er 
abir  sinen  Stollen  an  di  stat,  das  er  treuget  anderkalbes  lekens 
(=  10  l/a  Lackter)  tiff  adir  czu  dem  minsten  czeken  lockter,  so  keisset 
is  von  reckte  ein  erbkaf tig  stolle,  DIR  I  4,  3.  beweiset  der  stollen- 
meister  mit  seiner  hantvest,  das  im  der  kerczog  den  Stollen  czu 
einem  erbstollen  vorliken  kat,  und  wanne  di  sckeppen  bekant  kaben, 
das  ber  treuget  vir  und  czwenczik  lockter,  so  teil  wir  czu  einem 
reckten,  das  das  tifist  dem  Stollen  stollenreckt  sckol  geben,  Igl.  Bgr. 
X.  71, 2.  Des  selben  Stollen  meister  quam  in  einen  dertrunken 
sckacht,  der  kete  wol  suben  leben,  und  treugete  di  leken  —  X.  71.  1. 
do  er  es  (das  wasser)  getreuget,  X.  69.  si  haken  geseken  ein  wenick 
wasser,  das  tret  (treuget  E,  trert  G)  nider,  das  stet  in  dem  Stollen 
und  fleusset  nindert  (wohl  trert  =  treufeit ,  sickert  herab)  N.  74,  1. 
das  der  stolle  treuget  15  lockter,  N.  75,  1 ;  s.  trucken. 

treu-lich  (triuwe-licke,  -en)  Adv.  treulich,  treu:  des  (letzten 
'Willens)  zu  fnrmund  kat  er  gemacht  den  Kluger  Mickl,  damit  t.  zu 
kandeln,  Igl.  Stb.  III  326  b. 

treurig  (=  trürec)  der  treurig  kimel  rötet  (als  Zeichen 
kommenden  Hagels),  T— B  Mattk.  16,  3. 

treuwen  (wohl  treiben  =  triben)  stv.  II  treiben:  in-  und  aus- 
treuwen  des  Yiekes,  Brunn.  Str.  DI  199.    wider  treuwen,  II  225. 

triboc.  driboc  stm.  eine  Belagerungs-,  Schleadermaschine:  mit 
dem  tribocke  gröz,  an  daz,  tor  manic  stöz,  crefteclicken  ergienc,  Alex. 
14983.  19965.    tribocken  (sivv.  PL),  pketeraere.  2513. 

tribuner  (tribune  sicm.)  stm.*  tribunus:  Lisias,  der  tribuner, 
T — B  Botenb.  24.  7.  ez,  wart  derkunt  dem  t.  der  gesellsckaft.  21,  31. 
21,  33.    zu  dem  t,  23,  17. 

trieb-gerechtigkeit  (von  trip,  Gen.  tribes  stm.)  stf.  Weiderecht: 
daß  die  dörffer  ein  alte  t.  in  den  marggräff.  wald  kaben,  Eger.  Ckr. 
1199  S.  377. 

triefen  stv.  III b  triefen,  tropfen:  Triefet  ir  kimel  dorauf  und  die 
wölken  regen  den  gerechten  =  Rorate  coeli  desuper  et  nubes  pluant 
justum,  W — B  Js.  45,  8.  las  trifen  an  seinen  grünt  =  faciet  distilare 
ad  fundamentum  eius  (arae),  Lev.  5,  9.  die  kimel  truffen  mit 
wassern  =  distilaveruut,  Richter  5,  4.  inredes  tröf  Keie  ker  zu  vuoz,e, 
Trist.  2168. 

triegen  stv.  III b  trügen,  betrügen:  ob  ick  nu  disen  man  siner 
frage  triegen  kan  und  im  die  wärkeit  nickt  ensage,  W.  v.  W.  2679  ff. 
den  kab  ick  nock  ze  geziuge,  daz,  ick  iuck  nikt  entriuge,  Ales. 
26326. 

trieg-lich  (vom  Adj.  triege-lick)  Adv.  unaufrichtig,  trügerisch: 
si  teten  triklick  mit  iren  zungen.  T — B  Römer  3,  13. 

triekeit  (triege-keit)  stf.  Trug,  Falschheit:  T— B  I.  Peter  2,  1. 
an  trigkait,  2,  2.  3,  10.  trickait,  I.  Tkessal.  2,  3.  si  redent  di  lug 
in  trickait,  I.  Timotk.  4,  2.  ick  vieng  euck  mit  trikait,  II.  Korintk. 
13,  16;  Römer  1,  29.  daz,  sie  Jkesus  kielten  mit  t.  (falscke  XL  Bibel) 
und  in  derslugen,  Mattk.  26,  4.  nit  tu  t,  Mark.  7,  22.  in  dem  da 
nit  ist  t,  Jok.  1,  47;  Jkesus  merkt  ire  t.,  Luk.  20.  23.    t.,  Mark.  7.  22. 


triel  —  trogen  725 

triel  stm.  Lippe,  Mund:  die  mursiel  —  stiez,  er  toerische  in  den 
triel,  Trist.  5280.    er  znrzerrete  im  (dem  bern)  den  triel,  Schretel  240. 

trift  stf.  stm.  1.  das  Schwemmen  und  Flößen  des  Holzes,  2.  Trift, 
Weide,  3.  was  getrieben  ivird,  Herde,  4.  das  Tun,  Treiben,  Art, 
Lebensweise:  2.  durch  den  saamen  (besätes  Feld)  seinen  trifft  zu 
suchen,  Eger.  Chr.  1199  S.  376.  geschieht  darumb,  daß  die  von 
Fischern  den  trifft  (die  Hutweide)  besaamen,  1199  S.  375  und 
N. 1125. 

trift- weg*  stm.  Weg  zur  Hutweide:  seinen  t.  zu  vorschließen, 
Eger.  Chr.  1199  S.  376. 

trink-gelt  stn.  für  Getränk  zu  zahlende  Zeche,  bihales:  Prag. 
Eb.  113;  Bräun.  Str.  II 196  (debituni  pincernae),  1173.  Wer  trink- 
gelt auf  den  andern  erstet,  der  schol  im  das  gelten  in  drein 
tagen,  Igl.  Str.  103. 

trink-kopf  *  von  köpf,  koph  stf.  1.  Trinkgefäß,  Becher,  2.  Hirn- 
schale, Kopf,  3.  Kehlkopf?  stm.  Trinkgefäß,  phiala :  W — B  III.  Kön. 
7,  50;  IV.  Kön.  25, 15;  I.  Par.  28,  17.  34  c. 

trink  -  pfennig  stm.  Trinkgeld:  Auch  die  losunger  und  die 
schepfen  sullen  nimmer  t.  aus  der  losunge  nemen  und  sullen  auch 
iren  dinern  niemer  von  der  stat  trinkgeld  geben,  Prag.  Str.  68,  110. 
69, 113. 

trink-vas  (trinc-vaz,)  stn.  Trinkgefäß:  die  rouchvas  u.  die  t., 
W— B  IV.  Kön.  23,  4.  ein  silberein  t,  Num.  7,  19.  7,25.  7,67; 
Trist.  616.  907. 

trisch  (bei  Lexer  nur:  daz,  (waz.zer)  nam  von  felsen  manegen 
trisch:  vrisch,  Virg.  273,  5  und  Anm.)  stm.  sie  saezten  die  —  Scharka 
—  neben  den  wege  auf  einen  trisch,  Böhm.  Chr.  13. 

triste  (vom  bair.  tristen,  tristem  in  einen  Haufen  aufrichten, 
aufschichten)  swf.  ?  Haufe  z.  B.  von  Stroh :  Hess  ein  tristen  stro 
machen,  Chlum.  128;  s.  strötristen. 

triubel  stm.  (nicht  n.,  PI.  trübelen,  drübelen  sivmn.?)  1.  Traube, 
2.  gelocktes  Haar;  3.  Rosine:  1.  edelstein  —  als  die  triubeln  hiengen, 
Alex.  22663. 

triumphier-liehen*  Adv.  im  Triumph  festlich:  den  30.  jan.  1594 
ist  erzherzog  Ernst  von  Wien  in  Prüssel  in  Brabant  eingezogen  und 
t.  angenomen  und  empfangen,  Traut.  Chr.  317. 

triuten  (auch  truten)  siov.  liebhaben,  liebkosen,  umarmen,  oft 
wie  minnen  =  beschlafen :  die  der  heehster  keiser  triutet,  W.  v.  W. 
7903.  die  schibe  mir  bediutet,  daz,  mich  frou  Seelde  triutet,  Alex. 
1924.  des  herze  ouch  manheit  triutet,  7414.  die  werlt  unstsete 
triutet,  7783.  kumet  ir  megde  t,  Trist.  4975.  wer  den  getriuwen 
er  entblutet,  sins  selbs  heil  er  triutet,  Ernst  4328. 

triuten  stn.  subst.  Inf.  von  triuten:  solden  die  süez,en  daz,  niht 
klagen,  die  in  ir  herren  heten  erslagen,  daz,  von  der  bluotigen  hant 
ir  schäme  triutens  wart  erniant?  Alex.  8720. 

triuwe  s.  treue. 

troger,  trogner  (trügener  stm.)  swm.?  Betrüger,  Heuchler:  als 
di  trogern  {Gleisner,  Heuchler)  tund  in  den  Synagogen,  T — B  Matth. 
6, 2.  6,  5.  6,  16 ;  s.  trügensere. 


726  troisirer  —  trucke 

troisirer*  (trossierer  stm.  Troßknecht  oder  von  trofieren,  tru- 
fieren  aus  mlat.  truffare,  franz.  truffer  täuschen,  betrügen)  stm.  komo 
levis,  Brunn.  Str.  I  368. 

trolde  swf.?  —  tolde  swsif.  swm.  Wipfel  oder  Krone  einer 
Pflanze:  es  (das  holz)  machet  trolden  (comam),  sam  do  es  zu  dem 
ersten  gepflanczet  was,  W— B  Joh  14,  9. 

trön,  thron  stm.  Thron :  die  trcene  dort  oben  in  dem  himelrich, 
Trist.  3922. 

tropf el  {auch  tropf elin)  stn.  kleiner  Tropfe:  ein  deines  tropf el 
seiner  rede  haben  (wir)  gebort,  W— B  Job.  26,  14. 

trosse-bübe*  (von  trosse  stf.  Gepäck  und  buobe  swm.  Diener, 
Knabe),  swm.  Troßknecht:  Traut.  Chr.  321. 

trosseln  (vgl.  drüz,z,el  stm.  Gurgel,  Schlund,  Kehle,  Rüssel, 
Schnauze,  droz,z,eler  stm.  jugulator)  suvn.  drosseln,  würgen:  das  er 
sein  weib  —  getrosselt  und  also  jämmerlich  ermordt  und  umbbracht 
hat,  Eger.  Achtb.  II  216. 

trösten  (und  trcesten,  Prät.  tröste,  Part,  getrcestet,  getrost) 
swv.  1.  trösten,  ermutigen,  erheitern,  2.  refl.  mit  Gen.  sein  Vertrauen 
auf  etwas  setzen,  sich  verlassen  auf,  3.  tr.  Sicherheit  und  Schutz, 
Geleite  gewähren,  4.  einen  uf  ein  zil  tr.  =  auf  eine  bestimmte  Zeit 
Zahlung  versprechen,  5.  Bürgschaft  leisten  für:  die  bergmeister  sol 
man  nicht  mit  ercze  sunder  mit  pfennigen  trösten  =  entlohnen, 
Const.  I  7,  22. 

tröst-lich  (auch  troestlich)  Adj.  1.  zuversichtlich,  mutig,  2.  zu- 
verlässig, 3.  Trost  gebend,  hilfreich:  3.  den  trostlichen  Romer  Boecium 
(weil  er  Verfasser  des  Werkes  „De  consolatione  philosophiae  ist), 
Ack.  46,  12. 

tröstunge  (auch  troestunge)  stf.  1.  Trost,  2.  Hilfe,  Erleichterung, 

3.  gegenseitiges    Versprechen,    einander   keinen    Schaden   zuzufügen, 

4.  Sicher  Stellung,  Bürgschaft,  5.  sicheres  Geleit:  Und  im  hab  ich  wider- 
gegeben t.  (consolationes),  W — B  Js.  57.  18.  das  ein  geselle  der 
arbeit  sei  auch  ein  geselle  der  t.  Const.  III  1 ,  4. 

trotzen  (tratzen,  tretzen)  swv.  1.  Trotz  bieten,  2.  reizen,  necken, 
zum  besten  halten:  Und  niemant  was,  der  dem  volke  troczte  (in- 
sultaret  populo  isti)  nur  wenne  sie  czogen  von  dem  dienste  ires 
kerren  gotis  (nisi  quando  recessit  a  cultu  Domini  Dei  sui),  W — B 
Judith  5,  17. 

trotz-licli  (traz-lich)  Adj.  trotzig:  auf  sulcke  seine  drotzlicke 
rede  und  koen,  Elbog.  Chr.  82,  38. 

trübe  s.  trüebe. 

trüb-nisse  (trüebenisse)  stfn.  Betrübnis:  das  die  Pehem  ires 
trupnusz  und  schaden  gen  im  (Ottokar  II.)  nicht  hatten  vorgessen, 
Böhm.  Chr.  92. 

trüb-sal  (trüebesal)  stn.  m.  f.  1.  Trübheit,  Finsternis,  Betrübnis: 
ein  sele  mit  t.  vorczeret  (moerore  consumptam),  W — B  Deut.  28,  65. 
2.  Verfolgung:  so  daz.  t.  und  die  jagung  wirt  geborn,  T — B  Mark. 
4,  17.  nit  vorchtent  kein  trubsal.  I.  Peter  3.  6.  ir  werdet  kaben  daz, 
t.  10  tag.  Ofenb.  2,  10.  micbll  t.  (durckecktung,  XL  Bibel), 
Botenb.  8,  i. 

truehe  s.  trübe. 


trucken  —  trukait  727 

trucken  (truckene,  trückene)  stf.  1.  Trockenheit,  2.  trockene 
Stelle:  durch  die  t.  =  per  siccum,  W — B  Ex.  15,  19.  sie  gierigen 
peide  über  durch  die  t.,  Könige  IV  2,  8.  die  wasser,  die  under  dem 
himel  sint,  samen  sich  an  ein  stat  und  erscheine  die  trucken,  Gen. 
1,  9.  ob  das  wasser  gefallen  ist  von  der  dürre  der  czeit  und  der  t., 
Igl.  Bgr.  N.  72, 1.    ir  (der  gestirne)  t.,  ir  na^,  Trist.  231. 

trucken  (auch  trucken,  trückenen,  truckenen)  swv.  trocken 
machen,  siccare:  der  tiffste  (erbstolle)  und  der  do  tiffer  trucket,  sol 
sein  recht  und  sein  aigenschaft  -vor  andern  stolln  behalten,  Igl.  Bgr. 
N.  77,  3.  das  sie  mit  irem  teich  unbetwungen  sullen  sein  abczu- 
lassen und  czu  trucken,  Igl.  Stb.  V  78  c;   s.  treugen. 

trüebe  stf.  =  1.  Unklarheit,  Finsternis,  2.  Betrübnis:  im  (dem 
menschen)  enkseme  ein  t.  darunter,  W.  v.  W.  6748. 

trüftern  siov.  Getreide  fochern  (durch  Werfen  von  der  Spreu 
reinigen) :  Und  do  Gedeon  trüfterte  und  vegte  getreide  in  der  presse 
==  cumque  G.  excuteret  atque  purgaret  frumenta  in  torculari,  W — B 
Richter  I  6,  11. 

trüge  stf.  Trug,  Betrug:  durch  valscher  nider  trüge,  Trist.  3518. 

trügensere,  trugner,  trügner  stm.  Betrüger  =  illusor,  W — B 
Spr.  13,  1 .  17,  4.  ketzer,  t.  und  andre  böse  leute,  Hier.  99,  7.  unser 
gote  sint  trügensere,  W.  v.  W.  7633.  mit  wärhat'tem  msere  er  hat 
sie  vür  t.,  5788f.;  Trist.  349.  trueern  (gleichßner,  XI.  Bibel)  T— B 
Luk.  12,  56;  Matth.  23,  13.  23,  15.  23,  23.  24,  51;  s.  troger. 

trügen-haftig  Adj.  trügerisch,  täuschend:  das  Elias  in  war- 
haftigem  gerichte  gewesen  sei  nicht  in  trugenhaftigen  träumen, 
Eier.  221, 10.    ein  trugenhaftiges  leben  (fallax),  Sol.  8,  22. 

trügen-lichen  Adv.  trügerisch:  Alle  dise  fursten  sint  abneigende 
(declinautes),  wandernde  trugenlichen  (frandulenter),  W— B  Jer.  6,  28. 

trugen-schaft*  stf.  pellicatus:  soltu  nicht  nemen  zu  einer  t. 
=  in  pellicatum  illius  non  accipies,  W — B  Lev.  18, 18. 

trüge-saui,  trug-sam  Adj.  trüglich,  täuschend:  das  ich  siglos 
worden  sei  durch  seine  trügesame  liste,  Hier.  73, 15.  ein  trugsames 
gwaches  leben,  61,  25.    mit  seinen  trugsamen  kunsten,  Sol.  42,  38. 

trügnusse  (trügenisse,  trugenisse)  slfn.  Betrug,  Einbildung,  Spuk, 
Blendwerk,  weissagende  t.  ires  herczens  =  prophetantium  seductiones 
cordis  sui,  W — B  Jer.  23,  26.  argelist  und  truknusse  (fraus)  sol 
nimande  helfen,  Const.  IH  5,  13.  das  si  das  nicht  tun  czu  trucknusse 
irer  gewerken,  III  5,  13  (in  fraudem  concolonorum),  an  argelist  und 
truknusse  =  sine  omni  dolo  et  fraude,  II 1,  8.  alle  unser  weg 
hat  er  mit  trugnusz  erfüllet  zu  vahen  unser  sele,  Sol.  43,  15.  daz, 
der  tiuvel  und  sin  trucnüsse  mich  verbirt  Schretel,  139.  si  wanten 
in  zu  sein  ain  trugnuz,z,  (hielten  ihn  für  ein  Phantom),  T — B  Mark. 
6,  49.    es  ist  ein  t.  (Vision),  Matth.)  14,  26. 

truhe  (truhe)  swf.  Lade,  (Geld-)kiste,  Schrank:  Prag.  Str. 
89, 6.  von  einer  truchen ,  die  nicht  slos  hat  1  helbling,  Budw. 
Urkb.  477. 

trühel,  trühlin  stn.  kleine  Truhe,  kleiner  Schrank:  pfeil  und 
dartzu  czwu  (also  f.)  deine  trüblen  mit  angesetzten  pfeilen,  Stb. 
Brüx  N.  345. 

trukait  s.  triekeit :  die  t.  des  reichtum,  T— B  Mark.  4,  19. 


728  trumb  —  tuft 

truiub  (drum,  PI.  drum,  drumer)  stn.  1.  Endstück,  Ende, 
2.  Splitter,  Stück,  3.  Stück  einer  Decke,  4.  bergm.  Seitenabzweigung 
einer  Erzader:  ich  muett  und  beger  —  freiung  als  nemlich  auf 
einem  trumb,  das  von  dem  hauptgang  wekfeldt  aus  der  vierung  in 
das  hanget  — ,  Igl.  Mut.  17. 

trumete,  stf.  Trommel:  trumeten,  ein  scharschawn,  Igl.  Stb. 
V  182  b. 

trunzel  (Dem.  von  trunze,  drunze  swf.  trunzün  stm.  n.)  stn. 
kiemer  Speer  Splitter:  er  kam  geriten  mit  einem  trunz,el  in  tjostes 
siten.  Ales.  7958;  s.  auch  drunzel. 

trunzün  {auch  trunze,  drunze  sicf.)  stm.  n.  abgebrochenes  Speer- 
stück, Splitter  (aus  franz.  tronche,  trongon  aus  griech.-lat.  thyrsus): 
die  t.  saeh  man  stigen  hoch,  W.  v.  W.  4668.  uf  man  die  trunzüne 
stigen  sach,  7354. 

trnop-heit  stf.  Trübung,  Trübheit:  got  —  diser  zweier  triuwe 
an  sach  diu  äne  t.  bi  in  was,  W.  v.  W.  1941.  so  hat  steeter  fröude 
wunder  äne  t.  undervar  des  himels  ingesinde  gar,  6750  ff. 

trüren  stov.  trauern:  din  vröude  die  trüret,  Trist.  6638. 

trfit  stmn.  Liebling,  Geliebte  (r),  Gemahl(in),  Tristan  und  sin 
trat  Isöt.  Trist.  3141.  867.  6617. 

trutz  s.  tratz. 

trüwen  swv.  1.  Zuversicht  haben,  hoffen,  erwarten;  2.  beab- 
sichtigen; 3.  jemandem  glauben,  ihm  zutrauen,  4.  vertrauen,  anver- 
trauen; 5.  ehelich  verloben,  trauen:  5.  däz,  mir  getruwet  würde  ein 
maget,  Trist.  1074.  Adam  Emier  ist  mit  "Wenzel  Patzeits  tochter 
Anna  getreiet  worden,  Traut.  Chr.  58.  272.  280.  284.  290.  296. 

tscliabrini*  f.?  Kleid '(?):  von  grüenem  vritschäl  ein  tschabrun 
lac  da,  Trist.  1171. 

tüch-bereiter*  stm.  Tuchbereiter  {Tuchappreteur)  Tuchmacher: 
der  t.  hantwerk  der  sache  (Aufruhr  gegen  den  Richter  und  die 
Gemeinde)  aller  ein  ursach  und  anevauk  ist,  Igl.  Stb.  II 106  d.  In  der- 
selben czeit  besampte  (versammelte  sich)  der  tuchbereitter  hantwerk 
und  prachten  czu  in  di  vir  hantwerk:  sneider,  schuster,  ledrer 
und  kursensnider  (nicht  wie  T.  liest  chursmide),  Igl.  Str.  190b. 

tüch-knappe  (aus  tuoch  stn.  und  knappe  swm.)  sivtn.  Tuch- 
machergeselle: der  tuchknapfe,  Traut.  Chr.  135. 

tüch-macher  (tuoch-macher,  -mecher)  stm.  Tuchmacher:  die  t. 
ader  scherer,  Eg.  Str.  C.  47;  Igl.  Str.  208. 

tücli-inacner-knecht*  stm.  Tuchmachergeselle,  Olm.  Stb.  96  a,  3. 

tüehinacher-kor *  stn.  Kirchenchor  für  die  Tuchmacherzunft: 
er  ligt  begraben  gegen  dem  pfeiler  über  under  tem  t.,  Traut. 
Chr.  25. 

tüch-presse*  stf.  Tuchpresse:  di  t.  mit  dem  gerete  daz,  dorczu 
gehört,  Igl.  Stb.  III  200  c. 

tüchtig  (tühtec,  -ic)  Adj.  brauchbar,  wacker,  tüchtig:  war  zu 
ir  tüchtig  wert,  das  ir  so  vil  gewaltes  hapt,  Ack.  21,  3.  e  das  t. 
dann  das  untüchtig  nimpt  er  (der  Tod)  hin,  21,  12. 

tiich-weber*  stm.  Tuchweber,  Aussig.  ITrkdb.  N.  44. 

tuft  stf.  Dunst,  Nebel,  Tau,  Reif:  des  touwes  risel  und  sin 
tuft,  Trist.  1766. 


tugen  —  tunkel  729 

tilgen,  tügen  unregehn.  Zw.  mit  sw.  Prät,  Präs.  tone,  Konj. 
tüge ,  Prät.  tönte,  tonte,  seit  dem  13.  Jh.  entwickelt  sich  daneben 
ein  sivv.  tugen,  togen,  tougen:  tüchtig,  brauchbar  sein,  nützen,  an- 
gemessen, schicklich  sein:  er  gedähte,  ob  er  sie  fuorte  hin  (mit  sich 
übers  31eer),  daz,  im  daz,  niht  entöhte  (nicht  gut  wäre),  wand  sie 
verderben  möhte,  W.  v.  W.  2406  ff.  so  was  der  man  ouch  tilgende 
dem  herzen  und  auch  dem  muote,  Trist.  1654. 

tugeud-bernde*  %>o,rt.  Adj.  reich  an  Vorzügen:  er  clagte  irn 
tugendbernden  lip.  Alex.  10356. 

tüg-lich  Adj.  tauglich,  brauchbar:  wirdig  und  t.  (tüchtig  H) 
und  auch  getrewe,  Const.  1 12,  2. 

tug-lieü-keit  (tügelicheit)  stf.  Eignung,  Beschaffenheit:  das  aus 
ereze  ein  gemein  forme  und  muneze  mit  gewisser  grosse  und  t.  ge- 
slagen  werde  =  sub  certa  ouantitate  et  qualitate,  Const.  III  6,  Einl. 

tulinatzer  (tolmetze,  tolmetsche,  tulmetz  swm.  tolmetzer,  tol- 
matzer  stm.  aus  slav.  tlumac)  stm.  Dolmetsch:  wo  wolt  ir  doch  tul- 
maezer  und  vorsprechen  nemen?  Böhm.  Chr.  41.  Wo  wolt  er  (=  ir) 
nemen  tulmetschin,  wau  er  (=  ir)  stet  vor  minir  frowen  deutschin, 
Dal.  96,  37  (41,  37). 

tumeln  swv.  taumeln,  sich  schnell  bewegen:  Was  bedeutet  sich 
das  geschrei  der  tumelnden  stat:  Quid  sibi  vult  clamor  civitatis 
tumultuantis  ?  W — B  Könige  1111,41.  Vor  dem  eingange  des  slaf- 
gadems  tumelten  sie  und  kunstlichen  ein  gereieze  machten  sie  in 
Sachen  der  erweknüsse,  so  das  nicht  von  den  weckenden  sunder  von 
den  schimpfenden  (a  sonantibus)  Holofernes  erwachte,  Judith  14,  9. 

tumidig  (die-müetec)  Adj.  herablassend,  bescheiden:  herezog 
Wenczlab  was  t.  (tschech.  pokoren),  Dal.  70,  25  (28,  3). 

tummern  (bei  Lexer  klopfen,  schlagen,  Jerosch.  84  a)  swv.  sich 
bemühen  um*?:  Do  Wlasta  het  daz,  lant  bekommert,  umb  daz,  recht 
si  tummert  (präva  potäza),  Dal.  46,  22  (14,  6). 

tump-heit  stf.  Torheit,  Dummheit,  unkluge  Handlungsweise: 
Nicht  wirt  im  beheglich  sein  grimmige  t.  (vecordia)  und  als  ein 
webe  der  spinnen  ist  sein  getrawen  (fiducia),  W— B  Job.  8,  14.  wie 
sint  die  claren  kindelin  mit  unser  t.  behuot,  W.  v.  W.  1978.  kunt 
ir  vor  tumpheit  iueh  bewarn,  so  latent  soliche  rede  varn,  Alex.  601. 

tumn-lich  Adj.  unverständig,  einfältig:  so  dunket  ez,  mich  t., 
Schretel  143. 

tun  (tuon)  unregehn.  Zw.  tun,  machen  usw.  Ewer  schreiben,  uns 
lecz  gethun  =  zugesendet,  zugekommen:  Igl.  Bgr.  92,  1.  83,  1.  111. 
ouch  so  hat  sich  dirre  man  so  genzlich  des  ze  mir  getan,  daz,  ez, 
von  mir  verswigen  si  (mir  so  viel  Vertrauen  geschenkt),  Alex.  18050. 
—  80  selmes  zu  tun,  Igl.  Stb.  III  326  a. 

Tiinauwe  (Tuonouwe)  stn.  Donau:  bei  der  T.,  Ernst.  1478. 

tünich*  f.  Tünche  (vgl.  mhd.  tünchen  aus  lat.  tunicare,  tünchen), 
Traut.  Chr.  193. 

tunken  (auch  dünken)  swv.  tunken,  tauchen:  tunke  der  priester 
seinen  vinger  in  das  blut,  W— B  Lev.  4,  25.  tunkte  die  —  ruten  — 
in  das  honieseim  (intinxit  virgam  in  favum  mellis),  Könige  1 14,  27. 
tunke  her  in  des  toten  Sperlings  blute,  Lev.  14,  6.  14,  51. 

tunkel  (mhd.  stf.)  das  Dunkel:  in  der  tunkel,  Trist.  2065.  2239. 
hier  subst.  Adj.  n. :  in  dem  tunkein,  W — B  Ps.  11,  2. 


730  tuime  —  turren 

tunne  (auch  tonne)  swstf.  Tonne:  von  jeder  tunnen  heringe 
dürfen  die  Bewohner  von  Brüx  1  haller  zoll  ufheben.  Stb.  Brüx 
N.  123.    17  Sweidniczer  alt  pir  und  czwo  tunnen,  Igl.  Stb.  III  112a. 

tüpphelecht*  Adj.  mit  Tupfen  versehen:  der  hat  einen  roten 
part  und  har  rot  und  ist  t.  under  den  äugen,  Buch  der  Gebrechen 
S.  226. 

tür-gericute*  als  er  (der  teufel)  des  erwirdigen  sant  Jeronimus 
bilde  gemalet  sach  auf  der  zellen  türgerichte,  so  mochte  er  die 
s wellen  derselben  zellen  mit   nichte   übertreten.   Hier.  185,  8. 

türkel- taube,  turkil-toube  (turtel-,  türtel-tübe)  swf.  Turtel- 
taube. Die  Formen  mit  k  sind  im  westlichen  Böhmen  jetzt  fast  aus- 
schließlich im  Gebrauch,  Knieschek,  mein  auserwelte  turkeltaube 
mir  empfremdet,  Ack.  4.  12.  czwu  turkiltouben  oder  die  czwei 
toubenkeuchel,  W—  B  Lev.  5,  11.  12,  6  Num.  6,  10.  ein  türkel- 
touben,  Gen.  15,  9.  Ist  aber,  das  das  opfer  des  ganczenczunten  opfers 
wirt  von  vogiln  unsern  herren  von  turkiltouben  keuchein  und  die 
touben  sol  opfern  der  priester  auf  dem  alter.  Lev.  1,  14.  czwu  turtil- 
touben,  Lev.  15.  14.  schone  sint  deine  wengel  als  der  turkiltouben, 
Hohes  Lied  1,  9.  2.  12. 

turkil-teubel,  -toubil  (turtel-tiubelin)  stn.  kl.  Turteltaube: 
ein  toubenkeuchel  oder  ein  turkilteubel  —  czwei  turkiltöubil, 
Lev.  12,  6.  In  den  deutschen  Volksliedern  aus  Böhmen,  hrsg.  v.  Ver. 
zur  Verbreitung  gemeinnütziger  Kenntnisse  in  Prag  1888  III.  Abt. 
N.  75  findet  sich  turkeltäuwala  zxceimal  aus  Eger-Plan. 

tiirken-glocke  swf.  Glocke,  in  Türkengefahr  zu  läuten,  Traut. 
Chr.  315. 

türnielicht  (türmel,  turmelic,  trumlic)  Adj.  schwindlig :  infolge 
eines  Unwetters  haben  die  leute  gehust,  sind  t.  in  hauptern  gewest, 
etzlich  haben  blut  ausgeworfen,  Traut.  Chr.  251.  Avan  die  leute  (von 
dem  schlechten  Getreide)  gepachen  und  gessen  haben,  das  sie  gar  in 
köpfen  wüste  und  türmlicht  krank  sind  worden,  298. 

turmelunge,  turinlunge  stf.  turbo,  Wirbelsturm:  nebel  geiagt 
von  den  turmlungen  (wiudspreul,  XL  Bibel)  T — B  IL  Peter  2,  17. 
zu  der  t..  Juden  12,  18. 

turn  (auch  türm,  aus  lat.  turris)  stm.  Turm:  turn  der  kreft 
Israhel,  Sol.  31,  15.    turn  meiner  Sterke,  2,  18. 

turnei  stm.  Turnier,  manchmal  auch  ernster  Kampf )  atis  franz. 
tournoi,  lat.  tornus  =  Töpferscheibe,  tornare:  nü  was  der  t.  begat, 
W.  v.  W.  7364.  aldar  man  einen  t.  sprach.  5319.  ein  t.  wser  aldar 
genomen  (angesetzt),  7253.  7257.  7265.  7278. 

turner  (auch  türner)  stm.  Türmer,  Turmwächter,  vielfach  die 
einzig  befugten  Musikanten,  z.  B.  Igl.  Ms.  S.  3. 

furnieren  swv.  das  Boß  tummeln;  turnieren:  do  brachte  Ogierz 
tornyren  und  stechen  in  daz,  lant,  Böhm.  Chr.  84. 

turoner  haller  (turnös,  turnes)  stm.  mit  oder  ohne  grosse 
(Groschen),  grossus  Turonensis,  franz.  gros  Tournois,  alte  franz. 
Silbermünze,  die  schon  1204  in  Tour  geschlagen  wurde  und  sich  bis 
ins  16.  Jh.  erhalten  hat :  Und  verwar  czwainczigk  lat  und  25  quinteid 
die  sullen  wegen  600  tnroner  haller,  W — B  Ez.  45,  12. 

turren  unregehn.  Zw.,  Prät.  torste.  tcagen,  sich  unterstehen, 
getrauen :  "Wie  tarstu  ie  erzürnen  mich.  W.  v.  W.  4808.    doch  torste 


turrer  —  türstikeit  731 

er  darwider  nicht  gereden,  5156.  die  heiden  turren  doch  in  striten 
der  kristen  nicht  erbiten,  4555.  wider  den  niruant  reden  tar  —  sie 
—  gelogen  mere  wol  sagen  turren,  Ack.  24,  11.  Torst  ir  der  warheit 
bekennen,  25.  14.  Das  got  gesprochen  hat,  mit  welcher  künheit 
getar  imant  das  widersprechen,  Hier.  18.  10.  also  das  zu  seiner 
wouunge  nimant  komen  torste,  159.  19.  thar,  thaer,  thuren,  thoren 
=  wagen,  Elbog.  Chr.  43,  15.  50,  5.  89,  31.  160,  12  nsiv.  thuren,  Eger 
Chr.  N.  1174.  thuren  =  dürfen.  Traut.  Chr.  71.  —  das  niemant  vor 
im  (dem  neufenger)  oder  noch  im  in  der  masse  aines  lehens  arbeiten 
geturre,  Igl.  Bgr.  U — A  16.  Wenne  ousgeczogen  sint  die  meise  ous 
iren  holern,  turrende  uns  zu  reiczen  zu  dem  streite,  =  ausi  sunt 
provocare  nos  ad  proelium,  W — B  Judith  14,  12.  wenne  nimant 
torste  das  geczelt  der  craft  der  assiren  ouftun,  14,  10-  ich  wolde 
gern  die  dein  sein,  thörste  ich  vor  meiner  fürstinne,  Böhm.  Chr.  12. 
furpas  keiner  sich  torste  weren  noch  an  die  Wlasta  reiten,  10.  sie 
torsten  doch  den  meiden  nicht  begegen,  11. 

turrer*  stm.  der  etwas  zu  unternehmen  wagt,  Täter:  Auch  ist 
in  dem  gepirge  eines  notdurft,  das  gleiche  pusse  den  turrer  und  den 
vorhenger  bestricke  =  agentes  et  consentientes  —  constringantur, 
Const.  I  7,  8. 

turstig,  türstig  Adj.  kühn,  verwegen,  etwas  wagend:  Welcher 
ist  diser  unbesnitne  Philister,  der  do  t.  ist  (ausus  est)  zu  vluchen 
dem  herren  des  lebendigen  gotis,  W— B  Könige  I  17,  36.  der  do 
turstik  was  (ausus  est)  zu  lassen  seine  haut  in  die  Juden,  Esther 
8,  7.  übel  —  gedenken  mit  turstigen  argen  sinnen,  Hier.  214,  2. 
ein  turstiger,  kuner  und  werhaftiger  Pehem,  Böhm.  Chr.  50. 
den  toren  ist  gegeben,  das  sie  t.  sein,  und  den  clugen,  das  sie  wer- 
haftig  sein,  17.  Heinrich  von  Kärnten  —  was  nicht  menlich  noch 
torstis-,  Böhm.  Chr.  100.  einen  torstigen  u.  werhaftigen  man,  Böhm. 
Chr.  18. 

türstig-lich  Adj.  kühn,  verwegen:  wir  wullen  mit  tursticlicher 
schar  uns  ehir  slän  um  die  nar  (um  Lebensmittel  kämpfen),  Ernst 
2149. 

turstig-licnen  Adv.  auf  kühne,  verwegene  Weise:  das  ich  so 
unmuglicher  dinge  mich  so  t.  underwunden  hab,  Hier.  1,  12.  wer 
seiner  krankheit  (Schwäche)  t.  gelaubet,  verfällt  dein  Bösen,  21,  11. 
wer  bin  ich,  das  ich  mit  dir  rede  so  t.  ?  73,  23.  den  knaben  hiez,  er 
den  grifen  an,  der  tet  daz,  türsteclichen  nuo,  Alex.  Anh.  805.  t.  ze 
reden,  T — B  Botenb.  2,  28.    er  rit  (riet)  im  torsticlichen,  Böhm.  Chr.  18. 

türstikeit,  türstikeit  stf.  Mut,  Wagemut,  Vertrauen,  audacia, 
praesumptio :  welcher  die  turstichait  biet,  das  er  wider  unser  pot  an 
chainerlai  sach  tuet,  der  schol  daz,  wissen,  daz,  unser  aller  sweristen 
veintschaft  darum  haben  und  leiden  muez,z,en,  Brunn.  Str.  II  154. 
die  unweise  t.  alles  fleisches  (praesumptio),  Sol.  62,  31.  durch  den 
(Christus)  wir  haben  eine  behaldige  t.  =  fiduciam  repositam,  22,  32. 
von  gut  durstigkeit  und  vorcht,  Ack.  48,  9.  wer  sich  nicht  furchtet, 
der  gelaubet  seiner  türstikeit,  Hier.  21,  11.  er  lert  di  ding  —  mit 
aller  turstikait  (zuversiebt,  XL  Bibel),  T— B  Botenb.  28,  31.  reden 
dein  wort  mit  aller  t.,  4,30.  er  redt  mit  t.,  19,8.  des  Sobiesslav 
torstigkeit,  Böhm.  Chr.  69:  sich  von  solcher  torstikait  und  gotlicher 
Verspottung  enthalten,  Eger.  Chr.  1125. 


732  tür-studel  —  twerhe 

tür-studel  (tür-studel,  -stuodel)  stn.  f.  Türpfosten :  er  machte  in 
dem  eingange  des  tempils  türstüdel  von  olpoumeinem  holcze  gevir- 
winkelte.  W — B  Könige  III  6.  33.  er  begreiffe  beide  türen  der 
pf orten  mit  den  türstüdeln  nnd  mit  dem  slosse  und  legte  (sie)  ouf 
sein  achsiln  und  trug  sie  auf  die  spicze  des  perges,  Richter  16,  3. 
halde  in  czu  der  tür  und  czu  dem  t.,  Ex.  21,  6.  ob  da?  wachs  üf 
da?  t.  si  geleit,  Trist.  5929;  Alex.  22649. 

tütein  swv.  schmeicheln:  ich  wei?  wol,  da?  von  gros?in  neit 
uns  zcu  tutein  (?)  und  reiczin  unsir  leut  (ze  okolo  näs  kuso  sladie), 
Dal.  118,  15  (53,  38). 

tusen  Adj.  gelb:  einen  tusen  hosen  (hose  stf..  hier  wohl  sicrn.), 
das  tusen  hozen  —  ern  tosen  hozen  —  der  t.  hozen,  Espr.  V. 

tuster  stn.  Gespenst,  Kobold:  da?  boese  tuster  ungeslacht, 
Schretel  225. 

tuvelich  s.  teuvel-lich. 

twahen,  dwahen  stv.  I,  III  waschen,  baden:  der  unser  sünde 
von  uns  twuoc,  Alex.  18901.  wie  Jupiter  im  sin  houbt  twüge,  7741. 
twach  dein  antlucz.  T — B  Matth.  6,  17.  si  twahent  nit  ir  hende, 
15.  2;  Mark.  7,  5.  twechst  du  mir  die  fü???  Joh.  13,7.  er  het 
getwagen  ir  fu?.  13.  12.  warum  er  nit  wer  getwagen  vor  dem  inibi?, 
Luk.  11,  38. 

twahen,*  -e  stf.  (von  twahen,  twän,  dwahen,  dwän  sicv. 
waschen)  Waschbecken:  Ouch  machte  her  ein  gegossens  mer  oder  ein 
twahen  (mare  fusile),  habende  czehn  doumelen  von  einem  lebs  bis  czu 
dem  andern,  sinewel  umundumme  W — B  Könige  III  7,  23.  Und 
her  machte  czehen  twahen  ereine  =  luteres  aeneos,  Könige  III  7,  38. 
under  die  twahen  =  subter  luterem,  Könige  III  7,  30.  czehen  twahen 
=  decem  conchos ,  Par.  II  4,  6 ;  II  4,  14 ;  s.  ferner  unter  kele  und 
züfoer. 

twäl,  -e  stf.  Aufenthalt,  Verzug,  Zögerung:  ich  geloube  da? 
sunder  twäl.  Alex.  1945.  sich  sunder  twäl  darzuo  berihten,  26226.  ze 
der  hervart  sich  s.  twäl  berihten,  23848.  Pücival  tet  starke  Sprünge 
s.  t.  —  über  manic  äs,  14186.  17779.  16460;  Ernst  3892.  an  al 
quäl,  Dal.  170,  8  (75,  32);  s.  quäl. 

twalmig  (von  twalm  stm.  n.  Betäubung,  Ohnmacht,  Traum, 
Vision,  Dunst,  Qualm,  betäubender  oder  tötender  Saft  oder  damit 
vermischtes  Getränk)  Adj.  betäubt:  bist  du  aber  tobend,  wütend,  t. 
oder  anderswo  an  sinne,  Ack.  3,  12. 

twang-sal  stn.  f.  1.  Zwang,  Gewalt,  2.  Einschränkung:  1.  offen- 
bar t.  =  manifesta  violencia,  Const.  I  4,  6.  durch  gebrechen  des 
rechten  mit  al  dem  t.  besweret.  1 5,  9.  er  het  ouch  ubiral  von 
vientin  kein  t,  Dal.  211,  36  (95,  12). 

twehel,  -e  (auch  dwehel,  -e)  swstf.  Handtuch,  auch  Tischtuch, 
Tuch  überhaupt:  von  silber  becken  swsere  und  tweheln  wi?  siel 
brähteu.  "W.  v.  W.  1458.  sie  giengen  mit  becken  swere  und  mit 
tweln  wi?en,  Ernst  2719. 

twelen  stn.  =  Inf.  vom  sicv.  das  Zögern,  Verweilen:  nü  was 
der  priester  tweln  niht  laue,  Alex.  5300;  s.  en-twelen. 

twerhe  (auch  twer)  stf.  Quere:  da?  der  (gesetze)  äne  twerhe 
siecht  genü??en  alle  gliche  der  arme  und  der  riche,  W.  v.  W.  4104ff. 


twerch-gasse  —  über  733 

daz,  kriuze  het  nach  der  lenge  eilen  siben  unde  nach  der  twerche 
dri,  Legende  865. 

twi:rch-gasse  *  swf.  —  Quergasse  als  Gassenname:  in  platea  t., 
Igl.  Stb.  IV  194  b. 

twerch-wand  *  stf.  Querwand,  die  t.  di  czwiscben  der  Pretl- 
sckuesterin  kammer  und  des  Thoraas  stallung  ist,  Igl.  Stb.  V65a. 

twingen  (auch  dwingen)  stv.  13  —  1.  drücken,  zusammenfügen, 
pressen,  2.  zwängen,  beengen,  3.  bedrängen,  zioingen,  4.  plagen, 
5.  beherrschen,  bändigen :  Wi  man  di  geczeugen  sol  twingen  czu  sagen : 
der  Richter  kann  sie  zur  Zeugenschaft  zwingen  und  Ungehorsam 
verpußen;  wenn  sie  aber  von  andern  rechten  und  gerichte  sein,  sol 
sie  des  kunigs  camerer  twingen,  Const.  IV  13. 

twinger  stm.  1.  Dränger,  Bezwinger,  2.  Kaum  zwischen  Stadt- 
oder Schloßmauer  und  dem  Graben,  auch  Befestigung  daselbst, 
Zwinger.    2.  Eger  Chr.  N.  1200. 

twirch-zaun*  (von  twerch  Adj.  verkehrt,  schräg,  quer  und  zun, 
zoun  stn.  Hecke,  Zaun):  pis  an  die  grenicz  des  twirchczauns  bai 
der  huntczgassen,  Olm.  Stb.  59. 

ü 

übel-handlimge*  stf.  Mißhandlung,  Qual:  die  grossen  ü.  und 
auf  sulchen  smertzen,  die  er  geliden  hat,  Hier.  11,  23.  in  ü.  der 
werlde  (seitens  der  Welt),  15,  15. 

übel-sagen*  subst.  Inf.  von  swv.  =  Fluch:  nit  widergebt  ubel- 
sagen  um  ubelsagunge  (fluch  um  fluch,  XL  Bibel),  T — B  I.  Peter  3,  9. 

übel  -  sagunge  *  stf.  das  Schmähen,  Schmähworte,  T  —  B 
I.  Peter  3,  9. 

übel-tetig  f-tsetic)  Adj.  frevelnd:  mit  der  ubeltetiger  morder 
swerter,  Hier.  225,  11. 

übel-tetiger  (-tätiger)  stm.  Frevler:  Stb.  Brüx  N.  101,  Wer 
schaden  in  weingerten  stiftet,  wer  das  an  dem  tage  tete  und  be- 
griffen würde,  der  sal  seine  rechte  hant  verloren  haben,  lozet  er  sie  nicht 
mit  20  schocken,  und  seine  ander  habe  sal  gefallen  uff  den  berg- 
meister.  wer  aber  den  schaden  bei  der  nacht  tete  und  begriffen 
würde,  der  hat  seinen  hals  verloren,  sein  gut  sali  gefallen  auf  den 
bergmeister.  Wer  hierbei  den  ubeltetiger  erschlägt,  hat  nicht  ver- 
loren dann  alleine  2  haller,  di  er  uff  des  leip,  den  er  bette  erslagen, 
sal  legen,  N.  108. 

übel-tmmg*  stf.  schlechte  Handlungsweise,  Schädigung,  T — B 
Römer  1,  29. 

über  Präp.  (mit  Akk.)  und  Adv.  Bewegung  über  eine  Fläche 
oder  einen  Zeitraum  hin  oder  über  diese  hinaus  bezeichnend;  gegen, 
ivider:  wil  in  ieman  über  daz,  (trotzdem)  slän  indes,  daz,  niuoz,  an 
mir  ergän,  Alex.  20531. 

über  (uober.  uover,  md.  über)  stn.  Ufer,  Gestade:  bei  dem  über 
des  meres,  W — B  Deut.  1,  7.  den  sant,  der  do  ist  an  dem  über  des 
meres,  Gen.  22,  17.  an  dem  über  des  wassers,  Gen.  41.  17.  über  des 
meris,   Jos.  11,  4;   Richter  7,  12;   Ex.  2,  3.    ouf   der   hoe   des   ubers 


734  über-al  —  über-gän 

=  per  crepidinem  alvei,  Ex.  2,  5.  des  ewigen  heiles  seliges  über, 
Hier.  116,  9.    das  eine  über  in  der  Aupen.  Traut.  Chr.  133 ;  Trist.  5676. 

über-al  keinen  (nichts)  ausgenommen,  alle  insgesamt:  all  ir  guter 
—  keins  uberal  ausgenomen,  Olm.  Stb.  147.  also  das  es  uberal  kostet 
wol  14  mark  phennik,  Igl.  Bgr.  X  90,  3. 

über-aller-höhst  Sup.  höchst,  altissimus,  Sol.  79,  11. 

über-antworten  stw.  übergeben,  ausliefern :  den  über  zu  ant- 
worten, Elbog.  Chr.  136,  33. 

über-arn,  über-ern  swv.  einen  ü.  =  über  jemandes  Grenze 
pflügen :  Brunn.  Str.  I  479 ;  s.  über-eckern. 

uber-arn  (über-ern).—  übei'-eckern.  Brunn.  Str.  I  479. 

über-decke*  sivf.  Überzug  (von  überdecken  swv.  bedecken):  50 
örl  an  dem  soume  einer  ubirdecken  und  50  an  dem  seumil  der 
andern  ubirdecken,  so  das  man  sie  zusamennestüte,  W— B  Ex.  36, 17. 
hereine  ubirdecken  =  saga  cilicina ,  Ex.  26,  7.  ein  ü.  von  iacincle 
geverbten  heuten  =  operimentum  de  ianthinis  pellibus,   Ex.  26,  14. 

ttber-dielen  (dillen)  stw.  mit  Brettern  decken:  ist  der  alte 
brunnen  mit  neuen  dielen  überdielet  worden,  Traut.  Chr.  8. 

über-eckern  *  (=  über-ern)  einen  ü.  =  in  seinen  Acker  hinein- 
pflügen :  claget  einer  auf  den  andern  mit  namen ,  er  hab  in  uber- 
eckert  ader  die  rain  ader  die  gemerke  zuprochen  wissentlich  und 
williglich  — ,  Brünner  Str.  I  479.    (=  rain  brechen,  s.  rein.) 

über-eilen  (-ilen)  swv.  tr.  1.  übereilen,  einholen,  2.  zuvorkommen, 
3.  überfallen,  4.  übervorteilen,  5.  einen  mit  etwas  =  drängen, 
6.  schnell  ivegschaffen,  refl.  7.  sich  beeilen,  überstürzen:  4.  Elbog. 
Chr.  133,  17. 

überein-tragen *  stv.  IV.  übereinstimmen:  Do  bekant  im  ider 
besunder  und  alle  drei  in  ein,  das  die  rede  alle  ubereintrug,  Igl. 
Bgr.  N.  39,  7-  seintdemol  ich  von  euch  vornomen  hab ,  das  ir  alle 
gar  mit  der  antwort  ubereintragt  —  warczu  teidigt  ir  mit  einander? 
X.  39,  9.  die  marscheider  behauten,  das  dieselben  marscheiden  nicht 
übereintrugen,  Igl.  Rspr.  XVII.  und  dem  ü.  di  Wörter  der  weissagen 
(disem  gehellen  auch  die  wort  d.  w.  XL  Bibel),  T— B  Botenb.  15, 15. 
dicz  neund  gebot  tragen  überein  mit  dem  sibenten  an  daz,  daz,  siebente 
die  werch  und  daz,  neund  den  willen,  Joh.  von  Igl.  9.  Gebot,  das 
10.  gehot  treit  überein  mit  dem  6.  —  10.  Gebot. 

über-gän,  -gen  stv.  V.  1.  mir.  übergehen,  -fließen,  2.  vorüber- 
gehen, schwinden,  tr.  3.  durch-,  überschreiten,  4.  überkommen,  -fallen, 
5.  sich  ü.  län  =  sich  ergeben,  überlassen,  6.  über  ehvas  sich  aus- 
breiten, bedecken,  7.  begehren,  verüben,  8.  über  etwas  hinausgehen, 
9.  auslassen,  10.  übertreten,  unterlassen,  11.  bewegen,  überreden, 
12*  vorangehen,  praecedere,  übertreffen,  übersteigen,  exsuperare:  es 
ubergink  ein  urteil  =  erfl oß,  wurde  gefällt,  Hier.  170,23.  über 
etwas  kommen,  treffen,  Traut.  Chr.  118.  Di  —  scheppen  —  scholden 
ein  recht  tun,  als  in  empholhen  was,  damit  die  masse  (das  Berg- 
maß) überging  (ausreiche,  also  messen  nach  einer  Seite  hin,  statt 
nach  beiden  von  der  Fundgrube  aus),  Igl.  Bgr.  117.  —  12.  wenn 
offenbar  sunder  und  irre  weib  di  burger  in  dem  himelreich  über- 
gangen sind  =  publicani  et  meretrices  praecedunt  incolas  in  regno 
coelorum,  Sol.  72,  2.  in  sulchem  frid,  der  allen  sin  uberget  =  exsu- 
perat,  96,  19.    di  drivaltigkeit  uberget  allen  sin,  80,20.    di  einung 


über-gang  —  über-gulden  735 

deiner  drivaltigkeit  —  uberget  di  sinne ,  79,  4.  2.  himel  und  erd 
Übergent,  wan  meine  wort  übergent  nit ,  T— B  Luk.  21,  31 ;  Matth. 
24,  35.  es  ist  leichte  ze  übergeen  (vergeen  XI.  Bibel)  dem  himel  und 
der  erde  denn  einem  puncten  ze  Valien  von  der  ee,  Luk.  16,  17.  ee 
überget  himel  und  di  erde,  e  ein  punct  oder  ein  puchstab  uberget 
von  der  e,  Matth.  5,18.  dö  der  samstag  was  übergangen,  Mark. 
16, 1.  daz,  überging  von  im  di  stund,'  14,  36.  di  stund  uberget 
iczund,  6,  35 ;  Matth.  14,  15.  übergen  wir  (gehen  wir  weiter)  uncz  zu 
Betlehem,  Luk.  2,  15.  mein  ekone  ist  übergangen  in  iren  tagen 
(schon  vorgeschrittenen  Alters),  1,  18.  dise  was  übergangen  in 
manigen  tagen ,  2,  36.  —  ob  ez,  ist  müglich ,  dirr  kelch  überge  vor 
mir  (an  mir  vorübergehe) ,  Matth.  26,  39,  26,  42.  sprecht  ir  czu 
disem  perg:  uberge  hin  und  er  ubergieng,  Matth.  17,  19.  er  uber- 
gieng  dan  (ging  weiter) ,  9,  27.  13,  53.  er  ubergieng  dan,  daz,  er  lert 
und  predigt  in  ihren  steten,  11,  1.  do  si  heten  übergangen  dise  ge- 
siecht, si  lomen  zu  Derben,  Botenb.  16,  1.  si  obergiengen  Frigiam 
und  die  gegent,  Gallacie  16,  6.  sie  obergiengen  Pisidiam  und 
kamen  in  Pamphiliam,  14,  23.  10.  warum  übergent  dein  iunger 
di  siten  der  alten  ?  Matth.  15,  2.  warum  überget  ir  daz,  gebot  Götz 
um  euren  siten?  15,  3.  daz,  gebot  obirgehin,  Ernst  362.  gotes 
gebot  sie  übergen,  Alex.  Anh.  1634.  wie  er  di  Lamiter  (Lucan 
=  Lausitzer)  mochte  ubirgen  (überwinden) ,  Dal.  54,  13  (18,  31). 

über-gang  stm.  das  Hinübergehen,  Übertretung*  (eines  Verbotes): 
durch  den  ü.  der  e  (übertrettung  der  XL  Bibel) ,  T — B  Römer  2,  23. 
in  der  gelichsam  des  Übergangs  (übertrettung  XL  Bibel)  Adams, 
Römer  5,  14. 

über-gen  s.  über-gän. 

über-geer*  stm.  Übertreter:  di  ü.  der  e,  T— B  Galater,  3,19; 
Römer  2,  25.  2,  27. 

über-geert*  Adj.  höchstgeehrt,  supergloriosus,  Sol.  79,  10. 
über-gehöht*  Aij.  Sup.  superexaltatus,  Sol.  79, 11. 
über-gelobt  Adj.  Sup.   höchst  zu  lobend,   suberlaudabilis :   Du 
bist  alleine  der  allmechtig,  der  ubergelobter,  Sol.  79,  9. 

über-geung*  stf.  Übertretung  des  Gesetzes,  Vergehen:  daz,  weip 
wart  verlaitt  in  der  ü.,  T— B  I.  Timoth.  2,  14.  daz,  er  mit  dem  tot 
unterkemm  in  di  derlosung  der  ubergeungen  (damit  durch  den  Tod, 
welcher  zur  Erlösung  von  den  Übertretungen  unter  dem  ersten  Bunde 
erfolgte,  diejenigen,  so  berufen  sind,  das  verheißene  ewige  Erbe 
erhielten),  Juden  9,  15. 

tiber-glanz  stm.  übermäßiger,  alles  übertreffender  Glanz:  aller 
tugende  ein  ü.,  W.  v.  W.  713. 

über-glesten  swv.  an  Glanz  übertreffen,  überstrahlen:  die  suune 
(der  schilt)  übergleste,  Alex.  12305. 
über-golden  s.  über-gulden. 

über-gulde  (über-gülte,  -gülde,  -gulde,  -gult)  stf.  was  etwas 
übergiltet,  mehr  roert  ist,  das  Höchste  an  — :  diu  (wip)  fröude  ein 
Überguide  sin,  W.  v.  W.  1594. 

über-gulden,  -gülden  sivv.  übergolden,  vergolden:  mit  einem 
guidein  vingerlein  und  einem  ubergolten,  Igl.  Stb.  V  25a.  ein  über- 
goltegurtl,  III  60  b. 


736  über-hangen  —  überig 

über-hangen*  stv.  V.  verhüllen:  das  der  taufir  Saut  Johannes 
mit  im  was,  der  in  hatte  ubirhangen;  in  dem  tuch  die  schos  {Ge- 
schosse der  Empörer)  gevangin  wurden.  Dal.  84,  6  (34,  35). 

über-haubt  (über-houbet)  stn.  Oberhaupt;  Adv.  sonst;  si  ge- 
wunnen  sie  (die  stat)  ü.   an  (nahmen  sie  im  Sturm),  Alex.  23017. 

über-heben  stsiov.  tr.  1.  über  etwas  hinausheben,  vorziehen, 
mit  Dat.  2.  retten,  3.  nicht  treffen,  verfehlen,  4.  sich  worüber  erheben, 
5.  sich  über  etwas  hinwegsetzen,  übergehen,  auslassen,  6.  einen  einer 
Sache  ent-,  überheben,  verschonen  mit,  befreien  von,  refl.  7.  sich  von 
etwas  befreien,  8.  übermütig,  anmaßend  werden:  4.  in  der  czal  der 
reitenden  überhaben  =  sublevatus ,  W — B  Deut.  17, 16.  6.  das  sie 
{durch  schöne  Sj)iele)  boz,heit  weren  überhaben,  Ack.  34,  15.  allzu- 
haut  wirdestu  traurens  überhaben,  33,  17.  —  wold  sie  sein  (der 
Zeugenschaft)  gener  —  nicht  uberhebin  =  sie  ihm  erlassen,  Igl.  Str. 
34.  sulcher  clag  pilleich  überhaben  sein,  Igl.  Bgr.  40,  2.  si  schullen 
des  czupuss  überhaben  sein,  X.  40,  6.  7.  Hettestu  dich  liebes  über- 
haben, so  werestu  nun  leides  vertragen  =  hättest  du  auf  Liebes  ver- 
zichtet, Ack.  16,  17.  des  wil  ich  mich  ü.  (davon  losmachen)  ich  wil 
im  keinen  zins  geben,  Alex.  4179. 

über-heinilicu*  Adj.  ganz  geheimnisvoll,  superarcanum :  dein 
kiniel  —  der  ist  ein  ü.  liht,  Sol.  79,  33. 

über-her,  -e  Adj.  1.  überaus  gewaltig,  2.  überaus  vornehm, 
3.  übermütig,  außer  sich:  3.  mir  fröut  sich  herze  und  sin,  mir  selber 
überher  ich  bin ,  W.  v.  W.  7114.  der  werlt  süez,e  den  man  verirt, 
daz,  er  sin  überherre  wirt  und  wsenet  daz,  er  so  vür  sich  var. 
Alex.  27292. 

über-himelisch*  Adj.  überirdisch:  erkennen  ü.  und  geistliche 
ding,  Hier.  146,  14. 

über-hoeren  sivv.  1.  aufsagen  lassen,  lesen  lassen,  2*  Bericht 
erstatten  lassen,  3.  befragen,  verhören,  4.  nicht  beachten  oder  befolgen, 
nachsichtig  hinnehmen:  ich  pat  ire  genad,  das  si  überhorten  den 
gesworn  marschaider,  Igl.  Bgr.  53,  18.  —  3.  die  sache  ü.  =  causas 
examinare,  Igl.  Bgr.  U — A  15.  5.*  Und  di  —  marschaider  —  machten 
do  ein  stuff  ezwischen  den  czwein  gemessen  pergen,  do  die  drei 
leben:  kunigslehen,  purgerlehen  und  abtlehen  wanten,  also  das  der 
junger  gemessen  perg  etwas  musste  weichen  und  überhören  (früher 
aufhören,  cdso  =  weichen) ,  Igl.  Bgr.  N.  55,  1. 

über-hort  stm.  höchster  Schatz,  höchste  Freude:  er  ist  guot, 
daz,  ist  ein  suoz,e  wort,  er  wirt  guot,  daz;  ist  ein  ubirhort,  Ernst  524. 

überig  (auch  Überich,  -ec,  -ech)  Adj.  1.  übrig  bleibend,  2.  über- 
trieben, übermüßig,  unverständig ,  3.  außer  Gebrauch,  unnütz,  über- 
flüssig,  4.  ü.  fleisch.  =  totes  Fleisch,  5.  eines  diuges  ü.  sein  =  über- 
hoben sein:  2.  Überige  libe  bringet  mannigen  in  unkeuschheit, 
Hier.  55,  1.  geschiet  —  dem  viche  —  von  uberiger  Wasserflut  wegen 
—  schaden,  der  hirte  ist  unschuldig,  Igl.  Str.  I  S.  369.  in  dem 
rechten  —  wirt  uberige  clugheit  widerwerrt  (nimia  subtilitas  re- 
probatur),  Const.  III  6,  4.  mit  uberiger  gepeinigkeit  das  volk  be- 
sweren,  Const.  I  2,  3.  ja  mac  er  des  niht  überic  sin  —  mit  tjoste 
twinget  in  min  haut,  Alex.  9305.  mit  sulchem  nit  uberigs  (im  Über- 
fluß) versehen.  Eger.  Chr.  1193. 


üeberinge  —  über-lang  737 

üeberinge  (uberingen,  urbaringeu)  Adv.  unvorhergesehen,  plötz- 
lich :  Do  redet  des  antworters  vorsprech  üeberinge ,  Igl.  Str.  227. 
wenn  nicht  überig  zu  lesen  ist,  tcas  soviel  wie  überflüssig  wäre. 

über  -  kaufen  swv.  übervorteilen  beim  Kauf,  Joh.  v.  Igl. 
7.  Gebot. 

über-ker,  -e  (über-ker,  -e)  stf.  m.  1.  Überfahrt,  Abreise,  2.  tiber- 
tritt, Bekehrung.  1.  Willehalm,  diu  ü.  (dein  Abschied,  dein  Scheiden) 
so  vil  der  trehen  rere  werdes  wibes  ougen  gebeu,  W.  v.  W.  1143ff. 
Des  hohen  werden  überker  war  die  gerate  von  dem  mer?  2616  f. 
Willehalmes  ü.  wiben  siufzec  herzenser  gap  und  jämers  volliu  not, 
3705  ff.  von  hüs  min  überker  (Abreise  von  der  Heimat)  quam  gar 
wunderlichen  zuo,  6624  f. 

überkerer  stm.  1.  wer  vom  Glauben,  von  Gott  abfällt,  2.  Ab- 
trünniger, transgressor,  Übertreter:  ein  überkerer  von  deiner  muter 
leibe  hab  ich  dich  genant,  W — B  Is.  48,  8. 

über-kererinne*  stf.  Sünderin,  praevaricatrix :  gesehen  hat  das 
die  ü.  ir  swester  Juda,  W — B  Jeremias  3,  7.  Und  nicht  vorchte 
die  ü.  iuda  ir  swester.  suuder  hin  giuk  sie  und  unkeuschte  ouch  sie, 
Jer.  3,  8  u.  9. 

über-kerunge*  stf.  praevaricatio ,  Bosheit,  Unrecht:  wenn  ü. 
hat  er  geredt  wider  den  herren,  W — B  Jer.  29,  32.  krigen  mit  den 
worten  ist  czu  nit  nucz  neur  zu  der  ü.  (Untergang,  Verderben)  der 
hörenden,  T— B  II.  Timoth.  2,  14. 

ttber-klär  Adj.  überaus  Mar:  0  überclarer  tak,  der  nicht  abends 
weisz  (dies  praeclara) ,  Sol.  93,  26. 

über-komen,  -kumen  stv.1.2.  intr.  1.  hinüber  kommen,  2.  Vor- 
zug haben,  Oberhand  behalten,  3.  verhandeln,  übereinkommen,  tr.4. 
kommen  über  — ,  5.  gewinnen,  in  die  Gewalt  bekommen,  6.  der 
zorn  ü.  =  befriedigen,  7.  überfallen,  8.  zuvorkommen,  9.  überwinden, 
bezwingen,  überstehen,  10.  überreden,  vermögen  zu,  verführen:  daz,  er 
zaigt  in  den  uberkumenden  werlt  di  begnugenten  reichtum  seiner 
gnad  in  gut  über  uns ,  T — B  Ephes.  2,  6.  9.  sulcher  krafft ,  die 
niemant  überwinden  noch  uberkomen  mag,  Hier.  134,  6. 

über-kraft  stf.  1.  überlegene  Kraft,  Oberhand,  2.  übergroße 
Fülle:  mit  voller  gäbe  ü.,  W.  v.  W.  7846.  durch  großer  sünden 
übercraft,  Alex.  27539.  der  liute  ü.  wart  an  den  tieren  sigehaft, 
25579. 

über-krupfen,  -krüpfen  stvv.  den  Kropf  überfüllen ,  allzu  gut 
füttern :  die  uberkrupf ten  hunde  mohten  im  (dem  hirz)  nicht  gehaben 
an,  Trist.  2406. 

über-laden  stv.  IV.  tr.  überladen,  überbürden,  mit  Übermacht  be- 
drängen; zu  schwer  beladen:  der  hirz,  was  noch  nicht  ü.  mit  vleische, 
Trist.  2404.  ir  sit  des  guotes  iL,  Alex.  17641.  su  daz,  sie  strites  ü. 
von  uns  wurden.  20052.  ir  menige  mac  uns  obirladen  (ihre  Über- 
macht —  erdrücken),  2833.  si  sint  mit  dem  slos  und  den  zweien 
heren  (welche  die  Stadt  belagern)  vast  überladen,  Elbog.  Chr.  152, 10. 
sulcher  kraft,  die  niemant  überwinden  noch  u.  mag,  Hier  134,  6. 

über-lang  (bei  L.  nur  aus  Kzm.  sp.  207a,  Kzm.  A.  429.  843  Adj.) 
Adv.  in  längerer  Zeit,  trank  truoc  mau  dar  niht  ü.  =  bald,  W.  v. 
W.  2163. 

elinok,  Wörterbuch.  4-7 


738  über-last  —  über-lönen 

über-last  stm.  zu  große  Last  oder  Menge,  Übermacht:  ez,  beten 
von  krefte  überlast  die  Persän  näcb  ervellet  den  gast,  Alex.  8163. 
die  stat  mit  obirlaste  von  manchem  werden  gaste  belegen  war.  an 
allen  fride,  Ernst  823.  Eger  sich  beklagt  bette  der  injurien,  ü.  nnd 
grossen  drangsall,  Eger.  Chr.  10  S.  15. 

iiber-lauf,  -louf  stm.  1.  Auflauf,  Tumult,  2.  Überfall,  Angriff, 
3*  Überschuß,  -fluß,  superabundantia:  3.  des  getreides  ü.,  W— B 
Lev.  25,  36.  ich  hab  die  teil  {Bergteile)  swerlich  {mit  Verlust)  ge- 
bauet lange  zeit,  biz,  daz,  mir  got  hat  Überlauf  beschert,  Igl.  Rspr.  IV. 
ich  sprich  in  an  umb  teil  zum  Czappenschu  {einem  gemessenen  Berg) 
an  der  gruben  und  auch  umb  den  ü.,  der  davon  bisher  gevallen  ist 
—  der  do  macht  800  mark  ader  mer.  —  den  ü.  widerkeren,  den  er 
davon  genuinen  hat ,  Igl.  Rspr.  IV.  mit  dem  ü. ,  ivas  meinem  Vater 
auf  dieses  Achtteil  von  seiner  kgl.  Majestät  gegeben  und  in  die 
Bergregister  eingetragen  icurde  {Übersetzung  des  tschech.  Textes) .  Igl. 
Bgr.  N.  89,  3.  wes  auch  über  solichs  schmelczen  wurde  uberlauff 
sein,  das  an  der  gewerken  nuez  und  fromen  czu  wenden,  Igl.  Bgr. 
>\  SO,  4.  yberlauff,  der  von  dem  Berg  ausgeht,  =  Beinertrag  des 
Bergbaues,  X.  87  (im  tschech.  Text). 

über-laufen,  -lout'en  stv.  red.  V.  tr.  1.  überkommen,  treffen,  be- 
fallen, 2.  überfallen,  3.  durch  Besuch  belästigen,  überlaufen,  4-  laufend 
überholen,  5.  bildl.:  übergehen,  auslassen,  6.  durchlaufen,  durchgehen, 
flüchtig  durchlesen,  7.  ein  wort  ü.  aussprechen,  den  willen  ü.  =  den 
Sinn  überdenken,  8.  das  leben  ü.  =  durchgehen,  erzählen,  9.  über- 
denken, erwägen,  10.  eds  Überschuß  über  die  Unkosten  übrig  sein*, 
5.  di  teil  mit  sambt  dem  Überlauf,  der  davon  überlaufen  ist,..  Igl. 
Rspr.  IV.  die  stad  ü.  (überrumpelt)  wurd,  Elbog.  Chr.  48,  9.  —  6.  Über- 
lauf die  alten  und  newen  schritt ,  Hier.  48,  27.  so  hab  wir  gereit 
(gerechnet)  und  überlaufen  (oberflächlich  geschätzt)  das  sie  und  ander 
amptleuthe  —  mit  namen  der  Steiger  Urban  —  uns  haben  enthawen 
aus  unser  lehenschaft  600  par  erez  Igl.  Bgr.  X.  39,  5. 

über-legen  sivv.  bedrücken:  der  König  begunde  den  hern  über- 
czulegen  und  gewalt  zu  thun,  Böhm.  Chr.  92. 

über-leid  stn.  höchstes  Leid :  daz,  allez,  leide  ein  überleit  ist  in 
mannes  herzen,  Trist.  6224. 

über-lestic  Adj.  überaus  groß,  schiver  drückend:  ü.  herzeser, 
W.  v.  W.  2466.    durch  sie  sin  herze  sloufte  in  überlestige  sorge,  409. 

übei*-leut  PI.  von  über-man,  ober-,  obe-man,  Schiedsrichter, 
Schiedsmann:  di  gemechtleut  und  mechtig  uberleut  —  von  der  ge- 
nanten gebruder  wegen,  Igl.  Stb.  III.  193  d.  194  b.  di  schidleut  und 
gauez  mechtige  (bevollmächtigte)  uberleut  sint,  III  206  b.  V  272  c. 
einer  aus  den  vier  oberleuten  —  einer  früntlichen  Verrichtung, 
IV  187  c.  des  czu  furmunden  und  oberleut  hab  ich  gemacht  den 
Hanns  teezner  und  Janco  von  Kelerdorf.  V  22  c. 

über-liet,  -lit  (über-lit,  -litte)  stn.  Deckel  eines  Salzfasses,  einer 
Kiste,  eines  Sarges,  Bechers:  Das  vas,  das  nicht  hat  ü.  noch  kein 
vorpindunge  dorüber ,  wirt  unrein  (operculum) ,  W — B  Num.  19,  15. 
üf  daz,  underteil  was  ein  überlit  gar  künstlich  versmit,  Alex.  24 187. 

über-lonen  siev.  durch  Geld  bestechen:  welcher  voruunftiger 
wolde  das  gestatten,  das  ein  geezeuge  uberlonet  werde  (pretio  appre- 
tiatus)  ader  mit  pete  überwunden  were  ?  Const.  IV  11,  6. 


über-man  —  über-reiten  739 

über-man  stm.  swm*  Schiedsmann, -richter:  mechtige  geschefft- 
leut  und  übermannen,  Igl.  Stb.  III 173 d.  den  Sigl  Mur  hat  sie  ge- 
macht czu  einem  uberman,  V  209  b.  czu  einem  u.  den  Mertl  Mur 
meinen  swager,  V  170  b.  verruckt  si  aber  ihren  witibstul  (heiratet 
sie  wieder)  so  sullen  die  übermannen  des  gescheftes  mitsampt  der 
muter  der  oft  genanten  barbara  die  30  s.  gr.  irer  tochter  sicher 
machen,  III  173  d. 

iiber-mäz,,  -e  stf.  n.  1  Übermaß,  2.  Rest,  3*  bergm.  ivas  nach 
Vermessung  eines  Berges  übrig  bleibt,  ohne  für  einen  2.  „Berg",  aus- 
zureichen =  Überschar  (s.  d.) ,  superfluitas,  4.  höherer  Preis,  5.  Über-, 
Unmäßigkeit:  er  hat  dem  Parchanter  von  seinem  garten  czu  hülff 
gegeben  die  laiten  czu  einem  halter  (Fischhälter)  und  die  Überinas, 
ein  kleines  flekl  haben  im  gegeben  di  ob  gemelt  bruder,  Igl.  Stb. 
IV  207  c.  di  ü.  hat  er  geschafft  seiner  hausfrawen,  III  328  b. 
III  326  a.  3.  mit  unsern  (des  Königs)  lehen  und  ubermassen  (die  in 
den  Const.  der  König  als  unvermessenen  Grund  mit  gutem  Recht  für 
sich  in  Anspruch  nimmt,  während  sie  die  Iglauer  den  Bürgern  zu- 
sprachen), Const.  II  3,  8.  Abir  die  Übermasse  (falsch  urbormasse, 
in  H.)  czwischen  denselben  czweien  pergen,  di  gehöret  czu  unser 
urbar  von  alder  bewerter  gewonheit  der  Teilte  und  sal  dawider  nicht 
sein  in  disem  teile,  was  andere  bergleute  gesaczt  han  =  non  ob- 
stante  Iglaviensi  constitutione),  Const.  II  2,  16  u.  18. 

über-mez,z,en  stv.  I.  1.  tr,  messen  über,  anmessen  mit  Dat.  d.  P. 
2.  ausmessen,  3.  mit  den  Augen  messend  überschauen ,  3.  übersehen, 
versäumen,  4.  über  ein  Maß,  eine  Grenze  hinausgehen,  5.  einen  ü.  = 
zu  hoch  besteuern,  6.  refl,  sich  überheben:  der  kraft  het  übermez^en, 
W.  v.  W.  7706.  er  hat  zu  verre  sich  vergessen  und  guot  spil  über- 
messen. Ernst  1064. 

übermez^ikeit  (über-mse^ec-heit)  stf.  Übermaß:  die  grosse  ü. 
hellischer  pein,  Hier.  38,  10. 

über-morgen  Adv.  übermorgen,  perendie:  gesucht  wirt  dein 
siczunge  uncz  bis  ü.,  W — B  Könige  I  20,  19. 

tiber-iuügen  unregelm.  Zw.  tr.  stärker  sein  als,  überlegen  sein, 
übertreffen,  -winden:  sie  werden  dich  nicht  ü.  (non  praevalebunt), 
W— B  Jer.  1,  19.  bis  das  in  der  dewcze  rat  übermochte,  Böhm. 
Chr.  96. 

über-naclitig  (-nahtic,  -nehtic)  Adj.  eine  Nacht  über  dauernd, 
worüber  eine  Nacht  vergangen  ist:  let  si  is  (die  Klage)  ü.  werden 
und  den  richter  doch  wol  gehaben  mochte  —  ir  schol  nicht  gericht 
werden,  Prag.  Rb.  88. 

ttber-nant  part.  Adj.  von  über-nemmen,  -nennen,  sivv.  mit  einem 
Übername  (Beinamen)  belegen;  zubenannt:  Symon,  der  do  ist  uber- 
nant  Peter,  T— B  Botenb.  10,  18.  11,  13.  Johannes,  der  da  ist  u. 
Marcus,  12,  12.  12,  25.  15,  37.  Barsabas,  der  da  ist  u.  Gerecht,  Btb. 
1,  23.  Joseph,  der  do  ist  u.  Barsabas,  4,  36.  da^  di  iunger  in  Antioch 
zem  ersten  wurden  u.  Kristen,  11,26.  du  bist  obernant  ain  Jude 
(zugenennet  XI.  Bibel),  Römer  2,  17. 

über-retlleicli  (über  -  redelich)  Adj.  über  das  Aussprechen  er- 
haben, unermeßlich,  superrationalis :  liht  ü.,  Sol.  79,  28.  79,34. 

über-reiten  (-riten)  stv.  IL  1.  tr.  worüber  hin,  hinaus  reiten,  2.  mit 
Reiterei  überziehen,    überfallen,    3.  reitend,    im   Kampfe   besiegen, 

47* 


740  über-sagen  —  über-schar 

4.  reitend  einholen:  4.  Eger.  Chr.  X.  36.  2.  wie  in  Schramme  über- 
riten  solde  haben,  Stb.  Brüx  X.  248.  der  war  überritten,  gefangen 
und  gen  Eger  gefurt,  Eger.  Chr.  35.  36. 

über-sagen  swv.  1.  toiderlegen,  2.  als  Zeuge  gegen  oder  für  j. 
auftreten,  3.  durch  Zeugen  überweisen,  4.  pari.  Adj.  für  gemein- 
schädlich  erklärt:  her  Sebastian  wissend  und  mich  desz  vam  rechten 
{der  Rechtsprechung  des  Elbogner  Rates)  auf  hern  Sebastian  mechtig- 
lich  zu  ü.  {midi  statt  des  Elbogner  dessen  Gericht  zu  unterziehen) 
und  erkennen  zu  lassen  erputig.  Elbog.  Chr.  78,  33.    83,  25.    83,  37. 

über-satz  sUn.  1.  supertaxatio,  Verlangen  eines  zu  hohen  Preises, 
Lohnes  usw.:  alle,  die  gut  gewinnen  mit  gesuch,  mit  ubersazzen 
und  mit  uberchauffen,  Job.  v.  Igl.  7.  Gebot.  2.  ein  o.  =  nächst  ihm 
der  erste.  D  A  418  bei  L. 

über-schaffen*  swv.  in  Verwahrung  geben:  Nikolaus  Eydel  hat 
bechennt,  als  sein  bruder  Job.  in  einen  geistlichen  orden  gefaren  ist. 
hat  er  seinen  hindern  beschieden  und  auf  seiner  swester  Dorothea 
Schausichselberin  uberschaft  XX  guld.  —  das  er  dieselben  20  gülden 
an  stat  seiner  kinder  gauz  und  gar  eingenomen  und  entpfangen, 
Igl.  Stb.  V.  204 d. 

über-schar  stf.  ivas  im  Bergwerk  zwischen  zwei  angrenzenden 
Gruben  übrig  bleibt,  sie  fällt  nach  Igl.  Bgr.  U — A  14,  B  22  den 
Bürgern  (=  dem  während  der  Vermessung  des  Berges  amtierenden 
Stadtrat)  zu,  nach  Const.  II  2,  14  aber  - —  mit  mehr  Recht,  als  tmver- 
messenes  Feld  dem  Regalherrn,  dem  Könige  zu:  Ist  abir,  das  man 
czwischen  czwain  gemessen  pergen  einen  newen  perk  messen  sal  — 
und  mak  man  die  masse  gehaben  und  ist  es  icht  uberig  über  die 
czwai  leben,  das  da  haisset  ein  uberschar,  das  gefallet  czu  nucze  den 
purgern,  U — A  14.  Und  wiert  ein  niwer  perch  funden  czwischen 
czwein  gemezen  pergen  und  er  der  rechten  maze  an  allen  leben  ge- 
haben mac,  so  schol  man  in  mezen.  Und  als  mau  gemizet  und 
wiert  danne  an  der  maze  icht  über  als  czwei  purgeriehen ,  daz 
heizet  man  ein  uberschar  und  gehört  di  purger  an,  U — B  22,  dagegen 
Const.  II  3,8.  teidingt,  wie  ir  wollt,  doch  unschedlich  meinem 
herren  den  kunig  an  seiner  uberschar,  Igl.  Stb.  V  10  c.  bis  ich  einen 
durchslag  gemacht  hab  in  die  uberschar  czuu  pawern,  V  10b.  uber- 
schar nach  des  zuges  lenge  an  dem  tag  mit  pilleichen  rechten  mag 
gemessen  werden,  idoch  unschodlich  den  gemessen  richten  (=  rechten), 
Igl.  Bspr.  III.  s.  unter  übermale.  Endlich  wurde  die  ü.  im  Sinne 
der  Joachimst.  Bergordn.  von  1518  je  zur  Hälfte  den  Anliegern  zu- 
geteilt, sie  ivurde  regelmäßig  wie  die  Königslehen  nicht  durch  eigenen 
Betrieb  abgebaut,  sondern  an  Lehenhäuer  gegen  einen  Anteil  an  dem 
Ertrag  (eigenschaft)  überlassen:  von  den  lehenschaften,  —  die  do 
gescheen  von  urburern  in  unsern  (des  Königs)  lehen  und  uberscharn. 
—  Und  das  dester  groser  eigenschaft  von  unsern  lehen  und  uber- 
scharn uns  erstee,  so  wollen  wir,  das  man  si  hinlasse  ewicleich  ader 
als  lange  czeit  si  es  genisen  mugen.  di  das  aufnemen,  also  das  si 
dovon  allerminst  lassen  sullen,  wann  der  vorlust  sein  hantvesten.  der 
do  nicht  gebrauchet  der  gewalt,  di  im  geben  ist,  Const.  III  1,3. 
Wenzel  IV.  traf  1401  mit  den  Kuttenbergern  die  Vereinbarung,  wer 
mit  Schürf-  und  Ausrüstungsarbeiten  betroffen  werde,  wo  Königs-, 
Herren-  und   Bürgerlehen   und  Überscharen   vermessen    werden,    als 


über-schar  741 

Lehenhäuer  gegen  Zahlung  der  Urbar  und  eines  Neuntels  als  „eigen- 
schaft"  angenommen  werde,  Igl.  Bgr.  N.  51,  6.  Nebenlehen  und  Über- 
scharen  wurden  wohl  auch  zusammengeschlagen,  von  dem  Gesamt- 
ertrag luurde  dann  die  „Eigenschaft"  an  die  Herren  der  Lehen  und 
Überscharen  tntrichtet :  wir  sein  czu  rate  worden,  —  das  si  czu  häuf 
gelegt  haben  ein  kunigeslehen  —  czwai  abteslehen  (von  dem  prun 
und  von  den  Querczen)  und  in  aberschar  czwischen  den  czwein 
gemessen  pergen,  di  auf  den  ein  Stollen  sein  geczugen,  und  haben 
vorlihen  di  selben  lehen  recht  u.  redlich  den  erbern  Leuten  Frenczil 
Quarcze  —  u.  iren  gewerken  —  czu  arbeiten,  di  weile  si  sein  ichcz 
geniesen  mugen  —  bei  Ertrag  schullen  sie  geben  ein  lediges  neun- 
teil (x,3  für  den  König,  1I3  für  den  Abt  u.  Kloster  von  Czedlicz  und 
l/8  den  purgern  von  Köln  (=  Kolin),  Igl.  Bgr.  N.  45,  4.  —  Sint  dem 
male  und  sich  di  mase  an  peiden  Seiten  nicht  mak  ergen,  so  schal 
man  czu  der  funtgruben  anheben,  als  ein  recht  ist,  und  schal  den 
gewerken  alle  ire  (7)  lehen  an  einer  Seiten  nach  einander  messen; 
und  was  dan  czwischen  den  gemessen  pergen  über  pleibet,  das  teil 
wir  czu  einer  uberschar,  N.  8,  2u.  3.  N.  9.  Mag  sich  dise  maze 
nicht  irgehen  vor  (wegen)  andir  bergmazen,  so  mi^et  man  dise  lehen 
alle  an  einer  siten  noch  einandir.  Unde  was  czwischen  dem  neufange 
unde   den   bergen   ist  oberig,   das  heizet  man  ein  obirschar,  DIR 

I  13,7.  eine  ü.  czwischen  2  gemessen  pergen,  Igl.  Bgr.  N.  45,4. 
N.  11,  1  u.  5.  und  bleib  doczwischen  (zwischen  den  2  gemessen 
pergen)  aine  uberschar  aines  holben  lachters  lank,  N.  53,  1.  weichen 
aus  dem  freien  in  seine  ü.,  als  ain  ü.  recht  hat  und  nicht  mer,  N.  47,  5. 
Und  wir  kunnen  auch  in  unsern  perkrechten  von  sotaner  neuer 
uberschar,  die  nicht  czwischen  gemessen  pergen  leit,  nichtsnicht 
vinden,  N.  49,  23.  vor  nie  mer  gehört  ist  von  sulchen  uberscharn, 
die  nicht  legen  zwischen  gemessen  pergen  sunder  daneben,  N.  49,  6. 
so  wurde  diese  uberschar  neben  gemessen  pergen  leicht  ainer  ganczen 
meilen  lank,  das  doch  nicht  sein  mag,  wen  das  schade  wer  dem 
ganczen  lande,  N.  49,  19.  was  aine  uberschar  recht  hat,  die  nicht 
gelegen  ist  czwischen  2  gemessen  pergen  auf  hangendes  und  ligendes 
und  auff  paide  stolnorter ,  N.  48,  1.  als  di  gesworn  marscheider  di 
uberschar  geteilt  und  gemessen  haben  offenleich,  si  lige,  wo  si  lige, 
uff  hangendem  ader  auff  ligendem,  so  hat  si  das  recht,  das  si  nimant 
schaden  schol,  das  ist  kainem  gemessen  perge  noch  kainem  fraien. 
So  schol  ir  auch  nimand  schaden,  sunder  si  schol  bleiben  in  irem 
rechten  und  in  irer  uberschar  ungehindert.  Und  also  schullen  di 
vom  Clingensmid  weichen  in  ire  uberschar  und  di  vom  frein  schullen 
bleiben  in  irem  rechten,  N.  48,  2.  bis  —  das  di  vom  Klingenschinid 
kommen  aus  irer  ü.  in  ainen  Stollen  und  machten  do  ainen  durch- 
slag  in  ir  freies,  N.  47,  1.  des  kunigs  uberschar,  N.  51,  3.  was  uns 
(dem  Könige)  rechtens  in  den  uberscharn  angehört  auch  innewendig 
der  stolleu  marscheiden,  das  behalden  wir,  Const.  II  4,18.  Wir  wollen 
auch  nicht,  das  (nämlich  dem  König)  kein  schaden  geschee  von  den 
stolleu  in  unsern  uberscharen,  di  uns  von  newens  angehorten  (de 
novo  cederent)  und  an  uns  vilen,  ab  der  stolle  nicht  were  — ,  Const. 

II  5,  11.  Da  bedauchte  dem  haffmaister,  wi  das  meinem  herren  dem 
kuninge  czu  kurcz  wurde  gescheen  in  seiner  uberschar,  Igl.  Bgr.  N.  6, 1. 
Wer  aber  begriffen  Avird  mit  der  masse  in  einer  uberschar,  der  sal  dinen 


742  über-schar-inässe  —  über-slahen 

(als  Lehenhäuer  bleiben),  wen  di  angehört,  mit  derselben  eigen- 
schaft,  die  do  vor  geschriben  ist.  ein  neunteil  genennet,  36,  2.  Das 
ein  uberschar  —  der  mag  man  geben  ire  masse  oben  der  erden  und 
under  der  erden,  doch  unschedlieh  den  gemessen  pergen,  Igl.  Kspr.  III. 

über-schar-mässe*  stf.  =  überschar:  Und  ist,  das  doselbst 
icht  ü.  wirt  (superfluitas),  Const.  II  5,  4,  s.  übermale. 

über-schar-recht*  swn.  Recht  einer  überschar:  als  sie  (die 
überschar)  nicht  leit  czwischen  2  gemessen  pergen  und  ü.  auf  paide 
stolnort  nicht  behalden  mag,  Igl.  Bgr.  N.  49.  2. 

über-schoene  Adj.  überaus  schön:  uberschoue  in  deine  craft, 
W — B  Judith  16,  16.    uberschon  wart  er  des  leibes,  Hier.  189, 13. 

über-schcenen  swv.    1.  mit   Schönheit   bedecken,    verschönern, 

2.  an  Schönheit  übertreffen:  2.  die  alle  überschonte  ein  wip,  W.  v. 
W.  149. 

über-schrecken*  (von  schregen  =  quer,  übers  Kreuz  legen)  siov. 
ein  missgeburt  hat  gehabt  von  fleisch  ein  uberschreckten  faechel 
hinter  hinabhangende.  Traut.  Chr.  247. 

über-schreiten  stv.  II.  1.  überschreiten,  2.  (ein  Pferd)  besteigen : 
das  etliche  junckfrawen  ritten  und  die  pferd  überschriten  (nach 
Mimnerart  aufsaßen),  Böhm.  Chr.  8.  —  1.  so  einigerlei  dergleichen 
von  inne  überschritten  (übertreten)  wurde.  Eger.  Chr.  1180. 

über-schrift  stf.  Auf-,  Inschrift,  Epigramma,  epitaphium :  einen 
stein  mit  einer  ü.  =  titulum  lapideum,  W — B  Gen.  35,  14. 

über-sekwelig  s.  überswelig. 

über-se*  stf.  uz,  der  kristen  marke  sie  kerten  an  die  überse, 
W.  v.  W.  5354. 

über-sehen  stv.  1 1.  tr.  1.  überschatten,  hinabsehen  auf,  2.  Aufsicht 
haben  über  etwas,  3.  übersehen,  unbeachtet  lassen,  verschmähen, 
4.  verzeihen,  5.  vergessen,  versäumen,  6.  verzichten  auf,  7.  refl.  etwas 
versäumen:  4.  sunde  übersehen  und  gerochen  hat  gott  bisher,  Ack. 
50,  10.  wol  konder  ü.  daz, ,  "W.  v.  W.  555.  Übersieh  herr  deinem 
kneht,  der  mit  dir.  herr,  reden  tar  =  ignosce,  Sol.  7,  16.  si  konde 
mit  züchten  übersehen  (verstand  es  taktvoll  zu  verschleiern) ,  ob  ir 
was  icht  oder  nicht  gesehen  (ob  sie  noch  Jungfrau  oder  schon  sein 
Weib  war),  Trist.  877._ 

über-se^e*  svrni.  Vorstand.  Vorsitzender:  von  dem  ubersesen, 
TV— B  Sirach  41,  21. 

übersetzen  (über-setzen)  swv.  1.  versetzen,  2.  schriftlich  verfassen, 

3.  besetzen  mit,  4.  überbürden,  überlasten,  bedrängen,  vgl.  auch  mhd., 
übersaz  stm.  supertaxatio :  richter  und  scheppen  haben  dorinne 
masse  czu  seezen  —  das  si  (die  vursprechen)  die  leute  nicht  über- 
seezen  (daß  die  Rechtsanwälte  nicht  zuviel  verlangen  an  Taxen).  Igl. 
Str.  I  S.  363. 

über-sitzen  stv.  I.  1.  tr.  sitzen  auf,  über,  besetzen.  2.  bedrängen, 
3.  überwinden,  4.  sich  über  etwas  hinwegsetzen,  es  unbeachtet  lassen 
oder  nicht  tun,  versäumen,  5.  einen  ü.  =  länger  als  er  sitzen,  z.  B. 
im  Gasthaus:  4.  das  sie  das  gepot  übersessen  haben,  Igl.  Str.  256. 

über-slahen,  -slagen  stv.  IV.  1.  beschlagen,  2.  überwältigen,  nieder- 
u-erfen,  3.  kurz  erzählen,  kurz  zusammenfassen:  2.  dem  Babilon  daz, 
swert  enphiel.    von  überslahen   daz,  geschach,  Alex.  11889.    3.  mit 


über-steigen  —  über-treibeu  743 

kurzen  worten  überslagen  {kurz  gesagt),  er  dancte  im  gröze, 
Schretel  297. 

über- steigen  (-stigen)  stv.  IL  übersteigen,  übertreffen,  über- 
wältigen: zu  wissen  di  übersteigent  lieb  der  wissenbait  Kristi,  T — B 
Epbes.  3, 19. 

über-stöz,en  stv.  V.  1.  stoßend  überwältigen,  2.  bestecken,  be- 
pflanzen mit:  so  die  boumgärten  überstossen  werden  mit  bäumen  und 
umgeben  mit  zäunen,  dabei'  das  wasser  seinen  freien  fluess  nicbt  ge- 
baben  möcbte,  Cblum.  II  8. 

über-streben  swv.  durch  streben  über  etwas  hinwegkommen, 
überstehen,  überwinden:  dö  Adam  nu  bet  gelebet  und  mit  jämer 
überstrebet  in  Ebrön  niun  hundert  jär,  Legende  158. 

über-streiten  (-striten)  stv.  II.  im  Streit  oder  Wettstreit  über- 
winden: er  bat  alle  ketzer  überstriten,  Hier.  4,2. 

über-stülpen*  swv.  einschlagen,  überstülpen:  27  schock  gross, 
in  einem  überstülpten  sacke,  Igl.  Rspr.  V. 

über-stürzen  sivv.  sich  kopfüber  wohin  stürzen:  mit  einer 
micheln  gech  übersturtzt  sich  di  hert  (sweine)  in  daz,  mer,  T — B 
Mark.  5,  13.    tr.  daz,  si  in  übersturczten  (hinabstürzten) ,  Luk.  4,  29. 

über  -  swelig*  Adj.  überaus  angeschwollen:  das  wasäer  (die 
Moldau)  so  gros  und  uberschwelig  war,  das  es  auslief,  Traut. 
Chr.  26. 

über-swenimen*  swv.  durchschwimmen :  als  schir  si  (die  Ungarn) 
di  March  umberswembtin,  die  Behem  namen  si  zcu  hendin  (gefangen), 
Dal.  201,  23  (91,  23). 

über-swenke  Adj.  übermäßig ,  -mächtig:  were  es  (die  Summe) 
aber  in  zu  übirswenke  =  zu  groß,  um  sie  bezahlen  zu  können,  Prag. 
Str.  110. 

über-swenk-lick  Adj.  übermäßig:  grosse  ü.  hitz,  Eger.  Chr.  67. 

über-tauern  (über-duren)  swv.  tr.  1.  überdauern,  -stehen,  2*  über- 
winden, jemandes  Herr  iveräen :  2.  so  sein  vil  behendikeit  —  funden, 
wie  man  dasselbe  wasser  (in  Bergwerken)  ubertawer  und  überwinde, 
Const.  II  3,  5. 

über-toben  swv.  1.  übermäßig  toben,  sich  überstürzen,  2*  Ober- 
hand über  etwas  gewinnen,  überwinden:  wie  man  dasselbe  wasser 
ubertobe  (ubertawer  H,  s.  d.  Wort)  und  überwinde,  Const.  II  3,  5. 

über-tragen  stv.  IV.  tr.  1.  zum  Tragen  auf  sich  nehmen,  er- 
tragen, 2.  überziehen  mit,  auftragen  z.  B.  eine  Farbe,  verzieren, 
3.  überdenken,  beraten,  4.  übermütig  machen,  5.  übertreffen  (an  Ge- 
wicht), 6.  bewahren,  schützen,  schonen,  7.  verschonen  mit  (Gen.  der  S.). 
8.  aufheben,  beseitigen,  9.  unterlassen,  10.  Übeinkommen  treffen,  ver- 
abreden, 11.  wozu  bestimmen  (Gen.),  12.  schlichten,  versöhnen,  13.  refl. 
sich  überheben ,  14.  intr.  höher,  vornehmer  sein,  15.  über  Ziel  und 
Maß  hinausreichen ,  16.  Geduld  haben:  du  übertrugst  di  sunden 
durch  der  busz  willen  =  dissimulas,  Sol.  49,  40.  Übertrag  disen 
kelch  von  mir,  (laß  diesen  Kelch  an  mir  vorübergehen),  T — B 
Mark.  14,  36.  iuwer  stete  gewaltes  übertragen ,  iuwer  hantveste 
suln  stsete  sin,  Alex.  1622. 

über-treiben  stv.  II.  1.  das  Vieh  auf  jemandes  Weideplatz 
treiben,  2.  zu  hoch  treiben,  3.  fortreißen,  4.  das  Maß  überschreiten: 
man  sol  mein  bausfraw  nit  ü.  mit  dem  gescheft  (sie  zur  Auszahlung 


744  über-trenken  —  über-vam 

der  Legaten  nicht  allzu  sehr  drängen),  uncz  daz,  man  die  tnch  ver- 
kauft, Igl.  Stb.  V  167  a. 

über-trenken*  (Kausativ,  zu  übertrinken)  sicv.  machen,  daß 
einer  zu  viel  trinkt:  übertrenket  von  dem  wein  (crapulatus  a  Tino), 
W— B  Ps.  77,  65. 

über-tugent  stf.  (bei  L.  nur :  ein  obirtugend  aller  ere,  M  D  ged. 
3,  286)  vrouwe  aller  tugent  ein  übertugent,  W.  v.  TV.  7889. 

iiber-unbekomleich  *  Adj.  ganz  unerreichbar,  unnahbar,  super- 
inaccessibilis :  libt   —  ü..  Sol.  79,29.    uberunbekumleich,  80,  18. 

über-imnierkleich*  Adj.  superincommutabils :  liht  ü.,  Sol.  79,  30. 

über-unsprechenleicli*  Adj.  unsagbar,  superinenarrabilis :  ü. 
drivaltikeit,  Sol.  80,  16. 

über-ununder-suckleick*  (von  under-suocben)  Adj.  ganz  un- 
erforschlich,  superinscrutabilis,  Sol.  80,  17. 

über-unvernenileicli*  Adj.  gar  nicht  zu  verstehen,  zu  fassen, 
superintelligibilis :  ein  ü.  liht,  Sol.  79,  34. 

über-üppig  Adj.  allzu  eitel,  zu  hochfahrend:  ich  sich  euch 
(Athener)  ze  sein  nberuppig  durch  alle  dink,  T — B  Botenb.  17,  22. 

über-vall  stm.  was  hinüber  fällt;  Überschuß:  solchen  ubervall 
(uberfluss,  so  aus  der  parfüsser  brüdern  rörkarten  kombt)  in  ir  (der 
Klosterfrauen)  bemölt  rörkästlin  nemen,  Eger.  Chr.  1197  S.  373. 

über-vallen   stv.   V.   1.  überfallen,   2.   im   Fallen   übertreffen*: 

2.  swaz.  ich  ie  gevallen  hän,  daz,  überviel  ich  hiute  zwar:  ich  bin 
wahrlich   nie  so  schlecht  vom  Pferde  gefallen  wie  heute,   Trist.  2219.    ' 

über-vallung*  stf.  Überrumpelung,  Überfall:  für  (vor)  ü.  und 
einnemung  der  stad.  Elbog.  Chr.  62,  36. 

über-vam   stv.  IV.    tr.  1.  über    etwas  hinfahren,   2.  angreifen, 

3.  bedrängen,  4.  betreten  auf  einer  Rechtsverletzung ,  ergreifen,  5.  zu 
hoch  besteuern.  6.  beschimpft n.  anfahren,  7.  übergehen,  8.  über  die  I 
Grenze  hinausgehen,  überschreiten,  9.  auf  jemandes  Grund  hinüber- 
greifen, 10.  übertreten,  entgegen  handeln,  11.  mit  Dat.  d.  P.  einem 
etwas  nicht  halten,  ihn  schädigen,  12.  überführen:  10.  wer  dies  über- 
fahren thut,  Chluin.  VII  6.  10.  u.  11.  Elbog.  Chr.  64,2.  76,43.  I 
77,  5.  78,  24.  78,  31.  ob  si  der  gesetz  ubervuren,  Eger.  Str.  A  XV  9. 
als  oft  er  das  gebot  ubervert ,  Eger.  Str.  A  XIII  3.  wer  sie  (die 
Gesetze)  bricht  und  ubervert ,  Eger.  Str.  A3,  B  2.  wer  daz.  geleit 
überfüre,  dem  kost  ez,  den  leip,  Eger.  Str.  B  35.  wer  das  mit  worten 
oder  werken  uberfure,   Buch  der  Gebr.,  S.  221.    wo  er  das  überfüre, 

S.  223.  das  si  das  recht  nicht  uberfaren,  Const.  IV  20, 19  (ne  fines 
mandati  excedant).  8.  wir  betten  leicht  unser  leben  uberfaren  und  weren 
mit  unsern  ortern  kumen  in  die  sechslehen,  Igl.  Bgr.  N.  53,  9.  Es 
ist  gesehen,  das  si  uberfaren  haben  ire  lehen  und  sein  komen  durch 
die  drei  (kunigs-.  purger-  und  herren-)  lehen ,  X.  46,  2.  wenne  wir 
unsern  gemessen  perk  ubervarn  haben  mit  rechten  pawen  und  sein 
kumen  in  ein  freies ,  X.  45.  6.  die  lehen ,  die  wir  übervaren  haben, 
X.  45,  6.  was  ich  für  kluffte  nnnd  geuge  uberfar,  das  ich  der  erst 
muetter  dartzue  sei,  Igl.  Mut.  5.  12.  ob  ein  gast  ein  burger  6n 
recht  uberfure,  Eger.  Str.  B  30;  Brunn.  Str.  II  22.  wer  aber  sach, 
das  imant  uberfure  (dawider  handelte),  Elbog.  Chr.  64,  2.  76.  42. 
77, 1—18.  78,  24.  78, 29.  78,  31. 


über-varung  —  über-wesleichen  745 

über-varung,  -e  1.  Übersiedelung,  2.  Übertretung,  3.  Übervor- 
teilung, Beeinträchtigung:  2.  umb  solche  ü.  —  widerkar  verfugen, 
Eger.  Chr.  N.  1160.  2.  Verletzung  des  Waffenstillstandes:  von  mannig- 
feldiger  ü.,  Stb.  Brüx  N.  337. 

iiber-vluot  (über-vluot,  .-vlüete)  stf.  m.  1.  Überfließen,  -strömen, 
2.  bildl.  überreiche  Menge,  Überfluß:  ein  wip  kiusch  und  rein  genmot 
ist  aller  güete  ein  überfluot,  W.  v.  W.  692  f.  gröz,  überfluot  der 
heidenschaft  ist  uns  gehaz,  mit  zornes  kraft,  3452.  von  der  genäden 
überflüete  (Marias)  und  der  volkomener  güete  —  nement  friheit  die 
gevangen,  in  swelchen  banden  sie  sin,  2884. 

über-vluz,z,?  -vlu^  stm.  Hinüberströmen,  Überfluß:  das  es  das 
wasser  nicht  mit  seinem  Überflüsse  das  nechste  bergwerk  vertrenke, 
Const.  II  3.  5. 

über-vlüz^ig  Adj.  1.  überströmend,  2.  überreichlich:  durch  mein 
grosses  überflüssiges  (inständiges)  gebete,  Hier.  139,  27.  wan  ewer 
Ion  überflüssig  und  übergroß  ist  in  dem  himelreich,  44,  5.  dein  über- 
flüssige barmhertzikeit,  Sol.  27,  18  und  Hier.  73,  1.  dieses  jar  ist  das 
obs  in  der  Schlesing  gar  ü.  geratten,  Traut.  Chr.  259. 

über-vlü^ig-keit,  über-vlü^ec-keit  stf.  Üoerschioemmung, 
Überfließen,  Überfluß:  do  du  an  aller  gebrechen  issest  dein  brot  und 
allerdinge  ubervlussichheit  gebrouchest  (abundantia  omnium  rerum), 
W— B  Deut.  8,  9 ;  Gen.  26,  33.  Ein  wirstu  geen  in  ubervlussicheit 
in  das  grap,  Job  5,  26.  das  wir  alle  uberflüssigkeit  ausreuten  und 
ausjeten  sulten,  Ack.  11,  2.  in  ü.  alles  guten  und  aller  freuden, 
Hier.  115,  18.  von  grosser  ü.  trankes  und  speise,  Hier.  36,  18. 
habent  die  redlikhait  der  Weisheit  in  der  ü.  oder  in  der  hoffart, 
T— B  Kolosser  2,  23. 

über-vorniren*  siov.  mit  Holz-  oder  Metallplatten  bedeclcen, 
furnieren:  das  pethous  (oraculum)  —  übervomirte  er  mit  reinem 
golde,  W— B  Könige  III  6,  20. 

über-vreveln*  swv.:  alles  kirchengerete  uberfrevelt  mit  des 
fewers  flamen,  Hier.  197,  3. 

über-wachsuug*  stf.  Vorhaut,  das  Nichtbeschnittensein  (Heiden- 
tum im  Gegensatz  zum  Judentum):  zu  den  mannen,  di  da  habent  di 
ü.  (Vorhaut  =  zu  den  Nichtbeschnittenen),  T— B  Boteub.  11,  3.  ob 
du  bist  ain  ubergeer  der  e,  dein  besneidung  ist  gemacht  ain  ü.,  Rom. 
2,  25.  4,  10—12.  Ist  etlicher  gerufen  besniten,  der  zufur  nit  di  ü. 
ist  etlicher  gerufen  in  der  u.  ?  der  werd  nit  besniten,  I.  Korinther 
7, 18.  do  ir  wart  tot  in  den  missetaten  und  in  der  ü.  eures  fleisches, 
Kolosser  2,  13. 

über-wären  C-wseren)  swv.  überführen  mit  Gen.  d.  &,  convincere, 
Brün.  Str.  II  22. 

über-weclisel*  stm.  Aufzahlung  beim  Geldwechsel?:  wir  haben 
geben  dem  Smucko  von  Sacz  an  seinem  gelt  20  seh.  new  und 
1  seh.  gr.  czu  ü.,  Eger.  Chr.  1021. 

über-wesend*  superessentialis,  überirdisch:  uberwesender  =Gott, 
Sol.  79,  11.  wenn  du  mit  uberwesender  verborgener  gotheit  — 
wonest  in  dir  selber,  79,  20. 

über-wesleick*  Adj.  superessentialis,  überirdisch:  uberwes- 
leichs  liht,  Sol.  79,  35. 

über-wesleichen*  Adv.  superessentialiter,  Sol.  87,  10. 


746  über-wette  —  üche 

über-wette  stn.  f.  =  aber-wette  Pfand  für  die  Erfüllung  ein- 
gegangener Verpflichtungen:  ob  her  di  uberwette  der  hundert  schock 
ieht  pilleicher  und  mit  pesserm  rechten  im  bestanden  und  vervallen 
were,  Igl.  Str.  243.  der  clager  den  antworter  mit  dem  uberwette 
vervellet  wolt  haben,  243.  Es  ist  geschehen,  das  unsre  niitpurger 
umb  einen,  der  verderbt  ist,  vorpnrget  und  vorvestet  sein  mit  uber- 
wett  bis  auf  ein  recht,  249. 

über-winden  slv.  13  tr.  1.  überwältigen,  besiegen,  überstehen, 
2.  überreden  zu,  3.  überzeugen  von,   mit   Gen.   d.  S.,   4.  überführen, 

5.  verwinden,  verschmerzen:  1.  in  allen  stunden  uberwindestu  mich, 
wenn  du  mir  so  grosze  gut  beweisest,  Sol.  50,  6.  gots  frid,  der  allen 
sin  überwindet  (exsnperat),  99,  30.  —  3.  si  mit  ir  tavel  mugen 
imant  ü.  und  uberczeugen,  DIR  III  31.  den  münczer  überwinden 
selbsibende  =  metseptimus  monetarium  convincere,  Igl.  B  13; 
Brunn.  Str.  II  39.  mit  der  waren  tat  uberwint  man  in  —  wer  mit 
diephait  begriffen  wirt,  II  217.  ein  icleicher  man  wert  seinen  leib 
und  sein  gut  bas  mit  scheppen  (als  Zeugen),  denne  man  in  mit 
scheppen  oberwinden  mag,  Igl.  Str.  I  S.  357.  mit  guter  gewissen 
überwinden,  Stb.  Brüx  N.  108.  mit  biderben  leuten  überwunden, 
Eger.  Str.  A  XV,  8.  ich  hab  ein  pergwerk,  darumb  ich  kainer  sach 
überwunden  bin,  Igl.  Bgr.  N.  52,  2.  di  Merhern  künden  sichs  nicht 
derholen  und  der  niderlage  nie  ü.,  Böhm.  Chr.  73. 

über- wiudung  stf.  Überwindung,  Verdammung*:  uncz  daz,  er  aus- 
ge wirft  daz.  urtail  zu  der  ü.,  T— B  Matth.  12,  20. 

über-wunder-leich*  Adj.  überaus  bewunderungswürdig,  ü.  — 
drivaltikeit,  Sol.  80,  16. 

über-wunder-leiehen*  Adv.  auf  höchst  wunderbare  Weise: 
wenn  das  licht  ubernaturleich  und  ü.  erhöht  ist  über  allen  himeln, 
Sol,  80,  3. 

über-zeitig  (-zitec)  Adj.  überreif:  uberczeitige  trouben,  W— B 
Num.  13,  21. 

über-zeugen  (-ziugen)  suro.  1.  mit  einem  ziuge  versehen,  über- 
ziehen, 2.  mit  Zeugen  überführen:  2.  ü.  und  überwinden,  Igl.  Bgr. 
N.  115. 

über-ziehen  stv.  Illb,  tr.  1.  ziehen  über  (ein  Feld,  einen  Berg 
usic),  2.  an  sich  ziehen,  gewinnen,  3.  über-,  beziehen,  bedecken, 
4.  überfallen,  besetzen,  5.  übertreffen,  -wiegen,  6*  noch  einmal  messen: 

6.  ich  sold  im  sein  gemessen  perk  gauez  überczihen,  Igl.  Bgr. 
N.  57.  5.  man  scholde  den  marschaider  di  lehen  —  lassen  überczihen, 
N.  53,  16. 

über-zug  (über-zoc)  stm.  Überfall,  feindl.  Angriff:  mancherlei 
anfröre,  uberczuge,  mord,  branud  —  sich  ergangen  haben,  Stb.  Brüx. 
N.  349.  —  1399  nachdem  sich  die  von  Eger  eines  merklichen  grossen 
Überzugs  und  kriegs  besorgten,  Eger.  Chr.  18. 

ubig  Präp.  oberhalb,  Traut.  Chr.  114.  130.  207.  338;  vgl.  obig, 
nibig. 

Übung  s.  üebung. 

üche  sivf.  Kröte:  sie  sahen  um  sich  buchen  vil  der  großen 
neben,  Alex.  25826. 


ucke  —  um-hang  747 

uche,  üchse  (uohse,  üehsene)  swf.  Achselhöhle,  ascella:  und  er 
den  uchsen,  W — B  V.  B.  108  c.  do  nani  er  us  dem(!)  uchsen  das 
houbt  sines  heren  (z  podpazie),  Dal.  60,  21  (21,  48). 

üebung  stf.  1.  Landbau,  2.  Ausübimg,  3.  Handlung,  geschäftiges 
Treiben,  4.  Eifer,  Sorgfalt,  5.  Einwirkung,  Antrieb:  zu  der  manig 
tausend  der  ubung  (emssigkeit,  XI.  Bibel)  der  engel,  T— B  Juden 
12,  22.  das  sich  etliche  aus  euch  —  mit  ungehorsamer  Übung  gegen 
einem  burge-meister  eigen  willens  zu  gebrauchen  furnemen,  Elbog. 
Chr.  66,  22.  dise  und  viel  gewaltsam  ü.  an  uns  gescheen,  121,  32 
u.  37. 

uf-  s.  auf-. 

um-angsten*  swv.  umdrängen:  si  umgebeut  dich  und  umangstent 
dich  allenthalben,  T— B  Luk  19,  44. 

um?),  -e,  um,  umme,  ümb,  -e,  um,  -me  sieh  um. 

uinbe-bolu  swv.  umherwerfen,  -schleudern,  schopfbeuteln:  vaste 
sie  in  umbebolt  mit  dem  här  her  unde  dar,  W.  v.  W.  4777. 

um-bringen  unregelm.  swv.  1.  abwenden,  verwehren,  2.  verderben 
lassen,  vergeuden:  er  als  umbracht  und  verthan  hat,   Traut.  Chr.  53. 

um-drewen*  swv.  (von  drilie,  sivf.  Nadel)  mit  der  Nadel 
sticken,  umnähen,  Traut.  Chr.  254. 

umeräl  (umbral,  -e)  stn.  humerale,  Schultertuch  beim  Meßkleid, 
Sirach  45,  9. 

uiu-gaug  stm.  1.  Umgang,  Umzug  z.  B.  einer  Prozession,  der 
Zünfte,  2.  Begehung  der  Grenze,  3.  Hin-  und  Rückgang.  Kreislauf, 
4.  Tour  beim  Tanz,  5.  Umfang,  Umkreis,  6.  Kreuzgang,  Galerie, 
Säulengang,  7.  Seitenweg,  Schlich:  6.  umgenge  czwischen  cedreiueu 
seuleu  =  deambulacra,  W — B  Könige  III  7,  2.  dem  Organisten  gibt 
ein  e(rsam)  rat  40  seh.  u.  4  scheffel  körn  und  die  drei  umbgenge  zu 
Martini,  Nicolai  und  Dorothea,  Traut.  Chr.  310. 

uiu-geu,  -gäu  (umbe-gän,  -gen)  stv.  tr.  1.  umgehen,  umkreisen, 
2.  überfallen  z.  B.  eine  Müdigkeit  überfällt  einen,  3.  in  Prozession 
mitgehen,  4.  umgeben,  5.  durchwandern,  6.  besorgen,  pflegen,  7.  sich 
entziehen,  umgehen  z.  B.  das  Gesetz :  3.  in  den  umbgeen  des  newen 
briesters,  Eger.  Str.  C  23.  —  5.  die  erde,  die  wir  haben  ummegangen, 
W— B  Num.  14,  7  =  cireuivimus.  4.  ein  gröz,  gebirge  umbegienc  die 
lant,  Caspasis  ist  daz,  genant,  Alex.  20877.  5.  Jhesus  umgieug  alles 
Galile,  T— B  Matth.  4,  23. 

um-graben*  stv.  IV  timschanzen,  umgeben:  äugest  hat  min 
herze  umbegrabet  mit  vestem  jämer,  Alex.  12181. 

um-,  umbe-kabeu*  siov.  umgeben,  erfüllen:  die  äugest  —  hat 
min  herze  umbebabet,  Alex.  12182. 

um-halbung  stf.  Umfassung;  Umgebung*:  di  da  sa^en  in  seiner 
u.,  T— B  Mark.  3,  34.  von  der  u.  des  gesesses,  Offenb.  4.  6.  in  der 
u.  des  trons,  5,  11.  7,  11.  in  der  umhalbuug  des  gesesses  (unib- 
schweyf    des    stuls,    XI.  Bibel),    T— B  Offenb.  4,  3. 

um-halteu  stv.  V  umringen:  sie  beten  in  umbehalten,  daz,  er 
niht  mohte  entwichen,  Alex.  8034. 

um-haug  (umbe-banc)  stm.  1.  Vorhang,  2.  bes.  rings  um  die 
Wand  oder  sonstioie  aufgehängter  Teppich,  3.  ein,  größtenteils  ver- 
lorenes, Gedicht  Blickers  von  Steinach:  1.  czehen  umbeheuge  mache 


748  um-haus  —  uni-slagen 

von  sneweissem  weichen  leineinen,  czwir  gebleicht,  W — B  Ex.  26, 1. 
eines  umbhanges,  Ex.  26,  2. 

um-haus*  stn.  atrium.  Vorhof:  in  dem  grosen  gemeinen  um- 
house  des  innern  houses,  W — B  Könige  HI  7,  12. 

uui-hüilen  svw.  als  Hülle  herumlegen:  ein  ungetrewe  mentelein 
habt  ir  umgehullet,  Böhm.  Chr.  15. 

um-,  umbe-kere  stf.  1.  Umkehr,  ümwendung,  2.  Wechsel,  Um- 
schwung: an  siner  umbekere  (als  er  sich  zum  Gehen  wandte)  do  er 
zno  der  tür  wolde  sin  —  von  dem  bette  spranc  diu  herzogin, 
W.  v.  W.  911. 

um-keren  suw.  umwenden,  -drehen:  er  umkert  sich  zu  dem  wein, 
T— B  Luk.  7.  44.  7,  9. 

um-keren  stn.  das  Umkehren,  Platz  zum  Wenden:  auch  sal  er 
ein  freies  u.  haben  mit  dem  wagen  in  des  Wenczlabs  hof,  Igl.  Stb. 
III  210b. 

um-,  unibe-legen  sicv.  belagern :  die  stat  Elbogen  ir  mit  ewerm 
here  umbelegt  biet.  Elbog.  Chr.  154.  26.  er  umblegete  in  mit  seinem 
hei-.  Böhm.  Chr.  108. 

um-ligen  (umbe-ligen)  stv.  I. 1.  ir.  umstellen,  belagern:  angest  wirt 
in  ummeligen  =  angustia  vallabit  eum,  W — B  Job  15,  24.  Jherusalem 
er  umbelac,  Alex.  1U20. 

um-,  umbe-ujejen  sicv.  umnähen:  mit  borten  was  alle  ire  wät 
wol  bestalt  und  umbenät,  Trist.  1532. 

um-,  umb-raien*  sivv.  den  Reigen  tanzend  umherziehen:  ez,  sol 
niemant  in  Weihnachten  nach  susten  u.,  Eger.  Str.  C  44. 

um=,  umbe-rank*  stm.  Umarmung  mit  Kuß:  mit  umberanke 
wart  geneiget  gegen  ietslichem,  der  im  küssen  bot,  Alex.  6644. 

um-ring  (umbe-rinc)  stm.  1.  Umkreis  bes.  der  Erde,  2.  Kreis- 
lauf: 1.  in  dem  u.  des  alters  =  per  altaris  circuitum,  W — B  Lev. 
3.  2.  in  dem  ummeringe  iberusallem,  W — B  IV.  Kön.  23,  5:  Par.  I 
22,  18;  Gen.  23,  17  u.  s.  uf  allem  u.  (aller  weit,  XI.  Bibel),  T— B  Luk. 
21,  26.  auf  alle  dem  umring  der  erd,  Btb.  11,  28.  alle  di  reich  des 
umringes,  Luk.  4,  4.  in  allem  u..  Btb.  24,  5.  ein  gepot  gieng  aus 
von  dem  kaiser  Augusto,  daz,  aller  der  umrink  wurde  geschriben, 
Luck.  2,  1. 

um-,  umme-riugen  sicv.  umringen,  -singein:  ein  kunic  umme- 
ringet  sie  (vallavit  urbem),  W— B  Prediger  9,  14:  Sirach  43,  13. 

um-,  umbe-s<ez,e  (auch  umbe-sez.z.e;  sunt.  Bewohner  der  um- 
liegenden Gegenden,  Nachbar:  wir  haben  umbesaz,en,  W.  v.  W.  1680. 

umb-sa^^en,  -se^en*  Adj.  anwohnend,  benachbart:  umbsassen 
leut,  Igl.  Str.  292;  auch  umbsessen  leut,  ebenda. 

um-scketigeu  (umbe-schatewen,  -schetewenj  swv.  um-,  beschatten: 
ein  wölken  umschetige  sie,  T— B  Mark.  9,  6. 

um-seheu  stv.  1  1  Umschau  halten,  umsehen;  sich  um  etwas 
kümmern:  Jesus  umsach  sich,  T — B  Mark.  10,  23. 

um-slageu  (umbe-slahen)  stv.  IV  —  1.  umgeben,  umzingeln, 
besiegen:  er  slug  in  umbe,  Böhm.  Chr.  46.  57.  53.  wen  (da)  er  die 
Polen  mechtiglichen  umbslug  und  gewan  das  gancz  lant  pis  ken 
Krako,  22.  das  du  die  veinde  wirst  umbslahen,  19.  das  er  (Albrecht) 
den  röm.  kunig  Adolff  umbslug,  96.  2.  beschlagen,  3.  ein  Vergehen 
jemandes  austrommeln  lassen,  4.  die  Krieger  zusammentrommeln,  die 


uin-steunge  —  im-bauhaft  749 

Werbetrommel  rühren:  also  hat  die  stadt  Trautnaw  lassen  u.  und 
kriegsknechte  augenomen,  Traut.  Chr.  319.  329.  335. 

um-steunge*  stf.  das  Herumstehen:  in  der  u.  des  volkes  = 
circumstante  plebe,  W — B  Gen.  23,  13. 

um-stürzen*  swv.  (vgl.  uinbe-sturz  stm.  perizoma,  DFG  427c 
bei  L.)  niederstürzen,  -werfen:  jeder  mensch  musz  von  uns  (dem 
Tode)  umbgesturzt  werden,  Ack.  42.  4. 

nm-sweifen  stv.  red.  V.  Umschweifen,  durchstreifen;  umfassen, 
-schlingen:  wie  er  sie  so  vriuntlich  umbeswief,  Trist.  3644.  mit 
kiuscher  zucht  dich  umbeswief  einer  reinen  meide  wamme,  Alex.  102. 

uin-teilunge*  stf.  Atisteilung  im  Kreis:  so  (im  Jubeljahr)  wirt 
zu  schänden  die  u.  der  los  =  sortium  distributio,  W — B  Num.  36,  4. 

um-tragerin  *  stf.  Hausiererin,  Eger.  Chr.  Anm.  zu  N.  776. 

umtrag-weib*  stn.  Hausiererin,  Eger.  Chr.  Anm.  zu  N.  776. 

um-,  unibe-yang  stm.  1.  Umfang,  Kreis,  2.  umfassendes  Stützen, 
3.  Umhüllung,  4.  Umarmung,  Kuß:  er  gap  ir  mangen  umbevanc, 
Trist.  4991. 

um-vliez,en  stv.  111b  umfließen:  weiszheit,  die  umbfleuszet  alle 
weiszheit,  Ack.  56,  7. 

um-,  umbe-YÜerung *  stf.  1.  das  Herumführen,  2.  Schädigung: 
zu  der  umfurung  des  irtums,  T — B  Ephes.  4,  14. 

um-,  limine- wandern  swv.  um  und  um  durchivandern:  unime- 
gaagen  hab  ich  die  erde  und  hab  sie  ummewandert,  W — B  Job  2,  2. 

um-,  umme-weg  stm.  Umweg :  so  das  sie  ummesust  geen  durch 
den  ummewek  (per  invium),  W— B  Job.  12,  24. 

um-zeunen  (umbeziuuen)  swv.  mit  einem  Zaun  umgaben,  um- 
zäunen: meinen  wek  hat  er  ummeczeunet  (circumsepsit) ,  W — B 
Job  19,  8. 

un-aberkaut  part.  Adj.  zuerkannt,  Elbog.  Chr.  36,  16. 

un-angelangt  part.  Adj.  unangefochten:  einen  u.  lassen,  Eger. 
Chr.  1139. 

im-angeselien  part.  Adj.  unbeachtet,  unberücksichtigt,  Elbog. 
Chr.  71,  35.  u.  dieses  alles  (ohne  Rücksicht  darauf)  so  machten  die 
gemain  zwo  gassen,  Eger.  Chr.  49  S.  36. 

un-angesproclien  part.  Adj.  unangefochten:  das  er  die  teile  u. 
uncz  bis  an  sein  tod  gehalten  hat,  Igl.  Bgr.  N.  92,  3.  hat  er  an  dem  ihm 
verschriebenen  achtail  in  der  gruben  czu  der  thannen  —  gepaut  und 
gearbait  sechs  wachen  (Wochen)  u.  der  andern  partheien,  so  behelt 
er  sein  recht  mit  seiner  hautfest  noch  unssern  bergrechteu,  Igl.  Bgr. 
N.  89,  4. 

un-angezogen  part.  Adj.  unangefochten,  ungemahnt:  das  ir 
künftiger  schedeu  unbeswert  und  u.  bleibt,  Elbog.  Chr.  98,  5.  17,  26. 

un-auf  lieblich  *  Adj.  nicht  zu  behebend :  ein  u.  vorchte  und 
erczittern  vil  auf  sie  =  intollerabilis  timor,  W — B  Judith  14,  17. 

im-ausgesetzt*  pari.  Adj.  noch  nicht  ausgestattet,  nicht  ver- 
heiratet, unversorgt :  das  alles  sol  in  die  teilung  gen  der  mutter  und 
den  unausgesetzten  hindern,  Igl.  Stb.  V  167  c.  iren  vier  kindern,  die 
unausgesetzt  sein,  V  184  b. 

im-bauhaft  (un-bühaft)  Adj.  nicht  im  Abbau  begriffen:  perch 
oder  stolle  —  die  wüest  und  unpowehaft  werden  gesehen,   die  schol 


750  un-bedechtlich  —  tm-beräten 

mau  cbunden  6  sontage  u.  dann  anderweitig  verleihen,  Igl.  Bgr. 
U— B  14. 

im-bedeciitliek*  Adj.  uneingedenk:  in  seinem  eigenen  willen 
und  u.  seines  eides  (immemor),  Eger.  Chr.  C  80. 

un-bederbe  (un-bederbe.  -biderbe)  Adj.  1.  von  Pers.:  untüchtig, 
schlecht,  ungerecht,  2.  von  Sachen:  unbrauchbar,  unnütz,  nutzlos, 
schlecht:  1.  schonten  wir  nicht  der  biderben  frawen,  von  den  un- 
biderben  künden  wir  vilmer  singen  und  sagen,  Ack.  45,  19.  der 
falsche  garnier  alles  unbederbes  böses  krautes.  Hier.  207,  25.  als 
sant  Jeronimuß  des  unreinen  u.  gewandes  diser  totlichkeit  beraubet 
wart.  113,  1.  wann  der  sunder  tot  unbederber  ist,  die  an  vorcht 
gesundet  haben  wider  die  gebot  des  allmechtigen  gotes,  40, 19.  des 
fragten  sie  in,  worumb  er  so  unbederbe  sunt  tun  wolde,  157,  22. 
was  ist  unbederber  dann  di  swachheit  dises  lebens.  20,  7.  der  — 
pfaffen  leben  alles  verlassen  und  u.  was,  12,  9.  der  unkeuschheit 
snode  und  u.  hitze,  10,  22.  ich  widerstunt  dem  unbederben  meinem 
fleische,  11,  7.  sint  meine  kunst  ein  unbederbes  nez,z,elz,kraut  ist 
neben  violvarber  und  violschoner  kunst  sulcher  heiligen  lerer,  1.  14. 

un-bedrimgen*  part.  Adj.  unangefochten:  das  wir  da  van  (von 
unserem  Hecht)  u.  bleiben  {nicht  verdrängt  tcerden),  Elbog.  Chr. 
74,  18. 

un-begreif'leich  (un-begrife-lich)  Adj.  nicht  faßbar,  incom- 
prehensibilis :  u.  licht,  Sol.  2,  30. 

un- begrünt*  part.  Adj.  nicht  begründet,  unberechtigt:  in 
meinung,  sein  u.  eigenwillen  in  die  warheit  zu  brengen,  Elbog.  Chr. 
83,44. 

nn-behende  Adj.  1.  ohne  die  Hand  zu  gebrauchen,  2.  schwer 
zu  handhaben,  schwer  beweglich,  3.  unpassend,  ungeschickt,  4.  hart, 
grob:  diuer  (der  werlt)  unbehenden  üppekeit  ein  krankez,  ende  ist 
bereit,  Alex.  24647. 

un-foeimot  part.  Adj.  unbewahrt,  -beschützt,  -bewacht:  daz,  er 
wil  wesen  u.  an  sachen  die  sin  unere  sint,  W.  v.  W.  273. 

un-bekuniert  (my-'bekvaabeTt)  part.  Adj.  nicht  bedrängt,  belästigt: 
Gotes  diner  schol  u.  sein  mit  werltlichen  dingen ,  Hier.  29,  12.  die 
stat  Elbogen  u.  lassen  und  sie  verre  nicht  bekriegen,  Elbog.  Chr. 
154,  33.  155,  1. 

un-bekuin-leieh*  Adj.  unnahbar,  unerreichbar,  inaccessibilis: 
got  wont  in  dem  unbekumleichen  liht,  Sol.  78,  30. 

im-bekum-Ieichen,  *  un-bekoin-leichen*  Adv.  unnahbar,  un- 
erreichbar: wenne  dit  —  unbekomleichen  und  undersuchleichen 
wonest  in  dir  selber,  Sol.  79,  22.  da  das  liht  unbekomleichen  ist, 
79.  24. 

un-beleutet*  part.  Adj.  ohne  die  Feuerglocke  zu  läuten:  das 
feuer  ist  aber  gottlob  u.  gelescht  worden,  Traut.  Chr.  236. 

un-bequem-lich  Adj.  (bei  L.  nur  unbequseme  Adv.)  nicht  ent- 
sprechend, incongruus:  wann  es  ist  u.  unser  wirdekeit,  Const.  I 
15,  10. 

un-beräten  part.  Adj.  1.  ohne  Hat,  ohne  Überlegung,  2.  ohne 
Vorrat,  entblößt,  dem  Mangel  preisgegeben,  ermangelnd,  3.  noch  nicht 
verheiratet,   unversorgt:   2.  guoter   vruobräten   wären   sie   u.,   Alex. 


un-beresplich  —  un-bestatt  751 

25820.  ritter  —  frides  u.  wider  ia  die  stat  riten,  9278.  der  u.  dar 
kam,  riche  gäbe  er  da  nam,  1219. 

un-beresylieli*  Adj.  untadelig:  daz,  si  (di  witwe)  sei  u.,  T — B 
I.  Timotb.  5,  7.  ez,  geczimt  dem  bischof  ze  sein  u.,  I.  Timotb.  3,  2. 
daz,  du  bebutst  dicz  gepot  an  fleck  und  u.  (unstraff  bar,  XI.  Bibel), 
I.  Timotb.  6,  14.  u.  Titus,  2,  8.  beilik  und  unfleckbaftig  und  u.  vor 
im,  Koloss.  1,  22. 

uu-ber-haft  Adj.  unfruchtbar,  nicht  zeugungsfähig:  Elisabetb 
—  diu  von  der  natür  gewalte  in  ir  jugent  was  unberbaft,  W.  v.  W. 
2960. 

uu-berliaftig  Adj.  unfruchtbar:  frew  dicb,  unberbaftige,  di  da 
nit  gepirst,  T— B  Galater  4,  27.  Sara,  diu.,  Juden  11,  lt.  Elisa- 
betb was  u.,  Luk.  1,  7.  1,36.  selig  sint  di  unberbaftigen ,  Luk. 
23,  29. 

un-bericht,  -beriht  part.  Adj.  1.  ungeordnet,  ungeschlichtet, 
uneinig,  2.  ungebiißt,  3.  noch  nicht  besorgt,  4.  nicht  oder  schlecht 
ausgeführt,  vernachlässigt,  5.  ungehörig  im  Betragen,  6.  unbelehrt, 
7.  unkundig  mit  Gen.  d.  S.:  sie  (die  lantberren  bei  der  Wahl  eines 
voget)  warn  ir  muotes  unberibt,  W.  v.  W.  3911. 

un-beschau-lich  Adj.  ivas  man  nicht  anschauen  kann,  incon- 
templabilis:  liht  —  u.,  Sol.  79,  28. 

im-bescheden-lieh*  Adj.  unverletzlich:  U.  sein  wir  (der  Tod), 
wann  man  uns  vant  zu  Rome  in  einem  tempel  an  einer  want 
gemalet  usw.,  Ack.  23,  5. 

un-bescheiden-heit  stf.  1.  Ungebührlichkeit,  2.  Unverständig- 
keit, Unüberlegtheit,  3.  Rücksichtslosigkeit,  4.  unziemliche  Handlung, 
5.  blinde  Leidenschaft:  sein  übel  breucblicbe  u.,  so  er  an  den  berrn 
vater  Michel  Rotbnecker  wegen  der  berberg  getban,  Igl.  Ms.  S.  25. 

un-bescneiden-lich  (-liebe,  -en)  Adv.  in  ungebührlicher,  unver- 
ständiger, rücksichtsloser  Weise:  Du  fluebest  und  bittest  u.  unde  on 
notdurft,  Ack.  16, 1. 

un-besehend  (bei  L.  nur  adv.  Gen.  unbesebendes  =  ungeschaut, 
ungeprüft)  part.  Adj.  importunus,  unvermutet:  darnoeb  so  kumpt  der 
u.  tot,  Sol.  9,  4. 

un-besiebtic-heit  stf.  Mangel  an  Umsicht,  Sorglosigkeit:  der 
Bebem  u.  wart  in  mit  scbadeii  leit,  Dal.  182,  31  (82,  33). 

un-besint  (auch  -besinnet)  part.  Adj.  1.  ohne  Besinnung,  ohn- 
mächtig, 2.  gedankenlos,  einfältig,  3.  unsinnig,  verrückt:  so  was  ich 
blinder  und  tauber  und  unbesinter  (iusensibilis),  Sol.  15, 24.  er 
begunde  unbesinnet  werden  in  grosser  torbeit,  Hier.  207,  6. 

uii-besorgt  part.  Adj.  1.  ohne  Sorge,  2.  ohne  Vorsorge,  3.  rück- 
sichtslos, 4.  unvermutet*:  4.  das  uns  dise  reuplieb  besebedigung  gancz 
u.  und  unbewart  bescheen  und  begangen,  Eger.  Cbr.  1141.  des  sieb 
die  vom  Elbogen  u.  gewest,  Elbog.  Cbr.  4,  7. 

un-besprocheii  (bei  L.  part.  Adj.  frei  von  übler  Nachrede,  un- 
bescholten) Adv.  ohne  Bücksprache  mit:  flohinten  (flüchteten  und 
retteten  beim  Brande)  die  von  Brüx  varunde  habe  —  äne  loube,  un- 
bewusst  und  unbesprochen  des  obgenanten  gnedigen  herren,  Brüx. 
Stb.  N.  304. 

uu-bestatt  part.  Adj.  noch  nicht  ausgestattet,  nicht  verheiratet: 
u.  bruder  und  swester,  Eger.  Str.  A  XVI 1,  B  3.  4.    u.  geswistreid, 


752  un-besungen  —  un-billiche 

B  7.  welches  unbestatt  kint  unfug  tut  und  der  stat  waudelhaft 
wirt  —  wil  sein  vater  und  muter  daz,  wandel  vür  es  nicht  gehen, 
so  schol  und  muz,  ez,  vür  iez  pfunt  haller  ein  wochen  in  der  stat 
buz,  in  eim  turn  ligen,  Eger.  Str.  A  XV  10. 

un-besungen  part.  Adj.  nicht  mit  Gesang  erfüllt:  wan  die 
kirchen  (tvohl  die  Domkirche  in  Olmütz)  off  dem  haus  wohl  czwa 
jar  öd,  geslossen  und  unbesungen  bleip  uncz  das  nach  abgang  des 
vormelten  Romischen  kunigs  Wenczlawen  —  bischolf  Johannes  in 
sein  kirchen  —  eingelegt  und  uff  seinen  bischolfsstul  gesaczt  wart, 
Olm.  Stb.  54. 

uu-betagt  part.  Adj.  ohne  gerichtliche  Entscheidung  oder  ohne 
daß  einem  ein  Tag  hiefür  anberaumt  worden:  wo  si  lenger  in  ewer 
gefengknus  und  u.  sein  sollen,  was  unradts  —  daraus  erwachsen 
möcht,  Eger.  Chr.  1186. 

im-bet-licke,  -en  Adv.  unbescheiden:  wanne  er  im  selber  vor- 
saget, der  unbetlichen  bittet,  Hier.  136,  9. 

un-betrecht*  part.  Adj.  ohne  Bedenken,  ohne  Zögern:  di  iung- 
frowin  gahin  ir  czu  recht,  si  kunten  es  umedann  unbetrecht  (tschech. : 
dievky  jiej  to  prävo  dachu,  inhed  po  vsiej  zemi  poslachu),  Dal. 
46,  24. 

un-betrecht-leich*  (=  unbetrehtic)  Adj.  1.  nicht  überlegend, 
unverständig.  2.  mit  Gedanken  unfaßbar:  2.  unbetrechtleicher  herr 
=  inexeogitabilis,  Sol.  90,  14. 

un-betrogen  part.  Adj.  1.  nicht  zu  betrügen,  2.  nicht  getäuscht, 
nicht  falsch  berichtet,  3.  rein,  untadelhaft,  4.  ohne  Falsch,  aufrichtig : 
maunic  gezelt  —  speehes  Werkes  unbetrogen,  W.  v.  W.  74.  Gotes 
kraft  —  u.  wirt,  Legende  608. 

un-betroffen*  part  Adj.  nicht  erreicht  von:  der  mörder  ist  u. 
der  gerichte  davon  komen,  Traut.  Chr.  273. 

un-betwungen  part.  Adj.  1.  ohne  Kummer  und  Sorge,  2.  nicht 
bezwungen  oder  zu  bezwingen,  frei,  3.  unbändig,  unlenksam, 
4.  freudigen  Mutes,  5.  freiwillig,  nicht  gezwungen:  do  gaben  sie  iren 
willen  unbetwungen  darezu,  Igl.  Bgr.  39,  9. 

un-betwuugenlich  Adv.  ohne  Zwang,  aus  eigenem  Antrieb, 
freiwillig:  sie  wellen  u.  sich  mit  der  stat  in,  herre,  gehen,  Alex. 
Anh.  1740. 

un-beyrunt*  Adj.  ohne  Verwandte,  nicht  verwandt:  den  armen 
und  unbefrunten,  die  durch  die  pas  habunden  und  pas  befrunten  — 
gedrungen  und  beswert  warden,  Olm.  Str.  53;  s.  bet'runt. 

im-beivart  part.  Adj.  unbehütet,  -beschützt,  -bewacht,  ohne 
gewahrt  zu  haben:  hielt  man  sie  (die  kinder)  nach  ir  rehte?  Nein, 
sie  waren  unbewahrt,  W.  v.  W.  4708. 

un-beweglich  Adj.  1.  unbeweglich,  2.  unvergänglich*,  2.  wir 
enphachen  da^  unbewechlich  reich,  T — B  Juden  12,  28. 

un-be-wost  *  pari.  Adj.  unbeiciißt,  Eger.  Chr.  N.  1181. 

un-bilde  stn.  1.  Unrecht,  Unbill,  2.  was  über  alles  Maß  hinaus- 
geht, ohne  Beispiel,  das  Ungeheuerliche,  Wunder:  1.  woldet  ir  uns 
so  verweiset  lau,  unbilde  begiengent  ir  daran,  W.  v.  W.  6851. 

im-billicke  Adv.  1.  mit  Unrecht,  2.  uiischicklich,  3.  auffallend, 
4.  geivalttätig:  ez,  hete  sie  unbilliche,  nahm  sie  wunder,   Alex.  3971. 


un-bindlich  —  under-burg-grave  753 

im-bimllicli*  Adj.  unauflöslich,  ewig:  nach  der  kraft  des  un- 
pintlichen  lebens  (uiiauf  löszlichen  1.  XL  Bibel),  T— B  Juden  7,  16. 

un-bunden*  part.  Adj.  nicht  gefesselt:  Friczsch  von  Wunsidel 
—  wart  des  mordes  beschuldigt  und  was  unpunden  und  ungevangen, 
Eger  Buch  der  Gebr.  S.  219. 

und  Konj.,  Kopiüa  an  Konjunktionen  u.  Eelat.  angefügt:  ehe 
und,  Elbog.  Chr.  15,2.  16,34.  17,  1  usw.  was  und,  37,2.  so  und, 
36,  25.  37,  7.  nochdera  und ,  39,  15.  50,  9.  75,  27.  wen  und ,  50,  18. 
wie  und,  54,  27.  56,  12.  diweil  und,  68,  21.  so  viel  si  und,  62,  34. 
als  und  ehe,  9,  2. 

un-danks  Gen.-Adv.  ungern,  unfreiwillig,  unvorsätzlich;  mit 
Gen.  =  gegen  den  Willen  des:  deupheit  ist  ein  trugenhaftiges  czu- 
czihen  eines  fremden  dinges,  di  Undanks  des  herren  geschieht,  Const. 
II  2,  13.  ab  einer  —  etlich  stuckel  eines  gangs  —  ernpkeet  von 
dem  vorleiher  Undanks  und  unwissen  der  rechten  gewerken  =  insciis 
et  invitis  —  colonis,  II  2,  13. 

u ti- dank -hui't  (=  undanchaftig)  Adj.  undankbar:  der  nemer  (der 
Beschenkte)  sol  auch  nimer  u.  sein  und  vorgessen  der  emphangen 
guttete,  Const,  III  7, 1. 

un-dank-neme  (un-dancnseme)  Adj.  undankbar:  ich  bin  u. 
gewesen  in  den  zeiten,  als  du  geklopfet  hast  an  die  pforten  meines 
hertzen,  Hier.  75,  26. 

im-dank-sani  Adj.   undankbar:  das  ich  iht  u.  sei,  Sol.  48,  5. 

unde,  ünde  stsivf.  Flut ,  Welle ,  zu  lat.  unda :  sam  flutige  uff- 
waschen  seine  unden  =  veluti  fluviorum  intumescunt  gurgites  eius, 
W— B  «Ter.  46,  7.  durch  des  meres  sorgsamen  unden  das  schif  unsere 
lebens  zihen  =  per  procellosas  voragines,  Sol.  96,  40.  daz,  daz,  schif- 
lein  wart  bedeckt  mit  den  unden,  T— B  Matth.  8,  24.  di  unden 
slugen  in  daz,  schif,  Mark.  4,  37.  er  ahte  niht  der  ünde,  die  üf  dem 
wäge  sich  regten,  Alex.  4450. 

under-ambeckten*  suw.  dienen,  verpflegen :  ob  etlicher  getrewe 
hat  witwen,  der  unterambecht  in,  T — B  I.  Timoth.  5,  16. 

under-ambeclitung*  stf.  Beistand,  Hilfe:  durch  die  u.  (under- 
dienung  XI.  Bibel)  des  Geists  Jhesu  Kristi,  T— B  Pilipp.  1,  19. 

»nder-bette  stn.  Unterbett:  das  u.  pett  gewant,  Igl.  Stb.  V  150c. 
ein  oberpet  und  ein  u.,  V  41  a. 

under-bilden*  stvv.  menschliche  Natur  annehmen:  durch  die 
(Maria)  sin  gütlich  hoher  art  mit  uns  underbildet  wart,  W.  v.  W. 
2987.  durch  daz,  diu  (Kristi)  götlich  hohe  art  mit  menschheit 
underbildet  wart,  Alex.  10262. 

uuder-bint  stnmf.  1.  Verbindung,  2.  Trennung,  3.  Unterschied, 
Gegensatz,  4.  Wechsel  äne  u.  =  ohne  Unterschied,  Unterlaß,  gleich- 
mäßig, ohne  Verzug,  5.  Unterbrechung,  Pause:  1.  aller  dinge  ein  u. 
(=  Gott) ,  Alex.  75.  äne  wankes  underbint  was  sie  (diu  niinne)  lüter- 
lichen  glänz,  W.  v.  W.  265. 

under-bringen  unregelm.  Zw.  1.  zerstören,  2*  verbergen:  2.  diu 
zwei  teil  (des  goldes)  bräht  er  ander,  W.  v.  W.  2342. 

under-burg-grave*  stom.  Unterbeamter  eines  Burggrafen  (Stadt- 
richters), Traut.  Chr.  194. 

Jelinek,  Wörterbuch.  4o 


754  nnder-eingen  —  nnder-kaufel 

imder-eingen*  stv.  V.  sich  einschleichen:  etliche  mau  under- 
eingiengen  —  sie  ubertragent  di  gnad  uusers  Gots  in  uukeusck 
(zur  Zügellosigkeit  mißbrauchen),  T — B  Judas  1,  4. 

under-gang  stm.  1.  Sonnenuntergang,  2.  Untergang,  Verderben, 
3.  Begegnung ,  Umgang,  4.  Begehung  und  Festsetzung  der  Grenze, 
5.  Unterwerfung,  G.  Schiedsgericht,  schiedsrichterlicher  Vergleich: 
1.  gegen  der  sunuen  uudergank,  W — B  Ex.  2G,  27. 

under-geben  stv.  tr.  1.  gegenseitig  geben,  2.  sich  ergeben:  siut 
er  sich  des  teufeis  herrschaft  mit  willen  undergeben  bette,  Hier. 
207,  2. 

under-gen,  -gsin  stv.  V.  tr.  1.  die  Grenze  begehen,  2.  dazwischen 
treten,  3.  unter  etivas  gehen,  4.  überkommen,  befallen,  5.  hindernd  in 
den  Weg  treten,  versperren  den  Weg,  6.  hintergehen,  7.  jemandem 
den  Untergang  bereiten,  8.  mit  einem  u.  =  schiedsrichterlich  ver- 
gleichen: 4.  ein  vinstre  uudergienge  in  (invasit),  W— B  Gen.  15,  12. 
gros  vorchte  undergieuk  sie  alle ,  Par.  II  14,  14.  undergiengen  ire 
pürge  {überfielen)  =  iuvaserunt  castra  eorum,  Könige  I  17,  53.  Die 
Caldeer  —  haben  undergangen  die  camelen  und  haben  die  genomen 
=  invaserunt,  Job  1,  17.  wenn  si  (di  tutsche  zung)  in  dem  lande 
irstet,  di  Behem  er  (der  Deutsche)  undirget  {drückt  nieder),  Dal. 
159,  28  (70,  44). 

mider-haeken*  sivv.  unterminieren:  si  unterhackten  den  Sckatzlar 
{Schloß  Schatzlar)  und  zunten  das  schlos  an,  Traut.  Chr.  52. 

uuder-hauptman-sehaft  stf.  Würde  und  Stellung  des  Stellver- 
treters eines  Hauptmannes,  Traut.  Chr.  307. 

imder-houwen  stv.  V.  untergraben;  dazivischenhauend  ver- 
hindern,; auseinandersetzen;  vermischen,  zieren:  si  di  brück  dienlich 
undirhiwin  {so  daß  sie  dann  einstürzte) ,  Dal.  197,  22  (89,  77). 

under-kamerer  (under-kemerer)  stm.  Unterkämmerer:  undir- 
camerer  des  koningriches  czu  Behemin,  Stb.  Brüx  N.  119. 

imder-kauf  (-kouf)  stm.  1.  Zwischenhandel,  2.  Gewinn  daran: 
Wir  haben  —  derfaren,  das  grose  underkouffe  sein  auf  dem  obse- 
margk  und  das  dieselben  abzeler  selber  vorkaufei  sein,  Prag. 
Rb.  128. 

under-kaufel,  -koul'el,  -keufel  (under-köufel)  stm.  Zwischen- 
händler, Verkäufer,  Makler  Sensal:  Darnach  habe  wir  funden  umbe 
die  undercoufel:  welcher  u.  (subemptor),  der  gesworn  hat,  entrint 
und  enpfurt  den  leuten  ir  gut,  man  mac  in  und  sein  purgen  (Bürgen) 
bas  iiberwinden  umb  dasselb  gelt,  do  her  purgen  geschazet  hat,  der 
{=  denn)  her  oder  si  sich  weren  mugen,  Prag.  Rb.  69.  es  schol  auch 
kein  gast  sein  kaufmanschaft  (Waren)  vorkauffen  an  ein  gesworn 
underkaufel  noch  keinem  anderen  gast  nicht  vorkauffen  bei  drein 
schoken  gr.  zu  puß,  117.  Es  schol  ein  igleich  gast  sein  gepunden, 
kaufmanschaft  nicht  aufbinden  an  ein  gesworn  underkoufel  oder  an 
den,  der  darezu  gesaezt  ist,  bei  der  vorgescriben  pus,  117.  ein 
iclieber  underkeufel  der  sol  keinerlei  kaufmanschaft  treiben  noch  sol 
keinerlei  kaufmanschaft  feil  haben.  —  Und  das  die  undercouffel 
gesten  kauften  und  vorkauffen  in  das  wider,  das  sullen  sie  nicht  tun; 
sunder  was  sie  den  gesten  kouffen,  das  sullen  die  geste  von  hinne 
füren,  102.  von  underkouffel,  Prager  Rb.  177.  amptleut,  di  czu  dem 
gericht  geboren  und  czu  der  stat  geschepft  sam :  unterchauffel,  wein- 


nnder-komen  —  under-saz  755 

choster  und  ander  semleich  leut,  Brunn.  Str.  II  201,  auch  II 182.  183. 
der  stat  gesworner  underkeufel ,  Eger.  Str.  A.  XV  5  u.  9.  under- 
kenffel  und  traidmesser,  Eger.  Chr.  N.  1040  s.  auch  vorkaufei. 

nnder-komeu  stv.  I.  2.  1.  dazwischen  kommen,  2.  mit  Dat. 
einem  entgegentreten,  3.  mit  Gen.  d.  S.  vorbeugen,  verhindern,  4.  intr. 
überrascht  werden,  erschrecken:  3.  der  Bat  beschloß  —  di  unrath  im 
pesten  unterkomen  sich  muntlichen  zu  verantworten ,  Elbog\  Chr. 
49,  13.  domit  ewern  k.  g-.  —  solcher  abzugk  von  den  von  Sachsen 
und  den  Slicken  mocht  unterkomen  (Einhalt  getan)  werden,  152,  26. 
den  Unwillen  (Ungehörigkeit)  zu  u.,  114,  8.  er  wolt  da^  mit  sinnen 
u.,  W.  v.  W.  540.  Aber  wenn  di  geezeugen  vorbedechtlich  di  selb 
red  reden  und  sein  underkomen  oder  underfaren  —  so  sein  si  pilleich 
czu  vorwerften  =  subordinati  ad  invicem,  Const.  IV  11,  11  Schluß. 
da  ist  dürft   daz,    der  tot   des   bezeugers  unterkum,   T— B   Juden 

9,  15.  9, 16. 

under-lauf  (-louf)  stm.  Unterstützung,  Hinzutritt,  Aufwand:  äne 
vil  rede  u.  sie  kuren  alle  den  touf,  W.  v.  W.  7709.  da^  äne  wankes 
u.  die  burger  gseben  gesatzten  kouf,  4107. 

under-laufeu  (-loufen)  stv.  dazwischen  laufend  ablenken,  ver- 
hindern: der  keiser  —  wolt  sich  selb  erstochen  hän,  dö  was  der 
kamersere  sän  der  im  da^  swert  underlief,  Alex.  16383. 

under-läz,  stm.  stn*  1.  Unterbrechung,  Verzug,  2.  das  Be- 
herbergen: an  alles  underlas  suchen  (also  ncidr.),  Sol.  102,  2. 

under-legen  sivv.  unterlegen,  unterbreiten,  unterwerfen :  ioch  die 
teufel   sint   uns   underlegt   (undergeworffen  XL  Bibel),   T— B  Luk. 

10,  17.  wan  nu  sechen  wir  im  noch  nit  sein  underlegt  alle  dink, 
Juden  2,  8. 

under-ligeu  stv.  nach  unten  zu  liegen  kommen,  unterliegen :  u. 
sol  her  den  sunden,  W — B  Lev.  5,  3. 

under-niäl  stn.  Zivischenmahl  (Frühstück  oder  Jause;  ein 
fremder  Schneidergeselle ,  der  in  Iglau  Meister  werden  tvitt,  sol  czu 
seiner  czeit  den  maistern  ein  cziemleichs  undermal  auf  sein  eigen 
darlegung  ausrichten,  und  was  man  bei  dem  selbigen  u.  an  der 
yrten  vertrinken  würd,  das  sullen  die  maistern  für  sich  selbs  auch 
"für  den  selbigen  jungen  maister  beczalen,  Igl.  Stb.  V176d. 

uuder-nemeu  stv.  I.  2.  unterbrechen,  hindern,  wegnehmen,  refl. 
sich  gegenseitig  fesseln  mit,  sich  annehmen  um,  antreten:  Silvestir 
sich  des  histums  undir  nam,  Dal.  142,  32  (64,  24). 

under-richtung  stf.  Nachricht,  Bescheid,  Aufklärung:  Elbog. 
Chr.  49,  11.  49,  13.  wir  hoffen  ewer  gnad  andere  u.  aufneme  (lasse 
sich  eines  besseren  belehren),  48,  30. 

uuder-riteu,  -reiten  stv.  IL  tr.  dazivischen  reitend  trennen,  ab- 
lenken, verhindern:  sie  —  die  beiden  —  hoften  ze  sigen  —  Wille- 
halm daz,  underreit  (Prät.),  W.  v.  W.  3647.  den  kil  sie  in  under- 
riten  (verlegten  ihnen  den  Weg  zum  Schiff),  Ernst  3097.  im  wart 
der  sprunc  underriten,  dö  wart  ze  fuo^  von  im  gestriten,  Alex. 
13  757.  Alexander  im  die  Stangen  underreit  (und  warf  ihn  aus  dem 
Sattel),  13308. 

uuder-saz  stm.  1.  Unterlage,  Stütze,  2.  Zögern:  ein  lüter  liebe 
was  ir  wer  äne  wankes  undersaz,  W.  v.  W.  2716. 

48* 


756  tmder-sa^e  —  nnder-scheidunge 

under-sa^e  (-säz,e,  -ssez,7,e,  -sez,7,e)  swm.  Untertan,  Untergebener: 
erbleute  und  u.,  Elbog.  Chr.  61, 17. 

under-scheid,  -scheit  (2.  -des,  3.  -de)    stmnf.  —  scheide  stfn. 

I.  Scheidung,  Trennung,  2.  trennende  Zivischemvand ,  Mittelwand, 
3.  äne  u.  =  ununterbrochen,  4.  Unterschied,  differentia,  distantia, 
5.  Unterscheidung,  distinctio,  6.  verschiedene  Weise,  7.  charakte- 
ristischer Zug,  8.  Abicechslung,  Wechsel,  9.  Zeichnung  des  Wappens, 
10.   ausnehmende    Bestimmung,    Bedingung,    bes.   in   Rechtsdenken, 

II.  genaue  Auseinandersetzung,  Belehrung:  4.  got  jmachet  keinen 
unterscheit  nnder  seinen  leuten,  Hier.  33, 1.  —  5.  ir  goltvarwez,  cleit, 
der  lichten  varwe  underscheit,  W.  v.  W.  7906.  in  drier  persönen  u. 
ein  got  in  einer  gotheit,  3072.  5.  u.  6.  Es  ist  auch  ein  ander  under- 
scheid  des  gewinnes  (aliud  genus  acquisitions),  Const.  III  6,  12. 
8.  mancherlei  underscheid  süsser  done,  Sol.  54,  7.  10.  an  alle  u.  der 
leute  =  sine  omni  exceptione  personarum,  Const.  15,6.  mit  aller 
u.  als  dovor  geredt  ist  (cum  omnibus  condicionibus),  IV  20,  17.  noch 
der  underscheit  als  vor  begriffen  ist  =  secundum  conditionem  prae- 
taxatam,  Igl.  B.  23.  die  lehenschaft  erblichen  vorlihen  an  alle 
underscheit,  Igl.  Bgr.  N.  39,  6.  als  swf.:  die  messe  lesen  in  sulcher 
unterscheiden,  in  dem  Falle,  Eger.  Str.  M.  U.  3,  mit  der  unter- 
scheiden, ob,  M.  U.  7.  —  stn. :  4.  so  das  ir  wisset  die  underscheideu 
des  reinen  (ut  differentias  noveritis),  W — B  Lev.  11,  47.  mit  manic- 
valter  underscheit  — vil  der  engel  schar,  Legende  15.  wie  got  an 
dem  andern  tage  gap  den  wabern  underscheit  mit  des  firmamentes 
stsetikeit,  Alex.  11159;  Alex.  Anh.  57. 

under-sclieiden  (-schiden)  stv.  IL  unterscheiden:  alsust  wirt  u. 
(außgelegt  XI.  Bibel)  sein  name,  T — B  Botenb.  13,  8.  wir  haben  u. 
gab  nach  der  genaden,  Römer  12,6;  Matth.  15,  15.  Geön  —  wiz, 
und  swarz  was  der  gevar.  mit  den  varwen  beiden  sin  vel  was 
underscheideu  hin  und  her  gar  wuuderlichen,  Alex.  12076. 

liuder-seheideu-heit  stf.  1.  distantia,  2.  Verschiedenheit,  Unter- 
schied, 3.  Bestimmung,  Festsetzung ,  Bedingung:  lehenschefte  ge- 
scheen  etwenne  mit  u.  =  conditionaliter,  Const.  III 1,  12.  Di  u.  der 
lehenschefte  di  sein,  di  man  mit  der  clausein  und  ausnemunge  vor- 
leihet, das  also  palde  di  lehenhewer  an  den  ordenlichen  gauk  komen, 
das  si  dovon  lassen  und  sullen  keines  ganges  czu  in  peiten.  Und 
hat  das  nicht  stat  in  lautern  lehenschefteii,  Const.  III  2. 

under-scheider  stm.  Erkenner,  Durchforscher:  er  ist  ein  u. 
der  gedencken  und  der  meinung  des  herzen,  T — B  Juden  4,  12. 

under-scheid-lich,  -lekli  Adv.  genau,  distinete:  redlich  und 
u.  messen  (distinete  et  rationabiliter),  Const.  II  3,  12. 

under-scheidunge  stf.  1.  Unterscheidung,  2.  Unterschied,  3.  Be- 
dingung: 3.  die  vorleihunge  mit  allen  iren  Unterscheidungen,  di  dor- 
uber  beredt  und  vorbrift  sein,  sal  man  beschreiben,  Const.  115,1. 
den  perk  mit  allen  seinen  underscheidungen  messen  =  cum  con- 
ditionibus,  II  5,  4.  ein  leben  durch varen  —  mit  allen  under- 
scheidungen ,   die    in   disem    teile    einem    erbstollen  vorlihen    sein, 

II  5,  6.  den  berg  mit  allen  seinen  underscheidungen  messen  (c.  con- 
ditionibus  o.),  II  5,  4.    vil  ander  uuderscheidunge  =  aliae  conditiones, 

III  1,  2. 


under-schidung  —  under-sten  757 

under-schidung  stf.  Unterschied:  die  u.  ist  nit  des  (den)  Juden 
und  des  (den)  Kriechen,  T — B  Kömer  3,  22.  10,  12.  es  ist  gefestent 
zwischen  uns  und  euch  ein  michel  u.,  Luk.  16,  26. 

under-schreifoer  stm.  Schreiber  niedriger  Ordnung,  Vicecancel- 
larius,  Igl.  Str.  257  a. 

imder-sesse,  Untertan  s.  imder-sn^e. 

under-slahen  (auch  -slän)  stv.  IV.  tr.  1.  unter  sich  schlagen, 
2.  senken,  neigen,  3.  unterschlagen,  4.  verbergen,  5.  aufgeben,  6.  über- 
gehen, 7.  das?  sper  —  unterm  Arm  nehmen  und  zum  Angriff  senken, 
8.  sclilagend  dazivischen  bringen,  9.  gewaltsam  mitten  abbrechen, 
unterbrechen,  trennen,  refl.  10.  einander  schlagen,  11.  sich  neigen, 
untergehen  (der  Sonne),  12.  mit  Gen.  der  S.  sich  unterziehen  eines 
Dinges :  2.  ercz  unterslahen  =  suhtrahere ,  Const.  I  20.  ir  was  uf 
dem  velde  gnuoc,  den  jämer  fröide  undersluoc,  Alex.  16388.  an  die 
wende  (des  Felsen)  tet  ir  flö^  manchen  engestlichen  stöz,,  der  in  ir 
freude  undersluoc,  Ernst  3591. 

imder-sneiden  (-sniden)  stv.  IL  schneidend,  trennend  dazioischen 
treten,  stückweise  oder  bunt  Kleiderstoffe  zusammensetzen,  mischen: 
fröude  —  im  da  vollic  undersniten  mit  leide  wart,  Alex.  23299. 
dine  velschlichen  siten  habent  mir  die  vröude  undersniten,  27348. 
ein  wip  in  rechtes  wibes  siten  mit  stiegen  tilgenden  undersniten, 
13042.    ein  wip  mit  wibes  tugent  untersniten,  Ernst  62. 

under-spreckende*  part.  Adj.  interlocutorius :  u.  urteil  =  inter- 
locutoria  sententia,  Const.  IV  18,  5. 

uiider-spriteii  stv.  IL  dazwischen  spreiten:  sperlachen  —  wol  ge- 
worcht  und  underspriten  mit  siden  und  mit  golde,  Trist.  884. 

iinder-staud  stm.  1.  Stütze,  2.  Aufenthalt,  Verhinderung,  3.  Unter- 
schied :  mit  dem  u.  unsers  fleisches,  das  ist  mit  der  sei  (nostrae  carnis 
substantia),  Sol.  85,  13. 

under-stat*  stf.  (vgl.  mhd.  Wb.  II 2  602  oberstat  =  Vorort,  Clos. 
Chr.  79)  tiefer  gelegener  Stadtteil,  Bezirk:  understete  =  suburbana, 
W-B  II  Par.  11, 14. 

under-steiger*  stm.  gewerkschaftlicher  Steiger,  während  die 
obersten  Steiger,  Obersteiger  regalherrlich  sind:  halden  12  heuer, 
6  haspler,  eiu  Steiger  und  understeiger,  Igl.  Bgr.  N.  80,  4. 

under-sten  (auch  -stän)  stv.  IV-  1.  intr.  bewenden  lassen  bei, 
2.  tr.  sich  worunter  stellen,  um  einem  beizustehen,  etwas  zu  hindern, 
zu  retten,  unterstützen,  3.  zustande  bringen,  bewirken,  4.  bestehen, 
bekämpfen,  5.  mit  Dat.  der  Person  entreißen,  6.  sich  daztvischen 
stellen,  verhindern:  2.  auf  die  red,  das  du  understeest  unser  Ver- 
drossenheit (ableves) ,  Sol.  55,  15.  tilgend,  mit  der  ich  understanden 
werd  (per  quam  sustentor),  10,5.  gut,  das  understet  mein  tilgend 
(sustentans  senectutem(!)  meam,  87,  35.  —  6.  da^  woldin  u.  und  nit 
lenger  von  in  liden,  Dal.  225,  7  (102)  schedlich  begerunge  mit  dem 
rechten  understen  (limitare) ,  Const.  I  Vorrede  2.  den  irresal ,  den 
man  nicht  understet  (cui  non  resistitur),  den  wenet  man  zu  be- 
stetigen, I  7,  6.  aller  leute  beswernusse  mit  dem  rechten  understeen 
(refrenare),  I  9,  Einleitung,  also  das  der  anligende  schade  (periculum 
imminens)  —  understanden  werde,  I  11,  1.  das  sullen  di  urborer 
mit  allen  iren  sinnen  understeen  und  behüeten  =  praecavere  debent, 
II  1, 13.    alle,  die  mort  und  manslacht  nicht  understen,  so  sie  is  ge- 


758  under-stent  —  under-treten 

tuen  mugen,  Joh.  v.  Igl.  5.  solche  ubeltat  czu  u.,  Mind.  d.  Egerl. 
S.  38.  si  gebeten  haben  das  zu  u.,  Eger.  Chr.  1067;  Elbog.  Chr. 
89,  38.  Das  alles  mag  ein  rate  auch  hie  zu  Olorauncz  u.,  Olm.  Stb. 
78.  het  das  got  mit  seiner  großen  parmherzigkeit  nicbt  under- 
standen,  44.  hett  das  der  undercamerer  nicht  understanden,  44.  das 
czu  sulchem  getan  und  das  understanden  und  gewant  werd,  62. 
hertzog  Albrecht  von  Sachsen  untersteht  sich,  zu  Pehem  konig  zu 
werden,  Elbog.  Chr.  147,  28.  152,  24. 

under-stent  (ivohl  =  understend ,  under-stande  sivf)  stf?:  wan 
wir  (der  Tod)  weder  wesen  noch  gestalt  noch  unterstent  (Wirklich- 
keit?) haben,  Ack.  22,  14;  s.  understand. 

under-stiveln  swv.  stützen:  das  sie  understivelten ,  das  an- 
gehaben  hette  ze  vallen  (fulciretur) ,  W— B  Par.  II  24,  12. 

under-stöz,en  stv.  red.  V.  1.  dazwischen  stoßen,  -stecken,  -schieben, 
2.  vollstopfen,  3.  unterstützen  mit  Akk.  d.  F.,  beiseite  schieben,  ver- 
stecken, 4.  unterbrechen:  4.  oft  ein  man,  der  anhebt  zu  reden,  im 
werde  dann  die  rede  unterstossen,  nit  aufgehoren  kau,  Ack.  51,  5. 

under-stützen  sivv.  stützen:  Was  in  den  gruben  meint  czu 
vallen,  das  sullen  —  die  czimerleute  —  understuezen  mit  starker 
haldunge,  Const.  I  11,  1. 

under-swingen  stv.  I.  3.  tr.  sich  dazwischen  drängen,  mischen: 
daz,  nie  mislich  gedanc  sie  underfuor  noch  underswanc ,  W.  v.  W. 
2982 f  und  4178. 

un-dersuch-leich*  Adj.  iinerforsclüich ,  inperscrutabilis :  uner- 
suchleicher  und  unnennleicher,  Sol.  77,  20.  uu-dersuchleich:  der 
(des  göttlichen  Lichtes)  un-dersuchleichen  ist  =  inperscrutabile  lumen, 
Sol.  79,  24. 

un-(d)ersuchleichen*  Adr.  uner  forschlich:  wenne  du  —  u. 
wonest  in  dir  selber,  Sol.  79,  22. 

under-teil  stn.  unterer  Teil:  doher  (icegen  Verjjfändimg  Egers 
an  die  böhm.  Krone,  1315)  ist  auch  des  adlers,  welchen  die  stat 
zuvor  gantz  frey  füret,  underthail  zum  getzeugnus  solcher  ver- 
pfendung  cantzellirt  und  in  schranken  eingeschlossen,  Eger.  Chr.  10. 

under-tenige  (-tänige,  -tsenige)  swm.  Untergebener,  Untertan: 
unserer  undertenigen  (subditorum),  Const.  I  5,  9.  der  gemeine  nuez, 
wenn  der  czunimpt,  so  nemen  alle  seine  undertenigen  czu,  II  5,  9. 

under-tenigen  (-tagnigen)  siev.  unterwerfen:  Senecca  an  Nero: 
wiltu  dir  alle  ding  undertenig  machen,  so  undertenige  dich  der  vor- 
nunft,  Const.  I  2,  2.  das  si  wider  in  das  underdict  fallen  und  dorinn 
als  vor  (ivie  früher)  werden  underthenigt,  Eger.  Chr.  1136. 

under-tenig-heit  stf.  Ergebenheit:  unser  gehorsame  u.  allzeit 
zufur,  Elbog.  Chr.  92,  35.  106,  27. 

under-tragen  stv.  V.  1.  darunter,  dazwischen  tragen,  2.  iintcr- 
füttern,  3.  unterbrechen,  4.  vortragen,  5.  schlichten,  in  Güte  aus- 
gleichen, verzeihen :  5.  undertragt  ainander  (seid  verträglich)  und  ver- 
gebt euch  selber,  T— B  Koloss.  3,  13.  ir  undertragt  alle  sorge, 
IL  Peter  1,  5.    undertragend  ainander  in  der  lieb,  Ephes.  4,  2. 

under-treten  stv.  I.  1.  —  1.  unterdrücken,  2.  dazwischen  tretend 
ablenken,  abwehren,  mit  Dat.  der  Person,  3.  vermitteln:  ich  wsen  iuwer 
(der  Götter)  helfe  habe  undertreten,  nach  dem  miner  fröuden  voget 
in  eilende  hat  gezoget,  W.  v.  W.  4258. 


under-tuon  —  under- winden  759 

under-tuon  unregelm.  Ziv.  1.  verhindern,  vereiteln,  2.  unter- 
werfen, -drücken,  3.  untermischen,  verschieden  machen:  das  er  dem 
wort  —  Krist  —  sich  nndertete,  W.  v.  W.  354.  daz,  sich  ein  herre 
dem  riebe  under  tuo  und  mit  gehorsam  neige  zuo,  Alex.  Anh.  1191. 

under- vähen  (auch  -vän  Prät.  viene)  stv.  V.  1.  auffangen,  -halten, 
2.  hindernd  dazwischen  treten,  verhindern ,  3.  trennen,  abgrenzen; 
refl.  4.  verhindert  werden,  5.  sich  umarmen,  6.  mit  Gen.  d.  S.  sich 
an  etivas  machen,  unterfangen:  6.  sich  seines  (verkauften)  gartens 
wider  uuderfahen,  Igl.  Str.  (55)  S.  323:  wieder  zurücknehmen  und 
den  Kaufpreis  zurückgeben,  wenn  einer  unwissentlich  auf  fremden 
grund  bauet  —  so  ist  pilleich,  das  der  grnutherr,  der  sich  des  pawes 
uudervecht,  demselben  powman  umb  sein  darlegung  und  arbeit  ein 
Widerlegung  tue,  Igl.  Str.  228  b.  auff  das  hat  sich  die  fraw  Apolonia 
derselben  gruben  und  hntte  pillich  und  rechtlich  mugen  undervahen 
und  —  die  selbe  verkauften,  Igl.  Bgr.  N.  88,  4.  so  sullen  sie  sich  irer 
guetter  widerumb  annemen  und  uuderfahen,  N.  93,  3.  Stephan  von 
Simosstorff  unterfecht  sich  und  trit  in  czwu  mark  czinses,  Igl.  Stb. 
III  133  d.    sich  des  auf  recht  u.,  Eger.  Chr.  1191  S.  363. 

under-var*  stf?  Beimischung  von,  Hinzutritt  von:  so  hat  stteter 
fröude  Avnnder  äne  truopheit  undervar  des  himels  ingesinde  gar, 
W.  v.  W.  6750. 

under- varn  stv.  IV.  1.  mit  Stützpfeilern  versehen,  2.  erfassen, 
überwältigen,  3.  dazivischen  fahren,  4.  kennen  lernen,  5.  verhindern, 
6.  verschieden  machen,  untermischen:  2.  czeugen  —  die  underkomen 
oder  underfaren  sein  =  unterwiesen,  die  gleiche  Aussage  zu  machen, 
bestochen,  Const.  IV  11,  11.  das  nie  mislich  gedanc  sie  underfuor 
noch  undersAvanc  (Marien) ,  W.  v.  W.  2982.  das  habe  man  in  der 
huote,  daz,  sie  kein  wanc  undervar,  1825.  3.  mit  Worten  gevuoge 
undervuor  daz,  diu  kluoge  =  brachte  das  Gespräch  auf  anderes,  2487. 
5.  SAvä  daz,  unminne  nicht  undervert,  2297.  daz,  künde  niht  under- 
varn,  sie  Avolden  sich  daran  beAvarn  nimmer  daran  gevallen  =  nichts 
könne  sie  in  ihrer  Dienstbereitschaft  hindern,  1692.  6.  nndervarn 
rot  unde  Aviz,  kos  man  da,  lieht  uud  clar,  1501.  ich  hetez,  allez, 
undervarn;  ich  hete  dinem  libe  gegeben  zu  einem  wibe  Isöten, 
Trist.  6736. 

under-wegen  (under  Dat.  PI.  von  wec)  Adv.:  u.  län  =  im 
Stiche  lassen:  laz,  deinen  sun  nicht  u.,  Hier.  139,  3  und  6. 

under-weisen  (-wisen)  swv.  1.  tr.  anweisen,  belehren,  2.  ein 
guot  u.  =  eds  Pfand  geben,  3.  refl.  zuo  einem  u.  =  sich  auf  seine 
Seite  stellen,  zu  ihm  halten.  1.  ich  Avurde  denn  eines  andern  under- 
Aveiset,  Igl.  Bgr.  N.  56,  3. 

under- weislich*  Adj.  imstande  zu  unterwerfen,  zu  belehren:  di 
Aveisheit  —  von  oben  ist  u.  (ermonlich  XI.  Bibel) ,   T— B  Jak.  3,  17. 

under- winden  stv.  I.  3.  —  1.  refl.  mit  Gen.  auf  sich  nehmen,  wofür 
zusorgen,  etivas  zu  tun  oder  zu  leiden,  etwas  übernehmen,  sich  dessen 
annehmen,  2.  in  Besitz  nehmen,  sich  bemächtigen:  3.  daz,  er  sich 
Avil  u.  der  swester  min  zu  wibe,  Trist.  404.  Eberhertl  (der  Käufer) 
sal  sich  des  (gekauften)  guts  —  mit  aller  herschaft  czuhauez  u.,  Igl. 
Stb.  III  183  c.  sie  hat  sich  —  ires  mannes  guter  undenvunden,  Igl. 
Rspr.  V.  er  unterwant  sich  der  Aveld  und  etzlicher  guter,  Eger. 
Chr.  1068.    gegen  den  (kristen)  —  dich  frage  undenvind  =  frage 


760  under-würken  —  un-diet 

sie,  W.  v.  W.  2043.  er  musste  sich  der  heiligen  schritt  gesetzlichen 
\i.  =  ergeben,  Hier.  111,  3.  mit  welcher  kunheit  sol  ich  denne  seines 
lobes  mich  n.,  1, 12.  do  ir  (der  Knaben)  der  künec  sich  underwant 
(sich  ihrer  annahm),  W.v.W.  5180.  wenn  sich  der  richter  des 
gerichtes  underwindet,  Igl.  Str.  I  S.  355  und  Const.  I  6,  7.  er  sich 
ires  vaterlichen  guts  underwunden  hat,  Igl.  Bgr.  85,  1.  wir  under- 
winden  uns  des  =  aggredimur,  Const.  II 1.  2.  das  recht  gewinnet 
man  mit  u.  (per  occupationem) ,  mit  lehenschaft,  mit  kauffe,  mit 
ausseczen,  mit  geben,  mit  auflassen  und  mit  aller  täte,  mit  der  die 
herschaft  und  gewalt  gewandelt  (übertragen)  und  geleitet  wird  in  ein 
fremde  person,  II 1,  2  und  3.  sich  des  gepeudes  des  feldes  u.,  III  5,  15. 
ee  si  sich  ander  sachen  u.  =  ad  alios  actus  divertant,  I  5, 11.  sich 
der  —  vorlihen  —  teil  wider  u.,  III  -4,  2.  der  pergmeister  —  sal 
sich  u.  aller  seiner  teil  (dessen,  der  um  Lohn  gepfändet  worden  ist), 
wo  er  sie  hat,  I  15,  4.  czuhant  so  sullen  sich  unser  urburer  der 
(nicht  abgebauten  Gruben  usw.)  u.  mit  dem  rechten,  III  1,5"  wir 
underwinden  uns  des,  das  in  allen  perkrechten  ausgesucht  ist,  II 1. 
Mit  u.  behelt  man  recht  in  sotaner  weise  :  wann  imand  hoffenunge 
hat  czu  dem  perkwerke  —  so  underwindet  er  sich  einer  breiten  czu 
einer  silbergruben  czu  machen  in  einem  freien  felde,  do  idemmanne 
umb  und  umb  czimlich  ist  czu  arbeiten  und  ercz  czu  suchen  s.  vrei- 
schurf,  Const.  II  1,  3.  —  von  erbs  unrecht  underwinden,  Prag.  Rb. 
144.  sich  des  burgstalles  zu  Neuenhause  unterczihen  und  unter- 
winden ,  Mind.  d.  Egerl.  S.  54.  Wenczlaw  Praytschuch  hat  sich 
nnderwunden  des  kindes  und  des  waisen,  Olm.  Stb.  75  b.  uff  das 
sich  auch  die  burger  und  der  rate  des  spitals  und  der  armen  leut 
nnderwunden  haben,  73. 

under-wttrkeu  unregelm.  swv.  durchweben,  versehen  mit,  be- 
schlagen: daz,  tor  was  mit  riegeln  underworcht,  Ernst  3G35. 

under-ziehen  stv.  III  b.  1.  unterstützen,  2.  unterfüttern,  3.  ab- 
bringen, entziehen,  refl.  4.  mit  Dat.  d.  P.  sich  einem  entziehen,  5.  mit 
Gen.  d.  S.  =  underwinden ,  annehmen,  in  Besitz  nehmen:  sich  des 
burgstalles  u.  und  underwinden,  Mind.  d.  Egerl.  S.  54.  wie  sich  der 
burggraf  etzwas  lancz  (Landes)  underzüg,  das  dem  konig  und  den 
von  Eger  stunt  zu  pot,  S.  83  und  Eger  Chr.  1068.  ein  swarezen  rok 
mit  leimbat  underezogen,  Igl.  Stb.  V  41a. 

under-zücken  swv.  1.  unterdrücken,  nicht  aussprechen,  2.  durch 
Zucken  zu  Falle  bringen :  2.  uz,  des  waz,z,ers  gründe  erebz,e  gröz,  üf 
die  rihte  rueten.  die  liute  sie  underzueten,  Alex.  22836. 

undewen  (un-döuwen)  swv.  erbrechen,  vomere:  undewe  =  evome, 
W — B  Sirach  31,  25.  ein  trunkener  und  ein  undewender  =  ebrius  et 
vomens,  Is.  19,  14.  welcher  gesell  trunken  und  voll  würd,  also  daz. 
er  undeyet  (erbricht)  =  ist  zu  puss  vervallen ,  7  d.,  Igl.  Stb.  V 
177  d. 

im-dewunge  (un-döuwunge)  stf.  das  Erbrechen,  indigestio,  plastia: 
wenne  alle  tische  sind  erfüllet  u.  und  unreinigkeit  (vomitu),  W— B 
Is.  28,  9.  als  ein  hunt,  der  do  keret  czu  seiner  u.  also  ist  der  torechte, 
der  do  anderweidet  seine  torheit,  Spr.  26,  11.  der  hunt  kert  wider 
zu  siner  undawung,  T — B  IL  Peter  2,  22 

un-diet  stf.  schlechtes  Volk,  Gesindel :  daz,  her  was  gewarnet,  daz, 
die  u.  arnet  und  ouch  die  ungevuogen  swin,  Alex.  21 672.   die  undiet  der 


nn-dienst  —  un-ergetzet  761 

fürste  enphie,  15  189.  der  undiet  schar  was  vil  groz, ,  6207.  men- 
lichen  tat  sie  an  der  u.  (dem  Kranichvolk)  erzeigten,  Ernst  3105. 

mi-dienst  stm,  dem  ich  u.  nie  getet  (stets  zu  Diensten  stand), 
Ernst  1172. 

und i!  11  =  un-gedult,  auch  undulde  stf.  Ungeduld:  ob  ir  leicht 
nach  nndnlt  geduldig  werdet,  Ack.  42,  10. 

un-eben,  -e  Adv.  1.  nicht  passend,  ungleieh,  -mäßig,  2.  un- 
bequem, ungelegen,  3.  vergebens,  4.  uneben,  rauh,  5.  grausam,  bös- 
artig, schlecht:  iuvvern  adel  es  flieget  uneben  (nämlich  euer  Bäuber- 
leben),  W.  v.  W.  6170. 

im-ebenheit  (vom  Adj.  un-eben)  stf.  Unbilligkeit,  iniquitas:  ab 
sei  —  von  dem  almechtigen  u.,  W — B  Job  34,  10. 

uu-echt-lich*  (von  ahten  siuv.  erwägen,  sorgen,  nachrechnen) 
Adj.  unvergleichlich,  incomparabilis :  so  das  sie  in  unechtlicher  schone 
erschein  allen  äugen,  W — B  Judith  10,  4.  ein  unechtlich  geschrei 
wart  in  der  mitte  irr  purge  (in  medio  castrorum),  14,  18. 

un-echtic-lich  (un-ehtec-lichen)  Adv.  1.  unberechenbar,  2.  un- 
aussprechlich, 3*  sorglos:  lebt  ein  man  so  u.,  das  er  seinem  weibe 
die  erbsorge  let  (Sorge  um  Hab  und  Gut  überläßt),  Igl.  Str.  I 
S.  365. 

un-endig  (un-ende-lich)  Adj.  1.  endlos,  2.  unvollendet,  3.  un- 
nütz, 4.  träge,  erbärmlich,  liederlich,  schlecht:  das  sie  solt  zu  —  un- 
endiger  ruwe  —  komen,  Ack.  19,  19. 

un-endelich  Adj.  1.  endlos,  2.  unvollendet,  3.  unnütz,  untüchtig, 
erbärmlich,  schlecht:  3.  der  frat  unendlich  spaier  und  luguer,  Igl. 
Stb.  V  63  d. 

un-ondlich-kcit  (un-endelicheit)  stf.  Unendlichkeit:  dorauff  sie 
antworten,  das  sie  im  ire  bergwergk  auff  suliche  u.  nicht  vertraut 
haben,  Igl.  Bgr.  N.  80,  3. 

un-entgeltnuss  ivohl  zu  lesen  an  entgeltnus:  ich  bitt  euch,  die 
selbigen  armleut  unversert  an  alle  beswerung  und  u.  auf  wider 
stellen  auszulassen,  Eger.  Chr.  1140. 

un-entgolten  part.  Adj.  1.  unbezahlt,  2.  ohne  Buße  zu  leisten, 
3.  ohne  in  Kosten  oder  Schaden  zu  kommen,  4.  nicht  verpflichtet: 
die  frau  Margreth,  ir  mutter,  sol  drei  kinder  halten  unez  czu  iren 
mundigen  jaren  unentgolten  ires  vaterlichen  eribteils,  Igl.  Stb. 
V  148  c. 

un-enthebig*  Adj.  nicht  enthaltsam :  T— B  II.  Timoth.  3,  3. 

un-entkebikeit  stf.  Unmäßigkeit,  Mangel  an  Enthaltsamkeit: 
daz,  euch  sathanas  icht  versuch  um  eur  u.,  T — B  I.  Korinth.  7,  5. 

un-entredlich*  Adj.  nicht  zu  entschuldigen:  darum  bistu  u.,  o 
mensch,  T — B  Römer  2,  1. 

un-entseubert  Adj.  unbeßekt,  ohne  Makel:  heilig  unenezeubert, 
T— B  Juden  7,  26.    des  lamps  u.  und  unfleckhaftig,  I.  Peter  1,  19. 

un-erbolgen  part.  Adj.  nicht  erzürnt,  sanftmütig,  zufrieden: 
wir  wollen  iueh  daruff  helfen  u.,  Ernst  474. 

un-eren  swv.  entehren,  beschimpfen,  schänden:  du  unerst  Got 
durch  den  Übergang  ( Übertretung)  der  e,  T — B  Römer  2,  23.  Bessus 
der  geuneret,  Alex.  16  554. 

un-ergetzet  part.  Adj.  (von  ergetzen  swv.,  1.  vergessen  machen, 
entschädigen,  2.  vergüten,  3.  erfreuen):  Krist  erwende  mir  die  klage, 


762  un-ergrunt  —  un-erwert 

die  ich  n.  trage,  ob  ich  der  triuwen  rechte  tuo,  W.  v.  W.  6781.  daz, 
sie  der  kumber  stiege  in  unergetzter  sorgen  not,  2414.  ein  unergetzet 
not,  1168.  ditz  unergetzte  herzenser  dem  fursten  freude  gar  benara, 
Ernst  1960.  so  wirt  uns  dines  swehers  tot  erniwet  mit  unergetzter 
not,  Alex.  26926.  diu  (werlt)  kurze  vröude,  lanc  ungemach  immer 
unergetzet  ist,  27377. 

un-ergnmt  pari.  Adj.  grundlos:  sein  n.  eigen  willen,  Elbog. 
Chr.  79,  20. 

nii-erhörlich*  unerhört,  ungeheuerlich:  ein  n.  that  \(daß  ein 
12 jähriger  Knabe  mit  einer  Hacke  zivei  andere  auf  der  Weide  er- 
schlug), Igl.  Str.  (1)  S.  265  und  266. 

un-erkant  pari.  Adj.  ohne  Rücksicht  auf:  unerkant  der  rechten, 
so  doch  sich  sein  tochter  czu  dem  rechten  erboten  hat,  Igl.  Bgr. 
N.  95,  2. 

un-erkentlich  (=  uu-erkennelich)  Adj.  unkennbar,  unkenntlich: 
da^  in  si  gegeben  wider  uns  ein  unerkentlich  leben,  Alex.  22444. 
ich  bin  im  u.,  als  wsere  er  iemer  mir  verre  gewesen  dan ,  W.  v.  W. 
7144.     davon  er  unerkentlich  was,  5594. 

uu-erkuntlicli  Adj.  unergründlich,  unendlich:  er  selb  der  geist 
pitt  um  uns  mit  underkundlichem  seufezen,  T— B  Kömer  8,  26. 

an-erlaufen *  part.  Adj.  nicht  im  Laufe  eingeholt:  der  hirz  den 
hunden  gar  unerloufen  entwart  (entkam),  Trist.  2413. 

im-erlich  Adj.  1.  Unehre  bringend,  schimpflich,  2.  nicht  vor- 
nehm: unerleichen  mut  =  animus  irreverens,  Sol.  30,  29. 

im-ersam  Adj.  schimpflich,  indecorus,  inglorius:  unersame  wirt 
sein  angesicht  under  den  mannen,  W— B  Js.  52,  14. 

un-erscheideiiiich  Adv.  ohne  Ausnahme:  dabei  hat  er  czu 
parigen  (Bürgen)  geseezt  den  Michel  Freytag  und  Valtins  sun  Michel 
mit  gesambter  haut  u.  (oder  unverschaidenlich?),  Igl.  Stb.  V  214  b. 

im-ers«clilicli*  Adj.  incommutabilis,  unergründlich,  Sol.  83,  4. 
wi  undersuehlich  (unerfarlich,  XL  Bibel)  sein  Gots  wege,  T — B  Köm. 
11,33;  s.  lm-dersuch-leich,  -en. 

un-ervseret  Adj.  und  Adv.  1.  untrüglich,  2.  unbetrogen,  3.  un- 
erschrocken: ir  ros  bellten  sie  u.,  W.  v.  SV.  3177.  ich  bin  der  reise  u. 
(unerfahren),  1170.  mit  den  werken  —  halde  ich  diu  (wort)  iemer 
u.,  1849.  er  was  ze  allen  sachen  u.,  die  ze  wirde  tohten,  3680. 
menlich  und  u.  striten,  Ernst.  902. 

un-erverleica  *  Adj.  unerforschlich,  inscrutabilis :  u.  dink,  under- 
verleich  dink  (Cod.  A  B),  Sol.  70,  34. 

im  -  ervorcht ,  im-ervoiiit  part.  Adj.  1.  nicht  gefürchtet, 
2.  furchtlos,  unerschrocken :  da  ein  gestüele  was  geworht  nach  richer 
kür  unerforcht,  W.  v.  W.  7180.  der  unervorhte,  Alex.  21020.  riebe 
tepeche  wol  geworcht  mit  grozer  kost  u.,  Ernst.  2176.  Adv. : 
Philippus  unschuldic  was  den  brief  (Parmenios)  er  u.  las,  Alex.  6578, 
der  ritters  werc  hat  geworht  in  mangem  lande  u.,  2378.  pris  erjagen 
und  den  u.  tragen,  21826. 

iin-erTiintlich  Adj.  unbegründet,  unberechtigt:  eigenwillen  und 
u.  fnrnemen,  Elbog.  Chr.  89. 

un-erwert  part.  Adj.  nicht  geschützt  vor  (Gen.):  daz,  velt  stunt 
unerwertes  schines  da  hundert  leie  unde  me,  Alex.  Anh.  552. 


un-gang-heit  —  un-gehiure  763 

im-gang-heil,  nn-gankeit  stf.  Schlechtigkeit,  Bosheit:  werker 
der  u.,  T— B  Luk.  13,  27.  16,  8.  vol  raubs  und  u.,  Luk.  11,  40.  in- 
wendig seit  ir  vol  geleichz.enheit  und  u.,  Mattb.  23,  28.  do  die  u.  be- 
gnügt, so  derkalt  die  lieb  maniger,  24,  12.  hört,  wa^  der  urteiler 
der  u.  spricht,  Luk.  18,  6.  di  da  tunt  di  u.,  Matth.  13,  41.  I.  Job. 
3,  4.  ir  da  wirkt  die  u.,  Matth.  7,  23.  er  gerainigt  uns  von  aller 
u.,  I.  Job.  1,  9.  ze  tun  ungaukeiten,  II.  Peter  2,  7.  ir  u.,  Juden 
10,  17.  ieczuut  wirkt  er  die  taugen  der  u.,  II.  Thessal.  2,  7.  sie 
sint  selig,  derer  u.  sint  vergeben,  Römer  4,  7.  der  zorn  Gots  wirt 
deroffent  vom  himel  über  al  u.,  1,  18.  6,  19.  in  der  bewellung  der 
u.,  Btb.  S,  22.  acker  von  dem  wert  (Ion,  XL  Bibel)  der  u.  (boszheit, 
XI.  Bibel),  Btb.  1,  18. 

un-gearbeitet *  part.  Adj.  bergm.  nicht  in  Abbau  gehalten:  das 
nimand  sulle  sein  perkwerk  u.  lassen,  Const.  III 1,  5. 

un-gebrere  s.  un-gebere. 

un-gebauet  (ungebüwet,  -buwen)  part.  Adj.:  wir  seezen,  das 
alle  silbergruben,  di  ein  ganezes  jar  ungepawet  bleiben,  mit  allem 
rechten  czu  unser  urbar  widerkeren  (=  zu  neuer  Verleihung  komme), 
Const.  II  4,  8. 

un-gebent*  (von  ban,  -e  stfm.  freie  Bahn,  freier  Weg)  Adj.  un- 
gebahnt, umvegsam,  invius:  Seezen  wil  ich  —  die  ungepente  erde 
in  die  prunne  der  wasser  =  ponam  —  terram  inviam  in  rivos  aquarum, 
W— B  Js.  41, 18.  vliessende  wasser  in  der  ungepenten  (in  invio), 
Js.  43,  19  und  20.  so  das  sie  wanderten  durch  sie  an  ungepentem 
steige  (in  itinere  non  trito),  Jer.  18,  15. 

un-gehere.  un-gebsere  stf.  unfreundliches,  unziemliches,  freude- 
loses Benehmen:  den  tiuvel  mühten  sie  verjagen  mit  ir  u. ,  Alex. 
15174.    Wehklagen:  iuwer  u.  ist  alzevil,  W.  v.  W.  2549. 

un-gebröchsam*  Adj.  nicht  ausgehend,  nicht  aufhörend,  unab- 
lässig, indeficiens:  ungebrechsams  lih't,  Sol.  98,  15  und  35. 

uu-gebrestlick*  Adj.  unzerstörbar,  unvergänglich:  macht  euch 
einen  ungeprestlicheu  schaez  in  dem  himel,  T — B  Luk.  12,  33. 

un-gedult,  -gedulde  stf.  Ungeduld,  Heftigkeit;  was  Ungeduld 
erregt,  nicht  zu  ertragen  ist:  mit  strites  uugedulte  der  velde  unebne 
er  fulte,  Alex.  8179. 

mi-geerbt*  einer,  der  nicht  erbe  =  liegende  Habe  in  einer  Stadt 
usiv.  besitzt:  ungeerbten  leuten  bei  der  stat  und  umb  die  stat  sollen 
die  melczer  in  Olmütz  nicht  melczen,  Olm.  Stb.  96  b.  der  uugeerbet 
ist,  Igl.  Str.  I  S.  354. 

un-gegurtet  part.  Adj.  nicht  gegürtet,  discinetus,  Sol.  71,  7. 

im-gehabe  stf.  übles  Gebaren,  Aufregung,  Ungestüm,  bes.  das 
Außcrsichsein  vor  Schmerz:  Willehalm  ungehabe  was  gröz,,  W.  v.  W. 
2735.  die  in  —  mit  größer  u.  hiute  vüeren  ze  grabe,  Alex.  27387. 
gros;  was  des  volkes  u.  (bei  Philipps  Tod),  2067.  2072.  alsus  was 
dirre  Alexander  bi  dem  grabe  (Achills)  in  vil  größer  tu,  4998.  do 
sin  (Alexanders  bei  Achills  Grab)  u.  was  so  gröz,,  die  ritter  baldens 
da  verdroß,  5041.  michel  was  ir  u.  und  ir  jämer  manicvalt,  2888. 
daz,  was  den  werden  u.  (unlieb),  Ernst  3343. 

un-gehiure  Adj.  unheimlich,  ungeheuer,  schrecklich:  der  vil  u. 
(Nabuchodonosor),  Alex.  1047.  die  vil  u.  diet  (Alexanders  Heer), 
2459.    doch  sie  sie  erholten  an  der  ungehiuren  diet,  Alex.  15179. 


764  un-gehorsamec-lichen  —  un-gelt 

der  ungehüre,  13286.  ein  u.  volc  er  kos.  er  vernam  ez,  rechte  für 
u. :  menschlich  gestalt  was  in  tiur,  15 151  ff.  die  schcenen  n.  wip, 
22807.  den  trachen  ungehiuren,  21627.  nft  ist  ir  gestalt  so  u., 
Ernst  2965.  dise  u.  diet,  2769.  daz.  schretel  u.,  "Schretel  195. 
creatiure  u. ,  70. ..  ichn  kan  die  ungehiuren  der  unzuhte  nicht 
gestiuren  {ihrem  Übermute  steuern),  Trist.  2953.  1057.  du  hettest  en 
{einen)  nachgebur  (nachgebuoren,  Jir.,  Nachbar)  an  mir  gar  ungehür 
(ungehuoren,  Jir.),  Dal.  185,  9  (83,  16)  Sohezlab  der  grulich  virschied 
ungehurlich  {tschech.  ten  slechetny  knez),  161,  2  (71,  2). 

un-gehorsamec-liclien  Adv.  in  ungehorsamer  Weise:  das  u. 
verachtet,  Elbog.  Chr.  89,  8. 

un-gehorsamkeit  stf.  Ungehorsam:  mit  irer  u.,  Igl.  Str.  190b; 
Igl.  Stb.  II 106  d. 

un-gekauft  part.  Adj.  ohne  gekauft  zu  haben:  di  rechten 
kauffer  —  gingen  weg  ungekauft,  Const.  I  21,  1. 

un-gelauhe  sicm.  Unglaube:  seiner  eutschuldigung  nach  dem 
wir  nit  ungelaubeu  geben  mugen  {glauben  müssen),  Elbog.  Chr.  122,  38. 

un-gelaubig  (un-geloubec,  -ic)  Adj.  1.  ungläubig,  Iceinen  Glauben 
schenkend,  2.  nicht  an  —  Gott  —  glaubend,  3.  abergläubisch,  4.  un- 
glaublich: Der  u.  wirt  vorkoren  {nicht  zur  Zeugenschaft  zugelassen); 
wann  wer  do  czweifelt  an  dem  gelauben,  der  ist  ungläubig,  noch 
im  ist  nicht  czu  gelauben  — :  als  di  Juden,  beiden,  ketezer  und  alle 
andere,  di  Cristi  gelauben  lenkend,  Const.  IV  12,  8.  ungeleubig, 
T— B  Matth.  16,  16. 

un-sreleiehlich*  Adj.  unbillig,  iniquus:  das  u.  ist,  W — B  Lev. 
19, 15. 

un-geleidigt  pari.  Adj.  unbetrübt,  unbeschivert:  einen  uubeswert 
und  u.  läz,en,  Eger.  Str.  B  35. 

un-geleit,*  -e  stn.  übles  Geleite,  schlechter  Schutz,  schlimme 
Berileitioig:  nach  ir  armuot  ungeleite  und  nach  ir  arbeite  sie  wären 
wol  beraten,  W.  v.  W.  5102. 

un-gelimpf  stm.  umziemliches,  Betragen,  unangemessenes  Be- 
nehmen, Unrecht,  Schmach.  Schimpf:  äne  Schimpfes  u.,  Trist.  2490. 
ez,  was  ein  teerisch  u.  daz,  im  von  ir  {Isolde  Weißhand)  die  wärbeit 
in  diser  not  nicht  wart  geseit,  6390.  daz,  das  euch  und  auch  uns 
keinen  ungelimpfen  {sicm.*)  nicht  bringe,  Igl.  Bspr.  X.  er  schreibet 
mir  vil  uugelümpf  zu,  Elbog.  Chr.  159,  10.  schaden  und  unglimpfen 
bringen,  Igl.  Str.  (56)  S.  324. 

un-gelimpfen  swv.  schommgslos  behandeln,  tadelnd  vorwerfen: 
dodurch  ir  ungelimpft  sein  worden  und  habt  ein  Unwillen  auf  mich 
geworfen,  Igl.  Stb.  IV  209  a. 

un-gelinge  swm.  stfn.  Mißlingen,  Mißgeschick:  daz,  er  (Darius) 
üf  sin  u.  die  fürsten  unfuoge  kan  twingen,  Alex.  2277.  du  (=  dö) 
er  sterbin  mit  ungelingin  muost,  Dal.  151,  33  (67,  113). 

un-gelt  stimm.  Zehrungs-,  Verbrauchssteuer,  Akzise,  eigentlich  für 
dessen  Bezahlung  es  keinen  Rechtsgrund  gibt:  u.,  ungeltum  Zoll 
=  oder  Mautabgabe,  Brunn.  Str.  1 176.  stewra  quoddam  ungeltum, 
I  227.  all  kwattempner  5  vierdung  von  umbgelt  ist  der  armut  be- 
scheiden, Olm.  Stb.  74.  de  molari,  volgariter  mulstein  1  gross,  de 
sliffstein  2  nummi  per  medium  in  umbgelt  et  medium  in  mutam  et 
4  halenses  prukgelt,  51.    Begistrum  civitatis  Olomucensis  de  dacione 


mi-gelter  —  nn-geneme  765 

unigelt,  mute  et  prukgelt  in  porta  trans  pontes  sub  castro  Olomu- 
censi  volgariter  purktor,  secundum  quod  theloneum  in  quadam  cedula 
scriptum  habebatur.  1.  de  tuuna  olei  vel  allecum  (Heringe)  seu 
media  tunua  mellis  VIII  obuli,  quorum  quatuor  obuli  ad  mutam, 
duo  ad  umbgelt  et  duo  ad  prukgelt  realiter  dividentur.  —  Siiigulis 
diebus  dominicis  II  gross  de  ungelto  bekommt  der  Stadtschreiber, 
81,  12.  Die  Einhebung  des  ungeldes  wird  der  Stadt  Olmütz  vom 
Markgrafen  Johann  1351  von  bestimmten  Waren  erlaubt,  Cod.  dipl. 
Mor.  VIII  B  66  S.  34  und  Olm.  Stb.  50.  —  de  ungelto  civitatis  handelt, 
Prag.  Str.  N.  1 ;  erhoben  von  Tüchern,  Krämerwaren,  Fellen,  Hölzern, 
Eßwaren,  Salz,  Hopfen,  Honig,  Vieh  sowohl  vom  Verkäufer  als 
Käufer  aber  nur,  wenn  der  Wert  der  Ware  1  Mark  überstieg,  zoll 
mauth  und  ungeld,  Dreiding  v.  Politz  3;  Traut.  Cbr.  193.  Karl  IV. 
gewährt  1377  der  Stadt  Saaz  ewiglicb  das  ungelt  von  dem  salz- 
messen —  auf  ein  schedel  salzes  einen  groseben  u.  das  sebrotampt, 
Saazer  Urkdb.  S.  42.  Der  Stadt  Brüx  wird  ewiclicben  gegeben  das 
ungelt  von  dem  salzmessen,  das  sie  uf  1  schedil  salcz  1,  uf  l/2  sebedil 
1li,  uff  V*  seh.  V4  grossen  der  stat  ze  Bruxe  seezen  und  dovon  nemen 
mugen,  Stb.  Brüx  N.  111.  auch  sullen  die  Weingarten,  di  man  binnen 
disen  jaren  oder  wenn  das  ist,  anbebit  zu  bawen,  des  ungelts  und 
des  lantpernes  und  aller  auder  beswerunge  ewiclichen  frei  und  ledig 
sein,  N.  108.  wer  ungelt,  czolle,  maute  —  an  unsern  willen  gesaezt 
adir  uffgelegt  bette,  Aussig.  Urkdb.  N.  139. 

uu-gelter  stm.  Einnehmer  des  Ungelds,  coactor,  exaetor:  niebt 
twinge  in  als  ein  ungelter  noch  drücke  in  mit  wueber,  W — B  Ex. 
22,  25. 

lm-gemach  Adj.  1.  ungestüm,  2  unfreundlich,  3.  unangenehm, 
lästig,  störend:  3.  die  rede  was  dem  künge  u.,  Alex.  17636. 

un-geinacli  stnm.  1.  Unruhe,  2.  Unannehmlichkeit,  Übelbeßnden, 
Leid:  nü  hän  ich  disem  lieben  man  nie  kein  u.  getan,  Trist.  816. 
dö  daz,  totlich  u.  Sanga  an  dem  bruoder  sach,  Alex.  13501. 

uii-gemeiliget  part.  Adj.:  die  (erenkranz  und  erenraantel) 
bracht  ir  frau  Seiden  unzurissen  und  ungemeiligt,  Ack.  6,  5.  ein 
ungemeiligtes  opfer,  W — B  Lev.  3,  1. 

lm-gemeilt  part.  Adj.  1.  unbefleckt,  unschuldig,  rein,  2*  unver- 
letzt, unangetastet:  das  e^  —  das  Erz  —  ungemeild  bliben  sei  in  der 
gruben,  auf  dem  wege  (zur  Schmelzhütte),  in  der  hutten,  Igl.  Bgr. 
N.  1,  9. 

im-gemiiete  stn.  Mißmut,  Verdruß,  Zorn,  Kummer,  Betrübnis, 
Leid:  dö  wart  der  frouwen  güete  verkeret  in  ungemüete.  zornielich 
sie  sprach,  Alex.  590.  so  twinget  an  güete  iuwer  herte  u.,  Alex. 
Anh.  1354. 

un-geinuot,  -gemüet  part.  Adj.  iinbelästigt,  ungestört:  weit  ir 
uns  ungemüet  län?  Alex.  18693.  2.  übel  gesinnt,  böse,  3.  üble 
Laune,  verdrießlich,  betrübt,  3.  W.  v.  W.  789. 

un-genehenlich  Adj.  unnahbar:  Got  entweit  in  aim  ungeneken- 
lichem  licht,  T— B  I.  Timoth.  6,  16. 

un-geneme,  un-genseme  Adj.  1.  icas  nicht  gern  genommen  wird, 
unannehmbar,  2.  Widerwillen,  Ekel  erregend,  häßlich,  unlieb: 
2.  weebset  die  ungeneme  veuchticheit  —  foedus  humor,  W — B  Lev.  15,  3. 
ja  ist  ez,  —  den  wisen  u.  (an  viele  Götter  zu  glauben),  W.  v.  W.  5811. 


766  un-genemikeit  —  un-geschaffet 

un-genemikeit  (un-gensemec-heit)  stf.  Mißfälligkeit:  der  u. 
schuldig  =  impietatis  reus,  W — B  Lev.  19,  7. 

uii-genende  Adj.  widerstrebend,  mutlos:  da  (im  walt)  mögen 
die  ungenenden  ir  starigen  nicht  bewenden,  Ernst  4187. 

un-geng*  Adj.  böse,  schlecht:  auferstendung  der  gerechten  und 
der  ungengen,  T— B  Botenb.  24,  15.  durch  die  hend  der  ungengen, 
2,  21.  er  ist  geacht  mit  den  ungengen,  Mark.  15,  28.  ob  dein  aug 
werd  u.  (ein  schalck,  XL  Bibel),  aller  dein  leib  wert  finster,  Mattk. 
G,  23.  ist  dein  u.,  wan  ich  bin  gut,  20,  15.  ioch  zwen  ander  u. 
(schelck,  XI.  Bibel)  wurden  gefürt  mit  im,  Luk.  23,  32.  er  wart 
gemalt  mit  den  ungengen,  22,37.  ungeuger  kuecht  19,22;  Matth. 
18,  32.  der  da  ist  u.  mit  dem  luczeln,  der  ist  auch  ungenge  mit 
den  merern,  Luk.  16,  10.  ist  den  Got  u.,  Römer  3,  5.  denn  wirt 
deroffent  der  u.  (bösze  mensch,  XL  Bibel),  IL  Thessal.  2,  8.  urteiler 
der  ungengen,  Jak.  2,  4. 

un-geng-lich*  Adv.  unrecht,  schlecht:  da^  er  tet  ungenklich, 
T— B  Koloss.  3,  25. 

un-gemilit  stf.  Ungenügsamlceit,  UnmäßigTceit,  Unvernunft,  Un- 
schicklichkeit :  von  irs  trankes  ungenuht  da^  man  heiztet  die  waz,z,er- 
suht,  Alex.  14209.  die  leide  Ungenuht,  24890.  Ungenuht '  wil 
übermale  haben  au  tränke  und  äz,e,  24893. 

uu-geräten  pari  Adj.  ungeraten,  schlecht,  verscJncenderisch, 
feind*:  Die  wurden  uns  alle  drei  alz  ungeroten,  das  si  unser  von 
neids  und  von  hasses  wegen  nindert  kein  guad  wolden  haben  und 
füren  zu  und  griffen  unser  lehenschaft  selber  an  und  bauten  sie 
über  unsern  willen  und  über  unsern  dank,  Igl.  Bgr.  N.  39, 2. 

un-gericüte  stn.  1.  Unrichtigkeit,  Ungehöriges,  2.  Unrecht,  Ver- 
brechen: ein  u.  tun  =  Untat,  Prag.  Eb.  206.  spil,  unfur,  czog  und 
alle  ungerichte,  Olm.  Stb.  80.  die  "man  umb  u.  vecht  und  czu  in 
richten  lest,  80.  Wann  oft  gericht  kumpt  in  u.  und  recht  in  un- 
recht, Const.  1 4, 1. 

un-gerüig  (un-geruowec)  Adj.  unruhig:  di  zung  ist  ein  u.  ixbel, 
T— B  Jak.  3,  8. 

un-gerüret*  pari  Adr.  ausgenommen:  iedoch  wollen  wir  sagen 
von  elichem  leben,  u.  aller  reinen  frawen  (ohne  diese  zu  beleidigen), 
Ack.  44,  6. 

un-gerüsam  (un-geruowesam),  unruhig:  Wer  bistu,  der  do 
schreist  und  machest  u.  den  kunic?  =  et '  inquietas  regem,  W — B 
Könige  1 26, 14.  Worumme  hastu  mich  u.  gemachet,  so  das  ich 
werde  erwecket?  Könige  I  28,  15. 

un-gesauerteigt*  (von  sür-teic  stm.  Sauerteig)  Adj.  ohne  Sauer- 
teig :  ein  ungesowerteigtes  crustilbrot  =  crustulam  absque  fermento, 
W— B  Ex.  29,  2. 

un-gescliaffeu pari  Adj.  1.  nicht  erschaffen,  2.  ungestalt,  häßlich: 
Wann  ire  (der  teuvel)  gestalt  so  grausam  ist,  das  nicht  unge- 
scliafners  auf  dieser  erden  imant  erdenken  mohte,  Hier.  138,  13  und 
143,  18. 

un-geschaffet,  un-geschaft  pari  Adj.  1.  ungetan,  unterrichtet, 
2*  häßlich  =  ungeschaffen :  2.  etliche  leut  sind  besweret  mit  geiti- 
keit  —  etliche  mit  unfletigen  ungeschaften  worten,  Hier.  23, 18. 


un-geschankt  —  nn-gestümig  767 

nn-gesckankt,*  -geschenkt*  Adj.  ohne  Schanhrecht:  er  sei  ein 
jar  ungeschankt,  Eger.  Str.  A  XI 1.    ungeschenket,  B  37. 

uu-gesckepft*  pari.  Adj.  uuer schaffen:  di  gute  dick  twang  zu 
schepfen,  das  u.  Avas,  Sol.  28,  27. 

un-geschicht  stf.  1.  Untat,  2.  Mißgeschick,  unglücklicher,  wider- 
wärtiger Zufall:  das  er  sulche  ungeschickte  irem  kloster  nicht  wider- 
faren  lisse,  Hier.  177,  5.  ab  sie  auch  da  wurden  gesehin,  daz,  muost 
von  u.  geschehiu,  Ernst  2(302.  er  kom  von  u.  {zufällig)  unter  das 
slos,  Böhm.  Chr.  39. 

un-gesetigt  part.  Adj.  unzufrieden:  sind  di  liern  u.  und  gesagt: 
wir  müssen  wissen,  was  uns  hir  inne  zu  tun  sei,  Elbog.  Chr.  114,  34. 
daran  u.  hat  der  Sebastian  Slick  unsern  burgermeister  ■ —  durch  sein 
köpf  hawen  wellen,  111.  sint  doch  etliche  u.,  ein  newes  über  das 
ander  funden,  68,  16. 

un-gesiektig  Adj.  1.  unsichtbar,  2.  nicht  sehend:  1.  der  da  ist 
ain  pild  des  uugesichtigen  Gots,  T — B  Koloss.  1,  15 ;  II.  Korinth.  4,  5. 
di  gesichtigen  und  ungesichtigen,  Koloss.  1,  16.  dem  u.  Got, 
I.  Timotk.  1,  17. 

un-gesit*  Adj.  ob  wir  verterben  äne  wer  an  dem  ungesiten 
mer?  Alex.  20826. 

un-geslacht  Adj.  1.  nicht  von  derselben  Familie,  demselben 
Geschlecht,  2.  von  niedrigem  Geschlecht,  3.  übel  geartet,  bösartig, 
roh:  3.  der  ungeslachte  man  vorläse  seine  gedanken  (iniquus 
derelinquat  cogitationes  suas),  W — B  Js.  55,  7.  von  geschieht  (zu- 
fällig) quam  ein  ander  ungeslachter  man  in  die  kirchen,  Hier.  160,  20. 
mein  widersache  sei  als  ein  ungeslachter  =  quasi  iniquus,  Job 
27,  7.    daz,  boese  tuster  u.,  Schretel  225. 

un-gesläfen  part.  Adj.  ohne  geschlafen  zu  haben,  schlaflos: 
wir  wachten  bei  im  die  gantzeu  nacht  u.  in  grossem  leide,  Hier. 
95,  1.  Die  selben  nacht  vortreip  der  kunic  u.  =  duxit  insomnem, 
W— B  Esther  6,  1. 

nn-gesmelzet  part.  Adj.  ungeschmolzen:  erezt  —  gancz  u. 
lassen,  Igl.  Bgr.  N.  80,  4. 

un-gespart  part.  Adj.  1.  nicht  ge-  oder  erspart,  2.  nicht  ge- 
schont, nicht  vorenthalten,  3.  reichlich  vorhanden,  4.  ungesäumt:  euch 
unsern  geneigten  willen  zu  zeigen  —  an  uns  ungespart  sol  befanden 
werden,  Stb.  Brüx  441.  —  will  ich  mich  ungespartes  fleiß  iederzeit 
willig  finden  lassen,  Igl.  Ms.  S.  28.  das  wollen  sie  u.  ires  leibs  und 
guts  umh  —  ewer  majestät  verdienen,  Eger.  Chr.  1200  S.  378.  u. 
seines  leibs  und  Vermögens,  Traut.  Chr.  127.  gein  Olmuncz  quam 
er  u.,  Dal.  216,  10.  darnach  bleip  ungespart  zehant  er  gekroenet 
wart,  Alex.  2201.    sin  helfe  wser  in  u.,  26548. 

un-gestalt  part.  Adj.  unqestalt,  verunstaltet,  häßlich,  schmutzig: 
ich  ungestalter,  Sol.  75,  39.  82,  19. 

un-gestoclienjpori.  Adj.  unverwundet:  Neklan,  das  ist  czu  dewcze 
„u."  wenn  er  in  keinem  streit  noch  ebentewre  nie  enkom,  Böhm.  Chr.  17. 

vm-gestreng*  Adj.  nicht  strenge:  in  ungestrenger  gevancknus 
gehalden,  Eger.  Chr.  1165. 

iin-gestiimig  (un-gestiiemec)  Adj.  stürmisch,  ungestüm:  keinen 
gewissen  grund  —  fürwenden  sondern  mancherlei  ungestümige  reden 
von  sich  geben,  Igl.  Ms.  21. 


768  mi-gestümikeit    —  un-geverte 

un-gestümikeit  (ungestüemec-keit)  stf.  Ungestüm:  er  hat  mit 
seiner  frevelichen  u.  den  camerer  überlaufen,  01m.  Stb.  132. 

un-gesümet  pari.  Adj.  1.  ungehindert,  2.  ungesäumt:  diu  wirtin 
quam  u.  dar,  W.  v.  W.  2517. 

mi-gesimdert  part.  Adj.  nicht  abgesondert,  unqetrennt:  u.  gut, 
Sol.  32,  33. 

uu-gesuutheit  stf.  Krankheit:  er  gesuut  (heilte)  alle  u.,  T — B 
Matth.  4,  23.  9,  35.    er  selb  nam  unser  u.,  8,  17. 

uu-geteilt  part.  Adj.  nicht  geteilt,  nicht  „abgeteilt"  s.  d.:  mit 
seinen  u.  gebrudere,  Elbog.  Chr.  108,  33;  Prag.  Rb.  103.  119. 
93,  136. 

un-getrukeit  (=  un-getriuheit)  stf.  Treulosigkeit:  er  bekaute 
die  u.  Kochans,  Dal.  95,  12  (40,  2). 

un-getwagen  part.  Adj.  ungewaschen:  mit  u.  hendeu,  T — B 
Mark.  7,  2. 

un-geurhabt  (von  ur-hap,  -bes  stmn.  Sauerteig)  part.  Adj.  ohne 
Sauerteig  bereitet:  Und  an  dem  vierczehen  tag  des  moueids  werdt 
ir  haben  die  hochczeit  der  ostern  und  suben  tag  werdt  ir  essen  u. 
prot,  W— B  Ez.  45,  21. 

un-geval  stm.  n.  Unfall,  Mißgeschick:  das  euch  zu  ungevallen 
und  widerwertig  komen  ist,  Eger.  Chr.  1186  S.  356. 

un-gevalten*  part.  Adj.  nicht  gefaltet,  ohne  Falten:  die  kindel- 
pett  sieht  petten  und  u.,  Eger.  Str.  C.  34. 

un-gevangen  part.  Adj.  nicht  gefangen  oder  gefesselt,  frei:  un- 
betwungeu  und  u.,  Igl.  Str.  251 ;   Eger.  Buch  der  Gebrechen  S.  219. 

un-gevärlich  s.  un-geverlicli. 

nn-geverlieh  (un-gevserlicke,  -en)  Adv.  1.  ohne  böse  Absicht  oder 
Betrug,  zufällig)  u.  sweher  und  swiger  und  geswistereid  von  beiden 
teilen  (der  Braut  und  des  Bräutigams)  dürfen  einander  beschenken, 
Eger.  Str.  C  3  =  ohne  Gefahr,  dafür  Strafe  zu  zahlen,  daz,  das  (bei 
einem  Testament)  aufrichtig  und  u.  zugee,  als  das  dann  einem  iden 
seinen  ait  kost,  Eger.  Str.  C  71.  das  slos  (Brüx)  obirautworten  und 
ingeben  ungeverlichen,  Stb.  Brüx  N.  341.  das  sie  die  fridmawer 
ungevarlich  mit  einander  sollen  haben,  Igl.  Stb.  Y  277b.  u.  gutliche 
ru  geben,  Eger.  Chr.  1183.  alles  getreulich  und  u.,  Traut.  Chr.  127. 
nicht  lang  darnach  ungeferlichen  acht  tage,  Elbog.  Chi-.  27.  bei 
7  seh.  grosseu  gestanden  ungeferlich,  99,  29.  das  —  halten  —  treu- 
lich und  ungeverlich,  Igl.  Stb.  Y  259b;  Y  150.  das  sie  die  selbig 
fridmawer  ungevarlich  mit  einander  wollen  haben,  Y277b.  so  sal 
—  di  wisen  in  oder  seinen  erben  widergeben  und  obgetreteu  werden 
ungeferleichen ,  HI  175  c.  in  und  seine  nochkomen  —  bei  den 
renthen,  gülten  —  behalten  treulich  und  u.  czu  ewigen  czeiten, 
V97c. 

un-geverte  stn.  1.  Beisebeschwerde,  2.  Ungemach,  Leid,  3.  tm- 
wegsame  Gegend,  Unwegsamkeit,  3.  übles,  rohes  Benehmen,  böse 
Umstände:  das  im  von  krankheit  des  gehirnes  sulches  u.  (schänd- 
liches Vorhaben)  getraumet  hette,  Hier.  210,  24.  er  muoste  durch 
ungeverte,  im  wurden  die  stige  enge  von  gebirge  gröz,  gedrenge, 
Alex.  6014.  dö  kert  er  —  in  ein  herte  in  ein  gröz,  u.,  21316. 
manec  u.  engestlicher  reise  herte  —  er  durchreit,  25051.  der  wilde 
u.   in  widerkeren  leite  (die  Univegsamkeit  der  Wildnis  zwang  ihn 


un-gevogt  —  un-gewi^en  769 

zur  Bückkehr),  15191.  ez,  geschach  an  einem  morgen,  daz,  ditz  un- 
gefert  gelac  (diese  schlimme  Fahrt  aufhörte),  Ernst  1989. 

un-gevogt*  part.  Adj.  unmündig,  Igl.  Str.  (1)  S.  266 ;  s.  im- 
vogtber. 

un-gevreit  (nn-gevriet)  part.  Adj.  nicht  frei  gemacht:  den 
geordenten,  gefreiten  und  ungefreiten,  welcher  eigenschaft  (wessen 
Leibeigene)  sie  sein,  Eger.  Chr.  1125. 

un-gevremdet*  part.  Adj.  nicht  getrennt,  vereint:  die  gedenke 
und  getriuwer  sin  immer  wellent  u.  sin,  W.  v.  W.  4116. 

un-gevröuwet  part.  Adj.  nicht  erfreut,  ohne  Freude:  daz,  ich 
hin  ungetroestet  und  u.  von  ir,  Trist.  5787. 

un-gevüege,  -vuoge  Adj.  unhöflich,  unfreundlich;  unbeholfen, 
ungestüm;  unpäßlich;  schicer,  plump;  heftig,  stark:  die  ungevüegen 
gebüre,  Alex.  3680.  da  von  (von  Blut)  man  ungevüegen  bach  üf  der 
ebnen  fliegen  sach,  8175.  mit  siner  ungevüegen  schar,  8243.  in 
(Alex.)  erbarmte  der  u.  mort,  8691.  in  strit  die  ungefuogen  der 
Persäne  (Perser)  vil  ersluogen,  8679.  er  truk  ein  swert  verborgiu 
ungefuk,  Dal.  186,  27  (83,  78). 

un-gevuog  stm.  Unhöflichkeit,  Ungastlichkeit,  Ungehörigkeit, 
Unfug:  daz.  er  disen  ungevuoc  —  im  vertruoc,  Trist.  5305. 

un-gevuoge,    ungevüege   stf.   1.  Unhöflichkeit ,    Ungastlichkeit, 

2.  Ungehörigkeit,  Unfug:  sie  vergap  —  ir  u.  mannicvalt,  W.  v.  W. 
6399.  einer  wolte  u.  tuon  an  dem  einen  —  knaben  —  und  wolt  in 
slän,  4759.    scharpfer  wirt  —  u.  niesen  kan,  5370. 

un-gevuoge  Adv.  unhöflich,  unfreundlich,  ungestüm;  überaus, 
sehr:  die  stat  (Tharsis)  was  u.  wit,  Alex.  6267. 

un-gevuogliche,  en  Adv.  auf  ungebührliche,  unpassende  Weise : 
sie  vuorten  ungevuoclich  in  vaste  gein  dem  rade  hin,  Trist.  3172. 

un-gewaltig  Adj.  1.  machtlos,  schivach,  2.  der  Gewalt  des 
Besitzes  oder  Gebrauches  beraubt:  nicht  eret  den  gewaltigen  —  mer 
denne  den  armen  oder  ungewaltigen,  Hier.  32,  26.  ich  bin  u.  des 
hüses,  Schretel  88. 

un-gewegen  part.  Adj.  1.  nicht  gewogen;  ungleich,  verschieden; 
nicht  hold,  nicht  gewogen:  daz,  wir  gegen  uugewegner  rote  ie  helfe 
heten  der  gote,  Alex.  21411. 

un-gewegen  Adv.  gleichgültig,  ob  — :  ungewegen  ob  es  vor- 
schult ist  oder  nicht,  Olm.  Stb.  89. 

uu-gewerlich,  -gewehrlich  (auch  un-gewärlich)  Adj.  unvor- 
sichtig, gefährlich,  ist  feuer  auskörnen  mit  u.  leichten,  Traut.  Chr.  32. 

un-gewin    stm.    1.  Schaden,    Nachteil,    2.    Unglück,    Verlust, 

3.  Niederlage :  aller  gewin  ader  u.  des  kauften  dinges  —  der  gehört 
czu  dem,  der  kaufft  hat,  Const.  III  6,  1.  der  eren  u.,  Trist.  275. 
das  urteil  einem  quam  czu  frumen  und  dem  andern  czu  u.,  Igl. 
Str.  325. 

un-gewiter  (-gewiter,  -e,  gewitter)  sin.  schlechtes  Wetter,  Un- 
gewitter,  Sturm :  des  wassers  u.  =  ab  hoc  pelago,  Sol.  97,  26.  ein 
michel  u.  des  wintes,  T— B  Mark.  4,  37.  sich  huob  ungewiters  kraft 
und  so  heller  donerslac,  Alex.  27  048. 

un-gewiz,z,en  part.  Adj.  1.  unbekannt,  2.  unverständlich,  3.  tm- 
verständig,  unbesonnen :  3.  ir  (der  gebüre)  gebserde  was  u. :  die  müre 

Jelinek,  Wörterbuch.  49 


770  un-gewiz,zenlich  —  un-hulflich 

sie  vaste  riz.z.en,  Alez..  3681.  von  irn  cleidern  die  ungewißen  vür- 
span  uude  cleinöt  riz,z.en,  8707. 

un-gewiz,zenlich  (-liehen)  Adv.  1.  auf  unverständige,  unschick- 
liche Weise,  2.  unbewußt:  2.  ob  sie  (die  Sünde)  ungewissenlich 
geschee,  Hier.  41,  23. 

un-gewonheit  stf.  1.  Ungeivohnheit ,  2.  nie  vorgekommen, 
3.*  schlechte  Gewohnheit,  abnsus:  di  arme  leute  mit  irer  u.  (gewon- 
heit,  H.)  gedruckt  und  vorleitet  haben,  Const.  I  9,  1. 

un-gewonlichkeit*  stf.  schlechter  Brauch,  Unsitte:  das  sei  nu 
allesanipt  sam  u.  gutlich  (vielleicht  gruntlich  zu  lesen)  hingelegt 
=  Quibus  omnibus  tamquam  abusivis  radicitus  exstirpatis,  Const. 
IV  11,  10. 

un-gezogenheit  stf.  Ungezogenheit,  Unart:  vil  und  mancherlei 
u.  furkumet,  Eger.  Str.  C  123. 

ungezogen-leich  (-liehe,  -en)  Adv.  unverzüglich:  ab  er  (der 
Richter)  in  (den  Vorgeladenen)  halt  u.  füret,  Igl.  Str.  I  S.  356. 

un-gezweifelt  pari.  Adj.  ohne  Zweifel:  u.  ewern  gnaden  frisches 
gedechtnus  (zweifellos  erinnert  Ihr  Euch),  Elbog.  Chr.  70,  5. 

un-gleich  (un-gelich,  -glich)  Adj.  ungleich:  ungleicher  bilder 
aller  menschenantlitz  —  Gott,  Ack.  56,  12.  hän  ich  icht  —  un- 
gleiches gegen  euch  geparet  (mich  unbillig  benommen),  Ack.  28,  15. 

un-glimpf  (un-gelimpf)  s.  un-geliinpf. 

un-gunst  stf.  Mißgunst  stm.:  aus  hass  —  des  ungunstcz  ge- 
schehen, Olm.  Stb.  77.  krieg,  stosz,  Ungunst,  veintschaft,  Igl.  Stb. 
IV  182  a. 

im-gunstig  Adj.  mißgünstig,  übelwollend:  alles,  das  leben  uud 
wesen  hat,  sei  euch  (Tod)  unhoit,  u.  und  fluchen  euch  ewigelicheu. 
Ack.  1,  2. 

un-güt  (un-guot)  Adj.  1.  unfreundlich,  übelwollend,  2.  böse, 
schlecht,  3.  grausam:  den  unguten  hat  er  (Gott)  mich  gegeben, 
W — B  Job  16,  12.  Alexander,  daz,  unguote  kint,  lerte  den  Persän 
sterben  dö,  Alex.  13960. 

un-güticher*  subst.  Adj.  Böseioicht:  sin  wundin,  die  der  u. 
het  getan  seinem  brudir,  Dal.  77,  33  (31,  27). 

un- gütig*  unfreundlich,  unbarmherzig:  di  u.  vanchnusse 
(nemilostive  drzenie),  Dal.  136,  3  (61,  17). 

im-gütliche,  -en  (-guotliche,  -güetliche,  -en)  Adv.  unfreundlich, 
heftig,  übel:  uns  und  der  cron  czu  Beheim  —  zu  ungütlichen 
gescheen  ist,  Mind.  d.  Egerl.  S.  69.  wie  ungutlich  ir  mir  mit  habt 
gefaren  (übel  mitgespielt),  Ack.  28,  12.  das  ich  mich  gegen  euch  mit 
Worten  vergessen  hab,  doran  ich  euch  ungütlich  gethun  hab  — ,  Igl. 
Stb.  V  187d.    ich  bit  in,  das  er  niemancz  thu  u.,  V  166 d. 

un-güt-lichkeit*  stf.  Unfreundlichkeit:  u.  geduldet  und  das 
gütlich  getragen  haben,  Eger.  Chr.  1072  S.  262.  solch  u.  wir  klagen, 
ebda,    von  vil  Unrechts  und  ungutlichkeit  wegen,  1071  u.  1072. 

un-her,  -e  Adj.  nicht  Mr  (vornehm,  gewaltig,  herrlich):  die 
muoter  hiez,  der  u.  ertrenken  in  dem  mere,  Ernst  2993.  der  u. 
(=  Ernst),  1459.     er  kerte  —  sinen  fliz.  an  die  imkeren,  Alex.  15947. 

un-hulflich  (un-helfe-lich)  Adj.  nicht  helfend,  unnütz:  was  mir 
aber  u.,  Elbog.  Chr.  77,  13. 


un-kür-Iick  —  un-le^leicli  771 

im-hfir-lich  (un-kiur-licken)  Adj.  und  Adv.  entsetzlich,  greulich: 
do  in  Sobezlab  der  gruelick  au  admiczt  (anfuhr)  unkuorlick  —  daz, 
er  zcuhant  tot  lak,  Dal.  151,  38  (67,  118). 

liu-keusche  (un-kiuscke)  stf.  1.  unreine  Begierde,  Unkeuschheit, 

2.  Begattung,  3.  Zeit  derselben,  4.  Empfängnis:   um  die  sacke  der 
gemeinen  u.*,  T— B  Mattk.  5,  32. 

im-keuscke  (uu-kiuscke)  Adj.  1.  unenthaltsam,  blinder  Leiden- 
schaft folgend,  2.  unbescheiden,  3*  luxuriosus,  4.  unkeusch:  3.  ein 
unkeusckes  dink  ist  der  wein,  W— B  Spr.  20,  1.  —  1.  lascivus,  Sirack 
20,7. 

un-keuschen  (-kiuscken)  siov,  Unkeuschheit  treiben,  fornicari:  die 
do  u.  vor  dir  =  qui  foruicantur,  W — B  Ps.  72,  27.  geunkeuscket 
bat  dein  snur ,  Gen.  38,  24,  ist  das  iemant  unkeuscket  mit  eines 
andern  kousvrowen  und  ein  ebrecken  begeet  (si  moecbatus  fuerit), 
Lev.  20,  10.  Und  das  volk  unkeusckte  mit  den  tockteren  Moab, 
Num.  25,  1.  uukeuscken  mit  fremden  gSten  (fornicari  cum  das 
alienis),  Siebter  2,17;  Ex.  34,  15  u.  16.  ein  ieglicb  man,  der  da 
lest  sein  weip  und  fürt  ein  andere,  der  gemein  unkeusekt,  T— B 
Luk.  16,  18. 

un-keuseker  (un-kiusekaere,  -er)  stm.  unkeuscher,  wollüstiger 
Mensch:  ker  störte  di  keuslein  der  u.  (effeminatus),  W— B  Kön. 
IV  23,  7.  das  ir  euck  nit  vermisekt  zu  den  gemein  unkeusekern, 
T— B  I.  Korintk.  5,  9.  6,  9. 

un-keusch-keit  (un-kiusekec-keit)  stf.  1.  Unkeuschheit:  W — B 
Sirack  26,12;  Sirack  41,  21;  Num.  14,  33.  der  u.  snode  und  unbe- 
derbe  bitze,  Hier.  10,  21.  2*  Luxus:  gesotten  speise  zu  essen  bei 
uns  ein  groz.z,e  u.  geachtet  were,  Hier.  9,  11. 

un-keuseklicken  Adv.  auf  unkeusche  oder  schwelgerische  Weise: 
da  verzert  er  sein  gut  und  lebent  unkeusekelicken,  T — B  Luk.  15,  14. 

uu-keusekung  =  unkeuseke,   stf.   die  gemain  u.,  T — B  Koloss. 

3,  5 ;  I.  Korintker  5, 1. 

un-kunde,  -künde  Adj.  unbekannt;  fremd,  fremdartig,  seltsam: 
Tristan  und  sin  unkunder  stritgenöz,,  Trist.  1777.  in  dise  uukunde 
lant,  1208. 

un-kunder  stn.  Untier,  Ungetüm,  Monstrum :  diz,  u.  (=  Sckretel), 
Sckretel  250.     an  dem  u.  (Zwerg),  Trist.  5301. 

un-kuntlick  *  Adj.  unbekannt :  ir  unkuntlickez  wandern  —  ir 
sorge  truoc  üf  fröuden  bau  =  führte  zur  Freude,  W.  v.  W.  4925  f. 
unkuntlicker  sippe  kraft,  4928. 

un-kust  stf.  Bosheit,  Falschheit,  Hinterlist:  velscklick  kerze 
wont  in  valseker  uukust ,  Ernst  34.  die  Unkust  und  die  unreiue 
gelust,  Alex.  24879.  nikt  wan  an  unkust  sie  (die  Juden)  sick  wenen, 
26521.    daz  er  vor  aller  u.  volleclick  sick  wolt  bewarn,  24490. 

un-leiuenlick  (un-lidelicb)  Adj.  1.  frei  von  Leiden,  2.  un- 
empfänglich für  körperliche  Leiden,  3.  unleidlich,  unerträglich, 
schmerzlich:  2.  Wenn  du  (Christus)  nock  der  gotkeit  unleidenleicken 
und  untotleicken  seist  (impassibilis),  Sol.  84,  27. 

un-ledig  Adj.  nicht  frei:  der  —  markgrof  was  von  andrer  sack 
wegen  u.  (anderweit  beschäftigt),  Igl.  Str.  10. 

un-lez,leick*  Adj.  unerläßlich:  mit  1000  sekocken  unlesslicker 
puss,  Igl.  Bgr.  N.  40,  6. 

49* 


772  nn-Iustig  —  un-nütz-liche 

im-lustig  Aclj.  1.  mißvergnügt,  2.  unangenehm,  widrig,  ekelhaft: 
alle  monat  newen  unlustigen  unflat  oder  grawen  (gibt  es  in  mancher 
Ehe),  Ack.  45,14.  ein  unlustiger  spulzuber  (der  Mensch),  36,10. 
aus  den  fleusst  so  unlustiger  und  unreiner  unflat,  36,  17. 

im -macht  stf.  Kraftlosigkeit,  Schwäche,  Erschöpfung,  Be- 
sinnungslosigkeit, Ohnmacht:  zu  der  erden  sie  viel  in  u.,  Trist.  6526. 
lip  und  herze  ir  wären  ersteinet  von  der  u.,  6529. 

uu-insere  Adj.  unlieb,  unwert,  gering  geachtet,  zu  schlecht,  ver- 
haßt, zuwider:  die  sint  nicht  libebsere,  die  sint  rechter  liehe  u., 
W.  v.  W.  276  f.  sie  jähen,  daz,  er  unmsere  in  ze  herren  wsere,  Alex. 
20573.  iuwer  red  ist  mir  u.,  geloubet  mir  der  m?ere,  20461.  sie 
hänt  mich  im  gemachet  unmere,  Trist.  3492. 

iiii-i!iäz,eii  adv.  Dat.  übermäßig,  außerordentlich,  sehr:  u.  gerne 
sie  daz,  sach,  W.  v.  W.  6494. 

uu-menschlich-keit  stf.  Unmenschlichkeit,  abhominatio :  das  die 
u.  geschehen  ist,  W — B  Deut.  17,  4. 

im-mez.iglichen  (mae^ecliche,  -en)  Adv.  maßlos,  übermäßig: 
wie  u.  gross  Jeronimus  sei,  Hier.  129,  14. 

im-milte  Adj.  unbarmherzig,  hartherzig:  den  unmilten,  T — B 
Römer  4,  5. 

uu-minue  stf.  Gegenteil  von  minne  z.  B.  1.  unrechte  Liebe,  2.  Lieb- 
losigkeit, 3.  Streit,  Haß:  u.  was  ir  herzen  gast,  W.  v.  W.  821.  2297. 
di  man  warn  in  u.  (wutentbrannt)  uf  der  slachpruck  hindir  in,  Dal- 
50,  14  (15,  67).     von  den  seibin  u.,  die  man  do  an  in  prüft,   51,  29. 

un-minne  Adj.  1.  unfreundlich,  2.  unbeliebt :  unkunde  noch  un- 
minne,  W.  v.  W.  5362. 

un-minnen  swv.  nicht  lieben:  oh  sie  uns  u.,  daz.  wir  in  daz. 
selbe  tuon,  Alex.  3286. 

im-miigende  part.  Adj.  unvermögend,  kraftlos:  Ist  nu  die  haut 
unsers  herren  u.  ?  W— B  Num.  11,  23. 

im-mütig  Adj.  1.  mißmutig,  2.  aufgebracht,  zornig,  3.  betrübt: 
anders  ich  u.  wesen  inusz,  Ack.  31,  18. 

im -Miliz,  (un-muoze)  stswf.  1.  Unruhe,  2.  Zeitmangel,  Be- 
schäftigung, Geschäftigkeit,  3.  unverdrossene  Willigkeit:  1.  wie  her 
vor  u.  so  schier  nicht  komen  mocht,  Olm.  Stb.  132.  do  der  under- 
camerer  vor  unmüs  des  landes  zu  uns  nicht  komen  mocht,   ebenda. 

u n -mich  (auch  un-nähe,  -en,  -nä)  Adv.  entfernt,  bei  weitem  nicht, 
kaum,  u.  gän,  ligen  =  unberührt  lassen,  nicht  kümmern:  do  was  ir 
rede  unnäch  so  guot,  ez  enzweite  sich  ir  muot,  W.  v.  W.  1762. 

un-nächber-lich*  Adj.  der  Art  eines  guten  Nachbarn  nicht 
entsprechend:  daß  ihr  das  Heer,  das  uns  belagerte,  mit  Proviant 
unterstütztet,  uns  unuachperlich  bedeucht,  Elbog,  Chr.  156,  27. 

im-nachteilig*  Adj.  nicht  schädlich,  Eger.  Chr.  1196  u.  1197; 
s.  imvergriften-lich. 

im-nennleich  (un-nennelich)  Adj.  unnennbar,  innominabilis, 
Sol.  77,  20. 

im  -  nützlich  Adj.  unbenutzt,  eitel,  nutzlos,  vanus:  nicht  nime 
den  namen  deines  herren  gotes  unnüczlich  =  non  assumes  —  in 
vanum,  W— B  Ex.  20,  7. 

im-nütz-liche,  -en  Adv.  ohne  Nutzen  umsonst:  sein  gut  un- 
nüczlich versprenczen,  Igl.  Stb.  V  103  c. 


un-nützlichkeit  —  un-richtig  773 

un-nützliehkeit*  stf.  Zivecklosigkeit,  vanitas:  ich  habe  ge- 
wandert in  u.  =  in  vanitate,  W — B  Job  31,  5.  ein  lugen  haben  be- 
sessen unser  veter,  u.  die  in  nicht  hat  gevrumet,  Jer.  16,  19. 

un-ordig*  Adj.  unordentlich:  daraus  den  ein  u.  wesen  folget, 
Igl.  Ms.  S.  7. 

un-priesterlich*  Adv.  nicht  in  der  einem  Priester  geziemenden 
Weise:  als  oft  ein  prister  unredlich  und  u.  lebte,  Igl.  Rspr.  XII. 

un-pris  stm.  Schande,  Schimpf:  ob  im  u.  was  geschehen,  Alex. 
5745.  alsolch  u.  in  beiden  ((Tjostierenden)  nie  geschach,  Trist.  1758. 
ist  ez,  unpris  —  nein  —  ez,  gap  den  beiden  hohen  pris,  1760.  al- 
sulch  u.  was  geschehen  (Niederlage  beim  Tjost),  2275. 

nn-prisen  siov.  nicht  preisen,  schmähen,  tadeln,  erniedrigen: 
min  herre  mir  daz,  unpriset  {lohnt  schlecht),  Alex.  18541. 

un-prüflich*  Adj.  uner  forschlich:  grosse  dink  und  unpruf liehe 
an  der  czal  =  inscrutabilia  et  mirabilia  absque  numero,  W — B 
Job  5,  9. 

uii -rät  stm.  1.  schlechter  Bat,  2.  keine  Hilfe,  Schaden,  3.  Dürftig- 
keit, Mangel,  Not,  4.  eine  Art  Gebäck,  in  der  Lausitz  dünne  Kuchen, 
die  in  Milch  oder  andere  Getränke  getaucht  werden:  möchte 
unrath  (Unordnung)  erfolgen,  der  nicht  leicht  zu  stillen  wäre, 
Igl.  Ms.  S.  28.  das  Avir  so  jemerlich  in  verrern  unrat  nit  gegeben 
und  geopfert  werden,  Eger.  Chr.  1123  S.  301.  damit  mer  u.  (Un- 
annehmlichkeit) vermiden  werde,  1140.  domit  die  sachen  nit  in 
weitern  u.  komen,  1153.  der  cron  zu  Behem  merklichen  u.  und 
schaden  zu  zihen,  Elbog.  Chr.  151,  5.  domit  ewern  k(önigl.)  g(naden) 
icht  andere  u.  ersteen  möchte,  152,  27.  künftigen  unrats  überhaben 
bleiben,  73,  32.  105,  26.  —  2.  undrat,  105.  11. 

un-rcchtlickeit*  stf.  Bechtswidrigkeit :  ander  meher  u.  gethan, 
Elbog.  Chr.  25,  40. 

lin-redlichkeit  stf.  Unvernunft,  Untüchtigkeit* :  es  kumt  gar 
offte,  das  durch  eines  fursten  u.  willen  ein  gancz  lant  mus  vorterben, 
Böhm.  Chr.  17. 

un-reinen  swv.  1.  besudeln,  2.  ein  vihe  u.  =  mit  ihm  wider- 
natürliche Unzucht  treiben:  1.  mit  der  man  pfligt  sich  zu  unreinen, 
W— B  Lev.  5,  3. 

un-reinerin  *  stf.  eine  treulos  Handelnde:  sie  were  vür  war 
eine  unreinerin  gar  wider  irs  gelouben  kraft  mit  dem  tiuvele  behaft, 
Legende  762. 

un-reinig*  (woraus  mhd.  unreinecheit)  Adj.  unrein:  in  un- 
reiniger  libe,  Hier.  184, 11.  205,  28.  ich  bin  ein  man  mit  unreinigen 
lippen  =  pollutus  labiis,  Sol.  81,  4. 

un-reinig-heit  stf.  Unreinheit,  Schmutz:  aller  der  u.,  mit  der 
man  pfligt  sich  zu  unreinen,  W — B  Lev.  5,  3 ;  Sol.  6,  17.  ein  vas 
der  u.,  Sol.  8,  11.    des  roubens  und  mordens  u.,  Hier.  202,  2. 

un-reinig-lichen*  Adv.:  so  het  gott  gar  unreinigelichen  — 
gewurkt  (etwas  Unreines  geschaffen),  Ack.  38,  4. 

un-reinlich-keit*  stf.  foeditas:  durch  etlich  u.,  W — B  Deut. 
24,1. 

un-richtig  Adj.  1.  unrecht,  -richtig,  2.  mißgestaltet,  3.  nicht  ab- 
gerichtet, 4.  aus  der  Richtung  gebracht,  verrückt:  einen  mech tigern 
ader  einen  unrichtigem  krieger  (prozessierende  Partei,  die  schwerer 


774  un-ruchleich  —  un-seJikeit 

zu  behandeln  ist,  inhabilem  et  duriorem)  an  sein  stat  secze  und 
gebe,  dovon  ungerichte  gscheen  mochte.  Const.  III  8,  2. 

un-ruchleich  (un-ruoch-liche,  -en)  Adv.  rücksichtslos,  gering- 
schätzig: u.  nennen  den  namen  gotes,  Jon.  v.  Igl.  II.  Gebot. 

un-rugsam  Ad/.  =  un-ruowec,  unruhig,  friedlos :  ich  urtail  nich 
unrugsamen  di  (da^  sie  ungeruewigt  werden,  XI.  Bibel),  T — B  Btb. 
15,  19. 

un-sselde  s.  un-selde. 

un-satig*  (un-sat)  Adj.  nicht  gesättigt,  nicht  satt:  ein  u.  lesch- 
kruk  (der  Mensch),  Ack.  36, 15. 

un-schadhaft*  (=  uuschedelich)  Adj.  ungeschädigt,  schadlos, 
indemnis:  unser  bergleute  —  u.  behalden  =  conservare  indempnes, 
Const.  I  8, 1.  er  gelubt  den  obgenanten  purgeln  mit  dem  hoff  si  czu 
ledigen  und  unschadhaft  machen  (schadlos  halten)  an  alles  gever, 
Igl.  Stb.  III  210 d. 

un-schedler  (un-schedelich)  Adj.  unschiddig:  si  verlaitent  di 
herczen  der  unschedleren,  T — B  Römer  16,  18. 

un-sclmld  (und  unschulde)  stf.  Unschuld,  Schuldlosigkeit:  ist  das 
indert  ainer  den  andern  süzsteichleich  (!)  oder  von  unschult  wunt  = 
unabsichtlich ,  Brunn.  Str.  II  53. 

un-schuldig  Adj.  schuldlos:  sich  des  u.  machen  =  expurgare, 
Igl.  B.  68. 

un-schuldigen  swv.  tr.  1.  jemandes  Unschuld  dartun,  2.  ihn  für 
tinschiddig  erklären  mit  Gen.  d.  S.  refl.  sich  (durch  Eid  oder  Gottes- 
urteil) von  einer  Schuld  reinigen :  purgare,  Brunn.  Str.  II  3.  14.  21. 
36.  38.  39.  92.  93. 

un-schutzlich*  Adj.  ivogegen  es  keinen  Scliutz  gibt:  wasser, 
das  unverstellig  und  u.  ist  =  aqua  irrefrenabilis,  Const.  II  3, 13. 

un-segelich  (auch  un-sagelich)  Adj.  unsäglich,  unaussprechlich: 
u.  leit,  Ack.  31,  8. 

un-sehende  pari.  Adj.  ungesehen:  den  apfel  sie  (die  Eris)  dar 
brähte  u.  sie  den  üf  den  tisch  warf,  Alex.  4897. 

un-selde  (un-sselde)  stf.  auch  swf*  Unglück,  Unheil:  Gott  ewer 
(des  Todes)  termer,  hass  euch,  unseiden  merung  wone  euch  bei,  Ack. 
1, 10.  das  ist  ein  grosze  u.  (miseria),  Sol.  9, 17  u.  25.  nun  wil  ich 
dir  clagen  mein  unselde,  Sol.  9,  31.  Von  des  menschen  u.  und 
krankkeit  (de  miseria  et  fragilitate),  6,  10.  mit  tu  unseiden  erfüllet, 
8,  2.  erd  der  unseiden,  8,  5.  ich  leb  in  unseiden,  8,  8.  das  ist  kein 
er,  sunder  es  ist  ein  u.,  39,  8.    meiner  unseiden,  miseriarum  mearum, 

61. 10.  aus  der  gruben  der  unseiden  =  de  lacu  miseriae,  103,  8. 
ein  grosses  zeichen  ewiger  unseiden  ist  das  besunder,  so  got  den 
sunder  iren  willen  lesset,  Hier.  43, 17.  der  unseiden  wirstu  vor- 
gesseu  (miseriae  oblivisceris) ,  W — B  Job  11 ,  16.  sat  werdende 
peinigunge  und  unseiden  (S.),  Job  10, 15.  zu  der  erden  der  unseiden 
(S.),  Job  10,  22.  nicht  wirstu  vorchten  durfticheit  und  unselde,  wenne 
die  kumet,  Job  5,  21.  vallen  wirt  ouf  dich  unselde,  die  du  nicht 
magest   abgewischen  =  calamitas,   quam   non   poteris   expiare,   Js. 

47. 11. 

un-selikeit  (unsaelecheit)  stf.  Unglück,  Unheil:  ich  bekenne  mein 
u.,  Sol.  12,  29. 


un-senft  —  unten  775 

un-senft,  -e  Adj.  1.  unsanft,  rauh,  2.  drückend,  schwer:  du  bist 
senft  und  ich  u.,  Sol.  6,  20. 

un-sichtig  Adj.  unsichtbar,  verborgen:  0  du  unsichtiges,  un- 
begreifliches licht,  Hier.  73,  7.  unsichtiges  licht  =  lux  invisibilis, 
Sol.  10,  14.  2,  37.  die  unsichtigen  diuk,  76,  40.  82,  37.  83,  22.  83,  4. 
87, 19. 

un-sichtig-leich  Adj.  unsichtbar:  mit  dreien  deinen  unsichtic- 
leichen  vingern,  Sol.  67,  26.    liht  u.,  79,  28. 

un-sinne  stf.  Torheit,  Wahnsinn:  wir  sin  mit  u.  behaft,  Alex. 
10058;  T— B  Botenb.  26,  24. 

uu-sinnen  swv.  töricht  (wahnsinnig)  sein  oder  handeln:  Paulus, 
du  unsinst;  di  manigeu  buchstaben  verkerent  dich  zu  der  unain, 
T— B  Btb.  26,  24.  ich  unsin  nit,  wan  ich  rede  di  wort  der  warheit, 
26,  25. 

un-sinnig  Adj.  sinnlos,  verrückt,  töricht,  rasend,  Olm.  Stb.  64. 
Der  unsinnige  wirt  dorumb  verkoren  umb  das,  das  er  nicht  sinnes 
hat  noch  mag  nicht  kisen  di  warheit  noch  kein  sache  redliche 
ordiniren  und  schicken,  Oonst.  IV  12,  4.  Fritzen  den  unsinnigen, 
Eger.  Achtb.  1 14.  Habart  von  Hertenberg  der  unsinnige  gibt,  27.  1. 
1306  seine  und  seiner  Brüder  Rechte  auf  dem  Hof  zu  Miloszen 
(Mühlsessen)  zu  Gunsten  des  Klosters  Waldsassen  auf. 

un-sinnikeit  stf.  Wahnsinn,  amentia:  slahe  dich  —  mit  u.  und 
mit  bliudheit,  W— B  Deut.  28,  28. 

unslit,  ünszlet  stn.  Unschlitt,  Talg,  Traut.  Chr.  236.  die  fremden 
fleizkacker  schullen  daz,  unslid  aus  einem  vich  nicht  in  das  ander 
tun,  Igl.  Stb.  II  S.  71b.    inslicht  und  schmer  um  20  seh.,   III  190a. 

un-spreclienlich,  -leich  Adj.  unaussprechlich,  unsäglich:  wie 
unsprechenleich  werden  jene  (Gaben)  sein,  di  du  newr  deinen  freunden 
geben  wirdest,  Sol.  55,  37.  di  selb  u.  dein  susze  =  hanc  tuam  dul- 
cedinem  ineffabilem,  58,  15.  unsprechenleicher  herr  =  inenarrabilis, 
90,  13.  unsprechleiche  meine  freud,  50,  23.  umb  di  starke  un- 
sprechliche  übe,  di  in  dem  himel  ist,  Hier.  124,  10.  0  du  unsprech- 
liche  barmhertzikeit  unsers  gotes,  7,  25. 

un-spürlich*  (un-spüric)  Adj.  wovon  keine  Spur  zu  finden,  un- 
erforschlich,  W — B  Spr.  5,  6. 

un-stetig  (un-st?etic)  Adj.  unstet:  zwischen  disem  meinem  un- 
stetigen und  deinem  ewigen  leben  (lunaticam  vitam),  Sol.  29,  2. 

un-stetikeit  (un-streticheit)  stf.  Unbeständigkeit,  Wankelmut): 
di  erde  uude  alle  ire  behaltung  (was  sie  enthält)  ist  auf  u.  gepawet, 
Ack.  51,  8.    der  luft  u.  mischer,  56,  20. 

un-siinieliche  Adv.  nicht  säumig,  unverzüglich:  2000 — 3000  zu 
Pferd  —  eins  zihens  u.  her  —  komen  lassen,  Elbog.  Chr.  142,  37. 

un-süez,e,  un-suoz.e  Adj.  nicht  süß,  bitter,  herb,  unfreundlich: 
ein  stimme  unsüez,er  doene  riche,  Ernst  2552.  ein  volc  ungestalt 
und  unsuoz,e,  die  hieben  blatefuoz,e,  3827. 

uute  swf.  wohl  verlesen  für  unde  (Woge)  do  daz,  schif  nit  mocht 
werden  gesteuert  in  den  wint,  dem  schiffe  wart  geben  di  unten 
(überließen  wir  es  den  Winden)  und  wir  wurden  getragen  niderlaufent 
in  ein  inseln,  T— B  Btb.  27, 15. 

unten*  (wenn  nicht  verlesen)  swv.  zweifeln:  daz,  wir  ieezunt  nit 
sein  luczel  untend  (klein  zweflend,  XL  Bibel)  T— B  Ephes.  4, 14. 


776  unter  —  un-verborgen 

unter  s.  under. 

un-teilieh  (auch  unteilec,  -ic)  individuus :  der  allerhohsten  dri- 
valtikeit  ein  unteiliche  wesung  (individuam  essentiara)  zu  derkennen, 
Sol.  99,18  u.  83,  36. 

un-tichtig,  untochtig  s.  untüchtig. 

un-tödig*  Adj.  unsterblich:  dem  uutodigen  Got,  T — B  I.  Timoth. 
1,17. 

un-tödikeit*  stf.  Unsterblichkeit:  der  alain  hat  di  u.,  T— B 
I.  Timoth.  6,  16.  ez.  geziemt  —  ze  vassen  dicz  todig  —  di  u., 
I.  Korinther  15,  53. 

un-tötleichkeit  s.  un-tötlicheit. 

un- totlich,  1.  -leich  2.  (auch  untcetlich)  Adj.  unsterblich: 
1.  wan  sie  nicht  gewaldes  haben  über  die  untotliche  sele,  Hier.  43,  6. 
du  untotlicher  bist  und  mugest  furbas  nicht  geleiden  (leiden),  81,  8. 
als  du  untotlicher  und  ervvirdiger  erstanden  bist ,  80,  29.  2.  mitot- 
ischer wonst  du  in  der  ewikeit,  Sol.  77,  18.  u.  (verlesen  immortabile 
für  inenarrabile),  79,  26.  in  untotleicher  reinikeit  =  immortalitatis 
cum  serenitate),  53,20.  Wer  Gott  im  Abendmahl  empfängt,  wirt 
untotlichen,  Hier.  85,  26.  die  gerechticheit  ist  ewig  und  untotlich, 
W — B  Buch  der  Weisheit,  1,15.  volc,  daz,  man  untcetlich  sprach 
(=  die  10000  „Unsterblichen"  bei  den  Persern),  Alex.  6111.  daz,  er 
wsenet  wie  er  untotlich  si,  Alex.  8993.  ich  waen  dicz  volc  untotlich 
si  und  im  niht  sterben  wone  bi,  13353.  so  mach  uns  n.,  22  297. 
ein  volc  daz,  da  u.  was  genant,  25186. 

un-tötlicheit  (untoetlicheit)  stf.  Unsterblichkeit :  herr  der  herren, 
der  allein  hat  di  u.,  Sol.  78,  29. 

un-treglich  Adj.  unerträglich:  swere  burdeu  und  u..  T— B 
Matth.  23,  4. 

un-tröst  stm.  1.  Mutlosigkeit,  Besorgnis,  2.  entmutigende  Bede 
oder  Lage,  Handlung,  3.  persbnl.  wer  keinen  Trost  gewährt:  si  haben 
mich  in  u.  und  in  leide  gesetzt,  Sol.  16,  31. 

un-troesten  sicv.  entmutigen :  ir  untroestet  daz,  volc  damite  (mit 
euem  Klagen)  Alex.  2134. 

un-tüchtig,  -toehtig  Adj.  untauglich:  e  das  tüchtig  dann  das 
untüchtig  nimt  er  (der  Tod)  hin .  Ack.  21, 12.  seine  gewerken  mit 
irem  untochtigen  priefe,  Igl.  Bgr.  N.  11,  3,  was  die  markleut  falsch, 
vortarbens  und  untochtigs  gut  erfinden,  Olm.  Stb.  62.  grob  oder 
untichtig  mel  under  das  semelmel  mischen.  Traut.  Chr.  137. 

un-übung*  stf.  schechte  Handlung,  Elbog.  Chr.  53,  33. 

un-varend,  un-varund  part.  Adj.  unbeweglich:  u.  guot  =  un- 
bewegliche Habe,  Prag.  Bb.48,  68.  74.  119.  103,  1;  Brunn.  Str.  II  90; 
Igl.  Str.  247;  Const.  IV  18,  11.  Chlum.  YIÜ  15,  s.  varend  und 
erbe . 

un-vaulend*  part.  Adj.  nicht  faulend,  imputribilis :  leicht  ein 
unvaulendes  holcz  hat  erweit  ein  weiser  werkman,  W — B  Js.  40,  20. 

un-veige  Adj.  nicht  dem  Tode  verfallen  (geiveiht):  ir  vesten 
Schilde  hart  die  unveigen  ernerten,  Alex.  3697. 

un-verantwort*  part.  Adj.  ungerechtfertigt:  dadurch  (durch 
unberechtigte  Klagen)  imantz  u.  verkurtzung  sult  gescheen,  Elbog. 
Chr.  38,  33. 

un-verborgen  part.  Adj.  nicht  verborgen,  Alex.  18363. 


un-verbrochen   —  un-verleschenleich  777 

un-verbrochen  part.  Adj.  1.  nicht  verletzt,  nicht  erbrochen*: 
das  der  prief  unverruckt  und  u.  was  an  allen  seinen  teilen,  Igl. 
Rspr.  XV.    2.  unverbrüchlich,  fest. 

un-verbroclienlich  Adj.  unverbrüchlich,  ganz,  fest,  bergm. 
nicht  angebrochen:  das  er  den  egenanten  brieff  —  ganz  und  gar  u. 
(unerbrochen)  und  unvermeilt  gesehen  habe,  Stb.  Brüx  N.  108. 

unverdinget  part.  Aäj.  1*  ohne  Verabredung,  ohne  Vertrag, 
2.  unbedingt,  3.  ohne  Einrede:  1.  welicher  smid  u.  smidet  pauleuten 
des  veldes  auf  14  tagen  =  sine  aliqua  conventione,  Const.  I  15,  11. 

un-verdriez,-lich  Adv.  ohne  dessen  überdrüssig  zu  werden: 
ewer  gnad  geruchen,  unser  anligen  —  u.  zu  verneinen ,  Elbog.  Chr. 
73,  24. 

un-verdroz,z,en  part.  Adj.  unverdrossen,  unermüdlich:  unser 
willig  u.  dienst  alzeit  zuvor,  Elbog.  Chr.  39,  32.  42,  8.  110,  3. 

uu-ver-einet  part.  Adj.  uneinig:  darnach  (nach  des  Herzogs 
Tod)  u  leben  begunden  die  lantherren  und  sich  mit  einander  werren, 
W.  v.  W.  3780  ff. 

un-vergeltlick*  Adj.  unbezahlbar:  also  vil  grose  und  u.  aus- 
seczunge  und  besteunge  =  pretiosissimas  locationes  et  conductiones, 
Const.  III  6,  13. 

un-vergetzlich  s.  un-vergez,z,lich. 

im- vergessen  part.  Adj.  1.  unvergessen,  2.  eingedenk:  er  en- 
phinc  die  frouwen  in  unvergessener  zuht  =  ohne  zu  — ,  W.  v.  W. 
1442. 

un-vergez,z,en-heit*  stf.  dauerndes  Gedenken:  das  hab  ich  von 
u.  wegen  (damit  es  nicht  in  Vergessenheit  gerate)  auch  hierher 
schreiben  lassen,  Eger.  Chr.  97. 

un-vergez,zjicb  Adj.  unvergeßlich:  daz,  si  mich  iht  ergetzen 
mugen  so  unvergetzlicher  Verlust,  Alex.  10  475. 

un-vergolt*  part.  Adj.  nicht  vergoldet:  ein  silbrein  gurtel  uber- 
golt  und  ein  silbrein  uuvorgolt,  Igl.  Stb.  III  64  b. 

iin-vergriffen-lich  (bei  L.  nur  Adv.)  Adj.  unbeschadet,  ohne 
Eingriff  in  die  Hechte  eines  andern:  dise  artickel  sollen  gerechtig- 
keiten  und  altem  herkomen  u.  und  unnachteilig  sein,  Eger.  Chr. 
1196  S.  370  und  N.  1197  S.  373. 

un-verhindert  part.  Adj.  unbehindert:  das  das  wasser  unser 
gruben  durch  den  Stollen  des  hern  Augustin  Reindlers  seinen  gang 
wie  vorhin  u.  haben  soll,  Igl.  Bgr.  N.  69  a. 

im-verirt,  -verirret  part.  Adj.  1.  ohne  sich  worin  (Gen)  zu 
irren,  2.  ohne  sich  zu  verirren,  3.  ungehindert,  4.  nicht  betrogen  um 
(Gen.),  5.  geschmückt  mit.  5.  er  was  hoher  eren  unverirt,  W.  v.  W. 
253.  ein  wirt,  rieh,  reiner  tugente  unverirt,  4981.  der  kamerer, 
wisheit  u. ,  erwarp  einen  guoten  wirt,  2624.  2.  triuwe  tragen  u. 
1818. 

uu-verkärt  (unverkeret)  part.  Adj.  unverletzt,  unverändert:  di 
stuff  noch  u.  stet,  Igl.  Bgr.  N.  53,  16. 

un-verleschenleich  (-leschlich)  Adj.  unauslöschlich:  du  bist  ein 
u.  susze  =  dulcedo  inaestimabilis  (!) ,  SoL  57,  22.  unverleschlichs  licht 
=  lucem  inexstinguibilem ,  98,16.  daz,  unverleschlich  feure,  T— B 
Mark.  9,  41 ;  Luk.  3,  17.    in  dem  unverleischen  feur,  Matth.  3, 12. 


778  un-verlorn  —  un-verscheiden-leich 

un-verlorn  pari.  Adj.  das  ist  an  in  u.  =  tvohl  angewendet, 
W.  v.  W.  6355. 

un-verlustig  Adj.  1.  keinen  Verlust  (Einbuße)  erleidend,  2.  un- 
vergänglich*: 2.  unverlustic  herzeser,  Alex.  27383. 

un-yermeilich  Adj.  notwendig:  wer  icht  gewandes  hat  über 
sein  u.  notdurft  und  sihet  den  armen  leiden  und  hilft  im  nicht,  der 
ist  ein  dip  und  morder,  Hier.  47,  26. 

un-verineiligt,  -vermeligt  part.  Adj.  unverletzt,  Sol.  73, 19. 
ire  undertenigen  von  setaner  poser  nachrede  unvormeiliget  czu  halden, 
Const.  I  7,  23;  Traut.  Chr.  2.  unvermeligt,  Elbog.  Cbr.  64,  28. 

un-vermeilt  pari.  Adj.  unbefleckt,  rein,  unverletzt:  u.  geistlich- 
keit,  Hier.  46,  19.  den  brieff  —  gancz  und  gar  unverbrochenlich  und 
u.  gesehen,  Stb.  Brüx  N.  108. 

un-vermüglich-keit  1*  Unvermögen,  2.  Kraftlosigkeit,  Alters- 
schwäche: 1.  Mert  Schmid  erlenngt  —  die  pestättung  der  fundgruben 
aus  unvermugligkkait  pis  auf  Georgi  nechst,  Igl.  Mut.  25. 

un-vernemen*  stn.  schlechtes  Einvernehmen,  Traut.  Chr.  302. 

un-vernem-lich* 'part.  Adj.  unverständlich,  superintelligibilis:  in 
der  unvernemleichen  werlt,  Sol.  79,  19. 

un-verneinlikeit*  stf.  Unverständlichkeit:  durch  vinsternusse, 
u.  der  sinne  (unverständliche  Stelle  im  Briefe),  Mind.  des  Egerl. 
S.  63. 

un-vernomen*  part.  Adj.  ohne  um  Bat  gefragt  zu  haben:  wer 
uuvernomen  wi^en  wil ,  der  schephet  daz,  waz^er  mit  dem  sibe, 
Alex.  27968. 

un-vernunst  stf.  Unverstand,  Unkenntnis:  min  kranker  sin,  min 
u.,  Trist.  2542. 

un-verrichtet  part.  Adj.  1.  nicht  unterwiesen,  2.  nicht  gehörig 
bestellt,  nicht  geordnet,  nicht  beigelegt:  Darnoch  pleib  der  krig  u., 
Igl.  Bgr.  N.  68, 1. 

un-verriickt  (auch  unverrücket)  part.  Adj.  unverrückt,  be- 
ständig, fest:  mit  drei  fromen,  unverruckten  mannen  au  iren  eren 
und  guten  leumunt,  Igl.  Bgr.  N.  84,  2.  das  ich  die  unverruckten 
tochter  (mein  Weib)  hau  erkant,  Ack.  13,  4.  ein  zuchtiges,  keusches 
und  an  eren  unverrucktes  weip  ist  vor  aller  irdischer  augelweide, 
Ack.  46, 17.  mit  unverruckter  triuwe  kraft ,  W.  v.  W.  4972.  ab  nu 
die  stuft"  craft  haben  schol  und  unvorruckt  bleiben,  die  also  dar 
kumen  ist,  Igl.  Bgr.  53,  21.  als  sie  die  brief  und  ingesigel  der  ur- 
teil von  der  Ygla  gancz  und  u  gesehen  hetten,  N.  49,  4.  ein  briv 
vorsigelt,  der  noch  heute  unvorruckt  ist,  N.  53,  1.  die  stufte  noch 
u.,  N.  57,  2.  —  2.  unversehrt:  wir  besahen  den  prief  liberal,  das  der 
prief  u.  und  unverprochen  v>ras  an  allen  seinen  teilen,  Igl.  Rspr. 
XV.  die  fertigung,  die  man  der  tochter  czugeschickt  hatt,  sol  man 
ir  unverruckt  verfolgen  lassen,  Igl.  Stb.  V  280  a.  wer  das  u.  Lehn- 
gut obig  der  Obermühl  erbauete,  Traut.  Chr.  364. 

un-versagen-licli*  Adj.  nicht  mit  Worten  zu  schildern:  nnver- 
sagenlicher  keiser  =  Gott,  Ack.  57,  2. 

un-verschamt  part.  Adj.  unverschämt:  unverschampter  bosz- 
wicht,  ewer  böse  gedenknusz  lebe  und  taure  hin  an  ende,  Ack.  2,  8. 

un-verscheiden-leich  (-liehe,  -en)  1.  insgesamt,  zu  gesamter 
Hand.  2.  ohne  Unterschied,  3.*  ohne  Testament:  1.  die  —  Bürgen  — 


un-verschert  —  un-verursacht  779 

habent  alle  mit  sampt  im  mit  gesampter  hant  und  u.  gelobt,  Bucb  der 
Gebrechen,  S.  240.  lehen  und  lehenschafte  hinlassen  u.  —  indistincte, 
Const.  III  1,  11.  3.  derselbe  Nikel  dornach  abging  u.  und  lis  einen 
erben,  Igl.  Str.  230.  czu  parig  geseczt  mit  gesampter  band  unver- 
schaidenlich,  Igl.  Stb.  V  261  a.  >  181c. 

un-verschert  (-verschart,  verschertet)  part.  Adj.  nicht  schartig 
gemacht,  unverletzt:  und  eines  willen  u.,  swä  daz,  unminne  niht 
undervert,  W.  v.  W.  2296  f.  des  lop  noch  witen  an  küneges  lobe  un- 
verschert  in  den  landen  unverborgen  vert,  Alex.  18363. 

un-verscliroteii  part.  Adj.  nicht  zerschnitten,  ganz:  an  gengen, 
die  vor  u.  und  unverhawen  sin,  D  I R  I  5,  1. 

uu- verschult  (-scholt,  -schuldet,  -schult)  part.  Aäj.  unverschuldet, 
unverdient  passiv  u.  aktiv :  swer  u.  im  nimt  sin  guot,  W.  v.  W.  6184. 

un-verser-lich  Adj.  Adv.  =  un-verseret,  unverletzt :  das  ir  dise 
unser  Schickung  (Entscheidung)  u.  solt  halden,  Eger.  Chr.  1136. 

un- verslagen  part.  Adj.  1.  nicht  betrügerisch,  sondern  voll- 
wichtig geprägt,  2.  unbehindert:  1.  mit  bereitten,  guten  unverslogen 
reinischeu  gülden,  Stb.  Brüx  N.  229.  mit  unverslagenem  gesibt  = 
irreverberatis  obtutibus  Sol.  92, 17. 

un-versoldet  (-solt)  part.  Adj.  unverdient ,  unbelohnt* :  als  die 
minneclieben  heten  sie  üf  daz,  velt  beriht,  daz.  bleip  u.  niht  von  den, 
die  ez.  da  fuorten,  Alex.  12  892. 

un-versorgt  part  Adj.  unversorgt,  schlecht  bestellt,  ahnungslos* : 
das  du  (Bewohnerschaft  von  Eger)  mir  unverschult,  6n  alle  ursach 
u.  {unvermutet)  und  unbewart  vor  meiner  behausung  Liebenstein  ge- 
zogen ,  Eger.  Chr.  N.  1188.  nachdem  wir  unversorgter  sach  und 
eilend  überzogen  und  verlagert  sein,  Elbog.  Chr.  156,  25. 

un-verspart  part.  Adj.  nicht  ge-,  erspart,  ohne  zu  sparen,  zu 
schonen:  das  sol  uns  ewer  k.  g.  u.  leibs  und  guths  gancz  willig  er- 
finden, Elbog.  Chr.  148,  33.  das  wil  ich  —  u.  leibs  und  guts  —  ver- 
dienen, Eger.  Chr.  1165  S.  340.  so  Mertel  das  recht  u.  (auch  ihm 
zugänglich)  und  im  nie  gewegert  (verweigert),  Elbog.  Chr.  80,  20. 

un- versprochen  part.  Adj.  1.  nicht  zurückgewiesen ,  nicht  ab- 
gelehnt, 2.  worauf  kein  Anspruch  erhoben  wird,  3.  unbescholten-,  wir 
haben  den  wintfang  gehabt  unvorsprochin  6  oder  8  wochen  minner 
oder  mer  =  ohne  Bechtseinwand,  Igl.  Bgr.  N.  64,  2. 

un-versprochen-lich  Adv.  ohne  Widerspruch:  Ist  is  abir,  das 
di  schepphin  u.  ire  lehen  vorhantvesten  czu  dem  Stollen,  so  beheldet 
si  der  stolle,  DIR  I  6,  1. 

un-verstellich*  Adj.  nicht  zu  zügeln,  nicht  in  Schranken  zu 
halten:  durch  des  wassers  willen,  das  unvorstellich  und  unschuez- 
lich  ist  =  propter  irrefrenabilem  aquam,  Const.  II  3,  13. 

un-verstoln  part.  Adj.  1.  nicht  gestohlen,  2*  nicht  heimlich, 
offen:  sie  was  mit  liebe  u.  =  zeigte  sie  ihm  offen,  W.  v.  W.  7537. 

un-versunnen  part.  Adj.  ohne  Besinnung,  beivußtlos :  da  lac  er 
u.,  Alex.  20213.  u.  sie  hin  seic,  8858.  daz.  sie  u.  lac,  2090.  daz,  er 
da  belac  u.  und  betoubet,  Trist.  5213.  5231. 

un-verswendet*  part.  Adj.  nicht  vernichtet:  von  ir  übermuot 
umnäzen  sie  die  (kiele  und  tremunde)  liezen  u.,  Alex.  15377. 

un-verursacht*  part.  Adj.  nicht  veranlaßt:  unverursachter  weis 
(ohne  Grund),  Eger.  Chr.  1194. 


780  un-vervangen  —  un-vlat 

un-vervangen  part.  Adj.  1.  unnütz,  bedeutungslos ,  wirkungs- 
los :  u.  ist  din  (der  werlt)  troesten,  Alex.  27  317. 

nn-vervoreht  part.  Adj.   furchtlos:  intrepidus,  Sol.  57,  41. 

un- verwandelt  part,  Adj.  unverändert:  das  sie  deu  sprach  ganz, 
stete  und  u.  behalden,  Stb.  Brüx  N.  373. 

un-verwart  (bei  L.  nur  Karlra.  193,13)  part.  Adj.  unvermutet: 
alles  unverwarter  sachen,  Eger.  Chr.  1160.  solche  beschedigung 
u.,  nit  besorgt,  noch  gen  euch  und  den  ewern  verdint  gewest,  1142. 

nn-verweislich*  Adv.  ohne  Vorwurf:  das  uns  u.  czu  erzaigen, 
Eger.  Chr.  1169. 

un-verwindlich  Adj.  und  Adv.  nicht  zu  verwinden,  nicht  zu 
schmerzen:  das  uns  lang  unsern  nachkomen  unverwindlichen  ist, 
Eger.  Chr.  1123  S.  299. 

un-verworren  part.  Adj.  nicht  darein  verwickelt:  ich  Avil  mit 
iuwerra  strit  gar  u.  sin,  Dal.  193,  5  (86,  17).    Brünner  Str.  II 30. 

un-verzechet*  part.  Adj.  ohne  der  Zeche,  Zunft  anzugehören, 
Traut.  Chr.  138. 

un-verzeit  -verzaget  part  Adj.  nicht  mutlos,  nicht  scheu,  un- 
verzagt: pris  sie  erwarben  unverzeit,  W.  v.  W.  5323.  an  allen 
tilgenden  unverzeit,  vertraut  mit,  reich  an,  1117. 

un-verzegeliche,  -en  (un-verzagtliche)  Adv.  unerschrocken: 
der  u.  sprach,  Alex.  13276.  u.  strit,  10953.  daz,  ich  umb  ere  wolde 
guot  unverzegeliche  geben,  10789.  daz,  sie  u,  wolden  mit  im  riten, 
10206. 

un-verzerleich*  Adj.  unvergänglich,  interminabilis :  ich  habe 
dich  erkant  —  got,  unverzerleichen,  ewigen  .  .  .  Sol.  83,  2. 

un-verzieh-lich*  Adv.  ohne  Säumen,  ohne  Verzug:  Elbog.  Chr. 
154,  2. 

un-verzigen  part.  Adj.  1.  pass.  unversagt,  2.  akt,  ohne  zu  ver- 
zichten auf  (Gen.):  läz,  in  ligen  sines  rechtes  u.,  Trist.  5386. 

im- verzogen  part.  Adj.  nicht  aufgeschoben,  nicht  hingehalten, 
endgültig:  ein  volles  unvorezogens  recht  thun,  Igl.  Str.  I  S.  355. 

im-verzogenlich  Adj.*  unverzüglich:  gebt  uns  ein  u.  antwort, 
Eger.  Chr.  1187  S.  359. 

un-verzoglich  (-zogenliche,  -en)  Adv.  ohne  Aufschub,  unver- 
züglich: Das  ir  das  tut  u.,  Igl.  Bgr.  N,  1,5.  unverzogenleich,  Igl. 
Stb.  III  144 d.    das  haus  räumen  u.,  III  A  136  a. 

im-verzugen  (-zogen)  part.  Adj.  und  Adv.  nicht  aufgeschoben, 
unverzüglich,  Igl.  Bgr.  N.  65,  7. 

im-veulich*  (=  un-veile)  Adj.  nicht  käuflich:  enphacht  di  un- 
feulich  cron  der  wunnielich  (glori  XI.  Bibel),  T— B  I  Peter  5,  4. 

un-vlät  stm.  n.  -vlät,  -e  stf.  das  f.  neben  m.  nur  in  md, 
Quellen,  das  n,  sicher  nur:  Krone  19  670;  Schmutz,  Unreinigkeit, 
Unflat,  auch  bildlich:  vol  stanks  und  unflats,  Sol.  8,  13.  alle- 
weg  wer  ich  in  dem  unflat  gelegen ,  Sol.  40,  29.  von  unflat  in  u. 
=  de  luto  in  lutum ,  16,  36.  der  —  Satan  —  im  golt  als  unflat 
strewet  =  qui  sternit  sibi  aurum,  42,  17.  aus  der  Unlust  des  unflats, 
Sol.  103,  9.  aus  dem  selben  unflat  machstu  etleiche  vas  eren  und 
etleiche  zu  ewigen  schänden,  Sol.  69,  23.  etleich  als  ein  unflat  sein 
verflossen,  Sol.  71.  36.  er  hat  die  armen  sünder  aus  aschen  ires  Un- 
flates derhebet ,  Hier.  13,  26.    durch  sulches  unflates  meiner  sunden, 


un-vleckhaftig  —  un-vruchtber-keit  781 

75,  2.  das  mere  deines  sundigen  Unflates  meinet  dich  zu  dertrenken, 
108,2  böse  begerunge  des  unkeuscben  Unflates,  206,24.  sulchen 
iren  u.,  217,  18.  der  mensch  wirt  —  mit  unreinem,  ungenantem  Un- 
flat in  muterlichem  leibe  generet,  Ack.  36,  7.  der  mensch  ist  ein 
gantzer  u.,  36,  9.  —  das  si  icht  sterben  in  irem  unflat  (in  sordibus 
suis),  W — B  Lev.  15,  31.  des  nebeis  unvlat  und  der  stanc  wider  si 
zerücke  twauc,  Alex.  Anh.  733.  749.  daz,  hüs  alles  unvlätes  bar, 
Ernst  2472. 

un-vleckhaftig  (un-vleckaft)  Adj.  ohne  Flecken,  rein:  heilig 
und  u.,  T— B  Ephes.  5,  27.  1,  4;  Koloss.  1,  22.   ein  u.  pet,  Juden  13,  4. 

uu-vleiz,*  stm.  unabsichtliches  Vorgehen:  ein  brief  durch  unfleis 
(tinab  sichtlich)  ist  verloren  worden,  Elbog.  Chr.  85,  8. 

un-vletig,  unfletig  (unvlsetic)  Adj.  schmutzig,  unsauber,  un- 
rein {auch  bildl.):  wir  sint  alle  ein  unfletigs  tuch  =  quasi  pannus 
menstruate,  Sol.  68,  25.  mit  sulchen  unfletigen  unsern  sunden,  Hier. 
148,  7.  das  domit  (durch  hochfart)  alle  seine  wege  unfletige  werden, 
29,  20.  der  unfletigen  wurme  speise ,  73,  25.  dieselben  unfletigen 
ketzer,  131, 17.  —  unflättig  ding  auf  die  gassen  ausgiessen,  Chlum. 
I  34. 

un-vletiglicheu  (un-vlsetic-liche,  -en)  Adv.  unflätig,  in  Unkeusch- 
heil:  wan  sie  des  nachtes  u.  bei  den  weiben  gelegen  haben,  Hier. 
84, 13. 

un-vletikeit  stf.  =  unvlät ;  liht,  das  do  hasset  alle  u.,  Sol.  67,  33. 
alle  dorn  und  alle  u.  ausroden,  Hier.  6,  23.  wenne  sie  der  sunden 
u.  also  erkenten,  179,  7.  die  in  sulcher  u.  leben  und  in  sulchen 
snoden  sinnen,  36,  13.  sich  selber  rein  zu  behalden  vor  u.  diser 
bösen  werlt ,  46,  23.  das  gott  —  sant  Jeronimus  von  der  u.  des 
snoden  fleische»  enbunden  hette,  113,24.  hasser  aller  u.  =  Gott, 
Ack.  57,  14. 

un-vogt-ber  (-beere)  Adj.  1.  dem  Vogt  nicht  unterworfen,  2.  un- 
mündig :  Wiewol  noch  geschriben  gemainen  kaiserlichen  rechten  die, 
so  unvogtper  sein  und  ir  rechts  alter  nicht  erlangt  haben,  für  ander 
gefreit  sein  —  so  erstatt  die  poshait  das  alter,  Igl.  Str.  (1)  S.  266. 
Die  Iglauer  fällten  das  Urteil,  diesen  12jährigen  Mörder  zu  er- 
tränken, ivährend  die  Wiener  ihn  zu  lebenslänglichem  Kerker  bei 
Wasser  und  Brot  verurteilt  hätten.  — 

un-vol-acht*  part.  Adj.  nicht  genügend  geivürdigt :  siner  genäden 
macht  ist  allem  sinne  u.,  W.  v.  W.  2848 f.  von  sinem  wip  man  seit, 
daz,    ir   schoene   unvolaht  wsere,   Alex.   23303. 

un-vollobt  part.  Adj.  nie  völlig  genug  gepriesen :  der  unvollobten 
maget  clär  (Maria),  Ernst  1771.  3170.  3259. 

un-volsegen-licu*  part.  Adj.  unaussprechlich:  u.  herzeleit  ist 
mir  geschehen,  Ack.  31,  11. 

un-vridsam  Adj.  unverträglich ,  nicht  Frieden  haltend:  solcher 
unfridsamen  personen,  Traut.  Chr.  303. 

un-vrucktbär-lich*  Adv.  unnütz,  ohne  Nutzen:  das  wir  mit 
unsern  weiben  und  kinden  nit  umb  leib,  ere  und  gut  u.  komen 
mugen,  Eger.  Chr.  1123  S.  301.    u.  der  heiligen  cristenheit,  1123. 

un-vruchtber-keit  (-bärkeit)  stf.  Unfruchtbarkeit:  unvrucht- 
perkeit  und  witwetum  sint  alle  kumen  über  dich ,  W — B  Js.  47,  9. 
die  sune  deiner  u.  =  filii  sterilitatis  tuae  [ !  ]  W — B  Js.  49,  20. 


782  mi-vrüchtig  —  un-wirdikeit 

un-vrüchtig  Adj.  unfruchtbar,  unnütz:  worumb  vorgizzet  ir 
sulche  unf  nichtige  zäher?  Hier.  19,  25. 

un-vuoge  stf.  1.  Unziemlichkeit,  Hoheit,  Frevel,  2.  Unnatürlich- 
keit,  Ungereimtheit:  Krist  sol  in  die  u.  wer  und  sich  über  sie  er- 
barmen, W.  v.  W.  5527.  damite  vestest  du  im  den  muot,  daz,  er 
aber  u.  tuot,  4791.  ir  kinder  mit  unfugin  sy  uif  im  achsiln  trugin, 
Dal.  21,  6  (2,  20). 

un-vuogen  swv.  unziemlich,  roh  handeln,  freveln:  wie  man  dich 
—  Fortuna  —  u.  siht!  Alex.  6365.  also  daz,  guot  u.  kan  (sotveit 
kann  Reichtum  und  Macht  verführen,  wie  bei  Alexander,  der  gött- 
liche Verehrung  in  Anspruch  nahm),  8991. 

un-vuogleick  (un-vuoge,  -vüege-lich)  Adj.  unziemlich:  wann 
es  ist  u.,  das  man  ein  ding  czu  schaden  prenge  äne  schuld,  Const. 
III  1,  4. 

un-vür  (un-vuore)  stf.  1.  üble,  rohe  Art,  2.  üble  Auffassung, 
3.  schlechte  Lebensweise,  Unfug,  Ausschiveifung,  4.  Nachteil:  das  man 
wert  sunden  und  u.,  Olin.  Stb.  78.  spil,  unfur,  czog  und  alle  un- 
gerichte,  80. 

un-vürstlich  Adj.  nicht  fürstlich:  dem  unfürstlich  orden  wone 
bi,  W.  v.  W.  515. 

un-vürtig  Adj.  ohne  Furt:  ein  waz,z,er  (Thanais)  daz,  ist  un- 
vürtic  unde  breit,  Alex.  18611. 

un-w(ege  Adv.  auf  unvorteilhafte,  unangemessene  Weise:  daz, 
(den  Treuen)  bescheidet  ir  mir  unwege,  Alex.  26000. 

un-wärheit  stf.  Lüge,  Unwarheit:  wenn  ein  meister  dem  andern 
u.  czuseczet,  Igl.  Stb.  V  221  c. 

un-weib  stn.  die  den  Namen  eines  Weibes  nicht  verdient:  bei 
allerlei  muntz  beisiege  und  bei  weihe  unweib  müssen  wesen,  Ack. 
47,  13. 

un- Weisheit  (-wisheit)  stf.  Unverstand,  Torheit:  hoffet  dein  u.? 
Hier.  208,  28.  sein  u.,  Böhm.  Chr.  28.  di  mau  von  unwisheit  komen 
in  groz,e  trurikeit,  Dal.  34,  18  (8,  55). 

un-wendec  Adj.  nicht  rückgängig  zu  machen,  2.  unabwendbar: 
nü  was  das  u.  =  nicht  zu  ändern,  W.  v.  W.  887;  Alex.  22080. 

un-wert  Adj.  1.  nicht  geachtet,  nicht  geschätzt,  unlieb,  un- 
angenehm: unwert  man  von  unwerder  art,  W.  v.  W.  1499.  ist  das 
liebe  gethreid  —  in  einem  guten  kauf  (billig)  gewesen  und  also  un- 
werth,  das  es  niemand  wollen  khauffen,  Eger.  Chr.  916. 

un-widerbriugend*  part.  Ad),  unauf hebbar:  in  der  un wider- 
bringenden swersten  acht  gotes  —  beleibent  (ihr,  o  Tod) ,  Ack.  2,  6. 

un- wille,  -en  swm.  1.  das  Nichtivollen,  2.  WiclermUe,  3.  Ubel- 
ivollen,  Groll,  Feindschaft:  willens  ende  ist  Unwillen,  Ack.  17,  2. 
dadurch  sie  —  in  krieg,  czwitracht  und  Unwillen  komen  sein,  Igl. 
Stb.  V  170  b.  einen  u.  erczeigen ,  III  200  b.  vehd  und  zwitracht, 
spen  und  Unwillen ,  Elbog.  Chr.  1, 15 ;  Eger.  Chr.  1161.  ab  sich 
darinne  (im  Schloß  von  Elbogen)  u.  wolt  entporen,  den  zu  Unter- 
konten, Elbog.  Chr.  114,  8. 

un-wirdikeit  stf.  1.  Herabsetzung,  Beschimpfung,  2.  Vergebung, 
Wegwerfung  der  Würde :  zorn  und  u.  (gramschaf t  XL  Bibel) ,  T — B 
Römer  2,  8.  den  kelch  des  weins  der  u.  (ungenendigkeit  XI.  Bibel), 
Offenb.  16, 19. 


nn-wis^en  —  un-zimlich-keit  783 

un-wiz^en  part.  Adj.  nicht  gewußt,  unbekannt:  des  {weil  die 
Boten  nicht  wußten,  daß  Alexander  in  Theben  sei)  vinden  sie  in  un- 
wiz,^en  (unerwartet)  da,  Alex.  3961. 

un-wiz,z,end  (un-wiz^ende)  stf.  Unwissenheit:  we  der  vergangen 
u.,  Sol.  89,  37. 

un-wiz,z,ende  part.  Adj.  und  Adv.  1.  nicht  wissend,  ohne  zu 
wissen  oder  zu  kennen,  unbewußt,  2.  bewußtlos,  3*  unbekannt: 
3.  was  der  erwirdige  Jeronimus  nicht  gekont  hat,  das  ist  in  der 
naturen  unkunt  und  unwiz,z,ent  allermeniclichen,  Hier.  111,  28.  wann 
sie  von  unwissenden  sacken  sein  unsträflich,  Ack.  24,  12. 

im-wiz,z,en-heit  stf.  Nichtkenntnis:  die  u.  solcher  baunng  (daß 
man  nicht  weiß,  wann  Eger  erbaut  worden),  Eger.  Chr.  1  S.  8. 

un-wiz^ent-leich  1.  Unverständig,  töricht,  2*  unbekannt:  2.  do 
ist  ir  u.  umme,  Igl.  Str.  250. 

un-ivonhaft*  (==  un-wonhaftic)  Adj.  nicht  zu  bewohnen,  inha- 
hitabilis :  Ob  ich  nicht  in  ein  wustenunge  secze  dich  und  deine  stete 
u.  =  urbes  inhabitabiles ,  W — B  Jer.  22,  6.  durch  die  unwonhafte 
erde  und  unwegige,  Jer.  2,  6.    dein  erde  u.  ist,  Jer.  6,  8. 

un-wucherhaftig*  Adj.  unfruchtbar:  daz,  si  nit  sein  u.,  T— B 
Titus  3,  14.  mit  enwelt  euch  gemeinsamen  den  uuwucherhaftigen 
werken  der  vinster,  Epheser  5, 11. 

unz,  -e  stswf.  I.Unze,  uncia,  2  ein  Flüchenmaß,  aus  Zai.  uncia: 
swaz,  zinses  gteben  sine  stete  an  pfunden  und  an  unzen,  W.  v.  W.  220. 

un-zalhaft  Adj.  1.  unzählar,  2.  unermeßlich,  3.  unsäglich:  1. 
Alex.  1939. 

uu-zeitlich,  -zitlich  Adj.  an  keine  bestimmte  Zeit  gebunden: 
wanne  kumt  der  unzeitliche  tod?  Hier.  36,  17  wie  Chr.  IV  219,  12. 
unzitlich  dinc  ez,  im  riet,  von  zitlichen  dingen  ez,  in  schiet  —  daz, 
er  da  niht  enahte,  niuwan  höchvart  er  trahte,  Alex.  8975. 

un-zellicli  (-zallich,  -zellich)  Adj.  1.  unzählbar,  2.  unsäglich, 
3.  unermeßlich:  das  er  (dein  leip)  mitsampt  der  sele  u.  peine  ewic- 
lichen  leide,  Hier.  37,  25. 

unzer  stm.  kleine  Schnellivage  {ursprüngl.  mit  einem  1  Unze 
schiceren  Gewicht):  neque  aliquo  iure  aliquam  lanam  emere  debent 
cum  pendiculo,  dicto  volgariter  Unczer,  et  eciam  in  ponderibus  emere 
non  debent,  Olm.  Stb.  94. 

un-zerbrochen  part.  Adj.  nicht  zerbrochen,  unverletzt,  ganz: 
wo  der  rase  unczubrochen  ist,  D  I R  I  4,  2.  ir  recht  gancz  und  un- 
czuprochen  halden,  Const.  II  4,  5. 

un-zerbrochenkeit*  stf.  Beharrlichkeit:  in  u.  (unzerstörlicheit 
XL  Bibel),  T— B  Ephes.  6,  24.    ere  und  u.,  Römer  2,  7. 

un-zergeugleich  (un-zer-ganclich,  -genclich)  Adj.  unvergäng- 
lich, ewig:  ein  u.  licht,  wohl  verlesen  oder  verschrieben  für:  iinzu- 
genKleich  =  inaccessibile  lumen,  Sol.  85,21.  zu  der  wären  minne, 
die  unzurgenclich  immer  ist,  Trist.  6859. 

un-zerrütt  part.  Adj.  unverletzt:  die  Verrichtung  stet  und  u. 
halten,  Igl.  Stb.  V  20  b. 

u n -/im lieh  Adj.  unziemlich,  ungeziemend:  u.  dink  tut  der  = 
rem  illicitam,  W— B  Lev.  20, 21. 

un-zimlich-keit  (un-zimelic-heit)  stf.  (bei  L.  nur  DFG  286a 
illecebra):  sie  begangen  hat  u.  in  Israhel,  so  das  sie  unkeuschte  in 


784  tm-zucht  —  urbor 

dem   hause  ires  vaters ,  W — B  Deut.  22,  21.    haben  u.  begangen  = 
nefas,  Lev.  20,  21. 

un-zueht  (unzucht)  stf.  1.  Ungezogenheit,  Verstoß  gegen  die  Sitte, 
2.  Gewalttätigkeit,  Roheit,  3.  Schimpf,  4.  Wasserabschlagen,  5.  Un- 
siülichkeit,  6.  leichtere  Vergehen  gegen  das  Gesetz  u.  Hecht:  die  die 
unzucht  (flagitiuin)  haben  begangen,  W — B  Richter  20,  13.  der  Un- 
zucht wil  ich  in  encziehen,  Alex  7027. 

uu-zuläz^ung*  stf.  Nicht gestattung ,  Weigerung:  aus  u.  der 
ganzen  landschaft  der  cron  Behem  abgeschafft,  Traut.  Chr.  227. 

un-zweive-lich  Adv.  ohne  daran  zu  zweifeln,  zuversichtlich: 
als  wir  uns  genczlich  und  u.  zu  ewern  gnaden  verhoffen,  Eger.  Chr. 
IUI.    unzweifflich,  1140. 

uober  Ufer,  Trist.  5676;  s.  über. 

uop,  -bes  stm.  1.  Landbau,  2.  Handlungsweise,  3.  Gebrauch, 
Sitte,  Übung:  sus  erwarp  er  prises  uop  üz,  dem  satel  er  in  huop, 
W.  v.  W.  7347 f.    2.  dir  riet  ir  wirdeclicher  uop,  7027. 

üppig  (üppec,  -ic)  Adj.  1.  überflüssig,  unnütz,  leer,  eitel,  2.  über- 
mütig, hochfahrend:  das  glaube,  du  üppiger  geuknecht  (gauche  D), 
Ack.  42,  6.  warum  grisgrament  di  haiden  und  di  volk  gedachten 
in  üppig  (eytel  ding  XI.  Bibel),  T— B  Btb.  4,  25. 

üppikeit  (üppec-heit)  stf.  Leben  in  Überfluß,  Eitelkeit,  Nichtig- 
keit, Vergänglichkeit:  daz,  ir  ieczunt  nit  get  als  di  haiden  gent  in 
der  ü.  irs  sinnes,  T — B  Ephes.  4,  17.  diner  (der  werlt)  unbehenden 
ü.  ein  krankez,  ende  ist  bereit,  Alex.  24647. 

üppisch  ==  üppig :  uppischer  gab  knecht  (B.  für  üppiger  gau- 
knecht),  Ack.  42,  6. 

ur*j  uhr*  axis  lat.  hora  stf.  1.  Stunde,  2.  Uhr:  umb  funfzehen 
uhr  im  1561  jar,  Igl.  Mut.  15.  in  der  16.  stund  auf  der  ganzen  ur 
im  1541  jaren,  Mut.  4.  19. 

urbar,  urbor  {von  er-bern)  stf.  n.  1.  zinstragendes  Grundstück, 
Zinsgut,  2.  Rente,  Einkünfte  überhaupt,  3.bergm.:  a)  Urbar  im 
engeren  Sinne,  königlicher  Bergwerksertrag  in  den  böhmischen  und 
den  durch  deren  Bergrecht  beeinflußten  angrenzenden  Ländern  (erst 
seit  dem  15.  Jahrhundert  allgemein)  der  8.  Korb  der  Ausbeute  in 
natura,  seit  der  2.  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  des  beim  Erzverkauf 
erzielten  Erlöses,  Sternberg  Urk.  N.  88  und  S.  212 ff.  Noch  1478  ist 
es  1jH,  später  immer  häiifiger  und  seit  1534  (Bergwerksvergleich) 
ständig,  übereinstimmend  mit  dem  sachlichen  Bergrechte  der  Zehnte. 
Wenn  das  Bergwerk  nicht  auf  Königsgrund  liegt ,  gibt  der  König 
(Regalherr)  dem  Grundeigentümer  von  der  Urbar  1/3,  so  daß  ihm 
dann  eigentlich  sj2i — l/at  =  1lti  von  der  Förderung  als  Urbar  bleibt. 
Die  Urbar  toird  nicht  von  der  „eigenschaft"  der  Stollen  für  Lösung 
fremder  Bergwerke  gezahlt,  wohl  aber  von  den  Halden,  wenn  sie 
„den  klopfern"  verwehrt  werden,  d.  h.  nachträglich  bergmännisch 
verwertet  werden.  3b)  Urbar  im  weiteren  Sinne:  außer  der  unter 
3  a  erwähnten  Urbar  Vic  von  den  Lehenschaften  außer  von  denen  in 
den  Bürgerlehen  und  „Erbgebirgen" ;  ferner  das  Recht  auf  2  Königs- 
lehen und  alle  Überscharen,  auf  „V32  des  Leihers",  das  nach  Igl. 
Bgr.  N.  22  weder  dem  König  noch  dem  Münzmeister,  sondern  dem 
Hofmeister  (in  Kuttenberg)  als  dem  Verleiher  zukommt;  ferner  eine 
Schicht  am  Schmiedneuntel  und  endlich  das  Recht  auf  die  Edelmetall- 


urbar  785 

einlösung  (Vorkauf,  Wechsel,  cauibium,  losunge  s.  d.  Worte  u.  berg- 
regal):  2.  sorge  im  fröuden  urbor  brach,  W.  v.  W.  1183.  sorgen  urbor 
was  da  kranc,  7125.  al  siu  (des  landes)  urbor  inan  schätzte,  204. 
3  a  und  b.  Dicz  sein  die  teile ,  di  unser  urbor  angeboren  in  einem 
igleichen  gemessen  perge:  von  erstem  ein  achtteil  über  alle  koste, 
das  di  urbar  heisset,  vor  und  noch  als  gemessen  wirt:  desselben  ein 
dritteil  noch  dem  messen  gevellet  den  herren,  in  der  erbe  der  perg 
gemessen  ist.  Darnoch  gleicherweis  so  gevellet  uns  ein  schiebt  in 
dem  neunden  smidteile  auch  noch  der  messunge,  in  der  wir  mit 
andern  gewerken  ader  smiden  alle  koste  und  czerunge  tun  sullen, 
ausgenommen  geschoss  und  losunge,  mit  der  wir  unsere  teil,  die  der 
urbor  volgen,  nicht  besweren  wollen.  Sunder  noch  der  messunge 
gefallen  uns  fünf  czweiunddreissigteile  also,  das  man  in  den  selben 
fünf  czweiunddreissigteiln  rechen  sol  ein  czweiunddreissigteil ,  das 
man  gibt  um  emphaunge  der  genge.  (Die  4/32  =  »/8  sind,  eben  die 
Urbar  im  engeren  Sinne.)  Darnoch  gevellet  uns  ein  sechezehenteil 
in  aller  lehenschaft,  di  do  wirt  in  gemessen  pergen  und  in  kuniges 
leben  und  in  der  herren  leben  und  in  der  ubermassen,  ausgenommen 
alleine  die  purgeiiehen  und  pergerblehen ,  von  den  man  kein  sech- 
zehenteil  geben  sol.  —  über  das  so  sein  alle  kunigeslehen ,  alle 
herrenlehen  (diese  natürlich  nur,  wenn  der  Regalherr  zugleich  Grund- 
herr ist)  und  alle  Übermasse  unser  und  dieselben  teile  alleine  di 
volgen  unser  urbar,  wan  wir  si  hinlassen  (ah  Lehenschaft  vermieten) 
ader  vorkauffen  umb  einen  genanten  czins  und  genies ,  Const.  II 
2,  15  u.  16.  Beim  Verteilen  der  Förderung  sullen  die  erczteiler  von 
ersten  für  allen  dingen  —  legen  der  urbor  das  achte  teil;  darnoch 
das  neunde  smidteil;  czum  3.  das  sechezehende  teil,  das  uns  an- 
gepuret  aus  den  lehenschaften,  zum  vierden  mal  die  eigenschafte,  ab 
icht  do  were.  Das  uberige  erez  sol  man  gleich  teilen  in  vier  schicht. 
Const.  1 16,  2.  Dem  Grundherrn  gehört  ein  dritteil  —  des  achten 
teils,  das  di  urbar  heisset,  113,3.  gewonlich  ist,  das  man  unser 
urbar  hinlasset  pis  auf  sent  Peters  und  Pauls  tage,  der  czwelfpoten ; 
daun  in  der  vigilien,  als  man  beruft  di  leezt  tageschicht,  so  vor- 
lischet  und  geet  aus  alles  hinlassens  recht  der  besteer,  Const.  III 
6,  16.  Die  Einhebung  der  Urbar,  das  Amt  eines  Urbarers  wurde 
nämlich  an  einen  oder  wegen  der  hohen  Pachtsumme  an  eine  Gesell- 
schaft von  2  —  A  Männern  verpachtet;  s.  urbarer,  di  unser  urber 
beschreiben,  Const.  I  8.  Einleitung.  Das  Abbaurecht  verlieren  alle,  ab 
si  di  rechte  urber  nicht  geben  mit  den  teilen,  Const.  III 1,  6.  Aber  das 
das  ding  (ein  vorwustet  —  vom  Wasser  ertränktes  —  perkwerk) 
nicht  vorterbe,  so  ist  es  pesser,  das  man  das  vorwuste  perkwerk 
und  silbergruben  umb  unser  recht,  das  ist  alleine  umb  das  achtteil 
der  urbor  in  erberecht  (==  als  sogenanntes  „Erbgebirge")  hinlasse, 
doch  mit  rate  der  stete  und  des  perges  geswornen.  —  Underweilen 
auch  so  vorleihet  man  mer  perge  denn  einen  miteinander,  under- 
weilen auch  noch  einander  umb  di  urbor  alleine,  Const.  II  3,  8.  Wir 
seezen,  das  alle  silbergruben,  di  ein  ganezes  iar  ungepawet  pleiben, 
mit  allein  rechten  czu  unser  urbar  widerkeret  und  vorvallen  sein, 
ü  4,  7.  das  in  den  selben  hochezeiten  unser  urbor  nicht  wenig  ab- 
gangen sei  von  der  hantstein  wegen  (die  bei  besonders  freudigen, 
festlichen  Anlässen  an  den  Bergmeister  verschenkt  wurden,  so  nicht 

Jelinek,   Wörterbuch.  50 


786  urbar-büch  —  urbarer 

zur  Erzteilung  kamen,  weshalb  von  ihnen,  dem  König  die  Urbar 
entging),  Const.  I  7,32.  —  pis  unser  her  der  pischof  sich  der  u.  unter- 
want  von  unsers  heren  des  kaisers  wegen  =  bis  er  Urbarer  wurde, 
Igl.  Bgr.  N.  42, 1?.  Ein  man  —  wil  die  klopper  auf  der  selben  halden 
nicht  lassen  kloppen  und  vurt  den  selben  perk  (das  auf  die  Halde 
geschüttete,  hier  nicht  ganz  taube  Gestein)  czu  mul  und  nielt  und 
arbeit  in  selber;  und  darum  wil  der  urbarer  urbar  von  derselben 
halden  nemen;  wanne  her  wil  in  nicht  vorwissen,  er  schütte  auch 
ercz  auf  diselben  halden.  Doruber  ist  getailt:  wanne  her  di  halden 
den  klopiern  werte ,  her  schol  von  rechte  urbor  davon  geben ,  Igl. 
Bgr.  N.  18.  —  Urbar  =  Abgabe  an  den  Landesherrn  von  Wein- 
gärten: Ein  Weingarten  hat  die  ersten  12  Jahre,  die  an  underlazze 
nachenander  volgen ,  freiunge ,  in  dem  13.  sullen  sie  dem ,  des  das 
erbteil  oder  das  gebirg  ist  (dem  Grundherrn)  den  czehenden  und  uns 
und  unsern  nachkomen,  künigen  czu  Behem  und  der  cronen  desselben 
unsers  kunigsreichs  vom  eime  ietzlichen  Weingarten  einen  halben 
czuber  weins  jerlichen  geben  [ein  „Weingarten*  =  60  Baten  lang, 
8  breit;  eine  Rute  =  8  Ellen],  Stb.  Brüx  N.  108.  —  u.  =  ein  Gut, 
das  Zins  oder  Lehensabgabe  trägt,  Traut.  Chr.  94.  zechen  gewon- 
heit,  orber  und  gebrauch  bestettige,  245. 

urbar-büch  (urbor-buoch)  stn.  Verzeichnis  von  Zinsgütern,  Ab- 
gaben und  Gefällen,  Traut.  Chr.  93.  307.  309.  des  {zum  Beweis,  daß 
die  Grube  zum  Czappenschu  eine  Woche  20  und  eine  25  Mark 
getragen  habe)  czihen  wir  an  das  urbarburch  und  register,  Igl.  Bgr. 
N.  11,  3. 

ur-bären  sivv.  intr.  zum  Vorschein  kommen,  gestehen,  refi.  sehen 
lassen,  offenbaren,  anstiften,  ausüben:  in  irem  handtwerke  sie  sich 
orbern  und  regieren  sollen  und  wollen,  Traut.  Chr.  244.  245;  s.  ur- 
burn. 

urbarer,  urborer,  urburer  stm.  1.  Zinseinnehmer,  Bentamt- 
mann,  2.*  bergm.  mit  der  Verwaltung  der  Urbar  betrauter  Unter- 
beamter des  regalherrlichen  Bergmeisters  (Hofmeisters  in  Kuttenberg), 
im  DIR  und  in  den  Const.  als  leitender  Lokalbeamter,  zugleich  als 
oberster  Beamter  des  Königs  in  Bergsachen,  über  den  nur  der 
Kämmerer  als  Leiter  des  Zentralverwaltung  der  königl.  Einkünfte 
steht.  Er  erteilt  alle  Verleihungen:  so  einen  Suchstollen  durch 
wasseriges  Feld,  DIR  3,  1 ;  läßt  dem  ersten  Finder  einen  Berg  ver- 
messen und  verleiht  ihm  diesen.  Was  die  urbarer  mit  rate  der 
schepfen  czu  der  Ygla  in  dem  gepirge  oder  in  den  Stollen  imande 
vorleihen  oder  geben  under  irem  ingesigel  und  der  urbarer,  das  sol 
stete  und  veste  sein  an  alle  Widerrede,  Igl.  Bgr.  U — A  1.  was  die 
urbarer  mit  wissen  der  scheppfen  von  der  Igla  mit  dem  perkrechten 
schaffen  und  schicken,   das  schol  stete  und  veste  geholden  werden, 

U — A  17. so  wollen  wir  von  ersten  besehen  von  den  —  lehen- 

scheften,  di  do  gescheen  von  urburen  in  unsern  (kunigs)  leben  und 
uberscharn ,  Const.  I  1,  3.  Czu  irem  ampt  gehört  auch  bei  nahen 
alle  recht  des  gepirges  czu  vorleihen,  doch  mit  underscheidunge, 
Const.  I  3, 2;  stellvertretend  verleiht  er  an  Stelle  des  gewerk- 
lichen  Bergtneisters  auch  Lehenschaften.  Sie  haben  den  Betrieb  zu 
beaufsichtigen,  um  des  Königs  Nutzen  zu  wahren:  Czu  dem  ur- 
borer ampt  von  ersten  gehört,  das  si  sullen  besehen  alle  nueze  und 


urbarer  787 

gelegenkeit  des  perkwerkes  und  sullen  des  kuniges  nucz  fleissicleich 
behalden  als  ir  äugen,  das  icht  von  tragheit  oder  argelist  czu  schaden 
dem  gemeinen  nucze  von  imand  gesckee ,  Const.  I  3,  1.  Sie  haben 
zu  sorgen  für  Ordnung  auf  dem  Berg,  für  billige  Lebensmittel  und 
der  gl.,  Const.  I  3,  4 ;  bei  den  Erzteilungen  die  Urbar  einzuheben : 
Urborer  di  heissen  urborer  von  der  urbor,  di  wir  in  bevehlen  czu 
bandeln  mit  ganczen  trewen,  Const.  I  2,  1 ;  im  Berggericht  haben  sie 
den  Vorsitz:  Das  recht  ist  ein  gewalt  czu  richten,  di  von  unser 
kunigleicher  macht  geben  ist.  —  Eins  wollen  wir  —  das  alle  ur- 
borer, die  in  czeiten  sein  werden,  an  alle  Widerrede  sullen  vur 
unsern  camerer  und  vur  unsern  pergscheppen  offenlichen  sweren, 
das  si  unser  rechte  und  saczunge  mit  aller  irer  macht  und  crafft 
behalden  und  beschirmen  wollen.  —  Der  urborer  recht  ist,  das  si 
allein  richten  sullen  di  Sachen,  di  czu  dem  perggericht  gehören.  — 
Und  noch  urteil  der  gesworn  schepppfen  sullen  di  urborer  richten, 
von  den  redlich  nicht  beruffen  wirt,  Const.  I  4,  3  u.  5.  di  clage  an 
di  urborer  vor  den  schepphen  bringen,  DIR  22a,  2.  Sie  stellen 
TJnterbeamte  an  und  beeidigen  die  gewerklichen  Beamten ,  vor  allem 
den  Bergmeister:  Di  gewerken  nemen  einen  bergmeister,  wen  si 
wullen,  also  das  derselbe  teil  mit  in  habe  czu  minsten  ein  czwei- 
unddrissigteil ,  unde  wer  an  des  urbarers  statt  ist,  der  sal  im  den 
eit  geben,  DIE,  13,  9.  Si  (di  urborer)  haben  auch  von  irem  amte 
allen  pergmeistern  den  eit  czu  geben,  als  gewonlich  ist,  und  ab  si 
in  irem  ampte  saumig  weren,  abczusetczen,  ab  di  gewerken  an  dem 
teile  trege  unde  vorlassen  wurden  funden ,  Const.  I  3,  3.  Die  Ur- 
barer sind  Steuerpächter ,  die,  gewöhnlich  2—4,  wegen  der  hohen 
Pachtsumme  sich  zusammengetan  und  die  Urbar  unter  gewissen  in 
eigenen  Verträgen  (z.  B.  Sternberg.  Urkdb.  N.  22  —  24.  40)  fest- 
gesetzten Vereinbarungen  für  ganz  Böhmen  (z.  B.  Urkdb.  N.  22)  oder 
für  Böhmen  und  Mähren  zusammen  gepachtet  haben  (z.  B.  N.  23.  24). 
Der  1342.,  1343.,  1372  bezeugte  Titel  urburarius  in  Chuttis  zeigt  nur 
seinen  Amtssitz  nicht  eine  Verpachtimg  bloß  der  Kuttetiberger  Urbar 
an,  der  Igl.  Bgr.  N.  97  „provisor  montanorum"  in  Reichenstein  ist 
jedoch  allerdings  als  königlicher  Amtmann  für  Reichenstein  allein 
anzusehen.  Übergriffe  der  Urbarer  den  Gewerken  gegenüber  be- 
kämpfen die  Const.  Wann  das  ist  uns  furkumen  mit  weinender 
clage  unser  perkleute,  das  di  urburer,  den  wir  unser  urbor  in  einer 
bescheidenheit  und  umb  einen  sichern  genis  gelassen  haben,  das  si 
si  twingen  mit  notiger  unpilleicher  gepete  umb  ir  ercz,  das  si  mit 
sweissiger  arbeit  gewunneu  haben  —  wan  diselben  urborer  sprachen, 
si  wolden  das  behalden  czu  stewer  ires  grossen  schaden,  den  si  das 
jar  an  der  urbar  genommen  betten.  —  Wir  wollen,  das,  welcher 
urbar  sotanes  furpas  tut  und  wirt  des  offenlich  überwunden,  der  sol, 
was  er  genomen  hat,  den  schadhaften  genczlich  widerkeren  und  sol 
darczu  als  vil  czu  puse  geben  in  unser  camer,  1 4,  7.  Czu  dem  virden  mal 
tail  wir  euch,  das  di  urborer  von  lehenscheften,  noch  von  gruben,  noch 
von  gewerken  keine  pore  {nämlich  Erz)  nemen  schulleu,  wann  si 
schullen  iren  amptleuten  —  von  der  urbor  und  von  irem  gut  Ionen 
und  nicht  von  der  gewerken  guet,  Igl.  Bgr.  N.  102,  2.  Was  von 
iren  (der  gewerken)  wagen  vellet  auf  di  weg  oder  über  di  wege,  so 
sprecben  die  urborer,  si  haben  recht  darczu  und  heben  di  weg  auf 

50* 


788  urbarer-büch  —  ur-kunde 

und  nenien,  was  darauf  oder  dar  czu  gevallen  ist;  so  sprechen  di 
gewerken,  si  haben  recht  dar  czu.  Im  Sinne  der  Gewerken  ent- 
scheidet der  Iglauer  Oberhof,  Igl.  Bgr.  N.  19.  Der  urbarer  sal  haben 
eine  Schicht  von  dem  neuntail,  da  man  das  smidampt  mit  bedeutet, 
Igl.  Bgr.  N.  20.  das  der  urbarer  von  des  lehensamptes  wegen  mit 
czu  ',32  recht  hat,  wiwol  di  urbarer  von  den  Chutten  von  newer 
gewonhait  —  das  haben  auf pracht ,  das  man  von  einem  perge ,  den 
man  von  newens  misset,  dem  urbarer  ein  achtail  geit,  Igl  Bgr.  N.  21. 
ingesigel  der  urborer,  Const.  IV  14,  2.  urbarers  tavl,  DIR  III  31. 
Namen  einiger  Urbarer  in  Kuttenberg:  Arnold  von  Pittingen,  Igl. 
Bgr.  N.  16  und  17.  Borsat.  Borsuta,  N.  8,  2.  Borsat  und  Frevel 
Tausentmark,  N.  36,  1.  Petir  von  Pj'eske,  munczmaister  und 
gemainer  vorleiher  aller  perkwerken,  N.  11,  2. 

urbarer-büch*  stti.  =  urbarbüch:  si  czugen  sich  des  an  das  u., 
das  das  ^emechte  also  gescheen  wer,  do  es  inne  geschriben  stunde. 
Igl.  Bgr.  N.  65, 1. 

ur-born  s.  ur-burn. 

ur-bot  stn.  Anerbieten,  Art  und  Weise,  wie  man  aufgenommen 
tvird,  Bewirtung :  gerechtikeit  —  wil  durch  keiner  gäbe  urbot  von 
ir  stsete  niht  wenken  noch  ir  reht  niht  lä^en  krenken,  Alex.  12614. 

ur-burn,  -born  stow,  etwas  als  urbor  inne  haben,  davon  urbor 
geben  oder  nehmen,  ausnutzen,  handhaben:  alsus  urburte  ich  minen 
lip  durch  megde  und  durch  reine  lip ,  Trist.  3903.  daz,  wir  nicht 
urberen  unsern  lip  durch  die  minnenclichen  wip,  Trist.  4027. 

urhap,  -bes  stnm.  1.  Sauerteig,  2.  bildl.  Auflauf,  3.  Entzweiung, 
4.  Ursprung.  Anfang,  Ursache,  5.  Anstiftung,  6.  persönlich:  Urheber: 
4.  den  man  alt  und  jungen  nennet  äne  urhap  ewic  erkennet.  W.  v. 
W.  3015.  ewic  äne  ende  siniu  (Gottes)  jär  äne  urhap  wesent  un- 
gezalt,  5828.  6.  ich  künde  in  als  mir  gewuoc,  der  diser  sache  urhap 
was  und  ich  in  sime  buoche  las,  5446.  4.  wip  sind  voller  urhap 
vollekomener  dinge  guot,  1260.  mit  manger  koste  urhap  der  mar- 
schalc  herberge  gap.  127.  wie  milteclich  er  gap  manger  richeit  ur- 
hap, 7808.  daz,  koufwip,  diu  in  het  gezogen,  welchen  urloup  sie  im 
gap  und  siner  richeit  urhap  im  zuwarf,  den  geren.  6224.  der  lande 
recht  und  ir  gewalt  sinen  sünen  er  dö  gap  und  größer  wirde  urhap. 
7869.  an  urhab  aller  czeit  und  an  end,  Sol.  83,  18.  des  wuochs  im 
sorgen  urhap,  Alex.  4840.  durch  daz,  ich  fröiden  urhap  min  tohter 
dir  ein  maget  gap,  10929.  nü  kämen  —  üz,  strite  in  strites  urhap 
gevarn  Antigonus  und.  Tholomeus,  13968.  reht  u.  und  ursprinc  dise 
viere  aller  tilgende  sint,  24418.  wsere  ich  der  sache  u.  gewesen, 
18441.  der  dirre  m?ere  u.  ist  (der  Held  dieser  Geschichte  —  Alex.), 
Alex.  5101.  der  mir  daz,  erste  urhap  dis  buoches  gap,  27603.  als 
der  durchslag  —  ein  anfang  und  ain  urhab  ist  und  alle  teding  von 
des  durchslags  wegen  gesehen  sein ,  Igl.  Bgr.  N,  67,  8.  er  klagt  um 
eine  (f?)  urhab  an  einem  toden,  Igl.  Str.  164a. 

urhabe  (ort-habe)  swm.  Urheber:  des  gepeudes  urhaben  (auetores), 
W— B  Esdr.  I  5:  4. 

ur-kleine  Ädj.   ganz  klein:  ein  urkleinez,  kindelin,   Trist.  2693. 

ur-kunde,  -künde  stn.  f.  Zeichen,  Anzeichen.  Kennzeichen,  Merk- 
mal, Zeugnis,  Beweis,  schriftliches  Zeugnis,  Urkunde:  Ein  grosse  ur- 
kunde  warkaftiges  gelaube  —  ist  gotes  vorchte,  Hier.  41,  19.    do  er 


ur-laub  —  urloyn  789 

(Christus)  in  dem  lesten  abendez,z,en  seinen  jungem  ein  grosses  Ur- 
kunde seiner  libe  Avolte  bezeigen ,  43,  23.  wunder ,  di  wol  Urkunde 
geben  der  grossen  heiligkeit  seines  lebens,  150,  13.  daz,  er  über  in 
ervaren  wolt  ein  wärez,  Urkunde,  wie  Kristes  leben  stünde,  W.  v.  W. 
376.  qusem  ez,  (ein  beize),  daz,  ez,  funde  solicber  fröuden  Urkunde, 
1447.  mit  reiner  bibte  Urkunde  und  riuwe  nach  der  sünde,  2996  f. 
daz,  sie  iuwer  süne  sin,  welch  Urkunde  habt  ir  des?  6604.  also  sie 
der  rede  Urkunde  (Beiveis  für  seine  Behauptung),  sach,  6697;  diu 
weit  des  (daß  Maria  jedem  hilft)  noch  Urkunde  hat,  7937.  —  Öffent- 
licher, gerichtlicher  Ausruf,  die  Lautbarung  eines  Geschäftes ,  auch 
die  Abgabe  für  diese  gerichtliche  Handlung,  Brunn.  Str.  I  10.  186. 
273.  280.  325.  330.  341.  352.  439.  per  protestationem ,  quae  dicitur 
urkund,  714.  valsch  geczeug  oder  beczengen  oder  urchund  reden 
gegen  deinen  nehsten,  Joh.  v.  Igl.  8.  also  kurczen  alle  die  ir  leben, 
die  sein  (das  4.  Gebot)  nicht  behalten.  Des  hab  wir  ein  urchund  an 
hern  Absalon ,  4.  Gebot,  das  ich  des  gemüts  nicht  pin ,  imands  an 
gleublich  Urkunde  was  ungeburlicher  clag  zu  gestaten,  Elbog.  Chr. 
38,  32.  des  alles  zu  warer  u.  geben  wir  disen  brief  besigelt,  56,  27. 
als  uns  die  schrift  u.  git,  Legende  529.  dö  er  der  süez,e  Urkunde 
so  reine  geschicket  funde  in  so  werder  ougelweide,  Alex.  14559. 

ur-laub  ur-loup  stmn.  1.  Erlaubnis,  2.  besonders,  wegzugehen, 
Verabschiedung,  Abschied:  äne  ir  Urlaub  und  verhenknus  =  sine 
consensu  ipsorum,  Igl.  Bgr.  U — A  9.  diu  naht  in  urloup  wolde  geben 
=  bei  Anbruch  der  Nacht  wollte  man  zur  Ruhe  gehen,  W.  v.  W. 
2268.  welchen  urloup  sie  im  gap,  6223.  kuint  der  tac,  daz,  ir 
komen  sit  ze  grabe  —  urloub  ich  dirre  rede  habe  (==  verzeiht 
diese  Worte)  —  so  ist  ein  veder  also  tiur  als  ir,  Alex.  24640. 

ur-lauben,  -louben  sivv.  tr.  1.  erlauben,  gestatten,  2.  ver- 
abschieden, entlassen,  3-  intr.  Erlaxibnis  nehmen  zu  gehen,  sich  ver- 
abschieden: das  man  dienstboten  (knecht  ader  maid)  ön  redlich 
ursach  vor  seiner  gedingten  zeit  nit  Urlauben  sol,  Eger.  Str.  61. 

ur-leuge,  -liuge  (ur-liuge,  -louge)  stn.,  im  Nom.  vielleicht  auch 
urliuc,  -louc,  Kampf,  Streit,  Fehde :  und  solt  ir  urliuge  lenger  sten, 
sie  muosten  von  ir  herschaft  gen,  W.  v.  W.  3799  f.  aldä  ich  me  dan 
zwenzic  jär  in  urliuge  bin  gewesen  gar,  5905.  Ist  das  di  iuden 
under  in  selben  ein  chrieg  oder  ein  urleug  machent  oder  ein  gevecht, 
Brunn.  Str.  II  120.  damit  daz,  urleyge  was  gelegen,  Ernst  4874.  der 
von  Babilöne  bette  ein  urleuge  mit  dem  konige  Ubyane,  4400.  stf. 
oder  PI.  ? :  ir  seit  ze  hören  di  urleg ,  T— B  Matth.  24,  6.  di  streit 
und  die  mere  der  urleug ,  Mark.  13,  7.  die  erborn  vrown  sich  des 
urlogis  schemetin  und  sin  vor  torheit  genitin,  Dal.  42,  35  (11,  43). 
darumb  irstunt  (würde  daraus  entstehen)  des  urleugis  tat  (tschech. 
stala  by  se  proto  vecsie  sväda) ,  98,  22  (42,  44).  in  dem  urluge 
Kochan  saz,  in  gnad  (v  tu  välku) ,  86,  27  (35,  14).  daz,  urleuge  ver- 
giuk  zumal,  51,  2  (15,  91).  daz,  im  wart  bekant  urleug,  52,  35  (17,  37). 
dez  urleugiz  gedenkin,  124,  11  (56,  8).  Lubussin  juncfrowen  tichtin, 
wi  si  ein  urloge  trichtin,  33,  2  (8,  6) ;  s.  auch  ehaft  not. 

ur-leugen,  -liugen,  -lougen  sivv.  Krieg  führen :  Da  von  (von 
Visehrad  aus)  urlugtin  si  fünf  iar,  Dal.  42,  15  (11,  22). 

urloyn  stn  ?   aus  lat.  horologium,  Uhr,  Eger.  Chr.  N.  1023. 


790  ur-sachen  —  urteil-büch 

ur-sachen  swv.  veranlassen,  nötigen :  wen  uns  di  grosse  not  ur- 
sacht (zivingt),  Elbog.  Chr.  110,  15. 

ursier  s.  ussier. 

ur-sprinc,  -ges  stmn.  1.  das  Hervorsprießen,  2.  eine  Ausschlag- 
krankheit, 3.  Quell,  4.  bildl.  Ausgangspunkt,  Ursprung:  3.  üz,  vrischem 
urspringe  ein  clärer  lüter  bach  entspranc,  W.  v.  W.  1321.  der 
hoechsten  wisheit  ist  er  (Got)  ursprinc,  Alex.  10104. 

ur-stende  stf.  1.  das  Erstehen,  die  Entstehung,  2.  Auferstehung: 
zu  einer  fig-uren  der  urstende  unsers  herren  ihesus ,  W — B  Vorrede 
zu  Ps.  138. 

ur-teil,  -e  stnf. ,  PI.  auch  siv.,  Grimm  5,72,  verkürzt  urtel. 
1.  richterliche  Entscheidung,  Urteil,  2.  jüngstes  Gericht:  1.  Aber  di 
urteil  sein  czweierlei:  eine  ist  mit  undersprechen  ader  czwischen 
teidingen,  di  ander  ist  endhaftig  und  ausgesprochen,  Const.  IV  18,  4. 
die  mulersprechende  urteil  sein  di,  di  man  beredt  czwischen  dem  an- 
fange und  dem  ende  der  sachen,  nicht  auf  di  rechten  sachen  sunder 
was  do  einfalles  und  czufalles  ist,  IV  18,  5.  aber  das  endehaftige 
u.  ist,  das  do  entweder  mit  vorpindunge  oder  mit  erlosunge  di 
gancze  teitiuge  entscheidet,  IV  18,  6.  In  dem  gerichte  nach  berg- 
rechte  so  ist  das  urteil  der  scheppen  worhafftige  antworte,  di  der 
clage  ein  ende  tut,  IV  18,  3.  Auch  nach  bergrechte  so  sol  der  richter 
kein  urteil  sprechen,  sunder  er  sol  volfuren  der  scheppen  urteil. 
IV  20,  3.  Auch  sullen  di  scheppen  alle  urteil  —  mit  wolbedachtem 
mute  aussprechen  und  sullen  di  wegen  mit  gleicher  mase,  das  idem 
manne  recht  geschee,  IV  20,  5.  Der  richter  sol  auch  di  urteil,  di  di 
scheppen  gesprochen  baben,  volenden  erberlich,  das  ist,  ab  dem  clager 
unvarende  habe  czugesprocheu  wirt,  so  sol  er  in  weisen  in  di  ge- 
were  derselben  habe  und  sol  in  darinne  crefticlich  behalden.  —  Ist 
aber  das  ding  varende  habe,  so  sol  er  gepieten,  das  maus  teticlich 
antworte  dem  clager.  Ist  aber  der  antworter  von  der  vorderunge 
des  clagers  mit  urteil  ledig  gesaget,  so  sol  in  der  richter  in  seinen 
rechten  auch  beschirmen  und  sol  den  clager  darumb  furpas  heissen 
ewiclich  sweigen,  IV  18,  11 — 12.  Ein  Urteil  gegen  einen  durch  ehafte 
Not  am  Erscheinen  Verhinderten  hat  keine  Rechtskraft ,  IV  18,  13. 
Auch  sollen  di  scheppen,  an  den  di  warheit  der  urteil  leit,  recht 
urteil  sprechen  — ,  IV  18,  1.  Der  Richter  fragt  zivischen  Klage  und 
Antwort  um  ihr  Urteil,  Igl.  Str.  285.  er  legt  oder  wirft  urteil  an 
die  scheppen ,  Igl.  Str.  287.  288  und  Igl.  Bgr.  ö.  urteil  wider  urteil 
geiaget,  Igl.  Str.  230.  wer  ein  u.  strafen  wil,  muß  es  mit  eigenem 
Munde  und  unverzüglich  tun,  Igl.  Str.  44.  der  vorspreche  steht  hie- 
bei  auf  der  Bank  mit  unverrücktem  fuze,  284.  unbillig  gestrafte 
urteile,  245.  284.  285.  288.  Art  und  Weise  der  Scheltung  eines  Ur- 
teils, 286  und  s.  strafen  und  berufen.  Verfahren  bei  der  Urteils- 
fällung, Igl.  Str.  284. 

urteil-,  urtel-antwort*  stf.  endgültiges  Urteil  des  Oberhofes: 
über  frage  äne  briefe  und  insigel  sal  man  nicht  urtelantwort  geben, 
Igl.  Bgr.  N.  34. 

urteil-forief  stm.  schriftliches  Urteil:  in  euerm  u.,  Igl.  Rspr.  X; 
Igl.  Bgr.  48,  1. 

urteil-büch  st».  Buch,  das  Rechtsschiede  enthält:  di  decretales 
—  ez,  sint  die  orteil  bucher,  Dal.  11,  10. 


urteilen  —  usel  791 

urteilen  sivv.  be-,  verurteilen,  Urteil  sprechen:  Beim  Berg- 
gerichte müssen  mindestens  2  Schöffen  zugegen  sein:  doch  ist  es 
sicherer,  da  si  (urborer  oder  richter),  ie  meer  si  gehaben  mugen, 
wann  veste  und  gancz  ist  das  gerichte,  das  von  den  meisten  geurteilt 
und  bestetigt  wirt,  Const.  I  4,  4  u.  sonst  ö.  den  schaden  —  czwischen 
in  erkennen  und  urteilen,  Igl.  Stb.  V  163  c. 

urteil  er*  stm.  Verurteiler,  Richter:  dorum  werdent  si  (eure 
sune)  eure  urteiler  (richter  XI.  Bibel),  T — B  Luk.  11,  19. 

urteil-,  urtel-,  ortel-gelt  stn.  Gebühr  für  die  Fällung  des  Ur- 
teils, spez.  hier  seitens  des  Oberhofes:  Igl.  Bgr.  N.  107,  1.  also  das 
baide  teil  ir  urtelgelt  und  ire  sache  beschriben  uff  den  benanten  tag 
prachten,  czum  urteil  willekurten  und  globten,  gancz  daran  czu  be- 
nugen  —  was  das  recht  von  Breslaw  (den  Oberhof  von  Olmütz)  lernen 
und  urteilen  wurd,  Olm.  Stb.  132. 

urteil-licli  Adj.  1.  zum  Urteil  in  Beziehung  stehend,  entscheidend, 
des  Urteils,  2.  der  u.  tac  oder  u.  zit  =  jüngster  Tag:  2.  der  boese 
(Teufel)  gebunben  lit  biz,  üf  die  urteilliche  zit,  W.  v.  W.  5851. 
wen  mir  die  nrteiliche  zit  keine  frist  miues  lebens  git,  man  niuoz, 
die  mine  in  jämer  sehen,  Alex.  6483. 

ürtte,  irtte  sivstf.  1.  Wirtsrechnung,  Zeche,  2.  Wirtshaus, 
Gesellschaft  darin,  4.  Zechgelage:  1.  er  wolt  die  ürtten  im  wein  vor 
sie  zalen ,  Traut.  Chr.  351.  sie  wolten  kein  weib  lassen  ausz  der 
irten  hinweggehen,  bisz  sie  im  die  ürtten  bezalten,  351.  352. 

ürten-geselle  *  swm.  bei  einigen  Handiverken  derjenige  Geselle, 
der  dem  zugewanderten  Gesellen  den  Willkommentrunk  reicht:  wen 
ein  gesel  gewandert  komt  —  sal  er  nach  den  örtengeselleu  schicken 
—  dann  sollen  ime  die  ürtengesellen  umb  arbeit  warten,  Traut.  Chr. 
172.  173. 

ur-vehede,  urphe,  uhrfährte  (ur-vehede)  stf.  Verzicht  auf 
Rache  für  erlittene  Feindschaft,  Urfehde:  das  wir  vor  uns  und 
andere  unser  bruder  dem  genanten  unserm  herren  herczogen 
Fridriche  und  siner  gnaden  erben,  eine  rechte  orfehde  gethan,  ge- 
redt, gelobt  und  —  gesworin  habin,  Stb.  Brüx  N.  253.  Khun  hat 
ein  uhrfeh  gethan ,  Eger.  Chr.  216.  er  ist  uf  ein  uhrphe  ausgelaßen 
worden,  514.  1190.  er  gebe  dan  ein  brief  von  sich  wie  ein  uhrfehe, 
909.  hat  man  in  uf  ein  geschworne  uhrfehe  auß  gelassen,  724.  die- 
selben gefangen  (frunde,  helfer  und  diener  der  Rosenberge)  sullen 
eine  urfede  und  fruntschaft  sweren ,  als  in  dem  lande  czu  Beheim 
gewonlich  ist,  Budw.  Urkdb.  N.  354.  (a.  1382\ 

ur-vride  =  urvehede,  Urfehde,  Traut.  Chr.  291. 

usch  (nuosch  stm.  Rinne,  Röhre,  Trog)  Kanalöffnung,  noch 
egerländisch.  Eger.  Chr.  N.  227.  Anm. 

usel  (usel,  -e,  -üsel,  -e)  swstf.  Asche,  Funkenasche,  Aschen- 
stäubchen:  mit  in  (den  achtpern  leuten)  ist  auch  mein  liep  —  dahin, 
die  usel  sint  uberbliben ,  Ack.  25,  6.  Und  sach  ufsteigen  die  üseln 
von  der  erden  als  einen  rouch  von  einem  oven  (favillam),  W — B  Gen. 
19,  28.  sol  her  die  lasen  vorczern  bis  zu  usiln  (ad  favillam) ,  Lev. 
6,  11.  Und  als  die  useln,  die  das  ungewiter  zustrewet,  Job  21,  18. 
ich  wil  leisten  pusz,e  in  useln  und  in  asche  =  in  favilla  et  cinere, 
Job  42,  6.  Und  ewer  sterke  wirt  als  die  usel  des  Werkes  und  ewer 
wirkunge  als  ein  funk  (ut  favilla  stuppae),  Js.  1,  31. 


792  ussier  —  val 

assiei";  nrssier,  ursier  (ans-  alt  franz.  ussier;  stm.  Barke.  Boot, 
hauptsächlich  zum  Transportieren:  gar  tiure  dach  man  üf  ir  ursieren 
sach.  Alex.  24050. 

üz,-  8.  aus-. 

üz,er  ouzer  Adj.  auswärtig,  äußerlich,  die  üzern  die  Belagerer, 
Alex.  3540  u.  s 

ü^ern  (u.  iuz,ern)  sicv.  refl.  sich  entfernen,  verzichten  attf:  tuot 
ir  des  nicht,  so  üz,ert  iuch  min.  W.  v.  W.  7682. 

V    und  Je 

vacli  sin.  1.  Fischwehr,  2.  Abteilung  einer  Wand.  Mauer, 
Rüstung,  eines  Schildes  usw.,  Strecke  von  ungefähr  25  Fuß  Länge: 
die  holzhriesen  am  Schwarzenberg  seind  500  fach  lang,  lenger  dann 
15  waldlochtern.  Traut.  Chr.  186.  si  sluogen  ir  (der  Elefanten)  ab 
ein  michel  vach,  Alex.  22066. 

vachung  s.  vähung. 

vaechel*  stm.?  Fächer,  Schwanz:  ein  miszgeburt  hat  gehabt 
von  fleisch  ein  überschreckten  faechel  hinter  hinabhangende,  Traut. 
Chr.  247. 

vaden-richt  (fadein-rihte)  stf.  Richtschnur:  sollich  v.  spinnest 
auch  du  =  redest  auch  so  thöricht,  Ack.  32,  9. 

vahel  s.  val. 

Valien,  räu  stv.  V.  Prät.  vienc,  vie.  Fl.  viengen,  Pari,  gevangen, 
-van:  tr.  1.  fassen,  auffangen,  ergreifen,  gefangennehmen,  2.  fest- 
halten, 3.  um-,  einfassen,  einhüllen,  4.  refl.  sich  fassen,  halten,  5.  intr. 
anfangen,  beginnen,  6.  in  der  Erzählung  fortfahren,  7.  greifen,  ge- 
langen zu:  sin  rede  der  riter  eben  vie  =  fand  angemessen,  erkannte 
für  richtig:  W.  v.  W.  6006.  ob  sin  (Tristans;  herze  muot  gevienc, 
daz,  weiz.  ich  sunder  vräge  wol,  Trist.  1414.  der  vürste  den  schilt 
ze  absein  vienc  (schob  ihn  auf  die  Achseln),  12759.  daz,  sie  nie 
grünt  mohten  gefahen  (keinen  Ankergrund  fanden),  Ernst  1982.  er 
hiez,  im  herberge  vän.  Alex.  22 176.  er  vienc  die  rede  so  daz,  er  sie 
meinte  üf  ein  drö  (er  faßte  die  Bede  als  Drohung),  Alex.  18945. 
All  fachent  (verneinen,  XI.  Bibel  =  verstehen)  si  nit  daz,  wort, 
T.  Mat.  19.  11.  der  gefachen  (verneinen.  XL  Bibel;  muge,  der  fach. 
19,  12. 

väh-gulden  stm.  Fanggeld,  als  Belohnung  für  die  Gefangen- 
nahme eine?  Feindes:  II  fohgulden  rheinisch)  von  dreien  gefangenen, 
Eger.  Chr.  1163. 

vähung,  vachung*  stf.  Fang.  Fischfang:  in  der  fachunge  der 
fische.  T— B  Luk.  5,  9.  weitert  eure  necz  in  fachung,  Luk.  5,  4.  ir 
tisch  wirt  in  ein  vachung.  Rümer  11.  9. 

val,  -lies  stm.  1.  Fall  (der  Würfel,  des  Wassers,  der  Töne), 
2.  Sturz.  Niederlage,  3.  Verderben,  Untergang,  4.  Tod,  5.  Abfall, 
6.  Straffall  und  Geldbuße  dafür.  7.  Übergang  eines  Lehengutes  an 
einen  andern  Besitzer,  8.  iras  dafür  dem  Herrn  des  Gutes  entrichtet 
wird,  9.  Anrecht  auf  eine  Wasserkraft:  2.  vallen  wert  ir  under  den 
vellen  (inter  rninas)  ewer  apgote.  AV — B  Lev.  26.  30.  —  4.  vahel, 
Elbog.  Chr.  11,  26.  —  7.  Elbog.  Chr.  9,  40. 


väland  —  väre  793 

väland  stm.  1.  Teufel,  Satan,  2.  Brache,  3.  Biese:  des  tiuvels 
välant  und  sin  gespenste,  Schretel  92.  —  2.  do  daz,  volc  den  välant 
komen  sach,  Alex.  21615,  v.  =  Mann,  mit  Schiveinsborslen  bedeckt, 
Alex.  22594. 

valet- predigt*  stf.  Abschiedspredigt  eines  scheidenden  Geist- 
lichen ,  Traut.  Chr.  317.  355. 

val-gater,  -gatter*  swmn.  Fallgitter:  gettern  und  falgattern 
über  ire  thore  gemacht,  Elbog.  Chr.  58,  21.  58,  25.  60,  16.  sie  haben 
auch  ein  felgattern  inwendigk  über  dasz  inner  thor  gemacht,  37,  17. 

valkener  stm.  Falkner:  jager  und  v.,  Trist.  4361. 

vallen  stv.  V.  intr.  I.  fallen,  stürzen,  sinken,  2.  plötzlich  wohin 
geraten,  3.  verlustig  iverden,  4.  zu  Fall  kommen  =  sündigen,  5.  mit 
Dat.  d.  Fers,  zukommen,  tr.  6.  durch  Fallen,  brechen,  7.  venje 
Valien  =  auf  die  Knie  fallen  zum  Gebet,  8.  refl.  stürzen :  sunder  si 
ist  gevallen  mit  der  sache  =  im  Prozeß  unterlegen,  Igl.  Str.  234  b. 
welcher  danne  (zu  einer  in  die  morgensprache  geschobenen  Gerichts- 
verhandlung) nicht  enquimet  und  vorsoumet  is  —  her  vorleuset  und 
vellet  mit  der  sache ,  her  bewise  denn ,  das  in  ehaft  not  habe 
gehindert,  36.  derselb  vorspreche  viel  an  der  antwort  =  beging 
einen  Formfehler,  164  a.  —  eiu  vallendes  leben  =  hinfälliges  (vita 
caduca)  Sol.  8,  22.  sie  vielen  alle  an  den  rät  (stimmten  dem  Vor- 
schlage zu),  Ernst  3572. 

valsch-haft  Adj.  treulos,  unredlich,  betrügerisch:  durch  der 
valschhaften  nit,  Alex.  20987.  26657.  der  v.  arge  Leviathän,  26654. 
dinen  valschal'ten  muot,  werlt,  27  453.  wer  den  valschaften  man  wil 
als  den  getriuwen  hän,  in  beiden  der  unrecht  tuot,  Ernst  1529. 

valsch-heit  stf.  Untreue,  Unredlichkeit,  Betrug:  nicht  tu  v. 
(calumniam)  deinem  nechsten  noch  mit  gewalt  Vordrucke  in,  W — B 
Lev.  19, 13. 

val-strick  stm.  Fallstrick,  laquea:  ein  leben  voller  v.,  Sol.  8,  27. 

valz  stm.  PI.  valze,  velze,  swm.  PI.  valzen  und  velzen :  1.  Falz, 
Fuge,  bes.  rinnenartige  Vertiefung  an  der  Fläche  oder  dem  Bücken 
des  Schwertes,  2.  Begatten  der  Vögel,  namentlich  des  Auerhahnes  und 
der  Auerhenne:  An  den  Seiten  der  tafeln  czwen  velze,  mit  den  man 
ein  tafel  mit  der  andern  czusamenvelcze  (incastraturae) ,  W — B  Ex. 
26,  17. 

van  (van,  -e)  swstm.,  md.  auch  stf.  1.  Fahne,  Banner,  2.  unter 
einer  Fahne  stehende  Heeresabteilung:  1.  ein  deiner  van,  Alex.  5663. 
2.  hauptman  über  dieses  fan,  Traut.  Chr.  327.  331. 

vauen-trager*  stm.  Fahnenträger:  Alles,  das  unter  des  ewigen 
fahnentragers  fanen  gehöret ,  helfe  mir  —  sprechen  Amen ,  Ack. 
58,  18. 

vanc-nüsse  s.  venc-nüsse. 

var  stf.  Weg,  Bahn,  Zug,  Fahrt;  Aufzug,  Art  und  Weise:  daz, 
sie  den  vinden  bitten  var,  Alex.  9967.  von  den,  die  üf  der  gotes 
var  der  magnet  hat  gezogen  dar,  Ernst  3331. 

varch  Gen.  varhes  stn.  (auch  varhe,  varke  siom.,  PI.  verhen, 
verken)  Schwein,  Ferkel:  wer  —  ain  varch  —  deuplich  slehit  —  er 
raak  sich  selbdritt  entschonen,  Igl.  Bgr.  88. 

väre  stf.  var  stfm.  1.  Nachstellung,  Hinterlist,  Falschheit,  Be- 
trug, 2.  Gefährdung,  Gefahr,  3.  Nachteil:  äne  lösliche  var  aller  sache 


794  vären  —  varn 

unverdaut.  W.  v.  W.  6431.  ,ob  wir  vride  haben  dar?',  ja  äne  aller 
hande  vär,  6296.  wir  wesen  vor  iu  äne  vär  (fürchten  euch  nicht), 
6133.  die  röuber  wären  äne  vär;  alle  ire  siege  er  offen  vant,  6072. 
diu  wise  und  diu  cläre  mangem  herzen  was  ze  väre.  daz,  twanc  ir 
liuhtic  glesten,  3992.  so  ist  unser  lant  der  väre  fri  (Gefahr),  1685. 
hat  ein  man  fare,  das  sein  gelder  —  des  gerichtes  nicht  erbeiten 
mag  in  der  stat,  so  mag  er  im  in  der  wochen,  acht  tag  oder  czehen, 
wenn  er  wil  vor  dem  gerichte  wol  lassen  furgebieten,  Igl.  Str.  I 
S.  354.  —  1.  Nachstellung:  durch  gelaid  (Geleite)  auss  fär  und 
sorgen  gelassen  werden,  Eger.  Chr.  N.  1165.  Ob  im  —  ieman  zu 
väre  engegen  rite,  Trist.  1688.  sie  bete  ires  magettuomes  vär,  708. 
an  allen  loeslichen  vär  truoc  der  herre  werden  lip,  Alex.  12  276.  mit 
den  wil  ich  —  solicher  väre  ledic  wesen,  18350.  daz,  stet  mir  niht 
ze  väre:  ze  einem  mal  in  dem  järe  mit  minne  suoch  ich  min  wip, 
22  289.  in  der  worheit  äne  vär,  Dal.  76,  25  (30,  90).  sie  truogen  ie 
der  heiden  vär,  Ernst  2107. 

vären  swv.  feindlich  nachstellen,  Böses  im  Sinne  haben,  mit  Gen. 
der  Fers,  oder  S.,  ins  Auge  fassen,  suchen,  hütend  beobachten,  be- 
rauben, willfahren :  daz,  üf  dem  walde  rouber  wären  die  der  strafe 
vären  wolten  unde  brächen  abe  diu  liute  nöten  und  ir  habe,  W.  v.  W. 
5192 ff.  irs  magettuomes  vären  gar  minnenclich  er  wolle,  Trist. 
750.  er  wolle  der  küneginne  und  Tristane  geväret  haben  ir  lebens, 
6673.  sint  er  mir  —  mines  libes  väret.  Ernst  641.  waz,  da  knehte 
wären  siner  milte  sach  man  sie  vären,  Alex.  16894. 

vär-liche  (n)  (vser-liche)  Adr.  aus  dem  Hinterhalt,  hinterlistig: 
der  seinen  gnaden  dermassen  farlichen  stet  (nachstellt).  Eger.  Chr. 
1156. 

va?r-licheit  stf.  1.  Hinterlist,  Betrug,  2.  Gefahr,  Bedrohung: 
das  Spital  —  ferlickeit  der  Stadt  (bei  einer  Belagerung)  abbrechen, 
Elbog.  Chr.  103,  25.  da  sie  ire  pflicht  —  dem  hl.  bebstlichen  stule 
auch    nicht   one   ferlikeit   der   widerwertigen   ketzer   haben   getan, 

155,  35.    so  uns  in  solcher  f.  not  tuet,  die  Sachen  machtung  zu  haben, 

156,  36.  auch  die  f.  der  stad,  so  si  tragen  mit  wachen  und  mit  thor- 
huten,  43,  41.  von  unsern  noten,  augsten,  mancherlei  besorgungeu 
und  ferlikeiten,  Brüx.  Stb.  379. 

varin,  Tara  stm.  Farnkraut:  gras  und  grüenen  varni  —  von 
bluote  machen  rot,  Alex.  11052. 

vara,  varen  stv.  IV.  Perf.  mit  haben  und  sin  1.  intr.  fahren, 
wandern,  ziehen,  gehen  von  einem  Ort  zum  andern,  kommen,  2.  varn 
läz,en  =  geschehen  lassen,  aufgeben,  nachlassen,  tilgen,  ungestraft 
lassen,  3.  (gut,  schlecht)  ergehn,  4.  sich  befinden,  leben,  5.  tr.  auf,  durch 
etwas  fahren,  6.  antreten,  unternehmen  eine  Beise  usw.,  7.  ein  Graben, 
Stollen  ziehen:  mangem  armen  man,  der  in  sinem  (Christi)  dienste  vert 
sine  tage  eilende  zeit,  W.  v.  W.  6454.  ir  name  vert  in  wirde  phlicht, 
der  doch  diz,  buoch  vil  werdes  gicht,  246.  des  vert  sin  lop  in  Wenden 
hoch,  591.  daz,  wir  recht  faren  in  der  weite.  Ack.  8,  9.  wie  ungut- 
lich  ir  mir  habt  gevaren  =  mitgespielt,  28,  12.  gar  übel  hapt  ir  an 
mir  gefarn,  28,  5.  —  das  si  (die  totbettleut)  sie  gemonet  betten  uf 
ire  letzte  vart,  die  ir  sele  varn  sohle.  Igl.  Kspr.  1Y.  —  7*  do  mau 
gevarn  het  den  graben,  Alex.  5805,  einen  Schacht  oder  Stollen  vor- 
wärts  oder  abicärts  treiben:  den  selben  Stollen  ist  er  gevarn  dem 


varnde  —  vast-nacht  795 

perkwerk  czu  nucze,  Igl.  Bg-r.  N.  76,  1.  leut  vor  inanigen  jaren 
her  habent  gevaren  einen  Stollen  in  eine  alte  czeche,  N.  75,  1.  ein 
man  hat  einen  Stollen  czu  uns  gevaren  in  einen  perk,  N.  71,  1.  das 
ein  man  einen  erbstollen  gevaren  hat  in  ein  vorhawenes  gepirge 
under  das  tiefiste,  N.  72,  1.  —  alle  die  mit  vornunft  varen  =  ver- 
nünftig sind,  Const.  I  2,  2.  in  einen  orden  varen  =  eintreten,  Igl. 
B.  G3.  als  sein  bruder  Johannes  in  ainen  gaistlichen  orden 
gefaren  ist,  Igl.  Stb.  V  204  d.  veintlichen  mite  varen,  W — B  Vor- 
rede zu  Ps.  68. 

varude,  vareut,  varund  part.  Adj.  fahrend,  wandernd,  timher- 
ziehend, die  varnden,  fahrende  Sänger  und  Spielleute,  Bußgeld  für 
sie:  Pfaffen  kind  dem  gibt  man  zu  puz,e  eiu  fuders  kew  als  zwen 
ieriche  ochsen  gezihen  mugen.  Missetut  ein  varunde  man  odir  sin 
kint,  der  gut  umb  ere  nimpt;  rauft  man  odir  schlicht  in  an  wunden, 
do  nicht  beweisung  an  ist  umb  unczucht,  dem  gibt  man  zu  pu^e 
den  schaten  von  dem  mannen,  Prag.  Rb.  173.  v.  guot,  habe  =  be- 
wegliches Gut:  dem  clager  sol  man  helfen  ze  seinem  gut.  farent 
oder  unfarent,  Prag.  Str.  68.  v.  hab,  Const.  IV  18,  11.  mit  alle 
seinem  gut,  varent  und  unvarent,  Igl.  Bgr.  N.  90,  1.  das  haus  und 
die  varunde  habe  dorinne  betten  die  schuldiger  (Gläubiger)  genomen, 
N.85,  2.  gut,  v.  und  uuvarund,  Igl.  Stb.  II  129a;  11168b;  V  85  d. 
farnd  und  unfarend  habe,  Stb.  Brüx  N.  126.  farunde  hab,  N.  293. 
al  ir  gut,  es  sei  varund  ader  unvarund,  beweglich  ader  unbeweglich, 
Olm.  Stb.  147;  Stb.  Böhm.-Kamnitz  N.  189;   Linke  S.  307. 

vart  stf.  Gen.  vart,  verte,  PI.  verte  1.  Fahrt,  Zug,  Heise, 
Kriegszug,  Wallfahrt',  2.  Gang,  Lauf,  Umlauf,  3.  Weg,  Fährte, 
4.  auf  der  v.  =  bei  der  Gelegenheit,  5.  mit  der  v.  =  sogleich,  6.  in 
dehein  v.  =  auf  keine  Weise:  ich  froge  dich  auf  dein  treu  und  auf 
dein  worheit  unf  auf  die  fart,  die  deine  arme  sei  schol  faren  an 
deinen  letzten  czeiten  — ,  Igl.  Bgr.  N.  39,  7.  —  3.  die  hunde  ver- 
misten ouch  der  vart  (verloren  die  Fährte  des  Hirsches),  Trist.  2414. 
richeit  man  an  ir  verte  (Ausrüstung  zur  Heerfahrt)  sach,  Alex.  4394. 
sie  richten  (er  warf  sich)  üf  der  vlühte  vart  =  ivandte(n)  sich  zur 
Flucht,  Alex.  16580.  14146.  der  heiig  herczog  nara  da  da^  swert, 
er  wart  reden  mit  der  vert,  Dal.  75,  37  (30,  64). 

varung  (bei  L.  nur  =  Fahrt,  Schiffahrt,  DFG  376b)  stf. 
fahrende  Habe,  die  jemand  bei  sich  trägt:  das  man  all,  di  in  (dem 
belagerten)  slos  wer,  zihen  liß  mit  irer  farung  ungehindert  —  so  sie 
sich  mit  irer  farung,  di  si  bei  im  hatten,  wollten  —  gefangen  geben, 
(wenn  nicht  f arund  habe  zu  lesen)  Eger.  Chr.  N.  1185  S.  355  f. 

vasant  (auch  fasän)  stm.  Fasan:  mangen  vasant,  Trist.  1142. 
vasande,  Trist.  3395. 

vaset*  (von  vase  sivmf.  Faser)  subst.  Adj.  Faserwolle:  nymancz 
sal  auch  einsiahen  oder  einarbeiten  staubwolle  noch  faseth  bey  dem 
prant,  Igl.  Stb.  III  186  a. 

vast-nacht  (vast-,  vas-naht)  stf.  Vorabend  vor  der  Fastenzeit, 
Tag  vor  Aschermitüuoch :  an  der  v.  =  17.  Febr.  1412,  Stb.  Böhm.- 
Kamnitz  I  N.  88;  Linke  S.  301.  an  aller  man  fastnackt,  Igl.  Mut. 
K  14.  uncz  auf  die  vasnacht,  Igl.  Stb.  III  220  b.  fassnacht,  Eger. 
Chr.  38  S.  31;  Traut,  Chr.  S.  29  u.  38. 


796  vasnacht-tanz  —  vecht-eisen 

vasnacht-tanz*  stm.  Fastnachttanz:  den  jungen  bürgern  2  gulcl. 
an  dem  faßnachttancz  zu  stewr  am  suntag  reminiscere,  Eger.  Chr. 
1027  S.  214. 

vatz-haube*  swf.  ein  faczhauben,  Igl.  Stb.  V  281  d. 

vaul  (vül,  voul)  Adj.  1.  morsch,  faul,  durch  Fäidnis  verdorben, 
stinkend,  2.  gebrechlich,  schwach,  3.  trüge:  2.  also  das  ir  frischer 
czechenwint  vaul  worden  wer,  Igl.  Bgr.  N.  64,  1.  wir  tailen  die  wint- 
feng,  die  man  dernach  geseczt  hat  von  den  querczin  (Name  eines 
Bergwerks),  das  die  faul  bleiben  schullen,  Nr.  64,  5.  sin  (des  Darius) 
fülez,  herz  was  nach  verzagt,  Alex.  5416. 

vaulen  (vülen)  sivv.  faulen,  verfaulen:  voulende  mache  her  deine 
brüste,  W— B  Num.  5,  21. 

vaul-lieit  (vül-heit)  stf.  Fäidnis,  putredo,  Sol.  26,  28.  27,  9. 

faus-gros  Name  eines  Teiches,  Igl.  Stb.  III  199  a.  203  c. 

vaust-schuld  s.  vüst-schuld. 

vaz,  (vaz,,  -z,z,es)  sin.  Faß,  Gefäß,  Schrein,  auch  Bienenkorb,  aus 
lat.  vas :  nam  herfür  silbereine  vas  und  guideine,  W — B  Gen.  24,  53. 
ein  stinkendes  vas  =  vas  foetidum,  Sol.  7,  36. 

iaz.-gelt*  stn.  Abgabe  von  einem  Faß?  hat  er  auf  dem  schlösse 
das  fasgelt  eingenomen,  von  stetten,  so  im  Gretzischen  kreisz  gehörig 
sein,  Traut.  Chr.  273. 

va^en  sivv.  1.  fassen,  ergreifen,  2.  zusammenfassen,  -packen, 
aufladen.  3.  rüsten,  kleiden,  schmücken,  refl.:  sich  anhäufen,  fahren, 
ziehen :  daz,  sie  wellen  —  manheit  an  sich  vaz,z,en,  Alex.  7501. 
Herodes  wart  gevasset  (bekleydet,  XI.  Bibel)  mit  kunigleiner  gewand, 
T — B  Btb.  12,  21.  werfen  wir  von  uns  di  werk  der  vinster  und 
werden  gevasset  (angelegt  mit  XL  Bibel)  mit  dem  gewefen  dez,  lichtz, 
Böm.  13,  12.  er  wart  gevaz,z,t  mit  purpur,  Luk.  16.  19.  Herodes 
vaz,z,t  in  mit  weissem  gewand,  Luk.  23,  11.  vasset  euch  mit  dem 
gewefen  Götz,  Eph.  6,  11.  gevasset  mit  langem  gewant,  Offenb. 
1,13.  einen  man  g.  mit  lindem  gewande?  Matth.  11,8.  Job.  was 
g.  mit  den  baren  des  kemlelnz,.  Mark.  1,  6.  er  sach  einen  man  nit 
g.  mit  hochzeitleren  gewand;  Matth.  22,  11.  womit  ir  in  (den 
leib)  faz,z,t,  Matth.  6,  25.  Salonion  —  nie  war  gefaxt  als  eine  von 
disen  (lilien)  6.  29.  ein  menschen  g.  mit  linden  gewand?  Luk.  7,  25. 
bringt  her  schier  daz,  erst  gewant  und  vaz,z,t  in  (leget  in  an, 
XL  Bibel),  15,  22.  unez  daz,  ir  wert  gevaz,z,t  (bekleidet,  XL  Bibel) 
mit  kraft  von  der  hoch,  Luk.  24,  49. 

vech  (Gen.  vehes)  mehrfarbig,  gefleckt,  bunt:  der  ungefüege 
vech  gevar,  Alex.  13269.  als  ein  rech  in  der  grcez,e  ez,  (daz,  ors) 
was  unde  vech,  18974. 

vech-gemäl  Adj.  buntfarbig:  dem  v.  Feirafiz,,  Alex.  9895. 

veclite  (vehte)  stf.  Streit,  Kampf:  an  der  freisamen  vechte  (im 
Kampf  mit  dem  Drachen),  Alex.  21632. 

vechten  (vehten)  stv.  12  intr.  1.  fechten,  streiten,  ringen,  2.  die 
Arme  hin  und  her  werfen,  3.  sich  abarbeiten,  tr.  4.  aus-,  erfechten, 
5.  bekämpfen,  besiegen :  Wenne  der  herre  ewer  got  wirt  vechten  vor 
euch,  W — B  Deut.  3,  22.  Domit  (mit  hawen  oder  der  schaufei) 
vacht  er  (eine  Figur  des  Todes)  auf  dem  ochsen,  Ack.  23,  9.  un- 
gehorte  taiding  vechten  uns  an,  2,  15. 

vecht-eisen,  -isen  stn.  verächtlich  für  Sclnvert,  Trist.  2199. 


vecht-meister  —  veier-tag  797 

vecht-meister*  stm.:  in  Smids,  fechtuieisters  behausung,  Eger. 
Achtb.  II 157. 

veder-spil  stn.  zur  Vogelbeize  abgerichteter  Vogel  (Sperber, 
Falke,  Habicht)  eigentl.  und  bildl.  auch  kollektiv:  Grüne  vederspil 
ist  nicht  gemain;  wer  is  vecht,  der  schol  is  antwurten  mit  recht, 
Prag.  Rb.135;  Alex.  1231;  Trist,  UM. 

vegen  sicv.  1.  fegen,  reinigen  putzen,  scheuern,  2.  verbessern, 
3.  intr.  fortwischen,  stürmen :  der  mensch  musz  in  unserm  (des  Todes) 
walktrok  ge walken  und  in  unserm  rollfasz  gefeget  werden,  Ack. 
42,  5.  die  pförtuerinne ,  weicz  vegende,  vorslief  das  =  purgans 
triticum  obdormivit,  W — B  Könige  II  4,  5.  wäpenkleit  baz,  geveit, 
W.  v.  W.  7264. 

vegetieren,  feitieren,  feiten  stvv.  zurechtmachen,  ausrüsten: 
sie  begonden  schone  fegetieren,  Trist.  922.  widerstratz  des  meieu 
—  der  da  gefegetieret  reit,  1929.  wie  schöne  sie  het  sich  üz,  gefege- 
tieret,  4477.  ir  (Isöt)  sult  iuch  fegetieren  wol  in  iuwer  allerbesten 
wät,  4224.  die  da  gefeigetieret  brächten  engelischen  schin  aldä  zu 
Karke  mit  in  in,  569.    er  wol  gefeitieret  reit,  Alex.  14500. 

vehede,  vede  =  veke  stf.  Feindschaft,  Streit,  Fehde :  ab  ir 
burggraf  —  mit  uns  zu  vehden  kome,  Eger.  Chr.  1072,  S.  262.  si 
haben  mich  in  vehd  gedrungen,  Elbog.  Chr.  79,  3.  84,  4.  dieweil  und 
er  —  fehed  und  vientschaft  gein  den  vam  Elbogen  wider  recht  fur- 
gefaßt,  84,  9. 

vend-lich  (vehede-lich)  Adj.  feindlich:  dogegen  mir  v.  zu  ge- 
baren wol  gezimbt  —  musst  ich  dein  Verhandlung  mit  vehdliche 
erczaigung  zu  widerstatung  bringen,  Eger.  Chr.  1188.  wo  er  in 
mitler  zeit  wes  fehdlich  anheben  wurde,  1182. 

feliel  (vael,  -e)  stf.  das  Verfehlen,  der  Fehler,  Elbog.  Chr.  41,  26. 

vehen  sivv.  hassen,  feindlich  behandeln,  befehden:  die  mich 
solden  vlehen,  die  wellen  mich  nu  vehen,  Alex.  2488. 

vehen  stn.  Haß,  Feindschaft:  verkiesent  üf  mich  iuwer  vehen, 
Alex.  3861. 

fei,  -e,  feine  sivstf.  Fee,  Trist.  3974. 

fehr*?  s.  verre. 

veiel  (viol  stm.  viole  swf,  viol,  -e,  veiel,  aus  lat.  viola)  stm. 
Veilchen:  Do  geneust  der  veiel  nicht  seiner  schonen  varbe,  Ack. 
22,9. 

veier-licli  (vire-,  vier-lich)  Adj.  feierlich,  festlich:  seine  veier- 
liche  czeit  =  ceremonias ,  W — B  Könige  I  23,  3.  Und  also  Hessen 
sie  die  veierlichen  recht  irr  veter  =  ceremonias  patrum,  Judith  5,  8. 

veiern,  veihern  (viren)  swv.  1.  als  Feiertag  begehen,  2.  intr. 
in  Ruhe,  müßig  sein:  in  der  weile  wir  also  durch  gepotes  willen 
veiherten  (nicht  arbeiteten),  Igl.  Bgr.  N.  49, 10. 

veier-rastnnge *  stf.  Sabbat:  des  sibenden  jares  wirt  der  erden 
veierrastunge  =  sabbatum  terrae,  W — B  Lev.  25,  4. 

veier-tag  (vir-,  vier-tac)  stm.  Feiertag,  Festtag:  wirt  v.  das 
ist  rue  =  sabbatum  id  est  requies,  W — B  Lev.  23,  39.  velschet  und 
krenket  den  v.  =  profanatis  diem  Sabbati,  Esdr.  II  13, 17.  aber  die 
czwei  teil  sullen  ousgeen  an  dem  veiertage  (sabbato),  Könige  IV 
11,7. 


798  veierunge  —  veil-turn 

veierunge*  stf.  das  Feiern,  Einhaltung  eines  Festtages:  die 
veierunge  des  newen  inanden  und  den  sunabent  und  ander  hoch- 
czeitliche  tage  wil  ich  nicht  tragen  =  neomeniam  et  sabbatum  et 
festivitates  alias  non  feram,  W — B  Is.  1,  13. 

veier-zal*  stf.  Festtag:  so  sult  ir  veiern  die  veierczal  unserm 
herren  siben  tage  =  celebratis  ferias  Doniini  septeni  diebus,  W—  B 
Lev.  23,  39. 

yeig-baum  (vic-,  vigen-boum)  stm.  Feigenbaum,  T — B  Job. 
1,  48.  1,  50. 

reise  (vige  swf.)  Feige:  sie  (die  Behem)  beeundin  vaig  uz.  den 
viugern  machin,  Dal.  108,  30  (47,  60). 

Teige  Adj.  vom  Schicksal  zum  Tod  (1.)  oder  Unglück  (2.)  be- 
stimmt, 3.  unselig,  verdammt ;  4.  furchtsam,  feige,  5.  biegsam,  schlank: 

1.  die  veigen  Isöten,  Trist.  6543.  Alexander  —  wäget  uns  (setzt 
unser  Leben  aufs  Sjnel)  sain  die  veigen,  Alex.  10076.  ez,  geligen  doch 
nur  die  veigen.  23842.  Darios,  der  auf  Besserung  seiner  Lage 
hofft,  sagt:  daz,  erste  was  ein  veigez.  guot,  11963. 

veigen  &wv.  1.  tüten,  vernichten,  2.  verwünschen;  3.  intr.  veige 
werden,  sterben,  verderben:  1.  sin  kraft  sol  mir  der  (der  eine  Gott) 
erzeigen  und  mich  an  libe  veigen.  Alex.  3120.  ir  leben  sin  haut  dö 
veigte,  8082.  daz,  ir  sin  volc  mit  töde  veiget,  8950.  die  sie  dö 
veigten  (erschlugen),  14086.  vil  sie  ir  da  veigten,  22868.  dö  die 
—  leien  einander  haz.  erzeigten  und  ir  werdez.  leben  veigten,  13060. 
wer  rset  iu  (Alexander)  daz,  daz,  ir  aller  werkle  haz,  tragt  und  weit 
die  veigen  und  haben  sie  vür  eigen,  18  655  ff.  e  unser  tat  sich  veige, 
14388. 

veig-maul,*  -moul*  ein  Baum,  Sykomore,  sycomorus:  als  die 
poume  der  veigmoule.  die  do  wachsen  in  der  wiltnusse  =  quasi 
sycomoros,  W-B  Könige  in  10,  27;  Far.  II 1,  15;  Par.  II  9,  27. 

Teig-niaul-paum*  stm.  Sykomore,  W — B  Is.  9,  10. 

veil  (vsel,  -e)  stf.  das  Fehlen,  Verfehlen:  sunder  feil  (fehlerlos) 
die  tjost  geschach.  Alex.  13649. 

veil  Adj.  Adv.  käuflich,  wohlfeil,  billig:  failer  arbeiten  wauu 
ein  ander,  Igl.  Stb.  V  28  c. 

veile  (vile)  stf.  swf.*  Feile:  der  evsensmit  mit  der  veilen  hat 
geworcht,  W— B  Is.  44,  12. 

veil-haben*  (vom  Adj.  veil,  -e,  käuflich,  feil)  subst.  Inf.  stn.: 
die  leden  offen  failbabens  willen.  Eger.  Str.  C  55. 

veil-kauf*  stm.:  so  muss  der  Genge  seinen  feilkauf  der  cramerei 
abetun.  Olm.  Stb.  132  S.  106.  das  er  sein  feilkawff  der  cramerei  ab- 
tun sol,  S.  107. 

feineren  (failieren,  aus  franz.  failir)  stn.  Fehlen,  Fehler:  sunder 
f.  vertuon  die  sper,  Alex.  11854. 

Teilt,  Teild  (velt,  -des,   md.   auch  veilt)  stn.  1.  Feld,  Boden, 

2.  Fläche,  Ebene,  3.  das  vom  Bergmann  gebaute  Feld,  4.  Feld  im 
Wappen,  Schild,  Fahne,  5.  auf  dem  Schachbrett:  das  stollenhaupt 
varen  durch  die  leben  in  ein  ganczes  veilt,  Igl.  Bgr.  X.  76,  3. 

veil-turn*  stm.  ein  als  Gefängnis  dienender  Turm  in  Eger:  in 
feilthurn  legen,  Eger.  Chr.  873.  917.  do  hat  man  im  zu  einer  straf 
zwei  geteilte  (die  Wahl)  gegeben,  er  solle  4  wochen  in  f.,  aber  er 


veilzer  —  veld-pfert  799 

solle  200  thaler  aispalten  strafgelt  auflegen,  909.  ufm  feilthurn  die 
schlagenden  glocken  gehengt,  132. 

veilzer*  stm. :  daz,  die  feylczer  czu  Hohenherg  czu  uns  gesandt 
und  uns  verpotschafft  haben,  wi  das  der  prantner  ir  man  sei  worden, 
Mind.  des  Egerl.  S.  45. 

veind-brief*  stn.  Fehdebrief:  er  hat  in  ein  klupfen  in  eim  zäun 
gesteckt  zwene  v.,  dorinnen  dem  confendt  abgesaget,  Eger.  Chr.  330. 
feyndtsbrief,  feundtsbrief,  1122. 

vemig*  (==  vin)  Adj.  fein,  schön:  schar  feiniger,  uberschoner 
leute,  Hier.  222,  20. 

veiol-var  (viol-var)  Adj.  veilchenfarbig,  blau:  veiolvar  seidein, 
das  do  heisset  iacinclen  —  und  iacinclein  das  ist  veiolvar  geverbte 
heute,  W— B  Ex.  25,  3—7. 

veiste  (veiz,ete,  veiz,te)  stsicf.  1.  Feistheit,  Fülle,  2.  Zeit  für 
die  Hirschjagd:  1.  du  bist  gemacht  ain  geselle  der  wurczel  und  der 
veist  des  olpaumes,  T — B  Römer  11,  17. 

veisticheit  stf.  crassitudo,  pinguedo,  Schmer:  die  veisticheit, 
den  czagil  als  ganczen  mit  den  nirleinen  und  mit  der  v.,  die  do  be- 
decken den  bouch  und  alle  innerkeit  und  beide  nirl,  W — B  Lev. 
3,  9  u.  10.  die  v.  des  opfers  meiner  hochczeit  =  adeps  solemnitatis 
meae,  Ex.  23, 18;  Is.  55,  2. 

{'eitleren  s.  fegetieren. 

veits-,  feix-tanz*  stm.  Veitstanz,  Traut.  Chr.  42. 

Tel,  Gen.  velles  PI.  vel,  veller,  stn.  Haut,  Fell,  Balg  der  Tiere, 
dünne  Eisdecke:  sie  (Bene)  reiz,  vel  unde  här,  W.  v.  W.  2530.  so 
wirt  ein  erclengen  und  nicht  underscheiden  mit  vellen  werden  sie 
lauten  (non  concise  ululabunt),  W — B  Num.  10,  7. 

velbe  (velwe)  stf.  fahle  Farbe:  die  velbe,  die  dein  antlicz  hat 
besessen,  die  czihe  von  =  pallor  —  abscedat  a  te,  W — B  Judith  5,  5. 
in  ein  velbe  vorwandelte  sie  ire  varbe  =  in  palorem  colore  mutato, 
Esther  15,  10. 

fel-berg  s.  vel-werk. 

veld  (velt,  veilt  s.  veilt)  stn.  Feld,  Fläche,  bergm.  =  freies  veld 
=  wo  noch  kein  Berg  oder  Stollen  gemessen  ist  und  kein  Frei- 
schürfer ansitzt,  also  für  den  Bergbau  noch  freies  Arbeitsgebiet:  ein 
gank  —  auswendig  der  messunge  desselben  pergis  in  freiem  velde 
ader  inwendig  der  messunge  desselben  pergis,  Const.  1 10,  1.  in  freiem 
velde  =  in  campo  libero,  II 1,  3  u.  4. 

veld-hauer  (velt-buwsere)  stm.  Bergmann :  pauleuten  des  feldes, 
dafür  in  E.  feldbawern,  Const.  I  15, 10. 

veldecht  {wie  mhd.  veldic,  Thür,  rd.  333)  Adj.  campester,  eben : 
pergecht  und  v.,  W— B  Deut.  11, 11. 

feld-halder*  stm.  den  eldisten  beider  here  felthaldere  Therborn 
und  Weisen,  Stb.  Brüx  N.  223. 

veldnns*  stn.  Ebene,  ebenes  Tal:  czu  dir,  du  wonerinne  des 
ganczen  tales  und  des  veldnusses,  spricht  der  herre  (vallis  solidae 
atque  campestris) ,  W — B  Jer.  21, 13. 

veld-pfert  stn.  Stute,  equa:  czu  veldpferden  sint  sie  liephaber 
worden  in  die  vrowen.  Ein  iclicher  zu  seines  nehsten  weip  hat  ge- 
wihert  =  Equi  amatores  et  emissarii  facti  sunt,  unusquisque  ad 
uxorem  proximi  hinniebat,  W— B  Jer.  5,  8. 


800  veld-steiger  —  vellig 

veld-steiger*  stm.  Steige)-  im  Gegensatz  zum  regalherrlichen 
Obersteiger,  oberisten  Steiger:  der  czu  derselben  czeit  ein  scheppe 
was  und  oucb  ein  feltsteiger,  Igl.  Bgr.  N.  65.  1,  4,  5.  si  czogen  sich 
des  (beriefen  sich  diesbezüglich)  an  einen  veltsteiger,  der  ein  gesworn 
stiger  ist,  N.  177,  2  u.  3. 

veldunge  stf.  1.  Feldbezirk,  2.  abgeteilte  Flächen  an  Wänden, 
Saiden,  Wajjpen:  2.  Und  das  werk  der  grüude  was  mit  geteilten 
siechten  veldnngen  durchgraben  (interrasile),  W — B  Kön.  III  7.  28.  — 
1.  Und  es  werden  die  veldungen  in  schafstelle  der  hert  =  et  erunt 
campestria  in  caulas  gregum,  Is.  65,  10.  pesser  ist,  das  wir  streiten 
wider  si  iu  den  veldungen  =  in  campestribus ,  Kön.  III  20,  23.  in 
den  veldungen  und  in  den  reichen  Dor  bei  dem  chananeischen 
mer  (in  campestribus  quoque  et  in  regiouibus  Dor),  Jos.  11,  2.  steig 
ouf  von  den  veldungen  Moabs,  Deut.  34,  1  u.  8. 

velen  (vaelen,  velen,  välen)  aus  franz.  faillier,  lat.  f allere)  sicv. 
1.  sich  irren,  fehlen,  2.  ein  Becht  durch  Versehen  der  Eidesförmlich- 
keit verlieren,  3.  verfehlen,  nicht  treffen.  Vielfach  mit  dem  stv.  vallen 
vermischt:  Wie  man  velt  an  dem  eide:  Wer  ainen  aid  schol  sweren 
und  nent  einen  „Chuntzlein",  wan  sich  ener  selber  also  hat  genant, 
der  swer  wol,  und  nent  er  halt  einen  ,.Chunraten",  wie  wol  sich  ener 
„Chuntzel  hat  genant,  er  swer  dennoch  wol.  Und  das  chumt  davon, 
daz,  man  taufet  einen  „Chunraten"  und  nicht  einen  „Chuentzlein", 
Brunn.  Str.  II  211.  II  52.  Item  wiwol  ein  weip  nicht  velt  an  dem 
aide,  doch  schol  si  geczeugen  haben,  di  vallent  (hier  icohl  das  stv. 
vallen),  II  186. 

vel-gatter  s.  val-gatter. 

velge  stsicf.  Radfelge:  von  feigen,  1  feig,  Budw.  Urkdb.  N.  177, 
s.  auch  Speiche. 

vellein*  Adj.  atis  Fell:  ein  vellein  gurtel.  T — B  Mark.  1,6. 
ein  feliin  gurtel,  Matth.  3,  4. 

vellen  (vellen)  sicv.  Prät.  vellete,  velte,  valde,  valte,  Part,  ge- 
vellet,  -velt,  -valt,   tr.  1.  fallen  lassen,  2.  zu  Fall  bringen,  stürzen, 

3.  verderben,  töten.  4*  eine  clage  v.  =  ein-,  vorbringen :  ir  fursprech 
wolde  ain  clage  gefeilet  haben  czum  Sigmund  Kauffmann  und  sein 
gewerken  —  von  wassers  wegen,  Igl.  Bgr.  N.  67,  1. 

vellen  svw.  (Prät.  vellete,  velte,  valte,  valde,  Part,  ge-vellet, 
-velt,  -valt)  1.  fallen  lassen,  2.  vergießen,  3.  niederwerfen,  stürzen, 

4.  töten:  der  in  dö  bete  gevalt  (aus  dem  Sattel  geworfen),  Trist. 
2235.  der  mich  da  vellete  üf  den  sant,  2270.  refl.  vil  goldes  und 
edler  steine  über  al  die  lant  da  tragen,  daz,  sie  den  Juden  niht  ver- 
sagen, so  sie  sich  reinen  wellent  und  an  daz,  lant  sich  vellent,  Alex. 
19  330. 

vellen  stn.  das  Niederwerfen :  er  het  im  na  vergolten,  sin  vellen 
uf  die  molten,  Alex.  3602. 

vellig  Adj.  zu  Falle  kommend,  im  Kampfe,  vor  Gericht  über- 
wwnden,  verurteilt,  baufällig,  treu-,  wortbrüchig:  wer  aber  sach,  das 
der  Hansl  an  seiner  tochter  in  der  ee  fellig  würd  —  do  got  vor 
sei  —  so  solt  er  verfallen  sein  dem  Dobroner  oder  seiner  freunt- 
schaft  40  seh..   Igl.  Stb.  V  157  c. 


vels  —  ver-anderung  801 

reis,  -e  stsivm.  Fels:  ein  lüter  wa^er  vlÖ7,  —  üz,  eines  velses 
want,  Alex.  16715. 

velsck-lich  Adj.  treulos,  betrügerisch:  so  daz,  din  velschlichez, 
leben  dem  bittern  töde  si  gegeben,  Alex.  13553. 

Tel- werk  stn.  Felle,  Fellwaren:  die  kürsner  sollen  —  den  ledrarn 
—  die  heyrling  und  allez  felberg  lassen  ligen  in  den  penken,  Igl. 
Stb.  V  221b. 

femol*  m.  eine  Meine  Eidechsenart,  Sterneidechse:  stellio,  W — B 
Spr.  30,  28. 

renc-nüsse  (vanc-,  venc-nisse,   -nüsse,  -nus)  stf.  1.  Gefängnis, 

2.  Gefangenschaft,  3.  Gefangennehmung:  2.  entrinnet  er  aber  ous 
der  fenknus,  so  sol  man  in  echten  auf  das  kost  reckt,  Prag.  Str.  78. 
das  sie  sin  in  der  vengnisz  lacktin,  Dal.  136,  22  (61,  36)  sent 
Apolinaris  — ■  in  hatte  vil  suz^e  irlost  113  dem  venknisse,  141,  12 
(63,  78).  di  ungutige  (unbarmherzige)  vanchnusz.,  136,  3  (61,  17). 
doch  litiu  si  kein  vanknissc,  144,  1  (64).  di  noch  in  ewer  fancknüss 
ligen  sollen,  Eger.  Chr.  1150. 

vend-lein  s.  venlein. 

venje,  Yenige  stswf.  Knie  fall  zum  Gebet,  kniefälliges  Gebet, 
Kniefall:  der  den  anger  maz,  mit  der  langen  veujen  dort,  Trist. 
2095.  mit  siner  venje  und  mit  gehet  Alexander  got  die  ere  tet, 
Alex.  5349. 

ven-lein  stn.  Fähnlein:  ein  fendlein  landsknecht,  Eger.  Chr.  91. 

ven-recht*  stn.  sie  —  wölden  die  venrechte  haben,  als  die  ge- 
habt hatte  die  furstinne  Libussie,  Böhm.  Chr.  8. 

Ter,  -e  s.  verge. 

ver-  nach  md.  Weise  auch  vielfach  vor-  suche  man  unter  ver-. 

ver-achten  swv.  geringschätzen,  nicht  beachten:  das  er  den- 
selbigeu  tag  der  schaczung  veracht  hat  =  zu  ihm  nicht  erschienen 
ist,  Igl.  Bgr.  N.  92,  2. 

ver-äckten,  -seckten  sivv.  in  die  Acht  erklären,  ächten:  wer  in 
einer  (der  verbündeten  Städte)  verboset  oder  verecht  wirdet ,  das  er  in 
andern  steten  und  merkten  und  sust  überal  verecht  —  sein  solle, 
Stb.  Brüx  N.  139. 

ver-alden  (-alten)  swv.   1.  intr.   alt  werden,   2.  t/r.  alt  machen, 

3.  veraltet  werden  =  in  Vergessenheit  geraten,  verjähren :  David  was 
nu  voraldent  =  senuerat,  W— B  Kön.  III 1,  15. 

ver-aldunge*  stf.  hohes  Alter,  vetustas:  gar  aide  schue,  die 
czu  einem  scheine  der  veraldunge  waren  gevlickit  =  ad  indicium 
vetustatis  pitaciis  consuta,  W— B  Jos.  9,  5.  uncz  bis  in  die  v.  und 
in  das  alder  (in  senectam  et  seninm),  Ps.  70,  18. 

ver -andern  (u.  ver- endern)  swv.  tr.  1.  verändern,  wechseln, 
2.  versetzen  oder  absetzen,  besonders  an  einen  andern  Ort,  in  andern 
Besitz  bringen,  3.  verheiraten,  auch  refl  — ,  refl,  4.  sich  ändern, 
5.  eine  Teilung  treffen,  6.  sich  verkleiden,  maskieren,  7.  einen  andern 
Wohnsitz  nehmen,  reisen,  ivandem,  8.  in  einen  andern  Stand  treten, 
9.  sterben:  3.  es  quam  —  das  einer  unsers  mitpurgers  sun  sich  ver- 
änderte und  nam  eines  pidermannes  tochter,  Igl.  Str.  269.  ob  berurten 
kauff  czu  widersprechen  und  czu  verandern,  Igl.  Stb.  V260d. 

ver-anderung,  -enderung  stf.  Veränderung,  Wechsel:  die  Ver- 
änderung seines  Stands,  Igl.  Stb.  V  245  a. 

Jelinek,  Wörterbuch.  51 


802  ver-anderweiten  —  ver-bem 

ver-anderweiden  swv.  wiederholen:  Da  voranderweit  er  die 
clag  und  sprach ,  Igl.  Str.  292.  veranderweitten  in  klag  und  ant- 
wort  von  wort  zu  wort,  als  oben  geschriben  stet,  Igl.  Rspr.  VII. 

ver-ant-worten,  -wurten  swv.  1.  antworten,  2.  mit  Gen.,  beant- 
worten, 3.  schweigend  zustimmen,  4.  rechtfertigen ,  verteidigen,  ver- 
treten mit  Akk.  d.  P. :  4.  Brunn.  Str.  II  234.  her  wold  das  erb  ver- 
antwurten,  Igl.  Str.  227. 

ver-antworterin*  stf.  Beantworter  in :  Geoniancia  mit  der  saczung 
der  planeten  und  des  himelsreifes  zeichen  auf  erden  allerlei  frag  be- 
hende v.,  Ack.  41,  6. 

ver-argen  swv.  1.  intr.  arg  werden,  tr.  2.  verderben  (mir 
Ath.  F6):  do  wart  verarget  sein  (Salomos)  hercze  von  den  weiben, 
so  das  er  nochvolgte  fremden  goten,  W — B  Könige  III  11,  4. 

ver-baden  sicv.  tr.  einem  ein  Bad  geben  oder  bezahlen  für  ihn: 
die  praut  mag  6  personen  verpaden,  Eger.  Str.  C  6.  vrauwen  v.,  C  32. 
mannespersonen  v.,  C  6. 

ver-baimen  stv.  V  unter  Strafandrohung  gebieten  die  Benutzung 
einer  Sache  verbieten,  versagen;  bannen,  verfluchen,  verbannen;  durch 
Bann  zueignen :  es  ist  verpaunen  {verboten)  aim  Juden,  T— B  Btb.  10, 28. 
den  ungeleubigen  u.  den  verpaunen  u.  den  manslecken,  Offenb.  21,  8. 
v.  und  ungeleubig .  Tit.  1.  16.  den  v.  (vermeiligten  XL  Bibel), 
I.  Timoth.  1,  9-  Lot,  bedruckent  (der  do  gedrückt  wurde  XL  Bibel), 
von  der  vorpannen  unrechten  u  unkeuschen  Wandlung,  IL  Peter  2,  7. 
scheuch  die  verpammenen  (unheililgen  XL  Bibel)  neurung  der  stumme 
u.  der  widerseczung ,  I.  Timoth.  6,  20.  gleich  ab  es  (als  ob  das 
Land)  von  Got  vorbannen  und  vorflucht  were,  Böhm.  Chr.  94. 

ver-baiineiischaft*  stf.  etwas  Verdammenswertes,  Verfluchtes: 
di  verpaunenschaft  der  Verwüstung  (di  unmenschliche  verwüstunge 
XL  Bibel),  T— B  Matth.  24, 15.  daz,  da  tut  di  v.  (ein  verflucht  ding 
XL  Bibel)  und  di  luge ,  Offenb.  21,  27.  ein  muter  der  v.  der  erd 
(uumenscblichen  Sünden),  Offenb.  17,  5. 

ver-behren*  siov.  mit  einer  bern,  Abgabe,  Steuer  belegen.  Traut. 
Chr.  193. 

verben  s.  verweil. 

ver-bergen  stv.  1.3  beiseite  schaffen,  aufheben,  verbergen,  ver- 
heimlichen :  er  vorbarg  in  in  dem  sande  (in  sabulo) ,  W — B  Ex.  2, 12. 

ver-bern  stv.  1.  nicht  haben,  2.  sich  enthalten,  ablassen  von, 
loderlassen,  aufgeben,  meiden,  3.  unberücksichtigt  oder  iniangefochten 
lassen,  4.  verschonen,  5.  auf  sich  beruhen  lassen,  6.  refl.  nicht  vor- 
handen sein,  unterbleiben:  2.  ir  meisterinne  bat  sie,  daz,  ir  weinen 
sie  verbfere,  W.  v.  W.  619.  daz,  sie  verbsere  truren  und  frö  wsere, 
808  f.  er  gedächte  erwerben  noch  an  ir,  daz,  sie  des  ungelouben  gir 
durch  sin  liebe  verbsere  und  kristin  mit  im  wsere,  5700.  hüebe  sich 
ein  tiurer  zorn,  so  wserez,  verborn  (unterblieben),  3960.  ob  sie  uns 
so  entfremdet  wseren,  daz.  sie  iemer  uns  verheeren  und  ksemen  wider 
niemer,  1814 ff.  da^  er  daz,  nicht  verheere,  er  wolte  im  sagen  rehte 
sinen  art  und  sin  gesiebte,  6212.  ich  wolde  daz,  ez,  wsere  verborn, 
daz,  er  den  zins  (die  Tributforderung)  hsete  verkorn,  Alex.  4077. 
Mit  im  da  beiden  wären,  die  zuht  ouch  niht  verbären,  4064.  ich 
wolde  daz.  ir  betet  verborn  ere,  die  ir  mir  haut  getan,  4244.  die 
clage  ist  also  guot  verborn,  wir  haben  doch  den  künec  verlorn,  2137. 


ver-bieten  803 

wann  ez,  mir  an  daz,  ende  ge,  daz,  mich  verber  daz,  laue  owe,  14798. 
der  ist  da  zer  helle  wirt,  den  alle  güete  gar  verbirt,  24862. 
welcher  also  alt  wirt,  daz,  in  alle  kraft  verbirt,  25194.  ein  un- 
gemäch  uns  niht  verbirt  —  diz.  lant  ist  arger  nätern  vol,  21232. 
sit  sie  —  vintschaft  verbären,  20544.  der  Endecrist  —  von  einem 
wibe  wirt,  die  alle  reinikeit  verbirt,  21088.  von  dem  wart  jämer 
niht  verborn,  sie  wänden  den  herren  haben  verlorn,  20741:  dar 
umbe  sie  daz.  —  waz,z,er  verbären  und  kämen  üf  daz,  waz.z,er  niht, 
22014.  zwene  gesellen,  die  nie  verbären  sie  waeren  ie  triwen  und 
stsetik  einander  ze  aller  zit  bereit,  19472.  ein  site  die  lant  ouch 
niht  verbirt,  17441.  vil  fürsten  dannoch  wären,  die  den  hof  ver- 
bären (nicht  zum  Hoftag  kamen),  17350.  ob  in  der  tou  verbirt 
(meidet)  und  die  erde  begoßen  wirt,  7207.  da  von  er  (der  Mond) 
schines  krai't  verbirt,  10  155.  da  von  sie  stürmen  niht  verburn,  15  024. 
daz.  enwurde  niht  verborn ,  gerne  es  in  wolde  Ionen  als  er  solde, 
16904.  liute  belehent  er  dar  zuo  —  die  nimmer  daz,  verbseren,  sie 
brauten  da  licht  alle  wege,  mirre  und  wirouch  ze  phlege,  17064. 
Christ  —  uns  verber  daz,  wernde  we!  Ernst  3276.  die  den  hof  ver- 
bseren (am  Hof  nicht  erschienen) ,  Ernst  3718.  ob  der  tiuvel  —  und 
sin  truenüsse  mich  verbirt?  Schretel  139. 

ver-bieten  stv.  Illb.  tr.  1.  vor  Gericht  laden,  2.  ein  höheres 
Gebot  als  der  Gegner  tun,  3.  verhindern,  verhüten,  4.  verbieten, 
5.  den  Gebrauch,  den  Besitz  von  etwas  untersagen ,  ein  guot  v.  mit 
Beschlag  belegen,  6.  den  Aufenthalt  an  einem  Ort  verbieten,  verbannen: 
1.  ver-,  vur-biten  durch  den  butel  kostet  2  heller,  Eger.  Str.  A.  XVII 
2  u.  3.  ob  sein  vorpieten  hern  Petirs  keine  kraft  gehaben  muge, 
Igl.  Str.  263.  er  scholt  im  vorpiten ,  als  ein  recht  ist,  245.  die  wir 
desselben  tages  auch  zu  komen  verbot  haben ,  Elbog.  Ohr.  129,  32. 
er  —  hat  rath  und  ganeze  gemein  aufs  rathaus  verpot  (geladen),  15, 34. 
5.  er  hat  auff  demselben  wein  sein  furlon  mit  dem  rechten  vorpoten, 
Igl.  Str.  (59)  S.  326.  das;  die  wein  nimant  mag  vorpiten  umb  geld- 
schuld,  Chlum.  VIII  31.  eines  gastes  gut  verpieten,  darüber  handelt: 
Igl.  Str.  194.  ausstehendes  gelt  —  wol  800  mark  —  di  vorpitet  uns  auff 
ein  recht ,  Igl.  Bgr.  N.  40,  1 ,  (sicher  stellen).  Is  enmag  auch  kein 
man  des  andern  erez  uff  dem  berge  vorbiten  adir  vorsprechen  um 
keine  schulde  wenne  alleine  umme  die  samekoste  der  gewerken, 
D I R  I  21.  Es  ist  auch  furezsehen,  das  nicht  di  unschuldigen  leute, 
als  ettwen  gewonlich  ist  gewest,  mit  versprechen  und  vorpieten  ires 
erezes  von  etlichen  potwareieren  (Verleumdern)  unpillich  betrübt 
werden.  Und  dovon  so  seezen  wir,  das  welcher  dem  andern  sein 
erez  vorpiten  und  hindern  wil,  ee  er  vor  dem  richter  ader  perg- 
meister  sein  sache  und  clage  furlege,  so  sol  er  sweren  doselbist  czu 
den  heiligen,  das  er  das  erez  nicht  vorpite  argelisticlich  ader  in  dem 
sinne,  in  umsunst  zu  müwen.  Und  wer  sich  des  eides  widert,  dem 
sol  man  seiner  rede  nicht  hören.  —  Der  eit  sol  auch  die  clausein 
mit  rede  behalden,  das  der,  der  das  erez  vorpeutet,  seine  sache  für 
dem  pergmeister  ader  vor  dem  richter  in  dem  nehesten  gerichte  vol- 
fure ,  ader  das  vorpoten  erez  sol  ledig  und  los  sein ,  Const.  III  5,  6. 
Idoch  umb  gemeine  pergkoste  ist  ozimlich  idem  arbeiter,  erez  vor- 
pieten und  hindern  an  allen  eit,  Const.  III  5,  7.  das  er  czolle  und 
walttzinsgelt  verboten  hat,   Stb.  Brüx.  N.  323;  s.  auch  verkümmern. 

51* 


804  ver-bietunge  —  ver-braien 

4.  die  gewerken  vorputen  die  mass,  Igl.  Bgr.  N.  69.  wir  wollen  nicht 
leiden,  das  imand  vorpite  die  arbeit  nnd  gepeude  des  gepirges,  es 
were  denn,  das  die  egenante  vorpitunge  geschee  durch  den  genieinen 
nucz .  sunder  man  sol  niemand  vorpieten  czu  arbeiten  durch  be- 
schirmunge  willen  seines  rechten,  pis  also  lange,  ab  imand  recht 
habe,  mit  gerichte  geleutert  und  geurteilt  werde,  Chr.  III  5,  7. 

ver-bietunge  stf.  1.  Verbot,  2.  Arrestation,  3.  Interdikt:  1.  Const. 
III  5,  8 ;  s.  verbieten.  3.  die  kirchliche  verpitung  unvermailigt  be- 
halden,  Eger.  Chr.  1125  S.  303. 

ver-binden  stv.  I  3.,  1.  mit  Mörtel  verbinden,  ausfüllen,  2.  im 
Brettspiel  „bünde"  gewinnen  oder  solche  Würfe  mit  den  Würfeln  tun, 
daß  die  Steine  zu  „büuden"  gestellt  werden,  3.  weidmännisch:  eine 
bestimmte  Richtung  verfolgen,  4.  fr.  festbinden,  5.  zusammenbinden, 
-fügen,  6.  zubindend  verhüllen,  7.  ellipt.:  einem  v.  =  ihm  vorspiegeln, 

8.  die  verpunten  zeit  =  Fastenzeit ,   weil    die  Altäre  verhüllt  sind, 

9.  rechtlich  verpflichten,  10.  verpfänden,  11.  refl.  sich  verhüllen, 
maskieren,  11.  sich  mit  einem  v.,  ein  Bündnis  schließen,  13.  sich  ver- 
pflichten: 9.  der  ist  got  grosser  rechnung  schuldig  und  verbunden, 
Hier.  26,  22.  diser  rat  und  dicz  gemecht  ist  von  den  obgenanten 
ratleuten  vorpunden  pei  trawen  und  pei  eren  kegen  paiden  tailen, 
Igl.  Bgr.  !S\  53,  13.  —  13.  auch  becheun  ich  und  verpind  mich  und 
alle  meine  erben,  das  wir  alles,  das  vor  geschriben  ist,  gancz  und 
stete  wellen  und  schollen  haben,  Budw.  ürkdb.  N.  476  als  wir  uns 
mit  nimand  nicht  verwilkurt,  vorpunden  noch  vorschriben  haben,  Igl. 
Rspr.  I.  dö  wart  verbunden  alczehaut  (zum  Kampfe  gerüstet),  Alex. 
5699;  s.  auch  ver-bunden. 

ver-bindunge  stf.  Verpflichtung,  Verurteilung  zu  etivas:  mit 
vorpiudunge  (condemnatione)  ader  mit  erlosunge  die  gancze  teidinge 
entscheiden,  Const.  IV  18,  6.  das  si  si  (die  Stadt)  in  sulche  ding 
wider  recht  Ordnung  und  vorpindung  sulten  geben,  Elbog.  Chr. 
126,  21. 

ver-blanken*  swv.  mit  Planken  einschließen:  si  unterfingen 
sich  auch,  das  slos  unter  dem  perg  zu  v.,  Elbog.  Chr.  88,  14. 

ver-blenden  swv.  tr.  1.  blenden,  verblenden,  3.  verdunkeln: 
3.  liecht,  das  verplendet  alle  auswendige  liecht,  Ack.  55,20.  Und 
dise  vorplendet  (contenebrati)  czugeu  ouf  die  spicze  des  pergis, 
W— B  Num.  14,  44. 

ver-blinden  swv.  blind  werden,  erblinden,  eigentlich  und  bild- 
lich, Part,  verblint  =  verblendet:  ich  bin  an  dich  also  oft  verbündet 
(obcaecatus) ,  Sol.  11,  22. 

ver-bösen,  -boesen  swv.  1.  intr.  schlecht  werden;  2.  tr.  schlecht 
machen,  3.  verderben,  4.  verführen,  5.  verletzen :  wer  in  einer  —  der 
stete  —  verboset  und  verecht  wirt,  Stb.  Brüx  N.  139. 

rer-botscheften,  -botseliaften  sivv.  tr.  1.  durch  eine  botschaft 
zu  ivissen  tun,  2.  rufen,  kommen  lassen:  verbotschefte  meinem  volke 
ire  sunde,  Hier.  32,  10.  das  firmarnent  verbotschaftet  die  großen 
werk  der  schrifte  seiner  hende ,  7,  21.  das  di  feylczer  czu  Hohen- 
berg  czu  uns  gesandt  und  uns  verpotschaft    haben,  Mind.  des  Egerl 

5.  45. 

ver-braien  s.  ver-breuen. 


ver-brechen  —  ver-brünusse  805 

ver-brechen  stv.  12  —  1.  intr.  zunichte  werden,  aufhören,  enden, 
scheitern,  hinschwinden,  tr.  2.  zerbrechen,  zunichte  machen,  zerstören, 
3.  entfernen,  4.  aufgeben,  5.  enden,  6.  ein  Gebot  oder  eine  Verbindlich- 
keit übertreten,  brechen,  so  vom  nichtleistcnden  Bürgen,  7.  rechtlich  als 
Strafe  verwirken,  8.  bergm.  anbrechen,  9.  beim  Fechten  eine  rasche 
Wendung  machen:  das  durch  ineinen  houptmann  czu  Brux  der  fride 
wer  verbrochen ,  Stb.  Brüx  323.  den  verbricht  der  tot  mit  gift  = 
veneno  corrumpit,  Sol.  9,  13 ;  s.  auch  unverbrochener  rasen. 

ver-brechunge  stf.  (bei  L.  nur  MH  2.  376)  Gesetzesübertretung, 
Verbrechen:  auf  solche  böse  taten  und  verbrechungen(!),  Igl.  Ms.  S.  22. 
ich  habe  —  Nicl  aus  der  gefencknus  bracht,  das  er  seiner  v.  nach 
nicht  hat  dorffen  drei  tag  in  der  prechen  stehen,  Eger.  Chr.  370. 

ver-hrengen  s.  ver-bringen. 

ver-breuen*  (briuwen,  bruwen,  brauen)  sivv.  beim  Bierbrauen 
aufbrauchen:  daz,  malcz  verpraien,  Igl.  Stb.  V  96b. 

ver-breuten*  swv.  eine  jemandem  zur  Braut  versprechen,  mit 
ihm  verloben:  ist  das  er  sie  aber  seinem  sune  vorpreutet  (desponderit), 
noch  dem  siteu  der  tochter  sol  her  ir  tun,  W — B  Ex.  21,  9. 

ver-  brich  -lieb*  Adj.  vertragsbrüchig :  wider  den  v.  tal  (=  teil) 
zu  helffen,  Eger.  Chr.  1181. 

ver -brieten  sivv.  tr.  durch  Urkunde,  Unterschrift,  Siegel  be- 
kräftigen: ein  schultbrief,  so  die  schuldinger  den  gleubigern  über 
sich  vermacht,  verprieft  und  gegeben  haben,  Igl.  Bgr.  N.  107,  2.  ver- 
prieffen  und  verschriben,  Igl.  Str.  193. 

ver -bringen,  -breiigen  unregelm.  Zw.  1.  vollbringen,  vollenden, 
2.  ausbauen,  3.  durchsetzen,  4.  vertun,  5.  töten:  1.  wir  gewilligt 
(bereit)  alles,  das  wir  uuserm  hern  vorpflicht  zu  thun,  gerne  vor- 
brengen,  Elbog.  Chr.  122.  das  geschefte  volkumleich  zu  verbringen, 
Igl.  Stb.  III  A  164  b.  ein  ramf art  verbringen ,  V  80  d.  damit  di 
capellem  u.  das  altar  mit  der  obgemelten  sumb  erberlich  aufgepawt 
u.  verpracht  werde,  V  198  a.  den  jartag  ausrichten  u.  vorpringen, 
V  259  b.  sulche  geltschuld  nicht  vorbringen  (zurückzahlen),  III  A  99  b. 
das  gotlich  gepot  vorprengen  (essequi),  Const.  IV  18,  2.  Wo  nim 
ich  die  worter,  das  ich  verbring  (ut  explicem)  di  zeichen  deiner 
grossen  lieb,  Sol.  52,  9. 

ver-bringunge*  stf.  Vernichtung,  consummatio:  aller  vor- 
prengunge  hab  ich  ende  gesehen  (omnis  consumationis  vidi  finem), 
W— B  Ps.  118,  96. 

ver-brüen  (-brügen)  swv.  1.  verbrühen,  versengen,  2*  ver- 
brennen, eigentl.  und  bildl.:  2.  das  dritte  teil  wirstu  vorpruen  in 
dem  vewer  (combures),  W — B  Ez.  5,  2.  vorbrüen  —  das  gewant  — 
in  den  vlammen,  Lev.  13,  52.  sol  in  dem  vewer  vorbrün  —  igne 
comburet,  Lev.  13,  55 ;  Jer.  34,  5.  die  david  hiez,  vorpruen  (exuri 
jussit),  Par.  1 14,  12.  der  czuchtiger  einen  feischer  vorpruet,  Olm. 
Stb.  88. 

ver-bruenen*  =  ver -brennen  si  —  verpruenent  (verbrunnen, 
XL  Bibel)  si  mit  feur,  T— B  Offenb.  17,  16. 

ver-brünusse,*  verprimusse*  stf.  das  Verbrennen:  Vor  deinem 
antlicze  die  perge  zuvlussen,  als  ein  vorprunusse  des  vewers  sie 
swn.nden,  W— B  Is.  64, 1  u.  2. 


806  ver-brüunge  —  ver-bürgen 

ver-brüunge,*  vor-prüunge*  stf.  das  Verbrennen,  exustio:  das 
hous  unser  beilikeit  ist  worden  in  der  vorprunge  des  vewers  =  in 
exustionem  iguis  facta  est,  W — B  Is.  64,  11.  nach  der  vorpruunge 
(combustiones)  deiner  veter,  der  vorigen  kimige  —  werden  sie  dich 
vorpruen  (comburent  te),  Jer.  34,  5. 

verbillige*  (von  verwen,  värwen  swv.)  stf.  Farbe,  tinctura: 
noch  wirt  gar  reine  zusammengeleget  verbunge  =  tincturae  mun- 
dissimae,  W— B  Job  28,  19. 

ver- bunden  pari.  Adj.  von  verbinden,  rechtlich  verpflichtet, 
bereit  zu  einer  Leistung:  desselben  sei  wir  in  noch  heute  des  tages 
vorpunten,  Igl.  Str.  252.  dorinne  sie  sich  vorschriben  baben  ver- 
bunden um  das  vorgenante  gelt,  246.  das  auch  mit  400  schocken 
vorschriben  und  verbunden  ist  =  dessen  Zahlung  rechtlich  festgelegt 
ist,  Igl.  Bgr.  N.  40,  6. 

ver  -  biuid  •  misse  stfn.  Bund,  Bündnis:  er  hat  den  selbigen 
glubd  und  vorpuntnusz,  nicht  genüge  getan,  Elbog.  Chr.  25,  44. 

ver-bünen  (bei  L.  nur  Ot.  22b.  von  büenen  swv.)  swv.  mit 
Brettern  und  Balken  verschließen:  das  si  ein  Schacht  vorpunet 
betten  auch  in  czu  schaden,  Igl.  Bgr.  N.  64,  1.  Do  santen  die  obe- 
risten  Steiger  aber  ir  diner  in  die  Wagner  (sogenannte  Grube)  und 
enphalhen  in,  das  si  in  die  hespel  varen  schulden  und  auch  stein 
dorein  lasen  und  scholden  besehen,  ab  si  icht  vorpunet  weren.  Das 
taten  sie  und  vuren  in  die  hespel.  Als  da  sie  ein  haspel  funden, 
der  do  vorkleibet  und  vorpunet  was,  den  lisen  sie  aufprechen  und 
offen.  Do  das  geschach,  do  gewan  der  wint  seine  czuge  kreftikleich 
wider  aus  ir  gruben  in  die  Wagner  und  in  denselben  haspel  auf, 
N.  63,  2. 

ver -burgein,  ver -bürgein  (=  ver-burgen,  -bürgen)  swv.  durch 
Bürgen  sicher  stellen:  di  hab  mit  des  rates  zu  der  Iglaw  wissen  den 
kindem  (Waisen)  vorpurgeln,  Igl.  Stb.  11157  a.  ich  schaff  meines 
stifbruders  kindern  VI  seh.  gr.  als  laug  das  di  mündig  werden  und 
als  es  des  vater  vorpurgeln  mag,  so  sal  er  si  inne  haben,  bis  di 
kinder  mundig  werden,  Igl.  Stb.  III  81c.  auch  sullen  sie  (die  vor- 
m wirtschaftlichen  Verwalter  von  Waisengut)  di  hab  mit  des  rates 
zur  der  Iglaw  wissen  den  kindern  v.  und  nach  der  purglscbaft 
sullen  si  di  hab  erst  einnemen,  Igl.  Stb.  III  57  a. 

ver -bürgen,  -bürgen  swv.  1.  Bürgschaft  leisten,  verbürgen, 
2.  sich  ü^  v.  =  sich  durch  Stellung  von  Bürgen  aus  etwas,  z.  B. 
der  Gefangenschaft,  befreien:  ir  lasst  uns  darumb  ain  gotlaich  recht 
widerfaren  und  vorpurgt  uns  czu  voraus  den  Hanman  Alder,  perk- 
maister  czum  prune  genant,  und  den  Cbudi  Nicolae  und  den  Spis- 
glas  usw.  —  erwirkt  uns  durch  eitern  Rechtsspruch,  daß  uns  diese 
als  Bürgen  gestellt  werden,  bis  unsere  Ansprüche  an  der  Grube  zum 
Prunn  erwiesen  und  beglichen  sind,  Igl.  Bgr.  N.  40,  1  S.  351  Z  28 ff. 
Idoch  sal  das  (strittige)  erez,  das  man  die  wile  (bis  zur  Entscheidung 
des  Rechtsstreites)  heuwet,  vorburget  werden,  also  das  is  wedir  ein- 
halp  noch  anderhalp  gefalle  (keiner  der  beiden  Parteien  zufalle),  bis 
das  is  das  recht  entscheide,  D  I  B,  15,  1  dazu  Igl.  Bgr.  U— B  24 — 26; 
Const.  1 10;  Freiberg.  Bergr.  B  §  19  s.  ver-,  be-kummern  und  verbieten, 
der  richter  —  vorpurgt  in  czu  einem  rechten  nach  einem  statrechten, 
Igl.  Str.  10  'S.  59.    man  sol  in  (der  ein  urteil  gestraft  hat)  vorpurgen 


ver-büsz,en  —  ver-däclit  807 

(von  ihm  die  Stellung  von  Bürgen  verlangen)  und  mag;  er  nicht 
purgen  haben ,  so  sal  man  in  gefangen  halten,  Igl.  Str.  I  S.  357.  ob 
der  Petrzik  des  ob  genanten  frencsels  aiden  die  ob  genannten  kinder 
pey  im  wold  halden,  so  sol  er  den  selben  kinden  ir  tail  vorpurgen, 
Igl.  Stb.  III,  A  135  a.  den  waisen  iren  eribtail  czu  verparigen,  Igl. 
Stb.  V  105  b.  si  sein  von  beiden  teilen  czum  rechten  vorpurgt  und 
vor  geheckte  pank  kumen,  Olm.  Stb.  96.  und  soll  im  das  (Anspruch 
auf  Bezahlung  der  Schidd)  wol  verbürgen  und  vermachen,  Mind.  d. 
Egerl.  S.  32.  des  (weil  sie  sich  geczweiet)  sind  sie  beiderseit  vor- 
bürgt gewest  vor  fride  und  recht,  Stb.  Brüx  N.  248.  Do  bat  wir 
diselben  hern,  das  sie  in  vorburgten  uff  ein  recht.  Do  wart  er  vor- 
burgt  uff  500  schock  gr.,  Igl.  Bgr.  N.  118,  2.  das  ir  dieselben  (welche 
die  tuchmacher  zu  Zank  anhielten)  unausfällig  vorschrenkten  und 
genüegsam  vorbürgeten  Versicherung  beklagen  sollet  beharriglichen 
auf  unser  persönliche  kegenwart  oder  dessen,  welcher  czu  dieser 
czeit  underkammerer  seind  wird,  Budw.  Urkdb.  N.  44;  Prag.  Str.  31. 

ver- busz.cn  (ver-büez,en)  svw.  1.  abs.  eine  Geldbuße  zahlen, 
Prag.  Rb.  144,  mit  Dat.  der  Pers.  2-  mit  Akk.  d  S.  ausbessern,  3.  wo- 
für Entschädigung,  Buße  zahlen,  Prag.  Str.  13,  19.  14,  21.  24,  33  usw.; 
Brunn.  Str.  358,  52.  darauf  eins  rats  straf  und  verpussen  gesazt  ist, 
Eger.  Str.  C  124  a.  her  scho(d  es  (das  ausgerodete,  dem  Grundherrn 
des  Waldes  entzogene  Land)  im  vorpusen  nach  dem  acker  mit  czehen 
marken,  Igl.  Str.  51. 

verch,  -hes  stn.  Leib,  Fleisch  und  Blut,  Leben,  Nachkommen- 
schaft: öwe  daz,  ich  unsaelic  wip  trage  dines  verhes  samen, 
W.  v.  W.  1077  f.  Von  einem  verch  wir  sein  geborn  (sagt  Otto  über 
den  toten  Heinr.),  Ernst  1225.  unser  verch  ist  ungescheiden  immer 
under  uns  beiden,  Alex.  12197.  wie  er  (Joseph)  von  sines  verches 
art  Ismäheliteu  verkouft  wart.  11 356.  daz,  —  leben  —  er  üz,  sineni 
verche  (tötete  ihn)  brach,  13217.  der  leben  er  üz,  ir  verche  sneit, 
8322.    ir  leben  er  üz,  ir  verche  schriet,  8166. 

verch-wnjnde  stf.  Wunde,  die  ans  Leben  geht,  tödliche  Wunde: 
er  clagete  —  Tristandes  verchwunden,  Triet.  6310. 

ver-däclit  part.  Adj.  1.  in  Gedanken  vertieft,  nachdenklich, 
2.  besonnen,  3.  Verdacht  hegend,  argivöhnisch,  4.  verdächtigt,  5.  ver- 
dächtig. 2.  verdachter  mut  =  klarer  Verstand:  mit  vornumft  und 
mit  vordachtem  mut,  Igl.  Str.  236.  mit  v.  m ,  uubetwungen,  262. 
swen  ein  mensche  leuget  ein  lug  vom  vordachtem  muet,  mit  der  im 
wol  ist  darum,  das  er  effe,  die  is  boren,  und  nieman  schadet  den 
dem,  der  sie  redet,  Joh.  v.  Igl.  8.  Gebot,  umb  verdähten  mut,  Eger. 
Str.  A  X  1.  —  5.  so  sol  man  die  czeugen  als  die  vordachten  vor- 
werfen =  ut  suspecti  a  testimonio  sunt  removendi,  Const.  IV  11,  10. 
geczengen,  die  vorbedechtleich  diselb  red  reden  —  sein  vordacht, 
das  si  falsch  geczengen  sein,  IV  11,  11.  Der  vordachte  arme  (pauper 
suspectus)  wirt  vorkorn  (nicht  zur  Zeugenschaft  zugelassen),  wenn 
er  wirt  leichte  vorleitet  czu  falschem  geczeugnusse  czu  reden;  aber 
der  getrewe  arme  helt  sein  recht  gancz  alle  czeit  au  aller  stat, 
IV  12,  7.  der  richter  sal  aber  einen  andern  seczen  aus  den  geswornen 
an  sein  stat,  der  nicht  vordacht  sei  dem  andern  teile;  wenn  es  ist 
schedelich,  wo  man  under  eim  vordachten  richter  krieget,  16,8. 
ich  hab  euch  pöz,leich  vordacht  u.  schult  geben  —  das  ir  mir  meins 


808  ver-dsecht-lich  —  verders 

gelt  gestolen.    Igl.  Stb.  III  A  135b.    us  virdachtin  mut  (nach  reif- 
licher Überlegung)  si  jahin,  Dal.  89,  33  (37,  26). 

ver-d?echt-lick,  -misse  s.  verdeeht-lich,  -nüsse. 

Ter-daekt  part.  Adj.  von  verdecken  (sicv.  be-,  ver-,  zudecken, 
verhüllen),  verhüllt:  verdachte  Wartung,  Achtung  auf  verdeckte  Gefahr, 
Eger.  Chr.  N.  1153. 

ver-dagen  swv.  1.  intr.  schiceigen,  verstummen,  2.  tr.  schweigen 
über,  verschweigen,  verhehlen  mit  Akk.  od.  Dat.  d.  Person  und  Äkk. 
oder  Gen.  d.  S. :  die  ander  rede  verdagen  =  von  dem  andern  Ge- 
sagten schweigen,  W.  v.  W.  6967.  Nu  wart  diz  lenger  nicht  ver-  I 
daget,  3229.  ich  iuch  beswer,  daz,  ir  mir  genzlich  sagent  die  sache 
und  mich  nicht  verdagent,  6567. 

ver-decht-lick  Adj.  1.  überlegt,  vorbedacht,  2.  verdächtig:  2.  so 
wirt  man  wol  sehen,  das  er  verdechtlichen  schein  von  sich  gebe  (als  ', 
unzuverlässiger  Bürger  sich  zeigt),   Traut.  Chr.  162.     wen  ein  rat 
v.  wurd.  so  si  die  richtung  zwischen  in  tetten,  Elbog.  Chr.  83,  19. 
83,28. 

ver-dechtnüsse   (ver-dsektnisse)   stf.    Verdacht,   in   dem   einer 
steht,  suspitio:  Der  poses  wort  hat,  wirt  darumb  vorkorn  (nicht  zur  j 
Zeugenschaft  zugelassen)  umb  das,  das  di  geezeugen  sullen  sein  an 
ein  pos  wort,   an  vordechtnusse  und  äne  beschuldigunge,  Const.  IV  I 
12,  6.    ist  er  —  der  czeuge  —  an  v.  (si  caret  suspitione)  und  ist  er  ! 
erber  und  tut  das  nicht  durch  genies  ader  veintschaft,  so  ist  er  czu- 
czulassen  an  dem  geezeugnusse,  IV  12,  9.    Darumb  seezt  man  das, 
das  kein  v.  hat,   das  ist  ein  geschefte,  das  mit  der  meisten  geheng- 
nusse  (Zustimmung)  bestetiget  wirt,  I  8,  3.  —  als  man  kisen  mag 
aus   der  vordechtnusse  der  vergangen  dingen  (!)  traeta  de  praeterita 
conjeetura,  sinngemäße  Anwendung,  1 15,  8. 

ver-denken  unregehn.  Zw.  1.  abs.  denken,  sich  erinnern,  tr. 
2.  mit  Akk.  d.  S.  zu  Ende  denken,  3.  bedenken,  erwägen,  4.  durch 
Denken  ein  Ende  machen,  5.  mit  Akk.  d.  Person  von  einem 
Übles  denken,  ihm  im  Verdacht  haben,  6.  ihm  etivas  übelnehmen, 
verargen,  7.  refi.  sich  besinnen,  entschließen,  8.  sich  in  Gedanken 
verlieren:  5.  das  man  si  (di  undertenigen)  nicht  vordenken  muge, 
das  si  sich  czweien  mit  irem  herren  wider  den  gemeinen  nutcz  (ne 
suspecti  videantur),  Const.  IV  9,  3.  —  6.  do  wedir  (icenn  wir  von 
den  Gläubigern  gemahnt  werden)  sülle  wir  keiner  nicht  tun  und  sie 
(die  Gläubiger)  dorumme  nicht  vordenken,  Stb.  Brüx  N.  127. 

rer-derben  stv.  I  2  zu  nichte  werden,  zu  Schaden  kommen,  um- 
kommen, sterben,  bankerott  werden:  daz,  sie  mit  triuwen  würben  an 
dem  willen  nie  verdürben.  W.  v.  W.  837. 

ver-dtfrbnüsse  (-nisse)  stf.  Verderben,  Verderbnis:  unez  in  die 
v.  =  usque  ad  internecionem,  W— B  Jos.  10,  33.  das  her  euch  lose 
von  der  v.,  Deut,  20,  4.  das  was  des  landes  grosser  schaden  und  v., 
Böhm.  Chr.  93. 

ver-derbung  stf.  1.  Zerstörung,  2.  Verlust:  2.  wir  furchten, 
daz,  di  anker  icht  vielen  in  v.  (verloren  gehen),  T — B  Botenb.  27,  17. 

Terders*  Adv.  vor  edlem  besonders:  zu  verders  ze  halden  die  e 
Moyses,  T— B  Botenb.  15,  5. 


ver-dewen  —  ver-droz.z.en-heit  809 

ver-dewen  (ver-döuwen,  -dönn)  sivv.  verdauen:  Des  morgens 
aber,  do  Nabal  hette  vordewet  den  wein,  do  kündigte  im  sein  hous- 
vrow  dise  wort,  W — B  Kön.  I  25,  37. 

ver- dienen  swv.  1.  durch  Dienstleistung  oder  seine  Handlungs- 
weise etwas  verdienen,  2.  vergelten,  einen  Dienst  leisten  für  etwas, 

3.  mit  Dat.  etwas  als  Dienstleistung  darbringen,  4.  refl.  sich  ver- 
dient machen:  wir  wollen,  das  —  arbeiter  —  nur  umb  vordientes 
Ion  czweier  wocben,  di  an  einander  Vorgängen  sein,  phenden  mugen, 
Const.  1 15,  3.  —  2.  das  wil  ich  vordinen,  diweil  ich  geleb,  Igl.  Bgr. 
N.  90,  2.  das  wollen  wir  zu  allen  zeiten  um  euch  gern  vordienen, 
Igl.  Bspr.  IV. 

ver- dienst -nüsse*  stf.  Erwerbung  eines  Anspruches:  durch 
merung  und  vordienstnuß  ewer  Seligkeit,  Olm.  Stb.  77. 

ver- dingen  sivv.  1.  durch  Vertrag  verpflichten,  binden,  sichern, 

2.  eine    Bedingung    stellen,     3.    vertragsmüßig    erwerben,    kaufen, 

4.  überhaupt  erwerben,  5.  einem  etwas  v.  =  durch  Vertrag  versprechen 
oder  verstatten,  6.  in  einer  Versammlung  beschließen :  das  selbe  wasser 
verdingeten  di  gewerken  czu  czihen  über  heilige  tag,  Igl.  Bgr. 
N.  68,  1.  si  netten  den  wintfaug  mit  rat  der  gesworu  amptleute 
des  hoffmeisters  vordingt  und  dargeseczt,  N.  64,  2;  Traut.  Chr.  331. 
di  badstube  —  ist  abgemessen  und  verdinget  worden  zu  bawen, 
Traut.  Chr.  285.  sind  die  newen  brotbenke  vordinget  worden  zu 
welben  u.  zu  machen  (ihre.  Einwölbimg  in  Akkord  gegeben),  311. 
hat  ein  erbar  rath  dem  Wahl  von  Hoffe  —  den  pfarhof  vordinget, 
das  er  salt  machen  ein  gewelb  — ,  239.  der  rath  —  hat  dem  raeister 
Hans  Neuper  vordingt  die  mittelglocken  zu  giessen,  210. 

ver-ding-nisz  stf.  n.?  Vertrag,  Beschluß  einer  Versammlung: 
wie  sie  von  dem  rate  zum  Elbogen  an  alle  v.  ingelassen  sint,  Elbog. 
Chr.  141,  8. 

ver-dolden*  (=  verdoln?)  swv.  ertragen,  zulassen:  so  ich  — 
mein  hantwerk  mit  Plumels  eiden  arbeite  und  vermeinte  ie  zu  v. 
und  mich  getreulich  zu  neren,  Elbog.  Chr.  77,  45. 

ver-donen*  swv.  hinziehen,  in  gespannter  Erwartung  verbringen: 
er  liez,  sie  guot  zit  verdonen  und  also  in  kumer  wonen,  Alex.  17683. 

ver-driez,  stm.  Verdruß,  Überdruß,  Unwille:  ein  vordriß  haben  = 
dessen  überdrüssig  sein,  Olm.  Stb.  130.  sich  des  keinen  v.  zu  nemen, 
sunder  gnediglich  zu  verhören,  Elbog.  Chr.  88,  25.  groz,  v.  tragen,  37,  23. 

ver-drie^en  Illb  stv.  1.  wvpers.  mit  Akk.  d.  P.,  mit  Gen.  d.  S.,  zu 
lang  dünken,  Überdruß  oder  Langweile  erregen:  Und  vordriesen  wart 
das  volke  des  wegis  und  der  arbeite  =  taedere  coepit  populum 
itineris  ac  laboris,  W — B  Num.  21,  4.  mich  vordreuset  meines  lebens, 
W— B  Gen.  27,  46. 

ver-driez,ung  stf.  Überdruß:  um  sein  v.  (=  der  Bitten  über- 
drüssig) stet  er  uf  und  gibt,  T — B  Luk,  11,  8. 

ver-dringen  stv.  13  tr.  1.  zusammendrängen,  2.  ver-,  wegdrängen, 

3.  refl.  sich  hineindrängen:  Vordringt  nu  got  das  gerichtet  =  Num- 
quid  Deus  supplantat  Judicium?  "W— B  Job  8,  3. 

ver-droz^en-heit  stf.  Überdruß,  Univillen:  das  lange  rede  nicht 
vordrossenheit  bringe  deinen  oren,  Hier.  227,  2.  noch  worden  pistu 
als  ein  hure,  di  vor  vordrossenheit  ineret  das  lone,  W — B  Ez.  16,  31. 
das  den,  die  das  puch  besehen,  nicht  v.  mache  =  ne  legentes  efficiat 


810  ver-droz,z,enlich  —  ver-eiteln 

taediosos,  Const.  IT  18,  14.  ich  tun  den  Behem  leit  und  ein  stoz, 
virdroszinkeit,  Dal.  205, 16 „(92,  103). 

Yer-droz,z,enlick  Adj.  Überdruß  erregend,  verdrießlich:  sin  anplic 
was  e  wunneclick,  nü  ist  er  v.,  Alex.  27510. 

ver-drücken,  -drucken  swv.  1.  gewaltsam  nieder-,  unterdrücken, 
überwältigen,  2.  zusammendrücken,  3.  unterschlagen,  heimlich  weg- 
tragen, 4.  verheimlichen:  Von  dem  tage,  als  er  vordruckte  Tkamarn 
sein  swester  =  oppressit,  W — B  Kön.  II 13.  32.  Und  her  (Othoniel) 
vordruckte  in  —  den  kunic  von  Syria,  Bichter  3,  10.  ob  du  mich  so 
velschlichen  czeihest  und  vordruckest  mich,  Job.  10,  3.  die  do  vor- 
druckt waren,  die  erhebit  er,  Job  12,  21.  nimant  verdrucket  noch 
entut  laid,  T— B  Luk.  3,  14. 

ver-druckung,  -drückung  stf.  Unter-,  Bedrückung:  Trautnaw 
wirt  abnemen  an  —  v.  bein  rechten,  Traut.  Chr.  118. 

ver-dulden,  -dulten  swv.  =  verdoln.  ertragen  zulassen:  den 
mulslag  der  apt  virdult,  Dal.  185,  29  (83,  36). 

ver-ebenen  swv.  ausgleichen,  versöhnen,  schlichten:  sie  wurden 
verebent  an  der  stat,  Alex.  26480. 

ver-eciit-lick  (ver-ahtlich,  -ehtlich)  Adj.  nicht  beachtet,  miß- 
achtet: das  mir  gein  den  vam  Elbogen  alles  unhulflich  [war]  (nichts 
half)  und  van  in  v.,  El  bog.  Chr.  79,  10. 

ver-ehelicken  s.  ver-elichen. 

ver-eignen  (ver-eigen,  -enen)  swv.  zu  eigen  geben,  machen,  als 
Eigentum  überlassen,  Traut.  Chr.  25. 

rer-einen  swv.  tr.  1.  verbinden,  vereinigen.  2.  aufnehmen  in, 
vereinen  mit,  3.  versöhnen,  4.  worüber  belehren,  aufklären  mit  Gen. 
d.  S.,  5.  allein  lassen,  6.  refl.  sich  verbinden,  7.  übereinkommen, 
8.  sich  entschließen,  9.  refl.  und  intr.  sich  vereinsamen,  absondern, 
allein  sein,  sich  allein  einfinden:  8.  also  er  sich  vereinte  üz,  sinen 
sinnen  allen,  W.  v.  W.  401.  —  7.  Were  aber,  dass  si  —  die  gewerken 
—  nicht  wolden  oder  nicht  mechten  voreinen  {einig  werden)  =  con- 
cordare,  Const.  I  7, 10.  und  wollen  sie  (2  Duellgegner,  tvenn  der 
Zweikampf  schon  begonnen  hat),  sich  v.  so  gevallen  dem  richter 
5  mark,  tgl.  B.  73.  —  9.  ir  rede  stuont  so  seneclich,  swan  sie  also 
vereinte  sich,  W.  v.  W.  4227.  swä  sie  sich  vereinte,  von  herzen 
sie  da^  beweinte,  da^  sich  der  tiure  Wende  sus  gap  in  da^  eilende 
(in  die  Fremde  zog),  4139 ff. 

Ter-einigunge  (bei  L.  nur  Zips  59b)  in  meinunge  und  v.  den 
vom  Elbogen  uns  ganzen  widerstaut  und  widersacz  zu  thuue,  Elbog. 
Chr.  142,  25. 

ver-einikeit*  stf.  Einigkeit,  unitas:  das  nicht  v.  der  egeuanten 
leute  czweiunge  mache  czwischen  den  gesworen,  Const.  I  5,  4. 

ver-einung,  -e  stf.  Vereinigimg,  Schlichtung:  voreinung,  Vor- 
richtung und  vorwilluuge,  Olm.  Stb.  108.  Wir  —  vorturnen  di  sched- 
liche  voreinunge,  di  ettlich  ans  den  erczkauffern  wider  unsern 
gemeinen  nucz  ■ —  oft  eiugeworffen  han  Verabredung,  daß  jeder 
folgende  weniger  für  das  Erz  bot,  um  dessen  Preis  herabzudrücken), 
Const,  I  21,  1. 

ver-eiteln  (ver-itelen  bei  L.  nur  Evang.  L.  14,  34.  evauescere) 
sws.  refl.  eitel  werden,  schwinden:  des  leben  sich  vereitelt  als  der 
man :  cuius  vita  sicut  umbra  lunatica  evanescit.  Sol.  8.  18. 


ver-elichen  —  ver-gen  811 

ver-elichen  swv.  refl.  sich  verheiraten,  verglicht  hochzeit  = 
Hochzeit,  Vermählungsfest:  zu  den  selben  verelichten  hochzeiten  und 
zu  hochzeiten,  als  man  kint  zu  den  orden  begibt,  Eger  Str.  B  10 
und  12. 

ver-enlenden  {auch  ver-elleuden)  swv.  1.  tr.  aus  der  Heimat  in 
die  Fremde  schicken,  verbannen,  2.  intr.  aus  der  Heimat  wegziehen : 

2.  wisse,  das  dein  same  sich  voreulenden  wirt  in  ein  erden,  die  nicht 
ir  ist,  W— B  Gen.  15,  13. 

ver-gähen  tr.  und  refl.  swv.  1.  übereilen;  2.  verirren:  daz,  sie  sich 
niht  v.  an  mir,  ob  in  versmähen  kan  min  einveltic  tihte,  Alex. 
27757.  wenn  ein  so  ein  kiel  sich  vergat  {verschlagen  wird),  26116. 
wir  suln  uns  niht  v.,  W.  v.  W.  6931. 

verge,  Ter,  -e,  verje,  yerige  swm.  Ferge,  Schiffer,  Führmann: 
dö  rief  sin  verge  ze  porte,  W.  v.  W.  2428.  niht  wan  die  veren  da 
wären,  die  helfe  gar  verbären  {beim  Hohngang  Alexanders  mit 
Porus),  Alex.  20 136. 

ver-geben  stv.  1 1.  —  1.  hingeben,  schenken,  2.  zur  Ehe  hingeben, 
verloben,  3.  aufgeben,  unterlasseyi,  4.  vergeben,  verzeihen,  5.  abs.  mit 
Dat.  d.  P.  einem  etwas  zum  Verderben  geben,  vergiften.  1.  ich  hoff, 
das  mir  mein  hausfrau  das  mein  nicht  hat  mugen  vergeben,  Igl. 
Rspr.  IV.    5.  Traut,  Chr.  143. 

vergeben (e)  Adv.  1.  schenkweise,  umsonst,  unentgeltlich;  2.  un- 
nütz, vergeblich:  1.  v.  habt  irs  enphangen,  v.  gebts,  T — B  Matth. 
10,  9.  das  eisern  tor  —  wart  in  v.  {auch  XL  Bibel)  aufgetan, 
Boteub.  12,  10. 

ver-gebunge  stf.  Verzeihung:  das  iar  der  vorgebunge  und  der 
vreuden  =  annus  iubilaeus,  W — B  Lev.  25,  10.  so  das  ich  predigte 
den  gevangnen  v.  =  indulgentiam,  Is.  61,  1.    noch  seiner  v.,  Is.  63,  7. 

ver-gelden,  -gelten  stv.  1.  zurückerstatten,  bezahlen,  tr.  mit 
Akk.  d.  S.  und  P.,  2.  rächen,  3.  eintragen,  Einkünfte  bringen,  4.  refl. 
sich  bezahlt  machen,  empfangene  Streiche  vergelten:  ochsen  gekauft 
und  vorgolten  mit  irem  gelde,  Igl.  Str.  251.  gelt,  das  er  im  czu 
rechter  czeit  nicht  habe  vorgolden,  I  S.  370;  Igl.  Stb.  III  134  a.  das 
den  gewerken  recht  Ion  und  czu  rechter  czeit  vorgolden  werde,  Const. 
I  7, 15.  alles  ir  verdientes  Ion  vergelten  =  persolvere,  Const.  1 15,  1. 
uncz  daz,  du  vergildest  dein  vierling,  T — B  Matth.  5,  26. 

ver-geldunge  {bei  L  mir  DFG  183b)  stf.  compensatio,  solutio: 
Danne  so  volget  auch  der  eit  an  di  stat  voller  vorgeldunge,  Const. 
IV  17;  1. 

ver-gen  (ver-gen,  gä,n)  unregelm.  Zw.  1.  vergehen,  aufhören, 
verschwinden.  2.  auseinandergehen,  sich  verlaufen,  3.  schwach,  kraft- 
los werden,  schwinden  mit  Dat.  d.  P.,  verderben,  umkommen,  sterben, 
5.  tr.  übergehen,  meiden,  verfehlen,  6.  einstehn,  vertreten,  7.  refl.  vor 
sich,  von  statten  gehn,  verlaufen,  8.  zu  Ende  gehen,  aufhören,  9.  Part. 
Prät.  fällig,  verfallen,   10.  sich  verirren,   11.  sich  vergehn,   verfehlen: 

3.  do  die  vinster  vorgienk,  W — B  Richter  19,  26.  —  2.  wie  clag  und 
antwort  sich  darumb  vorgaugen  hat,  Igl.  Bgr.  Nr.  56,  7.  —  7.  als 
verre,  als  sein  gemessen  perg  sich  vorgeen  mag1,  N.  56,  6.  wenn  es 
wol  masswirdig  gewesen  were,  ab  es  sich  hett  mugen  vorgeen, 
N.  50,  1.  das  sich  di  mass  nicht  vorgeen  mochte  =  für  ein  Berg- 
maß  ausreichte,   N.  50,  1.    —   4.  =  sterben:   alle    drei    vorgiengen, 


812  ver-genk-nüsse  —  ver- giftig 

Hier.  150.  27.  wanne  derselbe  man  leider  gecbling  vorgangen  wer, 
Igl.  Str.  232.  vil  fursten  und  graffen  vorgingen  (fielen  in  der 
Schlacht),  Böhm.  Chr.  44.  er  vorging  (starb)  aldo,  99.  wenn  ich  hab 
vernumen,  das  der  Xiclas  Vischer  sei  vorgangen  (gestorben,  eben 
ertrunken),  Igl.  Espr.  V.  ob  ir  dehein  sich  vergienc  dö  sie  kumpänie 
enphienc  und  geselleschaft  enholte,  Alex.  9142.  do  sich  die  czeit 
vorgieng  und  Adam  die  teg  (Zahlungstermine)  nicht  gehalden  het, 
Igl.  Stb.  III  39  d.  das  wir  euch  die  sache,  als  si  sich  Vorgängen 
(zugetragen)  hat,  solden  schreben,  Igl.  Espr.  XI.  vor  manigen  ver- 
geuden (vergangen,  XI  Bibel)  jaren,  T — B  Eöm.  15,  23. 

ver-genk-misse  (ver-genc-nisse)  stfn.  Untergang,  interitus:  do- 
von.  das  er  getröstet  was  über  die  vorgenknusse  Ammons,  W— B 
Köh.  II 13,  39. 

ver-genügeu  s.  ver-gnügen. 

ver-gewissen  swv.  Sicherheit,  Kaution  wofür  geben,  sicherstellen, 
2.  mit  Gewißheit  kundtun:  gelt  verpurgen,  vergewissen  und  gelten, 
Eger.  Str.  B  39.  gelt  v.  und  bezalen.  C  85.  die  sum  gelts  —  ward 
beczalt  u.  vorgolden,  Igl.  Stb.  III  134a.  uncz  das  dem  Fricz  Euswurm 
sein  kaufts  gut  genugsam  vorgewisset  were  worden,  Igl.  Bgr.  N.  92,  4. 
den  waisen  iren  eribtail  v.  und  bewarn,  Igl.  Stb.  V  105  b. 

ver-gez,z,en  stv.  1 1.  vergessen  (mit  Gen.):  do  Davit  lebens  ver- 
gaz.  (starb),  Alex.  11 607. 

Ter-gez.zen-heit  stf.  Vergessen,  Vergesslichkeit :  durch  vorgessen- 
heit  =  ob  oblivionem,  Const.  II 1,  12. 

ver-gez,z.eminge  stf.  Vergessenheit:  Wenne  in  die  vorgessenunge 
geben  sint  die  vordristen  engste  =  quia  oblivioni  traditae  sunt 
ano-ustiae  priores,  W — B  Is.  65,  16.  in  ein  v.  wirstu  werden,  o  stat 
Tyre,  Is.  23,  15. 

ver-gez.z,igimg*  stf.  das  Vergessen:  enphachen  der  v.  (ver- 
gessung.  XI.  Bibel)  der  gerainigung  seiner  alten  missetat,  T — B 
H.  Peter  1.  9. 

rer-giblich  (ver-gebelich)  Adj.  1.  nachsichtig,  verzeihend,  2.  ver- 
geben* verziehen*  Komp.  leichter  vergeben:  vergiblicher  wird  den 
Sodomer  —  denn  dirr  stat ,  T  -  B  Luk.  10,  12.  vergiblicher  wird 
Thyri  u.  Sydon  in  dem  urteil  denn  euch,  10, 14.  vergiblicher  wirt 
dem  laut  der  Sodomer  u.  der  Gomorer  —  den  dirr  stat,  T--  B  Matth. 
10,  15.  Idoch  sag  ichz,  dir,  daz.  vergibelichfer]  wirt  dem  laut  der 
Sodomer  an  dem  tag  zu  dem  urteil  den  dir,  T — B  Matth.  11,  24. 

ver-gibunge  (ver-gebunge)  stf.  Verzeihung.  Vergebung:  v.  der 
Sünden.  T— B  Matth.  26,  28;  Mark.  1,  4;  Luk.  24,  47. 

ver-gift  stf.  n.  m.  Gift:  daz,  er  den  süez,en  werden  mau  mit  der 
v.  solde  vergeben.  Alex.  26859.  der  vergift  tet  er  in  den  win,  26882. 
er  stiez,  die  veder  in  die  v.,  26900.  eiu  vil  unrein  v.  da  wurde 
gemacht  und  angetragen  uud  ouch  sin  tot,  25016.  ez,  hat  die  schritt, 
daz,  du  solt  sterben  von  v.,  26056.  vür  v.  ist  ez,  (daz,  krüt)  guot, 
23000.  ir  sult  sterben  von  v.,  26188.  —  1313  keiser  Heinrichen 
wart  vergebin  —  mit  v.  in  eime  kelicb,  Dal.  14,  30. 

ver-giftig  Adj.  giftig,  vergiftet,  auch  bildl.:  saut  Johannes  hat 
den  vergü'tigen  trank  unvervorht  getrunken.  Sol.  57,  41.  geschos, 
di  do   werden  vorgiftik,   W — B   Ez.  5.  16.     toetlich  ir  ätem,  v.  arc 


ver-giftikeit  —  ver-balten  813 

(der  Drachen  und  Schlangen),  Alex.  21 612.  da  was  da^  waz^er  heiter 
v.  als  ein  eiter,  25552,    ob  si  icht  v.  trinken,  T — B  Mark.  16,  18. 

ver-giftikeit  stf.  (bei  L.  nur  Kolm.  124,  25)  veneficium:  wenne 
noch  die  unkeuscheit  deiner  muter  Iezabel  und  ir  mancherlei  vor- 
giftikeit  sint  geuge  (et  veneficia  eius  multa  vigeut),  W — B  Kön. 
IV  9,  22. 

ver-glasen  swv.  Glasfenster  einfügen:  ich  schaff  ein  schock  zum 
heiligen  Crewcz  zum  vorglasen  (für  Glasfenster),  Igl.  Stb.  III  57  a. 
Peter  Finger  vom  Schatzler  verglast  die  veuster.  Traut.  Chr.  318. 

ver-gleichen  (ver-gelichen)  swv.  1.  tr.  ausgleichen,  2.  refl.  sich 
vergleiche)!,  vertragen:  das  wir  mit  herr  Simon  —  verglichen  seind, 
auf  den  nechsten  sontag  eine  christliche  singschule  zu  halten  =  ver- 
einbart haben,*  Igl.  Ms.  S.  4. 

ver-gleichung  (ver-gelichunge)  stf.  1.  Vergleichung ;  2.  Ver- 
gütung,* Entgelt*:  das  du  in  v.  thuest,  was  im  mit  dem  teich 
ertrenkt  ist,  Elbog.  Chr.  133,  38. 

ver-glüfoen  (ver-gelübden)  swv.  1.  tr.  einem  ein  Gelübde  ab- 
nehmen, 2.*  refl.  sich  durch  Handgelübde  binden:  2.  wo  ein  geselle 
erfunden  würde,  das  er  sich  mit  eines  guten  mannes  kinde  vorglübet 
(verlobt)  hätte  und  seinem  glübnis  nicht  nachkeme,  Traut.  Chr.  173. 

ver-gnügen  (ver-genüegen)  swv.  Genüge  tun,  bezahlen:  ein 
ersam  rath  —  hat  dem  hern  Reyszke  das  gelt  —  vollens  vorgnüget, 
Traut.  Chr.  279.  so  lange  sein  gnade  —  gelegene  summa  volkomen- 
lich  vorgnüget,  46  u.  6. 

ver-grausaineu*  sivv.  verabscheuen,  Ekel  vor  etwas  empfinden: 
Und  das  ich  vorgrausame  das  sam  ein  weipsuchtig  tuen  =  quod 
detester  illud  quasi  panuum  menstruatae,  W — B  Esther,  14, 16. 

ver- grau  wen*  swv.  verabscheuen:  meinen  adem  vorgrawte 
meine  housvrouwe  =  halitum  meum  exhorruit,  W — B  Job  19,  17. 

ver- gülden  (und  -gülden)  swv.  vergolden,  übergolden,  auch 
bildl,  deaurare,  W— B  Ex.  26,  29. 

ver -günstigen  sivv.  gestatten,  erlauben:  ir  wollet  v.,  Eger.  Chr. 
1192.  die  warheit  sol  im  vorgünstigt  sein  in  das  buch  zu  schreiben, 
Traut.  Chr.  1. 

ferh,  -eu  (forhe  swf,  -en  stf.)  Forelle:  wer  ferher  (fferhan  III) 
zu  markt  fürt  oder  honig,  —  der  schol  geben  rossmaut,  Budw. 
Urkdb.  N.  477. 

ver -haben  sww.  zuhalten,  verdecken,  verschließen:  si  verhabten 
ire  orn,  T — B  Btb.  7,  56;  s.  ver-heben. 

ver-haft  (stm.  Arrestation)  stf. *  Haft:  in  gefankliche  verhafft 
gebracht,  Eg.  Achtb.  II  222.  in  eines  raths  v.  bringen  (sten),  Eger. 
Chr.  1191. 

ver-haft,  -tet  part.  Adj.  s.  verheften. 

ver-hagen,  -hegen  swv.  tr.  einfrieden,  umzäunen,  verhaget 
=  durch  Bäume  geschützt:  dem  verhagten  slage  er  nach  gie, 
W.  v.  W.  6075.  verheget  beten  sie  den  walt  ietwecler  sit  der  strafen 
halt,  6063  f.  darin  (im  Walde)  sie  stark  verhegten  sich  in  größer 
wilde,  4588  f.    in  unserm  verhegten  recht,  Igl.  Str.  (55)  S.  323. 

ver -halten  stv.  V.  tr.  1.  verschlossen  halten,  versperren,  ver- 
schließen, 2.  zurück-,  vorenthalten,  vorbehalten,  3.  verbergen,  verheim- 
lichen, verschweigen,  4.  verzögern,  verschieben,  5.  abs.  oder  intr.  sögern, 


814  ver-handen  —  ver-hangen 

zu  spät  kommen,  6.  refl.  sich  festsetzen .  verborgen  halten:  1.  Verheldestu 
di  wasser.  so  -werden  alle  dink  verdorren  (si  continueris  aquas),  Sol. 
59,  29.  —  2.  =  vorenthalten ,  Elbog.  Chr.  6,  31.  38.  die  warheit  nit 
verhalten,  32.  35,  16.  den  brief  —  nber  die  vam  Elpogen  —  den 
29.  2nov.  1499.  ausbracht  und  also  v.  untz  am  tage  Valentini  in 
500  jaren  (=  14.  Febr.  1500)  ein  rat  antworten  hat  lassen,  90,  36. 
disen  brief  an  wissen  eines  ratz  v.  ist  (unterschlagen),  31.  des  hab 
ich  euch  nit  v.  [verschweigen]  wellen,  Eger.  Chr.  1181.  die  personen 
des  rats  sollen  sein  tugliche  leute  bekandt  vorhaltene  (verschwiegene) 
und  der  gemeine  getreue,  Traut.  Chr.  5.  auch  haben  sie  in  verhalten 
die  heiter  (Fischälter)  in  dem  yrlgrunt,  Igl.  Stb.  V  100  b.  di  wisen 
neben  dem  wasser  ist  auch  v.  worden  czu  dem  teich,  V  100b.  der 
Mahensak  im  verhelt  einen  gannk  aus  seinem  hoff  durch  das  melcz- 
haus,  V201a.     er  hat  im  verhalten  ein  fleischpank  und  ein  garten, 

V  282  a,  idoch  haben  si  in  im  kauf  v.,  so  sie  das  haus  nicht  mochten 
v.,  so  sullen  sie  das  verkaufen  mit  rat  der  herren,  V272d.  auch 
verhelt  im  derselb  Peter  Lidl  obberurten  kauff  czu  widersprechen  und 
czu  verandern,  III  260 d.  wir  haben  uns  v.  vollen  gewalt  u.  macht 
—  die  saezung  czu  verkeren,  V  221c;  V  155  a.  er  hat  an  dem  kauf 
gegen  dem  Kuncz  Tischer  ain  fleckl  hinten  von  dem  bemelten  haus 
durch  und  durch  als  weit  sein  hoffmark  auszaigt,  verhalten,  V  33c. 
den  halben  tail  der  pin  schafft  sie  gancz  und  gar  —  dem  Steffi 
Fischer  —  ausgenomen  drei  steck  hat  sie  ir  verhalten,  V  151b. 
auch  haben  die  furmund  (TestamentsvoUzielter)  mitsambt  den  herren 
des  rats  in  v.,  so  der  hemelt  jartag  nicht  gehalten  würd,  das  sie  die 
bemelt  wisen  mügeu  anderswo  durch  gotes  willen  wenten  und  keren, 
V161a.  versesne  und  verhaldne  czehent,  III 104  d.  —  3.  es  ist  ein 
verhalden  prief  und  ist  darezu  locheracht,  Igl.  Espr.  XV.  —  so  sie 
oder    ire    eriben    den    teich   nicht   verhalten    (behaupten)   mochten, 

V  39  d.  das  di  beschiduuge  so  lange  vorswigen  und  vorhalten 
ist,  Igl.  Str.  300.  verhaldener  brief,  der  nie  gelautmert  ist,  308.  das 
keine  genge  —  oder  erez  verhalden  und  verborgen  werde  =  ne 
oecultetur,  Const.  1 11,  2.  —  bekannt  vorhalden  =  deren  Aufführung 
bekannt,  unbescholten,  Traut.  Chr.  5. 

ver-handeu  adv.  Dat.  vorhanden:  alles  leinbat  u.  alles  ver- 
banden was  ist  das  bevelh  ich  meinen  geschefftleuten,  Igl.  Stb.  V 
271  d. 

ver-hangen  pari.  Adj.  (von  vernähen  stv.  V.)  1.  aufhängen, 
2.  verhängen,  3.  =  verhengen,  geschehen  lassen:  Wie  lang  ein  man 
dem  andern  gan  (gestattet),  das  sein  wasser  auf  in  ge  und  das  mit 
pete  verhangen  ist,  das  verleuset  er  seines  rechten  nicht  mit  =  wird 
kein  Servitut  daraus,  Igl.  Str.  73.  Als  dann  markgraff  Johannes 
vorhangen  und  derlaubt  hat  in  dieser  stat  und  außerhalben  der  stat 
Olomuncz  ezinse  czu  kauften  und  czu  vorkauffen  und  uff  guter  und 
erbe  czu  vorschreiben,  also  das  der  czinsher  nicht  mer  dann  von 
einer  mark  czins  alle  jar  12  gross  zugeschos  geben  sal,  Olm.  Stb.  57; 
das  hat  got  der  almechtig  über  dieselben  veinde  vorhangen,  N.  44. 
di  herren  im  rat  haben  den  messerern  vorhängen  und  vorlihen, 
das  — ,  119.  auch  ist  vorhangen  worden,  das  di  ssmid  in  selbs  und 
sunst  nimanden  die  gieter  zu  den  fenstern  machen  sollen  und  grobe 
panthen  czu  holezen  thüren,  118.    Herre  Albrecht,  herezog  zu  Oster- 


ver-haudeln  —  ver-heit-lichen  815 

rieh  —  vorhängen  hat  —  sulchen  freimark  mit  fleisch  zu  halden  all 
sunahent  alhie  czu  Olomuncz,  98 d. 

ver- handeln  swv.  1.  abs.  auf  verkehrte  Weise  Hand  anlegen, 
fehlgreifen,  2.  tr.  schlecht  machen,  ins  Gegenteil  verkehren,  fälschen, 
refl.  3.  sich  zutragen,  verlaufe?!,  4.  sich  schlecht  betragen,  vergehen, 
5.  sich  ins  Gegenteil  verwandeln,  6.  sich  mit  verschränkten  Händen 
fassen.  —  7.*  abs.  verhandeln  ausmachen  mit  einem:  was  sich  also 
in  sulcher  vehde  verhandelt  u.  verleufft,  Eger.  Chr.  1071.  7.  das  mit 
dem  herezen  vorhaudel  =  pertraeta  mente,  W— B  Job  5,  27. 

ver -hantieren  swv.  verkaufen:  das  er  kein  brot  verkaufe  oder 
v.,  Traut.  Chr.  139. 

ver-hantfesten  swv.  durch  eine  hautfeste,  urkundlich  be- 
kräftigen: Werne  die  urborer  mit  rate  der  gesworeu  us  der  stat 
czunehst  dem  bergwerke  icht  vorlehen,  is  sie  an  bergen,  Stollen,  an 
leben  adir  an  lehenschefteu  unde  das  vorbantfesten  uuder  irem  in- 
gesegil  unde  undir  dem  ingesegil  der  burger  von  der  stat  czu 
rechtem  erbe,  das  sal  kraft  haben,  D  I  R  18.  unvorsprochenlich  ire 
leben  vorhantfesten,  DIR  6,  1.  wenn  der  berg  oder  stolle  eim 
andirn  vorlegin  wurde  unde  vorhandfestet,  D  I R  16. 

ver-ha>ven  ((houwen)  stv.  red.  V.  1.  zerhauen,  2.  verletzen,  be- 
schädigen, 3.  nieder-,  weghauen,  4.  einem  etwas  v.  =  ihn  daran 
hindern,  5.  die  rede  v.  =  endigen,  6.  aushauen,  -holzen,  7.  durch 
Verhaue,  mit  gefällten  Bäumen  ver  sperren,  8.  zur  Zierde  aufschneiden, 
zerschlitzen,  9.  durcli  unrecläes  Hauen  verderben,  10.  refl.  sich  hauend 
verwunden:  ein  man  einen  Stollen  gevaren  hat  in  ein  vorhowenes 
gebirge,  Igl.  Bgr.  N.  72,  1.  verhowene  oder  abegeslagene  glider 
haben,  W — B  Lev.  22,  24.  czubrich  ire  seulen  und  ire  weide  vor- 
howe  und  ire  pilde  vorbniet,  Deut.  7,  5.  do  sie  gein  ezwenezig 
hundert  jungfrouwin  hettin  mid  dem  tode  virhawen,  Dal.  50,  9 
(15,  62). 

ver-hefoen  stv.  IV.  zuhalten,  verschließen,  verstopfen:  di  weissagen 
verhaben  (verschopten,  XL  Bibel)  di  mund  der  lewen,  T — B  Juden 
11,  33.  das  ein  ieglicher  munt  wert  verhabt  (verschoppet,  XI.  Bibel), 
Römer  3,  19 ;  s.  ver-iiaben. 

ver -heckler*  stm.  wer  in  einer  hucke  (stf.  Verkaufsladen) 
Waren  feilbietet:  sie  haben  auch  unser  vorbeckler  ein  napf  (Salz) 
geben  um  22  kr.,  Eger.  Chr.  441. 

ver -heften  swv.  Prät.  verhafte,  Part,  verheftet,  -heft,  -haft, 
-haftet  1.  umstricken,  2.  fest  machen,  sichern,  3.  verbinden,  ver- 
pflichten, 4.  verhaft  sin  mit  einem  =  ihm  Geld  schuldig  sein,  5.  im 
rechtl.  Sinne  arrestieren:  1.  Ich  bin  vorhaftet  in  der  tiefe  —  füre 
mich  aus  disen  stricken,  Hier.  89,  29.  verhaft  sal  sein  min  rüwe 
biz,  uff  den  seligen  tac,  daz,  ich  dich  gerechen  mac,  Ernst  1228. 

ver-heien  (ver-hien)  sivv.  1.  stuprare,  2.  bildl.  schänden,  zu- 
grunde richten,  Part,  verhet,  verheit  entehrt,  infam,  niederträchtig, 
heimtückisch:  du  verheite  Chocze  (verächtl.  Ausspruch  für  vulva, 
Schimpfwort  für  ein  verachtetes  Weib)  Igl.  Str.  s.  kotze,  du  ver- 
heiter gocz,  Igl.  Str.  (68). 

ver-heit-lichen  (ver-hit-lichen)  Adv.  heimtückisch,  infam:  wer 
die  gemeine  untterdruckt,  der  tut  vorheytlichen  und  poslichen,  Böhm. 
Chr.  4. 


816  ver-keiz,z,en  —  ver-heng-nus 

ver-heiz,z,eu  stv.  red.  V  verheißen,  versprechen,  refl.  geloben: 
die  erde,  die  ich  im  habe  vorheissen,  W — B  Deut.  31,  21. 

ver-heln  stv.  12.  —  1.  verhehlen,  verheimlichen,  verbergen,  2.  refl. 
sich  verleugnen .  verstellen :  dö  er  der  süe^en  herzogin  verholn  (heimlich) 
wolt  entrannen  sin,  W.  v.  W.  1610 f.  si  verhal  sich  5  mant,  T — B 
Luk.  1,  24.  dem  vürsten  —  dise  rede  —  sich  nilit  verhal,  Alex. 
10084. 

ver-helunge  stf.  (nur  am  T  F  G  392a  occultatio)  Schlupfwinkel: 
oh  verporgen  wirt  der  mau  in  den  vorhelungen  =  iu  absconditis, 
W— B  Jer.  23,  24 

ver-hengeii  sivv.  und  stv.  V.  1.  hängen,  die  Zügel  schießen  lassen 
(mit  oder  ohne)  zoum  dem  rosse  v.  =  es  frei  laufen  lassen,  2.  bildl. 
nachgeben,  geschehen  lassen,  gestatten:  ich  flehe  dich,  das  du  mir  ver- 
heugst,  das  ich  iu  keinem  andern  trost  getröstet  werd  wenn  in  dir, 
Sol.  57,  17.  vorhengen  si  aber  czu  der  masse  auf  eine  lachter,  Igl.  Bgr. 
U — A  10.  ein  wirt  niuss  1  pfuut  haller  geben  als  oft,  als  er  sein 
(verbotenes  Sjnel)  bei  im  verhengt.  Eg.  Str.  XIII,  4.  der  rieht  er  — 
vorhenget  peiderseit  den  eit  ader  ein  teil  dem  andern  mit  laube  des 
richters  =  defert,  Const.  IV  17,  1.  Des  gerichtes  ordenunge  vor- 
henget nicht  (nou  sinit),  das  di  geswornen,  di  richtere  und  unpilliche 
clagere  von  der  gereebtikeit  weichen,  IV  7, 10.  Darüber  sullen  di 
richtere  nicht  vorhengen  (sinant),  das  di  fursprechen  von  imande 
betrübt  werden  von  ires  amptes  wegen,  IV  4,  11.  dovon  (wegen  ihrer 
Bedeutung)  so  vorhengen  wir  in  (permittimus) ,  das  si  sich  bewaren, 
mit  was  si  mugen.  das  si  in  keinen  schaden  kumen,  für  wen  si  fur- 
sprechen in  gerichte,  IV  4,  11.  sam  in  kauffen  und  vorkauffen 
richtielich  vorlihen  oder  vorhenget  ist,  was  mer  ist  umb  minner  zu 
kauffen  — ,  III  6,  13.  den,  di  do  wollen  und  die  vorhengen,  geschieht 
nicht  unrecht  =  voleutibus  et  consentientibus  non  insertur  injuria, 
II  2,  15.  etlicher  poser  leute  verkerunge  —  kau  —  sich  nicht 
mit  rechter  masse  frewen,  das  im  vorhenget  ist;  alezu  beezeiten, 
wann  si  noch  nicht  haben,  der  si  bedurffen,  so  pitten  si  gesworne, 
das  si  domit  sprechen,  das  si  di  ersten  (vinder  eines  neuen  bergis) 
sein,  II  2, 12.  uarezu  (zum  Verabreichen  von  hantsteinen)  haben  die 
urborer  mitsampt  deu  urborschreibern  —  vorhenget,  I  7,  22.  in  böses 
Verheugen  =  in  malo  favere,  15,  6.  er  verhengt  (liez,,  XL  Bibel) 
keinen  in  ze  gen  mit  im,  T— B  Luk.  8,  51.  so  got  über  sie  verhieng 
krankheit,  Igl.  Stb.  V  89  a.  so  got  der  almechtig  verhieng,  das  mein 
tochter  ee  stürb,  V  160  d.  so  got  über  in  verhieng,  das  er  auf  dem 
romweg  mit  tod  verschied,  V  151a.  darum  daz,  got  virhengt  uud  sin 
armut  im  virlengt,  Dal.  171,  21  (76,  47).  er  —  als  libhaber  der 
gerechtickeit  irem  furuemen  nit  verhengt,  Elbog.  Chr.  90,  21.  keine 
stad  verhengt,  ire  rat  noch  irem  gefallen  zu  beseezen,  89,  18. 

ver-lienger  stm.  wer  etivas  erlaubt  gestattet:  consentiens,  Const. 
I  7,  8. 

ver-heng-nus*  stfn.  Zulassung,  Erlaubnis,  Fügung,  consensus: 
wenn  die  gewerken  —  di  siben  leheu  nicht  lenger  pawen  wolden 
noch  enmochten.  wie  das  dar  kam  von  gots  vorhenknuss,  es  wer 
mit  wasser,  fewer  ader  herrennot,  Igl.  Bgr.  N.  11,  2.  Nu  geschach 
es  darnach  von  gotes  verhenknus,  das  diselbe  grübe  verpran  pis  in 


verher-muter  —  ver-holzen  817 

das  allertifst,  N.  90,  2.  mit  vorhenknusse  des  richters  —  äne  ir  (der 
Gewerken  in  einem  gemessenen  Berg  oder  der  Lehenhäuer  im  Bürger- 
lehen) Urlaub  und  vorheuknus  volfaren  si  (die  Erbstollner)  nicht,  Igl. 
Bgr.  U— A  9.  mit  v.  des  richters,  U — A  6,  15.  äue  seine  (des 
vinders,  neufengers)  vorhenknusse,  Const.  II 1,  8.  wan  lange  gewon- 
heit,  die  bewert  ist  mit  v.  und  ubunge,  die  volget  billich  nach  dem 
rechten  =  consensu  —  approbati ,  I  5,  9.  von  verhengnusse  der 
czeit  =  continuatione  temporis,  I  12,  8.  —  von  gots  vorhenknuß, 
Olm  Stb.  54  S.  36.  ab  der  genant  Michel  Schonschaider  von  gots  vor- 
henknis  mit  dem  tod  vorschied,  155.  —  Nu  ist  es  gescheen,  das  er 
von  vorheuknus  gotes  ertrank,  Igl.  Rspr.  V.  ab  ich  darin  verkurezt 
wurd  an  meiner  narung  durch  gotes  verhengnüs  ader  poser  leut 
gewalt,  V  22  c.  durch  v.  und  willen  des  almechtigen  gottes,  Eger. 
Chr.  1196.    von  gotes  v.,  Böhm.  Chr.  94.  61. 

verher-muter  (verher-muoter)  stf.  Zuchtsau:  v.,  die  man  in 
dem  hoff  czucht,  di  geboren  zu  dem  erb,  alle  mestswein  gehorn  zu 
der  mustel  (Mus-teil),  Prag.  Rb.  158. 

ver-hern  sivv.  1.  mit  Heeresmacht  überziehen,  2.  verderben, 
verwüsten,  3.  berauben  (mit  Gen.):  3.  ez,  ist  mir  komen  —  daz,  ich 
des  vater  bin  verliert,  Alex.  2171.  wen  so  der  mensche  von  dir 
(werlt)  vert,  so  ist  er  liebe  an  dir  verhert,  27338.  nü  ir  gesundes 
sit  verhert  (da  eure  Gesundheit  geschädigt  ist)  — ,  15529.  wie  an 
sselden  die  verherten  (Adam  und  Eva)  die  erde  büweten,  11215. 

ver  •  herten  swv.  tr.  und  intr.  hart  machen  oder  werden :  das  ir 
swestern  also  (in  Sünden)  verhertet  waren,  Hier.  176,  8. 

ver -heuern  (ver-hiureu)  swv.  verheiraten:  Herzog  Henrichs 
von  Müusterwergk  tochter  verheuert  worden  des  königs  söhn  zu 
Boheim,  Eger.  Chr.  152. 

ver -hindern  swv.  verhindern  reff*  säumen:  so  verhindert  er 
sich  doch  argelisticlich  von  dem  gerichte  von  poser  gewonheit  wegen, 
umb  das  der  eit  vorezogen  (hinausgeschoben)  wart  pis  auf  di  genügen 
(profanos)  tage ,  in  den  czimlich  was  zu  sweren ,  Const.  IV  17,  6. 
das  obgeschribeu  gelt,  gut  und  habe  zu  uns  mit  dem  rechten  vor- 
sperret  wart  allzumal  und  vorhindert  (arrestiert),  Igl.  Bspr.  V. 

ver-hinderung  stf.  Verhinderung:  ohne  menniglichs  v.,  Traut. 
Chr.  66. 

ver -hoffen  sivv.  1.  hoffen,  erivarten,  2.  die  Hoffnung  aufgeben, 
verzweifeln:  2.  so  must  ich  v.  =  desperarem,  Sol.  63,  38.  ich  wer 
verhoffent  (desperarem),  wenn  das  du  mein  hoffenung  bist,  Sol. 
60,  13.  wenn  ich  verhoffet  hab  (quando  desperavi),  so  hastu  mich 
getrost,  34,  24.  Do  der  zaubrer  beguude  merken,  das  er  betrogen 
was  mit  seinen  falschen  künsten  und  was  itzunt  alzumal  verhoffet, 
Hier.  187, 13. 

ver-hoffung*  stf.  Erwartung,  Hoffnung:  in  demutiger  v.,  Elbog. 
Chr.  93,  20.  38,  6. 

ver-hoehen  sivv.  überhöhen;  an  Höhe  übertreffen:  rechte  als 
der  cedrus  verhoehet  boume  mannicvalt,  Legende  383. 

ver-höhung*  stf.  Förderung:  was  in  zu  v.  und  besserung  ibres 
handtwerks  betrachten  oder  aussuchen  mochten,  Traut.  Chr.  245. 

ver-holzen*  sivv.  abholzen,  Holz  schlagen:  Traut.  Chr.  122.  im 
winter  sol  sie  (die  Ausgedingerin)  sich  selbst  verholczen  (mit  Holz 

Jolinek,  Wörterbuch.  52 


818  ver-hoere  —  ver-jehen 

versehen),  im  sümer  sol  sie  bei  des  Welers  niülners  feier  kochen,  Igl. 
Stb.  V.  84  d. 

ver-hoere  stf.  das  Anhören,  Vernähme  einer  Aussage:  nach 
solcher  v.  euch  beide  teil  zu  bescheiden  und  erkennen,  Elbog.  Chr. 
127,  33. 

ver-hoeren  swv.  1.  anhören,  vernehmen,  zu  Ende  hören,  prüfen, 
2.  an-,  erhören,  3.  überhören :  minen  rät  und  murin  wort  habt  ir 
vernomen  und  verhört,  W.  v.  TV.  1847.  Do  wir  scheppen  den  prief 
vorhorten,  Igl.  Str.  268.  noch  dem  als  wir  denselben  prief  und  unsers 
perges  puch  vorhort  hatten,  266. 

ver-hoenmg  stf.  Verhör,  Aussage  oder  Verlesung:  zu  v.  komen, 
Elbog.  Chr.  79,  5. 

ver-liülf-iich  *  Adj.  behilflich,  unterstützend :  die  vom  rat  waren 
Fritzen  wider  mich  seins  eigenwillens  vorhulflich  und  beistendig, 
Elbog.  Chr.  77,  42. 

ver- hüten  (ver-hüeten)  sicv.  behüten,  beschützen:  so  got  der 
almechtige  uns  nit  verhut,  alle  dadurch  vorbrent  wurden,  Elbog. 
Chi-.  111, 1. 

ver-fautern*  sicv.  bedecken,  verhüllen:  sie  bette  ire  ougen  vor- 
hutert  =  operuerat  vultum  suum,  W — B  Gen.  38,  15. 

ver-hütung*  stf.  1.  Hintanhaltung,  Verhütung:  zu  verhuthung 
der  warnung  Cum  zu  verhüten,  daß  er  gewarnt  werde),  Eger.  Chr. 
1184.  —  2.  Bewahrung:  mit  v.  und  guter  bewarung  gnante  —  stad 
wol  in  acht  haben,  Elbog.  Chr.  30,  37. 

ver-insigeln  swv.  besiegeln,  durch  Siegel  verschließen:  die  czwene 
scheppen  wollen  es  (das  erez)  vorinsigeln  und  czu  der  hutte  vuren 
und  vorsuchen  (auf  seine  Maßwürdigkeit  prüfen),  Igl.  Bgr.  N.  1,  9. 

ver- irren  swv.  tr.  in  die  Irre  führen,  stören,  verwirren;  einer 
Sache  berauben  (Gen.):  intr.  irre  werden,  in  Irrtum  fallen;  refl.  sich 
verirren,  verfehlen:  ei  verirreter  Tristan,  Trist.  188.  sint  ich  alsns 
verirret  bin  under  disen  Isöten  zwein?  192.  daz,  ich  mit  iueh  verirret 
mannes  unde  libes  bin"  „Sit  ir  verirret?"  „Ja",  sprach  sie,  1018 ff. 
noch  der  künic  noch  sin  gebot  mac  uns  der  geburt  verirren,  Alex. 
Anh.  359. 

ver-jahen  s.  ver-jehen. 

ver-jaworten*  sicv.  zustimmen:  die  herren  des  rats  haben  ire 
stiinb  dorezu  gegeben,  vorjowort,  gemacht  und  ganczlichen  ein  aus- 
sprach getan  czwischen  sattlern  und  köchermachern,  das  die  sattler 
fortan  nicht  nier  kö'cher  machen  sollen,  Olm.  Stb.  129. 

ver-jävsortung*  stf.  Zustimmung:  mit  wissen,  willen  und  v., 
Eger.  Chi-.  1196  S.  367  unten. 

ver-jehen  (Inf.  und  Part,  auch  vergehen,  md.  vergen)  swv. 
1.  erzählen,  aussagen,  2.  zu  erkennen  geben,  3.  eingestehen,  bekennen, 
4.  versprechen,  geloben  mit  G.  d.  S.,  5.  zugestehen,  beipflichten  mit 
Gen.  und  Bat.:  1.  verjahen,  Traut.  Chr.  71.  swaz,  üf  die  zit  ie 
geschach,  gar  er  dem  herren  des  verjach,  W.  v.  W.  6240.  3.  das 
ich  verjech  dir  —  das  gros  ist  dein  barmhertzikeit,  Sol.  18,  11.  ver- 
lieh mir  =  innotesce  mihi,  17,  31.  Item  verjahet  die  gantze  gemein, 
dass  diser  markht  zurecht  hat  niderzulegen  und  auffzueheben,  wass 
kauffmannsschatz  ist,  Chlum.  IV  55.  ob  mir  die  gesworn  scheppen 
des  voriehen  (bestätigen),  das  ich  die  beschidung  (Testament  meiner 


ver-jekung  —  ver-keren  819 

Frau)  für  in  hab  widerruft,  Igl.  Espr.  IV.  als  sie  das  vor  uns  alle 
eiutreehtiklick  mit  einander  vorjehen  haben,  Igl.  Kspr.  V  S.  53. 
baeten  die  von  Thebas  im  sam  vergeben  (sich  unterwerfen,  wie  viele 
sind),  so  wser  des  mordes  da  nibt  geschehen,  Alex.  3945. 

ver-jehung  stf.  Aussage,  Bekenntnis:  vorjebung,  Elbog. 
Chr.  2, 1. 

ver-jungen  swv.  1.  recreare,  Gr.  1,  949.  2.  refl.  gebären,  Traut. 
Chr.  241.  ir  ros  werdin  ouch  gebundin  und  verjungst  den  hundin 
(unsinnige  Lesart;  im  tschech.  Text:  daß  sie  sich  nicht  rühren 
können;  in  der  Böhm.  Chr.  19  an  dieser  Stelle:  das  sichs  keines 
geruren  mag),  Dal.  57, 16  (19,  42). 

ver-kasten  sivv.  einfassen,  einfügen :  tiure  borten,  dar  üf  verkäst 
gesteine,  Alex.  4015. 

ver-kanl'en  (ver-koufen)  sivv.  verkaufen,  preisgeben:  er  ist  aus 
dem  Elbogiscben  kreisz  verkauft  (hat  sein  Gut  dort  verkauft)  und 
auf  Polum  gekauft  und  gesessen  Elbog.  Chr.  100,  35 ;  Ernst  4382. 

ver-kaufunge  (ver-koufnnge  nur  Meran  7,  Anz.  19,  149.  51 
(13.  Jahrh.)  stf.  Verkauf:  so  taug  die  vorkaufunge  wol,  Const.  III 
6,  10.  ein  plose  und  erdochte  vorkauffunge  (imaginaria  venditio) 
ist  für  nicht  czn  haben,  III  6,  11. 

ver-keren  swv.  Trat,  meist  vor-kärte,  Tart.  vorkärt  1.  timkehren, 
verwandeln,  2.  eine  falsche  Richtung  geben,  3.  vom  Hechten  oder 
Unrechten  abbringen,  4.  ändern,  wechseln;  durch  einen  andern 
ersetzen,  neu  loählen  z.  B.  eine  Obrigkeit,  gesinde  v.  =  die  Dienst- 
boten ivechseln:  1.  czu  eczlichem  ous  den  heiligen  dich  vorkere 
(convertere),  W—  B  Job  5,  1.  —  4.  nicht  rnocht  verkeren  iren  muot, 
W.  v.  W.  3758.  mit  vorkarten  ougen  (verdrehten) ,  Hier.  137,  22. 
Ezechias  behilt  von  gote,  das  er  sein  urteil  vorkerte  und  in  von  dem 
tod  zu  dem  leben  widerbrachte,  59,  9.  wie  oft  vorkeren  und  vor- 
wechseln sie  (die  reichen)  das  gewant,  36,  4.  doch  mochte  sie  (die 
anfechtunge)  sein  hoffenunge  nicht  vorkeren,  22,  13.  di  gedenken, 
das  wäre  gerächte  czu  vorkeren  =  subvertere,  Const.  IV  9,  8.  durch 
gäbe,  durch  vorchte  —  recht  urteil  vorkeren,  I  5,  6.  di  vorkarten 
di  geczeugen  =  festes  subordinando,  IV  11,  10.  —  daz,  gesinde  v. 
=  entlassen  und  durch  neues  ersetzen,  Prag.  Wo.  113.  wenn  der 
rat  vorkart  wurde,  Igl.  Str.  257  a.  das  di  vam  Elbogen  —  unter  in 
selbst  iren  ratb  vorkert  und  geordent  haben,  Elbog.  Chr.  57,  26.  50,  15. 
der  krig  pleib  un vorrichtet ,  wanne  die  scheppen  wurden  verkart 
—  Darnach  wurden  ander  scheppen,  Igl.  Bgr.  N.  68.  1.  sint 
sich  di  urbarer  ofte  vorkeren  (denn  sie  haben  die  Urbar  nur  auf 
eine  gewisse  Zeit  z.  B.  ein  Jahr  gepachtet),  DIR  18.  er  niak  das 
vorkeren  (verkaufen)  teurer  oder  leichter,  wie  in  gelüstet,  Igl.  Str. 
186.  ir  wseren  ir  iueh  v.  wolt  und  Luch  läz,en  anz,  gemach  (daß  Ihr 
Euch  ändern  und  auf  einmal  bequem  tverden  ivollt),  Alex.  20812. 
ob  der  minnetrank  sin  art  gein  ir  als  gein  im  het  verkart,  Trist. 
298.  die  den  werden  gunnen  wirdikeit  und  eren  und  in  daz,  niht 
v.,  Ernst  514.  Jhesus  —  verkert  die  tische  der  wechzler,  T — B 
Mattb.  21,  12.  unez  das  er  sein  wesen  und  stand  verkert  czu  der 
heirat,   Igl.  Stb.  V  103  c.     so   mein   hawsfraw   iren   stand   wurd   v., 

V  48  b.     ob  sie  ein  man  nem  oder  ir  ding  verkere,  das  si  bayretet, 

V  67  b.    so  sie  irn  witibstul  verkeren  wolt  oder  verkeret,  das  sie  ein 

52* 


820  ver-kerunge  —  ver-kiesen 

man  nein,  III 153  b.  so  sie  ireu  witibstul  nicht  verkert  und  pleybt  an 
man,  V  163  d.  uncz  daz,  der  Michel  seinen  stand  verkeret  oder  sich 
verheirat,  V  163  a.  so  sol  das  (diese  Vorschrift  des  Rates)  ein  czu- 
kunftiger  rat  mit  der  eldisten  und  mit  der  ganczen  gemein  rat  v. 
und  handeln  nach  der  ganczen  gemein  fromen ,  IT  39  c.  doch  mit 
sulicher  underscheid,  das  ich  das  kegenwurtig  gescheft,  ah  ich  des 
hernach  czu  rat  wurde,  v.  (ändern)  mag,  11168b.  artickel  saczung  —  v., 
V221c.    die  artikeln  u.  Ordnung  v.  noch  gel egenheit  der  zeit,  V  256  c. 

ver-kerunge  stf.  1.  Veränderung,  2.  Ablenkung  von  dem  Rechten : 
2.  etlicher  böser  leute  verkerunge  =  perversitas,  Const.  IT  2,  12. 

ver-kewfen  sicv.  verkaufen,  Ernst  4382. 

yer-kiesen  stv.  111b.  tr.  nicht  beachten,  verschmähen,  verachten, 
2.  aufgeben,  fahren  lassen,  preisgeben,  verschmerzen,  3.  nachsehen, 
verseihen:  1.  nicht  zur  Zeugenschaft  zulassen:  verkiesent  üf  mich 
iuwer  veken  (laßt  ab,  mich  zu  hassen),  Alex.  3861.  ich  wolde  diz 
leben  —  gerne  durch  dich  v.,  4952.  verkiesent  üf  den  keiser  nit 
(hört  auf,  den  K.  zu  hassen),  4230.  da  von  —  der  ewige  zorn  uf 
uns  alle  wart  verkorn  (von  uns  genommen),  112.  daz,  du  mich 
(deinen  Oberherrn)  verkiesen  wilt,  7057.  die  gote  haben  mich  des 
engelten  län  daz,  ich  sie  verkorn  hän,  806.  der  künec  Philippus 
bete  verkorn  sin  muoter,  1768.  daz,  er  den  zins  hfete  verkorn,  4078. 
waz,  er  von  in  hat  verlorn  daz,  hat  min  herre  gar  verkorn,  10612. 
min  herre  sinen  zorn  üf  iuch  genzlich  hat  verkorn.  16046.  Ez,  hete 
durch  vorhte  und  durch  zorn  Alexandern  verkorn  Patron  —  da  von 
tet  er  überker,  16098.  die  —  minne  des  twanc  ir  wipheit,  daz,  die 
künigin  irn  zorn  liez,  und  genzlich  wart  verkorn  und  rehter  liebe 
wart  ermant,  20484.  daz.  die  irn  schepher  verkurn  und  die  rehte 
e  verlorn  —  u.  beten  an  die  apgot,  20905.  biten,  daz.  Mute  mines 
herren  zorn  werde  üf  mich  alhie  verkorn,  2708.  daz,  er  verkür  die 
schulde,  2711.  „daz.  si  verkorn"  (verziehen),  12474.  daz,  er  (der 
keiser)  verköre  uff  in  die  schulde,  Ernst  5168.  hat  bözlieit  bisher 
verkorn,  Ernst  1008.  das  er  vorkiese  sinen  got  und  stehe  zu  Mach- 
metes gebot,  4417.  daz.  des  werden  zorn  gegen  minem  kinde  si  ver- 
korn, 5326.  darumb  man  in  virkust,  Dal.  34,  33  (8,  70).  wer  di 
beschirmung  (in  den  Drucken  sinnlos:  beschrinnung)  virluset,  den 
rad  er  virkuset,  26,  5  (4, 12).  Mehern  sin  er  virloz,  und  daz,  herczogtum 
virkoz  (verlor  die  Herzogsivürde),  166,  26  (73,  46).  Der  poses  wort  hat 
(infamis)  wirt  vorkorn,  Const.  IV  12,  6.  der  vordachte  arme  wirt  vor- 
korn, IV  12.  7.  Die  nicht  part  haben  (impuberes)  werden  darumb 
vorkorn,  das  kein  gerichte  in  irern  mute  ist  (quia  nulluni  est  eorum 
animi  Judicium,  keine  Urteilsfähigkeit  haben),  IV  12,  4.  di  —  vor- 
keuset  man  an  dem  geczeuknusse,  IV  12, 13;  s.  gezeuge.  2.  diz  leben 
(eines  Räubers)  ich  lange  het  vorkorn,  wan  daz,  ich  ein  weise  was, 
W.  v.  W.  6254 f.  von  ir  heimüete  verkorn,  5235.  der  (meines  Landes 
und  meiner  Schätze)  erwsege  ich  mich,  e  ich  verkür  diu  claren  kint, 
daz.  süez,e  wip,  2719.  daz,  wir  unser  e  verküren  (unser  Christentum 
aufgeben)  und  daz,  himelriche  verlüren,  3448.  ich  hän  min  guot 
verkorn  gar:  Jupiter,  Apollon,  Tervigant  (meine  Heidengötter),  2699. 
vorkisende  des  mannes  bette  =  deserto  thoro,  W — B  Num.  5,  19. 
darumb  man  in  virkust,  Dal.  34,  33  (8, 70).  er  das  kerczogtuni  virkoz, 
(büßte  ein)  166,  26  (73,  46). 


ver-klage  —  ver-kunnen  821 

ver-klage  stf.  Anklage:  ick  nani  in  mit  recktlicker  v.  für  ein 
rat,  Elbog.  Chr.  77,  26. 

ver-klagen  swv.  zu  Ende  klagen,  zu  beklagen,  aufhören,  ver- 
schmerzen: daz,  kiiit,  daz,  was  verkleit,  Alex.  2967. 

ver-klseren   siov.   1.  erhellen,   verklären,  2.  erläutern,   erklären: 

2.  verclaret,  Eger.  Chr.  N.  1100. 

ver-kleiben  swv.  1.  verkleben,  verschmieren,  2.  verlöten,  mit 
Metall  ausgießen:  1.  da  sie  ein  kaspel  funden,  der  do  vorkleibet  und 
vorpunet  was,  Igl.  Bgr.  N.  63,  2. 

ver-klenen  svw.  verkleben,  verschmieren,  auch  bildl. :  alle  gelotte 
arbeit  in  der  sal  man  keinen  slusl  einstreichen,  sie  sei  dann  besaczt; 
wan  sie  sol  recht  gefidert  sein  und  gedakt  und  nicht  zugesmirt  und 
verklent,  Olm.  Stb.  117,  1. 

ver-komen  stv.  I2._intr.  1.  vorüber,  zu  Ende  gehen,  2.  ausgären, 

3.  übereinkommen,  ein  Übereinkommen  treffen  mit,  4.  vergelten,  5.  tr. 
mit  Akk.  der  Pers.  vorangehen,  zuvorkommen,  6.  sorgend  entgegen- 
kommen, zuvorkommend  behandeln,  7.  verhüten,  -hindern:  5.  vor- 
kumen  haben  mich  die  tage  meiner  peinunge  =  praevenerunt  me, 
W— B  Job  30,  27.  —  7.  schaden  v.,  Elbog.  Chr.  31,  24. 

ver-kosten  swv.  1.  abs.  Aufwand  machen,  Geld  ausgeben,  ver- 
zehren, 2.  tr.  bezahlen  für,  3.  refl.  sich  Unkosten  machen:  2.  di  nicht 
haben  anderswo  nicht  czu  nemen,  domit  sie  ire  teile  pawen  und  vor- 
kosten nur  von  dem  selben  ereze  =  um  die  auf  ihre  Berganteile 
kommenden  Bergbaukosten  zu  bezahlen,  Const.  III  5,  6. 

ver-krauken  (-krenken)  swv.  tr.  1.  schwächen,  2.  herabsetzen, 
beschimpfen,  3.  vernichten:  2.*  intr.  schwach  werden,  marcescere: 
1.  gar  ungenemer  und  vorkranket  an  dürre  und  an  mager  =  foedae 
confeetaeque  macie,  W — B  Gen.  41,  3.  mein  geist  wirt  vorkranket, 
attennabitur,  W— B  Job  17,  1.  —  2*  wann  alles  mein  gebein  der- 
schutet  sich  und  vorkranken  under  mir  meine  fuz,z,e  iu  starken  vorchten, 
Hier.  16,  21.  do  verkranket  niht  di  gesundikeit  (non  marcescit), 
Sol.  96,  26.    secht,  vorkranket  sind  sie  vor  hunger,  W — B  Jer.  14,  18. 

ver-krümben  (und  ver-krümmen)  swv.  ganz  krumm  oder  lahm 
machen:  auf  das  sie  verkrumpten  meine  sei  (ut  ineurvent),  Sol. 
30,  38. 

ver-kumbern,  -kümmern  (auch  mit  ü)  swv.  1.  in  Beschlag 
nehmen,  arretieren,  2.  in  die  Gewalt  eines  andern  geben  durch 
Tausch,  verpfänden  oder  verkaufen,  3.  einem  etwas  v.  =  vorent- 
halten: das  si  dieselben  12  schock  grossen  und  gerichte  —  vorbas 
vorkauffen  und  vorkumeren  mugen  irem  mitburger  einem  oder 
inboner  ir  State  und  nicht  von  der  stat  in  dheinerweis,  Aussig. 
Urkdb.  N.  137.  das  di  mule  zu  Nebetein  furbas  der  ganezen  gemein 
zu  Nebetein  bleib  und  nicht  vorkumert  noch  verkauft  werd  an  des 
rates  der  State  zu  Olomuncz  wissen  und  willen,  Olm.  Stb.  154. 
heuser  —  umb  czins  —  Vorschüben  und  vorkumert,  57.  Tobias 
Reitmayer  hat  einem  Juden  8  pferdt  verkhumert,  Eger.  Chr.  771. 
s.  auch  kommer,  kummer  =  Pfändung  des  Erzes. 

ver-kunnen  siov.  unregelm.  Part.  sio.  und  st.  nicht  toissen  loollen, 
tr.  in  Zweifel,  Verzweiflung  setzen,  mit  Dat.  nachsehen,  verzeihen, 
mit  Gen.  der  Sache:  verzweifeln  an,  verzichten  auf:  des  müest  ir 
iueh  verkunnen,  ob  ir  mit  in  über  vart,  Ales.  25717. 


822  ver-kürzung  —  ver-läz,en 

Yer-kürzung  stf.  Schade,  Beeinträchtigimg,  Schmälerung  der 
Hechte  jemands:  dardurch  (durch  unberechtigte  Klagen)  imautz  un- 
verantwort  v.  sult  gesekeen,  Elbog.  Chr.  38,  33. 

yer-ladeu  stv.  red.  IV.  1.  übermäßig  belasten,  beschweren,  2.  be- 
drängen, ,9.*  vorladen  vor  Gericht  =  vor-,  vur-gebieten.  3.  auf  einen 
benanten  rechtistag  verladen,  Igl.  Bgr.  N.  107,  1.  uff  dem  felde  sie 
worden  verladen  von  beres  obirfluote,  Ernst  1376.  daz,  tier  mit 
borne  was  verladen  (ganz  bedeckt),  im  mobt  debein  wäfen  niht 
geschaden,  Alex.  22035.  nü  was  daz,  ein  gemeine  clage  —  si  wseren 
sere  mit  im  verladen,  daz,  er  in  tet  großen  sebaden,  24063. 

rer-lag  *  stm.  Eröffnung  eines  Geschäfts :  verlag  des  kretzsebmes 
(Gasthauses)  vergönnen,  Traut.  Cbr.  109. 

ver-lagern*  swv.  belagern:  unser  Stadt  verlagert  bat,  Elbog. 
Cbr.  110,  18.  so  salten  die  ketzer  unsere  slösser  verlagert  baben, 
152,  19.  also  baben  uns  die  berren  von  Sachsen  mit  zweien  bern 
verlagern  lassen  und  zum  dritten  sei  wir  mit  dem  slosz  (v.  Elbogen) 
verlagert,  148,  19.  150,  41.  152,  7.  156,  25. 

ver-lagenmg*  stf.  Belagerung :  in  der  v.  der  stat,  Elbog.  Cbr. 
103,  23. 

rer-langst*  Adv.  vor  langer  Zeit,  Elbog.  Cbr.  78,  15. 

ver-lankenieren  sivv.  (die  Seiten  des  Bosses)  mit  Decken  be- 
hängen: ein  rosbären  —  richlich  verlankenieret  gar  mit  edelem 
baldikin,  Trist.  4450. 

ver-laufen  stv.  red.  V.  1.  intr.  vor  üb  erlaufen,  tr.  2.  überlaufen 
lassen,  3.  hindernd  vor  etwas  laufen,  4.  refl.  vergehen,  geschehen, 
sich  begeben,  verlaufen:  was  sieb  in  der  czbeier  berre  kunige  krig 
vorlauft'en  (zugetragen)  bat,  Mind.  d.  Egerl.  S.  35.  was  sich  in 
sulcher  vehde  verbandelt  und  verleufft,  Eger.  Cbr.  1071.  was  sieb 
in  dem  jar  bat  zugetragen  und  verloffen,  Traut.  Cbr.  34,  35.  24; 
Eger.  Cbr.  1089.  wurde  sieb  darunder  iebtes  vorlauft'en  (ereignen), 
1078.  das  sieb  die  Pebem  vor  bunger  v.  (auseinandergehen)  scbolden, 
Böhm.  Chr.  101. 

ver-laufung*  stf.  Verlauf:  umb  alle  gethanen  Sachen  v.  und 
geschichten  —  nichts  pflichtig  sein  =  für  die  kommenden  Ereignisse 
keine  Verantwortung  übernehmen,  Stb.  Brüx  N.  337.    u.  s.  effern. 

ver-lauken  (verlougen,  -enen)  swv.  leugnen,  ab-,  verleugnen :  die 
gotes  vor  vorchte  verlauken,  Job.  v.  Igl.  1.  Gebot. 

ver-läz,en,  -lau  stv.  V  1.  fahren,  los-,  entlassen,  2.  verlieren, 
3.  in  Bewegung  setzen,  4.  er-,  nachlassen,  verzeihen,  5.  geschehen 
lassen,  gestatten,  6.  übergeben,  -tragen,  anheimstellen,  7.  vermieten, 
-pachten,  8.  übrig  lassen,  9.  unterlassen,  aufgeben,  10.  mit  einem 
etwas  v.  =  vereinbaren,  11.  refl.  sich  verlassen,  vertrauend  hingeben: 
7.  Traut.  Cbr.  107.  2.  durch  merkte  und  Strassen  mit  vorlassenem  mute 
stetielichen  zu  laufen,  Hier.  204,  16.  Part,  verlassen  =  lässig,  nach- 
lässig, träge:  ab  di  gewerken  trege  und  vorlassen  fanden  werden 
(desides  et  remissi),  Const.  I  7,  6.  ab  er  —  der  pergmeister  —  trege 
funden  wird  und  verlasen  (u.  v.  fehlt  im  Cod.  H.),  Const.  I  7,  6. 
Ulrich  Tzwinglins  hat  zu  Basel  schritten  hinder  im  verlassen,  die  bat 
Jobannes  Oecolampadius  lassen  ausgeben;  Traut.  Chr.  62.  sint  daz 
er  (Gotfrit  v.  Sträzburc)  diz  buoch  verhe  und  sin  nicht  bat  vol- 
tichtet,  Trist.  40.    da  sie  (die  rede)  der  meister  hat  verlän  (=  ab- 


ver-laz,en-heit  —  ver-leihen  823 

gebrochen  hatte).  Trist.  109.  ich  wil  in  da  tuon  kunt  alle  die  iuck 
baz,z,en,  daz,  sol  iucli  niht  verladen,  ich  enwelle  die  hescheinen,  die 
iuch  mit  triuwen  meinen,  Alex.  19 100.  suuder  daz,  in  der  touf  verlät 
(nur  daß  er  nicht  getauft  ist),  Alex.  13034.  des  wenczl  geschls  seligen 
verlassen  wittib,  Igl.  Stb.  V  148  d. 

ver-läz,en-heit  stf.  1.  Ausgelassenheit,  Frechheit,  dissolutio, 
diffectio,  2.  Vergehen,  delictnm,  oblitum :  2.  vor  die  vorlasseuheit  = 
pro  delicto,  W— B  Lev.  14,  12.  13,  28.  di  man  pfligt  czn  opfern 
nmme  die  v.  in  ein  reinigunge,  Nnm.  29,  11.  wirt  geopfert  umme 
die  v.  =  pro  delicto,  Lev.  7,  7.  vor  die  snnde  und  vor  die  v.  =  pro 
peccato  atque  delicto,  Lev.  7,  37.  vomimet  sein  v.  =  oblita, 
Lev.  5,  4. 

ver-läz,unge  stf.  1.  Ausgelassenheit,  Frechheit,  2.  Er-,  Nach- 
lassung ,  Verzeihung:  2.  äne  hoffenunge  der  vorlassung  (veniae), 
Const.  I  5,  15.    di  v.  {Änderung)  diesz  bestands,  Traut.  Chr.  93. 

ver-Ieben  swv.  tr.  1.  verleben,  2.  überleben,  3.  abieben,  verwelken : 
verlebt  =  bejahrt,  betagt:  das  die  alten  verlebten  bürger  und  mit- 
woner  gut  Wissenschaft  (Kenntnis  der  alten  Stadtgrenzen)  haben, 
Traut.  Chr.  201. 

ver-legen  swv.  1.  an  einen  unrechten  Ort  legen,  verlegen,  2.  un- 
recht verheiraten,  3.  abschließen,  versperren,  hindern,  4.  ausschließen 
z.  B.  vom  Kampf,  vor  der  Zeugenschaft,  5.  entleerten,  beseitigen,  ver- 
drängen, indem  man  Besseres  an  dessen  Stelle  setzt,  6.  die  Kosten 
bestreiten,  dafür  aufkommen,  7.  die  münze  v.  =  auf  eigene  Rech- 
nung Geld  münzen,  refi.  8.  sich  begeben,  9.  sich  beköstigen,  10.  eine 
Mißheirat  tun,  11.  tr.  bergm.  mit  Bergknappen,  Bergleuten  belegen: 
6.  Elbog.  Chr.  77,  2.  76,  38.  79,  17.  diweil  Plumels  eideni  mit  Mertel 
arbeite  und  in  verlegte  (Geld  vorstreckte),  81,  40.  verleget  mich  mit 
gelde  czu  dem  geweitigen  von  meinen  teilen,  Igl.  Bgr.  N.  90,  2.  ich 
wil  nimant  mer  vorlegen  =  Geld  vorschießen ,  N.  90,  3.  —  11.  tail 
auf  dem  bergwerch  mit  aigen  geld  verlegen,  N.  92, 3.  wan  die 
tail  wer  not  gewesen  czu  verlegen,  N.  85,  2.  die  sie  betten  gelegt 
in  die  vorlegte  hüte  =  quos  in  insidiis  collocaverant,  W — B  Richter 
20,  38.  kein  kretscham  zu  v.  (eröffnen),  Eger.  Chr.  1196  S.  369.  ir 
wollet  sie  damit  (mit  dem  Geld)  vorlegen,  Eger.  Chr.  1210. 

ver-legen  part.  Adj.  durch  zu  langes  Liegen  verdorben,  un- 
bratichbar:  ein  verlegen  acker,  Böhm.  Chr.  5. 

ver-leger  stm.  1.  Unternehmer,  der  das  Kapital  für  ein 
geschäftliches  Unternehmen  hergibt :  Hans  Klerer  mit  seinem  vorleger 
Franz  Bothener,  Igl.  Bgr.  N.  92,  4. 

ver-lehenen,  -lenen  swv.  belehnen,  verlehent  man  =  Lehnsman, 
Alex.  12259. 

ver-lelienschaft*  stf.  Gen.  Dat.  und  PI.  —  lehenschefte,  Lehen- 
schaft s.  d  :  das  ist  bewert  in  andern  getrewen  vorlehenscheften  (in 
bonae  fidei  concessionibus),  Const.  III  8,  1. 

ver-leib-dingen *  stvv.  als  Leibgedinge  zu  weisen:  alle  stete, 
welche  einer  konigin  zu  Behem  vorleibgedinget  und  zugeeignet 
werden,  Traut,  Chr.  227. 

ver-leihen  (-lihen)  stv.  IL  Pr.  verlech,  -lih,  Part,  ver-lihen.  la.  als 
Darlehen,  Lehen  oder  Miete  geben,  b.  bergm.  das  Bergbaurecht  ver- 
leihen.   2.  schenken,  zuteil  loerden  lassen.     3.  mitteilen,  zu  erkennen 


824  ver-leihen 

geben.  Ib.  swaz  die  urbarer  mit  der  gesworn  rat  von  der  Ygla 
verleiben  an  pergen  oder  an  Stollen  oder  geben,  daz,  scbullen  sie  tun 
under  der  stat  insigel  uud  daz,  scbol  stete  peleiben  an  alle  Wider- 
rede, Igl.  Bgr.  U — B  1.  —  U — A  1.  der  das  perkwerk  vorleibet  u. 
reichet  =  qui  montes  porrigit,  U— A  6.  Werne  di  urberer  mit  rate 
der  gesworen  us  der  stat  czunebst  dem  bergwercke  icbt  vorleben, 
is  si  an  bergen,  an  Stollen,  an  leben  adir  an  lebenscbeften  unde  das 
vorbantfesten  undir  irem  ingesegil  unde  undir  dem  ingesegil  der 
burger  von  der  stat  czu  rechtem  erbe,  das  sal  craft  haben,  DIR  I 
18.  Ein  perch  oder  ein  stolle,  die  gemez,z,eu  sint  und  darnach  wuest 
und  unpowehaft  werden  gesehen,  die  scbol  man  chunden  sechs  son- 
tage,  daz,  die  komen,  der  die  perge  sint  gewesen,  und  sie  powen. 
Und  ist  daz,  der  sibent  sontage  furkumpt,  daz,  man  niemant  da 
arbeiten  vindet,  so  nement  die  urbarer  di  gesworen  czu  in  uff  di 
vorgenanten  perge  und  vindent  sie  si  danne  wuest  und  unpouhaft, 
die  urborer  mogens  verleihen  und  geben,  swem  sie  wellen  an  alle 
Widerrede,  Igl.  Bgr.  U — B  14.  Die  regalherrliche  Verleihung  durch 
die  Urbarer  oder  deren  gewaldige  leiher  erteilt  folgende  Bergbau- 
berechtigungen: 1.  neufänge  dem,  der  Erz  auf  die  Spur  gekommen. 
.2.  definitiv:  a)  einen  gemessenen  berg  =  die  sieben  lehen,  zu  denen 
je  zwei  kunigs-,  herren-  und  bürgeriehen  kommen,  b)  erbe  im  engeren 
Sinne  =  Felder  von  bestimmter  Größe,  c)  ungemessene  Felder,  ganze 
Distrikte.  3.  suchstollen.  4.  erbstollen,  s.  d.  Worte,  ferner  hofstat, 
hätte.  Regale  Verleihung  von  Halden  kommen  ivohl  nicht  vor.  Das 
Verleihen  ist  an  keine  bestimmte  Zeit  geknüpft,  kommt  auch  an 
Sonn-  und  Feiertagen  vor  (z.  B.  die  Verleihung  eines  erbes  im  e. 
Sinne,  Igl.  Bgr.  X.  45, 4  am  Sonntag).  Bei  Doppelverleihung  hat  die 
ältere,  nach  D  I R  16  in  erster  Linie  jene,  die  6  Wochen  ohne  Wider- 
spruch tatsächlich  durch  Bergbau  ausgeübt  wird,  Rechtsgültigkeit. 
Die  Verleihung  wird  mit  dem  Siegel  des  Verleihers  und  der  dem 
Bergwerk  nächstgelegenen  Stadt  verhandfestet,  seit  der  2.  Hälfte  des 
14.  Jahrh.  wird  die  Handfeste  ins  Bergbuch  abgeschrieben  und 
dieses  macht  dann  gleichen  Beweis,  während  einfache  Aufzeichnungen 
der  Verleiher  keine  Beiveiskraft  haben  (DIR  31).  Seit  der  Anna- 
berger Bergordnung  von  1509  und  darnach  der  Joachimstaler  hat 
nur  die  Eintragung  ins  Bergbuch  „in  beiwessen  des  bergkmeisters 
und  geswornen "  Rechtsgültigkeit  und  die  Handfeste  gilt  erst  als 
Abschrift  des  Bergbuchs.  Seit  der  Mitte  des  16.  Jahrh.  tritt  vielfach 
an  die  Stelle  der  regal-  die  grundherrliche  Verleihung  oder  die  durch 
die  königl.  Bergstädte.  Die  Verleihung  von  Lehenschaften  erfolgt 
durch  deren  Herren  also  in  Eönigslehen  und  Überscharen  durch  die 
Urbarer,  in  Bürgerlehen  (in  Iglau  auch  in  Überscharen)  durch  den 
Meister  der  Stadtschöffen,  in  Herrenlehen  durch  den  Grundherrn,  in 
den  „sieben  Lehen"  (=  dem  gemessenen  Berg)  durch  den  (gewerklichen) 
Bergmeister  entweder  freiwillig  durch  Mehrheitsbeschluß  der  Ge- 
werben oder  gezwungen,  wenn  sonst  der  Beiriebspfticht  nicht  genügt 
loürde.  Nimant  mag  auch  des  andirn  teil  vorlihen  wedir  sinen 
willen.  Ist  abir,  das  man  wil  vorlihen  uff  einem  berge  adir  uff 
einem  Stollen,  so  sal  der  bergraeister  den  gewerken  an  eime  sontage 
adir  an  einem  andirn  tage,  welcbir  in  gefellet,  uff  das  gebirge  czu- 
sammen  gebiten  unde  was  do  vorlegin  wirt  unde  beschreiben,  das  hat 


ver-leiher  —  ver-leus(t)  825 

craft.  —  kumen  halt  fumf  acliteil  und  die  drie  nicht,  di  virde 
(nicht  erschienene)  schiebt  noch  die  drie  achteil  mögen  nicht  ge- 
hindern, di  andern  lihen,  weine  si  wollen,  D  I R  15,  3.  Wer  teil  an 
bergen,  Stollen,  lehen  adir  lehenscheften,  ap  derselbe  icht  vorlihen 
mag,  diselben  teil  mag  kein  urbarer  adir  bergmeister  eime  andern 
vorlihen,  er  siez  doruff  mit  den  gewereken  unde  mit  den  gesworen 
unde  gewinne  si  im  mit  rechte  an ,  D  I R  23.  —  verleihen  und 
reichen,  Mind.  d.  Egerl.  S.  17. 

ver-leiher  stm.  Verleiher,  Geber.  Verleiher  von  Bergbau- 
berechtigungen, a)  regalherrliche  =  Urbarer  oder  deren  (bevoll- 
mächtigte) gewaldige  leiher.  b)  gewerkliche:  der  bergmeister  siehe 
leiher  u.  verleihen,  der  kunic,  der  munezmeister  und  hofmeister  des 
berges  czu  den  Chutten  (Kuttenberg)  meinten  sie  seien  die  oberisten 
vorleiher  und  es  gehöre  ihnen  das  Zweiunddreißigstel  des  leihers. 
Iglau  entscheidet,  daß  der  hofmeister  —  alleine  Verleiher  ist,  das 
dasselbe  zweiunddreissigteil  in  auch  angehöret.  Und  erfuren  sich 
des  auch  die  scheppen  recht  von  der  Yglaw,  das  es  in  der  Yglaw 
recht  stet  geschrieben ,  Igl.  Bgr.  N.  22,  3  u  4.  In  Kuttenberg  ist 
nämlich  der  Hofmeister  regalherrlicher  Verleiher. 

ver-leilnmge,  vor-lilmnge  stf.  (bei  L.  nur  R  T  A  1,  48,  6)  Ver- 
leihung: Von  der  v.  Ist  das  imant  spricht,  das  er  teil  habe  an  einem 
gemessen  berge,  an  stollen,  an  lehen  adir  an  lehenscheften  unde  der 
selbe  berg  adir  stolle  adir  des  andern  icht  mit  rechte  eim  andern 
vorlegin  (verliehen)  wurde  unde  vorbantfestet  unde  er  griffe  is  an 
mit  büwe  unde  erbeit  do  sechs  wochen  unde  jener  hat  den  in  den 
sechs  wochen  nicht  angesprochen,  er  mag  ir  im  hinnoch  nicht  an- 
gewinnen, D I R  16. 

ver-leikaufen  (ver-litkoufen)  swv.  für  ehvas  litkouf  geben,  ver- 
kaufen: dass  es  —  haus  und  hoff  oder  was  das  were  —  rechtlich 
verleikaufft  wird,  Chlum.  IV  9. 

ver-leiter  stm.  Verführer,  Verräter:  Judas  Schariot,  der  da 
was  ein  verlaiter  (verreter  XI.  Bibel)  T— B  Luk.  6,  16.  die  v.  (Sadu- 
ceer),  Matth.  22,  23.  22,  34.  16,  6.  16,  11.  manige  der  Phariseer  und 
v.  (Saduceer)  3,  7;  Btb.  4,  1.    dirr  v.  (verfürer  XI.  B.),  Matth.  27,  63. 

ver-leitunge  stf.  Verführung:  Loica  .(Logik)  mit  der  warheit 
v.  und  krumerei ,  Ack.  40,  14.  das  (gehl)  ist  der  sein  v.  in  die  ab- 
grunde  der  helle,  Böhm.  Chr.  37. 

ver- lernen  swv.  ganz  lahm  machen:  wer  ainem  ein  edil  glid 
vorsneidet  oder  vorhewet  oder  sust  vorlemet  —  selbir  vierde  mit 
frummen  mannen  schol  er  gerecht  werden  auff  dem  kreueze  =  kann 
er  sich  durch  Schivur  mit  3  Eideshelfern  von  dieser  Beschädigung 
reinigen,  Igl.  B.  74. 

ver-leschen  sivv.  tr.  eigentl.  und  bildl.  auslöschen:  das  ich  aus 
den  wassern  deiner  barmherzikeit  deinen  (statt:  meinen)  durst  ver- 
lesch  (satiem),  Sol.  93,  16.  jenen  verlescht  der  durst  (extinguit), 
9,  8.  in  dem  (schilt  dez,  gelauben)  ir  mugt  verlesenen  alle  di 
feureinen  geschoz,  dez,  schalkhaftigen,  T — B  Ephes.  6,  16. 

ver-leus(t)  (ver-lies)  stn.  m.  Verlust,  Verschwendung :  diser  v. 
der  salben,  T — B  Mark.  14,  4.  worum  ist  gemacht  dirr  verleus? 
Matth.  26,  8.  der  weg,  der  da  füret  zu  dem  verleuse  (Verdammnis, 
Verderben),  Matth.  7, 13.    in  ireni  verleus  (tode  XI.  Bibel),  IL  Peter 


826  ver-leumden  —  ver-liesen 

2,  12.  daz,  in  ist  ein  saeh  des  verleuses  (verdanmusz  XI.  B.) ,  Phil. 
1,  28.  uncz  au  den  tag  des  urtails  und  des  verleuses  der  ungengen 
leut ,  IL  Peter  3,  7.  di  (begird)  di  leut  senkent  in  den  tot  und  in 
den  verleuzt  (verdampnusz  XI.  B.),  I.  Timoth.  6,  9.  der  sun  des  ver- 
leustes  (der  verdamnuß  XI.  B.),  Job.  16,  13.  Dein  scbacz  sei  mit  dir 
in  verleiiz^z,  (in  verdamnuß  XL  B.),  Btb.  8,  21. 

ver-leumden  (ver-liumunden,  -liumden,  -Humen)  siov.  in  übcln 
Buf  bringen,  verleumden,  Part,  verliumundet  1.  in  schlechtem  Kufe 
stehend,  ehrlos,  2.  in  gutem  Rufe  stehend,  berühmt:  1.  unordentlich 
wesen,  das  ettlich  verleumnde  und  unverschämte  leut  treiben,  Eger. 
Str.  C  123.  Strafen:  für  ungerechte  Beschuldigung  des  Diebstahls 
dem  Bichter  60  und  jedem  consul  30  kleine  Schillinge,  Igl.  Str.  (79a), 
wer  einen  scheppen  verleumdet,  muß  3  suntag  nach  einander  in  die 
Pfarrkirche  gehen,  auf  den  Predigtstuhl  treten  und  sprechen  „was 
ich  auf  in  geredet  hab,  darin  hab  ich  im  unrecht  getan"  oder  „hab 
unrecht  geredet  als  ein  böser"  und  sol  sich  „drei  stund  (3  mal)  in 
das  maul  slahen,  Igl.  Str.  277. 

ver-Iez,-licli  (ver-laez,e-,  -läz,en,  -laez,en-lich)  Adj.  ausgelassen, 
frech,  rücksichtslos,  Traut.  Chr. 

ver-lieheit  s.  vaer-licheit. 

ver-Iiegen  stv.  III  verleumden,  verlogen,  lügenhaft,  erlogen:  die 
mich  also  lesterlichen  hau  vorlogen,  Trist.  3483. 

ver-liesen,  Vliesen  stv.  III  abs.  1.  verlieren,  verspielen  (bei 
Spiel,  Kampf,  Los),  2.  sich  verlieren,  aufhören,  tr.  3.  verlieren, 
■1.  dem  Verderben  preisgeben,  zugrunde  richten  töten,  5.  unnütz,  ver- 
gebens etwas  tun,  0.  ohne  Erfolg  brauchen,  7.  nicht  tun,  unterlassen, 
8.  aufgeben,  refl  9.  sich  verlaufen,  verloren  gehen:  3.  die  bergrech t 
—  die  von  den  burgern  von  der  Ygla  und  von  den  eldesten  berg- 
luten  bestetiget  und  beschriben  sin  —  eim  iczlicheii  bergmanne  czu 
vorlisen  und  czu  gewinnen,  DIR  Vorrede.  Von  teil  vorlisen:  wer 
teil  hat  an  bergen,  leben,  Stollen  adir  lehenscheften,  di  mag  im 
nimant  von  vorsumenisse  der  koste  angewinnen,  er  erheische  denne  di 
kost  mit  dem  bergmeister  adir  mit  sinem  (dessen)  boten  unde  mit 
czweien  gewereken,  DIR  22.  erbteil  für  kost  Verliesen,  D  I R  22  a. 
wer  teil  an  hespeln  und  lehenscheften  vor  kost  gewinnen  wil,  der 
darff  nicht  mehr  darüber  clagen  dan  drei  arbeitende  irer  (=  erer) 
tageschicht  (=  3  Tage),  das  heissen  drei  lannge  schiebt,  wann  er 
di  geclaget  und  boten  genemet  und  si  heischet  alss  recht  ist,  so 
hatt  er  gewunnen,  DIR  22b.  Ist  das  iemant  tail  an  eim  gepirge 
[hat]  und  außerhalb  landes  ist,  versäumet  sein  besteiler  oder  sein 
pfleger  drei  gedinge,  daz,  er  seiner  cost  darezu  nicht  geit,  er  ver- 
teilst sein  tail  mit  rechte,  DIR  II  28a.  —  4.  =  perdere,  W — B:  vor- 
lisen wil  ich  die  stat,  W — B  Jer.  45,  2.  vorlise  wir  sie  us  dein 
gesiechte  =  disperdamus  eam  de  gente,  Jer.  48,  2.  vorlisen  wil  ich 
vou  danne  die  kunige,  Jer.  49,  38.  nu  wiltu  so  vorlisen  den 
gerechten  mit  den  ungerechten?  (mun  quid  perdes),  Gen.  18,  23. 
anevank  der  beiden  Amaleth,  des  leczten  werden  verlorn  =  prin- 
cipium  gentium  Anialec,  cuius  estrema  perdentur,  Xum.  24,  20.  ver- 
loren in  ein  mer  (=  mtere)  allen  volken  =  perditus  in  fabulam 
omnibus  populis.,  Deut.  28,  37.  Von  Jacob  wirt,  der  do  herrschet 
und   wird   vorlisen  die  bleiblinge   der  stat  =  De  Jacob  erit,   qui 


ver-liesunge  —  ver-ligen  827 

dominetur  et  perdat  reliquias  civitatis,  Num.  24,  19.  bist  du  kumen 
uns  ze  Verliesen  (verderben),  T— B  Luk.  4,  34.  der  da  mag  verlieseii 
(verderben)  di  sei  und  den  leib  in  di  angst,  Mattb.  10,  28.  Herodes 
sucht  daz,  kint  e^  zu  v.  (verderben),  2,  13.  ez,  verlose  sie  alle  (ver- 
nichtete), Luk.  17,  30.  die  alten  unterweisten  daz,  volk,  daz,  sie 
ieschen  Barraban  und  Jhesuni  verlurn  (zum  Tode  verurteilten), 
Matth.  27,  20.  er  mag  daran  Verliesen  (es  kann  ihm  dabei  schlecht 
ergehen),  Alex.  4193. 

ver-liesunge  stf.  1.  Verlust,  2.  Verderben,  perditio :  2.  alles  volk 
israhel  wirt  mitsampt  dir  in  der  vorliesungen  (!)  zustoret,  W — B 
Judith  6,  3.  gelauben,  daß  die  geisselunge  unsers  herren  sam  die 
knechte  mit  dem  wir  gestrafet  werden,  zu  unsers  lebens  pesserunge 
nicht  zu  seiner  vorlisunge  uns  sei  bekumen,  Judith  8,  27.  1.  bei 
vorliesunge  aller  irer  teil  =  sub  amissione,  Const.  II  1,  16.  bei 
unsern  hulden  und  vorlisung  alles  gutes,  Const.  II  3,  6.  pei  v.  der 
sach  und  aller  gerechtickeit,  Elbog.  Chr.  133,  23.  das  gepiteu  wir 
euch  bei  v.  ewr  guter,  29,  28.  bei  v.  aller  ewr  privilegia,  129,  26. 
130,  14.  für  (vor)  der  v.  (Eroberung  durch  die  Slicks)  der  könig- 
lichen stad,  43,  4.    in  der  v.  der  stad  van  den  gnanten  hern,  34,  18. 

ver-ligen  stv.  1 1.  tr.  1.  verlegen,  versperren,  2.  versäumen,  ver- 
nachlässigen, 3.  refl.  durch  zu  langes  Liegen  verderben,  erschlaffen, 
4.  intr.  liegen  bleiben,  zurückbleiben,  5.  bergm.  tr.  den  bau  verligen 
län  =  den  Grubenbau  nicht  rechtzeitig  beireiben  und  dadurch  das 
Eigentumsrecht,  Bergbaurecht  verlieren:  5.  Wie  man  den  stollen  oder 
vorlegen  gepirge  ausruffen  schol,  wenn  es  6  Sonntage  in  der  Kirche 
atisgerufen  ivorden,  wird  es  am  7.  von  den  Urbarem  anderweitig 
verliehen,  Igl.  Bgr.  U — A  7;  U — B  14;  Deutschbroder  R.  (71).  grueben, 
weliche  sich  iar  und  tag  oder  4  wochen  —  verlegen  hetten,  Igl.  Bgr.  N. 
88,  i.  ich  muett  und  beger  —  ein  verlegen  stollen,  Igl.  Mut.  20.  wenn 
(da)  sich  kein  gemein  (Gemeindeland)  nicht  vorligen  mag,  Igl.  Str. 
292.  Daher  verlangen  wohl  auch  die  Iglauer,  daß  sich  die  Bürger- 
lehcn  und  die  von  ihnen  für  die  Stadt  (Stadtgeschworenen  zur  Zeit 
der  Verleihung)  und  nicht  für  den  König  in  Anspruch  genommenen 
Übcrscharn  nicht  verligen:  Burgerlehen,  die  in  desen  (diesen)  bergen 
legen,  di  vor  benant  sin,  habin  das  recht,  wo  der  rase  czubrocheD 
ist,  das  si  nicht  vorlegin  mögen,  DIB,  6,  1.  Vgl.  Freiberg.  Bergr. 
B  §  27.  Dagegen  kämpfen  die  Const.  an,  da  nicht  einmal  die 
Königslehen  vor  dem  Verliegen  geschützt  sind:  Und  dovon  so  wollen 
wir  nicht  leiden  —  das  di  purgeriehen  meer  vortailes  haben  sullen, 
denn  als  unsern  leben  angesetezet  ist  und  den  siben  lehen,  die  czu 
iczlichem  perge  gemessen  sein  —  Und  dovon,  als  oft  furpas  di  purger- 
iehen also  lang  czeit  ungepawet  bleiben,  das  si  uns  schuldicleich 
czugeteilet  werden,  so  gepiete  wir,  das  von  den  selben  lehen  als 
vou  andern  gerichtet  sullen  werden,  Const.  II  3,  9.  Nicht  abgebaute 
Bürgerlehen  müssen  jedoch,  auch  wenn  sie  sich  nach  Ansicht  der 
Iglauer  nicht  verliegen,  ihr  Wasser  halten;  denn  welich  lehen  di  — 
geswornen  leute  —  besagen,  das  si  di  andern  trencken,  di  sal  man 
czu  den  andern  eigen  in  drien  tagen,  di  heissen  dri  lange  schiebt, 
DIR  6,  2  (den  der  den  andern  durch  Wasser  hindernde  Berg  wird 
diesem  zugeeignet,  U— A  8;  U — B  16;  Const.  II  3,  7  u.  10).  —  Frei- 
schiirfc  verliegen  sich  sofort,  wenn  sie  nicht  unausgesetzt  in  Bau 


828  ver-limen  —  ver-loben 

gehalten  werden:  Aber  ander  gepeude  des  feldes,  als  palde  di  ledig 
sein,  so  belehent  man  di,  di  es  aufgevangen  und  sich  des  under- 
wunden  haben,  Const.  III  5,  15.  Neufänge  dürfen  nicht  einen 
Tag  aussetzen,  Freiberg.  Bergr.  A  §  10:  ein  bü  vorligt  sich  in  einer 
tageschicht.  —  Gemessene  Berge  haben  6  Wochen  Frist,  U — A  7;< 
U — B  16:  Dentschbr.  R.  72:  DIB,  6,2;  nach  jüngerem  Recht  nur 
3  Tage:  Const.  III  3.  7  u.  10;  Igl.  Bgr.  N.  66,  3:  so  schol  man  di 
(durch  Wasser  bedrohende,  trenkende)  grübe  und  die  lehen  von  dem 
,.vreien  stein"  aigen  czu  dem  lehen  von  dem  „alten  stein"  in  dreien 
tagen.  —  Vrau,  habet  ir  dem  perkwerk  nachgevolget,  sam  ein  recht 
ist,  und  hat  das  beweist  mit  scheppen,  die  auf  dem  pergwerk 
scheppen  sind,  also  perges  recht  ist,  das  es  drei  erer  tagschicht  ledig 
ist  gelegen  und  si  es  ledig  haben  vunden,  und  seit  darüber  auf  dem 
selben  perge  ein  gerichte  gesessen,  als  ein  recht  ist,  so  teil  wir 
euch  czu  einem  rechten,  das  dasselbe  perkwerk  czu  ewer  haut  ist 
gevallen ,  Igl.  Bgr.  N.  82.  Vgl,  Jochimstaler  Bergordn.  Art.  7.  Die- 
selbe Frist  hat  eine  Lehenschaft:  Ein  vorleiher  hatte  (icas  vom 
Oberhof  Iglau  als  richtig  erklärt  wird)  vorlihen  ein  lehenschaft 
andern  arbeitern,  die  er  ledig  fant  drei  lange  schiebt  nach  der 
saezung  des  rechten,  N.  81.  Für  Feiertage  und  Viqilien  besteht  keine 
Betriebspflicht,  Const.  ITI  5,  13.  15.  So  auch  Freiberg.  Bgr.  A  12; 
in  Schemn.  R.  14  haben  zu  „ostern,  pfingsten  und  weinnachtun  —  l 
alle  und  jegliche  perkwerch  frei  vierezehn  tag  dornoch,  das  mon  | 
kein  perckwerch  belegun  mag  {braucht),  das  do  vor  gepaut  ist.  — 
Das  kein  berehwerk  sich  nicht  vorligen  mag  durch  koste  willen; 
der  di  gewerken  di  mögen  di  teil,  di  verloren  sein  durch  koste 
willen,  wol  in  de  gemei  paun  ade  vorlehen,  vorkaufen,  wen  si  wollen, 
Igl.  Rspr.  rV.  Zu  lang,  über  die  vereinbarte  Zeit  liegen:  als  mannich 
tag  und  nacht  die  kaufmannschaft  (verkaufte  Ware)  sich  verligt  beii 
dem  Verkäufer,  als  oft  schol  er  ie  der  stat  5  pf.  haller  geben,  Eger.y 
Str.  XV  6.  —  ir  deheiner  solt  den  hof  verligen,  =  versäumen,  zu  dem\ 
Hoftag  zu  kommen,  W.  v.  W.  6978.  —  wenne  das  haus  jar  und  tag 
sich  vorligen  hat,  das  das  vorkauft  werd  und  wer  denne  eklere 
und  ausweisung  haben  wirt,  derselb  derheb  das  gelt  als  ferre  es 
langt,  Igl.  Stb.  III  40a.  ich  sol  mich  niht  als  ein  wip  verligen, 
Alex.  1654.  ich  sol  mich  nicht  v.,  2270.  von  gemaches  —  het 
Darius  sich  verlegen,  5418.  des  auch  die  gote  nämen  war,  die  ir 
hochzit  niht  verlägen,  mit  in  sie  da  fröide  phlägen,  6954.  daz,  sie 
sich  iht  verlangen  und  von  den  schiffen  stürmens  phlsegen,  9289. 
Ich  hän  mich  "hier  verlegen  und  lange  nicht  ritterschaft  gepflegen, 
Ernst  4443,  die  Heinrichs  huote  phlägen,  gar  daz,  verlägen,  848. 
verligender  hund  (ivohl  Vorstehhund,  weil  er  vor  dem  Wilde  liegt, 
Eger.  Chr.  N.  1011.  1016. 

yer-limen  sivv.  verleimen,  vermauern,  versperren:  ir  bliben  er 
aldä  swuor:  er  wolde  v.  in  die  clmis,  Alex.  20  915. 

ver-loben  swv.  tr.  1.  zu  sehr  loben,  2.  zu  tun  geloben,  ver- 
sprechen, 3.  geloben,  nicht  zu  tun,  verschwören,  verzichten  auf,  4.  mit\ 
Akk.  d,  P.  aufgeben,  fahren  lassen,  abweisen,  nicht  mit  einem  um- 
gehen, 5.  ein  v.  =  ihm  Treue  und  Gehorsam  aufkündigen,  refl.  0. 
sich  verloben,  7.  sich  verpflichten,  S.  mit  Gen.  d.  S.  verzichten  auf: 
die  das  tuen ,  daz,  si  got  verlobt  haben,  Job.  v.  Igl.  2.  Gebot. 


ver-löne  —  ver-meiligunge  829 

ver-löne  stn.  Lohn:  er  verleust  nit  sein  verlone  (Ion,  XI.  Bibel), 
T— B  Matth.  10,  42. 

ver-lost  s.  ver-lust. 

ver-lösungen  sivv.  die  losunge  für  etwas  entrichten,  versteuern: 
iglich  erbe  nnd  guter  verwesen  und  v.,  Eger.  Str.  C  81.  wer  sein 
gut  nicht  recht  verlosungt  hat,  Aussig.  Urkdb.  N.  139  das  czinsgelt 
v.,  Igl.  Str.  192.  das  erb  —  mit  seinem  aid,  oft  verlosunget  hat, 
82a.  mein  vater  hat  verlosunget  hundert  und  sechczik  schock 
wissentlich  ewern  losungeregister  und  hat  des  ainen  gesworn  (zum 
Zeugen  einen  Geschworenen),  300.  mein  fettr  —  sol  mein  haus  ver- 
wachten  und  v.,  Igl.  Stb.  V  163  a.     er  sol  den  hof  v.,  V  25  d. 

ver-lust  (auch  vlust)  stf.  1.  Verlust,  2.  Verderben,  Schaden: 
2.  von  seiner  sele  vorlust  =  de  periculo  animae,  W — B  Spr.  7,  23. 
Heinrich  nam  doch  vorloste  (erlitt  Verluste)  mer,  Ernst  928.  von  wegen 
einer  Verlust,  dorumb  er  mit  ir  ein  freundlich  berednus  thun  hab, 
Igl.  Stb.  V  195  d.    die  verlust  was  Ernstes  herzenser,  Ernst  2250. 

ver-lustbiere  Adj.  Verlust  bringend  oder  habend:  die  wip 
clagten  verlustbceren  tac,  do  er  rfimte  Kriechenlant,  Alex.  7488.  an 
dem  v.  tage  üf  zöch  die  sunne  im  schin,  16274.  dirre  verlustbseren 
zit,  16833. 

ver-lustecliclie-,  -en  Adv.  mit  Verlust  verbunden:  wir  haben 
den  wären  sorgen  funt  an  dises  strites  stunden  verlüsteclich  erfunden, 
Alex.  8844. 

ver-lusten  sivv.  unpers.  mit  AJck.  d.  Person  =  mir  beliebt,  ich 
will:  si  mugen  es  (das  pussgeld)  wenden,  wo  sie  hin  vorlust,  noch 
irem  willen,  Igl.  Bgr.  N.  52,  5. 

ver-niachen  sivv.  tr.  1.  zertrümmern,  verderben,  vernichten, 
2.  festmachen,  bekräftigen,  bestimmen,  3.  zumachen,  versperren, 
•stopfen,  4.  einschließen,  -packen,  -fassen,  verbergen,  verbinden 
(Wunden),  5.  durch  Testament  vermachen,  überhaupt  schenken,  6.  refl. 
sich  vermummen:  ein  schuldbrief,  so  di  schuldinger  den  gleubigern 
über  sich  vermacht,  verprieft  und  gegeben  haben,  Igl.  Bgr.  N.  107,  2. 
verbürgen  und  vermachen,  Mind.  d.  Egerl.  S.  32.  was  er  dem  Hans 
lewgkeb  obgeprochen  hat  an  seim  doche  —  das  sal  er  im  hiwider 
vermachen,  Igl.  Stb.  III  201b. 

ver-mperen  s.  ver-meren. 

ver-maledeiung  stf.  Verdammnis:  bei  der  ewigen  v.,  Eger. 
Chr.  1125  S.  303. 

ver-meiden  sivv.  ausweichen,  vermeiden:  di  Tutschin  er  begunt 
nicht  in  Behem  zu  der  stunt  laszin  und  wart  si  virmidin,  Dal. 
162,  26  (72,  13). 

ver-uieilen  sivv.  beflecken,  beschädigen:  das  leichte  sein  reines 
unschuldig  hertze  vormeilet  wurd  von  angesichte  der  weibe,  Hier. 
204,  9. 

ver-meiligen  swv.  beflecken,  beschädigen:  Und  do  got  hette 
gesehen,  das  vormeiliget  was  die  erde,  wenne  alles  vleisch  czuhrochen 
nette  seinen  weck  uf  erden,  do  sprach  er  zu  Noe,  W — B  Gen.  6,  12. 
die  eintweder  vormeiligt  ist  oder  valsches  wanes  wirt  geezigen, 
Num.  5, 14. 

ver-meiligunge  *  =  vermeilunge  stf.  Befleckung:  an  vor- 
meiligunge   der   sunden   hat  er  (Gott)  mich  herwider  geruft  euch 


830  ver-meilung  —  ver-mieten 

vrolichen  in  seiner  sigennnft  in  meiner  empfliehunge  und  in  euer 
erlosunge  (me  vobis  gaudentem),  W — B  Judith  13,  20.  von  den 
profeten  ist  ousgegangen  v.  ouf  die  erde  (pollutio),  Jer.  23,  15.  nis- 
nicht,  da^  seiner  ere  niocht  vermaligung  pringen,  Igl.  Stb.  IV  182  a. 

ver-ineilung,  -e  stf.  macula:  v.  der  unreinikeit,  Sol.  68,  27. 

ver-melden  swv.  1.  kundtun,  toovon  andere  nichts  ivissen  sollten, 
angeben,  2.  erwähnen:  an  dem  vermelten  {oben  genannten)  freitag, 
Igl.  Mut,  24.  er  vermeldt  bat  sein  geltschuld,  Igl.  Stb.  V  153  b.  ich 
vermeld  beraiez  malcz  czwai  prau,  V269d. 

ver-meiigen  swv.  1.  vermengen,  mischen,  2*  gegeneinander  auf- 
reizen: 2.  wenne  uns  unser  volk  gegen  einander  tar  vormengen  und 
vorwerren,  Böhm.  Chr.  53.  die  Wrssowiczer,  die  die  fursten  gen 
einander  vormenget  batten,  53.  der  den  künig  mit  seinem  sone 
vormengte  (entzweite),  85. 

ver-ineren  (ver-masren)  swv.  1.  offenbaren,  verkünden,  verraten, 

2.  in  guten  oder  schlechten  Ruf  bringen,  berühmt  oder  berüchtigt 
machen:  2.  diese  was  allen  dingen  an  tilgenden  gar  vorinert 
(famosissima),  W— B  Judith  8,  8.  di  vormerten  man  =  viri  famosi, 
Gen.  6,  4.  dir  —  maier  —  wart  vermert  (beschiddigt)  vor  im,  als  ob 
er  het  verwust  sein  gut,  T — B  Luk.  16,  1.  wan  si  vergiengen  aus, 
si  vermerten  in  in  allen  dem  land  (verbreiteten  seinen  Ruhm  und 
seine  Taten),  Matth.  9,  31. 

ver-merunge   (von   dem   vorhergehenden  verinseren)   stf.  faina, 
Ruf,  Gehort  hat  der  kunig  von  Babilon  ire  v.,  W— B  Jer.  50,  43. 
ver-me^en  stv.  1 1  tr.   1.  ausmessen,  2.  bestimmen,  verabreden, 

3.  falsch  messen,  verfehlen,  4.  refl.  übermütig,  kühn  sein,  sich  erkühnen, 
anmaßen,  behaupten,  sich  anheischig  machen:  4.  volvert  di  vrau  mit 
irem  prieff,  als  si  sich  vermessen  hat,  si  geneust  sein,  Igl.  Bgr. 
N.  90,  7.  volvert  di  vraw  —  mit  iren  geezeugen,  als  si  sich  vor- 1 
vormessen  hat,  Igl.  Str.  248.  als  man  sich  des  geezugen  vormesseu 
hat  (von  ihm  ericartet  hat),  247.  also  als  er  sich  in  seiner  ant- 
wort  vormessen  hat,  2G0. 

vor-mi'^^en  part.  Adj.  vom  vor  igen:  kühn,  verwegen:  die  ritter- 
sebaft  vorme^en  begouden  sich  rottieren,  Trist.  920.  aht  künige 
wert  vernieten,  die  mohten  haben  liute  vil,  Alex.  21 816. 

ver-iuez^ung*  stf.  unrichtiges  Messen,  Täuschimg,  Traut. 
Chr.  121. 

ver-mieten  sivv.  tr.  verdingen,  vermieten,  locare.  Bergteile 
werden  vermietet,  wenn  ein  einzelner  Gewerke  (=  Besitzer  eines  An- 
teils an  der  Förderung)  dieses  sein  Anrecht,  sei  es  gegen  eine  fixe 
Summe,  sei  es  gegen  eine  Quote,  am  Ertrag  einem  andern  verpachtet,' 
gleichsam  eine  Verlehenschaftung  nicht  seitens  der  gesamten  Gciverken 
sondern  seitens  eines  einzelnen,  im  Igl.  Bgr.  vielfach  auch  lehen- 
sebaft  genannt,  wie  die  Antcüquote  auch  „eigenschaft"  heißt.  Der 
Gewerkschaft  gegenüber  geschieht  sie  auf  Gefahr  des  Teileigentümers 
(Goslarer  Bgr.  des  14.  Jb.  Art.  30).  Dornach  sein  eczliche  einliczige 
lehenscbefte,  ab  einer  allein  ader  auch  nur  czwene  aus  den  gewerken 
ire  teile  vorleiben  (==  vermieten)  czu  pawen  umb  ein  genant  teil 
gewiunes,  Const.  III  4,  1.  Ist  das  ein  man  siner  teil  icht  vorlibet 
eim  andern  manne,  is  si  an  bergen,  stollen,  leben  adir  an  leben- 
scheften  unde  ist  das  jener,  der  si  czu  lcbenscbaft  emphfangen  bat, 


ver-niischen  —  ver-nemen  831 

siner  eigenschaft  nicht  engebit  —  er  vorlust  mit  rechte  sine  lehen- 
schaft. Ist  abir,  das  er  des  nicht  gehabin  mag,  deine  di  eigenschaft 
geboret,  so  sal  er  si  nsteilen  (zum  Aufheben  geben)  mit  wissen  eins 
gewerken  nnde  sal  si  etweme  befeien,  D I R  2-1.  v.  =  verleihen  ein 
wenig  ertragreiches  Bergwerk  mit  „Steuer"  (Unterstützung  durch  den 
Regalherren)  ganz  vereinzelter  Ausdruck:  vor  eczleich  czeiten  ge- 
schehen wer,  das  man  perkwerk  vormiten  und  hinweg  mit  Steuer 
lassen  wolde  —  wer  diese  übernimmt,  hat  die  Pflicht,  wen  im  got 
ercz  beschert,  dem  kunge  bevoraus  ein  sechczenteil  zu  geben,  Igl. 
Bgr.  N.  42,  1. 

ver-inischen  sivv.  1.  vermischen,  2.  geschlechtl.  sich  vereinigen, 

3.  verstecken,  4*  mehrere  Ämter  vereinigen,  kumulieren:  4.  es  ist 
unpillich  noch  den  redlichen  satczungen,  ob  mit  vormischten  werken 
di  ampt  betrübet  {vernachlässigt)  werden ,  Const.  I  7,  23.  —  2.  mit 
einem  knechte  (cum  masculo)  vormische  dich  nicht  noch  weiplicher 
gelust;  wenn  es  ist  ein  Unmenschlichkeit  (du  sollst  nicht  Päderastie 
treiben),  W— B  Lev.  18,  22. 

ver-inischunge  stf.  Beimischung,  Zugabe,  addi  tarnen  tum, 
2.  Beischlaf,  coitus :  2.  in  der  hicze '  (der  Schafe)  vormischunge, 
W— B  Gen.  30,  39. 

ver-morgengäben  siov.  seiner  jungen  Frau  als  Morgengabe 
geben:  das  marggraff  Theobald  seiner  (mit  Friedrich  Rotbart  ver- 
mählten) tochter  Adelheid  di  stat  Eger  u.  das  ganze  Egerland  — 
soll  v.,  Eger.  Chr.  3.  der  Wenczl  hat  der  jungfrawen  Margarethn 
vermaringabt  c  gult.  in  jar  frist  dornoch  sol  si  eriben  in  drittail  in 
allem  seinem  gut,  Igl.  Stb.  V  90  a;   V  148  a;  152  a;  260  c. 

ver-iimgen,  -mügen  unregelm.  Zw.  intr.  1.  imstande  sein, 
2.  Gewalt   haben  über,    etwas   vermögen,    3.  wozu  überreden,   refl. 

4.  Kraft  haben,  imstande,  5.  im  Besitze  sein,  6.  mündig  sein:  5.  an 
fürstlicher  tugende  was  er  sich  vermugende,  W.  v.  W.  3674.  noch 
bas;  min  herze  ist  hügende,  an  fröuden  sich  vermugende,  955.  aller 
brach  gantz  vermugender  =  Gott,  Ack.  56,  9.  nach  irem  besten 
vormiegen  (Können),  Traut.  Chr.  136.  Do  ich  was  vermugende  und 
gap  lere  der  tugende,  Alex.  Anh.  1285.  schäm  ist  aller  tugende 
gerlich  sich  vermugende,  1546. 

ver-inüten  (-muoten,  ndrh.  vermöden)  stvv.  refl.  mit  Gen.  ver- 
muten: Arevna  sach  und  vormute  sich,  das  der  kuuic  und  seine 
knechte  wolden  geen  zu  im  (Conspiciensque  Areuna  animadvertit 
regem  et  servos  eius  transire  ad  se),  "W — B  II.  Kön.  24,  20. 

ver-nrejen,  »neen  sivv.  ein-,  zuschnüren,  einwickeln,  durchflicken: 
da,  (in  ihr  Hemd)  het  sie  sich  vornet  so  minnenclich,  Trist.  737. 

ver-nemelicli  Adj.  (bei  L.  nur  DFG  424c,  perceptibilis)  ver- 
ständlich: domite  ich  der  e  genanten  meister  schrifte  aus  latein 
gebracht  habe  zu  vornemelicher  deutscher  zungen,  Hier.  231,  8. 

ver-nemen  stv.  12.  tr.  fest-,  gefangen  nehmen,  2.  Part,  vernomen 
=  befangen,  betrübt,  3.  anhören,  vernehmen,  erfahren,  4.  unter- 
nehmen,  wagen,  5.  erfassen,  begreifen,  intr.  mit  Bat.  d.  P.  auf  einen 
hören,  anhören:  vornemende  got  =  intelligens  Deum,  W — B  Ps. 
gib  ein  Vernunft,  die  dich  vernem  =  qui  te  intelligat,  Sol.  3,  9. 
davon  vernimpt  si  dich  niht,  das  si  dein  licht  nicht  begreifen  mag, 
Sol.  4,  32.    der   sich   vornimet  =  qui   intelligit,   W — B   Ps.  40,  3. 


832  ver-nemlich-keit  —  ver-pfeien 

sinnic  man  —  diz  meinen  rechte  vornirn:  man  nennet  iz  eclypsim, 
Trist.  236  f.  si  vernamen  (verstanden)  nit  daz,  wort,  T — B  Lnk. 
2,  50.  er  want,  daz,  sein  brudern  vernemen  (verstünden,  XI.  Bibel) 
daz,  in  Got  geb  di  behaltsam  durch  sein  hend,  und  sie  vernamen 
sein  nit,  Btb.  7,  25.  di  vernamen  sich  ainhellig  an  di  dink  (waren 
sehr  aufmerksam  auf),  di  da  wurden  gesagt  von  Philipp,  8,  6.  er 
vernam  sich  an  si  (schauwet  in  si,  XI.  Bibel),  3,  5. 

ver-neinlich-keit  stf.  richtige  Auffassung,  Verständnis:  alle  v. 
=  intelligentiam,  Sol.  80,  22. 

ver-nenier  (bei  L.  nur  D  F  Gr  424  c  pereeptor  u.  Ack.  41, 15) 
stm.  der  etwas  versteht:  Angnr,  der  vogelkosz  vernemer,  Ack.  41, 15. 

ver-newen  (-niuwen)  swv.  1.  ernennen,  auffrischen,  restaurieren, 
2.  reformieren,  3.  verjüngen,  4.  wiederholen:  3.  ein  vernewends  licht 
=  lux  renovans  Sol.  100,  20.  zu  meines  heiles  vernewenden  Jung- 
brunnen, Ack.  7,  12.  sand  wenczlab  pild  sol  man  (für  das  Geld) 
vornewern,  Igl.  Stb.  III  329  d. 

ver-nemvung  (ver-niuwunge,  -nüwunge)  stf.  Erneuerung:  eins 
ratz  v.,  Elbog.  Chr.  57,  2. 

ver-nimi't  (ver-nunst,  -nust,  -nunft,  -nuft)  stf.  swf.  (stmn.?) 
1.  Wahrnehmen  durch  einen  Sinn,  2.  Verständnis,  Einsicht,  3.  Khig- 
heit,  Vernunft:  ungewapente  leute  —  äne  vornunft  (sine  peritia) 
streitender  kunst.  W— B  Judith  5,  27.  leuten,  die  in  großen  ver- 
nuften  vormals  geubet  sein,  Hier.  16.  25.  alle,  die  mit  vornunft 
faren  =  cum  ratione  regentes,  Const.  I  2,  2.  es  ist  czu  wissen,  das 
di  vornunft  kauffens  und  vorkauffens  Ursprung  hat  von  der  wechse- 
lunge  (vom  Tauschhandel),  Const.  III 6  Einl.  sich  irren  von  der 
warheit  vornunft,  Const.  I  8,  1.  die  wile  wir  craft  und  verminst 
haben,  Alex.  14372. 

ver-mmi'tig  (ver-nunstic,  -nünftic)  Adj.  vernünftig,  verständig, 
klug:  wenn  der  junge  ap  tot  ist  unter  seinen  vornunfftigen  iareu, 
Igl.  Str.  305;  sie  heißen  anni  discretionis,  335;  anni  maturi,  328. 

ver-nunftikeit  (und  ver-nunsticheit)  stf.  1.  Kunde,  2.  Vernunft: 
die  gerehtikeit  wirket  in  der  v.  natiurliche  edelkeit,  Alex.  Anh.  1515. 

ver-nuni'tiklichen*  (bei  L.  nur  das  Adj.)  Adv.  in  vernünftiger 
Weise:  irrikeit  vornunftiklichen  suchten,  Hier.  7,  4. 

ver-nuiift-leit*  sin.  Schmerz  für  all  mein  Denken:  ir  (Tod) 
wolt  mir  mein  ungeheuer  sinnenleit,  v.  unde  herzeleit  ausz  den 
äugen,  ausz  den  sinnen  slahen,  Ack.  14, 16. 

ver-nunst  s.  vermmft. 

ver-oeden*  (ganz  oeden  swv.)  swv.  ganz  öde  machen,  verheeren: 
Jherusallem  ist  verödet  =  desolata  est,  W— B  Js.  64,  10. 

ver-ordenen  swv.  1.  in  Unordmtng  bringen,  2.  vernichten, 
3*  ordnungsgemäß  entsenden:  3.  als  ir  für  uns  verornt  habt  eure 
mitaidgenossen,  Igl.  Str.  (76)  S.  344.  bekentnis  verordent  und  ver- 
hört, Igl.  Bgr.  N.  84,  1.  di  er  vorordent  (geordent,  XL  Bibel,  dazu 
bestimmt)  —  di  hat  er  gerechthaftigt,  T— B  Rom.  8,  30. 

ver-pfandung*  stf.  Verpfändung:  durch  diese  v.  (v.  1315)  hat 
Eger  aufgehöret  ein  reichstatt  zu  sein,  Eger.  Chr.  10  S.  16. 

ver-pfeien  (ver-phien)  sut.  tr.  vor  einem  phi  ausrufen,  mit 
Abscheu  zurückioeisen,  verhöhnen:  künde  ich  gescheiten,  kund  ich 
euch  verpfeien,  das  euch  wirsch  wurde,  Ack.  9,  14. 


ver-pfenden  —  ver-reichen  833 

Ter-pf enden*  sivv.  verpfänden,  als  Pfand  geben:  den  pfanthern 
unterthenickeit  leisten,  als  auf  verplant  gut  leuth  gehoert,  Elbog. 
Chr.  65,  45. 

ver-pfenigen*  stvv.  (im  kleinen?)  verkaufen:  daz,  malcz  sol  man 
v.  oder  verpraien,  Igl.  Stb.  V  96  b.  so  laz,  ich  17  Sweidniczer  alt 
pir  und  czwo  tunnen,  wen  man  di  vorpfenigt,  Igl.  Stb.  III  112  a. 

ver-pflegen  stv.  1 1  zu  pflegen  aufhören,  sich  einer  Sache  ent- 
schlagen: durch  den  ir  daz,  reht  wolt  län  und  gerihtes  v.,  Alex.  1487. 
rechtes  verphlegen,  1505.  sie  muosten  des  ritens  v.:  die  sunne  het 
schines  sich  bewegen,  3503.  dö  wart  frinntschaft  gar  verphlogen, 
3626.  sie  muosten  lebens  vor  im  v. ,  8234.  dö  man  der  höchzit 
(so  großes  Fest)  verphlac,  Alexander  sich  bewac  durch  die  wunden 
wolt  er  bliben,  3933.  der  vierde  tac  liehtes  schines  gar  verphlac 
die  sunne  ir  lieht  verbarc,  10289.  durch  sie  er  trürens  gar  ver- 
phlac, 4031.  da  die  swarz  geverwete  diet  (Ägyptens)  liehter  varwe 
gar  v.,  9763.  man  muoz,  noch  büwes  da  (in  der  Wüste)  v.,  9788. 
da  von  sie  lebens  muost  v.,  10502.  die  sunne  gegen  dem  äbent 
zöch,  irs  liehtes  sie  verphlac,  12355.  daz,  er  sinne  verphligt  unde 
gar  sich  bewigt  eren  guotes  unde  libes,  319. 

ver-pflicht  stf.  Verpflichtung:  so  sagen  wir  —  bei  unser  war- 
heit  und  v.  unser  bewust  (ivas  wir  loissen)  also,  Elbog.  Chr.  35,  1. 

ver-pflichten  (-phlihten)  sivv.  tr.  1.  verbinden  mit,  2.  haftbar 
iverden,  3.  refl.  sich  verbindlich  machen,  sich  verbinden,  versichern, 
versprechen  mit  Gen.  d.  S.  oder  abhäng.  Satz:  das  man  keinem 
Juden  mit  nichte  gestatten  sal  uff  ir(g)ent  kein  haus  ader  erbe  in 
der  stat  und  für  der  stat  weder  in  dorffern,  die  czu  der  stat  geboren, 
gelt  czu  leihen  weder  die  czu  verpflichten  noch  umb  das  hauptgelt 
(Kapital)  weder  um  den  gesuch  (Zinsen),  Olm.  Stb.  58.  dö  sich  v. 
in  der  tavernen  kinder,  Alex.  2412.  das  wollen  wir  mit  unsern 
armen  verpflichten  dinsten  gein  ewern  gnad  —  verdienen,  Elbog. 
Chr.  43,  32. 

ver-pflichtigen  *  swv. :  wi  vil  bin  ich  verpflichtigt  dich  liep  zu 
haben,  Sol.  17,  28. 

ver-,  vor-pfluck-brief*  stm.  Brief  oder  Urkunde  ausgestellt  auf 
einen  Flüchtigen,  Elbog.  Chr.  88,  30. 

ver-rater  stm.  Verräter,  T — B  Mark.  14,  44. 

ver-ratnisse,  -rsetnisse  stfn.  Verrat,  Verräterei:  sorge  vor  ver- 
retnisse,  Böhm.  Chr.  11. 

verre  Adj.  fern,  weit,  entlegen,  subst.  diu  verren  —  die  ent- 
legenen Gebiete:  von  seinen  verren  hab  ich  dich  gerufet  =  a  long- 
inquis  eius  (terrae)  vocavi  te,  W — B  Js.  41,  9.  er  sach  die  stat  von 
verrens,  Gen.  22,  4.  37,  18.  von  verren,  Gen.  24,  63.  die  ander  seite 
—  in  der  von  Trautnaw  Bürgerwalde  über  die  rechte  grenitze  fehr 
(wohl  verre)  hienüber  eingriffe  gethan  mit  ausz  -  ackerung  der  alten 
grenitzen,  Traut.  Chr.  205. 

ver-reden  swv.  tr.  1.  zu  Ende  reden,  2.  durch  Reden  zu  Ende 
bringen,  eine  Sache  austragen,  3.  ablehnen,  4.  versprechen,  geloben, 
5.  refl.  falsch  reden,  sich  verreden,  6*  Falsches  von  jemandem 
berichten,  Elbog.  Chr.  160,  1. 

ver-reichen  swv.  gerichtlich  oder  durch  die  Obrigkeit,  Behörde 
übergeben:  der  das  perkwerk  leihet  und  vorreicht,  Igl.  Bgr.  U — A  15. 

Jelinek,  Wörterbuch.  53 


834  ver-reiteu  —  verren 

von  den  vorreichten  lehenscheiten  an  wissen  der  gewerken,  Const. 
in  5.  so  wir  in  (nusern  erbthern  =  Grundherrn)  solliches  vorreichen 
und  gehen,  so  haben  wir  in  verreichet  und  geben  ire  gerechtickeit 
an  iren  erbzinsten ,  Rüge  v.  Pröhl  N.  6.  vorreicht  und  vorkouft 
czwo  fleischbenke,  Stb.  Brüx  N.  119.  do  her  Salomon  an  dem  totbet 
dir  sein  weiszheit  verreichet,  Ack.  26,  13.  das  selbig  (die  Erbschaft) 
hat  im  sein  vater  —  gancz  und  gar  verraicht  und  ausgericht,  Igl. 
Stb.  V  158  a.  man  sol  in  die  XX  seh.  nicht  v.  unez  czu  iren 
mündigen  jaren,  V  201  d.  der  frauen  Ela  das  haus  sunderlich  von 
irem  prüder  verrecht  und  geben  ist,  Igl.  Rspr.  XIII. 

ver-reiteu  (ver-riten)  stv.  IL.  intr.  1.  auseinander,  ausreifen,  2.  refl. 
sich  beim  Reiten  übermäßig  anstrengen,  3.  zu  weit  reiten,  sich  beim 
Ritt  verirren,  tr.  4.  reitend  hindern,  5.  reitend  überholen,  6.  zuschanden 
reiten,  7*  rechtl.  durch  Umreiten  seitens  der  Geschworenen  in  Augen- 
schein nehmen,  abgrenzen:  7.  das  erb  —  kegen  hoff  an  scheppen  stat 
verriten  hat,  Igl.  Str.  82  a.  —  Wenn  vom  Wasser  besonders  hart  be- 
drängte Gruben,  z.  B.  mehrere  Berge  und  verschiedene  Lehen  zu- 
sammen (zusarnniengeslagen,  zu  häuf  gelegt)  eds  Abbaugebiet,  erbe 
oder  erbgebirge  verliehen  iccrden,  und  zwar  befreit  von  allen  Abgaben 
außer  der  Urbar,  so  werden  dessen  Grenzen  verlochsteint  und  vom 
Verleiher  (dem  obersten  Regalbeamten)  mit  einer  Abordnung  des 
Stadtrates  umritten  (erbe  bereiten  und  verreiten,  raontanam  here- 
ditatem  circumequitare  z.  B.  Freib.  Urkdb.  II  S.  9;  D  I R  4,  1;  Const. 
II  3,  8) :  was  im  —  czu  einem  erbehaf tigen  Stollen  —  verriten 
(berethen)  adir  gegeben  sei,  DIR  I  4, 1.  die  vorriten  den  Meyss- 
nern  die  stat  (wollten  sie  nicht  hineinlassen),  Böhm.  Chr.  103. 

ver-reiten  swv.  Rechnung  ablegen  über,  verrechnen:  Prag. Rb.  109. 

ver-reiter*  stm.  ein  Schimpfwort:  Valtein  hat  geschrirn:  „Es 
leigt  (Lhr  lüget)  als  die  erlesen  verraiter".  Dorauf  hat  Steffi 
gesprochen  hinwider:  ,du  verhaiter  gocz,  verraiter  selbs,  du  letil,  du 
schelkel;  bist  endlich  und  frum  vom  vater  und  mueter,  kküni  her 
czu  uns!'  Igl.  Str.  (68)  S.  333. 

ver-renken  swv.  verbiegen,  -drehen,  mit  Dat.  d.  F.,  auch  refl 
vorrenke  ir  das  houpt  czu  dem  halse  und  reisse  ouf  die  stat  der 
wunden  (retorto  capite)  W— B  Lev.  1,  15. 

verren  Adv.  1.  fern,  2.  fernher,  von  fern,  3.  weit  hin,  entfernt, 
4.  mit  Eifer,  5.  sehr:  das  ettlich  gewerken  von  ferren  (seit  langer 
Zeit?)  auf  ewer  hern  perkwerk  —  czechen  und  gruben  paun,  Igl 
Bgl.  N.  79, 1.  er  sach  di  stat  von  verrens,  W— B  Gen.  22,  4.  37,  18 
von  verrens  und  von  den  endlisten  teilen  der  erde  (de  longinquo  et 
de  extremis  terae  finibus),  Deut.  28,  49. 

verren  swv.  1.  intr.  in  die  Ferne  schweifen,  2.  intr.  oder  refl 
fern  iverden  oder  sein,  sich  entfernen  oder  fernhalten,  tr.  3.  in  die 
Feme  führen,  4.  fem  halten,  entfernen,  entfremden,  entziehen,  5.  einein 
ausweichen:  trüren  inuoz,  mir  verren  =  ich  bin  ganz  glücklich, 
Alex.  1191.  das  du  etzleicher  mas  dich  von  mir  hast  geverret 
(elongasti  a  me),  Sol.  38,  30.  das  verret  sich  von  mir  dester  breiter 
=  magis  elongatum  est  a  me,  Sol.  62,  13.  wer  sich  von  dir  verret. 
der  muz,  ewielich  vorderben,  Hier.  89,  10.  leute,  die  sich  von  — 
gotes  gnaden  verren,  207,  13.  verret  euch  von  im  in  sulcher  weite 
als  der  sunnen  aufgank  ist  geverret  von  irem  undergank,  144,  11 


ver-retig  —  ver-richtnus  835 

als   sich  der  sunnen  aufgank   von  dem  undergank  verret,  207,  20. 
von  dem  (mau  und  kindeu)  mich  Krist  geverret  hat,  W.  v.  W.  4255. 

ver-retig  (bei  L.  nur  das  davon  abgeleitete  Adv. :  vemetecliche) 
Adj.  verräterisch:  der  ungetrewe  vorretige  teufel,  Hier.  157,  8. 

ver-retmisse  (ver-rätnisse,  -rsetnisse)  stfn.  Verrat:  keinerhand 
vorretnüsse  =  nee  ullas  insidias,  W — B  Gen.  42,  31.  sorge  vor 
verretnisse,  Böhm.  Chr.  11. 

ver-ricliten  sivv.  tr.  Akk.  d.  S.  1.  in  Ordnung  bringen,  ein- 
richten, in  rechter  Weise  einrichten,  2.  entrichten,  bezahlen,  3.  für 
etwas  den  Zoll,  die  darauf  lastende  Abgabe  zahlen,  4.  ausrüsten, 
versehen,  5.  zu  Ende  führen,  vollbringen,  6.  beilegen,  schlichten;  Akk. 
d.  P.  in  Ordnung,  zur  Besinnung  bringen,  7.  ausrüsten,  bes.  mit 
der  letzten  Wegzehrung,  8.  zufriedenstellen,  bezahlen  mit  Dat.  d.  P. 
und  Gen.  d.  S.,  9.  belehren,  unterweisen,  Gen.  d.  S.,  10.  ausgleichen, 
versöhnen  die  Parteien,  11.  verurteilen;  refl.  12.  eine  Richtung  ein- 
schlagen, sich  begeben,  13.  die  nötigen  Ansialten  treffen,  sich  wieder 
in  die  richtige  Verfassung  bringen,  14.  sich  zurecht  finden,  15.  sich 
belehren,  unterweisen,  16.  sich  zur  Abreise  fertig  machen,  17.  sich 
mit  der  letzten  Wegzehrung  versehen,  18.  sich  ausgleichen,  aussöhnen: 
2.  das  er  —  der  inman  —  den  czins  noch  nicht  vorrichtet  hah,  Igl. 
Str.  55.  das  schol  er  alezuhant  mit  phenningen  oder  mit  guten 
phanden  vorrichten,  Igl.  Bgr.  N.  114.  —  5.=  Testament:  machen  her 
wolde  sein  dinck  verrichten ,  Igl.  Str.  234.  —  5.  und  6.  ab  man  die 
sache  mochte  fruntleich  v. ,  Igl.  Bgr.  N.  49,  10.  das  man  die  sache 
freuntleichen  v.  sol,  N.  59,  1.  als  ez,  vor  seinen  gnaden  vorricht  und 
gemacht  ist  worden  mit  unser  wilkur  (Zustimmung)  heiderseit, 
N.  39,  11.  das  er  —  dorumh  gancz  und  gar  sich  verricht  hat,  Igl. 
Stb.  V  153  a.  weliche  den  czwitracht  czwischen  in  geainet  u.  ver- 
richt haben,  V  202  c.  damit  die  sach  freuntleich  verricht  und  geainet 
werde,  IV  209  b.  sulche  czweiunge  und  schelung  czwischen  allen 
teilen  suchten,  vorrichten  und  fruntlichen  enden,  Olm.  Stb.  103.  das 
solche  stosse  und  czweiunge  —  furbas  hingelegt  und  vorrichtet 
wurden,  108b,  1.  —  10.  des  kuren  wir  von  beiden  seiten  erber 
leut  — ,  die  uns  freuntlich  noch  unser  beider  wilkur  vorrichten, 
Igl.  Bgr.  N.  53,  21.  —  18.  und  wollen  sich  noch  (vor  dem  Zwei- 
kampfe) vorrichten  =  placari,  Igl.  B.  72  u.  73.  Darüber  ist  unser 
rat,  das  sich  ewer  mitpurger  mit  den  thumherren  gutleich  vorrichten, 
Igl.  Bgr.  N.  31,  1.  si  vorrichten  sich  mit  den  Juden,  Böhm.  Chr.  87. 
—  14.  do  wir  uns  nicht  kunnen  aus  v. ,  Igl.  Str.  237  u.  241.  das 
sich  doraus  niemant  v.  kan,  Igl.  Bgr.  N.  39,  10. 

ver-riclitaere,  -er  stm.  Ordner,  Verwalter:  dö  vrägte  der  künic 
in  wer  ir  verrihtaere  an  herrengewalde  wsere.  Er  sprach  „herre, 
der  senät  mit  dem  rate  der  stat"  — ,  Alex.  Anh.  959. 

ver-richteriune *  stf.  Schiedsrichterin:  die  schäm  ist  üf  eren 
gewin  ein  war  verrihterin,  Alex.  Anh.  1512. 

ver-riclitleut  *  PI.  Zeugen  und  Vermittler  einer  Versöhnung, 
einer  Schlichtung,  eines  Rechtsstreites:  ire  gemecht  leut  und  v.,  Igl. 
Stb.  111204  a. 

ver-ricktmis*  stfn. ?  Beilegung  einer  Streitsache,  Sühne:  Des 
ist  es  quumen  auf  ein  vorrichtnus,  das  si  mit  Rom  und  Ach  (Aachen, 
berühmter  Wallfahrtsort  zur  Jungfrau  Maria,  vgl.  Spruch  N.  267 

53* 


836  ver-rickts-brief  —  ver-rüfen 

u.  309)  verteil  und  mit  pruderschaft  ablegen  scboldeu  und  ist  die 
verricktnus  in  die  stattavel  quomen,  Igl.  Str.  224 ;  TomascheJc  ver- 
weist auf  Jacobis  Cod.  epist.  Job.  regis  Bob.  N.  165,  tvo  sich  die 
Mörder  eines  Mannes  zu  Wallfahrten  nach  Aachen,  Born,  St.  Jago 
verpflichten  und  dazu,  mit  noch  mehreren  andern  Lehensleute  des  Vaters 
des  Erschlagenen  zu  werden,  und  auf  Prag.  Hb.  129.  darin  haben 
wir  czwiscken  in  ein  gancze  vorrichtnnß  gemacht,  Igl.  Stb.  JJI  119b. 

ver-richts-brief *  stm.  Urkunde  über  einen  Vertrag,  Ausgleich, 
Elbog.  Chr.  3,  24. 

ver-richtimg  stf.  Ausgleichung,  Versöhnung:  wir  sebiden  mit 
einer  guten  Vorrichtung,  Igl.  Bgr.  N.  39,  9.  das  uns  alle  die  egenante 
v.  nicht  gehelfen  mag,  39,  10.  ab  iemant  icht  sulche  v.  zuprech,  der 
selb  sal  alein  umb  die  missetat  gepflackt  werden,  die  andern  sullen 
sich  nicht  dorein  muschen,  Olm.  Stb.  96  a,  5.  voreinung,  v.  und  vor- 
willunge,  108  f.  dieselbe  v.  gancz  und  unezubrochen  zu  halden,  135. 
der  gemeinen  sselikeit  —  ein  rekt  vorriktunge,  Alex.  Ank.  86.  der 
senät  —  kat  näck  des  rekten  anwisunge  daz,  gebot  und  die  v.,  966. 
der  (got)  si  iuwer  anwisunge  an  rehter  v.,  1382.  ein  gemecht  und 
ein  freundleicke  v.,  Igl.  Stb.  III  194  a.  als  in  der  ob  geschriben  v. 
begriffen  ist,  HI  119c.  freundliche  v.  und  aiuung  zwischen  in 
gemacht,  Y278d;  111326  c;  IT  182  a.  dieselbige  v.  und  wilkur  — 
stet  und  unezuritt  halten  ausgenomen  redlichen  Ursachen  halben, 
V20b. 

ver-ringen*  swv.  leichter  machen,  entstellen:  Sobeslaw  —  wolt 
in  (den  Deutschen)  daz,  houpt  virringin  mit  einer  schentlichir  gab. 
er  sneit  in  al  di  nasin  ab,  Dal.  149,  5  (67, 10). 

ver-nicken,  -rücken  sivv.  intr.  1.  von  der  Stelle  rücken,  weichen, 
2.  abreisen,  3.  vergehen,  sterben,  tr.  4.  von  der  Stelle  rücken,  ver- 
schieben, 5.  ändern  z.  B.  ein  Testament,  6.  einem  etwas  nicht  halten, 
7.  außer  Fassung  bringen,  verivirren,  8.  beendigen,  refl.  0.  weichen, 
lo.  dahin  schwinden,  vergehen,  sterben:  kannstu  verruckten  magtum 
widerbringen?  Ack.  34,  3.  iren  witibstul  vorrucken  —  wieder  heiraten, 
Igl.  Stb.  II  102  c;  139  c;  HI  173  d;  III  64  a. 

ver-rückunge*  stf.  Änderung:  wir  geloben  gekorsamkeit  und 
kuldunge  —  an  alle  Widerrede  und  vorruckunge,  Stb.  Brüx  N.  194. 
das  interdict,  das  sie  an  alle  v.  geduldiclicb  gehalten  haben,  Eger. 
Chr.  1148.  wurd  imands  diz  unser  mandat  in  v.  setzen ,  67, 6. 
getreulich  und  vestielich  on  alle  v.  zeu  halten,  Eger.  Chr.  1086. 

ver-rüefen  s.  ver-rüfen. 

ver-rüeren  sivv.  1.  tr.  berühren,  berührend  verrücken,  2.  intr. 
überfließen:  Er  (der  Tod)  betrübt  und  verruret  dir  alle  deine  irdisch 
herschaft,  Ack.  21,  12. 

ver-rüfen  (-rüefen,  -ruofen)  sivv.  1.  öffentlich  ausrufen,  bekannt 
machen,  2.  öffentlich  ausbieten,  veräußern,  3.  eine  Münze  außer 
Kurs  setzen,  4.  refl.  =  sich  berufen,  appellieren;  durch  öffentl.  Ver- 
kündigung absagen^  und  3.  Traut,  Ckr.  247.  260.  286.  1.  Wer  der 
ist,  der  do  kaufet  ein  erbe  oder  ein  kaus  oder  ein  saezunge,  das  ker 
das  aufnemen  sckol  vor  dem  rickter  und  vor  den  gesworn  vor 
gekegter  pank  und  sckol  das  verruffen  lasen  in  der  pkarrkireken, 
do  der  menge  allermeist  ist  drei  vierezeken  tag  nock  einander,  Igl. 
Str.  259.    —   er  verruft  sick   der  sack   czu   teidingen  vor  unsern 


ver-,  vor-rünen  —  ver-schaffen  837 

erleuchten  fursteu  inarkgrof  Josten,  10  S.  59.  sie  hat  mit  ireiu  man 
sich  in  ein  höheres  recht  vorruft,  323  S.  235. 

ver-,  vor-rünen  (ver-runnen,  -rünen,  -ronen)  siov.  mit  ronen 
verdecken,  1.  verrammeln,  versperren,  auch  bildl.,  2.  bewerfen, 
3.  steinigen:  1.  er  hat  die  turnthir  mit  steinen  verrünet,  das  nie- 
mands  zun  in  kundt,  Traut.  Chr.  188.  er  hat  inwendig  die  thür  mit 
steinen  vorrünet,  352. 

ver-sagen  sivv.  intr.  1.  absagen,  entsagen  mit  D.  d.  P ,  2.  versagen, 
nicht  losgehen  von  einer  Büchse;  tr.  3.  sagen,  an-,  aussagen,  4.  ver- 
leugnen, 5.  verweigern,  abschlagen,  ablehnen,  refl.  sich  lossagen  von, 
etwas  verleugnen:  2.  uncz  das  tiefste  hat  vorsait  {keinen  Gewinn,  kein 
Erz  mehr  geliefert  hat),  das  das  ist  aufgelosen  und  die  reder  abgeprochen 
und  ist  der  gang  aufgetriben  und  auserhawen,  Igl.  Bgr.  75,  1.  — 
5.  wanne  ir  im  selber  vorsaget,  der  unbetlichen  bittet,  Hier.  136,  9. 
der  gesell,  der  in  versait  (falsch  beschuldigt)  hat,  Igl.  Stb.  V  177  b. 

ver-samenen  swv.  vereinigen,  versammeln:  wenn  die  maistern 
bei  einander  versambt  weren,  Igl.  Stb.  V  176  d. 

ver-sargen  s.  ver-sorgen. 

ver-satzunge  stf.  Versetzung,  Verpfändung:  die  v.  von  erb  und 
eigen,  Igl.  Str.  I  S.  362.  v.  der  statt  Eger  —  durch  keyser  Ludwig, 
a.  1315, ^Eger.  Chr.  N.  3  S.  10  a.  11;  N.  10  S.  15;  N.  1117. 

ver-sauinen  (-sumen)  swv.  1.  versäumen,  vernachlässigen,  ver- 
späten in.  Akk.  d.  S.,  2.  m.  Akk.  d.  P.  ab-,  auf-,  zurückhalten,  ver- 
nachlässigen, im  Stiche  lassen,  durch  Saumseligkeit  schädigen,  3.  refl. 
sich  verspäten,  säumen :  so  eigent  man  den  versoumten  (und  deshalb 
durch  sein  Wasser  die  Nachbarberge  tränkenden)  perch  mit  recht 
dem  perge,  den  er  gehindert  hat  (u.  ztv.  nach  drei  langen  schichten 
=  Tagen),  Igl.  Bgr.  U — B  16 ;  s.  bei  verligen,  die  vorsaumet  sein 
in  allen  tugentlichen  werken  (saumselig),  Hier.  217,  14. 

ver-schaffen  swv.  1.  übel  und  zum  Verderben  schaffen,  2.  ver- 
toandeln,  -zaubern,  3.  wegschaffen,  verderben,  4.  anordnen,  bestimmen, 
5.  durch  letztwillige  Verfügung  vermachen:  5.  Dornach  ein  izleieh 
man,  der  mac  vorschaffen  sein  gut,  wem  er  wil,  des  er  geweldik  ist 
und  das  nicht  anderswo  verkümmert  ist,  Prag.  Str.  61.  desgleichen 
geschehen  auch  wilkur  in  etczlichen  steten,  —  das  ein  man  über 
die  gemeinen  (=  Magdeburger)  recht  sein  gut  vorschaifen  mag  noch 
seinem  willen,  Olm.  Stb.  133.  sein  guet  zu  verschaffen,  wohin  im 
belust  oder  belangt  —  so  soll  solches  geschafft  (Testament)  ein  fort- 
gang  haben,  Chlum.  I  5.  so  mag  er  frey  zu  v.  haben  X  seh.,  Igl. 
Stb.  V  100  a.  di  mül  hat  sie  ir  verhalten  czu  v.,  V98b.  der  sal 
mit  in  v.  (zusammen  mit  ihnen  darüber  verfügen),  Elbog.  Chr.  10,  3. 
39,  4.  40,  42.  sie  verhoffen,  sulchs  —  nicht  v.  werde,  49,  27.  wir 
(König)  vorschaffen  mit  euch  und  wollen  — ,  67,  1.  wir  mit  ernst 
v.  (befehlen)  allen  —  inwonern,  66.  wir  haben  unsern  canczler  ver- 
schafft (befohlen),  Eger.  Chr.  118. 

ver-schaffen*  siebst.  Inf,  stn.  Anordnung,  Verfügung:  auff  fürst- 
licher genad  v.  und  bevelhnus  —  verlihen,  Igl.  Bgr.  N.  83,  2.  unser 
manchfeldigk  gebot  und  v.,  Eger.  Chr.  1184.  bemelte  Stadt  bei 
solcher  vemewerung  der  rath  und  stadt  oberkeit  bis  auf  unser  ferrer 
v.  beruglichen  verbleiben  zu  lassen,  Traut.  Chr.  92. 


838  ver-schallen  —  ver-schieben 

ver-sehallen  swv.  1.  durch  Schall  betäuben,  2.  in  schall,   Ver- 
ruf bringen,  verschreien,  3.  verjubeln:  sie  muosten  ganze  acht  tage 
an  kumbers  geleite  wesen  in  arbeite,   e  sie  durchgingen  den  walt, 
die  nü  gen  rücke  sint  verschalt,  W.  v.  W.  1913. 
ver-schamen  s.  ver-schenien. 

ver-scheiden  (-schiden)  stv.  IL  1.  richterlich  entscheiden,  ver- 
gleichen, 2.  trennen,  ausschließen  von  (Gen.):  2.  swer  genäden  an 
dem  herren  gert,  der  niemant  ist  verscheiden,  W.  v.  W.  5835  f. 

verscheiden  (-scheiden)  stv.  V.  1.  fortgehen,  verscJiwinden,  sterben, 
2.  t/r.  einrichten,  anordnen,  gerichtlich  oder  gütlich  entscheiden,  bei- 
legen: das  er  als  balden  todes  vorschieden  ist  (an  dein  Stich),  Eger 
Achtb.  II  211.  Wladizlab  —  verschied  in  das  grab,  Dal.  170,  12 
(76,  2). 

ver-scheinen  (-schinen)  stv.  IL  1.  aufhören  zu  scheinen,  ver- 
blassen, 2.  vergehen,  verschmachten,  3.  ablaufen,  vergehen,  von  der  Zeit, 
4.  vernachlässigt  werden:  2.  Traut.  Chr.  17.  vor  wenig  hiervor  ver- 
schienen  tagen,  65.  76.  77.  gestriges  tages  v. ,  133.  das  sie  vor- 
schiene zeit  —  weren  an  der  stelle  gewest,  133.  suntag  nach  Elisabet 
vorschinnen.  Elbog.  Chr.  123,  34.  62.  Martini  verschinnen,  116,  5.  im 
verschienen  42.  jar  (=  1542),  Traut.  Chr.  108.  65  vor  kurtz  verschienen 
jaren,  8.  54.  verschiener  zeit,  77.  86;  Eger  Chr.  1190.  v.  tag,  1170 
u.  s.  —  3.  Es  hat  sich  begeben  vor  seiner  verschienen  czeitt,  Igl. 
Str.  (60)  S.  327.  den  31.  Julij  vorschinnes  (des  vergangenen)  83.  jars 
(also  1583),  Eg.  Achtb.  II  206.    des  vorschinnen  89.  jars,  II  209. 

ver-scheimmg  stf.  Ablauf:  nach  v.  angerechter  (der  erwähnten) 
6  jar,  Traut.  Chr.  113.  125.  126.  128.  191. 

ver-schemen,  -schämen  sicv.  1.  intr.  und  refl.  in  Scham  ver- 
sinken, sich  schämen,  2.  refl.  über  Scham  und  Schande  hinweg- 
kommen, sich  zu  schämen  aufhören,  schamlos  werden.  1.  uncz  bis 
sie  sich  vorschamten  =  donec  erubescerent,  W — B  Eichter  3,  25. 
er  (ihr  Mann,  den  sie  noch  nicht  kannte)  mac  die  ere  mir  benemen 
oder  er  leret  mich  verschemen,  W.  v.  W.  5662. 

ver-schenken  swv.  1.  ausschenken,  2.  verschenken,  weggeben: 
wan  ein  gesell  seinen  namen  verschenken  (=  heiraten  ivill?)  —  der 
sol  sich  8  tag  vor  ansagen,  Igt.  Stb.  V  256  c. 

ver-schepfen*  swv.  verstopfen,  zuschütten,  so  daß  man  nicht 
mehr  schöpfen  kann,  obstruere:  ein  wint,  der  do  verschepfet  den 
brunnen  der  gotleichen  barmhertzikeit,  Sol.  47,  37. 

ver-scherten  siov.  schartig  machen,  verletzen:  ir  helme  wären 
verschert,  Alex.  11874. 

ver-schicken  sivv.  1.  weg-,  fortschicken,  2.  in  die  Verbannung 
schicken,  3.  hingeben,  vermachen,  bes.  testamentarisch:  3.  nichts 
macht  haben  zu  v.  den  seiner  seien  selickeit  noch,  Elbog.  Chr. 
11, 12. 

ver-schieben  stv.  1.  hinschieben,  2.  auf-,  verschieben  das  Urteil, 
die  Sache  an  ein  höheres  Gericht  übenveisen,  3.  hineinstecken,  ver-, 
vollstopfen,  4.  refl.  zu  Ende  gehen,  5.  sich  verstopfen:  2.  Prag. 
Rh.  54 ;  Elbog.  Chr.  59,  21.  die  (in  die  morgensprache)  vorschoben 
urteil,  Const.  I  5, 12.  ob  die  schepphen  selber  ein  urteil  verschiben 
in  ir  morgensprache  (=  in  ihren  vollen  Bat  am  nächsten  Morgen), 
DIR  23a,  2. 


ver-schiez,en  —  ver-schulden  839 

ver-schiez,en  stv.  III  1.  aufhören  zu  schießen,  2.  abschießen, 
schleudern,  3.  (Eis)  sprengen,  4.  wund  oder  tot  schießen,  5.  herab- 
schleudern, stürzen,  6.  etwas  entziehen,  7.  aufgeben,  S.  übergeben 
einen  Hof,  durch  wegwerfen  des  Halmes,  9.  rasch  abfließen,  refl.  10. 
fehlschießen,  11.  eilend  verfehlen,  12.  sich  entäußern:  9.  Traut. 
Chr.  12. 

ver-schiiupfimg'  stf.  Beschimpfung,  Schmähung:  v.  hon  und 
spot,  Elbog.  Chr.  143,  3. 

rer-schrecken.  sivv.  auffahren,  erschrecken:  nichten  weit  v., 
als  euch  etwas  newes  sei  geschehen,  T — B  I.  Peter  4,  12. 

ver-schreiben  stv.  IL  abs.  und  tr.  1.  schreiben,  aufschreiben,  ver- 
zeichnen, schriftlich  festsetzen,  2.  beschreiben,  3.  auf  die  Liste  der 
Verbannten,  3.  schriftlich  mitteilen  oder  befehlen,  5.  schriftlich  ver- 
machen oder  zusprechen,  6.  einen  v.  =  sich  schriftlich  für  ihn  ver- 
tuenden, 7.  sich  lossagen  von,  8.  berauben,  mit  Akk.  u.  Gen.,  9.  refl. 
sich  schriftlich  verpflichten:  1.  als  uns  ewer  furstecliche  gnade  — 
vorschreben  (geschrieben)  hat,  tun  wir  ewern  gnaden  kunt,  Aussig. 
Urkdb.  N.  i30.  wir  haben  die  gesetze  verscreiben  läz,en  in  der  stat 
puch,  Eger.  Str.  A  2;  B  2.  von  der  wir  schock  czins  wegen,  di  auf 
irem  hoff  vorschriben  sein,  Igl.  Stb.  III  119  c.  als  wir  uns  mit 
nimand  nicht  verwilkurt,  vorpunden  nach  vorschriben  haben,  Igl. 
Rspr.  I.  die  heuser  und  erbe  in  der  stat  und  vur  der  stat  —  sint 
—  von  tag  zu  tag  so  sere  vorschriben  (durch  Hypotheken  belastet) 
und  vorkuinmert  warden,  —  das  meniger  heuser  wüst  gelassen  sein 
und  hoer  vorschriben  warden,  wan  si  wert  waren  —  das  man 
nimmer  gestatten  solle,  die  heuser  umb  czins  czu  vorschreiben,  Olm. 
Stb.  57. 

ver-schreibung,  -e  1.  Ver Schreibung,  schriftliche  Festsetzung, 
2.  schriftliche  Zusicherung:  3.  auf  weliche  vorschreibung  Jocub 
Schreiber  vermaint  durch  bergrecht  zu  behalten,  noch  laut  irer  v. 
{nach  verbriefter  Pflicht),  Igl.  Bgr.  89,  1.  wilkur  und  v.,  40,  6.  ver- 
purge  oder  v.  thun,  Elbog.  Chr.  67, 12.  70,  27. 

ver-sclirien  swv.  verschreien,  durch  Schreien  verderben;  laut 
empfehlen*:  sin  sei  er  kein  (gegen)  Got  nu  virschriet,  die  er  Gote 
beval  nu,  Dal.  76,  17  (30,  82)  oder  zu  ver-schröten. 

ver-schröten  (Brät,  -schriet,  Part,  -schroten)  stv.  V.  ab-,  zer- 
schneiden, zerhauen,  verwunden,  verletzen;  durch  Schneiden  verderben: 
er  in  (den  herzog)  allir  meist  mit  der  martir  verschriet,  Dal.  81,  17 
(34,  44).  wi  dem  Stir  ein  vetil  rit  e  in  der  strit  verschried,  56,  3- 
(19  Überschrift),  das  her  (der  stolle)  von  derjenigen  wasserseig  in 
virdehalben  leben  hat  erraicht  ir  leben  u.  vorschroten,  Igl.  Bgr. 
N.  73.  das  der  stolle  —  verschroten  hat  die  leben  von  dem  steine, 
N.  73, 2.  durch  zimierde  und  durch  den  heim  verschriet  er  den 
fürsten,  Alex.  3610. 

ver-schulden  siov.  1.  durch  Schuld  verlieren,  verwirken,  2.  ver- 
schulden, 3.  verdienen:  die  was  im  liep  alsam  der  lip.  daz,  künde 
sie  wol  v.  =  und  das  mit  Recht,  Alex.  203.  „sol  ich  minen  herren 
betriegen?  daz,  hat  er  gegen  mir  niht  verschult",  Alex.  813.  daz,  ir 
mich  daz,  wiz,z,en  lät,  wä  von  daz,  si,  daz,  wil  ich  v.,  22434.  das 
wollen  wir  euch  zu  dangk  bezaln  lassen  und  freuntlichen  vor3chulden, 
Eger.  Chr.  1210. 


840  ver-sehelich  —  verseil 

ver-sehelich  Adj.  mit  Wahrscheinlichkeit  zu  erioarten,  voraus- 
sichtlich, vermutlich:  Elbog.  Chr.  142,  2. 

ver-sehen  stv.  11.  tr.  1.  vorhersehen,  2.  glauben,  rechnen  auf, 
3.  vorsorgend  bedenken,  abwenden,  verhüten,  4.  versorgen,  verwalten, 
beschützen,  5.  anweisen,  6.  verwechseln  mit,  ansehen  für,  7.  über- 
sehen, S.  verachten,  9.  verzeihen;  refl.  10.  rechnen  auf,  11.  sich  ver- 
sehen, vorherrschend  hoffen  oder  fürchten:  uns  in  unsern  anligen 
gnediglichen  zu  v.,  Elbog.  Chr.  120,  27.  —  10.  wir  v.  uns  dorauf 
unzweifflich.  Eger.  Chr.  1161.  als  wir  des  nit  zweifeis  haben  und 
uns  genzlich  v.,  1161.  als  sie  triuwen  sich  versach,  W.  v.  W.  945. 
bis  das  —  der  munczmeister  —  sich  vorsahen,  das  perkwerk  wer 
inasswirdig,  Igl.  Bgr.  N.  53,  1.  es  ist  auch  ein  ander  weise  der  gäbe, 
die  do  geschieht,  wenn  man  sich,  vorsiht  des  todes,  Const.  III  7,  2. 
—  11.  als  ich  mich  vorsach,  das  leicht  von  Sent  Andres  den  sechs- 
lehen  zu  schaden  gepawet  were,  Igl.  Bgr  N.  53,  17  u.  57,  5.  wir 
vorsehen  uns,  das  in  den  hespeln  in  dem  Wagner  etwas  übersehen 
sei  —  das  den  wint  hindert  an  seinem  rechten  czuge,  N.  63,  2.  unez 
das  sich  der  gemein  steiger  vorsach,  wir  weren  leicht  aus  unsern 
leben  kumen,  53,  10.  Es  geschach,  das  ein  durchslag  czukumen 
scholde,  des  si  sich  vorsahen,  czwischen  in  und  den  „wagnern".  — 
si  vorsehen  sich,  es  were  ein  durchslag  czwischen  in  und  den 
„wagnern"  (Grubenname),  N.  63,  3.  wo  man  sich  grossen  Schadens 
vorsieht,  do  ist  gescheidleicher  czu  tun.  Const.  I  4,  2.  Wo  man  sich 
raubs  oder  dieb  vorsieht  =  gestohlenen  oder  geraubtes  Gut  vermutet, 
Igl.  Str.  276.  Ist  daz,  iemant  wunt  wiert  czu  welich  czeit  iz,  sei, 
und  hat  er  des  guetes  nicht,  da  er  sich  hin  vürsicht  seiner  wunden 
(von  dem  er  verwundet  zu  sein  glaubt)  und  mag  auch  nicht  purgel 
haben,  so  sol  in  der  richter  gevangen  behalten  unez  des  morgens. 
Wen  der  morgen  chumt,  so  sol  der  wunt  en  laden  vur  gericht.  da 
er  sich  auf  versieht  =  suspectos,  die  Verdächtigen,  Brunn.  Str.  II 14. 
so  vorsieht  man  sieht  (gerät  man  in  den  Verdacht),  das  man  dem 
gehenge,  Const.  III  1,  8.  Moyses  —  an  den  ir  euch  versecht  (in 
dem  ir  hoffnung  habt,  XI.  Bibel),  T — B  Joh.  5,  45.  di  sich  versachen 
an  sich  als  gerecht  (sich  für  gerecht  hielten),  Luk.  18,  9.  ich  versieh 
mich  (hoffe)  schier  ze  kumen  zu  dir,  I.  Timoth.  3,  14.  in  den  waisen 
(das  Waisenkind)  mitsambt  seinem  eribtail  nemen  und  denselben 
anderswo  czu  versehen  noch  notdurfften,  Igl.  Stb.  V  233  d.  ernstlich 
di  beschneidung  versecht  (ist  nütz.  XI.  Bibel,  nützt),  ob  du  behütest 
die  e,  T— B  Römer  2,  25. 

ver-sehen  stn.  1.  die  Vorsorge,  2*  Vermutung,  Ahnung:  dem- 
nach sein  wir  solcher  vermanung  —  in  kein  v.  nit  gewest  (haben 
sie  nicht  erwartet),  Eger.  Chr.  1123  S.  299. 

ver-sehen-lieh  (auch  versehelich)  Adj.  1.  voraussichtlich,  ver- 
mutlich, 2*  sorgsam:  2.  Traut.  Chr.  94. 

ver-sellen  Prät.  -selte,  -salte,  Part,  -seljet,  -salt)  swv.  zum 
Eigentum  übergeben,  überliefern:  min  leben  ze  töde  was  verselt 
(dem  Tode  geweiht,  verfallen),  des  mich  din  manheit  hat  begeben 
(indem  du  mir  hochherzig  das  Leben  schenktest,  als  mir  das  Schivert 
entfallen  war),  Alex.  11 902  ff. 

verseil,  -e,  verse  stsiof.  Ferse,  calx,  planta,  calcaneus :  Und  heil 
magstu  nicht  werden  von  der  versen  bis  ouf  den  wirbel,  W — B  Deut.  28, 35. 


ver-senden  —  ver-sigeln  841 

ver-senden  siov.  toegsenden  in  die  Welt,  in  die  Verbannung 
schicken:  wie  er  versante  (verkaufte)  unser  kint,  W.  v.  W.  7151. 
sie  (die  Mörder)  virsantiu  si  czu  Gode  und  zu  dem  grabe,  Dal. 
90,  29  (37,  51). 

ver-sereu  siov.  verletzen,  verwunden,  auch  Midi. :  daz,  sie  sie 
umbevaken  niht  nähen  zuo  ir  solte,  verseren  sie  daz,  wolte,  W.  v.  W. 
6386  f.  die  verserten  (durch  Tjost  zu  Falle  Gebrachten)  zogten  hiu, 
7361.  swä  ein  frouwe  hete  ir  man  manger  sie  dann  eret,  der  sus 
(wenn  sie  keinen  hat)  ir  muot  verseret  (sie  kränkt),  1032.  we  mir, 
daz,  verseret  ist  herze  unde  sinne,  1071.  nu  wären  sie  beide  mit 
jämer  verseret,  780.  alle  vorseret  sint  si  —  di  fursten  =  corrupti,* 
W — B  Jer.  6,  28.  wenne  ir  habt  mich  vorseret  (beleidigt)  in  der 
wüstenunge  Syn  in  der  widersagunge  der  menige  =  offendistis  me 
in  contradictione  multitudinis,  Num.  27,  14. 

ver-sernüsse*  stfn.  etwas,  woran  man  sich  verletzen  kann*, 
2.  Beleidigung*:  lege  nicht  vor  dem  blinden  kein  vorseruusse 
=  offendiculum,  W — B  19,  14.  der  vorsernüsse  =  offensionis,  Ärger- 
nis, W— B  Kön.  IT  23,  13. 

ver-serunge  stf.  1.  Verletzung,  Beschädigung,  2.  Beleidigung*, 
offendiculum :  2.  Ist  das  du  abnimest  deine  vorserungen  von  meinem 
antlicze,  nicht  wirstu  beweget,  W — B  Jer.  4,  1. 

ver-setzen  siov.  1.  hinsetzen,  legen,  2.  einen  v.  =  als  Bürgen 
stellen,  3.  als  Pfand  versetzen,  verpfänden,  4.  bei  Seite  setzen,  ver- 
lieren, 5.  ersetzen,  vergüten,  6.  abivehren,  parieren,  7.  überlegen,  fest- 
setzen, 8.  bedrängen,  umstellen,  versperren:  3.  phant  vorsetzen,  Igl. 
Bgr.  N.  78  a.  Wirt  ein  haus  oder  ein  ander  erb  vorseczet  und 
geaigent,  Igl.  Str.  57.  vorseczet  ein  man  dem  andern  sein  haus  vur 
gelt  —  vorprinnet  dasselb  haus  (wenn  nicht  Brand  ausdnick- 
lich  ausgenommen  worden),  es  ist  dem  verpmnnen,  dem  es  ist  ver- 
saczt,  63.  das  erbe  vorseczen  =  hereditatem  obligare,  Igl.  B.  23. 
4.  =  verweigern,  denegare:  ader  im  wirt  vorsaczt  seine  vorderunge, 
Const.  IV  7,  7.  si  vorsaczten  für  in  (K.  Wenzels  Sohn)  alle  stete 
genseit  der  Eiben,  Böhm.  Chr.  94.  *neu  xoählen:  Elbog.  Chr.  54,  32. 
allen  seinen  (des  Hofes)  from  schaffen  mit  verseczen,  mit  verkaufen 
als  sein  aigen  gut,  Igl.  Stb.  V  161  d.  den  (abgelassenen  Teich)  wider 
verseczen  (mit  Fischbrut)  und  auffahen,  V  32  a.  di  fenster  mit 
glesern  oder  mit  schliemen  albeg  v.,  V267d.  frau  Ela  —  hat  das- 
selbe haus  versaczt  und  vorschriben  um  zinsgelt  —  eczleichem  um 
fustschult,  Igl.  Rspr.  XIII. 

ver-setzsere  stm.  Pfandleilier:  wuocheraere  und  alle  v.,  Alex. 
24910. 

ver-seumen  (ver-sümen)  siov.  tr.  mit  Akk.  der  Sache  ungetan 
lassen,  verspäten,  vernachlässigen,  Akk.  der  Person:  auf-,  zurück- 
halten, im  Stiche  lassen;  refl.  saumselig  sein:  so  verseumet  euch 
nicht,  Böhm.  Chr.  34. 

ver-seufzen  s.  ver-siufzen. 

ver-sigelu  (=  versigillieren)  siov.  versiegeln:  versigelt  mit  der 
stad  unde  der  burger  ingesegil,  DIR  I  Einl.  hie  lit  versigelt  in 
diesem  grabe  Darius  ist  er  genant,  Alex.  17036.  die  buochstabe  — 
wären  versigelt  üf  dem  grabe,  27884. 


842  ver-sihen  —  ver-slahen 

Ter-silien  stv.  II  versiegen,  vertrocknen,  -rinnen:  der  fürste  des 
bluotes  was  versigeu  (war  verblutet),  da  von  im  kraft  wart  verzigen, 
Alex.  8669.  ez,  (daz.  salz)  versecht  (seine  Kraft  verliert)  nit  von  des 
hin,  neur  daz.  ez.  wirt  ausgeworfen  und  werd  vertreten  von  den 
leuten,  Matth.  5, 13. 

ver-silen*  swv.  versiegen?  Eger.  Chr.  276;  vgl.  sil,  Abzugs- 
Jcanal,  Vilinar  Kurhess.  Id.  S.  385. 

ver-singen*  stv.  1 3  tr.  als  Preis  im  Wettsingen  aussetzen:  den 
schulern  zu  versingen  1  par  leibfarb  gemeine  strimpf  p  38  gr.  —  zu 
versingen  ein  par  winterhandschue,  Igl.  Ms.  S.  13. 

ver-sinken  stv.  13  —  1.  versinken,  untertauchen,  2.  -gehen, 
3.  bergm.  in  die  Tiefe  sich  richten,  4.  sich  in  Gedanken  vertiefen, 
bedacht  sein  auf  (Gen.):  immeriges  versinken  und  gefelle  sei  euch, 
Tot,  zu  erbe  (und)  eigen  gegeben,  Ack.  7,  13. 

ver-sinneclich  *  Adj.  ich  volge  —  solichen  rät,  den  mir  git 
min  versinnecliche  zit,  Alex.  10786. 

ver-sinnen  stv.  13  tr.  1.  mit  den  Sinnen  wahrnehmen,  merken 
refl.  2.  zur  Besinnung,  zum  Bewußtsein,  Verstand  kommen,  3.  sich 
besinnen,  nachdenken,  begreifen,  4.  sich  verstehen  auf  [Gen.):  3.  als 
ich  wol  versinne  mich,  sin  fröude  was  wünneclich,  W.  v.  W.  6279 
iedoch  er  rechte  sich  versau,  2116.  do  ich  dir  volge  jach  mit  mir, 
dö  versau  ich  übel  mich  an  dir  =  ich  tat  Unrecht,  dich  mir  folgen 
zu  heißen,  1971.  alrerst  versau  (besann)  sie  sich,  929.  we  mir, 
das  ich  das  also  spete  bedacht  und  vorsunnen  hab,  Böhm.  Chr.  85. 
wann  die  guote  sich  versan  (aus  ihrer  Ohnmacht  erwachte),  so  huop 
sich  uiuwer  jämer  an,  Alex.  8865.  Porö  versinnen  (subst.  Inf.)  wart 
bekannt  =  harn  wieder  zu  sich:  Alex.  20240.  sich  solden  wol  ver- 
dünnen hän  (durch  den  Fall  von  Tyrus  vor  gleichem  Schicksal 
gewarnt  sein  sollen)  bürge  unde  stete  in  den  landen,  961-1.  ein  man. 
der  sich  recht  v.  kau  (verständig  ist),  24390.  also  daz.  der  junge 
man  an  den  künic  sich  versan  (dachte,  das  müsse  der  König  sei)i) 
Alex.  20506.  in  sime  sinne  er  (Tristan)  sich  versan  und  gedächte. 
Trist.  134. 

ver-sitzen  stv.  1 1  tr.  1.  durch  Sitzenbleiben  etwas  übersehen 
versäumen,  2.  nicht  leisten  zur  gehörigen  Zeit,  z.  B.  den  Zins  nicht 
zahlen,  versehen  sins:  versessen  zins,  Traut.  Chr.  47.  248.  vorsesne 
intres ,  Traut.  Chr.  249.  250.  so  der  zins  —  40  scheffel  —  versessen 
weren,  v.  zins,  Aussiger  Urkdb.  N.  29;  Stb.  Brüx  N.  135;  Igl.  Str 
308.  309.  also  vil  czins,  sain  der  inman  (Inwohner,  Wohnpartei 
czu  derselben  czeit  vorsessen  hat,  55.  v.  und  verhaldene  czehent 
Jgl.  Stb.  1TI  104 d.  vorsessen  czins,  HI  119b:  Igl.  Bspr.  XIII.  de) 
keiser  einen  hof  gebot:  wer  daz,  gebot  versseze  und  sich  daran  ver 
gseze,  den  wolde  er  ze  vinde  hän,  Alex.  17  344  ff. 

ver-siufzen  swv.  intr.  aufseufzen,  klagen,  tr.  verschmerzen:  d( 
begunde  er  sere  zu  vorsüffezen,  Böhm.  Chr.  98.  er  vorsuffeze  —  unr 
slug  den  apt  (von  Efulda)  an  seinen  packen,  83. 

ver-siuTven  (Prät.  -siute,  -süte)  siev.  vernähen,  einnähen:  di 
sie  sich  legten  üf  die  Mute  und  man  sie  darinne  versiute,  Ernst 
3410. 

ver-slahen  (tmd  verslän)  stv.  IV  1.  zer-,  2.  erschlagen,  töten 
3.  verwüsten,  4.  abhauen,   5.  auseinanderschlagen,  -treiben,   6.  bildl 


ver-slahen  —  ver-smähen  843 

erklären,  verhandeln,  7.  in  einer  Richtung  schieben,  8.  verbannen, 
9.  verkaufen,  10.  zu  weit,  an  einen  unrechten  Ort  treiben,  verschlagen 
werden,  von  der  Fährte  abkommen,  11.  zurückschlagen,  -treiben, 
12.  bildl.  ablehnen,  verschmähen,  verachten,  13.  loiderlegen,  ins  Wort 
fallen,  14.  entziehen,  unterschlagen,  15.  beschlagen,  16.  umschmieden, 
17.  umprägen,  18.  schlagend  bedecken,  beschmutzen,  19.  verstecken, 
-hehlen,  20.  durch  Gaukelei  betrügen,  21.  versperren,  ver-,  ein- 
schließen, fesseln,  22.  vernageln,  23.  Wälder  verhauen,  24.  mit 
Schlagbäumen  sperren,  25.  kirchlich  untersagen,  mit  Interdikt 
belegen,  26.  in  Gedanken  überschlagen,  achten,  erachten,  27.  unpers. 
mich  dünkt;  refl.  28.  sich  verstecken,  29.  sich  beschmutzen, 
30.  schtvinden,  31.  sich  entschlagen  (mit  Gen.):  so  er  denn  tage 
darumb  gelegt  hat  und  verslagen  worden  ist  und  nicht  nachgefolgt 
ist,  Stb.  Brüx.  N.  33.  11.  Jorän,  des  helfe  wir  niht  wellen  ver- 
slän,  Alex.  4730.  —  21.  das  man  die  orter  vorslagen  lisse,  bis  ich 
dorezu  mit  aigener  forderung  körnen  mochte,  Igl.  Bgr.  N.  53,  21. 
dieses  jar  lisz  Czeikel  Gorge  der  hauptman  im  Ungerlande  die 
kreitzer  verschlagen,  Traut.  Chr.  52. 

ver-slahen  st.  n.  1.  Zurückweisen,  das  Abschlagen,  2.  Betrug, 
Schliche:  Loica  (Logik)  mit  irera  verdackten  versiahen,  Ack.  40,  13. 

ver-schlemmen  siov.  1.  mit  Schlamm  ausfüllen,  2.  verschlemen 
=  fortschleppen,  Traut.  Chr.  192. 

ver-slicken  sivv.  verschlucken:  die  gitikeit  wol  alle  her  ver- 
slicte  sanfte  alleine,  Alex.  24923.  do  er  die  grossem  hern  also 
vorslickte  u.  vortilgte,  Böhm.  Chr.  55. 

ver-slie^en  stv.  III b  1.  ein-,  verschließen,  2.  verbergen, 
3.  verstopfen:  1.  der  do  —  vorsleuset  die  sterne  under  einem 
czeichen  (claudit  snb  signaculo),  W — B  Job.  9,  7.  wenne  got  hette 
vorslossen  alle  beuche  des  houses  Abymelech  durch  Saram,  Abrahames 
housvrowe  =  concluserat  omnem  vulvam  domus  Abimelech,  W — B 
Gen.  20,  18.  sie  lieszen  sich  also  in  kreise  (für  den  Kampf)  ver- 
slissen  auf  pferden,  Böhm.  Chr.  107. 

ver-slinden  stv.  13  verschlingen:  wie  er  den  jungen  in  seinen 
ewigen  fluch  vorslinden  mochte,  Hier.  203,  21.  di  erde  vorslant  diso 
drei  spiler  lebendige,  192, 13.  als  ob  er  Silvanum  zuhaut  vorslinden 
wolte,  153,  17.  er  (der  teufel)  was  bereit,  mich  zu  verslinden,  Sol. 
48,  11.  wi  oft  hat  mich  nu  verslunden  der  selbe  trach,  48,  7.  die 
erde  vorslindet  sie,  W— B  Num.  16,  30.  16,  34.  die  (Dathan  und 
Abiron)  mit  oufgetanem  munde  die  erde  vorslant,  Deut.  11,  6.  wo- 
rumme  vortregestu  mir  nicht  (non  parcis  mihi)  noch  enlesest  mich, 
so  das  ich  vorslinde  meine  Speichel?,  Job.  7,  19.  Ist  das  er  in  vor- 
slindet von  seiner  stat  —  si  absorbuerit  eum  de  loco,  Job  8,  18. 
vorslunden  hat  er  mich  als  ein  trakche  =  absorbuit,  Jer.  51,  34.  ir 
seicht  der  mukken  und  verslindent  di  olbentel,  T — B  Matth.  23,  24. 
den  grossem  (der  Kröten,  Frösche)  er  (der  Storch  als  König)  mit 
virslinden  echt,  Dal.  123,  7  (55,  81).  den  Hnyewssa  (der  den  hl. 
Wenzel  erschlagen  hatte)  vorslant  die  erde,  Böhm.  Chr.  30. 

ver-slingen  stv.  13  verschlingen:  Nim  daz,  puch  und  versling 
daz.  (verslinde  eiz,  XI.  Bibel),  T— B  Offenb.  10,  9. 

ver-smähen,  -smsehen,  -smän,  -smaen  swv.  tr.  in  entehrender 
Weise  gering   schätzen,   schmählich   behandeln,   verachten,    -stoßen: 


844  ver-smsechler  —  ver-sorgen 

Und  clo  dise  ersach,  das  sie  empfangen  kette,  do  vorsmechte  sie  ire 
vrowen,  W — B  Gen.  16,  4.  intr.  geringfügig,  verächtlich  erscheinen, 
dünken,  nicht  gefallen:  dem  vorsmahet  alle  werltliche  vreude  und 
dunket  in  ein  unflat,  Hier.  103,  25.  die  rede  —  die  im  sere  ver- 
smähte (Schmach  brachte),  Alex.  5614.  ich  wsen  ez,  im  versmähte, 
daz.  er  von  mir  gähte,  Alex.  5729.  er  gebarte  als  im  versmähte  ir 
frage  (tat,  als  ob  ihn  ihre  Frage  nichts  angehe),  Alex.  25419. 

ver-smaechler  (ver-smaehelich)  Komp.  des  Adj.  schimpflich, 
schmachvoll:  di  unedeln  ding  und  die  versmechleren  (versmächliclieu, 
XI.  Bibel),  T— B  I.  Korinther  1,  28. 

ver-siujeclilichkeii*  stf.  Verachtung,  Mißachtung:  die  vorsmech- 
liclikeit  der  armen,  Olm.  Stb.  79. 

ver-snuehnüsse  *  (ver-sma?henisse,  -smähnisse)  stfn.  repudium, 
Verachtung:  sie  hat  mich  in  v.  =  despectui  me  habet,  W — B 
Gen.  16,  5. 

ver-snuehunge  (-smaehunge,  -smähunge)  stf.  Verachtung  (Akt.), 
das  Verabscheuen,  aspernatio,  contemptio,  recusatio:  Holofernes  in 
vorsmehunge  seiner  hochvart  hat  vorsmehet  den  herren  =  in  con- 
temptu,  W — B  Judith  13,  28.  ab  vorsmehung  (des  Rechtes)  den 
hochvertigen  nicht  statet  (nützt),  Const.  Vorrede,  (contemptus),  dem 
rechten  czur  v.,  Const.  I  5,  12. 

ver-sinelzen  stv.  13  intr.  und  refl.  zerschmelzen,  auseinander- 
fließen:  als  vor  des  vewers  antlutz  das  wachs  versmilzt  (liquescit), 
Sol.  45,  7.  do  versmalz  die  vinster  wölken,  (liquefacta  est),  Sol. 
89, 18. 

ver-sniden,  ver-sneiden  (-sniden)  stv.  II  1.  zerschneiden, 
-hauen,  2.  ein  Getvatul  zur  Zierde  zerschlitzen,  3.  zuschneiden,  4.  ab-, 
wegschneiden,  5.  bildl.  schwächen,  verkürzen,  6.  betrügeu,  7.  schneidend, 
verwunden  oder  töten,  auch  bildl.  8.  kastrieren;  refl.  9.  weggeschnitten 
werden,  aufhören,  10.  sich  im  Schneiden  irren,  11.  betrogen  iverden, 
in  Nachteil  kommen,  sich  verletzen:  an  ir  stiegen  clärheit  manec 
lichtez,  ouge  sich  versneit  =  verschaute  sich,  W.  v.  W.  5213.  Nicht 
vorsneidet  euch  (incidetis)  noch  machet  euch  kalheit,  W — B  Deut. 
14,  1.  sin  gesinde  [sie]  zcu  dem  tode  virsnuttin,  Dal.  125,  32  (56,  60). 
eine  saw  oder  vorschmten  swein,  Traut.  Chr.  303.  daz,  bloch,  da  er 
sich  an  versneit  (an  dem  er  sich  schnitt),  Trist.  2754.  do  wart  mit 
sporn  versniten  sin  snellez.  ors  Pücival,  Alex.  14184. 

ver-snoeden  sicv.  verschlechtern,  depravare,  levipendere:  in  den 
czeiten,  so  in  die  werlt  allermeist  vorsnodet,  vornichtet  und  vor- 
smehet, Hier.  159, 12. 

ver-solden  sicv.  bezahlen,  belohnen,  beschenken,  einem  Sold 
zahlen:  er  solte  liute  v.,  den  solt  sie  gelden  wolden,  Alex.  Anh.  789. 

ver-sorgen  swv.  1.  intr.  aufhören  zu  sorgen,  2.  tr.  besorgen, 
3.  aussteuern,  4.  hypothekarisch  sicherstellen,  5.  refl.  ein  Schutz- 
bündnis eingehen:  2.  so  er  mit  den  gewerken  des  bergwerks  czum 
Hangenstein  —  sich  angenomen  hat,  dasselbig  czu  versargen  bis 
auff  Michaelis,  dorauff  im  die  gewerken  den  silberkauf  für  sein  muhe 
czugesagt  haben  —  u.  hat  —  das  selb  allenthalben  czu  versargen 
angehabt,  Igl.  Bgr.  jS\  80,  2.  hutten  und  gruben  versargen,  N.  80,  4. 
das  sie  (die  Bergteile)  ein  kuuiglicher  amtmann  hiet  muessen  dem 
bergk  czu  guetter  nucz  und  mit  andern  leuten  versargen,  N.  85,  3. 


ver-sorglicken  —  ver-sprechung  845 

sie  werden  euch  gnediclich  v.  (euch  helfen)  und  das  interdict  ab- 
stellen, Eger.  Chr.  1146.  in  welchem  jar  sie  —  den  genanten  zins 
v.  (zu  entrichten  versäumen,  so  ist  der  Weingarten  verfallen), 
Aussiger  Urkdb.  29. 

ver-sorglichen*  Aclv.  zu  besorgen:  es  ist  auch  v.,  Elhog.  Chr. 
89,  33. 

ver-spehen  swv.  auskundschaften:  mit  ungehorsamkeit  vor- 
wicklet und  vorsprecht,  Traut.  Chr.  119.  si  liszin  si  sehin  und 
ir  lant  virspehin,  Dal.  183,  1  (82,  40).  die  sich  durch  stürm 
heten  geleit  an  die  stat  vür  Thebas,  die  des  äbendes  verspehet  was, 
Alex.  3650. 

ver-speher  stm.  Kundschafter,  Späher:  Dal.  184,  22  (82,99). 

ver-speien  (-spien,  -spiwen)  stsivv.  intr.  1.  ausspeien,  2.*  be- 
spucken, 3.  verachten,  4.  -schmähen:  2*  Mein  antlicz  zu  verspeien 
(conspuere)  sie  nicht  vorchten,  W — B  Job  30,  10. 

ver-sperren  (Trat,  ver-sparte,  -sporte)  swv.  ein-,  verschließen, 
-sperren,  -bergen:  gelt,  gut  und  habe  zu  uns  mit  dem  rechten  vor- 
sperret (arrestiert)  wart  —  und  vorhindert,  Igl.  Rspr.  V. 

ver-spitzen  siev.  1.  tr.  zu  spitz  machen,  2.  refl.  in  eine  Spitze 
auslaufen,  auch  bildl. :  Wer  mit  einem  vorspiezten  swerte  begriffen 
wirt  oder  gefangen,  der  schol  mit  ainer  mark  silbers  vorpusst  werden 
=  cum  praecuto  gladio,  Igl.  B.  84. 

ver-spotten  swv.  1.  verspotten,  2.  mit  Spott  hinbringen:  1.  hast 
mich  vorspot  =  illusisti  mihi,  W — B  Num.  22,  29. 

ver-sprechen  stv.  I  2.  intr.  vür  einen  =  für  einen  bürgen, 
2.  tr.  verteidigen,  entschuldigen,  3.  einem  Gexcähr  leisten,  daß  er 
keinen  Schaden  erleide,  4.  verloben  oder  zur  Ehe  geben,  5.  in  An- 
spruch nehmen,  einfordern,  mit  Beschlag  belegen,  6.  übel  sprechen 
von,  beschimpfen,  7.  widersprechen,  leugnen,  verleugnen,  8.  ver- 
weigern, sprechend  ablehnen,  verreden,  zurückweisen,  verschmähen, 
verzichten  auf,  refl.  9.  sich  verteidigen,  10.  sich  verbindlich  machen, 
geloben,  11.  unrichtig  sprechen,  12.  sich  zum  Schaden  sprechen,  13.  un- 
gebührlich sprechen,  14.  auf  etwas,  z.  B.  das  Sprechen  verzichten: 
8.  ich  verspriche  (entsage)  alhie  unser  gote  und  ste  ze  Kristes 
geböte,  W.  v.  W.  7527.  —  7.  Elbog.  Chr.  77,  28.  80,  45  u.  46.  81,  9. 
—  5.  das  gut  wirt  versprochen,  Igl.  Str.  I  S.  362.  erez  vorbiten  und 
vorsprechen,  DIR  I  21.  welcher  urteil  zu  v.  so  oftmals  ersucht, 
Elbog.  Chr.  77,  28.  urteil  inne  der  dinge  zu  v.,  80,  46.  den  stein, 
den  die  pauwer  versprachen  (als  unnütz  weggeworfen,  verwurffen, 
XI.  Bibel),  dirr  ist  gemacht  in  dem  haupt  des  winkeis,  T — B  Luk. 
20,17.  di  ist  versprochen  (verworfen,  XL  Bibel),  und  ist  necher 
dem  fluch,  Juden  6,  8. 

ver-sprecher  stm.  1.  vor-,  vürspreche,  Rechtsanivalt,  Verteidiger, 
2*  der  übel  nachredet,  Verleumder,  Traut.  Chr.  140. 

ver-sprechnus  (u.  versprechnisse)  stfn.  1.  Fürsprache,  Ver- 
teidigung, Schutz,  2.  Versprechen,  Gelöbnis,  3.  Festsetzung,  Bestim- 
mung: kein  ander  herschaft  und  versprechnus  haben  dan  einen  rät 
=  angelobte  Herrschaft,  Eger.  Str.  C  82. 

ver-sprechung,  -e  (bei  L.  nur  aus  Rcsp.  2,  53)  stf.  1.  üble 
Bede,  2.  Ausspruch,  Rechtsprechung,  3.  Verstoßung:  1.  Traut.  Chr.  140. 
Jurist  —  mit  rechts  und  Unrechts  vorspreclmng  und  mit  krummen 


846  ver-sprenzen  —  ver-stöz,en 

urteiln,  Ack.42,1.  geben  ein  puchlin  der  v.  (heimscMckung,  XL  Bibel), 
T-B  Math.  19.  7;  Mark.  10,  4. 

ver-sprenzen*  swv.  vergeuden:  sein  gut  —  unnüczlich  —  ver- 
thun  und  v.;  Igl.  Stb.  Y  103  c. 

ver-steinen  swv.  intr.  1.  zu  Stein,  hart  wie  ein  Stein  werden, 
2.  erstarren,  verstocken,   tr.  3.  mit  Steinen  versehen  oder  bedecken, 

4.  mit  Markstein  abgrenzen,  5.  mit  Steinen  töten,  steinigen:  2.  Welch 
hertz  mag  so  vorsteinet  sein?  Hier.  37,  10.  sie  versteinten  die 
vrouwen,  Leg.  766.    allez,  volc  versteint  uns,  T — B  Luk.  20,  6. 

ver-stellen  swv.  tr.  1.  zum  Stehen  bringen,  stillen;  2.  abstellen, 
verwandeln,  3.  entstellen,  unmerklich  machen:  dem  (fremden  Kürsch- 
ner, der  außerhalb  des  Jahrmarkts)  kursenberg  wolt  czweiczing  aus 
dem  hous  verkaufen,  dem  sol  es  durch  die  herrn  verstellt  (eingestellt, 
verwehrt)  werden,  Igl.  Stb.  V  221b. 

ver-stelu  stv.  13.  1.  heimlich  wegnehmen,  stehlen,  2.  heimlich  bei- 
bringen. 3.  verheimlichen;  refl.  4.  heimlich  wohin  gehen  oder  sich 
wegstehlen:  1.  Was  do  vorstoln  wart,  das  hast  du  an  mir  gevordert, 
W — B  Gen.  31,  39.  daz,  er  sine  hinvart  von  ir  hal  und  sich  also  von 
ir  verstal,  W.  v.  W.  4214.  das  sein  iunger  in  iht  versteln,  T— B 
Matth.  27,  64.  swaz,  sie  Marken  do  verstal,  Trist.  4817.  dem  wart 
die  schrift  (Brief)  von  in  verstoln  (gestohlen),  Alex.  6735. 

ver-sten,  -stau  red.  stv.  IV.  stehen  bleiben,  stocken;  ausbleiben, 
über  die  rechte  Frist  hinaus  stehen  bleiben  und  dadurch  verfallen; 
jemandes  Stelle  vertreten,  ihn  verteidigen,  verbergend,  hindernd,  vor 
etivas  treten;  verstehen,  wahrnehmen,  refl.  einsehen,  bemerken  (mit 
Gen.):  des  hau  ich  e  vorstanden  mich  (habe  ich  längst  bemerkt), 
Trist.  377. 

ver-stendic-heit,  -keit  stf.  1.  Verstand.  2.  Verständnis:  ein 
clare  v.  =  clarior  intellectus,  Const.  I  7, 14. 

ver-stent-nusse  (ver-stantnisse,  -stentnisse)  stfn.  Verständnis, 
Einsicht.  Verstand:  das  seine  (des  dinges)  vorstentnusse  dester  leicht 
gehaben  mugen  =  ut  eius  intellectus  facilius  habeatur,  Const. 
III  6  Einl. 

ver-sterben  stv.  13.  1.  intr.  sterben,  icegsterben,  2.  refl.  durch  den 
Tod  des  Besitzers  frei  werden:  leben,  äne  das  ich  versterb  (pereo), 
Sol.  3,  16.  das  er  des  folgenden  thags  —  vorstorben  ist  (den  Wunden 
erlegen),  Eg.  Achtb.  LT  209.  3*  das  Recht  verlieren  durch  „verligen" : 
drei  erer  tagschicht  (.3  Tage)  und  doruber  czwo  gancz  wochen  lagen 
unser  bergwerk  ungebawet  und  dovon  sint  di  obgenanten  bergwerk 
verstorben  (vertorben,  Hs.),  Igl.  Bgr.  82, 1 ;  s.  verligen. 

ver-stoln,  -e  pari.  Adv.  heimlich,  unbemerkt,  Brunn.  Str.  II  58. 

ver-stopl'en  (auch  verstoppen)  siev.  verstopfen:  der  mensch,  des 
ouge  ist  verstopfet  (obturatus),  W — B  Num.  24,  3. 

ver-stoeren ,  -stören  swv.  1.  zerteilen,  2.  vertreiben,  3.  ver- 
wüsten, zerstören,  vernichten:  das  nicht  ein  kurze  stunde  di  arbeit 
langer  czeit  vorstore  und  breche,  Const.  IV  5. 

ver-st6z,en  stv.  V  —  1.  nach  einer  Richtung  stoßen,  2.  hin-, 
anweisen,   3.  wegstoßen,   entfernen,  vertreiben,  4.  vertun,   vergeuden, 

5.  verstopfen,  verschließen,  6.  refl.  sich  verlaufen,  verirren,  einen 
Fehltritt  tun,   7.  sich  verbergen,    8.  intr.  irre  gehen:   6.  Wlasta  — 


ver-sträz,en  —  ver-süns-her  847 

virstiez,  sich  torlich  —  unclir  ir  vorich  (früheren)  veint,  Dal.  49,  13 
(15,  33). 

ver-straz,en  *sivv.  durch  eine  Straße  verbinden:  daz,  ercz  — 
daz,  sie  mit  dem  Stollen  verströmt  haben,  Igl.  Bgr.  N.  39,  10. 

ver-strecken  sivv.  1.  erstrecken,  verlängern;  2.  vollstrecken, 
3.  begaben  mit;  intr.  4.  zögern,  zuwarten:  2.  uncz  das  die  sach  ver- 
streckt (durchgeführt)  wirt,  Igl.  Stb.  V  259  c. 

ver-stricken  sivv.  1.  verflechten,  binden,  2.  einsperren,  ver- 
sperren, 3.  verbergen,  verheimlichen:  1.  u.  2.  Eger.  Chr.  N.  48.  die 
gevaugen  edelleut  wurden  —  in  zwei  wirtsheuser  verstrickt, 
49  S.  36.  ir  leben  lang  der  herren  (von  Eger)  verstrickte  und 
gefangen  zu  sein,  49  S.  37.  die  weil  aber  die  edelleut  —  in  der 
künigl.  mayestat  hant  eingezogen  und  v.  waren,  49  S.  37.  hat  man 
in  aufm  thurm  verstrickht,  336.  er  ist  v.  worden,  485.  723.  816. 
891.  895.  909.  933.  942.  948;  Elbog.  Chr.  113,  10.  113,  17.  unser  rath 
were,  ir  vurstricket  die  hern  gein  Prag  {verpflichtet  sie,  vor  des 
Königs  Gericht  in  Prag  zu  erscheinen) ,  115,  11.  115,  23.  er  hat 
sie  also  verstrickt,  das  sie  versprachen,  das  sie  wellen  di  zwen 
hern  Pflug  geim  Elpogen  stellen,  118,  24.  wir  wollen  in  v.  auf 
die  kgl.  majestet  ader  auf  die  hern  des  hoen  rechtens  zu  Prag, 
135,  34. 

ver-strickung  (bei  L.  Verbindung,  Bündnis)  stf.  Gefangen- 
schaft* Haft:  bis  er  seiner  v.  (Hausarrest)  wieder  ledig  worden, 
Eger.  Chr.  948.  er  seiner  v.  ledig  gelassen  worden,  320.  darauf  den 
edelleuten  ritterliche  v.  zugesagt  worden,  49  S.  36.  di  in  v. 
genomen,  1169. 

ver-stümmeln  (-stümbeln)  sivv.  s.  ver- lernen,  Strafe  dafür 
14  mark:  10  dem  selbschol  (dem  Verstümmelten),  3  dem  richter,  1  den 
consulen,  Igl.  Str.  (52). 

ver-sücken  (-suochen)  swv.  tr.  zu  erfahren  Stichen,  forschen 
nach,  -prüfen,  auf  die  Probe  stellen,  2.  zu  erlangen  oder  zu  tun 
suchen,  3.  in  Versuchung  führen,  4.  —  besuchen,  aufsuchen,  5.  be- 
bauen, benutzen,  bewohnen:  er  pat  an  einem  urteil  czu  v.,  Igl.  Str. 
263.  ob  einer  des  ersten  ercz  vindet,  daz,  er  peezeugen  mac  mit 
versuchten  dingen,  der  erer  pehalt,  daz,  man  im  7  leben  mez,en 
muez,,  Igl.  Bgr.  U— B  23. 

ver-suchimge  (-suochunge)  stf.  das  Prüfen,  Kosten,  Probieren; 
Versuchung,  Verführung:  beliben  mit  mir  in  meinen  Versuchungen, 
T— B  Luk.  22,  28. 

ver-sfmeu  (ver-suonen,  süenen)  sivv.  1.  versöhnen,  2.  tr.  m.  Akk. 
d.  S.  sühnen,  gut  machen,  3.  stillen,  ausgleichen,  4.  refl.  sich  ver- 
söhnen: Schenkungen  zivischen  Ehegatten  wurden  von  den  röm. 
Kaisern  verboten,  das  man  nicht  di  eintrechtikeit  czwischen  in  mit 
gelde  ader  gäbe  vorsunete  =  conciliari  videatur,  Const.  III  7,  2.  er 
bete  ze  wirde  sich  versüenet,  Alex.  4037.  wenne  der  lenze  sie 
(beide  und  ouwe)  versüenet  mit  des  meien  kunft,  so  grüenet  walt 
und  anger  beide,  Alex.  4285.  der  vorsunet  gotes  czorn  leichtielich, 
Hier.  46, 1. 

ver-süns-her*  stm.  Schiedsrichter,  der  eine  Versöhnung  zustande 
bringen  will:  diese  hern  sind  in  solchem  vertrag  die  versünshern 
gewesen,  Traut.  Chr.  264. 


848  ver-sünung  —  ver-teidingen 

ver-sünung  (-süenunge)  stf.  Versöhnung:  ob  ir  verlust  ist  ein 
versunung  der  werlt,  T — B  Römer  11,  15. 

ver-swarzen  (-swerzeu)  stvv.  tr.  ganz  schwarz  machen,  ver- 
finstern :  mein  vel  was  verblichen  und  geleich  einem  moren  überall 
verswartzet,  Hier.  9.  5. 

ver-swechen  (-swachen,  -swecben)  swv.  tr.  schwächen,  herab- 
setzen, in  Schatten  stellen,  verringern,  verderben,  beschimpfen:  un- 
keuschheit  —  vorswechet  das  gedechtni^e.  Hier.  51.  28.  131,  21. 

ver-swenden  swv.  verswinden  mache)),  zerbrechen,  vertun,  ver- 
zehren, beseitigen,  hinbringen,  -geben:  do  vorswente  das  (Meer)  unser 
herre  (abstulit),  W— B  Ex.  14,  21.  dar  näcb  wart  mit  fiure,  was 
bliben  was,  verswendet,  Alex.  3803.  die  (ros)  die  frecben  tier  heten 
verswendet  schier  (beim  Marsch  übers  Gebirge),  15148.  vil  waldes 
wart  uf  siner  brüst  an  reicber  tjost  verswendet,  Ernst.  689. 

rer-sweigen  (-swigen)  ststvv.  1.  intr.  schweigen,  2.  tr.  zu  nennen 
unterlassen,  mit  Stillschweigen  übergehen,  schweigend  geschehen 
lassen,  3.  dadurch  das  Recht  verlieren:  3.  Nun  verhoft't  Hanns 
Linbietl,  weil  sie  geswiegen  haben  jar  und  tag  noch  abgangk  des 
Jocub  Linhittls,  so  hetten  sie  ir  recht  verschwigen,  Igl.  Str.  (71) 
S.  337. 

ver-swern  stv.  13.  1.  intr.  falsch  schwören,  perjurare,  2.  tr.  unter 
Eid  angeben,  eidlich  geloben,  versichern,  3.  schivören,  etwas  uicltt 
tun  zu  wollen  oder  getan  zu  haben,  eidlich  sich  lossagen  von, 
verzichten  auf,  ab-,  verschwören  mit  Akk.  d.  Person:  1.  swern  ist 
nicht  sunde,  sunder  vorswern  ist  alle  czeit  vorpoten  =  peiurare, 
Const.  IV  17,  7.  3.  kümpt  er  (der  eines  Weinbergsfrevels  beschiddigt 
ist)  czu  rechte,  so  muge  er  selbdritte  da  vorsweren,  Stb.  Brüx 
N.  108. 

ver-swinden  stv.  12-  1.  unsichtbar,  unwirklich  werden,  2.  vergehen, 
umkommen,  sterben,  xinpers.  mit  Dat.  bewußtlos,  ohnmächtig  werden: 
2.  in  iemerigen  eilende  verswindent  (Imp.)  ir  Tot!  Ack.  2,  5. 

ver-tampnen,  -tammen  (ver-damnen,  -dampnen,  -dämmen)  lat. 
damnare,  swv.  verurteilen,  verdammen:  Ader  wiltu  einen  toten  bunt 
ader  noch  (pulicem)  vertamen?  Sol.  60,  36,  ich  wer  ewicleich  ver- 
tampt,  49,  8.     auf  das  du  in  vertanist,  45,  37. 

ver-tamp-nüsse,  -dampnüsse  (ver-damnisse,  -dampnisse)  stfn. 
Verdammnis:  bitterkeit  der  verdampnusse,  Const.  I  5,  7. 

vert  s.  vart. 

ver-tauben  s.  ver-touben. 

ver-tauschen*  sivv.  gelt  Verliesen  oder  v.,  Eger.  Str.  A  XIII  2. 

verte*  stf.  bergm.  Zufahrt,  Zugang,  Weg  für  die  Förderung: 
als  verre  sie  hetten  dorezu  ire  aigeue  verte  und  forderunge,  Igl. 
Bgr.  N.  53,  10;  das  wir  unsere  hewer  dar  legen,  als  verre  wir  verten 
und  forderungen  dorezu  hetten,  dodurch  wir  uns  fordern  mochten 
—  als  ich  nicht  verten  hett  czu  meinem,  N.  53,  19;  s.  auch  vart. 

ver-teidingen,  -tedingen  (ver-tagedingen ,  teidingen)  swv. 
1.  vor  Gericht  ziehen,  laden,  2.  daselbst  verhandeln,  3.  überein- 
kommen, festsetzen,  ausgleichen,  4*  vor  Gericht  verfügen,  über  ein 
Gut:  11.  Ein  igleich  weib  mag  irem  manne  seines  gutes  nicht  mer 
vertedingen  den  drei  helbling,   ist  aber  der  Mann  ein  Schlemmer, 


ver-teilen  —  vertagen  849 

„ein  wolf,  ein  fräs,  ein  luclerer  oder  spiler,  so  das  die  vrawe  erb- 
sorge tret  (die  Liegenschaften  zu  verwalten,  zu  besorgen  hat)  —  und 
mannes  arbeit  füret,  so  kann  si  irem  man  vertedingen  alles  sein 
guet  czu  gewin  oder  czu  vorlust,  Igl.  Str.  I  S.  364  f. 

ver-teilen  swv.  1.  ver-,  zerteilen,  2.  bei  der  Teilung  beein- 
trächtigen oder  3.  enterben,  4.  den  Anteil  absprechen,  ihn  dessen 
für  verlustig  erklären,  berauben,  mit  Akk.  und  Gen.,  5.  verurteilen, 
-dämmen,  -fluchen,  zum  Unglück  bestimmen:  5.  man  verteilt  in  cze- 
bant,  Igt.  Str.  38.  der  ricbter,  von  des  gewalt  die  unschuldigen 
jungen  also  vorteilet  (zum  Tode  verurteilt)  waren,  Hier.  172,  13.  do 
man  mich  itzunt  vorteilen  wolte  durch  hochvart,  Hier.  214,  26.  Man 
sol  auch  keinem  manne  sein  leip  oder  sein  gut  verteilen,  er  sei 
danne  gegenwertig  oder  ime  sein  gewissenlich  tag  beschiden  tedinges 
zu  warten;  und  kumet  er  czu  dem  gerichte  dan  nicht,  so  hat  er 
verlorn,  es  sei  dan,  das  er  helfrede  muge  bringen,  D  IE  23a.  Dorum 
wollen  wir  (vom  Oberhof)  nimant  nicht  beweisen,  es  werde  dan 
(=  denn)  aus  rechter  teiding  mit  urteilen  an  uns  geschoben;  wenn 
wir  nimant  wollen  vorteilen  sein  recht,  wir  wissen  dan,  wie,  Igl. 
Bgr.  N.  2,  10. 

ver-terben  (ver-derben)  swv.  tr.  zu  Schaden  bringen,  zunichte 
machen,  zugrunde  gehen  lassen,  zugrunde  richten,  töten,  perdere, 
hinrichten:  er  begert  zu  verterben  dise  deine  schepfung,  Sol.  45.  18. 
verderb  in  45,  24.  das  in  nicht  vorterbten  alle,  di  in  funden,  W — B 
Gen.  4,  15.  der  in  vorterbet  (tötet),  Num.  35,  25.  waz,  die  boten 
gegen  iu  werben,  da^  latent  niht  verterben  (=  verschmäht  das  An- 
gebot des  Darius  nicht),  Alex.  10732. 

ver-terben  stn.  Unglück,  Schaden,  Verderben :  der  oberste  bascha 
—  ist  sehr  betrübt  über  diesem  v.  {Verheerung  durch  das  Umvetter), 
Traut.  Chr.  230. 

ver-terber  (verderber)  stm.  Verderber,  Vernichter,  Mörder,  Tot- 
schläger: Ist  das  der  vorterber  (interfector)  ous  den  enden  der  stat 
(extra  fines)  wirt  funden,  die  den  enlenden  sint  benumet  und  wirt 
do  geslagen  von  dem,  der  do  recher  ist  des  Mutes,  an  schuld  wirt 
der,  der  in  vorterbit,  W— B  Num.  35,  24  u.  25. 

ver-terpnüsse  (ver-derbnisse)  stfn.  Verderben,  interitus:  do  das 
vorterpnüsse  was  gestillet  =  postquam  quierit  interitus,  W — B 
Num.  16,  50.  da^  selb  unser  vorterpnisse  (Vernichtung  unserer  Stadt) 
der  heiling  cristenheit  zu  schaden  komen  mocht,  Eger.  Chr.  1115. 

ver-terbunge  (verderbunge)  stf.  1.  Zerstörung,  2.  Gemetzel, 
Tötung:  nicht  tal  des  sunes  Ennon,  sunder  tal  der  vorterbunge 
(interfectionis),  W— B  Jer.  7,  32.  zu  einer  vorterbunge  =  ad  inter- 
necionem,  Is.  10,  7. 

vertig  Adj.  1.  gehen  könnend,  beweglich,  gehend,  2.  im  Gange, 
üblich,  3.  bereit,  tüchtig,  4.  gang-,  fahrbar,  4.  in  Ordnung  befindlich, 
gut,  recht  beschaffen,  5.  geschickt,  gewandt,  tauglich:  4.  schefte  mit 
vertigen  durichslegen  =  per  amfractus  contignatos,  Igl.  Bgr. 
U— B  7. 

vertigen  (auch  vertegen)  swv.  1.  zur  Fahrt  ausrüsten  oder 
bereit  halten,  2.  brauchbar  machen,  zustande  bringen,  ausbessern, 
3.  mit  Vollmacht  ausrüsten,  4.  einen  ob  dem  amptbuch  der  stat  v. 
=  durch   Eidesleistung   aufnehmen,    5.  eine   tochter   v.   ausstatten, 

Jelinek,  Wörterbuch.  54 


850  vertig-lich  —  ver-tören 

6.  mit  Dat.  d-  P.  u.  abh.  Satz:  für  einen  etwas  bewirken,  7.  gericht- 
lich übertragen,  8.  geistl.  absolvieren,  9.  fort-,  wegschaffen,  schicken, 
10.  abfertigen,  entsenden,  11.  entlassen,  verabschieden:  2.  unez  das 
das  purgeriehen  niderkumpt  und  gefertiget  wirt,  Igl.  Bgr.  N.  53,  5. 
fertiget  der  erbstolle  sine  lichtlocber,  DIR  I  10.  Mir  deucht  pesser, 
das  IT  den  wintfang  seezet  über  den  Schacht,  den  ir  vertiget  czu 
airn  radschacht,  N.  64,  2.  bergwerk  fertigen  und  verantworten, 
N.  107,  1.  —  9.  Meister  Petern  —  czu  unsermbruder  Tertigen  und 
schicken,  Mind.  d.  Egerl.  S.  61.  auch  getrauen  wir  euch  wol,  ir 
vertiget  uns  kurzlich  di  obgeschriben  sache  vorschriben  bei  unserm 
e  genanten  boten,  Igl.  Espr.  III.  der  eine  schacht  durchkumen  und 
gevertiget  ist,  Igl.  Bgr.  45,  8.  ich  solt  iueh  schiere  gevertiget  hän 
daz,  ir  ze  keinen  ziten  üf  im  (der  künge)  schaden  mühtet  riten, 
Alex.  19001. 

vertig-lich  (vertecliche)  Adv.  (bei  L.  v.  ungerichtet  =  kriegs-, 
marschbereit:  Zeits.  s.  2,  112.  v.  gen  Meran,  9)  so  daß  etwas 
daselbst  seinen  rechten  Weg,  Zug  usw.  hat:  ir  czechenwint  durch 
denselben  durchslak  sein  czuge  vertigklich  ungehindert  gehabt  bette, 
Igl.  Bgr.  X.  64,  1.  das  si  —  czweue  schacht  nider  scbullen  sinken 
vertiklich  noch  des  hofmaisters  und  der  Steiger  rat,  Igl.  Bgr.  X.  45,  4. 
und  das  der  wint  czum  ersten  sein  czuge  (durch  den  Durchschlag) 
nicht  vertigkleich  gehabet  hat  durch  des  willen ,  das  her  entwer 
dennoch  ist  gegangen  —  iceil  er  von  vochern  gehindert  war, 
N.  63,  4. 

vertigunge  stf.  1.  Ausstattung,  Aussteuer,  2.  Ausfertigung  eines 
Briefes,  einer  Urkunde,  3.  Übergabe,  4.  Abfertigung,  Entlassung, 
5.  Auftrag,  Mission,  6.  Spedition,  Fracht:  man  sol  ide  fertigung 
slechtlich  und  verporgen  haimtragen,  Eger.  Str.  C  4;  s.  heimfertigung 
u.  Gradl  in  Kuhns  Zs.  XIX.  64.  er  hat  geschafft  seiner  hausfrawn 
60  gülden  und  mit  aller  ir  v.  Igl.  Stb.  III  329  c.  auch  die  fertigung, 
die  man  der  tochter  zugeschickt  hat,  sol  man  ir  gancz  unverruckt 
verfolgen  lassen,  Igl.  Stb.  Y  280  a.  die  v.,  die  er  im  versprochen 
hat,  Y  181  d.  also  das  ir  maringab  sein  sol  204  gülden  und  dorezu 
di  fertigung,  wer  mit  tod  e  abgang  dann  si,  Igl.  Stb.  Y  99b.  her- 
widerumb  hat  sich  Paul  Lidl  czu  ir  verheyrat  mit  der  fertiguug 
seiner  hausfrawn  seligen  und  mit  einer  vergolten  gurtl  und  dorezu 
ein  ewige  maringab.  V  99  b.  di  f.  seiner  vorigen  hausfraw,  Y  97  b. 
das  sich  die  frau  Manda  Policzerin  hat  verheirat  czu  dem  Waczlaw 
Starusku  mit  61  seh.  und  dorezu  mit  irer  fertigung  und  mit  einer 
khue,  Y  263  d.  meiner  hausfrau  schaff  ich  die  gürttl  bevor  czu  irer 
fiertigung,  V  259  d.  icb  schaff  meiner  hausfraw  100  seh.  und  all  ir 
fiertigung,  die  sie  czu  mir  pracht  hat,  V  210  a. 

ver-topeln  swr.  im  Würfelspiel  verspielen:  chains  maus  chint 
oder  knecht  oder  ander  gesinde,  daz,  au  seim  brot  ist,  icht  mer  ver- 
topeln  mag,  den  sein  gewaut,  daz,  er  an  hat  und  sein  gürtel  um- 
fangen hat,  Brünner  E.  II  68. 

ver-touhen  stav.  intr.  taub  werden,  tr.  taub  machen:  Keie  lac 
vortoubet  üf  dem  plan,  Trist.  2085. 

ver-tören  swv.  ganz  ein  tör  werden,  sich  ganz  vernarren:  ir 
bertz  —  vorvinstert  und  vortoret  ist,  Hier.  16,  7.  ich  bin  an  dich 
als  oft  vertort,  Sol.  11,  25. 


ver- tragen  —  ver-treg-lich  851 

ver- tragen  stv.  IV  tr.  1.  mit  Sachobj.  weg-,  forttragen,  2.  mit 
persönl.  Obj.  dahin  führen,  3.  zu  weit  oder  in  falsche  Richtung 
/'Uhren,  verleiten,  4.  einen  gegen  einem  v.  =  verleumden,  5.  ertragen, 
erdulden,  geschehen,  sich  gefallen  lassen,  6.  einem  etwas  gestatten, 
sichs's  von  ihm  gefallen  lassen,  7.  abs.  mit  Dat.  mit  einem  Nach- 
sicht, Geduld  haben,  ihn  verschonen,  8.  eines  dinges  vertragen  sin 
=  seiner  überhoben,  davon  befreit,  damit  verschont  sein,  9.  gütlich 
beilegen,  10.  sich  mit  einem  aussöhnen,  11.  übereinkommen,  einen 
Vertrag  schließen;  refl.  12.  zu  Ende  kommen,  vergehen,  13.  irregehen, 
14.  übereinstimmen,  gleichlautend  sein,  15.  Vertrag  oder  Frieden 
schließen:  7.  parcere:  Vortragen  hat  dir  aber  mein  onge  (pepercit 
tibi),  W-B  Kön.  I  24,  11.  wiltn  nicht  vortragen  der  stat  (parces), 
Gen.  18,  24.  der  reiche  —  vortrug  zu  nemen  von  seinen  schafen 
und  seinen  ochsen  (parcens  sumere),  Kön.  II  12,  14.  alle  tage  sie 
manende,  das  er  vortrüge  dem  volke  und  seiner  wonunge  (parceret), 
Par.  II  36,  15.  vortragen  wirt  er  dem  eilenden  und  dem  armen, 
Ps.  71,  13.  vortrug  nicht  von  dem  tode  ire  seien  =  non  pepercit 
a  morte  animabus  eorum,  Ps.  77,  50.  sam  einem  unschuldigen  wil 
ich  dir  vortragen,  W — B  Jer.  47,  28.  Dorumme  du  nicht  vortragen 
hast  deiner  sele  durch  die  angest  und  durch  die  betrübsal  deines 
geslechtes,  Judith  13,  25.  so  das  er  nicht  vortrage  pflagende  mich 
mit  smerczen  =  ut  affligens  me  dolore  non  parcat,  Job  6, 10.  Got 
hat  nicht  vortragen  seinem  einem  liben  sun,  sunder  er  hat  in  für 
uns  alle  an  dem  fronen  kreutze  sterben  lassen,  Hier.  59,  25.  wanne 
got  ofte  sich  entheldet  und  vortreget  den  sundern  gar  zu  langen 
fristen,  29,  28.  —  8.  verschonen,  überheben,  Elbog.  Chr.  21,  7.  22,  35. 
94,  36.  ob  du  mir  vertreist  (verzeihst),  Dal.  89,  21  (37,  15).  die  also 
cluge  still  do  virtrnge,  24,  35  (3,  48).  daz,  er  disen  ungevuoc  —  im 
vertruoc,  Trist.  5306.  der  her  im  aber  daz,  vertruoc  (ließ  ihm  auch 
den  ziveiten  Schlag  noch  hingehen),  Schretel  218.  der  rede  vil  ich 
in  vertruoc,  Alex.  18329.  die  burger  woldenz,  wol  v.,  daz,  Mäzeus 
was  erslagen,  9103.  ich  wolt  ez,  lieber  v.,  ob  sie  iuch  hseten  gar 
erslagen  (statt  euch  zu  brandmarken),  15367.  15493.  habt  den  muot 
daz,  ir  durch  den  weit  v.,  der  iu  so  kan  genäde  sagen,  7791.  von 
gir  daz,  ors  in  vertruoc,  8015.  —  darmit  sol  aller  widerwil  zwischen 
in  hingelegt  und  vertragen  sein,  Igl.  Stb.  V  182  d.  den  handel  mit 
dem  Thoma  vertragen  (beigelegt),  Eger.  Chr.  382.  Hettestu  dich  vor 
liebes  überhaben,  so  werestu  nun  leides  vertragen,  Ack.  16,  17.  nicht 
vortraget  den  würfen  =  non  parcatis  iaculis,  W — B  Jer.  50,  14. 
das  erbe  —  wirt  vortragen  in  ein  ander  gesiechte  und  von  unserm 
erbe  geminnert  =  possessio  —  translata  ad  aliam  tribum  de  nostra 
hereditate  minuetur,  W— B  Num.  35,  3.  —  15.  Stb.  Brüx  N.  343. 

ver-trauen  (ver-trüwen)  stn.  stm*  Vertrauen :  auf  sonderlich  v., 
den  wir  haben  zu  dem  vorgenanten  hern  und  vater,  Eger.  Chr. 
1134. 

ver-treckeu  swv.  vertragen,  entwenden:  lasst  di  guter  (des  ver- 
storbenen Niclas  Vischer)  beschreiben,  das  di  nicht  vortregt  werden, 
Igl.  Rspr.  V. 

ver-treg-lich  Adj.  erträglich,  verträglich:  da  hat  im  ein  ersamer 
rat  vertreglichen  gemacht  (ihm  verziehen*)  und  eine  gute  kuudt- 
schaft  gegeben,  Traut.  Chr.  352. 

54* 


852  ver-treiben  —  ver-tümen 

ver-treiben  (ver-triben)  stv.II.  tr.  1.  übermäßig  treiben,  übermäßig 
an-,  auseinandertreiben,  2.  leer  machen,  verwüsten,  3.  vertun,  durch- 
bringen,  4.  hinbringen  das  Leben,  die  Zeit  usw.:  er  wil  —  mit 
Übermut  alle  ding  v.,  Ack.  28,  9.  stand  auf  und  vortreibe  mich  nicht 
ewiclichen,  Hier.  74, 14.  über  die  maut  mit  ochsen  ader  sust  mit 
anderm  vih  vortriben,  der  sol  von  iczlichem  haup[t]  VI  gr.  puss 
geben  nach  gnaden.  Igl.  Stb.  III  39  b. 

ver-treiben,  ver-trewen  (ver-triuwen,  -trüwen)  sivv.  vermählen, 
Traut.  Chr.  48,  54. 

ver-treibunge  (ver-tribunge  stf  Vertreibung:  so  schreibe  her  ir 
das  buchil  der  vortreibung  (libellum  repudii),  W — B  Deut.  24, 1.  3. 
Jer.  3,  8. 

ver-trenken  swv.  tr.  1.  tränken,  2.  ertränken,  3.  durch  einen 
Trank  vergiften,  2.  bergm.:  das  wasser  auscziehen,  das  es  nicht  mit 
seinem  Überflüsse  das  neheste  perkwerk  vertrenke,  Const.  II  3,  5. 
weliches  wasser  die  andern  (berge)  vertrenke,  II  3,  7. 

ver-treten  stv.  IL  —  1.  intr.  dahin  gehen,  enden,  verlaufen,  2.  tr. 
tcegstoßen,  3.  verschmähen,  verleugnen,  entsagen,  4.  nieder-,  zertreten, 
vernichten,  5.  an  jemandes  Stelle  treten,  vertreten,  6.  hinausgehen 
über,  7.  refl.  fehl  treten:  5.  Man  hat  das  Recht  jene  zu  vertreten, 
die  man  in  seiner  Gewalt  hat,  Igl.  Str.  111.  eine  verwundete  oder 
mißhandelte  Frau  kann  sich  selbst  v. ,  112.  der  Richter  vertritt 
einen  ortsfremden,  eilenden  man,  113.  nu  was  in  vertreten  daz,  tor, 
Ernst  3055.  der  see  wart  vertreten  ausweindig  der  stat,  T — B 
Offenb.  14,  20.  di  iuncfrown  ir  ros  virtretin  (tschech.  podpechu),  ir 
bogin  si  machtin  krum,  Dal.  46,  3  (13,  46).  do  vortrat  er  die  Stuben 
{besetzte  die  Stubentüre)  und  czuhiben  den  Bozyge,  Böhm.  Cbr.  56. 

ver-treinveii  (-triuwen,  -trüwen)  svw.  1.  intr.  trauen,  vertrauen, 
2.  tr.  anvertrauen,  3.  versprechen,  geloben,  4.  ehelich  verloben  oder 
vermählen,  kirchlich  trauen;  refl.  5.  zuversichtlich  sein,  Gen., 
6.  Treue  geloben,  angeloben  mit  Dat.  d.  P.,  7.  sich  ehelich  verloben: 
4.  ein  iuncvrouwe,  die  vortrewet  ist,  desponsata,  W — B  Deut.  22,  25. 
Ist  das  imant  ein  juncvrowen  enpfürt,  die  noch  nicht  ist  vortrewet, 
und  slefet  bei  ir,  der  sol  si  bemorgengaben  und  im  haben  zu  einer 
housvrouwen,  Ex.  22,  16.  —  7.  Wer  ist  der  mensch,  der  im  vortrewet 
hat  ein  housvrouwe  und  hat  sie  noch  nicht  genumen  =  qui  despondit 
uxorem,  Deut.  20,  7.  Ist  das  ein  iunge  iuncvrouwe  vortrewet  ein 
man  =  si  puellam  desponderit  vir,  Deut.  22,  23.  er  zog  gen  Traut- 
naw  mit  seinem  vertreueten  (ihm  angetrauten)  ehgemahl  und  kindern, 
Traut.  Chr.  171.  der  pfarher  liss  im  seine  hausfraw  zu  Lemberg 
ehlich  vertreuwen,  54.  48;  s.  vertreiben. 

ver-trinken  stv.  1  3  intr.  1.  ertrinken,  2.  vertrunken  sin  =  zu 
viel  getrunken  haben,  3.  tr.  durch  Trinken  vertun,  4.  dadurch  ver- 
lieren: 1.  sint  Jeronimus,  des  quellenden  lebens  brunne,  vortrunken 
ist,  Hier.  99,  11.  vortrunken  und  vorwuste  bergwerk  —  czu  fruchten 
brengen,  Const.  II  3,  12. 

ver-tümen  (ver-tüemeu)  swv.  verurteilen,  verdammen:  vorturnen 
sol  in  der  priester  (contaminabit) ,  W— B  Lev.  13,  11.  vorturnte 
(verunreinigte)  die  höe,  W — B  Kön.  IV  23,  8.  vorturnte  her  tophet, 
Kön.  IV  23, 10.  der  (Aussätzige)  sol  haben  oufgetrenntes  gewant 
und  sein  houbt  blos  und  den  munt  mit  dem  gewande  vorstopfet  und 


ver-tün  —  ver-uppig  853 

vorturnet  und  unrein  sol  her  sich  beschreien,  W — B  Lev.  13,  45.  Ob 
ich  mich  gerecht  wil  machen,  mein  mimt  vorturnet  mich  (condem- 
nabit  me),  Job  9,  20.  vorturnen  wirt  dich  dein  inunt,  Job  15,  6.  das 
man  in  —  mit  dem  rechten  und  mit  urteil  vertume  und  vorteile, 
Const.  IV  4,  14.  wir  widerruffen  und  vorturnen  die  schedliche  ver- 
einunge  —  der  erczkaufer  =  reprobamus,  Const.  I  21,  1.  den  er 
(der  richter)  Vorurteilen  und  vorturnen  sal ,  I  6,  2.  so  verre  sie  ire 
seien  wellen  bewarn  und  nicht  vorturnen,  Olm.  Stb.  60. 

ver-tün  (-tuon)  unregelm.  Zw.  1.  aufbrauchen,  verzehren,  2.  (die 
Zeit)  hinbringen,  3.  wegschaffen,  hingeben,  4.  vertilgen,  verderben; 
refl.  5.  sich  versammeln,  6.  schlecht  handeln,  vertan  =  verbreche- 
risch, verflucht,  schuldig:  4.  Mörder  sind  alle,  die  die  kinder  vor- 
tuen mit  welchen  Sachen  es  sei  (in  der  Hs.  mit  vollen  schachen  is 
sei),  e  das  sie  geborn  werden,  Joh.  v.  Igl.  5.  Gebot,  daz,  ander 
(brüstelin)  haben  sie  (die  Amazon)  vertan  (abgeschnitten),  des  sint 
sie  sieht  als  ein  hant,  Alex.  17454.  wenn  die  wein  vor  tan  (ver- 
kauft) werden,  Igl.  Stb.  II  121  d. 

ver- tunkein  sivv.  1.  tr.  verdunkeln,  obscurare,  2.  intr.  trüb, 
blind  iverden,  caligare:  nicht  vortunkilten  im  (Moyses)  seine  ougen 
=  non  caligavit  oculus  eius,  W — B  Deut.  34,  7. 

ver-tfmüsse*  stfn.  Verschwendung:  unser  herren  haben  be- 
trachtt  die  grosz  vertünüsz,  Eger.  Str.  C  18. 

verung  (vserunge)  stf.  Bestrafung,  Strafe:  schelmische  feruug 
(anferung  C  a  b,  serung  D)  die  beezwinge  euch  (Tot)  gröblichen  an 
aller  stat,  Ack.  2, 1.  nach  unruwe  serung,  nach  serung  (feruug  B) 
wetag,  Ack.  19,  1. 

ver-unmenschen  *  swv.  abominari:  v.  wirt  euch  meiue  sele, 
W — B  Lev.  26,  30.  in  sunde  tunkestu  mich  und  mein  gewant  vor- 
unmenschen  mich  (abominabuntur)  Job  9,  31.  Spr.  29,  27;  Ps.  5,  7. 
(hab)  vorunmenschet  czucht  =  detestatus  suin  diseiplinam,  Spr.  5,  12. 

ver-unre chten  swv.  einem  Unrecht  antun,  beeinträchtigen:  wir 
sagten  im  das,  das  wir  also  gedrungen  und  vorunrecht  von  in 
wurden,  Igl.  Bgr.  N.  39,  3. 

ver-unvl?etigen  sivv.  1*  besudeln,  polluere,  2.  refl.  sich  be- 
sudeln, verunreinigen:  si  haben  mich  —  verunfletigt  (polluerunt), 
Sol.  16,  8.  der  Satan  mit  seinem  gift  verunfletigt  di  wasser  des  ert- 
reichs  (corrumpit),  Sol.  42,  14.  wie  in  (den  munich)  des  teufeis 
argelist  vornnfletiget  und  vorraten  hette,  Hier.  213,  6. 

ver-unwirden *  swc.  abominari,  verabscheuen:  Du  weist,  herre, 
mein  notdurft,  das  ich  vorunwirde  das  czeichen  meiner  hochvart, 
W— B  Esther  14,  16. 

ver-unwirdigen  (=  ver-unwerden)  sivv.  verschmähen:  er  ver- 
unwirdigts  und  wolt  nit  ingen,  T — B  Luk.  15,  28.  schmähen,  tadeln: 
di  iunger  verunwirdigteu^,  Matth.  26,  8.  ir  verunwirdigt  mich,  da^ 
ich  mach  gesunt  am  samstag,  Joh.  7,  23.  si  verunwirdigten^  (hielten 
sich  darüber  auf),  Matth.  21,  16.  si  verunwerdigtenz.  von  den  zwen 
brudern,  20,  24. 

ver-uppig*  Adj.  eitel:  in  veruppig  dienen  si  mir,  T — B  Mark. 
7, 7.  wol  macht  ir  v.  (eytel,  XI.  Bibel)  daz,  gepot  Gots,  7, 9. 
Matth.  15,  6. 


854  ver-uppigen  —  ver-vallen 

ver-uppigen*  swv.  passiv  =  seine  Kraft  verlieren:  daz,  daz, 
kreuz  Kristi  icht  werd  veruppigt,  I.  Korinther  1,  17.  ob  daz,  salz 
wirt  veruppigt,  wem  bewart  irz,,  T — B  Mark.  9,  49.  der  glaub 
ist  veruppigt,  Römer  4,  14.  si  veruppigten  in  iren  gedanken, 
Römer  1,  21.  ir  ungelaub  veruppigt  er  (hebt  er  auf)  den  gelauben 
Gots?  Römer  3,  3.  daz.  ewer  arbeit  wirt  veruppigt,  I.  Thessal.  3, 
er  veruppigt  sich  selber  (vernichtet,  XI.  Bibel),  Philipper  2,  7.  und 
ob  daz,  salcz  wirt  veruppigt  (verschwindet,  XI.  Bibel),  in  dem  ez, 
wirt  gesalzen,  Matth.  5,  13. 

ver-ursachen*  swv.  veranlassen:  aus  diesem  ist  ein  ersamer 
rat  —  verursacht  worden,  ihre  alte  Privilegien  zu  confirmiren  und 
von  neues  zu  bestetigen  zu  lassen,  Traut.  Chr.  4. 

ver-urpheden  s.  ver-urveheden. 

ver-urveheden  swv.  refl.  eine  Urfehde  schwören:  die  knecht 
musten  sich  schriftlich  verurpheden,  Eger.  Chr.  49  S.  37. 

ver-vähen  (auch  =  -vän)  stv.  V  tr.  1.  fassen,  fangen,  2.  iveidrn., 
spüren,  3.  antreffen,  erreichen,  4.  erwerben,  gewinnen,  5.  rechtlich: 
ein  entfremdetes  Gut  in  Anspruch  nehmen  oder  gewinnen,  6.  Be- 
schlag legen  auf,  7.  einfrieden,  einfassen,  8.  schriftlich  verfassen, 
9.  vernehmen,  ivahrnehmen,  10.  geistig  auffassen,  beurteilen,  an- 
rechnen, 11.  fassen  und  vorwärtsschaffen,  ausrichten,  fördern,  12.  un- 
2>ers.  Subj.;  frommen,  nützen  abs.  oder  Akk.  d.  P.,  13.  einem  etwaz, 
v.  =  zugestehen,  sich  ihm  gegenüber  zu  etivas  verpflichten,  14.  ihn 
woran  hindern,  15.  refl.  sich  einem  zu  etwas  verpflichten:  10.  wir 
vinden  mangen  tumben  man,  der  lützel  das  vervähen  kan,  W.  v.  W. 
690 f.  darum,  das  si  sich  des  gutes  e  vorvangen  haben,  e  si  sich 
aus  der  purgschaft  gezogen  haben,  Igl.  Str.  249.  in  einer  andern 
weiz,  ez,  verfecht  nit  (ist  noch  nit  nücz,  XI.  Bibel),  T — B  Juden 
9,17.  waz,  verfecht  ez,  euch?  (ist  es  nütz,  XI.  Bibel),  Jak.  2,16. 
das  er  seines  swehers  gut  —  verfallen  und  underwinden  für  die 
benanten  100  seh.  gr.  mechtiklichen  als  sein  aigens  gut,  Igl.  Stb.  III 
196  a.  der  vil  manheit  begienc,  daz,  in  nie  niht  vervienc  (daß  ihn 
dies  dennoch  nichts  förderte),  A\zx.  20646.  herberig  v.  und  bestellen 
lassen  (für  Unterkunft  sorgen),  Eger.  Chr.  1200  S.  378. 

ver-vallen  stv.  V  inter.  1.  zu  tief  fallen,  hinabfallen,  versinken, 
2.  abfallen  von,  3.  in  Schuld  oder  Sünde  geraten,  3.  zusammen- 
fallen, -stürzen,  4.  zugrunde  gehen,  sterben,  5.  als  Eigentum  zufallen, 
anheimfallen,  6.  zur  Buße  verfallen,  schuldig  werden,  7.  tr.  fallend 
versperren,  8.  refl.  geraten  in,  9.  zufallen,  verstopfen,  10.  durch 
Fallen  zugrunde  gehen,  11.  durch  schlechtes  Fallen  der  Würfel  ver- 
loren gehn :  3.  worum  vorvellet  dein  antlicze,  W — B  Gen.  4,  6.  — 
5.  was  (welche  Geldsumme)  sich  denn  hernach  vorteilet  (rechtlich  zu- 
gesprochen wird),  das  sal  allewege  geteilt  werden,  Elbog.  Chr.  9,  45. 
—  6.  ob  —  ire  tochter  der  sache  nicht  vorvallen  were,  Igl.  Str.  306  a. 
Wer  zu  einem  in  die  morgensprache  geschobenen  Urteil  nicht 
kommt,  abe  im  halt  das  urteil  zu  gewinne  wurd  geteilet,  er  ver- 
leuset  es  dennoch  und  verteilet  mit  der  sache,  er  beweise  denne, 
das  in  ehaft  not  hab  gehindert,  Igl.  Str.  I  S.  358.  wes  er  mit  dem 
rechten  vorvallen  sei,  Igl.  Bgr.  X.  101,  2.  mit  was  pusse  der  perk- 
meister  vorvallen  sei,  N.  34,  3  u.  4.  di  lehenhewer,  ab  si  nicht  czu 
gelden  haben,  so  sullen  si  das  ganeze  erez  bewaren  mit  guten  purgen ; 


ver-varn  —  ver-vlei^en  855 

ab  si  in  der  sache  vorfileii,  das  si  es  widerkerten,  Const.  III  5,  3. 
vervellet  aber  der  perkineister  in  disem  gepote ,  Const.  I  7, 8.  so 
sollen  wir  in  vervallen  sein  eins  pfunt  ballers  werunge  der  stat  zu 
Eger,  Eger  M.  U.  8.  der  ist  der  stat  vervallen  mit  zeben  pfunt 
baller,  Eger  Str.  B  21;  von  boupgut  und  von  scbaden  den  dritten 
pfennicb  vervallen  sein,  Eger  Str.  A  XV.  8.  das  ir  im  dann  für  alle 
seine  scbeden,  di  ir  im  getan  habt,  400  scbock  groschen  verfallen  sein 
—  sollet,  Mind.  d.  Egerl.  S.  21.  bei  versessenem  zins  —  soll  sieb 
der  genante  weingarte  und  acker  an  das  genant  spital  zu  Dusk 
ewigleich  verfallen  haben ,  Aussig.  Urkdb.  N.  29.  di  richtere  und  di 
scheppen,  di  unser  gepot  übertreten,  die  sein  uns  vorvallen  mit  leibe 
und  mit  allem  gute,  Const.  IV  1,  2.  mit  was  pusse  der  marsebeider 
dorumb  sei  vorvallen,  Igl.  Espr.  II. 

ver-varn  stv.  IV.  intr.  1.  vorüber-,  vergehen,  2.  dahin  fahren, 
verschwinden,  3.  euphemistisch  =  sterben,  4.  verloren  gehn,  verderben, 
5.  sich  verirren,  6.  tr.  ausweichen,  7.  refl.  sich  verirren,  mit  Gen. 
d.  S.  vermeiden,  ausweichen:  5.  leiter,  nach  dem  niemant  ververt 
in  allen  wegen,  Ack.  57,  7.  —  3.  der  leiher  oder  der  urbarer,  der  di 
leben  vorliben  hat,  ist  lange  vorvarn,  D  I R  III  30.  unz  da^  geschach, 
daz,  daz,  stiege  wip  verfuor  (starb),  Alex.  10509.  allez,,  daz,  der  erb- 
stolle denne  —  wenn  er  siben  lachter  treuget  eines  lehens  tief  — 
vorfaren  hat  (=  durchquert  hat)  in  siner  wassirseige,  darin  sal  noch 
enmag  nimant  siezen  an  sinen  (des  Erbstollncrs)  willen,  DIR  I 
§  3,  2.  wer  die  maut  vorfur  (ohne  Mautgeld  zu  zahlen  an  der  Maut 
vorüberfahrt)  mit  einem  wagen,  das  weren  6  gross  puss  nach  gnaden, 
Igl.  Stb.  III  39  b.  do  Sant  Wenczlab  was  virvarn  (ermordet)  gar, 
Dal.  77,  5  (31,  1).  das  er  von  der  weit  virvarn  ist,  93,  26  (39,  65). 
do  sin  vatir  wol  bi  iarn  waz  mit  dem  tode  virvarn  (bei  Hanka 
falsch:  virwarn),  Dal.  167,  14  (74,  16). 

ver-vaulen  (-vülen)  swv.  verfaulen:  wasser  vorfaulten  =  com- 
putrescent  aquae,  W — B  Ex.  7,  18.  mit  zublasnem  bouche  vorvaulet 
ir  die  brüst  (femur),  Num.  5,  27. 

ver-vaz,z,en  swv.  tr.  aufnehmen,  refl.  mit  Gen.  d.  S.:  wann  icht 
ein  mensch  in  seinen  sinnen  verfasset  und  das  nicht  heraustreiben 
will,  Ack.  33,  10. 

ver-vechter  (von  ver-vehten  stv.  fechten  für,  verteidige?i)  stm. 
Vorkämpfer,  Verteidiger,  propugnator,  W — B  Is.  63,  1. 

ver-veiern*  stn.  (von  einem  swv.  tr.  von  einem  Übles  reden,  ihn 
anschwärzen) :  seine  scheden  und  verfeiern  schuldig  sei  czu  beczalen, 
Igl.  Str.  (60)  S.  328. 

ver-vertigen  swv.  1.  bei  L.  nur  einen  Brief  ausstellen,  2.  etwas 
zustellen,  3*  abfertigen,  Elbog.  Chr.  53,22.  62,8.  mit  Vollmacht 
ausrüsten,  der  rat  hat  —  gesworn  des  rats  do  hin  (nach  Prag)  ver- 
niugt  (mit  Vollmacht  ausgestattet)  und  verfertigt,  49,  16.  53,  5  u.  12. 

ver-vestung  stf.  1.  Ächtung,  2.  Befestigung,  Elbog.  Chr.  48,  26. 

ver-vleiz.en,  ver-vliz,en  stv.  II.  refl.  eifrig  bedacht  sein:  si  sind 
verflissen  und  lauffen  alleweg  zwischen  uns  und  dir  =  solliciti  dis- 
currentes  inter  nos,  Sol.  65,  18.  vervliz,z,en  sin  mit  ze  und  Inf,  mit 
Gen.  oder  Präp.  bedacht,  erpicht  sein  auf:  nü  was  sin  muot  ver- 
vliz,z,en  gar  üf  alle  weideliche  dinc,  Trist.  1134. 


856  ver-vleugen  —  ver-wandeln 

ver-vleugen*  (Kausativ  zu  vervliegen)  sivv.  verscheuchen, 
abigere:  Nu  quame  das  gevögil  auf  die  as  (super  cadavera)  und 
Abram  vorvleugte  sie,  W — B  Gen.  15,  11. 

ver-vlöhen  (bei  L.  ver-vlcebenen  sivv.  tr.  flüchten,  es  flüchtend 
retten,  Anz.  18,  176)  sivv.  fliehen  machen,  fortschaffen,  Eger  Cbr. 
N.  1213. 

ver-vlüchen  (-vluochen)  swv.  1.  mir.  mit  Dat.  fluchen,  2.  tr.  ver- 
fluchen, verwünschen:  1.  Ir  Tot,  eucb  sei  verflucht,  Ack.  5,  9. 

Ter-vlüehet *  subst.  Part.,  stn.  Fluch:  in  die  —  wasser  — 
her  mit  Torbannen  vervluchte  hat  gesaniment  (maledicta  congessit), 
W — B  Xum.  5,  18.  die  bittern  wasser,  in  die  ich  yorvluchte  ge- 
houffent,  Xum.  5,  19  u.  23. 

ver-vlüclitig  (ver-vlühtic)  Adj.  flüchtig:  ist  aber  das  der  selb- 
schuldige  vorfluchtig  wurd,  DIR  23  a,  6.  wen  si  vorfluchtik  weren 
worden,  Igl.  Str.  249.  Vorfluchtig  und  irre  wirst  du  werden  ouf  der 
erden  alle  die  tage  deines  lebens  =  vagus  et  profugus,  W — B  Gen. 
4, 12  u.  14. 

ver-vorsten*  sivv.  einen  wald  =  über  ihm  die  „forstliche  Ober- 
hoheit" beanspruchen,  den  Bann  darauf  legen :  Traut.  Chr.  60. 

ver-vreünarken  *  sivv.  mit  Gen.  sich  entäußern:  verkauffen 
oder  v.,  Eger.  Chr.  N.  1191  S.  363. 

ver-vrieren  (ver-vriesen)  stv.lllb  erfrieren,  zufrieren*:  das 
in  der  gantzen  Stadt  alle  röhrkasten  verfroren,  Eger.  Chr.  919. 

ver-vromen,  -Trumen  sivv.  förderlich  sein,  frommen:  an  höen 
freuden  mir  da^  verfromet  =  es  icürde  mich  sehr  freuen,  Ernst  5180. 

ver-vüegeu  (-vüegeu  bei  L.  nur  intr.  mit  Dat.  passen,  anstehen) 
swv.  tr.  veranlassen:  um  solche  uberfarung  —  und  scheden  bezalung 
und  widerkar  v.,  Eger.  Chr.  1160. 

ver-vüereu  swv.  vollführen,  ausüben,  Elbog.  Chr.  48,  35.  dinen 
hohen  art,  dine  cläre  geburt  ellendeclich  hau  ich  verfuort  (habe  ich 
in  die  Fremde  geführt),  W.  v.  TV.  1969.  verfürt  er  (ein  fremder 
Kürschnergeselle,  der  in  Iglau  das  Meisterstück  machen  will)  mit 
dem  schnit  (führt  er  ihn  richtig  aus)  wird  er  aufgenommen,  vervürt 
er  aber  nicht,  so  sol  er  pas  lernen,  Igl.  Stb.  V  220 d.  sulch  mandat 
zu  verfuren,  Elbog.  Chr.  103,  32.  Ist  her  Benedict  Klinckervogel, 
so  das  recht  vorfurtt,  fursprecher,  Eger.  Achtb.  II  204 — 209.  212. 
so  das  recht  verführt,  H  217.  219.  220. 

ver-vürisch*  (=  ver-vüer-lieh)  Adj.  zu  Aufruhr  verleitend:  dise 
v.  predicanten,  Eger.  Chr.  55.    wie  ein  verfürischer  aufruerer,  55. 

ver-wacken  (bei  L.  nur  St.  Gall.  Stb.  4,  306)  swv.  bewachen:  das 
erbe  —  verwacht,  vorczirkelt,  kegen  hoff  an  scheppen  stat  verriten 
hat,  mit  seinem  aid  oft  verlosunget  hat,  Igl.  Str.  82. 

ver-v.  achten*  swv.  =  ver-wachen:  er  sol  in  meim  haus  wonen, 
dasselbig  v.  uud  Verlosungen,  Igl.  Stb.  V  163  a. 

ver-wsenen,  -wa^nnnge  s.  ver-wenen,  -wenunge. 

ver-wandeln  swv.  1.  tr.  umdrehen,  herumwerfen,  2.  umwenden, 
-kehren,  3.  verändern,  4.  vertauschen,  5.  verwandeln,  6.  einen  an 
eines  andern  Stelle  setzen,  7.  lip,  leben  v.  =  sterben,  8.  den  sin  v. 
=  den  Verstand  verlieren:  5.  die  rute  vorwandelt  wart  in  einen 
trachen,  W — B  Ex.  7,  15.  —  8*  wandel,  Strafgeld  von  jemanden  ver- 
langen, einen  zu,  einer  Geldstrafe  verurteilen;  umb  solche  fälle  hat 


ver-wandelich  —  ver-weisen  857 

der  herr  vorn  schloss  zu  verwandeln,  Chlum.  1 3.  der  lantriehter 
oder  dorfrichter,  welcher  eher  küne  hat,  hat  in  —  zu  v.,  I  7  u.  10. 

ver-wandelich*  (s.  bei  L.  verwandelicheit  Veränderlichkeit) 
Adj.  veränderlich,  W — B  Joh  15,  15. 

ver-wandern  siav.  verändern,  verwandeln:  verwandert  uch,  ver- 
wandert uch  (tschech.  promente  se),  Dal.  164,  8  u.  26  (72,  69  u.  87). 

ver-want  pari.  Adj.  1.  in  Verbindung,  Beziehung  stehend,  ver- 
wandt, 2.  beteiligt,  3.  verpflichtet,  4.  Untertan,  5.  verleitet,  6.  ver- 
wiesen, 7.  verheiratet:  3.  u.  2.  Traut.  Chr.  76.  —  3.  u.  4.  noch  dem 
her  Niclosz  und  her  Caspar  —  di  vam  Elpogen,  eine  gantze  gemein 
auf  heuth  irer  gelubde  und  pflichte,  so  si  in  verwant  gewest,  ledig 
und  loes  gesagt,  Elbog.  Chr.  13,  8  und  10.  mit  aller  gerechtikeit,  so  ir 
den  genanten  —  verwant  und  verpflicht  gewest  seit,  139,  25.  noch- 
dem  und  sie  (rat  und  hurgemeister  von  Eger)  dem  heiligen  romischen 
reich  vorwant  sein,  1148.   sambt  des  reichs  verwanten,  Traut.  Chr.  177. 

ver-war*  stm.  Verwahrung:  diese  zeugnis  —  werden  in  genüg- 
samen v.  komen  und  aufgehaben  werden,  Traut.  Chr.  161. 

ver-wärlösen  swv.  tr.  und  refl.  unachtsam  behandeln  oder 
treiben,  verwarlosen:  verwarlast  auch  der  hiert  von  sein  selbes  wegen 
icht,  her  schol  es  gelten,  Igl.  Str.  42.  verwarlust  der  —  gedingete 
—  knecht  icht  seinem  herren,  das  schol  her  im  gelten,  157.  ab  der 
brief  verwerlost  were  mit  schriben  ader  mit  sigel  anhengen,  Brüx. 
Stb.  126. 

ver-war  reu  pari,  statt  verworren  vom  stv.  (13.)  verworren  /.  in 
Unordnung  bringen,  2.  erschrecken,  3.  feindselig  entzweien;  afterrew 
inusz  iedem  verwarren  man  begeinen,  Ack.  19,  2. 

ver-warten  swv.  (bis  zu  Ende,  zu  lange)  warten:  weil  er  das 
regiment  über  zwue  stunden  hat  lassen  v.  (zur  Wahl  spät  kam), 
Eger.  Chr.  417. 

ver-wä^en  stv.  V  intr.  zugrunde  gehn,  tr.  zugrunde  richten; 
verfluchen,  verwünschen:  der  verwäz,ene  Tristan,  Trist.  5538. 

ver-wäz,enunge  stf.  Verfluchung,  execratio,  abominatio:  wenne 
alle  dise  vorwasenunge  haben  getan  die  pouleute  diser  erden,  W— B 
Lev.  18,  27. 

ver-wechselung  stf.  Austausch,  commutatio:  nicht  wirt  ge- 
hangen silber  an  die  wage  umme  ire  (der  Weisheit)  vorwechselunge, 
W — B  Job  28,  15.    konfet-äne  alle  v.  wein  und  milch,  Is.  55,  1. 

ver-wegen  stv.  II.  —  1.  an  Gewicht  übertreffen,  überwiegen,  2.  mit 
Akk.  und  Gen.  kümmern,  3.  refl.  sich  frisch  wozu  entschließen:  unde 
(sie)  sich  zu  gen  verwac  zu  dem  selben  tör  hin  in,  Legende  816. 

verwe-kaus*  stn.  Färberei:  alles,  das  zu  dem  furbhaus  und 
czu  den  remen  gehört,  Igl.  Stb.  V  230  c. 

ver-weldigen  (ver-waltigen,  -weltigeu)  swv.  überwältigen,  ge- 
walttätig behandeln:  ob  imant  si  vorweltigen  (zivingen)  wohl,  Eger. 
Chr.  1108. 

ver-weilen  (-wilen)  swv.  1.  inlr.  säumen,  2.  tr.  zubringen  (das 
Leben),  3.  refl.  sich  aufhalten,  sich  versäumen :  ein  hantwergk  vor- 
weilen =  betreiben,  Elbog.  Chr.  76,  10. 

ver-weisen  swv.  intr.  verwaisen,  zur  Waise  werden,  tr.  zur 
Waise  machen ,  tr. :  soldestu  dar  um  —  mit  diner  vreise  (Greueltat) 
ein  solich  rieh  virweisin,  Dal.  217,  25  (98). 


858 


ver-weisen  —  ver-werren 


yer-weisen  s.  ver-wfsen  und  ver-wiz,en. 

ver-weisnng  (ver-wiz,unge)  stf.  Verstoßung,  exprobatio:  las 
mich  nicht  vallen  in  sulche  Verweisung,  Sol.  39,  29. 

verweil)  väriven  swv.  1.  ir.  ein  Aussehen  geben,  2.  färben, 
3.  beschönigen,  refi.  4.  sich  färben,  5.  ein  Aussehen  gewinnen,  6.  sich 
schminken:  sie  begunde  sich  bleich  unde  rot  dicke  verwen  durch  in, 
W.  v.  W.  5614.     ein  tuch  czu  swarcz  Serben,  Igl.  Stb.  V  186  a. 

ver-ivenden  swv.  1.  rückgängig  machen,  2.  abwenden,  abwehren, 
entfernen,  3.  umkehren,  zerstören.  4.  auf  einen  falschen  Weg  führen, 
verleiten,  5.  hinweisen  auf  6.  unterbringen,  verheiraten,  7.  aus- 
statten, schmücken,  8.  reft.  sich  abwenden  von,  entschlagen,  9.  sich 
verwandeln,  andere  Gestalt  annehmen;  Part,  verwant  s.  d. :  auf  das 
si  sich  nicht  verwenden  zu  sehen  di  eitelkeit  =  vaeh  non  averten- 
tibus  oculis,  ut  non  videant  vanitatem,  Sol.  91,  29,  wenn  nicht  ver- 
werten von  verwsenen.  den  iegir  mit  den  hundin  wirwentin 
(virweitin,  Jir.)  ein  huoz,  (=  litis )  =  schmückten,  Dal.  177,  7 
(79,  17). 

ver-wenen  (ver-wtenen.  -wänen)  swv.  1.  hoffen,  erwarten, 
2.  überdenken,  beachten  mit  Gen.,  3.  refi.  vermuten,  glauben,  4.  sich 
zu  hoch  dünken:  do  verwente  her  sich,  es  were  ein  hure  (suspicatus 
est),  W — B  Gen.  38,  15.  stetielichen  vorrednusses  er  vorwenet 
suspicatur  semper  insidias,  Job  15,  21.  Und  mit  den  sundigen  ist  er 
vorwenet  —  reputatus  est  cum  sceleratis,  Is.  53,  12.  Die  urborer  — 
sullen  schicken,  das  die  Stollen,  auf  die  man  sich  vorwenet  (de 
quibus  suspicio  habetur)  von  den  gemeinen  steigern  oder  czimer- 
leuten  alle  jar  mit  guter  geezeugnusse  geezeichent  werden,  Const. 
II  4,  6.  ader  man  vorwenet  sich  (gerät  in  Verdacht)  das  si  in  mit- 
gehengten, Const.  IV  20,  19.  so  —  vorwenet  man  sich,  das  er  umb 
sust  nicht  gearbeit  habe  =  non  gratis  praesumitur  laborasse, 
IV  16,  3.  —  100  gülden,  die  uns  denn  derselbe  ewer  ratzfreunt  von 
ewern  wegen  zu  geben  verwenet  (gedachte),  Elbog.  Chr.  169,45; 
170,  6. 

ver-tveuuuge  (ver-wsenunge)  stf.  Zusage,  vorausgehende  Ver- 
abredung, 2*  Vermutung:  ous  der  vorwenunge  keuset  er  (der  richter) 
di  warheit  und  tut  der  Sachen  ein  ende  (ex  praesumptione  eliciet 
veritatem),  Const.  IV  16.  3.  Die  v.  (praesumptio)  nach  pergrecht,  di 
macht  seiden  von  ir  selber  ganezen  gelauben  und  bewerunge  suuder 
halber  bewerunge  gibt  si  hülfe,  IV  16,  1. 

ver-werfen  stv.  I  3  tr.  1.  üb-,  hin-,  weg-,  2.  niederwerfen, 
überwinden,  3.  verschleudern,  4.  verschmähen,  verweigern,  5.  ver- 
stoßen, -treiben,  6.  verwünschen:  Xich  gar  hab  ich  sie  vorworfen 
noch  hab  sie  also  vorsmehet,  also  das  sie  gar  verturben  (abjeei  eos), 
W — B  Lev.  26,  44.  wenne  ir  in  (den  kunig)  gekiset,  so  mugt  ir  in 
nicht  v.,  Böhm.  Chr.  64.  das  ir  in  (den  gewäldten  König)  vorwerfft 
und  vortreibt,  59. 

ver-werlosen  s.  verwärlösen. 

ver-Tverren  stv.  I  3  Part,  verwarren  statt  verworren:  1.  ver- 
wirren, in  Unruhe,  Unordnung  bringen,  2.  erschrecken  3.  unlösbar 
verwickeln,  4.  entzweien:  wir  vorweren  uns  in  teglicheu  werken  mit 
mancherlei  gedanken ,  Const.  DZI 1  Einl.  ich  vorwerre  mich  mit  der 
meinung  =  cogitatione  verror,  Sol.  5,  35.    uns  gegen  einander  vor- 


ver-wesen  —  ver-wieren 


859 


mengen  und  vorwerren,  Böhm.  Chr.  53.  das  si  im  furstin  —  nit 
reicztin  und  verwerrin,  Dal.  131,  1  (59,  30).  er  war  gar  verworrens 
an  des  konigis  tochter  von  Beheim.  er  eine  ouch  zcu  wip  nam, 
220,  29  (100).  auch  sollen  der  Hauusco  und  sein  weib  dem  Sigmund 
Richter  die  manschaft  entwerren  und  ledig  und  frey  machen,  die 
er  im  vorworren  hat,  Igl.  Stb.  III  A136a.  daz,  wir  unser  herze  und 
unsern  sin  in  im  (Christo)  verwerren  und  verweben,  Trist.  6885. 

ver-wesen  stv.  II  —  1.  intr.  zunickt  werden,  vergehen,  herunter- 
kommen, 2.  tr.  verderben,  aufbrauchen,  3.  an  jemandes  Stelle  treten, 
ihn  vertreten,  4.  verwalten,  -sorgen,  5.  einem  helfen,  6.  vericaltend 
vorstehen  mit  Gen.  oder  Dat.*:  das  er  vorwese  den  vischen  des 
meres  (ut  praesit)  W — B  Gen.  I  26.  das  selbs  selgereth  czu  vor- 
wesen  und  czu  vorlegen,  Igl.  Str.  289  b.  leute,  die  wissen  das  selbe 
ampte  czu  vorwesen,  Const.  I  9,  7.  daz,  dicz,  gemecht  mocht  von 
dem  furmunde  —  geregiert,  vorweset  und  bei  seinen  wirden  behalten 
werden,  Igl.  Stb.  V  188  c.  Got  vertreibt  nit  sein  volk  daz,  er  vowest, 
T — B  Römer  11,  1.  er  des  landes  nicht  vorwesen  künde,  Böhm. 
Chr.  74.  wer  das  lant  v.  scholde,  27.  Libusse  —  richte  und  vor- 
wesete  das  gancz  lant  an  ires  vaters  stat,  3. 

ver-weser  stm.  Stellvertreter,  bevollmächtigter  Vertreter  z.  B. 
eines  Gewerben:  Hat  er  aber  einen  verweser  uff  dem  berge,  der 
sein  erczetphennig  einnimet  und  kost  for  ime  gibt,  DIR  22  a,  3. 
der  ist  aber  schaffer  und  vorweser  des  bergwerks  mit  dem  Steiger 
itzund,  Igl.  Bgr.  N.  39,  4  u.  5.  Von  den  Verwesern  (Cod.  E.)  = 
schaffern,  handeln,  Const.  I  14.  redliche  furmunden  und  vorweser 
seczen  =  procuratores,  I  7,  12.  vorweser  über  die  streithaften  man 
(praefectus  super  bellatores  viros),  W — B  Kön.  IV  25,  19.  den 
richtern  und  den  vorwesern  der  wercke  und  den  ungerechten 
heischern  =  praefectis  operum  et  exactoribus  populi,  Ex.  5,  6  u.  10. 
ein  bischof  ist  —  als  ein  vicarius  und  vorweser  des  almechtigen 
g-otes,  Hier.  217,  3.  mit  getrewen  und  frumen  vorwesern  (der 
Spitäler),  Olm.  Stb.  77.  andere  v.  und  amptleut,  79  =  vicarius, 
Verivalter,  Brunn.  Str.  II  69.  di  vorweser  (Testamentsvollstrecker) 
sullen  den  jartag  ausrichten  und  vorpringen,  Igl.  Stb.  V  259  b.  den 
vorwesern  des  zelgereths,  III  A  161.  zu  vorwesern  des  geschefts  hat 
er  erkoren  .  .  . ,  III  A  135  a.  —  des  wil  euer  vorweser  und  euer  pfleger 
kaine  schult  daran  haben,  Hohenfurter  Brief. 

ver-wesimge  stf.  1.  Verwesung,  corruptio,  2.  Verwaltung:  hoch- 
wirdikeit  und  vorwesunge  der  werltlichen  herschaft  =  dignitatis 
nomine  et  honore,  Igl.  B.  S.  193.  di  vorwesung  des  spitals  und  der 
armen  leut  darinnen  —  den  burgern  und  dem  rate  zu  Olomuncz 
abgetreten,  Olm.  Stb.  73. 

vcr-wideren  swv.  tr.  1.  sich  sträuben  gegen,  2.  zurückweisen, 
verweigern,  3.  verneinen,  widersprechen,  4.  vergelten,  5.  rückgängig 
machen,  6.  in  Schaden  bringen,  hinderlich  sein,  herabsetzen,  7.  refl. 
sich  weigern,  Traut.  Chr.  114. 

ver-widersachen  *  swv.  ah  Gegner  behandeln,  aversari :  den  ich 
groslichen  liep  hette,  der  vorwidersachte  mich  =  aversatus  est  me, 
W— B  Job  19, 19. 

ver-wieren  swv.  mit  Gold  oder  Edelsteinen  durchlegen,  -wirken, 
schmücken:   in   liehtem   golde  verwieret  sach  man  mangen  tiuren 


860  ver-wilden  —  ver-willen 

stein  (an  den  Götzenbildern  üf  karratschen),  W.  v.  W.  3621.  3758.  3889. 
kursit  —  mit  mangem  tiuren  steine,  üf  die  hilde  verwieret  gar  deine, 
Alex.  13880.  verwieret  dar  in  (in  da^  grap)  groz,  edelgesteine, 
17027.  manic  tiur  werc  —  vil  steine  dar  üf  verwieret,  26299.  in 
daz,  gewelbe  verwieret  manic  edel  liechter  stein,  Alex.  Anh.  2006. 

ver-wilden  swv.  tr.  1.  wilde  machen,  entfremden,  2.  verwandeln, 
3.  refl.  sich  in  die  wilde  verlieren,  verbergen;  intr.  4.  fremd  werden, 
5.  verwildern:  4.  alein  wir  hie  verwildet  sin  (wir  14  sind  die 
einzigen  Christen  hier),  W.  v.  W.  6163. 

ver-willekürn  siev.  tr.  1.  freiwillig  ivählen,  2.  freiwillig  auf- 
gebe)), verzichten  auf;  refl.  3.  mit  einem  freitoillig  ein  Abkommen 
treffen,  4.  sich  freiwillig  verpflichten  (Gen.),  mit  nmbe  Prag. 
Rb.  119.  —  Wen  was  sie  vormals  vorwilkurt  und  vorgeben  hat,  das 
hat  sie  nicht  mugen  furbas  vorgeben,  Igl.  Str.  328.  biß  auf  die  leezt 
ward  es  durch  den  raath  gemacht  und  durich  die  ganeze  gemain 
vorwilkerth,  Olm.  Stb.  63.  —  4.  er  sich  pei  der  pus  vorwilkort  hette; 
er  hatte  sich  erboten,  falls  das  ihm  gestohlene  Gut  bei  der  Haus- 
durchsuchung nicht  gefunden  ivürde,  das  er  mit  der  pus  wold  be- 
standen sein,  Igl.  Str.  160  b.  wo  er  des  nicht  entet,  so  hat  er  des 
vorwilkurt  aller  der  schad,  der  darauff  ging,  den  solle  er  dem  (bei 
Tom:  den  solt  der)  richter  gelten,  Igl.  Str.  275.  als  sich  derselb 
Jauko  hat  vorwilkurt,  das  er  di  mithelfer  wolle  vortreten,  339  b. 
unser  (Koliner)  mitpurger  habe  sich  czu  in  auf  dem  Perge  vor  den 
scheppen  vorwilkurt  =  sich  freiwillig  dem  Kuttenberger  Gericht 
unterworfen,  obgleich  zwischen  Kolin  und  Kuttenberg  die  Verein- 
barung bestand,  daß  kein,  in  Kolin  „gesessener"  Mann  sich  in 
Kuttenberg  verantworten  brauche,  252.  Wer  sich  vorwillekurt,  er 
sal  es  halden,  251.  es  wer  czwischen  in  und  uns  verwilkurt,  252. 
das  sich  —  die  lehenhewer  und  ir  gewerken  vorwilkurt  haben  czu 
kainen  dingen,  Igl.  Bgr.  N.  40,  8.  noch  der  wilkur,  der  sich  der 
perkmeister  von  Send  Jürgen  vor  ewern  gnaden  vorwilkurt  hat, 
N.  52,  3.  wi  wol  er  sich  vorwilkurt  hat  czu  leiden,  waz  die  manne 
erkennen,  Eger.  Chr.  1065.  Die  erbern  gesworen  meister  der  pecken 
und  auch  der  pecken  gesellen  haben  sich  vorwilkurt,  wenn  ein  Streit 
zwischen  den  einen  von  ihnen  und  de?i  Müllern  (den  mulnern)  ent- 
stehe, daß  sich  die  andern  nicht  drein  mischen,  Olm.  Stb.  101.  alle 
tuchmacher  in  den  steten  czu  Merhern  sind  1407  mit  des  fursten 
willen  eins  warden  und  haben  sich  vorwilkurt  und  —  vorschriben 
umb  die  leng  der  tucher,  die  Tücher  fortan  in  einer  Länge  zu 
machen,  95  a.  vorwilkuret  odir  vorschreibeth  sich  imand  umb  bereit 
gelde  (Bargeld),  beczalet  er  nicht  auf  den  tag,  als  er  sich  vorscriben 
hat  oder  vorwilkuret  hat,  wirt  zu  seiner  varender  habe,  einem 
house  oder  einem  erbe  —  ein  recht  geholfen,  Prag.  Rb.  119.  er  hat 
sich  vorphlichtet  und  vorwilkurt,  das  er  derselben  schock,  nicht 
fodern  noch  eischen  wil  bis  — ,  Igl.  Stb.  II  139 d.  als  wir  uns  mit 
niemand  nicht  verwilkurt,  vorpunden  noch  vorschriben  haben,  Igl. 
Rspr.  I. 

ver-willen  swv.  refl.  sich  freiwillig  verpflichten,  mit  Inf.  oder 
ze:  seinttmalln  er  die  Weisung  (Nachweis  des  rechtmäßigen  Besitzers) 
auf  euch  geschwornn  scheppen  vorwillt,  Igl.  Bgr.  N.  95,  3.  er  hat 
sich  verwilt  (bereit  erklärt),  Elbog.  Chr.  83,  3.  67,  22.  67,  25.     des 


ver- willigen  —  ver-wirren  861 

sich  arm  und  reich  also  zu  thun  vorwilt,  13,  20.  in  die  erbteilnng 
—  haben  sie  sich  vorwillet  —  ze  halten ,  12,  36.  si  verwilten  zu 
haupinans  und  Mallersick  willen  geleith,  Eger.  Chr.  1185  S.  356. 
was  sich  —  in  den  erben  —  ein  nachper  mit  dem  andern  vorwillet, 
Olm.  Stb.  131.  als  czwischen  dem  rate  und  dem  foit  vorwilt  und 
baiderseit  gegeneinander  vorbrifft  ist  worden,  80. 

ver-willigen  swv.  intr.  zu  etwas  einivilligen,  tr.  bewilligen,  zu- 
gestehen, refi.  einwilligen  mit  Gen.,  Dat.  oder  zu:  dass  sie  dann  uff 
beiden  teilen  mit  gutem  willen  verwilligt  haben,  Brüx.  Stb.  N.  353. 
das  von  beiden  partheien  verwilligt  ist,  Igl.  Bgr.  93,  2.  seinttmalln 
ist  zugegeben  und  verwilligt  worden,  das  — ,  93,  2.  der  Proksch 
hat  sich  verwilligt  (bereit  erklärt),  Igl.  Stb.  V  25  c. 

ver-willigimge  stf.  Be-,  Einwilligung,  Zustimmung:  Igl.  Bgr. 
N.  83,3.  seiner  aigen  v.  schuld  und  schaden  zumessen,  N.  80,3; 
Brüx.  Stb.  N.  229.  es  wolle  sich  nit  fugen,  über  sein  vorwilligung 
(Zustimmung)  mit  im  zu  rechten,  Elbog.  Chr.  102,  31.  ist  ein  v. 
geschehen  auf  dem  rathause  —  der  gemeine  stücke  und  gerten  aus- 
zubauen, Traut.  Chr.  167.  169.  noch  v.  der  kirchveter  des  selbigen 
gotshaus,  Igl.  Stb.  V  245  d.  mit  v.  des  herrn  buergermeisters  und 
rat,  V  222  c. 

ver-willuug  stf.  Einwilligimg,  Zustimmung,  Vereinbarung: 
sulche  v.  und  voreinunge  stete  zu  halden,  Olm.  Stb.  108f.  mit  v. 
desz  allerdurchleuchtigisten  fursten,  Elbog.  Chr.  26,  30;  Brüx.  Stb.  229. 

vei'-windeln  (-winteln)  swv.  einwickeln  in  (bei  L.  nur  M  G  B 
440,  18):  den  alter  sullen  sie  reinigen  von  der  aschen  und  sullen 
den  vorwindeln  in  eine  purpureine  wat  =  involvent,  W — B  Num. 
4,  13.  vorwindelt  sint  die  steige  irr  trite  =  involutae  sunt  semitae 
gressuum  eorum,  Job  6,  18.  Do  ich  saczte  sein  (des  meres)  gewant 
und  das  mit  nebel  sam  mit  kintlichen  tuchern  (pannis  infantiae) 
vorwindelte  (obvolverem) ,  Job  38,  9.  unser  herre  vorwindelte  si 
mitten  in  die  flut  =  involvit  in  mediis  fluctibus,  Ex.  14,  27.  das 
swert  ist  vorwindelt  in  einem  mantil  noch  dem  humeral  =  involutus 
pallio  post  ephod,  Kön.  I  21,  9.  bekummer  in  (den  Tag  der  Geburt) 
der  tunkel  nebel  und  werde  vorwindelt  in  pitterkeit  =  occupet  eum 
caligo  et  involvatur  amaritudine,  Job  2,  3. 

ver-wintern  sivv.  1.  verwintert  werden:  vom  Winter  überfallen, 
zugrunde  gerichtet  werden,  2*  intr.  über  wintern:  ein  schif,  da^ 
verwintert  in  der  inseln,  T — B  Btb.  28,  11. 

ver-wirken,  -würken,  swv.  (Prät.  -wirkete,  -würkete,  -worhte, 
Part,  -wirket,  -würket,  -worht,  -warbt)  tr.  1.  kunstmäßig  verarbeiten, 
2.  einfassen,  3.  einschließen,  4.  verwickeln,  5.  umhegen,  einfrieden, 
6.  ins  Unglück  bringen,  verderben,  7.  versäumen,  8.  durch  sein  Tun 
verwirken;  refl.  9.  sich  ins  Unglück  stürzen,  10.  durch  sein  Tun 
verlustig  werden;  11.  part.  Adj.  verworht,  verbrecherisch,  böse,  ver- 
flucht: 10.  teile  (Berganteile)  durch  vorsumenisse  vorwircken  adir 
vorlisen,  DIR  20.  dar  in  (in  wäpenroc  und  kovertiur)  Venus  was 
verworht  (ein  Bild  der  Venus  eingewoben),  Alex.  6193.  in  einem 
mermelsteine  —  wart  der  fürste  in  verworht  (begraben),  Alex.  27083. 

ver-wirren,  -würren  siov.  intr.  sich  verwickeln,  tr.  entzweien  * 
aufhetzen,  refl.  in  Zivist  geraten:  ich  weis  wol,  das  uns  unser  volk 
gegen  einander  vorwirret,  Böhm.  Chr.  53;  s.  ver-T?erren. 


862  ver-wischen  —  ver-zeihen 

ver-wischen  swv.  tr.  1.  wegwischen,  austilgen,  2.  vorübergehen 
an,  nicht  bekommen,  3.  verlieren;  intr.  4.  plötzlich  verschwinde)/, 
verloren  gehen:  4.  mit  dem  winde  verwischet  es  (aller  irdische 
Besitz),  Ack.  52,  2. 

vor-wissen  sivv.  durch  Pfand  sichern:  Wanne  ich  in  des  nicht 
wil  vorwissen,  her  mag  mir  wol  czu  disser  czeit  —  mit  bereiten 
Pfenning  (bar)  gelten,  Igt,  Str.  105.  solch  gelt  (das  die  gefangenen 
Juden  für  ihre  Befreiung  zu  zahlen  versprechen)  sal  vorwisset  und 
der  brief  darubir  volczogen  und  verbürget  werden  für  Michaelis 
schirsten,  Stb.  Brüx  N.  292. 

ver-wiz,en  stv.  II  1.  md.  auch  mit  siv.  Part.  verwiz,et :  strafend 
oder  tadelnd  vorwerfen,  vorrücken,  mit  Dat.  u.  Akk. :  alle,  die  der 
ampte  sullen  phlegen,  die  sullent  ir  so  sumeliche  wegen  und 
betrauten  so  mit  fliz,e,  daz,  ichz,  in  iht  verwiz,e,  W.  v.  W.  4084. 
Jupiter,  daz,  verwiz,e  ich  dir  und  gibe  daz,  schult  uusern  goten, 
4250. 

ver-wiz.zen  (t)-heit  stf.  Einsicht,  Verstand:  als  ir  habt  gebort 
di  vorwisseuthait  des  Herrn,  T — B  Laod.  1,  16. 

ver-wüesten  sivv.  1.  verwüsten,  2.  verderben,  3.  unnütz  vertun: 
di  selbigen  czechen  ein  ganezes  jar  ungepaut  und  vorwustet  gelegen 
sein,  Igl.  Bgr.  N.  83,  2.  das  die  czeche  davon  verwüste,  DIR  23a,  9. 
sie  verwustent  ir  antlutz,  daz,  sie  scheinen  vasten  den  leuten,  T— B 
Matth.  6,  16.  do  in  (den  schätz)  rost  und  die  milben  verwustent, 
6,  19.  engel  des  abgrunds,  des  nam  ist  hebrisch  Abadon  —  und  latin 
het  er  ainen  namen  Verwustent,  Offenb.  9,  11.  —  di  menig  wart 
verwustes  gemutes  (irrig  in  dem  gemüt,  XI.  Bibel),  Btb.  2,  6. 

ver-wüestunge  stf.  Verwüstung,  Zerstörung:  wiz,z,et,  dar  ir 
(Jerusalem)  verwustnung  nacht,  T — B  Luk.  21,  20.  di  dink,  di  mir 
waren  gewin,  dise  habe  ich  gemalt  ain  Verwüstung,  Philipp.  3,  7—8. 
ob  er  gewunne  alle  di  weit  und  macht  Verwüstung  seiner  sei,  Mark. 
8,  36.  leit  er  v.  (abgang,  XI.  Bibel)  seiner  sei,  Matth.  16,  26.  das 
solcher  alter  schloszturn  in  dreien  Verwüstungen  gestanden  war, 
Traut.  Chr.  124. 

ver-würken  s.  ver-wirken. 

ver-zagen  swv.  Prät.  verzagete,  -zeite,  Part,  verzaget,  -zeget, 
-zeit  u.  ein  st.  Part,  verzagen  Per  f.  meist  mit  sin,  selten  mit  haben, 
den  Mut,  die  Fassung,  das  Vertrauen  verlieren,  verzagen:  wil  mir 
die  bete  Krist  versagen,  so  kan  er  ouch  an  helfe  zagen,  also  min 
gote  sin  verzaget,  V.  v.  W.  4275 f.  von  diu  (Maria)  niemau  des  ver- 
zaget sie  si  genäden  noch  da  wer  dem.  der  genäden  von  ir  ger,  die 
sie  noch  überflüz,z,ic  treit,  2857.  sit  unser  gote  an  mir  verzagen 
(mir  nicht  helfen),  Alex.  3113. 

ver-zalt  pari.  Adj.  s.  ver-zeln. 

ver-zeckenden  =  ver-zehenden:  Levi,  der  da  nam  den 
zechenden  (Zehent),  der  wart  verzechend  durch  Abraham,  T — B 
Juden  7,  9. 

ver-zecliunge  *  stf.  Einleitung?  die  vorrede  und  das  Urkunde 
der  vorezechunge  in  das  puch,  das  do  heisset  iob,  W — B  Vorrede 
zu  Job. 

ver-zeihen,  -zeieu  (ver-zihen,  -zien)  Prät.  verzech,  -ze,  -zei 
swv.  1.  versagen,   abschlagen,  mit  Akk.  d.  P.  einem  etivas  versagen, 


ver-zeiung  —  ver-zeln  863 

2.  verzichten  auf,  aufgeben,  3.  verlassen,  verschmähen,  4.  ref.  sich 
lossagen  von,  aufgeben:  verzeich  dich  nicht  zum  hem  zu  bekereu, 
Traut.  Chr.  298  (nach  Sirach  5).  noch  dorm  verczihen  tun  (säumen, 
zögern),  Eger.  Chr.  1077.  —  4.  Eger.  Chr.  N.  1191.  —  1.  Elbog.  Chr. 
16,  27.  daz,  in  sin  hrnoder,  her  Lamech,  den  got  der  ougen  liecht 
verzech  (das  Augenlicht  nahm),  Alex.  11229.  öwe  mich  riuwet  daz,, 
daz,  er  den  zagheit  frien  des  lebens  künde  verzien  (berauben),  8634. 
den  lebens  vor  Tröja  wart  verzigen  (die  vor  Troja  gefallen  loaren), 
4928.  der  strit  geriet  aldä  so  hart,  da  von  im  lebens  wart  verzigen, 
8523.  so  iu  hie  lebens  wirt  verzigen,  iuwer  wirde  nimmer  wirt 
geswigen,  15842.  da  von  im  lebens  wart  verzigen,  13929.  dem 
kiiuge  wart  do  vil  genigen  (gedankt),  daz,  er  sie  tödes  bete  verzigen 
(geschont  hatte),  15 120.  einen  ritter,  dem  verzigen  was  al  sines 
libes  mäht  (der  altersschwach  war),  22192.  in  was  der  hiuser  (in 
dem  zerstörten  Theben)  gar  verzigen,  des  muosen  sie  üf  dem  velde 
lägen,  3927.  der  fürste  des  bluotes  was  versigen,  da  von  (infolge 
des  Blutverlustes)  im  kraft  wart  verzigen,  8670.  er  kraft  nam, 
der  im  von  was  verzigen  (geschwunden),  7973.  swie  man  dich 
(Achilles)  siht  begraben  ligen,  noch  ist  dir  wirde  niht  verzigen, 
4966.  man  sach  die  ors  dänider  ligen,  in  beiden  sinne  wart 
verzigen;  hie  einer,  dort  der  ander  lac,  7966.  aller  wrete  im  was 
verzigen  bis  an  hemde  und  an  bruoeb,  16732.  die  fürsten  allesamt 
swigen,  durch  vorhte  im  antwort  wart  verzigen  (sie  waren  vor 
Furcht  sprachlos),  12402.  daz,  krenket  minen  sin  —  vindet  mich 
Darius  also  ligen  (=  krank),  daz,  mir  strites  wirt  verzigen  (daß  ich 
nicht  kampffähig  bin),  6472.  dem  da  sitzens  was  verzigen,  den 
liez,  Permeniö  also  ligen,  5713.  nü  wären  die  siule  (am  Grabmal 
des  Darius)  des  niht  verzigen,  sie  het  ein  meister  wol  ergraben  mit 
spsehem  werke,  reine  erhaben,  16948.  der  (laut)  —  im  ist  vil  gar 
verzigen  (deren  viele  (Länder)  ihm  entrissen  sind),  10882.  des 
landes  —  er  iueh  niht  wil  verzihen  (das  Lehen  nicht  entziehen), 
ern  wellez,  iu  gerne  üben,  4147.  sin  milde  nieman  niht  verzech, 
27396.  des  künges  kraft  so  gar  gelac,  daz,  im  sprach  was  nach 
verzigen  (daß  er  fast  nicht  reden  konnte),  26971.  ritter  vil,  der  ich 
nü  niht  nennen  wil,  wan  mir  ir  ist  verzigen:  durch  daz,  sint  si  von 
mir  verswigen,  14957.  die  mir  die  aventiure  hat  verswigen,  da  von 
ir  namen  sin  verzigen,  Alex.  4770.  wsere  des  keisers  riche  min,  des 
verzige  ich  mich  und  woltez,  geben  vür  sie  und  wolte  in  armuot 
leben,  W.  v.  W.  1728.  des  lebens  was  er  nach  verzigen  (er  wäre 
beinahe  gestorben,  als  er  seine  Frau  entkräftet  liegen  sah) ,  1954. 
dö  vorzeich  wir  uns  der  sechslehen  (gaben  sie  auf),  Igl.  Bgr. 
N.  53,  8.  wen  sich  die  zwen  perkmaister  der  sechsleben  hatten  vor- 
zihen,  N.  53,  15.  da  man  der  sich  der  teil  (Berganteile)  verzigen 
hat,  N.  90,  5.  vorezeien,  -czegen,  -czihen  =  ein  Ding  „auflassen", 
bei  Einführung  eines  andern  in  die  „gewer"  darüber,  Böhm.-Kam- 
nitz  Linke,  S.  308.     Vielfach  vermischt  mit:  verziehen. 

ver-zeiung*  stf.  Kosten:  ieder  auf  sein  eigene  dorlegung  und 
v.,  Igl.  Stb.  III  324b. 

ver-zeln    swv.     1.   erzählen,    berichten,    2.   tadelnd   vorhalten, 

3.  einem  etwas  v.  =  vorenthalten,  4.  ausscheiden,  5.  verurteilen, 
verdammen,   6.  für  verfallen  erklären:  3.  Igl.  Str.  38.  40.    umb  en 


864  ver-zelntisse  —  ver-zerlichkeit 

wort  daz,  wip  im  man  virczelt,  Dal.  42,  29  (11,  36).  —  7.  ausstoßen 
aus  einer  Zunft  oder  Stadt,  ächten:  Wer  sach,  das  ir[g]end  ein  knapp 
ader  tuchraackerknecht  aus  dein  handwerk  vorczalt  ader  ausgeworfen 
wer,  Olni.  Stb.  96a,  9.  das  ein  ikleicher  vorczalter  umme  einen 
toten  an  alle  Widerrede  jar  und  tak  den  perk  sckol  meiden  und 
dornack,  wanne  her  danne  seiner  widersachen  hulde  hat,  ee  her  in 
den  perg  (Kuttenberg)  geht,  schol  her  den  scheppen  eine  mark  geben 
und  deme  richter  eine  halbe  mark,  Igl.  Str.  257b;  Igl.  B.  70.  Wer 
in  ainer  stat  des  kuniges  oder  unsers  fursten  vorczalt  ist  oder  in 
ainer  andern  stat,  den  schol  man  fürczalt  haben  in  allen  landen 
und  steten  des  kunicreichs,  Igl.  B.  71.  (im  österr.  Landrecht:  ain 
ächter,  ein  übersaiter  man).  Von  einem  verczalten,  den  man  sal 
schreiben,  gef eilet  dem  Schreiber  zu  einschreiben  ein  halber  firdung 
und  zu  abetun  also  vil;  das  sein  czwene  und  sibenczig  heller,  Igl. 
Str.  I  S.  361.  vorczalte  und  denen  di  stat  um  poshait  verpoten  ist, 
die  haben  in  der  vraiung  kainen  vrid,  Igl.  Str.  186.  wer  eineu  ver- 
czalten helt  und  hauset  —  ist  nicht  dem  selbschol,  sunder  dem 
gerichte,  dem  ist  her  bestanden  mit  alle  der  schulde,  do  gener  umme 
vorczalt  ist,  134.  ein  vorczalter  (indisciplinatus  pro  insolenciis 
gravibus)  hat  die  Wahl  entweder  durch  Jahr  und  Tag  die  Stadt 
zu  meiden,  zum  besten  der  Stadt  9  Mark  zu  zahlen  oder  9  Tage 
allein  im  Gefängnis  zu  sitzen,  180;  ein  solcher,  nicht  loegen  Übel- 
taten Geächteter  kann  zur  Verteidigung  des  Erbes  sich  vor  Gericht 
stellen,  dann  aber  soll  er  die  Stadt  ivieder  verlassen,  175.  Kein 
Geächteter  darf  als  solcher  gelöscht  werden,  bevor  er  sich  mit  seinen 
Feinden  abfindet,  177;  seine  Gattin  kann  ihr  Vermögen  von  ihm 
zurückfordern,  124;  ein  von  einem  Dorfgericht  Geächteter  zahlt, 
ivcnn  er  mit  diesem  einverstanden  ist,  dem  Strafrichter  kein  Straf- 
geld, sondern  nur  dem  Schreiber  eine  Gebühr  für  die  Löschung  aus 
dem  Stadtbuch,  133.  alle  di  pussen,  die  do  gevallen  von  vorczalten, 
276.  doruin  wir  si  vorczalt  haben,  249.  umb  wunden,  sie  seien  vorczalt 
ader  nicht  vorczalt,  von  der  puss  nimmt  der  richter  die  czwei  teil 
und  di  scheppen  das  dritteil,  Igl.  Str.  276  S.  181.  auch  den  vorczalten, 
wenne  di  der  selbscholdigen  tak  und  auch  der  scheppen  haben,  so 
wil  her  in  nicht  tak  geben,  si  legen  denn  ee  ab  mit  gelde,  257.  — 
welicher  mensch  in  des  chuniges  stat  vorczalt  wiert,  der  schol  überall 
in  chuniges  piet  vorczalt  sein,  Brunn.  Str.  II  61.  di  do  entrannen 
woren,  die  hisen  wir  vorz_eln  treulos  und  erlös,  Igl.  Rspr.  XI. 

ver-zelnüsse*  stf.  Ächtung:  scheppen  und  richter  von  einer 
stat  mögen  gesteen  in  einer  andern  stat  umb  verczelnusse,  Igl.  Str.  I 
S.  357. 

ver-zelunge *  stf.  Ächtung:  Igl.  Str.  I  S.  362.  als  die  verczelung 
geschach,  249. 

ver-zern,  -zereii  siev.  Prät.  verzarte  tr.  1.  ver-,  aufzehren, 
verbrauchen,  2.  verruchten,  refl.  3.  nichts  mehr  zu  leben  haben, 
4.  durch  Überanstrengung  Scliaden  leiden  oder  zugrunde  gehn:  ich 
unseliger  vertzer  mein  hertz,  Sol.  5,24;  verköstigen:  das  die  unseru 
gesellen  verzert  haben,  Eger.  Chr.  1024  S.  207.  die  sie  aus  den 
herbergen  gelost  und  verzert  haben.  1025  S.  209. 

ver-zerlichkeit*  stf.  Verderben,  corruptio:  erledigende  seine 
sele  von  der  vorezerlichkeit ,  W— B  Job  33,  18. 


ver-zerunge  —  vesper 


865 


ver-zerunge  stf.  (bei  L.  nur  v.  der  zeit,  Chr.  3, 177.  16)  das 
Aufzehren,  Verschlingen,  devoratio:  und  wirt  in  ein  vorzerunge, 
W— B  Deut.  31, 17. 

"ver-zetten  siov.  zerstreuen,  verlieren:  sie  wurden  verzett  (all 
zerstreuet,  XL  Bibel),  T — B  Botenb.  8,  1.  er  verzett  den  schätz  der 
Wechsler  (schüttet  aus  die  müntz,  XI.  Bibel),  Joh.  2,  15. 

ver-zettung*  stf.  Zerstreuung :  ist  er  ze  gen  in  di  v.  der  heiden 
(zu  zerstreuen  die  heiden,  XL  Bibel),  T — B  Joh.  7,  35.  den  derwelten 
freunden  der  vorzettung  (Zerstreuung,  XL  Bibel)  ze  Ponti,  I.  Peter  1. 1. 

ver-zeunen*  sivv.  umzäunen,  mit  Pfählen  befestigen:  ward  das 
hülzene  thor  am  schloszhofe  gesatzt  und  verzewnet,  Traut.  Chr.  325. 

ver-zicken  siov.  1.  bezichtigen,  verdächtigen,  2.  unredlich  be- 
handeln, gefährden:  1.  den  (Hisserl)  er  verzigkt,  um  seins  (Slicks) 
bruders  tode  sulle  wissen  haben,  Elbog.  Chr.  100,  29. 

ver-ziehen  stv.  Illb  (md.  auch  ver-,  vorzien)  tr.  1.  unterein- 
andermischen, 2.  auseinander ziehen ,  zerstreuen,  3.  herausziehen, 
zücken,  4.  wegziehen,  beseitigen,  entfernen,  5.  wegnehmen,  verweigern, 
6.  hinhalten,  hinziehen,  aufschieben,  verzögern;  refl.  7.  sich  entfernen, 
8.  entrinnen,  9.  sich  hinziehen,  verzögern,  10.  in  Verzückung  geraten, 
11.  intr.  warten,  zögern:  9.  Das  hat  sich  vorczogen  als  lang,  bis 
ander  amptleut  gesetzt  sint  worden,  Igl.  Bgr.  N.  39,  2.  —  11.  bisher 
die  arbeiter  mit  der  czalung  verczogen  haben,  N.  79,  1.  verczeuche 
und  enthalt  und  bisz  (sei)  nicht  zu  snel,  Ack.  3, 13.  er  vorzeut  alle 
seine  zeit  —  nur  in  wurfelspil,  Hier.  193,  9.  er  verzoch  daz,  wort 
(hielt  Vortrag)  uncz  czu  mitternacht,  T  —  B  Btb.  20,  7.  verczeuch 
dich  der  teil  (verzichte  auf  deine  „Bergteile"),  Igl.  Bgr.  Nr.  90,  3. 

rer-ziehnusse  stfn.  Verzögerung,  dilatio:  das  nicht  von  v.  des 
gerichtes  dem  gepirge  ettwas  Schadens  entstee,  Const.  IV  51. 

ver-zimmern  (-zimbern,  -zimmern)  swv.  tr.  1.  verbauen,  zubauen, 
2.  bauend  verbrauchen,  zu  einem  Bau  verwenden:  do  ist  in  der  nasen 
der  ruch  —  verzimmert  zu  beheglicher  senftigkeit  alles  lustsames 
und  wunnsames  riechens,  Ack.  39,  5. 

ver-zingeln  swv.  verschanzen:  den  wec  —  verzingelt  mit  ir 
hecken  heten  die  waltrecken  W.  v.  W.  5516. 

ver-zinsen  swv.  den  Zins  (Tribut)  von  etwas  zahlen:  daz,  ir 
verzinsent  iuwer  laut  (Tribut  zahlt),  Alex.  4142.  sie  muosten  v.  daz, 
gemach  (die  Bequemlichkeit  teuer  bezahlen)  vil  teuer,  da^  in  da 
geschach,  Ernst  2513. 

ver -zirkeln  von  zirkeln  swv.  intr.  1.  die  Runde  machen, 
patrouillieren,  2.  mit  dem  Zirkel  messen,  3.  nach  dem  Zirkel  ver- 
fertigen: das  er  das  erbe  vorwacht,  vorczirkelt  (umgangen),  kegen 
hoff  an  scheppen  stat  verriten  {umritten)  hat,  Igl.  Str.  82  a. 

ver-zogen  swv.  intr.  1.  vorbei,  vorüber  ziehen,  2.  zögern,  säumen; 
trans.  3.  wegziehen,  4.  hinausschieben:  1.  uncz  daz,  sie  verzogeten 
gar,  Trist.  4378.    daz,  er  ist  eine  verczogter  pub,  Igl.  Str.  (1)  S.  265. 

ver-zoglichkeit*  stf.  Zögern,  Säumen:  mit  langer  v.,  Elbog. 
Chr.  76,  35. 

vesper  (aus  lat.  vespera)  die  vorletzte  kanon.  Stunde,  (6  Uhr 
abends)  und  der  betreffende  Horagesang :  daz,  ie  der  meistir  und  sein 
vrawe  —  an  sand  Lucas  abent  —  sei  in  der  vespir  als  lang,  uncz 
daz,  die  vespir  volbracht  wirt,  Prag.  Alz.  3. 

Jelin  ek,  Wörterbuch.  55 


866  vesper-bild  —  vetel 

vesper-bild  (-bilde)  stn.  ein  Bild  der  hl.  Maria,  ivie  sie  den 
vom  Kreuz  genommenen  Leichnam  Christi  auf  ihrem  Schoß  hält, 
solcb  v.  zusainbt  dem  öblgarten  gescbnitzwerg  und  bildwerk  gestehet 
20  seh.,  Traut.  Chr.  36. 

vesper-stunde  stf.  vorletzte  kanonische  Stunde  (6  Uhr  abends) 
gen  der  v.,  Trist.  1147. 

vesper-zit  stf.  Zeit  der  vesper  {6  Uhr  abends),  Trist.  2410. 

Test,  -e  Adj.  1.  fest,  hart,  beständig,  2.  standhaft,  tapfer,  un- 
erweichlich,  3.  ehrenfest  als  schmückendes  Behvort:  die  edeln,  erbern 
und  vesten  herren,  Brüx.  Stb.  N.  348.  den  gestrengen  und  vehsten 
Fabian  van  Veyltzsch,  Elbog.  Chr.  79. 

Testen  {und  vestenen)  swv.  1.  tr.  fest  und  beständig  machen, 
festsetzen,  bestätigen,  -kräftigen,  -glaubigen,  2.  an  etwas  festhalten, 
3.  an  etwas  befestigen,  4.  begründen,  erbauen,  5.  als  Festung  erbauen, 
verschanzen:  4.  den  gruntstein  der  heiligen  kirchen,  dorein  sie 
gevestet  und  gebauet  ist.  Hier.  109,  3.  die  vestenden  stein,  Ack. 
13,  15.  disen  brief ,  versigelt  und  gevestent  mit  unsern  paiden 
insigeln,  Eger.  M.  U.  11.  ein  ander,  der  vestentz,  {bestätigte  es) 
sagent,  T— B  Luk.  22,  58-  di  Juden  festenden  sagend,  Btb.  24,  9. 
von  eim  toten  Jhesus,  den  Paulus  festent  ze  leben  (verkündiget,  daz, 
er  lebet,  XI.  Bibel),  25,  19.  di  ersten  der  Juden  vestent  {als  Ankläger) 
wider  Paulus,  25,  2.    ir  minne  was  in  vestende,  Trist.  1628. 

vestenkeit  (vestec-heit)  stf.  Festigkeit,  Stärke:  eure  ordenunge 
und  sein  v.,  T — B  Kolosser  2,  5. 

vestemmge  stf.  1.  Befestigung,  Festung,  2.  Festsetzung,  Be- 
stätigung: 1.  es  werde  ein  vestenunge  in  der  mitte  der  wasser  und 
teilte  die  wasser  von  den  wassern,  W — B  Gen.  1,  6.  eckestein  und 
v.  der  heiligen  christenlichen  kirchen,  Hier.  15,  4.  got  ein  festenunge 
ist  allen  den,  die  in  vorchten,  22,  24.  das  ich  in  v.  des  gelaubens 
mit  starkem  mute  Mibe,  144, 21.  —  2.  des  czu  Urkunde  und  v. 
haben  wir  diesen  prieff  geben  vorsigelt  mit  unserm  anhangenden 
ingeeigel.  Const.  IV  15,  4.  Nu  werd  ein  stimme  in  der  vestenung 
deiner  vesten  warheit  (in  firmamento  virtutis  tuae),  Sol.  29,  11. 
mein  v.  =  firmamentum  meum,  Sol.  2,  15. 

vestig-licke,  -en  (vestec-liche,  -en)  Adv.  1.  fest,  beständig,  stand- 
haft, gewaltig,  sehr:  das  {Hinderung  eines  Berges  durch  den  andern 
infolge  Wassersnot)  schullen  die  arbeiter  dem  richter  und  dem  berg- 
meister  drie  tage  vestielichen  (fleissiclich  L,  continue)  kunt  tun, 
Igl.  Bgr.  U — B  16.  Wir  seezen  auch  das  furbas  vestielich  (firmiter) 
czu  halden,  Const.  I  4,  4. 

vestigung  stf.  Befestigung,  Festung:  mug  und  macht  gehabt 
—  und  die  kgl.  stad  alleweg  bis  auf  heut  mit  bawen  und  festigung 
der  loblichen  cron  zu  eren  und  nutz,  Elbog.  Chr.  55,  34;  55,  36; 
56,  21. 

vestunge  stf.  1.  Befestigung,  2.  Bekräftigung,  3.  Festigkeit, 
Kraft,  4.  Grund  feste,  firmamentum:  aller  weit  aufhaltung,  vestung 
und  merung  sint  die  werden  frauwen,  Ack.  47, 11. 

vetel  stf.  altes  Weib:  die  fettel,  welche  solchen  mord  gethan, 
Traut.  Chr.  228. 


veter-lich  —  veule  867 

veter-lich  (vater-,  veter-lich)  Adj.  väterlich,  des  Vaters:  sein 
veterliche  swester,  Hier.  206,3.  das  feterliche  lant  (Vaterland), 
T-B  Juden  11, 14. 

vettel  s.  vetel. 

vetter  (veter,  -e)  sivm.  Vatersbruder,  Vetter,  patruus,  2.  Bruders- 
sohn: 1.  ist  das  er  ouch  nicht  vettern  hat,  so  gebt  das  erbe  den,  die 
im  nehsten  sint,  W— B  Num.  27,  11.  unserm  vater  und  seinem 
bruder,  unserem  vetteren,  Stb.  Brüx  N.  348;  Igl.  Stb.  II  139  d. 

vettich  (vetache,  veteche,  viteche)  swfm.  Fittich:  als  di  henn 
samment  ire  hingen  unter  di  vettich,  T — B  Matth.  23,  37. 

vetzen*  stn.  das  Auf-  und  Abladen  von  Wein  oder  Bier, 
Schroten:  Olm.  Stb.  123. 

vetzer*  stm.  Wein-  oder  Bierschröter,  vasator:  fetczer  des  pirs 
haben  dorczu  gewilkurt,  das  man  in  sumer  und  winter  uberyar  vom 
fetczen  nichtcz  mer  dann  zu  funff  pfennigen  geben  sal,  Olm.  Stb.  123. 

veuchte  (viuhte)  Adj.  feucht :  feuchte  opfer  =  libamina,  W — B 
Ez.  45,  17. 

veuer-besen  s.  veur-besen. 

veuerein,  f  eure  in  (viurin)  Adj.  aus  Feuer  bestehend,  feurig: 
feureine  flammen,  Hier.  219,  2.  gevangen  mit  feureinen  keten, 
219, 1. 

veuer-glocke  sivstf.  Glocke  zum  Feuerallarm:  er  hat  die  feuer- 
glocke  geleutet,  Traut.  Chr.  302. 

veuer-röt  s.  viur-rot. 

veuer-streif*  swm.  oder  -streifen  stm.  feuriger  Streifen:  das 
sich  der  himel  im  blut  uud  feuerstreifen  verwandelt  hat  mit  feuer- 
besen,  Traut.  Chr.  260. 

veuer-streim *  (vgl.  bei  L.  streim,  -e  stswm.)  feurige  Streifen: 
hat  man  ein  feurige  compression  und  wunderzeichen  gesehen  —  wie 
feuerstreimen  aufschissen,  Traut.  Chr.  238.  wunderzeichen  am  himel 
gesehen  wie  feuerstreimen  über  dem  Hrisenberg  her  blixen  und  auf- 
schissen, 168.  183.  238.  251. 

veuer-streimig*  Adj.  mit  feurigen  Streifen:  ein  feurige  com- 
pression —  f.  gesehen  worden,  Traut.  Chr.  198. 

veuer-valcke  swm.  umgedeutet  aus  vivalter,  feifalter,  Schmetter- 
ling, zunächst  ivohl  durch  die  Farbe  von  Vanessa  urticae,  Polyom- 
matus  u.  a.  veranlaßt,  dann  auf  andere  übertragen:  den  5.  august 
—  1578  —  sind  viel  weisse  feuerfalcken  und  heuschrecken  geflogen, 
Eger.  Chr.  N.  524. 

veuer-werk  stn.  Brennmaterial:  wir  gebruch  (Mangel)  haben 
an  v.  als:  an  pfeilen  und  kugeln,  Eger.  Chr.  1081. 

veuer-wttrkerin  stf.  Beiivort  für  die  Pyromancia:  Pyromaucia, 
sleunige  und  warhaftige  warsagens  feuerwurkerin,  Ack.  41,  8. 

veule,  veulde*  (viule)  stf.  Fäulnis,  putredo:  sint  dem  mal  das 
di  gruben  czu  den  goltsmiden  der  grübe  czu  dem  staine  wasser 
benimpt,  es  gesche  durch  klufte,  die  man  gesehen  mag,  oder  durch 
risse  oder  veule  (Wasserdurchlässigkeit  des  Gesteins)  oder  durch 
eczlich  ander  sache  oder  seig,  Igl.  Bgr.  68,  2.  ein  veulde  seinem 
gepeine,  W— B  Spr.  12,  4.  czu  der  veulde  hab  ich  gesprochen:  mein 
vater  pistu  und  mein  muter,  Job  17, 14.  Angetan  ist  mein  vleisch 
der  veulde  und  des  gestaukes  des  pulvers,  7,  5 ;  Sich,  auch  der  man 

55* 


868  veur-besen  —  fieren 

scheinet  nicht  und  die  sterne  sint  nicht  reine  in  seiner  angesichte, 
wi  vil  mer  di  veulde  der  mensch  (homo  putredo)  und  der  wurme! 
des  menschen  kint  ?  25,  5  u.  6. 

veur-besen*  (von  beseme  swm.  besem  stm.)  stf.  besenartiges 
Lichtbild  {eines  Kometen),  Traut.  Chr.  260  s.  veuer-streif. 

feximg  (vehsunge)  stf.  Ernte,  Fechsung:  das  einer  dem  andern 
umb  geldtschulden  seine  fexung  nicht  möge  verbieten,  Chlum. 
VU.  22. 

vez,z.er  swf  Fessel  (wohl  die  md.  Form  von  vez^el)  Prag.  Rb. 
78.  deine  füz.e  sint  nicht  mit  vessern  gepunden  noch  besweret 
(compedibus),  W— B  Könige  II  3,  34. 

vez,z,eren  swv.  Fesseln:  die  gevesserten  (compediti),  W — B  Ps. 
78  (79),  11;  101  (102),  21;  145  (146),  7. 

viand  (vient,  viant,  vint)  stm.  Feind,  Adj.  feind:  sie  zogten  üz, 
iren  landen  gegen  iren  vianden,  Ernst  3870. 

vidimus  stnm.  vidimierte  Abschrift:  clag  und  antwort  mit  sampt 
iren  copien  und  vidimus,  Igl.  Bgr.  N.  83,  1. 

fie,  viech  s.  vih(e). 

vienen  swv.  ränkevoll  behandeln,  betrügen :  einer  der  Belagerten 
antivoriete  auf  die  Aufforderung  zur  Übergabe:  des  habt  deheinen 
muot,  warumb  sult  ir  im  dienen,  ir  erläzent  uns  iuwers  vienen, 
Alex.  3212. 

iier,  vier  (aus  franz.  fier,  von  lat.  ferus)  Adj.  stolz,  stattlich, 
schön :  ein  ritter  also   fier,  Trist.  2032.    dise  beide  fier,  3398.  2107. 

vierden-teil*  stn.  Viertel  {z.B.  eines  Landes):  Herodes  fürst 
des  vierdenteils  (der  Vierfürst),  T — B  Matth.  14,  1. 

vierdunc,  vierdung  (auch  vierdinc)  stm.  Viertel  eines  Maßes 
oder  Gewichtes,  namentlich  eines  Pfundes  (Geldmaß):  Prag.  Str. 
33.  45.  58;  Brunn.  Str.  363,  89.  des  speres  eisen  wug  dreihundert  halbe 
vierdunge  =  trecentas  uncias,  W — B  Könige  II  21,  16  und  Vorrede 
zu  Ps.  102;  s.  auch  bei  lebs.  Ein  teilerpar  des  von  geschworenen 
Schöffen  in  einem  auf  die  Maßivürdigkeit  zu  prüfenden  Neufang 
gehauenen  Erzes  muß  mindestens  einen  vierdung  geplicktes  silbers 
über  die  huttekost  geben,  um  maßwürdig  zu  sein  (s.  mäzwirdig), 
DIR  I  13,  3;  U— B  8;  Const.  II  2,  2;  II  5,  4.  den  messern  (des 
berges)  sol  man  geben  12  grosse  phennige,  di  do  gelten  ein  virdung 
gewonliches  silbers  unser  muncze,  Const.  II  2,  14.  vur  einen  halben 
vierdunk.  Das  sint  sechs  grose  oder  72  haller,  Igl.  Str.  196.  einen 
halben  vierdunc  —  das  sint  sechs  grosse,  202  u.  I  S.  368.  vorpussen 
mit  einem  halben  vierding,  das  sein  72  hl.,  I  S.  356.  vorpussen  mit 
72  hallern  oder  mit  einem  halben  vuerdung,  141.  Aus  N.  272  ergibt 
sich  1.  v.  =  7a  schok;  die  Geklagten  bekennen  auf  eine  Schuld  von 
119  schok  gezahlt  zu  haben  113  schok  und  einen  vierdunk  und  werden 
verpflichtet ,  noch  5  schok  und  einen  vierdunk  zu  zahlen.  —  das  ist 
dem  richter  mit  aim  halben  v.  =  in  dimidio  fertone,  Igl.  B.  20. 

vier-eckecht  (eckeht,  -eckot)  Adj.  viereckicht:  v.  sol  das  sein 
und  czwivaldig,  quadranguluni  erit  et  duplex,  W — B  Ex.  28,  16. 
czwir  gebleicht,  czwivaldig  v.,  einer  spannen  breit,  Ex.  39,  9. 

fieren,  vieren  swv.  fier  (schmuck,  stattlich)  machen,  schmücken : 
ein  palas,  wit  und  wol  gefieret,  Ernst  2364.  den  herren  solden  sie 
zu  eren  vrö  wesen  uud  viern,  5069. 


vieren  —  vih-trieb  869 

vieren  swv.  1.  zu  je  vieren  sich  verbinden,  2.  vervierfachen, 
3.  unter  vier  verteilen,  4.  vierfach  zusammensetzen,  5.  viereckicht 
oder  würfelförmig  machen,  bauen,  zusammenfügen,  6.  festbauen, 
7.  bildl.  gevieret  fest,  beständig:  ir  muotes  wol  gevieret,  W.  v.  W.  108. 

■vierer  stm.  Vierkreuzer stück,  eine  Münze:  kraytzer  und  furer, 
Igl.  Stb.  V  168  d. 

vierung  stm.  kleine  Geldmünze:  uncz  das  du  vergildest  den 
mindesten  v.  (Quadranten,  XI.  Bibel),  T — B  Matth.  5,  26. 

Tier-iueister*  stm.  beeideter  Sachverständiger  eines  Handwerks: 
di  gesworn  v.  der  tucbmacher,  Igl.  Stb.  V  86c.  Niclas  Baltasar,  einer 
aus  den  vierraaistern ,  V  83  b.  di  gesworn  viermaistern  mit  samt 
andern  maistern  des  kürsnerhanndtwerchs,  V  220c.  was  leder  gen 
markt  kümbt,  dasselb  sullen  die  v.  der  ledrer  und  aucb  der  schuester 
mit  einander  beschawen,  V  81  d. 

vier-ortrig  (vier-ortec)  Adj.  viereckig:  ain  micbel  leilach  vier- 
ortrig,  T-B  Btb.  11,5;  10,11. 

viertel  (auch  vierteil)  stn.  1.  Viertel,  2.  Stadtviertel,  3.  Trocken- 
und  Flüssigkeitsmaß,  und  zwar  s/4  Korn  =  1  malter,  4.  ein  Flächen- 
maß, =  lli  von  einem  Strich,  Taiding  v.  Friedberg  27.  —  3.  Hohl- 
maß, das  viertel  und  achtel,  Böhm.-Kamnitz,  Linke  S.  309.  ein  fiertel 
gersten  und  ein  f.  habern,  Igl.  Stb.  V  164  b. 

Vierlinge  stf.  Quadrat:  Vorwar  ire  (der  Stadt)  türme  saczte  er 
in  die  höe  hundert  doumelen  durch  ir  virunge  paider  seiteu  in  der 
lenge  20  füsse  strakte  er  sich,  W — B  Judith  1,  3.  ein  funtgrueben, 
die  nechst  ander  und  dritt  mass  unter  und  ober  in  aller  vierung, 
Igl.  Mut.  19.  ein  Schacht  —  mit  einer  funtgruben  und  einer  vierung, 
nechst  und  andere  obere  masen,  7.  auf  einem  trumb,  das  von  dem 
hauptgang  wekfeldt  aus  der  fierung  in  das  hanget,  17. 

iiguren  (lat.  figurare)  swv.  gestalten:  die  form  gefigüret  was 
nach  diner  gotheit,  Legende  59. 

vihe-licu  Adj.  viehartig,  viehisch:  wan  si  (dise  Weisheit)  ist  ird- 
nisch,  vichlich,  T — B  Jak.  3,  15.  ob  der  leip  ist  vichlich,  er  ist  auch 
geistlich,  I.  Korinther  15,  44.  Adv. :  di  sich  selber  scheident  vichlich, 
Judas  2,  19. 

vine-knecht*  Viehknecht,  Halter:  friczen,  des  Schroters  vihe- 
knecht,  Eger.  Achtb.  II  50. 

vih-sterbe  sivm.  stf.*  Viehseuche:  ein  grosse  viehsterbe  in  der 
Schlesmg  erfolget,  Traut.  Chr.  333 

vih-treib  (vihe-treip,  -treibe)  stsivm.  Gemeindehutweide,  ober- 
halp  des  darfs  (Dorfs)  irer  viechtreib  nach,  Igl.  Mut.  3.  der 
gemain  czu  ainer  fiechtreib,  Igl.  Stb.  111102  a.  Weiter  rügen  wir 
unsere  frei  fietreiben,  so  sie  einer  wolt  engen  durch  sein  aeigen 
willen,  so  soll  er  sein  in  der  straff  des  herren,  Rüge  v.  Pröhl 
N.  33  u.  34 ;  Desgleichen  —  rügen  wir  —  ein  freie  fietreiben  auf  der 
langen  fiechzeil,  die  sollen  halten  die  zehen  hueb,  N.  34. 

vih-trieb  stf.  =  vih-treib.  Das  rügt  die  gemein  von  Vrbaw 
(Urbau),  dass  die  viehtrieb,  die  da  ausgehet  von  Vrbaw,  von  dem 
löblichen  aigen  bei  dem  pfingstbühel  wider  eingehet;  wer  auss  von 
der  selbigen  viehtrieb  treiben  wollt,  soll  der  herr  vom  schloss  ein- 
wendter  sein,  Rügung  v.  Urbau,  Chlum.  I  1.    er  hat  gegeben  czu 


870  vih-weide  —  vinder 

der  gemain  czu  ainer  fiechtreib  ein  teil  von  seinem  acker,  Igl.  Stb. 
102  a. 

vih-weide  stf.  n.  Viehweide  und  Weiderecht:  also  vil  weit  und 
breit  —  peheldet  ein  gemessen  perg  —  czu  irer  Viehweide,  als  ein 
mensche  mit  einem  pogen  eins  geschisen  mag,  Const.  II  3,  1.  Und 
—  die  gewerken  eines  gemessen  perges  —  schullen  haben  czu  irer 
viechweide  um  und  umme  sich  also  verre,  als  ein  man  mit  einem  pogen 
geschiesen  mag  von  der  czeche,  Igl.  Bgr.  N.  29,  4;  28,2;  DIR  12; 
Freiberg.  Bergr.-B.  14.  Der  Grundherr  hat  sie  nebst  freiem  Holz 
für  das  Grubengebäude  und  16  Hofstätten  gegen  das  „Ackerteil"  zu 
gewähren;  s.  bergfreiheit. 

vih-weg  (vihe-wec)  stm.  Viehiceg,  Traut.  Chr.  189. 

vilän,  villän  stm.  Dorfbewohner,  Bauer:  manec  vilän  und 
garzün,  W.  v.  W.  1334.  „du  vil  arger  villän"  sagt  die  Ziehmutter  zu 
einem  der  Knaben,  4798.    ein  villän,  Schretel  21.  50.  301. 

vilde  (vile)  stf.  Vielheit,  Menge:  noch  der  vilde  deiner  groz^e 
=  seeundum  multitudinem  magnitudinis  tuae,  Sol.  25,  28.  du  hast 
lip  di  einikeit  uud  ich  di  vild  =  tu  diligis  solitudinem,  ego  multi- 
tudinem, 6,  14.  wi  gros  die  vild  ist  deiner  suzikeit,  3,  3.  so  grosz 
ist  di  vild  meiner  unseiden  (multitudo  miseriarum  mearum),  61, 10. 
noch  der  groszen  vild  deiner  almechtikeit  ist  auch  vil  der  groszen 
suszikeit,  56,  10.     di  vild  der  unzelleichen  meiner  unseiden.  63,  34. 

vil-haberm *  stf.  Wiesenname:  sein  wisen  genant  v.,  Igl.  Stb. 
V  266c. 

vil-näch  Adv.  beinahe:  das  ich  vilnach  amechtiger  wart  und 
meiner  krefte  vilnach  beraubet,  Hier.  115,  4. 

vilz  stm.  Filz:  alsam  ein  naz,z,er  vilz,  Trist.  2169. 

vilz-gezelt,*  -gezelde*  stn.  Zelt  aus  Filz:  sie  lägen  zu  velde 
under  manchem  vilzgezelde,  Ernst  3994. 

vinden  stv.  13  —  1.  finden,  v.  an  =  bei  jemanden  f.,  erlangen 
von  ihm,  3.  vernehmen,  4.  wahrnehmen,  5.  ein  urteil  v.  die  ans  der 
Verhandlung  sich  ergebende  Entscheidung  f.  und  aussprechen, 
6.  erfinden,  7.  dichten,  komponieren,  8.  refl.  sich  als  ivahr  heraus- 
stellen. 5.  nimant  urteil  vinden  schol  noch  teilen  wenne  di  scheppen, 
Igl.  Str.  171b. 

vinder  stm.  1.  Finder,  2.  Erfinder,  Dichter:  1.  bergm.  Finder  einer 
neuen  Erzader,  eines  neuen  Bergs  Neufänger  =  der  vinder  eines  newen 
pergis  —  hat  das  recht  —  das  nimant  vor  im  oder  noch  im  in  der 
masse  aines  leben  arbeiten  geturre,  Igl.  Bgr.  U — A  16.  In  diesem 
Felde  darf  er  seinem  entdeckten  Erzgang  nachgehen  und  alles  tun, 
um  die  geforderte  Maßwürdigkeit  des  Erzes  zu  erweisen.  Unde  dem 
linder  sal  man  heissen  rumen  ein  lehen.  Der  dornach  ist  der  2., 
3.  oder  4.  hat  dasselbe  recht,  DIR  13,2;  Deutschbroder  R.  81. ; 
Schemn.  Bergord.  3.  Teilweise  ahweichend:  Const.  II  1.  Wer  aber 
dem  leiher  des  emphangen  ganges  gemacht  silber  aus  dem  ersten 
ereze  gibt,  und  ist  er  der  erste  vinder  in  dem  selben  felde,  so  sol 
man  messen  auf  peide  Seiten  seiner  silbergruben  ein  ganezes  lehen, 
das  er  mit  sulcher  vorgäbe  andere  anprenge  czu  der  arbeit.  Und 
in  den  selben  czweien  lehen  sol  nimand  anders  an  seine  vorhenk- 
nusse  turren  arbeiten,  es  sei  denne  hoffenunge  von  fremden  gengen. 
Und  wil  imand  noch  fremden  gengen  arbeiten,  der  sol  einen  eit 


vindunge  —  vinster  871 

sweren,  das  er  das  tu  an  alle  argelist  und  truknusse  und  czuvorderst 
äne  schaden  des  ersten  vinders.  Und  vindet  er  den  selben  gang, 
das  er  iczunt  enphanget  ist,  so  sol  er  an  alle  Widerrede  doselbist 
aufhören  czu  arbeiten  furpas  und  sol  sich  dovon  czihen.  Die  als 
2.,  3.  u.  4.  usw.  genge  enphahen,  den  sol  man  in  igleichem  teil  der 
silbergruben  nur  ein  halb  leben  messen  mit  dem  vorgenanten  under- 
scheidungen,  Const.  II 1,  9  u.  10.  Der  Finder  eines  nenen  Gangs  soll 
sich  den  sofort  von  den  Urbarem  oder  Verleihern  verleihen  lassen 
und  ihm  dafür  l/32  Anteil  (das  V32  des  Verleihers)  geben,  und  wenn  er 
keinen  Verleiher  gleich  auftreiben  kann,  so  soll  er  ihm  von  dessen 
hausfrawen,  ader  kindern  ader  von  dem,  den  der  vorleiher  daheime 
an  seiner  stat  leset  —  und  ab  er  der  keinen  vindet,  so  sol  er  sein 
recht  kundigen  und  offenlich  beseczen  für  etlichen  geworen  ader 
andern  getrewen  leuten  —  Idoch  sol  er  den  gank  emphahen,  als 
pald  er  vinden  mag  den  vorleiher,  Const.  II 1,  5 — 7.  wann  der  erste 
vinder  vil  gruben  hat  ader  mer  denn  eine  —  so  kann  man  ihn 
twingen  czu  sweren  mitten  in  dem  wierbel  auf  dem  schachtrade  der- 
selben silbergruben,  das  er  aus  derselben  den  selben  gank  redlich 
enphangen  habe,  Const.  II  2,  6.  ab  der  vinder  in  einem  leben  in 
meer  silbergruben  einen  gang  mit  ercze  hat,  den  er  redlich 
emphangen  —  in  welcher  (der  silbergruben)  die  geswornen  genuk 
erczes  czu  messen  vinden,  von  der  ist  pilleich  czu  messen,  umb  das 
der  vinder  durch  dasselbe  gancz  lehen  volles  recht  hat  in  dem  gange, 
den  er  emphangen  hat,  II  2,  8.  Dieses  Recht  des  Finders  auf  Ver- 
leihung durch  den  Regalherren  bezieht  sich  auf  alle  Metalle.  Salz 
ist  ausdrücklich  der  Krone  vorbehalten,  durch  den  Maximil.  Berg- 
werksvergl.  wird  1/10  des  Produktionsgewinnes  dem  Grundherrn  zu- 
gewiesen, Zycha  I  S.  155  Anm.  54  u.  I  S.  192  f. 

vindunge  stf.  Finden,  Auffindung,  Erforschung:  nicht  ist  v. 
=  inventio,  W— B  Baruch  3,  18. 

flnger-lein  (-lin)  stn.  1.  kleiner  Finger,  2.  Fingerring,  Ring 
überhaupt:  Nigromancia  mit  totenopfern,  fingerlein  und  mit  sigel 
der  geiste  gewaltige  Wandlung,  Ack.  41,  12.  bis  von  den  handen 
die  vingerlin  sant  si  ir  gespilen  hin,  W.  v.  W.  1638  f.  Und  also 
schrieb  sie  (Jezabel)  briefe  von  Achabs  wegen  (nomine  Achab)  und 
vorsiegelte  sie  mit  seinem  vingerlein,  W— B  Könige  III  21,  8.  das  v. 
von  seiner  hant,  Gen.  41,  42.  das  v.  und  das  achsilspan  und  der  stab, 
Gen.  38,  25.  czwei  guideine  vingerlein  die  secze  czu  beiden  Seiten 
des  rationales,  henge  an  die  v.,  die  do  sint  an  den  söumlein,  Ex. 
28,  24  f.  Und  die  brief  geczeichent  mit  seinem  v. ,  Esther  3,  12 
u.  3,  10.  diz  vingerlin,  (2.)  Trist.  766.  778.  1529.  3943.  4126 ff. 
wonet  iu  iht  vingerlin  bi,  die  tuot  von  iu  und  get  her  in,  Alex. 
26030.  26034.  ein  guldeins  fingerlein,  Igl.  Stb.  III  60b.  2500  v.  si 
funden,  Dal.  155,  18  (68,  85);  188,  32  (84,  49). 

vinger-zeigen  swv.  tr.  und  abs.  mit  dem  Finger  auf  einen 
deuten:  er  vingerzeigete  üf  in,  Trist.  5182. 

vinster  (vinster.  -e,  -in,  -i)  stf.  Dunkelheit,  Finsternis,  Ver- 
dunkelung: in  di  äusserste  vinster,  T — B  Matth.  8,  12.  daz,  liecht 
leucht  in  die  finstern  (den  finsternussen,  XI.  Bibel)  und  die  vinstern 
begriffen  sein  nit,  T — B  Joh.  1,  5.  di  leut  heten  merer  lieb  di 
vinster  den  daz,  liecht,  3, 19. 


872  vinster-nüsse  —  vlachs 

vinster-nüsse  (-nisse)  stfn.  1.  Dunkelheit,  Finsternis,  2.  Unklar- 
heit z.  B.  einer  Urkunde:  1.  grousame  v.  (tenebrae  horribiles),  W — B 
Ex.  10,  22.  vil  finsternussen  gewesen  sein,  Eger.  Chr.  75.  dagegen 
5  finsternnss  der  sonnen  und  9  des  monds,  75. 

vinsterig  {bei  L.  nur  Voc.  1482)  Adj.  dunkel,  finster,  tene- 
brosus:  Es  kom  der  anvehter  vinstriger  als  er  ist,  Sol.  41,  31. 

violein  (violin)  Adj.  violett:  Mardocheus  —  schein  in  könig- 
licher wat  in  violeiner  varbe,  W — B  Esther  8,  15.  wä  vünde,  violin 
(schön  wie  Veilchen,  ivunderschön)  gevar?  Trist.  3. 

viol-schcene*  Adj.  =  violein:  neben  violschoner  kunst  sulcher 
—  heiligen  lerer,  Hier.  1,  14. 

vipper-näter  siof.  Viper:  töten  wirt  in  die  czungen  der  vipper- 
natern,  W— B  Job  20,  16. 

ürmamcnt  stn.  firmamentum,  Himmelsfeste:  Es  werden  Hecht 
an  dem  f.  des  himels  und  teilen  tag  und  nacht  und  sint  in  czeichen 
und  in  czeit  und  in  tag  und  in  iare  und  scheinen  an  dem  f.  und 
erleuchten  die  erde,  W— B  Gen.  1,  14  u.  15.  und  got  machte  ein  f. 
und  schied  die  wasser,  di  do  waren  under  dem  f.,  von  den,  die  do 
waren  ouf  dem  f.  Und  es  geschach  also.  Und  got  nante  das  f. 
himel,   Gen.  1,  7.    an  dem  f.,  Sirach  43,  9. 

virren  swv.  entfernen,  trennen,  entfremden,  fernhalten:  sin  strit 
von  fröiden  virret  in  Europa  manic  wip,  Alex.  13266. 

virst,  lirst  stm.  hier  stf.*  1.  Spitze  des  Daches,  Dachfirst, 
2.  des  Helmes,  S.  Gebirgskamm:  si  sprechen,  sie  wellen  uns  das  ercz 
nicht  geben,  das  in  der  zol  (Sohle)  und  in  der  first  stet,  das  si  mit 
dem  vor  genanten  stollen  vertrost  haben,  Igl.  Bgr.  N.  39,  10.  si  zasen 
in  di  virst  in  unser  lehenschaft  und  hiben  das  ercz  follent .  aus, 
N.  39,  5. 

visch-same  swm.  Fischlaich,  Fischbrut:  teiche  mit  dreijerigen 
vischsamen  besetzen,  Traut.  Chr.  97. 

visch-halter*  stm.  Fischhalter,  -Teich:  schuldig  von  eim  fisch- 
halter  6  gr.,  Igl.  Stb.  V  154  a. 

visch-haut,  -hiit*  stf.  Fischhaut:  seltssene  vischhiute,  Alex. 
23411. 

visch-kez,z,el  stm.  Fischkessel:  ein  erein  rein  und  ein  fischkessel, 
Igl.  Stb.  V  172  c. 

visck-teich  (-tich)  stm.  Fischteich,  piscina :  sie  Mengen  sie  über 
den  v.  zu  Ebron,  W— -B  Könige  II  4,  12.  sie  wuschen  seinem  wagen 
in  dem  vischteiche  der  stat  Samaria,  W — B  Kön.  III  22,  38. 

visirer  stm.  1.  Eichmeister,  2.*  Modellierer,  Plastiker,  Dar- 
steller :  2.  aller  ding  ausrichter,  v.,  entwerfer  und  abenemer  =  Gott, 
Ack.  58,  6. 

vitztuoin  (viztuom  aus  lat.  vicedominus)  stm.  Statthalter,  Ver- 
walter: der  böte  dem  vitztuom  sagt  er  maere,  Ernst  713.  er  ain 
gutlichen  tag  (zum  Zweck  der  Beilegung  des  Zwistes)  mit  uch 
besucht  hat  vor  dem  vitzdum  zu  Amberg,  Eger.  Chr.  1154.  1012. 

viur-,  viuwer-röt  Adj.  vom  Feuer  gerötet,  feuerrot:  an  iren 
viuwerröten  munt,  Trist.  4994. 

vlachs  (vlahs)  stm.  Flachs:  den  richenden  flachs  (Docht)  ver- 
lescht  er  nifc,  T— B,  Matth.  12,  20. 


vlade  —  vleder-maus  873 

vlade  swm.  1.  dünner  breiter  Kuchen,  Fladen,  2.  Honigscheibe, 
-wabe,  3.  Kuhfladen:  die  weip  zusprengen  die  veistikeit,  so  das  sie 
machen  vladen  der  kuniginne  der  himel  =  mulieres  conspergunt 
adipem,  ut  faciaut  placentas  retinae  coeli,  W — B  Jer.  7,  18.  un- 
gesowerte  vladen,  gesalbet  mit  öle  =  lagana,  Num.  6.  15.  zu  den 
vladen  (ad  lagana)  und  czu  den  osterbroten,  Par.  I  23,  29.  in  dem 
backoven  vladin  backin,  Dal.  105,  6  (45). 

vlans  stm.  Mund,  Maul:  halt  uns  niht  ze  lange  hi  und  tuot 
zuo  den  vlans,  Alex.  3245.  den  flans  er  wite  üf  tet,  13284.  vil 
größer  elefant,  die  racten  ir  granse,  die  sie  haben  vor  dem  vlanse, 
22046. 

viasehe  (auch  vlesche)  stsivf.  1.  Flasche,  aus  mlat.  flasco,  aus 
lat.  vasculum,  2.  flaschenförmiges  Gefäß  aus  Stein  als  Straf  mittel: 
sie  hat  die  vlaschen  3  mal  um  den  ring  tragen,  Eger.  Chr.  447.  675. 
694.  824. 

vlaschner*  stm.  Flaschenerzeuger:  Eger.  Chr.  538.  406.  685. 
1039.    ersam  hantwerk  der  v.,  Eger.  Z.  10. 

vlasehnerin*  stf.  Flaschenerzeugerin  oder  Tochter  eines  vlasch- 
ners  oder  eine,  die  wegen  Hurerei  die  Flasche  tragen  mußte:  es  ist 
auch  der  alt  schelm.  der  Lentz,  von  wegen  der  schönen  flaschnerin 
entloffen,  Eger.  Chr.  786.  798. 

vle  s.  vlehe. 

vlec,  -ckes  stm.  vleeke  swm.  1.  Stück  Zeug,  Lappen,  2.  Stück 
zerschnittenen  Eingeweides,  PI.  Kaidaunen,  3  Landsirich,  4.  Platz, 
Stelle,  5.  Marktflecken,  6.  andersfarbige  Stelle,  Fleck,  7.  Beschmutzung, 
Makel,  8.  Gerstenkorn  im  Auge,  9.  breit  auffallender  Hieb,  breite 
Wunde,  10.  dünnes  tellerförmiges  Brot:  9.  sie  maz,  im  mangen 
starken  vlec,  die  er  geduldeclich  emphie,  W.  v.  W.  4813  f.  —  10.  ein 
laganisch  vleeke  =  laganum,  W— B  Lev.  8,  26.  —  1.  Hebe  dir  auf 
czehen  vleeke  —  des  mantels,  scissuras,  W — B  Könige  III 11,  31.  im 
sluoc  da  nieman  keinen  vlec  als  man  nu  tuot  den  tören.  Trist.  5472. 

viechsein  (vlehsin)  Adj.  von  Flachs :  fünff  leilach  flexein,  czwu 
czihen  flexein,  Igl.  Stb.  V  263  a. 

fleckecht  (vleckeht,  vlekoht)  Adj.  fleckicht,  gesprenkelt:  die 
schaf.  die  mancherlei  und  gestreifter  wolle  sint  und  was  do  sei  rot 
und  fleckecht  und  mancherlei  =  maculosus,  W — B  Gen.  30,  32. 

vleckel  stn.  kleines  Stück:  er  hat  an  dem  kauf  ein  fleckl  (Stück 
Grund)  verhalten  (sich  zurückbehalten),  Igl.  Stb.  V33c. 

vlecken  swv.  1.  vom  Fleck  schaffen,  fördern,  2.  beschmutzen, 
3.  schlagen:  3.  er  begunde  des  swarzen  recken  volc  mit  siegen 
vlecken,  Alex.  13156.  Zeichen,  Grenzzeichen  machen:  es  wer  oben 
am  berge  gefleckt  worden,  Traut.  Chr.  133. 

vleck-haftigen*  (von  vlec-haft)  besudelt,  besudeln:  di  da  f.  da^ 
fleisch^,  T— B  Judas  1,  7. 

flecknis*  stfn.  Grenzzeichen:  es  were  oben  am  berge  gefleckt 
worden,  dieselben  flecknis  solten  nichts  gelten,  Traut.  Chr.  133. 

fleck-werk*  stn.  Grenzzeichen,  Traut.  Chr.  150. 

vlederen,  vledern  swv.  flattern:  den  slogier  man  da  sach  v., 
Kf.  134. 

vleder-maus  (-müs)  stf.  Fledermaus:  anders,  ir  v.  (=  Tod) 
must  als  vor  der  vögel  veintschaft  tragen,  Ack.  35, 14. 


874  vlegel  —  vletz 

Tiegel  stm.  Dreschwagen,  -flegel,  aus  lat.  flagellum:  machte  über 
sie  geende  vlegil  (tribulas),  W— B  I.  Par.  20,  3  und  Is.  41, 15. 

riegeln  swv.  Dreschen:  mit  kilhouwen  und  mit  siegeln  vaste 
an  dem  stein  flegeln  begunden  unde  brechen,  Alex.  21 788. 

vlehe  (auch  vlege,  vleje,  vle)  stf.  demütiges,  dringendes  Betteln, 
Flehen:  sich  zu  dem  gepete  deines  knechtis  und  zu  seiner  vlehe, 
W — B  Könige  m  8,  28.  er  behielt  sie  da  mit  grözer  vle  (inständiges 
Bitten),  Trist.  5944. 

vlehe-lich  Adj.  flehend:  wir  sullen  unsern  herren  biten  mit 
flehelichen  siten,  daz,  er  uns  welle  ze  lande  län  —  heimgehen  lasse. 
W.  v.  W.  5261.  bitten  mit  flehelichem  siten,  Ernst  1796.'  mit  uneh- 
lichen siten  umb  uns  biten,  Alex.  21 115. 

vlehunge  stf.  =  vlehe:  an  habe  ich  mich  getan  in  einen  sak 
der  v.  (eaeco  obsecrationis)  W — B  Baruch  4,20.  Gebetsübung:  sie 
vastent  und  machen  flehungen  (fleissige  bet,  XL  Bibel),  T— B  Luk. 
5,  33.  der  opphert  di  gepet  und  di  flechung  (bittungen,  XI.  Bibel), 
Juden  5,  7.  wacht  in  flehung  Epheser,  6,  18.  das  auch  f.  wirt  gemacht 
zu  Got,  Römer  10,  1. 

vleisch-bank  stf.  Fleischhalle,  Schlachthaus,  Igl.  Str.  (66)  S.  322; 
Igl.  Stb.  V  196  d;  Traut.  Chr.  300. 

vleisehel  (und  vleischeliu)  stn.  Stückchen  Fleisch:  ez,  briet  sin 
vleischel  fürbaz,,  Schretel  215. 

vleisch-hacker  stm.  Fleischhauer:  Wenczel,  des  fleischhackers 
sun,  Eger.  Achtb.  II 142. 

vleischnacker-knecht  stm.  Gehilfe  eines  Fleischhackers:  Igl. 
Stb.  V  153  b. 

vleisch-,  fleischer-knecht  stm.  Fleischerknecht,  Eger.  Achtb. 
II  53.    fleischer-knecht,  Igl.  Stb.  V  153  b. 

vleischer-zeche  stswf.  Fleischhauerzunft,  Traut.  Chr.  246. 

vleisch -leut*  PI.  zu  vleisch-mann  =  Fleischhauer,  Eger. 
Str.  C  41. 

vleisch-lich  Adj.  leiblich,  körperlich,  sinnlich:  der  meines 
weibes  elicher  und  fleisleicher  vater  gewesen  ist,  Igl.  Str.  308.  di 
haiden  sullen  auch  ambechten  in  den  fleischlichen  (leiblichen, 
XI.  Bibel)  dingen  (in  leiblichen  Bedürfnissen) ,  T — B  Römer  15,  27. 

vleischner*  stm.  Fleischhacker,  Eger.  Chr.  406.  fleißner,  761; 
wenn  nicht  vlaschner  zu  lesen  ist. 

vleiz,en  (vliz,en)  stv.  II  1.  eifrig  sein,  streben,  sich  bemühen, 
sich  befleißen,  2.  sich  eifrig  schmücken  für:  die  urborschreiber  sullen 
sich  munterlich  fleissen,  dass  sie  der  Vorgängen  ding  gedenken, 
Const.  I  8,  2. 

vleiz,ikeit  (vliz.ec-heit)  stf.  1.  Fleiß,  2.  Inanspruchnahme  durch 
Geschäfte:  2.  der  —  lehenschefte  —  sorge  under  andern  unsers 
kunigreiches  fleissikeit  (sollicitudines)  macht  uns  vil  nechte  nicht 
slafen,  Const.  III 1  EM. 

vleiz,-lich  (vliz,-,  vliz,ec-lichen)  Adv.  eifrig,  fleißig:  Auch  sullen 
sich  hüten  fleislich  die  gesworn,  Const.  I  5,  6. 

vletz,  -e  stn.  1.  geebneter  Boden,  2.  Tenne,  3.  Hausflur,  4.  Vor- 
halle. 5.  Lagerstatt,  6.  Flußufer:  Und  do  si  quamen  zu  dem  vlecze 
(area)  Nachor.  do  rakte  ous  Oza  sein  haut  an  die  arche  gotis  und 
hielt  die,  wenne  die  ochsen  die  strouchten,  W— B  Könige  116,6. 


vletz-loch  —  vliz.zjgung  875 

ouf  dem  vletze  des  tempels,  Esdr.  III  23.  Beet :  wenn  in  nu  rüret  ein 
durrer  wint,  wirt  her  nu  nicht  [in]  den  vleczen  seines  Samens  (wo  er  ge- 
pflanzt war)  vordorren?  Ez.  17,  10.  seine  weinramen  ousrakte  her  (der 
weingarte)  czu  im  (dem  adelar),  so  das  er  in  derveuchte  von  den  vleczen 
seiner  vruchte  =  ut  irrigaret  eam  de  areolis  germinis  sui,  Ez.  17,  7. 

vletz-loch*  stn.  Öffnung  der  Stadtmauer,  ivo  die  zugeflößten 
Waren  ausgeladen  wurden:  ertruncken  in  der  Eger  bei  dem  fletz- 
loch,  Eger.  Chr.  N.  517. 

vleugen  (vlougen,  vlögen,  Kausativ  zu  vliegen)  swv.  ver- 
scheuchen :  gevleugit  wart  Abner  (fugatus  est)  W— B  II.  Kön.  2,  17. 
als  ein  nebel  —  der  hin  gevleuget  ist  von  den  stramen  der  sunnen  = 
quae  fugata  est,  Buch  der  Weisheit  2,  3.  verre  werden  gevleuget,  die 
dich  vorslunden  =  longe  fugabuntur,  qui  absorbebant  te,  Js.  49,  19. 

vliegen-geslechte*  stn.  Fliegenart:  allerlei  vligengeslechte, 
W— B  Ex.  8,  21. 

vliehen  stv.  Illb  Prät.  vlöch,  vlö  PI.  vluhen,  Per  f.  mit  haben, 
abs.  fliehen,  sich  flüchten,  tr.  fliehen  vor;  sich  entfernen  von;  v.  auf 
=  seine  Zuflucht  nehmen  bei,  Elbog.  Chr.  77,  35. 

vlieher  stm.  der  Fliehende,  Flüchtling:  der  jach,  das  er  were 
czu  mehern  ein  v.  (se  zbehem  ciniese),  Dal.  121, 12  (55,  14). 

vliez.  stmn.  Fluß,  Strömung:  lüter  ist  ez,  (daz.  waz,z,er)  mit 
snellem  vliez,,  Alex.  10294.  das  das  plut  ran  von  den  toden  aj»  ein 
flies,  Böhm.  Chr.  61.  sulch  plutvorgissen  geschach,  das  plutige  flyz, 
flössen,  Böhm.  Chr.  27.  19.  genant  Psow,  nach  dem  flisse  Psowka, 
25.  do  er  kom  an  das  fliz.,  das  do  heist  Brusnycze,  58.  die  Prager 
singen  auf  ire  veinde,  das  plutige  flyz.  Aussen,  20.  si  slugin  si,  das 
fliz  (bei  Hanka  und  Jir.  das  unsinnige:  si)  plutis  hinrunnen,  Dal. 
57,  34  (20,  10). 

fliez.endig  *  Adj.  von  vliegen  stv.  Illb  intr.  1.  fließen,  strömen, 
herausströmen,  2.  mit  Gen.  überfließen  von,  3-  vom  Wasser  getrieben 
werden,  schwimmen:  mit  flissendigen  zehern  und  mit  starkem  suftzen, 
Hier.  214,  20. 

vliez,-holz*  stn.  geflößtes  Holz:  das  fliszholz  verboten  ist  zu 
stelen  oder  zu  nemen,  Traut.  Chr.  299. 

vliez,- wasser*  stn.  das  im  Bergwerk  fließende  Wasser:  ein  tham, 
das  daseibist  das  f.  in  ein  stat  gesampt  werden,  Const.  II  3,  5. 

vlins  stm.  Kiesel,  harter  Stein,  Fels:  ja  möht  er  üz.  hertem 
vlinse  senfter  guot  gewinnen  (als  von  uns  Tribut  erhalten),  Alex. 
2258.  ein  herze,  das  als  ein  vlins  wsere  verhertet  worden,  14008. 
Alexander  hiesch  den  vlins  und  daz.  sie  im  gseben  zins,  21767.  sint 
ir  büwet  disen  vlins  (diesem  Felsen  bewohnt),  so  tuot  mir  dienst 
und  gebt  mir  zins,  24535.  daz,  er  (der  stein)  üz,  einem  vlinse  im 
gegeben  was  ze  zinse,  24587.  24674. 

vliz,  stm.  Eifer,  Wetteifer,  Sorgfalt:  zu  dem  wullen  wir  auch 
unsern  vlis  tun,  ab  es  notdurft  wirdet  sein,  Elbog.  Chr.  156,  10. 

vliz,sere*  stm.  Beflissener:  der  kunst  und  der  wisheit  du  (Gott) 
ein  süez.e  vliz,sere,  Alex.  Anh.  5. 

vliz,ig  Adj.  beflissen,  eifrig,  besorgt  um :  er  was  sines  harren  ere 
—  vliz,ic,  Trist.  1545. 

vliz,z.igung*  =  vliz,unge  stf.  Sorgfalt:  nicht  von  uns  rechte 
innerung  oder  vlissigunge  were  gespart,  Elbog.  Chr.  155,  44. 


876  vlocke  —  vlüder 

vlocke  (vloc  Gera,  vlockes)  stm  Flocke:  pflocken  (Schneeflocken) 
als  lange  wollen  vielen  dicke  ze  tal,  Alex.  22 188.  pflocken  und 
andere  geringe  futtertuck,  Eger.  Z.  46,  20. 

vlocken  sivv.  1.  fliegen,  sich  schwingen,  2.  flockig  werden,  3.  auf- 
fliegen machen,  4.  pflücken:  wir  wern  von  im  (Svatopluk)  di  erb  v. 
(bei  Hanka  und  Jir.  falsch:  locken)  als  die  swammen  von  den  stockin 
(tschech.:  budera  ot  neho  dediny  iako  o  pni  hlivi  bräti),  Dal.  121,  33 
(55,  35). 

vlötz-holz  (vlöz-kolz  s.  auch  vliez-holz)  stn.  Flößholz,  Effer. 
Chr.  104  S.  68. 

vlöder  s.  vlüder. 

vloehen  (und  vloehenen)  sivv.  flüchten,  durch  Flucht  ent- 
fernen, in  Sicherheit  bringen:  der  sinen  pris  von  untät  flcehete, 
W.  v.  W.  169. 

floitirer  (floitirsere,  floitierre)  stm.  Flötenbläser:  f.  und  rotsere, 
YV.  v.  W,  1425.    flöutaere,  videlsere,  Alex.  3477. 

vlören  sivv.  mit  Blumen  oder  blumenartigem  Zierrat  schmücken, 
zieren:  sie  kämen  wol  gefloret  dar,  Alex.  13088.  ein  ouwe,  die  so 
gefloret  stünde  mit  munden  rot  geblüemet,  26782. 

vlörieren  =  flören :  ir  helme  geflorieret,  Alex.  21 860. 

vlöutaere  s.  floitirer. 

v^z,  stm.  n.  1.  Fluß,  Strömung,  Flut,  2.  eine  katarrhalische 
Krankheit,  3.  Floß:  züez,ekeit,  diu  ir  herze  also  versneit,  daz,  ez,  was 
den  ougen  gebende  der  treher  vlöz.,  W.  v.  TV.  4220.  ire  vlosse 
(rivos)  trncken  machende,  "W— B  Ps.  64,  11.  seine  ougen  als  der 
touben  ouf  den  vlossen  der  wasser  (rivulos  aquarum),  Hohes  Lied 
5,  12.  do  mir  gos  der  stein  die  vlosse  (rivos)  des  ölis  ?  Job  29,  6. 
emploset  wirt  der  vlus  des  wassers  und  die  vlosse  der  prunne,  Is. 
19,  7.  in  dem  floz,  des  Jordans,  T — B  Mark.  1,  5.  es  ist  ouch  das 
flösz  vom  rinlin  auf  die  spitalmülrade  gefürt  worden,  Traut.  Chr. 
308.  das  nechste  flosz  stossen  an  unsere  grentze,  131.  die  floz,z, 
(Regengüsse)  kamen  und  die  winde  weeten,  T— B  Matth.  7,  25;  7,  27. 
di  da  was  gewesen  in  dem  flösse  des  sichtums  12  jar.,   Mark.  5,  25. 

vloz.z,e  stsivf.  Flosse:  alles,  das  do  hat  vlossen  und  schupen, 
W— B  Lev.  11,  9  u.  10. 

vlöz.z,el*  kl.  Fluß:  nicht  wirt  er  sehen  die  vlossel  des  wassers 
(rivulos  fluminis).  die  peche  des  honicseimes  und  der  puttern.  TV— -B 
Job  20, 17. 

vlöz, -lein*  stn.  kleiner  Fluß:  das  flöszlein,  das  bein  Knauern 
herein  gehet,  das  dasselbige  flosz  die  granitz  helt,   Traut.  Chr.  210. 

vlüchtig  Adj.  flüchtig,  fliehend:  auf  fluchtigem  fuss,  Brunn. 
Str.  I  375. 

vlüehtigen  (vlühtegen)  sivv.  vertreiben:  si  fluchtigten  di  gesel- 
schaft  des  wafens  (schlugen  feindliche  Scharen),  T — B  Juden  11,  34. 

vluchtsal  (und  vlühtesal)  stf.  m.  Flucht,  Bergung:  in  f.  auszen 
sein  —  flüchtig  sein,  Eger.  Str.  C.  85. 

vlüder  (vlöder,  vlüder)  stmnf.  das  Fließende,  Gerinne  bei  der 
Mühle,  Schleuse  bei  einer  Mühle  im  nördl.  Böhmen  und  Iglau  noch 
(als  n.)  üblich :  di  vlüder  gotes  ist  erfüllet  der  wasser  (flumen  dei),  W — B 
Ps.  64,  10.  ertruncken  in  der  teuffen  bein  der  schleissen  am  fluder, 
Traut.  Chr.  314.    di  teich  vest  machen  und  bewarn  mit  zain  und 


vlüder-wehr  —  vodrer  877 

fludern,  Igl.  Stb.  III  232  a.  das  fluder,  das  do  geet  aus  dem  taich  czum 
Ranczern  nicht  nider  machen  und  was  pruchs  doran  wer,  czuhant 
pessern,  V32a.  das  der  Mathia  Kromer  den  fluder  (des  teichs  zu 
Hilberstorf)  nit  hoher  erheben  und  machen  sol,  wen  als  iecz  erhebt 
und  gemacht  ist,  IV  183  b. 

vlüder-wehr  stn.  Wehr  zum  Holzflössen,  Traut.  Chr.  252. 

flueg  -  geschirre  (phluoc-geschirre)  stn.  zum  Pflug  gehörige 
Gerätschaften:  auch  sol  der  Cristan  dem  Michel  dorczu  geben  allen 
flueggeschier,  Igl.  Stb.  V  167  d. 

vlügel  stm.  1.  Flügel,  2.  Schranken:  da  (beim  Turm)  hat  des 
Hans  Krafts  weib  den  flugel  oder  schranken  vorgeschlagen,  so  ist 
Clement  Flanger  —  an  dem  fligel  gerent,  Eger.  Chr.  416. 

vlügel-werk*  stn.  Geflügel:  ir  solt  nicht  das  wild,  f.,  es  sei 
klein  oder  gros  mit  büchsen,  schlagbäumen,  laufstricken  —  abrauben, 
Dreiding  von  Politz  4. 

vluges  adv.  Gen.  flugs,  alsbald:  flux,  Traut.  Chr.  51. 

vlust  (verlust,  vlust)  stf.  1.  Verlust,  2.  Verderben,  Schaden:  ich 
muo^  mir  höher  fluste  jenen,  sol  ich  die  (mein  Weib)  niemer  me 
gesehen,  W.  v.  W.  2710f.  —  2.  Von  unser  sünde  ez,  geschach,  darinne 
uns  Eva  het  gevalt  und  wir  ze  fluste  warn  gezalt,  2791;  Eger. 
Chr.  N.  1026. 

vlüt  (vluot  stf.  m.  als  f.  im  Gen.  vlüete)  strömendes  Wasser, 
Wassermasse,  Flut,  überströmende  Menge,  z.  B.  von  Tränen:  Secht, 
ich  wil  zufüren  die  wasser  der  flute .  auf  die  erde,  W — B  Gen.  7,  4. 
do  sich  die  wasser  der  flute  ergussen  auf  der  erden,  Gen.  7,  7  u. 
7,  10.  der  do  —  geet  ouf  der  vlüte  des  meres,  Job  9,  8.  do  bedersit 
der  here  vluot  zesamne  wolden,  Alex.  21866.  ja  wser  er  anders  mit 
heres  fluot  in  bi  (sonst  wäre  er  mit  Heeresmacht  bei  ihnen),  10616. 

vlüten  (vluoten,  vlüeten)  swv.  fließen,  strömen,  fluten:  Nicht 
mer  get  ouf  mein  flutender  morgenstern ,  Ack.  7,  2 ;  also  sauber, 
glänzend,  so  in  der  Anm.  hierzu. 

vlütig  (vluotic,  vlüetic)  Adj.  flutend,  strömend:  wenne  stetic- 
lichen  über  mich  als  vlutige  wasser  vorchte  ich  got  (quasi  tumentes 
fluctus),  W— B  Job  31,  23. 

vlüt-rinne*  (vluot-rinne)  sfw.  Wasserleitung,  aquaeductus: 
emens  cum  piscina  et  cum  aquaeductibus,  qui  vulgariter  flutrynne 
dicuntur,  Brunn.  Str.  I  322. 

vluz,  (Ge?i.  -z,z,es)  stm.  1.  Fließendes  Wasser,  Strömimg,  Fluß, 
2.  Zustand  des  Strömens,  3.  Ausströmung ;  4.  Einfluß,  das  Schwimmen: 
von  dem  Aus  des  samens  =  fluxum  seminis,  W — B  Lev.  15,5  u. 
15, 15. 

vlüz,en*  sivv.  flößen:  beiu  geflüsten  holz,  Traut.  Chr.  250. 

vlüz,z,ic-lic]ien  (vom  Adj.  vlüz.z,ec)  Adv.  in  Strömen,  mit  vielen 
Tränen:  er  begann  so  f.  weinen,  Hier.  226,  18. 

voclier  stm.  Focher,  ventilabrum,  foculare:  1.  zum  Ausfochern 
der  Spreu  von  den  Getreidekörnern,  2.  bergm.  zur  Erzeugung  von 
Zugwind  im  Bergwerk,  2.  Igl.  Bgr.  N.  64,  4.  das  si  di  vocher  in 
paiden  gruben,  die  den  wint  gehindern  mochten  an  seinem  czuge, 
czuslahen  scholden,  N.  63,  2. 

vodrer  stm.  Forderer,  der  auf  etwas  Anspruch  erhebt:  Igl. 
Str.  249;  s.  vorderer. 


878  vogeler  —  vol 

vogeler,  vogelaere  stm.  Vogelsteller:  wirt  erlediget  als  ein  vogel 
aus  den  lagungen  des  voglers,  W — B  Spr.  6,  5. 

vogel-klobe  sivm.  ein  gebogener,  an  eitlem  Ende  gespaltener 
Zweig  mit  Schlinge  zum  Vögelfangen,  decipula:  als  ein  vogelcloben 
voller  vügel  also  ist  ihr  haus  vol  valsches,  Jer.  5,  27. 

vogel-kösz*  {von  kose,  koese  stfn.  Rede,  Gespräch,  Geschwätz) 
Vogelgezioitscher:  Augur,  der  vogelkosz  vernemer,  Ack.  41,  15. 

vogel-nest  stn.  Vogelnest,  W— B  Deut.  22,  6. 

vogel-stange  stsicf.  Stange,  an  deren  oberen  Ende  ein  hölzerner 
Vogel  angebracht  ist(?):  garten  ligund  bei  der  vogelstang  an  der 
lewten  (=  leiten),  Igl.  Stb.  IV  242  a. 

vogel-weide  stf.  Ort,  wo  wildes  Geflügel  zu  weiden  oder  zu 
hausen  pflegt  oder  gehegt  und  gejagt  wird:  Ich  bins  genant  ein 
ackermau,  von  vogelwait  ist  mein  pflüg,  Ack.  4,  6;  s.  pflüg. 

vogel-zouber*  stnm.  Zauberei,  Wahrsagung  aus  dem  Vogelflug, 
augurium:  der  do  czoubrer  bevorsche  und  halde  treume  und  vogil- 
czauber  (in  der  Hs.  -czouben),  auguria  observet,  W — B  Deut.  18,  10. 
nicht  sult  ir  in  vogilczoubern  noch  in  troume  gelouben  =  non 
augurabimini  nee  observabitis  somnia,  Lev.  19,  26;  vgl.  mhd.  vogel- 
wickeri  stf.  augurium. 

vogel-zouberei*  stf.  er  volgte  nach  v.  augurium,  W— B  Par.  II 
33,6. 

vogel-zouberer  stm.  Augiir,  W — B  Is.  2,  6. 

vogel -zouberinne*  stf.  Wahrsagerin  aus  dem  Vogelflug, 
auguratrix :  ir  sune  der  vogelczouberynne  =  tilii  auguratricis,  W — B 
Is.  57,  3. 

vöh-gulden  s.  väk-gulden. 

fobre  (forhe  sivf.  forhen  stf.)  sivf.  Forelle,  Traut.  Chr.  123.  153; 
Eger.  Chr.  N.  104. 

voit  (voget,  voit,  vogt)  stm.  1.  Rechtsbeistand,  Verteidiger,  Für- 
sprecher, 2.  Vormund,  3.  Schirmherr,  Beschützer,  4.  Schirmherr  eines 
Gotteshauses,  5.  der  römischen  Kirch  =  Kaiser  oder  König  von 
Rom,  6.  Landesherr,  Herr,  Gebieter,  Fürst,  König,  7.  Sieger, 
8.  Statthalter,  beaufsichtigender  Beamter  in  Abwesenheit  eines 
Fürsten,  9.  höherer  weltl.  Richter,  aus  lat.  vocatus,  aus  advocatus: 
1439  sein  die  eidern  mit  dem  rate  doran  beliben,  das  hifur  kein 
foit  noch  statschreiber  wein  noch  pir  schenken,  wedir  keinen  handel 
treiben  sollen,  sunder  sollen  ir  ampt  allein  ausworten  —  und  dovon 
leben,  Olm.  Stb.  61.  Berchthold  Czwilling,  gesatezter  foyt,  92  a. 
einem  foit  oder  richter,  79.  auz  des  voite  laut  (Vogtland)  oder  von 
Sachsen,  Eger.  Str.  St.  Z.  12. 

voitie,  vogetei  stf.  Vogtei;  Vormundschaft;  Amtsbezirk,  Pflichten, 
Rechte  und  Einkünfte  eines  Vogtes:  an  der  voitie  eines  landes  sieb 
genügen  län,  Alex.  26 109.  di  vogeteie  läz,en,  Ernst  659.  als  Ernst 
die  voitie  wart  genomen,  676. 

vol,  volle,  vollen  Adv.  vollständig,  gänzlich,  vollends,  zur 
genüge:  solte  ich  leben  tüsent  jär  ich  möhte  iu  niht  vollen  danken 
gar,  W.  v.  W.  6843.  ez,  was  dannoch  niht  vollen  tac  (noch  nicht 
ganz  Tag),  Alex.  15275.  hunde,  vollen  übel  und  gar  arc,  21256. 
mich  betrübt  das  für  vol  (=  geiciß),  das  ein  wip  richtin  sol,  Dal. 


vol-achten  —  volgen  879 

24,  24  (3,  37).  ez,  hat  ein  iklickir  vir  vol  (halte  für  gewiß),  da?, 
dem  tumbin  di  kunkeit  gehört  und  ist  czu  geleit,  52,  11  (17,  12). 

vol-achten  swv.  vollständig  angeben:  sulchen  schaden,  den 
nimant  mag  in  keiner  weis  vormeiden  noch  volachten,  Hier.  205,  21. 
ir  schiltriemen  künde  v.  (gebührend  schützen)  niemen,   Alex.  13474. 

vol-bringen,  -brengen  unregelm.  Zw.  1.  ans  Ziel  bringen, 
2.  erreichen,  vollenden,  vollbringen,  3.  eine  Klage,  Behauptung 
gerichtlich  durchführen,  erweisen,  Part,  volbräht,  adj.  vollendet,  volt- 
kommen :  mir  hat  din  süez,er  munt  volbräht  (du  hast  ausgesprochen), 
des  ich  —  het  gedäht  ze  sprechen  wider  dich,  W.  v.  W.  1235.  eine 
volbrachte  burk  (dospely  hrad),  Dal.  91,  5  (38,  6). 

foldt*  =  vol,  vollen  Adv.  vollständig,  Traut.  Chr.  163. 

vol-enden  (Prät.  vol-ante,  -ente)  swv.  vollbringen,  -enden:  dö 
er  bete  volant  prislich  die  ritterlichen  werc,  Rf.  288;  s.  vollen. 

vol-endunge*  stf.  consummatio,  völlige  Yernichtung:  Nicht  wil 
euch  machen  in  ein  v.  (euch  völlig  vernichten),  W — B  Jer.  5,  18. 
die  Vollendung  der  weit  (Weitende),  T — B  Matth.  24,  3.  ich  bin  bei 
euch  alle  di  tag  uncz  zu  der  vollendunge  der  werlt,  28,  20.  in  der 
v.  der  werlt,  13, 40 ;  13, 49.  versmeestu  der  gefridsam  (gedult, 
XL  Bibel)  und  der  langen  Vollendung  (langkmütigkeit,  XL  Bibel, 
Langmut),  Römer  2,  4. 

volgcere  s.  volger. 

volge  stf.  1.  Gefolge,  Begleitung,  2.  Leichenbegängnis  mit  Dar- 
bringung des  Meßopfers,  3.  Heeresfolge,  Aufgebot,  4.  Lehensfolge, 
5.  Verfolgung,  6.  Nachfolge,  Befolgung,  Gehorsam,  7.  Zustimmung, 
8.  Abstimmung  zur  Fassung  eines  Ürteiles,  9.  Stimmenmehr-  oder 
-minderheit :  5.  üf  iuch  ein  volge  ist  geboten,  W.  v.  W.  6197.  er 
sprach,  üf  die  röubsere  daz,  die  volge  geboten  wsere,  die  den  walt 
beküinbert  hetten,  5899.  bis  üf  die  vrist,  daz,  die  volge  zergangen 
ist,  5980.  —  6.  dö  ich  dir  volge  jach  (dir  zu  folgen  versprach)  mit 
mir,  dö  versan  ich  übel  mich  an  dir,  1970.  —  7.  in  die  echt  braht 
wirt  mit  urteil  und  mit  volge  der  scheppfen  hie  czu  Eger,  Eger. 
Achtb.  II  Einl.  mit  rechter  clage,  mit  urteil  und  mit  volge  in  die 
echt  braht  Avirt,  II 1.  2.  3.  was  di  rechtens  in  dem  besprechen  mit 
gemeiner  volge  vinden  —  de  communi  consensu  indixerint,  Const. 
III  6,  14.  dem  recess  fulg  zu  thun,  Elbog.  Chr.  45,  12.  sint  si 
gewilt,  dem  selben  fulg  zu  thun,  45,  21.  dem  selbigen  nach  sullen 
si  volge  zu  der  eile  thun,  9,  37.  erzeige  an  mir  den  guoten  site,  des 
man  giht  der  volge  mite  tugendhaften  wiben,  Alex.  444.  des  sich 
di  andern  versehen,  des  läz,  ouch  uns  mit  volge  jehen  (laß  uns  der 
andern  Schicksal  teilen),  9338.  also  törlicher  tat  (die  Welt  erobern 
zu  wollen)  der  wärheit  schritt  uiht  volge  hat,  10072;  Eger.  Z.  12,  1. 

volgen  swv.  Perf.  mit  haben,  1.  Heeresfolge  leisten,  2.  leiblich 
nachfolgen,  -gehen,  3.  beipflichten,  bereit  sein,  gehorchen,  4.  durch 
rechtliche  volge  zuteil  iverden:  4.  sit  demol  das  unser  herre  Yan 
(von  Wartemberg)  seinen  willen  dorczu  (daß  wir  ims  an  das  Iglauer 
Gericht  berufen  und  mit  seiner  Entscheidung  nicht  zufrieden  sein 
brauchen)  geben  hat,  das  uns  (seine  Entscheidung)  nicht  gegen  und 
gevolgen  mag,  als  es  vor  seinen  gnaden  vorricht  und  gemacht  ist 
worden  — ,  Igl.  Bgr.  N.  39, 11. 


880  volgens  —  vol-leist 

volgens*  Adv.  in  unmittelbarer  Folge:  6  jar  lang  nach  einander 
folgens,  Traut.  Chr.  125.    wie  folgens  zu  hören  sein  wird,  201. 

volger  stm.  Begleiter,  Nachfolger,  Anhänger:  des  were  ich 
volgere  {so  ivürde  ich  mittun),  Ernst  1026. 

vol-keit  stf.  das  Vollsein  die  Fülle:  ire  volheit  von  der  stimme 
seines  hrimmens  =  plenitudo  eius  a  voce  rugitus  eius,  W — B  Ez. 
19,7.  v.  fälschlich  statt  vul-,  vaulheit,  putredo:  ein  schal  der  vol- 
heit =  concha  putredinis,   Sol,  8,  12.     =  Gefäß  mit  faulen  Dingen. 

vol-hoeren  swv.  ganz  hören:  sin  (Christi)  genäde  doch  niemer 
würde  volhort,  W.  v.  W.  2855. 

vol-komen,  -kumen  part.  Adj.  1.  zum  Ziel  kommend  oder 
gekommen,  2.  ausgebildet,  ausgewachsen,  3.  unbescholten,  ehrenhaft: 
Noe  was  ein  gerechter  und  ein  volkumner  (perfectus)  man  in  seinen 
geperungen  (generationibus  suis),  W — B  Gen.  6,  9. 

vol-koinen-lich  Adj.  vollkommen,  v.  gewachsen,  Ack.  41,  4; 
oder  Adv.  ? 

vol-kuinen-leick  Adv.  vollständig,  plene,  Sol.  5, 16. 

vol-lasten  =  vol-leisten  sivv.  1.  vollenden,  2.  genug  tun,  3.*  mit- 
helfen, Eger.  Chr.  N.  1181. 

vollec-lich  (vollec-liche,  -en)  Adv.  vollständig,  ganz,  ausführ- 
lich., plene :  als  wir  hernach  reden  werden  v.,  Const.  I  3,  2.  sein 
ampt  getreulich  und  v.  volfuren,  I,  17.  so  sol  er  (der  richter)  der 
täte  (tete  H)  v.  erfarn  =  plenius  instruatur,  I  6,  5 ;  s.  vollig-lich. 

vol-leist,  -e  stm.  f.  1.  Vollendung,  2.  Inhalt,  3.  Kraft,  Macht, 
Vermögen,  3.  Mithilfe,  Beistand;  pers.  4.  Ausführer,  Vollstrecker, 
5.  Mithelfer,  6.  Urheber:  1.  Die  ersten,  die  unkeusch  zu  ruem  hegen, 
oh  si  sein  hetten  stat  und  zceit  und  vollaist,  Joh.  v.  Igl.  10.  Gebot, 
daz.  fli^ec  ein  ambet  wart  getan  von  dem  beilegen  geiste  gotes  ere 
ze  volleiste,  W.  v.  W.  7756.  —  2.  oder  3.  daz,  er  (Gott)  im  sende 
sinen  geist  mit  einer  süez,en  volleist,  3307.  von  oben  hernider  ze 
tal  in  diner  liehter  kiusche  sal  komet  der  heilige  geist  mit  einer 
werden  volleist,  2944.  der  pinus  zeichent  den  heiligen  geist  mit 
eigenlicher  volleist.  Legende  380.  aller  guoten  dinge  volleist, 
Alex.  78.  —  3.  Mithilfe  bei  einem  Mord  oder  Totschlag,  oder  Ver- 
wundung: Von  lemde  und  von  vollaist.  Wer  imande  ein  glid 
unnucze  machet  —  wird  er  beclagt  um  vollaist,  so  mac  er  sich 
alleine  unschuldigen  auff  dem  creucze,  Igl.  B.  75.  77.  78.  kamper- 
wunden, plutrunst,  ein  vollaist  und  einen  blawen  slack,  Igl.  Str.  28. 
Ein  man  —  klagte  auf  einen  andern  um  ein  vollaist  an  einem  toden 
seines  kindes,  164a.  den  man  der  volleist  czech,  164  a.  den  man 
der  volleist  an  dem  toten  czeicht,  264  b.  Umb  volleist  an  ein  toten 
dem  selbschol  ein  mark,  181  u.  257  b.  (opera  homicidii).  Von  v.  Ist 
das  ein  wunter  vor  dem  richter  und  vor  den  schephen  inner  drin 
tagen  nicht  bechlait  (klagt)  um  vollaist,  so  schol  er  vurbas  niemant 
bechlagen,  Brunn.  Str.  II,  54.  accusatus  pro  vollaist  homicidii,  14,  25. 
wirt  imant  beschuldigt  umb  ein  v.  (coadjutorio),  Prag.  Rb.  52.  70. 
er  wart  beschuldigt  umb  messerrucken  und  umb  ein  volleist, 
Eger  Buch  d.  Gebrechen,  S.  219.  Karll  wird  geächtet,  das  er  dobei 
gewest  ist,  vlreich  czugeb  den  Ott  seeman  seinen  vater  derslagen 
hat  —  und  ist  (die  Ächtung)  umb  ein  folieist,  Eger  Achtb.  II  64. 
87.  91.  93.  94.  105.    Jörg  Zone  —  ist  von  der  vollaist  wegen  in  die 


vol-leister  —  vol-tichteu  881 

acht  getan  worden,  102.  —  v.  =  Bußgeld  für  Aufhebung  der  Acht 
wegen  volleist:  —  seiu  auch  in  die  echt  getan  —  umb  der  vollaist 
willen,  das  sie  die  nach  Gerichts  erlangung  nicht  gelegt  haben, 
Eger  Achtb.  II  135.  143.  148.  153.  156.  175.  185.  umb  ein  volleist, 
Eger  Achtb.  1, 1. 

vol-leister  stm.  Urheber,  Helfer,  Beistand:  Es  werden  3  ge- 
ächtet darumb,  daz.  sie  dabei  gewest  sint  und  volleister  gewest  sind, 
daz,  im  (Chunrat  Meirhöfil)  sein  freunt,  den  hensel  Meirhöfel  vom 
leben  zum  tode  komen  ist,  Eger  Achtb.  II  46  ebenso  II  41.  43. 

vollen  swv. :  disen  derslugt  ir  mit  Vollendern  rat  =  nach  Gottes 
Ratschluß,  T— B  Botenb.  2,  23. 

vollen-köch*  Adj.  (—  eben-hoch)  genügend  hoch:  sin  ros  — 
ebenstarc  und  v.  was  ez.  zu  mäz,e  wol  dem  man,  Trist.  1644. 

vollen-schriben  s.  vol-schreiben. 

vollent*  (vollent-liche  =  vollecliche,  Böhm.  464)  Adv.  völlig, 
ganz:  si  weiden  die  fordernuss  folent  czubrengen,  Igl.  Bgr.  N.  39,  5. 
si  triben  den  Stollen  follent  under  Görliczer  grübe  —  si  hiben  das 
ercz  folent  aus,  N.  39,  5. 

vollen-varn  s.  vol-varn. 

vollig-heit  stf.  Vollheit,  Fülle;  was  sonst  noch  dazu  gehört: 
zu  der  pfandschaft,  lehen  oder  manschaft  und  derselben  folligkeiten 

—  pfandweise  innehaben,  Traut.  Chr.  67. 

vollig-lich  Adj.  vollständig,  vollkommen,  reichlich:  sich  mit 
volliclicher  gir  {blicke  ins  Paradies  voll  Sehnsucht),  Legende  257. 

volmacbt-brief  *  stm.  schriftliche  Vollmacht:  di  volmachtsbriefe, 
Traut.  Chr.  147. 

vol-inechtig  Adj.  1.  völlig  imstande,  2.  bevollmächtigt:  2.  durch 
ewern  volmechtigen  anwalt,  Elbog.  Chr.  73. 

föllung*  stf.  Vertiefung  im  Gegensatz  zu  posse,   Traut.  Chr.  35. 

vol-recken  swv.  vollziehen,  -führen,  verrichten,  vollenden:  waz, 
von  himel  und  erde  ist  bedecket,  diu  gotheit  daz,  hat  volrecket, 
Alex.  86.  vier  banier  (Fahnen)  mit  richer  kost  volrecket ,  3378. 
wapenroc,  kovertiur  —  mit  richer  kost  volrecket,  6192.  ir  tjost  v., 
11042.  darüf  (üf  der  heide)  di  hende  volracten  (streckten  die 
fallenden  Helden  die  Hände  aus),  13198. 

vol-sagen  swv.  zu  Ende,  vollständig  sagen,  erzählen,  ersdwpfend 
aussprechen :  ich  bin  zu  swach  —  ir  ere  und  fügend  —  zu  volsagen, 
Ack.  10,  8.  aller  meister  zungen  mochten  nicht  volsageu  der  reichen 
leute  sünde,  Hier.  35,  9.  von  dem  nimmer  v.  kan  menschliche  zunge! 
14,  27.  das  menschen  hertzen,  menschen  zungen  und  alle  Vernunft 
nicht  v.  mugen  sant  Jeronimus  grosse  wirdikeit,  1,  9. 

vol-schreiben  (-schriben)  stv.  aus-,  zu  Ende  schreiben,  voll- 
ständig beschreiben:  des  treiben  sie  so  vil  mit  uns,  des  wir  euch 
nicht  alles  volschreibeu  mugen,  Igl.  Bgr.  N.  39, 10.    daz,  enmöchte 

—  nieman  vollenschribeu,  Trist.  5318. 

vol-sitzend  (von  vol-sitzen  bis  zu  Ende  sitzen)  part.  vollzählig 
versammelt:  in  unserm  volsitzendem  rate,  Traut.  Chr.  6. 

vol-tichten  swv.  zu  Ende  dichten,  verfassen,  beendigen:  v.  und 
volbringen,  Trist.  65.  sint  daz,  er  diz  buoch  verlie  und  sin  nicht 
hat  voltichtet,  41. 

Jeliuek,  Würterbuoh.  56 


882  vol-  —  vor- 

vol-,  vollen-varn  stv.  red.  IV  1.  zum  Ziel  kommen,  2.  eine  Sache 
zu  Ende  führen,  3.  sein  Recht  beweisen,  4.  mit  Gen.  vollenden,  er- 
füllen, 5.  überfallen,  6.  mit  Dat.  genügetun,  ausführen,  7.  in  Er- 
füllung gehn:  2.  ich  erwinde  niht,  ich  volvüere  diz  kleit,  als  ez,  her 
ist  geleit  (trage  aus) ,  W.  v.  W.  812.  ob  si  nicht  vollenvärn  au  der 
kür,  3889.  die  erbstolner  volfareu  nicht  (teilen  ihren  Stollen  durch 
die  von  dem  Erbstollen  getroffenen  Lehen  äne  ir  (der  Arbeiter,  Ge- 
werken  in  einem  „Berg"  oder  in  einem  Bürgerlehen)  urlauh  und 
vorhenknus,  Igl.  Bgr.  U — A9;  gestatten  jene  dies,  dann  volfaren  si 
(die  Erbstollner)  auf  aine  lachter,  U — A  10;  s.  auch  stollenhieb.  — 
3.  Prag.  Rb.  129.  he  hantfesten,  domit  si  wollen  volvarn,  DIR 
III 30.  di  stollner  —  sullen  nach  der  weise  volfareu  (procedere), 
Const.  II  4,  5;  IV  18,  10.  was  geczügen  (welche  Zeugen)  eiues 
mannnes  vorsprech  vor  einem  gerichte  nennet,  mit  den  selben  mus 
her  volvaren,  Igl.  Str.  35.  alt  und  volvarnes  alders  und  Sare  was 
Torgangen  die  seuche  (hatte  bereits  den  Wechsel  hinter  sich,  desieraut 
Sarae  fieri  muliebria),  W— B  Gen.  18,  11.  an  eren  vollenvärn,  Alex. 
24492. 

vol-vüren  (-vüeren)  swv.  vollständig  machen,  ausführen:  das  er 
seiu  ampt  getreulich  und  volleclich  volfure,  Const.  1 17.  Es  enhilft 
nicht  recht  czu  seiu  in  eczlicher  stat,  es  sein  denne  leute,  di  das 
recht  volfuren,  Const.  I  4,  2. 

vol-wackseii  stv.  IV  aus-,  groß  wachsen,  erwachsen :  also  ir  wol 
veruement  hernach,  so  sie  volwechset  in  lobes  jär,  W.  v.  W.  19. 
volwechset  das  gevruste,  W — B  Job  37,  10.  Isöt  —  volwachsen  unde 
vol  betaget,  Trist.  98. 

vol- wart,  -wort  (vol-bort,  -bart,  -wort)  stfn.  Zustimmung:  mit 
unserer  aller  —  rathe  und  volwart  gescheen,  Stb.  Brüx  N.  379.  mit 
irer  beider  —  Parteien  —  wissen  und  volwort  beteidingt,  N.  349. 

vor-aus  (vor-üz,)  Adv.  1.  voraus,  2.  vor  andern,  3.  ganz  be- 
sonders, vorzüglich:  2.  Böhm.  Chr.  92. 

vor-bedechtig*  Adj.  bedächtig,  klug:  er  was  v.  unde  vruot, 
Trist.  1283. 

vor-bedeehtikeit  (vor-bedaehticheit)  stf.  vorausgehende  Be- 
dachtsamkeit: den  erweit  und  erkoren  hat  dein  ewige  v.,  Hier.  12,  26. 

vor-bedecht-Ieich  (vor-bedsehtic-lichen  nur  RTA  1.  235,  19) 
Adr.  nach  vorhergegangener  Überlegung,  praemeditate:  wenn  die 
geezeugen  v.  die  selb  red  reden,  Const.  IV  11,  11. 

vor-bedeclitnusz  (-bedjehtnisse)  stfn.  vorausgehende  Bedachtsam- 
keit: Von  der  tifen  vorbedehtnusz  =  praedestinatione,  Sol.  67,  6. 

vor-bedenken  swv.  liickuml.  im  voraus  bedenken,  praedestinari: 
Welche  du  aber  vorbedaht  bast,  deu  hastu  gerufen,  Sol.  72,  10. 
dorezu  hastu  mich  vorbedaht  (praeordinasti),  Sol.  19,  7. 

vor-,  vür-begürten*  (Prät.  -begurte)  svw.  vorbinden,  so  um- 
gürten, daß  es  vorne  zu  hängen  kommt:  ein  tuch  er  furbegurt  sich, 
T — B  Job.  13,  4.  furbegurt  zu  seinen  prusten  mit  einer  guideinen 
gurtel,  Offenb.  1, 13.    furbegurt  um  di  prust  mit  guldeiu  gurtein,  15,  6. 

vor-behaltunge  stf.  Vorbehalt:  mit  v.  derer,  mit  den  ich  im 
rechten  strittig  bin,  Traut.  Chr.  165. 

vor-,  vür-beschied  (vür-bescheit)  stm.  Vorladung:  er  (der  Ge- 
fangene)  hat   eiuen  vorbesebied  gehabt,  Eger.  Chr.  917.    auf  sulche 


vor-besichtikeit  —  vorcht-sam  883 

k(önigliche)  mandat  und  furbeschiedt  (Vorladung),  Eibog.  Cbr.  31,  3. 
wan  wir  si  pei  unser  scbrift  und  billich  furbescbied  wollen  behalden, 
133,  30. 

vor-besichtikeit  stf.  voraussehende  Fürsorge:  Wenne  mir  ist 
das  gesaget  von  der  v.  gotes  =  per  providentiam  Dei,  W — B  Judith 
11,  IG. 

vor-betrachtung  stf.  Erwägung:  mit  guter  v.  wolbedechtlich 
—  wir  beteidingt  baben,  Stb.  Brüx  N.  349.  mit  wol  bedachtem  sin 
und  mut  und  v.  ein  solche  Ordnung  und  gescheit  getan,  Igl.  Stb.  V 
245  b. 

vor-bezeugen*  sicv.  vorhersagen:  er  wart  betrübt  im  geist  und 
furbezeug  und  sprach:  einer  von  euch  verret  mich,  T — B  Job.  13,  21. 

vor-bite  (vür-bite)  stf.  Fürbitte:  dem  urtl  soll  ohne  alle  vorpitt 
(Einsprache?)  nachgesatzt  werden,  Eger.  Chr.  917.  mit  schriftlichem 
vorbitt  und  suplicationen,  Traut.  Chr.  8. 

vor-,  vür-bringen  unregelm.  Zw.  1.  anMagen,  2*  ans  Licht 
bringen,  producere,  Prag.  Rb.  126;  Elbog.  Chr.  93,  29.  die  do  für- 
brachten die  wasser  in  irr  gestalt  —  produxerunt  aquas  in  species 
suas,  W — B  Gen.  1,21.  seine  geschefftleut  —  haben  das  geschefft 
geschriben  also  fürgepracht,  Igl.  Stb.  V  154  a.  als  er  (der  Angeklagte) 
mit  keiner  hanttat  nicht  furpracht  ist  (nicht  bei  der  Tat  ertappt 
worden  ist),  Igl.  Rspr.  XVI.  ein  ickleich  unversprochener  man  in 
unserm  rechten,  der  nicht  mit  warer  tat  furpracht  wirt,  der  mak 
sein  leip  und  sein  gut  zu  dem  ersten  male  pas  geweren,  denn  es  im 
imand  abgezeugen  muge  mit  seinem  ei  de,  Igl.  Rspr.  XVI. 

Yor-hringimg,  -brenguug,  auch  vür-,  stf.  1*  Consummatio:  aller 
vorprengunge  habe  ich  ende  gesehen,  W— B  Ps.  119,  96.  —  2.  Bei- 
bringung eines  Beweises,  Vorbringung  der  Klage:  das  ist  ir  und 
irer  heller  klag  und  furprengung,  Olm.  Stb.  132.  czum  gerichte  und 
seiner  vorpringung  geboren  sunderlich  personen,  84.  so  geslossen 
sein  furprenguuge  der  geczeugen  (productiones),  Const.  IV 11,  14  u.  15. 

vor-,  vur-burge  (vor-burc  stf.)  stn*  Gebäude  oder  Stadtteil 
außerhalb  der  Stadtmauer  als  Schutzwehr,  Vorwerk,  antemurale:  ein 
vorpurge,  W — B  Is.  26, 1.  geclaget  hat  das  vurpurge  =  luxit  ante- 
murale, Klagen  des  Jer.  2,  8.  üf  das;  castel  durch  daz,  vorbürge, 
Trist.  2479. 

vorcht,  -e  stf.  1.  Furcht,  Besorgnis,  gerne  im  PL,  2.  was  Furcht 
erregt:  graw  und  vorcht  schaideu  euch  nit,  Ack.  2,  9.  Und  seine 
vorchte  viel  ouf  alle  die  woner  der  erden,  W — B  Judith  2,  18.  also 
grose  vorchte  viel  ouf  dieselben  lant  =  tantus  metus  provinciis  illis 
incubuit,  Judith  3,  9. 

vorcht-lich  Adj.  1.  voll  Furcht,  furchtsam,  gefürchtet,  furchtbar: 
wir  suln  den  man  in  vorhtlicher  wirde  hau  =  müssen  vor  ihm  auf 
der  Hut  sein,  W.  v.  W.  6080. 

vorcht-sam  (vorht,  -e,  -sam)  Adj.  1.  furchtsam,  ängstlich, 
2.  gottesfürchtig ,  3.  scheu,  untenvürfig,  4.  furchtbar,  gewaltsam, 
5.  tapfer:  1.  W — B:  ein  vorchtsames  hercze,  cor  pavidum,  Deut. 
28,  65.  welcher  ist  ein  vorchtsamer  mensch  und  eines  vorchtsamen 
herczen,  der  gee  und  kere  wider  in  sein  hous  (homo  formidolosus 
et  corde  pavido),  Deut.  20,8.  —  4.  Hier,  und  Sol.:  bedenke  den 
forhtsamen  tag,  den  grausamen  tag  gotliches  czornes,  Hier.  37,  12. 

56* 


vorder  —  vor-gäbe 

in  einer  vorchtsamen  wustenung,  Hier.  217,  27.  worhaftiger  got, 
vorhtsamer  und  starcker  =  terribilis,  Sol.  77,  22.  dir  vorbtsamen 
(terribilis)  und  lobleicben  und  wunderhaftigen  got,  Sol.  88,  19. 
gerecbt  und  v.  (gottes  fürchtig),  T— B  Luk.  2,  25. 

vorder  s.   vürder. 

forderer  stm.  Forderer,  Kläger,  petitor :  der  f.  ader  der  clager, 
Const.  IV  19,  3 ;  s.  auch  vodrer. 

vorder-gut*  Adv.  besonders  gut:  man  sol  —  aufs  meist  drei 
viertel  aus  einem  scbeffel  weizen  —  fordergut  mel  ausziehen,  Traut. 
Cbr.  136  ^^nten. 

vorderist,  l'edrist  Sup.  des  Adj.  vorderst,  vornehmst,  vorzüg- 
lich, Adv.  zuvorderst,  an  der  Spitze,  vor  allem :  das  er  am  fedristen 
geschafft  bat,  Igl.  Stb.  III  326  b. 

vorder-,  vürder-lieh  Adj.  gewogen,  gnädig:  wir  biten  euer 
furderleicbe  libe,  Igl.  Rspr.  XIII. 

forder-lich  (vürder-liche,  -en)  Adv.  auf  fördernde  Weise,  als- 
bald, sofort,  Elbog.  Chr.  5,  1.  auf  das  forderlist  möglichst  schnell, 
87,  36.  meinen  leczten  willen  auf  das  furderlichst  ausrichten,  Igl. 
Stb.  V  164  d.  ewer  meinung  fuderlicb  (schleunig)  zu  versten  lassen, 
Eger.  Chr.  1124  S.  301.  uns  an  sein  kfönigl.)  m(ajestet)  forderlichen 
sein.  Elbog.  Chr.  111,  19.  der  gar  der  werlde  dieten  sol  vorderlich 
gebieten,  Alex.  Anh.  1674.  der  (wisheit)  die  burger  dar  in  vorderlich 
volkomen  sin  vor  andern  künsten,  Alex.  Anh.  886. 

vordem  s.  vürdern. 

vorderimge  stm.  Forderung  (bes.  rechtliche)  Anklage:  des 
clagers  forderunge  —  di  ist  nicht  anders  denn  ein  manunge  czu  dem 
richter  umb  daz,  recht,  daz,  im  widerfaren  sol,  als  er  hoft,  im 
gerichte  czu  behalden  ader  ersteen.  Const.  IV  6,  1.  alle  ansprach 
ader  f.  —  sein  von  personen  ader  von  den  dingen,  IV  6,  5. 

vor-eher*  swm.  Vorfahre:  brive  und  brivilegien,  so  euch  ire 
(der  Slick)  fureliern  genomen  haben,  Elbog.  Chr.  30,  31. 

vor-eid*  stm.  Schwur,  das  man  etivas  z.  B.  die  Anklage  nicht 
aus  Böswilligkeit  tue,  juramentum  calumniae,  auch  potwarei  s.  d., 
Brunn.  Str.  II 14.  von  dem  voreide,  der  do  heisset  calumpnia,  Const. 
IV  !»;  s.  potwarei. 

vor-erkemien*  sivv.  vorhersehen,  vorherbestimmen:  vorderkant 
vor  der  schickunge  (Erschaffung)  der  werlt,  T — B  I.  Peter  1,  20. 

vor-gäbe  stf.  1.  Geschenk,  das  man  vor  andern  voraus  hat, 
Vorzug.  Vorteil,  2.  Privileg,  3.  Vorteil  im  Krieg,  vorteilhafte  Stellung, 
4.  Vorgabe  beim  Spiel:  2.  wann  di  vorgäbe  (daß  von  Schmelzhütten 
auf  einem  Berg  dieser  keinen  Zins  zahlen  muß)  di  heißt  pergfreiunge, 
Const.  II  3,  3.  unredlich  der  stat  gesworne  —  wollen  genisen  einer 
sunderlichen  vorgäbe  (nämlich,  daß  die  Bürgerlehen  sich  nicht  ver- 
liegcn,  tvas  selbst  die  Königslehen  tun),  Const.  II  3,  9.  so  sal  man 
messen  ein  ganezes  leben,  das  er  mit  sulcher  vorgäbe  andere  an- 
prenge  czu  der  arbeit,  Const.  II 1,  9;  s.  vinder.  ander  tag  in  der 
wochen  (als  am  Markttag)  sal  ein  gast  mit  dem  andern  gast  nicht 
handeln  uf  das,  das  das  stadvolk  ein  vorgab  hab  und  desterpas  sein 
geschos  der  stat  zu  geben  hab,  Olm.  Stb.  91. 


vor-gang  —  vor-  885 

vor-gang  (vür-ganc)  stm.  1.  das  Vorausgehende,  Einleitung, 
2.  Fortgang,  Fortschritt,  Erfolg,  3.  rechtliehe  Geltung:  3.  daz,  diz 
geschriben  geschefte  also  ein  ewigen  furgang  haben  schol,  Igl.  Stb. 
III  153  b. 

vor-gebung  (vürgebunge  Vorgebung,  Vorwand  nur  Beisp.,  59,  4) 
stf.  was  einer  vorbringt,  Bericht:  ewer  notturftige  v.  euers  ergangen 
Schadens,  Stb.  Brüx  N.  452. 

vor-geer  (vor-ganger,  -genger)  stm.  1.  ante-,  praecessor, 
2.  Vorstand,  Vorgesetzter:  das  eitere  und  vorgeer  sein  sollen,  Igl. 
Ms.  S.  24.  der  da  ist  ein  forgeer,  der  wirt  als  der  ambechter,  T— B 
Luk.  22,  26.  es  sei  dem  kunig  als  dem  vorgeer,  I.  Peter  2,  13.  die, 
so  gemeiner  Stadt  greuitzen  kündig  wären,  sollten  der  andern  vor- 
geuger  sein  (bei  der  Abgrenzung  vorausgehen),  Traut.  Chr.  209. 

vor-geu  (-gän,  -gen)  stv.  red.  V.  1.  vorher,  voraus  gehen,  2.  an 
einem  vorüber  gehen:  2.  er  wolt  si  furgen,  T — B  Mark.  6,  48.  do  er 
in  gesach,  er  rargieng  (ging  an  ihm  vorüber),  Luk.  10,  31.  und  er 
furgieng  dan,  er  sach  zwei  ander  bruder,  Matth.  4,  21;  s.  auch  vür-gen. 

vor-gende  (-gände,  -gende)  part.  Adj.  1.  vorausgehend,  vor- 
gencle^  bilde  =  Vorbild:  1.  um  di  Vergebung  der  vorgenden  miss- 
tat  (früherer  Vergehen),  T— B  Römer  3,  25. 

vor-gezalt*  part.  Adj.  vorhergesagt,  vorher  erzählt:  do  bewiste 
der  künegin  beide  herze  unde  sin  und  vorgezalte  nnere  daz,  erz 
Alexander  wpere,  Alex.  20291. 

vor -halten  stv.  V  —  1.  tr.  behaupten  vor,  2.  vorenthalten, 
2.  Traut.  Chr.  100.  das  wir  dem  hochgebornen  Josten,  markgraffen 
zu  Brandenburg  und  zu  Merhern  —  2000  schock  grossen  Prager 
muueze  für  die  czinse,  gulte  und  rente  unser  stete:  Newmburg, 
Coln  (Kolin),  Czasslaw,  Gurym  und  Ausk  uf  der  Elbe,  als  wir  im 
die  vorschriben  haben  und  die  im  bis  uff  sand  Gallen  tage  schierist 
kumenden  furgehalten  sind,  recht  und  redlich  schuldig  sein  und 
gelten  sollen,  Aussig.  Urkdb.  N.  140. 

vor-hang  (vür-,  vor-hanc)  stm.  Vorhang,  antependium,  cortiua, 
expansorium,  pallarium:  ein  v.  zu  den  türen,  W— B  Ex.  35,  12. 
velum  Par.  II  3,  14.  die  vorhenge  der  umbhenge  =  vela  cortinarum, 
W— B  Ex.  26,  6. 

vor-liaus  stn.  porticus,  fur-baus  stm.  atrium  (vor-lrus)  Vorhalle, 
Vorhaus:  Und  ein  vorhous  was  vor  dem  tempil,  czweinczik  doum- 
elen  lang,  W — B  Kön.  III  6,  3.  ein  heusei,  in  dem  er  sas  zu 
urteilen,  was  in  der  mitte  semliches  werkis  in  dem  vorhouse,  Kön. 
III  7,  8.  Und  ein  ander  vorlouben  dem  grosen  vorhouse  und  seulen 
und  houbt  ouf  die  seulen  machte  her,  Kön.  III  7,  6.  die  phorten  des 
inwendigen  furhouses  (atrii  interioris),  Ez.  46, 1.  die  Pehem  — 
singen  in  dem  v.  (in  der  Vorburg,  na  pfehradiu)  die  Meissner  umb, 
Böhm.  Chr.  104. 

vor-haut*  stf.  Vorhaut,  praeputium:  Beschneidet  dorumme  die 
vorhout  der  schäme,  W — B  Ueut.  10, 16. 

vor-heckler*  (von  hucke,  md.  hocke  sivm.  Kleinhändler,  Höcker) 
stm.  vorwegkaufender  Händler,  Eg.  Chr.  N.  441. 

vor-,  t'ur-heuscl*  stn.  Dem.  von  furhaus,  atriolum,  kleiner 
Vorhof:  Und  nembt  war,  in  dem  selben  winkchel  des  fuv- 
hous[es]  was   ein   vierekkats   furheusel   und  alle   furheusel  waren 


886  vor-keren  —  vor-rede 

in  den  vier  wiukchelen  des  fnrkonses  =  atriolum  erat  in  angulo  atrii, 
W — B  Ez.  46,  21.  Und  ein  want  ging  czuring  darumb,  nmgebund 
die  vier  vurkeusel  =  paries  per  circuitum  ambiens  quatuor  atriola, 
Ez.  46,  23. 

vor-keren*  sivv.  amvenden:  allen  vleiss  furkern,  Esrer.  Cbr. 
1145. 

vor-komen,  -kuinen  s.  vur-koinen. 

vor-lägunge*  (läge,  vor-läge)  stf.  Hinterhalt:  in  den  vor- 
lagungeu,  in  insidiis,  W — B  Ps.  9,  8. 

vor-laube  (vor-loube)  swf.  Vorlaube,  -halle,  vestibulum:  in  den 
vorl cmben  des  geczeldis  =  in  vestibulo  tabernaculi,  W — B  Lev.  3,  8. 
under  die  vorlonbeu  des  tempils,  Par.  II  3,  17.  in  den  vorlouben 
und  in  den  sacristen  nnd  in  den  scbaczkamern,  Par.  1 23,  28.  in 
seinen  vorlonben  (in  domate  suo),  Esdr.  II  8,  16.  einen  bort  in  den 
vorlonben,  Esdr.  IL  in  den  vorlouben  des  geczeldis  des  geczenknüs, 
Ex.  29,  32.  den  alter  des  ganczenczunten  opfers  in  der  vorlonben 
des  geczenknnsses,  Ex.  40,  26.  Und  do  waren  gepawt  kncben 
czuring  nmb  imder  der  vorlonben  des  inwendigen  furbanses  =  cnlinae 
fabricatae  erant  subter  porticus  per  gyrum,  Ez.  46,  23 ;  s.  auch  vor- 
hans  und  richtsal.  ein  tempel  in  der  vorlanben  Salomonis,  T — B 
Job.  10,  23.    unter  di  vorlanben  Salomons,  Btb.  5,  12.  3,  11. 

vor-laul'er  (-loufer,  -löufer)  stm.  Vorläufer,  Vorgänger:  er  wirt 
im  die  (evvere  kinder)  macben  zu  reitern  und  zu  vorloufern  seiner 
wegen  (praecursores  quadrigaruni  suarum),  W — B  Kön.  I  8,  11. 

vor-lenfflich*  Adj.  vergangen:  nmb  alle  die  verhandelte  und 
vorleufflicbe  gescbicbt,  Mind.  d.  Egerl.  S.  23 ;  Eger.  Chr.  1046. 

form,  -e  stswf.  1.  Form,  Gestalt,  2.  Gestelle,  3.  Vorbild,  Muster, 
4.  Art  und  Weise,  aus  lat.  forma:  indruck  der  allerbosten  formen, 
Beiwort  für  Gott,  Ack.  55,  17.  die  gebrechin  siut  alle  auff  furm  u. 
meiuunge  —  vorthedingt,  Elbog,  Chr.  153,  11. 

vor-mälcn  adv.  Dat.  ehedem,  früher:  morgengab,  die  man  im 
v.  czu  seinem  weibe  geben  hat,  Igl.  Stb.  III A  161b.  vor-mälens, 
Jgl.  Str.  242. 

formen  swv.  formen,  gestalten,  bilden:  do  formte  her  ein  forme 
noch  giessendem  werke  (formavit  opere  fusorio),  W — B  Ex.  32,  4. 

vor-mund  stm.  Fürsprecher,  Beschützer,  Vormund:  das  si  sullen 
iren  kindern  Vormünder  sein,  Igl.  Stb.  V  260  b ;  s.  vür-mund. 

vor-nemen  s.  vür-nemen. 

vorniren  (furnieren,  furrieren)  swv.  1.  unterfüttern,  2.  über- 
ziehen, mit  Fournieren  bedecken,  aus  franz.  fourrer,  vom  deutschen 
vuotern:  Salomou  vornirte  die  camer  uberal  mit  cedreineu  getefel, 
W — B  Kön.  III 1,  3.  Alles  das  was  mit  cedreineu  getefel  gevorniret 
noch  uberplecte  nindert  ein  stein  an  der  want  (vestiebantur  nee  — 
lapis  apparere  poterat  — ,  Kön.  III  6,  18.  das  hous  vornirte  er  mit 
tafeln,  mit  golde,  mit  blechen,  Par.  II  3,  5. 

forn-teichlin*  (von  forhe  stvf.  forhen  stf.  Forelle)  stn.  kleiner 
Forellenteich,  Traut.  Chr.  251. 

vor-quemen  s.  vor-kumen. 

vor-rede  stf.  1.  die  vorige  Bede,  2.  einleitende,  vorberatende 
Rede,  3.  Verabredung,  Bedingung :  3.  ein  cristenliche  vorrede  beredt 
und  beteidingt  ist  worden,  Stb.  Brüx.  N.  337-    von  der  forrede  wegen 


vor-  —  vor-vordem  887 

—  ab  wir  üch  sollicher  vorrede  vermeinen  zcn  halden,  N.  257.  Über- 
tretung der  furrede,   die  er  Mathis  Slicke  beteidingt  hatte,  N.  340. 

vor-,  vür-saz  (vür-saz,  md.  vorsaz)  stm.  1.  Vorspann,  2.  Vor- 
satz, Vorhaben,  Entschluß,  3.  Einsatz,  Pfandnehmimg,  -setzung, 
4.*  Vorschlag,  5.*  Aufschlag  auf  einen  Preis:  4.  gut  ist  der  vorsacz, 
den  gesprochen  hat  Helias  (propositio),  W— B  Kön.  III 18,  24.  —  3.  noch 
lasz  mich  in  manche  fursatz  zefurt  werden  (distrahi  im  multa),  Sol. 
101,  18.  —  4.  vursetz  oder  auf  sieg  tun  =  Wucherzinsen  nehmen, 
Eger  Str.  A  XV,  8.  weihe  vrowe  oder  man  deheinerleie  aufsiege 
oder  fürsetz  tun  mit  iren  gewern  durch  lenger  frist  willen  und  des 
si  mit  piderben  leuten  überwunden  werden,  die  schullen  peide  von 
houpgut  und  von  schaden  den  3.  pfennich  verfallen  sein,  Eger  Str. 
A  XV,  8.  —  brot  des  fürsaczes  =  panes  propositionis,  Schaubrote, 
W — B  Ex.  25,  30.    mit  den  broten  des  vorsaczes,  Ex.  39,  36. 

vor-schicken*  swv.  im  voraus  begnaden,  praeordinare:  da  hestu 
mich  vorgeschickt,  Sol.  63,  19. 

vor-schreien  stv.  II  ausrufen,  proclamare:  Und  die  fürsten  — 
sullen  v.  =  proclamabunt,  W— B  Deut.  20,  5. 

vorsclnmge  stf.  Nachforschung,  Aufsicht:  si  (di  czimmerleute) 
sullen  auch  mit  steter  f.  behüten,  das  keine  genge,  di  iczunt  funden 
sein,  oder  ercz  —  vorhalden  und  vorporgen  werden,  Const.  I  11,  2. 
der  eit  ist  ein  forschunge  der  warheit  (scrutinium),   Const.  IV  9,  10. 

vor-selien  s.  vür-sehen. 

vor-sitzen  stv.  1 1  eine  stat  —  sitzet  mit  ir  kunst  uns  vor, 
Alex.  Anh.  1045. 

vor-steter*  stm.  Bewohner  der  Vorstadt:  den  bürgern  und  vor- 
stettern,  Traut.  Chr.  6. 

vorst-haber  m.  (bei  L.  nur  Gr.  W.  6,  109)  Haber  cds  Abgabe 
für  das  Waldnutzungsrecht,  Traut.  Chr.  9;  Eger.  Chr.  1171. 

vorst-vuoter  stm.  vuoter  als  Abgabe  für  Waldnutzungsrecht: 
umb  ir  waid  kas  u.  forstfuter  —  geben,  Eger.  Chr.  1172.  1067 
S.  254  u.  256. 

vort  (vurt  stm.,  md.  fürt,  fort  stm  f.)  1.  Eurt,  eigentl.  und  bildl., 
2.  Flußbett:  den  vort  Jaboc,  W— B  Gen.  32,  23.  so  lange  ir  weit 
hie  wesen,  so  wirt  iuwer  vort  gephlogen  paz,,  W.  v.  W.  2380.  man  sach 
da  manegen  den  fürt  mit  helme  suochen  in  dem  acker,  Alex.  3630. 
manc  anger  unde  vurt  und  Eufrätes  —  nach  bluote  wart  gevar, 
4082.  durch  bluomen  fürt,  11036.  den  lerte  Nicänor  den  fürt 
suochen  üf  dem  plane  verwunt  und  lebens  äne,  13688. 

vor-tragen  stv.  vorbringen,  vorgaukeln:  gaukelweis  tragt  ir 
mir  vor,  unter  valsch  tragt  ir  mir  ein,  Ack.  14,  14. 

f ort-triften *  swv.  Holzblöcke  fortschwemmen,  fortstoßen:  holz 
fortzuflössen  und  fortzutrifften  vom  Hrisengebirge  bis  auf  Kutten- 
berg, Traut.  Chr.  185. 

vort-vlcez,en  swv.  durch  Flößen  weiterschaffen :  Traut.  Chr.  185. 

vort-zug  stm.  die  ersamen  des  tuchmacherhandwerks  haben 
manlich  die  zwei  Schlosser  —  also  sie  den  vortzug  gehabt  haben, 
gesturmet,  Eger.  Chr.  20  S.  23. 

vor-ublicli  *  Adv.  üblich,  Traut.  172. 

vor- vordem  PI.  Vorfahren:  als  wir  es  (das  gericht)  vor  seinen 
vorvordern  inne  gehabt  haben,  Budw.  Urkdb.  N.  476  u.  445 ;  Traut. 


vor-wenden  —  vraun-haus 

Chr.  2.  dienst,  die  sie  und  ihre  vyfürdern  uns  und  unsern  vorfödern 
oft  nützlich  gethau,  —  ihre  vorfordern,  89.  im  und  sein  vorfadern 
umb  ir  sei  selikait,  Igl.  Sth.  III  328  b.  ein  brieff  unser  vorfödern, 
III 114  d. 

Tor- wenden  s.  vür-wenden. 

vor-werk,  forberg,  forbereh,  for-bre"cht,  forber  (vor-werc) 
stn.  stf.*  vor  der  Stadt  gelegenes  Gehöfte,  Landgut,  Traut.  Chr.  33. 
87.  93.  96.  109.  148.  159.  216.  220.  229.  194  usw.  so  ist  ein  for- 
bergk  czum  slosse,  do  mus  —  hauptmau,  knechte  und  pherde  doruff 
halden.  Sth.  Brüx  N.  196.  Melczern,  die  in  vorbercken  und  vorsteten 
unser  stat  wonen,  ist  vorpoten,  das  si  auch  kein  pir  in  der  stat 
legen  sullen,  Ohn.  Sth.  96  c,  3.  das  spital  in  der  eren  des  hl.  geists 
in  der  vorberk  zu  Olomuncz  zu  setzen,  72.  dem  spital,  in  unser 
vorberk  gelegen,  131  a.  heuser  und  hofstett  in  der  stat  und  in  iren 
Vorwerken,  131.  —  1462  brandt  die  furbergkh  ab,  Eger.  Chr.  151. 
das  forberg  —  neben  der  brücken  an  der  Anpen  —  zu  TrautnaAv, 
Traut.  Chr.  33.  verkauft  das  forwerk  zu  Wolfen  mit  allem  getreide, 
vieh  usw.,  159. 

vor-werk-stüek  stn.  zum  vorwerk  gehöriges  Grundstück:  for- 
bergstücke,  Traut.  Chr.  242. 

vor-ziehen  s.  vür-ziehen. 

fossiure  stswf.  Grotte  (aus  franz.  fossur,  lat.  fossura):  sie 
suochten  —  die  fossiuren,  die  meister  Gotfrit  hat  genant,  Trist.  3322. 

votier*  stm.  Weinstock:  wer  grub  stocke  oder  pogenorter  anf- 
czug  und  von  dem  votter  abschneidet,  im  zu  frummen  und  dem 
Weingarten  zum  schaden,  —  er  ist  des  halses  vervallen  und  gehört 
auf  den  rost,  Chlum.  VIII 16. 

vräge  stf.  1.  Frage,  Nachfrage,  -forschung,  2.  Umfrage  nach 
einem  Urteil,  3.  peinliche  Frage,  Tortur,  4.  Eätselfrage,  5.  Beratung, 
6.  Amtsperiode  der  „vräger"  (Bürgermeister):  3.  Traut.  Chr.  31. 

vragnerinne  (vragenterinne)  stf.  Händlerin  mit  Lebensmitteln: 
wrer  das  waltobs  da  vuert  —  daz,  gehört  czu  den  phragnerinneu 
(2  mal),  Brunn.  Str.  II  148. 

vrägunge  stf.  1.  Frage,  2.  Zögern :  2.  an  alle  v.  =  absque  ulla 
cunctatione,  ohne  gerufen  zu  sein,  W — B  Esther  4,  11.  —  1.  der  — 
hielt  v.  =  habita  quaestione,  W — B  IV  B  175  a  =  Esther. 

vräg-weis  (vräge-wise)   stf.  in  v.  =  fragend,  Elbog.  Chr.  6,  1. 

vrank  Adj.  frei:  so  sich  Mertel  selbst  nicht  smehet,  van  eim 
rat  wol  Mertel  frank  (unangetastet)  blibe,  Elbog.  Chr.  81,  44. 

vrat  Adj.  1.  halb  faul,  zerbröckelnd ,  2.  wund  gerieben,  ent- 
zündet, 3.  bildlich:  durchtrieben,  verschlagen:  3.  er  hat  gesprochen: 
der  frat,  unendlich  spaier  und  lugner,  Igl.  Stb.  V  63  d. 

vraun-gasse  swf.  Name  einer  Gasse,  in  der  die  Marienkirche 
liegt,  Igl.  Stb.  IV  249c. 

vraun-haus  stn.  Frauenhans  (Bordell) :  das  kein  gesell  in  dem 
frawnhaus  über  nacht  behausen  noch  peleiben  sol  noch  mit  sulichen 
freyen  weybern  auf  den  ring  ader  anderswo  vor  erbarn  fromen  leuten 
offenbar  reden  noch  von  der  gesellen  yrten  czu  trinken  geben  sol 
pey  der  puss,  VII  d;  Igl.  Stb.  V  177  c. 


vrami-tor  —  vrech  889 

vraun-tor*  stn.  Name  des  in  der  Nähe  der  Marienkirche  am 
Ende  der  vraungasse  gelegenen  Stadttores  in  Jglau:  Igl.  Stb.  IV 
243  b. 

vrauwe  (vrouwe,  vrowe)  swf.  auch  st.  1.  Herrin,  Gebieterin, 
2.  Geliebte,  3.  Fraxi  oder  Jungfrau  von  Stand,  Dame,  4.  Weib,  im 
Gegensatz  zur  Jungfrau,  5.  so  nennt  der  Kegelspieler  die  Kugel.  In 
der  Bedeutung  Gattin  fast  immer  housvrouwe.  Die  Frau  (Gattin) 
hat  bloß  das  Recht  über  ihr  Feiertagskleid  zu  verfügen,  wenn  sie 
nicht  eigenes  Vermögen  hat,  das  sie  dein  Manne  nicht  geschenkt, 
Igl.  Str.  123.  Weiber  können  bei  Notzucht  nicht  Zeugen  sein,  154; 
sie  können  zeugen  über  den  Verlust  des  Gewandes  im  Bade,  200; 
das  Zeugnis  von  2  Frauen  ist  sonst  unzureichend  (48b);  der  Mann 
führt  die  Sache  seiner  Gattin  vor  Gericht,  308;  eine  Frau  kann  an 
Kleidung  und  Bettgewand  mit  gepfändet  werden,  wenn  sie  mit  ihrem 
Mann  gelebt  hat,  309.  Das  Vermögen  eines  Verstorbenen  soll  nach 
Befriedigung  der  Gläubiger  unter  die  Frau  und  die  Kinder  so 
geteilt  werden,  daß  jene  l\z,  diese  2/3  erhalten,  Igl.  Str.  311.  332  (33) 
(34a)  (35)  (54b)  (81);  außerdem  fällt  ihr  zu  ihr  Bettgeräte  und  ihre 
Kleider,  die  des  Verstorbenen  aber  gehören  den  Erben,  324.  Dieses 
ihr  gebührende  Drittel  fällt,  wenn  sie  wieder  heiratet,  nach  ihrem 
Tode  dem  sie  überlebenden  Manne  zu,  wenn  aus  der  2.  Ehe  Kinder 
entsprossen  sind;  sonst  hat  dieser  keinen  Anspruch  darauf,  wenn  sie 
es  ihm  nicht  bei  Lebzeiten  geschenkt  hat,  337. 

vrauwe-lieh  s.  vrewe-lich. 

vräz,  stm.  (PI.  vräze,  vra^e)  1.  Vielfraß,  Nimmersatt,  2.  Fressen, 
Gefräßigkeit:  fraz.es  sie  sich  fliz;en  beide  au  traue  und  an  huor, 
Alex.  12820. 

vräz,-heit  stf.  Gefräßigkeit,  Unmäßigkeit:  in  den  v.  und  in  den 
trunkenheit,  T — B  I.  Peter  4,  3;  Galater  5,  21.  daz,  wir  geen,  nit  in 
frashaiten  und  in  trunkenhaiten,  Römer  13,  13. 

vrebel  s.  vrevel. 

vrech  Adj.  1.  mutig,  kühn,  tapfer,  2.  keck,  dreist,  3.  lebhaft: 
1.  ein  ritter  v.  und  gar  kurteis,  Trist.  73.  die  Minne,  die  vreche 
stürmerinne,  790.  stolzer  knappe,  v.  und  vruot,  1203.  die  vrechen 
heldeu  jungen,  1773.  sin  (Tristans)  ellentbafte  vreche  jugent,  2004. 
dem  erenrichen  vrechen,  Ei.  102.  ir  vrechen  ors,  Alex.  3490.  daz, 
ich  so  freche  rede  hän,  daz.  solt  ir  äue  zürnen  län,  4201.  man  sach 
die  unwisen  vor  den  frechen  risen  (herunterfallen),  3636.  mit  heres- 
kraft  und  mit  vrecher  ritterschaft,  5492.  mit  siner  frechen  schar, 
7456.  die  frechen  man,  6687.  freche  ritter,  6842.  die  frechen 
wolden  iren  herren  rechen,  8023.  also  daz,  er  sin  frechez,  leben  vil 
nach  dem  töde  hete  gegeben,  8029.  man  sach  die  dri  mit  frechen 
liden  üf  den  unverzagten  smiden  (loshauen),  8137.  ein  frechez,  volc 
er  fuorte,  9721.  von  so  frechen  fürsten.  10350.  niht  vür  wisheit 
ich  daz,  hän,  ich  wise  ez,  sinen  frechen  siteu,  10587.  er  bräht  der 
Persän  vil  von  frechem  leben  üf  tödes  zu,  13624.  der  freche 
(Alexander)  zogte  vaste  nä,  16454.  von  Macedö  den  vrechen 
(=  Alex.),  23069.  die  helde  vrech  unde  balt,  Ernst  3075.  in  frechem 
geläz,e  (in  lebhafter  Unterhaltung)  sie  wären  üf  der  strafe,  darüf  ir 
muoter  mit  in  gie  {auf  dem  rechten  Weg,  ihre  Mutter  zu  finden), 
W.  v.  W.  5440.    ein  vrechir  rittir  schoz  sich  üz,  (trat  vor,  erbot  sich, 


890  vrech-heit  —  vreidikeit 

die  Botschaft  zu  übernehmen),  Dal.  152,  9  (68,  125).  da  von  er 
(Heinr.  1313)  virlos  sin  vreches  leben,  14,  29. 

vrech-heit  stf.  Kühnheit,  Verwegenheit:  do  wart  sie  betrogen 
von  ibrer  v.,  Böhm.  Chr.  15. 

vrede-bruch  s.  vride-lmich. 

vregen  (=  vregen  =  vrägen)  svw.  fragen:  wes  ich  iuch  vrege, 
Alex.  25  999.    do  vreget  in  der  guote,  1336. 

frei,  vri  Adj.  1.  frei,  nicht  gebunden  oder  gefangen,  2.  unbe- 
schränkt, 3.  unverheiratet,  4.  fre/geborn,  adelich,  5.  unbekümmert, 
sorglos,  6.  ausgelassen,  zuchtlos,  frech,  7*  bergm.  noch  niemandem 
zum  Bergbau  verliehen  s.  berg-freibeit :  er  ist  gevaren  durch  vreien 
stein,  Igl.  Bgr.  N.  76,  1.  sind  dem  mal  und  das  nicht  da  gemessen 
perk  sein,  so  ist  is  noch  vrei,  so  mak  man  wol  darin  siezen,  wer  si 
empfet,  als  ein  recht  ist,  N.  2,  8.  in  freiem  felde  und  gemessen 
gepirge,  Const.  II  4,  12  u.  II  4,  4.  ob  nu  —  czwischen  den  lehen, 
di  nu  leuten  weren  gegeben,  vreies  etwas  pleib  aus  dem  lehen 
peiderseit,  wer  dorezu  recht  schulle  haben,  Igl.  Bgr.  N.  2,  3.  ap  sie 
czu  dem  berge  gehöre  adir  ein  frihes  sei,  D I R  15,  1.  der  stolze, 
muotes  vrie,  Triest.  1149.  den  herren  muotes  vrien,  Rf.  175.  wan 
er  was  ein  grossir  vrey  (svoboda  velika  biese),  Dal.  81,  29  (32,  73). 

vrei-brief  (vri-brief)  stm.  Freibrief,  Privileg:  freibriefe  von 
unserm  genedigen  herren  dem  kunig  umb  schulde,  Prag.  Str.  118. 

vreidec-liche,  -en  Adv.  auf  mutige,  heftige,  übermütige  Weise: 
zu  im  gar  v.  sprach  sie,  Trist.  5381.  Vil  nuezer  were  —  bischofes 
wirdikeit  zu  vlihen  denne  sich  dorezu  v.  zu  halden,  Hier.  217,  2. 
der  böse  geist  —  nam  freidielichen  den  unseligen  jungen  und  fürte 
in  weg,  193,  25.  Unkeuschheit  ist  des  teufeis  swert,  domit  er  f. 
vichtet,  51,  15. 

vreidig  Adj.  1.  treulos,  abtrünnig,  2.  flüchtig,  3.  abhanden 
gekommen,  gestohlen,  4.  gefahr-,  verderbenbringend,  schrecklich, 
5.  trotzig,  wild,  keck,  6.  muticillig ,  übermütig,  7.  prahlerisch, 
8.  leichtsinnig,  9.  frisch,  munter,  loohlgemut,  10.  mutig,  kühn:  3.  den 
andern  toten  der  freidigen  tier  zen  (bestiarum  ferocium),  Sol.  9, 12. 
Welch  unvornuftiger  tire  mag  freidiger  sein  denne  ein  böser  prister? 
Hier.  46, 13.  0  freidiger  tod!  woldestu  nicht  merken,  das  du  einen 
sulchen  hast  genomen,  —  dem  an  fugenden  nichts  gleiches  lebt  auf 
erden  ?  98, 13.  des  wart  er  erzürnet  und  sprach  zu  im  mit  freidiger 
stimme,  144,  7.  zuhant  nam  sie  (die  arme  Seele)  mit  grossem  schauer 
die  freidige  schar  der  bösen  geiste,  219,  16.  er  gebot  mit  freidiger 
stimme,  162,  22.  er  wart  gleich  als  ob  er  unsinnig  wer  mit  freidiger 
lauter  stimme  schreien,  161,  9.  wer  sulche  stimme  auslisse  mit  so 
freidigem  schreien,  186.  5.  si  mochten  des  egenanten  freidigen 
Sturmes  nimmer  ledig  werden,  197,  28.  do  stunt  das  unschuldig 
lamp  mitten  unter  freidigen  wolfen,  162,  1.  den  sie  das  geistliche 
almusen  mit  vreidigen  gewalde  vorhalden,  .216,  3;    s.  auch  frende. 

vreidikeit  (und  freidec-heit)  stf.  1.  Übermut,  Trotz,  2.  Aus- 
gelassenheit, 3.  Prahlsucht,  4.  Mut,  Kühnheit,  Stärke.  5.*  Gräßliclir 
keit:  5.  Mir  grawet  durch  sulche  f.  (die  Qualen  des  Fegefeuers  und 
der  Hölle),  die  ich  von  dir  höre,  Hier.  143,  8.  —  1.  das  sie  (die 
Bäuber)  aller  v.  vorgassen  —  und  baten  genade  umb  ir  grosse 
missetat  des  mordes,  168,  5.    do  sprach  derselbige  ketzer  in  sundiger 


vreien  —  vrei-keit  891 

v.,  179,  25.  das  er  in  lert  alle  v.  und  alle  unbescheidenheit  untugent- 
liches  lebens,  192,  26. 

vreien  (vrien,  vrigen)  swv.  tr.  1.  frei  machen,  erlösen,  erretten, 
2.  mit  Gen.  frei  machen,  berauben,  entledigen  von,  3.  frei  lassen, 
4.  mit  Privileg  begaben,  5*  =  2.  rechtl.  eine  Sache  von  den  darauf 
liegenden  Lasten  (Verpfändung,  Arrestation,  Bekomerung,  Hypothek) 
frei  machen,  dis-  oder  exbrigare,  6*  einen  „singer"  in  einer  Meister- 
singschule, einen  Lehrbuben  freisprechen-:  4.  Traut.  Chr.  59.  das 
eczlich  straßen  dem  lande  czu  gute  geoffint  und  gefreib.it  wurde, 
Stb.  Brüx  N.  326.  —  5.  der  Verkäufer  eines  „Erbes"  ist  verpflichtet 
dasselbe  (Haus,  Hof,  liegende  Habe)  zu  freien;  möcht  er  (der  Ver- 
käufer) den  —  garten  —  nicht  freien,  so  solt  er  im  di  II  s.  wider- 
keren  (Kaufpreis  zurückgeben)  und  des  gartens  sich  wider  under- 
fahen,  tgl.  Str.  (55)  S.  323.  das  teil  des  houses  —  freien  (exbrigare), 
223.  Wer  dem  andern  bekennet,  das  her  im  ein  ros  hab  vorkaufet, 
der  mus  im  das  selb  ros  vreien,  sam  landes  recht  ist,  93.  er  hat  sie 
(Bergleide,  die  ivegen  Nicht-Bezahlung  ihres  Arbeitslohnes,  Bergkost, 
das  Bergwerk  rechtlich  erlangt  haben)  alle  beczalt  und  suliche 
fordernnge  und  einweisunge  mit  seinem  gelde  gefreiett  und  wirdiget 
suliches  czu  guetter  rechnurig  auff  130  guld.  und  gr.,  Igl.  Bgr. 
N.  80.  vor  schänden  der  gefrit  (=  Alex.),  Alex.  3798.  der  zagheit 
vreien,  Ernst  1859.  wo  künge  oder  keiser  die  dienstman  vrien 
(freisprechen)  welche  man  also  vriet,  die  sint  genant  liberti,  Alex. 
Anh.  1176—80.  suln  uns  die  swachen  frien  (berauben)  siges  unde 
prises  tat?  Alex.  14044.  die  uinb  falsches  vrien  in  strite  ir  menlich 
eilen  durch  räche  erswingen  wellen,  12232.  die  selbigen  derfer 
(=  dörfer)  freyen  und  in  die  lanttafel  einlegen,  Igl.  Stb.  III  194  a. 
das  selbig  mefczhaus  freyen  und  ledig  machen  von  allen  czinsen, 
ausgenomen  die  losung,  III  206  d.  er  gelubt  di  —  (verkaufte  Wiese), 
wenn  nürt  die  greniezstein  werden  an  die  stat  —  eingesaezt,  auf- 
czugeben  und  czu  freyen,  III 198  d.  dasselbe  halbteil  (au  dem  dorfe 
hylbersstorff )  freyen  nach  lantrecht,  II 196  b.  2.-6.  Marcus  Mischko 
—  ist  gefreiet  worden,  Igl.  Ms.  S.  17.  Es  wirdt  auch  ein  fremder 
junger  singer  auf  meiner  schul  gefreit  werden,  S.  8. 

vreien,  freien  swv.  1.  heiraten,  2.  stuprare :  1.  er  vreit  um  des 
Hamms  Gogriczers  tochter  Katherina,  Igl.  Str.  248. 

vrei-geld,  fri-geld  (vri-gelt  bei  L.  Abzugsgeld,  Ost.  W.  160,  19. 
176,  37)  stn.  Gebühr  für  das  „Ausschreiben"  der  Bürgen  aus  dem 
Stadtbuch,  Böhm.  Kamnitz  Stb.  N.  188. 

frei-,  fri-Iieit  (vriheit)  stf.  1.  Freiheit,  2.  Stand  eines  Freien, 
Edeln,  3.  Privileg,  4.  Asyl,  privilegirter  Ort:  3.  gap  den  Merhern 
alle  freiheit,  Böhm.  Chr.  24.  Ist  das  man  hutten  buwet  uff  eines 
herren  eigen,  er  si  geistlich  ader  werltlich,  das  ist  bergwerkes  fri- 
heit,  das  er  keinen  czius  sulle  dovon  gebin,  DIR  25.  Und  uff 
welches  herren  eigen  bergwerck  funden  wirt  unde  gemessen,  er 
nimmet  dovon  ein  dritteil  der  urbar  (s.  ackerteil).  Was  des  selbige 
bergwerk  holezes  bedarff  in  den  gruben,  das  sal  im  der  herre  nicht 
weren  (verweigern),  er  sie  geistlich  adir  werltlich,  DIR  26;  s.  berg- 
freiunge. 

vrei-keit,  vri-keit  stf.  =  vrei-heit:  die  durchnechtig  e  der 
frikait  (ee  der  volkommen  freyheit,  XL  Bibel),  T — B  Jak.  1,25; 


892  vrei-ledig  —  vreise 

I.  Peter  2,  16.  di  e  der  freikait,  Jak.  2,  12.  warum  wirt  geurteilt 
mein  freikait  (freyhevt,  XI.  B.)  von  einer  fremden  gewissen, 
I.  Korinther  10,  29. 

vrei-ledig  (vri-ledic)  Adj.  frei  und  ledig:  aller  ob  geschrieben 
Sachen  —  quit,  freiledig  und  las  lassen,  Stb.  Brüx  N.  134. 

vrei-lich  (vri-liche,  -en)  Adv.  vrei,  schrankenlos,  unbehindert, 
unbefangen:  unser  perkwerk  in  allen  stucken  freilich  pawen  (libera- 
liter),  Const.  I  2,  2. 

vrei-mark  (vri-market)  stm.  freier  Markt,  Freimarktskauf:  so 
sollen  danne  die  herren  des  rats  einen  freimarkt  über  das  hantwerk 
(der  unzufriedenen  Schuster)  legen,  Stb.  Brüx  N.  353.  f.  mit  fleisch 
zu  halden  all  sunnabent.  Olm.  Stb.  98  d.  ez,  ist  ein  f.  geschehen  umb 
ein  wasserganck,  Igl.  Stb.  IV  178  d.  ein  kauf  und  ein  f.  (Haustausch) 
ist  geschehen,  III  195  b.  das  kainer  kain  schauben  noch  pelcz  noch 
hauben  auf  kaiu  f.  tragen  sol,  V  221  a.  czu  dem  bemelteu  ffreimark 
1  seh  gr.  aufgeben,  V  254  c. 

vrei-marken  (vri-marketen)  stvv.  in  einem  vriraarkt  handeln, 
ein  Geschäft  abschließen:  man  verpeut  v.,  Eger.  Str.  C  102.  frei- 
marken  tun.  nach  H.  Gradl  Kuhns  Zs.  XIX  65,  euphem.  für  stehlen. 

vreisam  (und  vreis-sam)  Adj.  1.  Gefahr  und  Verderben  bringend, 
Schrecken  erregend,  furchtbar,  2.  wild,  grimmig,  verwegen,  entsetzlich: 
die  tochter  meines  Tolkes  ist  vreisam  (crudelis)  sam  der  strause  in 
der  wnstenunge,  W — B  Klagen  d.  Jer.  4,  3.  schädlicher  ächter  aller 
weite,  fraissamer  morder  aller  leute,  ir  Tot,  euch  sei  verfluchet, 
Ack.  i,  8.  darnach  si  do  nomen  (zum  Herzog)  gar  einen  vreisamen, 
Dal.  122,  14  (55,  54).  an  der  freisamen  vehte  (dem  furchtbaren 
Kampf  mit  dem  Drachen),  Alex.  21632.  an  mangem  tiere  v.,  23569. 
von  den  hunden  v.,  da?  her  überal  des  erkain,  21263.  freisam  — 
nätern,  23240. 

vreisam-lich  (vreissamec-liche,  -en)  Adv.  schrecklich:  ir  (o  Tod) 
habt  mir  den  12.  buchstaben  —  aus  dem  aiphabet  gar  freisamlich 
enzucket.  Ack.  4,  10. 

vreiseken,  rer-eisclien  unregelm.  Zw.  vernehmen,  erfahren:  dö 
di  burger  des  gefrieschen,  Alex.  24434. 

vreise  stsicf.  swm.  Gefährdung,  Gefahr,  Verderben,  Drangsal, 
Xot,  Schrecken,  Ungestüm :  nü  habe  ouch  ich  die  vreise  sin  unde  sin 
untät  gevlogen,  Schretel  118.  ir  solt  der  vreise  sie  (die  boten) 
begeben,  Alex.  1892.  er  wold  ez,  durch  dehein  freise  läz,en;  man 
enstehe  in  üf  den  strafen,  9783.  durch  der  ersten  verste  freise 
{wegen  der  Beschwerden  der  Hinreise)  geviengen  sie  ein  umbereise 
il'mwcg)  zwischen  Patelamunt  und  Libiä,  9875.  sie  machten  herte 
reise  durch  teetliche  freise,  die  sie  aldä  dolten,  15176.  dö  Darius 
uus  gröze  freise  enboten  hat,  21382.  daz.  muost  er  durch  die  vreise 
spain,  die  ze  der  zit  der  (Fluß)  Fisön  hat,  22388.  niemau  moht  in 
(den  Friedensbrecher)  von  der  not  noch  der  vreise  erwern,  25879. 
got,  din  leben  hat  behuot  in  manger  herten  reise  vor  engestlicher 
vreise,  23624.  Maria,  din  barmunge  si  da  bereit  —  vor  aller  swaere 
freise,  27534.  witwen  und  weisen  vor  unrehten  vreisen  —  soltu 
wern,  27830.  in  so  getaner  vreise,  darin  ich  gefuoret  bin,  Ernst 
2766.  manie  engestliche  reise  in  gar  herter  freise,  3818.  daz,  er  in 
uff  der  verte  freise  muost  bewarn,  1798.    si  (die  Polen)  furchtin  nit 


vreise  —  vreiunge  893 

noer  der  Bebem  vraise,  Dal.  127,  14  (57,  18).  soldestu  dar  um  (weil 
er  gegen  dich  nicht  freigebig  ivar)  mit  diner  vreise  (Greueltat)  ein 
solich  rieh  virweisin,  217,  25  (98).  laz.  wir  sie  (die  uns  gegeneinander 
hetzen)  nit  grosse  vrasin(?)  biszin  und  under  einandir  slahin,  118,23 
(53,  46). 

vreise  Adj.  gefahr-  %md  verderbenbringend,  grausam,  schreck- 
lich: wie  der  konig  gar  vreisir  mit  für  dem  keisir,  Dal.  184,27 
(83  Überschrift),  der  keisir,  Gutam  vatir,  also  vreysir,  101,  12 
(44,  14). 

vreis-lich  Ad).  1.  gefährlich,  verderblich,  furchtbar,  schrecklich, 
2.  wild,  grimmig,  verwegen,  entsetzlich:  v.  =  crudelis,  W — B  Jer. 
51,  42.  v.  ist  das  volk  aus  norden,  Jer.  6,  23.  idra  heilet  ein  freis- 
lieh  wurm,  Alex.  9941.  ein  f.  sorge  mich  bat  ermant,  12167.  wie 
mit  vreislicben  siten  uätern  —  in  mit  vreislichen  Sachen  und  sin 
volc  liefen  an,  23564  ff.  ein  fragliche  (grausam,  XL  Bibel)  wunden, 
T — B  Offenb.  16,  2.  ein  f.  paitung  des  Urteils,  Juden  10,  27.  ez.  ist 
f.  (grausamlich,  XL  Bibel)  ze  fallen  in  die  hent  Gots,  Juden  10,  31. 

vreis-lichen  Adv.  auf  verderbenbringende,  auf  schreckliche,  grau- 
saume  Weise:  die  unselige  sele  begunde  freislicben  schreien,  Hier. 
219,  6.  der  teufel  begunde  f.  schreien,  163,  3.  sie  beguude  zuhant 
f.  schreien,  157,  2.    do  er  sprach  gar  vreislich,  Dal.  170,  16  (76,  6). 

vreit-hof  (vrit-hof)  stm.  Vorhof  eines  Tempels;  eingefriedeter 
Raum  um  ein  Kirche,  Kirchhof:  Igl.  Stb.  V  162  a.  ich  schaff  ein 
selmes,  5  selpad  und  ein  marter  auf  dem  freithof,  V  16  c.  der  Juden 
freutboff,  Eger.  Chr.  103  S.  66. 

vreiunge  (vriunge)  stf.  Freiheit,  Befreiung  von  gewissen  Be- 
schränkungen im  Handel  oder  von  Abgaben  (Markt-,  Maut-,  Zoll- 
freiheit), Immunität,  Privileg:  Wier  verleihen  vreiung  allen  den,  die 
in  die  stat  zu  Brunne  chaufmanschaft  pringen  drei  wochen  vor 
phingesten  und  hinuach  als  vil  di  als  lang  beleiben,  Brünu.  Str. 
II  29.  v.  =  Marktprivileg,  Igl.  Str.  186.  das  kein  gast  wider  den 
andern  kauffen  sal  nur  in  unseren  freiungen  (marktfreien  Tagen) 
und  jarmerkten,  Olm.  Stb.  92  a.  ir  recht,  freiung  und  gewonheit  — 
der  czichner  =  und  parchanterrneister ,  108  a.  v.  =  Zollfreiheit, 
Stb.  Brüs  N.  305.  Ein  Weingarten  soll  die  ersten  12  Jahre  freiunge 
haben,  wenn  der  Grundbesitzer  den  Zehent,  dem  Könige  l/s  Zuber 
Wein  von  jedem  Weingarten  (=  60  Ruten  ä  8  Ellen  lang  und 
8  breit)  gibt,  Stb.  Brüs  N.  108.  f.  =  Privileg:  sotan  f.  vorleihen  wir 
im  (praerogativam),  Const.  IV  15,  4.  er  gab  im  al  vriung  in  Merbern, 
Dal.  66,  6  (24,  49).  wider  alle  freihung  und  der  mannen  zum  Elbogen 
recht,  Elbog.  Chr.  24,  21.  unser  mandat  und  freihung  in  verruckuug 
setzen,  65,  19.  o  konig,  der  vreigunge  gib,  wem  du  wild,  nach  diner 
libe  (swe  lhoty)  Dal.  111,  8  (49,  32).  ein  keysir  gab  den  Pehem 
freyunge  und  wilkur,  das  sie  einen  —  künig  —  möchten  kisen,  wen 
sie  wollen,  Böhm.  Chr.  51.  =  Asyl:  wie  das  si  in  in  ewer  fürstlichen 
freiung  (im  Triescher  Gebiet)  geslagen  —  haben,  ir  tat  macht  sie 
friedprueber  ewer  freiung  —  sie  werden  daher  verfallenn  sein  jeder 
mit  der  hanndt  adir  ir  jeder  losze  sein  haut  mit  X  marken,  Igl.  Str. 
(62)  S.  330.  daz,  alle  die,  die  in  die  f.  zu  den  barfuszen  fliben  oder 
entweichen  umb  welche  sache  daz,  ist,  daz.  ir  keiner  lenger  f.  darinne 
haben  schol  dann  14  tage,  Eger.  Str.  Fr.  2.     daz,  kein  geechter  man 


894  vrei-vechter  —  vreuden-lust 

oder  dem  die  stat  verboten  ist,  soll  kein  f.  zu  den  barfuszen  nicbt 
haben.  Fr.  3.  —  wie  er  auf  seine  gruben  und  Stollen  fristunge  und  v. 
gehabt  hat,  Igl.  Bgr.  N.  83, 1.  ich  muett  und  beger  romischer  kaiser- 
licher maiestat  freiung  (sonst  „ein  freies"),  Igl.  Mut.  X.  17.  f.  = 
Freisprechung  eines  „Singers"  seitens  der  Me  ister  sing  er zunft:  das  er 
(der  schuler  Michko)  die  f.  innerhalb  2  jharen  an  die  singer  nicht 
begehren  soll,  Igl.  Ms.  S.  23.  er  sal  drei  jar  zu  dem  übrigen  holcz 
im  hayholcz  abczuhawen  freyung  haben;  —  wer  aber  sach,  das  si 
in  der  czeit  den  hoff  wurd  verkauffen,  so  hat  die  freyung  furbas 
kein  kraft,  Igl.  Stb.  III  119  c. 

vrei-vechter*  stm.  lanista  privilegiatus,  Grim.  Wb.  28.  Mai 
1581  hat  Matz  Fischer,  schuknecht  von  Ellenbogen,  f.  fechtschul 
alhie  gehalten,  Traut.  Chr.  257. 

vremde  Adj.  und  Adv.  1.  fern,  2.  einem  andern  gehörig,  3.  un- 
bekannt, nicht  vertraut,  4.  befremdlich,  seltsam,  wunderbar,  5.  selten: 
5.  er  gedacht  an  wäpen  fremde,  sin  snevar  westerhemde  wolter  ze 
wäpenrocke  hän,  YV.  v.  VY.  3566. 

vremde  stf.  Entfernung,  Trennung;  Unbekanntheit,  Unvertraut- 
lieit;  Entfremdung  Feindschaft:  durch  vremde  er  jene  Isöte  vlöch, 
zu  diser  er  durch  state  zoch,  Trist.  321. 

vreiudec-liche,  -en  Adv.  auf  fremde  seltsame  Weise:  hie 
gebarte  so  v.  zuo  diu  edel  fürstinne  niaere,  als  ob  ir  niht  hierumbe 
wsere,  W.  v.  W.  6783  ff.  ain  man,  der  da  gieng  fremdicklich  (in 
fremde  lande,  XL  Bibel),  T— B  Mark.  13,  3-1.  12.  1 ;  Matth.  25,  14. 

vreniden  {auch  vremeden,  vrömden)  sivv.  1.  fremd  machen,  ent- 
fremden, 2.  entziehen,  3.  fern  halten,  4.  fernbleiben  von,  meiden, 
5.  refl.  sich  fem  halten,  meiden:  3.  swä  liebe  friunde  zesamen  komen, 
die  einander  vreniden  langiu  jär,  da  siht  maneer  bände  gebär, 
W.  v.  W.  7553.    gefremdt  von  dem  weg  Gots,  T— B  Ephes.  4,  18. 

vrenidikeit  stf.  1.  Entfernung,  Trennung,  2.  sonderbare,  wunder- 
bare Weise,  3.  ungewohnter,  beschwerlicher  Zustand,  4.  Seltenheit: 
durch  snliche  ungehorte  f.  begann  der  bischof  so  fluz,z,iclichen  weinen, 
Hier.  226,  17. 

vrenc-lieh*  Adj.  das  ir  von  sulcher  und  aller  ander  frenclicheu 
widerstant  gein  den  von  Elbogen  wullet  uf  boren,  Elbog.  Chr.  156,  5. 

vreude,  freudt  (vreide,  vreidec,  -ic)  Adj.  1.  abtrünnig,  flüchtig, 
treulos,  2.  abhanden  gekommen,  gestohlen,  3.  verderbenbringend, 
schrecklich,  4.  ausgelassen,  mutwillig,  prahlerisch,  5.  gewalttätig, 
trotzig,  6.  leichtsinnig,  7.  munter,  wohlgemut,  8.  mutig,  kühn:  1.  Elbog. 
Chr.  107,  12.  110,  33.  —  5.  Lederer  u.  seine  bürgen  geloben  seiner 
Verhandlung  noch  gefenknusz  nimmer  meher  in  keinem  arg  zu 
gedenken  auch  nimands  dister  freuder  zu  sein,  75,  7. 

vreude-bernde  (vröude[n]-bernde)  Adj.  Freude  bringend,  erfreu- 
lich: ja  müez,t  ir  fröidebernden  lip  immer  mit  höher  wirde  tragen, 
siht  man  iuch  minne  da  bejagen,  Alex.  10650. 

vreudeu-lön*  stmn.  Erfreuendes,  Gabe  zu  erfreuen:  an  im  lac 
vröudenlönes  vil  (er  verstand  es  zu  erfreuen),  Alex.  Anh.  2054. 

vreuden-lust  (vröuden-lust  nur  aus  MSH  1,337b  belegt)  stm. 
sie  erstarcten  üf  v.  des  werden  herze  unde  brüst,  Alex.  Anh.  2049. 


vreudeu-spil  —  vrewe-lich  895 

vreuden-spil  stm.?  Unterhaltung,  erfreuendes  Spiel:  mit  aller- 
hande  vröudenspil(n),  Alex.  3486.  4269;  Alex.  Anh.  2074. 

vreund  (vriunt,  -des,  gekürzt  Mint,  frunt  md.,  PI.  vriunde)  stm. 
1.  Freund,  2.  Geliebter,  3.  Freundin,  Geliebte,  4.  Verwandter,  affinis, 
consanguineus,   5.  Kriegs-,  Bundesgenosse:  4.  Eger.  Achtb.  II  öfter. 

vreund-,  frund-holt  Adj.  1.  seinen  Freunden  oder  Verwandten 
zugetan,  ergeben,  2.  dienstfertig,  3.  überhaupt  freundlich,  freund- 
schaftlich: guter  gewissen,  freuntholt,  trewe  ge  warund  zumal  gütig 
was  si  gegen  allen  leuten,  Ack.  S.  6,  8. 

vreund-,  vrunt-lich  Adj.  freundschaftlich:  ungern  fruntlichen 
dinst  vuvor,  Igl.  Rspr.  V  u.  s. 

vreund-,  vrund-schaft  stf.  1  Freundschaft,  Bund,  2.  Liebschaft, 
3.  Verwandtschaft:  3.  in  W — B  frimtschaft,  affinitas,  amicitia,  foedus. 

1.  amicitia:  Mache  mit  mir  vruntschaft,  W — B  Kön.  II  3,  12.  Ouster- 
weltlichen  wil  ich  machen  mit  dir  v.,  sunder  ein  dink  pite  ich  von 
dir,  Kön.  II  3, 13.  hüte  dich,  das  du  immer  czusammenlegist  frünt- 
schaft  =  ne  umquam  jungas  amicitias,  Ex.  34,  12.  —  foedus: 
machte  got  f.  mit  Ahram,  Gen.  15,  18.  mein  geluhde  wirt  sein  in 
ewerm  vleische  zu  einer  ewigen  f.,  Gen.  17,  13.  gelobden  beide  f. 
=  inierunt  foedus,  Gen.  21,  32.  v.  hab  wir  geslagen  mit  dem  tode 
=  percussimus  foedus  cum  morte,  Is.  28,  15.  ich  hab  dich  behalden 
in  ein  vruntschaft  des  Volkes  =  servavi  te  et  dedi  te  in  foedus 
populi,  Is.  49,  8.  Und  die  vruntschaft  meines  vrides  wird  nicht  bewegt 
=  foedus  pacis  meae  non  movebitur,  Is.  54, 10.  —  3.  affinitas:  die  dir  an 
frimtschaft  zugehöret,  Lev.  18,  14.  durch  freuntschaft  ader  gunst 
willen  =  effectu  consanguinitatis  aut  favoris,  Const.  III 1,  3.  die 
freuntschaft  (kollekt,  =  die  Verwandten)  der  czwaier  erslagen  knaben, 
Igl.  Str.  (1)  S.  265.    ire  frunschaft,  Elbog.  Chr.  118,  32. 

f reund-  willig  *  Adj.  freundschaftlich  bereit:  Unser  freuntwillige 
dienst  zeuvor,  Stb.  Brüx  N.  441. 

vrevel,  -e  (vrävel,  vrevel,  -e)  Adj.  1.  mutig,  kühn,  unerschrocken, 

2.  verwegen,  gewaltig,  übermütig,  frech:  2.  wenne  vrevel  sind  sie 
gewesen  (violenti),  W — B  Job  36,  9.    din  frevel  kindekeit,  Alex.  5525. 

vrevel,  frevel,  -e  stfm.  1.  Kühnheit,  Unerschrockenheit,  2.  Ge- 
walttätigkeit, Vcrmesseidieit,  Übermut,  Frechheit:  nimand  ist  in  seinem 
frevel  {bei  Servituten)  czu  leiden,  der  nichtsnicht  anders  treibet, 
nur  das  er  schaden  prenge  (in  sua  pertinacia),  Const.  IV  6,  6.  da^ 
er  also  lebt  und  siner  vrebel  (Druck:  vrebe)  sich  ubirhebt,  Dal. 
215,  14  (97). 

vrevel-liclien  (vrevel-liche,  -en)  Adv.  1.  auf  mutige,  un- 
erschrockene Weise,  2.  auf  vermessene ,  übermütige,  freche  Weise: 
wurd  sich  iemande  under  in  dowider  von  seineu  eigen  mutwillen 
frevlichen  seezen  und  das  nicht  halden,  der  sol  50  mark  lotiges 
Silbers  büße  zahlen,  Stb.  Brüx  N.  157.  sie  sich  haben  freuelichen 
wider  uns  gesatzt,  Böhm.  Chr.  18. 

vrewe-lich,  vreu-leich  (vrouwe-,  vröuwe-,  vrowe-,  vrou-,  vröu- 
lich)  Adj.  iveiblich:  das  ist  ir  freuleicher  hausrat:  des  ersten  ir 
gepent  — ,  dornach  alle  ir  claider  und  ain  nehelfengerl,  da^  er  ir 
hat  gegewen  —  und  ir  petgewant,  dorauf  sie  mit  sampt  im  gelegen 
ist  —  das  schol  ir  (der  Witwe)  nachfolgen,  Prag.  Str.  60.    gevüeret 


896  vrewen  —  vride-breche 

von  der  vrouwelichen  schar,  Trist.  666.  an  dirre  vrouwelichen  schar, 
865;  s.  vrauwe. 

vrewen  (vröuwen,  vrouwen,  vröiwen,  vröwen,  vreuwen,  vrewen, 
vrüun,  vreun)  swv.  tr.  vrö  machen,  erfreuen:  niemaiit  mag  —  hi  und 
dort  gefrewet  werden,  Sol.  57,  7. 

vrfepg  (vrsez,ec,  -ic)  Adj.  gefräßig:  als  vressige  wolfe  vorslinden 
sie  alles  alnmsen,  Hier.  217,  17. 

vre^ikeit  (vrse^ec-,  vräz,-heit)  stf.  gula.  gulositas,  ingluvies, 
voracitas:  der  smack  smeckt,  do  nicht  ist  freszikeit  (edacitas),  Sol. 
75,  29. 

vrewen  (ver-ez^en,  vrewen)  stv.  II.  —  1.  aufzehren,  aufessen  (von 
Menschen  und  Tieren  gesagt),  2.  refl.  sich  abhärmen,  quälen,  plagen: 
als  der  eider  gemessen  perk  von  Send  Jörgen  den  jungen  gemessen  perk 
von  dem  pruu  in  sich  gefressen  hat  und  (letzterer)  zu  nicht  wurden  ist, 
Igl.  Bgr.  N.  59,  8.  So  hat  auch  der  eider  gemessen  perk  von  Sent 
Jörgen  den  jungern  gemessen  perk  zum  prun  in  sich  fressen  und 
czu  nichte  gemacht,  N.  59,  1.  also  als  der  selbe  eider  gemessen  perk 
den  jungern  gemessen  perk  vom  prunne  in  sich  gefressen  hat  und 
doch  die  mass  dieselben  lehen,  vom  prun  gemessen,  nicht  begriffen 
hat,  N.  59,  7. 

vride  stswm.  1.  Friede,  Waffenstillstand,  2.  Ruhe,  Sicherheit, 
Schutz,  3.  Buße  für  Friedensbruch,  4.  Einfriedung,  5.  eingehegter 
Baxim,  Bezirk:  finde  gebieten.  Wer  gebotenen  Frieden  übertritt, 
zahlt  das  erste  Mal  5,  das  zweite  Mal  10,  das  dritte  Male  30,  das 
vierte  Mal  100  pfund  haller  und  wer  das  5.  mal,  dem  kost  ez,  den 
leip,  ob  er  sich  des  mit  dem  rechten  da  von  nicht  nemen  mag,  Eger. 
Str.  B  33.  —  4.  Von  wegen  irer  fried  in  ställhöfen  und  umb  die 
ställhöff,  es  sein  graben  oder  zäune  —  und  wolt  einer  —  sein  fried 
nicht  bessern  und  kam  seines  nachbawrn  viech  hinein  und  geschäch 
ein  schad  dar  durch,  —  so  soll  es  entgelten,  dess  der  offen  fried  ist, 
Chluin.  I  27.  Truckt  im  (der  nachbawer)  ihm  ein  fried  nieder  — , 
Chlum.  I  28.  D6  Dimus  fride  (freies  Geleit  als  Parlamenteur)  genam 
und  er  dem  tor  so  nähen  kam,  Alex.  5215. 

vride-bsere  Adj.  1.  friedlich,  friedfertig,  2.  in  Frieden,  sicher, 
3.  schutzgewährend,  4.  durch  einen  Zaun  abgesperrt:  swä  niht  mort- 
lich  tat  geschehen  mit  fridebserer  phlichte  die  zugen  ze  gerihte, 
W.  v.  W.  562. 

vride-breche  (auch  -brache)  Adj.  den  Frieden,  Landfrieden 
brechend:  das  her  do  fridprech  were  worden  an  unsers  herren  des 
kaisers  vride,  Igl.  Str.  265. 

vride-breche  stf.  Friedensbruch:  Umb  fridpreche  mit  Worten 
dem  richter  60  Schillinge  und  jedem  scheppen  30  Schillinge  der 
kurczen,  181  u.  257b;  mit  dem  Zusatz:  vorstet  es,  das  wir  nur 
12  scheppen  dem  fridpruch  teilen.  —  Wer  sich  dem  richter  oder  den 
Schöffen  mit  Waffen  widersetzt,  soll  als  Friedensbrecher  enthauptet 
tcerden,  185.  Wer  gegen  den  von  den  Schöffen  den  beiden  Prozeß- 
parteien auferlegten  „christlichen  friden",  bis  zur  Entscheidung  über 
das  gestrafte  Urteil  (bei  Berufung  also)  ruhig  zu  ivarten,  sich  ver- 
geht mit  Worten,  hat  seine  Berufung  und  sein  Recht  verloren,  325. 
umme  fridprechen  mit  den  werken,  das  ist  der  hals,  wirt  her  über- 
wunden,  als  ein  recht  ist,  257  b;  s.  auch  vreiung.    Für  Friedens- 


vride-brechen  —  vride-wand  897 

brück  mit  Worten  get  es  im  an  die  pfennig,  mit  den  werken  an  den 
hals,  Prag.  Rb.  130. 

vride-brechen  sin.  Friedensbruch,  Igl.  Str.  257  b. 

vride-brecher  (vride-breche  sivm.)  stm.  Friedensbrecher,  Prag. 
Rb.  25. 

vride-brief  stm.  FriedensurJcunde,  bes.  schriftliches  Gebot  des 
Landfriedens:  fridsbrief,  friczbrieff,  Stb.  Brüx,  224.  copia  imsers 
fridsbriefs  (schriftlicher  Zusicherung  eines  Waffenstillstandes),  Eger. 
Chr.  1086. 

vride-bruch  stm.  Friedensbruch:  Umb  fridpruch  mit  den  werken, 
das  ist  der  hals,  ob  er  überwunden  wirt,  als  ein  recht  ist,  Igl.  Str. 
181.    ettliche  ffredebruche,  Stb.  Brüx  N.  326. 

vride-brüchig  Adj.  den  Frieden  brechend:  darumb  das  er  f. 
ist  worden,  Buch  d.  Gebr.  S.  222. 

vride-gebot*  stn.  gebotener  Landfriede:  wir  hetten  uns  sulchs 
Zugriffs  in  dem  königlichen  fridgepot  —  nit  versehen,  Eger.  Chr. 
1169. 

vride-he^ig*  Adj.  dem  Frieden  feindlich,  unverträglich: 
M.  Michko  von  der  laden  abgewisen,  dieweil  er  auch  sonst  ein  fried- 
hessiger  mensch  ist,  Igl.  Ms.  S.  13. 

vridel  (vriedel  und  vridel)  stm.  Geliebter,  Buhle,  Bräutigam, 
Gatte:  Ja  her!  ich  was  ir  fridel,  si  mein  amei,  Ack.  6,  13.  Und 
secht,  aldo  sasen  weip,  klagende  Adoniden,  den  vridel  Venus  der 
gotinne  =  plagentes  Adonidem,  W— B  Ez.  8,  14.  ein  iunge  iunc- 
vrowe,  die  do  nicht  hat  einen  vridel  (sponsum),  Deut.  22,  28. 

Fridel  Koseform  für  Friedrich:  der  im  seinen  bruder  f.  Jürgen 
erslagen  hat,  Eger.  Achtb.  U  92.  den  fridel  Oertel,  II 18.  den  f. 
Rymer,  II  68. 

vride-mauer  (-müre)  stf.  Scheide-,  Grenzmauer:  ein  bewilligung 
ist  geschehen  von  einer  fridmawer  wegen,  also  das  sie  die  selbig 
mawer  ungevarlich  mit  einander  sollen  haben,  Igl.  Stb.  V  277  b. 

vriden  swv.  t/r.  1.  in  Frieden  bringen,  friedlich  beilegen,  stillen, 
2.  einen  Zaun  machen  refl.  sich  mit  einem  v.  =  Frieden  schließen: 
da^  sie  billich  lä^en  solden  und  da  vriden,  ob  sie  wolden,  W.  v.  W. 
5525.  wan  da^  iuch  miner  frouwen  tot  gefridet  hat  von  strites 
not  (von  der  Notwendigkeit  zu  kämpfen  befreit  hat),  Alex.  10622. 

vride-sam  Adj.  friedlich,  friedfertig :  Auch  sal  er  (der  richter)  f. 
sein  (pacificus) ,  Const.  I  6,  3.  fridsam  lust  =  tranquilla  iucunditas, 
Sol.  94,  11.  fridsame  opfertir  (pacifica),  W — B  Par.  I  16,2.  ein 
opfertir  der  fridsamen  =  hostiam  pacificorum,  W — B  Lev.  19,  5; 
Num.  6,  17.  die  wilt  der  erden  werden  dir  vridsam  (pacificae),  Job 
5,23. 

vrid-sam-lichen  Adv.  friedfertig,  ruhig:  v.  reden,  W — B 
Judith  7, 13. 

vride-schild  stm.  schützender  Schild,  Schutz,  Schirm;  Be- 
schützer, -in:  Maria  was  ie  und  ist  der  sünder  frideschilt,  Alex. 
10244.     mein  fridschilt  für  ungemach,  Ack.  6,  15. 

vride-wand*  stf.  Grenzmauer:  das  sie  die  fridwant  miteinander 
albeg  pawen  und  machen  sullen  auf  ir  paider  darlegung,  Igl.  Stb. 
V69a,  b;  V42c;  Vlöld. 

Jelinek ,  Wörterbuch.  57 


898  vrids-brief  —  vromen 

vrids-brief,  f ricz  -  foriefl*  stm.  Friedensurhunde:  Stb.  Brüx 
N.  224;  Eger.  Chr.  1086. 

vrid-zaun  (vride-zün)  stm.  abschließender  Zaun:  den  friedzaun 
wegtragen,  Chlum.  IV  42.  weitere  sol  ein  iczlicher  di  fridtzeun 
halten  ein  gewendt  (Ackermaß)  vom  dorf  {Feldzaun,  der  nach  der 
Ernte  wieder  abgebrochen  werden  darf),  Rüge  von  Pröhl  N.  48. 

friede  s.  frid,  -e. 

vrisch-liche(n)  Adv.  frischweg,  munter,  rüstig,  kecklich:  slahe 
v.,  Böhm.  Chr.  37. 

vrist  stf.  1.  Frist,  Aufschub,  2.  abgegrenzte  Zeit  überhaupt,  si 
sollen  gehen  13  000  fl.  zu  underschiedtlichen  friesten,  Eger.  Chr.  728. 

Tristen  swv.  ir.  1.  hinhalten,  auf-,  verschieben,  2.  aufrecht 
erhalten,  bewahren,  schützen,  retten,  Pardon  geben,  3.  schirmen  im 
Kampf,  4.  abs.  säumen:  1.  ab  er  abginge  adir  gefangin  würde,  das 
got  lange  friste,  Stb.  Brüx  N.  216.  nieman  sich  gefristen  vor  sime 
gewalde  Kunde,  Alex.  872.  daz,  man  nimant  vristin  solt  (Iceinen 
Pardon  geben),  Dal.  154,  35  (68,  63).  der  (heidnischen  böhm.  Herzoge) 
sei  müz,e  got  aller  vristen  —  in  sinem  hoen  himelrich,  Dal.  S.  1  Z.  16. 
got  wolt  ir  sei  vristin,  1,  21. 

vristung,  -e  stf.  1.  Aufschub,  Frist.  2.  Erhaltung,  Bewahrung, 
Schutz:  1.  er  begert  v.,  Igl.  Str.  I  S.  365.  —  3*  bergm.  Aufhebung 
der  Pflicht  kontinuierlichen  Betriebes  des  Bergbaues  durch  die  Berg- 
behörde scheint  dein  alten  Becht  unbekannt  zu  sein,  stand  aber  f rillte 
in  Schemnitz  in  Übung :  das  alle  gemaine  perckwerch ,  die  durch 
peschwernus  nicht  mognn  gepaut  werdnn,  das  sie  fristung  mognn 
erwerbnn  von  dem  rate  und  dem  perckmaister  ie  vierczehnn  tag, 
also  oft  es  not  geschieht,  Schemn.  Bergr.  Punkt  14.  ein  iczlicher, 
der  pergwerk  paut  und  darnach  arbeter  halben  ader  ander  noth 
halben  muss  lassen  ligen,  und  er  spricht,  er  will  es  noch  nicht  lassen 
und  will  es  noch  pauen  ...  so  mag  er  das  in  fristung  aufhalten 
pauhaftig  ein  firtel  jar  ader  mehr,  das  das  keiner  mag  entpfangen, 
Göllnitz  R.  von  1400  Wenzel  Mag.  ban.  S.  328.  Später  wurden  sie 
recht  häufig,  obgleich  Joach.  Bergordn.  Art.  27  verlangt  wurde: 
„merkliche  Nothdurft  und  eine  nützliche  Ursache".  An  dem  ver- 
melten  freitag  haben  sie  fristung  genomen  14  tag,  Igl.  Mut.  24.  wie 
er  auf  seine  gruben  und  stollen  fristunge  und  freiunge  gehabt  hat, 
Igl.  Bgr.  N.  83,  1.  er  hat  gebeten  um  ein  v.  bis  auf  s.  Georgi,  Traut. 
Chr.  220.    um  v.  seiner  schult,  261. 

vrit-schäl  (aus  mlat.  fritsalum  Weinhold  D.  Fr.  419)  stm.  ein 
kostbarer  Kleiderstoff:  von  grüenem  vritschäl  ein  tschabrün  der  lac 
da  bi  dem  garzün,  Trist.  1171. 

rrö-loeken  swv.  jubilieren,  frolocken:  das  die  tochter  der  un- 
besnitenen  vrolocken,  W — B  Kön.  II  1,  20.  v.  wirt  meine  sele  in 
meinem  gote,  Is.  61,  10.  in  vrolockender  stimme  kundiget  =  in  voce 
exultationis,  Is.  48,  20. 

vrö-lockunge  stf.  das  Frohlocken,  exultatio:  Und  ouf  wirt 
gehaben  die  vreude  und  die  v.  von  dem  perge  carmel,  W — B  Is. 
16, 10. 

vroine  s.  vruni,  -e  swstm.  stf.  vrome-lich  s.  vrume-lich. 

vromen  swv.  s.  vrainen. 


vrön  —  vrucht-berig  899 

vrön,  -e  stm.  1.  Gerichtsbote,  Büttel,  2.*  Leistung  an  den 
Herren:  2.  Eger.  Chr.  N.  1196. 

vröii  Adj.  ivas  den  geistt.  oder  weltl.  Herrn  betrifft,  ihm  gehört, 

1.  heilig,  2.  herrschaftlich,  3.  öffentlich:  1.  uns  ze  sselden  stiure  an 
dem  frönen  kriuze  er  starp,  W.  v.  W.  3034.  auf  (an)  dem  fronen 
kreutze,  Hier.  76, 10.  76,  13.  80,  19.  80,  26.  Do  nun  der  prister  nahe 
bei  im  was  mit  dem  vronen  leichnam  unsers  kerren,  79,  4.  sende 
uns  deine  gotlicbe  kraft  in  deinem  fronen  geiste,  129,  4.  die  vröne 
gotbeit,  Legende,  20.    üt,  dem  vronen  paradise,  98.  214. 

Yi*ön-bote  stm.  1.  Bote  Gottes,  2.  unverletzlicher  Bote  auch 
Stellvertreter  des  Richters,  Gerichtsbote,  Büttel:  2.  sie  sullen  nocb 
dem  fronboten  senden  (hier  im  Gegensatz  zu  des  ricbters  poten, 
Prag.  Str.  58,  96.  den  fronboten  senden,  Prag.  Rb.  93.  gemeiner  stat 
f.,  Eger.  Achtb.  II  221.    f.,  Olm.  Stb.  80. 

vröii-hof  stm.  1.  Herrnhof,  2.  Hof,  Platz  um,  an  einer  Kirche: 
Das  sein  die  recht,  die  czu  der  smelczhutten  gehoeren,  die  in  den 
vronhoffe  steet,  Prag.  Rb.  142.  kumel  mit  ganzen  lagen  oder  tunen 
—  und  kumel  mit  ganczen  secken  gehört  in  den  vronhof  zu  wegen 
(=  wägen),  100  u.  101.  es  sol  ein  icleich  gast,  der  da  kumpt  gen 
Prag  in  die  alten  grossen  stat  oder  in  die  newe  mit  seiner  kauf- 
manschaft   {Waren),  welcherlei  die  sei,  füren  in  den  fronhoff,   117. 

frön-leiclmams-tag*  (von  vrön-licham,  -lichname  swm.  = 
Hostie)  stm.  nach  unsers  herrn  f.,  Stb.  Brüx.  N.  349. 

vrön-schaft*  stf.  Herrschaft,  freies  Verfügungsrecht:  mit  seinen 
gutern  czu  tun  und  czu  lassen  noch  fronschafft  geleicherweis  als  er 
das  selb  tun  mecht,  Igl.  Stb.  II  139  c. 

vröude-bemde,  vröuden-spil,  vröuden-lön  s.  unter  vreude. 

vröuwel  (vröuwelin,  vröulin)  stn.  1.  Herrin,  Gebieterin,  Frau 
oder  Jungfrau  von  Stande,  2.  Geliebte,  3.  Mägdlein  niederen  Standes, 
4.  feile  Dirne,  5.  Tierweibchen:  1.  manec  vröuwel  liecht  gevar,  die 
ir  mit  minne  nämen  war,  Alex.  21863. 

vrouwelich  s.  vreuwelich. 

vröuwen,  vrouwen  s.  vreuwen. 

vrucht  (vrucht  Gen.  auch  vrühte)  stf.  Baum-  oder  Feldfrucht, 
auch  Midi. :  unser  frouwe  mit  frühte  get  also  swsere  =  ist  schivanger 
im  hohen  Grade,  W.  v.  W.  1807.  Die  frucht  ist  genant,  di  do  über- 
lauffet  über  die  koste,  die  man  tut,  umb  das  man  das  hauptgut  ader 
di  fruchte  gewinnen  muge,  Const.  IV  19,  1.  namen  von  iren  (der 
erde)  fruchten,  so  das  sie  erczeigten  (um  zu  beiveisen)  ire  fruchtper- 
keit,  W— B  Deut.  1,  25. 

vruclit-barlich  (vruht-bser-lich)  Adj.  1.  fruchtbar,  2*  nützlich: 

2.  wir  versehen  uns  —  umb  ein  freundlichen  bescheid  und  frucht- 
barlichen  antwort,  Igl.  Ms.  S.  10.  der  den  vam  Elpogen  viel  v.  und 
hulflich  in  iren  Sachen  gewest,  Elbog.  Chr.  31,  15. 

vrucht-ber  (vruht-bsere)  Adj.  1.  fruchtbar,  2.  nützlich,  heilsam: 
das  der  nucz  mit  rechtikeit  fruchtper  sei  (ut  utilitas  fecunda  sit), 
Const.  I  5, 16.    nach  dem  als  di  silbergruben  f.  ist,  Const.  III 1,  2. 

vruclit-berig  (-bserec,  -ic)  Adj.  fruchtbar,  nützlich,  beraubet 
des  grünen  fruchtberigen  czweies,  den  sie  (die  kirche)  auf  dem  acker 
des  heiligen  gelaubens  gepflantzet  hat,  Hier.  97,  17. 

57* 


900  vrüchtig  —  vrum-werker 

vrüchtig  (vrühtec,  -ic)  Adj.  1.  fruchtbar,  ergiebig,  2.  schivanger: 
kunstreich,  edel,  erkaft,  fruchtig,  ertig  und  alles,  was  lehet,  musz 
von  unser  (des  Todes)  hende  abwendig  werden,  Ack.  16,  2.  die 
fruchtigen  leute,  Ack.  25,  11.  der  same  niht  aufgeet  und  fruchtig 
wirdet,  er  sei  denn  des  ersten  in  dem  ertreich  alzumal  gestorben, 
Hier.  42,  21.  also  das  der  nuca  fruchtig  und  die  gerechtikeit  gecziret 
sei,  Const.  I  5,  16.  wann  di  lehenhewer  machen  fruchtig  vil  perg- 
werk  mit  irer  steter  arbeit  und  mit  kleiner  koste,  Const.  III 1, 11. 

vrüe  (vrüeje)  Adj.  früh:  in  den  vrüen  =  in  matutinis.  W — B 
Ps.  62,  7. 

Trum,  -e,  vroine  stswm.  stf.  Nutzen,  Gewinn,  Vorteil,  ze 
vrume,  -en  hinlänglich,  völlig,  niht  ze  v.  nicht  zum  besten:  andachtig 
gebete  grossen  frumen  bringet,  Hier.  59,  2.  Und  wer  undir  uns 
neme  den  fronten  (die  Oberhand  gewinnt)  und  an  dem  kämpf  gesige, 
Dal.  71,  20  (28,  35).  wirst  ir  (der  süne  und  töchter)  keinen  vrumen 
nemen,  wenne  sie  werden  gefürt  in  die  gevenknüsse  =  non  frueris 
eis,  W— B  Deut.  28,  41. 

vrumberg*  stn.  bestellte  Arbeit?  wil  ein  reisslosser  frumberger (!) 
machen,  das  sal  er  gerecht  machen,  Olm.  Stb.  117,  1. 

vramberger*  stn.  eine  bestimmte  Art  von  Schlossern:  die  frum- 
berger, bewslosser,  sporer  (calcariatores)  und  pangraczer  unser  stat, 
Olm.  Stb.  1 17.  wil  ein  frumberger  reisslos  machen,  die  sal  er  auch 
gerecht  machen,  117,  1. 

vrümekeit  s.  vrümikeit. 

vrume-lich  Adj.  und  Adv.  förderlich,  nützlich:  wo  in  das  aller- 
nüczleichst  und  frumleich  ist,  Saazer  Urkdb.  S.  48.  ab  di  vam 
Valkenaw  nit  fromlich  geret  haben,  sunder  sich  benotigt,  die  vam 
Elpogen  zu  smehen,  Elbog.  Chr.  118,  10.  wie  gar  fromlich  und 
cristenlich  —  die  ewer  stat  Egra  allzeit  gehalden  hat,  Eger.  Chr. 
1146.  1115. 

Trumen,  vromen  (auch  vrümen)  swv.  tr.  1.  befördern,  2.  schicken, 
3.  schaffen,  4.  machen,  bereiten,  bewirken,  tun,  5.  bestellen,  6.  stiften; 
7.  intr.  vorwärts  kommen,  förderlich  sein,  nützen,  helfen:  1.  er  fromte 
ir  vil  zer  helle  (tötete  viele),  W.  v.  W.  3704.  6.  niman  schol  die 
messe,  die  mau  brautmess  heilet,  mer  frumen  oder  erzeugen  zu 
sprechen  oder  zu  singen,  Eger.  Str.  A  I  5.  nicht  mer  mess  vrumen 
oder  opfern  dan  zu  einem  alter  (Altar),  Eger.  Str.  A  V  4.  Wir  wellin 
auch,  daz,  ie  der  meistir  und  sein  vrawe  sein  bei  der  mes  an  sand 
lucas  tag  und  schullin  beide  mess  vruemin  und  opfirn,  Prag.  Mz.  6. 
mess  freumen,  Prag.  Mz.  25.  —  7.  der  di  warheit  vorpirget,  der 
wil  nicht  frumen  =  prodesse  non  vult ,  Const.  IV  11,  7.  die  tjost 
wart  dar  üf  (üf  die  schilt)  gefrumet,  Alex.  13483. 

vrüinig  (vrümec,  vrumec)  Adj.  gut,  brav,  tüchtig;  tapfer:  der 
künic  —  was  wise  und  vrümic,  Alex.  1210.  der  werlt  mutze  unde 
v.,  Alex.  Anh.  1920. 

vrümikeit  (vrümec-,  vrumec-heit)  stf.  Bravheit,  Tüchtigkeit, 
Tapferkeit:  daz,  man  von  siner  (Artus)  vrümekeit  liset,  singet  unde 
seit,  Trist.  1217. 

vruni-werk  s.  vruinberg. 

vram-werker  s.  vram-berger. 


fründt  —  vuchsich  901 

fi'üudt  Name  eines  Ackers:  den  akher,  fründt  genant  (zu  Pistau 
bei  Iglau  gehörig),  Igl.  Stb.  III 199  d. 

vrunden  (vriunden)  siov.  mit  vriunden  versehen,  zum  vriunt 
{Freund)  machen:  sie  hatten  den  liuten  wol  gef rundet,  daz,  sie  in 
allen  wären  wert,  Ernst  3792. 

vruut,  vrunt-  s.  vreuiid,  vreund-, 

vruo-bräte  sivm.  Frühstücksbraten:  guoter  vruobräten,  Alex. 
25819. 

vruo-ez,zen  stm.  Frühstück:  der  turnei  —  solte  vor  v.  sin, 
W.  v.  W.  7279. 

vruo-iiubiz,-zit  stf.  Zeit  des  Frühstücks:  ez,  was  nu  v.,  die  tische 
waren  bereite,  W.  v.  W.  2469. 

vruo-niesse  (vruo-,  vrüe-messe  f.  Frühmesse:  Selb  (Ort  im  Egerl.) 
mit  drein  erben  (Liegenschaften)  gesessen  und  zweier  frumessen 
lehen,  Mind.  d.  Egerl.  S.  83. 

vruo-messer  (vruo-,  vrüe-messer)  stm.  der  Geistliche,  der  die 
Frühmesse  liest:  Eger.  Chr.  N.  26,  hat  der  frumesser  zu  Wunsiedel 
ettliche  guter,  Mind.  d.  Egerl.  S.  75. 

vruo-mursel*  (aus  mfranz.  morcel)  stn.  Leckerbissen  zum  Früh- 
stück, gutes  Frühstück:  fruomursel,  gröz.e  braten  heiz,,  Alex.  21502. 

vruo-predigt*  stf.  Predigt  am  frühen  Morgen:  geschehen  unter 
der  frupredigt,  Traut.  Chr.  198. 

vruot  Adj.  1.  verständig,  weise,  klug,  2.  brav,  tüchtig,  edel, 
wecker,  3.  fein,  artig,  gesittet,  4.  froh,  frisch,  munter,  gesund:  4.  frut 
unde  froh  was  ich  vormals  zu  aller  stunt,  Ack.  4,  17.  —  1.  sin  muot 
vruot  unde  guoter  —  im  daz.  gebot,  Trist.  396.  verstendig  unde 
vruoter,  411;  —  2.  des  wart  sin  guoter  stolzer  muot  guot  und  v., 
v.  unde  guot,  1664.  —  4.  nu  huob  sich  der  vruote  von  der  herberge 
sän,  1672.  mit  disen  ritteren  v.,  1736.  der  degen  v.,  2801.  2872. 
3303.  3878.  die  beide  v.,  5794.  der  degen  manlich  unde  v.,  6101. 
6123.    üf  ritterschaft  der  vruote,  1656.    knappe,  vrech  und  v.,  1203. 

vruotig,  vrüetec  Adj.  behende,  munter,  rüstig:  darumb  sit 
frutig  (udatne)  czu  diszin  stundin,  Dal.  103,  11  (44,  79).  das  sie 
recht  als  ein  kern  frisch  und  frutik  wern,  36,  3  (9,  16). 

vruot-lich  Adj.  und  Adv.  =  vruot,  heldenmütig:  ez,  zcimpt  dich 
frutlich  zcu  habin  (se  hrdinsky  jmieti),  Dal.  186,  20  (83,  61).  er  gink 
—  frutlich  ouch  hin  in  (näsilim  vnide),  186,  25  (83,  76).  di  stat  zu 
Gran  er  frutlich  gewan,  104,  22  (45). 

vruo-worten*  sivv.  in  der  Frühe  im  Wirtshaus  sitzen  und 
plauschen  (den  Tagesanbruch  abwarten'?),  Frühschoppen  einnehmen: 
An  suntagen  —  für  singczeit  vorpeutet  man  in  kreczem  (Gasthaus) 
zu  fruworten,  Olm.  Stb.  78. 

vrü-stücken  siov.  frühstücken,  das  Frühstück  einnehmen:  Do 
Przemisl  frustuck  [t],  Dal.  29,  18  (5,  70). 

vuchs  stm.  Fuchs:  der  Duringk  tat  gleich  als  der  fusch  tut  und 
fürte  schone  süsse  listige  wort,  Böhm.  Chr.  21. 

vuchsen  (vuhsin)  Adj.  vom  Fuchs:  ein  fuxen  schauben,  Igl. 
Stb.  V  79  b. 

vuchsich  (vuhsic,  bei  L.  nur  DFG  632  c)  Adj.  in  der  AH  eines 
Fuchses,  schlau:  sotane  fuchsiche  listekeit  (talem  vulpinam  astutiam), 
sotane  fuchsiche  list,  Hs.  H.    fuchsis  list,  andere  Hs.,  Const.  I  7,  8. 


902  vuchs-rücke  —  vftg 

Tuchs-rücke*  Adj.  (aus  dem  sicm.)  aus  einem  Fuchsrücken:  mein 
alte  füchsruken  schauben,  Igl.  Stb.  V  176  a. 

vüder  (vuoder)  stn.  Fuder,  Wagenlast,  Fiüire,  bildl.  übergroße 
Menge:  von  einem  halben  fuder  (fremden  Weines)  war  ein  zoll  von 
1  groschen,  den  jedoch  die  Bürger  von  Brüx  nicht  zahlen  brauchen, 
Stb.  Brüx  N.  196.    czwen  (also  m. !)  fuder  salcz,  N.  346. 

fuder  s.  yürder. 

rudern  s.  vürdern. 

Yudernüsse  s.  vürdernüsse. 

vüegen,  vuogen  md.  vftgen  swv.  tr.  1.  passend  zusammen-,  hin- 
zufügen, verbinden,  2.  wohin  bringen  oder  schicken,  3.  aufnehmen 
in,  4.  passend  gestalten,  machen,  5.  bewerkstellen,  ermöglichen, 
gestatten,  lassen,  6.  bescheren,  zuteilen,  gewähren;  refl.  7.  sich  fügen, 
schmiegen  an,  umbe,  8.  sich  verfügen,  begeben,  9.  sich  begeben, 
ereignen,  geschehen;  intr.  10.  sich  passen,  schicken,  anstehen:  man 
sol  —  endelichen  enden  swaz,  uns  nu  fiiege  dräte,  W.  v.  W.  1734.  — 
5.  wir  fuege  e.  w.  (ewer  Weisheit)  wissen,  das  =  lassen  euch  wissen, 
Igl.  Bgr.  N.  89, 1.  —  10.  Wann  das  fugt  wol  der  menschlichen  vor- 
nunfft,  das  ein  geselle  der  arbeit  sei  auch  ein  geselle  der  trostunge, 
Const.  III  1,  4.  wann  es  fuget  woll  menschlichen  treuen  das  zu 
erfüllen  und  czu  halden,  das  die  leute,  czwischen  in  gesaezt 
haben  (bonae  fidei  congruit),  114,5.  werlich  es  fuget  nicht  der 
gesworn  rechtickeit,  das  — ,  II  3,  11  u.  Elbog.  Chr.  70,  30.  er  kumt, 
so  ez,  im  wirt  fugen  (passen),  T — B  I  Korinther  16, 12.  der  uns  fug 
und  uns  auch  czu  herreu  tug.  Dal,  25,  29  (3,  79).  Reif  si  im  den 
namen  fugtin  (gaben),  Dal.  22,  5  (2,  52).  czu  turnei  etlich  fugen 
(sind  geeignet),  di  in  dem  strit  sint  gar  verczelt  (schlecht),  Dal. 
188,  19  (84,  37).  di  sach  wil  uns  hinter  eim  rat  (ohne  dessen  Wissen) 
zu  thun  nit  fugen,  Elbog.  Chr.  117,  26. 

vüeren  (Prät.  vuorte,  Part,  gevüeret,  gevuort)  treiben,  fort- 
schaffen, leiten,  herbeiführen,  ausführen  tun,  stiften;  heimführen, 
heiraten*  (uxorem  ducere),  an  sich  tragen,  besitzen:  Herodes  het  si 
(Herodyadem)  gefurt  (genomen,  XI.  Bibel,  T— B  Mark.  6, 17;  Eger. 
Achtb.  H  214-216. 

vüg,  -e,  vuoge  (vuoge)  stf.  1.  Zusammenfügung,  Vereinigung, 
2.  Fuge,  3.  Stelle  bei  gewirkten  Kleidern,  die  der  Naht  entspricht, 
4.  Schicklichkeit,  passende  Gelegenheit,  5.  gebührende  Weise,  Wohl- 
anständigkeit, 6.  Geschicklichkeit,  Kunstfertigkeit,  7.  Bewerkstelligung, 
Zutun:  1.  vii  eisens  —  zu  den  fugen  (ad  iuneturas),  W — B  Par.  I 
22,  3 ;  s.  sliez,z,unge.  4.  so  hat  di  meisterschaft  stat  und  fuge  in 
ausseezen  und  besteen  (ist  am  Platze),  Const.  III  6, 13.  das  selbe 
recht  hat  auch  fuge  und  stat  in  kauften  und  vorkauffen,  Const.  ÜI 
6, 12.  —  5.  bei  loben  und  bei  sehenden  sol  fug  und  masz  sein,  Ack. 
44,  3.  ist  diu  herzogin  bi  fuogen,  der  rede  sol  sie  genuogen, 
W.  v.  W.  2606.  sie  sol  sich  dannoch  nach  ir  man  mit  fuogen  senen 
als  sie  wol  kan,  2615.  mit  fuoge  und  mit  witzen  kraft,  53.  daz, 
man  des  danc  ir  fuoge  seit,  5322.  mit  größer  fuoge  sie  do  sprach, 
6027.  diz  (ihre  Kinder  zu  sehen)  bräht  sie  zuo  mit  vuogen  gar  und 
äne  lösliche  vär  aller  sache  unverdaut,  6433  ff.  der  herre  mit  vuogen 
witzen  bat  in  zuo  im  sitzen,  3442.  er  sprach  mit  fuoge  witzen, 
daz,   sie    zuo    im   wolten    sitzen,    6105.     mit   swelcher   vuoge   im 


vüg-  —  vund  903 

daz,  querue  eben,  Trist.  5846.  die  kerzen  truogen  mit  züchten  \md 
mit  vuogen  ritter  und  juncvrouwen,  2552.  ich  wil  hoeren  wa^  ir 
sagt,  so  daz,  ir  der  rede  fuoge  gebet,  Alex.  15971.  Lubuschy  mit 
irem  (!)  vuge  sie  zu  richtin  begunde,  Dal.  24,  9  (3,  22). 

vüg-,  vuoc-heit  stf.  1.  SchickMcftkeit,  2.  Geschicklichkeit,  Fein- 
heit :  mit  vuocheit  und  mit  speher  list,  Trist.  2867. 

vftgen  s.  vüegen. 

vüg-lich  (vuoc-,  vüec-lich)  Adj.  schicklich,  angemessen:  do  di 
scheppen  var  czu  haben,  das  si  (Leute,  die  heimlichen  rat  halten) 
trachten,  das  der  stat  nicht  vuglich  sei  — ,  Igl.  Str.  189.  das  ir 
habt  blanken  um  das  slos  gemacht,  die  nicht  v.  sein,  Elbog.  Chr. 
47, 16.  48,  2. 

vüg-sam  vuoc-,  vüec-sam)  Adj.  und  Adv.  schicklich,  angemessen: 
czu  tune  und  czu  lassen,  wie  mir  das  fugsam  und  eben  ist,  Stb. 
Brüx  N.  335.    wie  sie  das  billich  und  fugsamb  taten,  Eger.  Chr.  69. 

führe  s.  vuore. 

vül,  -e,  -i,  -in,  vüln  stn.  das  FüUen,  Fohlen:  sitzent  üf  dem 
füll  der  eselin,  T— B  Joh.  12,  15.  Keie  üf  siner  muoter  vüln  (scherz- 
hafte Bezeichnung  für  dessen  Pferd)  ist  gesessen,  Trist.  2192. 

vülen  sivv.  faulen,  verfaiden:  wenn  ich  bin,  fule  und  wachse  = 
qnia  sum  et  cresco,  Sol.  19,  37. 

vülen  (vüelen)  swv.  fühlen,  wahrnehmen,  empfinden:  fulet  in 
gutikeit  von  dem  herren  (sentite  de  domino  in  bonitate),  W — B  Spr. 
1,  1.  nicht  hab  ich  sein  (Gen.)  gefulet  (non  sensi),  W — B  Spr.  23,  35. 
Die  madianitischen  veinde  sullen  ewer  fülen  und  slahet  sie  (vos 
sentiant),  Num.  25,  17.    ich  bin,  fule  und  wachse,  Sol.  19,  37. 

vule-zan,  -zant  stm.  Milchzahn  eines  Füllens:  fulezene,  dentes 
poledrales,  qui  vulgariter  fulczend  dicuntur,  Brunn.  Str.  1 100;  zur 
Altersbestimmung  des  Füllens  dienend. 

vül-heit  stf.  Fäulnis,  pudredo :  Nu  weist  du  wol,  das  der  mensch 
ein  fulheit  ist  —  und  ein  wurm,  Sol.  67,  11. 

vülle  stf.  1.  Fülle,  Menge,  Überfluß,  Vollheit,  2.  Fülle,  mit  der 
etivas  (Krapfen,  Wurst  u.  dergl.)  gefüllt  ist :  2.  das  mer,  das  ertreich 
und  seine  fülle  (et  omnia,  quae  in  eis  sunt),  Sol.  2,  28.  —  An  sun- 
tagen  —  für  singczeit  —  in  die  füll  (Gasthaus)  czu  gen,  czu  spilen 
und  czu  coppeln  (wohl  toppein)  ist  verboten,  Olm.  Stb.  78. 

vülle-wein,  vül-wein  (vülle-win)  stm.  Wein  zum  Nachfüllen 
der  Weinfässer :  so  Avil  ich  der  wein  auswarten  mit  fülwein  und  mit 
andern  sachen,  Igl.  Stb.  II 120  d. 

vund  (vunt,  -des)  stm.  1.  das  Finden,  2.  bergm.  neuentdeckte 
Lagerstätte,  edler  Aufschluß,  3.  Ausgedachtes,  Ersonnenes,  4.  Kniff, 
Ausflucht:  2.  Traut.  Chr.  12.  —  1.  din  (Mariens)  kiusche  hat  der 
genäden  vunt  an  dem  hohen  got  erjaget,  W.  v.  W.  2915.  wip  gebent 
süez,es  tröstes  funt,  1267.  du  hast  diner  wisheit  funt  vil  durch  der 
Propheten  munt,  süez,er  got,  bescheiden,  Alex.  5383.  wä  vünde 
(dichterische  Erfindungen)  violin  gevarV  Trist.  3.  siner  (Gotfrits) 
blüenden  vünde  kränz,  34.  Mißbrauch,  abusio :  Es  war  ein  unnuczer 
fund  (abusio  abhorrenda),  das  man  czu  heiligen  czeiten  —  nicht 
suhle  den  eit  nemeu,  Const.  IV  17,  6.  —  3.  Wir  beweren  (heißen  gut) 
die  funde  (neuen  Einrichtungen,  Erfindungen),  die  von  alden  perk- 


904  vündeler  —  vuoter-baren 

leuten  funden  sein,  Const.  II  2, 15.  das  nicht  von  sotanen  newen 
funden  unser  perkwerk  vorwustet  werd,  Const.  I  7,  8. 

vündeler,*  vündler*  (von  vündeln  swv.  forschend  finden, 
dichterisch  erfinden)  stm.  Finder  eines  neuen  Erzganges  =  vinder 
u.  neuf enger:  das  man  dem  ersten  fundler  des  gevildes  czwai  lehen 
schulle  geben:  nu  ist  ein  perk  gemessen  und  ist  mank  schacht  ein- 
geslagen,  e  das  dem  vor  genanten  perge  sein  mas  gegeben  wurde; 
und  sein  fundler  komen  aus  den  selben  schachten  mit  gengen  und 
haben  di  beweist  und  auch  silber  dort  ausgeprocht  mit  gewissen  in 
dem  freien.  —  ob  man  dem  fundler,  der  nach  dem  selben  gemessen 
perge  von  erst  seine  genge  und  silber  hat  peweist,  czwei  lehen 
schulle  geben  oder  eins  oder  was  sein  recht  sei,  Igl.  Bgr.  N.  2, 1. 

vund-griibe  s.  vunt-grube. 

viindig  Adj.  erfinderisch:  wä  vündig  sin?  Trist.  5. 

vunkel  stm.  Funke:  sie  —  suchen  zu  vorleschen  meine  funkil, 
das  do  gelasen  ist,  so  das  nicht  sei  meinem  manne  ein  namen  und 
bleiblinge  uf  der  erden,  W — B  Kön.  II  14,  7.  der  minne  glüenden 
vunkel  in  da  müen  begonden,  Trist.  2769. 

vunt-grübe,  -grueb  (funt-gruobe)  stf.  bergm.  Fundgrube,  in  der 
zuerst  Erz  usiv.  gefunden  worden  und  von  der  aus  der  Berg 
gemessen  ivird.  eine  funtgrube  hat  das  selbe  recht  wie  andere  haupt- 
gruben, berge  und  zechen,  Igl.  Bgr.  N.  35,  2.  ein  funtgrueb  auf- 
genumen,  Igl.  Mut.  1  u.  s. 

vuoc-beit  s.  vüg-beit. 

vuoge  s.  viige. 

vuogen  s.  vüegen. 

vuore,  vüre  stf.  1.  Fahrt,  Weg,  2.  Begleitung,  Gefolge,  Fuhre, 
Fuhrbenützung,  3.  Unterhalt,  Speise,  4.  Fütterungskosten,  5.  Heil, 
Bettung,  6.  Lebensweise,  Art  und  Weise :  4.  führe,  Traut.  Chr.  7.  — 
7.  loser  fuore  behuot  (frei  von  lasterhaftem  Wandel),  W.  v.  W.  699. 
ze  valscher  vuore  was  er  laz,,  3692.  alle  sine  vuore  und  alle  sin 
leben,  Trist.  203.  die  vuore  (eines  Räubers)  ist  mir  unmsere,  Alex. 
24116.  wiltu  ein  guot  man  wesen  und  der  vuore  enbern  (dein 
Bäuberleben  aufgeben),  ich  wil  dich  miner  hulde  wem,  24153. 
solchs  (Pflasterung  eines  Weges)  geschach  mit  hilfe  und  führe  (Bei- 
stellung der  Fuhren)  der  pfandsherschaft  ihrer  pauersleut,  Traut. 
Chr.  7. 

vuor-knecht  stm.  Kutscher  eines  Fuhrmanns:  ein  fuerknecht, 
Eger.  Chr.  548. 

vuoter  stn.  1.  Nahrung,  Speise,  Futter,  2.  Futter  für  eine 
Fütterung,  3.  Futter feld,  4.  Unterfutter,  5.  Futteral,  Kapsel,  6.  Bei- 
schlaf, 7.  einem  ins  v.  reiten  =  ihm  Schaden  zufügen:  5.  die 
guideinen  vas  —  die  seezet  in  einem  futer  an  ir  (der  Bundeslade) 
seiten,  W — B  Kön.  I  6,  8.  das  futer,  dorinne  die  guideinen  meuse 
und  do  di  guideinen  gleichnüsse  der  erse  waren,  Kön.  I  6, 11.  das 
laut  mit  seinem  futir  ist  eines  iclichen  mutir,  Dal.  150,  22  (67,  65). 

vuoter-baren,  -barn*  (vielfach  futergarn  geschrieben)  stm. 
Futterkammer  (?):  Andres  sol  czwischen  des  Jakob  Milichprots  melcz- 
haus  und  seinem  f.  die  rinnen  legen  und  schicken  auf  sein  selbs 
gelt ,  Igl.  Stb.  III A  158  a.  er  hat  erlaubet  dem  Steffel  Symosdorffer 
ein   venster   czu  pawen   und  rafen   erhöchen   in   sein  dach  am  f., 


vuoterunge  —  fürb-haus  905 

III  139  b.  berednus  von  einer  rinnen  wegen  und  der  treuff,  die  do 
get  von  dem  f.  des  egenanten  Andres  in  des  Jacobs  Milicbprots  bof, 
111133  a;  133  b.  der  Jacob  Milicbprot  hat  gelassen  die  treuff  von 
dem  benauten  futtergaren  in  seinen  hoff  treuffen,  III  A  158.  die 
wannth  über  der  kamer  czwischen  des  Thomas  f.  und  irem  hewsl, 
V65a. 

vuoterunge,  vüeterunge  stf.  Speise,  Nahrung:  er  hatte  in 
futerunge  und  speise  gegeben,  Böhm.  Chr.  75. 

vuoter-tuoch  stm.   Tuch  für  Futter:  Eger.  Z.  46,  20. 

vuoz,-eisen  (-isen)  stn.  Fußfessel:  mit  fuz,eisen,  T — B  Mark. 
5,  4.    da£  die  velt  wseren  durchleit  mit  fuoz,isen,  Alex.  12791.  12807. 

vuo^-gengel  (-genge)  stm.  Fußgänger,  Infanterist:  mit  den 
fuoz,gengeln  er  (Darius)  vlöch,  Alex.  8562.  in  der  v.  schar,  13270. 
die  v.  sluogen  {trieben)  ohsen,  küe  usw.,  21456.  v.  vil,  22863.  — 
100000  fuzg-engil,  W— B  Kön.  III  20,  29;  IV  13,  7.  bundertstunt 
tousent  und  czweinczigtausent  streitender  fuz,gengel,  Judith  2,  7. 
di  füz,gengel  liefen  da  zusamen,  T— B  Mark.  6,  33. 

vuoz,-genger  (vuo^-genger)  stm.  Fußgänger,  Fußsoldat:  Alex. 
2447.  2517.    v.  =  Choden,  Böhm.  Chr.  44;  Stb.  Brüx  N.  325. 

vuo^-knecht  stm.  Fußsoldat :  Elbog.  Chr.  113,  35. 

vuo^-spor  stn.  Fußspur:  secht,  do  czoch  ouf  von  dem  mer 
ein  deines  wolkenlein  sam  ein  fuzspor  eines  menschen,  W — B  Kön. 
III 18,  44. 

vuoz,-stappe  (vuoz,-stapfe)  sivm.  Fußstapfe,  Fußspur:  also  vil 
ein  fuz  mag  getreten  einen  fuzstappen  =  calcare  vestigium,  W — B 
Deut.  2,  5.  die  abscheidunge  deines  fuesstapfen  =  finis  tuus  pedalis 
praecisionis  tuae,  Jer.  51,  13;  Hier.  165,  6.  der  dich  twingt  tausend 
fuz,stapphen  (Schritte),  ge  mit  im  zwei  ander,  T — B  Matth.  5,  41. 

vuoz,-trit  stm.  Fußtritt,  -spur:  Barachs  fuztriten  volgten  sie, 
W— B  Richter  5, 15. 

vuoz,-turnier*  stn.  Lanzenstechen  zu  Fuß:  Traut.  Chr.  166. 

vuranlassen  swv.  Tcompromittieren:  Elbog.  Chr.  8,  20. 

vürbas,  fürpas  comp.  Adv.  mehr  vorioärts,  fürder,  weiter,  ferner 
in  Baum,  Zeit  und  Grad,  noch  mehr:  das  er  furbas  mer  nicht 
furchten  darf,  Hier.  17,  17;  in  der  Bedeutung  fortan  sehr  häufig  in 
Const.  z.  B.:  was  einst  beheglich  gewesen  ist,  das  sol  furpas  nicht 
missehagen,  III 5,  2.  das  di  urburer  noch  die  lehenherren  furpas 
keine  lehen  in  der  vorgenanten  weise  vorleihen  sullen ,  III  5, 13 ; 
ebenso  Igl.  Bgr.  und  Igl.  Str. 

vurben  (vürben)  swv.  reinigen,  säubern,  putzen,  fegen:  sein 
teufe  —  lengen  und  seinen  gank  furben  und  reinigen  (näml.  beim 
erbstollen),  Const.  II  2,  9. 

vür-beschiedt  (vür-bescheit)  stm.  Zitation,  Vorladung  vor 
Gericht,  Elbog.  Chr.  31,  3. 

vür-bieten  stv.  III  tr.  1.  vor  sich  halten,  2.  vorladen,  citare,  meist 
für-gebieten  s.  d. :  von  itczlicher  person,  die  man  furpitt,  gibt  man 
in  (den  fronboten)  auch  czwen  pfennig,  Olm.  Stb.  86. 

vür-bilden*  sivv.  vor  Augen  stellen:  damit  der  jugent  auff 
allerlei  weis  gottes  wort  fürgebildet  werdt,  Igl.  Ms.  S.  3  u.  4. 

turb-haus  s.  verwe-haus. 


906  vür-bote  —  vurder- 

TÜr-bote  stn.  gerichtliche  Vorladung:  Brunn.  Str.  II  192.  56. 
das  genem,  der  das  erb  schol  verantworten,  das  vurpot  kunt  und 
czu  wissen  mog  werden  getan,  und  geschieht  das  nicht,  so  hat  das 
vurpot  nicht  kraft,  Igl.  Str.  89. 

vür-burg  s.  vor-burg. 

vür-butig*  Aclj.  erbötig:  vurputig,  Igl.  Str.  I  S.  363. 

vür-daek*  stn.  vordere  Dachseite  oder  vorspringendes  Bach: 
ist  der  alten  stadtschreiberin  fürdach  eingefallen  auf  zwei  pauer- 
pferde,  Traut.  Chr.  183. 

vür-dienerin*  stf.  Bedienerin,  Wärterin:  ein  ide  kindelpetterin 
sol  nicht  mer  won  zwu  frauwen  zu  furdienerinnen  haben,  E^er. 
Str.  C  33. 

vurder,  vorder,  vuder,  voder  (vürder)  vorwärts,  fürder,  iceiter- 
hin:  der  Landler  sol  sein  kytting  (mit  seiner  Mauer)  fuder  rucken, 
Igl.  Stb.  Y  42  c;  Elbog.  Chr.  sehr  oft. 

vürderer  stm.  Förderer,  Unterstützer:  ersame  weisen  liben 
herren  und  besunder  grosse  furdrer,  Igl.  Kspr.  V  S.  52. 

vurdern,  vürdern,  vudern,  vüdern  swv.  1.  vorwärts  bringen, 
2.  fördern,  befördern,  beschleunigen,  3.  bevorzugen,  begünstigen, 
4.  halten  lassen,  stiften,  eine  Messe,  5.  ohne  Verzug  abfertigen, 
6.  refl.  sich  beeilen:  unser  herre  hat  gefüdert  meinen  wek  (direxit), 
W — B  Gen.  24,  56.  das  er  en  —  üz.  der  fenknis^e  ledig  und  furder 
(sprostiti) ,  Dal.  87,  13  (35,  32).  AVratizlab  was  gefüdert  (befördert) 
czu  dem  bistuin  gar  snel,  167,  30  (74,  34).  —  2.  er  wolt  in  darezu 
furdern,  daz.  sie  wurden  gefangen,  Buch  der  Gebrechen  S.  228.  ider- 
raan  schul  das  perkwerk  fudern  mit  seinem  ampt,  Igl.  Bgr.  N.  54,  3. 
des  kuniges  nuez  und  der  urbor  als  seiner  gewerken  zu  fudern 
ist  Pflicht  des  Bergmeisters,  DIR  23a,  9.  sich  gegen  einander 
furdern  und  eren,  Igl.  Stb.  III  200 a ;  bergm.  das  Erz  aus  dein  Berg- 
werk befördern:  ein  durchslag  machen,  dodurch  sie  sich  selber 
gefurdern  mugen,  Igl.  Bgr.  X.  53,  12;  Z.  31.  wir  musten  ez,  (die  lehen- 
schaft) lossen  ligen,  dorumme  daz.  sie  uns  nicht  vordem  wolden, 
N.  39,  1.  —  6.  freudenreicher  tod,  furder  dich!  Hier.  64,  26.  fürder 
dich,  das  du  mir  kein  soumnusse  machest  an  dem  czihen  (in  eundo), 
W — B  Kön.  IV  4,  24.  und  fudert  sich  ous  zu  senden  die  pliezen 
=  et  accelerat  corruscationes  emittere,  W — B  Sirach  43, 14.  dez. 
schult  ir  euch  herabe  vurdern  —  zo  ir  aller  schirest  muget  (sollt 
möglichst  rasch  nach  Nußdorf  kommen)  —  vurdert  euch  herabe, 
Hokenfurter  Brief. 

vurder-,  vuder-,  vorder-nüsse  (vürdernisse)  stfn.  1*  bergm. 
Fördermaschinen  zum  Herausbefördern  des  Erzes  usw.  aus  dem 
Bergwerk,  2.  Förderung.  Unterstützung,  Beihilfe,  3.  Empfehlung, 
4.  Fürsprache,  5.  Erlaubnis,  Gestattung:  Da  sachen  die  scheppfen 
auch  auff  und  sahen  weder  leiterwerc  noch  seilricht  noch  kainerlei 
fudernuss,  Igl.  Bgr.  N.  6,  2.  da  prengen  di  gewerken  iren  perk,  ir 
erez  und  ir  wasser  aus  und  alle  fordernuss,  N.  6,  2.  so  taile  wir  \ 
das  czu  ainem  rechten,  das  man  von  der  gruben  messen  schol,  von 
dan  alle  fordernuss  aus-  und  inget,  als  verre,  ob  es  masswirdig 
ist,  N.  6,  7.  das  man  pilleich  von  dem  schacht  messen  schol,  do  si  \ 
aus-  und  ingefaren  sein  und  do  alle  fordernusse  auch  aus  und  ingen, 
also  (wenn)  das  maswirdig  ist,  N.  6,  5  u.  N.  6,  3.  —  2.  die  czwen, 


vürder-lich  —  für-gebot  907 

der  steiger  und  der  Eberhart,  schaffer  und  vorwezer  des  bergwerks, 
di  gelobten  uns,  sie  weiden  die  fordernus  folent  czubrengen  und 
weiden  uns  den  auf  unser  lehenschaft  fordern  und  weiden  uns  helfen 
und  raten,  N.  39,  5  (die  Hauptgewcrken  pflegten  z.  B.  ihren  Lehen- 
hüuem  Seil  und  Leder  beizustellen  zum  Fördern  des  Erzes).  Do 
ich  mein  wasser,  perk,  geng  und  all  mein  furdernisse  aus  hab,  Igl. 
Rspr.  VII. 

vürder-lich  s.  vorder-lich. 

vurdenmge,  vürderunge,  vordernng  stf.  1*  Förderung  der 
gewonnenen  Mineralien  aus  dem  Bergwerk,  2.  Förderung,  Unter- 
stützung, Beihilfe:  1.  als  verre  sie  heften  dorczu  ire  aigene  verte 
und  forderunge,  Igl.  Bgr.  N.  53, 10.  das  wir  unsre  hewer  darlegen, 
als  verre  wir  verteil  und  forderungen  dorczu  heften,  dodurch  wir 
uns  fordern  mochten,  N.  53,  20.  ir  (derer  von  Korn)  wasser,  perk- 
hawer  und  all  andre  furderung  zu  demselben  gemessen  perg  zur 
Gersten  ist  ausgegangen,  Igl.  Rspr.  VII.  —  2.  freundlichen  dinst  und 
gunstliche  fordrung  bevor,  N.  92,  1.  —  das  verleihen  sulle  craft  haben 
also  bescheidenlichen,  das  an  irem  (des  Verleihers  und  der  Stadt- 
geschivorenen)  geschefte  des  koniges  nucz  unde  des  gebirges  furderung 
offinbar  irschinen  möge,  DIR  I  1.  inen  wider  mich  keinen  beistand 
oder  fuderung  zu  thun,  Eger.  Chr.  1165. 

vurer  s.  vierer. 

vür-,  vor-gang  stm.  1.  Einleitung,  2.  das  Vorgehen,  der  Vor- 
gang, -tritt,  3.  Zugang,  -tritt,  4.  Fortgang,  -schritt,  Erfolg,  5.  rcchtl. 
Geltung,  6.  das  Heraustreten:  4.  so  glaub  wir  ewern  gnaden  wol, 
das  der  gemessen  perg  nicht  Vorgang  habe,  Igl.  Bgr.  N.  10,  3.  —  das 
di  gesecze  furgang  haben  sullen  und  von  allermeniclichen  ewic- 
lichen  gehalden  werden,  Prag.  Rb.  59.  119.  daz  dicz  geschriben 
geschefte  also  einen  ewigen  furgang  haben  schol,  Igl.  Stb.  III  153,b. 

vür-gebieten  stv.  III  1.  weiter  gebieten,  2.  die  Oberhand  be- 
haupten, 3*  vorladen:  3.  Eines  manes  erb  gepeut  man  drei  stund 
(3  mal)  vur;  kumet  gener  nicht  und  vorantwurt  das  erb,  czu  dem 
dritten  mal  man  derstet  auf  das  selb  erb,  umme  we  man  im  vur 
hat  gepoten,  Igl.  Str.  88.  mer  gelts  denne  eine  halbe  mark  (=  30 
grosse  pfennige)  sal  ein  man  dem  andern  drei  gerichte  nach  ein- 
andir  furgebieten  (gerichtlich  aufkündigen),  Igl.  Str.  I  S.  353.  des 
hatte  ein  judinne  vorgepoten  unser  scheppen  einem,  273.  das  si 
hefte  vorgepoten  irem  prüder  Hanna,  248.  nach  einander  an  under- 
las  schol  her  im  drei  gericht  vorgepiten,  87.  dem  richter,  scheppen, 
Schreiber  und  putel,  di  von  not  müssen  des  gerichtes  warten,  den 
schol  man  vurgepieten  noch  der  stat  recht,  85.  Hat  ein  man  vur 
das  seine  gelter  —  so  mag  her  im  in  der  wochen  achtag  oder 
czehen  oder  wanne  her  wil  von  dem  gerichte  wol  lassen  vurgebieten, 
86.  das  man  einem  manne  um  di  selbe  kost  (Bergkost)  nicht  darf 
(braucht)  fuergebieten,  Igl.  Bgr.  N.  114.  wenn  sie  einem  gaste  vur- 
gebieten, Eger.  Str.  A  XVII  3. 

vür-gebitunge*  stf.  Vorladung  vor  Gericht:  di  ladunge  ist  ein 
redliche  heischunge  ader  furgepietunge  czu  dem  rechten,  Const. 
IV.  2,  1. 

für-gebot  stn.  =  vürbot,  gerichtl.  Vorladung:  fnrgebot  um  eine 
halbe   mark   grosser  pfennig  =  30  grosse:    Gebeut  ein   man  dem 


908  vürgehegt  —  vür-käuf-lein 

andern  für  czu  einem  mal  und  der  antwurter  kumet  nicht  vur,  der 
clager  erstet  auff  in  die  selben  pfennige,  Igl.  Str.  I  S.  353.  wie  das 
furgepot  crafft  sal  haben,  118.  Von  den  4  Bänken  kann  man 
jemanden  ohne  fürgebot  klagen.  Dieses  ist  notwendig,  bei  Klagen 
um  Erb  und  Eigen  oder  bei  solchen  Klagen,  die  an  das  Leben 
gehen;  oder  der  Richter  soll  bei  Klagen  ohne  fürgebot  in  solchen  Fällen 
den  Geklagten  über  14  Tage  in  ein  anderes  Gericht  bescheiden;  aber 
den  Gerichtspersonen  soll  man  nach  dem  Stadtrecht  fürgebieten,  Tgl. 
Str.  85.  Man  braucht  das  Gericht  in  der  Stadt  nicht  abzuwarten, 
sondern  kann  zu  jeder  Zeit  fürgebieten,  86.  das  f.  soll  3  nach 
einander  folgende  Gerichtstage  erfolgen,  antwortet  der  Geklagte  nicht 
zum  3.  mal,  so  verliert  er  sein  Erb,  88 ;  in  diesem  Falle  soll  das  f. 
beizeiten  geschehen,  89.  Wenn  ein  dreimaliges  f.  geschehen  soll  und 
der  Vorzuladende  wurde  nur  das  1.  mal  zu  Hause  getroffen,  so  ist 
das  f.  rechtskräftig;  wird  er  das  1.  mal  nicht  angetroffen,  so  sind 
alle  3  fürgebote  ungültig,  119.  Ein  beim  v.  nicht  zu  Hause  An- 
getroffener ist  bis  zur  Stunde  des  Gerichtes  nicht  schiddig,  vor  Gericht 
zu  erscheinen,  119.     einmaliges  v.  um  Eß-  und  Trinkwaren,  117. 

Yürgehegt*  pari.  Adj.  vor  ewern  furgehektem  rechten  =  vor 
den  4  Bänken  des  Gerichts,  Igl.  Str.  (68)  S.  334. 

Tür-gen,  -gan  stv.  V  tr.  1.  übertreffen,  2.*  intr.  vorüberziehen, 
3*  vorgehen:  2.  den  furgeenden  ysmaeliten  und  koufleuten  vor- 
kouften  si  in,  W — B  Gen.  37,  28.  —  3.  die  richter  und  perkmeistere 
sullen  in  aller  teiding  und  gerichte  furgeen  als  vil  als  mit  rechte 
czu  tun  ist,  Const.  I  7,  12 ;  s.  vor-gen. 

vür-gesten*  stv.  I\T  vor  Gericht  erscheinen:  ir  sult  auf  dinstag 
furgesten,  Elbog.  Chr.  127,  29. 

Yür-heischunge  stf.  Vorladung:  die  ladung  und  f.  {der  Egerer 
vor  das  Landgericht  zu  Kürnberg),  Mind.  d.  Egerl.  S.  60  u.  62. 

furirei'  (bei  L.  forier  =  franz.  fourrier?  Hans  907,  s.  Germ. 
20,  31)  stm.  Quartiermacher,  Furier,  Traut.  Chr.  327. 

vür-kaut'el  (vür-koufe  sicm.  vür-köufel  stm.)  stm.  wer  Waren 
vorwegkauft,  um  sie  dann  mit  großem  Gewinn  wieder  zu  verkaufen, 
praeemptor,  Eger.  Str.  C  116. 

YÜr-kaufen  (vür-koufen)  sivv.  vorwegkaufen  zu  wucherischem 
Wiederverkauf:  man  verbeut  alles  fürkaufen  in  den  dörfern  bei  dem 
wandel  bei  Strafe  von  72  Pfenninge,  Taiding  v.  Friedberg  25. 
nullus  debet  in  bonis  civitatis  proemere,  vulgariter  furkaufen,  pisces 
causa  lucri  sub  pena  perditionis  piscium  eorundem  =  fürkaufen  von 
Fischen  bei  Strafe  der  Wegnahme  derselben  verboten,  Igl.  Str.  203. 
das  niemant  geworchtes  ader  gemachtes  leder,  das  er  andern  enden 
furgekauft  hat,  her  ger  Olomuncz  czu  vorkauffen  füren  sol,  Olm. 
Stb.  109  a. 

vür-kaufer  strn.  =  fürkaufel:  Wo  man  einen  fürkaufer  in  dem 
gericht  begreift,  es  wäre  mit  vögeln,  mit  käsen  oder  mit  schmalz, 
der  selbigs  fürkauft  ohne  verlaub,  dem  sol  man  es  nemen  und  man 
sol  den  fürkaufer  zu  gerichtshanden  bringen,  Taiding  v.  Friedberg 
N.  25. 

vür-käuf-lein  stf.  Zwischenhändlerin  fem.  von  fürkaufel :  welche 
furkouflein  (vorkauffelin,  Hs.  D.)  neuwes  kramgewant,  welcherlei  iz, 
si,  veil  treit,  daz,  sal  man  ir  nemen,  Prag.  Str.  8. 


vür-kumen  —  vur-  909 

vür-kuineii ,  -komeu,  -quemen  stv.lStr.  1.  vorbeikommen, 
2.  überholen,  3.  zuvorkommen,  übertreffen,  4*  vor  jemanden  kommen, 
anriehen:  2.  Dieselben  briefe  —  wurden  gesaut  durch  poten,  die 
durch  alle  laut  luffen  und  die  alden  priefe  mit  den  newen  vor- 
quemen  =  qui  —  praevenirent,  W — B  Esther  8,  10.  seine  parm- 
herczikeit  vorknme  mich  =  praeveniet  me,  W — B  Ps.  58,  11.  vor- 
komen  haben  wachen  meine  augeu  =  auticipaverunt  vigilias  oculi 
mei,  Ps.  76,  5.  bi^  wir  eins  wurden  mit  euander  auf  beide  teil,  das 
wir  mit  enander  scholden  furkomen  für  unsern  erbherren  herren 
Yan  von  Wartemberg,  ab  uns  der  doraus  mochte  entscheiden  noch 
unser  clag  und  noch  irer  antwort,  Igl.  Bgr.  N.  39,  6.  Wan  uns  und 
di  gemain  mancherlai  sach  vorkunipt,  der  wir  nicht  weislich  kuunen 
ausrichten  an  ewern  rat  und  underweisung,  Igl.  Str.  257.  Jhesus 
vurkome  im  sagent  (holte  ihn  ein),  T — B  Matth.  17,  24. 

vür-laufen  stv.  V  voraneilen,  die  Kunden  wegfangen:  es  soll 
auch  keiner  dem  andern  im  handtwerk  in  der  arbeit  v.  noch  die- 
selben abwendig  machen,  Eger.  Z.  11,  5.  würde  aber  nach  verdingter 
arbeit  einer  dem  andern  v.  u.  von  solcher  arbeit  dringen,  11,  5. 

vür-legen  swv.  vornehmen,  vorlegen:  da^  aber  ich  dise  arbeit 
hän  minem  sinne  vürgeleit,  Trist.  54.  ir  wollet  inen  mit  gelde  in 
600  oder  800  thaler  furstreckeu,  sie  umb  unsern  willen  damit  vor- 
legen (es  ihnen  vorschießen,  borgen),  Eger.  Chr.  1210. 

vür-legunge    stf.    1.    das   Vorlegen,    Darstellung    einer    Sache, 

2.  das  Vorgelegte,  die  Frage,  3.  vorgelegte  Speise,  bes.  Schaubrote: 
des  clagers  und  antworters  hin  —  und  her  f.  umb  die  sache,  Const. 
IV  8  1.  calumpnia  ist  ein  falsche  furlegunge  ader  ein  unrechte  hin- 
legunge,  die  er  wissentlich  erdacht  hat,  czu  deucz  potwarei  (falsa 
petitio),  Const.  IV  9,  2.  des  krieges  anefank  wirt  von  der  f.  des 
clagers  =  per  narrationem  actoris,  Const.  IV  8,  2.  als  wir  furlegung 
beider  teil  und  urteil  wider  urteil  vernumen  haben,  Igl.  Stb.  V  12  d. 
die  brot  der  furlegung  =  Schaubrote,  T— B  Matth.  12,  4;  Mark.  2,  26; 
Luk.  6,  4. 

vur-,  vormund  stm.  1.  Fürsprecher,   Beschützer,  2.  Vormund, 

3.  bevollmächtigter  Vertreter:  4.  tutor  et  provisor  testamenti, 
testamentator,  tutor,  5.  einer  ewigen  Messe:  der  vormund  was  alles  des, 
das  er  hette  =  qui  praeerat  omnibus,  quae  habebat,  W — B  Gen.  24,  2. 
Gib  uns  herre,  allergerechtigister  richter,  di  Weisheit  deines  gerichtes 
czu  furmunden  (assistricem),  Const.  IV  18  Einl.  —  3.  mit  seinem 
schaffer  und  furmunden  (procurator) ,  IV  3.  3;  Igl.  Str.  263.  der 
—  ganczen  gemeine  —  furmunde  sei  wir  (die  4  „gemeinen"),  Igl. 
Str.  190  b.  —  4.  Igl.  Str.  326.  327.  291.  —  5.  derselben  ewigen  mess 
Stephan  Schik,  dieweil  er  gelebt  hat,  furmund  was,  Igl.  Str.  289. 
furmund  desselben  selgereths  und  der  ewigen  mess,  289.  —  2.  das 
er  an  stat  der  waisen  angenomen  und  als  ein  furmund  gepraucht 
hat,  Igl.  Bgr.  N.  85,  4.  Beweis  der  Vormundschaft  mit  Stadtbrief 
und  totbetraan,  Igl.  Str.  260.  der  v.  ist  nicht  verpflichtet,  das  Ver- 
mögen des  Mündels  zu  meliorieren,  297.  310;  wenn  einem  v.  ein  Gut 
in  gewer  und  gewalt  zu  getrewer  hant  überlassen  wird,  bis  die 
Mündel  in  die  vernünftigen  Jahre  kommen,  und  diese  sterben  früher, 
so  hat  er  das  nächste  Recht  darauf,  305;  er  muß  für  die  Güter  der 
Waisen  Kaution  legen  (cautionem,  fideiiussores  ponere),  310;  er  ist 


910  furmuud-schaft  —  vtir-nemisch 

über  die  seine)'  Treue  und  seinem  Gewissen  üb  erlassenen  Güter  der 
Waisen  den  Verwandten  keine  Rechenschaft  schuldig,  268. 

furmuud-schaft  (vormunt-,  vorraunde-schaft)  stf.  1.  Schutz, 
2.  Vormundschaft:  Seinttmalln  .Tau  Sander  hat  sich  der  waisen  under- 
wunden  und  ires  vatterlichen  eribtails  und  des  ettliche  czeit 
gepraucht  in  der  f.:  hat  er  die  f.  domach  nit  mugen  auffsagen  und 
sich  des  eisern  noch  unsern  bergrechten,  nur  alleine  die  waisen 
komen  dan  ee  czu  ireu  mündigen  und  manperigen  jaren.  Und  wan 
in  das  geschieht,  so  sol  der  furmund  den  waisen  ir  narung  ad  er 
gutter,  weliche  er  an  ir  stat  empfangen  und  eiugenomen  hat,  ver- 
rechnen und  uberanttworten  und  dornach  erst  von  den  waisen 
quittung  begeren;  und  wann  er  von  den  waisen  frei,  quitt  und 
ledig  gesagt  wird  vor  dem  rat,  richter  und  scheppen,  dornach  erst 
wird  er  von  der  f.  frei  und  ledig  und  anders  nicht  noch  inhalt  unser 
bergrecht,  Igl.  Bgr.  N.  85,  6. 

vür-uauieus  Adv.  vorzugsiveise,  im  vollen  Sinne  des  Wortes,  in 
der  Tat:  v.  —  die  vinde  müe^en  darumbe  in  sorge  wesen,  Alex.  1203. 

vür-nenien  stv.  12  tr.  1.  losgehen  auf,  angreifen,  2.  gerichtlich 
vorladen,  3.  vorgeben,  -schützen;  refl.  4.  voraus  sein,  hervorragen, 
sich  hervorheben,  -tun,  auszeichnen:  2.  u.  3.  Elbog.  Chr.  76,  33; 
93, 19;  97,  6;  97,  26;  81,  10;  82.  23;  87,  8  u.  13;  vornehmen,  unter- 
nehmen, sich  zu  ehoas  entschließen:  Orestes  het  sich  vor  genomen, 
Alex.  3518.  ir  moget  die  sach  selbst  noch  ewerm  gutduncken  — ■ 
zur  rue  furnemen  (könnt  euch  —  selbst  Riüie  verschaffen),  Eger. 
Chr.  1157.  dawider  wir  noch  nichts  furnemen  noch  gedenken,  1157. 
er  vornam  unrecht  und  zog  darvon,  Traut.  Chr.  135. 

vür-uenieu  stn.  Handlungsweise,  Unternehmen,  Vorkehrung:  mit 
unpillichen  furnemen.  Elbog.  Chr.  10,  40.  damit  wir  verclags  ader 
andern  furnemen  —  nit  bedürften,  Eger.  Chr.  1158.  ir  dringt  mich 
—  sulchem  geswindem  furnemen  uud  ansatz  nach,  zulesst  gedenken, 
was  ich  mir  schuldig  bin  (gegen  ein  solches  Vergehen),  Eger.  Chr. 
1160. 

vür-uemig*  (vür-nseme,  vgl.  mhd.  vürnfemicheit)  Adj.  1.  vor- 
züglich, ausgezeichnet,  vornehm:  Darnach  sint  furnemige  leute,  di 
gewerken  heissen,  dornach  di  andern,  darnoch  di  dritten  und  also 
furpas,  di  lehenhewer  heissen,  Const.  I  1, 3.  so  sein  di  lehen- 
schefter  (die  die  Lehenschaft  vergeben)  in  disem  teile  vürnemiger 
denn  di  lehenhewer  (die  sie  annehmen)  =  potentiores,  Const.  JJI 1, 13. 
wann  der  anefank  eines  igleichen  dinges  ist  das  furnemigste  teil 
(potissima  pars)  IV  2,  Einl. 

viir-uemisch  (vür-nsemisch)  Adj.  1.  sich  etwas  herausnehmend, 
vermessen,  2*  vornehm,  angesehen,  erster  Klasse,  principalis:  die 
furnemischen  smide  =  fabri  principales,  Const.  1 15, 1.  das  seiu  die 
f urnemischen  leute  (auf  dem  perkwerk):  di  urborer,  di  gesworne, 
di  richter  und  di  perkmeister;  die  haben  von  unser  kuniglichen 
macht  gewalt,  ander  leute  czu  richten,  I  1,  1.  Und  der  selbe  was 
ein  groser  vornemischer  man  under  allen  orientischen  mannen 
(magnus),  W— B  Job  1,  3.  er  was  ein  alder  man  in  den  tagen 
Sauls  und  vornemischer  under  den  mannen  (grandaevus),  Köii.  I 
17, 12. 


vür-nSmunge  —  vür-  911 

vttr<nemunge  stf.  1.  Anmaßung,  2*  Wegnahme:  das  wir  gein 
unserm  gnedigen  kern  wider  di  billickeit  etlicher  v.  fliegen  und  un- 
gehorsamglich  erzaigen  sullen,  Elbog.  Chr.  123,  25.  rautwillig  f., 
Stb.  Brüx  N.  337. 

viir-reimer  sim.  Vorrenner,  Vorläufer:  Sderad  hie^  loufin  di 
vorriuner  (honciu  käza),  da^  sie  schouwetiu,  wa^  daz,  wer,  Dal.  114,  6 
(50,  65). 

furrieren  swv.  unterfüttern,  überziehen:  kovertiure  und  lankenir 
—  prislich  gefurrieret,  Rf".  116. 

vür-sehen  stv.  1 1  vorher  sehen;  versehen,  versorgen:  fürsehen, 
damit  sie  {die  Mutter)  in  allen  dingen  furgesehen  wer  und  kein 
abgank  habe,  Igl.  Stb.  V  166  d.  die  waisen  —  mit  allen  notdürften 
fürczusehen,  V  199  b.  die  waisen  halten  und  cziehen  und  sie  für- 
sehen mit  aller  notdurft,  Vlöld.  153  a.  184  b.  218  c. 

Yür-sehung  stf.  Obsorge,  Schutz,  Vorsehung:  das  es  (forberge 
und  mühl)  wo  nicht  zeitliche  v.  geschehe,  gar  eingehen  und  ver- 
derben, Traut.  Chr.  74. 

vür-setzen  sivv.  (Prät.  -satzte)  bestimmen:  den  (Kristum)  Got 
vursaczt  ainen  versüner  durch  den  glauben,  T— B  Römer  3,  25. 

vür-sichtig  (vür-,  vor-sihtic)  Adj.  voraussehend,  einsichtig,  ver- 
ständig: di  urborschreiber  sullen  —  auf  (auch  H.)  czukunftige  ding 
v.  sein,  Const.  I  8,  2.  fursichtig,  ersam  und  weis  gebietend  herren, 
Igl.  Mut.  19. 

vür-sichtikeit  (vür-,  vorsichtic-heit)  stf.  Providentia,  Voraus-, 
Vorsicht,  Vorbedachtsamkeit,  Einsicht,  Verständigheit:  Const.  II  2,  11. 
unsere  hoffenung  setczen  wir  alleine  in  di  fursichtikeit  der  hl.  dri- 
valtikeit,  IV  9,  3.  das  alle  machunge  oder  auslegunge  oder  leuterunge 
des  rechten  furbas  zu  unser  kuniglichen  f.  geboren  sal,  I  5,  10.  alle 
f.  tun,  I  7, 18.  in  bescheidner  f.  erkennen  =  discreta  Providentia 
judicare,  IV  5, 1.  Und  deine  gerichte  in  deiner  vorsichtikeit  hastu 
gesaczt,  W — B  Judith  9,  5.  manig  dink  werdent  gestraft  durch  dein 
v.  (Fürsorge),  T — B  Btb.  24,  2  e.  e.  fürsichtikeiten  und  erbare  wol- 
weisheit  zu  grossen  eren,  Eger.  Chr.  S.  4  u.  N.  50.  euer  wolweise 
f.  =  Ratsherrn  (von  Iglau),  Igl.  Ms.  S.  7. 

vür-slaüen  stv.  IV  vorschlagen,  treiben,  inir.  veranschlagen, 
rechnen;  iveidm.  die  Spur  des  Wildes  mit  Hunden  verfolgen:  si  baten 
in,  in  (den  Gefangenen)  an  entgelt  ledig  lassen  und  das  recht  fur- 
slahen  (den  Rechtsweg  zu  betreten),  Elbog.  Chr.  103, 11. 

vür-,  vor-spreche  swm.  Fürsprecher,  Verteidiger  vor  Gericht, 
Rechtsanwalt:  wenn  ein  Geschworener  für  einen  v.  ist,  darf  er  in 
dieser  Sache  für  ihn  kein  Zeuge  sein,  Igl.  Str.  26.  der  v.  soll  mit 
den  von  ihm  namhaft  gemachten  Zeugen  den  Beweis  führen,  die 
Partei,  die  er  vertritt,  widerrufe  denn  diese  Nennung  als  ihrem 
Willen  entgegen,  35;  kein  v.  kann  bei  Totschlag  und  andern  wichtigen 
Leib  und  Vermögen  betreffenden  Angelegenheiten  die  Sache  mehrerer 
Parteien  führen,  126.  bei  einem  Prozeß  um  Geldschulden  kann  der- 
selbe v.  die  Sache  des  Klägers  und  des  Geklagten  führen,  312 ;  ebenso 
wegen  Erbschaft,  236;  was  in  ivichtigen  Dingen  nicht  gestattet  ist, 
1  363.  Wer  vor  seinem  vorsprechen  redet  vor  den  vir  penken 
(=  Gericht),  der  schol  den  richter  das  vorpusen  mit  12  hallern,  137; 
sein  Verhalten   beim  Hilfseid:   Wanne   ein  man   schol  sweren  um 


912  vttr- 

wunten  oder  umme  ander  sache,  do  her  nachvolger  czu  bedarf,  so 
schol  sein  vorspreche  im  und  seinen  nachvolgeren  di  aide  noch  ein- 
ander raiten  und  schal  si  danne  mit  einander  ausvuren  und  di  aid 
leren  und  darnach  mit  einander  herwider  füren  und  so  schol  danne 
der  waltsache  czu  dem  ersten  volvaren  und  die  nachvolger  darnach 
und  schollen  der  waltsache  und  di  nachvolger  also  lange  in  den 
vier  penken  sten,  uncz  das  die  scheppen  geteilen,  oh  si  sein  volvarn 
oder  nicht,  148.  einer  het  ein  holung  verlorn.  Do  hies  sein  vor- 
sprech  jenen  di  clag  vornewen  und  dingete  im  nicht  anderweit  sein 
recht.  —  der  antworter  hat  mit  der  rede  nichts  verlorn,  227.  So- 
wohl Kläger  als  Geklagter  haben  das  Hecht,  den  Richter  um  ein 
vürsprechen  zu  ersuchen,  227.  Von  wem  die  Schöffen  tcissen,  daß  er 
um  Geld  v.  ist :  „der  leute  wort  spricht",  der  darf  sich  nicht  weigern 
icenn  ihm  einer  gegen  Bezahlung  zum  v.  ertcählt,  Richter  und 
Schöffen  können  ihn  dazu  zwingen,  I  S.  363.  Richter  und  Schöffen 
sollen  den  vürsprechen  mässe  seczen,  das  si  die  leute  nicht  überseczen 
(überhalten,  zu  viel  für  ihre  Mühe  verlangen),  I  S.  363;  in  diesem 
Falle  sollen  die  Schöffen  dem  v.  den  Lohn  aussetzen,  257  h.  Der  v. 
setzt  beim  Berufen  (Appellieren)  seinen  Fuß  auf  die  Bank,  266,  und 
spricht  die  Berufung  mit  unvorrucktem  fuz,e,  291;  er  dingt  der 
Partei  alle  ir  recht  (behält  sie  iJir  vor),  sichert  sie  ihr,  305.  326;  ein 
v.  verfällt  dann  nicht,  wenn  er  einen  mit  rechten  Namen  nennt, 
jedoch  nicht  hinzusetzt  „oder  wie  er  sonst  mit  christennamen  genant 
ist",  164.  Bei  Auslagen,  die  einer  zur  Durchsetzung  seiner  Rechts- 
ansprüche gemacht  hat,  werden  nicht  die  Fahrten  zu  Gericht  (etiva 
übers  Land),  tcohl  aber  die  Auslagen  für  den  v.  ersetzt  (13h);  ein 
v.  kann  in  deutscher  Sprache  gegen  einen  Tschechen  und  in  tschech. 
gegen  einen  Deutschen  sprechen,  wenn  dies  die  Sprache  seiner  Partei 
ist,  314.  War  ein  Scheppe  v.  in  einer  Sache  und  wird  das  Urteil 
in  die  Morgeyisprache  geschoben,  so  darf  er  bei  dieser  2.  Verhandlung 
über  sie  nicht  Scheppe  sein,  I  S.  363,  4.  er  nam  einen  vorsprechen 
mit  des  richters  laub,  227;  ferner  164  a  und  sonst,  v.  prolocutor, 
Igl.  B.  39;  Prag.  Rb.  77.  swelcher  über  das  vürsprechen  von  eim 
manne  me  neme  den  als  vorgeschriben  stet,  und  des  mit  eim  bider- 
man  überwunden  wirt,  der  schol  zehen  schok  grosser  pfennige  uff 
die  stat  geben  oder  schol  zwai  ganzer  iar  aus  der  stat  sein,  Prag. 
Rb.  77.  di  vürsprechen  (advocati),  Const.  IV  11,  10;  IV  18,  S: 
IV  4,  7 — 13.  die  kaiserlichen  gesecze  sprechen :  di  fursprechen  und 
sachwalden  der  Sachen,  di  treiben  ritterschaft ,  wann  si  getrawen 
irer  ersamen  stimmen  und  beschirmen  der  arbeiter  hoffenunge  und 
leben  und  beseben  nicht  minner  den  gemeinen  und  auch  iedes 
mannes  nutcz,  IV  4,  10.  di  richtere  sullen  von  irem  ampte  (kraft 
dessen)  fursprechen  geben  den,  di  ir  nicht  haben,  IV  4,  9.  Wer  auch 
ein  stunt  (einmal)  furspricht  für  gehegter  pank,  wirt  er  darnoch 
gepeten  ader  gegeben  von  dem  richter,  so  sol  er  furpas  das  fur- 
sprecherampt  nicht  geturren  vorsagen,  IV  4,  10.  Idoch  so  sein  di 
fursprechen  darczu  nicht  czu  twingen  über  iren  dank,  das  si  wider 
ire  freunde  und  mage  auf  das  fumfte  gesippe  fursprechen  und 
teidingen  noch  wider  iren  gevattern  und  fettern  und  gotel  und  auch 
nicht  wider  di,  den  si  von  vorkauffes  ader  kaufes  wegen  hulde  getan 
haben,  IV  4,  10.    Ist  aber  das  czwene  mit  einander  einen  fursprechen 


vür-,  —  vür-treiben  913 

pitten,  so  sol  in  der  erste  bebalten  nacb  der  regeln  des  rechtens: 
wer  der  erste  ist  in  der  czeit,  der  ist  mechtiger  in  dem  rechten, 
IV  4,  8.  Und  den  selben  fnrsprechen  gepieten  wir  czu  geben  einen 
iglichen  ganczen  menschen,  der  in  rechtlich  pitet  (unicuique  integre- 
homini  jnste  petenti),  IV  4,  7.  der  fnrspreche  dingt  uns  alle  unser 
recht,  Igl.  Bgr.  N.  118,  2;  N.  59,  2.  67;  65,  2  u.  3;  N.  6,  1.  Niklas, 
wiltu  dein  wort  selber  reden  oder  ein  vorsprechen  nemen,  das  gunde 
wir  dir  wol,  K  5,  3.  Auch  mag  man  falschen  fursprechen  melden  nicht 
allein  für  den  urteil,  sunder  auch  nach  dem  urteil,  und  wenn  man  das 
beweret,  so  ist  das  gerichte  und  czweiunge  .und  krig  für  nichtes- 
nicht  geachtet,  Const.  IV  7,  5.  —  des  (der  Ächtung)  ist  fürsprech 
gewest  — ,  Eger.  Achtb.  II  1 — 12.  uusern  erwirdigen  vorsprechen 
(näml.  Christum),  Sol.  86,  19,  T — B  Btb.  24,  1.  si  empoten  das  dem 
fursten  pei  einem  vorsprechen,  Böhm.  Chr.  31. 

vür-,  vor-sprecher  stm.  Fürsprecher,  Bechtsanwalt:  Christum 
Jhesum  —  unsern  vorsprecher  (advocatum  nostrum),  Sol.  22,  28.  die 
unrecht  vürsprecher  sein,  Joh.  v.  Igl.  8.  Gebot;  Btb.  24,  1. 

vür-staben  swv.  einem  den  Stab  zur  Eidesleistung  vorhalten, 
ihm  den  Eid  vorsprechen:  der  ambtman  —  den  erkürten  —  newen 
rat  den  eid  furstabt  zum  rechten,  Elbog.  Chr.  59,  20 ;  Eger.  Chr. 
N. 1196. 

vur-stat  (vor-stat)  stf.  Vorstadt,  prae-,  suburbana,  W — B 
Ez.  45,  2. 

vürsten-lich  Adj.  fürstlich,  einem  Fürsten  gemäß:  genug  zu 
thun  seiner  furstenlichen  andacht,  Sol.  1,  18. 

vürsten-stat*  stf.  einem  Fürsten  gehörige  Stadt:  1179  ist  Eger 
ein  v.  gewesen  —  und  ist  aus  v.  einer  v.  Eger  eine  reichsstadt 
worden,  Eger.  Chr.  138. 

vürsteu-tüm  stm.  n.  1.  Fürstenstand,  -würde,  -gewalt,  2.  Regie- 
rung, 3.  ein  von  einem  Fürsten  regiertes  Land:  und  sach  seinen 
furstentum  (prineipatum  suum),  W — B  Deut.  33,  21.  der  kunig  — 
gab  gäbe  noch  der  gröse  seines  furstentums  =  juxta  magnificentiam 
principalem,  Esther  2,  18.  du  beheltst  denn  den  furstentum  über 
alles  fleisch  (prineipatum),  Sol.  61,  30.  über  allez,  furstentum  und 
gewalt,  T— B  Ephes.  1,  21. 

vurst-gelt*  stn.  Ertrag  des  Forstes,  Elbog.  Chr.  9,  17. 

vurt  s.  vort. 

vür-tragen  stv.  IV  tr.  1.  vorn  hintragen,  2.  vor  Augen  bringen, 
3.  (Speisen)  auftragen,  4.  (in  Worten)  vortragen,  5.  vorübertragen, 
6.  fördern,  nützen,  fruchten:  4.  welches  zwar  an  eine  obrigkeit 
gebüret  fürzutragen,  Igl.  Ms.  S.  25. 

vür-trächtig  (vür-trehtic)  Adj.  1.  vorwärts  trachtend,  hinstrebend, 
2.  vorbedacht,  sorgsam,  behutsam:  hergegen  thun  f.  der  gotlosen 
gütter  mit  spott  versiegen,  Igl.  Ms.  S.  18. 

vür-trechtlichen*  Adv.  vorsichtig,  Traut.  Chr.  56. 

vür- trefflich  (vür-treflich)  Adj.  vortrefflich:  czwischen  fur- 
trefflichen  leuten  =  propter  personarum  eminentiam,   Const.  I  7,  20. 

vür-treglich  Adj.  zuträglich,  nützlich:  Eger.  Z.  39,  3. 

vür-treiben  stv.  II  vorladen:  das  man  sie  und  alle  ire  gutter 
—  für  kein  landtsgericht  oder  ander  gerichte  furtreiben,  pfenden 
oder  laden  soll,  Mind.  d.  Egerl.  S.  18. 

Jelinok,  Wörterbuch.  58 


914  vür-vaz,z,en  —  wachsen 


vür-va^en  sivv.  vornehmen:  was  sie  (manche  Leute)  f.  =  sich 
vornehmen,  Ack.  44, 1. 

vür-vuoz,  (vür-vuoz)  stm.  1.  Socke,  2.  Lederhose  der  Fischer  und 
Wasserarbeiter,  3*  Vorfuß  beim  Schuh?  3.  die  ledrer  haben  dorczu 
gewilkurt,  das  die  deuczen  ledrer  furhas  sol  sneiden  und  stuck 
sneiden  und  furfusse  sneiden  sullen  und  mögen  alswol  als  die 
behemischen  ledrer,  Olm.  Stb.  111. 

vür-warten  swv.  auflauern :  einen  guten  mann  oder  gesellen  f., 
Chlum.  I  56.  Mischko  ist  —  einem  aus  derselben  gesellschaft  in  der 
nacht  nachgegangen  und  hat  ihme  fürgewartet,  Ig-].  Ms.  S.  22. 

vör-wenden  swv.  1.  zur  Verantwortung  ziehen,  2.  in  Worten 
vorbringen:  1.  Elbog.  Chr.  87,  26.  —  2.  sie  haben  keinen  gewissen 
grund  können  fürwenden,  Igl.  Ms.  S.  21.  so  sein  wir  —  me  pflichtig, 
der  nucz  und  bestes  fürczuwenden,  die  wir  treu  —  funden  haben, 
Stb.  Brüx  N.  225.    auszflucht  furwenten,  Elbog.  Chr.  87,  31. 

vür-werfunge  *  stf.  Vorschlag,  Einwand:  Das  sein  auch  die 
cromerarticl  und  antwort  wider  irer  widersachen  furwerfunge,  Olm. 
Stb.  132. 

TÜr-ziehen  stv.  III b  1.  vorführen,  2.  vor-,  darlegen,  3.  geltend 
machen,  4.  verschieben,  5.  vorüberziehen,  vorbeiwandern:  ir  sult  den 
bcesen  man  vürziehens  gar  erlän:  ez,  ist  allez,  an  im  verlorn,  Alex.  1428. 
und  mochte  sein  lauken  (Leugnen)  nicht  vorgeczihen,  Igl.  Str.  162. 
—  5.  rauber  der  kaufleut  und  furcziehenden  (Beisender),  Mind.  des 
Egerl.  S.  70.  ist  das  du  uns  selbir  nicht  vorczeuhest  (voranziehst, 
praecedas),  nicht  füre  uns  ous  von  diser  stat,  W — B  Ex.  33,  15.  die 
wort  der  posen  haben  vorgeczogen  über  uns  (Übergewicht  über  uns, 
übertrafen  uns,  praevaluerunt  super  nos),  W — B  Ps.  64,  4. 

Yür-zug-,  vor-zug  (vür-zoc,  -zuc)  stm.  n.  1.  Verzug,  Hinderung, 

2.  gerichtlicher  Einicand,  3*  das  Vomberziehen,  4*  Vorzug,  Be- 
günstigung: 3.  phase,  das  ist  der  vürzug  des  herren  (transitus 
Domihi),  W — B  Ex.  12,  11.  —  4.  er  hatte  gelückes  vorczug  (war 
vom  Glück  begünstigt,  prosperatus  est),  W — B  Par.  II  7, 11.  die 
ersamen  des  tuchmacher  handwerks  haben  manlich  die  zwei  Schlosser 
(Schlösser,  Burgen)  —  als  sie  den  vortzug  (das  Vorrecht,  zuerst 
anzugreifen)  gehabt  haben,  gesturmet,  Eger.  Chr.  20  S.  23. 

vüst-schuld  stf.  Faustpfand:  frau  Ela  —  hat  das  haus  versaczt 
und  vorschriben  —  um  fustschult,  Igl.  Bspr.  XIII. 

vuter  s.  vuoter. 

Tüz,-eisen,  -gengel,  -genger,  -knecht,  -spor,  -stapfe,  -trit, 
furnier  s.  vuoz. 

w 

w&e  s.  wäg. 

waehalder-baum  (wachalter,  wecholter,  queckolter-boum)  stm. 
Wachholder,  juniperus:  die  czweige  des  wachalderpoum  waren  ire 
speise  (radix  juniperorum),  W — B  Job  30,  4. 

wach-register  stn.:  Traut.  Chr.  178. 

wachsen  stv.  14  —  1.  wachsen,   auf-,  erwachsen,  2.  entstellen, 

3.  zum  Vorschein  kommen,  4.  zunehmen,  sich  mehren,  5.  sich  wohin 
begeben:  in  wachsenden  jären  —  wer  git  im  (unserm  Kinde)  helfe 


wachsen  —  wag-baum  915 

und  rät,  W.  v.  W.  1089.  schone  diner  jungen  tage  und  diner 
wahsenden  zit,  Alex.  5521. 

wachsen,*  waxen*  Adj.  aus  Wachs:  waxen,  Traut.  Chr.  13. 

wachsung,  -e  stf.  (bei  L.  crementum,  nur  DFG  156  b)  Wachs- 
tum, Vegetation,  virentia:  geschepfet  hastu  —  w.  der  erden,  Sol.  23,  30. 

wachs-zeichen  stn.  Siegel:  einen  brief  er  schriben  hiez,,  in  zwei 
wahszeicben  man  in  stiez,,  Alex.  5484.  wie  ein  künclich  w.  an  dem 
brief  versigelt  wart,  5601. 

Wachtel-sac  stm.  ein  Übername  mit  Anspielung  auf  das 
Wachtelmäre  (bei  L.  Ot.  364  a) :  Watek  —  trug  gestügt  gwant  gern  an. 
Sin  spottin  di  jungbern.  Darumbe  sie  in  gern  den  seibin  Wachtil- 
sag  nantin,  Dal.  135,  19  (60,  80). 

wachung  stf.  Nachtwache,  vigilia :  di  huter  —  behüten  (halten) 
di  w.  der  naht  über  ire  schar,  Sol.  64, 34.  =  Gefängnis :  in  ir 
wachung  (gefängknus,  XL  Bibel),  T— B  II.  Peter  2, 12. 

wade  sivm.  fast  nur  im  PI.  Wade :  die  wüten  in  dem  blute  bis 
under  den  waden,  Ack.  25,  19.  Slahe  dich  got  mit  gar  posen  sweren 
in  den  knien  und  in  den  waden ,  W— B  Deut.  28,  35.  so  das  sie 
erschreckende  legten  die  waden  ouf  die  huf  =  ut  stupentes  suram 
femori  imponerent,  Richter  15,  8. 

wäf'en  (wäfen,  wäpen)  stn.  1.  Waffe,  im  Sing.  bes.  das  Schwert, 
Rüstung,  2.  ellipt. :  wäfen,  wäfenä  Not-,  Hilfs,  Wehe-  und  Drohungs- 
ruf: wofin,  daz,  weiz,  ich  wol,  Dal.  74,  32  (30,  23);  —  3.  Werkzeug, 
4.  Wappen  (an  Schild,  Rüstung,  Fahne),  5.  eines  w.  tragen  =  sein 
Diener  sein:  2.  waffen  des  leides  und  des  ungeluckes  über  Adames 
kinder  —  weh  ihnen,  Hier.  20,  21.  ee  die  Pehem  zu  ireu  wapen 
komen,  Böhm.  Chr.  60.  si  fluchtigten  di  geselschaft  des  wafens,  T — B 
Juden  11,  34.    sie  sterben  in  der  erslahung  des  waffens,  Juden  11,  37. 

wäfenen,  wsefenen,  wäpenen  swv.  waffnen,  rüsten:  der  stark 
geweffent  behut  seinen  hofe,  T — B  Luk.  11,  21. 

wäfen-geschrei  stn.  Not-,  Wehe-,  Drohungsgeschrei:  Spoliati  — 
protulerunt  flebiliter  super  dictos  balneatores  tamquam  mortificatores, 
domorum  invasores  et  spoliatores,  vulgariter  dictos  rerauber,  clamorem 
terrificum,  qui  „waffengeschrei"  dicitur,  Brunn.  Str.  I  401. 

wäfen-kleid  stn.  Schutzwaffe,  Rüstung  für  Mann  und  Roß: 
von  rotem  zindäle  ein  wäfenkleit,  Rf.  105.  wäpenkleit,  W.  v.  W. 
3574.  7263.    sterke  und  ziere  werden  ewer  wäpenkleid,   Hier.  51,  8. 

wäfen-kanier,  -rock  s.  wäpen-kamer,  wäpen-rock. 

wäfen-tüm*  strrm.  Wehgeschrei,  Jammer:  unseligs  trubsals  unde 
iemerliches  waffentums,  Ack.  18,  15. 

wäfen- werk  stn  Verfertigung  von  Waffen  und  Werkzeugen:  es 
sei  mit  Hufschlag  oder  waffenwerkh,  Eger.  Z.  15,  2. 

wäg  (wäc,  Gen.  wäges)  stm.  wogendes  Wasser,  Strömung,  Flut, 
Fluß,  Meer,  See  üf  dem  wäge  (Meeresflut),  Alex.  4403.  die  schif 
in  des  wäges  tiefe  senken,  Alex.  9818.  üf  dem  wäge  sich  verstän, 
Trist.  1566.  er  viel  (sprang)  durch  daz,  venster  in  den  wäc  und 
swam  daz,  waz,z,er  hin  zu  tal,  3200.  ze  vromen  uns  der  wäc  wesen 
sol,  Alex.  Anh.  633. 

wag-bauin*  stm.  Wiesbaum  oder  Deichsel?  si  (die  Einbrecher) 
hatten  einen  grossen  w.  aus  dem  pferdestal  —  hinder  den  kirchhof 
getragen  — ,  Traut.  Chr.  234. 

58* 


916  wäge  —  wsehe 

wäge  stf.  1.  Wage,  2.  städtische  Wage,  Wagamt,  3.  ungewisser 
Ausgang,  Wagnis,  4.  Gewicht,  bestimmtes  Gewicht,  5.  Vorrichtung 
zum  Spannen  einer  größeren  Armbrust,  6.  erneu  an  die  wäg  schlagen 
=  peinlich  inquirieren :  hienk  her  an  die  wage  das  gelt,  W — B  Gen. 
23,  16.  Gewicht:  eris  unczellicher  wage  (aeris  pondus  innumerahile), 
Par.  I  22,  3.  ir  fröide  ringet  an  .der  wäge  (schwindet),  Alex.  11430. 
lip  und  lehen  setzen  in  wäge,  2179.  6130;  Ernst  1575.  guot  und 
leben  —  in  die  wäge  geben,  Ernst  1730. 

wsege  Adj.  1.  das  Übergeioicht  habend,  sich  neigend  zu,  2.  nahe 
bevorstehend,  3.  Vorteil  habend  oder  gebend,  vorteilhaft,  überlegen, 
4.  angemessen,  gut,  tüchtig:  er  hegunde  —  suochen  rät  ze  in,  waz, 
sie  daz,  wsegeste  dühte  sin,  Alex.  12398.  nu  sprecht,  waz,  mac  daz, 
wsegest  sin,  23825.  wie  großer  kraft  man  in  giht,  so  wiz,z,en  wir 
doch  des  wsegesten  niht  {was  man  von  ihm  noch  alles  erwarten 
kann),  6800.  oder  ob  dich  daz,  weger  dunket,  so  wil  ich  dir  dorumme 
(für  den  Weingarten)  silber  geben,  W — B  Kön.  III  21,  2. 

wägen  sivv.  in  die  wäge  legen,  aufs  Geratewohl  daransetzen, 
tvagen:  sie  hseten  alle  den  muot,  daz,  sie  durch  reht  und  niht  durch 
guot  —  sich  wolden  bi  im  wägeu,  Alex.  16216. 

wagen-bürd,*  -burg  stf.  Gesamtheit  der  Reisewagen,  teils  als 
eine  den  Zug  beschwerende  Last  (Bürde),  teils  als  Deckung :  er  zoch 
mit  der  w.,  Eger.  Chr.  N.  1028  S.  217. 

wagen-knecht  stm.  Wagenlenker,  auriga,  tessarius,  auch  bildl. 
=  Lenker:  Und  her  sprach  zu  seinem  wagenknechte,  W — B  Kön. 
III  22,  34. 

wagen-leis,  -e  stswf.  Spur,  Geleise  des  Wagens:  bi  einer  wagen- 
leise, Trist.  3756;  Brunn.  Str.  I  479. 

wagen-man  stm.  Wagenlenker,  auriga:  sin  w.  lac  vor  im  tot, 
Alex.  8540. 

wagen-pfert  stn.  Zugpferd,  equus  jugalis,  W — B:  s.  unter 
krippe. 

wagen-smer  stnm.  (bei  L.  nur  DFG  64  b.  axungia,  Voc.  Sehr. 
2470,  rotagium)  Wagenschmier,  Olm.  Stb.  132. 

wäg-kamer*  stf.  Schupfen  für  die  Stadtivage:  man  hat  die 
hülzene  w.  weggeraumht,  Traut.  Chr.  191. 

wäg-ineister  (wage-)  stm.  Aufseher  über  die  städtische  Wage, 
libripens,  librarius,  Traut.  Chr.  295. 

wsehe  Adj.  1.  glänzend,  schön,  fein,  2.  kunstreich,  zierlich, 
kostbar,  schmuck,  stattlich,  3.  gut,  angemessen,  wert,  lieb:  manic 
werk  von  golde  waehe  wart  da  gehalden  harte  smsehe  (die  heid- 
nischen Götzenbilder),  W.  v.  W.  7643  f.  siner  site  was  er  niht  wsehe, 
niht  zornig  noch  ze  gsehe,  550.  swie  man  —  die  beiden  Knaben 
—  hielt  in  smaehe,  ir  gebsere  waren  doch  waehe,  4719.  —  3.  Elbog. 
Chr.  170,  23.  —  das  sie  (über  dieses  vermeintliche  Wunder)  als  wehe 
allesampt  amechtig  wurden,  Hier.  214,  18.  ein  hüs  also  wsehe  (so 
stattlich),  Alex.  22682.  was  sin  gereit  ie  wsehe,  daz,  man  den  keiser 
e  sach  tragen,  des  sol  min  munt  alhie  gedagen,  16426.  getihte,  des 
riehen  und  des  wehen,  Trist.  8. 

wsehe  stf.  Schönheit  Zierlichkeit,  Herrlichkeit:  sich,  werlt,  diner 
wsehe  ist  di'tz  ein  trost  vil  smsehe,  Alex.  24645.  die  süez,e  diuer 
wsehe  sol  mir  wesen  smsehe,  27497. 


wsehr-holz  —  wallen  917 

waehr-holz  s.  wer. 
wähl  s.  walch. 

wal,  -e  stn.  m.  f.  (bes.  alemannisch  f.)  Schlachtfeld,  Walstatt: 
die  ros  hin  liefen  von  dem  wal,  Trist.  1771.  da  von  er  behielt  da^ 
wal,  Alex.  1750.  mangem,  den  man  üf  dem  wale  bliben  sach,  3811. 
sie  müesten  siges  äne  rümen  wal  und  anger,  6511.  dö  lerte  manegem 
todes  val  vor  Jssön  behaben  da^  wal,  7390.  üf  dem  wal,  7854. 
8298.  üf  da^  w.,  8150.  üf  dem  wal  albereit  des  heres  braht,  12344. 
wol  hundert  bliben  üf  dem  wal,  13579.  Alexander  da^  w.  mit  den 
sinen  behielt  und  prises  mal,  14221.  die  da  fuorten  gotes  mal 
(=  die  Kreuzfahrer)   die  wären  des  ersten  üf  daz,  wal,  Ernst  4726. 

wal,  -e  stf.  1.  Wahl,  Auswahl,  2.  freie  Selbstbestimmung,  Ver- 
fügimg, 3.  besondere  Weise,  Lage,  Schicksal:  dafür  hat  er  im  die 
wale  geben  mit  4  slossen  (Schlössern),  Mind.  d.  Egerl.  S.  50. 

walap  stm.  Galopp:  durch  tjost  er  gegen  den  Kriechen  kam, 
der  Pücival  mit  walap  nam,  Alex.  14276. 

Walch,  -e  stsivm.  Welscher,  Romane,  1.  Italiener  oder 
2.  Franzose:  2.  des  Walchen  ors,  Bf.  262.  277.  Walh  {Wallone)  u. 
Franzoyssere,  W.  v.  W.  2751.  dieser  bischof  —  was  ein  wähl  und 
kam  aus  Welschland,  Traut.  Chr.  21.  die  Walhen  (=  Mailänder), 
Böhm.  Chr.  47,  59. 

walchisch  (walhisch,  weihisch,  walsch,  welsch)  Adj.  romanisch, 
ital,  franz. :  ein  w.  padtuch,  Igl.  Stb.  V  281  c.  eine  welsche  mile, 
Trist.  2100.  3414.  der  allerbeste  welsche  win,  3363.  welisch  wein, 
Eger.  Chr.  1031  S.  226. 

walch-stampf  m.  Tuchwalke,  pyla  panni:  nullibi  panni  falsi 
laborari  debent  neque  in  w.  nee  alibi,  Olm.  Stb.  93  a,  6. 

wald  s.  walt. 

walgen  swv.  1.  sich  ivälzen,  rollen,  bewegen,  tr.  und  refl.  2.  un- 
pers.  Ekel  empfinden:  1.  walget  grosse  steine  in  den  mund  des 
holes  =  volvite  saxa  ingentia  ad  os  speluncae,  W— B  Jos.  10, 18. 
walget  nu  herezu  mir  einen  grossen  stein,  Kön.  1 14,  33.  daz,  hundel 
walgete  in  den  bluomen  sich,  Trist.  4569. 

walh  s.  walch. 

walk  stf.  Tuchwalke:  in  der  walkh  —  färbhaus  sich  friedlich 
und  eingezogen  verhalten,  Eger.  Z.  46,14. 

walken  stv.  Vir.  walken,  vertilgen;  durchbleuen,  prügeln,  drauf- 
losschlagen: sie  wielkenz,  hin  und  her,  Schretel  254. 

w  alker  (auch  welker)  stm.  Walker:  Herman  des  walkers  sun, 
Eger.  Achtb.  I  41. 

walk-müle  stsivf.  Walkmühle :  ein  w.  da  die  weisgerber  walken, 
Eger.  Chr.  103. 

walk-troc,  -ges  stm.  Trog  zum  Tuchwalken:  Jeder  mensch 
musz  in  unserm  w.  gewalken  und  in  unserm  rollfasz  gefeget  werden, 
Ack.  42,  4. 

wallen  stv.  red.  V  wallen,  aufwallen,  -kochen,  sprudeln,  ivogen, 
intr.  ziemlich  allgemein:  sam  die  salben  wallen  (buliunt),  W— B 
Job.  41,  22.  üz,  ir  spilden  ougen  clär  aldä  begonde  wallen,  Trist.  3521. 
kein  waz,z,er  wiel  üz,  ougen  der  vil  clären,  6526.  zeher,  die  üz,  irs  herzen 
gründe  wielen,  Alex.  3874.  daz,  waz,^er  üz,  gegen  berge  wiel,  über  die 
wangen  ez,  im  viel  (als  Alexander  an  Achilles  Grabe  iveinte),  4939. 


918  wal-stat  —  walt-zinse-gelt 

wal-stat  stf.  Schlachtfeld,  Kampfplatz:  Böhm.  Chr.  74.  die  drei 
sind   an  der  walstadt  auf  dem  Schiltperg  begraben,  Elbog.  Chr.  18. 

walt,  -des,  PI.  walde,  meist  weide,  1.  Wald,  eigentl.  und  bildl, 
den  walt  swenden  =  viele  Speere  verstecken,  2.  Baumstand,  Wald- 
holz, 3.  laubige  Äste  eines  Baumes:  1.  lucus:  W — B  Kön.  IV  23,  6. 
dem  walde  der  abtgöter,  Kön.  IV  23,  4.  ir  seulen  zubrich  und  ir 
weide  howe  abe,  Ex.  34,  13.  nemus :  Par.  II  9,  16.  Darnoch  von  den 
wolden  desselben  erbes,  darinne  der  perg  gemessen  ist,  sullen  die 
pergleute  alles  das  umbsust  nemen,  das  alleine  notdurft  ist  in  den 
silbergruben,  Const.  II  3,  2 ;  s.  bergfreiheit. 

walt  stmf.  Gewalt,  Macht,  Vollmacht:  ich  wil  im  kein  walt  tun, 
ich  wil  im  recht  tun,  Elbog.  Chr.  136,  8. 

walt-dieb*  stm.  Dieb  im  Wald,  Räuber:  so  engiengen  in  mit 
gewaltes  kraft  starke  die  waltdiebe  vür,  W.  v.  W.  5512. 

walt-elle*  sivf.  Elle  von  bestimmter  Länge:  waltelle  oder 
rechte  holczelle  =  l/js  rute  oder  messrute  =  der  86400ste  Teil  einer 
daiczen  maile  kunigesmasse:  so  schol  iede  ruten  behalten  15  wald- 
ellen  oder  rechte  holzellen,  Brunn.  I  N.  479  S.  223 ;  s.  ineile. 

walten,  walden  stv.  V  —  1.  Gewalt  haben,  herrschen,  2.  in 
Geivalt  haben,  besitzen,  haben,  gebrauchen,  3.  des  todes  w.  =  sterben, 
4.  sich  annehmen,  sorgen  für,  pflegen,  beschützen  mit  Gen.  d.  S.  oder 
Pers.,  5.  einem  eines  dinges  =  ihn  darin  unterrichten:  süez,er  witze 
wielt  diu  riebe,  W.  v.  W.  4056.  sin  herze  großer  triuwe  wielt,  Trist. 
3226.  von  irm  zouber,  des  sie  (Phebus  und  Neptuuus)  wielden,  vür 
gote  die  liute  sie  Melden,  Alex.  4833. 

walt-esel  stm.  Waldesel,  wilder  Esel,  onager:  als  ein  keuchel 
eines  waldesels  wenet  er  sich  vrei  geporn,  W — B  Job  11, 12.  wer  hat 
vrei  gelassen  den  waldesel?  Job  39,  5.  Der  gewonte  waldesel  in  der 
wustenunge  in  der  begerunge  seiner  sele  hat  czugeezogen  den  wint 
(veint,   Hs.)  seiner  liebe  (ventum  amoris  sui),  W — B  Is.  32, 14. 

walt-honig  stm.  wilder  König,  Hier.  9,  6. 

walt-lachter,  -lochter*  stn.  Klafter  der  Bergleute:  ein  jede 
schnür  ist  lang  36  waltlochtern,  Traut.  Chr.  226.  die  holzhriesen 
am  Schwarzenberg  seind  500  fach  lang,  lenger  dan  15  waltlochtern, 
186.  das  new  wassergerinne  ist,  1600  waltlochtern  lang  und  2  elen 
breit,  186. 

walt-recke  siv7n.  Riese,  W.  v.  W.  5517. 

walt-sache*  swm.  prozessierende  Partei  =  selbschol.,  Igl.  Str. 
148.  vil  sein  der  waltsache,  dem  sie  (die  zeugen)  gesteen  sollen  —  sie 
müssen  auf  iren  eit  nemen,  das  sie  die  heimliche  uberezugunge 
(Besprechung  mit  den  Zeugen)  nor  durich  einer  rechten  willen  tun 
und  nicht  im  zu  schaden,  Igl.  Str.  I  S.  358.  beider  sachwalden  fur- 
sprechen,  ebenda. 

walt-straz,e  f.  hier  sivf.  Straße  durch  einen  Wald:  üf  der  walt- 
sträz,en  bau  riten   6  koufman,   W.  v.  W.  5452. 

walt-zins  stm.  Abgabe  für  den  Bezug  von  Grubenholz  für  ein 
Bergwerk:  behülzunge  zu  irem  pergwerke  —  umb  den  gebürlichen 
waldzins  —  ervolgen,  Traut.  Chr.  253. 

walt-zinse-gelt  (=  waltzins  stm.  lucar,  DFG  337  b)  stn.  Zins 
für  Benützung  eines  Waldes:  das  er  zcolle  und  w.  verboten  had, 
Stb.  Brüx  N.  323. 


wal-visch  —  wandel  919 

wal-visch  stm.  Wal,  -fisch  balena,  cete:  schepfte  grosse  wal- 
vische  =  cete  grandia,  W — B  Gen.  1,  21.  als  Jonas  was  in  dem 
pauch  des  wallflschs  drei  tag,  T — B  Matth.  12,  40. 

walze  swf.  Walze:  o  du  walzendes  glücke,  wie  bald  verkerst 
du  dein  glänz !  Traut.  Chr.  120. 

walzen  stf.  V  intr.  sich  zvälzen,  rollen,  drehen,  tr.  =  welzen, 
ivälzen  in  dem  gezelde  viel  er  nider,  sas  wielz  er  üf  unde  nider, 
Alex.  10422. 

wanibeis  (auch  wambis,  wambas,  wainbes)  stn.  Wams  unter  dem 
Panzer:  zu  wem  (bei  welchem  Schneider)  man  ein  valscb  wambeis 
vindet,  das  sol  man  brennen  zum  ersten  mal,  Prag.  Str.  33. 

wan,  wann,  wenne  Konjunkt  da,  weil:  Eger.  Cbr.  N.  1115. 
wenne:  W — B  Const. 

wan  Adj.  1.  nicht  voll,  nicht  das  volle  Maß  haltend,  leer, 
2.  erfolglos:  doch  bleibt  si  —  die  sele  —  wan,  wenn  nibts  ist,  das 
si  erfüllen  muge,  Sol.  73,  14. 

wan  stm.  1.  ungeivisse,  nicht  ganz  begründete  Meinung,  Ver- 
mutung,  Glauben,  2.  Ericarten,  Hoffen,  3.  Gedanke,  Absicht, 
4.  Schein,  Vorwand:  wie  er  nacb  wäne  was  betrogen,  W.  v.  W.  6221. 
die  steiger  sullen  kein  teil,  wo  si  vorleiben,  behalden,  das  si  alles 
bösen  wanes  überhaben  sein  (nicht  in  Verdacht  kommen,  parteiisch 
zu  sein),  Const.  I  9,  3.    der  sol  e^  be^ern  sunder  wan,  Alex.  20  358. 

wän-brüt  stf.  vermeintliche  Braut  oder  Frau:  Tristandes  w., 
Trist.  850. 

wand  s.  want. 

wandel  stnm.  1.  Bückgang,  Bückgängigkeit ,  2.  Änderung, 
Tausch,  Wechsel,  3.  Gebrechen,  Makel,  Fehler,  Tadel,  Tadelnswertes, 
4.  Schadenersatz,  Vergütung  eines  Unrechtes,  5.  Buße,  Strafgeld, 
6.  Handel  und  Wandel,  Verkehr,  7.  Umgang,  8.  Aufenthalt,  9.  Art 
zu  gehen,  Gang,  10.  Lebenswandel:  milde  und.  erber,  also  das  er  kein 
wandel  an  im  hatte,  Böhm.  Chr.  103.  sich  holung  und  wandel 
dingen  =  sich  die  Freiheit  zum  Gutmachen  eines  Fehlers  oder 
Vermeiden  eines  Bechtsnachteiles  vorbehalten,  die  restitutio  in 
integrum,  Igl.  Str.  Die  Schöffen  dürfen  keinen  größeren  als  den 
ihnen  rechtlich  zukommenden  wandel  (Strafgelder)  beziehen,  Igl. 
Str.  16;  wenn  der  Beklagte  vor  dem  Bichter  und  den  Geschworenen 
abwechselnd  bejaht  und  verneint,  verfällt  er  der  Strafe  von  einem 
vierdung  (ferto),  131 ;  wegen  Beschimpfung  vor  Gericht  kommen  dem 
Bichter  zu  60,  jedem  Schöffen  30  Schillinge,  1 39 ;  ivegen  Widersetzlich- 
keit (z.  B.  einer  schlägt  dem  Bichter  den  Mantel  aus  der  Hand) 
ebenso  dem  Bichter  60,  jedem  Schöffen  30  Schillinge,  140;  so  oft 
einer  vor  Gericht  nicht  schweigen  will,  zahlt  er  72  haller  oder  einen 
Vierdung,  141;  jeder  von  denen,  die  sich  außergerichtlich  abfinden, 
zahlen  1/2  Vierdung,  143;  wenn  einer  den  andern  wegen  unczucht 
oder  wunden  beklagt,  dann  aber  nicht  kommt,  so  ist  der,  der  vor 
Gericht  erscheint,  frei,  der  andere  aber  ivird  zu  so  viel  verurteilt,  als 
man  Unzucht  oder  die  Wunden  bestraft,  145;  wer  sich  bei  peinlicher 
Klage  weigert,  Bürgschaft  zu  leisten,  zahlt  dem  Bichter  60,  jedem 
Schöffen  30  solidi,  156;  wer  einen  iviederholt  wegen  Diebstahl  un- 
begründet anklagt,  sich  mit  der  einen  Hausdurchsuchung  nicht  zu- 


920  wandel 

frieden  gibt,  zahlt  10  Mark  dem  selbschol  {hier  dem  Beschuldigten) 
und  4  dem  Richter  und  den  Schöffen  zusammen,  also  14  Mark, 
160;  wegen  lern  zahlt  man  14  Mark:  10  dem  selbschol,  3  dem 
Richter  und  1  den  Schöffen,  161  u.  181;  ebenso  wegen  kamper- 
wunden,  170  u.  181;  teer  ohne  Schöffen  ein  Urteil  finden  will, 
zahlt  10  Mark,  171;  die  einen  Schöffen  schmähen,  sind  dem  Richter 
mit  60  Schillingen  guter  haller,  der  czwölfe  vor  ein  grossen  gehen, 
und  jedem  scheppen  mit  30  Schillingen  bestanden,  172;  einen  kleinen 
vrevel  vorpust  man  mit  72  hallern,  einen  grossen  mit  60  Schillingen 
dem  richter  und  jedem  scheppen  mit  30  churezen,  197;  wer  einen  an 
einem  Werktage  schlägt,  ohne  das  Schicert  zu  ziehen,  zahlt  dem 
Richter  60  solidi  und  jedem  Schöffen  30,  dem  selbschol,  percusso  seu 
leso  in  duabus  sexagenis  solidorum  hallensium,  244  u.  181;  wer  um 
eine  Sache  von  den  Schöffen  schon  bestraft  worden,  darf  um  dieselbe 
Sache  vom  Kaiser  und  seinem  Hofmeister  nicht  mehr  bestraft  werden, 
265;    wenn    ein   vorczalter    (indiseiplinatus)   unter   den   3  Strafen: 

1.  auf  ein  Jahr  die  Stadt  zu  meiden,  2.  9  marcas  emendales  per 
48  grossos  solvere,  3.  im  Stocke  „in  cippo"  9  Tage  zu  verweilen,  die 

2.  wählt,  so  kommen  diese  9  Mark  zum  Besten  der  Stadt,  180;  an 
einer  durch  die  Schöffen  festgesetzten  Buße,  hat  der  Richter  keinen 
Anteil,  181;  als  höchsten  „wandel"  zahlt  „wer  do  frevelt  vor  dem 
richter  und  den  scheppen"  jedem  scheppen  30  Schilling  und  dem 
richter  60  Schilling,  276.  Verteihoig  des  Bußgeldes:  um  einen  tot- 
slag  5  pfenning  dem  R  (Richter)  und  allen  Seh  (Schöffen)  um  Wunden 
*/3  dem  R.,  1 3  den  Seh.,  eid  =  und  schonpfennig  nur  dem  R.,  ver- 
fallene Schwerter,  je  2  dem  R.,  das  3.  den  Seh.,  vom  Aufgeben  der 
Erbe  und  Häuser  \2  dem  R.,  1j2  den  Seh.,  wo  der  richter  pfänden 
hilft  umb  schult,  die  puss  ist  allein  sein;  heimgesuchtes  gestohlenes 
Gut  fällt  denen  zu,  die  es  als  ihr  Eigentum  nachweisen,  zvas  übrig 
bleibt,  zur  Hälfte  dem  R.,  zur  Hälfte  den  Seh.:  vom  angiessen,  un- 
recht eilen,  gelot  (Gewichte)  fallen  2,3  dem  R.,  V3  den  Seh.  zu,  ebenso 
von  panezir,  schlappen  und  ander  gewer  (verbotene  Waffen);  vom 
Spielgeld  (Strafe  für  verbotene  Spiele)  dem  R.  7s,  denen,  die  ge- 
schivoren  haben  2  3 ;  von  notezogen,  prand,  eeprechen,  heimsuchen, 
fridprechen,  um  falsch,  maulschleg  und  ander  übelhandlunge  2/3  dem 
R.,  7s  den  SM.,  276. 

Der  Anteil  an  dein  Bu/sgeld  beträgt  für  den  Richter:     die  Schöffen:      den  selbschol: 

Igl.  Str.  N.  69          Totslag          5  Mark  2  Mark 

„       N.  74            lerne             3      „  1      „  10  Mark 
„       N.  53  B      Kampfer- 
wunden          2     „  1      „  7     ,, 
„       N.  76        blutrunst     16  Groschen  8  Groschen      1!2     „ 
„       N.  81       fridbrecheni       60  kurze  30  kurze  — 
mit  wortenl     Schillinge  Schillinge 

—  plabslag  lYierdung  1  Vierdung    1  Vierdung. 
„       N.  77       vollaist  bei 

einem  Totschlag         —  —  1  Mark 

—  wegelagerung     1  großer-  —  — 

pfennig 

—  Angiessen  —         5  Groschen  — 


wandel-bär  —  wandeln  921 

fridbrechen  mit  werken  N.  81  und  heimsuchung  N.  67  kostet  den  Hals. 
—  Ferner  Igl.  B.  16.  —  ee  der  kauff  und  vorkauff  volkumen  ader 
vollendet  sein,  also  das  er  noch  mochte  berewen,  so  mag-  der  kaufer 
oder  vorkauffer  an  wandel  von  dem  kauffe  ader  vorkauffe  abtreten 
und  hinder  sich  geen.  Doch  lassen  wir  sie  äne  wandel  (Art  Reu- 
geld),  es  were  denn   iczund  etwas  hantgift  doran  geben,  Const.  III 

6,  5.  —  Item  si  judaeus  judaeum  vulneraverit,  suo  judici  quae  in 
poenam,  que  wandel  dicitur,  duo  talenta  solvere  non  recuset,  Prag. 
Str.  Anh.  S.  183.  Ist  das  ein  Jude  seim  richter  gevelt  einer  puez,, 
da^  da  wandel  haist,  wiert  er  daran  erfunden,  so  geit  er  dem  richter 
12  pfenning,  Brunn.  Str.  II 128.  der  richter  —  schol  sich  der  stat 
wandel  (der  Stadt  gehörige  Strafgelder)  nicht  ancziehen  (aneignen), 
II 200.  Wen  der  richter  wandel  nimt  und  in  der  stat  hantvest 
nicht  mit  namen  ste  geschriben,  wie  vil  die  stat  an  dem  selben 
wandel  tailes  hab,  so  gepueren  dem  richter  czwai  tail  und  der 
(Hs.  die)  stat  ein  drittail,  11207;  ferner  1479;  II 128.  221.  273. 
Avandel  von  12  oder  72  pfenniuge,  Taiding  von  Friedberg  (von 
1654—1697)  N.  1.  4.  7.  8.  5.  10.  11.  14.  15.  17;  Chlum.  IV  8;  113. 
29.  32;  Elbog.  Chr.  11,  40;  Traut.  Chr.  139.  140;  Mind.  d.  Egerl. 
S.  67 ;  Eger.  Str.  XV  10,  A3,  B  2.  wolt  aber  imant  der  wandel  nicht 
achten  und  —  das  uberfuren  (dieses  Verbot  übertreten) ,  Eger.  Str. 
C  124.  was  ader  meer  person  (als  20)  da  (bei  einem  Hochzeitsmahle) 
essen,  für  der  iglichen  sol  der  preutigam  zu  wandel  geben  25  grosch, 
Eger.  Str.  C  12.  die  gesetze  stete  zu  halten  6n  allez  geverde  bei 
den  hernach  geschriben  wandeln,  Eger.  Str.  B  1.  umb  solche  tat  und 
name  (Beraubung  bei  einem  Überfall)  abtrag,  karung,  fug  und 
wandel  nach  billikait  bescheen,  Eger.  Chr.  1142.  1143. 

wandel-bär,  -baere  Adj.  1.  veränderlich,  ivankelmütig,  unstet, 
2.  schadhaft,  mangelhaft,  3.  tadelnswert,  straffällig,  böse,  4.  wandelnd, 
geltend,  5.  gang-,  fahrbar:  2  als  sie  (die  wasserklause  aber  hienach- 
mals  wandelbar  (schadhaft)  ist  worden,  hat  man  700  gülden  vom 
flicken  gegeben,  Traut.  Chr.  186.  keinerlei  ist  also  wandelber  ~  Et 
est  quidquam  tarn  vanum?  W — B  Prediger  2, 18. 

wandel-bßrkeit  (wandel-bsericheit)  stf.  1.  varietas,  2.  mutabilitas 
Veränderung:  also  underligen  alle  ding  der  w.,  Sol.  8,  33. 

wandel-haft  Adj.  =  wandelbar :  w.  werden ,  Eger.  Str.  XV  10. 

wandel-liaftig  Adj.  straffällig:  3.  der  ist  dem  grundherrn  w., 
Chlum.  VII 13. 

wandel-kerze  swf.  1.  größere  Kerze,  die  bei  einer  Messe  vor  der 
Wandlung  angezündet  wird  und  bis  zum  Ende  der  stilmesse  brennt, 
2.  größere  Kerze  überhaupt,  3.  Windlicht:  2.  auch  sol  ein  ider  des 
rats,  der  schöpfen  ader  der  36  sein  wandelkerzen  haben  zu  gots 
leichnamstag  und  den  8.  dornach  und  die  in  der  processen  tragen 
lassen,  Eger.  Str.  C  45  und  Prag.  Mz.  s.  brüen.  sie  hat  geschafft  in 
icleiche  der  drei  kirchen  (zu  der  pharr,  zu  unser  frawen,  zu  dem 
heiligen  chreuz)  ein  wandelkerzen,  lgl.  Stb.  III 137  d;  138a. 

wandeln  sivv.  1.  tr.  rückgängig  machen,  zurücknehmen, 
2.  tauschen,  wechseln,  ändern,  vericandeln,  3.  übersetzen,  4.  in  eine 
andere    Lage    bringen,    wenden,     5.    ivegschaffen ,     6.    nachlassen, 

7.  gerichtl.  verhandeln,  8.  vor  sich  gehn  lassen,  treiben,  tun,  9.  Er- 
satz wofür  leisten,  büßen,  10.  mit  Geldstrafe  belegen;  intr.  11.  wandern, 


922  wandel-stat  —  wandern 

reisen,  gehen,  12.  leben,  13.  umgehn,  verfahren:  2.  die  herschaft  und 
gewalt  wird  gewandelt  und  geleitet  in  ein  fremde  person,  Const. 
II  1,  2.  do  —  der  cz weifte  mande  wart  gewandelt  (vertebatur), 
W — B  Esther  2, 12.  —  10.  wer  in  fremdem  Weingarten  stat  im 
eigenen  sitzt,  so  soll  er  gewandelt  werden,  Chlum.  1 13.  das  man 
dem  gerechten  muste  w.  und  pessern,  Böhm.  Chr.  2.  wo  euch  das 
nit  bekert,  abgetragen  und  gewandelt  wurd,  Eger.  Chr.  1143. 

wandel-stat*  stf.  Platz  zum  Ausweichen  und  Umkehren  der 
Wagen  vor  einem  Weingarten:  Wir  rügen  auch,  daz,  ein  wandelstat 
vor  dem  Weingarten  sein  schol  also  preit,  als  ein  wagen  mit  ros  und 
mit  ornczen(!)  mit  allen  lanc  ist,  und  die  w.  schol  so  gut  recht 
haben  als  der  Weingarten  und  wer  darauf  fluhe,  wer  in  dan  leidigt 
mit  argen  Worten,  der  ist  vorvallen  V  phunt  oder  ein  haut,  fleucht 
er  aber  in  den  Weingarten  um  erlich  sach,  so  hat  er  freiung  als  in 
einer  stat  oder  in  einer  vesten  —  bis  auf  des  percmeisters  kunfft 
oder  eines  bercgenossen,  Chlum.  VIII 11.  wir  riegen:  alle  gewön- 
liche  wandelstat  von  den  Weingärten  sollen  frei  sein  und  die  fahrt- 
weg  also  braidten,  dass  ein  wagen  mag  umkhert  werden,  die  w. 
aber  bei  und  von  den  Weingarten  selbst,  also  dass  so  jemandt  umb 
freiheit  darauf  fliechend  belaidiget,  5  gülden  dem  herrn  zur  straff 
verfallen  sei,  Chlum.  VIT  3. 

wandelunge  stf.  1.  Änderung,  Tatisch,  Wechsel,  Um-,  Ver- 
ivandlung,    2.   Anfang    des   Frühlings,    3.   Besserung,    Bekehrung, 

4.  Lüge,  Meineid,  5.  Abänderung  der  Münze,  6.  w.  haben  =  das 
Recht  zur  Änderung  eines  schon  in  Wirksamkeit  gesetzten  Ent- 
schlusses haben,  7.  gerichtliche  Verhandlung,  8.  Vertrag  über  Kauf, 
9.  Verzichtleistung,  10.  Wandelbarkeit,  11.  Gebrechen,  Makel,  Fehler, 
12.  Lebenswandel,  -art,  13.  Umgang,  Verkehr,  14.  Aufenthalt,  15.  Aus- 
übung, 16.  Handel:  Xigromancia  mit  totenopfer,  fingerlein  und  mit 
sigel  der  geiste  gewaltige  Wandlung,  Ack.  41,  12.  in  irdische  w. 
hastu  nit  gegutzt,  13,  11.  in  unserm  kunigreich  dem  gerichte  von 
Nürnberg  w.  (Auferlegen  eines  Strafgeldes)  vorbiten,  Mind.  d.  Egerl. 

5.  69.  durch  die  Wandlung  (den  wandel,  XL  Bibel,  das  Betragen) 
der  weip,  T — B  I.  Peter  3,  1.  si  derkunten  die  w.  (bekerung, 
XI.  Bibel)  der  heiden,  Btb.  15,  3. 

wandel-vrei*  Adj.  tadel-,  fehlerlos:  sie  was  gantz  frum  und  w., 
Ack.  6,  2. 

wandern  (wohl  md.  Wort)  swv.  gehen,  ziehen,  ivandeln,  wandern, 
reisen:  er  wanderte  und  czoch  zu  Mesopotamia,  W — B  Gen.  24,  10. 
got  herre,  in  des  angesichte  ich  wander,  Gen.  24,  40;  Par.  II  20,  32. 
in  dem  house  gotes  habe  wir  gewandert,  Ps.  54,  15.  gewandert 
haben  meine  veter,  Gen.  48,  15.  was  ouf  vier  füz,en  wandert,  Lev. 
11,  21.  wandern  wil  ich  under  euch,  Lev.  26,  12.  si  haben  gewandert 
widerwerticlichen  mir  (ex  adverso  mihi) ,  Lev.  26,  40.  ich  hab  ge- 
wandert in  der  buden  und  in  dem  geczelde  durch  alle  stete,  do  ich 
durchgewandert  hab  mit  allen  hindern  Israhels,  Könige  7,  6  u.  7.  — 
ferre  gewandert  man  gelogen  mere  wol  sagen  turren,  Ack.  24,  10. 
baseliscen  äugen,  die  wanderten  an  allen  enden  der  weit,  23,  15. 
wo  ir  wandrent  und  wo  ir  wonent,  2,  10.  er  wander,  wo  er  wander, 
43,  9.  —  nicht  wander  furbas  mer  nach  begerunge  des  fleisches,  Hier. 
18, 11.    er  wirt  euch  leren,  wir  ir  w.  sullet  in  seinen  wegen,  67,  7. 


wander-schaft  —  wäpen-kamer  923 

—  dorin  er  hat  gewandert,  Sol.  45, 14.  —  nach  irer  notturft  wandern 
und  czihen  mögen  (nach  Belieben),  Stb.  Brüx.  N.  292.  das  kaufleut 
und  pilgereim  —  frei  w.  mügen ,  Mind.  d.  Egerl.  S.  39.  —  Und  die 
16  hofstete  —  schollen  ordenlich  gepawet  sein  pei  der  czeche,  das 
mugen  gewandern  peid  mit  wegen  und  sust  an  alle  hindernisse,  Igl. 
Bgr.  N.  28,  1.  goth  —  gebe  euch  zu  derkennen  seine  heilige 
saczunge,  darinne  ir  möchtet  wandern,  Saazer  Urkdb.  S.  179.  sie 
woldin  sich  in  wafin  wander  [n]  =  in  Bewaffnete  venoandeln,  Dal. 
164,  29  (72,  90).  er  gebot  den  andirn  mit  im  gewafent  wandirn, 
186,  25  (83,  66).  di  puchs  sol  haben  der  gesellen  vater,  darczu  sie 
ein  wandern  (Siegel  erklärt:  ivühlen,  bestimmen),  Eger.  Z.  16,2. 

wander-schaft  stf.  Wanderschaft  (eines  Gesellen):  da  aber  einer 
die  w.  nicht  verrichten  könnte,  Eger.  Z.  25,  11. 

wandemnge  stf.  Verwandlung,  transsubstantiatio,  2.  Wanderung, 
3.  Lebenstvandel:  2.  w.  in  pilgreimes  weise,  Hier.  10,  4.  secht  an 
den  ausgang  irer  w.,  T— B  Juden  13,  7. 

wange  swstn.  stf.  Wange,  Backe:  wan  der  dich  slach  an  dein 
zesems  wange,  peut  im  auch  daz,  ander,  T — B  Matth.  5,  39. 

wank,  -kes  stm.  1.  Bewegung  nach  vorn,  rückwärts  oder  zur 
Seite,  bildl,  2.  Untreue,  3.  Zweifel,  4.  Rückfall  in  etivas,  5.  äne,  sunder 
wanc  =  ununterbrochen,  stät,  treu,  unzweifelhaft,  6.  Seite-,  Bück- 
iceg:  äne  wankes  underbint  was  sie  (die  niinne)  lüterlichen  glänz, 
W.  v.  W.  265.  sunden  wankes  anhaft,  4176.  äne  wankes  underlouf, 
4107.    iuwer  muot  ist  äne  wanc  gegen  mir,  1660. 

wankel  Adj.  schwankend,  unbeständig,  wankelmütig:  man  vindet 
sumeliche  —  wip  —  die  also  w.  sin  geihuot  als  in  dem  lenzen  daz, 
weter  tuot,  Alex.  15  619. 

wanken  swv.  schwanken,  wanken:  darzu  (dem  Anerbieten,  durch 
Zweikampf  über  ihr  Land  zu  entscheiden)  künde  Badisslaw  nicht 
gewanken  (ausiveichen),  Böhm.  Ohr.  28. 

waut  stf.  1.  Wand  eines  Gemaches,  Gebäudes,  2.  Seitenfläche 
eines  Gegenstandes,  3.  steiler  Abhang,  Felswand,  4.  Scheidewand: 
das  nicht  di  wideransprache  sei  ein  want  der  ungerechtikeit  sunder 
ein  hülfe  einer  rechten  forderunge,  Const.  IV  7,  8;  doch  ist  nach  dem 
lat.  Text  „vinculum  iniquitatis"  und  Enderl  „ein  bant  der  boßheit" 
zu  lesen:  bant. 

want-rutte *  (=  -ruote  stsiof.)  in  die  Mauer  eingelegter  Balken: 
di  mawer  die  ire  paide  heuser  tailt,  durch  und  durch  ist  ir  peider  mit- 
einander und  die  wantrutten  paide  miteinander  sullen  neben  des 
lang  (=  Lang)  mawer  ligen  auf  des  Paumgertels  teil,  als  sie  iecz 
ligen,  Igl.  Stb.  V  73  d.  di  gesper  auf  dieselbig  wantruten  legen, 
III  193  b. 

wan-witzig  Adj.  leer  an  Verstand,  unsinnig:  ein  lunaticus  das 
ist  w.,  soll  nicht  in  den  Bat  von  Olmütz  gewählt  werden,  Olm. 
Stb.  64. 

wanze  f.  Wanze,  cimex:  wanczen  =  sciniphes,  W — B  Ex. 
8, 16  u.  18. 

wäpen  (auch  wäfen)  stm.  s.  wäfen.  er  hat  abgeleget  die  alten 
swachen  wapen  diser  werlt,  Hier.  105,  18. 

wäpen-kamer  (bei  L.  nur  D  F  G  48  c)  stf.  Waffen-,  Büstkammer, 
armamentarium,  W— B  Par.  II  9,  16;  II 11,  12. 


924  wäpen-kleid  —  warnunge 

wäpen-kleid,  -kleit  s.  wäfen-kleid. 

wäpen-rock  (wäfen-,  wäpen-roc)  stm.  über  den  Panzer  gezogenes 
Oberkleid:  W.  v.  W.  3568.  al  Bach  des  wäpenrockes  siten  sin  covertiur 
alsam  ersniten.  7275 f.;  Rf.  114. 

wäpner  (wäpenaere,  wsepenaere)  st?n.  Gewaff neter,  Kämpfer  zu 
Fuß:  do  sach  er  alle  gassen  vol  Avapner,  Böhm.  Chr.  83. 

war  Adj.  wahr,  -haß,  wirklich,  gewiß,  echt,  recht:  mit  der  waren 
tat  =  „mit  handhafter  Tat",  Bräun.  Str.  II  -13.  217.  ehelich  geburt 
durch  Zeugen  wahr  machen  (nachweisen),  Eger.  Z.  39,  2. 

war*  stn.?  Floß:  wer  floss  fürt,  vulgariter  heist  ein  war,  di 
man  fürt  gen  Prog,  von  idem  war  ein  pfenning,  Budw.  Urkdb.  N.  477. 

warf  stn.  Aufzug  oder  Kette  eines  Gewebes,  Werfte,  Zettel, 
Zettelgarn  auch  bildl,  stamen:  des  warfis  uud  wefils  =  staminis 
atque  subtegminis,  W— B  Lev.  13,  59.  Ein  wulleins  gewant  oder  ein 
leineins,  das  do  ousseezikeit  hat  an  dem  warf  oder  an  dem  wefil, 
oder  vel  oder  was  ous  vellen  gemachet  sei  — ,  Lev.  13,  48.  nymant 
sal  an  dem  rade  kain  warf  spynnen  —  oder  man  soll  ihm  das  hant- 
werk jar  und  tag  niderlegen,  Igl.  Stb.  III 185  d. 

warf-vadem*  PI.  -vedem  stm.  sw.  PL  =  Faden  im  Zettel:  mit 
den  warfvedmen  (=  cum  liceo),  W—  B  Richter  16,  14. 

wär-heit  stf.  Wahrheit,  Wirklichkeit,  wirklicher  Sachverhalt, 
Bestätigung,  Bewährung  von  etwas,  bei  höf.  Dichtem  =  aventiure, 
rechte  Quelle,  Überlieferung:  chumt  niemant  in  iar  und  tag  mit 
rechten  warhaiten  —  so  schol  man  iz,  (das  gefundene,  gestohlene  oder 
geraubte  Gut)  tailen  in  dreu  teil,  Brunn.  Str.  II  216. 

wär-heftig  (-haftic)  Adj.  sicher,  wahrheitsliebend,  aufrichtig, 
wahrhaftig:  ein  warheftiger  cristen  in  warheftiger  gotes  libe  —  sal 
nur  got  allein  besitzen,  Hier.  42,  15. 

wärleiclinains-tag*  stm.  Fronleichnamstag:  Elbog.  Chr.  17,  36. 

warnen  swv.  refl.  1.  sich  vorsehe?!,  vorbereiten,  rüsten,  2.  sich 
in  acht  nehmen,  hüten;  tr.  3.  vorbereiten,  rüsten,  4.  aufmerksam 
machen,  mahnen,  warnen,  5.  beschützen,  behüten  vor  eticas,  verhüten: 
Da  warf  der  hoffmeister  —  urteil  an  meine  herren  die  scheppfen. 
Da  sassen  meine  herren  di  scheppfen  über  urteil  und  sprachen:  „wil 
sich  imant  dorezu  warnen  (das  Recht  vorbehalten,  sich  zu  berufen), 
dem  welle  wir  es  wol  gunnen  (oder  „des  gunnen  wir  im  wol").  Da 
warnten  si  sich  von  paiden  tailen.  Dann  sagen  die  Schöffen  über 
Aufforderung  des  Richters  (in  Kuttenberg  hoffmeisters)  ihr  Urteil, 
Igl.  Bgr.  N.  6.  5  u.  6;  X.  10,  5;  N.  46;  N.  47,  4;  N.  49,  21;  N.  57,  7; 
60,4;  N.  67,  7  u.  8.  der  vürspreche  der  unterliegenden  Partei  sagt 
dann  sofort:  Das  urteil,  das  strafe  ich  uud  wil  ein  pessers  tailen;  her 
hoffmeister  (oder  herr  richter),  wolt  ir  das  urteil.  Auf  dessen  Er- 
laubnis hin,  sagt  er  dann,  wie  das  Urteil  nach  seiner  Meinung  hätte 
ausfallen  müssen  und  schließt:  „Wolt  ir  des  an  mein  wort  jeehen, 
ich  dank  genaden  und  dem  rechten;  wolt  ir  des  nicht  tun,  so  scheub 
ich  das  mit  euch  do  hin  an  di  stat,  do  wil  recht  geben  und  nemen 
(den  Oberhof),  Igl.  Bgr.  N.  67,  8  und  s.  Igl.  Respr.  IV;  Igl.  Str.  12c. 

wamigen*  swv.  icarnen,  Traut.  Chr.  278. 

warmmge  stf.  Vorbereitung,  Rüstung,  Warnung,  Hut:  er  hies 
sich   die  seine   alle   czu   bereiten   und  in   w.   sein,   Böhm.  Chr.  83. 


warte  —  wäz,  925 

mummen  tum:  wann  der  clager  —  bat  sich  iczund  langest  bewart 
mit  seiner  w.,  Const.  IV,  2,  3. 

warte  stf.  spähendes  Ausschauen,  Wachen,  Lauem,  Bewachen, 
Vorpostendienst,  Wache;  Platz  oder  Gebäude,  von  dem  aus  man 
Wache,  Umschau  hält:  zu  Krako  machte  er  ein  warte,  Böhm.  Chr.  32. 

warten  swv.  abs.  oder  mit  Nachsatz  1.  acht  haben,  spähen, 
schauen,  wahrnehmen,  2.  einem  dienen,  untergeben  sein,  3.  mit  Gen. 
achthaben  auf,  lauern  auf,  4.  sich  verlassen  auf  (an) ,  5.  sorgen  für, 
p>p.egcn,  6.  sich  überzeugen  von,  7.  rechnen  auf,  erwarten:  sie  warten, 
wie  sie  empfiihen  mochten  den  hebreern,  W — B  Judith  15,  2.  do  di 
arbeiter  nach  den  heiligen  tagen  czu  der  gruben  warten  und  wolden 
wasser  geczogen  haben,  do  was  das  wasser  verswonden,  Igl.  Bgr.  N. 
68,  1.  einen  um  arbeit  warten  =  Arbeit  für  einen  suchen,  Traut. 
Chr.  172. 

wart-man  (PI.  -man,  Hute)  m.  Mann  auf  der  Warte,  Späher, 
Vorposten:  ein  w.,  Alex.  7111.  7281.  der  fürsten  w.,  10980.  der 
Kriechen  w.,  11947.     die  wartman,  19765. 

Wartung  stf.  1.  das  Achtgeben,  2.  Erwartung,  das  Harren, 
Warten,  3.  Anwartschaft:  2.  T — B  Philipper  1,  20.  das  si  solche  gfar 
und  w.  bishere  gutlich  gedult  han,  Eger.  Chr.  1153. 

wär-zeichen  stn.  Erkennungs-,  Wahrzeichen,  Merkmal:  ir  sult 
nicht  —  noch  keiner  warezeichen  noch  gebranter  locher  an  euch 
machen  =  neque  figuras  aliquas  aut  Stigmata  facietis  vobis,  W — B 
19,  28  (Tätowierung),  der  knappe  sin  warzeichen  und  sine  brieve 
reichen  begonde  dem  herren  in  die  haut,  Trist.  1405. 

was  Adj.  s.  wechse. 

wascherei*  (vgl.  mhd.  wescher  =  Wäscher,  Schwätzer)  stf. 
Geschwätz,  Verleumdung,  Gerede:  weiln  er  aber  durch  sein  w.  dem 
herrn  und  andern  leuten  trey  und  ehr  abgeschniedten,  Eger.  Chr.  794. 

waserlei  (waz,erlei  =  waz,  der  leie)  Adj.  welcherlei,  ivas  für 
ein:  durch  wasserlei  weise  man  künde  oder  mochte,  Traut.  Chr.  20.  18; 
Elbog.  Chr.  26,  5. 

wasen  (wase  swm.)  Rasen,  zugleich  Sgmbol  der  Übergabe  von 
Grund  und  Boden  ins  Eigentum,  Eger.  Chr.  N.  104.  • 

wät  (G.  waete,  wät)  stf.  Kleidung,  Kleidungsstück:  under  ire 
wät,  Trist.  3776.  von  ir  wsete  clär,  2539.  doch  was  die  wät  so 
richer  pflicht,  2544.  stolze  ritterliche  w.,  1931.  in  liechter  wete 
glander,  1922.  ire  w.,  1531.  hie  wät  gein  liechter  wete  schein, 
898.  riche  w.,  548.  Hechte  w.,  24.  mit  himmelischer  wät  gecleidet, 
Hier.  61,  11.  riche  w.,  arme  w.,  W.  v.  W.  570  f.  legte  ab  die  wat, 
W— B  Gen.  38,  14.  38,  19. 

waten  stv.  IV (Prät.  wuot)  intr.  waten,  schreiten,  gehen,  dringen: 
die  künegin  —  lieht  gevar  den  tou  da  wuot.  Alex.  23469.  über 
den  bach  sie  wuot,  Legende  822.„  sin  swert  vast  durch  ir  leben 
wuot,  Alex.  13426.  sin  ax  wuot  Elim  durch  daz,  hirn,  8231.  durch 
der  leben  er  mit  swerte  wuot,  8057.  die  (Schlachtreihen  von 
3000  Mann)  wüten  in  dem  plute  bis  unter  den  waden,  Ack.  25,  19. 
er  gink  in  dem  blude  und  biz  au  die  enkil  wude,  Dal.  138,  3  (62,  28). 

wset-lich  Adj.  schön,  stattlich:  ein  weetlich  wip,  Ernst  305. 

wäz,  stm.,  wäz,e  swm.  1.  das  Wehen,  der  Sturm,  2.  Atem,  Rauch, 
3.  Duft,  Geruch:  3.  die  bluomen  gäben  guoten  wäz,,  Alex.  25325. 


926  wa^er  —  waz^er-leite 

waz,z,er  stn.  1.  Wasser  als  Element,  Meer,  See,  Fluß  usio. 
2.  Trink-,  Waschicasser,  3.  Augenwasser,  Träne,  4.  Harn,  5.  ge- 
branntes Wasser,  Absud,  6.  Scheideic  asser,  7.  Grubenwasser  im  Berg- 
werk: Jeder  soll  sein  w.  auf  seinem  erbe  auffallen,  damit  es  dem 
Nachbar  nicht  schade,  Igl.  Str.  70.  Über  Wasserhaltung  im  Bergbau 
s.  treugen,  trenken,  wasserig,  wasserscheppe  und  verligen,  melzer, 
bademeister  usio.  sollen  das  w.  so  leiten,  daß  es  keinen  Schaden  dem 
Nachbar  bringe,  Igl.  Str.  71. 

ivaz,z,er-ber*  sivm.  Wasserbär:  einen  zamen  wa^erbern,  Schretel 
15.  75. 

waz^er-brunne*  sivm.  Quelle:  der  do  vorkart  hat  —  die  stein- 
gerulle  in  w.  (in  fontes  aquarum),  W — B  Ps.  113,  8. 

waz,z,er-gang  stm.  Wasserleitung,  -fall:  ez,  ist  ein  freymarkt 
bescbeen  —  umb  einen  wasserganck  —  das  die  obgenanten  —  das 
wasser  mugen  und  schullen  durch  die  äcker  des  Convents  (zum 
heiligen  creuz)  frei  füren  und  leiten,  Igl.  Stb.  IV  178  d. 

waz,z,er-gewürke*  stn.  im  Wasser  erscheinendes  Bild:  Ydro- 
mancia,  in  wassergewurke  der  zukunft  entwerferin,  Ack.  41,  9. 

wa^er-holz-bauleute*  PI.  Arbeiter  bei  Wasserbauten:  Traut. 
Chr.  223. 

waz,z,er-hris*  (von  rise  stf.  Wasser-,  Stein-,  Holzrinne  an 
einem  Berge)  stn.:  Traut,  Chr.  132.  bis  zum  wasserhrisz,  209;  vgl. 
holz-rise. 

wa^ericht,  wa^erig  (wez^eric,  wa^eric)  Adj  wässerig,  feucht: 
ein  wasseriges  velt,  deme  not  ist,  das  man  einen  suchstollen  dorezu 
fare ;  weme  man  den  lihet,  der  hat  das  recht,  wo  er  seine  wassirseige 
annimet,  das  vor  im  noch  hinder  im  nimant  bi  virdehalben  lehen 
insiezet,  DIR  3,1.  auf  wez^erichten  boden,  Traut.  Chr.  131.  sie 
bat  mit  waz,z,erigen  (tränenfeuchten)  ougen,  Ernst  5115. 

waz,z,er-klause*  (=  klüse)  stswf  Schleuse  zur  Aufstauung  von 
Wasser  für  die  Holzflößung:  der  tarn  an  der  grossen  wasserklausen 
(an  der  großen  Aupa)  ist  120  elen  lang  breit,  sie  helt  15  elen  tief 
wasser  oder  fünf  man  hoch ,  Traut.  Chr.  186.  den  3.  Mai  1567  ist 
die  kleine  w.  erbaut  worden,  185.  190. 

waz,z,er-krügelein*  stn.  kleiner  Wasserkrug,  urceus  (vgl.  bei 
L.  waz,z,er-kruoc  sttn.  idria,  urceus),  W — B  Sirach  2,  8. 

waz,z,er-kmist*  stf.  Wasserleitung,  Springbrunnen?:  die  rhör  — 
von  der  eingegangenen  w.,  Traut.  Chr.  8. 

wa^z,er-lebs  stm.  labrum  Waschbecken  (von  lefs,  -e  stsivmf. 
Lippe):  einen  wasserlebs,  W—  B  Ex.  35,  16.  ouch  machte  her  einen 
ereinen  w.  mit  seinem  gründe  von  vrowenspigeln,  die  aldo  wachten 
in  der  tür  des  geczeldis,  Ex.  38,  8. 

waz,z,er- leite  stf.  Wasserleitung,  aquagium,  aquaeduetus:  do 
vant  er,  das  ein  brunne  ein  vlos  in  ein  w.  an  dem  splenischen  teile 
(a  parte  australi)  ousserhalb  der  stat  und  fürte  ire  w.,  W—  B 
Judith  7,  6.  und  er  stund  in  der  w.  des  obristen  vischteiches  in 
dem  wege  der  gewantverberacker  =  in  via  agri  fullonis,  Is.  36,  2. 
sie  stunden  neben  der  w.  des  obristen  vischteiches,  der  do  ist  ouf 
dem  acker  der  waschwüreze  (in  via  agri  fullonis),  Is.  36,  2.  w.  des 
obristen  vischteiches,  Kön.  IV  18, 17.    De  aquaeduetu,  von  wasserleite, 


waz^er-leitunge  —  waz,z,er-seige  927 

Igl.  Str.  73;  Const.  II  9, 12.  u.  machte  ein  w.  sam  czwu  furche  unime 
und  umme,  Kön.  III 18,  32. 

waz^er-leitunge  stf.  (bei  L.  nur  aus  DFG  43c;  Voc.  S.  1,  7a, 
aquagium)  Wasserleitung,  aquaeductus :  und  der  graben  der  w.  wart 
gefüllet,  W— B  Kön.  III  18,  35.  das  wasser,  das  do  was  in  der 
w.,  das  lafte  es  (das  vewer  unseres  herren)  ous,  Kön.  III  18,  38. 
w.,  Igl.  Str.  73;  man  ist  jederzeit  berechtigt,  die  Ableitung  des 
Wassers,  das  man  einem  andern  auf  seinen  Grund  zu  leiten  erlaubt 
hat,  von  seinem  Grund  zu  fordern. 

>vaz,z,er-,  waz^er-lich  Adj.  wässerig,  aquosus:  mit  wa^erlichen 
ougen  sie  kuste  in  aber  und  sprach  also  (mit  tränenfeuchten  Augen), 
W.v.W.  769  f. 

wa^er-man  stm.  1.  an  einem  Wasser  lebendes  Wäldungetüm, 
2.  Schiffer:  „ja  herre",  sprach  der  w.,  „des  truchsez,en  (Tinas)  eigen 
ich  bin",  Trist.  4080;  3.  bei  einer  Wiesenbewässerung  Angestellter, 
4.  ein  Sternbild  im  Tierkreis. 

wa^er-iuaus  (-müs  ===  orix,  DFG  401a;  Voc.  S.  2,  5  b)  stf.  oryx: 
als  die  gevangne  w.,  W — B  Is.  51,  20. 

waz^er-nöt  s.  waz,z,ers-nöt. 

waz^er-perl  stf.  (wa^er-berlin,  -perlin  stn.  Wasserperle)  Perle, 
margarita,  W— B  Spr.  26,  8. 

waz,z,er-perln*  swv.  mit  (silbernen)  Perlen  verzieren,  inargentare: 
Wenn  ir  holczer  (nämlich  die  Götzenbilder),  gepoliret  von  dem  smide 
auch  sie  gewasserperlt  und  vorgoldet,  valsch  sint  sie  und  mugen 
nicht  gereden  =  inaurata  et  inargentata,  W — B  Baruch  6,  7. 

waz^er-runse  sivf.  (wa^er-runs,  -runst  stmf,  -runse  stswf.) 
Bach,  Wasserlauf,  -graben,  -leitung,  Bewässerungsrecht:  in  die 
wasserrunsen  der  erden  (in  voragines  terrae,  Erdklüfte),  W — B 
Is.  2,  19.    mit  wasserrunsen,  Igl.  Str.  266. 

wa^er-scheppe*  stf.  Schöpfwerk  in  einem  Bergwerk:  Treufet 
es  aber  (in  einer  lehenschaft)  so  sullen  si  (die  lehenhewer)  ir  wasser 
leiten  czu  der  wasserschepp  der  vodrigen  gewerken  (der  Verleiher 
der  Lehenschaft,  des  lehenherren),  Hs.  H.;  ire  wasserleiten  czu  der 
w.  der  vorigen  gewerken  cziehen,  Hs.  E. :  Const.  III  5,  17;  die  vor- 
leiher  (einer  lehenschaft)  haben  die  gewonheit,  das  si  den  lehen- 
hewern  seil  und  leder  geben,  das  si  domit  ir  wasser  ausczihen  und 
das  es  flise  czu  der  gemeine  wasserscheppe  (-schepfe,  E.)  der  ersten 
gewerken,  Const.  III 1, 15. 

waz,^er-seige  stsivf.  Neigung  des  Bodens,  welcher  der  Abfluß 
des  Wassers  folgt,  Wasserscheide,  bergm.  die  Grundfläche  des  Stollens, 
auf  der  das  Wasser  abfließt:  Und  sie  quam  zu  dem  hubel  der 
wasserseige,  der  do  ist  —  gegen  Gabaon  =  ad  collem  aquaeductus, 
W — B  Kön.  II  2,  24.  dass  die  wasserseig  und  der  grünt,  der  da 
czwischen  seinen  paiden  ubern  ligt,  das  der  sein  ist,  Igl.  Str.  292. 
weme  man  den  suchstolle  (durch  ein  wasseriges  feit)  übet,  der  hat 
das  recht,  wo  er  sine  wassirseige  annimet,  das  vor  im  noch  hinder 
im  nimant  bi  virdehalbem  lehen  insiezet,  DIR  3,1.  fert  er  (der 
Erbstollner)  sinen  stollen  also  verre,  das  er  in  brenget  an  di  stat, 
das  er  bewisen  mag,  das  er  sebin  lochter  treuget  eins  lehens  tiff, 
alles,  das  er  denne  vorfaren  hat  in  siner  w.,  darin  sal  noch  enmag 
nimant  siezen  an  sinen  willen ,  D  I R  3,  2.    nimant  sol  in  aller  stat, 


928  waz^ers-not  —  w&be-baum 

di  ßi  (die  Erbstollner)  durchfaren  haben  mit  der  w. ,  nu  (wenn  der 
Stollen  7  Leichter  lang  1  Lehen  tief  treuget),  von  newes  pawen  an 
iren  dank ,  Const.  II  5,  3.  Der  erbstolle  ist  ein  w.  nnder  der  erden 
(aquaeduetus  subterraneus),  Const.  II  4,  3.  das  von  ersten  die  stollner 
czimelich  auferheben  die  w.,  Const.  114,  6;  114,13.  wer  di  roren 
oder  rinnen  des  wasserseiges  (wohl  verschrieben  für  der  wasserseige) 
färbet  und  räumet,  II  4,  8.  und  das  di  roren  und  rinnen  der  w. 
und  di  lichtlocher  czu  allem  nueze  geschicket  sein ,  II  5, 13.  wo  er 
(der  suchstolle)  sine  w.  annimet,  DIR  3,1.  von  der  rechten  w., 
Igl.  Bgr.  N.  73,  1.  er  ist  angesessen  in  dem  erbstollen  auf  der  rechten 
w.,  N.  76,  1.  in  der  gruben  in  dem  tiefsten,  als  do  die  w.  get, 
N.  39, 1  u.  4.  Ist  das  der,  der  den  Stollen  powet,  sin  w.  recht  und 
redlichen  u^furet,  Igl.  Bgr.  U— B  15. 

waz^ers-nöt  (wa^er-not)  stf.  1.  Not  auf  dem  Heere,  2.  Gefahr 
durch  eindringendes  Wasser  im  Bergbau,  3.  Unmöglichkeit,  ein 
Wasser  zu  überschreiten  (als  ehaft  not):  2.  Ob  ein  perch  den  andern 
hindert  mit  der  großen  w.  —  wenn  dem  in  3  Tagen  nicht  ab- 
geholfen wird,  so  eigent  man  den  vorsoumten  perch  mit  recht  dem 
perge,  den  er  gehindert  hat,  Igl.  Bgr.  U — B  16. 

waz,z,er-sucht  stf.  Wassersucht;  von  verdorbenem  Wasser  her- 
rührende Krankheit:  Alex.  14210. 

waz^er-vart  (Gen.  auch  -verte)  stf.  Reise  zu  Schiff:  üf  diser 
waz,z,erverte,  Trist.  1572. 

waz^er-va^  stn.  Gefäß  für  Wasser,  idria,  urceus:  ous  seinem 
wasservasse  vleusset  das  wasser  (de  situla  eius),  W — B  Num.  24,7. 

waz^er-vluot  stfm.  Wasserfluß,  -ström,  Überschioemmung :  auf 
solche  grosse  erschröckliche  wasserflüte  oder  wolkenbruste  hat  gar 
ein  schwere  teure  zeit  kurzlich  erfolgt,  Traut.  Chr.  192. 

waz^er-vlu^  stm.  fließendes  Wasser,  Bach,  Fluß,  Strom,  Wasser- 
fall :  Ouf  wil  ich  tun  ouf  den  hosten  hubein  wasservlusse,  flumina,  W — B 
Is.  41,  18.    ein  waz,z,ervlu?  —  gap  sturmlichen  du^,  Alex.  Anh.  605. 

we  Adj.  und  Adv.  1.  weh,  2.  Ausruf  des  Schmerzes,  Unwillens, 
Staunens,  Hohnes,  der  Verwunderung,  des  Wunsches,  3.  Subst.  we,  Gen. 
wewes  Schmerz,  Krankheit:  we  ze  den  kindelin  werden  =  Geburts- 
wehen bekommen,  W.  v.  W.  6668. 

we  stf.  1.  das  Weh,  der  Schmerz,  2.  Geburtswehen:  2.  in  alle 
ir  wewen  swsere  diu  süe^e  lobebsere  wiplicher  zuht  sich  wol  versan, 
W.  v.  W.  1930. 

we  Instrumental  von  w&t,  mit  Präp.  =  woran,  -in,  -mit, 
-zu,  weshalb  usw.:  es  war  mit  we  es  wölte;  womit  immer,  Chlum. 
I  35.  also  das  man  nicht  wost,  zu  we  man  am  ersten  greiffen  solt, 
Olm.  Stb.  54.  mit  we  wir  euch  freuntlichen  willen  wisten  erzeigen, 
Stb.  Brüx  N.  441.    zu  we  sie  des  bedürfen,  Igl.  Stb.  IV  128c. 

webe  stn.  das  Gewebe:  als  die  vedeu  eines  webis  (fila  telarum), 
W — B  Richter  16, 12.  endlicher  (schneller),  wenne  von  den  wirkenden 
wirt  abgesniten  das  webe,  Job  7,  6.  das  webe,  das  er  hat  geworcht, 
Is.  25,  7. 

webe-baum  (-boum,  bei  L.  nur  als  Var.  von  welle-boum,  H.  B. 
M.  322)  stm.  Webebaum,  liciatorium:  G-oliatbes  speres  schaft  was  als 
ein  webepoum  der  wirkenden  (texentium),  W — B  Kön.  II,  21,  19. 
der  schaft  seines  speris  was  als  ein  webpoum  der  weher,  Kön.  1 17,  7. 


weber  —  wechst  929 

weber  stm.  Weber:  W — B  Kön.  1 17,  7. 

weber-gasse  swf.  Name  der  Gasse,  in  der  die  Weber  wohnen: 
Igl.  Stb.  V  180d. 

weber- werk  (weber-werc  nur  Germ.  18,  67)  sin.  Weberarbeit: 
Anna  sein  housvrow  gieng  tagleich  czum  weberwerich  (opus  textrinum), 
W— B  Tobias  2, 19. 

wechen  s.  wegen. 

wechse  (was,  Gen.  wasses;  wasse,  wesse,  webse)  Adj.  schneidend, 
scharf:  sie  beten  cläwen  wecbse,  Ales.  23 134. 

wechsein  *  Adj.  aus  Wachs :  brinnende  wecbseine  kertzen,  Hier. 
92,  21. 

Wechsel  (wehsei)  stm.  auch  stn.  1.  Wechsel,  Tausch,  2.  Handel, 
eigentl.  und  bildl.,  3.  Vorkaufsrecht  auf  das  geförderte  Silbererz,  das 
sich  der  Landesherr  vorbehält:  1.  was  dir  daran  abget  an  dem 
Wechsel,  das  wil  ich  dir  widerkeren,  Igl.  Str.  265  (vergüten)  das  man 
ir  (der  amptleute)  wolt  nicht  Wechsel  "hän,  W.  v.  W.  217.  —  2.  Das 
zweifellos  sehr  alte,  in  Schlesien  schon  1203  (Tschoppe-Stenzel  Urk. 
S.  43)  doch  für  Böhmen- Mähren  erst  in  den  Const.  I  21,  2:  Igl  Bgr. 
N  97,  1  u.  7  bezeugte  Recht  des  Königs  als  einzigen  Münzherrn, 
alles  gewonnene  Gold  oder  Silber  zu  einem  von  ihm  bestimmten  Preis 
einzulösen  und  das  Verbot  der  freien  Verwertung  dieser  Metalle.  Der 
doppelte  Vorteil  bestand  einerseits  in  dem  Münzgewinn,  andererseits, 
daß  sich  der  Münzherr  den  nötigen  Metallfond  sicherte.  Nach  Stern- 
berg Urkdb.  N.  26  sollen  z.  B.  aus  der  Mark  2l\i  Talente  und 
30  Denare  (denarii  Moravicales),  deren  ungefähr  48 — 56  damals  wohl 
auf  1  Talent  gingen,  geprägt  werden,  der  Münzgewinn  betrug  von 
einer  Mark  30  Denare,  also  etwa  17 — 20°ln.  In  jedem  Bergwerks- 
vertrage ist  daher  dieses  Recht  des  Regalherrn  auf  „Wechsel"  auf- 
rechterhalten. Wechsel  =  Münze,  Igl.  Bgr.  N.  103,  1.  das  Johannes 
Klewl  —  mit  erbern  leuten  von  der  maute  einen  Wechsel  gemacht 
hat  von  geldes  wegen  und  gesprochen  hat,  er  sulde  von  dem  selben 
gelde  zur  Swidnicz  bir  bezalen,  Igl.  Bspr.  V  s.  53.  was  wechseis 
(zur  Rettung)  gibt  der  mensch  umb  sein  sei,  T— B  Mark.  8,  37. 

wechseln  swv.  1.  wechseln,  einwechseln,  eintauschen,  2.  ändern, 
3.  iveciiseln  vom  Wild  gesagt,  4.  das  Silber  an  die  Münze  verkaufen, 
5.  absol.  ein  Wechselgeschäft  betreiben:  4.  das  sie  das  gesmelczte 
silber  zu  wechseln  in  unser  müncze  brengen,  Const.  I  21,  2. 

wechsel-rede  stf.  Wechsel-,  Zwiegespräch,  Unterhaltung,  nach 
Wack.  167b  veränderliche,  sich  selbst  widersprechende  Rede:  Nach 
ewer  w.  kan  sich  nimant  gerichten,  Ack.  50,  6. 

wechselunge  stf.  Wechsel  Tausch:  alle  emfremdung  und  w. 
des  gerichtes,  di  gescheen  wider  gute  gewonheit  und  wider  gemeinen 
nutcz  und  ere,  di  widerrufen  wir  mit  disem  gepote  alczumale,  Const. 
1118,2.  Bosz  aus,  gut  ein:  die  wechslung  musz  bis  an  das  ende 
der  weite  weren,  Ack.  34,  20. 

Wechsel- weise  Adv.  Abwechselnd:  die  herbrig  für  die  fremden 
gesellen  soll  w.  von  einem  zu  dem  andern  Meister  verlegt  werden, 
Eger.  Z.  9,  6. 

wechst  Adj.  Superl.  =  am  verschlagensten,  sehr  listig: 
Traut.  121. 

Jelinek,  Wörterbuch.  59 


930  wecker-liche  —  wegen 

wecker-liche ,  -en  (wacker-,  wecker-licke,  -en)  wachsam, 
munter:  sin  houbt  daz,  kundel  schütte  w.,  Trist.  4570. 

wedern  s.  widern. 

wediruniine *  Aclu.  umgekehrt,  vice  versa:  also  gewinnet  ein 
gemessen  berg  den  andern,  ein  koniges  lehen  ein  burgerlehen  — 
und  dasselbe  wediruinme,  D  I  R  6,  2. 

wege-läge  (nur  DFG  300 c)  stf.  Hinterhalt,  das  Auflauern, 
insidiae:  nmb  wegelage:  das  ist  ein  kleiner  frevil,  ein  grosser 
phennik  dem  richter,  Igl.  Str.  181. 

wege-lägen  swv.  auflauern,  aus  dem  Hinterhalte  überfallen, 
insidiari:  Während  die  Entscheidung  über  ein  gestraftes  Urteil  noch 
aussteht  —  in  dem  selben  cbristenlichen  frid  —  da  weglagt  der, 
dem  das  urteil  emphallen  was,  ienem,  dem  es  czu  frumen  ward 
gesprochen,  auf  einer  freien  Strassen  und  rantte  auff  in  mit  einem 
geladen  armbrost  und  schos  in  durch  sein  diech  durch  und  durch  — , 
Igl.  Str.  325,  ab  imand  gewegeloget  hette,  Aussig.  Urkdb.  N.  139. 

wege-lägern*  (=  weg-lägen)  sivv.  auflauern:  umme  weglagern, 
das  ist  ein  kleiner  vrevel,  dem  richter  1  grosser  phennig,  Igl.  Str. 
257  b. 

wefel  s.  wevel. 

wefenen  s.  wäfenen. 

wege  s.  wsege. 

wege-niüede,  -muode  Adj.  reisemüde:  der  wegemüede  sarjant, 
Trist.  1187. 

wegen  stf.  1 1  Prät.  wac,  wag,  manchmal  bes.  md.  unter  Ein- 
fluß von  wahen,  grewahen,  nach  IV  auch  wuoc  (wüg)  wuogen  1.  intr. 
und  refl.  sich  bewegen,  die  Richtung  nehmen,  2.  tr.  in  Bewegung 
setzen,  richten,  3.  abladen,  4.  schwer  oder  leicht  wägen,  an  Wert, 
Gewicht  schätzen,  erachten;  5.  unpers.  mit  Akk  d.  Person:  dünken, 
sich  kehren  an,  sich  kümmern;  6.  mit  Dat.  d.  Person:  zuwägen,  zu- 
teilen, geben,  7.  foltern,  8.  genau  bestimmen,  festsetzen:  diz  hau  ich 
anders  niht  gewegen  sie  muosten  beide  jämers  phlegen,  W.  v.  W. 
1120.  der  strit  vil  nach  was  gewegen,  noch  deheiner  was  gelegen, 
er  wsere  vergolten  also  tiur,  Alex.  14301.  im  (dem  stein)  moht 
gewegen  last  dehein  (konnte  keine  Last  das  Gleichgewicht  halten), 
24610.  Alexander  da  mit  größer  craft  vor  lac,  daz,  die  burgerringe 
wac  (dies  achteten  sie  für  nichts),  20570.  si  (stein  u.  veder)  wägen 
gelich  gar  in  ein  (hielten  sich  genau  das  Gleichgewicht),  24624.  der 
rede  vil  ich  iu  vertruoc,  daz,  ir  ir  nieman  gewuoc,  18330.  er  wolt 
in  von  dem  bistum  gewechin  do  (verdrängen?  tschech.  biskupstva 
postüpiti),  Dal.  80,  9  (32,  26). 

wegen  swv.  wiegen,  schwingen,  schütteln,  erwägen,  bedenken, 
raten:  alle  ding,  die  sich  wegen  ader  regen  in  dem  luft,  Sol.  23,  9. 
die  Weisheit,  domit  du  gewesen  hast  di  berg  (librasti  in  pondere), 
Sol.  67,  21.  daz,  sie  sich  vaste  wolden  regen  und  die  hantwerc 
(Belagerungsmaschinen)  mit  würfen  wegen,  Alex.  9276.  gink  hin, 
ringe  wegende  =  parvi  pendens,  W— B  Gen.  25,  34.  recht  sam  ring 
wegende  mein  gepot,  Lev.  20,  4.  sam  mit  geprantem  opfern  (opphern) 
sam  in  semel  und  in  gewegem  51  =  pro  holocausto  et  in  sacrificio 
et  in  oleo,  Ez.  45,  25.  beweisen,  das  wir  recht  wegen,  recht  richten 
und   recht  faren   in  der  werlte   —  jugent  und  allerlei  sach  nicht 


weger  —  weg-vertig  931 

wegeilt,  Ack.  8, 11.  auch  sullen,  die  do  kriegen,  mit  guter  gedeckt- 
nusse  wegen  (pensare),  das  nickt  umbsust  sick  beruffen,  Const.  IV 
20,  8.  den  geczeugen  was  nickt  czimlick,  ireu  fues  von  der  stat  czu 
wegen  (de  loco  movere),  ader  man  vortreib  si  von  dem  geczeugnüsse, 
Const.  IV  11,  10.  di  selb  saumung  {Nichterscheinen  vor  Gericht) 
sullen  die  kerren  in  der  margensprack  wegen,  Igl.  Stb.  IV  206  d. 

weger  stm.  1.  Beweger,  2.*  Abwäger,  ponderator :  2.  du  bist 
aller  geist  w.,  Sol.  36,  35. 

wegern  s.  weigern. 

wege-warten  swv.  nachstellen,  aus  dem  Hinterhalt  überfallen, 
insidiari:  das  si  auf  den  Oberndorffer  ketten  gewegewortet  mit 
bedacktem  mute  —  und  slugen  in  um  sacke,  di  der  rat  vor  kett 
berichtet,  Buch  der  Gebrecken  S.  222. 

wege-weise,  -wise  Adj.  des  Weges  kundig:  ein  wegewiser 
villän,  Sckretel  21. 

weg-lseß,  -losz  (wege-loese)  stf.  hier  stn.  1.  Abgabe  an  den 
Guts-  oder  Zinsherrn  beim  Abzug  von  einem  Gut  oder  bei  der  Ver- 
äußerung eines  solchen,  2.  ständige  jährliche  Pachtabgabe,  3.  Ur- 
kunde über  1.  =  Weglaß-,  Losbrief,  abzugbrief:  3.  so  sol  im  der 
erbtkerr  geben  ein  redtliches  weglaeß,  das  nimands  der  mitburgere 
an  sein  wissen  und  willen  von  der  stat  zihe,  er  bab  den  des  weg- 
losz  van  im  genomen,  El  bog.  Cbr.  108,  24;  Rüge  v.  Prökl  N.  8. 

weg-scheide  stswf.  Wegscheide,  Scheideweg:  W.  v.  W.  4881; 
auf  der  wegsckaid  zwischen  Stebnicz  und  dreincz,  Eger.  Acktb.  II 
122.  an  des  Steiges  w.,  W— B  Gen.  38,  14;  38,  21.  nickt  —  kundigt 
das  in  den  wegscheiden  Ascalon,  das  sich  leichte  icht  nu  vrewen 
die  tochter  der  Philisten  und  die  tochter  der  unbesnitenen  vrolocken, 
Kön.  II  1,  20.  in  dem  houbte  aller  wegscheiden,  Klagen  des  Jerem. 
2,  19.  in  iren  wegscheiden  sint  sie  gegurt  mit  secken,  Is.  15,  3.  si 
funden  daz,  ful  (Füllen)  gebunden  in  der  wegsckaid,  T— B  Mark. 
11,4. 

weg-sclienken  swv.:  wegtrinken  und  w.  okne  erlaubnis  der 
inaister  und  gesellen  —  ist  verboten,  Traut.  Cbr.  174. 

weg-steuer*  (von  stiur,  -e)  stf.  Unterstützung  für  die  Reise, 
Reiseproviant,  viaticum :  Und  die  brot,  die  sie  trugen  czu  der  wege- 
stewer  waren  berte  und  in  stücke  zuvallen,  W— B  Jos.  9,  5.  Und 
dem  du  vreiunge  gibst  —  gib  im  ein  w.  von  deiner  kert,  Deut. 
15,  13  u.  14. 

wegunge,  wegunge  stf.  1.  Bewegung,  2.  der  erde  w.  =  Erd- 
beben: di  sei  ist  alleweg  lebendig,  alleweg  in  wegunge,  Sol.  72,  30. 

weg-vertig  Adj.  des  Weges  fahrend,  reisend:  von  wegfertigen 
leuten,  Prag.  Rb.  160.  sie  giengen  zu  den  mordern  (Räubern)  als 
zu  wegfertigen  guten  leuten,  Hier.  167,  9.  wegfertige  Ismabeliten 
(viatores),  W — B  Gen.  37,  25.  Und  Saul  —  czock  zu  spüren  Daviden 
und  seinen  mannen  und  ouck  ouf  den  allerköcksten  steinen,  die  nur 
sint  steige  der  steinpöcke,  und  quam  zu  den  schafstellen,  die  do 
waren  enkegen  dem  wegfertigen  (quae  se  offerebant  vianti),  Kön. 
I  24,  3  u.  4.  dem  wegfertigen  was  offen  meine  tür  (viatori),  Job 
31,  32.  wer  wirt  mich  geben  in  ein  wüstenunge  mancher  bände 
wegevertiger    (viatorum),    Jer.  9,  2.    worumme    als    ein    powman 

59* 


932  weg-vlug  —  weich-f  asten 

(colonus)  bistu  ezukunftig  in  der  erden  und  als  ein  wegfertiger  czu 
neigende  sich  zu  bleiben?  Jer.  14,  8;  Sirach  42,  3. 

weg-vlug*  stm.  das  Hinwegfliegen:  das  glück  wird  mit  ihn 
spielen  in  schnellen  w.  von  ihn  allen  und  sie  traurig  verlassen, 
Traut.  Chr.  120. 

weg- wart  (wege-warte)  f.  Wegwart:  Brunn.  Str.  I  730. 

wehe  s.  waehe. 

wehr  s.  wer. 

weib  (wip,  -bes  stn.  PI.  wip,  später  auch  wiber)  Weih:  Das 
weip  wirt  darumb  von  geczeugnusse  gestossen,  das  si  leichtmutig 
ist  und  unstete,  wenn  an  den  geczeugen  sol  sein  grosse  stetikeit 
und  si  sol  sich  nicht  mischen  under  die  man,  Const.  IV  12,  3;  s.  auch 
vrauwe. 

weiben,  wiben  sivv.  intr.,  weiblich  sein,  2.  für  ein  Weib  sich 
ziemen,  3  sich  als  wip  betragen;  tr.  mit  einem  Weib  versehen,  ver- 
mählen: wie  ich  mich  het  gewibet  (wen  ich  zur  Frau  genommen), 
Trist.  3953. 

weibeler  (wibeler)  stm.  weibischer  Mann,  effeminatus:  ir  leben 
ist  unter  den  weibeiern,  W— B  Job  36,  14.  unstete  weibler,  W — B 
Is.  3,  4. 

weibe-zegelen,  -zelen  swv.  schweifwedeln:  da^  hundel  weibe- 
zegelte  gein  ir,  Trist.  4573. 

weib-lich,  wip-lich  Adj.  1.  von  Weibes  Art,  2.  einem  Weibe 
geziemend,  3.  des  Weibes:  6  du  wiplichez,  wip,  trceste  minen  senenden 
lip,  Alex.  427.    daz,  wipliche  ja  (s.  megetlich),  Trist.  875. 

weibs-gebilde  stn.  Weibsperson:  es  wer  menschlichs  ader  weibs 
gebilde,  Olm.  Stb.  96  a,  4. 

weibs-kleid*  stn.  Weiberkleid:  ist  der  bekenknecht  in  der 
kirchen  in  weibskleidern  angezogen  —  gesessen  und  predigt  gehört, 
Traut.  Chr.  239. 

weib-suchtig*  Adj.  bei  der  Menstruation  benützt:  ein  w.  tuch 
=  pannum  menstruatae,  W — B  Esther  14,  16. 

weich  Adj.  weich,  biegsam,  nachgiebig,  zart,  milde,  schwach, 
furchtsam  =  subst.:  das  du  mich  als  einen  deinen  weichen,  deinen 
sun  mit  den  brüsten  deines  trostes  geseugt  und  ernert  hast  =  par- 
vullum  tenellmn,  Sol.  52,  29.  noch  die  eeprecher  noch  die  waichen, 
T— B  I.  Korinther  6,  10. 

weich-bilde,  weipit  (wich-bilde)  stn.  1.  Bild,  Kreuz  zur  Be- 
zeichnung der  Grenze  des  Stadt-  (wich)  gebietes;  2.  Stadt-,  Ortsgebiet, 
3.  Stadtrecht,  4.  nach  Stadtrecht  besessene  Güter,  5.  bischöflicher 
Sprengel:  2.  ein  gancze  gemein  und  dorczu  die  umbsessen  im  weik- 
pilde  —  orden,  regieren  im  w.,  Olm.  Stb.  76.  97c,  4.  margengab, 
leibgedinge.  leibczucht  und  prautschatcz  sein  im  lantrecht  und  im 
w.  gar  underscheidenlich,  141.  ein  erb,  das  in  aim  andern  weipit 
ist  gelegen,  Igl.  Str.  245.  her  were  in  eim  andern  weikpilde  czu 
Präge,  263  S.  163.  die  vor  alters  in  das  Trautuawische  weichbilde 
zu  techentei  gehörig  gewesen  sind,  Traut.  Chr.  13,  23.  weichpilds, 
Elbog.  Chr.  54,  23. 

weich-f  asten*  stn.  Quatemberf asten:  Traut.  Chr.  181. 


weide-lich  —  weilundt  933 

weide-lich  (weide  [n]- lieh)  Adj.  1.  jagdgemäß,  2.  frisch,  keck, 
3.  ausgezeichnet,  stattlich,  schön:  1.  uf  alle  weideliche  ding-  =  alles 
was  zur  Jagd  gehört,  Trist.  1135. 

weideil  (witen)  swv.  1.  intr.  wit  werden,  sich  erweitern,  3.  ent- 
fernen refl.  sich  erweitern:  Über  wen  habt  ir  geweidet  den  munt? 
=  super  quem  dilatastis  os?  W— B  Is.  57,  4. 

weiden-zwiesel*  {von  wide  swf.  Weide,  salix  und  zwisel,  -e 
stf.  Gabel)  stf.  Weidenbaum  mit  gegabelten  Asten:  Traut.  Chr. 
203.  260. 

weidner  stm.  1.  pabulator,  fütrer  oder  weidner,  2.  Jäger, 
3.  Jagdmesser,  Hirschfänger:  3.  er  hat  in  erstochen  mit  einem  w., 
Eger.  Chr.  477.  soll  khein  Meister  noch  gesell  {bei  einer  Zunftoer- 
sammlung)  kheinen  dolchen,  w.  oder  andere  schedliche  Wehr  mit 
sich  in  die  Stuben  tragen,  Eger.  Z.  31,  5. 

weid-vihe,  waidiiech  (weide-vihe  nur  Gr.  W.  1,  649)  stn.  Vieh- 
weide, Weide:  das  ein  knab  in  12  jaren  auf  der  waidfiech  hat  er- 
mordt  mit  der  hacken  czwen  andere  knaben,  Igl.  Str.  (1)  S.  265e; 
wenn  nicht  Schreibfehler  für  tiechwaid. 

weie  (wie)  swm.  Weihe,  milvus:  Der  weie  in  dem  himel  hat 
erkant  seine  czeit,  W— B  Jer.  8,  7;  u.  s.  bei  sprinzel. 

weif  /'.  1.  Haspel,  Garnwinde;  2.  Markzeichen  an  Grund- 
stücken: —  den  22.  marci  1599.  lisz  ein  ersamer  rath  lengere  eilen 
und  waiffen  und  rechte  masz  und  virtel  machen,  Traut.  Chr.  334. 

weigeln  swv.  wälzen,  weigen  swv.  zum  Schwanken,  bringen, 
Schweiz.  =  wackelnd  bewegen:  der  do  weigelt  den  stein,  widerkeren 
wirt  er  zu  im  (volvit),  W— B  Spr.  26,  27. 

weigern  swv.  1.  sich  widersetzen,  weigern,  2.  in  einer  zu 
leistenden  Sache  einen  andern  vorschieben:  1.  Traut.  Chr.  136. 
139;  Eger.  Chr.  N.  1179.  dagegen  wegert  =  begert,  begehrt,  Eger. 
Chr.  N.  1109. 

weilier,  wiher  (wiwsere,  wiwer,  wiher,  wiger,  wier)  stm. 
Weiher  {aus  lat.  vivarium) :  in  einen  wiher  —  genennet  aldä  pis- 
cinä  probaticä,  Legende  774.  789.  797. 

weihern  (wihenen ,  wihen ,  wihelen,  wiheren)  sivv.  wiehern, 
hinnire;  subst  stn.  hinnitus:  wirstu  mit  weihern  ummegeben  seinen 
{des  Bosses)  hals,  W— B  Job.  39,  19. 

weikunge  (wihunge)  stf.  Weihe,  consecratio:  der  keiser  —  wolde 
seine  leezte  weihung  {Kaiserkrone)  von  dem  pabste  empfahen,  Böhm. 
Chr.  61.     die  w.  seines  gotis,  W — B  Num.  6,  7. 

weik-haus  (wic-hüs)  stn.  Festungsturm,  Blockhaus:  Traut.  Chr. 
262.  288.    die  statmauer  mit  den  weikbeusern,  318. 

weil,  -e  (wil,  -e)  stf.  1.  Weile,  Zeit,  -punkt,  -raunt.  Stunde, 
2.  davon  adv  Wendungen  ein  wil  -  ein  wil  =  bald,  bald,  alle  w.  = 
allzeit,  diu  wile  während  dessen,  solange,  während,  indem,  da  weil, 
wile  längst,  so  lange  als:  1.  vor  Sanct  Creorg,ir,ag  zu  rechter  weil 
und  zeith,  Chlum.  19;  127.  mein  heil  wirt  kein  weile  machen  = 
wird  nicht  zögern,  non  morabitur,  W — B  Is.  46, 13.  weil  =  so  lange 
als,  Eger.  Chr.  N.  104.  weil  er  {solange  als)  nicht  burgerrecht  ge- 
winnet, Eger.  Str.  A  VI  1. 

weilundt  (wilen,  wilent)  adv.  Dat.  vor  Zeiten,  vormals,  tätigst: 
weilundt  hauß  hegen  (s)  wittib,  Eger.  Achtb.  II  207. 


934  weil-zeit  —  wein-rebe 

weil-zeit*  stf.  Verzug,  Verzögerung:  darinnen  die  weilczeit 
schedlich  ist  (niora),  Const,  I  7,  13. 

wein-ber  stnf.  Weinbeere:  welsche  weinper  =  uvam  passam, 
W— B  Par.  1 12,  40. 

•weinen  swv  weinen,  tr.  beweinen:  das  ist  uns  oft  furkumen 
mit  weinender  klage  unser  perkleute  =  voce  lacrimabili,  Const. 
I  4,  6. 

wein-garte  (win-gart,  -e)  swstm.  Weingarten,  -berg:  und  sal 
ein  iczlich  weingarte  60  ruten  lank  und  8  ruten  breit  sein  und  sal 
iczliche  rute  8  efen  haben,  Stb.  Brtix  N.  108. 

Tveingart-leute  (wingart-liute)  PI.  vinitores,  Winzer:  W — B 
Jer.  52,  16. 

weiu-gehacke  *  stn.  Anzahl  von  Setzlingen  am  Weinstock: 
W — B  Ez.  17,  6;  s.  wein-ranie. 

wein-herre*  swm.:  die  erbere  bruderschafft  der  weinherrn, 
Olm.  Stb.  63. 

wein-kolz  (win-holz)  stn.  Weinrebe,  Rebholz:  Menschinkint, 
was  geschieht  dem  weinholcze,  W — B  Ez.  15.  6. 

wein-hüeter  (win-hüeter)  stm.  Wächter  des  Weingartens:  die 
w. ,  so  man  umb  St.  Lorenczentag  mit  vorgehender  aidspfiieht  jähr- 
lichen seezen  soll,  Chlum.  VII 17. 

Tvein-korn  (win-korn)  stn.  Weinbeere,  uva,  vinaculum:  nicht 
cloub  zusamen  die  bleibenden  weinkorner  (racemos),  sunder  sie  sullen 
gevallen  in  die  bedurft  des  neukomen  und  des  waisen  und  der 
witwen,  W— B  Deut.  24,  21. 

wein-koster  ( win-koster  =  -kieser)  stm.  amtlich  bestellter  Wein- 
prüfer: Igl.  Str.  257;  Brunn  Str.  II  201. 

wein-küftl*  {kleine  winkuofe  =  dolium  DFG  189  b,  u.  gl.  140  a) 
stn.  Weinschlauch:  Alle  secke  legten  sie  ouf  ire  esil  und  zubrochne 
weinkufil  und  gepestilte  (utres  vinario  scissos  atque  consutos),  W — B 
Jos.  9,  4.  die  weinkufil  fülle  wir  newe  =  utres  vinos  novos  implebi- 
mus,  Jos.  9,  13. 

wein-lesen  stn  *  =  subst.  Inf.  (bei  L.  win-lese  f.)  Weinlese: 
über  dein  w.  ist  der  rouber  gevallen,  W— B  Jer.  48,  32  und  Lev. 
26,  5.  die  trouben  —  soltu  nicht  zusainenclouben  als  Weinlesen, 
Lev.  25,  5  imd  Is.  24,  13. 

wein-leser  (win-leser)  stm.  Weinleser,  vindemiator:  kere  deine 
haut  als  ein  w.  czu  dem  korbe,  W — B  Jer.  6,  9. 

wein-lich  Adj*  weinend,  kläglich,  betrübt:  daz,  wären  wein- 
lichiu  wort,  W.  v.  W.  1124. 

wein-niön,  -niönat  (win-mänöt)  sim.  Weinmonat,  Oktober: 
Traut.  Chr.  181.  197.    den  10.  weinmonat,  115.  220. 

wein-rame *  swm.?  Fruchtrebe:  Nu  wart  is  dorumme  ein  wein- 
garte  und  vruchtperte  iu  weinramen  und  lis  weiugehacke  = 
—  fruetifieavit  in  palmites  et  emisit  propagines,  W — B  Ez.  17,  6. 

wein-rebe,  win-rebe  /'.  m.  Weinrebe:  wan  wir  ez,  sin  die  win- 
reben,  die  üz,  im  liez,  enspriesen  er  (Christus),  Trist.  6872.  daz,  wir 
alsam  die  winrebe  uns  vlechten  wider  in  in  (Christus),  6882.  den 
winreben,  (Akk.\  6885.  einen  grüenen  winreben  liez,  er  üf  Isöten 
pelzen,  6826.  6830.  6840. 


wein-schenke  —  weiser  935 

wein-schenke  sivm.  der  Weinschenke,  tver  Wein  ausschenkt: 
wir  seczen  und  machen,  daz  ein  iczlicher  weinschenk  nicht  lenger 
lantwein  schenken  sol  nur  von  der  czeit,  als  sich  die  moste  anheben 
uncz  uff  die  ostern,  sundern  osterwein  und  ungrischen  wein  der  ist 
niemand  Vorboten  durichs  jar,  aber  ein  phebert  umb  ein  phennig 
und  in  seinem  eigen  haus  einer  allein  oder  czwen  und  nicht  mer, 
di  bed  gesessen  sein,  Igl.  Stb.  11139  b.  —  neben  dem  pawl,  Wein- 
schenken, V  84  d. 

wein-stecke*  siom.  Weinstecken:  die  weinsteckhen,  Chlum.  1 15. 

wein-treublein  (kleines  wintriubel  stm.)  sin.  Weintraube:  recht 
a^s  - —  abgeslagen  weiden  die  w.,  so  geendet  wirt  das  Weinlesen, 
W-B  Is.  24,  13 

wein- trunken  Ad),  weinberauscht:  nit  ainen  weinz,trunken, 
T— B  Titus  1,  7. 

wein- wachs  (win-wahs)  stm.  f.  n.  Weingarten,  -berg:  wie  sie 
bawen  w.,  Ack.  53, 17. 

wein-zürel  (winzürl,  -e)  stsivm.  Winzer:  das  kein  weinczurel 
auf  der  mitstat  das  Ion  sckol  bescheiden  für  die  gesessen  leut,  er  tu 
es  denn  noch  der  percgenossen  rate,  die  do  gesessen  sint,  Chlum. 
VIII  7. 

wei-rauch  (wi-rouch)  stnm.  Weihrauch:  gar  lichhten  weirouch 
=  thus  lucidissimum,  W — B  Lev.  24,  7;  Lev.  2,  2.  den  weirouch, 
der  ouf  die  semil  ist  gelegt,  Lev.  6,  15.  daz,  entzuute  weirouch, 
T — B  Luk.  1,  9.  weirach,  Matth.  2, 11.  der  rauch  der  weirauch 
steig  auf,  Offenb.  8,  4. 

weise  (wis,  -e)  stf.  Art  und  Weise,  in  adv.  Ausdrücken,  wis 
zugl.  als  stmu.  gebraucht,  mit  einem  Gen.  =  wie;  Melodie,  Gesang- 
stück, Lied:  Disz  (34.)  capitel  stet  eines  betes  weise  =  hat  die  Form 
eines  Gebetes,  Ack.  55,  10.  die  nei  bewerte  Iglauer  weiß  Phillipp 
Hagers  von  Nüremberg  — ■  helt  25  reimen  — ,  die  hocherfreite  meien- 
weis  Marcus  Mischko,  Igl.  Ms.  S.  17. 

weise  (weise)  swm.  Waise;  Edelstein  in  der  deutschen  Königs- 
krone, der  angeblich  seinesgleichen  nicht  hat:  der  wise(!)  ist  er  (der 
stein)  da  von  genant :  ir  wart  keiner  mer  bekant,  Ernst  3621. 

weisel  (wisel)  stm.  1.  Führer,  Anführer,  Oberhaupt,  2.  Bienen- 
königin, Weisel:  2.  zu  dem  alle  gute  ding  als  zu  dem  weisel  der 
pin  neben  und  halten,  Ack.  57,  8. 

weisen  (wisen)  swv.  1.  intr.  weise  werden,  2.  tr.  anweisen, 
unterrichten,  belehren,  3.  anzeigen,  kundtun,  offenbaren:  4.  wein,  daz, 
vaz,  w.  =  den  weinkiesern,  -kostern  zeigen,  von  denen  er  zum  Aus- 
schank zugelassen  wird,  5.  dartun,  beweisen,  6.  führen,  lenken,  leiten, 
7.  warnen,  abmahnen,  8.  einweisen,  in,  in  die  Gewehr  einführen,  in- 
vestieren, 9.  belehnen  mit  {Gen.):  3.  Du  bist  die  weisend  worheit, 
Sol.  11,  24.  —  8.  man  hab  si  (die  bergteile)  denne  aufgeben  und  sei 
darinn  geweiset  (sine  resignatione  et  investitura,  Const.  I  7, 20. 
nochdem  als  die  stuff  czwischen  den  sechslehen  und  Send  Andres 
geweist  ist,  Igl,  Bgr.  53,  22;  63,  2. 

weisen-kabe*  stf.  Waisengut:  rechnung  tun  von  w.,  Eger. 
Str.  C  69. 

weiser  (wissere)  stm.  1.  Führer,  Anführer,  Oberhaupt,  2.  Assessor 
(Beistand  eines  Richters),  3.  Zeigefinger,  4.  einer,  der  etwas  vorweist*: 


936  weis-lieit  —  weizen 

4.  bei  uusern  eidgenossen,  weisem  dicz  brifs,  Igl.  Rspr.  II.  Johannes 
Klewl,  dicz  brifes  weiser,  V  S  53. 

weis-keit  (wis-beit)  stf.  Verständigkeit,  Erfahrung,  Wissen, 
Weisheit,  Kunst:  darumb  bitten  wir  ewer  ersaine  w.,  Igl.  Stb.  V  10 d. 
euern  (ersamen)  Weisheiten  tun  wir  zu  wissen,  Igl.  Rspr.  V  53. 

weis-lich  (bei  L.  nur  in  anwiselich)  Adj.  w.  machen  =  zeigen, 
nachweisen:  So  die  ge werken  des  Mathes  Steigers  Stollen  weislich 
machen,  das  si  den  Stollen  von  dem  obristen  leihern  auffgenomen 
und  entpfangen  haben,  Igl.  Bgr.  N.  77,  2.  so  der  Karl  w.  macht, 
N.  84,  2.  so  er  das  w.  macht  als  recht  ist,  N.  95,  2.  als  das  genug- 
sam weislich  gemacht  wer,  Igl.  Stb.  V  100  d. 

weissage  (wissage,  wisage)  swm.  Wahrsager,  Prophet:  Plato 
und  ander  weissagen,  Ack.  50,  15.  das  haben  gelobt  alle  weissagen, 
wann  sie  sprachen:  am  besten  zu  sterben,  wann  am  besten  zu  leben, 
Ack.  19,  8.  Hastu  nicht  gekannt  den  weissagen,  der  in  dem  bade 
sterben  wolt  (ivohl  L.  Annaeus  Senecca,  Tac.  Ann.  XV  60 ff.),  Ack. 
29,  16.  wie  Hermes,  der  weissage  leret,  30,  19,  (Hermes  trismegistos, 
s.  Pauly,  Realencyclopädie  der  klass.  Altertumswissensck.  III 1309 ff. ; 
Preller,  Griech.  Myth.  3  Aufl.  S.  310  und  Anm.  3).  durch  Isaias  den 
weissagen,  T-B  Matth.  1,  22;  2,  17;  2,  23;  3,  3. 

weis-saginne  (wissaginne)  stf.  Prophetin,  prophetissa:  Maria, 
die  w.,  W — ß  Ex.  15,  20.  Anna  was  ein  weiz,z,aginne,  T — B  Luk. 
2,  36.    Lubussi  (Lybusa)  was  ein  wissagin,  Dal.  24,  2  (3,  15). 

weis-saglich  (wis-segelich)  Adj.  weissagend:  wir  habten  noch 
ein  festerz,  weissagklickz,  wort  (weissagende  rede,  XI.  Bibel),  T — B 
II.  Peter  1,  19. 

weis-sagunge  stf.  Prophezeiung,  prophetia,  divinatio,  W— B 
Num.  22,  7. 

weiten  (witen)  swv.  intr.  weit  werden,  sich  erioeitern,  tr.  er- 
weitern: geweitet  und  geveistet  si  sind,  W — B  Jer.  5,  28.  Homerus 
—  din  (Achills)  lop  nach  dinem  töde  gewitet  hat,  Alex.  5003.  sie 
sahen,  das  der  durchslag  auch  dennoch  nicht  czu  was  geweit,  Igl. 
Bgr.  N.  63,  2  S.  423. 

weitern  (witern)  swv.  intr.  weiter  werden,  tr.  erweitern :  weitert 
eure  necz  in  fachung  (werft  eure  Netze  zum  Fange  aus)  —  in  dein 
wort  weiter  ich  daz,  necz,  T — B  Luk.  5,  5 — 6. 

Weiterung  (witerunge)  stf.  1.  Erweiterung,  2.  Verzögerung* 
Verzug:  an  alle  w.  (allez,  verziehen,  XI.  Bibel),  T— B  Botenb.  25,  17. 

weit-vengig  (wit-vengec)  Adj.  mit  Gen.  weit  fangend,  weit 
fassend:  des  (Jonathams)  witvengec  prises  eilen  in  strite  sterben  dö 
erwarp,  Alex.  11546. 

weive  s.  weife. 

weiz,,  waisz  (weiz,,  -e,  weiz,z,e)  stswm.  Weizen:  Traut.  Chr. 
136  und  öfter. 

weiz,-gehand  (wiz,-gehant)  Adj.  weißhändig:  ouch  der  wiz,- 
gehanden.  Trist.  856.  die  wiz,gehande  Isöt,  307.  96.  171.  440.  die 
maget  die  wiz.gehande,  526.  987.  3685.  3799.  3981.  4051.  6749. 

weiz,-got  Adv.  —  Gott  iveiß  es,  tvahrlich:  ir  beginnent  ez,  weiz,- 
got  beclagen,  Alex.  5257. 

weizen  (weiz,in)  Adj.  aus  Weizen:  das  weitzene  semelmel, 
Traut.  Chr.  137  oben. 


weizen-bröt  —  wen  937 

weizen-bröt  (weiz,-,   weiz,en-bröt)  stn.  Weizenbrot:  David  teilte 

—  einem  iclichen  ein  schei blecht  weiczenbrot  und  einen  braten 
vleisches  wisent  und  ein  seniil,  gekreischet  mit  öle  (collyridam  panis 
unam  et  assaturam  bubulae  carnis  unam  et  similam  frixam  oleo, 
W— B  Kön.  II  6,  19. 

weiz^groscke  *  swm.  Weißgroschen:  1  Pf.  heller  ist  3  weiss- 
groschen.  Eger.  Chr.  164  S.  68. 

weiz/lecht  (wiz,lot,  wizjich)  Adj.  weißlich:  ist  das  gehere  weis- 
lecht  und  deiner  wenne  es  czu  recht  sein  sol,  W — B  Lev.  13,  30. 

weide   (ivohl  verschrieben  für  gelde  =  gelte)  die  smelczhutten 

—  hett  im  nucz  gemacht  bis  an  dise  czeit,  se  weide,  umb  hundert 
mark;  —  clagete,  das  er  der  hutten  —  kaine  rechuung  hat  getan, 
se  weide  aber  um  hundert  mark,  Igl.  Bgr.  N.  99,  1. 

welisck  s.  walchiscli. 

weidecht*  Adj.  waldig,  waldreich:  die  weidechten  tal  =  valles 
nemorosae,  W — B  Num.  24,  5  u.  6;  s.  buden. 

weidigen  (waltigen,  weltigen)  swv.  1.  tr.  einem  die  Gewalt 
übergeben,  2.  Oberhand  gewinnen,  bewältigen:  das  man  ir  {der  ver- 
brannten Grube)  nicht  weidigen  wolt,  Igl.  Bgr.  N.  90,  3. 

weif,  -e  stswm.n  Junges  von  Hunden  und  wilden  Tieren:  Dan, 
des  leben  weif,  vleusset  mildiclich  von  basan  =  Dan,  catulus  leonis, 
flu  et  largiter  de  Basan,  W — B  Deut.  33,  22.  der  lewen  weif  er,  Ps. 
56,  5.  Wirstu  nu  vahen  der  lebinne  (leaenae)  den  raup  und  erfüllen 
die  sele  irr  weifen,  so  si  ligen  in  den  holeru  und  in  den  kluften 
(Hs.,  lüften  =  in  specubus)  lagen?  Job  38 — 40.  der  igel  hat  ernert 
seiue  weifen,  Is.  34,  15.  under  den  lewen  hat  si  dirczogen  ire  weifen? 
Ez.  19,  2.  wan  joch  die  weifer  (huntleiu,  XI.  Bibel)  ez,z,ent  von  den 
prosmen,  di  da  vallent  von  dem  tische  irr  herren,  T— B  Matth. 
15,  27. 

Weif  nom.  =  Wolfram:  die  Welffen  (später  die  Wolfrainen 
genannt),  Böhm.  Chr.  103. 

welfel  (und  welfelin)  stn.  Meines  Junges  von  Hunden  oder 
wilden  Tieren:  die  rosweibe  (lamiae  =  weibliche  Vampyre)  —  haben 
emplecket  ire  brüste  und  haben  geseuyet  ire  welfel,  Klagen  des 
Jer.  4,  3.    w.  (=  junge  Hunde),  T— B  Mark.  7,  28. 

welle  stswf.  1.  Woge,  Welle,  2.  Stroh-,  Reisigbündel:  ein  well 
oder  ein  bewegung  des  windes  steig  ab  in  den*  see,  T — B  Luk. 
8,23.  __ 

wellen  tmreg.  Zw.  1.  wollen,  beabsichtigen,  verlangen,  wünschen, 
2.  als  Hilfszeitw.  der  Zukunft,  vermutend  =  ivird  wohl,  3.  glauben, 
meinen,  daß:  das  es  vor  got  eine  sünde  wil  sein,  Igl.  Ms.  S.  25. 

welsch  s.  walchisch. 

welt-wärheit*  stf.  alte  w.  =  Gott:  Ack.  57, 14. 

wehmg  stf.  Wahl,  auserwählter  Teil:  di  welung  ist  begriffen, 
T— B  Bömer  11,  7. 

welzung*  stf.  das  Herumwälzen:  daz,  gewaschen  swain  —  kert 
wider  in  die  welczung  des  horbes  (kots,  XL  Bibel),  T — B  II  Peter 
2,22. 

wen,  wenne  1.  denn,  2.  weil,  3.  als  beim  Komp.:  W — B  Igl. 
Str.,  Bgr.  Const.;  1.)  Elbog.  Chr.  5,  12;  16,  28;  17,  19;  2.)  19,  5; 
22,  36  usiv. ;  3.)  27,  33. 


938  wende  —  wenig 

wende  stf.  1.  Wende,  Bückwendung,  -kehr,  2.  äne  w.  unabwend- 
bar, unleugbar,  3.  Ort  des  Wendens,  4.  Seite,  Himmelsgegend, 
5.  Ende,  Grenze,  6.  Richtung,  7.  Handlungsiceise,  8.  Schande:  üf 
des  ringes  (von  sidin  tuochen)  wenden  wären  an  allen  enden  rück- 
lachen breit  üfgezogen,  W.  v.  W.  1284. 

wenden  sivv.  Trat,  wante,  wände,  auch  wente,  Part,  gewant, 
seltener  gewendet  1.  umwenden,  -kehren,  2.  rückgängig  machen, 
abwenden,  hindern,  verhindern,  3.  verwandeln,  4.  kehren,  richten, 
5.  ausrichten  (eine  Botschaft),  6.  an-,  verwenden,  7.  vermachen, 
(testamentarisch),  8.  verwant  part.  Adj.  angebracht,  verwendet;  aus 
schlaggebend;  zustehend;  angemessen,  beschaffen;  geneigt,  beteiligt; 
intr.  9.  eine  Richtung  einschlagen,  sich  wenden,  10.  grenzen  an, 
11.  aufhören,  sich  enden:  2.  wirken  werde  ich  und  wer  mak  das 
hin  gewenden?  (quis  avertit  illud?),  W— B  Is.  43, 13.  —  10.  Traut. 
Chr.  267.  —  11.  Traut.  Chr.  308.  wisliche  sie  (die  streitenden  lant- 
herren)  genanten  bi  zit  sie  wider  wanten,  W.  v.  W.  3802.  do  die 
dreilehen:  kunigslehen,  purgeriehen  und  abtlehen,  wanten,  Igl.  Bgr. 
N.  55,  1.  do  die  leben  —  wanten,  N.  104,  1;  N.  53,  16.  das  si 
westen,  wo  die  leben  ires  gemessen  pergs  wenten,  53,  16.  do  di 
siben  leben  wenden  zu  Send  Andres,  do  schol  auch  sein  ain  stende 
stuff  zu  der  selben  gruben  czu  Send  Andres  und  czwischen  den 
vorgenanten  sechslehen  in  czukünftigen  czeiten ,  N.  53,  4.  sein 
gemessen  perg  sol  do  wenden,  N.  57,  4.  das  di  mass  sich  wenden 
sol  an  der  stuffen,  N.  58,  8.  als  verre  die  losunge  wendet,  Eger. 
Str.  B  27.  wie  es  ihr  kais.  maj(estet)  mit  solcher  herschaft  —  enden 
und  wenden  mocht,  Traut.  Chr.  308.  das  des  hern  gründe  bein  diesen 
grenitzstein  sich  an  der  von  Trautnaw  gründen  daselbst  endeten 
und  wendeten,  267.  do  also  von  sinem  lande  ein  so  werder  furste 
wände  (schied),  Ernst  1782.  er  daz,  min  sele  wende  von  dem  libe, 
5145.  von  der  stuffen,  als  der  eider  gemessen  perg  gewant  hat  (zu 
Ende  ivar),  Igl.  Bgr.  N.  53.  24.  so  ver  ez,  went  (reicht),  Igl.  Stb. 
V  154  c. 

wend-stein  (wendel-stein)  sim.  Wendeltreppe,  das  sie  die  glas- 
venster  im  w.  ausdruckten,  Traut.  Chr.  153. 

wenen  swv.  tr.  gewöhnen,  mit  Gen.  an  etwas,  sich  angewöhnen; 
refl.  sich  gewöhnen  an  (Gen.):  wie  sie  so  waren  wilde,  sie  künde 
doch  die  minne  wenen,  daz,  sie  sich  nach  minne  künden  senen,  Alex. 
25657.  ez,  hiez,  der  knappe  guoter  an  höu  und  an  vuoter  und  an 
ander  spise  wenen,  Alex.  1719. 

wengel  (wengelin,  wengel)  stn.  Dein.  v.  Wange:  manec  wengel 
licht,  W.  v.  W.  1380. 

wenig,  wening  (wenec,  -ic)  Adj.  Adv.  1.  akt.  weinend,  klagend, 
2.  2}ass-  erbarmenswert,  unglücklich,  3.  wenc,  weng  nach  andern 
Interj.  des  Leides  und  Mitleides,  4  klein,  gering,  schicach,  5.  unfl. 
subst.  n.  wenic,  vil  w.  ein  w.  wenig,  nichts,  6.  Adv.  wenig,  kaum: 
der  wenige  man  (Zwerg),  Alex.  19087.  der  wenige  man  (David 
beim  Kampfe  mit  Goliat),  12993.  der  wenige  recke  (Zwerg),  19185. 
weningez,  mennel,  süf  ouch  du,  Trist.  5294.  —  als  Adv.  sitze  du  von 
uns  ein  weninc  hin  dan,  Trist.  389.  wie  weninc  weste  (wußte)  sie, 
972.     daz,  er  weninc  slief,  1420.  —  4.  unser  wenige  swester  (parva), 


wenikeit  —  werben  939 

W — B  Hohes  Lied  8,  8.  w.,  der  weniger,  der  wenigsten  (Mein,  -er, 
-sie  Zahl)  zal,  Elbog.  Chr.  57, 15;  34,  38. 

wenikeit  stf.  1.  Elend,  Not,  Unglück,  2*  geringe  Menge, 
paucitas :  die  nberigen  holczer  deines  waldes  vor  w.  werden  geczalt, 
W— B  Is.  10,  19. 

wenken  swv.  Prät.  wancte,  wenkete,  wencte  intr.  1.  wanken, 
schwanken,  weichen,  schiveifen,  2.  winken;  tr.  3.  einen  wanc  w.  = 
intr.  4.  wenden:  die  an  ir  reht  iht  wenken  =  in  ihrer  Pflicht  nicht 
wankend  werden,  W.  v.  W.  4076.  vil  herze  müe^en  an  fröiden 
wenken  und  in  järaers  tiefe  sich  senken,  Alex.  6357.  so  tnrret  ir 
niht  gewenken  von  manheit,  7006.  also  saz,  er  mit  gedanken 
wenkende,  Trist.  168. 

wenne  s.  wen. 

Went*  swm.  Slave,  W.  v.  W.  3268. 

wenunge  (wrenunge)  stf.  Schätzung,  Vermutung,  praesumptio: 
der  weise  Salomon  spricht:  di  peste  meisterinne  ist  wenunge  der 
warheit,  Const.  IV  16,  5;  s.  auch  vorwenunge. 

wepner  (wäpensere,  wsepensere,  -er)  stm.  Waffenträger,  armiger: 
W— B  Kön.  1 14,  1.  6.  7;  131,4.  Der  rufte  endlich  seinen  w., 
Richter  9,  54.  do  die  wache  was  der  w.  (arniatorum,  der  Bewaffneten), 
Richter  7,  11. 

wer,*  wehr*  Holzblock  von  bestimmter  Länge  und  Dicke  = 
Traut.  Chr.  250.  sind  100000  wer  holz  verbrant,  250.  —  18—19000 
wsehr  holz  wirt  in  einem  jar  (von  Trautenau)  auf  Kuttenberg  geflüst 
und  ist  der  besoldung  von  1000  wehr  aufs  wenigste  12  gülden 
(ä  15  patzen),  185. 

wer,  -e  swm.  der  gewährleistet,  gewährt,  Gewährsmann,  Bürge: 
des  ist  her  Walther  min  wer,  Alex.  6022. 

wer,  -e  stf.  1.  Verteidigung,  Wehr,  Kampf,  Widerstand, 
2.   Weigerung,    3.   Gesamtheit    der   Verteidiger,    Kriegsmacht,   Heer, 

4.  Waffe,  5.  Brustwehr,  Befestigung:  1.  einen  sprach  —  zu  bewerunge 
der  warheit  und  zu  seiner  were,  Hier.  179,  15.  David  lag  in  helf- 
licher  were  (in  praesidio),  W — B  Par.  I  11,  16.  —  4  hat  die  bogen 
irer  wer  zubrochen  (arcum  conterens),  Hier.  4,  3.  die  wapeu  ewer 
geistlichen  were  sullen  sein  keuschheit,  gedult,  demutikeit  und  dorzu 
gotliche  übe,  Hier.  51,  5.  verboten  wer  zu  tragen  büßt  man  mit  5  phunt 
haller,  Eger.  Str.  A  IX  1;  B  30;  Prag.  Str.  14,  20.  das  sie  dem 
Weissen  pesolt  mit  verbotener  were  in  sein  haus  wolden  sein  geloffen 
mit  frevel,  Buch  d.  Gebrechen  S.  221.  David  seczte  seine  were  zu 
Syria  der  stat  Damasco  (posuit  praesidium),  W — B  Kön.  II  8,  6.  — 

5.  und  sie  ummelegten  di  were  und  czunten  das  an  (praesidium), 
Richter  9,  49.  David  lag  in  helf  licher  were,  I.  Par.  11,  16.  w.  = 
Grenzzaun  zioischen  den  Häusern  und  Grundstücken,  intersticia, 
vulgariter  wer  dicta  (mezirka,  tschech.)  raichen,  Brunn.  Str.  I  78. 
er  hat  min  geleite  her,  des  bin  ich  ouch  hin  wider  (auf  dem  Rück- 
weg) wer  (Schutz),  Alex.  20528. 

werben  stv.  13  intr.  sich  (in  einer  Kreislinie,  um  eine  Achse) 
drehen,  2.  fähren,  3.  sich  umtun,  bemühen,  tätig  sein,  streben,  4.  be- 
nehmen, verfahren,  5.  ein  Geschäft  haben,  Handel  treiben,  6.  w.  an 
=  sich  mit  einer  Bitte  oder  Botschaft  wenden  an  einen,  7.  w.  nach, 
umbe   streben  nach,  sich  bemühen  um,   8.  einen  w.  =  berufen,  ein- 


940  Werbung  —  werfen 

laden,  9.  anwerben,  10.  Akk.  d.  S.  ins  Werk  setzen,  betreiben,  aus- 
richten, 11.  bitten  um:  dö  er  so  tugentlichen  warp  (so  tüchtig  tvar), 
W.  v.  W.  548.  —  7.  darnach  werben.  W.  v.  W.  7310.  swer  under 
dem  kriuze  stirbet,  wie  saeleclich  der  wirbet,  34-69.  daz,  sie  mit 
triuweu  würben  an  dem  willen  nie  verdürben,  836.  —  3.  Dovon 
werbet,  wie  ir  vornunfticlichen  lebet  nicht  als  toren,  Hier.  60,  21. 
die  weil  vaste  peiclenthalben  (bei  streitige  Parteien)  nach  dem  ercze 
werben  (arbeiter,  E.)  und  heilen  ez,  mit  der  huete  pehalten  —  bis 
zur  rechtlichen  Entscheidung,  wem  es  gehört,  Igl.  Bgr.  U — ß  26.  waz, 
werbet  ir,  waz,  ist  iuwer  ger?  Trist.  1206. 

Werbung  stf.  Werbung,  Bitte:  w.  =  Bitte  um  Hilfe  wegen  des 
Brandes  von  Brüx,  Briix.  Stb.  N.  304.  wir  haben  unsern  rats- 
freuud  Erhärten  Haller  zu  ewern  g-naden  mit  unser  w.  und  um 
euern  rat  zu  piten  geschickt,  Eger.  Chr.  1123  S.  298. 

werc  s.  werk  und  werg. 

werde  (bei  L.  nur  DFG  303b  und  Prag.  Str.)  sivm.  1.  Insel: 
wo  ein  werde  leit  bei  einem  Stade  —  er  gehört  zu  dem  stad, 
dem  er  nehir  leit,  Prag.  Rb.  165.  —  2*  Hindernis  im  Wasser: 
räumen  und  keren  seine  (der  wasserseige,  des  Stollens)  rinne  —  das 
icht  das  fliessende  wasser  mit  keinerlei  werde  und  hindernüsse 
gehindert  werden  (aliquo  obstaculo),  Const.  II  4,  5  (wenn  nicht  von 
wert,  -des  stm.).  umb  werd  (Land  im  Wasser)  und  alle  visseray 
(Fischerei)  ansprach  czu  dem  aigen,  czu  dem  werden  noch  czu  der 
vischserai,  Budw.  Urkdb.  Js.  498. 

werde  Adv.  1.  herrlich,  2.  zur  Ehre,  3.  zur  Freude  gereichend: 
3.  dö  er  den  brief  gelas,  gar  werde  im  zu  muote  was  (wurde  er  sehr 
froh),  Ernst  5210. 

werden  stv.  13  —  1.  Richtung  einschlagen,  kommen,  gelangen 
zu,  2.  erlangen,  3.  mit  sich  eins  werden,  4.  mit  Dat.  d.  P.  zufallen, 
zuteil    werden,    bekommen.    5.    werden,    ausschlagen,    gereichen    zu, 

6.  geboren  werden,  entstehen,  wachsen,  zustande  kommen.  Durch 
Abschleif ung  der  Partici-p-  in  die  Infinitivform  entwickelt  sich  die 
Umschreibung  des  Fut.,  7.  mit  Gen.  =  gerechnet  werden  zu,  werden 
aus,  geschehen  mit.  Des  e  genanten  reichen  mannes  sun  wart  teg- 
lichen  wacbseu,  Hier.  193,  6.  was  wirdestu  uns  denne  geben  in  dem 
tage  der  hoo.hzeit  (nuptiarum) ,  Sol.  55,  39 ;  meist  ist  auch  in  Sol. 
das  Fut.  mit  werden  umschrieben. 

werdikeit  s.  wirdikeit. 
weren  s.  wem. 
were-wort  s.  wer-wort. 
werfen  s.  ein-werfen. 

werfen  stv.  13  —  1.  icerfen,  schleudern,  2.  stoßen,  3.  rasch 
wenden,  4.  jagen,  5.  streuen  u.  dgl ,  6.  vertreiben,  anweisen,  verstoßen, 

7.  refl.  sich  zusammene  w.  =  sich  rasch  versammeln,  8.  sich  von  einem 
w.  =  abfallen,  9.  schleudern,  schießen,  10  würfeln,  11.  fliegen  lassen, 
12.  bergm.  schürfen,  13.  üf  w.  gegen  =  zum  Wettkampf  heraus- 
fordern: der  richter  (hofmeister)  wirft  urteil  an  die  schepfen  = 
fordert  sie  zur  Fällung  des  Urteils  a?</',  Igl.  Str.  271;  Igl.  Bgr. 
N.  10,  2.  3.  5;  N.  6,  4  u.  s.  ö.  sie  haben  uns  —  dorauf  geworfen 
und  dorczu  gehalden,  das  wir  der  lehenschaft  nicht  schulten  begeben, 
Igl.  Bgr.  N.  39,  5.    sich  werfen  an  =  sich  wenden  an,  Elbog.  Chr. 


werg  —  werk-man  941 

83,  25.  das  wasser  zurücke  w.  =  überschreiten :  do  er  nu  weck- 
quam  —  und  das  wasser  zurücke  gewarf  (amue  transraisso)  — ,  W — B 
Gen.  31,  21;  s.  auch  einwerfen. 

werg*  stn.  Werg,  Abfälle  von  Flachs:  ir  kleider  brinnen  als  ein 
werc  begunden,  Legende  752. 

werg*  Adj.  übel  gesinnt,  feind:  dem  (Job.  v.  Wartinberg  war 
er  [König  Rudolf  v.  Österreich]  werg  und  von  der  Lippin  dem 
Henrich,  Dal.  219  4  (99). 

wer'-geld  stn.  Wergeid:  Prag.  Str.  137,  121;  Olmütz.  Stb.  80. 

wer-haft  Adj.  1.  g während,  2.  gesetzlichen  Zahlungswert  be- 
sitzend: 2.  20  seh.  gr.  werhafter  müncz,  Igl.  Stb.  V  266  d. 

"wer-lial't  Adj.  dauernd,  streitbar:  Got  aller  wunder  hat  gewalt, 
die  ich  werhaft  und  manicvalt  geloube  und  erkennen  sol,  Alex. 
12904.  die  Sachsen  haben  weisse  har  und  die  schrift  spricht,  das 
sulche  leut  selten  w.  sein,  Böhm.  Chr.  44. 

wer-haftig  Adj.  =  werhaft  1.  dauerhaft,  2.  kühn,  streitbar: 
einen  torstigen  und  w.  man,  Böhm.  Chr.  18.  den  toren  ist  gegeben, 
das  sie  turstig  sein,  und  den  clugen,  das  sie  w.  sein,  17.  Neklan  — 
was  clug  und  was  doch  nicht  w.  und  redlich  (tüchtig)  zu  streiten, 
17.  ein  turstiger,  kuner  und  werhaftiger  Pehem,  50.  vil  wer- 
haftiger  leut,  86.  Tömlik  czumal  (besonders)  w.  ritter,  104;  die 
Befestigung  der  Stadt  mit  werhaftiger  hant  erhalten,  Elbog.  Chr. 
58,  23. 

werk-berlicli  Adj.  (bei  L.  nur  werebserlich  handwerksmäßig 
betrieben,  Mone  27,  215):  einen  so  werkberlichen  deinen  closz  als 
eines  menschen  haupt?  Ack.  38,  16. 

werken  s.  wurken. 

werker  stm.  1.  Arbeiter,  Handwerker,  2*  die  etwas  tun,  aus- 
üben: 2.  die  werker  der  ungangkeit,  T — B  Luk.  13,  27.  daz,  er  sent 
w.  an  sein  snite,  Luk.  10,  2.  wirdig  ist  der  w.  seines  Ions,  Luk. 
10,  7.    w.  der  ungerehtikeit,  Sol.  66,  8. 

werk-genosse  (-genö^e)  swm.  Randwerksgenosse,  Prag.  Str.  30. 
die  meister  (der  becken)  oder  ire  werggenossen,  Traut.  Chr.  140,  137. 

werk-gezeug*  (=  werc-ziue)  sttnn.  Handwerkszeug:  all  sein 
werchgezeug,  Igl.  Stb.  V  182  b. 

werk-leute  (werc-liute  PI.  von  werc -man)  PI.  Bauleute, 
Künstler,  Arbeiter:  einem  kauf  —  oder  w.  entfremden  (abwendig 
machen),  Eger.  Z.  43,  7. 

werk-licke,  -en  Adv.  1.  kunstgerecht,  künstlich,  2.  wunderbar, 
3.*  wirklich,  -in  der  Tat:  Erst  nu  wirstu  sehen,  ob  mein  rede  werk- 
lichen, (opere)  wird  erfüllet,  W — B  Num.  11,  23. 

werk-man  stm.  1.  Schöpfer,  2.  Werk-,  Baumeister,  3.  Künstler, 
bes.  in  Schmiedearbeit,  4.  Handwerker,  Arbeiter:  aller  hande  w. 
muosten  vil  ze  werke  hau  von  richer  gezierde,  \V.  v.  W.  7010.  Wo 
hat  ie  w.  gewurket  so  behendes  und  reiches  werkstucke  —  als  eines 
menschen  haupt?  Ack.  38,  15.  von  diesem  werc-manne  (hier  Schmied), 
Trist.  6013;  Legende  712.  719.  des  betehüses  w.,  685.  wan  die 
gewonheit  machin  kan  ein  gutin  werchman  (tschech. :  neb  obyc.ej 
cini  dobre  femeslo).  Dal.  157,  6  (69,  38).  einem  andern  Meister  einen 
w.  entfremden,  Eger.  Z.  13,  18;  14, 13.  bei  einem  Meister,  dessen 
.w  er  ist,  15,  24. 


942  werk-meister  —  werm-topf 

werk-ineister  stm.  =  werk-man:  saczte  in  w.  ==  magistros 
operum,  W— B  Ex.  1, 11.  Demeter  und  und  die  werkmaister  (Gold- 
schmiede), T— B  Btb.  19,  38. 

werk-schüli  (werc-schuoch)  stm.  Schuh  als  Längenmaß  der 
Zimmerleute,  Tischler,  Maurer:  ein  Thruenn  ( Truhe), " die  da  soll 
6  werckschüg  lanng  sein,  Eger.  Z.  44,  4. 

werk-stat  stf.  Werkstätte:  in  deiner  w.  sahen  wir  dich  ein  edel 
gewant  von  regenbogen  wurken,  Ack.  27,  9.  wier  wollen  auch 
beschützt  haben  und  einsetzen  die  w.  derselben  pröbste  und  brüder 
mit  dem  sigil  an  die  crone  unsers  —  vaters  (K.  Otakarv),  Traut. 
Chr.  20. 

werk-stücke*  stn.  Werk,  Meisterstück:  der  mensch  ist  —  das 
allerbehendest  (kunstvollste)  und  das  allerfreiest  gottes  werkstuck, 
Ack.  38,  12  u.  16.     w.  ist  ein  Mühlstein  genannt,  Traut.  Chr.  266. 

werkung  stf.  das  Inswerksetzen,  die  Tat:  der  zaig  sein  werkung 
von  guter  wandelung  in  der  senft  der  Weisheit,  T — B  Jak.  3,  13. 

werk-zeug-strempfel*  stm.?  Prägestempel  zum  Münzen:  Traut. 
Chr.  41. 

wer-lich  =  werhaft  Adj.  1.  kämpf  gerüstet ,  bewaffnet,  tapfer, 
2.  Schutz  bietoid,  befestigt:  1.  so  werliche  hant,  W.  v.  W.  4571.  ich 
sol  mit  werlicher  hant  und  durch  kämpf  gein  den  heiden  komen, 
3495.  Er  kam  in  werliche  laut,  die  er  wol  erbüwen  vant  mit  guoten 
bürgen  unde  steten,  Alex.  21 811. 

wer-liche,  -en  Adv.  hievon:  wann  wir  in  langer  czeit  zu 
Behem  nit  endliches  han  geschafft  sonder  nur  neulich  in  einer  vesten 
hübschen  stat  auf  einem  berge  werlich  gelegen,  Ack.  5,  16. 

•wer-liche,  -en  (wserliche,  -en)  Adv.  wahrhaftig,  wahrlich,  in 
der  Tat:  Ack.  46,  7. 

wSrlt  (G.  werlt,  -e,  werlde)  stf.  1.  Zeitalter,  Jahrhundert,  Jahr- 
tausend, 2.  die  ganze  Schöpfimg,  Welt,  3.  Menschengeschlecht, 
Menschheit;  3  junge  w.  =  junge  Leute:  ein  junge  werlt  gegen  im 
trat  mit  allerhande  seitenspil,  Alex.  Anh.  1956;  —  5.  weltliches,  sünd- 
haftes Leben. 

werlt-lich  Adj.  und  Adv.  1.  zur  Welt,  zum  Leben  gehörig, 
2.  iceltlich  (Gegensatz  zu  geistlich  und  himmlisch),  3.  weltlich  gesinnt: 
2.  in  geistlichen  und  werltlichen  Sachen,  Const.  II  5,  9.  geistliches 
und  werbliches  rechten,  Const.  III  1  Einl.  keinerlei  doran  fordern 
—  wider  geistlieh  noch  werltlich  in  keinerlei  weis  6n  geverde,  Mind. 
d.  Egerl.  S.  48.  zu  werltlichen  höchzeiten  (im  Gegensatz  zur  Priminz 
eines  Pristers)  Eger.  Str.  A  1,  1;  B  3.  den  werntlichen  pristern 
(  Wr/tpriestern),  Eger.  Chr.  1125  S.  303.  in  werntlichen  sachen,  1148; 
Eger.  Str.  C  18.  mit  gaistlicher  und  werntlicher  manschaft,  Brüx. 
Stb.  349.  unter  dem  schein  des  glaubens  sich  wemtlich  und  geist- 
lichen behelfen  mit  unbestendigen  furbringen,  Elbog.  Chr.  160,  39. 
epicurier  und  stoici,  weltliche  weisen,  T — B  Botenb.  17, 18. 

Tverni-stube*  swf.  Wärmstube:  man  bawet  die  wermstuben 
aufn  rathaus,  Eger.  Chr.  81. 

werm-topf  (bei  L.  nur  HB.  M.  412)  stm.  Wärmtopf,  scutra: 
Hiram  machte  kessil  und  gleich  hoch  sinewelle  vermtopfe  und  gis- 
kopfe,  W— B  Kön.  III  7,  40. 


wermüt  —  werren  943 

wermüt,  -e  (wermuote,  -e,  -müete)  n.  Wermut,  absinthium: 
Gefullet  hat  er  mich  mit  herbikeiten;  trunken  hat  er  mich  gemacht 
mit  wermute,  W—  B  Klagen  Jer.  3,  15.  gedenke  meiner  ubergerunge 
(Elends),  der  wermute  und  der  galle,  3,  19. 

wern,  weren  swv.  1.  abs.  zahlen,  geben,  2.  Entschädigung  geben, 
3.  Auskunft  geben  über,  4.  gewährleisten,  bürgen,  5.  sicher  stellen: 
1.  das  in  Procop  schon  gewert  hab  und  im  nicht  mer  schuldik  sei, 
Igl.  Str.  246.     ein  schuldiger  schal  man  czu  dem  ersten  weren,  253. 

—  4.  daz,  ich  im  uubevahens  wer  (gewähre)  nach  unser  zweier  liebe 
ger,  W.  v.  W.  4269. 

wem,  weren  siov.  verweilen,  ausdauern,  Bestand  haben,  dauern: 
din  kintheit  gerach  diu  werndez,  herzeleit,  Trist.  1890.  Paulus  bräht 
daz,  wernde  lieht,  Alex.  6297.  seinen  wehrender  dieser  Zeit  ehrlich 
vollführten  Lebenswandel  dociren,  Eger.  Z.  25,  14. 

wem,  weren  siov.  1.  schützen,  verteidigen,  2.  refl.  sich  wehren, 
sträuben  gegen,  3.  mit  Dat.  fernhalten,  versagen,  verbieten,  4.  hindern, 
verhindern:  1.  Ob  nu  di  vraw  ir  leip  und  ir  gut  nicht  pas  geweren 
mug  mit  totpetleuten,  Igl.  Str.  247.  sol  ich  din  enbern,  daz,  muoz, 
mich  ganzer  sorge  wem,  Alex.  728.  so  er  —  das  handtwerch 
arbeiten  würd,  das  sol  man  im  wieren  und  ablegen,  Igl.  Stb.  V 
176  d. 

wernde  s.  werren. 

wernt-licli  s.  werlt-lieh. 

werre  stsiof._  swm.  Verwirrung,  Störung,  Schaden,  Not,  Be- 
drängnis, Leid,  Ärgernis,  Zerwürfnis,  Zwietracht,  Aufruhr,  Krieg, 
Gefecht,  Scharmützel,  Gatter,  Falltor :  würde  der  werre  rnere  dan  so 
vor  was  der  ere,  W.  v.  W.  3949.  zu  kriege  und  zu  weren  lassen 
sie  (die  menschen)  es  (ihr  Gut)  nach  in,  Ack.  54,  9.  wirt  aber  ein 
werre  (Rechtsstreit)  under  in ,  D  I R  13,  5.  doriune  begriffen  ist 
weres  Sachen  (Streitigkeiteyi) ,  Mind.  d.  Eg.  S.  21.  unmenschliche 
krig,  unfrid  und  werren,  01m.  Stb.  54.  —  W — B  1.  error;  2.  ritus; 
3.  iurgium:  1.  ein  poser  werre  (error  pessimus),  W — B  Prediger  10,  13. 
lere  und  werren  und  torheit,  Prediger  1,  17.  lachen  hab  ich  vor- 
wenet  werren,  das  Lachen  hielt  ich  für  Unsinn,  Prediger  2,  2.  in 
werren  umb  sust  betrogen  =  errore  deceptus,  Job.  15,  31.  —  2.  do  lies 
er  (Achior)  seinen  heidnischen  werren  (relicto  geutilitatis  ritu)  und 
geloubte  gote  und  besneit  das  vleisch  seiner  vorbaut,  Judith  14,  6. 

—  3.  Alleine  mag  ich  nicht  ewer  geschefte  getragen  und  die  purde 
und  den  werren  (ac  jurgia),  Deut.  1,  12. 

werren  stv.  13  —  1.  verwirren,  2.  uneins  machen,  in  Zwietracht 
bringen,  3.  hindern,  4.  schaden,  5.  kümmern,  waz,  wirret  =  was  liegt 
daran,  Kummer  verursachen:  1.  sie  want  und  war  sich  vaste  darin 
(wickelte  sich  ins  Hemd),  Trist.  701.  hier  ein  storje,  dort  die  ander, 
die  sich  sere  wurren,  Alex.  3489.  toene,  die  sich  wurren  in  einander, 
Alex.  6063.  dö  begunden  sich  die  herren  an  der  küre  werren, 
W.  v.  W.  3904  u.  3782.  ez,  muoz,  ein  ander  sache  sin,  diu  iu  an  in 
wernde  ist,  6561.  was  wirret  dir?  (was  quält  dich?),  Trist.  343. 
,iuch  wirret  lichte  ein  ander  not',  „mir  wirret,  daz,  mir  wirret, 
daz,  ich  mit  iuch  verirret  mannes  unde  liebes  bin",  Trist.  1016  ff. 
ir  wirret  zu   dem  leben  nicht  (fehlt  nichts),   3637.     was  wirret  dir 


944  werts  —  wesen 

(was  fehlt  dir),  hertzenliber  vater?  Hier.  137,  28.  nimant  sal  sich 
an  »lern  andern  rechen,  was  im  anch  gewirret.  Hier.  45,  2. 

werts  (Gew.  von  wert,  wart)  Adv.  gerichtet  gegen,  in  der 
Richtung:  sein  haus,  das  da  ligt  ewerm  statrichter  zu  rechter  hande 
ken  Prag  wercz,  Igl.  Stb.  III  114 d. 

wert-schaft  stf.  (bei  L.  nur  Jen.  st.  65)  Wert:  die  herrn  (wein- 
koster,  weiuseczer)  sollen  allen  den  wein  nach  seiner  wertschaft 
seczen  und  nicht  noch  gunst  tewr  oder  nach  Ungunst  pas  feiler, 
Olm.  Stb  53. 

werunge*  stf.  =  were,  1.  Gelegenheit,  2.  Schutzmannschaft, 
Besatzung:  durch  eiu  ander  werunge  werden  die  iuden  erlost  (per 
aliam  occasionem),  W — B  Esther  4,  14.  werunge  wil  ich  seczen  in 
dein  belegunge,  Is.  29,  3  (muninienta).  David  legte  in  dem  lande 
Edom  hutleute  und  werunge  =  statuit  praesidium,  Eon.  II  8,  14. 
"Wenne  du  beiigest  ein  stat  lange  czeit  und  mit  werungen  (munitioni- 
bus)  sie  ummeringest,  nicht  hovve  ab  die  poume,  von  den  man  gessen 
mag,  Deut.  20,  19. 

werunge  stf.  1.  Geicährung ,  2.  Bezahlung,  3.  Sicherstellung, 
Gewährleistung  des  Besitzrechtes,  4.  geivährleisteter  Münzicert,  Gold- 
oder Silber  Währung  einer  Stadt,  eines  Landes:  2.  der  erste  —  schol 
von  dem  vorkaufteu  haus  oder  erbe  e  sein  werung  genczlich  nemen  und 
her  (der  Zweite)  donach,  Igl.  Str.  57  b.  die  erste  w.  (Bäte)  auf  czu- 
kuuftig  phingsten  78  seh..  Igl.  Stb.  V274d.  die  leezte  w.  XIII  seh., 
V282a.  —  3.  Von  werunge  (=  gewere).  "Wer  die  gewere  hat  an 
eime  gute,  do  wider  muss  in  iener  mit  mer  rechte  uberezeugen;  der 
hat  pesser  recht,  mit  czeugen  sich  weren,  denn  iener,  der  der  gewer 
darbit,  Prag.  Rb.  98.  —  4.  prager  muneze  behemischer  w.,  Stb.  Brüx 
N.  126.  der  stat  werung,  Eger.  Achtb.  H  29.  4.  werunge  der  stat 
czu  Eger,  II  5.  6.  7.  12.  —  30  seh.  gr.,  was  der  stat  w.  ist,  Igl.  Stb. 
III  316  a.    mit  gutem  gelt  und  werunge  beczalen,  III  193  d. 

wer- wort  stn.  Wort  der  Abwehr,  Entschuldigung,  Ausrede: 
umb  werwort  fiuden  bedarf  sie  keines  ratmannes.  Ack.  45.  2.  das  si 
icht  vorschame  sich,  werworter  vindende  (die  Tochter  möchte  sich 
sonst  der  Gelegenheit,  die  sich  findet,  bedienen),  Sirach  26,  13. 

wescher  stm.  1.  Wäscher,  2.  Schwätzer:  2.  Elbog.  Chr.  104,  29. 

wesen  stv.  II  —  1.  bleiben,  verweilen,  2.  sein,  existieren, 
3.  dauern,  4.  geschehen :  wesent  (seid)  mit  uns  wolgemut,  W.  v.  W. 
2595. 

wesen  stn.  1.  das  Sein,  2.  Verweilen,  Wohnen  an  einem  Ort, 
Aufenthalt,  3  Wohnung,  Hausu-esen,  4.  Wesenheit,  5.  Art  zu  sein, 
Eigenschaft,  Zustand,  Lage,  6  in  persönlichem  wesen  =  persönlich, 
7.  in  w.  komen,  gedeihen,  8.  Bing,  Sache:  1.  wann  nu  alle  mensch- 
geslechte  —  müssen  von  wesen  zu  nichte  wesen  kumen,  Ack.  14,  4. 
alles,  das  leben  und  wesen  hat,  sei  euch  unholt,  ungunstig  und 
fluchen  euch  ewielichen,  2,  4.  nicht  aus  den  gesiechten,  die  neur 
ein  wesen  (esse)  haben,  noch  aus  den,  di  wesen  und  wachsen.  Sol. 
19,  30.  —  5.  dem  allein  der  rechten  wesen  vorlihen  ist  (legis  esse 
latorem  concessum  est),  Coust.  I  5, 10.  das  ding  mit  allem  seinem 
wesen  (cum  omni  suo  iuteresse),  das  davon  entsteet,  IV  6,  3.  in 
welichem  (D,  welchen  H)  wesen  oder  wirden  es  sei  (praeeminentiae), 
I  8,  4.    Das  urteil  —  in  seinem  wesen  krefftigen  und  bestettigen, 


wes-lich  —  we-tag  945 

IjSfl.  Bgr.  N.  84, 2.  in  das  erste  wesen  =  in  statum  pristinum, 
W — B  Par.  II  24,  18.  also  das  nicht  ein  stund  (una  hora)  in  einem 
wesen  (statu)  beleibt,  Sol.  8,  34.  die  weil  (solange)  aber  mein  haus- 
fravv  katerina  also  ir  wesen  (Witwenstand)  steticleich  fueret  und 
witib  beleihet,  Igl.  Stb.  III  153c. 

wes-lich  (wese-,  wesent-lich)  Adj.  1.  wesenhaft,  loirMich, 
2.  dauerhaft:  in  weslicheui  baw  =  in  gutem  Zustand,  Elbog. 
Chr.  58,  7. 

weste  Prät.  von  wizj^en  s.  d. 

wester-barn  stn.  m.  Kind  im  Tauf  Meid,  Täufling:  er  bevalh 
diu  reinen  westerbarn  einem  wisen  kapelän,  der  solt  sie  in  siner 
phlege  hän,  W.  v.  W.  3419. 

wester-hemde  stn  Tauf  Meid,  -hemd:  siner  snevar  westerhemde 
Wolter  zu  wäjienrocke  hän,  W.  v.  W.  3567  f. 

wester-lege  stf.  Anlegung  des  TaufMeides:  nach  kristen  e 
vrouwe  Benen  nam  Willehalm,  hän  ich  vernomen.  ir  westerlege 
ouch  vür  was  komen,  W.  v.  W.  7776. 

wöstnisch*  Adj.  westlieh:  Czeucb  ous  gegen  allem  westuischen 
reiche  (adversus  omne  regnum  occidentis),  W — B  Judith  II  5. 

wesung  stf.  Wesen,  WirMichkeit:  über  alle  Vernunft  und 
wesunge,  Sol.  79,  22.  wenn  du  —  über  alle  w.  —  erkennet  wurdest, 
79,  14.  alle  w.  der  himelischen  seien  (essentiam),  Sol.  8<J,  22.  ein 
got,  3  personen  in  der  w.,  102,  21.  unteiliche  w.  =  individuam 
essentiam  (trinitatis),  99,  18.  von  der  unbegreiflichen  w.  der  heiligen 
drivaltikeit,  102,  10.  drileichs  in  den  personen  und  ein  in  der  w. 
(in  essentia),  101,  4. 

wet  (und  wette)  Adj.  bezahlt,  ausgeglichen:  kein  teil  dem 
andern  ichtes  pfiicbtig  sol  sein,  sunder  es  sol  gancz  und  gar  czwischen 
in  wet  sein,  Olm.  Stb.  153.  ir  leben  wart  dö  wette  (verloren),  Alex. 
8286. 

we-tag,  -e    stswm.    1.    leiblicher   Schmerz,    Leiden,   KranMteit, 

2.  der  fallende  w.  =  Fallsucht:  nach  unruwe  seruug,  nach  serung 
wetag,  nach  wetag  afterrew  musz  verwarren  man  begeiuen,  Ack. 
19,  1.  in  wetagen  lassen  sie  (die  menschen)  ir  gut  zunick,  54,  11. 
wanne  von  des  houptes  wetagen  wirt  der  gantze  leip  gekrenket, 
Hier.  70,  23.  noch  der  menige  meines  wetagens  und  meiner  betrüb- 
sal  hab  ich  geredt,  W — B  Kön.  I  1,  15.  in  we lagen  wirdestu  gebeten 
deine  sune,  Gen.  3,  16.  iu  wetagen  eivzurnet  =  dolore  stimulatus, 
Deut.  19,  6.     und  weis  iren  wetagen  wol  =  sciens  dolorem  eius,  Ex. 

3,  8.  auevank  meines  wetagens,  Gen.  49,  3.  wenne  sie  sahen  seinen 
wetagen  gar  giosen,  Job  2,  13.  von  der  erden  czeuchet  nicht  ous 
der  wetage,  Job  5,  6.  Und  dovon  sint  meine  wort  voller  wetagens, 
6,  3.  nicht  rastet  mein  wetage,  16,  7.  in  wetagen  werdet  ir  slafen, 
Is.  50,  11.  —  über  den  wetagen  (S.)  meiner  wunden,  Ps.  68,27. 
=  languor:  slug  in  unser  herre  in  unheimlichen  (st.  uuheillicheu) 
wetagen  des  pouchis  =  languore  insanabili,  Par.  II  21,  18.  beheldest 
seine  gepot  allen  den  wetagen,  den  ich  hab  gesaczt  in  egypten,  Ex. 
15,  26.  Ouf  wirt  heben  der  herre  von  dir  allen  wetagen  und  die  gar 
büst-n  seuchen  der  egipten,  Deut.  7,  15.  —  Wann  leider  manigmal  die 
leute  vor  marter  und  vor  sulchem  wetagen  sagen  und  bekennen  uff 
sich  selbs  und  uff  ander,  das  sie  nie  getan  haben,  Olm.  Stb.  89. 

Jelinek,    Wörterbuch.  60 


946  wette  —  wide 

wette  Adj.  s.  wet. 

weter,  wetter  stn.  1.  Wetter,  Witterung,  2.  Gewitter,  Ungewitter, 
3.  frische  Luft :  3.  wandernde  in  dem  paradise  gegen  dem  weter  noch 
mittem  tage  =  ad  anram,  W— B  Gen.  3,  8.  das  ir  Stollen  —  den 
czechen  weter  pringt  und  wasser  benimt,  Igl.  Bgr.  N.  77.  2. 

weter-leichten  (weter-leichen)  swv.  blitzen:  mit  dondern  und 
w.,  Ee:er.  Chr.  426. 

weter-tag  stm.  1.  Tag  mit  günstiger  Witterung,  2.*?:  auf  die 
w.  6  gemain  pachofen  machen  (hier  ganz  bestimmte  Tage),  E°-er. 
Str.  C  105. 

wetzen  Prüt.  wetzete,  wazte,  Part,  gewetzet  swv.  1.  schärfen, 
schleifen,  wetzen,  2.  tjoste  werden  gewetzet  =  es  tcird  scharf  los- 
gerannt, 3.  bildl.  anfeuern,  anreizen:  do  wurden  durchsniten  he 
(der  Sünder)  hertzen  und  wetzten  auf  in  ire  zene,  Hier.  13,  16. 

wetzger,  wetzker  (vielleicht  entstellt  aus  wätsac  oder  nach 
Schindler  mit  franz.  wache  zusammenhängend)  stm.  Hängetasche: 
in  diser  aufrure  hern  Sebastian  der  wetzscko,  dar  inne  sein  gerechtic- 
keit  und  gelt  gehapt,  verloren  woren,  Elbog.  Chr.  128,  22  u.  31. 

weuchzen  (wuchzen)  sicv.  schreien,  brüllen:  mit  busaunen  er- 
clengende  und  weuchczende  (ululautes)  nach  in,  W — B  Judith  15.  3. 
Des  lewens  wenchczen  (rugitus)  und  die  stimme  der  lpbinne  und 
die  czene  der  weifen  der  leben  sint  czumüschet,  Job  4,  10.  Von 
verrens  reuchet  (riecht,  odoratur)  es  den  streit,  die  reiczunge  der 
fursten  und  das  weuchczen  des  heres  (ululatum).  Job  39,  25. 

wevel,  wefel  stn.  Einschlag  beim  Gewebe,  stamen,  substamen, 
tela  s.  bei  warf:  des  warfis  und  wefils.  W — B  Lev.  15,  59.  an  dem 
warf  oder  wefil,  Lev.  13,  47  f.  Do  was  auch  die  eul,  der  äff  und  esel 
wefels  weis  getragen  (so  verbessert  von  Martin,  eingetragen  Cb.), 
Ack.  27,  12.  —  100  gülden  in  peraitschaft  (=  bar),  wol  und  weffl 
und  worf,  Igl.  Stb.  V  31  a. 

wez^erl,  -in  stn.  Meines  Gewässer:  da  daz,  wez^erl  vlöz,,  Trist. 
3773.    diz  we^erlin,  3795. 

wibel  stm.  Korn-,  Mistkäfer,  attacus.  curculio,  scarabaeus:  Und 
doruber  wirt  deine  herre  got  wibel  senden  in  sie,  uncz  bis  her  sie 
vortilget  alle  (crabrones) ,  W — B  Deut.  7,  20.  ich  wil  wibeln  aus- 
senden, Ex  23,  28. 

wie  Gen.  wiges  stm.  n.  Kampf,  Krieg :  beriht  iueh  niht  wan  üf 
wie,  Alex.  16521.  ir  wie  tet  den  Kriechen  we,  21921.  er  fuort  sin 
her  in  den  wie,  Ernst  3882. 

wichsen  Adj.  aus  Wachs:  ein  wixsen  kelch.  Traut.  Chr.  43. 

wicht  stmn.  Geschöpf,  Wesen,  Ding,  Wicht,  Kobold,  Zwerg, 
Teufel:  du  bist  ze  strite  noch  ein  wiht  (noch  zu  gering),  Alex.  5523. 

wichtel,  wichtelin  stn.  Kobold,  Zwerg,  Wichtel:  du  beesez, 
wichtel,  Schretel  327. 

wichtikeit*  [vgl.  Lexer  wihtec,  was  nach  dem  Pfund,  Gewicht 
verkauft  wird)  stf.  Berechnen  nach  Geivicht?  von  ein  Lott,  was  gar 
gemein  u.  schlechte  arbeit  (der  Goldschmiede)  3  weiß  groscheu  und 
was  der  w.  4  weiß  groschen  (als  Strafe)  und  nit  weniger  [soll] 
genommen  werden,  Eger.  Z.  12,  11. 

Wide  (wid,  -e,  wit)  stf.  1.  Flechtreis.  2.  Strang  aus  gedrehten 
Reisern,    bi    der    wide    bei   Strafe    des   Henkens,    bei   Todesstrafe, 


widemen  —  wider-brengen  947 

3.  Band  als  Schmuck:  2.  —  reht  wart  genzlich  ervult  —  mit  swert 
und  mit  der  wide.  sus  sehuof  der  junge  starken  vride,  W.  v.  W. 
234.  swer  den  fride  —  braeche,  daz,  solt  diu  wide  rihten  unde  ouch 
das  swert,  4041.  wir  suln  einen  lantfride  swern  und  gebieten  bi 
der  wide,  daz,  man  den  balde  als  man  sol,  1779.  da  gegen  (gegen 
den  angebotenen  Frieden)  bot  er  in  die  wide  und  anders  niht  wan 
sterben,  Alex.  9263.  bi  dem  swert  und  bi  der  wide  sol  man  halten 
dineu  vride,  Alex.  27991.  25868.  dö  wart  geboten  in  der  vride  bi 
dem  hals  und  bi  der  wide,  Ernst  4364.  sust  wart  geboten  in  der 
vride  bi  dem  swerte  und  bi  der  wide,  1434. 

widemen  s.  widmen. 

wider  swm.  stn.  Widder:  ein  ungemeiligten  wider  von  der  bert, 
W— B  Lev.  5.  18. 

wider-ansprache*  stsivf.  Gegenklage,  Const.  IV  7,  8. 

wider-ansui'eclien  *  stv.  1 2  Gegenklage  erheben,  ein  Geklagter 
kann  den  Kläger  w.  =  seinerseits  klagen:  und  sol  do  wider  (gegen 
dieses  Gesetz)  nicht  helfen  di  aide  gewonheit,  di  pillich  genant  ist 
ein  pöse  rechtprecherinn,  das  ist,  das  nimand  den  andern  wider  an- 
sprechen muge,  er  sei  denne  vor  von  im  mit  gerichte,  das  iczuud 
angehaben  ist,  erlediget  und  enpiudet,  Const.  IV  7,  6. 

wider-ausprecken*  stn.  Erhebung  einer  Gegenklage  seitens 
eines  Geklagten:  man  sol  halden  —  dise  ordenunge  in  dem  w. :  das,  wann 
des  clagers  vorderlinge  furgelegt  ist,  czuhant  sol  der  antworter  den 
clager  wider  ansprechen  —  darnoch  wirt  er  nindert  gehört,  es  sei 
denne,  das  des  widersprechens  meldunge  ee  dem  richter  gereicht  sei 
ader  das  der  antworter  gelautmert  habe,  das  er  wolle  wider- 
ansprechunge  tun  in  demselben  gerichte,  Const.  IV  7,  6.  das  wider- 
ansprechen sol  —  kein  stat  haben:  1.  ist  das  des  wideransprechers 
vorderunge  schedlich  ist  der  ersten  vorderunge;  2.  ader  ab  der 
clager  clagt  in  statrecht  und  der  antworter  meinet  in  in  der  an- 
spräche czu  sehenden  ader  scheiden;  3.  ader  herwiderumb,  ab  der 
clager  claget  und  schendet  (criminaliter  impulsare)  und  der  antworter 
in  anspricht  mit  statrecht,  so  geet  pilleich  abe  in  disen  geschichten 
di  wideransprache ;  wan  gleicheit  ist  in  gerichte  peiden  teilen  czu 
halden,  Const.  IV  7,  8. 

wider-ansprechunge*  stf.  Gegenklage :  es  sol  nimand  vorsuchen, 
den  richter  wider  sich  czu  haben  in  der  w. ,  den  er  für  sich  gehabt 
in  seiner  clage  (in  reconveniendo),  Const.  IV  7,  7. 

wider-bägen  siov.  heftig  widersprechen:  zühteclichen  er  das 
dulte  äne  w.,  W.  v.  W.  6209. 

wider- bieten  stv.  III  1.  durch  Botschaft  absagen,  widerrufen, 
2.  Fehde  ansagen,  Krieg  ankündigen:  wenne  der  herre  der  here 
(exercituum)  hat  das  betrachtet  und  gesaezt;  wer  mag  das  wider- 
pieten?  (quis  poterit  infirmare?),  W — B  Is.  14,  27. 

wider-bot  stn.  1.  Gegeneinsatz  im  Brettspiel;  2.  Gegenantrag, 
Antwort;  3.  Fehde-,  Kriegsankündigung:  3.  dö  er  vernam  daz.  w., 
Alex.  5265. 

wider-brengen,  -bringen  unregelm.  Zw.  1.  wieder-,  zurück- 
bringen, 2.  wiedereinbringen,  3.  iviederherstellen,  4.  ersetzen,  vergüten: 
Eintweder  ir  widerbiingt,  was  ir  habt  —  begangen  oder  kompt  des 
mit  ir  an  got,  —  der  do  ist  mein  und  aller  weit  richter,  Ack.  29, 1. 

60* 


948  wider-brengunge  —  wider-gelt 

rates  und  widerbringeus  seit  ir  mir  pflichtig.  32.  2.  clage  mit  Ver- 
lust, die  du  nit  kaust  widerbriugen,  31,  2.  mich  reuet  mein  serig 
{schmerzlicher)  Verlust,  die  ich  nimmer  w.  mag,  14,  18.  es  (mein 
Vergehen  gegen  Gott)  hett  mir  widerbracht  die  wandelsäne  [mein 
Weib),  21,  1.  aller  seuchen  widerpringenden  artzt  =  Gott,  Ack. 
57,  10.  Christus  —  widerbreng-en  sol  den  leip  unserr  demütikeit 
(qui  reformabit).  Sol.  86,  11.  du  (Gott)  rufst:  ich  widerbring  ireficio), 
33,  5  u.  7.  Der  macher  bistu,  widerbreng  mich  =  Plasmator  es, 
restaura  me,  7,  12.  eine  sache  widerprengen  =  restaurare,  Const. 
IV  10,  8.  einen  am  Erscheinen  vor  Gericht  durch  ehaft  not  Ge- 
hinderten sol  man  widerprengen  geüczlich  czu  ganczer  sachen  an 
alle  minnerunge,  P7  4,  14  (reformetur).  die  werden  das  lant  er- 
leuchten  und   w.,   Böhm.  Chr.  7.     das  ir  hon,  smachait  und  schaden 

—  widerbracht  werden  mocht,  Eger.  Chr.  1162. 

wider-brengunge,  -bringunge  stf.  Wiederherstellung,  Zurück- 
bringung, Errettung  von:  des  rechten  widerbrengunge  (jus  recuperaudi) 
ist  an  den:  das  ab  imand  mit  gewalt  aus  seiner  sitczuuge  geworfen 
und  geweist  ist  ader  ab  ein  man  nicht  daheime  ader  nicht  kegen- 
wortig  were  von  eehafter  not,  wegen  etliche  besiczunge  ader  etwas 
dinges  wurde  angesprochen  ader  etwas  anders  im  czu  schaden  getan 
were,  man  sotane  ding  widerprengen  sol,  Const.  III  9,  2. 

•»vider-driez,  stm.  1.  Verdruß,  Ärger,  Groll,  2.  Beschwerde,  was 
Verdruß  usw  erregt:  so  man  wiederzemikeit,  anfechtunge  und  wider- 
drisz  —  geduldeclichen  leidet,  Hier.  9,  16.  vor  den  richtern  sal  er 
seinen  widerdriz  mit  seines  rechten  bewerunge  furlegen  (iniuriam), 
Const.  I  4,  1.  so  schadet  mere  der  widerdris  eines  mannes.  der  nicht 
kegeinvortig  ist  [in  einer  Gewerkenversammlung  bei  Verleihung  einer 
Lehenschaft)  in  diesem  teile  denne  Widerrede  vil  leute,  die  kegen- 
wortig  sein  (contemptus),  17,  11.  czu  irem  (der  bergmeisterj  ampte 
gehöret  auch,   das  si  kleine  widerdrise,   do  nicht  blut  vergossen  ist, 

—  richten,  I  7,  20.  das  nicht  der  minner  w.  sich  zu  räche  stellen 
niuss  der  menige  (offensa),  I  15,  8.  was  in  (den  smiden  — )  widerdrisses 
entsteet  oder  gebrechens,  I  15,  7.  noch  sullen  richter  und  scheppen 
in  das  czu  widerdries  ader  unrecht  achten,  das  der,  der  überwunden 
ist,  sein  recht  czu  beschirmen  sich  berufet  in  dem  pergrechte, 
IV  20,  11.  —  uns  und  der  cron  czu  Beheim  czu  widerdrisse,  Mind. 
d.  Egerl.  S.  68. 

wider-gäbe  stf.   1.  Zurückgabe,  2.  Vergütung:   got  unser  veter 

—  wirt  dir  geben  die  w.  (vicissitudinem),  VY — B  Judith  6.  17. 

wider-geben  st».  I  1  zurückzahlen,  vergelten:  dir  wirt  v.  (ver- 
golten, XI.  Bibel;  in  der  auferstendung  der  gerechten,  T— B  Luk. 
14,  14. 

wider-gelt  stmn.  Gegeneinsatz  (im  Spiel,  im  Kampf),  Erwide- 
rung, Vergeltung,  Rückerstattung,  Entgelt,  Schadenersatz:  wisst,  daz, 
ir  enphacht  vom  Herren  den  w.  des  erbes,  T — B  Kolosser  3,  24.  des 
sach  man  sie  vorkeuffen  ir  leben  äne  w ,  Ernst.  797.  von  strites 
widergelde  kumpt  er  gegen  iuch  ze  velde,  Ernst  1106.  sie  nämen 
und  gäben  strit  mit  widergelde,  1320.  im  riet  ein  sin  geverte,  daz, 
er  sie  —  die  cleinöte  —  nseme  üf  w.  (als  einen  Teil  des  Tributs), 
Alex.  4253.  ez,  wart  ze  widergelde  etslicher  von  des  andern  hant 
vil  harte  gevellet  üf  den  sant,   Alex.  2348.    niht  anders  ist  sin  w. 


wider-gelten  —  wider-keren  949 

wan  der  üf  ein  boesez,  velt  guoten  sämen  reret,   daz,  im  niht  wider 
keret  niuwan  distel  un<le  dorn,  487. 

wider-gelten  stv.  13  zurückzahlen,  wieder  einbringen,  vergelten: 
trew  mit  trew,  gut  mit  gut  w.,  Ack.  43,  11. 

wider-genzen*  swv.  wieder  ganz  machen,  wieder  herstellen:  das 
recht,  das  eins  vorloschen  ist,  mit  der  weise  {durch  Wiederaufnahme 
der  lange  unterbrochenen  Arbeit  an  einem  Erbstollen)  mag  es  nicht 
widergegenczet  werden,  es  sei  denn,  das  es  dannoch  von  den  ur- 
burern  mit  seiner  ordenunge  in  vorliben  werde,  Const.  II  4,8; 
s.  verligen. 

wider-glast  stm.  Wiederschein,  Glanz:  der  kerzen  w.,  Trist.  696. 
ir  roeselechter  wangen  brehen  gap  den  rösen  w.,  4391.  Isöt  —  gap 
w.  der  sunnen,  4527.  mit  sckoene  der  sunnen  w.  ist  daz,  süez,e 
fröiwelin,  Alex.  10644. 

wider-heim-ziehen  stn.  Rückreise:  alsdann  namen  sie  iren  zug 
am  w.  für  Wunsidl,  Eger.  Chr.  26  S.  26. 

widerig  Adj.  entgegengesetzt:  im  wiedrigen  und  do  er  (falls  er 
jedoch)  in  der  Zeit  —  die  Stadt  betretten  würde,  Eger.  Z.  23. 

wider-jagen*  swv.  zurücktreiben:  ich  enweiz,  waz,  mich  wider 
jagt,  ich  weiz,  mich  wol  unverzagt,  Alex.  Anh.  499. 

wider-kalzen*  swv.  recalcitrare  1.  hinten  ausschlagen,  2.  störrisch, 
widerspenstig  sein:  Gemestet  ist  mein  liber  (Hs.,  leber)  und  hat 
widerkalczet  geniestet,  geveistet  und  geweitet  (Incrassatus  est 
dilectus  et  recalcitravit ;  incrassatus,  impinguatus.  dilatatus),  W — B 
Deut.  31,  15. 

wider-kär,  -ker,  -e  stm.  (und  -ker,  -e  stf.)  1.  Bück-,  Heimkehr, 
2.  Umkehr,  Sinnesänderung,  3.  Rückerstattung,  Ersatz,  Entschädigung: 
da  die  widerker  die  ors  under  uns  täten  (sich  mit  uns  zurück- 
wandten),  Alex.  Anh.  512.  da  von  er  widerkere  nam  (floh),  Alex. 
3612.  noch  stunt  in  vestem  muote  der  widerkere  gar  vermeit, 
13699.  —  3.  abtrag  und  w.  thun,  Eger.  Chr.  1188.  umb  solche  - 
scheden  beczahmg  und  w.  verfugen,  1160. 

wider-kärung,  -keruug  stf.  dasselbe  wie  wider-kar:  welche  site 
(Partei)  der  andern  sal  widerkaruug  tun,  Stb.  Brüx  N.  340;  Eger. 
Chr.  öfters. 

wider-kaufen  swv.  zurückkaufen,  einlösen:  si  mugen  der  chauf- 
mannschaf t  ( Waren)  nicht  mer  w.  noch  nemen,   Eger.  Str.  A  XV  4. 

wider-keren  swv.  Prät.  und  Part,  meist  nach  md.  Weise 
-karte,  -gekärt:  1.  zurückwenden,  -führen, -treiben,  2.  zurückerstatten, 
vergüten:  2.  was  si  czu  unrechte  iugenomen  habeu,  das  schullen  si 
czu  rechte  widerkeren,  Igl.  Ugr.  N.  41,  2.  das  si  uns  mit  dem  un- 
rechten ap^'einessen  haben,  das  müssen  si  —  mit  dem  rechten  w., 
N.  40,  8.  ab  di  selben  scheppen  —  die  100  mark  —  im  und  seinen 
gewerken  icht  pillicher  w.  und  gelten  schullen  oder  nicht,  N.  117,  2. 
di  czerunge  (Gerichtskosten)  w.,  Const.  IV  20,  16.  allen  schaden  w., 
I  15.  4.  das  ding  w.  (restituere),  IV  19,  3.  die  dinge  w.,  Stb.  Brüx. 
N.  345.  das  das  wedergekart  und  gebessirt  werde,  N.  326.  schulden 
und  scheden  —  gentzlichen  w.  und  geben,  Mind.  d.  Egerl.  S.  32. 
w.,  Traut.  Chr.  6.  so  viel  —  irem  bruder  w. ,  Elbog.  Chr.  10,33; 
29,  17.  22.    alle,   die  ander  leute  ding  vinden   und  is  nicht  wider- 


950  wider  kererinne  —  widern 

cheren,  Job.  v.  Igl.  7.  Gebot,  was  man  unrechtlich  von  meinem  gut 
eingenomen  hat,  daz,  sol  man  widerkeren.  Igl  Stb.  Y  45  c 

wider-kererinne  *  (bei  L.  -kerer  stm.  redux  DFG  489a)  stf. 
praevaricatrix,  eine  Abtrünnige:  der  w.  Juda,  W — B  Jer.  3,  11. 

wider-kif  (-kip)  stm.  Widerstreit,  Gegenrede :  genedic  äue  wider- 
kif  verrichteten  die  beiden  Knaben  schwere  Arbeiten :  W.  v.  W.  4746. 

wider-koinen  stv.  12  —  1.  wieder  zu  Kräften  kommen,  sich 
erholen,  2.  mit  Dat.  begegnen,  3.  widerfahren,  4.  erdgegentreten, 
5.  widersprechen:  ich  wil  sein  (wenn  ich  euch  unrecht  getan)  gern 
willigclich  widerkonien  (es  gut  machen),  Ack.  28,  16.  unterweisent 
mich,  wie  ich  wiederkome  meines  grossen  herzeleides,  28,  17.  ir  ver- 
derbet iuch  also  gar  (durch  euern  Streit),  daz,  ir  sin  nicht  wider- 
komet.  W.  v.  W.  3833. 

wider-kriegen  sivv.  rebellare,  reluctari,  widerspenstig  sein: 
Höret  ir  widerkrigenden  (rebelies)  und  ir  ungelaubigen,  W — B 
Kum.  20,  10. 

wider-künden,  kündigen  swv.  1.  zurückmelden,  2.  widerrufen: 

1.  widerkündet  mirs,  dt«z,  auch  ich  kum  und  ez,  anpete,  T — B 
Matth.  2,  8. 

wider-legen  swv.  einen  Gegeneinsatz  machen;  erstatten,  ersetzen,  j 
vergüten;   bes.   einer  Frau  eine  Widerlage  (ihres  mitgebrachten  Ver- 
mögens)  bieten,   aufwiegen:  unser  beider  tjoste  schanze  der  unver-  ) 
zagte  widerlegte,  Alex.  5773. 

wider-Iegunge    stf.    Gegengabe,    -einsatz   von    gleichem    Wert,  f 
Äquivalent,    bes.    2.    das    einer   Frau  zugesicherte  Äquivalent   ihres 
Mitgebrachten,    Widerlage:   1.  =  repositum,   recompensatio,   arrabo:  j 
der  gruntherr  —  sol  dem  (der  unwissentlich,  auf  dessen  Grund  baut)  I 
ein  w.  tun,  Igl.  Str.  228b.     w.  und  abtragung  thun,    (68)  S.  334. 
wen  sie  des  begeren  würd,  sal  man  ir  darumb  ein  Widerlegung  thun  i 
(es  ihr  zurückerstatten),   Igl.  Stb.  V  155  a.     das    ainer    dem    andern  I 
kain   schult  gibt  noch  yn  nichte  ausstet  yn  kainer  geltschuld  ader 
w.  sunder  ainer  dem  andern  gancz  quitt  frev  und  ledig  gesagt  hat, 
Igl.  Stb.  Y  198b. 

wider- inachung  stf.  1.  Wiederherstellung,  2.  Speisesal*  Söller*:   ! 

2.  wo  ist  mein  w.  (soler,  XI.  Bibel),  do  ich  isse  da^  ostern?  T — B 
Mark.  14,  14. 

wider-niüete,  -inuote  stfn.  Mißgeschick,  Ungemach.  Trübsal, 
Schwermut,  Unmut,  Zorn;  Widersetzlichkeit,  Ungehorsam:  ob  ir  in 
keiner  stund  in  widermut  gevellet,  Dal.  30,  36  (6,  38). 

wider-neinen*  stv.  I  2  wieder  zurücknehmen:  das  di,   die  das-  i 
selbig  gut  ansprachen  und  widernomen,  beweist  haben,  das  das  gut 
ir  was,  Igl.  Rspr.  V  S.  52. 

widern,  wideren  swv.  1.  tr.  verleiden,  2.  entgegen  sein,  sich 
widersetzen,  3.  verweigern  mit  Akk.,  4.  refl.  mit  Gen.  eine  Sache  an-  \ 
zunehmen  oder  zu  tun,  sich  weigern:  Was  ie  geschehen  sol,  des  sol  ] 
sich  nimant  widern,  Ack.  30,  2.  Wes  widerstu  dich,  32,  12.  ist  einer 
vurputig,  er  wolle  im  (einem,  der  um  Geld  vürspreche  ist)  sein 
Pfenning  dorumb  geben,  er  mag  sich  nicht  gewedern  mit  einem 
rechten,  er  solle  sein  wort  sprechen  und  richter  und  scheppen  sullen 
in  dorczu  twingen,  Igl.  Str.  I  S.  363.  sie  wollen  sich  des  widern 
mit  einem  rechten,  Igl.  Bgr.  N.  25,  1.    des  widernt  sich  die  von  dem 


wider-ordenen  —  wider-sacherinne  951 

stein,  N.  68,  1.  wer  sich  des  eides  widert,  dein  so]  man  seiner  rede 
nicht  hören,  Const.  III  5,  6.  ich  hab  mich  des  nicht  gewidert  (non 
abnui),  W — B  Kön.  III  20,  7.  ob  er  sich  snlcher  pues  wolt  widern 
und  seczen,  ist  er  vorfallen  czu  puess  VII  d.,  Igl.  Stb.  V  177  b.  wie 
ir  euch  widert,  dem  selben  sprach  ein  benugen  zu  thun,  Elbog. 
Chr.  39,  2. 

wider-ordenen*  sivv.  wiederherstellen:  Helias  ist  künftig  und 
widerordent  alle  dink,  T— B  Mattb.  17,  11. 

wider-part,  -e  stswfm.  Gegenpartei,  -teil,  -satz,  Gegner-,  Feind- 
schaft, Zwiespalt,  pers.  Gegner,  Feind;  Widerwärtigkeit:  sein  wider- 
parth,  Igl.  Bgr.  N.  83,  3. 

wider-purren*  {vom  einfachen  bürn,  burn,  burren)  swv.  sich 
gegen  jemanden  erheben,  sich  widersetzen  (Gegensatz  zu  liebkosen): 
liebkosen,  widerpurren  (wider  pellen,  D.)  kau  sie  wol  in  einem 
augenblick,  Ack.  44,  18. 

wider-quicken  (und  -kicken)  swv.  neu  beleben,  erquicken:  speise 
czu  w.  ire  sele  (ad  refocilliandam  animam).  W — B  Klagen  Jer.  1,  11. 

wider-rede  stf.  Gegenrede  als  1.  Antwort  oder  2.  Widerspruch, 
3.  Replik  des  Geklagten:  3.  einred  und  widerred,  Igl.  Bgr.  N.  69  a 
und  Brunn.  Str,  oft. 

wider-reden  sicv.  abs.  und  tr.  Einspruch,  Einwand  erheben, 
widersprechen,  tr.  gegen  etwas:  das  widerrette  der  perkmeister,  Igl. 
Bgr.  N.  53,  15.  den  —  brief  —  her  Thomel  nicht  widerredet  hat, 
N.  44,  3.  alle  die  warheit  Widerreden  und  ier  vorlauten,  Job.  v.  Igl. 
8.  Gebot,  was  der  Peschel  Pusch  mit  seinem  prief  beweisen  mak, 
den  her  Thomel  nicht  widerredt  hat,  des  mag  er  wol  genissen,  Igl. 
Rspr.  XVII. 

wider- reiten  (-riten)  stv.  zurückreiten,  entgegenreiten,  -eilen, 
reitend  begegnen:  dö  widerreit  im  dirre  man,  Ernst  2986.  ein  man, 
den  ich  widerreit,  Alex.  26021. 

wider-richten  (bei  L.  nur  den  schaden  w.,  Tyr.  W.  1 13)  swv. 
zurückzahlen:  bis  das  wir  in  die  (Schidd)  w.,  Aussig.  Urkdb.  N.  181. 
uncz  das  wir  in  die  (1000  schock)  genczlich  w.,   Stb.  Brüx  N.  188. 

wider-rüfen  (-ruofen,  -rüefen)  stsicv.  1.  ab-,  zurückrufen,  2.  wider- 
rufen, zurücknehmen,  3  widerlegen:  eine  vor  Gericht  geschehene  Ver- 
schreibung  w.,  Igl.  Str.  (49  c).  Leben  des  lebens,  widerruf  den  toten 
(revoca  mortnum,  belebe  ihn  wider),  Sol.  7,  32.  das  ich  di  beschiduug 
(testamentarische  Verfügung  meiner  Frau)  hab  widerruft  (dagegen 
Rechtsverwahrung  eingelegt).  Igl.  Rspr.  IV. 

wider-sache  swm.  Gegner  in  einem  Rechtsstreit,  Angeklagter, 
Gegner,  Widersacher.  Feind  überhaupt:  ewer  w.,  der  teufe! ,  Hier. 
21,  23.  alle  seine  widersachen,  15,  24.  ob  einer  seinem  widersachen 
holt  si,  54,  22 ;  Igl.  Bgr.  N.  40.  3.  in  kegenworticheit  seines  wider- 
sachen ader  des  schaffers,  Const.  IV 10,  2;  Deutsch.  R.  i.  Ost.  =  Ig!.  B.  30. 
sein  haut  wirt  sein  helfer  in  (contra)  sein  widersachen,  W— B  Deut. 
33,  7.  unser  gar  poser  w.  und  unser  veint  ist  diser  Aman,  Esther 
7,6.  des  widersachen  der  Juden,  Esther  8,  1.  gevestent  hat  er  seine 
rechte  hant  als  ein  w.,  Klagen  des  Jer.  2,  4. 

wider-sacherinne  *  stf.  Feindin,  Gegnerin,  aversatrix:  Ge- 
rechtigt  hat  ir  sele  die  w.  israhel  in  gleichunge  der  widerkererinne 
iuda,  Jer.  3, 11.    kere  wider,  du  w.  Israhel,  Jer.  3,  12. 


952  wider-sagen  —  wider-spenig 

wider-sagen  swv.  1.  das  Gegenteil  von  etwas  sagen,  wider- 
sprechen, -rufen,  verneinen,  2.  aufkündigen,  absprechen,  versagen 
mit   Dat.   und  Akk.,   3.  untersagen,    verbieten   mit   Dat.   und  Inf., 

4.  sich  lossagen  von,  intr.,  5.  Friede  und  Freundschaft  auf-,  Fehde 
und  Krieg  ankündigen,  feind  werden:  4.  iderman  mag  w.  seinem 
rechten  (renuntiari),  Coust,  III  1.  14.  do  Krok  —  dem  lebin  wider- 
seit  (starb),  Dal.  23,  29  (3,  8).  das  si  al  dem  lebin  w.  (sterben  mußten), 
154,  30  (68,  58).  der  rät  im  niht  benagte,  darumb  er  in  widersagte 
(veruarf  er  ihn),  Alex.  6814.  di  widersagten  mir,  T — B  Römer 
10,  21.  spotteilt  widersagten  die  jnden  den  dingen,  T — B  Botenbuch 
13,  45.  der  nichten  widersagt  (entsagt)  allen  den  dink,  die  er  hat 
besehen,  Luk.  15.  33. 

wider-sagung,  -e  stf.  1.  Widerspruch,  2.  Entsagung,  3.  Kriegs- 
ankündigung: das  ist  das  wasser  der  w.  (contradictionis),  W— B 
Kum.  20,  13.  si  vordurben  in  der  widersagung  Chore,  T — B 
Judas  2.  11. 

wider-satzunge  stf.  1.  Gegensatz,  2.  Widerstand,  3.  Wider- 
setzlichkeit, 4.  Widerlegung  der  Klagepunkte*:  4.  El  bog.  Chr.  79,32. 

wider-suz  stm.  1.  Gegensatz.  Gegenteil,  2.  Widerstand,  -streben, 
-setzlichkeit,  Hindernis,  3.  Falschheit,  4.  Gegenpartei,  Feind,  Gegner: 

5.  starker  anvechtunge  der  Untugend  ein  widersatz  =  Gegengewicht* 
Alex.  Anh.  1301.  den  vom  Elbogen  ganzen  widerstant  u.  w.  zu 
thune,  Elbog.  Chr.  142,  25. 

widers-haut  (widers  hüt,  hont,  Gen.  hiute,  hüt,  PI.  hiute)  stf. 
Widdershaut:   czigenhar  und  geröte  widersheute,    W— B  Ex.  35,  23. 

wider-sin  stm.  entgegengesetzter  Sinn  (ei)ier  Stelle):  Dovon  mit 
eime  Widersinne  (a  contrario  sensu)  ader  gleichem  sinne  czu  nemeu, 
so  ist  das  in  dem  rechten  ein  starke  bewerunge,  das  wer  um  ein 
sache  nicht  weis,  so  ist  sein  geczeugnusse  falsch,  Const.  IV  11,  6 
=  Anagramm:  Isöt  —  den  namen  (Peilnetösi)  Widersinnes  (ver- 
kehrt) las  —  Isötenliep  sie  drinne  vant,  Trist.  5333.  do  er  den 
namen  (Peilnetosi)  hin  wider  las  und  darinne  verborgen  was  Wider- 
sinnes Isötenliep,  5657. 

wider-sitzen  st».  11  —  1.  intr.  Widerstand  leisten  (mit  Dat.); 
2.  mit  refl.  Dat.  bange  werden,  fürchten:  im  herren  sie  sere  wider- 
saz,, Alex.  767.  ein  teil  er  im  widersaz,.  wenn  er  vorhte,  daz,  sin 
schade  solt  sich  meren,  253.  Alexander  den  brief  (Parnieniös)  be- 
sach,  den  arzet  er  darumbe  widersaz,,  6559.  vil  deine  er  daz,  (daß 
die  Bösen  ihn  haßten)  widersaz,  (fürchtete),  Ernst  488. 

wider-spenig  (-spsenec)  Ad],  widerspenstig :  Nicht  seit  w.  gegen 
unsern  herren  debelles),  W-B  Num.  14,  9.  zu  der  widerspenigen 
stat,  W— B  Esdr.  I  4,  12;  I  4,  15.  hienach  wirt  er  empfinden  in  — 
seinen  knecht  —  widerspenigen  (contumacem),  Spr.  29,  2.  steticlich 
wart  ir  w.,  Deut.  9,  24.  Unser  suu  ist  widerspeuik  stolczirnde  und 
hochvertig,  unser  geheisse  zu  hören  vorsmehet  her  (protervus  et 
contumax),  Deut.  21,  20.  bis  nicht  w.  =  noli  esse  exasperans,  Ez. 
2,  8.  darinne  sich  etzliche  unsere  mitburgere  w.  und  ungehorsam 
merken  lassen,  Elbog.  Chr.  74,  5.  der  ungehorsamen  widerspeuigen 
—  mitburger,  74,  20.  die  weil  Endres  in  den  leuften  ein  rate  viel 
und  ofte  w.  [gewesen] ,  70,  23.  wo  aber  einer  widerspennig  war 
=  sich  iceigerte,   an  der  jährlich  von  der  Gemeinde  vorzunehmen- 


wider-spräche  —  wider-treiben  953 

den  Reinigung  des  Brunnens  teilzunehmen,  Chlurn.  I  33;  T — B 
II.  Timoth.  3,  4. 

wider-spräche  stf.  Gegenrede,  Eintvand,  Einspruch,  Wider- 
spruch: an  alle  w.,  DIR  22a,  2. 

wider-sprechen  stv.  12  —  1.  intr.  widersprechen ;  tr.  2.  in  Abrede 
stellen,  verneinen,  leugnen,  3.  verschmähen,  ablehnen.  4.  sich  lossagen 
von,  verleugnen:  di  mass  (die  Vornahme  der  Messung  eines  Berges) 
widersprech  wir  und  glauben  ewem  genaden  wol,  das  ir  di  mass 
nicht  furpas  czihen  lasset,  Igl.  Bgr.  N.  11,  1.  also  als  wir  di  mass 
czu  sent  Andres  widersprochen  haben  auf  unser  recht  und  auff  unser 
brieff,  N.  11, 2.  darnach  ez,  kurzlich  so  geschach,  daz,  den  vride 
widersprach  gein  in  ein  heidensch  man,  W.  v.  W.  3522  ff.  der  perk- 
maister  widersprach  die  masse  (legte  gegen  die  Vermessung  eines 
neuen  Berges  Verwahrung  ein),  Igl.  Rspr.  I.  er  verhelt  im  (behält  sich 
vor)  ob  berurten  kauff  czu  w.  und  czu  verandern,   Igl.  Stb.  V260d. 

wider -sprechunge  stf.  reconventio,  Einspruch,  Rechtsver- 
wahrung: wann  noch  der  regeln  so  sol  di  w.  gescheen,  ee  des  clagers 
krieg  und  teidinge  angehaben  werden,  Const.  IV  7,  6. 

wider-spruch  stm.  1.  Widerspruch,  2.  Widerruf:  2.  Elbog.  Chr. 
78,  29. 

wider-statunge  (i),  -stattunge  (2)  (widerstatunge,  -state)  stf. 
Wiedererstattung,  Vergütung:  1.  Elbog.  Chr.  11,  2.  das  im  solle  red- 
liche w.  vor  ire  scheden  gesehen,  Stb.  Brüx  N.  175.  —  2.  zu  w.  und 
auch  etwas  zu  einer  ergeezunge,  Aussig.  Urkdb.  N.  147.  zu  w.  aller 
unser  czolle  und  ungeltes  —  geben,  Budw.  Urkdb.  N.  523.  zu  w. 
bringen  (rächen),  Eger.  Chr.  1188;  s.  bei  vehed-licli. 

wider -stöben  red.  stv.  V  tr.  wogegen  stoßen,  zurückstoßen, 
-treiben;  intr.  mit  Dat.  begegnen:  wer  im  im  strite  widerstiez,,  vor 
im  er  dö  sin  leben  liez,,  Alex.  13619. 

wider-streben  swv.  widerstreben,  Widerstand  leisten,  mit  Gen. 
oder  Dat.:  gehessig,  widerwertig  und  widerstrebend  sol  ich  euch 
immer  wesen,  Ack.  4,  8. 

wider- streit,  -strit  (-strit)  stm.  Wettstreit,  Widerstand, 
Widerstreit:  und  wuochs  ir  vröude  in  widerstrit  in  herzen  und  in 
sinne,  Trist.  468.    üf  einander  —  w.  gar  prislichen  stächen,  940. 

wider-tät  stf.  1.  Vergeltung,  2.  Widerstand,  3.*  Heilmittel, 
remedium:  3.  sint  dem  male  der  eit  —  ein  w.  ist  der  kriege  czu 
entscheiden  =  litium  dirimeiidarum  remedium,  Const.  IV  17,  6. 

wider-teil  stmn.  1.  Gegenteil,  2.*  Gegenpartei,  3.  Zioiespalt, 
Feindschaft:  2.  do  beschiden  wir  beiden  widerteilen  —  vor  uns  zu 
komen,  Olm.  Stb.  132.  des  w.  mus  im  den  heiratman  stellen,  Igl. 
Str,  242.  —  3.  des  heutigen  widertails  (auf  lauffes,  XL  Bibel) ,  T— B 
Btb.  19,  40. 

wider- tratz  (-traz)  stm.  Trotz:  Tristan  brachte  mit  im  dar  w. 
des  meien  vor  mangem  werden  leien,  Trist.  1927. 

wider-treiben  (-triben)  stv.  II  1.  zurücktreiben,  2.  rückgängig 
machen,  3.  hintertreiben,  abwehren,  4.  zurückgeben,  5.  vergelten, 
6.  widerlegen,  refl.  7.  sich  widersetzen,  8.  nicht  gelingen:  das  lestz 
gescheft  schol  daz,  erst  widertreiben  (das  letzte  Testament  ein  früheres 
annullieren),  Brunn.  Str.  II  225.    Ob  man  mit  andern  totpetleuten 


954  wider-varen  —  wider-wertig 

di  beschidung  —  w.  mng,  Igl.  Str.  248.  au  allen  sachen  wid^rtreibt 
ber  mich  und  czayet  (zeubet?)  mir  gewalt  zu,  Hobenfurter  Brief. 

wider-varen,  -Tarn  stv.  IV  1.  intr  entgegentreten,  begegnen, 
2.  feindlich  entgegentreten,  in  Streit  geraten,  3.  widerfahren,  zuteil 
werden,  4.  abs.  vor  sich  gehn,  geschehet :  3.  die  —  73  schock  grosschen 
—  kunen  der  frawen  nicht  widerfaren,  es  sei  denne,  her  ricbter,  mit 
ewrer  hulf,  Igl.  Str.  291.  lasset  mir,  her  ricbter  ein  urteil  w..  Igl. 
Str.  291  S.  197.  das  geld  sol  man  den  selben  enyklein  widerfahren 
(zukommen)  lazen,  Igl.  Stb.  III  A  135a.  im  wiclerfuor  (begegnete) 
ein  alter  mau,  Alex.  25406. 

wider- vart  stf.  Rück-,  Umkehr,  Rückreise,  -weg:  wie  er  an 
seiner  w.  von  der  kristenheit  beleitet  wart  mit  mangem  fürsten 
lobesam,  W.  v.  W.  5548  f.  Alexander  —  gegen  Memphi  tet  sin  wider- 
vart,  Alex.  9898. 

wider-  Füller*  stm.  Ernährer:  der  hungrigen  widervuller 
=  Gott,  Ack.  58,  2. 

wider-wanc  stm.  Beilegung  nach  rückwärts;  Zurückweichen, 
-treten  (bes.  im  Kampfe);  Rückkehr:  ist  min  gelücke  blute  kranc, 
ez,  tuot  iiht  morgen  w.,  Alex.  5056. 

wider-wi'geu  stv.  1 1  (Prüt.  -wac,  nach  14  -wuoc)  das  Gegen- 
gewicht halten  oder  geben,  aufwiegen,  intr.  mit  D.:  da  man  der 
äventiure  erelt  mit  Karies  löte  widerwac,  Trist.  1677.  ein  guldin 
creucz  —  doniit  er  sich,  ob  er  wolde,  mochte  dristund  widirwegin 
(tschech.  pivväziti  =  3  mal  so  schwer  wie  er),  Dal.  100,  21  (43,  43). 

wider-weuden  swv.  1.  tr.  zurück-,  abwenden,  abwehren,  intr. 
=  widerwinden,  zurückkehren,  Ende  oder  Ziel  finden,  aufhören, 
ruhen,  festsitzen:  1.  nimant  mag  w.  seinen  gedanken  =  avertere, 
W — B  Job  23,  13.  also  widerwante  (verhinderte)  die  furstinne  — 
einen  mörtlichen  krieg,  Böhm.  Chr.  42.  brudir,  ich  dich  gern  erte, 
also  din  (diene)  ich  der  (=  dir)  an  widerweut  (takto  ti  poslüziu. 
Dal.  75,  26  (30,  53).  wie  Esdra  der  geprisete  die  Babilön  widerwant, 
die  die  Juden  heten  verbrant,  Alex.  11819.  dö  die  flut  widerwante 
(sich  verlief).  11261.  Cyrus  wolt  in  (Cresus)  haben  verbrant,  daz, 
ein  güsse  widerwaut  (verhinderte),  7724. 

wider-werfen  stv.  I  3  tr.  rückgängig  machen,  zurückweisen,  um- 
stoßen, verwerfen,  anfechten,  ins  Gegenteil  verkehren:  das  sullen  noch 
mugen  w.  (revocare)  andere  urburer.  Consr.  III 1,  4. 

wider-wSrn  sicv.  (bei  L.  nur  Gerh.  2746)  verbieten,  reprobare: 
Unde  dovon  so  widerweren  wir  auch  czumale  die  gäbe  czwischen 
den  eeleuten,  Const.  III  7,  2.  in  dem  rechten  —  wirt  uberige  clug- 
heit  widerwerrt  (nimia  subtilitas  reprobatur),  III  6,  4.  nicht  das  wir 
di  alden  recht  w.  sunder  auslegen,  so  gebiten  wir,  II 4,  7.  wan 
gunst  czu  bereiten  und  has  w.  (D.,  widertreiben,  H.  =  restringere), 
II  2,  9.  die  —  aide  —  weise  —  geczeugnüsse  czu  sprechen  di  w. 
wir,  IV  12,  15.  wir  w.  di  unpilliche  gewonheit,  IV  11,  10  di  wider- 
werten —  fursprechen  —  uud  recbtbrecher  di  ausslissen  wir  von 
allem  fursprechenampte  (reprobos  advocatos),  IV  4,  12. 

wider-wertig  (auch  wartic)  Adj.  1.  entgegengesetzt,  widersetz- 
lich, feindlich,  -selig,  zwieträchtig,  2.  unangenehm,  zuwider:  die 
widerwertige  Israhel  (aversatrix  j.),  W — B  Jer.  3.  6.  zwo  wider- 
wertige  (einander  ividerstreitende)  reden  mugen  miteinander  nit  war 


wider-wertikeit  —  widmet  955 

gewesen,  Ack.  49,  15.  gehessig,  w.  —  sol  ich  euch  immer  wesen, 
4,  7.  wann  wo  man  mag  widersteen  dem  widerwertigen  (adversis), 
Const.  III  1,  8.  wer  do  meldet  und  t'urgibt  widerwertige  ding  (ein- 
ander widersprechende  Briefe  und  Urkunden),  den  sol  man  nicht 
hören,  IV  14,  6.  all  euer  widerwnrtigen  {Gegner),  T — B  Luk.  21,  15. 
der  widerwertig,  Matth.  5,  25.  bis  gehellige  deim  widerwirdigen, 
Matth.  5,  25. 

wider-wertikeit  (und  -warticheit)  stf.  adversitas,  contrarietas, 
controversia :  si  taten  alle  w.  (contraria),  W— B  Richter  2,  17.  di 
gemeinschat't  der  leute  prengt  kein  w.,  wo  si  vereinet  sein  mit 
trewen,  Const.  I  5,  4.  ab  fewer  oder  andere  w.  entstünde,  Elbog. 
Chr.  104,  21.  aller  unwill  und  w.  von  beiden  teilen  —  gescheen, 
3,  4.  das  sich  dann  unser  w.  (unsere  Gegner)  von  tag  zu  tag  merk- 
lich meret,  Eger.  Chr.  1 123  S.  300. 

wider-wertiglich*  Adv.  rächend,  ebenso  feindselig:  tu  w.  und 
vertilge  den  greulichen  tot,  Ack.  21,  8. 

wider-wille  swm.  Zwist,  Auflehnung,  Widersetzlichkeit:  damit 
nicht  —  einiger  zank  und  widerwill  erwachse,  Aussig.  Urkdb.  N.  44. 

wider-wirdig,*  wider-wurtig  s.  wider-wertig. 

wider-zem,  -e,  -zaem,  -e  Adj.  1.  unziemlich,  tadelnswert,  2.  wider- 
lich. Widerwillen  oder  Ekel  erregend,  abstoßend,  mißfällig,  3.  ver- 
haßt: wenn  got  di  rechte  warheit  ist,  so  ist  im  widerzeme  ein 
icl icher  lugener,  Hier.  57,  12.  wie  wol  im  alles  Würfelspiel  w.  sei, 
193,  19.  fleisch  und  fische  waren  im  so  gar  w.,  das  er  sie  nicht 
mochte  hören  nennen,  110,  6.  so  ist  der  unsselig  man  ninder  so 
ungenseme  noch  so  widerzseme  so  bi  den  nsehsten  Munden  sin,  Alex. 
15554. 

wider-zeinig,  -zaemic  Adj.  feindselig,  zuwider:  die  natur 
gehenget  nicht,  das  widerzemige  ding  bei  einander  bleiben,  Hier. 
29,  3.  den  bösen  argen,  die  mir  w.  gewesen  sein,  71,  6.  Cardinal 
Celestinus ,  der  unserm  erwirdigen  St.  Jeronimus  gar  w.  was, 
213,  25. 

wider-zemikeit,  -zseniic-heit  stf.  Abscheu,  Feindseligkeit:  so 
mau  w.,  anfechtunge  und  widerdriz,z,  mit  starkem  hertzen  geduldic- 
lichen  leidet,  Hier.  9,  16.  so  euch  vil  leides  und  w.  begegnet,  44,  13. 
alle  trubsal  und  alle  w.  durch  got  leiden,  45,  13.  grosses  smertzens 
w.,  66,  13.  nicht  smertzen  noch  keine  w.,  103,  11.  in  so  grosser 
w.  (infolge  der  Verleumdung)  bleib  sein  hertz  stetes  und  an  allen 
zweifei,  i58, 15. 

wider-ziehen  stv  III  1.  zurückziehen,  -halten,  2.  zum  Stillstand 
bringen:  wie  mac  wesen  er  ein  man,  der  nicht  w.  kan  sin  zorn, 
Alex.  Anh.  1318.  ir  säht  mich  nie  —  gegen  strite  w.  (zurückweichen) 
durch  vorhte  not  fuoz,es  lanc,  Alex.  12838. 

wid-kopfe  (auch  wit,  -e  -hopf)  swm.  Wiedehopf:  den  widhopfen, 
W— B  Lev.  11,  19,  Deut.  14,  18  (upupam). 

widmet,  widmert  (widern,  -e,  widen)  sivstm.  stf.  1.  Was  der 
Bräutigam  der  Braut  (ursprünglich  als  Kaufpreis  ihrem  Vater)  zu 
eigen  gibt,  Brautgabe,  Wittum,  dos,  2.  die  zur  Dotation  einer  Pfarr- 
kirche gestifteten  Grundstücke,  oder  Gebäude,  bes.  der  Pfarrhof, 
3.  die  zu  2  gehörende  Wiese:  3.  neben  des  —  pfarhers  widmet, 
Traut.  Chr.  175.  117.    auf  der  widmat  vor  dem  thor,  351. 


956  widmen  —  wild-schütze 

widmen  (widemen)  swv.  als  widern  stiften,  dotieren:  1471  — 
fingen  die  hertzogen  in  Bayern  die  hohe  schul  zu  Ingolstat  zu  hawen 
und  zu  widmen,  Eger.  Chr.  44. 

widmer  stm.  1.  Inhaber  eines  widern,  2.  Stifter*  eines  widern: 
fundatores  und  widmer  des  parfusser-  und  nunnenklosters.  Eger. 
Chr.  4.  9  S.  14. 

Wienisck  Adj.  aus  Wien,  Wiener:  mit  den  Wienischen  hürgern, 
Traut,  Chr.  117. 

wieren  swv.  1.  Gold  läutern,  2.  mit  eingelegtem  Gold,  mit  gold- 
gefaßten Edelsteinen  schmücken,  zieren:  vil  stein  üf  däz,  gewant 
gewieret,  Ernst  2631. 

wieren  s.  wern. 

wigant  stm.  md  auch  swm.  wigande,  PI.  wiganden,  Part.  Präs. 
von  wigen.  kämpfen:  Willehalm  der  wigant,  W.  v.  W.  7855;  Rf. 
72.  83.  138.  242.  268:  Alex.  12061.  13685.  13777.  13343.  13359. 
134!»3:  Ernst  326.  4cS8.  706.  724.  772.  1416.  1703.  1747.  1846.  2003. 
2057.  2311.  2621. 

wige,  wiege  sivstf.  1.  Wiege,  2.*  ein  Folterwerkzeug:  2.  der 
zuchtiger  sei  euer  richter  her  Tot  —  und  bind  euch  sprechend  vor 
mir  in  sein  wigen!  Ack.  15,  14. 

wild  (wilt,  G.  -des)  stn.  das  Wild :  Tristan  erjaget  bete  an  der 
künegiane  daz,  wäre  wilt  der  minne,  Trist.  2794. 

wild-ban  (wilt-ban)  stm    1.  Wildhegimg,  -park,  Jagdbezirk  und 

2.  ausschließliches  Hecht  darin  zu  jagen:  2.  die  forste  und  den  wildban 
auf  diesem  forste,  Mind.  d.  Egerl.  S.  25.  streuch.  püsch,  wiltpeune, 
S.  53.  mit  wiesen,  weiden,  wilpan.  mit  der  fischwaidt  an  der  Eger 
usw.,  S.  16.  man  greift  uns  in  wald  und  forst  und  alle  wildbahn, 
groß  und  kleine,  Eger.  Chr.  1067.  wildpann  und  gejagt  —  w.  zu- 
sampt  dem  hultz,  El  bog.  Chr.  10,  23  u.  25;  Traut.  Chr.  113.  126. 

wilde   stf.   1.   Wildnis,   2.   Wildheit,    Heftigkeit,    ivildes   Wesen, 

3.  wunderbares,  tinbegreifliches  Wesen:  1.  in  der  wilde,  W.  v.  W. 
5931.  in  größer  wilde,  4589.  ein  tier  üz,  einer  wilde,  Rf.  155.  in 
diser  w.,  Trist.  3505.  3382. 

wilde  (und  wilt)  Adj.  1.  wild,  unangebaut,  nicht  von  Menschen 
gepflegt,  ivild  wachsend,  2.  abgestorben,  faul,  3.  loild,  in  der  Wildnis 
wohnend.  4.  dämonisch,  5.  irre,  unstät,  6.  untreu,  unwahr,  sittenlos, 
7.  unbekannt,  fremd,  fremdartig,  entfremdet.  8.  ivunderbar,  seltsam, 
unheimlich,  9.  entfernt,  abgewendet  von:  7.  ist  im  die  wärheit  wilde, 
der  neme  bi  dem  heideu  bilde,  W.  v.  W.  516.  diu  tot  macht  mir 
vröude  wilde,  Alex.  27479.  der  gotinne  bilde  von  spsehem  werke 
wilde,  13374. 

wilde-ling*  stm.  wilde  Bebe,  wahrscheinlich  unsere  Klaret- 
traube.  labrusca,  Herling:  W — B  Js.  5,  2;  5,  4;  17,  11. 

wilden  swv.  1.  entfremden,  entfernen,  2.  fremd  werden:  2.  so 
muoz,  uns  truren  wilden,  W.  v.  W.  7173. 

wildner  stm.  1.  Jäger,  2.  Wildbrethändler:  1.  Eger.  Chr. 
N.  1174. 

wild-schütze  sivm.  Wildschütze,  -dieb:  gewesenen  Wildschützen 
zu  Königsberg,  Eger.  Achtb.  II  221. 


wild-steiner  —  wil-  957 

wild-steiner  aus  Wildstein  (Ort  nördl.  von  Eger,  ein  anderer 
in  der  Oberpfalz):  kein  Töpfer  darf  einige  w.  noch  andere  frembde 
töpff  hie  —  feil  haben,  Eger.  Z.  45,  12. 

IVilhalm  E.  inarggraf  Wilhalm  (von  Orantz),  Ack.  48,  20. 

wille-kür  s.  wilkur. 

willig  Adj.  1.  akt.  willig,  gut-,  bereit-,  dienstwillig,  geneigt, 
freundlich,  eifrig,  entschlossen,  2  pass.  gewollt,  gewünscht,  beab- 
sichtigt, freiwillig:  videler  mit  willeger  gunst  bewisten  da  ir  süe^e 
kunst,  W.  v.  W.  1540.  w.  =  voluntarins:  Ein  iclicher  williger  von 
seines  selbes  mute  opfer  das  dem  herren,  W — B  Ex.  35,  5.  die 
willige  sünde,  Sirach  20,  4.  einen  willigen  regen  (pluviam  volun- 
tariam)  wirstu  sundern,  eot,  Ps.  67,  10.  die  willigen  meines  mundes 
=  voluntaria  oris  mei,  Ps.  118,  108.  ire  willigen  und  ire  gelobten 
opfer  =  vota  et  repromissiones  suas,  Judith  16,  22.  —  Willige  koste 
sein,  di  do  gescheen  umb  keine  notdurft  des  dinges,  sunder  alleine 
durch  gelust  der  leute,  Const  IV  19,2.  Burgermeister  und  rat  der 
stat  Igla  embieten  —  unser   willig  dinst  bevor,   Igl.  Bgr.  N.  77,  1. 

wil-,  wille-kür  stf.  1.  freie  Willenswahl,  freier  Wille,  freiwillige 
Entschließung,  2.  Neigung,  Zu-,  Übereinstimmung,  Gutdünken, 
3.  rechtl.:  autonomes  Statut:  das  du  von  freier  willeküre  opfern  wilt, 
W — B  Deut.  12,  17.  in  des  mannes  willekür  wirt  das,  ob  sie  das 
wirt  tun  oder  nicht  entun,  Num.  30,  14.  Habt  ir  gesaczet  czeit  der 
parmunge  unsers  herren  und  in  ewer  willekür  in  den  tak  geseczt 
(in  arbitrium  vestrum),  Judith  8,  13.  —  in  wilkur  ist  ainer  iczleieken 
junkfrawen  und  frawen,  Igl.  B.  2.  czwischen  den  hern  von  dem 
Perge  (Kuttenberg)  und  uns  (von  Kolin)  von  alder  her  ein  w. 
gesehen  ist,  das  kein  gesworn  man  noch  kein  scheppe  von  dem  Perge 
ezu  uns  noch  wir  hin  auf  czu  in  gesten  mak  auf  unser  purger 
umme  keinerleige  gelt,  es  sei  vil  oder  wenik  —  sunder,  wo  der  man 
gesessen  were,  do  schold  her  pas  verantworten,  Igl.  Str.  252.  gelub 
oder  w.,  107.  in  guter  meinung  und  mit  freier  w.,  242b.  von  wil- 
kur in  des  perges  puch  —  einen  grossen ,  258  b.  her  enwolle  es 
denne  tun  von  vreier  w.,  104.  es  sei  danne  ein  besundrer  punt  mit 
w.  davon  geschriben,  98.  wan  wilkur  prechen  recht.  (70)  S.  336 ; 
Igl.  Bgr.  N.  92,  2;  N.  93,  2  und  N.  29,  2.  das  der  bergmeister  von 
Send  Jürgen  und  seine  gewerken  —  getreten  sein  czu  der  wilkur, 
N.  40,  5.  von  paider  tail  gutem  willen  und  w.,  N.  40,  5.  Darczu 
wilkurt  wir  uns  mit  guter  w.  von  paiden  tailen,  N.  40,  2.  do  di 
clag  und  wilkur  (Zustimmung,  sich  an  des  Hofmeisters  Entscheidung 
halten  zu  wollen)  der  hofmaister  vornam,  N.  45,  1.  wann  der  clager, 
in  des  w.  di  clage  stet,  der  hat  sich  iczund  langest  bewart  mit 
seiner  warunge,  Const.  IV  2,  3.  glubet  und  wilknre  alle  lantrecht 
brechen,  DIR  22c.  wilkur,  das  ain  tail  dem  andern  nicht  zu 
schaden  paweu  schol,  Igl.  Bgr.  58,  8  und  52,  1.  das  er  das  wider  die 
w.  nicht  enthu,  —  ein  gemecht  u.  wilkur,  52,  1  und  57,  4.  die  steunde 
marscheide  czwischen  in  ■ —  di  si  mit  w.  betten  peiderseit  gesaezt 
und  gemacht,  65,  1.  als  es  vor  seinen  gnaden  vorricht  und  gemacht 
ist  worden  mit  unser  w.  beiderseit,  39,  11.  auch  sind  di  cram  mit 
der  stat  wilkur  ausgesaezt,  Olm.  Stb.  132  S.  103.  briffe  fraier  wilkor 
des  rathes  und  der  geraein,  132  S.  100.  di  willekur  an  der  kur 
(freie  Wahl),  Dal.  115,  27  (51,  23).     sie  legeten  ire  willekür  (Ent- 


958  wil wilt-nüsse 

Schluß)  dem  vater  vür,  Trist.  4035.  Tristan  leite  im  sine  w.  und 
sines  herzeu  willen  vür,  335.  nach  des  küneges  w.,  3116.  des  wgere 
ir  die  willekür  (sie  hätten  freie  Wahl),  Alex.  Anh.  196.  wenn  sich 
heide  teil  wilknrn  an  zeugknuss,  das  sol  kraft  haben;  wen  wilkur 
prichet  alle  recht,  IgL  Rspr.  V.  X.  beide  teil  wilkur  mit  einander  getan 
haben,  Igl.  Rspr.  III.  so  er  in  auff  die  czeit  nicht  bezalt,  hat  er  im 
die  wilkur  (Erlaubnis)  gebeu,  das  er  das  haus  selbs  verkaufte  und 
sich  damit  czale,  Igl.  Stb.  V26a.  ein  freye  w.  und  ein  gemecht  — 
um  die  hausmawer  di  cz wischen  in  ist  beidenthalben,  III  194  c 

wil-,  Mille-kürn  md.  -kurn,  -körn  swv.  freiwillig  etwas  tun, 
belieben,  beschließen,  zustimmen,  einwilligen:  wilkurn  bricht  alle  recht, 
Igl.  Str.  (.71)  S.  337.  des  wilkurten  sie  peiderseit  dar  in  ainem  vollen 
rate.  245.  das  er  auch  gewilkurt  hett  czu  der  beschidung  (mit  dem 
Testament  einverstanden  war),  290  es  sei  denne  das  beide  teil 
dorczu  w.,  das  — ,  I  S.  366.  wer  wilkurt  (sich  vorwilekurt)  er  sal 
es  halden,  251 .  252.  von  paider  ewer  wilkor  wegen,  do  ir  paide  czu 
gewilkurt  habt;  wan  wilkur  alle  recht  pricht,  Igl.  Bgr.  N.  29.  2. 
dorczu  si  gewilkurt  haben,  N.  64,  3  u.  4.  durch  des  willen  wir 
gewilkurt  haben  czu  ainer  berichtunge  darumb,  N.  53,  21;  Elbog. 
Chr.  63,  22.  er  ist  geseczet  und  vor  dem  rate  und  der  ganczen 
gemein  gemacht  uud  gewilkurt  worden,  Olm.  Stb.  97  b.  mit  ir 
beider  (der  kursner  und  sneider)  wilkur  ist  gewilkuret  worden,  das 
die  sneider  nicht  kursnerwerk  und  die  rocke  sneiden  noch  arbeiten 
sullen,  weder  aldes  noch  newes,  weder  pußflecke  noch  anderlei,  103. 
vor  uns  —  habeu  die  huter  (Hutmacher)  alle  gewillkürt  in  vollem 
rate,  das  sie  furbas  —  gerecht  und  gut  hut  machen  sullen  und  nicht 
falsche,  104.  czu  dem  haben  sie  uf  beiden  teilen  gewulkurt,  110a. 
baide  teile  —  czum  urteil  willekurten,  132.  wilkur  bricht  alle  recht 
und  zu  we  (ivozu)  gewilkurt  wirt  mit  den  worten,  das  sol  pilleich 
volbracht  weiden  mit  den  werken,  Igl.  Rspr.  X. 

wüle-töre  swm.  der  den  Toren  spielt,  sich  als  Tor  behandeln 
läßt:  der  w.,  her  Tristant,  Trist.  5192. 

willic-leich,  -liehen  Adv.  willig,  gut-,  freiwillig,  gern:  Darumb 
so  begern  wir  willicleich  arbeit  czu  haben,  pis  das  wir  den  unsern 
ruwr  gemachen,  Const.  I  5,  1.  do  gaben  sie  iren  willen  willeclichen 
und  unbetwungen  darezu,  Igl.  Bgr.  N.  39,  9  u.  11. 

willigen  swv.  1.  tr.  willig  machen,  2.  einen  mit  etwas:  ihm  zu 
willen  sein,  ihm  bewilligen,  3.  üf  einen  etwaz,  w.  ihm  zur  Ent- 
scheidung übertragen:  solche  neuerung  —  gefiel  niemandis  und  wolt 
ein  ersam  rat  nicht  w.  (zustimmen),  Traut.  Chr.  354.  was  ein  andern 
mitpurger  antreffe,  desz,  sei  er  auch  gewilligt  (sei  auch  ihm  erlaubt), 
16,  29.  _ 

willig-  heit  stf.  Bereitwdligkeit:  in  untertheniger  gehorsamer 
willickeit,  Elbog.  Chr.  74,  30. 

wilpert  (wilt-brät,  -brsete)  sin.  zum  Braten  bestimmtes  oder 
gebratenes  (auch  gesottenes)  Wild,  Wildbret:  es  wird  sich  zu  gutter 
zeit  zeigen  mit  wilpert  und  fischen,  Traut.  Chr.  119;  Eger.  Str.  C  111. 

wilt-nüsse  (auch  wiltnis,  -se,  -nus)  stfn.  Wildnis:  als  die  poume 
der  veigmoule,  die  do  wachsen  in  der  w.  (in  campestribus),  W — B 
Kön.  III  10, 27.  in  der  w.  Bersabe  (in  solitudine  Bersabe),  Gen. 
21, 14. 


wilt-werk  —  winkel-rät  959 

wilt-werk  stn.  Wild:  gesalczen  vische,  swi  di  sein,  oder  wilte- 
werch,  Brünii.  Str.  II  374,  149. 

wim-bräwe  (wint-,  wim-,  bräwe,  -brä)  stswf.  Wimper:  so  scber 
herab  die  hare  seines  houbtes  und  den  bart  und  die  wimbrawen  und 
alles  seines  leibes  geliere  (supercilia),  W — B  Lev.  14,  9. 

wimraer,  wiiner  stm.  knorriger,  von  einem  erstickten  Ast  her- 
rührender Auswuchs  an  einem  Baumstamm:  und  der  Lantnitner 
(Lausitzer)  herzog  (im  Druck:  gengt)  ein  recht  wimmer  wirt  irn 
herczog  laz,en  und  dy  gepurt  wird  furbas  nicht  irsten,  Dal.  56,  27 
(19,  22);  die  Stelle  heißt  in  der  Böhm.  Chr.  19:  und  ewer  furste  der 
wirt  da  pleiben  tod  und  sein  gesiechte  wirt  nicht  me  auffsten. 

win  wohl  verschrieben  für  wind  stm.  Windhund:  Eger.  Chr. 
N.  968. 

wind  s.  wint. 

wind-bräwe  s.  wim-bräwe. 

windeln  swv.  (in  Windeln)  einwickeln:  Ein  gewindeltes  silber 
von  tharsis  wirt  czugetragen  (argentum  involutum  de  Tharsis), 
W— B  Jer.  10,  9. 

winden  (winde  swf.)  1.  Winde,  Vorrichtung  zum  Winden, 
2.  Kr  ahn,  3.  Armbrustwinde,  4.  Fallbaum,  Zugbrücke?  5.  wagrecht 
drehbare  Vorrichtung  zum  Aufziehen  von  Gegenständen  in  Nonnen- 
klöstern, 6.  die  Pflanze  Winde:  3.?  es  ist  im  verloren  worden  sein 
tilicz  (langes  Messer)  und  ein  winden,  Igl.  Str.  (76)  S.  343. 

winden  stv.  I  3  (auch  winten)  1.  winden,  ringen,  drehen, 
2.  keltern,  3.  um-,  einwickeln,  4.  eine  Richtung  geben,  intr.  5.  sich 
wenden  gegen,  6  feindlich  angreifen,  7.  gehören  zu:  3.  Warinne 
winden  wir  diu  kindelin?  W.  v.  W.  1992.  —  5.  daz,  von  verren 
landen  gröziu  schif  dar  wanden,  2031. 

windesch  (und  windisch)  Adj.  slavisch,  wendisch:  sie  vernämen 
w.  zunge  wol,  W.  v.  W.  329.  in  derselben  windischen  czungen  ist 
ein  laut  Charwat  genant,  Böhm.  Chr.  2.  pischof  sent  Metudius  — 
was  ein  Rewse  und  hilt  windische  messe,  23.  der  sang  eine  windisse 
messe  czuhaut,  Dal.  64,  11  (23,  24).  mangiu  spräche  was  im  kunt, 
heidensch,  windesch  rette  sin  munt,  2749.  windescher  zunge  diu 
frage  geschach,  4874. 

wiuds-brüt  s.  wints-brüt. 

wind-schaufel,  -schaufeln,  -Schacht,  -stil,  -vang  s.  wint-. 

winkel  stm.  1.  Winkel,  Ecke,  2.  abseits  gelegener,  verborgener 
Baum:  1.  vir  guideine  ringe  die  secze  ouf  die  vier  winkel  der 
archen,  W— B  Ex.  25,  26. 

winkel-mäz,  stn.  Winkelmaß,  norma:  Werne  is  denne  (nach 
Herstellung  eines  Durchschlages)  das  recht  gebit  mit  der  suure  unde 
mit  dem  winkelmase,  des  ist  das  ercz,  D I R  15,  1.  ein  w.  nemen 
=  mensuram  angularem  deferre,  Igl.  Bgr.  U — B  24.  es  sei  mit 
slechter  masse  oder  mit  winkelmase,  Const.  I  10,  4. 

winkel-rät  stm.  1.  heimliche  Batsver Sammlung,  2.  heimlicher, 
falscher  Batgeber:  1.*  winkelret  und  ainuuge  sint  vordampt  und 
vorpoten  —  in  einer  iczlicher  gemain  —  dovon  das  Sprichwort  geet: 
di  worheit  sucht  nicht  winkel,  Prag.  Rb.  129. 


960  winkel-recht  —  wint-vang 

winkel-recht*  Adv.  in  einem  rechten  Winkel:  wo  —  die  gründe 
und  grenitzen  im  anfange  w.  zusammenstossen  mit  den  von  der 
Kriblitz  —  erben,  Traut.  Chr.  266. 

winkel-stein  stm.  Eckstein:  ich  secze  in  Syon  den  obersten  w., 
T — B  I  Peter  2,  6.  Jhesu  Krist,  den  ubersteu  w.,  in  dem  alle  di 
gemacht  pawung  wechst  in  (zu  XL  Bibel)  aim  heiligen  tempel  im 
Herren,  Ephes.  2,  21. 

winster  Adj.  link:  siezen  zu  deiner  winster,  T — B  Matth.  20,  21; 
20,  23.  die  schaf  schickt  er  zu  seiner  zesem,  wan  di  pock  zu  der 
w.,  25,  33.  einer  zu  der  zesem  und  einer  zu  der  w.,  27,  38.  den 
ain  (dieb)  zu  der  zeswen  und  der  andern  zu  seiner  w.,  Mark.  15,  27. 
so  du  niachts  ein  almusen,  nichtenweiz,  dein  w.,  was  dings  tut  dein 
zesem.  Matth.  6,  3.     zu  deiner  w.,  Mark.  10,  37;  Luk.  23,  33. 

winnuiig  stf.  1.  eultura,  2.  Gewinn,  Errungenschaft:  auf  das 
du  allein  ir  w.  seist  (ut  lucrifaciant  te  solum),  Sol.  73,  22. 

win-stück,  -e*  stn.  superiores  partes  tunicarum,  volgariter 
wynstücke  dürfen  die  Mentler  auf  alte  Tuniken  machen  und  arbeiten, 
Olm.  Stb.  105. 

wint,  -des  stm.  1.  Wind,  2.  bildl.  etwas  Nichtiges,  das  nicht  in 
Betracht  kommt  oder  ohne  Wirkung  bleibt,  3.  die  von  Hieben  auf- 
sprühenden Funken,  4.  freie  Luft.  5.  Duft,  Geruch,  6.  Windhund: 
1.  Eine  schuppe  —  der  andern  wirt  czugefüget  und  nicht  eczwi 
kein  wint  geet  durch  sie  (ne  spiraculum  quidem  incedit  per  eas), 
W — B  Job  41.  7.  —  2.  zwar  daz,  ist  ein  wint  da  wider,  Trist.  2215. 

winter-mön  stm.   Wintermonat.  Xovember:  Traut.  Chr.  226. 

wintern  swv.  intr.  Winter  icerden,  tr.  überwintern:  2.  und  so 
daz,  gestatt  nit  was  zimlich  ze  wintern,  —  ob  sie  in  etlich  weis  hin 
mochten  kumen  ze  wintern  zu  Phenice,  T — B  Btb.  27,  12. 

wints-braut,  -briit*  stf.  Windsbraut,  Sturmwind:  wenne  so  ein 
wintsprüt  (Samum)  kam,  manegem  er  (der  heiße  Wind)  sin  leben 
nam,  Alex.  9795.  ein  sulcher  grosser  wind,  das  man  windstille, 
Windsbraut  u.  zwirbelwint  heisset.  Traut.  Chr.  68- 

wint-sekacht*  stm.  Luftschacht  in  einem  Bergwerk:  do  ist 
unser  w.,  Igl.  Bgr.  N.  6,  2. 

wint-schaufel  (-schüfel)  f.  Wurf  schau  fei ,  ventilabrum:  czu- 
strewen  wil  ich  si  mit  der  w.  in  den  pforten  der  erden,  "W — B  Jer. 
15,  7.     des  wintschufel  ist  in  seiner  hant,  T — B  Matth.  3,  12. 

wint-schaufeln*  swv.  mit  der  Wurfschaufel  das  Getreide  werfen 
(„loorfeln"),  um  es  von  der  Spreu  zu  reinigen,  ventilare:  Treten 
wirst  du  die  perge  und  wirst  sie  czumuschen  und  die  hubel  wirstu 
seezen  als  den  stäup ;  wintschaufeln  wirstu  sie  und  der  wint  wirt 
uf heben  und  das  ungewiter  wirt  sie  zustreuen,  Is.  41,  15  u.  16.  die 
spreu  gemuschet  mit  der  gersten,  als  es  auf  dem  tenne  ist  gewint- 
schaufelt,  Is.  30.  24. 

wint-stille*  stf.  Sturmwind:  Traut.  Chr.  68.  251;  s.  wints-braut. 

wint-vang  stm.  1.  ivorin  der  Wind  sich  fängt,  cemchus,  tolus, 
ventieipiura,  proceres,  2.  Hutkrempe:  1.  dass  Hamman  Wolkenstein 
—  in  czu  schaden  —  den  wintfang  beseezt  und  beslagen  hette  wider 
iren  willen,  Igl.  Bgr.  N.  64,  1.  das  in  vorpoten  werde,  ein  w.  czu 
slahen  und  czu  beraiten,  64,  1.  das  not  were  gewest  eines  wint- 
fanges  czu  seezen,  64,  2. 


wip-heit  —  wirdekeit  961 

wip-heit  stf.  1.  das  Weibsein,  2.  Weiblichkeit,  weibl.  Art  und 
Gesinnung,  3.  Frauentum  im  Gegensatz  zum  magettuom :  2.  ir  werdiu 
wipheit  =  die  loürdevolle  Frau,  W.  v.  W.  673.  daz,  man  die  ere  von 
ir  saget,  daz,  sie  ir  w.  rehte  tuot,  698.  0  wol  dir,  süez,iu  wipheit! 
fröu  dich  der  hohen  wirdekeit!  726. 

Wirbel  (auch  werbel)  stm.  1.  Scheitel,  2.  ivas  sich  kreisförmig 
dreht,  Wirbel  in  Wasser  oder  Luft,  3.  Sonnenblume:  1.  Von  dem 
wirbel  der  alden  perge,  W — B  Deut.  33,  15.  nicht  von  den  fuz,- 
stapfen  uncz  bis  an  den  wirbel  waren  an  im  kein  mail,  Kön.  II 
14,  25.  den  herg  messen  (3  Vs  lehen  nach  jeder  Seite),  anczuhehen 
mitten  in  dem  wirbel  des  rumpaumes,  Const.  II  2,  3  (vertibuli).  ab 
das  czu  rede  queme,  wann  der  erste  vinder  (eines  neuen  Silber- 
ganges) vil  gruben  hat  ader  meer  denn  eine,  ab  der  gank,  der 
emphangen  ist,  aus  der  silbergruben  sei,  darin  di  gesworn  gefaren 
sein,  so  sol  man  denselben  erst  vinder  twingen  czu  sweren  mitten 
in  dem  wirbel  auf  dem  schachtrade  derselben  silbergruben,  das  er  aus 
derselben  denselben  gank  redleich  empfangen  habe,  II  2,  6. 

wirbelig*  Adj.  sich  drehend:  die  do  arbeiten  in  dem  wirbeligen 
hörne  =  am  runbaum  oder  schachtrade  die  Herausförderung  des 
Erzes  besorgen,  Const.  II  2,  5. 

wirde  (und  werde)  stf.  1.  Wert,  Ansehen,  Würde,  2.  Ehren- 
bezeigung, Verehrung:  alles,  saget  wirde,  ere  und  lop  dem  all- 
mechtigen  gote,  Hier.  215,  14.  der  künste  wirde  ich  im  wol  gan, 
Trist.  265.  daz,  wip,  die  im  der  wirde  günstic  was,  Alex.  8123.  ouch 
ist  mir  also  gesagt,  daz,  er  da  vil  wirde  tet,  Alex.  20  549. 

wirdec,  wirdig  Adj.  1.  wert  habend,  angesehen,  trefflich,  edel, 
2.  mit  Gen.  wert,  würdig:  gottes  allmechtige  wirdige  haut,  Ack. 
38,  5.  und  wird  sein  (des  hl.  Hieronymus)  wirdiger  name  in  alle 
die  werlt  wirdiklichen  gebreitet,  Hier.  6,  14.  in  den  wirdigen  hoch- 
czeiten,  Const.  I  7,  22.  wirdig  ist  der  wirker  (Arbeiter)  seins  ez,z,ens, 
T— B  Matth.  10, 10. 

wirdec-lich  Adj.  ehrenvoll,  herrlich:  w.  tugent,  Alex.  2703. 

wirdec-lich,  -en  Adv.  würdig,  ehrenvoll,  herrlich:  0  wunder- 
haftiges  vas,  mit  allem  edlen  gesteine  so  wirdichlich  geziret,  Hier. 
7, 18.   wirdiclichen  =  merito,  W— B  Judith  10, 18.  w.  tuon,  Alex.  2150. 

wirdekeit,  werdekeit  stf.  Würdigkeit,  hohes  Ansehen,  Herrlich- 
keit, Amt  und  Würde,  Ehre,  Auszeichnung:  durch  die  werdekeit  die 
des  toufes  orden  treit,  W.  v.  W.  3492.  hoehe  an  mir  diu  w.,  süez,er 
Willalm,  unde  blip,  W.  v.  W.  1075.  das  ein  mensche  aller  hubsch- 
heit  und  wirdigkeit  vol  sei,  Ack.  40,  6.  das  ist  ein  lob  der  groszen 
wirdikeit  unser  menschheit,  Sol.  72,  20.  von  des  menschen  w.,  21,  2. 
di  w.  derkenne  ich  denne  alleine,  so  ich  dir  dank  sag,  64,  24.  Sant 
Jeronimus  grozze  w.,  Hier.  1,  10.  der  sant  Jeronimus  w.  ganz 
beschreiben  oder  betihten  muge,  17,  2.  die  zwene  begunden  einander 
auch  w.  erbieten,  223,  13.  Aman  sulche  menschliche  wirdikeit  in  im 
hat  ervaren,  W — B  Esther  16,  11.  seiner  kunglichen  wirdikeit  gerne 
dinen,  Igl.  Bgr.  U — A  Einl.  das  nicht  ir  (der  gesworn)  w.  davon 
geswechet  werde,  ab  wir  ir  pete  nicht  erhörten,  Const.  I  5,  1.  noch 
kaiserlicher  w.,  I  5,  10.  das  —  der  richter  —  seiner  w.  macht 
mere,  I  6,  3.  alle  ere  und  w.  des  kunigreiches  czu  Behem  —  abe- 
nam,  II  5,  9.    ein  gut  wort  ist  also  vil  gesprochen  sam  ein  wesen 

J  elinek,  Wörterbuch.  Q^ 


962  wirden  —  wirt-schaft 

einer  unverserten  w.,  IV  12,  6.  enpern  aller  w.  =  numquam  aliquod 
officium  habiturus,  IV  20,  7.  die  wunnende  wunne  der  wertlichen 
werdikeit,  die  wirt  im  (an  der  Tafelrunde)  wunnenclich  bereit,  Trist. 
1369.  den  hat  man  in  so  höer  w.,  1395.  der  schalbseren  w.,  1401. 
dem  herren  durch  sin  w.,  Rf.  299.  da  hielt  der  helt  —  in  ritter- 
licher w.,  189.  in  ritters  w.,  226.  6  we  mir  miner  w.,  Alex.  3073. 
lät  werdikeit  an  iuch  erblüen  und  schaffent,  daz,  wir  die  vinde 
müen,  3519.  sin  wirdikeit  im  daz,  riet,  Alex.  407.  lät  mich  iuwer 
wirdikeit  genießen,  2694. 

wirden  swv.  intr.  würdig  sein,  tr.  wert,  lieb  machen,  schätzen, 
ehren,  verherrlichen:  die  mit  ritters  tat  ir  manheit  so  gewirdet  hat, 
daz,  sie  gesitzen  dar  an  (an  der  Tafelrunde),  Trist.  1344. 

wirdig  s.  wirdec. 

würdigen  swv.  wirdic  viachen  oder  halten:  wirdiget  sein  güt- 
liche ere,  Hier.  61,  1.  got,  der  uns  gewirdiget  hat  (glorificavit), 
Sol.  99,  34.  er  wirdiget  (schützt)  suliches  czu  gueter  rechnung  auf 
130  guld.  u.  gr.,  Igl.  Bgr.  N.  80,  2. 

wirken  (auch  würken,  wurken,  wirken  mehr  md-,  Prot,  worhte) 
swv.  tätig  sein,  arbeiten,  verfahren,  ins  Werk  setzen,  schaffen,  tun, 
verfertigen,  bes.  nähend,  webend,  strickend  verfertigen,  oe-,  verarbeiten: 
wirken  allerlei  dink  =  texant  omnia,  W — B  Ex.  35,  35.  wenne  du 
hast  die  vordristen  dink  geworcht  (fecisti  priora),  Judith  9,  4. 
dannen  di  wirkend  meinung  der  werk  get  =  de  qua  procedit  intentio 
operantis,  Sol.  37,  10.  mit  was  gewissen  man  den  —  neugefundenen 
—  gank  hawen  und  wirken  sal,  Igl.  Bgr.  1.  wie  vil  man  auch 
(scheppen)  des  ganges  schölle  nemen  czu  wirken  in  di  hutten,  czu 
vorsuchen,  ob  her  der  mase  wert  sei  oder  nicht,  und  wi  vil  silbers 
her  schulle  geben  über  di  hutkost,  Igl.  Bgr.  1,  4.  dar  an  ir  w.  tuot, 
Alex.  2150. 

wirker  s.  würker. 

wirk-nuss*  (=  wirkunge)  Tätigkeit:  durch  wirknusz  deiner 
undertanen  dinst,  Sol.  53,  40. 

wirine  stf.  Wärme:  Alle  tage  der  erden  sehen  (Säen)  und 
sneidens.  kelde  und  wirme,  sumer  und  winter,  nacht  und  tack  nicht 
sullen  ruen,  W — B  Gen.  8,  22.  der  brunne  —  vaz,zet  wirme  wider 
den  äbent  als  den  morgen,  Alex.  9852. 

wirsch  (wirs  Adv.  Komp.  von  übel)  übler,  schlimmer,  schlechter, 
weniger,  Sup.  wirsest,  wirst:  künde  ich  gescheiten,  kund  ich  euch 
verpfeien,  das  euch  wirsch  wurde,  Ack.  9,  14. 

wirt  stm.  1.  Ehemann,  2.  Männchen  eines  Tierpaares,  3.  Haus-, 
Burgherr  im  Gegensatz  zu  gast,  4.  Landesherr,  Gebieter,  Herr,  des 
himels  w.  =  Gott,  Christus,  der  helle  w.  =  der  Teufel,  5.  Gast- 
freund,  6.  Begleiter  der  Brautleute,  Hochzeitsgast,  7.  Gastwirt:  1.  das 
zelgeret  durch  ires  wirtes  sei  willen,  Igl.  Str.  242  b.  do  diselbe  vraw 
Cristein  iren  ersten  wirt  nam,  Nikiaus  den  Nundler,  230.  sie  lies 
einen  deichen  erben,  den  si  gehabt  hette  mit  irem  ersten  wirte, 
229.  als  ir  wirt  (Gatte)  von  wassers  not  vorscheiden  was,  Igl. 
Rspr.  V. 

wirt-schaft  stf.  1.  Tätigkeit  des  Hausherrn,  2.  des  Schenkwirtes, 
3.  Bewirtung  und  was  dazu  gehört,  Gastmahl,  Schmaus,  überhaupt 
Fest,  festl.  Freude,  auch  Midi.:  daz,  man  da  heilet  Wirtschaft  (Tafel- 


wirt-scheften  —  wischel  963 

gerät),  Trist.  2529.  ob  ich  sage  von  ir  w.  vil,  2577.  do  die  w.  ende 
ham,  985.  mit  den  herren  w.  hat  er  sihen  tage  do,  Ernst  3778.  er 
tet  da  grö^e  w.,  3924.  3948.  er  sie  zu  wirtschaften  luot,  3953. 
Levi  der  macht  im  ein  gröz,e  w.  in  seim  hause,  T — B  Luk.  5,  29. 
si  unkeuschent  mit  euch  in  iren  wirtscheften,  II.  Peter  2,  13.  auch 
schaff  ich,  das  Hester,  mein  eleiche  hausfraw  sol  halten  und  ver- 
wesen die  w.  (1.)  mit  innemen  und  mit  ausgehen,  Igl.  Stb.  111148  c. 
stillin  ein  w.  durch  der  touf  willin  (einen  Taufschmaus  geben),  Dal. 
76,28  (30,92).  ladin  czu  einer  w.,'  74,16  (30,7).  der  erhern  w. 
dankt  er,  75,  22  (30,  49).  er  lud  czu  einer  w.  den  herczog  gut, 
82,  5  (33,  14).  sie  machten  ein  w.  (inito  convivio),  W — B  Gen. 
24,  54.  der  machte  ein  grosse  w.,  Gen.  40,  20.  schände  dunket  sie 
die  Wirtschaft  sein,  Gen.  43,  32.  Und  secht  do  hatte  her  ein  w.  in 
seinem  house  als  ein  w.  eines  kunigs,  Kön.  I  25,  36.  David  machte 
Abnern  und  seinen  mannen  ein  w.,  Kön.  II  3,  20.  —  machte  seinem 
sune  Sampson  ein  w.,  Richter  14,  10.  Laban  rufte  vil  volkes  seiner 
fründe  czu  der  w.  und  machte  ein  hochczeit  (nuptias),  Gen.  29,  22. 
der  w.  des  kunigis,  Par.  II  9,  20.  wirtschefte  (epulae),  Sirach 
29,29.  31.  in  der  w.  des  wein  es  (in  convivio  vini),  Sirach  32,7. 
in  dem  wirtscheften,  30,  27.  in  das  hous  der  w.  (convivii),  Prediger 
7,  4.  in  den  wirtscheften  der  hofel,  die  zu  essen  vleisch  zusammen- 
tragen (in  commessationibus),  Spr.  23,  20.  sie  vreuten  sich  durch 
die  wirtschefte  (per  convivia),  Richter  16,  25.  do  erfüllet  waren  die 
tage  der  w.,  Esther  1,  5.  Vasti,  die  kuniginne  machte  ein  w.  den 
vrowen,  Esther  1,  9.  Und  do  geczogen  waren  in  die  wochen  die  tage 
der  wirtschefte  und  der  hochczeite  (cumque  in  orben  transissent  dies 
convivii),  Job  1,  5.  sol  her  ir  vor  besehen  w.  (providebit  puellae 
nuptias),  Ex.  21,  9.  wie  sie  mit  richer  koste  kraft  volbrsehten  dise 
w.,  W.  v.  W.  1277.  daz,  man  da  nseme,  swaz,  der  w.  was  gezaeme, 
1307.  Wo  sint  denn  euer  wirtschafte,  wo  reicher  trank,  wo  wol 
gemachte  speise?  Hier.  37,  2.  0  edele  w.  —  dorinne  in  brotes  und 
weines  gestalt  Cristus  gantzer  empfangen  wirt,  85,  17.  eile  zu 
sulcher  suzzer  wirtschafte,  dorinne  dir  nicht  ochsen  oder  bockes 
fleisch  nach  alter  gewonheit  zu  tisch  getragen  wirdet,  86,  21.  du 
bringest  in  in  die  überflussige  grosse  w.  deines  gotlichen  hauses, 
87,  19.  das  sie  hochvertiger  trunkner  wirtschafte  gepflogen  bette, 
219,  8.  —  w.  =  Gastgelage,  Eger.  Str.  XVI  1  u.  2.  w.  und  krolaiz, 
zu  kindelpetten  oder  Priminzen  sind  verboten,  Eger.  Str.  A  III  2; 
AIV1;  B19.  w.  =  Hochzeitsmahl,  Eger.  Chr.  N.  412.  603.  609. 
643.  763.  869;  Eger.  Z.  35,  3. 

wirt-scheften  (und  -Schäften)  sivv.  ein  Gastmahl  halten, 
schmausen:  wirst  w.  vor  deinem  herrn  (=  epulabis  coram  d.  tuo), 
W — B  Deut.  27,  7.  wirst  w.  in  deiner  hochczeit  (epulaberis  in 
festivitate  tua),  Deut.  16,  14.  den  wirtscheftenden,  Ps.  41,  5.  daz 
wir  essen  und  wirtscheften,  T — B  Luk.  15,  23 f.  ez,  gezam  ze  w.  und 
ze  frewen,  Luk.  15,  32.    ir  habt  gewirtscheft  auf  der  erden,  Jak.  5,  4. 

wirts-haus*  stn.  Gasthaus:  Eger.  Achtb.  II 199.  172.  im  wirtts- 
hauß  zu  Treuntz,  II  213. 

wischel*  stm.?  Strohwisch:  ein  —  sintflut  —  verwust  der  dor- 
fir  vil  (Druck:  wel)  bi  Hermanicz  czu  dem  Lantmischil  recht  als  di 
dein  wischil,  Dal.  231, 13  (105). 

61* 


964  wischen  —  witib-stuol 

wischen  (und  wüschen)  swv.  1.  abwischen,  reinigen,  trocknen, 
2.  intr.  leicht  und  schnell  sich  dahin  bewegen:  1.  Und  iener,  der 
wischte  alczuhant  den  stoup  von  seinem   antlicze,  YV — B  Kön.  III 

20,  41.  —  2.  Unf  ouf  wischten  (surgentes)  alle  sune  des  kuniges  und 
stigen  ein  iclicher  ouf  sein  moul  (mulas  ascenderunt)  und  vluhen, 
Kön.  II 13,  29.    er  wischt  davon,  Eger.  Chr.  S.  34  Anm. 

wiseln  vielleicht  verlesen  für  wispeln:  wan  einer  üz,  en  hatte 
ein  geisiln  (Druck:  gesiln,  tschech.  hie),  so  sprach  er  ein  wisilu  (in 
wispeln?)  (einer  zum  andern),  Dal.  89,  19  (37,  14). 

wisent,  -e  stsivm.  Wisent,  Bisonochse,  huhalus:  W — B  Deut. 
14,  5.    vleisches  von  einem  wisent  (carnis  bubalae),  Par.  1 16,  3. 

wis-lich  s.  wissen-lich. 

wis-mat  (auch  wise-mat,  wisemät)  stn.  f.  Wiese,  die  gemäht 
ivird:  wisen  und  wismat  —  ausgesaezt  und  gegraniezt,  Olm.  Stb. 
131.  zu  Stebnicz  unterm  dorff  auff  den  wißmat,  Eger.  Achtb.  II 189. 
bei  der  herren  grossen  teich  oben  in  der  wißmat,  II 147.  velt  und 
wißmat,  Eger.  Chr.  1183.  holez  und  w.  das  zu  sein  hof  gehört,  1174. 
drei  teich  mitsambt  dem  wiszmat,  das  dorezu  gehert,  Igl.  Stb.  V  45  a. 
das  er  aus  dem  selben  öden  teich  wismath  mache  und  kein  teich, 

V  43  a.  darzu  wysmeth  und  acker,  IY244b.  so  des  convents  wismet 
wasser  not  wer,  IV  128  c.  umb  die  teiche  (kernteich  und  newteich 
bei  Piestaw  (Pistau)  umbgrunt,  wisen  und  wismath,  III 183  c.  hof 
und  wismet  und  gerten,  V  270  a. 

wispel*  swf.?  Homis:  wenig  wispiln  (tschech.  mälo  srsnov  = 
wenige  Hornisse)  süchtig  machint  vil  vligin  fluchtig,  Dal.  102, 17 
(44,  53). 

wispeln  swv.  zischen,  pfeifen,  blöken,  sibilare:  er  wispelt  über  in, 
W— B  Job  27,  23.  so  das  du  hörest  die  hert  w.  (sibilos  gregum), 
Bichter  5,  16. 

wispeln  stn.  das  Zischen:  seezen  wil  ich  dise  stat  in  ein 
erschrecken  und  in  ein  w.  =  in  stuporem  et  in  sibilum,  Jer.  19,  8 
■und  25.  9  u.  18.  Gott  hat  Jerusalem  gegeben  in  ein  vorterpnüsse 
und  ein  wispeln,  Par.  DI  29,  8. 

wis-vleekelin,  -vleckel  stn.  keines  Wiesenstück:  mit  sambt  dem 
wisflecklein  doselbst,  Igl.  Stb.  IV  244  a  c.  den  teich  in  einem  wiß- 
fleckl,   Y  154  c.     den   halter  (Fischhälter)   mitsambt   dem   wisfleckl, 

Y  237  d.    uf  ein  wießflecklein  im  holtz  am  ranck,  Eger.  Chr.  893. 

wis- wachs  stm.  f.  n.  Wiese:  es  sei  gleich  w.  oder  secker,  Traut. 
Chr.  216.  das  gut  —  es  wer  in  eckern  —  wiesen,  w.  und  grenzen, 
70.  71. 

witewe-stuol  s.  witib-stuol. 

witib  (witewe,  witiwe,  witib)  stswf.  Witwe:  eines  Meisters  w., 
Eger.  Z.  15,  4.    eines  Meisters  witbin,  14,  2.    ein  witwe,  W— B  Lev. 

21.  14. 

witib-stuol,  witewe-stuol  stm.  Witwenstuhl,  Witwenstand:  so 
die  muter  ir  witibstul  verkeret  (ivieder  heiratet),  Igl.  Stb.  V  22  d. 
diweil  (solange)  sie  iren  w.  nicht  verruckt,  II 139  c.  den  w.  vor- 
keren,  III  153b;  UI173d.  das  sein  hausfrauwe,  di  weil  di  iren 
witwestule  nicht  verruckte  und  witwe  beleibet  —  mit  irem  rate 
für  dieselben  kinder  und  für  ir  gut  schol  helfen  raten  — ,  II 102  c. 


witwe-tuom  —  wiz,zen-schaft  965 

witwe-tuom  (witewen-tuom)  stmn.  Witwenstand,  viduitas: 
lebende  in  dem  w.,  W — B  Kön.  II  20,  3.  sie  czoch  ab  ir  cleider  des 
witwetnmes  und  wusch  iren  leip  und  salbte  sich  mit  gar  guter 
mirre,  Judith  10,  2.    gewant  des  witwetnmes,  Gen.  38,  14;  38, 19. 

witz,  -e  stf.  Wissen,  Verstand,  Einsicht,  Klugheit,  Weisheit: 
lachende  und  mit  witzen  sprach  er  der  schoenen  maget  zuo, 
Trist.  386. 

wixen  =  wehsin,  wehsen,  Adj.  aus  Wachs:  Traut.  Chr.  43. 
waxen,  13;  s.  wichsen. 

wiz.zen  unreal.  Zw.  mit  verschobenen  Prüt. :  wisse,  wesse,  wiste, 
weste,  daneben  md.  und  später  obd.  woste  (z.  B.  W — B):  du  west 
wol,  Sol.  49,  5.  allein  ich  des  nicht  enwest,  Sol.  48,  27.  west,  Eger. 
Chr.  N.  1178.  wissend  =  die  Formen  des  Femgerichtes  kennend, 
Eger.  Chr.  N.  1034. 

wi^en  pari.  Adj.  —  bekannt:  das  ist  denjenigen  wissen,  [die] 
dabei  gewest,  Elbog.  Chr.  101,  8.  das  haben  die  gegenwertigen 
wissen,  19,  8.  das  allen  guten  leuten  —  wissen  ist,  Igl.  Bgr.  N.  84,  2. 
was  in  w.  wer,  Igl.  Str.  247. 

wi^zen  stf.  Wissen,  Kenntnis:  mit  willen  und  rechter  wissen 
der  ganezen  unser  gemain  desselben  pergs,  Igl.  Bgr.  N.  59,  4.  mit 
bedachtem  mute,  rechter  w.  und  ganezer  wilkur,  N.  52,  5.  das  wir 
mit  wolbedachtem  mute,  gutem  rate  und  von  rechter  wissen  erloubet, 
Stb.  Brüx  N.  123  und  N.  124.  wie  das  gescheen,  haben  die  gegen- 
wertigen wissen,  Elbog.  Chr.  19,  8. 

wiz.zen-heit  (wiz.z,en-,  wiz.z.ent-heit)  stf.  Einsicht,  Wissen,  Be- 
wußtsein: ir  ewers  bergwerchs  —  allenthalben  gute  kundschaft  und 
wissenhait  habt,  Igl.  Bgr.  N.  84,  2.  mit  guter  kundschaft  und  w. 
des  rates,  Aussig.  Urkdb.  N.  181;  Stb.  Brüx  N.  188-  geben  Avissent- 
heit  der  behaltsam  in  die  Vergebung  irer  sundt,  T— B  Luk.  1,  77. 
in  dem  (Kristo)  do  sint  verporgen  alle  die  scheeze  der  Weisheit  und 
der  w.,  Kolosser  2,  3.  in  der  w.  Gots,  1,  10.  wir  wissen,  daz,  wir 
alle  haben  w.,  I.  Korinther  8,  1.  ob  ich  derkenn  alle  taugen  und 
alle  w.  —  wan  hab  ich  der  lieb  nit,  ich  bin  nichts,  I.  Korinther 
13,  2.  daz,  euer  lieb  begnüg  mer  und  mer  in  der  w.,  Philipper  1,  9. 
habent  pilde  der  w.   (die  Form  der  künste,  XL  Bibel),  Bömer  2,  20. 

wiz.zen  (t)-lich,  >viz.-lich  Adj.  beivußt,  bekannt,  offenkundig :  was 
in  umme  die  sache  w.  were,  Igl.  Bgr.  N.  64, 3;  65,5.  so  wil  ich 
bekennen,  was  mir  w.  ist  von  der  stuff,  53,  18.  daz.  frumen  leuten 
wol  wissenlichen  ist,  39,  5.  was  in  wissentleichen  were,  Igl.  Str. 
261.  wir  uns  fromleichen  gehalden  haben,  das  lant  und  steten  wol 
wislichen  ist,  Igl.  Bgr.  N.  39,  2.  wissentlicher  ader  bekentlicher 
schulde,  Brüx  Stb.  N.  340.  wir  thun  solches  auch  hiemit  w.,  Traut. 
Chr.  125.  vil  fremden  leuten  —  wislich,  Elbog.  Chr.  82,  45.  als  her- 
nach, so  viel  am  tag  wislich  ist,  wirt  begriffen,  15,  7.  welcher 
(richter)  wasz  wiszlichen  vorschwiege  — ,  Traut.  Chr.  6.  einem 
wizHch  machen  (kundtun),  Eger.  Z.  9,  27. 

Tviz,zen  -  schalt  (wiz^en-,  wiz.z.ent- Schaft)  stf.  Wissen,  Ge- 
nehmigung: das  ich  solch  erezt  (Erz)  mit  w.  nemen  mag  und  an 
der  herren  gewerken  nuez  und  fromen  zuwenden,  Igl.  Bgr.  N.  80,  4. 
biderleut,  die  um  ihre  eheliche  geburth  —  grundliche  w.  tragen, 
Eger.  Z.  39, 1. 


966  wladeke  —  wol-meinung 

wladeke,*  bladicke  sicm.  (tsehech.  wladik)  Adeliger:  Auch 
spricht  die  gemein,  das  man  einen  wladeken  mac  vorpieten  und 
hindern  an  ein  loth  umb  5  mark  um  allerlai  schult,  Prag.  Str. 
N.  137.  Und  wie  muget  ix  denne  widersteen  vor  einem  bladicken 
ous  den  knechten  meines  herren  dem  allerminsten  (ante  unum 
satrapam)  Kön.  IV  18,  24. 

Wochen -lön  (bei  L.  nur  Tuch.  67,  7.  10)  stn.  Wochenlohn: 
welicher  gesell  wirt  an  dem  dinstag  gesetzt  (zur  Arbeit  auf- 
genommen), dem  sol  das  wachenlon  gancz  nochfolgen,  Igl.  Stb. 
VI77c. 

wol-ermelt*  part.  Adj.  erwähnt,  genannt:  auf  anreden  wol- 
ermelts  grafen,  Eger.  Chr.  73. 

wolf  stm.  1.  Wolf,  2.  durch  Reibung  entstandene  Hautent- 
zündung, 3.  Werkzeug  zum  Erz-  und  Steinbrechen,  4.  Oberschivelle 
der  Türpfosten,  5.  fehlerhaft  geschnittenes  Brett,  6.  Fehler  im  Bau: 
ein  tochter  konig  Rudolfs,  des  romischen,  eins  rechten  wolfs,  Dal. 
7, 26.  —  1307  starb  konig  Rudolf.  Er  was  den  Behem  als  ein 
wolf,  14,  5. 

wolf-mäne  (wolf-manot  stm.)  sicm.  Xov.—Jan.,  der  semitische 
Monat  Bid:  in  dem  achten  mened,  den  wir  nennen  den  wolfmanen, 
wart  volbracht  das  hous,  W — B  Kön.  III  6,  38. 

wol-gevallung*  stf.  das  Wohlgefallen:  nach  seiner  w.,  T— B 
Epheser  1,  9. 

wol-geflört*  Adj.  schön  (mit  Blumen)  geschmückt:  ein  wol- 
geflörtez,  her,  Alex.  8425. 

wol-haltung*  stf.  ordentliches  Betragen:  di  irer  tapferkeit, 
erbarkeit  und  w.  wegen  —  zu  wirden  gesetzt,  Eger.  Chr.  S.  4. 

wölken  stn.  wölke  swm.  Wolke:  secht  ein  weisses  wölken,  T — B 
Offenb.  14,  14.  dö  sie  ingiengen  in  daz,  w..  Luk.  9,  34.  wir  habend 
ein  solchz,  ingesacztez,  wölken  der  gezeug  [von  Zeugen),  Juden  12,  1. 

wolken-bnist  stf.  Wolkenbruch:  grosse  erschröcklicbe  wasser- 
flüte  oder  w.,  Traut.  Chr.  192.  er  geusset  ous  die  regen  gleich  einer 
w.  (ad  instar  gurgitum),  W — B  Job  36,  27. 

wolken-seule  (-sül)  stf.  swf*  Wolkensäule,  columna  nubis: 
W — B   Ex.  33,  9.     in    einer   wolkenseulen,    Nun.  14,  14. 

wolken-spor*  stn.  Spur  einer  Wolke,  vestigium  nubis:  unser 
leben  vorgeet  sam  ein  w.,  W — B  Buch.  d.  Weish.  2,  3. 

woller  (wollfere)  stm.  Wollenschläger,  -weder?:  Brunn.  Str. 
II  149. 

woll-slalier  (wolle-,  wollen-slaher.  -sieher)  stm.  lanifex:  den 
Bernhart  w.,  Eger.  Achtb.  II  42.    den  w.,  II  41.  43. 

wollust  stmf  Wohlgefallen.  Freude,  Vergnügen,  Wollust,  Wohl- 
leben, Genuß:  dem  paradeis  der  wollust  =  paradiso  voluptatis,  Sol. 
42, 11.  gegen  Orient  in  dem  tale  der  w.  =  ad  orientalem  plagam 
Eden,  W— B  Gen.  4,  16.     wollust  und  wunnen  pflegen,  Ack.  54.  4. 

wol-lustigen*  swv.  refl.  sich  erfreuen:  ich  enczamt  wollustig 
mich  der  e  Gots,  T — B  Römer  7,  22. 

wol-meinung*  stf.  Entscheidung,  Beschluß:  mit  eines  erbern 
rats  w.,  Eger.  Chr.  1197  S.  372.  sie  haben  irem  willen  und  w.  des 
kirchenbauens  furbracht,  Traut.  Chr.  14. 


wol-sagen  —  wücher  967 

wol-sagen*  sivv.  preisen:  we  euch,  so  euch  alle  leut  wolsagent, 
T— B  Luk.  6,  26. 

wol-tag  stm.  Freude:  ir  {Reichen)  seit  itzund  in  freuden,  in 
wol tagen,  Hier.  34,  8. 

wol-tiiung*  stf.  Wohltat:  in  der  w.  ains  siechen  menschen, 
T-B  Bth.  4,  9. 

WOl-Teil  (=  veil)  Adj.  1.  feil,  käuflich,  2.  wohlfeil,  billig :  ein 
gut  wulfeil  jar,  Traut.  Chr.  24. 

wol-weisheit*  stf.  in  einer  Anrede  an  den  Gemeinderat:  erbar 
fursichtige  w.,  Eger.  Chr.  S.  5. 

wou,  -e  stf.  1.  Aufenthalt,  Wohnung,  2.  Gewohnheit,  Sitte:  er 
zoch  sich  von  höher  wirde  in  swachen  won  durch  Krist  und  den 
süe^en  Ion,  W.  v.  W.  852.  daz,  viur  bot  in  (den  Belagerten)  so 
swache  won,  daz,  sie  vergäben  manger  wer,  Alex.  9262.  an  der  du 
—  vindes  viel  fröiden  won,  10932. 

won-haft  Adj.  Wohnung  habend,  wohnhaft,  angesessen:  ist  das 
wonhaft  ist  ein  fremder  in  ewer  erden,  W — B  Lev.  19,  33. 

won-haftig  Adj.  ivohnhaft:  der  w.  ist  in  dir  (qui  habitat  in  te), 
Sol.  94,  21. 

wonunge  stf.  1.  Gewohnheit,  2.  Aufenthalt,  Wohnung,  3.  Gegend, 
Himmelsstrich:  2.  durch  alle  ire  w.  (mansiones),  W — B  Ex.  40,  36. 
sie  sol  ir  wonung  haben  in  der  kamer  under  der  stuben,  Igl.  Stb. 
V85a. 

worfel  s.  wtirfel. 

worfen  sivv.  ivorfeln,  ventilare:  gersten  tenne  her  worfet  = 
areain  hordei  Ventilat,  W— B  Ruth  3,  2. 

worfer*  stm.  Worfler,  Ventilator:  senden  wil  ich  in  Babilon 
worfer  und  worfen  werden  sie  sie,  W — B  Jer.  51,  2. 

wort  stn.  1.  Name,  2.  Wort,  3.  PI.  Bede,  4.  Buf  Nachrede, 
5.  Verteidigungsrede,  Fürsprache,  Entschuldigung,  6.  Ausrede,  Vor- 
wand, 7.  Verabredung,  Bedingung,  8.  Absicht,  9.  Erlaubnis, 
10.  Zauberwort,  Beschwörung,  11.  Text  eines  Gedichtes,  12.  Silbe, 
Verssilbe:  0  herre  wort,  o  got  wort,  du  bist  ein  liht,  Sol.  11,  32. 
sprich,  her,  sprich  wort!  =  Die  verbum,  Domine,  12,  3.  niht  ist 
gut  an  das  hohste  gut,  an  des  worts  gut,  13, 17.  unser  ganczer 
wille  und  wort  ist,  Aussig.  Urkdb.  N.  139. 

Worten  swv.  Worte  machen,  reden:  als  ich  und  Cunrat  R.  — 
da  mit  einander  geredt  und  gewort  haben,  Eger.  Chr.  1065. 

wort-lK'h  Adj.  wörtlich,  mit  Worten,  ausgedrückt:  Davit  jämer 
mit  gewalt  leit  umb  daz,  w.  ungemach,  Alex.  11583. 

wücher  (wuocher)  stmn.  1.  Frucht,  2.  Nachkommenschaft, 
3.  Zins,  4.  unerlaubt  hoher  Zins,  Wucherzins:  Und  ouf  wücher  wirstu 
leihen  vil  gesiechten  und  du  selber  von  nimant  wirdest  entlehen 
(foenerabis),  W — B  Deut.  28,  12.  wer  auf  w.  nicht  enleihet  =  qui 
ad  usuram  non  commodaverit,  Ez.  18,  8.  wer  w.  und  übergäbe  er 
nicht  ennimet,  Ez.  18,  17.  vor  den  w.,  den  du  hast  vorlihen  got 
(pro  foenore),  Kön.  I  2,  20.  nicht  nim  wücher  von  im  (usuras),  Lev. 
25,  36.  dein  gelt  soltu  im  nicht  leihen  ouf  w.  =  ad  usuram,  Lev. 
25,  37.  nicht  ist  czurunnen  in  iren  (der  Stadt)  gassen  w.  und 
valschheit,  Ps.  54,  12;  Ps.  71,  14.  houpgut  und  wücher,  Stb.  Brüx 
N.  126.     so  sal  vorbas  uf  ein  iczlich  schock  besundern  ein  guter 


968  wuchern  —  wüeste 

behemischer  grosche  czu  wucher  geen  also  lange,  als  wirs  mit  guten 
willen  des  vorgeschriben  Juden  gehaben  mögen,  N.  126.  der  wucher 
des  geistes  ist:  di  lieb,  freud,  frid,  gefridsam,  T — B  Galater  5,22. 
er  samt  w.  (frucht.  XI.  Bibel)  in  daz.  ewig  leben,  Joh.  4,  36.  gesegnet 
ist  der  w.  (die  frucht ,  XI.  Bibel)  deines  leibs,  Luk.  1,  42.  ein 
iegleicher  bäum  wirt  derkant  von  seim  wucher,  6,  44.  w.  des  Wein- 
garten, Mark.  12,  2.  w.  (Früchte)  bringen,  Joh.  15,  2 — 4.  er  antwurt 
seinen  Weingarten  andern  pawern,  die  im  gebent  seinen  w.  in  seiner 
zeit,  Matth.  21,  41.  daz,  wort  —  wirt  gemacht  an  w.  (ivirkungslos), 
Mark.  4,  19.  ernstlich  der  pauin  wirt  derkant  von  dem  w.,  Matth. 
12,  33.  von  irn  wuchern  (an  ihren  Früchten)  derkent  ir  sie,  7,  16 ; 
7,  19.  ein  igleich  gut  paum  macht  guten  w.,  wan  der  poz,  paum 
macht  posen  w.,  7,  17 — 19.  di  —  samen  fielen  in  die  gute  erde  und 
gaben  w.  —  hundertvalt,  13,  8.  daz.  ich  hab  etlichen  wucher  (Erfolg, 
frucht,  XI.  Bibel),  in  euch  als  auch  in  den  andern  haiden,  Römer 
1,  13.  ein  iegleich  paum ,  der  nicht  macht  guten  w.,  der  wirt 
abgehauwen,  Matth.  3,  10.  macht  wirdigen  w.  der  puz,z,,  3,8;  Luk. 
3,  8.  —  Mark.  4,  28. 

wuchern  (wuochern)  sivv.  intr.  Frucht  bringen,  geivinnen, 
erwerben,  retten:  di  erd  wuchert  vergeben,  zum  erstenmal  ain  kraut, 
danach  daz,  eher,  darnach  einen  vollen  wucher  in  den  eher,  T — B 
Mark.  4,  28.  der  da  derstund  von  den  toden,  das  wir  w.  (fruchte 
bringen,  XI.  Bibel)  zu  Got,  Römer  7,  4. 

wücher-gelt  stn.  Zinsen:  das  wir  ob  4000  gülden  zinß  ader 
wucher  gelts  —  hingeben  müssen,  Eger.  Chr.  1123  S.  299. 

wücher-neiuer*  stm.  foenerator:  ervorsche  der  w.  alle  seine 
habe,  W-B  Spr.  25,  12. 

wuchstlein*  stn.  auch  sol  kainer  kain  pelcz  nicht  fail  haben, 
daran  die  ermel  bei  har  eingeseczt  sein  oder  mit  eingestochen 
wuchstlein,  Igl.  Stb.  17.  221  a. 

wüeste,  wuoste  Adj.  wüst,  öde,  einsam  leer:  in  eine  w.  erde 
=  in  terram  solitariam,  W — B  Lev.  16,  21.  ain  perg  oder  stolle, 
die  da  gemessen  sein  und  dornach  wüste  sein,  können  die  Urbarer, 
ivenn  sie  es  6  Sonntage  nach  einander  mit  den  Geschworenen  in  der 
Kirche  haben  ausrufen  lassen,  wenn  sie  es  nach  Verlauf  des  6.  Sonn- 
tags „wüste"  finden,  ledicleich  vorleihen,  wem  sie  wollen,  Igl.  Bgr. 
U — A  7.  Ein  perg  oder  ein  stolle,  die  gemez,zen  sint  und  darnach 
wuest  und  unpowehaft  werden  gesehen,  die  schol  man  chunden  sechs 
sontage,  daz,  die  komen,  der  die  perge  sint  gewesen,  und  si  powen. 
Und  ist  daz,  der  sibent  sontage  furkumpt,  daz.  man  niemant  da 
arbeiten  vindet,  so  nement  die  urbarer  di  gesworen  czu  in  uf  die 
vor  genanten  perge  und  vindent  sie  sie  danne  wuest  und  unpouhaft, 
die  urborer  mogens  verleihen  und  geben,  swem  sie  wellen  an  alle 
Widerrede,  U — B  14.  welche  silbergruben  ein  ganczes  jar  wüst  leit, 
di  sol  man  an  Urkunde  und  Widerrede  andern  arbeitern  verleihen, 
Const.  II  4,  11 ;  s.  verligen,  item  die  mül,  —  das  dorf  —  ein  hamer- 
stat  daselbst  ist  wüste,  Mind.  des  Egerl.  S.  84.  di  kirch  —  ist  nu 
w.,  Böhm.  Chr.  35. 

wüeste,  wuoste  stf.  öde  Gegend,  Wildnis,  Wüste:  in  diser 
Avüeste  hie,  Trist.  3511. 


wüesten  —  wunder-haft  969 

wüesten  swv.  Prät.  wuoste,  wüste;  verwüsten,  ausplündern,  ver- 
nichten: an  fröiden  kunde  sie  daz,  wüesten,  Alex.  16972.  umb  daz, 
sie  enbern  muoste  irs  herren,  ir  fröide  wuoste,  10308.  daz,  (daß 
Ernst  ins  Hl.  Land  zog)  ir  herze  freuden  wüste,  Ernst  1690. 

wüestenunge  (wüestenunge,  md.  wustenunge)  stf.  öde  Gegend, 
TFästc,  Einöd:  von  den  si  wartend  sind,  das  di  wustenunge  des 
alten  vals  wider  beseezet  wurd  =  per  quos  suae  ruinae  scissuras 
exspeetant,  Sol.  65,  12.  Unser  veter  assen  inanna  in  der  wustenunge, 
Hier.  85,  29.  wanne  er  gleich  sie  in  der  w.  einsidel  gewesen,  109,  30. 
die  w.  =  desertum,  W— B  Lev.  16,  21.  czu  der  inwendigen 
wustenunge  —  ad  interiora  deserti,  Ex.  3,  1.  in  der  w. ,  Ex.  4,  27; 
5,  1.  von  der  w.,  Ex.  23,  31.  an  dem  wege  sur  in  der  w. ,  Gen. 
16,  7.  seezen  wil  ich  in  der  w.  die  tanne  und  die  ulme  und  den 
puchspaum  mit  einander,  Is.  41,  19.  in  der  w. ,  Ernst  3509,  Alex. 
23058.  23264. 

wüest-heit*  stf.  vastitas:  Posheit  und  wustheit  wirt  gehört  in 
ir  (der  Stadt),  W— B  Jer.  6,  7. 

wüestung,  -e  stf.  Wüste,  Einöde:  in  eutrischen  wustungen, 
Ack.  13,  17.  würm  in  wüstung  und  in  wilden  beiden  —  ausreuten, 
11,  6.  ich  stunt  in  der  einot  der  großen  wüstunge,  Hier.  10,  12. 
w.,  11,12;  Alex.  21317.  die  ganze  wüstunge  —  dann  die  mül  ist 
des  gerichtes  man  (Lehen),  Mind.  d.  Egerl.  S.  84;  Böhm.  Chr.  24. 
warumb  nu  das  slos  in  die  w.  gepawet  was  und  also  wüste  stund,  39. 

wüetendig  (wüetendic  =  wüetic)  Adj.  xvütend,  toll:  die  teufel 
schriren  mit  wütendiger  stimme,  Hier.  96,  7. 

wüetig,  wuotig  Adj.  wütend,  toll:  ir  wüetigen  gar,  Legende  493. 

wuf  s.  wuof. 

wühr*  s.  wür. 

wulfin  (wülvin,  -ne)  stf.  Wölfin:  einer  gruben,  genant  czu  der 
wulfinn,  Igl.  Bgr.  N.  10,  1. 

wullen*  (=  wulgern,  wolgern)  sivv.  nauseare,  rülpsen,  erbrechen, 
brechen  müssen:  Unser  sele  wullet  nu  ubir  dise  allerleichste  speise, 
W— B  Num.  21,  5. 

wullen*  stn.  =  wüllunge,  wullunge,  nausea,  das  Erbrechen, 
Brechreiz:  unez  bis  es  —  werde  gekart  in  ein  wullen  (vertatur  in 
nauseam,  zum  Ekel  wird),  W — B  Num.  11,  20. 

wullen  (wullin,  wüllin)  Adj.  1.  von  Wolle,  in  Wolle  gekleidet, 
im  Bußgewand :  wullen  und  barfus  —  zur  walfardt  gegangen,  Traut. 
Chr.  54. 

wunden  (Prät.  wunte,  Part,  gewunt,  gewundet)  siov.  verwunden: 
wer  in  dem  streit  gar  ein  wenig  gewunt  wart,  der  pleib  nicht  pei 
dem  leben,  Böhm.  Chr.  58. 

wunder  stn.  1.  Verwunderung,  2.  ivas  Bewunderung  erregt, 
Außergewöhnliches:  sie  brähten  Schönheit  w.,  Alex.  13459. 

wunderaere,  -er  stm.  1.  wer  wunderbare  Taten  verrichtet, 
2.  ivunderbar  lebt,  3.  sich  wundert:  süez,er  w.  (=  Christus),  Alex. 
18908. 

wunder-haft  Adj.  tounderbar:  wie  gar  w.  ist  dein  mildikeit, 
Hier.  88, 17. 


970  wunder-haftig  —  wunnec-liche 

wunder-haftig  Adj.  ivunderbar:  ein  wunderhaftiger  got  (mira- 
bilis)  Sol.  92,  25.  in  die  stat  des  wunderhaftigen  geczeldes  (taber- 
naculi  admirabilis),  Sol.  92,  32  und  12,  19.  w.  bistu  der  engel  äugen 
(mirabilis),  77,  19.  allein  dein  selbs  groszer  erkenner  und  wunder- 
haftiger schawer  (cognitor  et  mirabilis  contemplator,  78,  35.  wie  w. 
du  bist  in  aller  erden,  67,  28.  wi  w.  ist  dein  nam,  66,  41.  0  wunder- 
haftiges  vas,  mit  allem  edlen  gesteine  so  wirdeclich  gezieret,  Hier. 
7,  17.  0  du  starker,  wunderhaftiger  man,  11,  26.  so  meine  ich 
seine  groz,z,e  wunderhaftigen  werk  nicht  alle  zu  beschreiben,  17, 1. 
o  du  wunderhaftiges  unsprechliches  wunder,  82,  23.  wie  w.  ist  der 
almechtige  got  in  seinen  heiligen:  94,  1.  was  wunderhaftigen  eren 
sein  leip  teglichen  wunderhafte  zeichen  wurket,  94,  19.  seine 
wunder,  die  unzellich  und  w.  sint  allermenniclichen,  112,  16.  es 
derschein  ein  so  wunderhaftiges  licht  —  mit  so  wunderhaftigem 
ruche,  113,  15.     wunderhaftiger  herr  aller  herren,  Ack.  55, 12. 

wunder-haftig-lich*  Adv.  in  wunderbarer,  bewundernswerter 
Weise :  wann  er  mit  St.  Jeronimus  w.  gewurket  hat,  Hier.  15,  28. 

wunder-leich,  -lieh  Adj.  1.  wunderbar,  seltsam,  2.  subj.  sieh 
leicht  verwundernd,  reizbar,  launisch:  1.  du  hast  mich  gerufen  in 
dein  wunderleichs  liht  (admirabile  lumen),  Sol.  89,  25.  von  dem 
wunderleicher  liht  gots,  10,  2.  der  milde  und  wunderliche  Jan  {ein 
Bischof),  Böhm.  Chr.  89.  ez,  was  ein  wunder  w.  und  wundert  sin 
noch  hiute  mich,  Trist.  1065.    got  —  ist  gröz,  und  w.,  Legende  620. 

wunder-lich,  -liehe,  -en  Adv.  wunderbar,  erstaunlich,  sehr: 
wie  bin  ich  so  wunderlich  gescheiden  von  Isöten  beiden,  Trist.  147. 

wundern  swv.  1.  intr.  und  refi.  sich  wundem,  zu  toissen 
gespannt  sein,  auch  unpers.  mit  Ahle.,  tr.  2.  bewundern,  3.  Wunder 
wirken,  auf  wunderbare  Weise  tun  oder  inachen:  3.  wan  got  mit 
im  gewundert  hat  auf  diser  erden  auf  die  rede,  das  sein  heiliger 
name  gebreitet  und  verkündet  wurde  allermeniclichen,  Hier.  4,  5. 

wünne-,  wunne-bsere  Adj.  wünne  (Wonne,  Lust,  Herrlichkeit) 
hervorbringend  oder  besitzend:  Karsie  kiez,  die  videlsere  üf  strichen 
wunnebere  {Adv.?),  Trist.  622. 

wunne(n)-bernde  (wünne-,  wunne-bernde),  part.  Adj.  =  wünne- 
bsere:  wunnenbemdez,  wip,  Alex.  13015.  wunnebernder  lip  (der 
frouwen),  13045. 

wunnec  (wünnic)  Adj.  wonniglich:  ein  w.  her  —  meide  und 
vrouwen,  Alex.  Anh.  2041. 

wunnec-lich,  wimnic-lich,  wunnenc-lich  Adj.  mit  Avünne 
verbunden,  w.  erregend,  wonniglieh,  erfreulich:  ein  Avunneclich  buhurt, 
Trist.  924.  üf  daz,  wunnecliche  hüs  {des  Königs  Artus),  1583. 
manch  grüner  plan  gar  w.  dar  inne  lac,  1602.  manch  ritter 
wunnenclich  die  nämen  waz,z,er  und  sazten  sich,  Trist.  611.  Isöt  die 
maget  wunnenclich,  664.  dem  wunnenclichen  castel  da  zu  Karke  in 
Arundel,  1153.  üf  daz,  w.  velt,  1675.  w.  was  ir  tagalt,  1910.  einen 
walt  gar  w.,  2368.  von  golde  w.  talier,  ßf.  131.  ez,  het  so  wunnec- 
lichen  berg,  dar  umbe  er  {Kadmus)  stifte  Thebas,  Alex.  3820.  üf 
ein  w.  velt  hiez,  er  rihten  die  gezelt,  21125.  21229. 

wunnee-liche  stf.  Anmut,  Herrlichkeit:  wir  sahen  sein  wunnik- 
lich,  die  wunniklich  als  des  eingeporn  von  dem  vater,  T — B  Joh. 
1, 14.    di  w.  die  da  ist  allein  von  eini  Got,  Joh.  5,  44.    ze  gen  in 


wunnec-  —  wünsch  img  971 

sein  w.  (glori,  XI.  Bibel),  Luk.  24,  26.  den  wirt  es  dir  ein  w.  vor 
den  enczamt  sitzenden,  14,  10.  der  da  widerkert  und  geh  w.,  (daz, 
lob,  XI.  Bibel)  got,  17,  18.     so  er  kumt  in  der  w.  seins  vater,  Mark. 

8,  38.  gib  uns,  daz,  wir  siezen  in  deiner  w.  einer  zu  deiner  zeswen 
und  der  ander  zu  deiner  winster,  10,  37.  zu  der  w.  deines  volks 
Israel,   Luk.  2,  32.    ich  gib  dir  allen  disen  gewalt  und  ire  w.,  Luk. 

4,  6.  der  sucht  aigen  w.,  Job.  7, 18.  um  w.  gots,  11,  4.  in  der  w. 
seins  vaters,  Matth.  16,  27.  Salomon  in  aller  seiner  w.,  6,  29.  er 
zeigt  im  alle  die  reich  der  weit  und  ir  w.,  Matth.  4,  8.  er  sach  uf 
in  den  himel  und  sach  di  w.  Gots,  Btb.  7,  55.  ze  enphachen  w.  und 
ere   und   kraft,   Offenb.  4,  11.    segen   und  ere  und  w.  und  gewalt, 

5,  13.    gib  w.  (di  ere,  XL  Bibel)  got,  Job.  9,  24. 

wunnec-,  wunnenc-liche,  -en  Adv.  mit  Wonne,  tvonnevoll: 
der  mochte  wunnenclicheu  sehen  —  sins  herzen  ougelweide  zwar, 
Trist.  864.  wunnencliche,  Rf.  113.  ouch  gab  von  golde  lichten  schin 
des  herren  satel  w.,  119.  122. 

Tvünnen-heil*  stn.  Seligkeit,  wonnevolles  Glück:  die  guoten,  die 
das  w.  enphähen  (beim  jüngsten  Gericht),  W.  v.  W.  5866. 

wunnen-spil  (wünne-,  wunne-spil)  stn.  hohe  Freude:  ir  blic  wser 
friunde  w.,  Alex.  23910. 

wünne-,  wunne-sam  Adj.  wonniglich:  wie  trostlich  ein  an- 
schouwen  ist  an  den  wunnesamen  frouwen,  W.  v.  W.  695.  von 
der  fürstin  wünnesam  ir  vater  ouch  diu  rede  kam,  7014.  alles 
lustsames  unde  wunnsames  riechens,  Ack.  39,  5.  die  weil  ich  lept, 
were  mein  leben  wunnsam,  43,  7.  wuusamer  hofmeister  =  Gott, 
56,  15.  die  zit  wünnesam  (Hochzeitstag),  Trist.  551.  ein  schoene 
vrouwe  w.,  1082.  608.  sie  wurden  beide  w. ,  5936.  zu  der  türe 
(des  Paradieses)  w. ,  Legende  310.  sie  quam  vür  die  stat  gar 
w.,  814. 

wunnic-lichen*  swv.  verherrlichen,  preisen:  si  swigen  und 
wunnielichten  Got,  T— B   Btb.  11,18;  Luk.  13,13;   23,47;    Matth. 

9,  8.  daz,  si  w.  euern  vater,  Matth.  5,  16.  Jhesus  was  den  noch  nit 
gewunnielicht  (glorificieret,  XL  Bibel),  Joh.  7,  39.  ob  ich  mich 
selber  wunnielich,  mein  w.  ist  nit;  mein  vater  ist,  der  mich 
wunniclert(!),  Joh.  854.  wir  w.  uns  auch  in  Got  (können  uns  Gottes 
rühmen)  durch  unsern  Herren  Jhesum  Kristum,  Römer  5,  11. 

wun-sauikeit  (wünnesam-heit)  stf.  Wonne:  Wenne  geezogen 
habe  ich  sie  mit  w.  (jueunditate),  W — B  Baruch  4,  11.  der  wirt 
zufuren  euch  die  ewige  w.  mit  ewerm  heile  (sempiternam  jueundi- 
tatem),  4,  29.  sich  die  w.  kumende,  4,  36.  zuvuren  wirt  got  Israel 
mit  w.  in  dem  lichte  seiner  gewalt  (in  lumine  maiestatis  suae),  5,  9. 

wünsch    stm.    1.    Vermögen,    Außerordentliches    zu   schaffen, 

2.  persönlich   =    Schöpfer     und    Verleiher    aller    Vollkommenheit, 

3.  Wünschelrute,  4.  Wunsch,  Verlangen,  5.  Inbegriff  des  Schönsten, 
Vollkommensten,  Ideal:  5.  innen  man  sie  (die  zeit)  gezieret  sach  vou 
des  Wunsches  aventiureu  (den  schönsten  Frauen),  Alex.  6887.  bi 
Kassien,  des  Wunsches  amien,  Trist.  6096. 

wünschel-rüte  (-ruote)  f.  Wünschelrute:  enweg  ist  mein  war- 
sagende wunschelrut,  Ack.  6,  15. 

wunschung  (und  wünschunge)  stf.  optio,  adoptio,  adoptatio, 
Wunsch:  mit  w.  alles  guttes,  Stb.  Brüx  452. 


972  wun-weide  —  würkung 

wun-weide*  stf.  Wiesenland:  Traut  Chr.  93. 

Tvunt  Adj.  wund,  verwundet:  wnt  (so!),  Eger.  Chr.  N.  1080. 

wuof  stm.   Geschrei,  Wehklage:   er  sach  den  wuf  (das  geböfel, 
XL  Bibel)  und  vil  wainens,   T — B  Mark.  5,  38.    noch  wainen  noch  l 
wuf—  wirt  nit  von  des  hin,  Offenb.  21,  4;  Btb.  24, 18.    do  er  nit 
mocht   derkennen   di   warheit   vor   dem   wuf   (geschrey,   XI.  Bibel),] 
21,  34.    do  der  wuf  (daz,  geschrey,  XI.  Bibel),  het  aufgebort,  20,  1. 

wuofeu  stn.  vom  red.  stv.  das  Schreien,  Klagen,  Weinen:  jene 
horten  des  heres  wuofen,  Alex.  22565. 

wür  (wer,  -e  stn.)  stf.  Wasserivehr:  das  die  wür  noch  czu  nider 
noch  czu  hach  (hoch)  schol  sein,  Budw.  Urkdb.  N.  498;  Eger.  Chr. 
193.  so  ein  mülner  an  seiner  wür  ein  abgang  an  etwas  biet,  Igl. 
Stb.  V  257  c.  der  rosenmüller  sol  die  wür  räumen  und  festigen, 
V  168b;  V  151a.  wir  burgermaister  und  der  rat  haben  dem  —  er- 
laubt ein  wur  czu  pawen  an  der  kleynen  Igla  under  der  mul  bey  der 
langen  want,  III  106 d. 

wurf  stm.  1.  Wurf,  2.  bes.  im  Würfelspiel,  3.  im  Zweikampf, 
4.  Fischerei  mit  dem  wurfgarn,  ö.  her  gm.  Schürfung:  hatten  würfe 
=  habentes  iacula,  W— B  Gen.  49,  23.  do  uns  daz,  michel  ungewiter 
anläge,  si  machten  einen  warf  (warfen  Ladung  über  Bord)  und  an 
dem  dritten  tage  si  würfen  aus  mit  iren  henden  di  rüder  des 
schiffes  in  daz.  mer,   T— B  Btb.  27, 18  f. 

würfel  stm.  Würfel:  sie  spilten  mit  worfeln  umb  gelt,  Böhm. 
Chr.  102. 

würfel-spil  stn.  Würfelspiel:  mit  unseligem  wurfelspil,  Hier. 
191, 24. 

wurken,  werken  unregelm.  swv.:  czu  der  hutten  gevurt  und 
geworcht  und  das  selbe  silber  czu  hofe  pracht,  Igl.  Bgr.  N.  117,3; 
s.  mäz,wirdig.  —  Eintweder  gut  oder  bosz  musz  allzeit  der  sin 
wurken,  Ack.  34,  18.  ein  edel  gewant  von  regenpogen  wurken, 
27, 10.  der  mensch  —  ist  allein  der  lieplich  klosz,  dem  gleichen 
niemant  wann  got  gewurken  kann,  39,  15.  bis  an  des  bimels  clare 
wurket  es  (das  Auge),  38,  20.  wider  euch  zu  wurken,  10,  14.  her 
tot,  ein  rechter  wurk ender  meder,  22,  6.  da  ein  gestüele  was 
geworht,  W.  v.  W.  7149.  werken  daz,  werk  gots,  T — B  Joh.  6,  28; 
6,  30.  vom  wurken  der  czwai  altertuch  (Altartücher)  sol  man  lassen 
von  meiner  narung,  Igl.  Stb.  V  240  c.  sperlachen  wol  geworcht  und 
underspriten  mit  siden  uud  mit  golde,  Trist,  884.  michel  tat  er  do 
worhte  ze  fuoz,  der  uuervorhte,  Alex.  13707. 

wurker  (und  wirker)  stm.  der  etwas  ins  Werk  setzt,  hervor- 
bringt, schafft,  arbeitet,  bewirkt:  ein  streflicher  und  gemeiligter 
wurker  wer  er  (Gott) ,  Ack.  38,  7.  ausz  nichts  icht,  aus  icbt  nichts 
allein  vermugender  wurker,  58,  3.  ze  laden  wirker  in  seinen  Wein- 
garten, T — B  Matth.  20,  1.  ruf  den  werkern  und  gib  in  ir 
lone,  20,  8. 

würk-stül*  (stuol)  stm.  Wirkstuhl  eines  Webers,  Tuchmachers: 
ein  wurkstul,  Igl.  Stb.  III  329  b.  ein  w.  mit  seiner  czugehorung, 
rHA158a. 

würkung  (und  wirkunge)  stf.  das  Schaffen,  Hervorbringen, 
Schöpfung,  effectio,  operatio,  praxis:  als  er  (Gott)  auch  selber  in 
der  wurkuug  der  weite  hat  gesprochen,  Ack.  38, 14.    Herre,  in  deiner 


würmeln  —  zage  973 

w.  ist  nichts  greulichers,  nichts  scheutzlichers  —  dann  der  tot,  Ack. 
21,  10.  iclicher  wolt  in  seiner  w.  der  beste  sein,  54,  13.  Philosophia, 
cker  der  Weisheit,  in  zwirch  und  in  naturlichen  erkentnusz  und  in 
juter  sitten  wurkung  geackert,  geseet  und  volkomenlich  ge- 
wachsen, 41,  4. 

würmeln*  swv.  mit  der  Scharlachfarbe  der  Kermesschildlaus 
färben:  gewürmeltes  und  ysop  =  vermiculum  et  hyssopum,  W — B 
Lev.  14,  4.  49.  52.  in  gewürnielteni  =  in  coccino,  Scharlach,  Par. 
II  2,  7.  von  gewürnieltem  und  pfelle  (ex  cocco  et  bysso),  Par.  II  3,  14. 
von  purpur  und  von  gewürmelten  und  von  pfelle  machte  her  gewant 
=  de  purpura,  vermiculo  ac  bysso,  Es.  39,  1. 

wurren*  (bei  L.  nur  in  verwürren  swv.  intr.  sich  verwickeln) 
swv.  geschäftig  und  mit  andern  sich  verwickelnd  herumkriechen, 
wohl  unser  mundartl.  „wurln" :  er  (der  Tod)  snurret  und  wurret  gar 
gescheftig  an  allen  enden  (zivischen  den  Schlachtreihen),  Ack. 
25,  20. 

würz,  -e,  würz,  -e  stf.  1.  Kraut,  2.  Wurzel,  3.  Gewürzkraut, 
4.  was  mit  Würze  angemacht  wird,  auch  Gebräu:  Gebere  die  erde 
grünende  wurcze  und  machende  samen  (Germinet  terra  herbam 
virentem  — ),  W — B  Gen.  1,  11. 

würze-kainer  stf.  Behälter  für  Spezereien,  cella  aromatum :  er 
czeigte  im  seine  w.,  W — B  Is.  39,  2. 

wurzeln  swv.  intr.  Wurzel  fassen,  wurzeln,  tr.  wie  durch  Wurzel- 
fasern befestigen:  wurzel  dich  üz,  und  überpflanz  dich  in  daz,  mere, 
T— B  Luk.  17,  6. 

würzen  (und  würzen)  swv.  1.  mit  Würze  bereiten,  coudire, 
2.  balsamieren:  2.  bestate  und  würcze  mich  in  dem  grabe  meiner 
grosern  (condasque  in  sepulchro  maiorum  meorum),  W — B  Gen. 
47,  30.  auch  leit  Lya  do  gewürczet  (condita  jacet),  Gen.  49,  31.  und 
wart  gewürczet  mit  wurczen  und  gelegt  in  einen  sarch  (conditus 
aromatibus),  Gen.  50,  26. 


zä,  zäzä  Interj.  1.  der  Aufmunterung  im  Kampf,  2.  Lockruf 
für  Hunde:  2.  zä  Petitcriu,  zä,  zä,  zä!  Trist.  4565. 

zabel  s.  zobel. 

zabelen,  zabeln  stn.  1.  Brettspiel,  2.  zappeln,  Klappern,  3.  ruhe- 
lose Tätigkeit:  in  dem  hüse  wart  michel  zabeln  von  den  kranches 
snabeln,  Ernst  3029. 

zäf-  e,  zaf,  -e  stf.  1.  Anbau,  Pflege,  2.  Schmuck:  mir  kam  vür 
in  släfe  ein  man  in  großem  zäfe,  Alex.  5110.  Victoria  —  kam  mit 
großem  zäfe  zuo  irm  friunde,  dem  Släfe,  12681. 

zäfen,  zäven  swv.  1.  intr.  ziehen,  tr.  2.  ziehen,  erziehen;  3.  in 
Zucht  halten,  züchtigen,  4.  hervorbringen,  5.  passend  einrichten, 
pflegen:  3.  die  bösen  kunt  ir  zaffen,  die  ir  valschheit  gein  iuch  worhten, 
Ernst  576.  —  5.  diz  msere  wil  ich  noch  zäfen  mit  den  werden,  der 
ich  wil  nennen  mer,  Alex.  4662. 

zage  sivm.  1.  feiger  Mensch;  als  Sclämp>fivort:  2.  elender  Gesell, 
Durchtriebener,  3.  Faulpelz:  1.  an  die  tavele  kein  zage  tar  gesitzen, 


974  zage-heit  —  zank-handel 

Trist.  1382.  ir  liget  als  ein  zage  bi  einer  minnenclichen  maget, 
4978.    ez,  si  der  zage  oder  der  helt,  W.  v.  W.  4022. 

zage-heit,  zag-heit  stf.  Feigheit,  Verzagtheit:  di  in  von  zagheit 
lost  sin  wip,  Alex.  5684.  1538.  1952.  1978.  3827.  die  z.  frien, 
19411. 

zagel  (auch  kontr.  zail,  zeil,  PI.  zagel,  -e,  zegel,  -e)  stm. 
1.  Schwanz,  Schweif  von  Tieren,  einer  Wurzel,  2.  Baumwipfel, 
Wipfelholz,  3.  Schiffs -Hinterteil,  Achterdeck,  4.  männliches  Glied, 
5.  Stachel  der  Biene,  6.  Nachtrab  des  Heeres,  letzter  einer  Schar, 
7.  Ende  eines  Dinges:  begreif  sie  (die  slange)  bei  dem  czagel, 
W— B  Ex.  4,  4 :  29;  22.  vienk  300  fuchse  und  fugte  die  mit  den 
czegeln  zusamen  und  baut  vackeln  in  die  mitte,  Richter  15,  3.  der 
—  Satan  —  mit  seinem  zagel  zeuht  den  dritten  teil  der  himelstern 
und  sendet  di  in  die  erden,  Sol.  42,  12.  din  (der  werlt)  vrö'nde  die 
trüret  zu  jungest  an  des  endes  zagel,  Trist.  6639.  als  ein  lewe  die 
tiere  beten  zagel,  Alex.  22747.  den  wiszin  lebin  {Löwen)  mit  dem 
andern  zcagel  gestrakt  als  ein  gabel  (gegabelten  Schweif),  Dal. 
175,  33  (78,  31).  Ottokar  trat  im  (Rudolf  v.  Habsburg)  alle  lant 
abe  an  alleine  Pehem  und  hierher] ant.  die  behilt  er  im  und  gab  im 
also  den  ochsen  bei  den  hörnern  und  hilt  sich  selber  an  den  czagel, 
Böhm.  Chr.  92. 

zagel-los*  Adj.  ohne  zagel  (Schu-anz):  ein  hase  zwacket  einen 
wolf,  noch  heute  ist  er  zagellos  darumb,  Ack.  8,  2. 

zagen  swv.  zage  sein:  din  name  tuot  den  bcesen  zagen,  W.  v.  W. 
2956.  sie  —  die  frowen  —  lerten  ouch  an  losheit  zagen,  1255.  da 
von  (von  der  Stichwunde)  daz,  ors  begunde  zagen,  Alex.  19997. 

zal,  -e  stf.  1.  bestimmte  oder  unbestimmte  Anzahl,  2.  Menge, 
ScJiar,  3.  Zählung,  Berechnung,  4.  Aufzählung,  5.  Rechnung,  6.  Zeit- 
rechnung nach  Jahrhunderten,  6.  Bericht,  Erzählung,  Rede,  7.  der 
zal  buoch  =  Geschichtsbuch,  Chronik:  1.  fünfzig  wer  ist  ein  zal, 
50  zal  ist  ein  tausent,  Traut.  Chr.  250.  —  48  schock  meisznisch  zal, 
25.  geben  an  der  minnern  zal  97.  jare  =  1497,  Elbog.  Chr.  35,  26. 
noch  Christi  gebuert  der  weniger  zael  im  98.  jaren  =  1498,  Elbog. 
Chr.  57,  15.  der  weniger  zael  Christi  unsers  üben  herrn  im  newn- 
zigisten  jare  umb  Yiti  (15.  Juni  1490),  14,  7.  er  got  bat  um  di  sei 
gar  an  zaal,  Dal.  85,  13.  Numeri,  —  ist  also  vil  gesprochen  zu 
deutsche  ein  buch  der  czale,  W — B  Einl.  zu  Num. 

zahmg  stf.  Bezahlung:  trinken  sie  aber  mehr  (als  umb  zwen 
groschen),  das  soll  ir  z.  sein  und  antreffen  (müssem  sie  selbst 
bezahlen)  Eger.  Z.  16,  2. 

zain-kauf*  stm.  Kauf  im  großen,  en  gros:  Eciam  nullus  hospitum 
vel  incola  civitatis  alios  cingulos,  preter  hie  factos  in  collecto  foro 
vulgariter  zamkawff  vendere  presumat,  Olm.  Stb.  114;  =  sam-kauf. 

zauge  stsivf.  1.  Zange,  eigentl.  und  bildl.,  2.  Lichtputze: 
1.  W— B;  Ex.  27,  3;  38,  3;  Kön.  III  7,  49;  s.  kreuwel. 

zanke  siem.  Zacke,  Spitze:  ein  blawe  taffetene  binden  mit 
güldenen  zancken,  den  knaben,  so  die  biblia  trägt  auf  die  schul, 
damit  zu  ziren,  Igl.  Ms.  15. 

zank-handel  *  stm.  Wortstreit:  entstünde  durch  dergleichen 
zanckhänddel  gar  schlägerey,  Eger.  Z.  46, 15. 


zapeln  —  zauber-lister  975 

zapeln  (zabelen,  zabeln)  sivv.  1.  auf  dem  (Schach-)  Brett  spielen, 

2.  mit  den  Gliedern  hin  und  her  fahren,  zappeln,  3.  ruhelos  tütig 
sein,  4.  im  Zweifel  sein,  schivanken:  Vor  iren  fü^en  czapelte  er  und 
lag  amechtig  und  dürftig-  =  volvebatur,  W — B  Richter  5,  27.  Und 
do  er  dennoch  czapelte  hangende  an  der  eichen,  do  lieffen  hinczu 
czehen  junge  wepner  Joabs  und  slugeu  und  vorterbten  in,  Kön.  II 
18,  14. 

zapfe  swm.  zapf  stm.  1.  Zapfen,  2.  Zapfen  zum  Ablassen  einer 
Flüssigkeit,  3.  Ausschank,  4.  Schankgerechtigkeit,  5.  Fruchttraube: 
ous  zwein  zapfen  oder  vassen  schenken  ist  (bei  Verlust  des  Schank- 
r echtes  auf  1  Jahr)  verboten,  Eger.  Str.  A  XI  2;  B  36. 

zapfen-gelt*  stn.  Zeche  für  Getränke  (als  Spieleinsatz):  um 
trinkgelt  oder  um  zapfengelt,  Igl.  Str.  198. 

zart    Adj.    1.   lieb,    geliebt,    teuer,   vertraut,   2.   stattlich   schön, 

3.  zart,  schwächlich:  1.  die  zarte  hirsinne  =  cerva  charissima,  W — B 
Spr.  5,  19;  ein  czarter  mensch  (delicatus),  Deut.  28,  54.  ein  czarte 
—  hinge  vrowe  (delicata),  Deut.  28,  56.  das  hochwürdige  sacrament 
des  zarten  fronleichnams  Christi  enpfaugen,  Dreiding  v.  Politz  1.  — 
2.  Wi  der  keisir  rieht  ein  hervart  für  die  burk  zcart,  Dal.  93,  35 
(39  nach  Vers  72)  oder  Prät.  von  zerren  =  zog?  Jesus  unser  herre 
zart,  Legende  839. 

zart-heit  stf.  1.  Feinheit,  Schönheit,  2.  Wohlleben,  Weichlich- 
keit, 3*  Schwäche:  3.  ouf  eine  —  her  meide  —  neigte  sie  (Esther) 
sich  sam  vor  wollust  und  sam  vor  groser  Zartheit  (teneritudine)  iren 
leip  nicht  mugende  getragen,  W — B  Esther  15,  6. 

zaspel  stn.  ?  ein  gewisses  Maß  gehaspelten  Garns,  in  Hessen  = 
1  Strang,  bestehend  aus  10 — 20  zälen,  ä  10—20  gebunden,  vgl.  Vilmar, 
Kurhess.  Idioticon :  er  wolt  noch  gerne  einen  (zu  den  19)  erschlagen 
haben,  das  er  die  zaspel  het  zugefitzt  bis  auf  zwenzig,  Traut.  Chr.  72. 

zauberer  (zoubersere,  -er)  stm.  Zauberer:  die  czoubrer  =  male- 
fici,  W— B  Ex.  8,  18. 

Zauberei  (zouberie)  stf.  Zauberei,  Zaubermittel,  -Spruch:  Nicht 
ist  czouberei  in  Jacob  noch  kein  czouberlist  in  (gegen)  Israhel 
(augurium),  W — B  Num.  23,  23.  Die  Zauberei  ist  manigvaltig,  Joh. 
v.  Igl.  1.  G. 

zauber-geist  *  stm.  pytho:  die  do  czoubergeiste  hetten  in  den 
beuchen,  W — B  Köm  I  28,  3.  weissage  mir  in  dem  czoubergeiste 
und  wecke  mir  ouf,  den  ich  dir  sage,  W — B  Kön.  I  28,  8. 

zauberin  (zouberaerinne)  stf.  Zauberin:  die  bilbis  und  die  z. 
komen  vor  uns  (Tod)  nicht  bleiben,  Ack.  8,  15;  s.  Grimm,  Myth.  2 
S.  990ff. 

zauber-lich  Adj.  Zauber  betreffend,  zaubermäßig:  mit  zouber- 
lichen  sachen  macht  er  sich  ze  eime  trachen,  Alex.  635. 

zauber-list  stmf.  Zauberkunst,  Zauberei:  Nicht  ist  czouberlist 
in  (gegen)  Israhel  (divinatio),  W — B  Num.  23,  23. 

zauber-lister*  stm.  Zauberer,  hariola:  Und  Saul  hub  ouf  die 
czouberer  und  die  czouberlister  von  der  erden  und  vorterbte  sie,  die 
do  czoubergeiste  hetten  in  den  beuchen  (magos  et  hariolas,  qui 
pythones  habebant  in  ventre),  W — B  Kön.  I  28,  3.  wie  er  (Saul)  hat 
abgetilget  die  czouberer  und  die  czouberlister  (Wahrsager)  von  der 
erden,  Kön.  I  28,  9. 


976  zauber-listig  —  zech 

zauber-listig  Adj.  zur  Zauberei  dienend:  Saul  sprach:  suchet 
mir  ein  weip,  di  do  hab  einen  czouberlistigen  geiste  (der  Toten- 
beschwörung kundig,  mulierem  habentem  pythonem)  und  das  ich  czu 
ir  gee,  W — B  Xün.  I  28,  7.  czouberlistigen  man  (virum  arreptitium, 
der  sich  für  einen  Propheten  ausgibt),  Jer.  29,  26. 

zauber- nus  (und  -nisse)  stfn.  Zauberei:  der  richter  woste  nicht 
anders  zu  besinnen  nur  das  in  dauchte,  es  musste  von  z.  gescheen, 
Hier.  172, 18;  173,2.  es  dauchte  in,  das  sulcher  mort  mit  zauber- 
uusse  gescheen  were,  161,  19  u.  23.  Die  Steiger  —  sullen  auch 
nimmer  gedenken  die  greniczen  ader  das  wasser  durch  ganczen  stein 
czu  czeigen  mit  czaubernusse,  Const.  I  9,  4.  in  deinen  (Babilons) 
zaubernussen  irrten  alle  leut,  T— B  Offenb.  18,  23.  habent  den  geist 
der  z.  (einen  warsagenden  teufel,  XI.  Bibel),  Btb.  16,  16. 

zauder*  (züder  aus  tschech.  cüdaf)  stm.  Gerichtsperson,  ur- 
sprünglich Kreisrichter:  an  hofherren  und  ingesinde  daz,  auf  ierm 
guet  wonhaft  ist,  noch  der  obristchamrer  noch  der  underchamrer 
noch  die  czouder  noch  der  lantrichter  chain  recht  noch  chainen 
gewalt  haben  schullen,  Brunn.  Str.  II  385,  171  und  S.  418  b. 

zäum  (czoum)  stm.  Zaum,  Zügel,  auch  bildl.:  Und  David  nam 
den  czoum  des  czinses  aus  der  hant  der  Philisten  (frenum  tributi), 
W— B  Kön.  II  8, 1;  u.  s.  leitseil. 

zäumen,  zoumen  (zöumen,  zoumen)  sivv.  tr.  1.  den  Zaum  an- 
legen, zäumen,  2.  ein  ros  z.,  am  zäume  führen,  3.  einen  z.,  den 
Zaum  seines  Eosses  ergreifen  und  ihn  (z.  B.  gefangen)  fortführen, 

4.  mit  dem  Zaume  lenken,  reiten  auf:  3.  mange  maget  vol  gevar 
zoumten  hübsche  ritter  dar,  W.  v.  W.  1367.  diu  (so  manche  Dame) 
hübschlich  kam  gezoumet  dar  von  Averdes  ritters  hende,  7055.  ab 
ir  unsanfte  troumte,   daz,  ir  wipheit  zu  sorgen  zoumte,  Ernst  3450. 

zaum-stricker*  stm.  =  zoummacher,  lorifex,  Erzeuger  von 
Panzern,  Riemer:  1417  ist  gemacht,  das  furbas  die  riemer  ader  czawm- 
stricker  keinen  kecher  mer  vail  sullen  haben  in  iren  werchsteten 
ader  an  iren  liden,  Olm.  Stb.  115.  die  z.  ader  schuster  sullen  kein 
haut  in  die  rören  nit  stassen,  Eger.  Str.  47. 

zauiven,  zouwen  (zouwen,  zöuwen)  sivv.  1.  abs.  tun,  verfahren, 
2.  tr.  fertig  machen,  bereiten,  3.  refl.  sich  rüsten,  aufmachen,  beeilen: 
diu  ir  vor  al  den  vrouwen  so  lät  der  reise  zouwen,  W.  v.  W.  7112. 
diz  hil  gar  diner  frouwen,  läz  dir  der  verte  zouwen,  2037.  sus  liez, 
er  im  prises  z.,  1521.  so  sol  sich  mir  des  z.  län  und  ein  herberge 
enphän,  2114. 

zebrochen  s.  zer-brechen. 

zech,  -e  stswf.  1.  Verrichtung,  die  in  einer  bestimmten  Folge 
rangeht  (z.  B.  Wachdienst),  2.  Reihenfolge,  Reihe,  Stufe,  3.  Anord- 
nung, Veranstaltung,  Einrichtung,  4.  Gesamtheit  der  Personen  des- 
selben Standes,  5.  Vereinigung  mehrerer  zu  gemeinsamen  Zwecken 
(Trink-,  Zechgesellschaft,  Zunft,  Bergwerksgenossenschaft  usw.),  6.  Ort 
ihrer  Zusammenkunft,  7.  Geldbeitrag  zu  einer  z.,  8.  deren  Vermögen, 
9.  gemeinsamer   Schmaus   und  Beitrag   hierzu,    10.   Wirtsrechnung: 

5.  Von  den  Strafgeldern  der  Krümer  soll  tertia  pars  zechae  institorum 
debebunt  cedere  in  emendam,  Prag.  Rb.  147  a.  1418.  Wir  wellen 
auch,  wer  unsir  czech  habin  wil,  der  mus  geben  ein  halb  schok,  all 
quatemper  ein  halbin  vierdung  mit  allim,   daz,  dazu  gebort,  Prag. 


zech  977 

Mz.  12.  Und  gibt  er  nicht  den  vierdung,  wen  in  der  bruder  meistir 
mant,  er  gibt  im  selber  Urlaub  aus  der  czech.  Und  wirt  im  in  der 
vrist  der  czech  not,  man  leiht  ims  nicht,  denn  er  hab  es  allissamt 
verricht,  13.  gibt  —  ein  meistir  —  seine  tochter  —  einem  manne, 
der  der  czech  nicht  enhat,  15.  daz,  man  sie  (die  Kerze)  derkennen 
muege  vuer  di  andirn,  daz,  si  aus  der  moler  czech  sey,  5.  quod  ad 
eorum  czecham  et  unionem  quicquam  solvat,  Brunn.  Str.  I  477.  Wer 
einen  absichtlich  erschlägt  und  beraubt,  soll  von  Pferden  zerrissen 
oder  ans  Rad  geschlagen  werden,  wer  einen  unabsichtlich  erschlügt, 
enthauptet  werden,  beide  sollen,  wenn  sie  fliehen,  aus  der  Zeche  (der 
Schuster)  gestrichen  werden,  letzterer  aber  kann  nach  einer  Aus- 
söhnung mit  den  Verwandten  des  Erschlagenen  nach  seiner  Bück- 
kehr wieder  in  die  Zunft  aufgenommen  werden  und  sein  Handwerk 
wieder  ausüben,  Igl.  Str.  (4Gb).  Die  Schuster-  und  Schneiderinnung 
in  Chotebor  streiten  sich  um  den  Vorrang  bei  der  Fronleichnams- 
prozession. In  Iglau  besteht  der  Brauch,  daß  die  vornehmsten 
Zechen  dem  Allerheiligsten  zunächst  gehen,  Igl.  Str.  (74).  Dorumb 
solche  czechen  (die  bei  allen  andern  Zünften  verhaßten  der  Fleisch- 
hauer, Bäcker  und  Melzer)  ouch  den  rate  zu  Olomuncz  vordachten 
und  gegen  dem  rate  unwillig  waren,  Olm.  Stb.  52.  Im  Lederer-  und 
Leder  verarbeitendem  Gewerbe  gab  es  früher  in  Olmütz  3  Zechen: 
1.  deutsche  schuster,  ivelche  nur  Schuhe  machten;  2.  behemische 
schuster,  die  außerdem  leder  wurchten  und  gerbten;  3.  deutsche 
ledrer.  1455  trat  ein  großer  Teil  von  der  2.  in  die  1.,  der  Best  in 
die  3.  ein,  die  einen  mußten  das  Gerben,  die  andern  die  Schuh- 
macherei aufgeben,  Olm.  Stb.  130.  sunderliche  pecken,  die  die 
Golaczer  (Kuchenbäcker)  geheissen  haben ,  hatten  eine  sunderliche 
czech  in  Olmütz ;  dornach  wart  den  golaczern  derlaubt,  czum  pecken 
in  ir  czech  zu  treten,  99  a.  der  cromer  czeche  und  innunge,  132. 
in  eorum  czecham  seu  communitatem  suscipere,  99  c.  z.  =  Zunft, 
Traut.  Chr.  172.  277.  in  hantwercken,  zunfften  und  czechen,  Igl. 
Ms.  S.  24.  in  dem  leben  oder  auf  der  czeche,  Igl.  Bgr.  N.  116.  das 
es  (das  Ort  einer  Lehenschaft)  der  z.  nicht  schedelich  ist,  DIR 
23  a,  10.  Und  ist  kein  man,  der  gesworen  hat  zu  der  z.,  er  sei 
Steiger,  zimerman  oder  hutman,  DIR  23a,  7.  czechen  und  gruben 
paun,  Igl.  Bgr.  N.  79.  Sperrung  über  ire  czechen  —  mit  czechen, 
hutten  und  andern  czugehorungen,  N.  79,  1.  sind  der  Stollenmeister 
das  tiefste  wasser  aus  der  z.  nicht  wil  halden,  K  71,  1.  eine  der- 
trunkene  czech  —  des  wurt  die  czeche  durchslagen  und  wart  getreugen 
(trocken),  N.  74,  1.  czechen  ungepaut  und  vorwustet,  N.  83,  2.  das 
die  z.  davon  verwüste,  DIR  23a,  9.  das  er  in  den  czechen  hat 
lassen  arbeiten,  N.  83,  1.  einen  Stollen  varen  in  eine  alte  czeche, 
N.  75,  1.  das  ir  Stollen  tifer  komet  —  und  den  czechen  weter  priuget 
und  wasser  benimt,  N.  77,  2.  die  16  hofstete  (die  ein  gemessener 
Berg  frei  hat)  schollen  ordenleich  gepawet  sein  pei  der  czeche,  das 
mugen  gewandern  peid  mit  wegen  und  sust  an  alle  hindernisse, 
N.  28,  1 ;  freie  Viehweide  also  als  ein  man  mit  einem  pogen  schiesen 
mag  von  der  czeche,  N.  28,  2.  die  obigen  bergleute  mochten  wonen 
und  notdurft  keuffen,  wo  in  das  allerfu gleichst  czu  tun  were,  also 
lange,  bis  sie  wol  vermochten  in  heuser  bei  der  czeche  czu  bawen, 
N.  26,  1.    er  mueth  und  begert  kuniglicher  maiestat  ein  freis,   ein 

Jelinek,  Wörterbuch.  62 


978  zech-buch  —  zedel 

alten  erlegenen  czech  hinter  Eberberczdorf,  Igl.  Mut.  4.  mit  allem 
vorrat,  der  vorhanden  ist  pei  der  czech  und  bei  dem  Stollen,  Igl. 
Mut.  13.  wen  die  maister  (leinweber)  von  wegen  nucz  und  er  des 
handtwerichs  in  die  czech  lassen  sagen,  wer  do  nicht  kumbt,  der  ist 
schuldig  zu  gehen  ain  gr. ,  Igl.  Stb.  V  28  d.  den  acker,  genant 
Hamman,  gelegen  bei  der  czeche  (bei  Obergoß),  Igl.  Stb.  III  198. 
der  selbig  meister  —  sol  aus  der  czech  und  gemainschal't  der  andern 
maistern  abgeteilt  und  verworfen  werden,  V  177a.  ein  junger 
meister  soll  den  maistern  in  die  czech  ein  pfunt  wachs  geben, 
V176d. 

zeck-buch*  stn.  Zunftbuch:  die  neue  zechordenung  —  der 
schuster  —  in  ir  z.  eingeschrieben,  Traut.  Chr.  308. 

zech-brief  stn.  Zunft-,  Gewerbeschein:  Traut.  Chr.  247.  248. 

zechen  swv.  1.  tr.  fügen,  verfügen,  anordnen,  2.  veranstalten, 
ins  Werk  setzen,  zustande  bringen,  3.  auf  Wirtshausrechnimg  trinken, 
zechen,  intr.  4.  tränken :  1.  mit  vollem  rät  daz,  zeche  (sorge  dafür), 
daz,  nichtes  in  gehreche,  W.  v.  W.  5074.  der  herbest  sprach,  er  brecht 
unde  zecht  ein  beide  in  stedel,  in  keller  und  in  die  heuser  alle 
frucht,  Ack.  54-,  15.  —  2.  ob  min  törkeit  daz,  gezeche,  daz,  ich  mich 
verspreche,  daz,  mir  daz,  äne  väre  si,  Ernst  355.  sie  hegunden  an 
dem  stein  flegeln  unde  brechen,  ab  umb  und  umbe  daz,  z.,  Alex. 
21 790.  die  im  daz,  hülfen  z.  —  die  wolte  er  hoehen  u.  riehen,  2224. 
ob  sie  daz,  möhten  gezechen,  3988,22399.    iuwern  schaden  z.,  7646. 

zechenen  s.  zekenen. 

zechen-wint*  stm.  Grubenwind:  das  czu  derselben  czeit  ir 
czechenwint  durch  denselben  durchslak  sein  czuge  vertigklick  unge- 
hindert gehabt  hette  —  das  Haman  Wolkenstein  und  sein  gewerken 
in  czu  schaden  —  wintfang  beseezt  und  beslagen  betten  wider  iren 
willen,  domit  si  in  irn  frischen  czechenwint  —  czurüke  wider  in  ire 
czeche  getriben  heften,  also  das  ir  frischer  czehenwint  (Hs.,  czeher- 
wint)  vaul  worden  wer,  das  si  an  irein  perkwerk  grossen  schaden 
nemen  — .  Igl.  Bgr.  N.  64,  1- 

zeck-lade*  swtsf.  Zunftkasse:  Traut.  Chr.  174.  306.  308. 

zeck-meister  stm.  Zunftmeister,  Obmann  eines  Vereines:  Traut. 
Chr.  22.  136.  137  u.  s.  in  der  Prager  Malerczeche  sind  4  z.,  Prag. 
Mz.  26.  ein  erbar  handtwerg  der  schuster  —  haben  ire  z.  abgesandt, 
Traut.  Chr.  22.  die  z.  (der  Bäcker),  Traut.  Chr.  136.  137.  138.  302. 
303.  304. 

zeck-ineister-amt*  Amt  eines  Obmanns  oder  Verwalters  einer 
zeche.  Traut.  Chr.  243.  307. 

zeek-meister-tüin *  stn.  Obmannschaft  oder  Verwaltung  einer 
zeche:  di  puss,  di  bei  ierem  czechmeistertum  verworcht  wirt,  Prag. 
Mz.  26. 

zeck-ordnung*  stf.  Ordnung  in  einer  zeche:  Traut.  Chr.  22. 
172.  261.  308. 

zecken  stn.  von  swv.  einen  leichten  Stoß  (Schlag)  geben,  reizen, 
necken:  ir  z.  ofte  werte  —  bis  Sonnenuntergang,  Ernst  1325. 

zedel,  -e  (auch  zetel)  stswf.  m.  n.  1.  beschriebenes  oder  zu  be- 
schreibendes Blatt,  Zettel,  2.  schriftliches  Instrument,  aus  lat. 
schedula:  das  ich  mich  einer  solchen  zcedel  mit  —  ern  Jörgen  von 
Bebenburg  und  ern  Hause  von  Maltitz  reten  vortragen  haben,   Stb. 


zeder-baum  —  zeidel  979 

Brüx  N.  3-13.  di  schult  beschreiben  auf  einer  czedl,  Igl.  Stb.  V 
273  b.  so  noch  etwas  under  den  gesellen  czwitracht  auferstündt, 
das  in  diser  czedl  u.  Ordnung  nicht  begriffen  wer — ■,  V  178  d.  noch 
laut  u.  inhalt  diser  z.,  V  201  b. 

zeder-baum  (-boura)  stm.  Zeder:  recht  als  die  cedirpoum  neben 
dem  wasser,  W— B  Num.  24,  6.  als  der  c.  auf  dem  libanischen  perge 
bin  ich  erhaben,  Sirach  24,  17. 

zedrern  (zederin,  zedrin)  Adj.  aus  Zedernholz,  von  der  Zeder: 
cedrein  holcz,  W — B  Lev.  14,  49. 

zege-lich  (zage-,  zege-liche,  -en)  Adv.  auf  feige,  verzagte  Art: 
ir  habt  z.  getan,  Alex.  21420.  sich  z.  stellen,  16568.  z.  tuon, 
20078.     ez,  wäre  z.  getan,  daz,  er  so  liez,e  sinen  mäc,  Ernst  1142. 

zegense  s.  segense. 

zehen,  -zen  Zahlw.  =  zehn:  der  frost  aldä  von  libe  bräht 
vierzig  ritter  zehener  mere,  Alex.  22203. 

zehend,  -e  {und  zehent,  -e)  sivstm.  der  10.  Teil  als  Abgabe  bes. 
von  Vieh,  Früchten,  Zehent:  den  czehenden  und  dein  erstgepurt  nicht 
vorczeuch  czu  opfern,  W — B  Ex.  22,  29.  lösen  seinen  czehenden  = 
redimere  decimas  suas,  Lev.  27,  31.  versessene  und  verhaldene 
czehent  (für  den  Pfarrer),  Igl.  Stb.  III  104  d. 

zehend-hof  stm.  (bei  L.  nur  MB  41,  547a;  1351;  Gr.  Wb.  3,  683), 
Chlum.  1 17. 

zehend-boding*  stm.  (von  botech,  -e,  boting,  -e  stmswf.)  als 
Zehent  abgelieferter  Bottich  (Weintrauben):  das  sich  niemants  zu 
lesen  (Weinlese  halten)  understehe  es  sein  den  zuvor  die  zehet  Poding 
geseczt  und  das  gepürg  aufgethan,  Chlum.  VII 19. 

zehendner  (zehendensere,  zehentnsere,  zehendsere,  -er)  stm. 
Zehenteinhcber:  der  —  (der  den  czehent  nicht  geit)  ist  dem 
czehentner  vorvallen  aller  der  wein,  die  er  in  dem  Weingarten  pawet 
und  man  schol  im  nur  den  czehenden  emmer  geben,  Chlum.  VIII  28. 

zehend-scliaffl.*  stn.  Schaff  mit  dem  der  Zehent  an  Wein- 
trauben gemessen  ivird:  alle  zehentschaffl  sollen  gehumbt  und  mit 
des  herrn  oder  des  perkhmaisters  zaigen  bezaignet  sein,  Chlum. 
VII  21. 

zehen-eiinerig*  Adj.  zehn  Eimer  fassend:  ein  z.  vass  wein, 
Traut.  Chr.  53. 

zehenen*  swv.  (— ver-zehenen)  mit  Zehent  belegen:  we  euch 
Phariseer,  ir  da  zechent  (verzehent,  XI.  Bibel)  di  minczen  und  den 
tille  und  di  ruten  und  alles  kraut,  T— B  Luk.  11,  42. 

zeher  (zäher,  zeher)  stm.,  md.  auch  f.,  PI.  zeher,  -e,  zäher,  -e, 
Träne,  Zähre:  mit  bitterlichen  zehern,  Hier.  19,  17.  sie  weinten, 
uncz  bis  in  der  czeher  (Gen.  PI.)  zurunnen  =  donec  deficereut 
lacrimae,  W — B  Kön.  I  30,  4. 

zeichen-liclie(n)  Adv.  1.  auf  symbolische,  wunderbare  Weise, 
2*  auf  deutlich  erkennbare  Weise:  2.  ein  iclicher  sol  wiszin  —  daz 
di  dimutikeit  zaichenlich  bi  stat  (zu  erkennen  ist,  tschech.  jest 
znamenie)  gancze  tat  und  dimitige  red,  Dal.  70,  35  (28,  15). 

zeidel*  stf.  lieihe;  der  pharher  —  lisz  auch  die  lange  zeidel 
sitzbenke  mitten  in  der  kirchen  hininter  setzen,  Traut.  Chr.  199. 
darauf    (auf  den   Prager   Münzen  von  1578)    der    text   gestanden 


980  zeidel-weide  —  zeitung 

2  zeideln  „grosch  maley"  und  die  jarzal  und  des  kaisers  bildnis  und 
namen  ,.Budolphus  rex  Bohemie",  Traut.  Chr.  231. 

zeidel-weide  (zidel-weide)  stf.  1.  Bienensucht  und  Waldbetirk, 
in  dem  sie  betrieben  wird,  2.*  Flug  und  Nahrung  der  Bienen, 
3*  Becht  auf  solche  Bienenfutter  bietende  Orte:  1 — 2  Eger.  Chr. 
N.  1067. 

zeigen*  swv.?  (Anke)-)  auswerfen:  als  sie  anviengen  ze  zaigen 
(auszulassen,  XI.  Bibel)  di  anker  von  dem  vordem  teil,  daz,  daz,  schif 
sicher  stund,  T-B  Btb.  27,  30. 

zeiger  =  seiger,  Traut.  Chr.  55.  62.  111.  in  der  18.  stunde  am 
ganzen  zeiger  {auf  der  Uhr  mit  24  Stunden),  167.  um  die  21.  stunde 
am  ganzen  zeiger,  184.  278.  in  der  czeit  czeiger  =  in  horologio, 
W — B  Kön.  IV  20,  11.  —  2.  Vorweiser:  bei  zaiger  dis  briefis,  Elbog. 
Chr.  171,  2. 

zeil  (zil,  -e)  stf.  Beihe,  Linie,  Eger.  Chr.  N.  76.  ob  si  mit  slechter 
des  ganges  linie  und  czeil  für  sich  czufaren  und  ercz  finden,  Const. 
II  5,  12.  die  czeil  oder  linie  =  stolle,  Const.  II  4,  2.  fürt  wider  hinder 
sich  den  schaten  durch  die  czeilen,  die  er  nu  was  abgestigen  in  der 
czeit  czeiger  Achas  hinder  sich  czehen  staffeln,  W — B  Kön.  IV  20,  11. 
doch  die  stat  nach  der  zile  was  lanc  einer  mile,  Alex.  Anh.  709. 
6  eisene  pfannen  und  2  zeile,  Stb.  Brüx  346. 

zeimäl  Adv.  aus  ze  einem  (eime)  male  einmal:  zwar  wan  wseret 
ir  niht  ein  gans,  ir  möhtet  wol  zeimäl  hoeren,  Alex.  3247. 

zein  stm.  n.  zeine  swm.  Beis,  Bitte,  Bohr,  Stab;  männliches 
Glied;  Pfeilschaft,  Pfeil;  Metallstäbchen,  -Stange,  Umzäunung:  =  PI. 
von  zäun  (zun,  zoun)  stm.  er  sull  den  teich  vest  machen  und  bewarn 
mit  zahl  und  Andern,  Igl.  Stb.  III  232  a. 

zeinein*  (von  zein)  aus  Weidenruten  geflochten:  Adj.  heb  ouf  von 
allen  deinen  fruchten  erstlinge  und  lege  die  in  ein  czeineiue  cistel 
(pones  in  cartallo.  in  einen  Korb),  W — B  Deut.  26,  2. 

zeisen  stv.  red.  II  und  swv.  zausen,  zupfen,  bes.  Wolle:  er  zeiste 
im  sin  wollen  mit  füstslegen  envollen,  W.  v.  W.  4766  f. 

zeit  (zit)  stf.  und  Zeit,  Lebensalter,  -umstände,  Jahres-,  Tages- 
zeit, Zeitpunkt:  ir  wist  nit,  wen  daz,  zeit  kamt,  T — B  Mark.  13,  33. 
in  disem  zeit,  Luk.  18,  30.  daz,  zeit  der  heimsuchung,  19,  44.  vor 
vil  zeites,  23,8.  vil  zeites  {lange)  Btb.  8, 11;  14,3.  nit  ein  luczel 
zeites,  14,  27.  durch  allez,  daz,  zeit,  20,  19.  da  daz,  zeit  wart 
gemacht  (als  die  Zeit  kam),  15,  33.     zu  dem  zeit,  19,  23. 

zeitig  (zitec,  -ic)  Adj.  1.  ausgewachsen,  reif  2.  mannbar,  3.  zeit- 
gemäß, zur  rechten  Zeit  geschehend,  4.  der  Jahreszeit  entsprechend, 
5.  den  Umständen  entsprechend,  angemessen:  6.  mit  rechtem  wissen 
und  zeitigem  rat,  Traut.  Chr.  125.  mit  wolbedachtem  mute  und 
zeitigem  (damaligem)  vorgehaltem  rate,  Igl.  Bgr.  N.  51,  11. 

zeitung  (zituuge)  stswf.  1.  Nachricht,  Kunde,  2*  Zeitung: 
ewern  Unterricht  (Nachricht)  neben  auder  zeitung  —  widerfaren 
lassen,  Eger.  Chr.  1204.  wir  haben  eur  gnaden  schreiben,  so  e.  gn. 
von  "berichts  wegen  neuer  z.  an  uns  gethan  ■ —  entphangen  — 
sunsten  wird  von  Zeitungen  geschriben  und  gesagt,  das  des  chur- 
fursten  zu  Sachsen  Herzog  Morizn  krigsvolk  — ,  Eger.  Chr.  1212. 
—  2.  den  7.  Okt.  1571   hat  man  ein  gedruckte  neuw  zeitung  zu 


zeit-wesen  —  zenk  981 

Trantnaw  gehabt  vom  kriege  der  Venediger  und  des  Türken,  Traut. 
Chr.  197. 

zeit-wesen*  gleichzeitig  lebendes  Wesen:  aller  wesen  zeitwesen 
und  iranierwesen  =  Gott,  Ack.  58,  4. 

zeiziug  Adv.  aas  ze  einzigen  (vom  Adj.  einzec)  einzeln:  so 
iemands  ein  kursenberg  (eine  Kürschnerarbeit)  —  ausserhalb  des 
jarmarkts  her  in  die  stat  precht  und  wolt  es  czaycziug  aus  dem 
haus  verkaufen  als  ein  ander  kürsner  —  dem  sol  es  durch  die  herrn 
(Ratsherren)  verstellt  (eingestellt)  werden,  Igl.  Stb.  V  221b. 

zelle  stswf.  Wohngemach,  Zelle:  Minne  legte  sie  (Isöt  üz,  Irlant) 
gar  snelle  rechte  in  die  innern  zelle,  die  in  Tristandes  herzen  was, 
Trist.  798. 

zelii,  zelen,  zellen  sivv.  Trat,  zalte,  zalde,  zelte,  Part,  gezalt, 
-zeit,  -zellet,  1.  zählen,  rechnen,  berechnen,  vergleichen,  2.  halten  für, 
betrachten  als,  erMären  für,  ernennen  zu,  3.  zuzählen,  als  Anteil 
geben,  bestimmen  mit  Dat.  d.  Person,  4.  zuschreiben,  5.  erzählen, 
sagen,  sprechen:  der  gewalt  (die  Taufe  zu  erteilen)  von  gote  nieman 
ist  gezalt  sunder  allein  der  priesterschaft,  W.  v.  W.  7722.  nätern, 
die  ir  vil  ze  töde  zelten  (töteten),  Alex.  21516.  dem  din  wite  und 
diu  lenge  ze  kurz  was  —  dem  kanstu  ze  hüse  zellen  niht  vollen  dri 
eilen,  27303.  dar  üz.  (aus  ihrem  Herzen)  er  doch  nie  wart  gezalt 
(verstoßen),  Ernst  5362.  —  2.  zu  furstin,  wen  ir  wellit  (ivollt)  zceln, 
Dal.  130,  29  (59,  20).  di  herrin  —  ein  andern  herczogen  zceltin 
(wählten),  128,  1  (57,  42). 

zeler  (und  zeller)  stm.  Zähler,  Berechner:  noch  werden  geen 
die  schafhert  czu  der  hant  des  czelers  (numerantis),  W — B  Jer. 
33,  13.  Umme  dasselbe  spilgelt  überwindet  man  einen  man  mit  dem 
czeler  und  mit  dem  czuseher,  Igl.  Str.  198. 

zell-vart*  stf.  Wallfahrt  nach  Maria-Zeil  und  die  Geldmittel 
dafür:  er  hat  zum  ersten  geschafft  (Ictztivillig  verfügt)  ein  czellfart, 
Igl.  Stb.  V  78  a.  ich  schaff  5  seh.  davon  sol  man  aufrichten  ein  z. 
und  30  seh.  mess  czu  der  czell,  V  150c.  ich  schaff  ein  achfart  (nach 
Aachen)  und  ein  selfart  (zellvart?),  Igl.  Stb.  III  322  d. 

zeit  stm.  Paßgang  des  Pferdes:  Isöten  pfert  gienc  schone  in 
zeit,  Trist.  3754. 

zelten  (und  zeltenen,  zelden)  sivv.  1.  intr.  im  Paßgang  gehen, 
2.  tr.  so  gehen  lassen:  drin  schone  zeltende  phert,  W.  v.  W.  3149. 

zelten  stn.  Paßgang:  ez,  (daz,  phert)  gie  snelles  zeltens  eben, 
daz,  sie  volles  ganges  reit,  W.  v.  W.  7096. 

zelung*  stf.  1.  liniamentum,  2.  Zahlimg:  alle  zelung  seiner 
glider  an  sinne  sind:  omnia  liniaraenta  habet  membrorum  sine  sensu 
eorum ,   Sol.  15,  17.    des  geldes  czelunge  s.  hantgift,  Const.  III  6,  1. 

zemen  st v.  1  2  ziemen,  passen,  sich  eignen,  taugen ;  ivohlgef allen, 
behagen:  er  acht,  daz,  der  stein  zeme  —  iu  des  riches  eröne,  Ernst 
3615. 

zenen,  zennen  sivv.  reizen,  locken:  daz,  herze  min  —  mich 
wider  ze  lande  (heim)  zenet,  Alex.  26708.  ein  meister  het  zwen 
grifen  also  gewent,  daz,  man  sie  mit  äse  zent,  daz,  sie  vlugen,  war 
man  wolde,  Alex.  24698. 

zenk*  stm.  Zwist,  Zank:  er  —  hat  ein  großen  zenck  zwischem 
dem  Egerischen  und  Waltsassnern  gemacht,  Eger.  Chr.  827. 


982  zen-leg  —  zer-bresten 

zen-leg*  Schlinge  zum  Wild  fang:  es  ist  verboten  zur  Müllf rann, 
im  Wald,  der  Peltz  genandt,  dem  wild  und  hasen  entweder  durch 
zahn  Leg  oder  andern  mitlen  nachstellen,  Chlum.  III  3. 

zentner  (und  zentenaere)  stm.  Zentner:  Eiram  sante  dem  kunic 
Salomonen,  120  centner  goldes  (talenta  auri),  W — B  Kön.  III  9,  14. 
goldis  gewichte  einen  centner  (auri  pondo  talentum),  Par.  I  20,  2. 

zenturio*  (tat.  centurio)  stm.  Hauptmann:  ein  z.  zu  Caphar- 
naum,  T— B  Matth.  8,  5. 

zenzel*  stm.  Stollen  mit  geneigter  Sohle  (?)  sie  hatten  da  gefaren 
ainen  czenczel  mit  ainein  geslepp  durch  ganczen  stain  uncz  czu 
ainem  hespel,  das  was  wol  vier  lachter  tiff,  Igl.  Bgr.  N.  6,  2.  sie 
haben  furpas  gefaren  auf  dem  selben  Schacht  ainem  czenczel  mit 
ainem  geslepp,  X.  6, 1  und  6,  6. 

zepfler*  stm.  trucelarius:  Wir  wollen  auch,  das  kain  fremder 
mensch  wider  kainen  purger  mit  czepflern  ader  teuschern  geczenk- 
nusse  füre  =  cum  trucelariis  vel  truffatoribus  — ,  Igl.  B.  7. 

zepter  stmn.  Zepter:  das  czepter  von  Juda  und  der  fürste  von 
seiner  huf  =  sceptrum  de  Juda  et  dux  de  femore  eius,  W— B  Gen. 
49,  10. 

zer,  -e  stf.  Mahlzeit,  Lebensunterhalt,  Xahrung,  Kosten,  Auf- 
wand für  Essen  und  Trinken:  wä  geriet  künic  üf  libes  zer  gegen 
vinden  mit  so  vrecher  wer?  Alex.  27  427. 

zer-blsejen,  -bltegen,  -blsen,  md.  -bleen  swr.  1.  auseinander- 
blasen, zerteilen,  :.'.  aufblasen,  -blähen,  -schwellen:  2.  zerpleet,  T — B 
IL  Timoth.  3,  4.  ich  derkenne  nit  di  wort  der,  di  da  sint  zepleet, 
wan  di  kraft,  I.  Korinther  4,  19.  ir  seit  zepleet  (zerbläet,  XL  Bibel), 
I  5, 1.  di  lieb  zepleet  sich  nit,  1 13,  4.  so  daz,  keiner  fürbas  sich 
zublehe  in  hochvart,  W — B  Deut.  17,  13. 

zer-brechen  stv.  12  —  1.  entzwei  brechen,  zerbrechen,  2.  aus- 
einander fallen,  bersten,  3.  zerreißen,  4.  sich  enden,  aufhören, 
5.  bildl.  verletzen,  nicht  halten,  übertreten,  6.  vernichten,  nieder- 
reißen, zerstören,  verwüsten:  von  zebrochner  materie  (de  massa 
corrupta),  Sol.  68,  26.  du  must  den  hals  czuprechen,  Böhm.  Chr.  21. 
daz,  er  sit  halp  der  Persän  roten  bete  mit  strite  zerbrochen  (durch- 
brochen), Alex.  14233.  mit  dem  bruoder  er  sich  zebrach  (entzweite), 
17757.  hästu  gegen  in  (den  friunden)  zerbrochens  iht  (verbrochen), 
1401.  leut  zeprochens  gemutes,  T — B  IL  Timoth.  3,  8.  ir  gepeine 
werden  sie  czubrechen  und  durchstechen  mit  geschossen,  W — B 
Num.  24,  8;  Is.  24,  19.  wenn  ich  dein  gepot  zubrach,  Sol.  48,13. 
der  Sünden  eisereine  rigel  —  alczumal  zubrochen,  Hier.  13,  14. 

zer-breehenlieh  Adj.  vergänglich:  daz,  si  enphacht  di  zer- 
brechenlichen  krön.  T — B  I.  Korinther  9,  25.  des  zerbrochenlichen 
menschen,  Römer  1,  23. 

zer-brecüunge  stf.  Zertrümmerung:  in  czubrechunge  czu- 
brochen  wirf  die  erde  (in  confractione  confringetur\  W — B  Is.  24,  19. 
zer-breiteu  swv.  auseinander,  verbreiten:  ob  im  ein  ar  swebte 
zerbreitet  (die  Fittiche  ausgebreitet)  als  (als  ob)  er  lebte,  Alex.  6166. 
zer-bresten  stv.  12  zerbrechen,  -reißen,  bersten,  platzen:  daz, 
newe  (neues  Tuch  als  Fleck  an  einem  cdten  Gewand)  zerprist  dl 
zesammenfügung,  T — B  Luk.  5,  36. 


zer-brochenkeit  —  zer-kimtschen  983 

zer-brochenkeit*  stf.  Gebrechlichkeit,  Schlechtigkeit:  in  irer  z. 
(zerstörlichkeit,  XL  Bibel),  T— B  IL  Peter  2,  12.  swie  daz,  sie  selb 
sint  knechte  der  z.,  2,  19.  ze  fleischen  die  z.  der  geitikait,  di  da  ist 
in  der  werld,  II.  Peter  1,  4.  di  z.  (Zerrüttung,  XL  Bibel)  des  gemuts, 
I.  Timoth.  6,  5.  der  sneidt  auch  von  dem  fleisch  die  z.  (zerstörlichkeit, 
XL  Bibel),  Galater  6,  8.  daz,  daz,  fleisch  und  daz,  plut  nit  mugen 
besiezen  daz,  reich  Gots  noch  di  zeprochenkait  besiezt  di  unzeprochen- 
kait  (Unverweslichkeit),  I.  Korinther  15,  50.  du  gibst  nit  dehn  heiligen 
ze  sehen  di  z.,  Btb.  13,  35. 

zer-broehenlich  s.  zer-brechenlich. 

zer-dünnen*  sivv.  extenuare,  dünn  machen,  auswalzen:  zusneit 
guideine  blech  und  zndünte  sie  in  vedem,  so  daz,  man  sie  mochte 
gedringen  oder  gewirken  oder  geneen  mit  der  vorigen  varb  wevil, 
W— B  Ex.  39,  3. 

zer-genc-lich  (imd  zer-ganglich)  Adj.  vergänglich:  Dein  lob  ist 
ewig,  z.  ist  es  nicht,  Sol.  26,  1;  18,21.  disen  zergenkleichen  leip 
(corpus  corruptibile),  55,  5.  di  freud  der  zergenklichen  sunden,  T— B 
Juden  11,  25. 

zer-hamven  stv.  V  zerhauen,  zerschneiden,  niederhauen,  ein 
Gewand  aufschlitzen;  her  gm.  einen  Gang  ganz  aushauen:  du  (Otto- 
kar IL)  hast  den  herren  Benesch  in  dem  gefengknusse  keyssen  czu- 
howen,  Böhm.  Chr.  92. 

zer-klieben  stv.  III  b  zerklieben,  spalten,  zerreißen:  reich  gewset 
wurden  zuquetschet  und  zucloben  in  der  Christen  sac  geschoben, 
Ernst  4905. 

zer-knischen  s.  zer-knutschen. 

zer-knischung  (und  zer-knüsunge)  stf.  das  Zermalmen:  z.  und 
unselikeit  ist  in  iren  wegen,  T — B  Römer  3,  16. 

zer-knüllen  sivv.  zerschlagen,  zerbleuen,  zerdrücken:  Sie  wirt 
czuknüllen  dein  houbt  und  du  wirdest  lagen  in  irem  trit  (con- 
teret),  W — B  Gen.  3,  15.  er  hat  czuknullet  mein  gepein  (con- 
trivit),  Klagen  des  Jer.  3,  4.  ich  wil  czuslahen  in  dir  den  wagen 
und  seine  aufsteiger  und  will  czuknüllen  in  dir  den  alden  man  und 
das  weip  (collidam),  Jer.  51,  21  u.  22.  und  z.  wirt  er  die  seulen  des 
houses  der  sunnen,  die  do  sind  in  der  egiptischen  erden,  Jer.  43,  13. 
cznknullet  sint  sie  als  der  lein  (contriti  sunt  quasi  linum),  Is.  43,  17. 
und  aller  menschen  hereze  wirt  swinden  und  wirt  czuknullet  (con- 
teretur)  Is.  13,  7  u.  8;  Is.  24,  19.  czuknullet,  Par.  II  14,  13.  zu- 
knüliet  ist  Moab  (contrita),  Jer.  48,  4.  ich  will  czuknüllen  ewer  alter 
(demoliar  aras  vestras),  Ez.  6,  4. 

zer-knüllunge *  stf.  das  Zerschlagen,  die  Vernichtung,  contritio : 
in  der  czuknullunge  czuknullet  wirt  die  erde,  Is.  24,  19.  czu  einer 
cz.  und  czu  einer  vorterbunge  der  heiden  =  ad  conterendum  —  et 
ad  internecionem  gentium,  Is.  10,  7. 

zer-knutschen  (md.  Form  für  zer-knüsten,  -knisten)  swv.  zer- 
malmen, zerdrücken,  quatere,  rotare,  terere:  unez  bis  du  wirst  zu- 
knutschet =  donec  conteraris,  W — B  Deut.  28,  24.  dein  herre  got 
—  ein  vressendes  vewer  und  ein  vorezerendes,  der  sie  zuknutschet 
und  vortilgfet  und  vorterbet  vor  deinen  ougen  endlich  (rasch)  =  qui 
conterat,  Deut.  9,  3.  der  stein  zerknischt  in,  T — B  Matth.  21,  44. 
Got  des  frides  zerknischt  sathanas,  Körner  16,  20. 


984  zerlaufen  —  zer-rei^unge 

zer-laufeu  stv.  V  auseinander  laufen,  zer-,  vergehen:  In  seiner 
grose  zuloufen  die  wölken  (magnificentia  eins  discurrunt  nubes), 
W— B  Deut.  33,  26. 

zer-läz,en,  -län  red.  stv.  tr.  auseinander  gehen  lassen,  entlassen; 
refJ.  sich  trennen,  zerstreuen,  schmelzen;  sich  auflösen,  enden:  des 
morgens,  so  sie  (die  rose)  sich  zerlät  (öffnet),  Alex.  19169.  so  die 
sunne  üfgät,  alzehant  er  (der  Fluß)  sich  zelät  {taut  auf),  26434. 
do  der  nebel  sich  zerlie  (zerstreute),  Alex.  Anh.  737.  dö  sich  die 
herschaft  zulie  und  die  Wirtschaft  ende  nam,  Trist.  984. 

zer-liden  swv.  zergliedern,  -legen,  -fleischen:  si  het  vidinet  mit 
ir  unsittin,  daz,  si  die  man  czulittin  (tschech.  zbvlv)  allesampt  mit 
missirn,  Dal.  49,  28. 

zer-mülen  (zer-müln,  -müllen)  sws.  zerquetschen,  zermahnen:  do 
erschein  her  in  der  einode  zumület  und  als  mit  einem  stösil  zustosen 
gleich  einem  reif  ouf  der  erden  (minutum  et  pilo  tusum),  W — B 
Ex.  16,  14.  czumülte  her  =  comminuit,  W— B  Kön.  IV  23.  15.  Ich 
czumülte  die  backczene  des  posen  =  couterebam  molas  iniqui,  Job 
29,  17.  er  hat  czumület  sein  geczeld  (demolitU6  est),  Klagen  Jer. 
2,  6.  sie  trugen  hervor  die  seule  Baals  ous  dem  tempil,  vorbranten 
und  czumülten  die,  Kön.  IV  10,  27. 

zer-inüschen,  -mischen  (=  zermürsen)  swv.  zerdrücken,  zer- 
quetschen: wie  ofte  ich  czumüschet  han  die  egipten  (contriverim), 
"W — B  Ex.  10,  2.  wenne  ich  gesige  —  so  wil  ich  zumuschen  ewer 
vleisch  mit  den  disteln  und  mit  dornen  der  wustenunge  (conteram), 
Richter  8,  7.  ezumüschte  die  seulen,  Kön.  IV  23,  14.  czumusche  das 
legel  in  {vor)  den  ougen  der  manne,  die  do  geen  werden  mit  dir,  Jer. 
19,  10.  Endlich  (subito)  ist  gevallen  Babilou  und  ist  czumüschet 
(contrita  est),  Jer.  51,  8.  sein  (Moabs)  arm  ist  z.,  Jer.  48,  25.  den 
erwegten  halm  wirt  er  nicht  czumuschen  und  den  rauchenden  lein 
wirt  er  nicht  vorleschen  (calamum  quassatum  non  conteret  — ), 
Is.  42,  3.  das  prot  wirt  czumüschet  (comminuetur),  Is.  28,  28.  der 
sunder  czende  hast  du  z.,  Ps.  3,  8.  czumusche  den  arm  des  sunders, 
Ps.  9  (10),  15. 

zern,  zeren  sivv.  1.  für  Essen  und  Trinken  Aufwand  machen, 
leben,  tr.  2.  mit  Akk.  d.  8.  aufzehren,  sich  nähren  von,  verbrauchen, 
hinbringen  mit,  3.  mit  Akk.  d.  S.  verköstigen,  4.  vernichten  töten:  an 
riehen  vröuden  milden  suln  wir  vürbas  zern  unser  jär,  W.  v.  W. 
7175.  mangem  armen  man,  der  in  sinem  (Christi)  dienste  vert,  sine 
tage  eilende  zert,  6454.  4.  wir  sulien  hiute  vinde  zern,  Alex.  7304. 
9028.  20692.  man  sach  da  Clitum  —  die  Persän  sere  zern,  7925. 
den  wolden  sie  mit  töde  zern,  8159.  der  vogt  die  burger  zerte  (ver- 
nichtete), 15400;  Ernst  912. 

zerquetschen  (zer-quetzen,  -quetschen)  swv.  xeohl  md.  zer- 
quetschen: die  gruntfesten  der  perge  sint  zustoßen  und  zuquetschet 
(conquassata  —  fundamenta),  W — B  Kön.  II  22,  8.  Do  die  wegen 
sint  zuquetschet  (currus  eollisi)  und  das  her  der  veinde  ist  erstecket, 
do  werden  gekündigt  die  gerechtickeit  des  herren,  Eicht  er  5,  11. 

zer-reiz,en  (-riz,en)  stv.  II  zerreißen,  -zupfen,  -fleischen:  ir  lichtez, 
antlicz  sie  zureiz,,  daz,   von  ir  ran   des  bluotes  sweiz,  Ernst  2749. 

zer-reiz,unge  (-riz,unge)  stf.  Zerstörung,  Vernichtung:  wenne  als 
sie  sich  gevrewet  hat  in  deiner  zureissunge,  W — B  Baruch  4,  33. 


zer-nnnen 


985 


zer-riimen  stv.  13  zu  Ende  gehn,  ausgehen,  mangeln:  noch 
was  nicht  zurunnen  (aufgezehrt)  derselbenlei  speise  (defecerat),  W — B 
Num.  11,  33. 

zer-schricken  stv.*  12  zerspringen,  bersten,  vergehen:  im  was 
die  wäre  fröide  enzwei  zeschrockeu  mit  größer  swsere,  Alex.  9468. 

zer-schütten  (zer-schüten)  swv.  auseinander  schütten,  erschütteln, 
schütteln:  Und  czuschutten  werden  sie  ire  har  als  die  welffen  der 
lebe  =  excutient  comas  veluti  catnli  leonum,  W — B  Jer.  51,  38. 

zer-slahen,  -släu  stv.  IV  1.  auseinanderschlagen,  ausbreiten, 
2.  zerschlagen,  3.  zerbleuen,  4.  nicht  zustande  kommen  lassen,  ver- 
eiteln; 5.  intr.  sich  nicht  einigen:  2.  das  si  di  vocher  in  paiden 
gruben,  die  den  wint  gehindern  mochten,  czuslahen  scholden.  Nu 
czuslugen  sie  —  die  vocher  —  sie  wunderten  sich  sere,  noch  dem 
und  die  vocher  czu  dem  Wagner  auch  czuslagen  waren,  Igl.  Bgr. 
N.  63,  2.    sie  die  guter  zuslagen  (geteilt)  haben,  Elbog.  Chr.  7,  29. 

zer-slahunge  *  stf.  Teilung:  zuslahung  der  guter,  Elbog. 
Chr.  7,  29. 

zer-sleifen  sivv.  dem  Erdboden  gleichmachen,  schleifen:  sie 
zerbrochen  und  zerschlaifften  ez,  (daz,  sloz,)  bis  auf  den  grünt,  Eger. 
Chr.  33.  ist  der  Zedwitzer  schlos  —  eingenomen,  aber  nicht  zer- 
schlaifft  noch  verbrent,  48.    die  zerschlaifften  mawer,  50. 

zer-stoeren  swv.  vollständig  zerstreuen,  in  Zwietracht,  Ver- 
wirrung, Verfall,  Verderben  bringen,  zerstören,  verwüsten,  vernichten: 
do  wir  (der  Tod)  Paris  von  Troi  und  Helenam  von  Kriechen  zur- 
storten,  Ack.  48,  19.     vil  roten,  die  wären  zerstoeret,  Alex.  8327. 

zer-stöz,en  stv.  V  stoßend  vernichten:  ein  groser  stürm-  wind 
zusties  die  vier  winkel  des  houses  (concussit),  W — B  Job  1,  19. 

zer-swellen  stv.  13  (zer-)  schwellend  sich  erweitern:  die  wunde 
und  die  plewe  und  der  czuswolne  slak  nicht  ist  ummepunden  (plaga 
tumens),  W— B  Is.  1,  6. 

zer-teihmg  stf.  Teilung,  Trennung:  der  apostel  z.,  Traut.  Chr. 
39.  180. 

zerteln  sivv.  intr.  zart,  schivächlich  sein,  tr.  zart  behandeln, 
liebkosen:  und  auf  knien  wirt  man  euch  ezerteln  recht  als  ob  einen 
sein  muter  czertilte,  W — B  Is.  66, 13. 

zer-trennen  siov.  auftrennen,  -lösen,  zerstreuen,  -hauen,  -reißen, 
brechen:  Ich  beger,  das  ich  zutrennet  werd  und  das  ich  mit  Christo 
sei  =  dissolvi  cupio,  Sol.  4,  12.  das  hemd  —  nicht  wart  zuriz^en 
noch  zutrant,  Trist  740. 

zer-treten,  -tretten  sivv.  zertreten,  zerstampfen:  W— B  Jer. 
8,21;  14,  17;  s.  d.  folg. 

zer-tretunge,*  zu-trettunge  *  stf.  das  Zertretenwerden,  die 
Vernichtung,  contritio:  Über  die  czutretunge  der  tochter  (Sing.) 
meines  volkes  bin  ich  czutretet  und  betrübet,  W — B  Jer.  8,  21.  in 
grosser  czutrettunge  ist  czutrettet  die  junevrowe,  die  tochter  meines 
volkes,  Jer.  14,  17.  ir  werdet  werden  in  ein  czutrettunge  ==  in  con- 
culcationem,  Is.  28,  18. 

zerunge  Stf.  1.  Nahrung,  2.  Zehrgeld,  Aufivand,  Kosten,  3.  bes. 
Gerichtskosten:  3.  Auslagen  und  Ersatz  dafür:  Igl.  Str.  (13b).  Aus- 
lagen z.  B.  für  Fahrten  über  Land  werden  nicht  ersetzt  außer  für 
den  vürsprechen;   wer  an  der  sachen  unterleit,  der  unterleit  auch 


986  zer-varn  —  zesamene-widen 

mit  der  czerunge,  309.  darczu  die  z.  schol  er  geben  und  gelden,  di 
dorauf  gegangen  ist.  Igl.  Bgr.  N.  46,  7.  wer  die  kost  und  die  z. 
gelten  schrille,  X.  45,  7.  wer  di  pnrger  let,  ob  sie  nicht  messen,  der 
schol  di  kost  (trotzdem)  gelden  und  z.,  45,  9.  umme  die  z.  der 
scheppen  von  «Teten,  ob  man  di  schulle  slahen  in  di  hutkost  oder 
nicht.  2,  5.  der  teidinger  z.  und  arbeit,  Const.  I  5,  11.  unnucze  z. 
(inutilis  expensa),  I  7,  19.  notige  z.,  I  7,  19.  czu  rechter  z..  di  der 
clager  getan  hat  von  des  kriges  wegen,  sol  man  in  verurteilen  und 
den  antwnrter  entledigen,  wenn  der  clager  mit  frevel  niht  gesteet, 
IV  4.  15:  in  diesem  Fall  soll  er  dem  antworter  in  eehaften  czerungen 
vorvallen  sein,  IV  4,  16.  koste  ader  z.  reiten,  IV  19,  4.  wenn  das 
(gestrafte)  urteil  avoI  gesprochen  ist,  soll  man  den,  der  sieh  beruft 
hat,  an  den  ersten  Richter  weisen,  das  er  in  heisse,  das  er  seinem 
widersachen,  als  der  richter  schaczet.  czerunge  und  koste  widerkere, 
IV  20,  15;  =  Prozeßunkosten  auch  IV  20,  18.  des  gepirges  pauleute 
überheben  an  czerungen  und  kosten,  I  9,  1.  Es  ist  auch  für  in  (vor 
dem  Bergmeister)  czu  tun  aller  koste  rechnunge,  das  man  nicht  un- 
nucze czerumr  habe  ader  nucze  ader  notige  czerunge  nicht  under- 
wegen  lasse,  I  7, 19.  di  silbergruben  auspawen  mit  iren  kosten  und  mit 
czerungen,  III  1,  1  vnd  I  7,  8.  für  alle  seine  koste  und  czerunge, 
die  er  vormals  und  auch  iczunt  getann  hat,  als  er  zu  seinem 
(K.  Wenzels  IV.)  gnaden  geriten  ist,  Mind.  d.  Egerl.  S.  32.  dovon 
hat  sie  wider  genomen  czu  czerung  (Lebensunterhalt)  III  seh.,  Igl. 
Stb.  V  154  d.  wie  wol  uns  das,  z.  und  kost  halben,  gar  swere  gewest 
ist,  Elbog.  Chr.  148. 10. 

zer-varn  stv.  IV  auseinander,  in  Stücke  gehn,  -fallen,  zerbrechen, 
rergehn :  daz,  sie  —  die  beiden  —  zervärent  als  ein  mist,  W.  v.  W. 
4549. 

zer-vlecken  swv.  zerschlagen,  -hauen,  -spalten:  ist  das  er  Mint 
ist  oder  hufhalcz  (lahm),  es  sei  wenig  oder  vil.  oder  einer  zuvlecten 
nasen  (torto  naso)  oder  eines  zubrochen  fuz,es.  TV — B  Lev.  21,  18 — 19. 

zer-vüeren  swv.  auseinander  bringen,  zerstreuen,  -trennen, 
-reißen,  auflösen;  schlichten:  den  abgot  er  zerfuorte  (zerstörte),  Alex. 
11456.  wie  Zoreb  die  stat  got  Achorn  zerfüeren  bat,  11470. 
Alexander  die  stat  zerfuorte,  5283.  die  Aviten  g-ezelte  der  admirät 
hiez,  z.,  6079.  sin  harnasch  was  also  zefuort,  11Ö65.  di  varwe  (auf 
den  Schilden)  also  zuvüeret,  Trist.  2112.  ob  man  den  krieg-  czwischen 
in  muge  ezufuren  (verrichten  E.,  beilegen),  Igl.  Bgr.  U — B  24. 

zer-werfen  stv.  13  auseinander  werfen,  ausbreiten,  zerstören, 
vernichten:  sie  czuwarffen  das  slos  Diewin  gancz  und  gar,  Böhm. 
Chr.  16. 

zer-zerren  swv.  (Priit.  -zarte,  Part,  -zerret,  -zart)  auseinander 
zerren,  zerreißen,  in  Stucke  reißen,  zertrümmern:  er  wart  mit  rossen 
do  zerzart,  Alex.  9736. 

zer-  in  den  andern  zusammengesetzten  Zeihcörtern  siehe 
unter  -zn. 

zesamen-reiz,en  stv.  II  zusammenstürzen,  niederreißen:  do  was 
also  lüter  du?,  als  ob  aller  waz,z,er  guz,  walt,  berc,  heide,  velt  und 
tal  zesammen  riz,z,en  liberal,  Alex.  12898. 

zesamene-widen  siev.  verbinden,  -ketten:  er  hiez,  —  groz,e  keten 
smiden  di  schif  damit  z.,  Alex.  18716. 


ze-samenung  —  zeuge 


987 


ze-samenuug*  stf.  Verbindung,  Fuge:  mit  aller  meiner  z.  der 
glider  lob  ich  dich  =  omnium  compaginum  mearum,  Sol.  35,  5. 

zese  (fielet,  zesewer,  zeswer,  entstellt  zesem,  zesm)  Adj.  recht 
=  dexter:  siezend  ze  der  zesem  der  kreft  Gots,  T — B  Lnk.  22,  69; 
1,11;  20,42;  Matth.  20,  21;  20,23;  25,  33;  Mark.  14,  62.  wer  dich 
slach  an  dein  zesems  wange,  Matth.  5,  39.  z.  hant,  5,  30.  siezen 
zu  meiner  zesem,  22,  44;  Mark.  10,  37;  12,  36.  hieb  im  ab  sein 
zesems  ore,  Luk.  22,  50.  siezend  zu  der  zesem  "Gots,  Kolosser  3,  1. 
er  sazt  sein  zesem  fuz.  auf  daz,  mer,  Offenb.  10,  2.  er  nam  in  die 
zeswen  hant,  Trist.  1188.  1230.  1705.  die  z.  und  die  lerzen  hant, 
6598.    die  z.  huf,  2220.    ze  miner  z.  siten,  Alex.  7411. 

zetefoar  ein  Gewürz:  Nellekein,  Galecin,  Czetebar,  Czenemey, 
pariskorner,  feigen  —  darf  in  Breslau  vor  der  Stadt  niemand  (außer 
am  Jahrmarkt)  unter  1  mark  grossen  verkaufen,  Olm.  Stb. 

zeter,  zether,  zetter  Interj.  Hufs-,  Klageruf.  Ruf  des  Er- 
staunens: Zeter,  waffen!  sei  geschrien  über  das  jar,  Ack.  7,  7.  von 
mir  sei  über  euch  ernstlichen  zetter  geschrien  mit  gewunden 
henden,  2,  11.  zeter  si  über  si  geschrit,  die  mich  also  —  hän  vor- 
vlogen,  Trist.  3480.    zether  über  daz.  leben  min!  49R4. 

zetter-geschrei  stn.  Zetergeschrei:  trewens,  fluchens,  zetter- 
geschreies,  hendewindens  und  aller  ankreutung  sein  wir  allen  enden 
untz  her  wol  genesen,  Ack.  2,  16. 

zetzen,  zecketzeu  (Intens,  zu  zecken)  swv.  einen  leichten  Schlag 
geben,  reizen,  necken:  gegen  der  selben  siten  (von  Gäzä)  sach  man 
sie  zetzende  riten,  Alex.  9642. 

zeuber-lieh  (zouber-lich)  Adj.  zaubermäßig,  zauberisch:  daz,  er 
si  het  betrogen  —  mit  seinen  zeuberlichen  kunsten,  T— B  Botenb. 
8,11. 

zeuf*  di  rinne,  di  do  gelegt  sal  werden  an  des  benanten 
Michalken  zewf  auf  das  nideriste,  Tgl.  Stb.  III  201  b. 

zeuge  (ziuge)  sivm.  Zeuge:  Der  Vater  kann  für  seinen  Sohn 
kein  Zeuge  sein,  Igl.  Str.  3.  Wenn  die  Zeugen  dem  Bichter  oder  der 
Gegenpartei  verdächtig  sind,  so  können  sie  abgesondert  verhört 
werden,  bevor  sie  die  Hand  aufs  Kreuz  legen,  5;  die  Geschworenen 
müssen  jedoch  auf  Verlangen  der  Partei  einen  Eid  leisten,  daß  sie 
diese  Teilung  der  Zeugen  nicht  aus  Parteilichkeit,  sondern  um  der 
Gerechtigkeit  willen  vornehmen,  6.  —  IL  Arten  der  Zeugen :  nuptiales 
(heiratsleut) ,  testamentatores  (totbetleut),  litcopiales  (leitkaufleut), 
arbitri  (ratleute,  Schiedsleute.  Von  diesen  müssen  wenigstens  zwei 
sein,  32.  283.  Ihr  Zeugnis  hat  Jahr  und  Tag  Beweiskraft,^  durch 
Eintragung  in  die  Stadtbücher  aber  für  immer  (23  a).  Eine  Überein- 
kunft bei  einer  Hochzeit,  worin  ein  Vater  seiner  Tochter  einen 
gleichen  Teil  mit  den  andern  Kindern  nach  seinem  Tode  verspricht, 
bezeugt  von  mehreren  Brünner  Bürgern,  hat  nach  dem  Iglauer  Hecht 
gegen  das  diesem  widersprechende  Testament  des  Vaters  nur  dann 
Kraft,  wenn  seit  dem  nicht  mehr  als  Jahr  und  Tag  verflossen  ist 
oder  jene  in  das  Stadtbuch  eingetragen  ist  (27).  Das  Zeugnis  eines 
leitkaufmannes  hat  Jahr  und  Tag  Beweiskraft  (46  a).  Zahl  der 
Testamentszeugen:  Ein  Testament,  nur  von  einer  Person,  selbst  einem 
Geschworenen  oder  dem  Bürgermeister  gemacht,  hat  keine  Kraft, 
sondern   es    soll   vor   mindestens   2  Personen   aus    der    Gemeinde 


988  zeugen  —  ziechende 

gemacht  werden,  die  angesessen,  bieder  und  ordentlich  sein  sollen 
(25).  Von  den  oben  II.  genannten  Arten  von  Zeugen  braucht  der 
Kläger  mindestens  zwei;  wenn  der  Kläger  sich  nur  auf  seine  heirats- 
leut,  totbetleut,  leitkaufleut  u.  ratleut  berufen,  der  Geklagte  aber  mit 
dem  Zeugnis  ihrer  beider  heiratsleut  usw.  antworten  kann,  so  ist 
dieser  im  Vorteil,  33.  Die  Zeugen  müssen  auf  dem  Kreuze  schwören 
und  sagen,  rras  sie  von  der  Sache  wissen,  außer  die  Gegenpartei 
enthebt  sie  dessen,'  34;  sie  können  zur  Zeugenschaft  vor  Gericht 
gezwungen  werden,  37  (63).  Schwiegersöhne  können  gegen  ihre 
Schwiegermutter  nicht  Zeugenschaft  ablegen,  43.  Geschworene  haben 
als  Zeugen  den  Vorzug  vor  den  totbetleuten,  78.  Sei  Wunden 
müssen  die  Zeugen  ..gesessen"  sein,  149;  das  ist  auch  einer,  der  bloß 
burgrecht  oder  Zins  zahlt,  150.  Zeugnisse  verlieren  durch  langen 
Nichtgebrauch  ihre  Kraft.  256;  ein  Unschuldiger  ist  mit  seiner  Ver- 
teidigung in  einer  rechtlich  günstigeren  Stellung  als  der,  der  Hin  mit 
7  Zeugen  überwinden  will,  336.  Zeugnis  um-  und  altgesessener 
Zeugen.  292.  Die  Zeugnisse  der  unter  IL  Genannten  müssen  ins 
Bürgerbuch  kommen  oder  mit  Briefen  bewährt  werden,  sonst  müssen 
sie  mit  dem  Eid  bekräftigt  werden.  298,  300.  Das  Zeugnis  der 
heiratsleute  ist  gültig,  auch  wenn  sie  Vormünder  oder  Eidame  derer 
sind,  für  die  sie  zeugen.  299.  Wenn  einer  jemandem  die  Zeugen- 
schaft verweigert,  ist  er  ihm  dafür  bußwürdig,  261.  Zeuge  und 
arbiter  über  Totschlag,  167.  Wenn  beide  Teile  nicht  erklären,  daß 
sie  furbas  (fortan)  keine  Zeugen  füren  wollen,  so  sollen  sie  binnen 
14  Tagen  alle  ire  eide  und  beweisunge  —  czeigen  in  gerichte,  dann 
sollen  geslossen  sein  alle  furprengunge  der  czengen,  Const.  IV  11,  14. 

zeugen  (ziugen)  swv.  zeugen,  erzeugen,  2.  herstellen,  machen 
lassen,  3.  die  Kosten  wovon  bestreiten,  4.  anschaffen,  erwerben, 
5.  aufzäumen  (das  Vieh),  6.  bezeugen,  beweisen:  3.  Traut.  Chr.  36. 
der  noch  ziuget  disin  maere  (dafür  Zeuge  sein  kann),  W.  v.  W. 
6690. 

zeug-meister  (ziug-)  stm.  Aufseher  1.  über  Kriegsgerät,  2.  über 
Hand werksgerät:  1.  Stb.  Brüx  N.  344 

zeunen  (ziunen)  swv.  zäunen,  fechten,  umzäunen:  wie  sie 
o-ewent  zeunen,  Ack.  53,  15.  wer  seinen  zäun  zeunen  sal,  Prag. 
Kb.  167. 

zeuner*  stm.  Zaun-  oder  Korbflechter:  1.  Hanns  Schmidl,  der 
z.,  Eger.  Chr.  73.    zauner,  zeuner,  1039. 

zewen  s.  zouwen. 

ziekel  (und  zickelin)  stn.  Zicklein:  brenge  mir  czwei  gute 
czickel,  W — B  Gen.  27,  9.  die  vele  von  den  czicklein,  ebda,  nicht 
coche  das  czickel  in  der  milch  seiner  muter.  Ex.  34.  26.  ein  ziclin 
(kitzlein,  XI.  Bibel),  T— B  Luk.  15,  29. 

zieek,  -e  stswf  Zieche,  Bettdecken-,  Kissenüberzug:  Über  das 
Maß  der  czichen  (somentorum)  handelt  Olm.  Stb.  108 d.  ein  unters 
pet  mit  einer  glitten  czichen,  Igl.  Stb.  V  41  a. 

ziechende*  part.  Adj.  (Kinder)  säugend,  stillend:  we  den 
swangern  und  den  ziecheuden  (seugenden,  XL  Bibel)  in  den  tagen, 
T — B  Matth.  24. 19.  den  swangern  und  den  zeichenden  (sie!),  Luk. 
21,  23. 


ziechen-werk  —  ziehen  989 

ziechen  -  werk  stn.  1.  Stoff  zu  Ziechen,  2*  Werkstätte  der 
Ziechenmacher:  2.  ein  itzlicher  uf  dem  czichenwerk  und  barchant- 
werk  sol  nicht  mer  wen  einen  lerknecht  haben,  01m.  Stb.  108  und 
108  a  und  b. 

ziechner  (ziechener)  stm.  Ziechenweber:  Traut.  Chr.  328.  die 
gancze  czeche  der  czichner  und  der  parchantermeister,  Olm.  Stb. 
108  a.  Ein  iczleicher  czichner  ader  barchanter  der  sul  czvvieren  und 
garn  nicht  anders  verben  mit  keinerlei  weis  wenn  mit  weid  108  g, 
über  die  zichner  und  leinweber  handelt,  108  c. 

ziegel-berg  stm.  Ziegelei:  es  ist  geschehen  am  czigelperg  in 
der  losunge,  Eger,  Achtb.  II  63. 

ziegel  -  (lecker  stm.  Ziegeidecker,  Dachdecker:  Eger.  Achtb. 
II  196. 

ziegel-sckeune  *  {vgl.  ziegel-schiure  bei.L.)  slsivf.  Ziegelhütte: 
zu  der  zeit  macht  man  ziegel  in  der  ziegelscheun  über  der  Lötzschen, 
Traut.  Chr.  158. 

ziegel-teich  stm.  Name  eines  Teiches  bei  Iglau:  bey  dem 
czieglteucht,  Igl.  Stb.  IV  241a. 

zieglein  (ziegelin)  Adj.  aus  Ziegeln,  latericius:  vorpirge  die 
steine  in  der  gruft,  die  do  ist  under  der  czigleinen  mawern,  W — B 
Jer.  43,  9. 

ziek-eiume*  stf.  Säugende:  we  den  swangern  und  den  zih- 
emmen  (seygenden  frawen,  XI.  Bibel)  in  den  tagen,  T — B  Mark. 
13,  17. 

ziehen  stv.  III  Prät.  zöch,  zqug,  zö  ziehen  intr.  1.  einen  Weg 
einschlagen,  sich  begeben,  2.  das  Übergewicht  erlangen,  3.  ins  Feld, 
ziehen,  4.  ausschlagen  zu,  gereichen  zu,  5.  passen  zu,  ein  Zeichen 
sein  von,  6.  ziehen  an  und  refl.  =  sich  einer  Sache  wegen  berufen 
auf,  7.  sich  zuo  einem  z.,  sich  einem  anschließen,  S.  sich  z.  ze  = 
Anspruch  erheben  auf,  in  Besitz  nehmen,  9.  sich  erziehen,  bilden; 
tr.  10.  ziehen,  führen,  11.  leiten,  12.  bringen,  13.  Hellten,  14.  an  sich 
nehmen,  15.  mit  sich  führen,  10.  vorführen,  17.  verleiten,  verderben, 
18.  etwas  an  sich  z.,  sich  aneignen,  19.  einen  an  sich  ziehen  =  sich 
geneigt  machen,  den  höf  gen  Böm  z.  =  verlegen,  20.  in  gewonheit  z., 
ins  Werk  setzen,  aufbringen,  21.  schieben  auf,  22.  au  einen  etwas  z. 
=  auf  ihn  beziehen,  mit  ihm  vergleichen,  23.  auf-,  großziehen, 
füttern,  unterhalten,  pflegen,  24.  belehren;  abs.  25.  rudern,  segeln, 
26.  Schach  spielen,  27.  einem  die  Bosse  vorführen,  28.  in  den  letzten 
Zügen  liegen:  so  hohe  teidinge  von  lehenscheften,  die  sich  czihen 
auf  czal  vil  mark  silbers  (sich  erstrecken,  beziehen  auf),  Const.  III  1 
Einl.  des  was  an  im  vertorben  allez,,  daz;  ze  schänden  zöch,  Alex. 
4043.  was  ze  zagheit  mac  geziehen,  11979.  ein  ander  rede,  sul 
wir  haben  die  ze  strite  ziehen  wil,  11825.  die  wärheit  ziuhet  üf  daz; 
reht,  24391.  die  rede  ziuhet  sich  üf  rnort,  Alex.  Anh.  1338.  ein 
unergetzet  not,  diu  sich  züge  an  den  tot,  W.  v.  W.  1169.  ir  (der 
böume)  dicke  ze  der  mäz,e  zöch  als  daz;  ein  starc  volkomen  man  mit 
den  armen  mac  umbevän,  Alex.  21526.  ein  igliches  das  sich  czu 
wunden  czeucht  (fälschlich  gedruckt  czucht)  unde  czu  Unzucht,  Igl. 
Stb.  28.  —  6.  czuhet  sich  ein  man  vor  einem  gehegeten  gerieht  an 
scheppin,  her  dorf  ir  kainen  nennen,  czechet  her  sich  aber  an  ander 
geezugen,  her  schol  ir  einen  nennen,  Igl.  Str.  25.    si  czugen  sich 


990  zieniem  —  zier-lich 

der  sache  hinder  sich  kegen  Wyne  an  iren  wirt  =  beriefen  sich  auf 
den,  bei  dem  sie  in  Wien  weilten,  ivo  sie  die  Ochsen  kauften,  251. 
als  sie  sich  geczogen  haben  an  ein  nierer  teil  ains  rates,  Igl.  Bgr. 
40,  3.  er  czencht  sich  an  den  prief,  X.  44,  2.  das  er  sich  an  das 
urborerpuch  czencht,  N.  65,  2.  Des  czihen  in  sich  zu  den  scheppen, 
N.  5.  3;  Elbog.  Chr.  83,  24.  des  ich  mich  zeuch  an  dieselben  gesworn 
scheppen,  Igl.  Rspr.  IV.  des  ich  mich  an  iuch  selben  ziehe, 
Schretel  121.  Anspruch  erheben  auf:  Traut.  Chr.  52.  —  Wir  seczen, 
das  keine  der  geswornen  vorleiunge  auf  czukunftige  czeit,  sunder 
allein  auf  kegenwortige  czeit  geczogen  (=  bezogen)  sol  werden; 
wann  argelist  und  trüge  sullen  nimand  helfen,  Const.  II  2,  12.  — 
10.  als  ir  den  —  perk  —  geczogen  und  gemesen  habt,  Igl.  Bgr. 
N.  57,  2.  die  niarsckeider  —  zogen  den  ersten  czuk,  N.  10,  3.  seinen 
teich  czihen  (die  Schleußen  des  Teiches  öffnen)  und  ablassen  rinnen, 
Igl.  Stb.  V  19  a.  —  1(3.  der  wirt  —  hiez,  im  sän  ziehen  dar  daz, 
kastelän  schoene  und  einer  varwen  gar,  guot  als  ein  rabe  swarz 
gevar,  da  bi  drin  schone  zeltende  phert,  W.  v.  W.  3144 ff.  —  die  da 
arbeiten  (am  Feiertag)  mit  irem  hautwerch  an  den  dingen,  die  sie 
wol  ze  rat  mochten  geczihen,  Job.  v.  Igl.  3.  Gebot.  —  ein  brunnen 

—  ist  wieder  angericht  und  gezogen  worden,  Traut.  Chr.  8.  sin 
selbes  herze  wären  wip  gegen  den  dienst  er  sich  ie  zöch,  Ales. 
13857.  daz,  er  sich  von  ir  minue  zöch,  Trist.  224.  sin  herschaft 
niht  ziuhet  ze  der  erbeschaft  (ist  nicht  erblich),  Alex.  Anh.  974.  ir 
schin  glich  goldes  varwe  zöch,  Alex.  23288.  die  waisen  —  halten 
und  cziehen  (erziehen)  uncz  czu  iren  mundigen  jaren,  Igl.  Stb.  V 
100c;  101a.  —  wenn  er  sich  dorein  (in  das  gekaufte  Haus)  czeicht 
(es  bezieht),  V  84  d. 

ziemern  s.  ziniern. 

zier  stf.  Schmuck,  Schönheit,  Pracht:  Sterke  und  zire  werden 
ewer  wapenkleid,  Hier.  51,  8. 

zierde  stf.:  du  (Tod)  bist  schone  und  grosser  zirde,  Hier.  64,  2. 

zier-haftig*  schmückend,  zur  Zierde  gereichend:  ein  zirhaftige 
zirheit  (decor  adornans),  Sol.  100,  21. 

zier-heit  stf.  Zierde,  Schmuck  (-gegenstände)  Ausschmückung, 
Schönheit  Pracht:  z.  derzeit,  Sol.  74,  38.  zirhaftige  zirheit,  100.21. 
ein  crou  irr  z.  =  diadema  decoris,  98,  24.  zu  dem  kunigreich  der 
z.  kumen,  95,  35.  z.,  Hier.  122,  17.  reden  mit  sulchem  gebluinede 
und  so  lustiger  z.,  224,  1.  der  —  leset  sich  der  werlde  z.  und  des 
teufeis  list  betrigen,  35,  16.  also  scheint  auch  sein  heilikeit  mit 
wirdiger  z.  —  gleich  der  lichten  sunnen,  105,  26.  wann  alle  z. 
(decor)  eiuer  iczlichen  stat  czu  voraus  stet  an  dreien  dingen  (besteht 
in  großer  Bevölkerung,  schönen  Bauten  und  Eintracht  der  Bewohner), 
Const.  I  5,  15.  das  daselbst  (zu  Igla,  im  lat.  Text  in  Chutna)  z.  des 
gepeues  sei,   I  5,  15.     ob   ettliche  Schönheit  und  z.  —  in  dem  briefe 

—  underwegen  gelassen  worden,   Mind.  d.  Egerl.  S.  63.    der  bischof 

—  sin  ornät  mit  z.  hete  an  sich  geleit,  Trist.  637.  mit  aller  z.,  547. 
funfczig  schock  zu  zirhait  und  zu  claid,  zu  pette  und  zu  tische, 
Igl.  Stb.  III  148  b. 

zier-lich  Adj.  prächtig,  kostbar,  schön,  schmuck,  froh:  die  in 
so  bluender  jugent  also  zierlich  anzusehen  waren,  Hier.  170,  27.    di 


zier-lich  —  zimer-bole  991 

engel  —  in  czirleichen  eren  gekrönt,  Sol.  21,  9.  gar  schone  und 
czirlich,  W— B  Esther  2,  7.    zierlicher  degen  vruot,  Trist.  2872. 

zier-lich  Adv.  di  mit  irer  steten  arbeit  unsern  gemein  nucz 
czirlich  (decenter)  besorgen,  Const.  I  8,  2. 

zier-lich-keit  (zier-licheit)  stf.  Geschmücktheit,  Schönheit,  Ge- 
pränge: W — B  Gen.  2,  1. 

zier-nüsse*  stfn.  Schmuck:  das  czu  irr  czirnüsse  gehorte  =  ad 
ornatum  pertinens,  W — B  Esther  2,  13.  sie  nam  alle  ire  z.  und 
czirte  sich,  Judith  10,  3.  die  suchte  nicht  weipliche  z.  (muliebrem 
cultum),  Esther  2,  15. 

zierunge  stf.  Schmuck:  alle  gotes  z.  sol  mir  beistendig  wesen 
wider  euch  zu  wurken,  Ack.  10,  13.  mit  allen  disen  sam  mit 
czirunge  wirstu  becleidet  (ornamento),  W— B  Is.  49,  18. 

zigauner,  zigeiiier  (ziginer)  stm.  Zigeuner:  di  zigauner,  Eger. 
Chr.  206.  die  zigeiner  khomen  (1418)  das  erste,  mahl  in  Deutsch- 
land u.  nach  Eger,  118. 

zigel-berg  s.  ziegel-berg. 

zigel-decker  s.  ziegel-. 

zigen-balg*  stm  PI.  -balge,  Ziegenhaut:  etwas  in  gerete  bereit, 
von  czigenpalgen  und  von  gehere  =  aliquid  in  utensilia  praeparatum 
de  caprarum  pellibus  et  pilis,  W — B  Num.  31,  20. 

zigen-bock*  stm.  PI.  -bücke,  -bocke?  Ziegenbock:  czwen  czigen- 
pocke  (hircos),  W— B  Lev.  16,  5.  einen  czigenpock,  der  geslagen 
wirt  um  die  reinigunge,  Num.  28,  30. 

zil  stn.  1.  Ziel  des  Laufens,  Schießens,  Angreifern  usw.,  2.  Fest- 
setzung, Bestimmung,  Absicht,  3.  festgesetzter,  abschließender  Zeit- 
punkt, Ende,  Frist,  Termin,  4.  Grenze,  abgegrenzter  Baum,  Maß, 
5.  mit  Gen.  oder  Adj,  Art.  und  Weise:  4.  in  der  greniczen  und  czil 
des  burgerlehens  (in  metis  lanei  civium),  Igl.  Bgr.  U — A  13.  ze 
berge  (gegen  das  Gepirge  zu)  bis  an  Walhen  zil,  W.  v.  W.  7861. 
diu  herzogin  het  schoende  vil.  kein  vrouwe  reichte  an  ir  zil  (kam 
ihr  an  Schönheit  gleich),  655.  wip  gebent  hoher  fröuden  zil 
(=  große  Freuden),  3738.  sie  Uten  kumbers  zil,  4851.  er  brähte  ir 
vil  üf  tödes  zil,  Alex.  3170.  15422.  in  mancher  mile  zil,  16695. 
sie  was  gar  ob  des  Wunsches  zil,  4023.  daz,  er  hete  wären  zil 
gegeben,  9977.    mit  großem  schalle  sunder  zil,  Trist.  2186. 

zun,  zillen  siuv.  (Prät.  zilte,  zilde  Part,  gezilt,  gezillet)  1.  int/r. 
zielen,  ringen,  streben,  tr.  1.  als  zil  aufstellen,  festsetzen,  einrichten, 
bestimmen,  zumessen  3.  hervorbringen,  bewirken,  erzielen,  erzeugen: 
3.  din  genäde  wisheit  zilt  ieglichem,  als  du  im,  herre,  ganst,  Alex. 
5379.  helfe  die  uns  ouch  mit  staten  zilt,  6996.  im  (Midas)  wären 
eselören  gezilt  (verliehen),  5904.  Acrisius  zilte  (zeugte)  Dänen,  Alex. 
6981.    er  hete  im  einen  slac  gezilt,  Trist.  5609. 

zhnbel  (und  zimel)  stm.  n.  kleine  (mit  einem  Hammer  ge- 
schlagene) Glocke  oder  Schelle:  Traut.  Chr.  331. 

zinient,  -e  (und  cimente,  cement)  stnm.  1.  Zement,  2.  Beize 
zum  Scheiden  oder  Beinigen  der  Metalle,  3*  ob  hieher  gehörig? 
blechernes  Bier  maß:  2.  golt  in  der  czyment  (in  Camino,  Schmelzofen) 
Spr.  17,  3.  —  3.  das  zyment  darzu,  Chlum.  I,  41. 

zimer-bole  s.  zimmer-bole. 


992  zimern  —  zindäl 

ziiiiern  (zimieren)  sivv.  mit  dem  ritterlichen  Schmucke  (zimier,  -e, 
zimierde)  versehen,  schmücken  überhaupt:  ein  heim  —  rilich  ge- 
zieniert,  W.  v.  W.  4581. 

ziniier,  -e  (und  zimierde)  stn.  f.  Helmschmuck  und  sonstiger 
ritterlicher  Aufputz  an  Mann  und  Roß,  Schmuck  überhaupt,  aus 
franz.  cimiere  von  cime  (Gipfel):  auf  dem  heim  gebunden  oben  ein 
zimier,  diu  was  ze  loben  zwivach  rieh  von  golde,  W.  v.  \Y.  7270. 
er  sin  zimier  von  dem  helme  baut,  Trist.  2048.  helmes  z.,  2064. 
2241.  durch  z.  sul  wir  sie  houwen,  Alex.  7564.  —  under  richer 
zimierde,  Alex.  3557.  durch  z.  und  durch  den  heim  verschriet  er 
den  fürsten  lobesam,  3610.  5689;  Trist.  1696. 

zim-ler  s.  zim-lich. 

zim-lich  Adj.  1.  schicklich,  gebührend,  geziemend,  angemessen, 
2.  billig,  nicht  zu  teuer,  müßig,  3.  gefällig,  angenehm,  entsprechend, 
zuträglich:  1.  die  czu  essen  czimlichen  sin't  (quibus  vesci  licitum  est), 
W — B  Lev.  14,  4.  in  den  tagen  zimlich  was  czu  sweren  (licitum 
erat),  Const.  IV  17,  6.  im  freien  velde,  da  idemanne  czimlich  ist 
czu  arbeiten  und  erez  czu  suchen,  II  1,  3.  do  ain  zimlerer  tag  was 
genachent  seiner  gepurt  (sein  Geburtstag),  T — B  Mark.  6,  21. 

zim-lichkeit  stf.  1.  Schicklichkeit,  2.*  Gelegenheit:  2.  Und  von 
des  hin  sucht  er  (Judas)  z.,  daz,  er  Jhesum  in  antwurt,  T — B  Matth. 
26,  16;  Luk.  22,  6.    daz,  er  gebe  z.,  I.  Korinther  7,  35. 

ziinmer-bole*  sief.  Bauholz:  bauholz  und  zimmerbohlen,  Traut. 
Chr.  156. 

zimmer-leute  (auch  zimber-liute)  PI.  von  zimmer-man:  von  der 
czimerleute  ampte  handelt,  Const.  I  11.  die  bergmeister  sullen  alle 
woeben  die  warheit  erfaren  von  hutleuten  und  von  czimmerleuten, 
I  7,  18.  Hieram  sante  poten  czu  David  und  sante  im  cedreiue  holeze 
und  saute  im  dar  czimmerleute  uud  mowrer,  W — B  Kön.  II  5,  11. 
den  czimmerleuten  und  den  mourern,  Kön.  IV  12,  11. 

züiiiiier-meister  (bei  L.  nur  aus  XP  295;  Tuch.  38,  12.  78) 
stm.  artifex  lignorum:  ein  hoer  z.  und  ein  webir  wirkende  mancher 
hande  varbe  (polymitarius),  W — B  Ex.  38,  23. 

zimmer-werk  (zimber-werc)  stn.  1.  Zimmermannsarbeit,  opus 
carpeutarium,  2.  -handwerk:  1.  in  z.,  W — B  Ex.  35,  33. 

zi-müsz*  (von  muos)  stm  eine  bestimmte  Art  muos:  bei  jeder 
Mahlzeit  bei  einer  Festtafel  muß  unter  den  5  erlaubten  Gerichten 
ein  ziniusz  sein:  fünf  gericht,  darunter  ein  z.  sei,  Eger.  Str.  C  43. 

zin  (zin,  ein)  st».  Zinn:  er  und  eisen  und  czyn  und  blei  und 
alles,  das  do  mac  gegen  durch  die  flammen,  sol  gereinigt  werden  in 
dem'fewer,  W— B  Kum.  31,  22. 

ziuami,  zinoniin,  zinemin  (zinemiu,  zimin,  zinment,  -mint) 
stm.  Zimt,  ciuamomum:  W — B  Prediger  24,  20.    ciuami,  Alex.  14614. 

zindäl  (auch  zindel,  zendal,  zendel,  sindal,  sendel  stm.  zindät, 
zendät,  stf.)  Zindel.  eine  Art  Tuff  et:  die  banier  —  von  liehten  zin- 
dälen  —  der  truoc  der  Luft  da  vil  enbor,  Alex.  Anh.  445.  von  rotem 
z.  ein  wäfenkleit,  Bf.  104.  mit  einem  z.  von  golde  licht  gemale, 
Ernst  3013.  er  want  in  (Christi  Leichnam)  in  ein  zendal,  T-B  Luk. 
23,  53.  Joseph  nam  den  leib  und  want  in  in  einen  reinen  sindal, 
Matth.  27, 59.  Joseph  kauft  einen  syndon  und  want  in  (Christi 
Leichnam)  in  den  syndon,  Mark.  15,  46. 


ziiien  —  zirkel  993 

zinen,  zinin  Adj.  aus  Zinn:  ein  czines  schussel,  Igl.  Stb.  V  96a. 
das  czinen  gefes,  V  18  b.  alles  meines  hausrats  von  czyneyn 
schusseln,  III  174  b. 

zinne  swstf  Zinne :  sie  (die  Belagerten)  muosten  sich  dort  innen 
bergen  hinder  die  zinnen,  Alex.  3670.  swer  durch  schouwen  an  die 
zinnen  trat,  Trist.  574. 

zinnerer*  stm.  Zinngießer?  hern  Bernhards  Schmiedeis  z.  Eger. 
Chr.  528. 

zins  stm.  Abgabe,  Tribut,  Zins,  aus  lat.  census:  Wegen  nicht 
gezahlten  Zinses  hat  man  das  Recht  zu  pfänden,  Igl.  Str.  53;  der 
Hausherr  kann  wegen  rückständigen  Zinses  die  Pfändung  seines 
inman  (Inwohners)  durch  den  Richter  nur  soweit  wehren,  als  der 
inman  zins  vorsessen  hat,  55;  die  Bürger  sollen  auch  das  Zinsgeld 
von  ihren  außerstädtischen  Besitzungen  Verlosungen,  192 ;  Kauf  eines 
ewigen,  freien  jährlichen  Zinses  von  20  Schock  groschen  in  einem 
Hof  und  Erbe  um  200  Schock  Groschen,  308;  wenn  man  versessenen 
(fälligen)  zins  lange  nicht  fordert,  verjährt  er,  319.  ewiger  jähr- 
licher Zins  (census  annuus  perpetuus),  291.  266.  —  4  gross  ewig 
czinses,  Olm.  Stb.  74,  5. 

zins-brief  stm.  Urkunde  über  einen  zins:  dodurch  die  czinsbrief, 
die  do  uff  des  jungpfarrers  hause  geschriben  waren,  vornicht  sein, 
Olm.  Stb.  131  k. 

Zinsen  sivv.  den  zins  geben,  zahlen:  ffrancz  müelner  schal 
czinsen  ein  mark  von  der  hellmül,  Igl.  Stb.  II  132  b. 

zins-geld  stn.  Zinsgeld,  Zins:  Igl.  Str.  (77.  78c).  Ein  recht  von 
czinsgelde.  Is  sei  pharrer,  is  sei  minner  prüder,  is  sei  prediger,  di 
erbe  und  eigen  haben,  czinsz  oder  czinsgelt,  die  scholn  is  vorkaufen 
in  jar  und  in  tage,  D  I R  III  41. 

zins-haft  Adj.  zins-,  tributpflichtig:  machten  sie  z.  (tributarios), 
W — B  Jos.  17,  13.    der  Chananeer  —  wart  z.,  Richter  1,  33. 

zins-haftig  =  zinshaft  Adj. :  Igl.  Stb.  III 156  a. 

zins-henne*  stswf.  Henne  als  Abgabe  von  einem  Zinslehen:  so 
man  kan  erkennen,  das  es  ein  guete  fuelhen  ist  und  kan  über  drei 
sprüssel  fligen,  so  sol  sich  unser  her  settigen  lassen  zu  einer  zins- 
hennen,  Rüge  von  Pröhl  N.  6. 

zins-herre  sivm.  der  zum  Bezüge  eines  Zinses  Berechtigte: 
Brunn.  Str.  II  236.  purkrecht  und  erbczinsgelt  aufgeben  und 
emphahen  —  vor  richter  und  scheppen  —  und  nicht  heimelich  vor 
dem  czinsherren,  Igl.  Str.  50. 

zipl  (zipfel)  stm.  spitzes  Ende,  Zipfel:  von  dem  vodern  vinger 
ein  czipl  abgehawt,  Igl.  Stb.  V  157  d. 

zipres,  zipresse  stsivm.  Zypresse:  zipres  der  ander  boum  ist 
genannt,  Legende  373. 

zipres-baum  (zipres,  zipressen-boum)  stm.  Zypresse:  W — B 
Sirach  24,  17. 

zipressin  Adj.  aus  Zypressenholz:  ü^  zipressinem  holze,  Alex. 
21139. 

zirkel  stm.  1.  Kreis,  Zirkel,  2.  goldener  Stirnreif  als  Haupt- 
schmuck der  Fürsten  und  Königinnen  (Diadem),  3.  in  die  Runde 
gehende  Streifwache,  4.  Zirkel  zum  Kreisemachen:  2.  einen  z.  truoc 
er  —  der  des  landes  herschafft  iach,  Ernst  2645. 

Jelinek,  Wörterbuch.  (53 


994  zirkeln  —  zogen 

zirkeln  swr.  1.  die  Bunde  machen,  2.  mit  dem  Zirkel  messen, 
3.  darnach  verfertigen:  1.  die  huter,  die  do  czirkeln  umme  die  stat, 
W— B  Hohes  Lied  5,  7;  3,  3.  die  sunne  czirkelt  durch  den  mitten 
tak  (sol  gyrat  per  meridiem),  Prediger  1,5.  —  1.  wir  —  auch  ein 
grosse  forcht  und  betrachten  müssen  haben  mit  wachen,  zirckelln, 
torhüten  und  andern,  Eger.  Chr.  1123  S.  300. 

zirkel-niaz,,  -e  stf.  Zirkel  maß,  Kreis:  rechter  und  zusammen- 
halter aller  mittel  und  zirkelmasz  =  Gott,  Ack.  57,  24. 

zisel  stm.  Zeisig:  Isöt  an  ir  zartem  libe  was  linder  den  ein 
zisel,  Trist,  3273. 

zistel  stf.  (aus  lat.  cistella)  Korb:  lege  die  —  erstliuge  der 
fruchte  --  in  ein  zeineine  cistel  (pones  in  cartallo),  W — B  Deut. 
26,  2.    sie  legten  ire  houbt  in  cistelu  (in  cophinis),  Kön.  IV  10,  7. 

zisterlin  stn.  Körbchen:  nü  want  er  ein  z.,  da  legete  er  die 
ruoten  in,  Legende  591. 

zistern,  -e  swstf.  Zisterne,  lat.  cisterna:  W— B  Ex.  21,  33.  ein 
aide  cistern,  Gen.  37,  20.  in  dieselbe  cistern,  Gen.  37,  22.  aus  der 
cistern,  Gen.  37,  28.  Ein  wischten  dorumme  drei  starke  und  durch- 
czogen  die  purge  der  philisten  und  schapften  wasser  ous  der  cisterne 
Bethleem,  Kön.  II  23,  16.  das  rat  der  cisterne  (rota  super  cisternam), 
Prediger  12,  6. 

ziter,  zitter  stm.  das  Zittern,  Beben:  wie  er  hübischlich  da 
warp,  allen  der  ziter  da  verdarp  (sie  hörten  auf  zu  beben),  Alex. 
Anh.  1420. 

zitenmge,  zitterunge  stf.  das  Zittern,  Schrecken :  das  die  freud 
nicht  sei  an  zitterunge,  Sol.  71,  6.  mit  welcher  vorcht  und  z.  wir 
deinen  gnaden  dienen,  65,  30. 

zitöl,  -e,  zitolle  stsivf.  Zither:  dise  ruorten  die  zitöl,  die 
andern  harphen  ruorten,  Alex.  Anh.  1961. 

ziugen  s.  zeugen. 

zobel  stm.  Zobel,  -feil,  -pelz:  ein  swarze  haub  ein  czabl  und  ein 
par  hoz,  Igl.  Stb.  III  64. 

zocken,  zocken  stn.  vom  swv.  das  Ziehen,  Beißen,  Locken:  diu 
(der  weilt)  lusteclichez,  zocken  kau  des  menschen  sinne  locken  üf 
gitic  vart  und  üf  diu  spor,  Alex.  27279. 

zoge-brücke*  stswf.  Zugbrücke:  die  z.  an  dem  tor  hiez.  der  helt 
üf  ziehen.  Alex.  15428;  Alex.  Anh.  428.  an  das  nidertor  ward  auch 
ein  z.  gebauet,  Traut.  Chr.  55. 

zog'en  swv.  1.  sich  auf  den  Weg  machen,  ziehen,  gelin,  eilen, 
laufen,  2.  unpers.  mit  Dat.  eilen,  3.  refl.  den  Weg  nehmen,  kommen, 
4.  sich  zanken  raufen;  ir.  5.  zerren,  zupfen,  reißen,  raufen,  G.  hin- 
ziehen, -halten,  verzögern,  verschieben:  dem  edelu  fürsten  zogten  für 
(schritten  voran)  von  höher  art  jnncherrelin,  W.  v.  W.  1417.  nu 
zogete  ouch  her  Tristant  —  lancseme  unde  seine,  Trist.  1682.  er 
zogete  sunder  ile,  1581.  swä  er  (Mo}rses)  zogete  her  und  dar, 
Legende,  476.  man  sach  daz,  her  zogen  berc  und  tal,  Alex.  6031. 
ir  sehse  —  zogt  gegen  Alexander,  10964.  der  vogt  was  durch  tjost 
vür  gezogt,  7858.  Darius  mit  höchvart  zogt  üf  einem  karrätseben, 
6148.  nach  den  (auf  Wagen  mitgeführten)  tempeln  zogten  zehant 
—  zwelf  bände  liute,  6099.  Darius,  aller  künge  vogt,  des  gewalt 
in  wirde  sich  hat  gezogt  von  siner  geburt  rehte  den  heehsten  gote 


zogen  —  zü-bereiten  995 

gesiebte  (auf  göttliche  Abstammung  zurückging),  5512.  ei  werlt,  nu 
sieb,  waz,  din  vogt  (der  Teufel)  smäcbeit  und  lasters  üf  dieb  zogt, 
17964.  nu  bin  ich  doruach  nacb  beweisung  gezogt  (ausgezogen) 
und  di  leg  icb  do  für  euer  gnad,  Igl.  Rspr.  V. 

zogen  stii.  vom  sivv.  zogen:  ir  zogen  (Zögern  mit  der  Antioort) 
daz,  ist  doeb  umsust,  Alex.  Anb.  296. 

zol,  -lies  stmn.  1.  Zoll  als  Abgabe,  2.  Zollamt,  -stelle  aus  gr.-lat. 
teloninra:  Niemaut  mag  den  czol  verfueren,  die  weil  er  in  der  stat- 
mauer  ist,  er  queme  denue  auswendig  die  mawern,  und  abe  sein 
wirt  spreebe,  er  babe  im  den  czol  gegeben,  das  mus  er  mit  dem 
eide  bebalten,  Igl.  Str.  207.  Die  Bürger  von  Brüx  dürfen  von 
gesalzen  fisseben  oder  beringen  von  jedem  pferde  einen  baller  und 
von  jeder  tunnen  einen  baller  czu  zolle  ufbeben  und  nemen,  Stb. 
Brüx  N.  123. 

zol-lade*  stf.  Kasse  für  die  eingegangenen  Zölle:  sie  haben  im 
die  z.  und  die  Sparbüchse  zusambt  deu  zaichen  überantwortet,  Traut. 
Chr.  165. 

zol-zeichen*  stn.  Bestätigung  (Bolette)  über  gezahlten  Zoll: 
Traut.  Chr.  165. 

zop,  -ppes  (md.  für  zopf,  zoph)  stm.  1.  Zopf,  2.  zopfförmiges 
Backwerk,  3.  Schwanz,  Zipfel:  „Hensel  mit  dem  czoppe"  Igl.  Bgr. 
N.  51,  11. 

zorn  (auch  zoren)  stm.  Zorn,  Wut,  Beleidigung,  Wortwechsel, 
Zank,  auch  leblosen  Dingen  (Meer,  Stern)  beigelegt:  pileieb  sein  di 
urborer  czu  loben,  di  nicht  czorn  noch  grim,  sunder  rechte  Ver- 
nunft leitet;  wann  des  mannes  czorn  wirket  nicht  gotes  gerechti- 
keit,  Const.  I  4,  6.  die  rede  was  Alexandro  zorn  (ärgerte  ihn), 
Alex.  1798. 

zorn-lich  Adj.  zornig,  erzürnt:  in  des  mit  zornlichen  siten  die 
werden  mit  einander  striten,  Alex.  21289. 

zöuwen,  zouwen  swv.  Brät,  zouwete,  zoute,  abs.  1.  tun,  ver- 
fahren, 2.  tr.  fertig  machen,  bereiten,  3.  refl.  sich  rüsten,  aufmachen, 
beeilen:  Wann  ich  Eusebius  nicht  gerediger  (beredt)  bin  und  mir 
gespreebikeit  nicht  zewet  (eigen  ist),  so  muss  ich  kurtzlichen  sagen, 
Hier.  8,  22. 

zu-  nach  mitteldeutscher  Weise  für  zer-  in:  zu-dünen,  -knüllen, 
-knutschen,  -müschen,  -quetschen,  -reiben,  -reizunge,  -rinnen,  -slahen, 
-stoeren,  -stöben,  -swellen,  -trennen,  -treten,  -tretunge,  -vlecken, 
-vüeren  (mit  dem  Hauptton  auf  der  zweiten  Silbe);  man  suche  die 
Worte  unter  zer-. 

zuber,  zuber  s/w.  Bottich,  Gefäß  mit  2  Handhaben  aus  zwi-bar: 
Wer  do  vuert  honick  —  der  gibt  von  dem  czuber  4  —  und  vom 
schaffe  czwen  phenning  und  von  dem  eimer  1  phenning,  Brunn.  Str. 
II 149.  —  40  mase,  die  man  nennet  bath  der  (twahen)  eine  behielt, 
nahent  gegen  drein  czubern,  W — B  Kön.  III  7,  38.  bis  czu  100  masen 
olei,  die  man  nennet  Bath;  ein  bath  behelt  wol  drei  zuber,  W — B 
Esdr.  I  7,  22. 

zü-bereiten  (zuo-)  swv.:  das  sie  —  den  selben  wint  einbeslagen 
und  czubereit  betten  in  czn  grossem  schaden,  Igl.  Bgr.  N.  64, 1. 

63* 


996  zu-bereitunge  —  züchtige 

zn-l)ereituiige  stf.  (bei  L.  nur  Myst.  1.  29.  26)  Vorbereitung: 
czubereitunge  czu  dem  gerichte  =  praeparatoria  ad  Judicium,  Const. 
IV  8,  Eirä. 

zu-blehen  s.  zer-blsejen. 

zu-brechen  s.  zer-brecben. 

zu-brechunge  s.  zer-brechunge. 

zu-brengen,  zuo-bringen  unregelm.  Zw.  1.  herbeibringen,  2.  zu- 
wege, zustande  bringen,  rollenden:  2.  sie  gelobten  uns,  si  weiden  die 
fürdernus  (Vorrichtungen  zur  Förderung)  folent  czubrengen  und 
weiden  ans  den  auf  unser  lehenschaft  fordern,  Igl.  Bgr.  N.  39,  5.  da 
(an  ihrem  Leibe)  was  niht  an  vergeben,  er  wsere  zuobräht  als  ez, 
sol  gar  schoenen  lip  schicken  wol,  W.  v.  W.  936.  er  diz  sfeleclichen 
zuobrähte  =  erreichte,  brachte  zustande,  7715.  mit  der  wären 
alchimien  war  silber  sie  von  ere  zuo  bringen  (aus  Erz  machen), 
Alex.  Anh.  1058.  1063.  an  dem  ersten  tage  (der  Schöpfung)  wurden 
dise  werc  zuo  bräht  (geschaffen),  Alex.  11154.  sin  harnasch  von 
guldinen  ringen    —  mit  tiurer  kost  was  ez  zuo  bräht,  7608. 

zii-büez,eii*  swv.  Zusetzen:  er  hat  müssen  sein  aygen  gelts 
1  seh.  czupüssen,  Igl.  Stb.  V167d.  die  weile  hau  ich  czugepust  wol 
drew  jär  minner  oder  mer,  Igl.  Bgr.  N.  42,  2.  vaste  man  in  zuo 
buoz.te,  Alex.  9265. 

zii-buoz,  stm.,  -buoz,e  stf.  Zugabe,  -wage;  Beitrag:  das  sie  die 
teil  („Bergteile")  etliche  zeit  gebaut  hett,  biz  daz,  si  zupuss  (Bei- 
trag zu  den  Betriebskosten  des  Bergbaus)  schuldig  belaib  fünf  mark, 
Igl.  Rspr.  IV. 

zü-burger*  stm.:  das  ein  czupurger  czu  uns  gewesen  ist,  Igl. 
Str.  233. 

zueh  l  wohl  verschrieben  für  zucht  =  Gefangenschaft:  wenn  ein 
knapp  ader  ein  diner  uf  dem  czichenwerk  und  uf  dem  parchantwerk 
aus  seiner  werkstat  get  an  seines  meisters  willen  und  an  recht, 
derselb  sol  in  die  zceche  czu  puose  geben  1  pfunt  wachs  oder  er  sol 
in  der  State  czuch  gen,  Olm.  Stb.  108d. 

zucht  stf.  Gen.  zucht,  züchte,  PI.  züchte:  1.  das  Ziehen,  Zerren, 
2.  Zug,  Richtung,  Weg,  Gang,  3.  Appellation,  4.  Schaffen,  Bilden, 
5.  Erziehung,  6.  Züchtigung,  Strafe,  7.  Wohl  gezogenheit,  feine  Sitte, 
Lebensati,,  Siitsamkeit,  liöflichkeit,  Liebenswürdigkeit,  Anstand, 
Artigkeit,  S.  Ernährung,  Unterhalt.  Nahrung,  'J  Junges,  Brut,  Nach- 
kommenschaft, Frucht,  10.  Brutplatz,  11.  Senkgrube  12.  Wasserlauf, 
-leitung  und  darüber  festgesetzte  Ordnung:  7.  Nu  solt  du  ein  zuht 
begän.  du  solt  alle  dine  man  besenden  und  beschriben,  W.  v.  W. 
1210.  —  6.  =  Gefangenschaft:  den  die  herren  in  die  czucht  heissen 
einsetezen,  Olm.  Stb.  85. 

zucht-bsere  Adj.  auf  zuht  sich  beziehend,  daraufhindeutend: 
ez,  gebot  ir  zuhtb?erer  sin,  das;  diu  hübsche  herzogin  stille  stunt 
an  irer  stat,  W.  v.  W.  1512.  die  tragen  zuhtbaeren  siten,  Alex. 
18887. 

züchtig  (zühtec,  -ic)  Adj.  1.  züchtigend,  2.  wohlerzogen,  artig, 
höflich,  von  feinem  Anstand,  gesittet,  3.  gedeihlich,  fruchtbringend: 
2.  Wettlaufen,  springen  und  alle  zuchtige  hubschheit  treiben,  Ack. 
34,  14.  kein  man  kan  zuchtig  wesen,  er  sei  danne  gemeistert  mit 
frauwen   zucht,  46,  14.    an   die   ehrbare  und  züchtige  brüderschaft 


züchtiger  —  zu-dünen  997 

der  deutschen  meistersingkunst  alhie,  Igl.  Ms.  S.  24.  der  ehrbaren 
und  züchtigen  brüderschaft,  S.  27.  vil  aglastir  und  zeuch tig(?) 
macht  ein  hawich  (jastfab)  fluchtig,  Dal.  102,  19  (44,  55). 

züchtiger  (zühteger,  zühtiger)  stm.  Scharfrichter,  Henker:  der 
zuchtiger  sei  ewer  (des  Todes)  richter,  Ack.  15,  14;  Elbog.  Chr. 
14,  27  u.  28;  Eger.  Chr.  N.  1163.  der  z.  (tortor)  zu  Olomuncz 
bekommt  als  Lohn  a)  im  Auftrage  der  herren  von  Olomuncz  1.  für 
das  Henken  oder  Enthaupten  eines  Diebs  oder  Räubers,  für  das 
dertrenken  oder  lebendig  begraben  8  gross,  2.  für  das  radbrechen 
eines  morders  oder  vorpruen  eines  felschers  16  gross,  3.  für  das 
martern  4  gross,  4.  wenn  er  einen  stäupt  am  pranger:  1  Ohr, 
1  Hand  abschneidet,  ein  Auge  auspricht  oder  durch  die  czen  pruet 
4  gross,  für  beide  Hände,  Augen  oder  Ohren,  8  gross ;  b)  im  Auf- 
trag eines  Gastes  für  1.  einen  vierdung,  für  3.  4  gross,  für  2.  eine 
halbe  mark  ob  mit  ob  ohne  Marter;  c)  in  den  umligenden  steten, 
merken  oder  dorffern:  4  gross  für  die  meile  und  tag,  morgens  u. 
abends  2  gross  als  Diäten  oder  die  Kost  und  erhält  für  1.  3.  4.  das 
Doppelte  wie  in  Olmütz,  für  2.  1  mark,  dann  aber  kein  Meilengeld, 
Olm.  Stb.  88.  so  oft  der  fronpott  den  czuchtiger  ansagt  zu  geen  in 
die  umbligunde  stet,  merkt  ader  dorffer  zu  richten,  so  gibt  man  im 
einen  gross,  86. 

zuchtig-lich  (zühtec-lich)  Adj.  =  züchtig:  wann  sie  so  zuchtic- 
liches  ganges  pflag,  Ack.  12,  8. 

zucht-ineister  stm.  Erzieher:  si  fingen  seinen  (des  König- 
sohnes) z ,  Böhm.  Chr.  82.  ich  sehe  wol,  das  du  nicht  hast  gehabt 
einen  weisen  z.,  wenn  er  hat  dich  nicht  gelart,  wie  du  vor  erbern 
leuten  scholt  geparen,  83. 

zücken,  zucken  swv.  1.  schnell  ergreifen,  an  sich  reißen,  2.  fort-, 
tvegreißen,  ■wegnehmen,  stehlen,  3.  in  Entzückung  versetzen;  refl.  4. 
zerren,  reißen,  5.  tanzen  mit,  6.  sich  ane  z.  mit  Gen.  sich  aneignen, 
intr.  hin.  z.  =  von  dannen  ziehen:  1.  mit  unserm  garne  musz  er 
(der  mensche)  geezucket  werden,  Ack.  40,  7.  die  guten  und  nutzen 
(leute)  zuckt  er  hin  alle,  21,  14.  —  2.  der  herre  —  gab  sie  in  die 
haut  der  czükkenden  (dirripientium),  W— B  Richter  2,  14.  Wenne 
iclicher,  was  her  in  dem  roube  hette  geezücket  (rapuerat),  das  was 
sein,  Num.  31,  53.  und  czu  dem  andern  male  hat  er  mir  velschlich 
geezuckt  meinen  segen  (surripuit),  Gen.  27,  36.  die  hufhalczen 
werden  czucken  den  raup  (claudi  diripient  rapinam) ,  Is.  33,  23 ; 
=  entführen:  der  man,  der  si  geezucket  hat  (die  Tochter  eines 
andern  entführt  hat),  den  schol  man  enthaupten,  wenn  die  Entführte 
im  Gerichte  nicht  zu  ihm,  sondern  zu  ihren  Verwandten  (frewnden) 
geht,  Igl.  B.  62.  Den,  der , ein  Mädchen  oder  Weib  mit  Gewalt  ent- 
führt, trifft  der  Tod  oder  Ächtung;  wenn  sie  erklärt  ihm  beigestimmt 
zu  haben,  trifft  beide  ewige  Verbannung  und  sie  verlieren  ihr  Erb- 
recht in  der  Stadt:  Igl.  Str.  217  (a.  1365).  —  3.  Do  —  sein  geist 
alczumal  geezucket  was  in  got  (beim  Gebet),  Hier.  92,  10. 

zuckunge  (bei  L.  nur  raptus  D  F  G  484 b)  stf.  Plünderung:  Wer 
hat  gegeben  in  ein  czuckunge  (in  direptionem)  Jacoben  und  Israhel 
den  wüstenden  (vastantibus)?  W — B  Is.  42,  24.  Und  in  czuckunge 
wirt  sie  (die  erde)  beraubet  =  Dissipatione  dissipabitur,  Is.  24,  3. 

zu-dünen*  s.  zer-dünnen. 


998 


zu-eigenen  —  zug 


zü-eigenen  (zuo-)  sivv.  zu  eigen  geben,  zueignen :  die  teil  — 
czueigen,  Const.  I  7,  15.  Nach  dem,  das  imant  ein  hof,  ein  acker, 
oder  welcherlei  erh  das  ist,  czngeaignet  wirt,  so  hat  gener  furpas, 
des  das  erh  was,  keinen  gewalt  czu  sehen  (säen),  czu  mehen,  czu 
ackeren,  czu  sneiden  oder  ackerteil  czu  nemen  —  also  verre,  als  in 
sein  gener  gan,  dem  es  geaigent  ist,  Igl.  Bgr.  25  a. 

zü-einung*  stf.  das  dazu  Gehörige:  mit  dem  haus  und  mit  allen 
seinen  zugehörungen  und  zueinung.  es  sei  holtz  oder  velt,  Mind.  d. 
Egerl.  S.  17. 

zug,  zog  stm.  1.  Das  Ziehen,  der  Zug  (des  Zügels,  Netzes, 
Ruders).  Strich  des  Fiedelbogens,  Zug  auf  dem  Schachbrett,  2.  Atem- 
zug, 3.  beim  Seufzen,  4.  Winkelzug,  Kunstgriff,  5.  Aufschub,  Verzug, 
Frist,  6.  Unterhalt,  Kosten,  7.  Vorrichtung  zum  Aufziehen,  8.  Ort, 
ioo  ein  Schiff  ans  Land  gezogen  toird,  9.  Bewegung,  Wanderung, 
Zug.  10.  Kriegs-.  Kreuzzug,  11.  Art  und  Weise,  mit  Adj.  um- 
schreibend, 12.  gezogene  oder  sich  ziehende  Linie,  13.  so  bergm.  bes. 
Zug,  Streichrichtung  der  Erzader  usw.,  „Gang",  „eine  größere  Anzahl 
von  Gängen,  Trümmern,  Lagern  oder  Flötzen,  tcelche  in  nicht 
bedeutender  Entfernung  von  einander  vorkommen  und  dabei  von 
einer  gewissen  Gleichförmigkeit  dez  Streichens  und  Fallens  und  in 
der  Kegel  auch  von  gleicher  Ausfüllungsmasse  sind",  Veith,  Berg- 
wörterbuch, 14.  ,.die  mit  einmaligem  Spannen  der  Schnur  oder 
Lachterkette  vermessene  Länge",  15.  „markscheiderische  Vermessung 
überhaupt",  Veith,  16.  Bereich,  Landstrich,  Gegend:  spil,  unfur,  czog 
und  alle  ungerichte,  01m.  Stb.  80.  daraus  vil  czwitracht,  czog,  krig 
und  mord  und  grosse  sunden  kumen,  78.  der  zitternde  zug,  Traut. 
Chr.  221.  —  13.  also  pleiben  vil  czoge  und  ercz  under  der  erden 
unvorsucht,g  Igl.  Bgr.  N.  49,  2.  wir  sprechen  aus,  das  man  dem 
maister  Niclas,  perkmaister  czu  Sant  Jürgen  und  sein  gewerken  iren 
gemessen  perg  den  eidern  geben  und  czihen  schol  noch  des  czoges 
lenge ,  als  ein  gemessen  perg  czu  recht  haben  schol ,  N.  40,  6.  die 
marscheider  geben  mir  meinem  eidern  gemessen  berge  nach  des 
czuges  lenge  sein  recht,  51,  2.  mit  einem  Schacht  oder  mit  so  vil 
schechten,  als  sie  nach  des  zuges  lenge  ader  uff  ir  hangendes  ader 
ir  ligendes  dorczu  bedürfen  werden,  51,  11.  das  ich  die  egenanten 
leben  mit  einem  schachte  ader  mit  also  vil  schechten  nach  des  czuges 
lenge  ader  uff  hangendes  ader  ligendes  pauen  mag,  51,  2;  das  wen 
in  got  ercz  bescherte  czu  den  siben  lehen,  das  si  den  czuk  an  den 
tag  prengen  schullen  an  alle  Widerrede,  11,  7.  Wenn  innerhalb  oder 
außerhalb  des  Bergmaßes  in  einem  vermessenen  Berg  ein  neuer 
„Gang"  gefunden  wird,  sollen  die  strittigen  Parteien  3,  die  Urbarer 
einen  Vertrauensmann  wählen;  di  vir  also  erkorn  —  sullen  czihen 
czu  obrist  ein  snur  an  dem  rasen  von  dem  hohlsten  teil  der  genge, 
und  ab  si  also  mit  sotaner  mase  die  warheit  (icohin  der  neue  Gang 
gehöre)  nicht  erkisen  mugen,  so  sollen  si  denn  in  dem  tiefen  der- 
selben silbergruben  czihen  also,  das  man  ein  gank  mache  von  einem 
gank  czu  dem  andern  (D,  H;  inwendig  der  gruben  cziehen  von  einem 
czuge  czu  dem  andern  EG):  was  denne  di  vorgenanten  vier  messer 
es  sei  mit  slechter  mase  oder  mit  winkelmase  —  noch  der  warheit 
cz wischen  den  krigern  urteilen  —  sol  von  den  egenanten  teilen  — 
gehalten   werden,   Const.  1 10, 1.    der  halben  (wegen  eines   Streites 


zü-geben  —  zü-haften  999 

über  die  Zugehörigkeit  eines  Ganges)  sei  der  zueg  des  marscheiders 
furgenomen  und  sodann  nochrn  zueg  befunden,  das  die  von  Sand 
Moricz  und  vorn  „heiligen  lande"  (den  beiden  streitenden  Gruben) 
inneczuhalden  also,  das  keiner  an  sein  wissen  das  orth  belege  — , 
Igl.  Bgr.  N.  62,  3.  also  das  Sent  Mertein  (Name  einer  Silbergrube) 
uff  einem  andern  zuge  leit  und  der  Czappenschu  auch  uff  einem 
andern  zuge.  —  als  die  perkwerk  ligen  uf  zwein  zugen,  Igl.  Rspr.  I. 
er  hat  gezogen  (die  Meßschnur)  nach  des  zuges  lenge  und  doruber 
uff  desselben  zuges  hangendes,  Igl.  Rspr.  II.  nu  hab  ich  mer  zuge 
(Erzgänge)  in  denselben  leben  denue  einen,  Igl.  Stb.  V  10  b.  wie  oft 
das  geschieht  und  sich  in  künftigen  czeiten  geburen  wurdet  uf 
czugen  und  uff  gengen  in  dem  berge  oder  umb  den  berg  gelegen, 
Igl.  Stb.  V  IIa.  mein  tochter  ist  in  den  zugen  (letzten  Zügen),  T — B 
Mark.  5,  23. 

zü-geben  (zuo-geben)  stv.  1 1  auf  einen  tapfer  eindringen,  ihm 
zusetzen,  Schlimmes  sagen:  er  wil  beweisen,  das  er  mir  mehr 
nach  zugeben  schuldig  ist,  Igl.  Ms.  S.  26. 

zü-gebürn  (bei  L.  nur  Gr.  Wb.  1,  179)  zustehen,  gehören  zu: 
Seiuttmalln  aber  sulicher  hanndl  unserm  bergrecht  nicht  czugepurt 
noch  unterlägt,  Igl.  Bgr.  N.  107,  2.  wo  das  ist,  das  mir  czugepurt, 
das  schaff  ich  der  M.  peckin,  Igl.  Stb.  V  45  d,  kain  weip  sol  arbaiten 
praite  leinmet,  sunder  smale  ding,  als  den  frawen  zugepuret,  Igl. 
Stb.  V  28  c.  mit  aller  irer  narung,  di  ir  noch  irem  vorigen  man 
rechtlich  czugepurt,  V  148  d.  das  silbrein  geschmeid,  das  den  kindern 
czugepurt,  V  105  d. 

zugegen-wertig*  Adj.  anwesend:  er  sei  z.,  Traut.  Chr.  146. 

zfi-gehörige*  (=  zuo-geheer  stn.,  zuo-geheerde  stf.,  zuo-gehoere 
stf.)  stf.?  Zugehör:  Traut.  Chr.  159. 

zü-gehörunge  (zuo-gehoeruuge)  stf.  Zugehör,  was  zu  etwas 
gehört:  das  sie  (die  nicht  bezahlten  Arbeiter)  mit  den  czechen,  hutten, 
andern  czugehorungen  handeln,  als  recht  ist,  Igl.  Bgr.  N.  79,  1. 

zü-geleufte*  (=  geloufe,  geleufe,  geleufte)  stm.  Auflauf:  ein 
z.  hat  czugefurt  di  czeit  (tumultum  adduxit  tempus),  W — B  Jer. 
46,  17. 

zü-gen  red.  V  herankommen,  drohen;  zukommen,  zufallen:  so 
ich  allenthalben  sich  vil  zu  gende  zweifei  (imminere  pericula),  Sol. 
63,  33.  di  10  seh.  g.  sullen  meinen  kindern  czugeen  czu  ixen  czweien 
teilen,  Igl.  Stb.  III  A  102  a. 

zü-griff  (zuo-grif)  stm.  1.  das  Zunehmen,  2.  Wegnehmen, 
Arrestieren,  3.  feindlicher  Einfall:  3.  Elbog.  Chr.  9,  35.  wir  netten 
uns  sulchs  Zugriffs  in  dem  königlichen  fridgepot  —  nit  versehen, 
Eger.  Chr.  1169.  sie  zu  z.  komen  (gerieten  aneinander),  etliche 
gefangen  beiderseit  inligende  haben,  1161.  wer,  das  czugriffe  (Ver- 
letzungen des  Landfriedens)  gesehen,  Mind.  d.  Egerl.  S.  39.  das  die 
nesten  under  euch  (den  zum  Schutz  des  Landfriedens  gegen  Friedens- 
brecher und  Räuber  verbündeten  Städten:  Saaz,  Brüx,  Kaaden, 
Laun  uud  Komotau)  die  dem  czugriffe  gesessen  weren,  Stb.  Brüx 
N.  139. 

zü-haften*  (bei  L.  zuo-gehaft)  swv.  anhaften,  ankleben;  halten 
zu  einem:  daz,  gestupp  (Staub),  daz,  uns  zuhaft  von  eurer  stat, 
T— B  Luk.  10,  11.    der  da  zuhaft  (anhanget,  XI.  Bibel)  dem  Herren, 


1000  zü-halt  —  zü-legen 

ain  geist  ist  her,  I.  Korinther  6,  17;  6,16.  czuhaft  dem  guten! 
Kömer  12,  9.  um  dise  ding  (deshalb)  lest  der  man  den  vater  und 
di  muter  und  zuhaft  (wirt  anhangen,  XI.  Bibel)  seim  weib, 
Epheser  5,  31. 

zü-halt  (zuo-halt)  stm.  Rückhalt,  Stützpunkt,  Zufluchtsstätte: 
die  iren  zuhält  bei  mir  haben,  Eger.  Chr.  1159. 

zü-haltunge  stf.  =  zü-halt:  meine  veste  —  czum  Newenhause 
schol  ir  offen  hause,  czuflucht  und  czuhaltunge  sein  wider  alle  ire 
veinde,  Eger.  Chr.  1046. 

zu-hant  (ze-hant  Adv.  atif  der  Stelle,  sogleich,  alsbald:  nu  leb 
ich,  nu  stirb  ich  zuhant  (statim),  Sol.  8,  29.  nu  lach  ich,  nu  wein 
ich  zuhant,  8,  32. 

zuhauf-legunge*  stf.  die  Anhäufung,  compositio :  die  z.  des 
weirouches,  W — B  Xum.  4,  16.  vil  eisens  und  negil  der  türen  und 
zu  den  zuhouf  legungen  (ad  commissuras)  und  czu  den  fugen  bereite 
David,  Par.  I  22,  3. 

zü-heusel*  sin.  kleines  Haus,  Hof,  Hinterhaus:  wie  das  er 
sein  czuhewsl  verkauft  hat  dem  pretl  schuester,  Tgl.  Stb.  V  65  a.  der 
di  czuheusl  pawen  wil,  V  42  c.  di  unter  mawer,  di  do  schayt  di 
schergstuben  und  Honus  Lidls  czuheusl  hinten  im  hoff,  V  187 d. 
Steffel  weber  von  dem  langenn  Girgen  sein  czuheusl  gekauft  hat, 
V  168  a;  V  155  b.  vier  feuster,  weliche  aus  dem  czuheusl  des  Pawln 
in  des  Prokesch  Teczner  hoff  geen,  V  267  d.  di  kamer  di  hat  er  im 
verhalten  zu  dem  z.,  V  230c 

zü-kunft  (zuokunft,  -kumft)  stf.  das  Kommen,  Herzukommen, 
Ankunft:  die  turkiltouben  und  die  swalbe  uud  der  storch  haben 
behütet  die  czeit  irr  z.  (adventus  sui),  W — B  Jer.  8,  7.  in  der  z. 
der  kinder  Israel,  Par.  II  28,  3.  die  weile  sie  seiner  z.  peiten  = 
dum  illius  praestolabantur  adventum,  Richter  9,  25.  wanne  ich  deiner 
z.  wartender  bin  teglichen,  Hier.  149,  28.  Des  hat  her  prieffe  gesant 
vor  seiner  z.  etleich  tag,  Igl.  Str.  249.  bis  auf  czukuuft  unsers 
camerers  =  donec  ad  praesentiam  camerarii,  Const.  I  15,  9.  wen 
wir  mit  der  offenunge  des  selben  (aus  Breslau  gekommenen)  Urteils 
seiner  (des  undercamerers)  czukuuft  warten,  Olm.  Stb.  132.  des 
camerers  z.  wold  der  Gengel  awer  nicbt  derharren,  132.  er  soll 
unser  z.  erbeiten,  Elbog.  Chr.  132,  30.  bis  auf  sein  gnaden  z.  gen 
>"ürenberck.  Eger.  Chr.  1067  S.  255.  bis  zun  des  jungen  Schweden 
konigs  z.,  Traut.  Chr.  294. 

zü-künftig  (zuo-künftig)  Adj.  kommend,  künftig,  noch  zu  er- 
warten: Czütreten  sie  und  potscheften  uns  (Hs.  yn)  alle  dink,  die 
uns  (Hs.  yn)  czukunftik  sint  =  accedant  et  nuntient  nobis.  quae- 
cumque  Ventura  sunt,  W — B  Is.  41,  22.  der  mag  auf  czukunfüge 
des  himels  freuden  sicherlichen  hoffen,  Hier.  44,  22.  aus  den  Sachen 
uns  viel  —  gebrechen  aufstehen  und  z.  worden  sein  und  noch  täg- 
lich werden,  Eger.  Chr.  1067. 

zü-läz,*  (=  zuo-läz,unge  nur  DFG.  13b)  stm.  admissura:  YVenne 
der  spete  zulas  was  und  die  leczte  enpfencnüsse  (conceptus  extreinus), 
Gen.  30,  42. 

zü-legen*  suw.  1.  z.  mit  Hat.  einen  begünstigen,  magis  favere, 
2.  mit  Dat.  der.  Vers.,  Akk.  der  Sache  einem  etwas  hingehn  lassen, 
es  bdiigen,   approbare,  3.  refl.  Beilager  halten:  1.  der  —  rieht  er  — 


zfi-legen  —  zü-reden  1001 

sol  auch  nicht  urteil  fragen  von  dem  scheppen,  den  er  weiss,  das  er 
dein  teile  czulege  und  gunne,  für  das  man  urteil  sol  sprechen,  Const. 
IV  18,  1.  Wellet  kainem  tail  ab  noch  czulegen,  sunder  got  vor 
äugen  haben  =  unparteiisch  richten,  Igl.  Bgr.  N.  84,  2.  —  2.  Were 
aber,  das  die  gewerken  daran  funden  wurden  willeclicb  saumik  und 
legten  dein  perkmeister  sein  saumnusse  und  irresal  zu,  Const.  I  7,  G. 
Und  er  zuleget  ze  senden  (schichte  nochmals)  einen  andern  knecht, 
T— B  Luk.  20,  11 ;  20,  12.  er  zulegt  über  alle  dise  ding,  3,  20.  si 
zulegten  di  ding,  die  da  waren  notdurftig.  Botenb.  28,  10.  er  zulegt 
und  begraiff  auch  Petern,  12,3.  —  3.  14  tag  vor  und  e  sie  (das 
Brautpaar)  sich  zulegen,  Eger.  Str.  C.  2.  der  kunig  legte  auch 
keinem  teil  zu  (unterstützte  nicht),  Böhm.  Chr.  86. 

zii-legen  stn.  Seilager:   am  abent  des  zulegens,   Eger.  Str.  C.  7. 

zü-ligen  stv.  I  1  nahe,  am  Herzen  liegen,  zustehen:  vrö  daz,, 
herre,  zuliget  minem  herzen  (=  das  freut  mich,  Herr),  Alex.  Anh. 
1106.     di  gedult  wil  —  einer  guoten  gewiz,z,en  ligen  zuo,  1333. 

zünden,  zünden,  zünten  suro.  Trat,  zünde,  zunte  an-,  ent- 
zünden: vil  kerzen  wurden  uf  gezunt.  Trist.  657. 

zu-neiguuge*  stf.  Zuneigung,  Gewogenheit:  von  sunderlichen 
gnaden  und  czuneigung-en,  Stb.  Brüx  N.  296. 

zu-neme*  stm.?  Förderung:  durch  besserunge,  zunemes,  nuczes 
und  fromes   willen  des  burgemeisters,   rates  usw.,  Stb.  Brüx  N.  157. 

zü-neniunge  stf.  assumptio,  augmentum,  Förderung:  umb  — 
diser  kuniglichen  und  namhaftigen  hauptstat  ditcz  landes  (Olmütz) 
czunemung,  Ordnung  und  freiheit  willen,  Olm.  Stb.  132. 

zunft-mez,ig*  Adj.  mit  Zunfteinrichtungen  versehen:  seine  Lehr- 
jahr alhie  oder  an  einem  andern  zunftmesigen  ortt  redlich  aus- 
gestanden, Eger.  Z.  15,  1.  bei  einem  redlichen  zunftmesigen  Meister 
das  handwerk  3  jähr  ehrlich  und  redlich  ausgelernet,  39,  1. 

zunge  swstf.  Zunge;  Sprache;  sprechender  Mensch:  daz,  volk 
sprach  kriechesche  zungen,  Alex.  22831.  daz,  er  indischer  zungen 
(indisch)  fragte,  21 540.  ich  daz,  libir  sehe,  daz,  min  gesiecht  stürbe, 
e  min  czunge  (meine  Sprache,  mein  Volk)  virdurbe,  Dal.  142,  8 
(63.  110).  einem  iclichen  ist  daz,  hercze  czu  siner  zcungin  groz, 
(schlägt  für  seine  Muttersprache,  für  sein  Volk),  92,  25  (41,  25). 
Wladisslaw  was  ein  freunt  der  dewczen  czungen,  Böhm.  Chr.  66. 
unser  z.  wurde  (würde)  unterdrückt  von  einem  auslendischen  fursten, 
57.  ich  dancke  euch,  das  ir  getrew  seit  ewer  czungen  (Nation),  49. 
unter  allen  fursten  was  keiner,  der  die  pehemische  czungen  also 
g-epreit  und  gemert  als  er  (Wratislaw),  45.  Wilh.  Hase  war  ein 
freunt  seiner  czungen  (seines  Volkes),  104.  wert  (wird)  ewer  her 
von  vremden  lant,  so  wird  iwir  zcung  geschant  und  wirt  ser 
geniinnert  und  allewege  gehindert,  Dal.  26,  29  (4,  35). 

zuom  falsche  Lesart  bei  Hanka  für  Znoim  =  Znaim:  er  (Leu- 
pold  von  Osterrich)  bekumert  daz,  rieh  biz,  gein  zeuom  (bei  Jir. 
Znom,  tschech,  do  znojemskeho  hrada),  Dal.  179,  19  (SO,  21). 

zü-reden  *  (vgl.  zuo-rednüsse  stf.  Schmährede  Gr.  Wb.  3,  695) 
z.  mit  einander  =  sich  zanken,  schmähen:  Ist  daz,,  daz,  sich  czwen 
meistir  czureden  mit  einander  (tschech.  sobe  pfimh'ivali)  in  der  czech 
und  wiert  es  den  meistirn  in  die  hende  gegeben  und  wellen  sie  den 
nicht  volgin,  wie  ez,  di  meistir  machin  und  welln  —  di  gebin  im 


1002  zu-reiz,unge  —  zusammen-legunge 

selber  Urlaub  aus  der  czech,  Prag.  Mz.  17.  Wohl  erklären  die 
zweiten  Herausgeber  Patera  und  Tadra  richtig  gegen  die  ersten,  daß 
czureden  =  czuoreden  sei,  auch  mit  Rücksicht  auf  das  tschech. 
pfimlüvali  und  die  Bedeutungsentwicklung:  „zu  jemanden  reden,  um 
ihm  auf  bessere  Wege  zu  bringen,  tadeln,  mit  ihm  zanken",  ist  richtig, 
doch  ist  ihre  Behauptung,  daß  die  Verla! 'prä fixe  zu  (zuo)  und  zer  im 
mittelalterl.  Deutsch  gerade  so  verschieden  gewesen  wie  mhd.  für  die 
Schrift  und  md.  Denkmäler  nicht  richtig,  wo  vielmehr  zu-  (zuo-N  und  zu- 
(zer-)  ganz  gleich  geschrieben  werden.  —  wenn  sich  czwei  arbeiter  in 
czwein  Weingarten  zureden  neben  einander,  daz,  sie  ein  reyen  scheidet 
—  so  ist  ir  iczlicher  vorvallen  10  gr.,  Chlum.  VIII 12.  wir  rüegen, 
so  zwen  arbeiter  in  zwein  Weingarten  einander  schmechlich  hielten 
und  mit  scheltworden,  da  sich  ein  rhein  scheidet,  zueredeten  — , 
Chlum.  VII  4. 

zu-reiz,unge,  zu-rinnen,  zu-stoeren,  -stöz,en  s.  unter  zer-. 

zü-richten*  su-v.:  er  hat  sich  zu  einer  meid  geleget  und  ir  also 
ein  kindlein  zugericht  (sie  geschwängert),  Eger.  Chr.  405. 

zu-riugs*  Adv.  rings:  z.  herum  —  umgeben,  Eger.  Chr.  103, 
S.  67. 

zurüek-gen*  (aus  ze-rücke  gen,  gän)  st».  V  die  Vereinbarung, 
das  Versprechen  nicht  halten:  Liben  herren.  das  klag  wir  got  und 
euern  gnaden,  das  sie  uns  des  alles  zurukgingen,  Igl.  Bgr.  N.  39,  5. 

zurück-werfen*  stv.  1 3  nicht  gelten  lassen:  hast  meine  wort 
versmehet  und  zurückgeworfen,  Hier.  25,  6. 

zü-sachen*  swv.  anrechnen,  impntare:  das  nisnicht  mi;ge  irer 
saumnusse  czugesachet  werden,  Const.  1 16,  4.  slacht  ir  sie  darnider, 
ich  wil  euch  darumb  nicht  z.  (nicht  zur  Rechenschaft  ziehen),  Böhm. 
Chr.  86. 

zü-sagen  swv.  als.  mit  Gen.  zustimmen,  zusagen,  versprechen; 
als  Eigentum  zusprechen;  bekennen,  gestehen:  ankündigen:  dan  sol 
sich  der  jung  maister  den  herren  czu  der  gemain  stat  für  iren 
undertan  czusagen  (um  Zuständigkeit  in  der  Stadt  einkommen),  Igl. 
Stb.  V176d. 

zü-sager*  stm.  Vorhersager:  Augur,  des  vogelkosz  vernemer 
und  —  inkunftiger  sacken  warhaftiger  zusager.  Ack.  41, 16. 

zusammen-bindunge  (ze-)  stf.  Verbindung,  colligatio:  Pinde 
ouf  von  einander  die  z.  der  posheit,  W — B  Is.  58,  6. 

zusauimen-bot,*  -gebot*  stn.  Einladung  zn  einer  Zunftver- 
sammlung: wenn  ein  handwerk  eiu  zusammenboth  nacht,  Eger.  Z. 
37,  2.    ein  zusammengebott  begern  12,  9.  14,  28. 

zusampue  (ze-samen,  -e,  -samne)  Adv.  zusammen:  gut,  das  sie 
gestolen  haben  oder  sust  z.  bringen,  Hier.  49,  10. 

zusamineu-gelüben  *  swv.  conventicula  facere :  smide,  die  nicht 
z.  noch  samenunge  oder  einunge  machen,  Const.  1 15,  8. 

zusammen-glubimge  *  stf.  conventiculum:  alle  z.  — der  smide, 
Const.  I  15,  9. 

zusaiiimen-lialter*  stm.:  rechter  und  z.  aller  mittel  und  zirkel- 
masz  (=  Gott),  Ack  57.  23. 

zusaiimien-leguuge*  stf.  compositio:  alle  die  z.  hienk  nicht  von 
der  gelust  sunder  von  fugenden  (ista  compositio  non  ex.  libidine  sed 
ex  virtute  pendebat),  "\V — B  Judith  10,  4. 


zusammen-rimpfen  —  zü-spruch  1003 

zusammen-rimpfen*  stv.  13  (bei  L.  rimphen,  md.  auch  rimpen, 
remfen)  in  Falten,  Runzeln  zusammenziehen,  krümmen,  rümpfen: 
Mein  hont  hat  gedorret  und  ist  czusammengerumpfen  (contracta  est), 
W— B  Job  7,  5. 

zusammen-slahen*  stv.  IV  (mit  ergänztem  Obj.  die  Glocken) 
das  letzte  Zeichen  mit  den  Glocken  geben,  Elbog.  Chr.  104,  31. 

zusammen- tragen*  stv.  IV  zusammensteuern:  etwas  zusammen- 
getragen, uns  in  fried  und  einikeit  —  zu  ergetzen,  Igl.  Ms.  S.  24. 

zusammen- Taren  *  stv.  IV  zwei  Stollen  oder  Bergiverke  mittelst 
Durchschlags  verbinden:  so  muz,  man  die  czwene  genge  z.  mit  einem 
durichslage,  Igl.  Bgr.  U— B  25. 

zü-schaffen*  stv.  IV  zur  Hilfe,  Unterstützung  beigeben:  der  mir 
Ernsten,  seiner  gnaden  diner  und  hofschreiber,  zuschuf  van  wegen 
seiner  gnaden  mit  dem  rate  zu  reden,  Elbog.  Chr.  77,  10. 

zü-schieken*  sivv.  rechtlich  zusprechen,  zuerkennen:  als  vil  berge 
dem  selben  (erb-) Stollen  czugeschicket  (deputati)  sein,  Const.  II  4, 
23.  die  fertigung,  die  man  der  tochter  czugeschickt  hat,  sol  man 
ir  gancz  unverruckt  verfolgen  (ausfolgen)  lassen,  Igl.  Stb.  V  280  a; 
vermitteln  eines  Dienstpostens  für  einen  zugereisten  Wanderburscheu 
durch  den  ürtengesellen:  wenn  nur  ein  gesell  vorhanden  ist,  so  soll 
im  der  jüngste  Meister  helfen  zuschickhen,  Eger.  Z.  44  S.  150.  die 
Orttengesellen  —  sollen  in  14  thag  nach  hanndtwergksgebrauch  z., 
44  S.  149.  so  ein  gesell  hie  wirdt  zugeschickt,  soll  er  nit  umb- 
stehenn  (Arbeit  zu  nehmen  sich  weigern),  er  hab  denn  zuvor  4  wochen 
bei  sein  Maister  gearbeitt,  darnach  soll  er  zugeschickt  werden,  zu 
welchem  Maister  er  begertt,  44  S.  148. 

züschicke-grosche *  sivm.  Groschen,  als  Vergütung  an  die 
Ortengesellen  für  Vermittlung  eines  Arbeitspostens  von  einem  zu- 
gereisten Gesellen  gezahlt,  der  gemeinschaftlich  vertrunken  wird:  hat 
er  (der  zugewanderte  Geselle)  arbeit,  so  sollen  die  ürtengesellen  den 
z.  mit  im  vortrinken,  Traut.  Chr.  173. 

zü-schreiben  stv.  II  dazu  schreiben:  1204  wart  Sent  Procop 
derhaben  und  czu  andern  heiligen  czugeschrieben ,  Böhm.  Chr.  75. 
in  sulchem  z.  des  tags  (Ankündigung  der  Fehde),  Eger.  Chr.  1072. 
S.  261. 

zii-schub  (zuo-schup)  stm.  Hilfe  bes.  heimliche,  Begünstigung, 
Vorschub:  die  uns  durch  sein  z.  hilf,  rat  und  tat  —  angegriffen, 
Eger.  Chr.  N.  1072,  S.  261.  von  mancherlei  ungerechtikeit  und  zu- 
schübe  wegen,  S.  262. 

zü-sitzer*  stm.  Beisitzer:  Elbog.  Chr.  8,  16;  12,  34.  42. 

zü-slahen  (zuo-)  stv.  IV  1.  zuschlagen  (die  Tür),  2.  zurichten 
(die  Mahlzeit),  3.  abs.  drauf  losschlagen,  4.  baumeln,  5.  intr.  heran-, 
zusammenkommen,  6.  refl.  sich  zugesellen:  6.  das  g-ot  nit  hat  haben 
wellen,  so  fewer  oder  ander  ungluck  zugeslagen,  Elbog.  Chr.  105,  19. 
do  hiez,  er  den  walt  hinder  im  czuslahen  (durch  Verhau  absperren), 
Böhm.  Chr.  44. 

ZÜ-spruch  (zuo-)  stm.  Anspruch,  rechtliche  Forderung,  Klage: 
der  teding  und  czuspruche,  damit  sie  mich  angesprochen  hat,  Igl. 
Str.  291.  als  wir  die  anklage,  czuspruch  und  erbittung  Sannd 
Margarethen  gewerken  —  vemomen  haben,  Igl.  Bgr.  N.  62,  2.  clag 
und  z.,  N.  108.    alle  sachen  und  z.,  die  die  tuchmacherknecht  ader 


1004  zü-sten  —  zü-varn 

knappen  vormalen  gegen  im  gehabt  haben,  sollen  vorloschen  sein, 
Olm.  Stb.  96  a,  3.  das  geteidingt  ist.  —  um  snlche  z.,  die  sie  zu 
uns  gehabt  haben  von  der  10000  schoke,  Stb.  Brüx  ]\".  135.  nach  z. 
ader  absprach  des  Schlosses  und  der  stat  Brux  gegen  Herzog  Friedr. 
v.  Sachsen,  Landgrafen  v.  Thüringen,  N.  346.  z.,  forderung,  recht 
noch  ansprach,  N.  226.  das  ich  daruff  alle  zehulde  und  zcuspruche 
—  ganz  abgetan  habe  (bezahlt  bin),  X.  238;  Elbog.  Chr.  3,  13;  78,  26. 
so  ich  doch  in  (den  Gegner)  in  meinen  anclagen  und  zusprachen 
het,  78,  26;  Eger.  Chr.  N.  1108.  da  euch  der  egenante  Erhart  umb 
alle  z.,  die  ir  zu  im  zu  sprechen  und  zu  clagen  habt,  gerecht  werden 
soll,  Mind.  d.  Egerl.  S.  21.  das  wir  —  keinerlei  schulde  oder  czu- 
spruch  gewönnen  kegen  —  der  einunge  (von  fürsten,  stat  u.  herren), 
S.  48.  umb  di  sach  und  z.,  die  czwischen  in  gewesen  sein,  Igl.  Stb. 
III  327b.  keinerlei  z.  noch  anfaderunge,  V  44c.  so  hat  in  auch 
gelubt  Marcus  (der  Verkäufer  des  Hofes  in  l'istau)  und  versprochen 
für  alle  ander  schulde:  losuug,  czins  und  auch  für  alle  ander  czu- 
sprüche  —  in  künftigen  czeiten,  111200  a. 

zü-sten  stv.  IV  1.  zu,  verschlossen  sein;  2.  mit  Dat.  der  Person 
dabei  stehen,  zu  einem  hintreten:  3.  zu  teil  werden  lassen,  ziikommen, 
zustellen:  4.  angehören,  zuständig  sein:  2.  der  eng'el  Gots  zustunt 
mir  in  dirr  nacht  sagent:  Paulus,  nicht  furcht  dir,  T — B  Btb.  27,  23. 
an  der  andern  nacht  der  Herr  zustund  im  und  sprach,  23,  11.  — 
=  dabei  stehen:  ich  zustund,  22,  20.  Paulus  sprach  zu  dem  centurio, 
der  im  zustund.  22.  25.  der  richter  und  di  im  zustunden,  26,  30.  — 
3.  des  czuheusels  ire  czwai  tail  haben  sie  im  auch  lassen  czusteen 
umb  ein  sumb  gelts  noch  rat  und  erkentnus  fromer  leut,  Igl.  Stb. 
V  268b.  Andre  hat  bewilligt,  so  im  die  waisen  folgen  werden,  so 
wil  er  in  die  5  seh.  ganez  und  gar  lassen  czusteen  und  wil  sein 
drittail  nit  begeren,  V272b. 

zii-steud  (wohl  PI.  v.  zn-stand*?)  stm.?  was  einem  zusteht, 
Verpflichtungen:  di  rennth  und  die  zustenndt,  die  da  gefallen  von 
dem  preuhaus  und  dem  czuheusl,  Igl.  Stb.  V  103b. 

zü-stendig*  Adj.  gebührend,  rechtlich  zuerkannt:  weliches 
achteil  im  von  seinem  vater  z.  ist,  Igl.  Bgr.  89.  1.  z.  ein  garten  — 
der  Stadt  Trautnaw,  Traut.  Chr.  70.  der  dritte  thail  (des  Strafgeldes 
soll)  dem  Hern  Obman  z.  sein  (gebühren),  Eger.  Z.  11,  5. 

zü-tragen*  stv.  IV  emporsteigen:  das  solch  wasserbrünlin  so 
hoch  herauf  zugetragen  hat  nach  der  wasserwagen,  Traut.  Chr.  124. 

zü-val  (zuo-val,  -lies)  stm.  1.  Zufall,  aeeidens.  2.  das  Zuteil- 
icerden,  3.  Abgabe,  Einnahme,  Nebeneinkünfte,  4.  Beifall,  Zu- 
stimmung, Anschluß,  5.  bes.  dirimierende  Stimme  des  Vorsitzenden: 
was  do  einfalles  und  czuf alles  ist  =  super  emergentibus  et  inci- 
dentibus,  Const.  IV  18,  5.  4.  dem  ich  kein  zufahel  gab  (nicht  zu- 
stimmte)', Elbog.  Chr.  78,  18. 

zil-vallen  stv.  V  1.  zufallen  (vom  Los),  2.*  sich  ereignen,  vor- 
fallen: Aber  czu  den  dingen,  die  do  gar  seiden  in  gerichten  czu- 
vallen  (raro  aeeidunt),  ee  si  gescheen,  so  mag  man  di  recht  nicht 
czufugen  und  schicken  (jnra  adaptari  non  possunt),  Const.  IV  3,  5. 

zü-varn  (zuo-)  stv.  IV  1.  herzu  fahren,  kommen,  2.  sich  auf- 
machen, rasch  zu  Werke  gehn,   etwas  unternehmen,  3.*  bergm.   mit 


zu-vart  —  zü-ziehen  1005 

dem  Ausbau  eines  Stollens  vorrücken:  3.  von  dem  houpt  des  Stollens 
czufaren  (procedere),  Const.  II  4,  6. 

zü-vart  (zuo-vart)  stf.  Zu-,  Eingang,  -fahrt:  so  das  ich  —  czeige 
im,  in  welcher  znvart  er  sie  muge  behaben  =  quo  aditu  possit 
obtinere  eos,  W— B  Judith  10,  13. 

zü-reHig  (zuo-vellic)  Adj.  1.  zufallend,  2.  zufällig,  3.  hinfällig, 
4.*  zustimmend,  anhänglich:  4.  nachdem  er  in  der  zwitracht  dem 
hern  meher  dan  den  bürgern  zufellig  gewest  (zu  ihm  mehr  gehalten 
hat)  Elbog.  Chr.  72,  2;  77,  14.  mit  zufelliger  potschaft  dem  hern 
untercamerer  —  zu  wissen  zu  fügen,  Traut.  Chr.  303. 

zü-versicht  (zuo-versiht)  stf.  1.  Hinblick  auf  Künftiges,  das 
man  zu  erwarten  hat,  2.  gewisse  Erwartung,  Hoffnung,  Zuver- 
sicht 3.  das,  worauf  sich  diese  gründet,  Unterstützung,  Zuflucht: 
Laidige  anfechtung,  schentliche  z.,  und  schemliche  ferung  die  be- 
zwinge euch  gröblichen  au  aller  stat,  Ack.  1,  14;  2,  1.  um  den,  da 
nicht  gut  z.  (Zuverlässigkeit)  ist  an  den  aiden,  Brünu.  Str.  II  93.  er 
gelaubt  wider  di  Zuversicht  in  di  z.  (hoffhung,  XI.  Bibel),  daz,  er 
wurd  ein  vater  maniger  leut,  T — B  Römer  4,  18.  di  z.  ires  gewins 
was  ausgegangen,  Btb.  16,  19.  zuvorsicht  (in  sicherer  Erwartung) 
werdet  mich  des  zu  keinem  weg  verargen,  Eger.  Chr.  1171.  z., 
werdet  mich  von  der  pillickeit  nit  vordringen  lassen,  1176. 

zü-fitzen*  swv.  (Kunstwort  der  Weber  und  Tüncher)  1.  das 
Einflechten  des  Einschlags  oder  dessen,  ivas  ihn  vertritt,  in  den 
Aufzug,  2.  bei  Tünchern  Einflechten  der  Gerten  in  die  Schalhölzer: 
Vilmar,  kurhess.  Id.  —  Traut.  Chr.  72. 

zü-vriden*  swv.  den  Zaun  schließen:  so  einer  nicht  zufriedt 
und  dadurch  ein  schaden  kähm  mit  viech,  so  soll  das  nicht  ent- 
gelten, des  das  viech  ist,  aber  wess  der  friedt  ist,  der  soll  den 
schaden  dem  frommen  mann  abtragen,  Chlum.  V  18. 

zu-vüegen  sivv.  (Prät.  -vuocte)  refl.  =  1.  sich  anschließen  an,* 
2.  landen,*  tr.  3.  beigegeben,  bescheren,  verschaffen:  1.  etlich  die 
gelaubten  und  zufugten  sich  Paulo  und  Syle,  T — B  Btb.  17,  4.  — 
2.  si  kamen  in  daz,  lant  Genczareth  und  zufugten  sich  (zu  lendeten 
da,  XI.  Bibel)  Mark.  6,  53.  an  dem  andern  tag  zufugten  (lendten, 
XL  Bibel)  wir  uns  zu  Samum  (=  Samos),  Btb.  20,  15. 

zii-vür*  stn.  Zufahrt:  auch  sal  sie  ein  freies  czufur  zu  irem 
teich  ab  und  czu  haben,  Igl.  Stb.  V  162  c. 

zü-vüeren  swv.  (Prät.  -vuorte)  hinführen,  geleiten:  er  zufurt  in 
zu  Jhesus,  T— B  Job.  1,  42. 

zuvuran*  Adv.  im  voraus:  Elbog.  Chr.  25, 13. 

zü-YÜruuge*  stf.  Herbeischaffung,  Zufuhr:  durch  czufurunge 
willen  der  notdorft  (necessaria  adducere),  Igl.  Bgr.  N.  26,  2. 

zü-wachsung*  stf.  Zuwachs,  was  zugewachsen  ist:  hetten  wir 
—  visch  in  dem  wäge  (in  der  Woge,  im  Wasser)  zuwachsung  und 
merung  nit  auszgereutet,  Ack.  11,  7. 

zü-winterii*  sicv.  Winter  werden,  zufrieren:  also  das  es  umb 
aller  heiligen  tag  zuwintert,  Eger.  Chr.  52. 

zu-ziehen*  stv.  Illb  antun,  martern:  solt  den  (Gefangenen) 
aber  was  durch  euch  an  irem  leib  und  glidern  zugezogen  und 
beweist  werden,  Eger.  Chr.  1140. 


1006  zwacken  —  zweiunge 

zwacken  sicv.  zwacken,  zupfen,  zerren:  ein  hase  zwacket  einen 
wolf,  noch  heute  ist  er  zagellos  darnmb,  Ack.  8, 2.  waz,  er  {der 
Großkönig)  ab  im  {Alex.)  zwacke,  daz,  sol  her  Jupiter  im  vergeben, 
Alex.  6038. 

zwang  {und  twanc)  stm.  n.  1.  {Leibes-)Verstopfung,  2.  Zwang, 
Einschränkung,   3.  Not,    Ungemach,   4.  Verzierung  am  Frauenkleid: 

2.  zwang,   von  dem   alle  himelische  ordenung  ausz  irem  geewigten 
angel  nimmer  treten  mag,  Ack.  56,  15. 

zwang-sal  stn.  f.  Zwang,  Gewalt,  Einschränkung:  sulch  z.  und 
gewaltsam  ubung  an  unsern  eren,  leib  und  gutem  —  verbrengen, 
Elbog.  Chr.  121,  36. 

zwang-wesen  st«. :  Engel,  teufel,  schretlein,  clagmuter,  das  sind 
gotes  zwaugwesen,  Ack.  38,  11. 

zweien  sivv.  tr.  1.  zu  ziveien  vereinigen,  gesellen,  2.  in  2  Teile 
zerlegen,  scheiden,  sondern,  trennen,  3.  gezweiet  sitzen  =  gegenüber 
sitzen,  refl.  4.  sich  zu  zweien  vereinigen,  paaren,  5.  sich  scheiden, 
unterscheiden,  zwiespältig  sein,  sich  entzweien,  sich  geliche  z.,  wenn 
gleich  viel  Stimmen  dafür  wie  dagegen  sind;  intr.  6.  verschieden  sein, 
7.  sich  entzweien,  streiten:  nenn  einer  zu  kaufen  glaubt  in  einem 
burgerlehen  und  der  Verkäufer  verkauft  in  einem  apteslehen,  do  wirt 
geezweiet  an  dem  leichnam  und  wesen  des  dinges;  darumb  so  ist 
der  kauf  niebtesnicht,  Const.  III  6,  2.  das  recht  —  derer  — ,  die 
sich  czweien  (litigantium)  gancz  pleibet,  I  7,  14. 

zweifel-rede*  s.  czwein-rede. 

zweigecht*  {von  zwic,  -ges  stn.  m.)  Adj.  mit  Zweigen  ver- 
sehen: linder  allem  czweigechtem  holeze  (ligno  frondoso),  W — B  Jer. 

3,  6  n.  2,  20. 

z weilig -tiscktiicli*  stm.  Tischtuch  für  zwei  Personen:  die 
tischtucher  sollen  behalden  an  ein  vierteil  drei  elen,  die  z.  —  czwu 
eleu,  die  fleckl  2  elen,  die  kleinen  snidezichen  —  9  vierteil,  Olm. 
Stb.  108,  3. 

zwein-rede*  stf.  Unklarheit,  Zweifel,  verschiedene  Ansicht:  ist 
—  das  czweinrede  (czeifelrede,  E.)  ist,  ab  si  {die  Entscheidung) 
gerecht  ader  ungerecht  ist,  Const.  IV  20,  14. 

zwei-seitlich  *  Adj.  zwei  Seidel  fassend  {vgl.  bei  L.  sitel-kandel 
1  Seidel  haltende  kandl):  ein  zweiseitliches  kandel,  Igl.  Ms.  S.  13. 

zwei-tracht  (zwi-,  zwei-traht)  stf.  Uneinigkeit,  Zwietracht:  die 
z.,  die  sich  czwissen  im  und  hern  Wicko  von  Holenstein  verlaufen 
hatte,  Igl.  Bgr.  N.  26,  1. 

zweiunge  stf.  1.  Entzweiung,  Zwiespalt;  2.  äne  zw.  von  vater 
und  von  muoter  =  vollbürtig,  Swsp.  6,  3;  6,  6:  —  1.  er  gab  den  rat,  das 
sie  ein  z.  scholden  machen  czwischen  den  fursten,  Böhm.  Chr.  34.  an 
der  zeunge  wirt  ein  groz,  z.  (es  wird  ein  Zwist  zwischen  den  Nationen 
werden),  Dal.  96,  32  (41,  32).  do  was  z.  und  teding  von  wegen  des 
32.,  das  einem  vorleiher  angevellet  {zufällt),  Igl.  Bgr.  N.  22,  3.  nu 
ist  eezwas  z.  und  irsal  czwischen  mir  von  meines  herrn  des  kaisers 
wegen  —  und  dem  grün  therm.  X.  29,  1.  das  man  di  czweiunge 
ausrichte.  Const.  IV  11,  13.  z.  stillen,  I  2,  1.  clage  und  z.,  I  7,  22. 
z.  =  quaestiones,  I  10.  1  u.  2;  I  11,  3.  z.  der  marscheider,  19,4. 
gerechtigkeit  —  in  aller  z.  behalten  =  in  omnibus  processibus, 
I  4,  6.    czu  vil  z.  zu  vormeiden,  I  7, 14.    si  machen  oft  z.  czwischen 


zweiuuddreissig-teil  —  zwelf-bote  1007 

den  gesworn,  I  5,  4.  si  —  wurden  gekart  in  ein  z.  =  in  seditionem, 
W— B  Nmn.  20,  3.    krieg  und  z.,  IgJ.  Stb.  V  41b. 

zweiunddreissig-teil  stn.  l/s2,  >m  !$■  und  dem  darauf  ruhendem 
Bergrecht  erhall  der  Verleiher  eines  gemessenen  Berges  (s.  verleihen) 
von  der  Förderung  nach  Abzug  des  '/«  {der  Urbar),  von  den  übrig 
bleibenden  7/8  den  32.  Korb,  also  von  der  Gesamtförderung  7/25ß,  das 
sogenannte  lj32  des  leihers:  der  des  ersten  einen  gank  vindet  —  sol 
in  von  den  urburern  ader  dem  vorleiher  der  genge  eraphahen  und 
sol  in  geben  mir  ein  z.  als  gewonlich  ist,  Const.  II 1,  5. 

zwei-valt  s.  zwei-veltig. 

zwei-valter  (umgedeutete,  entstellte  Form  für  vivalter)  stswm. 
Schmetterling:  solten  wir  (der  Tod)  allein  den  zweifaltern  und  den 
heuschrecken  rechnung  tun  umbe  ir  gesiecht?  Ack.  9,  2. 

zweivel-haftig,  -heftig  (zwifel-haft,  -ic)  Adj.  ungewiß,  zweifel- 
haft: ein  z.  rede  ist  rechticlich  ausczulegen  dem  czu  schaden,  der  si 
geredt  hat,  Const.  III  6,  3.  czweifelhaftigen  dinges  (rei  dubiae),  IV 
11,  1.  also  wurden  die  rechten  kauffer  mit  jener  listikeit  czweifel- 
heftig  (schwankend)  und  gingen  iren  weg  ungekauft,  I  21,  1. 

zweivel-lieli,  zwivel-lich  Adv.  ungewiß,  unsicher,  ziveifelhaft; 
ohne  Zuversicht,  verzagt,  verzweifelnd:  ir  swseret  mir  den  inuot,  daz, 
ir  so  zwivelliche  tuot  und  iuch  so  sere  förhtet  ir,  Alex.  18742. 

zweiveln  (zwiveln,  zwivelön)  swv.  1.  intr.  in  Ungewißheit  sein, 
zweifeln,  2.  wankelmütig,  untreu  werden,  3.  verzagen,  verzweifeln, 
4.  unpers.  m.  Dat.  d.  P.  zweifelhaft  sein,  5.  tr.  bezweifeln,  in  Ver- 
dacht haben:  4.  czweivelt  uns  nicht,  uvvern  fürstlichen  gnaden  sei 
unverborgen,  Stb.  Brüx  N.  379.  als  uns  nit  zweifelt  (wie  wir  nicht 
ziveifeln),  Eger.  Chr.  1123  S.  298.  uns  zwifelt  nicht,  uch  sei  —  zu 
erkennen  gegeben,  Elbog.  Chr.  139,  10.  mir  zweifelt  auch  nit, 
Eger.   Chr.  1140.  1144. 

zwei-veltig  (zwi-valtic,  -veltic)  Adj.  1.  zwiefach,  doppelt, 
2.*  zweifelhaft:  2.  So  sal  der  rat  alweg  in  zweifeldigen  dingen  mer 
czum  pessern  teil  die  Sachen  wegen  und  czu  parmherczikeit,  Olm. 
Stb.  89.  gerainigt  die  herzen  zwifeldiges  gemuts  (ihr  Doppelsinnigen), 
T — B  Jak.  4,  8.  er  zwivalter  liebe  eupfant,  Trist.  128.  der  hat  zwi- 
valtige  not,  des  nam  blibet  mit  dem  libe  tot,  Alex.  5037. 

zweivelunge  (zwivelunge)  stf.  1.  Zweifel,  2.  Verzweiflung, 
3*  Pomp,  großer  Aufzug:  waren  kumen  mit  maniger  zweiflung 
(großer  pomp,  XI.  Bibel)  oder  umgeung  (vil  Volkes,  XL  Bibel),  T— B 
Btb.  25,  23. 

zwelf-bote  swm.  Apostel:  alle  zweifboten,  Hier.  120, 1;  120,  22.  23; 
128,  14.  deinen  heiligen  zweifboten,  54.  15;  81,  2.  als  der  heilig  z. 
gesprochen  hat,  47,  17.  das  er  mit  dem  heiligen  zwelf boten  sprechen 
muge,  unser  gedanknizze  ist  in  dem  himelreiche,  42,  25.  er  hat  auch 
geboten,  seinen  zweifboten  das  sie  weder  secke  noch  taschen  solten 
tragen,  28,  22.  der  heilige  z.  sant  Paul,  5, 19;  24,  8.  der  z.,  Sol.  76,  40. 
Dureh  dein  suszikeit  gingen  di  zweifboten  vroleich  für  angesicht 
des  gerichts,  57,  27.  Dein  suszikeit  hat  der  zweifboten  Fürsten 
(principes  apostolorum)  so  derfullt,  57,  34.  Cristus  sprichet  zu  den 
czwelfpoten,  W— B  V127a.  pis  auf  seut  Peters  und  Pauls  tag,  der 
czwelfpoten,  Const.  III  6,  16.  —  an  sende  Johannes  tag,  des  heiligen 
ewangelisten  und  czwelfboten,   Stb.  Brüx  N.  126.    vor  sant  Bartho- 


1008  zwelfboten-tag  —  zwiselecht 

lomens  tage,  des  heiligen  czwelffpoten,  N.  348.  an  sand  Peter  und 
Pauls,  der  heiligen  czwelfbotten,  tag,  N.  373.  —  an  sand  Thymotey 
tage,  des  heiligen  czwelfboten,  Budw.  Urkdb.  N.  354.  an  sende 
Matheus,  des  zwelfhoten  und  ewangelisten,  abent,  Eger.  Achtb.  II,  51. 
am  mitwoch  vor  aller  XII  botin  tailungtag  (13.  Juli,  a.  1502),  II 121. 
vor  sent  Andree  tag  des  heiligen  czwelfboten,  Igl.  Str.  330.  geben 
an  der  heiligen  czwelfpoten  tag,  als  si  zusam  worden,  Igl.  Stb.  II 
102  c.  Keie  ritet  der  zwelf boten  pfert  {zu  Fuß,  per  pedes  aposto- 
lorum),  Trist.  2195.  uff  saut  Jacob  czwelfpoten  abent,  Olm.  Stb. 
121b.  tag  des  heiligen  z.,  Elbog.  Chr.  8,  7;  Eger.  Chr.  1042.  teilung 
der  heiligen  z.,  1126. 

zwelt'boten-tag*  stm.  Tag  der  Apostelteilung,  15.  Juli:  an  einem 
unser  flauen  tag  noch  zwölf botentag,  Taiding  v.  Friedberg  46.  an 
dem  heiligen  z.,  Prag.  Str.  20. 

zweng-lick*  Adj.  zwingend:  welieherlei  Sachen  dir  sei  von  uns 
mit  zwenglicher  gewalt  begeint,  Ack.  4,  2.  mir  zwenglich  herzeleit 
ist  geschehen,  13,  3. 

zwerch  Adj.  quer,  schräge:  beim  Einschlagen  des  Blitzes  hat 
es  den  steinen  altar  ein  zwerch  band  (um  Handbreite)  von  der 
mauer  unversehrt  weggedruugen,  Traut.  Chr.  154.  das  wasser  hat 
im  meltzhaus  gegangen  ein  zwerch  band  einem  über  die  knie,  Traut. 
Chr.  213. 

zwerch-holz*  (vgl.  mhd.  zwerch-gasse,  -sparre  =  Quergasse, 
-balken)  stn.  Querholz,  Griff  beim  Bohrer:  Traut.  Chr.  234. 

zwickel  stm.  Keil:  mit  iserinen  zwickein  —  wären  komen  an 
die  müre  die  gebüre,  Alex.  3675.  bei  den  Glasern  sollen  vier 
Zwicklen  vor  eine  Scheuben  und  4  Hafften  auch  vor  eine  Scheuben 
gerechnet  werden,  Eger.  Z.  11,  1  u.  3. 

zwi-lauft  (zwi-louf,  -louft)  stm.  Zwist,  Zwietracht:  das  wir 
bericht  sint  umb  alle  czwitrechte,  stosse  und  czwileufte,  Mind.  d. 
Egerl.  S.  47. 

zwiling  (zwinelinc,  zwiling,  zwilling  stm.  zwinelin  stn.) 
Zwilling,  gemellus,  gemini:  W — B  Gen.  38,  27. 

zwilingel*  stn.:  czwei  czwilingel  wurden  in  irem  bouche  funden, 
}Y—B  Gen.  25,  24. 

zwinger-mauer  (müre)  stswf.  Burg-,  Stadtmauer:  mit  durch- 
reissung  der  eussern  z.,  Eger.  Chr.  79. 

zwir  (zwir,  -e,  zwier)  Adv.  zweimal:  ein  engel  und  ein  wip, 
sus  zwir  genant  und  ein  lip  (mit  zwei  Namen  bezeichnet  und  doch 
eine  Person),  W.  v.  W.  703.     czwir  so  vil,  Olm.  Stb.  88. 

zwirbel-wiml*  (vgl.  bei  L.  zwirbel  stm.  =  kreisförmige  Be- 
wegung) stm.  Wirbelwind:  ein  solcher  grosser  wind  —  das  man 
windstile,  wiudsbraut  und  z.  heisset,  Traut.  Chr.  68. 

zwirch  (meist  twerch,  dwerch)  stf.  die  Quere,  in  z.  =  in 
doppelter  Beziecht<ng(?):  Philosophia,  acker  der  Weisheit  in  zwirch 
und  in  naturlichen  erkentnusz  und  in  guter  sitten  wurkung  geackert, 
geseet  und  volkomenlich  gewachsen,  Ack.  41,  4. 

zwiselecht*  Adj.  gegabelt:  der  keyser  gap  im  (Ottakar)  das 
er  furpas  seinen  weissen  leben  (Löiven)  scholde  füren  mit  czwize- 
lechten  czagel,  Böhm.  Chr.  78.  ein  par  Socken  als  lang,  das  sie  einem 
Mann,  sovern  er  zwißlacht  ist,  geen,  Eger.  Z.  17,  2  S.  74. 


zwi-speldig  —  ab-stellung  1009 

zwi-speldig  (zwispild,  -spilde  doppelt)  Adj.  doppelt:  die  gult 
(Leibrente)  z.  geben,  Eger.  Str.  L.  Meing.  6.  selig  ist  der  man  der 
guten  vrouweu,  wenne  die  czal  ir  tage  sint  z.  (duplex),  W — B 
Sirach  26,  1. 

zwi-spelduug  (zwi-spildunge,  swi-spilde)  stf.  doppelter  Betrag: 
teten  wir  des  nicbt  (die  nicht  rechtzeitig  gezahlte  gulte  zwispeldig 
zu  geben),  svvelcben  schaden  wir  dann  der  vorgenanten  zwispeldung 
nemen,  ez,  wer  an  beuten  gen  kristen  oder  an  Juden  —  den  scbaden 
sollen  wir  mit  samt  den  vor  genanten  hallern  von  unserer  stat 
geben,  Eger  L.  Meing.  7. 

zwi-tracht  stf.  Zwietracht:  stm.*  den  czwitracht  czwischen  in 
geainet  und  verriebt  haben,  lgl.  Stb.  V  202  c. 

zwi-trecht  (zwi-,  zweitraht)  stf.  Uneinigkeit,  Zwietracht:  als 
ein  z.  gewesen  ist  zwischen  — ,  Stb.  Brüx  N.  353. 

zwi-trechtig  (zwi-,  zvvei-trehtic)  Adj.  Zwietracht  ig,  uneinig: 
leuthen,  die  zwiträchtig  seindt  —  sol  der  richter  drei  rechtstag 
halten,  Chlum.  I  54. 

zwi-vaclitig  (bei  L.  nur  aus  DFG  192c,  Mag.  er.  44b)  Adj. 
doppelt:  des  andern  males  wart  zwifachtig  alles  sulches  ungelucke, 
Hier,  197,  7. 

zwi-valdig  (zwi-valtic,  -veltic)  Adj.  zwiefach,  doppelt:  die 
czwivaldige  gruft  =  speluncam  duplicem,  W — B  Gen.  23,  9  u.  19; 
s.  auch  zwei-veldig. 

zwi-vechig*  (zwi-vach,  zwi-vachtic)  Adj.  doppelt:  ich  wil  dir 
geben  alle  iare  czehen  silbereine  und  ein  czwivechiges  gewant 
(vestem  duplicem),  W — B  Richter  17,  10.  gib  in  einen  centner 
silbers  und  czwei  par  cleider  czwivechiger  (vestes  mutatorias  duplices), 
Kön.  IV  5,  22. 

zwizelecht  s.  zwiseleclit. 

zwüricht  (wohl  —  zerwürkt)  part.  Adj.  zerzaust,  in  Unordnung 
gebracht  durch  Hagel,  Hegen  oder  dergl. :  nicht  auff  seines  nachbauern 
auch  durch  zwürigstes  feldt  fahren  noch  gehen,  Chlum.  V  24. 


Nachträge  und  Berichtigung. 


ab-dringen  stv.1,3.  —  1.  abnötigen,  2.  abwendig  machen:  kein 
Meister  soll  dem  andern  keinen  gesellen  oder  kneent  entpfremden 
oder  a.,  Eg.  Z.  0.  14,  7. 

abgevelzt  *part.  Adj.  mit  Falz  versehen:  ain  Aichen  abgef eiste 
f ennsterramb  —  soll  3V-2  werkschüg  weitt  sein,  Eg.  Z.  0.  44,  4. 

ab-malung  *  stf.  Beendigung  des  Mahlens:  nach  a.  des  getraidts, 
Eg.  Z.  0.  30,  11. 

ab-stellung  *stf.  Beseitigung:  zu  a.  der  eingerissen  Unordnung, 
Eg.  Z.  0.  25  Einl. 

64 

J e  1  i  uo k,    Wörterbuch.  "^ 


1010  ab-tüung  —  auf-nemung 

ab-tüung*  stf.  Beseitigung:  vorendung,  a.  und  vorbesserung — 
der  Zunftordnung,  Eg.  Z.  Ö.  11  u.  12  Einl. 

ab- wandeln*  swv.  durch  Zahlung  von  wände!  (Bußgeld)  sühnen, 
gutmachen:  geringe  Fehler  mit  einer  Geld-Straff  abzuwandeln  ist 
erlaubt,  Eg.  Z.  0.  25,  1. 

aLhiesig*  Adj  hiesig,  in  diesem  Orte  angesessen:  welcher  kein 
allhiesiger  Maister  Sohn  ist,  Eg.  Z.  0.  44  S.  151. 

alt-knecht*  stm.  Altknecht,  Obmann  der  Gesellen  eines  Hand- 
werks: der  a.,  so  unter  den  Gesellen  erkhiest  (erwählt  toorden  ist), 
soll  den  Schlißel  zur  Gesellenlade  haben,  Eg.  Z.  0.  31,  4. 

amts-burgermeister*  stm.  (amtierender)  Bürgermeister:  Eg. 
Z.  0.  41,  6. 

an-göllung*  (fehlt  bei  Lexer  und  Grimm)  stf.  Aufnahme  in 
die  Zahl  der  angesessenen  Meister:  Vor  seiner  Hochzeit  soll  jeder 
Meistersohn  bei  dem  Regierenden  Ladenmeister  sich  anmelden  und 
umb  die  a.  —  dem  handtwerksgebrauch  nach  gebührlich  bitten, 
Eg.  Z.  0.  46,  1;  s   an-gölden. 

an-guz,  stm.  1.  Trichter,  in  den  die  Sahsole  gegossen  icird, 
2*  Begutachtung  jedes  Gebräus  eines  Meisers  nach  Maß  und  Güte 
durch  die  angiez,er  (s.  d.):  damit  der  a.  gerecht  gehalten  und  das 
umbgeld  in  die  Losungsstuben  (städtisches  Steueramt)  gehörig  ab- 
geführt wird,  Eg.  Z.  0.  33,  22. 

ausankhan*  st/n.?:  auch  sollen  die  thürleiu  (an  einem  Fenster) 
und  das  futter  verbortt  sein,  das  ansanckhau  ein  Richtscheidt  schrech 
(schräge)  nach  der  Linien  hienüber  halten,  daß  die  Negel  Innwendig 
und  auß  wendig  der  Linien  nach  (fast)  übereintreffen.  Eg.  Z.  0.  44 
S.  145. 

an-stiuunen*  sie»,  festsetzen,  anberaumen:  welcher  aber  die 
angstimbten  Stunde  versäumet,  Eg.  Z.  0.  14.  4. 

an-werden*  str  13  loswerden:  wo  er  aber  den  speck  nit  kunt 
a.  (verkaufen).  Eg.  Z.  0.  28,  1. 

artikuls-brief  *  stm.  Satzungen  einer  Zunft,  Zunftbrief:  das  ein 
erbar  Handtwergkh  der  Goldschmidten  umb  —  Bestellung  eines 
articulsbriefs  angesucht,  Eg.  Z.  0.  12  Einl.  u.  44  S.  152. 

äs  stn  Aas;  enthäutetes  totes  Tier:  es  sullen  auch  die  ledrer 
daz,  recht  asze  für  ir  Dür  (Türe)  nicht  legen,  Eg.  Z.  0.  36,  6. 

auf- dingen*  stv.  1 3  —  1.  als  Lehrling  aufnehmen,  2.  hiebet' 
ausmachen:  würde  ein  lerjung  seine  ufgedingte  drei  jähr  nicht  auß- 
lernen,  Eg.  Z.  0.  43. 

aul'-legen  swv.  1.  auflegen,  imponere.  auf  die  Zunft-  oder  Ge- 
hilfenkasse ein  Geldstück  legen,  es  in  sie  einzahlen:  ein  weißpfennig 
a.,  Eg.  Z.  0.  7,  3. 

auf-nemen  stn.  vom  stv.  I  2  Förderung,  Hebung:  umb  besserung 
und  auffnemens  willen  xlis  ires  hanndtwergks,  Eg.  Z.  0.  5, 1 — 10  Einl. 
zu  verpesserung  und  a.  auch  guten  gerüchts  ires  baudwerekhs, 
34  Einl.  Handwerkern,  die  in  ein  aufneraben  (Aufschwung)  kommen 
und  mit  Ruhe  leben  wollen,  23  Einl. 

auf-nemung  stf.  1.  Aufnahme,  2.  Förderung,  Hebung:  1.  nach 
aufnembung  (eines  Lehrlings),  Eg.  Z.  U.  23,2.  —  2.  umb  derselben 
beferderung  und  aufnehmung  im  handtwerekh,  14  Zusatz  S.  68.  zu 
a.  irer  nahrung  (Verbesserung  des  Erwerbs),  33,  24. 


auf -richten  —  batze  1011 

ausrichten  s-wv.  errichten:  es  soll  auch  keine  Neue  werckh- 
stadt  —  aufgerieht  werden,  es  were  denn,  daß  eine  alte  abgangen 
oder  —  abgelegt  were,  Eg.  Z.  0.  9,  16. 

auf-schauer  S.  35  lies:  auf-schauer  st.  aufschauer. 

auf-slagen,  -slaheu  stv.  IV  von  Seiten  der  Obrigkeit  öffnen 
(um  daraus  zu  verkaufen):  von  jeder  tunnen  heringes,  die  man  auf- 
slehet  und  schawet,  gibt  man  3  reg.  (Begensburger),  Eg.  Z.  0.  40,  8. 

auf-trag  (uf-trac)  stm.  1.  Verputz*  vorderer  a.  =  Stirnseite, 
Fassade  eines  Hauses:  die  Facade  oder  vorderer  Auftrag,  Eg.  Z.  0. 

25,  1;  2.  Träger,  Erhalter. 

auf- Weisung*  stf.  Vorweisung:  neben  a.  seines  geburtts-  und 
Lehrbriefs,  Eg.  Z.  0.  39,  1. 

auf-ziehen  stv.  Illb  1.  emporschwingen,  -richten,  2*  nach- 
ivägen,  die  Richtigkeit  des  Gewichtes  nachprüfen:  daß  jeder  Bürger 
das  Recht  habe ,  das  gekaufte  Brot  an  der  Wage  im  Rathause  a.  zu 
lassen,  Eg.  Z.  0.  6,  2. 

aus-bereden  S.  37  lies:  aus-bereden  st.  aus-beredeu. 

aus-reuteln*  sivv.  durchsieben:  gutts  autsgereuttelts  Melbs, 
Eg.  Z.  0.  6,  2. 

aus-scheuken  swv.  trans.  1.  ausschenken,  2*  einen  aus  der 
Arbeit  tretenden,  abzuändernden  Gehilfen  durch  Verabreichung  des 
Abschiedstrunkes  seitens  der  Gehilfen  desselben  Handiverks  aus  der 
Gehüfenzeche  entlassen:  es  sollen  auch  die  gesellen  keinen  (Gesellen) 
a. ,  er  hab  dann  1(i  Jar  in  derselben  Stat  aneinander  in  arbeit  ge- 
standen und  widerumb  keinen  einschencken ,  er  hab  dann  '/'■  Jar 
gewandert,  Eg.  Z.  0.  42  S.  140. 

aus-schern  stv.  1 2  einen  a. ,  mit  ihm  eine  Ausnahme  machen: 
wa^  wiltu  in  vor  mir  ü^schern,  daz,  du  mich  slahest  und  niht  in? 
Wh.  v.  W.  4787. 

aus-schreiten*  stv.  II  austreten,  sich  lossagen  von:  daraus  (aus 
den  Satzungen)  mit  nichten  a.  oder  tretten,  Eg.  Z.  0.  9,  30. 

aus-schuz,  stm.  1.  Ausschuß,  Kommission,  2.*  Brot  aus  Aus- 
schußmehl: dein  prot,  a.,  Eg.  Z.  0.  3,  9. 

aus-sten  unregelm.  stv.  IV  1.  aus-,  wegbleiben,  2.  ausruhen  (vom 
Pferde  gesagt),  3.  bis  zu  Ende  ausharrend  durchmachen:  nach  aus- 
gestandener Lehrzeit,  Eg.  Z.  0.  9  S.  42.  seine  Lehrjahr  vollkomblich 
auszustehen,  12,  19. 

aus -wegen  stv.  II  abwiegen:  die  Goldschmiede  wollen  zum 
Aus  -  und  Einwegen  das  Nürnbergisch  und  Egerisch  gewichtt  führen 
und  brauchen,  Eg.  Z.  0.  12,  2. 

au^er-halb  (üz,er-halp,  -halbe)  Ado.  und  Prüp.  mit  Gen.  ab- 
gesehen von,  mit  Ausnahme  von:  a.  Schwachheit  oder  ander  beweg- 
lichen Ursachen,  Eg.  Z.  0.  45  S.  154. 

B 

band,  baut  stn.  1.  Band,  2.  Verband  eines  Kranken:  2.  Eg. 
Z.  0.  1,  30. 

batze  sivm.  kleine  Münze,  ursprünglich  der  Stadt  Bern  mit 
deren  Wappen  dem  betz  (Bären):  einen  Patzen  auflegen,  Eg.  Z.  0. 

26,  2. 

64* 


1012  becken-kneckt  —  boden-stein 

becken-knecht  stm.  Bückergehilfe:  Eg.  Z.  0.  31,  13. 

becken-schrage*   swm.   einfacher  Verkaufstisch  eines   Bäckers: 
kein  peck  soll  seinen  peckenschragen  über  nacht  am  markt  nit  stee 
lassen,  Eg.  Z.  0.  3, 12. 

beding*  stm.  Vertragspunkt,  Vorbehalt:  mit  disen  anßdrüek- 
lichen  beding,  Eg.  Z.  0.  44  S.  152. 

be-geben  II  refl.  sich  einlassen  in:  "Wann  ein  meister  sich  mit 
einem  andern  Meister  oder  gesellen  mit  scheltworten  sich  begibt, 
Eg.  Z.  0.  10,  8. 

be-greifnng  stf.  1.  Inhalt,  2.  Verständnis,  3.  Umfang,  Wirkungs- 
bereich, für  den  ein  Vertrag,  eine  Urkunde  Geltung  hat:  in  allen 
Punkten,  Articnln  und  Begreifungen,  Eg.  Z.  0.  12,  1. 

be-heuten  swv.  1.  einem  an  die  Haut  gehen,  2.*  mit  Haut  über- 
ziehen: ein  jeder  —  Sattler  —  soll  die  Sättel  geädert  machen  und 
auf  den  vier  seitten  beheutten,  Eg.  Z.  0.  39,  9. 

bei-lag*  stf.  das  Beilager,  Hochzeit:  so  er  seine  beilag  hat, 
Eg.  Z.  0.  8  S.  38. 

berg-man*  stwm.  Weinbergbesitzer:  das  kein  Maister  {Binder- 
meister) soll  entnemen  oder  borgenu  auf  arbeit  bei  einem  andern 
Meisters  meltzer  oder  Bergkmann,  Eg.  Z.  0.  8  S.  40. 

be-schehen  stv.  1 1  sieh  ereignen:  so  offt  solches  beschicht, 
Eg.  Z.  0.  26,  15. 

be-scheiuen  swv.  1.*  (mit  Schriften)  beiveisen:  seines  weib  ge- 
bührt mit  brieffen  oder  Biderleuthen  bescheinen,  Eg.  Z.  0.  47, 1; 
2.  bescheinen,  beleuchten. 

be-stand  stm.  1.*  Stücklohn:  so  ein  gesell  bei  einem  meister 
arbeit,  es  sei  bstandtt  oder  wochlon  und  hat  denselbigen  bstandt 
ausgemacht  — ,  Eg.  Z.  0.  8  S.  42;  2.  Bestand,  Dauer. 

bestands-weis*  Adr.  pachtweise:  so  ein  frembder  Meister  (der 
Müller)  durch  einkhauffen  oder  b.  hin  diser  Stadt  oder  Landkreiß  — 
sich  niederlest,  Eg.  Z.  0.  31, 1. 

be-swa?rung  stf.  Belästigung:  zu  Verhütung  allerlei  nachteils, 
Übels  und  beschwährung,  Eg.  Z.  0.  47  EM. 

beuliel  (bihel)  stn.  Beil,  Wurfbeil:  ein  Schmiedt  —  der  Meister 
icerden  will  —  soll  ein  dünn  oder  braittes  peuhel  machen,  Eg\  Z. 
0.  15, 2.  P  i     B 

beutel-inül*  swstf.  Mühlbeutel:  die  Beuttel  Mühl  soll  stargkh, 
geheb,  gefalzt  und  gemacht  sein  4  schlich  über  zwerch  und  4'  ■>  lang. 
Eg.  Z.  0.  30  S.  100. 

bider-leute*  (PI.  von  bider-mau)  st.  PI.  ehrbare  Leute:  mit 
brieffen  oder  bidersleuten  bescheinen,  Eg.  Z.  0.  23,  1. 

bloez,e  stf.  1.  Blöße.  Nacktheit,  2  offener  Platz  im  Walde  oder 
Burghof,  3*  Fell,  dem  die  Wolle  abgenommen  worden:  3.  kein  ledrer 
soll  auch  kein  Flöß  kaufen  dann  auf  den  Märkten,  Eg.  Z.  0.  37 
S.  128. 

boden-stein*  stm.  Bodenstein,  der  untere  unbewegliche  Mühl- 
stein: wer  Müllermeister  iverden  will,  muß  ein  kampfrath  (Kamm- 
rad),   ein    gangstein    und   ein   podenstein   verfertigenn ,    Eg.  Z.  (>. 

öl  ,      1. 


boese  —  eigen-lich  1013 

bwse  Adj.  schlecht:  böß  vor  guett  Meli  (Mehl),  Eg.  Z.  0.  30,  2. 
ist  es  (das  rintftaisch)  aber  bös,  so  soll  er  das  selber  für  die  hund 
binhawen,  Eg.  Z.  0.  27,  7. 

bot-ma^ikeit  (nur  Haltans  1,  180)  stf.:  als  die  (Ratsherren) 
obrigkeit  oder  aber  pottmeßigkeit  im  Craiß  (von  Eger)  haben,  Eg. 
Z.  0.  30  S.  101. 

breuchig*  Adj.  'üblich,  gebräuchlich:  wie  zu  dergleichen  zeiten 
b.,  Eg.  Z.  0.  35,  12. 

brüchig  Adj.  1.  brüchig,  2.  Vertrags-,  ivortbrüchig:  so  im  einer 
(Lehrling)  entlueff  ader  b.  würde,  Eg.  Z.  0.  42  S.  139.  ab  ir  einer 
in  den  stuckhen  b.  und  überfaren  würde,  29,  10. 

bütner  stm.  Böttcher,  Faßbinder:  Eg.  Z.  0.  7,  1. 


D 

dendel-markt  *  stm.  Tandel-,  Trödelmarkt:  Eg.  Z.  0.  26,6. 

doppelt  Adj.  d.  schüch  =  Schiüie  mit  doppelter  Sohle:  vor 
1  baar  schlechte  schueg  6,  vor  ein  baar  doppelte  Schueg  12  creutzer, 
Eg.  Z.  0.  41, 13. 

drei-ling-vaz,  stn.  1j3  fuder  =  24  Eimer  enthaltendes  Faß:  Eg. 
Z.  0.  40,3;  s.  dreilig. 

drossdram  stf.  Die  Umgebung  des  drossdram,  stm.  Ein  solcher 
Gemeindespeicher  {Schüttkasten)  steht  in  der  Znaimer  Gegend  heute 
noch  in  Gnadlersdorf.  Er  mußte  in  seinen  drei  Stockwerken  (tram 
=  Tram,  Balken)  mit  Getreide  gefüllt  loerdcn  zum  Zweck  von  Kon- 
tributionsabgaben in  Kriegszeiten  und  Abgabe  von  Saatkorn  in 
schlechten  Erntejahren.  Die  Schatiauer  hatten  ihre  Abgaben  an  den 
d.  in  Joslowitz  zu  leisten.  In  Kaidling  diente  sein  Vorrat  zur  Er- 
haltung der  Pfarre.  (Nach  freundlicher  Mitteilung  von  Prof.  Leo- 
pold Tertsch  in  Reichenberg).  Vielleicht  ist  sein  Name  zu  deuten 
als  tröst-tram  —  Reservespeicher  für  die  Zeit  der  Not,  oder  als 
tross-trarn  (zum  swv.  trossen,  aus  mittellat.  trossare  packen,  aufladen). 
Vgl.  auch  schütt. 

E 

eben  Adj.  eben,  glatt,  gerade,  gleichmäßig:  gibt  aber  ein  Meister 
dem  gesellen  urlaub  (Entlassung),  soll  er  in  ebner  gestalt,  doch  zu 
des  Meisters  wilkhür  gestellt,  noch  14  thag  arbeit  geben,  Eger.  Z.  0. 
31,  10.    ebenermaßen  =  gleichfalls,  37,  3. 

egerisch  Adj.  vom  Stadtnamen  FJger:  drei  Gerlitzer  oder  neun 
Egrisch  heller,  Eg.  Z.  0.  11,  2.  ein  klein  Pfenning  ader  3  Egrisch 
haller,  11,  3. 

ehender*  adv.  Komp.  früher,  eher:  er  soll  ehender  nit  auf- 
genommen werden,  Eg.  Z.  0.  9,  10. 

e-haft  stn.  1.  Gesetzmäßigkeit,  2.  eheliche  Geburt,  gesetzlicher 
Verhinderungsgrund:  ohne  leibes  Noth  und  anderer  Ehehafften,  Eg. 
Z.  0.  41,  9. 

eigen-lich  stn*  Eigentum:  das  sein  aigelich  nit  ist,  Eg.  Z.  0. 
36,  9. 


1014  ein-binden  —  eren-verkleinerlich 

ein-binden  stv.  13  als  Patengeschenl-  geben;  als  Lehre  zum 
Abschied  mitgeben:  was  ihme  (dem  Lehrling)  alda  fürgehalten,  auch 
von  seinem  Meister  eingebunden  wirdet.  soll  er  —  steth  und  vest 
hallten.  Eg.  Z.  0.  10,2  u.  23,6. 

eiu-srebot  (in-gebot  Gebot)  .-tu.  Einladung*:  so  er  das  e.  ver- 
achtete, Eg.  Z.  0.  46,  4. 

ein-mfiten  swv.  Aufnahme  in  eine  Zunft  durch  Erlegung  der 
festgesetzten  Taxe  erbitten:  ein  fremder  schueknecht,  der  Meister 
werden  und  außerhalb  des  handwerks  heurathen  will  —  muß  unter 
anderem  nachweisen  —  .  das  er  3  Jahr  alhie  gearbaitet.  als  2  ums 
Jahr  und  das  3.  alle  Quartal  mit  jedesmaliger  erlegang  eiues  Vier- 
teil Reuhstaler  eingemutet  habe,  dann  sein  meisterstück  machen 
10  Reiehstaler  erlegen  und  ein  Meistermahl  geben,   Eg.  Z.  0.  41,  1. 

eiu-räten  stv.V  raten:  mit  e.  der  heim  und  obleut,  Eg.  Z. 
0.  35  Einl. 

cin-sitzen  stv.  I  1  bei  einem  Meister  ah  Gehilfe  Arbeit  erhalten: 
will  ein  gesell  bei  einem  andern  (Meister)  e.,  Eg.  Z.  0.  12,  14. 

ein-vallcn  stv.  1"  und  swv,  in  die  Recltte  eines  andern  Meisters 
sieh  Eingriffe  erlauben:  ob  —  ein  fremder  Meister,  der  alliier  nicht 
zünftig  —  iu  die  Arbeit  einfallete,  Eg.  Z.  0.  25, 15.  wenn  ein 
frenibder,  der  mit  disem  haudwerk  der  flaschner  nit  leidt  oder  leiden 
will,  einteilt  und  stehrt.  10.4. 

ein-wegen*  stv.  1 1  s.  answegen. 

ein-werber*  stm.  Bewerber  um  Auf  nähme  in  eine  Zunft:  Eg. 
Z.U.  25.2. 

einz-lich  (einzelic)  Adj  einzeln:  weder  den  Pallen  (Tuchballen) 
noch  andere  aintzliche  stuckh  keineswegs  eröffnen,  sie  weren  denu 
zuvor  besichtigt.  Eg.  Z.  0.  46.  20. 

ein-zünften  swv.  m  eine  Zunft  aufnehmen:  das  handtwerk 
deren  Maurern  und  Steinmetzen  war  20  Jahr  bei  einem  auch  Ehr- 
baren Handwerk  deren  Ziegeideckern  alhier  eingezünftet ,  Eg.  Z. 
i».  2:»  EM. 

eud- schaft  stf.  Ende.  Beendigung:  bis  die  4  Jahr  ihre  e.  er- 
reicht und  verloffen  sindt.  Eg.  Z.  0.  35,  10.  37,  3. 

ent-vremden*  swv.  abwendig  machen:  ein  meister  -dem  andern 
e.  sein  arbeit.  Eg.  Z.  0.  8  S.  39,  einem  sein  gesintt  (Arbeitsleute)  e. 
8  S.  40. 

eut-weren  stv.  13  aus  einem  Vertragsverhältnis  treten:  so  ein 
lehrjung  austreten  und  entwehren  würde,  Eg.  Z.  0.  37,  3. 

er-berig  (er-b?erec)  Adj.  ehrenhaft,  verehrt:  ewer  erbrige  Weis- 
heit. Eg.  Z.  0.  32  Einl.    erbrigeu  lieben  herren  32.  9. 

erb-smid*  Schmied  auf  einer  zu  einer  Grundherrschaft  ge- 
hurigen Sehmiede  oder  Schmied  auf  Lebenszeit:  außer  diesen  Erb- 
und  Gemeinen  Schmidten  soll  kein  Schmidt  oder  Wagner  geduldet 
werden.  Eg.  Z.  1  >.  14.  in. 

er- eischen  stv.  V  rerlangen:  nach  eraischender  Notturf t  Eg.  Z. 
0. 14  EM. 

§ren-tag  ere-tac)  stm.  Hochzeitstag,  Hochzeit:  vor  Vollziehung 
seines  hochzeitlichen  Ehrentags,  Eg.  Z.  0.  46,  1. 

ereu-  verkleinerlieh*  Adj.  ehrenrührig:  mit  e.  Reden  Eg.  Z. 
0.  12,  8. 


er-kant-nus  —  ge-verlick  1015 

er- kaut- uns  stfn.  obrigkeitliche  Entscheidung:  er  soll  nach  e. 
gestrafft  werden,  Eg.  Z.  0.  11,  6,  nach  e.  vorbießen  lassen.  11,  8. 

er-sten  unregelm.  str.  IV  überstehen,  aushalten:  da  ein  lerjung 
seine  zeit  also  erfüllet  und  ausgestanden  hat,  Eg.  Z.  0.  39,  3. 

e-vroelichkeit*  stf.  Hochzeitsschmaus:  er  sei  denn  verheiratet 
und  hab  sein  hochzeitliche  ehefröligkheit  zuvor  verrichtet.  Eg.  Z. 
0.  34,  3. 

G 

galge  swm.  PI.  auch  geigen  :  henge  sie  an  geigen  W— B  Niun.  25, 4. 

gang  stm.  PI.  geng-e.  Gang,  Art  des  Gehens,  Zug  im  Schach- 
spiel: Erzgang;  Vene;  Länge  des  Zettels  (Warfs)  eines  Tuches:  weil 
bei  ietziger  zeit  das  geringste  Tuch  alhier  als  Futter  unter  30 
gangen,  ieder  zu  30  fäden  nicht  geschweift  wird,  sollen  die  nach- 
folgenden fäden  zu  30,  40.  46,  50.  56  und  60  Gängen,  jeder  zu 
30  fäden  halten,  Eg.  Z.  0.  46,  9. 

gang-stein*  stm.  sich  drehender  oberer  Mühlstein,  ..Laufer": 
ein  g.  und  ein  bodenstein,  Eg.  Z.  0.  31,  1. 

gegen-wertikeit  stf.  Gegenwart,  Anwesenheit:  in  g.  der  meister. 
Eg.  Z.  0.  16, 1. 

ge-leger  stn.  Liegerstatt,  Lager:  hat  eiu  gesell  eine  rechte  Ur- 
sach —  aus  der  Arbeit  zu  treten  —  es  sei  mit  Lohn  oder  Essen  oder 
g.    Eg.  Z.  0.  8,  41. 

genem-habung*  (vom  Adj.  genseine)  stf.  Genehmigung ,  Zu- 
stimmung :  mit  g.  und  Einwilligung  des  herii  Burgermeisters.  Eg.  20. 
44,  S.  151  mit  g.  der  Obmänner  9  S.  43. 

ge-nügsani  (ge-nuoc-sam)  Adj.  hinreichend:  genugsamben  schrift- 
lichen scheiu  fürlegen,  Eg.  Z.  0.  26,  11. 

ge-rechtikeit  stf.  was  einem  von  rechtswegen  zukommt:  unserm 
herrn  obman  gepürt  sein  g.  (Taxe)  uud  ein  pfundt  wazs.  Eg.  Z.  0. 13, 1. 
dem  herrn  obman  sein  g.  ausrichten  14,  1,  so  sich  der  Jung  Minister 
will  vorheuratten,  —  soll  er  geben  II  hennen  —  zu  ainer  g.  8  S.  38. 

ge-rücht,  gerucht  stm.  1.  Duft.  Geruch,  2.  guter  Ruf,  3.  Nach- 
rede :  umb  beßruug.  auch  gueten  gerüchts  wegen  Ihres  handtwerekhs 
Eg.  Z.  0.  34  uud  37  Einl. 

ge- schelle  stn.  Lärmen.  Zanken:  bei  Zusammenkünften  soll 
alles  g.,  gottlestern,  zancken  —  vermiden  bleiben  Eg.  Z.  0.  33,5 
es  soll  kheiner  dem  andern  mit  g.  —  an  ehren  oder  sonsten  nit  an- 
dasten,  Eg.  Z.  0.  12.  8. 

ge-sling*  Beuschel,  Gekröse:  hingen,  leber,  krös.  g.  Eg.  Z.  0. 
27.  2  und  3. 

gestalt  stf.  1.  Gestalt,  2.  Aussehen,  Beschaffenheit,  3.  Sachlage: 
gehörter  gestalt  =  nachdem  man  die  Sachlage  vernommen,  Eg.  Z.  0. 

12,  14. 

gevelzt  s.  valzen. 

ge- verlieh  (ge-vaer-lich)  Adj.  verdächtig,  hinterlistig:  so  auch 
etwas  geferliches  und  einem  diebstall  gleich  erkandt  würde ,  Eg. 
Z.  0.  30,  13. 


1016  ge-walt  —  in-heimisch 

ge-walt  stmf.  1.  Gewalt.  Macht,  2.  Verhängnis,  3.  Machtbereich: 
ein  Lehrjung  der  Schwarzfärber  muß  schwören,  3  jähr  zu  lernen, 
ohne  Gottes  Gewalt  davon  nit  auszutreten,  Eg.  Z.  0.  8  S.  42. 

ge-zogen  pari.  Adj.  die  gezogen  hüte  —  arbeiten.  Eg.  Z.  0. 18, 
1  und  3. 

glimpf  stm.  s.  d. :  mit  heschaidenheit  u.  g.  einrathen  Eg.  Z.  0. 12, 8. 

Gloye  =  Eligius  oder  Elogius,  zu  St.  Glovenn  tag  (1.  Dez.) 
Eg.  Z.  0.  13,  15  und  20. 

glöz,-ling  stm.  s.  klöz,linsr. 

gröz,- günstig*  Adj.  gnädig,  wohlwollend:  des  g.  Herrns  und 
Obmans  {eines  Handwerks)  Eg.  Z.  0.  25,  8. 

güt-lich  (guot-,  güet-liche)  Adv.  in  Güte:  sich  g.  vortragen. 
Eg.  Z.  0.  13,  6. 

guz,  stm.  1.  Guß,  Erguß,  2.  Gebräu:  das  den  Preuheusern  der 
gesatzte  guß  nit  überschritten  (ein  größeres  Gebräu  gestattet)  werde 
Eg.  Z.  0.  33,  6. 

H 

hamine  stmf.  Hintcrschenkel.  SchinJee:  weder  pachen,  schultern, 
haminen.  Eg.  Z.  0.  28.  1. 

band- streich*  stm.  Handschlag:  dem  —  rat  durch  ein  h.  ge- 
loben und  zusagen.  Eg.  Z.  0.  12.  1. 

handwerks-kerze*  swm.  Holzfackeln  der  Zünfte  mit  kleinen 
Kerzen  darin,  Traut.  Chr.  353. 

harlaz,-weber     stm.  Weber  von  Loden?    Eg.  Z.  0.  9.  29. 

häufe*  stom.  am  Mühlstein:  Der  Stein  soll  rottundt  und  in  den 
Zirgkel  gehawen  sein,  auf  den  ortten  zweier  finger  dick,  und  den 
hautfen  haben,  das  das  getreidt  nit  herausspringt,  Eg.  Z.  0.  30 
S.  100. 

haus-haltung*  stf.  eigener  Haushalt:  getreides  zu  ihr  h.  (s.  den 
Hausgebrauch)  notturftig,  Eg.  Z.  0.  29  Einl. 

heirät-leute,  -man  su  lesen  statt  heirat-leute,  -man. 

herzü-komen*  stc.  12  sich  nähern,  nahe  berorstehen:  vor  dem 
herzukommenden  jarmarkt,  Eg.  Z.  0.  10,  9. 

heuräten,  heuräts-tag  zu  lesen  für  heurateu,  heurats-tag. 

heven-sieder*  stm.  zum  Aufgehen  in  die  Wärme  gesetztes  Stück- 
Teig  mit  der  Hefe,  „Helfer" (T):  wenn  die  maister  (der  peckenj  heffen 
Sider  seczen,  Eg.  Z.  0.  2,  9. 

hieiseh*  Adj.  hiesig,  liier  wohnend:  eines  vorigen  hieischen 
Meisters  Sohn,  Eg.  Z.  0.  44  S.  146. 

hinder- Wertung  st.  hinder- werf'ung. 

höeh-vlei^ig*  Adj.  mit  Eifer  betrieben,  hartnäckig:  ihrer  mit- 
burger  h.  ansuchen,  Eg.  ZO.  78  Einl. 


I 

ier-trog  st.  iertrog. 

in-heimisch    Adj.  zu  Havse.  einheimisch:  es  i.   oder  außlen- 
discher,  Eg.  Z.  0.  12,  1. 


irden-geselle  —  klözling  1017 

irden-gesölle  s.  ürten-geselle. 

irren  swv.  stören,  hindern:   wann  sie  Jeibs  not  yrrett  (Krank- 
heit am  Erscheinen  hindert),  Eg.  Z.  0.  13,  20. 


J 

jär-gang  stm.  Jahreslauf',  Ereignisse  im  Jahre:  nach  gelegen- 
heit  der  Zeit  und  jargangs  —  dise  mühlordnung  endern,  Eg.  Z.  0.  30 
S.  102. 

jar-lauf*  stm.  Jahreslauf,  (guter  oder  schlechter)  Jahrgang:  was 
jedes  (Getreide)  dem  j.  nach  ertragen  (an  Mehl  geben)  könne,  Eg. 
Z.  0.  30,  3. 

jung-meister-amt*  stn.  Amt  eines  „Jungmeisters",  der  zu  den 
Zunftversammhingen  einladen  muß:  wann  ein  frembder  eines  Meisters 
wittib  oder  tochter  heyrath,  der  soll  das  Junge  Meister  Ambt  —  ver- 
treten, Eg.  Z.  0.  9,  13. 

K 

kam-rad*  (PI.  -rad,  -reder)  stn.  Kammrad,  Zahnrad:  alle  Mahl- 
mühlen  sollen  also  verwahrt  sein,  damit  sich  das  getraidt  in  roren 
und  under  die  kampfräder  —  nit  verfalle ,  Eg.  Z.  0.  30  Z.  100.  als 
Meisterstück  muß  ein  Müller  ein  kampfrath,  ein  gangstein  und  ein 
Podeustein  verfertigen,  31,  1. 

kandier- löt*  stn.  Gutsmetall  für  Kannengießer:  ein  Pfnndt 
Kandtler  Löth  umb  7  creuzre,  Eg.  Z.  0.  11,  2. 

kar  stm.  1.  Geschirr,  Schüssel;  2.  Bienenkorb;  3.  Getreidemalß 
=  45!8  Wiener  Metzcn;  4.  die  Müller  haben  zu  liefern  von  einem 
halben  khar  Korn  3  viertel  (Meßl)  Melb  und  4  nepf  Kleyen,  Eg. 
Z.  0.  30,  4,  von  1j.i  Khar  Korn  und  J/a  Khar  gersten  1  '/a  Khar  melb 
u.  8  nepf  Kleien  30,  5  s.  kar. 

kät-raz  st.  kät-vasz. 

kelen-bier*  stn.  beim  Auslernen  von  einem  Maurer-  oder  Ziegel- 
deckerlehrling  den  Gesellen  zu  zahlendes  Bier,  Eg.  Z.  0.  23,  5. 

ketzer  (=  kotze?  zottiges  Wollzeug,  Loden)  stm.?:  einige  Elen 
k.  oder  gespunnen  Garn  darf  kein  Tuchmachermeister  kaufen,  Eg. 
Z.  0.  46,  8. 

ke^eler  stm.  Kessel-,  Kupferschmied:  daß  fremde  keßler  —  au 
den  wochenmerkten  —  pfannen  verkaufen,  Eg.  Z.  0.  10,  4. 

kien-vören  (kien-vorhin)  Adj.  aus  Föhrenholz:  creutzrahm,  es 
sind  aichen-  oder  khünfören,  Eg.  Z.  0.  44  S.  148. 

kiudel-bette  stn.  Wochenbett:  wenn  ein  Meistrin  im  k.  lege, 
Eger.  Z.  0.  13,  20. 

kleiber  stm.  der  Lehmwände  macht:  maurer,  pttasterer  und  k. 
Eg.  Z.  0.  22,  Einl.  und  2. 

klö^ling*  stm.  ein  kleines  Biermaß:  bei  Aufnahme  eines  Tischler- 
lehrlings soll  der  Meister  und  der  jung  jeder  ein  k.  Pier  zum  Leukoff 
geben,  Eg.  Z.  0.  44  8.  14<i,  bei  straff  ein  kleßling  bier  21,2.  21,  4—12. 
13,  4.  13,  11.  13,  16.  14, 11  ein  klosling  bier  ah  Strafe  8  S.  40,  ein 
glößling  bier  nur  straf  34,  13. 


1018  knecktil-opfer  —  leid-lich 

kuechtil-opfer  st.  kuechtil-opfer. 

korb  (PI.  korb,  körbe,  kürbe)  stm.  Korb:  das  der  korb  (durch 
den  das  Getreide  zwischen  du  Mühlsteine  fällt)  auf  das  niderst  hange, 
gericbts  drei  finger  ob  dem  Loch  des  Steins,  Eg.  Z.  0.  30  S.  100. 

kriegs-louft*  (louft,  PI.  löufte)  stm.  kriegerische  Zeitlauf,  Kriegs- 
zeit: wie  bei  diseu  kriegsleufften  zu  zeiten  geschehen.  Eg.  Z.  O. 
46,  16. 

kuderwau,  kudewän  (kurdewäu  aus  franz.  cordouan,  Ziegen- 
felledcr  aus  Cordova  in  Spanien)  stm.  Corduanleder  oder  -schuh:  es 
ist  auch  verboten ,  das  dhein  Ledrer  auf  dheinen  kuderwan  noch 
Byndshaut  —  noch  dhein  vel  aufsaigen,  außer  er  kumpt  auß  dem 
aschen  Eg.  Z.  0.  36,  4.  es  sol  auch  dhein  ledrer  dheinen  gast  leder 
noch  kuderwan  noch  schaffei  —  hie  würkeu  weder  umb  Ion  noch 
umbsust,  36,  8. 

kutschen -wagen*  stm.  (ob  aus  franz.  coche  oder  nachdem 
ungar.  Dorf  Kocs  bei  Eaab  ist  fraglich)  gedeckter  lleiseivagen:  als 
meisterstück  macben  einen  k.     Eg.  Z.  0.  15,  2. 


laden-meister      stm.   Verwalter  der  Zunftkasse:  Eg.  Z.  0.  46,  4. 

lägunge  st.  lagunge. 

laud-tüch*  stm.  billiges  Tuch  s.  laut -wein:  die  andern  Land- 
tücher als  Meißner,  Schleier  und  dergl.  dürfen  nur  in  einem  ganzen 
stuck  eingeführt  werden,  Eg.  Z.  0.  46,  20. 

lasche  swm.  Lappen,  Fetzen :  ein  par  Socken,  als  lang,  das  die 
einem  Mann,  soverr  er  zwißlacht  ist,  geen  mit  laschen  oben  umbher. 
Eg.  Z.  0.  172  S.  74. 

laub  (loube)  stf.  Erlaubnis,  Urlaub:  welcher  seinen  aussenbleiben 
nit  laub  hau,  Eg.  Z.  0.  45,  1. 

lauf  (louf.  PI.  löufe)  stm.  Lauf,  Umlauf;  BretterumraJimung  der 
Mühlsteine:  der  Lauff  —  soll  gantz  umb  den  Mühlstein  auffgericht 
stehen,  domit  die  Eeich  des  Strangs  zwischen  dem  Stein  und  engern 
lauff't  und  der  stein  darvor  an  dem  laufft  —  frey  umgehen  mag. 
Der  Lauff  soll  zum  wenigsten  eine  zwerche  handt  über  den  Stein 
gehen.  Eg.  Z.  0.  30  S.  100. 

lauft  (louft,  PI  löufte),  PI.  leufte  stm.  Ereignis,  Zeitenlauf: 
nach  gelegenheit  der  zeiten  und  Leuffte,  Eg.  Z.  0.  14  Einl.  itziger 
lenft  und  zeit  nach,  45  Einl. 

lautuug  (lütunge.  bei  L.  nur  DFG.  494c)  stf.  Wortlaut:  bei  ob- 
beschribener  Ordnung  in  allen  ihren  lauthuugen  (soweit  sie  nach 
ihrem  Wortlaut  gelten),  Eg.  Z.  0.  9,  30. 

ledleiu-geschirre*  stn.  Umrahmung  einer  Schublade:  auch  soll 
das  1.  mit  einem  geschnittenen  und  geschobenen  frieß  sein,  Eg. 
Z.  0.  44,  4  S.  145. 

leieh-begrebnis*  stfn.  Begräbnis:  er  uam  die  waxkerzen  von 
den  hülzen  handwerkskerzen ,  die  sie  zum  den  leichbegrebnissen 
brauchten,  und  studiert  dabei,  Traut,  Chr.  353. 

leid-lich*  Adj.  erträglich:  umb  ein  leidliches  wochenlohn,  Eg. 
Z.  0.  26.  1. 


lei man-slecke  1019 

lei-,  leit-  kauf  stm.  s.  d. :  wenn  ein  frembder  gesell  mit  seinem 
meister  1.  nnibs  wockenlolm  gemacht  hat,  Eg.  Z.  0.  26,  9.  10,  5. 

leiter-werk  st.  leiter-vverk. 

ler-bräte*  swm.  Schmaitß  hei  der  Freispreclrnng  eines  Lehrling», 
von  diesem  dem  Meister  und  den  Gesellen  zu  geben:  Eg.  Z.  0. 
35,  10.  34,  4  und  7.  44,  S.  147. 

ler-brief*  stm.  Lehrbrief,  -Zeugnis:  under  der  herren  Obleut  und 
eines  Erbaren  Handvvergks  Insigel  und  Petschaft  einen  Lehrbrieff 
mitteilen,  Eg.  Z.  0.  12,  21. 

ler-knccht  s/w.  Lehrling:  ein  hutmacher  soll  auch  kein  1.  dingen, 
er  sei  dann  ein  jare  maister  gewest,  Eg.  Z.  0.  16,1.  es  soll  kein 
Meister  keinen  1.  ohne  der  Geschwornen  Meister  wissen  und  willen 
aufnehmen,  Eg.  Z.  0.  14,  18.  13, 13. 

letzer-geld  st.  letzer-geld. 

leufte  s.  lauft. 

lieb-haber  stm,  Buhle:  und  stunden  große  liphaber  (hubschere 
L.)  auff,  do  die  andern  frawen  begunden  czu  hübschen  mit  unczimb- 
licher  liebe,  Böhm.  Chr.  102. 

lob-sprechen  st.  lob-sprechen. 

ldn-haut*  stf.  gegen  Stücklohn  .zu  bearbeitende  Haut:  einem 
gesellen  der  Riemer  soll  von  einer  jeden  Lohnhautt  aufzuarbeiten 
neben  ganzen  Trinckgeldt  ein  weissen  groschen  zu  Tranckgeldt  ge- 
geben werden,  Eg.  Z.  0.  35,  11. 

lön-müle*  swf.  Mühle,  in  der  gegen  Stücklohn  gearbeitet  wird: 
körperliche  freyhung  zue  und  von  der  lohnmühle  —  haben,  Eg.  Z. 
0.  37,  3. 

lüngel  luugel(e)  stn.  Lunge:  l/2  lamp  mit  den  lünglen  für  II. 
gr.    Eg.  Z.  0.  27  S.  93. 

lust-gebeude  st.  lust-gebeude. 


M 

macher-lön  (mach-lon)  stnm.  Macherlohn,    Eg.  Z.  0.  12,  13. 

majestät  Z.  3  S.  484  lies:  das  si  (statt  so)  eiu  wirdig  .  .  . 

mal -gast  stm.  wer  in  einer  Mühle  mahlen  läßt,  Kunde  eines 
Müllers:  so  sollen  die  Müllner  einem  jeden  Mahlgast,  der  es  begert, 
das  Melb  in  Sackh.  zumessen,  Eg.  Z.  0.  30,  3  und  9. 

man -bar  (man-btere)  Adj.  mannbar;  männlich:  ich  von  meinen 
mannbaren  jaren  her  —  viel  schrifften  —  geschrieben,  Igl.  Ms.  S.  25. 

uian-berig*  (-hfere)  Adj.  mannbar,  volljährig:  nur  allein  die 
waisen  komen  dann  ee  czu  iren  mundigen  und  manperigen  jaren, 
Igl.  Bgr.  85,  6. 

maudel-frucht  Z.  2  S.  486  lies:  von  dem  bouine  storax  (st.  stackt). 

mangel-bar*  Adj.  nicht  vollötig:  do  nun  eine  arbeit  —  der 
Goldschmiede  —  m.  befunden  —  so  soll  man  sie  uff  13  löttig  streichen 
und  volgends  Probirn,  Eg.  Z.  0.  12,  4. 

maunes-persöne  st,  manues-persone. 

man-slecke  (-siege,  -slegge)  swm,  Mörder:  den  m.  T  —  B 
I  Tim.  1,  9. 


1020  marken  —  näch-läz,en 

marken  Z.  3  S.  490  lies:  heraus  an  den  (st.  dan)  tag  .  .  . 

mar-schalk  Z.  3  S.  491  lies:  Trist.  1540  (st.  1545). 

mastung  (und  inestunge)  stf.  Mästung,  die  Mast:  Binder  in  die 
m.  einstellen,  Eg.  Z.  0.  33,  15. 

Meilaner  Z.  1  S.  497  lies:  Dal.  131,  38  {st.  131,  35). 

meischner  stm.  wohl  =  aus  Meißen:  eine  kleine  Münzgattung: 
einlegen  zwen  m.  Egrischer  müncz  oder  12  egrisch  thaller,  Eg. 
Z.  0.  16,  2. 

meister  -  brate  :  swm.  Fest  schmaus,  den  der  freigesprochene 
Lehrling  dem  Meister  zu  geben  hat.    Eg.  Z.  0.  26,  11. 

meister -mal*  stn.  Mahlzeit,  die  der  zum  Meister  Gewordene 
der  Zunft  zu  geben  hat,  Eg.  Z.  0.  12,  17  und  18. 

meister-lieh  Adj.  meisterhaft,  das  Können  von  Meistern  zeigend, 
kunstgemäß:  die  m.  leute,  Ack.  25,  10. 

mensch-heit,  menscheit  stf.  Menschlichkeit :  het  ez,  (daz,  herze) 
den  jämer  gesehen,   im  müeste  menscheit  riuwe  jehen,  Alex.  8870. 

mensch  -  werdung  stf.  nach  Jesu  Christi  —  gehurt  und  m.,  Eg. 
Z.  0.  47,  14. 

michel  Z.  5  S.  504  lies:  Matth.  27,  46  (st.  24,  46). 

michelen  Z.  3  S.  504  lies:  Btb.  19,  18  (st.  19, 16). 

iniet-ling  Z.  1  S.  505  lies:  prelatn  (st.  prelatu). 

morgen -gäbe  stf.  1.  3Iorgengabe,  2.  Leibgedinge:  mutirlein, 
siez  in  diuer  m.:  mir  gehört  zeu  des  landes  habe,  Dal.  69,25  (27,27). 

morgenst  Adv.  am  Morgen:  wenn  man  zu  m.  die  ersten  messe 
—  angehaben  hat,  Eg.  Z.  0.  22, 1. 

miiam*:  in  was  kein  ander  rede  kunt.  müam,  als  die  cranche 
tunt,  Ernst  2706. 

mül-besichtigung1  stf.  Besichtigung  durch  die  „mülherren'1, 
Eg.  Z.  0.  30  S.  101. 

mül-herre*  swm.  Hatsherren,  welche  die  Beaufsichtigung  der 
Stadtmühlen  zu  besorgen  haben:  straff,  welche  ihnen  (den  müllern) 
die  Mühlherren  alßbaiden  auferlegen,  Eg.  Z.  0.  30  S.  101,  die  Hälfte 
der  Strafgelder  von  Mühlen  gehört  den  m.  30  S.  131. 

mül-knecht  stm.  Müllerbursche,  -gehilf e,  Eg.  Z.  0.  31,  12  und  13. 

mül-werk  stn.  1.  Mühle,  2.  Müllerhandwerk:  so  das  handtwerekh 
des  Mahlens  oder  in.  lernen  will,  Eg.  Z.  0.  31  Zusatz. 

mül-zeug*  stn.  Gesamtheit  der  Bestandteile  einer  Mühle:  die 
Mullner  sollen  an  Vorwißen  des  Bauherrn  nichts  Neues  am  m.  beim 
Schmidt  u.  Binnttern  ferttigen  und  bauen  lassen,  Eg.  Z.  0.  29,  9. 

nmlzen  (u.  malzen)  swv.  Malz  erzeugen :  wenn  einer  von  dem 
lande  zu  einem  mulezer  trit  und  wil  mit  im  m.,  Eg.  Z.  0.  32,  7. 
zum  m   gehörig  33,  1. 

miilzer  (u.  malzer,  melzer)  stm.  Mälzer:  wen  wir  m.  geen  und 
ein  guten  wagen  —  maltz  —  kaufen  wollten,  Eg.  Z.  0.  32,  3.  33  Einl. 

N 

näch-läz,en  stv.  V.  gestatten,  nachträglich  bewilligen:  keinem 
soll  —  eine  neue  Schmidten  tzue  Paueu  vergönnt  oder  nachgelassen 
werden,  Eg.  Z.  0.14,  19. 


näch-läz,ung  —  pfinnig  1021 

lWich-laz.ung,  •  lassang  stf.  Erlaubnis:  es  soll  im  n.  gescheen, 
Eg.  Z.  0.  31,  17. 

nach  -  sprach*  stm.  hinterdrein  erhobene  Forderung:  es  haben 
sich  denne  Meister  und  gesell  tzuvor  miteinander  ohne  alle  vernere 
nachsprüche  vertragen,  Eg.  Z.  0.  14,  7. 

usich-volgen  st.  uach-volgen. 

nach- wandern  *  saw.  auf  die  Wanderschaft  gehen :  er  habe  dan 
zuvor  2  Jahr  lang  seinem  handwergh  nachgewandert,  Eg.  Z.  0.  35,  2. 

nach- warten*  swv.  zuwarten:  ein  meister,  so  einem  Lehrjnngeu 
außgelernet  gegeben,  soll  in  negsten  zweyen  Jahren  keinen  andern 
ufzunehmen,  viel  weniger  mit  einem  uf  eine  solche  zeit  nachzuwarten 
heimblichen  verstand  und  part  machen,  Eg.  Z.  0.  46  S.  163. 

nach- Wartung*  stf.  das  Zuwarten:  vor  dise  n.  und  Vorbehaltung 
(daß  nämlich  der  Witwe  eines  Meisters  das  Geschäft  3  Jahre  bleibt, 
bis  ihr  Sohn  von  der  Wanderschaft  zurückkommt  und  das  Gewerbe 
des  Vaters  übernehmen  kann  Eg.  Z.  0.  25,  3. 

nal  =  nagel  stm.  Nagel:  czu  hant  viel  en  nal  ab  (tschech.  jeden 
nehtek)  Dal.  78,  22  (31,  50). 

narung  (n.  nerunge)  stf.  1.  Nahrung,  2.  Geschäftsertrag:  2.  zu 
aufnehmung  Ihrer  n.  {Steigerung  der  Einnahmen  vom  Geschäft), 
Eg.  Z.  0.  33,  24. 

nöt-hrestung  st.  nöt-brestuug. 

0 

oh-leute  PI.  v.  obmaun,  Funktioneur  einer  Zunft:  unsern  herr 
und  obleuten  —  ein  Thaler  erlegen,  Eg.  Z.  0.  12,  2  und  4. 

oede  Adj.  leerstehend:  sein  fleisch  in  ein  öde  panck  —  hangen, 
Eg.  Z.  0.  28,  6. 

ort  stm.  1ji  einer  Münze:  ein  ort  eines  Thalers,  Eg.  Z.  0. 1, 
10  und  12.  ort  eines  guldens  1,  17.  1,  18  und  19.  ein  ort  uf  legen 
43, 10.    gerste  ein  schaffei  um  7  örter  =  L  3/4  Taler,  Traut.  Chr.  193. 

orts-taler*  stm.  in  Viertel  eingeteilter  Taler?:  Eg.  Z.  0.  43,  13. 

öster-weiii  stn.  viuum  austricum:  von  einem  dreilinge  vasze  o. 
zahlt  man  fürs  Schroten  des  3.  teiles  mer  dann  von  Elsaszer,  Eg. 
Z.  0.  40,  3. 


pautoffel  (aus  ital.  pantofolu,  franz.  pantoufle)  stswm  Pantoffel: 
vor  ein  baar  p.  6  creutzer  —  Macherlohn,  Eger.  Z.  0.  41,  12. 

patze  s.  batze. 

pet-sehaft  (petschat,  betschat)  stn.  Pettschaft,  Siegel:  Insigel  u. 
pettschaft,  Eg.  Z.  0.  12,  21,  petzschaft  12,  23. 

pfant-recht  st.  pfant-recht. 

pfe  ff  er- küchler  stm.  der  pfefferknochen  erzeugt,  Lebzelter:  Eg. 
Z.  0.  34,  17. 

pfinnig,  vinnig  Adj.  finnig:  wer  pfynuyg  flaisch  hat,  sol  er 
ein  ströen  kränz  (Strohkranz)  an  das  kreuz  hengen  —  pis  er  das 
pfynuyg  flaisch  verkauft  has,  Eg.  Z.  0.  27  S.  94  swein,  das  do  pfynnich 
ist,  28,  2. 


1022  pflaiizung  —  röck-lein 

Pflanzung  stf.  Einflanzung ,  Pflanzung:  zu  p.  guter  nützlicher 
Ordnung  und  Pollicey,  Eg.  Z.  0.  45  Einl. 

pflichtig  Adj.  verpflichtet,  schuldig:  nur  in  der  weihnachts-, 
oster-  und  pfingstwochen  ist  der  Meister  einem  Gehilfen,  der  ihm 
gekündigt  hat,  kein  wochenlon  pfligtig  zu  geben,  Eg.  Z.  0.  16,  2. 

pflocke  s.  vlocke. 

pflüg-kneeht  st.  pflüg-knecht. 

pfoscher;:  stm.  Pfuscher:  das  in  der  Stadt  —  ein  handwergh 
der  glaser  zu  nachteil  die  Pfoscker  sich  vielfeltig  gedrungen  und 
denselben  das  Brott  vor  dem  Mundt  abgeschnitten ,   Eg.  Z.  0.  11,  8. 

pichen*  swv.  auspichen,  mit  Pech  ausschmieren:  so  ein  —  Faß- 
binder —  begriffen  wird  mit  falscher  arbeit,  es  sei  mit  pichenn  oder 
mit  fas  machen,  so  gibt  er  zur  Strafe  10  groschen,  Eg.  Z.  0.  8  S.  39. 

platz*  (vgl.  bei  Grimm  plotz,  plötz,  Messer  oder  Eisenteil,  den 
die  Bergleute  ins  Gestein  treiben)  stn.'i  eine  Art  Messer:  welcher 
ein  Platz  ader  Messer  zu  einem  handtwergk  (Zunftversammlung) 
tregt,  soll  5  groschen  zu  straf  geben  Eg.  Z.  0.  45,  8. 

plüz,  s.  ploeze. 

polizei  (polizi  aus  mittellat.  politia)  stf.  Aufrechterhaltung  der 
öffentlichen  Ordnung  und  Sicherheit:  zu  Erhaltung  gueter  pollicey. 
ordnung,  Eg.  Z.  0.  14,  Einl.  zu  pflanzung  gutter  nutzlicher  Ordnung 
u.  p.,  45  Einl. 

proseckin*  (wohl  slaiv.  Ursprungs)  eine  Art  Stiefel:  vor  ein 
haar  p.  oder  Keittstiefel  30  Creutzer  —  Macherlohn,  Eg.  Z.  0.  41, 12. 

R 

rät-schaffung  *  stf.  Abhilfe :  darauf  inen  geburliche  antwort  und 
r.  begegnen  sol,  Eg.  Z.  0.  18,  2. 

raute  (rüte),  sicf.  Rhombus,  Raute:  was  aber  von  Rauften  und 
sechs  Ecken  von  Tafelglas  im  New  Pley  gemacht  wirdt,  Eg.  Z.  0. 
11,  1  und  4. 

Regensburger  stm.  eine  Münze:  Eg.  Z.  0.  40,  3. 

rodich  (rotec,  rotic)  Adj.  com  Rost  befallen:  im  fall  aber  der 
waicz  brandtig,  rodich,  taub  oder  sonsten  nit  guett,  Eg.  Z.  0.  30, 10. 

reich  (vgl.  mhd.  ric,  Gen.  rickes  stm.  Fessel,  Knoten,  Schleife) 
stf.  Verknotimg  der  beiden  Enden  eines  Stranges:  der  Lauft'  soll  gantz 
umb  den  Mühlstein  auftgericht  stehen,  damit  die  Reich  des  Strangs 
zwischen  dem  Stein  und  engern  laufft  und  der  Stein  darvor  an  den 
laufft  —  frey  umbgehen  mag,  Eg.  Z.  0.  30  S.  100. 

reie  (reie,  reige)  swm.  Reigen,  Tanz:  mögen  die  Irden  (ürten-) 
gesellen  uft'  den  Raieu  herumb  (die  ganze  Reihe  der  Meister  durch), 
doch  zuvor  zu  den  Eltisten  gehen  und  dem  frembden  um  arbait 
schauen,  Eg.  Z.  0.  38,  2. 

reit-zedel  st.  reit-zedel. 

rem,  -e,  stf.  Rahmen  zum  Tuchanschlagen:  tuch  in  der  Rämb 
angeschlagen,  Eg.  Z.  0.  46, 13. 

reut-mez,z,er  st.  reut-messer. 

röck-lein  (röckelin,  röggelin,  röckel,  röggel)  stn.  aus  Roggen- 
ii nd  Weizenmehl  gemischtes  Brötchen:  semmein,  Rocklein  und  laib, 
Eg.  Z.  0.  3,  2  hallenvertig  r.  3,  7. 


rocken-beck  —  schrot  1023 

rocken  -beck:  swm.  Bäcker  von  Konibrot :  darnach  sich  die 
maister  der  Rockenbeckens  halben,  auch  der  Schlotterbecken  halden 
sollen,  Eg.  Z.  0  6. 

rocken-mel*  stn.  Kornmehl:  ruckenmelb,  Eg.  Z.  0.  30,  12. 

rot-gerber  stm.  Botgerber,  Eg.  Z.  0.  37  EM. 

rötting*  (Siegl  erklärt  es  als  rat-diug  =  Radwerk)  stn.  auch 
sollen  —  die  mullner  mit  den  steinen  u.  ßotting  vleißig  sorg  und 
aufsehen  haben,  Eg.  Z.  0.  29,  4. 

rübeu-kirchweih*  (von  ruobe,  rüebe  swf.)  stf.  zu  Eger  die 
erste  Woche  nach  Maria  Geburt  (8.  Sejrt.)  gefeiertes  Fest:  Eg.  Z.  0. 
1,  23.  44  S.  147. 

s 

schadeu-geld  st.  schadeu-geld. 

schät'-hof  stm.  Hof  mit  Schäferei:  kein  meister  (der  Rotgerber 
und  Lederer)  soll  auf  keinen  Schaaf  hof  gehen  und  kein  leder  kaufen, 
Eg.  Z.  0.  37,  2. 

schar-werk  stn.  Fronarbeit:  Kinder  eines  das  Handwerk  nicht 
mehr  ausübenden  Meisters,  denen  6  Jahre  lang  das  Aurecht  auf  Über- 
nahme des  väterlichen  Handiverks  gewahrt  wird,  sind  mit  seh.  und 
andern  dem  band  werk  gehörigen  und  schuldigen  beytrag  zu  thun 
verbunden,  Eg.  Z.  0.  46,  21. 

schein  (schin)  stm.  Beweisführung,  Nachweis:  mit  mündlichem 
schein  und  beweis,  Eg.  Z.  0.  11,  9. 

schein-ber-lich  (schin-bser-lich)  Adj.  in  die  Augen  fallend, 
glänzend:  ein  seh.  crancz  aufhangen,  Eg.  Z.  0.28,2. 

schem-wort*  stn.  Schmähivort:  mit  Ehrenrührischen  Schäm- 
und  Schmähworten  augreifen,  Eg.  Z.  0.  25,  17. 

schenke  stf.  1.  Gabe,  Geschenk,  2.  Schmauß,  Mahl  bei  gewissen 
Anlässen:  2.  was  sich  aber  sousten  bei  einer  Scbenck  (bei  der  dem 
neuangekommenen  Gesellen  der  Willkommgruß  verabreicht,  „er  ein- 
geschenkt" ivird)  will  gebüren,  werden  Ihnen  die  Irden  Jungen 
(jungen  ürtengesellen)  wol  wissen  fürzulegen,  Eg.  Z.  0.  38,  S.  130. 
wie  sich  die  gesellen  des  Sattler-Handtwergkhs  bei  der  Schengkh 
und  annehmung  der  Gesellen  —  verhalten  sollen,  38,  Eint. 

schenk-sontag*  stm.  jeder  4.  Sonntag,  an  dem  die  „schenk  (e)" 
der  neu  aufgenommenen  Gesellen  vorgenommen  ivurde:  ferner  sollen 
demjenigen,  so  arbeit  angenommen,  die  andern  gesellen  uff  den  seh., 
welcher  alle  4  Wochen  gehaltten  wirdt,  des  bandwerks  gebrauch 
nach  schenken,  Eg.  Z.  0.  38,  2. 

schild  stn.  1.  Schild,  2.  schildartige  Holzverschalung?:  der 
Mühlstein  soll  mit  Schilden  verdecket  und  das  Loch  am  schildt  ein 
vorspan  vom  Loch  des  Steins  sein,  Eg.  Z.  0.  30  S.  100. 

schötzen-kopf*  stm.  Schöpsenkopf,  Eg.  Z.  0  27,  12. 

schötzen-vleisch  (=  schöp^en-vleisch)  stn.  Schöpsenfleisch,  Eg. 
Z.  0.  27,  8. 

schrot  stm.  Silberbarren:  das  silber  besehen  und  ein  jeden 
Schrott  desselben  Meisters  zaichen  schlagen  u.  solches  in  ihren  handen 
nehmen,  nachvolgends,  do  ein  handwerk  zusamenkombt,  bemelte 
Schrott  vorgelegt  und  gestrichen  werden,  Eg.  Z.  0.  12,  5. 


1024  schrot-amt  —  sweifen 

schrot-amt  sin.  Amt  der  Wem-  und  Bierschröter,  Eg.  Z.  0. 40.  EM. 

schuster-zeche  st,  schuster-zeche. 

Sel-wein  stm.  Saalewein:  vom  Selweyne  und  lewpmericzer,  Eg. 

siben-gesternet  st.  siben-gesternet. 

sigel-geld  (bei  L.  nur  aus  Mosse  5,  245)  stn.  Gebühr  für  das 
Siegeln  einer  Urkunde  (hier  des  Lehrbriefs),  Eg.  Z.  0.  9  S.  43. 

slag-dill*  stf.  ein  bestimmter  Geschäftsraum  bei  Tuchmachern. 
das  ein  ietweder  Meister  (der  tuchmacher)  guet  gerechtes  gewicht 
und  gleiche  rechte  breitte,  in  allen  geschirren  —  nicht  über  die 
gesetzte  —  lenge  haben,  Eg.  Z.  0.  46,  11. 

slick  (slich,  slich)  stm.  1.  Schlick,  Schlamm,  2.  Wollabfall: 
2.  Eg.  Z.  0.  46,  7  s.  vlocke. 

sloter-becke*  stm.  eine  Art  von  Bücker:  Eg.  Z.  0.  4,  1  und  6. 
Scbloderbecken  6, 1.  der  Rogkenbecken  halben,  auch  der  Schlotter- 
becken 6. 

snappen-kut*  stm.  eine  Art  breitkrämpiger  Hut:  einen  praitteu 
schnappenhut,  Eg.  Z.  0.  17,  2  S.  74. 

spreeh-lichkeit  st.  sprecn-lichkeit. 

spreuter*  Abfallprodukt  beim  Getreidemahlen:  4  Meßlein  Melbs, 
3  nepf  Kleien  u.  3  näpf  Spreuter  wol  gemessen,  Eg.  Z.  0.  30,  8. 

steif-haltung*  stf.  Aufrechthaltung:  zu  stein0-  und  festhaltung 
dessen,  Eg.  Z.  0.  44  S.  152. 

stein  stm.  Gewicht  =  '/?  Zentner:  ie  7  stain  für  einen  czentner 
czu  rechnen,  Eg.  Z.  0.  40,  10. 

ster  8.  sterr. 

sterben  stv.,  sterbens-zeit,  sterbunge  st.  sterben.  Sterbenszeit, 
.sterbunge. 

sterbs-leuf'te  *  (PI.  von  -lauft)  PI.  stm,  Zeiten  einer  Epidemie: 
es  sei  denn  in  Sterbsleufftemi.  Eg.  Z.  0.  44  S.  149. 

stieren  swv.  in  die  Bechte  eines  andern  Handwerks  greifen: 
wenn  ein  fremder  —  einfellt  und  das  handwergkk  störet  —  dem 
mag  das  handwergk  —  den  zeug  nehmen,  Eg.  Z.  0.  39,  4. 

stoerer  stm.  wer  sich  gegen  die  Handwerksregeln  vergeht,  in  die 
Bechte  anderer  greift  oder  in  Häusern  um  Kost  und  Taglohn 
arbeitet:  vor  einen  st.  des  handwerks  gehalten  werden,  Eg.  Z.  0. 
41,  7.    was  die  Störerer  belangen  thut,  44  S.  149. 

stoezjg  Adj.  1.  im  Streit  begriffen,  tineins,  2.  widerspenstig, 
sich  auflehnend:  ab  die  gesellen  mit  einem  Erbern  Rate  ader  eym 
hantwerg  —  stössig  und  dorumb  außtreten  würden,  Eg.  Z.  0.  19,  6. 

sträz,-wagen  stm.  schiverer  Lastwagen:  als  meister,°tück  einen 
halben  fordern  stroßwagen  beschlagen,  Eg.  Z.  0.  15.  2. 

stritt  (strit)  stm.  Zank,  Streit:  do  sich  zwischen  dem  Meister 
und  Jungen  ein  stritt  zutrüge,  Eg.  Z.  0.  46,  22. 

stül-veier  stf.  cathedra  Petri:  von  sant  peters  tag  Stulfeier 
(22.  Febr.),  Eg.  Z.  0.  22  S.  79. 

stürz- vaz,  st.  sturz-vaz. 

sunnen-brehende  st.  sunnen-brehende. 

sweifen  stv.  V  und  swv.  Garn  „schweifen":  das  geringste  tuch 
alliier  als  Futter  unter  30  gangen,  ieder  zu  30  fäden  nicht  geschweift 
wird.  Eg\  Z.  0.  46,  9. 


swemmen  —  um-sagen 


1025 


swemmen  swv.  1.  schwimmen  machen,  schwemmen,  2.  Brot 
„schwemmen",  durch  Wasser  schwerer  machen:  In  allen  sullen  die 
pecken  das  Rucken  (Boggenbrötchen)  und  laib  nit  swemben,  sunder 
getreulich  —  pachen,  Eg.  Z.  0.  3,  13. 

swert-grosche  swv.  Groschen  mit  gekreuzten  Schwertern  als 
Prägung:  für  ein  gancz  tagwerk  gibt  man  dem  gesellen  einen  swert- 
groschen,  Eg.  Z.  0.  42  S.  140. 

T 

tan  stf.  Ton-,  Lehmschichte:  Do  einer  (der  Töpfer)  Raumbt  (die 
obere  Schichte  abräumt)  und  konipt  auff  die  thaen,  soll  er  14  tag 
gerechtigkait  haben  (Lehm  für  sich  zu  nehmen),  Eg.  Z.  0.  45,  4. 

tän-börg*  stm.  Lehmgrube:  es  soll  ein  Maister  (der  Töpfer) 
sovil  gerechtigkait  auf  dem  thaen  perg  haben  als  der  ander,  Eg. 
Z.  0.  45,  3. 

tenne  swn.  festgestampfter  Boden,  Tenne:  das  Schroten  —  von 
einem  tennen  über  die  strasze  auf  einen  andern  tennen  kostet 
7  meisner,  Eg.  Z.  0.  40,  1. 

triimm  stn.  Tuchrest:  halbe  und  trümmer  von  tuch.  Eg.  Z.  0. 
46,  20. 

u 

über-mä^  stf.  Überschuß:  für  essen  und  trinkeu  —  soll  albeg 
dem  arbeitet-  an  seinem  geseczten  Ion  (wenn  dieser  ohne  Kost  aus- 
gemacht war)  8  weißpfenning  abgezogen  und  die  ubermaß  gebenn 
werden,  Eg.  Z.  0.  22  S.  80. 

über-sagen*  sivv.  durch  Zeugenschaft  üb  er  iv  eisen:  do  aber  einer 
unpillich  die  herren  obleut  bemühen  möcht  und  übersagt  und  über- 
wunden wirdt  (beim  BeJcurs  gegen  eine  Strafe),  Eg.  Z.  0.  43,  14. 

über-swenc-lich  Adv.  verschwenderisch:  mit  dem  Heu  zum 
Füttern  der  Esel  sollen  die  mullner  nit  ü.  handeln  (umgehn),  Eg. 
Z.  0.  29,  5. 

über-yaren  stv.  TV  über  etwas  hinausfahren,  eine  Bestimmung 
übertreten:  bei  einem  wandel  (bei  Strafe),  Avelcher  das  überfür,  Eg. 
Z.  0.  18,  1. 

um -gang  stm.  1.  Umgang,  Umzug,  2.  Kreislauf,  geschlossene 
Beihenfolge:  Do  ein  frembder  gesell  anhero  gelangt,  soll  von  den 
Eltisten  bies  auf  den  Jüngsten  maister  nach  dem  umbgang  (der 
Beihe  nach)  einen  eine  Nacht  herbergk  mitgeteilt  werden,  Eg.  Z.  0. 
11,  7.  es  sollen  jährlich  24  Mulczer  —  zu  der  Jarsrechnuug  zu- 
gezogen und  der  umbgang  durch  die  Mulzer  gehalten  werden  (der 
Beihe  nach  alle  daran  kommen),  33,  5. 

um-sagen  swv.  1.  umständlich  erzählen,  2.  alle  Zunftgenossen 
einladen  zur  Zunftversammlung:  welche  zwene  das  umbsagen  vor- 
richtet, sollen  der  belonung  von  gott  gewärtig  sein,  Eg.  Z.  0.  33, 12. 
der  soll  des  umbsagens  (durch  Zahlung  von  4  Talern)  befreyet  sein, 
31, 16.  wider  umbsagen  (allen  der  Beihe  nach  melden)  lassen,  das 
die  bezalung  gescheen  sei,  14,  6. 

Jelinek,  Wörterbuch.  65 


L026  un-auslezlich  —  vaust-recht 

nn-auslez,lich  ;  Adr.  ununterbrochen:  3  jar  u.  ausgestanden  und 
redlich  auz,gelernet,  Eg.  Z.  0.  46,  2. 

under-irürfig*  unterworfen  Untertan:  unsern  Burgern  und 
unterwürfigen,  Eg.  Z.  0.  39,  Einl.,  15,  Einl. 

nndeuwen  swv.  erbrechen,  sich  übergeben:  so  einer  trinckt  über 
die  nattur,  das  er  undeuet  auf  der  herbrig,  Eg.  Z.  0.  8,  11  S.  36. 

un-ervordert  Adv.  1.  unaufgefordert,  2.  ohne  rechtliche  An- 
klage: Eg.  Z.  0.  12,  10. 

nn-geeicht  part.  Adj.  nicht  geeicht:  liülzerne  und  ander  u. 
gefäß,  Eg.  Z.  0.  33,  18. 

un-getruckeu*  part.  Adj.  nicht  ausgetrocknet:  nasse  oder  u. 
leeder,  Eg.  Z.  0.  41,  14. 

un-giit  (un-guot)  stn.  Übel,  Böses,  Schlechtigkeit:  ist  er  in  un- 
guten (im  Zwist)  von  seinem  nieister  geschiden,  Eg.  Z.  0.  13,  7. 

un-lauterkeit  (un-lüterkeit  Unreinheit)  stf.  Unklarheit:  demnach 
in  dem  obgesatzten  16.  Articul  eine  u.  sich  befindet,  dadurch  Miß- 
verstand und  stritt  entstehen  wollen,  Eg.  Z.  0.  12,  Schlußklausel. 

un-nütz  Adj.  ohne  Nutzen,  nichts  helfend:  so  sich  ein  Gesell 
auch  der  nmbfrag  u.  machet,  Eg.  Z.  0.  44  S.  150. 

im-rät  stm.  1.  schlechter  Rat,  2.  keine  Hdfe,  Schaden,  3.  Mangel, 
Not,  4.  Unkraut,  5.  dünne  Kuchen:  2.  damit  nicht  gezenckh  und 
unrath  daraus  entstünde.  Eg.  Z.  0.  14,  8. 

un-verhütlioh*  Adj.  unvermeidlich:  durchs  feuer,  Krieg  oder 
ander  u.  zufall,  Eg.  Z.  0.  9,  23. 

ur-sachen  swv.  1.  veranlassen,  2.  Schaden  stiften,  3.  refl.  ent- 
stehen: 2.  ist,  das  der  lerknecht  Malz  verderbt  oder  anders  geursacht, 
das  sol  zu  der  geschwornen  Mulzer  vergleichung  stehen,  Eg.  Z.  0. 
33,8. 

ürte,  urte  swstf.  Wirtsrechnung,  Gelage  der  Gesellen  einer 
Zunft:  es  soll  auch  kein  Gesell  keiner  gemayn  Frawen  von  der 
gesellen  örtten  nit  scheuchen,  dy  puss  vom  zutrinken  ain  gantz  und 
von  der  gemain  Frawen  zu  schencken  ain  grosch,  Eg.  Z.  0.  20,  5. 

iirten-anit  stn.  Ehrenamt  eines  ürtengesellen:  essoll  auch  khein 
gesell  das  Ortten  Ambt  haben,  der  sein  namen  nit  verschenket  hat, 
Eg.  Z.  0.  44  S.  190. 

iirten -geselle*  swm.  s.  d.:  die  Orttengesellen  sollen  alle 
4  wochen  das  ambt  von  sich  geben  in  die  werckstatt,  da  es  am 
lengsten  nit  gewest  ist,  Eg.  Z.  0.  44  S.  150.  die  Orttengesellen  sollen 
dem  neu  zugewanderten  Gesellen  umb  Erbeit  sehen,  Eg.  Z.  0.  44 
S.  147.  es  sollen  Irdengesellen,  welche  den  frembden  gesellen  umb 
Arbeit  umbschauen,  gesetzt  werden,  Eg.  Z.  0.  38.  2;  10,  5. 


valseh  sttn.  Betrug,  Treulosigkeit:  ohne  abgang  und  ohne 
einigen  falsch  wider  geben,  Eg.  Z.  0.  30.  1. 

valzen  swv.  1.  krümmen,  biegen,  2.  Bretter  durch  valz  (rinnen- 
artige Fuge)  verbinden:  Eg.  Z.  0.  24,  18. 

vaust-recht*  stn.  Gewalttätigkeit:  do  aber  das  v.  volgtt,  wenn 
es  zu  Tätlichkeiten  kommt,  Eg.  Z.  0.  12,  8. 


va^-vüllen   -  ver-wirkung  1027 

vaz-vüllen*  stn.  das  Fidlen  eines  Fasses  als  Strafe  für  Müller: 
der  {Müller)  soll  ohne  mittel  mit  faßfüllen  gestrafft  weiden,  Eg. 
Z.  0.  31,  19. 

Yer-brecher  stm.  Übertreter  (z.  B.  der  Zunftordnung):  Eg.  Z.  0. 
46.  12. 

Ter-brechung  stf.  (hier  der  Zunftordnung):  nach  gestalt  der 
Sachen  und  v.  —  gestraft  werden,  Eg.  Z.  0.  30,  1. 

ver-gleiehnng  stf.  I.  Vergleichimg,  2.  Ausgleichung,  Ordnung 
einer  strittigen  Sache:  ist  das  der  lerknecht  Malz  verderbt  —  das 
soll  zn  der  geswornen  Mnlzer  v.  stehen,  Eg.  Z.  0.  33,  8. 

ver-holn  Adr.  heimlich:  dö  er  der  stiegen  herzogin  verholn 
wolt  entrunnen  sin,  W.  v.  W.  1611. 

ver-reizen  (ver-rei^en)  sivv.  verführen,  anreizen,  zum  Austritt 
aus  der  Arbeit  aufhetzen:  wenn  ein  gesell  —  abgehalten  und  vor- 
raizt  wird  und  also  ohne  redlich  ursach  Urlaub  fordertte,  Eg.  Z.  0. 
12,  14. 

yer-scheinen  (ver-sclnnen)  stv.  II  zu  scheinen  aufhören,  ver- 
blassen, ablaufen,  vergehen  (von  der  Zeit):  das  verschienen  viertel 
Jahr,  Eg.  Z.  0.  31,  3.    von  viel  —  verschinnen  Jaren,  14,  Einl. 

ver-sclieimiiig  stf.  Ablauf  (der  Zeit):  nach  v.  der  zweie  Jahr, 
Eg.  Z.  0.  37,  S.  128,  uf  v.  der  14  tag,  38,  2. 

ver-scheukeii  sivv.  1.  ausschenken,  2.  weggeben,  3.*  do  ein 
gesell  wer,  der  seinen  Namen  nit  verschenckhet  hett  {nicht  ürten- 
geselle  geworden  wäre),  der  soll  ihn  inn  der  umbfrag  verschenkhen 
und  1  wochenlohn  auflegen,  Eg.  Z.  0.  44  S.  150. 

ver-schuchen(J)*  swv.:  sent  (sint  =  da)  ir  uns  also  virschucht 
mit  dem  mandel  (Mantel)  iuwr  uutriwn,  Dal.  42,  28. 

ver-slemuieu  s.  ver-schleuimen. 

ver-sprechen  stv.  1 2  1.  für  einen  bürgen,  2.  verteidigen,  ent- 
schuldigen; 3.  einem  garantieren,  daß  er  keinen  Schaden  leidet, 
4.  mit  Beschlag  belegen,  5.  bestimmen,  versprechen,  6.  verweigern, 
verzichten  auf,  7.  verreden,  —  refl.  8.  sich  verteidigen,  0.  sich  ver- 
dingen, 10.  geloben:  ein  versprochener  (freigesprochener  oder  einer, 
für  den  Bürgschaft  geleistet  ivorden?)  Lehrjung,  Eg.  Z.  0.  9  S.  43. 

ver-stand  stm.  1.  Verständnis,  2.  Verständigung:  2.  mit  einem 
heimlichen  v.  (Verabredung,  Einverständnis)  und  pact  machen,  Eg. 
Z.  0.  46,  23. 

ver-süchuug  stf.  Probe,  das  Kosten:  ein  aufzunehmender  Lehr- 
ling soll  nit  leuger  dan  14  Tag  auf  v.  gehalten  werden,  Eg.  Z.  0. 
35,  10. 

ver-trageu  stv.  IV  refl.  sich  über  etwas  einigen:  der  lehrjung 
—  soll  sich  mit  dem  Lehrmeister  umh  das  lehrgelt  —  v.,  Eg.  Z.  0. 
10,  2. 

ver-veiern*  swv.  seine  Ferien  (freie  Zeit)  eigenmächtig  ver- 
längern :  do  sich  ein  schuknecht  an  einem  Montag  oder  in  der  wochen 
muthwillig  verfeyerte  (=  „blau  machte"),  Eg.  Z.  0.  41,  3. 

ver-willen  swv.  refl.  sich  entschließen:  do  ein  gesell  sich  vor- 
wilt  zu  wanderun,  Eg.  Z.  0.  7  S.  37. 

ver-wirkuug,  -würkung  stf.  Verwirkung,  so  daß  einer  sach- 
fällig oder  strafbar  wird:  alles  bei  v.  desselben  tags  der  gantzen 
Ordten,  Eg.  Z.  0.  14,  14,  von  Dr.  Siegel  in  der  Anm.  wohl  falsch 

65* 


1028  ver-zechunge  —  zü-büez,en 

erklärt:  es  war  ihm  der  Zutritt  zu  den  Orten,  ivo  die  Festlichkeiten 
stattfanden,  nicht  gestattet,"  sondern:  „er  mußte  zur  Strafe  die  ganze 
ürte,  d.  h.  alles  zahlen,  ivas  bei  dieser  Zunftversammlung  getrunken 
wird." 

ver-zeehunge  st.  ver-zechunge. 

vinnig  s.  pfinnig. 

yisierung  stf.  1.  Bauplan,  2.*  Zeichenvorlage  für  die  Arbeit 
eines  Gold-  oder  Süberschmieds:  als  Meisterstück  wird  verlangt  ein 
Trinckhgeschierr  nach  vermög  der  Visirnng,  Eg.  Z.  0.  12.  16. 

vliez,-waz,z,er  st.  vliez,-wasser. 

vlocke,  pflocke  swm.  1.  Flocke,  2.  Funke,  3.  Flaum,  i.  Flock- 
trollc,  flockiger  Abfall  der  ~\Yolle  beim  Indischeren:  4-  das  ein 
Tuchmacher  —  guete  tangliche  Schafwolle  erkauffen  und  sich  der 
Pflockhen  wie  auch  aller  —  ausgekembter  schlickh  u.  kurtier  wollen 
enthalten  solle,  Eg.  Z.  0.  4tf.  7. 

vor-kanfen  svw.  vor  Eröffnung  des  Detailmarkts  kaufen:  mit 
alliier  fürgekauften  töpffen,  Eg.  Z.  0.  45,  12. 

vor-laufeii*  str.  1"  vorfallen,  sich  ereignen,  eintreten:  in  an- 
sehung  der  ein  Zeit  vorgeloffenen  Unordnung,  Eg.  Z.  0.  31,  Einl. 

vor-stand*  stm.  der  beste  „Stand-'  ( „Verkauf splatz")  am  Markte: 
die  meister  —  sollen  am  freitag  vor  dem  Jarmark  zugleich  uffmachen 
unnd  der  eidist  Maister  den  vorstanndt  haben.  Eg.  Z.  0.  10,  9. 

Tor-stat*  ein  {wollener?)  Stoff:  allerhandt  Zeug:  vorstatt.  halb- 
wüllen  und  halb  Leinwat,  Garn  —  färben,  Eg.  Z.  0  9,  29.  Stimpler, 
die  sich  allerhandt:  vorstatten,  halb  wüllen,  halb  leinbath.  Garn  oder 
dergl.  zu  ferben  unterstehen,  9  S.  43.     s.  das  folgende. 

ror-staten*  Adj.  aus  einem  bestimmten  (wollenen?)  Stoff  gemacht: 
ein  grosse  schwarz  vorstatene  reverenda  (Sonntagskleid).  Traut. 
Chr.  180. 

vor-varen  stv.  IV  zu  Hände  kommen,  fertigmachen:  do  aber 
einer  in  '  ,  Jahr  mit  sein  Meisterstuckh  nit  vorfahren  und  seumig 
würde.  Eg.  Z.  0.  12.  lfi. 

z. 

zech-bück  st.  zeeh-buch. 
zehen-eimerig  st.  zehen-eimerig. 
zer-tretunge  st.  zer-tretunge. 
zü-büe^en*  svw.  lies  zusetzen  st.  Zusetzen. 


Druck  von  Ehrhardt  Karras,  Halle  a-  S. 


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